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{"created":"2022-01-31T13:52:54.797890+00:00","id":"lit4471","links":{},"metadata":{"alternative":"Philosophische Studien","contributors":[{"name":"Smith, Margaret Keiver","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Philosophische Studien 16: 71-133","fulltext":[{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythmus und Arbeit.\nVon\nMargaret Keiver Smith.\nAus dem psychologischen Institut von Prof. E. Meumann in Z\u00fcrich.\nDer vorliegenden Abhandlung \u00fcber den Einfluss des Rhythmus auf k\u00f6rperliche und geistige Arbeit liegt folgender Plan zu Grunde.\nDie Beziehungen zwischen Rhythmus und Arbeit sind zwar in letzter Zeit wiederholt behandelt worden, jedoch gehen die bisherigen Arbeiten nicht \u00fcber die Sammlung gelegentlicher Beobachtungen und die Aufstellung von Hypothesen \u00fcber den Einfluss des Rhythmus auf die Arbeit hinaus. Es fehlt sowohl an einer systematischen Feststellung der Thatsachen, als an wissenschaftlich begr\u00fcndeten Erkl\u00e4rungsversuchen, die den Einfluss der rhythmischen Regulirung des Arbeitstempos auf die Quantit\u00e4t und Qualit\u00e4t verschiedener Arten geistiger und k\u00f6rperlicher Arbeit unserm Verst\u00e4ndnis nahe bringen. Wir wissen nicht einmal, unter welchen Bedingungen rhythmische Arbeit wirklich ein gr\u00f6\u00dferes Quantum und eine bessere Qualit\u00e4t der Leistung garantit als unrhythmische; wir kennen die Erm\u00fcdungswirkung der einen oder andern Art von Arbeit nicht; es gibt keine zuverl\u00e4ssigen Angaben dar\u00fcber, welche Gebiete geistiger und k\u00f6rperlicher Arbeit es sind, die durch den Rhythmus g\u00fcnstig beeinflusst werden, und es w\u00fcrde ganz besonders w\u00fcnschenswerth sein, einfache geistige Leistungen unter dem Einfluss des Rhythmus zu untersuchen, und die p\u00e4dagogische Bedeutung der Beziehungen zwischen Arbeit und Rhythmus festzustellen.\nEbenso fehlt es an einer Erkl\u00e4rung des Zusammenhangs zwischen rhythmischer Regulirung der Arbeit und dem wechselnden Erfolge derselben. Was insbesondere B\u00fccher in seiner h\u00f6chst werthvollen Materialiensammlung zu dieser Frage an Erkl\u00e4rungsversuchen","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\nMargaret Keiver Smith.\nbeibringt, bedarf noch der Best\u00e4tigung und Erweiterung nach der psychologischen wie physiologischen Seite hin. Welche Seite unseres geistigen Lebens ist es, in der wir den Einfluss des Rhythmus zu suchen haben? Wirken akustische Reize oder rhythmisch geordnete Bewegungsempfindungen prim\u00e4r auf das Gef\u00fchl, oder haben sie eine directe Beziehung zu motorischen Innervationen oder zur Regulirung der Arbeit unsrer Aufmerksamkeit?\nB\u00fccher scheint sich (\u00e4hnlich auch Billroth) zu sehr an solche F\u00e4lle zu halten, in denen die arbeitenden Individuen Tempo und Takt selbst w\u00e4hlen k\u00f6nnen, wie etwa beim Singen w\u00e4hrend der Arbeit, oder in denen beides durch Arbeitsgenossen bestimmt wird. In diesem Falle wird der Einfluss des Rhythmus auf die Arbeit meist ein g\u00fcnstiger sein ; der Rhythmus zwingt zur Arbeit, aber Tempo und Pausen sind den Kr\u00e4ften des Einzelnen einigerma\u00dfen angepasst. Ganz anders stellt sich die Sache, wenn Rhythmus und Tempo dem Individuum durch rein objective Verh\u00e4ltnisse vorgeschrieben werden, wie es stets der Fall ist, wenn ein Arbeiter sich nach dem Tempo einer Maschine mit seinen Handgriffen richten muss. In solchen F\u00e4llen kann gerade die rhythmische Ordnung der motorischen Impulse verm\u00f6ge des unerbittlichen Zwanges, mit welcher der Arbeitende fortgetrieben wird, zu einem au\u00dferordentlich hohen Grad von Erm\u00fcdung f\u00fchren, die nach bekannten psychologischen Erfahrungen noch gesteigert wird durch die emotionell erregende Wirkung des Rhythmus. Die emotionelle Erregung wirkt anfangs erleichternd, auf die Dauer vermehrt sie bedeutend die Abspannung des Arbeitenden. Das Wohl des arbeitenden Individuums wird einem gesteigerten Arbeitsquantum geopfert.\nDie Versuche, welche in der folgenden Abhandlung beschrieben werden, wollen nur einen Vorsto\u00df in der Richtung unseres Themas machen. Sie sind ein erster Versuch, die Thatsachen festzustellen und einige Erkl\u00e4rungen als wahrscheinlich zu beglaubigen. Schon dieser Versuch zeigt aber, dass in der Frage der Beziehungen zwischen Rhythmus und Arbeit ein gro\u00dfes Forschungsgebiet vorliegt, das nach vielen Seiten den psychophysiologischen Untersuchungen neue Materialien und neue Fragen bringen wird.\nInsbesondere hat die Auswahl der Arbeitsgebiete, die von der Verfasserin in ihren Beziehungen zum Rhythmus untersucht wurden,","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythmus und Arbeit.\n73\nzahlreiche Ber\u00fchrungspunkte mit Fragen der Psychophysik und der Psychologie des Ged\u00e4chtnisses ergeben.\nDiese Auswahl geschah nach folgendem Princip. Es wurde eine Stufenfolge von Arbeiten hergestellt, die wir kurz als niedere und h\u00f6here bezeichnen k\u00f6nnen, und welche jedes Mal mit und ohne Rhythmus ausgef\u00fchrt wurden. Die niedrigste Stufe bildete die blo\u00dfe Muskelarbeit, die auf psychischer Seite nichts als die richtige Vertlieilung und Abstufung der Bewegungsimpulse erfordert. Von hier aus sollte der psychische Antheil an der \u00bbArbeit\u00ab allm\u00e4hlich ein immer gr\u00f6sserer werden.\nIn der ersten Versuchsreihe wurde am Ergographen in der bekannten Weise ein Gewicht mit dem Mittelfinger gehoben, bis zu \u00bbtotaler Erm\u00fcdung\u00ab der Versuchsperson. Die Hebung des Gewichtes wurde einmal ganz beliebig ausgef\u00fchrt, mit der blo\u00dfen Anweisung, dass nach jeder Beuge- und Streckbewegung keine eigentliche Ruhepause gestattet sei, sondern sogleich fortgefahren werde; sodann arbeiteten die Versuchspersonen in verschieden vorgeschriebenem Rhythmus und Tempo. Die Arbeit am Ergographen kann als niedrigste Art der Arbeit bezeichnet werden. Die Versuchsperson hat nichts zu thun, als einen belasteten (\u00fcberlasteten) Muskel vollst\u00e4ndig und gleichm\u00e4\u00dfig zu contrahiren und wieder zu strecken, von einer Qualit\u00e4t der Arbeit kann fast nicht die Rede sein, h\u00f6chstens kommt diese insofern in Betracht, als das Gewicht nach M\u00f6glichkeit gleich hoch gehoben werden muss, und die Curve der Hubh\u00f6hen keinen wirklich unregelm\u00e4\u00dfigen Verlauf zeigen darf. Der Mangel, der in dieser qualitativen Minderwertigkeit der Arbeit am Ergographen liegt, sollte ausgeglichen werden durch eine von Herrn Professor Meumann vorgeschlagene Modification der Versuche, \u00fcber die er in Kurzem seihst berichten wird.\nEine zweite Reihe von Experimenten untersucht das rhythmische Schreiben. Einfache buchstaben\u00e4hnliche Formen oder Buchstaben oder Silben wurden abwechselnd mit und ohne Rhythmus geschrieben. Hierbei kann die Qualit\u00e4t der Leistung und der geistige Antheil schon eine gr\u00f6\u00dfere Bedeutung f\u00fcr den Ausfall der Versuche gewinnen.\nEine dritte Reihe von Versuchen pr\u00fcft den Einfluss des Rhythmus und des Tempos auf die Vergleichung gehobener Gewichte. Die","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74\nMargaret Keiver Smith.\nVersuche Fechner\u2019s (wesentlich modificirt) wurden hierbei zu Grunde gelegt. Bei der Vergleichung gehobener Gewichte bedarf es schon eines bedeutenden Ma\u00dfes geistiger Concentration auf die kinaestheti-schen Empfindungen (\u00bbBewegungsempfindungen\u00ab, nicht auf die He-bungsgeschwindigkeit, wie unsere Versuche \u00fcberzeugend darthun), um richtige Urtheile zu f\u00e4llen. Die Versuche stehen daher wieder eine Stufe h\u00f6her als die Schreibversuche.\nEine vierte Reihe pr\u00fcft den Einfluss des Rhythmus, bezw. verschiedener Versma\u00dfe auf die Arbeit des Ged\u00e4chtnisses, durch Auswendiglernen von Buchstaben und sinnlosen Silben mit und ohne vorgeschriebenen Sprechtakt.\nEine f\u00fcnfte Reihe verfolgte die Absicht, die Wirkung des Rhythmus auf eine geistige Arbeit zu untersuchen, welche m\u00f6glichst wenig motorischen Charakter hat. Es sollte hiermit die Beantwortung der Frage versucht werden, ob der Rhythmus auch \u00fcber das Gebiet motorischer Innervationen hinaus geistige Arbeit g\u00fcnstig beeinflussen k\u00f6nne. Zu diesem Zwecke wurden Versuche mit \u00bbrein visuellem\u00ab Lernen nach einer neuen von Herrn Professor Meumann angegebenen Methode veranstaltet.\nDas Ergebniss aller Versuche wird in dem Schlusscapitel er\u00f6rtert; jedoch beh\u00e4lt die Verfasserin sich vor, die Versuche sowohl wie die vorliegenden Resultate in einer sp\u00e4teren Abhandlung nach der psychologischen, p\u00e4dagogischen und national\u00f6konomischen Seite hin zu erweitern und theoretisch zu verwerthen.\nI.\nVersuche mit dem Ergographen.\nDie ergographischen Versuche finden hier nur eine kurze Erw\u00e4hnung, weil ihr Resultat zweifelhaft blieb. Der verwendete Ergograph war ein in vielen Punkten verbesserter Apparat nach Kraepelin (von Herrn Mechaniker Zimmermann in Leipzig ausgef\u00fchrt). Die Verbesserungen erstreckten sich namentlich auf die genauere Controfle der Arm- und Fingerlage, die durch besondere Anschl\u00e4ge genau von Versuch zu Versuch controllirt wurde. Es war anfangs die Absicht des Versuchsleiters, unrhythmische Arbeit am Ergographen mit rhythmischer bei verschiedenem Tempo zu vergleichen. Zu diesem Zwecke","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythmus und Arbeit.\n75\nwurden mehrere Versuchspersonen ausgew\u00e4hlt, die nie am Ergogra-phen gearbeitet hatten, die also nicht wussten, dass gew\u00f6hnlich die Gewichtshebnngen nach dem Takt des Metronoms ausgef\u00fchrt werden.\nDie Versuchspersonen arbeiteten in der \u00fcblichen Weise: bei den \u00dfeugebewegungen des Mittelfingers der rechten Hand wurde ein Gewicht von 5 kg (von den weiblichen Mitarbeitern 4 kg) bis zu \u00bbtotaler Erm\u00fcdung\u00ab1) gehoben, w\u00e4hrend der Unterarm und die \u00fcbrigen Finger regungslos gefesselt waren. Bei Streckbewegungen hoben die Versuchspersonen 2 oder 3 kg. Jeder Versuchsperson wurde zun\u00e4chst \u00bbbeliebiges Heben\u00ab gestattet.\nWir hofften, dass der eine oder andere unrhythmisch oder doch in relativ unregelm\u00e4\u00dfiger Zeitfolge seine Hebungen ausf\u00fchren w\u00fcrde, um dann sp\u00e4ter nach dem Metronom in gegebenem Takt arbeiten zu lassen. Allein jede Versuchsperson arbeitete stets sogleich nach den ersten 2\u20143 Hebungen in einem ziemlich schnellen, oft weniger als\n2\tSec. betragenden Tempo mit gro\u00dfer Gleichm\u00e4\u00dfigkeit, wobei der Rhythmus, der durch die abwechselnde Hebung und Senkung des Gewichts entsteht, sofort als Reiz zu vollkommen taktm\u00e4\u00dfiger Folge der Bewegungen wirkt. Ein eigentlicher Vergleich zwischen rhythmischer und unrhythmischer Arbeit am Ergographen erscheint also fast als ausgeschlossen. Trotzdem zeigten sich gewisse Unterschiede in dem Erfolg der ergographischen Hebungen mit und ohne Metronom. Die Arbeit bei gegebenem Rhythmus ist etwas gleichm\u00e4\u00dfiger, und wenn die Versuchsperson f\u00fcr Rhythmus empf\u00e4nglich ist, pflegt f\u00fcr sie bei einem bestimmten Tempo, das individuell \u00fcbrigens au\u00dferordentlich verschieden ist, die quantitativ g\u00fcnstigste Arbeitsleistung einzutreten. Am auffallendsten war dies bei einer Versuchsperson, Fr\u00e4ulein Bo., welche bei dem schnellen Tempo von 100 Metronomschl\u00e4gen in der Sec., bei\n3\tkg Gewicht eine bedeutend h\u00f6here Arbeitsleistung zeigte als ohne Rhythmus; bezw. bei den ersten, selbstgew\u00e4hlten Hehungszeiten.\nWegen der Unbestimmtheit des Ergebnisses der ergographischen Versuche geht die Verfasserin nicht n\u00e4her auf sie ein und verweist auf die oben erw\u00e4hnten Versuche von Prof. Meumann, die heim Abschluss dieser Abhandlung noch nicht beendet waren.\n1) lieber die Berechtigung dieses Ausdrucks vgl. D. Grineff, Pr\u00fcfung der Methoden zur Messung geistiger Erm\u00fcdung, Z\u00fcrich 1898.","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76\nMargaret Keiver Smith.\nn.\nVersuche mit Schreib\u00fcbungen.\nDie ersten Versuche waren eine Reihe von einfachen Schreib\u00fcbungen, deren Zweck war, zu finden, ob das Schreiben mit einem bestimmten Takte leichter w\u00e4re als ohne Takt, und oh die Quantit\u00e4t oder Qualit\u00e4t der Leistung unter den verschiedenen Zust\u00e4nden dabei beeinflusst w\u00fcrde. Es wurde eine Einheit der Arbeit gew\u00e4hlt, die immer wiederholt werden sollte und deren Bewegungen sich den Schl\u00e4gen des Metronoms leicht anpassen lie\u00dfen. Die Einheit, die zuerst gew\u00e4hlt wurde, war das umgekehrte Oval und entsprach der\nnebenstehenden Figur: /ffl/ffl./ffl/ffl Bei der Ausf\u00fchrung dieses Ovals sind vier nacheinander folgende Bewegungen m\u00f6glich, ohne die Feder vom Papier aufzuheben. Um der Schreib\u00fcbung den Charakter einer bestimmten Arbeitsleistung zu gehen, wurden die Versuchspersonen angehalten, allen Figuren die gleiche H\u00f6he von ungef\u00e4hr 12 mm und dem mittleren geschlossenen Oval in halber H\u00f6he den gr\u00f6\u00dften Quadratdurchmesser zu geben, der den beiden Abst\u00e4nden der seitlichen auf- und absteigenden Linien entsprechen sollte. Die ganze Breite einer Figur betrug ungef\u00e4hr die H\u00e4lfte ihrer H\u00f6he. Diese Proportionen immer heizuhehalten, machte das Ziel aus, nach dessen Erreichung die Versuchsperson immer strebte.\nWegen der Besch\u00e4ftigung der Versuchspersonen rwar es unm\u00f6glich die Versuche jeden Tag nacheinander fortzuf\u00fchren, deswegen wurden sie so eingerichtet, dass sie an jedem zweiten Tage zu derselben Zeit stattfanden.\nDie Versuchsperson, Herr stud. phil. Re., ein Deutscher, war f\u00fcr den Rhythmus empf\u00e4nglich, aber an das Metronom nicht gew\u00f6hnt. Er war musikalisch und hatte von fr\u00fcherher Erfahrung \u00fcber das Schreiben nach dem Takt.\nDie Reihe der Versuche dauerte zehn Tage, w\u00e4hrend welcher Zeit die Versuchsumst\u00e4nde nicht ge\u00e4ndert wurden. Das Metronom wurde f\u00fcr 60 Schl\u00e4ge per Minute eingestellt. Das Schema der Versuche war wie folgt:\nI. Tag. 12. Juli 1898. Anfang 2 Uhr 40 Min., Ende 3 Uhr 10 Min.\n1.\tUebung 2 Uhr 40 Min. bis 2 Uhr 50 Min. Ohne Metronom.\n10 Min. Pause von 2 Uhr 50 Min. bis 3 Uhr.\n2.\tUebung 3 Uhr bis 3 Uhr 10 Min. Mit Metronom 60.","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythmus und Arbeit.\n77\nII.\tTag. 14. Juli 1898. Anfang 2 Uhr 40 Min., Ende 3 Uhr 10 Min.\n1.\tUebung 2 Uhr 40 Min. bis 2 Uhr 50 Min. Mit Metronom 00.\n10 Min. Pause von 2 Uhr 50 Min. bis 3 Uhr.\n2.\tUebung 3 Uhr bis 3 Uhr 10 Min. Ohne Metronom.\nIII.\tTag. 16. Juli 1898. Anfang 2 Uhr 40 Min., Ende 3 Uhr 10 Min.\n1.\tUebung 2 Uhr 40 Min. bis 2 Uhr 50 Min. Ohne Metronom.\n10 Min. Pause von 2 Uhr 50 Min. bis 3 Uhr.\n2.\tUebung 3 Uhr bis 3 Uhr 10 Min. Mit Metronom.\nIV.\tTag. 18. Juli 1898. Anfang 2 Uhr 40 Min., Ende 3 Uhr 10 Min.\n1.\tUebung 2 Uhr 40 Min. bis 2 Uhr 50 Min. Mit Metronom 60.\n10 Min. Pause von 2 Uhr 50 Min. bis 3 Uhr.\n2.\tUebung 3 Uhr bis 3 Uhr 10 Min. Ohne Metronom.\nV.\tTag. 20. Juli 1898. Anfang 2 Uhr 40 Min., Ende 3 Uhr 10 Min.\n1.\tUebung 2 Uhr 40 Min. bis 2 Uhr 50 Min. Ohne Metronom.\n10 Min. Pause von 2 Uhr 50 Min. bis 3 Uhr.\n2.\tUebung 3 Uhr bis 3 Uhr 10 Min. Mit Metronom 60.\nVI.\tTag. 22. Juli 1898. Anfang 2 Uhr 40 Min., Ende 3 Uhr 10 Min.\n1.\tUebung 2 Uhr 40 Min. bis 2 Uhr 50 Min. Mit Metronom 60.\n10 Min. Pause von 2 Uhr 50 Min. bis 3 Uhr.\n2.\tUebung 3 Uhr bis 3 Uhr 10 Min. Ohne Metronom.\nVII.\tTag. 24. Juli 1898. Anfang 2 Uhr 40 Min., Ende 3 Uhr 10 Min.\n1.\tUebung 2 Uhr 40 Min. bis 2 Uhr 50 Min. Ohne Metronom.\n10 Min. Pause von 2 Uhr 50 Min. bis 3 Uhr.\n2.\tUebung 3 Uhr bis 3 Uhr 10 Min. Mit Metronom 60.\nVIII.\tTag. 26. Juli 1898. Anfang 2 Uhr 40 Min., Ende 3 Uhr 10 Min.\n1.\tUebung 2 Uhr 40 Min. bis 2 Uhr 50 Min. Mit Metronom 60.\n10 Min. Pause von 2 Uhr 50 Min. bis 3 Uhr.\n2.\tUebung 3 Uhr bis 3 Uhr 10 Min. Ohne Metronom.\nIX.\tTag. 28. Juli 1898. Anfang 2 Uhr 40 Min., Ende 3 Uhr 10 Min.\n1.\tUebung 2 Uhr 40 Min. bis 2 Uhr 50 Min. Ohne Metronom.\n10 Min. Pause von 2 Uhr 50 Min. bis 3 Uhr.\n2.\tUebung 3 Uhr bis 3 Uhr 10 Min. Mit Metronom 60.\nX.\tTag. 30. Juli 1898. Anfang 2 Uhr 40 Min., Ende 3 Uhr 10 Min.\n1.\tUebung 2 Uhr 40 Min. bis 2 Uhr 50 Min. Mit Metronom 60.\n10 Min. Pause von 2 Uhr 50 Min. bis 3 Uhr.\n2.\tUebung 3 Uhr bis 3 Ulir 10 Min. Ohne Metronom.\nEs wurden also t\u00e4glich zwei Uebungen von je 10 Minuten vor-genommen, zwischen denen eine gleichlange Pause lag; die ganze Zeit einer Uebung betrug also an jedem Tage HO Minuten. Am ersten Tage fand die Uebung vor der Pause ohne Metronom und die nach der Pause mit demselben statt; am zweiten Tage wurde das Metronom w\u00e4hrend der ersten Uebung angewandt, w\u00e4hrend der zweiten","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"78\nMargaret Keiver Smith.