Open Access
{"created":"2022-01-31T14:24:22.955745+00:00","id":"lit4558","links":{},"metadata":{"alternative":"Philosophische Studien","contributors":[{"name":"Wirth, Wilhelm","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Philosophische Studien 17: 311-430","fulltext":[{"file":"p0311.txt","language":"de","ocr_de":"Der Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder und seine Analogien.\nVon\nWilhelm Wirth.\nZweiter Theil.\nDie Ver\u00e4nderungen der Farbenerregbarkeit.\nMit 21 Figuren im Text und Tafel H u. UL\nEinleitung.\nDer erste Theil dieser Arbeit hatte sich auf die Feststellung der objectiven Helligkeitswerthe bezogen, denen ein und das n\u00e4mliche negative Helligkeitsnachbild auf reagirenden Fl\u00e4chen verschiedener Helligkeit entspricht. Dabei wurden zur Entstehung des Nachbildes meistenteils, zur Messung als reagirende Reize sogar immer nur farblose Helligkeiten verwendet. Es war also damit zun\u00e4chst diejenige Seite aus einem weiteren System functioneller Zusammenh\u00e4nge herausgel\u00f6st worden, die in ihrer allgemeineren Richtung bereits aus der unmittelbaren Beobachtung und Sch\u00e4tzung hinl\u00e4nglich bekannt war, so dass die angewandte Methode neben ihrer technischen Einfachheit auch theoretisch vollkommene Klarheit besa\u00df. Das Nachbild und seine objective Ausgleichung behufs seiner Messung bedeutete im wesentlichen nur eine Verschiebung innerhalb der Schwarz-Wei\u00df-Linie des gesammten Farbencontinuums.\nWenn man nun beliebig von einander abweichende Licht-gualit\u00e4ten neben einander bringt und l\u00e4ngere Zeit fixirt, so k\u00f6nnen beiden benachbarten Sehfeldbezirke nat\u00fcrlich in viel mannigfaltigeren Richtungen hinsichtlich ihrer Erregbarkeit differiren, je\nWnndt, Philos. Studien. XVII.\t21","page":311},{"file":"p0312.txt","language":"de","ocr_de":"312\nWilhelm Wirth.\nnach der Richtung, in welcher sich die Ausgangsreize von einander unterschieden. Auch in diesen F\u00e4llen m\u00fcssen sich die subjectiven, im Nachbild enthaltenen Empfindungsdifferenzen, welche auf den verschiedenartigsten reagirenden Reizfl\u00e4chen hei objectiver Gleichartigkeit des Feldes gesehen werden, durch eine ganz bestimmte objective Ver\u00e4nderung einer der beiden benachbarten Stellen ausgleichen und somit quantitativ bestimmen lassen. Variirt man nun f\u00fcr eine bestimmte Erregbarkeitsdifferenz die reagirende Projectionsfl\u00e4che in irgend einer eindeutig festgehaltenen Richtung des Farbencontinuums und stellt die zugeh\u00f6rigen Werthe des Nachbildes zusammen, die in jener quantitativen Bestimmung gewonnen wurden, so erh\u00e4lt man eine Analogie zum Fechner-Helmholtz\u2019schen Satze. Diese Analogie trifft vollst\u00e4ndig mit dem Satze selbst zusammen, wenn dabei speciell die Hauptrichtung der Intensit\u00e4tsver\u00e4nderung gew\u00e4hlt wird. Erst mit einer solchen Durchf\u00fchrung des Nachbildes durch die verschiedenen Richtungen des Continuums, die selbstverst\u00e4ndlich jene objective Ma\u00dfbestimmung wo immer nur m\u00f6glich zu H\u00fclfe nehmen muss, hat man den vollen ph\u00e4nomenalen Thatbestand in exacter Weise ersch\u00f6pft, der mit dem Erkl\u00e4rungsbegriffe einer \u00bbErregbarkeitsver\u00e4nderung\u00ab getroffen werden soll, wenigstens soweit dieser Begriff zun\u00e4chst dem Zusammenh\u00e4nge der entsprechenden Empfindungsver\u00e4nderungen zu Grunde gelegt wird.\nDer Anschluss an die allgemeine Theorie des Gesichtssinnes wird von dieser Einzelfrage aus offenbar dann am besten vorbereitet sein, wenn man die oben genannten Functionen m\u00f6glichst nach denjenigen Richtungen hin untersucht, die sowohl f\u00fcr die abstrahirende Vergleichung der Empfindungen als solcher, als auch f\u00fcr anderweitige functionelle Zusammenh\u00e4nge (z. B. durch die Einfachheit der entsprechenden Variation der Reize) als Hauptrichtungen charakteri-sirt sind. Als solche werden innerhalb des Continuums der Gesichtsempfindungen die drei Dimensionen der Helligkeit, des Farbentones und der S\u00e4ttigung (oder des Farbengrades)1) wohl immer allgemeiner anerkannt werden.\nUeber die Beibehaltung des n\u00e4mlichen Farhentones ist kein Wort weiter zu verlieren. Schwieriger ist es hingegen mit der Beibehaltung\n1) Wundt, Grundriss der Psychologie, S. 65 ff.","page":312},{"file":"p0313.txt","language":"de","ocr_de":"Der Eechner-Helmheltz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 313\neiner und der n\u00e4mlichen Helligkeitsstufe bei verschiedenen Farben und S\u00e4ttigungen bestellt. Wenn auch schlie\u00dflich jeder Farbe auf Grund der abstrahirenden Vergleichung mit ziemlicher Sicherheit ein Grau von bestimmter Helligkeit als \u00bbgleich hell\u00ab zugesprochen wird, so ist doch dieses abstracte Merkmal der Helligkeit f\u00fcr die naturgem\u00e4\u00dfe Auffassung zun\u00e4chst immer gewisserma\u00dfen mehr oder weniger hinter dem aufdringlicheren Merkmal der Farbenqualit\u00e4t versteckt. Wenigstens gilt dies f\u00fcr den Fall, auf den es bei der Messung dieser Helligkeit vor allem ankommt, wo die FarbendifEerenz eine betr\u00e4chtliche, die Helligkeitsdifferenz hingegen (in der kritischen Region um die Gleichheitseinstellung herum) entsprechend geringer ist. Nat\u00fcrlich darf aber diese gr\u00f6\u00dfere Schwierigkeit des logischen Processes niemals gegen die eindeutige Bestimmtheit des Gegenstandes eingewendet werden, auf den sich das Vergleichsurtheil bezieht, und sei dieser Gegenstand auch das abstracte Moment der Helligkeit. Es wird damit nichts in die Empfindungen hineingedeutet, oder man m\u00fcsste an der M\u00f6glichkeit einer sachgem\u00e4\u00dfen Analyse von Empfindungsqualit\u00e4ten als solchen \u00fcberhaupt verzweifeln1). Durch entsprechende Uehung l\u00e4sst sich aber auch dieser ganze logische Process immer mehr abk\u00fcrzen und damit zugleich in seiner \u00fcebersichtlichkeit und Evidenz steigern, insbesondere, wenn man alle Mittel anwendet, die auch sonst eine Heraushehung abstracter Momente erleichtern. Dass Farben \u00fcberhaupt hinsichtlich der Helligkeit verschieden sein k\u00f6nnen, und was diese Verschiedenheit eigentlich f\u00fcr das Bewusstsein bedeutet,\n1) Diese rein psychologisch-ph\u00e4nomenologische Analyse, die einen Empfindungs-bestand, wie er bei der augenblicklichen Gesammtverfassung thats\u00e4chlich bereits im Bewusstsein vorhanden ist oder war, nach seinen verschiedenen gleichzeitig in ihm enthaltenen \u00bbSeiten\u00ab hin untersucht, ist also zu unterscheiden von einer anderen Art der Analyse, die an Stelle eines urspr\u00fcnglichen Verschmelzungs-productes durch Anspannung der Aufmerksamkeit mehrere relativ selbst\u00e4ndige Einzelelemente treten l\u00e4sst, z. B. von der Aufl\u00f6sung der Klangfarbe in ihre Obert\u00f6ne. Die Auffassung des Helligkeitsgrades entspricht nicht dem Heraush\u00f6ren der Obert\u00f6ne, sondern dem Herausheben der Klangfarbe selbst in der Eigenart, wie sie ohne jede besondere Beachtung der Obert\u00f6ne f\u00fcr uns im Bewusstsein gegeben ist. Dass es trotz dieser Hinlenkung der Aufmerksamkeit auf das eigenth\u00fcmliche Moment der Helligkeit bei dieser Einheitlichkeit des farbigen \u25a0Empfindungsganzen verbleibt und nicht etwa eine reine Grau-Empfindung von euier reinen Earbenempfindung sich sondert, ist eine besondere Thatsache f\u00fcr sich, die den \u00fcbrigen Unterschieden zwischen Gesicht und Geh\u00f6r sich hinzuf\u00fcgt.\n21*","page":313},{"file":"p0314.txt","language":"de","ocr_de":"314\nWilhelm Wirth.\nwird man durch entsprechende Gr\u00f6\u00dfe der Ausgangsunterschiede einem Jeden klar machen k\u00f6nnen.\nHat dann der Vergleichende diesen eigent\u00fcmlichen Gesichtspunkt der Aehnlichkeit oder Verschiedenheit hinsichtlich der Helligkeit, der ein besonderes Bewusstseinsmoment ausmacht, bei seiner hinreichenden Deutlichkeit \u00fcberhaupt einmal sicher und klar aufgefasst, so wird er ihn auch f\u00fcr die folgenden Herabsetzungen des Helligkeitsunterschiedes (bis zur v\u00f6lligen Gleichheit bez\u00fcglich der Helligkeit) in seiner Aufmerksamkeit festhalten k\u00f6nnen, und die Constanz seiner Vergleichsresultate wird die erste Garantie f\u00fcr die erfolgreiche Ein\u00fcbung bieten. Allerdings auch nur die erste, insofern auch bei den Helligkeitsvergleichungen constante Fehler angelernt werden k\u00f6nnen vj, indem verwandte Gesichtspunkte f\u00fcr Parbenvergleichungen an Stelle der eigentlich gewollten sich unwillk\u00fcrlich unterschieben k\u00f6nnen, wie z. B. B\u00f6thlichkeit oder Gelblichkeit der Helligkeit, Bl\u00e4ulichkeit der Dunkelheit verwandt sind1 2). Endg\u00fcltig corrigirt werden derartige constante Sch\u00e4tzungsfehler aber nat\u00fcrlich wieder nur durch bessere Helligkeitssch\u00e4tzungen. Eine sog. objective Methode kann nur indirect helfend und controlirend eingreifen, wenn sie selbst durch directe Helligkeitsvergleichungen als allgemein g\u00fcltig nachgewiesen ist. Und da l\u00e4sst sich, abgesehen von der Flimmermethode, am einfachsten immer die Mischung der zu messenden Farben in m\u00f6glichst complement\u00e4ren Zusammenstellungen verwenden. Die weniger ges\u00e4ttigten Farbent\u00f6ne der Mischung lassen die fr\u00fcher erw\u00e4hnte Erschwerung der Helligkeitsvergleichung bei Farbenunterschieden mehr und mehr zur\u00fccktreten, und der so gefundene Helligkeitswerth der Mischung muss mit dem Werthe \u00fcbereinstimmen, der nach dem bekannten Mischungsgesetze aus den unmittelbar bestimmten Helligkeiten der Componenten berechnet wurde. Durch Ber\u00fccksichtigung all dieser Momente habe ich eine gro\u00dfe Zahl von Helligkeitsbestim-mungen gut ges\u00e4ttigter Farben mit hinreichender Sicherheit vornehmen k\u00f6nnen. Sie kommen im Folgenden bei der Ableitung der gesuchten\n1)\tGr. E. M\u00fcller, Zur Psychophysik des Gesichtssinnes, Zeitschr. f. Psychologie, X, S. 28 f. Anderseits kann auch wiederum eine \u00e4ngstliche Vorsicht, solchen T\u00e4uschungen entgehen zu wollen, eine Versch\u00e4tzung in entgegengesetzter Richtung nahe legen.\n2)\tWundt, Physiologische Psychologie, I, S. 567 ff.","page":314},{"file":"p0315.txt","language":"de","ocr_de":"Per Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 315\n\u00bbAnalogien\u00ab \u00fcberall zur Verwendung und bilden neben den Nachbildmessungen selbst die grundlegenden Gesichtspunkte f\u00fcr die Behandlung der vorliegenden Frage. Auch die G\u00fcltigkeit der oben erw\u00e4hnten objectiven \u00bbH\u00fclfen\u00ab \u2019) schien mir durch zahlreiche Messungen von neuem best\u00e4tigt. Diese klare Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit l\u00e4sst nat\u00fcrlich die psychophysische Bedeutung der reinen (zun\u00e4chst ph\u00e4nomenal festgestellten) Helligkeitsrichtung innerhalb des Farbenconti-nuums erst recht hervortreten.\nSobald nun die Beibehaltung ein und der n\u00e4mlichen Helligkeitsstufe so bestimmt erreicht ist, wie es nach dem Bisherigen wirklich geschehen kann, ist nat\u00fcrlich auch das Fortschreiten in reinen S\u00e4t-tigungs\u00e4nderungen sehr klar und sicher garantirt. Es besteht in der zunehmenden Beimischung eines Grau oder der Complement\u00e4r-farbe von gleicher Helligkeit an Stelle der urspr\u00fcnglich gew\u00e4hlten Farbe, falls es sich z. B. um Fortschreiten in absteigender Richtung handelt. Die Schwierigkeit, die gleiche S\u00e4ttigungsstufe bei verschiedenen Farbent\u00f6nen und Helligkeiten wieder zu erkennen, st\u00f6rt also gerade bei Erzielung der reinen S\u00e4ttigungsvariation am wenigsten, insofern der Fortschritt nach dieser einen Dimension durch die sichere Erkennbarkeit der Gleichheit hinsichtlich der beiden anderen Richtungen (Farbenton und Helligkeit) garantirt ist.\nEine ziemlich gro\u00dfe Erschwerung w\u00fcrde unserer Arbeit hingegen dann erwachsen, wenn die Function auch nach reinen Helligkeitsvariationen bei gleicher Farbe und S\u00e4ttigung durchgepr\u00fcft werden m\u00fcsste. Vom rein subjectiv-ph\u00e4nomenologischen Gesichtspunkte aus l\u00e4sst sich ja allerdings thats\u00e4chlich die Einhaltung dieser einfachsten Richtung denken. Die gleichm\u00e4\u00dfig fortschreitende Erh\u00f6hung der objectiven Intensit\u00e4t eines Farbenreizes, die eine entsprechende Erh\u00f6hung der Helligkeit mit sich bringt, f\u00fchrt indessen bekanntlich zugleich eine Variation des Farbengrades mit sich, die einer besonderen, keineswegs einfachsten Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit folgt. In den untersten und ebenso in den obersten Reizstufen wird die entsprechende S\u00e4ttigung geringer, w\u00e4hrend sie in der mittleren Intensit\u00e4tsh\u00f6he ein Maximum besitzt, eine Thatsache, die bekanntlich auch\n1) \"Vergl. auch die entsprechenden Resultate von F. Kretzmann, Einiges p er die Helligkeit complement\u00e4rer Gemische, in: G\u00f6tz Martius, Beitr\u00e4ge zur Psychologie und Philosophie, I, 1, S. 120 ff. 1896.","page":315},{"file":"p0316.txt","language":"de","ocr_de":"316\nWilhelm Wirth.\nin der schematischen Darstellung des Umfanges unseres thats\u00e4chlich erregbaren Verm\u00f6gens der Farbenempfindung in einer Kugelgestalt ihren Ausdruck gefunden hat1).\nWollte man also in reinen Helligkeitsvariationen fortschreiten, so m\u00fcsste man aus den verschiedenen Intensit\u00e4tsstufen jeweils erst gleiche S\u00e4ttigungsgrade einer Farbe hersteilen. Nach dem, was fr\u00fcher \u00fcber die Abstraction von Helligkeit und S\u00e4ttigung gesagt wurde, m\u00fcsste diese Forderung erf\u00fcllbar sein, wenn auch die Ein\u00fcbung gerade hier mehr als irgendwo anders st\u00f6rende Nebenvorstellungen und unwillk\u00fcrliche Hinneigung zu verwandten Gesichtspunkten zu \u00fcberwinden h\u00e4tte2). Bei jener Kugelgestalt des Continuums d\u00fcrfte nat\u00fcrlich nur die mittlere Intensit\u00e4tsregion ausgew\u00e4hlt werden, damit die gleichm\u00e4\u00dfig beibehaltene S\u00e4ttigungsstufe nicht zu gering ausfallen w\u00fcrde.\nZun\u00e4chst bedeutet aber nun die Empfindungs\u00e4nderung, die der einfachsten Intensit\u00e4tsSteigerung entspricht, wenn auch keine einfachste, so doch immerhin noch eine relativ einfache Fortschrittsrichtung innerhalb des Continuums, die eben zu jener Wahl der Kreisform oder dergleichen f\u00fcr den Querschnitt parallel zur \u00bbHelligkeitsrichtung\u00ab in der symbolischen Darstellung berechtigte. Und au\u00dferdem ist das Fortschreiten innerhalb einer beliebigen Nebenrichtung hei Untersuchung einer Function schon deshalb nicht ganz werthlos, weil auf Grund der allgemeinen Orientirung innerhalb des Ganzen eine jede Richtung sozusagen in ihre Componenten nach den Hauptrichtungen zerlegt werden kann. Dadurch kann auch der Verlauf der Function nach den Hauptrichtungen durch mehrfache Untersuchung nach m\u00f6glichst divergirenden Nebenrichtungen mit hinreichender Sicherheit erschlossen werden, zumal wenn dieselben, im einzelnen betrachtet, relativ einfache sind3).\nWenn aber nun in irgend einer Hinsicht eine gewisse Abweichung zwischen Eeizvariation und Empfindungserfolg besteht, wie hei der\n1)\tWundt, Physiologische Psychologie, I, S. 500f. 1894.\n2)\tDie Bedeutung des Mischungsverh\u00e4ltnisses zur' Herstellung m\u00f6glichst farbloser T\u00f6ne m\u00fcsste selbst erst in dieser Weise festgestellt werden.\n3)\tAuf Grund des Mischungsgesetzes ist eine solche einfache Nebenrichtung jederzeit auch dann vorhanden, wenn zwei verschieden helle und ges\u00e4t-tigte Farben in fortschreitend wechselndem Verh\u00e4ltniss gemischt werden. Yergl. Kap. YI.","page":316},{"file":"p0317.txt","language":"de","ocr_de":"Der Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 317\nvorhin zuerst erw\u00e4hnten objectiven Intensit\u00e4tssteigerung, so wird es ohne R\u00fccksicht auf den rein ph\u00e4nomenologischen Gesichtspunkt einen selbst\u00e4ndigen Werth besitzen, wenn man die Function der einfachsten Reiz variation entlang untersucht, wie sie eben mit der Steigerung der objectiven Intensit\u00e4t verbunden ist. Die gr\u00f6\u00dfere Einfachheit der Function je nach ihrer Beziehung auf die Reiz- oder Empfindungsvariation wird ganz allgemein \u00fcber die Localisation des entsprechenden Processes (mehr nach der Peripherie oder dem Centrum hin) entscheiden k\u00f6nnen.\nIn dem F.-H.\u2019schen Satze ist nun bereits ganz allgemein die Intensit\u00e4tssteigerung der Reize als Ver\u00e4nderliche f\u00fcr die gesuchte Function betrachtet und das Nachbild in seiner Abh\u00e4ngigkeit von der reagirenden Intensit\u00e4t aufgefasst. Es sind also damit au\u00dfer den bereits im ersten Theile behandelten F\u00e4llen auch die Messungen eines farbigen oder farblosen Nachbildes auf einer farbigen Re-actionsfl\u00e4che von verschiedener Intensit\u00e4t inbegriffen. Dieser verallgemeinerten Auffassung des Satzes werden also in diesem zweiten Theile noch eine ausf\u00fchrlichere Gruppe und mehrere Nebenversuche gewidmet sein.\nDie Variation der reagirenden Farbe hinsichtlich der S\u00e4ttigung bei gleicher Helligkeit ist jedoch als zusammenh\u00e4ngende Function bisher nicht einmal in jener allgemein sch\u00e4tzenden Beobachtung umfasst worden, die im F.-H.\u2019schen Satz meinen Experimenten wenigstens vorhergegangen war, geschweige in exacten Messungen. In den fr\u00fcher bereits erw\u00e4hnten Arbeiten sind nur, gem\u00e4\u00df den sonstigen Fragestellungen, diese oder jene Strecken des Continuums herausgegriffen worden, welche als solche noch keine Ueber-sicht \u00fcber den gesammten Verlauf in dieser Richtung verschaffen k\u00f6nnen. Hingegen ist der reagirende Farbenton f\u00fcr farbige Nachbilder von C. Hess variirt worden, und werde ich bei meinen entsprechenden Versuchen noch etwas ausf\u00fchrlicher darauf zur\u00fcckzukommen haben1).\nEs ist bisher kurzweg nur von einem farbigen Nachbilde die Rede gewesen. Das Augenmerk war nur auf die verschiedenen Dimensio-nen gerichtet, nach denen die auf das constant gedachte Nachbild\n1) Vergl. unten Kap. VIH.","page":317},{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"318\nWilhelm Wirth.\nreagirenden Reize variirt werden k\u00f6nnen. Die Zahl dieser Dimensionen aber gibt nat\u00fcrlich zugleich an, welche Arten von farbigen Nachbildern es \u00fcberhaupt geben kann, d. h. nach welchen Richtungen benachbarte Farbenerregbarkeiten von einander differiren k\u00f6nnen. Je nach dem Unterschiede der urspr\u00fcnglich fixirten Nachbarfarben werden sich Farben-, S\u00e4ttigungs- und Helligkeitsnachbilder mit einander combiniren k\u00f6nnen und die allgemeine Methode erfordert auch hier, dass diese drei F\u00e4lle m\u00f6glichst getrennt behandelt werden. \"Weichen jedoch die fixirten Nachharfarhen in mehrfacher Hinsicht von einander ah, so bedeutet dies nat\u00fcrlich hier ein Factum f\u00fcr sich, welches als integrirendes Moment in das Wesen des Nachbildes eingegangen ist und eine besondere Untersuchung verlangt. Es kann nicht etwa schon von vornherein an eine Vertretung des complicir-teren Falles durch die Summe der einfacheren gedacht werden; ein Nachbild des Roth neben Blau kann also zun\u00e4chst keineswegs als blo\u00dfe Nebeneinanderlagerung des Nachbildes von Roth und Blau je neben Grau betrachtet werden, bis die quantitativen Verh\u00e4ltnisse genauer gepr\u00fcft sind.\nErstes Kapitel.\nDie Hauptgruppen und die Methode im allgemeinen.\nDie bisherigen Ausf\u00fchrungen enthalten nat\u00fcrlich nur das vorl\u00e4ufige Ideal f\u00fcr die Anlage der ganzen Untersuchung. Sie bezeichnen den gesammten Umfang, nach welchem die vorliegende Frage \u00fcberhaupt behandelt werden kann und um der Vollst\u00e4ndigkeit willen schlie\u00dflich auch einmal behandelt werden muss. Technische Schwierigkeiten insbesondere werden indessen der praktischen Ausf\u00fchrung des Planes zun\u00e4chst allenthalben einige Einschr\u00e4nkung widerfahren lassen. Anderseits wird man wohl sagen d\u00fcrfen, dass nicht allen vorhin erw\u00e4hnten M\u00f6glichkeiten die gleiche Wichtigkeit f\u00fcr den Ueber-blick \u00fcber die ganze Function zukommt. Die thats\u00e4chlich ausgef\u00fchrten Versuche bieten daher nur einen bestimmten Theil des Ganzen dar, welcher theils technisch am ehesten zu erreichen war und relativ am wichtigsten erschien. In dieser Frage kann eben seihst die Aufwendung von sehr viel M\u00fche und Zeit eines Einzelnen noch lange nicht zur Erwartung irgendwie abgeschlossener Resultate berechtigen.","page":318},{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"Der Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 319\nDie Herstellung von beliebigen Farbencontrasten zur Entstehung 3er verschiedenartigsten Nachbilder, von beliebigen reagirenden Farben und entsprechenden Differenzen zur Ausgleichung des Nachbildes w\u00e4re ja allerdings bei Anwendung des bekannten Helmholtz-K\u00f6nig\u2019sehen Spectralapparates zur Farbenmischung in weitem Umfange m\u00f6glich, falls es hier nur darauf ank\u00e4me, die jeweils noth-wendigen Farben irgendwann einmal in den beiden H\u00e4lften des Gesichtsfeldes neben einander darbieten zu k\u00f6nnen. Auch h\u00e4tte die Verwendung des Apparates noch den Vortheil, dass man jederzeit mit Farben von relativ einfachem physikalischen Charakter arbeiten w\u00fcrde. Wer aber \u00fcberhaupt einmal mit H\u00fclfe eines derartigen Spectralapparates Nachbildmessungen versucht hat, wird sich \u00fcber die Unzweckm\u00e4\u00dfigkeit des ganzen Systems f\u00fcr diese specielle Aufgabe im Klaren sein, ohne dass damit dem Apparat als solchem nat\u00fcrlich irgendwie zu nahe getreten werden soll. Zun\u00e4chst besitzen die fixirten Farben nur eine sehr geringe Ausdehnung innerhalb des gesammten Sehfeldes, so dass niemals der Contrast zur dunklen Umgebung ausgeschlossen werden kann. Es k\u00f6nnte also hiermit z. B. eine der wichtigsten Nebenfragen nur in sehr geringem Umfange in Angriff genommen werden, inwiefern n\u00e4mlich die Ausdehnungsverh\u00e4ltnisse der contrastirenden Farben die quantitativen Verh\u00e4ltnisse der ihnen entstammenden negativen Nachbilder beeinflussen. Ferner strengt die Beobachtung durch das Fernrohr bei l\u00e4ngerer Arbeitszeit das Auge m hohem Ma\u00dfe an, w\u00e4hrend bei der ohnehin unvermeidlichen Anstrengung durch derartige Versuche im \u00fcbrigen die schonendsten Bedingungen anzustreben sind. Ein Fortschritt in der Nachbilderfrage ist nun einmal blo\u00df dadurch zu erreichen, dass die Methode eine l\u00e4ngere und h\u00e4ufigere Besch\u00e4ftigung ohne St\u00f6rung der Gesammt-verfassung des Auges erm\u00f6glicht. Vor allem aber bleibt bei der ganzen Art und Weise, wie jene allerdings ziemlich unbeschr\u00e4nkte Farbenf\u00fclle des Apparates im einzelnen Falle actuell wird, die noth-wendigste Voraussetzung f\u00fcr unsere Versuche unerf\u00fcllt. Denn f\u00fcr die Messung des Nachbildes kommt, au\u00dfer der entsprechenden anationsm\u00f6glichkeit der erm\u00fcdenden und reagirenden Beize \u00fcber-\"Pt, vor allem die M\u00f6glichkeit einer sowohl hinreichend exacten,\n8 vor allem auch einfachen und schnellen Ausgleichung des ac \u201cUdes auf der erforderlichen Projectionsfarbe in Betracht. Es","page":319},{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"320\nWilhelm Wirth.\nmuss auch hier wieder nach Entstehung des Nachbildes, gleichzeitig mit der Ver\u00e4nderung der reagirenden Farbe, die Einstellung auf subjective Gleichheit vorgenommen werden. Gerade die Variation der Farbe in einer einzigen Richtung, also z. B. ausschlie\u00dflich hinsichtlich der S\u00e4ttigung, gelingt aber mit dem Spectralapparat im allgemeinen immer erst nach umst\u00e4ndlicher Berechnung f\u00fcr den einzelnen Fall durch eine ganze Anzahl vorsichtiger und damit langsamer Einzelverstellungen. Denn zur blo\u00dfen Aenderung der S\u00e4ttigung unter Aufrechterhaltung der bisherigen Helligkeitsstufe ist au\u00dfer der Beimischung der Oomplement\u00e4rfarbe im allgemeinen auch jedesmal eine Regulirung der Spaltbreite erforderlich. Beides kann selbst hei Angabe besonderer Marken nicht hinreichend schnell ausgef\u00fchrt werden1).\nH. Voeste2) hat mit H\u00fclfe dieses Helmholtz-K\u00f6nig\u2019schen Mischapparates quantitative Bestimmungen \u00fcber die Ver\u00e4nderung des Farbentones bei l\u00e4ngerer Fixation, also die Abweichungen des Nachbildes von der Oomplement\u00e4rfarbe, vorgenommen. Dabei wurde allerdings die Erm\u00fcdungsfarhe der einen H\u00e4lfte zugleich als reagi-rende Farbe beibehalten, und der anfangs verschlossene Spalt des anderen Collimators brachte dann die Ausgleichungsfarhe. V. ist sich dabei der oben geschilderten M\u00e4ngel bez\u00fcglich quantitativer Nachbildbestimmungen wohl bewusst, insbesondere was die Unm\u00f6glichkeit einer S\u00e4ttigungsausgleichung, aber auch die Schwierigkeit einer Einstellung auf blo\u00dfe Intensit\u00e4tsgleichheit anhelangt.\nEine wirklich schnelle und einfache Ausf\u00fchrung der Variationen, die f\u00fcr unsere Fragestellung nothwendig sind, gelingt dagegen auch hier wiederum mit H\u00fclfe des Mar he\u2019sehen Rotationsapparates, dessen\n1)\tEs soll damit nat\u00fcrlich nicht bestritten werden, dass f\u00fcr specieller gestellte Einzelfragen der Apparat auch hier gute Dienste leisten kann, die bei der Homogenit\u00e4t der Farben ihm den vollen Vorzug verschaffen. Ich denke z. B. an die Ausgleichung des Farbennachbildes durch die blo\u00dfe Herabsetzung der Gesammt-intensit\u00e4t der beiden fixirten Felder, die f\u00fcr eine bestimmte Intensit\u00e4tsstufe eine exacte Messung des Nachbildes erm\u00f6glicht. Dabei sind nur die Spaltbreiten auf beiden Seiten gleichm\u00e4\u00dfig herabzusetzen, was mit einfachen H\u00fclfsvorrichtungen leicht erreichbar w\u00e4re. Vergl. unten Kap. VH.\n2)\tH. Voeste, Messende Versuche \u00fcber die Qualit\u00e4ts\u00e4nderungen der Spectral' f\u00e4rben in Folge von Erm\u00fcdung der Netzhaut. Zeitschr. f. Psychologie, XVIHi S. 257-267. 1898.","page":320},{"file":"p0321.txt","language":"de","ocr_de":"Per Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 321\nVorz\u00fcge schon die Arbeiten des ersten Theiles erm\u00f6glicht hatten, pur alle Einzelheiten des Apparates verweise ich, abgesehen von den Ausf\u00fchrungen im ersten Theile, auf die Ver\u00f6ffentlichungen des Erfinders, dessen freundlicher Mittheilung ich noch eine genauere Literaturangabe \u00fcber seinen Apparat verdanke, als ich sie seinerzeit zu \u201eeben vermochte 4). Dabei ist in allen folgenden Ausf\u00fchrungen wieder nur an die Verwendung von farbigen Papierscheiben, bezw. transparenten Gelatinescheiben mit Episkotister gedacht, wodurch also auf das Arbeiten mit Spectralfarben verzichtet ist. Ich gestehe gern zu, dass hierin noch ein Nachtheil zu sehen ist, der bei einigen Versuchsreihen in verschieden hohem Ma\u00dfe zur Geltung kommt; aber auch diese minderwerthigen Resultate sind deshalb keineswegs werthlos, da sich vor allem bei den Gelatinefarben im durchfallenden Lichte der physikalische Charakter hinreichend genau bestimmen-l\u00e4sst. Der Versuch kann somit als ein exactes Experiment \u00fcber Nachbilder von gemischten Farben Verwerthung finden2). Doch will ich gleich an dieser Stelle darauf hinweisen, dass gerade mit H\u00fclfe des Marbe-schen Apparates f\u00fcr viele Fragen eine ganz analoge Anordnung f\u00fcr Spectralfarben herzustellen ist. Um der gr\u00f6\u00dferen technischen Einfachheit willen, vor allem aber wegen der Erlangung beliebig gro\u00dfer Ausdehnungen der Earbenfl\u00e4chen habe ich zwar von vornherein nur jene Versuchsanordnung mit Pigment- bezw. Gelatinescheiben in m\u00f6glichst weitem Umfange ausgebildet, und erst relativ sp\u00e4t \u00fcber die Uebertragung des ganzen Systems auf spectrale Farben nachgedacht. Doch sollen demn\u00e4chst die einer Erg\u00e4nzung in diesem Sinne bed\u00fcrftigen Versuche meiner alten Methode nach einer entsprechenden Spectralfarbcnmethode nachgepr\u00fcft werden. Als in sich geschlossene Vorarbeiten werden jedoch auch die bisher erlangten Resultate hier eine vollst\u00e4ndige Behandlung finden.\nDu Folgenden soll nun ein kurzer Ueberblick gegeben werden, f\u00fcr welche Arten von Nachbildern und f\u00fcr welche reagirenden \u25a0Reize eine erfolgreiche Verwendung des Marbe\u2019schen Apparates m\u00f6glich ist. Denn es ist klar, dass bei der mehrfachen Variations-\n_ 1) Physiologisches Centralblatt 1894, S. 811. 1895, S. 833. L\u2019ann\u00e9e psycho-^ue, 1899, Y, p. 391.\ns ' Wegen einer etwaigen Verwendung der Kirschmann\u2019sehen ann\u00e4hernd aireinen Combinationen (Wundt, Philos. Studien, VI, S. 543) s. Kap. VII.","page":321},{"file":"p0322.txt","language":"de","ocr_de":"322\nWilhelm Wirth.\nm\u00f6glichkeit der Farben die allgemeine Verwendung eines nur nach einer Richtung verstellbaren Apparates nicht so unmittelbar einleuchtet, wie bei der Messung farbloser Helligkeitsnachbilder, deren Ver\u00e4nderungswirkung sich nur auf der Schwarz-Wei\u00df-Linie bewegt. Durch die Vertheilung verschiedener Farben auf entsprechende Kreisringe eines Maxwell\u2019schen Scheibenpaares, das auf den Marbe\u2019schen Apparat aufgesetzt ist, k\u00f6nnen jederzeit zwei benachbarte Farben dargeboten und durch Verdrehung der Scheiben ver\u00e4ndert werden bis eventuell eine subjective Ausgleichung des Nachbildes in irgend einer reagirenden Farbe erfolgt. Der Apparat w\u00e4re nat\u00fcrlich auch hier nicht gen\u00fcgend ausgenutzt, wenn man die fertig hergestellten Farben, welche die subjective Ausgleichung des Nachbildes bringen sollen, durch eine vollst\u00e4ndige Umdrehung des Hebels an die Stelle der hiermit vollst\u00e4ndig zur\u00fcckgeschobenen ersten Scheibe bringen und durch mehrere Versuche die richtige Farhenzusammenstellung aus einer Reihe fertig hergestellter aussuchen w\u00fcrde. Auch hier muss vielmehr die richtige Qualit\u00e4t der beiden Nachbarfarben, welche zur Ausgleichung des Nachbildes f\u00fchrt, in einem einzigen Versuche aus derjenigen Reihe von Mischungseffecten herausgefunden werden k\u00f6nnen, welche durch die Verstellung des Apparates rasch und continuir-lich (unter Verwendung ein und des n\u00e4mlichen Scheihenpaares) durchlaufen werden. Auch muss die gegenseitige Verdrehung von nur zwei Scheiben hinreichen; denn obgleich mit einem besonders con-struirten Apparat auch eine mehrfache Verstellung mehrerer Scheiben zu erreichen w\u00e4re, so w\u00fcrden doch damit alle Nachtheile einer mehrfachen Einstellung herheigef\u00fchrt werden, die oben bei Besprechung des Spectralapparates getadelt worden sind. Da nun bisher keine allgemeineren quantitativen Bestimmungen \u00fcber das farbige Nachbild als solches vorliegen, so kann keineswegs a priori gesagt werden, in welchem Umfange mit diesen scheinbar beschr\u00e4nkten Mitteln eine thats\u00e4chliche Messung der farbigen Nachbilder m\u00f6glich ist.\nI. 1. Wenn man zun\u00e4chst das negative Nachbild ins Auge fasst, das von einer l\u00e4ngeren Fixation einer kleinen farbigen Fl\u00e4che auf einem grauen Grunde von gleicher Helligkeit herstammt, so ist hier allerdings schon gem\u00e4\u00df dem bisherigen qualitativen Befund ein Erfolg zu erwarten, soweit es sich zun\u00e4chst um eine Messung der Projection auf Grau oder auf irgend eine S\u00e4ttigungsstufe der fixirten Farbe von","page":322},{"file":"p0323.txt","language":"de","ocr_de":"Der Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 323\ngleicher Helligkeit handelt. Mag man das gr\u00fcnliche Nachbild von einer rothen Scheibe auf gleich hellem grauen Grunde bei seiner projection auf die genannten Beactionsfl\u00e4chen nur als eine Herabsetzung des Both an der Nachbildstelle im Gegensatz zur Umgehung deuten, oder als eine positive Steigerung des complement\u00e4ren Gr\u00fcn auffassen, jedenfalls wird das Nachbild immer durch einen entsprechenden Eestbestand des (mit Grau gemischten) Both an der alten Stelle ausgeglichen werden k\u00f6nnen, wenn die n\u00e4mliche Fixationslage des Auges erhalten bleibt. Hat man z. B. das volle unvermischte Both zur Entstehung des Nachbildes fixirt, so bildet dieses volle Both nat\u00fcrlich zugleich selbst die zugeh\u00f6rige Gleichheitseinstellung f\u00fcr eine viel weniger ges\u00e4ttigte Umgebung, die an Stelle des urspr\u00fcnglich fixirten Grau in der Umgebung des Both getreten ist. Die Einfachheit der praktischen Ausf\u00fchrung mit H\u00fclfe des Marbe\u2019schen Apparates liegt auf der Hand. Die am Apparat feststehende Scheibe A trage ein indifferentes Grau, die verdrehbare B sei mit einem Centrum von beliebiger Farbe von gleicher Helligkeit versehen, w\u00e4hrend ihr \u00e4u\u00dferer Kreisring ebenfalls grau ist. (Vergl. Fig. 1 Taf. H.) Wird dann die erste Scheibe A zun\u00e4chst von der zweiten vollst\u00e4ndig verdeckt, so fixirt man eine rothe Scheibe auf grauem Grund. Bei Messung des Nachbildes f\u00fchrt dann die fortgesetzte Verdrehung von Scheibe B gegen A immer mehr Both aus dem Centrum hinaus und ersetzt dasselbe durch Grau, bis die subjective Gleichheit mit dem Grau der Peripherie hergestellt ist. Soll auf eine beliebige S\u00e4ttigungsstufe projicirt werden, so braucht nur die Scheibe (A!) auf dem reinen Grau noch einen farbigen Sector von bestimmter Ausdehnung zu tragen, der sofort bei Beginn der Verdrehung sichtbar wird, was durch Aufsetzen der Farbe an die richtige Sectorenstelle beim Einschnitt der Scheibe erreicht wird (Fig. 2, Taf. n). (Die Scheiben sind nach 8 S' aufgeschnitten und erfolgt die Verdrehung von B gegen A im Sinne des Pfeiles.)\n1 a. Eine ganz analoge Gestaltung der Messung l\u00e4sst sich nat\u00fcrlich sofort erschlie\u00dfen, wenn das Nachbild durch Fixation einer \u00ef'arbe in complement\u00e4rer Umgebung von gleicher Helligkeit entstanden ist. Die Abweichung, welche zwischen diesen beiden Comple-ment\u00e4rfarben besteht, vergr\u00f6\u00dfert ja nur den Abstand in der n\u00e4mlichen Bichtung, die schon dem Grau gegen\u00fcber vorhanden war und","page":323},{"file":"p0324.txt","language":"de","ocr_de":"324\nWilhelm Wirth.\nauf der sich eben die Ver\u00e4nderung der Farbe durch die Nachbild Wirkung bewegt. W\u00e4hlt man z. B. Both und Gr\u00fcn, so wird eher falls eine Messung auf reinem Both oder Gr\u00fcn, sowie auf alle Mischungsverh\u00e4ltnissen beider Farben durch ein anderes Mischung-; verh\u00e4ltniss der n\u00e4mlichen Farben erfolgen k\u00f6nnen, in welchem a jeder der benachbarten Stellen die zuerst daselbst fixirte Farbe da Uebergewicht hat. Zur praktischen Ausf\u00fchrung brauchte nur au den beiden vorhin erw\u00e4hnten Scheiben A und B alles Grau durci die Complement\u00e4rfarbe ersetzt zu werden. Der ganze erste Fall stell sich \u00fcberhaupt nur noch als Specialfall dieses zweiten allgemeinere] dar. Durch so einfache Anordnungen kann also bereits eine de wichtigsten Analogien zum F.-H.\u2019schen Satze untersucht werden.\n2. F\u00fcr das n\u00e4mliche Nachbild (von einer Farbe in gleich helle complement\u00e4rer Umgebung) muss sich nun auch eine Messung au verschiedenen reagirenden Intensit\u00e4tsstufen, die von de Ausgangsintensit\u00e4t nach oben oder unten abweichen, in gleiche Weise vornehmen lassen. Man denke sich nur die zuerst alleii sichtbare Scheibe B (rothes Centrum auf gr\u00fcnem Grunde) mit eine: anderen Scheibe A' combinirt, die neben einem gr\u00fcnen (und eventuel noch einem rothen Sector) einen schwarzen Sectorx) tr\u00e4gt, der in Folg\u00bb geeigneter Anbringung bei der Verdrehung der Scheiben zuerst hintej B hervortritt. Alsdann wird zuerst die Gesammtintensit\u00e4t um ein bestimmtes Quantum herabgesetzt und dann bei weiterer Verdrehung eine Gleichheitseinstellung in einer S\u00e4ttigungslage herbeigef\u00fchrt welche je nach der Gr\u00f6\u00dfe des rothen Sectors auf A! beliebig gew\u00e4hlt werden kann (Fig. 3, Taf. II). In entsprechender Weise kann ahei nat\u00fcrlich auch eine Messung auf einer h\u00f6heren Intensit\u00e4tsstufe, als sie die Ausgangsintensit\u00e4t besa\u00df, durchgef\u00fchrt werden. In diesen Falle muss nur eben diese Ausgangsintensit\u00e4t von vorn herein eine geringere sein als in dem vorigen Beispiel. Der schwarze Sector muss in diesem Falle auf dem zuerst allein sichtbaren B' an derjenigen Stelle angebracht sein, die bei der Verdrehung zuerst ver-\n1) Ein Sector aus Pigment-Schwarz w\u00fcrde nat\u00fcrlich, da er niemals lichtlos ist, mit der Herabsetzung der Intensit\u00e4t zugleich eine S\u00e4ttigungsabnabm* herbeif\u00fchren, die aber die M\u00f6glichkeit der Messung nicht beeintr\u00e4chtigt, f\u00ae dessen werden die Anordnungen mit dem Episkotister, welche ganz analog sl\u00ae die Intensit\u00e4tsminderung noch reiner bewerkstelligen lassen. Siehe unten Kap-1","page":324},{"file":"p0325.txt","language":"de","ocr_de":"Der Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 325\nschwindet, und die andere Scheibe darf nur so viel Schwarz enthalten, als die neue reagirende Intensit\u00e4tsstufe enthalten soll.