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{"created":"2022-01-31T12:34:19.772048+00:00","id":"lit4532","links":{},"metadata":{"alternative":"Philosophische Studien","contributors":[{"name":"Mentz, Paul","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Philosophische Studien 11: 371-393","fulltext":[{"file":"p0371.txt","language":"de","ocr_de":"Die Wirkung akustischer Sinnesreize auf Puls und Athmung.\nVon\nPaul Mentz.\n(Fortsetzung.)\nIX. Die Lust und die Unlust.\nWie schon manche Stellen der bisherigen Versuche zeigen, findet beim Auftreten von Lust eine Verl\u00e4ngerung des Pulses und beim Auftreten von Unlust eine Verk\u00fcrzung statt. Es ist dies sowohl bei Schalleindr\u00fccken, die vorzugsweise durch ihre Intensit\u00e4t, als auch bei solchen, die durch ihre Qualit\u00e4t wirken, wie endlich bei einer Folge von Sch\u00e4llen der Fall, wie die nachstehenden Versuche zeigen:\nBeispiel 35. Reiz: Schallintensit\u00e4ten, hervorgebracht durch den Fall eines Bleigewichtes von 2 Pfund auf eine 7 cm dicke Bleiplatte. Die Reihenfolge der Intensit\u00e4ten war: 10, 50, 110 , 20 cm Fallh\u00f6he.\nEs wurden nur diese wenigen Reize gegeben, um Abstumpfung zu vermeiden. Der Reagent wurde angewiesen, zun\u00e4chst auf die Empfindung zu achten, sodann aber, wenn nach kurzer Pause dieselbe Reihe gegeben w\u00fcrde, durch Nachlass der Muskelspannungen dem Gef\u00fchlston Gelegenheit zu seiner Entwicklung zu geben. Die Pulsl\u00e4nge war bei diesen Versuchen: Min. = 7,2, Max. = 8,7, Mw. = 8,2, mA \u2014 34 mm1). Bei Anfang der Reize trat ein kurzes Auf-\n1) R\u00fccksichtlich dieser Bezeichnungen vgl. Phil. St. XL 1, S. 70.\nWundt, Philos, Studien. XI.\t25","page":371},{"file":"p0372.txt","language":"de","ocr_de":"372\nFaul Meutz.\nund Niederzucken des Schreibhebels ein und darauf ein Sinken der Pulscurve gegen\u00fcber der Umgebung, welches einen, zwei, zuweilen auch drei Pulse hindurch dauerte und auf vasomotorische Erschlaffung der Radialis schlie\u00dfen lie\u00df. Als Aenderungen der Pulsl\u00e4nge ergaben sich folgende Werthe gleichsam aufgesetzt auf den normalen Verlauf des Pulses:\nReagent: Dr. C. Ayer. Geschwindigkeit: I.\nFallh\u00f6hen\t10\t20\t50\t110 cm\tnP\nEmpfindung\t+ 0)1\t+ 0,2\tc. + 0,4\t+ 0,6\t2, auch 3\nGef\u00fchlswirkung\t+ 0,1 indiff.\t+ 0,3 Lust\t\u00b10,0 Unlust\t\u2014 0,3 gr. Unlust\t2, meist 3\nDen Aussagen: \u00bbindifferent, etwas Lust, etwas Unlust, bedeutende Unlust\u00ab entsprechen also die Pulswirkungen genau. Es ergibt sich zugleich, dass dieselben verschieden sind, je nachdem der Reagent angewiesen wird, die Empfindung oder die Gef\u00fchlswirkung zu bevorzugen, und es entspricht dies auch der Selbstbeobachtung, nach der man z. B. bei Geschmacksreizen hei vorwiegender Gef\u00fchlswirkung nachher oft gar nicht einmal angeben kann, welcher Art die Empfindungsqualit\u00e4t gewesen sei. Genau so tritt ja auch bei starkem Schmerz die Schmerzempfindung hinter dem Gef\u00fchle h\u00f6chster Unlust sehr zur\u00fcck.\nDass hei verschiedenen Qualit\u00e4ten ebenfalls, namentlich wenn man dem Reagenten gestattet sich ganz der Gef\u00fchlswirkung zu \u00fcberlassen, Lust eine ihrer Intensit\u00e4t entsprechende Pulsverl\u00e4ngerung und Unlust eine ihrer Intensit\u00e4t entsprechende Pulsverk\u00fcrzung hervorbringt, geht schon aus den Beispielen 22, 23 und 24 S. 97 ff. hervor.\nGenau dieselben Puls\u00e4ndexungen finden hei einer Eolge von Sch\u00e4llen statt, wenn man auch hier den Reagenten ganz der Gef\u00fchlswirkung \u00fcberl\u00e4sst. Man hat nur jedesmal nach Schluss des Reizes und einer kleinen Pause zu fragen, welches die Gef\u00fchlswirkung gewesen sei, und wird dann die v\u00f6llige Uebereinstimmung mit der Puls\u00e4nderung finden:","page":372},{"file":"p0373.txt","language":"de","ocr_de":"Die Wirkung akustischer Sinnesreize auf Puls und Athmung.\t373\nBeispiel 36. Beiz: Reihen von Metronomschl\u00e4gen in verschiedenen Geschwindigkeiten, aber von l\u00e4ngerer Einwirkungsdauer als bei den fr\u00fcheren reinen Aussageversuchen, um der Gef\u00fchlswirkung volle Gelegenheit zur Entwicklung und Pulsbeeinflussung zu geben. MM. bezeichnet die Zahl der Metronomschl\u00e4ge in der Minute.\nReagent: Dr. F. Kiesow. Geschwindigkeit: Y.\nReiz\tMin.\tMax.\tMw.\tnA\tnF\tL\tmP\tmA\n\t1,9 + 0,3\t2,4 + 0,4\t2,3 + 0,3\t2*4\t18\t39,7\t2,2 + 0,3\t18\nMM. 145 |\t2,2 schwach\t2,8 ingenehm\t2,6\tF/4\t19\t46,6\t2,5\t19\n\t2,1 \u00b10,0\t2,6 \u00b10,0\t2,4 \u2014 0,1\t24/4\t26\t58,4\t2,3 \u00b10,0\t19 \u2014 1\n108 |\t2,1 \u00b1 0,0\t2,6 + 0,1\t2,3 \u00b1 0,0\t22/4\t20\t45,2\t2,3 + 0,1\t18* + 1\n\tsp. 2,1 indiff., sp.\t2,7 angenehm\t2,3\tV 4\t8\t19,5\t2,4\t19\n\t2,4 \u2014 0,2\t2,8 \u00b1 0,0\t2,7 -0,1\t23/4\t20\t52,2\t2,6 -0,1\t19* \u00b10\n178 |\t2,2 unang\t2,8 enehm\t2,6\t23/4\t21\t52,8\t2,5\t19*\n\t2,2 \u00b10,0\t2,8 \u00b10,0\t2,6 \u00b1 0,0\t13/4\t13\t33,2\t2,6 -0,1\t20 \u2014 2\n142 |\t2,2 \u00b1 0,0\t2,8 -0,1\t2,6 -0,1\t2\u2018/2\t19\t46,8\t2,5 -0,1\t18* \u2014 2\n\tsp. 2,2 indiff., sp\t2,7 unangen.\t2,5\tIV*\t10\t24,4\t2,4\t16\n\t1,7 + 0,2\t2,6 + 0,2\t2,3 + 0,1\t21/4\t18\t38,6\t2,2 + 0,1\t17 + 2\n145 |\t1,9 schwach\t2,8 mgenehm\t2,4\t23/4\t23\t51,6\t2,3\t19\n\t2,1 + 0,1\t2,8 + 0,1\t2,5 + 0,1\t24/2\t20\t50,6\t2,5 + 0,1\t20 \u2014 1\n178 |\t2,2 etwas ar\t2,9 igenehm\t2,6\t33/4\t27\t68,8\t2,6\t19*\n\t2,4 \u2014 0,3\t3,0 -0,4\t2,7 -0,4\t23/4\t21\t58,4\t2,8 \u2014 0,5\t21 \u2014 1\n204 |\t2,1 \u2014 0,3\t2,6 \u2014 0,3\t2,3 \u00b1 0,0\t13/4\t15\t35,1\t2,3 \u00b1 0,0\t20 \u2014 1\n\tsp. 1,8 schw. unan\t2,9 g., sp. ang.\t2,3\t14/4\t10\t23,1\t2,3\t19*\n25*","page":373},{"file":"p0374.txt","language":"de","ocr_de":"374\nPaul Meiitz.\nReiz\tMin.\tMax.\tMw.