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{"created":"2022-01-31T14:24:19.669481+00:00","id":"lit4574","links":{},"metadata":{"alternative":"Philosophische Studien","contributors":[{"name":"Kiesow, Friedrich","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Philosophische Studien 19: 260-309","fulltext":[{"file":"p0260.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Vertheilung und Empfindlichkeit der Tastpunkte.\nVon\nFriedrich Kiesow.\nUniversit\u00e4t Turin.\nMit 2 Figuren im Text und Tafel I.\nBald nachdem ich vor Jahren mit den von M. v. Frey in die \"Wissenschaft eingef\u00fchrten Untersuchungsmethoden bekannt wurde, ist w\u00e4hrend des vielfachen Zusammenarbeiten mit ihm in mir der Wunsch entstanden, das Gebiet der Tast- und anderer von der K\u00f6rperhaut ausgel\u00f6ster Empfindungen vom Standpunkt der physiologischen Psychologie aus einer Neubearbeitung zu unterziehen. Ich habe diese Arbeit sp\u00e4ter theils allein, theils mit meinen Sch\u00fclern zusammen nach verschiedenen Richtungen hin unternommen und es ist einiges davon bereits ver\u00f6ffentlicht worden *). Mit der vorliegenden Arbeit stellte ich mir die Aufgabe, die Vertheilung der Tastpunkte und deren Empfindlichkeit auf den einzelnen Hautgebieten, sowie die Beziehung beider Momente zu einander n\u00e4her zu untersuchen. Mir schien eine solche Arbeit nach mehr als einer Seite hin von Nutzen zu sein, besonders aber hoffte ich hiermit einige Vortheile f\u00fcr Untersuchungen im Gebiete der r\u00e4umlichen Tastwahrnehmungen zu gewinnen. Soweit ich die erw\u00e4hnten Versuche ahschlie\u00dfen konnte, seien sie im Folgenden mitgetheilt; was daran noch fehlt, wird in n\u00e4chster Zeit in einem Nachtrage an einem andern Orte ver\u00f6ffentlicht werden.\nWas zun\u00e4chst die Organe betrifft, durch welche Tastempfindungen ausgel\u00f6st werden, so ist abgesehen von den Gebilden, die man als\n1) U. A. A. Pastore e L. Agliardi, S\u00fclle oscillazioni delle sensazioni di deformazione cutanea. R. Accademia delle Scienze di Torino, Anno 1900\u20141901.\nI","page":260},{"file":"p0261.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Vertheilung und Empfindlichkeit der Tastpunkte.\n261\nTastk\u00f6rperchen, Tastzellen u. s. w. bezeichnet hat, seit l\u00e4ngerer Zeit sowohl von physiologischer wie von anatomischer Seite auf den Antheil hingewiesen worden, der den Haaren hei der Vermittelung tactiler Eindr\u00fccke zukommt, und es ist interessant zu verfolgen, wie hierin, wie in der ganzen Frage \u00fcberhaupt, soweit sie nach ihrer allgemeinen Seite f\u00fcr uns in Betracht kommt, die beiden Wissenszweige schlie\u00dflich zu demselben Resultate gelangen.\nObwohl im Allgemeinen bereits seit l\u00e4ngerer Zeit bekannt war, dass durch die Haare Empfindungen ausgel\u00f6st werden (Albr. v. Haller1), bezeichnete den Bulbus als \u00bbsens\u00fcis\u00ab), ist von physiologischer Seite doch wohl erst im Jahre 1858 durch die bekannte Arbeit von Aubert und Kammler2) f\u00fcr diese Thatsache der experimentelle Beweis erbracht und zugleich der Versuch gemacht worden, hief\u00fcr numerische Bestimmungen auszuf\u00fchren. So werthvolle Resultate die von diesen Forschern angewandte Methode in ihrer Hand ergeben hatte, konnte sie weiteren Anspr\u00fcchen nicht mehr gen\u00fcgen, und es bedeutete daher einen gro\u00dfen Fortschritt, als Magnus Blix3) im Jahre 1885 v\u00f6llig neue Wege einschlug. Der bahnbrechende Schritt, zu dem Blix und nach ihm A. Goldscheider4) gef\u00fchrt wurde, bestand in der Erkenntniss, dass die Ausl\u00f6sung tactiler Eindr\u00fccke von Organen geschehe, die von denen, die der Aufnahme thermischer Reize dienen, verschieden sein m\u00fcssten. Mit H\u00fclfe eines eigens f\u00fcr diesen Zweck construirten Hebelapparates gelang es Blix, durch momentan von der freien Spitze eines Pferdehaares auf gewisse Hautstellen (Haut der linken Hand und des linken Unterarms, einige Stellen der unteren Extremit\u00e4t) ausge\u00fcbte minimale Dr\u00fccke die einzelnen Tastorgane der oberfl\u00e4chlichen Hautschichte isolirt zu reizen und zum Theil ihre Empfindlichkeit zu bestimmen. Goldscheider, bei dem, wie er angibt, andere Gesichtspunkte im Vordergr\u00fcnde standen, vereinfachte das Verfahren dahin, dass er eine Nadel oder ein zugespitztes H\u00f6lzchen leicht und schr\u00e4g auf die Haut aufsetzte5). Eine messende Bestimmung lie\u00df diese Methode\n1)\tA. v. Haller, Primae lineae physiologiae, Gottingae MDCCLI, p. 268.\n2)\tH. Aubert u. A. Kammler, Untersuchungen \u00fcber den Druck- und Raum-sinn der Haut. Moleschott\u2019s Untersuchungen u. s. w, V, S. 145 f.\n3)\tM. Blix, Experimentelle Beitr\u00e4ge zur L\u00f6sung der Frage \u00fcber die spec. Energie der Hautnerven. Zeitschr. f. Biologie XXI, S. 145 f.\n4)\tA. Goldscheider, vgl. die betr. Arbeiten in \u00bbGesammelte Abhandlungen*\nh 1898.\t5) Ges. AbhandL, I, S. 188.","page":261},{"file":"p0262.txt","language":"de","ocr_de":"262\nFriedrich Kiesow.\nnat\u00fcrlich nicht zu. Wie durch mechanische konnten diese Forscher den Nachweis isolirter Tastapparate in der K\u00f6rperhaut auch durch elektrische Reizung f\u00fchren. Die so auf die Haut projicirharen Punkte, von denen aus durch minimale mechanische und elektrische Reizung die Tastempfindung ausl\u00f6sbar ist, bezeichnet Bl ix als Druckpunkte, welchen Ausdruck Goldscheider acceptirt und dem der Tastpunkte vorzieht. In Bezug auf die Haare der K\u00f6rperoberfl\u00e4che gelangte Blix zu dem Ergebniss, dass wahrscheinlich alle Haare Tasthaare seien. Diese Folgerung gr\u00fcndete sich auf die Beobachtungen, die er \u00fcber die Frage anstellte, ob an behaarten Hautstellen Druckpunkte und Haarpapillen \u00f6rtlich zusammenfallen oder nicht. Es ergab sich, dass auf der R\u00fcckseite der Hand \u00bbrecht viele\u00ab Druckpunkte zwischen den Haarfollikeln zu finden waren, dass sie aber h\u00f6her auf den Arm hinauf mehr \u00bbsp\u00e4rlich\u00ab gefunden wurden und auf dem Oberschenkel \u00fcberhaupt nicht mehr zu constatiren waren. Blix will aber diese Frage nicht endg\u00fcltig entschieden haben, sondern l\u00e4sst die M\u00f6glichkeit zu, dass, auch wo er gesonderte Druckpunkte sah, rudiment\u00e4re Hautpapillen seiner Aufmerksamkeit entgangen sein k\u00f6nnten1). Goldscheider beschreibt eine andere Anordnung der Druckpunkte, doch spricht auch er von Anh\u00e4ufungen dieser an den Haaren2).\nEine weitere F\u00f6rderung erhielten diese Forschungen durch M. v. Frey3). Seine Arbeiten bilden chronologisch die Weiterf\u00fchrung derjenigen von Blix und Goldscheider4). Durch die von ihm eingef\u00fchrten sogenannten Reizhaare ist es nicht nur m\u00f6glich geworden, die einzelnen Tastapparate mit gr\u00f6\u00dfter Exactheit auf die Hautfl\u00e4che zu projiciren, sondern auch die Empfindlichkeit jedes einzelnen Punktes in bisher nicht erreichter Weise zu bestimmen. Diese Messung der Empfindlichkeit der Tastpunkte hat, wie v. Frey zeigt, nach Spannungseinheiten zu geschehen, d. h. durch den Reizwerth, den man erh\u00e4lt, wenn man das Gewicht, das ein solches Haar auf der\n1)\tA. a. O., S. 157.\n2)\tGes. Abhandl., S. 192.\n3)\tM. v. Frey, Beitr\u00e4ge zur Physiologie des Schmerzsinnes und der Haut,\n1,_4. Mitth., Leipziger Berichte 1894\u201497. \u2014 Untersuch, \u00fcber die Sinnesfunctionen\nder menschlichen Haut; Leipziger Abhandl. XXIH, HI, 1896.\n4)\tAuf die Arbeiten Dessoir\u2019s wird in einem anderen Zusammenh\u00e4nge eingegangen werden.","page":262},{"file":"p0263.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Vertheilung und Empfindlichkeit der Tastpunkte.\n263\nchemischen Wage zu heben vermag, durch seinen mittleren Radius dividirt. v. Frey geht nun \u00fcber Blix noch insofern hinaus, als er alle Haare ohne Einschr\u00e4nkung als Tastorgane erkl\u00e4rt. Die K\u00f6rperhaut besitzt nach ihm f\u00fcr die Auffassung von Deformationen zwei peripherische Sinnesorgane, die, obwohl morphologisch verschieden, doch in dieser Hinsicht gleichbedeutend sind: die Mei\u00dfner\u2019sehen K\u00f6rperchen und die Nervenkr\u00e4nze der Haarscheiden. \u00bbDie Behaarung der Haut\u00ab stellt nach v. Frey \u00bbden empfindlichsten Tastapparat des K\u00f6rpers dar, jedes Haar einen Hebel, dessen kurzer Arm in der Haut steckt, w\u00e4hrend der lange Arm dem Reiz zum Angriff dient\u00ab 4). Ob der Auffassung v. Frey\u2019s eine absolute Bedeutung zukommt oder ob nicht noch durch andere Gebilde, die sich in der Haut gewisser K\u00f6rperstellen finden oder hier noch gefunden werden m\u00f6gen, die Vermittlung tactiler Eindr\u00fccke zu st\u00e4nde kommt, ist eine Frage, die nicht ohne weiteres entschieden werden kann. Auf Grund eigener Erfahrungen bin ich zu der Ueberzeugung gef\u00fchrt worden, dass v. Frey\u2019s Auffassung wenigstens f\u00fcr Theile der Mundregion und die Mundh\u00f6hle nicht ausreicht1 2), ebenso wie ich mich bisher nie davon habe \u00fcberzeugen k\u00f6nnen, dass die Organe, f\u00fcr welche er die Wahrscheinlichkeit auf l\u00e4sst, dass sie der Ausl\u00f6sung thermischer Reize dienen, in der That diese Function besitzen oder dass sie wenigstens die einzigen seien, welche Temperaturempfindungen vermitteln3 4).\nM\u00fchsamer noch war der Weg, den die histologische Forschung zur\u00fcckzulegen hatte. Es kann hier nicht unsere Aufgabe sein, auf die gesammte Geschichte wie auf die Einzelheiten dieses interessanten Gegenstandes einzugehen. Wir beschr\u00e4nken uns vielmehr auf den Gang im allgemeinen, soweit er f\u00fcr uns Interesse besitzen d\u00fcrfte.\nSoweit hier die Haare in Betracht kommen, richtete sich die Aufmerksamkeit seit Morgagni4) zun\u00e4chst auf die gro\u00dfen, einen Blutsinus enthaltenden und zum Theil mit willk\u00fcrlichen Muskeln versehenen Haare, die sich an manchen Stellen des Thierk\u00f6rpers (Lippen,\n1)\tVgl. Mitth. 1894, S. 188.\n2)\tVgl. auch E. Botezat, Ueber das Verhalten der Nerven im Epithel der S\u00e4ugethierzunge. Zeitschr. f. wiss. Zool., LXXI, S. 221 f.\n3)\tVgl. Mitth., S. 181 u. A. Leontowitsch, Die Innervation der menschl. Haut. Internat. Monatsschr. f. Anat. u. Physiol., XVIII, S. 281. 1901.\n4)\tM. V. Odenius, Beitr. z. Kenntn. d. anat. Baues d. Tasthaare, Arch. f. mikr. Anat. II, S. 437,","page":263},{"file":"p0264.txt","language":"de","ocr_de":"264\nFriedrich Kiesow.\nMundwinkel, Kinn, \u00fcber den Augen) finden. Indem man diese als mit einem besonderen Tastverm\u00f6gen ausgestattet ansah, wurden sie als Tasthaare bezeichnet und ihre Innervation zum Gegenstand eingehender Forschungen gemacht.\nWas diese letztere betrifft, so spricht schon Gegenbaur1), dem wir neue Anregungen zu diesen Studien verdanken, 1851 von einem dichten Netzwerk, das sich rings um die \u00e4u\u00dfere Wurzelh\u00fclle ausbreite, und von dem sich nach innen zu ein zweites auf einem structurlosen H\u00e4utchen befindliches Nervennetz abzweige. Sodann beschreibt Leydig2) 1859 bei der Maus eine Art Kranz, den die Nervenfaserenden in der Gegend des Kingsinus bilden, und ebenso spricht Odenius3 4) 1866 wie Gegenbaur von einem groben \u00e4u\u00dferen Nervengeflecht und einem feineren inneren, in welch letzterem sich die Nerven theilen, dann aber nach oben ziehend in den konischen K\u00f6rper treten, um hier einen vollst\u00e4ndigen Kranz paralleler Fasern zu bilden, der jedoch bei verschiedenen Thieren verschieden sei.\nEine tiefergreifende F\u00f6rderung erhielten sodann alle diese Untersuchungen seit dem Jahre 1871, in dem J. Sch\u00f6bl1) seine bekannte Arbeit \u00fcber die Flughaut der Flederm\u00e4use ver\u00f6ffentlichte. Hier hatte man schon seit langer Zeit besondere Tastapparate vermuthet5). Indem Sch\u00f6bl diese Verh\u00e4ltnisse genauer untersuchte, erkannte er, dass das feine Tastverm\u00f6gen dieser Thiere zu der \u00fcberaus gro\u00dfen F\u00fclle von H\u00e4rchen in Beziehung stehe, mit denen die Flughaut bedeckt ist. Sch\u00f6bl z\u00e4hlte die H\u00e4rchen der Flughaut und fand die ventrale Fl\u00e4che unverh\u00e4ltnissm\u00e4\u00dfig reicher damit besetzt als die Au\u00dfenfl\u00e4che. Aus weiteren Untersuchungen, die er \u00fcber die Haare des \u00e4u\u00dferen Ohrs der M\u00e4use und Igel, sowie \u00fcber die des Igelr\u00fcssels anstellte6), ergab sich ihm, dass auch hier Tasthaare vorhanden waren, ja dass am Igelr\u00fcssel alle Haare Tasthaare seien.\n*\n\u2022\t1) C. Gegenbaur, Untersuchungen \u00fcber die Tasthafire..einiger S\u00e4ugethiere.\nZeitschr. f. wiss. Zoool., Ill, S. 19.\n2)\tFr. Leydig, Ueber die \u00e4u\u00dferen Bedeckungen der S\u00e4ugethiere. M\u00fcller\u2019s Archiv, 18\u00d69, S. 720.\n3)\tOdenius, cit. Arbeit S. 457 f.\n4)\tJos.Sch\u00f6bl, Die Flughaut der Fledermaus. Arch. f. mikr. Anat., VII, S. Iff-\n5)\tEs sei nur an den bekannten Versuch erinnert, den Spallanzani mit der geblendeten Fledermaus anstellte.\n6)\tJ. Sch\u00f6bl, Das \u00e4u\u00dfere Ohr des Igels als Tastorgan. Arch. f. mikr. Anat.,","page":264},{"file":"p0265.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Vertheilung und Empfindlichkeit der Tastpunkte.