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{"created":"2022-01-31T14:22:14.533831+00:00","id":"lit4470","links":{},"metadata":{"alternative":"Philosophische Studien","contributors":[{"name":"Alechsieff, Nicolaus","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Philosophische Studien 16: 1-60","fulltext":[{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"Reactionszeiten bei Durchgangsbeobachtungen.\nVon\nNicolaus Alechsieff.\nMit Tafel I und II.\nI.\nEinleitung.\nDie Beobachtungen \u00fcber die Natur und den Verlauf der Beactions-zeiten sind von gewissen astronomischen Beobachtungen ausgegangen. Man bemerkte, dass bei der Beobachtung des Durchganges eines Sternes durch den Meridian sich gewisse Unterschiede zwischen den Resultaten zweier Personen zeigen. Die Methode war die, dass der Beobachter auf den Durchgang des Sternes durch das Fadenkreuz des Fernrohres wartete, indem er zugleich die Pendelschl\u00e4ge einer Uhr z\u00e4hlte, um den Moment des Durchganges durch den mittleren Faden nach der Uhr zu bestimmen \u2014 die Auge- und Ohr-Methode. Im Jahre 1795 theilte der Astronom Maskelyne in den Greenwicher astr. Observations mit, dass er seinen Geh\u00fclfen Kinnebrook entlassen habe, weil er die Durchg\u00e4nge um 01 * * * S,5\u20140S,8 sp\u00e4ter registrirt habe. Maskelyne glaubte, dass sein Assistent sich eine falsche Methode angeeignet hatte. Von dieser Bemerkung angeregt, wurde Bessel zur Entdeckung der pers\u00f6nlichen Abweichungen gef\u00fchrt, indem er diese Abweichungen aus individuellen Eigenschaften des Beobachters ableitete. Er nannte darum auch den Unterschied zwischen den Beobachtungen zweier Personen \u00bbdie pers\u00f6nliche Gleichung\u00ab oder \u00bbdie pers\u00f6nliche Differenz\u00ab ').\n1) Eine ausf\u00fchrliche geschichtliche Orientirung \u00fcber die \u00e4ltere Litteratur der\nDurchgangsbeobachtungen vgl. hei Sanford, Amer. Joum. of Psychology. II.;\nEadau, Carl\u2019s Kepertorium f\u00fcr phys. Technik; Peters, Astronomische Nach-\nrichten. XiiIX. 1859; Exner, Archiv f\u00fcr Physiol. YU.\nWundt, Philos. Studien. XVI.\n1","page":1},{"file":"p0002.txt","language":"de","ocr_de":"2\nNicolaus Alechsieff.\nNach Bessel haben sich sehr viele Astronomen mit dieser Frage besch\u00e4ftigt. Sie alle best\u00e4tigten die Existenz der pers\u00f6nlichen Gleichung. So zeigten die Beobachtungen auf der Altonaer Sternwarte im Jahre 1833 Unterschiede von 01 2 3 4 S,62\u20140s,84i); nach einer Mittheilung von Gerling2) beobachtete er im Jahre 1837 um 0S,78 sp\u00e4ter als Nicolai. Interessante Beobachtungen finden sich in den Annalen der Greenwicher Sternwarte3) f\u00fcr die Jahre 1839\u20141854. Nach der Zusammenstellung von Airy ergibt sich, dass die pers\u00f6nlichen Unterschiede hei den verschiedenen Beobachtern verschieden gro\u00df sind. Er zeigt, dass, w\u00e4hrend hei gewissen Personen die pers\u00f6nliche Gleichung im Laufe vieler Jahre constant und klein hleiht (so ist zwischen Main und Henry 12 Jahre lang die Differenz 0S,3\t08,12), hei\nanderen gro\u00dfe Abweichungen vorhanden sind (so ist zwischen Main und Rogerson die pers\u00f6nliche Gleichung in 12 Jahren von 0S,15 auf 0S,78 gestiegen). Bei den Beobachtungen an der Altonaer Sternwarte hat sich aber weiter gezeigt, dass die pers\u00f6nlichen Unterschiede auch in sehr kurzer Zeit sich ver\u00e4ndern. So hat sich der pers\u00f6nliche Unterschied zwischen Nehus und Wolfers in einem Tage (7.\t8.Oc-\ntober 1833) um 08,22 ver\u00e4ndert. Den Grund f\u00fcr diese pers\u00f6nlichen Unterschiede sah man in der Anwendung der \u00bbAuge- und Ohr\u2014 Methode, welche erlaubt, dass wir unsere Aufmerksamkeit entweder mehr dem Durchgang, oder mehr den Uhrschl\u00e4gen zuwenden. Schon Bessel bemerkte, dass bei der Beobachtung pl\u00f6tzlicher Erscheinungen die pers\u00f6nliche Gleichung kleiner ausf\u00e4llt, und er erkl\u00e4rte diesen Unterschied daraus, dass hei den Durchgangsbeobachtungen die stetige Bewegung des Sternes in dem Fernrohre schwerer mit den pl\u00f6tzlichen Secundenschl\u00e4gen der Uhr zu vergleichen sei.\nUm die pers\u00f6nliche Gleichung so klein als m\u00f6glich zu machen, suchte man daher eine neue Methode einzuf\u00fchren, welche die Bedingungen der Beobachtung einheitlicher gestaltete. Schon 1838 versuchte Repsold4) eine Art Registrirmethode, und 1842 wurde vonArago5)\n1)\tPeters, Astronomische Nachrichten. XLIX. 1859.\n2)\tGerling, Astronomische Nachrichten. 1838.\n3)\tPeters, Astr. Nachr. XLIX; Greenwich astronomical observ. 1852\u201453.\n4)\tRadau in Carl\u2019s Repertorium f\u00fcr phys. Technik. I. S. 213.\n5)\tComptes rendus. XXXVI. 1853.","page":2},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"Reactionszeiten bei Durchgangsbeobachtungen.\t3\nein neuer Versuch gemacht. Mit Erfolg wurde sie dann in Amerika angewandt. Bei dieser Methode wartet der Beobachter auf den Durchgang, bestimmt denselben aber nicht durch die Pendelschl\u00e4ge der Uhr, sondern verzeichnet unmittelbar den Augenblick des Durchganges mittels einer reagirenden Handbewegung auf einer zeitmessenden Vorrichtung. Hach dem Berichte von Bond in der brittischen Association1) von 1851 sind die Unterschiede hei der Anwendung der neueren Methode viel kleiner geworden. Die Untersuchungen von Peters2 3), wie die Beobachtungen auf der Greenwicher Sternwarte haben die Vorz\u00fcge der neueren Methode best\u00e4tigt. Die pers\u00f6nliche Gleichung blieb aber, obwohl in engeren Grenzen, bestehen. Bald darauf zeigten Prazmowski:i) und Hartmann4) den Einfluss der Uebung: sie meinten, es k\u00f6nne vielleicht m\u00f6glich sein, den Fehler nahezu auf Null zu bringen, wenn man Uebungen an einem Apparat vornehme, welcher erlaube, sich gleich nach dem Versuche von dem Vorhandensein und von der Gr\u00f6\u00dfe des Fehlers zu \u00fcberzeugen, ja sich so einzu\u00fcben, dass der Fehler ganz ausfalle. Doch hebt Hartmann neben der Uebung auch andere Momente hervor, die von Einfluss auf die Gestaltung der pers\u00f6nlichen Gleichung seien. Er nennt deren haupts\u00e4chlich drei: 1) verschiedene Gew\u00f6hnung in der Sch\u00e4tzung, wobei wenigstens die des einen Beobachters unrichtig ist, 2) Unsicherheit in der Beobachtung, 3) physiologische Vorbedingungen. Um den Charakter dieser physiologischen Bedingungen besser kennen zu lernen, versuchte Hartmann die wirkliche physiologische Zeit, die Zeit zwischen dem wirklichen Durchgang und seiner Begistrirung zu bestimmen. Zu diesem Zweck construite er einen k\u00fcnstlichen Stern. Dieser schlie\u00dft hei dem wirklichen Durchg\u00e4nge einen elektrischen Strom, der nach der subjectiven Auffassung des Durchganges durch eine Handbewegung von dem Beobachter unterbrochen wird. Durch diese Beobachtungen kam Hartmann zu der Ueherzeugung: 1) dass die Eigenschaften der Augen sowie die verschiedenen Auffassungsweisen des Sternes bei den verschiedenen Beobachtern nur die ersten Hundertelsecunden\n1)\tRadau, Carl\u2019s Repertorium. I. S. 215.\n2)\tPeters, Astronomische Nachrichten. XLIX. 1859.\n3)\tComptes rendus. XXXVIII. 1854.\n4)\tGrunert\u2019s Archiv der Mathematik und Phys. XXXI. 1858.\n1*","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"4\nNicolaus AlechsieH'.\nbeeinflussen, 2) dass vielmehr die pers\u00f6nliche Gleichung ihren Grund in ungleicher Sch\u00e4tzung etc. habe, \u2014 diese Einfl\u00fcsse k\u00f6nnten aber durch Uehung auf ein Minimum reducirt werden; 3) dass die individuelle Geneigtheit, von den wirklichen Werthen abzuweichen, nicht unver\u00e4nderlich sei.\nDie \u00bbphysiologische Zeit\u00ab wurde endlich noch von den beiden Schweizer Astronomen Hirsch und Plantamour1) n\u00e4her untersucht. Sie construirten einen k\u00fcnstlichen Stern und bestimmten \u00e4hnlich wie Hartmann \u2014 den \u00bbabsoluten Fehler\u00ab. Es zeigte sich aber, dass die pers\u00f6nhchen Unterschiede nicht nur nicht zu beseitigen waren, sondern auch gro\u00dfe Schwankungen aufwiesen. So variirten die \u00bbabsoluten physiologischen Zeiten\u00ab bei Hirsch und Plantamour zwischen 0S, 15\u20140S,362, ja bei dem letzten fiel die Zeit sehr oft sogar negativ aus. Drei Jahre sp\u00e4ter, im Jahre 1861 ver\u00f6ffentlichte Wolf2) \u00e4hnliche Versuche, die er an der Pariser Sternwarte nach der alten \u00bbAuge- und Ohr\u00ab-Methode ausgef\u00fchrt hatte. Er gelangte zu ganz anderen Resultaten, als die Schweizer. Die Reactionszeit war bei ihm zuerst 0S,300, nach hinl\u00e4nglicher Uebung aber sank sie auf 08,10o herab und blieb dann constant. Diese Oonstanz f\u00fchrt Wolf als entschiedenes Argument zu Gunsten der Anwendung eines speciellen Apparates f\u00fcr die Ein\u00fcbung der Astronomen an. Der physiologische Fehler, meint er, kann auf ein Minimum reducirt werden, und es scheint; dass es f\u00fcr jeden Beobachter eine Grenze gibt, bei der der Fehler, einmal erreicht, constant bleibt, vorausgesetzt, dass der Beobachter sich in seinem normalen k\u00f6rperlichen und geistigen Zustande befindet. Die zuf\u00e4lligen Schwankungen, die trotzdem manchmal auftreten, sind die Folgen gewisser physiologischer Dispositionen, z. B. der Erm\u00fcdung; andererseits k\u00f6nnen sie verursacht werden von mehreren Elementen, die au\u00dferhalb der Beobachtung stehen. Als solche nennt er: l) die Richtung der Bewegung des Sternes, 2) die Stellung des Beobachters, 3) die Schnelligkeit der Bewegung, 4) die Vergr\u00f6\u00dferung des Oculars etc.\nAehnliche Beobachtungen wurden von den Astronomen noch weiterhin ausgef\u00fchrt. Man versuchte die pers\u00f6nliche Gleichung zu\n1)\tBulletin de la Soci\u00e9t\u00e9 de sciences nat. de Neufch\u00e2tel. VI. 1861.\n2)\tBulletin international du 15 oct. 1864; Comptes rendus. LX. 1865.","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"Reactionszeiten bei Durchgangsbeobachtungen.\n5\neliminiren und, wenn das nicht ging, sie auf ein Minimum zu reduciren. Darum suchte man alle \u00e4u\u00dferen Einfl\u00fcsse, die die pers\u00f6nlichen Unterschiede beg\u00fcnstigen, in Rechnung zu ziehen. So fand Argeiander1), dass die Lichtst\u00e4rke des Sternes die pers\u00f6nlichen Unterschiede beeinflusst. Backhysen2) fand, dass bei der Verringerung der Stem-helligkeit eine Zunahme des pers\u00f6nlichen Unterschiedes eintritt, Renz3) untersuchte mehrere Jahre nachher den Einfluss der Gr\u00f6\u00dfe des Sternes etc. Auch der Einfluss der Construction des Fernrohres wurde in Betracht gezogen4). Bei allen diesen Versuchen aber wurden die psychologischen Bedingungen, die f\u00fcr die beobachteten Unterschiede und ihre Schwankungen ma\u00dfgebend waren, nicht beachtet. Darum sind schlie\u00dflich die Ergebnisse der astronomischen Beobachtungen f\u00fcr die psychologische Untersuchung wenig werthvoll. Die Gr\u00f6\u00dfe der Unterschiede, die sich bei ihnen zeigte, kann zum Theil jedenfalls von der Nichtbeachtung der psychologischen Bedingungen hervorgerufen sein. \u00bbEs ist keinem Zweifel unterworfen\u00ab, sagt Wundt, \u00bbdass die gr\u00f6\u00dferen dieser Differenzen darin ihren Grund haben, dass der eine Beobachter mehr sensoriell, der andere mehr muscular reagirt hat\u00ab5). So k\u00f6nnen auch die Schwankungen, die sich bei einem und demselben Beobachter zeigen, erkl\u00e4rt werden aus einem Uebergang von der einen Reactionsweise zu der anderen. \u00bbEs ist nicht zu bezweifeln\u00ab \u2014 f\u00e4hrt Wundt weiter fort \u2014 \u00bbdass sich die s\u00e4mmtlichen pers\u00f6nlichen Differenzen auf ein Minimum reduciren lassen, wenn die Astronomen dereinst die bei den psychologischen Zeitmessungen gemachten Erfahrungen beachten werden. Auch bieten diese die M\u00f6glichkeit zu einer absoluten Bestimmung der begangenen Zeitfehler dar, von welcher in Zukunft vielleicht Gebrauch gemacht wird\u00ab. Dementsprechend wird meine Aufgabe im Folgenden darin bestehen, die psychologischen Bedingungen bei den Durchgangsbeobachtungen m\u00f6glichst genau zu untersuchen.\nIn der That haben nun die astronomischen Beobachtungen bereits\n1)\tAstronomische Nachrichten. LXXIV. 1869.\n2)\tAstronomische Nachrichten. XCV. 1879.\n3)\tAstronomische Nachrichten. CXIX. 1888.\n4)\tR. Wolf, Neue Untersuchungen \u00fcber den Einfluss der Ocular- und Spiegelstellung auf die Durchgangszeit. Vierteljahrschrift der naturf. Gesellschaft in Z\u00fcrich. XXI. 1876. S. 257 f.\n5)\tPhysiologische Psychologie 4. II. S. 320, 321.","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"6\nNicolaus Alechsieff.\nmehrfach physiologische wie psychologische Untersuchungen \u00fcber die pers\u00f6nliche Gleichung veranlasst. Auch haben die Astronomen selbst eingesehen, dass solche erg\u00e4nzende physiologische und psychologische Experimente nothwendig seien. \u00bbWir werden von allen Seiten darauf gef\u00fchrt\u00ab, sagt 0. v. Littrow am Schl\u00fcsse seiner Beitr\u00e4ge zur Kennt-niss der pers\u00f6nlichen Gleichungen1 2), \u00bbdass die ersten Werkzeuge, durch die wir Wahrnehmungen aller Art in uns auf nehmen, Organe sind, deren Gesetze zu ergr\u00fcnden uns Astronomen wohl nur gelingen wird, wenn Physiker und Physiologen, deren Th\u00e4tigkeit uns auf diesem Felde ohnehin schon vielfach \u00fcberholt hat, ihre Unterst\u00fctzung nicht versagen\u00ab. Radau'1) in seiner geschichtlichen Uebersicht \u00fcber die pers\u00f6nliche Gleichung zieht auch die psychologischen Bedingungen in Betracht. Endlich haben die Psychologen die Bedeutung der \u00bbphysiologischen\u00ab oder, wie sie jetzt genannt wird, der \u00bbReactions-zeit\u00ab f\u00fcr die Analyse der Aufmerksamkeit wie f\u00fcr die Messung der Bewusstseinsvorg\u00e4nge schon l\u00e4ngst erkannt. Die Bedingungen bei den von ihnen erhaltenen Reactionszeiten weichen aber insofern in der Regel von denen hei Durchgangsbeobachtungen ab, als der Sinnesreiz, der den Stern vertritt, statt dauernd, momentan auf den Beobachter wirkt. In dieser Beziehung unterscheiden sich daher die Bedingungen meiner Versuche, die ich den Durchgangsbeobachtungen m\u00f6glichst \u00e4hnlich machen wollte, von denen der gew\u00f6hnlichen Licht-reactionen. Es wird aber au\u00dferdem von Interesse sein, die Resultate, die unter anderen Bedingungen gewonnen sind, mit den gew\u00f6hnlichen Lichtreactionszeiten zu vergleichen.\nDiesen doppelten Zweck suchen die folgenden Untersuchungen zu erreichen, die ich in dem Leipziger psychologischen Institut im Sommersemester 189S, Wintersemester 1898/99 und Sommersemester 1899 unter der Leitung von Herrn Professor Wundt angestellt habe, dem ich hier meinen innigsten Dank ausdr\u00fccken m\u00f6chte. Auch bin ich den Herren Almy, Dr. Brahn, Dr. Buch, Eoerster, Dr. Koch, Dr. Krueger, Savescu, Dr. Wirth, wie auch allen anderen, die an meiner Arbeit theilgenommen haben, f\u00fcr ihre Beih\u00fclfe und ihren Eifer zu Dank verpflichtet.\n1)\tAstronomische Nachrichten. LXVHI. 1867. S. 378.\n2)\tCarl\u2019s Repertorium f\u00fcr phys. Technik. I. S. 211.","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"Reactionszeiten bei Durchgangsbeobachtungen.\n7\nn.\nApparate und Anordnung der Versuche.\nDie Anordnung der Versuche ist bereits von Wundt in der physiologischen Psychologie1) beschrieben worden. Die Neuerung, die ich einf\u00fchrte, besteht haupts\u00e4chlich in der Anwendung eines k\u00fcnstlichen Sternes. Um gr\u00f6\u00dferen Verwickelungen und Nebenbedingungen vorzuheugen, bem\u00fchte ich mich, einen m\u00f6glichst einfachen Reiz anzuwenden. Ich w\u00e4hlte daher als solchen einen rothen Punkt oder eine verticale Gerade von gleicher Farbe. Der Punkt, 1 Millimeter breit, der dem Beobachter am Fernrohre unter einem Sehwinkel von 27' 32\" erschien, war auf einer wei\u00dfen Trommel von 12 cm Durchmesser2 *) angebracht, die durch ein Uhrwerk in gleichf\u00f6rmige Rotation versetzt werden konnte. Durch Windfl\u00fcgel sowie durch Variation der angeh\u00e4ngten Gewichte konnte die Geschwindigkeit der Rotation innerhalb bestimmter Grenzen variirt werden, w\u00e4hrend die Bewegung ausreichend constant blieb. Genau unter dem rothen Punkte befand sich ein Platinstift, der mit der Metallachse der Trommel in Verbindung stand. Bei der Rotation der Trommel tauchte der Platinstift in einen Quecksilbercontact, der dem Beobachter gegen\u00fcber angebracht war. Er bestand aus einer Hartgummiplatte mit einem Quecksilbern\u00e4pfchen, welches mit einer Klemmschraube f\u00fcr die elektrischen Leitungen versehen war. Die Kuppe des in dem N\u00e4pfchen angebrachten Quecksilbers ragte so weit empor, dass der Platinstift heim Vor\u00fcbergehen in sie eintauchte. Diesem Contacte gegen\u00fcber, in einer Entfernung von 2 Metern, wurde auf einem Tisch ein Fernrohr so aufgestellt, dass der rothe Punkt und die Mitte des Oculars des Fernrohres in gleicher H\u00f6he lagen. Im Fernrohre befand sich ein Fadenkreuz. Je nach den Versuchen brauchte ich das Fadenkreuz entweder ganz allein, oder in Verbindung mit einem Fadennetze, was den astronomischen Versuchen mehr entsprach. Das Gesichtsfeld wurde variirt. Gew\u00f6hnlich entsprach es 30\u00b0 des Umfanges der Trommel, also einem Gesichtswinkel von 28\u00b0 17' 14\". Der\n1)\tPhysiologische Psychologie 4 II. S. 322 f.\n2)\tDie wei\u00dfe Trommel habe ich auf dem \u00e4lteren Zeitsinnapparat angebracht,\nder bei Wundt beschrieben ist (Phys. Psychologie 4 II. S. 423).","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"8\nNicolaus Aleehsieff.