\tnA\tnF\tL\tmP\tm A\n\t2,3\t3,1\t2,6\t3%\t30\t75,3\t2,5\t20\n\t\u2014 0,3\t-0,4\t\u2014 0,3\t\t\t\t-0,1\t\u00b10\n\t2,0\t2,7\t2,3\tl*/4\t14\t33,0\t2,4\t20*\n\t\t+ 0,4\t\t\t\t\t+ 0,2\t+ 4\nMM. 80 {\t2,3\t3,1\t2,6\t3%\t30\t76,6\t2,6\t24\n1\tstark nnai\tigenehm,\tmtsetzlich\t\t\t\t\t\n\t1,8\t2,7\t2,4\t2 Va\t22\t51,4\t2,4\t20\n\t+ 0,2\t+ 0,2\t+ 0,3\t\t\t\t+ 0,2\t+ 3\n(\t2,0\t2,9\t2,7\t2i/a\t22\t57,5\t2,6\t23\n\t\t+ 0,4\t-f- 0,3\t\t\t\t+ 0,3\t\u2014 2\n55 {\t2,3\t3,3\t3,0\ti*/4\t13\t37,2\t2,9\t21*\n1\tentsetzlich\ti, unertr\u00e4g\tlieh\t\t\t\t\t\nBei den mit sp. (= sp\u00e4ter) bezeichneten Werthen tritt \u00fcbereinstimmend mit den Aussagen Abstumpfung und so Aenderung der Gef\u00fchlswirkung ein. Bei andern Reagenten konnte, entsprechend der bekannten Relativit\u00e4t der psychischen Vorg\u00e4nge, oft gar nicht einmal das absolute Wesen dieser Gef\u00fchls\u00e4nderung bestimmt werden, so z. B. ob das sp\u00e4tere \u00bbangenehmer\u00ab, das etwa seit Beginn der zweiten H\u00e4lfte oder des letzten Drittels der betreffenden Reizzeit nach Aussage des Reagenten ein trat, wirklich ein \u00bbangenehm\u00ab oder nur ein \u00bbweniger unangenehm\u00ab sei. Jedenfalls zeigt sich hier bei der Lust eine Pulsverl\u00e4ngerung und bei der Unlust eine Pulsverk\u00fcrzung, entsprechend der Zu- und Abnahme dieser Gef\u00fchlsintensit\u00e4ten, und bei Gef\u00fchlsindifferenz keine Aenderung oder eine ganz geringe Verk\u00fcrzung, namentlich des Max., was erkl\u00e4rlich ist, da, wenn der Reagent gar keine Gef\u00fchlswirkung in sich bemerkt, er vielfach von selbst zu willk\u00fcrlicher Aufmerksamkeit geneigt sein wird, um vielleicht doch eine solche zu finden.\nBei MM. 80, also dem ersten \u00bbentsetzlich\u00ab, ging der Athem pl\u00f6tzlich sehr hoch und blieb dann in dieser H\u00f6he ; dasselbe zeigte sich bei dem folgenden, ebenfalls \u00bbentsetzlichen\u00ab, ja \u00bbunertr\u00e4glichen\u00ab und \u00bbwiderlichen\u00ab Reize (MM. 55) gleich von Anbeginn an. Dem entspricht eine von der sonstigen Regel abweichende Pulswirkung. Obgleich hier n\u00e4mlich schon nach den fr\u00fcheren Versuchen \u00fcber Lust und Unlust bei Geschwindigkeiten starke Unlust vorhanden sein muss und au\u00dferdem noch eine bedeutende Athemerh\u00f6hung wieder und wieder auftritt, zeigt der Puls bei MM. 80 im Verlauf","page":374},{"file":"p0375.txt","language":"de","ocr_de":"Die Wirkung akustischer Sinnesreize auf Puls und Athmung.\t375\ndes Reizes und bei MM. 50 schon von Anbeginn an eine starke Verl\u00e4ngerung. Aber auch schon beim ersten Mal MM. 178 trat eine solche trotz der Unlust im Verlauf des Reizes beim Max. auf, was in der Tabelle nicht besonders verzeichnet ist.\nAus der Lage dieser drei Geschwindigkeiten nach den Extremen zu (MM. 80, 55, 178), aus der abweichenden Pulswirkung, n\u00e4mlich Verl\u00e4ngerung statt Verk\u00fcrzung, aus der bedeutenden Athem\u00e4nderung und dem, was wir im n\u00e4chsten Capitel dar\u00fcber sehen werden, muss demnach geschlossen werden, dass hier die Unlust in Affect, und zwar starken, sthenischen Affect \u00fcbergegangen ist; damit stimmen auch die Aussagen (\u00bbentsetzlich, unertr\u00e4glich, widerlich\u00ab), welche bei MM. 80 und 55 gemacht wurden, \u00fcberein.\nEs sind ja \u00fcberhaupt zwei F\u00e4lle denkbar, entweder n\u00e4mlich, dass der Gef\u00fchlston, wie die Empfindung, sich bei einiger Dauer des Reizes abschw\u00e4cht, oder aber im Gegentheil sich im Laufe der Zeit verst\u00e4rkt. Bei vorhandener Lust kann dies z. B. bei l\u00e4ngerer Beobachtung der Fall sein, indem etwa der Gedanke hinzutritt, dass man das wirklich eben erlebt habe, dass man es nun wirklich besitze u. dergl. ; bei der Unlust aber ist schon aus dem t\u00e4glichen Leben bekannt, wie sie sich geradezu summiren kann, z. B. bei einem schwachen, aber fort und fort dauernden Ger\u00e4usch, und dazu kommt vielleicht noch der Gedanke, dass man hier gar kein Mittel dagegen hat, oder dass man, wie bei unseren Versuchen, dieser Unlust nicht einmal Ausdruck geben darf, denn der Reagent ist sich ja bewusst, dass er sich nicht im (mindesten bewegen d\u00fcrfe. Alles dieses zusammen brachte hier die starke sthenische Reaction hervor, die auch im Pulse so auffallend ist.\nWenn hier beim zweiten Male MM. 178 kein solcher Affect aufgetreten ist, so lag das an der Verschiebung des Indifferenzpunktes im Laufe dieser Reihe, wie wir sie schon in einem fr\u00fcheren Capitel (Cap. VII) beobachteten. Zuerst ist hier n\u00e4mlich MM. 178 \u00bbunangenehm\u00ab, beim zweiten Male schon \u00bbetwas angenehm\u00ab, und da nun gleich darauf MM. 204 nur noch \u00bbschwach unangenehm\u00ab ist, so l\u00e4ge demnach der Indifferenzpunkt jetzt erst bei MM. 192, statt wie fr\u00fcher (vergl. die Tabelle) bei MM. 142. Die Ursache dieser Verschiebung ist hier jedenfalls die sehr bedeutende Dauer der Reize und auch der Pausen.","page":375},{"file":"p0376.txt","language":"de","ocr_de":"376\nPaul Mentz.\nAuch die Versuche Lehmann\u2019s zeigen bei Puls f\u00fcr Puls erfolgender Ausmessung, dass bei der Lust Pulsverl\u00e4ngerung und bei der Unlust Pulsverk\u00fcrzung auftritt. Sehen wir hierbei von dem schlecht leserlichen Versuche Taf. IB ab, so finden wir:\nBeispiel 37. Lehmann, Taf. IllC. Reiz: ein in Gold- und Farbendruck fein ausgef\u00fchrtes maurisches Ornament, das zum Beschauen gegeben wurde. Ergebniss der Ausmessung:\nReagent: M. Geschwindigkeit: IIb.\nReiz\tMin.\tMax.\tMw.\tnA\tnP\tL\tmP\tmA\n\t5,1\t5,9\t5,4\t13A\t7\t37,4\t5,3\t21\nGesichtsbild j\t+ 0,4 5,5\t+ 0,4 6,3\t+ 0,4 5,8\t9\t28\t160,3\t+ 0,4 5,7\t\u2014 3 18*\nNach dem \u00bbpl\u00f6tzlichen\u00ab Entfernen des lustvollen Reizes tritt zugleich mit pl\u00f6tzlicher Niveauerh\u00f6hung der plethysmographischen Pulscurve acht Pulse lang eine weitere Verl\u00e4ngerung des Pulses auf. Da, wie Lehmann mittheilt, der Reagent bei dieser pl\u00f6tzlichen Entfernung des Bildes \u00bbmit dem Kopf und dem Oberk\u00f6rper einen Wurf in der Richtung des fortgenommenen Bildes\u00ab macht, so muss man auch hier auf sthenischen Affect schlie\u00dfen. Die folgenden 30 Pulse zeigen dann \u00fcbrigens noch wegen Unlust oder Langeweile geringere Pulsl\u00e4ngen als zu Anfang der Tafel. Jedenfalls zeigt auch dieser Versuch eine Pulsverl\u00e4ngerung wegen Lust.