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{"created":"2022-01-31T12:35:10.822535+00:00","id":"lit4546","links":{},"metadata":{"alternative":"Philosophische Studien","contributors":[{"name":"Cattell, James McKeen","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Philosophische Studien 3: 305-335","fulltext":[{"file":"p0305.txt","language":"de","ocr_de":"Psychometrische Untersuchungen.\nYon\nJames McKeen Cattell.\nErste Abtheilung.\nMit 8 Holzschnitten.\nI. Apparate und Methoden.\nDie Dauer eines psychischen Vorganges direct zu messen, ist bekanntlich unm\u00f6glich. Man muss vielmehr die Zeit bestimmen, welche vergeht zwischen der Erzeugung eines \u00e4u\u00dferen Reizes, welcher Ge-hirnprocesse ausl\u00f6st, und der Ausf\u00fchrung einer Bewegung, die auf diese Processe folgt. Ein Apparat, welcher diese Zeit bestimmen soll, muss drei Bestandtheile enthalten: 1) ein Instrument, um den \u00e4u\u00dferen Reiz, welcher Gehimprocesse veranlassen soll, hervorzubringen, und um den Moment des Hervorbringens zu registriren, 2) ein solches, um den Zeitpunkt einer Bewegung zu registriren, welche ausgef\u00fchrt wird, nachdem die Gehimprocesse vor\u00fcber sind, 3) ein weiteres, um die Zeit zu messen, welche zwischen diesen beiden Vorg\u00e4ngen verflossen ist. Die beiden ersten Instrumente sind verschieden je nach dem Reiz, welcher hervorgebracht, und je nach der Be-wegung, welche registrirt werden soll. Zur Zeitmessung habe ich \u00fcberall das Chronoskop angewandt, welches von Hipp in Neuch\u00e2tel construirt ist. Dasselbe misst, wenn es richtig controlirt wird, die Zeiten so genau als irgend eine der bis jetzt f\u00fcr \u00e4hnliche Zwecke angewandten chronographischen Methoden, es ist aber viel einfacher uud bequemer zu handhaben. Das Chronoskop ist ein Uhrwerk, welches durch ein Gewicht in Bewegung versetzt und durch eine vibri-rende Feder regulirt wird. Die Feder macht 1000 Schwingungen in","page":305},{"file":"p0306.txt","language":"de","ocr_de":"306\nJames McKeen Cattell.\nder Secunde, und bei jeder Schwingung kann ein Zahn eines Zahnrades vor\u00fchergehen, etwa nach dem Princip der Unruhe in derTaschen-uhr. Diese Methode, das Uhrwerk zu reguliren, ist geistreich und genau, l\u00e4sst aber besonders bei dem Chronoskop in seiner neuen Gestalt zuweilen zu, dass es in Unordnung ger\u00e4th. Die Brauchbarkeit des Chronoskops beruht auf der Anwendung eines Elektromagneten. Die Zeiger stehen nicht in unmittelbarer Verbindung mit dem Uhrwerk und bewegen sich daher nicht ohne weiteres, wenn es in Gang versetzt wird. Sobald aber ein galvanischer Strom durch die Windungen des Elektromagnetes geschickt wird, wird der Anker desselben angezogen, und ein System von Hebeln bringt die Zeiger in Verbindung mit dem Uhrwerk, so dass sie an der Bewegung desselben theil-nehmen; wird der Strom wieder unterbrochen, so rei\u00dft eine Feder den Anker wieder los, und die Zeiger stehen still. Es wird so die Zeit gemessen, w\u00e4hrend deren der Strom durch den Elektromagneten geht. Ein zweiter Elektromagnet erm\u00f6glicht die Umkehrung des ganzen Vorganges, gestattet also die Zeit zu messen, w\u00e4hrend der ein Strom unterbrochen ist. Die Zeiger zeigen Tausendstelsecunden an.1) Das Chronoskop fungirt sehr genau ; die einzige wesentliche Schwierigkeit bei seiner Anwendung besteht darin, dass die L\u00e4nge der Zeiten, welche wir an den Zifferbl\u00e4ttern ablesen, variirt mit der St\u00e4rke des Stromes, welcher durch den Elektromagneten geht. Wir wollen voraussetzen, die Spannung der Feder, welche den Anker zur\u00fcckzieht, bleibe constant. Ist dann, wenn wir den zuerst genannten Elektromagneten benutzen, der angewandte Strom sehr schwach, so wird es ziemlich lange dauern, bevor der im weichen Eisen erzeugte Magnetismus stark genug wird, um den Anker anzuziehen, und es wird mehr Zeit zwischen dem Schlie\u00dfen des Stromes und dem Anziehen des Ankers durch den Magneten vergehen, als zwischen dem Unterbrechen des Stromes und dem Losrei\u00dfen des Ankers durch die Feder. In Folge dessen geben die Zeiger die Zeit, w\u00e4hrend deren der Strom durch die Rolle des Magnetes geht, zu kurz an. Ist andererseits der Strom stark, so wird das weiche Eisen sehr rasch gen\u00fcgend magnetisch, und der\n1) In dieser Abhandlung ist sowohl im Text als in den Tabellen durchg\u00e4ngig 0,001\" als Zeiteinheit gebraucht. Als Symbol daf\u00fcr gebrauche ich wie fr\u00fcher a, analog dem bereits von Anderen gebrauchten [x = 0,001mm.","page":306},{"file":"p0307.txt","language":"de","ocr_de":"Psychometrische Untersuchungen.\n30T\nAnker wird schnell angezogen, aber der Magnetismus verschwindet erst eine ziemliche Zeit, nachdem der Strom unterbrochen ist ; es vergeht also mehr Zeit zwischen dem Oeffnen des Stromes und dem Losrei\u00dfen des Ankers durch die Feder als zwischen dem Schlie\u00dfen des Stromes und dem Anziehen des Ankers. Die von der Uhr angezeigte Zeit ist dann l\u00e4nger als die, w\u00e4hrend deren der Strom durch die Uhr\nFig. 1.\nging. Wenn die Stromst\u00e4rke nicht richtig gew\u00e4hlt ist, k\u00f6nnen die erhaltenen Zeiten um mehr als eine Zehntelsecunde zu kurz oder zu lang sein, ein Fehler, der fast eben so gro\u00df ist als die ganze Keactions-zeit. Es ist nun immer m\u00f6glich, das Yerh\u00e4ltniss der Stromst\u00e4rke so 2U regnliren, dass gleiche Zeitr\u00e4ume liegen zwischen Stromschlie\u00dfen und Anziehen des Ankers durch den Magneten und zwischen Strom-nnterbrechen und Losrei\u00dfen des Ankers durch die Feder ; nur in die-\n8em gehen aber die Zeiger genau die Zeit an, w\u00e4hrend deren der Wandt, Philos. Studien. 111.","page":307},{"file":"p0308.txt","language":"de","ocr_de":"308\nJames McKeen Catteil.\nStrom durch die Windungen des Elektromagnetes' gegangen ist. Man kann das empirisch ausf\u00fchren, indem man die Zeit misst, w\u00e4hrend .welcher der Strom geschlossen ist, und Stromst\u00e4rke und Federkraft so ahgleicht, dass die abgelesene Zeit gleich der anderweitig gemessenen wird. Zu diesem Zwecke (und f\u00fcr andere, sp\u00e4ter beschriebene) habe ich einen Apparatl) gebraucht, -welcher mit R\u00fccksicht auf seine urspr\u00fcngliche Bestimmung ein Fallchronometer genannt werden kann.\nFig. 2.\tFiS- 3-\nDer Apparat (Fig. 1) besteht aus zwei massiven messingenen S\u00e4ulen von 30 cm H\u00f6he, welche 10 cm von einander entfernt sind und senkrecht auf der Grundfl\u00e4che stehen. Die S\u00e4ulen k\u00f6nnen genau senkrecht gestellt werden durch drei Stellschrauben, auf denen der Apparat steht. In die S\u00e4ulen eingeschnitten sind dreikantige Rinnen, in welchen ein massiver Schirm aus Weicheisen ohne merkliche Reihung gleitet. Dieser Schirm wird in der Schwebe gehalten durch einen Elektromagneten, welcher in jeder beliebigen H\u00f6he angebracht werden kann. Wird der den Elektromagneten umkreisende Strom unterbrochen, so f\u00e4llt der Schirm, und zwar legt er denselben Fallraum immer in derselben Zeit zur\u00fcck. An einer der S\u00e4ulen k\u00f6nnen kleine Stromschl\u00fcssel (Fig. 2 und 3) befestigt werden, die resp. einen Strom schlie\u00dfen und \u00f6ffnen. Beide bestehen aus einem Hartgummi-\n1) S. Philos. Studien III, 1. - Brain, Oct. 1885. - Der beschriebene Apparat -wurde unter meiner Leitung in der mechanischen Werkstatt von Carl kn c Leipzig gebaut; derselbe kann Duplicate liefern. Der Apparat kann an& j werden im Psychologischen Institut der Universit\u00e4t Leipzig und im rmy Museum zu Washington.","page":308},{"file":"p0309.txt","language":"de","ocr_de":"Psychometrische Untersuchungen.