\nBeobachter blickte, gest\u00fctzt auf eine bequeme Kinn- und Kopfst\u00fctze, mit dem rechten Auge in das Fernrohr. Durch die St\u00fctze wurde der ganze Kopf des Beobachters in einer unver\u00e4nderlichen Stellung gehalten. Um Ver\u00e4nderungen in der Gr\u00f6\u00dfe des Gesichtsfeldes m\u00f6glichst auszuschlie\u00dfen, lie\u00df ich das Auge so nah wie m\u00f6glich an das Fernrohr heranbringen, doch so, dass jede Ber\u00fchrung vermieden wurde. Der Beobachter fixirte das Fadenkreuz, w\u00e4hrend er vor sich einen Reactionstaster niederdr\u00fcckte. Seine Hand lag bequem auf dem Tische. Wenn der rothe Punkt bei der Rotation der Trommel eben mit der Mitte des Fadenkreuzes zusammenfiel, musste der Taster losgelassen werden, nach der Anweisung des Leiters der Versuche. Das Fernrohr war so eingestellt, dass sich das Fadenkreuz genau mit dem rothen Punkte deckte, wenn sich die Quecksilberkuppe eben mit dem Platinstift ber\u00fchrte. Die Bestimmung dieses Ebenber\u00fchrens wurde m\u00f6glichst genau ausgef\u00fchrt und blieb fast bei allen Versuchen constant, was eine Reihe von Controlversuchen best\u00e4tigte. Kur in seltenen F\u00e4llen kam in der Bestimmung ein kleiner Fehler vor, der die Gr\u00f6\u00dfe von y3 mm, also eine Winkelgr\u00f6\u00dfe von 9' 12\" nicht \u00fcberschritt. Da die Wahrscheinlichkeit des Vorkommens des Fehlers sehr klein war (in einer Reihe von 30 Controlversuchen ist er nur 4 mal vorgekommen), und ebenso seine Gr\u00f6\u00dfe im Vergleiche mit der des Punktes, so kann er als verschwindend betrachtet werden.\nDie \u00fcbrige Anordnung unterschied sich nicht von der, die Wundt1) und Lange2) f\u00fcr gew\u00f6hnliche Lichtreactionen angewandt haben. F\u00fcr die Zeitmessung verwendete ich das Hipp\u2019sche Chrono-skop \u00e4lterer Construction, bei dem die Zeiger des Ohronoskops still stehen, wenn der Strom durch die Uhr geht. Das Chronoskop befand sich in einem anderen Zimmer, das von dem des Beobachters weit entfernt war. Dadurch war jede St\u00f6rung durch den Ton des Ohronoskops beseitigt.\nDie Verbindung der Stromleitungen war die bekannte. Der Strom, der sich aus 4\u20146 Meidinger-Elementen bildete, ging von dem Stromwender durch den Rheostaten und die Uhr zu dem Quecksilber-contact; von diesem durch den Controlhammer zu dem Stromwender\n1)\tPhysiologische Psychologie 4 BE. S. 322 ff.\n2)\tPhilosophische Studien. IV. S. 481 ff.","page":8},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"Reactionszeiten bei Durchgangsbeobachtungen.\n9\nzur\u00fcck. Den Wender drehte ich, um Dauermagnetismus zu vermeiden, nach jeder Reaction um. Sobald der Platinstift hei der Rotation der Trommel den Contact ausl\u00f6ste, ging der Strom durch eine zweite Leitung von sehr viel geringerem Widerstand, n\u00e4mlich von dem Quecksilbercontact durch den Platinstift zu der Trommelachse, die in Verbindung mit dem Reactionstaster stand. Wurde der Taster niedergedr\u00fcckt, so ging daher der Strom durch ihn zu dem Wender zur\u00fcck. In dem Momente der Loslassung des Tasters wurde diese zweite Leitung unterbrochen, und der volle Strom ging wieder durch das Chronoskop. Die Quecksilberkuppe war so gro\u00df (9 mm im Diameter), dass sie den zweiten Stromkreis ungef\u00e4hr 0S,7 lang geschlossen hielt, also betr\u00e4chtlich l\u00e4nger als die l\u00e4ngsten Reactionszeiten. Da die Uhr sich in einem anderen Zimmer befand, so musste f\u00fcr den Verkehr des Beobachters und Experimentators eine Signalvorrichtung da sein. Hierzu dienten elektrische Klingeln. Zwei Secunden vor dem Versuche wurde von dem Experimentator das Klingelsignal gegeben. Der Gang des Chronoskops wurde vor und nach jeder Versuchsreihe mittelst des \u00bbgro\u00dfen Controlhammers\u00ab gepr\u00fcft.\nDer Versuch verlief nun folgenderma\u00dfen: Der Beobachter fixirte das Fadenkreuz und wartete auf den Eindruck. Die Trommel wurde je nach dem Versuche in schnellere oder langsamere Bewegung versetzt. 2 Secunden vor dem Durchgang wurde durch die Ber\u00fchrung des Contactstifts mit einem an dem Theilkreise des Zeitsinnapparates angebrachten Oontacthebel ein Signal f\u00fcr den Experimentator ausgel\u00f6st, das von dem Beobachter nicht geh\u00f6rt werden konnte. Jener brachte dann das Chronoskop sofort in Gang. Durch den Eintritt des Quecksilbercontacts, also im Moment des objectiven Durchganges, wurde die zweite Leitung geschlossen und das Chronoskop in Bewegung gesetzt. Im Moment der subjectiven Auffassung des Durchganges wurde dann von dem Beobachter der Taster losgelassen, die zweite Leitung unterbrochen und damit das Chronoskop zum Stillstand gebracht.\nDa ich Lichtreactionen unter ver\u00e4nderten Bedingungen ausf\u00fchrte, musste ich die erhaltenen Reactionszeiten mit solchen, die mittelst der bis jetzt verwendeten Methoden gewonnen waren, vergleichen. Diese f\u00fchrte ich mit dem Spaltpendel aus, in der Weise, wie es von","page":9},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"10\nNicolaus Aleelisieff.\nWundt in seiner physiologischen Psychologie beschrieben ist1). Die Beobachtungen wurden an der hinteren Seite des Pendels gemacht, so dass die Bewegung desselben nicht gesehen werden konnte. Das Pendel wurde von einer anderen Person in Bewegung gesetzt, die auch das vorbereitende Signal f\u00fcr den Beobachter gab. Letzteres bestand in einem leisen Tasterschlag oder einem leisen \u00bbjetzt\u00ab, angegeben in bestimmter Zeit vor der Reaction. Um jede St\u00f6rung von Seite des Assistirenden zu vermeiden, stellte ich zwischen ihn und den Beobachter eine Wand von Pappe. Als Beactionsreiz diente einfaches Tageslicht. Bei dem Zusammenfallen der beiden Spalten bildete sich eine wei\u00dfe Linie, nach deren Auffassung reagirt wurde. Auch ein kleines Loch statt des Spaltes wurde gelegentlich gebraucht und ein wei\u00dfer Punkt als Beiz hergestellt.\nDa sich die Umdrehung der Trommel bei den Durchgangsbeobachtungen bei der gr\u00f6\u00dften Yariirung der Geschwindigkeit zwischen 18 und 53 Secunden bewegte, so waren oft wegen der langen Zwischenzeit zwischen zwei Versuchen starke Unlustgef\u00fchle vorhanden. Um dieser St\u00f6rung vorzubeugen, sowie um die Versuche zu vermehren, bediente ich mich zweier Lichtreize. Es waren demnach zwei rothe Punkte genau diametral entgegengesetzt auf der Trommel angebracht. Sie waren beide mit Platinstiften versehen, deren Einstellung genau in der gleichen Weise erfolgte. Da die Fallh\u00f6he der angeh\u00e4ngten Gewichte nur eine sechsmalige Umdrehung der Trommel erlaubte, so bestand jede Reactionsreihe in 10\u201413 Versuchen, daher eine Erm\u00fcdung nicht wohl stattfinden konnte.\nm.\nDie Methode.\nE\u00fcr die Verwerthung der erhaltenen Resultate hat man bis jetzt die Methode des arithmetischen Mittels und der Bestimmung der mittleren Variation angewandt. Man berechnete aus einer Reihe von 10\u201420 Versuchen das arithmetische Mittel M, danach die mittlere\n1) Physiologische Psychologie 4 II. S. 335 ff.","page":10},{"file":"p0011.txt","language":"de","ocr_de":"Reactionszeiten bei Durchgangsbeobachtungen.\t11\nVariation zwischen den erhaltenen Einzelwerthen a, b, c .. . mittelst der Formel\nmV= {M-a) + (M-b) + [M-c) _ n\nDie meist abweichenden Zahlen wurden dabei gew\u00f6hnlich gestrichen. Ueber diese Streichung ist sehr viel gestritten worden. Einige nahmen an, dass die sehr abweichenden Zahlen nicht den erforderlichen psychischen Bedingungen entspr\u00e4chen. \u00bbStudirt man die Reactions-zeit um ihrer selbst willen\u00ab \u2014 bemerken v. Kries und Auerbach >) \u2014, \u00bbso muss man sich offenbar an die m\u00f6glichst einfachen Verh\u00e4ltnisse halten und Einzelwerthe, die aus der Reihe fallen, weglassen. Denn es l\u00e4sst sich mit Sicherheit annehmen, dass bei der Entstehung dieser Werthe irgend eine zuf\u00e4llige Complication vorlag, mit der wir gar nichts zu thun haben wollen.\u00ab Mit Recht fragt Berger1 2), was eigentlich unter einer Reaction zu verstehen sei, die wir \u00bbum ihrer selbst willen\u00ab bestimmen wollen. Dennoch ist die Methode, die Berger selbst vorschl\u00e4gt, nicht vollst\u00e4ndig frei von Fehlern. Sie beruht auf der von Catteil3) angewandten: er rechnet den mittleren \"Werth von allen erhaltenen Resultaten aus, und streicht dann die von diesem mittleren Werthe am meisten abweichenden. Der Fehler besteht hier darin, dass man willk\u00fcrlich verschiedene Werthe beseitigt, mit der Behauptung, sie seien in Anbetracht ihrer Gr\u00f6\u00dfe abnorm. So wird die Variation der Reactionszeiten vermindert, und die Resultate werden, wie Berger selbst sich ausdr\u00fcckt, in ein von den Psychologen aufgestelltes Schema eingereiht. Der Fehler wird noch bedeutender, wenn man Untersuchungen \u00fcber die Natur und den Verlauf der Aufmerksamkeit vornimmt. Man wird in diesem Falle kaum unterscheiden k\u00f6nnen, was wirklich falsch, und was unter dem Einfluss der normalen Schwankungen der Aufmerksamkeit erfolgt ist. Um diesen Fehler zu vermeiden, haben Martius4) und Dwelshauvers5) diese Methode erg\u00e4nzt. Dwelshauvers nennt die so von ihm gewonnene Methode \u00bbdas Verfahren der subjectiven Beziehungen\u00ab.\n1)\tArchiv f\u00fcr Anatomie und Physiologie. 1877. S. 307.\n2)\tPhilosophische Studien. III. S. 61.\n3)\tPhilosophische Studien. III.\n4)\tUeber muse. Reaction und Aufmerksamkeit. Philosophische Studien. YI.\n5)\tPhilosophische Studien. YI. S. 222 ff.","page":11},{"file":"p0012.txt","language":"de","ocr_de":"12\nNicolaus Alechsieff.\nEs besteht darin, \u00bbdass die Resultate der vom Reagenten im Verlauf des Experimentes angestellten Selbstbeobachtung in Beziehung gebracht werden zu der am Obronoskop abgelesenen Dauer des Reactions-processes \u00ab. F\u00fcr die Wegstreichung der abweichenden Werthe ist das nat\u00fcrlich von gro\u00dfer Bedeutung. Es kann eine Contr\u00f4le ausge\u00fcbt werden, so weit die als abweichend oder falsch angegebenen F\u00e4lle in der That als abweichend erkannt sind. Was soll man aber mit Werthen anfangen, die gut angegeben sind, die aber in der Wirklichkeit dennoch von dem Mittelwerth sehr abweichen? Sind solche Werthe f\u00fcr die gegebenen Reactionsbedingungen nicht gerade bezeichnend ? F\u00fcr eine psychologische Untersuchung sind solche Schwankungen von gro\u00dfer Wichtigkeit. Was meine Versuche betrifft, so kamen gro\u00dfe unbewusste Abweichungen nach der Ein\u00fcbung nur selten vor. Darum habe ich sie beibehalten, da sie hei der von mir angewandten Methode fast von keinem st\u00f6renden Einfluss waren.\nAlle oben besprochenen Versuche gehen von dem Standpunkte aus, den richtigen absoluten Werth f\u00fcr die Reactionsdauer anzugeben. Damit wird auch die Streichung der am meisten abweichenden Resultate entschuldigt. Mir scheint, es wird die absolute Reactionsdauer f\u00fcr einen Psychologen nicht so wichtig sein, wie die Variationen und die Schwankungen, die sich bei den gemachten Versuchen zeigen. Die Werthe f\u00fcr sensorielle Reactionszeiten variiren, wie schon Dwelshauvers bemerkt hat1), zwischen 200 und 300er, der Unterschied ist also ebenso gro\u00df wie zwischen sensoriellen und muscul\u00e4ren Reactionszeiten. Die erhaltenen Zeiten variiren sehr, sowohl zwischen den verschiedenen Personen, wie auch bei einem und demselben Beobachter. Die psychischen Bedingungen und Processe, die das herbeif\u00fchren, zu studiren, scheint mir viel wichtiger zu sein, als die Bestimmung der absoluten Dauer der Reactionszeit. F\u00fcr solche Beobachtungen ist die Methode der mittleren Variation ungen\u00fcgend. Indem man den mittleren Werth bestimmt, nimmt man eine Ausgleichung vor, die uns die wirklichen Resultate nur corrigirt darstellt. Aus der mittleren Variation kann man h\u00f6chstens lernen, ob eine gro\u00dfe Variation zwischen den erhaltenen Resultaten vorhanden ge-\n1) Philosophische Studien. VI. S. 223.","page":12},{"file":"p0013.txt","language":"de","ocr_de":"Reaetionszeiten bei Durchgaugsbeobachtungen.\n13\nwesen ist, \u2014 aber wie und nach welcher Richtung hin, wird man aus den angegebenen Tabellen nicht entnehmen k\u00f6nnen.\nAuch f\u00fcr die Bestimmung der absoluten Dauer der Reactionszeit ist die Methode des arithmetischen Mittels und der mittleren Variation fehlerhaft. Wird die erhaltene mittlere Zeitdauer immer mit der wirklich bevorzugten Zeit zusammenfallen? Wie es sich bei den weiteren Versuchen zeigen wird, kommen oft zwei bevorzugte Zeiten in Betracht. Die erhaltenen Zeiten ordnen sich in zwei Gruppen, die sich voneinander sehr unterscheiden. Die nach der Methode des arithmetischen Mittels erhaltene Zeit wird dann in die Mitte der beiden Gruppen fallen, vielleicht an eine Stelle, die am wenigsten bevorzugt ist.\nUm die angegebenen Dehler m\u00f6glichst zu vermeiden, habe ich eine andere Methode angewandt \u2014 die bekannte statistische Methode nach der H\u00e4ufigkeit der F\u00e4lle. Es wurde eine gro\u00dfe Anzahl von Versuchen ausgef\u00fchrt, die nach ihrer H\u00e4ufigkeit geordnet wurden. Die Anwendung dieser Methode geschah folgenderma\u00dfen: Von jeder neuen Variation wurden unter Beibehaltung derselben Bedingungen von jedem Beobachter rund 150 Versuche in Reihen von 10\u201413 Versuchen gemacht. Alle diese Versuche mussten von jeder Versuchsperson in m\u00f6glichst kurzer Frist ausgef\u00fchrt werden, damit die \u00e4u\u00dferen wie die inneren Einfl\u00fcsse, die sich mit der Zeit bemerkbar machen, m\u00f6glichst vermieden seien. Die einzelnen Reactionsversuche wurden dabei folgenderma\u00dfen ausgef\u00fchrt und gesammelt: 1) Der Beobachter notirte nach jedem Versuche mit kurzen, durch Vereinbarung festgesetzten Zeichen, was er bei der ausgef\u00fchrten Reaction subjectiv wahmahm1). Die Versuche, die er als falsch bezeichnete, wurden dann weggestrichen. Da die Pause zwischen zwei Versuchen gen\u00fcgend gro\u00df war, so hatte diese mittelst kurzer Symbole ausgef\u00fchrte Aufzeichnung keinen st\u00f6renden Einfluss auf den Verlauf der Versuche. 2) Wenn die ersten beiden Versuche von den anderen gro\u00dfe Abweichungen zeigten, lie\u00df ich sie weg, da in solchem Falle die unvollkommene Anpassung an die geforderten Bedingungen entscheidend war. 3) Die ersten Reihen, in welchen der Einfluss der Uebung noch unmerklich war, schaltete ich ebenfalls aus. Als Zeichen f\u00fcr\n1) Dwelshauvers, Methode der subj. Beziehungen. Phil. Stud. VI.","page":13},{"file":"p0014.txt","language":"de","ocr_de":"14\nNicolaus Alechsieff.\ndie eingetretene Ein\u00fcbung galt mir das Verschwinden der vorzeitigen und der Fehlerreaetionen, sowie, wenn solche vorkamen, ihre Erkennung von dem Beobachter, was bei der ungen\u00fcgenden Uebung sehr selten geschah. 4) Die gut ausgef\u00fchrten Versuche reihte ich nach der H\u00e4ufigkeit der F\u00e4lle folgenderma\u00dfen ein: Auf einer Ab-scissenachse waren Hundertel Secunden, d. h. Strecken von 10ff zu IO17 aufgetragen (Figur 1). Auf jedem der auf diese Weise erhaltenen Punkte errichtete ich die Ordinate und trug auf derselben vom Fu\u00dfpunkte nacheinander 1,5 mm so oft ab, als die betreffende Reactions-zeit bei den Versuchen sich ergeben hatte. Auf diese Weise wurden auf allen Ordinaten verschiedene H\u00f6hepunkte erhalten, die miteinander verbunden die H\u00e4ufigkeitscurve bildeten* 1).\nWenn man die resultirende Curve betrachtet, so sieht man die Schwankungen deutlich ausgedr\u00fcckt. Ein Vergleich mit den Resultaten, die nach der Methode der mittleren Variation erhalten wurden, zeigt deutlich die Vorz\u00fcge der neueren Methode. Die Curve C in Figur 8 ist z. B. aus 13 Reihen von Versuchen gewonnen, die nach der mittleren Variation folgende Resultate ergeben:\n1)\t205\tmV 27\t6)\t174\tmV\t14\n2)\t201\t\u00bb\t18\t7)\t180\t\u00bb\t18\n3)\t183\t\u00bb\t25\t8)\t191\t\u00bb\t24\n4)\t205\t\u00bb\t20\t9)\t190\t\u00bb\n5)\t177\t\u00bb\t28\t10)\t189\t\u00bb\n11)\t185 mV 25\n12)\t169 \u00bb 28\n13)\t181\t\u00bb\t23\nNach dieser Methode erf\u00e4hrt man demnach, dass der mittlere Werth 187er ist mit einer mittleren Variation von 22ff. Diese Zahlen k\u00f6nnen uns aber weder etwas Genaueres \u00fcber die subjectiven Variationen sagen, die in unserem Falle eine gro\u00dfe Rolle spielen, noch k\u00f6nnen sie die h\u00e4ufigste Beactionszeit angeben. Wenn ich die Ergebnisse\n1) Die Anwenduig der Methode nach der H\u00e4ufigkeit der F\u00e4lle auf die Iteactionszeiten hat schon Kraepelin bei der Untersuchung der Einwirkung medicament\u00f6ser Stoffe auf die Dauer einfacher ps. Vorg\u00e4nge (Philosophische Studien\n1, S. 18) versucht. Seise Curven sind aber auf Grund von nur wenigen (5\u201410) Versuchen gemacht und zeigen nur, wie gro\u00df die Abweichungen von dem Normalwerth sind. Der letztere ist nach der Methode des arithmetischen Mittels erhalten worden.","page":14},{"file":"p0015.txt","language":"de","ocr_de":"Reactionszeiten bei Durchgangsbeobachtungen.\n15\nder beiden Methoden vergleiche, so finde ich, dass der Werth von l87ff auf eine Stelle der H\u00e4ufigkeitscurve f\u00e4llt, an der sich nicht besonders viel Reactionszeiten h\u00e4ufen. Nach der Methode der H\u00e4ufigkeit der F\u00e4lle sind vielmehr 174* und 214* die am meisten bevorzugten Werthe.\nBei der eingef\u00fchrten Methode f\u00e4llt auch die Frage nach den unbewussten gro\u00dfen Abweichungen hinweg. Da ihre Zahl sehr klein ist, so sind sie nicht im Stande, den Charakter der Curve zu beeinflussen. Die kleineren Fortsetzungen am Anf\u00e4nge und Ende der Curve haben f\u00fcr ihre Gestaltung keine Bedeutung.\nNur in einem Falle habe ich die Methode des arithmetischen Mittels angewandt, als ich den Einfluss der Uebung untersuchen wollte. Da sich dieser Einfluss von Versuch zu Versuch sehr ver\u00e4ndert, so kann man bei einer Curve von 150 Versuchen die allm\u00e4hliche Ein\u00fcbung nicht verfolgen. Die mittleren Werthe wie die mittleren Variationen, die aus jeder einzelnen Versuchsreihe erhalten worden sind, k\u00f6nnen uns \u00fcber diese Frage besser unterrichten.\nIV.\nDie Reactionsweise.