\t265\nDen cavern\u00f6sen K\u00f6rper hielt somit Sch\u00f6bt f\u00fcr den Begriff des Tasthaares entbehrlich. Von Bedeutung ist f\u00fcr uns ferner, dass er allm\u00e4hliche Uebergangsformen von den gro\u00dfen Tasthaaren zu den kleinen einerseits und von diesen zu der gew\u00f6hnlichen Haarform anderseits beschreibt. In der Polemik, die sich an Sch\u00f6bl\u2019s Untersuchungen anschloss1), musste er selbst manche seiner fr\u00fcheren Behauptungen aufgeben, so dass schlie\u00dflich f\u00fcr die Haare ohne Sinus ein Nervenring \u00fcbrig blieb, der sich unterhalb der Talgdr\u00fcsen um das Haar herumlege und den er als terminalen Tastapparat auffasst.\nDieser Nervenring wurde 1872 von Jobert2) f\u00fcr den Fl\u00fcgel der Fledermaus und die Schnauzhaare einiger S\u00e4uger best\u00e4tigt. Derselbe Forscher suchte 18743) zu zeigen, dass auch die Schwanzhaare der Batte Tasthaare seien, und erkl\u00e4rte ebenso 18754) die Wimpern der menschlichen Augenlider f\u00fcr wirkliche Tasthaare, indem er auch hier die nerv\u00f6se Einrichtung wiederfand, die er bei den Tasthaaren ohne Blutsinus im Gesicht der S\u00e4ugethiere, sowie in den Schwanzhaaren der Ratte angetroffen hatte. In der gleichen Arbeit gibt Jobert an, dass auch in der Haut der Backenknochen, der Ober- und Unterlippe und des Banns beim Menschen Tasthaare gefunden w\u00fcrden. Er sah auch in diesem Falle die Nerven immer unterhalb der Talgdr\u00fcsen eindringen, f\u00fcgt aber hinzu, dass ebensowenig wie bei den S\u00e4ugethieren alle Haare dieser Region Tasthaare seien.\nW\u00e4hrend in den bisher erw\u00e4hnten Arbeiten nur Theile der Oberfl\u00e4chenhaut untersucht wurden, stellt die 1876 von Arnstein5) der\nvm, S. 295 ff. \u2014 Ueber die Nervenendigung an den Tasthaaren der S\u00e4ugethiere u. s. w. Arch. f. mikr. Anat., IX, S. 197.\n\u2022\t1) L. Stieda, Die angeblichen Terminalk\u00f6rperchen an den Haaren einiger\nS\u00e4ugethiere. Arch. f. mikr. Anat., VIII, S. 274. \u2014 Zur Kritik der Untersuchungen Sch\u00f6bl\u2019s \u00fcber die Haare. Ebenda IX, S. 795. \u2014 J. Sch\u00f6bl, Nochmals \u00fcber die angebl. Terminalk\u00f6rper u. s. w. Ebenda VIH, S. 654.\n2)\tM. Jobert, Etudes d'anat. compar. sur les organes de toucher chez divers Mammif\u00e8res. Anat. des sciences nat., II. s\u00e9r., Zool. XVI, citirt nach E. Bonnet, Studien \u00fcber die Innervation der Haarb\u00e4lge der Hausthiere. Morpholog. Jahrb. IV, S. 334.\n3)\tM. Jobert, Eecherches sur les organes tactiles des Rongeurs et des Insectivores. Comptes rendus etc., LXXVIII, p. 1058.\n4)\tM. Jobert, Recherches sur les organes tactiles de l'homme. Comptes rendus etc., LXXX, p. 274.\n__ U Arnstein, Die Nerven der behaarten Haut. Wiener' Sitzungsber.\nLXXIV. 3, S. 203 ff.\t, \u201e *","page":265},{"file":"p0266.txt","language":"de","ocr_de":"266\nFriedrich Kiesow.\nKais. Akademie der Wissenschaften zu Wien vorgelegte Arbeit auch insofern einen Fortschritt dar, als dieser Forscher gr\u00f6\u00dfere Gebiete der K\u00f6rperhaut in R\u00fccksicht zog. Arnstein untersuchte in Rollett\u2019s Laboratorium vorzugsweise wei\u00dfe M\u00e4use, daneben Kaninchen, die Fledermaus, einige V\u00f6gel und die Kopfschwarte des Menschen. Er gelangte hierbei einerseits zu dem Ergebniss, dass hei der Maus \u00bballe Haare der Haut, selbst an Stellen, die f\u00fcr das Tasten nicht speciell eingerichtet sind, mit Nerven versehen sind\u00ab1), und unterscheidet zwischen eigentlichen Tasthaaren (\u00e4u\u00dferes M\u00e4useohr, die gro\u00dfen Haare der Schnauze), den Haaren der R\u00fcckenhaut und solchen, die in Bezug auf Nervenreichthum in der Mitte stehen (M\u00e4useschwanz). Die eigentlichen Tasthaare sind nach Arnstein besonders dadurch charakterisirt, dass sie au\u00dfer den auch hei den \u00fcbrigen Haaren sich findenden und in der Gegend der Talgdr\u00fcsen sich inserirenden Nerven specifische Tastnerven besitzen, die zu tiefer gelegenen Stellen des Haarbalges ziehen. Letztere dienen nach ihm der eigentlichen Tastwahrnehmung, erstere dem Gemeingef\u00fchl. Der Vermittelung des letzteren schreibt der Verfasser auch die Function von Fasern zu, die gleichfalls von den St\u00e4mmchen, von denen die Haarnerven sich abzweigen, ihren Ursprung nehmen und in der Cutis ein blasses Nervennetz bilden. Auch f\u00fcr die Kopf schwarte des Menschen glaubte Arnstein aus seinen Beobachtungen schlie\u00dfen zu k\u00f6nnen, dass jedes Haar mit Nerven versorgt ist, die sich in der Gegend der Talgdr\u00fcsen inseriren. Da bei diesen Haaren das dickere, nur den eigentlichen Tasthaaren eigene St\u00e4mmchen fehlt, so dienen auch sie nach Arnstein dem Gemeingef\u00fchl. Ein weiterer Befund Arnstein\u2019s sind Gebilde, die er in der Flughaut der Fledermaus fand und die er den Pacini\u2019schen K\u00f6rpern n\u00e4her als den Mei\u00dfner-schen stehend beschreibt. Sie werden als ovale Endkolben bezeichnet. Dieser Befund zusammen mit den im Greifschwanz einiger Affen und in der Wachshaut der V\u00f6gel gefundenen K\u00f6rperchen brachten ihn zu dem f\u00fcr uns wichtigen Ausspruch, \u00bbdass Endkolben resp. Tastk\u00f6rperchen und Tasthaare physiologisch gleichwer-thige Gebilde sind und sich in ihrer Function gegenseitig ersetzen k\u00f6nnen\u00ab2).\n1)\tA. a. O., S. 207.\n2)\tA. a. 0., S. 228.","page":266},{"file":"p0267.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Verthei lung und Empfindlichkeit der Tastpunkte.\t267\nEinen weiteren Fortschritt bedeutet die 1878 erschienene Arbeit Robert Bonnet\u2019s1). Der Yerfasser stellte sich weniger die Aufgabe, das bis dahin gesammelte Material an vielen neuen Thatsachen zu bereichern, als es vielmehr zu sichten, Falsches zu beseitigen und Richtiges zu best\u00e4tigen. Er untersuchte die Haarb\u00e4lge des Pferdes^ Schafes, Rindes, Hundes, Schweines, der Katze, Ratte und Maus, zog aber in den Bereich seiner Forschung au\u00dferdem K\u00f6rperstellen, die bisher und selbst von Arnstein \u00fcbersehen worden waren, wie die Haut am Vorder- und Hinterfu\u00df der Ratte oberhalb der Pfoten. Zugleich versprach er sich von der inzwischen fortgeschrittenen Technik Vortheile. Bonnet kam wie \u00fcber alle seine Vorg\u00e4nger, so auch \u00fcber Arnstein insofern hinaus, als er, den bisher \u00fcblichen Begriff des Tastens verwerfend, die Grenze zwischen Tasthaar und gew\u00f6hnlichem Haar und somit auch den von Arnstein aufgestellten Unterschied zwischen Tastwahrnehmung und Gemeingef\u00fchl verwirft. Die Haare bringen f\u00fcr ihn nur Druckschwankungen zu st\u00e4nde, sie wirken gleich Sonden, die das Thier \u00fcber Eindr\u00fccke aus der N\u00e4he orientiren, und er sucht den Nachweis zu f\u00fchren, \u00bbdass jedes Haar mit seinen H\u00fcllen ein F\u00fchlorgan darstellt\u00ab.2) Ihm bleibt als einziges anatomisches Kriterium f\u00fcr den Unterschied der beiden Haararten der bluthaltige Schwellk\u00f6rper bestehen, und er unterscheidet demnach die Innervation der schwellk\u00f6rperlosen Haarb\u00e4lge von der der schwellk\u00f6rperhaltigen. Letztere m\u00f6gen nach ihm je nach ihrem Standort als Sp\u00fcrhaare, Schnauz-, Augenlid- oder Wangenborsten unterschieden werden, im Uebrigen aber will er den bisher festgehaltenen Unterschied beseitigt wissen. Da die letzteren f\u00fcr den menschlichen Organismus nicht in Betracht kommen, so d\u00fcrften wir, wenn wir Arnstein\u2019s und Bonnet\u2019s Ausspr\u00fcche zusammenfassen, zu dem Punkte gelangt sein, in dem, wie oben erw\u00e4hnt, beide Wissenschaften zusammengetroffen sind. Die Verschiedenheit der Ausdr\u00fccke d\u00fcrfte an sich nichts Wesentliches sein. Ich selbst bevorzuge den Ausdruck Tastorgane und nenne dementsprechend in der vorliegenden Arbeit, wie zum Theil schon in fr\u00fcheren geschehen ist, die von Blix und Gold-scheider als Druckpunkte bezeichneten Hautpunkte Tastpunkte.\n1)\tR. Bonnet, Studien \u00fcber die Innervation der Haarb\u00e4lge der S\u00e4ugethiere. Morpholog. Jahrb. IV, S. 329 ff.\n2)\tEbenda, S. 831.","page":267},{"file":"p0268.txt","language":"de","ocr_de":"268\nFriedrich Kiesow.\nWir \u00fcbergehen die Einzelheiten der weiteren Arbeiten, durch welche diese Thatsachen immer mehr best\u00e4tigt und gekl\u00e4rt wurden und welche mehr die Anordnung, Vertheilung und Endigungsweise der Nervenfasern im Einzelnen verfolgten. In sp\u00e4teren Arbeiten werden wir etwas n\u00e4her darauf eingehen, es sei daher hier auf die werthvollen Untersuchungen von Merkel, Ebner, v. Mises, van Gehuchten, Orr\u00f9, Sertoli, \u00dfetzius, Szymonovicz und Anderer, wie besonders auf die unl\u00e4ngst von Leontowitsch erschienene umfangreiche Abhandlung nur verwiesen *). Durch alle diese m\u00fchevollen Studien ist immer mehr festgestellt worden, dass alle Haare mit Nerven versorgt sind, die sich unterhalb der Talgdr\u00fcsen inseriren und hier ein nach den einen mehr, nach anderen weniger geschlossenes Gef\u00fcge bilden, das als Nervenring (Sch\u00f6bl-Jobert), korbartiges Geflecht (v. Mises), Netz, Nervenkranz oder anders bezeichnet wird. Schlie\u00dflich gibt v. F rey2) an, dass auch er beim Menschen an Dickenschnitten bei Anwendung der Goldf\u00e4rbung dieses Gebilde an jedem Haar gesehen hat. Was die Endigungsweise der Nerven im Einzelnen betrifft, so d\u00fcrfte hier bei der gro\u00dfen Oomplicirtheit des Organs trotz des Zusammenwirkens der namhaftesten Forscher eine Einigkeit auch noch kaum erzielt worden sein. Auch die Befunde von Leontowitsch werden zumTheil vielleicht noch der Kritik zu unterwerfen sein. Aus der erw\u00e4hnten Arbeit sei nur noch hervorgehohen, dass dieser Forscher die Mannigfaltigkeit im Bau des Haares, welche fr\u00fchere Autoren aus der Verschiedenheit der verwendeten Thierarten erkl\u00e4rten, zum Theil auf seine verschiedenen Altersstufen zur\u00fcckzuf\u00fchren sucht. Er unterscheidet in der Haarentwicklung f\u00fcnf Stadien, die Bildung des Nervenrings beginnt nach ihm im dritten.\nHiermit sind die Functionen der Haare nicht ersch\u00f6pft3), uns interessirt aber hier nur die so vielseitig festgestellte Thatsache, dass jedes Haar ein specifisch adaptirtes Tastorgan ist. Ebenso gewiss ist aber, was immer der weitere Gang der Forschung erbringen m\u00f6ge,\n1)\tCit. Abhandl. in Intern. Monatsschr. f. Anat. u. Physiol. VIII, S. 142 ff. Vgl. ebenso W. Wundt, Grundz\u00fcge d. physiol. Psychologie, 5. Aufl. I, S. 396.\n2)\tCit. Abhandlung, S. 254.\n3)\tVgl. S. Exner, Die Function der menschlichen Haare. Wiener klin. Wochenschr., 1896, IX, 14, S. 237. \u2014 Ueber die elektr. Eigenschaften der Haare und Federn. Pfl\u00fcg er\u2019s Archiv LXI, S. 427 ff. Vortr. des Vereins zur Verbreitung naturwiss. Kenntnisse in Wien, XXXVI, 3, 1896.","page":268},{"file":"p0269.txt","language":"de","ocr_de":"lieber Yertheilung und Empfindlichkeit der Tastpunkte.\n269\ndass auch die Mei\u00dfner\u2019schen K\u00f6rperchen solche Tastorgane sind, und dass beide Organe sich in ihrer Function gegenseitig ersetzen.\nWie aus dem eingangs Erw\u00e4hnten bereits hervorgeht, wurden die nachstehend beschriebenen Versuche mit v. Frey\u2019s Beizhaaren ausgef\u00fchrt. Auf die Einzelheiten und die Begr\u00fcndung der Methode braucht hier wohl nicht eingegangen zu werden. Es sei daher auf v. Frey\u2019s Abhandlung wie auf unsere gemeinsam ausgef\u00fchrte Arbeit nur verwiesen1).\nVon den vorliegenden Untersuchungen erschienen bereits zwei kleinere vorl\u00e4ufige Mittheilungen2). Die in Betracht kommenden Bestimmungen sind, soweit sie ber\u00fccksichtigt wurden, nochmals con-trollirt und berichtigt worden.\nI. Die Verkeilung der Tastpunkte auf der K\u00f6rperoberfl\u00e4che.\n1) Die Versuche wurden an der Beugefl\u00e4che des linken Handgelenks begonnen. Hier findet sich regelm\u00e4\u00dfig ein haarloser Bezirk, der aber von individuell verschiedener Gr\u00f6\u00dfe ist. Mit Herrn stud. med. A. Fontana, dem ich f\u00fcr vielfaches Mitarbeiten Dank schulde, habe ich hier\u00fcber einige Messungen angestellt, die uns zu den in der nachstehenden Tabelle enthaltenen Werthen f\u00fchrten:\nTabelle I.\nName\tAlter\tUmfang in cm\tFl\u00e4cheninhalt in qcm\nP. P.\t18\t16,6\t8,5\nAr. F.\t20\t16,5\t11,5\nE. S.\t20\t17\t32\nAn. P.\t22\t\u2014\t17,5\nA. A.\t24\t17\t31\nP. K.\t42\t17\t34\n1)\tM. v. Prey u. F. Kiesow, Ueber die Function der Tastk\u00f6rperchen. Zeitschr. f' -Psychol, u. Physiol, d. Sinnesorg., 1899, XX, S. 126 f.\n2)\tP. Kiesow, Contribute alla psico-fisiologia del senso tattile. R. Acc. di edicina di Torino, VI, fase. 9\u201412. \u2014 P. Kiesow e A. Pontana, Sulla distri-\nuzione dei peli come organi tattili sulla superficie del corpo umano. Rendiconti . e a h. Acc. dei Lincei. cl. di scienze ecc. X. 2\u00b0 sem., Serie 5a, fase. 1. \u2014 Arch. ltah de Biologie, XXXVI, fase. 2.","page":269},{"file":"p0270.txt","language":"de","ocr_de":"270\nFriedrich Kiesow.\nS\u00e4mmtliche Versuchspersonen sind m\u00e4nnlichen Geschlechtes. Wie man aus der Tabelle ersieht, sind bei durchweg gleichem Umfang die individuellen Unterschiede ziemlich betr\u00e4chtlich.