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Neue Messungen der Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Reizes in den menschlichen Nerven

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{"created":"2022-01-31T12:28:48.771860+00:00","id":"lit4849","links":{},"metadata":{"alternative":"Archiv f\u00fcr Anatomie, Physiologie und wissenschaftliche Medicin","contributors":[{"name":"Schelske, Rudolf","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Archiv f\u00fcr Anatomie, Physiologie und wissenschaftliche Medicin: 151-173","fulltext":[{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber das Epithel der harnleitenden Wege.\n151\ninigen Zellen bestehend, c) Tiefste, ans rundlichen Zellen bestehende Schicht, d) Grenzmembran. e) Substrat.\nFigg. 1\u20143. sind nach frischen Pr\u00e4paraten gezeichnet; big. 4. nach einem Pr\u00e4parat, das 24 Stunden inChroms\u00e4ure (1:1000) gelegen hatte.\nNeue Messungen der Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Reizes in den menschlichen Nerven.\nVon\nDr. Rudolf Schelske.\nNachdem Helmholtz die Fortpflanzungsgeschwindigkeit in den Nerven des Frosches zuerst gemessen, ist er auch der Einzige geblieben, der auf seine Frage: \u201eWie verh\u00e4lt sich nun die Sache beim Menschen?\u201c eine Antwort gegeben hat. Da jedes Wort, das in Bezug darauf in seinem Vortrag \u201e\u00fcber die Methoden, kleinste Zeittheile zu messen, und ihre Anwendung f\u00fcr physiologische Zwecke\u201c auch f\u00fcr die vorliegenden Untersuchungen gilt, so sei es gestattet, den betreffenden Passus hier einzuschalten, da jene Arbeit wegen ihrer Seltenheit den wenigsten Lesern zug\u00e4nglich sein wird :\n\u201eDie Nachricht von einem Eindruck, der auf das Hautende empfindender Nerven gemacht ist, pflanzt sich mit einer zu verschiedenen Zeiten und bei verschiedenen Individuen nicht merklich variirenden Geschwindigkeit von etwa 60 Mt. (180 Fuss) nach dem Gehirn fort. Im Gehirn angekomtnen, vergeht eine Zeit von etwa >/10 Secunde, ehe der Wille auch bei der angespanntesten Aufmerksamkeit die Botschaft an die Muskelnerven abzugeben im Stande ist, verm\u00f6ge welcher gewisse uskeln eine bestimmte Bewegung ausf\u00fchren sollen. Diese it variirt besonders nach dem Grade der Aufmerksamkeit","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"152\nDr. Rudolf Schelske:\nbei verschiedenen Personen und zu verschiedenen Zeiten bei derselben Person und ist bei laxer Aufmerksamkeit sehr unregelm\u00e4ssig und lang, bei gespannter dagegen sehr regelm\u00e4ssig. Nun l\u00e4uft die Botschaft wahrscheinlich mit derselben Geschwindigkeit nach den Muskeln hin und endlich vergeht noch '/ioo Secunde, ehe der Muskel sich nach ihrer Empfangnahme in Th\u00e4tigkeit setzt. Im Ganzen vergehen also von der Reizung der sensibeln Nervenenden bis zur Bewegung des Muskels l'li bis 2 Zehntheile einer Secunde. Die Messungen werden \u00e4hnlich ausgef\u00e4hrt, wie die an Fr\u00f6schen die Zwischenzeit der Reizung und der Muskelwirkung betreffenden. Es wird einem Menschen ein ganz leichter elektrischer Schlag an irgend einer beschr\u00e4nkten Hautstelle beigebracht, und derselbe ist angewiesen, wenn er den Schlag f\u00fchlt, so schnell es ihm m\u00f6glich ist, eine bestimmte Bewegung mit der Hand oder den Z\u00e4hnen auszuf\u00fchren, durch welche der zeitmessende Strom unterbrochen wird. Es kann also nur immer die Summe der vorher bezeich-neten einzelnen Zeitr\u00e4ume gemessen werden. Wenn wir aber den Eindruck von verschiedenen Hautstellen, dem Gehirn bald nabe bald entfernt, ausgehen lassen, so \u00e4ndern wir von der ganzen Summe nur das erste Glied, die Fortpflanzungszeit in den empfindenden Nerven. Wenigstens d\u00fcrfen wir wohl annehmen, dass die Vorg\u00e4nge des Wahrnehmens und des Wol-lens im Gehirn in ihrer Dauer nicht wesentlich von dem Ort der getroffenen Hautstelle abh\u00e4ngen werden. Ich muss aber dies als eine nicht vollst\u00e4ndig erwiesene Annahme anerkennen; erweisen l\u00e4sst sich nur, dass sie nicht von der Empfindlichkeit der Hautstelle, oder etwa von bestimmten physiologischen Beziehungen derselben zu den zu bewegenden Muskeln abh\u00e4ngen. Der Verlauf in den motorischen Nerven und im Muskel ist schliesslich nat\u00fcrlich gleich. Wahrscheinlich gemacht wird unsere Deutung dadurch, dass der Zahlenwerth der Fortpflanzungsgeschwindigkeit, wie er sich aus den verschiedenen Com-binationen der Beobachtungen ergiebt, bei denen die Empfindung durch das Geh\u00f6r, durch die Haut des Gesichts, des Nackens, der H\u00e4nde, des Kreuzbeins, der F\u00fcsse aufgenommen ist, hinreichend gut \u00fcbereinstimmt. Es ergiebt sieb z. B , dass eine Nachricht vom grossen Zehen etwa '/,0 Secunde sp\u00e4ter","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"Neue Messung, d. Fortpflanzungsgeschwindigkeit d. Reizes u. s. w. 153\nankommt, als eine vom Ohr oder Gesichte. Wenn man nun von der gemessenen Summe der einzelnen Zeitr\u00e4ume das abzieht, was den Nervenleitungen in den empfindenden und bewegenden Fasern angeh\u00f6rt und die aus andern Versuchen bekannte Zeit, w\u00e4hrend welcher der Muskel sich in Bewegung setzt, so bleibt die Zeit \u00fcbrig, welche im Gehirn vergeht, um die von den Empfindungsnerven empfangene Depesche an die motorischen abzugeben.\u201c So weit Helmholtz.