\nUebung dagegen nicht. In dieser Weise wechselte der Gebrauch des Metronoms w\u00e4hrend der zehn Tage zwischen den Uebungen ab, um die m\u00f6gliche Erm\u00fcdung der zweiten Periode zu compensiren. Das Schema des dritten Tages war dasselbe wie das des ersten, dagegen entsprach das Schema des vierten Tages dem des zweiten u. s. w. Die Zeit wurde mit einer \u00bb F\u00fcnftelsecundenuhr \u00ab gemessen.\nDie folgende Tafel enth\u00e4lt die Resultate w\u00e4hrend dieser Zeit.\nOhne\tMetronom\t\tMit Metronom\t\t60\nTage\tZeit\tEinheiten\tTage\tZeit\tEinheiten\n1. 12. Juli 98\t240\u2014250\t69\t1. 12. Juli 98\t3 \u2014310\t130\n2. 14.\t3 \u20143W\t143\t2. 14.\t240\u2014250\t140\n3. 16.\t240\u2014250\t111\t3. 16.\t3 \u2014310\t146\n4. 18.\t3 \u2014310\t146\t4. 18.\t240\u2014250\t137\n5. 20.\t2\u00ab\u201425\u00bb\t137\t5. 20.\t3 \u2014310\t145\n6. 22.\t3 \u201431\u00b0\t157\t6. 22.\t240_250\t133\n7. 24.\t240\u2014250\t137\t7. 24.\t3 \u2014310\t143\n8. 26.\t3 \u2014310\t145\t8. 26.\t240\u2014250\t125\n9. 28.\t240\u20142=0\t130\t9. 28.\t3 \u2014310\t147\n10. 30.\t3 \u2014310\t142\t10. 30.\t\u00bb\t240\u2014 250\t150\n1317(1172)\t\t\t1396 (1271 j\t\t\nWegen einer St\u00f6rung am achten Tage war die Leistung der ersten Uebung (mit Metronom) quantitativ bedeutend geringer als die der zweiten Uebung desselben Tages (ohne Metronom). Deswegen sind die Berechnungen auf zweierlei Art ausgef\u00fchrt, n\u00e4mlich zun\u00e4chst mit den Leistungen dieses Tages, in welchem Falle die Summe der Einheiten f\u00fcr die zehn Uebungen mit dem Metronom 1396 betr\u00e4gt, das hei\u00dft 79 mehr als die Summe der Einheiten f\u00fcr die zehn Uebungen ohne Metronom, und dann ohne die Resultate der beiden Uebungen des achten Tages, in welchem Falle die Summe der Einheiten f\u00fcr die zehn Uebungen mit dem Metronom 1271 war, das hei\u00dft 99 mehr, als die Summe der Einheiten f\u00fcr die zehn Uebungen ohne Metronom.","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythmus und Arbeit.\n79\nDer gr\u00f6\u00dfte Unterschied zwischen den Leistungen mit und ohne Metronom ergibt sich aus einem Vergleich der Resultate f\u00fcr den ersten Tag, an welchem die erste Uebung ohne Metronom stattfand. Die Versuchsperson schrieb w\u00e4hrend der ganzen Versuchszeit von 10 Minuten ohne Unterbrechung, aber in einem Tempo, das viel langsamer als das vom Metronom angegebene war. Vach dem ersten Gebrauche des Metronoms war der Einfluss desselben auf das von der Versuchsperson eingeschlagene Tempo deutlich erkennbar. Die Bewegungen wurden von nun an stets nach dem angegebenen Tempo auszuf\u00fchren gesucht, weshalb die Quantit\u00e4t der Leistungen nie wieder zu der der ersten Uebung herabsank. Der Einfluss des Metronoms auf die Uebungen ohne Metronom war am auffallendsten an den Tagen, an welchen ihnen Uebungen mit Metronom vor der Pause vorausgingen; dies war der Fall am 2., 4., 6., 8. und 10 Tage. Oft waren an diesen Tagen die Leistungen w\u00e4hrend der Uebungen ohne Metronom gr\u00f6\u00dfer als diejenigen w\u00e4hrend der Uebungen mit demselben.\nUm den Einfluss des Metronoms auf die Uebungen, bei denen es nicht gebraucht wurde, n\u00e4her zu zeigen, ist ein Vergleich zwischen den Uebungen, in welchen das Metronom am Anfang des Versuches gebraucht wurde, und denjenigen, in welchen es nicht am Anf\u00e4nge angewendet wurde, in folgender Tabelle angestellt worden.\nMit Metronom am Anfang\t\tOhne Metronom am Anfang\t\nTage\tEinheiten\tTage\tEinheiten\n1. 12. Juli\t69\t2. 14. Juli\t140\n3. 16.\t\u00bb\t111\t4. 18.\t\u00bb\t137\n5. 20.\t\u00bb\t137\t6. 22. \u00bb\t133\n7. 24.\t\u00bb\t137\t8. 26. \u00bb\t125 +\n0. 28. \u00bb\t130\t10. 30.\t>\t150\n\t584\t\t685\n+ St\u00f6rung 685 \u2014 584\n101\nHier ist die Summe der Leistungen an den Tagen, wo das Metronom am Anfang des Versuches gebraucht wurde, um 101 gr\u00f6\u00dfer als","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"80\tMargaret Keiver Smith.\ndie Summe der Leistungen an den Tagen, wo es am Anf\u00e4nge nicht gebraucht wurde.\nVergleicht man die Uehungen, die mit dem Metronom am Anf\u00e4nge eines Versuches stattfanden, mit denjenigen, bei welchen es nach der Pause angewendet wurde, so sieht man, dass die Resultate dieser Gruppe die der ersteren um ein Geringes \u00fcbertreffen.\n+ 711 \u2014 685\n26\nBei der zweiten Uebung war die Versuchsperson f\u00fcr die Arbeit immer etwas besser disponirt als bei der ersten. Dies ist vielleicht der Grund f\u00fcr die etwas gr\u00f6\u00dfere Leistung w\u00e4hrend der zweiten Uebung.\nUm den Einfluss des Metronoms auf die Uehungen, bei denen kein Metronom gebraucht wurde, klarer sehen zu k\u00f6nnen, folgt ein Vergleich zwischen den Resultaten der Uehungen ohne Metronom am Anf\u00e4nge und denjenigen der Uehungen ohne Metronom am Ende des Versuches.\nHier zeigt sich, dass der Gebrauch des Metronoms bei der ersten Uebung einen bedeutenden Einfluss auf die Resultate der zweiten gehabt hat. Das Tempo der Versuchsperson wurde dabei bestimmt, so dass sie mehr leisten konnte, als wenn sie nach Belieben schrieb.\nBei einem Tempo von 60 Schl\u00e4gen per Minute und der Noth-wendigkeit, vier Bewegungen hei jeder Einheit auszuf\u00fchren, war die gr\u00f6\u00dfte m\u00f6gliche Leistung in 10 Minuten 150 Einheiten. Am ersten Tage hat die Versuchsperson diesen Takt eingehalten und 150 Einheiten geschrieben, ohne einen Schlag des Metronoms zu verlieren. Am sechsten Tage aber betrug die Leistung hei der zweiten Uebung\nMetronom bei der 1. Uebung\t\tMetronom bei der 2. Uebung\t\nTage\tEinheiten\tTage\tEinheiten\n2. 14. Juli\t140\t1. 12. Juli\t130\n4. 18.\t\u00bb\t137\t3. 16.\t\u00bb\t146\n6. 22. \u00bb\t133\t5. 20.\t*\t145\n8. 26. \u00bb\t125 +\t7. 24.\t\u00bb\t143\n10. 30.\t\u00bb\t150\t9. 28.\t\u00bb\t147\n\t685\t\t711","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythmus und Arbeit.\n81\nohne Metronom 157 Einheiten in 10 Minuten. In diesem Falle berichtete die Versuchsperson, dass sie mit dem Tempo der vorhergehenden Uebung angefangen und dasselbe allm\u00e4hlich beschleunigt habe. Ihr gew\u00f6hnliches Tempo war zu dieser Zeit langsamer als das Tempo des Metronoms, und diese unwillk\u00fcrliche Beschleunigung war der Anfang einer Entwicklung in ihren Bewegungen, die sp\u00e4ter bei anderen rhythmischen Uebungen sehr bemerkbar war. Zu dieser Zeit hat sie immer gesagt, dass 60 Bewegungen der Hand per Minute genug w\u00e4ren ; sp\u00e4ter hat sie eine ungew\u00f6hnliche F\u00e4lligkeit, irgend ein gegebenes Tempo anzunehmen und sich danach einzurichten, bewiesen.\n733 \u2014 584\n149\nIn Bezug auf den Gebrauch des Metronoms bei der ersten Uebung des zweiten Tages (14. Juli) hat die Versuchsperson selber berichtet: \u00bbIn den letzten vier Minuten etwa ging die Arbeit leichter von statten; in den ersten vier Minuten dagegen schien mir das Tempo kaum einhaltbar, wodurch ein unangenehmes Gef\u00fchl erzeugt wurde\u00ab.\nBei der zweiten Uebung (ohne Metronom) an diesem Tage berichtet sie: \u00bbW\u00e4hrend dieser Uebung verfiel ich unwillk\u00fcrlich in das vom Metronom vorher angegebene Tempo, welches ich bis zum Schluss der Uebung einhielt\u00ab.\nAm dritten Tage (16. Juli) berichtet sie nach der ersten Uebung (ohne Metronom) : \u00bbAuch heute verfiel ich schon bei der zweiten Zeile in ein Tempo, das dem etwa gleich war, welches fr\u00fcher angegeben wurde\u00ab.\nAm sechsten Tage (22. Juli) hat sie protokollirt: \u00bbBei der zweiten\nWundt, PMlos. Studien. XYI.\t6\nOhne Metronom bei der 1. Uebung\t\tOhne Metronom bei der 2. Uebung\t\nTage\tEinheiten\tTage\tEinheiten\n1. 12. Juli\t69\t2. 14. Juli\t143\n3. 16.\t\u00bb\t111\t4. 18.\t\u00bb\t146\n5. 20.\t\u00bb\t137\t6. 22. \u00bb\t157\n7. 24.\t\u00bb\t137\t8. 26. \u00bb\t145\n9. 28.\t>\t130\t10. 30.\t\u00bb\t142\n\t584\t\t733","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"82\nMargaret Reiver Smith.\nUebung ohne Metronom glaube ich mit dem vorigen Tempo angefangen zu haben; w\u00e4hrend des Schreibens hat es sich jedoch beschleunigt\u00ab.\nAm achten Tage (26. Juli) berichtet sie: \u00bbDurch eine l\u00e4ngere Unterbrechung ist die heutige Leistung quantitativ hinter den Leistungen der vorhergehenden Uebungen zur\u00fcckgeblieben, und zwar um etwa eine Reihe\u00ab.\nSchlussbemerkungen.\nDas Ergebniss dieser Reihe von Versuchen l\u00e4sst sich so for-muliren.\n1.\tJede Person hat ihr eigenes Tempo zur Schreibbewegung, welches zwischen gewissen Grenzen ver\u00e4nderlich ist.\n2.\tDer angewendete Takt ist geeignet, die Tr\u00e4gheit und die Erm\u00fcdung zwischen gewissen Grenzen zu compensiren, indem er die Quantit\u00e4t der Leistung garantirt.\n3.\tEs ist zweifelhaft, ob der Rhythmus direct auf die Qualit\u00e4t der Arbeit wirkt. Auf die Quantit\u00e4t derselben ist er direct wirksam und zwar aus dem unter 2 angegebenen Grunde.\n4.\tAlle regelm\u00e4\u00dfigen, schnell wiederkehrenden Bewegungen desselben Gliedes des K\u00f6rpers haben die Tendenz, taktm\u00e4\u00dfig zu werden, und k\u00f6nnen Anlass zur Perception bestimmter Rhythmen sein.\n5.\tIn den Tabellen tritt der Einfluss des Rhythmus auf die Qualit\u00e4t der Leistung nicht hervor. Dieser ist aber nicht minder bemerkenswerth, als die quantitative Steigerung der Schreibleistung. In den meisten F\u00e4llen wird die Qualit\u00e4t der Buchstaben verschlechtert, ihre Ausf\u00fchrung ist weniger genau; die Qualit\u00e4t nimmt sehr ab, sobald das Tempo f\u00fcr die Versuchsperson irgend zu schnell ist, sie scheint dabei dem Zwange zur Erreichung eines durch den Rhythmus bedingten Quantums geopfert.\nEs wird Aufgabe der anderen Experimente sein, diese Ansichten zu best\u00e4tigen oder zu verneinen.\nZweite Reihe von Versuchen.\nUm den Einfluss des Metronoms auf die Uebungen, die ohne Metronom ausgef\u00fchrt wurden, zu vermeiden, wurde eine Reihe von Versuchen f\u00fcr 10 Tage eingerichtet, in welcher die Versuchsperson die ersten f\u00fcnf Tage ohne und die zweiten f\u00fcnf mit Metronom schrieb.","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythmus und Arbeit.\n83\nDie Resultate von diesen zwei Gruppen von Versuchen (ohne und mit Metronom) wurden verglichen. Der Zweck der Versuche war identisch mit dem vorher erw\u00e4hnten.\nT\u00e4glich fand nur eine Uehung von 15 Minuten statt. \"Wie hei den vorigen Versuchen war das Metronom f\u00fcr 60 Schl\u00e4ge per Minute eingestellt. Die Einheit der Arbeit war das Wort: \u00bbminim\u00ab.\nF\u00fcr das Schreiben waren folgende Bedingungen gestellt: Die Buchstaben sollten alle gleich hoch sein (5 mm). Die Distanzen zwischen den einzelnen Buchstaben sollten folgende sein:\nDistanz zwischen l\tund\t2\t(m-i ) \u2014 7 mm,\n\u00bb\t>\t2\t\u00bb\t3\t(\tir-n ) = 5 mm,\n\u00bb\t\u00bb\t3\t\u00bb\t4\t(\t\u00ab-/ ) = 5 mm,\n\u00bb\t\u00bb\t4\t\u00bb\t5\t(\tir-m) = 7 mm.\nBeim Schreiben des Wortes wurde jede Bewegung von oben nach unten mit dem Schlage des Metronoms ausgef\u00fchrt, so dass das Schreiben jedes Wortes eine Zeit von 10 Secunden erforderte. Mit einem Tempo von 60 Schl\u00e4gen per Minute betrug die gr\u00f6\u00dfte m\u00f6gliche Leistung in 15 Minuten 90 Einheiten.\nDie Versuchsperson, Herr stud, pliil. Ma. war ein Grieche. Er war an die lateinische Schrift nicht besonders gew\u00f6hnt, und f\u00fcr den akustischen Takt gar nicht empf\u00e4nglich.\nDie Leistungen an den verschiedenen Tagen sind auf der folgenden Tafel zusammengestellt.\nDieser Gewinn auf der Seite des angewendeten Taktes ist nicht so unbedeutend, wie es auf den ersten Blick scheint, wenn wir uns erinnern, dass f\u00fcr die Leistung jeder Einheit eine Zeit von 10 Secunden n\u00f6tliig war. Dazu kommt noch, dass auch bez\u00fcglich der Qualit\u00e4t der Arbeit eine bedeutende Verbesserung zu bemerken war. Am Anfang der Uebungen waren die Buchstaben nicht voneinander getrennt, ja kaum voneinander zu unterscheiden. Bei den Versuchen ohne Metronom war das Schreiben ohne Charakter und machte mehr den Eindruck des Anfangsschreibens eines Kindes. Erst der angewendete Takt gab den Bewegungen der Hand (und der Finger) eine gewisse Regelm\u00e4\u00dfigkeit, die bei den Uebungen ohne Takt gar nicht zu sehen war.\nWie schon gesagt, war die gr\u00f6\u00dfte m\u00f6gliche Leistung w\u00e4hrend einer Uebung 90 Einheiten. Die Versuchsperson hat aber nie die\n6*","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"84\nMargaret Keiver Smith.\nH\u00e4lfte dieser Zahl geschrieben. Der Grund f\u00fcr die geringe Quantit\u00e4t der Leistung lag scheinbar im Mangel an F\u00e4higkeit in den Muskeln der Hand und des Armes, sich den nothwendigen Bewegungszeiten anzupassen. Auch war Mangel in der Concentration der Aufmerksamkeit zu bemerken.\nOhne Metronom\t\tMit Metronom\t\nTage\tEinheiten\tTage\tEinheiten\n1. 1. Aug. 98\t29\t6. 6. Aug. 98\t43\n2. 2. \u00bb\t31\t7. 7.\t36,5\n3. 3.\t\u00bb\t36\t8. 8. \u00bb\t39\n4. 4.\t\u00bb\t35\t9. 9.\t\u00bb\t39\n5. 5.\t\u00bb\t35\t10. 10.\t39,5\n\t166\t\t197\nMittelwerth der t\u00e4glichen\t\tMittelwerth der t\u00e4glichen\t\nLeistung\t= 33,2\tLeistung\t= 39,5\n39,5 \u2014 33,2 6,3\nDie Arbeit war nicht leicht, und da der Takt zuerst zur Anstrengung n\u00f6thigte, stellte sich ein unangenehmes Gef\u00fchl ein. Sp\u00e4ter erhielt der Schlag des Metronoms die Bedeutung einer St\u00fctze und verursachte eine Erneuerung der Aufmerksamkeit. In Folge dessen wurden die Bewegungen allm\u00e4hlich regelm\u00e4\u00dfig; auch war eine Vermehrung der Concentration zu bemerken. Nach Beendigung der Versuche hatte die Versuchsperson noch zwei weitere Hebungen (11. und 12. August) ohne Metronom. Die Resultate derselben waren aber mit denen der Uebungen ohne Metronom w\u00e4hrend der ersten f\u00fcnf Tage gar nicht zu vergleichen. Der Einfluss des Metronoms trat sogleich klar zu Tage. Zun\u00e4chst vermisste die Versuchsperson den \u00e4u\u00dferlichen Takt und empfand in Folge dessen ein bestimmtes unangenehmes Gef\u00fchl. Nach einiger Zeit sagte sie mit gro\u00dfer Befriedigung: \u00bbNun habe ich einen Takt in mir gefunden!\u00ab und begleitete von da an die Schreibbewegungen mit Z\u00e4hlen. Jetzt wurde","page":84},{"file":"p0085.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythmus und Arbeit.\n85\ndie Arbeit fast so regelm\u00e4\u00dfig wie beim Schlage des Metronoms. Die Versuchsperson war nicht rhythmisch veranlagt und konnte den Takt nicht immer strenge einhalten; deshalb war die Leistung nicht so gro\u00df wie die mit dem Metronom.\nDie Versuchsperson berichtet \u00fcber ihre Arbeit1) am 6. Aug. 1898, Metronom 60:\n\u00bbAm Anfang f\u00fchlte ich mich ganz gest\u00f6rt, und darum konnte die Hand nicht regelm\u00e4\u00dfig schreiben. Nach 2 oder 3 Minuten trat ein sehr angenehmes Gef\u00fchl ein. W\u00e4hrend des Schreibens habe ich gemerkt, dass man im Takt besser schreibt.\u00ab\n7.\tAug. Metronom 60.\n\u00bbHeute war das angenehme Gef\u00fchl bis zum Ende vorhanden.\u00ab\n8.\tAug. Metronom 60.\n\u00bbHeute habe ich gefunden, dass das Metronom langsam ging. Es w\u00e4re mir angenehm, wenn der Takt ein wenig beschleunigt w\u00fcrde. Es ist keine Schwierigkeit eingetreten, und ich m\u00f6chte gerne fortschreiben. \u00ab\n9.\tAug. Metronom 60.\n\u00bbHeute fand ich den Takt schneller. Das Schreiben machte mir M\u00fche, doch war das Gef\u00fchl angenehm.\u00ab\n11.\tAug. Ohne Metronom.\n\u00bbDer Schlag des Metronoms liegt mir fortw\u00e4hrend im Ohr; ich schreibe deshalb immer ungest\u00f6rt im Takt. Es f\u00e4llt mir nun ein, dass ich ohne Metronom schreibe, aber doch im Takt. Ich denke, dass ich mich t\u00e4usche. Ich versuche, ohne den im Ged\u00e4chtniss schlagenden Takt zu schreiben; nein, \u2014 es ist mir zu unangenehm. Also wieder im Takt! Es f\u00e4llt mir ein, statt des Metronomschlages eins, zwei zu z\u00e4hlen, was auch geschieht. Ich bin fast \u00fcberzeugt, dass ich strenge im Takt schreibe.\u00ab\n12.\tAug. Ohne Metronom.\n\u00bbHeute schreibe ich mit ruhigem Gem\u00fcth. Der Takt des Metronoms, denke ich jetzt, versetzte mich in zu gro\u00dfe Spannung.\u00ab\nErgebniss. Die Ergebnisse dieser Versuche sind im allgemeinen dieselben wie in der ersten Reihe. Auffallend ist nur \u25a0 die in der ersten Reihe weniger hervortretende gelegentliche Verbesserung der\n1) Die Protokolle sind nur mit Auswahl wiedergegebon.","page":85},{"file":"p0086.txt","language":"de","ocr_de":"86\nMargaret Keiver Smith.\nQualit\u00e4t der Schrift. Sie ist unzweifelhaft eine individuelle Eigent\u00fcmlichkeit der Versuchsperson, die sehr der Disciplin bedurfte. Dies stimmt zu ihrer eigenen Aussage.