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{"created":"2022-01-31T14:19:17.790277+00:00","id":"lit4535","links":{},"metadata":{"alternative":"Philosophische Studien","contributors":[{"name":"Hansen, F. C. C.","role":"author"},{"name":"Alfred Lehmann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Philosophische Studien 11: 471-530","fulltext":[{"file":"p0471.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber unwillk\u00fcrliches Fl\u00fcstern.\nEine kritische und experimentelle Untersuchung der sogenannten Gedanken\u00fcbertragung.\nVon\nF. C. C. Hausen und Alfr. Lehmann1)\nin Kopenhagen.\nMit 7 Figuren im Text.\nI. Die Ursachen der Gedanken\u00fcbertragung.\nZahlreiche Untersuchungen der letzten Jahre haben, wenigstens dem Anschein nach, als Thatsache festgestellt, dass der menschliche Gedanke auf eine andere Person in nicht zu gro\u00dfer Entfernung \u00fcbertragen werden k\u00f6nne. Viel Zeit und Arbeit ist darauf verwandt worden, diese sonderbare Erscheinung nachzuweisen; leider sind aber die meisten Versuche von wenig namhaften Forschern ausgef\u00fchrt, und diejenigen unter den bekannteren, welche sich mit der Frage besch\u00e4ftigten, scheinen alle, mit Ausnahme von Eichet, die Sache nur als Spielerei, in einer m\u00fc\u00dfigen Stunde getrieben zu haben. Hierdurch l\u00e4sst es sich wahrscheinlich erkl\u00e4ren, weshalb man dem Verst\u00e4ndniss der postulirten Thatsache bis jetzt keinen Schritt n\u00e4her gekommen ist. Die Physiologen und Psychologen konnten und wollten auf diese undankbare, in Mysterien geh\u00fcllte, jeder Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit spottende Erscheinung nicht so viel Zeit verwenden, als n\u00f6thig w\u00e4re, um eine m\u00f6gliche Erkl\u00e4rung zu erreichen. Und\n1) Die Verf. haben die Arbeit so unter sich vertheilt, dass die erste Abtheilung: \u00bbdie Ursachen der Gedanken\u00fcbertragung\u00ab von Lehmann, die zweite Abtheilung: \u00bbPhonetische Studien\u00ab von Hansen geschrieben ist.\nWundt, Philos. Studien. XI.\t30","page":471},{"file":"p0472.txt","language":"de","ocr_de":"472\nF. C. C. Hansen und Alfr. Lehmann.\nden \u00fcbrigen Personen, die experimentelle Arbeiten in diesem Gebiete ausf\u00fchrten, fehlte offenbar theils die wissenschaftliche Bildung, theils die Uebung im Experimentiren, so dass sie kaum mehr geleistet haben, als werthloses Material aufzuspeichern. Die Sache liegt somit noch v\u00f6llig im Dunkeln. Dabei k\u00f6nnen wir aber nicht stehen bleiben. Denn selbst wenn man annimmt, \u2014 wie es wohl die meisten kritischen Forscher thun \u2014 dass die Uebertragung der Gedanken nur ein Scheinph\u00e4nomen ist, so hat doch dieser Schein auch eine Ursache, welche aufzusp\u00fcren eine Aufgabe der Psychologie sein muss. Hinsichtlich dieser Frage sind wir aber vorl\u00e4ufig nur auf Hypothesen hingewiesen. Die Annahme der Spiritisten kann man ohne Schaden bis auf Weiteres unber\u00fccksichtigt lassen, weil die spiritistischen Imponderabilien zu schlecht definirt sind, um von der Wissenschaft verwerthet werden zu k\u00f6nnen. Uebrig bleibt wohl also nur die Annahme, dass die sogenannte Uebertragung von \u00bbGedanken\u00ab durch irgend eine bekannte oder unbekannte Form der Energie zu Stande komme. Damit ist aber ein weites Feld f\u00fcr neue Versuche in diesem Gebiete ge\u00f6ffnet. Man wird z. B. an die Wellenbewegung irgend eines Mediums denken k\u00f6nnen. Alle bisher untersuchten Wellenbewegungen: Licht, Schall, strahlende W\u00e4rme und Elektricit\u00e4t, werden aber von Metallspiegeln zur\u00fcckgeworfen, und die noch unbekannten \u2014 wenn es solche gibt \u2014 werden davon wahrscheinlich keine Ausnahme machen. Durch Hohlspiegel wird man also hoffentlich auch die \u00bbGedanken\u00ab in einem entfernten Punkte so stark concentriren k\u00f6nnen, dass die Versuche, die gew\u00f6hnlich nur ausnahmsweise gelingen, eine weit gr\u00f6\u00dfere Procentzahl richtiger F\u00e4lle aufweisen werden, womit die M\u00f6glichkeit gegeben w\u00e4re, die Gesetze dieser Erscheinung zu finden.\nEben diesen Weg habe ich nun eingeschlagen, um n\u00e4here Aufschl\u00fcsse \u00fcber die Gedanken\u00fcbertragung zu gewinnen. Zwei sph\u00e4rische, metallene Hohlspiegel wurden hergestellt. Ihr Kr\u00fcmmungsradius ist 54 cm, und jeder Spiegel macht einen so gro\u00dfen Theil der Kugelfl\u00e4che aus, dass der Brennpunkt des Spiegels eben in der Oeffnung desselben liegt; die Querlinie der Oeffnung misst somit ungef\u00e4hr 90 cm. Die Spiegel wurden einander gegen\u00fcbergestellt, die Achsen in dieselbe gerade Linie mit einer Entfernung von 2 m","page":472},{"file":"p0473.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber unwillk\u00fcrliches Fl\u00fcstern.\n473\nzwischen den Brennpunkten. Die H\u00f6he \u00fcber dem Boden wurde so gew\u00e4hlt, dass eine Person, bequem sitzend, ihren Kopf im Brennpunkte halten konnte. Unsere Versuche wurden ausschlie\u00dflich mit zweistelligen Zahlen ausgef\u00fchrt. In einem kleinen Sack hatten wir ein gew\u00f6hnliches Lottospiel, mit den Nummern 91 bis 99 vervollst\u00e4ndigt, und hieraus wurde immer aufs Gerathewohl eine Zahl gezogen. Als Absender (Agent) und Empf\u00e4nger (Percipient) dienten abwechselnd Herr F. C. C. Hansen, prakt. Arzt, und ich selbst; andere Personen waren \u00fcberhaupt nicht anwesend, um die M\u00f6glichkeit auszuschlie\u00dfen, dass dem Empf\u00e4nger unwillk\u00fcrlich H\u00fclfe geleistet werde. Die Versuche wurden im Laboratorium, gr\u00f6\u00dftentheils Vormittags, ausgef\u00fchrt; wegen der Lage des Geb\u00e4udes konnten wir indessen, selbst zu dieser Tageszeit, auf eine fast vollst\u00e4ndige Stille rechnen. Von Hypnotisirung war bei diesen Versuchen nat\u00fcrlicher Weise gar keine Rede; die Hohlspiegel sollten ja eben, durch Concentration der \u00bbStrahlen\u00ab, die Hyper\u00e4sthesie des Hypnotisirten \u00fcberfl\u00fcssig machen. Sowohl der Absender als der Empf\u00e4nger sa\u00dfen deshalb, jeder in dem Brennpunkte eines Spiegels, das Gesicht dem Spiegel zugekehrt. In dieser Stellung war es dem Percipienten unm\u00f6glich, direct oder indirect, durch Spiegelung, die Zahl zu sehen,, welche vom Absender ausgezogen und betrachtet wurde.\nDer Empf\u00e4nger bem\u00fchte sich stets, jeden willk\u00fcrlichen Gedanken zu unterdr\u00fccken, so dass er, m\u00f6glichst gedankenleer, das Kommen der Bilder abwarten konnte. Nach dem Verlaufe von 5 bis 10 Min. fingen dann wirklich Zahlenbilder an ins Bewusstsein aufzusteigen ; wenn sie eine gewisse Stabilit\u00e4t erreicht hatten, wurden sie aufgezeichnet, und erst danach wurde die gezeichnete mit der ausgezogenen Zahl verglichen. Es stellte sich \u00fcbrigens bald heraus, dass nur ich als Empf\u00e4nger brauchbar war; bei Herrn H., dessen Gesichtsbilder immer sehr undeutlich sind, nahmen auch die Zahlenbilder keine feste Form an, so dass er sie nicht angeben konnte. Dessenungeachtet wechselten wir immer unsere Rollen als Absender und Empf\u00e4nger, um der Erm\u00fcdung zu entgehen. Auf diese Weise machten wir 15 Versuche, deren Resultate uns, anfangs wenigstens, sehr \u00fcberraschten. Bald zeigte es sich aber, dass die Uebereinstimmungen ganz illusorisch waren. Ich gehe jedoch auf unsere Resultate etwas n\u00e4her ein, weil sie ein nicht uninteressantes\n32*","page":473},{"file":"p0474.txt","language":"de","ocr_de":"474\nF. C. C. Hansen und Alfr. Lehmann.\nLicht auf fr\u00fchere Versuche dieser Art werfen. In Fig. 1 sind die Ergebnisse s\u00e4mmtlicher \u00bbgelungenen\u00ab Versuche angef\u00fchrt; die obere Reihe enth\u00e4lt die nach den Originalzeichnungen genau copirten Bilder, die untere Reihe gibt die ausgezogenen Zahlen an.\nIL\to 3\t6\t75\tA3\t71\n77.\t33.\t65.\t76. Fig. 1.\t83.\t79.\nDie Bilder sind, -wie man sieht, recht unbestimmt; mit gutem Willen kann man sie wohl als irgend welche Zahlen deuten. Mehrmals ereignete es sich auch, dass sie von mir, dem Empf\u00e4nger, ganz anders aufgefasst wurden, als die darunterstehenden ausgezogenen Zahlen angeben. Die erste Figur z. B. las ich als 16; Herr H. kehrte aber das Papier um, so dass die Zahl auf den Kopf gestellt wurde und demnach als 77 gelesen werden musste. Es war eben diese Zahl, woran er gedacht hatte. Da dieser Versuch der erste \u00bbgelungene\u00ab war, verloren wir uns nat\u00fcrlich sofort in tiefsinnige Betrachtungen dar\u00fcber, in wie fern das Bild wegen der Hohlspiegel sich umgekehrt meinem Bewusstsein dargestellt h\u00e4tte. Ein solcher Fall trat aber nicht \u00f6fter ein, obgleich unsere Stellungen zu den Spiegeln nicht im Geringsten ge\u00e4ndert wurden ; die sch\u00f6ne Theorie von der Umkehrung der Gedankenbilder musste folglich aufgegeben werden. Au\u00dferdem lehrten uns die folgenden Versuche bald, dass es nur darauf ankommt, eine Aehnlichkeit finden zu wollen. S\u00e4mmt-liche Zahlen werden ja mit wenigen Z\u00fcgen, mit einfachen Combi-nationen gerader und krummer Linien geschrieben. Wenn also solche Figuren \u2014 wie die unsrigen \u2014 nur hinreichend unbestimmt gehalten werden, ist es nicht schwer, eine Aehnlichkeit zwischen ihnen und gegebenen Zahlen zu finden. Kurz gesagt, die Ueber-einstimmung ist lediglich eine Illusion. F\u00fcr alle Illusionen gilt n\u00e4mlich das Gesetz, dass die Aehnlichkeit des Unbekannten oder des ungenau Wahrgenommenen mit etwas Bekanntem \u00fcbersch\u00e4tzt wird. Und eine solche Uebersch\u00e4tzung l\u00e4sst man sich unzweifelhaft zu Schulden kommen, wenn man ein mehrdeutiges Bild in eben der Richtung auslegt, in welcher es mit der gedachten Zahl \u00fcberein-","page":474},{"file":"p0475.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber unwillk\u00fcrliches Fl\u00fcstern.\n475\nstimmt. Nur wenn man sich um jeden Preis t\u00e4uschen will, kann man solche Resultate als eine Best\u00e4tigung der Gedanken\u00fcbertragung ansehen.\nIn einem besonderen Falle tritt dies noch deutlicher hervor. Ein einziges Mal versuchten wir es, eine Zeichnung zu \u00fcbertragen. Ich war der Percipient. Nach dem Verlaufe von ungef\u00e4hr 10 Min. stellte sich, genau so wie bei den Versuchen mit Zahlen, ein Bild ein. Ich zeichnete die Fig. 2 A und \u00fcbergab sie dem Herrn H., welcher eine unverkennbare Aehnlichkeit zwischen derselben und seiner Originalzeichnung (Fig. 2B) fand. Eine Aehnlichkeit bemerkt man allerdings; leider hatte ich aber gar keinen Leuchter, sondern eine Katze in Gedanken. Weshalb ich die Zeichnung halbwegs aufgab, erinnere ich mich nicht mehr ; wenn man aber unten rechts zwei kleine Striche hinzuf\u00fcgt und die Zeichnung so dreht wie in Fig. 2 C, so hat man das kindliche Bild einer Katze, das mir vorschwebte. Dieser Fall scheint mir sehr bemerkenswerth. Hysterische oder hypnotisirte Personen haben ja am h\u00e4ufigsten als Percipienten bei diesen Versuchen gedient. Wenn nun eine Hysterische eine solche Zeichnung angefertigt h\u00e4tte, so w\u00fcrden die Versuchsleiter unzweifelhaft diese Wiedergabe als gelungen ansehen; und in Betracht des Charakters der Hysterischen w\u00fcrde kaum anzunehmen sein, dass der Percipient selbst auf die T\u00e4uschung aufmerksam machte. Man darf sicher annehmen, die sogenannten Gedanken\u00fcbertragungen seien in vielen F\u00e4llen eben auf diese Weise zu Stande gekommen. Durchbl\u00e4ttert man die Hunderte von Zeichnungen, die in Richet\u2019s bekanntem Werke1) und in den Abhandlungen der \u00bbProceedings\u00ab wiedergegeben sind, so sieht man leicht, dass die Gleichheit des Originals mit der Zeichnung des Percipienten nur in \u00e4u\u00dferst wenigen F\u00e4llen gr\u00f6\u00dfer ist als in meinem Falle. Kann aber ein schlechtes\n1) Experimentelle Studien auf dem Gebiete der Gedanken\u00fcbertragung. Stuttg. 1891.\n\nEig. 2.","page":475},{"file":"p0476.txt","language":"de","ocr_de":"476\nF. C. C. Hansen und Alfr. Lehmann.\nBild einer Katze einem Leuchter \u00e4hnlich gefunden werden, so ist nicht einzusehen, warum es sich nicht ebenso verhalte mit diesen Hunderten \u00bbgelungener\u00ab Versuche. Die rohen, manchmal unvollst\u00e4ndigen Zeichnungen der Percipienten, die oft von den Originalzeichnungen recht verschieden sind, w\u00fcrden wahrscheinlich noch erheblichere Abweichungen von den Bildern darhieten, welche den Percipienten vorschwebten, wenn wir nur diese letzteren kennten.\nWo dies der Pall ist, da sieht man, dass sich die Sache wirklich so verh\u00e4lt. So hei\u00dft es z. B. bei Richet S. 151: \u00bbSie (die Somnambule) beginnt: ,Eine Schale mit einem Springbrunnen in der Mitte', und macht dazu beifolgende Zeichnung (Fig. 3A). ,In der Mitte sehe ich eine Art Horn, um Blumen hineinzustecken; das ist gerade wie ein Stock\u201c. Dann macht sie nach einander die Zeichnungen Fig. 3 B u. C. Das Original war ein Krebs.\u00ab\nMan kann vielleicht eine ferne Aehnlichkeit finden zwischen der Fig. 3 C und einem Krebse mit ausgespreizten Scheeren ; die Somnambule hat aber gar nicht an das Thier gedacht. Es schwebte ihr das Bild eines Springbrunnens vor, und dies Ding hat sie mit einigen rohen Linien darzustellen gesucht. Niemand wird, wenn er die Zeichnung sieht, an einen Krebs denken; das Bild kann eben so gut einen Tisch mit Blumen oder einen aus den Meerestiefen auftauchenden Wasser schnaubenden Walfisch darstellen. W\u00e4re das Original eine solche Zeichnung gewesen, so w\u00fcrde man jedenfalls auch eine Aehnlichkeit gefunden haben. Dies scheint leider gar nicht Herrn Richet eingefallen zu sein; denn er sieht in dieser Zeichnung einen Beweis f\u00fcr die mysteri\u00f6se Gedanken\u00fcbertragung oder sogar f\u00fcr das Hellsehen. Und wie in diesem Falle, so in allen \u00fcbrigen. Fast \u00fcberall f\u00fchrt Richet die Worte seiner Somnambulen an, durch die dargethan wird : erstens, dass sie gew\u00f6hnlich nicht an das denken, was die Originalzeichnung vorstellt, und zweitens, dass ihre Zeichnungen so roh sind\u2019, dass sie kaum mit ihren eigenen Worten \u00fcbereinstimmen, und dass es \u00fcberhaupt wenige Dinge in der Welt gibt, womit eine solche Zeichnung","page":476},{"file":"p0477.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber unwillk\u00fcrliches Fl\u00fcstern.\n477\nkeine Aehnlichkeit haben kann, wenn man durchaus eine Aehnlich-keit finden will.\nMit R\u00fccksicht auf die in den \u00bb Proceedings \u00ab erschienenen Zeichnungen sind wir nicht so gl\u00fccklich gestellt. Wir wissen gew\u00f6hnlich nicht, was die Percipienten damit gemeint haben ; da aber auch hier die Uehereinstimmung zwischen Original und Wiedergabe gew\u00f6hnlich nicht besser ist, als in dem Werke Richet\u2019 s, so darf man vermuthen, dass die Abbildungen auf dieselbe Weise zu Stande kamen, und dass die Aehnlichkeit nur in der Phantasie der Versuchsleiter existirte. Uebrigens braucht ja kaum gesagt zu werden, dass dann und wann zuf\u00e4llig eine wirkliche Uebereinstimmung Vorkommen kann. Dies trifft auch unter Umst\u00e4nden ein, wo jede M\u00f6glichkeit einer Gedanken\u00fcbertragung ausgeschlossen ist. Wenn man in tausend Versuchen dieser Art 20 vollst\u00e4ndige Ueberein-stimmungen erhalten kann, wie es der Colonel Taylor angibt1), so kommen sie nat\u00fcrlich auch unter Verh\u00e4ltnissen vor, wo eine Gedanken\u00fcbertragung beabsichtigt ist.\nFassen wir nun die Ergebnisse der vorhergehenden Betrachtungen kurz zusammen. Die Resultate aller bisher angestellten Versuche \u00fcber Gedanken\u00fcbertragung, in welchen der Empf\u00e4nger seine Gedanken in Zeichnungen niedergelegt hat, k\u00f6nnen durch das Zusammenwirken zweier verschiedener Ursachen ohne Schwierigkeit erkl\u00e4rt werden. Die verh\u00e4ltnissm\u00e4\u00dfig wenigen F\u00e4lle, wo eine vollst\u00e4ndige Ueber-einstimmung zwischen Original und Wiedergabe vorkommt, sind wahrscheinlich zuf\u00e4llig, da der Zufall nachweislich solche Ueber-einstimmungen zu Stande bringen kann. Die weit h\u00e4ufigeren, partiellen Uebereinstimmungen sind aber Illusionen. Wenn man n\u00e4mlich die Zeichnung des Percipienten mit dem Originale vergleicht, so kann man bei gutem Willen eine Aehnlichkeit finden; kennt man aber das Original nicht, so w\u00fcrde man selten errathen k\u00f6nnen, was die Wiedergabe vorstellen sollte. Da der Percipient au\u00dferdem, wenigstens in vielen F\u00e4llen, mit seiner Zeichnung eine ganz andere Vorstellung verbunden hat als diejenige, welche sp\u00e4ter beim Vergleichen mit dem Originale in sie gelegt wird, so ist die Ueber-\n1) Experimental comparison between chance and thought-transference in correspondence of diagrams. Proceedings of S. P. It. Vol. 6, p. 398 ff.","page":477},{"file":"p0478.txt","language":"de","ocr_de":"478\nF. C. C. Hansen und Alfr. Lehmann.\neinstimmung v\u00f6llig illusorisch. Eine Gedanken\u00fcbertragung ist also hierdurch nicht im Geringsten bewiesen.