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{"created":"2022-01-31T12:36:23.224204+00:00","id":"lit4514","links":{},"metadata":{"alternative":"Philosophische Studien","contributors":[{"name":"M\u00fcller, Robert","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Philosophische Studien 14: 402-470","fulltext":[{"file":"p0402.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Raumwahrnehmung beim monocularen indirecten Sehen.\nVon\nRobert M\u00fcller\naus Gie\u00dfen.\nMit zwei Figuren im Text.\nI. Die Entwicklung der Lehre von der monocularen Tiefenwahrnehmung.\nIm IX. Bande der \u00bbPhilosophischen Studien\u00ab hat Kirschmann eine Theorie ver\u00f6ffentlicht, die bestimmte Eigenschaften der Zerstreuungskreise zur monocularen Kaumwahrnehmung in Beziehung setzt. Diese Theorie hat deshalb besonderes psychologisches Interesse, weil sie eine Weiterbildung der Wundt\u2019sehen Theorie der complexen Localzeichen versucht. Da die Theorie trotz einer gewissen Complicirtheit manche schematische Z\u00fcge in ihrer Ableitung enth\u00e4lt und ohne die St\u00fctze zustimmender Beohachtungsergehnisse mitgetheilt ward, so war eine experimentelle Nachpr\u00fcfung derselben erw\u00fcnscht; diese Untersuchung ist der Hauptzweck der folgenden Arbeit. Da sich aber die Er\u00f6rterungen, die auf das vorliegende Problem Bezug haben, ziemlich weit zur\u00fcck verfolgen lassen und in geschlossener Kette zu unseren heutigen Anschauungen \u00fcberf\u00fchren, so scheint es mir n\u00fctzlich, der Mittheilung der experimentellen Ergebnisse und ihrer theoretischen Yerwerthung eine kurze Uehersicht \u00fcber die Entwicklung der Anschauungen \u00fcber monoculare Tiefenwahrnehmung im allgemeinen voranzustellen.\nDie langdauernde Wirkung, welche die Lehre Descartes\u2019 auf die Entwicklung der Physiologie im siebzehnten und im vorigen Jahrhundert hatte, beruhte im wesentlichen darauf, dass er die","page":402},{"file":"p0403.txt","language":"de","ocr_de":"lieber Raumwahrnehmung beim monocularen indireeten Sehen.\t403\nelementaren psychologischen Probleme in einer Weise auf fasste, dass die Sonderung der sinnesphysiologischen Seite derselben von den mit ihnen verbundenen metaphysischen Fragen m\u00f6glich war. Er entwickelt die Abh\u00e4ngigkeit der Bildsch\u00e4rfe von der Pupillenweite1), aber indem er meint, dass die geradlinigen Wege der Lichtstrahlen wahrgenommen w\u00fcrden, interpretirt er die Tiefenwahrnehmung durch eine speculative Construction, derart, dass die Entfernung eines Punktes binocular dadurch wahrgenommen werde, dass die Gr\u00f6\u00dfe der Basiswinkel als solche unmittelbar empfunden und daraus durch eine geometrische Ueherlegung die Gr\u00f6\u00dfe der Seiten des Dreiecks, dessen Spitze in dem wahrzunehmenden Punkte liegt, erkannt werde. Er behauptet durchg\u00e4ngig die Analogie der Tast- und Gesichtswalir-uehmungen2) und die Mitbeeinflussung unserer Entfemungssch\u00e4tzung durch die Verschiebung des Netzhauthildes bei Bewegungen der Augen oder des Kopfes. Dieser Auffassung schlie\u00dft sich auch Malehranche an, betont aber daneben die (fr\u00fcher angenommene) Form\u00e4nderung des Bulbus durch die Spannung der Augenmuskeln bei der Accommodation, die Bildgr\u00f6\u00dfe und Bildsch\u00e4rfe als secund\u00e4re H\u00fclfsmittel des Tiefensehens3). Sch\u00e4rfer erfasste Berkeley das Wesen der Sinneswahrnehmung, indem er entwickelte, dass die Gesichtslinien gar nicht direct wahrgenommen werden k\u00f6nnten, sondern nur ein H\u00fclfsmittel der Physiker oder Physiologen zur Construction des Netzhautbildes seien. Er unterscheidet die Wahrnehmung naher und entfernter Gegenst\u00e4nde; namentlich die Entfernung der ersteren werde durch die eigenth\u00fcmliche Organempfindung, welche die Accommodation begleite, gemessen. Diese ist wohl auf die Form\u00e4nderungen des brechenden Apparates, namentlich der selbst als muskul\u00e4r gedachten Linse zu beziehen, w\u00e4hrend die eigentlichen Muskelempfindungen (the sensation of straining) wohl auf die Muskeln, welche sich am Augapfel ansetzen, bezogen werden m\u00fcssen. Die Accommodationsempfindung ist als eine Tastempfindung aufzufassen4), woraus aber keineswegs,\n1)\tDescartes, Dioptrice. Cap. V. pos. VI.\n2)\tibid. Cap. VT. pos. IX. Situm (id est regionem in qua singulae objecti partes respecta corporis nostri locatae sunt) quod attinet, ilium non aliter oculorum Ministerio deprehendimus quam manuum. Ferner pos. XIII.\n3)\tMalebranche, Recherche de la v\u00e9rit\u00e9. Liv. I. chap. 9.\n4)\tBerkeley, Theory of vision vindicated. Sect. 66. (Works ed. by A. C., Eraser, vol. I.)\nWundt, Philos. Studien. XIV.\n27","page":403},{"file":"p0404.txt","language":"de","ocr_de":"404\nRobert Mflller.\nwie bei Descartes, auf eine Analogie der r\u00e4umlichen Ordnung unserer Tast- und Gesichtsempfindungen geschlossen, vielmehr eine vollst\u00e4ndige Unabh\u00e4ngigkeit und Incongruenz beider angenommen wird. Sie seien nur durch zuf\u00e4llige (arbitrary) Zeichen mit einander verkn\u00fcpft. F\u00fcr Tastobjecte best\u00fcnden diese Zeichen in Gesichtsempfindungen, als welche Berkeley nur die Farben gelten l\u00e4sst, und in Muskelempfindungen1). Ebenso wie die Beziehungen zwischen r\u00e4umlich geordneten Tastempfindungen und r\u00e4umlich geordneten Gesichtsempfindungen sich nur durch die Erfahrung entwickelt haben, so entstammt auch die Verbindung der Muskelempfindungen mit Entfernungssch\u00e4tzungen vollkommen der Erfahrung2). Die anderen H\u00fclfsmittel der Tiefenwahrnehmung h\u00e4lt er f\u00fcr zuf\u00e4llig und inconstant. Bei Besprechung der Bildsch\u00e4rfe findet sich eine primitive Darstellung der Entstehung der Zerstreuungskreise, der Bulbus ist in den drei Zeichnungen von gleicher Form, dagegen die Pupillenweite verschieden3).\nSowohl die englische wie die franz\u00f6sische Psychologie hielten den empirischen Ursprung der Tiefenwahrnehmung unter Zuh\u00fclfenahme dieser Factoren fest (Condillac)4). Steinbuch5) versuchte das Element des R\u00e4umlichen aus den Sinneswahrnehmungen herauszunehmen und den mit den Sinnesorganen verbundenen Bewegungsapparaten beizulegen. So sei das Ma\u00df des R\u00e4umlichen in Gesichtswahmeh-mungen durch das Ma\u00df der Muskelcontraction bedingt, indem durch deren Abstufung und die damit verbundene Lage\u00e4nderung der Netzhaut erst ein Lichteindruck \u00fcber die Fl\u00e4che derselben wandere. So wird die r\u00e4umliche Sonderung der Netzhautelemente zu einer zeitlichen der Contractionen, die nothwendig sind, um auf verschiedene\n1)\tBerkeley, Essay towards a new theory of vision. Sect. 56. Works ed. by A. C. Fraser, vol. I.\n2)\tibid. Sect. 17: But because the mind has, by constant experience, found the different dispositions of the eyes to be attended each with a different degree of distant in a object \u2014 there has grown a habitual or customary connexion between those two sorts of ideas.\n3)\tibid. Sect. 35.\n4)\tCondillac betont in seiner Statuenpsychologie im Trait\u00e9 des sensations ganz vorwiegend den Einfluss der Muskelempfindungen, gem\u00e4\u00df der damaligen begeisterten Reception der englischen Philosophie in Frankreich.\n5)\tSteinbuch, Beitr\u00e4ge zur Physiologie der Sinne. N\u00fcrnberg 1811 (ziemlich selten. M\u00fcnchener Staatsbibliothek. Zool. 1027).","page":404},{"file":"p0405.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Raumwahrnehmung beim monocularen indirecten Sehen.\t405\nNetzhautstellen denselben Eindruck wirken zu lassen. Diese Lehre stellt zum ersten Male ein continuirliches System von Beziehungen zwischen empfindenden Elementen der Sinnesorgane und dazugeh\u00f6rigen Bewegungen auf, wobei die Ordnung der Sinneseindr\u00fccke durch diese \u00bbMuskelideen\u00ab, wie Steinbuch sagt, erfolgen soll. Gegen diese Lehre, die als empiristische Vorl\u00e4uferin der Localzeichentheorien aufzufassen ist, wendet sich Johannes M\u00fcller. Mit der Anwendung der Resultate der Kant\u2019schen Vernunftkritik auf das Zustandekommen unserer Sinneswahrnehmungen, welche M\u00fcller einf\u00fchrte, erhob sich nothwendig der Widerspruch gegen die fr\u00fcheren Hypothesen, welche die vollkommene psychologische Ableitharkeit der Raum Vorstellungen behauptet hatten. Diese hatten zwar auch schon bei der Analyse des Wahrnehmungsactes bemerkt, dass unsere Vorstellungen nicht den Objecten der Au\u00dfenwelt conform seien, sondern tungeformt w\u00fcrden durch die in unseren Sinnesorganen Hegenden Bedingungen. Aber hei dem Bestreben einer einheitlichen Erkl\u00e4rung wurde dieser Gegensatz zu Gunsten sensuafistischer oder idealistischer Systematisirung verwischt. Seine Geltendmachung kn\u00fcpft an Kant an, der darauf hingewiesen hatte, dass in unserem Bewusstsein Elemente vorhanden seien, welche nicht der Erfahrung entstammten. Indem Kant zun\u00e4chst das Ding, wie es in unserer Wahrnehmung auf tritt, von dem au\u00dfer uns existirenden Objecte unterscheidet und alle positiven Bestimmungen dem ersteren beilegt, den Begriff des Dinges an sich aber zu einem Grenzbegriffe umformt, legt er zum ersten Male jenen Gegensatz klar und entwickelt im wesentlichen von ihm aus das Wesen der Erfahrung. Diese ist die Quelle unserer Erkenntniss, aber nicht die Bedingung derselben, was er damit beweist, dass in unserem Bewusstsein Inhalte auftreten, die wegen ihres unbedingt nothwendigen Charakters nicht jener entstammen k\u00f6nnten, die nur relative Gewissheit verleihe. Solche Inhalte sind mathematische und mechanische S\u00e4tze gewisser Art, f\u00fcr die es Kant charakteristisch findet, dass sie in Form synthetischer Urtheile auftreten. Die logische Seite dieser Lehre ist wohl \u00fcberwunden; aber noch h\u00e4lt man in der Regel an der Ableitung derjenigen Functionen fest, welche auf die Empfindung im Augenbficke ihrer Entstehung einwirkend und mit ihr verschmelzend die Ordnung und den Verlauf derselben bewirken. Als solche Anschauungsformen wies Kant f\u00fcr\n27*","page":405},{"file":"p0406.txt","language":"de","ocr_de":"406\nRobert Muller.\ndie Sinneswahrnehmung den Raum und die Zeit nach, die vollst\u00e4ndig unabh\u00e4ngig von einander seien. In einem Punkte tritt liier der \u00fcberm\u00e4chtige Einfluss der aristotelischen Metaphysik hervor, bei der Entscheidung der Realit\u00e4tsverh\u00e4ltnisse : Kant schreibt dem Raume Realit\u00e4t in unserer Anschauung, Idealit\u00e4t in Beziehung auf die Dinge zu1).\nDie kantische Erkenntnisslehre, die vom Subjecte ausgeht und dessen Bewusstseinsinhalte in den Vordergrund stellt, hot hei ihrer Einwirkung auf die Sinnesphysiologie, der die inductive Pr\u00fcfung der empirischen Seiten der Fragen zukam, dieser einen Ausgangspunkt, von dem aus Purkinje die subjectiven Gfesichtsph\u00e4nomene erforschte und dann weitergehend Johannes M\u00fcller die Lehre von der spe-cifischen Energie der Sinne und von der Urspr\u00fcnglichkeit der Raumanschauung entwickelte. Da er eine andere als eine physiologische Betrachtungsweise psychologischer Ph\u00e4nomene bestritt, musste ihm die Raumanschauung auch psychisch als etwas gegebenes gelten. So kann der Begriff des Raumes nach ihm nicht aus der Erfahrung erworben werden, sondern ist ebenso wie die Zeit eine nothwendige Voraussetzung f\u00fcr alle Empfindungen. Sobald empfunden wird, werde auch in jenen Formen empfunden. \u00bbWas aber den erf\u00fcllten Raum betrifft, so empfinden wir \u00fcberall nichts, als nur uns selbst r\u00e4umlich, wenn lediglich von Empfindung, von Sinn die Rede ist, und soviel unterscheiden wir von einem objectiven, erf\u00fcllten Raum durch das Urtheil, als Raumtheile unserer selbst im Zustande der Affection sind, mit dem begleitenden Bewusstsein der \u00e4u\u00dferen Ursache der Sinneserregung. . . Die Netzhaut sieht in jedem Sehfelde nur sich selbst in ihrer r\u00e4umlichen Ausdehnung im Zustand der Affection; sie befindet sich selbst in der gr\u00f6\u00dften Ruhe und Abgeschlossenheit des Auges r\u00e4umlich dunkel\u00ab2). Die Ausdehnung in der Fl\u00e4che empfindet unsere Netzhaut unmittelbar aus dem Lageverh\u00e4ltniss\n1)\tMan m\u00f6chte wohl sagen, dass jede derartige metaphysische Ueberlegung als ein heterogenes, auszuschaltendes Element der Kant\u2019sehen Erkenntnistheorie zu betrachten ist. Eine L\u00f6sung der erkenntnisstheoretischen von den metaphysischen Ueberlegungen scheint an den Fortschritt der Logik, und zwar die Entwickelung des Algorithmus derselben gebunden zu sein und hierin die Bedeutung des letzteren zu liegen.\n2)\tJohannes M\u00fcller, Zur vergleichenden Physiologie des Gesichtssinnes. Leipzig 1826. S. 54.","page":406},{"file":"p0407.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Banmwahrnehmung beim monocnlaren indirecten Sehen.\n407\nihrer erregten Punkte. Soweit die dritte Dimension nicht aus den Eigenth\u00fcmlichkeiten des binocularen Sehens entspringt, r\u00fchrt sie von secund\u00e4ren Motiven, namentlich den ver\u00e4nderten Netzhautbildern hei Bewegungen her. Da aber zur Erkenntniss dieser Ver\u00e4nderungen die Netzhautbilder mit einander verglichen werden m\u00fcssen, so ist die Tiefenwahrnehmung auf Urtheilsacte zur\u00fcckzuf\u00fchren. Da er den Augenbewegungen nur die Ausdehnung des Sehfeldes zum allgemeinen Sehraume zuschreibt, so wendet er sich gegen Steinbuch, und entwickelt, dass dann die Raumanschauung in unzul\u00e4ssiger Weise die Zeit voraussetzen w\u00fcrde.\nSehr fruchtbar war die Discussion, die sich an M\u00fcller\u2019s Theorie des binocularen Sehens anschloss. So f\u00fchrte Panum die binoculare Tiefenwahmehmung als eine specifische Empfindung der Doppelnetzhaut ein, ebenso wie M\u00fcller bestrebt, psychologisch-rationalistische Raumtheorien zu Gunsten psychophysischer oder damals physiologischer zur\u00fcckzudr\u00e4ngen. Im Kampfe gegen die angeborene Identit\u00e4t symmetrisch gelegener Netzhautpunkte entwickelte sich namentlich durch Donders, gest\u00fctzt auf Wheatstone\u2019s Versuche, ferner durch Br\u00fccke die Kenntniss der correspondirenden Netzhautpunkte und des stereoskopischen Sehens, welche in der mathematischen Deduction des Horopters durch Helmholtz und anderseits durch Hering ihren H\u00f6hepunkt erreichte. W\u00e4hrend Panum die Tiefenwahmehmung als etwas betrachtet, was nur dem binocularen Sehen zuk\u00e4me, gestattet die Lehre Hering\u2019s, nach der die Tiefenlocalisation ebenso wie Helligkeits- und Farbenempfindung (mit den Componenten der letzteren) eine specifische Function der percipirenden Netzhautelemente und in jeder von au\u00dfen stammenden Erregung als Factor enthalten ist, eine Discussion auch des monocularen Tiefensehens. Hering entwickelte seine Theorie zuerst f\u00fcr binoculares Sehen und behauptete die Gleichheit dieser Tiefenwerthe, die man sich fast wie Ooordinaten denken kann, f\u00fcr correspondirende Netzhautpunkte. Eine Betrachtung seiner Theorie l\u00e4sst dieselbe aber als wenig brauchbar erscheinen. W\u00e4hrend n\u00e4mlich Hering durch seine Theorie der Farbenempfindungen mit den Gegenfarben und der Hypothese der chemischen Processe in der Sehsinnsubstanz wesentlich in der Sinnesphysiologie zu der Entwicklung beigetragen hat, die uns mit Recht immer mehr von der Lehre der specifischen Empfindungen und damit von Johannes M\u00fcller","page":407},{"file":"p0408.txt","language":"de","ocr_de":"408\nRobert M\u00fcller.\nund Helmholtz entfernt, h\u00e4lt er mit dieser Tiefentheorie f\u00fcr Ge-sichtswahrnehmungen an einem Nativismus fest, der im wesentlichen einer wenig zutreffenden Auffassung der Aufgaben der Physiologie entsprungen ist. Sie gen\u00fcgen uns ebenso wenig, als wir uns bei der Annahme gesonderter Faserarten, und zwar merkw\u00fcrdigerweise dreier, beruhigen, die specifisch erregt werden sollen, so dass sie die gesonderte Empfindung der physiologischen Grundfarben vermitteln. Aber auch abgesehen davon, vermag seine Lehre keinen Aufschluss davon zu geben, in welcher Weise aus den gesonderten Tiefenwerthen die dritte Dimension als Continuum entsteht. Zudem wendet Schoeler1) ein, sie stehe \u00fcberhaupt im Widerspruch mit den Thatsachen, indem man z. B. bei Schielenden beobachten k\u00f6nne, dass nicht nur Verschmelzung von Doppelbildern ohne Relief, sondern h\u00e4ufig sogar nur H\u00f6henempfindung vorhanden sei. Daraus folgt, dass jene Werthe gar nicht correspondirenden Netzhautpunkten inh\u00e4riren, sondern dass die r\u00e4umliche Ordnung anderen Motiven entspringen muss. Schoeler ist dabei so vorsichtig, sogleich den immerhin m\u00f6glichen Einwand zur\u00fcckzuweisen, es handle sich hier beim Schielenden um einen Defect wie etwa in dem Farbensysteme der Dichromaten, indem er sagt, dass durch die Schieioperationen jene Ordnung hervorgerufen werden, wie anderseits auch verschwinden k\u00f6nne. Ferner verdeckt He rin g\u2019s Theorie eine Anzahl L\u00fccken und vermag nicht den Einfluss gewisser Augenbewegungen aus terti\u00e4ren Stellungen zu erkl\u00e4ren, auf die gest\u00fctzt Donders Hueck\u2019s Theorie der Raddrehungen widerlegte. Diese Einw\u00e4nde, die sich wohl noch vermehren lie\u00dfen, lassen uns Hering\u2019s Theorie ablehnen.\nDie Annahme solch\u2019 eigenartiger Tiefenwerthe r\u00fchrt offenbar daher, dass die Raumanschauung als etwas vollst\u00e4ndig eigenartiges aufgefasst wird, zu dessen Erkl\u00e4rung oder besser Analyse nur etwas durchaus gleichartiges, sie implicite schon enthaltendes, benutzt werden d\u00fcrfe. Mit dieser Anschauung brechen die psychologischen Reihentheorien der Raumwahrnehmung, besonders die vollkommeneren Formen derselben, die Localzeichentheorien. Die Reihentheorie Herb art\u2019s dient eigentlich dazu, in wieder anderer Form seine Lehre von der\n1) Gtraefe\u2019s Arch. f. Ophthalmol. Bd. IX. 1873. S. 52.","page":408},{"file":"p0409.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Raumwahmehmung beim monocularen indirecten Sehen.\n409\nEinheit der Seele zu entwickeln1). Ausgehend von der objectiven Realit\u00e4t der Anschauungsformen scheidet er Wahrnehmung und Empfindung, um letztere f\u00fcr etwas rein subjectives und intensives zu erkl\u00e4ren, w\u00e4hrend die Wahrnehmung dazu dient, die Objecte voneinander und von dem Subjecte zu unterscheiden. Der Raum wird als Wahrnehmung auf gefasst und muss daher aus den Empfindungen construirt werden. Darin stimmt Herbart mit Berkeley \u00fcberein, dass er s\u00e4mmtliche Gesichtsempfindungen f\u00fcr Earbenempfindungen h\u00e4lt. Jede Netzhaut stelle liefert eine gesonderte Empfindung, aber diese verschmelzen alle miteinander in der Einheit der Seele, so dass das ruhende Auge keinen Raum wahrzunehmen vermag2). Beim Sehen dagegen wird diese Verschmelzung aufgehoben, indem durch das Wandern des Mittelpunktes der Sehfl\u00e4che eine Anzahl einander ungleicher Vorstellungen ausgel\u00f6st wird. Diese beeinflussen sich aber gegenseitig in gesetzm\u00e4\u00dfiger Weise, und indem eine theilweise Verschmelzung durch die gemeinsam in ihnen enthaltenen Theilelemente m\u00f6glich ist, entstehen continuirliche Gebilde vom Charakter von Reihen, deren Glieder nach der St\u00e4rke, mit der sie percipirt werden, geordnet werden. Die eine dieser Reihen, welche das Merkmal tr\u00e4gt, dass sie in beliebiger Richtung durchlaufen werden kann, ist der Raum, die andere, eindeutig in ihrer Richtung bestimmte Reihe ist die Zeit. Herbart verf\u00e4llt hier in den Fehler Steinbuch\u2019s, dass er in der Succession der aufeinanderfolgenden, theilweise zu verschmelzenden Vorstellungen die Priorit\u00e4t der Zeitform vor der Raumform behauptet. Er bemerkt aber diesen Fehler und sucht ihm dadurch zu begegnen, dass die Glieder eines derartigen Vorstellungsverlaufes so schnell aufeinander folgten, dass ihre gesonderte Existenz gar nicht ins Bewusstsein trete. Herhart versucht dann, aus den gesetzm\u00e4\u00dfigen Beziehungen der Vorstellungen, die wie Kr\u00e4fte aufeinander wirken sollen, den Charakter dieser Reihen im einzelnen mathematisch zu bestimmen3). Die Theorie fand wegen ihres Zusammenhanges mit Herb art\u2019s Seelenlehre und seiner mathematischen Psychologie nur soweit Anklang, als diese sich verbreiteten.