\nDie Messungen an Froschnerven waren nach der P oui Ile t\u2019-schen Methode, kleinste Zeittheilchen zu bestimmen, ausgef\u00fchrt und sp\u00e4ter durch die graphische, die zur Construction des Myographion f\u00fchrte, vervollst\u00e4ndigt. Wenn die Po ui 11 et\u2019sehe Methode f\u00fcr Messungen an Menschen auch durchaus an Genauigkeit gen\u00fcgt, so schien es mir doch im Bereich des W\u00fcnschenswerten zu liegen, diese Frage auch der zweiten, graphischen, Methode zur Pr\u00fcfung zu unterstellen ; nat\u00fcrlich nicht, weil ich w\u00e4hnte andere Resultate erzielen zu k\u00f6nnen, sondern im Gegentheil, weil ich auf anderem Wege Untersuchungen best\u00e4tigen wollte, die mich vom ersten Augenblick ihrer Bekanntschaft mit der h\u00f6chsten Bewunderung erf\u00fcllt hatten. \u2014 Wenn dies bisher von keiner andern Seite geschehen, so mag das einfach in dem Mangel eines passenden Apparates seinen Grund gehabt haben: mir kam ein g\u00fcnstiger Zufall dabei zu Statten.\nAuf der Utrechter Sternwarte hatte ich Gelegenheit Krill e\u2019s Registrirapparat f\u00fcr Sterndurchgangsbeobachtungen kennen zu lernen, wie er von Peters in den \u201eAstronomischen Nachrichten\u201c und seinem Werk \u201e\u00fcber die Bestimmung des L\u00e4ngenunterschiedes zwischen Altona und Schwerin\u201c beschrieben worden ist.\nDa die Kenntniss desselben zur Beurtheilung dieser Untersuchungen nothwendig ist, ich aber voraussetzen darf, dass den Lesern dieses Archivs beide angezogene Schriften nicht bequem zur Hand sind, so will ich \u00fcber das Wesentliche dieses sinnreichen Apparates hier referiren.\nDerselbe besteht aus einem Uhrwerk, welches einen Metall-cylinder mit gleichm\u00e4ssiger Geschwindigkeit um eine horizontale Achse rotirt. Um denselben ist geschw\u00e4rztes Kreidepa-\nReichert\u2019s u. du Bois-Reymond\u2019a Archiv. 1864.\tii","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154\nDr. Rudolf Schelske:\npier gespannt, worauf die Angaben einer Passageuhr durch einen Schreibstift mit Demantspitze und die Beobachtungsmomente, welche den Durchgang des Sterns durchs Fadenkreuz des Fernrohrs angeben, durch einen zweiten Schreibstift notirt werden.\nDurch dasselbe Uhrwerk werden die beiden Zeichenapparate, die durch Elektromagnete in Bewegung zu setzen sind, auf einem Wagen an dem Cylinder, parallel mit dessen Drehungsachse, entlang gef\u00fchrt, wodurch sie spiralige Touren auf jenem rotirenden Cylinder ausf\u00fchren.\nHieran schliesst sich eine Vorrichtung, welche eine Passageuhr mit dem einen der Zeichenapparate verbindet und eine andere, welche den andern Zeichenstift den Notizen des Beobachters zug\u00e4nglich macht.\nDie Bewegung der Ankerwelle der Uhr unterbricht dadurch, dass ein an dem Pendel derselben befestigtes Glimmerpl\u00e4ttchen einen stromschliessenden Quecksilberfaden durchschl\u00e4gt, eine sehr kleine constante Kette, so dass diese eine Secunde lang geschlossen, die n\u00e4chste ge\u00f6ffnet ist. Ein eingeschalteter Elektromagnet zieht n\u00e4mlich w\u00e4hrend der Schliessung jener Kette einen Hebelarm an, durch den dann eine zweite Kette geschlossen wird. Der von dieser letztem ausgehende Strom umkreist den Elektromagneten des einen jener obengenannten Schreibapparate und bewirkt dadurch die Noti-rung der Secunden der Uhr auf dem rotirenden Cylinder. Es zieht der durch den Stromschluss magnetisirte Eisenkern das eine Ende des Schreibstifts, der die Form eines zweiarmigen Hebels hat, an und r\u00fcckt dadurch das andere Ende, welches die zeichnende Demantspitze tr\u00e4gt, auf dem Cylinder aus seiner Ruhelage, in die es bei weichendem Magnetismus in Folge der Strom\u00f6ffnung zur\u00fcckf\u00e4llt und in dieser Lage die Linie weiter zeichnet, bis beim Beginn der n\u00e4chsten Secunde durch das Zur\u00fcckschwingen des Pendels der Uhr und das dadurch entstehende Zusammenfliessen des stromschliessenden Quecksilberfadens der Eisenkern wieder magnetisirt, der eine Hebelarm angezogen, der andere aus seiner Ruhelage gebracht wird und diese folgende Secunde anzeigt. \u2014","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"Neue Messung, d. Fortpflanzungsgeschwindigkeit d. Reizes u. s. w. 155\nFig. X.\nFig. 1. zeigt dann die Art der Aufzeichnung der Secunden. Hierin sind die a in der Lage des Stifts bei ge\u00f6ffnetem, also der Ruhelage, die b in der bei geschlossenem Strome gezeichnet, die gerade Linie darunter hat der Stift des Beobachters in seiner Ruhelage gezogen.\nEine andere Kette, die mit einem Schl\u00fcssel durch die Hand des Beobachters geschlossen werden kann, beherrscht den Elektromagnet dieses zweiten Zeichenstiftes, mit dem der Beobachter seine Notirungen auf den Cylinder schreibt. Der Mechanismus dieses Schreibstifts ist dem geschilderten ganz \u00e4hnlich. Auch hier r\u00fcckt der magnetische Eisenkern des Elektromagnets den Zeichenstift aus seiner Ruhelage und entl\u00e4sst ihn in dieselbe bei dem durch die Strom\u00f6fFnung weichenden Magnetismus.\nFig. 5. giebt das Bild dieser Notizen.\nFig. 2.\nI\na ist die Lage des Stifts bei ge\u00f6ffnetem Strom; wird dieser durch die Hand momentan geschlossen, so wird der Stift durch den Elektromagnet verschoben und schreibt die Curve b auf den Cylinder. Die Ecke bei c entspricht somit dem Zeitmoment der Beobachtungsnotiz; in der Figur sind also f\u00fcnf aufeinanderfolgende Beobachtungen notirt. \u2014\nMan sieht, dass die Vergleichung der Zeichnungen beider Schreibstifte genau die Zeit der Beobachtung angiebt, wenn man den Zeitpur.ct merkt, von dem ab der erste Schreibstift, er unter dem Einfluss der Passageuhr steh t, seine Th\u00e4tigkeit begonnen hat.