\n309\nbassin, welches mit Quecksilber gef\u00fcllt ist; das Quecksilber steht mit einer Klemmschraube in leitender Verbindung. Ein Hebel mit Platin-spitze , der vermittelst einer Platinspirale mit einer zweiten Klemmschraube in Verbindung steht, taucht in das Quecksilber. An dem einen Schl\u00fcssel (Fig. 2) ist der Hebel so angebracht, dass die Spitze das Quecksilber nicht ber\u00fchrt, aber, wenn der Schl\u00fcssel an der S\u00e4ule des Fallchronometers befestigt ist und der Hebel durch den Schirm heruntergedr\u00fcckt wird, in das Quecksilber hineintaucht. An dem zweiten Schl\u00fcssel (Fig. 3) taucht ebenfalls ein Hebel in das Quecksilber, wird aber (wie in der Figur dargestellt) herausgehoben, wenn der Schirm darauf dr\u00fcckt. Die Schl\u00fcssel werden an einer der S\u00e4ulen befestigt, so dass der Schl\u00fcssel (Fig- 2), hei welchem der Strom unterbrochen ist, sich oben befindet. Der Uhrstrom durchl\u00e4uft also beide Schl\u00fcssel, die Leitung ist aber im oberen Schl\u00fcssel unterbrochen. Man l\u00e4sst nun den Schirm fallen, indem man den Strom durch den Elektromagneten des Fallchronometers (Fig. 1) unterbricht. Nachdem der Schirm eine betr\u00e4chtliche Fallgeschwindigkeit erlangt hat, trifft er auf den Hebel des oberen Schl\u00fcssels und bringt ihn zum Eintauchen in das Quecksilber; hierdurch wird der Uhrstrom geschlossen, also die Zeiger in Bewegung versetzt. Hat der Schirm den Raum, welcher zwischen beiden Schl\u00fcsseln liegt, durchfallen, so trifft er auf den Hebel des zweiten Schl\u00fcssels und hebt ihn aus dem Quecksilber; der Uhrstrom wird also jetzt unterbrochen, und die Zeiger stehen wieder still. Der Schirm durchf\u00e4llt den Raum zwischen beiden Schl\u00fcsseln immer in genau derselben Zeit, und die an der Uhr abgelesenen Zeiten sind ebenfalls constant, k\u00f6nnen aber, wie wir oben sahen, um mehr als eine Zehntelsecunde l\u00e4nger oder k\u00fcrzer sein als die Zeit, w\u00e4hrend der der Strom wirklich geschlossen war. Die Zeit, welche der Schirm braucht, um den Raum zwischen beiden Schl\u00fcsseln zu durchfallen (d. h. die Zeit, w\u00e4hrend der der Strom wirklich geschlossen ist), wird bestimmt mit H\u00fclfe einer Stimmgabel von bekannter Schwingungszahl, welche auf dem mit beru\u00dftem Papier bedeckten Schirme schreibt. Diese Zeit kann auch theoretisch berechnet werden; diese f\u00fcr den freien Fall eines K\u00f6rpers im leeren Raume berechnete Zeit ist nur Wenig k\u00fcrzer als die mit H\u00fclfe der Stimmgabel gefundene. Kennen Wir nun die Zeit, welche vergeht zwischen dem Schlie\u00dfen des Stromes m oberen Schl\u00fcssel und dem Unterbrechen desselben im unteren, so\n21*","page":309},{"file":"p0310.txt","language":"de","ocr_de":"310\nJames McKeen Cattel.\nk\u00f6nnen wir die St\u00e4rke des Uhrstromes und die Federkraft leicht so re-guliren, dass die Zeiger gerade die richtige Zeit angehen. Je st\u00e4rker Strom und Feder genommen werden, um so k\u00fcrzer ist die Zeit, welche nach dem Stromschlie\u00dfen vergeht, bis der Anker angezogen wird und desto k\u00fcrzer die Zeit, welche nach dem Oeffnen vergeht, bis er losgerissen wird. Die Bestimmung mit der Stimmgabel braucht nur so oft wiederholt zu werden, bis man sicher ist, dass bei der Messung seihst kein Fehler gemacht wurde. Man wird \u00fcbrigens gut thun, wenn man den Abstand beider Schl\u00fcssel variirt und untersucht, ob die an der Uhr abgelesenen Zeiten in jedem Falle dieselben sind wie die direct gefundenen. Trotzdem muss das Chronoskop t\u00e4glich durch das Fallchronometer oder durch ein empfindliches Galvanometer con-trolirt werden, damit man den Strom wieder abgleicht, wenn er sich ge\u00e4ndert hat. Zu diesem Zwecke kann auch der von Hipp gelieferte Fallapparat benutzt werden, wenn man gen\u00fcgende Vorsichtsma\u00dfregeln trifft. Die St\u00e4rke des Stromes wird abgeglichen mit H\u00fclfe eines Rheostaten 11 (Fig. 8), und seine Richtung wird umgekehrt (um die Entstehung von permanentem Magnetismus im Elektromagneten der Uhr unm\u00f6glich zu machen) mit H\u00fclfe eines Stromwenders C. Es versteht sich von selbst, dass man eine m\u00f6glichst constante Batterie anwenden muss. Nach mannigfachen Versuchen habe ich mich f\u00fcr eine Form der Zinkkupferbatterie entschieden, in welcher sich die Fl\u00fcssigkeiten nach dem specifischen Gewichte \u00fcbereinander lagern. Ich benutzte sechs gro\u00dfe Elemente, die ungef\u00e4hr einmal monatlich gereinigt wurden, sonst stets unter sich verbunden blieben, nur dass nat\u00fcrlich der Schlie\u00dfungsbogen der Batterie au\u00dfer bei den Versuchen unterbrochen war.\nWenn das Chronoskop in der geeigneten Weise controlirt wird, misst es die Zeiten sehr genau. Bei derselben Stromst\u00e4rke ist die mittlere Variation der abgelesenen Zeiten (einschlie\u00dflich der Fehler, welche das Fallchronometer erzeugt), kleiner als 2a. Diese unbedeutende \u2022Variation corrigirt sich selbst so gut wie vollst\u00e4ndig bei einer Reihe von Versuchen. Eine zweite ungef\u00e4hr gleich gro\u00dfe Variation entsteht dadurch, dass der Strom nicht v\u00f6llig genau abgeglichen ist oder sich nach dem Abgleichen \u00e4ndert. Auch dieser Fehler hat die Tendenz, sich selbst zu eliminiren. Eine dritte Fehlerquelle besteht darin, dass das Chronoskop zu langsam oder zu schnell laufen kann. Dieselbe ist","page":310},{"file":"p0311.txt","language":"de","ocr_de":"Psychometrische Untersuchungen.\t311\ndurch genaue Regulirung der schwingenden Feder fast vollkommen\nzu eliminiren.\nDas Fallchronometer diente bei fast allen meinen Versuchen dazu, den Sinnesreiz hervorzubringen und in demselben Moment den Uhr-strom zu schlie\u00dfen. War die Reactionszeit f\u00fcr Licht zu bestimmen, so wurde der Zwischenraum zwischen beiden S\u00e4ulen mit schwarzem Carton bedeckt, so dass der Schirm f\u00fcr den Beobachter vollst\u00e4ndig unsichtbar war. In den Carton (unterhalb des Schirmes ; der Magnet befand sich h\u00f6her als in der Figur) war ein Spalt von 2 cm H\u00f6he und 3 cm Breite eingeschnitten, und der Reagirende fixirte eine schwarze Fl\u00e4che, die mehrere mm hinter dem Spalte stand. Der Ab lesende lie\u00df den wei\u00df \u00fcberklebten Schirm fallen, indem er den Strom, der durch die Windungen des Elektromagnetes ging, unterbrach. Pl\u00f6tzlich und ohne vorher bemerkt zu werden erscheint an dem vom Reagi-renden fixirten Punkte eine wei\u00dfe Fl\u00e4che, und in demselben Augenblick, bis auf 1 n genau, trifft der Schirm auf den Hebel des Schl\u00fcssels (Fig. 2) und schlie\u00dft den TJhrstrom. Der Schirm f\u00e4llt ohne jedes Ger\u00e4usch, bis er aufgehalten wird durch den Druck der Hemmfeder f und die Gummipolster cc, und dieses Ger\u00e4usch kommt zu sp\u00e4t nach dem Lichteindrucke, als dass es die Reactionszeit verl\u00e4ngern oder verk\u00fcrzen k\u00f6nnte. Die Feder f ist so eingerichtet, dass sie einerseits den fallenden Schirm aufh\u00e4lt, andererseits ihn verhindert, wieder hoch zu springen, nachdem er auf die Gummist\u00fccke aufgefallen ist. Waren andere psychische Vorg\u00e4nge als die in der Reactionszeit enthaltenen zu untersuchen, so war das Object, welches jene Vorg\u00e4nge veranlassen sollte, Z. B. ein gedrucktes Wort, auf einem Carton von 15 cm Breite und 3 cm H\u00f6he aufgekleht. Dieser Carton wird in bestimmter Lage festgehalten durch die Klemmfedem gg und ist dem Reagirenden verborgen durch den schwarzen Schirm. Der Reagirende fixirt einen grauen Punkt auf dem Schirme, der sich ganz genau vor dem auf den Carton geklebten Object befindet. (Fig. I zeigt die R\u00fcckseite, Fig. 1 S. 97 der Phil. Stud, die Vorderseite des Apparates.) Ein gebogener Kupferdraht w, dessen eine Spitze l\u00e4nger ist als die andere , ist am Schirme befestigt. F\u00e4llt der Schirm, so tauchen die amalgamirten Spitzen ln Zwei Vertiefungen in der Bodenfl\u00e4che, welche mit Quecksilber ^gef\u00fcllt sind. Jedes dieser Quecksilbern\u00e4pfchen steht in Verbindung xt e*ner der Klemmschrauben hh und diese resp. mit der Batterie","page":311},{"file":"p0312.txt","language":"de","ocr_de":"312\nJames McKeen Cattell.\nund dem Chronoskop, so dass der Strom an dieser Stelle unterbrochen ist. F\u00e4llt der Schirm, so verbindet der Kupferdraht w die beiden Quecksilbern\u00e4pfchen, und der ganze Apparat ist nun derart eingerichtet dass (bis auf 1 a genau) in dem Moment, in weichem das auf dem Carton befindliche Object dem Reagirenden sichtbar wird, die k\u00fcrzere Spitze des Drahtes in das Quecksilber taucht und der Uhrstrom geschlossen wird. Diese Methode ist auf jeden Fall besser als die bisher angewandte, Objecte durch ein elektrisches Licht zu beleuchten. Sie umgeht vollst\u00e4ndig die Unbequemlichkeiten und Schwierigkeiten welche sich bei der Anwendung eines Inductionsstromes einstellen z. B. das Licht constant zu erhalten, zu genau gleicher Zeit einen In-ductionsstrom und einen galvanischen Strom zu schlie\u00dfen und andere Schwierigkeiten, die derjenige am besten kennt, welcher einmal versucht hat, sie zu \u00fcberwinden. Ferner eliminirt sie die Zeit, welche das Auge braucht, um sich einem Lichteindruck von unerwarteter Intensit\u00e4t zu adaptiren, eine Zeit, die viele Experimentatoren sehr gro\u00df gesch\u00e4tzt haben. Schlie\u00dflich setzt sie den Keagirenden in den Stand, ganz genau den Punkt zu fixiren, an welchem das Object sichtbar wird, so dass W\u00f6rter etc. benutzt werden k\u00f6nnen.