\n1)\tVergl. zum Folgenden W. Wundt, Beitr\u00e4ge zur Theorie der Sinneswahrnehmung. 1862. S. 101.\n2)\tHerbart, Psychologie als Wissenschaft. Werke, ed. Hartenstein. YI. Bd.\nS. 120.\t3) Herbart, a. a. O. S. 123.","page":409},{"file":"p0410.txt","language":"de","ocr_de":"410\nRobert M\u00fcller.\nAn Herbart schlie\u00dft sich Th. Waitz an, der die Bildung der Raumwahrnehmung mit H\u00fclfe des Gesichtssinnes aus den Intensit\u00e4tsverschiedenheiten der Empfindung an verschiedenen Netzhautstellen und der Aenderung der Erregung derselben Netzhautstellen durch Erm\u00fcdung ableitet1). Dies bestreitet Lotze und behauptet, es bed\u00fcrfe zur Bildung der Raumvorstellung secund\u00e4rer H\u00fclfsmittel, die er Localzeichen nennt. Die Localzeichentheorien sind insofern alle empiristisch, als diese Zeichen erst durch die Erfahrung in ein System gebracht, zur Bildung und Beth\u00e4tigung der r\u00e4umlichen Ordnung f\u00fchren; sie stehen dabei in keinem Widerspruch zu Kant, indem das apriorische Gegehensein der Anschauungsformen keineswegs die Frage nach der psychologischen Entwicklung und Beth\u00e4tigung derselben ausschlie\u00dft, aber die Erkenntnisstheorie gibt uns die Kriterien der G\u00fcltigkeit bezw. Wahrscheinlichkeit, und der Grenzen unserer psychologischen Interpretation. Das WortLocalzeichen bedeutet urspr\u00fcnglich in der Mathematik die Merkmale eines Gliedes einer Potenzreihe, welche die Stellung desselben innerhalb der Reihe bestimmen2). DasPrincip derselben wurde schon von Mei\u00dfner in der Physiologie des Sehens benutzt, aber erst von Lotze wurde der Ausdruck \u00fcbernommen und umgestaltet. Danach bedeuten die Localzeichen diejenigen Momente unserer Empfindungen, durch die die Reizung eines Netzhautpunktes von der aller \u00fcbrigen unterschieden werden kann und wird3). Lotze meint nun, das Motiv zur Bildung des Gesichtsraumes sei in den localen Nebenbedingungen der Erregung einer Netzhautstelle gegeben4). Mit derselben sei eine be-\n1)\tWaitz, Lehrbuch der Psychologie. \u00a7 20\u201427; vergl. Wundt, Beitr\u00e4ge z. Theorie d. Sinneswahrnehmungen.\n2)\tKl\u00fcgel, Mathemat. W\u00f6rterbuch. UL S. 480f.\n3)\tVergl. Helmholtz, Physiolog. Optik. 1. Aufl. S. 530.\n4)\tLotze, Medicinische Psychologie oder Physiologie d. Seele. Leipzig 1852. S. 355: \u00bbSowohl dies also, dass die gleichen Empfindungen \u00fcberhaupt aus einander treten und nebln einander existiren, als auch dies, dass sie bestimmte r\u00e4umliche Lagen gegen einander einnehmen, bedarf besonderer Motive. Sie k\u00f6nnen nur darin liegen, dass locale Nebenbestimmungen, die sich an die Affection jeder Netzhautstelle kn\u00fcpfen, das Zusammenfallen der Empfindung in eines verhindern, und dass ferner diese Localzeichen ein so gegliedertes System bilden, dass durch sie die Empfindungen in abgestufte Unterschiede und Verwandtschaften geordnet werden, die, unabh\u00e4ngig von ihrer Qualit\u00e4t, sich in der r\u00e4umlichen Anschauung als gleich abgestufte Entfernungsgr\u00f6\u00dfen der Empfindungsproducte von einander","page":410},{"file":"p0411.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Raumwahrnehmung beim monocularen indirecten Sehen.\n411\nstimmte, unbewusste Reflexbewegungsintention verbunden, die Lotze auch kurz zur Erkl\u00e4rung der Entstehung der Localisation benutzt1). Es tritt also die Intention der Bewegung an die Stelle der durch die Versuche Dove\u2019s, die gegen Br\u00fccke\u2019s Theorie der Augenbewegungen zur Verschmelzung beim binocularen Sehen gerichtet waren, ausgeschlossenen willk\u00fcrlichen Bewegung. Lotze kommt zur Annahme dieser Bewegungsanregungen durch die Beobachtung, dass bei jeder Erregung peripherer Netzhautstellen das Bestreben vorhanden ist, den Eindruck auf die Stelle des deutlichsten Sehens, in die fovea, \u00fcberzuf\u00fchren. Sie erh\u00e4lt etwas bestechendes durch die elegante Ableitung des Aufrechtsehens, die er mittelst seiner Localzeichentheorie gibt2). Indessen vermag die einseitige Hervorhebung der rein motorischen Momente, die, wie er annimmt, in jeder Netzhauterregung mitenthalten seien, ebensowenig wie die Betonung der rein sensiblen Unterschiede der Erregung, wie sie Waitz vertritt, unsere Raum-wahmehmung zu erkl\u00e4ren.\nDann wurden gegen die Localzeichentheorien eine Anzahl Einw\u00e4nde geltend gemacht, die, wenn sie vollkommen g\u00fcltig w\u00e4ren, zu anatomisch fundirten, nativistischen Anschauungen zur\u00fcckf\u00fchren w\u00fcrden. Die Localzeichen haben den Zweck, in der Analyse unserer Empfindungen eine extensive Ordnung durch, eine intensive zu ersetzen, indem jeder r\u00e4umlichen Anordnung gegebener Objecte in der Seele eine qualitative Ordnung unr\u00e4umlicher Eindr\u00fccke entsprechen soll. Da aber die Localzeichen selbst die Merkmale der r\u00e4umlichen Ordnung in sich tragen, leisten sie in dieser Form um nichts mehr, als die Annahme, dass die topographische Sonderung und Ordnung der Nervenfasern sowohl in ihrer peripheren Ausbreitung, wie in ihrer centralen Anordnung das Motiv der r\u00e4umlichen Ordnung der durch sie vermittelten Empfindung enthalten. Zur Anwendung der Localzeichen auf die Gesichtswahrnehmung f\u00fchrte die pr\u00e4tendirte Identit\u00e4t des Gesichts- und des Tastraumes3), f\u00fcr welch\u2019 letzteren\nund als relative Lagen derselben geltend machen. Wir haben schon fr\u00fcher ge\u00e4u\u00dfert, dass wir die Herstellung dieser Localzeichen durch ein System von Bewegungen ausgef\u00fchrt denken<.\n1) a. a. O. S. 358 ff.\t2) a. a. 0. S. 363\u2014369.\n3) Hueck, Ueber den Raumsinn der Netzhaut. M\u00fcller\u2019s Archiv. 1850. S. 82\u201497.","page":411},{"file":"p0412.txt","language":"de","ocr_de":"412\nRobert M\u00fcller.\ndie Localzeichentheorie in der Lehre von den Empfindungskreisen von E. H. Weber vorbereitet wurde1). Wenn wir als Localzeichen Bewegungsintentionen wahrnehmen, so entsteht die Frage nach dem Mechanismus der Verbindung von Erregung und Bewegungsantrieb. Bei diesem Punkte wendet sich Ueberhorst2) gegen Lotze: \u00bbHier denkt Lotze nicht an die Nothwendigkeit, zur Begr\u00fcndung einer festen Association der Farben mit Bewegungsempfindungen locale Unterschiede der ersteren annehmen zu m\u00fcssen, da er die Verkn\u00fcpfung durch den organischen Process f\u00fcr hinl\u00e4nglich begr\u00fcndet ansieht. Darauf ist zu bedenken zu gehen, was wir denn eigentlich in den Farben- und Bewegungsempfindungen besitzen; ich meine, nicht mehr, als auf der einen Seite eine Reihe der ersteren, auf der anderen eine Reihe der zweiten, dass darin aber noch nicht die geringste Andeutung enthalten ist, welche Glieder beider Reihen zusammengeh\u00f6ren.\u00ab Indem dann Ueberhorst die Localzeichen psychologisch abzuleiten sucht, setzt er die Maculae von vornherein als identisch voraus, um dann mittelst der Localzeichen das Einfachsehen mit correspondirenden Netzhautstellen abzuleiten. Die Annahme einer apriorischen Identit\u00e4t der Maculae ist aber unstatthaft, und ihr widerspricht auch das Fehlen eines macularen Sehens bei Schielenden, bei denen weder ein neues Identit\u00e4tsverh\u00e4ltniss, noch gar ein asymmetrisches maculares Sehen sich entwickelt und doch k\u00f6rperliches Sehen stattfinden kann. Ueberhorst\u2019s Voraussetzung w\u00fcrde wohl zu einem Nativismus zur\u00fcckf\u00fchren, der sich etwa in der Annahme eines physiologischen centralen Mechanismus verbirgt. Wenn man also an die Localzeichentheorien die Anforderung stellt, eine keiner anderen Voraussetzungen, namentlich keiner erkenntniss-theoretischen bed\u00fcrfende Ableitung der Raumanschauung zu erm\u00f6glichen, so verm\u00f6gen sie dies nicht zu leisten.\nAber auch innerhalb der Grenzen, in denen sie von Werth und G\u00fcltigkeit sein k\u00f6nnen, lassen sich noch eine Anzahl Einw\u00e4nde gegen die Lotze\u2019sehe Form der Localzeichentheorie auf stellen. So ist es nicht ersichtlich, wie die Menge von Bewegungsintentionen, die\n1)\tErnst Heinrich Weber in Wagner\u2019s Handw\u00f6rterb. f. Physiol. HI, 2. S. 530.\n2)\tUeberhorst, Entstehung der Gresichtswahrnehmung. 1876. S. 164.","page":412},{"file":"p0413.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Raumwahraehmung beim monocularen indirecten Sehen.\n413\nvon allen Netzhautstellen gleichzeitig ausgel\u00f6st werden, ohne weitere H\u00fclfsmittel, die etwa in der Art der retinalen Erregung liegen m\u00f6gen, unterschieden werden sollen, und in welcher Weise umgewandelt sie ins Bewusstsein treten, um in Reihen geordnet die Art der Empfindungslocalisation zu bewirken, welche die Grundlage der Entwicklung der Raumanschauung ist. So wird auch von Schoeler bestritten, dass die Localzeichen auf der Netzhaut hinsichtlich ihrer Ausbildungssch\u00e4rfe eine stetige Function der Coordinaten der Netzhautpunkte seien1).\nIn einer umfangreichen, sch\u00f6nen Arbeit \u00fcber das binoculare indirecte Sehen sucht sodann W. Scho en2) auf ausgedehnte Versuche gest\u00fctzt, die Localzeichen durch Unterschiedsmerkmale zu ersetzen, wobei er die fl\u00e4chenhafte r\u00e4umliche Anordnung der Netzhauteindr\u00fccke als solcher von Anfang an als vorhanden annimmt, w\u00e4hrend er gerade die Tiefenwahrnehmung aus der Erfahrung mit H\u00fclfe jener Unterschiedsmerkmale entspringen l\u00e4sst. Dieselben lassen sich etwa in folgender Weise zusammenfassen3): In jedem einzelnen Auge ist die Erregbarkeit eines auf der nasalen Retina gelegenen Punktes h\u00f6her, als die eines gleichweit von der Macula auf der temporalen Retinah\u00e4lfte gelegenen4). Auch die von corre-spondirenden Punkten beider Augen hei gleichen ohjectiven Reizen gelieferten Eindr\u00fccke sind nicht gleichwerthig. Derjenige, welcher auf der inneren Retina des gleichseitigen Auges Hegt, wird intensiver empfunden4). Ein fixes, nicht zu verkennendes Localzeichen, \u00e4hnlich dem, wodurch zwei auf derselben Netzhaut nebeneinander gelegene Eindr\u00fccke sich unterscheiden, unterscheidet die Eindr\u00fccke identischer Stellen nicht von einander5). Die Discussion dieser S\u00e4tze w\u00fcrde uns ganz aufs Gebiet binocularen Sehens \u00fcberf\u00fchren, immerhin verdienen die obigen Gesichtspunkte Erw\u00e4hnung.\nIn der einseitigen Betonung der rein motorischen Elemente f\u00fcr die Entstehung unserer Raumvorstellung schlie\u00dft sich an Lotze die englische Associationspsychologie an, wie sie im wesentlichen durch Thomas Brown, James Mill, John Stuart Mill und Herbert Spencer vertreten wird; f\u00fcr uns kommt haupts\u00e4chlich Bain\n1) Arch. f. Ophthalmol. XIX, 1. 1873. S. 12.\t2) ibid. XII, 4. XXIV, 1.\nXXIV, 4.\t3) ibid. XXH, 4. S. 39.\t4) ibid. XXIV, 1. S. 34.\n5) ibid. XXIV, 4. S. 64.","page":413},{"file":"p0414.txt","language":"de","ocr_de":"414\nRobert Muller.\nin Betracht1), der wie Steinhuch die Muskelempfindungen allgemein zur psychologischen Ableitung der Raumvorstellung benutzt. Er unterscheidet dieselben in Druck- und Bewegungsempfindungen, von denen die ersteren nur die Zeitvorstellungen ergeben, w\u00e4hrend die Bewegungsempfindungen, die an und f\u00fcr sich auch nur Zeitvorstellungen liefern, durch die Association mit anderen Vorstellungen das wesentliche und prim\u00e4re Element der Raumvorstellung sind. Diese anderen associa-tiven Factoren, die sich in verschiedener Weise damit combiniren k\u00f6nnen, sind die Tastvorstellungen, die so die H\u00fclfsmittel bilden, Raum und Zeit zu unterscheiden. Indem die complexen Werthe aus Bewegungs- und Tastempfindungen eine Reihe bilden und diese immer wiederholt durchlaufen werden kann, entsteht die Oonstanz der Raumanschauung. Nachdem so die elementaren Formen derselben abgeleitet sind, untersucht Bain die Verbindung von Muskelempfindungen mit Gesichtsempfindungen2). Hier werden die Bewegungsempfindungen ebenfalls nach Geschwindigkeit, Dauer und Richtung der Bewegung unterschieden, und diese k\u00f6nnen sich in verschiedener Weise mit den rein optischen Erregungen verbinden. Die Raumvorstellung wird im wesentlichen nicht aus den Gesichtswahmehmungen abgeleitet, das ruhende ausgedehnte Object bedeutet nur eine Reihe von Bewegungsempfindungen, die mit einer Reihe coordinirter Gesichtseindr\u00fccke verbunden werden. So entstehen Linien- und Fl\u00e4chenvorstellungen durch Bewegungsreihen wie beim Tastsinn. Die dritte Dimension dagegen ist den beiden ersten nicht gleichartig, indem die zu ihrer Bildung benutzten Accommodationsempfindungen, Ciliarmuskelempfindungen, die mit dem Netzhauteindruck sich verbinden und als Quelle der Tiefenwahrnehmung angesehen werden, anderer Natur sind als die Empfindungen der \u00e4u\u00dferen Augenmuskeln.\nDiese Theorie ist insofern zu weitgehend und f\u00fchrt uns zu den Localzeichentheorien zur\u00fcck, als das ruhende Auge zum mindesten eine vollkommen fl\u00e4chenhafte Raumperception besitzt und es wahrscheinlich ist, dass die Netzhauterregungen als solche auch beim monocularen Sehen Factoren in sich tragen, die zur Bildung einer allerdings ungenauen Localisation nach der Tiefe benutzt werden k\u00f6nnen3). Vor einer Uebersch\u00e4tzung der Muskelempfindungen hat auch schon Lotze\n1)\tAlexander Bain, The senses and the intellect. 2. Aufl. S. 370\u2014378.\n2)\tibid. S. 242\u2014254.\n3)\tVergl. C. Stumpf, Ueber den Ursprung der Raumvorstellung, S. 64","page":414},{"file":"p0415.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Raumwahrnehmung beim monocularen indirecten Sehen.\t415\ngewarnt* 1). \u00bbMan ist geneigt, auch den wirklichen Bewegungen des Auges und den Muskelgef\u00fchlen, die sie uns veranlassen, eine gro\u00dfe Bedeutung f\u00fcr die Entwicklung der Raumanschauung zuzuschreiben. Ohne dies im allgemeinen zu leugnen, m\u00fcssen wir uns doch der Uehersch\u00e4tzung dieses heihelfenden Elementes widersetzen, von dem man manches erwartet hat, was es zu leisten unf\u00e4hig ist. Man begegnet zuweilen der Meinung, dass das ruhende Auge nur einen einzigen Punkt sehe, und dass erst die Bewegung der Augenachse dazu f\u00fchre, die Empfindung, die man durch sie erlangt, neben jener ersten r\u00e4umlich zu gruppiren. In jedem Augenblicke \u00fcbersieht jedoch das bereits gebildete Auge ein ausgedehntes Sehfeld.\u00ab\nDagegen wurde eine neue Form der Localzeichentheorie durch Wundt entwickelt. Dieser bespricht zun\u00e4chst den innigen Zusammenhang zwischen den rein optischen Empfindungen und der r\u00e4umlichen Ordnung derselben, die anscheinend so enge mit jenen verkn\u00fcpft ist, dass kein weiteres Geschehen dazwischen zu liegen scheint, und doch ist damit nicht gesagt, dass diese Ordnung ein untrennbares Attribut der retinalen Erregungen sei. Es ist vielmehr zu untersuchen, oh psychische Vorg\u00e4nge, die erst in der individuellen Entwicklung sich jedesmal vollziehen m\u00fcssen, die Verkn\u00fcpfung der Raumform mit den Gesichtsempfindungen bewirken. Nur in letzterem Falle sind wir berechtigt, von einer Raumwahrnehmung zu reden, w\u00e4hrend hei einer rein physiologischen Complexion extensiver und intensiver Beziehungen in unseren Gesichtseindr\u00fccken wir nur von einer Raumempfindung reden d\u00fcrften2).\nLetzteres wurde implicite von den Physiologen behauptet, die annahmen, dass die r\u00e4umliche Ordnung der empfindenden Elemente den Ursprung der Raumvorstellung in sich enthalte. So geht Wundt von der Kritik der Anwendung der Theorie der Empfindungskreise Ernst Heinrich Weber\u2019s auf den Raumsinn der Netzhaut aus, um zu zeigen, dass die Ausf\u00fcllung des blinden Flecks, und die M\u00f6glichkeit der Uehung, wie sie Volkmann bewiesen hatte,\n\u00bbDer erregte optische Inhalt ist immer nothwendig bei jeder Gesichtswahrnehmung vorhanden, w\u00e4hrend Bewegungen und Bewegungsgef\u00fchle, wenigstens so lange das Gesichtsfeld dasselbe bleibt, nicht immer und nicht nothwendig vorhanden sind.\u00ab\n1)\tLotze, Medicin. Psychologie. 1852. S. 381.\n2)\tW. Wundt, Beitr\u00e4ge zur Theorie d. Sinneswahrnehm. 1862. S. 145\u2014170.","page":415},{"file":"p0416.txt","language":"de","ocr_de":"416\nRobert M\u00f6ller.\nmit der Weber\u2019sehen Theorie, dass Empfindungen dann r\u00e4umlich gesondert werden, wenn unerregte Empfindungskreise zwischen den erregten gelegen sind, nicht vereinbar sei. Wir werden uns nicht dadurch der r\u00e4umlichen Sonderung von Eindr\u00fccken bewusst, dass wir die dazwischenliegenden empfindenden Stellen als unerregt empfinden, wenn auch dieser Eall in der Erfahrung verwirklicht sein kann. Vielmehr wirkt dabei ein psychischer Factor mit, und es wird die r\u00e4umliche Ordnung des Sehfeldes erst durch psychische Processe nach Art associativer Synthesen aus den Empfindungen entwickelt, wozu der Anlass in den besonderen Qualit\u00e4ten der Empfindung liegt. Als solche behauptet Wundt die Qualit\u00e4ten der Gesichtsempfindung und die Qualit\u00e4ten der mit den Augenbewegungen verbundenen Bewegungsempfindungen (Muskel- und Tastempfindungen). Die Qualit\u00e4tsverschiedenheiten der Gesichtsempfindungen lassen sich nach zwei Richtungen gliedern, nach einer objectiven, abh\u00e4ngig von der physikalischen Beschaffenheit des Reizes (Wellenl\u00e4nge und Amplitude spectraler Farben, bei Pigmenten Absorptions- und Reflexionsverh\u00e4ltnisse), und nach einer subjectiven, die abh\u00e4ngig ist von den Abweichungen des dioptrischen Apparates (chromatische Aberration, Zerstreuungskreise) und der erregten Netzhautstelle. Fortgesetzte Untersuchungen von Purkinje bis Carl Hess haben gezeigt, dass die Farben auf peripheren Netzhautstellen in S\u00e4ttigung und Farbenton anders wie bei macularem Sehen wahrgenommen werden, und zwar behauptet Hering das Zusammenfallen der Grenzen der von ihm als Gegenfarben bezeichneten Farbenpaare. Ohne dieses Ergebnis, das von Seite Arth. K\u00f6nig\u2019s bestritten wird, weiter zu behandeln, ist sicher, dass diese Aenderungen \u00fcber die Netzhaut zwar nicht in concentrischen Kreisen, sondern in den verschiedenen Radien in verschiedener, aber in durchaus gesetzm\u00e4\u00dfigerWeise stattfinden, und dass uns eben diese Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit in den Stand setzt, mit einer gewissen Ann\u00e4herung den macularen Charakter einer peripher wahrgenommenen Farbe zu erkennen. Die fr\u00fcheren Einw\u00e4nde, dass es sich hier um Erm\u00fcdungserscheinungen oder Urtlieilst\u00e4uschungen handle, sind im wesentlichen durch Hering\u2019s Versuche widerlegt. Indem wir aber diese Aenderungen als stetige auffassen m\u00fcssen, ist nach Wundt anzunehmen, dass jedes Netzhautelement gem\u00e4\u00df seiner Lage einen nuancirenden Einfluss auf die Farbenwahmehmung aus-","page":416},{"file":"p0417.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Raumwahrnehmung' beim monoeularen indirecten Sehen.\t417\niiben wird, wenn uns auch die Abstufung unserer Empfindung keineswegs eine Kontrolle derselben gestattet, was einem allgemeinen psychischen Verhalten entspricht, wonach continuirliclie Empfindungs\u00e4nderungen nur dann wahrgenommen werden, wenn sie einen bestimmten Werth im Verh\u00e4ltnis zur urspr\u00fcnglichen Heizung erreichen. Dies t\u00e4uscht uns beim Uehergang auf periphere Netzhautzonen auch eine stetige Empfindungs\u00e4nderung vor, w\u00e4hrend dieselbe von einem percipirenden Elemente zum anderen discontinuirlich stattfindet. So besteht der Einfluss der Uebung darin, dass wir jene Aenderungen feiner wahmehmen lernen, w\u00e4hrend die Perceptionsverh\u00e4ltnisse f\u00fcr die einzelnen Elemente dieselben bleiben. Welches dabei die anatomischen Verh\u00e4ltnisse der peripheren Endorgane sind, bleibt f\u00fcr die Wahrnehmungsvorg\u00e4nge gleichg\u00fcltig und wird erst wesentlich f\u00fcr die Theorie der Sinnesempfindungen.