\n3. Halten sich die bisherigen Versuche noch ganz im Rahmen dessen, was sich auf Grund der qualitativen Sch\u00e4tzungsweise schon a priori erwarten l\u00e4sst, so h\u00f6rt diese Deduction bald auf, wenn es sich darum handelt, das (bisher betrachtete) Nachbild auf anderen Farben als auf Mischungen mit der Complement\u00e4rfarbe zu messen. Es w\u00e4ren dies also analoge Versuche, wie sie 0. Hess mit einem Spectralapparat untersucht hat, in welchem nat\u00fcrlich die reagirende Farbe beliebig ver\u00e4ndert werden konnte, wobei allerdings absolute Gleichheit auch hinsichtlich der S\u00e4ttigung gar nicht verlangt wurde. Wird auch hier die Messung in so einfacher Weise m\u00f6glich sein wie vorhin? Nur der thats\u00e4chliche Versuch kann entscheiden, und dieser ergibt wirklich die v\u00f6llige Zul\u00e4nglichkeit eines ganz analogen Verfahrens. Hat man z. B. Roth neben Grau (von gl. H.) fixirt, so wird das entsprechende Nachbild etwa auf Blau (von gl. H.) einfach dadurch ausgeglichen, dass man an der Stelle des zuerst fixirten Roth dem Blau noch eine bestimmte Menge Roth beimischt, w\u00e4hrend an Stelle des Grau das reine Blau geboten wird. Zugleich k\u00f6nnen wieder s\u00e4mmtliche Mischungen von Roth und Blau als reagirende Farben in Betracht kommen. Auch hier muss, nur immer das Roth an Stelle des zuerst fixirten Roth im Uebergewicht sein. Eine wichtige Analogie zum F.-H.\u2019schen Satz wird sich hierbei noch dadurch gewinnen lassen, dass man nun die Gesammt-mtensit\u00e4t der neuen reagirenden Farbe variirt, was ebenso leicht wie vorhin mit der gleichen reagirenden Farbe ausf\u00fchrbar ist. Auch diese Frage hat 0. Hess wenigstens ber\u00fchrt. Die technische Ausf\u00fchrung mit den hier als Beispiel gebrauchten farbigen Papierscheiben ist ebenfalls m\u00f6glich, doch zu complicirt, um hier n\u00e4her dargelegt zu werden1). Ich verweise daher sogleich auf die im\n\u201e \u00aele Papierscheiben lassen jedoch sogleich eine weitere Thatsache in ein-in\u00b0 Iter ^eise Nachweisen, wenn man in dem fr\u00fcheren Beispiel mit der Scheibe B ,.\u00b0 auf Grau) eine zun\u00e4chst verdeckte Scheibe A aus reinem Blau combinirt.\nann wird auch die Verdrehung von A gegen B eine subjective Ausgleichung Bla 61*Uaren> km welcher nicht nur an Stelle des Both ein mit Both vermischtes > sondern auch an Stelle des Grau ein mit eben so viel Grau vermischtes au zu stehen kommt.","page":325},{"file":"p0326.txt","language":"de","ocr_de":"326\nWilhelm Wirth.\nn\u00e4chsten Abschnitt eingehender behandelten Anordnungen mit dem Episkotister.\nIn dieser einfachen Ausgleichungsm\u00f6glichkeit liegt also offenbar eine Thatsache enthalten, die um ihrer Besonderheit willen der kritischen Betrachtung gegen\u00fcber ausdr\u00fccklich hervorgehoben zu werden verdient. Dass \u00fcberhaupt aus dem Blau an Stelle des vorher fixirten Both das Both \u00bbherausgezogen\u00ab erscheint, ist ja eine allbekannte Thatsache. Dies betrifft jedoch zun\u00e4chst nur die Ver\u00e4nderung des Earbentons, nicht aber des Grades der S\u00e4ttigung, von welchem eben die M\u00f6glichkeit einer vollst\u00e4ndigen Gleichheitseinstellung abh\u00e4ngt, wie sie thats\u00e4chhch constatirt wurde. Durch die Zumischung des Both zum Blau muss also jener qualitativen Sch\u00e4tzung entsprechend h\u00f6chstens der Earhenton dem an Stelle des fr\u00fcheren Grau erscheinenden Blau gleich gemacht werden k\u00f6nnen. Die gleichzeitige S\u00e4ttigungsgleichheit aber weist auf wichtige quantitative Beziehungen innerhalb des gesammten Systems der Earhenempfindung hin, falls man sie nicht auf secund\u00e4re Nebenwirkungen zur\u00fcckf\u00fchren will. Man k\u00f6nnte ja sogleich etwa an eine secund\u00e4re Ausgleichung einer urspr\u00fcnglich vorhandenen S\u00e4ttigungsdifferenz durch die gleichfarbige Induction denken, welche sich erst w\u00e4hrend der Einstellung vollziehe. Der eigenth\u00fcmlich labile Zustand der Erregbarkeiten, der nach Entstehung des Nachbildes in einem leichten Verschwimmen benachbarter Nuancirungen sich zu erkennen gibt, lie\u00dfe diesen Einwand gegen eine tiefergreifende Begr\u00fcndung nicht ganz haltlos erscheinen. Schlie\u00dflich ist auch die Vergleichs-th\u00e4tigkeit nach einer langen Fixation hei fortgesetzter Sorge um deren Beibehaltung vielleicht nicht immer v\u00f6llig auf der H\u00f6he, was ich daraus erschlie\u00dfen zu k\u00f6nnen glaube, dass weniger ge\u00fcbte Versuchspersonen in anderen F\u00e4llen thats\u00e4chhch vorhandene Differenzen der Nuancirung manchmal v\u00f6llig \u00fcbersahen. Kurz, ich will diesen Beobachtungen, obgleich sie mir und meinen Versuchspersonen sub-jectiv gewiss erscheinen, noch weiterhin sorgf\u00e4ltig nachgehen und stelle sie einstweilen nur zur Discussion1). Die Messungen behielten Ja\n1) Auch die Verwendung von Mischfarben k\u00f6nnte als Grund angef\u00fchrt wer den, obgleich die principielle Unterscheidung von Spectralversuchen in dies Frage nicht leicht zu ersehen ist.","page":326},{"file":"p0327.txt","language":"de","ocr_de":"Der Fechner-Helmboltz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 327\nauch ihren Werth hei, wenn der vermeintliche Gleichheitspunkt nur einer gr\u00f6\u00dftm\u00f6glichen Aehnlichkeit entspr\u00e4che, falls er sich nur mit der thats\u00e4chlich vorhandenen Eindeutigkeit und Sicherheit heraushebt. Auch 0. Hess hat ja meist nur relative Aehnlichkeiten ohne S\u00e4ttigungsgleichheit benutzt, wobei allerdings kein R\u00fcckschluss auf unsere Frage m\u00f6glich ist, da die Anordnungen zu sehr differiren.\nH. 1. Ebenso f\u00fchrt es nun \u00fcber die rein qualitativen Beziehungen hinaus, wenn man an Stelle des bisher betrachteten einfachen Farbennachbildes, das nur einer S\u00e4ttigungsdifferenz, bezw. einem comple-ment\u00e4ren Contraste entstammt und sp\u00e4terhin kurz als S\u00e4ttigungsnachbild bezeichnet werden soll, ein beliebiges Farbennachbild setzt, das also der Fixation eines beliebigen Farbencontrastes (ohne Helligkeitscontrast) entstammt. Auch hier kann aus der bi sherigen Theorie der anscheinend wirklich zu Recht bestehende Satz entnommen werden, dass eine subjective Ausgleichung des Nachbildes, zun\u00e4chst hinsichtlich des Farbentones, ebenso einfach wie bisher erm\u00f6glicht ist. Fixirt man z. B. ein Roth neben einem Blau (von gleicher Helligkeit), so kann wieder auf Roth oder Blau, sowie auf irgend einer Mischung von beiden eine subjective Ausgleichung des Nachbildes in der Weise vorgenommen werden, dass die Mischung an den benachbarten Stellen hinsichtlich der zuerst daselbst fixirten Farben im Uebergewicht ist. Das Beispiel f\u00fcr die technische Ausf\u00fchrung kann also unmittelbar aus dem allerersten entnommen werden, wenn man an Stelle des Grau irgend eine nicht complement\u00e4re Farbe (von gleicher Helligkeit) setzt. Auch hier konnte man zwar wieder a priori erschlie\u00dfen, dass auf beiden benachbarten Stellen die Ausgleichung der (scheinbar oder wirklich) beigemischten Complement\u00e4rfarben der urspr\u00fcnglichen Farbe durch ein entsprechendes Quantum dieser urspr\u00fcnglichen Farbe selbst compensirt wird, so dass dadurch eine Ausgleichung des Farbentones hervorgebracht wird. Es ist aber wieder eine Thatsache f\u00fcr sich, dass auch eine Ausgleichung der S\u00e4ttigung unmittelbar damit verbunden ist.\n2. Die Einstellungsm\u00f6glichkeit bleibt nun ebenfalls wieder erhalten, wenn die Intensit\u00e4t der reagirenden Mischung in der vorhin beschriebenen Weise erh\u00f6ht oder herabgesetzt wird.\nDie allgemeinste Beziehung aber, welche alles bisher Gefundene schlie\u00dflich in sich befasst, besteht nun darin, dass das Nachbild,\nWuudt, Philos. Studien. XVII.\t22","page":327},{"file":"p0328.txt","language":"de","ocr_de":"328\nWilhelm Wirth.\nwelches dem Contrast beliebiger Farben (von gleicher Helligkeit) entstammt, auf jeder beliebigen Farbe (von gleicher Helbgkeit) ebenfalls durch einen Bestbestand der urspr\u00fcnglichen Farbe vollst\u00e4ndig ausgeglichen werden kann. Both, neben gleich hellem Gelb fixirt, ergibt z. B. ein Nachbild, das auf Blau (von gleicher Helbgkeit) in der Weise auszugleichen ist, dass man an Stelle des urspr\u00fcnglich fixirten Both ein bestimmtes Quantum Both dem Blau beimischt und das Blau an der anderen Stelle un vermischt l\u00e4sst, oder dass man an Stelle des Gelb ein bestimmtes Quantum dieser Farbe dem Blau beigibt, ohne die Nachbarfl\u00e4che zu ver\u00e4ndern, oder endlich drittens ein bestimmtes gleich gro\u00dfes Quantum Both und Gelb auf jeder Stelle beigibt. Analoges gilt dann f\u00fcr die Mischungen von Blau mit Both oder mit Gelb. Auch diese Behauptungen sind zun\u00e4chst mit den oben erw\u00e4hnten Einschr\u00e4nkungen ausgesprochen.\nBekanntlich weichen die Farben der Nachbilder in manchen F\u00e4llen auch etwas von der reinen Complement\u00e4rfarbe ab. Insbesondere haben v. Kries, Hering u. a. gefunden1), dass bei l\u00e4ngerer Fixation das Gr\u00fcn nach Blau und das Both nach Gelb hin eine Ablenkung erf\u00e4hrt, die also von der blo\u00dfen Herabsetzung der S\u00e4ttigung durch Beimischung der Complement\u00e4rfarbe verschieden ist, hezw. noch zu ihr hinzutritt. Damit w\u00e4re eine stereotype Abweichung gegeben, die nat\u00fcrlich der v\u00f6lligen Ausgleichung des Nachbildes auf dem soeben angegebenen Wege immer entgegenst\u00e4nde, insofern damit in der benachbarten Stelle ein Blau, bezw. Gelb eingef\u00fchrt wird, das durch Both, hezw. Gr\u00fcn nicht compensirt werden kann. Zum Gl\u00fcck macht siGji aber nun eine derartige Nebenwirkung bei der kurzen Fixationszeit, die bei unserer Methode schon zum Ziele f\u00fchrt, h\u00f6chstens verschwindend gering bemerklich. Nach Fixation von Both neben Gr\u00fcn konnte ich h\u00f6chstens hei der Projection auf Both eine ganz geringe, unausgleichbare Nuancirung nach Purpur an der vorher gr\u00fcnen Stelle, also wirklich im eben angegebenen Sinne, bemerken, so klein, dass sie auch ge\u00fcbten Versuchspersonen, die allerdings immer noch viel seltener als ich selbst beobachteten, niemals aufgefallen war. Dabei\n1) v. Kries, Die Gesichtsempfindungen u. ihre Analyse. Du Bois-Reymond\u2019s Archiv, 1882, Suppl.-Bd., S. 107. Hering, Ueber die von v. Kries wider die Theorie der G-egenf. erh. Einw., IH. Mitt., Pfl\u00fcger\u2019s Archiv XLIH, S. 329 (S. 338). A. Walter, Pfl\u00fcger\u2019s Archiv LXXVII, S. 57.","page":328},{"file":"p0329.txt","language":"de","ocr_de":"Per Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 329\nwar auch f\u00fcr mich die Sicherheit dar\u00fcber, dass gerade nur eine einzige Einstellung die beste Ausgleichung liefere, nicht im mindesten beeintr\u00e4chtigt. Auch konnte sie nur im allerersten Moment der Einstellung bemerkt werden und verschwamm sofort in eine v\u00f6llige Gleichheit. Bei der Projection auf Gr\u00fcn trat sie hingegen \u00fcberhaupt zur\u00fcck. Dagegen konnte wiederum auch bei der Fixation von Blau neben Gelb eine \u00e4hnliche Erscheinung beobachtet werden. Das Blau erschien hei der Gleichheitseinstellung in Blau an der bereits urspr\u00fcnglich blauen Stelle etwas nach Lila spielend, w\u00e4hrend bei Projection auf Gelb eine (allerdings noch geringere) Abweichung nach Orange an der urspr\u00fcnglich gelben Stelle \u00fcbrig blieb. Die letztere Erscheinung stimmt nun allerdings nicht mehr zu der Erkl\u00e4rung, welche man f\u00fcr jene Verschiebung des Roth und Gr\u00fcn nach Gelb und Blau hin angef\u00fchrt hatte, indem man eine leichtere \u00bbErm\u00fcdbarkeit\u00ab f\u00fcr Gr\u00fcn-Roth annahm, die \u00fcberall die Blau-Gelb-Werthe allm\u00e4hlich die Oberhand gewinnen lasse. Ebenso wenig ist sie mit den Ergebnissen von Voeste1) vereinbar, die ihrerseits wieder nicht mit den Hering\u2019schen \u00fcbereinstimmen, wie \u00fcberhaupt diese Frage noch als eine offene zp. betrachten sein d\u00fcrfte. Vielleicht hat man es auch mit anderen Nebenerscheinungen zu thun, die auf der besonderen Gemischtheit der Gelatinefarben beruhen, w\u00e4hrend die von jener Theorie gemeinten sich hier \u00fcberhaupt nicht st\u00f6rend geltend machen. Jedenfalls aber ist es immer eine Ver\u00e4nderung nebens\u00e4chlicherer Art, welche die Sicherheit der Messungen nicht zu beeintr\u00e4chtigen vermag. Eine weitere Variation zur Beseitigung dieser momentanen Differenz trotz Ausgleichungseinstellung w\u00fcrde nichts helfen, sondern nur die Methode unvortheilhaft belasten und verz\u00f6gern.\nHI. 1. In den bisherigen Ueberlegungen war noch \u00fcberall der Helligkeitscontrast von dem Farbencontrast, dem das Nachbild entstammt, ausgeschlossen gedacht. Es entstand damit auch keine subjective Helligkeitsdifferenz, und jenes eigenartige Zusammentreffen von Farbenton- und S\u00e4ttigungsausgleichung lie\u00df eine ann\u00e4hernd vollkommene Gleichheitseinstellung erzielen, die nat\u00fcrlich immer als das Ideal einer Nachbildmessung zu betrachten ist. Wie verh\u00e4lt es Slch nun, wenn die fixirte Farbe von ihrer Umgehung auch hin-","page":329},{"file":"p0330.txt","language":"de","ocr_de":"330\nWilhelm Wirth.\nsichtlich der Helligkeit abweicht? Es werde z. B. eine mittelhelle rothe Scheibe auf schwarzem oder wei\u00dfem Grunde fixirt. Dann entsteht neben dem Unterschied hinsichtlich der Gr\u00fcn-, bezw. Both-erregbarkeit auch ein solcher hinsichtlich der Helligkeitserregbarkeit, wie er im ersten Theile allein f\u00fcr sich untersucht worden ist. Die Projection des Nachbildes eines Both neben hellerem Wei\u00df auf einem gleichm\u00e4\u00dfig wei\u00dfen Grund erzeugt z. B. ein helleres gr\u00fcnes Nachbild in dunklerer, schwach r\u00f6thlicher Umgehung. Die Beimischung eines bestimmten Quantums des dunkleren Both an der anfangs rothen Stelle w\u00fcrde also thats\u00e4chlich nicht nur die Gr\u00fcnlich-keit, sondern auch die gr\u00f6\u00dfere subjective Helligkeit auszugleichen streben und es fragt sich nur, ob das gleiche Quantum f\u00fcr beide Zwecke ausreicht. Nur in letzterem Falle kann man mit einer analogen Anordnung wie bisher eine v\u00f6llige Ausgleichung auf der rein wei\u00dfen Fl\u00e4che (oder irgend einer anderen) herheif\u00fchren. Denkt man sich im ersten Beispiel (Fig. 1 u. 2, Taf. H) das Grau der beiden Scheiben A und B durch Wei\u00df ersetzt, so kann thats\u00e4chlich diese Ausgleichung des Nachbildes von Both neben Wei\u00df auf Wei\u00df versucht werden.\nDiese ganze Untersuchung ist f\u00fcr die Frage \u00fcber die Beziehung zwischen der Helligkeits- und Farbencomponente einer Farbenempfindung von gro\u00dfer Wichtigkeit. Auch f\u00fcr den Fall, dass keine gleichzeitige Aufhebung des Helligkeits- und Farbennachbildes m\u00f6glich w\u00e4re, w\u00fcrden doch durch Feststellung der beiden Punkte der relativ besten Ausgleichung hinsichtlich des Farbentones oder der Helligkeit werthvolle Besultate zu erzielen sein. Bei einem Auseinanderfallen der beiden Nachbildwerthe m\u00fcssen ja doch immer beide Grenzpunkte bei der continuirlichen Abnahme des Both gegen\u00fcber dem Wei\u00df einmal passirt werden. Sowohl die Bestimmung der Gleichheit des Farbentones, z. B. der Farblosigkeit, hei verschiedener Helligkeit, als auch diejenige der gleichen Helligkeit hei verschiedenem Farbenton sind aber nun Yergleichsurtheile, die nach den fr\u00fcheren Darlegungen bis zu gro\u00dfer Sicherheit einge\u00fcbt werden k\u00f6nnen.\nStatt Wei\u00df kann nat\u00fcrlich auch reines Both als reagirende Farbe gew\u00e4hlt und auf Scheibe A angebracht werden, und schlie\u00dflich k\u00f6nnen auch wieder alle dazwischen liegenden Mischungen (an der zun\u00e4chst verdeckten Scheibe) zur Verwendung kommen. Die so gewonnene Function vereinigt also in sich gleichzeitig eine Abh\u00e4ngigkeit von","page":330},{"file":"p0331.txt","language":"de","ocr_de":"Der Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 331\nder S\u00e4ttigungs- und Intensit\u00e4tsvariation und stellt ebenfalls eine besondere Analogie zum F.-H. \u2019sehen Satze dar. Statt Wei\u00df, Schwarz und Grau kann nat\u00fcrlich auch wieder die Complement\u00e4rfarbe von verschiedener Helligkeit als Umgehung der fixirten Farbe zur Verwendung kommen. Es ergehen sich hier die n\u00e4mlichen Fragen und L\u00f6sungsmittel.\n2. Nach den Erfolgen beim reinen Farhennachhilde (s. H, 2) wird aber schlie\u00dflich das N\u00e4mliche wie in IH, 1 auch bei jeder Combination beliebiger Farben von verschiedener Helligkeit vorgenommen werden k\u00f6nnen. Die eine Scheibe B trage also ein helleres Roth auf dunklerem Blau, w\u00e4hrend die zun\u00e4chst verdeckte Scheibe A hellrothe und dunkelblaue Sectoren in irgend welchem Ausdehnungsverh\u00e4ltnisse f\u00fchren soll. Alsdann wird die Reihe der so untersuchten Farbenmischungen eine ganz beliebige Gerade innerhalb des Farbencontinuums durchlaufen und die Abh\u00e4ngigkeit von Farhenton, S\u00e4ttigung und Helligkeit gleichzeitig verfolgen. Die letztere Anordnung erm\u00f6glicht also, f\u00fcr den Fall einer g\u00fcnstigen Beantwortung der zuletzt gestellten Fragen \u00fcber die Messbarkeit des Nachbildes von Farben- und Helligkeitsdifferenzen, die Behandlung der allgemeinsten Fragestellung, welche alle vorhergehenden in sich befasst, hezw. die Ueherg\u00e4nge zwischen den untergeordneten Gruppen vermittelt. Dieser Uebergang ist am wichtigsten, wo es sich um die Variation der Functionen bei Aenderung der urspr\u00fcnglichen Helligkeitsdifferenzen zwischen den benachbarten Farben handelt, denen das Nachbild entstammt. Die oben unter I, 3 (bezw. I, 1\u20143) behandelten F\u00e4lle stellen ja nur einen Specialfall oder eine einzige aus dieser Gruppe von Functionen dar, wo n\u00e4mhch die Helligkeitsdifferenz = 0 wird. Es fragt sich, ob dieser Specialfall f\u00fcr die verschiedenen Farbenzusammenstellungen auch die einfachste Function liefert, bezw. welches andere Helligkeitsverh\u00e4ltniss ? Diese Unterfrage wird bei ihrer Wichtigkeit einen ziemlich gro\u00dfen Raum in der folgenden Untersuchung einnehmen.\nBei allen diesen Messungen wird also der Werth des farbigen Nachbildes f\u00fcr die verschiedenen reagirenden Farhenreize, ebenso wie fr\u00fcher das reine Helligkeitsmoment, durch eine ganz bestimmte \u00b0bjective Einstellungsdifferenz seinen Ausdruck finden. Bei hinreichender Constanz der Versuchsbedingungen sind diese Werthe","page":331},{"file":"p0332.txt","language":"de","ocr_de":"332\nWilhelm Wirth.\ndann durchaus unter sich vergleichbar. Nicht unmittelbar angegeben ist dabei nat\u00fcrlich auch hier die absolute Qualit\u00e4t der Gleichheitseinstellung, bezw. die absolute Bedeutung der Einstellungsdifferenz als bestimmt geartete qualitative Verschiebung der beiden Nachbarfl\u00e4chen, wof\u00fcr man ja immer nur auf das absolute Qualit\u00e4tenged\u00e4cht-niss angewiesen ist1). Die Einstellung auf subjective Gleichheit beseitigt h\u00f6chstens die St\u00f6rungen, welche der heim unausgeglichenen Nachbild vorhandene Contrast mit sich bringt. Da jedoch diese ganze Frage, die an und f\u00fcr sich hohe theoretische Bedeutung besitzt, eine ganz andere Ein\u00fcbung als diejenige f\u00fcr die m\u00f6glichst prompte Gleichheitseinstellung erfordert, so wurde hier fast noch \u00fcberall von ihrer Behandlung Abstand genommen.\nJede einzelne Versuchsreihe behandelt somit ein Nachbild, das mindestens auf zwei Mischungsverh\u00e4ltnisse der beiden urspr\u00fcnglichen Contrastfarben projicirt und gemessen wird. Im allgemeinen sind wenigstens die beiden Endpunkte der Function untersucht, in deren Verh\u00e4ltniss der typische Verlauf am deutlichsten sich ausdr\u00fcckt, d. h. also die beiden Werthe, die sich in den beiden Projectionen auf die vollges\u00e4ttigten T\u00f6ne der beiden Contrastfarben ergeben, deren Fixation das Nachbild entstammte. Nat\u00fcrlich enth\u00e4lt in der sub-jectiven Ausgleichung dieser beiden erreichbaren Extreme immer nur jeweils das eine von beiden Nachbarfeldern auch objectiv die volle, ungemischte Farbe, n\u00e4mlich dasjenige, auf welchem sie von Anfang an fixirt wurde. Das andere Feld enth\u00e4lt dabei immer bereits so viel Beimischung seiner urspr\u00fcnglichen Farbe, als der Nachbildwerth in dieser S\u00e4ttigungsstufe betr\u00e4gt.\nIn den beigef\u00fcgten Tabellen enth\u00e4lt also zun\u00e4chst wieder die erste Zeile einer Verticalreihe die objective Farbe des einen Kreisringes, die zweite Zeile diejenige des benachbarten, wie sie die subjective Gleichheitseinstellung in einer bestimmten reagirenden Farbenmischung darstellen. Auf der dritten Zeile steht dann die objective Differenz beider Nachbarfl\u00e4chen als Ueberschuss einer und der n\u00e4mlichen Stelle, z. B. der ersten von beiden, hinsichtlich der urspr\u00fcnglich daselbst fixirten Farbe, d. h. also der vergleichbare Nachbildwerth. Den anderen Verticalreihen entsprechen dann die\n1) Vergl. I. Tlieil, Philos. Stud. XVI, S. 479.","page":332},{"file":"p0333.txt","language":"de","ocr_de":"Per Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 333\nResultate bei den anderen \u00dfeactionsfarben. Sp\u00e4terhin werden noch gewisse \"Vereinfachungen zur Raumerspamiss eintreten. Die ganze gesuchte Function erh\u00e4lt man also wieder durch die Beziehung der Nachbildwerthe der dritten Horizontalreihe auf eine und die n\u00e4mliche von den beiden ersten Zeilen. In der zugeh\u00f6rigen graphischen Darstellung entspricht die Abscissenachse wieder den re-agirenden Farben, wie sie in einer der beiden ersten Zeilen angegeben sind, w\u00e4hrend die Ordinaten die entsprechenden Nachbildwerthe selbst, d. h. also die dritte Horizontalreihe darstellen. Auch bei diesen Versuchen bilden meine eigenen Messungen aus den fr\u00fcher dargelegten Gr\u00fcnden das Hauptmaterial, dem sich einige fremde Versuche nur als gelegentliche Controlzahlen anreihen. Sie sind wie bisher in den Tabellen durch Klammern und in den Curven durch Kreuzchen gekennzeichnet.\nZweites Kapitel.\nDie Versuchsanordnungen im Einzelnen.\nI. Im vorigen Kapitel wurde eine m\u00f6glichst einfache Anordnung mit farbigen Papierscheiben als concretes Beispiel f\u00fcr die Demonstration der verschiedenen Grundtypen gew\u00e4hlt, nach welchen die Verwendung des Marbe\u2019schen Apparates f\u00fcr unsere Frage stattfinden kann. Thats\u00e4chlich habe ich denn auch eine gr\u00f6\u00dfere Anzahl von Vorversuchen mit demselben bei nat\u00fcrlichem und k\u00fcnstlichem Lichte ausgef\u00fchrt, wobei die fr\u00fchere Aufstellung des Apparates beibehalten wurde (Beschreibung s. Philos. Stud. XVI, S. 512). Nachtheilig war jedoch dabei zun\u00e4chst die Erschwerung einer g\u00fcnstigen Anordnung des Fixationspunktes. Da jederzeit die eine von beiden Contrastfarben auf die Peripherie der Scheibe versetzt werden muss, so ist die relativ noch bequemste Art der Fixation, n\u00e4mlich diejenige des Scheibenmittelpunktes (die in einer gro\u00dfen Zahl dieser Versuche beibehalten wurde1)), von besonderen Bedingungen begleitet, die bei den farblosen Helligkeitscontrasten nicht in gleicher Weise sich geltend machten. F\u00fcr die allgemeine Verwerthbarkeit der Resultate musste der Fixationspunkt hier auf der Farben-Srenze selbst liegen, und konnte also h\u00f6chstens eine kleine Marke\n1) Vergl. Kap. IV, Anm.","page":333},{"file":"p0334.txt","language":"de","ocr_de":"334\nWilhelm Wirth.\nan einer vor der Rotationsscheibe gespannten Sehne (vergl. Taf. II Fig. 1 die Sehne T T) oder auf einer Glasplatte angebracht werden wobei die n\u00f6thige Gr\u00f6\u00dfe der Scheiben und ihre unebene Lage, abgesehen von voller Rotationsgeschwindigkeit, Unzutr\u00e4glichkeiten verursachen. Die Scheibengr\u00f6\u00dfe, die f\u00fcr eine sichere Functionirung des Yerstellungsmechanismus noch eben verwendbar ist, reichte ferner auch nicht hin, um die von mir zun\u00e4chst noch beabsichtigte Unabh\u00e4ngigkeit von den Ausdehnungsverh\u00e4ltnissen m\u00f6glich zu machen. Sie betrug jedoch immerhin 9 cm im Radius, wobei das kleinere con-trastirende Centrum (Scheibe B) 5 cm gew\u00e4hlt wurde. Endlich sind auch die Yariationsm\u00f6glichkeiten bei der directen Beleuchtung der Scheibe durch refiectirtes Licht geringer als bei der Verwendung des Episkotistersystems, wie es im ersten Theil (Philos. Stud. XVI, S. 542) beschrieben worden ist. Xeben der Vermeidung aller bisher bezeichneten M\u00e4ngel bringt aber diese letztere Episkotisteranordnung durch die Verwendung von Gelatinefarhen viel sch\u00f6nere und physikalisch leichter bestimmbare Farbeneffecte mit sich, als sie bei den Pigmentfarben im reflectirten Lichte erreichbar sind. Die Haupt-untersuchungen wurden daher alle mit dieser Anordnung durchgef\u00fchrt.\nII. Wenn nun auch die Combination mit der elektrischen Pro-jectionslampe (a. a. O. S. 539) weitaus den gr\u00f6\u00dften Theil der Hauptversuche lieferte, so kam doch die Episkotisteranordnung zun\u00e4chst hei einer Gruppe auch in der gew\u00f6hnlich gebr\u00e4uchlichen Art und Weise zur Anwendung, dass die transparenten Rotationsscheiben unmittelbar vor direct durchfallendem Lichte betrachtet wurden. Die Farbeneffecte sind ja in diesem Falle noch intensiver, was nat\u00fcrlich zugleich st\u00f6rende Nebenbedingungen enth\u00e4lt, zugleich bleibt die Beschr\u00e4nkung der Ausdehnungsverh\u00e4ltnisse und zum Theil die Frage des Fixationspunktes bestehen, Gr\u00fcnde, aus denen nur ein kleiner Abschnitt um des Vergleiches willen in dieser Weise durchgenommen wurde. Der Marbe\u2019sche Apparat und das parallel zur Rotationsscheibenehene aufgestellte Brett behielt dabei seine alte Lage zum Tisch hei (Abbildung a. a. 0. S. 512). In die quadratisch ausgeschnittene Oeffnung des Brettes wird eine Mattglasscheibe eingesetzt, die in der Mitte einen kreisrunden Ausschnitt enthielt, gerade gro\u00df genug, um eine ungehinderte Rotation und Verstellbarkeit des Apparates zu gestatten. Die Ecken dieses Quadrates waren durch","page":334},{"file":"p0335.txt","language":"de","ocr_de":"Per Fechner-Helmholtz\u2019sehe Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 335\nundurchsichtiges Papier zu einem vollst\u00e4ndigen Kreise von 9 cm Radius abgerundet. Die Ebene dieser Mattglasplatte lag nur so weit hinter der Vorderfl\u00e4che der Apparatscheibe, dass die feste Episko-tisterscheibe und die am Hebel befestigte verdrehbare Earbenscheibe (beide waren ebenso combinirt, wie es a. a. O. S. 513 beschrieben wurde) beide vor ihr rotiren konnten. Die glatte Seite des Mattglases wurde dabei nach vorn genommen. Da die Seite des Brettausscbnittes 30 cm betrug, war rings um die undurchsichtige Apparatscbeibe (von 11 cm Durchmesser) noch ein transparentes peld von etwas \u00fcber 3 cm Breite vorhanden. Dieses wurde nun von r\u00fcckw\u00e4rts durch eine Gasgl\u00fchlampe erhellt, deren Brenner genau in der r\u00fcckw\u00e4rtig verl\u00e4ngert gedachten Rotationsachse der Scheibe stand, ca. 1 m von der letzteren entfernt. Dieser Brenner war gleichzeitig im Brennpunkt eines dahinter befindlichen gro\u00dfen parabolischen Blendspiegels von wei\u00df glasirtem Metall, dessen Achse ebenfalls so gut als m\u00f6glich in die Rotationsachse des Apparates verlegt worden war. Um das Licht noch mehr zu zerstreuen und zu mildern, wurde noch eine zweite gro\u00dfe Mattglasplatte in ca. 80 cm r\u00fcckw\u00e4rtiger Entfernung von der vorderen Scheibe dazwischen geschaltet. So ergab sich eine Lichtwirkung von hinreichender St\u00e4rke, die sehr gleichm\u00e4\u00dfig auf die ganze Transparentfl\u00e4che vertheilt war. Ein Holzger\u00fcst, das mit dichtem schwarzen Tuche \u00fcberzogen war, umschloss vollst\u00e4ndig einen ger\u00e4umigen Schacht zwischen dem Blendspiegel und dem vorderen Brett, so dass, abgesehen von der Transparentfl\u00e4che, keine Lichtquelle im verdunkelten Zimmer vorhanden war. Die Gr\u00f6\u00dfe der Gelatinescheiben war 9,5 cm im Radius. Die Breite der transparenten Fl\u00e4che betrug hierbei 3,5 cm, worauf die Breite der benachbarten Kreisringe zu vertheilen war. Die allgemeinsten Angaben \u00fcber ihre Herstellung wurden schon gegeben, so dass ich hier blo\u00df die jeweils nothwendigen Besonderheiten zu erw\u00e4hnen brauche. Die am Apparat feststehende Episkotisterscheibe, welche f\u00fcr alle Versuche dieser Grupp>e die n\u00e4mliche blieb, trug wieder zwei durchsichtige, einander gegen\u00fcber liegende Sectoren von je 90\u00b0. Die bewegliche, vorn am verdrehbaren Hebel befestigte Scheibe enthielt die Besonderheiten, welche f\u00fcr jedes Nachbild, sowie f\u00fcr jede Messung desselben auf einer besonderen reagirenden Farbe wechselten. Sollte Z- B. Gr\u00fcn neben Roth fixirt, und das entstandene Nachbild auf","page":335},{"file":"p0336.txt","language":"de","ocr_de":"336\nWilhelm Wirth.\nV\nreinem Gr\u00fcn oder Roth, bezw. auf einer Mischung von beiden gemessen werden, so enthielten zwei gegen\u00fcberliegende Quadranten dieser beweglichen Scheibe je einen rothen und einen gr\u00fcnen Kreisring, w\u00e4hrend die beiden anderen Quadranten vollst\u00e4ndig gr\u00fcn oder rotb, bezw. mit einem gr\u00fcnen und einem rothen Sector von bestimmtem Gr\u00f6\u00dfenverb\u00e4ltniss versehen waren, je nach der Beschaffenheit der gew\u00fcnschten reagirenden Farbe. Das erste Quadrantenpaar stand dann in der Ausgangslage (ohne Verdrehung des Hebels) gerade vor den durchsichtigen Episkotisterquadranten, und bei der Rotation sah man einen rothen Kreisring innerhalb oder au\u00dferhalb eines gr\u00fcnen. Die Helligkeit des Sectors in der Ruhelage war bei der Rotation durch die Vermischung mit den beiden schwarzen Quadranten um die H\u00e4lfte herabgesetzt und nicht mehr so blendend, doch noch von vollkommen hinreichender Farbenfrische. Eine Verdrehung der vorderen Farbenscheibe f\u00fchrte sodann eine subjective Ausgleichung des bei ruhiger Fixation entstandenen Nachbildes auf Roth, Gr\u00fcn oder einer Mischung von beiden herbei. Die Figur 4 Taf. H zeigt z. B. eine Farbenscheibe zur Messung des Nachbildes, das durch Fixation eines 2,5 cm breiten gr\u00fcnen neben einem 1 cm breiten rothen Ringe entsteht, wenn man dasselbe auf 60\u00b0 Gr\u00fcn + 30\u00b0 Roth projiciren will. Der \u00e4u\u00dfere Kreisring erlangt nach einer Verdrehung von mindestens 30\u00b0 gegen den Episkotister1) in' Richtung des Pfeiles offenbar die angegebene Mischung. Jede weitere Verdrehung dient dann nur noch dazu, den richtigen Ueberschuss des inneren Kreisringes an Roth f\u00fcr eine subjective Gleichheit beider Ringe herbeizuf\u00fchren. Ganz analog sind die Scheiben f\u00fcr andere reagirende Mischungen eingerichtet; \u00fcber die entsprechenden Resultate wird Capitel HI und IV N\u00e4heres berichtet werden.\nDer Fixationspunkt war hier noch in der angegebenen Weise auf einer feinen Drahtsehne angebracht, die vor der Scheibe als Tangente des die Grenze beider Farben bildenden Kreises gespannt war (Taf. II, Fig. 4, Linie T T). Diese Sehne konnte nach erlangter Vollgeschwindigkeit der Rotation ganz nahe an die Scheibe heran-geschoben werden, da ja die nicht durchschnittene Gelatinescheibe\n1) Die Lage der undurchsichtigen Episkotisterquadranten hei der Ausgangsstellung ist wie fr\u00fcher durch au\u00dfen angesetzte B\u00f6gen dargestellt. Die Heilig\" keitsdifferenzen der Tafeln dienen nur zur Farbenunterscheidung.","page":336},{"file":"p0337.txt","language":"de","ocr_de":"Per Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative N acbbilder u. s. Analogien. 337\nweniger Hinderniss bietet, als ein Maxwell\u2019sches Scheibenpaar. Der pixationspunkt schien dann im Dunkeln ganz in der n\u00e4mlichen Ebene wie die Farben zu liegen.\nHI. 1. Die Hauptmasse der Versuche wurde jedoch wiederum durch die Verbindung der Episkotisteranordnung mit der elektrischen Projectionslampe durchgefiihrt. Zu allen Vortheilen der eben beschriebenen einfachen Episkotisteranordnung kommt dabei noch die gro\u00dfe Unabh\u00e4ngigkeit in der Gestaltung der Ausdehnungsverh\u00e4ltnisse hinzu, ferner ein besserer Fixationspunkt, die M\u00f6glichkeit des Zur\u00fcck-tretens des ganzen H\u00fclfsapparates von dem Beobachter sowie einige werthvolle Combinationen, die sogleich des n\u00e4heren dargelegt werden sollen. Auch hier handelt es sich also zun\u00e4chst wieder um die Anordnung im allgemeinen, sodann um die speciellen Combinationen der Gelatinescheiben zur Vervielf\u00e4ltigung der Entstehungsbedingungen der Nachbilder und der reagirenden Farbenfl\u00e4chen. F\u00fcr die einfachsten Versuche nach dieser Methode sind die Farbenscheiben ganz ebenso construirt wie bei der vorigen Anordnung, nur in etwas gr\u00f6\u00dferem Ma\u00dfstabe mit 12\u201413 cm Radius.\nDie Grundlagen f\u00fcr diese Anordnung sind \u00fcberall die n\u00e4mlichen wie bei den entsprechenden Versuchen mit Helligkeitsnachbildern (a. a. 0. 8. 539). Auch das Grundschema des beigef\u00fcgten Planes ist einfach von dem damaligen her\u00fcbergenommen und alles Neue in den n\u00e4mlichen Grundriss eingezeichnet. In allen fr\u00fcheren Nachbildmessungen, sowohl in meinen bisher ver\u00f6ffentlichten, als auch in allen \u00fcbrigen, war aber nun die Fixationszeit zur Entstehung des Nachbildes bis zur Messung, d. h. zum Beginn der Einstellung auf subjective Gleichheit, immer nur durch Abz\u00e4hlen nach einem Metronom oder dergl. bestimmt und niemals durch einen selbstt\u00e4tigen Mechanismus in exacterWeise begrenzt worden/ Nun kann Ja der Zeitfehler einer Einstellung nach dem Metronom durch die Ein\u00fcbung bekanntlich ziemlich klein werden, und je l\u00e4nger die ganze Eixationszeit gew\u00e4hlt wird, um so weniger wird derselbe noch in Befracht kommen. Doch wird eine mechanische Vorrichtung, welche n\u00e4mlichen Vorg\u00e4nge ausl\u00f6st, nat\u00fcrlich immer vorzuziehen sein, a sie sich mit Leichtigkeit an einen Contactapparat anschlie\u00dfen wie er f\u00fcr Muskel- oder Zeitsinnversuche verwendet zu werden e\u00a7h Sie wird zudem die Beiziehung eines Geh\u00fclfen unn\u00f6thig","page":337},{"file":"p0338.txt","language":"de","ocr_de":"338\nWilhelm Wirth.\nmachen und insbesondere auch mit k\u00fcrzeren Fixationszeiten zu arbeiten gestatten, zwei Momente, von denerubesonders das letztere aus den schon mehrfach erw\u00e4hnten Gr\u00fcnden bei diesen Untersuchungen von gro\u00dfer Bedeutung ist. Die Combination mit der Projections-lampe gestattet dabei aber auch zugleich eine sehr einfache Erzielung des exacten Einsetzens der Fixationswirkung. Eine kleine Blende, deren Lage durch die Linie B im Grundriss ersichtlich ist, gen\u00fcgt bei ihrer Anbringung vor der Oeffnung der Linse L, um den 1\tProjectionsschirm (SchJl 2) zun\u00e4chst\nnur in seiner gleichm\u00e4\u00dfig farblosen Fl\u00e4che ohne Projectionsbild erscheinen zu lassen. Dabei ist nat\u00fcrlich bereits die Fixationsmarke .\tauf diesem Schirm\nzu sehen, welche auf derzuk\u00fcnftigen Grenze der projicir-ten Nachbarfarben liegt, und die Versuchsperson kann die richtige Fixationsstellung der Augen schon im voraus sicher einnehmen, so dass die contrastirenden Farben-\tfl\u00e4chen sogleich\nvom Wegfall der Blende an ihre constante Lage im Sehfeld beibehalten. Nat\u00fcrlich ist hierbei ein Ar-\t] beiten in v\u00f6lliger\nDunkelheit ausgeschlossen, wor\u00fcber sp\u00e4ter\tnoch zu sprechen\nist. Au\u00dferdem m\u00fcsste eben f\u00fcr selbst\u00e4ndige Beleuchtung des Punktes gesorgt werden. F\u00fcr die Versuche mit der gew\u00f6hnlichen Selbsteinstellung unter Verwendung der Z\u00fcgelvorrichtung, wie sie schon im ersten Theil (a. a. O. S. 507) hinl\u00e4nglich bekannt geworden ist, gen\u00fcgten also bereits folgende St\u00fccke zur exacten Ausf\u00fchrung-Ein Zeitsinnapparat Z\u201c1) enth\u00e4lt vier vom Apparate selbst isolirte\n1)\tDer Schirm ist in der Zeichnung nur in seiner Richtung, nicht aber in der relativ entsprechenden Entfernung angegeben, welche 2 m betrug.\n2)\tDie genauere Beschreibung und Abbildung des n\u00e4mlichen Modells und","page":338},{"file":"p0339.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a3)er Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 339\njjebelcontacte 1, 2, 3 und 4, die durch den rotirenden Zeiger % (am gade des Apparates) ge\u00f6ffnet werden k\u00f6nnen. Au\u00dferdem kann der Strom auch in den Apparat und Zeiger % selbst einerseits und in einen der Hebel an den Contacten andererseits eingeleitet werden, so dass bei Ber\u00fchrung des Hebels durch den Zeiger Stromschluss erfolgt. Letztere Anordnung ist hier benutzt hei dem Stromkreis 1, der vom Accumulator I einerseits nach dem Contacthehel 1 und andererseits durch eine elektrische Klingel K nach dem Apparat geht. Die Ber\u00fchrung von Zeiger und Hebel 1 wird also einen Klingelschlag ausl\u00f6sen. Der Contact 2 schlie\u00dft nun einen Stromkreis, der vom Accumulator H nach dem Stromwender w2 und von hier aus auch durch einen Elektromagneten m2 geht, der an einem (in der Zeichnung nicht besonders angegebenen) Halter senkrecht vor und \u00fcber der Linsen\u00f6ffnung L angebracht ist. An seinem unteren Pole kann nach Schluss von Stromkreis 2 die Blende B mit einer kleinen Eisenplatte gehalten werden, die sofort nach Strom\u00f6ffnung durch ihr eigenes Gewicht ger\u00e4uschlos auf eine weiche Unterlage f\u00e4llt. Schlie\u00dflich ist f\u00fcr diese erste Anordnung zur Selbsteinstellung nur noch der Contacthehel 3 in der n\u00e4mlichen Weise wie 1 in den Khngelstrom einzuschalten, was durch die punktirte Stromverbindung 1' geschieht. Alle weiteren St\u00fccke der Zeichnung kommen hei der gew\u00f6hnlichen Seihsteinstellung noch nicht zur Verwendung. Sind alle drei Contacte in ihrer Schlie\u00dfungslage und die Blende an m2, sowie der Motor zur Drehung des Marbe\u2019schen Apparates in Gang gesetzt, so kann die Versuchsperson selbst, nach Einnahme ihrer Position zur g\u00fcnstigsten Beobachtung und Selbsteinstellung, den Contactapparat durch Vermittlung eines bequemen Handgriffs oder Zuges anlaufen lassen. Auf seinem Wege in Richtung des Pfeiles kommt der Zeiger zun\u00e4chst nach Contact 1, wo er durch ein Klingelzeichen das baldige Auftreten der Eixationsfarben ank\u00fcndigt, worauf die sorgf\u00e4ltigste Fixation des schon vorher, ins Auge gefassten Punktes beginnt. Nach Llner kleinen Zwischenzeit, die ebenso wie bei Reactionsversuchen \u2018lUS Psychologischen Gr\u00fcnden g\u00fcnstig ausgew\u00e4hlt werden muss (ca. 1,5\"), ewir kt der Zeiger durch Oeffnung von Contact 2 den sofortigen\nu Contacte s. Wundt, Physiologische Psychologie II, S. 421 f., und Pig. 233","page":339},{"file":"p0340.txt","language":"de","ocr_de":"340\nWilhelm Wirth.