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{"created":"2022-01-31T14:27:10.641994+00:00","id":"lit4508","links":{},"metadata":{"alternative":"Philosophische Studien","contributors":[{"name":"Gent, Werner","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Philosophische Studien 18: 715-792","fulltext":[{"file":"p0715.txt","language":"de","ocr_de":"Volumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Affecten.\nVon\nWerner Gent.\nMit Tafel XI\u2014XV.\nEinleitung.\nDie folgende Untersuchung \u00fcber die Ver\u00e4nderungen des Volumpulses bei Gef\u00fchlen und Affecten bat sich die Aufgabe gestellt, jene Ver\u00e4nderungen festzustellen unter der Annahme eines dreidimensionalen Gef\u00fchlssystemes, ohne in eine theoretische Er\u00f6rterung \u00fcber die Richtigkeit dieser Annahme und ihre Zweckm\u00e4\u00dfigkeit einzutreten. Der Verfasser h\u00e4lt dies zwar f\u00fcr eine h\u00f6chst wichtige Aufgabe, glaubt jedoch derselben im Interesse einer detaillirten Untersuchung aus dem Wege gehen zu d\u00fcrfen.\nAls Kymographion fand das von Epstein zusammengestellte und von Wundt beschriebene (Physiol: Psych. Bd. 2, 5. Aufl., S. 276 Verwendung. Es hat sich in sofern als au\u00dferordentlich brauchbar erwiesen, als es erstens viel weniger oft mit einem neuen Papierstreifen \u00fcberzogen zu werden braucht, als die sonst verwandten kleinen Wellenschreiber, und zweitens fast ger\u00e4uschlos arbeitet, eine Eigenschaft, die bei Versuchen mit Gef\u00fchlen nicht hoch genug gesch\u00e4tzt werden kann. Das Verh\u00e4ltniss der Streifenl\u00e4nge zu der Umdrehungsgeschwindigkeit war so, dass 2 m 50 cm in 200 Secunden beschrieben wurden. Und diese Schnelligkeit wurde f\u00fcr alle Versuche festgehalten. Als Plethysmograph wurde ausschlie\u00dflich die von Alfred Lehmann angegebene Form verwandt ( \u00bb die k\u00f6rperlichen Aeu\u00dferungen psychischer Zust\u00e4nde\u00ab, 1899, 1. Theil, S. 15 ff.). Der Sphygmograph wurde selten zu der Untersuchung als H\u00fclfsmittel herangezogen ; dagegen durchg\u00e4ngig die Marey\u2019sche Form des Pneumographen: es war ein flacher,","page":715},{"file":"p0716.txt","language":"de","ocr_de":"716\nWerner Gent.\nsehr elastischer Gummiball, der durch eine einfache Befestigung direct mit dem Thorax in Verbindung gebracht wurde. Vom Plethysmographen sowohl wie vom Pneumographen aus \u00fcbertrugen nun d\u00fcnne Gummischl\u00e4uche die K\u00f6rperschwankungen auf 2 Marey\u2019sche Tambours mit Hebel\u00fcbertragung (Wundt, Physiol. Psych. II. 5. Aull. S. 278); sie zeichneten die Curven mit H\u00fclfe ganz leichter Schreiber, deren L\u00e4nge f\u00fcr alle Versuche eine constante war. Die Registrirung d\u00e9s Reizeinsatzes, welche entweder vom Experimentator oder von der Versuchsperson vorgenommen wurde, geschah gleichfalls durch eine Luft\u00fcbertragung.\nVolum- und Druckpuls.\nDas augenf\u00e4lligste an dem Volumpuls beim Vergleich mit dem Druckpuls ist seine ungleich entwickeltere F\u00e4higkeit, die Niveauh\u00f6he unter geeigneten Verh\u00e4ltnissen zu ver\u00e4ndern. Der Grund daf\u00fcr liegt darin, dass ein gr\u00f6\u00dferer Theil des Venen- wie auch des Arterien systems sich in den Volumcurven \u00e4u\u00dfert, w\u00e4hrend die Druckcurven oder Sphygmogramme nur von einer einzigen Arterie und von dieser nur von einem ca. 1 cm langen St\u00fccke aus erzeugt werden. Auch die F\u00e4higkeit der H\u00f6henver\u00e4nderung der Pulse (Einzelpulse) ist bei der Volumcurve bei weitem ausgepr\u00e4gter. Jene Aenderung der Niveauh\u00f6he kann au\u00dfer durch Gef\u00fchle bei der Volumcurve auch durch reflexartige Mechanismen centralen Ursprungs bedingt sein und tritt dann auf in Form von Traube-Hering\u2019schen Wellen, von spontanen rhythmischen Eigenschwankungen der Arterienwand, und vielleicht auch in Form von Respirationsoscillationen, namentlich auch der Art derselben, welche ohne sichtlichen mechanischen Einfluss der Athmung zu st\u00e4nde kommen. Diese beiden letzten Arten von Niveauschwankungen finden sich nicht in dem Sphygmogramm ; sie bleiben eine Eigenthiim-lichkeit der Volumcurve. Mit R\u00fccksicht auf eine Untersuchung der elementaren Gef\u00fchle scheint es auf Grund der soeben angegebenen Thatsachen ein unn\u00fctzes Beginnen und Unternehmen zu sein, dar\u00fcber in Streit zu gerathen, welche von beiden Curven die ausgibigere und ausdrucksvollere sei, die Volum- oder Druckcurve. Man findet bei beiden dieselben Reactionsformen auf Gef\u00fchlsreize, Vol'umsenkung, Volumerh\u00f6hung, Pulserniedrigung, r\u00e9sp. Erh\u00f6hung desselben, Ver\u00e4nderung der Pulsl\u00e4ngen, der Pulsform. Dass dabei die phyiso-","page":716},{"file":"p0717.txt","language":"de","ocr_de":"Volumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Afl\u2019ecten.\t717\nlogische Basis auf beiden Seiten eine v\u00f6llig verschiedene sein kann, ja sein muss, ist selbstverst\u00e4ndlich, kommt aber bei einer Problemstellung nicht in Betracht, welcher rein psychologische Interessen vorschweben. Ja die Yolumcurve erscheint als die ausdrucksvollere, weil sie die angef\u00fchrten Ver\u00e4nderungen in vergr\u00f6\u00dfertem Ma\u00dfstabe wiedergibt.\nNun kann sich leicht f\u00fcr [die Yolumcurve daraus eine Fehlerquelle ergeben, dass sowohl die Wassermasse des Plethysmographen, wie auch die eigene Schwere der Schreiber der Marey\u2019schen Trommeln bewirken, dass die H\u00f6he der Pulse durch Schleudern jener alterirt wird, dass man also zu hohe Pulse bekommt. Im Verlaufe dieser Untersuchung hat sich jedoch gezeigt, dass bei weitem nicht jeder Puls das Wasser und den Schreiber zu solchem Schleudern veranlasst, vor allem nicht derjenige, welcher nicht sofort steil abf\u00e4llt, wenn eiserne h\u00f6chste H\u00f6he erreicht hat. Bei scharfem Zusehen macht man des \u00f6fteren die Beobachtung, dass manche Pulse die Eigenth\u00fcmlicli-keit haben, schnell anzusteigen und ebenso schnell und steil wieder abzufallen, w\u00e4hrend andere langsam sich entwickeln und ganz allm\u00e4hlich abklingen. Deswegen ist aber jene erste Art durchaus nicht etwa minderwerthig, sondern ebenso brauchbar wie die letztere, weil ja jene Anlage zu Fehlerquellen eine constante ist, und quantitative Festlegungen nicht die Absicht dieser Untersuchung sind. Sobald man jedoch einmal an eine solche herantritt und Curven verschiedener Versuchspersonen mit einander verglichen werden sollen, muss zuv\u00f6rderst an eine Beseitigung jener Fehlerquellen gedacht werden. Im Grunde genommen wird nur eine einzige Eigenschaft des Pulses ver\u00e4ndert, die Pulsform; die verschiedenen Erhebungen des katakroten Schenkels werden verwischt und undeutlich ; immerhin aber ist diese unangenehme Folge des Schleuderns zur Zeit noch deswegen von keiner gro\u00dfen Bedeutung, weil man zur Charak-terisirung der Gef\u00fchle auf diese feinen Ver\u00e4nderungen vorl\u00e4ufig noch keine R\u00fccksicht zu nehmen braucht.\nBei der Tendenz dieser Arbeit, vorerst einmal mitzuhelfen an der Festlegung der gr\u00f6bsten Z\u00fcge der Wirklichkeit auf dem hier in Frage kommenden Gebiete, ist ferner kein Wechsel der Gummimanschette f\u00fcr verschiedene Armweiten vorgenommen worden, obwohl das Bed\u00fcrfniss nach einem solchen zuweilen gef\u00fchlt wurde, da die","page":717},{"file":"p0718.txt","language":"de","ocr_de":"718\nWerner Gent.\nVersuchsergebriisse zeigten, dass dieses Moment auf die charakteristischen Ver\u00e4nderungen ohne Einfluss war.\nDie Ausf\u00fchrung der Versuche.\nDie Versuche wurden in einem m\u00e4\u00dfig hellen Zimmer ausgef\u00fchrt, das eine ruhige Lage hatte. Die Versuchsperson drehte dem Fenster sowohl wie auch dem Apparate den R\u00fccken zu, vor allem dem Kymograpliion ; es war ausschlie\u00dflich der rechte Unterarm, welcher zu den Versuchen herangezogen wurde. Die Curven beweisen, dass es m\u00f6glich war, ihn zu v\u00f6lliger Ruhelage in dem Plethysmographen zu bringen. Die Augen der Versuchspersonen wurden meistens geschlossen, um st\u00f6rende Gesichtsreize abzuhalten ; gew\u00f6hnlich betheiligten sich an den Versuchen nur 2 Personen, die Versuchsperson und der Experimentator, denen Sprechen w\u00e4hrend eines Versuches untersagt worden war, au\u00dfer wenn dies zu bestimmten Zwecken ausdr\u00fccklich verabredet war. Von den Curven wurden diejenigen ausgeschaltet, welche eine starke Beeinflussung des Volumpulses durch die Athmung aufwiesen, vor allem, wenn diese reflectorischer Natur war, oder als Grund deutlich einen bestehenden chronischen Affectzustand erkennen lie\u00df, soweit letzterer nicht selbst volumetrisch charakterisirt werden sollte. Zu den auszuschaltenden wurden auch diejenigen gez\u00e4hlt, welche einen dauernden Niveautiefstand mit niedrigem Puls erkennen lie\u00dfen und deswegen nicht durch Gef\u00fchlsreize alterirt werden konnten. Die Normalcurve eines bestimmten Tages wurde in der Weise festgelegt, dass man von den Papierstreifen von 2 m 50 cm L\u00e4nge ein gutes St\u00fcck ohne Reizeingriff beschreiben lie\u00df und dann erst mit dem eigentlichen Versuche begann. Man bekommt \u00fcbrigens durch l\u00e4ngere Besch\u00e4ftigung mit dieser Materie ein gewisses Gef\u00fchl daf\u00fcr, ob eine Versuchsperson zu einer bestimmten Zeit f\u00fcr Experimente brauchbar ist oder nicht; schon die ersten Pulse beweisen dies dem erfahrenen Beobachter.\nI. Physiologisch bedingte Volumschwankungen.\nDer Volumpuls zeigt, wenn man seinen Verlauf nicht durch willk\u00fcrliche Eingriffe mit H\u00fclfe von Reizen zu alteriren sucht, gewisse spontane Eigenschwankungen. Niveauver\u00e4nderungen, deren Ursache","page":718},{"file":"p0718s0001table11.txt","language":"de","ocr_de":"Wundt,Philosophische Studiert XVdLBand,","page":0},{"file":"p0719.txt","language":"de","ocr_de":"VoUunpulscurven l>ei Gef\u00fchlen und Afl\u2019ecten.\t719\neine zweifache sein kann. Es zeigt sich n\u00e4mlich, dass die Athmung und die vasomotorischen Innervations\u00e4nderungen der Gef\u00e4\u00dfwandungen es sind, welche jene Effecte ausl\u00f6sen. Die (Niveau\u00e4nder rungen selbst zeigen folgende Characteristica, welche sich mit Leichtigkeit auseinanderhalten lassen.\nUnter gewissen entweder durch den Organismus selbst, oder willk\u00fcrlich gesetzten Bedingungen beobachtet man eine auff\u00e4llige Abh\u00e4ngigkeit des Volumpulses von der Athmung. Diese Abh\u00e4ngigkeit tritt beim Menschen unter normalen Verh\u00e4ltnissen ganz zur\u00fcck, so dass Puls und Athmung in der Regel v\u00f6llig selbst\u00e4ndig nebeneinander functioniren. Ist jene Abh\u00e4ngigkeit aber einmal gesetzt, so nimmt sie folgende specielle Gestaltungen an. Ohne dass die Athmung besonders tief und langsam oder sonst irgend wie alterirt zu sein braucht, folgt ihren Schwankungen oder Oscillationen, wie sie Lehmann nennt, die Volumcurve und zwar in der Weise, dass entweder der H\u00f6he und dem Maximum der Inspiration auch der Wellenberg der Volumcurve in verticaler Richtung entspricht (es kommen daneben leise Schwankungen nach dem Wellenthal der Exspiration hin vor (Fig. 2), oder das Wellenthal der Athemcurve trifft mit dem Wellenberg der Volumcurve zusammen. Jener erste Fall gelangt weitaus seltener zur Beobachtung als letzterer, vor allem dann, wenn die Athmung besonders tief und langsam ist, aber auch unter dem Einfluss tiefer und rascher Athemz\u00fcge. (29. X. 01.) Wie weit jene Verschiebung des Wellenberges der Volumcurve nach dem Wellenthal der Athemcurve zu m\u00f6glich ist, ohne dass doch ein verticales Zusammenfallen eintr\u00e4te, zeigt deutlich die Curve vom 2. XII. 01 (Eig. 1); bisweilen sollte man meinen, man habe schon jenen 2. Fall vor sich. Was die arteriellen Pulse einer einzelnen Volumschwankung angeht, so zeigen sie folgende Eigenth\u00fcmlichkeiten. Schon ohne Ausmessung bemerkt man, dass die Pulsh\u00f6he w\u00e4hrend der Exspiration eine bedeutendere ist, als zu der Zeit der Inspiration. Sie betr\u00e4gt ungef\u00e4hr das doppelte; es wachsen dabei die H\u00f6hen im aufsteigen-den Schenkel der Curve und senken sich allm\u00e4hlich wieder im absteigenden. Auch die L\u00e4ngen variiren nicht unbetr\u00e4chtlich, wie Ausmessungen zeigen, welche ich an 23 Schwankungen vornahm. Es stellte sich dabei heraus, dass in fast 4/s aller F\u00e4lle die Pulse l\u00e4nger sind im aufsteigenden, k\u00fcrzer im absteigenden Schenkel der einzelnen","page":719},{"file":"p0720.txt","language":"de","ocr_de":"720\nWerner Gent.\nSchwankung. Was den anderen Fall des Abh\u00e4ngigkeitsverh\u00e4ltnisses von Puls und Athmung angeht, wo also Wellenthal der Athemcurve mit Wellenberg der Volumcurve Zusammentreffen, so habe ich die Bedingungen desselben nicht aufzufinden vermocht ; diese F\u00e4lle finden sich sowohl in Curven mit Beizeingriffen, als auch in solchen, wo diese nicht statthatten (14. XI. 01. G., Fig. 4). Eine rein mechanische Erkl\u00e4rungsweise derselben, die sich auf die durch den Process der Athmung in den gro\u00dfen Gef\u00e4\u00dfst\u00e4mmen des Thorax gesetzten Schwankungen und die den einzelnen Phasen jenes Processes parallel gehenden Ver\u00e4nderungen der Gr\u00f6\u00dfe der Blutmassen st\u00fctzen w\u00fcrde, ist nicht wahrscheinlich; jedenfalls kann sie durch Versuche, welche mit H\u00fclfe einer willk\u00fcrlichen Aenderung des Athemprocesses die Abh\u00e4ngigkeitsverh\u00e4ltnisse von Puls und Athmung nachweisen sollen, nicht bewiesen werden. Demnach bleiben nur zwei Erkl\u00e4rungsm\u00f6glichkeiten zur\u00fcck: es k\u00f6nnte die Ursache gesucht werden in rein vasomotorischen Innervationsverh\u00e4ltnissen entweder auf der Basis centraler Beflexvor-g\u00e4nge, oder auf psychischer, bezw. psych o-physischer Basis, wobei die ersteren aus Ausgangsgliedern des Processes zu Mittelgliedern desselben w\u00fcrden. Da jedoch eine genauere Untersuchung der vasomotorischen Verh\u00e4ltnisse der Gef\u00e4\u00df Wandungen bisher nicht vor liegt, so vermag ich eine Entscheidung in dieser Frage nicht zu geben und kann mich nur an die Thatsache selbst halten. Eine Erkl\u00e4rung der Erscheinung ist ja auch insofern von geringerer Wichtigkeit f\u00fcr die vorliegende Gesammtfrage, als es nur darauf ankommt festzustellen, welche Ver\u00e4nderungen der Volumcurve auf Bechnung des Eingriffes von Beizen zu setzen sind, und dazu ist eben die Ausschaltung der Factoren noth wendig, welche ebenso wie die Beize die Form der Volumcurve zu alteriren verm\u00f6gen. Muss der Athmung ein solcher Einfluss zugestanden werden, so ist dieser also f\u00fcr jeden Versuch auszuschalten, d. h., man halte die Athmung, wenn bei Beginn des Versuches Bespirationsscliwankungen der Volumcurve nicht zu bemerken waren, auch nach der Application des Beizes m\u00f6glichst gleichm\u00e4\u00dfig; so wird man am ehesten erwarten k\u00f6nnen, zu brauchbaren Besultaten zu gelangen. Im \u00fcbrigen sind diese F\u00e4lle des verticalen Lageverh\u00e4ltnisses von Athem- und Volumcurve durch dieselben Eigenschaften charakterisirt, wie auch die zuerst betrachteten ; man findet auch bei ihnen gr\u00f6\u00dfere Pulsh\u00f6hen im aufsteigenden als","page":720},{"file":"p0721.txt","language":"de","ocr_de":"Vol\u00f9mpulscurven bei Gef\u00fchlen und Affecten.\t721\nim absteigenden Schenkel der Schwankung, und die Pulsl\u00e4ngen sind bedeutender in jenem, als in diesem Die Bedingungen f\u00fcr das Zustandekommen jenes ersten selteneren Falles sind folgende. Man beobachtet ihn zun\u00e4chst bei willk\u00fcrlicher Ver\u00e4nderung der Athmung. Es zeigt sich, dass langsame und tiefe Athemz\u00fcge das Athem-volumen nach sich ziehen, wobei die Pulse im aufsteigenden Schenkel der entstehenden Schwankung schnell aufeinanderfolgen, [k\u00fcrzer sind als im absteigenden Schenkel und mit diesen bisweilen auch eine geringe H\u00f6hendifferenz auf weisen; bald sind die ersteren, bald die letzteren h\u00f6her. Die L\u00e4ngendifferenz bleibt f\u00fcr beide Schenkel das deutlichste Oharacteristicum. Die Wellenberge beider Cur-venz\u00fcge fallen selten 'genau vertical untereinander; vielmehr hat der Wellenberg der Volumcurve bisweilen die Tendenz, sich dem Wellenthal der Athemcurve zu n\u00e4hern; f\u00fcr den h\u00e4ufiger vorkommenden zweiten Fall gilt die Regel, dass er das Bestreben erkennen l\u00e4sst, mit seinem Wellenberg sich der Inspirationsh\u00f6he der Athemcurve anzuschlie\u00dfen, ohne sie jedoch je v\u00f6llig zu erreichen. So kann man denn .sagen, dem ersten seltneren Falle geh\u00f6re das Wellenthal und der Inspirationsschenkel, dem h\u00e4ufigeren zweiten Falle die Inspirationsh\u00f6he und der Exspirationsschenkel der Athemcurve zu. Sobald man nun die Athemfrequenz und -tiefe ver\u00e4ndert, bietet sich ein anderes Bild dar: schnelle und flache Athemz\u00fcge lassen \u00fcberhaupt keine Volumschwankungen auf kommen; das Ge-sammtvolumen der Extremit\u00e4t nimmt ab, was aus der entsprechenden Niveausenkung zu erkennen ist, und die Pulse k\u00f6nnen dabei unter Umst\u00e4nden eine Ver\u00e4nderung ihrer H\u00f6he erfahren; schnelle und tiefe Athemz\u00fcge dagegen veranlassen eine Volumsenkung, der eine anf\u00e4ngliche Steigung vorhergegangen war, ohne sonst an eventuellen Eigent\u00fcmlichkeiten der Volumcurve etwas zu \u00e4ndern. Bestanden z. B. in dieser Athemschwankungen unabh\u00e4ngig von willk\u00fcrlicher Ver\u00e4nderung der Athmung, so bleiben sie auch hier bestehen, w\u00e4hrend schnelle und flache Athemz\u00fcge sie zum Verschwinden bringen (21. X. 01. Tr. Fig. 3). Stillstand der Athmung w\u00e4hrend der Exspiration hat ein Sinken des Armvolumens mit Herabsetzung der Pulsh\u00f6he zur Folge, das so lange anh\u00e4lt, als jener Stillstand selbst. Stillstand w\u00e4hrend der Inspirationsperiode dagegen bedingt eine Verschiebung des Niveaus nach oben zu mit anf\u00e4nglicher Erh\u00f6hung","page":721},{"file":"p0722.txt","language":"de","ocr_de":"722\nWerner Gent.\nder Einzelpulse; doch h\u00e4lt sich die Volumcurve w\u00e4hrend der Dauer dieses Zustandes nicht auf dem erreichten Maximalwerthe der H\u00f6he, sondern sinkt ungef\u00e4hr in der Mitte bereits langsam wieder ah mit gleichzeitiger Verminderung der Pulsh\u00f6he, sie geht dann sogar unter das Niveau herab, welches f\u00fcr die betreffende Curve als das normale angesehen werden musste, und arbeitet sich erst allm\u00e4hlich wieder zu ihrem alten Stand empor.\nDie Athmung, so kann man demnach allgemeiner sagen, bringt ihren Einfluss auf die Volumcurve dann deutlich zur Geltung, wenn sie besonders tief und langsam ist. Eine weitere Bedingung f\u00fcr ihr Auftreten findet man gegeben in dem Anwachsen, der Vergr\u00f6\u00dferung des Armvolumens, mit dem immer eine Vergr\u00f6\u00dferung der Pulsh\u00f6he Hand in Hand geht. Ein gro\u00dfes Armvolumen hat immer auch hohe Pulse. Es braucht in diesem Falle in den vorhergehenden Phasen der Curve noch keine Andeutung von Atliemschwankungen Vorgelegen zu haben. Die L\u00e4nge der Pulse dieser Oscillationen ist gr\u00f6\u00dfer, als in den vorhergehenden Phasen ; es kommen demnach auf einen Athem-zug weniger Pulse (10. XII. 01. Tr. Fig. 8. 20. XII. 01. Tr. Fig. 21. j. Diese Thatsache widerstreitet scheinbar einem Resultat Lehmann\u2019s in seinen \u00bbplethysmographischen Untersuchungen\u00ab, das er in einer Curve auf Tab. V E zum Ausdruck bringt; man findet hier ein Ansteigen des Volumens unter Vermehrung der Pulszahl und ein gleichzeitiges deutlicheres Auftreten der Atliemschwankungen. Da nun aber nach meinen Resultaten die letzteren auch auftreten k\u00f6nnen unter Verminderung der Pulszahl, so wird die Vermuthung Lehmann\u2019s, es m\u00f6chte vielleicht die Thatsache der Ver\u00e4nderung der Pulszahl daran schuld sein, zweifelhaft, und da in beiden Resultaten, sowohl dem s'einigen, wie dem meinigen, die Vergr\u00f6\u00dferung des Armvolumens das Auftreten der Atliemschwankungen begleitet, so gehe ich wohl nicht fehl, wenn ich diese Thatsache als die Ursache derselben statuire. D\u00fcrfen schon die Versuche einer willk\u00fcrlichen Variation der normalen Athmung nur in bestimmten Grenzen gehalten werden, um ein Hineinspielen von Gef\u00fchlseinfl\u00fcssen in den Curvenverlauf zu vermeiden, so erscheint es von vornherein schon gewagt, zu der willk\u00fcrlichen Anwendung von Sinnesreizen zu greifen, um sich davon zu \u00fcberzeugen, ob diese vielleicht mit dem Auftreten von Atliemschwankungen der Volumcurve unzweideutig verkn\u00fcpft seien. Sobald die Versuchsperson.","page":722},{"file":"p0723.txt","language":"de","ocr_de":"Volumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Affecten.\n723\nvon emotionellen Erlebnissen aus der Selbstbeobachtung heraus berichtet, wird es zum mindesten zweideutig, ob die parallel verlaufenden Volum\u00e4nderungen rein physiologischen Ursprungs sind, d. h. specieller vasomotorischen Innervations\u00e4nderungen ihr Dasein verdanken, oder ob nicht auch jene psychischen Factoren des Gef\u00fchlslebens bei einer Deutung solcher Pulse mit in Rechnung gezogen werden m\u00fcssen. Auf Grund dieser allgemeinen Erw\u00e4gung und von Versuchsresultaten, welche im Verlaufe dieser Untersuchung noch dargelegt werden sollen, bin ich au\u00dfer st\u00e4nde, auf die Versuche Lehmann\u2019s \u00fcber den Einfluss von W\u00e4rme und K\u00e4lte, Curve VI, VII, VIII in der oben genannten Arbeit, Werth zu legen. Die Reize waren theilweise von solcher Intensit\u00e4t, dass sie starke Schmerzen hervorriefen, von deren Auftreten Lehmann ganz abstrahirt. Daneben zeigen die Tafeln eine gro\u00dfe Unregelm\u00e4\u00dfigkeit der Athemwelle, eine Thatsache, welche unter Ber\u00fccksichtigung des vorhin festgestellten Einflusses der Ath-mung auf das Armvolum die Brauchbarkeit jener oben hezeichneten Curven nur noch mehr in Frage stellen muss (Tab. VII B, VI A\u2014D). Ihre Gestalt wird offenbar theils bestimmt durch die Athmung, theils durch die Gef\u00fchle der Lust und Unlust; die letztere Behauptung wird ihre Best\u00e4tigung finden in dem Theile dieser Arbeit, welche von jenen Gef\u00fchlen und ihren physiologischen Begleiterscheinungen speciell handeln wird. Daher kann der hier vorliegende Zweifel zun\u00e4chst unbeseitigt gelassen werden.\nSind die bisher angef\u00fchrten Ursachen f\u00fcr das Zustandekommen der Athemschwankungen der Volumcurve einfacher Natur und leicht aufzufinden, so stellt sich die Sachlage anders, wenn Zust\u00e4nde jene Schwankungen bewirken welche ein complicirteres Gef\u00fcge aufweisen; ich meine die Affecte. Vor allem findet man die hier in Frage kommende Wirkung bei dem Affect der deprimirten Stimmung. Das Volumen und die Pulse sind bei ihm \u00e4u\u00dferst niedrig, und deutliche Athemschwankungen finden sich, solange der Zustand andauert. Wenn ich jenen Affect bezeichnete als den der depr. St., so wollte ich damit \u00fcbrigens nur den dominirenden Bestandtheil desselben hervorheben. Er wird selten rein anzutreffen sein; denn andere Affectarten werden sich in mehr oder weniger deutlicher Weise gleichfalls darin geltend machen. Jene Athemschwankungen sind deswegen so charakteristisch f\u00fcr diesen Zustand, weil die normalen Bedingungen f\u00fcr ihr Auftreten,\nWnndt, Philos. Studien. XVIII.\t47","page":723},{"file":"p0724.txt","language":"de","ocr_de":"724\nWerner Gent.\ngro\u00dfes Armvolumen und hohe Pulse, durch ihn v\u00f6llig unm\u00f6glich gemacht werden; f\u00fcr andere AJfectformen habe ich bis jetzt dieses Verhalten nicht nachweisen k\u00f6nnen.\nNeben dem Einfluss der Athmung sind es, wie bereits gleich zu Anfang erw\u00e4hnt wurde, die spontanen vasomotorischen Innervationsschwankungen, welche die Form der Volumcurve unabh\u00e4ngig von Reizen und nachweisbaren Gef\u00fchlen zu beeinflussen verm\u00f6gen. Die Beobachtung l\u00e4sst die Vermuthung zu, dass ihr Auftreten in einem engeren Zusammenh\u00e4nge mit dem jeweiligen Blutdruck stehen m\u00f6chte; denn je h\u00f6her Puls und Volumen sich erweisen, um so deutlicher treten sie hervor. Die Schwankungen der Pulsh\u00f6he sind minimal, ebenso wie die der Pulsl\u00e4nge ; die L\u00e4nge der Gesammtwelle dagegen kann sehr verschieden sein und schwankt in ziemlich weiten Grenzen. Diese Form der Eigenschwankung ist scheinbar v\u00f6llig unabh\u00e4ngig von synchron ahlauf enden Gef\u00fchlsprocessen : man findet sie bei allen Affectformen, bei Lust-, Unlust-, Th\u00e4tigkeitsgef\u00fchlen, unter dem Einfluss gleichm\u00e4\u00dfiger Reize, wie Metronomschl\u00e4gen. Wenn sie bei intensiveren Gef\u00fchlen, wie Unlust-, starken Spannungs- oder Th\u00e4tigkeitsgef\u00fchlen nicht immer zu finden sein sollte, so hat die Thatsache wohl ihren Grund in der Summation von Gef\u00fchls- und spontanen Innervationswirkungen. Da die Ursachen der letzteren rein physiologischer Natur zu sein scheinen, liegen sie au\u00dferhalb der Aufgaben der vorliegenden Untersuchung.