\nDiese Feinheit der Empfindungsabstufung behauptet nun Wundt auch f\u00fcr die Muskelempfindungen, und beweist es mittelst der Gruppe von optischen T\u00e4uschungen, die auf verschiedene Innervationsgr\u00f6\u00dfe zur\u00fcckzuf\u00fchren sind1). Ferner haben wir in den Lageverh\u00e4ltnissen der Doppelbilder bei Augenmuskell\u00e4hmungen ein auch klinisch viel benutztes H\u00fclfsmittel zur Messung der Innervationsgr\u00f6\u00dfen, wie es uns sonst nirgends wieder in der Muskelphysiologie zur Verf\u00fcgung steht2 3), woraus Wundt schlie\u00dft, dass die Muskelempfindung ein directes Ma\u00df f\u00fcr die Gr\u00f6\u00dfe der von den Sehachsen zur\u00fcckgelegten Wege ist. Allerdings beweisen die oben erw\u00e4hnten T\u00e4uschungen, dass die Muskelempfindungen unmittelbar vergleichbar nur bei Bewegungen in bestimmten Orientirungen sind, wobei, wie es scheinen m\u00f6chte, vor allein die Bewegungen aus der Prim\u00e4rlage in Betracht kommen. Dabei ist aber die Annahme unwahrscheinlich, es handle sich um qualitative Verschiedenheiten der Muskelempfindungen, vielmehr l\u00e4sst schon die Betheiligung derselben Muskeln an den verschiedensten Augenbewegungen nur eine intensive Abstufung der Bewegungsempfindungen vermuthen, wie dies Wundt formulirt:i):\n1)\tW. Wundt, Physiol. Psychol. 4. Aufl. Bd. II. S. 131\u2014142.\n2)\tVergl. die von Wundt herbeigezogene Arbeit A. v. Graefe\u2019s, Ueber Abducensl\u00e4hmungen. Arch. f. Ophthalm. I, 1; ferner das von Landolt gegebene Schema der Augenl\u00e4hmungen.\n3)\tBeitr\u00e4ge zur Theorie der Sinneswahrnehmung. S. 162.","page":417},{"file":"p0418.txt","language":"de","ocr_de":"418\nRobert Millier.\n\u00bbdas Bewegungsgef\u00fcl\u00fc der Augen zeigt graduelle Verschiedenheiten, erstens in allen Bewegungsrichtungen in Bezug auf den Umfang der Bewegung und zweitens in jeder einzelnen Bewegungsrichtung im Vergleich zu einer anderen; beide Verschiedenheiten sind jedoch derselben Art, sodass wir Entfernungen nach allen Richtungen hin messen und mit einander vergleichen k\u00f6nnen, dass aber Vergleichungen eine strengere Geltung immer nur f\u00fcr eine und dieselbe Richtung haben. \u00ab\nSo entsteht der Gesichtsraum aus den Reihenbildungen com-plexer Gebilde, in welche die Netzhautcrregungen und die Muskelempfindungen als Elemente eingehen. Dabei haben diese Glieder gem\u00e4\u00df der besprochenen Abstufung dieser beiden f\u00fcr jeden Netzhautpunkt verschiedenen Werth. Wenn dieses auch zur Vollziehung der Localisation f\u00fcr das entwickelte Bewusstsein gen\u00fcgt, so kommt hei der individuellen Entwicklung bei der Bildung des Gesichtsraumes noch der Einfluss der dominirenden Punkte und Linien im Sehfelde in Betracht, indem diese wie durch einen Reflexmechanismus die Stelle des deutlichsten Sehens zur Einstellung auf sich zwingen. Das Kind percipirt zuerst nur die hellsten Stellen des Gesichtsfeldes, w\u00e4hrend es die feineren Helligkeitsabstufungen und die Farbenunter-schiede lange Zeit, l\u00e4nger als die primitive Entwicklung der Raumanschauungdauert, unbeachtet l\u00e4sst. Die Sehachsen wandern gem\u00e4\u00df der Intensit\u00e4tsabstufung der Erregung \u00fcber die verschiedenen distinc-ten Punkte des Sehfeldes. Besonders sind stereoskopische Versuche geeignet, den Einfluss der dominirenden Linien zu zeigen in der Schwerl\u00f6sbarkeit der Verschmelzung verticaler Linien oder concen-trischer Kreise. Bei der Wanderung der Sehachsen \u00fcber die dominirenden Punkte werden Muskelempfindungen ausgel\u00f6st, die einzeln percipirt werden; aus der Vielheit solcher Perceptionen bilden sich psychologisch die continuirlich ahgestuften Reihen der Muskelempfindungen, die in complexer Verschmelzung mit den Retinalerregungen zur Bildung der Raumvorstellung durch den Gesichtssinn f\u00fchren. Dass keine dauernde Fixation stattfindet, sondern eine gewisse Freiheit in der Bewegung der Sehachsen vorhanden ist, erkl\u00e4rt Wundt aus der Erm\u00fcdung, ein Motiv, das auch Waitz zu demselben Zwecke benutzt hatte1).\n1) Th. Waitz, Lehrb. d. Psychol, als Naturwissenschaft. Braunschweig 1849.","page":418},{"file":"p0419.txt","language":"de","ocr_de":"lieber Raumwahrnehmung beim monocularen indireeten Sehen.\n419\nWenn wir die Bewegungsempfindungen genauer analysiren, so ergibt sich, dass in ihnen Tastempfindungen neben den Muskelempfindungen enthalten sind, die bei der Bewegung des Auges von dem Druck auf die Weichtheile der Orbita herr\u00fchren und die auch bei dem Auftreten von Muskelempfindungen als Bewegungsintentionen bei Netzhauteindr\u00fccken im indireeten Sehen mit reproducirt werden. Wundt demonstrirt den Einfluss der geringeren St\u00e4rke der repro-ducirten Empfindung gegen\u00fcber der thats\u00e4chlich stattfindenden Bewegung an der Neigung, die Dimensionen des Gesichtsfeldes zu untersch\u00e4tzen und dem Flachersehen von Beliefs bei ruhendem Auge: die verschiedenen Tasteindr\u00fccke bei verschiedenen Augenstellungen sind direct als Localzeichen aufzufassen, und vielleicht durch sie kommt im ruhenden Doppelauge die Beziehung der Bildunterschiede in beiden Augen auf die Tiefeneigenschaften der Objecte zustande, \u00bbwobei wir uns, wie \u00fcberall bei solchen Verschmelzungen, nicht der subjectiven Unterschiede selbst, sondern nur der objectiven Eigenschaften, deren Wirkungen sie sind, bewusst werden\u00ab* 1). Der psychische Act beim Zustandekommen der complexen Localzeichen ist als Verschmelzung zu bezeichnen, indem das Kesultat seinem Wesen nach von einer einfachen Summe der Oomponenten verschieden ist, eine Ueberlegung, die an John Stuart Mill\u2019s Theorie der Baumanschauungen erinnert, der sonst der Annahme der Muskelempfindungen und Farbenempfindungen als Elementen der Baumanschauung beistimmt, aber in der Annahme der Verschmelzung zu etwas in den Theilelementen nicht Enthaltenem sich von der einfach summirenden Associationspsychologie entfernt.\nDas qualitativ abgestufte Feld der m\u00f6glichen Betinaerregungen wird ausgemessen durch die quantitativ abgestuften Bewegungsempfindungen, woraus das kugelf\u00f6rmige, fl\u00e4chenhafte monoculare Sehfeld entsteht. Beim binocularen Sehen k\u00f6nnen sich wiederum in vieldeutiger\nS. 198: \u00bbNach dem bekannten Gesetze der abnehmenden Empfindlichkeit des Sehnerven f\u00fcr eine und dieselbe Farbe bei l\u00e4nger dauernder Betrachtung wird aber nach einiger Zeit der bisherige schw\u00e4chere Reiz, der die seitlichen Stellen der Netzhaut traf, den Sehnerven st\u00e4rker ansprechen. Deshalb muss eine Bewegung des Auges entstehen, durch die nun diesem anderen Reize der Mittelpunkt des Auges zugewendet wird\u00ab.\n1) W. Wundt, Physiol. Psychol. 4. Aufl. Bd. II. S. 217.\nWundt, Philos. Studien. XIV.\n28","page":419},{"file":"p0420.txt","language":"de","ocr_de":"420\nRobert M\u00fcller.\nWeise die Localzeichen verschiedener Netzhautstellen mit einander verbinden, welche Verbindungen im allgemeinen durch den Verlauf der Fixationslinien im binocularen Sehfelde bestimmt werden. Dabei werden die Eichtungen der Blicklinien wiederum durch die retinalen Localzeichen und die Bewegungsempfindungen beherrscht, indem jene die Linien bevorzugen, f\u00fcr welche die Auffassungen des ruhenden und bewegten Auges dieselben sind: es sind dies die Richtlinien, \u2022die als gr\u00f6\u00dfte Kreise, in kleineren Abschnitten des Sehfeldes aber als gerade Linien durchlaufen werden, wodurch die Gerade das Ma\u00df- und Constructionselement des Sehraumes ist.\nDie Wundt\u2019sehe Eaumtheorie ist genetisch, er selbst bezeichnet sie zum Unterschied von anderen genetischen Theorien als associative Verschmelzungstheorie'). Die Localzeichen verschmelzen, in ein Continuum von drei gleichartigen Dimensionen geordnet, zur Raumanschauung. Die Dimensionalit\u00e4t jenes Continuums ist direct identisch mit der Mannigfaltigkeit der Localzeichen (daher Zweidimen-sionalit\u00e4t des monocularen Sehfeldes). Aber ein Zugest\u00e4ndnis muss auch diese Theorie dem Nativismus machen: dass jene Processe erst auf Grund bestimmter anatomisch pr\u00e4formirter Verh\u00e4ltnisse m\u00f6glich sind, als welche die stetige Vertheilung der Localzeichen in den Sinnesorganen, und der regulirende centrale Apparat angenommen werden, die sich mit dem Complicirterwerden der Functionen in der morphologischen Entwicklungsreihe difEerenzirten.\nDiese Form einer Localzeichentheorie scheint mehr zu leisten als die einfachere, von Lotze herr\u00fchrende Form derselben, und sie bietet mehr als die resignirenden Helmholtz\u2019sehen Anschauungen \u00fcber die Localzeichen1 2).\n1)\tW. Wundt, Physiol. Psychol. 4. Aufl. IL Bd. S. 233.\n2)\tHelmholtz, Physiol. Optik. 2. Aufl. S. 950: \u00bbIch habe die Ableitung dieser Gesetze auf gar keine bestimmte Annahme \u00fcber die Art der Localzeichen begr\u00fcndet. Sie w\u00fcrde passen, auch wenn diese Zeichen ganz willk\u00fcrlich \u00fcber die Netzhaut ausgew\u00fcrfelt w\u00e4ren, ohne dass irgendwelche Aehnlichkeit der Localzeichen benachbarter Punkte vorausgesetzt w\u00fcrde. Es w\u00fcrde dadurch allerdings die Schwierigkeit der Ein\u00fcbung bedeutend erh\u00f6ht werden. . . Indessen, wie auch dieses System der Localzeichen, von welcher Art sie selbst sein m\u00f6gen, so kann ihre besondere Einrichtung die Orientirung wohl erleichtern; aber auch hier fordern die Consequenzen der empiristischen Theorie, mit denen die Erscheinungen durchaus \u00fcbereinstimmen, dass jede solche Einrichtung nur erleichternd f\u00fcr die Ein\u00fcbung des Augenma\u00dfes, nicht entscheidend f\u00fcr seine definitiven Resultate ist\u00ab.","page":420},{"file":"p0421.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Raumwahrnehmung beim monocularen indirecten Sehen.\n421\nEine Vervollkommnung der Localzeichentheorie f\u00fcrs monoculare Sehen versucht nun A. Kirschmann1). Er geht davon aus, dass Gegenst\u00e4nde, f\u00fcr die das Auge nicht accommodirt ist, in Zerstreuungskreisen gesehen werden. Zun\u00e4chst ist anzunehmen, dass die Lage, Gr\u00f6\u00dfe und Form derselben abh\u00e4ngt von den physikalischen Verh\u00e4ltnissen des dioptrischen Apparates, von der Kr\u00fcmmung der Retina und, was f\u00fcr Kirschmann besonders in Betracht kommt, von der Lage der Objecte zu einander. Die Zerstreuungskreise decken sich centrisch mit dem fixirten Punkte nur, wenn diese zusammen auf dem (durch die beiden Knotenpunkte gehenden) Hauptrichtungsstrahle liegen; andernfalls hegen sie auf einem seitlichen Netzhautmeridianabschnitte, in demselben Horizontalkreise, und zwar dem Aequator der Netzhaut, wie der fixirte Punkt, wenn sie in der H\u00f6he desselben liegen, wenn h\u00f6her, unterhalb, wenn tiefer, oberhalb desselben im umgekehrten Bilde.\nAls Ausgangspunkt der ausf\u00fchrlicheren Darstellung diene Wundt\u2019s Er\u00f6rterung der Deckungsverh\u00e4ltnisse, wenn zwei Gegenst\u00e4nde sich \u00fcbereinander abbilden2). Wenn man das Auge f\u00fcr den femerliegen-den Punkt accommodirt, so wird der n\u00e4herliegende, vorausgesetzt, dass er nicht in den Accommodationsbereich f\u00e4llt, sich als Zerstreuungskreis abbilden, der sich mit dem scharf gesehenen Punkte in irgend welcher Weise deckt, wenn beide auf derselben Blicklinie hegen. Die Form und die Gr\u00f6\u00dfe dieses Zerstreuungskreises wird durch die Weite der Pupille bestimmt, und zwar entspricht im directen Sehen der Mitte der Zerstreuungskreise der Pupillenmittelpunkt. Von dem Bildpunkte auf der Stelle des deuthchsten Sehens, der zugleich Mittelpunkt der Zerstreuungskreise ist, kann man eine gerade Linie durch den Pupillenmittelpunkt und jene beiden Objecte ziehen, die man als Visirhnie bezeichnet. Alle Punkte, die auf ihr hegen, bilden sich auf einem Netzhautpunkt ab. Die Visirhnie zur Fovea bezeichnet man als Hauptvisirlinie, sie hegt sehr nahe der Gesichtslinie, die durch den mittleren Knotenpunkt des Auges geht. F\u00fcr die Gesichts-linie kommt dabei noch die nicht ganz vollkommene Centrirung des\n1)\tA. Kirschmann, Die Parallaxe des indirecten Sehens und die spalt-f\u00f6rmige Pupille der Katzen. Philos. Studien. IX. Bd. S. 446\u2014495.\n2)\tW. Wundt, Physiol. Psychol. 4. Aufl. II. Bd. S. 106.\n28*","page":421},{"file":"p0422.txt","language":"de","ocr_de":"422\nRobert Miller.\ndioptrischen Apparates in Betracht'), was f\u00fcr die Visirlinien wegf\u00e4llt. Alle Visirlinien schneiden sich im Mittelpunkt der Pupille. Die Bedeutung der Visirlinien beruht darauf, dass sie die Projection der Objecte nach au\u00dfen beherrschen, und dass wir nach dem von ihnen gebildeten Winkel, dem Gesichtswinkel, die Gr\u00f6sse der Objecte sch\u00e4tzen. Es zeigt sich aber aus gewissen Urtheilst\u00e4uschungen, dass zur Gr\u00f6\u00dfensch\u00e4tzung nicht der Visirwinkel allein benutzt wird: so entstehen bei Trochlearisl\u00e4hmungen h\u00f6hendistante Doppelbilder, von denen das untere sehr scharf localisirt und sehr deutlich als n\u00e4her empfunden wird, wof\u00fcr der Grund in der zwangsweisen Verlegung desselben in den Horopter, und der Accommodations\u00e4nderung hei physiologischer Convergenz heim Ahw\u00e4rtssehen beruht1 2). Wir haben also, wie noch eine E\u00fclle anderer Erfahrungen beweist, in der Accommodations\u00e4nderung das andere Mittel der Entfemungssch\u00e4tzung zu sehen. Mit H\u00fclfe derselben halten wir diejenigen Objecte, die bei gleichem Gesichtswinkel ferner erscheinen, f\u00fcr gr\u00f6\u00dfer als die n\u00e4her erscheinenden. Jedoch ist die Accommodation nur ein unvollkommenes H\u00fclfsmittel3), was Kirschmann veranlasst, die Verh\u00e4ltnisse der Zerstreuungskreise beim monocularen indirecten Sehen zur Erweiterung der Wundt\u2019sehen Localzeichentheorie zu benutzen. Die Fl\u00e4che, f\u00fcr die das Auge in einem bestimmten Augenblick accommo-dirt ist, sei eine Kugelfl\u00e4che. Dann werden alle Objectpunkte derselben auch beim indirecten Sehen scharf abgebildet. Dagegen werden die anderen Objectsp\u00fcnkte auf denselben Visirlinien des indirecten Sehens sich in Zerstreuungskreisen abbilden. Da beim indirecten Sehen die homocentrischen Strahlenb\u00fcndel solcher in Zerstreuungskreisen sich abbildender Objectspunkte den dioptrischen Apparat nicht in der Richtung der Achse passiren, werden die Zerstreuungskreise gegen das Bild des scharf wahrgenommenen Punktes verschoben sein, und zwar werden die Zerstreuungskreise der n\u00e4her gelegenen Punkte auf periphereren Meridianabschnitten, die der ferneren Punkte auf centraleren Stellen hegen. Weitere Aussagen sind zun\u00e4chst unzul\u00e4ssig, indem der dioptrische Apparat in seinem Bau Cor-\n1)\tHelmholtz, Physiol. Optik. S. 103. 108.\n2)\tYergl. Moritz Sachs, Arch. f. Ophthalmol. XXXVI. 1. 1890; Zur physiologischen Convergenz beim Abw\u00e4rtssehen: Sch\u00f6ler, Arch. f. Ophthalm. XXI.\n3)\tWundt, Beitr\u00e4ge zur Theorie der Sinneswahmehmung. S. 105ff.","page":422},{"file":"p0423.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Raumwahrnehmung beim monocularen indirecten Sehen.\n423\nrecturen enth\u00e4lt, die ebenso die Gr\u00f6\u00dfe wie die Excentricit\u00e4t der Zerstreuungskreise zu vermindern scheinen1). Nach der Kirschul ann\u2019sehen Construction zeigt sich, dass die Gr\u00f6\u00dfe der Excentricit\u00e4t der Netzhautbilder dieser indirect gesehenen Punkte, die auf derselben Yisirlinie liegen, abh\u00e4ngig ist vom Yerh\u00e4ltniss derselben zum zugeh\u00f6rigen Richtungsstrahle; sie w\u00fcrden gerade in dem Moment auseinandertretend sich ber\u00fchren, wo der Richtungsstrahl durch den Pupillarrand abgeblendet wird; wenn der Richtungsstrahl in dem Strahlenkegel liegt, der, abh\u00e4ngig von der Pupillenweite2), f\u00fcr die Bildconstruction in Betracht kommt, so tritt im allgemeinen excentrische Deckung der Zerstreuungskreise ein, und nur in dem oben entwickelten Falle, dass die Objectspunkte in der Hauptvisirlinie liegen, findet concentrische Deckung statt. Wenn man sich nun den Fall denkt, dass sich alle Punkte gewisser Strecken der Yisirlinien abbilden, so werden die Mittelpunkte der Zerstreuungskreise Linien bilden, die Abschnitte der Netzhautmeridiane sind. Die Linien werden um so gr\u00f6\u00dfer sein, je weiter peripher diese Abbildung stattfindet.\nEs \u00e4ndere sich nun die Accommodation, indem sie f\u00fcr einen ferner gelegenen Punkt eingestellt werde, d. h. es finde durch die Zugwirkung des Ciliarmuskels eine derartige Abflachung der beiden Linsenfl\u00e4chen statt, dass ein Bildpunkt, der erst vor der. Retina entworfen wurde, auf dieselbe f\u00e4llt. Dann geht erstens der vorher deutlich gesehene Punkt, wenn die Accommodations\u00e4nderung eine gen\u00fcgende war, in einen Zerstreuungskreis \u00fcber, die Zerstreuungskreise der n\u00e4her gelegenen Punkte wachsen, die der ferner gelegenen nehmen etwas an Gr\u00f6\u00dfe ab. Gleichzeitig aber verschieben sich die Mittelpunkte der Zerstreuungskreise aller indirect gesehenen Punkte, und zwar entfernen sich dieselben vom Netzhautcentrum, w\u00e4hrend sie bei entgegengesetzter Accommodations\u00e4nderung (Acc. f\u00fcr die N\u00e4he) demselben n\u00e4hern. Mit dieser Ortsverschiebung der Retinabilder muss eine scheinbare Objectverschiebung verbunden sein. Auf diese Weise erkl\u00e4rt Kirschmann folgende Beobachtung von Helmholtz:\n1)\tVergl. Rasmus und Wauer, Mathemat. Theorie der Periskopie des menschl. Auges. Pfl\u00fcger\u2019s Arch. Bd. XX. S. 264.\n2)\tAubert, Physiol. Optik. S. 457\u2014461.","page":423},{"file":"p0424.txt","language":"de","ocr_de":"424\nRobert Mfli\u00efer.\n\u00bbWenn man einen nahen vor dem Auge befindlichen Gegenstand, der deshalb im Zerstreuungshilde erscheint, durch eine feine Oeffnung betrachtet, so erscheint er deutlich und au\u00dferdem vergr\u00f6\u00dfert, ja er erscheint sogar gr\u00f6\u00dfer, als wenn man ihn ohne Oeffnung bei derselben Entfernung im Zerstreuungsbilde betrachtet\u00ab1). Helmholtz selbst erkl\u00e4rt dies daraus, dass imersteren Fall die Zerstreuungskreise weiter von einander entfernt sind.\nAndererseits ist es denkbar, dass das Auge eine Bewegung ausf\u00fchrt, ohne eine Aenderung der Accommodation. Solche Bewegungen finden bekanntlich um den Drehpunkt statt, der etwas hinter dem Augenmittelpunkte gelegen ist. Bei einer derartigen Drehung entsteht nun eine Ortsver\u00e4nderung des Gesammtbildes auf der Netzhaut, daneben aber auch eine Ver\u00e4nderung der relativen Lage der einzelnen Bildtheile zu einander. Da einer jedenNetzhautstelle nach Wundt ein bestimmtes qualitatives Localzeichen zukommt, so finden bei Accom-modations\u00e4nderungen und hei Augenbewegungen Aenderungen im System derselben statt. Zu jenen qualitativen Localzeichen geh\u00f6ren aber nach Wundt intensive, die in der Abstufung der Bewegungsempfindungen gegeben sind. Dieselben werden gemessen durch die Gr\u00f6\u00dfe des Winkels, den eine Augenbewegung durchlaufen muss, um einen peripher abgebildeten Punkt in die fovea \u00fcberzuf\u00fchren, dessen Scheitel also im Drehpunkte des Auges liegt. Es geh\u00f6ren nun indirect gesehenen Punkten, die auf einer Visirlinie Hegen, gleiche quahtative Localzeichen zu. Da aber f\u00fcr sie der Werth jenes Drehungswinkels ein verschiedener ist, so haben sie verschiedene intensive Localzeichen. Die Punkte dagegen, die ein gleiches intensives Localzeichen haben, Hegen auf den durch den Drehpunkt des Auges gehenden Linien, die man als Blicklinien bezeichnet. Man kann nun jeden Punkt im Baume als Schnittpunkt einer Visir- und einer Blick-linie betrachten, wodurch die beiden Localzeichen desselben gegeben sind. Diese verschmelzen mit einander zu einem complexen Localzeichen, das f\u00fcr jeden Baumpunkt einen anderen Werth hat; man kann es als additive Gr\u00f6\u00dfe auffassen und die Differenz der Aenderung des Gesichtswinkels bei der Augenbewegung und den Drehwinkel nach Kirschmann als \u00bbParallaxe des indirecten Sehens\u00ab bezeichnen.\n1) Helmholtz, Physiol. Optik. 2. Aufl. S. 118.","page":424},{"file":"p0425.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Raumwahrnehmung beim monocularen indirecten Sehen.