\n11","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"156\nDr. Rudolf Schelske:\nEs lag nun sehr nahe, diesen Apparat f\u00fcr physiologische Zwecke zu Bestimmungen von Zeitdifferenzen zu verwerthen. Ordnete man n\u00e4mlich denVersuch so, dass einerseits der Reiz, welcher irgend eine beschr\u00e4nkte Hautstelle des K\u00f6rpers traf, auf dem Cylinder notirt, andrerseits ein Zeichen von dem betroffenen. Beobachter, sobald er den Reiz wahrgenommen, durch denselben Zeichenstift gegeben wurde, so konnte man die Zeit, welche w\u00e4hrend beider Zeichen verstrich, unmittelbar aus der Vergleichung dieser w\u00e4hrend dessen gezeichneten Linie mit der, welche die Secundenuhr mit dem durch sie bewegten Stift zu gleicher Zeit aufschrieb, durch mikrometrische Messung finden. \u201eWir m\u00fcssen am Menschen unter sehr viel kompli-cirteren Verh\u00e4ltnissen experimentiren, als am Froschpr\u00e4parat, wir k\u00f6nnen den noch nicht speciell gekannten Einfluss der Nervenleitungen im Gehirn und R\u00fcckenmark nicht nur nicht beseitigen, sondern m\u00fcssen ihn nothwendig mitbenutzen\u201c (Helmholtz a. a. O., S. 18.).\nReizt z. B. die Schliessung oder Oeffnung einer Kette, die zu gleicher Zeit den Zeichenstift bewegt, mochte dieser nun aus der Ruhelage verschoben oder in dieselbe zur\u00fcckgesenkt werden, eine Hautstelle am Fussr\u00fccken eines Menschen und annoncirt dieser den empfundenen Schlag durch den Druck der Hand auf den Schl\u00fcssel, der denselben Zeichenstift beherrscht, so giebt die L\u00e4nge der Linie auf dem Cylinder zwischen jenem Reiz und diesem Zeichen die Zeit an, welche verging f\u00fcr die Reizung des Hautnerven, die Fortpflanzung derselben zum Gehirn, die bewusste Uebertragung daselbst auf die motorischen Nerven der Hand, die Leitung in diesen und die Contraction der betreffenden Muskeln.\nMacht man nun einen gleichen Versuch f\u00fcr eine h\u00f6her oben gelegene Hautstelle desselben Nervengebiets, z. B. der Leistengegend, so erh\u00e4lt man daf\u00fcr ein ganz analoges Resultat. Die Linien umfassen denselben Vorgang in der ganzen Mannigfaltigkeit der Leistungen des Organismus und mit allen Fehlern, die in dies Verfahren mit eingehen. Beide Beobachtungen unterscheiden sich nur durch die geringere Zeitdauer der zweiten und diese Differenz kann keinen andern Sinn haben als den, der Ausdruck zu sein f\u00fcr die Fortpflanzungsgeschwindig-","page":156},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"Neue Messung, d. Fortpflanzungsgeschwindigkeit d. Reizes u. s. w. 157\nkeit des Reizes im Nerven auf der L\u00e4nge vom Fuss bis zur Leiste.\nDas Wesentliche f\u00fcr die Brauchbarkeit dieses Verfahrens ist dass die Fehler, f\u00fcr die es nicht geringe Quellen dabei giebt, bei sorgf\u00e4ltiger Anstellung der Versuche f\u00fcr die eine Beobacbtungsreihe durchaus dieselben sind, wie f\u00fcr die zweite und dass sie deshalb, weil es sich nur um die Differenzen der gezeichneten Linien handelt, f\u00fcr die Richtigkeit des Resultates von keiner Bedeutung sind.\nEs schien mir nun sehr der M\u00fche werth, diese Ueberlegun-gen am Apparat selbst zu pr\u00fcfen und ich ergriff mit Freuden die Gelegenheit, die mir durch die gastfreundliche G\u00fcte des Herrn Professor Hoek, Director der Utrechter Sternwarte, dazu gegeben wurde.1)\nEs handelte sich f\u00fcr die Ausf\u00fchrung der Versuche vor Allem die Einrichtung so zu treffen, dass die Oeffnung oder Schliessung der Kette, welche den Nerven reizte, zugleich eine Marke auf dem Cylinder machte. Dies konnte nat\u00fcrlich nur dadurch geschehen, dass der Stift in seine Ruhelage zur\u00fcckfiel oder durch den entstehenden Magnetismus aus derselben in eine andere gebracht wurde. Es musste ferner daf\u00fcr gesorgt werden, dass der Stift in der Lage verharrte, in die er durch die reizende Stromes\u00e4nderung gebracht war, bis die Hand am Schl\u00fcssel \u00fcber den empfangenen und wahrgenommenen Schlag durch Schliessung desselben Auskunft gegeben hatte; nur so konnte eine gerade Linie die Zeit, welche zwischen beiden Acten verstrich, ausdr\u00fccken. Diesem wuiMe nun in folgender Weise gen\u00fcgt:\n1) Es sei gestattet auch an dieser Stelle meinen Dank sowohl Herrn Hoek, wie den Herren Koster, Gratama und Mac G ilia v r y f\u00fcr den freundlichen und th\u00e4tigen Antheil, den sie an der Aus-f\u00fchrung dieser Untersuchungen nahmen, auszudr\u00fccken und hier \u00f6ffentlich Zeugniss zu geben von der unbegr\u00e4nzten Liberalit\u00e4t und Gastlichkeit, mit der die Utrechter Gelehrten dem Fremden entgegen kommen und ihm die Erinnerung an den holl\u00e4ndischen Aufenthalt unvergesslich machen. \u2014","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158\nDr. Rudolf Sohelske\nFig. 3.