\nBeispiel 38. Lehmann: Taf. IA. Reiz: starke Zuckerl\u00f6sung.\nReagent: \u2014 Geschwindigkeit: IIb.\nReiz\tMin.\tMax.\tMw.\tnA\tnP\tL\tmP\tmA\nSaccli. alb. J\t3,6 + 0,2\t4,7 + 0,5\t3,8 + 0,4\t2\u2018A\t10\t39,2\t3,9 + 0,5\t19 *+* 1\n\t3,8\t5,2\t4,2\t91/2\t42\t185,2\t4,4\t20\nFehlerhaft ist es nat\u00fcrlich hier, die Zuckerl\u00f6sung herunterschlucken zu lassen.","page":376},{"file":"p0377.txt","language":"de","ocr_de":"Die Wirkung akustischer Sinnesreize auf Puls und Athmung.\n377\nBeispiel 39. Lehmann: Taf. ID. Reiz: lOprocentige Chininl\u00f6sung.\nReagent: D. Geschwindigkeit: IIb.\nReiz\tMin.\tMax.\tMw.\tnA\tn P\t\u2022 L\tm P\tmA\n\t4,5\t5,3\t4,8\t674\t18\t84,7\t4,7\t13\nChin. suif. |\t\u2014 0,8 3,7\t-1,0 4,3\t\u2014 0,9 3,9\t8\u00ab/\u00ab\t41\t157,1\t\u2014 0,9 3,8\t+ 4 17*\nDer Athem ist hier w\u00e4hrend der Reizdauer breiter, aber auch h\u00f6her. W\u00e4hrend der ersten 5 Pulse nach dem Merkzeichen der Tafel hat wahrscheinlich die Applicirung stattgefunden.\nPulsverk\u00fcrzung wegen Unlust zeigt sich ferner noch bei Lehmann Taf. IIA : Trinken von lauwarmem Wasser mit etwas Weins\u00e4ure, Taf. IVD bei zehnprocentiger Weins\u00e4urel\u00f6sung, nachdem sogar gedr\u00fcckte Stimmung vorhergegangen war, Taf. VB bei starker Magnesial\u00f6sung und Taf. HD beim Riechen von Schwefelkohlenstoff, wo man freilich von den Pulsen w\u00e4hrend des ersten reflectorisch ausgel\u00f6sten sehr breiten, aber auch hohen Athemzuges absehen muss.\nUnzweckm\u00e4\u00dfig sind die Versuche Taf. IIA und E, n\u00e4mlich Eintauchen des Armes in hei\u00dfes bezw. kaltes Wasser, und Taf. Ill B das Rauchen einer starken Cigarette bei einem Nichtraucher und Taf. III. A bei einem Gewohnheitsraucher wegen ihrer physiologischen Wirkungen sowie Taf. IC das Darbieten von 20 mg Saccharin, wegen des zu lange dauernden Sichl\u00f6sens des Pulvers auf der Zunge und des Mangels einer Angabe, welche Gef\u00fchlswirkungen dabei und sp\u00e4ter vorhanden waren.\nDa es w\u00fcnschenswerth erschien, die Gef\u00fchlswirkung bei Geschmacksreizen zahlenm\u00e4\u00dfiger zu verfolgen, als es von Lehmann geschehen ist, stellte Verf. gemeinsam mit Herrn Dr. Kiesow noch folgende sphygmographische Versuche an:\nBeispiel 40. Reiz: Salzs\u00e4urel\u00f6sungen (sauer) in verschiedenen Concentrationen, welche vermittelst Glasr\u00f6hrchen auf die Zungenspitze applicirt wurden. Der Reagent hatte auf ein zugerufenes \u00bbjetzt\u00ab die Zungenspitze vorzustrecken und den Mund offen zu","page":377},{"file":"p0378.txt","language":"de","ocr_de":"378\nPaul Mentis.\nhalten, worauf dann der Assistent in m\u00f6glichst kurzer Zeit den betreffenden Reiz applicirte. Nachdem der an der Trommel sitzende Experimentator durch ein weiteres \u00bbjetzt\u00ab des Assistenten von der Anbringung des Reizes benachrichtigt und dies wieder auf der Trommel vermerkt worden war, gab ein weiteres \u00bbjetzt\u00ab die Anweisung, dass ausgespuckt und gut ausgesp\u00fclt werden sollte. Nat\u00fcrlich hatte der Assistent so wenig Bewegungen als irgend m\u00f6glich zu machen, um die Aufmerksamkeit des Reagenten nicht abzulenken. Dieser wurde wieder angewiesen, sich vor allem der Gef\u00fchlswirkung der Reize hinzugeben.\nReagent: H. Gale. Geschwindigkeit: IV.\nMin.\n\u00b10,0\n-0,2\nindifferent\nangenehm\nangenehm\nmehr angenehm\nziemlich unangenehm\nsehr unangenehm\n-0,1\nstark unangenehm","page":378},{"file":"p0379.txt","language":"de","ocr_de":"Die Wirkung akustischer Sinnesreize auf Puls und Athmung.\n379\nWichtig ist dieser Versuch insofern, als ja eigentlich nach dem Vorhergehenden bei Lust Pulsverl\u00e4ngerung und hei Unlust Pulsverk\u00fcrzung vorhanden sein m\u00fcsste. Hier aber zeigt sich bei den Aussagen \u00bbziemlich unangenehm\u00ab und \u00bbsehr unangenehm\u00ab immer noch eine wenn auch zur\u00fcckgehende Pulsverl\u00e4ngerung und erst bei \u00bbstark unangenehm\u00ab eine eigentliche Pulsverk\u00fcrzung.\nDasselbe zeigte sich in einer Reihe weiterer Versuche, von denen nur die folgenden hervorgehoben seien:\nBeispiel 41. Reagent: H. Gale, Geschwindigkeit IV. Reiz: HCl in 0,4, 0,1, 0,06, 0,05, 0,045, 0,04, 0,03, 0,025, 0,02^. Anfangspuls: Min. = 3,3, Max. = 4,2, Mw. = 3,6;\nDie Puls\u00e4nderungen waren: +0,1\t\u2014 0,1\t+0,3 (stark un-\nangenehm), + 0,3 + 0,4 + 0,4 (sehr unangenehm), + 0,2 + 0,1 + 0,4 (unangenehm), +0,1\t+0,1\t\u20140,1 (unangenehm), \u20140,1\n\u2014\t0,4 \u20140,1 (indifferent), \u20140,1 \u20140,1 \u20140,3 (indifferent), +0,5\n+ 0,4 +0,6 (angenehm), +0,1 +0,3 +0,4 (angenehm), \u00b10,0 + 0,3\t+0,2 (angenehm);\nDarauf: NaCl 10^\": +0,1\t+0,2\t+0,5 (sehr unangenehm);\nSchlie\u00dflich: Chin. suif. 0,1 ^: +0,5\t+0,2\t+0,3 (sehr un-\nangenehm) ;\nDer Puls hatte sich gegen Schluss der Reihe bis auf Min. = 3,7, Max. = 4,3, Mw. = 4,0 verlangsamt, wahrscheinlich in Folge der langen Dauer der Reihe.\nBeispiel 42. Reagent: Dr. F. Kiesow, Geschwindigkeit: V. Reiz: NaCl in 0,35, 0,8, 3,0, 10,0^. Anfangspuls: Min. = 2,4, Max. = 3,2, Mw. = 2,7;\nDie Puls\u00e4nderungen waren: \u20140,1\t\u00b10,0\t\u00b10,0 (indifferent),\n+ 0,4\t+0,5\t+0,4 (angenehm), +0,1\t+0,3\t+0,2 (stark un-\nangenehm), \u2014 0,4 +0,4 \u20140,2 u. +0,1 (sehr stark unangenehm) ;\nDarauf: HCl 0,007, 0,02, 0,1, 0,4 ^;\nPuls\u00e4nderungen: \u00b10,0,\t+0,1\t+0,1 (schwach angenehm),\n+ 0,1 + 0,3 + 0,2 (angenehm), + 0,2 + 0,4 + 0,2 (unangenehm),\n\u2014\t0,1\t\u20140,3\t\u20140,3 (stark unangenehm);\nDarauf: H20 (Aqua destill.): +0,1\t\u00b10,0 +0,1 (indifferent);\nDer Puls hatte vor dem letzten Reiz noch eine fast gleiche Geschwindigkeit wie zu Anfang, n\u00e4mlich : Min. = 2,2, Max. = 3,2, Mw. = 2,5.","page":379},{"file":"p0380.txt","language":"de","ocr_de":"380\nPaul Mentz.