\nIn dieser Region wird die Tastempfindung durch Mei\u00dfner\u2019sehe K\u00f6rperchen und vielleicht nur durch diese ausgel\u00f6st. Beim Aufsuchen der Tastpunkte benutzte ich hier wie \u00fcberall eine Lupe von 8 cm Brennweite, die ich w\u00e4hrend des Suchens best\u00e4ndig vor dem rechten Auge trug. Die Fixirung der Punkte geschah hier wie immer vorl\u00e4ufig mit gew\u00f6hnlicher Tinte und endg\u00fcltig, d. h. nachdem ein Zweifel \u00fcber die wirkliche Lage des Tastpunktes nach wiederholten Versuchen nicht mehr vorhanden war, mit Anilintinte, die mit einer sehr feinen Zeichenfeder vorsichtig aufgetragen wurde. Ich hielt die betreffenden Federn w\u00e4hrend des Suchens und Controllirens immer in der linken Hand, um sie, w\u00e4hrend die Hautstelle mit dem Auge festgehalten wurde, sogleich in Bereitschaft zu haben. Machen diese Versuche anfangs auch wohl einige Schwierigkeiten, so gew\u00f6hnt man sich doch daran und erreicht nach einiger Zeit, wie im Aufsuchen so auch im Fixiren derselben, die n\u00f6thige Sicherheit. Anf\u00e4nger haben mir oft gesagt, dass ihnen das sichere Erkennen des Tastpunktes Schwierigkeiten bereite. Hier hilft nat\u00fcrlich nichts als fortgesetzte Uebung, wodurch die M\u00fche aber doch reichlich belohnt wird. Die auf dem Tastpunkte auf tretende Empfindung, die Goldscheider1) sehr treffend als k\u00f6rnig, v. Frey2) ebenso als oscillirend bezeichnet, ist so charakteristisch, dass man bei einiger Uebung in der That nicht mehr fehl gehen kann. Die endg\u00fcltige Lage des Punktes ist schlie\u00dflich durch die minimalen Reizwerthe bestimmt, die hier eben noch empfunden werden. Man darf daher die Reize nicht zu stark w\u00e4hlen, um nicht zu gro\u00dfe Deformationen zu erzeugen. Man findet in einer umschriebenen Hautfl\u00e4che zudem nicht alle Punkte an einem Tage, oft ist es mir begegnet, dass ich am vierten oder f\u00fcnften Tage noch den einen oder den andern Punkt fand3).\nF\u00fcr die Abgrenzung der zu untersuchenden Hautstellen wurde \u00fcberall ein kreisrunder Gummistempel von 4 qcm und, wo die Klein-\n1)\tGes. Abhandl. I, S. 187.\n2)\tVgl. a. a. O., S. 219.\n3)\tVgl. A. Goldscheider, Ges. Abhandl., S. 190. Im fiebrigen vergleiche man die Ausf\u00fchrungen bei v. Frey, Abhandl., S. 208 f.","page":270},{"file":"p0271.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Vertheilung und Empfindlichkeit der Tastpunkte.\n271\nKg. 1.\nI\nheit der Hautfl\u00e4che oder andere Umst\u00e4nde es erforderten, ein anderer von 1 qcm benutzt, welch letzterer von quadratischer Form war. Die durch den ersteren der Haut aufgedr\u00fcckte Kreisfl\u00e4che wurde, um das Z\u00e4hlen zu erleichtern und eine bessere Vorstellung von der Vertheilung der Punkte in der Fl\u00e4cheneinheit zu gewinnen, mit Ausnahme einiger unten erw\u00e4hnter Stellen so gleichm\u00e4\u00dfig, als dies hei der leichten Verschiebung der Haut m\u00f6glich ist, durch H\u00fclfs-linien in 4 Quadranten getheilt.\nAuf der in Rede stehenden Hautstelle wurden vier solcher Kreisfl\u00e4chen untersucht, die, wie die nebenstehende Fig. 1 zeigt, mit ihren R\u00e4ndern in Kreuzesform an einander stie\u00dfen. Von diesen war die mit I bezeichnete nach der Hand zu, die mit II bezeichnete nach der Ellenbeuge zu gelegen.\nDemnach entspricht die IH dem radialen,\ndie IV dem ulnaren\tIV\nRande des Handgelenks. Hierbei war der erste Kreis vor der Mitte der Hohlhand gelegen, die distalen R\u00e4nder der seitlichen Kreise hatten von der Handgelenksfalte einen Abstand von ca. 1 cm. Die einzelnen Quadranten wurden constant bezeichnet, wie dies in der Fig. 1 angegeben ist. Von Wichtigkeit schien mir, den Umfang der untersuchten Hautfl\u00e4chen gleichzeitig zu messen. Es w\u00e4re nicht undenkbar, dass die Gesammtzahl der Tastpunkte in den einzelnen Individuen nicht erheblich variirt, und dass daher die Dichte der Punkte mit dem individuell verschiedenen Umfang, wenigstens zum Theil, Zusammenh\u00e4ngen k\u00f6nnte. Irgend etwas Bestimmtes wage ich aber hier\u00fcber nicht zu behaupten. Genauere Angaben k\u00f6nnen erst durch besondere Messungen gewonnen werden. Bei mir selbst betr\u00e4gt der Umfang des linken Unterarms unmittelbar am Handgelenk 17 cm, in der H\u00f6he des proximalen Randes der zweiten Kreisfl\u00e4che ca. 16,5 cm,","page":271},{"file":"p0272.txt","language":"de","ocr_de":"272\nFriedrich Kiesow.\nDie aus dieser Untersuchung gewonnenen Ergebnisse enth\u00e4lt die folgende Tabelle. In dieser, wie in allen folgenden bezeichnen die r\u00f6mischen Ziffern die einzelnen Kreisfl\u00e4chen, die arabischen \u00fcber den Oolonnen die einzelnen Quadranten.\nTabelle II.\n\t1\t2\t3\t4\tGresammtzahl\tArithm. Mittel pro qcm\nI\t33\t27\t28\t36\t123\t30,8\nII\t33\t21\t31\t23\t108\t27,0\nIII\t44\t26\t38\t29\t136\t34,0\nIV\t32\t22\t24\t12\t90\t22,6\nAuf die Gesammtfl\u00e4clie von 16 qcm w\u00fcrden hiernach 457 Tastpunkte kommen, auf die Fl\u00e4cheneinheit somit 28,53, wobei die Einzel-werthe zwischen 12 und 44 Punkten im Quadratcentimeter schwanken.\nObwohl ich durch vielfache Uebung eine hinreichende Sicherheit im Aufsuchen der Tastpunkte gewonnen zu haben glaube, habe ich es doch f\u00fcr gut gehalten, wenigstens eine dieser Kreisfl\u00e4chen und zwar die II. der Controlle wegen nochmals zu untersuchen. Dies geschah einige Wochen sp\u00e4ter, nachdem die Kreislinien wie die Punkte seihst l\u00e4ngst spurlos verschwunden waren. Hierbei suchte ich, soweit dies durch Messung m\u00f6glich war, die Stelle der fr\u00fcheren Kreisfl\u00e4che thunlichst genau wieder zu finden. Das Resultat dieser Untersuchung war das folgende:\nTabelle HI.\n\t1\t2\t3\t4\tGresammtzahl\tArithm. Mittel pro qcm\nII\t\u00ab\t21\t29\t20\t106\t26,25\nBedenkt man, dass an ein mathematisch genaues Zusammenfallen dieser Kreisfl\u00e4che mit der fr\u00fcheren nicht gedacht werden kann, so d\u00fcrfte eine gr\u00f6\u00dfere Uebereinstimmung der in beiden F\u00e4llen erhaltenen Werthe kaum zu erwarten und die Zuverl\u00e4ssigkeit der von Frey\u2019sehen Methode hinreichend erwiesen sein.","page":272},{"file":"p0273.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Vertheilung und Empfindlichkeit der Tastpunkte.\t273\nAuf der gleichen Hautfl\u00e4che hat schon v. Frey selbst einen Raum von ca. 16 qcm untersucht1)- Die in den vorstehenden Tabellen stimmen insofern sehr gut mit den seinigen \u00fcberein, als auch er hier \"Werthe fand, die zwischen 12 und 41 im Quadratcentimeter schwanken. Im Uebrigen darf es wohl nicht Wunder nehmen, wenn hier im Einzelnen individuelle Unterschiede vorliegen, was zum Theil wenigstens vielleicht mit den oben erw\u00e4hnten Unterschieden im Umfang der K\u00f6rpertheile zusammenh\u00e4ngt. Im allgemeinen ist die Dichte der Punkte gr\u00f6\u00dfer nach der Handgelenksfalte zu und an dieser selbst, sie nimmt ab nach der Haargrenze zu.\n2) Mitte der Beugefl\u00e4che des linken Unterarms, ca. 13 cm vom \u00dcandgelenk entfernt. Umfang: 22 cm. Hier wurden 3 Kreisfl\u00e4chen untersucht, die mit den Seitenr\u00e4ndem an einander stie\u00dfen und in gerader Richtung quer \u00fcber dem Arm lagen. Die mittlere Kreisfl\u00e4che, in der nachstehenden Tabelle mit I bezeichnet, lag in der Verl\u00e4ngerung der von Zeige- und Ringfinger gebildeten Spalte. In der Tabelle bezeichnet weiter n die radialw\u00e4rts und HI die ulnar-w\u00e4rts gelegene Fl\u00e4che.\nTabelle IV.\n\tl\t2\t3\t4\tGesammtzahl\tArithm. Mittel pro qcm\nI\t18\t17\t21\t12\t68\t17\nn\t20\t16\t17\t14\t67\t16,76\nin\t22\t13\t13\t10\t58\t14,5\nDie Zahlen schwanken zwischen 10 und 22 im Quadratcentimeter. Auf dem Gesammtraum von 12 qcm finden sich hier somit 193 Punkte, das arithm. Mittel pro qcm betr\u00e4gt 16,08.\nIn der oben citirten vorl\u00e4ufigen Mittheilung war auf dieser Hautstelle nur eine einzige Kreisfl\u00e4che untersucht worden, die, wenn auch hier ebenso wie bei dem vorstehenden Controllversuch ein mathematisches Zusammenfallen ausgeschlossen ist, ann\u00e4hernd da gelegen war, wo sich die in der Tabelle als I bezeichnete Kreisfl\u00e4che befand. Durch ein Versehen wurde f\u00fcr diese Fl\u00e4che nur die Gesammtzahl\n1) Cit. Abhdl., S. 232 f.\nWundt, Philos. Studien. XIX.\n18","page":273},{"file":"p0274.txt","language":"de","ocr_de":"274\nFriedrich Kiesow.\nder Punkte bestimmt und die Dichte innerhalb der einzelnen Quadranten nicht ber\u00fccksichtigt. Diese Gesammtzahl betrug 64, das arithmetische Mittel pro qcm somit 16. Ich habe auch diese Werthe hier nochmals aufgef\u00fchrt, da ein Vergleich derselben mit den in der Tabelle angegebenen einen weiteren Beweis f\u00fcr die Sicherheit der v. Frey\u2019sehen Methode abgehen d\u00fcrfte.\nDiese Stelle geh\u00f6rt bereits zu den behaarten Hautpartien. Um zu erfahren, ob neben den Haarpunkten noch Tastpunkte vorhanden seien, denen kein Haar entspricht, reine Tastpunkte, wie ich sie nennen m\u00f6chte, habe ich mit einem Freunde zusammen an drei aufeinander folgenden Tagen diese Stelle bei nat\u00fcrlichem und k\u00fcnstlichem Licht mit scharfen Lupen genau untersucht. Wir konnten schlie\u00dflich feststellen, dass von den 64 der letzterw\u00e4hnten Punkte an 7 kein Haar nachweisbar war. Ich habe mich aber bald \u00fcberzeugt, dass derartige Bestimmungen mit Fehlerquellen behaftet sein k\u00f6nnen, zumal, wenn sie an Personen vorgenommen werden, bei denen, wie bei mir selbst, die kleinen K\u00f6rperhaare durchweg von mehr blonder Farbe sind. Es ist dann immer die M\u00f6glichkeit gegeben, dass ein Haar wegen seiner Kleinheit und der mit dem Grunde fast identischen Farbe \u00fcbersehen wird, oder dass ein solches ausgefallen und das Ersatzhaar noch nicht hinreichend sichtbar ist u. s. w. Es bleiben daher \u00fcber die absolute Richtigkeit solcher Ergebnisse leicht Zweifel bestehen, wie Blix dies schon hervorgehoben hat. Die Thatsache an sich aber d\u00fcrfte bestehen, zumal sie von der anatomischen Forschung best\u00e4tigt wird, so beschr\u00e4nkt auch diese Angaben im Einzelnen noch sein m\u00f6gen. So haben Merkel f\u00fcr die Unterschenkelhaut und Krause f\u00fcr die Beugeseite der Vorderarme bereits darauf hingewieson. Letzterer1) fand hier auf einerGesammtfl\u00e4che von 330 qmm im Mittel ein Mei\u00dfner\u2019sches K\u00f6rperchen auf 35 qmm. Es bleibt sich hierbei zun\u00e4chst gleich und kommt f\u00fcr unseren Zweck vorerst nicht in Betracht, ob es sich hier wirklich um K\u00f6rperchen im Sinne Mei\u00dfner\u2019s, oder um verkleinerte Formen, ob um Uebergangsformen mit Ann\u00e4herung an die Krause\u2019schen K\u00f6rperchen oder ob es sich schlie\u00dflich um noch andere Gebilde handelt. Alle diese Fragen bed\u00fcrfen noch weiterer Forschungen, und wo sie zum Theil beantwortet\n1) Oit. nach A. Ko elliker, Hdb.d. Gewebelehre d. Menschen, 6.Aufl. I. S.183f.","page":274},{"file":"p0275.txt","language":"de","ocr_de":"lieber Yertheilung und Empfindlichkeit der Tastpunkte.\t275\nworden sind, noch weiterer Best\u00e4tigung, \u2014 f\u00fcr uns gen\u00fcgt vielmehr zun\u00e4chst die Thatsache, dass an behaarten K\u00f6rperfl\u00e4chen au\u00dfer den Haarpunkten noch reine Tastpunkte gefunden werden, Punkte also, denen Gebilde entsprechen m\u00fcssen, durch deren Function die Tastempfindung zu st\u00e4nde kommt. Mit der Angabe Krause\u2019s, dessen Originalarbeit mir gegenw\u00e4rtig nicht zur Verf\u00fcgung steht, d\u00fcrften unsere Werthe angesichts der hervorgehobenen Unsicherheit recht gut vergleichbar sein. Ebenso mag schon hier erw\u00e4hnt sein, dass, soweit ich am Arm zu einigen Angaben gelangen konnte und die immerhin durch genauere Pr\u00fcfungen gefunden wurden als die sind, welche Blix anstellte, die oben erw\u00e4hnte Bemerkung des letzteren durch diese Angaben eine merkw\u00fcrdige Best\u00e4tigung findet. Soweit es mir m\u00f6glich war,- habe ich \u00fcberall auf diese Thatsache geachtet. Die einzelnen Angaben werden an den betreffenden Stellen gemacht werden. Im Ganzen aber d\u00fcrfte die Anzahl der reinen Tastpunkte an hehaarten K\u00f6rperstellen (au\u00dfer Hand und Fu\u00df, die noch gesondert untersucht werden m\u00fcssen), nirgends \u00fcberwiegen. Diese Zahl scheint meistens gering, an manchen Stellen sogar verschwindend klein zu sein. An noch anderen Hautfl\u00e4chen scheinen reine Tastpunkte ganz zu fehlen.\n3) Oberer Theil der Beugeseite des linken Vorderarms, Abstand von der Ellenbeuge 2,5 cm. Umfang: 25,3 cm. Auch hier wurden 3 Kreisfl\u00e4chen untersucht, die wie beim vorigen Versuch vertical zur Longitudinalaxe \u00fcber der Mittellinie der Hautfl\u00e4che lagen und mit ihren R\u00e4ndern dicht an einander stie\u00dfen. Die Einzelwerthe enth\u00e4lt die folgende Tabelle. Die Bezeichnung der Kreise ist dieselbe wie in der vorigen Zusammenstellung.\nTabelle V\n\t1\t2\t3\t4\tGresammtzahl\tArithm. Mittel pro qcm\nI\t2\t6\t4\t7\t19\t4,75\nII\t13\t11\t11\t11\t46\t11,5\nIII\t12\t8\t14\t12\t46\t11,5\nDer Gesammtwerth der auf der Fl\u00e4che von 12 qcm gefundenen Punkte betr\u00e4gt somit 111, mit einem arithm. Mittel von 9,25. Dieser Mittelwerth liegt zwischen den Grenzen von 2 und 14 Punkten im Quadratcentimeter.\n18*","page":275},{"file":"p0276.txt","language":"de","ocr_de":"276\nFriedrich Kiesow.