\nDrei verschiedene Apparate waren es, welche dazu dienten, den Uhrstrom zu unterbrechen in dem Moment, wo der Reagirende eine Bewegung machte. Der erste derselben war ein Telegraphenschl\u00fcssel,\nden der Reagirende mit einem oder mehrerenFingern geschlossen hielt und den er \u00f6ffnete durch eine Bewegung der Hand. Der benutzte Schl\u00fcssel muss sehr empfindlich sein, muss den Strom instantan unterbrechen und darfnur geringen Druck erfordern, um geschlossen zu sein. Die beiden anderen Apparate waren bestimmt, einen Strom zu unterbrechen, sobald die Sprachorgane bewegt wurden. Der erste von beiden(Fig.4)kann Lippenschl\u00fcssel genannt werden Die Klemmschrauben BB sind verbunden resp. mit Batterie und Chronoskop. Der Platincontact c ist geschlossen, wenn der Reagirende die Elfenbein-","page":312},{"file":"p0313.txt","language":"de","ocr_de":"Psychometrische Untersuchungen.\n313T\nenden TT zwischen den Lippen h\u00e4lt ; sobald aber die Lippen ge\u00f6ffnet werden unterbricht die Feder S den Contact und damit den Strom, welcher durch das Chronoskop ging. Die einzige Schwierigkeit bei der Anwendung dieses Lippenschl\u00fcssels besteht darin, dass der Rea-girende m\u00f6glicherweise die Lippen bewegt, bevor er die zu registri-rende Bewegung der Stimmorgane ausf\u00fchrt. Diese Schwierigkeit wird vermieden hei dem in Fig. 5, 6 und 7 gezeichneten Apparate, den man Schallschl\u00fcssel nennen kann.\nDer Uhrstrom wird unterbrochen, wenn der Reagirende in das Mundst\u00fcck M (Fig. 5) hineinspricht. Um den Apparat in Th\u00e4tigkeit zu versetzen, muss noch ein neuer galvanischer Strom hinzukommen,\nzu welchem ich vier DanielFsche Elemente gebrauchte. Dieser Strom geht durch einen Stromwender, die Windungen eines Elek-tromagnetes (Fig. 7) und durch den in Fig. 5 und 6 gezeichneten Apparat. Dieser letztere besteht aus einem Mundst\u00fcck, einem Tricha ter und einem Ring (Fig. 6), der in das Trichterende hineinpasst und mit ungegohrenem Lammleder \u00fcberspannt ist. Spricht der Reagirende in das Mundst\u00fcck, so versetzen die Schallwellen das Leder in Schwing-migen und der Platincontact c wird unterbrochen. Auch durch das mit dem Sprechen verbundene Ausathmen wird der Contact aufgehoben. Der Strom, welcher den Elektromagneten (Fig. 7) umkreist, geht nun durch diesen Contact ; wenn also dieser unterbrochen wird, wenn auch Qnr auf einen Augenblick, verliert das weiche Eisen seinen Magne-","page":313},{"file":"p0314.txt","language":"de","ocr_de":"314\nJames McKeen Catteil.\ntismus, und der Anker wird mit H\u00fclfe der Feder F losgerissen. J){e St\u00e4rke dieser Feder kann mit H\u00fclfe der Schraube N regulirt werden Die Klemmschrauben BB sind resp. verbunden mit dem Chronoskop und der zugeh\u00f6rigen Batterie, so dass der Uhrstrom durch den hei Q befindlichen Contact geht. Dieser Contact ist so lange geschlossen als der Anker vom Magneten festgehalten wird, wird aber in dem Augenblick unterbrochen, wo der Magnetismus im weichen Eisen verschwindet oder soweit vermindert wird, dass die Feder den Anker los-\nFig. 7.\nrei\u00dfen kann. Der Anker wird nicht bis unmittelbar an den Magneten herangezogen, weil der Contact C es verhindert. Der Druck wird constant gehalten durch Regulirung der Kraft der Feder F. Man wird erkennen, dass, wenn der Contact im Schalltrichter unterbrochen ist, keine merkliche Zeit vergeht, bis der Uhrstrom ebenfalls unterbrochen is,t; der Contact im Schalltrichter aber wird bei der leisesten Bewegung der Sprachorgane unterbrochen, also wird der Augenblick dieser Bewegung registrirt.\nIn Fig. 8 ist die Anordnung der Apparate gegeben f\u00fcr den Fall, dass man die Zeit bestimmen will, in welcher z. B. ein Wort erkannt","page":314},{"file":"p0315.txt","language":"de","ocr_de":"Psychometrische Untersuchungen.\n315\nund benannt wird. Der so Reagirende sitzt in nat\u00fcrlicher Haltung und in deutlicher Sehweite von dem zu erkennenden Object, und er kann bequem in das Mundst\u00fcck des Schallschl\u00fcssels F hineinsprechen .oder (bei anderen Versuchen) den Telegraphenschl\u00fcssel geschlossen halten. Der Ablesende sitzt so, dass er bequem alle Apparate erreichen kann, mit denen er zu arbeiten hat. Der Uhrstrom geht von der Batterie B zum Stromwender O, durch den Rheostaten 11 (wenn n\u00f6thig noch zuvor durch eine Bussole) und durch das Chronoskop Ch.\nWeiter geht er durch das Fallchronometer G. wo er unterbrochen ist, so lange das Quecksilber in beiden N\u00e4pfchen nicht verbunden ist, sodann durch den Contact des Unterbrechers S (Apparat Fig. 7), wieder durch den Stromwender C und nach der Batterie zur\u00fcck. Der Strom, welcher den Elektromagneten des Fallchronometers umkreist, geht von der Batterie B' nach dem Stromwender C', durch den Schl\u00fcssel K' und durch das Fallchronometer zur\u00fcck zum Stromwender und der Batterie. \u00aeer dritte Strom, welcher durch den Schallschl\u00fcssel geht, l\u00e4uft von der Batterie B\" zum Stromwender C\", durch den Contact des Schall-","page":315},{"file":"p0316.txt","language":"de","ocr_de":"316\nJames McKeen Catteil.\nSchl\u00fcssels F, den Elektromagneten des Unterbrechers S (Fig. 7) Un(j zur\u00fcck zum Stromwender und zur Batterie.\nNehmen wir also den Fall, wir wollten die Zeit messen , welche man braucht, um ein Wort zu erkennen und zu benennen. Der Ablesende steckt einen Carton, auf welchen ein gedrucktes Wort geklebt ist, in die Klemmfedern des Fall chronometers ; darauf sagt er \u00bbJetzt!\u00ab und setzt das Uhrwerk des Chronoskops in Bewegung. Der Reagirende fixirt den Punkt auf dem Schirme, welcher sich unmittelbar vor dem Wort befindet. Jetzt l\u00e4sst der Ablesende (oder der Reagirende selbst) den Schirm fallen, indem er den Strom unterbricht, welcher durch den Elektromagneten von G geht und den Schirm festh\u00e4lt. Pl\u00f6tzlich erscheint dem Reagirenden das Wort an der fixirten Stelle, und in demselben Moment werden die beiden Quecksilbern\u00e4pfchen durch den Kupferdraht verbunden; der Uhrstrom wird also geschlossen, und die Uhrzeiger setzen sich in Bewegung. Der Reagirende spricht m\u00f6glichst rasch das Wort aus; sobald er zu sprechen beginnt, wird der durch den Elektromagneten von S gehende Strom unterbrochen und der Anker losgerissen. Der Uhrstrom ist also unterbrochen und die Zeiger stehen still. Der Ablesende h\u00e4lt dann das Uhrwerk ein und liest an den Zifferbl\u00e4ttern die Zeit ab, die erforderlich war, um das Wort zu erkennen und zu benennen.\nDie speciellen Methoden und die Vorsichtsma\u00dfregeln, welche noth-wendig sind, wenn man mit H\u00fclfe der hier beschriebenen Apparate genaue Resultate erzielen will, lassen sich am besten betrachten, wenn ich \u00fcber die verschiedenen einzelnen psychischen Vorg\u00e4nge rede, deren Zeitdauer ich zu bestimmen versucht habe. Es wird indess angebracht sein, zwei Punkte schon hier zu erw\u00e4hnen, welche f\u00fcr alle meine Versuche gemeinsam gelten. Es handelt sich erstens um die Methode, aus den verschiedenen Einzelversuchen den richtigen Mittelwerth zu berechnen. Gebr\u00e4uchlich sind hier zwei Methoden : entweder aus allen gemessenen Reactionen das Mittel zu nehmen, oder die Zeiten , welche der Experimentator f\u00fcr zu kurz oder zu lang h\u00e4lt, bei der Berechnung des Mittels einfach wegzulassen. Gegen beide Methoden sind wesentliche Einw\u00fcrfe zu machen. Die erste liefert ungenaue Resultate, da in Folge gewisser abnormer Umst\u00e4nde eine Reaction vom Mittelwerthe der \u00fcbrigen soweit abweichen kann, dass sie das Resultat der ganzen Reihe falsch machen w\u00fcrde. Man kann behaupten,","page":316},{"file":"p0317.txt","language":"de","ocr_de":"Psychometrische Untersuchungen.