\nIm wesentlichen hin ich hiernach durch meine Versuche \u00fcber Respirationsoscillationen zu denselben Ergebnissen gelangt, welche sich auch bei Lehmann herausgestellt haben, nur dass ich noch hinzuzuf\u00fcgen h\u00e4tte, dass auch ein Ansteigen des Armvolumens schon die Oscillationen hervorzurufen vermag. Ich verweise hierzu auf meine Bemerkung zu der Lehmann\u2019schen Curve Tabelle V E. Weiterhin habe ich bereits hervorgehohen, dass die Resultate aus Tab. VI\u2014VIII deswegen als zweifelhafte angesprochen werden m\u00fcssen, weil in sie ohne Zweifel eine Menge nicht isolirter und controllirter Gef\u00fchlsresultanten eingehen, so z. B. Tab. VI A: kurz dauernde Spannung. D: Unlust und Erregung. Tab. VII B: Unlust. D: Spannung und Unlust. Tab. VIII B: Unlust.\nMan vermisst hei Lehmann jeden Versuch einer Beachtung der hier angegebenen Gef\u00fchlsmomente, die Trennung der von ihm ver-","page":724},{"file":"p0725.txt","language":"de","ocr_de":"Volumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Affecten,\n725\nmutheten rein physiologischen Einwirkung von W\u00e4rme und K\u00e4lte von solchen psychisch bedingten Volunischwankungen. Die letztere k\u00f6nnte offenbar nur unter Heranziehung der Hypnose als experimentellen H\u00fclfsmittels vorgenommen und durchgef\u00fchrt werden. Meines Erachtens hat also das Bestreben, auf diesem Wege etwas \u00fcber das variirende Verhalten der Gef\u00e4\u00dfwandungen bei Temperaturschwankungen zu erfahren, keinen Erfolg.\nDen Angaben Lehmann\u2019s \u00fcber seine \u00bbsanften Undulationen\u00ab halte ich, wie ich bereits erw\u00e4hnte, die experimentelle Erfahrung entgegen, dass diese Volumschwankungen von mir hei fast allen Affect- und Gef\u00fchlszust\u00e4nden des wachen Bewusstseins beobachtet wurden, dass somit ihr Auftreten an die Existenz eines Uebergangs-zustandes zwischen Wach- und Schlafzustand nicht gebunden zu sein scheint. Ich will damit die Versuche Lehmann\u2019s selbst nicht so sehr in Frage stellen, als vielmehr die Grenzen erweitern, innerhalb derer jene Volumschwankungen auftreten k\u00f6nnen.\nIm 30. Bande der \u00bbZeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane\u00ab (5. und 6. Heft) ver\u00f6ffentlicht Robert M\u00fcller eine Arbeit, in der er Kritik zu \u00fcben versucht an der Verwendbarkeit der plethysmographischen Curve \u00fcberhaupt f\u00fcr psychologische Fragen. Er gibt an, im Leipziger Laboratorium f\u00fcr experimentelle Psychologie Versuche nach dieser Richtung angestellt zu haben, darunter auch Versuche mit gef\u00fchlsbetonten Sinnesreizen. Leider aber hat er es vers\u00e4umt, einige Curven aus seiner Sammlung drucken zu lassen, so dass seinen Behauptungen schon deswegen, und weil Beschreibungen etwa angestellter Versuche ebensowenig gegeben werden, keine objective Beweiskraft zukommt. Er polemisirt ganz allgemein gegen die psychophysischen Deutungen, welche den Normalcurven und ihren Schwankungen, den Respirationsoscillationen und Undulationen oder vasomotorischen Schwankungen gegeben werden k\u00f6nnten. Aber hierin liegt ja gar nicht das eigentliche Problem f\u00fcr eine Symptomatik der Gef\u00fchle; dieses setzt vielmehr erst da ein, wo man die unter streng controlirten Bedingungen ein tretenden Alterationen der Volum-curve zu deuten sucht, wenn diese unter dem Einfl\u00fcsse gef\u00fchlsbetonter Sinnesreize und Suggestionen steht. Und hier gerade h\u00f6rt die Kritik M\u00fcller\u2019s auf, objectiv ma\u00dfgebend zu sein; er dagegen verallgemeinert sofort das abf\u00e4llige Urtheil, welches er in Bezug auf die\n47*","page":725},{"file":"p0726.txt","language":"de","ocr_de":"726\nWerner Gent.\nNormalform der Volurncurve ausspricht, und dehnt es auf die Symptomatologie der Gef\u00fchle \u00fcberhaupt aus, ohne offenbar eine irgend zureichende experimentelle Kenntniss der hier vorliegenden eigenartigen Erscheinungen zu besitzen. Seine Polemik gegen Wundt und Lehmann und gegen die angebliche Nichtbeachtung jener allbekannten physiologischen Thatsachen1) ist demnach durchaus unangebracht; man k\u00f6nnte ihm vielmehr entgegenhalten, es mangele ihm an der f\u00fcr die hierher geh\u00f6rigen Fragen nothwendigen F\u00e4higkeit psychologischer Beobachtung und Methode. Dass die Normalcurve einer Versuchsperson Volumschwankungen enth\u00e4lt, welche ohne begleitende Gef\u00fchlssymptome verlaufen, stellt nat\u00fcrlich niemand in Abrede, der auf diesem Gebiete gearbeitet hat; ebensowenig aber darf man angesichts des bereits von mehreren Autoren gefundenen Thatbestandes behaupten, die Volurncurve f\u00fcr ein exquisites Unlust-, Lust-, Spannungs- oder L\u00f6sungsgef\u00fchl sei in dieser Form und unter diesen Verlaufsbedingungen jemals anders, als unter den diesen Gef\u00fchlen zukommenden suhjectiven Symptomen zu beobachten. Ihr ganzer Habitus und die Bedingungen f\u00fcr ihr Auftreten sind mit einer solchen Annahme absolut unvereinbar. Was nun die Respirationsoscillationen anbetrifft, welche M\u00fcller nur durch die periodische Th\u00e4tigkeit des Athemcentrums bedingt sein l\u00e4sst, unter Ausschaltung der M\u00f6glichkeit irgend welcher begleitender psychischer Factoren (Seite 374), so ist zu bemerken, dass sich in der Volurncurve ein regelm\u00e4\u00dfiges Auftreten derselben beim Menschen \u00fcberhaupt nicht vorfindet; es lassen sich zahlreiche Curven gewinnen, in denen sie vollst\u00e4ndig fehlen. Tritt nun der Fall ein, dass sich Respirationsoscillationen ausschlie\u00dflich dann zeigen, wenn gerade ein exquisit psychischer Process zur Beobachtung kommt, so hat man demnach alle Berechtigung, diese Erscheinungen zu einander in Beziehung zu setzen. Auch die Mayer\u2019schen Wellen (S. 379) k\u00f6nnen wie die Traube-Hering\u2019schen in der Volurncurve durchaus fehlen, sind also keineswegs constante Erscheinungen derselben. Gew\u00f6hnlich kommen sie \u00fcberhaupt nicht zur Beobachtung, wenn das Volumen mit kleinen niedrigen Pulsen andauernd tief steht, und sind auch sonst sehr unregelm\u00e4\u00dfig, k\u00f6nnen\n\u00fc Man vergleiche \u00fcber diese die Ausf\u00fchrungen hei W un dt, Physiol. Psyehol. 5. Aufl. H. S. 259.","page":726},{"file":"p0727.txt","language":"de","ocr_de":"Volumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Affecten.\n727\nalso im allgemeinen sehr- leicht von den regelm\u00e4\u00dfig unter bestimmten psychophysischen Gef\u00fchlsbedingungen auftretenden Undulationen unterschieden werden.\nII. Volnmcurven hei Gef\u00fchlen.\nA. Die Volumcurve unter dem Einfl\u00fcsse des Gef\u00fchles der Spannung.\nUnter dem Gef\u00fchl der Spannung verstehe ich jenen eigenth\u00fcm-lichen und von andern \u00e4hnlichen Bewusstseinszust\u00e4nden scharf gesonderten subjectiven psychischen Zustand, welcher regelm\u00e4\u00dfig jede elementare Trieb\u00e4u\u00dferung und jeden l\u00e4nger andauernden Willens-process zu begleiten pflegt, sei es, dass dieser letztere nun allein auf die ordnende Gestaltung des Vorstellungsverlaufes sich beschr\u00e4nkt oder auch motorische Impulse f\u00fcr die Bewegungsorgane des Organismus daneben ausl\u00f6st. Tritt der Zustand rein auf, so bemerkt man dabei kein anderes Gef\u00fchl, etwa Lust oder Unlust, oder auch Erregung; aber es ist sehr leicht m\u00f6glich, dass mehrere dieser Ge-f\u00fchlsprocesse sich jenem beimengen; vor allem eignet sich dazu Lust und Erregung; es scheint mir sogar, als k\u00f6nnten st\u00e4rkere und andauernde Spannungsgef\u00fchle kaum ohne Erregung auf treten. F\u00fcr eine plethysmographische Untersuchung ergibt sich daraus die Begel, dass man es zum Zweck der Feststellung der physiologischen Symptome der Spannungsgef\u00fchle vermeiden muss, allzustarke Concentra-tionen der Aufmerksamkeit in der Versuchsperson zu erzeugen; und dazu ist unter andern eine zweckentsprechende Reizauswahl von gro\u00dfer Wichtigkeit.\nJe nach der Dauer des jeweils in Betracht kommenden psychischen Zustandes nimmt sich nun die physiologische Aeu\u00dferung des Spannungsgef\u00fchles verschieden aus; es soll daher zun\u00e4chst der kurz dauernde Spannungszustand ins Auge gefasst werden. Gew\u00f6hnlich wurde er auf dreierlei Weise erzeugt: einmal dadurch, dass man der Versuchsperson direct den Spannungszustand befahl, etwa mit den Worten: \u00bbPassen Sie einmal recht scharf auf\u00ab, sodann durch leichte Ber\u00fchrung eines K\u00f6rpertheiles, etwa des Halses oder der Lippen, und schlie\u00dflich durch zuf\u00e4llige Vorkommnisse, indem jemand","page":727},{"file":"p0728.txt","language":"de","ocr_de":"728\nWerner Gent.\nden Versuchsraum betrat, oder leise Ger\u00e4usche mit Flaschen oder sonstigen Gegenst\u00e4nden gemacht wurden.\nG. 28. I. 02. 4\u20145. Ber\u00fchrung am Hals (Fig. 5).\nDie Athmung zeigt, wenn sie auch nicht besonders deutlich gezeichnet wurde, keine merkliche Ver\u00e4nderung. Der Volumpuls der ganzen Curve ist hoch und scharf ausgepr\u00e4gt ohne Respirationsschwankungen, dagegen mit spontanen vasomotorischen Schwankungen versehen. Sogleich nach dem Moment des Reizes stellt sich eine ausgesprochene Volumsenkung von vor\u00fcbergehender Dauer ein; die Pulse sind fast um 2/3 niedriger, als die voraufgehenden, nehmen aber dann bald an H\u00f6he wieder zu und zwar ganz allm\u00e4hlich. Bei der L\u00e4ngenmessung ergab sich folgendes Resultat1):\nPhase : Anzahl : L\u00e4nge :\na\u2014b\n7\n10,60\nb\u2014e\n6\n10,67\n\"32,41\n3\na\u2014d\td\u2014e\n5\t3\n11,14\t11,26\n10,803\ne\u2014f f\u2014g g\u2014h\n4\t6\n11,10 11,07\n44,8377\n4\t~~\n5\n11,40\n11,207\nh\u2014i i\u2014k k\u2014l\n7\t7\t9\n10,71 11,66 11,22\n33,59\n11,197\nKa. 24. I, 02. 5\u20146 Uhr. Schwache Zahnschmerzen; L\u00f6ffel ber\u00fchrt die Lippen.\nDieser Versuchsperson haftet die Eigenth\u00fcmlichkeit an, die Athmung nicht ann\u00e4hernd gleichm\u00e4\u00dfig halten zu k\u00f6nnen, trotzdem sich die Functionen ihres Organismus sonst v\u00f6llig normal verhalten. Immerhin sind die Schwankungen der einzelnen Athemwellen aber nicht so stark, dass sie die Volumcurve alterirend beeinflussen k\u00f6nnten. Die Volumcurve zeigt leichte spontane Innervationsschwankungen, die Pulse nehmen vom Beginn des Versuches an stetig an H\u00f6he zu; denn es bestand schon anfangs ein leichter Spannungszustand. Die Volumsenkung des Versuches beginnt in diesem Falle bereits 4 Pulse vor der Reizung, eine leicht verst\u00e4ndliche Thatsache, wenn man sich die Bedingungen des Versuches vor Augen h\u00e4lt. Schon die Gesichtsvorstellung des sich dem Munde n\u00e4hernden L\u00f6ffels lie\u00df n\u00e4mlich einen schwachen Spannungszustand eintreten, wenn jene auch nur in einem schattenhaften Eindruck bestand, da die Augen geschlossen waren. Die Volumsenkung zeigt dasselbe Bild, wie beim vorher besprochenen Falle, nur dass die Pulse ihre urspr\u00fcngliche H\u00f6he nicht so schnell wieder annehmen. Die Messung ergibt :\nPhase: Anzahl : L\u00e4nge :\na\u2014b\tb\u2014e\tc\u2014d\td\u2014e\te\u2014f\tf-9\tg\u2014h\n5\t5\t3\t5\t6\t7\t7\n11,04\t10.64 10,86\tn,o 10,77\t10,89\t11,06\n21^68 - 10,84\t54,58 0\t= 10,92\t\n1) Die L\u00e4ngenmessung kann hier wie in allen folgenden Versuchsbeispielen zugleich als Anzeichen der eintretenden Aenderungen der Curve \u00fcberhaupt dienen. Im \u00fcbrigen sind diese Aenderungen (die der H\u00f6he der Herzpulse und die Undu-lationen des Gef\u00e4\u00dfvolums) den mitgetheilten Curven zu entnehmen. Da ihre absoluten Werthe allzu sehr von den wechselnden Bedingungen des Apparats (besonders des Marey\u2019schen Tambours) abh\u00e4ngen,. so ist ihre Messung hier, \u00e4hnlich wie bei fr\u00fcheren Beobachtern, z. B. bei Lehmann, unterblieben.","page":728},{"file":"p0729.txt","language":"de","ocr_de":"Volumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Affecten,\n729\nDieselbe Curve zeigt im weiteren Verlauf noch einmal denselben Effect psychischer Beeinflussung des Armvolumens, worauf vor allem hinweist die Pulsmessung :\nPhase: h\u2014i i\u2014k k\u2014l Anzahl:\t6\t5\t5\nL\u00e4nge: 10,50 10,40\t9,86\nl\u2014m\tm\u2014n\tn\u2014o\n56\t6\n11,38\t10,57\t11,17\n33,12\n= 11,04\nAuffallend an dieser Curve ist die K\u00fcrze der Pulse in der Phase k\u2014l, die ohne weiteres sich der n\u00e4heren Betrachtung aufdr\u00e4ngt. Es scheint, als ob der tiefe Athemzug, welcher den Pulsen parallel geht, die Ursache daf\u00fcr sein k\u00f6nnte. Doch will ich mich hier nicht n\u00e4her auf die Beantwortung dieser Frage einlassen.\nKa. 3. XII. 01. 5\u20146 Uhr. Klappern mit Flaschen. 2 Mal.\nIch \u00fcbergehe zun\u00e4chst die erste Reizeinwirkung mit ihrem Erfolg in der Volumcurve und betrachte nur die zw'eite. Sie zeigt alle bereits erw\u00e4hnten Eigen-th\u00fcmlichkeiten der kurz dauernden Spannung. Das Ergebniss der Ausmessung ist folgendes:\nPhase :\tf 9\tg\u2014h\th\u2014i\ti\u2014k\nAnzahl :\t5\t5\t3\t5\nL\u00e4nge :\t11,18\t11,64\t12,33 35,29 3 *\t11,32 - 11,76\nKa. 23. I. 02. 4\u20145 Uhr. Ger\u00e4usch im Vorsaal (Fig. 6).\nDie Athmung bleibt v\u00f6llig regelm\u00e4\u00dfig; die Pulsh\u00f6he nimmt nur wenig ab, und bald ist der alte normale Zustand wieder eingetreten. Trotzdem der Versuch sehr rein und primitiv ist und sicher v\u00f6llig frei von andern Gef\u00fchlsqualit\u00e4ten dasteht, zeigt er doch alle Spannungssymptome zureichend deutlich. Das Resultat der Ausmessung geht den bereits angef\u00fchrten v\u00f6llig parallel:\nPhase:\ti\u2014k\tk\u2014l\tl\u2014m\tm\u2014n\tn\u2014o\to\u2014p\nAnzahl :\t5\t6\t4\t5\t6\t5\nL\u00e4nge :\t11,10\t11,33\t11,75\t11,2\t9,67\t10,96\n\t\t34*28\t\t\n\t\t3 '\t11,43\t-\t= 10,31 u\nCh. 27. XI. 01. 5\u20146 Uhr. Zuruf: \u00bbPassen Sie einmal recht scharf auf!\u00ab\nDie Curve ist von Anfang an etwas unruhig ; Respirationsschwankungen treten auf und Undulationen, welche auf spontane wTenn auch kurz dauernde Appercep-tionen activer Natur hindeuten. Die Athmung ist ganz im Gegensatz zu dem sonstigen Verhalten der Versuchsperson unregelm\u00e4\u00dfig, vor allem in dem Theile der Curve, welcher in diesem Falle im Betracht kommt; der inspiratorische Stillstand derselben f\u00e4llt sofort auf, zeigt aber die Unabh\u00e4ngigkeit des Armvolumens von der Athmung, deren Curven im entgegengesetzten Sinne verlaufen. Die Pulse der Volumsenkung zeigen bemerkenswerther Weise kaum eine Abnahme ihrer H\u00f6he, trotzdem die Senkung deutlich ausgesprochen ist; ihre L\u00e4ngenmessung dagegen liefert dasselbe Resultat, wie die der schon angef\u00fchrten Curven;","page":729},{"file":"p0730.txt","language":"de","ocr_de":"730\nWerner Gent.\nPhase : Anzahl : L\u00e4nge :\na\u2014b\tb\u2014e\te\u2014d\n4\t3\t3\n10,20\t11,00 11,47\n21,2\n2\n= 10.60\nd\u2014e\te\u2014f\tf~9\n3\t3\t4\n11,43\t11,20\t11,22\ng\u2014h\th\u2014i\n4\t6\n11,50\t10,83\nEs zeigt hiernach der kurz dauernde Spannungszustand folgende allgemeine Eigenschaften: die Athemcurve ver\u00e4ndert sich kaum; h\u00f6chstens stellt sich eine minimale Abflachung derselben ein, wobei sie gleichzeitig sich um ein wenig in die L\u00e4nge zieht. Deswegen f\u00e4llt der Einfluss der Athmung auf die Volumcurve, wenn er sich nicht von vornherein vorfand, v\u00f6llig weg; beide Curven arbeiten unabh\u00e4ngig von einander. Die Dauer der Volumsenkung ist wechselnd, jedenfalls steigt das Volumen sehr rasch wieder bis zum urspr\u00fcnglichen Niveau hinauf und \u00fcberschreitet dasselbe kaum; dabei ist die Herabminderung der Pulsh\u00f6he sehr wechselnd, von einem Minimum im Vergleich zu den kurz vorhergehenden Pulsen bis zu 2/3 der urspr\u00fcnglichen H\u00f6he derselben, immer aber niedriger als die vorhergehenden Pulse. Allen Pulsen durchgehend gemeinsam und, wie mir scheint, ihr vornehmstes Oharacteristicum bildend, ist die Puls Verl\u00e4ngerung, wie die Ausmessungen beweisen. Eine Einleitung des durch das Gef\u00fchl erzeugten besonderen Innervationszustandes durch besonders hervorstechende Pulse, vielleicht besonders hohe oder kurze, konnte ich nicht auffinden und halte dieselbe daher f\u00fcr nicht nachweisbar.\nDie sich an diesen Abschnitt schlie\u00dfende Kritik bisheriger Arbeiten kann sich kurz fassen, da eigentlich keine Abhandlung existirt, welche mit den elementarsten Spannungszust\u00e4nden sich bisher des n\u00e4heren befasst h\u00e4tte. Am n\u00e4chsten kommen den soeben beschriebenen Curven noch die von Lehmann auf Tabelle XV A, B; XVI C; XVII A und C. Immerhin aber sind die Beize, welche er zur Erzeugung des Spannungszustandes anwandte, noch sehr complexer Natur und k\u00f6nnen meines Erachtens erst in Gebrauch genommen werden, wenn es sich darum handelt, chronische Spannungszust\u00e4nde zu erzeugen. Die Unregelm\u00e4\u00dfigkeiten der Athmung in jenen Curven scheinen v\u00f6llig unabh\u00e4ngig von dem ablaufenden psychischen Zustande zu sein; und die anscheinende Neigung der Volumcurve zum Steigen findet nicht sowohl ihre Erkl\u00e4rung durch den auf sie einwirkenden","page":730},{"file":"p0731.txt","language":"de","ocr_de":"Volumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Affecten.\n731\npsychischen Zustand, als vielmehr theils durch die Athmung (XV A), theils durch die die Ourven alterirenden Respirationsoscillationen und vasomotorischen Innervationsschwankungen (XV B, O; XVI C). Die den ganzen Zustand einleitenden geschwinden Pulse habe ich nicht best\u00e4tigen k\u00f6nnen, wohl aber die darauf folgenden verl\u00e4ngerten und verk\u00fcrzten im ansteigenden Theile der Curve. Da ich die von Lehmann versuchte Dreitheilung der Reizphase theils in meinen Curven nicht zu finden vermochte, weil wegen 'der K\u00fcrze der Reize eine Reizphase \u00fcberhaupt nicht abgegrenzt werden konnte, theils jene ersten geschwinden Pulse sich ebenfalls nicht einstellten, so werden nat\u00fcrlich auch unsere Berechnungen der Pulsl\u00e4ngen diffe-riren. Ich fand jedoch, dass auf beiden Seiten \u00fcbereinstimmende Resultate sich herausstellten, wenn ich meine Art der Zusammenfassung gewisser Reizphasen auf die Lehmann\u2019schen Ausrechnungen anwandte. Ich habe dieselbe durchgef\u00fchrt f\u00fcr die Curven XV A, B; XVI C ; XVII A und C und erhielt als Resultat :\nXV A : b-d :\t= 5,67\nXV B :b\u2014d:~ = 4,60\nXVIC :b-e:\t= 5,2\nXVIIA : b\u2014e : -g\u2019- = 4,8\nXVIIC : b\u2014e : \u2014^ = 5,4\nSo kam ich zu Resultaten, welche theils auf eine Verl\u00e4ngerung hindeuteten, theils auch weder eine Verl\u00e4ngerung noch Verk\u00fcrzung erkennen lie\u00dfen; eine Verk\u00fcrzung aber ergab sich \u00fcberhaupt nicht. Die objectiven Curvensymptome tr\u00fcgen nicht; wohl aber kann man leicht zu Differenzen kommen durch verschiedene Behandlungsweise der Pulse und die Verwendung differirender Reize. Diese aber ist abh\u00e4ngig von den psychologischen Grundanschauungen, welche man zu den Experimenten mitbringt. Zu genau denselben Ergebnissen, wie ich, gelangten Zoneff und Meumann in ihrer Abhandlung: \u00ef lieber Begleiterscheinungen psychischer Vorg\u00e4nge in Athem und Puls\u00ab (Philos. Stud. XVIII. 1. Heft). Sie wandten optische, akustische Reize, Tastreize u. s. w. an. Dass in meinen Curven die Atliemschwankungen nicht so hervortreten, wie in denen jener","page":731},{"file":"p0732.txt","language":"de","ocr_de":"732\nWerner Gent.\nAutoren, hat seinen Grund in der besseren Technik, weiche sie anf-wandten, weil sie ja speciell den Ver\u00e4nderungen der Athmung ihre Aufmerksamkeit zuwandten, w\u00e4hrend diese Ausdrucksbewegung f\u00fcr. mich nur insofern in Betracht kommt, als ich dadurch die Fehlerquelle unter experimenteller Controlle halten m\u00f6chte, welche von Seiten der Athmung f\u00fcr die Volumcurve entstehen k\u00f6nnte. Zu ent-gegengesetzten Wertken, n\u00e4mlich Pulsverk\u00fcrzung, gelangt Max Br ahn in seiner Arbeit \u00fcber \u00bbExperimentelle Beitr\u00e4ge zur Gef\u00fchlslehre\u00ab, 1. Theil. Wie diese Differenz zu erkl\u00e4ren ist, l\u00e4sst sich zur Zeit noch nicht sagen; es erscheint mir merkw\u00fcrdig, weswegen Brahn nicht auch die Pulsl\u00e4ngen unmittelbar nach dem Signalreiz ber\u00fccksichtigt. Er hat mit seinen Versuchen keineswegs dargethan, dass mit dem Erscheinen des ersten, verk\u00fcrzten Pulses auch die Spannung einsetzt; die Registrirung dieses Thatbestandes h\u00e4tte von der Versuchsperson selbst ausgehen m\u00fcssen. Au\u00dferdem misst er die L\u00e4nge der Einzelpulse, w\u00e4hrend Lehmann und ich Durchschnittsl\u00e4ngen berechnen. Diese letztere Differenz w\u00fcrde \u00fcbrigens noch nicht die Verschiedenheit der L\u00e4ngenresultate erkl\u00e4ren; denn als ich die Durchschnittsl\u00e4nge der Curve X bestimmte, fand ich immer noch jenes von Brahn angegebene Resultat der. Pulsverk\u00fcrzung nach Eintritt des objectiven Reizes. Und die rein subjective psychologische Seite der Versuche kann auf ihre Richtigkeit hin leider nicht so genau selbst bei einem guten Selbstbeobachter controlirt werden, dass man alle psychischen Factoren zur Hand haben k\u00f6nnte.\nAn den kurz dauernden Spannungszustand schlie\u00dft sich der chronische an. Zwischen beiden existirt nur der zeitliche Unterschied; ihre Ursachen, wozu auch die Reize geh\u00f6ren, sind die gleichen: die Athmung ver\u00e4ndert sich auch bei dem chronischen Spannungszustand kaum, das Armvolumen bleibt constant klein, die Pulse sind immer niedrig, sehr niedrig; ihre L\u00e4nge ist stets gr\u00f6\u00dfer, als die der Pulse der vorhergehenden Phasen, ein Merkmal, das f\u00fcr den gesammten Zustand gilt; eine Zusammenfassung der Pulse in mehrere Gruppen l\u00e4sst leichte Variationen derselben in Bezug auf ihre Gesammtl\u00e4ngen erkennen. H\u00e4ufig beobachtet man, dass sich dieser Zustand von Be-ginn eines Versuches an einstellt, sei es nun, dass er durch das leise Ger\u00e4usch des arbeitenden Uhrwerkes oder durch die Ank\u00fcndigung, dass der Versuch beginne, entsteht. Es ist dann in der Regel \u00e4u\u00dferst","page":732},{"file":"p0732s0001table12.txt","language":"de","ocr_de":"YerlagyouYffUi\u00eblm Engelmanniti Leipzig-.\nLith. Aiis t. Julius KKnLhai\u00e0t,Leipzig-.","page":0},{"file":"p0733.txt","language":"de","ocr_de":"Volumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Affecten.\n733\nschwierig, ihn durch geschickte Verwendung von Reizen zu beseitigen, um in den Besitz einer Normalcurve gelangen zu k\u00f6nnen. Manche Personen sind deswegen als Versuchspersonen unbrauchbar, weil sie sich aus dem Bann dieses durch die Selbstbeobachtung so schwer auffindbaren Zustandes nur sehr selten zu befreien verm\u00f6gen. Noch mehr als bei dem kurz dauernden Spannungsgef\u00fchl hat man hier darauf Acht zu geben, dass man mit Spannungsgef\u00fchlen arbeitet, welche zum mindesten eine dominirende Stellung innerhalb des gesummten psychischen, jeweils vorliegenden Zustandes einnehmen, oder wohl gar allein das Bewusstsein beherrschen, weil sonst eine B\u00fcrgschaft f\u00fcr die gewonnenen Resultate, vor allem die Pulsmessungen, unm\u00f6glich wird. Das chronische Spannungsgef\u00fchl selbst definire ich als den subjectiven psychischen Zustand, welcher sich regelm\u00e4\u00dfig als Begleiter einer das Bewusstsein eine Zeit lang beherrschenden complexen Gesammtvorstcllung vorfindet; dabei braucht deren Inhalt nicht' ein Product der synthetisch arbeitenden Phantasie zu sein, sich also auf die Zukunft zu beziehen; er kann vielmehr ebenso gut der Gegenwart angeh\u00f6ren. Mit der oscillirenden Intensit\u00e4t der in der Apperception arbeitenden Th\u00e4tigkeit des primitiven Willens schwankt auch die St\u00e4rke des chronischen Spannungsgef\u00fchles, so dass die Volum-curve in der Spannungssenkung leise Undulationen wird entstehen lassen k\u00f6nnen. Ich f\u00fchre nun einige Curven vor zum Beleg der soeben gegebenen Ausf\u00fchrungen:\nKa. 13. II. 02. 4\u20145 Uhr. Reiz : Schwaches Ger\u00e4usch ; denkt an etwas.\nPhase: a\u2014b\t.\tb\u2014e\te\u2014d\td\u2014e\te\u2014f\tf\u2014g\tg\u2014h\th\u2014i\ti\u2014k\tk\u2014l\tl\u2014m\nAnzahl :4\t5335\t54\t5\t5\t54\nL\u00e4nge: 11,50 10,40 9,33 10,67 10,60 10,44 10,95 10,16 11,20 11,24 11,00\nF\u00fcr Phase d\u2014m findet sich die L\u00e4nge:\t= 10,78\n\u00f6\nDie Curve zeigt vor allem den markanten Gegensatz zwischen der Pulsh\u00f6he der reizlosen und der Reizphase; und weiterhin findet sich in ihr der Fall eines oscillirenden chronischen Spannungsgef\u00fchles; die gesammte Spannungssenkung zerf\u00e4llt dadurch in 2 Theile, dass der erste intensive Ansatz des Spannungsgefiihles etwas abklingt, und dieses dann von neuem einsetzt, was sich vor allem aus der unerwartet gro\u00dfen Zunahme der Pulsl\u00e4nge in der Phase i\u2014k zu erkennen gibt. Die Athmung bleibt v\u00f6llig normal.","page":733},{"file":"p0734.txt","language":"de","ocr_de":"734\nWerner Gent.