\nDritte Reihe von Versuchen.\nZu dieser Zeit wurde auch eine Reihe von sechs Schreib\u00fcbungen eingerichtet, hei welchen das Metronom abwechselnd gebraucht wurde. W\u00e4hrend der sechs Tage fand t\u00e4glich eine Uebung von 15 Minuten statt. Wie vorher wurde das Metronom f\u00fcr 60 Schl\u00e4ge per Minute eingestellt.\nDie Einheit der Arbeit war der gro\u00dfe Buchstabe D, der unter den folgenden Bedingungen gemacht wurde: ohne die Feder aufzuheben wurde der Buchstabe mit sechs Bewegungen geschrieben. Beim Gebrauche des Metronoms ist jede Bewegung mit Takt begleitet worden. Daher war f\u00fcr die Leistung jeder Einheit eine Zeit von sechs Secunden erforderlich. Alle geschlossenen R\u00e4ume hatten dieselbe Breite au\u00dfer dem Oval, welches hei der 5. und 6. Bewegung entstand und zweimal so breit war, als die anderen Abst\u00e4nde.\nDie gr\u00f6\u00dfte m\u00f6gliche Leistung in 15 Minuten war 150 Einheiten.\nUm eine gewisse Geschicklichkeit und Regelm\u00e4\u00dfigkeit der Bewegungen zu gewinnen, fanden verschiedene vorbereitende Uebungen vor dem Anf\u00e4nge der regelm\u00e4\u00dfigen Versuchsreihe statt.\nDie Versuchsperson Fr\u00e4ulein Eh., Studentin der germanistischen Sprachen, eine Deutsch-Amerikanerin, war unmusikalisch und von starker rhythmischer Empfindlichkeit. Sie war an das Metronom gew\u00f6hnt, weil sie es als Kind bei den Clavier\u00fcbungen immer gebraucht hatte.\nDie Leistungen w\u00e4hrend der verschiedenen Uebungen mit und ohne Metronom sind in der folgenden Tafel zusammengestellt.\nOhne Metronom\t\tMit Metronom\t\t329 \u2014 268\nTage\tEinheiten\tTage\tEinheiten\t\n1. 24. Juli 98\t75\t2. 25. Juli 98\t114\t\n3. 26.\t\u00bb\t95\t4. 27.\t106\t\n5. 28.\t98\t6. 29.\t\u00bb\t109\t\n\t268\t\t329\t61","page":86},{"file":"p0087.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythmus und Arbeit,\n87\nBei diesen Versuchen wurde die Qualit\u00e4t der Arbeit bedeutend verbessert. Es ist aber wahrscheinlich, dass die Quantit\u00e4t derselben dabei etwas verloren hat. Die Versuchsperson hat absichtlich versucht, sch\u00f6ne Buchstaben zu schreiben, und hat daher bei jeder Uehung lange nicht die ganze M\u00f6glichkeit der Leistung erf\u00fcllt. Es schien, dass die Ursache der Verbesserung nicht auf denselben Grund wie in der vorigen Reihe zur\u00fcckgef\u00fchrt werden kann. W\u00e4hrend hier die regelm\u00e4\u00dfigen, genauen Bewegungen schon versichert waren und sich fast automatisch nach dem Takt vollzogen, so dass die Versuchsperson Gelegenheit hatte, die Aufmerksamkeit auf die Qualit\u00e4t ihrer Arbeit zu richten, war die Versuchsperson dort gen\u00f6thigt, die Aufmerksamkeit auf jede Bewegung zu richten, deren Ausf\u00fchrung jedes Mal einen bestimmten Act des Wollens bedeutete.\nBericht der Versuchsperson.\n2. Tag. 25. Juli. Metronom 60.\n\u00bbAnfangs hatte ich das Gef\u00fchl, als ob ich mich beeilen m\u00fcsse. Dann verging dieses ganz, doch f\u00fchlte ich den Zwang des Taktes. Nachher stellte sich ein eigenes Klingen in den Ohren ein, zwei verschiedene scharfe T\u00f6ne folgten sogleich auf den Glockenschlag des Metronoms.\u00ab\n4. Tag. 27. Juli. Metronom 60.\n\u00bbDer regelm\u00e4\u00dfige Schlag des Metronoms \u00fcbte einen solchen Zwang auf mich aus, dass ich ohne Unterbrechung schreiben musste, bis die Hand erm\u00fcdete und ich einige Augenblicke zu halten gen\u00f6thigt war.\u00ab\nObgleich die Versuchsperson sich augenblicklich nach dem Takte richten konnte, so lag f\u00fcr sie doch ein treibendes Moment in demselben. Wenn ihr auch der Ton nicht unangenehm war, so blieb sie doch durch denselben nicht ungenirt. Eine Aufregung fand statt, welche sich in der Bildung von eigenth\u00fcmlichen Associationen in Bezug auf den Klang bewies.\nSchlussb emerkungen.\n1. In seinem Effect auf die Gef\u00fchlslage des Arbeitenden gibt es einen bestimmten Unterschied zwischen dem Rhythmus, der durch den akustisch gegebenen Takt, und dem Rhythmus, der durch die freien Bewegungen des K\u00f6rpers bei selbstgew\u00e4hltem Tempo verursacht ist. Der erste kann auch einen ersch\u00f6pfenden Einfluss auf den","page":87},{"file":"p0088.txt","language":"de","ocr_de":"88\tMargaret Keiver Smith.\nK\u00f6rper haben, w\u00e4hrend der letzte ein Mittel der k\u00f6rperlichen Erfrischung sein kann.\n2.\tDass die G-eschicklichkeit eine Bedingung der g\u00fcnstigen Wirkung des Rhythmus ist, ist bei dieser Reihe von Versuchen klarer zu sehen als bei der vorigen.\n3.\tDer physische Zustand hat vieles mit der F\u00e4higkeit, den Rhythmus leicht zu percipiren, zu thun. Sobald der Takt nicht mit der nat\u00fcrlichen Zeitfolge der motorischen Innervationen im Einklang steht, entsteht ein unangenehmes Gef\u00fchl, und der Rhythmus ist nutzlos, oder wirkt in hohem Grade erm\u00fcdend.\nVierte Reihe von Versuchen.\nEine vierte Reihe von Schreibversuchen mit dem vorher erw\u00e4hnten Zweck wurde am 14. M\u00e4rz 1899 angefangen und w\u00e4hrend zehn Tage regelm\u00e4\u00dfig fortgef\u00fchrt. Es fanden t\u00e4glich zwei Uebungen von je 10 Minuten statt, zwischen denen eine Pause von 5 Minuten lag. Es wurden zwei Einheiten geschrieben, n\u00e4mlich das in der ersten Reihe schon verwendete Oval-/ffl und seine Umkehrung \u25a0 Diese wechselten so miteinander ab, dass in der ersten Uebung das Oval, in der zweiten seine Umkehrung geschrieben wurde. Es war zur Bedingung gemacht, dass der geschlossene Raum doppelt so breit sein sollte, als einer der beiden offenen R\u00e4ume an jeder Seite. Die ganze Breite der Einheit sollte ungef\u00e4hr die H\u00e4lfte ihrer H\u00f6he betragen.\nDas Metronom gab 72 Schl\u00e4ge in der Minute an, und wurde an jedem zweiten Tage gebraucht. Die gr\u00f6\u00dfte m\u00f6gliche Leistung w\u00e4hrend einer Uebung von 10 Minuten betrug 180 Einheiten, w\u00e4hrend der beiden Uebungen an einem Tage betrug sie in den 20 Minuten 360 Einheiten. Die Versuchsperson hat diese Leistung nur einmal erreicht, als sie 183 Einheiten in 10 Minuten schrieb. Der Grund daf\u00fcr schien in einem nerv\u00f6sen Zustand der Erwartung zu liegen, in welchem die Vorstellung des Schlages reproducirt wurde, bevor die wirkliche Wahrnehmung desselben ins Bewusstsein trat; in Folge dessen wurde die Bewegung etwas zu fr\u00fchzeitig ausgef\u00fchrt.\nDie Versuchsperson, Fr\u00e4ulein He., Studentin der germanischen Sprachen, eine Deutsch-Amerikanerin, war musikalisch gebildet und auch f\u00fcr den Rhythmus empf\u00e4nglich. Sie hatte schon fast 2 Monate","page":88},{"file":"p0089.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythmus und Arbeit,\n89\nErfahrung als Versuchsperson bei der Untersuchung \u00fcber den Einfluss des Rhythmus heim Auswendiglernen von sinnlosen Silben.\nObgleich sie ohne M\u00fche im Takt schrieb, war ihr die Arbeit doch nicht ganz angenehm, da im Schlag des Metronoms die unerbittliche N\u00f6thigung zu rastloser Th\u00e4tigkeit f\u00fcr sie lag.\nDie Leistungen w\u00e4hrend der zehn Tage sind in folgender Tabelle\nzusammengestellt.\nOhne Metronom\t\t\tMit Metronom\t\t\nTage\tEinheiten\t\tTage\tEinheiten\t\n1. 14. M\u00e4rz 99\t1. Uebung\t75\t2. 15. M\u00e4rz 99\t1. Uebung\t101\n\t2.\t103\t\t2.\t167\n3. 16.\t1.\t93\t4. 17.\t1.\t168\n\t2.\t118\t\t2.\t169\n5. 18.\t1. \u00bb\t109\t6. 19.\t1. \u00bb\t159\n\t2.\t110\t\t2.\t162\n7. 20.\t1.\t117\t8. 21.\t1. >\t168\n\t2.\t123\t\t2.\t168\n9. 22.\t1. \u00bb\t123\t10. 23.\t\u00bb\t1 . \u00bb\t176\n\t2.\t144\t\t2.\t183\n1115\t1681\n1681 \u2014 1115\n566\nDer Takt von 72 Schl\u00e4gen in der Minute war bedeutend schneller als das nat\u00fcrliche Tempo der Versuchsperson; deswegen war die Leistung beim Gebrauche des Metronoms soviel gr\u00f6\u00dfer als ohne dasselbe. Die Versuchsperson war kr\u00e4ftig und in gutem, nerv\u00f6sem Zustande; deswegen hat der Leiter gewagt, sie zu ungew\u00f6hnlicher Th\u00e4tigkeit zu zwingen. Es ist aber zu bemerken, dass im Falle von nerv\u00f6ser Anstrengung ein lange fortgesetztes Experiment von dieser Art nicht rathsam w\u00e4re, da es in hohem Grade erm\u00fcdet. Bei diesen Versuchen wurde die Zahl der Pulsschl\u00e4ge der Versuchsperson w\u00e4hrend der Uebung bedeutend geringer; eine Ausnahme davon machte der erste Versuch, bei welchem der Puls von 82 auf 96 Schl\u00e4ge in der Minute stieg. Die Leistung w\u00e4hrend der Uebungen, in denen das zuerst angegebene Oval geschrieben wurde, unterschied sich quantitativ immer nur wenig von derjenigen, die in den Uebungen mit","page":89},{"file":"p0090.txt","language":"de","ocr_de":"90\nMargaret Keiver Smith.\nder Umkehrung dieses Ovals erreicht wurde, w\u00e4hrend sie qualitativ dieselbe bedeutend \u00fchertraf : wahrscheinlich ein Zeichen, dass das Oval leichter zu schreiben war, obgleich ihm die Versuchsperson vor der Umkehrung keinen Vorzug gab.\nAus dem Bericht der Versuchsperson.\n2. Tag. 15. M\u00e4rz 1899. Metronom 72.\n\u00bbWenn ich eine neue Linie beginne oder die Feder frisch f\u00fclle, so kann ich dies bequem in zwei Taktschl\u00e4gen thun \u2014 muss aber vier Viertel abwarten, weil ich sonst \u00fcberz\u00e4hlige halbe Takte bekomme. \u00ab\n4. Tag. 17. M\u00e4rz 1899. Metronom 72.\n\u00bbDer Rhythmus zwingt unerbittlich vorw\u00e4rts.\u00ab\nF\u00fcnfte Reihe von Versuchen.\nIm August 1898 hat der Versuchsleiter eine Reihe von Schreib\u00fcbungen eingerichtet, bei welcher er zwei Versuchspersonen gleichzeitig zu leiten versuchte.\nDie Einheit der Arbeit war das Wort \u00bb Command\u00ab. Eine von den Versuchspersonen besa\u00df wenig Empf\u00e4nglichkeit f\u00fcr den Rhythmus, die andere, obgleich gen\u00fcgend rhythmisch, besa\u00df geringe F\u00e4higkeit der Concentration. Merkw\u00fcrdiger Weise waren die \u00e4u\u00dferen Anzeichen der inneren Zust\u00e4nde sich sehr \u00e4hnlich. ' Unruhe und Unregelm\u00e4\u00dfigkeit waren in allen Schreibbewegungen zu bemerken, und es ist dem Versuchsleiter nie gelungen, ein Tempo zu finden, das ihnen passend war. Beide haben immer mehr Arbeit ohne Metronom geleistet als mit demselben, obgleich das Tempo verschiedene Male ver\u00e4ndert wurde. Nach einer Probe von sieben Tagen wurden die Versuche aufgegeben, ohne befriedigende Resultate irgend einer Art gezeigt zu haben. Es schien, als ob das Hindemiss in einer Uebereile der motorischen Innervationen liege, welche die Bewegungen immer zu vorzeitig veranlasste. Man sieht aus diesen Versuchen, dass die Wirkung des Rhythmus auf die Arbeit eine individuell sehr verschiedene ist. Es gibt Personen, bei denen der Zwang zu rhythmischer Arbeit stets verwirrend wirkt. Sicher ist dies bei allen unrhythmisch veranlagten Personen der Fall. (Vgl. \u00fcber das Vorkommen von Defecten in der rhythmischen Begabung: Meumann, Zur Psychol, u. Aesthet. d. R., Wundt, Philos. Stud. X. S. 302.)","page":90},{"file":"p0091.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythmus und Arbeit.\n91\nSechste Reihe von Versuchen.\nDie sechste Reihe von Schreih\u00fcbungen war f\u00fcr zw\u00f6lf Tage eingerichtet. W\u00e4hrend dieser Zeit wurde das Tempo alle drei Tage ge\u00e4ndert; in den letzten drei Tagen wurde jedoch kein Metronom gebraucht.\nDie Einheit der Arbeit war das in der vierten Reihe schon angewendete umgekehrte Oval, das unter den dort erw\u00e4hnten Bedingungen auch hier geschrieben wurde. Die Uehungen dauerten t\u00e4glich zehn Minuten. Die Tage der Arbeit waren nicht regelm\u00e4\u00dfig nach einander, sondern nach der Bequemlichkeit der Versuchsperson angeordnet.\nDie Versuchsperson, Herr stud. phil. S t., ein Russe, war musikalisch und f\u00fcr den Rhythmus empf\u00e4nglich. Er hatte schon eine reiche Erfahrung als Versuchsperson in verschiedenen Gebieten und war sich des Zweckes der Versuche v\u00f6llig bewusst. Obgleich sich Herr St. ohne M\u00fche dem (akustischen) Takte anpassen konnte, war er ihm doch ausgesprochen unangenehm. W\u00e4hrend der letzten drei Tage, als die Versuchsperson ohne Metronom schrieb, hat sie eine gewisse Befreiung und dadurch Befriedigung gefunden, die ihr sehr angenehm war. Die Abneigung dieser Versuchsperson gegen den gegebenen Takt war in allen Versuchen zu bemerken.\nDie Resultate der Arbeit w\u00e4hrend der zw\u00f6lf Tage sind aus der folgenden Tafel ersichtlich.\nMetronom 60\t\tMetronom 80\t\tMetronom 100\t\tOhne Metronom\t\nTage\tEin- heiten\tTage\tEin- heiten\tTage\tEin- heiten\tTage\tEin- heiten\n1. 18. Mai 99\t115\t4. 23. Mai 99\t166\t7. 31. Mai 99\t174\t10.14. Juni 99\t158\n2. 19.\t\u00bb\t118\t5.24.\t\u00bb\t165\t8. 2. Juni \u00bb\t161,5\t11.20. \u00bb\t190\n3.22.\t\u00bb\t121\t6.26. \u00bb\t158\t9. 8.\t\u00bb\t166\t12.22. \u00bb\t196\n\t354\t\t489\t\t501,5\t\t544\nBericht der Versuchsperson.\n3. Tag. 22. Mai 1899. Metronom 60.\n\u00bbDas Tempo ist zu langsam. Beim Anfang einer neuen Zeile werden mehrere Schl\u00e4ge ausgelassen.\u00ab","page":91},{"file":"p0092.txt","language":"de","ocr_de":"92\nMargaret Keiver Smith.\n5. Tag. 24. Mai 1899. Metronom 80.\n\u00bbGegen Ende tritt eine Erm\u00fcdung der Hand ein. Das Tempo ist unangenehm, vielleicht zu schnell. Die Versuche sind aber nicht langweilig.\n7.\tTag. 31. Mai 1899. Metronom 100.\n\u00bbDas Tempo ist zu schnell.\u00ab\n8.\tTag. 2. Juni 1899. Metronom 100.\n\u00bbDas Metronom ist st\u00f6rend wie gew\u00f6hnlich.\u00ab\n10. Tag. 14. Juni 1899. Ohne Metronom.\n\u00bbDas Ausbleiben des metrischen Zwanges wird sehr angenehm empfunden. \u00ab\nSiebente Reihe von Versuchen.\nDie letzte Reihe von Schreib\u00fcbungen fand im April und Mai 1899 statt. Wie bei der vorigen Reihe wurden die Versuche wegen der Besch\u00e4ftigung der Versuchsperson etwas unregelm\u00e4\u00dfig ausgef\u00fchrt. Die Einheit der Arbeit war wieder das umgekehrte Oval, das unter den fr\u00fcheren Bedingungen geschrieben wurde.\nDie regelm\u00e4\u00dfige Uebung dauerte 10 Minuten. Die Versuchsperson wollte aber immer wissen, wann die ersten 5 Minuten vorbei w\u00e4ren, damit sie die Leistungen der beiden Zeittheile vergleichen k\u00f6nnte. Auf die Bitte der Versuchsperson wurde nach dem regelm\u00e4\u00dfigen Versuche eine kurze Uebung ohne Metronom von ungef\u00e4hr f\u00fcnf Minuten eingeschoben, um ihr nat\u00fcrliches Tempo mit dem durch das Metronom gegebenen zu vergleichen.\nDie Versuchsperson war Herr Professor Dr. E. M. Er war f\u00fcr den Rhythmus empf\u00e4nglich und mit dem Zweck der Versuche bekannt.\nDie Resultate der Versuche enth\u00e4lt die folgende Tabelle.\nDie verlorenen Zeittheilchen w\u00e4hrend der gegebenen 10 Minuten r\u00fchren her vom Wechseln der Handlage am Ende der Zeilen und vom F\u00fcllen der Feder. Die Leistungen in den Uebungen mit Metronom kommen der entsprechenden m\u00f6glichen Leistung sehr nahe.","page":92},{"file":"p0093.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythmus und Arbeit.\n93\nOhne Metronom\t\tMetronom 80\t\tMetronom 120\t\tOhne Metronom\t\nTage\tEin- heiten\tTage\tEin- heiten\tTage\tEin- heiten\tTage\tEin- heiten\n1. 13.Apr.99\t200\t4. 19. Apr. 99\t198\t7. 3. Mai 99\t299\tEingeschobei suche von 5 M 4.19. Apr. 99\tle Vermuten 110\n2.14.\t191\t5.20.\t\u00bb\t202\t\t\t5.20.\t\u00bb\t97\n3.15.\t\u00bb\t214\t6.22. \u00bb\t201\t\t\t6.22. \u00bb\t96\n\t605\tM\u00f6gliche Le in 10 Min.\t601 istung = 207\tM\u00f6gliche Le in 10 Min.\t299 istung = 307\t(xa = 60\t303 6)\nBericht der Versuchsperson.\n1.\tTag. 13. April 1899. Ohne Metronom.\n\u00bbZuerst hatte ich das Bewusstsein, dass ein bestimmter Ma\u00dfstab f\u00fcr das Schreibtempo vorgeschrieben sein m\u00fcsste, weil es sonst zu sehr der Willk\u00fcr \u00fcberlassen ist, wie viel man in den 10 Minuten fertig bringt. Sp\u00e4ter fand ich heraus, dass eine correcte Ausf\u00fchrung nur bei einem bestimmten Tempo m\u00f6glich ist.\u00ab\n2.\tTag. 14. April 1899. Ohne Metronom.\n\u00bbEs wird mir schwer, w\u00e4hrend der zweiten 5 Minuten meine Aufmerksamkeit auf die Arbeit zu concentriren.\nDer Hauptvortheil des Rhythmus besteht f\u00fcr mich darin, dass ich nicht seihst das Tempo zu w\u00e4hlen brauche, sondern nach oben wie nach unten (Beschleunigung und Verlangsamung) die Arbeitszeit angegeben finde. (Darin wird auch die p\u00e4dagogische Bedeutung des rhythmischen Schreibens bestehen; es wird sowohl der Unruhe und Hast wie der Tr\u00e4gheit vorgebeugt.)\nEin Nachtheil ist die starke Automatisirung des Schreibens ; sobald der Rhythmus gel\u00e4ufig ist, wird die Aufmerksamkeit in dem Ma\u00dfe entlastet, dass ich nur noch mit der Hand schreibe, w\u00e4hrend sich die Aufmerksamkeit mit anderen Dingen besch\u00e4ftigt. Dar\u00fcber wird die Qualit\u00e4t der Arbeit schlechter, w\u00e4hrend und weil die bestimmte durch das Tempo gegebene Quantit\u00e4t der Einheiten garantirt erscheint.\nEtwas anders wirkt der Rhythmus w\u00e4hrend des Schreibens der","page":93},{"file":"p0094.txt","language":"de","ocr_de":"94\nMargaret Keiver Smith.