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{"created":"2022-01-31T14:34:42.436210+00:00","id":"lit4957","links":{},"metadata":{"alternative":"Philosophische Studien","contributors":[{"name":"Kirschmann, August","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Philosophische Studien 6: 417-491","fulltext":[{"file":"p0417.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeitsund Farben-Contrastes.\nVon\nAugust Kirschmann.\nMit 9 Figuren im Text.\nI. Einleitung.\n1. Eintheilung der Contrasterscheinungen.\nJMach den r\u00e4umlichen und zeitlichen Bedingungen, unter welchen Contrasterscheinungen im Gebiete des Gesichtssinnes auf-\ntreten k\u00f6nnen, l\u00e4sst sich nachstehende, rein \u00e4u\u00dferliche Eintheilung derselben aufstellen :\nI.\tDie Contrasterscheinung entspricht hinsichtlich ihrer Localisation im Sehfelde der gereizten Netzhautstelle und wird nach Ablauf der Beizung wahrgenommen. Dies ist der sogenannte successive Contrast, welcher mehr oder minder mit den Nachbilderph\u00e4nomenen zusammenf\u00e4llt.\nII.\tDie Contrastwirkung erfolgt in von der Reizung nicht getroffenen Netzhautstellen und gleichzeitig mit der Reizung. Bei diesem simultanenContrast sind zwei F\u00e4lle auseinander zu halten :\na) Die Contrastwirkung ist blos in der n\u00e4chsten Umgehung der gereizten Netzhautstelle zu bemerken: Randcontrast* 1 2 3).\n1) Fechner (Ueber die Contrastempfindung, Berichte der kgl. s\u00e4chs. Gesellschaft der Wissenschaften, mathemat. phys. Classe. 1. Juli 1860, pag. 117) theilt den Randcontrast (Randschein) ein in:\n1.\tdecisiven Randschein, rasch sich verlierend, aber doch noch von merklicher Breite,\n2.\tverwaschenen Randschein, sich allm\u00e4hlich verlierend,\n3.\tRandlinie, von fast unmerklicher Breite.\n28*","page":417},{"file":"p0418.txt","language":"de","ocr_de":"418\nAugust Kirschmann.\nb) Der Contrasteinfluss tritt in entfernten Theilen auf, ist also nicht an die Ber\u00fchrung gebunden: der eigentliche simultane Contrast.\nIII.\tDie unter I und II er\u00f6rterten Bedingungen treten vereint auf und rufen einen gemischten Contrast hervor1).\nIV.\tDer Contrast tritt nach der Reizung und auf nicht gereizten Stellen auf. Diese M\u00f6glichkeit ist in den mir bekannten einschl\u00e4gigen Arbeiten nicht ber\u00fccksichtigt worden, vielleicht weil der auf solche Weise hervorgerufene Contrast am wenigsten Gelegenheit hat, zur Geltung zu gelangen.\nV.\tDer Contrast besteht zwischen den Empfindungen beider Augen: binocularer Contrast2).\nVon den vorstehend genannten Contrastformen soll hier nur die unter Ilb aufgef\u00fchrte, der reine simultane Contrast, der Untersuchung unterworfen werden.\n2. Ueber Pseudocontrast.\nDass der Contrast etwas Objectives, in den physikalischen Bedingungen des betreffenden Lichteindrucks Gegebenes sei, wie noch Ossan3) glaubte und zu beweisen suchte, nimmt nach der endgiltigen Widerlegung dieses Irrthums durch Fechner4) Niemand mehr an. w\u00e4re indessen weit gefehlt, wenn man leugnen wollte, dass die objective Vertheilung des Lichtes zuweilen eine solche sein kann, dass sie den subjectiven Contrastph\u00e4nomenen aufs t\u00e4uschendste \u00e4hnlich sieht, ja von diesen ohne weiteres gar nicht zu unterscheiden ist. Ich werde dies durch einige Beispiele erl\u00e4utern.\nWenn man bei tiefem Stande der Sonne, also fr\u00fch morgens oder einige Zeit vor Sonnenuntergang an. einer vausgebreiteten Rasenfl\u00e4che oder einem Felde mit jungem Getreide vor\u00fcbergeht und auf diesem seinen Schatten beobachtet, so sieht man den Kopf desselben h\u00e4ufig von einem lichten Saume, wie von einem Heiligen-\n1)\tWundt, physiol. Psych.3 I p. 427'; auch Chevreul, Comptes rendus 1878 I p. 682.\n2)\tWundt, ph. Psych.3 II p. 183 ff.; auch Fechner, Abhandlungen der kgl. s\u00e4chs. Gesellsch. d. Wissenschaften VII p. 469 ff.\n3)\tPoggendorff, Annalen XXVII p. 694 und XXXVII p. 287.\n4)\tebendaselbst XLIV p. 221 und L p. 433.","page":418},{"file":"p0419.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fceber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes. 419\nscheine umgeben. Gehen mehrere Personen in einiger Entfernung von einander, so sieht jede das seltsame Ph\u00e4nomen nur an dem eigenen Schatten. Weniger deutlich, aber doch sichtbar, tritt diese Erscheinung auch in dunkeln R\u00e4umen auf, wenn das Licht durch eine kleine Oeffnung eindringt und nicht so stark ist, dass von den Seitenw\u00e4nden eine erhebliche Lichtmenge reflectirt werden kann. Es ist diese Beobachtung bei Gelegenheit der sp\u00e4ter zu berichtenden Versuche \u00fcber den Einfluss der Gr\u00f6\u00dfe auf den Contrast im Dunkelzimmer des hiesigen psychologischen Instituts verschiedentlich gemacht worden, wenn eins oder mehrere der weiter unten beschriebenen Diaphragmen hinl\u00e4nglich weit ge\u00f6ffnet wurden und die experimentirenden Personen ihre auf die gegen\u00fcberliegende schwarze Wand projicirten Schatten betrachteten. Man kann \u00fcbrigens auch sonst bei parallel auffallendem Lichte h\u00e4ufig bemerken, dass der Kopf des eigenen Schattens von einer sich allm\u00e4hlich verlierenden Zone umgeben ist, welche die \u00fcbrigen Theile der den Schatten tragenden Fl\u00e4che an Helligkeit, wenn auch nur schwach, \u00fcbertrifft. Ich habe die n\u00e4mliche Erscheinung sowohl im hellen Sonnenschein als auch bei Mondlicht beobachtet und will im Nachstehenden eine Erkl\u00e4rung derselben zu geben versuchen.\nJede das Licht v\u00f6llig unregelm\u00e4\u00dfig reflectirende, d. h. von jeglicher Spiegelung freie Fl\u00e4che ist als eine von unendlich vielen, sehr kleinen polyedrischen K\u00f6rperchen bedeckte Fl\u00e4che anzusehen. Jedes dieser Polyeder hat eine Anzahl sehr kleiner spiegelnder Fl\u00e4chen. Machen wir zun\u00e4chst die Annahme, die Polyeder seien regelm\u00e4\u00dfige geometrische K\u00f6rper, etwa Dodekaeder oder Ikosaeder. Wenn nun das Licht aus einer bestimmten Richtung kommt, so wird diejenige Fl\u00e4che eines derartigen K\u00f6rperchens am meisten zur\u00fcckstrahlen k\u00f6nnen, welche am meisten Licht empf\u00e4ngt, d. h. diejenige, welche zur Einfallsrichtung des Lichtes senkrecht steht. Was f\u00fcr ein K\u00f6rperchen gilt, das gilt auch f\u00fcr die Summe derselben, und zwar auch dann noch, wenn sie nicht regul\u00e4re, sondern v\u00f6llig unregelm\u00e4\u00dfig gestaltete Polyeder sind. Sind auch die einzelnen Fl\u00e4chen ganz verschieden an Gestalt und Gr\u00f6\u00dfe, so muss doch die Summe aller zu einer Einfallsrichtung des Lichtes senkrechten Fl\u00e4chen, von welcher Seite das Licht kommen mag, constant sein.","page":419},{"file":"p0420.txt","language":"de","ocr_de":"420\nAugust Kirschmann.\nDenn, w\u00e4re dies nicht der Fall, bes\u00e4\u00dfe vielmehr f\u00fcr irgend eine Einfallsrichtung die Summe der zu ihr senkrechten Fl\u00e4chen einen gr\u00f6\u00dferen Werth als f\u00fcr andere Richtungen, so handelte es sich nicht mehr um einen K\u00f6rper von absolut unregelm\u00e4\u00dfig reflec-tirender Oberfl\u00e4che, sondern es l\u00e4ge ein mehr oder minder hoher Grad von Spiegelung vor. Somit kann jede unregelm\u00e4\u00dfig reflec-tirende Fl\u00e4che als ein Aggregat von unz\u00e4hligen kleinen und unregelm\u00e4\u00dfig gestalteten K\u00f6rperchen betrachtet werden, welche jeder beliebigen Richtung im Raume dieselbe Fl\u00e4chensumme zuwenden. Da aber diejenige Richtung, welche zum einfallenden Lichte senkrecht steht, eine gr\u00f6\u00dfere Menge Licht empf\u00e4ngt, so muss sie auch mehr Licht reflectiren. Es l\u00e4sst sich leicht nachweisen, dass auch hinsichtlich der aus mehrmaliger Reflexion entspringenden Zur\u00fcckstrahlung die Einfallsrichtung im Vortheil ist. Ebenso wird die Wirkung noch eine Erh\u00f6hung erfahren, wenn wir die K\u00f6rperchen als durchsichtige betrachten und demnach f\u00fcr alle Richtungen nicht Fl\u00e4chen, sondern Fl\u00e4chenpaare in Rechnung kommen.\nWenn somit jede matte Fl\u00e4che am meisten Lichtstrahlen nach derjenigen Richtung reflectirt, aus welcher sie selber das Licht empfing, so ist f\u00fcr das Auge des Beobachters diejenige Stelle einer Fl\u00e4che die hellste, welche mit ihm und der Lichtquelle in einer geraden Linie liegt. Eben an diese Stelle aber f\u00e4llt der Schatten des Kopfes des Beobachters, und es bleiben als relativ g\u00fcnstigste Stellen nur die der directen Umgebung des Schattens \u00fcbrig.\nDass es unter Umst\u00e4nden zur Bildung mehr oder minder scharf begrenzter Randscheine kommt, wie bei dem in der Morgensonne beobachteten Glorienscheine, r\u00fchrt daher, dass es sich hierbei nicht um Fl\u00e4chen handelt, welche als ein Aggregat von unendlich kleinen K\u00f6rperchen anzusehen sind, sondern um eine Zusammenh\u00e4ufung von Objecten, bei welchen nicht nur die Reflexion, sondern auch die Schattenwerfung in Betracht zu ziehen ist. Stehen wir m der Morgensonne vor einem mit Gr\u00fcn bekleideten Rasen oder einem jungen Gerstenfelde (bei welchem das Heiligenscheinph\u00e4nomen besonders deutlich zu Tage tritt), so ist es klar, dass wir nicht blos die beleuchteten Halme, sondern auch deren Schatten sehen m\u00fcssen. Wenn wir die letzteren auch nicht einzeln erkennen k\u00f6nnen, so tragen sie doch mit ihrer geringeren Helligkeit, welche sich f\u00fcr das","page":420},{"file":"p0421.txt","language":"de","ocr_de":"lieber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes. 421\n4uge mit der gr\u00f6\u00dferen der belichteten Halme mischt, dazu bei, in uns die Vorstellung einer mittleren Helligkeit der Fl\u00e4che hervorzurufen. Nur an der Stelle, welche mit dem beobachtenden Auge und der Sonne in einer geraden Linie liegt, k\u00f6nnen wir keine Schatten wahmehmen. Diese Stelle setzt sich daher f\u00fcr unser Auge nur aus belichteten Theilen zusammen und muss somit ungleich heller erscheinen. Nun ist aber dieser Theil der Fl\u00e4che selbst durch den Schatten des Kopfes bedeckt. In der Umgebung des letzteren addirt sich also die Aufhellung, welche durch das Wegfallen der Schatten entsteht, zu der oben er\u00f6rterten aus den Verh\u00e4ltnissen der Reflexion herr\u00fchrenden, und der Effect wird so ein gesteigerter. Auch sieht man leicht ein, dass, sofern die aus den Schattenverh\u00e4ltnissen resultirende Aufhellung der von der Zur\u00fcckwerfung des Lichtes herr\u00fchrenden nicht v\u00f6llig proportional verl\u00e4uft \u2014 was kaum anzunehmen ist \u2014 es zur Bildung einer mehr oder weniger gut begrenzten Zone von gr\u00f6\u00dferer Helligkeit kommen muss.