\nAbfall der Blende, womit die Projectionsfarben auf dem Schirme erscheinen. Nach entsprechender Eixationszeit kommt dann das zweite Klingelsignal bei Ber\u00fchrung des Zeigers mit 3, worauf die Selbsteinstellung vorgenommen wird. Nach Ablesung der Einstellung ist der Versuch beendigt.\n2. Die vollg\u00fcltige Verwerthbarkeit der Resultate, die nach der Methode der Selbsteinstellung gewonnen sind, h\u00e4ngt nat\u00fcrlich auch hier wiederum von der Erf\u00fcllung jener Bedingungen ab, die schon seinerzeit (a. a. 0. S. 530) discutirt wurden und deren Dasein wenigstens f\u00fcr die Helligkeitsnachbilder als erwiesen erachtet werden konnte. F\u00fcr die Earbennachbilder werden die entsprechenden Untersuchungen in Kap. V angef\u00fchrt werden. Einen doppelten Vortheil wird aber nun die Ersetzung der manuellen Einstellung durch einen Mechanismus dann bieten, wenn es sich um die Ausf\u00fchrung einer pl\u00f6tzlichen Einstellung nach Entstehung des Nachbildes handelt. Dass diese letzteren immer das Ideal der Messung bleiben, trotz aller Schwierigkeiten und der Verstreutheit ihrer zusammenh\u00f6rigen Einzelbestimmungen \u00fcber eine gro\u00dfe Zeitstrecke, ist schon mehrfach betont worden. Mindestens m\u00fcssen sie als Controlversuche des \u00f6fteren eingef\u00fcgt werden. Ein sehr einfacher H\u00fclfs-apparat gestattet nun die mechanische Einstellung mit der n\u00e4mlichen Exactheit hinsichtlich des Zeitpunktes wie die Darbietung der Fixationsfarben, wenn sie ebenfalls von jenem Contactapparat ausgel\u00f6st wird. Erst dadurch wird die Zeitstrecke zur Entstehung des Nachbildes auf beiden Seiten in exacter Weise begrenzt. Bei ihrer Einfachheit ist auch diese Vorrichtung in dem Grundriss nur schematisch angedeutet. Ein ungleicharmiger Hebel E ist um eine Achse, die im Punkt a genau senkrecht zur Tischplatte steht, sehr leicht verdrehbar. Der kleinere Arm, dem Apparat zun\u00e4chst liegend, l\u00e4sst sich in einer, nur wenig \u00fcber der Verstellschiene des Marbe-schen Apparates gelegenen Ebene hin und her drehen, und bietet einen sicheren Widerhalt f\u00fcr den Schlitten (sch) des Apparates in seiner Ausgangslage, sobald der Hebel in der gezeichneten Lage (senkrecht zur Schienenrichtung) durch eine hinreichend gro\u00dfe Kraft zur\u00fcckgehalten wird. Dieses Festhalten besorgt nun der in gleicher Ebene und senkrecht zum Hebel festgeklammerte Elektromagnet m3, auf dessen einen Pol eine Eisenplatte sich glatt auflegt, die am Ende","page":340},{"file":"p0341.txt","language":"de","ocr_de":"Der Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 341\ndes l\u00e4ngeren Hebelarmes h angebracht ist. Die Wirkung des Magnets ist nun bei entsprechender Stromst\u00e4rke (Accumulator mit 4 Volt) kr\u00e4ftig genug, um den Apparatscblitten mit Hebelkraft in der Ausgangslage festzubalten, auch wenn eine sehr starke Spiralfeder f (30 cm L\u00e4nge in der Ruhelage) entgegenwirkt. Letztere ist von der Schraube aus, die am Schlitten befestigt ist und nach unten durch die Schienenbahn hindurchreicht, nach hinten gespannt und an dem senkrecht in s stehenden Stab festgeh\u00e4ngt. Sie sucht also den Schlitten von der Scheibe mit gro\u00dfer Kraft wegzuziehen, bis er an einem an der Bahn festgeschraubten Laufgewicht angehalten wird. Der Schlitten l\u00e4uft hei entsprechend leichter Einstellung und guter Schmierung der Bahn so leicht, dass er durch den Eederzug sofort mit Freigabe des Hebels h in einem kurzen Ruck in die neue Lage hei l vorschnellt und damit eine pl\u00f6tzliche Einstellung des Scheibenpaares am Rotationsapparat bewirkt. Der Versuch gestaltet sich also jetzt im \u00fcbrigen ganz ebenso wie vorhin, nur f\u00e4llt die Z\u00fcgelvorrichtung weg, und es wird daf\u00fcr durch die Oeffnung von Contact 3 am Zeitsinnapparat die pl\u00f6tzliche Einstellung mechanisch bewirkt. Die Verbindung 1' zwischen 1 und 3 wird also entfernt und 3 daf\u00fcr als Stromschlie\u00dfung in den neuen Kreis 3 eingef\u00fcgt, der vom Acc. HI aus zu dem Stromwender 3 und von hier aus zum Elektromagneten m3 hei jener Hehelvorrichtung f\u00fchrt.\n2. Die Anwendung eines solchen Mechanismus gestattet nat\u00fcrlich abgesehen von der gr\u00f6\u00dferen Exactkeit infolge der Kleinheit der Zeitfehler auch eine gewisse Gr\u00f6\u00dfenbestimmung dieser Eehlerhest\u00e4nde und damit die Ausschaltung eines relativ gro\u00dfen controlirbaren Fehlers. Es lie\u00df sich gleichzeitig feststellen, dass in der thats\u00e4chlich verwendeten Anordnung alle Fehler \u00fcberhaupt auf ein sehr geringes Ma\u00df re-ducirt waren, so dass bei der zun\u00e4chst in Frage kommenden Pr\u00e4cision von besonderen Umrechnungen abgesehen werden konnte, so weit es sich vor allem nur um eine constante Fixationszeit handelt. Wird einmal wieder die Abh\u00e4ngigkeit von der Variation der Fixationszeit genauer vorgenommen, so werden hier die folgenden Ueberlegungen auch noch weiterhin verrechnet werden m\u00fcssen. Es handelt sich also v\u00b0r allem um die Bestimmung der mittleren Variation in den Zeitnahen des Contactapparates und dann um die Zeitdauer der pl\u00f6tz-en Einstellung (sammt ihrer mittleren Variation), d. h. also vom","page":341},{"file":"p0342.txt","language":"de","ocr_de":"342\nWilhelm Wirth.\nMoment der Strom\u00f6ffnung bei Contact 3, bezw. vom Beginn der Schlittenverschiebung bis zum Anschlag des Schlittens an dem Laufgewicht l bezw. der Erreichung seiner Endlage. Zu diesen Messungen wurde ein erprobtes Hipp\u2019sches Chronoskop \u00e4lterer Construction verwendet, dessen Zeiger heim Stromschluss in der Uhr festgehalten werden. Die Bestimmung des Zeitabstandes zweier Contact\u00f6ffnungen erforderte nat\u00fcrlich dabei die Einschaltung eines Beiais vor dem zweiten Contact, bei dessen Oeffnung ein Stromschluss im Beiais die Zeiger wieder festhielt. F\u00fcr y8 der gesammten Umlaufszeit im Betrag von 1,8\" betrug die mittlere Variation in 40 Einstellungen 26\", wovon ein gro\u00dfer Theil auf die Contactleistungen entf\u00e4llt und von der Zeitdauer unabh\u00e4ngig ist, wie sich aus einigen anderen Zeiten ergab. Die Variation des Chronoskops betrug bei dieser einfachsten Anordnung nur wenige \". Noch einfacher gestaltet sich die Verwendung des Chronoskops zur Bestimmung der pl\u00f6tzlichen Einstellung. Hierzu braucht nur Stromkreis 3 auch noch durch das Chronoskop gef\u00fchrt zu werden. Dieser h\u00e4lt die Zeiger fest, so lange auch der Schlitten noch in seiner Ausgangslage gehalten wird. Ferner legt man durch die Uhr auch noch einen anderen, vom vorigen sonst unabh\u00e4ngigen Stromkreis, der durch das Anschl\u00e4gen des Schlittens an l geschlossen wird. Dieser ist nicht besonders eingezeichnet. Man isolirt hierzu das Laufgewicht l von der Laufschiene, an der es festgeschraubt ist, durch Einschaltung von Pappstreifen, welche jedoch den sofortigen und unmittelbaren Contact des Schlittens mit dem Laufgewichte beim Vorschnellen zulassen. Der eine Pol des zweiten Stromkreises durch die Uhr kommt dann irgendwo an die metallene Apparatschiene, der andere an das isolirte Laufgewicht. Die Zeiger der Uhr werden also von der Freigabe des Schlittens bis zu seinem Anschl\u00e4gen an l in Bewegung sein. Die mittlere Variation einer und der n\u00e4mlichen Einstellungszeit (80\", 115\" und 180\") betrug nur ca. b% der Gesammtzeit. Diese ganze Zeit selbst wechselt nat\u00fcrlich bei gleicher Spannung der Feder f je nach dem Umfang der Einstellungsbewegung. Da jedoch die Differenz dieses Umfanges der Verdrehung f\u00fcr die verschiedenen Messungen in unserer Untersuchung h\u00f6chstens 30\u00b0 und meistens sehr viel weniger betrug, so kam diese von der Einstellungsweite abh\u00e4ngige Variation dieses Zeitfehlers gar nicht weiter in Betracht. Bir Betrag ergibt sich aus Folgendem. F\u00fcr eine","page":342},{"file":"p0343.txt","language":"de","ocr_de":"per Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 343\nVerdrehung von 150\u00b0 (= 15 cm Schlittenverschiebung) findet man nur I78ff Einstellungszeit (8\u00b0 m. V.), f\u00fcr 30\u00b0 (=3 cm Schlittenverschiebung) aber immer noch 83\u00ab (4ff m. V.). F\u00fcr genauere Messungen l\u00e4sst sich nat\u00fcrlich leicht in dieser Weise eine ganze Curve f\u00fcr die verschiedenen Betr\u00e4ge der Verschiebungen aufnehmen, die einem sehr einfachen Bewegungsgesetze entspricht. Schlie\u00dflich l\u00e4sst sich auch durch passende Wahl der jeweiligen Federspannung diese Variation \u00fcberhaupt compensiren. Ich brauche kaum noch besonders zu erw\u00e4hnen, dass alle diese Messungen bei gleichzeitig rotirendem Apparat vorgenommen wurden, weil die Widerst\u00e4nde gegen die Verschiebung des Schlittens w\u00e4hrend der Rotation etwas andere sind als in der Ruhelage, ebenso wie die Festigkeit der Contacte und Magnete infolge der minimalen Ersch\u00fctterungen, die bei so rascher Rotation einer benachbarten Scheibe nicht zu umgehen sind. Der ganze Mechanismus arbeitete nun mit gro\u00dfer Sicherheit und Ausdauer, und verdanke ich ihm eine bedeutende Erleichterung und wohl auch eine gr\u00f6\u00dfere Pr\u00e4cision bei allen weiteren Versuchen.\n3. Ebenso leicht ist nun die Construction der Scheiben verst\u00e4ndlich , welche f\u00fcr die verschiedenen in Capitel I n\u00e4her bezeichneten Aufgaben nothwendig wurden. Die feststehende Episkotisterscheibe erfuhr bei diesen Versuchen zun\u00e4chst insofern eine Verbesserung, als die farblose Gelatine in den durchsichtigen Theilen der Scheibe ganz wegfiel. An der R\u00fcckseite der Apparatscheibe wurden hierzu zwei flache Messingstreifen in symmetrischer Lage festgeschraubt, die etwas \u00fcber die Peripherie der Scheibe hinausreichten. An ihnen konnten zwei sonst freistehende, unter sich unverbundene Ringsectoren aus undurchsichtigem Material angeschraubt worden, die ebenfalls symmetrisch zu einander lagen, wie es aus der kleinen schematischen Zeichnung Taf. II, Fig. 7 ersichtlich ist, wo jene Ringsectoren je 90\u00b0 besitzen. Die gro\u00dfe Fl\u00e4che, welche in der Projection f\u00fcr die Ausdehnung des farbigen Contrastfeldes zur Verf\u00fcgung stand, lie\u00df zun\u00e4chst die Variation der Ausdehnungsverh\u00e4ltnisse in noch viel weiterem Umfange durchf\u00fchren, als dies bei der unmittelbaren Betrachtung der kleinen Scheibe in der Anordnung II m\u00f6glich war. Innerhalb des kleinen Transparentfeldes von 3 cm Breite lie\u00df sich ja allerdings auch dort die Verbreiterung und Verengerung des rothen Ringes gegen\u00fcber dem gr\u00fcnen vornehmen, und sind die hieraus erlangten\nWnndt, PMlos. Studien. XVII.\t23","page":343},{"file":"p0344.txt","language":"de","ocr_de":"344\nWilhelm Wirth.\nResultate in Capitel IV zusammengestellt. Bei der jetzigen Anordnung l\u00e4sst sich aber nun diese Vertauschung innerhalb eines sehr gro\u00dfen Theiles des gesammten Sehfeldes durchf\u00fchren. Taf. II, Fig. 5 bringt ein einfaches Beispiel zur Illustration der Versuchstechnik, die hei der ganzen Gruppe von Capitel IV mit entsprechenden Variationen eingehalten wurde. Die Scheibe enth\u00e4lt nur Roth und Gr\u00fcn, das zu gleichen Theilen gemischt ein ann\u00e4hernd reines Grau ergibt. Je nach der Art ihrer Combination mit dem festen Episkotister aus zwei undurchsichtigen Quadranten (Taf. H, Fig. 7) kann dieselbe verwendet werden: 1. zur Fixation eines grauen Streifens auf rothem Grunde mit darauffolgender Projection a) auf Grau und b) auf Roth, und 2. zur Fixation eines gr\u00fcnen Streifens auf grauem Grunde ebenfalls mit folgender Messung a) auf Grau und b) auf Roth. Es ergibt sich n\u00e4mlich la, wenn man die in der Figur angedeutete Ausgangslage zu den festen Quadranten w\u00e4hlt. Denkt man sich aber die Scheibe umgekehrt am Apparat befestigt, so dass die Verdrehungsrichtung die entgegengesetzte wird und die Abbildung der beweglichen Scheibe einer R\u00fcckansicht entspricht, so hat man den Fall lb. Anderseits wird 2 a erreicht, wenn man die Scheibe um 45\u00b0 gegen die festen Quadranten entgegen der Uhrzeigerrichtung verdreht befestigt, oder in der Figur die au\u00dfen angesetzten Kreisst\u00fccke um gleich viel im Sinne des Uhrzeigers. 2 b ergibt sich dann hieraus ebenso, wie lb aus la. Eine Vertauschung der g\u00e9w\u00e2hlten Farben lie\u00df die noch fehlenden Vertauschungen der Ausdehnungsverh\u00e4ltnisse beider Farben und ihrer Messung auf Roth, Grau und Gr\u00fcn vervollst\u00e4ndigen.\nTaf. II, Fig. 6 erl\u00e4utert dann das noch gr\u00f6\u00dfere Anwendungsgebiet einer einzelnen Scheibe bei Verwendung von undurchsichtigen Sectoren zu je 120\u00b0. Es kann hierbei Roth neben Gr\u00fcn, allerdings nur in geringerer Gesammtintensit\u00e4t fixirt und das Nachbild auf dem vollen Roth oder Gr\u00fcn der Ausgangslage gemessen werden, je nachdem man die Scheibe in der angedeuteten Weise oder umgekehrt am Apparat, bezw. dem drehbaren Hebel befestigt.\nNachdem der Einfluss der Ausdehnungsverh\u00e4ltnisse in einem gewissen Umfange f\u00fcr farbige Nachbilder untersucht worden war, wurde auch das Nachbild einer farblosen Helligkeitsdifferenz daraufhin untersucht und ist das Resultat im n\u00e4mlichen Capitel IV behandelt. Hier-","page":344},{"file":"p0345.txt","language":"de","ocr_de":"Der Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 345\nbei kamen die beiden Scheiben aus Schwarzblech zur Verwendung, die Taf. HI, Kg. 4au. b dargestellt sind1). Ihre Verbindung mit zwei Episkotisterscheiben zu je 120\u00b0 lie\u00df in der dargestellten Ausgangslage bei 4 a einen wei\u00dfen Streifen auf schwarzem Grunde fixiren, bei 4b einen schwarzen Streifen auf wei\u00dfem Grunde mit ganz den n\u00e4mlichen Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltnissen wie bei 4 a. Die Verdrehung in Richtung des Pfeiles bewirkt eine Messung der Nachbilder auf einem sehr hellen Grau, bei umgekehrter Befestigung der Scheiben hingegen eine Messung auf Schwarz.\n3 a. Was nun die anderen im 2. Capitel erw\u00e4hnten Aufgaben anbelangt, so kann zun\u00e4chst der unter I, 2 daselbst behandelten Forderung (Variation der reagirenden Intensit\u00e4t) wieder in der n\u00e4mlichen Weise entsprochen werden, wie es bei den Helligkeitsnachbildern (Bd. XVI, S. 555) geschehen ist. In der Hauptsache erlaube ich mir also auf die dort ausf\u00fchrlich beschriebene Anordnung und die Abbildungen der Tafel zu verweisen. Da immer von der Entstehung eines constanten Farbennachbildes, z. B. von Both neben Gr\u00fcn, auszugehen ist, so bildet eine Scheibe, wie Taf. II, Fig. 6 die Grundlage der Anordnung, ebenso wie seinerzeit bei den Helligkeitsnachbildern Fig. 4 der Tafel. Diese Scheibe wird nun in der seinerzeit bei Fig. 6, 7, 9 a\u2014c der Tafel angegebenen Weise mit verschiedenen undurchsichtigen Doppelsectoren (Fig. 6 a) combinirt, was jeweils verschiedenen reagirenden Intensit\u00e4tsstufen entspricht. Au\u00dferdem kann je nach Lage der Farbenscheibe (vergl. S. 344) eine Projection auf Intensit\u00e4tsstufen des Both oder des Gr\u00fcn vorgenommen werden. Die Kesultate dieser Versuche sind Cap. VH angef\u00fchrt.\n3b. Die Messungen zu Cap. 2, I, 3 (Projection des Nachbildes einer Farbe neben Grau auf eine beliebig andere Farbe) erfordern ganz \u00e4hnliche Scheiben wie Taf. HI, Fig. 3 a; man braucht sich nur da8 Gelb durch Wei\u00df ersetzt zu denken. Die Scheibe ist in drei\n1) In den \u00fcbrigen Versuchen hat sich jederzeit ein kr\u00e4ftiger schwarzer Carton als ein leichtes Material f\u00fcr die undurchsichtigen Fl\u00e4chen vollkommen bew\u00e4hrt, Wle es durch zahlreiche Controlversuche mit Helligkeitsbestimmungen nachgewiesen ^\u201cde. Soll indessen ein ganz schmaler undurchsichtiger Streifen \u00fcber eine gr\u00f6\u00dfere 'hecke ausgedehnt Vorkommen, so w\u00fcrde der Carton nat\u00fcrlich zu wenig Halt 'eten. Diese Blechscheiben sind aber dann wenigstens an allen gr\u00f6\u00dferen un-avchsichtigen Fl\u00e4chen durchbrochen gearbeitet und mit undurchsichtigem Carton-PaPier verklebt.\n23*","page":345},{"file":"p0346.txt","language":"de","ocr_de":"346\nWilhelm Wirth.\nSextantenpaare eingetheilt; das eine hiervon, das in der Ausgangstage vor den durchsichtigen Sextanten des festen Episkotisters liegt und die fixirte Farbenzusammenstellung bedingt, hat auf dem \u00e4u\u00dferen Kreisring die Farbe, z. B. Both, der innere l\u00e4sst sich durch Auspro-birung des durchbrochenen Sectors zur Mischung eines gleich hellen Grau einstellen. Das eine benachbarte Sextantenpaar enth\u00e4lt dann diejenige Farbe, auf welche projicirt werden soll, z. B. Blau. Eine rasche Verdrehung in Bichtung des Pfeiles um 60\u00b0 l\u00e4sst also zun\u00e4chst reines Blau auftreten, und die weitere Verdrehung wird zur subjectiven Compensation des Nachbildes von Both neben Grau auf Blau f\u00fchren, da das noch \u00fcbrige Sextantenpaar neben dem Blau an Stelle des fr\u00fcheren Both noch beliebig viel Both einzuf\u00fchren gestattet, was eben dem im 2. Capitel angef\u00fchrten Grunds\u00e4tze entspricht. Die Versuche sind im Capitel EU behandelt. Sie erfordern nur noch die entsprechenden Vertauschungen der Farben in dem n\u00e4mlichen Schema. Die gleichen Scheiben dienen nat\u00fcrlich auch wieder bei geeigneter Ausgangslage zur Messung des Nachbildes von Both neben Blau auf Blau u. s. w., was an der n\u00e4mlichen Stelle Vergleichs halber angef\u00fchrt ist.\n3 c. Im 2. Capitel II, 3 ist ferner noch die M\u00f6glichkeit einer analogen Messung des Nachbildes einer beliebigen Farbencombination auf beliebigen Farben von gleicher Helligkeit besprochen. Hierzu diente z. B. die Scheibe Fig. 3 a selbst. Das neben Both fixirte Gelb ist durch Zusetzung von Schwarz auf die gleiche Helligkeit mit Both reducirt. Die Projection erfolgt auf Blau mit subjectiver Ausgleichung des Nachbildes durch Both. Fig. 3 b zeigt dann die (unter 2. Cap. H, 3 angegebene) dreifache M\u00f6glichkeit, wie z. B. die Nachwirkung von Both neben Blau, das vor dem durchsichtigen Sextantenpaare steht, auf Gr\u00fcn ausgeglichen werden kann. Zun\u00e4chst einmal durch einen Best von Both an der Stelle des urspr\u00fcnglichen Both bei Anwendung der in Fig. 3 b dargestellten Ausgangslage, sodann bei umgekehrter Aufsetzung durch einen Best von Blau an Stelle des urspr\u00fcnglichen Blau. Schlie\u00dflich scheint nach Aufsetzung undurchsichtiger Sectoren vor denjenigen Stellen der Scheibe, die Both neben Gr\u00fcn oder Blau neben Gr\u00fcn enthalten, auch noch eine subjective Ausgleichung durch Beimischung eines bestimmten gleichen Quantums von Both neben Blau zu Gr\u00fcn gefunden werden zu k\u00f6nnen, aller-","page":346},{"file":"p0347.txt","language":"de","ocr_de":"Der Dechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 347\ndings nur unter gleichzeitiger Herabsetzung der Gesammtintensit\u00e4t, falls jenes Quantum weniger als 30\u00b0 betr\u00e4gt. Die in diesem Abs\u00e4tze angef\u00fchrten Versuche dienten jedoch nur zu der allgemeinen rein qualitativen Ermittlung, die bereits im 2. Capitel vorl\u00e4ufig abschlie\u00dfend behandelt wurde. Die Comhinationen vom 2. Capitel m, 1\u20143 erfordern nat\u00fcrlich kein besonderes Scheibensystem; sie erfordern nur nicht mehr die Voraussetzung, dass Gelatine von m\u00f6glichst gleicher Helligkeit zur Verwendung komme.\n4. F\u00fcr eine specielle Frage habe ich noch eine besondere Vorrichtung eingef\u00fchrt, die zugleich die allgemeinste Erweiterung enth\u00e4lt, deren diese Methode vorl\u00e4ufig f\u00e4hig erscheint. Es handelt sich dabei um eine Versuchsgruppe zur wichtigen Frage Cap. 2, I, 3 (am Schl\u00fcsse), wie auf ein einfaches Farhennachhild (Farbe neben Graufixirt) von verschiedenen Intensit\u00e4tsstufen beliebig anderer Farben reagirt wird. Schon die Beibehaltung der n\u00e4mlichen Intensit\u00e4tsstufe, noch mehr aber ihre Variation, insbesondere ihre Steigerung erfordert hierbei, dass das relative Ma\u00df des Nachbildes ein m\u00f6glichst gro\u00dfes sei. Damit die Fixationszeit nicht zu lange gew\u00e4hlt werden muss, ist also eine m\u00f6glichst gro\u00dfe S\u00e4ttigung der Ausgangsfarben nothwendig; auch muss die Variation der Intensit\u00e4t der reagirenden Farben zur besseren Charakterisirung unserer Function in m\u00f6glichst gro\u00dfem Umfange variirt werden k\u00f6nnen und ebenfalls hohe Stufen zulassen. Nach den bisherigen Ausf\u00fchrungen ist aber mindestens bereits eine Sextanteneintheilung erforderlich, wenn auf einer beliebig anderen Farbe an Stelle der Ausgangsfarben gemessen und die Einf\u00fchrung dieser neuen Farbe gleichzeitig mit der Ma\u00dfeinstellung durch eine blo\u00dfe Verstellung des Scheibenhehels bewirkt werden soll. Hierdurch ist nat\u00fcrlich die S\u00e4ttigung und Helligkeit der fixirten und reagirenden Farben sehr beschr\u00e4nkt. Diese Schwierigkeit wird behoben, wenn man die beiden Scheihenregionen, \u2022he zur Entstehung des Nachbildes und zu seiner Projection und Messung dienen sollen, nicht durch eine Sectoreneintheilung trennt, sondern auf verschiedene Kreisringe vertheilt, wie es aus Taf. HI ^8-5 ersichtlich ist. Allerdings hegt dann auch in der Projection ^ dem Schirme diejenige Farhencomhination, welche zur Entstehung er Farben fixirt werden muss, zun\u00e4chst einfach neben denjenigen en> auf denen das Nachbild gemessen werden soll. Eine Augen-","page":347},{"file":"p0348.txt","language":"de","ocr_de":"348\nWilhelm Wirth.\nbewegung von der fixirten Fl\u00e4che auf die benachbarte Reactionsfl\u00e4che hat aber bekanntlich ihre gro\u00dfen Nachtheile. Der Wechsel des Sehfeldes kann aber nat\u00fcrlich auch bei ruhendem Auge einfach durch Drehung eines hinreichend gro\u00dfen Spiegels vorgenommen werden, wenn man einen solchen von vornherein in die Lichtprojection einschaltet, das Projectionsbild mit demselben auff\u00e4ngt und auf einen seitlich stehenden Schirm entwirft, dessen Richtung in dem Grundriss (S. 338) unter Schi rechts von der ganzen Anordnung angegeben ist1). Dortselbst ist auch der senkrecht zum Tische stehende Spiegel (Sp) in seiner Grundlinie angegeben; seine. Ebene ist zur urspr\u00fcnglichen Projectionsrichtung ungef\u00e4hr um 45\u00b0 gedreht. Um eine genau senkrechte Achse an seiner linken Seite, deren Angeln an einem sicher fixirten Unterhau U befestigt sind, l\u00e4sst er sich leicht hin und her drehen, wodurch das Projectionsbild auf dem Schirme Sch2 sich horizontal verschiebt. Da die Scheibe, wie schon fr\u00fcher genauer beschrieben wurde, zur Projectionslampe so rotirt, dass die Ausschnitte aus den concentrischen Kreisringen in der Projection senkrecht stehen, so werden also die Farbengrenzen dabei parallel mit sich selbst verschoben, und kann bei der geringen Differenz der an sich gro\u00dfen Radien auch oberhalb und unterhalb der fixirten Mitte das Nachbild der zuerst fixirten Grenze mit der neuen Grenze zur Deckung gebracht werden. Die kleine Drehung, welche nun zur Auswechselung der Sehfelder nothwendig ist, wird wieder mechanisch durch den Zug der kr\u00e4ftigen Feder /j bewerkstelligt und vom Con-tactapparat Z wie bei der pl\u00f6tzlichen Einstellung ausgel\u00f6st. In der Ausgangslage ist der Spiegel durch den am Tische festgeschraubten Elektromagneten m'3 festgehalten, auf dessen Pol sich eine am Spiegelrahmen unten befestigte Eisenplatte glatt auflegen kann. Der Magnet m'3 ist bei diesen Versuchen an Stelle von m3 (der Magnet zur pl\u00f6tzlichen Einstellung am Hebel E) in den Stromkreis 3 eingeschlossen, so dass er nach Oeffnung von Contact 3 am Schl\u00fcsse der Fixationszeit zur Entstehung des Nachbildes den Spiegel losl\u00e4sst. Der letztere wird dann von der Feder /) rasch bis zum Widerhalt p zur\u00fcckgerissen,\n1) Die Ausschaltung eines zuerst vorhandenen Spiegels zur Vertauschung des urspr\u00fcnglichen und des reagirenden Lichtes ist ja bereits von Helmholtz in der fr\u00fcher erw\u00e4hnten Versuchsanordnung verwendet worden, allerdings in anderem Sinne.","page":348},{"file":"p0349.txt","language":"de","ocr_de":"Der Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 349\nan dem sein Rahmen mit einer Filzlage aufst\u00f6\u00dft. Am Rahmen ist auch noch eine Nase n befestigt, welche in dem Augenblicke, wo die Pressung des Filzes am st\u00e4rksten ist, in ihr Federlager einschnappt, so dass der Spiegel trotz seiner raschen Bewegung ohne jeden R\u00fcckprall anh\u00e4lt. Die sehr feste Lage aller hetheiligten St\u00fccke vermeidet das Nachzittern, das hei der Vergr\u00f6\u00dferung aller Bewegungen im Pro-jectionsbilde sehr sch\u00e4dlich w\u00e4re. Die Verschiebung des Projections-bildes ist ohne besonderes Klingelzeichen nat\u00fcrlich f\u00fcr sich selbst schon das Signal zur Vornahme der Selbsteinstellung. Es braucht eigentlich nicht besonders gesagt zu werden, dass f\u00fcr diese Anordnung eine besondere Vorrichtung unn\u00f6thig geworden ist, falls man mit pl\u00f6tzlicher Einstellung arbeiten will, insofern ja das zweite, zun\u00e4chst nicht fixirte Feld f\u00fcr die reagirende Farbe von vornherein eine ganz beliebige Farhencomhination unabh\u00e4ngig vom ersten Felde erlangen kann, welche der subjectiven Ausgleichung dient. Die Verschiebung des Feldes entspricht eben dann zugleich der pl\u00f6tzlichen Einstellung. Sollte eine solche trotzdem aus rein technischen Gr\u00fcnden (z. B. zur Erleichterung der Scheiben\u00e7ombination) nothwendig werden, so braucht nur noch ms mit m's in den n\u00e4mlichen Stromkreis 3 wieder eingef\u00fcgt zu werden.\nBei den in Cap. VH beschriebenen Versuchen soll nun Blau neben Grau fixirt und dann auf Roth gemessen werden. Die Farbenscheibe (Taf. Ill, Fig. 5), die hei diesen Versuchen an Stelle des festen Episkotisters mit den Messingstreifen an der Scheibe des Rotationsapparates angeschraubt ist, enth\u00e4lt f\u00fcr diesen Zweck in ihrem \u00e4u\u00dferen Kreisringe, der zur Entstehung des Nachbildes dient, nochmals eine Halhirung der ganzen Breite. Die innere H\u00e4lfte ist bis auf zwei schmale Sectoren, welche dem \u00e4u\u00dfersten Ring einen Halt verleihen, durchsichtig und liefert ein gutges\u00e4ttigtes Blau. Hie \u00e4u\u00dfere H\u00e4lfte mischt ein Grau von gleicher Helligkeit wie Blau aus Schwarz und Wei\u00df. Ebenso breit wie dieser ganze \u00e4u\u00dfere Kreis-nn\u00a3 lsh non der innere, der von jenem nur durch einen ganz schmalen Ring als Klebestreifen f\u00fcr die Gelatine getrennt ist. Er enth\u00e4lt die n\u00e4mliche Untereintheilung wie der \u00e4u\u00dfere Kreisring ^enigstens in einem symmetrisch liegenden Sectorenpaar von je 30\u00b0.\n.. '\u201czteres tr\u00e4gt auf der inneren H\u00e4lfte, deren Lage dem Blau des eren Kreisringes in seiner inneren H\u00e4lfte nach dem Wechsel der","page":349},{"file":"p0350.txt","language":"de","ocr_de":"350\nWilhelm Wirth.\nFelder entspricht, das n\u00e4mliche Blau, um das Nachbild von Blau neben Grau nach dem nun schon \u00f6fter erw\u00e4hnten Princip (Cap. 2, I, 3) auf Both subjectiv ausgleichen zu lassen. Das ganze \u00fcbrige Transparentfeld dieses inneren Binges tr\u00e4gt au\u00dfer diesen blauen Halb-sectoren (und au\u00dfer den undurchsichtigen Sectoren als Haltestreifen) ein Both von gleicher Helligkeit. Zur Messung des Nachbildes auf Both (mit Seihsteinstellung) ist also nur noch ein mit dem Hebel beweglicher Doppelsector von mindestens 2 \u2022 30\u00b0 nothwendig, der in der Ausgangslage (in der Figur gestrichelt) zun\u00e4chst die Blau-Both-Sectoren verdeckt und durch Verdrehung des Hebels in Bichtung des Pfeiles so viel Blau an Stelle des zuerst neben Grau fixirten Blau einf\u00fchrt, als zur subjectiven Ausgleichung geh\u00f6rt. Werden dann weiterhin noch andere Doppelsectoren von verschiedener Sectoren-breite vor die Scheibe gesetzt, welche ebenfalls nur den inneren Kreisring verdecken, so kann die Projection auch auf verschiedene (geringere) Intensit\u00e4tsstufen des Both vorgenommen werden. In der Figur ist noch ein solcher von 2-60\u00b0 hinzugef\u00fcgt. Selbstverst\u00e4ndlich muss die Lage des Elektromagneten to'3 und des Widerhaltes p genau so eingestellt werden, dass die Grenze von Blau und Grau in der Ausgangslage m\u00f6glichst genau in die Grenze von Both und Blau in der Endlage hineinf\u00e4llt, und der Fixationspunkt beide Male auf denselben zu liegen kommt. Eine Erschwerung der Nachbildmessung gegen\u00fcber den bisherigen Versuchen ist dann kaum zu bemerken. Nat\u00fcrlich darf auch von vornherein immer nur der eine Theil der Farbenfl\u00e4che vom Beobachter gesehen werden k\u00f6nnen. Am einfachsten ist dies bei Transparentbeobachtung von der anderen Seite des Schirmes Sch2 her durch Einf\u00fcgung eines Diaphragmas zu erreichen. Die unver\u00e4nderliche Grenze des Gesichtsfeldes hegt dann als Schatten des Diaphragmas auf dem Transparentschirm selbst. Aber auch f\u00fcr directe Beobachtung von vorn l\u00e4sst sich leicht ein gro\u00dfes Diaphragma passend so anbringen, dass es den Lichtkegel nicht hindert und doch nur die Aussicht auf jeweils einen Theil (bei unserer Bewegungsrichtung des Spiegels auf den rechten Theil in der Ausgangslage) frei l\u00e4sst (gleichzeitig nat\u00fcrlich unter Anbringung eines seitlichen Schirmes zur Verdeckung der Versuchsanordnung)-5. F\u00fcr die Versuche \u00fcber den B\u00fcckgang der farbigen Nachbildwirkung oder die Erholung auf Fl\u00e4chen von verschiedener Farben-","page":350},{"file":"p0351.txt","language":"de","ocr_de":"Der Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 351\nqua\u00fct\u00e4t, deren Resultate in Cap. Y behandelt sind, kam im allgemeinen zun\u00e4chst wieder die Selbsteinstellung zur Anwendung, pie Einstellung auf ein objectiv gleichfarbiges Feld, auf welches man das Nachbild nach seiner Entstehung eine Zeit lang projicirte, wurde hierbei ebenso wie bei einem Theile der Helligkeitsnachbilder durch ein rasches Anziehen bis zu einer festen Grenze vorgenommen. Dabei kamen Scheiben wie Taf. II, Eig. 6, also mit Sextanteneintheilung, zur Verwendung. Da der Verstellungsmechanismus des Marbe-schen Apparates bei der freien Aufeinanderfolge der beiden Scheiben ohne Ineinanderschieben auch nach r\u00fcckw\u00e4rts besonders gut functions^ so konnte durch passende Wahl der Ausgangslage der Farben-scheibe Fig. 6 z. B. das Nachbild von Roth neben Gr\u00fcn nach dergleichen Entstehungszeit entweder auf Roth oder auf Gr\u00fcn oder einer beliebigen Mischung beider, z. B. Grau, zur Erholung projicirt und dann wieder auf Roth oder auf Gr\u00fcn gemessen werden. Die verschiedenen Einzelf\u00e4lle sind leicht abzuleiten und nat\u00fcrlich verschieden complicirt ; z. B. wird f\u00fcr Messung auf Gr\u00fcn nach Erholung auf Roth am besten die Lage (bei der Anfangsstellung des Hebels) so gew\u00e4hlt, dass die fixirte Ausgangslage durch Verdrehung des Hebels um 60\u00b0 gewonnen wird. Zur Erholung wird dann wieder um 60\u00b0 bis zu einer Einstellungsmarke verdreht und endlich zur Messung auf Roth rasch so weit als m\u00f6glich zur\u00fcckgegangen und die Einstellung auf Roth vorgenommen. Doch ist dies nicht die einzige M\u00f6glichkeit. Im allgemeinen sind hier ja kleine Zeitfehler nicht so st\u00f6rend, da ja bekanntlich, wie sich weiterhin wieder best\u00e4tigen wird, die Abfallscurve sp\u00e4ter immer flacher verl\u00e4uft. Auch sind diese Fehler leicht durch Anwendung von verschiedenen dieser Anordnungen zu compensiren. Zur Zeitbestimmung w\u00e4hrend des Versuches wird bei diesen Messungen der Erholung unter den verschiedenen Bedingungen auch noch der Contact 4 am Zeitsinnapparat beigezogen. Sein Hebel wird bei Selbsteinstellung ebenso wie der-lenige von Contact 3 wieder zusammen mit 1 in den Klingelstrom emgeschaltct, so dass zur Erholungs- und zur Messungseinstellung ein Klingelzeichen erfolgt. Eine Gruppe von Versuchen wurde indessen auch hier mit pl\u00f6tzlicher mechanischer Einstellung vor-Senonunen. Hierzu musste ein Widerhalt den von der Feder ge-2\u00b0genen Schlitten nach Freigabe von seiten des Hebels E zun\u00e4chst","page":351},{"file":"p0352.txt","language":"de","ocr_de":"352\nWilhelm Wirtli.\neine Zeit lang f\u00fcr die Erholung des Nachbildes in der entsprechenden Lage festhalten und erst am Ende der Erholungszeit in die eigentliche Endlage zur Messung nach dem entsprechend gelegenen Laufgewicht l weiterziehen lassen. Alles musste hierzu nat\u00fcrlich f\u00fcr eine fortlaufende Bewegung nach einer einzigen Richtung ohne R\u00fcckw\u00e4rtsdrehung eingerichtet sein. Bei den einfachen Versuchen: Erholung auf Gr\u00fcn und Messung auf Gr\u00fcn, sowie Erholung auf Roth und Messung auf Roth war dies ohne weiteres sogar mit der Quadranteneintheilung der Scheibe (nach Fig. 5, Taf. II) zu erreichen, welche intensivere Farben bietet. Die einfache Vorrichtung zum tempor\u00e4ren Anhalten des Sch\u00fcttens ist in der Nebenfigur 2 zur Textabbildung schematisch angedeutet und besteht aus zwei St\u00fccken: I zeigt den Widerhalt f\u00fcr den Sch\u00fctten, der nach Oeffnung von Stromkreis 3 von der Feder mit einem kr\u00e4ftigen Ruck zur\u00fcckgerissen\nwird. Ein wagrecht verdrehbarer Hebel wie E erforderte nat\u00fcr\u00fcch eine viel zu gro\u00dfe Gegenkraft, um nicht sofort durch den Anprall von seinem Magneten losgerissen zu werden. Der Hebel hr des Widerhaltes ist daher in senkrechter Richtung um eine wagrechte Achse verdrehbar, welche in den Galgen gx eingelassen ist. Das ganze St\u00fcck muss nat\u00fcr\u00fcch sehr so\u00fcde gearbeitet sein, um eine Verbiegung von \\ in Richtung der Schlittenbahn v\u00f6llig auszusch\u00fce\u00dfen. gx ist (wie das Laufgewicht 1) so an der Bahn festgeschraubt, dass die an hx unten angebrachte Nase in der herabgedrehten Stellung des Hebels zu Beginn des Versuches dem Sch\u00fctten gerade die Bahn verstellt, ohne die kleine Rotationsachse im Sch\u00fctten nat\u00fcr\u00fcch irgendwie zu behindern. Das St\u00fcck II dient nur dazu, um den Hebel nach Ablauf der Erholungszeit pl\u00f6tz\u00fcch zur\u00fcckzurei\u00dfen, wozu hei dem kr\u00e4ftigen Gegendruck relativ ziemlich viel Kraft nothwendig ist. Allzu wenig darf ja die Nase des Hebels h auch nicht \u00fcbergreifen, um noch sicher zu halten. Es ist nun einfach eine Schnur s von hx an den Hebel h von II gezogen, der zun\u00e4chst w\u00e4hrend des Schlusses von Stromkreis 4') durch den Contact 4 am Zeitsinnapparat in der Nahestellung bei\nKg. 2.\nn h,\n1) Auf S. 338 nur durch den Stromwender tvx markirt.","page":352},{"file":"p0353.txt","language":"de","ocr_de":"per Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 353\nseinem Magneten m festgehalten wird. Mit Oeffnung des durch m gehenden Stromkreises 4 wird jedoch der Hebel h2 von der starken Feder f zur\u00fcckgerissen. Wegen der anf\u00e4nglichen Schlaffheit der Verbindungsschnur s hat er dann bereits eine hinreichende Wucht erlangt, bis er mit einem kr\u00e4ftigen Ruck an hy bei I angreift und den Sch\u00fctten sogleich bis zu seiner letzten Einstellung in l vorschnellen l\u00e4sst. 6. Bei den bisher beschriebenen Scheibencombinationen war nun allgemeinen f\u00fcr jede beliebige Farbenzusammenstellung zur Entstehung eines besonderen Nachbildes, mitunter auch f\u00fcr jede besondere Reactionsmessung eine vollst\u00e4ndige Farhenscheibe neu herzustellen. Dieser hei vielen Versuchsgruppen v\u00f6llig belanglose Umstand machte sich unangenehm bemerkbar, als es sich um eine m\u00f6glichst zahlreiche Variation der Nachbilder seihst handelte u. z. um die Variation des Helligkeitsverh\u00e4ltnisses der fixirten Nachbarfarben, wie es im 2. Cap. am Schl\u00fcsse in seiner Bedeutung vorl\u00e4ufig dargelegt wurde. F\u00fcr diese in Cap. VI und VHI ausf\u00fchrlich behandelten Gruppen kam in der Hauptsache eine besondere Scheibenanordnung zur Verwendung, bei der ein festes, am Marbe\u2019sehen Apparat angebrachtes Ger\u00fcst beliebige Gelatinefarben (auch in mehreren Lagen \u00fcber einander) leicht und schnell einsetzen und auswechseln lie\u00df. Die Gelatine sind dabei \u00fcber kleine, einfache R\u00e4hmchen gespannt, die leicht in gro\u00dfer Zahl herstellbar und in ihrer Belegung unschwer zu ver\u00e4ndern sind, was bei Aufsuchung passender Helligkeiten ganz besonders gut zu statten kommt. Auch zur spectralen Bestimmung (s. S. 356) k\u00f6nnen dann die gleichen Rahmen leicht verwendet werden. Diese Versuchsanordnung hat noch dazu den Vortheil, dass ganz die n\u00e4mliche Gelatine, welche zur Entstehung und Messung des Nachbildes diente, sogleich auch in dem n\u00e4mlichen Ger\u00fcste und unter sonst gleichen Bedingungen hinsichtlich ihrer Helligkeit gemessen werden kann. Die einfache Vorrichtung ist Taf. IH Fig. 1 dargestellt. Eine Scheibe aus kr\u00e4ftigem Carton tr\u00e4gt vier unter sich gleich entfernte Sectorenausschnitte zu je 60\u00b0. Um den Rand der letzteren sind kr\u00e4ftige, aber nicht zu breite Papprahmen aufgeklebt, ln welche jene vorhin erw\u00e4hnten kleineren Rahmen, die mit der Gelatine bezogen sind, gut hineinpassen und von zwei Seiten vollst\u00e4ndig, von der dritten Seite ein St\u00fcck weit umschlossen sind, wie 68 aus 4er Nebenfigur 1 a ersichtlich ist. Ueber den \u00e4u\u00dferen Rahmen","page":353},{"file":"p0354.txt","language":"de","ocr_de":"354\nWilhelm Wirth.