\nersten Zeilen. Bei diesen sucht man das Tempo zu finden, wodurch ebenfalls die Qualit\u00e4t der Arbeit leidet. Solange man noch nicht an den Rhythmus adaptirt ist, erscheint er zu schnell, sobald ich mich an das Tempo angepasst hatte, erschien es sehr bequem. Vom Anfang bis zum Schluss schien mir aber der Einfluss des Rhythmus auf die Gewinnung der richtigen Abstufung der Impulszeiten die Hauptwirkung zu sein, w\u00e4hrend die correcte Ausf\u00fchrung der Form des Buchstaben als eine ganz besondere Leistung erscheint, auf welche der Rhythmus keinen beg\u00fcnstigenden Einfluss hat. Indirect (durch die Ablenkung der Aufmerksamkeit) wird diese qualitative Leistung sogar benachtheiligt.\u00ab\nAn dem Tage nach dem eingeschobenen Versuche ohne Metronom berichtet die Versuchsperson:\n\u00bbW\u00e4hrend das Metronom 80 schl\u00e4gt, versuche ich in dem Tempo zu schreiben, hei welchem ich unter m\u00f6glichster Beschleunigung die Elemente correct auszuf\u00fchren vermag. Mein Takt ist dabei ein ganz anderer als der des Metronoms. Das Metronom st\u00f6rt mich gar nicht, weil die Schnelligkeit des Schreibens ganz durch die Schwierigkeit der Ausf\u00fchrung selbst bestimmt wird.\u00ab\n5. Tag. 20. April 1899. Nach dem eingeschobenen Versuche ohne Metronom.\n\u00bbDie Leistung ist fast dieselbe wie vorher mit Rhythmus. Das Einzige, was mir bei dem rhythmischen Schreiben fortw\u00e4hrend unangenehm ist, ist die Gleichheit der Zeiteinheiten. Ich w\u00fcrde lieber die Zeit zwischen je zwei Elementen l\u00e4nger machen, daf\u00fcr die Elemente schneller ausf\u00fchren, die Gleichheit der Zeiteinheiten wirkt ung\u00fcnstig auf die Qualit\u00e4t der Arbeit.\nDie Wirkung des Rhythmus ist vor allem eine disciplinirende. Man ist gezwungen, sich schnell zum Beginne des neuen Elementes zu entschlie\u00dfen, w\u00e4hrend der Arbeit die bestm\u00f6gliche Qualit\u00e4t mit gr\u00f6\u00dfter Beschleunigung zu verbinden und mit vollkommener Gleichm\u00e4\u00dfigkeit weiter zu arbeiten bis zum Schluss.\nDer Rhythmus scheint mir um so g\u00fcnstiger zu wirken, je sicherer man die richtige Ausf\u00fchrung beherrscht.\nEs scheinenmir in jeder Arbeit zweiMomente zu stecken, ein qualitatives (correcte Ausf\u00fchrung) und ein impulsives (Verk\u00fcrzung der Arbeitszeit, Schnelligkeit und Promptheit","page":94},{"file":"p0095.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythmus und Arbeit.\n95\nder Ausf\u00fchrung). Der Rhythmus hat mehr Beziehung zu dem letzteren als zu dem ersteren, und er wirkt erst g\u00fcnstig auf das erstere, wenn man ihn hezw. die Arbeit beherrscht.\u00ab\n7. Tag. 3. Mai 1899. Metronom 120.\n\u00bbDas Tempo ist keineswegs zu schnell, namentlich wenn man sich bem\u00fcht, nicht reagirend, sondern vorauseilend zu schreiben. Die Qualit\u00e4t der Arbeit nimmt aber ab.\u00ab\nSchlussbemerkungen.\nIn Bezug auf diese Untersuchung \u00fcber den Effect des angewendeten Taktes auf das Schreiben ist zu sagen, dass die Verfasserin auf keine Weise die Resultate f\u00fcr definitiv entscheidend h\u00e4lt. Am Anfang war es ihre Absicht, die Versuche nur als Mittel zum praktischen Studium des Rhythmus \u00fcberhaupt zu brauchen. Ihre Erfahrung hat sie \u00fcberzeugt, dass es in diesem Gebiete Gelegenheit gibt f\u00fcr eine Reihe von vortheilhaften Versuchen mit der Absicht, den Werth des taktm\u00e4\u00dfigen Schreibens in der Schule zu bestimmen. Die Punkte, die man zu ber\u00fccksichtigen hat, sind:\n1.\tDer Vortheil des Unificirens (durch den Takt) der Arbeit der Kinder.\n2.\tDie Genauigkeit und Regelm\u00e4\u00dfigkeit, die durch den Takt gesichert ist.\n3.\tDie Zeitersparniss.\n4.\tDer disciplinirende Werth des Rhythmus \u00fcberhaupt.\n5.\tDer musikalische Werth der Entwicklung der Rhythmusempf\u00e4nglichkeit.\nDie Resultate f\u00fcr das Studium der Erage, wie der Rhythmus auf die Arbeit wirkt, sind schon auf Seite 87 ff. und 93 ff. notirt und werden im zweiten Theile dieser Arbeit discutirt werden.\nIII.\nGewiditsversuclie.\nI.\nDie n\u00e4chsten Untersuchungen \u00fcber den Rhythmus in seiner Beziehung zur Arbeit bestanden in einer Reihe von Experimenten mit gehobenen Gewichten. Beim Lesen von Fechner\u2019s Er\u00f6rterung der Methode der richtigen und falschen F\u00e4lle in Anwendung auf die Ge-","page":95},{"file":"p0096.txt","language":"de","ocr_de":"96\nMargaret Keiver Smith.\nwichtsversuche (Elemente der Psychophysik, erster Teil Seite 93\u2014100) war der Versuchsleiter zu der Idee gekommen, die Eechner\u2019schen Gewichte bei den genannten Untersuchungen zu verwenden.\nAuf Seite 99 hat Eechner die Thatsache erw\u00e4hnt, dass er die Zeit der Hebung der Gewichte durch einen Z\u00e4hler regulirt habe.\nDer Zweck unserer Versuchsreihe war, den Einfluss zu ermitteln, welchen der angewandte Takt bei den Gewichtshehungen a) auf die Leistung (n\u00e4mlich das Urtheil \u00fcber die relative Schwere der verglichenen Gewichte), b) auf die Aufmerksamkeit aus\u00fcht.\nAls Experimentirtisch diente ein mit wollenem Tuche bedeckter Tisch von gew\u00f6hnlicher H\u00f6he. Um die Stelle zu markiren, auf welcher die Gewichte niedergesetzt werden sollten, wurde zun\u00e4chst ein schmales rothes Band l\u00e4ngs der Mitte des Tuches \u2014 und zwar 16 cm vom Tischrande \u2014 aufgeheftet; zwei k\u00fcrzere rothe B\u00e4ndchen, 15 cm von einander entfernt, schnitten dasselbe rechtwinklig. Es wurden 8 Gewichte verwendet, von denen das eine (Nr. 8) constant als Normaloder Hauptgewicht gebraucht wurde, w\u00e4hrend die \u00fcbrigen nach einander mit demselben zu vergleichen waren. Die Gewichte wurden immer mit der rechten Hand durch eine Distanz von 10 cm gehoben. Um diese Distanz genau zu bestimmen und constant zu halten, war eine Schnur senkrecht \u00fcber dem rothen Markirungsbande zwischen zwei eisernen Stativen, die je an den schmalen Seiten des Tisches festgeschrauht waren, eingespannt worden. Die Schnur war stark und gab dem Sto\u00dfe der Hand sehr wenig nach. Wurde ein Gewicht gehoben, so betrug w\u00e4hrend der Ber\u00fchrung der Schnur durch die Hand die Distanz zwischen dem Boden des Gef\u00e4\u00dfes und der Tuchfl\u00e4che 10 cm. Um diese Distanz immer constant zu erhalten, wurde die Schnur nach der verschiedenen Handst\u00e4rke der Versuchspersonen regulirt.\nEs darf hier erw\u00e4hnt werden, dass diese Einrichtung ungef\u00e4hr dieselbe war wie die, welche im psychologischen Institut zu G\u00f6ttingen von Fr\u00e4ulein stud. phil. Martin im Jahre 1896/97 gebraucht wurde.1)\nDie Gef\u00e4\u00dfe und die in ihnen gebrauchten Gewichte wurden eigens f\u00fcr diese Versuche in der Werkst\u00e4tte von Mechaniker Herrmann\n1) L. Martin und G. E. M\u00fcller, Zur Analyse der Unterschiedsempfind-lichkeit. Leipzig 1899.","page":96},{"file":"p0097.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythmus und Arbeit.\n97\nin Z\u00fcrich hergestellt. Die Beh\u00e4lter waren aus Aluminium gemacht und bestanden aus zwei verticalen St\u00e4ben von 17,5 cm H\u00f6he, die unten durch einen horizontalen Stab, oben durch einen horizontalen h\u00f6lzernen, unbeweglichen Griff von ungef\u00e4hr 3,5 cm Durchmesser verbunden waren. Durch den unteren Stab waren noch zwei horizontale Leigten von 7,3 cm L\u00e4nge rechtwinklig gelegt,. die dann rechts und links etwa 6 cm senkrecht auf stiegen und an ihren Enden auf jeder Seite durch einen horizontalen Stab verbunden wurden. In diesem Gestell stand ein K\u00e4stchen ohne Boden von 10 cm L\u00e4nge, 7 cm Breite und 7 cm Tiefe mit einem abhebbaren Deckel. Das K\u00e4stchen enthielt drei schwache Platten, deren jede auf der oberen Seite mit vier aufgeh\u00f6hten, schmalen, ein Viereck begrenzenden Aluminiumstreifen versehen war. Das Viereck der obersten Platte war in zwei gleiche quadratische Felder getheilt. Die Dimensionen der auf jeder der drei Platten in dieser Weise hergestellten Beh\u00e4lter waren folgende: 6,5 cm X 3,5 cm; 3 cm X 3 cm; zweimal je 2 cm X 2 cm. Diese Einrichtung wog 282 g. Als Belastung wurden verschieden gro\u00dfe Platten von Blei, Aluminium und Neusilber verwendet, deren Gewicht genau festgestellt war. Die gr\u00f6\u00dften f\u00fcllten die ganze Fl\u00e4che des unten offenen K\u00e4stchens aus, w\u00e4hrend die \u00fcbrigen in die auf den oben bezel ebneten Einlageplatten angebrachten Beh\u00e4lter gelegt werden konnten. Damit war erreicht, dass kein Gewicht seine Lage ver\u00e4ndern konnte. Ein anderer Vorzug der Construction bestand darin, dass die Versuchsperson die Belastung nicht sehen konnte. Das leichteste w\u00e4hrend der Untersuchungen angewendete Hauptgewicht war 470 g schwer, w\u00e4hrend das schwerste 800 g wog. Die Vergleichsgewichte wurden leichter oder schwerer belastet als das Hauptgewicht, je nachdem qs der Plan f\u00fcr die Untersuchungen vorschrieb. '}\nDie Hebungen der Gewichte geschahen mit einer Hand (Fechner, El. der Psychophysik, 1. Theil, S. 95), stets mit der rechten. Durch sorgf\u00e4ltige Aufsicht seitens des Leiters wurden die Umst\u00e4nde (gleichm\u00e4\u00dfiges Heben und Niedersetzen der Gewichte, Regelm\u00e4\u00dfigkeit der Uebungen u. s. w.) constant erhalten. Bei den Versuchen wurde au\u00dferdem noch M\u00e4lzel\u2019s Metronom und eine Secundenuhr zur Controlle\n1) Diese Modification der von Fechner gebrauchten Gef\u00e4\u00dfe wurde von der Verfasserin angegeben.\nWundfc, Pliilos. Studien. XVI.\n7","page":97},{"file":"p0098.txt","language":"de","ocr_de":"98\nMargaret Keim Smith.\ndes Metronoms gebraucht. Das Metronom wurde abwechselnd angewandt, wodurch zwei Gruppen von Uebungen bedingt waren, deren Resultate mit einander verglichen wurden.\nDie Methode des Verfahrens war derjenigen \u00e4hnlich, welche die Verfasserin bei der Arbeit von Fr\u00e4ulein Martin im psychologischen Institut zu G\u00f6ttingen gesehen hat. Mit einem Hauptgewicht waren sieben Gewichte zu vergleichen. Jedem Urtheil entsprachen zwei einzelne Hebungen, n\u00e4mlich die des Hauptgewichtes und die eines Vergleichsgewichts. Da es nicht einerlei war, ob das Hauptgewicht oder das Vergleichsgewicht zuerst gehoben wurde und ob das erstere rechts oder links stand, wurde eine regelm\u00e4\u00dfige Aenderung der Stelle und des Anfanges der Hebungen eingehalten, um entsprechende Fehler v\u00f6llig zu eliminiren, oder ihren Einfluss dadurch zu compensiren, dass sie constant wurden. Es waren vier Stellungen eingerichtet: in der 1. und 2. stand das Hauptgewicht rechts, in der 3. und 4. links vom Vergleichsgewicht. In der 1. und 3. Stellung wurde das Hauptgewicht zuerst, in der 2. und 4. zuletzt gehoben. Jede Stellung erforderte 7 Doppelhebungen und eine Runde (4 Stellungen) deren 28 und mithin auch ebensoviel Urtheile. W\u00e4hrend einer Uebung wurden vier Runden durchgef\u00fchrt mit einer Pause von 2 Minuten nach jeder Runde. W\u00e4hrend der Uebung war es die Aufgabe des Leiters, die Urtheile der Versuchspersonen zu protokolliren und die Vergleichsgewichte zu wechseln. Specielle Anmerkungen der Versuchspersonen wurden w\u00e4hrend der Pausen protokollirt. Der Zweck der Versuche war allen Versuchspersonen unbekannt mit Ausnahme von Professor Dr. M., der am Ende der Untersuchung die G\u00fcte hatte, als Versuchsperson zu agiren, f\u00fcr die gew\u00f6hnlichen Versuche sowohl als f\u00fcr eine ganz neue von ihm gemachte Anwendung derselben, deren Er\u00f6rterung sp\u00e4ter folgt.\nBei allen Versuchspersonen wurden vorbereitende Uebungen voraus geschickt, damit vor dem Anf\u00e4nge der regelm\u00e4\u00dfigen Reihen eine gewisse Geschicklichkeit gewonnen werde. Die verschiedenen Reihen dauerten 18 bis 32 Tage. In einigen F\u00e4llen fanden die Uebungen w\u00f6chentlich an drei Tagen statt, w\u00e4hrend sie in den anderen von Anfang bis zu Ende einer Reihe jeden Tag nach einander durchgef\u00fchrt wurden.\nDie angewendete Nomenclatur der Urtheile war die \u00fcbliche, n\u00e4m-","page":98},{"file":"p0099.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythmus und Arbeit.\n99\nlicli \u00bbgr\u00f6\u00dfer\u00ab, \u00bbkleiner\u00ab und \u00bbunentschieden\u00ab. In Zusammenhang mit \u00bbgr\u00f6\u00dfer\u00ab und \u00bbkleiner\u00ab wurde das Wort \u00bbdeutlich\u00ab gelegentlich gebraucht, z. B. \u00bbgr\u00f6\u00dfer deutlich\u00ab, um die Ueberzeugung von bedeutend \u00fcberwiegender Schwere des Vergleichsgewichtes \u00fcber das Hauptgewicht zu bezeichnen, \u00bbkleiner deutlich\u00ab um auszudr\u00fccken, dass die Schwere des Vergleichsgewichtes eine bedeutend geringere sei als die des Hauptgewichtes. Wurde ein geringerer Unterschied empfunden, so kamen die Bezeichnungen \u00bbgr\u00f6\u00dfer\u00ab oder \u00bbkleiner\u00ab allein zur Anwendung. Das Wort \u00bbunentschieden\u00ab sollte nicht die Gleichheit der Gewichte bezeichnen, sondern ausdr\u00fccken, dass die Versuchsperson nicht zu entscheiden verm\u00f6ge, welches von beiden Gewichten das schwerere sei.\nBei den Berechnungen der richtigen und falschen Urtheile wurden die mit \u00bbunentschieden\u00ab bezeichneten halb den richtigen und halb den falschen F\u00e4llen zugez\u00e4hlt. (Fechner, El. der Psycho-Phys. I. Teil S. 94.) Da es unm\u00f6glich war, den Unterschied zwischen \u00bbgr\u00f6\u00dfer\u00ab und \u00bbgr\u00f6\u00dfer deutlich\u00ab und anderseits zwischen \u00bbkleiner\u00ab und \u00bbkleiner deutlich\u00ab in der Rechnung zu verwerthen, so wurden die mit den ersten beiden Pr\u00e4dicaten bezeichneten Urtheile alle als gr\u00f6\u00dfer, die mit den letzten beiden bezeichneten alle als kleiner berechnet.\nWie schon gesagt, verfolgte der Leiter den Zweck, den Einfluss des Metronomtaktes auf die Urtheile zu finden; deshalb wurde die Zahl der bei dem Metronom in einer bestimmten Zeit gewonnenen Urtheile mit der Zahl der in der gleichen Zeit ohne Metronom gewonnenen richtigen Urtheile verglichen. Die Versuche wurden unter der Annahme angefangen, dass eine gewisse Genauigkeit wenigstens der Bewegungen durch den Gebrauch des angewendeten \u00e4u\u00dferlichen Taktes gesichert w\u00e4re. Es fragte sich aber nun, ob diese Genauigkeit der Bewegung einen intellectuellen Erfolg habe und oh der Takt die Erm\u00fcdung corrigire und eine Verl\u00e4ngerung der Aufmerksamkeit versichere. (Fechner, El. d. Psycho-Phys. I. Teil S. 99.)\nDie erste Reihe von Versuchen wurde am 31. Oktober 1898 angefangen und w\u00e4hrend 18 Tage fortgesetzt. Nachdem w\u00e4hrend der ersten 3 Tage die Uebungen ohne Metronom stattgefunden hatten, wurde in den folgenden 3 Uebungstagen das Metronom angewendet. In dieser Weise wechselte der Gebrauch des Metronoms bis zum\n7*","page":99},{"file":"p0100.txt","language":"de","ocr_de":"100\nMargaret Keiver Smith.\nSchl\u00fcsse der Reihe. Die Versuche wurden an 3 Tagen jeder Woche, resp. Montag, Dienstag, Mittwoch, vorgenommen.\nUm eine richtige Idee von dem Verfahren beim Protokolliren zu gehen, ist eine Seite des wirklichen Protokolls unten gegeben, die als Beispiel f\u00fcr das Verfahren hei allen Gewichtsversuchen dienen soll, mit Ausnahme von denjenigen, die mit graphischen Aufnahmen der Bewegungen ausgef\u00fchrt werden, deren Beschreibung aber sp\u00e4ter folgt.\nDie Belastung der Gewichte f\u00fcr diese Reihe von Versuchen hlieh w\u00e4hrend 15 Tage immer dieselbe und war wie folgt:\nGewicht 8 = 282 g + 218 g = 500 g = Hauptgewicht.\n\u00bb\t1 = 282 \u00bb + 188 \u00bb = 470 \u00bb = \u2014\t30 g\n\u00bb\t2 = 282 \u00bb + 257 \u00bb = 539 \u00bb = +\t39 \u00bb\n\u00bb\t3 = 282 \u00bb + 150 \u00bb = 430 \u00bb = \u2014\t70 \u00bb\n\u00bb\t4 = 282 \u00bb + 120 \u00bb = 402 \u00bb = \u2014\t98 \u00bb\n\u00bb\t5 = 282 \u00bb -f\u201c 275 \u00bb = 557 \u00bb =\t57 \u00bb\n\u00bb\t6 = 282 > + 300 \u00bb = 582 \u00bb = -f-\t82 *\n\u00bb\t7 = 282 \u00bb + 93 \u00bb = 375 \u00bb = \u2014\t125 \u00bb\nProtokoll der Gewichtsversuche.\nUrtheils-Ausdr\u00fccke: kl = kleiner deutlich.\nkl = kleiner, u = unentschieden, gr = gr\u00f6\u00dfer. gr = gr\u00f6\u00dfer deutlich.\nVersuchsperson: Herr R. Versuchsleiter: M. K. S.\n1. Tag. 31. Oktober 1898. 10 Uhr 15 M. Vorm. Hauptgew. (8) = 500 g. Ohne Metronom.\nI. Stelle.\tII. Stelle.\tIH. Stelle.\tIV. Stelle.\t\nHauptgew.\tHauptgew.\tHauptgew.\tHauptgew.\t\nrechts\trechts\tlinks\tlinks\t\nu. zuerst\tu. zuletzt\tu. zuerst\tu. zuletzt\t\ngehoben.\tgehoben.\tgehoben.\tgehoben.\t\n2 : 8 kl\t1 : 8 kl\t8 : 5 u\t8:6 kl\t'\n1 : 8 gr\t6:8 kl\t8 : 7 kl\t8:2 gr\t\n5 : 8 gr\t5 : 8 gr\t8:4 gr\t8 : 7 kl\t\n3 : 8 gr\t3 : 8 gr\t8:3 gr\t8 : 4 gr\t\u25a0 I. Runde.\n7:81!\t7:8 kl\t8 : 1 u\t8:1 gr\t\n6:8\u00dc\t2:8 kl\t8:6 kl\t8 : 5 kl\t\n4:8 gr\t4 : 8 gr\t8 : 2 gr\t8:3 gr\t\n\tZwei Min. Pause.\t\t\t","page":100},{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythmus und Arbeit.\n101\nI.