\nCh. 1. H. 2-\t-3 Uhr: Ein bekannter Herr betritt den Versuchsraum.\t\t\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\t\na\u2014b\t5\t10,80\t\nb\u2014c\t4\t11,25\t3^\u00b0 = 11,10\nc\u2014d\t4\t11,25 J\t\nd\u2014e\t3\t10,90]\t\ne\u2014f\t3\t11,33\t\nf~9\t4\t11,02\t\ng\u2014h\t5\t10,60\t\nh\u2014i\t5\t10,80\t\u2022 112\u201965 \u2014 11,27\ni\u2014k\t7\t10,80\t10\nJc\u2014l\t5\t11,20\t\nl\u2014m.\t6\t11,53\t\nm\u2014n\t5\t12,64\t\nn\u2014o\t7\t11,83 J\t\nDieser Versuch zeigt fast genau dieselben Erscheinungen wie der vorhergehende; auch hier findet sich ein einmaliges Oscilliren des chronischen Spannungsgef\u00fchles als Ursache der der ersten Hauptsenkung folgenden zweiten weniger ausgepr\u00e4gten Volumsenkung. Die Athmung bleibt v\u00f6llig regelm\u00e4\u00dfig.\nTr. 22. XI. 01. 4\u20145 Uhr. Zuruf: \u00bbJetzt geben Sie Acht\u00ab u. s. w.\nDie Athemcurve l\u00e4sst eine leichte Verl\u00e4ngerung der Exspirationsphase erkennen, ihre Tiefe dagegen bleibt constant; leichte Traube-Hering\u2019sche Wellen durchziehen den Anfangstheil der Volumcurve, deren Pulse die normale H\u00f6he haben; die Reizperiode mit ihren Pulsver\u00e4nderungen best\u00e4tigt das bereits Gefundene; als Complication stellen sich in der Volumsenkung leichte Respirations-schwanknngen ein, welche die Vermuthung entstehen lassen, als m\u00f6chte das chronische Spannungsgef\u00fchl hier nicht allein wirksam sein, einmal deswegen, weil es sich sonst nie auf diese Weise \u00e4u\u00dfert, sodann aber, weil Respirationsschwankungen nicht einmal in der Normalpartie der Curve sich finden, eine Uebergang derselben auf den Reiztheil derselben also ausgeschlossen ist, und gew\u00f6hnlich auch der Pall sich einstellt, dass jene gerade durch das Sinken des Blutdruckes entweder v\u00f6llig oder doch zum gr\u00f6\u00dften Theile ausgel\u00f6scht werden. Dass ihre m\u00f6gliche Ursache das Gef\u00fchl der Erregung sei, kann hier noch nicht weiter belegt werden. Die Ausmessung ergibt:\nPhase: Anzahl : L\u00e4nge :\na\u2014b\tb\u2014c\tc\u2014d\td\u2014e\te\u2014f\tf\u2014g\tg\u2014h\th\u2014i\ti\u2014Je\tk\u2014l\n6544555444 11,33\t11,60\t10.55\t11,32\t12,06\t11,80\t12,26\t11,85\t11,25\t11,90\n33,48 ^3\n11,16\n82,44\n7\n11,78\nKa. 30. I. 02. 4\u20145 Uhr. Fig. 7. Beginn des Versuches.\nDie Curve zeigt den Fall eines mit dem Beginn des Versuches einsetzenden Spannungsgef\u00fchles. Die Athmung zeigt nichts dieser Versuchsperson Abnormes; die Pulse dagegen werden, auch wenn die Selbstbeobachtung es nicht best\u00e4tigte, auf den hier in Frage kommenden psychischen Zustand schlie\u00dfen lassen. Die Ausmessung gab das Resultat:","page":734},{"file":"p0735.txt","language":"de","ocr_de":"735\nVolumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Afiecten.\nPhase\nAnzahl\nL\u00e4nge\na\u2014b b\u2014e c\u2014d d\u2014e\te\u2014f\tf\u2014g\tg\u2014h '\th\u2014i\ti\u2014k\n2225\t4\t4\t4\t5\t4\n11,1 10,0 9,0 11,2\t11,5\t11,37\t11,52\t11,50\t12,57\n30,10\n= 10,03\n92,75 _ 8\n11,59\nk\u2014l l\u2014m\n7\t4\n11,57 11,52\nDie Untersuchung und Ausmessung einer Anzahl anderer Curven best\u00e4tigte durchaus das soeben Mitgetheilte.\nDas chronische Spannungsgef\u00fchl hat demnach folgende physiologische Characteristica als Begleiterscheinungen: Die At,firming verh\u00e4lt sich im wesentlichen so, wie hei dem kurzdauernden Spannungsgef\u00fchl; chronisch niedriges Niveau der Volumcurve mit m\u00f6glichen leichten Schwankungen, Pulsverl\u00e4ngerung der ganzen Reizphase und Pulserniedrigung sind die Hauptanzeichen des Zustandes.\nF\u00fcr den chronischen Spannungszustand birgt auch das Curven-material Lehmann\u2019s eine Anzahl trefflicher Beispiele; nur ist bei der kritischen Sichtung desselben gro\u00dfe Vorsicht geboten, vor allem da, wo man zur Erkl\u00e4rung der Symptome nicht die Selbstbeobachtung heranziehen kann, weil Angaben \u00fcber sie von Lehmann nicht zureichend dargeboten wurden. Hierher geh\u00f6ren z. B. die Curven XVI A, B, XVIID. Aus der Curvenserie XXI\u2014XXV springen dagegen als vorz\u00fcgliche Beispiele eines chronischen Spannungszustandes heraus XXH C, D, E; XXIV C.\nIn den drei ersten tritt uns als Reizmittel die beginnende Th\u00e4tigkeit des Ky-mographion entgegen, in dem letzten ein Zuruf und ein f\u00fcr die Versuchsperson unsch\u00e4dliches Experiment, das Verl\u00f6schen eines brennenden Streichholzes durch eine Wassermasse. Fasst man die Phase a\u2014b f\u00fcr sich, sowie die Phase b\u2014i (XXIID u. E) und i\u2014-m, so erh\u00e4lt man als L\u00e4ngen :\na\u2014b : 4,10\tb\u2014c : 6,30\ti\u2014m : 5,10\nXXII c.\na\u2014b : 4,90\tb\u2014/: 5,50\tf\u2014h : 4,85\nXXIV c.\ne\u2014g : 4,60\tg\u2014m : 4,50\nAus den letzten beiden Zahlenwerthen geht hervor, dass die Curve sich der Indifferenzzone sehr ann\u00e4hert.\nZu dem Schl\u00fcsse, dass eine constante Ver\u00e4nderung der Frequenz des Herzschlages durch den lange dauernden Spannungszustand nicht erzeugt werde, kam Lehmann offenbar durch die Thatsache, dass er keine constanten Resultate bei der Ausmessung der Curven erhielt.","page":735},{"file":"p0736.txt","language":"de","ocr_de":"736\nWerner Gent.\nVor allem werden es wohl die Curven XXIV Au. B und XXIV D gewesen sein, welche er vergleichend neben XXIID, E, C und XXIV0 hielt. Man erkennt jedoch leicht die Ursache der hier auftretenden L\u00e4ngendifferenzen, sobald man einmal den psychologischen, aus Lehmann\u2019s Beschreibungen leicht herauszulesenden Thathestand hei den Curven ins Auge fasst, .welche eine Pulsverk\u00fcrzung bei der Ausmessung ergehen. Lehmann berichtet (XXIVB), die Versuchsperson habe fest darauf gerechnet, er werde sie mit dem Z\u00fcndh\u00f6lzchen brennen. Dass dabei nat\u00fcrlich Unlustgef\u00fchle als Bewusstseinselemente sich dem seelischen Gfesammtzustande heimischen m\u00fcssen, ist so gut wie gewiss. Sie sind die Ursache der Pulsverk\u00fcrzung. Ein anderes Gef\u00fchl, das Gef\u00fchl der Erregung, lese ich aus Lehmann\u2019s Beschreibungen zu Curve XXIV D heraus. Die Versuchsperson muss sich in einem hochgradigen Spannungszustande befunden haben, in den sogar leise Unlustmomente eingegangen sein k\u00f6nnen. Diese Deutung der Curven wird jedoch erst einleuchtend werden, wenn die Symptome der Unlust und Erregung besprochen worden sind. Lehmann arbeitete eben noch mit zu complexen psychischen Thatbest\u00e4nden, als dass er zu eindeutigen Resultaten h\u00e4tte gelangen k\u00f6nnen.\nB. Die Volumcurve unter dem Einfl\u00fcsse des Gef\u00fchls der\nL\u00f6sung.\nBei der Untersuchung der physiologischen Ausdrucksformen der Spannungsgef\u00fchle, vor allem derjenigen, welche sich kn\u00fcpfen an Vorstellungsketten, deren Glieder alle einmal auf der H\u00f6he des Bewusstseins gestanden haben, ohne dass andere bevorzugte und constant dominirende sich mit ihnen um die jeweils verf\u00fcgbare Apperceptions-energie gestritten h\u00e4tten, z. B. bei dem Vollzug von Rechenaufgaben, fiel es mir auf, dass jedes Mal nach dem Zeichen der Versuchsperson, dass sie das Exempel gel\u00f6st habe, die Volumcurve sich eigent\u00fcmlich gestaltete. Eine n\u00e4here Untersuchung lie\u00df die sogleich zu besprechenden Erscheinungen bisweilen so markant zur Beobachtung gelangen, dass die Vermutung gerechtfertigt erschien, es m\u00f6chte hier vielleicht ein besonderer psychischer Zustand, speciell eine besondere Gef\u00fchlslage daran schuld sein. In der That l\u00e4sst sich jenes Verhalten des Bewusstseins nach dem Vollzug einer","page":736},{"file":"p0737.txt","language":"de","ocr_de":"Volumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Affecten.\t737\nnicht gar zu leichten Rechenaufgabe durchaus nicht als ein Durchschnittsverhalten bezeichnen. Die vorhergehende active Apperception oder willk\u00fcrliche Concentration der Aufmerksamkeit hat eine Anforderung an die geistige Leistungsf\u00e4higkeit der Versuchsperson gestellt, deren Gr\u00f6\u00dfe abh\u00e4ngig ist von dem Grade der Ein\u00fcbung auf das Geforderte und von dem unmittelbar vorhergehenden Bewusstseinszustand. War jene Forderung zu gro\u00df, so wird das Spannungsgef\u00fchl des hervorgerufenen psychischen Gesammtzustandes nicht rein auf-treten, sondern mit einem mehr oder weniger intensiven Unlustgef\u00fchl oder auch Erregungsgef\u00fchl sich verbinden; war sie zu gering, so wird man nur ein kurz dauerndes Spannungsgef\u00fchl zu erwarten haben, sonst keine Nachwirkungen weiter. Sollen diese erzielt werden, so wird man eine sorgsame Auswahl der Reizintensit\u00e4ten anzustellen und vor allem m\u00f6glichst Unlust und Erregung fernzuhalten haben; von diesen Momenten und ihrer strengen Anwendung h\u00e4ngt die G\u00fcte und Brauchbarkeit der Resultate ah. Unter Ber\u00fccksichtigung dieser Gesichtspunkte ergaben sich mir folgende Resultate. In allen den F\u00e4llen, von denen ich nach der auf Selbstbeobachtung beruhenden Aussage der betreffenden Versuchspersonen mit gr\u00f6\u00dftm\u00f6glicher Sicherheit wusste, dass sie rein seien \u2014 als Eindrucksmittel verwandte ich lediglich Rechenaufgaben, nachdem Versuche mit dem Metronom sich als zu keinem brauchbaren Resultate f\u00fchrende erwiesen hatten \u2014 begann das Volumen sogleich zu steigen, wenn mit der Angabe, die Aufgabe sei gel\u00f6st, auch ein weiteres Nachdenken \u00fcber dieselbe unterlassen wurde. Doch kann dasselbe auch bereits eine Weile vorher einsetzen und sich auf diese Weise ein continuirlicher Ueber-gang aus dem einen psychischen Zustand in den darauf folgenden von ihm verschiedenen herausbilden. Fast immer bemerkt man weiter, dass die Athemcurve in der Zeit der psychischen Arbeit eine leise Abflachung und Dehnung erf\u00e4hrt, w\u00e4hrend sie ihre alte H\u00f6he unmittelbar nach der L\u00f6sung der gestellten Aufgabe wieder erreicht oder aber etwas h\u00f6her wird. Mit dem Steigen der Volumcurve geht in den meisten F\u00e4llen Hand in Hand das Auftreten von Respirationsschwankungen, ohne dass die Athmung so tief w\u00fcrde,' da\u00df man sie daf\u00fcr verantwortlich machen k\u00f6nnte. Sie waren es, welche mich zuerst stutzig und aufmerksam machten, und bilden auch die markanteste Ausdrucksform des in Frage stehenden Zustandes. Ich","page":737},{"file":"p0738.txt","language":"de","ocr_de":"738\nWerner Gent.\ngehe nun zu der Besprechung einiger besonders pr\u00e4gnanter Curven \u00fcber.\nKa. 30. I. 02. 4\u20145 Uhr. 87 x 96. Fig. 23 (Anfang), siehe auch unter Abschnitt C (Spannung und Th\u00e4tigkeit).\nDie Versuchsperson rechnet mit besonderer Leichtigkeit, so dass ich ihr selbst schwierigere Exempel geben konnte, ohne Gefahr zu laufen, die genannten andern Gef\u00fchle in ihr zu erwecken. Andererseits lehrten mich verschiedene Versuche, dass leichtere Aufgaben in der Volumcurve fast keine Spuren hinterlie\u00dfen, weil der psychische Mechanismus in diesem Palle sehr ausgebildet ist. Die Athmung zeigt eine leise Abflachung; ist aber sonst regelm\u00e4\u00dfig; das Armvolumen steigt bereits etwas vor dem Ende des Exempels, wird immer h\u00f6her und geht weit \u00fcber die Norm hinaus; Athem- und Volumcurve kreuzen sich. Die Pulse nehmen eine enorme H\u00f6he an; vor allem ist es der anakrote Schenkel, dessen L\u00e4nge imponi-rend in die Augen f\u00e4llt. Die Kespirationsschwankungen treten gleichfalls mit enormer Deutlichkeit hervor und werden von zwei langen Endpulsen und einem\nk\u00fcrzeren Mittelpuls\tgebiloet. Die Ausmessung ergibt folge\t\t\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\t\n\t2\t11,40\t\nb\u2014c\t2\t12,15\t35\u00df5 _ ii 95\ne\u2014d\t2\t12,30 J\t\nd\u2014e\t3\t11,70\t\ne\u2014f\t5\t12,30\t60,62 ^ \u201e\nf~9\t4\t11,75\t-^-=12,12\ng\u2014h\t4\t12,77\t\nh\u2014i\t5\t12,10\t\ni\u2014k\t4\t11,87\t\nk\u2014l\t3\t11,70\t3\u00f6 UV _\t02\nl\u2014m\t3\t9.50\t3\nm\u2014n\t2\t11,25\t\n71 \u2014 0\t2\t10,55\t33 27 __ n 09\no\u2014-p\t3\t11,47\t3\np\u2014q\t3\t11,70\ta\u00e4\u2019yV -11,98\nq\u2014r\t3\t12,27\t2\nr\u2014s\t3\t12,33\t\ns\u2014t\t2\t11,10\to\t\u201411,60 *\nt\u2014u\t3\t11,37\t\n(Verl\u00e4ng.)\n125,11\n11\n= 11,87.\nDie L\u00e4nge der Phase i-\nEs geht aus diesen Zahlen hervor, dass liehe Yerk\u00fcrzung f\u00fcr die hier in Frage herausstellt.\neine nicht unbetr\u00e4cht-kommende Phase sich\nTr. 10. XII. 01. 4\u20145 Uhr. 23 x 17. Pig. 8.\nDiese Versuchsperson ist sehr suggestibel, S\u00fcdl\u00e4nder, leicht erregbar und von au\u00dferordentlicher Labilit\u00e4t des Gef\u00fchlslebens. Das Kopfrechnen ist ihm, der an dasselbe nicht gew\u00f6hnt ist, bei leichteren Aufgaben nicht unangenehm. Die\ns","page":738},{"file":"p0739.txt","language":"de","ocr_de":"Volumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Affecten.\n739\nAthmung w\u00e4hrend der Durchf\u00fchrung der Bechnung ist kaum ver\u00e4ndert, wohl aber nach der L\u00f6sung; hier wird sie tiefer, zu Ende aber mit dem Einsetzen eines neuen Beizes wieder flacher. Die Volumcurve steigt schon vor Beginn der hier in Betracht kommenden Phase h\u2014o ganz gleichm\u00e4\u00dfig, aber schnell, dann langsamer und \u00fcberschreitet schlie\u00dflich die Norm um ein Betr\u00e4chtliches unter dem Hinzutritt ausgepr\u00e4gter Bespirationsschwankungen, dabei verh\u00e4lt sich die Puis-lange folgenderma\u00dfen :\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\t\t\t\na\u2014b\t4\t11,471\t31.99\t= 10,66\t\nb-e\t4\t10,52\t3 -\t\t\nc\u2014d\t3\t10,001\t\t\t\nd\u2014e\t8\t10,87 \\\t21,67\t= 10.83t\t\ne\u2014f\t0\t10.801\t2 \"\t\t22,22\nf\u20149 g\u2014h\t6 3\t10,65) 12,13 J\t22,78 2 -\t= 11,39 /\t= 11,11 (Yerl\u00e4ng.)\nh\u2014i\t6\t10,321\t32,19\t= 10,73\t\ni\u2014h\t4\t10,87 [\t3\t~\t\t\nk\u2014l\t3\t11,00 J\t\t\t\nI\u2014m\t4\t11,07,\t32,60\t= 10,87\t\nm\u2014-M\t3\t10.93\t3\t-\t\t\nn\u2014o\t3\t10,601\t\t\t\no\u2014p\t3\t11,03\t\t\t\nPhase d\u2014h :\t22,22 : \u2019 11,11\t\t\t\t\nPhase h\u2014o : Q\u00df = 10,80.\nu\nDie Verk\u00fcrzung ist in diesem Falle weniger deutlich ausgepr\u00e4gt, immerhin aber der feineren Messung durchaus zug\u00e4nglich ; vor allem ist es wichtig, dass sich keine Verl\u00e4ngerung ergibt, weil sonst zwischen Spannung und dem hier in Frage kommenden Zustande kein Unterschied w\u00fcrde zu constatiren sein hinsichtlich einer so wichtigen Gr\u00f6\u00dfe, wie es die Pulsl\u00e4nge ist.\nCh. 11. XII. 01. \u00f6\u20146 Uhr. 37 x 29.\nDie Curve f\u00fcgt dem bereits Gesagten und Demonstrirten nichts wesentlich Neues hinzu. Die Athmung der Beizphase cl\u2014l ist etwas flacher geworden und nimmt sichtlich zu nach der Angabe der L\u00f6sung. Das Armvolumen schwillt nach und nach immer st\u00e4rker an und geht weit \u00fcber die Norm hinaus, und deutlich werden die Bespirationsoscillationen sichtbar. Das Ergebniss der Pulsmessung ist folgendes :\nWandt, Philos. Stadien. XVIII.\n48","page":739},{"file":"p0740.txt","language":"de","ocr_de":"740\nWerner Gent.\nPhase:\tAnzahl :\tL\u00e4nge\t\t\t\na\u2014b\t4\t11,80\t23,40\t\t125 6\nb\u2014c\t4\t11,60)\t2\t11,70\t: - jf - = 11,42 oder auch\ne\u2014d\t3\t10,67\t21,17\t10,58 \u25a0\t22f-11,14\nd\u2014e\t4\t10,50)\t2 \u2014\t\t2 \u2019\ne\u2014f\t\t11,20\t\t\t\nf\u2014g\t5\t10,96\t\t\t324,0\ng\u2014h\t5\t10,60\t65,06\t10,84\t\u25a0 d\u2014l : gQ = 10,80 (Verk\u00fcrz.)\nh\u2014i\t4\t10,50\t6\t\toder auch 10,67\ni\u2014k\t4\t11,05\t\t\ti\nk\u2014l\t4\t10,75\t\t\t\nl\u2014m\t2\t11,00\t\t\t\nm\u2014n\t4\t11,50\t\t\t\nn\u2014o\t5\t11,00\t\t\t\no\u2014p\t5\t10,80'\t\t\t\np\u2014q\t5\t10,44\t\t\t\nq\u2014r\t4\t10,25\t\t\t\nr\u20145\t4\t10,50\t94,29\t\t\ns\u2014t\t3\t10,60\tx =\t10,48\t\nt\u2014u\t3\t10,20\t\t\t\nU\tV\t7\t10,40\t\t\t\nV\u2014w\t4\t10,85\t\t\t\nW\u2014X\t4\t10,25\t\t\t\nAuch hier ergibt sich eine Pulsverk\u00fcrzung, welche sich durch ihre Gr\u00f6\u00dfe vor den vorhergehenden hervorthut.\nKa, 24. I. 02. 5-6 Uhr. 97 x 84.\nEs gen\u00fcgt die Angabe des Ausmessungsresultates, weil die andern Symptome den bereits angef\u00fchrten analog sind.\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\t\t\na\u2014b\t3\t10,37\t32,77\t\nb\u2014g\t3\t11,00\t\t= 10,92\nc\u2014d\t3\t11,40\td\t\nd\u2014e\t7\t10,60\t\t\ne\u2014f\t7\t10,50\t\t\nf\u2014g\t5\t10,36\t74,16 7\t\ng\u2014h\t5\t10,78\t\t= 10,50 (Verk\u00fcrz.\nh\u2014i\t6\t10,85\t\t\ni\u2014k\t7\t10,31\t\t\nlc\u20141\t5\t10,76\t\t\nl\u2014m\t6\t10,17\t\t\nm\u2014n\t5\t10,32\t\t\nn\u2014o\t3\t10,67\t61,41\t- 10,23\no\u2014p\t3\t10,50\t6\t\np\u2014q\t4\t10,02\t\t\nq\u2014r\t3\t9,73\t\t\nr\u2014s\t3\t10,37\t\t","page":740},{"file":"p0741.txt","language":"de","ocr_de":"Yolumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Affecten.\n741\nWenn vom Beginn des Versuches an in der Volumcurve Re-spirationsschwankungen auftraten, so ist es auffallend, wie deren Deutlichkeit und pr\u00e4cis sch\u00f6ne Ausdrucksform gesteigert wird in dem Theile der Curve, welcher hier speciell in Betracht kommt nach L\u00f6sung der gestellten Aufgabe.\nTr. 15. XI.\t01. 4\u20145 Uhr.\t15 x 30.\t\t\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\t\t\na\u2014b\t3\t10,831\t21,33\t\nb\u2014c\t2\t10,501\t2\t10,66\nc\u2014d\t4\t12,25]\t\t\nd\u2014e\t4\t13,00\t\t\ne\u2014f\t4\t11,95\t73,44\t\nf-g\t\u00d6\t12^00\t6 ~\t12,24 (Veri\u00e4ng.\ng\u2014h\t5\t11,80\t\t\nh\u2014i\t5\t12,44\t\t\ni\u2014k\t4\t10,27\t\t\nk\u2014l\t3\t11,00\t\t\nl\u2014m\t3\t12,33\t71,43\t\nm\u2014n\t3\t12,33\t6 \u201c\t11,91\nn\u2014o\t3\t12,50\t\t\no\u2014p\t3\t13,00\t\t\nWenn hier von einer Pulsverk\u00fcrzung die Eede ist, so handelt es sich \u00fcbrigens immer um eine solche, welche gleichsam eine Function der unmittelbar vorhergehenden Pulsl\u00e4nge ist, also um einen Vergleich zweier unmittelbar aufeinander folgender Reizphasen.\nUnter Ber\u00fccksichtigung noch einer Anzahl analoger bald mehr, bald weniger ausgepr\u00e4gter F\u00e4lle erhielt ich so die physiologischen Cha-racteristica eines scharf ausgepr\u00e4gten psychischen Zustandes, den ich nunmehr seiner subjectiven Seite nach als einen Zustand mit der Vorherrschaft des Gef\u00fchles der L\u00f6sung, als L\u00f6sungsgef\u00fchl, bezeichnen kann.\nIch fasse nochmals die gefundenen Thatsachen zusammen und finde folgende allgemeine physiologische Characteristica des L\u00f6sungsgef\u00fchles :\nDasselbe zeigt als Gegensatz zum Spannungsgef\u00fchl auch physiologisch contr\u00e4re Symptome. W\u00e4hrend die Athmung bei diesem gew\u00f6hnlich oberfl\u00e4chlicher, flacher und etwas langsamer wird, nimmt sie bei jenem an Tiefe zu ; doch ist der Unterschied nicht immer allzu augenf\u00e4llig. Die Volumcurve l\u00e4sst bei dem Spannungsgef\u00fchl eine ausgepr\u00e4gte Tendenz zur Senkung mit Herahminderung der Pulsh\u00f6he,\n48*","page":741},{"file":"p0742.txt","language":"de","ocr_de":"742\nWerner Gent.\nbei dem L\u00f6sungsgef\u00fchl das G egentheil erkennen. Das Volumen steigt allm\u00e4hlich an und \u00fcberschreitet in den meisten F\u00e4llen die Norm. Respirationsschwankungen sind die steten Begleiter dieses Verhaltens, ohne dass man jedoch die Athmung f\u00fcr die Pulssymptome verantwortlich zu machen berechtigt w\u00e4re. Die Pulse sind ausnahmslos verk\u00fcrzt, so dass diese Pulsverk\u00fcrzung als sicherstes Symptom f\u00fcr die Diagnose des L\u00f6sungsgef\u00fchles erscheint. Der Selbstbeobachtung ist dasselbe nicht allzuleicht zug\u00e4ngig; hat man es dagegen einmal scharf aufgefasst, so f\u00e4llt es gegebenen Falles leicht, sich von seinem Dasein zu \u00fcberzeugen. Vor allem muss man sich davor h\u00fcten, es mit der normalen Durchschnittslage des Gef\u00fchlslebens zu verwechseln: es ist ein Uebergangsgef\u00fchl, braucht aber oft verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig lange Zeit, um schlie\u00dflich nach dem Normalzustand hin abzuklingen.\nNur eine Arbeit besch\u00e4ftigte sich bis jetzt speciell damit, die physiologischen Symptome des L\u00f6sungsgef\u00fchls festzustellen, die von Max Brahn (Philos. Stud. Bd. 18, 1). Er meint, das L\u00f6sungsgef\u00fcbl erzeuge eine starke Pulsverl\u00e4ngerung. Meine Versuche erlauben mir diesen Schluss nicht; ich vermag jedoch auch nicht den Grund unserer Differenz aufzudecken. In dem ganzen gro\u00dfen Curvenmaterial von Lehmann finde ich nur zwei Tafeln, welche sich etwas an meine Versuche anschlie\u00dfen, Tab. XD und XVHD. Die charakteristischen Respirationsoscillationen freilich treten in ihnen nicht hervor, wohl aber die Pulsverk\u00fcrzung und das Ansteigen des Volumens.\nF\u00fcr Tabelle XD ergibt die Ausmessung: e\u2014f: 4,2; f\u2014h : 4,1 (Verk\u00fcrz.).\nTabelle XVIID: b\u2014f: 5,5; f\u2014g : 5,1 (Verk\u00fcrz.).\nLeider fehlt es bei Lehmann ganz an Angaben \u00fcber den psychologischen Thatbestand, der diese Volumpulse begleitet.\nIn der bereits schon einmal genannten Abhandlung von Zoneff und Meumann entdecke ich zwei Angaben, welche die Richtigkeit meiner Resultate zu best\u00e4tigen scheinen; die eine liest man auf Seite 39: \u00bbNach Vollendung der Aufgabe (Rechenaufgabe) tritt sofort ein beschleunigter Puls ein\u00ab; die andere auf Seite 45: bei l\u00e4ngerer Dauer des Versuches n\u00e4hern sich Athmung und Puls wieder der Norm oder gehen \u00fcber diese in entgegengesetztem Sinne hinaus, \u00bbd. h. die Athmung wird wieder vertieft und der Puls beschleunigt\u00ab. Sonst haben sich aber auch diese Autoren nicht n\u00e4her mit dem L\u00f6sungsgef\u00fchl besch\u00e4ftigt.","page":742},{"file":"p0743.txt","language":"de","ocr_de":"Volumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Affecten.\t743\nC. Die Volumcurve unter dem vereinten Einfl\u00fcsse der Gef\u00fchle der Spannung und Th\u00e4tigkeit.\nBei den bisher beschriebenen Gef\u00fchlen und ihren Wirkungen war ihre Isolirung nicht allzu schwer; man ist sehr leicht im st\u00e4nde, mit einiger Uebung ein reines Spannungs- oder L\u00f6sungsgef\u00fchl in sich zu erzeugen und in der Selbstbeobachtung aufzufinden. Anders verh\u00e4lt es sich dagegen mit denjenigen Gef\u00fchlen, deren Besprechung nunmehr begonnen werden soll ; ihre Reindarstellung ist fast aussichtslos, weil immer zum mindesten das Spannungsgef\u00fchl sie begleitet. Daher ist nunmehr die Aufgabe, in der Yolumcurve Wirkungen elementarer Gef\u00fchle zu suchen, kaum l\u00f6sbar. Es soll deshalb hier zun\u00e4chst die Untersuchung desjenigen Gef\u00fchlscomplexes in Angriff genommen werden, den man gew\u00f6hnlich als den der \u00bbConcentration der Aufmerksamkeit\u00ab oder als \u00bbTli\u00e4tigkeitsgef\u00fchl\u00ab bezeichnet. Man pflegt ihn durch Geh\u00f6rs- und Gesichtseindr\u00fccke zu erzeugen, z. B. durch Z\u00e4hlen einer Anzahl unregelm\u00e4\u00dfig durcheinander gezeichneter Punkte auf einem wei\u00dfen Blatt Papier, durch die Aufgabe von Rechenexempeln. Ich wandte nur diese Reize an, weil sie v\u00f6llig f\u00fcr den vorliegenden Zweck ausreichen. Sobald die gestellte Aufgabe gel\u00f6st war, gab die Versuchsperson ein leises \u00bbHm\u00ab von sich, und der Versuch war beendet. Wenn Th\u00e4tigkeits- und Spannungsgef\u00fchl Zusammenwirken, so wird man in der Yolumcurve die Resultante derselben zu erblicken haben. Nun ist nach den vorhergehenden Er\u00f6rterungen aber nur die Wirkung des Spannungsgef\u00fchles bekannt, nicht die des reinen Th\u00e4tigkeitsgef\u00fchls, und es ist somit noch nicht einmal m\u00f6glich, von einer solchen f\u00fcr das letztere zu reden. Wohl aber l\u00e4sst sich seine physiologische Wirkung aus den in Erage kommenden Curven erschlie\u00dfen und recht gut erkennen, wenn eben auch nicht isolirt. Es fiel mir hei der Bearbeitung solcher Curven, an deren Gestaltung als Reize Rechenaufgaben betheiligt waren, auf, dass die Pulsl\u00e4ngen der Reizphasen bald l\u00e4nger als die vorhergehenden, bald k\u00fcrzer waren, ohne dass sich zun\u00e4chst ein sichtbarer Grund daf\u00fcr finden lie\u00df. Es wechselte das L\u00e4ngenverh\u00e4ltniss je nachdem die Pulse der vorhergehenden Phase hoch oder niedrig waren, oder leichte Athem-schwankungen sie durchzogen, oder Undulationen auftraten. Auch die Affirming war durchaus unverd\u00e4chtig. Das Spannungsgef\u00fchl","page":743},{"file":"p0744.txt","language":"de","ocr_de":"744\nWerner Gent.