\n1st A der rotirende Cylinder, so m\u00f6ge J der Zeichenstift und H die inducirende Spirale sein, welche unter dem Einfluss der Passageuhr die Secunden in der geschilderten Weise aufzeichnet. In Wirklichkeit liegt H auf der andern Seite von J, parallel mit C, damit die Stifte J und B in gleichem Sinne verschoben werden. Parallel mit J liegt der andre Zeichenstift B, der die Beobachtungen notiren soll. C sei der zu ihm geh\u00f6rende Elektromagnet und D die constante Kette, die in diesem Falle aus Meidin ger\u2019sehen Elementen bestand. Bei E befand sich ein du B oi s\u2019scher Schl\u00fcssel, bei F die zu reizende Hautstelle z. B. des Fusses des Beobachters, G ist ein anderer Schl\u00fcssel, den der letztere in der Hand h\u00e4lt. Diese Apparate waren nun in der Weise, wie Figur 3. es zeigt, mit einander verkn\u00fcpft. Eine Leitung f\u00fchrte von h bei ge\u00f6ffnetem Schl\u00fcssel E \u00fcber e F durch die Hautstelle, durch g d \u00fcber C nach D, w\u00e4hrend bei geschlossenem Schl\u00fcssel der Hauptstrom von e direct nach d und nur ein unmerklicher Zweig \u00fcber F dahin ging.\nDie oben gestellte Forderung war durch diese Anordnung folgendermassen gel\u00f6st.","page":158},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"Neue Messung, d. Fortpflanzungsgeschwindigkeit d. Reizes u. s. w. 159\nDie Stromst\u00e4rke n\u00e4mlich wurde so regulirt, dass dieselbe, wenn der Kreis durch den guten Leiter des Schl\u00fcssels E geschlossen wurde, den Elektromagnet in Wirksamkeit setzte, so dass der Magnetismus stark genug war den Hebelarm des Zeichenstifts anzuziehn und w\u00e4hrend der Stromdauer fest zu halten. Wurde dagegen der Schl\u00fcssel ge\u00f6ffnet und blieb der grosse Widerstand des menschlichen K\u00f6rpers allein, um den Kreis zu schliessen, so empfing dieser zwar einen sehr wohl merkbaren Schlag, der Strom war aber nicht mehr im Stande den Hebelarm des Zeichenstiftes durch den Elektromagnet fest zu halten und dieser entliess jenen in demselben Moment in seine Ruhelage, in dem die Hautstelle des Beobachters den Reiz empfing. Somit war der Augenblick des Reizes auf dem Cylinder durch den Zeichenstift markirt, der jetzt in der ver\u00e4nderten Lage, die zugleich seine Ruhelage war, seine Linie weiter zog.\nEs war der Natur der Sache nach n\u00f6thig, dass das Zeichen \u00fcber den ertheilten Reiz von einer andern Person, als dem Beobachter, der das Zeichen des wahrgenommenen aus-l\u00f6sen sollte, gegeben wurde. Wenn nun auch dem Princip nach nichts im Wege stand zum Zeichen dieses letztem wieder den Schl\u00fcssel E zu brauchen, so war es durch die praktische Ausf\u00fchrbarkeit geboten, einen andern Weg f\u00fcr das Anwachsen des Magnetismus im Elektromaguete und dadurch bedingte Anziehung des Hebelarms des Stiftes zu suchen. Es wurde daher die Stromleitung h e d C a in einer dieser parallelen Leitung wiederholt und zwar in h G C a. G ist ein anderer Schl\u00fcssel, der sich nur in der Form, die sich durch die Handlichkeit f\u00fcr den astronomischen Beobachter bestimmt, vom du Bois\u2019sehen Schl\u00fcssel unterscheidet.\nNachdem also durch Oeffnung des Schl\u00fcssels E der Nerv gereizt, der Zeichenstift in seine Ruhelage zur\u00fcckgefallen und der Schlag dem Beobachter bewusst geworden, schliesst dieser den Schl\u00fcssel Q, der Elektromagnet zieht den Stift an, und dieser notirt den Moment des wahrgenommenen Reizes.\nDamit ist die Aufgabe gel\u00f6st. \u2014\nDer Versuch selbst wurde nun in folgender Weise ange-Btellt: Es waren dabei stets vier Personen th\u00e4tig 1) der Beob-","page":159},{"file":"p0160.txt","language":"de","ocr_de":"160\nI)r. Rudolf Schelske:\nachter, 2) derjenige, welcher mit der Se\u00e7undenuhr in der Hand die Oeffnung und Schliessung des Schl\u00fcssels E \u00fcbernommen hatte, 3) derjenige, welcher den rotirenden Cylinder und den regelm\u00e4ssigen Gang der Zeichenstifte beobachtete und endlich 4) derjenige, welcher das Protocoll \u00fcber jeden Versuch f\u00fchrte, und den etwaigen Fehler, der von den andern drei Beobachtern gemeldet wurde, notirte. \u2014\nNachdem die Elektroden F dem Beobachter an die entsprechende Stelle des Fusses oder der Leistengegend fest und unverr\u00fcckbar angelegt waren, dieser den Schl\u00fcssel G in die Hand genommen und in m\u00f6glichst bequemer Lage seine Aufmerksamkeit auf die folgenden Acte concentrirt hatte: schloss Nro. 2 den Schl\u00fcssel E und sagte dabei \u201eSchluss\u201c; es zog dann der aus seiner Ruhelage a gebrachte Stift die Linie b (Figur 4); nach 2%-\u20143 Secunden \u00f6ffnete er denselben ge-\nFig. 4.\nr\u00e4uschlos und ohne es anzuzeigen, es fiel dann der Stift in die Lage a (oder c) zur\u00fcck und Nr. 1 erhielt einen Schlag, worauf dieser, sobald er ihn wahrgenommen, den Schl\u00fcssel G momentan schloss und wieder \u00f6ffnete: es dr\u00fcckt dann die Linie c die Zeit der Vorg\u00e4nge zwischen ertheiltem (f1) und wahrgenommenem (g) Schlage aus, die Curve d Schliessung und Oeffnung des Schl\u00fcssels G, Beim n\u00e4chsten vollen Zw\u00f6lftel der Minute ' wurde der Schluss des Schl\u00fcssels E wieder ausgef\u00fchrt und angezeigt, dem dann die anderen Acte in m\u00f6glichster Regelm\u00e4ssigkeit folgten. Man sieht also, dass jede Beobachtung f\u00fcnf Secunden dauerte und zw\u00f6lf Beobachtungen in einer Minute sich unmittelbar folgten.