\nBevor ich auf die Resultate eingehe, will ich noch ein paar Worte \u00fcber die von mir- angewandten Reactionsweisen sagen. Die Reactionsweise ist ja f\u00fcr die Constanz der vorbereitenden Bedingungen und damit f\u00fcr die Reactionszeiten selbst von gro\u00dfer Bedeutung. Schon Wundt1) hat angedeutet, dass die gro\u00dfen pers\u00f6nlichen Unterschiede von der Nichtbeachtung der Reactionsweisen herr\u00fchren. Haupts\u00e4chlich weil man die Unterschiede der vorbereitenden Zust\u00e4nde nicht genug beachtete, sind so schwankende Resultate erhalten worden.\nDie Frage nach den vorbereitenden Zust\u00e4nden und damit die Frage nach den verschiedenen Reactionsweisen ist nun in neuerer Zeit sehr viel von den Psychologen behandelt worden. Man hat den Einfluss der Uebung, der individuellen Eigenschaften etc. seit kurzem\n1) Physiologische Psychologie 4 II. S. 321 und 361.","page":15},{"file":"p0016.txt","language":"de","ocr_de":"16\nNicolaus Alechsieff.\ner\u00f6rtert. Erst L. Lange1) stellte aber die Frage durch die Unterscheidung zweier Reactionsweisen klarer hin. Beide unterscheiden sich nach der Richtung der Aufmerksamkeit. Demnach bezeichnet er es als sensorielle Reaction, wenn die Aufmerksamkeit ausschlie\u00dflich dem erwarteten Sinneseindruck zugewendet ist, als mus-cul\u00e4re, wenn sie fast ausschlie\u00dflich auf die auszuf\u00fchrende Bewegung gerichtet ist. Diese Unterscheidung ist in weiteren Versuchen best\u00e4tigt und weiter ausgebildet worden, doch findet man auch verschiedene Einw\u00e4nde gegen dieselbe. So wendet sich Catteil2) gegen die beiden Reactionsweisen, indem er ihre Allgemeing\u00fcltigkeit bestreitet. Er konnte eine scharfe Begrenzung der beiden Arten von Reactionszeiten nicht erreichen. Sicher ist die Ausf\u00fchrung solcher Versuche mit gro\u00dfen Schwierigkeiten verbunden. Namentlich vergisst man in solchem Falle den Einfluss der Ein\u00fcbung in Betracht zu ziehen. Man muss, wenn man solche Versuche ausf\u00fchren will, eine gro\u00dfe Uebung darin haben, entweder seine Aufmerksamkeit fast ausschlie\u00dflich auf den erwarteten Eindruck,' oder auf die Ausf\u00fchrung der Bewegung zu richten. Man darf aber anderseits nicht, wie es zweifellos bei Cattell der Fall war, auf eine Reactionsweise, speciell die muscul\u00e4re, so ausschlie\u00dflich einge\u00fcbt sein, dass eine Abweichung von derselben nicht mehr m\u00f6glich ist. Wundt3) wie Lange erkennen auch diese Schwierigkeiten an, indem sie die einander am meisten entgegengesetzten Reactionsweisen \u00bbextrem sonsoriell\u00ab und \u00bbextrem muscul\u00e4r\u00ab nennen. Daraus ergibt sich schon, dass sich zwischen diesen beiden extremen Reactionsweisen andere befinden m\u00fcssen, und es fragt sich, wie sich diese zu jenen beiden extremen verhalten. Wundt4) wirft die Frage auf, ob die von Lange aufgestellten Reactionsweisen \u00bbk\u00fcnstliche Einschr\u00e4nkungen der nat\u00fcrlichen Reactionsform und nicht vielmehr nothwendige Endstufen derselben sind\u00ab. Da diese Frage f\u00fcr meine weiteren Untersuchungen von gro\u00dfer Bedeutung war, so f\u00fchrte ich Versuche aus, um sie n\u00e4her zu untersuchen. Diese Versuche bestanden in gew\u00f6hnlichen Lichtreactionen an dem Spaltpendel.\n1 ) Philosophische Studien. IV. S. 479 ff.\n2)\tPhilosophische Studien. VUE. S. 403 ff.\n3)\tPhysiologische Psychologie. II. S. 309.\n4)\tPhysiologische Psychologie. II. S. 315.","page":16},{"file":"p0017.txt","language":"de","ocr_de":"Reactionszeiten bei Durchgangsbeobachtungen.\n17\nJe nach den drei Reactions!ormen, die nach der obigen Fragestellung anzunehmen sind, lie\u00df ich drei Gruppen von Versuchen ausf\u00fchren: \u00bbnat\u00fcrliche\u00ab, \u00bbsensorielle\u00ab oder \u00bbverl\u00e4ngerte\u00ab, \u00bbmuscul\u00e4re\u00ab oder \u00bbverk\u00fcrzte\u00ab. \u00bbNat\u00fcrliche Reactionen\u00ab nannte ich diejenigen, die von jedem Beobachter nach der Auffassung des Sinneseindrucks auf die f\u00fcr ihn bequemste Weise ohne weitere Vorbereitungen in Bezug auf die Richtung der Aufmerksamkeit ausgef\u00fchrt wurden (Taf. I, Fig. 1). Mit diesen Versuchen begann ich meine Arbeit. Von ihnen ausgehend war ich dann bestrebt, die Aufmerksamkeit so ausschlie\u00dflich wie m\u00f6glich zuerst auf die auszuf\u00fchrende Bewegung, dann auf den erwarteten Sinneseindruck zu richten und auf solche Weise die extremen Reactionsformen zu erreichen.\n1. Die nat\u00fcrliche Reactionsweise.\nDie Ausf\u00fchrung dieser Art von Reactionsversuchen bot am wenigsten Schwierigkeiten. Sie war immer am leichtesten zu erreichen, konnte auch ohne gro\u00dfe sichtbare Schwankungen am l\u00e4ngsten beibehalten werden. Die Ein\u00fcbung ging leicht und schnell von statten, die Versuche einer und derselben Person erfuhren innerhalb l\u00e4ngerer Zeitr\u00e4ume keine wesentlichen Ver\u00e4nderungen. Der Beobachter pflegte seine Aufmerksamkeit in gewissem Grade auf den Sinneseindruck zu richten, w\u00e4hrend er zugleich seine Hand in motorischer Bereitschaft hielt. Schon Lange bemerkt, dass von vornherein bei den verschiedenen Personen verschiedene Reactionsweisen bevorzugt werden Diese Bevorzugung zeigt sich in der That ganz deutlich bei der Anwendung der nat\u00fcrlichen Reactionsweise. Darum zeigen sich hier auch verh\u00e4ltnissm\u00e4\u00dfig gro\u00dfe pers\u00f6nliche Unterschiede. Wenn man die erhaltenen Curven (Fig. 2) \u00fcbersieht, kann man diese Abweichungen zwischen den verschiedenen Beobachtern deutlich bemerken. Jede Versuchsperson reagirt je nach ihrer Anlage. Darum h\u00e4ufen sich die Versuche f\u00fcr den Beobachter S, der in hohem Grade motorisch angelegt ist, bei 170ff an (Fig. 2, Curve A), w\u00e4hrend diese H\u00e4ufung bei mir erst bei 200ff geschieht (Curve B). Fast bei allen Versuchs-\n1) Philosophische Studien. IV. S. 496.\nWundt, Philos. Studien. XVI.\n2","page":17},{"file":"p0018.txt","language":"de","ocr_de":"18\nNicolaus Alechsieff.\npersonen, die an meiner Arbeit theilnahmen, war der H\u00f6hepunkt der Curve verschieden. So f\u00fcr\nS\tB\tK\tF\tAl\tA\n174ff\t180ff\t184er\t190ff\t194er\t20b(}\t.\nDer Beobachter S reagirt am k\u00fcrzesten, B und A'w\u00e4hlen eine mittlere Form, w\u00e4hrend Al, F und A etwas verl\u00e4ngerte Reactionen haben. Es fragt sich, woher dieser Unterschied kommt ? Diese Frage f\u00fchrt uns zu der Analyse der nat\u00fcrlichen Reactionsform.\nWenn wir die \u00bbnat\u00fcrlichen\u00ab Reactionen mit den von den bisherigen Beobachtern erhaltenen vergleichen, so fallen sie mit denen zusammen, die nach Wundt1) einen gemischten Charakter zeigen. Die Aufmerksamkeit wird zugleich auf den Sinneseindruck und auf die Ausf\u00fchrung der Bewegung gerichtet. Ist der Beobachter mehr motorisch angelegt, so ist seine Aufmerksamkeit mehr auf die Ausf\u00fchrung der Bewegung \u201egelenkt, und damit wird die Reactionszeit verk\u00fcrzt ; richtet sich die Aufmerksamkeit mehr auf die Auffassung des Sinneseindrucks, so wird die Reactionszeit verl\u00e4ngert. So war der Beobachter S (Fig. 2,A) immer bem\u00fcht, die Bewegung so schnell wie m\u00f6glich auszuf\u00fchren, w\u00e4hrend ich mehr auf die Auffassung des Sinneseindrucks achtete (Fig. 2, B). Vergleicht man aber unsere Curven, so wird man keine besonderen Formabweichungen bemerken k\u00f6nnen. W\u00e4hrend die Dauer der Zeit mehr oder weniger von der Richtung der Aufmerksamkeit abh\u00e4ngig ist, bleibt die Form der Curve von diesem Factor unabh\u00e4ngig. Das kommt jedoch nur bei der bequemsten Reactionsweise vor. Wird die Aufmerksamkeit mehr in eine willk\u00fcrlich bestimmte Richtung gelenkt, wird also der Beobachter unter bestimmtere Bedingungen gestellt, so treten bald Formver\u00e4nderungen ein. Das f\u00fchrt uns zu den extremen Reactionsweisen.\n2. Die muscul\u00e4re Reactionsweise.\nWird die Aufmerksamkeit fast ausschlie\u00dflich auf die Ausf\u00fchrung der Bewegung, also auf das Ende des Reactionsprocesses gerichtet, so sucht die Versuchsperson die Reaction so schnell wie m\u00f6glich\n1) Physiologische Psychologie. H. S. 310.","page":18},{"file":"p0019.txt","language":"de","ocr_de":"Reactionszeiten bei Durchgangsbeobachtungen.\n19\nauszuf\u00fchren. Die ersten Versuche kann man schwer von den nat\u00fcrlichen unterscheiden, doch bald kommen Schwankungen vor, endlich werden die Reactionszeiten ganz verk\u00fcrzt. Diese Verk\u00fcrzung ist nur bis zu einer bestimmten Grenze m\u00f6glich, die fast f\u00fcr alle Versuchspersonen dieselbe ist. Nachdem diese Grenze erreicht ist, beschr\u00e4nkt sich die weitere Ein\u00fcbung auf die Befestigung der Oonstanz der ausgefallenen Resultate. So sank bei mir die mittlere Zeit von 200ff auf 150ff, und nachdem diese Zeitdauer erreicht war, sank bei den weiteren Versuchen die mittlere Variation von 22ff auf \u00dc*7\u201411\u00b0'. Betrachtet man die erhaltenen Curven (Fig. 3 und Fig. 1, Curve A), so sieht man deutlich den Unterschied von der \u00bbnat\u00fcrlichen? Reaction (Fig. 2 und Fig. 1, Curve B). Bei den muscul\u00e4ren Reactionszeiten sind kaum Schwankungen angedeutet. Die Curve steigt bis zu der Spitze fast geradlinig an. Mit der Constanz der Resultate bei einer und derselben Person verbindet sich eine Uebereinstimmung zwischen den verschiedenen Personen. Es sind fast alle pers\u00f6nlichen Unterschiede verschwunden (Fig. 3). Diese Constanz der Resultate wird auch von der Einf\u00fchrung neuer Bedingungen nicht ge\u00e4ndert, wie wir das bei der Betrachtung der Durchgangsbeobachtungen sehen werden1). Alles deutet auf eine Mechanisirung der Reaction hin, und \"mir scheint, wir haben es hier mehr mit physiologischen, reflexartigen Reactionen zu thun als mit solchen, die von den psychischen Bedingungen wesentlich bestimmt sind. Doch damit will ich nicht behaupten, dass die psychologischen Bedingungen und Processe in unserem Falle \u00fcberhaupt keine Rolle spielen. Wie ich bei den Durchgangsbeobachtungen ausf\u00fchren werde, wurden alle meine muscul\u00e4ren Reactionszeiten auch von der Auffassung des Sinneseindruckes mit bestimmt.\nUm Missverst\u00e4ndnisse zu vermeiden, werde ich die muscul\u00e4ren Reactionszeiten nach dem Vorg\u00e4nge von Wundt die \u00bbverk\u00fcrzten\u00ab nennen. Unter muscul\u00e4ren Reactionen versteht man gew\u00f6hnlich solche, hei denen die Aufmerksamkeit auf die Muskeln der Hand gerichtet ist. Solche Reactionen k\u00f6nnen aber unter Umst\u00e4nden sehr lang ausfallen, da der Sinneseindruck nicht gen\u00fcgend beachtet wird. Verk\u00fcrzte Reactionen dagegen werde ich solche nennen, bei denen\n1) Siehe Seite 29 ff.\n2*","page":19},{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"20\nNicolaus Aleehsieff.\ndie Aufmerksamkeit fast ausschlie\u00dflich auf das Ende des Reactions-processes, also auf die Ausf\u00fchrung der Bewegung gerichtet ist. In diesem Falle sucht der Beobachter die Reaction so schnell wie m\u00f6glich auszuf\u00fchren, was zu einer Verk\u00fcrzung der Anfangsprocesse f\u00fchrt.\n3. Die sensorielle Reactionsweise.\nAnders gestalten sich die Resultate, wenn die Aufmerksamkeit fast ausschlie\u00dflich dem Sinneseindruck, also dem Anf\u00e4nge des Re-actionsprocesses zugewendet ist. Solche Versuche waren am schwierigsten ausf\u00fchrbar, ja f\u00fcr einige Beobachter waren sie fast unm\u00f6glich. Alle ersten Versuche, genau so wie hei den verk\u00fcrzten, fallen mit den nat\u00fcrlichen zusammen. Erst allm\u00e4hlich treten Verl\u00e4ngerungen em, verbunden mit gro\u00dfen Schwankungen und Unlustgef\u00fchlen. Eine Neigung, in die nat\u00fcrliche Reactionsweise \u00fcberzuspringen, war bei allen Beobachtern zu bemerken; hei stark motorisch angelegten Versuchspersonen, wie z. B. bei Beobachter S, waren solche Spr\u00fcnge unvermeidlich. Doch wurde nach gro\u00dfer Uebung eine gewisse Oonstanz mit ungef\u00e4hr 25er\u201432ff mittlerer Variation erreicht. Bei den das Resultat veranschaulichenden Curven ist im Vergleich mit den nat\u00fcrlichen Reactionsversuchen die pers\u00f6nliche Differenz verkleinert. Die H\u00f6hepunkte erheben sich hei fast allen Beobachtern auf 240er und 220ff (Fig. 4). Abweichungen zeigten die Beobachter S und Al. Sie erreichten ihre H\u00f6hepunkte haupts\u00e4chlich hei 210ff, w\u00e4hrend sich bei 240\u00b0 nur kleinere Spitzen erhoben. Der Beobachter S war im Ganzen sehr motorisch angelegt, w\u00e4hrend Al durch sehr zahlreiche Versuche, die von ihm vor dem Eintritt in die vorliegende Untersuchung in Amerika ausgef\u00fchrt waren, in hohem Grade auf seine gewohnte Reactionsweise einge\u00fcbt war. Ueberdies hatte er sich auf Grund dieser seiner fr\u00fcheren Versuche von vornherein die feste Meinung gebildet, dass sensorielle Reactionsversuche \u00fcberhaupt nicht m\u00f6glich seien. Die Abweichung bei dem Beobachter Al h\u00e4ngt, glaube ich, haupts\u00e4chlich von dieser seiner vorgefassten Meinung ab. Das wurde auch durch den Umstand wahrscheinlich, dass sich seine Reactions-zeiten allm\u00e4hlich mehr den Resultaten der andern Beobachter n\u00e4herten, je mehr er einge\u00fcbt wurde. Bei den letzten Versuchen fielen die s\u00e4mmtlichen individuellen Reactionscurven ziemlich nahe zusammen.","page":20},{"file":"p0021.txt","language":"de","ocr_de":"Reactionszeiten bei Durchgangsbeobachtungen.\n21\nDiese Curven zeigen aber gro\u00dfe Schwankungen, unter denen sich gew\u00f6hnlich zwei Hauptspitzen erheben \u2014 die h\u00f6here bei 24O'7, die kleinere schwankend zwischen 20\u00fcff\u2014210\u00b0'. Diese Schwankungen sind ein charakteristischer Zug der sensoriellen Reactionszeiten. Je sensorieller der Beobachter reagirt, desto mehr Schwankungen weist seine Reactionscurve auf. Die vollst\u00e4ndigsten sensoriellen Reactions-versuche wurden von mir (Fig. 4 C) und dem Beobachter K (Fig. 4 \u00c4) ausgef\u00fchrt.\nUm Missverst\u00e4ndnisse zu vermeiden, werde ich die sensoriellen lieber die \u00bbverl\u00e4ngerten\u00ab oder die \u00bbvollst\u00e4ndigen\u00ab Reactionen nennen. Damit ist schon angedeutet, dass bei diesen Versuchen alle Reactions-processe sich frei und m\u00f6glichst vollst\u00e4ndig gestalten, w\u00e4hrend die Bezeichnung \u00bbsensoriell\u00ab mehr auf die sensoriell gerichtete Aufmerksamkeit hinweist.\nMan sieht, dass die extremen Reactionsweisen ihren Ausgang immer in der nat\u00fcrlichen Reaction haben. Die ersten Versuche kann man, man mag der Versuchsperson noch so viel Anweisungen geben, von den nat\u00fcrlichen Reactionen nicht scheiden. Jeder Beobachter reagirt nach seiner bequemsten Weise. Erst mit der Ein\u00fcbung, die Aufmerksamkeit in eine bestimmte Richtung zu lenken, kommen die extremen Reactionsformen zum Vorschein. Als Beispiel daf\u00fcr dienen die Reactionsversuche, die vor der L. Lange\u2019schen Unterscheidung von sensoriellen und muscul\u00e4ren gemacht worden sind. So die Resultate von\nHirsch Donders Hankel Wundt Exner Kries Auerbach Cattell1) 200ff.\t188er.\t224ff.\t222er.\t150er. 193er.\t191er.\t150er.\nFast alle diese Reactionszeiten fallen mit meinen nat\u00fcrlichen zusammen. Nur die Versuche von Exner und Cattell machen eine Ausnahme. Diese Uebereinstimmung ist nicht so gro\u00df hei den extremen Reactionsweisen. So gibt Wundt f\u00fcr verl\u00e4ngerte 290er an, w\u00e4hrend ich etwa 240er erhalten habe. Das best\u00e4tigt meine Annahme, dass die nat\u00fcrlichen Reactionen am leichtesten ausgef\u00fchrt werden.\n1) Wundt, Physiologische Psychologie. IL S. 312.","page":21},{"file":"p0022.txt","language":"de","ocr_de":"22\nNicolaus Alechsieff.\nWenn man weiter die Curven von den drei Reactionsweisen (Fig. 1) genau vergleicht, so sieht man, dass sie sich in zweierlei Weise unterscheiden: 1) durch die Abweichungen von einander nach der Zeitdauer der Reactionszeiten, und 2) nach den Schwankungen, die auf ihnen bemerkbar sind. Nach dem ersten Unterschiede sieht man, dass, je sicherer die Aufmerksamkeit nach einer bestimmten Richtung gelenkt ist, um so kleinere pers\u00f6nliche Differenzen sich zeigen (Figuren 2, 3, 4). Bei den verl\u00e4ngerten Reactionszeiten ist die Aufmerksamkeit mehr auf den Sinneseindruck, bei den verk\u00fcrzten mehr auf die Bewegung gerichtet. Damit wird eine gr\u00f6\u00dfere Einf\u00f6rmigkeit der vorbereitenden Processe bei allen Beobachtern erzielt. Anders bei der nat\u00fcrlichen Reactionsweise. Da hier jeder Beobachter mehr oder weniger sich selbst \u00fcberlassen ist, so reagirt er mehr oder weniger anders als alle anderen. Versucht man die Aufmerksamkeit hei allen Versuchspersonen \u00e4hnlicher zu gestalten, so verk\u00fcrzen sich die pers\u00f6nlichen Abweichungen. Ich habe als Sinnesreiz an Stelle einer wei\u00dfen Linie einen kleinen Punkt gew\u00e4hlt, der die Aufmerksamkeit mehr auf sich lenkte, als die Linie. Damit wurden die vorbereitenden Bedingungen f\u00fcr alle Beobachter \u00e4hnlicher gemacht. Da der Reiz klein war, suchten auch die mehr motorisch angelegten Beobachter ihn gut zu erfassen, was eine gr\u00f6\u00dfere Spannung der Aufmerksamkeit in Bezug auf den Sinneseindruck mit sich f\u00fchrte. In Fig. 5 sind die Resultate, die unter diesen Bedingungen erhalten wurden, dargestellt. Die Curven, die vorher betr\u00e4chtlich von einander abweichen (Fig. 2), fallen nun fast zusammen. Dies Ergebniss f\u00fchrt mich zu der Annahme, dass die pers\u00f6nlichen Unterschiede haupts\u00e4chlich von der ungen\u00fcgenden und ungeregelten Concentration der Aufmerksamkeit abh\u00e4ngig sind. Ist die Aufmerksamkeit eindeutig und bestimmt auf den zu erwartenden Sinneseindruck gerichtet, so fallen die pers\u00f6nlichen Unterschiede allm\u00e4hlich aus. Die Bestimmtheit kann auf zweierlei Weise geschehen. So kann man fast ausschlie\u00dflich die Ausf\u00fchrung der Bewegung ins Auge fassen. Damit wird die Auffassung des Reizes verdunkelt, mit der Uebung werden die vor der Ausf\u00fchrung der Bewegung verlaufenden Processe verk\u00fcrzt. Auf diese Weise entstehen die verk\u00fcrzten Reactionen. Wendet man andererseits die Aufmerksamkeit mehr auf den Sinneseindruck, dessen Auffassung den Anfang des Reactionsversuches bildet, so","page":22},{"file":"p0023.txt","language":"de","ocr_de":"Reactionszeiten bei Durchgangsbeobachtungen.