\nDiese Erkl\u00e4rung der telepathischen Experimente trifft nat\u00fcrlich nicht zu, wenn der Percipient seine Gedanken in Worten ausdr\u00fcckt, besonders nicht, wenn es sich um einfache Vorstellungen handelt, f\u00fcr welche die Sprache bestimmte Worte hat, die nicht missverstanden werden k\u00f6nnen. Dies ist z. B. der Fall, wenn mit Zahlen, Karten u. dergl. experimentirt und die Forderung an den Percipienten gestellt wird, dass er seine Eindr\u00fccke benennen soll. In diesen F\u00e4llen kann er sich mit Ungenauigkeiten und Ann\u00e4herungen nicht helfen ; seine Angaben sind entweder richtig oder falsch, und Illusionen sind deshalb ausgeschlossen. Kommen also in solchen Versuchen mehr Uebereinstimmungen vor, als durch Zufall allein erkl\u00e4rt werden k\u00f6nnen, so muss eine andere Ursache mitgewirkt haben. Bewusster Betrug kann eine solche Ursache sein. Wenn die als Absender und Empf\u00e4nger mitwirkenden Personen unter sich ein Signalsystem verabredet haben, wird es ihnen nicht schwer fallen, selbst wenn die Signale nicht immer ausreichen Und mit Vorsicht gebraucht werden m\u00fcssen, weit mehr richtige F\u00e4lle aufzubringen, als durch Zufall allein m\u00f6glich w\u00e4ren. Dass solcher Betrug vorgekommen ist, wissen wir; die Schwestern Cr eery, deren telepathische Leistungen den Ansto\u00df zu allen folgenden Untersuchungen in dieser Richtung gaben, sind sp\u00e4ter des Betrugs \u00fcberwiesen worden '). Es l\u00e4sst sich nicht leugnen, dass ein sonderbares Licht auf die Gedanken\u00fcbertragung im Ganzen hierdurch geworfen wird. Wenn die ersten Personen, bei welchen man durch genaue Untersuchungen die M\u00f6glichkeit einer Gedanken\u00fcbertragung gefunden hat, sich sp\u00e4ter als Betr\u00fcger erwiesen, so wird das Zutrauen zu dieser Erscheinung nat\u00fcrlicher Weise ein wenig geschw\u00e4cht. Indessen sind nachher viele Versuchsreihen ausgef\u00fchrt, wo Betrug sicher nicht mitgewirkt hat, weil die Absender am Gelingen der Versuche nicht interessirt waren. Da diese Versuchsreihen die weitaus besten Resultate geliefert haben, muss es also auch andere Ursachen geben k\u00f6nnen, denen wir nun nachzusp\u00fcren versuchen wollen.\n1) Note relating to some of the published experiments in thought-transference. Proceedings of S. P. R. Vol. 5, p. 269.","page":478},{"file":"p0479.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber unwillk\u00fcrliches Fl\u00fcstern.\n479\nBei dieser Arbeit wird es nat\u00fcrlich nicht n\u00f6thig sein, alle bisher erschienenen Versuche der erw\u00e4hnten Art zu ber\u00fccksichtigen. Wir k\u00f6nnen eine typische Reihe herausnehmen, und wenn es uns dann gelingt, die hier wirkenden Ursachen nachzuweisen, wird es wohl berechtigt sein, diese Ursachen auch f\u00fcr alle andern, unter \u00e4hnlichen Umst\u00e4nden ausgef\u00fchrten Experimente als g\u00fcltig anzunehmen. Eine solche typische Reihe scheinen mir die von Prof, und Mrs. Sidgwick ausgef\u00fchrten Versuche zu sein1). Die Nameu der Versuchsleiter garantiren daf\u00fcr, dass die Experimente ernstlich und mit aller Sorgfalt durchgef\u00fchrt sind. Au\u00dferdem experimentirten sie haupts\u00e4chlich mit Zahlen, die von den Percipienten benannt wurden, und endlich umfasst diese Reihe viel mehr Einzelversuche (\u00fcber 1300) als irgend eine andere. Hier d\u00fcrfen wir also, nach dem Gesetz der gro\u00dfen Zahlen, die Wahrscheinlichkeitsrechnung anwenden.\nDie Versuche wurden mit den zweistelligen Zahlen 10\u201490 angestellt, und sie ergaben zuweilen bis 30 Procent richtiger F\u00e4lle, w\u00e4hrend in einer so gro\u00dfen Anzahl von Versuchen nur l bis 2 Proc. richtiger F\u00e4lle durch Zufall allein m\u00f6glich w\u00e4ren. Es muss also hier eine unbekannte Ursache mitgewirkt haben. Die Verfasser der erw\u00e4hnten Abhandlung stellen auch einige Betrachtungen hier\u00fcber an. Die Percipienten waren stets von dem Agenten, Mr. Smith, hypnotisirt, und weil man immer vom \u00bbSehen\u00ab der Zahlen sprach, so war es ihnen nat\u00fcrlich damit suggerirt, dass sich die Zahlen ihnen als Gesichtsbilder darbieten sollten. Man kann folglich gar kein Gewicht darauf legen, dass die Percipienten die Zahlen \u00bbsehen\u00ab; selbst wenn sie durch das Ohr oder irgend ein anderes Sinnesorgan zum Bewusstsein gekommen w\u00e4ren, w\u00fcrden sie sich den Hypnotisirten unzweifelhaft als Gesichtsbilder dargestellt haben. Hieraus l\u00e4sst sich also nicht auf die wirkende Ursache schlie\u00dfen. Trotzdem meinen die Verfasser, dass die unbekannte Ursache direct Gesichtsbilder hervorgerufen habe. Sie finden n\u00e4mlich, dass die am h\u00e4ufigsten vorkommenden Verwechselungen solcher Art sind, dass sie nur als ungenaue Gesichtswahrnehmungen\n1) Experiments in thought-transference. Proceedings of S. P. R. Vol. 6, p. 128 ff.","page":479},{"file":"p0480.txt","language":"de","ocr_de":"480\nF. C. C. Hansen und Alfr. Lehmann.\nerkl\u00e4rt werden k\u00f6nnen. Die h\u00e4utigst vorkommende Verwechselung ist diejenige, dass 8 als 3 errathen wird, w\u00e4hrend 3 sehr selten als 8 aufgefasst wird. Dies spricht f\u00fcr die erw\u00e4hnte Annahme, denn eine halb verwischte 8 wird leicht als 3 gelesen, wogegen 3 schwerlich als 8 gelesen werden kann. Andererseits werden 2 und 3 mit einander verwechselt, was auch verst\u00e4ndlich ist, indem eine undeutliche 2 als 3, und umgekehrt, gelesen werden kann1). Weiter gehen die Verfasser nicht hierauf ein, und die Erkl\u00e4rung l\u00e4sst sich gewiss auch nicht durchf\u00fchren. Nach der Theorie m\u00fcsste n\u00e4mlich z. B. 7 sehr h\u00e4ufig als 1 gelesen werden, aber diese Verwechselung ist sogar recht selten2). Eine solche Annahme, die nur einige That-sachen erkl\u00e4ren kann, mit anderen dagegen im directen Widerspruch ist, scheint mir nichts weniger als \u00fcberzeugend.\nDie Verfasser suchen es ferner darzuthun, dass die nahe liegende M\u00f6glichkeit, die Zahlen seien vom Agenten zu den Percipienten durch Fl\u00fcstern \u00fcbertragen, durch die Thatsachen nicht best\u00e4tigt werde. \u00bbMan muss annehmen, dass Fl\u00fcstern oder leises Aussprechen der Zahlen dazu f\u00fchren w\u00fcrde, dass solche Zahlen mit einander verwechselt werden, deren Namen gemeinschaftliche, charakteristische Buchstaben enthalten. Wir d\u00fcrfen deshalb im voraus erwarten, dass \u00bbfour\u00ab und \u00bbfive\u00ab verwechselt werden wegen des f; \u00bbsix\u00ab und \u00bbseven\u00ab wegen des s; vielleicht \u00bbtwo\u00ab und \u00bbeight\u00ab, und \u00bbone\u00ab und \u00bbnine\u00ab wegen t und n; m\u00f6glicherweise endlich \u00bbfive\u00ab und \u00bbnine\u00ab wegen des i. \u00bbthree\u00ab muss allein stehen, weil es von allen andern Zahlen ganz verschieden ist. Wir k\u00f6nnen uns hier auf die einstelligen Zahlen beschr\u00e4nken, indem die Namen der zweistelligen Zahlen thats\u00e4chlich zusammengesetzt sind aus den Namen der beiden Ziffern, womit sie geschrieben werden. Untersucht man nun die errathenen Zahlen, so wird man nicht finden, dass irgend eine der erw\u00e4hnten Verwechselungen hervortretend ist3).\u00ab\nDiese Auseinandersetzung scheint die M\u00f6glichkeit auszuschlie\u00dfen, dass die Zahlen durch Fl\u00fcstern \u00fcbertragen sind. Die Argumentation ist aber nicht unanfechtbar. Laute, die in gew\u00f6hnlichem\n1)\tA. a. O. S. 169.\n2)\tA. a. O. S. 168, wo s\u00e4mmtliche Verwechselungen tabellarisch zusammengestellt sind. Diese Tabelle ist hier in Tab. V, S. 486 abgedruckt.\n3)\tA. a. 0. S. 165.","page":480},{"file":"p0481.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber unwillk\u00fcrliches Fl\u00fcstern.\n481\nReden sehr verschieden sind, k\u00f6nnen einander sehr \u00e4hnlich werden, wenn sie gefl\u00fcstert werden. Dies ist z. B. eben der Fall mit dem th-Laut in \u2019three' und dem t-Laut in \u2019two', und auch andere Verschiebungen der Laut-Aehnlichkeiten k\u00f6nnen leicht beim Fl\u00fcstern eintreten. Es ist deshalb ganz unstatthaft, von den gemeinschaftlichen Buchstaben auf die Verwechselungen beim Fl\u00fcstern zu schlie\u00dfen, wie es die Verff. gethan haben, und wir werden nun im Folgenden sehen, dass es wirklich viel wahrscheinlicher ist, dass die Uebertragung der Zahlen durch Fl\u00fcstern als durch irgend eine andere Ursache zu Stande gekommen sei.\nBei unseren oben besprochenen Versuchen bemerkten sowohl Herr H. als ich, dass eine sehr gro\u00dfe Neigung zur Innervation der Sprechmuskeln entstand, wenn man lange an eine bestimmte Zahl denken sollte. Man kann nat\u00fcrlicher Weise dieser Neigung widerstehen, vorausgesetzt dass man darauf aufmerksam ist, und in allen unsern bisher erw\u00e4hnten Versuchen wurde sorgsam darauf geachtet, dass derselben nicht nachgegeben wurde. Als wir aber zu dem Resultate gekommen waren, dass die unter solchen Verh\u00e4ltnissen stattfindenden \u00bbGedanken\u00fcbertragungen\u00ab entweder zuf\u00e4llig oder einfache Illusionen seien, versuchten wir es einmal, den unwillk\u00fcrlichen Sprechbewegungen keinen Widerstand zu leisten. Hierdurch \u00e4nderte sich die Sache vollst\u00e4ndig. W\u00e4hrend wir fr\u00fcher bis \u00fcber 10 Min. warten mussten, ehe sich die Zahlenbilder einstellten, gelang es jetzt, nach kurzer Uebung, in weniger als einer Minute eine bestimmte Vorstellung von einer Zahl zu \u00fcbertragen. Die einzige Ver\u00e4nderung in der Versuchsanordnung war hierbei diese, dass der Empf\u00e4nger das Ohr in den Brennpunkt des Spiegels brachte; die Zahlen wurden also jetzt geh\u00f6rt, wobei sich der Empf\u00e4nger selbstverst\u00e4ndlich dessen bewusst war. Trotzdem kann man nicht sagen, dass die Zahlen von dem Absender willk\u00fcrlich gefl\u00fcstert wurden. Er that eigentlich nichts anderes, als an die Zahl zu denken und den unwillk\u00fcrlichen Sprechbewegungen freies Spiel zu lassen. Sein Mund war gew\u00f6hnlich fest geschlossen, Bewegungen der Lippen waren nicht sichtbar, und ein Nebenstehender konnte \u00fcberhaupt keinen Laut h\u00f6ren. Dies alles wurde von dem Herrn Cand. Buch, dem Assistenten des Laboratoriums, best\u00e4tigt, welcher einmal bei diesen Versuchen anwesend war, und sein h\u00f6chstes","page":481},{"file":"p0482.txt","language":"de","ocr_de":"482\nF. C. C. Hansen und Alfr. Lehmann.\nErstaunen \u00fcber unsere Leistungen aussprach. Wie es \u00fcbrigens m\u00f6glich war, dass unter den genannten Umst\u00e4nden ein merkliches Fl\u00fcstern zu Stande kommen konnte, wird von Herrn Hansen in dem folgenden Artikel besprochen werden; ich gehe deshalb nicht n\u00e4her darauf ein.\nSicher ist es jedenfalls, dass die Zahlen von dem Absender gefl\u00fcstert wurden, und dass die Schallwellen, von den Hohlspiegeln zur\u00fcckgeworfen, ins Ohr des Empf\u00e4ngers gelangten. Auf diese Weise wurden 500 Versuche gemacht, in der H\u00e4lfte war Herr H. der Absender, ich der Empf\u00e4nger; in der anderen H\u00e4lfte wurden die Rollen umgetauscht. Wie schwach und undeutlich das Fl\u00fcstern war, geht aus folgender Uebersicht \u00fcber die erhaltenen Resultate hervor:\nTabelle I.\nPercipient:\tF. Anzahl\tH. \u00b0/\u00b0\tA. Anzahl\tL. %\nVollst\u00e4ndig richtig\t\t86\t34\t80\t32\nEine Ziffer richtig an rechter Stelle\t99\t40\t107\t43\nUnrichtig\t\t65\t26\t63\t25\nUnsere Zahlen stimmen, wie man sieht, fast vollst\u00e4ndig. Dies w\u00fcrde durch willk\u00fcrliches Fl\u00fcstern nur erreicht worden sein, wenn man es ganz besonders darauf abgesehen und zweckm\u00e4\u00dfige Vorkehrungen getroffen h\u00e4tte. So etwas haben wir aber gar nicht gethan, und die Uebereinstimmung scheint mir deshalb ein Beweis daf\u00fcr zu sein, dass das Fl\u00fcstern durch eine kaum bewusste Th\u00e4tig-keit seitens des Absenders zu Stande gekommen und daher gleichartig ausgefallen sei. Da auch die Reizschwelle des Geh\u00f6rs, wie wir sp\u00e4ter sehen werden, f\u00fcr uns beide fast dieselbe Gr\u00f6\u00dfe hat, so wird die Uebereinstimmung hierdurch v\u00f6llig erkl\u00e4rlich.\nWie es sich nun auch hiermit verhalte, so haben die Versuche ihr besonderes Interesse durch die Verwechselungen, die wir begangen haben. Diese Verwechselungen sind in Tab. II\u2014IV zusammengestellt; Tab. II gibt diejenigen des Herrn H., Tab. III die meinigen, und Tab. IV die Summe der beiden vorhergehenden","page":482},{"file":"p0483.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber unwillk\u00fcrliches Fl\u00fcstern.\n483\nan. Endlich sind in Tab. V die Verwechselungen hei den oben besprochenen englischen Versuchen \u00fcber Gedanken\u00fcbertragung hinzugef\u00fcgt. Diese s\u00e4mmtlichen Tabellen sind gleichartig eingerichtet. Die erste Columne gibt die ausgezogenen, die obere Reihe die\nTabelle II. F. H.\naus- gezogen\terrathen :\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tSumme gezogen\n\t1\t2\t3\t4\t5\t6\t7\t8\t9\t0\t\ni\t26\t2\t3\t4\t7\t\u2014\t4\t3\t1\t1\t51\n2\t\u2014\t22\t2\t4\t2\t1\t6\t5\t1\t1\t44\n3\t\u2014\t\u2014\t38\t2\t7\t2\t3\t2\t1\t1\t56\n4\t3\t1\t3\t35\t10\t\u2014\t1\t4\t2\t\u2014\t59\n5\t1\t2\t2\t4\t37\t1\t4\t\u2014\t1\t\u2014\t52\n6\t1\t2\t3\t1\t8\t17\t17\t2\t2\t\u2014\t53\n7\t2\t5\t2\t6\t9\t2\t29\t3\t\u2014\t1\t59\n8\t3\t1\t7\t2\t2\t1\t3\t41\t2\t1\t63\n9\t1\t5\t2\t5\t4\t1\t4\t3\t19\t2\t46\n0\t2\t\u2014\t2\t1\t1\t\u2014\t2\t1\t\u2014\t8\t17\nSumme\t39\t40\t64\t64\t87\t25\t73\t64\t29\t15\t500\nTabelle III. A. L.\naus- gezogen\terrathen :\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tSumme gezogen\n\t1\t2\t3\t4\t5\t6\t7\t8\t9\t0\t\ni\t22\t3\t1\t2\t5\t1\t\u2014\t\u2014\t6\t\u2014\t40\n2\t\u2014\t38\t11\t2\t4\t3\t1\t6\t5\t\u2014\t70\n3\t\u2014\t2\t43\t1\t1\t2\t1\t2\t\u2014\t1\t53\n4\t3\t5\t2\t36\t7\t\u2014\t4\t1\t1\t1\t60\n5\t2\t4\t3\t2\t37\t6\t3\t1\t\u2014\t\u2014\t58\n6\t1\t\u2014\t7\t5\t12\t21\t3\t1\t1\t\u2014\t. 51\n7\t6\t4\t5\t5\t6\t6\t15\t1\t5\t\u2014\t53\n8\t1\t4\t5\t1\t1\t2\t2\t30\t2\t\u2014\t48\n9\t4\t1\t6\t4\t2\t4\t\u2014\t4\t19\t\u2014\t44\n0\t1\t\u2014\t1\t\u2014\t5\t2\t3\t2\t\u2014\t9\t23\nSumme\t40\t61\t84\t58\t80\t47\t32\t48\t39\t11\t500","page":483},{"file":"p0484.txt","language":"de","ocr_de":"484\nF. C. C. Hansen und Alfr. Lehmann.\nTabelle IV. F. H. + A. L.\naus- gezogen\terrathen:\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tSumme gezogen\n\t1\t2\t3\t4\t5\t6\t7\t8\t9\t0\t\ni\t48\t5\t4\t6\t12\t1\t4\t3\t7\t1\t91\n2\t\u2014\t60\t13\t6\t6\t4\t7\t11\t6\t1\t114\n3\t\u2014\t2\t81\t3\t8\t4\t4\t4\t1\t2\t109\n4\t6\t6\t5\t71\t17\t\u2014\t5\t5\t3\t1\t119\n5\t3\t6\t5\t6\t74\t7\t7\t1\t1\t\u2014\t110\n6\t2\t2\t10\t6\t20\t38\t20\t3\t3\t\u2014\t104\n7\t8\t9\t7\t11\t15\t8\t44\t4\t5\t1\t112\n8\t4\t5\t12\t3\t3\t3\t5\t71\t4\t1\t111\n9\t5\t6\t8\t9\t6\t5\t4\t7\t38\t2\t90\n0\t3\t\u2014\t3\t1\t6\t2\t5\t3\t\u2014\t17\t40\nSumme\t79\t101\t148\t122\t167\t72\t105\t112\t68\t26\t1000\nerrathenen Zahlen an. Hierbei ist nicht ber\u00fccksichtigt, ob eine Zahl an erster oder zweiter Stelle sich befunden habe, weil die Engl\u00e4nder, wie wir oben sahen, auf diesen Unterschied keine R\u00fccksicht nehmen, und unsere Versuche mit den ihrigen vergleichbar sein sollen. Die verschiedenen Reihen der Tabellen geben an, wie viel Mal die in der ersten Columne stehenden Zahlen als 1, 2, 3 etc. aufgefasst worden sind. W\u00fcnscht man z. B. zu wissen, wie viel Mal Herr H. 6 als 5 errathen hat, so sucht man in der ersten Columne der Tab. II die Zahl 6; in dieser Reihe sucht man ferner die Columne, die mit 5 \u00fcberschrieben ist, und findet hier die Zahl 8 ; 6 ist 8 Mal als 5 aufgefasst worden. In Tab. V findet sich eine Columne, die mit ? \u00fcberschrieben ist; in dem englischen Originale ist diese mit \u2019no impression1 bezeichnet. Solche F\u00e4lle kamen in unseren Versuchen nicht vor, indem jeder Versuch fortgesetzt wurde, bis der Percipient eine Zahl angeben konnte.\nUm die Bedeutung dieser Tabellen beurtheilen und die in den englischen und in meinen Versuchen vorkommenden Verwechselungen vergleichen zu k\u00f6nnen, muss man die Aussprache der englischen und d\u00e4nischen Zahlw\u00f6rter kennen. Ich stelle hier diese W\u00f6rter um der leichteren Uebersicht willen zusammen:","page":484},{"file":"p0485.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber unwillk\u00fcrliches Fl\u00fcstern.\n485\none-en, two-to, three-tre, four-fire, five-fem, six-sex, seven-syv, eight-otte, nine-ni, ten-ti, twenty-tyve, thirty-tredive, forty-firti, fifty-femti, sixty-sexti, seventy-syvti, eighty-otti, ninety-niti.\nDie Aussprache der d\u00e4nischen W\u00f6rter betreffend bemerke ich nur, dass die Buchstaben genau wie die entsprechenden deutschen ausgesprochen werden mit Ausnahme von v, welches dem deutschen w gleich ist. Das d\u00e4nische syv (7) wird also siiw, nicht s\u00fcf ausgesprochen. Es ist hiernach ersichtlich, dass der Unterschied zwischen den englischen und den d\u00e4nischen Zahlw\u00f6rtern, besonders wenn sie ausgesprochen werden, verschwindend klein ist; die charakteristischen Consonanten sind fast \u00fcberall dieselben. Hieraus darf man schlie\u00dfen, dass diejenigen Zahlen, welche beim Fl\u00fcstern gew\u00f6hnlich verwechselt werden, f\u00fcr die beiden Sprachen gemeinschaftlich sein m\u00fcssen. Und indem es sich ferner zeigen wird, dass die Verwechselungen, welche in den englischen Versuchen \u00fcber Gedanken\u00fcbertragung am h\u00e4ufigsten Vorkommen, durchg\u00e4ngig mit denjenigen \u00fcbereinstimmen, die wir bei unseren Fl\u00fcsterversuchen begangen haben, so ist damit dargethan, dass die englischen Gedanken\u00fcbertragungen aller Wahrscheinlichkeit nach durch Fl\u00fcstern hervorgebracht seien.