\nkonnte allein unm\u00f6glich physiologisch in einer Curve zum Ausdruck kommen, deren Pulse verk\u00fcrzt waren in der Reizphase ; und da wir nun vor allem bei dem willk\u00fcrlichen Wechsel von Vorstellungen, allgemeiner bei dem Vollzug von Denkakten, im Anschluss eben an diesen Wechsel und von ihm bedingt in uns ein deutliches Gef\u00fchl wahmehmen, das man als das der \u00bbTh\u00e4tigkeit\u00ab bezeichnet hat, bei dem Vollzug von Rechenaufgaben aber, welche frei von Lust- und Unlustsymptomen sind, sicher ein solcher Wechsel intellectueller Elemente statthat, so fehlt auch jenes Gef\u00fchl der Th\u00e4tigkeit niemals und seine Wirkung wird in der Volumcurve aufzufinden sein. Dabei mag vorl\u00e4nfig dahingestellt bleiben, ob das Th\u00e4tigkeitsgef\u00fchl selbst ein einfaches Gef\u00fchl ist, oder nicht; ich werde auf diese Frage unten zur\u00fcckkommen.\nKa. 30. I. 02. 4\u20145 Uhr. 397 x 197. Fig. 9.\nDie Volumcurve dicht vor dem Theilpunkte des Reizes ist ann\u00e4hernd horizontal ohne merkbare Undulationen, die Athmung gleichm\u00e4\u00dfig ruhig; sie wird flacher und unregelm\u00e4\u00dfiger in der Reizphase. Ohne dass diese durch besonders geschwinde Pulse eingeleitet w\u00fcrde \u2014 denn der minimale Wechsel der Pulsl\u00e4ngen ist das Characteristicum einer jeden Volumcurve, ob sie nun durch Reize unterbrochen wird oder nicht, und kann also nicht als besonderes Kennzeichen einer bestimmten Stelle derselben angesprochen werden \u2014 sinkt das Volumen pl\u00f6tzlich stark, die Pulsh\u00f6hen nehmen ungef\u00e4hr um das Dreifache ab, dann aber w\u00e4chst es allm\u00e4hlich wieder an unter Restitution der Pulsh\u00f6hen und sinkt dann im letzten Drittel der Curve nochmals unter denselben Erscheinungen. Solche mehrfache Schwankungen entsprechen offenbar den in der Selbstbeobachtung \u25a0leicht zu constatirenden Oscillationen der Aufmerksamkeit; an den Nachweis einer Identit\u00e4t der Ursache f\u00fcr beide hier vorliegende Volumsenkungen durch Messung der Pulsl\u00e4ngen kann nicht gedacht werden, weil diese ja an die vereinte Th\u00e4tigkeit zweier Gef\u00fchle gekn\u00fcpft sind, von denen das eine verl\u00e4ngernd, das andere verk\u00fcrzend wirkt. So kann man auf Verl\u00e4ngerung und Verk\u00fcrzung sto\u00dfen, dies entscheidet aber eben deswegen nichts; denn mehr kann die Ausmessung \u00fcberhaupt nicht ergeben, und \u00bbtertium non daturt. In diesem Palle fand sich f\u00fcr dieselbe folgendes Resultat:\nPhase Anzahl L\u00e4nge\na\u2014b b\u2014e c\u2014d d\u2014e\ne\u2014f\nf~9 g\u2014h h\u2014i\n4\n4\n3\n4\n4\n5\n5\n6","page":744},{"file":"p0744s0001table13.txt","language":"de","ocr_de":"Y eii aa voil Whelm Eng elmaim in L eip zi<j.\nLith. Ans t. Julius \u00ef\u00efiiikhardtLeipzij.","page":0},{"file":"p0745.txt","language":"de","ocr_de":"745\nYolumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Affecten.\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\ni\u2014k\t4\t9,75\nk-l\t5\t10,801 21,80\nl\u2014m\t4\t11,00 J 2\nm\u2014n\t5\t10,92 ] 20.72\nn\u2014o\t5\t9,80 J 2\no\u2014p\t4\t10,95\np\u2014i\t4\t11,02\n= 10,90\n= 10,36\nDie Phase d\u2014m hat die Gesammtl\u00e4nge 393,1 mit 37 Pulsen, so dass f\u00fcr jeden derselben 10,63 als Durchschnittsl\u00e4nge sich ergibt. So kommt eine Verk\u00fcrzung als Gesammteffect der Messung heraus; das Th\u00e4tigkeitsgef\u00fchl scheint st\u00e4rker in seiner Wirkung zu sein als das Spannungsgef\u00fchl.\nG. 10. I. 02. 2\u20143 Uhr. 32 x 28. Fig. 10.\nDer der Reizphase vorhergehende Theil der Curve ist frei von Respirationsschwankungen, zeigt jedoch langsame Undulationen und solche Wellen,-welche auf spontane Apperceptionen hindeuten durch ihren j\u00e4hen Abfall. Die Athmung zeigt leichte H\u00f6hendifferenzen und von Zeit zu Zeit verl\u00e4ngertes Exspirium. In der Reizphase selbst ist sie wieder abgeflacht und etwas in die L\u00e4nge gezogen. Die Pulse sind durchweg hoch, da wo sie es sein k\u00f6nnen; wieder folgt der Stellung der Aufgabe die ausgepr\u00e4gte Senkung, welche allm\u00e4hlich einer Steigerung Platz macht; im weiteren Verlaufe finden sich dann 2 weitere Senkungen, als deren Ursachen wohl dieselben angesprochen werden k\u00f6nnen, wie sie bereits im vorigen Beispiele beschrieben wurden. Hach Angabe der L\u00f6sung der Aufgabe ist von den Anzeichen des L\u00f6sungsgef\u00fchles zun\u00e4chst nicht viel zu merken. Die Ausmessung ergibt folgendes Resultat:\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\t\t\na\u2014b b\u2014c c\u2014d\t5 4\t12,00 11,72 11,80\t35,52\t11,84\n\t4\t\t3\t\nd\u2014e\t3\t12,00\t\t\ne\u2014f\t5\t10,801\t\t\nf-g\t4\t11,95\t\t\ng\u2014h\t6\t10,63\t68,63\t11,44\nh\u2014i\t4\t11,57\t6 ,\t\n%\u2014k\t4\t12,37\t\t\nJc\u2014l\t6\t11,31-\t\t\nl\u2014m\t5\t11,54\t35,25 3\t\nm\u2014n\t5\t12.18\t\t11,75\nn\u2014o\t6\t11.53\t\t\no\u2014p p\u2014q\t4 4\t10,50 1L50\t, 34,70 _\t11,57\nq\u2014r\t3\t12,70\t1 3\t\nr\u2014s\t6\t12,38\t23,77\t11,88\ns\u2014a\t13\t11,39\t2\t\n138,58\n12\n11,55\nAuch hier findet sich Pulsverk\u00fcrzung in der Gesammtphase der Reizung, welche hier sogar von 3 verl\u00e4ngerten, statt verk\u00fcrzten Pulsen eingeleitet wird.","page":745},{"file":"p0746.txt","language":"de","ocr_de":"746\nWerner Gent.\nG. 28. I. 02. 2-3 Uhr. 23 x 59.\nDie Athmung zeigt mit kleinen Variationen dieselben Eigenth\u00fcmlichkeiten, wie auch die der beiden andern Beispiele, nur nicht so ausgepr\u00e4gt, weil der Pneumograph dem Thorax nicht fest genug anlag. In der Volumcurve treten dieses Mal 2 Senkungen hervor, deren Verschiedenheit nur in der Tiefe der Volumsenkung und der damit verbundenen Differenz der Pulsh\u00f6hen besteht, nicht in einem Gegensatz der L\u00e4ngen; beide sind im Vergleich zu ihrer vorhergehenden Phase verl\u00e4ngert, wie die Ausmessung ergibt:\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\t\na\u2014b\t3\t11,10)\t\nb\u2014c\t4\t11,47 1 45.64\t\nc\u2014d\t3\t11,67 I 4 \u201c\t11,41\nd\u2014e\t3\t11,40 J\t\ne\u2014f\t5\t11,64 |\t\nf~9\t4\t12,00 3o\u201919\t11,73\ng\u2014h\t4\t11,551\t3\t\nh\u2014i\t3\t11.67 i\t\ni\u2014k\t3\t12,43 3b\u20198b -\t11,95\nk\u2014l\t4\t11.75 J 3\t\nl\u2014m\t3\t11,83 )\t\nm\u2014n\t4\t11,70 | 46,49\t\nn\u2014o\t5\t11,841\t4\t11,62\no\u2014p\t4\t11,12 J\t\np\u2014q\t3\t11,67\t\nq\u2014r\t4\t12,00\t\nDie Gesammtl\u00e4nge der 'Reizphase e\u2014p betr\u00e4gt 117,53 auf 10 Einzelphasen, woraus eine Durchschnittsl\u00e4nge von 11,75 f\u00fcr jeden Puls resultirt, also eine Pulsverl\u00e4ngerung in diesem Falle, im Gegensatz zu den vorhergehenden.\nCh. 10. II. 02. 2\u20143 Uhr. Punktez\u00e4hlen.\nAuf einem wei\u00dfen Blatt Papier waren ungef\u00e4hr 40 Punkte wirr durch einander gezeichnet, und die Aufgabe gestellt worden, dieselben zu z\u00e4hlen. Das Blatt wurde der Versuchsperson vor die Augen gehalten. Ich gebe nur das Ergebniss der Ausmessungen an, weil die \u00fcbrigen Verh\u00e4ltnisse im wesentlichen denen der fr\u00fcheren Beispiele gleichen, nur dass sie der Leichtigkeit der Aufgabe entsprechend nicht so deutlich zum Ausdruck kommen.\nPhase:\ta\u2014b\tb\u2014c\tc\u2014d\td\u2014e\te\u2014f\tf\u2014y\tg\u2014h\th\u2014i\ti\u2014lc\nAnzahl :6\t44\t334\t543\nL\u00e4nge: 11,87 12,00 12.00 12,00 12,30 11,97 12,10 11,45 11,67\n35\u201987 = 11,95\t\u00cb3!2-. = 12,09 23\u201965 = 11,77\n262,2 =\n22\nEs stellt sich f\u00fcr dieses Beispiel eine wenn auch minimale Verk\u00fcrzung heraus; auch die Pulsh\u00f6hen der Reizphase sind nur sehr wenig herabgegangen,","page":746},{"file":"p0747.txt","language":"de","ocr_de":"Volumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Affecten.\t747\nwas darauf schlie\u00dfen l\u00e4sst, dass die psychische Th\u00e4tigkeit, die Concentration der Aufmerksamkeit, nicht stark gewesen sei.\nKa. 30. I. 02. 4\u20145Uhr. 87 x 96. [Siehe unter Abschnitt B (L\u00f6sung;, D (Unlust, Spannung, Erregung.)]\nDer der Reizphase unmittelbar vorhergehende Theil der Curve zeigt deutliche Respirationsoscillationen, die Pulse sind hoch, die Athmung ist ruhig. Auch hier finden sich nach dem Beginn des Exempels 2 Senkungen, von denen die erste verk\u00fcrzte, die zweite verl\u00e4ngerte Pulse hat. Die Gesammtphase dagegen ist im Vergleich mit der unmittelbar vorhergehenden verl\u00e4ngert.\nAusmessung:\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\na\u2014b\t2\t11,40\nb\u2014e\t2\t12,15\tu.\ts. w.\nIch verweise des weitern auf die bereits unter dem Absatz B f\u00fcr das Gef\u00fchl der L\u00f6sung Gesagte und auf die dort bereits angegebenen Daten der Ausmessung. Die Phase d\u2014i l\u00e4sst eine entschiedene Verl\u00e4ngerung ihrer Pulse erkennen, was wohl auf ein Ueberwiegen des Spannungsgef\u00fchles zu schlie\u00dfen gestattet. Dadurch erkl\u00e4ren sich auch die in der darauf folgenden Phase so besonders deutlich und sch\u00f6n ausgepr\u00e4gten Symptome des L\u00f6sungsgef\u00fchles mit ihrem enorm gro\u00dfen Volumen, ihren hohen Pulsen, Respirationsschwankungen und ihrer starken Gesammtverk\u00fcrzung.\nWie dieses Beispiel, so k\u00f6nnen auch die andern f\u00fcr das L\u00f6sungsgef\u00fchl herangezogenen hier ber\u00fccksichtigt werden, weil dort bereits die Ausmessung auch f\u00fcr die Phase der Rechnung mit angegeben wurde. Man kann sich leicht davon \u00fcberzeugen, dass die in diesem Abschnitt er\u00f6rterten Characteristica auch f\u00fcr jene F\u00e4lle zutreffen und damit die Subsumtion derselben gerechtfertigt erscheint. Da die vergleichende Untersuchung einer gr\u00f6\u00dferen Anzahl anderer analoger Curven die gleichen allgemeinen Z\u00fcge f\u00fcr den liier in Frage kommenden Zustand ergab, so glaube ich zusammenfassend sagen zu k\u00f6nnen :\nAu\u00dfer den Gef\u00fchlen der kurz dauernden und l\u00e4nger anhaltenden Spannung und der L\u00f6sung ist kein anderes isolirt in der Selbstbeobachtung anzutreffen, und kann man also auch von nun an nicht mehr erwarten, in der Volumcurve die reinen Ausdrucksformen von weitern Gef\u00fchlen anzutreffen; man wird es immer mit Resultanten zu thun haben. Der hier zun\u00e4chst in Frage kommende Gef\u00fchlscomplex ist der der Spannungs- und Th\u00e4tigkeitsgef\u00fchle. Die Athemcurve erscheint unter ihrer Wirkung etwas abgeflacht und gedehnt; weniger unregelm\u00e4\u00dfig; die Volumcurve senkt sich bald mehr bald weniger unter Abnahme der Pulsh\u00f6he, und kann dieses Spiel zwei-, ja drei-","page":747},{"file":"p0748.txt","language":"de","ocr_de":"748\n\"Werner Gent.\nmal w\u00e4hrend der Dauer der psychischen Arbeit wiederholen. An der Pulsl\u00e4nge findet man keine einseitig tendirenden Ver\u00e4nderungen, also weder etwa constante Pulsverl\u00e4ngerung noch constante Pulsverk\u00fcrzung; so ist ein reiner Spannuugszustand ausgeschlossen; jener Wechsel der Pulsl\u00e4ngen wird aber leicht erkl\u00e4rlich durch die Heranziehung der Selbstbeobachtung, welche die Thatsache des \u00bbTh\u00e4tigkeits-gef\u00fcbles\u00ab einzuf\u00fchren gestattet. Dieses w\u00fcrde, wie wir voraussetzen k\u00f6nnen, wenn es isolirbar w\u00e4re, rein verk\u00fcrzend wirken; so aber gewinnt es nur unter g\u00fcnstigen Verh\u00e4ltnissen die Oberhand \u00fcber das mit ihm gleichzeitige Spannungsgef\u00fchl. Dieser Fall findet sich in allen Curven mit verk\u00fcrzten Pulsen realisirt, diejenigen mit verl\u00e4ngertem Pulse lassen auf das Dominiren des Spannungsgef\u00fchls schlie\u00dfen. Qualitative Abgrenzungen beider Gef\u00fchlswirkungen in den Curven sind aber aussichtslos.\nF\u00fcr die soeben beschriebene Art von Symptomenbildern habe ich au\u00dfer in den Tafeln von Lehmann keine Beispiele finden k\u00f6nnen; sie liegen vor Tab. XC, D; Tab. XVI A, B, die ersten f\u00fcr ansteigende Verl\u00e4ngerung (Ueberwiegen der Spannung), die letzteren f\u00fcr ansteigende Verk\u00fcrzung (\u00fcberwiegendes Tli\u00e4tigkeitsgef\u00fchl) ; jene gehen parallel den folgenden von meinen Curven : G. 28. I. 02 ; G. 10. I. 02 ; Ka. 30. I. 02 (Addition) ; diese : Ka. 30. I. 02 (Multiplication).\nMisst man n\u00e4mlich die Lehmann\u2019schen Curven in der Weise aus, dass man die Volumschwankungen von Gipfel zu Gipfel ihrer L\u00e4nge nach bestimmt, so ergibt sich folgendes Eesultat:\nTabelle XC:\tTabelle XD:\nb\u2014d : 5,8\te\u2014e : 4,1\nd\u2014 e : 6,0\te\u2014g\\ 4,2.\nDie zweite Volumschwankung ist also l\u00e4nger als die erste, ebenso verh\u00e4lt es sich mit den Curven meiner Sammlung, welche ich zuerst angab:\nTabelle XVIA.\tTabelle XVIB.\nb\u2014e : 5,4\tb\u2014dn : 5,0\ne\u2014y : 4,7\tda\u2014db : 4,5\nZu der letztgenannten Curve mag gesagt werden, dass ich mich zur Demonstration des von mir zu Beweisenden einer anderen Ein-tlieilung der Curve bedienen musste; von d an z\u00e4hlte ich 19 Pulse weiter bis da und rechnete die so gefundene L\u00e4nge zu den Werthen","page":748},{"file":"p0749.txt","language":"de","ocr_de":"Yolumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Affeoten.\t749\nvon b\u2014e und c\u2014d hinzu; au\u00dferdem f\u00fchrte ich zwischen da und e noch die Bezeichnung db ein und addirte da\u2014dh und db\u2014e zusammen, so dass ich auf diese Weise die Messung der in der Curve aufeinander folgenden Senkungen vornehmen konnte. Die letzte derselben ist nun k\u00fcrzer als die erste \u2014 eine Parallele zu meiner Curve Ka. 30. I. 02 (Multipl.)\nLeider finden sich, wie bei keinem Autor und so auch nicht bei Lehmann, Angaben \u00fcber das Th\u00e4tigkeitsgef\u00fchl, noch weniger solche \u00fcber sein Zusammenwirken mit anderen Gef\u00fchlen.\nEs dr\u00e4ngt sich aber gerade beim Th\u00e4tigkeitsgef\u00fchl die Frage auf, ob man es bei ihm mit einem Elementargef\u00fchle zu thun habe oder mit der Resultante gewisser Elementargef\u00fchle als Componenten. Macht man letztere Annahme, so liegt es am n\u00e4chsten, an die vereinte Wirkung von Spannung und Erregung zu denken ; daraus w\u00fcrde sich ergeben, dass sich die Pulsl\u00e4nge durchschnittlich wenig oder gar nicht \u00e4ndert, weil die Spannung Puls Verl\u00e4ngerung, die Erregung Pulsverk\u00fcrzung erzeugt. Da nun die Untersuchung ergibt, dass das Th\u00e4tigkeitsgef\u00fchl, wenn es isolirbar w\u00e4re, verk\u00fcrzend zu wirken scheint, so kann man entweder annehmen, dass ein neues Gef\u00fchl vorliege, oder unter Annahme der Resultantentheorie, dass eine von den beiden Componenten immer dominire, n\u00e4mlich das Erregungsgef\u00fchl. Ich bin geneigt, mich der letzteren Annahme anzuschlie\u00dfen, F\u00fcr diese Stellungnahme l\u00e4sst sich auch die Thatsache anf\u00fchren, dass dem Th\u00e4tigkeitsgef\u00fchl als Contrastgef\u00fchl offenbar das Gef\u00fchl der Beruhigung zugeordnet werden muss ; letzteres aber bildet bereits das Contrastgef\u00fchl zum Gef\u00fchl der Erregung als einem Elementargef\u00fchl. Danach wird das \u00bbTh\u00e4tigkeitsgef\u00fchl\u00ab als eine Resultante aus Spannung und Erregung anzusehen sein, in der im allgemeinen die letztere Componente vorherrscht.\nD. Die Volumcurve unter dem vereinten Einfl\u00fcsse des Unlust-, Spannungs- und Erregungsgef\u00fchles.\nEs gibt bekanntlich zahlreiche Psychologen, welche glauben, dass das Unlustgef\u00fchl und sein Gegensatz, das Lustgef\u00fchl, die einzigen seien, welche \u00fcberhaupt als Gef\u00fchle angesprochen werden k\u00f6nnten. Elementare Thatsachen lassen sich nat\u00fcrlich niemals beweisen und ableiten, und so auch nicht die Elemente des Gef\u00fchlslebens. Be-","page":749},{"file":"p0750.txt","language":"de","ocr_de":"750\nWerner Gent.\nsonders erschwert wird bei ihnen der Versuch, weil man nur wenige als einfache isolirt antriift, die meisten in Association miteinander. So ist es auch wieder mit dem Unlustgef\u00fchl. Es tritt nie rein auf, sondern immer im Verein mit dem Spannungsgef\u00fchl, oft auch mit dem Gef\u00fchl der Erregung. Das synchrone Auftreten des ersteren ist leicht verst\u00e4ndlich, wenn man bedenkt, dass ein Reiz ja doch immer erst als Tast- oder Gesichtseindruck zum Bewusstsein kommen muss, ehe er psychisch und physisch wirksam sein kann; dieses Heben der Impression auf die H\u00f6he des Bewusstseins oder diese Apperception wird stets von einem kurz dauernden Spannungsgef\u00fchl mit entsprechenden physiologischen Symptomen begleitet sein. Die Aeu\u00dferungen des Gef\u00fchles der Erregung, das, wie die subjective Beobachtung lehrt, namentlich die st\u00e4rkeren Unlustgef\u00fchle begleitet, sind dagegen, wie wir unten sehen werden, vor allem durch zunehmende H\u00f6he des Pulses neben Beschleunigung und zeitweise Unregelm\u00e4\u00dfigkeiten der Athmung gekennzeichnet. Die Erzeugung des ganzen obigen Symptomencomplexes f\u00e4llt gew\u00f6hnlich nicht schwer; am besten eignen sich dazu kr\u00e4ftige Hautreizungen, Kneifen z.B., weil dabei die Athmung am wenigsten gest\u00f6rt und somit ein Einfluss derselben auf die Volum-curve nach M\u00f6glichkeit vermieden wird. Geschmacksreize pflegen die Athmung sehr zu alteriren, und man sollte sich in der Deutung und Benutzung solcher Curven gro\u00dfer Vorsicht bedienen. Und doch geben sie gerade die scheinbar ausgepr\u00e4gtesten und hervorstechendsten Resultate. Noch gef\u00e4hrlicher scheint es mir zu sein und noch unsicherer, mit W\u00e4rme- und K\u00e4ltereizen zu arbeiten, weil man damit die reine Reflexwirkung des Agens, also die thermische Energie, auf die Vasomotoren der betreffenden Epidermisstrecke als Fehlerquelle einf\u00fchrt, wodurch nat\u00fcrlich der Gesammteffect der Reize noch com-plicirter wird und an eine Trennung rein physiologischer und psychischer Ursachen in der Volum\u00e4nderung nicht gedacht werden kann. Je mehr eine Irradiation der Reizwirkung ausgeschaltet wird durch passende Reizauswahl, um so sicherer wird man auf die rein psychische Ursache der Volum\u00e4nderung rechnen k\u00f6nnen. Es erscheint mir aussichtslos, mit quantitativ abgestuften Dosen von Reizmitteln arbeiten zu wollen. Wer hat je ein constantes Verh\u00e4ltnis von Reiz und Gef\u00fchl aufgefunden! Es gibt bis jetzt keine \u00e4u\u00dferen und in-directen Ma\u00dfe f\u00fcr Gef\u00fchle, analog wie die Reize solche f\u00fcr die Em-","page":750},{"file":"p0751.txt","language":"de","ocr_de":"Volumpulscurven, bei Gef\u00fchlen und Affecten.\n751\npfindungen sein k\u00f6nnen. Dies schlie\u00dft nat\u00fcrlich die M\u00f6glichkeit gr\u00f6berer Abstufungen nicht aus; und in der That beobachtet man denn auch oft, dass schwache, nach der Unlustwirkung hin tendirende Reize nicht die typischen Merkmale einer solchen zeigen, sondern meist nur die des Spannungsgef\u00fchles. Das Erregungsgef\u00fchl gesellt sich endlich dem Unlustgef\u00fchl erst zu, wenn dies sehr stark geworden ist. An der Hand der Beschreibung einzelner Curven soll nun der Versuch gemacht werden, die Symptomatik der Unlustwirkung unter Ber\u00fccksichtigung der complexen psychischen Thatsachen festzustellen.\nGg. 20. VII. 01. 2\u20143 Uhr. Schinerzreiz am Hals.\nDie Athmung in der Phase vor dem Eeiz ist gleichm\u00e4\u00dfig und ruhig, wird dann aber, solange der Heiz andauert, v\u00f6llig unregelm\u00e4\u00dfig ; sie bleibt inspiratorisch stehen mit kleinen zitternden Oscillatiouen ausgestattet. Dieses eigenth\u00fcmliche Verhalten ist insofern sehr g\u00fcnstig f\u00fcr eine Verwerthung der Curve, weil es erkennen l\u00e4sst, dass Athmung und Blutdruck unabh\u00e4ngig von einander arbeiten, wenigstens physikalisch unabh\u00e4ngig ; denn l\u00e4ge eine Abh\u00e4ngigkeit in diesem Sinne vor, so w\u00fcrde die Volum curve der Athmung nach oben hin folgen; sie m\u00fcsste gleichsinnige Abweichungen von dem Durchschnittsniveau aufweisen und ausf\u00fchren, was sie aber nicht thut. Aus einem Verlauf heraus, der fast frei ist von Respi-rationsschwankungen und spontanen vasomotorischen Ver\u00e4nderungen, tritt sie mit einer j\u00e4hen Senkung und starker Herabsetzung der Pulsh\u00f6he in die Reizphase ein und gibt dieser ihr charakteristisches Gepr\u00e4ge. Ganz allm\u00e4hlich \u2014 aueh die Athmung ist wieder v\u00f6llig normal geworden \u2014 steigt sie dann wieder an unter zunehmender Pulsh\u00f6he und erreicht wieder das fr\u00fchere Niveau. Dabei verh\u00e4lt sich die Pulsl\u00e4nge folgenderma\u00dfen:\nPhase :\ta\u2014b\tb\u2014e\tc\u2014d\td\u2014e\te\u2014f f\u2014g\tg\u2014h\nAnzahl :\t7\t12\t10\t\u25a0 7\t6 8\t8\nL\u00e4nge :\t6,97\t7,49\t7,85\t6,87\t7,00\t7,15\t6,77\n15,34\t_\t,, ...\t27,79 n\t, .. ,\n\u2014= 7,67 (Verlang.) \u2014. = 6,9o (Verk\u00fcrz.)\nEs \u00fcberwiegt hier augenscheinlich das Spannungsgef\u00fchl; denn es wurde bereits festgestellt, dass ein besonderes Characteristicum desselben die Pulsverl\u00e4ngerung in der Reizphase sei und die Puls Verk\u00fcrzung im aufsteigenden Schenkel; erregend wird der Reiz ebenfalls nicht gewirkt haben, denn es fehlen, wenn auch nicht v\u00f6llig, die Respirationsschwankungen.\nxrrr\nGg. 2. VIH. 01. 2\u20143 Uhr. Big. 11. \u00a3<Vh und Schmerzreiz am Hals.\t'\nIch gebe noch zwei weitere Beispiele als Beweis daf\u00fcr, dass selbst unter . g\u00fcnstigen \u00e4u\u00dferen Reizverh\u00e4ltnissen das Unlustgef\u00fchl nicht der dominirende Be-standtheil der psychischen Seite des Versuchs zu sein braucht. Die zu beschreibende Curve enth\u00e4lt 2 \u00dfeizphasen; in die erste tritt das Volumen ein mit ausgepr\u00e4gten Respirationsschwankungen ; die Athmung ist normal und ruhig; jenes","page":751},{"file":"p0752.txt","language":"de","ocr_de":"752\nWerner Gent.\nsenkt sieh dann ganz allm\u00e4hlich unter stetiger Abnahme der Pulsh\u00f6he, was in diesem Falle besonders ausgepr\u00e4gt ist. Dabei bleiben die Respirationsschwankungen die constanten Begleiter der Curve, k\u00f6nnen aber nicht ausschlie\u00dflich als ein Hinweis auf das Vorhandensein eines erregenden Gef\u00fchls angesehen werden, weil sie bereits vorher sich vorfanden, und dieser Befund nicht aufgekl\u00e4rt werden konnte; aufgeregt kam die Versuchsperson nicht zum Experiment. Es m\u00fcssen eben noch rein physiologische Ursachen sich vorfinden, welche ein solches Verhalten bedingen, das mir oft genug bei den Versuchen begegnet und aufgefallen ist. Die Athmung w\u00e4hrend der Eeizphase gestaltet sich sehr unregelm\u00e4\u00dfig ; zun\u00e4chst bleibt sie exspiratorisch stehen, verschiebt dann ihr Niveau nach oben zu, gleichsam einen nicht v\u00f6llig ausgebildeten inspiratorischen Stillstand markirend, und wird bald nach dem Aufh\u00f6ren der Reizeinwirkung wieder normal. Die Messung der Puls-l\u00e4nge ergab folgendes Resultat :\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\na\u2014b\t15\t6,541 13,11\t 6,571\t2 ~b\u20190&\nb\u2014c\t7\t\nc\u2014d\t8\t6,87 1 13,54\t_ \u201e __ ...\t, 6,67)\t2~ = \u00df,U lVerlanS-)\nd\u2014e\t16\t\ne\u2014f\t23\t6,63\nf\u2014g\t5\t7,64 (Tastreiz)\ny\u2014h\t13\t6.78\nh\u2014i\t9\t7.091\ni\u2014k\t0\t7,06 20\u2019\u00b08 - 6,86 (Verl\u00e4ng.\nk\u2014l\t7\t6,43 ) \u00f6\nl\u2014m\t14\t6,55\nEs werden des Zusammenhanges wegen beide Reizphasen ihren Ausmessungen nach angegeben; beide ergeben eine Verl\u00e4ngerung. Die zweite zeigt im allgemeinen dieselben Z\u00fcge, wie die erste, nur dass sie nicht so scharf ausgepr\u00e4gt erscheint, wie die erste ; es r\u00fchrt dies her von der geringeren Reizintensit\u00e4t : die Athmung zeigt nur den exspiratorischen, nicht inspiratorischen Stillstand. Nun finden sich zwischen diesen Beispielen und denen mit ausgesprochener Unlustwirkung mannigfache Ueberg\u00e4nge, neutrale Phasen und solche, in denen die Pulse bald verk\u00fcrzt, bald verl\u00e4ngert erscheinen; ich \u00fcbergehe sie hier und wende mich nunmehr zu den Curven mit charakteristischer Unlustreaction.\nKa. 30. I. 02. 4\u2014\u00f6 Uhr. Siehe unter B (L\u00f6sung), C (Spannung und Th\u00e4tig-keit. Fig. 23, Mitte). Schmerzreiz am Ohr (intensiv). Angabe deutliche Unlust.\nDie der Reizphase unmittelbar vorhergehende Strecke der Curve war bereits benutzt und ausgemessen worden als physiologisches Symptom des L\u00f6sungsgef\u00fchles. Es gen\u00fcgt daher, wenn die Daten der Ausmessung der letzten 3 Phasen (r\u2014s, s\u2014t, t\u2014it), angegeben werden. Die Athmung der Reizphase selbst bleibt v\u00f6llig normal ; keine H\u00f6hendifferenz, kein in- oder exspiratorischer Stillstand findet sich darin. Der Abfall des Armvolumens ist ein abnormer, ebenso wie der j\u00e4he Umschlag der Pulsh\u00f6hen von t\u2014u nach a\u2014b z. B. hin. Allm\u00e4hlich hebt sich die Curve dann wieder und damit nehmen auch die Pulsh\u00f6hen wieder zu bis zur alten H\u00f6he.","page":752},{"file":"p0753.txt","language":"de","ocr_de":"Volumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Affecten.