\n23\nwerden die Reactionsprocesse, die nach der Auffassung folgen, sich freier gestalten. Je weniger in diesem Palle auf die Ausf\u00fchrung der Bewegung geachtet wird, desto vollst\u00e4ndiger werden die Reactions-processe verlaufen \u2014 verl\u00e4ngerte Reactionszeiten. Doch selbst hei der gr\u00f6\u00dften Concentrirung der Aufmerksamkeit auf die Auffassung des Sinneseindrucks kann die Ausf\u00fchrung der Bewegung nicht au\u00dfer Acht gelassen werden. Darum ist die Ausf\u00fchrung der verl\u00e4ngerten Re-actionsversuche schwieriger, ja f\u00fcr manche Individuen vielleicht \u00fcberhaupt unm\u00f6glich. Aus der schwierigen Ausf\u00fchrung der verl\u00e4ngerten Reactionen kann man auch die Thatsache erkl\u00e4ren, dass bei ihnen in unseren Versuchen pers\u00f6nliche Unterschiede immer vorhanden bleiben. Diese Unterschiede treten aber noch deutlicher hervor bei den nat\u00fcrlichen Reactionen, hei denen von Anfang an die Ausf\u00fchrung der Bewegung wie die Auffassung des Eindruckes ins Auge gefasst werden, wobei dann, je nach der Anlage des Beobachters, bald das eine, bald das andere mehr in den Vordergrund tritt.\nNach diesen Betrachtungen kann man die Schwankungen, welche die Curven zeigen, leicht erkl\u00e4ren. Wenn man die Curven aller drei Reactionsweisen vergleicht, so sieht man, wie sich die Schwankungen mit dem Uebergange von verk\u00fcrzten zu verl\u00e4ngerten Reactionen allm\u00e4hlich entwickeln. So sind hei den verk\u00fcrzten fast keine Schwankungen zu sehen \u2014 die Curve steigt geradlinig auf; bei den nat\u00fcrlichen Reactionen finden sich schon leise Andeutungen einer zweiten Spitze, so dass, je l\u00e4nger die Versuchsperson reagirt, desto bestimmter diese Neigung hervorzutreten scheint (nur meine Curve macht eine Ausnahme, siehe die Fig. 2, B). Die Schwankungen sind endlich am auffallendsten an den Curven der verl\u00e4ngerten Reactionen. Es bilden sich gew\u00f6hnlich zwei, oder unter besonderen Umst\u00e4nden selbst mehrere Spitzen, die mit der gr\u00f6\u00dferen Hingabe des Beobachters an die bestimmenden Umst\u00e4nde noch bestimmter hervortreten. Je vollst\u00e4ndiger der Beobachter reagirt, um so mehr scheinen die Schwankungen hervorzutreten (Fig. 4). Also je mehr psychische Processe in den Reactionsversuch eingeschaltet sind, desto schwankender f\u00e4llt die Curve aus. Darum ist wohl mehr Gewicht auf diese Schwankungen zu legen als auf die absolute Zeit. Denn f\u00fcr die psychologische Analyse sind solche von den psychologischen Bedingungen verursachte Variationen wichtiger, als die Feststellung von Mittelwerthen.","page":23},{"file":"p0024.txt","language":"de","ocr_de":"24\nNicolaus Alechsieff.\nDie Untersuchungen \u00fcber die Natur und den Verlauf der Reactions-zeiten haben unter diesem Fehler oft stark gelitten. Man wollte eine absolute Zeit finden, die die Dauer des Reactionsprocesses genau bestimme. Dabei wurden die viel wichtigeren Fragen nach der Natur dieses Processes nicht gen\u00fcgend beachtet.\nFassen wir die gewonnenen Resultate zusammen:\n1)\tEs gibt f\u00fcr jeden Beobachter eine nat\u00fcrliche Reactionsform, die von ihm bevorzugt wird. Sie h\u00e4ngt ab von der Anlage des jeweiligen Reagenten, darum f\u00e4llt sie bei den verschiedenen Beobachtern verschieden aus. Sie kann au\u00dferdem f\u00fcr denselben Beobachter zu verschiedenen Zeiten, je nach dem Wechsel der augenblicklichen Disposition, verschieden auftreten.\n2)\tWird die Aufmerksamkeit durch Vorbedingungen genau in ihrer Richtung bestimmt, so dass sie bei allen Beobachtern sich gleich gestaltet, so fallen die pers\u00f6nlichen Unterschiede mehr und mehr aus. Die Zeitdauer der Reaction wird bei allen Beobachtern in diesem Falle dieselbe.\n3)\tWird die Aufmerksamkeit fast ausschlie\u00dflich auf einen bestimmten Theil des Reactionsvorganges gerichtet, so entwickelt sich aus der nat\u00fcrlichen eine extreme Reactionsform, die im g\u00fcnstigsten Falle als Endpunkt der Reactionsentwicklung dienen kann. Ist die Aufmerksamkeit mehr auf das Ende des Reactionsvorganges gerichtet, also auf die Ausf\u00fchrung der Bewegung, so wird die Auffassung des Eindrucks verdunkelt, und zugleich werden alle anderen Processe verk\u00fcrzt, was zu einer Mechanisirung des Reactionsvorganges zu f\u00fchren scheint \u2014 verk\u00fcrzte Reactionen. Ist die Aufmerksamkeit mehr auf die Auffassung des Sinneseindruckes gerichtet, so entwickeln sich alle Reactionsprocesse m\u00f6glichst vollst\u00e4ndig \u2014 verl\u00e4ngerte oder vollst\u00e4ndige Reactionen.\n4)\tEndlich, je eindeutiger die Aufmerksamkeit gerichtet ist, desto constanter fallen die Resultate aus. Je mehr psychische Processe in den Reactionsvorgang eintreten, desto schwankender werden sie bei einer und derselben Person. So sind bei den verk\u00fcrzten Reactionen, wo die Aufmerksamkeit die eindeutigste und bestimmteste Richtung hat, fast keine Schwankungen vorhanden, dagegen sind bei den verl\u00e4ngerten Reactionen, wo sich alle psychischen Processe m\u00f6glichst vollst\u00e4ndig gestalten, die Schwankungen am deutlichsten zu sehen.","page":24},{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"Reactionszeiten bei Durchgangsbeobachtimgen.\t25\nNach dieser durch Versuche am Spaltpendel gewonnenen Orienti-rung \u00fcber die Methoden und Reactionsweisen gehe ich zu meiner Hauptaufgabe, zu den Reactionszeiten bei den Durchgangsbeobachtungen \u00fcber.\nV.\nReactionsversuche hei Durehgangsbeobachtungen.\nDie ver\u00e4nderten Umst\u00e4nde, welche die Durehgangsbeobachtungen von den gew\u00f6hnlichen Lichtreactionen unterscheiden, bestehen haupts\u00e4chlich in den vorbereitenden Bedingungen. Bei den gew\u00f6hnlichen Lichtreactionen dr\u00fcckt der Beobachter den Reactionstaster und wartet auf den Sinneseindruck. Zwei Secunden vor dem Eintreten des letzteren wird ein Vorsignal gegeben, das gew\u00f6hnlich aus einem Klingelschlag besteht. Der Beobachter spannt nach dem Signal seine Aufmerksamkeit an, um nach dem Eintreten des Lichtreizes den Reactionstaster loszulassen. Die Zeit zwischen Vorsignal und Sinnesreiz ist leer, wird aber von Spannungsempfindungen und Spannungsgef\u00fchlen ausgef\u00fcllt. Der Sinnesreiz selbst wirkt momentan. Anders bei den Durchgangsbeobachtungen. Hier dient als Vorsignal der Sinnesreiz selbst. Der Beobachter sieht in das Eernrohr und wartet auf den Reiz, indem er das Fadenkreuz fixirt. Wird die Trommel, auf welcher der Reiz angebracht ist, in Bewegung gesetzt, so n\u00e4hert sich der rothe Punkt allm\u00e4hlich dem Gesichtskreis. Das Eintreten des Reizes in das Gesichtsfeld dient dem Beobachter als Vorsignal. Mit der weiteren Bewegung der Trommel bewegt sich der Reiz aus dem indirecten ins directe Sehen, indem er sich zugleich dem Durchg\u00e4nge durch den mittleren Faden immer mehr n\u00e4hert. So wird die Zeit zwischen Vorsignal und Reaction durch die Bewegung des Reizes ausgef\u00fcllt. Je mehr sich der Reiz dem Durchg\u00e4nge n\u00e4hert, desto unruhiger wird der Beobachter, was zugleich die motorische Bereitschaft der Hand steigert. Darum erfolgen auch am Anf\u00e4nge der Versuche sehr viele vorzeitige Reactionen, sie werden dadurch noch mehr beg\u00fcnstigt, dass der Reiz nach dem Durchgang nicht sogleich verschwindet. Im Moment, wo die Deckung von Fadenkreuz und rothem Punkt aufgefasst wird, l\u00e4sst der Beobachter den","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"26\nNicolaus Alechsieff.\nReactionstaster los. Da sich aber in der Zeit der Reaction die Trommel weiter bewegt hatte, so bemerkt der Beobachter oft, dass rother Punkt und Fadenkreuz weit auseinander stehen, eine Beobachtung, die ihn veranlasst, sich hei der n\u00e4chsten Reaction mehr zu beeilen. Mit der nach und nach sich vollziehenden Ein\u00fcbung verschwanden die vorzeitigen Reactionen zwar nicht ganz, wurden jedoch auf ein Minimum eingeschr\u00e4nkt. Die Neigung, die Reaction zu verk\u00fcrzen, blieb aber das charakteristische Merkmal f\u00fcr die Durchgangsbeobachtungen.\nWie ich in der Einleitung schon erw\u00e4hnt habe, hat man die pers\u00f6nlichen Unterschiede hei den Durchgangsbeohachtungen haupts\u00e4chlich theils auf die Uebung, theils auf die Anwendung der verschiedenen Reactionsweisen zur\u00fcckgef\u00fchrt. Darum ist hier meine Aufgabe eine dreifache. Ich werde 1) den Einfluss der Uebung, 2) den der verschiedenen Reactionsweisen, 3) den der ver\u00e4nderten Vorbereitungsbedingungen, die f\u00fcr die Durchgangsbeohachtungen charakteristisch sind, auf die Dauer und den Charakter der Reactionen untersuchen.\n1. Der Einfluss der Uebung.\nDer Einfluss der Uebung bei den Durchgangsbeohachtungen ist schon l\u00e4ngst von den Astronomen entdeckt worden. So suchte Wolf1) einen Apparat zu construiren, an welchem sich die astronomischen Beobachter die n\u00f6thige Uebung in genauer Registrirung aneignen sollen. Die Uebung besteht in der Anpassung an die herbeigef\u00fchrten Bedingungen, was f\u00fcr alle Reactionsversuche von gro\u00dfer Wichtigkeit ist. Ihre besondere Bedeutung f\u00fcr die Durchgangsbeohachtungen liegt in dem Umstande, dass hier die Bedingungen die Ein\u00fcbung viel schwieriger machen. Die Bewegung des Sinneseindruckes ruft gro\u00dfe Schwankungen in den erhaltenen Reactionszeiten hervor, die durch die gro\u00dfe Unsicherheit des Durchganges hervorgerufen sind. Nach meinen Versuchen l\u00e4sst sich sagen, dass diese Schwankungen bei verschieden angelegten Versuchspersonen verschieden sind. Fast alle meine Beobachter fingen mit verh\u00e4ltnissm\u00e4\u00dfig gro\u00dfen Reactionszeiten an, bald trat aber eine Ver\u00e4nderung ein. Bei den mehr\n1) Foerster in Vierteljahrschrift der astr. Gesellschaft. I. S. 236 f.","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"Reactionszeiten bei Durchgangsbeobachtungen.\n27\nmotorisch angelegten Personen zeigte sich bald die Neigung zur Verk\u00fcrzung, es stellten sich vorzeitige Reactionszeiten ein, bis nach einigen weiteren Reactionsversuchen die kurzen und die vorzeitigen Reactionszeiten die herrschenden wurden. Erst allm\u00e4hlich machte sich wieder eine Verl\u00e4ngerung der Reactionszeiten wahrnehmbar, die diese einem constanten Werthe nach und nach n\u00e4herte. Die vorzeitigen Reactionen wurden als solche erkannt, eine Thatsache, die schon das Zeichen f\u00fcr eine gute Ein\u00fcbung war. So reagirte der Beobachter S zuerst fast immer zu fr\u00fch. Seine Ein\u00fcbung ging langsam und so vor sich, dass er selbst nichts davon merkte. Darum behauptete er fast immer, dass er genau in derselben Weise reagire. obwohl seine Reactionszeit von 150ff auf 200\u00b0' gestiegen war. Waren die Vorbedingungen der Reaction aber so gestaltet, dass der Beobachter seine Aufmerksamkeit bestimmter auf den Sinneseindruck richtete, so war die Oonstanz der Resultate auch bei motorisch angelegten Personen schneller erreichbar.\nDie Beobachter, die mehr sensoriell angelegt waren, \u00fcbten sich fast immer etwas leichter ein, sogar bei verk\u00fcrzten Reactionszeiten. Ihre Reactionsversuche enthielten zuerst beinahe regelm\u00e4\u00dfig Sp\u00e4t-reactionen; diese verschwanden aber bald. Der Verlauf der Versuche bei solchen Versuchspersonen war immer ruhiger und constanter, dennoch darf man deren Versuche nicht als allgemeing\u00fcltige betrachten. Es ist ein Fehler, glaube ich, den Resultaten, die von motorisch angelegten Beobachtern erhalten worden sind, nicht die gleiche Beachtung zu schenken. Solche Resultate sind f\u00fcr das Ver-st\u00e4ndniss der extremen Reactionsweisen vielleicht nicht so wichtig; aber f\u00fcr den Reactionsverlauf selbst, wie f\u00fcr die individuellen Unterschiede, sind sie von gro\u00dfer Bedeutung. Die meisten Unterschiede, die sich bei den Astronomen gezeigt haben, beruhen auf den verschiedenen Anlagen der Beobachter. Doch haben diese Anlagen gro\u00dfe Geltung nur dann, wenn gute Ein\u00fcbung in der Beobachtung nicht erreicht worden ist. Sind die Beobachter einge\u00fcbt, so werden die pers\u00f6nlichen Unterschiede verschwindend klein. Nat\u00fcrlich erfolgt die Ein\u00fcbung nur in einer bestimmten Reactionsweise, die f\u00fcr die Resultate entscheidend ist. Die Uebung selbst dient zur Einf\u00fchrung in die neuen Bedingungen, die man untersuchen will. Ist das erreicht, so bleiben nur die Ver\u00e4nderungen bestehen, die von den","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":"28\nNicolaus Alechsieff.\nbesonderen Umst\u00e4nden herbeigef\u00fchrt sind. Unter diesen besonderen Umst\u00e4nden kommen an erster Stelle die Reactionsweisen in Betracht, die die Richtung der Aufmerksamkeit genauer bestimmen.\n2. Der Einfluss der Reactionsweisen.\nDie Anpassung an die besonderen Bedingungen konnte nur bei einer bestimmten Richtung der Aufmerksamkeit geschehen. Darum entstand f\u00fcr mich die Frage : Bei welcher Reactionsweise werden die Durchgangsbeobachtungen am besten ausgef\u00fchrt? Die Untersuchung dieser Frage kann man unter zwei Gesichtspunkten unternehmen: 1 ) man kann untersuchen, bei welchen Reactionsweisen die Resultate bei den Durchgangsbeobachtungen am constantesten bleiben, d. h. also, wie man die pers\u00f6nlichen Unterschiede auf ein Minimum redu-ciren kann. Andererseits kann man 2) diejenige Reactionsweise aufsuchen wollen, unter der die psychologische Analyse am besten vollzogen wird. Der erste Gesichtspunkt ist wichtig f\u00fcr die astronomischen Beobachtungen, der zweite f\u00fcr die Psychologie. Ich beginne meine Untersuchungen mit den extremen Reactionsweisen.\na. Einfluss der extremen Reactionsweisen.\nDie Anwendung der extremen Reactionsweisen auf die Durchgangsbeobachtungen bietet gro\u00dfe Schwierigkeiten, die aus der besonderen Natur dieser Beobachtungen hervorgehen. Da in dem Momente des Durchganges des rothen Punktes durch das Fadenkreuz reagirt werden muss, nimmt der Sinneseindruck die Aufmerksamkeit in Anspruch. Zugleich aber wird sehr auf die Ausf\u00fchrung der Bewegung geachtet, da, wie bemerkt, die Bewegung des Sinneseindrucks die motorische Bereitschaft der Hand steigert. So sagt auch Leitz-mann1), der die St\u00f6rungen bei Durchgangsbeobachtungen untersucht hat, etwas Aehnliches von den Reactionsweisen: \u00bbDer Umstand, dass das Auge den Stern in seiner Bewegung verfolgt, beg\u00fcnstigt muscu-l\u00e4re Reactionen. Die Vorstellung des bewegten Objectes wird motorische Bereitschaft in hohem Grade erzeugen k\u00f6nnen\u00ab2). Die richtige\n1)\tPhilosophische Studien. V. S. 50 ff.\n2)\tEbenda. S. 63.","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"Reactionszeiten bei Durchgangsbeobachtungen.\n29\nRegistrirung des Durchganges fordert andererseits eine Spannung der Aufmerksamkeit auf die beiden Endprocesse zugleich. Darum wird hier die Reactions weise bevorzugt, die wir die \u00bbnat\u00fcrliche\u00ab genannt haben.\nVersucht man trotzdem die extremen Reactionsweisen anzuwenden, so ist das besonders schwierig bei den verl\u00e4ngerten Reactionen. Die Resultate, die ich in diesem Falle erhielt, unterschieden sich von den nat\u00fcrlichen nur durch eine Anzahl von Sp\u00e4treactionen. Die Beobachter redeten dabei immer von Unlustgef\u00fchlen, ja sie bemerkten sogar deutlich, dass die Reaction etwas sp\u00e4ter als der wirkliche Durchgang stattfand. Die Bewegung des rothen Punktes nach dem Durchgang forderte eine gr\u00f6\u00dfere motorische Bereitschaft bei der n\u00e4chsten Reaction. Da diese Bereitschaft f\u00fcr die gute Ausf\u00fchrung der Reaction nothwendig erschien, waren reine vollst\u00e4ndige Reactionszeiten nicht zu erreichen.\nViel g\u00fcnstiger gestalten sich die Resultate f\u00fcr die verk\u00fcrzten Reactionszeiten. Die Neigung, die Reactionszeit zu verk\u00fcrzen, zeigte sich bei allen Beobachtern. Sie wuchs mit der Ein\u00fcbung, die Aufmerksamkeit fast ausschlie\u00dflich auf den Endprocess zu richten, doch konnte die extreme Form nur sehr schwer erreicht und beibehalten werden. Die Versuche n\u00f6thigten den Beobachter, auf den Sinneseindruck zu achten, da sich die Reaction nach ihm richten musste. Und da die Bewegung des Sinneseindrucks eine allm\u00e4hliche war, so musste man mehr auf den wirklichen Durchgang achten. Darum konnte bei diesen Reactionsversuchen eine ausschlie\u00dflich einseitige Richtung der Aufmerksamkeit nicht erreicht werden. Die Resultate, die ich unter diesen Umst\u00e4nden erhielt (Figuren 6 und 7), zeigen den gew\u00f6hnlichen Charakter der verk\u00fcrzten Reactionszeiten. So zeigen die Curven der verschiedenen Beobachter (Fig. 6) nicht gro\u00dfe Abweichungen voneinander. Ebensowenig die Curven, die unter ver\u00e4nderten Bedingungen gewonnen worden sind (Fig. 7). Sogar die Curven der verk\u00fcrzten Reactionszeiten bei den Durchgangsbeobachtungen weichen wenig von den Curven der Resultate bei den gew\u00f6hnlichen verk\u00fcrzten Lichtreactionen ab. In allen F\u00e4llen ist der Beobachter bem\u00fcht gewesen, seine Aufmerksamkeit auf die Ausf\u00fchrung der Handbewegung zu richten.\nWenn man aber die Fig. 7 genauer durchsieht, so bemerkt man","page":29},{"file":"p0030.txt","language":"de","ocr_de":"30\nNicolaus Alechsieff.