\nEhe wir zum n\u00e4heren Nachweis dieses interessanten Resultates \u00fcbergehen, betrachten wir einen Augenblick die Tabellen II und III. Aus diesen sieht man, dass es wohl haupts\u00e4chlich die Consonanten der Zahlw\u00f6rter sind, welche die Verwechselungen bestimmen. So haben wir beide, F. H. und A. L., z. B. 4 (fire) am h\u00e4ufigsten mit 5 (fern) verwechselt, augenscheinlich wegen des f; ebenso ist 8 (otte) gew\u00f6hnlich mit 3 (tre) wegen des t verwechselt. Individuelle Unterschiede treten jedoch auch hervor. W\u00e4hrend A. L. am h\u00e4ufigsten 1 (en) als (ni) auffasst, verwechselt F. H. viel h\u00e4ufiger \u00bben\u00ab mit 5 (fern), indem n und m beim Fl\u00fcstern kaum unterschieden werden k\u00f6nnen ; eine Neigung in dieser Richtung ist auch bei A. L. bemerkbar. Au\u00dferdem zeigt es sich, dass beim Fl\u00fcstern Verwechselungen Vorkommen, die bei lautem Reden kaum m\u00f6glich w\u00e4ren. Dies gilt besonders f\u00fcr die Buchstaben s und f. 4 (fire), 5 (fern), 6 (sex) und 7 (syv) werden alle gegenseitig verwechselt. Endlich kommen auch ganz unerkl\u00e4rliche Sonderbarkeiten vor, z. B. dass 9 (ni) am h\u00e4ufigsten als 3 (tre), 4 (fire) und 2 (to) aufgefasst worden","page":485},{"file":"p0486.txt","language":"de","ocr_de":"486\nF. C. C. Hansen und Alfr. Lehmann.\nist, was jedenfalls dem Anschein nach nicht von den Consonanten abh\u00e4ngig sein kann '). Um nun solche Zuf\u00e4lligkeiten und individuellen Neigungen m\u00f6glichst auszuschlie\u00dfen, habe ich die Zahlen der Tabellen II und III einfach addirt; diese Summen sind in Tab. IY angegeben. Hier sind wirklich die h\u00e4ufigsten Verwechselungen in h\u00f6herem Grade als fr\u00fcher durch die charakteristischen Consonanten bestimmt, und wir werden deshalb diese Tabelle f\u00fcr die folgenden Betrachtungen zu Grunde legen.\nTabelle V.\naus- gezogen\terrathen :\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tSumme gezogen\n\t1\t2\t3\t4\t5\t6\t7\t8\t9\t0\t?\t\ni\t43\t18\t20\t17\t22\t13\t10\t13\t6\t2\t4\t168\n2\t10\t54\t21\t12\t8\t9\t6\t8\t8\t4\t\u2014\t140\n3\t14\t24\t54\t11\t15\t13\t11\t7\t9\t5\t3\t166\n4\t21\t16\t22\t52\t13\t10\t11\t6\t9\t3\t6\t169\n5\t7\t9\t12\t16\t35\t19\t7\t8\t7\t3\t5\t128\n6\t12\t11\t12\t12\t11\t46\t14\t13\t3\t3\t3\t140\n7\t13\t21\t13\t11\t15\t16\t40\t8\t4\t2\t2\t145\n8'\t11\t7\t26\t13\t13\t12\t14\t34\t7\t5\t5\t147\n9\t4\t5\t11\t2\t6\t3\t5\t6\t19\t9\t1\t71\n0\t7\t6\t10\t8\t9\t7\t8\t2\t6\t19\t\u2014\t82\nSumme\t142\t171\t201\t154\t147\t148\t126\t105\t78\t55\t29\t1356\nVergleichen wir nun zuv\u00f6rderst die Tab. IV und V. Der Uebersicht wegen habe ich aus jeder Tabelle die vier h\u00e4utigst vorkommenden Verwechselungen f\u00fcr jede Zahl herausgezogen und in Tab. VI zusammengestellt. Die Verwechselungen der englischen Versuche stehen in der ersten Reihe, diejenigen der Fl\u00fcsterversuche in der zweiten. Jede Columne enth\u00e4lt die Zahlen, mit welchen die oben stehende Zahl am h\u00e4ufigsten verwechselt worden ist, nach der H\u00e4ufigkeit geordnet. So ist z. B. 1 in den englischen Versuchen am h\u00e4ufigsten mit 5, danach mit 3, 2 und 4, in der genannten\n1) In Betreff der Erkl\u00e4rung dieser Eigenth\u00fcmlichkeiten verweise ich auf die nachfolgenden \u00bbPhonetischen Studien\u00ab.","page":486},{"file":"p0487.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber unwillk\u00fcrliches Fl\u00fcstern.\n487\nOrdnung verwechselt. Uebrigens sind in jeder Columne die f\u00fcr die englischen und meine Versuche gemeinschaftlichen Verwechselungen fetter gedruckt, damit die Uehereinstimmungen leichter hervortreten.\nTabelle VI.\n\t1.\t2.\t3.\t4.\t5.\nG-\u00fcbertr. Fl\u00fcstern\t5 3 2 4 5 9 4 2\t3 4 16 3 8 7 4\t2 5 16 5 6 7 8\t3 12 5 5 12 3\t6 4 3 2 6 7 4 2\n\t6.\t7.\t8.\t9.\t0.\nG-\u00fcbertr. Fl\u00fcstern\t7 8 3 4 7 5 3 4\t2 6 5 1 5 4 2 1\t3 7 4 5 3 7 2 1\t3\t0 8 5 4\t3 8 5\t3 5 4 7 5 7 3 8\nMan sieht sofort aus der Tabelle, dass 28 von den 40 angegebenen Verwechselungen den beiden Versuchsreihen gemeinsam sind. Und au\u00dferdem ist f\u00fcr die Zahlen 1, 2, 5, 6 und 8 die allerh\u00e4ufigste Verwechselung in den beiden Versuchsreihen dieselbe. Wird nun in Betracht gezogen, erstens, dass gewisse individuelle Unterschiede in der Auffassung der gefl\u00fcsterten Zahlen Vorkommen, und zweitens, dass, trotz aller Aehnlichkeit, doch immer Verschiedenheiten zwischen den englischen und den d\u00e4nischen Zahlw\u00f6rtern existiren, so leuchtet unmittelbar ein, dass die beiden Versuchsreihen gewisse Unterschiede zeigen m\u00fcssen. Und die gro\u00dfe Ueber-einstimmung der Reihen, welche factisch vorliegt, kann daher nicht zuf\u00e4llig sein. Es ist also schon hierdurch wahrscheinlich gemacht, dass die sogenannten Gedanken\u00fcbertragungen der englischen Versuche einfach durch Fl\u00fcstern zu Stande gekommen sind. Wir werden sp\u00e4ter den mathematischen Ausdruck dieser Wahrscheinlichkeit suchen, und es wird sich dann zeigen, dass das Fl\u00fcstern von allen erdenklichen Ursachen die wahrscheinlichste ist. Ehe wir aber dazu \u00fcbergehen, werden wir zuerst die zweite von Prof, und Mrs. Sidgwick angedeutete M\u00f6glichkeit einer n\u00e4heren Untersuchung unterwerfen.\nDie genannten Autoren nehmen, wie wir gesehen haben, an, dass die Gedanken des Absenders, vermittelst einer noch unbekann-\nWundt, Philos. Studien. XI.\tqo","page":487},{"file":"p0488.txt","language":"de","ocr_de":"488\nF. C. C. Hansen und Alfr. Lehmann.\nten Form der Energie im Gehirn des Empf\u00e4ngers direct Gesichtsbilder hervorgerufen haben. Sie folgern dieses daraus, dass die begangenen Verwechselungen wenigstens theilweise dem Anschein nach auf undeutliches Wahrnehmen von Gesichtsbildern hindeuten. A priori l\u00e4sst sich diese M\u00f6glichkeit nicht abweisen. Es hat keine Schwierigkeit Hypothesen aufzustellen, welche eine Uebertragung der Gesichtsbilder von einem menschlichen Gehirn auf ein anderes begreiflich machen. In Analogie mit der elektrischen Induction lie\u00dfe sich z. B. eine nicht gar zu gewagte Erkl\u00e4rung aufstellen, indem ja auch die psychophysischen Processe von elektrischen Ver\u00e4nderungen begleitet sind. Immerhin wird es doch rathsam sein, ehe man zu hypothetischen Erkl\u00e4rungen greift, zu untersuchen, ob die gefundenen Verwechselungen wirklich als ungenaue Gesichtswahrnehmungen gedeutet werden m\u00fcssen. In der sonst sehr sorgsamen Arbeit haben die Verff. diese Frage recht oberfl\u00e4chlich behandelt. Eine zuverl\u00e4ssigere Beantwortung der Frage wird offenbar erreicht werden k\u00f6nnen, wenn man Versuche dar\u00fcber anstellt, welche Verwechselungen bei schnellem und deshalb ungenauem Lesen von Zahlen gew\u00f6hnlich Vorkommen.\nUm diese Versuche mit den englischen m\u00f6glichst vergleichbar zu machen, habe ich gedruckte, zweistellige Zahlen benutzt von genau derselben Gr\u00f6\u00dfe und Form wie diejenigen, die in \u00bbProceedings\u00ab Vol. 6 pag. 131 abgebildet sind und zu den Gedanken\u00fcbertragungen benutzt wurden. Solche Zahlen wurden, auf Cartonstreifen angebracht, mittelst eines Cattell\u2019schen Fallchronoskops einem Beobachter eine so kurze Zeit gezeigt, dass er sie nicht mit Sicherheit lesen konnte. Es zeigte sich \u00fcbrigens bald, dass es nicht m\u00f6glich war, mit dem gew\u00f6hnlichen Fallchronoskop die n\u00f6thige Schnelligkeit zu erreichen, um das Lesen einer zweistelligen Zahl unsicher zu machen. Es wurden deshalb zwei solche Zahlen auf jedem Cartonstreifen angebracht, und nun gelang es dem Beobachter durchschnittlich zwei Ziffern, zuweilen drei, zuweilen nur eine richtig zu lesen. S\u00e4mmtliche zweistellige Zahlen waren auf den Cartonstreifen, je zwei und zwei, mit einander combinirt. Mit diesem Apparate wurden 250 Versuche angestellt, in welchen ich der Beobachter war, und 125 mit Herrn H. als Beobachter. Im Ganzen wurden somit 4 mal 375 (= 1500) Zahlen gelesen und hiervon war","page":488},{"file":"p0489.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber unwillk\u00fcrliches Fl\u00fcstern.\n489\neine recht betr\u00e4chtliche Anzahl falsch aufgefasst. Eine Uebersicht der vorgekommenen Verwechselungen ist in Tab. VII gegeben, die genau wie die Tab. II\u2014IV eingerichtet ist. Ich gebe hier nur die Gesammtzahlen der beiden Beobachter an, weil die individuellen Unterschiede, wie a priori erwartet werden konnte, ganz unwesentlich sind.\nTabelle VIL F. H. und A. L.\ngezeigt\tgelesen :\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tSumme gezeigt\n\t1\t2\t3\t4\t5\t6\t7\t8\t9\t0\t\n1\t90\t9\t9\t15\t5\t8\t12\t5\t3\t3\t159\n2\t8\t85\t7\t11\t5\t10\t9\t6\t6\t8\t155\n3\t1\t18\t61\t9\t12\t17\t5\t18\t17\t2\t160\n4\t17\t7\t7\t80\t8\t7\t10\t8\t9\t5\t158\n5\t6\t9\t14\t9\t77\t9\t10\t7\t13\t2\t156\n6\t3\t9\t10\t10\t7\t76\t8\t12\t10\t8\t153\n7\t7\t4\t3\t18\t5\t8\t101\t5\t8\t5\t164\n8\t6\t6\t15\t19\t8\t21\t10\t59\t16\t\u2014\t160\n9\t2\t9\t14\t11\t7\t17\t9\t8\t68\t15\t160\n0\t6\t\u2014\t5\t8\t1\t1\t3\t1\t6\t44\t75\nSumme\t146\t156\t145\t190\t135\t174\t177\t129\t156\t92\t1500\nAus der Tabelle geht hervor, dass die h\u00e4ufigeren Verwechselungen stets durch die Form der Zahlen bestimmt sind. 1, 4 und 7, die drei Zahlen, die mit geraden Linien geschrieben werden, sind am h\u00e4ufigsten mit einander verwechselt; 7 jedoch auch mit 9 wegen der oberen Schleife. 3 wird gew\u00f6hnlich mit 2 und 8, demnach mit 6 und 9 verwechselt etc. Dies alles best\u00e4tigt ja nur, was man im voraus erwarten musste. Wir nehmen nun aus dieser Tabelle f\u00fcr jede Zahl die vier h\u00e4ufigsten Verwechselungen und vergleichen sie mit denjenigen der englischen Versuche. Diese Zusammenstellung ist in Tab. VIII ausgef\u00fchrt, die wie Tab. VI eingerichtet ist. Jede mit 1, 2 etc. \u00fcberscbrieteene Columne enth\u00e4lt die vier Zahlen, womit die obenstehende Zahl am h\u00e4ufigsten verwechselt worden ist, die obere Reihe gibt die Verwechselungen der englischen Versuche, die untere die beim Zahlenlesen gefundenen an.\n33*","page":489},{"file":"p0490.txt","language":"de","ocr_de":"490\nF. 0. C. Hansen und Alfr. Lehmann.\nTabelle VIII.\n\t1.\t2.\t3.\t4.\t5.\n\u00f6-\u00fcbertr. Lesen\t5 3 2 4 4 7 2 3\t3\t4 16 4\t6 0 7\t2 5 16 2 8 6 9\t3 12 5 17 9 5\t6 4 3 2 3 9 7 6\n\t6.\t7.\t8.\t9.\t0.\n6r-\u00fcbertr. Lesen\t7\t8 3 4 8\t9 3 4\t2 6 5 1 4 6 9 1\t3 7 4 5 6 4 9 3\t3 0 8 5 6 0 3 4\t3\t5 4 7 4\t9 13\nHier kommen nur 22 Uebereinstimmungen zwischen den Versuchsreihen vor, w\u00e4hrend Tab. VI 28 Uebereinstimmungen ergab. Au\u00dferdem zeigt Tab. VIII, dass die h\u00e4ufigste Verwechselung nur in einem einzigen Falle den beiden Reihen gemeinsam ist, w\u00e4hrend oben f\u00fcnf solche F\u00e4lle vorkamen. Es ist also eine weit geringere Wahrscheinlichkeit daf\u00fcr, dass die Gedanken\u00fcbertragungen durch directe Reizung des Gesichtssensoriums, als dass sie durch Reizung des Geh\u00f6rssensoriums, d. h. durch Fl\u00fcstern, zu Stande gekommen seien. Noch deutlicher tritt dies vielleicht hervor, wenn wir die Verwechselungen der Fl\u00fcsterversuche mit denjenigen der Leseversuche vergleichen. Diese Zusammenstellung ist in Tab. IX ausgef\u00fchrt:\nTabelle IX.\n\t1.\t2.\t3.\t4.\t5.\nFl\u00fcstern Lesen\t5 9 4 2 4 7 2 3\t3\t8 7 4 4\t6 0 7\t5 6 7 8 2 8 6 9\t5 12 3 17 9 5\t6 7 4 2 3 9 7 6\n\t6.\t7.\t8.\t9.\t0.\nFl\u00fcstern\t7 5 3 4\t5 4 2 1\t3 7 2 1\t4 3 8 5\t5 7 3 8\nLesen\t8 9 3 4\t4 6 9 1\t6 4 9 3\t6 0 3 4\t4 9 13\nDie Verwechselungen, welche beim Fl\u00fcstern der Zahlen Vorkommen, sind selbstverst\u00e4ndlich ganz unabh\u00e4ngig von der Form der gedruckten Zahlen, und Uebereinstimmungen der Verwechse-","page":490},{"file":"p0491.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber unwillk\u00fcrliches Fl\u00fcstern.\n49t\nlungen dieser Versuchsreihen m\u00fcssen deshalb als vollst\u00e4ndig zuf\u00e4llig angesehen werden. Wenn nun trotzdem, wie man sieht, 18 Uebereinstimmungen Vorkommen k\u00f6nnen, so wird es nicht unwahrscheinlich, dass die 22 Uebereinstimmungen der Tab. VIII auch durch blo\u00dfen Zufall entstanden sind. Hieraus w\u00fcrde dann weiter folgen, dass die Gedanken\u00fcbertragung gar nicht von Gesichtsbildern abh\u00e4ngig ist, und nur das Fl\u00fcstern bliebe somit als eine m\u00f6gliche und, wie wir gesehen haben, recht wahrscheinliche Ursache \u00fcbrig. Dieser Schluss wird nun vollst\u00e4ndig best\u00e4tigt, wenn wir die Wahrscheinlichkeiten der verschiedenen Uebereinstimmungen berechnen.\nAus jeder Versuchsreihe haben wir, f\u00fcr jede Zahl, die vier h\u00e4ufigsten Verwechselungen herausgenommen. Wie gro\u00df ist nun die Wahrscheinlichkeit daf\u00fcr, dass diese vier Verwechselungen derselben Zahl in zwei, von einander ganz unabh\u00e4ngigen Versuchsreihen \u00fcbereinstimmen werden? Da jede Zahl nur mit neun andern verwechselt werden kann, l\u00e4sst sich die Frage auch folgenderma\u00dfen formuliren: Wie gro\u00df ist die Wahrscheinlichkeit daf\u00fcr, dass man in vier Ziehungen unter neun Zahlen eben vier im voraus bestimmte Zahlen ziehen werde? Hierbei muss noch daran erinnert werden, dass die vier ausgezogenen Zahlen alle verschieden sein sollen und dass folglich eine ausgezogene Zahl nicht zur\u00fcckgelegt werden darf. Nennen wir die Wahrscheinlichkeit f\u00fcr solche vier Uebereinstimmungen Wit so haben wir nach einer bekannten Formel:\t_ 4 3 2 1 _ 1\n4 \u2014 9\u20188 ' 7 \u2019 6\" \u2014 \u00ce26\nEbenso findet man die Wahrscheinlichkeit W3 daf\u00fcr, dass in vier Ziehungen unter neun Zahlen drei von den vier im voraus bestimmten Zahlen herauskommen werden:\nWa= 4\n/4 3 2 5\\ \\9'8\"7 6/\n20\n\u00cf26\nBezeichnen wir endlich mit W2> B7, und TV0 die Wahrscheinlichkeiten f\u00fcr resp. 2, 1 und 0 Uebereinstimmungen, so haben wir:\n/4 3 5\tA\t\u2014 60 \u2022 W 4 /'\t1 5\tCO\t40\n\\9 8 7\t6/\t126\u2019 Wy 4 \\!\t9 8\t7 6/\t126\nWn=i:i.il = A\n0\t9 8 7 6\t126'","page":491},{"file":"p0492.txt","language":"de","ocr_de":"492\nF. G. G. Hansen und Alfr. Lehmann.\nEs zeigt sich also, dass zwei Uebereinstimmungen unter den verschiedenen m\u00f6glichen F\u00e4llen die gr\u00f6\u00dfte Wahrscheinlichkeit f\u00fcr sich haben. Nehmen wir diesen Fall als Einheit, so haben wir:\nW, = \u00b1 W2; Ws=j W2; WY = \\ W2; W0 W2.\nWir k\u00f6nnen nun leicht die Wahrscheinlichkeiten f\u00fcr die in Tab. YI, VIII und IX angegebenen Uebereinstimmungen berechnen, indem wir die Anzahl der Uebereinstimmungen in jeder Columne ber\u00fccksichtigen. Nennen wir kurz die drei hier besprochenen Versuchsreihen die G-, F- und A-Ver suche (resp. Gedanken\u00fcbertragung, Fl\u00fcstern und Lesen) und bezeichnen wir die Wahrscheinlichkeiten der Uebereinstimmungen mit Wgp, Wfl und Wgi, dann ist:\nw*r = %\u00e8m W\u00b0; W,\u00a3==J Wil\u00b0; WoL=\\ w^\u00b0-\nHieraus ersieht man, dass die Wahrscheinlichkeiten der Uebereinstimmungen zwischen den G- und A-Versuchen einerseits und den F- und A-Versuchen andererseits beinahe gleich gro\u00df sind. Au\u00dferdem weichen diese Wahrscheinlichkeiten von dem, durch Zufall am leichtesten eintreffenden Falle sehr wenig ab. \u2022 Ganz anders verh\u00e4lt es sich mit den Uebereinstimmungen der G- und A-Ver-suche. Die Wahrscheinlichkeit hierf\u00fcr ist fast 4000 Mal geringer, als f\u00fcr irgend einen der anderen F\u00e4lle. Wir k\u00f6nnen hieraus schlie\u00dfen, dass diese Uebereinstimmung nicht zuf\u00e4llig sein kann, d. h. dass die Verwechselungen der beiden Versuchsreihen eine gemeinsame Ursache haben m\u00fcssen. Mit andern Worten : die in Rede stehenden Gedanken\u00fcbertragungen sind einfach durch Fl\u00fcstern zu Stande gekommen, wenigstens ist die Wahrscheinlichkeit hierf\u00fcr 4000 Mal gr\u00f6\u00dfer als f\u00fcr irgend eine andere Ursache.\nVerschiedene Umst\u00e4nde sprechen f\u00fcr die Richtigkeit dieses Resultates. Unter den hier besprochenen englischen Versuchen findet sich einer, der recht deutlich davon zeugt, dass die Worte gefl\u00fcstert wurden. Es wurde versucht, das Wort \u00bbpaw\u00ab zu \u00fcbertragen; der Percipient gab es zuerst als >ow\u00ab, dann als \u00bbba\u00ab wieder1). Dies l\u00e4sst sich schwerlich aus ungenauen Gesichtswahrnehmungen erkl\u00e4ren;\n1) a. a. O. p. 142.","page":492},{"file":"p0493.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber unwillk\u00fcrliches Fl\u00fcstern.\n493\nwenn dagegen die Worte gefl\u00fcstert werden, ist es leicht verst\u00e4ndlich, dass der Percipient einmal den Anfang, ein anderes Mal nur den Schluss des Wortes h\u00f6rt. Und die Verwechselungen \u00bbb\u00ab statt \u00bbp\u00ab und \u00bbo\u00ab statt \u00bba\u00ab, k\u00f6nnen heim Fl\u00fcstern kaum vermieden werden.