\nNicht minder d\u00fcrfte es leicht zu erkl\u00e4ren sein, warum die Erscheinung vorzugsweise hei sehr niedrigem Stande der Sonne auf-tritt und bei hoher Mittagssonne nicht beobachtet wird. Die tiefstehende Morgen- und Abendsonne verursacht einen langen Schatten, dessen Kopf vom Beobachter weit entfernt ist und daher f\u00fcr ihn nur einen kleinen Gesichtswinkel besitzt. Der Schatten des Kopfes kann daher auch nur einen kleinen Theil der oben geschilderten f\u00fcr Reflexion und Schattenlosigkeit g\u00fcnstigsten Stelle verdecken. Bei hohem Stande der Sonne dagegen nimmt der Kopf des kurzen Schattens einen verh\u00e4ltnissm\u00e4\u00dfig gro\u00dfen Gesichtswinkel ein und verdeckt daher jene Stelle gr\u00f6\u00dftentheils oder ganz.\nWenn wir im Vorstehenden zu zeigen bem\u00fcht waren, dass die erw\u00e4hnte Erscheinung in den objectiven Verh\u00e4ltnissen der Licht-vertheilung ihren Grund hat, so sollte damit keineswegs bestritten werden, dass auch der Contrast sich f\u00f6rdernd an derselben betheiligen k\u00f6nne, besonders was die Bildung einer begrenzten Zone anbelangt. Dass der Einfluss des Contrastes hier jedoch nicht gr\u00f6\u00dfer ist als bei jedem unter anderen Nebenumst\u00e4nden entstandenen Schatten, geht deutlich genug daraus hervor, dass jeder Beobachter die Erscheinung nur an seinem eigenen Schatten, nicht aber an dem anderer Personen wahrnimmt.","page":421},{"file":"p0422.txt","language":"de","ocr_de":"422\nAugust Kirschmann.\nEine zweite Erscheinung, welche ebenfalls rein physikalischer Natur ist und daher mit dem Contrast nichts zu schaffen hat, die yich indessen h\u00e4ufig mit ihm vermischt, ohne eliminirt werden zu k\u00f6nnen, ist die folgende:\nMan denke sich das Licht in der Richtung des mit a bezeichnten Pfeils (Fig. 1) kommend und einen K\u00f6rper C treffend, dessen mehr oder weniger spiegelnde Oberfl\u00e4che a\u00df nicht ganz in die Richtung der Lichtstrahlen f\u00e4llt. Die auf diese Fl\u00e4che a\u00df fallenden Strahlen werden zu einem gro\u00dfen Theile nach einer Stelle y der Ebene AB reflectirt, und es erh\u00e4lt diese Stelle, welche der Grenze des von dem K\u00f6rper C geworfenen Schattens 8 s um so n\u00e4her liegt, je geringer der Neigungswinkel zwischen a\u00df und der Richtung des Lichtes ist, eine gr\u00f6\u00dfere Lichtmenge als die \u00fcbrigen Theile der Ebene AB. Ist der erw\u00e4hnte Neigungswinkel sehr klein,\nso kommt die erhellte Stelle sehr nahe an die Grenze des Schattens und innerhalb des Gebietes des Randcontrastes zu liegen.\nDie in Figur 1 dargestellte Anordnung scheint auf den ersten Blick eine gesuchte und willk\u00fcrliche zu sein. Bei genauerer Betrachtung wird man jedoch den Gedanken nicht abweisen k\u00f6nnen, dass \u00e4hnliche Verh\u00e4ltnisse \u00fcberall da ein treten m\u00fcssen, wo es sich um schattenwerfende rundliche Gegenst\u00e4nde handelt, deren Oberfl\u00e4che nicht als vollst\u00e4ndig matt (d. i. v\u00f6llig glanzlos) betrachtet werden kann. Eine Kugel, deren Oberfl\u00e4che etwas spiegelt, ein gl\u00e4nzender, vielleicht polirter Stab werfen einen von einem hellen Saume umgebenen Schatten, und es d\u00fcrfte im einzelnen Falle sehr schwer werden zu entscheiden, was davon Contrast und daher sub-jectiv, und was durch die Reflexion verursacht, also objectiv ist. Ich bin auf diesen Fall aufmerksam geworden, als ich an dem Schatten der lackirten h\u00f6lzernen Fensterkreuze an einigen Stellen auffallend hellen Randcontrast bemerkte, und konnte nicht be-","page":422},{"file":"p0423.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes. 423\ngreifen, warum nur einzelne Stellen und nicht alle, bei welchen der Bandcontrast in Frage kam, diese Helligkeit zeigten. Bei genauerem Untersuchen konnte ich aber constatiren, dass jeder der betreffenden helleren Stellen eine der in Figur 1 geschilderten \u00e4hnliche spiegelnde Fl\u00e4che an dem schattenwerfenden Objecte entsprach. Es ist leicht einzusehen, wie diese Verh\u00e4ltnisse bei Schattenversuchen, sofern nicht mit gr\u00f6\u00dfter Vorsicht daf\u00fcr gesorgt wird, dass die Oberfl\u00e4che der schattenwerfenden Gegenst\u00e4nde von jedem Glanze, jeder Spiegelung frei sei, zu einer l\u00e4stigen Fehlerquelle werden k\u00f6nnen.\nEs wird \u00fcbrigens noch so manches in Ermangelung besserer Erkl\u00e4rungen dem Contrast zugeschoben, woran er zum Theil oder ganz unschuldig ist.\nSo theilt von Zahn1) mit, dass Gelb auf blauem, Gr\u00fcn auf rothem Grunde leichter erkannt werde als umgekehrt Both auf Gr\u00fcn und Blau auf Gelb, und schreibt die Ursache dieser Verschiedenheit in dem Verhalten der Farben dem Einfl\u00fcsse des Contrastes zu. Indessen liegt hier au\u00dfer der Contrastwirkung auch eine directe Folge der verschiedenen Helligkeitsverh\u00e4ltnisse zu Grunde.\nJedermann wei\u00df, dass Wei\u00df auf schwarzem Grunde leichter zu erkennen ist als Schwarz auf Wei\u00df2). Dies hat folgenden einfachen Grund. Wenn ich ein schwarzes Quadrat von 1 cm Seite auf ein wei\u00dfes Quartblatt von 20 cm Seitenl\u00e4nge lege, so ist die Gesammt-helligkeit beider Objecte \u2014 wenn wir die Beflexionsf\u00e4higkeit des schwarzen Papiers, welches mit chinesischer Tusche geschw\u00e4rzt3) sei, = 1, die des wei\u00dfen Papiers = 23 setzen \u2014 = 23. 399 + 1 = 9178; bei Ab Wesenheit des schwarzen Objects betr\u00e4gt dieselbe 400.23 = 9200. Der Unterschied, welchen das schwarze Quadrat hervorbringt, be-22\ntr\u00e4gt demnach ------ der Gesammthelligkeit. Habe ich dagegen ein\nschwarzes Blatt von 20 cm Seite, so besitzt dies die Helligkeit 400. Befestige ich darauf einen Quadratcentimeter wei\u00dfen Papieres, so betr\u00e4gt die Helligkeit des Ganzen 399 + 23 = 422. Das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein des wei\u00dfen Objectes bedingt\n1)\tv. Zahn, Sitzungsberichte der Leipziger naturforschenden Gesellschaft, !877 p. 25; auch Fechner; In Sachen der Psychophysik p. 101.\n2)\tAubert, Physiologie der Netzhaut p. 73.\n3)\tPhilosoph. Studien Band V p. 300.","page":423},{"file":"p0424.txt","language":"de","ocr_de":"424\nAugust Kirschmann.\nsomit einen Unterschied in der Gesammthelligkeit, welcher sich auf\n22 22\nberechnet. Dass aber ein Unterschied von , \u2014 leichter er-\n400\n400\n22\nkannt wird als ein solcher von \u2014\u2014\u2014, ist selbstverst\u00e4ndlich.\nyzuu\nGanz \u00e4hnlich verh\u00e4lt es sich nun mit den Farben, deren Helligkeiten zu gro\u00dfe Verschiedenheiten zeigen, wenn sie auch nicht so weit auseinander liegen wie Schwarz und Wei\u00df. Ich fand f\u00fcr die von mir benutzten Pigmentpapiere die nachstehenden Helligkeits-\nwerthe.\t_ ,\nRoth \u2014 25\nGelb = 42\nGr\u00fcn =36 Blau = 191).\nEin gr\u00fcner Grund mit rothem Quadrat (Dimensionen wie oben bei Schwarz und Wei\u00df) wird demnach die Gesammthelligkeit 399 . 36 + 25 = 13 389 aufweisen, w\u00e4hrend der gr\u00fcne Grund allein eine Helligkeit von 400 . 36 = 13 400 repr\u00e4sentirt. Demnach ver-\n11\nmindert das rothe Object die Gesammthelligkeit um\tEin\nrother Grund mit gr\u00fcnem Viereck dagegen hat einen Helligkeitswerth von 399 . 25 + 36 = 10011, w\u00e4hrend die Intensit\u00e4t des rothen Grundes allein nur 400 . 25 = 10 000 ausmacht. Es handelt\n1) Wird Pariser Schwarz = 1 gesetzt, so finden sich f\u00fcr wei\u00dfe Papiere und Cartons, wie an anderer Stelle berichtet worden ist, Werthe zwischen 52 und 66. Die Helligkeit farbiger Papiere kann man in nachstehender Weise ann\u00e4hernd ermitteln: Wenn man einer wei\u00dfen oder grauen Scheibe eine geringe Winkelbreite einer Farbe zusetzt, so wirkt diese in der Mischung nur als Helligkeit und die Scheibe hat, in Rotation versetzt, ein graues Aussehen. Nun kann man mittelst einer zweiten, nur aus schwarzen und wei\u00dfen Sectoren bestehenden Scheibe dasselbe Grau mischen. So erlangt man eine Gleichung, aus welcher der Helligkeitswerth des Pigmentes gefunden werden kann. F\u00fcr Gr\u00fcn ist beispielsweise die Gleichung aufgestellt worden:\n176 w + 184 s = 171 w + 180 s + 9 gr\n(w = wei\u00df, s = schwarz, gr = gr\u00fcn), woraus, wenn man f\u00fcr Wei\u00df 66, f\u00fcr Schwarz 1 einsetzt, sich die Helligkeit des Gr\u00fcn zu 37,1 berechnet. Aus einer Reihe solcher Gleichungen sind die oben angef\u00fchrten Werthe gewonnen worden, welchen jedoch wegen der beschr\u00e4nkten Zahl der Versuche und wegen der Unsicherheit dieses rohen Vergleichsverfahrens nur eine approximative G\u00fcltigkeit beizumessen ist.","page":424},{"file":"p0425.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes. 425\nsich also hier um eineu Unterschied von\tder leic^ter 1se\u201c\nmerkt werden kann als jener von\tNoch deutlicher wird die\nSache bei den Farben Blau und Gelb. Ein gelber Grund von der angegebenen Gr\u00f6\u00dfe hat eine Helligkeit von 400 . 42 = 16 800. Ist ein blaues Quadrat von 1 cm Seitenlange darauf befestigt, so betr\u00e4gt die Gesammthelligkeit 399 . 42 + 20 = 16 788; sie ist 22\ndemnach um \u2014\u2014 herabgesetzt worden. Der blaue Grund da-\n16 o00\ngegen, welcher f\u00fcr sich allein eine Helligkeit von nur 400 . 20 = 8000 repr\u00e4sentirt, w\u00e4hrend sie sich nach Hinzutritt des gelben\n22\nObjectes auf 399 .20 + 42 berechnet, ist um \u2014seiner urspr\u00fcnglichen Helligkeit aufgehellt worden. Dieser Unterschied ist somit mehr als doppelt so gro\u00df als der durch das blaue Quadrat\n22\nauf gelbem Grunde hervorgebrachte von\t\u00aee^ne leichtere Er-\nkennbarkeit ist selbstverst\u00e4ndlich und bedarf zu ihrer Erkl\u00e4rung keiner Zuh\u00fclfenahme des Contrastes mehr. Nun gelten allerdings die hier angewandten Intensit\u00e4tswerthe nur f\u00fcr die von mir gepr\u00fcften farbigen Papiere, und auch dies nur ann\u00e4hernd, nicht aber f\u00fcr andere Pigmente und noch viel weniger f\u00fcr das durchfallende Licht bei farbigen Gl\u00e4sern und dergleichen. Indessen wird man \u00fcberall, wo man Farben in m\u00f6glichster S\u00e4ttigung und Reinheit herzustellen bem\u00fcht ist, die Beobachtung machen, dass die gelben und gr\u00fcnen die \u00fcbrigen an Helligkeit \u00fcbertreffen, wie ja auch schon das Sonnenspectrum im Gelb und Gr\u00fcn seine gr\u00f6\u00dfte Intensit\u00e4t aufzuweisen hat. Diese Intensit\u00e4tsverschiedenheiten aber sollten \u00fcberall, wo die Farben in ihrem sonstigen Verhalten von einander abweichen, in Rechnung gezogen werden.