\nAuch bei Sacch. alb. als Reiz zeigten sich dieselben Erscheinungen, nur Chin. suif, machte insofern eine Ausnahme, als wegen des von 0,003 bis 0,005% auftretenden \u00f6ligen, unangenehmen Geschmacks w\u00e4hrend dieser ganzen Zeit eine Pulsverk\u00fcrzung statt -Verl\u00e4ngerung auftrat, die aber allm\u00e4hlich abnahm.\nAuch mit dem \u00fcber die Gef\u00fchlswirkung bei Schallintensit\u00e4ten gegebenen Beispiel (Bspl. 35) stimmen diese Versuche \u00fcberein, da dort bei der Fallh\u00f6he 50 cm trotz der Aussage \u00bbunangenehm\u00ab nur die Wirkung zh 0,0, und erst bei der Fallh\u00f6he 11.0 cm die wirkliche Pulsverk\u00fcrzung \u2014 0,3 zu finden war.\nMan muss hieraus schlie\u00dfen, dass bei Intensit\u00e4tsversuchen, bei denen der Reagent vor allem die Gef\u00fchlswirkung sich entwickeln l\u00e4sst, die Wirkung der blo\u00dfen Intensit\u00e4t und diejenige der schlie\u00dflich auftretenden Unlust auf den Puls einander entgegenwirken. Da n\u00e4mlich erstere (vgl. Cap. IV dieser Arbeit) eine ihrem Grade entsprechende Pulsverl\u00e4ngerung zur Folge hat, wird dieselbe beim Auftreten von Unlust nicht sogleich verschwinden, sich vielmehr letztere vorerst nur durch ein Abnehmen jener Pulsverl\u00e4ngerung bemerkbar machen, schlie\u00dflich jedoch wirklich eine Verk\u00fcrzung eintreten.\nDamit stimmt denn auch die bei den blo\u00dfen Intensit\u00e4tsversuchen (vgl. Cap. IV S. 88 ff.) gemachte Beobachtung \u00fcberein, dass hier bei h\u00f6heren Intensit\u00e4ten die entstehende Pulsverl\u00e4ngerung nicht mehr proportional, sondern etwas geringer ist, als man erwarten sollte. Auch hier ist eben die Unlust aufgetreten, trotzdem der Reagent hier vor allem auf die Empfindung als solche achtete. Bei den Versuchen dieses Cap. jedoch, bei denen der Reagent sich der Gef\u00fchlswirkung hingab, machte sich denn auch sowohl f\u00fcr sein Bewusstsein als auch f\u00fcr den Puls die Unlustwirkung viel fr\u00fcher bemerkbar. Der Unterschied ist in beiden F\u00e4llen eigentlich nur ein gradueller, da sich n\u00e4mlich bei den Empfindungsversuchen der Gef\u00fchlston der Unlust bei den h\u00f6heren Intensit\u00e4ten nicht vermeiden l\u00e4sst, und ebenso bei den Gef\u00fchlsversuchen dieses Capitels nicht die pulsverl\u00e4ngernde Wirkung der Intensit\u00e4t; sonst ist aber die Sachlage nicht sehr verschieden.\nAuch sprechen gerade diese Geschmacksversuche daf\u00fcr, dass die pulsverl\u00e4ngernde Wirkung bei den Intensit\u00e4ten nicht etwa","page":380},{"file":"p0381.txt","language":"de","ocr_de":"Die Wirkung akustischer Sinnesreize auf Puls und Athraung.\n381\nlediglich die der Lust an der Th\u00e4tigkeit ist, denn sonst w\u00fcrde eben nicht die Verl\u00e4ngerung auch noch hei der Unlust auftreten, aber auch nicht die des Schrecks, denn an dergleichen ist bei dem blo\u00dfen Auftr\u00e4gen von L\u00f6sungen auf die Zunge ebenso wenig zu denken, wie bei dem an St\u00e4rke zunehmenden und jedesmal lang andauernden Harmoniumklange es in Beispiel 20 (Cap. IV S. 94).\nUm \u00fcbrigens f\u00fcr diese Geschmacksversuche zu wissen, wie Fl\u00fcssigkeit an und f\u00fcr sich auf den Puls wirkt, wurde gelegentlich (siehe Bspl. 42) destillirtes Wasser in Mundtemperatur als Geschmacksreiz eingeschoben, ohne dass der Reagent vorher davon benachrichtigt wurde. Die Wirkung, eine Pulsverl\u00e4ngerung um + 0,1 \u00b10,0 +0,1, wie man aus diesem Beispiel sieht, ist wohl der Wirkung der Ber\u00fchrungsempfindung als solcher zuzuschreiben.\nDiese Verl\u00e4ngerung zeigte sich auch, als einmal zuf\u00e4llig ein Tropfen L\u00f6sung auf der Lippe h\u00e4ngen geblieben war. Es trat hier statt der durch den Reiz auf der Zunge veranlassten geringen Verl\u00e4ngerung, n\u00e4mlich + 0,1 (wegen schwacher Lust) (HCl 0,007 %), gegen Schluss des Reizes eine weitere Verl\u00e4ngerung um + 0,3 und 0,4 auf.\nEs stimmt dies auch mit den beiden (Cap. Ill S. 82) mit-getheilten Versuchen aus Mos so \u00fcberein, nach denen das Ber\u00fchren des schlafenden Reagenten mit einer Feder eine Pulsverl\u00e4ngerung zur Folge hatte. Aus dem gleichen Grunde zeigte sich auch bei den Indifferenzpunkten, sofern nicht die Wirkung null war, vielfach eine geringe Verl\u00e4ngerung statt der sonst auftretenden geringen Aufmerksamkeitsverk\u00fcrzung um \u20140,1. Sonst aber zeigten sich bei diesen Geschmacksversuchen nur die schon bei akustischen Reizen beobachteten Wirkungen, wie z. B. Abstumpfung und Aenderung der Gef\u00fchlswirkung. Hervorzuheben ist lediglich, dass auch hier einmal die starke Unlust in Affect \u00fcberging, indem n\u00e4mlich bei HCl 0,4 statt der Verk\u00fcrzung \u2014 0,1 \u2014 0,3 \u2014 0,3 beim Maximum zum Schluss die Verl\u00e4ngerung + 0,2 und + 0,5 auftrat. Wir fanden diese Wirkung, wie man sich erinnern wird, schon im Bspl. 36 bei der Folge von Sch\u00e4llen.","page":381},{"file":"p0382.txt","language":"de","ocr_de":"382\nPaul Mentz.\nX. Die verschiedenen Affecte.\nAbgesehen von gelegentlichen Erfahrungen der Physiologen finden sich bereits bei Mosso und Lehmann eine Reihe auf die Wirkungen von Affecten bez\u00fcglicher Curven. Bei ersterem waren es fast stets Affecte, die im Laufe der Versuche in Folge zuf\u00e4lliger Umst\u00e4nde auftraten, bei letzterem solche, die mit Absicht im Re-agenten durch Anwendung \u00e4u\u00dferer Mittel veranlasst wurden. Beides jedoch hat den Nachtheil, dass immer nur eine beschr\u00e4nkte Anzahl von besonders naheliegenden Affecten der experimentellen Beobachtung zug\u00e4nglich gemacht werden kann (objectives Verfahren), falls man die Versuchsumst\u00e4nde durch Eintreten von Personen, Handlungen, Gespr\u00e4ch u. dergl. nicht unn\u00f6thig compliciren will.\nEs schien daher angebracht, es auch einmal auf andere Weise zu versuchen, n\u00e4mlich den Reagenten zum rein willk\u00fcrlichen Hervorbringen von Affecten durch Sichversetzen desselben in geeignete Lebenslagen in der Vorstellung bezw. Production von bisher Erlebtem zu veranlassen. Auf diese Weise wird eine viel gr\u00f6\u00dfere Anzahl von Affecten der Messung zug\u00e4nglich gemacht (subjectives Verfahren), und diese Versuche waren in der That von gutem Erfolge begleitet.