\nDiejenigen Versuche \u00fcber Gedanken\u00fcbertragung, welche wir bisher ber\u00fccksichtigt haben, wurden alle auf die Weise ausgef\u00fchrt, dass sich der Absender und der Empf\u00e4nger in demselben Zimmer auf hielten; zuweilen waren sie durch einen Vorhang getrennt, zuweilen nicht. Unter diesen Umst\u00e4nden ergaben sich im Mittel 18% richtiger F\u00e4lle. Es wurden jedoch auch, theils gleichzeitig mit diesen Versuchen, theils sp\u00e4ter, von denselben Forschern Versuche angestellt, in welchen Absender und Empf\u00e4nger vollst\u00e4ndig von einander getrennt waren, indem sie sich entweder in zwei Nachbarzimmern oder sogar in zwei unter einander gelegenen Zimmern aufhielten. Im letzteren Falle stand jedoch das untere Zimmer mit dem oberen mittelst einer Treppe in Verbindung, so dass die beiden Zimmer nur durch eine Th\u00fcr getrennt warenl). Unter diesen Umst\u00e4nden gelangen von 551 Versuchen 48, also kaum {A%. Hieraus ist ersichtlich, dass die Gedanken\u00fcbertragung von der Entfernung zwischen Agent und Percipient abh\u00e4ngig ist, und dass eben solche Verh\u00e4ltnisse, wodurch die Fortpflanzung der Schallwellen erschwert wird, auch die Gedanken\u00fcbertragungen beeintr\u00e4chtigen. Dies Er-gebniss scheint also ebenfalls f\u00fcr das Fl\u00fcstern als Ursache der Uebertragung zu sprechen; jedoch ist diese Annahme hier nicht unbedenklich. Denn es wird von den Verff. nachdr\u00fccklich betont, dass man im oberen Zimmer nicht h\u00f6ren konnte, was in dem unteren laut gesprochen wurde. Folglich m\u00fcssten einerseits die hypno-tisirten Percipienten eine fast fabelhafte Hyper\u00e4sthesie des Geh\u00f6rs erreicht haben, und andererseits m\u00fcsste der Agent so laut gefl\u00fcstert haben, dass es unverst\u00e4ndlich wird, wie es der Aufmerksamkeit der anwesenden Personen entgehen k\u00f6nnte. Zwar zeigt die geringe Anzahl der gelungenen Versuche, dass die Gedanken\u00fcbertragung nur ausnahmsweise zu Stande kam; es bleibt aber dennoch unbegreiflich, dass man in so vielen Versuchen das Fl\u00fcstern nicht habe entdecken k\u00f6nnen.\n1) Mrs. Sidgwiek u. Miss Johnson: Experiments in thought-transference. \u00bbProceedings\u00ab Vol. 8, p. 538.","page":493},{"file":"p0494.txt","language":"de","ocr_de":"494\nF. C. C. Hansen und Alfr. Lehmann.\nUm die hierbei mitwirkenden Verh\u00e4ltnisse n\u00e4her zu beleuchten, habe ich die Reizschwelle des Geh\u00f6rs unter verschiedenen Bedingungen bestimmt. Ich benutzte hierzu einen kleinen Fallapparat, der in Fig. 4 in ungef\u00e4hr der halben Gr\u00f6\u00dfe schematisch dargestellt ist. Er besteht aus einem h\u00f6lzernen Tischlein, das mittelst der Stellschrauben \u00c4S wagerecht gestellt werden kann. (Von den beiden rechts befindlichen Schrauben ist nur der untere Theil einer der-\nselben abgebildet.) Durch den Tisch ist die starke Millimeterschraube M genau senkrecht gef\u00fchrt; der Kopf dieser Schraube ist eingetheilt und bildet die Unterlage f\u00fcr die Zange Z, die oben in nat\u00fcrlicher Gr\u00f6\u00dfe dargestellt ist. Die sich kreuzenden Schenkel federn, so dass das Maul der Zange sich von selbst schlie\u00dft; eine kleine hierin angebrachte Kugel wird festgehalten, bis ein seitlicher Druck auf die Schenkel das Maul \u00f6lfnet. Die Zange hat unten einen Dorn, der in ein Loch in der Mitte der Schraube M hineinpasst; hierdurch wird die richtige Stellung der Zange auf dem Schraubenkopfe gesichert. Unter der Spitze der Zange findet sich eine oben schr\u00e4ge Leiste, welche die R\u00fcckwand des gepolsterten K\u00e4stchens K ausmacht ; hierin werden die Kugeln aufgefangen. Auf die schr\u00e4ge Fl\u00e4che der Leiste, die ebenfalls mit Tuch bekleidet ist, k\u00f6nnen verschiedene Platten gelegt werden; durch den Anprall einer Kugel gegen","page":494},{"file":"p0495.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber unwillk\u00fcrliches Fl\u00fcstern.\n495\ndiese Platten wird der Schall erzeugt. Als Kugeln wurden bleierne von verschiedenem im voraus bestimmtem Gewicht angewandt. Die Fallh\u00f6he endlich konnte auf dem Ma\u00dfstabe A, Bruchtheile des Millimeters auf dem eingetheilten Schraubenkopfe abgelesen werden. Indem wir von unwesentlichen Correctionen absehen, kann die Schallst\u00e4rke durch das Product der Fallh\u00f6he in das Gewicht gemessen werden; im Folgenden sind die Schallst\u00e4rken in mg-mm angegeben.\nDie Schallst\u00e4rke ist nun bekanntlich nicht nur von dem Material der fallenden Kugel, sondern auch von dem Material und der Gr\u00f6\u00dfe der schallerzeugenden Platte in hohem Grade abh\u00e4ngig. Damit also die mit einem solchen Apparate gemessenen Schallst\u00e4rken unter einander vergleichbar sein k\u00f6nnen, muss besonders darauf geachtet werden, dass immer dieselbe Platte benutzt wird. Selbst kleine Ver\u00e4nderungen der Gr\u00f6\u00dfe k\u00f6nnen merkliche Unterschiede der Schallst\u00e4rke herbeif\u00fchren. Es wurde z. B. die Reizschwelle des Herrn H. in 10 m Entfernung bestimmt unter Anwendung verschiedener Platten; hierbei erhielten wir folgende Resultate. Glasplatte 1 X 1 cm 540 mg-mm Glasplatte 1X2 cm 432 Glasplatte 1X3 cm 16\t-\t*\nKupferplatte 1X1 cm 1110 Cartonpapier 1 X 1 cm 225\nS\u00e4mmtliche Platten hatten ungef\u00e4hr dieselbe Dicke, 1 mm; die Glasplatten waren aus demselben St\u00fccke herausgeschnitten. Bei den folgenden Versuchen wurde immer die zuerst erw\u00e4hnte kleine Glasplatte von 1 qcm Gr\u00f6\u00dfe benutzt.\nMit dem besprochenen Apparate wurde nun die Reizschwelle in verschiedenen Entfernungen f\u00fcr die Beobachter F. H. und A. L. gemessen. Die Resultate dieser Versuche, die an besonders ruhigen Abenden ausgef\u00fchrt wurden, sind in Tab. X angegeben.\nTabelle X.\nEntf.\t1.\t2.\t3.\t4,6.\t6.\t10\u00bb.\nF. H.\t38\t\t229\t\t273\t540\nA. L.\t100\t324\t\t216\t324\t648","page":495},{"file":"p0496.txt","language":"de","ocr_de":"496\nF. C. C. Hansen und Alfr. Lehmann,\nDie Zahlen sind Mittel aus drei bis sechs gut \u00fcbereinstimmenden Messungen, und sie variiren, wie man sieht, fast regellos, statt dem Quadrate der Entfernung proportional zu sein. Diese Abweichung wird durch die Reflexion der Schallwellen vom Boden und von den W\u00e4nden verursacht. Beigef\u00fcgte Skizze von den R\u00e4umen, worin die Versuche ausgef\u00fchrt wurden, beleuchtet die Sache (Fig. 5). Bei A war der Schallapparat aufgestellt; die an der\n\t|\t1\tu\t\t\n\tA i* 2.\t3.\t4,6.\t\t6.\t)0.\"*\u25a0\n\t\tB\t\nKg. 5.\npunktirten Linie geschriebenen Zahlen geben die Entfernungen der Beobachter in Meter an. Bis zu 3 m Entfernung konnte nur eine unbedeutende Reflexion vom Boden stattfinden; deshalb w\u00e4chst die Reizschwelle bis zu diesem Punkte beinahe in einem quadratischen Verh\u00e4ltnisse. In 4,6 und 6 m Entfernung war dagegen die Reflexion von der Wand B sehr stark, und die Reizschwelle w\u00e4chst daher nur unbedeutend, ja wird sogar in der Ecke des Zimmers bei 4,6 kleiner als in 2 m Entfernung. Wenn ein Schirm bei B senkrecht zur Wand aufgestellt wurde, stieg die Schwelle fast zur doppelten Gr\u00f6\u00dfe. In 10 m Entfernung endlich spielt die Reflexion vom Boden eine \u00fcberwiegende Rolle; es war leicht zu beobachten, dass die Schwelle merklich kleiner ausfiel, wenn das Ohr eine passende Neigung gegen den Boden erhielt. Dieser Umstand macht es auch verst\u00e4ndlich, warum die Reizschwelle nicht f\u00fcr die beiden Beobachter in demselben Verh\u00e4ltnisse mit der Entfernung w\u00e4chst.\nDiese Messungen sind von gro\u00dfer Bedeutung f\u00fcr die uns hier besch\u00e4ftigende Frage. Sie zeigen, dass minimale Geh\u00f6rsreize in einem Punkte eines geschlossenen Raumes sehr leicht aufgefasst werden k\u00f6nnen, w\u00e4hrend sie in anderen Punkten desselben Raumes \u00fcberhaupt nicht merklich sind. Es w\u00fcrde z. B. einem Percipienten","page":496},{"file":"p0497.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber unwillk\u00fcrliches Fl\u00fcstern.\n497\nin dem Punkte 4,6 (Fig. 5) sehr wohl m\u00f6glich sein zu h\u00f6ren, was in A gefl\u00fcstert wurde, w\u00e4hrend Personen, die hinter dem Fl\u00fcsternden sa\u00dfen, gar nichts bemerken konnten. Aehnliche Verh\u00e4ltnisse k\u00f6nnen in den Versuchen Mrs. Sidgwick\u2019s stattgefunden haben, und es wird demnach verst\u00e4ndlich, dass Gedanken\u00fcbertragungen von einem Zimmer zum andern zu Stande kommen konnten, ohne dass die an beiden Orten anwesenden Personen etwas bemerkten.\nEs braucht kaum gesagt zu werden, dass Hyper\u00e4sthesie der Percipienten unter solchen Verh\u00e4ltnissen eigentlich gar nicht noth-wendig ist. Ist die Reizschwelle des Geh\u00f6rs in einem Punkte A kleiner als in dem Punkte B, so wird eine Person in A einen Laut h\u00f6ren k\u00f6nnen, der von anderen Personen in B nicht aufgefasst wird, wenn die verschiedenen Personen, ceteris paribus, die gleiche Geh\u00f6rssch\u00e4rfe haben. Die Person in A braucht also nicht hyper\u00e4sthetisch zu sein. Indessen ist es \u00e4u\u00dferst wahrscheinlich, dass die hypnotisirten Percipienten immer wegen des \u00bbRapports\u00ab mit den hypnotisirenden Agenten eine Hyper\u00e4sthesie des Geh\u00f6rs erlangen. Als ich einen jungen Studenten in eine sehr leichte Hypnose versetzte, um seine Reizschwelle in diesem Zustande zu bestimmen, verminderte sich die Schwelle in drei Versuchen jedesmal um die H\u00e4lfte. Dass die Hyper\u00e4sthesie \u00fcbrigens noch bedeutender werden kann, wissen wir z. B. aus den Untersuchungen Beaunis\u2019; bei einer Somnabule hatte die Reizschwelle in der Hypnose nur 1/14 der normalen Gr\u00f6\u00dfei). Eine solche Sch\u00e4rfung des Geh\u00f6rs mag wohl eine Seltenheit sein, sie ist aber auch nicht nothwendig. Von unseren Hohlspiegeln wurden die Schallwellen eben 14 Mal verst\u00e4rkt, was mit dem Schallapparate leicht gemessen werden konnte. Wie Tab. I zeigt, haben wir aber auch eine weit gr\u00f6\u00dfere Procentzahl richtiger F\u00e4lle erhalten, als wohl jemals in Versuchen \u00fcber Gedanken\u00fcbertragung erreicht worden ist. Selbst eine geringere Verst\u00e4rkung der Schallwellen, oder, was auf dasselbe hinausl\u00e4uft, eine geringere Hyper\u00e4sthesie des Geh\u00f6rs w\u00fcrde ausreichen, um eine betr\u00e4chtliche Anzahl gelungener Versuche zu Stande zu bringen. Es scheint mir also, dass die beiden genannten Factoren, eine m\u00e4\u00dfige Hyper\u00e4sthesie und. eine g\u00fcnstige Stellung des Percipienten\n1) Beaunis, Le somnambulisme provoqu\u00e9. Ed. 2. Paris 1887. pag. 98.","page":497},{"file":"p0498.txt","language":"de","ocr_de":"498\nF, C. C. Hansen und Alfr. Lehmann.\nim Verh\u00e4ltnis zum Agenten, eine Uebertragung der \u00bbGedanken\u00ab von einem Zimmer zum anderen sehr wohl m\u00f6glich machen w\u00fcrden. Ein exacter Beweis hierf\u00fcr kann wohl im Augenblicke nicht gef\u00fchrt werden. Diese Annahme ist aber zweifelsohne die nat\u00fcrlichste, so lange es nicht gelingt, Gedanken unter Verh\u00e4ltnissen zu \u00fcbertragen, wo jede M\u00f6glichkeit eines Fl\u00fcsterns ausgeschlossen ist.\nII. Phonetische Studien \u00fcber die nasale Fl\u00fcsterstimme mit besonderer Ber\u00fccksichtigung der hei den sogenannten Gedanken\u00fcbertragungen vorkommenden Verwechselungen.\nNachstehender Artikel enth\u00e4lt den Versuch, eine physiologischpsychologische Erkl\u00e4rung der bei den Fl\u00fcsterversuchen vorkommenden Zahlenverwechselungen, \u00fcber deren allgemeine Bedeutung Hr. Dr. Lehmann soeben berichtet hat, wenigstens der Hauptsache nach zu geben. Au\u00dferdem werde ich die verschiedenen Fl\u00fcstermethoden sowie deren Bedeutung n\u00e4her er\u00f6rtern.\n1.\nDas normale Fl\u00fcstern entsteht, wie Czermak1) durch seine laryngoskopischen Untersuchungen dargetlian hat, auf folgende Weise.\nIndem die Exspirationsluft durch die in \u00bbh-Stellung\u00ab (diesen Ausdruck gebraucht Czermak) verengte Glottis streicht, wird je nach Enge und Form der Stimmritze, sowie St\u00e4rke des Exspirationsdruckes ein rauherer und st\u00e4rkerer oder sanfterer und schwacher h-Laut erzeugt, ein Eeibungsger\u00e4usch, das den Ton der Stimme ersetzt, w\u00e4hrend die Articulation ganz wie beim lauten Sprechen durch verschiedene Form der Mundh\u00f6hle, Stellung des Gaumensegels, der Zunge und Lippen erfolgt.\nDiese Abstufungen, deren das specifische Fl\u00fcsterger\u00e4usch f\u00e4hig ist, sind f\u00fcr gew\u00f6hnlich nicht so sehr von Belang; weil sie aber unter speciellen Umst\u00e4nden, z. B. in einigen unserer Versuche, ziemlich gro\u00dfe Bedeutung bekommen, gebe ich hier zwei Skizzen, aus denen ersichtlich, wie gro\u00dfe Unter-\n1) Sitzungsberichte der Wiener Akademie. Math.-Naturw. Classe. Bd. LII. 2. S. 623\u2014641. 1865. \u2014 Dieselben Berichte. Bd. XXIX. 1858. S. 557\u2014585.","page":498},{"file":"p0499.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber unwillk\u00fcrliches Fl\u00fcstern.\n499\nschiede die Glottis-Form beim Fl\u00fcstern zeigen kann. Fig. 6 ist die Glottisform bei der Bildung eines schwachen h ; die Stimmritze\nFig. 6.\nFig. 7.\nCat.\nSchwaches h.\nC. \u00dc\u00c2/. Starkes h.\nC.t. Schildknorpel (Cartilago thyreoidea).\tC. at. Stellknorpel (Cartilagines\narytaenoideae).\tB.O. B\u00e4nderglottis. K. G. Knorpelglottis.\nist gro\u00df und wird sowohl von der B\u00e4nder- als von der Knorpelglottis gebildet.\nVerengert sich nun successiv die B\u00e4nderglottis, so wird, bei gleich starkem Exspirationsdrucke, der A-Laut sch\u00e4rfer und sch\u00e4rfer, bis die Stellung erreicht ist, welche Fig. 7 zeigt. Es ist nur noch der dreiseitige Raum zwischen den Stellknorpeln (cartilagines arytaenoideae), welcher die Exspirationsluft passiren l\u00e4sst. Der gebildete Laut ist ein scharfes, rauhes A, ein reiner Knorpellaut, denn nur die Knorpelglottis, nicht mehr die B\u00e4nderglottis nimmt an der Lautoder vielmehr Ger\u00e4uschbildung Theil.\nEinen scharfen, zischenden Charakter erh\u00e4lt der Laut, wenn die Knorpelglottis noch kleiner und die obere Kehlkopfapertur enger wird, w\u00e4hrend gleichzeitig die Epiglottis sich mit ihrer R\u00fcckfl\u00e4che \u00fcber den Kehlkopfeingang zur\u00fccklegt.\nBedenkt man nun all die m\u00f6glichen Abstufungen, welchen die Form der Glottisenge und die St\u00e4rke des anblasenden Exspirationsluftstromes f\u00e4hig sind, so wird man verstehen, dass hier eine M\u00f6glichkeit gegeben ist, geeigneten Falles Laute produciren zu k\u00f6nnen, welche den verschiedenen normalen Lauten, insbesondere den Con-sonanten wenigstens theilweise \u00e4hnlich sind. \u2014","page":499},{"file":"p0500.txt","language":"de","ocr_de":"500\nF. C. C. Hansen und Alfr. Lehmann.\nIch werde jetzt die Fl\u00fcsterversuehe von Herrn Dr. Lehmann und mir selbst n\u00e4her er\u00f6rtern. Wie wir dazu gekommen sind, das Fl\u00fcstern anzuwenden, hat Dr. Lehmann schon besprochen; als wir es aber systematisch anwenden wollten, dr\u00e4ngte sich die Frage auf, wie man fl\u00fcstern sollte. Bei den vermeintlichen Gedanken\u00fcbertragungen haben die englischen Autoren ja das willk\u00fcrliche Fl\u00fcstern ganz in Abrede gestellt, weil keine von den controliren-den Personen etwas dergleichen geh\u00f6rt hat; wenn Fl\u00fcstern trotzdem vorgekommen ist, muss der Laut jedenfalls 1) sehr schwach gewesen, 2) etwaige Sprechbewegungen (nat\u00fcrlich unwillk\u00fcrliche) m\u00fcssen wenig auffallend und 3) sowohl die Laute als auch die Sprechbewegungen von dem Respirationsger\u00e4usche und den Respirationsbewegungen (des Larynx z. B.) maskirt gewesen sein1).\nHat Mr. Smith vielleicht einen Vollbart oder eine hohe Kra-vatte getragen oder ist sein Gesicht ein bischen im Schatten gewesen, so w\u00fcrde es selbst einem ganz nahen Beobachter unm\u00f6glich gewesen sein, die geringste sichtbare Bewegung der Stimmorgane zu entdecken; und gesetzt, man h\u00e4tte speciell nach solchen Fl\u00fcsterbewegungen gefahndet (was wohl nicht der Fall war, wenigstens verlautet in den Berichten nichts dar\u00fcber), so w\u00e4ren selbst ohne sch\u00fctzende Nebenumst\u00e4nde, z. B. Bart, unzureichende Beleuchtung etc., die jedenfalls sehr kleinen Bewegungen der Sprechorgane nie mit Sicherheit von den normalen Respirationsbewegungen zu trennen gewesen.\nHieraus ergaben sich zwei Bedingungen unsere Versuche betreffend: 1) dass wir immer sehr leise fl\u00fcstern mussten; 2) dass jede \u00e4u\u00dfere Bewegung m\u00f6glichst vermieden werden sollte.\nIch muss hier sogleich bemerken, dass anfangs eine Tendenz bestand zu laut zu fl\u00fcstern (wenigstens zu laut f\u00fcr die gegebene Versuchsanordnung); wir durften also nicht ganz dem unwillk\u00fcrlichen motorischen Antriebe nachgeben, im Gegentheil war eine halb bewusste Hemmung n\u00f6thig. Ich nenne sie halbbewusst, weil wir diesen Umstand zwar kannten, gew\u00f6hnlich aber die Contr\u00f4le unwillk\u00fcrlich geschah, als wir erst dar\u00fcber klar geworden,\n1) Ueber den Einfluss der Localit\u00e4ten vgl. den Artikel von Dr. L. (S. 496 f.).","page":500},{"file":"p0501.