\n317\ndass dieser Fehler eliminirt werden kann, wenn man die Gesammtzahl der Versuche gen\u00fcgend gro\u00df macht ; das erfordert aher einen gro\u00dfen Aufwand von Zeit und Arbeit, ohne den Fehler vollst\u00e4ndig zu corri-o-iren. In physikalischen Experimenten k\u00f6nnen die Messungen, welche vom Mittelwerth am meisten abweicheri, eben so leicht nach der einen als nach der anderen Seite hin liegen, das ist aber nicht der Fall hei unseren Versuchen. Reactionen, welche so kurz sind, dass sie den Mittelwerth ernstlich beeinflussen k\u00f6nnten, k\u00f6nnen kaum Vorkommen, aher in Folge innerer oder \u00e4u\u00dferer St\u00f6rungen werden die Reactionen zuweilen abnorm lang. In Folge dessen ist auch, wenn wir den Mittelwerth aus einer unendlich gro\u00dfen Anzahl von Reactionen nehmen , das Resultat nicht genau, sondern immer etwas gr\u00f6\u00dfer als das Mittel der unter normalen Umst\u00e4nden ausgef\u00fchrten Reactionen. Rie von Exner eingef\u00fchrte Methode, Reactionen, welche zu lang oder zu kurz zu sein scheinen, einfach wegzulassen, kann ja m\u00f6glicherweise richtige Resultate ergehen, sie ist aher zweifellos unsicher. Der Experimentator glaubt den richtigen Werth gefunden zu haben und l\u00e4sst dann, vielleicht ohne sich dessen klar bewusst zu werden, bei der Berechnung diejenigen Reactionen weg, welche diesen Werth \u00e4ndern k\u00f6nnten. Merkel1) z. B. gibt 15 Mittel, in denen seine Apper-ceptionszeit zwischen 22 und 25 a liegt, und die Zeiten in 120 anderen Reihen, welche mit 8 verschiedenen Personen angestellt sind, stimmen genau damit \u00fcberein, da sie nur zwischen 19 und 26 er variiren. Diese Mittel stimmen bis zu einer vollst\u00e4ndig unm\u00f6glichen Genauigkeit \u00fcberein ; wir werden uns daher nicht wundern d\u00fcrfen, wenn wir die angegebene Zeit vollst\u00e4ndig falsch finden. Die Arbeit von v. Kries und Auerbach2) verliert viel von ihrem Werth durch den Umstand, dass hei der Berechnung ihrer Resultate sehr viele der gefundenen Zeiten weggelassen sind.\nIch habe eine andere und, so weit ich wei\u00df, neue Methode angewandt. Wenn der Apparat nicht geh\u00f6rig functionirte, wurde nat\u00fcrlich keine Reaction gemessen, aher aus allen gemessenen Reac-honen wurde das Mittel berechnet. In einer Reihe wurden entweder 13 oder 26 Reactionen gemacht; daraus wurde das Mittel be-\n1)\tPhilos. Stud. II, 1.\n2)\tDu Bo is-Reymond\u2019s Archiv, 1877.","page":317},{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"318\nJames Mc Keen Catteil.\nrechnet und die Abweichung jeder Reaction von diesem Mittel. Dann wurde die Reaction , welche die gr\u00f6\u00dfte Variation hatte, weggelassen das Mittel der \u00fcbrigen 12 oder 25 berechnet und wiederum die am meisten von diesem Mittel abweichende Reaction weggelassen. Dies Verfahren wurde wiederholt, bis die 3 oder 6 schlechtesten Reactionen weggelassen waren ; ich behielt dann die 10 oder 20 besten Reactionen und ihre Abweichungen von ihrem Mittel. In der Praxis braucht man so viele Mittel nicht wirklich zu berechnen, da es nur nothwendig ist, diejenigen 3 oder 6 Reactionen wegzulassen, die von dem corri-girten Mittelwerth am meisten abweichen, und da dieser bei einiger Uebung meist von vornherein zu erkennen ist. Ich gehe in dieser Abhandlung sowohl das Mittel aus allen Versuchen als auch das nach der eben beschriebenen Methode corrigirte Mittel. Man wird bemerken, dass die beiden Werthe nur unbedeutend von einander abweichen ; die Versuchsbedingungen waren n\u00e4mlich derart, dass wirklich abnorme Reactionen selten Vorkommen konnten.\nDer zweite hier zu erw\u00e4hnende Punkt ist der Einfluss der Uebung, Aufmerksamkeit und Erm\u00fcdung auf die L\u00e4nge der gemessenen Zeiten. An sp\u00e4teren Stellen dieser Abhandlung werde ich eine Anzahl von Versuchen mittheilen, welche ich nach dieser Richtung hin angestellt habe. Bei den sonstigen Versuchen war daf\u00fcr gesorgt, dass die Ursachen der Variation m\u00f6glichst ausgeschlossen wurden. Die beiden Versuchspersonen (Dr. G. O. Berger und Schreiber dieser Abh.), mit denen die Versuche angestellt wurden, hatten in psychologischen Arbeiten bereits viele Uebung. Ihr k\u00f6rperliches Befinden war gut, ihre Lebensweise regelm\u00e4\u00dfig, sie vermieden sogar morgens den Genuss von Kaffee. Die Versuche wurden jeden Morgen (mit Ausnahme des Sonntags) von 8\u20141 Uhr angestellt. Nach jeder Reihe von 26 Versuchen verging eine betr\u00e4chtliche und constante Zeit, bevor dieselbe Person wieder zu reagiren hatte. Die Versuchsperson hielt ihre Aufmerksamkeit m\u00f6glichst constant und wurde nicht gest\u00f6rt durch L\u00e4rm oder die Anwesenheit dritter Personen im Zimmer.\nDiese Versuche sind in Amerika begonnen, aber im wesentlichen im psychologischen Institut der Universit\u00e4t Leipzig ausgef\u00fchrt worden.","page":318},{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"Psychometrische Untersuchungen.\n319\nII. Die Reactionszeit.\nDie Reactionszeit kann leicht und genau bestimmt werden, aber es ist schwer zu entscheiden, welche Vorg\u00e4nge in einer Reaction enthalten sind, und ganz unm\u00f6glich anzugeben, wie sich die gemessene Zeit auf dieselben vertheilt. Wir werden sehen, dass die Reactionszeit f\u00fcr Licht unter g\u00fcnstigen Umst\u00e4nden ungef\u00e4hr 150 o betr\u00e4gt. Ich halte es f\u00fcr wahrscheinlich, dass diese Zeit ungef\u00e4hr zu gleichen Theilen den Vorg\u00e4ngen im Gehirn und den Vorg\u00e4ngen au\u00dferhalb desselben zuzuweisen ist. Die letzteren sind: 1) die Latenzzeit im Sinnesorgan, 2) die Zeit der Leitung im sensiblen Nerven, 3) die Zeit der Leitung im R\u00fcckenmark und im motorischen Nerven, 4) die Latenzzeit im Muskel. Es ist von verschiedenen Physiologen versucht worden, diese Zeiten einzeln zu bestimmen, dieselben sind jedoch sicher viel constanter als nach den schlecht \u00fcbereinstimmenden Versuchen zu erwarten w\u00e4re. Die im Folgenden beschriebenen Versuche zeigen, dass die mittlere Variation der gemessenen Reactionszeiten nur ein Zwanzigstel der ganzen Zeit betr\u00e4gt, und diese geringe Variation k\u00f6nnen wir in der Hauptsache auf ver\u00e4nderliche Zust\u00e4nde des Gehirns zur\u00fcckf\u00fchren. Wenn die Leitungsgeschwindigkeit im Nerven nicht constant w\u00e4re, w\u00fcrde vermuthlich die Wahrnehmung von T\u00f6nen und Farben erheblich gest\u00f6rt sein.\nDie Leitungsgeschwindigkeit in den Nerven ist ein beliebter Gegenstand physiologischer Untersuchungen1) gewesen, die bisher gefundenen Resultate sind jedoch unbefriedigend. Exner gibt im 2. Bande von Hermann\u2019s \u00bbHandbuch der Physiologie \u00ab2) als Resultat der \u00bbvollkommen vorwurfsfreien Messungen\u00ab von Helmholtz und Baxt die Leitungsgeschwindigkeit gleich 62 m in der Secunde an, und ln demselben Bande und gleichfalls als Resultat von Versuchen von Helmholtz und Baxt setzt Hermann die Geschwindigkeit gleich 33,9005m in der Secunde.3) In der That scheint die Geschwindigkeit von der Temperatur und von anderen meist in den Versuchsmethoden begr\u00fcndeten Bedingungen abzuh\u00e4ngen. Noch widersprechendere Re-\n1) S. die Angaben in Hermann\u2019s Hdb. d. Physiol. 2. Bd. II, 14ff.\n2} II, 272.\n3) I, 22.","page":319},{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"320\nJames McKeen Catfejf.\nsultate ergeben Versuche, die (meist mit incorrecter Anwendung der Reactionszeit) mit sensiblen Nerven angestellt sind.\nVorl\u00e4ufig k\u00f6nnen wir nichts besseres thun, als die Leitungs geschwindigkeit sowohl f\u00fcr die motorischen als f\u00fcr die sensiblen Nerven ungef\u00e4hr gleich 33 m in der Secunde anzunehmen. Es ist wahrscheinlich, dass die Geschwindigkeit im R\u00fcckenmark geringer ist. und dass der Nervenimpuls sowohl beim Eintritt in dasselbe als auch beim Austritt, sowie beim Durchgang durch ein Ganglion i) eine Verz\u00f6gerung erf\u00e4hrt. Bis auf weiteres k\u00f6nnen wir als Hypothese annehmen, dass, wenn eine Lichtreaction ausgef\u00fchrt wird, welche 150a dauert, 50 ff dazu erforderlich sind, dass der Nervenimpuls von der Netzhaut zum Gehirn und vom Gehirn durch das R\u00fcckenmark zu den Muskeln der Hand gelangt. Wenn ein Froschmuskel durch einen Inductionsschlag gereizt wird, so liegt die Latenzzeit zwischen 5 und 10 ff1 2); die Zeit ist vielleicht eben so gro\u00df, wenn in den Handmuskeln durch einen Nervenimpuls eine Innervation hervorgerufen wird.