\t425\nDiese Bezeichnung kommt sowohl hei Listing wie auch hei Helmholtz vor. Ersterer entwickelt den Begriff folgenderma\u00dfen1): \u00bbDie Visirlinie, eine gerade Linie vom Drehpunkte des Auges nach dem Objecte gezogen, in welche heim directen Sehen, Visiren, die Achse des Auges w\u00e4hrend unverr\u00fcckter Stellung der Augenh\u00f6hle durch die Muskeln versetzt werden muss, ist also f\u00fcr ein indirect gesehenes Object verschieden von der ersten Bichtungslinie, und der Winkel zwischen beiden ist die Parallaxe zwischen der scheinbaren Lage der Objecte bei directem und indirectem Sehen, bedingt durch die Ex-centricit\u00e4t des vorderen Knotenpunktes in seiner Stellung zu dem mechanischen Centrum des Auges2).\u00ab\nIn anderem Sinne gebraucht Helmholtz die Bezeichnung3): \u00bbIch w\u00fcrde es vorziehen, diesen Namen so anzuwenden, dass als Spitze des ersten Winkels der Kreuzungspunkt der Visirlinien gebraucht wird, weil zwei punktf\u00f6rmige Objecte im indirecten Sehen gl\u00e9iche Lage haben, wenn sie in derselben Visirlinie liegen\u00ab. Nach einer wenig eingehenden Discussion der Parallaxe kommt er zu folgendem Kesultate4): \u00bbWenn man dabei ber\u00fccksichtigt, wie au\u00dferordentlich undeutlich das indirecte Sehen in 8\u00b0 Entfernung vom Blickpunkte ist, so wird dadurch begreiflich, dass wir nur ausnahmsweise, wenn irgend ein sehr heller Punkt hinter dem Rande eines dunklen Schirmes auftaucht, die Ver\u00e4nderungen des Bildes, welche von den Bewegungen des Auges abh\u00e4ngen, bemerken\u00ab; er verwirft also den Einfluss der Parallaxe, was Kirschmann zu bestreiten sucht. Kirschmann setzt seine Zeichen in eine gewisse Analogie zu Wundt\u2019s complexen Localzeichen des binocularen Sehens. Wenn auch wegen der Abh\u00e4ngigkeit von der Pupillenweite und durch eine Beg\u00fcnstigung der Variabilit\u00e4t der Zuordnung durch eine enge Pupille der Werth derselben ein viel engerer wie der der binocularen Localzeichen ist, so komme ihnen doch vergleichend-physiologisch eine\n1)\tListing, Beitrag zur physiolog. Optik. G\u00f6ttinger Studien. 1845. S. 64.\n2)\tibid. S. 65, Amu. Sie bezieht sich blo\u00df auf Objecte im Horopter, sie ist Null f\u00fcr jede Entfernung f\u00fcr in der Achse liegende Objecte, sie ist Null in jeder Elongation f\u00fcr unendlich ferne Objecte. An dieser Stelle theilt auch Listing eine kurze Tabelle der Parallaxe mit.\n3)\tHelmholtz, Physiolog. Optik. 2. Aufl. S. 729.\n4)\tibid. S. 730.","page":425},{"file":"p0426.txt","language":"de","ocr_de":"426\nRobert M\u00fcller.\nbedeutende Wichtigkeit zu, weil sie auch eine Art complexer Localzeichen hei Thieren darstellten, welchen ein gemeinschaftliches Gesichtsfeld \u00fcberhaupt fehlt. So sei die Parallaxe des indirecten Sehens ein H\u00fclfsmittel der monocularen Tiefenwahmehmung, die demnach nicht allein auf die die Accommodations\u00e4nderungen begleitenden Empfindungen angewiesen w\u00e4re. Die Bedeutung der monocularen Tiefenwahrnehmung \u00fcberhaupt sucht Kirschmann dadurch zu beweisen, dass er zeigt, dass die monocularen Sehfelder viel ausgedehnter seien, als das binoculare; er st\u00fctzt sich auf die von Helm-holtz1) gegebene Eigur, die er dahin modificirt, dass er die monocularen Sehfelder beiderseits offen zeichnet2).\nDie gesetzm\u00e4\u00dfige Zuordnung zwischen qualitativen und intensiven Localzeichen, wie sie die Parallaxe des indirecten Sehens enthalte, ist nach Kirschmann eine specifische Function desselben, w\u00e4hrend die Accommodation als H\u00fclfsmittel des monocularen Tiefensehens mehr dem directen Sehen zukomme. Jene ist aber nicht der directen Wahrnehmung zug\u00e4nglich wegen des Gesetzes der (Korrespondenz von Apperception und Fixation, indem, wenn wir die Aufmerksamkeit auf die Erregung einer peripheren Netzhautstelle richten, wir unwillk\u00fcrlich dieselbe an die Stelle des deutlichsten Sehens \u00fcberf\u00fchren; das Wesen dieses Mechanismus hat Wundt in jenem Gesetze entwickelt3). Die in den Gesetzen der Augenbewegungen zum Ausdruck kommende einfachste Innervation der Augenmuskeln, die constante Orientirung im Sehraum und die Bevorzugung der Prim\u00e4rstellung wird von psychologischen Bedingungen beherrscht, die wir als Aufmerksamkeit, und das Actualwerden derselben als Apperception bezeichnen, und von denen wir aus methodischen Gr\u00fcnden annehmen, dass ihnen materielle Processe in den nerv\u00f6sen Centralorganen entsprechen. Nicht die Intensit\u00e4t und Qualit\u00e4t eines Reizes an sich, sondern seine F\u00e4higkeit, die Apperception zu erregen, ist f\u00fcr die Einstellung der Blicklinie auf ihn bestimmend. Diese psychologische Beziehung, den Zusammenhang von Aufmerksamkeit und centralem Sehen vermag erst l\u00e4ngere Uebung zu l\u00f6sen. Da normaler Weise\n1)\tHelmholtz, Physiol. Optik. S. 642.\n2)\tVergl. die Bemerkung Kirschmann\u2019s. Wundt, Philos. Studien. IX. S. 458.\n3)\tW. Wundt, Physiol. Psychol. 4. Aufl. IL S. 121.","page":426},{"file":"p0427.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Raumwahrnehmung beim monooularen indirecten Sehen.\n427\ndie scharfe Gesichtswahrnehmung an die Fixation gebunden ist, so nehmen wir die Lichteindr\u00fccke des indirecten Sehens nicht mit der Genauigkeit wahr, mit welcher sie von dem optischen Apparate des Auges geliefert und vom motorischen Apparate ausgenutzt werden. So zeigten Aubert und F\u00f6rster, dass, je weiter eine Zahl von der Augenachse entfernt ist, sie um so gr\u00f6\u00dfer sein muss, um erkannt zu werden1). Bei der Bestimmung des Verh\u00e4ltnisses ihrer Zu- oder Abnahme zu dem Raum, auf dem sie erkannt wird, findet keine progressive, sondern eine proportionale Abnahme des Raumwinkels im Verh\u00e4ltniss zu der des Zahlenwinkels statt. Erst von der Zone des blinden Flecks an wird die Abnahme des Raumwinkels zu der des Zahlenwinkels progressiv2).\nII. Versuche \u00fcber monoculare Tiefenwahrnehmungen im indirecten\nSehen.\nDie Versuchsanordnung, die sich in allen wesentlichen Punkten an die Vorschl\u00e4ge des Herrn Professor Wundt hielt, wich, wegen der vorzugsweisen Ber\u00fccksichtigung des indirecten Sehens vielfach von der Arrer\u2019s3) ah. Ein Versuch, der diesem voranging, auf experimentellem Wege eine Entscheidung f\u00fcr oder gegen die Theorie Kirschmann\u2019s zu gewinnen, scheiterte daran, dass wegen der zu kleinen Dimensionen des Apparates die Fehler so gro\u00dfe waren, dass sie die Regelm\u00e4\u00dfigkeit der Resultate verdeckten, was der Anlass war, die Ma\u00dfe ziemlich gro\u00df zu w\u00e4hlen. Die Vorrichtung bestand aus drei wesentlichen Theilen: einem Schirme, der die Visirvorrichtung trug, einem gleichm\u00e4\u00dfig grauen, 2 m hohen und 2,5 m langen Schirme als Hintergrund, und aus zwei mit Ma\u00dfstah versehenen straff gespannten Dr\u00e4hten, von denen der eine die Hormaldistanz tr\u00e4gt, w\u00e4hrend der andere die Richtung des indirecten Sehens festlegt. In der beistehenden schematischen Zeichnung der Figur 1 (I Horizontal-, II Verticalprojection) zeigt n den mit der Visirvorrichtung versehenen\n1)\tAubert und F\u00f6rster, Beitr\u00e4ge zur Kenntniss des indirecten Sehens. Untersuch, \u00fcb. d. Baumsinn d. Netzhaut. Arch. f. Ophthalmol. XII. 2. 1857.\n2)\tFick und Dubois, M\u00fcller\u2019s Arch. 1853. S. 396; vergl. Wundt, Physiol. Psychol. 4. Aufl. H. Bd. S. 104, 216; ferner Helmholtz, Physiol. Optik. 2. Aufl. S. 257.\n3)\tArrer, Philos. Studien. XHI. Bd. Heft 1.","page":427},{"file":"p0428.txt","language":"de","ocr_de":"428\nRobert Muller.\nI\nH-c\u00efjv.\nIl","page":428},{"file":"p0429.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Raumwahrnehmung beim monocularen indireeten Sehen.\n429\nSchirm; er ist in einem gen\u00fcgend starken rechteckigen Rahmenwerk angebracht, sodass keine Durchbiegungen stattfinden k\u00f6nnen.\nDer Beobachter lehnte sein Auge an einen vierkantigen, cubischen, schwarzbeklebten Tubus von 4,5 cm Seitenlange; die Durchblick\u00f6ffnung f\u00fcrs Auge hatte 40 mm Durchmesser. Dieser Tubus ist an dem schwarzbeklebten Schirme befestigt. Um das Spiegeln der nicht ganz matten Schirmfl\u00e4che zu vermeiden, wurde der Kopf des Beobachters mit einem schwarzen, am oberen Bande des Schirmes befindlichen Tuche verh\u00e4ngt. Auf der anderen Seite des Schirmes sind in einem Schieberahmen verschieden geformte und verschieden weite Blenden angebracht, die eine (Blende I) von Kreisform hat 38,2 mm Durchmesser, von der anderen (Blende II) wurde eine bandf\u00f6rmige Oeffnung von 62,5 mm L\u00e4nge ausgenutzt, w\u00e4hrend der Durchmesser der beiden kreisf\u00f6rmigen Blendenscheiben 93,5 mm betrug; sie waren in einen cylindrischen blechernen Tubus, der wie die ganze Vorrichtung vollkommen schwarz beklebt war, von 80 mm L\u00e4nge und 95 mm Durchmesser, einf\u00fcgbar. Durch Verschieben der diesen Tubus tragenden Platte ist die Durchblick\u00f6ffnung zu verschlie\u00dfen, damit ward jede St\u00f6rung des Beobachters durch Wegblicken u. dergl. vermieden. Von dem Schirme aus war parallel der durch den Hom-hautscheitel und die Mitte der Durchblicks\u00f6ffnung gelegten Achse ein horizontaler Draht gespannt, der an einem mit Gewicht beschwerten straff bespannten verticalen Baden die Fixirmarke trug, ein schwarzes genau durchbohrtes kleines Schrotkorn, das so verschoben werden konnte, dass es in jene ideale Achse fiel. Von demselben Punkte aus war ein zweiter Draht gespannt, dessen Winkel mit dem ersten beliebig ver\u00e4ndert werden konnte, er legte die gerade zu untersuchende Richtung des indireeten Sehens fest. Die Versuche wurden zum gr\u00f6\u00dften Theil nach der Methode der Minimal\u00e4nderungen angestellt (nur zur Controlle wurde auch die Methode der richtigen und falschen F\u00e4lle benutzt). Sie fanden so statt, dass der Beobachter nach einer gen\u00fcgend genauen Centrirung der Blende die Marke, die in einem w\u00e4hrend der Versuchsreihe unver\u00e4nderlichen Abstande sich befand, fixirte. Dann wurden in der abweichenden Richtung kleine schwarze oder wei\u00dfe Kugeln fallen gelassen, ausgehend von deutlich n\u00e4her oder ferner wurde die Vergleichsdistanz, in der die Kugeln fielen, um bestimmte Stufen fortschreitend so lange ver\u00e4ndert, bis das","page":429},{"file":"p0430.txt","language":"de","ocr_de":"430\nRobert Miiller.\nUrtheil gleich erfolgte, und \u00fcber dieses hinaus zum Urtheil \u00bbn\u00e4her\u00ab oder \u00bbferner\u00ab \u00fcbergegangen1). Damit der Beobachter nicht aus dem Schalle der auffallenden Kugeln ein Urtheil \u00fcber die Distanz gewinnen k\u00f6nne, war der Boden gen\u00fcgend dick mit Watte belegt, um allen Schall zu d\u00e4mpfen. Als Yersuchsfehler kamen ferner der Schatten und die Bewegungen des Schattens der Person in Betracht, welche die Kugeln fallen lie\u00df. Dies wurde m\u00f6glichst durch geeignete Lichtvertheilung auszuschlie\u00dfen versucht, indem das von dem R\u00fccken des Beobachters her einfallende Licht vor allem von der dem Experimentator entgegengesetzten Seite zugelassen wurde, von der anderen nur soweit, als nothwendig war, um eine bemerkbare Ver-schiedenheit der Helligkeit des Hintergrundschirmes auszuschlie\u00dfen. Um die Gr\u00f6\u00dfenver\u00e4nderung der Kugeln, hei Ann\u00e4herung oder Entfernung als H\u00fclfsmittel der Entfernungssch\u00e4tzung durch Aenderung ihres Gesichtswinkels auszuschlie\u00dfen, wurden etwas verschieden gro\u00dfe Kugeln in beliebiger Reihenfolge benutzt. Dass Augenbewegungen stattfanden, war bei der Geschwindigkeit, mit der die fallenden Kugeln das Gesichtsfeld passirten, nicht zu bef\u00fcrchten.\nHillebrandt glaubte alle stereoskopischen Effecte dadurch auszuschlie\u00dfen, dass er als zu fixirende Linien die Grenzen von verschieden hellen Fl\u00e4chen benutzte; er bedachte dabei, wie es scheint, nicht, dass die Irradiationserscheinungen diese Linien nicht scharf erkennen lassen. Da diese Erscheinungen f\u00fcr alle Versuche dieser Art sehr st\u00f6rend sind, im allgemeinen in der Art, dass sie die Sicherheit jedes Urtheilens stark herabsetzen, so wurde versucht, sie durch die Helligkeitsvertheilung und Farbe des Hintergrundes auszuschlie\u00dfen. Sowohl um sie zu controlliren als auch um zu sehen, welche Rolle die Helligkeits\u00e4nderung der Kugeln in verschiedenen Entfernungen als H\u00fclfsmittel des Urtheilens spiele, wurden neben den wei\u00dfen auch schwarze Kugeln benutzt2). Dass der Faden keine stereoskopischen\n1)\tZuerst wurden Schrotk\u00f6rner benutzt, da aber selbst die Nummern 0 und 00 bei den Entfernungen \u00fcber l*/2 m nicht mehr gen\u00fcgend scharf gesehen werden konnten, dann Kreidekugeln angewandt, deren Durchmesser zwischen 5,5 und 10 mm lag; diese Verschiedenheit der Durchmesser hatte den Zweck, die constante Abnahme des Sehwinkels als H\u00fclfsmittel des Urtheils auszuschlie\u00dfen. Die Kugeln wurden in ganz beliebiger Reihenfolge genommen.\n2)\tDabei erwies sich, dass die Helligkeit der Kugeln auf die Zahlenwertke vollkommen ohne Einfluss war.","page":430},{"file":"p0431.txt","language":"de","ocr_de":"431\nUeber Raumwahrnehmung beim monocularen indireeten Sehen.\nEffecte darbiete, betonte schon Wundt1). Das Verfahren war insofern ein halbwissentliches, als der Beobachter zwar die Richtung der Reihen kannte, aber weder den Ausgangspunkt noch die Stufen. Um eine Erm\u00fcdung des Beobachters zu vermeiden, wurde ihm aufgetragen, nach dem Fallen der Kugel das scharfe Fixiren. abzubrechen durch Parallelstellung der Augenachsen, als wenn er in die Ferne blicken wolle. Vor dem Fallen der n\u00e4chsten Kugel wurde er dann durch das Signal \u00bbjetzt\u00ab zu neuem Fixiren veranlasst. Die einzelnen Versuchsreihen waren durch gen\u00fcgend lange Pausen getrennt.\nDie genaue Beschreibung der Versuchsanordnung, der Ausf\u00fchrung der Versuche, der m\u00f6glichen Fehlerquellen und ihrer Vermeidung schien deshalb nothwendig, weil nur so ein ungef\u00e4hrer Schluss auf die Genauigkeit und G\u00fcltigkeit derselben m\u00f6glich ist, sowie ein Urtheil dar\u00fcber, ob die Bedingungen normale waren, d. h. denjenigen Factoren conform, welche im t\u00e4glichen Leben bei der Tiefenwahrnehmung in Betracht kommen. Johannes M\u00fcller spricht sich in seiner vergleichenden Physiologie des Gesichtssinnes mehreremale gegen das Experiment zu Gunsten gewissenhafter Beobachtung der ohne unser Zuthun t\u00e4glich verlaufenden Erscheinungen aus. Ohne damit die au\u00dferordentliche Ueberlegenheit des Experimentes \u00fcberhaupt in Frage ziehen zu wollen, ist daran doch soviel richtig, dass man eigentlich die Resultate des Experimentes nur in Form eines hypothetischen Satzes aussprechen darf, in dem der Vordersatz die Versuchsbedingungen und der Nachsatz die Ergebnisse als Folgerung enth\u00e4lt; erst eine nachtr\u00e4gliche Ueherlegung kann \u00fcber den Geltungsbereich der Ergebnisse entscheiden.\nZun\u00e4chst wurden gr\u00f6\u00dfere Winkel als 15\u00b0 Abweichung von der Hauptfixirlinie nicht benutzt, weil sich herausstellte, dass bei Accommodation f\u00fcr die N\u00e4he eine Gesichtsfeldeinschr\u00e4nkung f\u00fcr entferntere Gegenst\u00e4nde besteht, die Mathiessen genauer untersucht hat2 3). Wie man sieht, ist \u00fcbrigens die benutzte Versuchsanordnung im wesentlichen die von Hering f\u00fcr seinen Fallversuch angegebenesj.\n1)\tW. Wundt, Beitr. z. Theorie d. Sinneswahmehm. S. 145ff.\n2)\tArch. f. Ophthalmol. XXX. 1. 1884. S. 91\u201498.\n3)\tibid. XIV. 1. 1868. S. 3. Einer dieser Versuche Hering\u2019s hat insofern ein praktisches Interesse, als man durch denselben jederzeit constatiren kann, ob","page":431},{"file":"p0432.txt","language":"de","ocr_de":"432\nRobert Muller.\nEine vervollkommnete Form derselben hat dann S. Gr. von den Meulen* 1) in seiner Untersuchung \u00fcber Stereoskopie bei unvollkommenem Sehverm\u00f6gen, die auf Donders\u2019 Anregung unternommen wurde, benutzt. Die Vervollkommnungen, die er an dem Hering-schen Apparate anbrachte, bestanden au\u00dfer der seinen besonderen Zwecken angepassten Visirvorrichtung darin, dass die Kugeln sich stets mit derselben Geschwindigkeit durch den Gesichtsraum bewegten und von gleicher scheinbarer Gr\u00f6\u00dfe blieben. Er erreichte dies dadurch, dass er sie mit zunehmendem Abstand aus gr\u00f6\u00dferer H\u00f6he fallen lie\u00df und dass er mit wachsender Entfernung gr\u00f6\u00dfere Kugeln benutzte. Dabei untersuchte er auch monoculare Tiefenwahrnehmungen, aber mit direct negativem Resultate, was \u00fcbrigens aus den Versuchsbedingungen erkl\u00e4rbar ist2). In diesen Versuchen kommen auf 100 richtige 95,44 falsche Urtheile.\nz. B. ein Schielender binocular sieht oder nicht. Der Versuch ist schon von mehreren Ophthalmologen hierzu benutzt worden. \u00bbMan lasse jemand durch eine kurze cylindrische R\u00f6hre, weit genug, um beide Augen aufzunehmen, die Spitze einer feinen langen Nadel fixiren, welche in mittlerer Sehweite so aufgestellt ist, dass ihre Spitze in die Mitte des Gesichtsfeldes zu liegen kommt, ihr unteres Ende aber durch die R\u00f6hre verdeckt wird. L\u00e4sst man dann kleine Kugeln von verschiedener Gr\u00f6\u00dfe etwa zw\u00f6lfmal hinter einander bald vor, bald hinter der Nadel aus beliebiger H\u00f6he herabfallen, so wei\u00df ein binocular Sehender, wenn er \u00fcberhaupt aufmerksam ist, stets mit voller Sicherheit anzugeben, ob die Kugel diesseits oder jenseits der fixirten Nadel herabgefallen ist, w\u00e4hrend jemand, der nur das Netzhautbild des einen Auges percipirt, sich sehr h\u00e4ufig t\u00e4uscht oder unsicher wird. Der letztere kann n\u00e4mlich, wenn anders vorsichtig experimentirt wird, den Fallort der Kugeln nur errathen und irrt also nach den Regeln der Wahrscheinlichkeit in der H\u00e4lfte der F\u00e4lle. Selbstverst\u00e4ndlich muss die Hand, welche die Kugel fallen l\u00e4sst, ebenso wie der Boden, auf den letztere f\u00e4llt, dem Sehenden verdeckt sein. . . Da wegen der Raschheit des Falles keine Zeit ist, sich durch Augenbewegungen \u00fcber den Fallort der Kugel zu unterrichten, so folgt, dass auch ohne solche die binoculare Tiefenwahrnehmung m\u00f6glich ist\u00ab. Ueber diesen Punkt hatte H. jedoch eine ziemlich ausgedehnte Polemik mit Donders.\n1)\tArch. f. Ophthalmol. XIX. 1. 1873. S. 101\u2014136.\n2)\tDagegen Donders: \u00bbBlickt man durch einen kurzen Cylinder nach dem mittleren von drei neben einander in einer der Antlitzfl\u00e4che parallelen Ebene gelegenen verticalen Dr\u00e4hten und l\u00e4sst dann von einem Geh\u00fclfen je nach dessen Beheben bald den rechten, bald den linken Draht, bald beide vor- oder zur\u00fcckschieben, w\u00e4hrend man den mittleren fest fixirt, so wird man die Bewegung der Dr\u00e4hte nie verkennen. Gilt es nun zu beurtheilen, ob der Draht in gr\u00f6\u00dferen oder geringeren Abstand kommt, dann ist ein Auge bereits zur Entscheidung gen\u00fcgend\u00ab.","page":432},{"file":"p0433.txt","language":"de","ocr_de":"433\nUeber Raumwahrnehmung beim monoeularen indirecten Sehen.\nIch gehe nun zur Mittheilung meiner eigenen Versuche \u00fcber. Obgleich die Parallaxe des indirecten Sehens Augenbewegungen voraussetzt, so muss doch gesagt werden, dass die von mir benutzte Versuchsanordnung der Aufgabe vollkommen ad\u00e4quat war, wenn man, wie dies auch Kirschmann thut, annimmt, dass die Bewegungsintentionen als intensive Localzeichen von den Bewegungen selbst sich nur graduell unterscheiden. Von den gewonnenen Keihen wurden nur diejenigen benutzt, f\u00fcr welche der Gleichheitsbereich ein gen\u00fcgend enger war, ferner wurden die Uebungsreihen und solche, die Unregelm\u00e4\u00dfigkeiten des Urtheils-verlaufes enthielten, derart dass die Gleichsch\u00e4tzung nach inzwischen aufgetretener Ungleichsch\u00e4tzung wiederholt wurde, was \u00fcbrigens nur in der ersten Zeit vorkam, verworfen. F\u00fcr die Theilnahme an den Versuchen im Sommersemester 1897 bin ich den Herren Han sch-mann, Weyer, Moebius und Wilkinson verpflichtet, im Wintersemester nahmen noch die Herren He 11pach und F\u00fcrbringer theil, an gelegentlichen Controllversuchen betheiligten sich au\u00dferdem weitere Mitglieder des psychologischen Instituts.