\na. Objectiv hergestellte Affecte.\nBeispiel 44. Reagent: G. Funk, Pulsl\u00e4ngen: Min. = 4,7, Max. = 5,4, Mw. = 5,0. Geschwindigkeit: Ilb. Zuf\u00e4lliges Ansto\u00dfen des Arms an den etwas h\u00f6her stehenden Pappschirm, welcher das Dunkelzimmer von dem anderen Zimmer trennte, und unwillk\u00fcrlicher Ausruf. Die Pulsmessung ergab Pulsverk\u00fcrzung (4,6), sodann Pulsverl\u00e4ngerung (5,6; 6,0; 6,1). Als Ursache angegeben: \u00bbUeber-raschung, beinahe Schreck\u00ab.\nAuch das Th\u00fcrzuschlagen in Beispiel 3 mit den folgenden Verl\u00e4ngerungen des Pulses hat jedenfalls \u00bbSchreck\u00ab hervorgerufen.\nBeispiel 45. Reagent: Dr. A. Wenzel, Pulsl\u00e4ngen: Min. = 2,3, Max. = 2,7, Mw. = 2,4. Geschwindigkeit: V. Ohne Wissen der Art des kommenden Reizes wurde ein \u00bbjetzt\u00ab zugerufen, ohne dass","page":382},{"file":"p0383.txt","language":"de","ocr_de":"Die Wirkung akustischer Sinnesreize auf Puls und Athmung.\n383\njedoch ein Reiz erfolgte. Pulsverk\u00fcrzung um \u20140,1 \u20140,1 \u20140,1. Ursache: \u00bbSpannung, Erwartung\u00ab.\nBeispiel 46. Reagent: Dr. C. Ayer, Pulsl\u00e4ngen: Min. = 4,0, Max. = 4,7, Mw. = 4,4. Geschwindigkeit: III. N\u00e4herkommendes Gespr\u00e4ch auf dem Corridor, Stimme des Herrn Prof. W. Pulsverk\u00fcrzung heim Reagenten um \u20140,2 \u20140,3 \u20140,2, bis die Stimmen wieder verschwanden.\nBeispiel 47. Mos so, Fig. 18. Verletzung oder Besch\u00e4mung des Reagenten. Verl\u00e4ngerung der Pulsl\u00e4ngen: Min. = 9,8, Max. = 5,3, Mw. = 5,2, beim Armpulse um +0,4\t+0,7\t+0,6, heim\nGehirnpulse um + 0,6 + 0,9 + 0,6. Darauf f\u00fchrt das Uhrschlagen die schon als Beispiel 5 fr\u00fcher angef\u00fchrte weitere Verl\u00e4ngerung um + 0,2\t+ 0,3 u. 0,4 herbei.\nBeispiel 48. Mosso, Pig. 24, Reihe 2 und 3. Reagent: Giovanni in tiefem Schlaf. Zurufen des Namens \u00bbGiovanni\u00ab, nach einer Pause zum zweiten Mal. Beide Male tritt Pulsverk\u00fcrzung mit nachfolgender Verl\u00e4ngerung als Gegenwirkung auf;\nDasselbe findet in Fig. 25 bei dem Reagenten Bertino ebenfalls w\u00e4hrend des Schlafes statt.\nBeispiel 49. Mosso, Taf. III, Reihe 1 und 2. Vorwurf gegen\u00fcber dem Reagenten wegen Nichtstillsitzens :\nReagent: Bertino. Geschwindigkeit: IIb.\nReiz\t\t\t\tArmpuls\t\t\t\t\tHirnpuls\t\t\n\tMin.\tMax.\tMw.\tnA\tnP\tL\tmP\tm A\tMin.\tMax.\tMw.\n\t4,4\t4,8\t4,7\ti\u2018A\t7\t32,6\t4,7\t26 \u20146\t4,3\t4,8\t4,6\n\t4,7 :\t5,2\t5,1\t31/2\t14\t70,1\t5,0\t20* \u20142\t4,7\t5,2\t5,1\nVorwurf <\t4,8\t5,2\t5,2\t2V*\t9\t44,8\t5,0\t18* +2 20\t4,8\t5,3\t5,2\n1\t5,1\t5,3\t5,2\t3\t12\t61,3\t5,1\t\t5,1\t5,4\t5,3\nEbenso bewirkt in Tafel IV, 9 und 10 und Tafel V, 11 ein Vorwurf Pulsverl\u00e4ngerung.\nBeispiel 50. Mosso, Taf. V, Reihe 13 und 14, Reagent: Student Bosio. Eintritt von Prof. Lombroso ins Zimmer:","page":383},{"file":"p0384.txt","language":"de","ocr_de":"384\nPaul Mentz.\nReagent: Bosio. Geschwindigkeit: \u2014\nReiz\tMin.\tMax.\tMw.\tnA\tnF\tL\tmP\tmA\n\t6,8\t7,8\t7,3\t12\t44\t321,7\t7,3\t27\n\t-1,0\t-hl\t\u2014 1,1\t\t\t\t-1,2\t\u2014 7\nProf.\tj\t5,8\t6,7\t6,2\t6\t20\t122,2\t6,1\t20\nLombroso )\t1 +\u00b0,9\t+ 1,4\t+ 1,0\t\t\t\t+ M\t+ 6\n\t6,7\t8,1\t7,2.\t5 \u00bb/.\t19\t136,8\t7,2\t26\nNach acht hier nicht angef\u00fchrten Pulsen der Verl\u00e4ngerung 7,1\u20147>7 (ein Mal auch 6,7), welche der Eintritt als blo\u00dfer Sinnesreiz hervorbringt, tritt also Pulsverk\u00fcrzung ein, welche jedoch mit der Zeit zur\u00fcckgeht, doch bleibt der Puls, wie das Original zeigt, dabei noch immer etwas unregelm\u00e4\u00dfig in seinen L\u00e4ngen.\nBeispiel 51. Lehmann, Taf. IVB. Reagent: M. Furcht in Folge Herabwerfens von Metall \u00bbes k\u00f6nnte ein Apparat sein\u00ab: Pulsverk\u00fcrzung ;\nBeispiel 52. Lehmann, Taf. IVC. Reagent: E. Schreck in Folge Zerschmetterns einer Glasflasche: Pulsverl\u00e4ngerung w\u00e4hrend mehrerer Pulse;\nBeispiel 53. Lehmann, Taf. IVD. Reagent: D. Besorgniss es k\u00f6nnte ein unangenehmer Reiz wieder kommen: Pulsverl\u00e4ngerung;\nBeispiel 54. Lehmann, Taf. VA. Reagent: E. Furcht wegen Applicirung des Apparates: Pulsverk\u00fcrzung;\nBeispiel 55. Lehmann, Taf. VC. Reagent: M. Zorn und starke Unlust wegen Wegschleuderns der eben angez\u00fcndeten Cigarette: Pulsverk\u00fcrzung.\nTaf. IIC ist hierbei der Unzweckm\u00e4\u00dfigkeit des Reizes wegen (Stich in die Nates) und der Fraglichkeit der sp\u00e4teren Stimmung wegen weggelassen.\nb. Subjectiv hergestellte Affecte.\nUm schnell und m\u00f6glichst zuverl\u00e4ssig die verschiedenen Affecte subjectiv, n\u00e4mlich willk\u00fcrlich durch Sichhineinversetzen in geeignete Vorstellungen bezw. Erinnerungen, hervorzurufen, wurde dem","page":384},{"file":"p0385.txt","language":"de","ocr_de":"Die Wirkung akustischer Sinnesreize auf Puls und Athmung.\t385\nReagenten ein Blatt Papier gegeben, auf dem mit fortlaufenden Nummern versehen eine Reihe von AfFecten dem Namen nach verzeichnet waren. Der Reagent hatte dieselben durchzulesen und schon vorher ihm zusagende m\u00f6glichst auszuw\u00e4hlen, bei dem eigentlichen Versuche selbst aber jedesmal dem an der Trommel Sitzenden die Nummer desjenigen Affectes zuzurufen, welchem er sich in diesem Falle hingeben wollte. Diese Nummern wurden dann jedesmal auf der Trommel verzeichnet.\nDieser Art wurde die Auswahl: Zorn, Trauer, Wutb, Freude, Hass, Mitleid, Scham, Verzweiflung, Angst, Furcht, Ekel gegeben, oder die andere: Befriedigung, Frohlocken nach erreichtem Ziel, Furcht, tapfere Entschlossenheit, Liebe, Hass, Erwartung und Spannung, Uebermuth, Angst, Hoffnung, Mitleid, Entsetzen, Glaube und Verehrung, Zuneigung, Verlassensein und Elend, Neid, Abscheu.