\neine gewisse Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit in den Abweichungen, die hier zwischen den verschiedenen Ourven Vorkommen. So zeigt die Curve C eine Neigung zur Verl\u00e4ngerung der Reactionszeiten. Diese Zeiten sind gewonnen bei verlangsamter Geschwindigkeit der Trommel. Die Zeit zwischen dem Eintreten des r\u00f6then Punktes in den Gesichtskreis und dem Durchgang war von 1 Secunde, bei welcher die Curve B gewonnen ist, auf 2 Secunden erh\u00f6ht. Die Verlangsamung fordert eine gr\u00f6\u00dfere Beachtung des Sinneseindrucks, es wird also unwillk\u00fcrlich die Reactionszeit etwas verl\u00e4ngert. Auch die Curven A und B weisen dieselbe Thatsache auf. Obwohl sie ihre H\u00f6hepunkte bei 150ff haben, zeigen sie leise Abweichungen. Die Curve A, die bei den Spaltpendelversuchen erhalten ist, zeigt viel mehr verk\u00fcrzte Reactionszeiten als die Curve B, welche von Durchgangsbeobachtungen stammt. Diese leisen Abweichungen weisen auf den Einfluss der verdunkelten Zwischen-processe hin. Mit diesen Vermuthungen stimmen auch die Angaben der Beobachter \u00fcberein. So berichten fast alle Versuchspersonen, dass sie bei den Durchgangsbeobachtungen immer etwas auf den Sinneseindruck achten m\u00fcssten, w\u00e4hrend bei den Spaltpendelversuchen der Sinnesreiz stets etwas verdunkelt erscheine. Ich selbst war nicht im Stande, bei den Durchgangsbeobachtungen extrem verk\u00fcrzt zu reagiren. So viel ich meine Aufmerksamkeit auf die Handbewegung richtete, immer musste ich doch'auf den richtigen Durchgang achten. Der Durchgang war mir schon bewusst, bevor ich die Bewegung ausf\u00fchrte. Anders bei den Spaltpendelbeobachtungen. Da hatte ich zuerst nur eine dunkle Ahnung, dass der Reiz eingetreten war, was sogleich eine rasche Anspannung meiner Hand herbeif\u00fchrte. Zu gleicher Zeit mit dieser wurde mir der Durchgang klar bewusst, was die angesammelten Spannungs- und Unlustgef\u00fchle durch ein Gef\u00fchl der Befriedigung ersetzte. Solche Versuche kamen freilich erst nach einer gro\u00dfen Uebung, sie wurden jedoch auch von den andern Beobachtern best\u00e4tigt. Der Unterschied zwischen den verk\u00fcrzten Licht- und verk\u00fcrzten Durchgangsreactionen bestand darin, dass bei den ersten das deutliche Bewusstsein des Sinneseindrucks nicht nothwendig vor der Reaction zu erfolgen brauchte, was in dem zweiten Falle unvermeidlich war. Die Abweichungen der Curven B und C (Fig. 7) zeigen die weitere Entwicklung dieser Beobachtung. Je bestimmter die Aufmerksamkeit auf den Sinneseindruck gewandt","page":30},{"file":"p0031.txt","language":"de","ocr_de":"Reactionszeiten bei Durchgangsbeobachtungeu.\n31\nsein musste, desto mehr wurden die extrem verk\u00fcrzten Reactionszeiten erschwert. Die psychischen Mittelglieder, die zwischen Eintritt des Sinneseindrucks und Ausf\u00fchrung der Bewegung sich einschoben, wurden nothwendiger, und damit trat eine Verl\u00e4ngerung der Reactions-zeit ein. Die Resultate, die sich bei den nat\u00fcrlichen Reactions-versuchen ergaben, f\u00fchren die so geschilderte Entwicklung fort.\nAlles dies brachte mich zu der Frage nach der Theilnalime der Apperception an den verk\u00fcrzten Reactionsversuchen. Diese Frage wird von Martius mit ja beantwortet1), w\u00e4hrend Wundt2) eine Ausschlie\u00dfung der Apperception f\u00fcr m\u00f6glich h\u00e4lt. Nach meinen Versuchen zu urtheilen, sind extrem verk\u00fcrzte Reactionsversuche, die zu einer Ausschaltung der Apperception, oder besser zu einer fast vollst\u00e4ndigen Elimination der Zwischenprocesse f\u00fchren, m\u00f6glich; man darf aber nicht vergessen, dass solche Versuche eine extreme Re-actionsform sind, die schwer und nur unter gro\u00dfer Uehung erreichbar ist. Die meisten verk\u00fcrzten Reactionszeiten, die bis jetzt erhalten worden sind, stehen, scheint mir, unter dem Einfluss des mehr oder weniger klaren Bewusstwerdens des Sinneseindrucks. Die verk\u00fcrzten Durchgangsreactionszeiten zeigen durchweg diesen gemischten Charakter. Sie sind nichts anderes als nothwendige und doch zugleich willk\u00fcrliche Verk\u00fcrzungen der nat\u00fcrlichen Reactionszeiten. Die Figur 7 deutet diesen Charakter an. Die interessantesten Reactionszeiten f\u00fcr die psychologische Betrachtung der Durchgangsbeobachtungen sind wohl die nat\u00fcrlichen Reactionsversuche', hei denen die Bedingtheit der Zeiten von der Verschiedenheit der besonderen Voraussetzungen am meisten hervortritt.\nBevor ich aber auf die Anwendung der nat\u00fcrlichen Reactions-weise auf die Durchgangsheobachtungen \u00fcbergehe, will ich noch ein paar Worte \u00fcber den Werth der extremen Reactionsweisen f\u00fcr die astronomischen Beobachtungen sagen. Es ist klar, dass die verl\u00e4ngerte Reactionsweise nicht verwendet werden kann. Dagegen erweisen sich die verk\u00fcrzten Reactionsversuche als sehr g\u00fcnstig. Es fallen zuerst die pers\u00f6nlichen Unterschiede fast ganz fort, die mittlere Variation hei einer und derselben Person wird sehr klein, ja sogar\n1)\tPhilosophische Studien. VI. S. 167 ff.\n2)\tPhysiologische Psychologie. II. S. 315.","page":31},{"file":"p0032.txt","language":"de","ocr_de":"32\nNicolaus Alechsieff.\ndie \u00e4u\u00dferen besonderen Ver\u00e4nderungen scheinen fast keinen Einfluss auf die Gestaltung der Beobachtungen zu haben. Es wird bei der Anwendung dieser Reactionsweise die pers\u00f6nliche Gleichung, wenn nicht ganz ausgeschlossen, so doch so klein und constant wie m\u00f6glich gemacht. Wenn die vollst\u00e4ndige Durchf\u00fchrung der verk\u00fcrzten Reactionsweise bei den Durchgangsbeobachtungen m\u00f6glich w\u00e4re, so w\u00e4re sie f\u00fcr die Astronomen sehr empfehlenswerth. Doch wird ihre genaue Durchf\u00fchrung gerade da, wo die psychologischen Bedingungen nicht ganz beachtet werden k\u00f6nnen, kaum m\u00f6glich sein. Da die verk\u00fcrzte Reactionsweise eine extreme Eorm der nat\u00fcrlichen ist, so wird die Lage, in welcher sich der Beobachter bei ihrer Ausf\u00fchrung befindet, immer eine erzwungene. Bei ihrer Anwendung wird der Beobachter mehr auf die Reactionsweise als auf den Durchgang selbst achten m\u00fcssen, was die Genauigkeit seiner Beobachtungen beeintr\u00e4chtigen wird. F\u00fcr die sichere Registrirung des Durchganges ist erforderlich, dass der Beobachter den Eindruck genau ins Auge fasst, zu gleicher Zeit aber seine Hand in motorischer Bereitschaft h\u00e4lt. Diese Bedingungen beg\u00fcnstigen die nat\u00fcrliche Reactionsweise, die, wie wir gesehen haben, auch f\u00fcr die psychologischen Beobachtungen in diesem Falle die g\u00fcnstigste ist.\nb. Einfluss der nat\u00fcrlichen Reactionsweise.\nDa die besonderen Bedingungen, die bei den Durchgangsbeobachtungen Vorkommen, bei der Anwendung der nat\u00fcrlichen Reactionsweise am meisten zur Geltung kommen, m\u00fcssen wir den Verlauf der Beobachtungen genau ins Auge fassen. Bei der Bewegung der Trommel trat der rothe Punkt aus dem indirecten ins directe Sehen. Sein Eintreten in den Gesichtskreis des Beobachters diente als Vorsignal f\u00fcr die Reaction. Der Beobachter spannte die Aufmerksamkeit, fixirte das Fadenkreuz scharf und wartete, bis der rothe Punkt sich mit dem Verticalfaden deckte. Nach der Auffassung dieses Vorganges wurde die Reaction ausgef\u00fchrt. Diese Ausf\u00fchrung geschah unter dem Hinweis, immer im Moment der Auffassung des Durchganges so genau wie m\u00f6glich zu reagiren. Ausschlaggebend f\u00fcr die Reaction waren die besonderen Beschaffenheiten des rothen Punktes und die Art seiner Bewegung. Waren sie im Stande, die Aufmerksamkeit","page":32},{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"Reactionszeiten bei Durchgangsbeobachtungen.\n33\naller Versuchspersonen auf sich zu lenken, so wurden die pers\u00f6nlichen Unterschiede kleiner. Der Sinneseindruck musste so beschaffen sein und sich so bewegen, dass auch die motorisch angelegten Beobachter auf ihn Acht gehen konnten. Diese Bedingung war schon durch die Bewegung selbst, sowie durch die Forderung der genauen Registrirung nahe gelegt. Die Curven in Figur 8 zeigen, wenn nicht gro\u00dfe Uebereinstimmung, so doch auch nicht besondere individuelle Abweichungen. Die Curve B des Beobachters S, der am meisten motorisch angelegt ist, zeigt denselben Verlauf wie die meine C. (Diese Reactionen sind hei einer Geschwindigkeit ausgef\u00fchrt, hei der die Zeit zwischen Eintreten des Sinneseindruckes in den Gesichtskreis und Durchgang ungef\u00e4hr 1 Secunde dauerte, eine Vorbereitungszeit, welche als die angenehmste empfunden wurde.) Die Aufmerksamkeit war bei allen Beobachtern auf den Sinneseindruck gerichtet, zugleich wurde aber die Hand gespannt. Mit der Bewegung des Sinneseindruckes wurde diese Spannung erh\u00f6ht und ging in der N\u00e4he des Durchganges in eine Erregung \u00fcber. Es traten Schwankungen der Aufmerksamkeit auf: einmal wurde sie mehr dem Sinneseindrucke zugewandt, ein anderes Mal mehr der Spannung der Hand. Diese Schwankungen unterscheiden die nat\u00fcrlichen Durchgangsreactionen von den gew\u00f6hnlichen Lichtreactionen. Bei den letzteren wurde das Verh\u00e4ltniss zwischen Beachtung des Sinneseindrucks und Spannung der Hand je nach der Anlage des Beobachters ausgef\u00fchrt. Die motorisch angelegten Versuchspersonen beachten mehr den Endprocess, die sensoriell angelegten mehr den Anfang der Reaction. Bei der Durchgangsbeobachtung wurden Anfangs- und Endprocess zugleich vorbereitet, was eine gewisse Schwankung zwischen denselben hervorruft. Dieses Schwanken zeigt sich deutlich an den betreffenden Curven (Fig. 8). \"Wenn man ferner die bei den gew\u00f6hnlichen Lichtreactionen erhaltenen Resultate (Fig. 2) mit den bei den Durchgangsbeobachtungen gewonnenen vergleicht, so findet man noch weitere Unterschiede. Die Curven der gew\u00f6hnlichen Lichtreactionen sind einfach, ohne merkliche gro\u00dfe Schwankungen, doch zeigen sie gro\u00dfe pers\u00f6nliche Unterschiede. So erreicht die Curve (Fig. 2) bei dem Beobachter 8 ihre Spitze bei 170ff, hei mir erst bei 200ff. Vergleicht man diese Abweichungen mit denen der Durchgangsreactionen, so sieht man, dass die letzteren viel kleinere pers\u00f6nliche Unterschiede\nWundt, Philos. Studien. XVI.\to","page":33},{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"34\nNicolaus Alechsieff.\nzeigen. Aber die Schwankungen bei einer und derselben Versuchsperson sind viel gr\u00f6\u00dfer (Fig. 8). Es zeigen sich zwei gut ausgebildete Spitzen, doch ist diese Gestaltung der Curven bei allen Beobachtern eine sehr \u00fcbereinstimmende. So liegen bei dem Beobachter S die beiden Spitzen bei 180ff und 200\u00b0, bei Al bei 170ff und 200'% bei mir bei 170* und 210*. Diese Unterschiede sind zwar noch ziemlich gro\u00df, doch zeigt sich eine unverkennbare Neigung zu ihrer Ausgleichung. Hieraus ergibt sich f\u00fcr uns die Aufgabe: 1) die psychologischen Bedingungen der Processe, welche die gewonnenen Resultate hervorrufen, zu untersuchen, 2) die Bedingungen zu finden, bei denen m\u00f6glichst kleine pers\u00f6nliche Unterschiede Vorkommen.\n3. Analyse der besonderen Bedingungen bei den Durchgangsbeobachtungen.\nDie besonderen Bedingungen in unserem Palle werden aus der Beschaffenheit des Sinneseindrucks seihst hervorgerufen. Er kennzeichnet sich durch seine fortw\u00e4hrende Wirkung, wie durch seine Bewegung. Wir haben demnach zu untersuchen: was f\u00fcr eine Wirkung die Eigenschaften des Sinneseindrucks auf die Gestaltung der Reactionszeiten aus\u00fcben, und ferner den Einfluss seiner Bewegung, von der ja die Vorbereitungszeit abh\u00e4ngt.\na. Sie Beschaffenheit des Sinneseindrucks.\nMeine Untersuchungen wurden unter Beibehaltung der bequemsten Geschwindigkeit von 31,4 mm in einer Secunde, was einem Sehwinkel von 14\u00b0 8' 38\" f\u00fcr den Beobachter am Fernrohr entsprach, gemacht. Dabei war die Vorbereitungszeit etwa 1 Secunde lang.\nF\u00fcr die Untersuchung kommen zweierlei Beschaffenheiten des Sinneseindrucks in Betracht: die qualitativen und die quantitativen. Die ersteren treten jedoch hier so gut wie vollst\u00e4ndig zur\u00fcck. Da n\u00e4mlich der Sinneseindruck schon eine Secunde lang vor dem Durchg\u00e4nge auf den Beobachter einwirkte, so war seine qualitative Beschaffenheit nicht von gro\u00dfer Bedeutung. Man passte sich an sie an: der Eindruck war z. B. f\u00fcr mich immer ein Punkt von gewisser Gr\u00f6\u00dfe und Deutlichkeit, dessen Durchgang ich registriren sollte.","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"Reactionszeiten bei Durchgangsbeobachtungen.\n35\nSeine Farbe kam nur dann in Betracht, wenn sie seine Deutlichkeit verminderte. Um diesen Einfluss genauer studiren zu k\u00f6nnen, stellte ich Versuche an mit Punkten von rother, schwarzer und hleistift-grauer Farbe. F\u00fcr die ersten beiden fielen die Reactionszeiten fast vollst\u00e4ndig gleich aus. Die mittlere Zeit von einigen Reihen f\u00fcr Roth war 187 er, Schwarz 184ff. Bei Bleistiftgrau ergab sich eine Verl\u00e4ngerung von 198ff. Dieser Unterschied hing, aller Wahrscheinlichkeit nach, mit der Deutlichkeit des Sinneseindrucks zusammen. Das Bleistiftgrau konnte auf der wei\u00dfen Trommel nicht so deutlich gesehen werden wie Roth und Schwarz.\nAnders verhielt es sich mit der quantitativen Beschaffenheit des Eindrucks, wo zwei Ver\u00e4nderungen in Betracht kommen: 1) die der Gr\u00f6\u00dfe und 2) die der Deutlichkeit.\nBei der Gr\u00f6\u00dfe des Sinneseindrucks war haupts\u00e4chlich seine Breite wichtig. Ersetzte ich den Punkt durch eine gleich breite Linie, so trat keine Ver\u00e4nderung in den erhaltenen Resultaten ein. Anders bei der Ver\u00e4nderung der Breite. Bei meinen gew\u00f6hnlichen Versuchen war der rothe Punkt 1 mm gro\u00df, d. h. er wurde unter einem Winkel von 27' 32\" von dem Beobachter gesehen. Eine betr\u00e4chtliche Verkleinerung desselben f\u00fchrte Schwankungen mit sich, aber auch eine betr\u00e4chtliche Vergr\u00f6\u00dferung bewirkte Unsicherheit. Vergleicht man die Curven, die bei einer Breite des rothen Punktes von 1 mm (Fig. 8) und 2 mm (Fig. 9), also bei einer Ver\u00e4nderung des Gesichtswinkels von 27' 32\" zu 55' erhalten sind, so sieht man gro\u00dfe Unterschiede. So zeigt hei mir die Curve, die bei dem breiteren Punkt erhalten ist (Fig. 9, A), mehr und gr\u00f6\u00dfere Schwankungen als die bei der Breite von 1 mm (Fig. 8, C). Doch sind auch die pers\u00f6nlichen Unterschiede ver\u00e4ndert. Wenn alle Beobachter unter der Anweisung, nach der Auffassung des Durchganges zu reagiren, arbeiten, zeigen sich deutlich gro\u00dfe Abweichungen. Man ist geneigt, entweder in dem Moment, wo der Punkt den Faden eben ber\u00fchrt, zu reagiren, oder nach dem Durchgang des ganzen Punktes die Bewegung auszuf\u00fchren. Bei mehr sensoriell angelegten Beobachtern hleibt die letztere Form bestehen; es waren aber damit immer gewisse Unlustgef\u00fchle verbunden. Meist neigte man unwillk\u00fcrlich zur Verk\u00fcrzung der Reactionszeit, so dass im allgemeinen doch die Ebenber\u00fchrung vorgezogen wurde. Bei den motorisch angelegten Beobachtern zeigte\n3*","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"36\nNicolaus Alechsieff.\nsich eine einfachere Curve und zugleich eine kleinere pers\u00f6nliche Gleichung. Die Versuchspersonen reagirten durchweg beim Ebenber\u00fchren (Pig- 9, Ourven B und C). Erhielten sie noch die stricte Aufforderung dazu, so wurden die Reactionszeiten noch constanter. Die Aufmerksamkeit ist viel mehr gespannt, hat aber zugleich eine viel eindeutigere Richtung. Die Curven B und C zeigen kleinere Unterschiede als die bei einem 1 mm breiten Punkte erhaltenen.\nAehnlich verh\u00e4lt es sich mit der Deutlichkeit des Sinneseindrucks. So lange die Eindeutigkeit der Aufmerksamkeit erhalten werden konnte, waren besondere Abweichungen nicht merkbar. So war auch der Unterschied zwischen dem rothen und grauen Punkt nicht so gro\u00df, so lange die Auffassung des Punktes leicht eintrat. Um die Deutlichkeit des Eindrucks zu variiren, lie\u00df ich bei Tages- und elektrischem Licht reagiren. Die elektrische Beleuchtung kam von der Seite, so dass die Trommel etwas verdunkelt erschien. Der rothe Punkt war in Folge dessen nicht so deutlich wie bei dem Tageslicht. Diese gr\u00f6\u00dfere Undeutlichkeit des Eindrucks brachte eine gr\u00f6\u00dfere Spannung der Aufmerksamkeit hervor, was wiederum eine Verl\u00e4ngerung der Reactionszeiten zur Folge hatte. Zugleich wurde aber die Unsicherheit in der Ausf\u00fchrung der Handbewegung etwas gr\u00f6\u00dfer, was in der Vermehrung der Schwankungen angedeutet ist (Fig. 10).\nWir k\u00f6nnen hiernach sagen: die Beschaffenheit des Sinneseindrucks ist f\u00fcr die Gestaltung des Reactionsversuches in unserem Falle insoweit von Bedeutung, als durch dieselbe die Kraft, mit der er unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht, bestimmt wird.\nb. Die Bewegung des Sinneseindrucks.\nVon der Bewegung des Sinneseindrucks h\u00e4ngen haupts\u00e4chlich die vorbereitenden Zust\u00e4nde bei den Durchgangsbeobachtungen ab. Der Eintritt des rothen Punktes in den Gesichtskreis des Beobachters dient als Signal f\u00fcr die Spannung der Aufmerksamkeit, und ihr Verlauf bis zur Ausf\u00fchrung des Reactionsversuches wird von der Bewegung des Sinneseindrucks bestimmt. Der Beobachter fixirt das Fadenkreuz und wartet auf den rothen Punkt, der vom indirecten ins directe Sehen \u00fcbergeht. Damit werden die Spannungsgef\u00fchle immer st\u00e4rker, bis der Durchgang ihre L\u00f6sung bewirkt. Bei den","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"Reactionszeiten bei Durchgangsbeobachtungeu.