\nDie ersten Gruppen der Reihen wurden durch Mittelwerthbestimmung zur Gewinnung des Ortes der scheinbaren Gleichheit der Entfernung von Vergleichs- und Normaldistanz ben\u00fctzt. Dabei wurde das resultirende Mittel der Gleichheitswertlie wir, das Mittel im aufsteigenden Theile der Reihe ma und das Mittel im fallenden Theile derselben md berechnet. Die von diesen Resultaten ausgehenden Reihen der Minimal\u00e4nderungen wurden nach der von Wundt1) gegebenen Vorschrift berechnet. Der ziemlich gro\u00dfe Raum der Gleichheitssch\u00e4tzungen, sowie die Abweichungen derselben von einem con-stanten Mittelwerth sind durch die Schwierigkeit des Urtheils bedingt2). So begegnete es auch mir, dass ein Beobachter direct folgende Angabe machte3): \u00bbEs gibt eine Ebene, hinter der alle Kugeln Bilder von derselben Sch\u00e4rfe geben, vor dieser Ebene ist eine Sch\u00e4tzung\n1)\tWundt, Physiol. Psychol. 4. Aufl. I. Bd. S. 342ff.\n2)\tArrer, Ueber die Bedeutung der Oonvergenz- und Accommodations-bewegungen f\u00fcr die Tiefenwahmehmung. II. Philos. Stud. XIII. Bd. S. 222 224.\n3)\tDiese Aussagen wurden nicht in den Reagenten hineingefragt, sondern auf die Frage nach den subjectiven Eindr\u00fccken und H\u00fclfsmitteln f\u00fcr die Urtheils-bildung spontan gegeben.","page":433},{"file":"p0434.txt","language":"de","ocr_de":"434\nRobert Muller.\nvielleicht m\u00f6glich, indem die Kugeln mit wechselnder Sch\u00e4rfe wahrgenommen werden\u00ab. Kurze Zeit sp\u00e4ter sagte der Beobachter: \u00bbFixir-marke und fallende Kugel scheinen bei peinlichstem Ausschluss aller secund\u00e4ren H\u00fclfsmittel innerhalb einer Ebene parallel dem Auge sich zu befinden.? Der Eindruck wechselt, indem die Kugel in verschiedenem seitlichem Abstande von der Fixirmarke zu fallen scheint, und unter Umst\u00e4nden unsichere Contouren annimmt, was man als n\u00e4her beurtheilt. \u00ab Diese subjectiven \"Wahrnehmungen stehen zwar nicht ganz in Einklang mit den Resultaten der Reihen, die f\u00fcr die verschiedenen Versuchspersonen innerhalb der Variationsgrenzen identische Werthe liefern, sie enthalten aber, wie sich sp\u00e4ter zeigen wird, einen Theil des thats\u00e4chlich Stattfindenden. Das Urtheil \u00bbn\u00e4her als der Fixationspunkt\u00ab erfolgte in der Regel sicherer als das entgegengesetzte und ward auf Befragen als subjectiv leichter gewonnen angegeben. Die Versuchspersonen waren emmetrop, oder die Refrac-tionsanomalien in geeigneterWeise corrigirt. Als ich die Berechnung der Resultate begann, glaubte ich dieselben in unmittelbare Beziehung zu Kirschmann\u2019s Theorie setzen zu k\u00f6nnen und war daher durch ihre anscheinende Beziehung zu gewissen von v. Recklinghausen und Hering entwickelten Theorien \u00fcberrascht. Die Tabellen geben zum Theil die Reihen und deren Resultate in etwas umgeordneter Form wieder.\nEin Theil der Reihen bezieht sich auf die erste Raumlage, d. h. die Vergleichsdistanz befand sich vom Beobachter aus gesehen auf der linken Seite, bildete sich also, da stets das rechte Auge benutzt wurde, auf der temporalen Netzhauth\u00e4lfte ab. Der ver\u00e4nderliche Winkel der Linie des indirecten Sehens mit der Hauptvisirlinie werde mit a bezeichnet.","page":434},{"file":"p0435.txt","language":"de","ocr_de":"Oeber Raumwahriiehmung beim monoculareii iudireeteii Sehen.\t435\nTabelle I.\nWei\u00dfe Kugeln. Blende I. n = 105 cm. \u00ab = 10\u00b0.\nNr.\tBeob-\td d \u00ae sjs\tRichtung\tMittelwerthe\t\t\tVariationen um d. Ort der seheinb. Gleichheit\t\t\t\t\t\n\tachter\t3 \u00a7 S IS-a d O <3\tder\t\t\t\t\t\tm\t\tmr\u2014n\tma : md\n\t\t\tReihe\tmr\t\tmd\tr\u201e\tr\u201e\t\tru\t\t\nI\tHa.\t20\tabsteig.\t157\t153\t161\t12\t12\t12\t12\t52\t\nII\t\u00bb\t23\taufsteig.\t162\t161\t163\t12\t12\t12\t12\t57\tma< md\n\t\tMittelwerthe\t\t159,5\t157\t162\t12\t12\t12\t12\t\t\nIII\tWe.\t23\tabsteig.\t193,75\t204,5\t183\t13\t14\t10\t12\t88,75\tma'>md\nIV\t\u00bb\t23\taufsteig.\t199,75\t204,5\t195\t13\t14\t10\t12\t94,75\tma>md\nV\t\u00bb\t22\tabsteig.\t209,5\t207\t212\t11\t11\t11\t11\t104,5\tma<md\n\t\tMittelwerthe\t\t201,0\t205,3\t196,7\t12,3\t12,7\t10,3\t11,3\t\t\nVI\tMoe.\t21\tabsteig.\t183,75\t160\t207,5\t13\t13\t11\t11\t78,75\tma<md\n\t\tMittelwerthe\t\t183,75\t160\t207,5\t13\t13\t11\t11\t\t\nMittelw. d. 3 Versuchspers. Ha.\t\t\t\t159,5\t157\t162\t12\t12\t12\t12\t\t\n\t\t\tWe.\t201,0\t205,3\t196,7\t12,3\t12,7\t10,3\t11,3\t\t\n\t\t\tMoe.\t183,75\t160\t207,5\t13\t13\t11\t11\t\t\n\t\tGesammtmittel\t\t184,29\t181,66\t186,92\t12,3\t12,66\t11\t11,66\t\t\nReihe I und Y enthalten extreme Wertlie. Die zwei letzten, V und YI, wurden insofern unter anderen Bedingungen erhalten, als die indirect gesehenen Kugeln von einer Linie aus fallen gelassen wurden, die der Hauptvisirlinie parallel war, von dieser Anordnung ward jedoch bald abgegangen, da sich die in geringerer Distanz fallenden Kugeln zu dicht am Rande der Blende befanden.\nDurch beliebiges Fallenlassen der Kugeln vor und hinter der Normaldistanz wurden die folgenden in zwei Gruppen geschiedenen Reihen erhalten.\nWundt, Philos. Studien. XIY.\n29","page":435},{"file":"p0436.txt","language":"de","ocr_de":"436\nRobert M\u00fcller.\nTabelle Da.\nBeobachter Weyer.\nBlende II. Wei\u00dfe Kugeln, a = 10\u00b0. n = 105 cm.\nV\ta\tb\te\td\te\n209\t=\thinten\t=\thinten\thinten od. =\n149\tvorn\tvom\tvom\tvorn\tvorn\n90\tvorn\tvorn\tsehr deutl. v.\tsehr deutl. v.\tsehr deutl. v.\n161\tvorn\tvom\tvorn\tvom\tvorn\n161\tvorn\t=\tvorn\t= od. vom\tvom\n105\tdeutl. vom\tvom\tdeutl. vorn\tdeutl. vorn\tvom\n105\tdeutl. vorn\tvorn\tdeutl. vorn\tdeutl. vom\tdeutl. vorn\n222\thinten\thinten\tdeutl. hinten\thinten\thinten\n222\thinten\thinten\tdeutl. hinten\tdeutl. hinten\thinten\n192\twenig vom\thinten\thinten\t=\t=\n95\tsehr deutl. v.\tdeutl. vorn\tsehr deutl. v.\tdeutl. vom\tdeutl. vom\n180\tvorn\twenigh. od.=\tvorn\tvorn\thinten\n192\tdeutl. vorn\t=\twenig vom\thinten ?\thinten ?\n95\tsehr deutl. v.\tsehr deutl. v.\tsehr deutl. v.\tvom\tdeutl. vorn\n105\tdeutl. vom\tvorn\tvom\tdeutl. vorn\tdeutl. vom\n159\tvorn\tvom\tvom\tvom\tdeutl. vorn\n207\thinten\t=\thinten\thinten\tvom\n159\tvom\tvorn\tvorn\tdeutl. vorn\tvorn\n192\t=\thinten\t=\thinten\t=\n186\t=\t=\tvom\t-\t=\n84\tsehr deutl. v.\tsehr deutl. v.\tsehr deutl. v.\tsehr deutl. v.\tsehr deutl. v.\n186\tvom\thinten\thinten\t=\tvorn\n198\t?\t=\thinten\t=\t= od. vorn\n198\thinten\thint., nein v.\t=\t=\tvorn\n166\t=\tvorn\t=\tvom\tvorn\n169\t=\tvom\tvorn\tvom\tvorn\nfalsch:\t20\t17\t17\t17\t18\n\tGesammtzahl der F\u00e4lle in jeder Reihe 26\t\t\t\t","page":436},{"file":"p0437.txt","language":"de","ocr_de":"437\nUeber Raumwahrnehmung beim monocularen indirecten Sehen. Tabelle \u00fcb.\nBeobachter Weyer.\nBlende II. \"Wei\u00dfe Kugeln. \u00ab = 10\u00b0. n = 105 cm.\nV\ta,\tb,\to,\td,\n159\tvorn\tvom\tvom\tdeutl. vorn\n159\tvom\tvorn\tdeutl. vorn\tdeutl. vom\n207\t=\t=\thinten\tdeutl. vom\n207\t=\thinten od. =\thinten\t=\n84\tdeutl. vorn\tdeutl. vorn\tsehr deutl. v.\tdeutl. vorn\n198\tvorn\t=\t=\t=\n198\t=\t=\thinten\tvom\n105\tvorn\tdeutl. vorn\tdeutl. vom\tvorn\n105\tvom\tvorn\tdeutl. vorn\tvom\n209\t=\t=\t=\tvorn\n209\twenig hinten\thinten\t= ?\thinten\n90\tvom\tsehr deutl. v.\tsehr deutl. v.\tsehr deutl. v.\n149\tvorn\tdeutl. vorn\tsehr deutl. v.\tdeutl. vorn\n149\tvorn\tdeutl. vorn\tzieml. deutl. v.\tdeutl. vorn\n161\tvorn\tvorn od. =\tvom\tvorn\n222\t= ?\twenig hinten\tvorn od. =\t=\n222\t= ?\thinten\thinten\t=\n192\twenig vorn\t=\t=\thinten\n192\twenig vorn\tvom\thinten\tvom\n159\tvom\tvorn\tvom\tvorn\n186\tvom\tvom\tvom\tvom\n186\tvorn\tvom\tvorn\tvom\n149\tvom\tvom\tvorn\tvom\n135\tvom\tdeutl. vorn\tdeutl. vom\tvorn\n192\tvom\t=\t=\tvorn\n136\tvom\tvom\tvom\tvom\nfalsch:\t24\t21\t19\t21\nGresammtzahl\t\tder F\u00e4lle in jeder Keilie 26\t\t\n29*","page":437},{"file":"p0438.txt","language":"de","ocr_de":"438\nRobert Muller.\nHier sind unter 234 Aussagen 176 falsch, d. h. 76,840%. Wenn man aber die einzelnen Columnen wie Reihen behandelt, umordnet und daraus Mittelwerthe (mr) berechnet, so liegen diese innerhalb der aus Tabelle I hervorgehenden Grenzen; diese Bestimmungen sind zuwenig zahlreich, um diese AVerthe abzuleiten. Wenn man als Ort der scheinbar gleichen Entfernung von Normal- und Vergleichsdistanz das Mittel der Werthe von mr in Tabelle I =\n184.2\tsetzt und Abweichungen von \u00b18 zul\u00e4sst, so verringert sich die Zahl der als falsch anzusehenden Urtheile. Wenn man n\u00e4mlich nur die Urtheile als richtig gelten l\u00e4sst, die f\u00fcr Entfernungen bis\n176.2\tcm \u00bbvor\u00ab, 176,2 \u2014 192,2 \u00bbgleich\u00ab und f\u00fcr gr\u00f6\u00dfere Entfernungen \u00bbhinten\u00ab lauten, so ergeben sich als falsch:\nabode 6\t6\t7\t4\t6\na,\tb, e, d,\n11\t8\t7\t10\nzusammen 65 falsche auf 234 richtige Urtheile, d. h. 27,715%' Wenn man als Gleichheitsintervall 170 \u2014 207 cm zulie\u00dfe, w\u00e4re fast kein falsches Urtheil vorhanden. Schon die Betrachtung dieser beiden Tabellen kann die Vermuthung nahe legen, dass die Fixirmarke, f\u00fcr deren Entfernungssch\u00e4tzung \u00fcberhaupt alle secund\u00e4ren H\u00fclfsmittel fehlen, in der Wahrnehmung direct localisirt, und zwar in diesem Falle in eine weiter entfernte Ebene verlegt wird, die etwa 162\u2014199 cm vom Beobachter entfernt ist; es scheint, dass z. Th. auch die variablen Distanzen in jene Ebene verlegt werden, was weiter zu besprechen sein wird.","page":438},{"file":"p0439.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Raumwahrnehmung beim monoeularen indirecten Sehen.\t439\nTabelle HX\nWei\u00dfe Kugeln. Blende I. n = 120 cm. \u00ab = 10\u00b0.\n\tBeob-\tAnzahl d.Ein- zelbestimm. in der Reihe\tRichtung\tMittelwerthe\t\t\tVariationen um d. Ort der scheinb. Gleichheit\t\t\t\t\t\nHr.\tachter\t\tder Reihe\tmr\tma\tmd\tn ru\tt'a r0\tmd ru | r0\t\tmr\u2014n\tma : md\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nI\tWi.\t23\taufsteig.\t198,75\t205\t192,5\t15\t15\t7,5\t7,5\t78,75\tma > md\nII\t\u00bb\t30\taufsteig.\t205\t220\t190\t10\t10\t10\t10\t85\tma>md\nIII\t\u00bb\t23\taufsteig.\t201\t217,5\t195\t15\t10\t15\t15\t81\tma>md\nIV\t*\t24\tabsteig.\t190\t185\t195\t10\t10\t5\t5\t70\tma<md\nV\t\u00bb\t24\taufsteig.\t177\t184\t170\t6\t6\t6\t6\t57\tma>md\nVI\t\u00bb\t23\taufsteig.\t182\t188\t176\t12\t12\t12\t12\t62\tma> md\n\t\tMittelwerthe\t\t192,29\t198,26\t186,33\t9,66\t10,5\t9,25\t9,25\t\t\nvn\tWe.\t26\taufsteig.\t196\t190\t202\t12\t12\t16\t16\t76,0\tma<md\nvm\t-\t25\taufsteig.\t193\t190\t196\t8\t8\t12\t12\t73,0\tma<md\n\t\tMittelwerthe\t\t194,5\t190\t199\t10\t10\t14\t14\t\t\nIX\tHa.\t20\taufsteig.\t179\t172\t186\t18\t18\t18\t18\t59,0\tma<md\nX\t\u00bb\t21\taufsteig.\t178,5\t178\t179\t18\t18\t24\t12\t58,5\tma<md\nXI\t\u00bb\t21\tabsteig.\t179\t172\t186\t12\t12\t12\t12\t59,0\tma<Cmd\nXII\t\u00bb\t15\tabsteig.\t184,5\t190\t179\t14\t12\t12\t12\t64,5\tma>md\n\t\tMittelwerthe\t\t180,25\t178\t182,5\t15,5\t16,5\t16,5\t13,5\t\t\nMittelw. d. 3Versuclispers. Wi.\t\t\t\t192,29\t198,26\t186,33\t\t\t\t\t\t\n\t\t\tWe.\t194,5\t190\t199\t\t\t\t\t\t\n\t\t\tHa.\t180,25\t178\t182,5\t\t\t\t\t\t\n\t\tGesammtmittel\t\t188,98\t188,75\t189,27\t11,72\t12\t13,25\t12,25\t\t\nDavon waren E\u0152, V, VIII mit schwarzen Kugeln, die \u00fcbrigen Reihen mit wei\u00dfen Kugeln gewonnen; auch diese zeigen, dass der Einfluss der Helligkeits\u00e4nderung beim n\u00e4heren oder entfernteren Fallen gleich null ist. Die nach der Methode der Minimal\u00e4nderungen berechneten Werthe aus entsprechenden Reihen unter denselben Bedingungen sollen weiter unten behandelt werden. Die n\u00e4chste bei demselben Winkel untersuchte Normaldistanz war 135 cm. Das Ergebniss von 23 Reihen ist in der n\u00e4chsten Tabelle zusammengestellt:","page":439},{"file":"p0440.txt","language":"de","ocr_de":"440\nRobert M\u00fcller.\nTabelle IV.\nWei\u00dfe Kugeln, n = 135 cm. a = 10\u00b0.\n\tBeob-\tAnzahl d.Ein- zelbestimm. in der Reihe\tRichtung\tMittelwerthe\t\t\tVariationen um d. Ort der scheinb. Gleichheit\t\t\t\t\t\nNr.\tachter\t\tder Reihe\tmr\t\tmd\tw ru\tr0\tru\tr0\tmr\u2014n\tma \u25a0 \u00aba\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t-\nI\tWe.\t21\taufsteig.\t190\t190\t190\t10\t10\t15\t15\t55\tma \u2014 %\nII\t\u00bb\t18\taufsteig.\t196,25\t202,5\t190\t7,5\t7,5\t15\t15\t61,25\t\n\t\tMittelwerthe\t\t193,125\t196,25\t190\t8,75\t8,75\t15\t15\t\t\nHI\tHa.\t21\taufsteig.\t207,5\t197,5\t217,5\t15\t15\t10\t10\t72,5\t\u00bbGO.\nIV\t\u00bb\t24\taufsteig.\t190,0\t180\t200\t15\t10\t15\t15\t55,0\t\nV\t\u00bb\t21\tabsteig.\t195\t192,5\t197,5\t15\t20\t15\t15\t60,0\tma < mA\nVI\t\u00bb\t20\taufsteig.\t186,5\t173,0\t200,0\t15\t15\t15\t15\t51,5\tnia<md\nVH\t\u00bb\t19\tabsteig.\t195\t182,5\t207,5\t15\t15\t15\t15\t60,0\tmn< \u00bb\u00bb\u201e\u25a0\n\t\tMittelwerthe\t\t194,8\t185,5\t204,3\t15\t15\t14\t14\t\t\nVEH\tWe.\t18\taufsteig.\t199,25\t192,5\t205\t7,5\t7,5\t15\t15\t64,25\tma < m,i\nIX\t\u00bb\t15\tabsteig.\t197,5\t205\t190\t15\t15\t10\t10\t62,5\tma ~> md\nX\t\u00bb\t21\taufsteig.\t207,75\t220\t197,5\t10\t10\t10\t10\t72,75\t\u25a0m\u201e > m,)\nXI\t\u00bb\t20\tabsteig.\t200\t210\t190\t10\t10\t10\t10\t65\tma > md\nXH\t\u00bb\t19\taufsteig.\t197,5\t210\t185\t10\t10\t10\t10\t62,5\t\u25a0ru\u201e>m.i\nmi\t\u00bb\t20\taufsteig.\t189,25\t192,5\t185\t15\t10\t10\t10\t52,25\tws<\u00ab%\nXIV\t\u00bb\t21\tabsteig.\t198,75\t210\t187,5\t10\t10\t7,5\t7,5\t63,75\tma>mi\nXV\t\u00bb\t23\taufsteig.\t215\t220\t210\t10\t10\t10\t10\t80\tw\u201e>7\u00ab\u201e-h\nXVI\t\u00bb\t21\tabsteig.\t210\t210\t210\t10\t10\t7,5\t7,5\t75\t\n:vii\t\u00bb\t22\taufsteig.\t215\t225\t205\t10\t10\t10\t10\t80\t\n\t\tMittelwerthe\t\t203\t209,55\t196,5\t10,75\t10,25\t10,0\t10,0\t\t\nMittelw. d. 3Versuchspers. We.\t\t\t\t193,125\t196,25\t190\t\t\t\t\t\t\n\t\t\tHa.\t194,8\t185,5\t204,3\t\t\t\t\t\t\n\t\t\tWe.\t203\t209,55\t196,5\t\t\t\t\t\t\n\t\tGesammtmittel\t\t199,43\t200,91\t198,09\tH,7\t11,3\t11,7\t11,7\t\t\nDie drei letzten Reihen von Tabelle IV wurden ganz mit schwarzen Kugeln gewonnen; hier scheint im Gegens\u00e4tze zu vorher ein ganz geringer Einfluss derselben vorhanden zu sein, derart, dass der Ort der scheinbaren Gleichheit in weitere Ferne verlegt wurde. Nach Abschluss der letzten Reihen \u00e4u\u00dferte der Beobachter spontan,","page":440},{"file":"p0441.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle Y.\nBeobachter We.\n28. VI. 1897, 3\u2014y25 Uhr; 29. VI, 2 \u20141/24 Uhr. Diffuse Beleuchtung, a = 10\u00b0. n = 135 cm. Blende I. Wei\u00dfe Kugeln.\nUeber Raumwahrnehmung beim monoeularen indirecte!) Sehen,\n441\nIX (XVI)\t245 hinten 235 hinten 225 hinten r215 hinten -205 vorn 195 vorn 180 vorn 165 vorn 150 vorn 135 vorn 150 vom 165 vorn 180 vorn H90 vorn 200 = 210 = _220 hinten 230 hinten 240 hinten\nVIII (XV)\t125 vorn 135s.deutl.v. 150 vorn 165 vorn 180 vorn 195 vorn \u201d205 vorn 215 = 225 = A!35 hinten 245 hinten 230 hinten '\"220 hinten 210 = 200 vom 190 vorn 180 vom 170 vom 160 vom 150 vorn 140 s.deutl.v.\nVH (XIV)\t245 hinten 235 hinten 225 hinten 215 hinten 205 hinten rl95 hinten -180 vom 165 vorn 150 vorn 135 vorn 150 vorn 165 vom 180 vom 190 vorn 200 vorn 210 = _220 hinten 230 weit h. 240 weit h.\ng \u00a3\t125 vorn 140 vorn 155 vom 170 vom 185 vorn 200 v. od. = 210 = L220 deutl. h. 230 hinten 240 hinten 225 hinten 215 hinten 205 hinten \"195 hinten j 185 = ? H75 vorn 160 vorn 145 vorn 130 vom\n(IIX) A\t125 vom 140 vorn 155 vorn 170 vom 185 vom r200nochd.v. ! 210 = _220 hinten 230 hinten 240 deutl. h. 225 deutl. h. 210 deutl. h. r200 deutl. h. 190 = 180 = [_170 vom 155 vom 140 vorn 125 deutl. v.\n(IX) AI\t235 hint.^ a 220 hint.-$1= 210 hint.\u201cS f200 hint.ia \u00ef 190 hinten? LI 80 deutl. v. 165 deutl. v. 150 deutl. v. 135 deutl. v. 120 deutl. v. 130 deutl. v. 145 deutl. v. 160 deutl. v. 175 vorn 190 vorn \u2022\"200 vom 210 = J220 hinten 235 hinten 245 hinten\n(x) in\t125 v. \u00a7 a t. N 135 v. ,2,2 g 145 v. 155 v. g\u2019\u00ae 165 v. t'S 175 vorn 185 vorn 195v.wen. d. 205 = 215 = 225wen.fern. 235 hinten 245 hinten 230 hinten .\"215 hinten 205 = 195 = 180 vorn 165 s.deutl.v. 150 vorn 135 vorn\n\u00fc a\tr205 hinten 190 = Ll75 vorn 160 deutl. v. 145 deutl. v. 155 deutl. v. 165 vorn 175 vorn 185 vorn rl95 v. od. = j 205 = 215 = i 225 hinten 235 hinten 245 hinten\nI M\t110 vorn 125 vorn 140 vom 155 vom 170 vom 185 vorn 200 hinten? 215 hinten 230 hinten 245 hinten 235 hinten \"220 hinten 205 = LI 90 vorn 175 vorn 160 vorn 145 vorn 135 vom","page":441},{"file":"p0442.txt","language":"de","ocr_de":"442\nRobert Muller.\nihm scheine, als ob Versuchs- und Urtheilsfehler hier nicht aufgetreten w\u00e4ren. Dagegen \u00e4u\u00dferte bei Reihe VII die Versuchsperson, es sei hier ein secund\u00e4res H\u00fclfsmittel construirbar, indem die scheinbare rein seitliche Distanz variire und m\u00f6glicherweise unbewusst ihre Gr\u00f6\u00dfen\u00e4nderung dem Urtheil \u00fcber die Entfernung zu Grunde liege, ein Fehler, der durch Verschieben der Blenden und die schon erw\u00e4hnte Parallelstellung nicht ganz zu beseitigen war. Diese Gr\u00f6\u00dfen\u00e4nderung ist f\u00fcr einen kleinen Winkel unbedeutend im Verh\u00e4ltnisse zum Intervall der anscheinenden Gleichheit, und den anderen Rea-genten fiel sie nicht auf. Wegen der geringen Schwankungen der Werthe und ihrer Gleichartigkeit sei es gestattet, die Reihen VITT\u2014 XVI in eine Tabelle umgeordnet auf voriger Seite beizuf\u00fcgen. In derselben bedeutet hinten, dass die Vergleichsdistanz deutlich weiter ist als die Normaldistanz, vorn, dass sie deutlich geringer, also der Vergleichsreiz n\u00e4her erscheint.\nTabelle VI.\nWei\u00dfe Kugeln. Blende I. n \u2014 150 cm. \u00ab = 10\u00b0.\nNr.\tBeob-\t\u00d6 r4 52 113 q3\tRichtung\tMittelwerthe\t\t\tVariationen um d. Ort der scheinb. Gleichheit\t\t\t\t\t\n\tachter\trd cg .\tder\t\t\t\t\u00bb.\t\tmd\t\tmr\u2014n\tm\u201e : m,i\n\t\tCj <D 4]\tReihe\tmr\t\u00bb.\tmd\tr\u00ab\tr\u201e\tru\tr0\t\t\nI\tWe.\t25\taufsteig.\t192,2\t175\t210\t10\t10\t10\t10\t42,2\tm\u201e < m,i\nII\t\u00bb\t25\taufsteig.\t205\t200\t210\t10\t10\t5\t5\t55\t\nHI\t\u00bb\t26\tauf steig.\t190\t185\t200\t15\t10\t10\t10\t40\tma<0>hi\nIV\t\u00bb\t23\tabsteig.\t192,5\t190\t195\t10\t10\t10\t10\t42,5\tmn < m,j\n\t\tMittelwerthe\t\t194,92\t187,5\t203,7\t11,25\t10\t8,75\t8,75\t\t\ny\tHa.\t22\taufsteig.\t192,5\t195\t190\t15\t15\t15\t15\t42,5\t\nVI\t\u00bb\t18\taufsteig.\t190\t190\t190\t15\t15\t15\t15\t40\tma = whi\n\t\tMittelwerthe\t\t191,75\t192,5\t190\t15\t15\t15\t15\t\t\nMittelw.d. 2Versuchspers. We.\t\t\t\t194,92\t187,5\t203,7\t\t\t\t\t\t\n\t\t\tHa.\t191,75\t192,5\t190\t\t\t\t\t\t\n\t\tGesammtmittel\t\t193,7\t189,2\t199,2\t12,5\t11,7\t10,83\t10,83\t\t","page":442},{"file":"p0443.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Raumwahrnehmim gbeim monocularen indirecten Sehen.\t443\nTabelle VH.\nBlende I. n \u2014 165 cm. \u00ab = 10\u00b0. Wei\u00dfe Kugeln.\n\tBeob-\trj -4 \u00a9 \u00ab ||\tRichtung\tMittelwerthe\t\t\tVariationen um d. Ort der scheinb. Gleichheit\t\t\t\t\t\nNr-\tachter\t\u00d6 \u00a9 \u00f6 N-S\tder Reihe\tmr\tma\tm.l\tm\ta ^'o\tW ru\td r0\tmr\u2014n\tma \u25a0\u25a0 m,A\nI\tHa.\t13\taufsteig.\t189,25\t192,5\t186\t15\t15\t15\t15\t24,25\tma>md\nII\t*\t12\tahsteig.\t183,25\t171\t195,5\t7,5\t7,5\t15\t15\t18,25\tma < md\nIII\t\u00bb\t13\tahsteig.\t193,0\t186\t200\t15\t15\t15\t15\t28,0\tma < md\nIV\t\u00bb\t20\taufsteig.\t195,75\t194\t197,5\t18\t18\t18\t9\t30,75\tma<md\nV\t\u00bb\t19\tabsteig.\t189,25\t189\t189,5\t9\t9\t9\t18\t24,25\tma < md\n\t\tMittelwerthe 1\t\t190,1\t186,5\t193,7\t12,9\t12,9\t12,4\t12,4\t\t\nVI\tWe.\t21\taufsteig.\t200,25\t203\t197,5\t9\t9\t9\t18\t35,25\tma>md\nvn\t\u00bb\t20\taufsteig.\t191,5\t192\t190,5\tH\t11\t11\t11\t26,5\tma>md\nVIII\t\u00bb\t21\tabsteig.\t191,25\t192\t190,5\t11\t11\t9\t9\t26,25\tma > md\nIX\t\u00bb\t17\taufsteig.\t186,75\t181,5\t192\t11\t11\t9\t9\t21,75\tma < md\nX\t\u00bb\t23\taufsteig.\t192,0\t191,5\t192,5\t18\t9\t9\t9\t27\tma<md\nXI\t\u00bb\t19\tabsteig.\t194,5\t192,5\t196\t9\t9\t9\t9\t29,25\tma<md\n\t\tMittelwerthe\t\t192,71\t192,08\t193,01\t11,5\t10\t9,33\t10,83\t\t\nXII\tHa.