\nEs vergeht sicher auch eine Latenzzeit im Sinnesorgan, w\u00e4hrend der Reiz in einen Nervenimpuls verwandelt wird. Bei den sogenannten mechanischen Sinnen ist diese Zeit sehr kurz, wenn aber die Netzhaut durch einen Lichteindruck gereizt wird, so findet, wie man allgemein annimmt, ein chemischer Process statt, und dieser kann, namentlich bei schwachen Lichteindr\u00fccken, von ziemlich langer Dauer sein.3) Wir wissen, dass ein Lichteindruck eine betr\u00e4chtliche Zeit auf die Netzhaut wirken muss, damit das Maximum von Intensit\u00e4t der Empfindung hervorgerufen wird; daraus l\u00e4sst sich indess kein Schluss ziehen in Bezug auf die hier betrachtete Zeit. Ich habe gezeigt,4)\n1)\tExner, Pfl\u00fcg. Arch. VIII., Arch. f. Anat. u. Physiol. 1877. Fran\u00e7ois-Frank h. Pitres, Gazette Hehd. 1878. Wundt, Mechanik der Nerven 1876, H, 45.\n2)\tTigerstedt, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1885 und an den von ihm citirten Stellen.\n3)\tv. Wittich, Zeitschr. f. rat. Med. XXXI, u. Exner, Pfl\u00fcg. Arch. VII, fanden die Reactionszeit k\u00fcrzer, wenn der Sehnerv durch einen elektrischen Strom, als wenn die Netzhaut durch Licht gereizt wurde. Die Differenz kann aber von anderen Factoren herr\u00fchren, welche eben so gut der Reactionszeit als der Latenzzeit im Sinnesorgan zuzurechnen sein k\u00f6nnen.\n4} Philos. Stud. Ill, 4. \u2014 Brain XXI.","page":320},{"file":"p0321.txt","language":"de","ocr_de":"Psychometrische Untersuchungen.\n321\nlass ein farbiges Licht von m\u00e4\u00dfiger Intensit\u00e4t 0,6\u20142,75 a (je nach der Farbe und je nach der Versuchsperson verschieden) auf die Netzhaut wirken muss, damit es erkannt werden kann, und weiter, dass diese Zeit in arithmetischer Reihe w\u00e4chst, wenn die Intensit\u00e4t des Lichtes in geometrischer Reihe abnimmt. Die Zeit wird aber betr\u00e4chtlich l\u00e4nger, wenn der Farbe ein wei\u00dfes Licht folgt, da das zweite Licht wie es scheint, den auf der Netzhaut bereits vorhandenen Eindruck verl\u00f6scht. Unter diesen Umst\u00e4nden musste ein violettes Licht 12 5 ff auf die Netzhaut wirken, um erkennbar zu werden. Es ist also wahrscheinlich, dass innerhalb dieses Intervalls das Licht noch nicht in einen Nervenimpuls umgesetzt war. Diese Versuche scheinen uns daher eine Minimalzeit zu liefern. Die bekannten Versuche mit rotiren-den Scheiben zeigen, dass Lichteindriicke von m\u00e4\u00dfiger Intensit\u00e4t gerade zusammenschmelzen, wenn sie einander in Intervallen von 25 ff folgen. Es scheint also, dass in dem Zeitr\u00e4ume von 25 a die Netzhaut erregt wird und den normalen Zustand wieder anzunehmen be-r ginnt. Wenn diese Annahme richtig ist, so w\u00e4re dies die Maximaldauer f\u00fcr die hier betrachtete Zeit. Wir wissen ziemlich sicher, dass die Zeit, welche vergeht, bis ein Lichtreiz in einen Nervenimpuls umgesetzt ist, sich in gleichem Sinne \u00e4ndert mit der Intensit\u00e4t des Lichtes, und d\u00fcrfen vielleicht annehmen, dass diese Zeit f\u00fcr Tageslicht, welches von einer wei\u00dfen Fl\u00e4che reflectirt wird, 15\u201420 ff betr\u00e4gt.\nDiese Betrachtungen lassen uns vermuthen, dass bei einer Reaction auf Licht, wenigstens f\u00fcr ge\u00fcbte Versuchspersonen, nur etwa die H\u00e4lfte der ganzen Zeit, d. h. 75 ff, zu den Vorg\u00e4ngen im Gehirn gebraucht wird. Wir fragen nat\u00fcrlich, was geschieht im Gehirn, nachdem der Nervenimpuls dort angekommen ist? Man hat gew\u00f6hnlich angenommen, dass der gr\u00f6\u00dfte Theil der Reactionszeit in Anspruch genommen werde vom Apperceptions- und Willensprocess; ich glaube indess, dass diese Vorg\u00e4nge, wenn sie \u00fcberhaupt vorhanden sind, nur sehr kurz dauern. Apperception und Wollen sind, wie man annimmt, hervorgerufen durch \u00c4nderungen in der Gro\u00dfhirnrinde, dagegen k\u00f6nnen Reflexbewegungen, welche Sinnesreizen entsprechen, z. 13. die Contraction der Pupille oder das Blinzeln, noch ausgef\u00fchrt werden, Wenn die Gro\u00dfhirnrinde weggenommen ist, und ein Thier kann in diesem Zustande Bewegungen ausf\u00fchren, welche der Natur eines wirkenden Reizes entsprechen. Wirft man eine Taube, deren Gro\u00dfhirn","page":321},{"file":"p0322.txt","language":"de","ocr_de":"322\nJames McKeen Cattell.\nentfernt ist, in die Luft, so wird sie nicht nur fliegen, sondern auch Hindernisse vermeiden und in ganz nat\u00fcrlicher Weise wieder auf den Boden gelangen. Sie hat demnach Lichteindr\u00fccke, es scheinen ihr aber die Vorstellungen zu fehlen, entweder, weil sie Farbe und Gestalt nicht unterscheidet, oder weil ihr die Intelligenz fehlt, die Beschaffenheit derselben zu unterscheiden. In gleicher Weise kann wahrscheinlich eine Reaction der von uns betrachteten Art, sofern nur eine hinreichend lange Ein\u00fcbung vorausgegangen ist, ohne Betheiligung der Gro\u00dfhirnrinde ausgef\u00fchrt werden , d. h. ohne Apperception und Willensprocess. Wenn eine Versuchsperson im Ausf\u00fchren von Reac-tiouen unge\u00fcbt ist (in diesem Falle ist die Reactionszeit in der Reo-el l\u00e4nger als 150 a), so geht sehr wahrscheinlich die Willenszeit dem Wirken des Reizes voraus. Die Versuchsperson ruft dann durch eine willk\u00fcrliche Anstrengung, deren Dauer bestimmt werden kann, in den Leitungsbahnen zwischen dem Centrum f\u00fcr einfache Lichtreac-tionen und dem Centrum f\u00fcr Zuordnung von Bewegungen, sowie in dem letzteren Centrum selbst einen Zustand labilen Gleichgewichts hervor. Wenn dann ein Nervenimpuls zu dem ersten dieser Centren gelangt, verursacht er \u00c4nderungen nach zwei Richtungen : ein Impuls geht zur Gro\u00dfhirnrinde und bringt dort eine Apperception hervor, welche dem Reiz entspricht, zu gleicher Zeit verfolgt ein zweiter Impuls einen Weg, auf welchem er wenig Widerstand findet, nach dem Centrum f\u00fcr Zuordnung von Bewegungen, und die zugeh\u00f6rige Nervenerregung, die schon vorbereitet ist und nur noch auf das Signal wartet, wird vom Centrum nach den Handmuskeln gesandt. Wird die Reaction oft gemacht, so wird der ganze Gehirnprocess automatisch, der Reiz schl\u00e4gt von selbst den vorbereiteten Weg nach dem motorischen Centrum ein und l\u00f6st den Bewegungsimpuls aus.*)\nIch komme nun zu den Resultaten meiner Versuche. Ich gebe\n1) Diese Hypothese \u00fcber die Natur der Reaction verliert nichts von ihrer Wahrscheinlichkeit, wenn wir annehmen, dass die Centra f\u00fcr Empfindung und Apperception nicht von einander verschieden sind, oder gar, dass bei der Reaction das Gehirn in irgend einer geheimnissvollen Weise \u00bbals Ganzes fungirt\u00ab. In dieser Abhandlung nehme ich durchg\u00e4ngig an, dass psychische Zust\u00e4nde abh\u00e4ngig sind von Aenderungen im Gehirn. Wir wissen allerdings nur wenig \u00fcber die Functionen des letzteren. Ich mache daher auch m\u00f6glichst wenig Annahmen, und diese m\u00fcssen bei der Betrachtung streng unterschieden werden von den positiven Resultaten, deren Ver\u00f6ffentlichung Zweck dieser Abhandlung ist.","page":322},{"file":"p0323.txt","language":"de","ocr_de":"Psychometrische Untersuchungen.\n323\nhier nur die Werthe an, welche ich f\u00fcr B. (Dr. G. O. Berger) und G. (Verfasser dieser Abhandlung) erhalten habe; \u00e4hnliche Versuche habe ich gemacht mit anderen Personen von verschiedenem Alter, Geschlecht, verschiedener Besch\u00e4ftigung u. s. w., aber diese Versuche k\u00f6nnen wohl besser betrachtet werden, nachdem wir die Resultate sorgf\u00e4ltiger und zahlreicher Beobachtungen mit ge\u00fcbten Personen kennen gelernt haben. Zun\u00e4chst haben wir zu betrachten die einfache Reactionszeit f\u00fcr Lichteindr\u00fccke. War diese Zeit zu messen, und war alles vorbereitet, wie es im vorigen Abschnitt beschrieben ist, so fixirte der Reagirende den Punkt, an welchem das Licht zu erscheinen hatte. Der Ablesende setzte darauf das Uhrwerk in Bewegung und lie\u00df ungef\u00e4hr eine Secunde sp\u00e4ter mit H\u00fclfe des Fallchronometers den Lichtreiz erscheinen. Der Reagirende hob die Hand so rasch als m\u00f6glich, und die Zeigerstellungen vor und nach dem Versuch ergaben unmittelbar die Zeit zwischen dem Erscheinen des Lichtreizes und dem Beginn der Muskelcontraction. In keinem einzigen Falle, soweit ich mich erinnern kann, ergab sich eine vorzeitige Reaction. Die einzige St\u00f6rung ging vom Chronoskop aus, wenn das Gangwerk von der vibri-renden Feder nicht richtig regulirt wurde. Wenn es der Ahlesende rechtzeitig bemerkte, lie\u00df er \u00fcberhaupt keinen Lichtreiz wirken. Bemerkt wurde diese gelegentliche Unordnung im Chronoskop jedesmal, so dass sie die Genauigkeit der gegebenen Zeiten nicht beeintr\u00e4chtigen kann, aber der Reagirende wurde zuweilen dadurch gest\u00f6rt, so dass seine Reactionen in einzelnen F\u00e4llen vielleicht etwas unregelm\u00e4\u00dfiger geworden sind. Ueberall in dieser Abhandlung gehe ich die Resultate s\u00e4mmtlicher Reihen und s\u00e4mmtlicher Einzelreactionen an; au\u00dferdem f\u00fcge ich dem Resultat jeder Reihe noch einen corrigirten Werth hinzu, den man nach der oben beschriebenen Methode erh\u00e4lt. Diese Correctur schlie\u00dft alle abnormen F\u00e4lle aus. In den Tabellen gebe ich das in bekannter Weise berechnete Mittel aus den Abweichungen jeder einzelnen Reaction von dem Mittel der Reihe, welcher sie angeh\u00f6rt (V).