\nsind Cartonstreifen (in la mit gestrichelter Grenze) zum Festhalten der eingeschohenen Rahmen festgeklebt. Das Transparent der kleinen Rahmen reicht indessen \u00fcberall \u00fcber dasjenige der Sectorenausschnitte in der Hauptscheibe hinaus, deren pr\u00e4cise Conturen also allein zur Geltung kommen. Damit der Luftdruck bei der raschen Rotation die kleinen Rahmen nicht umst\u00fclpt, muss der \u00e4u\u00dfere Rahmen mit seinem radialen Theile in der Rotationsrichtung vorausliegen, die hei der einmal constant eingehaltenen Richtung der Drillung der Darmsaite jederzeit im Sinne des Uhrzeigers erfolgt. Die Nachbarschaft der beiden Farben in dem Projectionshilde wird nun hier nicht mehr durch ein Nebeneinanderliegen der beiden Farben in der Scheibe bewirkt, was ja gerade bisher immer die sorgf\u00e4ltige Construction einzelner Scheiben nothwendig gemacht hatte. Vielmehr wird hier das N\u00e4mliche durch die Lage der undurchsichtigen Epi-skotistertheile bewirkt, wie es unmittelbar aus der Zeichnung zu ersehen ist. An der Hauptscheibe sind an zwei gegen\u00fcberliegenden Sectoren, welche die n\u00e4mliche Farbe enthalten, zwei undurchsichtige Ringsectoren concentrisch zu befestigen (mit Strichpunkten gezeichnet). Dadurch wird z. B. in dem hier dargestellten Fall das Blau nur in der inneren Region zur Geltung kommen. Man setzt nun eine zweite undurchsichtige Cartonscheibe so auf den Apparat (in der Figur gestrichelt), dass sie mit zwei undurchsichtigen Quadranten gerade die innere Kreisfl\u00e4che des anderen (rothen) Sextantenpaares verdeckt. Der \u00e4u\u00dfere Rand dieser inneren Quadranten muss mit der inneren Grenzlinie der auf den anderen Sextanten aufgesetzten Sectoren genau in einer concentrischen Kreislinie liegen, was unschwer zu erreichen ist. Alsdann wird nat\u00fcrlich in dieser Ausgangslage bei der Rotation wieder Roth neben Blau in der n\u00e4mlichen Intensit\u00e4t wie hei der alten Sextantenanordnung erscheinen. Die Hauptscheibe mit den Farben ist nun als feste Scheibe an den Messingstreifen festgeschraubt, die fr\u00fcher die festen Episkotister trugen. Die kleine Quadrantenscheihe hingegen ist als bewegliche am Hebel befestigt. Eine Verdrehung der letzteren in Richtung des Pfeiles wird also ganz analog wie bisher eine Einstellung auf subjective Gleichheit in Roth herbeif\u00fchren. Da n\u00e4mlich die eine radiale Grenze der Quadranten genau so viel von den rothen Sextanten freigibt, als sie von den blauen bei der Verdrehung zudeckt, so wird unter Bei-","page":354},{"file":"p0355.txt","language":"de","ocr_de":"Per Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 355\nbehaltung der Gesammtintensit\u00e4t wie bei der alten Anordnung auf der einen Seite das reine Roth bleiben, auf der anderen Seite wird dem reinen Roth noch ein bestimmtes Quantum Blau beigemischt bleiben. Eine Auswechselung der rothen und blauen Rahmen l\u00e4sst dann die Messung des n\u00e4mlichen Nachbildes auf Blau bewerkstelligen. Allerdings ist hierbei gleichzeitig die Raumlage der fixirten Nachbarfarben gewechselt, was bei symmetrischer Lage der beiden Seiten zur Achse des Projectionslinsensystems nachgewieserma\u00dfen keinen merklichen Einfluss besitzt. Die gleiche Raumlage wurde indessen dadurch beibehalten, dass gleichzeitig eine Vertauschung der \u00e4u\u00dferen undurchsichtigen Sectoren vorgenommen wurde, was bei geeigneter constanter Befestigungslage rasch und sicher bewerkstelligt werden kann; die bewegliche Scheibe wird dann nat\u00fcrlich um 90\u00b0 verdreht und neu am Hebel befestigt.\n6 a. Mit dieser Vorrichtung war nun auch die Fixation der n\u00e4mlichen Farbe neben Wei\u00df oder Schwarz nach Cap. 2, UI, 1 leicht vorzunehmen, da hierzu einfach ein Sextantenpaar ganz frei blieb oder ein ganz undurchsichtiger Carton in dasselbe geschoben wurde. Die Projection auf die Farbe erfordert f\u00fcr beide F\u00e4lle, dass die Farbe in den freien Sector der Hauptscheibe (in der Figur \u00bbroth\u00ab) geschoben wurde, die Projection auf Wei\u00df, bezw. Schwarz erfolgte hingegen bei Einschiebung der Farbe in das andere Sextantenpaar. Auch konnte zum Vergleich an die Stelle der Farbe ein Grau von gleicher Helligkeit gesetzt werden. F\u00fcr das Nachbild von Grau neben Wei\u00df auf Wei\u00df musste die blau gezeichnete Oeffnung verschlossen und der bewegliche Quadrant in der Ausgangslage so weit von der freien (roth gezeichneten) Sectoren\u00f6ffnung weggedreht sein, dass sich un inneren Kreisring die n\u00f6thige Helligkeit f\u00fcr das Grau ergab, das bei der Verdrehung des Quadranten dann in Wei\u00df \u00fcbergehen konnte: Und ganz analog gestaltete sich die Messung des Nachbildes von Grau neben Schwarz auf Schwarz. F\u00fcr die Projection auf Grau mussten nat\u00fcrlich in beiden F\u00e4llen die an der Hauptscheibe vor dem \u00e4u\u00dferen Kreisring aufgesetzten Sectoren (vor Blau) einen entsprechen-^en Ausschnitt erhalten. Die Resultate dieser Versuche sind in aP- VI behandelt. Die an gleicher Stelle angef\u00fchrten Messungen des r losen Helligkeitsnachbildes von Grau neben Grau wurden mit onderen Cartonscheiben einfachster Construction nach dem fr\u00fcheren","page":355},{"file":"p0356.txt","language":"de","ocr_de":"356\nWilhelm Wirth.\nEpiskotistersystem ausgef\u00fchrt, wie es vor dieser speciellen Anordnung zur Verwendung kam.\n7.\tF\u00fcr die Helligkeitsbestimmungen der Gelatinescheiben behielten die beweglichen Quadranten ihre Ausgangslage wie in Fig. l unver\u00e4ndert bei und die K\u00e4hmen der zu messenden Farben kamen in die dahinterhegenden Sextanten (rotb) der Hauptscbeibe. Vor dem anderen Sextantenpaar, das abgesehen von der \u00e4u\u00dferen Verdeckung leer blieb, wurde dann ein hinreichend gro\u00dfer Doppelsector der fr\u00fcher beschriebenen Art *) vorgesetzt, der bis zur richtigen Helligkeit des gemischten Grau nach der Methode der Minimal\u00e4nderungen verstellt wurde. Mitunter kam die Methode der Seihsteinstellung mit H\u00fclfe des Verstellhebels allerdings nur zur Contr\u00f4le zur Anwendung. Eine Vertauschung der Sextanten lie\u00df wieder die Raumlage \u00e4ndern. Zur Vergleichbarkeit der Resultate wurde auch die Gelatine der fr\u00fcher beschriebenen Scheiben zur Bestimmung ihrer Helligkeit nach ihrer Benutzung aus den Scheiben geschnitten, auf Rahmen gezogen und ein \u00e4hnliches Scheibengestell eingef\u00fcgt, das nur zu Helligkeitsbestimmungen angefertigt war. Das Modell, das nach dem Bisherigen aus sich selbst verst\u00e4ndlich ist, zeigt Taf. III Fig. 2.\n8.\tDiese Rahmen mit den farbigen Gelatinen konnten dann ebenso wie zur Helligkeitsbestimmung sogleich auch zur Untersuchung ihres spectralen Charakters beigezogen werden. Die Verwendung von Gelatinefarben anstatt spectral reinen Lichtes .wurde schon im einleitenden Capitel besprochen. Nach dem Bericht \u00fcber die Versuche zur Frage Cap. 2, HI, 1 (Messung der Nachbilder von Farben verschiedener Helligkeit) wird auch zu ersehen sein, warum vor allem auf die Helligkeitsverh\u00e4ltnisse R\u00fccksicht genommen wurde, ein Gesichtspunkt, der nat\u00fcrlich die Auswahl relativ spectral reiner Gelatinecomhinationen nach Art der Strahlenfilter durchkreuzt. Doch wurde die Herabsetzung der Helligkeit wenigstens zugleich immer in Richtung gr\u00f6\u00dferer spectraler Reinheit angestrebt. In den Arbeiten von Kirschmann1 2) und Hellpach3) sind bereits viele\n1)\tBd. XVI, S. 555.\n2)\tKirschmann, lieber Herstellung monochromatischen Lichtes. Philos-Stud. VI, S. 543.\n3)\tHellpach, Das Farbenwahmehmung im indirecten Sehen. Philos. Stud. XVI, S. 524.","page":356},{"file":"p0357.txt","language":"de","ocr_de":"Der Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 357\nfertige Gelatine mit ihrem Absorptionsspectrum angegeben, mit denen allerdings die von mir verwendeten nicht immer zusammenfallen, was schon abgesehen von verschiedenen Farben sich bis zu einem gewissen Grade aus den verschiedenen St\u00e4rken der Scheiben erkl\u00e4rt, mit deren Zunahme sich die Absorptionsstreifen bekanntlich verbreitern. Selbstverst\u00e4ndlich wurde das Spectrum aus dem Bogenlichte der Projections-lampe nach Passirung des ganzen Linsensystems aufgenommen, welches die gef\u00e4rbten Strahlen bis zum Projectionsschirm zu durchwandern haben. Die Aichung der Scala wurde mit der Natriumflamme und dem Wasserstoffspectrum vorgenommen und lagen die Linien\nC bei 4,0 D bei 5,0 F bei 8,0\nDas continuirliche Spectrum reicht dann von 3,0 bis 12,0. Die Absorptionsspectra der einfachen und combinirten Gelatinen, die zur Verwendung kamen, zeigt die folgende Tabelle.\nTabelle I.\nBezeichnung der Farbe\tAusgel\u00f6scht\tGeschw\u00e4cht\tGanz durchgelassen\n1. Both (1\u20143 Lagen)\t55 (57) bis Schluss\t\u2014\t30 bis 55 (57)\n2. Roth (mit Purpur)\t47 bis Schluss\t\u2014\t30 bis 47\n1- Gelb (1\u20142 Lagen)\t61 bis 71\t71 bis 85\t30 bis 61\n2. Gelb (mit Lila)\t60 bis 71\t71 bis 85 dunkler als\t30 bis 60 bei 1.\nh Gr\u00fcn (1 Lage)\t40 bis 45\t30 bis 40 und 45 bis 57\t57 bis 90\nGr\u00fcn (mit moosgr\u00fcn)\t40 bis 45\t30 bis 40, 45 bis 57, 77 bis 90\t57 bis 77\n* Blau (1 Lage)\tAbsorptionsstreifen bei 42\t30 bis 59 und 59 bis 74\t74 b. Schluss\n(2 Lagen)\t38 bis 58\t30 bis 38\t58 b. Schluss","page":357},{"file":"p0358.txt","language":"de","ocr_de":"358\nWilhelm Wirth.\nDie rothe Gelatine zeigt also im allgemeinen einen verschieden gro\u00dfen Zusatz von Orange und Gelb, der sich allerdings hei der Combination mit Purpur fast vollst\u00e4ndig zur\u00fcckzieht. Alle \u00fcbrige Gelatine besitzt aber mehr oder weniger Zus\u00e4tze von allen anderen Farben, auch das dunkelste Blau neben dem Blau noch sehr viel Gr\u00fcn, und relativ am unreinsten sind die Mischungen, die Gelb und Gr\u00fcn darstellen. Dennoch war auch bei diesen Farben die S\u00e4ttigung relativ noch sehr gut, so dass eine gro\u00dfe Differenz der fixirten Farben und somit ein kr\u00e4ftiges Farbennachbild vorhanden waren.\n9. Die auf S. 347 beschriebene Versuchsanordnung mit dem Spiegel lie\u00df sich zugleich in einfacher \"Weise zur Helligkeitsbestimmung der Spectralfarben eines und des n\u00e4mlichen Spectrums verwenden, worauf in Cap. VTH bei den Nachbildern von Farben verschiedener Helligkeit in einer Anm. Bezug genommen wird. Hierzu wurde eine Spaltvorrichtung mit zwei seitlich \u00fcbereinander stehenden Spalten vor die Oeffnung der Projectionslampe gestellt. Das von einem Spalt kommende Lichtb\u00fcndel entwarf durch ein Prisma ein ungef\u00e4hr 14 cm breites Spectrum auf dem seitlich stehenden Schirm Sch2. Das Strahlenb\u00fcndel des anderen Spaltes ging jedoch gerade noch unzer-legt an dem Prisma vorbei und wurde durch den Spiegel s ebenfalls auf dem Schirm Sch2 als wei\u00dfer Streifen ven 2 cm Breite unter dem Spectrum projicirt und durch einen passend auf dem Spiegel angebrachten schwarzen Papierstreifen in seiner oberen Grenze genau an die untere Grenze des Spectrums angepasst. Durch ein verstellbares Diaphragma konnte nun aus dem Spectrum jeweils alles au\u00dfer einem Farbenstreifen von 2 cm Breite herausgenommen und durch Drehung des Spiegels konnte der farblose Streifen immer gerade unter den farbigen geschoben werden. Durch einen vor dem Spiegel aufgestellten Episkotister wurde dann die Helligkeit des farblosen Streifens beliebig variirt und auf Gleichheit mit der Farbe eingestellt, was sich ebenfalls mit Sicherheit erreichen lie\u00df.\nMit Ausnahme einer geringeren Anzahl aus den ersten Versuchsgruppen (darunter auch die Beobachtungen bei direct durchfallendem Lichte) wurden die Versuche bei m\u00e4\u00dfiger k\u00fcnstlicher Beleuchtung im Dunkelzimmer ausgef\u00fchrt. Die Nachtheile, welche eine Beobach tung bei Dunkeladaptation unter den \u00fcbrigen hier festgehaltenen Forderungen mit sich bringt, wurden schon fr\u00fcher erw\u00e4hnt. Ebenso","page":358},{"file":"p0359.txt","language":"de","ocr_de":"J)er Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 359\nunzutr\u00e4glich erwies sich sp\u00e4terhin die pl\u00f6tzliche Abstellung der Beleuchtung bei Beginn des Versuches1). Die hellen Farben \u00fcben dann auf dem ganz dunklen Grunde der \u00e4u\u00dfersten Peripherie immer noch eine gr\u00f6\u00dfere Blendungswirkung aus. (Dass jedoch die relativen Ma\u00dfe der Nachbilder nach dieser und nach der neuen Methode hinsichtlich der Beleuchtung kaum merklich verschieden sind, wird aus den Resultaten zu ersehen sein.) Am besten erschien es also, das Nachbild unter Beibehaltung der n\u00e4mhchen Beleuchtung wie in der Erholungszeit zu produciren und zu messen. Vor Beginn der Versuche \u00fcberhaupt wurde ebenfalls ein l\u00e4ngerer Aufenthalt im Zimmer zur Adaptation an die Gesammtbeleuchtung eingeschoben. Ueber den Wechsel der Functionen bei verschiedener Gesammtadaptation nach Helligkeit und Farbe wurden ebenfalls Vorversuche unternommen, ohne dass jedoch bereits sichere Ergebnisse \u00fcber die Unterschiedsrichtung aufgefunden worden w\u00e4ren. Insbesondere die farbige Adaptation l\u00e4sst sich nach Art der Erholungsversuche mit verschiedenen Farbenfl\u00e4chen sehr bequem als Versuchsbedingung in die ganze Anordnung einf\u00fcgen.\nDer Standpunkt des Beobachters befand sich bei einem gro\u00dfen Theil der Versuche hinter einem gro\u00dfen Schirm aus ganz farblosem und gut durchl\u00e4ssigem Transparentpapier, wie es schon fr\u00fcher zur Verwendung kam. Das Spectrum, welches durch das Papier hindurch gesehen wurde, konnte von einem auf wei\u00dfem Papier direct von vorn entworfenen Spectrum hinsichtlich der Helligkeit nicht viel und hinsichtlich der Qualit\u00e4t \u00fcberhaupt nicht unterschieden werden, wie aus unmittelbarer Vergleichung durch Spiegelprojection zu ersehen war. Bei vielen Versuchen (insbesondere bei der gro\u00dfen Gruppe Cap. VI bis VIH) wurden jedoch die Projectionsbilder auf einem Schirm aus rein wei\u00dfem Aquarellpapier entworfen, der ebenso wie der Transparent-schirm stand, und direct von vorn beobachtet. Damit der Beobachter m\u00f6glichst gerade von vorn beobachten konnte \u2014 die Stellung des Schirmes musste nat\u00fcrlich genau senkrecht zur Projectionsrichtung bleiben \u2014 war die Kinnst\u00fctze auf einem schmalen, aber festen Balken ^gebracht, der ohne St\u00f6rung des Projectionskegels die Augen des\nR i f' zeitliche Exactheit dieser Abstellung wurde durch Anschluss eines . 8,18 f\u00fcr den Lampenhochstrom der Zimmerbeleuchtung an den Contactapparat derzeit ebenfalls sehr gesteigert.\nWandt, Philos. Studien. XVII.\n24","page":359},{"file":"p0360.txt","language":"de","ocr_de":"360\nWilhelm Wirth.\nBeobachters so nahe als m\u00f6glich neben dem Lichtkegel liegen und diesem entlang sehen lie\u00df. Durch eine Blende war seitliches Eindringen des Lichtes ins Auge ausgeschlossen. Die Beobachtungen waren \u00fcberall wieder binoculare. In den folgenden Capiteln ist nun ein Ueberblick \u00fcber die Resultate der einzelnen Gruppen geboten der nach den ausf\u00fchrlichen Darlegungen \u00fcber die Methode ohne weiteres verst\u00e4ndlich sein d\u00fcrfte.\nDie Resultate.\nDrittes Capitel.\nFixation der Farbe neben Grau (oder der Complement\u00e4r-farbe) von gleicher Helligkeit.\nVariation der reagirenden S\u00e4ttigung.\n1. Diese erste Gruppe sollte vor allem dazu dienen, den allgemeinen Charakter der gesuchten Function hinsichtlich der Stetigkeit ihres Verlaufes etc. kennen zu lernen. Daher wurden hier zun\u00e4chst immer mehrere Punkte innerhalb einer bestimmten Variationsrichtung untersucht. Der Farbenton war dabei beliebig gew\u00e4hlt. Bei der thats\u00e4chlichen Uebereinstimmung der gefundenen Curven hinsichtlich ihrer Form konnte von weiteren Variationen der Farben f\u00fcr diese einfachste Frage vorl\u00e4ufig abgesehen werden. Hingegen fordert die anscheinend gesetzm\u00e4\u00dfige Abh\u00e4ngigkeit des Steigens oder Fallens des Nachhildwerthes je nach dem reagirenden Farbenton eine allgemeinere Formulirung dieser Unterfrage, die mit Ausf\u00fchrlichkeit im VHI. Cap. behandelt wird.\n1. Von den zahlreichen Vorversuchen mit farbigen Papierscheiben bei Tageslicht (Anordnung I, S. 333) soll hier wenigstens eine Reihe angef\u00fchrt werden, die auch den fr\u00fcher erw\u00e4hnten Anforderungen f\u00fcr die Lage des Fixationspunktes entsprach und trotz der sonstigen Verschiedenheiten in den Versuchsbedingungen den \u00fcbrigen Resultaten sich gut einf\u00fcgt. Gerade die allgemeine Curvenform \u00fcberhaupt kam ja in jenen Vorversuchen durchweg gut zum Ausdruck. \u00aes wurde also eine rothe Scheibe von 11 cm Durchmesser auf dem \u00bbnormalgrauen\u00ab Grunde, der schon bei den Helligkeitsnachbildern","page":360},{"file":"p0361.txt","language":"de","ocr_de":"Per Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 361\nzur Verwendung kam, 8 Sec. fixirt und das Nachbild auf vier Mischungen von Roth und Grau gemessen. Das Roth war mit Anilinfarbe sehr gleichm\u00e4\u00dfig hergestellt und besa\u00df fast vollst\u00e4ndig die gleiche Helligkeit wie Grau. Die Messungen erfolgten durch die gew\u00f6hnliche Selbsteinstellung.\nTabelle II. Messung des Nachbildes von Roth neben Grau auf S\u00e4ttigungsstufen des Roth.\n360\u00b0 Roth in grauer Umgebung 8\" fixirt (s. Fig. 3).\nHelligkeit des Grau = 52,1) \u00bb\t> Roth = 49,7J\n360\u00b0 Wei\u00df + 0\u00b0 Schwarz\n360 \u2022 41 100\n147,6.\nS\u00e4ttigung der urspr\u00fcnglich rothen Scheibe bei subjec-tiver Ausgleichung\t106\u00b0 Roth + 254\u00b0 Grau\t180\u00b0 Roth +180\u00b0 Grau\t270\u00b0 Roth 4- 90\u00b0 Grau\t360\u00b0 Roth +\t0\u00b0 Grau\nS\u00e4ttigung der urspr\u00fcnglich grauen Umgebung\t0\u00b0 Roth + 360\u00b0 Grau\t78\u00b0 Roth + 282\u00b0 Grau\t175\u00b0 Roth +185\u00b0 Grau\t69,5\u00b0 Roth + 290,5\u00b0 Grau\nDifferenz der S\u00e4ttigungen als Ma\u00df des Nachbild-werthes\t106\u00b0 (m. V. 2\u00b0)\t102\u00b0 (m. y. 1\u00b0)\t95\u00b0 (m. V. 7\u00b0J\t90,5\u00b0 (m. y. 5,5\u00b0)\nFig. 3.\n\n\n9\u00d4.S\n2. Das Nachbild von Gr\u00fcn neben Grau wurde mit Versuchsanordnung III, 1 (S. 337) durch Farbenprojection auf dem Schirme in drei m\u00f6glichst gleich weit entfernten S\u00e4ttigungslagen gemessen. Dabei wurde von Gr\u00fcn \u00fcber Grau nach Roth fortgeschritten, ein Umfang der Variation, der von nun ab \u00fcberall Ungehalten wird, da ja die Erzeugung von Grau durch Mischung complement\u00e4rer Gelatine zugleich die vollges\u00e4ttigte Com-plement\u00e4rfarbe auf der Scheibe leicht anbringen l\u00e4sst (Anordn. IH, 3, S. 353). Auch die Selligkeitsgleiehheit von Roth und Gr\u00fcn bezw.\n,rau war hier so gut als m\u00f6glich erreicht, und die Mischung von 4 : 5 ergab ein ann\u00e4hernd indifferentes Grau. Die feststehenden Episko-\n24*\nRoth neben Grau.","page":361},{"file":"p0362.txt","language":"de","ocr_de":"362\nWilhelm Wirth.\ntisterscheiben betrugen 2 \u2022 90\u00b0, also auch die Gesammtintensit\u00e4t der Mischung immer 2 -90\u00b0. Die undurchsichtigen Sectoren sind wieder mit S bezeichnet, die durchsichtigen mit W. Bei dieser Reihe ist das Nachbild (wie hei einer Reihe der Helligkeitsnachbilder) im Dunkeln aufgenommen und gemessen worden, jedoch ohne Dunkeladaptation, da die m\u00e4\u00dfige constante Beleuchtung der Erholungszeit erst bei Beginn des Versuches abgestellt wurde. Die Fixationszeit w\u00e4hrte 15 Sec.\nTabelle in.\nNachbild von Gr\u00fcn (180\u00b0 Gr\u00fcn + 180\u00b0 S) neben Grau (100\u00b0 Gr\u00fcn + 80\u00b0 Roth + 180\u00b0 S).\nTransparent.\nHelligkeit des Gr\u00fcn: 180\u00b0 Gr. + 180\u00b0 S = 54\u00b0 W + 306\u00b0 S (Spectrum: 1. Grim)\n\u00bb\t\u00bb Both: 180\u00b0 R. + 180\u00b0 S = 57\u00b0 W + 303\u00b0 S (\t\u00bb\t: 1. Roth)\n(S. Fig- 4-)\nS\u00e4ttigung der urspr\u00fcnglich grauen H\u00e4lfte des Sehfeldes bei der Ausgleichung.\t137,2\u00b0 Gr. + 42,8\u00b0 R. +180\u00b0 S.\t100\u00b0 Gr. + 80\u00b0 R. +180\u00b0 S.\t180\u00b0 R. +180\u00b0 S.\nS\u00e4ttigung der urspr\u00fcnglich gr\u00fcnen H\u00e4lfte des Sehfeldes.\t180\u00b0 Gr. +180\u00b0 S.\t132,6\u00b0 Gr. + 47,4\u00b0 R. +180\u00b0 S.\t162,2\u00b0 R. 4- 17,8\u00b0 G. +180\u00b0 S.\nDifferenz als Ma\u00df des Nachbildes.\t42,8\u00b0 (m. Y. 3.8\u00b0) [D. 45\u00b0]\t82,6\u00b0 (m. y. 1,7\u00b0) [D. 35\u00b0, Sc. 33\u00b0]\t17,8\u00b0 (m. V. 5,2\u00b0)\nEbenso kamen mit Anordnung II (S. 334) bei Fixation des direct durchfallenden Lichtes mehrere Punkte der Curve zur Untersuchung. Den Ausgangspunkt bildete hier allerdings nicht Gr\u00fcn oder Roth neben Grau, sondern Gr\u00fcn neben Roth von gleicher Helligkeit; dabei kamen die n\u00e4mlichen Gelatine wie bei der vorigen Reihe zur Verwendung. Die Fixationszeit durfte hei dem intensiven Lichte nat\u00fcrlich nicht so hoch bemessen werden, zumal, ebenso wie hei der vorigen Reihe, das Nachbild im Dunklen producirt wurde (ohne Dunkeladaptation). Die festen Episkotisterscheiben enthielten auch hier wieder 2 \u2022 90 \u00b0.","page":362},{"file":"p0363.txt","language":"de","ocr_de":"J)er Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 363\nTabelle IV.\nNachbild von Roth neben Gr\u00fcn bei direct durchfallendem Lichte.\nRother King (1 cm Breite) innerhalb eines gr\u00fcnen Ringes 5\" fixirt.\n(180\u00b0 Gr. + 180\u00b0 S.) neben (180\u00b0 R. + 180\u00b0 S.). Alles \u00fcbrige wie bei Tab. III.\n(S. Big. 5.)\nS\u00e4ttigung des urspr\u00fcnglich gr\u00fcnen Ringes bei der Ausgleichung.\t180\u00b0 Gr. +180\u00b0 S.\t120\u00b0 Gr. + 60\u00b0 R. 4-180\u00b0 S.\t90\u00b0 Gr. + 90\u00b0 R. +180\u00b0 S.\t53\u00b0 Gr. +127\u00b0 R. +180\u00b0 S.\nS\u00e4ttigung des urspr\u00fcnglich rothen Ringes.\t114\u00b0 Gr. + 66\u00b0 R. + 180\u00b0 S.\t59,8\u00b0 Gr. +120,2\u00b0 R. -f-180\u00b0 S.\t34\u00b0 Gr. +146\u00b0 R. +180\u00b0 S.\t180\u00b0 R. + 180\u00b0 S.\nDifferenz als Ma\u00df des Nachb\u00fcdes.\t66\u00b0 (m. V. 2,8\u00b0) [D. 66.8\u00b0]\t60,2\u00b0 (m. Y. 6,8\u00b0)\t66\u00b0 (m. V. 4\u00b0) [D. 49,4\u00b0]\t58\u00b0 (in. Y. 2,8\u00b0) [D. 47\u00b0]\nAlle Reihen zeigen also eine gro\u00dfe Ann\u00e4herung an die proportionale Aenderung des Nachbildwerthes, wie es aus der ann\u00e4hernden Geradlinigkeit der Ourven hervorgeht. Es w\u00e4re\nso not\nGr\u00fcn neben Grau.\nRoth neben Gr\u00fcn.\nverfr\u00fcht, aus einer gewissen Uebereinstimmung hinsichtlich der Abweichung von der Geraden eine allgemeine Regel ableiten zu wollen. Geringe Verschiebungen der Werthe innerhalb der von der mittleren Variation eingeschlossenen Grenzen lie\u00dfen ja eine vollst\u00e4ndige Her-","page":363},{"file":"p0364.txt","language":"de","ocr_de":"364\nWilhelm Wirth.\nStellung der Geraden bezw. sogar manchmal die entgegengesetzte Art der Abweichung von derselben erreichen. Dass sich hingegen bei einer noch gr\u00f6\u00dferen H\u00e4ufung der Versuche eine gewisse constante Abweichung feststellen lasse, scheint gerade bei der Annahme .einer Proportionalit\u00e4t zu den verschiedenen bei einer Mischung mitwirkenden Oomponenten wahrscheinlich, wie sp\u00e4ter noch deutlicher werden wird. (Vergl. Schluss.) Die Uebereinstimmung mit den fremden Controlzahlen erscheint ferner gut genug, um auch f\u00fcr die farbigen Nachbilder eine erhebliche pers\u00f6nliche Differenz der Werthe auszuschlie\u00dfen. Dass hingegen aus der Uebereinstimmung dieser Zahlenwerthe niemals ein gleichartiges, normales Farbensehen erschlossen werden kann, soll in Capitel VI wenigstens f\u00fcr einen einzigen, gerade leicht zug\u00e4nglichen Fall gezeigt werden.\nGleichzeitig ergibt sich aber nun auch bei allen Versuchen, die (abgesehen vom gemeinsamen Ausschluss der Dunkeladaptation) den verschiedensten Versuchsbedingungen unterlagen, die genauere Bestimmung der im allgemeinen Umriss l\u00e4ngst bekannten Thatsache1), dass der Werth des Nachbildes keineswegs dem Grade der S\u00e4ttigung \u00fcberhaupt proportional geht, so dass z. B. bei Grau oder bei voller Farbe ein Minimum vorhanden w\u00e4re, wie es f\u00fcr das Helligkeitsnachbild bei Schwarz nachgewiesen ist. Der wesentliche Verlauf der Curve bei reinen S\u00e4ttigungsvariationen ohne Helligkeits\u00e4nderung zeigt immer mehr oder weniger eine Ann\u00e4herung an eine Parallele zur Abscissenachse, d. h. an eine Constanz des Werthes. Die Neigung der Geraden zur Abscisse oder die Aende-rung des Nachbildwerthes, die allerdings auch proportional zur S\u00e4ttigungsvariation erfolgt, ist erst ein secund\u00e4res Moment, das eine gewisse Complication mit anderen Factoren andeutet. F\u00e4llt diese Neigung irgendwo mit einem Sinken nach der geringeren S\u00e4ttigung einer Farbe und nach Grau hin zusammen, so bedeutet dies kein Minimum im Grau, sondern jederzeit ein Sinken nach der Com-\n1) Allerdings sind nat\u00fcrlich die secund\u00e4ren Bedingungen hinweg zu denken, die f\u00fcr das gew\u00f6hnliche Sehen beim bisherigen rein qualitativen Sch\u00e4tzen von Nachbildern in Folge mangelnder Ausgleichung durch den Simultancontrast noch hinzukommen. Diese wirken ja gerade bei Grau besonders stark, und somit k\u00f6nnte das Hinzutreten des Contrastes immer noch ein relatives Minimum Grau verdeckt haben. Erst die Messung in der subjectiven Ausgleichung scheidet auch hier das negative Nachbild rein f\u00fcr sich aus.","page":364},{"file":"p0365.txt","language":"de","ocr_de":"Per Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 365\nplement\u00e4rfarbe hin. F\u00fcr diese letztere, und zwar in ihrer vollsten S\u00e4ttigung, ist dann thats\u00e4chlich der Nachbildwerth am geringsten. Dieses Verh\u00e4ltnis h\u00e4ngt nun offenbar regelm\u00e4\u00dfig von dem parbentone ab, und zwar ist f\u00fcr Gr\u00fcn der Werth jederzeit der h\u00f6here, f\u00fcr Roth der geringere, so lange die subjective Helligkeit der beiden Farben die gleiche ist. Hierin besteht offenbar ein zweites wichtiges Ergebniss der bisherigen Reihen, das weiterhin sorgf\u00e4ltig zu verfolgen ist.\nUm diese Abh\u00e4ngigkeit des Werthes vom Farbenton bei gleicher Helligkeit auch f\u00fcr ein beliebiges anderes complement\u00e4res Farbenpaar vorl\u00e4ufig festzustellen, wurde ein Nachbild von Gelb neben Blau wenigstens auf den beiden Extremen des relativ ges\u00e4ttigtsten Gelb und Blau gemessen. Nach den Vorversuchen mit farbigen Papierscheiben war die ann\u00e4hernde Geradlinigkeit der dazwischenliegenden Curvenstrecke auch f\u00fcr diese wie \u00fcberhaupt f\u00fcr jede beliebige Variationsrichtung ebenso sichergestellt wie f\u00fcr Roth und Gr\u00fcn. Es handelt sich also weiterhin immer nur noch um die Feststellung, nach welcher Richtung der Nachbildwerth ansteigt oder f\u00e4llt, und dies ist eben gerade aus der Bestimmung der beiden Endpunkte am deutlichsten zu ersehen. Die Reihe wurde wieder mit der Projections-Anordnung ausgef\u00fchrt, und zwar mit der exactesten und f\u00fcr die Erzielung von Helligkeitsgleichheit g\u00fcnstigsten Anordnung HI, 6 (S. 353). Die Episkotisterscheiben betrugen 2 \u2022 120\u00b0. Die Fixationszeit war hier, wie \u00fcberall bei der exactesten Zeitbestimmung, auf 5\" festgesetzt.\nTabelle V.\nNachbild von Gelb neben Blau.\n(120\u00b0 Ge + 240\u00b0 S) neben (120\u00b0 B + 240\u00b0 S) 5\" fix\u00e2t.\nHelligkeit des Gelb (120\u00b0 Ge + 240\u00b0 S) = Helligkeit des Blau (120\u00b0 B + 240\u00b0 S)\n= 22\u00b0 W + 338\u00b0 S.\nSpectrum des Gelb = 2. Gelb.\tSpectrum des Blau = 1. Blau.\nS\u00e4ttigung der urspr\u00fcnglich J^uen H\u00e4lfte des Sehfeldes.\t120\u00b0 B + 240\u00b0 S\t32,4\u00b0 B + 87,6\u00b0 Ge + 240\u00b0 S\nS\u00e4ttigung der urspr\u00fcnglich gelben H\u00e4lfte.\t76,6\u00b0 B + 43,4\u00b0 Ge + 240\u00b0 S\t120\u00b0 Ge + 240\u00b0 S.\nDifferenz .\tala Ma\u00df des Nachbildes.\t43,4\u00b0 (m. V. 0,4\u00b0) ' [K. 44,2\u00b0]\t32,4\u00b0 (m. Y. 1,8\u00b0) [K. 30\u00b0]","page":365},{"file":"p0366.txt","language":"de","ocr_de":"366\nWilhelm Wirth.\nDem Ansteigen des Nachbildwerthes nach Gr\u00fcn hin bei den fr\u00fcheren Reihen entspricht also hier ein ebenso deutliches Ansteigen nach Blau hin. Zahlreiche Versuche haben dabei gezeigt dass es sich nicht um Zuf\u00e4lligkeiten handelt. Diese Abh\u00e4ngigkeit des Werthes vom Farbenton machte nat\u00fcrlich eine Variation der Entstehungsbedingungen nach einer ganz anderen Richtung cleg Farbencontinuums nothwendig, wenn man f\u00fcr ein bestimmtes Farbenpaar die Neigung der Curve zur Ahscissenachse ver\u00e4ndern wollte. Denn Fixation von Grau neben einer Farbe ergab ganz die n\u00e4mliche Curvenrichtung wie die Zusammenstellung mit der vollges\u00e4ttigten Complement\u00e4rfarbe. Letztere ergab nur einen h\u00f6heren absoluten Werth, ebenso wie die Erh\u00f6hung der Fixationszeit, ohne in jenem speciellen Punkte eine Aenderung herbeizuf\u00fchren. Innerhalb ein und der n\u00e4mlichen Helligkeitsstufe war zugleich f\u00fcr ganz beliebige Farbenzusammenstellungen eine Subsumtion unter die n\u00e4mliche allgemeine Regel zu erwarten. Es lie\u00df sich thats\u00e4chlich eine gewisse Reihenfolge der verschiedenen Farben auffinden, in welcher immer diejenige Farbe voransteht, die auf ein bestimmtes Farbennachbild hei ihrer Combination mit der folgenden Farbe mit einem h\u00f6heren Werthe reagirt. Es sei hier nur die Combination von Roth mit Blau und Gelb mit Gr\u00fcn erw\u00e4hnt, besonders bei dem ersteren Farbenpaar kommt das Ansteigen nach Blau hin besonders deutlich zum Ausdruck, w\u00e4hrend beim zweiten Paare das Ansteigen nach Gr\u00fcn hin immer noch deutlich genug zu ersehen ist. Da hier nat\u00fcrlich vor allem eine Variation des Farbentones in den verschiedenen Mischungen zum Ausdruck kommt, so seien diese Gruppen nur als Anhang zum dritten Capitel beigef\u00fcgt. Die Anordnung war wieder nach Cap. 2, IH, 6 mit den Episkotistern zu 2 \u2022 120 \u00b0.\nTabelle VI. 1. Nachbild von Roth neben Blau.\nBlau (120\u00b0 B + 240\u00b0 S) neben Roth (120\u00b0 R + 240\u00b0 S) 5\" fixirt.\nHelligkeit des Blau = Helligkeit des Roth = 22\u00b0 W + 338\u00b0 S.\nSpectrum des Blau = 1. Blau.\tSpectrum des Roth = 2. Roth.\nFarbe der urspr\u00fcnglich blauen H\u00e4lfte des Sehfeldes\t120\u00b0 B + 240\u00b0 S\t29\u00b0 B + 91\u00b0 R + 240\u00b0 S\nFarbe der urspr\u00fcnglich rothen H\u00e4lfte des Sehfeldes\t77,8\u00b0 B + 42,2\u00b0 R + 240\u00b0S\t120\u00b0 R + 240\u00b0 S. '\nDifferenz als Ma\u00df des Nachbildes\t42,2\u00b0 (m. V. 3,6\u00b0)\t29\u00b0 (m. V. 1\u00b0) __J","page":366},{"file":"p0367.txt","language":"de","ocr_de":"Der Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 367\n2. Nachbild von Gelb neben Gr\u00fcn.\nGelb (120\u00b0 Ge + 240\u00b0 S) neben Gr\u00fcn (120\u00b0 Gr + 240\u00b0 S) 5\" fixirt. Helligkeit des Ge = Helligkeit des Gr = 22\u00b0 W -f- 338\u00b0 S.\nSpectrum des Gelb = 2. Gelb.\tSpectrum des Gr\u00fcn = 1. Gr\u00fcn.\nFarbe der urspr\u00fcnglich gr\u00fcnen H\u00e4lfte des Sehfeldes\t120\u00b0 Gr + 240\u00b0 S\t41\u00b0 Gr + 79\u00b0 Ge + 240\u00b0 S\nFarbe der urspr\u00fcnglich gelben H\u00e4lfte des Sehfeldes\t73,8\u00b0 Gr + 46,2\u00b0 Ge + 240\u00b0 S\t120\u00b0 Ge + 240\u00b0 S\nDifferenz als Ma\u00df des Nachbildes\t46,2\u00b0 (m. V. 1\u00b0)\t41\u00b0 (m. Y. 3\u00b0)\nZusatz.\nDie n\u00e4mliche Thatsache wird schlie\u00dflich auch noch von den Versuchen zur Frage von Cap. 2, I, 3, best\u00e4tigt, bei denen ein Nachbild auf andere Farben projicirt wurde, welche nicht dem comple-ment\u00e4ren Farbenpaare angeh\u00f6ren, deren Fixation das Nachbild entstammte. Es wurde Blau neben Grau fixirt und dann auf Roth (und Blau) gemessen, ferner das Nachbild von Roth neben Grau auf Blau (und Roth). Die Anordnung der Scheibe s. unter m, 3b 18. 345).\nTabelle VII.\n1. Nachbild von Roth neben Grau auf Blau gemessen.\n(120\u00b0 R + 240\u00b0 S) neben (23\u00b0 W + 240\u00b0 S) 5\" fixirt.\nSpectrum des Blau wie vorhin, Roth etwas weniger ges\u00e4ttigt.\nHelligkeit = 23\u00b0 W + 240\u00b0 S.\nFarbe der urspr\u00fcnglich rothen H\u00e4lfte\t120\u00b0 R + 240\u00b0 S\t21\u00b0 Roth + 99\u00b0 Blau + 240\u00b0S\nFarbe der urspr\u00fcnglich grauen H\u00e4lfte\t104,8\u00b0 R + 15,2\u00b0 B + 240\u00b0 S\t120\u00b0 R + 240\u00b0 S\nDifferenz als Ma\u00df des Nachbildes\t15,2\u00b0 (m. Y. 1\u00b0)\t21\u00b0 (m. Y. 2,6\u00b0)\n2. Nachbild von Blau neben Grau auf Roth gemessen. (120\u00b0 B + 240\u00b0 S) neben (23\u00b0 W + 240\u00b0 S) 5\" fixirt. Alles \u00fcbrige wie vorhin.\nFarbe der urspr\u00fcnglich blauen H\u00e4lfte\t120\u00b0 R + 240\u00b0 S\t12\u00b0 R + 108\u00b0 Bl + 240\u00b0 S\nFarbe der urspr\u00fcnglich grauen H\u00e4lfte\t111\u00b0 R + 9\u00b0 Bl + 240\u00b0S\t120\u00b0 Bl + 240\u00b0 S\nDifferenz als Ma\u00df des Nachbildes\t9\u00b0 (m. V. 4,8\u00b0)\t12\u00b0 (m. V. 2,4\u00b0)","page":367},{"file":"p0368.txt","language":"de","ocr_de":"368\nWilhelm Wirtli.\nBei diesen beiden Gruppen musste nat\u00fcrlich die Messung des Nachbildes auf der neuen, bei der Entstehung des Nachbildes noch nicht betheiligten Farbe durch eine rasche Einstellung auf die vollges\u00e4ttigte Farbe f\u00fcr beide H\u00e4lften des Sehfeldes eingeleitet werden Eine zu langsame Verstellung h\u00e4tte ja zun\u00e4chst die neue Farbe nur auf der einen Seite in ihrem reinen Farbenton (wenn auch mit Grau vermischt) auf treten lassen, w\u00e4hrend auf der anderen noch l\u00e4ngere Zeit die zuerst neben Grau fixirte Farbe beigemischt geblieben w\u00e4re. Es w\u00e4re also dann ein gewisser Grad des Nachbildes von Both neben Blau entstanden, das nach dem einfachsten Princip mit einem bestimmten Best von Both bezw. Blau auf Grau bezw. Both zu messen gewesen w\u00e4re, ohne dass eine besondere Nachwirkung des Nachbildes von Both neben Grau bezw. von Blau neben Grau auf Blau oder Both den ganzen gefundenen Werth auszumachen brauchte, ohne dass also eine besondere Thatsache in der M\u00f6glichkeit einer Messung \u00fcberhaupt anzuerkennen w\u00e4re (vergl. Cap. 2, I, 3). Au\u00dferdem ist aber nat\u00fcrlich noch hinzuzuf\u00fcgen, dass die Messung des Nachbildes von Both neben Grau auf Both, sowie desjenigen von Blau neben Grau auf Blau bei Verwendung der n\u00e4mlichen Scheiben nicht exact gemessen werden konnte. Die Ausgleichung des Nachbildes von Both neben Grau auf Both hat ja z. B. mit dem nicht complement\u00e4ren Blau gar nichts zu thun. Somit ist also die erste Verticalreihe bei I und die zweite bei H nur eine Quasi-Messung, die durch Blau anstatt Gr\u00fcn und durch Both anstatt Gelb wenigstens die S\u00e4ttigungsunterschiede unter Beibehaltung einer gewissen Verschiedenheit des Farbentones auszugleichen sucht, um v\u00f6llig vergleichbare Besultate mit den n\u00e4mlichen Scheiben zu erhalten. Dass dies mit hinreichender Sicherheit gelungen ist, zeigt die geringe mittlere Variation bei zw\u00f6lf Einzelversuchen in den kritischen Werthen. Eine Zusammenstellung der Werthe f\u00fcr Blau und Both in jeder der beiden Gruppen zeigt denn in der That wieder jene Steigung des Werthes nach Blau hin, wie sie f\u00fcr das Nachbild von Both neben Blau auf Both und Blau sich ergeben hatten. Zur Vergleichung der Werthe von Farbe neben Grau mit denjenigen von Farbe neben Farbe, die ja allerdings die allgemeinen, hier noch nicht behandelten Gr\u00f6\u00dfenverh\u00e4ltnisse in Betracht z\u00f6ge, sind noch die Werthe f\u00fcr das Nachbild von Both neben Blau beigef\u00fcgt, bei der geringeren S\u00e4ttigung des Both","page":368},{"file":"p0369.txt","language":"de","ocr_de":"Per Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 369\nepvas kleiner als die vorigen und dem absoluten Werth nach nicht mit ihnen vergleichbar.\nTabelle Vila. Nachbild des Roth neben Blau.