\t15\taufsteig.\t192\t188\t196\t9\t9\t11\t27\t\t\nMittelw. d. 3 Versuchspers. Ha.\t\t\t\t190,1\t186,5\t193,7\t\t\t\t\t\t\n\t\t\tWe.\t192,71\t192,08\t193,01\t\t\t\t\t\t\n\t\t\tHa.\t192\t188\t196\t\t\t\t\t\t\n\t\tGesammtmittel\t\t191,56\t189,42\t193,64\t11,9\t11,1\t10,3\t12,3\t\t","page":443},{"file":"p0444.txt","language":"de","ocr_de":"444\nRobert Millier.\nTabelle VIII.\nWei\u00dfe Kugeln. Blende I. n = 180 cm. a = 10\u00b0.\nNr.\tBeob- achter\tAnzahl d.Ein- zelbestimm. in der Reihe\tRichtung der Reihe\tM mr\tittelwei ma\t'the m\tVariation\u00ab der scheini m\u00ab. r\u00ab r0\t\t;n um d. Ort 3. Gleichheit m\u00e4 ru | r\u201e\t\tmr\u2014 n\t\u00abs : vi,,\nI\tHa.\t19\taufateig.\t193,75\t187\t200,5\t11\t11\t11\t11\t13,25\t\u2122a<m.\nn\t\u00bb\t19\tabsteig.\t191\t195\t187\t11\t11\t11\t11\t11,0\tnhi>m,\nHI\t\u00bb\t16\taufsteig.\t191\t187\t195\t11\t11\t11\t22\t11,0\tma < Wlj\nIV\t\u00bb\t18\tabsteig.\t186,5\t182\t191\t10\t10\t10\t20\t6,5\tma\t1U(J\nV\t\u00bb\t20\tabsteig.\t186,5\t187\t186\t10\t10\t10\t10\t6,5\t\nVI\t\u00bb\t22\taufsteig.\t184\t182\t186\t10\t10\t10\t20\t4\tWb a 'n -m,i\nVII\t\u00bb\t17\taufsteig.\t201,5\t206\t197\t10\t10\t10\t10\t21,5\tm > m d\nVIII\t\u00bb\t23\taufsteig.\t193,25\t190,5\t197\t9\t9\t9\t19\t13,25\tma <\nIX\t\u00bb\t19\taufsteig.\t182,25\t177,5\t197\t9\t9\t9\t9\t2,25\tma < 7)1,1\nX\t*\t15\tabsteig.\t185,25\t189\t181,5\t9\t9\t7\t10\t5,25\tma > nif\n\t\tMittelwerthe\t\t189,5\t188,3\t191,5\t10\t10\t9,8\t14,2\t\t\nXI\tRM.\t21\taufsteig.\t184\t199\t189\t8\t9\t10\t9\t4,0\tma > mtl\nxn\t\u00bb\t11\tabsteig.\t192\t193,5\t190,5\t9\t9\t16\t19\t12,0\tm\u201e > m,;\n\t\tMittelwerthe\t\t188\t196,25\t189,75\t8,5\t9\t13\t14\t\t\nXIII\tWi.\t21\tabsteig.\t184,5\t175\t194\t10\t10\t20\t10\t4,5\tm\u201e < mtj\nXIV\t\u00bb\t17\taufsteig.\t192\t184\t200\t20\t10\t10\t10\t12,0\tin,, < \u00bb#\nXV\t\u00bb\t20\tabsteig.\t187\t185\t189\t10\t10\t10\t10\t7,0\t\nXVI\t\u00bb\t19 1\taufsteig.\t184,5\t184\t185\t10\t10\t20\t10\t4,5\tm\u201e < >\".i\n\t\tMittelwerthe\t\t187\t182\t192\t12,5\t10\t10\t15\t\t\nMittelw.d.3 Versuchspers. Ha.\t\t\t\t189,5\t188,3\t191,5\t10\t10\t9,8\t14,2\t\t\n\t\t\tR. M.\t188\t196,25\t189,75\t8,5\t9\t13\t14\t\t\n\t\t\tWi.\t187\t182 |\t192\t12,5\t10\t15\t10\t\t\n\t\tGesammtmittel\t\t188,7\t187,72\t191,4\t10,4\t9,9\t11,7\t13,1\t\t","page":444},{"file":"p0445.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Raumvvahrnehmung beim monoeularen indirecten Sehen.\t445\nTabelle IX.\nWei\u00dfe Kugeln. Blende I. n = 195 cm. \u00ab = 10\u00b0.\nNr.\tBeob- achter\tAnzahl d.Ein- zelbestimm. in der Heihe\tRichtung der Reihe\tMi mr\tttelwer ma\tRe md\tVaris der sc rr r\u201e\titionei heinb a r0\tum d Grleic rr U\tOrt hheit d U\tmr\u2014n\tma : md\nI\tWe.\t21\taufsteig.\t223,5\t223\t224\t7\t7\t7\t7\t23,5\tma<md\nII\t\u00bb\t21\taufsteig.\t222,5\t223\t222\t7\t7\t7\t7\t30,5\tm\u201ey>md\nIII\t\u00bb\t20\tabsteig.\t219\t216\t222\t7\t7\t7\t7\t24,0\tma<md\n\t\tMittelwerthe\t\t222,5\t221\t224\t7\t7\t7\t7\t\t\nIV\tHa.\t21\taufsteig.\t215,5\t209\t222\t7\t7\t3,5\t3,5\t20,5\tma<md\nV\t>\t17\tabsteig.\t210,25\t216\t204,5\t7\t7\t3,5\t3,5\t15,25\tma>m\nVI\t\u00bb\t23\tabsteig.\t206,25\t209\t204,5\t7\t7\t7\t7\t11,25\tma>md\nVII\t\u00bb\t16\taufsteig.\t208,5\t209\t208\t7\t7\t7\t3,5\t13,5\tma>md\n\t\tMittelwerthe\t\t209,5\t209,2\t209,8\t7\t7\t5,2\t4,4\t\t\nVIII\tHe.\t21\tabsteig.\t184,5\t194\t175\t9\t18\t9\t9\t- 9,5\tm\u201e > vid\nIX\t\u00bb\t18\taufsteig.\t193,25\t198,5\t184\t9\t18\t9\t9\t- 1,75\tma>md\nX\t\u00bb\t21\taufsteig.\t183,25\t185\t180,5\t9\t9\t9\t9\t-11,75\tma>md\nXI\t\u00bb\t21\tabsteig.\t188,25\t180,5\t206,5\t9\t18\t9\t9\t- 6,75\tma < md\n\t\tMittelwerthe\t\t187,31\t189,5\t188,5\t9\t15,27\t9\t9\t\t\nMittelw.d. 3Versuchspers. We.\t\t\t\t222,5\t221\t224\t\t\t\t\t\t\n\t\t\tHa.\t209,5\t209,2\t209,8\t\t\t\t\t\t\n\t\t\tHe.\t187,31\t189,5\t188,5\t\t\t\t\t\t\n\t\tGesammtmittel\t\t206,2\t205,17\t204,82\t7,7\t10,2\t6,5\t6,2\t\t","page":445},{"file":"p0446.txt","language":"de","ocr_de":"446\nRobert M\u00fcller.\nTabelle X.\nWei\u00dfe Kugeln. Blende I. n = 210 cm. \u00ab = 10\u00b0.\nNr.\tBeob- achter\tAnzahl d.Ein- zelbestimm. in der Reihe\tRichtung der Reihe\tMi mr\tttelwer ma\tthe md\tVari der s n ru\tatione sheinb h* r0\tn um c G-leic n ru\t. Ort hheit r0\tmr\u2014 n\tma \u25a0 Hl,)\nI\tHa.\t19\taufsteig.\t212,5\t225\t207\t25\t15\t22\t22\t2,5\t'\nII\t\u00bb\t20\tabsteig.\t195,75\t201,5\t190\t11\t11\t11\t22\t-14,25\tma > m.\nIII\t\u00bb\t15\taufsteig.\t192,5\t200\t185\t20\t20\t11\t11\t-17,5\t\nIV\t\u00bb\t12\tabsteig.\t202\t202,5\t201,5\t11\t11\t22\t11\t- 8,0\tma>1U\n\t\t\t(Theil)\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nV\t\u00bb\t17\taufsteig.\t195,25\t200\t190,5\t11\t11\t11\t11\t-14,75\t\u00ef ^ Wirf\nVI\t\u00bb\t16\taufsteig.\t205\t201,5\t208,5\t9\t9\t18\t9\t- 5\tma < ))(,;\nVII\t\u00bb\t17\tabsteig.\t196,5\t198\t195\t18\t18\t9\t18\t-12,5\tmn > hl,:\nVIII\t\u00bb\t17\taufsteig.\t191,75\t197,5\t186\t18\t18\t9\t18\t-13,25\tma > m,:\nIX\t\u00bb\t22\tabsteig.\t205\t199,5\t210,5\t9\t9\t18\t9\t- 5\ttK\u201e < lit,:\n\t\tMittelwerthe\t\t199,58\t202,5\t197,1\t13,6\t13,4\t14,5\t14,5\t\t\nX\tMoe.\t17\taufsteig.\t201,0\t192,5\t209,5\t9\t18\t18\t9\t- 9,0\tma < w,i\nXI\t\u00bb\t19\tabsteig.\t203,5\t205\t202\t9\t9\t18\t9\t\u2014 6,5\tma > m{\nXII\t\u00bb\t15\taufsteig.\t201,25\t202\t200,5\t9\t9\t9\t9\t- 8,75\tma > vi j\nXIH\t\u00bb\t15\tabsteig.\t198,75\t200,5\t197\t9\t9\t9\t9\t-11,25\tm\u201e w,i\n\t\tMittelwerthe\t\t202,25\t200\t204\t9\t11,2\t13,5\t9\t\t\nMittelw. d. 2 V ersuchspers. Ha.\t\t\t\t199,58\t202,5\t197,1\t\t\t\t\t\t\n\t\t\tMoe.\t202,25\t200\t204\t\t\t\t\t\t\n\t\tGresammtmittel\t\t200,51\t201,8\t198,7\t10,8\t12,8\t14,1\t12,1\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t","page":446},{"file":"p0447.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Raumwahrnehmim gbeim monocularen indirecten Sehen.\t443\nTabelle VH.\nBlende I. n \u2014 165 cm. \u00ab = 10\u00b0. Wei\u00dfe Kugeln.\n\tBeob-\trj -4 \u00a9 \u00ab 1|\tRichtung\tMittelwerthe\t\t\tVariationen um d. Ort der scheinb. Gleichheit\t\t\t\t\t\nHr.\tachter\t'tj \u00e6 t, 'S \u00a9 O fl \u00a9 d\tder Reihe\tmr\tma\tm.l\tm ru\ta 't'o\tW ru\td r0\tmr\u2014n\tma \u25a0\u25a0 m,A\n'\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nI\tHa.\t13\taufsteig.\t189,25\t192,5\t186\t15\t15\t15\t15\t24,25\tma>md\nII\t*\t12\tahsteig.\t183,25\t171\t195,5\t7,5\t7,5\t15\t15\t18,25\tma < md\nin\t\u00bb\t13\tahsteig.\t193,0\t186\t200\t15\t15\t15\t15\t28,0\tma < md\nIV\t\u00bb\t20\taufsteig.\t195,75\t194\t197,5\t18\t18\t18\t9\t30,75\tma<md\nV\t\u00bb\t19\tabsteig.\t189,25\t189\t189,5\t9\t9\t9\t18\t24,25\tma < md\n\t\tMittelwerthe 1\t\t190,1\t186,5\t193,7\t12,9\t12,9\t12,4\t12,4\t\t\nVI\tWe.\t21\taufsteig.\t200,25\t203\t197,5\t9\t9\t9\t18\t35,25\tma>md\nvn\t\u00bb\t20\taufsteig.\t191,5\t192\t190,5\tH\t11\t11\t11\t26,5\tma>md\nvm\t\u00bb\t21\tabsteig.\t191,25\t192\t190,5\t11\t11\t9\t9\t26,25\tma > md\nIX\t\u00bb\t17\taufsteig.\t186,75\t181,5\t192\t11\t11\t9\t9\t21,75\tma < md\nX\t\u00bb\t23\taufsteig.\t192,0\t191,5\t192,5\t18\t9\t9\t9\t27\tma<md\nXI\t\u00bb\t19\tabsteig.\t194,5\t192,5\t196\t9\t9\t9\t9\t29,25\tma<md\n\t\tMittelwerthe\t\t192,71\t192,08\t193,01\t11,5\t10\t9,33\t10,83\t\t\nXII\tHa.\t15\taufsteig.\t192\t188\t196\t9\t9\t11\t27\t\t\nMittelw. d. 3 Versuchspers. Ha.\t\t\t\t190,1\t186,5\t193,7\t\t\t\t\t\t\n\t\t\tWe.\t192,71\t192,08\t193,01\t\t\t\t\t\t\n\t\t\tHa.\t192\t188\t196\t\t\t\t\t\t\n\t\tGesammtmittel\t\t191,56\t189,42\t193,64\t11,9\t11,1\t10,3\t12,3\t\t","page":447},{"file":"p0448.txt","language":"de","ocr_de":"448\nRobert M\u00fcller.\nTabelle XII.\nBlende II. \u00ab = 15\u00b0. n \u2014 105 cm. Wei\u00dfe Kugeln.\nNr.\tBeob- achter\t1 Anzahl d.Ein- zelbestimm. in der Reihe\tRichtung der Reihe\tMi mr\tttelwer ma\the m\tVari der s( V ru\titione ;heinb a r0\ta um c Gleic n\t. Ort hheit Jd r0\tmr\u2014n\tma '\u25a0 nd\nI\tHa.\t29\taufsteig.\t158,5\t160\t175\t9\t26\t24\t12\t53,5\t\nn\t\u00bb\t25\taufsteig.\t168,5\t178\t159\t12\t12\t24\t12\t63,5\t\nin\t\u00bb\t21\taufsteig.\t164,5\t169\t162\t12\t12\t24\t12\t59,5\tm\u201e>m\nIV\t\u00bb\t23\taufsteig.\t165,5\t164,5\t166,5\t13\t13\t17\t14\t60,5\t\u00abh < m,i\nV\t\u00bb\t25\taufsteig.\t164\t163\t165\t25\t15\t18\t15\t59,5\tma < M,;\n\t\tMittelwerthe\t\t164,2\t166,9\t165,5\t14,2\t15,6\t21,4\t13\t\t\nYI\tWe.\t19\taufsteig.\t186\t193\t179\t15\t15\t15\t13\t81\tma > M j\nvn\t\u00bb\t25\taufsteig.\t187,5\t180\t195\t10\t10\t20\t10\t82,5\t\nVIII\t\u00bb\t26\tabsteig.\t175\t175\t175\t10\t10\t10\t10\t70,0\tma = m,.j\n\t\tMittelwerthe\t\t182,83\t182,6\t183\t11,7\t11,7\t15\t11\t\t\nIX\tR. M.\t22\tabsteig.\t188,25\t184\t192,5\t13\t13\t7,5\t7,5\t83,25\tm\u00f6>m\u00e4y\nX\t\u00bb\t29\taufsteig.\t188\t179\t197\t5\t5\t5\t5\t83\t\nXI\t\u00bb\t27\tabsteig.\t176\t179\t173\t5\t5\t5\t5\t71\tma> mj\nXII\t\u00bb\t21\tabsteig.\t183,5\t182,5\t185,5\t7\t6\t5,5\t5,5\t78,5\tm\u201e < mst\nXIII\t\u00bb\t20\taufsteig.\t178,5\t172,5\t185,5\t7,5\t7,5\t10\t15\t75,5\tma < m%\nXIV\t\u00bb\t21\tabsteig.\t180,75\t181\t180,51\t12\t12\t11\t10\t75,75\tm\u201e < m,i\n\t\tMittelwerthe\t\t182,5\t181,1\t183,4\t\t\t\t\t\t\nXV\tMoe.\t25\taufsteig.\t193\t182\t204\t10\t10\t10\t12\t\t\nMittelw.d.4 Versuehspers. Ha.\t\t\t\t164,2\t166,9\t165,5\t\t\t\t\t\t\n\t\t\tWe.\t182,83\t182,6\t183\t\t\t\t\t\t\n\t\t\tR. M.\t182,5\t181,1\t183,4\t\t\t\t\t\t\n\t\t\tMoe.\t193\t182\t204\t\t\t\t\t\t\n\t\tGresammtmittel\t\t117,17\t176,77\t177,66\t\t\t\t\t\t","page":448},{"file":"p0449.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Raumwahrnehmung beim monocularen indireeten Sehen.\t449\nTabelle XIV.\nBlende II. n = 135 cm. a == 15\u00b0.\nNr.\tBeob- achter\tAnzahl d.Ein- zelbestiram. in der Reihe\tRichtung\tMi mr\tttelwerl \u00bb\u00bb\t.he\tVari der st\titionei \u00efheinb a r0\ta um d Gleic rr\t.Ort hheit d r\u201e\tmr\u2014n\tma : md\nI\tHa.\t21\taufsteig.\t184,25\t181,5\t187\t11\t11\t11\t23\t49,25\tma<md ||\nII\t\u00bb\t20\tabsteig.\t184,5\t192\t177\t11\t11\t11\t11\t49,5\t\nIII\t\u00bb\t20\taufsteig.\t189\t182\t196\t22\t11\t11\t11\t54\tm\u201e<mj 1\n\t\tMittelwerthe\t\t185,88\t185,16\t186,6\t14,6\t11\t11\t15\t\t\nIV\tWe.\t21\tabsteig.\t181,25\t180\t182,5\t9\t8\t9\t9\t46,25\tma < md\nV\t\u00bb\t21\taufsteig.\t181,5\t187\t176\t9\tQ\t9\t17\t46,5\tma>m\u00e4\n\t\tMittelwerthe\t\t181,37\t183,5\t179,25\t9\t8,5\t9\t13\t\t\nMittelw. d. 2 Versuchspers. Ha.\t\t\t\t185,88\t185,16\t186,6\t\t\t\t\t\t\n\t\t\tWe.\t181,37\t183,5\t179,25\t\t\t\t\t\t\n\t\tG-esammtmittel\t\t184,1\t184,5\t183,7\t\t\t\t\t\t\nTabelle XV.\nBlende II. n = 150 cm. a = 15\u00b0.\n\t\tAnzahl d.Ein- zelbestimm. in der Reihe\tRichtung\tMittelwerthe\t\t\tVariationen um d. Ort der scheinb. Gleichheit\t\t\t\t\t\nNr.\tachter\t\tder Reihe\tmr\tma\tma.\tw ru\ta r0\trr ru\t'd ro\tmr\u2014n\tma : md\nI\tWe.\t19\tabsteig.\t196,25\t198\t194,5\t9\t18\t9\t9\t46,25\tmay-mdY \u00bb\u00bb\u00ab<\u00bb\u00bb<*/!\nII\t\u00bb\t19\taufsteig.\t194\t190\t198\t9\t9\t9\t9\t44,0\t\n\t\tMittelwerthe\t\t195,125\t194\t196,25\t9\t13,5\t9\t9\t39,0\t\nIII\tHa.\t22\tabsteig.\t189\t192,5\t185,5\t9\t18\t9\t9\t39,0\tma>md\nIV\t\u00bb\t19\taufsteig.\t191,25\t190,5\t192\t9\t9\t9\t9\t41,25\tma>md\nV\t\u00bb\t21\tabsteig.\t186,75\t190,5\t183\t9\t18\t9\t18\t36,75\t\n\t\tMittelwerthe\t\t189\t191,16\t186,86\t9\t15\t9\t12\t\t\nMittelw. d. 2Versuchspers.We.\t\t\t\t195,125\t194\t196,25\t\t\t\t\t\t\n\t\t\tHa.\t189\t191,16\t186,86\t\t\t\t\t\t\n\t\tG-esammtmittel\t\t191,45\t192,3\t190,4\t\t\t\t\t\t\n\t\u2014\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t","page":449},{"file":"p0450.txt","language":"de","ocr_de":"Robert M\u00fcller.\n\u00ab\n450\nTabelle XVI.\nBlende II. n \u2014 165 cm. a \u2014 15\u00b0.\n\t\ti \u00e0\u00a3\tRichtung\t\t\t\tVariationen um d. Ort\t\t\t\t\t~ -\n\tBeob-\tH g'S 's\t\tMittelwerthe\t\t\tder scheinb. Gleichheit\t\t\t\t\t\nNr.\tachter\t\tder\t\t\t\t\t\t\t\tmr\u2014n\tma : nij\n\t\td <D rH <4 N .S\tReihe\tmr\t\tmd\tr\u201e\tra\tr\u00ab.\tr0\t\t\nI\tWi.\t19\taufsteig.\t203,75\t205\t202,5\t8\t8\t13\t16\t37,75\tma > m,\nII\t\u00bb\t13\tabsteig.\t182\t183\t181\t7,5\t7,5\t10\t10\t17\t\u00bb*\u201e> m.\nIII\t\u00bb\t14\tabsteig.\t179,5\t193\t166\t15\t15\t10\t10\t14,5\tma>rn,\n\t\tMittelwertb e\t\t188,42\t193,7\t183,16\t10,16\t10,16\t11\t12\t\t\nIV\tWe.\t18\taufsteig.\t194,4\t203\t195,5\t10\t10\t10\t10\t29,5\tma <\nV\tT>\t11\taufsteig.\t199,25\t203\t195,5\t13\t13\t6,5\t6,5\t34\tm\u201e > mj\nVI\t\u2022 \u00bb\t25\taufsteig.\t200,75\t202,5\t199\t7,5\t7,5\t5\t5\t35,75\t\nVII\t\u00bb\t14\taufsteig.\t200,5\t196\t205\t10\t10\t10\t10\t35,5\tm\u201e<i\u201e\n\t\tMittelwerthe\t\t198,75\t197,6\t200,12\t10,1\t10,1\t7,87\t7,87\t\t\nMittelw.d.2Versuchspers. Wi.\t\t\t\t188,42\t193,7\t183,16\t\t\t\t\t\t\n\t\t\tWe.\t198,75\t197,6\t200,12\t\t\t\t\t\t\n\t\tG-esammtmittel\t\t194,32\t195,8\t192,86\t\t\t\t\t\t\nTabelle XVH.\nBlende II. n = 180 cm. a \u2014 15\u00b0.\n\tBeob-\tAnzahl d.\u00cbin-zelbestimm. in der Reihe\tRichtung\tMittelwerthe\t\t\tVariationen um d. Ort der scheinb. Gleichheit\t\t\t\t\t\nNr.\tachter\t\tder Reihe\tmr\t\tmd\tn r0\th\tr0 j ru\t\tmr\u2014n\tma : im\nI\tWe.\t19\taufsteig.\t209,5\t214\t205\t8\t8\t8\t8\t29,5\tma > ?\u00bb,/\nII\t>\t19\tabsteig.\t201,5\t202\t201\t8\t8\t8\t8\t12\tma > i>hi\n\t\tMittelwerthe\t\t205,5\t208\t203\t8\t8\t8\t8\t\t\nin\tMoe.\t23\taufsteig.\t205,5\t210\t201\t8\t8\t8\t8\t27,5\tma > \u00bbk\nIV\t\u00bb\t23\tabsteig.\t215,5\t226\t205\t8\t8\t8\t8\t35,5\tMa > VU\nV\t\u00bb\t15\tabsteig.\t203,5\t206\t201\t8\t8\t8\t16\t23,5\tma 1> \u00bbhi\n\t\tMittelwerthe\t\t208,16\t213\t202,6\t8\t8\t8\t10,6\t\t\nMittelw. d. 2Versuchspers. We.\t\t\t\t205,5\t208\t203\t\t\t\t\t\t\n\t\t\tMoe.\t208,16\t213\t202,6\t\t\t\t\t\t\n\t\tGesammtmittel\t\t207,1\t211,6\t202,6\t\t\t\t\t\t","page":450},{"file":"p0451.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Raumwahrnehmung beim monocularen indirecten Sehen.\t451\nTabelle XVIII.\nBlende II. n = 195. \u00ab = 15\u00b0.\n\t\tj \u00e4-S\tRichtung\t\t\t\tVariationen um d. Ort\t\t\t\t\t\n\tBeob-\tUl\t\tMittelwerthe\t\t\tder scheinb. Gleichheit\t\t\t\t\t\nNr.\tachter\t\tder\t\t\t\tma\t\t\u2122>d\t\tmr\u2014n\tma : md\n\t\td CD H N.S\tReihe\tmr\tma\tmd\tr0\tru\tr\u201e\t\u00bb\u2022\u00ab\t\t\nI\tWe.\t18\tabsteig.\t219\t222\t216\t8\t7\t7\t7\t22\tma < md\nII\t\u00bb\t18\taufsteig.\t210,25\t216\t204,5\t7\t7\t14\t7\t15,5\tma>md\nIII\t\u00bb\t17\taufsteig.\t206,75\t209\t204,5\t7\t7\t7\t7\t11,75\tm\u201e>md\nIV\t\u00bb\t14\taufsteig.\t206,75\t209\t204,5\t7\t7\t14\t7\t11,75\tma>md\nV\t\u00bb\t17\tabsteig.\t202,75\t197,5\t208\t7\t7\t7\t7\t\t\n\t\t\t\t209,1\t210,7\t207,5\t7,2\t7\t9,8\t7\t\t\nTabelle XIX.\nBlende II. n = 210 cm. a \u2014 15\u00b0.\nNr.\tBeob-\tAnzahl d.Ein- zelbestimm. in der Reihe\tRichtung\tMittelwerthe\t\t\tVariationen um d. Ort der scheinb. Gleichheit\t\t\t\t\t\n\tachter\t\tder Reihe\tmr\t\tmd\tn ru\tJa r0\tmd r\u201e | r0\t\tmr\u2014n\tma : md\nI\tHa.\t19\taufsteig.\t200,5\t192\t209\t10\t10\t10\t20\t\u2014 8,5\tma<md\nII\t\u00bb\t18\tabsteig.\t203,75\t205,5\t202\t10\t20\t10\t10\t\u2014 4,5\tm\u201e>md\nIII\t\u00bb\t17\taufsteig.\t213,5\t213\t214\t10\t10\t10\t10\t-j- 3,5\tm\u201e < md\nIV\t\u00bb\t18\tabsteig.\t210,5\t209\t212\t10\t10\t10\t20\t0,5\tma<md\nV\t\u00bb\t19\taufsteig.\t210,5\t222\t199\t10\t10\t10\t10\t1,5\tma>md\n\t\t\t\t207,85\t208,3\t207,3\t10\t12\t10\t14\t\t\nWundt, Philos. Studien. XIV.\t30","page":451},{"file":"p0452.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle XX.\n452\nRobert M\u00fcller.\n? \u00d6\t? 1 A A\t^\tT\u00e0\t^ g\tg\tg V\tV\tV \u00ab\t\u00ab\t\u00ab \u00a7\tS\tg\t\t\n\u00a7 1 \u00a7\u25a0\t\u2014\t24,5 \u2014\t27\t\u2014 28 \u2014\t24,5 \u2014\t26,75\t\t\n'S\u00ae\to \"\u25a0 a .3 \u00a3 \u2014 cd \u00a9 ?: ^3 gfl\tv P CD\t05\t05\t05\t05\t05\t05\t05\t\u2014\n\t05\t05\t05\t05\t05\t05\t05\t\na 8 g-3\to g.a\t*- \u202243 g js\t00\t05 y\u2014t\t13,5 9 18 9\t<M\t\n.S \u00a9 \u00a7 P GQ o\t**\u2022\t00\t05\t13,5 9 9 18\t<M\t\nCD\t199,5 197\t198,25 197 204 195\t194,67 198,25 194,67\t198,5\n-P -B \u00a7 * 'S\t^ \u00a3\t201,5 199\t200,25 195 197 201,5\t197,83 200,25 197,83\t198,8\n\t200,5 198\t199.25 196 200,5 198.25\t198.25 199.25 198.25\t198,65\nRichtung der Reihe\taufsteigend absteigend\tMittelwerthe absteigend aufsteigend aufsteigend\tMittelwerthe Versuchspersonen. Ha. We.\tGesammtmittel\nAnzahl d. Einzel-bestim-mungen in d. Reihe\tCO \u2022H\tCM\tl\u00a35 CM <M \u25a0^h <M <M\t\t\nBeob- achter\tC\u00d6\t\u00a9 W *\t\u00a3\t*\t*\t\tcM r\u00d6 \u00a9 rP \u00a9 JJ r\u00a9 -4-3 .in\t\n\u00db\tM a\tM h p\t\t\t","page":452},{"file":"p0453.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Raumwahrnehmung oeim monocularen indirecten Sehen.\t453\nTabelle XXI.\nGesammtmittelwerthe.\nNr. der Tabelle\tAnzahl der in den Tabellen mitgetheilten Seihen\ta\tn\tmr\tMittelwerthe ma\t\nI\t6\t10\u00b0\t105\t184,29\t181,66\t186,92\nIII\t12\t\t120\t188,98\t188,75\t189,27\nIY\t17\t\t135\t199,43\t200,91\t198,09\nVI\t6\t\t150\t193,7\t189,2\t199,2\nvn\t12\t\t165\t191,56\t189,42\t193,64\nVIII\t16\t\t180\t188,7\t187,72\t191,4\nIX\t11\t\t195\t206,2\t205,17\t204,82\nX\t13\t\t210\t200,51\t201,8\t198,7\nXI\t6\t\t225\t199,6\t196,92\t202,25\nXII\t15\t15\u00b0\t105\t177,17\t177,77\t177,66\nXIII\t5\t\t120\t182,1\t184,4\t178,3\nXIV\t5\t\t135\t184,1\t184,5\t183,7\nXV\t5\t\t150\t191,45\t192,3\t190,4\nXVI\t7\t\t165\t194,32\t195,8\t192,86\nXVII\t5\t\t180\t207,1\t211,6\t202,6\nXVIII\t5\t\t195\t209,1\t210,7\t207,5\nXIX\t5\t\t210\t207,85\t208,3\t207,3\nXX\t5\t\t225\t198,65\t198,8\t198,5\nIII. Versuche mit Ausschaltung der Accommodation.\nNachdem diese Versuche bei einer bestimmten mit dem Abstande der Visirmarke wechselnden Accommodation ausgef\u00fchrt waren und ergeben hatten, dass die Localisation der monocularen Wahrnehmungen bei diesen Fallversuchen ann\u00e4hernd in einer bestimmten Fl\u00e4che stattfindet, deren Lage f\u00fcr eine Reihe von Versuchspersonen nahezu \u00fcbereinstimmt, und die mit zunehmender Entfernung, wie das geringe Wachsthum der Mittelwerthe lehrt, nur in geringem Grade ferner zu r\u00fccken scheint, wurde untersucht, ob diese Localisation dieselbe bleibe, wenn man die Accommodation ausschalte oder zu ihrem\n30*","page":453},{"file":"p0454.txt","language":"de","ocr_de":"454\nRobert M\u00fcller.\nMaximalwerthe steigere; beides l\u00e4sst sich auf zweierlei Weise erreichen. Wenn man ein weit entferntes Object fixirt, sodass die Augenachsen parallel stehen, stellt sich das Auge auf seinen Fernpunkt ein; f\u00fcr den Strahlengang kommt dann nur die Refraction des Auges in Betracht, und je nachdem das Auge myopischen, emmetropischen oder hypermetropischen Bau besitzt, liegt dieser in endlicher oder unendlicher Entfernung vor dem Auge, oder bei Hyperm\u00e9tropie in endlicher Entfernung hinter der Netzhaut. Diese Accommodationsentspannung kann man willk\u00fcrlich erzielen, indem die Convergenz innerhalb gewisser Grenzen dem Willen unterworfen ist. Wenn man aber so vorzugeben sucht und die Stellung der bulbi dabei beobachtet, so zeigt die dabei immer wieder auftretende Convergenz, wie schwierig die Ausschaltung der Accommodation auf diese Weise ist. Daher wurde der andere m\u00f6gliche Weg, die Atropinwirkung, benutzt. Diese besteht darin, dass die peripheren Oculomo-toriusendigungen gel\u00e4hmt werden ; darauf beruht die Mydriasis und die Entspannung der Zonula Zinnii. Die bei der Mydriasis in Betracht kommende Wirkung der Sympathicusfasem k\u00f6nnte noch durch Cocain verst\u00e4rkt werden. Die Versuche wurden in der Weise ausgef\u00fchrt, dass 1\u20142 Tropfen einer 1 % Homatropinl\u00f6sung mit einem Pinselchen in den Conjunctivalsack gebracht wurden, Festhalten des unteren Lides verhinderte den Abfluss der L\u00f6sung durch den Thr\u00e4nen-canal, und nachdem etwa 15 Minuten sp\u00e4ter durch Leseprobeversuche die Homatropinwirkung constatirt war, wurden die Fallversuche ausgef\u00fchrt. Hierf\u00fcr wie f\u00fcr die Eserinversuche, auf die weiter unten eingegangen wird, hatte ich au\u00dfer mir nur zw'ei Reagenten. Als Resultat ergab sich, dass die Localisation durch die Homatropinwirkung nicht beeinflusst wird, also bei dieser Art von Versuchen unabh\u00e4ngig ist von der Pupillenweite und der Accommodation. Die folgende Tabelle gibt die wesentlichen Ergebnisse wieder:","page":454},{"file":"p0455.