\nDie in den Tabellen unter R gegebenen Mittel sind (wenn nicht ausdr\u00fccklich etwas anderes bemerkt ist) aus den 26 Versuchen, welche eine Reihe ausmachen, berechnet, die unter R' gegebenen Mittel aus den 20 Versuchen der corrigirten Reihen. Die Tabelle I gibt die Resultate von 20 Reihen einfacher Lichtreactionen, die in Pausen mnerhalb sechs Monaten gemacht sind.\nWandt, Philos. Studien, m.\n22","page":323},{"file":"p0324.txt","language":"de","ocr_de":"324\nJames M\u00b0Keen Catteli.\nTabelle I.\n31. III.\n3. IV.\n2. VII.\nDie Tabelle zeigt, dass das Mittel aus 520 Reactionen auf Tageslicht, welches von einer wei\u00dfen Fl\u00e4che reflectirt wird, f\u00fcr B. 150, f\u00fcr C. 146 a betr\u00e4gt, oder, wenn die Reihen nach der beschriebenen Methode corrigirt sind, f\u00fcr beide um 1 a gr\u00f6\u00dfer wird. Das Gesammt-mittel aus den mittleren Variationen der einzelnen Reihen war f\u00fcr B. 13, f\u00fcr C. 11 a und wurde in den corrigirten Reihen resp. 8 und 7 ff. Man wird aus der Tabelle ersehen, dass die zu verschiedenen Zeiten gemachten Reihen nur unbedeutend von einander abweichen; die mittlere Variation der Resultate der 20 Reihen ist f\u00fcr B. 9, f\u00fcr C. 5 ff. Die Reactionszeit ge\u00fcbter Versuchspersonen ist also eine ganz constante Gr\u00f6\u00dfe ; nehmen wir irgend eine Reaction , so ist sie kaum um eine Hundertstel Secunde verschieden von der vorhergehenden und folgenden und um weniger als zwei Hundertstel Secunden von den Reactionen, welche an anderen Tagen und unter anderen Umst\u00e4nden gemacht sind. Dennoch lege ich auf die dritte Decimalstelle nicht","page":324},{"file":"p0325.txt","language":"de","ocr_de":"Psychometrische Untersuchungen.\n325\nyjel Gewicht; wenn die vorliegende Untersuchung zu wiederholen w\u00e4re, w\u00fcrden wir wahrscheinlich nicht bis auf eine Tausendstel Se-cunde genau dieselben Resultate erhalten. Wenn also z. B. B.\u2019s Re-actionszeit f\u00fcr Licht als 150 a angegeben wird, so meine ich nur, dass dies das Resultat dieser 520 Reactionsversuche war ; wenn wir sie mit anderen Werthen zu vergleichen haben und die absolute L\u00e4nge von B.'s Reactionszeit angeben wollen, so beschr\u00e4nken wir uns daher am besten daraufzu sagen, dass sie 0.15\" betr\u00e4gt, oder vielleicht noch besser, dass sie zwischen 0.14\" und 0.16\" liegt.\nIn den angef\u00fchrten Versuchen wurde die Reaction mit der rechten Hand ausgef\u00fchrt. Die Zeit ist dieselbe f\u00fcr die linke Hand.*) Ich gehe in Tabelle II das Mittel aus 5 Reihen (150 Reactionen), die mit der linken Hand auf Licht und in gleicher Weise auf Schall1 2 3) ausgef\u00fchrt sind.\nTabelle II.3)\n\t\t3.\t\t\t\tC.\t\t\t\n\t\tR\tV\tR'\tV\tR\tV\tR'\tV\nLicht\t3.-7. IV.\t153\t12\t156\t8\t147\t11\t148\t6\nSchall\t3.-7. IV.\t126\t8\t126\t6\t122\t11\t122\t7\nEs ist, wie die sp\u00e4teren Abschnitte dieser Abhandlung zeigen werden, f\u00fcr uns von gro\u00dfem Interesse, dass die Zeit l\u00e4nger ist, wenn die Reaction mit den Sprachorganen ausgef\u00fchrt wird. Um diese Zeit zu bestimmen, benutzte ich die beiden obengenannten Schl\u00fcssel, den Lippen- und Schallschl\u00fcssel. In beiden F\u00e4llen sagte der Reagi-\n1)\tTischer, Philos. Stud. I, 534.\u2014 Merkel, ebda. II, 88. Die von Hall und Hartwell erhaltenen Resultate (Mind. 1883) sind wahrscheinlich unrichtig; sie scheinen die Arbeiten von Tischer und Merkel nicht gekannt zu haben.\n2)\tDer Schall wurde (wie in allen F\u00e4llen, wo die Reactionszeit f\u00fcr Schall zu Messen war) hervorgebracht durch eine Steinkugel von 22 g Gewicht, welche aus einer H\u00f6he von 23 cm auf die h\u00f6lzerne Basis des Hipp\u2019schen Fallapparates auffiel.\n3)\tDer Raumersparnis wegen gebe ich in dieser, wie in einigen anderen Tabellen, nur das Gesammtmittel aus den mittleren Variationen der einzelnen Reihen <M. V.).\n22*","page":325},{"file":"p0326.txt","language":"de","ocr_de":"326\nJames McKeen Cattell.\nrende so rasch als m\u00f6glich nach dem Erscheinen des Lichtes \u00bbJetzt !\u00ab und diese Bewegung der Sprachorgane brachte die Zeiger des Chrono-skops in fr\u00fcher beschriebener Weise zum Stillstehen. Die Resultate dieser Versuche sind in der folgenden Tabelle angegeben. Sie zeigt, dass es ungef\u00e4hr 30 ff mehr erfordert, die Reaction mit den Sprach-organen anstatt mit der Hand auszuf\u00fchren.\nTabelle III.\n\tSchallschl\u00fcssel\t\t\t\tLippens\t\tchl\u00fcssel\t\n\tB.\t\tC.\t\tL\t\tC\t\n1885\tR\tR'\tR\tR'\tR\tR'\tR\tR\u2019\n3. IV. 5. IV. 7. IV.\t161 161 175 170 168\t167 159 176 168 168\t177 165 175 175 157\t176 165 176 172 159\t199 185 199 189 166\t199 187 201 186 165\t172 173 172 177 185\t171 173 173 177 176\nM.\t168\t168\t170\t170\t188\t188\t176\t174\nM. V.\t19\t10\t16\t10\t11\t6\t13\t8\nAu\u00dfer diesen beiden benutzte ich noch eine andere Methode, um die Dauer der Reaction mit den Sprachorganen zu bestimmen. Der Reagirende sagte nach dem Erscheinen des Lichtes so rasch als m\u00f6glich \u00bbJetzt!\u00ab ; ein zweiter Reagirender \u00f6ffnete, sobald er diesen Schall h\u00f6rte , den Telegraphenschl\u00fcssel und brachte dadurch die Zeiger des Chronoskops zum Stillstehen. Die Uhr zeigte demnach eine doppelte Reactionszeit an, die des ersten Reagirenden mit den Sprachorganen auf Licht und die des zweiten Reagirenden mit der Hand auf Schall-Diese zweite Zeit k\u00f6nnen wir bestimmen; ziehen wir dieselbe von der ganzen Zeit ab, so erhalten wir die Reactionszeit f\u00fcr die Sprachorgane des ersten Reagirenden* Nimmt man das Mittel aus mehreren Reihen, so wird der Fehler sehr klein. Einer weiteren Anwendung dieser Methode werden wir weiter unten begegnen. F\u00fcr den gegenw\u00e4iti\u201een Zweck wurde sie gr\u00f6\u00dftentheils ersetzt durch den Gebrauch des LippeD","page":326},{"file":"p0327.txt","language":"de","ocr_de":"Psychometrische Untersuchungen.\n327\nund Schallschl\u00fcssels ; es stellen sich indess bei Anwendung dieser Intrumente einige Schwierigkeiten ein, vorz\u00fcglich wenn man es mit unge\u00fcbten Personen, z. B. Kindern oder Wahnsinnigen, zu thun hat. Die dritte Methode k\u00f6nnte ferner angewandt werden, um die Dauer der Reaction und \u00e4hnlicher Vorg\u00e4nge hei Thieren zu bestimmen, und ebenso um die Dauer gewisser reflexer Vorg\u00e4nge zu messen, hei denen die Bewegung schwer zu registriren ist. Ich gehe in Tab. IV die Resultate von 4 Reihen von Reactionen, die auf diese Weise angestellt sind, und hei denen Herr H. Wolfe die Schallreactionen ausf\u00fchrte.\nTabelle IV.\n\tB.\t\t\t\tC.\t\t\t\n\tR\tV\tR'\tV\tR\tV\tR'\tV\n7.1.\t349\t30\t346\t20\t328\t32\t321\t17\n\t330\t37\t332\t23\t327\t24\t326\t14\n30.\t380\t30\t372\t20\t392\t27\t392\t18\n\t357\t32\t349\t19\t393\t25\t393\t16\nM.\t354\t32\t350\t20\t360\t27\t358\t16\nWolfe\u2019s Reactionszeit f\u00fcr Schall betrug ungef\u00e4hr 150 a. Die am 30. Januar gemachten Reihen scheinen etwas lange Zeiten ergeben zu haben, die \u00fcbrigen entsprechen dem Fall, wo die Bewegung der Sprach-organe direct registrirt wurde. Die L\u00e4nge der Reactionszeit h\u00e4ngt von Bedingungen ab, die man in zwei Classen theilen kann, je nachdem sie sich auf den Sinnenreiz oder auf die reagirende Person beziehen. Bei den vorliegenden Versuchen war es eher meine Aufgabe, diese Fehlerquellen zu vermeiden als sie zu untersuchen. Ich benutzte daher immer dieselben Reize und immer dieselben Versuchspersonen. Die einzige variable Bedingung war der ver\u00e4nderliche Zustand der Versuchsperson, der im Wesentlichen abhing von den verschiedenen Graden der Aufmerksamkeit, Erm\u00fcdung und Hebung. Es erschien w\u00fcn-schenswerth, diese Bedingungen gr\u00fcndlich zu untersuchen, einmal weil sie Licht werfen auf die Natur der Gehirnprocesse, und zweitens weil wir, um die Genauigkeit unserer Resultate beurtheilen zu k\u00f6nnen, erst wissen m\u00fcssen, welchen Einfluss jene Bedingungen auf die Dauer","page":327},{"file":"p0328.txt","language":"de","ocr_de":"328\nJames McKeen Cattell.