\tStelle.\tH. Stelle.\t\tHI. Stelle.\t\tIV. Stelle.\t\t\nHauptgew.\t\tHauptgew.\t\tHauptgew.\t\tHauptgew.\t\t\nrechts\t\trechts\t\tlinks\t\tlinks\t\t\nu.\tzuerst\tu. zuletzt\t\tu.\tzuerst\tu. zuletzt\t\t\ngehoben.\t\tgehoben.\t\tgehoben.\t\tgehoben.\t\t\n3\t8 gr\t6\t8 kl\t8\t5 u\t8\t4 gr\t\n1\t8 gr\t2\t8 gr\t8\t1 gr\t8\t2 kl\t\n4\t8 gr\t7\t8 kl\t8\t3 gr\t8\t3 gr\t\n7\t8 kl\t5\t8 kl \u2022\t8\t7 kl\t8\t6 kl\tII. Kunde.\n5\t8 u\t4\t8 gr\t8\t4 gr\t8\t5 kl\t\n2\t8 gr\t1\t8 gr\t8\t6 kl\t8\t7 kl\t\n6\t8 kl\t3\t8 gr\t8\t2 gi-\t8\t1 gr\t\n\t\t\tZwei Min. Pause.\t\t\t\t\t\n2\tS u\t3\t8 gr\t8\t4 gr\t8\t5 kl\t\n7\t8 kl\t2\t8 kl\t8\t7 kl\t8\t2 u\t\ni\t8 gr\t6\t8 kl\t8\t5 gr\t8\t6 kl\t\n5\t8 gr\t4\t8 gr\t8\t1 gr\t8\t1 gi-\t. III. Kunde.\n6\t8 kl\t1\t8 gr\t8\t6 kl\t8\t7 kl\t\n4\t8 gr\t5\t8 gr\t8\t2 gr\t8\t4 gr\t\n3\t8 gr\t7\t8 kl\t8\t3 gr\t8\t3 gr\t\n\t\t\tZwei Min. Pause.\t\t\t\t\t\n6\t8 gr\t7\t8 kl\t8\t0 kl\t8\t5 kl\t\n3\t8 gr\t5\t8 u\t8\t4 gr\t8\t7 kl\t\n1\t8 gr\t1\t8 gr\t8\t3 gr\t8\t1 gr\t\n4\t8 gr\t2\t8 gr\t8\t2 kl\t8\t2 kl\t1 IV. Kunde.\n7\t8 kl\t3\t8 gr\t8\t5 gr\t8\t3 gr\t\n2\t8 u\t4\t8 gr\t8\t1 gr\t8\t4 gr\t\n5\t8 kl\t6\t8 kl\t8\t7 kl\t8\t6 kl\t\nDie Zahl der Urtheile betrug bei jeder Uebung w\u00e4hrend der 15 Tage = 112.\nVon 112 Urtheilen der ersten Uebung sind 99 richtig, 6 falsch und 7 unentschieden. Wenn wir die unentschiedenen Urtheile halb als richtig und halb als falsch rechnen, dann haben wir als Resultat 102 */2 richtige und O1^ falsche Urtheile. In \u00e4hnlichen F\u00e4llen hat Fechner, um Bruchzahlen in den Resultaten zu vermeiden, jeden richtigen Ur-theilsfall als zwei richtige und jeden falschen als zwei falsche F\u00e4lle berechnet; selbstverst\u00e4ndlich wurde dann jedes unentschiedene Urtheil als ein richtiges und ein falsches gerechnet. (El. d. Psycho-Phys. I. Theil S. 94.) Mag man von beiden Verfahren w\u00e4hlen, welches man will, das Verh\u00e4ltniss der richtigen zu den falschen Urtheilen, das doch nur durch die Zahlen ausgedr\u00fcckt werden soll, bleibt dadurch unber\u00fchrt.","page":101},{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"Resultate von 112 doppelten Uebung Hauptgewicht (8) = 500 g.\n102\nMargaret Keiver Smith,","page":102},{"file":"p0103.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythmus und Arbeit.\n103\nIn der folgenden Tabelle sind die Resultate von 12 Tagen der Versuchsreihe als richtige und falsche Urtheile gegeben. W\u00e4hrend der ersten 6 Tage wurde ohne Metronom, w\u00e4hrend der letzten 6 mit Metronom gearbeitet. Die Resultate sind zun\u00e4chst f\u00fcr jedes Vergleichsgewicht besonders gegeben und sp\u00e4ter f\u00fcr alle Gewichte zusammenaddirt. F\u00fcr die letzten 3 Tage ohne Metronom sind sie ausgelassen wegen eines Vergleichs dieser Resultate mit denen einer anderen Versuchsperson, von deren Uebungen nur zw\u00f6lf brauchbar waren. Diese ersten 12 Tage zeigen hinl\u00e4nglich den Charakter der Arbeit dieser Versuchsperson.\nDie Resultate sind f\u00fcr je 3 Tage gerechnet, d. h. sie sind so angegeben, dass auf die f\u00fcr die 3 Tage ohne Metronom solche f\u00fcr 3 mit Metronom folgen.\nResultate der Gewichts-Hebungen f\u00fcr 12 Tage.\nSechs Tage ohne Metronom\t\t\t\tSechs Tage mit Metronom 80\t\t\t\t\n\tGewicht\trichtig\tfalsch\t\tGewicht\t\trichtig\tfalsch\n1\terste 3 Tage\t371/2\tIOI/2\t1\terste\t3 Tage\t48\t\u2014\n\tzweite 3 Tage\t48\t\u2014\t\tzweite\t3 Tage\t48\t\u2014\n\terste 3 Tage\t44\t4\t\terste\t3 Tage\t47\t1\n\tzweite 3 Tage\t4S\t\u2014\t\tzweite\t3 Tage\t48\t\u2014\n\terste 3 Tage\t48\t\u2014\t3\terste\t3 Tage\t471/2\tV*\n\tzweite 3 Tage\t48\t\u2014\t\tzweite\t3 Tage\t48\t\u2014\n\terste 3 Tage\t48\t\u2014\t\terste\t3 Tage\t48\t\u2014\n\tzweite 3 Tage\t48\t\u2014\t\tzweite 3 Tage\t\t48\t\u2014\n\terste 3 Tage\t431/2\t41/2\t\terste\t3 Tage\t46\t2\n\tzweite 3 Tage\t48\t\u2014\t\tzweite\t3 Tage\t48\t\u2014\n6\terste 3 Tage\t47\t1\tG\terste\t3 Tage\t48\t\u2014\n\tzweite 3 Tage\t48\t\u2014\t\tzweite\t3 Tage\t48\t\u2014\n\terste 3 Tage\t48\t\u2014\t\terste\t3 Tage\t48\t\u2014\n\tzweite 3 Tage\t48\t\u2014\t\tzweite 3 Tage\t\t48\t\u2014\n8\tHauptgewicht\t652\t20\t\t\t\t6681/f\t3\u2018\u00c4\nF\u00fcr diese Reihe von Versuchen wurde das Metronom auf 80 Schl\u00e4ge per Minute eingestellt. Es galt, den Einfluss des Metronoms \u00fcberhaupt zu ermitteln; deshalb wurde ein Tempo gew\u00e4hlt, das einer","page":103},{"file":"p0104.txt","language":"de","ocr_de":"104\nMargaret Keiver Smith.\nnormalen Bewegung entsprach. Sp\u00e4ter wurden mit derselben Versuchsperson noch kurze Versuche mit verschiedenem Tempo gemacht. Die Resultate haben aber im Ganzen angedeutet, dass ein Tempo von 80 Schl\u00e4gen per Minute f\u00fcr diese Versuchsperson am geeignetsten sei.\nDie Zahl von richtigen F\u00e4llen betr\u00e4gt hei den Uebungen ohne Metronom w\u00e4hrend 6 Tage 97'/.it % s\u00e4mmtlicher Urtheile, w\u00e4hrend sie bei den Uebungen mit Metronom f\u00fcr dieselbe Zeit 9923/48 % ausmacht.\nDer Einfluss des Metronoms auf die Arbeit dieser Versuchsperson beim Heben der Gewichte war dem auf die Schreib\u00fcbungen sehr \u00e4hnlich. Nach den ersten 3 Tagen stand die Versuchsperson immer unter dem Einfluss des Metronomtaktes, weshalb sie das Tempo fortan fast genau beibehielt. Aber auch w\u00e4hrend der ersten 3 Tage hat sie nicht ganz ohne Takt gearbeitet. Die Bewegungen waren fast so regelm\u00e4\u00dfig und eben so schnell wie beim vorgeschriebenen Takt. Bei einem Versuch, die Zeit der Bewegungen w\u00e4hrend der ersten 3 Tage zu messen, ergab sich, dass 7io Sec. zur Hebung eines Gewichtes, 7/io Sec. zum Niedersetzen und 7/io Sec. f\u00fcr den Uehergang vom ersten zum zweiten Gewichte n\u00f6thig waren; zum Heben und Niedersetzen des zweiten Gewichtes waren etwa dieselben Zeiten erforderlich. In beiden F\u00e4llen (mit und ohne Metronom) wurde ein bestimmter Rhythmus empfunden. Der Unterschied zwischen dem gegebenen und selbstgew\u00e4hlten Takt hat sich aber vielleicht in der Wirkung auf die Aufmerksamkeit gezeigt. Der Klang des Metronoms war ohne Frage geeignet, einen neuen Impuls zu gehen, dem eine Erneuerung der Aufmerksamkeit entsprach. So lange die Versuche dauerten, wurden keine Zeichen der Mechani-sirung der Bewegung, von denen Fechner redet, beobachtet (El. d. Psycho-Phys. I. Theil S. 99). Die Versuchsperson berichtete, dass sie w\u00e4hrend der Zeit keine Tendenz in dieser Richtung bemerkt habe; im Gegentheil hat sie immer eine angenehme, milde Erregung empfunden und war nie ohne Interesse f\u00fcr die Auffassung des Unterschiedes zwischen den Gewichten. W\u00e4hrend der Zeit war keine Spur von Erm\u00fcdung hei der Versuchsperson zu bemerken; sie war immer vielleicht ungew\u00f6hnlich gut disponirt, still, ruhig, k\u00fchl, ohne Zeichen von \u00bbNerven\u00ab. Es war aber bemerkbar, dass sie geistig regsamer war als zu der Zeit, da sie die Schreih\u00fchungen machte. Die Urtheile","page":104},{"file":"p0105.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythmus und Arbeit.\n105\nwurden sofort und bestimmt ausgesprochen und, wie bereits gezeigt, war die Richtigkeit derselben ungew\u00f6hnlich.\nSo weit ein Urtheil m\u00f6glich ist, w\u00fcrde der Leiter sagen, dass der Einfluss des Rhythmus auf die Arbeit bedeutend war; der Vortheil des angewendeten Taktes (des Metronoms) gegen\u00fcber dem innerlich erschaffenen Takte (ohne Metronom) lag in der Wirkung des ersteren auf die Aufmerksamkeit. Es wurde ein lebhafterer Zustand der Erwartung dabei hervorgebracht und diese hat die Aufmerksamkeit constant erhalten.\nAm Ende der regelm\u00e4\u00dfigen Reihe von Versuchen wurden ein paar einzelne Versuche mit verschiedenem Tempo gemacht. Am 7. December z. B. fand eine Uebung von vier Runden mit einem Tempo von 120 Schl\u00e4gen per Minute statt. Die Belastung der Gewichte war dieselbe wie vorher. Jede doppelte Hebung wurde in 21/2 Secunden vollzogen. Die ganze Zahl der Urtheile war richtig. Die Versuchsperson hat aber berichtet, dass dieses Tempo ihr sehr unangenehm gewesen sei, und dass sie am Anfang jeder Runde die bestimmte Ueberzeugung gehabt habe, mit diesem Tempo nicht weiter arbeiten zu k\u00f6nnen. Noch bevor die Runde fertig war, war der unangenehme Zustand vor\u00fcber.\nAm 13. December wurde ein Versuch von drei Runden mit derselben Belastung und mit einem Tempo von 40 Schl\u00e4gen per Minute gemacht. Die Urtheile waren alle richtig. Zum Heben und Niedersetzen witrden je 1 */2 Secunden gebraucht. Die Versuchsperson berichtete, dass auch dieses Tempo sehr unangenehm sei und sie lieber mit einem Tempo von 120 Schl\u00e4gen in der Minute arbeiten m\u00f6chte, da sie bei jenem stets das Gef\u00fchl der Langeweile habe.\nDer letzte einzelne Versuch fand am 14. December statt. Das Metronom war auf 160 Schl\u00e4ge per Minute eingestellt. Zum ersten Mal wurde die Belastung ge\u00e4ndert.\nDas Hauptgewicht Nr. 8 war 700 g schwer,\nGewicht\t\u00bb\t1\t=\t500 \u00bb\n\u00bb\t>\t2\t=\t650 \u00bb\n\u00bb\t\u00bb\t3\t=\t900 \u00bb\n\u00bb\t\u00bb\t4\t=\t850 \u00bb\n>\t\u00bb\t5\t=\t600 *\n\u00bb\t*\t6\t=\t775 \u00bb\n\u00bb\t\u00bb\t7\t=\t682 \u00bb","page":105},{"file":"p0106.txt","language":"de","ocr_de":"106\nMargaret Keiver Smith.\nYon 84 Urtheilen waren 82 richtig, 1 falsch und 1 unentschieden.\nDieses Tempo war fast unertr\u00e4glich und forderte die \u00e4u\u00dferste Aufmerksamkeit zum Urtheilen. Von Rhythmus als solchem war keine Spur vorhanden, vielmehr wurde die Versuchsperson in Aufregung und Verwirrung gebracht. Da sie trotzdem angehalten war, das Verh\u00e4ltniss der Gewichte bez\u00fcglich ihrer Schwere zu beurtheilen, stellte sich ein ausgesprochen unangenehmes Gef\u00fchl ein. Ohne die Nothwendigkeit, unter diesen Umst\u00e4nden eine bestimmte geistige Arbeit zu leisten, w\u00e4re dieses Tempo wahrscheinlich geeignet, ein angenehmes Gef\u00fchl zu verursachen, wie wir das beim Tanze beobachten k\u00f6nnen, wo die Bewegungen mechanisch geworden sind und der Geist frei ist, um die organischen Empfindungen genie\u00dfen zu k\u00f6nnen.\nAuf eine Reihe von Fragen1), welche der Leiter am Ende dieser Versuchsfraction stellte, hat die Versuchsperson Folgendes berichtet:\n1.\tDie Gef\u00fchlslage war immer eine angenehme, au\u00dfer am Anfang der Runde mit einem Tempo von 120 Schl\u00e4gen per Minute und w\u00e4hrend der Uebungen mit einem Tempo von 40 und 160 Schl\u00e4gen per Minute.\n2.\tIch habe nie Erm\u00fcdung empfunden, sondern war vielmehr immer ein wenig aufgeregt.\n3.\tIch empfand nie Langeweile.\n4.\tDie ersten und dritten Stellungen waren f\u00fcr die Beurtheilung am g\u00fcnstigsten.\n5.\tDie Hebungen rechts waren vielleicht am angenehmsten.\n6.\tDas Urtheil wurde meist w\u00e4hrend der zweiten Hebung gebildet und sofort nach dem Niedersetzen ausgesprochen.\n7.\tIch habe die Gewichte nie erkannt, d. h. nicht durch \u00e4u\u00dfere Merkmale von einander unterschieden.\n8.\tEin Tempo von 80 bis 100 Schl\u00e4gen per Minute war f\u00fcr mich stets am g\u00fcnstigsten.\n9.\tIch habe die Empfindung der Schwere in die Gelenke des ganzen Armes verlegt.\n10.\tDie Empfindung des Unterschiedes schien mir fast nur in den Gelenken der Hand zu Stande zu kommen.\n1) Sie werden hier mit Auswahl wiedergegeben. Ygl. unten S. 41 eine etwas andere Auswahl.","page":106},{"file":"p0107.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythmus und Arbeit.\n107\nEs braucht wohl kaum bemerkt zu werden, dass diese Mittheilungen wenig directe Beziehung zum Rhythmus haben; wegen ihrer Beziehungen zu psychophysischen Fragen sind sie aber von Interesse, und deswegen m\u00f6gen sie hier angef\u00fchrt sein.\nn.\nDie eben beschriebene Reihe von Versuchen wurde auch mit Fr\u00e4ulein v. Br., einer Deutsch-Russin, als Versuchsperson durchgef\u00fchrt. Die Versuchsumst\u00e4nde waren so viel wie m\u00f6glich mit den vorher erw\u00e4hnten identisch. Herr R. machte die Versuche 101 /4 Uhr morgens und zwar am Montag, Dienstag und Mittwoch; Fr\u00e4ulein v. Br. ebenfalls 10'/4 Uhr, aber stets an dem folgenden Donnerstag, Freitag und Sonntag. Die Belastungen waren w\u00e4hrend der ganzen Reihe dieselben. Wegen einer starken Erk\u00e4ltung, die die Versuchsperson so afficirte, dass ihre Urtheile w\u00e4hrend der letzten 10 Tage nicht mehr zuverl\u00e4ssig waren, sind nur die Resultate der ersten 12 Tage verwendet worden. Wie bei den vorhergehenden Versuchen wurde an den ersten 3 Tagen ohne Metronom, an den folgenden 3 Tagen mit demselben gearbeitet. Das Metronom gab in der Minute So Schl\u00e4ge an. Die Berechnungen wurden allenthalben genau so ausgef\u00fchrt wie hei den vorhergehenden Versuchen.\nDie Resultate sind auf der folgenden Tafel zusammengestellt.\nBei dieser Versuchsreihe ist die Zahl der falschen Urtheile viel gr\u00f6\u00dfer und der Unterschied zwischen den Urtheilen ohne Metronom und denen mit Metronom bedeutend geringer als bei der vorhergehenden Reihe. Die Zahl der richtigen Urtheile ohne Metronom betr\u00e4gt 88,76 % s\u00e4mmt-licher Urtheile, w\u00e4hrend die der Urtheile mit Metronom 89,58 % betr\u00e4gt.\nAm 10. Tage (9. Dec. 98) wurde ein Versuch von vier Runden mit einem Tempo von 90 Schl\u00e4gen per Minute gemacht. Die Belastung war dieselbe wie vorher. Von 112 Urtheilen waren 103 richtig, 2 falsch und 7 unentschieden. Die Versuchsperson berichtete, dass das Tempo gar nicht unangenehm gewesen sei, obgleich sie sich in Folge dessen sehr habe anstrengen m\u00fcssen. Die Erm\u00fcdung w\u00e4hrend der Arbeitszeit kam der Versuchsperson durch das schnellere Tempo, das sie in Aufregung versetzte, nicht zum Bewusstsein.","page":107},{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"108\nMargaret Keiver Smith.\nResultate der Gewichtshebungen w\u00e4hrend 12 Tage.\nOhne Metronom\t\t\t\tMit Metronom 80\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\nGewichte\tZeit\trichtig\tfalsch\tGewichte\tZeit\trichtig\tfalsch\n1 =470\terste 3 Tage\t26'/*\t21\u2018/2\t1\terste 3 Tage\t30i/2\t171/2\n\tzweite 3 Tage\t31\t17\t\tzweite 3 Tage\t31\t17\n2 = 539\terste 3 Tage\t381/2\t91/2\t2\terste 3 Tage\t421/2\t5-/2\n\tzweite 3 Tage\t451/2\t2'/2\t\tzweite 3 Tage\t42\t6\n3 = 430\terste 3 Tage\t401/2\t7\u2018/2\t3\terste 3 Tage\t421/2\t5\u2018/2\n\tzweite 3 Tage\t44\t4\t\tzweite 3 Tage\t431/2\t41/2\n4 = 402\terste 3 Tage\t461/2\tIV2\t4\terste 3 Tage\t48\t\u2014\n\tzweite 3 Tage\t471/2\tV2\t\tzweite 3 Tage\t48\t\u2014\n5 = 557\terste 3 Tage\t41\t7\t5\terste 3 Tage\t42\t6\n\tzweite 3 Tage\t471/2\tV2\t\tzweite 3 Tage\t431/2\t41/2\n(i = 582\terste 3 Tage\t45\t3\t6\terste 3 Tage\t451/2\t2'/2\n\tzweite 3 Tage\t47\t1\t\tzweite 3 Tage\t47\t1\n7 = 375\terste 3 Tage\t48\t\u2014\t7\terste 3 Tage\t48\t\u2014\n\tzweite 3 Tage\t48\t\u2014\t\tzweite 3 Tage\t48\t\u2014\n8 = 500 =\t= Hauptgewicht\t5961/2\t751/2\t\t\t602\t70\nAm 20. December wurde ein Versuch mit einem Tempo von 40 Schl\u00e4gen per Minute und mit derselben Belastung veranstaltet. Von 112 Urtheilen waren 97 richtig und 15 falsch. Dieses Tempo war der Versuchsperson sehr unangenehm, da jede Bewegung l'/2 Secunden dauerte. Die Versuchsperson berichtet, dass sie vielmehr \u00fcber reproducirte Vorstellungen geurtheilt habe, als \u00fcber eben gewonnene Empfindungen.\nAm 15. December fand die letzte Uebung dieser Reihe statt. Das Metronom gab 120 Schl\u00e4ge per Minute an. Die Belastung wurde ge\u00e4ndert und folgenderma\u00dfen eingerichtet:\nHauptgewicht 8 = 700 g Gewicht 1 = 500 \u00bb >\t2\t=\t650\t\u00bb\n\u00bb\t3\t=\t900\t\u00bb\n\u00bb\t4\t=\t850\t\u00bb\n\u00bb\t5\t=\t600\t\u00bb\n\u00bb\t6 = 775 \u00bb\n\u00bb\t7 = 550 \u00bb","page":108},{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythmus und Arbeit.\n109\nVon 112 Urtheilen waren 110 richtig und zwei unentschieden. Die Empfindung der Anstrengung war w\u00e4hrend der ganzen Zeit vorhanden. Das Tempo war f\u00fcr die Versuchsperson g\u00fcnstiger als das von 40 Schl\u00e4gen per Minute.\nIn Bezug auf die Arbeit dieser Versuchsperson d\u00fcrfen wir sagen, dass der angewendete Takt (des Metronoms) keinen bestimmten g\u00fcnstigen Einfluss auf die Urtheile gezeigt hat, wenngleich auch keine ung\u00fcnstige Wirkung zu constatiren war.\nAuf die schon fr\u00fcher erw\u00e4hnte Beilie von Fragen hat die Versuchsperson Folgendes mitgetheilt.\n1.\tDie Empfindungen der Schwere sind meistens deutlich. .Pl\u00f6tzlich und wohl nur f\u00fcr Secunden tritt ein Zustand hei mir ein, in dem die Schwere der gehobenen Gewichte undeutlich empfunden wird. Sehr oft mache ich die Beobachtung an mir, dass ein und dasselbe Gewicht mir bald schwerer, bald leichter erscheint.\n2.\tW\u00e4hrend ich die Gewichte beurtheile, schweigt das Gef\u00fchl in mir; ich kann daher weder von angenehmem, noch von unangenehmem Gef\u00fchl sprechen.\n3.