\n37\ngew\u00f6hnlichen Lichtreactionen schweben diese Spannungsgef\u00fchle gewisserma\u00dfen frei, hier haften sie an der Bewegung des Sinneseindrucks fest, und mit der Ver\u00e4nderung derselben ver\u00e4ndern auch sie sich. Zugleich wird die motorische Bereitschaft der Hand gesteigert, die in der N\u00e4he des Durchganges eine starke Empfindung hervorruft. Es tritt eine Erregung des Beobachters ein, die oft mit Unlustgef\u00fchlen verbunden ist, und die erst nach Ausgleichung der Wirkung des Sinneseindrucks und der motorischen Bereitschaft beseitigt werden kann. Dies geschieht aber, wenn die Eichtung der Aufmerksamkeit von der Bewegung des Eindrucks bei f\u00fcr den Verlauf der Beobachtung g\u00fcnstigen Bedingungen genau geregelt wird. Um diese Bedingungen zu finden und die psychologische Analyse in richtiger Weise zu vollziehen, habe ich alles untersucht, was den Verlauf der Bewegung bestimmt oder beeinflusst, n\u00e4mlich: 1) die Eichtung, 2) die Dauer, 3) die Beschaffenheit der Bewegung.\naa. Die Richtung der Bewegung des Eindrucks.\nBei unseren Beobachtungen konnte der rothe Punkt von zwei entgegengesetzten Seiten kommen. Er konnte sich von rechts nach links, oder von links nach rechts bewegen. Da das Uhrwerk, welches die Trommel in Bewegung setzte, so beschaffen war, dass sich der Sinneseindruck von rechts nach links bewegte, so lie\u00df ich f\u00fcr die umgekehrte Eichtung ein Spiegelbild der Trommel beobachten. Im letzteren Fall war das Fernrohr so eingestellt, dass die Gr\u00f6\u00dfe wie die Beschaffenheiten des Sinneseindrucks dieselben blieben. Man sah in dem Fernrohr ein St\u00fcck von der wei\u00dfen Trommel, das bei der directen Beobachtung wie im Spiegelbilde als dasselbe erschien. Da durch das Fernrohr an und f\u00fcr sich die Eichtung der Bewegung umgekehrt wurde, so stellte demnach eigentlich das Spiegelbild die wahre Bewegungsrichtung wieder her. Die Versuche selbst wurden zuerst unter der Anweisung ausgef\u00fchrt, dass man das Fadenkreuz gut fixiren und auf den Sinneseindruck warten solle, der vom in-directen ins directe Sehen eintrat. Die Fig. 11 zeigt die Eesultate, die ich hei der Anwendung der beiden Eichtungen erhalten habe. Die Curve A ist hei einer Bewegung von rechts nach links erhalten, B bei der umgekehrten Bewegung. Man sieht, wie die dargestellten","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"38\nNicolaus Alechsieff.\nCurven fast zusammenfallen. Bei allen Versuchspersonen stellt sich diese Uebereinstimmung ein, so dass sich auch in beiden F\u00e4llen dieselben pers\u00f6nlichen Abweichungen zeigen. Das h\u00e4ngt haupts\u00e4chlich von der Aehnlichkeit der Bedingungen ah, unter denen man beide Male beobachtet. Bei beiden Richtungen fixirt der Beobachter das Fadenkreuz und wartet auf den Sinneseindruck. Eine Ver\u00e4nderung kann erst durch Augenbewegungen herbeigef\u00fchrt werden, zu denen ich daher nun \u00fcbergehe.\nBetrachtet man die Curven A und B des Beobachters AI (Fig. 11), so sieht man insofern eine gewisse Abweichung, als beide Curven nach entgegengesetzten Richtungen verschoben sind. Damit stimmen die Aussagen des Beobachters \u00fcberein. So sagte er, dass die Fixirung des Fadenkreuzes durch das Auge f\u00fcr ihn schwierig sei und er unwillk\u00fcrlich einige Augenbewegungen gemacht habe. Da ich den Einfluss der Augenbewegungen weiter untersuchen wollte, lie\u00df ich ihn deshalb in einer Versuchsreihe nicht das Fadenkreuz fixiren, sondern den rothen Punkt bei seiner Bewegung verfolgen vom Eintritt in das Gesichtsfeld an bis zum Durchgang durch das Fadenkreuz. Machte man bei beiden Richtungen der Bewegung des rothen Punktes derartige Beobachtungen, so entstand eine zweifache Augenbewegung. Ging der Eindruck von links nach rechts, so bewegte sich das rechte Auge (alle meine Beobachtungen sind mit diesem Auge gemacht) von innen nach au\u00dfen; kam der Eindruck von rechts, so war die Bewegung des Auges umgekehrt von au\u00dfen nach innen gerichtet. Die oben erw\u00e4hnten Verschiebungen wurden auf diese Weise weit deutlicher. Bei der Bewegung von links nach rechts verschob sich die Curve in der Richtung der verl\u00e4ngerten Reactionszeiten (Fig. 12, A), w\u00e4hrend hei der umgekehrten Bewegung die Verschiebung in der Richtung der verk\u00fcrzten Reactionszeiten erfolgte (Fig. 13, A). Wenn ich diese beiden Verschiebungen der bei ruhendem Auge gewonnenen Curven miteinander vergleiche, so finde ich, dass sie nicht gleich gro\u00df sind. Bei der Bewegung des Auges von links nach rechts oder von innen nach au\u00dfen zeigt sich eine ziemlich gro\u00dfe Abweichung, w\u00e4hrend sie bei der Bewegung von rechts nach links, oder von au\u00dfen nach innen verh\u00e4ltnissm\u00e4\u00dfig klein ist. Diese Resultate fallen vollst\u00e4ndig mit den bekannten Thatsachen der Bewegung des Auges zusammen. Es ist bekannt, dass die Bewegung von au\u00dfen nach innen","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"Reactionszeiten bei Durchgangsbeobachtungen.\n39\nleichter zu vollziehen ist, als die von innen nach au\u00dfen. Dem entsprechend sind bei meinen Versuchen die Zeiten hei der letzteren Bewegung gr\u00f6\u00dfer ausgefallen als bei der ersten. B\u00fcr meine Ver-muthung, dass diese Verk\u00fcrzung bezw. Verl\u00e4ngerung von den Augenbewegungen bedingt sei, spricht \u00fcberdies die folgende Beobachtung. Bei .der Bewegung des rothen Punktes von links nach rechts wies ich den Beobachter an, anstatt den rothen Punkt zu verfolgen, zu gleicher Zeit Eindruck und Fadenkreuz ins Auge zu fassen. Diese Forderung zwang den Beobachter, fortw\u00e4hrend zwischen rothem Punkt und Fadenkreuz sein Auge hin und her zu bewegen, bis der Durchgang erfolgt war. Die Curve, die ich auf diese Weise erhielt (Fig. 12, C), nimmt eine mehr mittlere Stellung ein zwischen den beiden, die bei den Augenbewegungen erhalten worden sind. Doch scheint sie gr\u00f6\u00dfere Schwankungen aufzuzeigen. Bei einem kleineren Gesichtsfeld ist die so erhaltene Curve von den Fixircurven nicht viel abweichend. Ja viele Beobachter ziehen solche Hin- und Herbewegungen der strengen Fixirung oder Verfolgung des Eindrucks vor, die beide mit gro\u00dfen Spannungsgef\u00fchlen verbunden sind. Allein bei einem gr\u00f6\u00dferen Gesichtsfeld ist diese Art der Beobachtung ung\u00fcnstig. Die gro\u00dfe Unsicherheit bei dem Hin- und Herlaufen des Auges, das durch \u00e4u\u00dfere Bedingungen kaum geregelt werden kann, verbietet die Anwendung dieser Methode.\nAus allem Gesagten folgt, dass bei Durchgangsbeobachtungen die Richtung der Bewegung des Sternes nur dann ohne Einfluss auf die Reactionszeit bleibt, wenn das Fadenkreuz fixirt wird. So viel ich wei\u00df, verfolgen die Astronomen den Stern, bis er durch den Faden durchgeht, wodurch eben der st\u00f6rende Einfluss der Augenbewegungen sich einstellt. Und da das Gesichtsfeld bei-den astronomischen Beobachtungen viel gr\u00f6\u00dfer ist, so wird der Einfluss der Augenbewegungen noch bedeutender sein. Darum sind, wie ich glaube, die Augenbewegungen eine der wichtigsten Bedingungen f\u00fcr die gro\u00dfen pers\u00f6nlichen Unterschiede, die sich bei den Astronomen zeigen.\nbl>. Dauer der Bewegung des Sinneseindrucks.\nDie Dauer der Bewegung des Sinneseindrucks in dem Gesichtsfeld des Beobachters kann haupts\u00e4chlich von zwei Bedingungen abh\u00e4ngig","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40\nNicolaus Alechsieff.\nsein: 1) von der Ver\u00e4nderung der Geschwindigkeit der Bewegung des Eindrucks, 2) von der Variation der Gr\u00f6\u00dfe des Gesichtsfeldes. In dem ersten Falle variirt man die Zeit, in welcher ein und derselbe Raum von dem Sinneseindruck durchlaufen wird, in dem zweiten Falle variirt man den zu durchlaufenden Raum, w\u00e4hrend die Geschwindigkeit der Bewegung des Sinneseindrucks dieselbe bleibt.\nVariation der Geschwindigkeit.\nBei der Gr\u00f6\u00dfe des Gesichtskreises, die ich bei allen anderen Versuchen angewandt habe, wurden vier verschiedene Geschwindigkeiten der Bewegung des Sinneseindrucks untersucht. Die Geschwindigkeit der Bewegung ver\u00e4nderte sich je nach der Stellung der Windfl\u00fcgel und der Gr\u00f6\u00dfe der Gewichte am Uhrwerk. Mit der Geschwindigkeit der Bewegung ver\u00e4nderte sich dann die Zeit zwischen dem Eintritt des Sinneseindrucks in das Gesichtsfeld und dem Durchgang selbst, also die Zeit, die in unserem Falle zur Vorbereitung der Reaction dient. Die Geschwindigkeiten des Punktes waren bei den einzelnen Versuchen verschieden. Ein halber Gesichtskreis = 14\u00b08'38\" wurde bez\u00fcglich in 2A; 1; 1,4 und 28 durchlaufen, d. h. die Geschwindigkeiten in Gesichtswinkelgr\u00f6\u00dfe betrugen resp. 21\u00b0 12'57\"; 14\u00b08'38\"; 10\u00b0 6'10\"; 7\u00b04'19\". Doch ist zu bemerken, dass dies nur mittlere Geschwindigkeiten sind. In Wirklichkeit erschienen dieselben wegen der continuirlichen Aende-rung des Gesichtswinkels beim Eintritt des Punktes in den Gesichtskreis etwas kleiner und nahmen nach der Mitte zu allm\u00e4hlich zu. Doch glaubte ich diese nur durch einen sehr complicirten mathematischen Ausdruck darzustellende Abh\u00e4ngigkeit der Sehwinkelgeschwindigkeit von der Zeit unber\u00fccksichtigt lassen zu k\u00f6nnen, um so mehr, da die Abweichungen von der mittleren Geschwindigkeit nur sehr unbedeutend sind. Diese obigen Geschwindigkeiten ergaben Vorbereitungszeiten von 2/3; 1; 1,4; 2S. Der Beobachter fixirte das Fadenkreuz nach der \u00fcblichen Anweisung, die Auffassung des Durchganges genau zu registriren.\nBei den Versuchen, die ich unter diesen Umst\u00e4nden anstellte, zeigte sich, dass die beiden mittleren Geschwindigkeiten vorgezogen werden. W\u00e4hrend bei den Extremen theils zu gro\u00dfe Spannung, theils Unlustgef\u00fchle die Beobachtung begleiteten, gestaltete sich die Vorbereitung bei den mittleren Geschwindigkeiten am bequemsten. F\u00fcr","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"Reactionszeiten bei Durchgangsbeobachtungen.\n41\ndie Spannung der Aufmerksamkeit war die Uebersckreitung der angegebenen Grenzen von Is\u20141,5s ung\u00fcnstig. Bei gr\u00f6\u00dferer Vorbereitungszeit traten fast immer Schwankungen der Aufmerksamkeit ein, w\u00e4hrend es bei kleineren Zeiten unter Is fast unm\u00f6glich war, die Aufmerksamkeit genau zu spannen. Die Resultate, die sich durch Anwendung der vier Geschwindigkeiten ergaben, sind in Big. 14 \u00fcbersichtlich zusammengestellt. Am verwandtesten erscheinen die Resultate der beiden mittleren Zeiten (Curven B und C). Fast bei allen Beobachtern zeigen diese Curven dieselbe Gestaltung. Man sieht stets zwei deutliche Spitzen, von denen die einen zwischen 200ff\u2014210ff liegen. Die zweiten Spitzen haben nach der Gr\u00f6\u00dfe der Geschwindigkeit verschiedene Lage: bei der gr\u00f6\u00dferen Geschwindigkeit wird sie von fast allen Beobachtern zwischen 170ff\u2014180^ erreicht, bei der langsameren zwischen 220\u2014230<J. Man sieht, dass bei der gr\u00f6\u00dferen Vorbereitungszeit sich eine Neigung zur Verl\u00e4ngerung der Reactionszeiten zeigt, w\u00e4hrend bei den kleineren eine Verk\u00fcrzung deutlich hervortritt. So zum Beispiel:\n1,48\n\tKoch\tFoerster\tTyszko\tAlmy Alechsieff Savescu\t\t\n2. Spitze I\t[ 183,6\t184\t174\t174\t174\t183,4\nl. \u00bb\t1\t1 214,5\t214,7\t204\t204\t214\t205\n1. \u00bb 1\tf 205\t204\t200\t214,3\t205\t194\n2. \u00bb |\t[ 224,4 \u2019\t234\t220(170)\t185\t223\t164\nWird die Geschwindigkeit noch mehr verlangsamt, so steigert sich die Neigung, die Reactionszeiten zu verl\u00e4ngern. Die Curve, die ich bei einer Vorbereitungszeit von 28 erhielt, zeigt alle charakteristischen Z\u00fcge der verl\u00e4ngerten Reactionszeiten. So fallen die meisten Reactionszeiten zwischen 210 \u2014230 ff, zugleich treten deutlich viele neue Schwankungen auf (Fig. 14, Curve D). Es beruht dies darauf, dass bei einer so gro\u00dfen Vorbereitungszeit die Aufmerksamkeit haupts\u00e4chlich dem Sinneseindruck zugewandt wird. Der Sinneseindruck bewegt sich langsam, was eine gr\u00f6\u00dfere Spannung verlangt. Zugleich steigern sich die begleitenden Unlustgef\u00fchle. Je kleiner die Distanz zwischen Sinneseindruck und Fadenkreuz wird, desto gr\u00f6\u00dfer wird die Erregung des Beobachters. Das ist um so auffallender zu bemerken, je motorischer \u25a0 die Versuchsperson angelegt ist. Darum wichen auch die","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"42\nNicolaus Alechsieff.\nResultate solcher Beobachter von den Resultaten der anderen Versuchspersonen stark ab. So bei dem Beobachter S. Bei einer Vorbereitungszeit von Is zeigt er Uebereinstimmung mit den Reactions-zeiten der anderen Beobachter (siehe die oben angegebene Zifferntabelle) ; wurde die Vorbereitungszeit vergr\u00f6\u00dfert, so zeigten sich sogleich deutlich die Schwankungen. So sind bei einer Vorbereitungszeit von 1,48 seine Reactionszeiten verk\u00fcrzt, bei einer Vorbereitungszeit von 28 genau dieselben wie bei Is. Er klagte zugleich \u00fcber starke Unlustgef\u00fchle.\nBei Verkleinerung der Vorbereitungszeit trat \u25a0 die Neigung zur Verk\u00fcrzung der Reactionszeit deutlich hervor. Bei einer Vorbereitungszeit von Is liegt die zweite Spitze bei 180\u00b0\u2019, w\u00e4hrend sie sich bei einer Vorbereitungszeit von 1,48 bis zu 2200 verschob. Diese Verk\u00fcrzung der Reactionszeiten kann aber nur bis zu einer gewissen Grenze gesteigert werden. Wird die Geschwindigkeit der Bewegung des Sinneseindrucks so gro\u00df, dass man nicht gen\u00fcgend Zeit hat, um die Aufmerksamkeit auf den Eindruck zu richten, was die Undeutlichkeit der Auffassung des Durchgangs zur Eolge hat, dann zeigen die Curven der Reactionszeiten entweder eine Verl\u00e4ngerung, oder eine Unsicherheit in ihrer Eesthaltung, was sich in der gr\u00f6\u00dferen Breite und der geringeren Tendenz zu Spitzenbildung (Eig. 14, A) \u00e4u\u00dfert. Sogar die Curve des Beobachters S, der bei einer Vorbereitungszeit von %8 am besten von allen Beobachtern reagirte, weist diese charakteristische Breite auf.\nDemnach sind die Durchgangsbeobachtungen dann am leichtesten ausf\u00fchrbar, wenn die Zeit zwischen dem Eintritt des Sinneseindrucks in den Gesichtskreis des Beobachters und dem Durchg\u00e4nge selbst, die Zeit also, welche f\u00fcr die Vorbereitung der Reaction dient, sich in den Grenzen von Is\u20141,58 bewegt. Da die Resultate meiner Beobachter bei einer Vorbereitungszeit von 18 am besten \u00fcbereinstimmten, w\u00e4hlte ich diese Geschwindigkeit bei allen andern Versuchen, bei denen die beste Vorbereitungszeit gefordert wurde.\nVariation des Gesichtsfeldes.\nBei der Variation der Geschwindigkeit der Bewegung des Sinneseindrucks wurde die Gr\u00f6\u00dfe des Gesichtsfeldes des Beobachters, das","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"Reactionszeiten bei Durchgangsbeobachtungen.\n43\neinem Sehwinkel von 28\u00b0 14' 17\" entsprach, immer constant erhalten. Der Sinneseindruck durchlief mit verschiedener Schnelligkeit einen und denselben Weg. Bei der Ver\u00e4nderung des Gesichtskreises blieb die Geschwindigkeit der Bewegung constant, w\u00e4hrend der Raum, der von dem Sinneseindruck durchlaufen wurde, variirt wurde. Das geschah in der Weise, dass ich unter Beibehaltung derjenigen Geschwindigkeit, die eine Vorbereitungszeit von 1,48 erm\u00f6glichte, die Gr\u00f6\u00dfe des Oculars variirte. Dabei ergibt sich, dass mit der Verkleinerung des Gesichtskreises die Spannung der Aufmerksamkeit wuchs, was eine gro\u00dfe Constanz der Reactionszeiten bewirkte. So zeigt die Figur 15 die Resultate, die ich erhielt, als ich bei einem Gesichtskreis von nur 2/s der gew\u00f6hnlichen Gr\u00f6\u00dfe, also bei einem Sehwinkel von 19\u00b0 4' 23\" arbeitete. Bei allen Beobachtern sieht man eine deutliche Verk\u00fcrzung der Reactionszeit. Der H\u00f6hepunkt der Curve hegt bei 180ff\u2014 190ff statt bei 200\u00b0\u2014210ff. Auch die Ourven selbst zeigen kleinere Abweichungen, d. h. also die pers\u00f6nlichen Unterschiede sind viel kleiner, auch die Schwankungen bei einem und demselben Beobachter unbedeutender. So sind die zweiten Spitzen nur leise angedeutet. Alle diese Merkmale weisen auf eine Hinneigung zur verk\u00fcrzten Reactionsweise hin. Bei noch weiterer Verkleinerung des Gesichtskreises l\u00e4sst sich das noch deutlicher verfolgen, wobei zu beachten ist, dass die Anweisung, die der Beobachter vor der Ausf\u00fchrung der Reaction erhielt, dieselbe war wie fr\u00fcher. So variirte z. B. bei dem Beobachter Al die Mehrzahl der gewonnenen Reactionszeiten bei einem Gesichtskreise von 1, 2/3, V21 Vj der fr\u00fcheren Gr\u00f6\u00dfe zwischen\nt\tVs\t72\tVs\n200ff\u2014 I80ff\t190ff\u2014160ff\t180 \u2014160ff\t170\u00b0\u2014150ff.\nErst bei sehr gro\u00dfer Verkleinerung des Gesichtskreises, wo der Sinneseindruck fast momentan kommt, ist eine Verl\u00e4ngerung der Reactionszeit bemerkbar.\nMit den besprochenen Resultaten stimmen die Selbstbeobachtungen der Versuchspersonen \u00fcberein. Mit dem Eintritte des rothen Punktes in den Gesichtskreis wurde die Aufmerksamkeit gleichzeitig auf Sinneseindruck und Bewegungsorgan gerichtet, und es zeigte sich, dass in solchem Falle nach geh\u00f6riger Ein\u00fcbung die motorische Bereitschaft","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"44\nNicolaus Alechsieff.\nder Hand viel schneller erreicht wurde, als die gute Auffassung des rothen Punktes. Ja es l\u00e4sst sich sogar sagen, dass die Versuchsperson die Handbewegung zuerst vorbereitete und, nachdem das einigerma\u00dfen geschehen, ihre Aufmerksamkeit auf den rothen Punkt einstellte. Diese Thatsachen stellen sich ja auch ohne weiteres den Resultaten zur Seite, die wir bei der Betrachtung der verl\u00e4ngerten und verk\u00fcrzten Reactionszeiten gewannen. Dort ergab sich, dass die Vorbereitung bei der verk\u00fcrzten Reactionsweise viel schneller von statten geht, als bei der verl\u00e4ngerten. Wir sehen also, dass sich bei der Verkleinerung des Gesichtskreises auch die Reactionszeiten verkleinern, obwohl die Vorbereitungszeit unter 2/3 s sinkt. Dieser Umstand legt mir einen Vergleich der Vorbereitungszeiten bei Ver\u00e4nderung der Geschwindigkeit mit denjenigen bei Ver\u00e4nderung des Gesichtsfeldes nahe.