\nder untersuchten Processe aus\u00fcben. Die eingehende Betrachtung dieses Gegenstandes kann ich am besten bis an das Ende der Abhandlung verschieben, es wird jedoch vortheilhaft sein, bevor wir weiter gehen erst die Beziehung der Aufmerksamkeit zur L\u00e4nge der Reactionszeit zu betrachten. Man hat gew\u00f6hnlich angenommen, dass die L\u00e4nge der Reactionszeit von den verschiedenen Graden von Aufmerksamkeit in hohem Ma\u00dfe abh\u00e4ngig sei, und diese Annahme ist ganz nat\u00fcrlich, wenn der gr\u00f6\u00dfte Theil der ganzen Reactionszeit von dem Apperceptions- und Willensprocesse in Anspruch genommen wird. Ist dagegen die Reaction durch Uebung automatisch geworden, so kann die Dauer nur wenig abh\u00e4ngig sein von der Anspannung der Aufmerksamkeit w\u00e4hrend der Reaction. Die Reactionszeit w\u00fcrde indess verl\u00e4ngert werden, wenn die Bedingungen derartig w\u00e4ren, dass sie es der Versuchsperson erschwerten, die Leitungsbahn und das motorische Centrum in Bereitschaft zu halten. Das einfachste Mittel, die Aufmerksamkeit abzulenken , besteht darin, dass man einen Schall hervorbringt, w\u00e4hrend die Reactionen zu machen sind. Ich lie\u00df drei Metronome rasch schlagen und klingeln. Die Resultate der unter diesen Umst\u00e4nden ange-stellten Versuche mit Licht und Schall sind in der folgenden Tabelle angegeben.\nTabelle V.\n\tLicht\t\t\t\tSchall\t\t\t\n\tB.\t\tC.\t\tB.\t\tC.\t\n\tR\tR\u2019\tR\tR'\tR\tR\u2019\tR\tR'\n2. IV.\t149\t150\t162\t159\t122\t120\t121\t118\n3.\t159\t159\t146\t147\t124\t127\t120\t119\n\t152\t152\t144\t142\t126\t124\t128\t127\n4.\t146\t148\t162\t161\t132\t131\t137\t138\n5.\t155\t155\t168\t170\t119\t119\t125\t124\nM.\t152\t153\t156\t156\t125\t124\t126\t125\nM. V.\t8\t5\t10\t6\t10\t6\t10\t6\nVergleicht man diese Resultate mit den in Tab. I angegebenen, so sieht man, dass die Reactionszeit f\u00fcr Licht bei B. um 2, bei C. um 10 a l\u00e4nger geworden ist. Diese Zuw\u00fcchse sind sehr unbedeutend;","page":328},{"file":"p0329.txt","language":"de","ocr_de":"Psychometrische Untersuchungen.\n329*\nbei B liegen sie innerhalb der Grenzen der nat\u00fcrlichen Variation. Die Reactionszeit f\u00fcr Schall war dieselbe, als w\u00e4re das st\u00f6rende Ger\u00e4usch nicht da. Wundt1) fand, dass die Reactionszeit durch ein st\u00f6rendes Ger\u00e4usch betr\u00e4chtlich verl\u00e4ngert wurde ; das lag wahrscheinlich daran, dass die Versuchspersonen noch nicht dazu gelangt waren, die Reaction automatisch zu machen. Au\u00dferdem wurde die Zwischenzeit zwischen dem vorbereitenden Signal und dem Reiz nicht ann\u00e4hernd constant gehalten, wie es in unseren Versuchen der Fall war. Die Versuche von Ob er st ein er2) sind nicht derart ausgef\u00fchrt, dass sie genaue Resultate ergehen konnten.\nDie Aufmerksamkeit kann noch mehr ahgelenkt werden, wenn dem Gehirn, w\u00e4hrend die Reactionen zu machen sind, irgend eine andere Besch\u00e4ftigung aufgetragen wird. Ein gutes Mittel, dies zu erreichen, besteht darin, dass man den Reagirenden m\u00f6glichst rasch von irgend einer Anfangszahl ausgehend immer wieder 17 addiren l\u00e4sst. Andererseits kann die Aufmerksamkeit in hohem Grade angespannt werden durch eine wirkliche Anstrengung von Seiten der Versuchsperson. Viele Experimentatoren scheinen das hei allen ihren Versuchen angestreht zu haben; Exner z. B. sagt3), dass er vor Anstrengung geschwitzt, obgleich er ruhig auf seinem Stuhl gesessen habe. Bei meinen Versuchen wurde die Aufmerksamkeit in einem Zustand gehalten, welchen ich normal nennen werde; die Versuchsperson erwartete den Reiz und reagirte auf denselben, aber strengte ihre Aufmerksamkeit nicht an und beeilte sich nicht besonders. Wir unterscheiden demnach drei Grade von Aufmerksamkeit und bezeichnen sie als gespannt, normal und ahgelenkt.\nDie ersten Versuche \u00fcber diesen Gegenstand wurden im Winter 1883\u201484 gemacht, bevor das Chronoskop richtig controlirt war; die absoluten Zeiten m\u00f6gen also um ungef\u00e4hr 10 a zu gro\u00df oder zu klein sein, die relativen Zeiten sind aber richtig. Als Reize dienten das elektrische Licht einer Puluj\u2019schen R\u00f6hre und ein Inductionsschlag von m\u00e4\u00dfiger St\u00e4rke auf den linken Unterarm. Bei diesen Versuchen \"wurden 15 Reactionen in einer Reihe ausgef\u00fchrt und hei den corri-\n1)\tPhysiol. Psych. II, 243.\n2)\tBrain 1879.\n3)\tHermann\u2019s Hdb. d. Physiol. 2.Bd. II, 287.","page":329},{"file":"p0330.txt","language":"de","ocr_de":"330\nJames McKeen Cattell.\ngirten Reihen 5 weggelassen. Die Zahlen in der Tabelle sind Mittel aus 10 Reihen.\nTabelle VI.\n\tgesj\tannt\t\t\tnormal\t\t\tabgelenkt\t\t\t\nR\tV\tR'\tV\tR\tV\tR\u2019\tV\tR\tV\tR'\tV\n\t12.\u201425.\t\tII. 1884.\tB.\tLicht\t\t\t\t\t\t\t\t\n189\t15\t187\t8\t201\t17\t197\t9\t245\t28\t242\t13\n\t\tC.\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n158\t17\t156\t10\t132\t16\t133\t9\t153\t19\t151\t10\n\t27.\tII-\u20146- III. 1884\tR.\tElektrischer Reiz\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n160\t13\t161\t7\t165\t12\t164\t7\t190\t16\t189\t9\n\tC.\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n147\t14\t147\t8\t150\t15\t150\t9\t184\t21\t184\t11\nAehnliche Versuche wurden 1885 angestellt; als Reize dienten Tageslicht und Schall. Die in der folgenden Tabelle angegebenen Zeiten sind wie gew\u00f6hnlich aus 26 Reactionen genommen.\nTabelle VII.\n\tgespannt\t\t\t\tnormal\t\t\t\tabgelenkt\t\t\t\n\tR\tV\tR\u2019\tV\tR\tV\tR'\tV\tR\tV\tR'\tV\n\t\t\t\t\t\tR.\t\t\tLicht\t\t\t\n27. II.\t144\t16\t147\t7\t148\t14\t147\t8\t196\t26\t185\t12\n\t131\t11\t130\t8\t160\t13\t162\t8\t186\t26\t183\t19\n28. II.\t141\t10\t143\t7\t139\t13\t142\t11\t178\t15\t180\t11\n\t137\t8\t139\t4\t161\t15\t163\t9\t179\t16\t179\t10\n\t143\t8\t144\t6\t152\t13\t149\t7\t194\t14\t190\t9\nM.\t139\t11\t141\t6\t152\t14\t153\t9\t187\t19\t183\t12","page":330},{"file":"p0331.txt","language":"de","ocr_de":"Psychometrische Untersuchungen.\n331\n\t\tgesp\tannt\t\t\tnormal\t\t\tabgelenkt\t\t\t\n\tR\tV\tR'\tV\tR\tF\t*\tV\tR\tV\tR'\tV\n\tC.\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n27. II.\t149\t13\t150\t9\t146\t10\t144\t7\t166\t12\t167\t7\n\t149\t7\t150\t4\t144\t9\t144\t6\t154\t16\t156\t11\n28. II.\t146\t8\t144\t5\t149\t9\t149\t6\t157\t13\t159\t8\n\t146\t12\t144\t8\t146\t9\t146\t5\t154\t9\t155\t6\n\t140\t8\t139\t5\t144\t9\t143\t6\t163\t14\t160\t9\nM.\t146\t10\t145\t6\t146\t9\t145\t6\t159\t13\t159\t8\n\t\t\t\t\t\tB.\t\t\tSchall\t\t\t\n2. II.\t132\t7\t132\t5\t157\t11\t157\t8\t193\t26\t189\t13\n\t129\t6\t129\t5\t158\t19\t149\t8\t188\t28\t191\t19\n3. II.\t127\t14\t129\t4\t155\t14\t152\t7\t174\t12\t173\t8\n\t123\t9\t122\t6\t147\t10\t145\t6\t169\t24\t163\t17\n4. II.\t127\t7\t126\t5\t138\t9\t139\t6\t188\t24\t183\t17\nM.\t128\t9\t128\t5\t151\t12\t148\t7\t182\t23\t180\t15\n\tC.\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n2. II.\t129\t12\t126\t8\t145\t10\t140\t6\t166\t18\t162\t12\n\t135\t11\t135\t8\t133\t12\t132\t9\t156\t19\t148\t14\n3. II.\t125\t12\t127\t6\t141\t11\t140\t8\t158\t15\t161\t9\n\t123\t12\t123\t8\t142\t11\t139\t6\t155\t17\t155\t12\n4. II.\t131\t11\t126\t8\t136\t10\t133\t5\t157\t15\t153\t9\nM.\t129\t11\t128\t8\t139\t11\t137\t7\t159\t17\t156\t11\nIch stelle die Resultate dieser Versuche in der folgenden Tabelle noch einmal zusammen, indem ich die bei normaler Aufmerksamkeit gefundenen Zeiten gleich 0 setze.\nTabelle VIII.\n\tB.\t\tC.\t\nAufmerksamkeit\tgesp.\tabgel.\tgesp.\tabgel.\nElektrisches Licht\t\u2014 12\t+ 44\t+ 26\t+ 21\nInductionsschlag Tageslicht\t\u2014\t5 \u2014\t13\t+ 25 + 35\t\u2014 3 0\t+ 34 + 13\nSchall\t\u2014 23\t+ 31\t\u2014 10\t+ 20\nM.