\tAnfangs f\u00fchlte ich mich nach der Uebung abgespannt; jetzt (am Ende der Beihc) glaube ich keinerlei Erm\u00fcdung in mir wahrzu-nclunen.\n4.\tIch gehe so ganz in der Beobachtung auf, dass die Langeweile mich gar nicht zu fassen vermag.\n5.\tFeber die Vortheil haftigkeit der verschiedenen Stellen der Gewichte bin ich unsicher; aber ich glaube zuverl\u00e4ssigere Vergleichungen anstellen zu k\u00f6nnen, wenn das Hauptgewicht rechts steht und zuerst gehoben wird.\nHI.\nEine dritte Reihe von Gewichts versuchen wurde von zwei Versuchspersonen ausgef\u00fchrt. Es fanden 18 Versuche statt, die w\u00e4hrend \u00df Wochen an w\u00f6chentlich 3 Tagen veranstaltet wurden. Die erste Versuchsperson Fr\u00e4ulein stud. phil. Bo., eine Schweizerin, hatte die Hebungen Montag, Dienstag und Mittwoch um y23 Uhr nachmittags, w\u00e4hrend die zweite Versuchsperson, Herr Ma. (St. 11) dieselben Hebungen am Donnerstag, Freitag und Samstag zur selben Zeit machte.","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110\nMargaret Keiver Smith.\nDie Versuche wurden wie vorher 3 Tage ohne Metronom und 3 Tage mit demselben abwechselnd durchgef\u00fchrt. Das Metronom war f\u00fcr 80 Schl\u00e4ge per Minute eingestellt. Es wurden 7 Gewichte gebraucht, das Hauptgewicht und 6 Vergleichsgewichte; das erstere war immer 470 g schwer. Die Belastung der Gewichte war f\u00fcr die Uehungen mit Metronom dieselbe wie f\u00fcr die ohne Metronom, wir geben der K\u00fcrze halber nur an, dass am ersten Tage der Unterschied zwischen Hauptgewicht und Vergleichsgewichten = + 2 g war, am zweiten Tage + 62 g, am dritten \u2014 63 g.\nDieselbe Belastungsreihe wurde nach je 3 Tagen wiederholt, also am 4., 7., 10., 13. und 16. Tag.\nOhne Metronom\t\t\t\tMit Metronom 80\t\t\t\nHauptgewicht 1 = 470 g\t\t\t\t\t\t\t\nTage\tGewichte\trichtig\tfalsch\tTage\tGewichte\trichtig\tfalsch\n1\t472\t451/2\t501/2\t4\t472\t481/a\t471/2\n2\t532\t86V2\t9\u2018/2\t5\t532\t89\t7\n3\t407\t79\t17\t6\t407\t821/2\t131/2\n\t\t211\t77\t\t\t220\t68\n7\t472\t581/jj\t371/2\t10\t472\t67\t29\n8\t532\t161/2\t191/2\t11\t532\t85\t11\n9\t407\t76\t20\t12\t407\t90\t6\n\t\t211\t77\t\t\t242\t46\n13\t472\t65\t31\t16\t472\t69\t27\n14\t532\t90/2\t4\u2018/2\t17\t532\t89\t7\n15\t407\t921/2\t31/2\t18\t407\t901/2\t51/2\n\t\t249\t39\t\t\t2481/2\t391/2\nrichtig\tfalsch\trichtig\tfalsch\n211\t77\t220\t68\n211\t77\t242\t46\n249\t39\t2481/2\t39i/2\n671\t193\t7101/2\t1531/2\nAn jedem ersten w\u00f6chentlichen Uehungstage der Versuchspersonen betrug der Unterschied zwischen dem Hauptgewicht und den Vergleichsgewichten nur 2 g. Anfangs war der Leiter geneigt, hei dieser Uehung das Urtheil \u00bbunentschieden\u00ab als richtig und \u00bbgr\u00f6\u00dfer\u00ab","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythmus und Arbeit.\n111\nsowohl als \u00bbkleiner\u00ab als falsch zu betrachten, da es ihm unm\u00f6glich schien, dass bei einem Gewicht von 470 g ein Unterschied von nur 2 g noch empfunden werden k\u00f6nnte. Durch die Constanz der Urtheile aber und durch ganz \u00e4hnliche Resultate bei anderen Versuchspersonen \u00fcberzeugte er sich endlich, dass die Tliatsachen durch die Zahlen besser repr\u00e4sentirt w\u00fcrden, wenn er demselben Plan folge, den er bei den anderen Versuchen eingeschlagen, n\u00e4mlich alle \u00bbgr\u00f6\u00dfer\u00ab als richtig und die Zahl der unentschiedenen Urtheile zur H\u00e4lfte als richtig zu rechnen.\nNach diesen Verfahren sind die Resultate der Versuche von Fr\u00e4ulein B o. in vorstehender Tabelle zusammengestellt.\nBei den ohne Metronom ausgef\u00fchrten Versuchen betr\u00e4gt die Zahl der richtigen Urtheile = 671 oder 77,66% s\u00e4mmtlicher 864 Urtheile, w\u00e4hrend sie bei den mit Metronom ausgef\u00fchrten Versuchen 7101/2 oder 82,23% aller Urtheile ausmacht, das sind 4,57% mehr als bei den vorhergehenden Versuchen ohne Metronom.\nAnmerkung: F\u00fcr den Fall, dass die Urtheile \u00bbunentschieden\u00ab bei den Versuchen am 1., 4, 7., 10., 13., 16. Tage, bei denen der Unterschied 2 g betrug, als richtig und die Urtheile \u00bbgr\u00f6\u00dfer\u00ab und \u00bbkleiner\u00ab als falsch gerechnet w\u00fcrden, betr\u00fcge der Procentsatz der richtigen Urtheile auf der Seite der Uebungen mit Metronom 6,018.\nBei der anderen Versuchsperson, welche dieselben Versuche machte, waren die Resultate kaum so g\u00fcnstig (siehe folgende Tabelle}.\nIn dieser Versuchsreihe betragen die richtigen Urtheile der Uebungen ohne Metronom 74,88% s\u00e4mmtlicher Urtheile, w\u00e4hrend sie hei den Uebungen mit Metronom 77,31 % aller 684 Urtheile ausmachen; das ergibt ein Plus von 2,43 % auf der Seite der Urtheile mit Metronom.\nAnmerkung: Rechnet man die Urtheile \u00bbunentschieden\u00ab bei den Versuchen am 1., 4., 7., 10., 13. und 16. Tage, bei welchen der Unterschied 2g betrug, als richtig und die Urtheile \u00bbgr\u00f6\u00dfer\u00ab und \u00bbkleiner\u00ab als falsch, so betragen die richtigen Urtheile der Uebungen ohne Metronom 63,42 % und die der Uebungen mit Metronom 66,2 % s\u00e4mmtlicher Urtheile, was auf Seiten der Urtheile mit Metronom ein Mehr von 2,78 % ergiebt.\nIn Bezug auf diese letzte Versuchsperson ist zu bemerken, dass ^ie bei diesen Versuchen dasselbe Benehmen gezeigt hat wie bei den ochreib\u00fcbungen. Nach den ersten 3 Tagen hat sie immer die Belegungen mit Z\u00e4hlen begleitet und zwar so, dass sie auf \u00bbeins\u00ab die Irewichte hob und auf \u00bbzwei\u00ab sie niedersetzte, so dass sie also nie","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\nMargaret Keiver Smith.\nohne Takt gearbeitet hat. Auch an den Tagen, an welchen das Metronom gebraucht wurde, hat sie gez\u00e4hlt, und zwar viel regelm\u00e4\u00dfiger als w\u00e4hrend der Uebungen, hei denen das Metronom nicht gebraucht wurde. Der Einfluss des Metronomschlages auf die Aufmerksamkeit war wohl zu bemerken. Die Anstrengung zur Ooncentrirung auf die Arbeit war an den Tagen am gr\u00f6\u00dften, an welchen das Metronom nicht verwendet wurde.\nOhne Metronom\t\t\t\tMit Metronom 80\t\t\t\nHauptgewicht = 470\t\t\tg\t\t\t\t\nTage\tGewichte\trichtig\tfalsch\tTage\tGewichte\trichtig\tfalsch\n1\t472\t80\t16\t4\t472\t76\t20\n2\t532\t821/2\t131/2\t5\t532\t88</2\t71/2\n3\t407\t451/2\t501/2\t6\t407\t52\t44\n\t\t208\t80\t\t\t2I61/2\t711/2\n7\t472\t88V2\t71/2\t10\t472\t87\t9\n8\t532\t86V2\t9'/2\t11\t532\t88\t8\n9\t407\t51\t45\t12\t407\t561/2\t391/2\n\t\t226\t62\t\t\t231\u20182\t5 61/2\n13\t472\t871/2\t81/2\t16\t472\t92\t4\n14\t532\t711/2\t181/2\t17\t532\t81\t15\n15\t407\t48\t48\t18\t407\t47\t49\n\t\t213\t75\t\t\t220\t68\nrichtig\tfalsch\trichtig\tfalsch\n208\t80\t2161/a\t711/2\n226\t62\t2311/2\t561/2\n213\t75\t220\t68\n647\t217\t668\t196\nDie Versuchsperson Ma. fand das Heben langweilig und am\u00fcsirte sich mit Fantasiren. Die G-ewichte wurden personificirt und das Hauptgewicht als Liebling betrachtet. Es war ihr nicht angenehm, wenn die anderen Gewichte schwerer waren als das Hauptgewicht. Trotz dieser Spielerei aber wurde ehrlich und gewissenhaft geurtheilt.\nNachdem die beiden eben erw\u00e4hnten Reihen beendigt waren, wurden noch zwei einzelne Versuche veranstaltet, bei welchen Fr\u00e4ulein Bo. Versuchsperson war. Der erste derselben fand am 8. De-","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythmus und Arbeit.\n113\ncomber statt. Das Hauptgewicht betrug 470 g, w\u00e4hrend die Ver-gleichsgewieilte 472 g wogen. Das Metronom gab in der Minute 120 Schl\u00e4ge an. Von 96 Urtheilen wurden 78 als \u00bbunentschieden\u00ab und 18 als \u00bbgr\u00f6\u00dfer\u00ab angegeben. Da der Unterschied zwischen dem Hauptgewicht und den Vergleichsgewichten nur 2 g betrug, so ist es wahrscheinlich, dass \u00bbunentschieden\u00ab das richtige Urtheil war; es werden also in diesem Falle 78 Urtheile als richtig und 18 als falsch zu betrachten sein. Wenn man aber das Urtheil \u00bbgr\u00f6\u00dfer\u00ab als das richtige annimmt und die Urtheile \u00bbunentschieden\u00ab zu gleichen Theilen auf die richtigen und falschen F\u00e4lle vertheilt, so erh\u00e4lt man 57 richtige und 39 falsche Urtheile.\nDie Versuchsperson berichtete, dass bei der ersten Stelle jeder Runds alle Empfindungen deutlich, bei den anderen Stellen aber weniger deutlich gewesen seien.\nBei dem zweiten Versuch, welcher am 9. December stattfand, wog das Hauptgewicht 470 g, w\u00e4hrend die Vergleichsgewichte alle 532 g betrugen. Das Metronom Avar f\u00fcr 140 Schl\u00e4ge per Minute eingestellt. Von den 96 Urtheilen wurden 93 als \u00bbgr\u00f6\u00dfer\u00ab und 3 als \u00bbunentschieden\u00ab angegeben. Bei diesem Tempo war die Anstrengung zur Concentration gro\u00df, und die Erm\u00fcdung trat schnell ein. Das begleitende Gef\u00fchl war kein angenehmes.\nObgleich der angewendete Takt f\u00fcr diese Versuchsperson scheinbar g\u00fcnstig Avar, empfand sie ihn doch nie als angenehm, Avie sie denn \u00fcberhaupt f\u00fcr den 'Rhythmus sehr Avenig empf\u00e4nglich war. Der Takt Avar ihr immer ein ZAvang, der sie zu neuer Aufmerksamkeit trieb.\nIV.\nBei der vierten Reihe von GeAvichtsversuchen Avurde eine Aen-derung des Verfahrens vorgenommen. W\u00e4hrend neun auf einander folgender Tage Avurden die Uebungen ohne Metronom ausgef\u00fchrt. Bei den Uebungen der letzten 9 Tage wurde dann das Metronom verwendet, und ZAvar so, dass es am 10. Tage 60, am 11. Tage 120, am 12. Tage 40, am 13. Tage 160 und am 14. Tage 80 Schl\u00e4ge in der Minute angab. Am 15., 16., 17. und 18. Uebungstage wurde das Tempo der ersten 4 Tage Aviederliolt. Nach Ablauf von 18 Tagen\nWundt, Philos. Studien. XVI.\to","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114\nMargaret Keiver Smith.\nmussten die Untersuchungen wegen Erm\u00fcdung der Versuchsperson abgebrochen werden, obgleich sie noch nicht vollendet waren.\nDie Versuche fanden an w\u00f6chentlich 3 Tagen um 11 Uhr vormittags statt.\nDie Versuchsperson war Fr\u00e4ulein stud. phil. Pe., eine Bulgarin.\nW\u00e4hrend s\u00e4mmtlicher Versuche wog das Hauptgewicht 470 g. Die Belastung der Vergleichsgewichte wurde bei den Uebungen der ersten 9 Tage t\u00e4glich ge\u00e4ndert; w\u00e4hrend der letzten 9 Tage, also hei den Uebungen mit Metronom, wurde sie in der Reihenfolge der ersten 9 Tage wiederholt. Meistens waren die Unterschiede zwischen dem Hauptgewicht und den Vergleichsgewichten sehr gering ; sie vari-irten zwischen plus 50 g und minus 50 g. F\u00fcr die ganze Versuchsreihe war die Belastung folgenderma\u00dfen eingerichtet:\nGewichte\tTag\tTag\tTag\tTag\tTag\tTag\tTag\tTag\tTag\n\tlu. 10\t2 u. 11\t3 u. 12\t4 u. 13\t5 u. 14\t6 u. 15\t7 u. 16\t8u. 17\t9 u. 18\nHauptgewicht\t470\t\t\t\t\t\t\t\t\n2\t473\t483\t459\t449\t474\t499\t520\t476\t480\n3\t477\t472\t482\t472\t487\t460\t420\t463\t460\n4\t467\t462\t457\t477\t457\t473\t495\t478\t475\n5\t462\t457\t472\t462\t472\t454\t445\t461\t465\n6\t482\t477\t437\t487\t462\t489\t482\t480\t485\n7\t457\t467\t467\t455\t487\t445\t458\t459\t455\n8\t470\t460\t475\t470\t452\t470\t500\t482\t490\nIn Bezug auf die Berechnungen ist zu sagen, dass die Urtheile \u00bbunentschieden\u00ab wie fr\u00fcher je zur H\u00e4lfte auf \u00bbrichtig\u00ab und \u00bbfalsch\u00ab vertheilt wurden. In den F\u00e4llen, in welchen die Belastungen f\u00fcr Haupt- und Vergleichsgewicht identisch waren, galt das Urtheil \u00bbunentschieden\u00ab als richtig, die Urtheile \u00bbgr\u00f6\u00dfer\u00ab und \u00bbkleiner\u00ab als falsch.\nDie Resultate der 18 Uebungstage sind auf der folgenden Tafel in richtigen und falschen F\u00e4llen zusammengestellt.\nVergleicht man die Summe der richtigen F\u00e4lle in den Uebungen ohne Metronom mit der der richtigen F\u00e4lle in den Uebungen mit Metronom, so ergibt sich auf Seiten der letzteren ein Plus von 27.","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythmus und Arbeit.\n115\nDieser Unterschied ist zwar gering, aber doch vielleicht bedeutsam, weil er auf der Seite des Metronoms steht. Die wirklichen Differenzen aber treten deutlicher zu Tage bei einem Vergleich der Resultate der sich entsprechenden einzelnen Tage in den Versuchen mit und ohne Metronom. Bei diesem Vergleich weist das Tempo von 60 Schl\u00e4gen per Minute die h\u00f6chsten Resultate zu Gunsten des Metronoms auf, doch aber war der Versuchsperson dieses Tempo gar nicht angenehm. Jede doppelte Hebung brauchte 5 Secunden, und die Versuchsperson berichtete dar\u00fcber, dass die langsame Bewegung Gelegenheit f\u00fcr den Eintritt fremder Vorstellungen ins Bewusstsein liefere, auf diese Weise die Aufmerksamkeit ablenke und die Concentration auf die Empfindung des Unterschiedes erschwere. Diese Meinung stimmt mit derjenigen der anderen Versuchspersonen, welche die Gewichte mit einem Tempo von 60 Schl\u00e4gen per Minute gehoben haben, \u00fcberein. Alle haben die Ueberzeugung ausgedr\u00fcckt, dass bei dem schnelleren Takt von etwa 80 bis 100 Schl\u00e4gen per Minute leichter zu arbeiten sei.\nOll\tne Metronom\t\t\tMit Metronom\t\t\t\nTage\tUrtheile\t\tTage\tTempo\tUrtheile\t\tUnter-\n\trichtig\tfalsch\t\t\trichtig\tfalsch\tschiede\n1\t53 V2\t581/2\t1\t60\t721/2\t391/2\t+ 19\n2\t62 V,\t491/2\t2\t120\t691/\u00ab\t421/2\t+ 7\n3\t68\t44\t3\t40\t651/a\t461/2\t- 21/2\n4\t77 %\t34i/2\t4\t160\t761/\u00ab\t351/2\t\u2014 1\n5\t71\u2018Ai\t401/2\t5\t80\t72V\u00ab\t391/2\t+ 1\n6\t631/2\t481/2\t6\t60\t751/2\t361/\u00e4\t+ 12\n7\t86\t26\t7\t120\t88I/2\t231/2\t+\t21/a\n8\t781/2\t33l/2\t8\t40\t711/2\t401/2\t\u2014 7\n9\t70'/\u00ab\t41 Vs\t9\t160\t661/\u00ab\t45i/2\t\u2014 4\n\t631i/\u00e4\t37 61/2\t\t\t6581/2\t3191/\u00ab\t\nBei dem Tempo von 40 Schl\u00e4gen per Minute sind die Resultate bedeutend ung\u00fcnstiger. Die Versuchsperson klagte, dass sie die Empfindungen verloren habe, bevor sie Gelegenheit zu urtheilen hatte.","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"116\nMargaret Keiver Smith.\nDiese Beobachtung wurde von allen anderen Versuchspersonen, die mit demselben Tempo gearbeitet hatten, best\u00e4tigt.\nDas Tempo von 120 Schl\u00e4gen per Minute erweist sich durch die Resultate als g\u00fcnstig und wurde von der Versuchsperson als angenehm empfunden.\nBei einem Vergleich der Resultate der Uebungen mit Metronom hinsichtlich der G\u00fcnstigkeit des Tempos ergibt sich, dass im Ganzen das Tempo von 120 Schl\u00e4gen per Minute in jeder Beziehung am besten war.\nDas Tempo von 160 Schl\u00e4gen per Minute war zum Urtheilen ung\u00fcnstig; die verwirrende Schnelligkeit erzeugte ein unangenehmes Gef\u00fchl.\nZusammenfassend darf gesagt werden, dass bei dieser Reihe von Versuchen der angewendete Takt f\u00fcr das Urtheilen nicht ung\u00fcnstig war. Ein gro\u00dfes Hindemiss lag in der t\u00e4glichen Aenderung des Tempos; denn die Versuchsperson konnte sich, nicht sogleich den neuen Verh\u00e4ltnissen anpassen. Um zuverl\u00e4ssige Resultate auf diese Weise zu sichern, w\u00e4re es noth wendig, verschiedene und zeitlich ausgedehnte Versuche zu machen. Die t\u00e4gliche Anstrengung zur Einhaltung des neuen Tempos wirkte erm\u00fcdend, und das w\u00e4hrend der letzten H\u00e4lfte der Versuche um so mehr, da sich die Versuchsperson in dieser Zeit eine starke Erk\u00e4ltung zugezogen hatte. Unter diesen Verh\u00e4ltnissen wurde der Rhythmus als solcher kaum empfunden, da die rhythmischen Bewegungen des K\u00f6rpers selbst durch das Unwohlsein gest\u00f6rt wurden.\nV.\nDie f\u00fcnfte Reihe von Gewichtsversuchen wurde in 16 Tagen durchgef\u00fchrt. Die Variationen der Unterschiede zwischen Hauptgewicht und Vergleichsgewichten waren unbedeutend.\nDie Versuchsperson, Er\u00e4ulein stud. phil. Bot., eine Serbin, war f\u00fcr den Rhythmus ungew\u00f6hnlich empfindlich, weshalb sie ihre Bewegungen sehr genau nach dem Takte einrichtete. Sie war f\u00fcr die Uebungen gut disponirt, und scheinbar nie erm\u00fcdet.\nDie Versuche fanden an w\u00f6chentlich drei Tagen statt. W\u00e4hrend der ersten acht Tage wurden die Uebungen ohne Metronom durch-","page":116},{"file":"p0117.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythmus und Arbeit.\n117\ngef\u00fchrt, w\u00e4hrend der letzten acht Tage hingegen fanden sie unter Anwendung des Metronoms mit einem Tempo von 80 Schl\u00e4gen per Minute statt.\nDie Belastung und Anordnung der Gewichte f\u00fcr die ganze Reihe ist aus folgender Tabelle ersichtlich.\nGewichte\tTage 1 u. 9\tTage 2 u. 10\tTage 3 u. 11\tTage 4 u. 12\tTage 5 u. 13\tTage 6 u. 14\tTage 7 u. 15\tTage 8 u. 16\nHauptgewicht\t500\t500\t500\t500\t500\t500\t500\t500\n1\t507\t507\t492\t507\t492\t507\t492\t507\n2\t492\t507\t492\t507\t492\t507\t492\t507\n3\t507\t507\t492\t507\t492\t507\t492\t507\n4\t492\t507\t492\t507\t492\t507\t492\t507\n5\t507\t507\t492\t507\t492\t507\t492\t507\n6\t492\t507\t492\t507\t492\t507\t492\t507\n7\t507\t507\t492\t507\t492\t507\t492\t507\nDie Unterschiede zwischen dem Hauptgewicht und den Vergleichsgewichten betrugen plus 7 g und minus 8 g.