\nBei gr\u00f6\u00dferer Schnelligkeit der Bewegung wird derselbe Raum von dem Sinneseindruck durchlaufen. Man fixirt das Fadenkreuz, zugleich aber ist man bem\u00fcht, den Eindruck genau ins Auge zu fassen. Wird die Bewegung des Sinneseindrucks schneller, so muss diese Auffassung nothwendig erschwert werden. Wenn der Sinneseindruck sich so schnell bewegt, dass alle Phasen seiner Bewegung nicht mehr genau aufgefasst werden k\u00f6nnen, so wird auch der Durchgang nicht genau registrirt. Die schnelle Bewegung f\u00fchrt also eine Unsicherheit in der genauen Beobachtung des Durchganges mit sich, was wieder auf die Reactionszeiten von gro\u00dfem Einfluss ist (vgl. Fig. 14, Curve A). Anders bei der Verkleinerung des Gesichtskreises. Da in diesem Falle eine der bequemsten Geschwindigkeiten beibehalten wird, so ist die Bewegung des Sinneseindrucks nicht so schnell, dass sie eine deutliche Auffassung verhinderte. Schon beim Eintritt des Sinneseindrucks in das Gesichtsfeld wird er von dem Beobachter leicht aufgefasst. Die Aufmerksamkeit richtet sich aber, wie schon oben erw\u00e4hnt, zuerst haupts\u00e4chlich auf die motorische Vorbereitung der Hand. Wei\u00df der Beobachter noch dazu, dass der Sinneseindruck nicht von langer Dauer sein wird, so wird diese Anspannung der Aufmerksamkeit auf die auszuf\u00fchrende Bewegung unwillk\u00fcrlich noch gesteigert. Darum kann in diesem Falle die Verk\u00fcrzung der Reactionszeiten bei viel kleinerer Vorbereitungszeit geschehen als bei der Ver\u00e4nderung der Geschwindigkeit. Wird das Gesichtsfeld so","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"Reactionszeiten bei Durchgangsbeobachtangen.\n45\nklein wie m\u00f6glich gemacht, dann verl\u00e4ngern sich die Reactionen, oder aber sie gehen in verk\u00fcrzte \u00fcber. Das letztere geschieht, wenn der Beobachter die regelm\u00e4\u00dfige Aufeinanderfolge der Versuche, die in meinem Falle durch die regelm\u00e4\u00dfige Bewegung der wei\u00dfen Trommel gesichert war, genau ins Auge fasst. Im ganzen aber sind diese Versuche den gew\u00f6hnlichen Lichtreactionen \u00e4hnlich. Wenn das Gesichtsfeld sehr klein ist, wirkt der Eindruck momentan, die Bewegung wird fast nicht bemerkt, es ergeben sich die Bedingungen der gew\u00f6hnlichen Lichtreactionen. Daher k\u00f6nnen wir die verschiedenen Stufen der Verkleinerung des Gesichtsfeldes als Zwischenstufen ansehen zwischen Durchgangs- und gew\u00f6hnlichen Lichtreactionen. Wenn man diese Entwicklung genau betrachtet, so merkt man, wie auch die Curven allm\u00e4hlich ineinander \u00fcbergehen. Bei einer Vorbereitungszeit von 1,4s bis 1s sind die pers\u00f6nlichen Unterschiede klein. Es verk\u00fcrzen sich aber die Reactionszeiten, zugleich beginnen die Schwankungen zu verschwinden. Bei einem Minimum der Gr\u00f6\u00dfe des Gesichtskreises, wenn zugleich die Vorbereitung durch ein vorangehendes Signal eingeleitet wird, erhalten die Resultate durchweg den Charakter \u2018derer der nat\u00fcrlichen Lichtreactionen: n\u00e4mlich gr\u00f6\u00dfere pers\u00f6nliche Unterschiede, keine besonderen Schwankungen an einer und derselben Curve. Die Bewegung des Sinneseindrucks in dem Gesichtsfeld des Beobachters bestimmt die Durchgangsbeobachtungen. Die Resultate bei diesen Beobachtungen sind, wie wir gesehen haben, stark abh\u00e4ngig von den Vorbereitungszeiten, die mit der Bewegung des Sinneseindrucks verbunden sind. Diese Vorbereitungszeiten variiren mit der Geschwindigkeit der Bewegung und der Beschaffenheit des zu durchlaufenden Raumes.\ncc. Besondere Beschaffenheit des Gesichtsfeldes hei den Durchgangs-beohachtnngen.\nDie Resultate bei der Untersuchung des Einflusses des Gesichtsfeldes auf die Reaction ergeben sich unter der Voraussetzung, dass dasselbe ganz einf\u00f6rmig ist. Bevor der Sinneseindruck in das Gesichtsfeld eintrat, sah man nur die Trommel, d. h. eine wei\u00dfe Fl\u00e4che von vollkommener Einfachheit. Den Weg von dem Eintritt in das Gesichtsfeld bis zu dem Durchgang f\u00fcllte der sich bewegende Sinnes-","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46\nNicolaus Alechsieff.\neindruck selbst aus. Diese Bedingungen sind bei astronomischen Beobachtungen insofern andere, als das ganze Gesichtsfeld durch verticale parallele F\u00e4den getheilt ist. Damit wird auch der Baum, der von dem Sinneseindruck durchlaufen werden muss, ver\u00e4ndert. Man kann, wenn auch nicht im ganz directen Sehen, verschiedene Durchg\u00e4nge beobachten, bis schlie\u00dflich der f\u00fcr die Beaction ma\u00dfgebende stattfindet. Um den Einfluss dieser Bedingungen zu untersuchen, bediente auch ich mich eines Fadennetzes, indem auf jeder Seite des Fadenkreuzes drei parallel gehende Linien den Gesichtskreis in gleiche Theile theilen. Die Fadenabst\u00e4nde von dem Fadenkreuz aus gerechnet erschienen dem Beobachter von der Mitte an successiv unter Sehwinkeln von 3\u00b0 26' 29\"; 3\u00b0 31' 16\"; 3\u00b0 34' 35\". Bei dieser Versuchsanordnung glaubte ich die Anweisung, den richtigen Durchgang genau zu registriren, st\u00e4rker betonen zu sollen. Nat\u00fcrlich musste der Beobachter das Fadenkreuz genau fixiren. Die auf diese Weise erhaltenen Curven (Fig. 16) zeigen eine Verk\u00fcrzung der Beactions-zeiten, zugleich aber eine kleinere pers\u00f6nliche Gleichung. Auch die Schwankungen bei einem und demselben Beobachter sind kleiner geworden. Fast alle Versuchspersonen sagen aus, dass in diesem Falle die Augenanstrengung viel gr\u00f6\u00dfer sei. Gesichtskreis wie Geschwindigkeit der Bewegung waren so gew\u00e4hlt, dass die Vorbereitungszeit ungef\u00e4hr 1 Secunde lang war. Dennoch stellte sich bei allen Beobachtern eine gewisse Erregung ein, die erst durch Uebung beseitigt werden konnte. Alle richteten ihre Aufmerksamkeit mit gro\u00dfer Spannung auf den Sinneseindruck (rothen Punkt); doch fielen die Beac-tionszeiten etwas verk\u00fcrzt aus, da zugleich auch die motorische Vorbereitung der Hand beg\u00fcnstigt wurde. Bei der Bewegung durch den Gesichtskreis hindurch ging der rothe Punkt durch die drei ersten F\u00e4den, bis das Fadenkreuz erreicht war. Bei jedem solchen Durchg\u00e4nge steigerte sich die motorische Bereitschaft der Hand. Es bildete sich bald eine Art Bhythmus aus, der die Auffassung des Durchgangs sehr beeinflusste. Dieser Bhythmus war ebenso vollkommen ausgebildet, wenn ich statt der festen F\u00e4den im Fernrohr in passender Entfernung Linien auf der wei\u00dfen Trommel anbrachte. In diesem Falle erlitten aber die Bedingungen eine starke Ver\u00e4nderung, insofern die verschiedenen Nebendurchg\u00e4nge, statt im indirecten, im directen Sehen stattfanden. Mit der Bewegung der Trommel be-","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"Reactionszeiten bei Durchgangsbeobachtungen.\n47\nvvegten sich auch die angebrachten schwarzen Linien, die 0,5 cm von einander entfernt waren. Jede von ihnen durchlief den Weg des rothen Punktes. Sie trat in den Gesichtskreis, n\u00e4herte sich allm\u00e4hlich dem Fadenkreuz, bis sie endlich durch dasselbe ging. So bildete jede Linie einen Vordurchgang f\u00fcr den Beobachter, was seine Aufmerksamkeit mehr auf den Sinneseindruck concentrirte. Zugleich aber wurde die Registrirung durch den unvermeidlichen Rhythmus, der sich bei der Bewegung der Linien bildete, beeinflusst. Die erhaltenen Curven unterscheiden sich durch ihre H\u00f6he. Es bilden sich gew\u00f6hnlich zwei Spitzen, von denen die eine eine betr\u00e4chtliche H\u00f6he erreicht (Fig. 17). Die pers\u00f6nlichen Unterschiede sind klein. Nur der Beobachter S macht eine Ausnahme. Er passte sich dem Rhythmus so sehr an, dass er in Folge dessen seine Aufmerksamkeit mehr auf die Ausf\u00fchrung der Bewegung richten konnte. Doch auch hei ihm entstehen gro\u00dfe Schwankungen (Fig. 17, Curve A), die sehr charakteristisch f\u00fcr den Einfluss des Rhythmus sind. Je gr\u00f6\u00dfer dieser Einfluss war, desto ausgepr\u00e4gter kamen zwei Reactionsweisen zum Vorschein, und es reihten sich in jeder Versuchsreihe verk\u00fcrzte und verl\u00e4ngerte Reactionen aneinander. Verglichen mit den Resultaten, die bei Anwendung der festen F\u00e4den gewonnen wurden, sind die Reactionszeiten in dem letzten Falle etwas verl\u00e4ngert. So wurde die h\u00f6chste Spitze statt hei 1905 erst bei 200erreicht. Diese Verl\u00e4ngerung h\u00e4ngt von den verschiedenen Vorbereitungszust\u00e4nden ah. Bei den stehenden Linien n\u00e4hert sich der rothe Punkt dem Fadenkreuze, indem er durch die Seitenf\u00e4den geht. Je n\u00e4her er dem Fadenkreuz kommt, desto deutlicher werden die Durchg\u00e4nge aufgefasst. Damit wird die motorische Bereitschaft erh\u00f6ht. Bei den beweglichen Linien werden die anderen Durchg\u00e4nge im directen Sehen beobachtet. Da sie durch Passiren von schwarzen Linien hervorgebracht wurden, so unterschieden sich diese Sinnesreize deutlich von dem eigentlichen Sinneseindruck. Alle diese Bedingungen beg\u00fcnstigten die Entstehung eines Rhythmus in dem Verlauf der Durchgangsbeobachtungen, sie steigerten aber die motorische Anstrengung der Hand nicht. Die Beobachter waren s\u00e4mmtlich darin einig, dass die Versuche mit den stehenden F\u00e4den viel anstrengender seien als diejenigen, hei denen sich die Linien der Vordurchg\u00e4nge bewegen. In dem letzten Falle erscheint die Beobachtung sehr erleichtert. Durch","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48\nNicolaus Alechsieff.\nden Rhythmus, wie durch den fortw\u00e4hrenden Wechsel in dem directen Sehen f\u00fchlt sich die Versuchsperson in eine bequemere Lage versetzt. Sie \u00fcbte sich daher auch am leichtesten auf diese Versuche ein und hatte ein Minimum von Unlustgef\u00fchlen.\nMan sieht, das Fadennetz hei den astronomischen Beobachtungen ist von gro\u00dfem Einfluss auf die Gestaltung der Reactionszeit. Es bewirkt ebensowohl dauerndere Constanz der Reactionszeiten hei einem und demselben Beobachter wie Verkleinerung der pers\u00f6nlichen Unterschiede. F\u00fcr die psychologische Analyse ist es insofern von Bedeutung, als durch dasselbe der Zustand der Aufmerksamkeit bei der nat\u00fcrlichen Reactionsform am besten erforscht werden kann. Hier\u00fcber mehr in dem folgenden Schlusskapitel.\nVI.\nSchluss.\nZu Anfang des letzten Abschnittes habe ich bemerkt, dass meine Untersuchungen der Reactionszeiten bei den Durchgangsheobachtungen ein doppeltes Ziel verfolgen: 1) die Bedingungen zu finden, unter denen diese Beobachtungen am leichtesten und am constantesten ausf\u00fchrbar sind, um auf Grund dessen die st\u00f6renden Bedingungen und Einfl\u00fcsse m\u00f6glichst beseitigen zu k\u00f6nnen, 2) Reactionsversuche unter anderen Bedingungen auszuf\u00fchren und so die Natur und den Verlauf der psychischen Processe, die an diesen Versuchen Theil nehmen, n\u00e4her zu untersuchen.\nDas erste Ziel unserer Betrachtung ist f\u00fcr die astronomischen Beobachtungen wichtig. Ich wei\u00df, dass hei den wirklichen astronomischen Beobachtungen noch viele andere Bedingungen in Betracht kommen, die ich bei meiner k\u00fcnstlichen Anordnung bei Seite lie\u00df. Sicher sind mir viele Nebeneinfl\u00fcsse entgangen. Doch suchte ich alle Bedingungen zu ber\u00fccksichtigen, die f\u00fcr die Gestaltung der Reactionszeiten wesentlich sein k\u00f6nnen. Die astronomischen Berichte1), die ich durchsehen konnte, hatten schon auf mehrere dieser Bedingungen Gewicht gelegt, und ich habe versucht, neben diesen\n1) Siehe die Einleitung.","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"Reactionszeiten bei Durchgangsbeobachtungen.\n49\nvon den Astronomen bemerkten Einfl\u00fcssen noch andere einer psychologischen Analyse zu unterziehen. Es hat sich nun nach meinen Betrachtungen gezeigt, dass die Reactionszeiten dann m\u00f6glichst constant ausfallen, wenn die Aufmerksamkeit m\u00f6glichst genau und zugleich bequem auf den Sinneseindruck concentr\u00e2t werden kann. Um dies zu erreichen, m\u00fcssen aber alle Bedingungen, die eine derartige Ooncentrirung verhindern k\u00f6nnten, beseitigt werden. Die g\u00fcnstigste Beobachtungslage ist die folgende: Der Beobachter fixirt das Fadenkreuz und wartet auf den Sinneseindruck, der vom indirecten Sehen ins directe \u00fcbergeht. Die Zeit der Bewegung des Sinneseindrucks von dem Eintritte in den Gesichtskreis bis zu dem Durchg\u00e4nge soll die Grenzen Is\u20141,58 nicht \u00fcberschreiten. Das Fadennetz erleichtert die Beobachtung des Durchgangs, vorausgesetzt, dass die F\u00e4den nicht zu nah aneinander angebracht sind. Der Reactionsversuch muss endlich immer unter der Anweisung geschehen: genau in dem Momente der Auffassung des Durchgangs zu reagiren.\nAlle Bedingungen, die von diesen Regeln abweichen, st\u00f6ren den Verlauf des Reactionsversuches. Je nach den pers\u00f6nlichen Neigungen des Beobachters sind diese St\u00f6rungen verschieden gro\u00df. Die haupts\u00e4chlichsten pers\u00f6nlichen Abweichungen, so wie die gr\u00f6\u00dferen Schwankungen bei einer und derselben Person h\u00e4ngen vornehmlich ab : 1 ) von der mangelhaften Ein\u00fcbung in der Beobachtung des Durchgangs,\n2)\tvon der Anwendung der verschiedenen Reactionsweisen von verschiedenen Beobachtern, was mit der Ein\u00fcbung Hand in Hand geht,\n3)\tvon den Augenbewegungen, die bei der Verfolgung des Sinneseindrucks entstehen. Diese drei St\u00f6rungen m\u00fcssen an erster Stelle vermieden werden, wenn man constantere Beobachtungen haben will.\nDie [\u2018psychologische Analyse der Durchgangsbeobachtungen beleuchtet die Natur und den Verlauf der nat\u00fcrlichen Reactionszeiten. Wir haben gesehen, dass bei dieser Reactionsweise die Aufmerksamkeit zugleich auf den Sinneseindruck und die auszuf\u00fchrende Bewegung gerichtet ist, auf den Anfangs- und Endprocess der ganzen Reaction. Wie gestalten sich die psychologischen Processe in diesem Falle? So weit die einzelnen Versuchspersonen Selbstbeobachtungen anstellen konnten, die mit den gewonnenen Resultaten in Einklang standen, ist der Verlauf der Durchgangsreaction der folgende: Mit dem Eintritte des Sinneseindrucks in den Gesichtskreis des Beobachters wird\nWundt, PMlos. Studien. XVI.\n4","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50\nNicolaus Alechsieff.\ndie Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet, darum fallen die ersten Versuche etwas verl\u00e4ngert aus. Zugleich wird aber die Hand f\u00fcr die Ausf\u00fchrung der Bewegung vorbereitet. Da die Aufmerksamkeit bald mehr auf die Bewegung der Hand, bald mehr auf den Sinneseindruck gerichtet ist, zeigen die ersten Reihen Schwankungen zwischen verl\u00e4ngerten und verk\u00fcrzten Reactionszeiten. Mit der Ein\u00fcbung wird zun\u00e4chst die anfangs etwas schwierige motorische Bereitschaft der Hand gesteigert. Als zweites tritt hinzu, dass die Verbindung von Sinneseindruck und Ausf\u00fchrung der Bewegung der Hand, die zuerst einen besonderen Apperceptionsact erfordert, durch h\u00e4ufige Verbindung dieser beiden Vorg\u00e4nge eine feste Association wird, so dass Auffassung des Eindrucks und Spannung der Hand fast gleichzeitig eintreten.\nBewegt sich der aufzufassende Sinneseindruck, so richtet sich die Aufmerksamkeit mit noch gr\u00f6\u00dferer Spannung auf ihn, und die Verbindung zwischen Sinneseindruck und Handbewegung wird noch eindeutiger. Kommt die Beobachtung von Vordurchg\u00e4ngen durch verschiedene E\u00e4den eines Eadennetzes hinzu, so wird durch die mehrfache Ber\u00fchrung des Sinneseindrucks mit den F\u00e4den eine noch erh\u00f6hte Verbindung der beiden Endprocesse f\u00fcr die Richtung der Aufmerksamkeit herbeigef\u00fchrt. Es vertheilen sich aber die beiden Processe an Deutlichkeit verschieden auf die verschiedenen Theile der Bewegung. Mit dem Eintritte in das Gesichtsfeld wird die motorische Bereitschaft der Hand gesteigert, doch nimmt ihre St\u00e4rke mit der Bewegung ab. Die Auffassung des Sinneseindrucks wie seine deutliche Beibehaltung bei der Bewegung in dem Gesichtsfeld bleibt die Hauptsache. Wird aber der Sinneseindruck in der N\u00e4he des Durchgangs auf gefasst, dann wird die motorische Bereitschaft wieder st\u00e4rker. Man versucht den Durchgang genau zu registriren. Dieser Verlauf der Aufmerksamkeit wird oft von \u00e4u\u00dferen Nebenbedingungen beeinflusst. So halten die F\u00e4den des Fadennetzes die Hand bei der ganzen Bewegung in starker motorischer Bereitschaft, was die Resultate viel einheitlicher macht.\nWird der Weg zwischen Eintritt in das Gesichtsfeld und Durchgang vergr\u00f6\u00dfert, oder die Bewegung des Sinneseindrucks verlangsamt, so wird unwillk\u00fcrlich die Aufmerksamkeit mehr dem Sinneseindrucke zugewandt. Seine deutliche Festhaltung im Laufe einer l\u00e4ngeren Zeit erfordert eine gr\u00f6\u00dfere Anstrengung der Aufmerksamkeit in der Rieh-","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"Reactionszeiten bei Durchgangsbeobachtungen.\n51\ntung des Sinneseindrucks, was die motorische Bereitschaft beeintr\u00e4chtigt. Wird so auch die g\u00fcnstigste Yorbereitungszeit \u00fcberschritten, so wird die Concentrirung der Aufmerksamkeit nicht genau beibehalten, was Schwankungen in den Ourven verursacht. Die Verbindung der Auffassung des Sinneseindrucks mit der motorischen Bereitschaft der Hand, die dem Durchgang vorangeht, wird mit der Uebung immer constanter, doch bleiben kleinere Schwankungen in der Stellung der beiden Processe in der Aufmerksamkeit f\u00fcr lange Zeit bestehen. Mit der Uebung wendet sich die Aufmerksamkeit immer mehr der motorischen Bereitschaft der Hand zu, was die Reactions-zeit verk\u00fcrzt. Diese Neigung zur Verk\u00fcrzung, die auch von L. Lange bemerkt worden ist, besteht bei allen Beobachtern bei der Anwendung aller Reactionsweisen. Es ist immer ein Bestreben da, die psychischen Vorg\u00e4nge zu mechanisiren. Betrachten wir diesen Vorgang etwas n\u00e4her.