\nAls Pseudocontrast, oder doch mindestens als von objectiven Beleuchtungsverh\u00e4ltnissen mitbedingt m\u00fcssen auch manche F\u00e4rbungen der Schatten betrachtet werden. Wenn in den r\u00f6thlichen Strahlen der untergehenden Sonne oder bei der gelbrothen Farbe des Abendhimmels die Schatten einen bl\u00e4ulichen oder blaugr\u00fcnen Ton erlilten, so ist das allerdings die Wirkung des Farbencontra-","page":425},{"file":"p0426.txt","language":"de","ocr_de":"426\nAugust Kirschmann.\nstes. Wenn dagegen an sonnigen Wintertagen, bei klarem blauem Himmel, wo von einer gelblichen Beleuchtung keine Rede sein kann, die Schatten der B\u00e4ume auf den wei\u00dfen Schneefl\u00e4chen merklich blau aussehen, so hat dies seinen Grund nicht in irgend einer Contrastwirkung, sondern in der einfachen Thatsache, dass die beschatteten Stellen eben diejenigen sind, welche kein directes, wei\u00dfes Licht von der Sonne, sondern nur wesentlich blau gef\u00e4rbtes von dem hellen Himmel erhalten.\nNachdem wir im Vorstehenden gesehen haben, dass hinsichtlich der Unterscheidung dessen, was als Contrastwirkung zu betrachten, und dessen, was auf physikalische Ursachen zur\u00fcckzu-f\u00fchren ist, die gr\u00f6\u00dfte Vorsicht geboten ist, erachten wir es als eine der ersten Forderungen bei der experimentellen Untersuchung des reinen simultanen Contrastes, dass der Einfluss jener Pseudocontraste mit eben so gro\u00dfer Sorgfalt ferngehalten werde, wie die St\u00f6rungen durch Randscheine und Nachbilder. In dieser Beziehung kann allen den Versuchen, welche mit Schatten von St\u00e4ben, mit schmalen Papierstreifen, mit Scheibchen von 10 mm und weniger Durchmesser operiren, der Vorwurf nicht erspart bleiben, dass die genannten Beobachtungsobjecte \u00fcberall da, wo es sich um mehr oder minder genaue quantitative Bestimmungen handelt, wenig geeignet erscheinen, den obigen Anforderungen gerecht zu werden.\nNach Ausscheidung dieser oft f\u00e4lschlich dem Contrast zugerechneten oder von ihm nicht zureichend getrennten Erscheinungen k\u00f6nnen nun als Formen des eigentlichen Simultancontrastes im Gebiet des Gesichtssinnes die folgenden unterschieden werden:\n1)\tder Helligkeitscontrast,\n2)\tder S\u00e4ttigungscontrast]),\n3)\tder Farbencontrast,\n4)\tder Contrast des Gef\u00fchlstones1 2).\n1) Darunter ist die gegenseitige Beeinflussung zu verstehen, welche zwei Lichtempfindungen von gleicher Farbe und Intensit\u00e4t, aber von ungleicher S\u00e4ttigung auf einander aus\u00fcben.\n2) Der sich so h\u00e4ufig dem Auge bietende Contrast in der Gr\u00f6\u00dfenwahrnehmung","page":426},{"file":"p0427.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes. 427\nVon diesen nehmen die ersten drei ein besonderes Interesse in Anspruch, w\u00e4hrend der an vierter Stelle genannte Contrast zwischen den die Empfindungen begleitenden Gef\u00fchlen wenigstens vorl\u00e4ufig als der exacten Untersuchung nicht zug\u00e4nglich zu erachten ist, da wir ihn nicht zu isoliren verm\u00f6gen. Wir k\u00f6nnen contrastirende Lichtempfindungen erzeugen, welche hinsichtlich ihres Gef\u00fchlstones g\u00e4nzlich indifferent sind, aber wir haben niemals Gesichtsempfindungen, welche nur bez\u00fcglich ihres Gef\u00fchlstones im Contrast zu einander stehen. So bleiben f\u00fcr die Untersuchung noch Helligkeits-, S\u00e4ttigungs- und Farbencontrast \u00fcbrig, von welchen wiederum die beiden letzteren fast nie ohne den ersteren auftreten, aus welchem Grunde denn auch dieser zun\u00e4chst zum Gegenst\u00e4nde der Untersuchung gemacht zu werden verdient.\nQuantitativ besitzt der Contrast (als Unterschied zwischen Empfindungen) nur eine variable Eigenschaft, die Intensit\u00e4t oder St\u00e4rke. In Bezug auf diese St\u00e4rke des simultanen Contrastes k\u00f6nnen wir allgemeinere und speciellere Bedingungen unterscheiden.\nAls allgemeines Moment m\u00f6chte ich hier die Abh\u00e4ngigkeit des Contrastes von der Gesammt-Intensit\u00e4t und -Qualit\u00e4t aller im Bewusstsein vorhandenen Helligkeits- und Farbenempfindungen, ganz gleichg\u00fcltig welche r\u00e4umliche Lage sie zu einander besitzen, namhaft machen. Ich habe in einer fr\u00fcheren Abhandlung diesen Punkt bereits beil\u00e4ufig ber\u00fchrt* 1). Wir construiren uns auf Grund der jeweilig im Gesichtsfelde befindlichen oder kurz vorher darin befindlich gewesenen Intensit\u00e4ten ein Helligkeitsmaximum, \u00fcber welches hinaus eine Contrastaufhellung entweder gar nicht oder wenigstens nicht mehr in wesentlicher St\u00e4rke m\u00f6glich ist. So sehen wir, wenn dunkle K\u00f6rper sich am hellen Himmel projiciren, keine merkliche Contrastaufhellung der umgebenden Partien des Himmels mehr, weil dieser f\u00fcr uns gew\u00f6hnlich das Maximum der Helligkeit repr\u00e4sentirt. H\u00f6chstens bemerkt man einen scharfen linearen Randcontrast (sog. Randlinie nach Fechner), der jedoch\nkann hier nat\u00fcrlich keine Stelle finden, da er nicht specifisch dem Gesichtssinne, sondern allen r\u00e4umlichen Sinnesgebieten eigen ist.\n1) Die Helligkeitsempf. im indirect. Sehen. Philosoph. Studien. Band V. P. 481.","page":427},{"file":"p0428.txt","language":"de","ocr_de":"428\nAugust Kirschmann.\nsuccessiver Natur ist und in kleinen unwillk\u00fcrlichen Bewegungen des Auges seinen Grund hat.\nIn diesem Sinne ist auch die von Lehmann1) erwiesene und durch Neiglick2) best\u00e4tigte Thatsache zu verstehen, dass der Contrast bei einer mittleren Helligkeit der aufzuhellenden oder zu verdunkelnden Fl\u00e4che seinen Maximalwerth findet. Nicht eine absolute mittlere Helligkeit ist es, die dem Contraste die g\u00fcnstigsten Chancen bietet, sondern eine mittlere Intensit\u00e4t in Bezug auf die zum Vergleich zur Verf\u00fcgung stehenden, augenblicklich im Bewusstsein wirklich vorhandenen oder als Erinnerungsbilder reprodu-cirten Helligkeitsempfindungen. Die Erinnerungsbilder, denen \u00fcberhaupt in dieser Beziehung keine sehr gro\u00dfe Bedeutung zukommt, treten nat\u00fcrlich um so mehr zur\u00fcck, je gr\u00f6\u00dfer die Zahl und St\u00e4rke der direct gegebenen Empfindungen ist. Daher kommen sie bei gew\u00f6hnlichen Sehverh\u00e4ltnissen, wie bei Tageslicht oder heller Beleuchtung, wenig zur Geltung, mehr aber, wenn Zahl und Intensit\u00e4t der direct gegebenen Lichtempfindungen eine beschr\u00e4nkte ist, wie bei sehr schwacher Beleuchtung, in der D\u00e4mmerung etc. Bei Versuchen im Dunkelzimmer wird man immerhin den Erinnerungsbildern einen Antheil an der Construction des Helligkeitsmaximums zuschreiben m\u00fcssen. Ueberdies darf hier nicht au\u00dfer Acht gelassen werden, dass gerade was die Intensit\u00e4t der Erinnerungsbilder anbelangt gr\u00f6\u00dfere individuelle Verschiedenheiten bestehen d\u00fcrften, indem dieselben bei Personen mit vorzugsweise visuellem Ged\u00e4cht-niss eine l\u00e4ngere und intensivere Nachwirkung haben m\u00fcssen, woraus sich vielleicht manche individuelle Verschiedenheiten in der Wahrnehmung der Contrasterscheinungen erkl\u00e4ren lassen.\nZu diesen allgemeinen Bedingungen ist auch die Abh\u00e4ngigkeit der Contrastwahmehmung von dem ganzen \u00fcbrigen Bewusstseinszustande zu rechnen. Hierhin geh\u00f6rt die Thatsache, dass wir den Contrast um so besser wahrnehmen, je weniger unsere Aufmerk-keit von den in Contrastbeziehungen stehenden Empfindungen\n1)\tLehmann: lieber die Anwendung der Methode der mittl. Abstufungen auf den Lichtsinn. Phil. Stud., Bd. V. p. 497 ff.\n2)\tHialmar Neiglick: Zur Psychophysik des Lichtsinns, Philosophische Studien, Bd. IV. p. 28 ff.","page":428},{"file":"p0429.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes. 429\nabgelenkt wird oder, was ungef\u00e4hr dasselbe besagen will, je weniger wir von der sonstigen Beschaffenheit der Objecte wissen.\nDie speciellen Bedingungen des simultanen Contrastes d\u00fcrften sich in folgendes Schema einordnen lassen:\nI.\tIntensive Seite.\n1)\tDie St\u00e4rke des Helligkeits-, des Farben- und des S\u00e4ttigungs-contrastes ist abh\u00e4ngig von der Lichtintensit\u00e4t der Objecte.\nDie St\u00e4rke des Farben- und S\u00e4ttigungscontrastes ist ferner abh\u00e4ngig :\n2)\tvon dem Farbenton der contrastirenden Fl\u00e4chen, und\n3)\tvom S\u00e4ttigungsgrade der in Betracht kommenden Farben.\nII.\tExtensive Seite.\nDie St\u00e4rke des simultanen Contrastes ist abh\u00e4ngig:\n4)\tvon der Ausdehnung der contrastirenden Fl\u00e4chen, und\n5)\tvon der Entfernung der Objecte (von einander und vom Auge).\nDie quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Contrastes sind seit mehreren Jahren der Gegenstand eingehender Untersuchungen im hiesigen psychologischen Institut. Was die intensive Seite anbelangt, so hat die Abh\u00e4ngigkeit des Helligkeitscontrastes von der Intensit\u00e4t der im Contrastverh\u00e4ltniss stehenden Objecte in den weiter oben citirten Arbeiten von Lehmann und Neiglick eine sorgf\u00e4ltige Behandlung gefunden. Ueber den Einfluss der S\u00e4ttigung auf die Intensit\u00e4t des Contrastes fehlen, wenn man von den mehr qualitativen Versuchen Bollet\u2019s1) und Bruno Schmerler\u2019s2) absieht, exacte Versuche bisher g\u00e4nzlich.\nBei meinem Eintritt in das psychologische Institut im Herbst 1887 wurde mir von Herrn Prof. Wundt die Aufgabe gestellt, zun\u00e4chst die extensive Seite der quantitativen Contrastverh\u00e4ltnisse einer experimentellen Untersuchung zu unterziehen. Ich habe seit dieser Zeit unter eifriger Beih\u00fclfe meiner Mitarbeiter den Einfluss von Entfernung und Ausdehnung auf die Intensit\u00e4t des simultanen\n1)\t\"Wiener Sitzungsber. B. LV. H. Abth. p. 743.\n2)\tWundt, Philosoph. Studien, Bd. I. p. 379.","page":429},{"file":"p0430.txt","language":"de","ocr_de":"430\nAugust Kirschmann.