\nEs wird bei derartigen Versuchen stets die Aufmerksamkeit\n1) Richtiger f', jedoch ist der Fehler wegen der Gleicbm\u00e4ssigkeit bei allen Versuchen so gering, dass bei den folgenden mikrometrischen Messungen f zum Anfangspunkt genommen werden konnte.","page":160},{"file":"p0161.txt","language":"de","ocr_de":"Neue Messungen d. Fortpflanzungsgeschwindigkeitd. Reizes u s. w. J\u00dfl\nund die Uebung von grossem zu ber\u00fccksichtigendem Einfluss sein. Man muss daher f\u00fcr gr\u00f6sste Ruhe in der Umgebung und m\u00f6glichst grosse Regelm\u00e4ssigkeit in Ausf\u00fchrung der einzelnen Acte sorgen. Je regelm\u00e4ssiger die wiederkehrende Oeff-nung des Schl\u00fcssels E vom Beobachter B vollzogen wird, desto mehr gelingt dem ersten, seine ganze Aufmerksamkeit auf den Moment des Reizes zu conceritriren. Die Resultate w\u00fcrden gewiss an Genauigkeit gewinnen, wenn man diesen Act durch ein ger\u00e4uschloses Uhrwerk vollziehen lassen k\u00f6nnte. Um den Einfluss der Uebung auf beide Gesammtreihen vom Fuss und der Leiste m\u00f6glichst gleichm\u00e4ssig zu machen, wurde eine besondere Folge, der einzelnen Serien innegehalten. Solcher Serien wurden acht an einem Beobachter gemacht, vier vom Fuss, vier von der Leiste, deren jede aus zw\u00f6lf bis f\u00fcnfzehn Einzelbeobachtungen bestand. Die Reihenfolge der Serien war dann nach dem Orte, wo die Elektroden lagen: Fuss\u2014Leiste \u2014 Leiste \u2014 Fuss \u2014 Fuss \u2014 Leiste \u2014 Leiste \u2014 Fuss.\nMan sieht den Sinn dieser Ordnung auf den ersten Blick ein: es wurde danach gestrebt, den Zustand der h\u00f6chsten Uebung f\u00fcr denselben Ort zu verwertheu, welchem der der niedrigsten Naebtheil bringen musste und in dieser Weise einen gewissen mittleren Zustand der Uebung f\u00fcr die Summe der Serien zu erzielen. Ich glaube, dass dies durch diese Anordnung erreicht ist.\nDie graphischen Resultate dieser Versuche bestehen aus zusammengeh\u00f6rigen Doppelcurven, deren obere die Zeichnungen der Secundenuhr, deren untere die verschiedenen Beobachtungsacte darstellt. Figur 5 giebt ein Bild davon.\nFig. 5.\nSie bildeten alle, wie bemerkt, eine fortlaufende Spirale auf dem Cylinder, die dann in ein langes Band zerschnitten und der Messung leicht unterzogen werden konnte.\nDie Linien C, die Zeitdauer vom empfangenen bis zum ge-","page":161},{"file":"p0162.txt","language":"de","ocr_de":"162\nDr. Rudolf Schelske:\nmeldeten wahrgenonjmenen Reiz, welche verschiedene L\u00e4ngen haben, je nachdem sie durch den Reiz des Fusses oder der Leiste ihren Anfangspunct nahmen, wurden dann s\u00e4mmtlich unter einem kleinen Mikroskop bei ungef\u00e4hr zehnfacher Ver-gr\u00f6sserung mit dem Fadenkreuz der Mikrometerschraube gemessen. Es wurden dann aus den entsprechenden Reihen von der Leiste und dem Fusse die Mittel der Zahlenwerthe und die Differenz dieser Mittel f\u00fcr jene beiden K\u00f6rperstellen gezogen. Diese ergab die Fortpflanzungsgeschwindigkeit, deren Werth aus den nebengezeichneten Secunden-L\u00e4ngen berechnet werden konnte. \u2014\nDer ganze Kreis der Mikrometerschraube war in sechszig Einheiten getheilt. F\u00fcr das Mikrometer, welches zur Messung der Beobachtung der n\u00e4chsten Reihe benutzt wurde, gelten folgende Zahlen:\n1 Mm = 187/eo Revolutionen (ganze Umdrehungen) der Mikrometer-Schraube = 1087 Einheiten. Dies ist das Mittel aus 24 Ablesungen, 12 vor und 12 nach Ausf\u00fchrung der Messungen.\nDie durch die Passageuhr gezeichnete Rauml\u00e4nge einer Secunde = 3,18 Mm.\nDanach ist 1 Secunde = 5736/60 Revolutionen = 3456 Einheiten. \u2014\nDer Fehler f\u00fcr die Ablesung des Mikrometers betrug im Mittel aus 10 Bestimmungen 6 Theilstriche d. h. 1/10 einer Revolution und dies in Zeit umgerechnet ca. llS70 Secunde.\nF\u00fcr die Ausf\u00fchrung der Messung gilt, dass das Fadenkreuz auf die Mitte der Linie in f (Fig. 4) einerseits und andrerseits auf die Mitte der Linie c in g eingestellt wurde, wo diese ihre Kr\u00fcmmung nach d hin begann.\nDie Zahlenwerthe der verschiedenen Serien sind in ganzen Revolutionen und Sechszigsteln derselben gegeben, da es gen\u00fcgen wird, zur Abk\u00fcrzung der Arbeit nur die Summe jeder Serie in Secunden umzurechnen. Um die Wahrscheinlichkeit f\u00fcr die Richtigkeit der Resultate zu bestimmen, habe ich von jeder Serie nach der Methode der kleinsten Quadrate den mitt-","page":162},{"file":"p0163.txt","language":"de","ocr_de":"Neue Messung, d. Fortpflanzungsgeschwindigkeit d. Reizes u. s. w. 163\nlern und den wahrscheinlichen Fehler herechnet1) und stelle diese unter die andern Zahlenwerthe jeder Serie.\nTrotz aller Vorsicht und Aufmerksamkeit erhoben sich doch vereinzelte Zahlen in den Serien \u00fcber die benachbarten. Man befindet sich denselben gegen\u00fcber in einer sehr peinlichen Situation und erst nach R\u00fccksprache mit Professor Helmholtz, der auf das Unverf\u00e4ngliche dieses Verfahrens aufmerksam machte, erlaubte ich mir, dieselben zu beseitigen. Beif\u00fcgen muss ich \u00fcbrigens, dass das Resultat nicht wesentlich beeinflusst wird, wenn man sie mit in Rechnung zieht, aber nach gewissenhafter Pr\u00fcfung des Zustands des Beobachters w\u00e4hrend des Versuchs, halte ich\u2019s f\u00fcr richtiger dieselben zu streichen. Ich habe sie in die Reihe aufgenommen, aber mit einem Sternchen versehen, damit jeder im Stande sei, das Verfahren und das abweichende Resultat zu pr\u00fcfen und zu beurtheilen.\nErste Reihe.\nDie Orte der Reizung waren am innern Rande des linken Fusses \u00fcber dem os naviculare und in der linken Leistengegend unter dem Poupart\u2019sehen Bande, zwei Zoll von der Spina ant. sup, ossis il.\nDie Entfernung beider Oerter betrug 930 Mm. Die Nummern der Serie bedeuten die Zeitfolge, in welcher die Beobachtungen derselben im Verh\u00e4ltniss zu denen der andern Serien angestellt sind.\nI.\nSerie 1., Fuss. 9\u201446\n11\u2014\t15 1\u00d4\u201441\n12\u2014\t35\nII.