\n4) Ellenbeuge. Umfang: 24,5 cm. Auch hier wurden 3 Kreisfl\u00e4chen untersucht, deren Lage und Bezeichnung die gleichen sind wie bei den vorstehenden Versuchen.\nTabelle VI.\n\t1\t2\t3\t4\tGesammtzahl\tArithm. Mittel pro qcm\nI\t9\t12\t11\t14\t46\t11,6\nII\t12\t19\t12\t13\t56\t14\nIII\t16\t12\t9\t7\t44\t11\nDie Gesammtzahl f\u00fcr 12 qcm betr\u00e4gt 146, das arithmetische Mittel 12,17, die einzelnen Zahlen schwanken zwischen 7 und 19.\n5) Mitte der Volarfl\u00e4che des Oberarms. Diese Stelle wurde ebenfalls zweimal gepr\u00fcft und zwar in Abst\u00e4nden von mehreren Monaten. Ein erstes Mal wurden hier 3 Kreisfl\u00e4chen untersucht, von denen 2 in der Longitudinalaxe des Gliedes gelegen waren, w\u00e4hrend die dritte, die B\u00e4nder der beiden andern ber\u00fchrend, sich radialw\u00e4rts davon befand. Die Lage der Kreisfl\u00e4chen gleicht somit der in Eig. 1 dargestellten, nur dass im vorliegenden Falle die dort auf der Ulnarseite gelegene Fl\u00e4che fehlt. Der distale Rand der unteren Kreisfl\u00e4che war von der Ellenbeuge ca. 6 cm entfernt. Der Umfang des Oberarms betr\u00e4gt an der untersuchten Stelle bei mir 26 cm. In der nachfolgenden Tabelle bezeichnet I die distalw\u00e4rts gelegene, II die proximale und III die nach dem radialen Rande zu gelegene Kreisfl\u00e4che.\nTabelle VII.\n\t1\t2\t3\t4\tGesammtzahl\tArithm. Mittel pro qcm\nI\t9\t8\t7\t7\t31\t7,75\n. II\t11\t9\t7\t10\t37\t9,25\nHI\t11\t10\t14\t9\t44\t11\nBei einer Gesammtzahl von 112 Punkten und dem entsprechenden Mittelwerth von 9,33 schwanken die Einzelwerthe zwischen den Zahlen 7 und 14.","page":276},{"file":"p0277.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Yertheilung und Empfindlichkeit der Tastpunkte.\n277\nDas zweite Mal w\u00fcrden hier 4 Kreisfl\u00e4chen untersucht, die genau die in Fig. 1 dargestellte Lage hatten. Es braucht kaum bemerkt zu werden, dass an ein genaues Zusammenfallen der einzelnen Kreisfl\u00e4chen auch hier nicht zu denken ist, obwohl ich m\u00f6glichst die fr\u00fcheren Lagen wieder zu gewinnen suchte. In der nachstehenden Tabelle entspricht die Bezeichnung der Kreisfl\u00e4chen der in der vorigen, IV bezeichnet hier die ulnarw\u00e4rts gelegene wie in Fig. 1.\nTabelle VIH.\n\t1\t2\t3\t4\tGesammtzahl\tArithm. Mittel pro qcm\nI\t11\t8\t10\t8\t37\t9,25\nH\t10\t9\t9\t11\t39\t9,75\nIH\t10\t10\t15\t12\t47\t11,75\nIV\t14\t7\t11\t8\t40\t10\nDie Dichte der Punkte betr\u00e4gt hiernach f\u00fcr 16 qcm 163, der Mittelwerth f\u00fcr die Fl\u00e4cheneinheit 10,19, wobei die einzelnen Zahlen zwischen 8 und 15 im Quadratcentimeter schwanken.\nEin Vergleich auch dieser Werthe mit den vorstehenden d\u00fcrfte an der gro\u00dfen Zuverl\u00e4ssigkeit der Methode keinen Zweifel lassen. Der aus allen Zahlen f\u00fcr die Fl\u00e4cheneinheit gefundene Mittelwerth betr\u00e4gt im letzten Falle 10,19, im ersten 9,33; die Einzelwerthe schwanken hier zwischen 8 und 15 im Quadratcentimeter, dort zwischen 7 und 14.\nNachdem hier die Punkte gesucht waren, habe ich die ganzen Fl\u00e4chen nochmals auf den Unterschied zwischen Haar- und reinen Tastpunkten untersucht. Es ergab sich, dass von den 163 Tast-punktennur ein einziger Punkt als reiner Tastpunkt gedeutet werden konnte, w\u00e4hrend drei andere in dieser Hinsicht als fraglich bezeichnet werden mussten. Alle \u00fcbrigen waren Haarpunkte. Obwohl ich auch f\u00fcr den einen Punkt keine absolute, sondern nur eine ann\u00e4hernde Gewissheit in Anspruch zu nehmen wage, resultirt aus dieser Pr\u00fcfung wenigstens soviel als gewiss, dass die Zahl der reinen Tastpunkte und somit der entsprechenden Organe hier nur eine verschwindend kleine sein kann.","page":277},{"file":"p0278.txt","language":"de","ocr_de":"278\nFriedrich Kiesow.\n6) Dorsalseite des linken Unterarms. Processus styloi-deus ulnae. Umfang: 16 cm. Hier wurde nur eine Kreisfl\u00e4che untersucht. Die gefundenen Werthe zeigt die folgende Zusammenstellung.\nTabelle IX.\n1\t2\t3\t4\tGresammtzahl\tArithm. Mittel pro qcm\n19\t24\t14\t25\t82\t20,5\nDer Mittelwerth schwankt zwischen 14 und 25 im Quadrat-centimeter.\nYon diesen 82 Punkten konnten 55 mit Sicherheit als Haarpunkte erkannt werden.\n7) Mitte der Dorsalseite des linken Unterarms, unmittelbar am Handgelenk. Auch hier wurde nur eine Kreisfl\u00e4che mit nachstehendem Erfolge untersucht.\nTabelle X.\n1\t2\t3\t4\tGresammtzahl\tArithm. Mittel pro qcm\n30\t24\t28\t30\t112\t28\nDer Mittelwerth liegt hier somit zwischen 24 und 30 Punkten im Quadratcentimeter.\nAuch an dieser Stelle habe ich auf den Unterschied von Haarpunkten und reinen Tastpunkten geachtet. Bei der weiter unten zu besprechenden Bestimmung der Empfindlichkeit fanden sich unter 50 Tastpunkten bestimmt 33 Haarpunkte, somit 17 reine Tastpunkte. Diese Bestimmungen waren aber wegen der Feinheit, Kleinheit und hellen Farbe der Haare sehr schwer. Es muss weiter hervorgehoben werden, dass das Aufsuchen der Tastpunkte auf der Dorsalseite \u00fcberhaupt schwieriger war als auf der Beugeseite, an der letzteren ist die Empfindung klarer und entschiedener. Ich habe hier die Zeichnungen h\u00e4ufig wieder zerst\u00f6rt und die Punkte neu gesucht, bis ich mich entscheiden konnte, die einzelnen Werthe als endg\u00fcltige in die Tabellen einzutragen.","page":278},{"file":"p0279.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Vertheilung und Empfindlichkeit der Tastpunkte.\n279\n8) Radiale Fl\u00e4che des linken Unterarms, unmittelbar am Handgelenk. Bei auf der Kleinfingerkante in senkrechter Stellung ruhender Hand 6 cm von der Spitze der Daumenspalte entfernt. Hier wurde gleichfalls nur eine Kreisfl\u00e4che untersucht, die in der angegebenen Weise in der Verl\u00e4ngerung der von Daumen und Zeigefinger gebildeten Spalte lag. Das Ergebniss zeigt die folgende Tabelle.\nTabelle XI.\n1\t2\t3\t4\tGesammtzahl\tArithm. Mittel pro qcm\n32\t18\t33\t20\t103\t25,75\nDie Zahlen schwanken hier zwischen 18 und 33 im Quadrat-centimeter.\nVon diesen 103 Tastpunkten konnte ich 57 bestimmt als Haarpunkte erkennen. Es gilt aber auch f\u00fcr diese Bestimmungen das fr\u00fcher Gesagte.\n9) Vorderfl\u00e4che des linken Oberschenkels, ca. 1 cm vom oberen Rande der Kniescheibe entfernt. Umfang: 35 cm.\nHier wurden zwei Kreisfl\u00e4chen untersucht, die vertical zur L\u00e4ngs-axe des Gliedes standen und mit ihren Innenr\u00e4ndern aneinander stie\u00dfen. Das Ergehniss zeigt die nachstehende Tabelle, in der die \u00e4u\u00dfere Fl\u00e4che mit I, die nach innen gelegene mit H bezeichnet ist.\nTabelle XTT.\n\t1\t2\t3\t4\tGesammtzahl\tArithm. Mittel pro qcm\nI\t20\t14\t10\t10\t54\t13,5\nII\t22\t16\t13\t10\t61\t15,25\nBei einer Gesammtzahl von 115 Punkten f\u00fcr 8 qcm und einem dementsprechenden Mittelwerth von 14,38 pro Quadratcentimeter schwanken hier die Einzelwerthe zwischen 10 und 22 im Quadratcentimeter. Hier scheinen alle Tastpunkte Haarpunkte zu sein, wenigstens ist es mir nicht gelungen, innerhalb dieser beiden Fl\u00e4chen","page":279},{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"280\nFriedrich Kiesow.\nauch nur einen einzigen reinen Tastpunkt mit Sicherheit nachzuweisen, hei zweien war ich zweifelhaft1).\n10) Mitte des linken Fu\u00dfr\u00fcckens, Umfang: 23,5 cm. Ich stelle eine hier vorgenommene Pr\u00fcfung an das Ende dieser Versuchsreihe, weil ich sie nicht an mir selber, sondern an Herrn Fontana vorgenommen habe und f\u00fcr die Richtigkeit der Einzelwerthe nicht in dem Ma\u00dfe die Verantwortlichkeit \u00fcbernehmen m\u00f6chte, wie f\u00fcr die vorstehenden. Auch hier am Fu\u00dfe findet siclri^i haarloser Bezirk, der bei uns beiden fast die ganze \u00e4u\u00dfere H\u00e4lfte des Fu\u00dfr\u00fcckens einnimmt. Auch die Kn\u00f6chel sind haarlos2). Die Haare erstrecken sich an der tihialen Seite \u00fcber den Fu\u00dfr\u00fccken entlang in Form einer schmalen Zunge von ca. 4 cm Breite.\nWenn es schon einige M\u00fche kostet, an sich selber innerhalb der haarlosen Bezirke die Tastpunkte auf die Hautfl\u00e4che zu projiciren, so wird der Versuch erheblich erschwert, sobald man ihn an einer anderen Person vomimmt. Es war meine Absicht, f\u00fcr ein gr\u00f6\u00dferes Gebiet des Fu\u00dfr\u00fcckens genaue Werthe zu ermitteln, aber ich habe mich schlie\u00dflich angesichts der Unsicherheit in den Aussagen der Versuchsperson und auf deren eigenen Wunsch auf die Pr\u00fcfung einer einzigen Kreisfl\u00e4che beschr\u00e4nkt, die der Mitte des Fu\u00dfr\u00fcckens aufgedr\u00fcckt war. Aus dieser Pr\u00fcfung resultirten die folgenden Werthe:\nTabelle XHI.\n1\t2\t3\t4\tGresammtzahl\tArithm. Mittel pro qcm\n25\t26\t22\t22\t95\t23,75\nWir betrachten aber diese Werthe nur als Ann\u00e4herungswerthe, die eine ungef\u00e4hre Vorstellung der Vertheilung der Tastpunkte auf dieser Hautfl\u00e4che geben m\u00f6chten.\nStellen wir die aus den vorstehend beschriebenen Versuchen resul-tirenden Gesammtergebnisse nebst den zugeh\u00f6rigen Mittelwerthen und den einzelnen Schwankungen im Quadratcentime ter nochmals zusammen, so ergibt sich die folgende Uebersicht:\n1)\tUeber scheinbare individuelle Unterschiede an dieser Hautstelle, wie auch auf der Kniescheibe konnte ich noch nicht ins Klare kommen.\n2)\tYgl. auch Aubert u. Kammler, a. a. 0., S. 165.","page":280},{"file":"p0281.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Vertheilung und Empfindlichkeit der Tastpunkte.\n281\nTabelle XIV.\nHautstelle\tGesammtwerth\tArithm. Mittel pro qcm\tSchwankung in qcm\nHandgelenk: Beugefl\u00e4che . . .\t457 in 16 qcm\t28,53\t12\u201444\n>\tDorsalfl\u00e4che, Mitte\t112 in 4 \u00bb\t28\t24\u201430\n\u00bb\tProc. styl, ulnae . .\t82 in 4 \u00bb\t20,5\t14\u201425\n\u00bb\tRadiale Fl\u00e4che. . .\t103 in 4 \u00bb\t25,75\t18\u201433\nUnterarm: Mitted.Beugefl\u00e4che\t193 in 12 \u00bb\t16,08\t10\u201422\n\u00bb\tob. Theil d.\t\u00bb\t111 in 12\t\u00bb\t9,25\t2\u201414\nEllenbeuge\t\t146 in 12 \u00bb\t12,17\t7\u201419\nOberarm: Mitte d. Volarfl\u00e4che <J\t112 in 12\t\u00bb\t9,33\t7\u201414\n\t163 in 16 \u00bb\t10,19\t8\u201415\nFu\u00dfr\u00fccken: Mitte. \t\t Oberschenkel: Vorderfl\u00e4che\t95 in 4 \u00bb\t23,75\t22\u201426\noberhalb des Kniegelenks . . .\t115 in 8 \u00bb\t14,38\t10\u201422\nSoweit hier der Arm in Betracht kommt, erkennt man aus der Tabelle deutlich eine allm\u00e4hliche Abnahme der Punkte nach der Ellenbeuge zu. Sie sind hier in etwas gr\u00f6\u00dferer Anzahl vorhanden, um h\u00f6her auf den Arm hinauf sich nochmals zu vermindern.\nSoweit den im Vorstehenden angegebenen Verh\u00e4ltnissen der Haarpunkte zu den reinen Tastpunkten im allgemeinen Zuverl\u00e4ssigkeit zukommt, und dies d\u00fcrfte wohl der Fall sein, stimmen die Ergebnisse, wie schon angedeutet, mit denen von Blix, nicht aber mit denen von Goldscheider \u00fcberein. Dass die letzteren in dieser Hinsicht nicht richtig sein k\u00f6nnen, hat auch schon v. Frey hervorgehoben1). Goldscheider findet auf der Mitte der Beugefl\u00e4che des Vorderarmes, auf dem unteren Drittel der gleichen Seite des Oberarmes, auf dem Oberschenkel \u00fcber dem Knie u. s. w.2) die betreffenden Hautstellen zwischen den Haaren mit Punkten dicht bes\u00e4et. Die Ursache dieser abweichenden Befunde ist zweifellos in dem Umstande zu suchen, dass Goldscheider zu starke Reize an wandte, so dass in Folge zu gro\u00dfer Deformationen die eigentlichen Tastorgane\n1)\tAbhdl., S. 223.\n2)\tVgl. die mitgetheilten Zeichnungen Goldscheider\u2019s, Ges. Abhandl. Tafel 3 nebst den dazu geh\u00f6rigen Beschreibungen, wie die ganze Darstellung auf S. 186 f.","page":281},{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"282\nFriedrich Kiesow.\nindirect mitgereizt wurden. Aus eben dem Grunde ist auch die ganze von ihm beschriebene Anordnung nicht der thats\u00e4chlich vorhandenen entsprechend, die aus den Tabellen erkennbaren Schwankungen d\u00fcrften auch hierin Blix gegen\u00fcber Goldscheider Recht geben. ImUebrigen mag hier ausdr\u00fccklich hervorgehoben werden, dass durch diese, wie durch weitere kritische Bemerkungen die Goldscheider\u2019sehen Arbeiten nicht im geringsten untersch\u00e4tzt werden sollen, ich f\u00fchle mich vielmehr verpflichtet, hier zu betonen, wie viel Anregung und Belehrung ich aus seinen Schriften gewonnen habe.\nNachdem ich mich \u00fcberzeugt hatte, dass auf den behaarten Hautstellen die Haare, wenn nicht durchweg und ohne Unterschied die einzigen, so doch die haupts\u00e4chlichsten Tastorgane sind, verlangte mich, \u00fcber deren Vertheilung eine bessere Vorstellung zu gewinnen, als dies aus den bis dahin ver\u00f6ffentlichten Untersuchungen m\u00f6glich ist. Ich fand hier\u00fcber in der Litteratur nur sp\u00e4rliche Angaben. Au\u00dfer einigen \u00e4lteren von Withoff, dessen Originalarbeit ich nicht erlangen konnte und dessen Befunde, wie sie mir vorliegen, in Bezug auf die Angabe der Stelle, wo sie gesucht wurden, nicht sehr bestimmt sind1), d\u00fcrfte neben den wenigen Mittheilungen v. Urey\u2019s2) und einer Bestimmung E x n e r\u2019s f \u00fcr die Kopfhaut3) hier\u00fcber kaum etwas Genaueres bekannt sein.