\nContrastes m\u00f6glichst eingehend zu ermitteln gesucht. Indem ich mich nunmehr anschicke, die Resultate dieser Versuche zu ver\u00f6ffentlichen, kann ich mir nicht verhehlen, dass dieselben nicht in dem Ma\u00dfe ersch\u00f6pfend sind, dass sie nicht der Erweiterung und Erg\u00e4nzung bed\u00fcrften; wohl aber d\u00fcrften sie im Stande sein, \u00fcber die Beziehungen, welche zwischen dem simultanen Contrast und den r\u00e4umlichen Eigenschaften unserer Gesichtswahrnehmungen bestehen, einiges Licht zu verbreiten und von den auf diesem Gebiete herrschenden Verh\u00e4ltnissen, wenn auch nur in groben Z\u00fcgen, ein vorl\u00e4ufiges Bild zu entwerfen. Ich werde im Folgenden zun\u00e4chst den Einfluss der Gr\u00f6\u00dfe der Objecte auf die St\u00e4rke des Contrastes behandeln, w\u00e4hrend in einer Fortsetzung dieser Arbeit der Einfluss der Entfernung, wor\u00fcber mir bereits ein in zwei Jahren gesammeltes umfangreiches, aber doch noch der Erg\u00e4nzung und Sichtung bed\u00fcrftiges Versuchsmaterial vorliegt, zur Besprechung gelangen wird. In dem letzten Theile der vorliegenden Arbeit soll dann aber noch die Abh\u00e4ngigkeit des simultanen Farbencontrastes von der S\u00e4ttigung einer messenden Untersuchung unterworfen werden.\nEs sei mir an dieser Stelle gestattet, Herrn Professor Wundt, dem ich nicht nur die Anregung zu dieser Arbeit, sondern auch so manchen f\u00f6rdernden Rath und Beistand verdanke, meinen w\u00e4rmsten Dank auszusprechen. Ebenso sage ich meinen geehrten Herren Mitarbeitern, welche sich als Experimentatoren und Beobachter an diesen Untersuchungen betheiligten, meinen besten Dank f\u00fcr ihre g\u00fctige und ausdauernde Mitwirkung.\nII. Die Abh\u00e4ngigkeit des simultanen Contrastes von der Ausdehnung.\nSchon aus einfachen mit farbigen Papierst\u00fcckchen verschiedener Gr\u00f6\u00dfe angestellten Versuchen geht deutlich hervor, dass f\u00fcr die St\u00e4rke der Contrastwirkung die Ausdehnung der Objecte, zwischen welchen die Constrastbeziehungen bestehen, nicht ohne Bedeutung ist. Haben wir beispielsweise zwei gleich helle Objecte von ungleicher Gr\u00f6\u00dfe auf dunkelen Unterlagen von gleicher Helligkeit und Ausdehnung, so erf\u00e4hrt das kleinere der Objecte eine bedeutendere Aufhellung als das gr\u00f6\u00dfere. Aehnliches ist bei farbigen Fl\u00e4chen zu constatiren. Legen wir graue Papierst\u00fcckchen von verschiedener","page":430},{"file":"p0431.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes. 431\n(Jr\u00f6\u00dfe auf gleich gro\u00dfe farbige Fl\u00e4chen, so erscheinen zwar alle in jer Complement\u00e4rfarbe, aber diese letztere ist hei dem kleinsten der Objecte am deutlichsten wahrzunehmen. Bei allen diesen Versuchen bleibt es jedoch v\u00f6llig unm\u00f6glich zu entscheiden, welchen Antheil an der Aufhellung der Randcontrast und welchen der eigentliche simultane Contrast besitzt. Nun ist aber der simultane Contrast nicht nothwendig an die Ber\u00fchrung gebunden. Der Helmholtz\u2019sehen Ansicht1), dass isolirte, d. h. nicht an einander angrenzende Eindr\u00fccke, keinerlei Contrast-Induction auf einander aus-\u00fcben, ist Hjalmar Neiglick in der weiter oben citirten Arbeit2) bereits mit Entschiedenheit entgegengetreten. Durch die Isolirung wird, wie Neiglick ganz richtig bemerkt, nur der Grenzcontrast unterdr\u00fcckt. Jedoch tritt nunmehr ein neuer Einfluss hervor, welcher darin besteht, dass die Intensit\u00e4t des Contrastes auch von der Entfernung abh\u00e4ngig ist. Hat man nun die Objecte soweit von einander entfernt, dass sie sich au\u00dferhalb des Bereiches des Randcontrastes befinden, so ist bei Objecten, welche im reflectirten Lichte beobachtet werden, der Contrast in Folge der Entfernung meist so schwach geworden, dass die durch Ver\u00e4nderungen der Gr\u00f6\u00dfe des inducirenden Objectes verursachten Aenderungen seiner Intensit\u00e4t nicht mehr sicher gemessen werden k\u00f6nnen. Hierzu kommt, dass wir bei reflectirtem Lichte stets zu viel von der \u00fcbrigen Beschaffenheit der in Frage stehenden Flachen sehen, was uns, wie weiter oben schon ausgef\u00fchrt, erheblich an der Wahrnehmung des zwischen den Lichtempfindungen bestehenden Contrastes hindert. Heide Uebelst\u00e4nde sind bei der Anwendung cjurchfallenden Lichtes vermieden. Sind die durchscheinenden Medien, welche das Licht zu passiren hat, einigerma\u00dfen homogen, so sieht man, Wenn gen\u00fcgend Sorge getragen ist, dass nichts im Raume erhellt ist au\u00dfer den: zu vergleichenden Objecten, von letzteren nichts anderes als ihre Form und die Qualit\u00e4t und Quantit\u00e4t des von ihnen ausgehenden Lichtes. Ferner ist man bei Anwendung durchfallenden Lichtes in den Stand gesetzt, gr\u00f6\u00dfere Intensit\u00e4ten zu benutzen, bei denen die Objecte auch in einiger Entfernung noch einen deut-\n1)\tHelmholtz: Physiologische Optik, p. 414.\n2)\tPhilosophische Studien, Band IV, p. 109. Wnndt, Philos. Studien. VI.\n29","page":431},{"file":"p0432.txt","language":"de","ocr_de":"432\nAugust Kirschmann.\nliehen Contrasteinfluss auszuiiben verm\u00f6gen. Aus diesen Gr\u00fcnden entschloss ich mich, hei meinen Versuchen von der Verwendung der sonst zu derartigen Zwecken so vielfach benutzten rotirenden Scheiben abzusehen und den in Fig. 2 veranschaulichten Apparat zu benutzen, welcher mir \u00fcberdies gestattete, an Stelle der wegen der erheblichen Inconstanz der Intensit\u00e4t und der nicht zu vermeidenden Beimischung farbiger Strahlen niemals v\u00f6llig einwurfsfreien k\u00fcnstlichen Beleuchtung nat\u00fcrliches Tageslicht, bezw. directes Sonnenlicht zu verwenden.\nIn eine etwa 16 cm breite und 28 cm hohe Oeflhung in der Th\u00fcre des Dunkelzimmers wird eine schwarze Holztafel eingeschoben, welche an den B\u00e4ndern so fest anliegt, dass kein Licht mehr durchgelassen wird. Diese Tafel tr\u00e4gt drei nebeneinanderliegende, aus Metall (geschw\u00e4rztem Messingblech) construirte Schieber-Diaphragmen, von denen jedes einzelne nach Art des Aubert\u2019schen Diaphragmas ') eingerichtet ist. Beide Metallplatten A und B haben genau\ngearbeitete rechtwinkelige Ausschnitte. Durch Verschiebung der oberen Platte A kann die von den beiden Ausschnitten gebildete Oeff-riung unter steter Erhaltung ihrer quadratischen Form nach Belieben vergr\u00f6\u00dfert und verkleinert werden. Die Gr\u00f6\u00dfe des Quadrats kann aus den Zahlen des auf der Platte B angebrachten Ma\u00dfstabes, welche die L\u00e4nge der Diagonale in Millimetern angeben, bequem ermittelt werden. Der Fl\u00e4cheninhalt der Ausschnitte war innerhalb der Grenzen von 0 bis 6 y2 qcm beliebig variirbar.\nVor den Ausschnitten waren mattgeschliffene Glasplatten angebracht, welche bei durchfallendem Tageslicht das Aussehen sehr homogener und absolut farbloser Fl\u00e4chen darboten. Von der Anwendung sogenannter Milchgl\u00e4ser wurde aus folgenden Gr\u00fcnden abgesehen: Erstens besitzen solche Milchgl\u00e4ser, wenn sie nicht mit gr\u00f6\u00dfter\nM L>\u2666\n-U u\u2014u u_y\nFig. 2.\n1) Aubert, Physiologie der Netzhaut, p. 58.","page":432},{"file":"p0433.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes. 433\nGenauigkeit planparallel geschliffen sind, Stellen verschiedener Dicke und daher auch verschiedener Lichtdurchl\u00e4ssigkeit. Sodann sind sie nicht in dem Ma\u00dfe frei von jeder F\u00e4rbung, wie es zu unsern Versuchen w\u00fcnschenswerth erschien. Sowohl bei grauen Gl\u00e4sern wie bei Milchgl\u00e4sern erh\u00e4lt das durchfallende Licht bei Anwendung geringer Intensit\u00e4ten eine r\u00f6thliche F\u00e4rbung. Beide Uebelst\u00e4nde sind bei mattgeschliffenen Gl\u00e4sern vermieden. Es gibt kein besseres Mittel zur Herstellung eines von jeder farbigen Beimischung v\u00f6llig freien farblosen Lichtes als die Pulverisation eines wasserhellen durchsichtigen K\u00f6rpers. Das Mattschleifen eines Glases ist nun aber weiter nichts als das Ueberziehen der Fl\u00e4che mit einer d\u00fcnnen Schicht au\u00dferordentlich feinen Glaspulvers. Ueberdies haben so zubereitete Gl\u00e4ser den Vortheil, dass die mattgeschliffene Fl\u00e4che das Licht vollst\u00e4ndig unregelm\u00e4\u00dfig zerstreut, so dass auch die geringste Spur von regelm\u00e4\u00dfiger R\u00e9fraction ausgeschlossen ist. Was den andern durch die verschiedene Dicke des Glases herbeigef\u00fchrten Uebelstand anbelangt, so kommt derselbe bei den Mattgl\u00e4sern gar nicht in Betracht, da hier nicht wie bei den grauen und Milchgl\u00e4sern die ganze Platte von dem ahsorbirenden Medium durchsetzt ist, sondern dieses letztere sich nur auf der einen Oberfl\u00e4che befindet; die Dicke des \u00fcbrigen v\u00f6llig durchsichtigen Glases ist dann ganz irrelevant. Meine Platten besa\u00dfen \u00fcbrigens eine Dicke von nur 1 mm oder wenig mehr ; es wurde mir dadurch eine Combination mehrerer Platten erm\u00f6glicht, ohne dass die Entfernung der matten Fl\u00e4chen, welche einander nicht direct ber\u00fchren durften, eine zu gro\u00dfe wurde. S\u00e4mmtliche zu einer Versuchsreihe ben\u00fctzten Platten wurden aus einem und demselben St\u00fccke geschnitten, welches letztere vorher einer sorgf\u00e4ltigen Pr\u00fcfung auf seine Homogenit\u00e4t unterzogen wurde.\nDie Messung der Lichtdurchl\u00e4ssigkeit dieser transparenten Gl\u00e4ser geschah zun\u00e4chst mittelst des Polarisationsphotometers. Nach dem Malus\u2019sehen Gesetze ist das Verh\u00e4ltniss der beiden zu messenden Helligkeiten gleich dem Quadrate der Tangente des Winkels, um welchen der Analysator gedreht werden muss, um die Gleichheit in der Helligkeit der beiden Ausschnitte herzustellen. Bei Vergleichung von 2 Gl\u00e4sern vor dem einen Spalt mit einem Glase vor dem andern trat die Gleichheit ein bei einer Drehung von:\n29*","page":433},{"file":"p0434.txt","language":"de","ocr_de":"434\nAugust Kirschmann.\nf\u00fcr Prys (Mittel aus 8 Versuchen) 38|\u00b0,\n\u00bb Dr. Dwelshauvers (Mittel aus 14 Versuchen) 36f|\u00b0;\n\u00bb Kristic (Mittel aus 8 Versuchen) 39|\u00b0,\n\u00bb Kirschmann (Mittel aus 8 Versuchen) 38-\u00a7\u00b0, woraus sich der Drehungswinkel cp als Durchschnitt aus obigen Wexthen zu 38\u00b0 23' 2\", 143 berechnet, tg2 38\u00b0 23' aber ist gleich 0,62748. Es l\u00e4sst demnach eine Mattglasscheibe 0,62748 des empfangenen Lichtes durch.