\nDie Urtheile \u00bbgr\u00f6\u00dfer\u00ab und \u00bbkleiner\u00ab wurden je nach der Belastung als \u00bbrichtig\u00ab oder \u00bbfalsch\u00ab gerechnet, die Urtheile \u00bbunentschieden\u00ab zu gleichen Theilen auf beide Kategorien vertheilt. W\u00e4hrend der ersten zwei oder drei Tage wurde das Urtheil \u00bbunentschieden\u00ab h\u00e4ufig abgegeben; sp\u00e4ter verlor sich die Unsicherheit im Urtheilen aber immer mehr. Die Versuchsperson fand die Unterschiede sehr gering, doch glaubte sie dieselben ganz deutlich wahrzunehmen.\nDie Resultate der Versuche sind auf der folgenden Tafel aufgef\u00fchrt.\nBei dieser Reihe von Versuchen ist scheinbar kein g\u00fcnstiger Einfluss des angewandten Taktes zu finden. Wahrscheinlich wurde das Urtheilen durch den geringen Unterschied zwischen dem Hauptgewicht und den Vergleichsgewichten erschwert. Die Resultate beweisen eine Art von Selbstt\u00e4uschung, die sonderbar ist. Es ist kaum m\u00f6glich, dass die Unterschiede zu empfinden waren; doch hat die Versuchsperson behauptet, dass sie dieselben deutlich wahrgenommen habe.","page":117},{"file":"p0118.txt","language":"de","ocr_de":"118\nMargaret Keiver Smith.\nEs ist aber m\u00f6glich, dass die Empfindungen der einzelnen Hebung vielmehr Gegenstand der Aufmerksamkeit waren als die Empfindungsunterschiede.\nOhne Metronom\t\t\tMit Metronom\t\t\nTage\trichtig\tfalsch\tTage\trichtig\tfalsch\n1\t66V2\t451/2\t9\t65\t47\n2\t541/2\t57\u2018/2\t10\t40\t72\n3\t67'/2\t441/2\t11\t92\t20\n4\t78%\t33i/2\t12\t33\t79\n5\t45\t67\t13\t85\t27\n6\t76i/2\t35\u2018/2\t14\t60\t52\n7\t93\t19\t15\t90\t22\n8\t27\t85\t16\t48\t64\nWegen des sehr geringen Unterschiedes zwischen dem Hauptgewicht und den Vergleichsgewichten ist die Zahl der richtigen Ur-theile verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig sehr klein; auffallend ist jedoch, dass in den F\u00e4llen, in welchen das Vergleichsgewicht 8 g leichter war als das Hauptgewicht, die Zahl der richtigen Urtheile viel gr\u00f6\u00dfer war als in den F\u00e4llen, in welchen das Vergleichsgewicht 7 g mehr betrug als das Hauptgewicht. Vermuthlich ist die Verminderung eher und klarer empfunden worden als der Zusatz. Die vorher erw\u00e4hnte Thatsache geht aus einer Gegen\u00fcberstellung beider in Betracht kommenden Versuchsreihen, wie sie in der folgenden Tabelle ausgef\u00fchrt ist, deutlich hervor.\nIn den Uebungen ohne Metronom, die in der ersten Tabelle einander gegen\u00fcber gestellt sind, betr\u00e4gt also die Zahl der richtigen F\u00e4lle bei den Versuchen, in denen die Vergleichsgewichte 8 g leichter sind als das Hauptgewicht, 62%, w\u00e4hrend sie bei denVersuchen, in welchen die Vergleichsgewichte 7 g schwerer sind als das Hauptgewicht, nur 52,42 % s\u00e4mmtlicher Urtheile ausmacht. In den Uebungen mit dem Metronom aber entfallen auf die erste Art der Versuche 80,72% aller Urtheile, hingegen auf die letztere Art, in denen die Vergleichsgewichte 7 g schwerer sind als das Hauptgewicht, nur","page":118},{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythmus und Arbeit.\n119\n39,63 %. Die Ursache dieses auffallenden Unterschiedes lag zu weit von dem Zwecke der Versuche, um hier eine darauf zielende Untersuchung zu erlauben.\nOhne Metronom\nHauptgewicht\t= 500 g Vergleichsgewichte = 507 g\t\t\t\t\tHauptgewicht\t= 500 g Vergleichsgewichte = 492 g\t\t\t\t\nTage\tVergl.-Gew.\tUrtheile\trichtig\tfalsch\tTagel Vergl.-Gew.\t\tUrtheile richtig\t\tfalsch\n1\t1. 3. 5. 7\t64\t34\t30\t1\t2. 4. 6.\t48\t\t321/2\t151/2\n2 4 0 8\t1.2. 3.4.5.6.7\t112\t541/2\t57 y.\t3\t1.2. 3.4. 5. 6. 7\t112\t67i/a\t44i/2\n\t1.2. 3. 4. 5. 6.7\t112\t781/2\t331/2\t5\t1.2.3.4. 5.6. 7 ;\t112\t\t45\t67\n\t1.2. 3.4. 5.6.7\t112\t76i,o\t351/2\t7\t1.2.3.4.5.6.7\t112\t\t93\t19\n\t1.2. 3. 4.5. 6.7\t112\t27\t85\t\t\t\t\t\n2 70 i/o 52,42^\t\t\t\t2411/2 47.58X\t384\t\t\t238 62j#\t146 38X\nMit Metronom SO\t\t\t\t\t\t\t\t\nHauptgewicht\t= 500 g Vergleichsgewichte = 507 g\t\t\t\tHauptgewicht\t= 50 0 g Vergleichsgewichte = 492 g\t\t\t\t\nTage! Vergl.-Gew.\tUrtheile\trichtig\tfalsch\tTage\tVergl.-Gew. Urtheile richtig\t\t\tfalsch\n9 1\t1. 3. 5. 7\t64\t22\t42\t9\t2. 4. 6.\t48\t43 j 5\t\n10\t1.2.3.4.5.6.7\t112\t40\t72\t11\t1.2. 3.4. 5.6.7\t112\t92\t20\n12 , 1.2. 3.4.5.6.7\t112\t33\t79\t13\t1.2.3.4. 5.6.7\t112\t85\t27\n14\t1.2.3. 1.5.6.7\t112\t60\t52\t15\t1. 2.3. 4. 5.6.7\t112\t90\t22\n16\t1.2. 3. 4.5.6.7\t112\t48\t64\t\t\t\t\t\n\t512\t203 39,63 55\t309 60,37^\t\t\t384\t310 80,725#\t74 19,28X\nAuf eine Reihe von Fragen hat die Versuchsperson Folgendes berichtet.\nI. Die Empfindungen und die Unterschiede derselben waren im ganzen deutlich.","page":119},{"file":"p0120.txt","language":"de","ocr_de":"120\nMargaret Keiver Smith.\n2.\tDie Gef\u00fchle waren stets angenehm.\n3.\tDie Uebungen erm\u00fcdeten mich nie.\n4.\tIch empfand keine Langeweile.\n5.\tDie erste und dritte Stelle waren zum Urtheilen am g\u00fcnstigsten.\n6.\tDem Hauptgewicht habe ich immer den Vorzug gegeben1).\n7.\tBeim Heben links brauchte ich zur Bildung des Urtheils gr\u00f6\u00dfere Zeit.\n8.\tDas Urtheil wurde fast immer beim Heben gebildet.\n9.\tDurch den Takt wurde die Aufmerksamkeit concentrirt.\n10.\tIch verlege die Empfindung der Schwere in den Arm und in die ganze Hand.\n11.\tIch empfinde den Unterschied zwischen den Gewichten, kann aber die Empfindung nicht localisiren.\nVI.\nDie n\u00e4chste Reihe von Gewichtsversuchen wurde am 22. Dezember 1898 angefangen und w\u00e4hrend 28 Tage t\u00e4glich fortgesetzt. In den ersten 18 Tagen wurden die Uebungen ohne Metronom durchgef\u00fchrt. Die Belastung der Gewichte f\u00fcr diese Zeit ist auf der folgenden Tabelle angegeben.\nGewichte\tTage 1 u.11\tTage 2 u. 9\tTage 3 u. 13\tTage 4 u. 14\tTage 5 u. 15\tTage 6 u. 16\tTage 7\tTage 8 u. 18\tTage 10\tTage 12u,17\nHauptgew.\t700 g\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nGewicht 1\t1000g\t500 g\t980 g\t1050g\t875 g\t1050 g\t770g\t812g\t900 g\t800 g\n\u00bb 2\t775\t650\t952\t980\t805\t945\t763\t735\t800\t650\n\u00bb\t3\t600\t900\t455\t910\t707\t840\t756\t770\t600\t750\n\u00bb\t4\t725\t850\t560\t560\t714\t735\t749\t700\t400\t825\n\u00bb\t5\t450\t600\t826\t630\t665\t700\t742\t588\t600\t522\n\u00bb 6\t690\t775\t595\t385\t630\t686\t735\t665\t1000\t700\n\u00bb\t7\t708\t550\t735\t455\t490\t679\t728\t630\t702\t640\n1) Hierin liegt eine psychologisch etwas r\u00e4thselhafte Beobachtung; namentlich bei weiblichen Versuchspersonen, aber auch in hohem Ma\u00dfe bei Herrn Ma., tritt eine Art von personificirender Antheilnahme an dem Hauptgewicht und seinen Schicksalen hervor, die das Urtheil, wie es scheint, nicht g\u00fcnstig beeinflusst.","page":120},{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythmus und Arbeit.\n121\nDie Belastung f\u00fcr die Uebungen am 7. und 10. Tage wurde w\u00e4hrend dieser achtzehnt\u00e4gigen Reihe ohne Metronom nicht wiederholt, was hei den \u00fcbrigen Belastungen s\u00e4mmtlich der Fall war. Die Wiederholung unterblieb, weil die Resultate der beiden Uebungen mit denen in einer Uebung einer anderen Versuchsperson verglichen werden sollten.\nDie Versuchsperson, Herr stud, pliil. Ste., war zu dieser Zeit ganz ohne Erfahrung als Versuchsperson und hatte keine Ahnung von der Bedeutung der Versuche. Sie war w\u00e4hrend der Zeit immer in gleicher Stimmung und f\u00fcr die Versuche gut disponirt. Die Berichte der Versuchsperson waren zuverl\u00e4ssig. Die Resultate der Versuche w\u00e4hrend der ersten 18 Tage sind auf der folgenden Tafel zusammengestellt.\nW\u00e4hrend der 18 Tage wurden 2016 Urtheile abgegeben, von denen 1738, d. i. 86,21\u00b0/0, als richtig betrachtet werden k\u00f6nnen.\nDiese Reihe wurde ohne Metronom durchgef\u00fchrt; es kann aber nicht gesagt werden, dass das Heben ohne Rhythmus geschah. Von Anfang an hat die Versuchsperson einen bestimmten Takt gebildet und denselben bis zum Ende beibehalten. Dieses von ihr eingeschlagenen Rhythmus wurde sie sich bewusst, und zwar empfand sie ihn angenehm. Mehrere Male wurden die Zeiten des Hebens und Niedersetzens der Gewichte von einer dritten Person mit einer Secundenuhr gemessen. Nach den ersten zwei Tagen wurden diese Zeiten constant und blieben so bis zum Ende der Reihe. Diese Zeitverh\u00e4ltnisse waren wie folgt:\n1.\tAufheben des ersten Gewichtes: 0,5 Secunden,\n2.\tAufenthalt oben an der Schnur: 0,25 Secunden,\n3.\tUebergang zum zweiten Gewicht: 0,63 Secunden,\n4.\tAufheben des zweiten Gewichtes: 0,5 Secunden,\n5.\tAufenthalt oben an der Schnur: 0,25 Secunden,\n6.\tNiedersetzen des zweiten Gewichtes: 0,5 Secunden.\nDurch diese Zeitmessung wurde gefunden, dass oben an der Schnur eine Pause gemacht wurde, und ebenso wurde die thats\u00e4chliche Ungleichheit der Dauer des Aufhebens und Niedersetzens erst auf Grund dieser Entdeckung der Pause constatirt. Fechner hat in der Beschreibung einer Reihe erw\u00e4hnt, dass je eine Secunde zum Aufheben und Niedersetzen eines Gewichtes gegeben w\u00fcrde, wobei er die Pause","page":121},{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"122\nMargaret Keiver Smith.\nOhne Metronom\t\t\t\nTage\tUrtheile\trichtig\tfalsch\n1\t112\t931/2\t181/2\n2\t112\t106\t6\n3\t112\t107\t5\n4\t112\t112\t0\n5\t112\t94i/2\t17'/i\n6\t112\t84\t28\n7\t112\t98\t14\n8\t112\t88\u2018/2\t231/2\n9\t112\t109\t3\nto\t112\t105\t7\n11\t112\t93i/2\t\u00ab\u2018A\n12\t112\t871/2\t241/2\n13\t112\t108\t4\n14\t112\t1051/2\t\u00abVf\n15\t112\t94i/2\t171/2\n16\t112\t781/2\t331/2\n17\t112\t90\t22\n18\t112\t83\t29\n\t2016\t1738\t278\n\u00bboben\u00ab \u00fcbersieht (Elem. der Psychophys. I. Theil 99). Thats\u00e4ch-lich ist die Zeit des Niedersetzens selten, wenn je so gro\u00df wie die f\u00fcr das Aufheben. (Siehe Beschreibung der graphisch. Darstellung der Bewegungen beim Heben der Gewichte.) Deshalb ist es unwahrscheinlich, dass zum Niedersetzen 0,5 Secunden gebraucht wurden. Diese Zeitangabe wurde wahrscheinlich nach Analogie derjenigen f\u00fcr das Heben gemacht. Nachdem wir den wirklichen Unterschied der Bewegungen beim Heben und Niedersetzen graphisch dargestellt hatten, war es zu sp\u00e4t, dieses Verfahren wieder zu untersuchen und die Zeit genauer zu bestimmen. Es ist aber hervorzuheben, dass","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythmus und Arbeit.\n123\ndieser Unterschied in der Geschwindigkeit der Bewegungen kein absolutes Hinderniss f\u00fcr die Empfindung des Rhythmus war. In verschiedenen anderen F\u00e4llen wurde dieselbe Beobachtung gemacht, n\u00e4mlich dass absolute Gleichheit in der Zeit der Bewegungen oder in den Zeitintervallen zwischen wiederkehrenden Bewegungen nicht zum Auffassen des Rhythmus unbedingt noth wendig ist.\nDie Versuchsperson hat wie die anderen Versuchspersonen die Gewohnheit, das Urtheil beim Heben des zweiten Gewichtes zu bilden und es direct nach dem Niedersetzen des zweiten Gewichtes auszudr\u00fccken. Die ganze Zeit vom Anfang der doppelten Hebung bis zum Ausdruck des Urtheils betrug ungef\u00e4hr 3% Secunden, d. i. gleich einem Tempo des Metronoms von etwa 96 Schl\u00e4gen per Minute. Die Versuchsperson hat dieses Tempo f\u00fcr sich ausgesucht und ist immer dabei geblieben. Ein langsameres Tempo hat sie als langweilig und ung\u00fcnstig zum Urtheilen, das Nachdenken \u00fcber das Urtheil als zerstreuend erkl\u00e4rt. Diese Vorliebe f\u00fcr ein schnelles Tempo sowohl als f\u00fcr schnelles Urtheilen trat auch schon bei den anderen Versuchspersonen zu Tage.\nUm die Resultate der Versuche mit einem selbst gew\u00e4hlten Tempo mit denen der Versuche, in welchen das Metronom verwendet wurde, zu vergleichen, wurde eine neue Reihe f\u00fcr diese Versuchsperson eingerichtet. Diese Reihe dauerte nur 10 Tage. In dieser Zeit wurde das Tempo des Metronoms viermal ge\u00e4ndert; am 1., 2. und 10. Tage betrug es 60, am 3., 4. und 9. Tage 100, am 5. und 6. Tage 140, am 5. und 8. Tage 160 Schl\u00e4ge per Minute.\nDie Resultate dieser zehnt\u00e4gigen Versuche sind auf der folgenden Tafel angegeben.\nDie Belastungen der Gewichte w\u00e4hrend dieser Zeit waren gerade dieselben wie die bei den Versuchen ohne Metronom w\u00e4hrend der ersten 10 Tage.\nMit dem angewendeten Takt des Metronoms war die Versuchsperson nie zufrieden, da ihr der Schlag st\u00f6rend war. Von den verschiedenen Tempi fand sie das mit 100 Schl\u00e4gen per Minute am g\u00fcnstigsten; das Tempo von 140 und das von 160 Schl\u00e4gen hielt sie f\u00fcr besser als das von 60 Schl\u00e4gen per Minute, doch waren die Resultate mit dem letzteren g\u00fcnstiger als mit den beiden vorher gehenden. Die","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124\nMargaret Keiver Smith.\nResultate mit einem Tempo von 100 Schl\u00e4gen per Minute waren au\u00dferordentlich gut; sie best\u00e4tigten die Erfahrungen mit den anderen Versuchspersonen, dass n\u00e4mlich ein Tempo von 80 bis 100 oder 120 Schl\u00e4gen per Minute f\u00fcr das Urtheilen das g\u00fcnstigste sei.\nMetronom 60\t\t\t\tMetronom 100\t\t\t\tMetronom 140\t\t\t\tMetronom 160\t\t\t\nTag\tZahl der Ur- theile\trichtig\tfalsch\tSP EH\tZahl der Ur- theile\trichtig\tfalsch\tI5 EH\tZahl der Ur- theile\trichtig\tfalsch\tSP Eh\tZahl der Ur- theile\trichtig\t\u00dc S-l\n1\t112\t85\t27\t3\t112\t104i/2\tU/2\t5\t112\t901/a\t2IV2\t7\t112\t00\t271/0\n2\t112\t1021/2\t91/2\t4\t112\t108\t4\t6\t112\t791/2\t32i/2\t8\t112\t00\t27%\n10\t112\t106\t6\t9\t112\t1051/2\t6\u2018/2\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t336\t293 87,2X\t421/2\t\t336\t318 94,64^\t18\t\t224\t170 75,89^\t54\t\t224\t169 75,44^\t55\nDie Versuchsperson war nicht mit dem Rhythmus \u00fcberhaupt unzufrieden, sondern nur mit einem solchen, der durch akustische Reize gegeben war. Der unerbittliche Zwang des Metronomschlages war ihr sehr unangenehm, der Takt aber, der durch die Bewegung des K\u00f6rpers allein geschaffen wurde, war anregend und angenehm. Scheinbar lag der Grund der Unzufriedenheit in der Thatsache, dass die Geschwindigkeit, die das Metronom verlangte, nicht in Ueberein-stimmung mit der Geschwindigkeit der nat\u00fcrlichen Bewegungen des K\u00f6rpers stand. Das Tempo von 100 Schl\u00e4gen per Minute kam dazu n\u00e4her als die anderen, und dies hat die Versuchsperson als angenehm bezeichnet. Der selbst gew\u00e4hlte Takt war ein Regulator f\u00fcr die Aufmerksamkeit, weshalb die Urtheile dabei genauer wurden. Sobald das Metronom ein unangenehmes Gef\u00fchl erweckte, wurde die Aufmerksamkeit sichtbar abgelenkt, was die Resultate deutlich beweisen.\nBericht der Versuchsperson.\n1.\tDie Empfindungsunterschiede waren selten undeutlich.\n2.\tDer Gef\u00fchlszustand war w\u00e4hrend der Uebungen der der Indifferenz oder Unlust.\n3.\tIch empfand keine Erm\u00fcdung.","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythmus und Arbeit.\n125\n4.\tDas Heben war manchmal langweilig.\n5.\tIch habe die Gewichte nicht durch \u00e4u\u00dfere Merkmale von einander unterscheiden k\u00f6nnen.\n6.\tDie dritte Stelle war vielleicht am g\u00fcnstigsten zum Urtheilen.\n7.\tDas Urtheil wurde heim Heben des Vergleichsgewichtes gebildet.\n8.\tDas Tempo von etwa 100 Schl\u00e4gen per Minute war am g\u00fcnstigsten. Im allgemeinen aber arbeitete ich lieber ohne Metronom.\n0. Bei losem Handgelenk wird die Beurtheilung leichter als hei steifem Handgelenk.\n10. Die Empfindungen der Schwere wurden meistens in die Hand verlegt.\nVII.\nEine siebente Reihe von Gewichtsversuchen wurde am 10. December 1808 angefangen; sie dauerte 19 Tage. Die Einrichtungen und Bedingungen waren im allgemeinen wie vorher. W\u00e4hrend der Zeit aber w\u00fcrden sechs verschiedene Tempi gebraucht, die einem Metronomschlag von je 60, 80, 100, 120, 140 und 160 per Min. entsprechen. Sie wurden successiv w\u00e4hrend 6 Tage gebraucht und nachher regelm\u00e4\u00dfig wiederholt.\nDas Hauptgewicht war 700 g schwer; die Belastungen der Vergleichsgewichte waren w\u00e4hrend 10 Tage jeden Tag verschieden, bei den sp\u00e4teren Versuchen wurde der Bcihe nach wiederholt.\nGewichte\tTage 1.2U.II\tTage 3 u. 12\tTage 4 u. 1.1\tTage 5u. 14\tTage 6 u. 15\tTage 7 u. 16\tTage 8 u. 17\tTage 9 u. 18\tTage l\u00fcu.19\nHaujitgew'.\t700\t\u2014\t\u2014\t\u2014\tt\t\u2014\t\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\nGewicht 1\t500\t900\t1000\tsoo\t9S0\t1050\t875\t1050\t770\n\u00bb 2\t650\t800\t775\t650\t952\t980\t805\t945\t763\n3\t900\t\t500\t600\t750\t455\t910\t707\t840\t756\n4\t850\t\t400\t725\t825\t560\t560\t714\t735\t749\ns\t5\t600\t\t600\t450\t522\t826\t630\t665\t700\t742\n\u00bb 6\t775\t1000\t690\t700\t595\t385\t630\t686\t735\n\u00bb\t7\t550\t702\t708\t640\t735\t455\t490\t679\t728","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"126\nMargaret Keiver Smith.