\nNach gegebener Anweisung sucht der Beobachter den Sinneseindruck zu erfassen, zugleich aber die Hand vorzubereiten. Diese Vorbereitung kommt im Anfang immer nach der Apperception des Sinneseindrucks. Darum kommen hier alle die Processe vor, die von Wundt1 2) und Lange als Oomponenten der sensoriellen Reaction bezeichnet worden sind. Diese Beachtung der beiden Endvorg\u00e4nge associirt dieselben allm\u00e4hlich so sehr, dass alles sich auf diese beiden Vorg\u00e4nge concentrirt: Apperception des Sinneseindrucks, Ausf\u00fchrung der Handbewegung. Der letzte Vorgang tritt mit der Zeit immer mehr in den Vordergrund, da die Auffassung des Sinneseindrucks sich mit der Uebung so sehr erleichtert, dass sie keiner besonderen Spannung der Aufmerksamkeit mehr bedarf. Dass nat\u00fcrlich selbst bei der gr\u00f6\u00dften Ein\u00fcbung die Auffassung des Sinneseindrucks immer noch einen Einfluss hat, ist selbstverst\u00e4ndlich, da eine Spannung der Aufmerksamkeit auf ihn willk\u00fcrlich oder unwillk\u00fcrlich stets da sein muss. Diese Abh\u00e4ngigkeit von Auffassung des Eindrucks und Ausf\u00fchrung der Handbewegung kann aber keine bestimmte sein, und daher treten immer gewisse Schwankungen in den erhaltenen Reactionszeiten auf. L\u00e4sst man dieser Abh\u00e4ngigkeit freien Lauf, so gestaltet\n1)\tPhilosophische Studien. IV. S. 479 ff.\n2)\tPhysiologische Psychologie. IL S. 306.\n4*","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52\nNicolaus Alechsieff.\nsie sich gem\u00e4\u00df der Neigung der betreffenden Person, und die Curve f\u00e4llt einfacher aus. Bei den Durchgangsbeobachtungen, die eine genauere Beachtung der bei diesen Vorg\u00e4ngen betheiligten Bedingungen erfordern, treten ebenfalls Schwankungen zwischen den beiden Endprocessen auf, die den zwei ausgepr\u00e4gten Spitzen an der Curve entsprechen, hier aber nie vollst\u00e4ndig verschwinden. Doch je gr\u00f6\u00dfer die Concentration der Aufmerksamkeit ist, je weniger Baum f\u00fcr solche Schwankungen gelassen wird, wie z. B. bei dem Gebrauch des Eadennetzes, desto einheitlicher f\u00e4llt die Curve aus.\nDa hei den astronomischen Beobachtungen das ganze Gewicht darauf gelegt wird, die pers\u00f6nlichen Unterschiede so klein wie m\u00f6glich zu machen, so wird eine gr\u00f6\u00dfere Mechanisirung der Beaction vorzuziehen sein. E\u00fcr die psychologische Analyse ist eine freiere Gestaltung der Beactionsversuche wichtiger. Bei den Durchgangsbeobachtungen werden, wie wir gesehen haben, die nat\u00fcrlichen Beactionszeiten bevorzugt, die Beactionszeiten, die den Ausgangspunkt aller Beactionsarten bilden. Man ist gen\u00f6thigt, zugleich auf Eindruck und Ausf\u00fchrung der Bewegung zu achten, so dass sich diese beiden Processe in den Besultaten gut abbilden. Die besonderen Bedingungen bei den Durchgangsbeobachtungen beg\u00fcnstigen eine genaue Analyse der nat\u00fcrlichen Beactionsweise, wie der \u00e4u\u00dferen Einfl\u00fcsse. Erst nach der Durchf\u00fchrung dieser Analyse wird man daher auch die Frage nach der Grundlage der zusammengesetzten Beac-tionen mit gr\u00f6\u00dferer Bestimmtheit und mehr Aussicht auf Erfolg aufwerfen k\u00f6nnen.","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"Tabellen der Mittelwertlie.\nReactionszeiten bei Durchgangsbeobachtungen.\n53\nCO\nhb\nK\ns\n0\nO\n\"42\n0 c3\ns\n\u00ab\n\u00a9\n1\n\u00a9\n>\nH\n1\t1\t1\t1\t1\t-\tI\tCS\n1\t1\t1\t1\t245\t\t254\t-\n1\t1\t1\t1\ti\t1\t1\t1\n214\tCS\t216\t-\t215\tCO\t1\t1\n203\tcs\t205\tCO\t203\t\u00abo\t204\ty\u2014i\n196\t\tI\u00df 05\tI\u00df\t193\t\tt- 05 tH\t\nCS 00\tfc-\t184\t\u00bb\u00df\t184\t\t184\t05\nco t\u2014\t\t174\tt\u2014 1-H\t175\tcs\t174,3\t\u00bb\u00df\n163,7\to cs\t165\t00 cs\t|l64,6\tCO cs\t163,3\tCS\n154,3\t1 37\t154\tCO CO\tTt< I\u00df\tI 36\t154\tI\u00df CO\n1144,5\t30\t144\t22 I\t**\tt'- es\t\t31\n134\t00\t134\tcs\t135\t16\t135\tCD\n123\t00\tCS\t-\t124\t00\tcs cs\tCO\n\tCO\t113\t\to\tCO\t114,5\tCS\n104\tco\t104\tcs\t106\t\u25a0<*\tCD O\t1\u20141\n1\t1\t1\t1\t94,5\tcs\t1\t1\n1\t1\t1\t1\t05 CO\t-\t1\t1\n72\t.\u20141\t77\t<r-(\t09\t\t1\t1\nMittelwerth\t[\tZahl der F\u00e4lle\tMittelwerth\t1 Zahl der F\u00e4lle\t1 Mittelwerth\tZahl der F\u00e4lle\tMittelwerth\tZahl der F\u00e4lle\nAlechsieff\t\tKoch\t\ts\u2019 i\u2014h <4\t\tSavescu\t","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":".. Vollst\u00e4ndige (verl\u00e4ngerte) Reactionen (Fig. 4).\nControlzeit: 1,055 \u2014 1,8\" \u2014 1,8\u00b0 \u2014 1,75\u00b0.\n54\nNicolaus -Alechsieff.\n\" 1\t1\t1\t1\ti\t1\ti\t\u00a9\n310\ttH\t313\t-\t[\t1\ti\t1\n305\tCS\t302\tSS\ti\t1\ti\t1\n295\tSS\t293\t-\t291\t-\ti\tJ\nl\u2014 00 cs\t00\t284,5\ti\u00df\t284,3\tCS\ti\t1\n274\tr-\t275\t\u00a9\t274\t00\t274,5\tSS\n263\t1 16\t263\tCO\t263,5\t10\t264,4\ti\u00df\n254\tt\u00df\t255\ti\u00df\t255\tt-\t255\t00\n245\t25\t245\tt'- es\t243\t26 1\t244\tc^\n233\tvH\t235\t20\t235\t14 1\t236\t05\n224\tSS\t224\t25\t223\tCS\t224,4\t\u00a9 cs\n214\tvH vH\t214\tSS\t213,3\t15\t215,3\tCO\n205\t1 12\t204\tvH\t205\t\t203,5\t00\n196\tCO\t193\tt-\t195\t05\t194\t00\nCO 00 vH\tSS\tSS 00\tCO\ti\u00df 00\ti\u00df\t183\t\n177\tCO\t175\tCO\t1\tI\t162 | 172\tCO CO\n166\tcs\t166\t-\t1\t1\t\t\n1\t1\t1\t1\t153\tSS\t155\tVH\nMittelwerth\tj Zahl der F\u00e4lle\tMittelwerth\t1 Zahl der F\u00e4lle !\tMittelwerth d.Reihe\t! Zahl der F\u00e4lle j\tMittelwerth\tZahl der F\u00e4lle !\nAlechsieff\t\tKoch\t\tFoerster\t\tSavescu\t\n\nb\u00df\n\u2022 rH\n0 0\n.3\nH\n\u00f6\n\u00a9\n\u00a9\n1\ni\n\u00a9\nr\u00df\n\u00d6\n\u00a9\n\u00d6\no\n\u00dc\no3\n\u00a9\npH\n\u00a9\nI\no3\n(Zi\n!\t1\ti\ti\t1\tSS\ti\t1\n1\t1\t\u00a9 t'- es\tvH\t1\t1\ti\t1\n1\t1\t1\t1\t1.\t1\ti\t1\n1\t1\t1\t1\t1\t1\ti\t!\n1\t1\t248\t-\t1\t1\t245\t-\n234\t-\t1\t1\t231\t-\t233\ti\u00df\n226\tCO\t224\tSS\tCO SS SS\tCO\t222\t00\n214\tSS\t214\t\tcs\t\u00a9\t214\t-\n203\tSS\t205\t\u00a9\t206\t\u00a9 H\tCO \u00a9 SS\t\u00a9\n194,2\tI 27\t194,6\t25\t193,4\tCO SS\t195\t20\n184\t|24\t184\t28\tco 00\t\u00a9 CO\t183\ti\u00df CS\n175\t| 24\tt-\t24\t174,3\t\u00a9 vH\t174\t22\n164\t20\t164\tSS\t163,3\ti\u00df\t164\t\u00a9\nCO i\u00df\t\u00a9\t154,5\t10 |\t154\tvH\t153,3\t\n144\t\t142\t\u00a9\t144\tCO\tT1\ti\u00df\n1\t1\t135\tcs\t136\tCO\t! 133\tCO\n123\tSS\t1\t1\t1\t1\t1\t1\n1\t1\t1\t1\t1\t1\t1\t1\nMittelwerth d.Reihe\tZahl der F\u00e4lle\tMittelwerth\t| Zahl der F\u00e4lle |\tMittelwerth\t\u00a9 S Sh \u00a9 \u2022n\tMittelwerth\t! Zahl der F\u00e4lle |\nAlechsieff\t\t1 Koch 1\t\tAlmy\t\tFoerster\t","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"Verk\u00fcrzte Durchgangsreactionen (Fig. 6).\nControlzeit: 1,7\u00b0 \u2014 1,7\u00b0 \u2014 1,5\u00ae.\nReactionszeiten bei Durchgangsbeobachtungen,\n55\neS o\n1\tWO\t1\tCO\t1\t05\t1\tCO\n1\t1\t1\t1\t1\t1\t1\t1\n1\t!\t1\t1\t1\t1\t220\t-\n1\t1\t1\t1\t1\tl\t216\t-\n200\t4-H\t204\t^\u25a04\t1\t1\t207\t-\n961\t-\tlr- 05\t4-4\t193\tCO\t05 4\u20144\tcs\n184 |\tCD\t4* 00 4-4\t05\t183\t00\tCO 00 4\u20144\t00\n175\t-\t174,4\tWO 4\u20141\t175\t16\t175\tCO\n163\t23\t163,3\t27\t164,3\t29\t4^4 CO 4\u20141\tcs\n153,6\t35\t154\tWO CO\t152,2\t35\t154\t34\n145\t26\t\tCO\tTjT\t20\t144\t29\n134\t16\t135\tCO\tCO\t05\t\u20224* CO 4-4\t4^ 4\u20141\nCS\tO\t122\tco\t124\tt-\t124\tt-\n114\tWO\t>o\tcs\tWO\tCS\t114\to\n101\tCO\tCO O\t-\t4\u20144 O 4-4\t-\t102\tCO\n95\t-\t1\t1\t1\t1\t95\tcs\nCO 00\t-\t1\t1\t85\t\u00ab\t83\t-\n78\t-\t1\t1\t1\t1\t1\t1\nMittel werth d.Reihe,\tZahl der F\u00e4lle\tMittelwerth\t1 Zahl der B\u00e4lle\tMittelwerth\tZahl der F\u00e4lle\tMittelwerth\tZahl der F\u00e4lle\nAlechsieff\t\tBuch\t\tSavescu\t\tFoerster\t\nMittelwerth\t89\t94\t103\t112\t123\t135\t144\t154\t164 172,7\t183\nZahl der F\u00e4lle\t1\t5\t7\t8\t7\t16\t22\t28\t23\t13\t7","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"II. Nat\u00fcrliche Durchgangsreactionen (Fig. 8). Controlzeit: 2,2\u00ae \u2014 2,2\u00ae \u2014 1,95\u00ae \u2014 190\u00ae \u2014 1,95\u00ae.\n56\nNicolaus Alechsieff.\n1\t\ti\tZO\ti\tv-\ti\t1\ti\t\t\t1\t1\t1\t1\ti\ti\ti\tI\n1\ti\t05 CS\tvH\ti\ti\ti\t1\t276\tCO\t\t282\t-\t261 I\t-\ti\ti\ti !\ti\n1\ti\t263\tvH\ti\t1\ti\t1\t262 I\tCO\t\t1\t1\t255 I\t-\ti\ti\t251\t-\n1 253\t-\tI\t1\t254\tCO\tco lG CS\tvH\tLG CS\t>o\t\t244\t-\t243 I\t\ti\ti\t1\t1\n243\t\tlG cs\tCO\t244,4\t05\t243\tCS\tLG r* CS\t00\t05\t232\t\t233\t05\t235\tCO\t233\tco\nI 234\t05\t233\tCS\t234\tCS\tI 233 I\t\t235\t05\ts.\t223 I\t\u00ab\t224,4\tLG\t224\tco\t223,4\tLG\n225\tO VH\t224\tCO\t224\t13.\t225\t00\t224\t14\t<U .'S *<D\t215\tl>\t214\tCO\t213\t05\tU0 CS\t22\nCS\t20\tlg cs\tr-\t214,7\tr-\t213,6\t\t214,5\t30\tW\t205\t17\t205\t20\t205\t25\t203\tCS\nI 205\t16\t204\tCS cs\t203\tco vH\t205\t23\t204\t23\t\t193,6\t32\t195\t05\t05\tCS\t194\tIO\n196\t05\tLG 05\t13\t194\t19\t194,5\t\t193\tvH vH\tvon - 2,3\u00ae\tCO co' 00\tCS\tCO 00\t-\tT* 00\t22\t184\t18\n184\t16\tGO\t2\t183\t05\t183,4\t27\tCO^ CG 00\t00\t^ 1 O .\t174\t20\t174\tCO\t174\tI OS\t\tCG CS\n174\t25\tl\u2014\t28\t\tL 15\t174,6\t19\t174\tV\ten heim Eind \u2022olzeit: 2,3\u00ae \u2014 2\tCO\tCS\t164\t05 vH\t164,4\tlG\t164\tco\n163,5\tvH\t163,6\tco\t164\t00\t164,5\tLG TH\tCO\tco\t\t154\tCS\t154,5\tt- vH\t152\t00\tLG\t-\n155\tVH vS\tLG\tr-\t155\t\t154\tCO\t154\tco\t\t145\t\t142,7\to\t146\tt-\t145\tt-\n\tlG\t143\t\t143\t05\t145\t05\t140\tvH\t\u00ab P o ^ -+3 o o O c3\ti Q ?H G0\t135\tcs\t136\t\t132\tcs\t134\t\nCS CO VH\tco\tCS CO vH\t\t134\t-\t133\tCO\t!>\u2022 CO\tvH\t\t1\t1\t\u00abO CS\t-\t124\tco\t122\t-\n125\tCS\t\u00a9 CS\t-\t1\t1\t126\tCS\t1 LG \u00a9\t1\t1 J? o fs Q\t1\t1\tcs\t-\t1161\t-\t1\t1\n1\t1\tco\t-\tI\t1\t100\t-\t\t-\t\t1\t1\t\u00bbo o vH\t-\t1\t1\t1\t1\nMittelwerth d.Reihe\tII Zahl der F\u00e4lle\tMittelwerth\t1 Zahl der F\u00e4lle\tMittelwerth\t| Zahl der F\u00e4lle\tMittelwerth \t\u2014\t\t| Zahl der F\u00e4lle\tMittelwerth\t| Zahl der F\u00e4lle j\t\tMittelwerth\tZahl der F\u00e4lle j\tMittelwerth\tZahl der F\u00e4lle [\tMittelwerth\tZahl der F\u00e4lle |\tMittelwerth\tZahl der F\u00e4lle j\nI Alechsieff\t\tAlmy\t\tFoerster\t\tSavesou\t\tKoch\t\t\tFoerster\t\tAlechsieff\t\t\u2022s S3 w 1\t\tSaveseu\t","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"IX. Variation der Deutlichkeit des Eindrucks: Dr. Buch (Eig. 10). Controlzeit: l,9ff \u2014 1,5\u00b0.\n1\t1\t1\t-\n277\tH\t274\tCS\n1\t1\t267\tH\n1\t1\t256\tCO\n1\t1\t245\tt\u2014\n232\tCO\t234\t\n225\ti\u00df\tCO__ CS cs\t14\n215\too\tl\u00df^ -rjT cs\t23\n204\t24\t205\ti\u00df\nCO 05\t\t195\t22\nT* GO\t25\t184,3\tl\u00df\n173,4\tCS\t<*\t16\n165\tt-\tco\t\n153\tOO\t154\tCS\nr}T\tl\u00df\t145\ti\u00df\nco CO\tCO\t!\t1\nCS CS rH\tcs\t1\t1\nCO\tT\u2014I\t90\trH\nMittelwerth\tZahl der F\u00e4lle\tMittelwerth\tZahl der F\u00e4lle\nTageslicht\t\tElektri-sches Licht |\t\nReactionszeiten bei Durchgangsbeobachtungen.\n57\n\u2022Sf\nK\n\u00a9\nca\ni\n'S\nc3\n\u00d6\nS\n\u00a7\n'S\n05\n'S\no3\n\u00d6\n\u00d6\no\nco\n05\n\u00d6\u00df\nPS\n\u25c4\ncc\n05\nHJ\n\u00d63\nS>\n05\n\u00a3\n05\nn\n\u00e4\n!\tI\t1\t1\ti\t1\n1\t1\t1\t1\ti\t1\n1\t1\t1\t1\ti\t1\n264\trH\t261\trH\ti\t!\n255\tCO\t254\tCO\t255\t-\n246\tI\u00df\t245\t00\tCS\t\u00ab\n233,2\to\t234\tcs\t234\t\n223\tcs\t223\too\t223\tt-\n214\t26\t213\t23\t214\t22\n204\tGO rH\t202\tCO rH\t204\t00\n194,5\tCS\t194\t15\t194\t05\nco oo rH\t20\t184\t22\t183\to cs\n173\to\t173\t14\tCO CO' t-\t23\n162\t05\t164\t05\t165\tT* H\nCO i\u00df\tco\t153\tCO\t153\t\nt\u2014\tcs\t147\tcs\t146\tCO\nOO co rH\trH\t1\t1\t1\t1\n1\t1\t1\t1\t1\t1\nMittelwerth\tZahl der F\u00e4lle\taw,\tMittelwerth\tll Zahl der F\u00e4lle\tMittelwerth\tZahl der F\u00e4lle\nAlechsieff\t\t\t\tAlmy, Hin-u.Her- bewegung\t","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"58\nNicolaus AlechsiefT.\nW \u00d6\n0\nS3\nw\ntao\n1\n\u00eb\n'S\nO\n>\n1\t1\ti\t1\ti\t1\t!\t1\n\u25a0 1\t1\tI 86\tTH\ti\t1\t94\t-\n1\t1\t06\tsH\ti\t1\t105\tCM\n254\tco\t1\t1\t256\t\u25bcH\t1\t1\n1\t1\t243,4\tiO\tCO CM \t\tCO\t1\t1\n235\ti-\t235\t\t234\t1-H\t1\t1\n225\tt-\t224,5\tT\u2014(\t225\t\tin en CM CM\tCM\n214,4\tCO\tCO cm\tlO rH\t214\t-\tm CM\tCO\n204\t22\t204\tcm\t205\t20\t205\tCO\nCO 05 T-H\t23\t195\t18\t194,3\tCO\t194\tco\n184\tco CO\t184,5\t00\t184,3\tCM\t184\tco\n173,6\tCO CM\t174,6\t05\tin f-\tCM\t175\tCM CM\n162,6\t-\tCO\tin\t164,2\tCO\t163,3\tO\n156\t\t153\t\tCO lO\tT\u201cH\tT* tH\t00\n146\tCM\tCO\tm\tTi\u00bb\tCO\tm\tGO\nCM CO\t-\t135\tlO\tin co\tCO\t134,3\tO\n120\t-\t122,6\tart\t122\t\t124\t00\n1\t1\t112\t-\t111,5\tCM\t114\tm\nI Mittelwerth d.Reihe\tZahl der F\u00e4lle\tMittelwerth\t1 Zahl der F\u00e4lle |\tMittelwerth\t| Zahl der F\u00e4lle\tMittelwerth\tZahl der F\u00e4lle\nAlechsieff\t\tKoch\t\tAlmy\t\tSaveseu\t","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"XV. Variation der Geschwindigkeit bei Durchgangsreactionen: 3) Vorbereitungszeit 1,4s (Fig. 14).\nControlzeit: 1\u00b0 \u2014 la \u2014 1,6\u00b0 \u2014 l,6a.\nReactionszeiten bei Dmchgangsbeobachtungen.\n59\n275\tCO\t275\tco\t276\tCS\t1\t1\n267\tCO\t263 3\t\t265\tco\t268\trH\n254\tTf\t254,4\ti\u00df\t253\to-\t257\t-\n244\ti\u00df\t244\tt-\t244\tCO rH\t242\t-\n234,4\tGO\t234\t-\tT* CO \u00abs\tCO\t239\t-\n223\trH CS\t224,4\tr\u2014\t224\tco cs\t225\tCS\n215,2\tt*\t216\t\t214,3\tco\tCO CS\t05\n205\ti\u00df co\t205\tt'- es\t204\tco rH\tg \u00a7\tO\n195,5\tCS\t196\tfr\t194\tCO\t194\t1 33\n184\tCO\tCO GO\tt-\t185\tt\u2014\ti\u00df GO\tTf<\n174,5\tGO\t175\t*>\tco i\u2014\tGO\tTJ< r\u2014\t01 I\nt* co\ti\u00df\t166\t05\t163\tCS\tTf co\tn\n157\tt*\t154,6\ti\u00df\tt* i\u00df\t-\t153\t05\nt*\tco\t146\t-\tr- rH\t-\tCO T* rH\tT*\n132\tCS\tCO\tCS\tTU co\trH\tT* co\tco\nCO (M\tCS\t1\t1\t1\t1\tco cs co\tTt cs\nco\t-\t115\t-\t1\t1\tTf o cf 05\tI\u00df cs\n104\t\tCO rH\t-\t1\t1\tGO o t\u2014\tT* T*\nMittelwerth\tZahl der F\u00e4lle\tMittelwerth\t! Zahl der F\u00e4lle\tMittelwerth\tZahl der F\u00e4lle\tMittelwerth\tZahl der F\u00e4lle\nAlechsieff\t\t1 u\t\tAlmy\t\tSavescu\t\nb\u00df\n\u25a0 rH\nfr\nCO\n<N\no\n05\n\u00a9\nfl\n'S\n\u2022 rH\nUl\n\u00a9\n\u00a9\nni\no\n\u2022 rH\ncn \u00a9\n\u00dc5\n\u00a9\nni\nb\u00df\n\u00f6\nfl\nJh\n\u00a9\nfl\n13\n\u00a9\ng\n1\t1\t1\tCS\t1\t1\t1\t1\n1\t1\t269\trH\t1\t1\t1\t1\n1\t1\t253\t-\t1\t1\t252\t-\n245\t-\t247\t-\t1\t1\t240\t-\n233\tCS\t234\tTt<\t235\tCS\t235\tI\u00df\n224\t05\t224\tGO\t226\trH\t224\t-\n213,5\t00\t213,6\ti\u00df\t212\t\t214\tCS\nco \u00ae cs\tco\t204\t05\t205\t1\u2014\t204\t<0\n194,4\t31 |\t194\tTf< cs\t194\t1r- es\t195\t1 24\n186\tL^iJ\t183\tCS\tCO 00\t23\t184\tI\u00df CS\n175\t*>\t173,6\t22\t173,3\t1 17\t174\t0-\nTf CO\t\t162,3\t\u00ae rH\t164\t18\tT* CO rH\t05\nCO I\u00df\tCO\t153\t*>\tTt* I\u00df\t\tCO i\u00df rH\tt-\n144\t00\t143\tI\u00df\tcs Tf\t\u2022CS\t145\tco\n133 I\tT^\tCO CO\trH\t134\tT*\tt- co\t-\n123\tcs\tT* CS\t-\tcs cs\t-\t123\t-\n!\t1\t1\t1\t!\ti\t1\t1\n1\t1\tO\t-\t!\t1\t1\t1\nMittelwerth d.Reihel\tZahl der F\u00e4lle 1\t1 Mittelwerth\tZahl der F\u00e4lle\tMittelwerth\t1 Zahl der F\u00e4lle\tMittelwerth\tZahl der F\u00e4lle\nAlechsieff\t\t\u25a0s o M '\t\tAlmy\t\tSavescu j\t","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"XVII. Durchgangsreactionen beim Fadennetz im Ocular (Fig. 16).\nControlzeit: 1,3\u00ae \u2014 1,3\u00ae \u2014 1,6\u00ae \u2014 1,6\u00ae.\n60\nNicolaus Alechsieff. Reactionszeiten bei Durchgangsbeobachtungeil.\nI 1\t1\ti\tCO\ti\t-\ti\tCO\n00 t'- es\t\ti\t1\ti\t1\ti\t1\n260\t\u00ab\t269\t-\ti\t1\ti\t1\n255\tCS\tI 253\tvH\ti\t1\ti\t1\n243\tio\t247\t-\t249\t-\t243\t-\n234\t\t231\t\t234,5\tes\t230\tvH\n225\t00\t224\t00\t222 I\t\t225\tco\n213,4\tvH vH\t213,4\tlO\t214\t\tCS\tvH\n204\t| 23\t203,6\t05\t203,4|\tr-\t205\tt-\n194,5\tCO\t193,7\t24\t2\t1 28\t195\t25\n185\t\t183\tCS\t183,6\t00\t183,3\tCO rH\n174\t00\tCO co t-\t22\tco r\u2014 vH\t26\t** t- vH\t28\n164\t00\tCO cs\u201c CO vH\to\t164,4\t12\t164,4\tio\n154\tCO\tCO lO\tt-\t153,3\t10 1\tco HjT t-O\tCO\n146\tIO\t143\t\u00bbo\t144\tCO\tco*'\tlO\n132\tCS\tco co vH\t-\t135\tco\tco co\tco\n*!* iN\tCS\t124\tvH\t123\tco\tcs cs VH\tcs\n1\t1\t101\t-\t107\t\u00ab\t1\ti\nMittelwerte\t1 Zahl der F\u00e4lle\tMittelwerth\t1 Zahl der F\u00e4lle j\tMittelwerth\t1 Zahl der F\u00e4lle |\t| Mittelwerth\t1 Zahl der F\u00e4lle [\nAlechsieff\t\tKoch\t\t1\t\tSavescu\t\ni\tCS\ti\tU0\t278\tCS\ti\t00\ni\t1\t253\tvH\t266\tVH\t1\t!\n00 cs\tcs\taO CS\tvH\tCS cs\t-\t1\t!\n235\tco\t234\tvH\t\u00bbo co cs\t\u00bbo vH\t1\t1\n226\tco\t224\tvH\tCO_ \u00bbo' cs cs\t05\t232,5\tCS\n215\t23\t214,5\tr-\t215\t24\t212,5\tcs\n\u00bbo' o cs\t| 33\t204,5\t38\t205\t26\t203\tco\nco 05 vH\tCO\t196\tvH\t194\tCO vH\t194\t00\n182,5\t16\t184\t20\t184\t19\tCS 00\tO\n172,3\t\t174\t05\t172\tCO\tco c- vH\t26 1\n165\tQO\tI 164\t00\tCO co vH\t00\t163,4\t24 |\n155\t00\tt'- iO\tCS\t\u00bbO \u00bbO\tco\tCO \u00bbo vH\tvH vH\n140\tvH\t145\tcs\tCO H*\t\t143,4\tCO vH\n\u00bbo co \u2022H\tco\t130\tvH\tco co vH\tco\t134,5\tCO\n124\tco\t128,5\tcs\t1\t1\t123\tvH\n\u00bbo\tco\trf<\t-\t1\t1\t112,7\tO\n104\tco\t102\tvH\t1\t1\t105\tvH\n92\tvH\tco 05\t\t1\t1\t72\u201494\tCO cs\n80\tcs\t85\tcs\t1\t1\t\t\nMittelwerth\t1 Zahl der F\u00e4lle\tMittelwerth\t1 Zahl der F\u00e4lle |\tMittelwerth\tZahl der F\u00e4lle |\tMittelwerth\tZahl der F\u00e4lle\nAlechsieff\t\tKoch\t\tAlmy\t\tSavescu j\t","page":60}],"identifier":"lit4470","issued":"1900","language":"de","pages":"1-60","startpages":"1","title":"Reactionszeiten bei Durchgangsbeobachtungen","type":"Journal Article","volume":"16"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:22:14.533836+00:00"}