\nWenn ein Glas \u2014 des empfangenen Lichtes passiren l\u00e4sst, so geht durch zwei Gl\u00e4ser, welche so combinirt sind, dass ihre matten Fl\u00e4chen nicht auf einander liegen, nur hindurch, und das durch drei combinirte Gl\u00e4ser hindurch gelangende Lichtquantum betr\u00e4gt nur mehr von der Menge des auffallenden u. s. f. Man sieht\nleicht ein, dass unter Umst\u00e4nden noch weitere Lichtmengen verloren gehen k\u00f6nnen, aber es kann, wenn st\u00f6rende Einfl\u00fcsse durch Reflexion etc. ausgeschlossen sind, auf keinen Fall mehr Licht durchgelassen werden, als jene Br\u00fcche angeben. Mit dieser Ueber-legung stimmen jedoch die Resultate der Messung am Polarisationsphotometer durchaus nicht \u00fcberein. F\u00fcr das Verh\u00e4ltnis zwischen vier Gl\u00e4sern und einem Glase, also f\u00fcr die Durchl\u00e4ssigkeit von drei combinirten Platten, ergaben sich beispielsweise die nachstehenden Werthe f\u00fcr cp:\nPrys\t(Mittel\taus\t8\tBeobacht.)\tcp =\t31\u00b1F\nDr. Dwelshauvers\t\u00bb\t\u00bb\t16\t\u00bb\tcp =\t31 3ii \u00b0j\n\u00bb \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t20\t\u00bb\tcp =\t31f\u00b0,\nKristic\t\u00bb\t\u00bb\t8\t\u00bb\tcp =\t30\u00a3\u00b0,\nKirschmann\t\u00bb\t\u00bb\t12\t\u00bb\tcp =\t30-j^f :\nworaus sich als Durchschnitt ergibt: cp = 30\u00b0 41' 34\". Das Quadrat der Tangente dieses Winkels betr\u00e4gt 0,35234, also nahezu das Doppelte von dem, was nach obiger Berechnung resultiren sollte. Was ist nun die Ursache dieses den Erwartungen so ganz entgegenstehenden Ergebnisses? Die Richtigkeit der Ueberlegung, dass die Durchl\u00e4ssigkeit einer Anzahl Platten dem Quadrate der Zahl der Platten umgekehrt proportional ist, ist kaum einem Zweifel unterworfen. Es kann also die Schuld nur am Polarisationsphotometer","page":434},{"file":"p0435.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fceber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des siaultaneD Heliigkeits- u. Farben-Contrastes. 435\nliegen. In der That halte ich dieses Instrument f\u00fcr ein zur Messung der Helligkeit transparenter Gl\u00e4ser nur sehr mangelhaft geeignetes H\u00fclfsmittel. Schon hei einer einzigen Platte m\u00fcssen sich wegen der geringen Ausdehnung der Spalten Uebelst\u00e4nde zeigen, welche, da die Gl\u00e4ser nur vor dem Spalt angebracht werden k\u00f6nnen, nicht zu beseitigen sind. Ist einer der Spalten des Pokrisations-photometers mit einer Mattglasplatte bedeckt, deren matte Fl\u00e4che direct auf der Metallplatte liegt, so geht nicht blos dasjenige Lichtquantum hindurch, welches der Gr\u00f6\u00dfe der Oeffnung entspricht ; es wird vielmehr auf den von der Metallfl\u00e4che verdeckten Stellen der platte ein Theil des durchgegangenen Lichtes wieder zur\u00fcckgeworfen und zwar nach allen Richtungen. Ein Theil dieser Lichtquantit\u00e4t aber gelangt wegen der abermaligen Reflexion an der \u00e4u\u00dferen Glasfl\u00e4che zum zweiten Male nach der Spalt\u00f6flnung und verst\u00e4rkt dort die urspr\u00fcngliche Helligkeit. Dass eine matte Glasfl\u00e4che auch auf einer dunkeln Unterlage mehr Licht zur\u00fcckwirft als vor einem leeren Hintergrund, das erkennt man leicht, wenn man eine solche Platte mit ihrer matten Fl\u00e4che zur H\u00e4lfte auf schwarzes Papier legt, w\u00e4hrend sich die andere H\u00e4lfte vor einem vollst\u00e4ndig dunkeln Raum befindet. Beleuchtet man nun die Platte von vorn, so wird man bemerken, dass der auf dem schwarzen Papier ruhende Theil viel heller aussieht als der andere. Man sieht leicht ein, dass die auf diese Weise bewirkte Intensit\u00e4tsverst\u00e4rkung um so gr\u00f6\u00dfer ausfallen muss, je kleiner diese Oeffnung ist. Nun sind aber die Spalten am Polarisationsphotometer nur sehr schmal; der Fehler wird demnach schon verh\u00e4ltnissm\u00e4\u00dfig bedeutend sein k\u00f6nnen, und wir haben daher allen Grund, den oben f\u00fcr die Durchl\u00e4ssigkeit eines Glases erhaltenen Werth qphon als zu gro\u00df zu erachten. Es ist klar, dass bei Anwendung mehrerer Platten der Uebelstand wegen der gr\u00f6\u00dferen M\u00f6glichkeit der Reflexion noch betr\u00e4chtlich verschlimmert wird. Und zwar ist hier der Fehler um so gr\u00f6\u00dfer, je enger der Spalt und je zahlreicher und dicker die Platten sind.\nDie Mangelhaftigkeit der photometrischen Bestimmung mittelst des Polarisationsphotometers machte es nothwendig, die in Frage stehenden Platten auch an Ort und Stelle, wo die sp\u00e4ter zu beschreibenden Versuche ausgef\u00fchrt wurden, und unter denselben Bedingungen wie bei diesen mittelst des Episkotisters einer photo-","page":435},{"file":"p0436.txt","language":"de","ocr_de":"436\nAugust Kirschmann.\nmetrischen Untersuchung zu unterziehen. Vor die eine der drei Oeffnungen des oben beschriebenen Diaphragmen-Apparates (Figur 2} wurde eine Glasplatte, vor der anderen wurden deren zwei befestigt (und zwar stets mit der matten Fl\u00e4che nach unten, d. h. der Oeffnung zugekehrt). Selbstverst\u00e4ndlich wurden zuvor unter Anwendung einer gleichen Anzahl Gl\u00e4ser die beiden Diaphragmen auf die Gleichheit ihrer Belichtung gepr\u00fcft. Das dritte Diaphragma blieb geschlossen. Die Beleuchtung geschah, wie bei den eigentlichen Versuchen, entweder durch zerstreutes Tageslicht oder durch directes Sonnenlicht, welches mittelst eines Heliostaten nach einem Vs 111 vor den Diaphragmen befindlichen, an einem Rahmen befestigten und etwa V2 m im Quadrat gro\u00dfen Schirme von transparentem Papier geworfen wurde. Vor derjenigen Oeffnung, welche nur mit einem Glase versehen war, rotirte ein sp\u00e4ter zu beschreibender Episkotister-Apparat, welcher gestattete, die Helligkeit des Diaphragmas um -jig-\u2014j- zu verringern. Der im Dunkelzimmer befindliche Beobachter war, auf einer Erh\u00f6hung sitzend, so gestellt, dass sein Auge sich den beiden Lichtobjecten gerade gegen\u00fcber befand und er fixirte (binocular) einen Punkt, der mitten zwischen diesen letzteren lag; auch war ihm ein leichtes Auf- und Abgehenlassen des Blickes in der Medianlinie gestattet. Ich halte die binoculare Wahrnehmung bei Untersuchungen, die eine simultane Vergleichung verlangen, f\u00fcr das einzige Mittel, um die Fehler, welche durch die verschiedene Empfindlichkeit der excentrischen Netzhaut auf der nasalen und temporalen Seite entstehen, zu vermeiden. Die Dauer der einzelnen Beobachtung wurde auf wenige Secunden beschr\u00e4nkt; in der Zwischenzeit wurde das Gesichtsfeld des Beobachters, dessen Auge durch einen vorherigen viertelst\u00fcndigen Aufenthalt im Dunkeln eine hinreichende Adaptation erlangt hatte, g\u00e4nzlich verdunkelt. Die Helligkeit des nur mit einer Mattglasplatte versehenen Diaphragmas wurde nun nach und nach so weit abgeschw\u00e4cht, bis beide Objecte dem Beobachter v\u00f6llig gleich erschienen. Hierbei mussten selbstverst\u00e4ndlich auf dem Wege der minimalen Aenderung, erst von einer zu gro\u00dfen, dann von einer zu geringen Intensit\u00e4t ausgehend, eine obere und untere Grenze der Gleichheit ermittelt werden, aus welchen dann das arithmetische Mittel gezogen wurde. Um den hei Er\u00f6rterung der Messung mittelst des Polarisationsphotometers","page":436},{"file":"p0437.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes. 437\nber\u00fchrten Fehler, dessen Gr\u00f6\u00dfe eine Function von Zahl und Dicke 4er angewandten Platten und der Ausdehnung der hellen Fl\u00e4chen ist, m\u00f6glichst zu eliminiren, wurde die Beobachtung bei verschied\u00e9ner Oeffnung der Diaphragmen wiederholt, und es sind die nun folgenden Bestimmungen die Resultate der Mittelziehung aus diesen Beobachtungen. F\u00fcr die Helligkeit einer Platte ergaben sich f\u00fcr die verschiedenen Beobachter die nachstehenden Werthe:\nPrys:\t0,553\nDr. Dwelshauvers: 0,575 Kristic:\t0,567.\nDaraus berechnet sich die Durchl\u00e4ssigkeit im Durchschnitt auf 0,565 des empfangenen Lichtes, also etwas geringer als bei der Messung mit dem Polarisationsphotometer.\nF\u00fcr die Helligkeit von zwei Gl\u00e4sern ergab sich:\nf\u00fcr Prys:\t0,324\n\u00bb Dr. Dwelshauvers: 0,339 \u00bb Kristic:\t0,336.\nDas Mittel hieraus aber betr\u00e4gt 0,333.\nDie aus dem f\u00fcr ein Glas gefundenen Werthe durch die Rechnung gewonnene Durchl\u00e4ssigkeit f\u00fcr 2 Gl\u00e4ser betr\u00e4gt 0,3192, also nur um ein geringes weniger als das Mittel aus den Beobachtungen. Das bei den Beobachtungen sich geltend machende Plus an Helligkeit d\u00fcrfte aber auf den immerhin nicht v\u00f6llig auszuschlie\u00dfenden oben erw\u00e4hnten Fehler zur\u00fcckzuf\u00fchren sein.\nEndlich wurde noch eine Bestimmung f\u00fcr drei Gl\u00e4ser vorgenommen, welche folgende Resultate ergab:\nPrys:\t0,193\nDr. Dwelshauvers: 0,195 Kristic:\t0,179.\nDas Mittel aus diesen Werthen ist 0,189 und \u00fcbersteigt den berechneten Werth von \u2014 0,1804 nur um 0,0086.\nKehren wir nunmehr zu unsern eigentlichen Versuchen zur\u00fcck. Die Beleuchtung geschah, wie bei der photometrischen Messung, bei einigen Versuchsreihen durch directes Sonnenlicht, welches mittelst eines Heliostaten nach einer etwa % m vor der Diaphragmen-Ein-richtung aufgestellten transparenten Papiertafel reflectirt wurde. Bei","page":437},{"file":"p0438.txt","language":"de","ocr_de":"438\nAugust Kirschmann.\nden \u00fcbrigen Versuchsreihen wurde einfach zerstreutes Tageslicht angewandt. Hierbei war das dem Diaphragmen-Apparate gegen\u00fcber liegende Fenster des Vorzimmers ge\u00f6ffnet und das Rouleau soweit herabgelassen, dass kein directes Licht vom blauen Himmel oder von den Wolken nach den Diaphragmen gelangen konnte, Fenster gegen\u00fcber und zu beiden Seiten befanden sich nur die einf\u00f6rmigen und indifferent grauen W\u00e4nde von Hofgeb\u00e4uden. Ich muss jedoch darauf aufmerksam machen, dass auch dann, wenn dies nicht der Fall gewesen w\u00e4re, sondern wenn durch das Fenster Licht von Gegenst\u00e4nden der verschiedensten Reflexionsf\u00e4higkeit eingetreten w\u00e4re, die Helligkeit der Diaphragmen bei gleicher Plattenzahl noch dieselbe h\u00e4tte sein m\u00fcssen. Zwei nur wenige Centimeter von einander entfernte gleich gro\u00dfe Theile einer Ebene empfangen, sofern nicht durch Schatten oder durch Lichtquellen, die so gelegen sind, dass ihre Strahlen nur zu dem einen der Theile gelangen k\u00f6nnen, eine St\u00f6rung bewirkt wird, stets die gleiche Lichtmenge. Diffuses Tageslicht ist bei heiterem oder mit einf\u00f6rmigem Grau bedecktem Himmel eine verh\u00e4ltnissm\u00e4\u00dfig constante Beleuchtung. Ein kleines, dem Auge kaum sichtbares, vor der Sonne vor\u00fcbergehendes W\u00f6lkchen oder eine zwischen Sonne und Heliostat auftretende Ver\u00e4nderung in der Durchsichtigkeit der Luft m\u00fcssen allerdings auf die Intensit\u00e4t des von directem Sonnenlicht erleuchteten Objectes einen wesentlichen Einfluss haben, \u00e4ndern aber, abgesehen von den Stellen, wohin sich gerade die Schatten jener st\u00f6renden Massen pro-jiciren, an der Intensit\u00e4t des zerstreuten Tageslichtes so viel wie nichts.