\n753\nAusmessung : Phase\tAnzahl\tL\u00e4nge\t\nr\u2014s\t3\t12,33\t\ns\u2014t\t2\t11,10\t(\u201cf 11,60\nt\u2014u\t3\t11,37\t3\t\u2019\nu\u2014a\t5\t11,84)\t23,34 \na\u2014b\t6\tll,50l\t-f~ = 11,67\nb\u2014c\t6\t11,50\t33,82\t, \u2014s\u2014 = 11,27 (Verk\u00fcrz.\nc\u2014d\t5\t11,60\t\nd\u2014e\t5\t10,72\t\ne-f\t4\t12,17\t\nf-9\t5\t12,20\t60^22 - 12,04 (Verl\u00e4ng.)\ng\u2014h\t4\t12,32\t\nh\u2014%\t5\t11,62\t\ni\u2014k\t6\t11,91\t\nZu Anfang der Keizphase herrscht offenbar das Spannungsgef\u00fchl vor, worauf vor allem die Pulsverl\u00e4ngerung in u\u2014a hindeutet, allm\u00e4hlich weicht dasselbe jedoch dem Unlustgef\u00fchl, so dass die Puls Verk\u00fcrzung herauskommen musste, wie sie Phase d\u2014e vor allem zum Ausdruck bringt. Im sprechenden Gegens\u00e4tze zum Verhalten des Spannungsgef\u00fchls aber findet sich im aufsteigenden Schenkel eine constante Pulsverl\u00e4ngerung, welche erst dann ihr Ende findet, wenn die Curve horizontal weiterzuziehen beginnt. Ich spreche hier die Vermuthung aus, dass es sich um die Wirkung eines andern Gef\u00fchles handeln m\u00f6chte, des Gef\u00fchles der Depression, der Hemmung, kann aber zun\u00e4chst noch nicht n\u00e4her auf diese Pr\u00e4ge eingehen.\nKa. 16. I, 02. 4\u20145 Uhr. Schmerzreiz am Ohr.\nIm Gegens\u00e4tze zu dem soeben besprochenen Beispiele hat sich die Athmung der Reizphase merklich ver\u00e4ndert; ein tiefer Athemzug leitet den Versuch ein, ein kleinerer schlie\u00dft sich ihm an; dann aber ist die normale Ruhe wieder eingetreten. Die Volumcurve geht ohne Schwankungen irgend welcher Art in die Reizphase ein, senkt sich hier unter starker Herabsetzung der Pulsh\u00f6he, wenn auch nicht so augenf\u00e4llig, wie im vorigen Beispiele, und kehrt nicht mehr auf das alte Niveau zur\u00fcck. Die Ausmessung ergibt:\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\na\u2014b\t5\t10,00 ) 20,21\nb\u2014c\t7\t10,21 J 2\nc\u2014d\t3\t10,00 )\nd\u2014e\t4\t\ne\u2014f\t8\t10,381\t3\nf-9\t5\t10,021 I9-82\ng\u2014h\t5\t9,80 J 2\nh\u2014i\t6\t10,47 )\ni\u2014k\t6\t10,17 ( 41,18\nk\u2014l\t5\t10,601\t4\nl\u2014m\t7\t9,94 J\n: 10,10\n= 10,10\n= 9,91\n20,01\n: 10,00 (Verk.)\n= 10,29 (Verl\u00e4ng.)","page":753},{"file":"p0754.txt","language":"de","ocr_de":"754\nWerner Gent.\nTr. 10. II. 02. 4\u20145 Ilhr. Schwefels. Chinin; ausgesprochene Unlust Fig. 12.\nEs tritt hier zum ersten Male ein Beispiel auf, wo ein Geschmacksreiz und sich daran kn\u00fcpfende ausgesprochene Unlust die Ver\u00e4nderung der Volumcurve hervorrufen. Die Versuchsperson, ein Italiener, ist au\u00dferordentlich sensibel f\u00fcr Geschmacksreize und reagirt auf sie mit gro\u00dfer Lebhaftigkeit. Daf\u00fcr ist die beigegebene Curve ein treffliches Beispiel; die Reaction ist enorm. Die Athmung erscheint am wenigsten alterirt; es findet sich nur ein kurzer, mit der Einwirkung des Reizes einsetzender exspiratorischer Stillstand; die eigentliche Reizperiode ist ann\u00e4hernd normal und damit die Garantie gegeben f\u00fcr die Unabh\u00e4ngigkeit des Pulses von der Athmung. Ansteigend und mit hohen Pulsen tritt die Volumcurve in die Reizphase ein \u2014 es scheint von Beginn des Versuches an ein Gef\u00fchl der Spannung Vorgelegen zu haben, wie es so oft vorkommt, das dann von einem L\u00f6sungsgef\u00fchl verdr\u00e4ngt wird, und in dem Augenblicke, wo dieses seine st\u00e4rkste Wirkung zu entfalten sucht, trifft der h\u00f6chst unangenehme Geschmacksreiz die ruhig dasitzende Versuchsperson, und ein drittes Gef\u00fchl, als dominirendes wenigstens, bem\u00e4chtigt sich des Bewusstseins, das Gef\u00fchl intensiver Unlust \u2014 um gleich darauf nicht gerade abgerissen, aber doch schnell zu fallen mit stark in der H\u00f6he reducirtem Pulse (etwa um das Siebenfache) ; dabei machen sich deutlich Respirationsschwankungen geltend, von denen vorher fast nichts zu merken war; das Gef\u00fchl der Erregung arbeitet mit an der Gestaltung der Curve. Das Spannungsgef\u00fchl muss in diesem Falle ausnehmend schwach gewesen sein ; denn der erste Theil der Reizphase {e\u2014d) zeigt keine Verl\u00e4ngerung. Die Ausmessung ergibt:\nPhase: Anzahl : L\u00e4nge :\na\u2014b\tb\u2014e\te\u2014d\td\u2014e e\u2014f f\u2014g\tg\u2014h\th\u2014i\ti\u2014Ic\n663566779 11,33\t11,58\t11,33\t10,42\t9,33 10,70\t10,70\t11,14\t11,00\n34,24\n= 11,41\n^ = 10,29 (Verk.) ^\"- = 11,07 (Verl.)\nTrotzdem das Armvolumen sich constant flach und tief h\u00e4lt, tritt doch eine Pulsverl\u00e4ngerung ein; die Pulsverk\u00fcrzung ist in diesem Falle sehr ausgesprochen. Ein weiterer neuer Reiz verhindert es, dass die Curve ihrer angedeuteten Neigung zum Steigen folgen kann.\nWi. 25. VII. 01. 2\u20143 Uhr. Citronens\u00e4ure.\nLeichte spontane vasomotorische Schwankungen und Respirationsoscillationen durchziehen die Volumcurve vor der Reizeinwirkung; die Athmung ist ruhig, und erf\u00e4hrt auch nur geringe Ver\u00e4nderungen, z. B. durch die Schluckbewegungen in der Reizphase. Selbst der sonst leicht sich einstellende exspiratorische Stillstand fehlt hier ganz, nur dass der absteigende Schenkel des Athemberges etwas gedehnt und stufenartig zerrissen auftritt. Gleich nach dem Einsetzen des Reizes machte die Versuchsperson eine leichte Bewegung mit dem eingeschlossenen Arme, so dass die sogleich bei d beginnende Senkung noch einmal verhindert und erst etwas sp\u00e4ter zum vollen Ausdruck kommen konnte. Sie ist selten sch\u00f6n entwickelt mit rund um das Zehnfache verminderter Pulsh\u00f6he. Wieder deuten mehr noch, als in den fr\u00fcheren Beispielen, die ausgepr\u00e4gten Respirationsschwankungen auf mit dem Unlustgef\u00fchl associirt arbeitende fremde Gef\u00fchlswirkungen hin; und ich spreche auch hier noch einmal die Meinung aus, dass das Gef\u00fchl","page":754},{"file":"p0755.txt","language":"de","ocr_de":"Volumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Affecten.\n755\nder Erregung mit im Spiele sei. Das Volumen erreicht nicht wieder die alte fr\u00fchere H\u00f6he des Niveaus, auch die Pulsh\u00f6he bleibt proportional zur\u00fcck. Die Ausmessung ergibt:\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\t\t\t\n\u00ab\u2014b\t7\t5,70\t\t\t\nb\u2014c\t7\t5,73\tMo\t= 5,70\t\ne\u2014d\t6\t5,67\t3\t\t\nd\u2014e\t15\t4,80\t\t\t\ne\u2014f\t9\t541\t15,48 3\t= 5,16\t(Verk\u00fcrz.)\nf-9\t9\t5,57\t\t\t\n9\u2014h\t7\t5,30\t\t\t\nh\u2014i\t5\t6,98\t30,87\t\t\ni\u2014k\t9\t6,21\t5\t\u201c\t= 6,17\t(Verlang.)\nk\u2014l\t10\t5,80\t\t\t\nl\u2014m\t10\t6,58 j\t\t\t\nKa. 13. II. 02. 4\u20145 Uhr. CH3 COOH, starke Unlust.\nDer Gesammtversuch setzt mit einer schwachen Spannung ein, welche jedoch allm\u00e4hlich schwindet unter ansteigendem Volumen; Schwankungen irgend welcher Art finden sich nicht. Die Athmung ist gleichm\u00e4\u00dfig tief und zeigt nur w\u00e4hrend der kurzen Dauer der Reizeinwirkung eine schwache Neigung zum exspiratorischen Stillstand. Die Volumsenkung nach der Reizeinwirkung ist stark, wie auch die Erniedrigung der Pulsh\u00f6he; der Anstieg erfolgt dieses Mal sehr schnell. Die Ausmessung gestaltete sich folgenderma\u00dfen:\nPhase:\ta\u2014b b\u2014c c\u2014d\td\u2014e\te\u2014f\tf\u2014g g\u2014h h\u2014i\nAnzahl:\t453\t4\t5\t553\nL\u00e4nge:\t12,00 12,02 12,03\t10,40\t10,24\t11,46 10,92 11,83\n94 02\tH9 en\tcm \u00f6l\n2 = 12,01\t= 10,89 (Verk\u00fcrz.)\t= 11,40 (Verlang.)\nDie angef\u00fchrten Beispiele werden gen\u00fcgen, um die allgemeinen Z\u00fcge des besprochenen Gef\u00fchlscomplexes daraus ablesen zu k\u00f6nnen.\nDie Gestaltung der Athemcurve h\u00e4ngt ab von der Reizart, welche angewandt wurde; bei Geschmacks- und Geruchseinwirkungen findet man immer entweder einen ex- oder inspiratorischen Stillstand der Respiration oder beide zusammen, deren Dauer eine verschiedene sein kann; Hautreize bewirken leicht ein Tieferwerden der Athmung; doch ist es sehr wohl m\u00f6glich, eine v\u00f6llig ungest\u00f6rte Athmung auch f\u00fcr die Wirkung dieses Gef\u00fchles zu erzielen. Die Volumcurve sinkt beim ausgesprochenen Unlustgef\u00fchl immer sehr stark unter das normale Niveau herab, wobei die Pulsh\u00f6hen enorm reducirt werden k\u00f6nnen (auf das Sieben- bis Zehnfache, weiterhin bemerkt man, namentlich bei den st\u00e4rkeren Ausdrucksformen, ausgesprochene Respirationsschwankungen\nWundt, Philos. Studien. XVIII.\t49","page":755},{"file":"p0756.txt","language":"de","ocr_de":"756\nWerner Gent.\ninnerhalb der Reizphase und auch sp\u00e4ter noch, als Hinweis auf die Mitwirkung eines anderen Gef\u00fchles, des Gef\u00fchles der Erregung. Das dritte hier in Betracht kommende Gef\u00fchl, die Spannung, in der Form der kurz dauernden, gewinnt fast immer die Oberhand, wenn der Reiz und damit im Durchschnitt und innerhalb weiter Grenzen auch das Unlustgef\u00fchl nicht sonderlich stark sind; dann werden zum mindesten immer die Anfangspulse der Reizphase verl\u00e4ngert sein. Je st\u00e4rker jenes ist, um so mehr wird die Spannung zur\u00fccktreten m\u00fcssen; zwischen Unlust- und Spannungsgef\u00fchl besteht vor allem ein Unterschied in der Zeitdauer ihrer Entwicklung; jenes kann momentan entstehen, sobald nur die Disposition des Bewusstseins und die \u00e4u\u00dferen Reize danach angethan sind, w\u00e4hrend dieses immer eine gewisse Zeit dazu n\u00f6thig hat, um als solches deutlich f\u00fcr die Selbstbeobachtung dazustehen. Das Armvolumen kehrt selten wieder auf die alte Niveauh\u00f6he zur\u00fcck; auch die Pulsh\u00f6hen bleiben nach der Reizphase immer etwas reducirt; die Pulsl\u00e4nge der Reizphase, der Pulse unmittelbar nach der eingetretenen Wirkung des Geschmacksreizes oder Geruchseindrucks, ist stets verk\u00fcrzt; die Gr\u00f6\u00dfe dieser Verk\u00fcrzung ist nat\u00fcrlich abh\u00e4ngig von der subjectiven Intensit\u00e4t des Gef\u00fchls, und da es f\u00fcr diese kein Ma\u00df und keine Einheit gibt, so bleibt der Versuch einer n\u00e4heren Bestimmung jener Gr\u00f6\u00dfe illusorisch.\nUeber die physiologischen Begleiterscheinungen des Unlustgef\u00fchles ist man sich wohl im allgemeinen allerseits v\u00f6llig im klaren. Nur in Einzelheiten konnte noch erweiternd vorgegangen werden, insofern n\u00e4mlich, als man aufmerksam macht auf die Wirkungen anderer Gef\u00fchle in den Unlustcurven, vor allem der Spannungs- und Erregungs-gef\u00fcb.le. Lehmann versucht den Gegensatz zwischen Spannung und Unlust scharf herauszuarbeiten ; meines Erachtens ist es ihm jedoch unvollkommen gelungen; denn unter den Ourven, welche er als Spannungscurven angibt, finde ich keine, welche einer n\u00e4heren Untersuchung standhielte, vor allem nicht der Messung. Es kommen hier in Betracht Tab. XXX O, D; XXXIA.\nTabelle XXX C.\tTabelle XXX D.\tTabelle XXXIA.\na\u2014b : 5,3\ta\u2014b : 5,7\ta\u2014b : 5,4\n5\u2014e : 5,1\tb\u2014e : 5,7\tb\u2014e : 5,3\nDie mittlere verh\u00e4lt sich neutral, die beiden andern, wie es auch","page":756},{"file":"p0757.txt","language":"de","ocr_de":"Volumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Affeeten.\t757\ndie Lehmann\u2019sehen Selbstbeohachtungsresultate best\u00e4tigen, zeigen Pulsverk\u00fcrzung als \u00fcnlustwirkung. XXX D scheint noch am besten die beabsichtigte SpannungsWirkung zu demonstriren. Soweit sonst die Resultate der folgenden Versuche denselben Zweck verfolgen, wie die meinigen, stimmen sie mit diesen \u00fcberein. Dasselbe gilt von den Versuchen Zoneff\u2019s, vor allem in Bezug auf die Athmung, und Brahn\u2019s.\nE. Die Volumcurve unter dem vereinten Einfl\u00fcsse des Lust-und Spannungsgef\u00fchles.\nEs ist mir immer sehr merkw\u00fcrdig erschienen, dass ein der Selbstbeobachtung so leicht zug\u00e4ngliches und allbekanntes Gef\u00fchl, wie das der Lust, nicht etwa \u00fcberhaupt keine physiologischen Symptome hervorriefe, sondern dass sie so wenig charakteristisch und allgemein, so wenig ausgepr\u00e4gt und constant sich darstellen. Lustgef\u00fchle sind auch sehr leicht und auf allen Sinnesgebieten hervorzurufen, am besten vielleicht durch Geruchsreize ; die Reactionen darauf zu schildern, ohne Anspruch zu erheben, wirklich das dem Lustgef\u00fchl allgemein anhaftende restlos gefunden zu haben, soll meine n\u00e4chste Aufgabe sein. Vorher m\u00f6chte ich jedoch noch hervorheben, dass sich mit dem Lustgef\u00fchl stets, vor allem in den ersten Augenblicken der Reizeinwirkung, das Spannungsgef\u00fchl associirt. Man darf diesen Umstand nie au\u00dfer Acht lassen, um bei der L\u00e4ngenmessung nicht irre gef\u00fchrt zu werden.\nCh. 10. II. 02. 2\u20143 Uhr. Geruch einer frischen Citrone.\nDie Athmung bleibt v\u00f6llig regelm\u00e4\u00dfig bis auf einen Wellenberg zu Anfang der Reizphase, der etwas h\u00f6her ist, als die \u00fcbrigen. In die Reizphase tritt die Yolumcurve ansteigend ein mit wachsenden Pulsh\u00f6hen und wird in ihrem Fortg\u00e4nge kaum von dem Geruchsreiz alterirt. Sobald derselbe sein Ende erreicht hat, sinkt sie pl\u00f6tzlich, so dass es den Eindruck macht, als sei der bisherige Hochstand des Niveaus nicht der normale gewesen. Irgend welche Yolumschwankungen finden sich nicht in der Reizphase: die Ausmessung ergab:\nPhase :\tm\u2014n\tn\u2014o\to\u2014p\tp\u2014q\tq\u2014r\tr\u2014s\ts\u2014t\nAnzahl :\t7\t5\t6\t5\t3\t5\t6\nL\u00e4nge:\t11,23\t11,24\t10,97\t11,00\t10,27\t10,80\t10,70\n33^21 = 11,07 Werk.) \u2014 10,59\nMan sieht, dass eine Pulsverk\u00fcrzung f\u00fcr die Reizphase resultirt. \u25a0\nDieselbe Curve zeigt noch ein \u00e4hnliches Beispiel, nur dass hier Menthol als\n49*","page":757},{"file":"p0758.txt","language":"de","ocr_de":"758\nWerner Gent.\nBeizmittel verwandt wurde. Die Athmung gestaltet sich hier sehr unregelm\u00e4\u00dfig ; auf einen normalen Athemzug folgt ein tieferer und dann die ganze Beizphase hindurch ein chronischer exspiratorischer Stillstand; dieses Verhalten hat darin seinen Grund, dass der Geruchsreiz der Versuchsperson anfangs sehr angenehm, dann aber seiner Intensit\u00e4t wegen unangenehm wurde, so dass sie sich durch Sistirung der Athmung davor zu sch\u00fctzen suchte. Die Volumcurve tritt ansteigend ohne Spontanschwankungen und Bespirationsoscillationen in die Beizphase ein, die Pulse wachsen immer mehr und erreichen schlie\u00dflich eine der ganzen Curve sonst nicht eigene H\u00f6he, welche sich mit dem Auf h\u00f6ren des Beizes aber bald verliert. Die Ausmessung ergibt :\n= 11,11 (Verl\u00e4ng. j\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\na\u2014b\t8\t10,75\nb\u2014c\t7\t10,571\nc\u2014d\t6\t11,67 ( 44,45\nd\u2014e\t8\t11,141\t4\ne-f\t7\t11,07 J\nf-9\t6\t10,40 \\ 21,20\ng\u2014h .\t6\t10,80 ) 2\nh\u2014i\t5\t10,301\ni\u2014k\t4\t10,25 1 41,19\nk\u2014l\t6\t9,97\t4\nl\u2014m\t6\t10,70 J\n, 24. VII.\t01. 6-7 Uhr.\tVeilchen.\n: 10,60 (Verk\u00fcrz.)\n^ 10,29 (Verl\u00e4ng.)\nDas Beispiel bietet den allgemeinen Z\u00fcgen nach dasselbe Verhalten dar, wie die bereits besprochenen Beispiele, nur dass hier das Armvolumen nicht ansteigend sondern mit einer Neigung zur Senkung in die Beizphase eintritt; um so augenf\u00e4lliger kommt deshalb das dem Lustgef\u00fchl so charakteristische Bestreben zur Geltung, ein Anschwellen des Armvolumens zu bewirken ; und in der That zeigt dieser Pall mit besonderer Deutlichkeit, bis zu welchem Grade die Bealisation dieses Bestrebens m\u00f6glich ist. Die Volumschwankung ist enorm und baut sich stufenweise auf, die Beizeinwirkung zeitlich nicht unbetr\u00e4chtlich \u00fcberdauernd. Dabei nehmen die Pulse constant an H\u00f6he zu, ihre L\u00e4nge aber ist in den einzelnen Phasen folgende:\n= 9,20 (Verk.)\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\na\u2014b\t5\t9,66\nb\u2014c\t5\t9,201 18,40\nc\u2014d\t5\t9,20 J 2\nd\u2014e\t4\t8,90,\ne\u2014f\t5\t9,22 i av\u2019uy\nf-9\t6\t8,97 J\ng\u2014h\t7\t6,861\nh\u2014i\t6\t8,67 { 33,75\ni\u2014k\t6\t9,20\t4\nk\u2014l\t5\t9,02 J\nDie Athmung\tder Beizphase\terscheint nicht\n= 9,03 (Verk.'\n= 8,44 (Verk.)\netwas teifer, bald flacher, eine constante Unregelm\u00e4\u00dfigkeit jedoch findet sich nicht. Die Spannung zu Anfang des Versuches wird sehr rasch \u00fcberwunden.","page":758},{"file":"p0759.txt","language":"de","ocr_de":"Volumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Aff'eeten.\n759\nWi. 23. VH. 01. 6\u20147 Uhr. Veilchen. Fig. 13.\nDie Volum curve zeigt zu Beginn des Versuches leichte Oscillationen, Respirationsschwankungen und hebt sich dann pl\u00f6tzlich, als der Reiz einsetzte, etwas empor; der kurzen Senkung der Phase e\u2014f folgt die erwartete Steigung; neu an ihr erscheinen die stark hervortretenden Respirationsschwankungen; die Pulsh\u00f6hen haben eine betr\u00e4chtliche Zunahme erfahren, die Pulsl\u00e4ngen sind folgende:\nPhase a\u2014b\tAnzahl 5 5\tL\u00e4ng 7,16 7 02\te 21,28\ne\u2014d\t2\t7,10\t3 \u25a0\nd\u2014e\t3\t7,33\tI 15,33\ne\u2014f\t4\t8,00\t) 2 \"\nf-g\t4\t8,85\t47,27\ng\u2014h\t4\t8,00\t6 \u2022\nh\u2014i\t4\t7,95\t\ni\u2014k\t7\t7,14\t\nIc\u2014l\t4\t7,00]\t\nl - m\t4\t6,25\t\nm\u2014n\t4\t6,25\t39,74\nn\u2014o\t7\t6,43\t6 \u2019\no\u2014p\t10\t6,73\t\nP\u20147\t12\t7,08)\t\n: 7,66\n7,88 (Verl.)\n31,94\n= 7,98 (Verl.)\n6,62 (Verk.)\nBesonders deutlich macht sich in den Phasen e\u2014f und f\u2014g die Wirkung des Spannungsgef\u00fchles geltend; das Armvolumen sinkt, die Pulsh\u00f6he nimmt ab, die Pulsl\u00e4nge dagegen zu. Die Athmung der Reizphase ver\u00e4ndert ihre Tiefe kaum, wohl aber ihre L\u00e4nge, der Exspirationsschenkel erscheint etwas gedehnt.\nDa mir die Untersuchung weiterer Beispiele nichts besonders Neues mehr an die Hand gab, so glaube ich \u00fcber die Symptomatik des Lustgef\u00fchls folgendes Allgemeine aussagen zu k\u00f6nnen:\nDas Gef\u00fchl der Lust erzeugt immer ein Anschwellen des Armvolumens mit Zunahme der Pulsh\u00f6hen ; fanden sich in dem der Reizphase vorhergehenden Theile der Curve Respirationsschwankungen, so machen dieselben sich in verst\u00e4rktem Ma\u00dfe unter dem Einfl\u00fcsse\ndes Reizes geltend. Stets ist das Lustgef\u00fchl mit dem Spannungsgef\u00fchl associirt; nur scheint es dasselbe verli\u00e4ltnissm\u00e4\u00dfig leicht zu unterdr\u00fccken, weil es sich schneller zu entwickeln im st\u00e4nde ist, als das Spannungsgef\u00fchl. Ueher die Pulsl\u00e4ngen l\u00e4sst sich allgemeines nicht aussagen; bald sind sie in der Reizphase verl\u00e4ngert, bald verk\u00fcrzt, immer aber scheint sich am Schluss der Reizphase eine Pulsverk\u00fcrzung herauszustellen. Die Athmung bei Geruchsreizen neigt zur Vertiefung und Verflachung mit gleichzeitiger L\u00e4ngendehnung; auch inspiratorisches Heben des Niveaus kann eintreten.","page":759},{"file":"p0760.txt","language":"de","ocr_de":"760\nWerner Gent.\nZwischen dem Ansteigen des Volumens, der Pulserh\u00f6hung und Pulsl\u00e4nge besteht kein constantes allgemeines Verhalten. Ansteigen des Volumens und Pulserh\u00f6hung k\u00f6nnen sich sowohl mit verl\u00e4ngertem Puls wie auch mit verk\u00fcrztem associiren.\nDie Pr\u00fcfung des Lehmann\u2019schen Curvenmateriales best\u00e4tigt mir im wesentlichen das, was mich meine eigenen Versuche lehren, vor allem die Inconstanz der Pulsl\u00e4ngen; ich fand 9 Verk\u00fcrzungen und 3 Verl\u00e4ngerungen der Reizphase oder des Theiles der Curve, welcher sich aus der zuerst sich einstellenden Senkung und der darauf folgenden Hebung zusammensetzt, abgesehen von den Curven, deren Messung \u00fcberhaupt keine L\u00e4ngenver\u00e4nderung ergab. (XLVA, XT/VT A XLVIIA.) Es ist wohl als ein Irrthum anzusehen, wenn die Curve Tab. XLVA als selten sch\u00f6ne Lustcurve hingestellt wird; dem erfahrenen Beobachter leuchtet es ohne weiteres ein, dass die sich dort findende Volumsteigung eine rein mechanische Folge der enorm tiefen Respiration sei, nicht aber eine solche des Lustgef\u00fchls. Der Grund der Differenz zwischen Zoneff und Br ahn, die regelm\u00e4\u00dfig Pulsv\u00e9r-l\u00e4ngerung beobachteten, ist mir nicht klar geworden. Vielleicht spielte bei den Versuchen jener Forscher der psychische Factor der Spannung noch eine allzugro\u00dfe Bolle, w\u00e4hrend hei Lehmann und mir bald Spannung, bald Erregung sich dominirend dem reinen Lustgef\u00fchl zugesellten. Der empirische Zustand der Lust ist immer complexer Natur; ich glaube nicht an die M\u00f6glichkeit, ihn je rein darstellen zu k\u00f6nnen; die beste Aussicht auf Erfolg scheint mir noch das Bestreben zu haben, mit einem Zustande zu arbeiten, in dem entweder Spannung mit Lust oder Erregung mit Lust so im Gleichgewichte sind, dass weder eine Pulsverl\u00e4ngerung noch Pulsverk\u00fcrzung dabei herauskommt ; danach w\u00e4re dann die Unver\u00e4nderlichkeit der Pulsl\u00e4nge das Characteristicum dieses Processes.\nF. Die Volumcurve unter dem Einfl\u00fcsse des Gef\u00fchles der Erregung.\nSchon bei der Untersuchung der Symptome des Spannungsgef\u00fchles war es mir aufgefallen, dass einfache Empfindungsreize, wie sie in der Aufeinanderfolge von Metronomschl\u00e4gen gegeben sind, nicht ausreichen, um merkliche Ver\u00e4nderungen des Arm Volumens zu erzeugen und so als Beiz verwandt werden zu k\u00f6nnen. Vielmehr stellte sich","page":760},{"file":"p0761.txt","language":"de","ocr_de":"Volumpulsourven bei Gef\u00fchlen und Affecten.\t761\ndie Nothwendigkeit heraus, st\u00e4rkere und vor allem zeitlich ausgedehntere Einwirkungen zur Hervorrufung der physiologischen Begleiterscheinungen in Anwendung zu bringen. Die gleiche Nothwendigkeit stellt sich nun ein bei dem Elementargef\u00fchl, dessen physiologische Symptome jetzt gesucht werden sollen, dem Gef\u00fchl der Erregung. Daneben weist noch ein anderes Moment darauf hin, in der Auswahl des Keizmittels vorsichtig zu sein, der Umstand n\u00e4mlich, dass eine Empfindung mehreren Gef\u00fchlsrichtungen zugleich angeh\u00f6ren kann, und gar zu leicht Vorstellungen wachzurufen vermag, denen complexe Gef\u00fchle parallel gehen, welche dann den Verlauf der Volumcurve in fehlerhafter Weise beeinflussen. Ich erhielt weiterhin verschiedentlich, wenn einfache Farben als Beize dienten, die Antwort, die Versuchsperson f\u00fchle sich durchaus nicht gef\u00fchlsm\u00e4\u00dfig alterirt, andererseits bemerkte ich, dass die ungewohnte Situation, vor allem in Bezug auf den Gesichtssinn, einen nicht zu beseitigenden chronischen Spannungszustand zur Folge hatte, so dass es den Anschein gewann, als sei es zweckm\u00e4\u00dfig andere Beize als Eindrucksmittel zur Verwendung gelangen zu lassen. Ein Versuch mit Geruchsreizen, wie Menthol, Ol. menth. pip. u. a., musste deshalb zu negativen Besultaten f\u00fchren, weil jede Einwirkung auf die Schleimhaut des Geruchsorganes unvermeidlich entweder ein Lust- oder Unlustgef\u00fchl zur Folge hat, neben welchem dann ja auch ein Erregungsgef\u00fchl nicht ausgeschlossen ist, eine Isolation desselben leider jedoch in einem solchem Falle sich als unm\u00f6glich heraussteilen muss, weil die elementare und reine Curve des betreffenden sinnlichen Gef\u00fchles (Lust oder Unlust) zwar bekannt ist, nicht jedoch diejenige des Erregungsgef\u00fchles, auf dessen symptomatische Festlegung es gerade abgesehen ist. So ergab sich aus einer Beihe von Versuchen mit Menthol und Ol. menth. pip. durchweg fast eine leichte Abflachung der Athmung, bisweilen eine Niveauerh\u00f6hung der Athemcurve, ein Ansteigen des Armvolumens, dem sich in einzelnen Versuchen leichte Bespirati\u00f6nsschwankungen zugesellten, Erh\u00f6hung der Pulse und Verl\u00e4ngerung oder Verk\u00fcrzung derselben. Es kommt hiermit dieselbe That-sache zur Geltung, welche auch Brahn bereits auf fiel, dass man n\u00e4mlich \u00e4u\u00dferst schwer zu reinen Besultaten f\u00fcr die Erregung gelangt; fast durchweg erh\u00e4lt man Curven entweder f\u00fcr Lusterregung oder Unlusterregung. Durch diese ung\u00fcnstigen Verh\u00e4ltnisse wurde ich gezwungen,","page":761},{"file":"p0762.txt","language":"de","ocr_de":"762\nWerner Gent.\nnach einem andern Wege zu suchen, um reinere Erregungsgef\u00fchle wachzurufen. Der Versuch einer rein suggestiven Erzeugung derselben ergab denn auch folgende eigenth\u00fcmliche Resultate. Auf Grund der psychologischen Thatsache, dass gerade hei intensiver Besch\u00e4ftigung und Th\u00e4tigkeit sich leicht eine gewisse Erregung als deutlich wahrnehmbarer Factor des gesammten Bewusstseinszustandes einstellt, welche namentlich bei nerv\u00f6s veranlagten Individuen eine krankhaft gesteigerte Intensit\u00e4t erreichen kann, wurde der Versuch gemacht, das Erregungsgef\u00fchl anzukn\u00fcpfen an die Vorstellung der th\u00e4tigen oberen Extremit\u00e4t, den arbeitenden Arm, die Vorstellung seiner Volumzunahme, sowie an die Erinnerungsbilder aufregender Erlebnisse. Lust- und Unlustgef\u00fchle lassen sich dabei, wie die Selbstbeobachtung ergab, leicht vermeiden; Spannung und L\u00f6sung machen sich auch so gut wie gar nicht geltend, und so ist die M\u00f6glichkeit vorhanden, zu eindeutigen Resultaten zu gelangen.