\nRoth und Blau wie bei Tab. VH\nFarbe der urspr\u00fcnglich blauen Fl\u00e4che\t120\u00b0 R + 240\u00b0 S\t28\u00b0 R + 92\u00b0 Bl + 240\u00b0 S\nFarbe der urspr\u00fcnglich rothen Fl\u00e4che\t99\u00b0 R + 21\u00b0 B + 240\u00b0 S\t120\u00b0 B + 240\u00b0 S\nDifferenz als Ma\u00df des Nachbildes\t21\u00b0 (m. V. 1\u00b0)\t28\u00b0 (m. V. 2\u00b0)\nBemerkenswerth ist hierbei nur die gro\u00dfe Ann\u00e4herung der Summe der entsprechenden Werthe der Nachbilder von Blau bezw. Roth neben Grau an die Werthe bei Fixation von Roth neben Blau, wenn sie auch noch etwas dahinter zur\u00fcckbleibt. Die Frage der Projection des Nachbildes auf eine andere Farbe wird bei Variation der reagirenden Intensit\u00e4t von einem noch allgemeineren Gesichtspunkte aus wieder aufzunehmen sein (vgl. Cap. VII). Wenn nun die Neigung der Curvenlinie, in welcher die Abh\u00e4ngigkeit des Werthes vom Farbenton bei gleicher Helligkeit zur Geltung kommt, ver\u00e4ndert und zwar in die Parallele zur Abscisse verwandelt werden soll, so wird man offenbar auf eine Ver\u00e4nderung des Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltnisses der beiden Farben hingewiesen, deren Reactions-Werthe miteinander verglichen werden. Bei dieser einfachsten Anordnung betrifft dies im allgemeinen also zugleich das Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltniss der beiden Farben, die zur Entstehung des Nachbildes nebeneinander fixirt wurden. Denn bei der Steigerung der Intensit\u00e4t einer Farbe muss ja schon nach dem allgemeinen F.-H\u2019schen Satze eine Steigerung des entsprechenden Reactions-Werthes zu erwarten sein. Es m\u00fcsste also ein passendes Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltniss aufzufinden sein, welches f\u00fcr zwei Farben die gleichen absoluten Werthe liefert. Doch ist zur Erledigung dieser ganzen Aufgabe nat\u00fcrlich noch die Frage von Cap. 2, HI zu entscheiden, inwieweit \u00fcberhaupt l'ei verschiedener Intensit\u00e4t bezw. Helligkeit der fixirten Farben eme Messung des Nachbildas m\u00f6glich wird. Doch ist zun\u00e4chst noch ein weiterer Nebenweg zu verfolgen, um \u00fcber andersartige Combi-nationen zu entscheiden.","page":369},{"file":"p0370.txt","language":"de","ocr_de":"370\nWilhelm Wirth.\nViertes Capitel.\nDie Variation der Ausdehnungsverh\u00e4ltnisse.\nEs w\u00e4re von vorne herein nicht undenkbar, dass die verschiedenen Abweichungen von der Constanz des Werthes bei Einhaltung der n\u00e4mlichen Helligkeitsstufe als Resultat der speciellen Ausdehnungsverh\u00e4ltnisse zu betrachten seien, wobei zun\u00e4chst die Lage innerhalb des Sehfeldes noch gar nicht einmal in Betracht gezogen w\u00e4re. Ueberhaupt muss jede Besonderheit der quantitativen Verh\u00e4ltnisse der Nachbilder in ihrer Unabh\u00e4ngigkeit von einem m\u00f6glichen Ausdehnungsfactor dargestellt werden. Ein Hauptantheil des negativen Nachbildes wird ja bekanntlich von verschiedenen Theorien auf eine \"Wechselwirkung der verschieden erregten Bezirke des Sehfeldes w\u00e4hrend der Fixation zur\u00fcckgef\u00fchrt, wodurch im Enderfolge eine Angleichuug an die Umgebung entsteht, so z. B. schon in Fechner\u2019s Theorie f\u00fcr die negativen (farbigen) Nachbilder1), die allerdings schon von Helmholtz neben der Erm\u00fcdungstheorie nicht mehr ber\u00fccksichtigt worden ist. Hiernach k\u00f6nnte z. B. ein schmaler gr\u00fcner Streifen in weiter complement\u00e4rfarhiger rother Umgebung eine intensivere Rothf\u00e4rbung erhalten, als ein breiter Streifen, w\u00e4hrend sein weniges Gr\u00fcn die Umgehung nicht wesentlich beeinflusst. Die subjective Verschiebung der Farbe des Streifens nach Roth hin w\u00fcrde also hei diesem Ausdehnungsverh\u00e4ltnisse den Hauptantheil des Nachbildes ausmachen, und man brauchte nur das Ma\u00df dieser F\u00e4rbungen in einem bestimmten Tone von der reagirenden Farbe abh\u00e4ngig zu denken, um eine Neigung des Gesammtwerthes des Nachbildes nach dieser oder jener Richtung der Farhenvariation bei gleicher Helligkeit erwarten zu lassen. Die bisher berichteten Versuche enthalten nun allerdings bereits die verschiedenartigsten Ausdehnungsverh\u00e4ltnisse in sich; doch ist eben nirgends noch f\u00fcr ein und die n\u00e4mliche Farbendifferenz die Variation der Ausdehnungs-Verh\u00e4ltnisse durchgef\u00fchrt, wie es im Folgenden geschildert wird. Die zahlreichen Versuche in dieser Frage bestehen zun\u00e4chst aus mehreren Reihen der Anordnung H (Cap. 2) mit direct durch-\n1) Feehner, Poggendorff\u2019s Annalen, L, 1840. Ueber subjective Complete11' t\u00e4rfarben, V. Abschnitt : Bemerkungen in Betreff einer Theorie der Farben durch\nden Contrast.","page":370},{"file":"p0371.txt","language":"de","ocr_de":"per Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 371\nfallendem Lichte. Es wurde hierbei das Verh\u00e4ltnis der Breite des rothen und derjenigen des gr\u00fcnen Binges, welche sich beide auf dem Transparentfeld umschlie\u00dfen, zwischen 5 und Vs variirt, d. h. die Fl\u00e4che des Transparentringes von 3 cm Breite enthielt in vier\nverschiedenen Gruppen:\n1)\teinen\n2)\t\u201e\n3)\t\u201e\n4)\t\u201e\nrothen Bing von 0,5 cm Br. neben einem gr\u00fcnen von 2,5 cm Br.\n\u00ab\n\u00ab\tn\t-1-\t>1\t\u00bb\t\u00bb\n55\t55\t2\t\u201e\t\u201e\t,,\n55\t55\t2,5\t\u201e\t\u201e\t\u00bb\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n2 \u201e\n1 \u201e\n0,5 \u201e\n55\n55\n55\nDer Fixationspunkt lag jedesmal wieder auf der Grenze der beiden Farben. Die Gelatine waren die n\u00e4mlichen wie f\u00fcr Tab. III. Die folgenden Versuche sind also nur als eine Variation der Aus-dehnungsverh\u00e4ltnisse f\u00fcr das bereits angef\u00fchrte Nachbild zu betrachten. Die Zeit der Fixation war 5 und 8 Sec. Nachdem nun das Schema der Messung aus den bisherigen Tabellen hinreichend bekannt ist, wird weiterhin nur noch die Differenz der benachbarten Fl\u00e4chen als Ma\u00df der Nachbildwirkung neben dem reagirenden Farbenwerthe einer von beiden Fl\u00e4chen angegeben sein, der zugleich der Curve als Abscissenwerth zu Grunde liegt. Aus der Gesammt-intensit\u00e4t, d. h. der von den feststehenden Episkotistem freigelassenen Sectorenbreite, ist denn sofort zu ersehen, ob die Farbencpralit\u00e4t der benachbarten Fl\u00e4che durch Addition oder Subtraction der angegebenen Differenz abzuleiten ist. Die Episkotister haben \u00fcberall 2 \u2022 90\u00b0, also betr\u00e4gt die Gesammtintensit\u00e4t durchgehends 180\u00b0.\nTabelle VIII.\n1) 0,5 cm Roth neben 2,5 cm Gr\u00fcn 8\" fixirt (Curve 1 Fig. 6, gestrichelt). Helligkeit und Spectren wie Tab. IV.\nFarbe d. urspr\u00fcnglich gr\u00fcnen Ringes bei der Ausgleichung\t0\u00b0 R + 180\u00b0 Ge + 180\u00b0 S\t116,4\u00b0 R + 63,6\u00b0 Gr + 180\u00b0 S\nDifferenz vom urspr\u00fcnglich rothen Ring als Ma\u00df\t82\u00b0 (m. V. 8,2\u00b0)\t63,6\u00b0 (m. V. 6,4\u00b0)\nDas N\u00e4mliche f\u00fcr D., mit 5\"\tFixationszeit (Curve la, Fig. 8, punktirt).\t\nFarbe des urspr\u00fcnglich gr\u00fcnen Ringes\t0\u00b0 R + 180\u00b0 Gr +180\u00b0 S\t128\u00b0 R + 52\u00b0 Gr + 180\u00b0 S\nDifferenz\t70\u00b0\t52\u00b0","page":371},{"file":"p0372.txt","language":"de","ocr_de":"372\nWilhelm Wirth.\n2) 1 cm Roth neben 2 cm Grriin 8\" fixirt (Curve 2, Hauptlinie, Kg. 7)\nFarbe des urspr\u00fcnglich gr\u00fcnen Ringes\t0\u00b0 R +180\u00b0 Gr +180\u00b0 S\t54\u00b0 R +126\u00b0 Gr +180\u00b0 S\t90\u00b0 R + 90\u00b0 Gr +180\u00b0 S\t115,4\u00b0 R + 64,6\u00b0 Gr +180\u00b0 S\nDifferenz\t82,4\u00b0 (m. V. 6,4\u00b0)\t76\u00b0 (m.V.^0,5\u00b0)\t67,2\u00b0 (m. Y. 7,2\u00b0)\t64,6\u00b0 (m. y. 6,2\u00b0)\nDas N\u00e4mliche, 5\" fixirt (Curve la, Kg. 8, Hauptlinie, f\u00fcr D gestrichelt). (Theilweise = Tabelle IV.)\nFarbe des urspr\u00fcnglich gr\u00fcnen Ringes\t0\u00b0 R +180\u00b0 Gr +180\u00b0 S\t60\u00b0 R +120\u00b0 Gr +180\u00b0 S\t90\u00b0 R + 90\u00b0 Gr +180\u00b0 S\t127\u00b0 R + 53\u00b0 Gr +180\u00b0 S\nDifferenz\t66\u00b0 (m. y. 2,8\u00b0) [D. 66,8\u00b0]\t60,2\u00b0 (m. V. 6,8\u00b0)\t56\u00b0 (m. V. 4\u00b0) [D. 49,4\u00b0]\t53\u00b0 (m. V. 2,8\u00b0) [D 47]\n3' 2 cm Roth neben 1 cm Gr\u00fcn 8\" fixirt (Curve 1, Fig. 6, Hauptlinie).\nFarbe d. urspr\u00fcngl. gr\u00fcnen Ringes\t0\u00b0 R + 180\u00b0 Gr + 180\u00b0S\t90\u00b0 R -f- 90\u00b0 Gr + 180\u00b0S\t115\u00b0 R + 65\u00b0 Gr + 180\u00b0S\nDifferenz\t74\u00b0\t69\u00b0 (m. y. 2\u00b0)\t65\u00b0 (m. V. 6,6\u00b0)\nDas N\u00e4mliche, 5\" fixirt (Curve 2a, Kg. 9, Hauptlinie, f\u00fcr Sc. gestrichelt).\nFarbe des urspr\u00fcnglich gr\u00fcnen Ringes\t0\u00b0 R + 180\u00b0 Gr + 180\u00b0 S\t125\u00b0 R + 54,4\u00b0 Gr + 180\u00b0 S\nDifferenz\t64\u00b0 [Sc. 65\u00b0]\t54,4\u00b0 (m. V. 4\u00b0) [Sc. 46\u00b0]\n4) 2,5 cm Roth neben 0,5 cm Gr\u00fcn, 8\" fixirt .'Curve\t\t2, Fig. 7, gestrichelt).\nFarbe des urspr\u00fcnglich gr\u00fcnen Ringes\t0\u00b0 R + 180\u00b0 Gr + 180\u00b0 S\t114\u00b0 R + 66\u00b0 Gr + 180\u00b0S\nDifferenz\t82\u00b0 (m. V. 0,5\u00b0)\t66\u00b0 (m. V. 1\u00b0)","page":372},{"file":"p0373.txt","language":"de","ocr_de":"per Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 373 Das N\u00e4mliche f\u00fcr D., 5\" fixirt (Curve 2 a, Fig. 9, punctirt).\nFarbe des urspr\u00fcnglich gr\u00fcnen Ringes\t0\u00b0 R + 180\u00b0 Gr +180\u00b0 S\t124\u00b0 R + 56\u00b0 Gr + 180\u00b0 S\nDifferenz\t73\u00b0\t66\u00b0\nFig. 6.\tFig. 7.\n0 Rot\n0 Rot\nFig. 8.\tFig. 9.\n.J66I\n0 Rot.\n0 Rot\nDie beste Uebersicht ist nat\u00fcrlich aus den beigef\u00fcgten Curven zu Sewinnen, in denen verschiedene Werthe f\u00fcr reciproke Ausdehnungs-","page":373},{"file":"p0374.txt","language":"de","ocr_de":"374\n\"Wilhelm Wirth.\nVerh\u00e4ltnisse (Curve 1 und 2) bezw. eigene und fremde \"Werthe f\u00ffr ein bestimmtes Verh\u00e4ltniss (la und 2a) zusammengestellt sind Eigentlich geh\u00f6ren ja die Curven f\u00fcr die gleiche Eixationszeit auf ein Bild, was nur um der Deutlichkeit der Zahlen willen vermieden wurde. Die weitgehende Uebereinstimmung entsprechender Werthe ist ohnehin deutlich genug zu ersehen. Offenbar ist die Variation der Ausdehnungsverh\u00e4ltnisse innerhalb dieses Umfanges ohne sichtbaren Einfluss auf die wesentliche Form der fr\u00fcher gefundenen Abh\u00e4ngigkeitsbeziehung. Ueberall findet man den Gr\u00fcnwerth um ein ann\u00e4hernd constantes Ma\u00df h\u00f6her als den Roth-werth. Die Curven zeigen alle die n\u00e4mliche Neigung zur Abscissen-achse. Aber auch die absoluten Werthe bleiben \u00fcberall die n\u00e4mlichen. Doch k\u00f6nnte man vielleicht immer noch meinen, dass eine thats\u00e4chliche Wirkung der Ausdehnungsver\u00e4nderung dadurch nicht zur Geltung k\u00e4me, dass nicht Grau, sondern die vollges\u00e4ttigte Com-plement\u00e4rfarbe neben der Farbe fixirt worden sei. Es k\u00f6nne also durch die Steigerung der subjectiven Verschiebung in der einen Richtung die Herabsetzung der Verschiebung in der entgegengesetzten Richtung auf der benachbarten Fl\u00e4che compensirt werden. Au\u00dferdem ist nat\u00fcrlich das Ausdehnungsverh\u00e4ltniss hier immer noch in beschr\u00e4nktem Umfange variirt worden) Die Hauptfl\u00e4che bildete das Schwarz der Umgebung des ganzen Transparentringes, der in seiner Gesammtausdehnung dem Schwarz gegen\u00fcber niemals ver\u00e4ndert wurde, w\u00e4hrend doch die eine Farbe zur h\u00f6chsten Steigerung ihres Einflusses selbst die ganze Umgehung ausf\u00fcllen m\u00fcsste. Letztere Forderung war nat\u00fcrlich nur mit der Projectionsanordnung zu erf\u00fcllen, wobei dann zugleich die Combination der Farbe mit Grau hinzugenommen wurde. Dabei kam die exacteste Art der Messung mit pl\u00f6tzlicher mechanischer Einstellung (HI, 2, S. 341) zur Anwendung, um allen Einw\u00e4nden rein empirisch zu begegnen, die auf die Uncontrolirbarkeiten im R\u00fcckgang der Nachbild Wirkung (vergl Cap. IV) in der Selbsteinstellung verweisen k\u00f6nnten und sp\u00e4ter ausf\u00fchrlich zu behandeln sind. Ueberall wurden f\u00fcr jede Zahl 8 bis 14 pl\u00f6tzliche Einzel-Einstellungen mit fortschreitender Aende-rung vorgenommen, um den Messungen die hinreichende Sicherheit zu verleihen.\nEs wurden die Nachbilder entwickelt durch die Bilder:","page":374},{"file":"p0375.txt","language":"de","ocr_de":"Der Fechner-Helmholtz'sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 375\nI.\t1) Grauer Streifen auf rothem Grund,\n2)\tBother Streifen auf grauem Grund,\n3)\tBoth neben Grau je zur H\u00e4lfte des Sehfeldes.\nII.\t1) Grauer Streifen auf gr\u00fcnem Grund,\n2)\tGr\u00fcner Streifen auf grauem Grund,\n3)\tGr\u00fcn neben Grau je zur H\u00e4lfte des Sehfeldes.\nIII.\t1) Gr\u00fcner Streifen auf rothem Grund,\n2) Gr\u00fcn neben Both je zur H\u00e4lfte des Sehfeldes.\nDie Intensit\u00e4t der beiden Farben war hier nicht so \u00fcbereinstimmend, wie bei den bisherigen Versuchen. Wie schon erw\u00e4hnt, war ja eine markantere Steigung des Nachbildwerthes nach der einen oder der anderen Farbe hin, ebenso wie die Herabsetzung derselben durch eine Intensit\u00e4tsvariation der fixirten Farben zu erwarten. Ohne den sp\u00e4teren Ausf\u00fchrungen \u00fcber die Complication des Hellig-keits- mit dem Farhennachbilde vorzugreifen, sei nur hier betont, dass bei dem hier verwendeten Verh\u00e4ltnis der Helligkeiten des Gr\u00fcn und des Both wie 9 : 7 eine Einstellung auf vollst\u00e4ndige subjective Gleichheit in den verschiedenen Beactionsstufen m\u00f6glich war. Die gr\u00f6\u00dfere Differenz der Werthe bei Both und Gr\u00fcn h\u00e4tte um so mehr Anhaltspunkte zur Beobachtung eines etwaigen Einflusses der Ausdehnungsverh\u00e4ltnisse gegeben. Es wurden \u00fcberall nur die beiden Endpunkte der Curve untersucht. Eine Mischung beider Gelatine zu gleichen Theilen ergab ein ziemlich indifferentes Grau, das Spektrum von Gr\u00fcn war = 1. Gr\u00fcn, dasjenige des Both zwischen 1. Both und 2. Both. Die von den festen Episkotistern \u00fcbrig gelassene Gesammtintensit\u00e4t betrug wieder \u00fcberall 180\u00b0. Both und Gr\u00fcn neben Grau je zur H\u00e4lfte des Sehfeldes (I, 3 und II, 3) kamen als Zwischenstufe der extremen Ausdehnungsverh\u00e4ltnisse nur zur Contr\u00f4le so weit in Betracht, als die Messung mit den n\u00e4mlichen Scheiben wie f\u00fcr die anderen Nachbilder und Beactionsstufen durch verschiedene Anfangslagen der Scheiben auf dem Apparat ausgef\u00fchrt werden konnte. Der andersfarbige bezw. graue Streifen besa\u00df auf der Scheibe selbst eine Breite von nur 0,4 cm, die in der Projection bei sorgf\u00e4ltiger Oentrirung der Scheiben einen Streifen von ca. 10 cm Breite ergab. Das \u00fcbrige Feld umschloss diesen senkrechten Streifen als ein Kreis '\u00b0n ca. 1,75 m Durchmesser. Der Fixationspunkt lag jederzeit auf d\u00dfr Farbengrenze.\nWundt, PMlos. Studien. XVII.\n25","page":375},{"file":"p0376.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle IX. I. Nachbild von Roth neben Grau.\nHelligkeit des Gr\u00fcn = 120\u00b0 Gr\u00fcn + 240\u00b0 S = 36\u00b0 W + 324\u00b0 S. Helligkeit des Roth - 120\u00b0 Roth + 240\u00b0 S = 28\u00b0 W + 332\u00b0 S.\nFixationszeit 5\". Pl\u00f6tzliche mechanische Einstellung.\n376\n\"Wilhelm Wirth.\nO\ng i\n\u2022r1\tC73\nO N\n> :o\n<M Q","page":376},{"file":"p0377.txt","language":"de","ocr_de":"per Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 377\nAuch hier, hei der exactesten Anordnung, ist also ein Einfluss der Vertauschung der Nachbarfarhen hinsichtlich ihrer Ausdehnungsverh\u00e4ltnisse nicht zu erkennen. Eine graphische Darstellung der Resultate ist hei der Uebersichtlichkeit dieser Tabellen, in denen ja immer nur 2 Punkte einander gegen\u00fcberstehen, wohl \u00fcberfl\u00fcssig. Ein Versuch, die geringen Abweichungen von der Constanz bei gleicher Reactionsfarbe zu'deuten, w\u00e4re vorl\u00e4ufig ziemlich haltlos. Auff\u00e4llig ist h\u00f6chstens der geringere Werth, der sich in I, 3 ergehen hat. Bei Beziehung auf die n\u00e4mlichen reagirenden Farben wie in I 1 und 2 nimmt jedoch diese Differenz von 8 bis 10\u00b0 noch um etwas ab. Au\u00dferdem stehen aber die v\u00f6llig mit den anderen Werthen ihrer Gruppe \u00fcbereinstimmenden Werthe von II, 3 und m, 2, in denen das n\u00e4mliche Ausdehnungsverh\u00e4ltniss wie bei I, 3 vorlag, einer allgemeinen Verwerthung jener Abweichung f\u00fcr Schl\u00fcsse auf den Einfluss der Ausdehnungsverh\u00e4ltnisse direct entgegen. Beil\u00e4ufig zeigt ein Vergleich der Summe der Werthe von Gr\u00fcn neben Grau und von Grau neben Roth mit dem Werthe von Gr\u00fcn neben Roth eine gute Uebereinstimmung ; allerdings f\u00e4llt die Summe, insbesondere bei Ber\u00fccksichtigung der Reduction auf entsprechende Reactions-stufen, etwas zu gro\u00df aus, eine Thatsache, die aber bereits aus der Addition von Helligkeitsnachbildem, die aus einer oberen und unteren Helligkeitsdifferenz gewonnen wurden, hinreichend bekannt ist.\nAnmerkung. In den bisherigen Versuchen war nur das Ausdehnungsverh\u00e4ltniss der Farben, nicht die Lage der Farbengrenze innerhalb des Sehfeldes variirt worden, da der Fixationspunkt immer auf der Grenze lag. Wie schon erw\u00e4hnt, wurde in mehreren Vorversuchen mit farbigen Papierscheiben (bei Tageslicht) der Mittelpunkt der Scheibe als Fixationspunkt gew\u00e4hlt, also das Centrum der einen von beiden Contrastfarben, w\u00e4hrend die andere auf einem Kreisringe in der Peripherie, bezw. in der ganzen Umgebung lag. Dadurch wird nat\u00fcrlich nicht nur der Farbenton der einen Farbe ein anderer, was bei der Continuit\u00e4t der Aenderung nach au\u00dfen hin in einer Gleichheitseinstellung nicht so sehr ins Gewicht fiel, sondern es ist auch die ganze Ablaufsweise der Erregbarkeitsver\u00e4nderung in den beiden Bezirken verschieden. Die auch sonst bekannte Thatsache, dass das Nachbild in der Peripherie schneller entsteht und auch wieder vergeht1), wird bei den an sich schon schneller verlaufenden Karbennachbildern in der Messung durch Selbsteinstellung eine viel gr\u00f6\u00dfere udeutung gewinnen als bei Helligkeitsnachbildern. Hierauf d\u00fcrfte vielleicht die tats\u00e4chlich beobachtete Regel zur\u00fcckzuf\u00fchren sein, dass unter den angegebenen\n1) Vergl. auch A. Walther, Beobachtungen \u00fcber den Verlauf centraler und \u00b0xtramacularer Nachbilder. Pfl\u00fcger\u2019s Archiv LXXVH, S. 53. 1899.\n25*","page":377},{"file":"p0378.txt","language":"de","ocr_de":"378\nWilhelm Wirth.\nBedingungen die in der Peripherie fixirte Farbe auch als reagirende Farbe den gr\u00f6\u00dften Nachbildwerth liefert. Lag z. B. Both in der Peripherie, Grau im Centrum so wird w\u00e4hrend der Einstellung auf Roth die periphere Nachbildwirkung noch etwas zunehmen k\u00f6nnen, w\u00e4hrend sie im Centrum nicht so schnell als Compensation nachkommt, Bei der Projection auf Grau hingegen wird die periphere Wirkung schnell herabsinken, w\u00e4hrend nat\u00fcrlich im Centrum keine neue Wirkung entsteht. Umgekehrt wird, nach Fixation von Roth im Centrum, bei der Projection auf Roth sehr schnell eine gleichgerichtete Nachbildwirkung in der Peripherie beginnen, welche die Differenz zwischen\u2019 den Nachbarfl\u00e4chen herabsetzt Im \u00fcbrigen sieht man aber bei Vergleichung entsprechender Lageverh\u00e4ltnisse immer wieder den Reactionswerth von Blau gegen\u00fcber von Roth bevorzugte z. B. bei Vergleichung von I und HI, II und IV, vor allem aber von V und VI.\nTabelle X.\nFig. 10, I. 180\u00b0 Roth + 180\u00b0 Grau im Centrum 8\" fixirt. Helligkeit des Roth: 47,6. Helligkeit des Grau: 52,1.\nFarbe d. urspr\u00fcngl. grauen Peripherie\t0\u00b0 R + 360\u00b0 G\t90\u00b0 R + 270\u00b0 G\t210\u00b0 R + 150\u00b0 G\t335\u00b0 R + 25\u00b0 G\nDifferenz vom Centrum als Ma\u00df\t66\u00b0 (m. V. 4,6\u00b0)\t88\u00b0 (m. V. 1,3\u00b0)\t18,5\u00b0 (m. V. 5,5\u00b0)\t5,4\u00b0 (m. V. 2,2\u00b0)\nFig. 10, II. 180\u00b0 R + 180\u00b0 G in der Peripherie 8\" fixirt.\nFarbe der Peripherie\t45\u00b0 R -|- Grau\t60\u00b0 R\t94\u00b0 R\t180\u00b0 R\t270\u00b0 R\t360\u00b0 R\nDifferenz\t43,5\u00b0 (m.V.0,50)\t44,4\u00b0 (m.V.2,20)\t50,8\u00b0 (m'.V.l,4\u00b0)\t57,8\u00b0 (m.V.4,90)\t64\u00b0 (m.V.7,10)\t75,4\u00b0 (m.V.4,3\u00b0)\nFig. 11, I. 180\u00b0 Blau + 180\u00b0 Grau im Centrum 8\" fixirt. Helligkeit des Blau = 50. Helligkeit des Grau = 52,1.\nFarbe d. Peripherie\t0\u00b0 B + 360\u00b0G\t180\u00b0 B\t270\u00b0 B\nDifferenz\t77,5\u00b0 (m. V. 6,8\u00b0)\t53,8\u00b0 (m. V. 5,6\u00b0)\t32\u00b0 (m. V. 5\u00b0)\nF\u00fcg. 11, H. 180\u00b0 Blau -)- 180\u00b0 Grau in der Peripherie 8\" fixirt. Helligkeit des Blau = 40.\nFarbe der Peripherie\t60\u00b0 B + 300\u00b0 G\t125\u00b0 B\t180\u00b0 B\t270\u00b0 B\t360\" B\nDifferenz\t29,4\u00b0 (m. V. 2,4\u00b0)\t34\u00b0 (m.V.5,20)\t50,3\u00b0 (m.V.4,70)\t69\u00b0 (m.V.7,20)\t78\u00b0 (m. V. 3\u00b0)\n1) Indessen kann die allgemeine Adaptation (Tageslicht) gegen\u00fcber der Adaptation der bisherigen Versuche (mittelhelles k\u00fcnstliches Licht) unter Umst\u00e4nden eine unmittelbare Angleichung an diese speciellen Ergebnisse erschweren.","page":378},{"file":"p0379.txt","language":"de","ocr_de":"Der Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 379\npig. 12, I. 315\u00b0 Blau + 45\u00b0 Roth (Himmelblau u. Fuchsinroth) im Centrum bei grauer Umgebung 8\" fixirt.\nHelligkeit des Blau = des \u00dfoth = 47,6. Helligkeit des Grau = 52.\nFarbe der Peripherie\t0\u00b0 B + 360\u00b0 R\t90\u00b0 B + 270\u00b0 R\t180\u00b0 B +180\u00b0 R\t270\u00b0 B + 90\u00b0 R\nDifferenz\t58\u00b0 (m. Y. 2,6\u00b0)\t45\u00b0 (m. V. 3,3\u00b0)\t85\u00b0 (m. V. 0,5\u00b0)\t22\u00b0 (m. V. 2\u00b0)\nBig. 12, H. 325\u00b0 Roth + 35\u00b0 Blau im Centrum in grauer Umgebung 8\" fixirt. Alles \u00fcbrige wie bei 12, H.\nFarbe der Peripherie\tc \u00a9 OO CO CO CO +\t90\u00b0 B + 270\u00b0 R\t+ M >-*\u2022 GO GO O O o o\t270\u00b0 B 4- 90\u00b0R\t360\u00b0 B\nDifferenz\t15,3\u00b0 (m.V.0,5\u00b0j\t25\u00b0 (m.V../0,5o)\t36,7\u00b0 (m. V. 0,3\u00b0)\t67\u00b0 (m. V. 2,6\u00b0)\t94\u00b0 (m.V.3,50)\nIm allgemeinen stehen nat\u00fcrlich alle diese Versuche als Vergleichungen von Centrum und Peripherie mit gleichzeitiger Selbstein-stellung unter Voraussetzung einer gleichen Versuchszahl nicht auf der n\u00e4mlichen H\u00f6he der Genauigkeit wie die \u00fcbrigen Versuche. Unter Umst\u00e4nden machen sich auch secund\u00e4re Ausglei-chungsvorg\u00e4nge (vgl. Cap. 1, S. 326) noch sch\u00e4dlicher geltend 'Ge sonst bei den belbsteinstellungen.\nZum Schl\u00fcsse dieses Abschnitts sei noch die Versuchsreihe erm\u00e4hnt, die zur Nachholung der\nFig. 10.\nBei I liegt die Farbe urspr\u00fcngl. im Centrum, das Grau in der Peripherie.\nBei II liegt die Farbe urspr\u00fcngl. in der Peripherie, das Grau im Centrum.\n7.\n\\38\n6\n57,S^.-~\n3$5\t05 60 S'tRot ISO 270\n,]7,3\nFig. 11.\n0 Blau\tISO 27p\n69.--\n/n.\n60,3y\n3t-y\n29,6\n60 125\tISO Blau 270\t360","page":379},{"file":"p0380.txt","language":"de","ocr_de":"380\nWilhelm Wirth.\nFig. 12.\n\\9\u00a5\n'*3.5\nISO\nn.\n'..39,7\ngleichen Untersuchungen \u00fcber den Einfluss der Ausdehnungsverh\u00e4ltnisse auf die Helligkeitsnachbilder gewonnen wurde. Gerade bei den Helligkeitsnachbildern ist ja in der bekannten Thatsache\ndes \u00bb Lichthofes \u00ab ein Einfluss der Ausdehnungsverh\u00e4ltnisse wenigstens auf die absolute Gr\u00f6\u00dfe bei rea-girender geringerer Helligkeit anscheinend unmittelbar zu sehen, wenn auch ohne Ausgleichung immer noch die simultanen Contrasteinfl\u00fcsse mit ihrer Abh\u00e4ngigkeit von der Ausdehnung der Fl\u00e4che hinzutreten. Der Nachweis einer Unabh\u00e4ngigkeit der Werthe des reinen Farbennachbildes w\u00fcrde ja \u00fcber die Verh\u00e4ltnisse des Nachbildes auf Grund von Intensit\u00e4tsdifferenzen noch nichts entscheiden. Mit der Scheibenanordnung HI, 3, S. 344 f. (Abbildung Taf. HI, 4 a und b) wurde das Nachbild eines ca. 6 cm breiten wei\u00dfen Streifens auf schwarzem Grunde, auf 1 m Distanz fixirt, mit einem solchen eines ebenso breiten schwarzen Streifens auf wei\u00dfem Grunde bei zwei rea-girenden Helligkeitsstufen verglichen.\n'>23\n279\npStlt\nISO\n\\TS,J\n270 330\nFarbe jedesmal im Centrum fixirt.\nTabelle XL\nBezeichnung des Ausdehnungverh\u00e4ltnisses\tWei\u00dfer Streifen auf schwarzem Grunde 5\" fix.\t\tSchwarzer Streifen auf wei\u00dfem Grunde 5\" fixirt\t\nHelligkeit der urspr. wei\u00dfen Fl\u00e4che\t1\u00b0 W + 359\u00b0 S\t100\u00b0 w + 260\u00b0 S\t2,7\u00b0 W + 357,3\u00b0 S\t100\u00b0 W + 260\u00b0 S\nDifferenz v. d. Nachbarfl\u00e4che a. M a \u00df d. Nachb.\t1\u00b0 (m. y. ^0,5\u00b0)\t35\u00b0 (m. y. 1,8\u00b0)\t2 7\u00b0 (m. V.\u2019zl0,5o)\t41\u00b0 (m. V. 1,2\u00b0)\nThats\u00e4chlich scheint also hier bei der zweiten Anordnung m1* dem schwarzen Strich auf wei\u00dfem Grunde eine Vergr\u00f6\u00dferung des absoluten Nachbildwerthes vorhanden zu sein. Allerdings wird die","page":380},{"file":"p0381.txt","language":"de","ocr_de":"Der Fechner-Helinholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 381\nNeigung der Curve dadurch nicht sehr ver\u00e4ndert, es scheint vielmehr ein wenig variabler Werth in allen Reactionslagen hinzuaddirt. Auch das positive Nachbild wird ja besonders hei der ersten Reihe compensirend auf treten k\u00f6nnen. Im \u00fcbrigen ist Aehnliches ja auch schon bei dem reinen Helligkeitsnachbild gefunden worden (vergl. Bd. XVI, S. 526), wo die beiden Hauptreihen mit schwarzer Scheibe auf grauem Grunde und wei\u00dfer Scheibe auf grauem Grunde eine \u00e4hnliche Variation der Ausdehnungsverh\u00e4ltnisse der helleren und dunkleren Fl\u00e4che bedeuteten. Eine Ver\u00e4nderung der Richtung des Ansteigens der Nachbildwerthe ist aber nat\u00fcrlich hier noch viel weniger als bei den Farbennachbildern von den Ver\u00e4nderungen der Ausdehnungsverh\u00e4ltnisse zu erwarten, und gerade auf diese Neigungsrichtung bezog sich ja die Frage, deren Beantwortung hiernach zum mindesten von solchen Factoren unabh\u00e4ngig erscheinen d\u00fcrfte.\nF\u00fcnftes Capitel.\nDer R\u00fcckgang des Farbennachbildes auf verschiedenen Farbenfl\u00e4chen.\nDie bisherigen Resultate sind nicht durchweg blo\u00df nach der Methode der Selbsteinstellung gewonnen, sondern mitunter (Tab. XI) auch bereits mit pl\u00f6tzlichen, exact ausgel\u00f6sten Einstellungen sogleich nach Schluss der festgesetzten Entstehungszeit. Insbesondere kann also die vom reagirenden Farbenton abh\u00e4ngige Gr\u00f6\u00dfe der bisher gefundenen Werthe nicht mehr dadurch zu erkl\u00e4ren versucht werden, dass ein verschiedener Verlauf der Nachbildwirkung auf den verschiedenen Reactionsfl\u00e4chen w\u00e4hrend der unvermeidlichen Dauer einer 8elbsteinstellung daf\u00fcr verantwortlich gemacht wird. Auch bei der pl\u00f6tzlichen Einstellung hat sich ja mit Sicherheit der Vorzug des Gr\u00fcn gegen\u00fcber dem Roth ergeben. Indessen ist die Brauchbarkeit der Werthe nach der Selbsteinstellung f\u00fcr unsere Frage ganz im allgemeinen erst dann erwiesen, wenn der thats\u00e4chliche und unvermeidliche R\u00fcckgang des Farbennachbildes die n\u00e4mliche Abh\u00e4ngigkeit v\u00b0n der reagirenden Farbe besitzt, wie sie .fr\u00fcher beim Helligkeits-\u2019mchbilde als Bedingung f\u00fcr die ungef\u00e4hre Proportionalit\u00e4t der Berthe nach der Selbsteinstellung mit den urspr\u00fcnglichen Werthen","page":381},{"file":"p0382.txt","language":"de","ocr_de":"382\nWilhelm Wirth.\ngefordert und thats\u00e4chlich aufgefunden wurde *). Es ergab n\u00e4mlich, dass der Verlust der Wirkung bei l\u00e4ngerer Projection auf einer bestimmten Helligkeitsstufe dem Nachbildwerthe dieser Stufe ungef\u00e4hr direct proportional ist. Da aber nun bei der Selbsteinstellung auf den verschiedenen Reactionsstufen eine entsprechend gro\u00dfe objective Differenz fortgesetzt noch dem R\u00fcckg\u00e4nge entgegenwirkt, so wird diese verschieden starke Gegenwirkung durch die entsprechenden Unterschiede in der Schnelligkeit des R\u00fcckganges jeweils ungef\u00e4hr ausgeglichen, und es ist schlie\u00dflich so, als ob in der ann\u00e4hernd constanten Zeit der Selbsteinstellung immer die n\u00e4mliche Reactionsstufe mit einem constanten Reductionsfactor bis zur Vollendung vorhanden gewesen w\u00e4re. Nur das Experiment kann nat\u00fcrlich wieder entscheiden, ob f\u00fcr das Earbennachbild, bei dem diese Frage wegen seines rascheren Verlaufes um so gr\u00f6\u00dfere Wichtigkeit besitzt, die n\u00e4mliche Beziehung zwischen Reductionsfactor und rea-girender Fl\u00e4che obwaltet. Abgesehen von der speciellen Frage f\u00fcr die Methode der Selbsteinstellung besitzt ja diese Untersuchung \u00fcber die Erholung von Nachbild Wirkungen unter verschiedenen Bedingungen auch an sich Interesse genug.\nSo wurde denn zun\u00e4chst die ungef\u00e4hre Form der Curve f\u00fcr verschiedene Reactionsfarben w\u00e4hrend der Erholungszeit nach der genauesten Methode mit mechanischen Ausl\u00f6sungsvorrichtungen (Cap. 2, Anordnung in, 5, S. 350) gepr\u00fcft. Dabei wurde das Nachbild von Roth neben Gr\u00fcn von Tab. IX, HT, 1, S. 376 auch weiterhin ver-werthet, f\u00fcr welches dort schon die beiden Werthe f\u00fcr Roth und f\u00fcr Gr\u00fcn mit der pl\u00f6tzlichen mechanischen Einstellung, also f\u00fcr den ersten Moment nach Entstehung des Nachbildes, gewonnen wurden. Die Erholungszeit betrug in dieser Gruppe ein Drittel, zwei Drittel und das Ganze der Entstehungszeit T = 5 Sec. Da die beiden verwendbaren Scheiben f\u00fcr die Projectionen auf Roth und auf Gr\u00fcn bei der Gesammtintensit\u00e4t von 180\u00b0 keinen Platz f\u00fcr die Ausf\u00fchrung der Erholung auf der einen Farbe mit darauffolgender Messung au^ der anderen Farbe \u00fcbrig hatten, so kommt in dieser Gruppe immer nur die Erholungsfarbe zugleich als reagirende Farbe zur Anwendung.\n1) Bd. XVI, S. 528 ff.","page":382},{"file":"p0383.txt","language":"de","ocr_de":"per Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 383\nTabelle XII. R\u00fcckgang des Nachbildes von Roth neben Gr\u00fcn je nach seiner Projection auf Roth oder Gr\u00fcn (Fig. 13).\nMechanische, pl\u00f6tzliche Einstellung nach Anordnung III, 5, S. 360.\nAlles \u00fcbrige (Helligkeit und Spectrum) wie bei Tabelle IX.\n180\u00b0 Roth + 180\u00b0 S neben 180\u00b0 Gr\u00fcn -f- 180\u00b0 S 5 Sec. fixirt, darauf pl\u00f6tzliche Einstellung auf objectiv gleiches Gr\u00fcn oder Roth. Nach der Erholungszeit Messung auf Gr\u00fcn bezw. Roth.\nZeit der Erholung\t0\" (PI. Einst.)\tW = Va T\t10/3\"=%T\t5\" = T\nMa\u00df d. Naclibildwerthes nach Erholung auf Gr\u00fcn (XII, a)\tauf Gr\u00fcn = ca. 100\u00b0\tauf Gr\u00fcn = ca. 44\u00b0\tauf Gr\u00fcn = ca. 33\u00b0 [K. ca. 29\u00b0]\tauf Gr\u00fcn = ca. 16\u00b0\nMa\u00df d. Nachbildes nach der Erholung auf Roth (XII, b)\tauf Roth = ca. 60\u00b0\tauf Roth = ca. 16\u00b0\tauf Roth = ca. 9\u00b0 [D. ca. 6\u00b0]\tauf Roth = ca. 3\u00b0\nIn den beigef\u00fcgten Curven entspricht also der Ast Xlla der Erholung auf Gr\u00fcn mit darauffolgender Messung auf Gr\u00fcn, w\u00e4hrend XII b die Erholung auf Roth mit darauffolgender Messung auf Roth zeigt. Beide Curvenz\u00fcge best\u00e4tigen die schon f\u00fcr die Helligkeitsnachbilder bekannte Thatsache auch f\u00fcr die Farbennachbilder, dass n\u00e4mlich auf einen anfangs steileren Abfall sp\u00e4terhin ein immer langsamerer folgt.\nAu\u00dferdem scheint das relative Ma\u00df f\u00fcr die niedrigeren Werthe (auf Roth,\nXllb) viel schneller zu sinken als die h\u00f6heren (auf Gr\u00fcn, Xlla), insofern die absolute Differenz zwischen beiden Curven\u00e4sten fast \u00fcberall constant bleibt und der Werth f\u00fcr Roth schon auf 1/20 gesunken ist, wo derjenige f\u00fcr Gr\u00fcn noch 1/6 betr\u00e4gt.\nDoch w\u00fcrde der Schluss voreilig sein, der hieraus einen schnelleren R\u00fcck-Sang auf Roth ableiten wollte, da hierzu erst die Messung auf Roth nach Erholung auf Gr\u00fcn bezw. die Messung auf Gr\u00fcn nach\nFig 13.\n'\u201c3\nYS\ncp\n'-G\nY&\n\\\n1/3.T\"\nx V'\n(29)\n(6)\n","page":383},{"file":"p0384.txt","language":"de","ocr_de":"384\nWilhelm Wirth.\nErholung auf Roth zum Vergleich vorliegen m\u00fcsste, die erst sp\u00e4ter abgeleitet werden. Wie sich aus den sp\u00e4teren Versuchen ergeben wird, entsprechen vielmehr die Ourven f\u00fcr den R\u00fcckgang verschiedener Anfangswerthe unter gleichen Erholungsbedingungen keineswegs einem proportionalen Abstrich der verschiedenen Werthe, es ergibt sich viel eher eine Ann\u00e4herung an mehrere in verschiedenen H\u00f6hen und in bestimmter Neigung zur Abscissenaclise parallel laufende Linien. Daher ist die gr\u00f6\u00dfere Ann\u00e4herung von Curve a und b in den sp\u00e4teren Stadien thats\u00e4chlich eher ein Ausdruck f\u00fcr einen relativ rascheren R\u00fcckgang der Wirkung hei Erholung auf se\tGr\u00fcn.\n\\\tDass bei der hier verwendeten Erholungszeit bis\n\\\tnur 5\" die pl\u00f6tzliche Einstellung auch nach der Er-\n\\\tholung\timmer noch bedeutende\tReductionsfehler\tver-\nV;,J\tmeiden l\u00e4sst, ist aus dem in allen Punkten\nnoch relativ steilen Abfall der Curve ersichtlich. Je l\u00e4nger aber die Erholungszeit w\u00e4hrt, um so weniger geht nach derselben noch durch den Zeitfehler der Selbsteinstellung verloren. In den folgenden Versuchen\tist daher hei\tentsprechend\tl\u00e4ngeren Erholungs-\nzeiten wieder diese letztere Methode angewendet, um daf\u00fcr nicht nur die reagirende Earbe f\u00fcr die Erholung, sondern auch die Re-actionsstufe f\u00fcr die Messung nach der Erholung beliebig auszuw\u00e4hlen Diese beliebige Wahl der schlie\u00dflich reagirenden Farbe war ja bei den Scheiben mit Sextanteneintlieilung in der fr\u00fcher (S. 351 f.) beschriebenen Weise leicht m\u00f6glich. Dabei konnte auch jede beliebige Mischung von Roth und Gr\u00fcn hezw. Blau und Gelb, z. B. ein Grau zu je gleichen Theilen, als Erholungsfarbe dienen. Alles Weitere ist unmittelbar aus Tab. XHI und der zugeh\u00f6rigen Curve (zu xin, i) zu ersehen.\nAus Tabelle und Curve XIII, 1 ergibt sich also, dass that-s\u00e4chlich dem geringeren Werthe auf einer Reactionsstufe auch eine\nT- 5\nh ,t\tV\u00f6,t\u00ab-/,?, r\nFig. 14.\nT = 5 Sec. war Fixationszeit zur Entstehung des Nachbildes.","page":384},{"file":"p0385.txt","language":"de","ocr_de":"Der Eechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 385\nTabelle XIII.\n1) 120\u00b0 Roth + 240\u00b0 S neben 120\u00b0 Gr\u00fcn + 240\u00b0 S 5\" fixirt. Helligkeit des Roth: 120\u00b0 Roth = 30\u00b0 W. Spectrum = 1. Roth. \u00bb\t\u00bb Gr\u00fcn: 120\u00b0Gr\u00fcn = 36\u00b0 W. \u00bb\t\u2014 1. Gr\u00fcn.\nHierzu die Curve S. 384.\nPl\u00f6tzliche Einstellung sofort n. d. Entstehung\tMessung auf Roth\t\t\tMessung auf Gr\u00fcn\t\t\n\tca. 84\u00b0 [D. ca. 34\u00b0]\t\t\tca. 56\u00b0 [D. ca. 52\u00b0]\t\t\nGew\u00f6hnliche Selbsteinstellung s.n.d. Entstehung\t21,2\u00b0 (m. Y. 1\u00b0)\t\t\t41\u00b0 (m. V. 1\u00b0)\t\t\nBezeichnung d. Erholungsfarbe\tErholung Roth\tauf Roth Gr\u00fcn\tErholung Roth\tauf Grau Gr\u00fcn\tErholung Roth\tauf Gr\u00fcn Gr\u00fcn\nReagirende Barbe zur Messung nach der Erholung\t\t\t\t\t\t\nSelbsteinstellung n.2/3T = <o/3Sec.\t12,8\u00b0 (m.V.2,40)\t82\u00b0 (m.V.l,0\u00b0)\t18,4\u00b0 (m.Y.0,6\u00b0) [K. 14]\t22\u00b0 ? [K. 30\"]\t12,8\u00b0\t27,4\u00b0 (m.V.1,40)\nSelbsteinstellung n.4/3T = 20/3Sec.\t8\u00b0 (m.V.1,20)\t28\u00b0 (m. y. 2\u00b0)\t7,6\u00b0 (m. Y. 2\u00b0)\t18,4\u00b0 (m.Y.1,40)\t6 8\u00b0 (m.V.0,6\u00b0)\t18\u00b0 (m. Y. 1\u00b0,\n2) 120\u00b0 Gelb + 240\u00b0 S neben 120\u00b0 Blau + 240\u00b0 S 5\" fixirt. Helligkeit des Blau: 120\u00b0 Blau = 20,5\u00b0 W. Spectrum = 2. Blau. \u00bb\t\u00bb Gelb: 120\u00b0 Gelb = 60,5\u00b0 W. \u00bb\t= 1. Gelb.\nGew\u00f6hnliche Selbsteinstellung n. d. Entstehung\tMessung auf Gelb 49\u00b0 (m. V. 1\u00b0)\t\t\tMessung auf Blau 20,2\u00b0 (m. Y. 1\u00b0)\t\t\nBezeichnung d. Erholungsfarbe\tErholung\tauf Gelb\tErholung auf Grau\t\tErholung auf Blau\t\nund der Farbe bei der Messung\tGelb\tBlau\tGelb\tBlau\tGelb\tBlau\nSelbsteinstellung T = 20]3 Sec.\t19,2\u00b0 (m. V. 1\u00b0)\tq \u00df\u00b0 (m.V.l,8\u00b0j [K. 12,8\u00b0]\t24,6\u00b0 (m.Y.1,40)\t8,2\u00b0 (m. Y. 1\u00b0) [K. 7,6\u00b0]\t32,2\u00b0 (m. Y. 1\u00b0)\t8\u00b0 (m.Y.0.80) [K. 9\u00b0]","page":385},{"file":"p0386.txt","language":"de","ocr_de":"386\nWilhelm Wirth.\n3) 120\u00b0 Roth + 240\u00b0 S neben 120\u00b0 Blau -f- 240\u00b0 S 5 \" fixirt. Helligkeit des Roth : 120\u00b0 R = 22\u00b0 W. Spectrum = 2. Rotli. \u00bb\t\u00bb Blau : 120\u00b0 B = 27\u00b0 W. \u00bb\t=1. Blau.\nGew\u00f6hnliche Selbsteinstel-lung nach der Entstehung\tMessung auf Roth 20,6\u00b0 (m. V. 2,6\u00b0)\t\tMessung auf Blau 28,4\u00b0 (m. Y. 2,4\u00b0)\t\nBezeichnung d. Erholungs-farbeu. d. Farbe d. Messung\tErholung auf Roth Roth |\tBlau\t\tErholung Roth\tauf Blau Blau\nSelb steinstellung nach 2|3T= ioj3Sec.\t15,8\u00b0 (m. V. 1,2\u00b0)\t19,6\u00b0 fm. V. 1\u00b0)\t16,2\u00b0 (m. V. 2,4\u00b0)\t18,6\u00b0 (m. V. 1\u00b0)\ngr\u00f6\u00dfere oonservirende Wirkung f\u00fcr den Process \u00fcberhaupt entspricht. Gleichzeitig zeigt sich hier der ann\u00e4hernd parallele Verlauf mit einer geringen allm\u00e4hlichen Ann\u00e4herung der Zweige, die den n\u00e4mlichen Erholungsfarben entsprechen, wie in Tab. XU, n\u00e4mlich III aus dem oberen B\u00fcndel und I aus dem unteren. Die g\u00fcnstigste Bedingung ist f\u00fcr die Erholung auf Both und darauffolgende Projection auf Gr\u00fcn gegeben, die ung\u00fcnstigste bei Vertauschung der beiden Farben hinsichtlich ihrer Bollen.