\nNach Beendigung einer Versuchsreihe wurde der Reagent m\u00f6glichst eingehend nach der Art, dem Wechsel, dem Gelingen der bez\u00fcglichen Affecte, sowie ob sie, z. B. Zuneigung, Verzweiflung u. a., mehr excitatorisch oder mehr depressorisch, mehr sthenisch oder mehr asthenisch gewesen seien u. a., befragt. Vielfach war Verf. selbst Reagent, um m\u00f6glichst eingehend den Verlauf und die Art der jedesmaligen Affecte nach Schluss des Versuches notiren und selbst noch beim Ausmessen Mangelndes nachholen zu k\u00f6nnen.\nDie Ergebnisse der Ausmessung von Puls und Athem waren folgende :\nZun\u00e4chst tritt sicherlich mit zunehmender St\u00e4rke der Affecte auch eine zunehmende Athemh\u00f6he oder -tiefe auf. Dies zeigt schon ein oberfl\u00e4chlicher Blick auf die Curven und wurde bereits bei Beispiel 36 bei den Lust- und Unlustversuchen erw\u00e4hnt. Dem entsprechen ja auch die sprachlichen Bezeichnungen: \u00bbTiefsinn, ein tiefer Seufzer, tiefbetr\u00fcbt, ein tiefer Schmerz, hochbewegten Ge-m\u00fcthes\u00ab, sowie \u00bbhochtrabend, hochhinaus, hochgemuth, hochherzig, hocherfreut, hochbegl\u00fcckt\u00ab, sowie entsprechende in anderen Sprachen, z. B. im Englischen: \u00bbin deep mourning, in deep thought, highly honored, high-minded, high-hearted, a high opinion of somebody\u00ab u. s. w. Jedenfalls sind diese Ausdr\u00fccke vielfach aus der bemerkten Aenderung der Gemeinempfindung in Folge dieser Athem\u00e4nderungen entstanden und werden so ohne weiteres t\u00e4glich von Jedermann","page":385},{"file":"p0386.txt","language":"de","ocr_de":"386\nPaul Mentz.\n\u00bbverstanden\u00ab. Doch soll nicht geleugnet werden, dass neben den Aenderungen der Gesammtinnervation der Muskeln auch noch die Reproduction der r\u00e4umlichen Vorstellungen von \u00bbhoch\u00ab und \u00bbtief\u00ab mit ihren entsprechenden Gef\u00fchlswirkungen dabei vielfach mitspielt.\nAuch eine Niveau\u00e4nderung der Athemcurve ist bei dem Wechsel von Affect zu Affect meist gut sichtbar, doch l\u00e4sst sich bei der unendlichen Mannigfaltigkeit der Affecte im Einzelnen und den eben-sovielen Intensit\u00e4tsstufen hier sehr schwer die sicherlich vorhandene Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit finden.\nNoch schwerer erkl\u00e4rbar sind die bei diesen Versuchen auch auffallend auftretenden Aenderungen der Athemform, doch ist das Kurze, Feste des Muths, das Weite und Langsame depressiven Mitleids, das noch Langsamere depressiver Verzweiflung, der kleine, kurze Athem der Furcht, das gleichsam Bohrende, Unterw\u00fchlende des Neides, das Feste, Hinwegsto\u00dfenwollende des Hasses, das Weiche, Sanftwellige sanfter Liebe sowie auch der Hoffnung, das Ruhige, Regelm\u00e4\u00dfige der Befriedigung nicht zu verkennen. Demnach findet auch hier eine Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit statt, wenn auch die mannigfachsten Unterschiede individuell Vorkommen.\nDie Ergebnisse der Pulsmessung selbst waren:\nBeispiel 56: Subjectiv hervorgebrachte Affecte mit Pausen der Reizlosigkeit dazwischen, veranlasst durch das jedesmalige Zurufen von \u00bbjetzt\u00ab. Absichtliche Bevorzugung der sthenischen Affecte, weil die Pulswirkung bei ihnen so eigenth\u00fcmlich ist (Pulsverl\u00e4ngerung). Die Differenzzahlen sind hier jedes Mal von den reizfreien Pausen aus gerechnet:\nReagent: H. Gale. Geschwindigkeit: IIb.\nReiz\tMin.\tMax.\tMw.\tnA\tnP\tL\tmP\tmA\n\t4,4\t5,3\t4,8\tVU\t12\t57,6\t4,8\t16\n\t-0,2\t-0,1\t-0,2\t\t\t\t-0,1\t\u2014 2\n[\t4,2\t5,2\t4,6\t3 >/2\t13\t61,6\t4,7\t18*\nMitleid /\t+ 0,1\t+ 0,3\t+ 0,2\t\t\t\t+ 0,1\tH-* 1\n\t4,5\t5,6\t5,0\t572\t21\t101,3\t4,9\t19\n!\t-0,2\t-0,4\t\u2014 0,4\t\t\t\t\u2014 0,4\t\u2014 3\n\t4,2\t4,9\t4,4\t572\t20\t87,2\t4,4\t16","page":386},{"file":"p0387.txt","language":"de","ocr_de":"Die Wirkung akustischer Sinnesreize auf Puls und Athmung.\n387\n-0,1\nVerzweif-\nlung\n-0,4\nDas Ergebniss ist, dem Protocoll entsprechend, im Einzelnen:\nMitleid, mehr ruhig als sentimental: zuerst geringe Pulsverk\u00fcrzung (\u20140,2\t\u20140,1\t\u20140,2), dann Pulsverl\u00e4ngerung (+ 0,1\n+ 0,3\t+0,2), dann wiederum Pulsverk\u00fcrzung (\u20140,2\t\u20140,4,\n\u2014 0,4) : zuerst also wahrscheinlich Vorstellung der Mitleid erregenden Unlust, dann Mitleid selber mehr ruhiger Art, dann Mitleid als Ergriffensein, als eigentlicher Affect;\nZorn: zuerst Pulsverl\u00e4ngerung (+0,2\t+0,6\t+0,3), wahrscheinlich sthenisch, dann Puls Verk\u00fcrzung (\u2014 0,1\t\u2014 0,2\t\u2014 0,1),\nwahrscheinlich Vorstellung der Unlust erregenden Zornursache, dann wieder Pulsverl\u00e4ngerung, dann wieder Puls Verk\u00fcrzung;\nVerzweiflung: Pulsverl\u00e4ngerung, zunehmend (+0,5 +0,5 +0,6, dann +0,7\t+0,6\t+0,7), dann wieder etwas Nachlass (+0,7\nWundt, Philos. Studien. XI.\t26","page":387},{"file":"p0388.txt","language":"de","ocr_de":"388\nPaul Mentz.\n+ 0,5 + 0,6), also sicherlich sthenisch gefasst, jedoch hier und da auch betr\u00e4chtliche Pulsverk\u00fcrzungen (3,3; 3,3; sp\u00e4ter 3,7; 3,9; 3,6; 3,8) wegen vorgestellter Unlust, namentlich zu Anfang;\nHass: bald Pulsverk\u00fcrzung (\u20140,2 \u20140,1 \u20140,1 und \u20140,4 \u20140,4\t\u20140,3), bald Pulsverl\u00e4ngerung (+0,1\t+0,1\t\u00b10,0 und\n+ 0,2\t+0,4\t+0,5), je nach Yorwiegen der Unlust wegen Vor-\nstellung der Hassursache oder der Reaction dagegen, also des eigentlichen Hasses, jedoch innerhalb dieser Affectstadien ohne jede herausfallende Abweichung.\nBeispiel 57. Subjectiv hervorgebrachte Affecte, ebenfalls mit reizfreien Pausen dazwischen. Anfangspuls: Min. = 6,8, Max. = 7,4, Mw. = 7,2. Reagent: G. Funk, Geschwindigkeit: I. Ergebniss:\nZorn, gleich zu Anfang Unlust, diese dann wiederkehrend und bleibend (wie der Reagent sp\u00e4ter aussagte): Pulsverk\u00fcrzung (\u20140,3\n\u2014\t0,5 \u2014 0,5) bei gleichzeitiger Unlust und Erregung (\u00bbexcitatorisch\u00ab);\nMitleid, mehr depressiv und hingebend: Pulsverl\u00e4ngerung (+0,2 + 0,4\t+0,3);\nVerzweiflung, mehr als Sichaufgeben gefasst, nicht etwa ein \u00bbMuth der Verzweiflung\u00ab, gelegentlich auch Unlustvorstellungen: Pulsverl\u00e4ngerung (zuerst +0,2 +0,4 +0,3, dann sogar mit noch langsamerem Athem + 0,6\t+ 0,6\t+ 0,6), einmal jedoch auch\nPulsverk\u00fcrzung (\u20140,2\t\u20140,1 \u20140,3): also vorwiegend \u00bbdepressiv\u00ab,\nwie auch der niedrige und langsame Athem besagt, das eine Mal jedoch auch Unlustvorstellung in Erw\u00e4gung der unangenehmen gedachten Lage.