\nNun hat freilich schon v. Frey darauf hingewiesen4), dass die Haare als Tastorgane weniger \u00fcber die St\u00e4rke, Dauer und Umfang der mechanischen Eindr\u00fccke zu unterrichten verm\u00f6chten, als \u00fcber deren Vorhandensein \u00fcberhaupt, dass sie weniger die Wahrnehmung andauernder Belastungen als vielmehr die fl\u00fcchtiger Eindr\u00fccke vermittelten, Ueberlegungen, die den Verfasser dazu f\u00fchrten, die Leistungen der eigentlichen Tastfl\u00e4chen und die der behaarten Haut in dieser\n1) Ich fand die Befunde Withoff\u2019s mitgetheilt bei H. Beaunis et A. Bou-\nchard, Nouveaux \u00e9l\u00e9ments d\u2019Anatomie descriptive et d\u2019Embryologie, 12. \u00e9d., p. 973. 1873. Es hei\u00dft hier: \u00bbQuant \u00e0 leur nombre, on trouve les chiffres suivants pour un quart de pouce carr\u00e9: vertex, 293; occiput, 226; partie ant\u00e9rieure du cr\u00e2ne, 211; menton, 39; pubis, 34; avant-bras, 23; dos de la main, 19; face ant\u00e9rieure de la cuisse, 13 (Withoff). Tant\u00f4t ils sont isol\u00e9s, d\u2019autres fois r\u00e9unis par groupes de 2 \u00e0 6.\u00ab\t2) A. a. O., S. 222.\n3)\tYgl. a. a. O., in Wiener med. Wochenschr., S. 240.\n4)\tA. a. O., S. 237 f.","page":282},{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Vertheilung und Empfindlichkeit der Tastpunkte.\t283\nHinsicht mit denen der centralen und peripheren Netzhautstellen zu vergleichen \u2014 aber anderseits ist ebenso erwiesen, dass die behaarte Haut die Auffassung r\u00e4umlicher Verh\u00e4ltnisse und Formen zu vermitteln vermag. Bei dem Widerspruch, der sich zum Theil in diesen Angaben findet, hoffte ich durch ein besseres Verst\u00e4ndniss der Haar-vertheilung auch f\u00fcr diese Frage Nutzen zu erzielen. Die Versuche wurden mit Herrn stud. med. Fontana zusammen angestellt. Bevor ich aber diese n\u00e4her beschreibe, will ich einige weitere Erfahrungen von allgemeiner Bedeutung mittheilen, die ich hei diesen Untersuchungen gewann.\nNach v. Frey1) liegt der Tastpunkt nahe der Austrittsstelle des Haares, \u00bbin der Projection des schief stehenden Balges auf die Oberfl\u00e4che\u00ab. Dies ist auch nach meinen Beobachtungen durchaus die Kegel, aber ich fand ebenso, dass diese Regel nicht mit absoluter Strenge gilt. Bei genauerer Pr\u00fcfung mittelst einer starken Loupe und bei schr\u00e4g auffallendem Sonnenlicht oder hei Anwendung eines Auerbrenners mit Schusterkugel konnte ich am Arm nicht gerade sehr selten beobachten, dass der eigentliche, dem Minimum des Reizes entsprechende Tastpunkt sich zuweilen auch rechts oder links von der Austrittsstelle des Haares befinden kann. Vielleicht kr\u00e4uselt sich das Haar oder ver\u00e4ndert seinen Weg in diesen F\u00e4llen schon innerhalb der Haut.\nIn Ausnahmef\u00e4llen fand ich besonders am Oberarm zuweilen ein Haar, dem kein Tastpunkt entsprach. Ein solches Haar findet sich aber, um es nochmals zu betonen, nur selten. Schl\u00e4gt man ein gew\u00f6hnliches Haar an, so hat man die charakteristische oscillirende Empfindung. Hierbei schwingen einige Haare besser und l\u00e4nger als andere. Je nach der Dauer des Schwingens dauert auch die entsprechende Empfindung k\u00fcrzere oder l\u00e4ngere Zeit an. Schl\u00e4gt man aber eines der vorerw\u00e4hnten Haare an, denen kein Tastpunkt entspricht, so bleibt die oscillirende Empfindung aus. Vielleicht ist dies eine der Ursachen, die Blix zu der hervorgehohenen Einschr\u00e4nkung f\u00fchrten.\nAuf sehr vielen Hautpartien sieht man zwei Haare gleichzeitig aus der Haut hervorragen, an manchen anderen stehen sie in Gruppen\n1) Abhdl., S. 222.","page":283},{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"284\nFriedrich Kiesow.\nzu zwei, drei oder mehr1). Wir sprechen im ersten Falle von Doppelhaaren, im zweiten von Haargruppen. Nach meinen bisherigen Beobachtungen entspricht dem Doppelhaar nur ein einziger Tastpunkt, wenigstens d\u00fcrfte dies die Regel sein. Den Gruppen aber scheinen immer mehrere Tastpunkte zu entsprechen. Hierauf ist vielleicht die Goldscheider\u2019sehe Angabe der Anh\u00e4ufung von Druckpunkten an den Haaren zur\u00fcckzuf\u00fchren. Das Erscheinen der Doppelhaare h\u00e4ngt in vielen F\u00e4llen gewiss mit dem Wachsen und Nachwachsen der Haare zusammen. Ob das aber in allen F\u00e4llen so ist, sei ebenfalls dahingestellt, es erscheint mir an manchen Stellen, wie am R\u00fccken, fast zweifelhaft. Ich werde auch hierauf in sp\u00e4teren Arbeiten zur\u00fcckkommen.\nIn vielen F\u00e4llen findet man in unmittelbarer N\u00e4he der Haare K\u00e4ltepunkte2), so dass die T\u00e4uschung entstehen kann, dass beide zusammenfallen. Das ist aber hei genauer Beobachtung nicht der Fall. Stuft man den mechanischen Reiz hinreichend ab und verkleinert ebenso in angemessener Weise die thermische Reizfl\u00e4che, so \u00fcberzeugt man sich, dass beide Punktarten ihre durchaus gesonderte Stellung haben. Hierbei zeigt sich weiter, dass auch die K\u00e4ltepunkte nicht nur als einzeln stehende Vorkommen, sondern dass auch sie sich oft zu Gruppen vereinigen. Da ich in einer anderen Mittheilung hierauf zur\u00fcckkomme, so wird es erlaubt sein, hier die Litteratur dieser Fragen zu \u00fcbergehen, es liegt mir in diesem Zusammenh\u00e4nge nur daran, die Verh\u00e4ltnisse in ihrer Beziehung zu den Haaren und im allgemeinen anzudeuten, wie ich sie angesichts der noch bestehenden Controversen selbst f\u00fcr richtig halte. Erw\u00e4hnt sei nur noch, dass, wenn man sich die einzelnen Gruppen der K\u00e4ltepunkte vereinigt denkt, man zu Bildern gelangt, wie sie Blix3) ver\u00f6ffentlicht hat, dass somit die Angaben des letzteren gegen\u00fcber denen, die Goldscheider mittheilt, im allgemeinen die richtigeren sein d\u00fcrften. Bei den W\u00e4rmepunkten habe ich solche Gruppenbildungen bisher nicht sehen k\u00f6nnen. Die Projection der W\u00e4rmeorgane auf die Hautfl\u00e4che ist eine ungleich schwierigere und unsicherere als die der Kaltpunkte. Es gibt Punkte, bei denen man absolut sicher ist, dass man es mit einem Warmpunkt\n1)\tVgl. die S. 282 citirte Stelle aus Beaunis und Bouchard. An Thieren hat auch schon Leydig in der o. cit. Arbeit Haargruppen beschrieben.\n2)\tVgl. hierzu die Beschreibungen Goldscheider\u2019s, Ges. Abhandl., S. 113f-\n3)\tA. a. 0., Tat. II.","page":284},{"file":"p0285.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Vertheilung und Empfindlichkeit der Tastpunkte.\n285\nzu thun hat, aber daneben trifft man andere, bei denen man hier\u00fcber in Zweifel geratben kann, ja von gewissen Reizstufen an kann man von fast jedem Hautpunkt aus Warmempfindungen hervorrufen. In jedem Falle ist die Anzahl der Warmpunkte ungleich geringer als die der Kaltpunkte. Ich selbst sehe in dieser Thatsacbe ein Princip der Zweckm\u00e4\u00dfigkeit, sofern dem Organismus durch K\u00e4lte gr\u00f6\u00dfere Gefahr droht als durch W\u00e4rme, denn wenn die letztere in Schmerz \u00fcbergeht, werden wir von dem gefahrdrohenden Reize durch die in sehr gro\u00dfer Zahl in der Haut vertheilten und oberfl\u00e4chlich hegenden Schmerzorgane benachrichtigt.\nMit der Ann\u00e4herung der K\u00e4ltepunkte an die Haare h\u00e4ngt vielleicht das durch Contraction des M. erector pili hei Einwirkung von K\u00e4lte auftretende Ph\u00e4nomen der G\u00e4nsehaut zusammen. Es w\u00e4re nicht undenkbar, dass hier Reflexb\u00f6gen bestehen. Dies ist jedoch nur eine Vermuthung, ich vermag Bestimmteres dar\u00fcber nicht auszusagenl).\nIn den Zeichnungen der angeh\u00e4ngten Tafel habe ich von dieser Vertheilung einige Proben in nat\u00fcrlicher Gr\u00f6\u00dfe beigegeben. Hier wurden die Warmpunkte in den Abbildungen der 1. u. 4. Reihe nicht eingezeichnet. Wo sie sich in den Wiedergaben der 2. Reihe nicht finden, ist damit gesagt, dass sie hier nicht gefunden wurden2). Die Kaltpunkte wurden mittelst kleiner St\u00fcckchen (ca. 1 cm langer) feinsten Kupferdrahtes , die an das eine Ende eines ca. 8 cm langen Holzst\u00e4bchens befestigt und auf schmelzendes Eis gelegt waren, gesucht, die Warmpunkte mit den schon sonst von mir beschriebenen Apparaten. Im Uebrigen s. die Beschreibung der Abbildungen am Ende der Arbeit. Die Tafel bedarf einer weiteren Interpretation nicht.\nAuch beim Aufsuchen der Haarpunkte bedienten Herr Fontana und ich uns der Loupe. Die Bestimmung der Haarpunkte wird sehr erleichtert, wenn man die zu untersuchende Hautstelle mittelst eines Watteb\u00e4uschchens mit pulverisirtem Ultramarinblau einreibt. Das Pulver haftet dann um die Austrittsstelle des Haares und l\u00e4sst diese, wie das Haar selbst dunkelblau erscheinen, w\u00e4hrend der Grund leicht\n1)\tF. Kiesow, Einiges \u00fcber die Temperaturpunkte der Haut. Arch.it. de Kol. XXXVI, pag. 95, 1901.\n2)\tVgl. im Uebrigen meine Entgegnung gegen S. Alrutz, Zeitschr. f. Psych. u- Physiol., XX, S. 231 f.","page":285},{"file":"p0286.txt","language":"de","ocr_de":"286\nFriedrich Kiesow.\nblau gef\u00e4rbt bleibt. Wir rasirten die Haare nicht ab, sondern schnitten sie uns mit der Scheere kurz, um sie besser beobachten zu k\u00f6nnen. In dieser Weise wurden die Versuche, wo man sie nicht allein ausf\u00fchren konnte, gegenseitig von einem am andern vorgenommen. Nachdem die Hautstellen so behandelt waren, wurden die einzelnen Punkte durch die Loupe betrachtet und mittelst einer feinen Zeichenfeder gleichfalls mit rother Anilinfarbe bezeichnet. Hinzugef\u00fcgt sei noch, dass die Methode des F\u00e4rbens der Haarpunkte an gewissen Hautstellen in Folge der Dichte und besonders der Feinheit der Haare nicht ausreichte. In diesen F\u00e4llen blieb uns nichts \u00fcbiig, als untei Anwendung m\u00f6glichst guten nat\u00fcrlichen und k\u00fcnstlichen Lichtes die Punkte einfach zu suchen und zu bezeichnen, so weit dies unter den gegebenen Verh\u00e4ltnissen m\u00f6glich war. Hier ist es nat\u00fcrlich auch nicht ausgeschlossen, dass ein oder das andere Haar einmal \u00fcbersehen wurde. In Anbetracht der gezogenen Mittelwerthe und der Sorgfalt, mit der wir arbeiteten, d\u00fcrften gro\u00dfe Fehler jedoch nicht begangen sein und die gefundenen Werthe auch f\u00fcr diese Stellen im allgemeinen der Wahrheit m\u00f6glichst nahe kommen.\n1. Hand. Hier pr\u00fcften wir zuerst die Dorsalfl\u00e4chen der ersten linken Fingerphalangen. Obwohl man hier Haare einzeln stehend findet, sind sie doch vielfach in Gruppen von 2 und 3 geordnet. Ich f\u00fcge zun\u00e4chst das Protocoll bei, das ich an mir selbst aufgenommen habe.\nLinker Daumen: Keine Haare.\nLinker Zeigefinger: Im Ganzen 29 Haare innerhalb 1 qcm gelegen. Die Fl\u00e4che liegt in der Mitte mit Ann\u00e4herung nach dem Daumen hin. Zum Theil in Gruppen von 2 zu 3 stehend, zum Theil allein stehend.\nLinker Mittelfinger: Im Ganzen 64 Haare in einem nach dem Daumen zu gelegenen Oval von 2 cm L\u00e4nge und 1,3 cm Breite, meistens in Gruppen stehend.\nLinker Bingfinger: 65 Haare in Gruppen von 2 zu 3, innerhalb eines Ovals von 1,8 cm L\u00e4nge und 1 cm Breite.\nLinker Kleinfinger: 42 Haare in einem nach dem ulnaren Bande zu gelegenen Oval von ca. 1 qcm.\nAn der ersten Daumenphalange fehlen die Haare wie bei mir, so auch bei manchen anderen, obwohl nicht bei allen Personen. Fontana z\u00e4hlte hier an sich selbst in einer Fl\u00e4che, die geringer ist,","page":286},{"file":"p0287.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Vertheilung und Empfindlichkeit der Tastpunkte.\n287\nals 1 qcm, 17 Haare. Was den Umfang unserer Finger betrifft, so sei bemerkt, dass der des Mittelfingers der linken Hand bei einer gleichen L\u00e4nge von 10,5 cm an der 1. Phalange bei Fontana 6,2 cm, bei mir 6,6 cm betr\u00e4gt.\nBei Fontana ist die Anzahl der Haare auf den ersten Phalangen gr\u00f6\u00dfer als bei mir. Auf den Quadfatcentimeter reducirt, erhielten wir an uns beiden die folgenden Werthe:\n\tKiesow\tF ontana\nZeigefinger ....\t. . . . 29\t50\nMittelfinger ....\t. . . . 32\t54\nRingfinger ....\t. . . . 36\t52\nKleiner Finger . .\t. . . . 42\t61\nWie man aus der Zusammenstellung ersieht, ist hier eine nicht unverkennbare Zunahme der einzelnen Haare vom Zeigefinger nach dem kleinen Finger hin vorhanden. Im Uebrigen bemerkt man ebenso nicht unbetr\u00e4chtliche individuelle Abweichungen. Diese werden noch auff\u00e4lliger, wenn man die Angabe v. Frey\u2019s hinzunimmt, der auf der Dorsalseite der 1. Phalange seines linken Mittelfingers (leider die einzige Angabe \u00fcber die Finger) 79 Haare imQuadratcentimeter z\u00e4hlte1).\nWir haben hierauf die einzelnen Gruppen gez\u00e4hlt, um zu sehen, ob durch diese die Unterschiede mehr ausgeglichen w\u00fcrden. Das Ergebniss war das folgende:\nZeigefinger...............\nMittelfinger..............\nRingfinger................\nKleiner Finger............\nKiesow\n. 19 . 20 .\t17\n. 18\nFontana\n23 21\n24 27\nWie man aus dieser Zusammenstellung ersieht, n\u00e4hern sich auf solche Weise die Werthe thats\u00e4chlich einander.\nAuf den zweiten Phalangen sind bei manchen Personen wie auch bei mir selbst ebenfalls keine Haare vorhanden, bei anderen sind sie sehr sp\u00e4rlich (Fontana), bei noch anderen in etwas gr\u00f6\u00dferer H\u00e4ufigkeit vorhanden. Ich habe bisher nicht entscheiden k\u00f6nnen, was hier die Regel ist, doch neige ich zu der Ansicht, dass sie bei den meisten Personen vorhanden sind. An einigen kleinen Affen.