\nNoch eine Bemerkung m\u00f6chte ich machen, ehe ich mich anschicke, die neue Methode an einzelnen Beispielen zu erl\u00e4utern und ihre Resultate darzulegen. Eine je gr\u00f6\u00dfere Zeitstrecke dem Gef\u00fchle zugestanden werden muss, damit es die Volumcurve merklich alterire, um so \u00e4hnlicher wird es seinem ganzen Verhalten nach dem ihm n\u00e4chst verwandten Affecte. Der ganze Unterschied besteht dann meistens in der Verschiedenheit der Intensit\u00e4t beider Zust\u00e4nde \u2014 der Gef\u00fchlsprocess ist weit schw\u00e4cher, als der eigentliche Affect \u2014 und der fast ausschlie\u00dflichen Herrschaft nur einer Gef\u00fchlsqualit\u00e4t beim Gef\u00fchlsprocess, w\u00e4hrend beim Affectablauf immer mehrere derselben mit einem Wechsel der Intensit\u00e4tsh\u00f6he neben- oder nacheinander auftreten. Es muss daher hei der Untersuchung der Symptome des Erregungsgef\u00fchles darauf Bedacht genommen werden, dass dieses nicht allzu intensiv herausgearbeitet werde.\nG. 1. II. 02. 3\u20144 Uhr. Eig. 14. Suggestion: \u00bbArmvolumen soll steigen.\u00ab\nDie Athmung der Reizphase erscheint etwas frequenter, nicht aber tiefer; die Volumcurve senkt sich nach Beginn des Versuches etwas, um dann in Begleitung zweier Respirationsoscillationen sich weit \u00fcber das Durchschnittsniveau zu erheben. Dabei nimmt die Pulsh\u00f6he bedeutend zu, und der sonst spitze Kopf des Einzelpulses flacht sich merklich ab. Mit dem Verschwinden der Suggestion verliert sich auch die anormale H\u00f6he der Volumcurve, und diese nimmt das alte Niveau wieder ein. Das L\u00e4ngenverh\u00e4ltniss der Einzelpulse ist folgendes:","page":762},{"file":"p0763.txt","language":"de","ocr_de":"Volumpulscurvcn bei Gef\u00fchlen und Affecten.\n763\nPhase\tAnzahl\na\u2014b\t6\nb\u2014o\t6\ne \u2014 d\t8\nd\u2014e\t6\ne-f\t7\nf\u2014g\t5\ng\u2014h\t6\nh\u2014i\t8\nIn der Reizphase findet sich Pulsverk\u00fcrzung.\nGr. 4. II. 02. 3\u20144 Uhr. Pig. 15. A. Suggestion: \u00bbArmvolumen soll steigen\u00ab. 1. Versuch.\nDie Athmung der Reizphase zeigt deutlich eine leichte bedeutendere Frequenz und Abflachung; die Volum curve, welche von Beginn des Versuches an etwa3 tief steht, hebt sich unter der Wirkung des Gef\u00fchls leicht in die H\u00f6he, die Pulse werden etwas gr\u00f6\u00dfer ; Respirationsschwankungen stellen sich nicht ein. Die Pulsl\u00e4ngen sind folgende:\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\na\u2014b\t5\t9,941\nb\u2014c\t5\t9;02 28f-9,43\ne\u2014d\t3\t9,33 J 3\nd\u2014e\t6\t9,33)\ne\u2014f\t6\t8,83 35,33\t\u201e 00\nf\u2014g\t6\tg\t\u2014 = 8,83 (Reizphase)\ng\u2014h\t4\t9,00 )\nh\u2014i\t7\t9,26)\ni\u2014k\t6\t9,83 39 31 _\nk-l\t5\t9,721 I\nl\u2014m\t2\t10,50 )\n11,601 32,51 11 m I o \u2014 A1>\u201c\u00b0\n11,01 I\n10,40\n11,01\n10,93\n11,00\n11,50\n11,05\n;!\n= 10,83 (Reizphase)\n^ = 11,27\nBemerkenswerth sind die Angaben aus der Selbstbeobachtung heraus, welche die Versuchsperson machte. Sie gab an, deutlich die Empfindung gehabt zu haben, dass ihr das Blut in Kopf und Arm geschossen sei; ferner habe sie deutlich das Gesichtsbild ihres anschwellendeu Armes vor Augen gehabt, eine erh\u00f6hte W\u00e4rme in ihm gef\u00fchlt und am Schluss bemerkt, dass ein ausgesprochenes Lustgef\u00fchl sich ihrer bem\u00e4chtigt habe.\nIch gebe noch die Pulsl\u00e4ngen einer Anzahl von Versuchen wieder, deren sonstige Verschiedenheiten keine nennenswerthen sind; in \u00e4hnlicher Weise wie die beschriebenen Beispiele geben sie ein Bild der symptomatischen Verh\u00e4ltnisse des Erregungsgef\u00fchls.\nG. 1. II. 02. 3\u20144 Uhr. A. Suggestion: \u00bbArmvolumen soll steigen.-\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\nf-g\t5\t11,901\ng\u2014h\t5\t11,24 1 46.20\nh\u2014i\t3\t11,661 4\ni\u2014k\t3\t11,40 )","page":763},{"file":"p0764.txt","language":"de","ocr_de":"764\nWerner Gent.\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\nk\u2014l\t4 ,\t10,50\nl\u2014m\t4\t10,75\nm\u2014n\t4\t10,50\nn\u2014o\t4\t10,95\no\u2014p\t3\t11,07\np\u2014q\t4\t10,55\nq\u2014r\t3\t11,50\nr-\u2014s\t4\t9,60\ns\u2014t\t2\t11,001\nt\u2014u\t2\t11,25J\n. 8. II. 02. 3-4 Uhr.\t\tSuggest\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\na\u2014b\t5\t6,961\nb\u2014e\t8\t6,75\no\u2014d\t6\t7,03\nd\u2014e\t7\t7,30\ne\u2014f\t5\t7,60 j\nf-9\t7\t7,341\ng\u2014h\t7\t7,14\nh\u2014i\t5\t7,40\ni\u2014k\t6\t6,97\nk\u2014l\t6\t7,00\nl\u2014m\t5\t7,10\nm\u2014n\t6\t6,83\n71 \u2014 0\t7\t6,60\no\u2014p\t6\t6,83\np\u2014q\t6\t6,83\nq\u2014r\t7\t6,86\nr\u2014s\t10\t6,60\ns\u2014t\t9\t6,98\nt\u2014u\t10\t7,40\nU\u2014V\t9\t7,33\nV\u2014w\t6\t7,03\nw\u2014X\t8\t6,88 \u00ef\nx\u2014y\t7\t7,21\ny\u2014x,\t6\t7,50 J\n4. II. 02. (Fortsetzung\t\tvon Be\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4ng\nm\u2014n\t6\t9,17\nn\u2014o\t4\t8,75\no\u2014p\t4\t8,63\np\u2014q\t4\t8,75\nq\u2014r\t6\t8,25\nr\u2014s\t0\t8,96\ns\u2014t\t5\t10,00\nt\u2014u\t3\t10,00\nU\u2014V\t5\t10,00\n85,42\n: 10,68 (Verk\u00fcrz., Reizphase)\n: 11,12\n- = 7,12\n112,24 16 =\n= 7,01 (Verk., Reizphase)\n= 7,19\n82,51\n= 9,17 (Verk., Reizphase)","page":764},{"file":"p0764s0001table14.txt","language":"de","ocr_de":"Wundt, Philosophische Studien. Will. Band.\nTaf. XIV.","page":0},{"file":"p0765.txt","language":"de","ocr_de":"Volumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Affccten.\n765\n10\u2014X x\u2014y\nV\u2014w\n4\n4\n4\nAus einer Zahl von 25 Versuchen mit der Suggestionsmethode entnehme ich vorl\u00e4ufig folgende allgemeine Characteristica des Erregungsgef\u00fchles :\nDie Athmung erf\u00e4hrt unter seinem Einfl\u00fcsse eine Abflachung, Beschleunigung und zeitweise Unregelm\u00e4\u00dfigkeit. Das Armvolumen nimmt ausnahmslos zu, immerhin aber nie so stark, wie man es etwa heim L\u00f6sungs- oder Lustgef\u00fchl beobachtet. Dabei erh\u00f6hen sich die Einzelpulse und nehmen an L\u00e4nge ab. Letztere Eigenth\u00fcmlichkeit scheint nur mit H\u00fclfe der Suggestion auffindbar zu sein; denn die Versuche mit Geruchsreizen f\u00fchrten (vielleicht wegen der Complication mit Lustgef\u00fchlen) zu schwankenden Eesultaten. Bespirations-oscillationen kamen nicht zur Beobachtung; wenn sie unter Verwendung von Geruchsreizen auftraten, so ist ihre eindeutige Bedingtheit zweifelhaft.\nIn der Arbeit von Lehmann sind mir 3 Curven aufgefallen, aus denen ich mit einiger Sicherheit glaube das Erregungsgef\u00fchl in seiner Wirkung neben anderen Gef\u00fchlen, vor allem dem Lustgef\u00fchl, herauslesen zu k\u00f6nnen; es sind Curve XDHID, XLIVD, XLVD. Andere dagegen, z. B. XVIII\u2014XX, sind viel zu unrein (Spannung und Unlust), als dass sie hier in Betracht kommen k\u00f6nnten. Man findet hier vor allem die Volumerh\u00f6hung mit Pulserh\u00f6hung und Pulsverk\u00fcrzung; leider sind die Angaben Lehmann\u2019s in Bezug auf die psychologische Seite der Versuche in diesem Falle so d\u00fcrftig, dass durchaus nichts mit ihnen zu machen ist. Die Beobachtungen Brahn\u2019s dagegen stimmen im wesentlichen mit den meinigen \u00fcberein ; wenn auch nicht constant, so findet er doch in einigen F\u00e4llen, dass eine Verk\u00fcrzung der Pulse angedeutet sei; auch die Erh\u00f6hung des Pulses ist seiner Beobachtung nicht entgangen.\nG. Die Volumcurve unter dem Einfl\u00fcsse des Gef\u00fchls der Beruhigung.\nIch gehe nunmehr zu dem letzten Elementargef\u00fchl zufolge der Lehre von der Dreidimensionalit\u00e4t des Gef\u00fchlslebens \u00fcber, zu dem Gef\u00fchl der Beruhigung oder Passivit\u00e4t. Es mag schon hier erw\u00e4hnt","page":765},{"file":"p0766.txt","language":"de","ocr_de":"766\nWerner Gent.\nwerden, dass dasselbe nicht identisch ist mit dem, was man als Depression zu bezeichnen pflegt; man begreift unter diesem Begriff ein Gef\u00fchl der Passivit\u00e4t, dem Unlustmomente in ausgedehntem Umfange beigemischt sind. Wiederum, wie schon bei dem Erregungsgef\u00fchl, machte ich auch hier, nebenbei belehrt durch die Versuche Br ahn\u2019s, die Beobachtung, dass mit Sinnesreizen nicht viel erreicht werden kann, um dieses Gef\u00fchl seinem Symptomenbild nach rein darzustellen; und so griff ich denn auch hier wieder zu dem H\u00fclfsmittel der Autosuggestion. Sie hatte in diesem Ealle den Sinn: das Armvolumen soll sinken, ein Befehl, der immer zugleich subjectiv ein Beruhigungsgef\u00fchl herbeif\u00fchrte, \u00e4hnlich wie der umgekehrte ein Erregungsgef\u00fchl Die folgenden Ausf\u00fchrungen beanspruchen nun zun\u00e4chst nur als vorl\u00e4ufige Mittheilungen angesehen zu werden, deren Nachpr\u00fcfung und Erg\u00e4nzung die Aufgabe einer sp\u00e4teren Arbeit sein soll. Erst nach l\u00e4ngerem erfolglosen Arbeiten gelang es mir, zu eindeutigen Besultaten zu gelangen, welche sich im wesentlichen mit denen decken, welche man bisher f\u00fcr das vorliegende Problem gewonnen hat. Ich gehe nun zun\u00e4chst zu der Beschreibung der Curven \u00fcber.\nBr. 4. II. 02. 3\u20144 Uhr. Big. 16. Suggestion: \u00bbDas Armvolumen soll sinken.\u00ab\nDie Versuchsperson versuchte es, sich nach M\u00f6glichkeit dem Gef\u00fchl der Passivit\u00e4t hinzugeben; und es gelang ihr auch bei ihrer genauen Kenntniss der Elementargef\u00fchle und ihrer gro\u00dfen Uebung in der Erzeugung derselben. Unlustgef\u00fchle mengten sich dem Gesammtcomplex in diesem Ealle fast gar nicht bei. Der der Reizphase vorhergehende Theil der Curve hat ein unruhiges Aussehen. Es scheinen einige leichte spontane Denkacte von der Versuchsperson erzeugt zu sein. Die Wirkung der Suggestion erfolgt nun nicht sofort, sondern erst nach ungef\u00e4hr \u00f6 Pulsen; die Athmung ver\u00e4ndert sich merklich, wird weniger tief, flacher und langsamer; sie zieht sich so zu sagen in die L\u00e4nge, ein Thatbestand, der sowohl beim Vergleich mit dem der Reizphase vorhergehenden, wie nachfolgenden Theile der Curve erkennbar ist. Die Volumcurve sinkt sehr stark unter gro\u00dfer Herabminderung der Pulsh\u00f6he und Verl\u00e4ngerung der Pulse. Damit ist das Zusammenwirken von Passivit\u00e4t und Unlust in diesem Ealle auch durch die physiologische Seite des Versuches nahezu als unm\u00f6glich erwiesen. Die Werthe der Ausmessung sind folgende:\nPhase: a\u2014b\tb\u2014c\to\u2014d\td\u2014e\te\u2014f\tf\u2014g\tg\u2014h\th\u2014i\nAnzahl:\t9657\t4654\nL\u00e4nge: 8,39\t7,02\t8,60\t8,67\t10,25\t8,83\t8,64\t7,50\n8,00\t9,22 Reizphase 8,07\nEs ergibt sich also neben der Pulserniedrigung eine Pulsverl\u00e4ngerung.","page":766},{"file":"p0767.txt","language":"de","ocr_de":"Volumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Affecten.\n767\nBr. 4. II. 02. 2\u20143 Uhr. Suggestion: \u00bbDas Volumen soll sinken.\u00ab\nDieser mit demselben Reagenten angestellte Versuch bietet im wesentlichen dieselben Erscheinungen, wie der vorhergehende, nur dass sie nicht so deutlich hervortreten. Es ist wiederum die Abflachung, Verlangsamung der Athmung, die Volumsenkung und vor allem die Verl\u00e4ngerung der Pulse, welche hier in die Augen springt. Die Ausmessung ergibt:\nPhase:\tv\u2014w\tw\u2014x\tx\u2014y\ty\u2014x\t%\u2014a\\ \u2014bt\tbj\u2014c,\tct\u2014di\nAnzahl:\t5468897\t5\nL\u00e4nge:\t8,68\t9,13\t9,17\t9,00\t9,17\t8,69\t9,10\t8,80\n8,91\t9,01 Reizphase. 8,95\nG. 3. VII. 02. 3\u20144 Uhr. Suggestion: \u00bbDer ganze K\u00f6rper wird schlaff.\u00ab\nEig. 17.\nW\u00e4hrend bei den soeben beschriebenen Versuchen die Suggestion sich immer nur an einen Theil des K\u00f6rpers, den Vorderarm, kn\u00fcpfte und einen allgemeinen Zustand der Unth\u00e4tigkeit und Schlaffheit sich in ihm und an ihm verwirklicht dachte, ging sie dieses Mal darauf aus, dasselbe physiologische Verhalten an dem K\u00f6rperganzen realisirt vorzustellen. Die Wirkung ist folgende. Die Athmung wird innerhalb der Reizphase bedeutend flacher, vor allem zu Anfang des Versuches, und gedehnter, also weniger frequent. Die Volumcurve, welche mit Undu-lationen und hohen Pulsen vor dem Versuche auftritt, sinkt innerhalb desselben unter die Niveaulinie unter Pulserniedrigung und Pulsverl\u00e4ngerung, wie die Ausmessung ergab:\nPhase :\ta-b\tb \u2014 c\te\u2014d\td\u2014e\tc\u2014f\tf\u2014g\tg\u2014h\th\u2014i\nAnzahl :\t7\t7\t9\t8\t10\t10\t12\t10\nL\u00e4nge:\t10,30\t10,70\t10,87\t11,52\t11,39\t10,70\t10,82\t10,68\n21,00__ n _\t10,99 Reizphase.\nDiesen Versuchen gem\u00e4\u00df, welche sich nach einer langen vergeblichen Vorarbeit deswegen als gelungene und aussichtsreiche bezeichnen lassen, weil sie eine durchgehende Oonstanz der einzelnen Symptome zu erkennen gestatten und zeigen, dass die Athem- und Volumcurve in ihren Ver\u00e4nderungen sich entgegengesetzt zu denen des Erregungsgef\u00fchles verhalten, stelle ich als vorl\u00e4ufige Characteristica des Passivit\u00e4tsgef\u00fchles folgende hin:\nDie Athmung innerhalb der Reizphase wird langsamer und flacher; sie dehnt sich. Die Volumcurve sinkt nicht sofort zu Beginn der Suggestion, sondern allm\u00e4hlich unter Herabminderung der Pulsh\u00f6he und unter Pulsverl\u00e4ngerung. Es stellt sich damit heraus, dass die physiologischen Symptome der Beruhigung denen der Erregung im wesentlichen entgegengesetzt sind, ein Hinweis darauf, dass man es bei diesen Gef\u00fchlen wiederum mit einem Gegensatzpaare zu thun","page":767},{"file":"p0768.txt","language":"de","ocr_de":"768\nWerner Gent.\nhat; es w\u00fcrde dadurch die Wundt\u2019sehe Lehre von der Dreidimensionalit\u00e4t des Gef\u00fchlssystemes eine weitere St\u00fctze erhalten.\nIn der Lehmann\u2019schen Curvensammlung fand ich nur eine Curve, welche auf ein beruhigendes Moment im Bewusstsein der damaligen Versuchsperson hindeuten k\u00f6nnte, ich meine Tab. LD. Kurz vorher war dem Reagenten NH;, als Geruchsreiz applicirt worden, das h\u00f6chst unangenehm und deswegen auch sicherlich stark erregend gewirkt hatte; denn alle heftigen Reize wirken erregend. Bald nachher muss der Reagent Chloroform athmen, das die Nachwirkung des stechenden Ammoniak v\u00f6llig beseitigte; das Gef\u00fchlsleben kommt zur Ruhe; eine Pulsverl\u00e4ngerung stellt sich ein, sonst aber fehlen die Anzeichen der Beruhigung Bin besseres Beispiel jedoch konnte ich unter den Lehmann\u2019schen Curven nicht finden. Das Brahn\u2019sche Kennzeichen der Beruhigung, die Pulserniedrigung, findet sich auch in meinen Curven, wenn ich ihm auch auf Grund derselben nicht zugeben kann, dass eine Ver\u00e4nderung der Pulsl\u00e4nge durch Beruhigung \u00fcberhaupt nicht eintr\u00e4te. Versuche mit Geruchsreizen geben nun einmal f\u00fcr Erregung und Beruhigung keine reinen Resultate.\nIII. Die Affecte.\nEs ist leicht erkl\u00e4rlich, dass man bisher noch nicht versucht hat, in systematischer Weise auch die complicirten Gef\u00fchlsprocesse experimentell psychologisch zu untersuchen; am n\u00e4chsten lag eben die Feststellung der Symptome der Elementargef\u00fchle; sie war auch zun\u00e4chst durchaus n\u00f6thig, schon aus rein methodologischen Gr\u00fcnden. Alle Arbeiten tragen den Charakter von unsicheren Vorversuchen an sich, welche mit dem Anspruch auftreten, etwas Genaueres \u00fcber die Symptomatik der Affecte auszusagen, ohne vorher Untersuchungen \u00fcber die Ausdrucksformen der elementaren Gef\u00fchle angestellt zu haben. Dieser Tadel trifft vor allem die Franzosen, z. B. G. Dumas, Recherches experimentales sur la joie et la tristesse1), Binet-Courtier, La circulation capillaire dans ses rapports avec la respiration et les ph\u00e9nom\u00e8nes psychiques2). G\u00fcnstiger dagegen war schon Alfred\n1)\tRevue philos. 1896. S. 577\u2014601, 24\u201445, 113\u2014138.\n2)\tL\u2019ann\u00e9e psychol. II, S. 87\u2014168; und III, S. 65\u2014127 (Infi, de la vie \u00e9mot. sur le c\u0153ur, u. s. w.).","page":768},{"file":"p0769.txt","language":"de","ocr_de":"Volumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Affecten.\t769\nLehmann gestellt, als er in seinen plethysmographischen Untersuchungen den physiologischen Aeu\u00dferungen der Affecte nachzusp\u00fcren begann ; denn er selbst hatte ja soeben eine umfangreiche und \u00e4u\u00dferst werthvolle Pr\u00fcfung der Aeu\u00dferungen gewisser thats\u00e4chlich elementarer Gef\u00fchle abgeschlossen. Leider hat er sich aber auch nur mit einem ersten Anf\u00e4nge begn\u00fcgt, den weiteren Verfolg dieses schwierigen Probl\u00e8mes anderen Arbeiten \u00fcberlassend. So trete ich denn zum ersten Male mit dem Versuche heraus, die Symptomatik der Affecte systematisch in Angriff zu nehmen, nachdem ich mich dazu vorbereitet habe durch eine m\u00f6glichst exacte Analyse der Elementargef\u00fchle. Die vorliegende Abhandlung \u00fcber die Affecte hat sich nun die Aufgabe gestellt, zun\u00e4chst nur einmal einzutreten in die Untersuchung der sogenannten excitirenden Affecte, der Lust-und Unlustaffecte ; \u2014 die letzteren scheide ich au\u00dferdem in zwei Formen: die sthenische und asthenische. Sie konnten am leichtesten reproducirt werden. Der zweite Theil dieser Abhandlung wird neben einer Nachpr\u00fcfung der Symptome der Gef\u00fchle der Erregung und Beruhigung, der excitirenden Lust- und Unlustaffecte die Untersuchung der Ausdrucksformen der deprimirenden, spannenden und l\u00f6senden Affecte bringen, soweit dieselben sich im Laboratorium erzeugen lassen. Man sieht, dass dem Verfasser eine Affecteintheilung vorschwebt, welche sich richtet nach dem in einem Affecte in jedem einzelnen Falle dominirenden Elementargef\u00fchl. F\u00fcr experimentelle Zwecke ist sie jedenfalls sehr brauchbar.\nH. Die Volumcurve unter dem Einfl\u00fcsse excitirender\nAffecte.\nUnter excitirenden Affecten verstehe ich alle diejenigen com-plexeren Gef\u00fchlsprocesse des Bewusstseins, deren dominirendes Elementargef\u00fchl das Gef\u00fchl der Erregung ausmacht. Die anderen Gef\u00fchlsarten begleiten dasselbe, wie bekannt ist, in variabler Intensit\u00e4t; ihr Zusammenwirken, das immer eine gr\u00f6\u00dfere Zeitstrecke in Anspruch nimmt, verschafft sich die Geltung eines leicht isolirbaren selbst\u00e4ndigen psychischen Gebildes, und so kam man zu der Pr\u00e4gung des Begriffes Affect, indem man noch besonders ins Auge fasste den starken Einfluss, welchen ein Affect auf die von ihm befallene Person aus\u00fcbt. Aehnlich wie bei den Gef\u00fchlen wird man auch bei den","page":769},{"file":"p0770.txt","language":"de","ocr_de":"770\nWerner Gent.\nAffecten au\u00dfer den mimischen und pantomimischen Bewegungen bestimmte vasomotorische und respiratorische Ver\u00e4nderungen erwarten d\u00fcrfen, deren Characteristica festzustellen die Aufgabe der folgenden Auseinandersetzungen sein soll. Als Mittel zur Erzeugung der Affecte wurde ausschlie\u00dflich das bereits von Mentz angewandte benutzt, die Reproduction n\u00e4mlich des Vorstellungsverlaufes eines fr\u00fcher vorhanden gewesenen Affectes mit den dazu geh\u00f6rigen Gef\u00fchlen. Der Verwendung peripherer Reize setzt sich die Thatsache entgegen, dass die dazu n\u00f6thige gro\u00dfe Intensit\u00e4t derselben Athmung und Volum-curve allzusehr alteriren w\u00fcrde. Die \u00bb Reproductionsmethode \u00ab hat allerdings den einen Nachtheil, dass sie nur an und von wenigen Versuchspersonen ohne Gefahr einer Unsicherheit der Resultate verwandt werden kann, weil sie eine das Mittelma\u00df \u00fcberschreitende Labilit\u00e4t des Gef\u00fchlslebens des Bewusstseins fordert. Deswegen werden aber die Resultate nicht unsicherer. Man sollte \u00fcberhaupt nicht allzuhohen Werth legen auf die individuellen Unterschiede bei psychologischen Experimenten; denn principielle Unterschiede findet man wohl schwerlich bei der Verwendung einer gro\u00dfen Anzahl von Versuchspersonen. Die Versuche wurden in der Weise durchgef\u00fchrt, dass zun\u00e4chst die Normalcurve f\u00fcr den betreffenden Versuch aufgeschrieben, ein g\u00fcnstiger Zeitpunkt in dem Ablauf der Pulscurve abgepasst und nun der Versuchsperson das W\u00f6rtchen \u00bbjetzt\u00ab zugerufen wurde; es wurde dabei der Beginn des Affectes in ihr Belieben gestellt; sie registrirte denselben selbst durch eine pneumatische Vorrichtung. Der vorwiegende Charakter des zu reproducirenden Gef\u00fchlsverlaufes war vorher f\u00fcr jeden einzelnen Versuch festgelegt worden; auch wurde Werth gelegt auf die jeweils gerade vorliegende Grundstimmung des Reagenten, und ihr entsprechend die Wahl des Affectes getroffen. Da gerade die pantomimischen und mimischen Bewegungen einen wesentlichen Bestandtheil des Affectes ausmachen, so geht daraus hervor, dass die reproducirten Affecte der Versuche nicht allzu intensiv und heftig sein k\u00f6nnen und d\u00fcrfen, weil jene Ausdrucksbewegungen nat\u00fcrlich des Plethysmogrammes wegen in Portfall kommen m\u00fcssen. Ob durch diese Hemmung und Aufhebung eines normalen Affectbestandtheiles die physiologischen Symptome des Affectes selbst, deren Untersuchung hier ja gerade unternommen werden soll, irgendwie alterirt werden, und wie dies eventuell ge-","page":770},{"file":"p0771.txt","language":"de","ocr_de":"Volumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Affecten.\n771\nsch\u00f6llen k\u00f6nnte, vermag ich nicht zu sagen. Sicher scheint es mir aber zu sein, dass hier eine Fehlerquelle liegen m\u00f6ge, deren Realit\u00e4t und Quantit\u00e4t Gegenstand einer besonderen Untersuchung sein m\u00fcsste.\nIch gehe nunmehr direct zu der Besprechung der einzelnen Versuche selbst \u00fcber. Es musste wiederum eine Auswahl unter ihnen getroffen werden, weil es hier zun\u00e4chst nur darauf ankommt, die allgemeinen Characteristics der Volumcurve f\u00fcr Affecte festzustellen.\nTr. 10. XII. 01. 4-5 Uhr. Affect: Erbitterung.\nDie Versuchsperson denkt an eine ihm \u00e4u\u00dferst peinliche und unangenehme Begebenheit mit einem Freund, der ihn in h\u00e4sslicher Weise get\u00e4uscht hat. Die Erinnerung an dieses Erlebniss bringt den Beagenten in zornige Aufregung: er berichtet, dass er vor allem sehr erregt gewesen sei; weniger stark sei das Unlustgef\u00fchl in ihm zum Ausbruch gekommen. Die Normalphase des Versuches zeigt hohe kr\u00e4ftige Pulse und geringe Respirationsschwankungen; die Athmung ist gleichm\u00e4\u00dfig und von normaler Tiefe. Der Affect stellte sich in diesem Falle ohne vorhergehende Verabredung ein; die Volumcurve sinkt allm\u00e4hlich unter Verringerung der Pulsh\u00f6he; immerhin aber ist die letztere nicht so bedeutend und vor allem auch nicht so anhaltend, dass der Schluss berechtigt w\u00e4re, es handle sich hier um eine ausgesprochene Vorherrschaft des Unlustgef\u00fchls; wie sich dies mit Bezug auf die Normalcurve h\u00e4tte \u00e4u\u00dfern m\u00fcssen, zeigt ein Affect, welcher in dem Reagenten kurz nach Ablauf des hier zu beschreibenden Gem\u00fcths-zustandes sich entwickelte; ich komme auf ihn noch einmal zur\u00fcck. Bald nach der Senkung geht dann das Volumen wieder in die H\u00f6he, leichte Respirations-oscillationen stellen sich ein und der Affect klingt ab. Die Athmung zeigt eine deutliche Abflachung und scheint sich dabei in der Exspirationspause etwas zu verl\u00e4ngern. Die Ausmessung ergab folgendes Resultat :\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\t\na\u2014b\t7\t11,30\t\nb\u2014c\t6\t11,07\t33,70\nc\u2014d\t3\t11,33\t3\nd\u2014e\t6\t10,50\t\ne\u2014f\t4 \u25a0\t10,70\t44,13\nf-g *\t6\t11,33\t4\n9-h\t5\t11,60\t\nh\u2014i\t6\t12,60\t\ni-k\t4\t11,75\t\nk\u2014l\t6\t11,43\t60,58\nl\u2014m\t5\t12,20\t5\nm\u2014n\t3\t12,70\t\nEine Puls Verk\u00fcrzung also ist das Ergebniss; es w\u00fcrde diese That-saclie allein nicht gen\u00fcgen, den Zustand als vorwiegend erregenden bezeichnen zu d\u00fcrfen, wenn nicht die Reizphase selbst auch Respi-rationsoscillationen aufwiese, welche sich bei dem reinen Unlustgef\u00fchl\nWundt, Thilos. Studien. XVIII.\tca","page":771},{"file":"p0772.txt","language":"de","ocr_de":"772\nWerner Gent.\nnie einstellen, vor allem deswegen, weil sie zu ihrer Entstehung einer l\u00e4ngeren Zeitstrecke bed\u00fcrfen, die ihnen hei einem einfachen Gef\u00fchl nicht zu Gebote steht; sind sie jedoch von vornherein vorhanden, so werden sie durch das auftretende Unlustgef\u00fchl mit seinen Wirkungen verdr\u00e4ngt und k\u00f6nnen fast ganz verschwinden, w\u00e4hrend sie durch das erregende Moment des Bewusstseins verst\u00e4rkt werden.\nG. 31. V. 02. 2\u20143 Uhr. Affect: Starke Erregung mit Unlust.