\nSerie 8., Fuss. 12\u201440\n12-\t38 16-1*\n13\u2014\t10\n1) Ist x das Mittel aus einer Reihe von 6 Beobachtungen, a, b,- c, a, e, /, so ist\nl/ (a~x)' + (b\u2014x)\u2019 + (c-x)1 + (<d-x)a +(e~x)2 + (f-x)2\n'\t6\u20141\t\u2014 M\nein mittleren Fehler; der wahrscheinliche Fehler M' ist dann M' = M. 0,6744897.","page":163},{"file":"p0164.txt","language":"de","ocr_de":"164\nDr. Rudolf Schelske:\n11\u201458\t11\u201429\n8\u201454\t11-36\n11\u20140\t11\u20142\n19\u20144*\t11-21\n11 26\t10-12\n18-7*\t12\u201430\nSumme = 87'\u201435\t10-39\nMittel = 10\u201456\t9 \u201455\nMittel in See. = 0,189\t12-9\nMittlerer Fehler \u201e\t= 0,020\t11\u201429\nWahrscheinlich. \u201c\t\u201e\t= 0,014\t12\u201439\nSumme\t= 163\u201429\nMittel\t= 11\u201440\nMittel in Secunden\t= 0,202\nMittlerer Fehler\t\u201e\t=\t0,017\nWahrscheinlicher \u201e\t\u201e\t= 0,011\nIII.\tIV.\nSerie 4. Fuss.\tSerie 5. Fuss. 14\u201433 12\u201437 12\u201453\n12\u2014 9\t12-13\n14\u201427\t10\u201436\n12- 1\t14\u201425\n12\u201436\t18-13*\n12\u201440\t12\u2014 1\n13\u201451\t16\u201425*\n13-14\t13\u201435\n12-16\t12\u201411\n11\u201429\t13\u201421\n12\u201427\t13\u201411\n12\u201441\t11\u201457\n18\u20144*\t12-25\nSumme - 139\u201451\t165\u201458\nMittel = 12\u201443\t12\u201446\nMittel in Sec. =\t0,221\t0,221","page":164},{"file":"p0165.txt","language":"de","ocr_de":"Neue Messung, d. Fortpflanzungsgeschwindigkeit d. Reizes u. s. w. 165\nMittlerer Fehler \u201e\t=\t0,014\t0,018\nWahrscheinl. \u201e\tB\t=\t0,009\t0,012\n\tV.\tVI.\n\tSerie 2. Leiste.\tSerie 7. Leiste.\n\t\t9-17\n\t\t9- 1\n\t11\u2014 7\t10\u201432\n\t13-48*\t10\u201420\n\t8\u201454\t10\u201445\n\t8\u201413\t9-32\n\t8-58\t10\u201435\n\t9-36\t12\u2014 9\n\t10-56\t14\u201442*\n\t9\u2014 7\t9\u201457\n\t9\u201445\t10\u201431\n\t11\u201415\t11\u201426 \u2022\n\t18\u201412*\t9\u201458\n\t9\u201420\t11\u201414\n\t8\u201448\t10\u2014 1\n\t9\u2014 0\t11\u201416\nSumme\t= 114\u201459\t156\u201434\nMittel\t=\t9\u201435\t10\u201426\nMittel in Sec.\t= 0,166\t0,181\nMittlerer Fehler\t\u201e\t= 0,015\t0,014\nWahrscheinl. \u201e\t\u201e\t= 0,010\t0,009\n\tVII.\tVIII.\n\tSerie 3. Leiste.\tSerie 3. Leiste.\n\t10-46\t12\u2014 1\n\t8\u201451\t12\u2014 4\n\t12\u201416\t12-53\n\t9\u201416\t11\u201457\n\t11\u2014 9\t10\u2014 9\n\t9-33\t11-12\n\t12\u2014 6\t8-42\n\t11\u2014 0\t10\u201453\n\t12\u201433\t11\u201430","page":165},{"file":"p0166.txt","language":"de","ocr_de":"166\nDr. Rudolf Schelske:\n\t\t10\u201415\t10\u201417\n\t\t10- 16\t9\u201435\n\t\t8 53\t10\u201429\n\t\t8-41\t8\u201425\n\t\t18\u201414*\t10\u201413\n\t\t11\u201410\t9\u201452\n\tSumme\t= 146\u201445\t160\u201412\n\tMittel\t= 10\u201429\t10\u201440\n\tMittel in Sec.\t. = 0,182\t0,185\nMittlerer\tFehler \u201e\t= 0,023\t0,021\nWahrscheinl.\tr>\tr>\t= 0,015\t0,014\nEs ergiebt sich also f\u00fcr die Berechnung:\nFuss\t\t\t\tLeiste\t\t\t\n\tMittel in Sec.\tM in Sec.\tAfin Sec.\t\tMittel in Sec.\tM iu Sec.\tM\u2018 in Sec.\nSerie 1 \u00ab 8 \u00bb\t4 \u00ab\t5\t0,189 0,202 0,221 0,221\t0,020 0,017 0,014 0,018\t0,014 0,011 0,009 0,012\tSerie 2 \u00ab\t7 \u00bb 3 \u00bb 6\t0,166 0,181 0,182 0,185\t0,015 0,014 0,023 0,021\t0,010 0,009 0,015 0,014\nMittel\t0,208\t0,017\t0,011\t\u2014\t0,178\t0,018\t0,012\nDie Differenz der beiden Mittel der Zeit f\u00fcr die Fortpflan-zungsgeschwindigkeit des Reizes vom Fuss bis zum angezeigten Empfang und von der Leiste bis dahin 0,208'' \u20140,178'' = 0,03\" ist also die Zeit, welche der Reiz braucht, die Strecke vom Fuss zur Leiste von 930 Mm. zu durchlaufen.\nBerechnet man nun die Fortpflanzungsgeschwindigkeit nach den oben gegebenen, f\u00fcr diese Reihe geltenden Zahlen, so findet sich dieselbe als\n31 Meter in der Secunde.\nDie Summe der wahrscheinlichen Fehler 0,011 + 0,012 betr\u00e4gt nun 0,023 Secunden, ist somit kleiner, als jene Differenz, so dass das Resultat nicht als ein zuf\u00e4lliges Ergebniss aus den Fehlern der Methode zu betrachten ist, sondern im Wesen der Untersuchung seinen Grund haben muss, und zwar ist die","page":166},{"file":"p0167.txt","language":"de","ocr_de":"Neue Messung, d. Fortpflanzungsgeschwindigkeit d. Reizes u. s. w. J 67\nWahrscheinlichkeit f\u00fcr die Richtigkeit des Gesammtresultats gr\u00f6sser als nahezu '/4.\nBei einem andern Beobachter fand sich bei Versuchen an denselben K\u00f6rperstellen, Fuss und Leiste, deren Entfernung hier 860 Mm. betrug, f\u00fcr die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Werth\n25,294 Meter in der Secunde.\nDer Reiz brauchte f\u00fcr diese Strecke die Zeit von 0,034 \", also mehr, a\u00efs beim ersten Beobachter.\nMan k\u00f6nnte die Frage aufwerfen, ob die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Nervenreize im lebenden Menschen bei verschiedenen Individuen und Zust\u00e4nden verschieden sei: ich m\u00f6chte das aus diesem Befund keinenfalls ableiten, sondern denselben eher auf die Fehler beziehen, die den letztem Beobachtungen ankleben, da der wahrscheinliche Fehler bei diesen sehr viel gr\u00f6sser war, als bei denen der ersten Reihe.\nBei einer fr\u00fchem, vor allen \u00fcbrigen, erhaltenen Reihe von 150 Versuchen, die vom ersten Beobachter mehr um eine Vorstellung von der Ausf\u00fchrung der Methode zu geben und die Uebung zu sch\u00e4rfen, angestellt wurden, waren die gereizten Hautstellen, die eine auf dem vordem Fussr\u00fccken, die andre am Halse, dicht unter dem Ohre am Rand des musc, sterno-cleidomast. der linken Seite. Die Entfernung derselben betrug 1500 Mm., diese Strecke wurde in 0,046\" durcheilt, und es berechnete sich daraus die Fortpflanzungsgeschwindigkeit mit 32,608 Meter in der Secunde\nEin Resultat also, das hinl\u00e4nglich gut mit dem der ersten Reihe \u00fcbereinstimmt.