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber unwillk\u00fcrliches Fl\u00fcstern.\n501\nworum es sich handelte; zur Klarlegung solcher und anderer Verh\u00e4ltnisse, die sp\u00e4ter erw\u00e4hnt werden sollen, dienten uns mehrere vorl\u00e4ufige Versuchsreihen, wobei zugleich entschieden wurde, welcher der nachstehenden drei Fl\u00fcstermethoden der Vorzug gegeben werden sollte.\nAls Methode konnte das gew\u00f6hnliche Fl\u00fcstern nat\u00fcrlich gar nicht in Betracht kommen. Aber ein leises, deutliches Fl\u00fcstern kann sehr wohl auf andere Weise erreicht werden. In der Hauptsache sind drei m\u00f6gliche Fl\u00fcstermethoden zu unterscheiden. Nennen wir sie a, b und c. Man wird dann folgendes Schema aufstellen k\u00f6nnen:\nMund offen beim Fl\u00fcstern.\nMethode a. Eine ungezwungene ganz unschuldig aussehende Mundstellung wird angenommen. Die Lippen sind ca. 1/i cm von einander entfernt. Die Respirationsluft entweicht sowohl durch den Mund als auch durch die Nase.\nMethode b. Mundstellung wie Methode a. Die Lippen ber\u00fchren sich fast, nur ein ganz schmaler Spalt bleibt \u00fcbrig; die oberen Schneidez\u00e4hne ber\u00fchren die Unterlippe leicht (wenigstens geschieht dies bei mir). Die Exspirationsluft entweicht theils durch die Lippenspalte, aber haupts\u00e4chlich durch die Nase.\nMund geschlossen.\nMethode c, nasale Methode. Mundstellung wie bei au. b. Lippen sind geschlossen w\u00e4hrend der ganzen Zeit. Die Exspirationsluft entweicht ausschlie\u00dflich durch die Nase.\nEs wurde immer nur das Exspirationsfl\u00fcstern angewandt.\nBei allen drei Methoden geschah die Articulation der Worte derma\u00dfen, dass die normalen Sprechbewegungen in solchem Umfange ausgef\u00fchrt wurden, als es ohne bemerkbare \u00e4u\u00dfere Bewegungen geschehen konnte. Bei dem normalen Fl\u00fcstern geschieht ja eine ganze Reihe von Bewegungen, die gr\u00f6\u00dftentheils \u00e4u\u00dferlich sichtbar sind, so z. B. Bewegungen des Kehlkopfes, des Mundh\u00f6hlenbodens, der Lippen etc. ; dies alles musste auf ein Minimum beschr\u00e4nkt werden, und es k\u00f6nnen in der That, wie sich jeder selbst davon \u00fcberzeugen kann, alle \u00e4u\u00dferen Bewegungen erstaunlich herabgedr\u00fcckt werden, ohne dass die Deutlichkeit der Sprache (eigentlich des Fl\u00fcsterns) in gleicher Proportion leidet, wenn man","page":501},{"file":"p0502.txt","language":"de","ocr_de":"502\nF. C. C. Hansen and Alfr. Lehmann.\nnur eines leisen Fl\u00fcsterns bedarf. Gerade das war ja bei unseren Versuchen der Fall. Und bemerkbar ist es, dass es ein gewisses Optimum gibt, wo das Fl\u00fcstern leise, aber am deutlichsten ist und ebenso leicht ausf\u00fchrbar; soll es leiser sein, so wird es sehr undeutlich, soll es lauter sein, so wird es ebenfalls etwas undeutlich werden.\nIn der Regel haben wir uns etwas unter dem Optimum gehalten.\nZiemlich leicht war ein deutliches und doch sehr leises Fl\u00fcstern hei den Methoden a und b zu erreichen; etwas schwieriger auszu\u00fcben ist die Methode c, die aber den Vorzug des fast totalen Mangels von sichtbaren Bewegungen hat.\nDurchgepr\u00fcft haben wir alle drei Methoden; zu unseren eigentlichen Versuchen, \u00fcber die Herr Dr. L. berichtet hat, w\u00e4hlten wir aber die Methode c, und die Gr\u00fcnde, welche uns dazu bewogen, waren folgende:\nDa die phonetischen Modificationen der Stimme, welche ich sp\u00e4ter besprechen werde, bei allen drei Methoden fast von derselben Art, nur quantitativ etwas verschieden waren, werden\na)\teventuelle Verwechselungen wahrscheinlich gleichen phonetischen Gesetzen gehorchen, und\nb)\tdie Resultate, welche vermittelst einer der drei Methoden (also eventuell auch der sogenannten Gedanken\u00fcbertragungen) gewonnen waren, werden unter einander vergleichbar sein.\nc)\tIndem man die Methode c, wobei der Mund ganz geschlossen ist, w\u00e4hlte, waren von vornherein etwaige Einwendungen seitens der Vertheidiger der \u00bbGedanken\u00fcbertragungen\u00ab vereitelt. Es konnte also nicht zur Widerlegung unserer Versuche angef\u00fchrt werden, dass ein verst\u00e4ndliches Fl\u00fcstern bei den besagten englischen Versuchen undenkbar gewesen w\u00e4re, weil der Agent den Mund v\u00f6llig geschlossen hielt1) und keine Bewegungen der Sprechorgane ersichtlich waren u. s. w.\nIm Gegentheil ist, wie ich glaube zum ersten Mal, der experimentale Beweis erbracht worden, dass eine einigerma\u00dfen deutliche\n1) Hat der Agent (unbewusst) nicht die Methode c, sondern eine der zwei ersten Methoden angewandt, so ist es nur um so leichter gewesen.","page":502},{"file":"p0503.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber unwillk\u00fcrliches Fl\u00fcstern.\n503\nFl\u00fcstersprache bei v\u00f6llig geschlossenem Munde und minimalen, fast unsichtbaren \u00e4u\u00dferen Bewegungen m\u00f6glich ist, ein Factum, das k\u00fcnftig bei der Beurtheilung angeblicher F\u00e4lle von Gedanken\u00fcbertragung ber\u00fccksichtigt werden muss. Bisher hat man mit einer solchen M\u00f6glichkeit nicht gerechnet.\nIch gehe jetzt zu der Besprechung unserer systematischen Fl\u00fcsterversuche \u00fcber.\nDie Versuchsanordnung ist bereits ausf\u00fchrlich von Dr. L. beschrieben worden; sie war w\u00e4hrend aller lenserer Versuche dieselbe.\nEs w\u00e4re uns ein leichtes gewesen, fast immer richtige Resultate zu bekommen, selbst ohne dass ein naher Beobachter etwas verd\u00e4chtiges h\u00e4tte bemerken k\u00f6nnen; weil wir aber eben das Verhalten der Verwechslungen studiren wollten, mussten wir, wie schon bemerkt, den motorischen Antrieb hemmen, was nach einiger \u00fcebung unwillk\u00fcrlich geschah, und in der Regel musste die Zahl mehrmals1) sehr leise vom Agenten wiederholt werden, ehe sie von dem Percipienten aufgefasst wurde. Alsbald nannte er die vermeintliche Zahl, worauf sie von ihm sogleich aufgezeichnet wurde. Die gezogene, also gefl\u00fcsterte Zahl wurde daneben geschrieben. Es ist wohl \u00fcberfl\u00fcssig zu bemerken, dass nachtr\u00e4glich nichts an den Zahlen verbessert wurde.\nBez\u00fcglich der Perception der gefl\u00fcsterten Zahlen ergab sich, dass die Auffassung eine successive war, d. h. es wurden die Zahlen st\u00fcckweise geh\u00f6rt. Das erste Mal, als die Zahl' gefl\u00fcstert wurde, h\u00f6rte der Percipient z. B. die eine Ziffer oder gar nur eine Silbe oder einen einzigen Laut, das zweite Mal die andere Ziffer oder Silbe etc. etc. Unterdessen suchte er unwillk\u00fcrlich diese Laute zu verstehen, zu deuten, sie zu einer zweistelligen Zahl zu formen, verglich sie mit seinen Geh\u00f6rserinnerungen2)\n1)\t\\Y urde eine Zahl gleich das erste Mal richtig geh\u00f6rt, so hatte der Agent zu laut gefl\u00fcstert, war also nicht gen\u00fcgend aufmerksam gewesen.\n2)\tIch bemerke hier sogleich, dass in dem Folgenden oft der Terminus \u00bberinnerte Zahl\u00ab im Gegensatz zur \u00bbgefl\u00fcsterten Zahl\u00ab gebraucht wird. Es wird also damit das Lautbild einer Zahl gemeint, welches zur Vergleichung mit dem gefl\u00fcsterten, geh\u00f6rten Laute herangezogen und m\u00f6glicherweise mit der gefl\u00fcsterten Zahl verwechselt wird. Wenn z. B. 6 (sex) als 7 (syv) \u00bbgeh\u00f6rt\u00ab wird, ist das gefl\u00fcsterte 6 mit dem \u00bberinnerten\u00ab 7 verwechselt worden.\nWundt, Philos. Studien. XI.\t\u2022 oi","page":503},{"file":"p0504.txt","language":"de","ocr_de":"504\nF. C. C. Hansen und Alfr. Lehmann.\nvon den verschiedenen Zahlen u. s. w. u. s. w., bis er sich endlich f\u00fcr eine entschied und sie aussprach.\nDie errathene Zahl zeigte nat\u00fcrlich oft mancherlei Verwechslungen, nicht blos der Laut\u00e4hnlichkeit nach, sondern eine wirkliche Vertauschung fand nicht selten statt, so dass z. B. 53 als 35 geh\u00f6rt wurde. Ich werde diese verschiedenen Arten von Verwechslungen sowie deren Ursachen sp\u00e4ter eingehender analysiren.\nEs ist interessant, dass diese Verh\u00e4ltnisse aus dem Gebiete des Geh\u00f6rs ihre (bekannte) Analogie auf dem Gebiete des Gesichtssinnes haben. Auch da tritt unter geeigneten Umst\u00e4nden die successive Auffassung deutlich hervor, ebenso kommt es zu Formverwechslungen und zu Vertauschungen, welche die sch\u00f6nsten Analogien mit denjenigen des Geh\u00f6rs aufweisen k\u00f6nnen. Bei unseren Versuchen \u00fcber die Formverwechslungen der Zahlen trat au\u00dferdem die Bedeutung des unbewussten Sehens oft in schlagender Weise hervor.\n2.\nNachdem die verschiedenen Fl\u00fcstermethoden und deren Aus\u00fcbung beschrieben worden sind, werde ich in den folgenden Abschnitten versuchen, eine Darstellung der dabei in Betracht kommenden phonetischen Verh\u00e4ltnisse zu geben. Insbesondere verdienen die Modificationen der Lautbildung Aufmerksamkeit, denn sie sind, wie sich gezeigt hat, von gro\u00dfer Bedeutung f\u00fcr die Erkl\u00e4rung mancher sonst r\u00e4thselhafter Verwechslungen.\nWeil wir immer sehr leise fl\u00fcsterten, was ja unbedingt nothwendig war, und weil die Lippenspalte bei der ersten und zweiten Methode sehr klein, bei der dritten der Mund v\u00f6llig geschlossen war, mussten die Exspirationsluft und der Laut gr\u00f6\u00dftentheils resp. ausschlie\u00dflich durch die Nase passiren. Das Gaumensegel konnte also den Nasenrachenraum nicht wie normal absperren (was \u00fcbrigens auch auf andere Weise controllirt wurde), folglich bekam der Laut durch-gehends ein mehr oder minder ausgesprochenes nasales Timbre.\nDiese Modification wurde bei allen drei Methoden gefunden, insbesondere deutlich war sie nat\u00fcrlich bei der dritten Methode, die ich auch deshalb speciell die nasale benannt habe.","page":504},{"file":"p0505.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber unwillk\u00fcrliches Fl\u00fcstern.\n505\nDa diese letztere Methode unbedingt die interessantesten Verh\u00e4ltnisse in besonderer Reinheit darbietet, habe ich sie bei der Besprechung der phonetischen Verh\u00e4ltnisse vorzugsweise ber\u00fccksichtigt, um so mehr als die zwei ersten Methoden von der nasalen nur quantitativ verschieden sind, und diese bei den eigentlichen Versuchen fast ausschlie\u00dflich verwendet wurde.\nZur Klarlegung der bei den Verwechslungen in Betracht kommenden phonetischen Ursachen habe ich eine Reihe von Untersuchungen angestellt, \u00fcber deren Ergebnisse nachstehend berichtet wird. Meine Resultate haben theils Andere, besonders der Fachphonetiker Herr Dr. med. Haderup, controllirt, theils habe ich sie selbst auf ihre Richtigkeit hin gepr\u00fcft, indem ich systematisch unsere Fl\u00fcsterversuche der Reihe nach sorgf\u00e4ltig analysirt und die nach den phonetischen Untersuchungen zu erwartenden Verwechslungen wirklich best\u00e4tigt gefunden habe. \u2014\nIch verfuhr auf folgende Weise. Erst suchte ich mir durch Uebung und Selbstbeobachtung sehr genau einzupr\u00e4gen, wie sich die verschiedenen anatomischen Theile der Stimmorgane (in weitestem Sinne), z. B. Zunge, Lippen, Gaumensegel, Larynx etc., bei der normalen Lautbildung und bei normalem Fl\u00fcstern verhielten. Besonders habe ich die in unseren Versuchen vorkommenden Laute durchgepr\u00fcft und, soweit m\u00f6glich, die Stellungen und Bewegungen der Theile durch Palpation und durch H\u00fclfe des Spiegels gleichzeitig beobachtet. Dies wurde so oft wiederholt, bis mir die verschiedenen Sensationen in Larynx und Pharynx sowie die von der Stellung des Gaumensegels, der Zunge und der Lippen etc. herr\u00fchrenden v\u00f6llig gel\u00e4ufig waren. Nat\u00fcrlich wurde dabei systematisch verfahren und auf die Laut\u00fcberg\u00e4nge besonders sorgf\u00e4ltig geachtet, um deren phonetische Ursachen genau zu erkennen.\nHernach wurden auf ganz analoge Weise die von uns angewandten drei Fl\u00fcstermethoden a, h und c durchgepr\u00fcft, indem man die Ueberg\u00e4nge von dem gew\u00f6hnlichen Fl\u00fcstern zur Methode a und b und von diesen wieder zur nasalen Methode c besonders ins Auge fasste.\nDie wichtigsten Resultate, zu denen ich gekommen bin, sollen kurz mitgetheilt werden. Wie schon vorher bemerkt, beziehen sie sich haupts\u00e4chlich auf die nasale Methode, ebenso werden nur die\n34*","page":505},{"file":"p0506.txt","language":"de","ocr_de":"506\nF. C. C. Hansen und Alfr. Lehmann.\nin den angewandten Zahlen vorkommenden Laute speciell besprochen.\n3.\nDie Lautbildung >) bei der nasalen Fl\u00fcstermethode (Lippen geschlossen) ist nat\u00fcrlich sehr modifient. \u2014\nIm allgemeinen kann man sagen,\n1)\tdass man unwillk\u00fcrlich1 2) versucht, die Stellung der Mundtheile etc. bei der normalen Phonation so sehr als m\u00f6glich nachzuahmen, selbst auch wo dieses f\u00fcr die \u00bbnasale\u00ab Lautbildung nicht so sehr von Belang sein w\u00fcrde.\n2)\tDas im Larynx erzeugte Stimmmaterial erlangt eine weit gr\u00f6\u00dfere Bedeutung f\u00fcr die Unterscheidung der einzelnen Laute als gew\u00f6hnlich.\nDies gilt sowohl f\u00fcr Vocale als f\u00fcr Consonanten. Beim normalen Sprechen ist die Form der Mundh\u00f6hle von der gr\u00f6\u00dften Bedeutung, so kann z. B. ein und derselbe Vocal hoch oder tief gesungen werden; bedeutend \u00e4ndert sich das Verh\u00e4ltniss schon bei der normalen Fl\u00fcsterstimme, und bei der nasalen ist eine ziemlich bestimmte (oder vorherrschende) Tonh\u00f6he des im Larynx erzeugten Ger\u00e4usches von gro\u00dfer Wichtigkeit f\u00fcr die Unterscheidung der einzelnen Vocale. Nat\u00fcrlich wird die Unterscheidung durch die Resonanz in der soweit m\u00f6glich entsprechend geformten Mundh\u00f6hle hochgradig unterst\u00fctzt resp. erst m\u00f6glich gemacht ; besonders scheint dies f\u00fcr die tieferen Vocale zu gelten.\n1)\tBez\u00fcglich der Lautphysiologie habe ich besonders benutzt:\nE. Br\u00fccke: Qrundz\u00fcge der Physiologie und Systematik der Sprachlaute. 2. Aufl. Wien 1876.\nGr\u00fctzner: Physiologie der Stimme und Sprache in L. Hermann's Handbuch der Physiologie. I. Bd. 2. Th. Leipzig 1879.\nHelmholtz: Die Lehre von den Tonempfindungen.\nEndlich das ganz vorz\u00fcgliche Werk von l\u2019Abb\u00e9 Bousselot: Les modifications phon\u00e9tiques du langage etc. Paris 1891.\nDie d\u00e4nische Phonetik betreffend verweise ich speciell auf:\nV. Dahlerup und O. Jespersen: Kortfattet dansk Lydl\u00e6re (Kurze d\u00e4nische Lautlehre). Kopenhagen 1889 und\nO. Jespersen: Dania\u2019s Lydskrift. Kopenhagen 1890.\n2)\tDies ist leicht erkl\u00e4rlich, wenn man die intime Association zwischen den Lautvorstellungen und den entsprechenden normalen motorischen Vorstellungen bedenkt.","page":506},{"file":"p0507.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber unwillk\u00fcrliches Fl\u00fcstern.\n507\nAuch f\u00fcr die Consonanten ist der Larynxlaut von gr\u00f6\u00dferer Bedeutung f\u00fcr deren Bildung und Unterscheidung als gew\u00f6hnlich; wenigstens f\u00fcr einige derselben, z. B. die Reibungslaute f und s, wird der charakteristische Reibungs- resp. Zischlaut gr\u00f6\u00dftentheils vom Larynx geliefert.\nDoch muss ich nochmals betonen, dass alle diese Modifica-tionen und zum Theil Verlegungen der Lautbildung bei uns ganz unwillk\u00fcrlich (und anfangs unbewusst) geschehen sind; ebenso werden Zunge, Gaumensegel etc. soweit als m\u00f6glich so gestellt, wie dies bei der normalen Articulation geschieht.\n3)\tEin mehr oder minder ausgesprochenes nasales Timbre erhalten alle Laute.\n4)\tDies bewirkt, dass die Vocale durchgehend tiefer1) werden, resp. sich dem tieferliegenden Vocale n\u00e4hern.\n5)\tWas die Consonanten betrifft, so sind die Lippenlaute am bedeutendsten modificirt, sie werden durch k\u00fcrzere oder l\u00e4ngere, st\u00e4rkere oder schw\u00e4chere Luftst\u00f6\u00dfe (= d\u00e4n. Pust)2) durch die Nase ersetzt; aber mit Ausnahme von m, das einigerma\u00dfen charakteristisch hervorgebracht werden kann, haben wir keine Anwendung von ihnen gemacht, sie kommen in den von uns gefl\u00fcsterten Zahlen, sowie in den englischen nicht vor. Die anderen Consonanten werde ich sp\u00e4ter im speeiellen Theil erw\u00e4hnen.\nIch gehe jetzt zur speeiellen Phonetik der einzelnen Laute \u00fcber.\nVocale.\nEinige Bemerkungen \u00fcber die typische Bildung der normalen Vocale m\u00f6gen hier des besseren Verst\u00e4ndnisses wegen Platz finden:\n1)\tEine Best\u00e4tigung dieses Verh\u00e4ltnisses finde ich in einem Artikel von L\u00f6wenberg: Akustische Untersuchungen \u00fcber die Nasenvocale. (Deutsche med. Wochenschrift. 1889. No. 26.)\n2)\tIch benutze hier das Wort Hauch, um das auszudr\u00fccken, was im D\u00e4nischen mit \u00bbPust\u00ab bezeichnet wird; \u2014 es bedeutet eigentlich einen k\u00fcrzeren oder l\u00e4ngeren, st\u00e4rkeren oder schw\u00e4cheren Luftsto\u00df (Exspirationssto\u00df), der oft sehr wenig vom eigentlichen \u00bbHauch\u00ab hat. \u2014 Ganz analog hat Czermak den Terminus A-Laut zur Bezeichnung der verschiedenen Glottisger\u00e4usche gebraucht.","page":507},{"file":"p0508.txt","language":"de","ocr_de":"508\nF. C. 0. Hansen und Alfr. Lehmann.