\nDie Versuchs-Anordnung war die folgende:, Der Beobachter befand sich zun\u00e4chst eine Viertelstunde bis zwanzig Minuten im Finstern, um die n\u00f6thige Adaptation herbeizuf\u00fchren. Er sa\u00df in einer Entfernung von 2,40 m ') dem oben beschriebenen Diaphragmenapparat gegen\u00fcber auf einem Stuhle, welcher auf einer Erh\u00f6hung so befestigt war, dass sich das Auge gerade in derselben H\u00f6he befand wie die Gesichtsobjecte. Vor jenem Stuhle stand ein zweiter, zum Auflegen der H\u00e4nde bestimmt, wodurch eine Fixirung der Haltung erm\u00f6glicht war. Da ich aus weiter oben schon auseinander gesetzten Gr\u00fcnden stets binocular beobachten lie\u00df, so konnte ich\n1) Wo andere Entfernungen gew\u00e4hlt waren, ist dies in den Tabellen vermerkt.","page":438},{"file":"p0439.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes. 439\ndie Blickrichtung des Auges nicht durch geschw\u00e4rzte R\u00f6hren fixiren, sondern war auf die angedeutete Art der Constanthaltung der Visir-linie angewiesen. Eine Einengung des Gesichtsfeldes durch eine direct vor den Augen angebrachte Doppel\u00f6ffnung schien mir nicht geboten, um so weniger als es hier auf eine Verschiebung der Augen um ein paar Millimeter \u00fcberhaupt nicht ankam. Eine Verschiebung des Kopfes um einige Centimeter aber w\u00fcrde sich sofort dadurch documentirt haben, dass das eine der zu vergleichenden Objecte f\u00fcr den Beobachter durch den Ring des Episkotisters verdeckt worden w\u00e4re.\nEs wurdennun, zun\u00e4chst unter Ausschluss der dritten Oeffnung, zwei Diaphragmen f\u00fcr das Auge des Beobachters so eingerichtet, dass sie ihm Vollst\u00e4ndiggleich an Gr\u00f6\u00dfe und Helligkeit erschienen. Dann \u00f6ffnete man das dritte Diaphragma, welches durch eine geringere Zahl von Gl\u00e4sern bedeckt war als die beiden zu vergleichenden und daher heller erscheinen musste als jene. Dieses hellere Quadrat [J in Figur 3) \u00fcbt nun einen Contrasteinfluss auf die beiden anderen [a und b) aus, welcher sich darin \u00e4u\u00dfert, dass jene beiden Objecte weniger hell erscheinen, als sie es ohne die Gegenwart des helleren J gethan hatten. Und da die St\u00e4rke des Contrasteinflusses von der Entfernung abh\u00e4ngig ist, so erscheint, wenn man einen in der Mitte zwischen a und b gelegenen Punkt fixirt, das Quadrat a dunkler als b, und man muss diesem letzteren mittelst des Episkotisters einen Theil seiner Intensit\u00e4t nehmen, um beide wieder als gleich hell zu empfinden. Der Grad der hierzu n\u00f6thigen Verdunkelung durch den Episkotister kann uns so zur Ermittelung der St\u00e4rke des Contrasteinflusses dienen. Als Episkotister verwandte ich theils einfache Sectoren von geschw\u00e4rzter Pappe, theils den in Figur 4 veranschaulichten Apparat, der ebenso wie der weiter oben beschriebene Diaphragmenapparat von Herrn Mechanikus Krille hierselbst angefertigt worden war. Er besteht aus einem Ring aus","page":439},{"file":"p0440.txt","language":"de","ocr_de":"440\nAugust Kirschmann.\ngeschw\u00e4rztem Messingblech, welcher in 360 Grade eingetheilt ist und durch einen fest mit ihm verbundenen Doppelsector von lo\u00b0 Winkelbreite auf der Achse eines Rotationsapparates befestigt wird. Eine beliebige Anzahl von Sectoren von 10\u00b0, 20\u00b0 und gr\u00f6\u00dferer Winkelbreite, theils aus Pappe, theils aus Metall gefertigt, k\u00f6nnen mittelst derselben Schraube, welche den Ring auf die Achse befestigt, mit jenem verbunden werden. Dieser Apparat gestattet, die Verdunkelung innerhalb der Grenzen von 20\u00b0 und 360\u00b0 zu variiren. Da in dem Raume au\u00dfer den drei Diaphragmen nichts zu sehen war und, um st\u00f6rende Einfl\u00fcsse zu vermeiden, w\u00e4hrend eines Versuches anderweitige Beleuchtung nicht zu H\u00fclfe gezogen werden durfte, so war der Experimentator bei der Handhabung des Episkotisters lediglich\nauf den Tastsinn ange-\n\u00df.\n4\nwiesen. Man erlangt jedoch ziemlich rasch die gen\u00fcgende Uebung, um die Episkotister\u00f6ffnung von . Versuch zu Versuch, auch ohne etwas zu sehen, um minimale Gr\u00f6\u00dfen \u00e4ndern zu k\u00f6nnen. Es kommen allerdings hierbei oft T\u00e4uschungen vor, aber die im Dunkeln bewirkte Verschiebung wird meistens \u00fcber- und nicht untersch\u00e4tzt, was auf den Gang der Versuchsreihe wohl etwas verlangsamend, aber keineswegs sch\u00e4digend einwirkt. Da in der Dunkelheit von der Notirung jeder einzelnen Beobachtung Abstand genommen werden musste, so geschah die n\u00e4chste Protokol-lirung dadurch, dass die Stellen der Gleichheit mittelst scharf gespitzten Blei- oder Buntstifts am Rande des Episkotisterringes und der Sectoren markirt wurde, und zwar jedesmal doppelt, d. h. an den zwei einander diametral gegen\u00fcberliegenden Punkten, wodurch eine gewisse Contr\u00f4le zur Vermeidung grober Fehler erm\u00f6glicht ward. Nach Ablauf eines ganzen Versuches, d. h. einer Ermittelung beider Grenzen der Gleichheit wurden, w\u00e4hrend der Beobachter zur Erhaltung der Adaptation die Augen verdeckte, nach ge\u00f6ffneter Th\u00fcr die gefundenen Werthe notirt.","page":440},{"file":"p0441.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes. 441\nDas Versuchsverfahren war durchaus unwissentlich. Dem Beobachter war, da er sich vor jedem Versuche von der beim Nichtvorhandensein einer \u00bbInducirenden\u00ab zu constatirenden Gleichheit der Vergleichsdiaphragmen \u00fcberzeugen musste, allerdings bekannt, dass die hei dem Sichtbarwerden der Inducirenden sofort auftretende Ungleichheit eine Contrastwirkung war; er hatte aber, sobald der Episkotister einmal in Th\u00e4tigkeit getreten, weder von der Gr\u00f6\u00dfe der geschehenen Aenderung noch von der Richtung derselben irgend welche Kenntniss. Das unwissentliche Verfahren ist sicherlich weniger genau, f\u00fchrt aber, wenn es nicht gerade auf eine feinste Bestimmung der Unterschiedsschwelle ankommt, in k\u00fcrzerer Zeit zum Ziele und bietet \u00fcberdies in einem Falle wie dem vorliegenden, wo es darauf ankommt, dass der Beobachter seine ganze Aufmerksamkeit den contrastirenden Empfindungen zuwende und von allem andern Bewusstseinsinhalt m\u00f6glichst abstrahire, eine gewisse Sicherheit gegen manche durch das Urtheil herbeigef\u00fchrte Fehler. Die Kenntniss der wirklichen Sachlage kann der Contrastwahrnehmung sehr hinderlich sein; in unserem Falle aber war dem Beobachter von der wirklichen Sachlage nichts bekannt. Er hatte nur einen Unterschied zwischen zwei Empfindungen zu beobachten und zu beurtheilen, n\u00e4mlich den Unterschied in der Helligkeit der beiden unter ungleichem Contrasteinfluss stehenden Quadrate. Dabei war ihm streng untersagt, das inducirende Quadrat zu fixiren, weil hierdurch st\u00f6rende Nachbilder entstehen mussten. Bei den Vorversuchen kam ein solches unwillk\u00fcrliches Hin\u00fcberblicken nach dem helleren und gr\u00f6\u00dferen Objecte noch zuweilen vor; sp\u00e4ter aber gew\u00f6hnte sich der Beobachter bald an die richtige Fixirung. Es sei noch erw\u00e4hnt, dass zur Pr\u00fcfung des Beobachters in Bezug auf die Sicherheit seines Urtheils zuweilen Vexirversuche angestellt wurden, welche darin bestanden, dass anstatt minimaler Aenderungen gr\u00f6\u00dfere Verschiebungen der Sectoren vorgenommen wurden, oder dass man 12\u2014l\u00f6mal dieselben Reize einwirken lie\u00df, jedesmal durch h\u00f6rbare Verschiebung der Sectoren eine Aenderung fingirend. Hierbei stellte sich heraus, dass die Anzahl der Einzelbeobachtungen, welche zu einem Versuche n\u00f6thig waren, und die Erwartung keinen wesentlichen Einfluss auf die Beurtheilung hatten. Durch die Vexirversuche der erstgenannten Art wurde eine Sicherheit des Urtheils constatirt, welche bedeutender","page":441},{"file":"p0442.txt","language":"de","ocr_de":"442\nAugust Kirschmann.\nist als die bei der Beurtheilung rotirender Scheiben im reflectir-ten Lichte beobachtete. Ich wei\u00df nicht, ob dies der Adaptation oder der gr\u00f6\u00dferen Helligkeit der Objecte zu danken ist. Sicherlich ist auch die quadratische Form der Objecte eine g\u00fcnstigere als die kreisf\u00f6rmige, da man bei letzterer keine rechte Gew\u00e4hr daf\u00fcr hat, dass der Beobachter die Objecte im Momente des Versuches auch ganz scharf und deutlich sieht, w\u00e4hrend bei der quadratischen Gestalt das deutliche Erkennen scharfer Ecken das beste Kriterium einer genauen Accommodation abgibt. Meine Beobachter waren normalsichtig mit Ausnahme des Herrn Dr. K\u00fclpe, welcher kurzsichtig ist (Nahepunkt: linkes Auge 12y2 cm, rechtes Auge 12 cm; Fernpunkt: linkes Auge 30 cm, rechtes Auge 25 cm) und bei den Versuchen Concavgl\u00e4ser Nr. 12 trug.\nDer subjectiven Gleichheit der beiden Vergleichsobjecte entsprach nat\u00fcrlich nicht eine einzige Episkotister\u00f6ffnung, sondern eine ganze Zone, deren obere und untere Grenze auf dem Wege minimaler Aenderung in der bei Er\u00f6rterung der photometrischen Messung weiter oben bereits angegebenen Weise ermittelt wurde. Auffallend war hierbei, dass der Spielraum, innerhalb dessen Gleichheit der Objecte angegeben wurde, und der stets mehrere Winkelgrade (etwa 3\u20148, also mehr als die doppelte Unterschiedsschwelle) umfasste, bei dem ersten Versuche, trotz der vorher stattgefundenen viertelst\u00fcndigen Adaptation, immer ganz unverh\u00e4ltnissm\u00e4\u00dfig gro\u00df ausfiel, so dass es den Anschein hatte, als ob die Beobachtungssch\u00e4rfe bei Beginn jeder Versuchsreihe (wenn zwischen ihr und der vorhergehenden einige Tage verflossen waren) einer neuen Ein\u00fcbung bed\u00fcrfe.