\nDie Versuchsperson ruft sich lebhaft die einzelnen Momente eines heftigen Wortwechsels in das Ged\u00e4chtniss zur\u00fcck, den sie mit einem Bekannten vor ganz kurzer Zeit gehabt hat. Es ist wiederum vor allem das Gef\u00fchl der Erregung, welches den momentanen Bewusstseinszustand beherrscht, daneben findet sich, auch ziemlich ausgesprochen, das Gef\u00fchl der Unlust. Die Normalcurve weist Volumschwankungen gar nicht auf, das Niveau bleibt durchgehends auf gleicher H\u00f6he; die Athmung ist etwas undeutlich, weil der Pneumograph nicht fest genug geschnallt worden war. Zu Anfang des Versuches findet sich eine starke Erniedrigung der Pulsh\u00f6he, das Niveau der Curve verschiebt sich jedoch nicht; diese Erniedrigung, h\u00f6chst wahrscheinlich nur eine Eolge der Concentration der Aufmerksamkeit, verliert sich jedoch bald wieder, um einer enormen Pulserh\u00f6hung und Niveauerhebung der Curve Platz zu machen; dieses Spiel und dieser Wechsel von Volumsenkung und -Steigung, Erniedrigung und Erh\u00f6hung der Pulse wiederholt sich in den Verlaufe des Aflectes noch 4mal mit mehr oder weniger gro\u00dfer Deutlichkeit und bildet das Hauptcharacteristicum dieses Versuches. Ob die Phasen mit niedrigem Puls immer als Parallelvorg\u00e4nge von Aufmerksamkeitscon-centrationen anzusehen sind, oder ob man auch an reine Nachwirkungen der Erregung denken k\u00f6nne, lasse ich dahingestellt; sicher ist auf Grund der Selbstbeobachtung, dass den Phasen mit Volum- und Pulserh\u00f6hung erh\u00f6hte Erregungszust\u00e4nde entsprechen, sie konnten verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig leicht als solche erkannt werden. Die Athmung verh\u00e4lt sich w\u00e4hrend des ganzen Versuches h\u00f6chst unregelm\u00e4\u00dfig; bald ist sie abgeflacht, bald vertieft, die Vertiefungen finden sich immer da, wo eine Volum- und Pulserh\u00f6hung auftritt, beide scheinen demnach in irgend einer Beziehung mit einander zu stehen, deren Natur in diesem Palle gewiss nicht rein physikalisch ist, denn die Athemschwankungen sind viel zu schwach, dieses zu bewirken. Auch diese Beziehung ist sehr charakteristisch f\u00fcr die Erregung. Die Ausmessung ergab nachstehendes Eesidtat:\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\t\t\na\u2014b\t5\t10.10\t1\t\nb\u2014e c\u2014d\t6 7\t\u25a0>\t10,50 10,14.\t| 30,74 1 3\t= 10,25\ncl\u2014e\t6\t10,00\t\t\nf\u2014f\t6\t9,83\t| 39,61\t= 9,90\nf~~9\t5\t9,80\t4\t\ng\u2014h\t7\t9,98)\t\t\nh\u2014i\t6\t9,901\t\t\ni\u2014k\t6\t9,70 1\t| 39,70\tQ Q9\nk\u2014l\t6\t10,08 I\t4\t\nl\u2014m\t0\t10,02 J\t\t","page":772},{"file":"p0773.txt","language":"de","ocr_de":"773\nVolumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Affecten.\nPhase Anzahl L\u00e4nge\nm\u2014n n\u2014o o\u2014p\np-q q\u2014r r\u2014s s\u2014t t\u2014u u\u2014v\nV\u2014w w\u2014x x-y\n6\n6\n6\n6\n4\n6\n9\n8\n3\n6\n\u00f6\n5\n10.50\n10,33\n= 10,03\n10,20 10,17 10,00 9,97 9,77. 10,061 10,33 9,83 10,00 10,80\n70,94\n7\n10,13\n51,02\n5\n= 10,20\nAuch liier ergibt sich also Puls Verk\u00fcrzung, die zun\u00e4chst hervorsticht gegen die Normalphase der Curve; es scheint eine Beziehung zwischen dem besonders hohen Ourvenniveau und der Pulsbeschleunigung zu bestehen, wenn beide auch nur ann\u00e4hernd zusammenfallen ; denn von k\u2014q ist die Volumcurve am tiefsten und eine Pulsverl\u00e4ngerung entspricht dieser Strecke, von e\u2014k steht sie am h\u00f6chsten mit gleichzeitig verk\u00fcrztem Pulse. Die Zahlen der Ausmessung lassen diese Phasen deutlich von einander scheiden.\nG. 3. VH. 02. 3\u20144 Uhr. Affect : Zorn ; starke Erregung. Fig. 18.\nDer Vorstellungsbestandtheil dieses Affectes war ein Streit, den die Versuchsperson mit einem Bekannten gehabt hatte; er war sehr heftig gewesen und hatte einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Die Reproduction dieses gesammten Bewusstseinszustandes fiel daher w\u00e4hrend des Versuchs sehr gut aus und war leicht herbeizuf\u00fchren. Unlust und vor allem Erregung ergaben sich der subjectiven Beobachtung als die haupts\u00e4chlichsten Bestandtheile des Gef\u00fchlsverlaufs. Die Athmung der Normalcurve ist gleichm\u00e4\u00dfig tief ohne besondere Merkmale, auch die Volumcurve zeigt nichts Auff\u00e4lliges, au\u00dfer leichten Undulationen, dabei ist der Blutdruck hoch. Mit Beginn des Affectes aber ver\u00e4ndert sich das Bild v\u00f6llig. Der Puls sinkt pl\u00f6tzlich stark, seine H\u00f6he nimmt um \u00fcber das Doppelte ab, dann geht er wieder etwas in die H\u00f6he, um bald darauf wiederum zu sinken, und so l\u00e4sst sich dieses eigenthiimliche Oscilliren \u00fcber den ganzen Affectverlauf hin verfolgen, ich m\u00f6chte es hiermit, weil es sich in jedem hierher geh\u00f6rigen Symptomenbilde vorfindet, als ein Hauptcharacteristicum dieser Affectform ansprechen. Das Gesammtniveau der Reizphase steht wesentlich niedriger, sowohl im Vergleich zur vorhergehenden Normalcurve wie auch zum nachfolgenden Theile der Curve. Die Athmung wird tiefer und frequenter, auch unregelm\u00e4\u00dfiger; vor allem ist es der H\u00f6hengegensatz der Reizphase zur nachfolgenden, der in die Augen springt. Ausmessungsresultate:\n50*","page":773},{"file":"p0774.txt","language":"de","ocr_de":"774\nWerner Gent.\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\na\u2014b\t5\t10,60\nh\u2014c\t4\t10,46\nc\u2014d\t4\t10,75\nd\u2014e\t4\t10,75\ne\u2014f\t3\t9,80\nf a\t7\t10,30\ng\u2014h\t8\t10,05\nh\u2014i\t6\t10,00\ni\u20141;\t6\t9,53\n1: 7\t5\t10,40\nl\u2014m\t9\t9,67\nm\u2014n\t6\t9,83-\nn\u2014o\t8\t9,88\no\u2014p\t7\t9,67\nP\u2014'I\t7\t9,30\nq\u2014r\t6\t9,67\nr\u2014s\t6\t9,73\ns\u2014t\t12\t9,38\nt\tH\t11\t10,08\nu\u2014r\t5\t11,00\nV\u2014w\t6\t11,15\nW\u2014X\t8\t10,90\nx\u2014y\t7\t10,71\ny-y.\t7\t11,26\na\u2014et,\t4\t10.50\nOt,\u2014bi\t6\t10,60\nh~ei\t6\t11,17\nci-di\t5\t11.20\ndi\u2014f.\ti\t10.46\nh\u2014f\t6\t11.01\nh\u20149i\t5\t10,40\n42,55\n4\n= 10,64\n137,11\n14\n9,79\n140,44\n13\n10,80\nDas Resultat ist wieder Verk\u00fcrzung der Pulse. Die der Reiz-phase folgende Curvenstrecke hol) sich der Versuchsperson als ein Stadium der Beruhigung ab mit leiser Beimischung eines schwachen Lustmomentes. Man sieht die Curve langsam ansteigen unter gleichzeitigem Anwachsen der Pulsh\u00f6he und einer Abflachung und Verlangsamung der Athmung; letztere Thatsache k\u00f6nnte'vielleicht als ein physiologischer Antagonismus zu dem vorhergehenden Verhalten der Athmung aufgefasst werden. Schlie\u00dflich findet sich noch im katakroten Schenkel der Radialispulse der Reizphase ein auff\u00e4lliges Hervortreten\nsowohl der R\u00fccksto\u00dfelevation wie auch der 1. Elasticit\u00e4tselevation.\nG. 28. VI. 02. 2\u20143 Uhr. Affect: Zorn; starke Erregung.\nDie Versuchsperson denkt an ein Erlebniss, das ihr au\u00dferordentlich peinlich war, ihr sehr unangenehme Stunden bereitete und sie in gro\u00dfe Aufregung ver-","page":774},{"file":"p0775.txt","language":"de","ocr_de":"Volumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Affecten.\n775\nsetzte; da dasselbe sich erst vor ganz kurzer Zeit zugetragen hatte, so war die Erinnerung daran sehr lebhaft, der ganze Gef\u00fchlsverlauf von ziemlicher Intensit\u00e4t. Aus der Selbstbeobachtung heraus vermochte der Reagent vor allem Unlust und Erregung als die elementarsten Gebilde abzuscheiden, von denen letztere das Uebergewicht hatten. Die Normalcurve l\u00e4sst deutliche Respirationsschwankungen erkennen, die Pulse sind hoch und ausgepr\u00e4gt, die Athmung nicht allzu tief. Zu Beginn des Affectes, dessen \"Wirkung nicht sofort zu bemerken ist, sinkt das Volumen sogleich, die Pulse nehmen um das Doppelte an H\u00f6he ab; dann beginnen sich Undulationen in gro\u00dfer Deutlichkeit emporzuarbeiten, gegen welche die Respirationsoscillationen stark zur\u00fccktreten, ja von m\u2014q ganz zu verschwinden scheinen; das Gesammtniveau der Volumcurve bleibt andauernd tief stehen: die Athmung verh\u00e4lt sich \u00e4u\u00dferst unregelm\u00e4\u00dfig, zu Anfang des Versuches ist sie hoch, dann wird sie einmal ganz flach (von m\u2014o) und beh\u00e4lt dieses Aussehen bis zum Schluss des Affectes. Im letzten Drittel des Affectverlaufes \u00fcberwog das Unlustmoment; das objective Symptom daf\u00fcr ist die Thatsache, dass das Niveau des Armvolumens noch tiefer als vorher herabsinkt und die Pulse noch niedriger werden, dabei verschwinden die Respirationsoscillationen ganz, um den vasomotorischen Wellen Platz zu machen. Am katakroten Schenkel macht sich in diesem Stadium die erste Elasticit\u00e4tselevation neben der R\u00fccksto\u00dfelevation geltend.\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\t\na\u2014b\t8\t9,72\t30.18\nb\u2014c\t10\t10,20\tg\nc\u2014d\t7\t10,26\t\nd\u2014e\t\u00f6\t9,40\t\ne\u2014f\t8\t9,75\t36,93\nf-9\t8\t8,77\t4\ng-h\t7\t9,01\t\nh\u2014i\t7\t10,00\t\ni\u2014k\t7\t10.27\t\n\u00cfC\u20141\t12\t10,10\t\nl\u2014m\t13\t10,15\t\nm\u2014n\t7\t10,57\t99.72\nn\u2014o\t7\t10,28\t'To'\no-p\t8\t10,25\t\np\u2014q\t7\t9,43\t\nq\u2014r\t5\t9,60\t\nr\u20145\t7\t9,07,\t\ns\u2014t\t7\t9,86\t\nt\u2014u\t8\t10,00\t\nU\u2014V\t8\t9,50\t68,51\nV\u2014w\t11\t10,00\t7\nIC\u2014X\t11\t9,50\t\nx\u2014y\t9\t9,90\t\ny\u2014%\t14\t9,75\t\n%\u2014aj\t10\t10,201\t20,84\nai\u2014h\t10\t10,641\t2\n= 10,06\n: 9,23\n= 9.97\n= 9,79\n= 10.42","page":775},{"file":"p0776.txt","language":"de","ocr_de":"776\nWerner Gent.\nAbermals ist das Resultat eine Verk\u00fcrzung. Da eine Anzahl \u00e4hnlicher Versuche das gleiche Resultat ergab, so darf vorl\u00e4ufig gesagt werden: Der ausgesprochen excitirende Affect ruft folgendes Symptomenbild hervor:\nDie Athmung wird sehr unregelm\u00e4\u00dfig, deutlich vertieft gegen die A ormal curve und beschleunigt, aber auch bisweilen flach und oberfl\u00e4chlich; das Armvolumen steht weder andauernd zu tief noch zu hoch; vielmehr machten sich Oscillationen bemerkbar und verdr\u00e4ngen meistens die Respirationsoscillationen. Die Pulse der Radialis sind ausnahmslos verk\u00fcrzt, d. h. die Durchschnittsl\u00e4nge derselben; in den einzelnen Phasen findet sehr oft ein L\u00e4ngenwechsel in der Weise statt, dass den absteigenden Schenkeln der vasomotorischen Wellen eine Verl\u00e4ngerung, den auf steigenden eine Verk\u00fcrzung zukommt. In Begleitung eines Tiefstandes der Volumcurve findet sich oft eine besonders deutliche Auspr\u00e4gung der ersten Elasticit\u00e4tselevation auf dem katakroten Schenkel.\nJ. D ie Volumcurve unter dem Einfl\u00fcsse lustvoller Affecte.\nAu\u00dfer dem soeben beschriebenen complexeren Gef\u00fchlsverlauf ist es ein zweiter, der sich besonders leicht erzeugen und \u00fcber einen l\u00e4ngeren Zeitraum hin ausspinnen l\u00e4sst, derjenige, in welchem vor allem das elementare Lustgef\u00fchl vorherrscht. Mit ihm verbindet sich immer das excitirende Moment, selten noch andere Formen elementarer Gef\u00fchle. Es ist eine bekannte Thatsache, dass normale gesunde Menschen ohne sichtliche Anstrengung sich gl\u00fccklicher, heiterer Augenblicke ihres Lebens erinnern und gern daran zur\u00fcckdenken; die Reproduction verl\u00e4uft spielend, und somit f\u00e4llt jener sonst fast \u00fcberall unvermeidliche Einfluss des Spannungsgef\u00fchles fast v\u00f6llig weg. So scheint es mir denn, als lie\u00dfen sich die Lustaffecte am eindeutigsten symptomatisch charakterisiren. Die Beschreibung einiger typischer Beispiele derselben wird uns vielleicht ein vorl\u00e4ufiges ungef\u00e4hres Bild der Volumcurve dieser Affectform zu liefern im st\u00e4nde sein.\nG. 26. VI. 02. 2\u20143 Uhr. Aftect: Lustaffeet; ein Complex intellectuelle:-Lustgef\u00fchle.\nDie Versuchsperson dachte sehr lebhaft an eine gr\u00f6\u00dfere Arbeit, deren Ausbau flott von statten ging; sie f\u00fchlte deutlich noch einmal die tiefe und stille Freude","page":776},{"file":"p0777.txt","language":"de","ocr_de":"Volumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Affecten.\t777\nnach, welche ihr die Vollendung einzelner Theile derselben gew\u00e4hrt hatte. So fehlte denn ziemlich vollst\u00e4ndig jener ei'regende Factor des Bewusstseins, der sich sonst ausnahmslos in jedem Affecte vorfindet; es ist dieses Beispiel das reinste unter einer gro\u00dfen Anzahl von Versuchen. Die Athmung ist wenig unregelm\u00e4\u00dfig, erscheint in der Normalcurve mitteltief und langsam; die Volumourve der letzteren zeigt ausgepr\u00e4gte Hering\u2019sche Wellen und hohen Blutdruck. Demgegen\u00fcber zeigt die Reizphase folgende Charakteristik. Die Athmung in ihrer Gesammtheit erscheint etwas abgeflacht und beschleunigt mit wenigen Unregelm\u00e4\u00dfigkeiten; das Niveau der Volumcurve hat sich um ein klein wenig gesenkt, die Pulse aber behalten ihre alte H\u00f6he bei bis kurz vor das Ende des Gef\u00fchlsprocesses hin, wo sich eine pl\u00f6tzliche Senkung und kleine Pulserniedrigung einstellt. Besonders auffallend sind auch hier wieder die deutlich ausgepr\u00e4gten Hering\u2019schen Wellen, sie sind l\u00e4nger als die der Normalcurve; das charakteristische an ihnen ist bekanntlich der Umstand, dass w\u00e4hrend der Senkung die Pulsh\u00f6he kaum abnimmt, im Gegensatz zu den durch Spannung und Unlust erzeugten Volumschwankungen. Was nun als Hauptcliaracteristicum dieser Pulsbilder angesehen werden muss, ist die Thatsache, dass das Volum sich kaum senkt, die Pulse nicht niedriger werden: entweder findet eine unbedeutende Gesammtsenkung statt, oder das Volum bleibt auf gleicher H\u00f6he; noch ein dritter Fall kann eintreten, n\u00e4mlich ein Ansteigen des Armvolums. F\u00fcr alle 3 F\u00e4lle finden sich leicht Beispiele. Hier finden sich zwei jener M\u00f6glichkeiten verwirklicht, zun\u00e4chst bleibt das Niveau das gleiche! dann aber (bei m) senkt es sich etwas herab und bleibt dann constant gesenkt; eine Ver\u00e4nderung der Pulsh\u00f6he ist damit nicht verbunden. (Unter der \u00bbSenkung\u00ab verstehe ich hier jenes Herabgehen des Armpulses, das mit gleichzeitiger Erniedrigung der Pulsh\u00f6he verbunden ist, wie es charakteristisch bei Spannungsund Unlustgef\u00fchlen sich findet.) Die Ausmessung ergab folgendes Resultat :\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\na\u2014b\t6\t9,50)\nb\u2014e\t5\t10,20 1\nc\u2014d\t5\t10,40\nd\u2014e\t5\t10,50 )\ne-f\t6\t9,93.\nf-g\t8\t9,68\n,,-h\t8\t9,85\nh\u2014i\t7\t9,97\ni\u2014k\t8\t9,85\nk\u2014l\t9\t9,94\nl\u2014m\t5\t9,70-'\nm\u2014n\t6\t9,83'\nn\u2014o\t7\t10,14\no\u2014p\t6\t10,33\nP 1\t10\t10,48\nq-r\t7\t10,30\nr\u2014s\t7\t10,40\ns\u2014t\t10\t10,10\nt\u2014u\t6\t9,70\nu\u2014v\t11\t10,55\n= 10,15\n= 9,84\n= 10,20","page":777},{"file":"p0778.txt","language":"de","ocr_de":"778\nWerner Gent.\nPhase\nAnzahl\n9\n11\n11\nL\u00e4nge\nw\u2014x\nx-^y\nV\u2014w\nZuerst ergibt sich eine merkbare Pulsverk\u00fcrzung, wie auch bei der vorigen \u00c4ffectform, dann aber eine ebenso deutliche Verl\u00e4ngerung, welche gegen das Ende des Affectes hin immer mehr hervortritt. Eine constante Ver\u00e4nderung dieser Pulseigenschaft also durch Affecte l\u00e4sst sich, ebenso wie bei dem elementaren Lustgef\u00fchl, nicht aufzeigen, wenigstens nicht an diesem Beispiele. Der Verk\u00fcrzung wird dasjenige Stadium des Affectes entsprechen, in dem das erregende Moment relativ stark in Action sich befindet, also in der ersten H\u00e4lfte des gesammten Gef\u00fchlsverlaufes, w\u00e4hrend die letzte mehr dem Ideal eines reinen Lustaffectes sich n\u00e4hert.\nTr. 23. VI. 02. 4\u20145 Uhr. Affect: Lustaffect; ein Complex intellectueller und sinnlicher Gef\u00fchle.\nDie Versuchsperson erinnerte sich eines lustigen Erlebnisses, das ihr k\u00fcrzlich begegnet war, es gelang ihr leicht und sicher; der Affect wurde als mittelstark angegeben, dauerte aber nicht lange. Die Normalcurve zeigt keine Besonderheiten, nur ihr Tiefstand f\u00e4llt auf und der Puls, der sich stark der dikroten Form n\u00e4hert. Langsam entwickelt sich nun der Affect, die Athmung wird etwas flacher und frequenter, das Armvolumen, das so wie so schon tief stand, sinkt nicht, sondern hebt sich allm\u00e4hlich empor und schwillt ganz enorm an unter stetiger Zunahme der Pulsh\u00f6he, die Hering\u2019schen Wellen treten deutlich hervor und vollenden so das Affectbild. Hier findet sich also nur eine Form der Niveau-ver\u00e4nderung der Volumcurve, die Steigung mit Zunahme der Pulsh\u00f6he.\nResultat der Ausmessung:\nPhase\nAnzahl\nL\u00e4nge\na\u2014b\n7\n7\n11\n11\n11\n7\n11\n5\n10\n7 9\n8\nb\u2014c\ne\u2014d\nd\u2014e\ne\u2014f f\u20149 9\u2014h h\u2014i i\u2014k\nl\u2014in\nm\u2014n\nDas Ergebniss ist dasselbe wie das zuletzt angegebene, n\u00e4mlich zuerst leichte Pulsverk\u00fcrzung, dann unbedeutende Pulsverl\u00e4ngerung, die bis gegen das Ende hin zunimmt.","page":778},{"file":"p0779.txt","language":"de","ocr_de":"Volumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Affeeten.\n779\nTr. 14. I. 02. 4\u20145 Uhr. Affect: Lustaffect; Heiterkeit mit Spott und Hohn verbunden. Fig. 19.\nDer Reagent ruft sich ein Erlebniss in das Ged\u00e4clitniss zur\u00fcck, das ihn sehr heiter gestimmt hatte, eine Zusammenkunft mit Freunden. Dabei wurde gespottet und in \u00fcberm\u00fcthiger Weise Scherz getrieben. Das Symptomenbild bietet im Gro\u00dfen und Ganzen dieselben Momente, wie das zuletzt beschriebene, der Affect nimmt hier nur eine l\u00e4ngere Zeit in Anspruch. Die Athmung der Normalcurve hat eine normale Tiefe, das Niveau der Volumcurve steht hoch,. Hering\u2019sche Wellen fehlen, dagegen finden sich Respirationsoscillationen. Sie verschwinden, sobald der Affect einsetzt; er setzt an ihre Stelle die Hering\u2019schen Wellen. Nach und nach steigt nun das Armvolumen stark an und erreicht schlie\u00dflich eine solche H\u00f6he, dass der Spielraum des Hebelschreibers zu klein ist, die Curve noch weiter \u25a0zu schreiben; die h\u00f6chsten Stellen derselben, soweit sie noch gezeichnet sind, lassen Respirationsschwankungen erkennen. Die Athmung wird in diesem Falle weniger flacher als beschleunigter.\nAusmessung:\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\t\n0\u2014 b\t6\t11,00]\t21,88\nb\u2014c\t8\t10,88\t2\ne\u2014d\t7\t10,30\t\n<1 - r\t9\t10,50\t52,28\ne-f\t8\t10,26\t\nf\u20149\t7\t10,30\t\nu-i>\t8\t10,88\t\nIt\t1\t9\t10,00\t\ni\u2014k\t5\t11,32\t\n/,'\u2014l\t7\t10,94\t\nl\tl/l\t0\t9,83\t86,07\ntu\u2014n\t8\t9,88\t8\nn\u2014o '\t6\t11,00\t\no\u2014p\t5\t11,60\t\np\u2014q\t5\t11,50\t\nq\u2014r\t4\t12,00\t\nDiese Messung zeigt nur Pulsverk\u00fcrzung, entgegen den beiden zuletzt besprochenen Beispielen mit ihren Pulsl\u00e4ngen. So scheint sich auch bei dem Affect, ebenso wie bei dem elementaren Lustgef\u00fchl, ein constant sich best\u00e4tigendes Resultat nicht herausstellen zu wollen.\nTr. 3. VII. 02. 4\u20145 Uhr. Affect: Lustaffect.\nNicht ein selbst erlebter, sondern ein nachempfundener Affect war es in diesem Falle, welcher von der Versuchsperson reproducirt wurde. Einige Freunde hatten ihr mit der ganzen Macht sinnlicher Lebhaftigkeit, wie sie S\u00fcdl\u00e4ndern eigen zu sein pflegt, ein lustiges Erlebniss vorgetragen und fanden bei ihr das lebhafteste Nachf\u00fchlen, so stark, dass der Reagent geglaubt hatte, er sei selbst dabei betlieiligt gewesen. Die Wirkung gestaltet sich denn auch dementsprechend eindeutig. Man sieht die Athmung der Normalcurve von mittlerer Tiefe, das Armvolumen ist im Ansteigen begriffen mit wachsenden Pulsh\u00f6hen, es wird schein-","page":779},{"file":"p0780.txt","language":"de","ocr_de":"780\nWerner Q-ent.\nbar von dem eintretenden Affect gar nicht in der gew\u00f6hnlichen Weise, n\u00e4mlich in Gestalt einer kleinen Voliimsenkung beeinflusst; vielmehr steigt es noch mehr an, aber nur auf eine kleine Strecke; denn nun tritt das Ph\u00e4nomen der Heringsehen Wellen auf mit seinen charakteristischen YolumSchwankungen ohne erhebliche Ver\u00e4nderung der Pulsh\u00f6hen. Nur eine, aber eine m\u00e4chtige Welle gibt der Reizphase ihr Gepr\u00e4ge. Die Athmung der letzteren ist weniger der H\u00f6he, als der L\u00e4nge nach ver\u00e4ndert, sie erscheint etwas beschleunigter.\nAusmessung :\t\t\t\t\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\t\t\na\u2014b\t7\t10.04\t\t\nb\u2014c\t9\t9,91 )\t30,50 _\t10,16\nc\u2014d\t9\t10,55\t\t\nd\u2014e\t9\t10,13\t\t\ne\u2014f\t6\t10,33\t\t\nf-g\t9\t10,11\t70 52\t\ng\u2014h\t6\t10,18\t7 \u201c\t10,07\nh\u2014i\t8\t10,22\t\t\ni-k\t9\t9.55\t\t\nk\u2014l\t4\t10,00\t\t\nl\u2014m\t10\t10,00\t\t\nm \u2014 n\t6\t10,18\t51,20\t\nn\u2014o\t6\t10,35\t\t10,24\no\u2014p\t7\t10,30\t\t\np\u2014g\t6\t10,37\t\t\nEine unbedeutende Verk\u00fcrzung springt als Resultat heraus; starke Erregung scheint demnach nicht an dem Aufbau des Affectes betheiligt gewesen zu sein. Diese geringen L\u00e4ngenschwankungen, diese Oscillationen um eine gewisse L\u00e4ngengr\u00f6\u00dfe herum scheinen bei allen Lustzust\u00e4nden typisch zu sein.\nTr. 26. VI. 02. 3\u20144 Uhr. Affect: Lustaffect mit Richtung auf die Zukunft.\nDen Gegenstand des Affectes bildeten dieses Mal zuk\u00fcnftige Erlebnisse, Ferienfreuden, Gedanken an Augenblicke des Wiedersehens von Verwandten und Freunden ; der Affect war um so lebhafter, als er zu st\u00e4nde kam im Hinblick auf die Strapazen der Reise, welche der Versuchsperson lebhaft gegenw\u00e4rtig waren, weil sie dieselben schon mehrere Male hatte kosten m\u00fcssen. Es war eine ruhige Freude ohne starke Erregung. Die Normalcurve steht hoch mit leichten Respirationsschwankungen, von der Athmung l\u00e4sst sich nichts genaueres aussagen, weil sie nicht deutlich aufgezeichnet wurde. Der Blutdruck ist hoch, die Pulse ausgepr\u00e4gt. Die Reizphase beginnt mit einer Volumsenkung ohne besonders auff\u00e4llige Pulserniedrigung, so dass man etwa an eine erh\u00f6hte Concentration der Aufmerksamkeit mit begleitendem Spannungsgef\u00fchl denken k\u00f6nnte, es ist eben der Beginn der Hering\u2019schen Schwankungen. Die Curve geht dann gleich wieder in die H\u00f6he und h\u00e4lt sich durchweg auf derselben bis gegen das Ende des Affectes. Die Athmung scheint etwas flacher zu werden, von einer Beschleunigung dagegen ist in diesem Falle nichts zu bemerken. Das Resultat der Ausmessung ist folgendes :","page":780},{"file":"p0781.txt","language":"de","ocr_de":"Volumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Affecten.\n781\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\t\na\u2014b\t8\t9,121 18,42\t\nb-c\t6\t9,30\t2\ne\u2014d\t4\t8,80\t\nd\u2014e\t8\t8,50\t\ne\u2014f\t6\t9,00\t\nf\u2014s\t7\t8,90\t61,99\ny\u2014h\t7\t9,01\t7\nh\u2014i\t4\t8,75\t\ni\u2014k\t7\t9,03\t\nk\u2014l\t8\t8,90\t\nl\u2014m\t11\t8,64\t\nm\u2014n\t6\t8,75\t\nn\u2014o\t9\t9,00\t80,14\no\u2014p\t7\t9,14\t9\nP\u2014Q\t9\t9,07\t\nq\u2014r\t7\t9,00\t\nr\u2014s\t8\t8,90\t\ns\u2014t\t7\t8,74\t\nt\u2014u\t4\t9,37\t\nEs ergibt sieh eine schwache Pulsverk\u00fcrzung.\nUnter Ber\u00fccksichtigung einer Anzahl \u00e4hnlicher Beispiele ergibt sich demnach f\u00fcr diese Affectform folgendes vorl\u00e4ufige Gesammt-resultat :\nDie Athmung wird immer etwas frequenter, oft auch flacher und oberfl\u00e4chlicher; ein mehrfacher Wechsel der Athemgr\u00f6\u00dfen konnte nicht beobachtet werden. Das Armvolumen zeigt weder ein constantes Steigen noch Sinken; vielmehr kommt beides zur Beobachtung, nur dass letzteres sich insofern eigent\u00fcmlich verh\u00e4lt, als es nicht die sonst mit jeder Senkung verbundene Verminderung der Pulsh\u00f6he aufweist; ich halte diesen Umstand f\u00fcr ein sehr wichtiges diagnostisches Kennzeichen aller solcher Symptomenbilder. Auch Lustaffecte erzeugen vasomotorische Undulationen. Der Puls ist in den ersten Phasen des Affectverlaufes stets verk\u00fcrzt; aber diese L\u00e4ngen\u00e4nderung ist stets sehr gering. Bald macht sich die Tendenz geltend, zur alten L\u00e4nge zur\u00fcckzukehren; so kann denn direct eine Verl\u00e4ngerung des Pulses eintreten, und ann\u00e4hernd reine Lustzust\u00e4nde werden dieselbe stets auch erzeugen k\u00f6nnen. Der Blutdruck bei Lustaffecten scheint meist sehr hoch zu sein.\nBei Lehmann finde ich 2 Ourven f\u00fcr Lustaffecte, n\u00e4mlich Tab. LXn C und D, LXIV B ; beide zeigen die soeben geschilderten","page":781},{"file":"p0782.txt","language":"de","ocr_de":"782\nWerner Gent.\nCharacteristica, daneben allerdings constant Pulsverk\u00fcrzung. Die Volumerh\u00f6hung ist ganz enorm.\nK. Die Volumcurve unter dem Einfl\u00fcsse excitirender\nund deprimirender Unlustaffecte.