\nOeffnet man den Mund weit, indem man die Lippen von einander entfernt, und senkt man die Zunge, so bildet sich das\na.\nGeht man von der a-Stellung aus, so lassen sich die \u00fcbrigen Vocale in drei Reihen bilden.\nI.\tL\u00e4sst man die Lippen in derselben Stellung wie bei a und\nhebt man successiv den vordersten Theil des Zungenr\u00fcckens, so bildet sich\t\u00e6 \u2014 e \u2014 i.\nII.\tMacht die Zunge dieselbe Bewegung durch wie bei der\nBildung der vorigen Reihe und werden die Lippen gleichzeitig theils einander gen\u00e4hert, theils mehr und mehr hervorgeschoben, so bekommt man\t\u00f6 \u2014 0 \u2014 y.\nIII.\tL\u00e4sst man die Lippen dieselbe Bewegung machen wie bei der Bildung der vorigen Reihe und hebt den hintersten Theil des Zungenr\u00fcckens h\u00f6her und h\u00f6her, so bildet sich\n\u00e2 \u2014 o \u2014 u.\nBei a, \u00e6, e, i ist die Mund\u00f6ffnung spaltf\u00f6rmig; bei \u00f6, 0, y und \u00e2, 0, u ist die Mund\u00f6ffnung gerundet.\nMan nennt deshalb die Vocale:\na \u2014 \u00e6 \u2014 e \u2014 i ungerundete,\ndagegen\nu \u2014 o-\u2014 \u00e2 \u2014 ) \u00f6 \u2014 0 \u2014 y gerundete.\nMan kann auch die Vocale in folgender Weise ordnen; () zeichnet, dass der Vocal gerundet ist; zu oberst stehen die, deren Bildung der Zungenr\u00fccken am meisten gehoben ist.\ni{y)\n(u)\n\n\n\n\u0153 0\nV\nbe-\nbei\n(nach Dahlerup-Jespersen).\nAbgesehen davon, dass hei der nasalen Fl\u00fcstermethode die Vocale nun wie begreiflich sehr viel an Deutlichkeit einb\u00fc\u00dfen, geschieht au\u00dferdem im allgemeinen eine Verschiebung von den' Vorderzungen-Vocalen nach den Hinterzungen-Vo-calen und von den gerundeten nach den ungerundeten.","page":508},{"file":"p0509.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber unwillk\u00fcrliches Fl\u00fcstern.\n509\nDie gerundeten Vocale k\u00f6nnen aber bei der nasalen Fl\u00fcsterstimme noch dadurch von den ungerundeten unterschieden werden, dass selbst bei ihrer modificirten Bildung der Zungenr\u00fccken eine sagittale mehr oder weniger ausgesprochene L\u00e4ngsfurche (Concavi-t\u00e4t)1) hat, die nicht bei der Bildung der ungerundeten gefunden wird.\nWie weit die Modificationen in den einzelnen F\u00e4llen gehen, variirt sehr viel,' oft gelingt es z. B. bei g\u00fcnstiger Consonanten-verbindung2), die Vocale relativ gut zu articuliren, w\u00e4hrend es andererseits wieder vorkommt, dass die Articulation der Vocale in einer ganzen Versuchsreihe schlechter ist. Uebung sowie der ganze Zustand der Stimmorgane hat dabei au\u00dferordentlich viel zu sagen. Besonders ist, wie ich schon vorher bemerkt habe, die mehr oder minder vollkommene Stimmbildung im Larynx von gro\u00dfer Bedeutung.\nAm leichtesten gelingen die Hinterzungenvocale \u00e0 \u2014 o \u2014 u.\nAuch ein ce-{= \u00e4-)Laut l\u00e4sst sich ziemlich deutlich produciren ; dagegen wird e sehr oft zu einem ce; mitunter kommt es vor, dass ein scharfes e als i (nasales) geh\u00f6rt wird.\nWas i betrifft, so kann dies oft relativ deutlich hervorgebracht werden.\nVon y gilt dasselbe. In beiden F\u00e4llen spielt sicher die Stimmbildung im Kehlkopf eine Hauptrolle. Die anderen Vocale haben keine gro\u00dfe Bedeutung f\u00fcr die vorliegende Untersuchung gehabt.\nWenn ich hier von \u00bbdeutlich\u00ab, \u00bbcharakteristisch\u00ab etc. der Vocale gesprochen habe, so muss dieses relativ verstanden werden, so also, dass der Laut gegebenen Falles von den anderen resp. n\u00e4chst-liegenden unterschieden werden konnte ; aber im gro\u00dfen und ganzen gilt die von mir erw\u00e4hnte Regel von der Verschiebung.\nNachstehend folgt eine Tafel, welche die angewandten Vocale, deren Aussprache (ann\u00e4hernd) und Vorkommen in den Zahlen enth\u00e4lt; au\u00dferdem habe ich eine Columne angef\u00fcgt, worin die wichtigsten und, soweit ich sehen konnte, h\u00e4ufigsten Modificationen und Verwechslungen angegeben sind. F\u00fcr manche derselben konnte\n1)\tGewisserma\u00dfen ein Ersatz f\u00fcr die verlorene Rundung der Lippen.\n2)\tZ. B. e und n \u2014 in 1 (en)\nn und i \u2014 in 9 (ni).","page":509},{"file":"p0510.txt","language":"de","ocr_de":"510\nF. 0. C. Hansen und Alfr. Lehmann.\ndie Modification nicht gen\u00fcgend exact1) oder constant angegeben werden, was nicht wundern darf, wenn man bedenkt, welche gro\u00dfe Unterschiede auch in den normal gesprochenen oder gefl\u00fcsterten Lauten Vorkommen.\nAnn\u00e4hernde Aussprache wie in:\tLaut.\tVorkommen in den Zahlen.\tModificationen der Laute.\tBemerkungen. Die cursiv gedruckte Zalil ist die gefl\u00fcsterte.\nGatte.\ta\tatten (18).\tWird ein \u00e0 mit etwas o-Klang.\tHat keine gro\u00dfe Bedeutung 18 verwechselt mit 80\nSt\u00e4dte.\t\t/tredve (30). \\tretten (13).\tBekommt etwas von dem \u00e4. (Verbindung mit tri)\t80 als 30 geh\u00f6rt.\nelf. sechs.\tce\telve (11). (sex (6) \\sexti (60).\t) Steht dem ce, das von ( dem modiflcirten e i herr\u00fchrt, ziemlich 1\tnahe.\t6 mit 5, und 60 mit 50 verwechselt.\ntreten.\t\tfen (1). [tre (3).\tGleicht bisweilen dem modiflcirten i, andermal gleich wie e in 3 dem ce. (Verbindung mit tri)\t1 mit 9, und 1 mit 4 verwechselt. 3 mit 5 und 6.\n.Empfang\te\t(femti (50). jfemten (15). Ifem (5).\t1 Wird in der Richtung >\tvon l\t\u0153 modificirt.\t\nGatten.\t\tDie Endigung -ten\tWird mit dem kuzen tonlosen i in der Endigung -ti verwechselt.\t-ten wird mit -ti verwechselt.\nveer. vierzig.\ti\tIhre (4). jn\u00bb (9). lt\u00bb (10). firti (40). Nftten(19) Nftti (90) Die Endigung -ti.\tOft recht charakteristisch. Bekommt bald mehr von dem e, bald mehr von dem y. Gleicht dem kurzen tonlosen modificir-ten e.\tz. B. 4 mit 9 und 4 mit 7, 9 mit 4, 40 mit 50 verwechselt. Das i ist wesentlich unterst\u00fctzend. -ti wird mit -ten verwechselt.\n1) Wenn man nicht versuchen wollte, die freilich sehr ausgebildete neuere phonetische Schrift anzuwenden. Eines solchen jedenfalls sehr m\u00fchsamen und zeitraubenden Unternehmens schien mir aber diese Sache nicht werth.","page":510},{"file":"p0511.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber unwillk\u00fcrliches Fl\u00fcstern.\n511\nAnn\u00e4hernde Aussprache wie in :\tLaut.\tVorkommen in den Zahlen.\tModificationen der Laute.\tBemerkungen. Die cursiv gedruckte Zahl ist die gefl\u00fcsterte.\ns\u00fc\u00df. l\u00fcgen.\ty\tsyv (7). syvti (70). tyve (20).\tBisweilen ziemlich charakteristisch. Bekommt etwas von dem/)-Klang. Kann mit dem modificir-ten e und i verwechselt werden.\t20 mit 70, und 70 mit 20.\nM\u00fctter.\t0\tsytten.\tModification geht ln der Richtung \u00f6 oder \u0153.\t70 mit 17 et vice versa verwechselt.\nWie in dem] engl, law 1 oder dem j franz. cSte.l Ann\u00e4hernd in Zoll. Gott.\to a\totte (8) ; langes \u00e4. tolv (12). otti (80); kurzes \u00e4.\tZiemlich leicht zu con-serviren; bekommt aber einen o-Klang.\t8 mit 2. 12 mit 80, oder 2. 80 als 30 geh\u00f6rt. Erkl\u00e4rung siehe unter den Consonanten-verwechselungen.\nSO.\t0\tfjorten (14). to (2).\tZwischen o und \u00e4. Charakteristischer o-Laut.\t2 mit 8.\nWas die gegenseitigen Verwechslungen der Vocale und deren Bedeutung f\u00fcr die Zahlenverwechslungen betrifft, so sind sie streng genommen nicht so constant wie bei den Consonanten, deren Wichtigkeit aber auch bedeutend gr\u00f6\u00dfer als die der Vocale ist.\nUnter einander werden folgende Vocale am h\u00e4ufigsten verwechselt :\n1) e und \u0153,\t2) i und e und y,\t3) o und \u00ab,\nwas seine hinreichende Erkl\u00e4rung in den physiologischen Verh\u00e4ltnissen findet.\nF\u00fcr gew\u00f6hnlich gehen die Vocale in den verschiedenen F\u00e4llen den Consonanten einen eigenth\u00fcmlichen Klang, woraus der Ge\u00fcbte wichtige Schl\u00fcsse ziehen kann. \u2014 Dass F\u00e4lle Vorkommen, wo","page":511},{"file":"p0512.txt","language":"de","ocr_de":"512\nF. C. C. Hansen und Alfr. Lehmann.\nallein die Vocale eine Verwechslung der Zahlen bedingen, ist sicher, sie sind aber ziemlich selten. Weit h\u00e4ufiger sind aber solche, wo die Vocale sehr bedeutend zur Verwechslung beitragen, theils indem sie bei \u00e4hnlichen Consonanten unter einander der Laut\u00e4hnlichkeit nach verwechselt werden (z. B. 1 und 9), theils indem derselbe in zwei Zahlen vorkommende Vocallaut den Unterschied zwischen den Consonanten ausgleichen hilft (z. B. 4 u. 1 m. 9, 5 u. 6, 1 u. S, 70 u. 20 etc.)1).\nEndlich gibt es nicht wenige F\u00e4lle, wo der Unterschied zwischen den Vocalen bei sonst \u00e4hnlichen Consonanten die Verwechslung inconstant macht, indem sie bald \u00fcberwiegt, bald nicht.\nConsonanten.\nIn den von uns angewandten Zahlen waren die Vocale durchgehend besser repr\u00e4sentirt, als die Consonanten, und von diesen ist es wieder nur eine beschr\u00e4nkte Anzahl, die f\u00fcr unsere Zwecke wirklich Bedeutung hat.\nIch werde daher im Folgenden nur die Consonanten besprechen, welche von besonderer Bedeutung waren, weshalb meine Bemerkungen bisweilen den Charakter des mehr aphoristischen an sich tragen. Das n\u00e4here Eingehen auf manches interessante Detail, sowie eine systematische Besprechung der ver\u00e4nderten Phonetik der ganzen Con-sonantenreihe muss, dem Endzwecke unserer Fl\u00fcsterversuche entsprechend, unterlassen werden. Es kommt mir haupts\u00e4chlich darauf an zu zeigen, dass trotz der sehr abweichenden Bedingungen, unter welchen die Consonanten bei der nasalen Fl\u00fcsterstimme entstehen, dennoch eine Unterscheidung m\u00f6glich ist, und dass die vorkommenden Verwechslungen ihre gute Erkl\u00e4rung in den phonetischen Verh\u00e4ltnissen finden.\nIndem ich die normale Phonetik der Consonanten als bekannt voraussetze, gebe ich hier eine Tafel, welche die wichtigsten d\u00e4nischen Consonanten, deren Merkmale und Articulationsstellen enth\u00e4lt; sie gibt eine Orientirung \u00fcber die Verwandtschaft der Consonanten.\n1) In den von uns angewandten Zahlen kam der u-Laut nicht vor. In den englischen Versuchen hat er dagegen eine wichtige Bolle bei den Verwechslungen gespielt.","page":512},{"file":"p0513.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber unwillk\u00fcrliches Fl\u00fcstern.\n513\nArticulations- stelle.\tSperrungslaute.\t\t\tReibungslaute.\t\t\n\tStark.\tSchwach.\tNasal- laut.\tStimm- los.\tStimm- haft.\tGew\u00f6hn- licher- weise stimm- haft.\nLippen.\tP\tb (in Barn)\tm\t\tb (in Skib)\t\nUnterlippe.\t\t\t\tf\ty = Deutsch w\t\nZungenspitze.\tt\td (in Dag)\tn\t\tl*\t-\nVorderzunge.\t\t\t\tS\t(weiches d) d* (in Stad)\tj\nZungenr\u00fccken.\tk*\tg (in Gas)\tng\t\tg (in Magt)\t\nZungenwurzel.\t\t\t\t\t\tr\nKehlkopf.\t\t\t\th\t\t\n\tAspirirt.\tStimm- los.\t\t\t\t\nDiejenigen, welche f\u00fcr unsere Versuche von besonderer Wichtigkeit gewesen, sind fett gedruckt; die anderen, welche zwar in den Zahlen vorkamen, deren Bedeutung aber zu gering war, als dass ich sie gesondert bespreche, sind mit einem Asterisk (*) bezeichnet. Wie man sieht, sind die eigentlichen Lippenlaute wie p und b gar nicht vorgekommen, nur der Nasallaut m repr\u00e4sentirt die erste Gruppe. Ein zweiter Nasallaut, w, ist ebenfalls von Bedeutung.","page":513},{"file":"p0514.txt","language":"de","ocr_de":"514\nF. C. C. Hansen und Alfr, Lehmann.\nEndlich haben wir von den Sperrungs- (Verschluss-) Lauten noch das sehr wichtige (, welches im D\u00e4nischen ein Aspir\u00e2t ist. Es werden n\u00e4mlich p, t und k von b, d, und g dadurch unterschieden, dass die ersten Laute aspirirt sind, d. h. es folgt nach dem eigentlichen Consonanten-Laut ein stimmloser Hauch (d\u00e4n. \u00bbPust\u00ab), ehe der folgende Laut geh\u00f6rt wird.\nVon den Reibungslauten hat nur das y und das s, sowie das r besondere Bedeutung. Letzterer Laut ist gew\u00f6hnlich in der d\u00e4nischen Reichssprache ein Zungenwurzellaut, er wird durch Hebung der Zungenwurzel hervorgehracht und ist gleich f und s ein offener Reibungslaut, ohne dass dabei Schwingungen der Zunge oder wie z. B. im Norddeutschen des Gaumensegels betheiligt sind. v == w und 1 sind von ganz untergeordneter Bedeutung; ich werde sie daher nicht weiter erw\u00e4hnen.\nDie Verh\u00e4ltnisse, unter welchen das nasale Fl\u00fcstern statt hat, f\u00fchren mit sich, dass einerseits (analog den Vocalen) zwar die verschiedenen Consonanten sehr ungleich modificirt und in ihrer Bildung beeinflusst werden, andererseits aber in den gro\u00dfen Z\u00fcgen eine gewisse Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit bei den Aenderungen herrscht. Bei der normalen Consonantbildung ist wie bekannt eine Articulations-stelle besonders wichtig, nach dieser pflegt man dann den Consonanten zu benennen, aber au\u00dferdem geschehen ja auch (zum yheil) charakteristische Bewegungen hinter dieser Haup t articulations st eil e, die man nur nicht immer besonders hervorhebt; so ist z. B. t normal zwar ein Zungenspitzensperrungslaut, es findet sich abeT au\u00dferdem bei dessen Angabe sowohl eine Erhebung des Gaumensegels, als auch ein bestimmtes Verhalten der Glottis1) (\u00e4u\u00dferlich f\u00fchlbar, erst Glottisschluss, nachher Sprengung) etc. Ebensolche f\u00fcr gew\u00f6hnlich nicht so> sehr hervortretende Verh\u00e4ltnisse finden sich nun auch bei all den \u00fcbrigen Consonanten und erm\u00f6glichen, in Verbindung mit gleichzeitiger Verschiebung der wichtigsten Articulationsstellen, nicht unbedeutende Modificationen selbst in der normalen Lautbildung, aber dennoch mit gleichzeitiger Wahrung eines dem des normalen\n1) Bei Angabe des t sperrt nicht blo\u00df die Zungenspitze, sondern das Gaumensegel sperrt den Nasenrachenraum, und die Glottis schlie\u00dft sich momentan.","page":514},{"file":"p0515.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber unwillk\u00fcrliches Fl\u00fcstern.\n515\n(gew\u00f6hnlichen) Consonanten \u00e4hnlichen Charakters. Man denke z. B. nur an die verschiedenen R-Laute.\nMan wird also zugeben m\u00fcssen, dass die M\u00f6glichkeit besteht, Laute hervorzuhringen, welche mit den gew\u00f6hnlichen Consonanten solche Z\u00fcge gemeinsam haben, dass einerseits eine Aehnlichkeit mit diesen besteht, andererseits (bei einiger Uebung) eine gegenseitige Unterscheidung zwischen den modificirten Lauten nicht allzu schwer erscheint.\nEs ist in der That diese M\u00f6glichkeit, welche bei der nasalen Fl\u00fcsterstimme zur Wirklichkeit wird.\nIm allgemeinen k\u00f6nnte man sagen, dass die Articulations-stellen nach hinten, guttural, verschoben werden (nat\u00fcrlich ist dies cum grano salis zu verstehen), es tritt die Lautbildung, welche bei Angabe eines bestimmten Lautes, au\u00dfer an der Hauptarticu-lationsstelle, normal auch an der \u00fcbrigen Passage des stimmbildenden Luftstromes statt hat, in den Vordergrund, resp. wird in Anspruch genommen, um die \u00bbneuen\u00ab Consonanten zu articuliren. Wichtig sind hier: 1) Larynx und Glottis, 2) die Zungenwurzel, 3) Velum palatinum. In zweiter Reihe kommt die hintere Pharynxwand in Betracht (Passavant\u2019scher Wulst). 4) Endlich ist auch die verschiedene St\u00e4rke des Exspirationsluftstromes von Bedeutung.\nHinsichtlich der einzelnen (bei der nasalen Fl\u00fcstermethode) modificirten Consonanten werde ich kurz deren wichtigste Merkmale und Bildung1) anf\u00fchren.\nNehmen wir zuerst die Nasallaute.\nm ist ein l\u00e4ngerer Hauch mit (relativ) starker Resonanz in der Nasenh\u00f6hle. Der Ton ist etwas tiefer als bei n, weil die Mundh\u00f6hle ger\u00e4umiger ist. Ein schwaches Zusammenpressen der Lippen tritt (\u00e4u\u00dferlich nicht sichtbar) unwillk\u00fcrlich hei der Articulation ein. Die Z\u00e4hne sind einander weniger gen\u00e4hert als bei n. Die Zungenspitze liegt ruhig in Ber\u00fchrung mit den untersten Schneidez\u00e4hnen. Es tritt eine Senkung des Mundh\u00f6hlenbodens und der Zungenwurzel ein.\nn \u00e4hnelt im ganzen dem m) es hat die Nasenresonanz; der\n1) Man ziehe hier die Consonantentafel, sowie die Auseinandersetzungen in dem ersten Abschnitte zur Vergleichung bei, des besseren Verst\u00e4ndnisses wegen.","page":515},{"file":"p0516.txt","language":"de","ocr_de":"516\nF. C. C. Hansen und Alfr, Lehmann.\nHauch ist aber (in den W\u00f6rtern) etwas k\u00fcrzer als bei m und es scheint, als ob anfangs eine kurze Unterbrechung des Luftstromes stattfindet. Der Ton ist etwas h\u00f6her, die Mundh\u00f6hle ist kleiner. Die Z\u00e4hne sind einander mehr gen\u00e4hert als hei m. Die Zungenspitze schl\u00e4gt bei der Articulation gegen den vordersten Theil des harten Gaumens. Durch einige von diesen Merkmalen erinnert das n an die Verh\u00e4ltnisse hei t.