\nBei Tab. XIII, 2 ist bereits eine Combination von Helligkeits-und Farbennachbild verwendet, wie sie in. ihrem allgemeinen Charakter erst im n\u00e4chsten Abschnitt zu besprechen ist. Eine hier, sowie in Tab. XIII, 3 beobachtete Abweichung von der oben erw\u00e4hnten Begel, dass die Projection auf die niedrigere Beactionsstufe conservirender wirke, l\u00e4sst sich allerdings nicht recht unterbringen. Sie zeigt sich ja ohnehin nur bei den niedrigeren Werthen, die eine Differenz \u00fcberhaupt nicht so ausgesprochen zur Geltung kommen lassen und durch zuf\u00e4llige Variationen in der einen oder anderen Bichtung leicht das Gegentheil der thats\u00e4chlichen Gesetzm\u00e4\u00dfigkeiten vort\u00e4uschen k\u00f6nnen. Ich w\u00fcrde auf sie allein zun\u00e4chst keine Ausnahme von jener Begel gr\u00fcnden. Zum mindesten w\u00fcrde eine solche mit dem hier vor allem in Frage stehenden Gegensatz der Werthunterschiede f\u00fcr Gr\u00fcn und Blau einerseits, Both und Gelb anderseits nichts zu thun haben, da in 2) Blau, in 3) hingegen Both die niedrigere Beactionsstufe ausmacht, die beide Male jene Begel nicht zum Ausdruck kommen l\u00e4sst. Da jedoch bei der fr\u00fcheren Ableitung der entsprechenden Begel f\u00fcr die Helligkeitsnachbild\u00e9r immer nur eine relativ hohe Beactionsstufe zur schlie\u00dflichen Messung verwendet","page":386},{"file":"p0387.txt","language":"de","ocr_de":"Der Fechner-Helmholtz\u2019sehe Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 387\nworden war, so wollte ich doch nachpr\u00fcfen, oh sich etwa auch hier eine solche Abweichung hei der schlie\u00dflichen Messung auf einer niedrigeren Eeactionsstufe ergebe. Es wurde also ein Nachbild von Wei\u00df neben Schwarz nach Erholung auf verschiedenen Helligkeitsstufen auf einem dunkleren Grau gemessen.\nTabelle XHIa.\n120\u00b0 Wei\u00df + 240\u00b0 S neben Schwarz 5\" fixirt. Messung auf Grau \u2014 30\u00b0 W + 330\u00b0 S.\nSelbsteinstellung ohne Erholung\tErholung auf Schwarz in T = 5\"\tErholung auf Wei\u00df in T = 5\"\n18,2\u00b0 (m. V. 0,8\u00b0)\t13\u00b0 (m. V. 1\u00b0)\t3\u00b0 (m. V. 0,8\u00b0)\nHieraus ist also mit aller Deutlichkeit zu ersehen, dass auch die Messung auf Dunkelgrau die schon fr\u00fcher abgeleitete Hegel best\u00e4tigen l\u00e4sst. Somit d\u00fcrften auch hei den Earbennachbildern die Messungen von Tab. NTTT, 1 und die sonstigen Keactionen der h\u00f6heren Stufe in 2) und 3) als der Ausdruck des thats\u00e4chlichen Verh\u00e4ltnisses zu betrachten sein.\nSechstes Capitel.\nDie Combination von Helligkeits- und Parhennachbild.\nNach dieser Sicherstellung der bisherigen Methode und Resultate in verschiedener Hinsicht sollen hier noch kurz die Untersuchungen \u00fcber die schon mehrfach erw\u00e4hnte Frage mitgetheilt werden, inwieweit eine Combination von Helligkeits- und Farbennachbild mit diesen einfachen Mitteln noch zu messen sein wird (Cap. 1, Ul, 1, S. 325;. Nach den ehemaligen Ergebnissen \u00fcber den Vergleich farbiger und farbloser Helligkeitsnachbilder ist nach der Fixation jeder farbigen oder farblosen Helligkeitsdifferenz immer eine ganz bestimmte objective Helligkeitsdifferenz (die einer und der n\u00e4mlichen farblosen Helligkeitsdifferenz \u00e4quivalent sein muss), zur Herstellung objectiver Gleichheit nothwendig. Diese Versuche werden hier also 1,1110 Erweiterung erfahren, insofern die Ausgleichung des Nachbildes Von Farben verschiedener Intensit\u00e4t mit den entsprechenden","page":387},{"file":"p0388.txt","language":"de","ocr_de":"388\nWilhelm Wirth.\nAusgleichungen farbloser Helligkeitsnachbilder verglichen werden sollen, um eine etwaige Scheidung von Helligkeits- und Farbennachbild zu controliren. Hur liegt eben hier \u00fcberall der Schwerpunkt darauf, ob eine thats\u00e4chliche Erreichung v\u00f6lliger subjectiver Gleichheit, also auch Farbengleichheit, beim combinirten Farben-und Helligkeitsnachbild diesen farblosen Werthen des reinen Heilig, keitsnachbildes hinsichtlich des Helligkeitswerthes entspreche.\nWenn man nun blo\u00df auf solche farbigen Intensit\u00e4tsdifferenzen R\u00fccksicht nimmt, bei denen die beiden Farben trotz ihrer extremeren Helligkeitsstufen noch eine hinreichende S\u00e4ttigung besitzen und ein kr\u00e4ftiges Farbennachbild liefern, so ergibt sich thats\u00e4chlich eine ganz bestimmte Einstellung bei vollst\u00e4ndiger subjectiver Gleichheit hinsichtlich der Farbe und Helligkeit, bei der zugleich die n\u00e4mliche objective Helligkeitsdifferenz wie zur Ausgleichung eines entsprechenden farblosen Helligkeitsnachbildes vorhanden ist. Dies zeigen die folgenden Beispiele.\nTabelle XIV.\n1) Nachbild von Hellroth neben Dunkelgr\u00fcn.\na) 120\u00b0 Hellrotli + 240\u00b0 S neben 120\u00b0 Dunkelgr\u00fcn + 240\u00b0 S 5\" fixirt. Helligkeit des Roth: 120\u00b0 R = 42\u00b0 \"W. Spectrum = 1. Roth.\n\u00bb\t\u00bb Gr\u00fcn: 120\u00b0 G = 10\u00b0 W. >\t= 2. Gr\u00fcn.\nFarbe der urspr\u00fcnglich rothen Fl\u00e4che\t19,4\u00b0 R + 100,6\u00b0 Gr + 240\u00b0S\t120\u00b0 R + 240\u00b0 S\nDifferenz v. d. urspr\u00fcngl. grauen Fl\u00e4che als Ma\u00df\t19,4\u00b0 (m. Y. 0,6\u00b0)\t48,4\u00b0 (m. V. 1\u00b0)\nb) Hellgrau (42\u00b0 Wei\u00df + 318\u00b0 S) neben Dunkelgrau (10\u00b0 Wei\u00df -f- 350\u00b0 S) 5\" fixirt. (Messung des farblosen Helligkeitsnachbildes.)\nHelligkeit der urspr\u00fcngl. hellgrauen Fl\u00e4che\t14,7\u00b0 W + 345.3\u00b0 S\t55\u00bb w + 305\u00b0 S\nDifferenz v. d. Nachbarfl\u00e4che als Ma\u00df des Nachbildes\t4,7\u00b0 (m. Y. 0,6\u00b0)\t13\u00b0 (m. Y. 1,8\u00b0)\nDie Differenz von la in ihrem Helligkeitswerth berechnet\t6\u00b0\t13,2\u00b0","page":388},{"file":"p0389.txt","language":"de","ocr_de":"Der Fechner-Helmholtz'sche Satz \u00fcber negative Nachbilder n. s. Analogien. 389\n2. Nachbild von Hellgelb neben Dunkelblau.\na) 120\u00b0 Hellgelb + 240\u00b0 S neben 120\u00b0 Dunkelblau + 240\u00b0 S 5\" fixirt. Helligkeit des Gelb: 120\u00b0 Ge = 69\u00b0 W. Spectrum: 1. Gelb.\n\u00bb\t\u00bb Blau: 120\u00b0 B = 12\u00b0 W. \u00bb\t: 2. Blau.\nFarbe der urspr\u00fcnglich gelben Fl\u00e4che\t12,8\u00b0 Ge + 107,2\u00b0 B + 240\u00b0 S\t120\u00b0 Ge + 240\u00b0 S\nDifferenz von der Nachbarfl\u00e4che als Ma\u00df d. Nachbildes\t12,8\u00b0 (m. Y. 1,6\u00b0)\t44\u00b0 (m. Y. 2\u00b0)\nb) Hellgrau (69\u00b0 W + 291\u00b0 S) neben Dunkelgrau (12\u00b0 W + 348\u00b0 S) 5\" fixirt.\nHelligkeit der urspr\u00fcngl. hellgrauen Fl\u00e4che\t18,6\u00b0 W + 341,4\u00b0 S\t89,6\u00b0 W + 270,4\u00b0 S\nDifferenz als Ma\u00df des Nachbildes\t6,6\u00b0 (m. Y. 0,6\u00b0)\t20,6 (m. Y. 0,8\u00b0)\nDie Differenz von 2 a in ihrem Helligkeitswerth berechnet\t6,2\u00b0\t20,8\u00b0\nDie Uebereinstimmung der berechneten und der thats\u00e4chlich gemessenen Werthe mit ihren geringen mittleren Variationen k\u00f6nnte nicht besser gedacht werden. Es w\u00e4re aber eine falsche Verallgemeinerung, von hier aus auf ein durchg\u00e4ngiges Zusammenfallen der Ausgleichung des Farben- und des Helligkeitsnachbildes zu schlie\u00dfen. Eine Gegeninstanz ergab sich schon bei den Vorversuchen mit farbigen Papierscheiben, als eine rothe Scheibe auf wei\u00dfem Grunde fixirt und dann auf subjective Helligkeitsgleichheit mit dem Wei\u00df der Umgebung durch Beibehaltung eines rothen Restbestandes m Wei\u00df einzustellen versucht wurde. Als eine Helligkeitsgleichheit hi diesem Sinne thats\u00e4chlich sicher erzielt war, war die urspr\u00fcnglich rothe Fl\u00e4che l\u00e4ngst bereits deutlich complement\u00e4r gr\u00fcn gef\u00e4rbt. Has n\u00e4mliche fand sich nach einigen Fehlversuchen auch mit der Hauptanordnung wieder, als nicht mehr gleich gut ges\u00e4ttigte, in ihrer Helligkeit verschiedene Farben, sondern ebenso wie damals eine gut ges\u00e4ttigte Farbe neben Wei\u00df zur Entstehung des Nachbildes diente. Hetzt ergab sich mit voller Sicherheit bei Erreichung der Hellig-keitsgleichheit in der Projection auf Wei\u00df bereits eine deutliche","page":389},{"file":"p0390.txt","language":"de","ocr_de":"390\nWilhelm Wirth.\ncomplement\u00e4re F\u00e4rbung an Stelle der urspr\u00fcnglichen Farbe im Q0n_ trast zu der Umgebung. Die Einstellung auf die Gleichheit hinsichtlich des Farbentones war also bereits durch zu gro\u00dfe Herabminderung des Gehaltes an urspr\u00fcnglich fixirter Farbe im Wei\u00df \u00fcberschritten. Dies ergab sich am klarsten, als thats\u00e4chlich auch die Einstellung auf Farbengleichheit bezw. hier auf Farblosigkeit bei noch vorhandener Helligkeitsdifferenz (im urspr\u00fcnglichen Sinne) in einem dunkleren Grau erreicht wurde. Die Probe hierauf ergab sich dann wieder durch eine Messung des entsprechenden farblosen Helligkeitsnachbildes von Grau neben Wei\u00df.\nTabelle XV. Nachbild von Blaugr\u00fcn neben Wei\u00df, a) 120\u00b0 Blaugr\u00fcn + 240\u00b0 S neben 120\u00b0 W + 240\u00b0 S 5\" fixirt.\nEinstellung auf subjective Gleichheit der Helligkeit ohne Earbengleichheit.\nHelligkeit des Blaugr\u00fcn: 120\u00b0 Blaugr\u00fcn = 10\u00b0 Wei\u00df.\nb) Dunkelgrau (10\u00b0 Wei\u00df + 350\u00b0 S) neben Wei\u00df (120\u00b0 W + 240\u00b0 S) 5\" fixirt.\n(Messung des entsprechenden farblosen Helligkeitsnachbildes.)\n\ta) Farbiges Nachbild\tb) Farbloses Nachbild\nDifferenz als Ma\u00df des Nachbildes bei Messung auf Wei\u00df = 120\u00b0 W + 240\u00b0 S a. d. urspr\u00fcngl. wei\u00dfen Stelle\t47\u00b0 Bl-Gr + 173\u00b0 W + 240\u00b0 S\t43,2\u00b0 W + 176,8\u00b0 S\nHelligkeitswerth der Differenz in W.\tberechnet: 43\u00b0\tgemessen: 43,2\u00b0\nBei 68\u00b0 Beimischung von Blaugr\u00fcn zu Wei\u00df ergab sich hingegen die subjective Ausgleichung hinsichtlich des Farbentones, d. h. an Stelle des Gr\u00fcnblau befand sich ein dunkleres Grau von der n\u00e4mlichen Nuance wie in der Umgebung. Es konnte nicht behauptet werden, dass diese Ausgleichung in einem gr\u00fcnlich gef\u00e4rbten Grau erfolgt w\u00e4re, wie es nach der Hegel der gleichfarbigen Induction zu erwarten w\u00e4re. Man glaubte ein indifferentes Grau zu sehen, ohne dass deshalb nat\u00fcrlich ein Entgehen der Farbennuance bei deren Ausdehnung \u00fcber das ganze Feld v\u00f6llig ausgeschlossen w\u00e4re. Eigen-th\u00fcmlicher Weise kam jedoch auch hier dieser Zerfall der beiden Einstellungen nur f\u00fcr die Projection auf Wei\u00df zur Geltung) wo sich also gem\u00e4\u00df dem F.-H.\u2019schen Satze die reagirenden Werthe","page":390},{"file":"p0391.txt","language":"de","ocr_de":"per Fechner-Helmlioltz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 391\nbesonders hoch belaufen. Bei der Projection auf Blaugr\u00fcn selbst fiel hingegen die Einstellung auf Earbengleichheit wieder vollst\u00e4ndig mit der Helligkeitsgleichheit zusammen. Um diese Verh\u00e4ltnisse im Zusammenhang hei mehreren Farben zu betrachten, kamen die f\u00fcr das Zerfallen der Einstellung am g\u00fcnstigsten befundenen Combinationen von Farbe neben Wei\u00df und Farbe neben Schwarz in vierfacher Weise (Roth, Gelb, Gr\u00fcn und Blau) zur Untersuchung, wobei Wei\u00df und Schwarz constant und die vier Farben unter sich v\u00f6llig lielligkeitsgleich waren, wie es bei der hier verwendeten Anordnung der auswechselbaren Scheiben (Cap. 2, HI, Anordn. 6 und 6 a, S. 353) leicht zu erreichen war. Die n\u00e4mliche Anordnung l\u00e4sst auch, wie ebenfalls dort erw\u00e4hnt ist, die entsprechenden farblosen Helligkeitsnachbilder rasch zum Vergleich beiziehen; bei der Gleichheit der Farbenhelligkeiten war hierzu nur eine einzige farblose Differenz nothwendig. Die folgende Tabelle enth\u00e4lt die Uebersicht \u00fcber alle Ergebnisse dieser Gruppe. Ueberall, wo ein Zerfall der Hellig-keits- und Farbeneinstellung sich ergab, enth\u00e4lt sie zun\u00e4chst nur die Einstellung auf Helligkeitsgleichheit. Die Angleichung an die farblosen Helligkeitsnachbilder durch die einschl\u00e4gigen Berechnungen ist nicht f\u00fcr jede Farbe einzeln, sondern nur im Mittel ausgef\u00fchrt, da die Abweichungen nicht unmittelbar zu einer bestimmten Regel verwerthbar erschienen. Sollte man doch dergleichen darin zu sehen glauben, so sind sie ja f\u00fcr jede Farbe schnell einzeln abgeleitet.\nTabelle XVI. Nachbild der 4 Farben und Grau neben Wei\u00df und Schwarz (5 Sec.).\nHelligkeit des Roth = Gr\u00fcn = Gelb = Blau: 120\u00b0 Farbe = 22\u00b0 Wei\u00df.\nEinstellung auf subjective Gleichheit der Helligkeit.\n\t\tRoth Sp. = 2. E. (i.F.-Werth.)\tGr\u00fcn Sp. = 2. Gr. (i.F.-Werth.)\tGelb Sp. = 2. Ge.\tBlau Sp. = 1. Bl.\tG-rau (i.W.-Werth.)\tBerechnet im Mittel\n> \u00c4 2 S cs\tProjection a. die Farbe\t17\u00b0\t20\u00b0 (m. Y. 1\u00b0)\t20\u00b0\t21\u00b0 (m. Y. 1\u00b0)\t14\u00b0 (m. Y. 2\u00b0)\t15,8\u00b0\n1 Nach / Farbe 1\tWi\tProjection a. Wei\u00df\t49,6\u00b0 (m.V.0,30)\t43,4\u00b0 (m.V.2,40)\t62,4\u00b0 (m.Y.1,40)\t58\u00b0 (m. Y. 2\u00b0)\t46,6\u00b0 (m.Y.0,40)\t42,6\u00b0\n\u00a7 \u00bb | \u20222 9\tProjection a. die Farbe\t47,6\u00b0 (m.V.1,80)\t41,6\u00b0 (m.Y.2,6\u00b0)\t44\u00b0 (m.Y.0,40)\t44,6\u00b0 (m.V.0,60)\t9\u00b0 (m.Y.1,20)\t8,2\u00b0\n\u20225 \u00e4 -fl 2 M \u00ab > r* \u00ae fct\tProjection a. Schwarz\t18\u00b0 (m.V.0,6\u00b0)\t15,4\u00b0 (m.Y.0,4\u00b0)\t17,4\u00b0 (m.Y.1,40)\t10\u00b0 (m. Y. 1\u00b0)\t5\u00b0 (m. Y. 1\u00b0)\t6,2\u00b0\nW\u00efndt Philos. Studien. XVII.\t26","page":391},{"file":"p0392.txt","language":"de","ocr_de":"392\nWilhelm Wirth.\nDie Uebereinstimmung der gefundenen und berechneten Werthe ist eine hinreichend gro\u00dfe, um auch \u00fcberall, wo kein Zerfall von Helligkeits- und Farbengleichheit zu ermitteln war, der Einstellung auf vollst\u00e4ndige subjective Gleichheit den Werth einer richtigen Ausgleichung des Helligkeitsnachbildes zuzugestehen. Mit voller Sicherheit ist eigentlich auch hier wiederum ein Zerfall der beiden Einstellungen nur f\u00fcr das Nachbild von Farbe neben Wei\u00df mit Projection auf Wei\u00df'zu erkennen gewesen. Die Farbengleichheit, d. h. Gleichheit in Grau (von verschiedener Helligkeit), ergab sich dabei\nf\u00fcr Roth\tneben\tWei\u00df\tbei\t73,4\u00b0 Roth + 46,6\u00b0 Wei\u00df,\n\u201e\tGelb\t\u201e\t\u201e\t\u201e\t79,4\u00b0 Gelb + 40,6\u00b0 Wei\u00df,\n\u201e\tGr\u00fcn\t\u201e\t\u201e\t\u201e\t80\u00b0 Gr\u00fcn + 40\u00b0 Wei\u00df,\n\u201e\tBlau\t\u201e\t\u201e\t\u201e\t72\u00b0 Blau + 48\u00b0 Wei\u00df.\nIm Mittel ergibt sich also 76,2\u00b0 Farbe + 43,8\u00b0 Wei\u00df, das nach einer Fixation der Farbe neben Wei\u00df von 5 Sec. neben dem benachbarten Wei\u00df als ein dunkleres, gleichfalls indifferentes Grau erscheint. Die Ausgleichung des Helligkeitsnachbildes betrug im Mittel 53,2\u00b0, also ergibt sich hieraus ein Yerh\u00e4ltniss beider Einstellungen von 1,43 : 1 oder: Das Helligkeitsnachbild von Farbe neben Wei\u00df wird durch etwas mehr als 2/3 der objectiven Differenz ausgeglichen, die zur Ausgleichung des Farbennachbildes nothwenclig ist. Nat\u00fcrlich l\u00e4sst sich hieraus kein unmittelbarer Schluss auf ein thats\u00e4chliches Gr\u00f6\u00dfenverh\u00e4ltniss des Helligkeits- zum Farbennachbilde ziehen, da eben keine Beziehung zwischen dem absoluten Farbenwerthe, der in 76,2\u00b0 Farbe enthalten ist, und dem entsprechenden Helligkeitswerthe bekannt ist. Man kann nur sagen, dass das Helligkeitsnachbild einer beliebigen Farbe neben Wei\u00df durch ein Quantum der objectiven Farbe ausgeglichen wird, das zu dem unbekannten, zur Ausgleichung des Farbennachbildes nothwendigen absoluten Farbenwerthe in einem constanten von der Farbe unabh\u00e4ngigen Yerh\u00e4ltniss steht. Aus den Abweichungen der verschiedenen Farben von dem Mittel 76,2 auf eine verschiedene Gr\u00f6\u00dfe des Farbenwerthes zu schlie\u00dfen, ist deshalb nicht leicht m\u00f6glich, weil die Gr\u00f6\u00dfenfolge der Werthe nicht mit der S\u00e4ttigungsreihe zusammenzufallen scheint. Hier m\u00fcssten erst zahl-","page":392},{"file":"p0393.txt","language":"de","ocr_de":"per Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 393\nreichere Versuche mit Uebungen im Sch\u00e4tzen von S\u00e4ttigungen zu einem endg\u00fcltigen Ergebniss Zusammenwirken.\nAbgesehen von der Projection des Nachbildes von Farbe neben Wei\u00df au^ Wei\u00df ist h\u00f6chstens noch bei der Projection des Nachbildes von Farbe neben Schwarz auf die Farbe (also dritte Horizontalreihe) ein Auseinanderfallen der Helligkeits- und Farben- bezw. S\u00e4ttigungsgleichheit mit einiger Sicherheit zu beobachten. Es ist also wiederum f\u00fcr dieses Nachbild die h\u00f6here Reactionsstufe mit dem gr\u00f6\u00dferen absoluten Werthe, an der diese Differenz allein deutlich genug wird. Es ist hier f\u00fcr diese Unterscheidung auf der h\u00f6heren Stufe allerdings wiederum auch nachtheilig, dass diese Stufe nicht die Farbenindifferenz des Wei\u00df besitzt, auf welcher auch sehr geringe Farbenabweichungen sofort erkannt werden; es kann das Ueber-schreiten der Farbengleichheit bezw. das Zur\u00fcckbleiben hinter derselben auf der relativ ges\u00e4ttigten Farbe nur in einem h\u00f6heren bezw. geringeren S\u00e4ttigungsgrad bei gleicher Helligkeit zu Tage treten. Jedenfalls erscheint aber die aus der Tabelle ersichtliche Menge von 41,6\u00b0 Farbenintensit\u00e4t in Gr\u00fcn, welche nach Einstellung auf Helligkeitsgleichheit in Gr\u00fcn an Stelle des urspr\u00fcnglichen Gr\u00fcn hinzukommen muss, bereits zu gering, um nicht doch diese Stelle hinsichtlich der S\u00e4ttigung gegen\u00fcber der urspr\u00fcnglich schwarzen Stelle zur\u00fcckstehen zu lassen. 76\u00b0 Farbe m\u00fcssen (f\u00fcr die Gesammt-intensit\u00e4t = 120\u00b0) an der urspr\u00fcnglich gr\u00fcnen Stelle mehr vorhanden sein, damit 44\u00b0 Farbe im Ganzen an Stelle des urspr\u00fcnglichen Schwarz nicht ges\u00e4ttigter erscheinen sollen, wenn freilich auch die Helligkeit dann noch viel zu gro\u00df ist. Bei der Fixation dieser letzteren Zusammenstellung nach Entstehung des Nachbildes ist es so, als oh man die n\u00e4mliche S\u00e4ttigungsstufe des Gr\u00fcn auf der einen Seite unmittelbar, auf der anderen Seite durch ein verdunkelndes Medium hindurchs\u00e4he. Der in dieses Bild gefasste Eindruck, der jene Einstellung als einen Punkt relativer Farbengleichheit oder gr\u00f6\u00dfter Sehnlichkeit aus den benachbarten Einstellungen mit einiger Sicherheit herausgreifen l\u00e4sst, k\u00f6nnte allerdings hei Ber\u00fccksichtigung des \u00b0hjectiven Thatbestandes, bei dem sonst eine Farbe durch ein Medium hindurchgesehen wird, auf eine gleichzeitige Herabsetzung von Hellig-eit und S\u00e4ttigung schlie\u00dfen lassen. Doch ist ja hier nicht von tlIler bestimmten objectiven Herabsetzung der Intensit\u00e4t ausgegangen,\n26*","page":393},{"file":"p0394.txt","language":"de","ocr_de":"394\nWilhelm Wirth.\nsondern von dem Eindruck einer gr\u00f6\u00dften Aehnlichkeit, die nur in jenem Bilde w\u00e4hrend der Beobachtung selbst ihren Ausdruck erhalten hat, gleichg\u00fcltig, ob das n\u00e4mliche Bild einer thats\u00e4ehlichen einseitigen Bedeckung einer objectiven El\u00e4che entsprechen k\u00f6nne oder nicht. Ganz Aehnliches ergibt sich f\u00fcr Blau bei 70 \u00b0 und f\u00fcr Gelb ebenfalls bei 70\u00b0, eine Uebereinstimmung der Wer the, die jenem Eindr\u00fccke gr\u00f6\u00dfter Aehnlichkeit noch mehr R\u00fcckhalt verleihen kann Bei Helligkeitsgleichheit ist hingegen sowohl das Blau als auch das Gelb bereits zu ges\u00e4ttigt, letzteres auch etwas nach Gr\u00fcngelb verschoben. Wichtig ist zugleich die Thatsache, dass das Yerh\u00e4ltniss des Ma\u00dfes f\u00fcr das Farbennachbild zum Ma\u00dfe des Helligkeitsnachbildes demjenigen \u00e4hnlich ist, das f\u00fcr die Farbe neben Wei\u00df gefunden wurde, n\u00e4mlich ca. 1,6 : 1. Alle Messungen dieser Nachbilder auf anderen Reactionsfl\u00e4chen lassen hingegen keinerlei Zerfall der Einstellung auf Helligkeits- und Farbengleichheit erkennen, und verh\u00e4lt es sich demnach bei ihnen ebenso wie bei der Combination von relativ ges\u00e4ttigten Farben verschiedener Intensit\u00e4t. (Vergl. Tab. XIY.)\nMan k\u00f6nnte nun zun\u00e4chst annehmen, dass in all\u2019 diesen F\u00e4llen mit einer einheitlichen Einstellung die thats\u00e4chliche Differenz nur wegen ihrer Geringf\u00fcgigkeit \u00fcbersehen werde, dass also hier \u00fcberall nur eine Art Compromisseinstellung vorliege. Allerdings d\u00fcrfte man kaum an ein Uebersehen von thats\u00e4ehlichen Helligkeitsdifferenzen denken, da gerade diese letzteren bei gleichen oder auch nur \u00e4hnlichen Farbent\u00f6nen besonders deutlich hervortreten. Man m\u00fcsste also annehmen, dass vor allem auf Helligkeitsgleichheit eingestellt wird und dass das gr\u00f6\u00dfere, aber besonders rasch verlaufende Farbennachbild schnell bis auf dieses Niveau der Helligkeitsgleichheit, d. h. auf vollst\u00e4ndige subjective Gleichheit herabsinke. Obgleich nun allerdings ein thats\u00e4chlicher Yerlauf einer Selbsteinstellung in diesem Sinne bei hinreichend langsamem Yollzug nicht in Abrede gestellt werden kann, so sind doch zun\u00e4chst schon die Ergebnisse der pl\u00f6tzlichen Einstellung dagegen anzuf\u00fchren, welche ebenfalls bei ges\u00e4ttigten Farben verschiedener Intensit\u00e4t auf eine Einstellung mit voller Gleichheit hinf\u00fchren. Au\u00dferdem w\u00e4re aber auch die thats\u00e4chliche Differenz zwischen der vollen Farbengleichheit und der Helligkeitsgleichheh viel zu gro\u00df, um selbst bei einer normal verlaufenden Selbsteinstellung","page":394},{"file":"p0395.txt","language":"de","ocr_de":"per Feehner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 395\n\u00fcbersehen werden zu k\u00f6nnen, falls thats\u00e4chlich der n\u00e4mliche Abstand von Helligkeit8- und Farbengleichheit vorhanden w\u00e4re, wie bei Farbe neben Wei\u00df oder Schwarz. Dies gilt vor allem, wenn man die Verdoppelung der wirksamen Farbendifferenz betrachtet, die bei der Combination z. B. mit der ges\u00e4ttigten Complement\u00e4rfarbe anstatt mit \u2022Wei\u00df oder Schwarz besteht. Es darf also zur Erkl\u00e4rung dieses Zu-sammenfallens nicht blo\u00df auf T\u00e4uschungsvorg\u00e4nge und secund\u00e4re Ausgleichungsprocesse verwiesen werden1); vielmehr muss das ganze Verh\u00e4ltnis von Farben- und Helligkeitsnachbild hier ein ganz anderes sein wie in jenen F\u00e4llen mit nachweisbarer Trennung der Einstellungen. F\u00fcr die F\u00e4lle von Tab. XVI, in denen ein und das n\u00e4mliche Nachbild auf der h\u00f6heren Stufe jene Trennung zeigt, auf der niedrigen aber nicht, w\u00e4re auf den relativen Vorzug der niedrigeren Reactionsstufe gegen\u00fcber der h\u00f6heren zu verweisen, welche f\u00fcr die Helligkeitsnachbilder seiner Zeit nachgewiesen werden konnte (in dem anfangs steileren, sp\u00e4ter flacheren Verlauf der Curve zum F.-H. sehen Satze). Doch k\u00f6nnte man hier vielleicht eher noch glauben, dass dieser relativen Steigerung des Werthes f\u00fcr das Helligkeitsnachbild eine entsprechende f\u00fcr das Farbennachbild nebenhergeht. Bei der Combination ges\u00e4ttigter Farben von verschiedener Intensit\u00e4t, also Tab. XIV, ist aber doch eine gro\u00dfe Farbendifferenz mit einer relativ geringen Helligkeitsdifferenz combinirt, und so kann man hier auf die verschiedenen Bedingungen f\u00fcr die Entstehung des Nachbildes \u00fcberhaupt verweisen, die den kleineren Differenzen einen relativen Vorzug vor den gr\u00f6\u00dferen Differenzen geben. Der relative Vorsprung des Farbennachbildes w\u00e4re durch diesen relativen Vorzug des Helligkeitsnachbildes wieder ausgeglichen. Schlie\u00dflich k\u00f6nnte man annehmen, dass \u00fcberhaupt das Helligkeits- und Farbennachbild im allgemeinen thats\u00e4chlich durch das n\u00e4mliche Bestquantum Farbe gleichartig ausgeglichen werden, insofern die beiden Nachbilder proportionale Theile der urspr\u00fcnglichen Helligkeits- und Farbendifferenz aufheben. ^as Auseinanderfallen der Einstellungen in jenen F\u00e4llen, das eigent-l\u2018ch nur bei Projection auf Wei\u00df nach Fixation von Farbe neben Wei\u00df mit voller Sicherheit nachgewiesen ist, entspr\u00e4che nur gewissen\n1) In welchem Sinne weiterhin noch von einem Compromiss hei diesen Mes-u,1gen gleichzeitiger Helligkeits- und Farbennachbilder gesprochen werden muss er8k Cap. VIII.","page":395},{"file":"p0396.txt","language":"de","ocr_de":"396\nWilhelm Wirth.\nGrenzf\u00e4llen, in denen eine Abweichung von der gleichm\u00e4\u00dfigen Proportionalit\u00e4t eintr\u00e4te. Jedenfalls bilden diese Grenzf\u00e4lle aber immerhin wichtige Beispiele f\u00fcr die Unterscheidung zweier verschiedener Processe f\u00fcr die Farben- und Helligkeitsqualit\u00e4t \u00fcberhaupt und ist dies als eines der interessantesten Ergebnisse derartiger Nachbildmessungen zu betrachten. Mit dieser Feststellung der Anwendbarkeit dieser einfachsten Methode auf die Messung von gleichzeitigen Farben- und Helligkeitsnachbildern ist also die weitere Verfolgung der Frage vorbereitet, wie sich die bisherigen Ergebnisse \u00fcber die Abh\u00e4ngigkeit des Farbennachbildes von der reagirenden Farbe bei gleicher Helligkeit nun unter allgemeinere Regeln subsumiren lasse.\nAls Anhang zu diesen Voraussetzungen allgemeinerer Art m\u00f6chte ich gleich das einfache Ergebniss von. ein paar Nachbildmessungen bei Farbenblindheit erw\u00e4hnen. Herr cand. med. Rt| der an Gr\u00fcnblindheit mit herabgesetzter Empfindlichkeit f\u00fcr Roth (?) leidet, war nach gef\u00e4lliger Vermittlung meines Herrn Collegen Dr. M\u00fcller so freundlich, ein paar Messungen des Nachbildes von Gr\u00fcn neben Roth auszuf\u00fchren. Es war eine Farbencombination, die neben der Farbendifferenz zugleich eine ziemliche Verschiedenheit der Helligkeit aufwies, so dass irgend welche Abweichungen besonders gut zu Tage treten konnten.\nTabelle XVH. Nachbild von Hellroth neben Dunkelgr\u00fcn f\u00fcr gr\u00fcnblinde und normale Augen.\n120\u00b0 R + 240\u00b0 S neben 120\u00b0 Gr + 240\u00b0 S 5\" fixirt.\nHelligkeit des Roth: 120\u00b0 R = 32\u00b0 W. Spectrum = 1. Roth.\n>\t\u00bb Gr\u00fcn: 120\u00b0 Gr = 14\u00b0 W. \u00bb\t= 2. Gr\u00fcn.\nFarbe der urspr\u00fcnglich rothen Fl\u00e4che\t120\u00b0 R + 240\u00b0 S\t26\u00b0 R + 94\u00b0 Gr + 240\u00b0 S\nMa\u00df des Nachbildes bei Herrn R., gr\u00fcnblind\t39,2\u00b0 (m. V. 0,6\u00b0)\t26\u00b0 (m. y. 2\u00b0)\nMa\u00df des Nachbildes f\u00fcr normale Augen\t42,4\u00b0 (m. Y. 1\u00b0)\t28\u00b0 (m. V. 1\u00b0)\nEs ergibt sich also unmittelbar eine gro\u00dfe Uebereinstimmung der abnormen und der normalen Werthe. Die kleine negative Differenz bei Herrn R. gegen\u00fcber meinen eigenen Werthen l\u00e4sst sich vollst\u00e4ndig auf die verschiedene Einge\u00fcbtheit zur\u00fcckf\u00fchren, obgleich","page":396},{"file":"p0397.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a3)er Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 397\ngerr \u00df, sich sehr schnell in die Ausf\u00fchrung der Selbsteinstellung hineinfand. Das n\u00e4mliche Resultat hatte ich bei gelegentlichen Versuchen mit anderen farbenblinden Herren, von denen ich allerdings keine abgeschlossenen Versuchsreihen erhalten konnte. Jedenfalls w\u00fcrde diese Thatsache, die nat\u00fcrlich erst einmal mit umfangreichem Material in Angriff genommen werden m\u00fcsste, eine Illustration zu der guten Proportionalit\u00e4t der Nachbildwirkung mit den thats\u00e4chlich gesehenen Farben- und Helligkeitsdifferenzen bilden, m\u00f6gen nun die n\u00e4mlichen objectiven Farben von der Stimmung des Auges ganz beliebig aufgefasst werden.\nAnmerkung. Da sehr wenig Zeit zur Verf\u00fcgung war, lie\u00df ich nach allgemeinster Pr\u00fcfung mit H\u00fclfe der Stilling\u2019schen Tafeln eine Beschreibung des Spectrums f\u00fcr beide Augen bei subjectiver Beobachtung liefern, die mir bei der augenscheinlichen Objectivit\u00e4t und dem Bildungsgrade des Herrn den raschesten und vollst\u00e4ndigsten Ueberblick \u00fcber den Fall garantirten. Das Spectrum war wie oben eingestellt.\nLinkes Auge:\n0,3 bis 4,4: Roth (offenbar also das Roth zu schwach gesehen, da sonst Verwechslung mit der schwachen Ausstrahlung links von 3,0 nicht m\u00f6glich gewesen w\u00e4re; eine Verwechslung von 3 und 0,3 lag nicht vor).\n4,4 bis 5 Zwischenfarbe.\n5 bis 7,3 reines Gelb.\n7,3 bis 8,2 eigenth\u00fcmliche Zwischenfarbe (undefinirbar).\n(7,9 trennt dabei Gelbliches vom Bl\u00e4ulichen.)\n|2 bis 10,5 Blau.\n10,5 bis 14 dunkles Blau.\nSiebentes Capitel.\nVariation der reagirenden Helligkeit f\u00fcr ann\u00e4hernd reine Farbennachbilder.\nWie schon im 1. Cap. I, 2 (S. 324) erw\u00e4hnt worden ist, l\u00e4sst sich \u2022tie Messung eines Farhennachbildes auf verschiedenen Intensit\u00e4ts-stufen einer Farbe am einfachsten dadurch messen, dass man ein ann\u00e4hernd reines Farbennachbild auf verschiedenen Farbenintensit\u00e4ten untersucht, d. h. also von ann\u00e4hernd gleichen Helligkeiten f\u00fcr\nRechtes Auge. 0,3 bis 4,2 Roth.\n4,2 bis 5,1 Zwischenfarbe.\n5,1 bis 7,8 reines Gelb.\n7,8 bis 8,6 zwischen Gelb u. Blau. (7,8 ist die Grenze).\n8,6 bis 9,9 Hellblau.\n9,9 bis 14 Dunkelblau.","page":397},{"file":"p0398.txt","language":"de","ocr_de":"398\nWilhelm Wirth.\nbeide Contrastfarben ausgeht und dann die Intensit\u00e4t im Ganzen erh\u00f6ht oder erniedrigt. Dann kommen zun\u00e4chst noch alle Schwierig keiten hinsichtlich einer einheitlichen Gleichheitseinstellung in \"Weg fall. Die einfache Anordnung hierzu wurde im 2. Cap., in, 3a S. 345 beschrieben. Es wurde hiermit ein Nachbild von Roth neben Gr\u00fcn, wie es schon bei den Erholungsversuchen (Tab. XIII, S. 385) vorkam, sowie ein solches von Gelb neben Blau auf sieben verschie-\nI. Roth neben Gr\u00fcn 15\" fixirt. (Intensit\u00e4t = 120\u00b0 E. -f- 240\u00b0 S) Messung auf verschiedenen Intensit\u00e4tsstufen.\nM 60\n15.\nII. Blau neben Gelb 15\" fixirt. (Intensit\u00e4t = 120\u00b0 E. -)- 240\u00b0 S) Messung auf verschiedenen Intensit\u00e4tsstufen.\ndenen Intensit\u00e4tsstufen gemessen. Um die Intensit\u00e4tsvariation hei dieser Anordnung m\u00f6glichst unabh\u00e4ngig von einem constanten Summanden hervortreten zu lassen, wurde hier das Nachbild wieder im Dunkeln producirt und gemessen, w\u00e4hrend die Erholungszeit wieder bei der gew\u00f6hnlichen m\u00e4\u00dfigen Beleuchtung des Raumes verbracht wurde. Auch wurde der Transparentschirm angewendet. Die Hauptergebnisse sind wieder unmittelbar aus Tab. XVIII und Curve Fig- ^ zu ersehen:","page":398},{"file":"p0399.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle XVIII. 1. Nachbild von Gr\u00fcn neben Roth auf sechs Intensit\u00e4tsstufen.\nper Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 399\niS\nXD\n%\n03\n+\nO\no\n03\n+\n\u00d6\n\u00ceS*\nu\ncb\nCO o\no CO\n03 %\n\u00f6 <D\n\u00d6 <D\n\u00b0\n\u00ceH \u00fc\n(qj) q^og jnn 3unssoj\\[\n(bj) uiu-Q JUB Sunssajij\nCurve la: Messung auf Gr\u00fcn. \u00bb Ib:\t\u00bb\t\u00bb Roth.","page":399},{"file":"p0400.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle XVIII. 2. Nachbild von Gelb neben Blau auf sieben Intensit\u00e4tsstufen.\n120\u00b0 Gelb + 240\u00b0 S neben 120\u00b0 Blau + 240\u00b0 S 15 See. fixirt.\nHelligkeit des Gelb: 120\u00b0 Ge = 26,6 W.\tHelligkeit des Blau: 120\u00b0 B = 31.4'' W.\nSpectrum \u00bb\t\u00bb : 2. Gelb.\tSpectrum \u00bb\t\u00bb : 1. Blau.\n400\nWilhelm Wirth.\no \u00a9 00 TH\tW co \u00a9 O O\u00a9 oo co vH vH +\tCD Wcb\u00e6 o o \u00a9 OHO \u00a9 vH CO vH vH + +\to vH rH vH\t_< <13 wcbtB o \u00a9 o CM CO \u00a9 t> \u00a9 CO vH vH + +\t03 Cb CB \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9 CO CO vH rH +\to CM o \u00a3i> jf.\no \u00a9 k\u00ae rH\tWt\u00bb o \u00a9 \u00a9O vH vH CM +\t03 o \u00a9 GO \u00ab\u00c4e CO \u00a9\u00a9 \u00a9 CO vH CM ++\t\u00abQ\t<D Web m \u00a9 o o \u00a9 vH \u00a9 *C \u00a9 vH CM + +\t03 \u00a9 \u00a9 \u00a7s vH CM +\t\u00bbo o , \u2022 \u00a9> k\u00ae 1\no \u00a9 \u00f6l rH\tWcb o \u00a9 \u00a9\u00a9 \u00f6l Tb vH CM +\tr-H 03 web o o rf) CO vH \u00a9 lO \u00a9 Tb CM + +\t\u00a9 rH \u00a9 1\tr\u2014H <D web CO CD O + +\tD CbiB o o \u00a9\u00a9 CM Hl vH CM +\tcT' CD V* \u00abSV Hl ^\no \u00a9 \u00a9\tWcB o o 8g \u00f6l +\tf\u2014H O \u00a9 o \u00a9 O CO \u00a9 CO lO t-GM + +\to CO l\u00f6\tr\u20141\t03 webco o \u00a9 o \u00a9 vH \u00a9 \u00a9 iO t> CM + +\t03 Cb CB 88 CM +\to \u00a9 00\no \u00a9 \u00a9\tffl\u00e6 8g +\tr_ CD WCD\u0153 \u00a9 o o \u00a9\u00a9\u00a9 CM Tb \u00a9 CO ++\to\" Hl o \u00a3\tCD \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9SS \u00a9 + 4-\tCD \u00a9CB \u00a9 \u00a9 88 CO +\to O c\u00ae\no \u00a9 Hl\tS\u00e6 \u00a9 o \u00a9 \u00a9 Tb CM CO +\tr\u20141 <13 web o o 33 io iOtH\u00a9 CO CM CO + +\tHl hT|> co r J,\tpH 03 pqcb hh? I> CM \u00a9 CM vH CM co + 4-\t03 \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9 Hl CM \u00a9 +\to ifO o \u00f6l\no Hl \u00f6l\tWtB \u00a9 o H \u00a9 CM CO CO +\t<D cb CB o o Hl \u00a9 CM CO co +\to Hl \u00f6l\t\t\u00d6 03 rO o 03 \u00a3\t\nBezeichnung der reagirenden Intensit\u00e4tsstufe\tbC CD \u00d6\u00c4 :S:\u00a7 2 fl Sh \u00ae V ^ ^ c\u00f6 cd r? \u25a0a-\u201c c\u00f6 Ph\ta 'b\u00df CD fl M :3 o Sh S08 pDrv, 02\tPH H fl fl n \u00ae 03\t\u00a9 \u00a9 r\u20141 <D ,\u00a3 b\u00df c8\tm 03 '\u25a0d C3 C\u00d6 CO Hd <13 c\u00f6 d \u00a7 sb fl\tSh fl fl U \u00ae 03 ^ cS 03 'S-3 d Ph\t\u25a0g 'S) <D =\u00a7| JH Sh fl \u00d6 *H 2 01 pO 'd >\u2014< 03 pO ^ C8 1=1\t\u00ab3 03 d ca wg 00 co fln \u25a0a\u00e4 a| oi^5 M ,0) S\u00f6 s\n\t(\u00abn) nnig J\u21223 \u00e2tinssapj\t\t\t(on) qPG Sunssapi\t\t\nCurve II a : Messung auf Blau. \u00bb Hb:\t\u00bb\t\u00bb Gelb.","page":400},{"file":"p0401.txt","language":"de","ocr_de":"Per Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 401\nDiese Messungen beziehen sich also auf die reinste Anwendung jes F.-H.\u2019sehen Satzes auf ein Farbennachbild, insofern in den verschiedenen Werthen ausschlie\u00dflich die Variation der reagirenden Intensit\u00e4t f\u00fcr ein ann\u00e4hernd reines Farbennachbild zum Ausdruck kommt. Die beiden Werthe einer jeden Stufe geh\u00f6ren zu der n\u00e4mlichen Gesammtintensit\u00e4t. UeberaU bildet ein und die n\u00e4mliche objective Einheit das Mittel zur Ausgleichung bezw. das gesuchte Ma\u00df. Auch hier findet man wieder die gro\u00dfe Ann\u00e4herung an die gerade Linie, die bei einer H\u00e4ufung der Versuche wohl noch besser hervortreten w\u00fcrde. Dabei scheint oberhalb und unterhalb der Ausgangsintensit\u00e4t = 120\u00b0 wenigstens in Ib, Ha und b eine etwas verschiedene Steigung dieser Geraden vorhanden zu sein; oben ist sie etwas steiler als in der mittleren Region. Es zeigt sich also die n\u00e4mliche Abweichung von der seiner Zeit mit Pigmentpapier gefundenen Curve f\u00fcr den F.-H.\u2019schen Satz bei farblosen Helligkeitsnachbildern, wie sie schon bei den Projectionsversuchen zu den farblosen Nachbildern (Tab. IVa und b) ') festgestellt wurde, d. h. es ist eben so wenig jenes Zur\u00fcckbleiben hinter der Proportionalit\u00e4t in der mittleren Region zu beobachten; dies beruht wahrscheinlich darauf, dass die h\u00f6heren Intensit\u00e4tsstufen hier im Verh\u00e4ltniss zu der Gesammtadap-tation einen viel gr\u00f6\u00dferen Zuwachs bedeuten, als beim Fortschreiten zum Pigmentwei\u00df bei Tageslicht.\nWenn man nun f\u00fcr jede Intensit\u00e4tsstufe im Einzelnen die Curven ebenso wie bisher ableiten wollte, so dass f\u00fcr Roth bis Gr\u00fcn oder f\u00fcr Gelb bis Blau einer und der n\u00e4mlichen Helligkeit die Werthe aufeinanderfolgten, so w\u00fcrde man f\u00fcr diese Nebencurven \u00fcberall innerhalb I und II ungef\u00e4hr die n\u00e4mliche Neigung zur Abscissen-achse erhalten. Damit ist nat\u00fcrlich keine neue Thatsache gegeben; es w\u00e4re vielmehr nur die Ann\u00e4herung der vier Hauptcurven an die Gerade, sowie die Ann\u00e4herung des Convergenzpunktes der zusammengeh\u00f6rigen Curven an den Nullpunkt der Intensit\u00e4t auf einen anderen analytischen Ausdruck gebracht. Dies l\u00e4sst sich am einfachsten durch eine geometrische Construction dieser Nebencurven aus den '''^sprechenden Bestimmungsst\u00e4rken der Hauptcurven \u00fcbersehen.\nDie geringe Differenz der urspr\u00fcnglich nebeneinander fixirten\nt) Bd. XVI, S. 558 f.","page":401},{"file":"p0402.txt","language":"de","ocr_de":"402\nWilhelm Wirth.\nFarben hinsichtlich ihrer Helligkeit bewirkt offenbar zugleich, dass das Purkinje\u2019sche Ph\u00e4nomen oder die Verschiebung der Helligkeitsverh\u00e4ltnisse beim Intensit\u00e4tswechsel sich nicht sehr st\u00f6rend geltend machte. Denn die Steigerung der Intensit\u00e4t nach oben hin, welche die thats\u00e4chlich vorhandene Helligkeitsdifferenz nach dem F.-H.\u2019schen Satze selbst sch\u00e4dlicher h\u00e4tte bemerkbar werden lassen, bewirkt bei dem hier vorhandenen Helligkeitsverh\u00e4ltniss beider Farben eher eine Minderung der Differenz. Nach unten hin ist aber die Variationsm\u00f6glichkeit verh\u00e4ltnissm\u00e4\u00dfig \u00fcberhaupt nicht so bedeutend. Relativ am meisten tritt hier die Helligkeitsverschiebung nat\u00fcrlich noch bei der untersten Stufe hervor, n\u00e4mlich der Ausgleichung beider Contrast-farben durch blo\u00dfe Herabsetzung der Intensit\u00e4t ohne Hinzu-\u2022mischung der Nachbarfarbe. Diese Ausgleichungsm\u00f6glichkeit, die eine derartige Messung nach unten hin von selbst abschlie\u00dfen l\u00e4sst, ist ja schon l\u00e4ngst als besonderer Specialfall quantitativer Bestimmungen negativer Nachbilder bekannt gewesen und insbesondere zur Illustrirung der Thatsache benutzt worden, dass das negative Farbennachbild eine complement\u00e4re Erregung enthalte1). Sie ordnet sich hier ungezwungen dem \u00fcbrigen Verlauf der Curve ein2). Nat\u00fcrlich k\u00f6nnte man, abgesehen von der hier verwendeten Methode, noch viel\n1)\tE. Hering, Zur Lehre vom Liohtsinn, S. 132f.