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle XXII. Blende II. a = 10\u00b0. Versuche mit Homatropin.\nUeber Raumwahrnehmung beim monoeularen indirecten Sehen.\t455\nQi 43 .rj 'S g \u00e4\t\t199,2\t193,64\t191,4\t198,7\n^ ^ a - \u2019S \u00d6 o \u00ab s <p o g -g fco P \u00a7 S\t\t189,2\t189,42\t187,72\t201,8\n1 s's CD \u00aerU\tS, 0)\ts*>\ts\u00e8 c\u00f6.S . ^ H\u00d6 fc>\t\t193,7\t191,56\t188,7\tifl cT O CS\n\t^ ^ V A V e q e\tg5\tg5\tg*\tg* V V V A e\t^\tg*\tg*\tg?\tg2 A A A A ^\t^3\t^3\tT3\tg5\t^\t^ A\tA\t11\tII \u00ab\te *s e 1 s\tg\tg\t\ng 1\t42,5 51,37 21,75\t13,25 17,75 20 24,5\t13,25 15.0 13.0 21,5\t\u2014\t13,75 \u2014\t19 \u2014\t30 \u2014\t30\t\ntf\to o| *\u00ab H O\tO O I\u00df\ti\u2014i\tH CS 1\u20141 i\u2014l 1-H\t1-H SS 1-1 1-1\t13,75 16 8 11 8\tt\u2014^ o' 05 o o o\t10 j 10,7\num dei en Glei m ru\to \u00a9 \u00a9\tO\t\u2014<\tcs\t1-H\t1-H i\u201cH\ti\u201cH\t\u00dfl\ti\u201cH\t1-H\t13,75 17 8 9 8\t10,5 9 10 20 20\t\n\u00f6 \u00a7 \u00a7.s \u25a0\u25a0g.3\t\u00a9 \u00a9 \u00a9\to\tQO i-< CS i-4 1-1\t1-x \u25a0\u2014\tCS 1-1\t15,4 8 11 8 9\t9 18 20 10 20\t10,7\n.2 \u00a9 \u00a7 U OQ \u00c4 .\ts Oi\t**\u25a0 Hd\to o o\tCD^ GO w\t^\t15,4 8 9 8 8\t8,25 18 10 20 20\t10,7\nCD\t\u00a7\t192,5 195 180\t189,1 190.5 188.5 186 179.5\t186,1 189.5 192.5 185,0 197\t190,9 205 190 180 180\t183,2\nb \u00ca\tS r\u00e4>\t55 \u2022*\u00bb\t190 207,75 162,5\t186,75 166 177 184 199,5\t181,62 197 197,5 201 206\t200.4 187.5 192 180 180\tGO\n\t191.75 201,37 171.75\t188,29 178,25 182,75 185 189,5\t183,87 193,25 195 193 201,5\t195,69 196,25 191 180 180\tccT QO\ng\t150 150 150\tQi\ti\u00df\ti\u00df\tk\u00df\ti\u00df r-j\tCD\tCD\tCD\tCO \u25a0e\t^\t^\t~\t^ Qi\t\u00dbi\tO\tO\tO\tO pd\t00\t00\tGO\tGO u\t**\t*\"4\t' QP\tai o P\tMittelwerthe\nRichtung der Reihe\taufsteig. absteig. absteig.\tMittefw aufsteig. absteig. aufsteig. absteig.\tMittetw aufsteig. absteig. aufsteig. absteig.\tMittet\u00ab aufsteig. absteig. aufsteig. absteig.\t\n9I\u00dc0H J9P UI \u2022uiuii^s9qi8z -ma-piqmy\t\u00abx i-i i-i\tCS \u00a9 -h CS\tGO\t(N CO IM C9 n M\tCS CS CS CS\tCS CS CS CS\ti-h\tT-H\tT-H\t\t\t\t\nBeob- achter\t<0\t\u00ab5\tcd\tcd\t^\t^ \u00a3 * *\tH * R A\tK * * *\tW\t\u2018\t\t\t\t\n\tI II III IY Y VI vn VIH rx X XI XH XIII XIV XY\t\t\t\t","page":455},{"file":"p0456.txt","language":"de","ocr_de":"456\nRobert Miiller.\nDa die Zahlen f\u00fcr a = 15\u00b0 fast dieselben sind, so ist eine Reproduction derselben \u00fcberfl\u00fcssig, man gewinnt auch aus diesen Zahlen den Eindruck, dass innerhalb der Grenzen, die mit den Fallversuchen gepr\u00fcft werden k\u00f6nnen, das fl\u00e4chenhafte Gebilde, in dem die monoculare Localisation stattfindet, nicht in bemerkbarer Weise von einer Ebene abweicht, dazu sind schon von Versuch zu Versuch die Variationen der Localisation zu gro\u00dfe.\nIm Gegens\u00e4tze zu dem Versuche mit Homatropin wurden auch solche mit Eserin ausgef\u00fchrt, das ebenfalls in 1 % L\u00f6sung in derselben Weise wiedas Homatropin applicirt wurde. Indem dieses eine Reizung der peripheren Oculomotoriusfasern zur Folge hat, treten bei seiner Anwendung eine Myosis und Accommodationsanspannung auf; hei letzterer wirken die circularen und schr\u00e4g gerichteten Fasern des Corpus ciliare, das in derselben Weise wie der Sphincter iridis als Ringmuskel functionirt. Indem dieser Ring enger wird, erschlafft die Zonula Zinnii, das Aufh\u00e4ngehand der Linse, und diese kann die Gestalt annehmen, die ihr verm\u00f6ge ihrer Elasticit\u00e4t zukommt. Indem diese Elasticit\u00e4t sowohl bei den verschiedenen Refractionszust\u00e4nden des Auges wie bei verschiedenem Lebensalter verschieden ist, werden die Grenzverh\u00e4ltnisse des Accommodationsbereiches ziemlich compli-cirte. Diese im wesentlichen von Helmholtz entwickelte Theorie der Accommodation nimmt Beziehungen zwischen dem Muskel und dem von ihm passiv abh\u00e4ngigen Organe an, die in der Muskelmechanik durchaus einzig dastehende sind. Daher hat es nicht an Versuchen gefehlt, den Accommodationsvorgang auf andere Weise zu erkl\u00e4ren, und zwar aus der Contraction der Br\u00fccke\u2019schen Muskelfasern im Corpus ciliare und des Wittich\u2019sehen Muskels; die Br\u00fccke\u2019schen Fasern lassen sich n\u00e4mlich unter der Retina fast bis zum Sehnerveneintritte verfolgen; da ihr fester Punkt im Corpus ciliare hegt, so h\u00e4tte ihre Contraction eine Lage\u00e4nderung der Netzhaut zur Folge, die keineswegs zu vernachl\u00e4ssigen ist, da die von Arlt genauer untersuchte Abweichung der Retinakr\u00fcmmung von einer sph\u00e4rischen Fl\u00e4che mit zu den Correctionsvorrichtungen der dioptrischen Fehler beim peripheren Sehen geh\u00f6rt.\nDie Ergebnisse der Eserinversuche tragen einen noch weniger constanten Charakter wie die heim accommodirten und accommo-dationslosen Auge; soweit aus den gewonnenen Zahlen ein Schluss","page":456},{"file":"p0457.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Raumwahrnehmung beim monocularen indirecten Sehen.\t457\nzul\u00e4ssig ist, findet eine constante Lage\u00e4nderung der Localisations-fl\u00e4clie nicht statt. Die Unsicherheiten des Urtheils sind z. Th. wenigstens von den allgemeinen Ver\u00e4nderungen des Sehfeldes abh\u00e4ngig. Man muss in der That diese Versuche an sich selbst gemacht haben, um zu sehen, in welch\u2019 hochgradiger Weise die subjects empfundene Helligkeit von der Pupillenweite beherrscht wird. Diese betrug nach ungef\u00e4hren Messungen mit Loupe und Millimeterscala etwa 1,8 mm, w\u00e4hrend die Helligkeit im Verh\u00e4ltnis zum anderen Auge, dessen Pupillenweite etwa 6 mm betrug, auf etwa l/3 herabgesetzt war. Die subjects unangenehmen Nebenerscheinungen, Schmerzen im bulbus, die Unm\u00f6glichkeit, das Auge in den n\u00e4chsten Stunden zum binocularen Sehen zu verwenden, die Entstehung von Doppelbildern, lie\u00dfen mich keine gen\u00fcgende Anzahl von Leihen gewinnen, aus denen die in anderen Beziehungen als denen der Raumwahrnehmung sicher vorhandenen Eigent\u00fcmlichkeiten des Sehens hei maximaler Accommodation und Myosis zu ersehen w\u00e4ren, worin eine Unvollst\u00e4ndigkeit der Arbeit liegt.\nDer andere Weg zur Erzielung einer maximalen Accommodation war deshalb nicht zu benutzen, weil hei ihm die Oonvergenzempfin-dungen von positivem Einfl\u00fcsse sind. Er besteht in dem Eintreten maximaler Accommodation hei Fixirung von Objecten, die zwischen dem Auge und dem Fernpunkte zu denken sind, hei willk\u00fcrlichem Strabismus convergens. Auch hier tritt eine Verengerung beider Pupillen ein, die aber sehr viel schw\u00e4cher als die durch Eserin hervorgerufene ist; zu bemerken ist, dass die subjective Empfindung der Spannung im bulbus auch hier auf tritt.\nDie Versuche ergeben also, dass sowohl im accommodirten wie im accommodationslosen Auge monocular wahrgenommene Eindr\u00fccke nicht r\u00e4umlich unterschieden, sondern in eine Fl\u00e4che verlegt werden, die unter den realisirten Versuchsbedingungen ann\u00e4hernd 190 cm vom Auge entfernt ist.\nIV. Theoretische Discussion der Versuche.\nEine Pr\u00fcfung der Theorie Kirschmann\u2019s h\u00e4tte, um vollst\u00e4ndig zu sein, nach mehreren Richtungen zu erfolgen. Au\u00dfer der Behandlung der anderen Motive der Raumwahmehmung w\u00e4re zu","page":457},{"file":"p0458.txt","language":"de","ocr_de":"458\nRobert Miiller.\nuntersuchen, welche Bedeutung die Zerstreuungskreise sonst f\u00fcr unsere Gesichtswahrnehmungen haben. Wenn derartige mathematische Er\u00f6rterungen vollkommen exact auf Grund der zahlenm\u00e4\u00dfigen Angaben erfolgten, wie wir sie den Arbeiten von Listing, Helmholtz, Mandelstamm, Knapp und Arlt verdanken, so w\u00e4re deren Resultat durchaus entscheidend, sodass dem Experimente nur verificirende Bedeutung zuk\u00e4me. Da aber eine solche Arbeit zun\u00e4chst fehlt und der Sachverhalt, gerade so wie dies die Arbeiten von Otto Fischer und Wilhelm Braune f\u00fcr die Mechanik der Muskeln und Gelenke gezeigt haben, eine viel complicirtere mathematische Behandlung erfordert, als bisher geleistet worden ist, so ist auch in der Herbeiziehung der rechnerischen Resultate Badal\u2019s und Salzmann\u2019s keine Instanz f\u00fcr oder gegen diese Theorie zu erblicken, und die Discussion wird sich auf dem Boden allgemeiner Raisonnements zu halten haben. Eine brauchbare Behandlung der Bildentstehung im menschlichen Auge h\u00e4tte, so scheint es mir wohl, namentlich mit der Strahlengangdiscussion zu brechen und an deren Stelle von den von Huygens gegebenen Constructionen der Wellenfl\u00e4che auszugehen, wie dies f\u00fcr die Theorie der optischen Instrumente von Abbe in Jena hezw. von Czapski (Theorie der Linsen p. 136\u2014301, nach Abbe in Winkelmann\u2019s Handbuch der Physik) gegeben ist; die Unzul\u00e4nglichkeit des Helmholtz\u2019schen Integrals der Helligkeitsvertheilung \u00fcber einen Zerstreuungskreis, das mit Sehsch\u00e4rfehestimmungen beim Sehen in Zerstreuungskreisen nicht \u00fcbereinstimmt, weist auf den Einfluss von Beugungs- und Interferenzerscheinungen hin.\nWenn nun auch der fl\u00e4chenhafte Charakter des monocularen Gesichtsfeldes in ziemlich einfacher Weise ableitbar ist, so wurde doch versucht, die Lage der monocularen Localisationsfl\u00e4che mit dem binocularen Sehacte in Beziehung zu setzen. So zeigte von Recklinghausen in einer Arbeit \u00fcber Netzhautfunctionen, die er unter der Leitung von C. Ludwig anstellte1), dass wir gerade Linien nur dann senkrecht auf der Medianebene unseres K\u00f6rpers sehen, wenn sie in der Fl\u00e4che der Durchschnittslinien der identischen Richtungsebenen hegen. Punkte au\u00dferhalb dieser Fl\u00e4che im Raume verlegen\n1) Arch. f. Ophthalm. Y. 2. 1859. S. 127.","page":458},{"file":"p0459.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Raumwahrnehmung beim monocularen indirecte\u00bb Sehen.\n459\nwir entsprechend der Gr\u00f6\u00dfe ihres Abstandes diesseits oder jenseits derselben, wir beziehen sie also auf jene Fl\u00e4che, die von Recklinghausen als Normalfl\u00e4che bezeichnet. Es lie\u00dfe sich nach dieser Theorie hei Ausschluss der anderen H\u00fclfsmittel der Tiefenwahrnehmung annehmen, dass wir Objecte l\u00e4ngs ihrer Richtungsstrahlen nicht beliebig in den Raum versetzen, sondern dass wir vielmehr hierzu Punkte der Richtungsstrahlen ausw\u00e4hlen, die in einer bestimmten Beziehung zur .Normalfl\u00e4che und zum Fixationspunkte stehen. F\u00fcr das binoculare Sehen lassen sich dar\u00fcber aus der seitlichen Wanderung der Netzhautbilder Anhaltspunkte gewinnen. Wenn dieses Moment fortf\u00e4llt, so werden alle Punkte des Raumes trotz der verschiedensten Tiefendistanzen in die Normalfl\u00e4che verlegt, deren Lage man aus den Deckungsverh\u00e4ltnissen zweier Doppelbilder berechnen kann. Man findet dann, dass die Normalfl\u00e4che f\u00fcr centrales Sehen ann\u00e4hernd eben, f\u00fcr das periphere Sehen dagegen gekr\u00fcmmt erscheint. Diese binocular gewonnene Normalfl\u00e4che wird dann von Recklinghausen als bestimmend auch f\u00fcr die Localisation monocular gesehener Raumpunkte angesehen, da hier die sonst wesentlichsten H\u00fclfsmittel der Tiefenlocalisation, stereoskopische Effecte und Con-vergenzempfindungen, auszuschlie\u00dfen seien. Diese Ableitung ist aber keineswegs unangegriffen geblieben, Helmholtz wies vielmehr den Zusammenhang der von Recklinghausen bemerkten Erscheinung1) mit den Bewegungsgesetzen des Auges nach2).\nDie Beziehungen auch des monocularen Sehens zum Horopter lassen sich jedoch in sehr pr\u00e4gnanter Weise bei der Analyse h\u00f6hen-distanter Doppelbilder verfolgen, wie sie bei Paralyse oder Parese eines sogenannten H\u00f6henmuskels, durch mechanisches Empordr\u00e4ngen des Bulbus (Tumoren der Orbita und des Antrum Highmori) oder durch Prismen erzeugt werden k\u00f6nnen; oft scheint das tiefer stehende Bild dem Beschauer n\u00e4her zu stehen, und die Bilder werden als verschieden gro\u00df angegeben, wie dies v. Graefe zuerst bei Trochlearis-l\u00e4hmung sah. Dieser erkl\u00e4rte die Erscheinungen aus einer Verschiebung des Drehpunktes des Auges nach hinten. Dagegen wandte\n1) Yergl. auch die Darstellung derselben iii Wundt, Physiol. Psychol. 4. Aufl. n. S. 129.\n2) Helmholtz, Physiol. Optik, 1. Aufl. S. 548.","page":459},{"file":"p0460.txt","language":"de","ocr_de":"460\nRobert Miiller.\nsich Foerst er1). Er betonte, dass eine nach vorne ziehende Com-ponente im obliquus superior nicht nachweisbar sei, weshalb auch der Trochlearisparese kein Enophthalmus entspreche, und die entgegengesetzten T\u00e4uschungen k\u00e4men hei Exophthalmus trotz der thats\u00e4chlich vorhandenen Drehpunktverlagerung nicht vor. Daf\u00fcr gibt Foerster, auf dem Boden der Identit\u00e4tslehre stehend, folgende Erkl\u00e4rung : das eine Bild auf der Betina kann nur rechts oder links \u00fcber oder unter dem Punkte liegen, welcher dem Bilde auf der Netzhaut des anderen Auges entspricht, die Entfernung der einzelnen Bilder ist \u00fcberhaupt nicht der unmittelbaren Wahrnehmung zug\u00e4nglich. Fixirt man einen Punkt auf einer horizontalen Fl\u00e4che, so liegen die Bilder aller entfernteren Punkte auf der unteren Partie der Netzhaut, die Bilder der Punkte diesseits vom fixirten Punkte auf der oberen Netzhautpartie. So entspringe es der Gewohnheit, Gegenst\u00e4nde f\u00fcr n\u00e4her zu halten, die sich oberhalb der Macula abbilden. Dieser Meinung schloss sich auch Alfred Graefe an2), er bestritt nur einige der allgemeinen Folgerungen Foerster\u2019s. Vom Standpunkte der Projectionslehre aus behauptete Nagel, zur Localisation der Doppelbilder dienten im allgemeinen sph\u00e4rische Fl\u00e4chen von gleichem Badius, deren Mittelpunkte die Kreuzungspunkte der Projections-linien in beiden Augen sind. Bei hinl\u00e4nglich gro\u00dfem Badius kann man sich diese beiden Projectionssph\u00e4ren in eine zusammenfallend denken. Indem die Projectionsfl\u00e4che ihre Concavit\u00e4t gegen den K\u00f6rper gerichtet hat, sollen Objecte, die unter dem horizontalen Meridian der Projectionsfl\u00e4che liegen, dem K\u00f6rper n\u00e4her zu sein scheinen, als solche, die sich im horizontalen Meridian befinden. Wenn auch die Lothe solcher Punkte der Projectionsfl\u00e4che auf die Frontalebene des K\u00f6rpers verschiedene Gr\u00f6\u00dfe haben, so m\u00fcssten doch beide Bilder dem Auge gleichweit entfernt erscheinen wegen der Gleichheit der Kugelradien. Au\u00dfer dieser logischen Inconsequent m\u00fcssten nach Nagel\u2019s Theorie auch bei einfacher Lateraldistanz der Doppelbilder, wie sie etwa hei Abducensl\u00e4hmungen auf tritt, das laterale Bild n\u00e4her als das mediale gesehen werden, was, wie die Beob-\n1)\tXXXVII. Jahresbericht der schlesischen Gesellschaft f. Vaterland. Cultur. Med. Sect.\n2)\tArch. f. Ophthalm. VII.","page":460},{"file":"p0461.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Raumwahrnehmung beim monocularen indirecten Sehen.\t461\nachtung zeigt, niemals der Fall ist. Die physiologisch-constructive Ableitung versagt hier, das Kleinersehen des n\u00e4herstehenden Doppelbildes beruht nach Helmholtz\u2019 Ausdrucksweise auf einem secun-d\u00e4ren unbewussten Schlussverfahren, oder mit der Bezeichnung Wundt\u2019s, die den thats\u00e4chlichen Verh\u00e4ltnissen mehr entspricht, einer associativen Synthese. Von zwei Gegenst\u00e4nden halten wir den uns n\u00e4her erscheinenden f\u00fcr kleiner, wenn sein Bild auf der Retina ebenso gro\u00df ist, wie das Bild eines ferneren Gegenstandes. Die Verallgemeinerung Foerster\u2019s, dass wir denselben Gegenstand mit dem oberen Theile der retina stets etwas kleiner, mit dem unteren etwas gr\u00f6\u00dfer sehen, wurde auch von Alfred Graefe verworfen. Wie Helmholtz gezeigt hat, ist die Localisation perpendicular \u00fcbereinanderliegender Punkte eine sehr genaue ; er erkannte bei Kali versuch en sogar die Verschiebung, wenn diese nur 0,25 mm aus der Verticalebene betrug. In seinem Lehrbuche der Augenmuskell\u00e4hmungen sagt Mauthner, auf der supramacularen Retina bilden sich sowohl die vor, als auch die unter dem fixirten Punkte gelegenen Objecte ab. Wenn bestimmende Anhaltspunkte f\u00fcr die Localisation des supramacular abgebildeten Punktes fehlen, so wird dieser weder gerade vor, noch gerade unter, sondern vor und unter den fixirten Punkt verlegt. Diese Localisirung sei eine Art Mittelstellung, die sich nur aus dem Mangel positiver Anhaltspunkte ergebe. Da aber schon die Genauigkeit der Localisation in den Verticalebenen gegen Mauthner spricht, so fragt es sich, ob keine positiven Instanzen daf\u00fcr vorhanden sind, dass wir einen auf der oberen Netzhauth\u00e4lfte sich abbildenden Punkt bald vor, bald unter, bald hinter und unter das fixirte Object verlegen. Helmholtz betonte den Einfluss des Horopters f\u00fcr das r\u00e4umliche Sehen: \u00bbIch finde, dass die Raumanschauung durch das binoculare Sehen ihre gr\u00f6\u00dfte Genauigkeit erreicht f\u00fcr diejenigen Objecte, die im Horopter liegen, und desto ungenauer wird, je weiter sich die Objecte vom Horopter entfernen\u00ab1). Wegen der Beziehungen des Horopters zu den Doppelbildern behauptet Sachs2), dass die Querdisparation derselben es sei, welche die Localisation\n1)\tGraefe\u2019s Arch. f. Ophthalm. X. 1. S. 31.\n2)\tArch. f. Ophthalm. XXXVI. 1. 1890. S. 201.","page":461},{"file":"p0462.txt","language":"de","ocr_de":"462\nRobert M\u00fcller.\nvermittele. Die Anschauung der \u00e4lteren Physiologen, dass die Doppelbilder, die im indirecten Sehen wahrgenommen werden, in die Ebene des fixirten Objectes verlegt werden, ist l\u00e4ngst als unrichtig zur\u00fcckgewiesen durch Hering\u2019s Eallversuch, der seit jeher als feinste Probe des binocularen Sehens gilt und auf der richtigen Doppelbild-localisation beruht. \u00bbDie Accommodation ist nicht im Stande, k\u00f6rperliches Sehen zu produciren, doch erm\u00f6glicht sie durch ihr Spiel die Erweckung von Tiefenvorstellungen. Ein\u00e4ugige bestehen den Hering\u2019schen Versuch nicht\u00ab1).\nWenn man durch Prismen Doppelbilder erzeugt, so ist die Eixation stets eine monoculare, wenn man auch stets binocular zu fixiren glaubt. Benutzt man zur Doppelbilderzeugung eine Kerze, wobei das obere Doppelbild fixirt wird, so ist diese Fixation eine monoculare, die untere Flamme wird einfach im indirecten Sehen wahrgenommen. Beim Fehlen sonstiger Kriterien f\u00fcr eine Localisation im Raume sind wir geneigt, anzunehmen, dass die im indirecten Sehen wahrgenommene Kerze im Horopter hege, d. h. an jener Stelle im \u00e4u\u00dferen Raume, von welcher gleichzeitig Impulse zu correspon-direnden Netzhautstellen abflie\u00dfen k\u00f6nnen. Das eine in Betracht kommende Moment ist also die zwangsweise Verlegung in den Horopter, da die disparaten Doppelbilder, die eine andere Localisation erzwingen w\u00fcrden, hei dieser Art eigentlich monocularen Sehens fehlen. Dieses wird durch das Erfahrungsmotiv bestimmt, \u00bbdass wir stets solche Objecte als im Gesichtsfelde vorhanden uns vorstellen, wie sie vorhanden sein m\u00fcssten, um unter den gew\u00f6hnlichen normalen Bedingungen des Gebrauches unserer Augen denselben Eindruck auf den Nervenapparat hervorzuhringen\u00ab. Au\u00dfer den Momenten, die der binocularen Bildentstehung angeh\u00f6rend auf den monocularen Sehact her\u00fcherwirken, kommen f\u00fcr die Ortsbestimmung im Sehen mit einem Auge die ebenfalls dem binocularen Sehen urspr\u00fcnglich angeh\u00f6renden Convergenzempfindungen in Betracht. Bei einer analysirenden Pr\u00fcfung des mechanischen Zwanges, unter welchem die Bewegungen der Augen stehen, sind drei bestimmende Factoren in Erw\u00e4gung zu ziehen, das Fusionsbestrehen, die Accommodations- und die Conver-\n1) Sachs, Arch. f. Ophthalm. XXXVI. 