\nVon den Sperrungslauten haben wir noch das t. Es ist durchgehends ein sehr charakteristischer Laut; es ist ein kurzer, scharfer Hauch oder Luftsto\u00df, der ihn eigentlich charakterisirt. Es erfolgt zuerst ein kurzer, ziemlich fester Verschluss sowohl der Glottis *) als auch eine Absperrung der Nasenh\u00f6hle durch das Gaumensegel. Gleichzeitig legt sich die Zungenspitze fest gegen den Gaumenrand, die oberen Schneidez\u00e4hne und den vordersten Theil des harten Gaumens; dann wird die Sperrung zu gleicher Zeit an allen drei Stellen pl\u00f6tzlich gehoben und die Luft entweicht (durch die Nase) mit einem kurzen starken Sto\u00df.\nDie Reibungsger\u00e4usche, welche uns hier interessiren, sind:\n/, s, r und (\u00bb).\nDie Bildung der Reibungslaute nimmt l\u00e4ngere Zeit in Anspruch als bei den Sperrlauten ; die Luft wird durch eine verschieden gro\u00dfe Enge zwischen dem weichen Gaumen und der hinteren Pharynxwand getrieben. Eine wichtige Rolle spielt dabei das im Larynx erzeugte Ger\u00e4usch, es ist scharf zischend bei s, scharf, aber nicht (oder doch nicht so sehr) zischend bei f. Am tiefsten ist es bei r, dabei auch ein wenig zitternd.\nf ist ein langer, etwas scharfer Hauch. \u2014 Die Zungenspitze liegt ruhig den unteren Schneidez\u00e4hnen an.\n[v = w ist ein sehr weicher, langer, etwas tieferer f-Laut, dessen Bedeutung aber wesentlich unterst\u00fctzend ist.]\ns ist ein langes scharfes, etwas zischendes Ger\u00e4usch, dessen Bildung sehr durch charakteristische laryngeale Reibungslaute unterst\u00fctzt wird. Die Vorderzunge wird gegen den harten Gaumen erhoben, ber\u00fchrt diesen aber nur mit ihren beiden R\u00e4ndern. Das s ist etwas h\u00f6her als das f.\n1) Der Larynx bewegt sich etwas nach oben.","page":516},{"file":"p0517.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber unwillk\u00fcrliches Fl\u00fcstern.\n517\nr ist ein langer (ein wenig zitternder)*) Laut mit tiefem Klange1 2)} ist ein Zungenwurzellaut, ebenso ist das Gaumensegel mit Uvula an seiner Bildung betheiligt. Seine Articulationsstelle liegt etwas hinter der gew\u00f6hnlichen an der Zungenwurzel. Von Bedeutung ist wie gesagt auch hier der specifischeLarynxlaut. Von allen Consonanten gelingt r am leichtesten, und seine Aehnlichkeit mit dem auf gew\u00f6hnlichem Wege erzeugten ist geradezu \u00fcberraschend. Denen, welche sich vielleicht mit der nasalen Fl\u00fcstermethode besch\u00e4ftigen wollen, m\u00f6chte ich daher rathen, mit r den Anfang zu machen; seine Nachahmung ist \u00fcberzeugend.\nDass aber die Laute (r, o, u, \u00e0) am vollkommensten gelingen, welche auch normal ihre Articulationsstellen weit nach hinten gegen die Zungenwurzel und den Kehlkopfeingang haben, ist nicht zuf\u00e4llig.\nDie Wichtigkeit der Consonanten f\u00fcr die Unterscheidung sowie f\u00fcr die Verwechslungen war im ganzen viel gr\u00f6\u00dfer als die der Vocale, denen aber dennoch eine nicht zu untersch\u00e4tzende Bedeutung zukommt. Weil also f\u00fcr die Zahlenverwechslungen so wichtig, wird es von hervorragendem Interesse sein, die Consonantenverwechslungen etwas n\u00e4her zu er\u00f6rtern.\nDass die Consonantenverwechslungen ihre gute phonetische Begr\u00fcndung haben, davon wird man sich leicht \u00fcberzeugen k\u00f6nnen, wenn man die oben gegebene Phonetik der Consonanten beim Durchlesen des Folgenden in mente hat; ich werde daher keiner ins Detail gehenden Vollst\u00e4ndigkeit der diesbez\u00fcglichen Auseinandersetzungen zustreben, sie sollen vielmehr nur das Verst\u00e4ndniss der mannigfachen Zahlenverwechslungen erleichtern.\nWenn man von Lautverwechslungen spricht, ist es nicht unwichtig zu wissen, dass der gefl\u00fcsterte und der erinnerte Laut (die Zahl) mit R\u00fccksicht auf die M\u00f6glichkeit der Verwechslung durchaus nicht gleichwerthig sind. Ein Laut kann, wenn er gefl\u00fcstert wird,\n1)\tDieser Ausdruck ist nicht ganz bezeichnend, der Laut ist eigentlich kein Zitterlaut im gew\u00f6hnlichen Sinne, sondern die Zungenwurzel f\u00fchrt eine Reihe kleiner rhythmischer Zuckungen aus, wodurch der gesprochene r-Laut eigenth\u00fcmlich charakterisirt wird.\n2)\tMan vergleiche sp\u00e4ter die merkw\u00fcrdigen Verh\u00e4ltnisse bei den Hinterzungen -Vocalen.","page":517},{"file":"p0518.txt","language":"de","ocr_de":"518\nF. G. G. Hansen und Alfr. Lehmann.\nziemlich charakteristisch sein, der entsprechende erinnerte Laut wird aber durchgehends nie so pr\u00e4gnant sein, daher bei dem erinnerten Laute Verwechslungen Vorkommen, die bei dem gefl\u00fcsterten Laute nicht oder nur selten gefunden werden.\nSo ist z. B. 30-tredve gefl\u00fcstert sehr charakteristisch, wird fast nie verwechselt, tredve erinnert wird dagegen mit gefl\u00fcstertem 80 (otti), 20 (tyve), 40 (firti) und 60 (sexti) verwechselt.\nEbenso wird 6 (sex) gefl\u00fcstert sehr h\u00e4ufig mit erinnertem 7 (syv), das gefl\u00fcsterte 7 hingegen lange nicht so oft mit dem erinnerten 6 verwechselt etc.\nDie Lautverwechslungen (also auch die Zahlenverwechslungen) sind nicht oder nur innerhalb gewisser Grenzen reciprok. Theilweise mag dieses in den individuellen Verschiedenheiten der Versuchspersonen begr\u00fcndet sein; aber gr\u00f6\u00dften Theils sind dabei eine Menge von feinen phonetischen und psychischen Verh\u00e4ltnissen ma\u00dfgebend. Gleichwohl m\u00f6chte ich fast behaupten, dass es leichter sei, in einem concreten Falle die Ursachen klarzulegen, als allgemeine Hegeln zu geben.\nVon den Consonanten gilt wie f\u00fcr die Vocale, dass sie bei den Zahlenverwechslungen: 1) die Hauptrolle spielen k\u00f6nnen, und das ist der h\u00e4ufigste Fall, 2) die Verwechslungen unterst\u00fctzen, 3) denselben entgegenarbeiten. (Man vergleiche die bei den Vocalen gemachten Bemerkungen.)\nIm allgemeinen werden Sperrungslaute mit Sperrungslauten, Reibungslaute mit Reibungslauten am h\u00e4ufigsten verwechselt.\nWas die speciellen Verwechslungen betrifft, so k\u00f6nnen unter den Sperrungslauten die (specifischen) Nasallaute\u00bb* und \u00bb mit einander verwechselt werden, wenn sie eine Silbe abschlie\u00dfen. So z. B. wird1): 1 (\u00e9n) mit 5 (fern) \u2014 h\u00e4ufig verwechselt, nicht aber umgekehrt! (Dass e hier auch von Bedeutung ist, ist sicher.)\nAuch wenn n und m an verschiedener Stelle stehen, tritt Verwechslung ein, doch seltener, z. B. 9 (wi) mit 5 (fern), nicht umgekehrt!\n1) Die gefl\u00fcsterte Zahl ist fett gedruckt.","page":518},{"file":"p0519.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber unwillk\u00fcrliches Fl\u00fcstern.\n519\nDie Zungenspitzenlaute t und n, eine Silbe beginnend, k\u00f6nnen, wiewobl seltener, verwechselt werden, z. B. 9 {ni) mit 3 [tie) und 19 (mitten) mit 13 (Aetten)1), umgekehrt selten! 90 (raiti) mit 20 (tyve) nicht selten (i und y unterst\u00fctzen hier, ebenso die Silbe fi), umgekehrt seltner. Weiter wird 90 mit 30 (tfredve) verwechselt. Das Umgekehrte kommt nie vor.\nVerwechslungen zwischen gefl\u00fcsterten Sperrungslauten und erinnerten lleibungslauten wie z. B. :\n9 (rai) mit 4 (yire) oder 40 (firti)\n2 (to) mit 7 (syv) oder 4 (fire)\nsind h\u00e4ufiger als das umgekehrte Verh\u00e4ltniss, weil die Reibungslaute durchgehends leichter charakteristisch erzeugt werden k\u00f6nnen2).\nNicht selten wird n mit Reibungslauten verwechselt, was daher r\u00fchrt, dass n ein l\u00e4ngerer Laut ist. Auch ber\u00fccksichtige man die Articulationsstellen von n und f und s.\nVon den Reibungslauten werden y und s constant untereinander verwechselt, z. B.\n6 (sex) mit 5 (fern) und umgekehrt\n5 (fern) mit 7 (syv)\n4 (fire) mit 7 (syv) umgekehrt seltner, indem die \u00fcbrigen Laute der Zahl bald die Verwechslung unterst\u00fctzen, bald derselben entgegenwirken (inconstant machen).\nDie Verh\u00e4ltnisse bei dem r erheischen eine besondere Besprechung.\nR ist ja an und f\u00fcr sich ein sehr charakteristischer Laut3), und seine Verbindung tred in 30 (tredve) ist ein eigenth\u00fcmlicher sehr langer, successiv schwellender Laut, der, wenn gefl\u00fcstert, fast nie\n1)\tEs werden diese zwei Verwechslungen dadurch unterst\u00fctzt, dass durch die Verbindung von r mit t dieser Laut l\u00e4nger erscheint, n ist ja auch ein l\u00e4ngerer Laut.\n2)\tMan erinnere sich hier, dass die Hinterzungenvocale, besonders o und u, welche am leichtesten gebildet werden, auch etwas von dem Reibungslaut an sich haben.\n3)\tDass \u00fcbrigens ein in dem Zahlworte vorkommendes r eine Verwechslung vermitttelst Reibungslauten beg\u00fcnstigt, ist selbstverst\u00e4ndlich. So werden z. B. 40 (firti), 60 (sexti) und 70 (syvti) mit 30, fast nie umgekehrt verwechselt; weiter 4 (fire), 5 (fern) und 6 (sex) mit 3 (tre) ; \u2014 auch umgekehrt.\nWandt, Philos. Studien. XI.\n35","page":519},{"file":"p0520.txt","language":"de","ocr_de":"520\nF. C. C. Hansen und Alfr. Lehmann.\nverwechselt wird (nur mit 80 (otti) und 70 (syvti) sowohl von Dr. L. wie von mir selbst je zweimal).\nDie Lauterinnerung dagegen von tredve wird sehr oft verwechselt (es werden andere Laute als \u00bbtredve\u00ab aufgefasst). Vorzugsweise kommen nat\u00fcrlich Verwechslungen mit anderen Reibungslauten in Betracht.\nAugenscheinlich sehr merkw\u00fcrdig, phonetisch aber gut erkl\u00e4rbar ist die Verwechslung des\ngefl\u00fcsterten 80 (otti) mit erinnertem 301)\n(oder auch 8 (otte) mit 3 (tre)).\nDer Laut \u00e0 (o)2), womit otti beginnt, bildet sich hinten an der Zungenwurzel (wie r), er ist auch ein langer tiefer Laut, der, wie der Versuch lehrt, etwas von dem Reibungslaut3) an sich hat; durch das o tritt das nachfolgende t, womit die Silbe ot endet, nicht so sehr hervor; das beginnende t in ti dagegen tritt, weil in g\u00fcnstiger Verbindung, deutlicher hervor. Wenn man nun dieses mit dem, was schon fr\u00fcher von der successiven Auffassung der Zahlen gesagt ist, zusammen h\u00e4lt, wird man einsehen, wie eine Verwechslung heim Percipienten eintreten kann : er vertauscht die beiden Silben und fasst das zweite t als die Zahl beginnend, o(t) aber als den langen tiefen r-Laut auf, glaubt also tfredve zu h\u00f6ren.\nEbenso liegen die Verh\u00e4ltnisse hei 3 mit 8, obwohl diese Verwechslung nie so h\u00e4ufig als die umgekehrte ist.\nDie Verbindung von r mit t ist \u00fcberhaupt phonetisch wichtig; t kann dadurch bedeutend modificirt erscheinen4 5), es n\u00e4hert sich mehr dem modificirten f oder s; als Best\u00e4tigung kann angef\u00fchrt werden die Verwechslung von gefl\u00fcstertem 3 (tre) mit 5 (fern) und 6 (sex) \u2014 von e unterst\u00fctzt6) \u2014 seltner mit 4 (fire) und 7 (syv) und umgekehrt; weiter von 40 (firti), (50 femti), 60 (sexti) und 70 (syvti) (die Endigung ti unterst\u00fctzt) mit 30 (erinnertem),\n1)\tMan vergleiche hier die oben gegebene Phonetik der in Betracht kommenden Consonanten.\n2)\tMan vergleiche die Vocalentafel.\n3)\tVgl. die Verwechslung von 80 mit 70.\n4)\tM\u00f6glich dass dies theilweise auf der hei dieser Consonantenverbindung auftretenden Abschw\u00e4chung der Aspiration von t beruht.\n5)\tWahrscheinlich hat der d\u00e4nische Sto\u00dfton etwas mitgeholfen.","page":520},{"file":"p0521.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber unwillk\u00fcrliches Fl\u00fcstern.\n521\n(dagegen wird 30 gefl\u00fcstert nur sehr selten, aber constant (cf. pag 520, oben) mit erinnertem 70 (syvti) verwechselt), von gefl\u00fcstertem 4 (fire), 5 (fern), 6 (sex) und 7 (syv) mit erinnertem 3.\nDies Ph\u00e4nomen muss als die sogenannte r\u00fcckwirkende Assimilation aufgefasst werden. Als eine vorw\u00e4rtswirkende Assimilation kann man vielleicht die Beeinflussung des t in ot{te) und ot{ti) durch das vorhergehende o hinstellen.\nNicht allein die Consonanten verbin d\u00fcngen beeinflussen jedoch einander, sondern die Vocale tragen auch nicht unbedeutend zur Conservirung oder Schleifung der Consonanten bei. F\u00fcr das wichtige t ist besonders die Verbindung mit e und i g\u00fcnstig. Als ung\u00fcnstige Verbindung muss besonders die mit den Hinterzungenvocalen u und auch o angesehen werden, dadurch n\u00e4hert sich das t mehr den Reihungslauten, resp. wird von ihnen verdeckt; dennoch ist t im D\u00e4nischen selbst in mehr ung\u00fcnstiger Verbindung z. B. mit o, insbesondere wenn es die Silbe beginnt, manchmal recht charakteristisch.\nVon den besonders wichtigen Silben ten und ti, die regelm\u00e4\u00dfig verwechselt werden, soll sp\u00e4ter die Rede sein.\nDass die zwei Zahlen in den zweistelligen Zahlen gegenseitig auf einander einwirken k\u00f6nnen, braucht wohl nicht n\u00e4her auseinandergesetzt werden.\nZum Schluss m\u00f6chte ich noch erw\u00e4hnen, dass der Sto\u00dfton, welcher im D\u00e4nischen oft bei Vocalen und gestimmten Consonanten gefunden wird, in einzelnen F\u00e4llen eine Verwechslung von gefl\u00fcsterten Reibungslauten mit Spqrrungslauten verursacht haben mag; gr\u00f6\u00dfere Bedeutung hat der Sto\u00dfton in unseren Versuchen aber jedenfalls nicht gehabt.\n4.\nIch gehe jetzt zur Besprechung der d\u00e4nischen Zahlen Verwechslungen \u00fcber. Weil sp\u00e4ter auch die englischen Zahlenversuche erw\u00e4hnt werden sollen, werde ich schon hier die Zahlw\u00f6rter beider Sprachen mit einander aufz\u00e4hlen, wodurch der Vergleich erleichtert wird. Sie sind, das D\u00e4nische voran:\n1-\u00e9n-one; 2-to-two; 3-tr\u00e9-three; 4-fire-four; 5-fem-five; 6-sex-six; 5-syv-seven; 8-otte-eight; 9-ni-nine; 10-ti-ten; 11-elve-eleven; 12-tolv-twelve ; 13-tretten-thirteen ; 14-fj orten-fourteen ; 15-femten-\n35*","page":521},{"file":"p0522.txt","language":"de","ocr_de":"522\nF. C. C. Hansen und Alfr. Lehmann.\nfifteen; 17-seksten (sprich sejsten) -sixteen; 17-sytten-seventeen ; 18-atten-eighteen ; 19-nitten-nineteen ; 20-tyve-twenty; 30-tredve-thirty ; 40-firti-forty; 50-femti-fifty ; 60-sexti-sixty; 70-syvti-seventy; 80-otti-eighty; 90-niti-ninety. (Ueber die Aussprache der d\u00e4n. Zahlw\u00f6rter siehe oben S. 485.)\nWie man sieht, stimmen alle wichtigen Consonanten fast \u00fcberein, nur haben die englischen mehr den Charakter von Reibungs-lauten als die entsprechenden d\u00e4nischen. Bei der nasalen Fl\u00fcsterstimme (und auch bei den zwei anderen Fl\u00fcstermethoden) \u00fcberwiegen aber durchgehends die Reibungslaute, woraus eine noch n\u00e4here \u00fcebereinstimmung mit den englischen Zahlen sich ergibt. Auch die Vocale zeigen gro\u00dfe \u00dcebereinstimmung. \u2014 Die Conjunction og = und, welche in d\u00e4nischen zweistelligen Zahlen ganz wie in deutschen gebraucht wird, wurde \u2014 normal schon sehr schwach \u2014 bei den Fl\u00fcsterversuchen ganz unterdr\u00fcckt, um eine gr\u00f6\u00dfere Aehn-lichkeit mit den entsprechenden englischen Zahlen zu erreichen.\nIm vorigen Abschnitte sind nun die Lautverwechslungen und deren Bedeutung f\u00fcr die Zahlen so eingehend ber\u00fccksichtigt, dass es eine Wiederholung des schon Gesagten sein w\u00fcrde, wollte ich hier die Verwechslungen der einzelnen Zahlen und deren specielle phonetische Ursachen gesondert besprechen. Im Allgemeinen gehorchen, wie leicht ersichtlich, die echten Zahlenver-wechslungen den im Vorhergehenden aufgestellten phonetischen Gesetzen1). Es kommen aber auch andere Verh\u00e4ltnisse bei der Beurtheilung und eventuellen Erkl\u00e4rung der Verwechslungen (das Wort im weitesten Sinne genommen) in Betracht. Um den obwaltenden Ursachen nachzusp\u00fcren, habe ich alle unsere Versuche kritisch durchgegangen2) und dadurch einige ganz interessante Verh\u00e4ltnisse eruirt, welche im Folgenden mitgetheilt und, wo solches n\u00f6thig scheint, mit Beispielen belegt werden sollen.\nWie schon fr\u00fcher hervorgehoben, wurden die Zahlen in der\n1)\tMan vergleiche die Tafeln von Dr. Lehmann.\n2)\tIch habe dabei nicht die Verwechslungen der Ziffer, sondern vielmehr die Verwechslungen jedes der aufgez\u00e4hlten Zahlw\u00f6rter sowohl der Einer als der Zehner etc. auf ihre phonetische Begr\u00fcndung hin gepr\u00fcft und Tabellen \u00fcber die echten Verwechslungen aufgestellt, welche z. B. die Verwechslungen von dem gefl\u00fcsterten Zahlworte 4, von dem Zahlworte 14 und von 40 etc. zeigen. Ich komme sp\u00e4ter auf die Wichtigkeit dieser Sache zur\u00fcck.","page":522},{"file":"p0523.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber unwillk\u00fcrliches Fl\u00fcstern.\n523\nRegel mehrmals wiederholt, ehe sie aufgefasst wurden, und es war die Auffassung der Zahlen eine successive. Hieran muss erinnert werden, um die folgenden Auseinandersetzungen zu verstehen. Es zeigte sich nun, dass die Verwechslungen qualitativ verschieden waren; eine kleine Gruppe wurde durch rein individuelle, inconstante Verh\u00e4ltnisse etc., deren Einfluss ich sp\u00e4ter erw\u00e4hnen werde, verursacht; sie sind zuerst ausgeschaltet worden. Die \u00fcbrigen Verwechslungen zerfallen in zwei Abtheilungen, die echten und die unechten.\nDie echten eigentlichen Verwechslungen sind die Laut Verwechslungen und beruhen auf Laut\u00e4hnlichkeit. Die unechten oder die simulirten sind wieder verschiedener Art, n\u00e4mlich: 1) Vertauschungen oder Platzverwechslungen, 2) Verdoppelungen (Reduplicationen), endlich 3) Ausfallserscheinungen.