\n2)\tInteressant ist auch die Frage, in welcher Farbe die subjective Ausgleichung durch blo\u00dfe Herabsetzung der Gesammtintensit\u00e4t erfolgt. Es zeigt sich, dass Roth und Gelb als Ausgleichsfarben bevorzugt sind, besonders wenn Roth oder Gelb selbst in den h\u00f6heren Intensit\u00e4tsstufen die hellere der beiden Farbenpaare Roth-Gr\u00fcn oder Blau-Gelb ausmachten und gem\u00e4\u00df dem Purkinje\u2019schen Ph\u00e4nomen auf der untersten Stufe mehr und mehr Helligkeitsgleichheit eintritt. Insofern nun die Rothf\u00e4rbung des minimalen Gr\u00fcn bei noch erhaltener R\u00f6thlichkeit des Roth, sowie die Gelbf\u00e4rbung des Blau bei noch erhaltener Gelblichkeit des Gelb auf eine st\u00e4rkere Nachbildwirkung bei reagirendem Gr\u00fcn und Blau hinweist, ordnet sich diese Thatsache vielleicht ungezwungen mit der speciellen Abh\u00e4ngigkeit des Nachbildwerthes vom Farbenton zusammen, die als Steigerung des Werthes f\u00fcr Gr\u00fcn und Blau gegen\u00fcber Roth und Gelb bereits festgestellt worden ist. Die Ausgleichungsfarbe wurde nicht nur f\u00fcr die unterste Intensit\u00e4tsstufe der beiden Nachbilder aus Tab. XVni, sondern f\u00fcr sehr viele andere Farbencombinationen (mit der Gesammtintensit\u00e4t 120\u00b0 zur Entstehung des Nachbildes) untersucht und \u00fcberall der soeben bezeichneten Regel unterworfen gefunden. Bei 5 Sec. Fixation lag sie meist bei 14\u201416\u00b0. Wichtig ist ferner, dass sich f\u00fcr Farbe (Roth und Blau) neben Wei\u00df auch wieder (wie in Cap. \u201d) eine Trennung der Ausgleichung f\u00fcr Farbe und Helligkeit feststellen lie\u00df; erstere lag bei ca. 14\u00b0, letztere bei ca. 8\u201410\u00b0.","page":402},{"file":"p0403.txt","language":"de","ocr_de":"per Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 403\ntiefer liegende Werthe der Curve ermitteln, wenn an Stelle der wenig ges\u00e4ttigten Farben, die in Folge der Complement\u00e4rfarbe und gleichfarbig\u00ae Induction bereits ihrer Nachbarfarbe gleich geworden sind, viel ges\u00e4ttigtere Farben von gleicher Helligkeit zur Verf\u00fcgung st\u00e4nden. Wenn man von Beimischungen der Nackbarfarbe bei Production des Nachbildes ausginge, w\u00fcrden auch nach dieser Methode leicht noch tiefere Punkte durch Entfernung der Beimischung und Steigerung der S\u00e4ttigung zu messen sein.\nWenn nun kein reines Farbennachbild, sondern eine Combination mit einem Helligkeitsnachbilde vorhanden w\u00e4re, wie es z. B. nach der Fixation einer Farbe auf schwarzem Grunde der Fall ist, so w\u00fcrde ebenso wie beim sog. \u00bbLichthof\u00ab f\u00fcr farblose Nachbilder ein endlicher Werth des farbigen negativen Nachbildes f\u00fcr die reagirende Intensit\u00e4t = 0 auf der urspr\u00fcnglich dunklen Fl\u00e4che gefunden werden. Ob aber auch f\u00fcr ein v\u00f6llig reines Farbennachbild von Farben gleicher Intensit\u00e4t innerhalb des ganzen Sehfeldes ein \u00bbFarbenhof\u00ab im absoluten objectiven Dunkel zu sehen sein wird, der nicht aus dem Eigenlicht erkl\u00e4rt werden k\u00f6nnte, ist bisher noch nicht ermittelt. Nat\u00fcrlich m\u00fcsste hierbei wieder von Blendungsnachbildern mit ihrer kr\u00e4ftigen positiven Nachbild Wirkung complement\u00e4rer F\u00e4rbung abgesehen werden. Ueberhaupt compliciren sich alle diese Functionen bei dem Ueber-gang zu den unteren Grenzwerthen ganz bedeutend, so dass sie eigentlich den Gegenstand einer Specialuntersuchung mit besonderer Ber\u00fccksichtigung der positiven Nachwirkungen bilden m\u00fcssten.\nAuf alle F\u00e4lle nimmt also das relative Ma\u00df der negativen Nachbilder im Verh\u00e4ltniss zur reagirenden Intensit\u00e4t nach unten hin ganz bedeutend zu, und der jedenfalls nur geringe absolute Werth einer eventuellen Analogie zum \u00bbLichthof\u00ab der Helligkeitsnachbilder w\u00e4re zur Erkl\u00e4rung dieses relativen Zuwachses zu klein. Man wird nun jeder Zeit verschiedene Momente f\u00fcr den oberen und den unteren Theil unserer ganzen Function mit in Betracht ziehen d\u00fcrfen, inso-frrn doch die Abweichungen von der urspr\u00fcnglichen Adaptationslage nach oben und unten verschiedene Nebenprocesse einleiten k\u00f6nnen. k\u00b0 k\u00f6nnte man also auch z. B. im oberen Theile, wo die Proportionalit\u00e4t zur reagirenden Intensit\u00e4t am besten eingehalten ist, an eine Herabsetzung der Erregbarkeit f\u00fcr die fixirte Farbe denken, w\u00e4hrend *nan im unteren Theile eine complement\u00e4re Erregung sich positiv","page":403},{"file":"p0404.txt","language":"de","ocr_de":"404\nWilhelm Wirth.\nhinzuaddiren l\u00e4sst. Doch w\u00fcrde eben f\u00fcr diese untere Region keines wegs die einfache Formel angewendet werden k\u00f6nnen, die man sonst zum Ausdruck positiv hinzutretender Erregungen verwerthet, n\u00e4mlich die rein additive Constante, wie z. B. bei den sog. \u00bbpositiven Nach bildern\u00ab als einer Nachempfindung. Dies ginge nicht an, weil die absoluten Nachbildwerthe, wie sie in jenen Ourven zu Tab. NVIIJ in ihrem Verlaufe zusammengefasst sind, nicht einfach durch die Addition einer Constanten wiedergegeben werden, die an dem geradlinigen Verlauf nichts zu \u00e4ndern verm\u00f6chte, sondern einer allm\u00e4hlichen Ausbiegung zu relativ immer gr\u00f6\u00dferen Werthen entsprechen, wie es besonders gut in Ib zu sehen ist. Man m\u00fcsste vielmehr jene Ausbiegung von der geraden Linie (als Ausdruck der einfachen \u00bbErm\u00fcdung\u00ab) ziemlich complicirt, z. B. durch die Annahme einer umgekehrten Proportionalit\u00e4t jener complement\u00e4ren Erregung erkl\u00e4ren, die zum blo\u00dfen Erm\u00fcdungseffecte noch hinzutritt, als ob dieser additiven Gr\u00f6\u00dfe also die Farbenerregung auf Grund des Reizes seihst sozusagen im Wege stehe.\nNiemals aber d\u00fcrfte eine solche additive und indirect proportionale Complement\u00e4rerregung ausschlie\u00dflich zur Erkl\u00e4rung der negativen farbigen Nachbildwirkung beigezogen werden, soweit es sich zun\u00e4chst um die Wirkung auf diejenigen reagirenden Farbent\u00f6ne handelt, die zur Entstehung des Nachbildes selbst fixirt wurden. (Ueber die Reaction anderer, bei der Entstehung des Nachbildes un-betheiligter Farben wird weiter unten ausf\u00fchrlich zu sprechen sein). Denn der relativen Zunahme des Werthes nach unten entspricht doch eine fortschreitende absolute Abnahme, die also h\u00f6chstens durch die proportionale Verkleinerung nach unten (als Erm\u00fcdungswirkung) zusammen addirt mit irgend welchen complement\u00e4ren Erregungen bewirkt werden k\u00f6nnte. Es d\u00fcrfte aber nun doch keineswegs ausgeschlossen erscheinen, den ganzen Verlauf in den verschiedenen reagirenden Intensit\u00e4tsstufen als eine verschieden procentuale Wirkung einer und der n\u00e4mlichen Ursache zu denken, die man kurz als eine Verschiebung der Farbenerregung nach der Comple-ment\u00e4rfarbe hin zu betrachten h\u00e4tte. Man braucht dann nicht jene Zerlegung in proportional ausfallende Erm\u00fcdungswirkung und in positive, aber quantitativ complicirt bestimmte Compleinent\u00e4r-wirkung, die beide je nach der reagirenden Intensit\u00e4tsstufe in ver-","page":404},{"file":"p0405.txt","language":"de","ocr_de":"per Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 405\nschiedenem Ma\u00dfe beigezogen werden m\u00fcssten. Dass man aber mit einem von beiden Pact or en allein auf allen Reactionsstufen nicht aus-komnien kann, erscheint ebenfalls gewiss.\nDiese Vereinfachung der Auffassung k\u00f6nnte aber nat\u00fcrlich ebenfalls nicht ohne besondere Gr\u00fcnde vorgenommen werden. Was hier\u00fcber entscheiden k\u00f6nnte, w\u00e4re u. A. die Projection der Nachbilder auf andere Farben, die an den urspr\u00fcnglich nebeneinander fixirten Farben nicht hetheiligt sind. 0. Hess hat in der schon fr\u00fcher citirten Arbeit1) Stellung zu dieser speciellen Frage genommen. Ein Nachbild einer Spectralfarbe auf schwarzem Grunde wurde auf beliebige andere Spectralfarben projicirt und die entstehende Abweichung des Farbentones beobachtet. Dadurch ergab sich zun\u00e4chst die Unm\u00f6glichkeit, mit der Annahme einer Herabsetzung der Erregbarkeit f\u00fcr die urspr\u00fcnglich fixirten Farben alle Reactionen auf negative Nachbilder zu umfassen, selbst unter ergibiger Beiziehung des \u00bbEigenlichtes\u00ab. Die anderen Farben zeigten eine Abweichung des Farhentones nach der Complement\u00e4rfarbe hin, und zwar eine um so gr\u00f6\u00dfere, je schw\u00e4cher das reagirende Licht war. In diesem letzteren Zusatze kommt also wieder nur jener untere Theil der Curve f\u00fcr die Variation der reagirenden Intensit\u00e4t zum Ausdruck, der eine relative Steigerung des Nachbildwerthes bedeutet. Passt man diese letztere Thatsache immer nur als \u00bbBeimischung\u00ab einer complement\u00e4ren Erregung auf, so ist immer nur die analytische Form der \u00bbpositiven Nachbilder\u00ab nach Helmholtz zul\u00e4ssig, insofern zu der Erregung a auf Grund des \u00e4u\u00dferen Reizes oder zu der 1111 Sinne der Erm\u00fcdung modificirten Erregung aa ein complements^ h hinzutritt, welches seinerseits wieder entweder als Constante h\noder mit h\u00df einzuf\u00fchren w\u00e4re, \u00df w\u00e4re dem \u2014 proportional, um jene\nCb\ni elative Steigerung nach unten hin in dieser Weise durch eine gesteigerte Beimischung der Complement\u00e4rwirkung zu erkl\u00e4ren. Dies \u25a0st der einzige Ausweg f\u00fcr die Erkl\u00e4rung der complement\u00e4ren Verschiebung bei der Annahme einer verschiedenen Einzelvalenz f\u00fcr die Complement\u00e4rfarbe, die ihren eigenen Erregbarkeitsfactor besitzt.\n\u00bb J U Hess, Ueber die Ton\u00e4nderung der Spectralfarben durch Erm\u00fcdung der etzWt mit homogenem Lichte. Arch. f. Ophth. XXXVI, 1, 1890, S. 1 ff.","page":405},{"file":"p0406.txt","language":"de","ocr_de":"406\nWilhelm Wirth.\nMan kann in diesem Falle die negative Nachbildwirkung, soweit sie als Verschiebung nach der Oomplement\u00e4rfarbe hin zugestanden werden muss, keineswegs etwa als Proportionalit\u00e4tsfactor an der Intensit\u00e4t a des objectiven Reizes zum Ausdruck bringen, wie den Erm\u00fcdungsfactor a. Doch w\u00fcrde diese ganze Darstellung besonders gezwungen wenn nicht ganz unm\u00f6glich, falls sich heraussteilen sollte, dass ein\nHinzuaddiren des h\u00df \u2014 C. ^ j die Erscheinung des Nachbildes\nauf anderen Farben (als den bei der Entstehung betheiligten) ebenfalls noch nicht hinreichend beschreibt. Es handelt sich eben hierbei nicht nur um die Feststellung des Grades der augenf\u00e4lligen Sichtbarkeit einer Verschiebung nach der Complement\u00e4rfarbe hin, wie sie bei einer gr\u00f6\u00dferen Herabsetzung der reagirenden Intensit\u00e4t sich steigert und 0. Hess zur Annahme einer relativen Zunahme der complement\u00e4ren Verschiebung berechtigt. Vielmehr kann ja neben dieser relativen Abnahme nach oben hin doch eine absolute Zunahme des Werthes der complement\u00e4ren Verschiebung vorhanden sein, ebenso wie es f\u00fcr die bei Entstehung des Nachbildes betheiligten Farben nach den soeben abgeleiteten Curven (Tab. XVHI) stattfindet.\nIm Folgenden soll ein Fall behandelt sein, der diese Fragestellung so gut untersuchen lie\u00df, als es mit Gelatinefarben m\u00f6glich war. Es sollte wieder vor allem ein m\u00f6glichst reines Farbennachbild entwickelt und dann auf eine andere Farbe projicirt werden, damit nicht subjective Differenzen der Helligkeit auf der neuen reagirenden Farbe mit S\u00e4ttigungsdifferenzen oder gar Abweichungen des Farbentones verwechselt werden k\u00f6nnten. So war also die Herstellung der Helligkeitsgleichheit zwischen der fixirten Farbe, ihrer Umgehung und der neuen Reactionsfarbe die wichtigere Aufgabe gegen\u00fcber der Herstellung einer homogenen Fixationsfarbe. Die letztere w\u00e4re ja unter Anwendung der Strahlenfiltration un Farbenton keineswegs so beliebig auszuw\u00e4hlen, w\u00e4hrend es sich brer darum handelt, zwei von einander und von den Oomplementen m\u00f6glichst entfernte Farben auszusuchen. Nur die neue reagirende Farbe musste freilich m\u00f6glichst homogen sein, da ja sonst der g\u00df\" t fundene Gesammtwerth des Nachbildes \u00fcberall h\u00e4tte herstanunen k\u00f6nnen. Die \u00bbErm\u00fc dungs Wirkung\u00ab selbst konnte hingegen auch","page":406},{"file":"p0407.txt","language":"de","ocr_de":"per Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder n. s. Analogien. 407\nt,ei Gemischtheit der urspr\u00fcnglich fixirten Farbe immer nur f\u00fcr diejenige Farbe bezw. deren Complement Geltung erhalten, welche den Farbenunterschied von der Umgebung ausmacht, und dies ist eben der resultirende Farbenton, gleichg\u00fcltig, welche anderen Farbent\u00f6ne sich in der Mischung hinsichtlich ihrer Farbenqualit\u00e4t aufgehoben haben. Diese Beimischung kann dann nur noch die S\u00e4ttigung des von der Umgebung unterscheidenden Farbentones bezw. also den absoluten Werth des Nachbildes, nicht seinen wesentlichen Charakter bestimmen. Um den Ausgangspunkt f\u00fcr das Farbennachbild m\u00f6glichst auf die thats\u00e4chlich fixirte Farbe und ihr Complement einzuschr\u00e4nken, wurde als Umgebung der Fixationsfarbe ein indifferentes Grau gew\u00e4hlt, das aus Schwarz und Wei\u00df am Episkotister gemischt wurde und die Helligkeitsgleichheit beliebig genau erreichen lie\u00df. Damit ferner auch die reagirende Farbe rein f\u00fcr sich wirke, wurde diese ganze Gruppe im verdunkelten Zimmer aufgenommen, jedoch ohne Dunkeladaptation, d. h. bei Erhellung des Baumes in den Pausen, wie bisher. Die fixirte Farbe war Blau (Spectrum = 2. Blau); als reagirende Farbe wurde ein dunkles Both ausgew\u00e4hlt, das sich durch Combination von Both und Purpur besonders rein hersteilen l\u00e4sst. Bei der Gleichheit der Helligkeiten von Both und Blau konnte also auch mit dem n\u00e4mlichen Blau das Nachbild von Blau neben Grau auf Both ausgeglichen werden, wie es unter Beibehaltung der n\u00e4mlichen Intensit\u00e4tsstufe schon in Tab. VII, S. 367 als m\u00f6glich festgestellt worden war. Hier war aber nun, der ganzen Fragestellung entsprechend, vor allem die Intensit\u00e4tsstufe des reagirenden Both in m\u00f6glichst gro\u00dfem Umfange zu variiren, und hierzu diente die Scheibe f\u00fcr die Spiegelanord-nung, die in Cap. 2, IH, 4, S. 347 ebenso wie die Scheibe (Taf. III, F'g- 5) ausf\u00fchrlich beschrieben worden ist. Das Nachbild wurde dabei der obersten Intensit\u00e4tsstufe entnommen, und au\u00dfer in dieser \u2018Strife selbst noch auf drei anderen Intensit\u00e4tsstufen gemessen. Da hier die unterste Stufe von der urspr\u00fcnglichen ziemlich weit entfernt tag) machte sich auch der Einfluss des Purkinje\u2019schen Ph\u00e4nomens st\u00e4rker bemerklich. Das mit etwas Both vermischte Blau (an Stelle des urspr\u00fcnglichen Blau), das auf dieser untersten Stufe gegen\u00fcber dem reinen Both l\u00e4ngst zu gelbr\u00f6thlich aussah, \u00fcbertraf das \u00b0fh schon bedeutend an Helligkeit und erschwerte damit diese Ein-\nWa\u00bbdt, Philoa. Studien. XVII.\t27","page":407},{"file":"p0408.txt","language":"de","ocr_de":"408\nWilhelm Wirth.\nStellung, so dass der Werth von 4\u00b0 nur als Angabe des sicher nicht \u00fcberschrittenen Maximums zu betrachten ist.\nTabelle XIX. Nachbild von Blau neben Grau auf Roth von verschiedener Intensit\u00e4t gemessen. (Vergl. Big. 16.) 330\u00b0 Bl + 30\u00b0 S neben 20\u00b0 W + 340\u00b0 S 2<y3 Sec.i) fixirt.\nHelligkeit des Blau = Helligkeit des Roth = 120\u00b0 Farbe = 10\u00b0 W. Spectrum des Blau = 2. Blau. Spectrum des Roth = 2. Roth.\nIntensit\u00e4tsstufen\tA o\t120\u00b0\t240\u00b0\t300\u00b0\nFarbe des urspr\u00fcnglich blauen Feldes\t<4\u00b0 Bl + > 356\u00b0 S\t15,9\u00b0 Bl + 104,1\u00b0 R + 240\u00b0 S\t23,4\u00b0 Bl + 216,6\u00b0 R 120\u00b0 S\t26,8\u00b0 Bl + 274,2\u00b0 R + 60\u00b0 S\nFarbe des urspr\u00fcnglich grauen Feldes\t<4\u00b0R + 356\u00b0 S\t120\u00b0 R + 240\u00b0 S\t240\u00b0 R + 120\u00b0 S\t300\u00b0 R + 60\u00ab S\nDifferenz als Ma\u00df des Nachbildes\tO V\t15,9\u00b0 (m. Y. 2,5\u00b0)\t23,4\u00b0 (m. V. 3,1\u00b0)\t26,8\u00b0 (m. Y. 5,1\u00b0)\n16,i'\nEbenso wie oben, bei der Messung des Nachbildes auf verschiedenen Intensit\u00e4tsstufen der Farben, die bei seiner Entstehung betheiligt waren, nimmt auch liier U\tbei der Projection auf eine an-\ndere Barbe der Nachbildwerth zwar relativ nach oben hin ab, der absolute Werth nimmt jedoch ebenfalls nach oben hin zu.\nDer \u00e4u\u00dfere Eindruck, dass die Barbe bei abnehmender Intensit\u00e4t immer mehr nach der Complement\u00e4rfarbe verschoben erscheint, ist also nicht der Ausdruck daf\u00fcr, dass eine constante oder gar zunehmende complemen-t\u00e4re Erregung hinzuaddirt wird, die \u00bbbeigemischte\u00ab Complement\u00e4rwirkung wird vielmehr in ihrem absoluten Werthe nach unten hin kleiner, wenn auch nicht vollst\u00e4ndig\nBlau neben Grau fixirt. Messung des Nachbildes auf verschiedenen Intensit\u00e4tsstufen des Roth.\n1) 160\u00b0 am Zeitsinnapparat = 4/3 T (T = \u00f6\").","page":408},{"file":"p0409.txt","language":"de","ocr_de":"per Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 409\nproportional, so dass das gesammte \u00bbMischungsergebniss\u00ab, wenn man \u00fcberhaupt von einem solchen hier sprechen d\u00fcrfte, immer mehr nach jer Complement\u00e4rfarbe zu gelegen ist. Auch f\u00fcr die urspr\u00fcnglich fixirten Farben gilt ja die Thatsache, dass sie als reagirende Farben mit zunehmender Intensit\u00e4t immer weniger an S\u00e4ttigung zu verlieren scheinen.\nWenn nun die Resultate eines idealen Experimentes f\u00fcr diese Fragestellung die n\u00e4mlichen bleiben w\u00fcrden, so w\u00e4re die Zur\u00fcckf\u00fchrung der Nachbild Wirkung auf einen constanten (oder nach unten hin gar zunehmenden) complement\u00e4ren Process, der zu den im Sinne der \u00bbErm\u00fcdung\u00ab modificirten Erregungen durch die \u00e4u\u00dferen Reize noch hinzutritt, nicht mehr ausreichend. Man k\u00f6nnte nicht mehr f\u00fcr das absolute Sinken des Nachbildwerthes nach unten hin die Erm\u00fcdung im Sinne des F.-H.\u2019sehen Satzes, hingegen f\u00fcr die relative Zunahme des Werthes nach unten hin, d. h. bei schw\u00e4cher werdenden Reizen beliebiger Reactionsfarben, eine positive comple-ment\u00e4re Erregung verantwortlich machen. Denn gerade dasjenige Moment, das die positive Complement\u00e4rwirkung besonders st\u00fctzte, n\u00e4mlich das Nachbild auf anderen Farben, die bei Entstehung des Nachbildes nicht betheiligt waren, folgt selbst in gewissem Sinne dem F.-H.\u2019schen Satze, d. h. es nimmt mit zunehmender Intensit\u00e4t der fremden Farbe zu, wenn auch diese Zunahme keiner reinen directen Proportionalit\u00e4t nach oben hin entspricht.\nNicht die Annahme einer positiv hinzutretenden, complement\u00e4ren Erregung, die sich bei Entfernung anderer Hindernisse immer freier auswirkt, sondern die weitere Verwerthung des Erregbarkeitsbegriffes, wie er schon f\u00fcr die Reaction der bei Entstehung des Nachbildes betheiligten Farben angewendet worden war, k\u00f6nnte aEo dann die Wirkung des Nachbildes auch auf den anderen Farben mit umfassen. Es m\u00fcsste im Wesen des negativen Farben-\u00fcachbildes liegen, in allen tliats\u00e4chlichen Farbenerregungen als Er-legbarkeitsfactor zur Geltung zu kommen, wenn auch nur im Ma\u00dfe (Eu Verwandtschaft dieser Erregung zu den urspr\u00fcnglich betheiligten Earbenpaaren, wie aus den geringeren absoluten Werthen der achbilder zu ersehen ist. Auch w\u00fcrde der Proportionalit\u00e4tsfactor \u2018eser Analogien zum F.-H.\u2019schen Satze bei den anderen Farben (unter Voraussetzung des reinen Farbennachbildes) ebenfalls nur eine\n27*\nI","page":409},{"file":"p0410.txt","language":"de","ocr_de":"410\nWilhelm Wirth.\nVerschiebung nach der Complement\u00e4rfarbe der urspr\u00fcnglich fixirten Farbe bedeuten. Ebenso wie die Verschiebung des Farben-Inten-sit\u00e4ts-Nachbildes (d. h. also des Nachbildes der Farbe neben Schwarz) im Sinne der Erm\u00fcdung einer proportionalen Verschiebung auf der Linie nach dem Intensit\u00e4tsnullpunkte zu entspricht, w\u00fcrde das reine Farbennachbild f\u00fcr alle beliebigen Farben eine proportionale Verschiebung innerhalb derjenigen Linie des Farbencontinuums bedeuten, die alle m\u00f6glichen Farbent\u00f6ne gem\u00e4\u00df ihrer ph\u00e4nomenalen Verwandtschaft mit einander verbindet und zu einem in sich kreisf\u00f6rmig geschlossenen Continuum umschlie\u00dft. Die Ver\u00e4nderung der bei der Entstehung des Nachbildes selbst betheibgten Farbe w\u00e4re nur ein Specialfall dieser das ganze Farbensystem proportional ergreifenden Verschiebung nach dem Complemente der urspr\u00fcnglich fixirten Farbe bin.\nOhne dass aus einer Widerlegung dieser Auffassung der quantitativen Verh\u00e4ltnisse negativer Farbennachbilder ein Schluss gegen eine Theorie gezogen werden k\u00f6nnte, welche jene innere Abgeschlossenheit des Farbensystemes besonders betont, w\u00fcrde ich doch bei fernerer Best\u00e4tigung dieser Versuche einen neuen Beweis f\u00fcr die Annahme einer in sich geschlossenen, einheitlichen physiologischen Grundlage f\u00fcr das ganze System der Farbenempfindungen erblicken, wie sie bisher nur in den Grundgedanken der Wundt\u2019sclien Periodicit\u00e4ts- oder Stufentheorie vorausgesetzt ist1).\n1) Vom rein ph\u00e4nomenalen Standpunkte aus w\u00e4re nat\u00fcrlich auch gegen die Annahme eines proportionalen Anwachsens der complement\u00e4ren, positiv beigemischten Erregung nichts einzuwenden, abgesehen von der Erhaltung der Ge-sammtintensit\u00e4t, die doch nicht so ganz unabh\u00e4ngig vom absoluten Ma\u00df der that-s\u00e4chlichen Farbenwerthe gelassen werden kann. Nur w\u00e4re jedenfalls die Erkl\u00e4rung eine viel weniger einheitliche, wie es eben bei jeder Zerrei\u00dfung der Einheit des Farbensystems in seiner physiologischen Grundlage gegeben ist. Die Erkl\u00e4rung des negativen Nachbildes, das eine ph\u00e4nomenale Verschiebung nach der Complement\u00e4rfarbe bedeutet, aus einer complement\u00e4ren positiven \u00bbBeimischung\u00ab w\u00e4re als ein Ueberrest derjenigen Auffassung zu betrachten, welche der physikalischen Mischung der Reizqualit\u00e4ten, die bestimmten subjectiven Ergebnissen entsprechen, eine \u00bbMischung\u00ab der subjectiven Momente analog setzt, wie z. B. die \u00bbMischung\u00ab der \u00bbWei\u00dferregung\u00ab aus drei Grunderregungen. Nur w\u00fcrden eben hier der Mischung der Reizqualit\u00e4ten behufs subjectiver Ausgleichung des Nachbild effectes solche \u00bbsubjective Mischungen\u00ab parallel gesetzt sein. Vielleicht hand","page":410},{"file":"p0411.txt","language":"de","ocr_de":"Der Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 411\nWas aber einer so allgemeinen Deutung der bisherigen Versuche n0cli im Wege steht, sind alle Einw\u00e4nde dagegen, dass die reagirende Farbe an dem Oomplemente der urspr\u00fcnglich fixirten Farbe wirklich hinreichend unbetheiligt sei. Auch die Yo u n g - H e 1 m h o 11 z 'sehe und die Hering\u2019sche Earbentheorie nehmen ja f\u00fcr die meisten Farben eine Betheiligung aller Grundfarben oder Urfarben an, so dass, abgesehen von der positiven complement\u00e4ren Wirkung, auch hier noch Erregbarkeitsver\u00e4nderungen gegen\u00fcber neuen Reizen im Sinne der Erm\u00fcdung und Erholung Vorkommen m\u00fcssten. Der absolute Werth der hierbei auf anderen Farben gefundenen Nachbildwirkung, die dem F.-H.\u2019sehen Satze folgt, ist indessen trotz einer unverkennbaren Abnahme immer noch viel zu gro\u00df, um bei solcher Entfernung der reagirenden Farbe von der urspr\u00fcnglich fixirten Farbe und von ihrem Oomplemente in der N\u00e4he einen Nullpunkt dieses Werthes erwarten zu lassen, wie es thats\u00e4clilich der Fall sein m\u00fcsste. Ein relatives Minimum hingegen w\u00e4re sehr leicht denkbar. Doch k\u00f6nnen hier nur Versuche mit Spectra Ifarben die Entscheidung bringen, in denen man uneingeschr\u00e4nkt variirbares homogenes Licht verwerthet.\nDies w\u00e4re also der erste Punkt, f\u00fcr welchen ich eine Erg\u00e4nzung in einer folgenden Arbeit in Aussicht stelle, nachdem sich wenigstens gewisse wahrscheinliche Gesichtspunkte einstweilen mit diesen einfacheren H\u00fclfsmitteln ergeben haben. Die hinreichend exacte Fest-\nes sieh aber auch hier eben nicht um \u00bbBeimischungen von positiven Erregungen\u00ab, sondern um proportionale Ab\u00e4nderungen der entsprechenden Processe nach Richtungen hin, die in der physiologischen Grundlage eben wegen ihrer Vielseitigkeit von vornherein ebenfalls gegeben sind. Um ein Beispiel aus einem ganz anderen Gebiet zu erw\u00e4hnen, sind z. B. alle mit normaler Vielseitigkeit der Unterscheidungsm\u00f6glichkeiten verbundenen pers\u00f6nlichen Abweichungen des Farbensehens, die subjectiv verschiedenen Qualit\u00e4ten der Complement\u00e4rfarben u. dergl. solche Verschiebungen nach anderen benachbarten Farbent\u00f6nen hin, wie sie einer einheitlichen, verschieden procentualen Verschiebung innerhalb der Farbenkreislinie entsprechen, ohne dass hieraus irgend welche n\u00e4heren R\u00fcckschl\u00fcsse auf eine Verwandtschaft des Wesens der Processe gezogen sein sollen. Die Annahme einer Einheitlichkeit des ganzen Farbensystems in seiner Reaction auf eine bestimmte Nachbild Wirkung w\u00fcrde insbesondere mit der Thatsache \u00fcbereinstimmen, dass ein Nachbild einer Farbe neben Grau bezw. neben ihrer Complement\u00e4rfarbe \u00fcberhaupt durch Zumischung der urspr\u00fcnglich dort fixirten Farbe vollst\u00e4ndig compensirt werden kann, so dass nicht nur Gleichheit des Farbentones, sondern auch der S\u00e4ttigung erreicht wird, also mit der Erscheinung, die schon in Cap. 1, I, 3, \u2018 \u25a0325ff. ais eine besondere Thatsache hervorgehoben wurde.","page":411},{"file":"p0412.txt","language":"de","ocr_de":"412\nWilhelm Wirth.\n\nStellung f\u00fcr die Variation der reagirenden Intensit\u00e4t der fixirten Farbe bezw. ihres Complementes gibt doch bereits die M\u00f6glichkeit zu der auf S. 317 angef\u00fchrten Frage Stellung zu nehmen, ob die Einfachheit der Function in Abh\u00e4ngigkeit von der einfachsten Variation der Reize eine peripherere Localisation des ganzen Processes nahe lege. Die gro\u00dfe Ann\u00e4herung an die gerade Linie in den mittleren Regionen scheint eine Bejahung dieser Frage zu bef\u00fcrworten.\nA.23\nAchtes Capitel.\nVariation des Helligkeitsverh\u00e4ltnisses der fixirten Farben.\nIm VI. Capitel hatte sich die M\u00f6glichkeit ergeben, Nachbilder aus der Fixation verschieden intensiver Nachbarfarben nach der bisherigen Methode zu messen, und das vorige Capitel hat gezeigt, h\u00f6here reagirende Intensit\u00e4tsstufe im allgemeinen immer den h\u00f6heren Nachbildwerth ergibt. Aus beiden Thatsachen l\u00e4sst sich also nun mit Bestimmtheit\n\n1!rl!hlhei' tsqleichhcit von Rot und Gr\u00fcn.\nGleichheit des Nacht ihiwectes\ndass\nO/t- 0,o\ntfl Z,s\nht h+ hG 1,8 Z,0\nFig. 17.\nCurve zur Darstellung der Abh\u00e4ngigkeit des Werthes\n-ZVRotii\nA Grim\nvom Helligkeitsverh\u00e4ltniss\n-HKotli\nVoraussagen,\n\u25a0ff Gr\u00fcn\nVerh\u00e4ltniss der beiden Werthe des Nach-n ,.\t,\t-, bildes von Roth neben Gr\u00fcn verschiedener\ndass u r d ! n a t e n ( Helligkeit je auf Roth u. auf Gr\u00fcn gemessen.\nsich das fr\u00fchere Verh\u00e4ltniss der Werthe, das hei gleicher Helligkeit der fixirten und sp\u00e4terhin reagirenden Farben eine Steigung nach Blau und Gr\u00fcn hin gezeigt hatte, 511 ganz beliebiger Weise ver\u00e4ndern und z. B. in eine Gleichheit der\nWerthe der ] Ordinaten\nWerthe der i Verh\u00e4ltniss der Helligkeit des jeweils com-Abscissen jbinirten Roth und Gr\u00fcn.","page":412},{"file":"p0413.txt","language":"de","ocr_de":"Kumme:\nper Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien'. 413\nTabelle XX.\nNachbilder bei verschiedenen Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltnissen der fixirten Farben.\n1. Nachbilder von Both neben Gr\u00fcn (Fig. 17).\n(Ueberall halbe absolute Werthe.)\nu V \u00a3 & 3 &\tHeilig! Roth 60\u201d E = x\u00b0 W\tceit d. Gr\u00fcn 60\u201d G = x\u201d W\tFixationszeit\tIntensit\u00e4tsstufe 1\tMessung auf Roth Ueberschuss f\u00fcr reines reagirendes Roth. (d. h. f\u00fcr 60\u00b0, bezw. 90\u00b0)\tMessung auf Gr\u00fcn x\u00b0 Ueberschuss f. reines reagirendes Gr\u00fcn (d. h. f. 60\u00b0, hezw. 90\u00b0 G)\tHelligkeits- verh\u00e4ltniss (unigerechnet)\tSteigung d. Curve f. das Nachbild Cotangente\n1\t5\t21\t5\"\t60\u00b0\t6,7\u00b0 (m. Y. 0,3)\t20\u00b0 (m. Y. 1\u00b0)\t0,32\t0,34\n2\t11,6\t21\t5\"\t60\u00b0\t9,5\u00b0 (m. Y. 0,5)\t23,2\u00b0 (m. V. 2,2\u00b0)\t0,618\t0,408\n3\t11,25\t18\t15\"\t60\u00b0\t15,2\u00b0 (m. Y. 0,3\u00b0)\t35,3\u00b0 (m. Y. 0,9\u00b0)\t0,71\t0,43\n4\t14\t18\t5\"\t90\u00b0\t16,6\u00b0 (m.Y.Z. 0,5\u00b0)\t29,6\u00b0 (m. V. 1,5\u00b0)\t0,808\t0,55\n0\t14\t18\t5\"\t90\u00b0\t80\u00b0 (Pl\u00f6tzliche Einstellung) 50\u00b0\t\t0,84\t0,60\n6\t15\t18\t5\"\t60\u00b0\t10,6\u00b0 (m. Y. 0,2\u00b0)\t20,6\u00b0 (m.V.zl 0,5\u00b0)\t0,86\t0,53\n7\t11,5\t12,5\t5\"\t60\u00b0\t14,2\u00b0 (m. V. 0,8\u00b0)\t18,6\u00b0 (m. V. 0,5\u00b0)\t0,97\t0,76\n8\t11,6\t11,5\t5\"\t60\u00b0\t15,6\u00b0 (m. V. 0,3\u00b0)\t20\u00b0 (m. Y. 1,6\u00b0)\t1,00\t0,78\n9\t19\t18\t5\"\t90\u00b0\t27\u00b0 (m. V. 2,8\u00b0)\t33\u00b0 (m. V. 2,8\u00b0)\t1,01\t0,79\n10\t19\t18\t8\"\t90\u00b0\tDirect durchfallendes Licht 32\u00b0 (m. V. 1\u00b0) I 41\u00b0 (m. Y. 0,5\u00b0)\t\t1,017\t0,78\n11\t19\t18\t15\"\t90\u00b0\t33,6\u00b0 (m. V. 3,5\u00b0) | 42,7\" (m. Y. 2,9\u00b0) Transparent\t\t1,017\t0,784\n12\t19\t18\t5\"\t60\u00b0\t15,5\u00b0 (m. Y. 2\u00b0)\t19,2\u00b0 (m. Y. 2,3\u00b0)\t1,04\t0,806\n13\t11,5\t6,75\t5\"\t60\u00b0\t25\u00b0 (Pl\u00f6tzliche Einstellung) 28\u00b0\t\t1,81\t0,89\n14\t11,5\t6,75\t5\"\t60\u00b0\t19\u00b0 (m. Y. 1,5\u00b0)\t18,7\u00b0 (m. V. 0,3\u00b0)\t1,5\t1,007\n15\t11,5\t5\t5\"\t60\u00b0\t21\u00b0 (m. V. 1,3\u00b0)\t13\u00b0 (m. V. 1\u00b0)\t1,82\t1,61\n16\t16\t7\t5\"\t60r\t21,2\u00b0 (m. Y. 0,5\u00b0)\t14\u00b0 (m. V. Z.0,5\u00b0)\t1,82\t1,51\n17\t21\t5\t5'\t60'\t32\u00b0 (Pl\u00f6tzliche Einstellung) 14\u00b0\t\t2,42\t2,28\n18\t1 21\t5\t5'\t60\t24,2\u00b0 (m. Y. 0,5\u00b0)\t9,7\u00b0 (m. V. 0,2\")\t2,92\t2,49","page":413},{"file":"p0414.txt","language":"de","ocr_de":"414\nWilhelm Wirth.\n2. Nachbilder von Gelb lieben Blau (Fig. 18).\n| Nummer\tHeilig Gelb 60\u00b0 Ge = x\u00b0W\tkeit d. Blau 00\u201d Bl = x\u00b0 w\tj Fixationszeit\tIntensit\u00e4tsstufe\tMessung auf Gelb Ueberschuss f\u00fcr reines reagirendes Gelb (d. h. f. 60\u00b0 bezw. 90\u00b0 Ge)\tMessung auf Blau Ueberscbuss f\u00fcr reines reagirendes Blau (d. li. f. 60\u00b0 bezw. 90\u00b0 Bl.)\tHelligkeits- verh\u00e4ltniss (umgerechnet)\tSteigung der Curve t\u00f6r das -Nachbild Cotangcte\n1\t10\t13,5\t5\"\t60\u00b0\t12,9\u00b0 (m. V. 0,8\u00b0)\t22,3\u00b0 (m. V. 2\u00b0)\t0,74\t0,578\n2\t10\t13,5\t5\"\t60\u00b0\t28\u00b0 (Pl\u00f6tzliche Einstellung) 34\u00b0\t\t0,858\t0,82\n3\t13,3\t15,7\t15\"\t8 ZD\t21,2\u00b0 (m. V. 2,3\u00b0)\t30,7\u00b0 (m. V. 0,25\u00b0)\t0,888\t0,689\n4\t11\t11\t5\"\t60\u00b0\t16,2\u00b0 (m. V. 0,9\u00b0)\t21,7\u00b0 (m. V. 0,2)\t1,00\t0,745\n5\t11\t7,75\t5\"\tO O <X>\t19,5\u00b0 (m. V. 3,2\u00b0)\t17,3\u00b0 (m. V. 0,4\u00b0)\t1,23\t1,13\n6\t30\t10,2\t5\"\t60\u00b0\t24,5\u00b0 (m. V. 0,5\u00b0)\t10,1\u00b0 (m. V. 0,5\u00b0)\t2,19\t2,42 '\n7\t34,5\t6\t5\"\tOi o o\t22\u00b0 (m. V. 1\u00b0)\t6,4\u00b0 (m. V. 0,8\u00b0)\t4,0\t3,43\n/\n/\n(O.sz)\u2022'\n0.689^\n0.5 7S\n0.765\n0 0,6 0,6\t1,z 1.6 Z,0 Z.* Z.S 3.2 3.\nFig. 18. n. Gelb-Blau.\nA\u00dc\u00eeelb\nAbh\u00e4ngigkeit des Werthes Helligkeitsverh\u00e4ltniss\nNbuu -ffGell) l ?Blau\nentsprechenden Werthe \u00fcberf\u00fchren l\u00e4sst, wenn das Intensit\u00e4tsverh\u00e4lt-niss dieser beiden Farben entsprechend ver\u00e4ndert wird. Es l\u00e4sst sich geradezu f\u00fcr jedes beliebige Werthverh\u00e4ltniss das zugeh\u00f6rige Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltniss aufsuchen, wenn einmal f\u00fcr mehrere, m\u00f6glichst gleichm\u00e4\u00dfig vertheilte Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltnisse das zugeh\u00f6rige Verh\u00e4ltniss der beiderseitigen .Nachbild werthe gefunden und das Ganze in einer Abh\u00e4ngigkeitscurve dargestellt worden ist, welche die wahrscheinlichen Werthe der zwischenliegenden Punkte ergibt. Im Folgenden ist nun thats\u00e4chlich f\u00fcr die vier Zusammenstellungen Roth und Gr\u00fcn, Gelb und Blau, Orange und Blau, Roth und Blau diese Curve aus zahlreichen Einzelgruppen abgeleitet worden, um vor allem das Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltniss dieser Farben f\u00fcr das Nachbildwerthverh\u00e4ltniss = 1\nBedeutung von Ordinaten und Abscissen wie bei I, ~\t,.\t,\nwenn Gelb statt Roth u. Blau st. Gr\u00fcn gesetzt wird. UUSnllUlg ZU HlctCxlGIl.","page":414},{"file":"p0415.txt","language":"de","ocr_de":"Nu ni ni \u00abt 1\tI\t~\tI\tU- h' j \\\t^ \\ -Summer\nPer Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 415\n3. Nachbilder von Orange neben Blan (Fig. 19).\nHeilig Orange tiO\u00b0 Or \u2014 x\u201d W\tkeit d. Blau 60\u201d Bl = x\u201dW\tFixationszeit\tIntensit\u00e4tsstufe\tMessung auf Orange Ueberschuss f\u00fcr reines reagirendes Orange (d. h. f. 60\u00b0 bezw. 90\u00b0 Or)\tMessung auf Blau Ueberscbuss f\u00fcr reines reagirende\u00df Blau (d. b. f. 60\u00b0 bezw. 1)0\u00b0 Bl)\tHelligkeits- verli\u00e4ltniss (umgereclmet)\tSteigung der Curve f\u00fcr das Nachbild (Cotangente)\n14\t15,7\t5\"\t60\u00b0\t10,1\u00b0 (m. Y. 0;4\u00b0)\t21,3\u00b0 (m. Y. 0,4\u00b0)\t0,905\t0,47\n14\t15,7\t5\"\t90\u00b0\t19,1\u00b0 (m. Y. 0,6\u00b0)\t31,8\u00b0 (m. V. 1,8\u00b0)\t0,905\t0,599\n14\t15,8\t5\"\t90\u00b0\t30\u00b0 (Pl\u00f6tzliche Einstellung) 42\u00b0\t\t0,924\t0,714\n10\t11\t5\"\t60\u00b0\t13,5\u00b0\t21,5\u00b0\t0,93\t0,62\n11\t12.\t5\"\t60\u00b0\t17\u00b0 (m. V. 0,8\u00b0)\t22,5\u00b0 (m. V. 0,5\u00b0)\t0,94\t0,748\n11\t8,7\t5\"\t60\u00b0\t20,3\u00b0 (m. V. Z. 0,5\u00b0)\t17\u00b0 (m. V. 0,3\u00b0)\t1,16\t1,19\n\ni'\n\u00d6.f 7\n->\nFig. 19. III. Orange-Blau. Ordinaten:\n-ZVBlau\na x. \u2022\tix Orange\nAbscissen: y=-----\u2014.\nH Blau\n() ,,0 0,!)2 <7,,9\u00bb- 0,5\u00ab o',96 1,00\nFig. 20.\tIV. (Roth-Blau. u. /}\n\t/ / / / / / / / / ' 0,1 Z l_\n\u00d6,6S^\"'\t\n\t!\n\t'^0,31 .\tiVRoth \u00fcrdmaten: -=r=\t, NBlau \u2019 \u00bb -,\t\u25a0\tHjioih Abscissen : ^\t. H Blau\n0.6\t0,9 0.\tto b.n O.tt\n4. Nachbilder von Both neben Blau (Fig. 20).\nHeilig Roth 66\u201d H = x\u201d W\tkeit d. Blau 60\u00b0 Bl = x\u00b0W\tFixationszeit\tIntensit\u00e4tsstufe\tMessung auf Roth Ueberscbuss f\u00fcr reines reagirendes Both (d. b. f. 60\u00b0, bezw. 90\u00b0 R)\tMessung auf Blau Ueberscbuss f\u00fcr reines reagirendes Blau (d. b. f. 60\u00b0, bezw. 90\u00b0 Bl)\tHelligkeits- verh\u00e4ltniss (umgerechnet)\tSteigung der Curve f\u00fcr das Nachbild (Cotangente)\n11\t13,5\t5\"\t60\u00b0\t10,3\u00b0 (in. V. 1,3\u00b0)\t14,1\u00b0 (m. V. 1,2\u00b0)\t0,84\t0,65\n11,5\t11,5\t5\"\t60\u00b0\t14,5\u00b0 (m. V. 0,5\u00b0)\t21,1\u00b0 (m. V. 1,8\u00b0)\t1,00\t0,72\n11,5\t10,5\t5\"\t60\u00b0\t9\u00b0 (m. V. 0,4\u00b0)\t15,6\u00b0 (m. Y. 0,6\u00b0)\t1,08\t0,57\n13\t10,2\t5\"\t60\u00b0\t14,2\u00b0 (m. V. 2\u00b0)\t12,9\u00b0 (m. V. 0,6\u00b0)\t1,21\t1,10","page":415},{"file":"p0416.txt","language":"de","ocr_de":"416\nWilhelm Wirth.\nF\u00fcr einige andere Farbencombinationen sind wenigstens f\u00fcr ein oder zwei Helligkeitsverh\u00e4ltnisse die entsprechenden Nachbildverh\u00e4lt, nisse zusammengestellt.\n5. Die \u00fcbrigen Farbencombinationen.\nFarben- combination\tMittlere Intensit\u00e4tsstufe\tVerh\u00e4ltniss der Helligkeiten {berechnet wie oben)\tVerh\u00e4ltniss d. Nachbildwerthe\n1. Blau neben Gr\u00fcn\t12\u00b0 W\tIr = ^\tre = \u00b0-m\n\t11\u00b0 W\t-\u00df- = 1,00 ilB\tre \u201c\n\u25a0\u201d 2. Gr\u00fcn neben Gelb\t10,25\u00b0 W\tre - \u00b0'\u00e6\tre - \u00b0'81\n\t11\u00b0 W\tre = \u2018\u25a000\t^ = 0,88 WGr\t\u2019\n3. Both neben Gelb\t10,5\u00b0 W\tre - \u00b0'92\t= 0,67\n\t11\u00b0 W\t~ --= 1,00 H R\tfGe = 0,81 Nu\n4. Purpur (R + Bl) neben Gr\u00fcngelb (Gr + Ge)\t11\u00b0 W\t^ = 0,86 Hu\t= O\u00bb\u00ab6\n5. Hellgelb neben Violett\tGelb: 30\u00b0 W Violett: 1,5\u00b0 W\t^Ge \t 107 HV 12,7\tre - 4'7\u00e4\nAlle bisher aufgefundenen Gr\u00f6\u00dfenverh\u00e4ltnisse sind dabei nut vielen anderen, ausdr\u00fccklich zu diesem Zwecke unternommenen Versuchen combinirt worden, gleichg\u00fcltig, welche specielle Versuchsanordnung, Einstellungsmethode, Fixationszeit oder mittlere Intensit\u00e4tsstufe dabei vorhanden gewesen war. Der Einfluss dieser gleichzeitig mit angegebenen Factoren auf unsere Frage kann dabei unmittelbar gesehen werden. Die Hauptrubriken der Tabelle sind die beiden letzten Verticalreihen, in welchen neben dem Intensit\u00e4ts-","page":416},{"file":"p0417.