\nBeispiel 58. Subjectiv hervorgebrachte Affecte, ebenfalls mit reizfreien Pausen dazwischen. Anfangspuls: Min. =5,2, Max. =6,2, Mw. = 5,8. Reagent: G. Funk, Geschwindigkeit: II. Ergebniss:\nZorn, mehr \u00bbMuskelenergie\u00ab als Unlust nach Aussage des Re-agenten; zuletzt jedoch \u00bbUnlust vorwiegend\u00ab: Pulsverk\u00fcrzung (\u20140,8\t\u20140,9\t\u20140,9, dann nur \u20140,6\t\u20140.8\t\u20140,9, dann \u20140,4\n\u2014\t0,6 \u20140,4, dann aber \u20140,6 \u20141,1 \u20141,2). Zuerst also erregend, \u00bbexcitatorisch\u00ab ; dann jedoch etwas nachlassend; schlie\u00dflich bei Hinzutreten von Unlustvorstellungen wieder starke Pulsverk\u00fcrzung, sogar bedeutender als zu Anfang;\nTrauer, in Erinnerung an einen k\u00fcrzlichen Todesfall; dann aber mit Unlust verbundene Vorstellung des gro\u00dfen Schmerzes der","page":388},{"file":"p0389.txt","language":"de","ocr_de":"389\nDie Wirkung akustischer Sinnesreize auf Puls und Athraung.\nAngeh\u00f6rigen: zuerst Pulsverl\u00e4ngerung (+ 0,1 +0,3 +0,5); dann Pulsverk\u00fcrzung, die aber sp\u00e4ter nachl\u00e4sst (\u20140,4 \u00b10,0 \u20140,2, dann sogar \u20140,8 \u20140,2 \u20140,4, schlie\u00dflich nur \u20140,4 \u20140,1 \u20140,4);\nWuth, durchaus activ, sthenisch, jedoch w\u00e4hrend der ganzen Zeit von Unlust begleitet: Pulsverl\u00e4ngerung untermischt mit Pulsverk\u00fcrzungen (+0,3\t+0,6\t+0,6, dann \u20140,5\t\u20140,3\t\u20140,4,\ndann +0,1\t+0,5\t+0,5, dann \u00b1 0,0\t\u20140,1\t\u00b10,0);\nVerlegenheit, Verwirrung und Bestreben, diesem Zustand zu entrinnen, alles nat\u00fcrlich immer nur in der Vorstellung einer Sachlage: Pulsverk\u00fcrzung (\u20140,2\t\u20140,5\t\u20140,2, dann \u20140,5\t\u20140,6\n\u2014 0,5, schlie\u00dflich \u20140,7\t\u20141,0\t\u20140,7).\nDie Puls\u00e4nderungen sind in allen diesen Beispielen der besseren U ehersicht halber immer gegen\u00fcber dem vorhergehenden reizfreien Pulse gerechnet, und nicht etwa nur dem vorhergehenden Pulse desselben Affectes gegen\u00fcber. Wenn im letzten Beispiel so vielfach ein Nachlass des Affectes oder ein Uebergang zu einem neuen zu bemerken war, so lag dies an der diesmal absichtlich lang genommenen Dauer der Reizzeit (durchschnittlich ca. 63 Pulse).\nEs kann nun auch ein unmittelbarer Uebergang von einem Affect in den anderen hergestellt werden, wobei wiederum durch Zuruf der Nummern der betreffenden Affecte das Verzeichnen des jedesmaligen Beginns auf der Trommel veranlasst wird:\nBeispiel 59. Unmittelbarer Wechsel von Affecten. Die Differenzzahlen sind hier jedesmal von den letzten Pulsl\u00e4ngen des vorhergehenden Affectes aus gerechnet. Reagent: Verf., Geschwindigkeit: IV, Anfangspuls: Min. =2,8, Max. =3,3, Mw. =3,1. Die sthenischen Affecte wurden absichtlich bei der Auswahl bevorzugt, weil der Puls bei ihnen nach den fr\u00fcheren Versuchen so auffallend eine Verl\u00e4ngerung zeigte:\nBefriedigung, durchaus ruhiger Art: Pulsverl\u00e4ngerung, allm\u00e4hlich sich steigernd (+ 0,2 + 0,4 + 0,4, dann + 0,4 + 0,5 + 0,5);\nFreude: Pulsverk\u00fcrzung (\u2014 0,4 \u2014 0,6 \u2014 0,6, dann \u2014 0,8 \u2014 1,0\n~ 1,0);\nFeste Entschlossenheit, sthenisch: Pulsverl\u00e4ngerung (+0,2 +0,4 + 0,1, dann +0,8\t+0,6\t+0,7);\nLiebe, freudiger Art, nicht etwa sentimental: Puls Verk\u00fcrzung (\u20140,6\t\u20140,1\t\u20140,1, dann \u20140,5\t\u20140,3\t\u20140,5);\n26*","page":389},{"file":"p0390.txt","language":"de","ocr_de":"390\nPaul Meutz.\nHass, zu Anfang und im weiteren Verlaufe mit Unlust gemischt: bald Pulsverl\u00e4ngerung, bald Pulsverk\u00fcrzung (\u2014 0,5\t\u2014 0,5\n\u2014\t0,4, dann \u00b10,0 +0,2 +0,2, dann \u20140,4 \u20140,5 \u20140,3, schlie\u00dflich + 0,5\t+ 0,3\t+0,5);\nStarke Unlust, in Abscheu \u00fcbergehend: Pulsverk\u00fcrzung, dann Pulsverl\u00e4ngerung oder doch Abnahme der Pulsverk\u00fcrzung (\u2014 1,1\n\u2014\t0,9\t\u20140,8, dann \u20140,4\t+0,1\t\u20140,1);\nHass, mit Unlust gemischt: bald Pulsverl\u00e4ngerung, bald Pulsverk\u00fcrzung (\u20140,1 \u20140,4\t\u20140,1, dann +0,4 +1,1 +0,4, dann\n\u00b10,0\t\u20140,5\t\u20140,2);\nUngewisse Erwartung, unwillk\u00fcrlich in feste Aussicht \u00fcbergehend: Pulsverk\u00fcrzung, darauf Pulsverl\u00e4ngerung (\u20140,1\t\u20140,1\n\u2014\t0,2, dann + 0,3\t+0,7\t+ 0,5, dann + 0,8\t+1,7\t+1,1);\nFreude, sich verst\u00e4rkend, der Erregung entsprechend: Pulsverk\u00fcrzung, zunehmend (\u20140,3\t\u20141,3 \u20140,7, dann \u20140,5 \u20141,6\n\u2014\t0,9, dann \u20140,9\t\u20141,7\t\u20141,2);\nVerlassenheit, in starke Gleichg\u00fcltigkeit \u00fcbergehend: Pulsverk\u00fcrzung, darauf zunehmende Pulsverl\u00e4ngerung (\u20140,4 \u20140,6 \u20140,5, dann + 0,9\t+ 1,1\t+\u2022 1,1, dann + 1,1\t+ 1,4\t+ 1,2);\nFreude, in frohe Aussicht \u00fcbergehend: Pulsverk\u00fcrzung jedoch abnehmend (\u20141,0\t\u20141,4\t\u20141,2, dann \u20140,9\t\u20140,9\t\u20141,0).\nSowohl hier, wie aus Obigem ersichtlich ist, als auch bei anderen Reagenten ergaben Wiederholungen das gleiche Resultat, sofern nur eben die Affecte dieselben blieben. Man kann jedoch sagen, dass fast ausnahmslos die einzelnen Affecte von demselben Reagenten innerhalb derselben Reihe eine \u00fcbereinstimmende Tendenz zeigten, gem\u00e4\u00df der Neigung jedes Reagenten zu gewissen Stimmungen und z. B. mehr zu sthenischer oder zu asthenischer Art der Affecte.