\nMan darf aber die Sache nicht so auffassen, als lie\u00dfen sich die Versuche durchgehends danach rubriciren, denn abgesehen von den reinen Lautverwechslungen, die am h\u00e4ufigsten vorkamen, waren Combinationen von echten und unechten Verwechslungen gar nicht selten, so dass man bei der Analyse eines Versuches nach-weisen konnte, wie Vertauschung oder Verdoppelung mit Lautverwechslung verbunden war etc.\nDie Ausfallserscheinungen sind solche, wo z. B. 41 als 40 oder 80 (otti) als 10 (ti) geh\u00f6rt wird. Sie kommen in der Regel ziemlich selten vor und sind leicht erkennbar, daher ich nicht weiter auf sie eingehe. Dagegen sollen die Vertauschungen und Verdoppelungen n\u00e4her er\u00f6rtert werden.\n1. Die Vertauschung wird verursacht theils dadurch, dass die Zahl mehrmals gefl\u00fcstert wird, theils durch die stimmlose Pause, welche zwischen den zwei W\u00f6rtern einer Zahl oder zwei Silben eines Zahlwortes auftritt. In der Regel wird diese Pause durch die Respiration ausgef\u00fcllt, und bei dem leisen, daher langsamen Fl\u00fcstern haben die normalen stimmlosen Intervalle eine bedeutende Tendenz sich zu vergr\u00f6\u00dfern; eine (f\u00fcr den Percipienten) scheinbare Pause1) entsteht\n1) Dies kann sich mit dem vorhergehenden combiniren.","page":523},{"file":"p0524.txt","language":"de","ocr_de":"524\nF. C. C. Hansen und Alfr. Lehmann.\noft durch das Undeutlich- und Unh\u00f6rbarwerden eines Wortes oder einer Silbe. Diese Unterbrechungen bewirken, dass die Zeitfolge der Zahlen (also auch die Stellung der Ziffern) dem Percipienten verloren geht, und kann er nicht aus anderen Merkmalen (z. B. daraus, dass er eine Zahl bestimmt als Einer oder Zehner geh\u00f6rt hat) Schl\u00fcsse auf die Stellung der Zahlen zu einander machen, so ist die M\u00f6glichkeit einer Vertauschung der zwei Ziffern gegeben.\na)\tWenn die Pause zwischen die zwei Ziffern f\u00e4llt, so erhalten wir entweder einfache Vertauschungen (z. B. 45 wird als 54 aufgefasst); oder die eine Zahl oder alle beide werden zugleich der Laut\u00e4hnlichkeit nach verwechselt (z. B. 22 als 87 geh\u00f6rt, hier ist 2 (to) als 80 (otti) und 20 (tyve) als 7 (syv) geh\u00f6rt, w\u00e4hrend das t in tyve zugleich die Verwechslung mit ti (in otti) unterst\u00fctzt).\nb)\tDie Pause f\u00e4llt zwischen zwei Silben desselben Zahlwortes. Eine Silbe kann demnach als eine besondere Zahl aufgefasst werden (hier sind mehrere Verwechslungen m\u00f6glich), und diese Zahl kann nachher mit der urspr\u00fcnglichen vertauscht werden etc. Vorz\u00fcglich wichtig sind hier die Endigungen -ten und -ti (z. B. 15 [femten] und 50 [femti]). Abgesehen davon dass ten und ti untereinander verwechselt werden (15 wird zu 50; 70 wird zu 17), und das t in ihnen vielfach eine unterst\u00fctzende Rolle spielt, ebenso wie es die Zehner charakterisiren hilft, k\u00f6nnen sie h\u00e4ufig als selbst\u00e4ndige Zahlen aufgefasst werden '), indem nat\u00fcrlich die erw\u00e4hnte Wiederholung der gefl\u00fcsterten Zahl hei dieser Synthese oft eine lenkende Rolle spielt. Die folgenden Beispiele illustriren das Gesagte:\n70 wird 27 (sy\\ti und tyve). \u2014 80 wird 84 (-ti und fire)1 2). \u2014 60 wird 45 (die Verwechslung von 6 und 5 ist h\u00e4ufig, \u2014 ti und firti vielleicht unterst\u00fctzt von dem Reibungslaut). \u2014 17 wird 25 oder 35 [constant!] hier wirken die Reibungslaute s und f unterst\u00fctzt von e und den Nasallauten n (in -ten) und m (in 5-fem), das\n1)\tDer t-Laut in -ten und -ti bewirkt Verwechslungen mit \u00bberinnerten\u00ab Zahlen, welche t enthalten, z. B. mit ti, tyve, to, tre, tredve etc. Auch die anderen Laute sind von Bedeutung, so das n und das \u00ab.\n2)\tMan vergleiche hier die Bemerkungen \u00fcber die Modification von t durch die Verbindung mit Hinterzungenvocalen.","page":524},{"file":"p0525.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber unwillk\u00fcrliches Fl\u00fcstern.\n525\nt ruft die Vorstellung das eine Mal von tyve, das andere Mal von hred(ve) hervor etc.\n2. Als Verdoppelung bezeichne ich es, wenn z. B. 70 als 77 geh\u00f6rt wird. Dieses Ph\u00e4nomen hat seine Ursache in der mehrfachen Wiederholung desselben Zahllautes, der daher als zwei *) Zahlen aufgefasst wird.\nEine einfache Reduplication ist es, wenn 70 als 77, 30 als 33, 13 als 33, oder 12 als 22 geh\u00f6rt wird. Eine Combination der Verdoppelung mit (Laut-)Verwechslung oder Vertauschung tritt bisweilen ein, wenn z. B. 70 als 76, oder 60 als 76, 50 als 45 oder 65, 12 als 28 (to als otte) aufgefasst wird. \u2014 Auf die M\u00f6glichkeit, dass die Reduplication eine Lautverwechslung simuliren kann, muss hier aufmerksam gemacht werden. Durch die Verdoppelung und auch dadurch, dass die Silbe -ti als selbst\u00e4ndige Zahl aufgefasst werden kann, erkl\u00e4rt sich die Verwechselung von 0 (Null) mit verschiedenen Zahlen.\nEine kleine Gruppe von Verwechslungen gibt es endlich, welche durch keine der angef\u00fchrten Verh\u00e4ltnisse verursacht sind. Sie beruhen auf verschiedenen nie ganz eliminirbaren Fehlerquellen. Erstens kommen rein individuelle Differenzen in Betracht, sowohl seitens des Agenten, als des Percipienten, so z. B. eine gewisse Vorliebe f\u00fcr die eine oder die andere Zahl.\nZweitens spielen unbewusste Erinnerungen eine Rolle; es k\u00f6nnen z. B. die Zahlen in dem vorhergehenden die Auffassung der Zahlen in dem folgenden Versuche entweder in positivem oder negativem Sinne beeinflussen. Besonders deutlich tritt bisweilen dieses Verh\u00e4ltniss hervor, wenn dieselbe Zahl zwei Mal nacheinander gezogen wird. M\u00fcdigkeit, Indisposition, geringere Aufmerksamkeit sind ebenfalls wichtig.\nDie Trennung der Verwechslungen in echte und unechte ist durchaus nothwendig, wenn man jeden einzelnen Versuch wirklich verstehen will. Auch erst dadurch, dass man sich nicht auf die Phonetik der Einer, der ersten Ziffern 1\u20149, beschr\u00e4nkt, sondern\n1) Nur zwei, weil wir \u00fcberhaupt nur mit zweistelligen Zahlen operirten. In den englischen Versuchen scheint dagegen die Reduplication heim (hypnoti-sirten) Percipienten in einigen F\u00e4llen die Hallucination einer drei- oder mehrstelligen Zahl hervorgebracht zu haben.","page":525},{"file":"p0526.txt","language":"de","ocr_de":"526\nF. C. C. Hansen und Alt'r. Lehmann.\ndie Zahl so, wie sie gefl\u00fcstert (gesprochen), nicht wie sie geschrieben wird, untersucht, wird es m\u00f6glich, die phonetischen Gesetze als f\u00fcr die Verwechslungen allgemein g\u00fcltig nachzuweisen. Im Gro\u00dfen und Ganzen wird man freilich (weil die echten Verwechslungen durchgehends dominiren) selbst ohne diese feinere Analyse der einzelnen Versuche durch blo\u00dfe Summirung zu Resultaten 1) kommen, welche die phonetische Natur der Verwechslungen unverkennbar beweisen, besonders wenn man die 4 bis 5 h\u00e4ufigsten Verwechslungen jeder Zahl nimmt. In vielen Einzelheiten aber f\u00fchrt ein solches Verfahren zu falschen Resultaten. Dieser groben Methode haben sich die Engl\u00e4nder hei der Aufstellung ihrer Tabellen bedient, daher Dr. Lehmann nat\u00fcrlich ebenso verfahren musste (vgl. S. 480 u. 484).\nVergleicht man die Tab. VI (S. 487) der 4 h\u00e4ufigsten englischen und d\u00e4nischen Verwechslungen mit einander, so wird man sehen oder vielmehr h\u00f6ren k\u00f6nnen, dass mehrere von den Abweichungen der zwei Versuchsreihen theils scheinbar2), theils in den phonetischen Differenzen zwischen den homonymen Zahlw\u00f6rtern beider Sprachen begr\u00fcndet sind; namentlich sind die Reibungslaute und die Hinterzungenvocale im Englischen h\u00e4ufiger.\nEbenso ist es sehr merkw\u00fcrdig, dass die englischen Autoren, indem sie gegen die M\u00f6glichkeit der Laut Verwechslungen argu-mentiren, nur auf die Einer R\u00fccksicht nehmen und z. B. die Silben -teen und -ty, welche gerade sehr wichtig sind, ganz und gar igno-riren, oder three und thirty3), die sehr verschieden lauten, zusammenfassen. Ihre Argumente gegen die phonetische Natur der Ve rwechselungen sind daher v\u00f6llig unzutreffend. Sie sind aller Wahrscheinlichkeit nach von vornherein davon \u00fcberzeugt\n1)\tEinige von den Verwechslungen in den Tabellen von Dr. Lehmann, welche er als durch Lautverwechslungen schwerlich erkl\u00e4rbar bezeichnet hat, so z. B. 9 als 2 oder 7 als 2, sind in Wirklichkeit gar nicht vorgekommen. Es sind nicht 9 (ni) mit 2 (to), sondern niti (90) mit tyve (20) und ebenso syvti (70) mit tyve (20) verwechselt. An mehreren anderen Stellen l\u00f6sen sich ebenso die (scheinbaren) Widerspr\u00fcche, sobald man sie genauer untersucht.\n2)\tEs m\u00fcsste in dieser Tafel unter den d\u00e4nischen Verwechslungen von 7 eigentlich auch 6 (neben 5 und 4) angef\u00fchrt werden, in Wirklichkeit wird 7 h\u00e4ufiger als 6 denn als 4 geh\u00f6rt.\n3)\tMan vergleiche die gro\u00dfe Aehnlichkeit zwischen thirty (spr. poati) und eighty (spr. eiti) im Gegensatz zu three (spr. prij).","page":526},{"file":"p0527.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber unwillk\u00fcrliches Fl\u00fcstern.\n527\ngewesen, dass es sich nur um Ziffern, nicht um Zahlw\u00f6rter handle.\nLassen wir aber die englischen Tafeln und betrachten wir die Versuche als solche, so k\u00f6nnen gegen dieselben nicht wenige Einw\u00e4nde erhoben werden. Besonders compromittirend ist es, dass theils die englischen Experimentatoren fast in einem fort dem Percipienten Gesichtshallucinationen sugge-riren, theils die Versuchsindividuen autosuggerirte Zahlenhallucinationen haben. Man vergleiche hier als Belege die vielen Bemerkungen zu den Versuchen, sowie pag. 158 (Z. 11 v. o.) J), es hei\u00dft daselbst: \u00bbWe have now to discuss the nature of the impression received. It was probably owing to our own suggestion at the beginning [und vielmals sp\u00e4ter!] that this was almost always visual\u00ab, und sp\u00e4ter pag. 162 (Z. 1 v. u.) und 163: \u00bbT (der Percipient) on more than one occasion, began to guess numbers when we had not intentionally called his attention to the subject; he had, however seen P. (ein anderer Percipient) doing it before he was himself hypnotised, and this may have suggested itself to him\u00ab.\nEbenso ist es aus den ausf\u00fchrlicher beschriebenen Versuchen ersichtlich, wie der Percipient mit seinen Gesichtshallucinationen1 2) man\u00f6vrirt3) und von den seitens des Agenten und sonstiger Anwesender gemachten Erkl\u00e4rungshypothesen, z. B. vom Umkehren der Ziffer 6 und 9 etc., sofort ausgibigen Gebrauch macht; so z. B. pag. 133 u. ff.\nAlle diese Fehlerquellen compliciren nat\u00fcrlich die endlichen Resultate erheblich, daher man in den einfach tabellarisch referirten Versuchen zwar sehr viele als Lautverwechslungen erkennt, manchmal aber auch nicht mehr den Schl\u00fcssel zur Erkl\u00e4rung der Verwechslungen finden kann.\nGl\u00fccklicherweise sind aber viele Versuche ausf\u00fchrlicher referirt.\n1)\tEs ist hier und an mehreren anderen citirten Stellen immer: the Proceedings of the Soc. for Psychical Research. Vol. VI, 1889\u201490 gemeint.\n2)\tManchmal l\u00e4sst es sich nachweisen, wie die Hallucinationen anfangs durch Laut Verwechslung bestimmt wurden.\n3)\tAuf diese Weise ist eine nicht unerhebliche Anzahl der einfachen Vertauschungen (wo die Ziffern den Platz gewechselt haben) entstanden.","page":527},{"file":"p0528.txt","language":"de","ocr_de":"528\nF. C. C. Hansen nnd Alfr. Lehmann.\nAn ihnen kann jeder, welcher sich mit den vorhergehenden Auseinandersetzungen einigerma\u00dfen vertraut gemacht hat, Schritt f\u00fcr Schritt das Walten der Lautverwechslungen aufs deutlichste beobachten, sowie sich davon \u00fcberzeugen, wie eine anf\u00e4ngliche echte Lautverwechslung durch die suggerirten Gesichtshallucinationen ver\u00e4ndert und bisweilen im Endresultate v\u00f6llig verdeckt wird. Man findet die zu erwartenden echten Verwechslungen der Zahlw\u00f6rter (nicht blo\u00df die der Einer, sondern auch der Zehner), ferner Verwechslungen von -teen und -ty, Verdoppelungen, Ausfallserscheinungen, Vertauschungen und ihre Combinationen etc.\nEs w\u00fcrde gar zu weit f\u00fchren, wollte ich hier all\u2019 die Versuche erw\u00e4hnen, welche die wahre Natur der \u00bbGedanken\u00fcbertragungen\u00ab verrathen; man wird bei der Lect\u00fcre der betreffenden Abhandlungen (besonders Proceedings S. P. R. Vol. VI. [1889 \u2014 90] pag. 128\u2014170) sich deren genug auslesen k\u00f6nnen.\nNur einige charakteristische Beispiele m\u00f6chte ich herausgreifen1):\nDie Versuchsreihe beginnt omin\u00f6s pag. 130 mit einer echten Lautverwechslung: S. 7 . . W. 6; sie wiederholt sich in derselben S\u00e9ance.\nEin anderer Versuch: S. 15.......W. 16.\nEine sonderbare Verwechslung pag. 132 ist durch Form Verwechslung un er kl\u00e4rbar, phonetisch aber leicht zu verstehen: S . . 47 2) .... T: is it 0 ?.. 0, 2; . . . it can\u2019t be that. Das R\u00e4thsel l\u00f6st sich aber auf folgende Weise: es wird seven (7) als z\u00e9ro (0)!, fourty (40) als two (2) geh\u00f6rt.\npag. 132 etwas unten: S. 18 . . . T: I believe it is 1 and 0. Er hat (eigh-) teen nur als ten (10) geh\u00f6rt und hat eine entsprechende Hallucination von Ziffern.\npag. 134. S. 78 . . . . T: 38 (er hat seventy als thirty geh\u00f6rt) .\npag. 135. S. 82 .... P: I. see 8 and 4 [two und four verwechselt]; very soon gone again. There\u2019s 2 come up. There! that\u2019s gone again\u00ab. \u2014\n1)\tS bedeutet der Agent Mr. Smith; W, P, T sind die Percipienten, ebenso Miss B. \u2014 Die gezogene Zahl ist fett gedruckt.\n2)\tEs scheint, als ob manchmal die Einer relativ schnell geh\u00f6rt w\u00fcrden.","page":528},{"file":"p0529.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber unwillk\u00fcrliches Fl\u00fcstern.\n529\npag. 136. S. 51. S. fragt: \u00bbsee anything?\u00ab P: \u00bbNo\u00ab (Pause) \u2014 \u00bbI seem to see something that turned round. First a 6 that turned into a 9.\u00ab S: \u00bbDo you see anything eise?\u00ab P: \u00bbNo. Yes, I do, a 1\u201491\u00ab. \u2014\nDieser Versuch ist instructiv. Erst h\u00f6rt P fif (ty) als six(ty)-(eine h\u00e4ufige Verwechslung) und sieht die Zahl. Nachher kehrt er die 6 um, sieht also 9; die Umkehrung von 6 in 9 war schon in fr\u00fcheren Versuchen (siehe pag. 133 ff.) von Mr. Smith als eine Erkl\u00e4rung erw\u00e4hnt worden. Weil nun der Agent durch die Form\u00e4hnlichkeit von 6 und 5 vorl\u00e4ufig in Bezug auf die erste Ziffer befriedigt ist, richtet er seine Aufmerksamkeit auf die andere 1, die daher auch jetzt vom Percipienten geh\u00f6rt wird.\npag. 137. S. 61 .... P. \u00bb4, . . . 3\u00ab [sixty als thirty geh\u00f6rt.]. Asked in what order they came: \u00bbThe 3 came afterwards. Jf I were to read it I should call it 34!; hut the 4 came first\u00ab. Weil er four, nicht forty geh\u00f6rt hatte, also wusste er, dass 4 als Einer zu placiren sei.\npag. 137, sp\u00e4ter. S. 70 ... . P. \u00bba 0 . . 70 . (seven als z\u00e9ro geh\u00f6rt!).\nEine andre Versuchsperson, Miss B., weist sehr deutlich den Einfluss der vorhergehenden Zahlen auf die folgenden Versuche auf.\npag. 140. S. 49 ...... Miss B.; \u00bba 4, and the other one\na 51); \u2014 45\u00ab. (Aehnlichkeit zwischen nine und fife mag vielleicht mitgewirkt haben.)\nDer folgende Versuch: S. 33 . . . Miss B.: \u00bbWhere\u2019s the number?\u00ab (Pause) \u00bb3 and another 5. (Sie h\u00f6rt das three erst und deutlich, weil es an sich sehr charakteristisch ist; dagegen ist sie f\u00fcr die Verwechslung von thirty mit fifty pr\u00e4disponirt.)\nDer n\u00e4chste Versuch: S. 50 . . . Miss B.: \u00bbRound rings again coming; 6, the other looks like a round ring\u00ab.\nMiss B. hatte \u00fcberhaupt in diesen Versuchen sehr viel mit Hallucinationen von runden Ringen zu thun: \u00bbsomething coming like a round\u00ab, \u00bbsomething round again\u00ab, sie deutete sie als verschiedene Zahlen. Die Zahl der Exempel lie\u00dfe sich leicht vermehren.\n1) 5 war in den vorhergehenden Versuchen mit Miss B mehrmals nacheinander vorgekommen.","page":529},{"file":"p0530.txt","language":"de","ocr_de":"530\nF. C. G. Hansen und Alfr. Lehmann.\nZum Schluss mache ich noch auf eine Stelle pag. 158 (Z. 11 v. o. ff.) besonders aufmerksam. Es hei\u00dft daselbst unter anderem:\n.........In two or three cases T. said that he saw nothing,\nhut that something seemed to tell him that the number was so and so, but \u00bbsomething\u00ab never told him right\u00ab. Zum Beispiel wird angef\u00fchrt: .... \u00bbJuly 25th. The number drawn was 66. T said \u00bbsomething says 37, is it?\u00ab (sixty als thirty und six als seven geh\u00f6rt).\n\u00bbSomething\u00ab never told him right \u2014 das ironische \u00bbsomething\u00ab!","page":530}],"identifier":"lit4535","issued":"1895","language":"de","pages":"471-530","startpages":"471","title":"Ueber unwillk\u00fcrliches Fl\u00fcstern","type":"Journal Article","volume":"11"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:19:17.790283+00:00"}