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022 per feohner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 417 Verh\u00e4ltnis der beiden, in den vorangehenden Verticalreihen enthaltenen Reactionsfarben\t^ ^hn etc.) das Verh\u00e4ltnis der\n'Nachbild Roth\\\ti \u2022 .\t-\\r \u00bb \u2022\u2022\n-rf\u2014----------1 angegeben ist. Natur-\nNachbild Gr\u00fcn/\nlieh konnten f\u00fcr dieses Verh\u00e4ltnis nicht einfach die Helligkeiten in Proportion gesetzt werden, wie sie jedesmal der reinen, unvermischten parbe bei deren Helligkeitsbestimmung zukamen. Denn f\u00fcr das Nachbild von Roth neben Gr\u00fcn ist z. B. die urspr\u00fcnglich gr\u00fcne Fl\u00e4che, die mit ihrem Helligkeits- und Farbenwerth in beiden Verh\u00e4ltnissen als reagirende Fl\u00e4che betrachtet wurde, nur bei der Messung auf m\u00f6glichst ges\u00e4ttigtem Gr\u00fcn mit reinem Gr\u00fcn (im ersten Versuch von der Helligkeit 21) versehen. Bei der Messung auf m\u00f6glichst ges\u00e4ttigtem Roth hingegen tr\u00e4gt sie eine Mischung von Roth und Gr\u00fcn, die aus der ersten von beiden Verticalreihen \u00bbUeber-schuss etc.\u00ab zu erkennen ist, wo der Ueberschuss eben f\u00fcr die urspr\u00fcnglich gr\u00fcne Fl\u00e4che ein solcher an gr\u00fcner Farbe ist. Die Helligkeit muss also ebenfalls erst aus der Mischung berechnet werden, in der (60\u20146,7)\u00b0 = 53,3\u00b0 Roth mit der Helligkeit 5 und 6,7\u00b0 Gr\u00fcn mit der Helligkeit 21 enthalten sind, was die Gesammt-\n6 78\nhelligkeit 6,78 ergibt. Erst dieses Verh\u00e4ltniss \u2014 0)32 ist als\n\u00bbumgerechnetes Helligkeitsverh\u00e4ltniss\u00ab des reagirenden Roth und Gr\u00fcn in der vorletzten Verticalreihe angegeben, dem das Nachbildverh\u00e4ltniss\n6,7\n2q = 0,34 entspricht. In den beigef\u00fcgten Curven enthalten die\nAbscissen die verschiedenen Helligkeitsverh\u00e4ltnisse, denen die Nach-bildwerthe in den Ordinaten zugeordnet sind. Dabei ist die Abscisse\nf\u00fcr das Nachbildverh\u00e4ltniss\tetc. = 1, sowie die Ordinate f\u00fcr\nJS Gr\u00fcn\ndas Helligkeitsverh\u00e4ltniss\tetc. = 1 in der Darstellnng stark aus-\n.Li Gr\u00fcn\ngezogen und mit Pfeilen markirt, um den Verlauf der tliats\u00e4chlichen Berthe in der N\u00e4he dieses kritischen Punktes besonders hervorzubeben. In Uebereinstimmung mit den bisherigen Versuchen, welche de& Punkt des Nachbildverh\u00e4ltnisses f\u00fcr das Helligkeitsverh\u00e4ltniss ann\u00e4hemd = 1 isolirt pr\u00fcften, f\u00fchren nun s\u00e4mmtliche Curven\nzugeh\u00f6rigen Nachbildwerthe","page":417},{"file":"p0418.txt","language":"de","ocr_de":"418\nWilhelm Wirth.\ndeutlich sichtbar unter diesem idealen Treffpunkt hinweg, ergibt sich gleich auf den ersten Blick keineswegs eine so n\u00e4herung der Curve an einen mehr oder weniger glatten oder ger-ul linigen Verlauf, wie sie bei den fr\u00fcheren Curven festgestellt werde,, konnte. Doch muss ber\u00fccksichtigt werden, dass diese Function hier eine viel complicirtere Abh\u00e4ngige zu einer ebenfalls nicht einfachen Unabh\u00e4ngigen darstellt, die alle viele Einzelfactoren in sich aufgenommen haben. Im allgemeinen zeigen zun\u00e4chst die Werthe der pl\u00f6tzlichen Einstellungen eine etwas gr\u00f6\u00dfere Uebereinstimmung ,mt dem Helligkeitsverh\u00e4ltniss, wie die Werthe der Selbsteinstellung. Es ist nun schon fr\u00fcher im Capitel V \u00fcber die Erholungsversuche festgestellt worden, dass die Werthe des ersten Momentes f\u00fcr eine bestimmte Intensit\u00e4tsstufe nicht durch v\u00f6llig proportionale Verkleinerung, sondern eher durch, constante Abz\u00fcge in die entsprechenden Werthe eines sp\u00e4teren Momentes \u00fcbergef\u00fchrt werden k\u00f6nnen. Damit werden nat\u00fcrlich auch die Werthunterschiede der pl\u00f6tzlichen Einstellung relativ verringert, was dem kleineren Werth des reagi-renden Both und Gelb und damit auch dem angef\u00fchrten Nachbild-Nr\nverh\u00e4ltniss ^ etc. gegen\u00fcber dem davon unber\u00fchrten Helligkeitsverh\u00e4ltniss zu gute kommt und die Curve f\u00fcr diese Punkte erh\u00f6ht. Ebenso bringt die gr\u00f6\u00dfere mittlere Helligkeit eine Ann\u00e4herung des Nachbildverh\u00e4ltnisses an das Helligkeitsverh\u00e4ltniss. Dies entspricht also wieder einem zu hohen Werthe f\u00fcr Roth, Gelb etc., der nach dem F.-H.\u2019sehen Satze selbst aus einer Uebersch\u00e4tzung der reagi-renden Helligkeiten folgen kann. Da nun die Helligkeiten der Farben \u00fcbereinstimmend auf der Intensit\u00e4tsstufe 120\u00b0 gemessen wurden, so bringt eine Erh\u00f6hung der thats\u00e4chlichen Intensit\u00e4tsstufe auf 180\u00b0 gerade f\u00fcr Roth und Gelb nach der bekannten Regel eine h\u00f6here Helligkeit mit sich, wie sie zugleich ein f\u00fcr das angegebene Helligkeitsverh\u00e4ltniss zu hohes Nachbildverh\u00e4ltniss nach sich zieht-Uebrigens sind alle diese Abweichungen klein genug, um den Haupt' Charakter der Curve unber\u00fchrt zu lassen.\nIndessen erheben sich vielleicht von anderer Seite Widerspr\u00fcche gegen diese Zuordnung von Helligkeits- und Nachbildverh\u00e4ltnissen. Die Messungen sollen nach den Ausf\u00fchrungen des VI. Cap. eine Ausgleichung des Farben- und Helligkeitsnachbildes enthalten, und\nAllerdings gro\u00dfe Ae-","page":418},{"file":"p0419.txt","language":"de","ocr_de":"per Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 419\nzwar sicher eine Einstellung auf Helligkeitsgleichheit, wenn \u00fcberhaupt nUr eine einzige Einstellung, wie hier \u00fcberall, gefunden wurde. Nun sind liier f\u00fcr ein bestimmtes Helligkeitsverli\u00e4ltniss der reagirenden Farben gleich gro\u00dfe Naclibildwerthe gefunden. Diese letzteren\nNb Nae\nentsprechen aber,\nda es sich f\u00fcr den Nachbildwerth\nNc- Nm\netc.\n_ i um ein =- etc. <i 1 handelt, jederzeit zugleich gewissen,\nunter sich gleichen Helligkeitsdifferenzen in der Einstellung auf subjective Gleichheit. Somit h\u00e4tte man das bei der Intensit\u00e4tsdifferenz beider Farben zugleich vorhandene Helligkeitsnachbild auf zwei verschiedenen reagirenden Helligkeiten mit der n\u00e4mlichen Helligkeitsdifferenz ausgeglichen. Hierin liegt aber offenbar ein Widerspruch gegen den F.-H.\u2019sehen Satz, wenn wir die bereits hinreichend bewiesene Vergleichbarkeit der Helligkeitswerthe verschiedener Farben innerhalb der Reaction auf negative Nachbilder aufrecht erhalten wollen. Jene Vergleichbarkeit w\u00fcrde ja auch erfordern, dass das n\u00e4mliche Helligkeitsquantum eines indifferenten Grau zur Ausgleichung des Helligkeitsnachbildes auf verschiedenen Intensit\u00e4tsstufen dienen k\u00f6nne. Es bleibt also kaum etwas anderes \u00fcbrig, als f\u00fcr diejenigen HelligkeitsVerh\u00e4ltnisse, die nahe bei 1 liegen, doch noch eine Art von Compromisseinstellung zuzugeben, welche das hier weitaus \u00fcberragende Farbennachbild vor allem ber\u00fccksichtigt, ohne dass man der minimalen Helligkeitsdifferenz gewahr w\u00fcrde, die bei der markant abgegrenzten Farbengleichheit noch vorhanden bleibt. F\u00fcr dieses reine Farbennachbild k\u00f6nnte dann thats\u00e4chlich die Regel beibehalten werden, dass es nach Gr\u00fcn und Blau hin anw\u00e4chst. Es w\u00fcrde diese specielle Eigenth\u00fcmlichkeit dann nur bei Helligkeitsgleichheit klar hervortreten. Je mehr aber das Helligkeitsnachbild bei ansteigender Intensit\u00e4tsdifferenz der neben-\u00dfinander fixirten Farben sich wieder geltend macht, um so mehr kitt dasselbe auch in seiner Proportionalit\u00e4t zu den reagirenden Helligkeiten in sein Recht, und sieht man in der That das Nach-bildverh\u00e4ltniss dem Helligkeitsverh\u00e4ltniss nach beiden Extremen der Curven hin sich immer besser ann\u00e4liern. Hoch kann auch das Verh\u00e4ltniss des Farbennachbildes nach den bei-<*en Extremen hin nicht in gleicher Weise vom Helligkeitsverh\u00e4ltniss","page":419},{"file":"p0420.txt","language":"de","ocr_de":"420\nWilhelm Wirth.\nentfernt bleiben, da ja bei der sonstigen Sicherheit f\u00fcr die Wahr nehmung eines einigerma\u00dfen deutlichen Auseinanderfallens bei der Einstellungen in diesem Falle auch hier sich eine Doppelein Stellung ergeben m\u00fcsste. Die auff\u00e4llige Thatsache, dass die Curven unter ausschlie\u00dflicher Ber\u00fccksichtigung des Verlaufes in den Extremen\nin der Mitte leicht \u00fcber den idealen Treffpunkt und ^fjt- __ i\nHar\tN\u00dfr ~~ 1\nhinweg erg\u00e4nzt werden k\u00f6nnten, darf also nicht einfach zur Correc-tur der gefundenen Nachbildwerthe f\u00fcr diese mittlere Region verwendet werden, da sonst vielleicht doch besondere Verh\u00e4ltnisse des reinen Earbennachbildes \u00fcber den Verh\u00e4ltnissen des in den Extremen vorwaltenden oder mindestens gleichwerthigen Helligkeits-nachbildes \u00fcbersehen w\u00fcrden.\nWenn man nun unter Voraussetzung einer Richtigkeit aller Helligkeitsbestimmungen und dieses Compromisses f\u00fcr die Combination von Helligkeits- und Farbennachbild dem eigenartigen Vorzug des rea-girenden Gr\u00fcn und Blau gegen\u00fcber Roth und Gelb einen bestimmten Sinn unterlegen wollte, so w\u00e4re zun\u00e4chst etwa daran zu denken, dass vielleicht den relativ gleich gro\u00dfen Empfindungsverschiebungen auf der Verbindungslinie Roth-Gr\u00fcn, Blau-Gelb, Blau-Roth etc. innerhalb des Farbencontinuums verschieden gro\u00dfe objective Beimischungen entsprechen. Dies w\u00fcrde sich also schon bei der einfachen Unterschiedsschwelle zeigen k\u00f6nnen, die f\u00fcr die eben merkliche Beimischung der Ausgleichungsfarbe zur reagirenden Farbe besteht. Der gr\u00f6\u00dfere Werth des Nachbildes von Roth neben Blau auf reagirendem Blau gegen\u00fcber dem reagirenden Roth st\u00e4nde also in Parallele dazu, dass zu reinem Blau mehr Roth beigemischt werden muss als Blau zu reinem Roth, um die Verschiebung eben erkennen zu lassen. Ganz Entsprechendes m\u00fcsste sich dann f\u00fcr die Vergleichung \u00fcbermerklicher Unterschiede erwarten lassen. Diese Schwellenwerthe sind nat\u00fcrlich von der besonderen Qualit\u00e4t der beiden zu einander gemischten Farben abh\u00e4ngig und m\u00fcsste zur vollen Entscheidung \u00fcber eine diesbez\u00fcgliche Ei'-kl\u00e4rungsm\u00f6gliclikeit eine sorgf\u00e4ltige Untersuchung mit ganz den n\u00e4mlichen Farben angestellt werden, mit denen bei der Nachbildmessung gearbeitet wurde, was nat\u00fcrlich Sache einer besonderen Arbed f\u00fcr sich w\u00e4re. Indessen zeigt sich die n\u00e4mliche Eigenth\u00fcmlichkeh","page":420},{"file":"p0421.txt","language":"de","ocr_de":"Per Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 421\ndoch hei so verschiedenen Farbennuancen, dass zwar keine Auffindung ganz genau des n\u00e4mlichen Zahlenverh\u00e4ltnisses, wohl aber doch der Hauptriclitung in der Abweichung mit beliebigen gut ges\u00e4ttigten Farben von gleicher Helligkeit aufgefunden worden sein m\u00fcsste, wenn jemals dergleichen Messungen \u00fcber Unterschiedsschwellen angestellt worden w\u00e4ren. Trotz der vielen psychophysischen Untersuchungen \u00fcberhaupt ist man aber um der allgemeineren Fragestellung willen meist bei einfacheren Problemen stehen geblieben, n\u00e4mlich der Bestimmung der Unterschiedsschwelle f\u00fcr Intensit\u00e4tssteigerungen, wie sie durch Beimischung der n\u00e4mlichen Farbe entstehen, oder der Unterschiedsschwelle f\u00fcr die Beimischung der unmittelbar benachbarten Farben und dergl. Auf Grund einer ganz speciellen psychologischen Fragestellung \u00fcber \u00bbpsychische Hemmungen\u00ab hat aber doch wenigstens G. Heymans1) in neuester Zeit gerade solche sog. \u00bbwechselseitige\u00ab Unterschiedsschwellen bestimmt, auf die es bei unserer Frage ankommt. Ohne dass ich hier auf eine Discussion der psychologischen Yerwerthung der Resultate von H. ein-gehen wollte, will ich nur erw\u00e4hnen, dass die \u00bbHemmungsschwellen\u00ab, die H. f\u00fcr mehrere Farben in verschiedenen Intensit\u00e4tslagen der \u00bbhemmenden\u00ab Beize auf sucht, rein ph\u00e4nomenologisch nichts anderes bedeuten, als die Unterschiedsschwellen f\u00fcr eine ebenmerkliche Beimischung der \u00bbgehemmten\u00ab Farbe zur \u00bbhemmenden\u00ab Farbe. Zudem hat H. gl\u00fccklicherweise auch noch ausdr\u00fccklich mit m\u00f6glichst angen\u00e4herter Helligkeitsgleichheit der zu einander gemischten Farben gearbeitet, so dass sich seine Resultate noch besser mit der Verschiebung der unter sich gleich hellen Reactionsfarbe des Helligkeitsverh\u00e4ltnisses ^loih etc. = 1 vergleichen lassen, wo dieser Vor-\ntl Gr\u00fcn\nzug des Gr\u00fcn und Blau besonders rein zur Geltung kommt. Aus Tab. I von H.\u2019s Untersuchungen findet man nun in der That die \u00dfbenmerkliche Verschiebung des reinen Blau nach Roth hin viel Sr\u00f6\u00dfer als die umgekehrte, und ebenso \u00fcbertrifft die ebenmerkliche Verschiebung von Blau nach Gr\u00fcn und von Gr\u00fcn nach Gelb ihr ^gentheil, wie es dem Vorzug der entsprechenden Nachbildwerthe\np b \u00bb. H eymans, Untersuchungen \u00fcber psychische Hemmung. Zeitschr. f. \u00abychol. u. Physiol, d. Sinnesorgane, XXI, S. 321 ff., 1899.","page":421},{"file":"p0422.txt","language":"de","ocr_de":"422\nWilhelm Wirth.\nangemessen w\u00e4re. Nur die Unterschiedsschwelle f\u00fcr Roth nach Gelb hin wird von der umgekehrten Richtung etwas \u00fcbertroffen w\u00e4hrend die Reactionen auf Nachbilder das umgekehrte Verh\u00e4ltnis\u00ab zeigen; doch ist vielleicht gerade f\u00fcr Roth und Gelb, das H. als \u00bbbraungelb\u00ab bezeichnet, der Vergleich seiner Pigmentfarben mit unseren Farbenwerthen nicht so unmittelbar gestattet. Roth-Gr\u00fcn und Blau-Gelb kommen leider auch hei ihm nicht vor. Ohne dass also vor eigenen Versuchen mit noch vergleichbareren Bedingungen etwas entschieden werden k\u00f6nnte, so ist doch schon aus dieser Vergleichung eine gewisse Wahrscheinlichkeit zu entnehmen. Damit w\u00fcrden also in diese ganze Frage, die ja \u00fcberhaupt von dem Fechner-schen Parallelgesetz ihren Ausgang genommen hat, wieder gewisse Thatsachen der Psychopliysik eingef\u00fchrt. Insofern den gr\u00f6\u00dferen ebenmerklichen Farhenverschiebungen des Blau nach Roth hin nach den allgemeinen Anschauungen des Web er\u2019sehen Gesetzes auch vielleicht ein gr\u00f6\u00dferer absoluter Farbenwerth des reagirenden Blau entspr\u00e4che, w\u00fcrde diese specielle Abweichung des Nachbildwerthes f\u00fcr Blau und Gr\u00fcn einen gewissen Schluss auf den gr\u00f6\u00dferen absoluten Farbenwerth dieser ganzen Farbenregion ziehen lassen. Hierdurch w\u00e4re dann der F.-H.\u2019sche Satz f\u00fcr die reagirenden Farben-werthe auch f\u00fcr diese specielle Eigent\u00fcmlichkeit als Erkl\u00e4rungsprincip beibehalten. Nat\u00fcrlich lie\u00dfe sich diese Hypothese nicht etwa durch Steigerung der Nachbildwerthe bei Steigerung der S\u00e4ttigung auf der gleichen Intensit\u00e4tsstufe controlliren, da ja eine Herabminderung der S\u00e4ttigung auf der n\u00e4mlichen Intensit\u00e4tsstufe nur durch Beimischung der Complement\u00e4rfarbe erreicht sein konnte, die ja f\u00fcr sich als reagirende Farbe gerade die entgegengesetzte Abweichung zeigt. F\u00fcr die Zusammenstellung mit ges\u00e4ttigteren Farben tritt daher die n\u00e4mliche Abweichung des Werthes (mit einem mittleren Werth f\u00fcr Grau) erst am klarsten hervor.\nAu\u00dferdem k\u00f6nnte man auch > von einem ganz anderen Gesichtspunkte aus wiederum auf die Analogie verweisen, die einerseits zwischen Blau und Gr\u00fcn zu Dunkel und anderseits zwischen Both und Gelb zu Hell besteht. Allerdings wird weiter unten ausf\u00fchrlich noch zur Sprache kommen, wie wenig auf Grund dieser Untel suchungen das allgemeine Wesen der Blau- und Gr\u00fcnerregung","page":422},{"file":"p0423.txt","language":"de","ocr_de":"Per Feehner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 423\n,nit dem Wesen des Schwarz auf eine Stufe gestellt werden kann. Indessen wird eine gewisse Verwandtschaft immerhin zugestanden werden m\u00fcssen, wie sie oben auch in der Gef\u00fchlswirkung zur Geltung kommt (vergl. Einleitung S. 314). Das gr\u00f6\u00dfere Dunkel l\u00e4sst nun nach den Ausf\u00fchrungen des vorigen Oapitels als reagirende Fl\u00e4che, abgesehen davon, dass es auf Grund seines eigentlichen Wesens die absoluten Wertlie immer kleiner ausfallen l\u00e4sst, doch eine relative Steigerung des Nachbildwerthes gegen\u00fcber den oberen Regionen zu. So k\u00f6nnte also auch das reagirende Blau und Gr\u00fcn abgesehen davon, dass es seinem allgemeinen Wesen entsprechend einen absoluten Nachbildwerth von ganz bestimmter H\u00f6he ergibt, noch eine relative Steigerung auf der bestimmten Intensit\u00e4tsstufe gegen\u00fcber den Werthen f\u00fcr reagirendes Both und Gelb hinzutreten lassen. In ITebereinstimmung hiermit w\u00fcrde auch der Werth auf Blau, mit demjenigen von Gr\u00fcn verglichen, der h\u00f6here sein, wie es thats\u00e4chlich der Fall zu sein scheint.\nSchlie\u00dflich steht vorl\u00e4ufig nat\u00fcrlich immer noch der Einwand frei, dass vielleicht doch die unmittelbaren Helligkeitsbestimmungen f\u00fcr die verschiedenen Farben naturgem\u00e4\u00df an gewissen constanten Fehlern leiden, um so mehr als gerade Gr\u00fcn und Blau diejenigen Farben sind, deren Helligkeit leicht untersch\u00e4tzt wird (vergl. S. 314), w\u00e4hrend diejenige des Both und Gelb leicht \u00fcbersch\u00e4tzt zu werden pflegt. Zudem brauchten die positiven und negativen Sch\u00e4tzungsfehler,\nwelche dem thats\u00e4chlichen Helligkeitsverh\u00e4ltniss , ^Cflb zu ge-\nnnge Nachbildverh\u00e4ltnisse zuordnen lie\u00dfen, thats\u00e4chlich gar nicht so bedeutend zu sein, um das vorliegende Besultat zu bewirken. Man ^rde aiso dann annehmen, dass die wirkliche Gleichheit der rea-Prenden Intensit\u00e4ten, gleichg\u00fcltig welcher Farbe, gleiche Nachbild-werthe liefern w\u00fcrden. Damit w\u00e4re dann nat\u00fcrlich auch die besondere Annahme einer Compromisseinstellung auf Farbengleichheit ohne Ber\u00fccksichtigung des minimalen Helligkeitsunterschiedes un-B\u00f6thig geworden, die bei der relativ gro\u00dfen Empfindlichkeit f\u00fcr esen letzteren Unterschied thats\u00e4chlich etwas Missliches an sich *\u2022 Doch steht diesem ganzen Versuche allerdings zum mindesten sichere unmittelbare Bewusstsein der Helligkeitsgleichheit bei den 'Mittelbaren Sch\u00e4tzungen entgegen, das auch nach langer Ein\u00fcbung\nW<udt, Philos. Studien. XVII.\t28","page":423},{"file":"p0424.txt","language":"de","ocr_de":"424\nWilhelm Wirth.\nund unter Ber\u00fccksichtigung indirecter H\u00fclfsmittel zu (|C)| eingereclmeten Werthen gef\u00fchrt hat.\nEin ganz anderes Gesicht w\u00fcrde diese Ueberlegung selbstverst\u00e4ndlich dann erhalten, wenn zwar die richtige Helligkeitsauffassung zugestanden, daf\u00fcr aber im Sinne der Theorie von den specifischen Helligkeiten nach Hering auf die Thatsache verwiesen w\u00fcrde, dass die reinen Helligkeitswerthe der Farben von den hier bei mittlerer Helligkeitsadaptation gefundenen Werthen wirklich in dem n\u00e4mlichen Sinne wie vorhin bei Annahme constanter Sch\u00e4tzungsfehler abweichen m\u00fcssten, insofern bei dieser Sch\u00e4tzung der blaue und gr\u00fcne Farben-werth einen specifischen Dunkelheitswerth, der gelbe und rothe hingegen einen specifischen Helligkeitswerth hinzuf\u00fcgte1). Zun\u00e4chst w\u00fcrde nat\u00fcrlich die Corrector auf die reinen Helligkeitswerthe nach dieser Theorie viel zu gro\u00df ausfallen, als es zur Uebereinstimmung mit den zugeh\u00f6rigen Nachbildverh\u00e4ltnissen geschehen d\u00fcrfte. Au\u00dferdem w\u00e4re aber gar nicht abzusehen, warum die specifisclie Helligkeit nicht ebenfalls ganz im Sinne der reagirenden Helligkeit zur Geltung kommen sollte. Der Hinweis auf die Gr\u00f6\u00dfe der Correctin', die sonst vorzunehmen w\u00e4re, zeigt ja gerade, dass wenigstens weitaus der gr\u00f6\u00dfte Theil dieser specifischen Helligkeit in seiner Wirkung nicht von dem reinen Helligkeitswerthe unterschieden werden d\u00fcrfte, so dass auch kein Grund vorhanden ist, den kleineren Best nicht ebenfalls im n\u00e4mlichen Sinne wirken zu lassen. Ferner stimmen auch nun im einzelnen die f\u00fcr das Helligkeitsverh\u00e4ltniss gefundenen Nachbildverh\u00e4ltnisse hei den verschiedenen Farbenzusammenstellungen mit den entsprechenden specifischen Helligkeitswerthen gar nicht \u00fcberein, insofern f\u00fcr Gelb-Blau die gefundene Abweichung relativ am geringsten, f\u00fcr Both-Gr\u00fcn etwas mehr und f\u00fcr Both-Blau am gr\u00f6\u00dften ist. Auch wenn man unabh\u00e4ngig von der Theorie die Heilig' keitsverh\u00e4ltnisse der Spectralfarben in der Projection auf dem wei\u00dfen Schirme verwerthen wollte, die in der Schroffheit der Differenzen weit hinter denjenigen der unmittelbaren subjectiven Betrachtung zur\u00fcckstehen, w\u00fcrde man nichts erreichen, insofern doch die Gr\u00f6\u00dfen\n1) Doch soll hiermit nat\u00fcrlich nicht behauptet werden, dass in der The01 der spec. Helligkeiten an sich schon die Nothwendigkeit einer solchen Std u n\u00e4hme zu unserer Frage enthalten liege. Es handelt sich nur um eine viel ei nahe liegende Combination.","page":424},{"file":"p0425.txt","language":"de","ocr_de":"per Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 425\nVerh\u00e4ltnisse noch die gleiche Vertheilung beibehalten. Man m\u00fcsste also h\u00f6chstens wieder auf die Gemischtheit der Farben1) verweisen, die nat\u00fcrlich nicht allzu viel daran zu ver\u00e4ndern vermag, wenn auch f\u00fcr diese specielle Frage in gleicher Weise wie f\u00fcr diejenige des vorigen Capitels hiermit Spectralversuche in Aussicht gestellt sein sollen.\nZusammenfassung.\nSoweit sich aus den bisherigen Versuchen ein allgemeinerer TJeber-blick gewinnen l\u00e4sst, scheint in der That der F.-H.\u2019sche Satz auch die Gestaltung der farbigen Nachbildwertlie bei beliebiger Variation der reagirenden Farbenreize umfassen zu k\u00f6nnen, wenn man nur die Bedeutung der Erregbarkeitsver\u00e4nderung, also den Grundbegriff des ganzen Satzes im Gegensatz zu der \u00bbpositiven\u00ab Nachbildwirkung, allgemein genug zu fassen bereit ist. Die Entscheidung dar\u00fcber, ob mit dem Begriff der Erm\u00fcdung und Erholung, zusammengenommen mit der Beimischung positiv complement\u00e4rer Wirkungen im Sinne der Hering\u2019schen Theorie \u00fcber negative Nachbilder, allein auszukommen ist, oder ob ein allgemeinerer Begriff der Erregbarkeitsver\u00e4nderung als einer proportionalen Verschiebung der Erregung in bestimmter Richtung f\u00fcr das ganze Farbensystem eingef\u00fchrt werden muss, wird erst sp\u00e4ter mit Sicherheit getroffen werden k\u00f6nnen, wenn mir auch eine solche im letzteren Sinne, auf Grund gewisser oben beschriebener Versuche und wegen der Uebereinstimmung mit 1. Cap., I, 3, augenblicklich n\u00e4her\n1) Um die herrschenden Helligkeitsverh\u00e4ltnisse f\u00fcr die reinen Spectralfarben, 'he aus einem Spectrum von mittlerer Intensit\u00e4t entnommen sind, in der Schirm-P''ejection n\u00e4her zu charakterisiren, gebe ich die Episkotisterbestimmungen f\u00fcr Streifen von ca. 1,5 cm Breite in einem zu 14 cm von A bis Q entwickelten Ui'ojeetionsspectrum :\nRoth: 1)\tbis\t25\u00b0\tW\n2)\t38\u00b0\tW\nOrange:\t80\u00b0\tW\nReihte Stelle\nim Gelb:\t180\u00b0\tW\n1111 mittleren Rindruck)\nGr\u00fcn: 1) 110\u00b0 (Anordn. Cap. 2, HI, 9, S. 358)\n\u00bb\t2) 79\u00b0\n\u00bb\t3) 55\"\nGr\u00fcnblau:\t21\"\nBlau:\t3\u00b0\nIndigo :\t3\u00b0\nViolett:\tX1\u00b0\n28*","page":425},{"file":"p0426.txt","language":"de","ocr_de":"426\nWilhelm Wirth.\nliegen w\u00fcrde. Jedenfalls vereinigte sich diese Annahme einer Verschiebung, die das ganze System (wenn auch in verschiedener Pr0_ portion) ergreift, sehr gut mit der Annahme einer einheitlichen, jn sich geschlossenen physiologischen Grundlage f\u00fcr das ganze Farbensystem, deren verschieden abgestufte Specialisirungen den einzelnen Farbent\u00f6nen entsprechen.\nDie Verfolgung der verschiedenen Hauptrichtungen, die in der Einleitung bezeichnet wurden, zeigte f\u00fcr die einfachste Reizvariation der Reizsteigerung auch den einfachsten Functionsverlauf im Sinne des F.-H\u2019schen Satzes, und zwar f\u00fcr die Intensit\u00e4tssteigerung s\u00e4mmtliclier untersuchter Farben in gleichem Sinne wie fr\u00fcher f\u00fcr die Steigerung der Helligkeit heim Helligkeitsnachbilde. Die Ergebnisse f\u00fcr die Variation der reagirenden S\u00e4ttigungsstufen bei gleicher Intensit\u00e4tsstufe lassen sich aber nun ebenfalls durch die Zur\u00fcckf\u00fchrung auf die verschiedenen Farbencompo-nenten, die in der Mischung enthalten sind, in einfachster Weise dem speciell so genannten F.-H.\u2019schen Satze f\u00fcr die Intensit\u00e4tssteigerungen unterordnen. Es zeigt sich ja ohne R\u00fccksicht auf die S\u00e4ttigung der resultirenden Mischungsfarbe f\u00fcr eine bestimmte constante Gesammtintensit\u00e4t ein ungef\u00e4hr con-stanter absoluter Nachbildwerth. Und dies gilt auch da, wo die Mischungscomponenten ihrem ganzen gegenseitigen Verh\u00e4ltniss entsprechend gar keine bedeutendere S\u00e4ttigungsabnahme bewirken, wie z. B. bei der Messung des Nachbildes von Blau neben Roth auf den Mischungen von Roth und Blau bei gleicher Gesammtintensit\u00e4t, wo ebenfalls alle Zwischenstufen jenen ann\u00e4hernd constanten Werth zeigen. Es geht aber nat\u00fcrlich auch nicht an, die Gesammtintensit\u00e4t, wie sie in der gleich erhaltenen Helligkeit sich darbietet, zui entscheidenden Grundlage f\u00fcr die Gestaltung des farbigen Nach bildwerthes zu machen, so dass man also die constante \u00bbHelligkeit\u00ab f\u00fcr die Constanz des Werthes verantwortlich machte. Denn zun\u00e4chst ist ganz allgemein eine Unterscheidung des Farben- un Helligkeitsprocesses geboten und in dieser Arbeit mit neuen Beweisen gest\u00fctzt. Au\u00dferdem zeigt sich aber auch die oben oft erw\u00e4hnte kleine, nur vom Farbentone abh\u00e4ngige Abweichung von dies\u00ab Constanz des Werthes bei gleicher Helligkeitsstufe. Wenigstens wenn man diese Abweichung nicht f\u00fcr ein nur scheinbares Ergehn'5","page":426},{"file":"p0427.txt","language":"de","ocr_de":"j)er Fechner-Helmholtz\u2019sclie Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 427\nconstant^' Sch\u00e4tzungsfehler hinsichtlich der Helligkeit ansieht, wird man auch hieraus die ausschlie\u00dfliche Abh\u00e4ngigkeit vom reagirenden Farbenwerthe erschlie\u00dfen und, in guter Uebereinstimmung mit anderweitigen Thatsachen, einen etwas anderen, und zwar gr\u00f6\u00dferen Farbenwerth f\u00fcr Blau und Gr\u00fcn bei der n\u00e4mlichen Helligkeit anzunehmen, als f\u00fcr Roth und Gelb. Alsdann ordnete sich also die Thatsache des ann\u00e4hernd constanten, nach Blau und Gr\u00fcn etwas ansteigenden Nachbildwerthes f\u00fcr die n\u00e4mliche Helligkeitsstufe in einfachster Weise dem F.-H.lschen Satze nach dem folgenden Schema unter, wo die Intensit\u00e4ten der betheiligten Farben die entscheidende Grundlage f\u00fcr das Farbennachbild ausmachen.\nDie horizontal schraffirte Region Gr (Bl) w\u00fcrde dem Ansteigen der Nachbildcomponente f\u00fcr Gr\u00fcn mit steigendem Gr\u00fcnwerth (Blauwerth) der Mischung, die Region mit senkrechter Schraf-firung Ri Ge) dem (mit steigender Ersetzung des Gr\u00fcn durch Roth in der Mischung) ansteigenden Rothwerth entsprechen.\nDie Gerade S w\u00fcrde den Verlauf der Curve selbst als eine Summe der beiden anderen Wer the ergeben.\nDie auf S. 364 erw\u00e4hnte M\u00f6glichkeit einer constanten Abweichung der Linie S von der geraden Linie w\u00e4re nach diesem Schema z. B. in der Weise denkbar, dass man f\u00fcr jede der beiden Theilcurven Gr und R die oben ausf\u00fchrlich discutirte relative Zunahme des Werthes f\u00fcr die niedrigeren Reactionsstufen einf\u00fchrt. Alsdann w\u00fcrden beide Theilcurven gegen die Abscissenachse convex verlaufen ttnd die Superposition beider Curven in der Linie 8 m\u00fcsste eine noch gr\u00f6\u00dfere Oonvexit\u00e4t besitzen. Wie schon erw\u00e4hnt, ist aber aus den bisherigen Resultaten hier\u00fcber noch nichts mit Sicherheit zu\nentnehmen.\nEine einheitlichere physiologische Farbentheorie k\u00f6nnte nat\u00fcrlich \u2022chlie\u00dflich einmal dieses Schema noch bedeutend vereinfachen und ^\u25a0allgemeinem. Es wird eben vor allem von einer sorgf\u00e4ltigen Versuchung des Nachbildeffectes auf anderen, bei der Entstehung\nFig. 21.","page":427},{"file":"p0428.txt","language":"de","ocr_de":"428\nWilhelm Wirth.\nnicht betheiligten Reactionsfarben abh\u00e4ngen. Auch f\u00fcr den unmittel baren Anblick ohne subjective Ausgleichung m\u00fcsste sich diese letztere im 7. Capitel ausf\u00fchrlich besprochene Frage behandeln lassen, wenn das reagirende Grau, das nach den allgemeinen Contrastgesetzen die subjective, unausgeglichene Differenz am besten hervortreten l\u00e4sst einmal aus den bei Entstehung des Nachbildes betheiligten Farben, und das andere Mal aus einem m\u00f6glichst davon entfernten complement\u00e4ren Paar gemischt worden ist.\nMit dieser einfachen Abh\u00e4ngigkeit von der einfachsten Reizsteigerung und von den Componenten, die in eine Mischung ein-gehen, unabh\u00e4ngig vom S\u00e4ttigungsgrade, zeigt sich aber nun das negative Nachbild thats\u00e4chlich als ein relativ peripherer Process womit die schon in der Einleitung angef\u00fchrte Frage getroffen w\u00e4re. Damit ist nat\u00fcrlich auch das Verh\u00e4ltnis der Erregbarkeitsver\u00e4nderung zu den Componenten der Mischung ganz allgemein festgelegt. In den antagonistischen Process, in welchem sich complement\u00e4re Farbenprocesse gegenseitig aufheben, gehen bereits die im Sinne des negativen Nachbildes ver\u00e4nderten Farbenprocesse ein. Es scheint, als oh G. E. M\u00fcller in seiner Arbeit \u00bbZur Psychophysik der Gesichtsempfindungen\u00ab J) die Annahme des \u00bbAntagonismus\u00ab mit der anderen f\u00fcr unzertrennlich verbunden h\u00e4lt, dass nur die \u00bbwirksamen Differenzen\u00ab, die den Antagonismus bereits hinter sich haben, als Angriffspunkte f\u00fcr die vorhandenen Erregbarkeitsver\u00e4nderungen dienen, also die \u00bbreagirenden\u00ab Factoren im eigentlichen Sinne bilden. Hiermit soll dann vor allem die von v. Kries zuerst beobachtete Erscheinung allein vereinbar sein, wonach gleich aussehende Gemische aus verschiedenen Componenten, z. B. Roth + Gr\u00fcn = Blau + Gelb \u2014 Grau, auch nach einer bestimmten Erregbarkeitsver\u00e4nderung, z. B. durch Fixation von Roth, die f\u00fcr die beiden Sehfeldbezirke der zu vergleichenden Gemische die n\u00e4mliche ist, fortgesetzt einander subjects gleichen. Die Componententheorie im Sinne Helmholtz\u2019, wonach die Mischung des Grau eine \u00bbErg\u00e4nzung\u00ab bedeutet, ist hiermit, wie M. hervorhebt, unvertr\u00e4glich. Nun kann allerdings von unseren Bedingungen f\u00fcr Entstehung der negativen Nachbilder aus, wo zwei verschiedene Farben neben einander fixirt wurden, nicht\n1) Zeitschrift f\u00fcr Psychologie, X, S. 323 f.","page":428},{"file":"p0429.txt","language":"de","ocr_de":"per Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz \u00fcber negative Nachbilder u. s. Analogien. 429\nunmittelbar ein ganz eindeutiger Schluss auf das Ma\u00df der Ver\u00e4nderung gezogen werden, das eine von beiden Fl\u00e4chen f\u00fcr sich erf\u00e4hrt *). Jedenfalls ist aber im allgemeinen jede von beiden Seiten an dem gefundenen Gesammtwerthe in dem bisher angegebenen Sinne betheiligt- Denkt man sich also die rothe Fl\u00e4che, auf welcher die Farbengleichung nach der Erregbarkeitsver\u00e4nderung f\u00fcr Roth betrachtet werden soll, als die eine Seite unserer fixirten Farbendifferenz (z. B. Grau von gleicher Helligkeit als Umgebung), so w\u00fcrde das n\u00e4mliche negative Nachbild von Roth neben Grau theils auf Roth + Gr\u00fcn, theils auf Blau + Gelb projicirt worden sein. Das \u00bbgleiche Aussehen\u00ab der beiden Gemische w\u00fcrde also auch ungef\u00e4hr das n\u00e4mliche Quantum Roth zur subjectiven Ausgleichung des Nachbildes an beiden Stellen nothwendig machen. Die \u00bbCompo-nententheorie\u00ab in dem von M. kritisirten Sinne ist aber zur Erkl\u00e4rung dieses Thatbestandes nicht eigentlich deshalb unf\u00e4hig, weil sie eine positive Erg\u00e4nzung der verschiedenen Complement\u00e4rpaare zu Grau behauptet, sondern vor allem deshalb, weil die Erregbarkeitsver\u00e4nderungen durch Fixation von Roth sich nur auf Roth beziehen soll, falls das fixirte Roth \u00bbGrundfarbe\u00ab war. Aber auch eine antagonistische Theorie, die verschiedene unter sich v\u00f6llig getrennte Paare von Gegenfarben annimmt, von denen z. B. bei Fixation von Roth nur eine betheiligt ist, w\u00fcrde jener Thatsache nicht gerecht werden k\u00f6nnen, sobald eben die gemeinsame Ver\u00e4nderung auf Roth + Gr\u00fcn und Blau + Gelb nicht einer positiven Zumischung eines bestimmten Quantums complement\u00e4ren Gr\u00fcns entspricht, sondern einer mit der Intensit\u00e4tsstufe wachsenden Ver\u00e4nderung im Sinne des F.-H.\u2019schen Satzes. Nun ist jedenfalls in Cap. VII f\u00fcr die Projection auf Gr\u00fcn + Roth, d. h. auf die bei Entstehung 'les Nachbildes betheiligten Farben, die Unzul\u00e4nglichkeit einer blo\u00dfen \u00bbZumischung\u00ab ohne Ver\u00e4nderung von \u00bbErregbarkeiten\u00ab f\u00fcr 'He Reize festgestellt worden. Falls daher der von M. hervorgehobene Kries\u2019sche Satz thats\u00e4chlich f\u00fcr alle reagirenden Intensit\u00e4tsstufen zutreffen w\u00fcrde, so w\u00e4re auch f\u00fcr die Reaction anderer bei der bNation unbetheiligter Farben (n\u00e4mlich Blau + Gelb) ein proportional steigender Nachbildwerth erwiesen, wie er in Cap. VH am\n1) Vergl. Philos. Stud., XYI, S. 528.","page":429},{"file":"p0430.txt","language":"de","ocr_de":"430\nW. Wirth, Der Fechner-Helmholtz\u2019sche Satz u. s. w.\nSchl\u00fcsse als wahrscheinlich hingestellt wurde; zugleich als ein Gegen beweis gegen die Zerrei\u00dfung der einheitlichen Grundlage des Farben syst\u00e8mes. Es w\u00e4re dann sogar der Werth auf den anderen Farben gleich gro\u00df, was nicht einmal als nothwendig gefordert wurde. Aber auch der v. Kries\u2019sche Satz ist ja noch nicht in der angedeuteten Richtung vollkommen quantitativ festgelegt. Die Spectralversuche w\u00fcrden also auch diesen von G. E. M\u00fcller neuerdings hervorgehobenen Gesichtspunkt sorgf\u00e4ltig zu pr\u00fcfen haben. Bei einem Resultat in unserem Sinne w\u00fcrden dann aber auch nicht mehr die \u00bbresul-tirenden Differenzen\u00ab, sondern die Mischungscomponenten in Betracht kommen, wie denn auch der Werth, mit welchem ein aus Gr\u00fcn und Roth gemischtes Grau auf das Nachbild von Roth neben Gr\u00fcn reagirt, nur aus der Zerlegung in die Werthe der (als antagonistisch zugestandenen) Oomponenten begriffen wird.\nSchlie\u00dflich zeigt auch diese Untersuchung wiederum, dass alle Farbenerregungen als solche der positiven Helligkeitserregung analog gedacht werden m\u00fcssen. Es geht nicht an, den Farbenprocess des Blau und Gr\u00fcn, soweit er f\u00fcr das negative Nachbild in Betracht kommt, zu Schwarz oder Dunkel, den Process f\u00fcr Gelb und Roth aber zu Wei\u00df oder Hell in Analogie zu setzen, wie es mit der Zuordnung der beiderseitigen Farbengruppen zu den Vorg\u00e4ngen der Assimilation und Dissimilation geschehen ist. Alle positiven Farbenerregungen zeigen als reagirende Farben die directe Proportionalit\u00e4t des entsprechenden Nachbildwerthes, wie sie bei Steigerung der Helligkeit, d. h. also des Wei\u00dfwerthes gefunden wird. Das Schwarz oder Dunkel hingegen ist die negative Seite des Ganzen, nach welcher hin auch die absoluten Werthe der Erregungsdifferenz jederzeit sinken. Wollte man aber nun diese Zuordnung des Farbengegensatzes Blau-Gelb, Gr\u00fcn-Roth zum Gegensatz Schwarz-Wei\u00df dadurch wenigstens von diesen Einw\u00e4nden seitens des F.-H.\u2019sehen Satzes befreien, dass man noch einen periphereren Process als Schauplatz der Nachbildwirkung vorsch\u00f6be, dessen Producte erst der genannten Analogie anheimfallen sollten, so h\u00e4tte man diese Farbentheorie gerade da verlassen, wo sie die besten Dienste leisten sollte.\n(Fortsetzung folgt.)\nBerichtigung: S. 345\u201469 ist das 1. Cap. einer fr\u00fcheren Eintheilung e11* sprechend als 2. Cap. citirt.","page":430},{"file":"p0466s0001table2.txt","language":"de","ocr_de":"Hot h\n'\u00ee'??\ts$\n\\\nOra-w\nIloth\nGrccu\nGrilrv.\nRoth,\nRoth\nRoth,\n\nBill!\nG riin.\nRoth,\n\nIfu\u00bb\u00ab\n,fl PhUoxophiscke Studien , XVI]. Boun d,.\nTat: II.\nVerlag v. Wilhelm Knjjebnaun inLeipsx.\nLith AnstJulius Klirkhardt Leipzi","page":0},{"file":"p0466s0005table3.txt","language":"de","ocr_de":"Roth.\nBla.li.\nh/\"\"1\nH philosophische Studien XVH.Band.\nTaf. III.\nFtg.\nRothe\nGelb\nFig. 5.\nFi ff. 3?\nHoth\nBleut,\nVerlag v.Wilhelm Kngelmaim in Leipzig.\nlith AnstJulius Klinkhardt Leipzig","page":0}],"identifier":"lit4558","issued":"1901","language":"de","pages":"311-430","startpages":"311","title":"Der Fechner-Helmholtz\u2018sche Satz \u00fcber negative Nachbilder und seine Analogien, Zweiter Theil","type":"Journal Article","volume":"17"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:24:22.955750+00:00"}