\nWas die Pupillenwirkung betrifft, so liegen bereits eine Reihe Erfahrungen vor, weshalb eingehendere besondere Versuche unn\u00f6thig erschienen :\nSchon Gratiolet1) beobachtete bei gro\u00dfer Furcht starke Pupillenerweiterung und bezeichnet sie als das sicherste Kennzeichen\n1) Gratiolet, De la Physiognomie et des Mouvements d\u2019Expression. Paris 1865. S. 51, 256, 346.","page":390},{"file":"p0391.txt","language":"de","ocr_de":"Die Wirkung akustischer Sinnesreize auf Puls und Athmung.\t391\nstarker Furcht. Holmgren1) fand dieselbe Pupillenerweiterung heim Menschen bei Drohung, einem Knall oder lauten Ger\u00e4usch, und zwar ist dabei nach Eaehlmann und Witkowski2) der Gem\u00fcthseindruck das Wesentliche. Mos so3) fand diese Pupillenerweiterung hei der Furcht und beim Kampfe (wahrscheinlich Erregung), so bei k\u00e4mpfenden Hunden, Katzen, Menschen, und berichtet, wie Menschen, in Folge der starken Pupillenerweiterung, bei starker Furcht \u00bbnichts mehr sahen\u00ab und Schlangen, \u00bbblind vor Furcht\u00ab, \u00bbin die Schatten und Zweige der B\u00e4ume bissen\u00ab.\nGratiolet4) fand ferner bei Zorn (wahrscheinlich sthenisches Stadium oder Wuth) Pupillen Verengerung, und Browne5) dasselbe bei den Anf\u00e4llen der Tobsucht der Geisteskranken, also auch hier reciprok zur Pulswirkung.\nAuch in der Narkose finden sich diese Wirkungen: nachWest-phal6) tritt Pupillenerweiterung auf, wenn dem in Chloroformnarkose befindlichen Menschen \u00bbstark\u00ab in\u2019s Ohr geschrieen wird; und wenn nach Schiff und Fo\u00e07) bei curarisirten Hunden bei Reizung der sensiblen Nerven jeglichen K\u00f6rpertheils, \u00bbauch ohne dass Schmerz entsteht\u00ab, Pupillenerweiterung erfolgt, proportional der St\u00e4rke des Reizes, so wird man auch hier, wenn man sich die ganze Lage des Thieres vergegenw\u00e4rtigt, in ihrer St\u00e4rke zunehmende Furcht annehmen d\u00fcrfen. Es sind aber hier \u2014 wie auch sonst so h\u00e4ufig \u2014 die psychischen Factoren von Seiten der Physiologen zu wenig ber\u00fccksichtigt worden.\nMan kann nat\u00fcrlich auch durch subjective Affectherstellung die entsprechenden Pupillenwirkungen beobachten. Man hat dann, wie eigene Beobachtungen zeigten, bei dem Zorn die Unlustauf-fassung oder das Unluststadium von der des sthenischen Ausbruchs,\n1)\tUpsala l\u00e4karf\u00f6renings f\u00f6rhandlingar. Bd. 11, S. 222. Auszug in Nagel\u2019s Jahresberichten f. 1876, S. 158.\n2)\tArchiv f\u00fcr Anatomie und Physiologie 1878, S. 118.\n3)\tMosso, Die Furcht. Leipzig 1889, S. 161 und 163.\n4)\ta. a. O. S. 346.\n5)\tDarwin, Ausdruck der Gem\u00fcthsbewegungen. Uebersetzung, 4. Auflage. Stuttgart 1884, S. 211.\n6)\tVirchow\u2019s Archiv f\u00fcr patholog. Anatomie, Bd. 27, 1863, S. 409.\n7)\tL\u2019 Imparziale (ital. Zeitschrift) 1874, S. 617.","page":391},{"file":"p0392.txt","language":"de","ocr_de":"392\nPaul Mentz.\ndie man auch in st\u00e4rkeren Graden mit \u00bbWuth\u00ab bezeichnet, zu unterscheiden, \u00e4hnlich, nur umgekehrt, wie die Lust oft in die freudige Affecterregung \u00fcbergeht.\nAuch die scheinbare Unregelm\u00e4\u00dfigkeit in der physiologischen Aeu\u00dferung der Affecte in ihren anderen Richtungen f\u00e4llt bei genauerer Untersuchung hinweg. So bemerkt schon Kant1), dass, wenn Jemand bei heftigem Zorn err\u00f6the, die Wirkung des Affectes hier mehr eine gegenw\u00e4rtige sei, wenn jedoch Jemand bei demselben Affect erblasse, das Bewusstsein \u00bbseines Unverm\u00f6gens der Selbstvertheidigung\u00ab vorhanden sei, und die Furcht, dass dieses sichtbar werden m\u00f6chte und daher die eigentliche Wirkung erst hinterher als Rachgier ein trete, oder wie Mosso2) bei Erw\u00e4hnung dieser selben Thatsache sagt: er br\u00fctet \u00bbin einem Winkel seines Herzens Hass\u00ab.\nHieraus erhellt, dass man bei Erkl\u00e4rung einer Affectwirkung nicht nur die Constitution, ob sie z. B. mehr sthenischer oder asthenischer Art, mehr plethorisch oder mehr lymphatisch ist, sondern auch den ganzen psychischen Verlauf des Affectes zu verfolgen hat. Es wird dabei auch sehr die verschiedene Reizbarkeit einzelner Nervencentren hervortreten, wie z. B. beim Err\u00f6then, Erblassen u. dergl.\nDer Angriffspunkt der Affect\u00e4u\u00dferungen kann sehr mannigfaltiger Art sein. Wenn z. B. bei l\u00e4ngerer Trauer die Frequenz und auch die St\u00e4rke des Herzschlages sich vermindert, so ist es der schlechteren Ern\u00e4hrung zuzuschreiben; wenn sich bei sanfter Wehmuth, sowie bei v\u00f6lliger Befriedigung der Flerzschlag verlangsamt, der Ruhe; wenn sich bei Freude sowie Furcht der Herzschlag beschleunigt, der Erregung, und wenn er sich schlie\u00dflich bei vielen sthenischen Affecten, z. B. Hass, Wuth, verlangsamt, einer Hemmungs- (Vagus- oder Depressor-) Wirkung.\nEs m\u00fcsste also, wie man sieht, schon eine blo\u00df physiologische Er\u00f6rterung der Affecte weiter ausholen, als dies hier m\u00f6glich ist, geschweige denn erst eine psychologische. Vor allem hat man sich\n1)\tKant, Anthropologie in pragmatischer Hinsicht. 2. Aufl. K\u00f6nigsberg 1800 oder sp\u00e4tere Auflagen, \u00a7 76.\n2)\tMosso, Die Furcht. Leipzig 1889, S. 239.","page":392},{"file":"p0393.txt","language":"de","ocr_de":"Die Wirkung akustischer Sinnesreize auf Puls und Athmung.\n393\nhier vor zu raschen Eintheilungen, wie z. B. in \u00bbdepressorische und excita torische\u00ab oder \u00bbsthenische und asthenische Affecte\u00ab zu h\u00fcten; denn es liegt der wirkliche Sachverhalt hier weit tiefer und wird nicht einmal durch die sprachlichen Bezeichnungen, wie z. B. Erwartung, Verzweiflung, Hoffnung, Hass, Liebe getroffen, da auch hier wieder demselben sprachlichen Ausdruck ein ganz verschiedener Sachverhalt zu Grunde liegen kann.\n(Schluss folgt.)","page":393}],"identifier":"lit4532","issued":"1895","language":"de","pages":"371-393","startpages":"371","title":"Die Wirkung akustischer Sinnesreize auf Puls und Athmung, Fortsetzung","type":"Journal Article","volume":"11"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:34:19.772054+00:00"}