\t- 13\t+ 34\t+ 3\t+ 22","page":331},{"file":"p0332.txt","language":"de","ocr_de":"332\nJames McKeen CattelL\nMan sieht, dass, wenn das Gehirn anderweitig in Anspruch ge nommen ist, die Reactionszeit verl\u00e4ngert wird, wenn auch nicht bedeutend. Auf der anderen Seite ist die Zeit nur wenig k\u00fcrzer, wenn die Versuchsperson sich sehr anstrengt, schnell zu reagiren, als wenn sie die Reaction bequem und nat\u00fcrlich ausf\u00fchrt. Diese Versuche unterst\u00fctzen die Hypothese, dass die einge\u00fcbte Reaction ein automatischer Vorgang ist, welcher die Th\u00e4tigkeit der Gro\u00dfhirnrinde nur in soweit in Anspruch nimmt, als dieselbe die Bewegung vorbereitet : Ein Nebenger\u00e4usch verursachte weder bei B. noch bei C. eine St\u00f6rung, indem dasselbe offenbar nicht hinderte, die Theile des Gehirns, welche bei einer Reaction betheiligt sind, in Bereitschaft zu setzen. Wenn dagegen das Gehirn damit besch\u00e4ftigt war, von einer Zahl aus immer wieder 17 zu addiren, so vermochte es die niederen Centra nicht so gut in Bereitschaft zu setzen, und die Reactionszeit wurde verl\u00e4ngert. Andererseits konnte eine besonders starke Anspannung des Willens die Reactionszeit nur wenig verk\u00fcrzen, da sich die Leitungsbahn und das motorische Centrum auch ohne solche Anspannung schon im Zustande labilen Gleichgewichts befanden.\nEs gibt noch einen anderen Weg, um die Aufmerksamkeit abzulenken. Bei der Bestimmung der Dauer normaler Reactionen folgte der Reiz ungef\u00e4hr eine Secunde nach dem Signal, so dass sich die Ge-hirntheile in einen Zustand vollst\u00e4ndiger Bereitschaft zu versetzen vermochten. Man k\u00f6nnte nun erwarten, dass wir nicht im Stande w\u00e4ren, diese Theile sehr lange im Zustande labilen Gleichgewichts zu erhalten, und die Versuche zeigen, dass diese Annahme in der That richtig ist. Anstatt den Reiz immer 3/4\u2014 5/4\" nach dem Signal wirken zu lassen, lie\u00df ich die Pausen bis zu 2\" dauern und erhielt so die Resultate, welche die folgende Tabelle enth\u00e4lt.\nTabelle IX.\n\tB.\t\t\t\tC.\t\t\t\n\tR\tV\tR'\tV\tR\tV\tRr\tV\n27. II.\t148\t10\t149\t7\t155\t9\t155\t5\n\t136\t9\t139\t6\t147\t11\t148\t6\n28.\t139\t9\t139\t6\t143\t12\t142\t6\n\t156\t10\t154\t6\t157\t11\t158\t7\n4. IV.\t146\t16\t145\t10\t162\t12\t159\t8\nM.\t145\t11\t145\t7\t153\t11\t152\t6","page":332},{"file":"p0333.txt","language":"de","ocr_de":"Psychometrische Untersuchungen.\n333\nDie Wahlen zeigen, dass die Aufmerksamkeit, d. h. die Centra, welche in einen Zustand labilen Gleichgewichts versetzt sind, ungef\u00e4hr 1\" lang in. Spannung gehalten werden k\u00f6nnen. B.\u2019s Zeit ist ein wenig k\u00fcrzer als normal ; das r\u00fchrt wahrscheinlich daher, dass er seine Aufmerksamkeit mehr anspannte und trotz des gr\u00f6\u00dferen Intervalls die Centra genauer im Zustand labilen Gleichgewichts hielt. Andrerseits ist C.'s Zeit ein wenig l\u00e4nger, da die Anspannung der Aufmerksamkeit seine Zeiten nicht verk\u00fcrzte, aber die l\u00e4ngeren Pausen das Maximum der Bereitschaft beeintr\u00e4chtigten. In gleicherweise wurden die Pausen zwischen Signal und Reiz von dem Ablesenden beliebig zwischen normal und 15\" variirt. Derartige Versuche wurden sowohl mit Licht als mit Schall angestellt.\nTabelle X.\n\tLicht\t\t\t\tSchall\t\t\t\n\tB.\t\tC.\t\tB.\t\tC.\t\n\tR\tR\u2019\tR\tR\u2019\tR\tR\u2019\tR\tR'\n27. II.\t200\t198\t170\t168\t184\t173\t174\t169\n28. n.\t204\t196\t164\t164\t176\t173\t167\t166\n\t168\t161\t\t\t168\t164\t154\t147\n4. IV.\t159\t158\t184\t181\t171\t171\t173\t166\n5. IV.\t178\t174\t174\t176\t158\t159\t170\t166\nM.\t182\t177\t173\t172\t171\t168\t168\t163\nM. V.\t22\t14\t16\t11\t23\t13\t22\t13\nMan sieht, dass die Zeiten bedeutend l\u00e4nger sind als die normalen ; ebenso ist die mittlere Variation gr\u00f6\u00dfer1). Die ersten Reihen von B. ergaben besonders lange Zeiten; sp\u00e4ter lernte er sich den Bedingungen besser anzupassen. Alle diese Versuche zeigen, dass bei C. die Reac-\n1) In zwei F\u00e4llen erhielt ich bei JB.\u2019b Reactionen auf Schall bemerkenswerthe Resultate. Ich lie\u00df gegen das Ende der Reihen das Intervall zwischen Signal und eiz regelm\u00e4\u00dfig und normal werden. B. merkte nicht, dass irgend eine Aenderung i? Erfahren eingetreten war, aber seine Reactionszeit wurde nach den ersten zwei ersuchen um 40 a k\u00fcrzer. Die in Betracht kommenden Gehirntheile waren also ? \u00ae ^ass er sich dessen bewusst wurde, in den gew\u00f6hnlichen h\u00f6chsten Grad von 1 em Gleichgewicht versetzt worden.","page":333},{"file":"p0334.txt","language":"de","ocr_de":"334\nJames McKeen Cattell.\ntion wahrscheinlich mehr automatisch geschieht als hei B. Gegen meine Erwartung scheint die Reaction auf Schall durch Ablenkung der Aufmerksamkeit mehr verl\u00e4ngert zu werden als die auf Licht ob wohl es doch weniger Anstrengung erfordert auf Schall zu reagiren (die Reaction scheint vielmehr ganz von selbst zu erfolgen), und obwohl wir wissen, dass es leicht ist, nach tactm\u00e4\u00dfigen Schalleindr\u00fccken Bewegungen auszuf\u00fchren.\nIch machte weitere Versuchsreihen, hei denen wie gew\u00f6hnlich \u00bbJetzt!\u00ab gesagt und das Chronoskop in Gang versetzt, aber der Lichtreiz nur in der H\u00e4lfte der F\u00e4lle hervorgebracht wurde. Dabei leitete mich der Gedanke, dass die Versuchsperson ihre Gehirncentra nicht in den h\u00f6chsten Grad labilen Gleichgewichts versetzen k\u00f6nnte, weil sonst der Bewegungsimpuls auch in den F\u00e4llen abgesandt werden w\u00fcrde, wo kein Reiz hervorgebracht worden war. Die in der Tabelle gegebenen Mittel sind aus 13 resp. 10 Versuchen genommen, da nur bei der H\u00e4lfte der Versuche Zeiten gemessen wurden. Die hier hervorgebrachte Verz\u00f6gerung ist verwandt mit der sp\u00e4ter zu betrachtenden Willenszeit.\nTabelle XI.\n\tB.\t\t\t\tc.\t\t\t\n\tR\tr\tR\u2019\tV\tR\tV\tR'\tV\n27. II.\t153\t18\t147\t10\t174\t22\t165\t8\n\t148\t10\t148\t6\t166\t18\t160\t8\n28.\t154\t23\t148\t15\t142\t6\t143\t5\n\t165\t20\t157\t10\t154\t12\t156\t6\n\t157\t9\t156\t7\t153\t12\t150\t8\nM.\t155\t16\t151\t10\t158\t14\t155\t7\nAus allen diesen Versuchen erkennen wir, dass gew\u00f6hnliche Grade von Aufmerksamkeit auf die L\u00e4nge der Reactionszeit nur wenig Einfluss haben *) 2). Wir finden weiter Gr\u00fcnde, welche f\u00fcr unsere An-\nil G. Stanley Hall (Mind. No. XXX) ma\u00df die Reactionszeit zweier Personen in hypnotischem Zustande und fand, dass die eine l\u00e4ngere, die andere k\u00fcrzere Zeiten ergab als in normalem Zustande. Er nahm an, dass der Fall, in welchem die Zeiten k\u00fcrzer waren, der typische w\u00e4re ; da er weiter annimmt, \u00bbdass der beste Weg, die","page":334},{"file":"p0335.txt","language":"de","ocr_de":"Psychometrische Untersuchungen.\n335\nnahm6 sprechen, dass, l\u00e4ngere Uebung und ann\u00e4hernde Constanz der Zwischenzeit zwischen Vorbereitung und Reiz vorausgesetzt, Apperceptions- und Willensprocesse in der Reactionszeit nicht mehr enthalten sind. Es ist also nicht nothwendig, den Reiz wahrzunehmen, damit das motorische Centrum erregt werden kann , und der Willensact geht in diesem Falle bereits vor sich , ehe der Reiz ankommt, und besteht darin, dass er die in Betracht kommenden Theile des Gehirns in Bereitschaft setzt.\nReactionszeit kleiner zu machen, in einer starken Anspannung der Aufmerksamkeit\u00ab bestehe, scheint er von der Ansicht auszugehen, als oh die k\u00fcrzeren Zeiten, welche die Versuchsperson in hypnotischem Zustande lieferte, ein Beweis daf\u00fcr w\u00e4ren, dass dieser Zustand auf gr\u00f6\u00dferer Anspannung der Aufmerksamkeit beruhe. Die Schl\u00fcsse, welche man aus den Versuchen ziehen sollte, sprechen aber gerade f\u00fcr das Gegen-theil. Die Person lieferte in normalem Zustande au\u00dfergew\u00f6hnlich lange Zeiten (338 ff); sie empfand also vielleicht erst den elektrischen Schlag und f\u00fchrte darauf die Bewegung durch einen willk\u00fcrlichen Act aus. Wenn sie hypnotisirt war, war ihre Intelligenz mehr oder weniger paralysirt und die (immer noch lange) Reaction wurde mehr automatisch. Die Versuche mit dieser einen Person dienen also gerade dazu, die Annahme von Bain und Hammond zu unterst\u00fctzen, dass im hypnotischen Zustande die Th\u00e4tigkeit der Gro\u00dfhirnrinde aufgehoben sei, w\u00e4hrend Prof. Hall umgekehrt sagt, dass sie diese Theorie \u00bbsicherlich nicht unterst\u00fctzten\u00ab.\n2) Ich glaube, dass oft Unregelm\u00e4\u00dfigkeiten in den Apparaten auf Rechnung der Aufmerksamkeit gesetzt worden sind.\n(Fortsetzung folgt im n\u00e4chsten Heft.)","page":335},{"file":"p0336.txt","language":"de","ocr_de":"\n-,\n\u25a0","page":336}],"identifier":"lit4546","issued":"1886","language":"de","pages":"305-335","startpages":"305","title":"Psychometrische Untersuchungen, Erste Abtheilung","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:35:10.822543+00:00"}