\nSeit lange steht die Frage nach der Leitungsgeschwindigkeit im R\u00fcckenmark auf der Tagesordnung und ich habe mich selbst vor Jahren, von Professor Helmholtz dazu angeregt, mit der experimentellen Beantwortung derselben befasst, ohne mit Myographion und Froschr\u00fcckenmark zu einer befriedigenden L\u00f6sung gekommen zu sein.\nDie Erinnerung daran wurde mir in Utrecht sehr lebendig und ich glaubte, die eben benutzte Methode, wenigstens zur ann\u00e4hernden Aufkl\u00e4rung derselben verwenden zu sollen. Die Ueberlegung war diese:","page":167},{"file":"p0168.txt","language":"de","ocr_de":"168\nDr. Rudolf Schelske:\nEine Gruppe der hintern Aeste der R\u00fcckenmarksnerven treten auf sehr kurzem Wege direct durch die R\u00fcckenmuskeln, indem sie die oberste Lage derselben durchbohren, zur Haut des R\u00fcckens.\nReizte man nun eine tiefere und eine h\u00f6here Stelle derselben, so w\u00e4re der Weg bei beiden nur durch eine kleine, nahezu gleich lange Strecke durch die Nerven, die \u00fcberwiegend gr\u00f6ssere durch das R\u00fcckenmark selbst. Die Differenz w\u00fcrde also einen ann\u00e4hernden Werth f\u00fcr die Geschwindigkeit der Leitung im Marke selbst ergeben. \u2014 Die Versuche wurden ganz wie die der ersten Reihe angestellt und alles dort Gesagte gilt auch f\u00fcr diese.\nZweite Reihe.\nDie Reizungsstellen waren 1 ) auf der Haut links neben dem dritten Halswirbel (Nacken), 2) auf der Haut links neben dem vierten Lendenwirbel (R\u00fccken). Die Entfernung beider Stellen betrug 590 Mm. \u2014\nF\u00fcr die Messungen gilt, da ein andres Mikrometer hierzu benutzt werden musste:\n1 Mm. = 1640/60 Revolutionen = 1000 Einheiten 1 Secunde = 3,18 Mm. = 3180 Einheiten.\nDie Reihenfolge der Versuche war:\nR\u00fccken\u2014R\u00fccken \u2014 Nacken\u2014 Nacken \u2014 R\u00fccken \u2014 R\u00fccken\u2014 Nacken\u2014Nacken.\nI.\nSerie 1. R\u00fccken.\nII.\nSerie 2. R\u00fccken.\n8-41\n8\u201437\n8\u2014\t23 10\u201412 11\u201420\n9-\t58 9\u2014 4 9\u201453 7\u2014 7\n10\u2014 2\n9\u2014\t57\n10\u2014\t6\n7\u201413\n10-55 10- 6 10-37 7\u201444 9-46","page":168},{"file":"p0169.txt","language":"de","ocr_de":"Neue Messung, d. Fortpflanzungsgeschwindigkeit d. Reizes u. s. w. 169\n\t8\u201419\t10-16\n\t9\u201415\t8-40\n\t8\u201457\t8\u2014 1\nSumme\t= 109\u201446\t113-23\nMittel\t=\t9-9\t9-27\nMittel in Secunden\t=\t0,172\t0,178\nMittlerer Fehler in Sec.\t= 0,020\t0,021\nWabrscheinl.\t\u201e\t\u201e\t=\t0,013\t0,014\n\tIII.\tIV.\nSerie 5. R\u00fccken.\t\tSerie 6. R\u00fccken.\n\t12-49\t9-15\n\t10\u2014 0\t10\n\t9\u201423\t9\u201423\n\t9\u201441\t8-17\n\t9\u201416\t8- 7\n\t10\u201429\t8\u201430\n\t9-29\t9\u201459\n\t7\u201427\t8\u201431\n\t8\u201455\t9\u201444\n\t7\u201451\t8\u201423\n\t7\u201442\t7\u201428\n\t10\u2014 5\t7-38\n\t10\u2014 0\t7\u201441\n\t8\u201412\t7\u201455\nSumme\t= 131\u201419\t120-51\nMittel\t=\t9\u201422\t8\u201438\nMittel in Secunden\t'=\t0,176\t0,163\nMittlerer Fehler in Sec.\t= 0,026\t0,017\nWabrscheinl. \u201e\t,,\t=\t0,017\t0,011\n\tV.\tVI.\nSerie 3. Nacken. Serie 4. Nacken.\n8-\t56\n9\u2014\t21\n10\u201426\t10\u201417\ntUichert\u2019s u. du Bois-Reymond\u2019s Archiv. 1864,\t^2","page":169},{"file":"p0170.txt","language":"de","ocr_de":"170\nDr. Rudolf Schelske:\n7\u2014\t36\t7\u201426\n8\u2014\t22\t11\u201436\n7\u201415\t9\u2014\t5\n11-28\t8-43\n7\u201449\t11\u201456\n6\u201458\t8\u201424\n6\u2014\t47\t8\u201456\n7\u2014\t34\t9\u201445\n8\u2014\t35\t7\u201457\n10\u201424\t9\u201434\n9\u2014\t12\t8\u2014 2\nSumme =\t120\u201443\t111-41\nMittel\t=\t8\u201437\t9-18\nMittel\tin\tSecunden\t=\t0,162\t0,175\nMittlerer Fehler in Sec.\t=\t0,026\t0,026\nWahrscheinl.\t\u201e\t\u201e\t=\t0,018\t0,017\nVII.\tVIII.\nSerie 7. Nacken. Serie 8. Nacken.\n7\u201418\n7\u201417\n7\u2014\t54\t7\u201446\n8-\t33\t6\u201459\n7\u201450\t6\u201451\n6\u2014\t17\t6\u201452\n7\u2014\t28\t6\u201449\n7-36\t6-15\n6\u2014\t50\t6\u201442\n7-\t52\t6- 52\n6-15\t9-\t0\n6\u2014\t46\t7\u201425\n7-\t10\t8 -33\n7-\t8\t7\u201418\n8-\t34\t7\u201414\nSumme =\t96\u201413\t109\u201411\nMittel\t=\t7\u201424\t7\u201416\nMittel in Secunden =\t:\t0,139\t0,137","page":170},{"file":"p0171.txt","language":"de","ocr_de":"Neue Messung, <1. Fortpflanzungsgeschwindigkeit d. Reizes u. s. w. 171\nMittlerer Fehler in Sec. =\t0,010\t0,013\nWahrscheinl. \u00bb\t\u201e\t-\t0,007\t0,009\nDie Zusammenstellung der Resultate ergiebt folgende Tabelle:\nR\u00fccken\t\t\t\tNacken\t\t\t\n\tMittel\tM\tM\u2018\t\tMittel\tM\tM\u2018\n\tin Sec.\tin Sec.\tin Sec.\t\tin Sec.\tin Sec.\tin Sec.\nSerie 1\t0,172\t0,020\t0,013\tSerie 3\t0,162\t0,026\t0,018\n\u201e 2\t0,178\t0,021\t0,014\t\u00bb\t4\t0,175\t0,026\t0,017\n\u00ab 5\t0,176\t0,026\t0,017\t\u201e 7\t0,139\t0,010\t0,007\n\u00ab 6\t0,163\t0,017\t0,011\t\u00bb 8\t0,137\t0,013\t0,009\nMittel\t0,172\t0,021\t0,013\t\u2014\t0,153\t0,018\t0,012\nDie Differenz der beiden Mittel der Zeit f\u00fcr die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Reizes vom vierten Lendenwirbel bis zum angezeigten Empfang desselben und vom dritten Halswirbel bis dahin 0,172\u20140,153 = 0,019 ist also die Zeit, welche der Reiz braucht, die genannte Strecke durch das R\u00fcckenmark von 590 Mm. zu durchlaufen.