\n1) Abhdl., s. 222 f.","page":287},{"file":"p0288.txt","language":"de","ocr_de":"288\nFriedrich Kiesow.\nan denen im Laboratorium Versuche angestellt wurden, konnte ich an den zweiten Phalangen ebenfalls \u00fcberall das Vorhandensein von Haaren constatiren. Auf den Nagelphalangen aber habe ich weder hier noch an irgend einem Menschen Haare sehen k\u00f6nnen1).\nLinker Handr\u00fccken. Hier stehen die Haare bei Fontana in Gruppen, w\u00e4hrend sie bei mir einzeln stehen. Ich habe hier 3 Reihen von je 3 Fl\u00e4chen von je 1 qcm untersucht, von denen die eine in der Mitte, die zweite auf der Seite des kleinen Fingers und die dritte auf der des Daumens sich befand. Die Einzelwerthe, welche ich an mir z\u00e4hlte, enth\u00e4lt die folgende Tabelle.\nTabelle XV.\nEntfernung von der Spitze d. Mittelfingers\tDaumenseite\tMitte\tSeite d. kl. Fingers\ncirca 13,6 mm\t5\t12\t24\n\u00bb\t15,5 \u00bb\t13\t10\t22\n\u00bb 17,5 \u00bb\t13\t9\t9\nVon Frey fand auf dem Handr\u00fccken in einer zwischen 3. und 4. Metacarpus gelegenen Fl\u00e4che von 1 qcm 22 Haare2).\nDa sich an dieser Stelle gleichfalls individuelle Unterschiede zwischen uns befanden, so habe ich hier von Fontana die Gruppen z\u00e4hlen lassen. Auf diese Weise ergaben sich pro Quadratcentimeter folgende Werthe:\nTabelle XVI.\nEntfernung von der Spitze d. Mittelfingers\tDaumenseite\tMitte\tSeite des kl. Fingers\ncirca 13,5 mm\t8,5\t3,2\t7,2\n\u00bb\t17,5 \u00bb\t12,2\t' 7\t11,2\nMan ersieht aus diesen beiden Zusammenstellungen wohl zum Theil eine Ann\u00e4herung der unten stehenden Werthe an die oberen, aber doch nicht durchweg. Da sich so deutlich ausgesprochene indi-\n1) Ebenso Aubert und Kaxnmler, a. a. O., S. 164.\n2/ Abhdl., S. 222.","page":288},{"file":"p0289.txt","language":"de","ocr_de":"lieber Vertheilung und Empfindlichkeit der Tastpunkte.\n289\nviduelle Unterschiede hei uns (au\u00dfer in der Kniegegend und auf dem 7. Halswirbel) im Ganzen nicht wiederholten, so darf diese Thatsache zusammen mit der anderen, dass auf den zweiten Phalangen und dem Daumen bei einigen Personen Haare gefunden werden und bei anderen nicht, wohl dahin gedeutet werden, dass die Haare an der Hand heim Menschen \u00fcberhaupt im R\u00fcckgang begriffen sind. Bemerkt sei ferner noch, dass sie bei den einzelnen Personen wie von ungleicher Farbe so auch von ungleicher L\u00e4nge sind.\nBei den weiteren Versuchen, die sich \u00fcber die Hauptfl\u00e4chen der K\u00f6rperhaut erstreckten, musste die Frage entschieden werden, oh hei den Haaren, die zu zweien oder dreien zusammenstehen, die einzelnen Haare oder die Gruppen gez\u00e4hlt werden sollten. Wir haben diese Fragen viel erwogen und auf ihre L\u00f6sung viel M\u00fche verwandt, indem wir die ausgez\u00e4hlten Stellen immer wieder zerst\u00f6rten und von Neuem durchsuchten. Namentlich hat Herr Fontana hier\u00fcber manchen vergeblichen Versuch angestellt. Die einzelnen Haare, welche Gruppen bilden, stehen zum Theil so dicht neben einander, dass es, wie schon hervorgehoben wurde, nicht immer m\u00f6glich ist, mit absoluter Bestimmtheit zu erfahren, oh den einzelnen Haaren wirklich \u00fcberall gesonderte Tastpunkte entsprechen oder nicht, obwohl ich dies f\u00fcr wahrscheinlich halte. Au\u00dferdem ist auch das Z\u00e4hlen hierbei besonders schwierig. Um so nicht uncontrollirbare Fehlerquellen in die Versuche eingehen zu lassen, haben wir uns schlie\u00dflich entschlossen, wo Gruppenbildungen Vorkommen, diese als einen Haarpunkt zu z\u00e4hlen. Es braucht hiernach weiter kaum erw\u00e4hnt zu werden, dass, wo zwei Haare aus einem Haarpunkt hervorsahen, diese immer ebenfalls als ein Haar gez\u00e4hlt wurden.\n2) Linker Unterarm. Die Haut dieses Gliedes wurde von Herrn Fontana allein untersucht. Die Haare sind auf der Beugeseite d\u00fcnn und zart, sie nehmen sowohl nach dem proximalen Ende wie nach dem radialen und medialen Rande hin an St\u00e4rke zu und erreichen das Maximum ihrer L\u00e4nge auf der Dorsalfl\u00e4che.\nLeider ist hier \u00fcbersehen worden, die einzelnen Quadratcentimeter auszuz\u00e4hlen. Ich gebe in der nachstehenden Tabelle die Durch-schnittswerthe pro Quadratcentimeter an, um den Gesammtwerth zu erhalten, braucht man demnach jede Zahl nur mit 4 zu multi-pliciren.\nWundt, Philos. Studien. XIX.\n19","page":289},{"file":"p0290.txt","language":"de","ocr_de":"290\nFriedrich Kiesow.\nTabelle XVII.\nEntfernung von der, Spitze d. Mittelfingers\tUmfang\tBeuge- fl\u00e4che\tRadiale Fl\u00e4che\tDorsale Fl\u00e4che\tUlnare Fl\u00e4che\n19 em\t16,5 cm\t0\t15,2\t12,3\t18\n25 \u00bb\t17,5 \u00bb\t16,4\t18,2\t18,3\t22\n31 \u00bb\t21,7 \u00bb\t13,1\t16,6\t16,2\t16,4\n35 \u00bb\t24,3 \u00bb\t10\t15,4\t15,6\t15,7\n41 \u00bb\t25,3 \u00bb\t8,2\t14,8\t12,1\t14,2\nBemerkt sei hierzu noch, dass die Haare auch auf dem Unterarm, wenn nicht durchg\u00e4ngig, so doch sehr h\u00e4ufig in Gruppen stehen. Man sieht dies bei den feinen Haaren deutlicher, wenn man die Haut um die Haare leicht mit einer schwachen L\u00f6sung von Silbernitrat einreibt. Hierauf sind wir leider erst verfallen, als die hier beschriebenen Versuchsreihen abgeschlossen waren.\nWie auch diese Zusammenstellung erkennen l\u00e4sst, nimmt die Anzahl der Haare vom Handgelenk nach dem Ellbogengelenk hin im allgemeinen best\u00e4ndig ab. Um \u00fcber diese Erscheinung wenigstens f\u00fcr eine Armseite eine noch bessere Vorstellung zu gewinnen, hat Herr Fontana hieraufhin die Beugefl\u00e4che des Vorderarms genau gepr\u00fcft, indem er hier rechtwinklige Felder von 2 X 4 cm Fl\u00e4cheninhalt, die unmittelbar auf einander folgten, durchsuchte. Das wie mir scheint interessante Ergebniss dieser Pr\u00fcfungen, durch welches das auf S. 281 ausgesprochene voll best\u00e4tigt wird, zeigt die folgende Zusammenstellung, in der ebenfalls nur die Mittelwerthe angegeben sind.\nTabelle XVIII.\nEntfernung von der Spitze d. Mittelfingers\tUmfang\tArithm. Mittel pro qcm\n23,2 cm\t16,5\u201417 cm\t15,2\n25,2 \u00bb\t18,2 cm\t16,2\n27,2 \u00bb\t19\t\u00bb\t15,8\n29,2 \u00bb\t21 \u00bb\t15,6\n31,2 \u00bb\t22,5 \u00bb\t13,3\n33,2 \u00bb\t23,2 \u00bb\t12,8\n35,2 \u00bb\t23,9 \u00bb\t10,4\n37,2 \u00bb\t24,6 \u00bb\t9,5\n39,2 \u00bb\t24,5 \u00bb\t9\n41,2 \u00bb\t25\t\u00bb\t8,2","page":290},{"file":"p0291.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Vertheilung und Empfindlichkeit der Tastpunkte.\t291\n3)\tLinker Oberarm: Hier bestimmte Fontana an sich folgende Mittelwerthe pro Quadratcentimeter.\nTabelle XIX.\nEntfernung von der Spitze d. Mittelfingers\tUmfang\tBeuge- fl\u00e4che\tRadiale Fl\u00e4che\n48 cm\t22 cm\t8,9\t15,1\n55 \u00bb\t22 \u00bb\t13,7\tNarbe\n59 \u00bb\t25 \u00bb\t12,2\t\u2014\n4)\tLinker Unterschenkel. Hier finden sich die Haare in geringerer Anzahl als am Unterarm, doch sind sie hier l\u00e4nger. Reine Tastpunkte scheinen hier \u00fcberall in geringer Anzahl vorzukommen. (Vgl. S. 306.) Auf der vorderen und tibialen Fl\u00e4che sieht man die Haare meistens in Gruppen von 2 und 3 stehen. Oberhalb der Kn\u00f6chel h\u00f6ren sie, wie schon gesagt wurde, ganz auf. Die von Fontana an sich selbst bestimmten Werthe vertheilen sich auf den Quadratcentimeter, wie die folgende Tabelle zeigt.\nTabelle XX.\nEntfernung v. Calcaneus\tUmfang\tVordere Fl\u00e4che\tTibiale Fl\u00e4che\tHintere Fl\u00e4che\tPeroneale Fl\u00e4che\n11 cm\t20,7 cm\t\u2014\t4,8\t\u2014\t\u2014\n16 \u00bb\t22 \u00bb\t5\t7,8\t\u2014\t3,3\n22 \u00bb\t25,5 \u00bb\t5\t11,1\t5,8\t4,8\n29\t\u00bb\t30,8 \u00bb\t5,6\t7,6\t\u2014\t5,6\n35\t\u00bb\t29,8 \u00bb\t11,1\t10,4\t\u2014\t7,2\n40,6 \u00bb\t30,5 \u00bb\t6,1\t6,2\t\u2014\t8,2\n5)\tFu\u00dfr\u00fccken. Hier habe ich selber an Fontana die Haare innerhalb der oben beschriebenen Haarregion gez\u00e4hlt. Die Haare sind hier ziemlich lang und stehen vielfach in Gruppen. Zwischen den einzelnen Haaren finden sich viele reine Tastpunkte. (Vgl- die Tabelle auf S. 280.) Indem ich ca. 10 cm von der gro\u00dfen Zehe entfernt begann, erhielt ich innerhalb 8 einzelner Quadratcentimeter,\ndie zu vieren in 2 Reihen neben einander lagen, folgende Werthe:\n19*","page":291},{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"292\nFriedrich Kiesow.\nAu\u00dfenseite\n15\n14\n10\n6\nInnenseite\n12\n9\n8\n8\nBei einer Gesammtzahl von 82 w\u00fcrde der Mittelwerth pro Quadrat-centimeter somit 10,25 betragen.\n6) Brust, entlang der Mittellinie \u00fcber dem Sternum. Alles Weitere ergeben die nachstehenden Tabellen. Die einzelnen Quadranten der Kreisfl\u00e4chen sind hier wie oben mit den Ziffern 1\u20144 bezeichnet :\nTabelle XXI.\nKiesow.\nRegion\tUmfang\t1\t2\t3\t4\tGesammt- zahl\tArith. Mittel pro qcm\nH\u00f6he d. 2. Intercostalraums\t89 cm\t20\t17\t18\t23\t78\t19,5\n\u00bb \u00bb 4.\t\u00bb\t86,5 \u00bb\t17\t15\t18\t16\t66\t16,5\n\u00bb \u00bb 5. Mitte zwischen Proc. xi-\t\u00c4 00 *cT 00\t21\t22\t23\t27\t93\t23,25\nphoid. und Nabel ....\t80 \u00bb\t14\t24\t18\t26\t82\t20,5\nTabelle XXII.\nFontana.\nRegion\tUmfang\t\ti\t2\t3\t4\tGesammt- zahl\tArith. Mittel pro qcm\nH\u00f6he d. 2. Intercostalraums\t84,5\tcm\t16\t23\t17\t21\t77\t19,25\n\u00bb \u00bb 4.\t\u00bb\t80\t\u00bb\t20\t24\t22\t21\t87\t21,75\n\u00bb \u00bb 6. Mitte zwischen Proc. xi-\t77\t\u00bb\t24\t25\t22\t28\t99\t24,75\nphoid. und Nabel ....\t74\t\u00bb\t25\t26\t22\t22\t95\t23,75\nEin Vergleich der gewonnenen Werthe l\u00e4sst hier im Ganzen eine gute Uebereinstimmung erkennen. Von weiteren Beobachtungen sei noch hinzugef\u00fcgt, dass die Haare hier nicht in Gruppen stehen, dass man aber sehr oft zwei aus einer Austrittsstelle hervorkommen sah. Innerhalb der dem 5. Intercostalraum entsprechenden Kreis-","page":292},{"file":"p0293.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Vertheilung und Empfindlichkeit der Tastpunkte.\t293\nfl\u00e4che war dies sogar bei der H\u00e4lfte aller hier befindlichen Haare der Fall. Ferner sei noch bemerkt, dass die Haare bei mir in der Hegend der Ansatzstelle der 3. Hippe und des 4. Intercostalraums am l\u00e4ngsten sind. Sie besitzen hier eine L\u00e4nge von 2\u20143 cm. Ob die etwas geringere Anzahl hier (vergl. die obige Tabelle) mit der gewiss durch das Alter bedingten gr\u00f6\u00dferen L\u00e4nge irgendwie zusammenh\u00e4ngt, wage ich nicht zu entscheiden, obwohl die Thatsache auffallend erscheint. Bei Fontana sind die Haare hier nicht l\u00e4nger als auf dem \u00fcbrigen Theil des Sternums. Es schien mir weiter, dass an dieser Stelle zwischen den Haarfollikeln nur eine verschwindend geringe Anzahl reiner Tastpunkte vorhanden sei. Innerhalb der dem 2. Intercostalraum entsprechenden Kreisfl\u00e4che, die hieraufhin genauer gepr\u00fcft wurde, fand sich nur im 4. Quadranten ein einziger reiner Tastpunkt.\nAn Fontana habe ich die Haare auch l\u00e4ngs der mittleren linken Axillarlinie gez\u00e4hlt. Auch hier wurden der Haut die erw\u00e4hnten Kreise aufgedr\u00fcckt. Ueber das Resultat orientirt die nachstehende Tabelle :\nTabelle XXHI. Linke mittlere Axillarlinie.\nRegion\tUmfang\t1\t2\t3\t4\tGfesammt- zahl\tArith. Mittel pro qcm\nH\u00f6he d. 4. Interoostalraums\t80 cm\t18\t18\t27\t25\t88\t22\n\u00bb \u00bb 5.\t\u00bb Mitte zwischen Proc. xi-\t77 \u00bb\t21\t21\t19\t22\t83\t20,75\nphoid. und Nabel ....\t74 \u00bb\t15\t16\t18\t16\t65\t16,25\n7) R\u00fccken. Hier wurden entlang der Wirbels\u00e4ule stets 3 Kreisfl\u00e4chen untersucht, die vertical zur L\u00e4ngsaxe des K\u00f6rpers der Haut aufgedr\u00fcckt waren und unmittelbar an einander stie\u00dfen. In den nachstehenden Tabellen bezeichnet I die mittlere, II die links vom Beobachter und III die rechts von diesem gelegene. Die Ziffern 1\u20144 geben hier wie sonst die einzelnen Quadranten an.","page":293},{"file":"p0294.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle XXIV.\nKiesow.\n294\nFriedrich Kiesow.\na m & a o\t12,5 24,75 14,25\nPd \"\"<3 \u00e4 _\t12.25 22.25 15.25\nrd 1a\t11.75 23,26 16.75\nm j\t50 99 57\ng M \u00a7\t49 89 61\n02 P M \u00c7+5 W\t47 93 67\n\t9 28 15\nCO H\t17 24 12\nR 04\t12 27 14\ntH\t12 20 16\n\t12 21 13\nCO M\t12 18 13\n04\t9 26 19\ntH\t16 24 16\ntH\t15 22 14\nCO M\t12 23 16\n04 iH\t10 26 15\n\t10 22 22\nUmfang !\t35 cm 100 \u00bb 82 \u00bb\nRegion\t7. Halswirbel\t 3. R\u00fcckenwirbel1) .... Auf der Linie, welche \u00fcber die Spin. il. ant. sup. hinweggebt ....\nM\nM\n<D\nrO\nc3\nEH\n1 H r a u\t32,75 22.5 18.5\nPd s M s\t32.25 26.25 15,5\n1 S <1\t30,25 22,5 13\nit i M i\t131 90 74\n\t129 105 62\n\u00a7 hH & R\t121 90 52\nrjd\t34 22 18\nco M\t32 23 18\nR 04\t29 21 20\nrH\t36 24 18\nTH\t33 23 15\nCO\t28 25 12\n04\t35 29 19\ntH\t33 28 16\nt*\t34 21 12\nCO M\t30 18 12\n04\t33 25 17\nrH\t24 26 11\nUmfang\t37 cm 98 \u00bb 75 \u00bb\nRegion\t7. Halswirbel\t 3. R\u00fcckenwirbel1) .... Auf der Linie, welche \u00fcber die Spin. il. ant. sup. hinweggeht ....\n1) Die Messung wurde hier bei anliegenden Oberarmen","page":294},{"file":"p0295.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Yertheilung und Empfindlichkeit der Tastpunkte.\n295\nEine Bezeichnung des Gesammtwerthes und des Mittelwerthes aus je drei der abgesuchten Kreisfl\u00e4chen, demnach f\u00fcr 12 qcm, zeigt die folgende Zusammenstellung.