\nBei der Besprechung der Ausdruckssymptome excitirender Affecte war davon die Rede, da\u00df mit dem Gef\u00fchl der Erregung sehr h\u00e4ufig auch Unlustgef\u00fchle verbunden seien. Man k\u00f6nnte darum vielleicht glauben, in jenen gemischten Affecten seien auch die Symptome der Unlustaffecte an und f\u00fcr sich schon gegeben. Dem ist aber nicht so. Vielmehr stellte es sich heraus, dass unter dem Einfl\u00fcsse des dominirenden Unlustgef\u00fchles das Symptomenbild ein anderes wird ; wie es sich ausnimmt, werden einige typische Beispiele zu erkennen geben. Ich bemerke, dass es mit subjectiven Schwierigkeiten selbst bei ge\u00fcbten Versuchspersonen verkn\u00fcpft ist, die n\u00e4chsten und \u00fcberhaupt alle noch folgenden Affectformen so zu reproduciren, dass sie gewisse allgemeine Z\u00fcge zu erkennen gestatten; es machen daher die folgenden Ausf\u00fchrungen nicht mehr als einen vorl\u00e4ufigen Anspruch auf allgemeinere G\u00fcltigkeit ; sie bed\u00fcrfen noch einer k\u00fcnftigen monographischen Behandlung durch ge\u00fcbte Arbeiter.\nTr. 26. VI. 02. 3\u20144 Uhr. Affect : Unlustaffeet, erregend. Fig. 20.\nDie Versuchsperson denkt an einen Brief, den sie vor kurzem von einer Daine erhielt; sein Inhalt war ihr sehr peinlich und unangenehm. Sie gab an, dass vor allem das Unlustgef\u00fchl ohne ihr Wissen und Wollen in ihr zum Siege sieh durchgerungen habe ; das erregende Moment sei dagegen zur\u00fcckgetreten. Der Gesammt-zustand wird als ein mittelstarker bezeichnet. Die Athmung der Normalcurve ist gleichm\u00e4\u00dfig und nicht sehr ausgepr\u00e4gt, die Volumcurve zeigt hohe Pulse, keine Oscillationen irgend welcher Art, hohes Volumen. Der einsetzende Affect bedingt eine starke Volumsenkung mit bedeutender Herabsetzung der Pulsh\u00f6he, dieses Ph\u00e4nomen bleibt jedoch nicht andauernd bis zum Schl\u00fcsse des Affectes bestehen, sondern ver\u00e4ndert sich insofern, als zun\u00e4chst noch einmal eine Niveauerh\u00f6hung der Pulsstrecke von l\u2014n sich einstellt, welche allerdings nicht lange anh\u00e4lt; dann bleibt das Volumen ziemlich constant tief stehen, um allm\u00e4hlich noch \u00fcber die H\u00f6he der Normalcurve sich zu erheben. Die Athmung der Reiz-phase erscheint flacher und verlangsamt. Bei der Ausmessung ergab sich folgendes Resultat:\nPhase\nAnzahl\nL\u00e4nge\n8,42\na\u2014b\n5\n6\nb\u2014e e\u2014d d\u2014e\ne~f\no\n5\n2\n8,80\n9,30","page":782},{"file":"p0783.txt","language":"de","ocr_de":"Volumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Affecten.\n783\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\nf~'J\t12\t8,67\ng\u2014h\t5\t8,72\nh\u2014i\t5\t8,40\ni-k\t6\t8,25\n1:\u2014/\t7\t8.86\nl\u2014m\t6\t9,18\nm\u2014n\t5\t8,80.\nn\u2014o\t5\t9.20\no\u2014p\t5\t9,60\np\u2014q\t4\t8,75\nq\u2014r\t5\t9,20\nr\u2014s\t7\t8.44\ns\u2014f\t8\t8,75\nt-u\t7\t9.00\nU\u2014V\t9\t8,90\nT -- W\t10\t9,20\nIV\u2014X\t\u25a0 10\t9,42\nX\u2014y\t5\t9,20\ny\u2014*\t15\t8,70'\n108.36\n12\n9.03,\n17.72\n2\n= 8.86\nEine deutliche Pulsverk\u00fcrzung tritt hervor, aber nur in der ersten Phase des Affectverlaufes bis nach n, dann eine Pulsverl\u00e4ngerung, die Durchschnittsl\u00e4nge der Reizphase w\u00e4re demnach gr\u00f6\u00dfer, als die der Normalcurve. Dieses f\u00fcr Unlustaffecte ganz au\u00dfergew\u00f6hnliche und unerwartete Ph\u00e4nomen wird vielleicht dadurch etwas verst\u00e4ndlicher, dass der Affect als ein asthenischer aufgefasst werden kann. Bei dieser Art von Gem\u00fcthsbewegungen pflegt sich aber eine verst\u00e4rkte Innervation der Hemmungsnerven des Herzens, also der rami cardiaci n. vagi aus den vordersten Wurzelf\u00e4den des innern Accessoriusastes einzustellen, als deren Folge eben dann jene Puls Verl\u00e4ngerung anzusehen w\u00e4re.\nTr. 20. XII. 01. 4 -5 Uhr. Affect : vorwiegend Unlustaffect; Zorn, Depression. Fig. 21.\nDer Reagent kam zu denVersuchen in starker Gem\u00fcthsaffection ; er gab an, dass er sehr deprimirt sei, erbittert, k\u00f6rperlich und psychisch m\u00fcde, sehr nerv\u00f6s. Davon legt denn auch die Normalem-ve ein beredtes Zeugniss ab. Von vornherein zeichnet sie sich durch deutliche Respirationsoscillationen und h\u00f6chst unregelm\u00e4\u00dfige Radialispulse aus; die R\u00fccksto\u00dfelevation wandert f\u00f6rmlich auf dem kata-kroten Schenkel von oben nach unten, der katakrote Schenkel selbst bildet gew\u00f6hnlich einen abnormen Neigungswinkel mit dem anakroten; \u00f6fter findet sich eine f\u00f6rmliche Dikrotie des Pulses. Die Athmung verh\u00e4lt sich dabei merkw\u00fcrdig regelm\u00e4\u00dfig. Den Einfluss des Affectes auf die Volumcurve merkt \u2019man eigentlich zun\u00e4chst nur an der Herabsetzung der Pulsh\u00f6he, welche immer mehr zunimmt, je l\u00e4nger der Zustand anh\u00e4lt; die Volumsenkung ist verschwindend klein; die Pulsform bleibt dieselbe, an der Athmung f\u00e4llt nichts weiter auf, als eine geringe Beschleunigung. Die Respirationsschwankungen bleiben bestehen, ITndulationen fehlen ganz. Die Ausmessung ergab folgende Zahlenwertlie:","page":783},{"file":"p0784.txt","language":"de","ocr_de":"784\nWerner Gent.\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\na\u2014b\t3\t11.00 j\nb\u2014c\t5\t11,20 1\ne\u2014d\t6\t11,33\nd\u2014e\t4\t11,87 )\n\t6\t12,17\nf-9\t6\t11,83\ng\u2014h\t5\t11,62\nh\u2014i\t5\t11,62\n%\u2014h\t6\t11,50\nk\u2014l\t5\t11,24\nl\u2014m\t5\t11,78\nm\u2014 n\t5\t10,80\nn\u2014o\t5\t11,68\no\u2014p\t3\t12,33,\np-q\t5\t13,00\nq\u2014r\t4\t13,50\nr\u2014s\t5\t11,00\ns\u2014t\t3\t11,17\nt\u2014u\t9\t11,46\nU\u2014V\t8\t10,75 '\nv\u2014w\t6\t11,50\ntv\u2014x\t8\t11,50\nx-y\t6\t12,35\ny-x\t6\t13,18.\n45,40\n4\n= 11,35\n116,57\n10\n= 11,66\n119,41\n10\n11,94\nWiederum ist das Resultat eine Pulsverl\u00e4ngerung (Durchschnitt 11,82;, Da aber gleichzeitig der Puls sehr schwach und unregelm\u00e4\u00dfig wird, und die Un-dulationen des Volumpidses g\u00e4nzlich fehleu, so hat der Affect offenbar mehr einen asthenischen Charakter. Auffallend sind dabei zugleich die Pulsverl\u00e4ngerungen trotz ausgepr\u00e4gtem Unlustaffecte.\nTr. 17. XII. 01. 4\u20145 Uhr. Affect: Unlustaffeet.\nDer Reagent ist von einem guten Freunde verletzt und im Wortwechsel beleidigt worden; dar\u00fcber kr\u00e4nkt er sich sehr, es thut ihm der Vorfall recht weh; andrerseits aber hat sich seiner auch eine starke Erbitterung bem\u00e4chtigt. Die Reproduction war lebhaft und stark. Dieser Versuch zeigt dieselben typischen Rigenth\u00fcmlichkeiten wie der zuletzt beschriebene. Die Radialispulse sind bedeutend regelm\u00e4\u00dfiger, als die des letzten Versuches, ohne Neigung zum Dikrotismus: die Volumsenknng dagegen tritt viel deutlicher hervor, h\u00e4lt jedoch nicht bis zum Schluss des Affectes an, vielmehr kehrt das Armvolumen bald auf sein altes Niveau zur\u00fcck unter Bildung von Respirationsoscillationen. Die Athmung erscheint in diesem Falle mehr abgeflacht und verlangsamt, als abgeflacht und beschleunigt.\nAusmessung:\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\na\u2014b\t6\t11,67 j\tn 67\nb\u2014e\t6\t11,67)","page":784},{"file":"p0785.txt","language":"de","ocr_de":"Yolumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Affectcn.\n785\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\ne\u2014d\t8\t11,75\nd\u2014e\t7\t12,16\n*~f\t7\t11,71\nf~9\t7\t11,87\ng-h\t7\t12,17\nh\u2014i\t8\t12,00\ni\u2014k\t8\t11,25\nk~~l\t5\t11,72\nl\u2014m\t9\t11,11\nm\u2014n\t7\t12,14\nn\u2014o\t7\t11,71\no\u2014p\t8\t11,50\nP\u2014Q\t9\t11,67\nq\u2014r\t6\t12,00\nr\u2014$\t7\t12,14 ]\ns\u2014t\t5\t13,10 1\nt\u2014u\t6\t11,67 1\nU\u2014?!\t6\t11,90.1\nAuch hier resultirt\twieder die P u\tIsverl\u00e4n\n82,91 7 :\n= 11,84\n81,85 7\t:\n48,81\n4\n= 11,69\n= 12,20\n----------------,-..\u2014.gerung (Durchschnitt 11,76). Der\nVersuch ist noch insofern bemerkenswert!!, als er sehr sch\u00f6n den Gegensatz zwischen Unlust- und Lustaffeet erkennen l\u00e4sst, weil von der Versuchsperson bald nach Beendigung des Versuchs eine Form des letzteren reproducirt wurde und somit die physiologische wie psychische Gesammtlage sich kaum besonders stark wird ver\u00e4ndert haben. Der Lustaffeet hat alle bereits angegebenen typischen Symptome in der Volumcurve hervorgerufen, also leichte Volumsenkung ohne Herabsetzung der Pulsh\u00f6he, rasches Wiederansteigen des Volumens, hoher Blutdruck. Ausmessung:\nPhase\n11\u2014W\n\u25a0w\u2014X\nx-y y\u2014%, *\u2014a i \u00abi\u2014bi\nh\u2014ci\nei\u2014dt\n<h\u2014ei\nAnzahl\n6\n7\n5\n5\n4\n5 7\n6 5\nL\u00e4nge\n12,431 25,37 12,94 J 2 \u2014 li,bb\n11,70\n12,20\n11,77\n11,60\n10,86\n11,67\n12,00\n106,37\n9\n= 11,82\nfi\u2014fi\t4\t12,47\nfi-gi\t4\t12,10 J\nAls Resultat stellt sich die Pulsverk\u00fcrzung heraus, welche in diesem Falle nicht als eine in leichte Pulsverl\u00e4ngerung \u00fcbergehende betrachtet werden konnte, weil der Versuch abgebrochen werden musste. Die Versuchsperson dachte lebhaft an eine ihr befreundete Pers\u00f6nlichkeit, welche ihr sehr freundlich entgegengekommen war, als sie bei derselben einen Besuch machte. Sie rief sich das Gespr\u00e4ch \u00abnit ihr ins Ged\u00e4chtniss zur\u00fcck und alle die Einzelheiten, welche ihr bei jener Zusammenkunft angenehm aufgefallen waren.","page":785},{"file":"p0786.txt","language":"de","ocr_de":"780\nWerner Gent.\nTr. 3. VIL 02. 4\u20145 Uhr. Affect: Unlustafieet.\nDie Versuchsperson denkt an eine Trauerfeier, welehe sie vor einigen Jahren mitgemacht hat, und deren Einzelheiten sich unausl\u00f6schlich ihrem Ged\u00e4chtniss eingepr\u00e4gt haben. Sie macht die Angabe, es sei die Gef\u00fchlsseite des reproducir-Bewusstseinszustandes noch sehr ausgepr\u00e4gt gewesen, der Affect, welcher als ein vorwiegend unlustvoller bezeichnet wird, sei mittelstark gewesen. Die Symptome sind fast v\u00f6llig identisch mit denen des Versuches vom 26. VI. 02 an derselben Versuchsperson: j\u00e4hes Absinken der Volumcurve, bedeutende Herabsetzung der Pulsh\u00f6he; ein Ansteigen und eine erneute Senkung jener und schlie\u00dfliches Abklingen des Zustandes mit enormem Anwachsen der Volumcurve. Die Atlimung innerhalb der Reizphase erscheint stark abgeflacht und etwas verlangsamt der Atlimung der Normalcurve gegen\u00fcber. Respirationsoscillationen finden sich nicht, dagegen vasomotorische Undulationen. Ausmessung:\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\t\na\u2014b\t8\t9.68\t\nb-e\t8\t9,38\t\nc\u2014d\t8\t9,81\t\nd~c\t8\t9,94\t\ne\u2014f\t9\t10,00\t78.09 \u2014f\u2014 = 9,76\nf-o\t9\t10,05\t8\ng-h\t8\t9,50\t\nh\u2014i\t7\t9,61\t\ni \u20141:\t10\t9,80\t\n1;\u2014/\t10\t9,901\t\n1 - m\t8\t9,75\t\nm\u2014n\t7\t9,93\t49:98 - 9,98\nn\u2014o\t7\t10,36\to\no\u2014p\t9\t9,99\t\np\u2014<i\t8\t9,721\t30,01\nq\u2014V\t9\t10,22\t2\t- 10.00\nr \u2014s\t13\t10,07\t\nS\u2014t\t9\t9,991\t\nt\u2014n\t8\t10,43\t' \u2019 \u2018 - 10,10\nu\u2014v\t8\t9,891\t\nEs zeigt sich auch\tin diesem Palle\tPuls Verl\u00e4ngerung\t\n(Durchschnitt 9,92,.\nAls vorl\u00e4ufiges Gesammtresultat m\u00f6chte ich demnach f\u00fcr die asthenische Form der Unlustaffecte heraussteilen;\nDie Atlimung verh\u00e4lt sich nicht v\u00f6llig gleichm\u00e4\u00dfig in allen F\u00e4llen ; meistens jedoch findet sich eine flachere und verlangsamte Athmung der Normalcurve gegen\u00fcber. Das Armvolumen zeigt in allen F\u00e4llen eine starke Neigung zur Senkung und f\u00e4llt auch gew\u00f6hnlich stark ab unter Herabsetzung der Pulsh\u00f6he ; doch braucht sich diese Niveauverschiebung nicht constant zu erhalten bis zum Schl\u00fcsse des Affectes : die Affectst\u00e4rke oscillirt. Bei intensiven Affecten dieser Art treten","page":786},{"file":"p0787.txt","language":"de","ocr_de":"Volumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Affecten.\n787\nh\u00e4ufig Bespirationsoscillationen auf, vasomotorische Undulationen dagegen sind seltener. Die Pulse dieser Affectform sind ausnahmslos verl\u00e4ngert der Normalcurve gegen\u00fcber, selbst da, wo diese bereits ein der eigentlichen Reizphase \u00e4hnliches Verhalten zeigte. Es ist dies ein der normalen Unlustwirkung direct entgegengesetztes Verhalten, darum aber eben ein um so charakteristischeres Merkzeichen des asthenischen Affectes.\nIn den Tafeln von Lehmann finden sich verschiedene Beispiele f\u00fcr diese Affectform; ich mache nur aufmerksam auf Tab.XXXVIIIC und D, XXXIX A\u2014D. Ueber das Verhalten der Pulsl\u00e4nge kann nat\u00fcrlich nur da ein Entscheid getroffen werden, wo, wie in meinen Ourven, eine Normalcurve angegeben wird; und das geschieht durch Lehmann, wie er selbst sagt, nur ein einziges Mal, n\u00e4mlich Tab. XXXVIII0 und D. Die Messung ergibt eine starke Pulsverl\u00e4ngerung, das Kennzeichen des asthenischen Affectes. Die Curve \u00e4hnelt auch sonst au\u00dferordentlich der meinigen: Tr. 20. XII. 01, 4\u20145 Uhr.\nVon der soeben beschriebenen Affectart unterscheidet sich nun haupts\u00e4chlich durch die Verschiedenartigkeit der Pidsl\u00e4ngen sowie meist durch das Auftreten vasomotorischer Undulationen diejenige, welche ich eben auf Grund dieser Thatsache mit dem Namen athenische Affecte bezeichnen m\u00f6chte. Sie l\u00e4sst sich im Laboratorium nur unter sehr g\u00fcnstigen Bedingungen beobachten und erfordert eine besonders hohe Labilit\u00e4t des Gef\u00fchlslebens. Ihre Production steht an der Grenze dessen, was man von experimentellen Versuchen erwarten kann; weiter darf man nicht gehen, wenn man nicht durch reflexartige Ausdrucksbewegungen der Versuchsperson die Volumcurve verworren machen will.\nTr. 13. XII. 01. 4-5 Uhr. Affect: Zorn.\nDer Reagent reproducirt verschiedene Erlebnisse, welche ihm h\u00f6chst unangenehm waren, und denen er verschiedene Male ausgesetzt war; gerade diese letztere Thatsache ist es, welche ihn so sehr afficirt. Der Affect war sehr stark, die Versuchsperson wurde ganz von ihm absorbirt. Die Normalcurve steht hoch, die Pulse sind mittelhoch, und leichte Respirationsoscillationen durchziehen die Phase. Die Athmung ist mitteltief. Mit Beginn des Affectes ver\u00e4ndert sich, was vor allem in die Augen springt, die Pulsform; w\u00e4hrend n\u00e4mlich innerhalb der Phase der Normalcurve der katakrote Schenkel eigenth\u00fcmlich gehoben und die R\u00fccksto\u00dfelevation merkw\u00fcrdig verstrichen erscheint, bildet sich nach Beginn des Affectes die normale Pulsform aus, die R\u00fccksto\u00dfelevation tritt deutlich hervor; die Pulse werden gleichzeitig niedriger, das Volumen ist gesunken; die bereits Wundt, Philos. Studien. XVIII.\t51","page":787},{"file":"p0788.txt","language":"de","ocr_de":"788\nWerner Gent.\nin der Normalcurve bemerkbaren Respirationsoscillationen bleiben bestehen. Die Atlimung zeigt keine besonders in die Augen springenden Ver\u00e4nderungen au\u00dfer dass eine leichte Verlangsamung und unbedeutende Abflachung derselben abgelesen werden k\u00f6nnte. Ausmessung:\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\t\t\na\u2014b\t4\t11,25)\t33.91\t= 11,30\nb\u2014c\t4\t11,00\to\t=\t\t\no\u2014d\t3\t11,66 J\t\t\nd\u2014c\t6\t9,97)\t\t\ne\u2014f\t4\t10,75\t52,12\t= 10,42\nf~9\t5\t10,40\t5\t\ng\u2014h\t5\t10,00\t\t\nh\u2014i\t5\t11,00\t\t\ni\u2014k\t5\t11,40\t\t\nk\u2014l\t5\t11,50\t\t\nl\u2014m\t4\t11,80\t77,30\t= 11,04\nm\u2014n\t6\t11,17\t7 \"\t\nn\u2014o\t7\t10,43\t\t\no\u2014p\t6\t10,75\t\t\np\u2014q\t6\t10,25\t\t\nq\u2014r\t6\t10,53\t32,94\t= 10,98\nr\u2014s\t6\t11,00\t\u201cja\u201d \u201c\t\ns\u2014t\t6\t11,41\t\t\nt\u2014u\t5\t12,00)\t22,50\t= 11,25\nu\u2014v\t6\t10.50\t2\t\nMan sieht, dass die Pulse der Reizphase von d\u2014l verk\u00fcrzt sind (Durchschnitt: 10, 81), und hierin liegt der bedeutsame Unterschied zwischen sthenischen und asthenischen Affecten. Die physiologische Basis wird zu suchen sein in einer verst\u00e4rkten Innervation des n. ac-celerans. Man k\u00f6nnte noch daran denken, dass vielleicht eine l\u00e4hmungsartige Abnahme der Innervation der hemmenden Vagusfasern, welch letztere sonst dem Innervationseinfluss des Accelerans entgegenarbeitet, so dass so ein gewisses mittleres Verh\u00e4ltniss zwischen beiden Innervationen statthat, jene Beschleunigung\u2019 bewirke, ohne dass die Innervationsintensit\u00e4t des Accelerans irgendwie ver\u00e4ndert worden w\u00e4re; doch scheint diese Annahme deswegen etwas fern zu liegen, weil die Intensit\u00e4t des Affectes als eines k\u00fcnstlich im Laboratorium erzeugten denn doch zu schwach ist, um einen l\u00e4hmungsartigen Zustand zu erzeugen, der sich obendrein nur auf die Herz-nerven erstrecken und nicht auch die willk\u00fcrliche Musculatur afficiren sollte. Ich halte daher jene zuerst erw\u00e4hnte Annahme f\u00fcr die wahrscheinlichere.","page":788},{"file":"p0789.txt","language":"de","ocr_de":"Volumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Aftecten.\n789\nTr. 23. VI. 02. 4\u20145 Uhr. Affect: Unlustaffeet, Zorn. Fig. 22.\nDer Pall ist dem soeben beschriebenen sehr \u00e4hnlich. Die Versuchsperson hatte kurz vor dem Versuche einen Brief erhalten und war dar\u00fcber \u00e4u\u00dferst entr\u00fcstet; immerhin gelang es ihr, die Gedanken zeitweilig davon abzulenken, so dass eine Normalemve aufgenommen werden konnte. Hire Pulse sind hoch, das Volumen steht hoch und zeigt leichte Respirationsoscillationen, die Athmung ist gleichm\u00e4\u00dfig, nur etwas flach. Schon vor Beginn des Affectes nimmt nun das Armvolumen betr\u00e4chtlich ab und beginnt vasomotorische Ondulationen zu bilden; sobald derselbe nun aber einsetzt, sinkt es noch mehr, diese Wellen verschwinden fast vollst\u00e4ndig, und die Pulsh\u00f6hen nehmen bedeutend ab ; im weiteren Verlaufe des Processes bemerkt man dann ein Oscilliren der Intensit\u00e4t desselben; denn das Volumen erhebt sich einmal zu gr\u00f6\u00dferer H\u00f6he, sinkt aber sehr bald wieder. Nach dem Abklingen des Affectes kehrt das Armvolumen rasch auf die alte Niveauh\u00f6he zur\u00fcck, ja \u00fcberschreitet dieselbe etwas. Die Athmung der Reizphase erscheint abgeflacht und verlangsamt. Ausmessung:\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\na\u2014b\t6\t8,17)\nb-c\t6\t7,83\nc\u2014d\t3\t8,00J\nd\u2014e\t7\t7,14\ne\u2014f\t8\t7,63\nf-9\t7\t7,29\ng\u2014h\t7\t7,71\nh\u2014i\t9\t6,89\ni-k\t7\t7,86\nk\u2014l\t13\t7,77\nl\u2014m\t9\t8,00\nin\u2014n\t11\t6,95)\nn\u2014o\t9\t7,34 1\no\u2014p\t7\t7,86 1\np\u2014q\t13\t7,62)\nq\u2014r\t7\t7,71\nr\u2014s\t13\t7,16\ns\u2014t\t12\t7,46\nt\u2014u\t7\t7,00\nu\u2014V.\t9\t8,09\n24,00\n60,29\n: 8.00\n= 7,53\n- = 7,44\n37,42\n= 7,48\nAls Resultat stellt sich die Pulsverk\u00fcrzung heraus (Durchschnitt 7,48).\nEs liegen mir nun noch eine Anzahl von F\u00e4llen vor, welche mit den soeben beschriebenen fast v\u00f6llig identisch sind, so dass eine Beschreibung nur eine m\u00fc\u00dfige Wiederholung des bereits Gesagten sein w\u00fcrde. Ich begn\u00fcge mich deswegen mit der Angabe der Ausmessungsresultate.\n51*","page":789},{"file":"p0790.txt","language":"de","ocr_de":"790\nWerner Gent.\nTrid. 14. XII. 01. 3-4 Uhr. Affect: Zorn.\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\t\na\u2014b\t6\t9,501 19,07\t\nb\u2014c\t7\t9,57)\t2 \u201d\nc\u2014d\t10\t9,40,\t\nd\u2014e\t7\t8,86\t\ne-f\t7\t8,86\t\nf-g\t8\t9,00\t\ng\u2014h\t7\t9,30\t99,97\nh\u2014i\t6\t9,50\t11 \u201c\ni\u2014k\t7\t9,71\t\nk\u2014l\t6\t9,08\t\nl\u2014m\t6\t9,00\t\nm\u2014n\t7\t8,64\t\nn\u2014o\t8\t8,62 \u25a0\t\no\u2014p\t6\t9,83\t\nXII. 01. 3-\t-4 Uhr.\tAffect: zornige ]\t\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\t\no\u2014p\t6\t9,83\t\np\u2014q\t6\t9>41 ) 28,80\t\nq\u2014r\t4\t9,75\t1 3\nr\u2014s\t6\t9,70\tJ\ns\u2014t\t10\t9,50\t1\nt\u2014u\t9\t8,89\t1 37,33\nu\u2014V\t8\t9,38\tj 4\nv\u2014w\t9\t9,56\tJ\nW\u2014X\t7\t10,141 20,39\t\nx\u2014y\t4\t10,251\t2\t\n:il. 01. 3-4\tUhr. Affect: Zorn.\t\t\nPhase\tAnzahl\tL\u00e4nge\t\nw\u2014X\t7\t10,14\t20,39\nx-y\t4\t10,25\t\u20142\n2/\u2014-\t6\t9,67\t\n%\td\\\t7\t9,57\t\nOi\u2014h\t8\t9,12\t57,42\nb\\\u2014Ci\t8\t9,88\t6\nci-di\t8\t9,88\t\ndi\u2014ei\t4\t9,30\t\nei\u2014fi\t7\t9,43\t\nfi\u2014gi\t8\t9,19\t37,58\n9i\u2014h\t7\t9,50\t4\nh\u2014H\t11\t9,46\t\n= 9,09\n: 9,02\n= 9,33\n= 10,19\n= 10,19\n\u25a0 = 9,57\n= 9,39\nVorl\u00e4ufiges Resultat also f\u00fcr die stlienische Form der Unlust-affecte w\u00fcrde sein:","page":790},{"file":"p0791.txt","language":"de","ocr_de":"Volumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Affecten.\n791\nDie Athmung der Reizphase scheint flacher und langsamer zu werden; Ausnahmen davon habe ich nicht beobachten k\u00f6nnen, wie bei den asthenischen Unlustaffecten. Das Armvolumen sinkt stark unter Verminderung der Pulsh\u00f6he, braucht aber den tiefsten Stand nicht bis zum Schl\u00fcsse des Affectes beizubehalten. Vasomotorische Wellen sind selten. Die Pulse sind durchweg verk\u00fcrzt, im Gegensatz zu der asthenischen Form dieses Affectes. Unter einigen Beispielen Lehmanns hebe ich nur eins hervor, das mir das treffendste zu sein scheint, weil der Reizphase eine Normalcurve vorhergeht, es findet sich Tab. LXIV A und LXIIIC. Der psychische Gesammt-zustand wird zusammengefasst unter der Bezeichnung: \u00bbdumpfe Resignation\u00ab. Die Curve l\u00e4sst die Pulsverk\u00fcrzung, Volumsenkung und Pulserniedrigung erkennen, die Athmung wird etwas flacher.\nWie bereits bemerkt worden ist, sollen weitere Untersuchungen angestellt werden, welche vor allem die Symptomatik der Affecte auf dem soeben beschnittenen Wege zu f\u00f6rdern bestimmt sein werden; andrerseits aber bed\u00fcrfen auch die Symptomenbilder der Erregung und Beruhigung noch einer genaueren Pr\u00fcfung und Feststellung mit H\u00fclfe der \u00bbSuggestionsmethode\u00ab.\nZum Schl\u00fcsse m\u00f6chte ich vor allem Herrn Geheimrath Wundt und dann auch allen meinen Versuchspersonen meinen herzlichsten Dank f\u00fcr die Unterst\u00fctzung aussprechen, welche sie mir bei meiner Arbeit zu Theil werden lie\u00dfen. Zu den letzteren geh\u00f6rten vor allem die Herrn Katzenellenbogen, Wisser, Geiger, Wrinch, Tridapalli, Churchill, Pfeifer, Dr. Swoboda, Dr. Witwicki, Dr. Kobylecki, Hanisch, Dr. Linke. Bei der Berechnung der Pulsl\u00e4ngen ging mir Herr Katzenellenbogen in liebensw\u00fcrdigerweise h\u00fclfreich zur Hand ; vor allem hatten er und Herr Conrad die Freundlichkeit, die Resultate einer Revision zu unterwerfen.","page":791},{"file":"p0792.txt","language":"de","ocr_de":"792\nWerner Gent. Volumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Affecten.\nFigurenverzeicliniss1). (Tafel XI\u2014XV.)\nGef\u00fchle.\nFig. 1. 2. XII. 01. Kob. 2\u20143 Uhr. Respirationsoscillationen,\nFig.\t2.\t29.\tX.\t01.\tTr.\t2\u20143 Uhr.\tRespirationsoscillationen.\nFig.\t3.\t29.\tX.\t01.\tTr.\t2\u20143 Uhr.\tRespirationsoscillationen.\nFig.\t4.\t14.\tXI.\t01.\tG.\t4\u20145 Uhr.\tRespirationsoscillationen.\nFig. 5. 28. I. 02. G. 4\u20145 Uhr. Spannung, Ber\u00fchrung am Hals.\nFig. 6. 23. I. 02. Ka. 4\u20145 Uhr. Spannung, Ger\u00e4usch im Vorsaal.\nFig. 7. 30. I. 02. Ka. 4\u20145 Uhr, Spannung, leises Ger\u00e4usch am Kymographion. Fig. 8. 10. XII. 01. Tr. 4\u20145 Uhr. L\u00f6sung (23x17).\nFig. 9. 30. I 02. Ka. 4\u20145 Uhr. Spannung und Th\u00e4tigkeit (399 + 197).\nFig. 10. 10. I. 02. G. 2\u20143 Uhr. Spannung und Th\u00e4tigkeit (32 X 28).\nFig. 11. 2. VIII. 02. Gg. 2\u20143 Uhr. Unlust (XHpoS und Schmerzreiz am Hals. Fig.\t12.\t10.\tII.\t02.\tTr.\t4\u20145 Uhr.\tUnlust (Schwefelsaures Chinin).\nFig. 13. 23. VII. 01. Wi. 7\u20147 Uhr. Lust (Veilchen).\nFig. 14. 1. II. 02. G. 3\u20144 Uhr. Erregung. Suggestion: Armvolumen soll steigen. Fig. 15. 4. II. 02. G. 3\u20144 Uhr. Erregung. Suggestion: Armvolumen soll steigen. Fig. 16. 4. II. 02. Br. 3\u20144 Uhr. Beruhigung. Suggestion: das Armvolumen soll sinken.\nFig. 17. 3. VII. 02. G. 3\u20144 Uhr. Beruhigung. Suggestion : der ganze K\u00f6rper wird schlaff.\nAffecte.\nFig. 18. 3. VII. 02. G. 3\u20144 Uhr. Excitirender Affect. Suggestion: Zorn, starke Erregung.\nFig. 19. 14. I. 02. Tr. 4\u20145 Uhr. Lustaffect. Heiterkeit, mit Spott und Hohn verbunden.\nFig. 20. 26. VI. 02. Tr. 3\u20144 Uhr. Unlustaffect, sthenisch.\nFig. 21. 20. XII. 01. Tr. 3\u20144 Uhr. Unlustaffect, asthenisch.\nFig. 22. 23. VI. 20. Tr. 3\u20144 Uhr. Unlustaffect, sthenisch, Zorn.\nFig. 23.\t30.1. 02. Ka. 4\u20145 Uhr. L\u00f6sung einer Rechenaufgabe, mit Affecterregung\nverbunden. (87 x 96).\ni) Die Figuren sind eine Auswahl typischer Beispiele aus einer gr\u00f6\u00dferen Sammlung; sie wurden ihrer Gr\u00f6\u00dfe nach auf die H\u00e4lfte reducirt. Die n\u00e4heie Beschreibung und die Ausmessung der Curven vgl. oben an den zugeh\u00f6rigen Stellen im Text, wo auf die Figuren verwiesen ist.","page":792}],"identifier":"lit4508","issued":"1903","language":"de","pages":"715-792","startpages":"715","title":"Volumpulscurven bei Gef\u00fchlen und Affecten","type":"Journal Article","volume":"18"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:27:10.641999+00:00"}