\nDiese Belastungen waren im Ganzen mit denen der vorhergehenden Reihen identisch, aber nicht dieselben an entsprechenden Tagen. Anfangs bestand die Absicht, die Resultate von den zwei Reihen zu vergleichen, d. h. die Resultate einer Reihe ohne Metronom mit denen einer Reihe mit Metronom. Dieser Vergleich war aber nicht beiliegend, da hei der vorigen Versuchsperson der Rhythmus immer gleich blieb, w\u00e4hrend er hei dieser t\u00e4glich variirte. Die fortw\u00e4hrende Aen-derung des Taktes war f\u00fcr das Urtheil nicht g\u00fcnstig, da die Versuchsperson keine Zeit hatte, sich an das Tempo zu gew\u00f6hnen, sodass die Eigenth\u00fcmlichkeit eines neuen Taktes jedes Mal eine Ablenkung der Aufmerksamkeit verursachte. Wie die anderen Versuchspersonen hat auch diese ein schnelles Tempo angenehmer empfunden, als ein langsames. 60 Schl\u00e4ge per Minute waren der Versuchsperson unangenehm und wirkten ung\u00fcnstig auf das Urtheil, da w\u00e4hrend des langsamen Tempos Gelegenheit gegeben war f\u00fcr die Ablenkung der Aufmerksamkeit und den Eintritt von fremden Vorstellungen ins Bewusstsein. Im Ganzen waren die g\u00fcnstigsten Tempi (Me mit 80 und 100 Schl\u00e4gen per Minute; bei 140 und 160 Schl\u00e4gen per Minute waren die Bewegungen weniger gleichm\u00e4\u00dfig.\nDie Resultate dieser Versuchsreihe sind auf der gegen\u00fcberstehen-den Tafel angegeben.\nBei dieser Versuchsperson, Herrn stud. phil. Mar., einem Deutschen, war der Einfluss der Uebung nicht besonders bemerkbar. Von Anfang an waren die Urtheile bestimmt. Herr Mar. konnte sich selbst beobachten und verstand die Schwierigkeit, welche die t\u00e4gliche \u00c4nderung des Tempos verursachte. Deswegen waren die Aeu\u00dferungen \u00fcber seine Erfahrungen zuverl\u00e4ssig und werthvoll. Auf die schon erw\u00e4hnte Reihe von Fragen hat er Folgendes berichtet.\n1.\tMeistens waren die Empfindungen deutlich.\n2.\tW\u00e4hrend der Uebungen herrschte indifferenter Gef\u00fchlszustand.\n3.\tIch empfand keine Erm\u00fcdung.\n4.\tLangeweile habe ich nicht gehabt.\n5.\tIch konnte die Gewichte \u00e4u\u00dferlich nicht unterscheiden.\n6.\tBei gleichm\u00e4\u00dfiger Aufmerksamkeit wurde keine Stelle bevorzugt; wenn das Hauptgewicht zuerst zu heben war, wurde vielleicht etwas rascher geurtheilt.\n7.\tWenn die Unterschiede gro\u00df waren und die Erinnerung an","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"Versuchsperson: Herr Mar.\nRhythmus und Arbeit,\n127\n00\n05\n\u202200\nu\n\u00a9\ng\n<D\nO\nCD\n\u00a9\n\n02\n02\nPs\nMetronom 160\tqospij\tco\t00\tco cs\t\tCC\t.SP l-\n\t\too cd\ttoi\t\u00bbo QO\t\t\u2019S GO m ^\t\u0153 i\u2014 \u00ae\tCD CO\n\tZahl der Ur- !theile\tcs\tCS\tCS\t\t\n\t\to\tcs\t00\t\tCO\nMetronom 140\ttpspj\t62\t\u00bbo\t\t\td 5\"\tJ? 00\ts\n\tSpqou\t50\t<o o\t95\t\t<N ^r~\tph\n\tZahl der \u00fcr- theile\tCS\tcs '\u25a0rH\tCS\t\tQO CO\t_-T 1?\t-\n\teSnX\t\u00bbo\t\u00a3\tt\u2014\t\tco\nMetronom 120\tqospj\t26\t59\tCS\t\t87 htig\n\tSpqou\t86\t53\to\t\to 05\t*\u00a3\n\tZahl der Ur- theile\t<M\tCS\t112\t\t336 74,1\n\toSrx\t\to\t16\t\tCO\nMetronom 100\tqospj\tO\tCO CO\to\t\t^\t.SP *\u00b0\t\u00a3\n\tSpqou\to\tQO t-\t102\t\t282 1% ric\n\tZahl der \u00dcr- theile\tcs\t112\tCS\t\t05 \u00ab\tsf CO\t\u0153\n\teSnX\tCO\t05\ti\u00bb\t\tCO\nMetronom 80\tqospj\tcs\tcs\tcs\t\tS .SP \u2022+3\n\th'i iqou\tj 001\tGO\t05 05\t\t\u2019S *> ^\n\tZahl der Ur- theile\tcs\tCS\tCS\t\tlO\n\t\u00c4X\tcs\tQO\t\t\t\nMetronom 60\t{\tqospj\tOJ co\tco\tcs\tCO\tCI ^T-\tb\u00df 05\t*rt 05\t^\n\tSpqoij\t39>/2\tQ0\t05\tQO\tCS\tv R 05\t^ CS\n\tZahl der Ur- theile\t56\tcs\tCS\tCS\t392 74,6\n\t9.\u00a7rx\t\tl\u2014\tCO\t05\t","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128\nMargaret Keiver Smith.\ndas Hauptgewicht deutlich mitwirkte, wurde das Urtheil sofort heim Heben des betreffenden Vergleichsgewichtes abgegeben. Nach dem Niedersetzen wurde selten ein Urtheil gebildet.\n8.\tDer Einfluss des Rhythmus war g\u00fcnstig; 100 und 120 kamen mir am angenehmsten vor.\n9.\tDie Empfindung der Schwere wurde in die Hand verlegt, einschlie\u00dflich des Handgelenkes.\n10.\tEbenso die Empfindung des Unterschiedes.\nVLH.\nDie letzten Gfewichtsversuche bestanden in einer Reihe, die 10 Tage dauerte. Versuchsperson war Herr stud. phil. K., ein Deutscher. Bei den vorhergehenden Versuchen wurde gezeigt, dass beim Heben unter den angegebenen Bedingungen ohne Metronom ein bestimmter Rhythmus gebildet wurde, der die Aufmerksamkeit fast soviel beeinflusste wie der, welcher durch das Metronom gegeben wurde.\nDer Zweck dieser letzten Reihe war, zu finden, ob die Hubh\u00f6he Einfluss auf das Urtheil habe, und ob beim Heben in beliebiger Richtung und 'Hohe die Bewegungen einen rhythmischen Charakter annehmen w\u00fcrden.\nW\u00e4hrend der ersten 6 Tage wurden die Versuche nach dem folgenden Schema eingerichtet.\nI. Tag.\tl.Uebung.\n1.\tRunde = 4 Stellen,\n2 Min. Pause.\n2.\tRunde = 4 Stellen,\n2 Min. Pause.\n2. Uebung.\nHebungen 10 cm hoch unter den fr\u00fcheren Bedingungen.\n1.\tRunde = 4 Stellen,\n2 Min. Pause.\n2.\tRunde = 4 Stellen.\nII. Tag.\tl.Uebung.\nHebungen 10 cm hoch unter den fr\u00fcheren Bedingungen.\n1.\tRunde = 4 Stellen,\n2 Min. Pause.\n2.\tRunde = 4 Stellen,\n2 Min. Pause.","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythmus und Arbeit.\n129\n2. Uebung.\nHeben nach Belieben der Versuchsperson.\n1.\tRunde = 4 Stellen,\n2 Min. Pause.\n2.\tRunde = 4 Stellen.\nIII. Tag.\t1. Uebung,\nHeben nach Belieben der Versuchsperson,\n1.\tRunde = 4 Stellen,\n2 Min. Pause.\n2.\tRunde = 4 Stellen,\n2 Min. Pause.\n2. Uebung.\nHebungen 10 cm hoch unter den fr\u00fcheren Bedingungen.\n1.\tRunde = 4 Stellen,\n2 Min. Pause.\n2.\tRunde = 4 Stellen.\nAn den letzten 3 Tagen war das Verfahren ebenso wie an den ersten 3 Tagen.\nDie Hebungen wurden, wie oben angegeben, wechselweise nach Belieben der Versuchsperson und mit vorgeschriebener Hebungsh\u00f6he durchgef\u00fchrt, um die Erm\u00fcdung des letzten Theils der Versuche zu compensiren. W\u00e4hrend der Zeit wurde ke;n Metronom gebraucht. Bei jeder Uebung wurden 56 Urtheile abgegeben, also t\u00e4glich 112. Das Heben geschah immer mit der recht \u201en Hand. F\u00fcr die ersten 2 Tage war das Hauptgewicht 800 g schwer, w\u00e4hrend der letzten 4 Tage betrug es 700 g. Die Belastungen der Vergleichsgewichte wurden t\u00e4glich ge\u00e4ndert, blieben aber immer dieselben f\u00fcr die beiden sich folgenden \u00fcebungen eines Tages.\nDie Belastungen der Gewichte f\u00fcr die einzelnen Tage sind auf der folgenden Tabelle angegeben.\nDie Versuchsperson Herr K. war ganz ohne experimentelle Erfahrung und \u00fcber den Zweck der Versuche nicht im mindesten in-formirt. Bei den ersten zwei Bunden war es ihr erlaubt, ganz nach Belieben zu heben. Herr K. hat von Anfang an die Gewichte fast senkrecht ungef\u00e4hr einen Meter hoch \u00fcber den Tisch gehoben und w\u00e4hrend der 6 Tage bei diesem freien Heben diese Distanz eingehalten. Er hat sehr bald die Tendenz zu regelm\u00e4\u00dfiger Bewegung gezeigt und den Effekt selber gesp\u00fcrt. Ehe er den Unterschied der Gewichte beurtlieilte, hat er versucht, immer erst die-\nWundt, Philos. Studien. XVI.\t9","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\nMargaret Keiver Smith.\nselbe k\u00f6rperliche Empfindung beim Heben eintreten zu lassen. Die Hebung brauchte ungef\u00e4hr eine halbe Secunde, und etwa eben so lange wurde das Gewicht oben gehalten; das Medersetzen aber brauchte weniger Zeit, w\u00e4hrend der Uebergang zum zweiten Gewicht wieder ungef\u00e4hr eine halbe Secunde erforderte. Eine doppelte Hebung erforderte demnach eine Zeit von etwa 4 Secunden. Nach dem ersten Tage wurden diese Zeiten ziemlich regelm\u00e4\u00dfig, sodass sich bald eine Art von Rhythmus bildete.\nGewichte\tTag 1\tTag 2\tTag 3\tTag 4\tTag 5\tTag 6\nHauptgew.\t800\t800\t700\t700\t700\t700\nGewicht 1\t1000\t500\t980\t1050\t875\t1050\n\u00bb 2\t775\t650\t952\t980\t805\t945\n\u00bb\t3\t600\t900\t455\t910\t707\t840\n\u00bb\t4\t725\t850\t560\t560\t714\t735\n\u00bb\t5\t450\t600\t826\t630\t665\t700\n\u00bb 6\t690\t775\t595\t385\t630\t687\n\u00bb\t7\t70S\t550\t735\t450\t490\t679\nBeim Heben bis unter die 10 cm hoch gespannte Schnur hat die Versuchsperson fast dieselben Eigenth\u00fcmlichkeiten gezeigt. Die Zeittheile des Hebens, Aufenthaltes oben und Niedersetzens waren ungef\u00e4hr dieselben wie beim freien Heben. Beim Ur-theilen war die Versuchsperson etwas unsicherer als fr\u00fcher. Die Beschr\u00e4nkung der Hebungsdistanz auf 10 cm war ihr gar nicht angenehm. Auffallend war der schnelle Eintritt der Erm\u00fcdung, der sich schon nach der ersten Runde zeigte. Obwohl die Versuche um 10 Uhr vormittags stattfanden, machte sich doch die muskul\u00e4re Erm\u00fcdung nach Aussage der Versuchsperson den ganzen Tag bemerkbar. Sie wurde meistens in den rechten Oberarm und die rechte Schulter verlegt.\nDie Versuchsperson hatte die Gewohnheit, das Urtheil beim Niedersetzen des zweiten Gewichtes oder direct danach auszusprechen. Es war ihr nicht angenehm, mit dem Urtheil z\u00f6gern zu m\u00fcssen; sie sagte, dass das Urtheil dabei immer etwas verliere. Auch war es","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythmus, und Arbeit.\n131\nihr unangenehm, das Urtlieil \u00bbunentschieden\u00ab abzugeben; sie versuchte stets einen bestimmten Unterschied zu finden.\nDie Berechnung der Urtlieile wurde wie die der fr\u00fcheren Versuche ausgef\u00fchrt.\nDie Resultate dieser Versuchsreihe sind in der folgenden Tabelle angef\u00fchrt.\nFreie Bewegung (Hebungen ca. 1 m lioch) Hauptgewicht 800 g\t\t\t\tBestimmte Bewegung (Hebungen bis an die Schnur 10 cm) Hauptgewicht 800 g\t\t\t\nTage\tZahl d. Urth.\trichtig\tfalsch\tTage\tZahl d. Urth.\trichtig\tfalsch\n1\t56\t45V\u00bb\t\u00bb%\t1\t50\t491/2\tO'/,\n2\t56\t491/2\t\t2\t56\t5U/2\t472\n\t112\t95\t17\t\t112\t101\t11\n\t\t84,8X\t\t\t\t90 V\t\n\tHauptgewicht 700 g\t\t\t\tHauptgewicht 700 g\t\t\n3\t56\t531/2\t21/2\t3\t56\t50 V4\t51/,\n4\t56\t55\t1\t4\t56\t55\t1\n5\t56\t46i/2\t91/2\t5\t56\t45\t11\n6\t56\t421/a\t131/,\t6\t56\t42\t14\n\t224\t1971/2\t201/2\t\t224\t1921/,\t3 m\n\t\t88,1V\t\t\t\t85,49 V\t\nDie Resultate der Versuche an den beiden ersten Tagen weisen auf der Seite der bestimmten Bewegungen ein Plus auf, w\u00e4hrend wir bei den Uebungen der folgenden Tage die gr\u00f6\u00dfere Zahl der richtigen Urtlieile auf der Seite der freien Bewegung finden. Die Versuche waren selbstverst\u00e4ndlich unzul\u00e4nglich, um entscheidende Resultate zu liefern. Ihr specieller Zweck wurde aber erreicht; denn die Beobachtung zeigte, dass auch die freie Bewegung die Tendenz hatte, einen rhythmischen Charakter anzunehmen. Dieselbe Tendenz wurde schon fr\u00fcher von den Bewegungen beim Heben bis an die 10 cm hoch gespannte Schnur gezeigt.\n9*","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132\nMargaret Keiver Smith.\nAnschlie\u00dfend an die eben besprochene Reihe fand unter demselben Gesichtspunkt noch eine solche von 4 Tagen statt. Das Hauptgewicht wog 700 g; die Vergleichsgewichte wurden so belastet wie am 1., 2., 3. und 4. Tage der ersten Reihe (S. 130). T\u00e4glich fand eine Uehung von zwei Runden statt. Die vier Stellen der Gewichte waren wie vorher. Die Versuchsperson hob Haupt- und Vergleichsgewicht mehr als einmal, bevor sie das Urtheil ausdr\u00fcckte.\nDer Zweck dieser Versuche war, zu finden, ob hei dieser Art der Hebung sich eine Spur von Rhythmus zeige.\nDie Bewegungen waren bei diesem Verfahren sehr unregelm\u00e4\u00dfig. Die Zahl der Hebungen vor der Urtheilsahgabe variirte zwischen 1 und 8 mal. Manchmal wurde das Hauptgewicht einmal, das Vergleichsgewicht dagegen dreimal gehoben. Nicht selten wurde ein Gewicht 20 cm, das damit zu vergleichende aber weniger als 10 cm hoch gehoben. Bei solcher Unregelm\u00e4\u00dfigkeit ist es kaum nothwendig, zu sagen, dass sich keine Spur von Rhythmus zeigte. Die Versuchsperson fand das Verfahren langweilig und erm\u00fcdend.\nDie Resultate der Uebungen waren folgende:\nTage\tZahl der Urtheile\trichtig\tfalsch\n1\t56\t51\t5\n2\t56\t55\t1\n3\t56\t42i/2\t131/2\n4\t56\t41\t15\n\t224\t1891/2 83,59X\t341/2\nBericht der Versuchsperson.\n1.\tDie Empfindungen der Schwere waren deutlich.\n2.\tDie Erm\u00fcdung machte sich haupts\u00e4chlich f\u00fchlbar im Oberarm und Ellenbogengelenk. Sie war am st\u00e4rksten in den ersten Tagen nach Beginn der Experimente.\n3.\tBeim freien Heben sind die Muskelempfindungen im Arme","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythmus und Arbeit.\n133\nam lebhaftesten, beim Heben auf 10 cm beschr\u00e4nkt sich die Empfindung mehr auf die Schultermuskeln.\n4.\tIch ziehe es vor, mit dem Hauptgewicht anzufangen, weil es so leichter wird, mir dasselbe einzupr\u00e4gen.\n5.\tWenn die Unterschiede deutlich sind, wird das Urtheil beim Heben des zweiten Gewichtes gebildet; es ist nie beim Aufenthalt oben gebildet. Wenn die Unterschiede gering sind, wird es vielleicht beim Niedersetzen gebildet; in F\u00e4llen des Zweifels wird es nach dem Niedersetzen gebildet. Doch h\u00e4ngt dieses auch sehr von dem wechselnden Grade der Aufmerksamkeit ab.\n6.\tZuerst wurde die Empfindung der Schwere in die Muskeln des Oberarmes und der Schulter verlegt, zuletzt hat sie sich mehr als Druckempfindung des hebenden Daumens gezeigt.\n7.\tDie Empfindung des Unterschiedes wurde mit der der Schwei e localisirt.\n8.\tAnfangs fand ich die Experimente langweilig, zuletzt wurde die geistige Th\u00e4tigkeit reger, und dann ging es besser.\nMit dieser Reihe waren die Gewichtsversuche zu Ende. Im Anhang berichten wir noch \u00fcber eine elektrische Einrichtung, durch welche die Bewegungen beim Heben und Niedersetzen der Gewichte sowohl als beim Aussprechen des Urtheils graphisch dargestellt wurden. Hierdurch wurden die Bewegungen auf eine rotirende Trommel \u00fcbertragen und in Oentimetern gemessen. Durch den Gebrauch des Metronoms oder der schwingenden Stimmgabel wird eine Zeitmessung vollzogen. Vielleicht ist kein Verfahren besser geeignet, die Regelm\u00e4\u00dfigkeit der Bewegungen und den Einfluss des Metronoms auf dieselben zu zeigen.\n(Fortsetzung folgt im n\u00e4chsten Hefte.)","page":133},{"file":"p0134s0001.txt","language":"de","ocr_de":"f f \u00eeindt, Philosophische. Stu.dien.XW.Ban d.\nTaf.I.\nSa resell A ..\nA - verk\u00fcrzte R.\nAlexieff.\nAlexieff - B \u2014\n.B = nat\u00fcrliche\nKoch - C Almy \u25a0 B\nNat\u00fcrliche Reactionen\nVerk\u00fcrzte, (muskul\u00e4re j /;) Reactionen , li\nKy \\d i\nAlexieff = A____\nAlmy = C\nVerk\u00fcrzte React io nen. j, beiDurchgangsbeobachtung. ij\nVerkleinerung des Eindruckes. Punkt statt Linie.\nl\nNat\u00fcrliche Reactionen. j.\nSavescu = B\nn \\ 270\n6 \u2022 7 / S 9 /100 1\t2\t3 1s\n\\ \\ \\ A\nDurchgangsreactionen bei Vergr\u00f6sserung des Eindruckes Der Rote Punkte\nC - Buck\nAlexieff.\n- Alexieff\n\\ Verk\u00fcrzte Reactionen unter verschiedenen \\\\ Bedingungen..\n\u25a0B = Savescu\n6\t7\t8\t9 200 1\t2 3\t1\t5\t6\t7\t8\t9 300\nVollst\u00e4ndige ( verl\u00e4ngerte) Beactionen.\n= Alexieff\nKoch\nNat\u00fcrliche Reactionen bei den :\nDurchgangsbeobachtungen. Ij\nFadenkreuz ohne / t,\n/ /\nFadennetz. /\t)/\nA rr\n---- = Spaltpeudelreactionen.\n___li ~ J^urchg angsbe ob ach tiuig en\nbei\tVorbereitung3zeit.\nC= Burchgangsbeobachtungen bei 2S Vorbereitungszeit.\nAlexieff\n9 ft 00 / 1\nioojlj 2 3 15\nIi^h.Anst. Julius Hirikhardt,Ieipzig.\n\"Verlag\t' ^hoaiu^Leipz\u00ff.","page":0},{"file":"p0134s0002.txt","language":"de","ocr_de":"Wundt, Philosophische. Studien.XVI.Band.\nTaf.\u00ef\u00ef.\nDr Buch\nTages Licht :\t_____A= deutlicher Reize.\nElectr. Beleuchtung:_B=undeutlicher\n8/ 9 100 1\nZ 3 4- 5\t6 7\t8\t9 ZOO 12\t3 4-3 6 7 8 9 300\nAlmjf\nAl mif p, Bewegung d.Emdmckes ]\n---'\t\u2022 von links. \\Fixirung des\n^Bewegung cLEindruckes (Fadenkreuzes, zoo '\tvon rechts.)\nI Fixirung___B\n{Bewegung___A\ndes Auges mit demE\u00f9idmch von links nach rechts. ...C- Hin u.Herbewegung des Auges.\n\u00c4lmy\nA= Bewegung des Auges\nvon rechtsnachlmks. _____B ^Fi.jcirung.\nKoch\n\u2014 A~2/3 Secunde.\nz 3 4- 5\n7 8 9 ZOO 1 2 3 4-5 0\n7/ 8 9/100 1 2 3 4- 5\n7 8 9 200 1 2 3 4 5 6 7 8 9 300 1 2\nVerkleinerung d.Gesichtskreises. Gesichtswinkelvon 19\u00b04}23\"\nKoch __________C\n\u00c4lexieff_________B\nSaveseu........A\nSich bewegende Linien.\n\u00c4lexieff______ C\nKoch ________B\nSaveseu_______A\nFig. 15.\n\\ 180\n160 ; /\n\\ 210\nB /\n8 9/ 100 1\n9/100 1\t2\t3\t4-5\t6 7\t8 9 200 1 2 3 4- 5 6 7\n7 8 9 300","page":0}],"identifier":"lit4471","issued":"1900","language":"de","pages":"71-133","startpages":"71","title":"Rhythmus und Arbeit","type":"Journal Article","volume":"16"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:52:54.797896+00:00"}