\nHat man in der angegebenen Weise die St\u00e4Tke des Contrasteinflusses f\u00fcr eine bestimmte Gr\u00f6\u00dfe der Inducirenden ermittelt, so wird dieser letzteren durch Verschiebung des entsprechenden Diaphragmas eine andere Ausdehnung gegeben und f\u00fcr diese das gleiche Verfahren angewandt.\nSchon bei den Vorversuchen zeigte sich eine evidente Abh\u00e4ngigkeit der Contrastwirkung von der Gr\u00f6\u00dfe der Fl\u00e4chen, und es galt nunmehr, durch systematisches Verfahren die Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit dieser Abh\u00e4ngigkeit festzustellen. Dies geschah, indem bei einer constan-ten Gr\u00f6\u00dfe der Vergleichsquadrate f\u00fcr jede Ausdehnung der Induci-","page":442},{"file":"p0443.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes. 443\nrenden (in Intervallen von 5 mm Diagonalenl\u00e4nge) die zugeh\u00f6rige St\u00e4rke der Contrastbeeinflussung ermittelt wurde. Die in den Tabellen aufgef\u00fchrten Werthe sind die arithmetischen Mittel aus den auf dem Wege der minimalen Aenderung nach beiden Richtungen gewonnenen oberen und unteren Grenzwerthen.\nZur Orientirung in den Tabellen m\u00f6ge folgende Ueberlegung dienen. Es seien a und b in Eigur 5 die zu vergleichenden Intensit\u00e4ten, C die inducirende.\nNennen wir den Contrasteinfluss, den C auf a aus\u00fcbt, v, den von C auf b ausge\u00fcbten \u00a9', so ist die Helligkeit der beiden Quadrate, welche vor Eintritt der Contrast-wirkung gleich i gewesen sein soll, nunmehr*\u2014\u00bb bezw. i\u2014v'.\tDa wir aber den scheinbaren Helligkeitsunterschied durch\nden Episkotister ermitteln k\u00f6nnen, so ist uns (i\u2014v)\u2014(i\u2014\u00bb') oder, was dasselbe ist, \u00a9'\u2014v bekannt. Es sei also v\u2014v = a, wo \u00e0 den durch den Episkotister ermittelten Unterschied bedeutet.\nLassen wir nun C wachsen, so dass seine Fl\u00e4che \u00abmal so gro\u00df wird, so ist der Einfluss von x \u2022 G auf a \u2014 f{x) \u2022 v, w\u00e4hrend die Contrastbeeinflussung, welche dem Quadrat b zu Theil wird, = f{x)v' ist. Es werde jetzt mittelst des Episkotisters ermittelt, dass\nf[x)v\u2019\u2014f[x)v = \u00df\nsei. Dividire ich nunmehr diese Gleichung durch die erste, so ist\nf(x)v\u2014f[x)v _ \u00df_ v\u2014v\ta\noder :\n&G - i\nEbenso ergibt sich f\u00fcr die Gr\u00f6\u00dfe x'\u00c7 des inducirenden Diaphragmas, wenn\t\u2014v) = y ist, die Gleichung:\nm - 5-\nF\u00fcr die Gr\u00f6\u00dfe x c ist /(\u00ab\") = \u00a3 u. s. f.","page":443},{"file":"p0444.txt","language":"de","ocr_de":"444\nAugust Kirschmann.\nAn dieser \u00dcberlegung ist genau genommen zweierlei nicht ganz einwurfsfrei. Zun\u00e4chst k\u00f6nnte man einwenden, dass innerhalb eines jeden der zu vergleichenden Quadrate, besonders in F\u00e4llen wo dieselben schon von einiger Ausdehnung sind, der Contrasteinfluss nicht \u00fcberall derselbe sei, sondern an der der inducirenden Intensit\u00e4t n\u00e4her gelegenen Seite ein gr\u00f6\u00dferer, an der entfernteren Seite ein geringerer. Nun hat aber unser Gesichtssinn \u00fcberall die Tendenz, kleine Helligkeitsunterschiede, wenn dieselben stetig in einander \u00fcbergehen und auf einen Gegenstand bezogen werden, m\u00f6glichst auszugleichen. Darauf beruht es unter anderem auch, dass wir eine, das ganze Gesichtsfeld oder dessen gr\u00f6\u00dften Theil einnehmende, rothe Fl\u00e4che \u00fcberall roth zu sehen glauben, obgleich die seitliche Netzhaut \u00fcberhaupt nicht die F\u00e4higkeit besitzt, die Empfindung Roth zu vermitteln. Erst wenn durch Abgrenzung der indirect gesehenen Theile die Beziehung auf ein Object resp. eine Fl\u00e4che aufgehoben ist, gewahren wir die Ungleichheit. Ganz ebenso vertheilen wir einen auf eine Fl\u00e4che von m\u00e4\u00dfiger Ausdehnung ausge\u00fcbten Contrast (besonders wenn der Ber\u00fchrungscontrast ausgeschlossen ist) gleichm\u00e4\u00dfig \u00fcber die ganze Fl\u00e4che, auch wenn der Contrasteinfluss auf die einzelnen Theile derselben nicht der gleiche ist. Uebrigens w\u00fcrde es die Tragweite der oben gemachten Auseinandersetzung in keiner Weise beeintr\u00e4chtigen, wenn wir uns gen\u00f6thigt sehen w\u00fcrden, f\u00fcr die gebrauchten Ausdr\u00fccke v und v Summenbezeichnungen wie 2v und 2v' einzuf\u00fchren.\nDer zweite Einwand, welcher m\u00f6glicherweise gemacht werden k\u00f6nnte, betrifft die Entfernung. Es fragt sich: Findet, wenn C in der angegebenen Weise w\u00e4chst, eine \u00c4nderung in dem Verh\u00e4ltniss der Entfernungen a C und b C statt? Wir glauben, eine wesentliche Aenderung kann innerhalb der Grenzen, in welchen die bei Widerlegung des ersten Einwandes er\u00f6rterte Tendenz der Vereinheitlichung zur Geltung kommt, nicht angenommen werden, ln Folge jener Tendenz haben wir den Mittelpunkt des Quadrates C gewisserma\u00dfen als den Schwerpunkt der Contrastinduction anzusehen. Dieser Schwerpunkt aber entfernt sich innerhalb der Grenzen der von uns angewandten Diaphragmen\u00f6ffnung nur sehr wenig von den kleinen Quadraten. Dieser geringen Entfernung des Schwerpunktes der Contrasteinwirkung steht aber eine ebenfalls geringe mit der","page":444},{"file":"p0445.txt","language":"de","ocr_de":"lieber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes. 445\nVergr\u00f6\u00dferung von C unvermeidlich verbundene Ann\u00e4herung der einander zugekehrten Ecken der Inducirenden und der Vergleichsquadrate gegen\u00fcber (w\u00e4hrend die Entfernung der Linie kn von der ihr parallelen gh [Fig. 5] stets dieselbe bleibt). Die beiden Aende-rungen, Entfernung der Mittelpunkte und Ann\u00e4herung der R\u00e4nder, welche an und f\u00fcr sich schon ganz unerheblich sind, m\u00fcssen sich \u00fcberdies in ihren Wirkungen offenbar th\u00e8ilweise aufheben, so dass wir die nun noch bestehende kleine Aenderung vernachl\u00e4ssigen k\u00f6nnen.\nIn den Tabellen I, II, III, V, VI und VII ist die Helligkeit der Inducirenden bedeutend gr\u00f6\u00dfer als die der Vergleichsquadrate, so dass schon bei gleicher Gr\u00f6\u00dfe der drei Objecte eine ansehnliche Contrastein Wirkung stattfindet. Mit der Ausdehnung der Inducirenden, deren Fl\u00e4chengr\u00f6\u00dfe und Diagonaldurchmesser in den beiden ersten Spalten der Tabellen angegeben ist, w\u00e4chst auch der Contrasteinfluss. Vergleicht man nun die in der ersten Spalte einer jeden Versuchsreihe verzeichneten Ma\u00dfzahlen der linearen Vergr\u00f6\u00dferung mit den in der dritten Rubrik unter der Bezeichnung f aufgef\u00fchrten Zahlen, welchen die in der fr\u00fcheren Auseinandersetzung ber\u00fchrten\nQuotienten \u2014 > \u2014 > \u2014 u. s. f. entsprechen, so findet man, dass die-\nselben nur wenig von einander verschieden sind ; d. h. der Contrasteinfluss w\u00e4chst nahezu proportional der linearen Gr\u00f6\u00dfe des inducirenden Quadrates. Nur bei sehr geringer Ausdehnung der Vergleichsquadrate (5 mm und 10 mm Diagonale) bleibt er ersichtlich hinter jener zur\u00fcck, was sich wenigstens theilweise unschwer auf den Einfluss des Randcontrastes und auf die weiter oben er\u00f6rterten Eigenschaften, welche eine Anzahl von Mattglasplatten vor einer sehr engen Diaphragmen\u00f6ffnung zeigen m\u00fcssen, zur\u00fcckf\u00fchren l\u00e4sst. Der Randcontrast verst\u00e4rkt subjectiv, die geringe Ausdehnung der Oeffnung ohjectiv die Helligkeit der Vergleichsquadrate, welche in diesem Falle nicht mehr in dem Ma\u00dfe wie bei gr\u00f6\u00dferer Ausdehnung einer Verdunkelung durch den simultanen Contrast f\u00e4hig sind; denn je heller die Vergleichsquadrate, desto geringer der Contrasteinfluss von Seiten der Inducirenden auf sie.\nDie Tabellen Vin, IX und X zeigen, dass die Proportionalit\u00e4t zwischen linearem Wachsthum der Inducirenden und ihrem Contrast-","page":445},{"file":"p0446.txt","language":"de","ocr_de":"446\nAugust Kirschmann.\nhH\n05\nQi\nrO\nc\u00e4\nH\n:c5\n3 o\n\nr-\no\nt-4\no\nuO\n\u00abo in\no'\n\u00ab\nM\nK\nO\nW\nc\u00e4\n^3\nO\no\nPQ\n4. Reihe Dienstag d. 25. Juni, Ym. 10-11 U. heller Hirn. Dienstag d. 2. Juli, Y. 11-121/2 U. wei\u00dfer H. Ausdehn. von a u. &: Fl = 200 \u25a1mm ; D = 20 mm.\t's\th-\t\u0153h \u00abh \u00a3p t \u00abP \u00dc\u00c7 Hp\n\tVerdun- kelung von & in Winkel- graden\t\u00bb\u00cfJ# \u00bb \u25a0* S P 0\u00bb S\n\tLineare Vergr\u00f6s- serung von C\t^ \u00ef ? 2r\n\u2022\tC9\tS s\t1\t..\ts ^\t^\t^\t^\tiS 1\ti\t?\t1\t*\th j\t2\tlh\t\u00a7\ts\t?. 1\t\"\t\u00ab\tjs\t?\t1 .'tijtiiiD \u00ab 'S c? g \u00ab \u00a9 ^ 2\tx \u00a3 1 'S S 1\t0\t^\tII 15\t\u00bb\t5\t's\ti\t-,|0\u00bb P*J3\t1\u00ae\t|\u00bb $ - -P $ %\n\tVerdunkelung von 6 in Winkel- graden\t. -tw _u co o co 2\tS\tw\n\tLineare Vergr\u00f6s- serung von C\tala\tpp H\u00bb ^ Jp\na\t.\ts\u2019 -2 .a \u2022\u2022 a \u00a75? ?*s \u2022? 0 *>\ta II \u00a9\t. \u00ae\t\u2022 S B \" \u00a3 2 -a a a \u00ab \u00ab. * W * . > B b\u00fb tD \u00ff ^ d 1, \u2022 es P i \u00ab p n ffS +=\u25a0 ff* co t* \u00a9 L-1 \u00ae -r-t fl\trp O 9\t\u00ae\t-1\t\u00ab3 *ft s \u00e8 S 5 11 > ^\t's\t- SB ^ \u00ce \u00a3 S \u2014 ^h tt ss eo\n\tVerdunkelung von b in Winkelgraden\t^ S S ^\t0 CO ^ 05 ri rt W\n\t1 \u00a3 ?\u00bb a & E \u00a7 3 \u00a3 8 \u25ba\t_j\t-1\u00ab\tN\t-1\u00ab\t\u00ab5\t*f ^\ttH\t^\tSS\t^\tCO\n*\t*0 \u2022s \u00e9 >5 & . 0 e m SB P \u00ef 0 0 , a s\u00b0| \u00ab<*1=1-5; - ! \u25a0\u00a7 1 11 5 11151 le CO\tfl \u25a0<1\t's\tH*<f\t\u00abM1\tk-\ttIv-T\toft~ ss\t^\t*4\u00ab\tl\u00ab\t\u00ab\u00bb1\u00ab\tt|c cy\tCO\t^\t^\tlO\n\tVerdunkelung von & in Winkelgraden\tH. :Jr 5\u00ce1 S \u0153 $ \" t 2 \u00ab 2 t\n\tLineare Vergr\u00f6s-serung von C\tt* SS CO rj< lO CO l-\nAusdehnung des inducirenden Quadrates c\tD = Diagonale in ! mm. !\t0\t10\t0\two\t0\t>0 \u00b0 rl\tH\t(N\t(N\tCO\tCO\n\tFl = Fl\u00e4chen inhalt in Qmm.\t2 \u00a7 2 1 2 5 ST t\t\u201e N ffl 'I' e","page":446},{"file":"p0447.txt","language":"de","ocr_de":"Intensit\u00e4t der Inducirenden (C) = 0,565 des empf. Lichtes.\n\u201e\t\u201e Vergleichsquadrate (a u. b) = 0,189 des empf. Lichtes.\nBeobachter: Herr Kristic.