1. 1890. S. 201.","page":462},{"file":"p0463.txt","language":"de","ocr_de":"lieber Raumwahrnehmung beim monocularen indirecten Sehen.\n463\ngenzempfindungJ). Jener Zwang steht, wie es gewisse pathologische Beobachtungen sehr wahrscheinlich machen, unter dem Einfl\u00fcsse zweier Bewegungscentren, eines f\u00fcr die associirten und eines f\u00fcr die accommodativen Bewegungen1 2).\nNachdem schon Joh. M\u00fcller eine unl\u00f6sbare Verbindung von Convergenz und Accommodation angenommen hatte3), musste es wahrscheinlich erscheinen, dass hei monocularem Sehen die Gesammt-empfindung, in welche die Accommodationsempfindung des perci-pirenden Auges, die Druckempfindung des hulhus in seinem Verh\u00e4ltnis zur Tenon\u2019sehen Kapsel, und die Convergenzempfindung dieses und des anderen Auges als Bestandtheile eingehen, ein H\u00fclfsmittel der monocularen Tiefenlocalisation bilde. Da zeigte Volkmann4), dass jene unl\u00f6sbare Verbindung nicht bestehe, was Donders5 6) best\u00e4tigte. Aber die Ourven, in denen dieser die Verh\u00e4ltnisse der relativen Accommodation ausdr\u00fcckte, fanden nicht die Zustimmung Nagel\u2019s, auf dessen Veranlassung Biesinger die Frage von neuem behandelte0). Dann pr\u00fcften Halsch und Pereies die Frage mit dem haploskopischen Apparate, den Hering zu seinen Raumsinnuntersuchungen benutzt hatte7 8). Hierbei ergab sich, dass der Zuwachs der maximalen Accommodation, welche bei gleichm\u00e4\u00dfiger Convergenzzunahme hervorgebracht werden kann, der zugeh\u00f6rigen latenten Accommodation direct proportional ist, und dass umgekehrt auch der Zuwachs der maximalen Entspannung der Accommodation, welche hei gleichm\u00e4\u00dfiger Oonvergenzabnahme aufgebracht werden kann, der latenten Entspannung wiederum proportional ist. Was die Einstellung des Auges heim monocularen Sehen anbetrifft, so zeigte Woinow3), dass das Auge, wenn es Gegenst\u00e4nde, die in verschie-\n1)\tGraefe\u2019s Arch. f. Ophthalm. XXII. 2. S. 342; XXXY. 1. S. 137; XXXY. 4. S. 333.\n2)\tBericht \u00fcber den internationalen Ophthalmologencongress. Heidelberg 1888. S. 30.\n3)\tBeitr\u00e4ge zur vergleich. Physiologie des Gesichtssinnes. 1826. S. 276.\n4)\tVolkmann, Neue Beitr\u00e4ge zur Physiologie d. Gesichtssinnes. 1836. S. 148.\n5)\tDie Anomalien d. Refraction u. Accommodation. Ed. Becker. Wien 1866.\n6)\tUntersuchungen zur Accommodation und Convergenz der Blicklinien. Inaug.-Diss. T\u00fcbingen 1869.\n7)\tArch. f. Ophthalm. XXXV. 4. 1889. S. 84\u2014115.\n8)\tibid. XVI. 1870. S. 206.","page":463},{"file":"p0464.txt","language":"de","ocr_de":"464\nRobert M\u00fcller.\ndenen Entfernungen liegen, abwechselnd fixirt, nicht nothwendig Zuckungen erleiden muss, sondern nur seine Accommodation \u00e4ndert, n\u00e4mlich dann, wenn alle fixirten Gegenst\u00e4nde in einer und derselben Richtung liegen, welche mit der Gesichtslinie zusammenf\u00e4llt. Dass aber auch die Accommodations\u00e4nderung allein eine Localisations-verschiebung erzeugen kann, geht aus dem Auftreten von Makropsie bei Atropineintr\u00e4ufelung, von Mikropsie bei Application von Eserin in den Conjunctivalsack hervor. Das ist deshalb nicht auff\u00e4llig, weil alle Verschiebungen des Blickpunktes psychischen Factoren untergeordnet sind. Bevor eine Blickbewegung beginnt, ist der Ort, welcher das Ziel derselben bildet, bereits im Bewusstsein und von der Aufmerksamkeit erfasst und die Lage dieses Ortes im Sehraume bestimmt die Richtung und Gr\u00f6\u00dfe der Blickbewegung, wie Hering ausf\u00fchrte. Die weitere Besprechung der Convergenzerscheinungen w\u00fcrde eine Er\u00f6rterung der Theorien der identischen und correspon-direnden Netzhautstellen fordern, ohne welche diese Bewegungserscheinungen nur unvollkommen erkl\u00e4rbar sind.\nAuf ein anderes weniger wesentliches H\u00fclfsmittel macht Boettcher1) aufmerksam, indem er die Folgen der Raddrehung f\u00fcr die monoculare Tiefenwahrnehmung entwickelt. Das Sehen mit einem Auge gibt nur \u00fcber H\u00f6hen- und Breitenabstand directen Aufschluss. Aber bei der Vereinigung von Punktbildern zu Linien liefert die Neigung ihrer Netzhautbilder gegeneinander die Grundlage der Linearperspective, die auf monocularem Sehen beruht und mit H\u00fclfe der Schattirung, der scheinbaren Gr\u00f6\u00dfe und relativen Entfernung die optische T\u00e4uschung der K\u00f6rperlichkeit durch Vermittlung nur einer Netzhaut erm\u00f6glicht. Wenn das Auge aus einer Prim\u00e4rstellung in eine Terti\u00e4rstellung \u00fcbergeht, ohne eine physiologischoptische Unterst\u00fctzung als die allenfalls ver\u00e4nderte Accommodations-empfindung, wenn es also den Netzhauthorizont und gleichzeitig die zur Medianebene parallele Ebene verl\u00e4sst, so gewinnt es trotz der erfolgenden Raddrehung, mittelst deren es seinen horizontalen Meridian auf eine schr\u00e4g angeschaute Horizontale einstellt, keineswegs daraus die Vorstellung der Horizontalit\u00e4t der letzteren und verliert nicht den Eindruck der Verticalit\u00e4t derjenigen Senkrechten, deren\n1) Arch. f. Ophthalm. XII. 2. 1866. S. 79.","page":464},{"file":"p0465.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Raumwahrnehmung beim monocularcn indirecten Sehen.\n465\nBild doch nun schr\u00e4g zum verticalen Meridian durch die fovea l\u00e4uft. Es sieht nur, dass beide Linien einen nach dem Auge offenen stumpfen Winkel einschlie\u00dfen; die psychische Deutung entscheidet sich f\u00fcr eine gewisse Stabilit\u00e4t der Yerticallinien. Derselbe Einfluss, den hier die psychische Verarbeitung auf die anscheinend anomalen physiologischen Vorg\u00e4nge hat, zeigt sich auch bei der Verwerthung der Zerstreuungskreise f\u00fcr unser Sehen. Zun\u00e4chst ist zu bemerken, dass diese nicht allein die Genauigkeit der Gesichtseindr\u00fccke im peripheren Sehen herahsetzen, sondern dass in derselben Richtung die Irradiation wirkt. Volkmann nahm an, dass diese f\u00fcr alle Sehwinkelgr\u00f6\u00dfen constant sei, was Eunke bestritt. Damit die Zerstreuungskreise bemerkt werden k\u00f6nnen, m\u00fcssen sie \u00fcberhaupt breiter sein als die Irradiationskreise. Durch dieses constante Auftreten des Irradiationswinkels resultirt eine gr\u00f6\u00dfere als thats\u00e4chlich vorhandene Sehsch\u00e4rfe, wodurch der minimale Sehwinkel sogar negativen Werth erhalten kann.\nEine Sehsch\u00e4rfebeobachtung war auch f\u00fcr Albrecht v. Graefe die Veranlassung, zum ersten Male die Gr\u00f6\u00dfe der Zerstreuungskreise in ihrer Beziehung zu den verschiedenen Refractionszust\u00e4nden zu untersuchen. Er hatte beobachtet, dass stark hypermetropische Individuen einen ziemlich feinen Druck mit unbewaffnetem Auge in gro\u00dfer N\u00e4he lesen k\u00f6nnen, wobei Myopie dadurch ausgeschlossen ist, dass Convexgl\u00e4ser dieselbe F\u00e4higkeit f\u00fcr gr\u00f6\u00dfere Entfernung und feineren Druck erzielen. Bei Berechnung der Zerstreuungskreise im liypermetropischen nicht accommodirten Auge kam er zu dem Resultate, dass hier die Zerstreuungskreise langsamer wachsen als die Netzhautbilder, w\u00e4hrend im emmetropischen das Verh\u00e4ltniss der beiden dasselbe bleibt, Donders f\u00fchrte dies weiter aus1), und betonte dabei die Convergenz und die mit ihr unl\u00f6slich verbundene Pupillenver\u00e4nderung; die Zerstreuungskreise werden noch verkleinert durch theilweises Schlie\u00dfen der Lidspalte. Donders suchte damit den von anderer Seite angenommenen psychischen Einfluss zu einer Unterdr\u00fcckung der Zerstreuungskreise zu umgehen2). \u00bbDas Unter-\n1)\tDonders, Anomalien der Kefraction und Accommodation. Wien 1866. S. 217.\n2)\tAlbrecht v. G-raefe, Arch. f. Ophthalm. II. 2. S. 167.","page":465},{"file":"p0466.txt","language":"de","ocr_de":"466\nRobert M\u00fcller.\ndr\u00fccken von Zerstreuungskreisen ist eine in der Physiologie bisher heimathlose, aber vom klinischen Standpunkte nicht zu entbehrende Auskunft der Augen\u00e4rzte f\u00fcr so viele bekannte Erfahrungen< '). Donders erkennt auch den Einfluss des regul\u00e4ren Astigmatismus, der nach bestimmten Richtungen die Gr\u00f6\u00dfe der Zerstreuungskreise vermindern muss, an, und den Einfluss der Erfahrung, die aus dem unvollkommenen durch Zerstreuungskreise gest\u00f6rten Bilde die wahre Gestalt der Objecte abstrahiren k\u00f6nne. Das g\u00fcnstige Wachsthums-verh\u00e4ltniss im hypermetropischen Auge gilt aber nur, wenn dieses nicht accommodirt ist, und es kann, je nach dem Grade der Hyperm\u00e9tropie, vollst\u00e4ndig verschwinden. Mauthner kehrt \u00fcbrigens in seinen \u00bbVorlesungen \u00fcber die optischen Fehler des Auges\u00ab1 2) zur alten Graefe\u2019sehen Ansicht von der psychischen Unterdr\u00fcckung der Zerstreuungskreise zur\u00fcck. Au\u00dferdem hat Badal3) die Theorie der Zerstreuungskreise und ihr Verh\u00e4ltnis zur Sehsch\u00e4rfe behandelt, ausgehend von der Voraussetzung, dass in Zerstreuungskreisen gesehene Punkte dann als gesondert wahrgenommen werden, wenn jene Kreise sich nicht decken. Bei anderer Gelegenheit4) gibt er f\u00fcr die Zerstreuungskreise sehr einfache Formeln und zeigt, wie aus ihrer Gr\u00f6\u00dfe der Pupillendurchmesser sich ahleiten l\u00e4sst. Nagel stellte den Satz auf5), dass der Zerstreuungskreis dem Accommod\u00e4tions-erforderniss und dem Oorrectionsglase der Ametropie, dieses f\u00fcr den vorderen Brennpunkt berechnet, proportional sei.\nAm eingehendsten hat Salzmann diese Verh\u00e4ltnisse behandelt. Auch seine Berechnungen6) sind freilich ungenau, weil er statt der Reduetionsfl\u00e4ch e des schematischen Auges die des reducirten benutzt. Daher wird die Verschiebung der Knotenpunkte nach vorne und die Verschiebung des einen der Hauptpunkte nach hinten, wie dies nach Nagel bei der Accommodation stattfindet, nicht ber\u00fccksichtigt, ebenso vernachl\u00e4ssigt er den von Thomas Young ent-\n1)\tSchuleck, Arch. f. Ophtlialm. XXVHL 3. 1882. S. 167.\n2)\tWien 1876. S. 332.\n3)\t\u00c9tude d\u2019optique physiol. Annales d\u2019oculistique 1880. Tome 83. S. 21.\n4)\tAnnales d\u2019oculistique. Vol. 75. S. 290.\n5)\tNagel, X. Cap. Die Anomalien der Refraction und Accommodation in Oraefe\u2019s Handb. VI. S. 455.\n6)\tArch. f. Ophhthalm. XXXTX u. XL.","page":466},{"file":"p0467.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Raumvvahrnehmung beim monocularen indirecten Sehen.\n467\ndeckten physiologischen Astigmatismus. Mit diesen Vereinfachungen erh\u00e4lt er f\u00fcr den Durchmesser eines Zerstreuungskreises die Formel:\nin der die Objectentfernung mit a bezeichnet ist, ist die hintere Brennweite, l die Achsenl\u00e4nge des reducirten Auges, n der Brechungsindex, und p der Halbmesser der Pupille. Indem er die Formel f\u00fcr die drei speciellen F\u00e4lle der Hyperm\u00e9tropie, der Myopie und der Emme-tropie discutirt, kommt er zu dem Satze, dass in einem f\u00fcr endliche positive Entfernung eingestellten Auge, gleichviel oh es sich um einen entsprechenden Grad von Myopie, oder um ein f\u00fcr diese Entfernung accommodirtes schwaches myopisches, emmetropisches oder hypermetropiscb.es Auge handelt, die Zerstreuungskreise rascher als die Objectsentfemungen diesseits des Punktes, f\u00fcr den das Auge eingestellt ist, wachsen, oder jenseits desselben abnehmen >). Die Formel gilt auch f\u00fcr Augen im Zustande der Accommodationsruhe und f\u00fcr solche mit Achsenkr\u00fcmmungs- oder Indexametropie. Wenn man in diese Formel die Entfernung, f\u00fcr die das Auge eingestellt ist, einf\u00fchrt, so erh\u00e4lt man die Formel:\nin der \u2014 den Grad der Einstellung des Auges, in Dioptrien ge-\nmessen, bedeutet, w\u00e4hrend \u2014 der Accommodationsfactor ist, der das\na\t\u2019\nemmetropische Auge f\u00fcr den den Zerstreuungskreis entwerfenden Punkt einstellen w\u00fcrde. Aus dieser Formel folgert Salzmann, dass der Zerstreuungskreis der Pupillenweite, der Achsenl\u00e4nge und dem Einstellungsfehler direct proportional, dem Brechungsindex umgekehrt proportional sei. Wenn man unter denselben Vernachl\u00e4ssigungen wie vorher die Gr\u00f6\u00dfe des Netzhautbildes berechnet, so findet man f\u00fcr das deutlich entworfene und f\u00fcr das in Zerstreuungskreisen gesehene Bild dieselbe Gr\u00f6\u00dfe, und wenn man die Formeln f\u00fcr die Gr\u00f6\u00dfe der Zerstreuungskreise mit der f\u00fcr die Gr\u00f6\u00dfe des\n1) Mir scheinen Salzmann\u2019s Ableitungen gerade f\u00fcr das hypermetrop. Auge zweifelhaft zu sein.\nWandt, Philos. Studien. XIV.\n31","page":467},{"file":"p0468.txt","language":"de","ocr_de":"468\nRobert M\u00fcller.\nNetzhautbildes combinirt, so kommt man zu dem \u00fcberraschenden Resultate, dass der kleinste Distinctionswinkel beim Sehen in Zerstreuungskreisen unabh\u00e4ngig von Achsenl\u00e4nge und Brechungsindex, somit unabh\u00e4ngig vom dioptrischen Baue des Auges ist. Er ist nur abh\u00e4ngig von der Pupillenweite, dem Einstellungsfehler und der Entfernung des Objectes und ist diesen Gr\u00f6\u00dfen direct proportional.\nSo wenig exact die durchaus primitiven Rechnungen Salzmann\u2019s sind, so sind sie doch ann\u00e4herungsweise mit der Erfahrung in Einklang und schlie\u00dfen eine Art der Perception, wie sie zur G\u00fcltigkeit von Kirschmann\u2019s Ansicht nothwendig w\u00e4re, direct aus. In der That haben die Bilder des indirecten Sehens nur den Zweck, scharf pr\u00e4cisirte Bewegungsimpulse auszul\u00f6sen; ihre Wahrnehmbarkeitsver-h\u00e4ltnisse stehen in einer gewissen Analogie zur Perception der Doppelbilder. Wie Volkmann1) zeigte, findet in der Wahrnehmung derselben eine Vereinfachung statt, die psychischen Ursprunges ist, indem sie Erfahrungen \u00fcber die reale Einheit der Gesichtsobjecte voraussetzt, die erst in der individuellen Entwicklung der r\u00e4umlichen Wahrnehmung erworben ist. Es enthalten die einzelnen zur Verschmelzung kommenden Bilder bei weitem mehr als das resultirende Bild, aber das wegfallende geht nicht verloren, sondern wird vielmehr zur Erzeugung des k\u00f6rperlichen Eindruckes benutzt. So werden auch die Zerstreuungskreise nicht direct wahrgenommen und k\u00f6nnen doch von wesentlicher Bedeutung f\u00fcr unsere Wahmehmungsacte werden. Diese Bedeutung ist in der Theorie Wundt\u2019s2) von den retinalen Localzeichen indirect gesehener Punkte vollkommen entwickelt. Denn jene Wirkung der Zerstreuungskreise f\u00fchrt zu der Annahme, dass sensorische und motorische Effecte der Lichteinwirkung an verschiedene Endorgane in der Retina gekn\u00fcpft seien, eine Annahme, die eher finals gegen die Theorie der complexen Localzeichen spricht. Denn einen Theil des hier erforderlichen Beweises hat bereits Gudden erbracht in der Auffindung der Centren, die in den Vierh\u00fcgeln Opticuserregungen auf die Oculomotoriusbahnen \u00fcbertragen. Ich wei\u00df nicht, ob die Frage nach der functionellen Verschiedenheit der Opticusfasem verschiedenen Querschnittes endg\u00fcltig entschieden ist.\n1)\tv. Graefe\u2019s Arch. f. Ophthalm. Y. 2. 1859.\n2)\tPhysiol. Psychol. 4. Aufl. IL S. 210.","page":468},{"file":"p0469.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Raumwahmehmung beim monocularen indirecteri Sehen.\n469\nBehauptet wurde jedoch, dass die gr\u00f6beren derselben der motorischen Reflexleitung dienten.\nKirschmann gibt eine Ableitung der Parallaxe, aus der er folgert, dass der Werth derselben sogar f\u00fcr eine Accommodations-breite von 2,5 Dioptrien, bei der der Nahpunkt in 40 cm liegt, und f\u00fcr 10 Winkelabstand von der Fixationslinie nicht weniger als 10 34' betrage, also sicher in den Wahrnehmbarkeitsbereich falle. Die Zerstreuungskreise sind jedoch nur dann wirkliche Kreise, wenn sie centrisch um die Netzhautmitte zu liegen kommen, in anderen F\u00e4llen sind sie auf einer Hohlkugelfl\u00e4che sich abbildende ellipsen\u00e4hnliche Projectionen der Pupille, und ihre Mittelpunkte sind durchaus nicht immer die Projectionen des Pupillencentrums. Die Zerstreuungskreise der mit dem Pupillencentrum in einer Geraden, der Visirlinie, liegenden Objectpunkte decken sich um so vollst\u00e4ndiger, je kleiner die Pupille ist. Die von Helmholtz \u00fcber das Decken von Zerstreuungskreisen aufgestellten S\u00e4tze gelten ferner nur f\u00fcr die Haupt-visirlinien, f\u00fcr das indirecte Sehen nur hei punktf\u00f6rmiger Pupille. Man kann aber nach Helmholtz\u2019 Formulirung des Satzes \u00fcber den Gang eines Strahles, der durch den Mittelpunkt des Hornhautbildes der Pupille geht, f\u00e4lschlich annehmen, derselbe bilde bis zum Netzhautpunkte eine gerade Linie, welchen Irrthum allerdings seine Fig. 63 lj unterst\u00fctzt.\nOhne weiter auf die Abbildung in Zerstreuungskreisen einzugehen, bieten die Einfl\u00fcsse derselben auf die Wahrnehmung noch eine Reihe beachtenswerther Punkte. So k\u00f6nnen sie f\u00fcr das binocu-lare Sehen in Betracht kommen, das trotz Zerstreuungskreisen auf der einen Retina insofern m\u00f6glich ist, als von je einem Objectpunkte mindestens auch identische Netzhautpunkte der beiden Augen beleuchtet werden. Es kommt somit als Bedingung f\u00fcr das binoculare Einfachsehen nicht auf die gleiche Exactheit der Retinabilder, sondern darauf an, dass in den beiderseitigen Sinnesempfindungen identische Projectionslinien enthalten sind. Die Verwirrung in der Projection beschr\u00e4nkt sich auf die Gruppe der von den einzelnen Zerstreuungskreisen umfassten Sehelemente. Was au\u00dferhalb deren Gebiet hegt, kommt ungest\u00f6rt in gewohnter Weise zur Geltung.\n1) Physiol. Optik, 2. Aufl. S. 119.\n31*","page":469},{"file":"p0470.txt","language":"de","ocr_de":"470 Robert M\u00fcller. Ueber Raumwahrnehmung beim monoeularen indirecten Sehen.\nBei dem innigen Zusammenh\u00e4nge der Accommodationsempfin-dungen mit den Convergenzempfindungen ist nach dieser Richtung eine geschlossene Darstellung des monoeularen Sehactes hier unm\u00f6glich, und die Lehre von den Zerstreuungskreisen ist auch nach ihrer rechnerischen Seite bis jetzt nur andeutungsweise ausgebildet. Durch die Verwerthung der Zerstreuungskreise beim Sehen mit ametropen Augen und durch die Einf\u00fchrung des Uebungsfactors, der, wie die Ophthalmologie zeigt, einer streng gesetzm\u00e4\u00dfigen Entwicklung unterworfen ist, tritt jene Verwerthung in eigenartige Beziehungen zur Lehre von der Aufmerksamkeit. Die verschiedenen Formen des Astigmatismus scheinen dagegen auf die monoculare Raumwahmehmung ohne Einfluss zu sein.\nDas Ergebniss dieser Untersuchung ist demnach, dass eine monoculare Raumwahrnehmung vorhanden ist. Die Motive, welche in den oben mitgetheilten Tabellen eine gewisse Constanz der Localisation in einer ann\u00e4hernd constant bleibenden Fl\u00e4che bedingen, d\u00fcrften aber urspr\u00fcnglich dem binoeularen Sehacte angeh\u00f6ren und erst secund\u00e4r das monoculare Sehen bestimmen. Da bei diesen Versuchen keine Isolirung derjenigen Factoren, die nur im monoeularen Sehacte auftreten, erreichbar ist, so sind die Fallversuche \u00fcberhaupt f\u00fcr oder gegen die Existenz von Accommodationsempfindungen nicht zu verwenden. Auch steht einer solchen Verwerthung wohl schon der Umstand im Wege, dass in Folge der Fallgeschwindigkeit der Sehobjecte die etwaigen Einfl\u00fcsse der Accommodation und vielleicht selbst die der Zerstreuungskreise nicht Zeit haben zur Gleitung zu kommen. Den Fallversuchen bleibt so nur die Bedeutung einer allgemeinen Orientirung \u00fcber die auch beim Ausschluss von Accommodations- und Augenbewegungen bestehenden Motive einer freilich unbestimmten Tiefenlocalisation *).\n1) Die vorliegende Abhandlung ist bereits am 28. Februar d. J., also vor dem Erscheinen der Abhandlung \u00bbZur Theorie der r\u00e4umlichen G-esichtswahrneh-mungen\u00ab im 1. Hefte des vorliegenden Bandes der Philos. Studien abgeschlossen worden.","page":470}],"identifier":"lit4514","issued":"1898","language":"de","pages":"402-470","startpages":"402","title":"Ueber Raumwahrnehmung beim monocularen indirecten Sehen","type":"Journal Article","volume":"14"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:36:23.224210+00:00"}