\nTabelle XXVI.\nBegion\tKie Gesammtwerth\tSOW Mittelwerth\tEon Gesammtwerth.\t.ana Mittelwerth\n7. Halswirbel\t\t146\t12,17\t381\t31,75\n3. \u00df\u00fcckenwirbel\t\t281\t23,42\t285\t23,75\nAuf der Linie, welche\t\t\t\t\n\u00fcber die Spin. il. ant.\t\t\t\t\nsup. hin weggeht....\t185\t15,42\t188\t15,67\nZu der an mir selbst auf der Haut \u00fcber dem 7. Halswirbel vorgenommenen Pr\u00fcfung ist zu bemerken, dass die Anzahl der Haare auf dieser Stelle in Folge eines vor Jahren in der N\u00e4he vorgenommenen operativen Eingriffs vielleicht nicht der Norm entspricht. Ich habe die Werthe dennoch den Tabellen eingef\u00fcgt, weil ich dies nicht als eine absolut gewisse Thatsache hinzustellen wage und die Befunde au\u00dferdem hei einer etwaigen Nachpr\u00fcfung unter Umst\u00e4nden von Bedeutung sein k\u00f6nnten. An zwei anderen Personen aber, an denen ich die entsprechende Stelle nachpr\u00fcfte, fanden sich ann\u00e4hernd die gleichen Werthe wie hei Fontana. Hierdurch w\u00fcrde die ausgesprochene Vermuthung sehr an Wahrscheinlichkeit gewinnen. Diese d\u00fcrfte auch noch durch den weiteren Umstand vermehrt werden, dass die \u00fcbrigen Werthe eine gute Uebereinstimmung zeigen. Sollte hier demnach f\u00fcr die Gegend des 7. Halswirbels bei mir, wie ich meinerseits in der That glaube, eine Ausnahme vorliegen, so w\u00fcrde sich aus den \u00fcbrigen Befunden ergehen, dass die Anzahl der Tastpunkte sich l\u00e4ngs des K\u00fcckens in der Richtung von oben nach unten hin stetig vermindert.\nIm Uebrigen sei noch erw\u00e4hnt, dass ich auch l\u00e4ngs des R\u00fcckens nicht eigentliche Gruppenbildungen gesehen habe, wohl aber, dass sely h\u00e4ufig 2 Haare von anscheinend gleicher L\u00e4nge aus einem Punkte hervorsehen. Oh sich zwischen den Haaren reine Tastpunkte finden, habe ich nicht sicher feststellen k\u00f6nnen und erscheint mir zweifelhaft.","page":295},{"file":"p0296.txt","language":"de","ocr_de":"296\nFriedrich Kiesow.\nII. Die Empfindlichkeit der Tastpunkte.\nDie Messung der Empfindlichkeit der einzelnen Tastpunkte wurde ebenfalls mittelst der v. Frey\u2019sehen Reizhaare angestellt. Bei an mir selbst ausgef\u00fclirten Messungen suchte ich innerhalb einer umschriebenen Hautfl\u00e4che 50 unmittelbar neben einander hegende Punkte und bestimmte f\u00fcr jeden einzelnen Punkt denjenigen Reizwerth, der noch eben eine Tastempfindung auszul\u00f6sen vermochte. Die benutzten Werthe sind somit, um es nochmals zu betonen, Minimalwerthe. Aus der Summe der so erhaltenen Einzelwerthe berechnete ich das arithmetische Mittel, welch letzteren Werth ich als die mittlere Schwelle des Tastpunktes f\u00fcr die betreffenden Hautgebiete ansehe. Zur Abgrenzung der letzteren bediente ich mich meistens der erw\u00e4hnten Kreisfl\u00e4chen. In F\u00e4llen, in denen die Anzahl der Punkte nicht ausreichte, wurden in unmittelbarer N\u00e4he des Kreises neue Punkte gesucht, bis die Zahl vollst\u00e4ndig war. Die einzelnen Punkte wurden in der angegebenen Weise markirt, dann mittelst Gelatineoder Oelpapiers durchgepaust und, um das Wiederfinden und die Controlle zu erleichtern, mit Ziffern bezeichnet. Wo, wie am Handgelenk und an anderen Orten, die Dichte der Punkte eine betr\u00e4chtliche ist, wurde von dem durchgepausten Bilde eine mehrmalige Vergr\u00f6\u00dferung hergestellt.\nWo ich die Versuche nicht an mir selbst anstellen konnte, musste mir nat\u00fcrlich sehr daran hegen, eine absolut zuverl\u00e4ssige Versuchsperson zu finden, die durch hinreichende Uebung Fehlangaben zu vermeiden wusste. Da Herr Fontana sich nicht nur hierzu bereit erkl\u00e4rte, sondern mit gro\u00dfer Geduld und Freudigkeit durch lange Versuchsreihen bei mir ausgeharrt hat, so kann ich nicht unterlassen, ihm auch an dieser Stelle meinen herzlichsten Dank auszusprechen. Da uns die Zeit etwas dr\u00e4ngte, so sind an den meisten Stellen an ihm anstatt 50 nur 30 Punkte auf den Schwellenwerth hin gepr\u00fcft worden. Es sei weiter bemerkt, dass ich in Anbetracht der Zeit, die er mir schenken konnte, diese Punkte nicht immer durchpaus.te, sondern auf der Haut je nach den Arbeitstagen mit verschiedenen Anilinfarben bezeichnete. Indem ich mir so von jeder Farbe eine l\u2019ohe Skizze entwarf, war die Controlle gesichert.","page":296},{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"TJeber Vertlieilung und Empfindlichkeit der Tastpunkte.\t297\nAuf die Methode selbst gehe ich hier nicht weiter ein. Was aber die Anfertigung der Reizhaare betrifft, so glaube ich, hier insofern eine Verbesserung gefunden zu haben, als es mir gelungen ist, die Verk\u00fcrzung des Haares durch Scheerenschnitte zu vermeiden und den einmal bestimmten Querschnitt constant zu erhalten. M\u00f6gen nun die durch Scheerenabschnitte entstehenden Abweichungen auch so gering sein, dass sie in vielen F\u00e4llen vernachl\u00e4ssigt werden k\u00f6nnen, so gibt es doch andere, in denen man sie nicht vernachl\u00e4ssigen m\u00f6chte. Au\u00dferdem aber ist es mir nicht selten begegnet, dass hei der Bestimmung des Gewichtes auf der chemischen Wage auch durch minimale Scheerenschnitte die gesuchte Grenze leicht \u00fcberschritten wird und so das Haar f\u00fcr den gew\u00fcnschten Zweck nicht mehr brauchbar ist. Diese Unbequemlichkeit wird vermieden, wenn man, wie die\nPig. 2.\nnebenstehende Figur 2 zeigt, an eines der Enden des H\u00f6lzchens ein kurzes Kork- oder Gummist\u00fcckchen klebt, durch welches mit einer feinen Nadel ein Loch gebohrt ist. Zieht man das Haar, dessen Durchmesser unter dem Mikroskop vorher gemessen ist, durch dieses angeklebte St\u00fcckchen, so l\u00e4sst sich an diesem durch geringes Auf- oder Abw\u00e4rtsziehen mit einer feinen Pincette mit gro\u00dfer Exactheit die Kraftbestimmung vornehmen. Ist diese vollendet, so kann man das Haar am oberen Ende leicht befestigen. Mir gelingt dies leicht, indem ich es oben umhiege. F\u00fcr andere Bestimmungen, die hier nicht in Betracht kommen, habe ich die Haare, namentlich st\u00e4rkere, auch ohne sie zu befestigen, benutzen k\u00f6nnen.\nDie in den nachfolgenden Angaben in Betracht kommenden Reizgr\u00f6\u00dfen sind 0,8 g/mm, 0,4 g/mm, 0,5 g/mm, 0,75 g/mm, 1 g/mm, 1>5, 2,0, 2,5 g/mm und so in halben Stufen fort bis zu den h\u00f6chsten Reizwerthen, die sich als nothwendig erwiesen.\n1) Beugeseite des linken Unterarms. Haarloser Bezirk unmittelbar am Handgelenk.","page":297},{"file":"p0298.txt","language":"de","ocr_de":"298\nFriedrich Kiesow.\nHier habe ich in der angegebenen Weise an mir selber im Ganzen zun\u00e4chst 6 mal 50 Punkte gemessen und die einzelnen Mittelwerthe berechnet. Diese sind\n1,24 g/mm\n1,10 \u00bb 1,08 \u00bb 1,02 \u00bb 1,21 \u00bb 1,07\t\u00bb\nDas Mittel f\u00fcr die vorstehenden Werthe w\u00fcrde demnach \u2014 1,12 g/mm sein, wobei die einzelnen Mittelwerthe zwischen 1,02 und 1,24 g/mm schwanken.\nDieses Ergehniss stimmt gut mit der Angabe v. Frey\u2019s \u00fcberein, der als mittlere Schwelle f\u00fcr 303 Punkte, die er an der gleichen Stelle gemessen, den Werth von 1,28 g/mm fand1), obwohl diese Region im Ganzen bei mir von etwas gr\u00f6\u00dferer Empfindlichkeit zu sein scheint. Dies kann von einer ungleichen Dicke der Epidermis herr\u00fchren, es k\u00f6nnen die Abweichungen nach unten aber auch dadurch verursacht sein, dass v. Frey mit ganzen Reizstufen bis zu 4 g/mm arbeitete und nicht unter 0,5 g/mm herabging. Ein Punkt von 4 g/mm Schwelle, der bei v. Frey viermal vorkam, fand sich an dieser Stelle bei mir nicht. Wie dem auch sein m\u00f6ge, so besteht zwischen unseren Ergebnissen auch insofern eine erfreuliche Uebereinstimmung, als die Anzahl der Einzelwerthe bei uns ebenfalls ann\u00e4hernd die gleiche ist, wenn die von mir benutzten Reizstufen auf die seinigen reducirt werden. Aus der folgenden Zusammenstellung wird dies ersichtlich. Ich benutze hierzu die ersten der untersuchten 50 Punkte, welche nach der obigen Tabelle einen mittleren Schwellenwerth von 1,24 g/mm besitzen.\nSchwellen in g/mm\tProcentsatz der einzelnen Punkte\nv. Frey:\to,5\n13\n60\n1\n2\n3\n4\n22\n3.5\n1.5\n100\n1) A. a. 0., S. 235.","page":298},{"file":"p0299.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Yertheilung und Empfindlichkeit der Tastpunkte.\n299\nSchwellen in g/mm.\tProcentsatz der einzelnen Punkte\nKiesow:\n% )M\t2\n\t6\n0,751\t14\n1 I1\t46\n1,6 \\\t8\n2 )2\t16\n2,5\t8\n100\n8\n60\n24\n8\nBringt man meine Werthe auf die v. Frey\u2019sehen etwa wie die nebenstehenden Zahlen zeigen, so d\u00fcrfte die Uehereinstimmung kaum etwas zu w\u00fcnschen \u00fcbrig lassen. Die gr\u00f6\u00dfte Anzahl der Punkte hat demnach, wie auch meine \u00fcbrigen Protocolle zeigen, eine Schwelle von 9,75 und 1 g/mm, es folgen darauf die, welche auf 1,5 und 2 g/mm antworten, w\u00e4hrend die \u00e4u\u00dfersten Grenzwerthe nur in geringer Zahl gefunden werden. In der obigen Zusammenstellung fehlt hei mir sogar der Werth von 3 g/mm. Dieser kam im Uebrigen dreimal vor, der von 3,5 g/mm einmal.\n2) Mitte der Beugefl\u00e4che des linken Unterarms. Hier fand sich innerhalb des Ringes I (S. 273) f\u00fcr 50 Punkte ein mittlerer Schwellenwerth von 1,3 g/mm, innerhalb des Ringes III ein solcher von 1,18 g/mm. Beide Werthe zusammen ergeben ein Mittel von 1,24 g/mm. Die Einzelheiten zeigen die folgenden Zusammenstellungen :\nSchwellen in g/mm\tProcent\n0,5 .\t0\n0,75\t12\n1\t58\n1,5\t6\n2\t14\n2,5\t6\n3\t4\n\t100\n0,5\t4\n0,75\t10\n1\t62\n1,5\t8\n2\t16\n\t100\nAuch hier sind die Schwellenwerthe von 1 g/mm in der gr\u00f6\u00dferen Anzahl vertreten.","page":299},{"file":"p0300.txt","language":"de","ocr_de":"300\nFriedrich Kiesow. \u2018\n3) Oberer Theil der Beugeseite des Vorderarms. Die untersuchte Stelle entspricht dem auf S. 275 beschriebenen Bing I und der unmittelbar um diesen gelegenen Hautpartie, die Stelle liegt ca. 2,5 cm von der Ellenbeuge und ca. 21,5 cm vom Handgelenk entfernt.\nAls mittlere Schwelle f\u00fcr 50 Punkte wurde liier der Werth von 1,42 g/mm gefnnden. Die Vertheilung der Schwellenwerthe auf die einzelnen Tastpunkte zeigt die folgende Uebersicht:\nSchwellen in g/mm\tProcent\n0,5\t0\n0,75\t2\n1\t48\n1,5\t28\n2\t16\n2,5\t4\n3\t0\n4\t2\n100 Auch hier zeigt die Mehrzahl der Punkte einen Schwellenwerth\t\nvon 1 g/mm, daneben h\u00e4ufen sich\taber die Werthe von 1,5 g/mm\nmehr als fr\u00fcher. Ein Vergleich dieser Schwellenwerthe mit den am\t\nHandgelenk gefundenen l\u00e4sst somit\teine geringe Abnahme der Em-\npfindlichkeit erkennen.\t\n4) Ellenbeuge. Die untersuchten Punkte entsprechen den 46\t\ninnerhalb des Binges I (S. 276), zu\twelchen in unmittelbarster N\u00e4he\nvier weitere hinzugesucht wurden.\tDie mittlere Schwelle ist\nhier gleich 1,33 g/mm, die Vertheilung ergibt sich aus der nach-\t\nstehenden Tabelle:\t\nSchwellen in g/mm\tProeent\n0,4\t2\n0,5\t2\n0,75\t2\n1\t56\n1,5\t12\n2\t20\n2,5\t4\n3\t2\n100 5) Mitte der Beugefl\u00e4che des Oberarms. Es wurden hier die\t\n37 Punkte des Binges I (S. 277) nebst weiteren in unmittelbarer N\u00e4he","page":300},{"file":"p0301.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Vertheilung und Empfindlichkeit der Tastpunkte.\t301\ngelegenen Punkten gepr\u00fcft. Mittlerer Schwellenwerth = l,44g/mm. Die Vertheilung war die folgende:\nSchwellen in g/mm\tProcent\n0,\u00f6\t4\n0,75\t10\n1\t42\n1,5\t10\n2\t24\n2,5\t6\n3\t2\n4\t2\n\t100\n6) Dorsalseite des linken Unterarms, Proc. styloid, ulnae. (Vergl. S. 278). Mittlerer Schwellenwerth = 1,42 g/mm. Die Vertheilung zeigt die folgende Uebersicht:\nSchwellen in g/mm\tProcent\n0,4\t2\n0,5\t8\n0,75\t14\n1\t28\n1,5\t18\n2\t14\n2,5\t10\n3\t4\n3,5\t2\n\t100\n7) Mitte der Dorsalfl\u00e4che des linken Unterarms, unmittelbar am Handgelenk.\nMittlere Schwelle f\u00fcr 50 Punkte: 1,2 g/mm. Vertheilung:\nSchwellen in g/mm\tProcent\n0,3\t2\n0,4\t4\n0,5\t6\n0,75\t12\n1\t36\n1,5\t8\n2\t14\n2,5\t6\n3\t2\n3.5\t2 100","page":301},{"file":"p0302.txt","language":"de","ocr_de":"302\nFriedrich Kiesow.\n8)\tEadiale Fl\u00e4che des linken Unterarms unmittelbar am Handgelenk. Die hier untersuchte Stelle entspricht dem auf S. 279 beschriebenen Einge. Von diesen 103 Punkten wurden zun\u00e4chst die in den Quadranten 1 und 2 und sodann 50 in den Quadranten 3 und 4 gelegene Punkte untersucht. Schlie\u00dflich habe ich noch die 3 letzten Punkte gepr\u00fcft und das Mittel aus s\u00e4mmtlichen 103 Punkten bezeichnet.\nIm ersten Falle\tfand sich ein Schwellenwerth\tvon\t.\t1,40\tg/inin,\n\u00bb zweiten \u00bb\tein solcher von.....................1,47\t\u00bb\n\u00bb dritten \u00bb\talso f\u00fcr 103 Punkte ein solcher\tvon\t.\t1,44\t\u00bb\nDie Vertheilung f\u00fcr die beiden ersten Eeihen zusammen, also f\u00fcr 100 Punkte ist die folgende:\nSchwellen in g/mm\tPunkte\n0,6\t6\n0,76\t10\n1\t35\n1,5\t15\n2\t24\n2,5\t7\n3\t2\n3,5\t1\n\t100\n9)\tYorderfl\u00e4che des linken Oberschenkels. F\u00fcr 50 innerhalb des Einges I (S. 279) gelegene Punkte ergab sich ein mittlerer Schwellenwerth von 1,38 g/mm, hei Ber\u00fccksichtigung aller 54 Punkte dieser Kreisfl\u00e4che ein solcher von 1,35 g/mm. Vertheilung auf 50 Punkte in Procents\u00e4tzen:\nSchwellen in g/mm\tProcent\n0,5\t4\n0,75\t10\n1\t42\n1,5\t18\n2\t22\n3,5\t4\n3\t2\n10)\tMitte der linken Kniescheibe. F\u00fcr die hier bestimmte Schwelle kann ich nicht die gleiche Exactheit garantiren, erstens weil","page":302},{"file":"p0303.