\nBerechnet man daraus die Fortpflanzungsgeschwindigkeit nach den f\u00fcr diese Reihe g\u00fctigen Massen, so findet man dieselbe gleich\n31,052 Meter in der Secunde. \u2014\nDas Resultat f\u00fcr die Leitung im R\u00fcckenmark stimmt somit sehr nahe mit der Fortpflanzungsgeschwindigkeit in den Nerven desselben Beobachters \u00fcberein.\nJedenfalls ist der Fehler in dieser zweiten Reihe gr\u00f6sser, als jener in der ersten, denn der wahrscheinliche Fehler ist hier = 0,013, d. h. fast eben so gross (\u2018/iooo Sec. Unterschied), wie bei der ersten, w\u00e4hrend wir ihn h\u00e4tten kleiner erwarten m\u00fcssen.\nAllein Angesichts der Uebereinstimmung der Zahlenwerthe in den einzelnen Serien und der ausgleichenden Wirkung vereinzelter hoher Werthe von der einen und anderen Stelle der Reizung, einer Ausgleichung, die sich bei der Berechnung des wahrscheinlichen Fehlers nicht geltend macht, z\u00f6gere ich nicht dem Resultat eine hinl\u00e4nglich grosse Ann\u00e4herung an die Wahr-\n12*","page":171},{"file":"p0172.txt","language":"de","ocr_de":"172\nDr. Rudolf Schelske:\nheit zu vindiciren, um darauf hin die einzelnen Serien dem Urtheil des Lesers zu unterbreiten.\nEs h\u00e4tte sich vielleicht empfohlen, die niedersten Werthe aus den Gesammtreihen von R\u00fccken und Nacken auszuw\u00e4hlen und in Rechnung zu ziehn; allein das Willk\u00fcrliche in der Festsetzung der oberen Gr\u00e4nze musste vor diesem Verfahren warnen. \u2014\u2022\nIch komme zum Schluss dieser Abhandlung zu dem Ver-h\u00e4ltnjss der Zahlen, die Helmholtz nach der PouiIle t\u2019sehen Methode fand, und der meinigen.\nKaum h\u00e4tte ich\u2019s gewagt, mit meinen Ergebnissen, da sie sich von jenen andern sehr weit entfernen, hervorzutreten, wenn sich nicht gewisse Zeichen f\u00fcr die Vereinbarung beider aus der Berathung, die ich mit Professor Helmholtz dar\u00fcber pflog, ergeben h\u00e4tten.\nHelmholtz hatte f\u00fcr den Froschnerven c. 25 Meter, f\u00fcr den menschlichen c. 60 Meter in der Secunde gefunden, ich fand, wenn es erlaubt ist, das Mittel von zwei verschiedenen Beobachtern zu ziehn,\n31,000 Meter 25,294\t\u201e\n32,608\t\u201e\nMittel 29,634 Meter.\nEs musste auffallen, dass die neue Zahl der der Fortpflanzungsgeschwindigkeit im Froschnerven \u00e4usserst nahe kommt und zugleich die H\u00e4lfte von Helmholtz\u2019s Zahl ist, um dem Gedanken an das Uebersehen eines Factors zwei, bei jenen \u00e4lteren Versuchen, was bei der complicirten Rechnung, die dabei ausgef\u00fchrt werden musste, so ausserordentlich leicht gewesen w\u00e4re, nicht in das Reich der Unm\u00f6glichkeit zu weisen.\nDie Abweichung bei Frosch- und Menschen-Nerv wurde damals durch die K\u00e4lte des ersteren erkl\u00e4rt, da bekanntlich die Abk\u00fchlung die Fortpflanzungsgeschwindigkeit verlangsamt.\nEndlich machte sich f\u00fcr die Richtigkeit meiner Zahlen ihre relativ grosse Uebereinstimmung unter \u00e4usserst verschiedenen Umst\u00e4nden geltend.\nLeider war der einzige Weg, jene Muthmassung zu beweisen, die Wiederholung der Versuche durch den andern Beob-","page":172},{"file":"p0173.txt","language":"de","ocr_de":"Neue Messung, d. Fortpflanzungsgeschwindigkeit d. Reizes u. s. w. 173\nachter, f\u00fcr beide nicht zu betreten: Professor Helmholtz schied der Raum von dem Apparat, mit dem die meinigen angestellt, mir war es unm\u00f6glich, seine Apparate, deren Widerst\u00e4nde u. s. w. er berechnet, in der alten Weise als Ganzes herzustellen, da Theile davon in K\u00f6nigsberg zur\u00fcckgeblieben waren.\nEs muss daher die Erkl\u00e4rung dieser Abweichung vorl\u00e4ufig noch dahingestellt bleiben.1)\nHeidelberg, im Januar 1864.\n1) Herr Dr. Hirsch, Director der Sternwarte zu Neuch\u00e2tel in der Schweiz, ist schon vor l\u00e4ngerer Zeit durch Versuche am Hi pp\u2019sehen Chronoskop zu Ergebnissen gelangt, welche den von Herrn Dr. Schelske in gegenw\u00e4rtiger Abhandlung mitgetheilten nahe entsprechen. Er fand f\u00fcr die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Reizung in den menschlichen Empfindungsnerven etwa 34 M. in der Secunde. Obschon bereits am 8. November 1861 der Soci\u00e9t\u00e9 des Sciences naturelles de Neuch\u00e2tel vorgelegt, waren Hrn. Hirsch\u2019s Versuche in Deutschland im Allgemeinen unbekannt geblieben, da sie nur in dem wenig verbreiteten Bulletin jener Gesellschaft (t. VI., 1er Cahier, 1862, p. 100) und, in Folge einer der Versammlung der Schweizerischen Naturforscher zu Luzern am 25. September 1862 gemachten Mittheilung, in den Archives des Sciences physiques et naturelles de Gen\u00e8ve (Nouv. S\u00e9r. t. XV. 1862. p. 160), gedruckt erschienen. Erst ganz k\u00fcrzlich sind sie durch eine Uebersetzung in Moleschott\u2019s Untersuchungen zur Naturlehre u. s. w., (Bd. IX. S. 183) zug\u00e4nglicher geworden. Vergl. auch das Centralblatt f\u00fcr die medicinischen Wissenschaften, 5. M\u00e4rz 1864. No. 11. S. 165.\n[E. d, B.-R.]","page":173}],"identifier":"lit4849","issued":"1864","language":"de","pages":"151-173","startpages":"151","title":"Neue Messungen der Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Reizes in den menschlichen Nerven","type":"Journal Article"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:28:48.771866+00:00"}

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