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Verkeilung und Empfindlichkeit der Tastpunkte.\n303\nbei der Biegung die Haut gespannt wird und dadurch die Schwellen-werthe vielleicht in die H\u00f6he getrieben sein k\u00f6nnten1), sodann aber, weil in Folge eines Defectes mein Knie nicht ganz normal ist. Immerhin m\u00f6gen die Werthe hier eingef\u00fcgt werden, weil sie bei Controllversuchen vielleicht von Nutzen sein k\u00f6nnen.\nMittlerer Schwellenwerth = 1,93 g/mm. Yertheilung:\nSchwellen in g/mm\tProcent\n0,5\t0\n0,75\t4\n1\t18\n1,5\t30\n2\t18\n2,5\t10\n3\t12\n3,5\t4\n4\t4\n\t100\n11) Die weiteren Messungen wurden, wie schon erw\u00e4hnt, vornehmlich an Herrn Fontana vorgenommen. Soweit ich sie bisher zu Ende f\u00fchren konnte, betreffen sie Theile des Unterschenkels, des Fu\u00dfr\u00fcckens, der Brust und des R\u00fcckens.\nBei Messungen, die ich fr\u00fcher im Hospital an einem intelligenten gesunden 18 j\u00e4hrigen Bauernsohne anstellte, der wegen eines ungl\u00fccklich geheilten Armbruchs dort aufgenommen war und sich einer neuen Operation unterwerfen musste, war mir aufgefallen, dass die Schwellen-werthe, die man auf der Mitte der Vorderfl\u00e4che des Unterschenkels erh\u00e4lt, wohl im Ganzen innerhalb der Grenzen fielen, die ich an mir selbst hatte feststellen k\u00f6nnen, oder dass wenigstens die obere Grenze nicht erheblich \u00fcberschritten wurde, dass aber die Maximalzahl der einzelnen Werthe nicht der sonst gefundenen entsprach, sondern dass man hier durchweg eine gr\u00f6\u00dfere Anzahl h\u00f6herer Werthe erhielt. Die Versuche wurden vor der Operation angestellt, zu einer Zeit also, als sich die Versuchsperson v\u00f6llig kr\u00e4ftig und gesund f\u00fchlte. Da ich die erhaltenen Werthe viel controlliren musste, so konnte ich nur langsam vorw\u00e4rts kommen und habe demnach hier nur f\u00fcr 25 Haarpunkte die Schwellenwerthe bestimmen k\u00f6nnen. Die Versuchsperson lag hierbei auf einem Fahrbett bequem ausgestreckt.\n1) v. Erey, Bericht vom 3. Dec. 1894, S. 286.","page":303},{"file":"p0304.txt","language":"de","ocr_de":"304\nFriedrich Kiesow.\nIch erhielt aus diesen Pr\u00fcfungen [Resultate, die sich auf die einzelnen Punkte folgenderma\u00dfen vertheilten:\nSchwellen in g/mm 0,5 0,75 1\n1.5 2\n2.5\n3\n3.5\n4\n5\nAbsolute Zahl 0 3 1 2 6 1 3 2 6\n_1\n25\nProcent\n0\n12\n4\n8\n24\n4\n12\n8\n24\n4\nDie mittlere Schwelle des Tastpunktes w\u00fcrde auf dieser Hautstelle somit 2,63 g/mm betragen. Seihst wenn man zugibt, dass dieser Werth sich mehr dem n\u00e4hert, den ich auf meinem linken Knie erhielt, so weichen doch die Einzelwerthe in ihrer Vertheilung hier und dort erheblich von einander ah. Und auch wenn man weiter zugeben muss, dass die Versuchsperson vielleicht nicht den Grad der Uehung in der Sch\u00e4tzung erreicht haben konnte, den die Versuche voraussetzen, so ist das Ueberwiegen der h\u00f6heren Werthe immer noch auffallend genug.\nIch habe darauf die gleiche Hautfl\u00e4che an Herrn Fontana mit der peinlichsten Genauigkeit nachgepr\u00fcft. Soweit hei ihm Uebung und Sorgfalt in der Beobachtung in Betracht kamen, konnte ich sicher sein, dass keine Fehlangaben in die Tabellen eingingen. Auch er lag bei diesen Versuchen lang ausgestreckt auf einem gepolsterten Fahrstuhl. Ich pr\u00fcfte an ihm 50 Haarpunkte dieser Hautstelle und erhielt Angaben, die sich wie folgt auf die einzelnen Punkte vertheilten. Ich gehe auch diese wie oben in Procents\u00e4tzen, da die absolute Zahl sich von seihst ergibt.\nSchwellen in g/mm\tProoent\n0,5\t0\n0,75\t2\n1\t20\n1,5\t\u2022\t4\n2\t34\n2,5\t10\n3\t24\n3,5\t4\n5\t2\n\t100","page":304},{"file":"p0305.txt","language":"de","ocr_de":"lieber Vertheilung und Empfindlichkeit der Tastpunkte.\n305\nAls mittlere Schwelle des Tastpunktes ergibt sich hieraus der Werth von 2,16 g/mm.\nSind auch dieser wie die Einzelwerthe in Folge gr\u00f6\u00dferer Uebung in der Beobachtung geringer und ist namentlich die Vertheilung sicherlich eine exactere, so sieht man doch auch hier deutlich ein Ueberwiegen der h\u00f6heren Werthe mit \u00fceberschreitung der beiden\nGrenzwerthe.\nUm eine weitere Controlle f\u00fcr die Zuverl\u00e4ssigkeit der vorstehenden Angaben zu gewinnen, habe ich an Herrn Fontana die Tastempfindlichkeit der Wadenhaut gemessen. Hier hat schon v. Frey einen zweiten Versuch angestellt, indem er f\u00fcr 73 Punkte die Schwelle bestimmte. Er erhielt einen mittleren Schwellenwerth von 1,44 g/mm1). Je nach dem Ausfall dieser Pr\u00fcfung konnte ich mit mehr oder weniger Recht auf die Zuverl\u00e4ssigkeit der vorstehenden Angaben und aller folgenden z\u00e4hlen.\nIch pr\u00fcfte hier 30 Punkte und erhielt Angaben, die sich folgender-\nma\u00dfen vertheilten:\t\t\nSchwellen in g/mm\tAbsolute Zahl\tProcent\n0,4\t1\t3,3\n0,75\t4\t13,3\n1\t12\t40\n1,5\t1\t3,3\n2\t9\t30\n2,5\t1\t3,3\n3\t2 30\t6,7\nHier ergibt sich ein Mittelwerth von 1,45 g/mm, ein Resultat, das mit demjenigen v. Frey\u2019s in der auffallendsten Weise \u00fcbereinstimmt. Wir sehen hier ferner nicht mehr das Ueberwiegen der h\u00f6heren Werthe, wie auch kein Uebersckreiten des oberen Grenz-werthes. Dass auch in der Vertheilung der einzelnen Punkte zwischen meinen und v. Frey\u2019s Ergebnissen eine gute Uebereinstimmung besteht, bezeugt die folgende Tabelle, die ich seiner Darstellung entnehme2).\n1)\tA. a. O., S. 233.\n2)\tA. a. 0.. S. 232.\nWundt, Philos. Studien. XIX.\n20","page":305},{"file":"p0306.txt","language":"de","ocr_de":"306\nFriedrich Kiesow.\nSchwellen\tHaare\tHaarlose Druckpunkte\tSumme\tProcent\n0,5\t8\t\t8\t11\n1,0\t39\t2\t41\t56\n2\t14\t1\t15\t21\n3\t6\t\t6\t8\n4\t3\t\t3\t4\n\t70\t\t73\t100\n12) Fu\u00df r\u00fccken. Hier wurden an Herrn Fon tana 30 Haarpunkte\t\t\ngemessen. Es ergab sich ein\tmittlerer Schwellenwerth von 1,27 g/mm.\t\nDie Vertheilung war die folgende:\t\t\nSchwellen in g/mm\tAbsolute Zahl\tProcent\n0,4\t1\t3,3\n0,75\t3\t10\n1\t16\t53,3\n1,5\t3\t10\n2\t5\t16,7\n2,5\t2\t6,7\n\t30\t100\nAuch hier ist die Vertheilung, wie wir sie\t\toben fanden.\n13) Brust. Mittellinie, in der H\u00f6he des 4. Intercostalraumes. Ge-\t\t\nmessen wurden ebenfalls 30 Punkte.\t\t\nMittlere Schwelle de\tr Tastpunkte:\t2,7 g. Vertheilung:\nSchwellen in g/mm\tAbsolute Zahl\tProcent\n0,5\t0\t0\n1\t1\t3,3\n1,5\t2\t6,7\n2\t3\t10\n2,5\t8\t26,7\n3\t11\t36,7\n3,5\t4\t13,3\n4\t1\t3,3\n\t30\t100\nBei einer sichtlichen Zunahme der h\u00f6heren Werthe liegen die Einzelwerthe hier dennoch innerhalb der bekannten Grenzen.\n14) B\u00fccken. Mittellinie in der H\u00f6he des 3. B\u00fcckenwirbels. Auch hier konnten nur 30 Haarpunkte gemessen werden. Die Versuchsperson sa\u00df bei diesen Pr\u00fcfungen aufrecht auf einem Stuhl, die Beine \u00fcber den Sitz geschlagen und das Gesicht der Stuhllehne zugewandt. Die hier gefundenen Werthe weichen aber von allen bisher gewonnenen nicht nur darin ab, dass hier nicht einmal","page":306},{"file":"p0307.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Yertheilung und Empfindlichkeit der Tastpunkte.\n307\ndie untere Grenze, ja nicht einmal der Werth von 1 g/mm erreicht ward, sondern dass auch die obere ganz betr\u00e4chtlich \u00fcberschritten ward. Wie die einzelnen Werthe hier gr\u00f6\u00dfer sind, so ist ebenso der Mittelwerth bedeutend h\u00f6her als an allen bisher untersuchten Stellen. Letzterer betr\u00e4gt f\u00fcr diese Hautstelle 4,3 g/mm. Die Ver-theilung der Werthe auf die einzelnen Punkte war die folgende:\nSchwellen in g/mm 1 2\n3\n3.5\n4\n4.5\n5\n5.5\n6\n6.5\n7\nAbsolute Zahl 0 1 6 1 11 1 3 3 2 1 1\n30\nProcent\n0\n3,3\n20\n3,3\n36,7\n3,3\n10\n10\n6,7\n3,3\n3,3\nZusammenstellung: Tabelle XXVII.\nHautstelle\tDichte der Tastpunkte pro qcm\tMittlere Schwelle der Tastpunkte in g/mm\tH\u00e4ufigster Werth in g/mm\tMinimalwerth in g/mm\tMaximalwerth in g/mm\nHandgelenk, Beugefl\u00e4che\t\t28,53\t1,12\tl\t0,3\t2,5\n>\tDorsalfl\u00e4che (Mitte)\t\t28\t1,2\tl\t0,3\t3,b\n\u00bb\tProc. styl, ulnae\t\t20,5\t1,42\tl\t0,4\t3,5\n\u00bb\tradiale Fl\u00e4che\t\t25,75\t1,44\tl\t0,5\t3,5\nUnterarm, Mitte der Beugefl\u00e4che\t\t16,08\t1,24\tl\t0,5\t3\n\u00bb\tob. Theil d.\t\u00bb\t\t\t9,33\t1,42\tl\t0,75\t4\nEllenbeuge\t\t12,16\t1,33\tl\t0,4\t3\nOberarm, Mitte der Beugefl\u00e4che\tj\t9)33 10,19\t1,44\tl\t0,4\t3\nFu\u00dfr\u00fccken\t\t23,75\t1,27\tl\t0,4\t2,5\nUnterschenkel, Mitte der Vorderfl\u00e4che. . .\t5\u20145,6\t2,16\t2\t0,75\t5\n\u00bb\tWade\t\t5,8\t1,45\t1\t0,4\t3\nKniescheibe, Mitte\t\t\t1.93\t1,5\t0,5\t4\nOberschenkel, Vorderfl\u00e4che \u00fcber dem Knie\t14,38\t1,35\t1\t0,5\t3\n\t21,75\t2,7\t3\t1\t4\n\t26,25\t4,3\t4\t2\t7\n20*","page":307},{"file":"p0308.txt","language":"de","ocr_de":"308\nFriedrich Kiesow.\nWeitere Mittheilungen seien dem erw\u00e4hnten Nachtrage Vorbehalten. Soweit die aus diesen Versuchen resultirenden Bestimmungen eine Schlussfolgerung zulassen, scheint mir die Annahme berechtigt, dass f\u00fcr die Messung der Empfindlichkeit der einzelnen Hautstellen neben der Dichte der Punkte die mittlere Schwelle der Tastpunkte und neben dieser die H\u00e4ufigkeits- wie die kleinsten und gr\u00f6\u00dften Werthe in Betracht zu ziehen sind. In der vorstehenden Tabelle sind alle diese Gr\u00f6\u00dfen f\u00fcr einige Hautfl\u00e4chen nach den an uns beiden an-gestellten Versuchen \u00fcbersichtlich zusammengestellt, nur die Schwankungen der Dichte im Quadratcentimeter habe ich hier unber\u00fccksichtigt gelassen.\nVergleicht man diese Werthe untereinander, so ergibt sich, dass mit einer gewissen Zunahme der mittleren Schwelle der Tastpunkte (Kniescheibe) auch die H\u00e4ufigkeitswerthe stetig wachsen und ebenso sieht man, dass auch die Minimal- und Maximal werthe hierzu in einem gewissen Verh\u00e4ltnis stehen. Die Grenzen, innerhalb welcher die einzelnen Schwellenwerthe, wie die mittlere Schwelle der Tastpunkte fallen, m\u00fcssen also nach diesen Versuchen weiter hinausgeschoben werden, als dies von v. Frey und mir selber bisher geschehen ist.\nVergleicht man die mitgetheilten Ergebnisse weiter mit den Resultaten, zu welchen E. H. Weher1) bei seinen Versuchen \u00fcber die Feinheit des Ortssinnes gelangt, so zeigt sich hier im allgemeinen bereits zum Theil eine merkw\u00fcrdige Uebereinstimmung. So schreibt Weher \u00fcber die Feinheit am Arm: .\u00bbDie Haut am Oberarm ist also im allgemeinen etwas unempfindlicher als die Haut am Unterarme, und diese ist wieder unempfindlicher als die der Hand. Aber die Empfindlichkeit vermindert sich von der Hand bis zur Schulter nicht gleichm\u00e4\u00dfig, sondern am Handgelenk und Ellenbogengelenk ist sie etwas gr\u00f6\u00dfer als an den dazwischen gelegenen Theilen\u00ab (vgl. S. 281). Ebenso fand er auf dem Brustbein und am R\u00fcckgrat die h\u00f6chsten, auf der Zungenspitze wie ich selbst2) die niedrigsten Werthe. Anderes aber wage ich hier\u00fcber auf Grund des Vorstehenden noch nicht zu behaupten und behalte weitere Schlussfolgerungen meinen n\u00e4chsten Mittheilungen vor.\n1)\tE.H. Weber, Tastsinn u. Gfemeingef\u00e4hl. Separatabdr. S. 77. Braunscbw. 1851.\n2)\tF. Kiesow, Zur Psychophysiol. d. Mundh\u00f6hle. Diese Ztschr. XIV, S. 568 f.","page":308},{"file":"p0309.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Vertheilung und Empfindlichkeit der Tastpunkte.\n309\nErkl\u00e4rung der Tafel I.\nEie schwarzen Punkte sind Haarpunkte, die gr\u00fcnen Kalt- und die rothen Warmpunkte. Die Umrandung der einzelnen Fl\u00e4chen entspricht genau der Form, die sie infolge der Yersehiebung der Haut beim Durchpausen annahmen. Alle Zeichnungen sind in nat\u00fcrlicher Gr\u00f6\u00dfe wiedergegeben.\n1.\tReihe: Dorsalfl\u00e4che des linken Unterarms am Handgelenk, radiale H\u00e4lfte.\nLinks Kaltpunkte, rechts Haar- und Kaltpunkte. Die Warmpunkte sind nicht eingetragen.\n2.\tReihe: Dorsalfl\u00e4che des linken Unterarms. Die einzelnen Fl\u00e4chen folgen l\u00e4ngs\nder Mittellinie in Abst\u00e4nden von ca. 4 cm aufeinander. Links proximale, rechts distale Fl\u00e4che. Letztere ca. 4 cm vom proximalen Rande der vorerw\u00e4hnten entfernt. Innerhalb der 4 Fl\u00e4chen war mit Sicherheit nur ein einziger Warmpunkt nachweisbar.\n3.\tReihe: Mitte der Beugefl\u00e4che des linken Unterarms. Mittellinie. Die Zeich-\nnung enth\u00e4lt nur Kalt- und die auffindbaren Warmpunkte.\n4.\tReihe: Untere H\u00e4lfte der Beugefl\u00e4che des rechten Oberarms. Die Zeichnung\nenth\u00e4lt nur Kalt- und Haarpunkte.","page":309},{"file":"z0002table1.txt","language":"de","ocr_de":"Taf I\nWundt, Philosophische Studien,. Xfl. Band.\nYerlag xWilliehn Eiujelraaim in Leipzig.\nLith. Aust. Julius KLinkhardt^eipzig.","page":0}],"identifier":"lit4574","issued":"1902","language":"de","pages":"260-309","startpages":"260","title":"Ueber Vertheilung und Empfindlichkeit der Tastpunkte","type":"Journal Article","volume":"19"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:24:19.669486+00:00"}