\n(Jeber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes. 447\na a \u00ae s -S \u00a3 H*\t^ \u00ab J li J s ? 1 i * IIc: \u00ab %1 S Si \u00ab . \u00d6 > S S 1 \u00a7 a \u00abr \u00aes O\tII S\ts\t\u00a9kt eckt vH H\u00bbo wp vH vH\n\tVerdun- kelung von & in Winkel- graden\t54 64 87\n\tLineare Vergr\u00f6s- serung von C.\t\u00ab4a \u00abk ^ VH vH\n4. Versuchsreihe Dienstag d. 24. Juli, Nachm. 2\u20143 Uhr, Heller Himmel. Gr\u00f6\u00dfe von a u. \u00f6: Fl = 200 Qmm ; D \u25a0= 20 mm.\t'S\t*|*t Okt \u00a9kf \u2014h \u2014ff vtkr \u00abk -H vH CS\n\tVerdunkelung von 6 * in Winkel- graden\t^ M ^ \u00a7 CO OO 2\n\tLineare Vergr\u00f6s- serung von C\t| \u2014kt \u2014cc^t\ns\ti -5 H\th\trtf\tvH \u25a0g \u25a0?\te\t5\ti\t\u00fc Solnfl\t3\t^ \u2019S \u00ab\t1\t\u00e4\tO\t8\tg 3 -j\t\u00ab\t\u25ba\t-g\ta\t1 8 z a\ti * ?\t6 -g o\t^\t^\t:> . M (5\tS\t\u00a3\tzi \u201d\t1\t\u00b0\u00bb W\tp*\t's\t\"\u00a9jt\u00bb\tcojt-\t_kt\t\u00bb\u00bbkr vH\t\u2014kt\t\u00abkr T\u00bb\tt\u00bbp> vH\t\u2014H\tCS\tCS\n\tVerdunkelung von & in Winkel- graden\t47 66 85 96.5 132.5\n\tLineare Vergr\u00f6s- serung von C\t-1\u00ab \u00abk5\t-1\u00ab ^ vH vH\tCS\n2. Versuchsreihe Mittwoch d. 24. Juli, Vorm. 9\u201411 Uhr, heller Himmel. Gr\u00f6\u00dfe von a u. 6: Fl = 50 Qmm; D = 10mm.\t's\t\u2014bj\t\u00abtbs\t_jec\t\u00abtbj\to)o -H\t\u00abkt\tcck\t\u201dkr\t\u2014kt\t\u00abko vH\tvH\tCS\tGS\tCS\n\tVerdunkelung von & in Winkel- graden\t43 64 77 89 100 115,5\n\tLineare Vergr\u00f6s- serung von C\t\nS \u00ae\ta\tb-\t..\t5 \u20223\t\u201d\tp i\tj\t11 M\t\u2022\tJ* -S\tf3\t\u00df J8 -\u00a7 j T -3 I | | \u2019S - 1 o \u25a1 \u00ae\to\t.Sa\u00bb ^\t|\t1 W\t|\t\u00a7 .So\tO cs ~\ta\t>\th B5\t's\to\u00bb|\u00a9 ool\u00a9 \u00a9Io mto -I\u00a9 vH\tvtjac eckt \u00ab1\u00bb t~pt> \u00abk\u00bb vH\tvH\tCS CS CO\n\tVerdunkelung von 6 durch den Episko-tister in Winkelgraden\t40 50 64.5 78 94.5 117,3 141\n\tLineare Vergr\u00f6s- serung von C\tec)\u00bb\u00bb \u2014 |t\u00bb iok vtjt- \u00abjt\u00bb _ ^ vH\tCS\tCS\tCO\t^\nGr\u00f6\u00dfe des inducirenden Quadrates C\tD = Dia- go- nale in mm.\t^ O\t\u00bbO\tO\tlO\tO\tO vH\tvH\tCS\tCS\tCO\tco\n\tFl = Fl\u00e4cheninhalt in \u25a1mm.\t\u00ab \u201c 3 \u00ab s -v g\nW u n dt, Philos. Studien. VI.\n30","page":447},{"file":"p0448.txt","language":"de","ocr_de":"448\nAugust Kirschmann,\n\n<M o\n\u00ab|t-> rt|\u00ab cojco\ns S\n\u25baa \u00bb\nN W rt \u00ab","page":448},{"file":"p0449.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle IV.\nIntensit\u00e4t der Indueirenden und Constanten gleich = 0,565 des einfallenden Lichtes (1 Mattglas).\nBeobachter: Herr Owen Prys.\nUeber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes. 449\nCS \u00abI\u00ae \u2022**\u00bb\n(N Cl (M\n-1\u00ab QO\nCO CS\n\u00a3\nSS \u00abil\nCO CO\n30*","page":449},{"file":"p0450.txt","language":"de","ocr_de":"450\no o\nt-H\nfi\nO\n\u2022 H\nfi\nr0\ng\n3\n3\nc3\nfi\n\u00a3\nfi\nO \u00bbo fi O*\"\nfi\nS\n<D\nw\nrd\n\u00d6\n3\n'Xi\n\u00f6\nfi\nO\nCD\nfi\nAugust Kirschmann.\nA fl \u25ba S\n1 ^\n5'2S\u00fc\n00 OO ^ \u2022 O fl ^\n\u00a3 \u00ab \u25ba\nCS CO CO\t^\n>\u00bb ^fl _d\n\u00ab B \u00f4\u2018\n\u25a0o -Zi\n\u00a9 fl\n^\t-fl1\n3 g .S <2\n-I\u00ab O\nCS CS CO CO\nri fl 00 l2 rr, \u00a9\n=> a","page":450},{"file":"p0451.txt","language":"de","ocr_de":"Intensit\u00e4t der Inducirenden = 0,565 des einfallenden Lichtes (1 Glas).\n\u201e\t\u201e Constanten\t= 0,339 \u201e\t\u201e\t\u201e\t(2 Gl\u00e4ser).\nlieber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes. 451\n>\n2\nd\nA\nza\nI\u20144\nb\n*\n\u00f6\n\u00fb\nn\n\u00fc\no\nCQ\nP\ts\u00e4 J. 1 .11 o\t.\tS\t\u00a9\t^ 0\t\u00a7\t7p \u2014 S3\t-S\t3\tS\ta P5\tS\t\"\t>\tg m\tIS\tS\t*\t\u25a1 _\u2022\trt\t\u00a9 -, ^\t\u00bbpj r\u00d6 \"3\t\u00a9\tE2 H>\t\u00ab\tCO a*\t|\tII N\tse\t'S\t- - ?\n\t1 40 \u2022 .\u00a7>\u25a0\u00a7 g| g 0 > .3 '\u00f4 g \u2019S\tK \u00ab (J g B \u00bb\t? \u00e4 \u25ba N m 4\u00bb \u00a9\n\ta 1 i I inr\t^\t-4\u00ab *40\nP\t\u00a7\t-:\t| ~\ta\ta\tJ \u00ab\t|\t^ _\tt\t*.\t'S\t|\tII J\u00a7\ti\t\u25a0\u00a7\t|\t$\tcs *5>\t^\t\"3\t\u2014\tSj1\t\u2014 \u00ab B\t\u00ab W \u00a3 I g\tS\t\u00bb\ts ^\t(S\t1\t1\t\u25a1 a\tk\"\t\u00ae\t\u00a7 H\t\u00a9\tO\tS 0\th\u00df\tc3\t^ -\t0\t'S\tII \u00ab\t3\t*!\ts\t_ -5 -S ^ T-H OS\n\tN\u00f6thige Verdunkelung von h in Winkel- graden.\t-*44\tCT, W S ^ ^\n\t\u00a9\t1 5 b 1 \u00a9 2 \u00a7 s g g\u00bb \u00d6 a\u00bb\tHs -|m \u00abK \u25a00-4\t^\u20141\t^-4\n\u2022\u2022 s \u00e0 8 \u00bb *\u00b0 \u2022s 2 1\u00cf S\ts\t\u00ab\t^ 3\ta\ta\tto\t\u2014 5\t3\ta\t|\tg .\t\u00bb\u2022\tS\th\t\u25a1 \u00ab\t3 ^\t\u00a9 es \u00ab S\t's\t- \u00ff ST ST 1\n\tN\u00f6thige Verdunkelung von b in Winkelgraden.\t0\tes x\u00bb a. \u00ab ^ \u00ab \u25a0<)<\n\tMi\u00ab a\u00a7\tMl\u00ab M|\u00ab\t-1\u00ab \u2022\u00bb-< <rH ^ CS\n^ 0 a CO O4 o O \u00ab 1 1 ^ II t* \u00ab !\" 61 \u00ab a | \u25a1 3 \u25ba s S .\t'\u00b0 Il \u00ab5 rH \u00ab\tS\u00e7\t's\t^e,\tH\u00ab\t\u00a9\u00ab\tH\u00a9\tCW Hr\tHo\u00bb\tM)M\tcH\ts|a ^\tCS\tCS\tCO\n\t, r\u00a9 l! in 11 I *^>-0 .0\t\u00a9 O coe. n 4* ^ a 7 \u00a75 \u00abs CO ^ \u00bb0 S\n\t\u00a9 0 8 i 2 > . \u00a7 11 tf* 3 ^ a g\t_i -Im \u00aba \u2014jM\t\u2014|m ^\t^ GS m CO\nd\t\u2022:\t1 e*\t0\t\u00ab 7\t4\tS\t\u00bb 1\t-\tI \u00ab g \u00ef ! | \u2022\ti\u00ae\t\u00a9\th\tD -\t^8\tS\tji ;=f\tM\t\u00ae\t^ o\tcq\tes *>\ta\th s\t\u00b0\t5\t's\tCS CO CO ^\t^\n\t1 -O J* .\u00a7>\u2022\u00a7 g -g g Z \u00a9 0\tow > \u00a3> \u00a3\tO CS _u. CO CO H4 H \u00cf rt ^\t>0\t\u00ab\t> \"\u00a9\n\t\u00a9 1 0 S 1 \u00ae > \u00e2> &I\tv\tWir- Ht-\t\u00abtt-\t_ r -H CS CS CO\n0 \u00a9 bD rpj _ 0 0 \u00a9 0 \u00a945 0\tH c# 1 ill 0 .S C? \u2022\u00ab15 m \u00a9 T3\t11 is i * s 3 .3\t,n O lO O \u00bbO O \u00bbO) -ri cs CS CO CO\n\t11 jj 1 a 0 r\u00bb \u25a0\u00a7 -g .a a -g-s \u25a1\t# g\ts\t\u00a7\t2\t\u00a7\t^ - 10\t31\t\u00ab\ts\t^\tS","page":451},{"file":"p0452.txt","language":"de","ocr_de":"452\nAugust Kirschmann.","page":452},{"file":"p0453.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle VIII.\nInduoirende = 0,565 des einfallenden Lichtes (1 Glas), gef\u00e4rbt durch rothe Gelatineplatten. Constante = 0,189 \u201e\t\u201e\t\u201e\t(3 Gl\u00e4ser), \u201e\t\u201e n\t\u00bb\nDas Roth -war aus Purpur und Gelbroth gemischt und lie\u00df nur mehr spectrales Roth durch.\nBeobachter: Herr Dr. K\u00fclpe.\nUeber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes. 453\n\no a\n\u00e0O ^ CS 05\nJ O \u00f6\nCO 00 CD\no\n5 \u00a3 & 2,\nK\u00ce Cl ^\t\u00a9\n\u00ab >\nCS CO\tW} CD t-\n* 5 \u00df","page":453},{"file":"p0454.txt","language":"de","ocr_de":"454\nAugust Kirschmann.\nI\n.3\n<13\no\nr\u00fc\ns\ncS\nr\u2014<\nPh\nCO\nM\no\nIH\nfl\n<13\nrs\n\u2019S\n'TJ\nfl\nIO 03\n\u00abg 00\nnfl\nfl\nfl\nni\nfl\n\n\t0D 02 <fl :c3\t03\nd\to 8\t3\n\tH CO^\t\n\u00a9\t\tQ\nr-H\t2\tu<\n\u00a9\trfl\tR\t03\nr\u00dc\tg\tw\n03\t3\t\nH\tA 03\t03\nc3\nffl\nP\t\u2022:\tS co\t\u00e4s i -4 s* .\ta\t\u2019S\t1 2\tJ\ta\t3\t=> rS \u25a0\u00a7 m \u00bb s1 o\ta\tw\tS\t| fl\t\u00bb\t|\t>\t\u00c2 .\t*h\"\tPA\t*4\t\u25a0\u2014\u25a0 uo\tg\t2\t,2 O rfl\tCS \u25a0+J\tan\t\u00ae\t\u2022\u2014 O\to\tq\tM \u00ae\t'2\tN 3\t*\te\t'S\t\n\tN\u00f6thige Verdunke- lung von b in Winkel- graden.\t50 58 80\n\tLineare Vergr\u00f6s- serung von C.\t\u00ab|m r-i T-H\n4. Reihe 12. October, Nachm. 2\u20143 U. theilw. bedeckter Himmel. Gr\u00f6\u00dfe der Yergleichsquadr. : Fl = 200 \u25a1mm ; D = 20 mm.\t's\t. te>\t\"\u00abri\u00ae th\thr <Nrr \u2022erhr r\u20141 1 4\u2014(\tth\n\tN\u00f6thige Verdunke- lung von l in Winkel- graden.\t46 53 74 90\n\tLineare Vergr\u00f6s- serung von 0.\t\u00bb-hr H\u00ab \u00abht 4-H\tTH\t4\u2014<\np \"\u2022 a rg g So j i i\u00ab 1\t1 I ii jg \u00a3 s a . * s > \u25a1 CO\t2\t\u00b0 Vi N \u00ae \u00ae \u00ae O o ^ \"o p\u00ae \u00ae oH \u00a9 S il 2\t\u00a3\tS\t's\t\u00ab1\u00ab\tmp\u00ee\t|eo\tm|m 4-H\t*+\u2022>\t\u00ab|m\t|\u00ab\t\u00ab(m T-H\tT-H\tCS\tCS\n\tN\u00f6thige Verdunkelung von b in Winkelgraden.\t33 46 58 73 89\n\tLineare Vergr\u00f6s- serung von C.\t\u00abICO \u00abIm\t4-|m \u25a05-< '-l\tCS\n^\t-3 s\u2019 ;?\u25a0\t% a CO H Po |\t\u00a9\tC7* t4 S a 1 11 'l |m 5* \u00ab iS ff a . \u00ab \u00a3 > a, \u00ab \u00bbTg fe \u25a1 \u00ae \u00ae 0 \u25a0\u00d4S \u00ab | Sn .\t\u20192 E\t's\t- *> HS Sg N IN CO\n\tN\u00f6thige Verdunkelung von b in Winkelgraden.\t\u00abs os h jr 2 \u00ab H*\tS -\n\tLineare Vergr\u00f6s- serung von C.\t4-1\u00ab\t~|a eo H\u00ab ^ -pH ^ cs 60 CO\ni \u00e4 ^ 18 50 ^ p lO I \u00ae\t& h _ \u00ab a \u00a3 11 2 \u00f6 s s ^ S \u25a0\u00a7 a \u00a3 \u00e4 ~ 13 s? 1 \u00ae 10 2 O'0\t\u00ae\t\u201e \u00b0 g 'I 2\ta \u00a3\t's\tcs H\u201c* \u00bb'\u00ca\t\u00abW\u00bb\n\tN\u00f6thige Verdunkelung von b in Winkelgraden.\tweniger eis 20 30 48 63| 77 99\n\tLineare Vergr\u00f6s- serung von C.\trl N CO ^ IO CO t'\nP \u00ae . bn T3 \u00fc fl fl 0\t\u00ae\tGQ \u00f6 *H \u00ae \u00bbfl \u2019\u00ab \"ti \u00ae fl s fl A \u00ab j-a \u00a7 \u25a0\u00bbI \u201d C? np\tD = Diagonale in mm.\t\u00ae\tlO\tO\tU0>\tO\tio 413\t4\u20141\t4\u2014(\tCS\tSS\tCO\tCO\n\tFl = Fl\u00e4cheninhalt in \u25a1mm.\t2 \u00a7 2 I 2 1 2 4- ^ CO ^ CO","page":454},{"file":"p0455.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes. 455\n\na>\n-o\nC\u00d6\nH\n> \u00f6\n\u25a0lis\ns s\n\u201d\t^ bl\ncO ao 05\niM co ^\nCS CO\nCO lO ffi ^ M\n\n|> 0 \u00d6\n5 3 2\nm >-4 r;\n'S IO >\nss *\n\u2022Z\tM\n<1 a c?","page":455},{"file":"p0456.txt","language":"de","ocr_de":"456\nAugust Kirschmann.\neinfluss auch hei einfarbigem Lichte stattfindet. In Tabelle VIII sind die Versuche zusammengestellt, welche mit rothem Licht gemacht wurden. Durch Combination von gelbrother und purpurfarbener Gelatine in ganz d\u00fcnnen Platten gelang es mir ein Roth herzustellen, welches einerseits viel heller war, als das durch farbige Gl\u00e4ser erreichte, andererseits aber eine so vorz\u00fcgliche Absorption der \u00fcbrigen Farben zeigte, dass es, wie die spektroskopische Untersuchung ergab, au\u00dfer einem ganz schwachen Schimmer im Blaugr\u00fcnen, dessen Qualit\u00e4t jedoch nicht mehr zu erkennen war, nur die Strahlen des rothen Spektralendes, etwa bis zum Orange passiren lie\u00df. Bei Combination mit einer Mattglasplatte war auch der graue Schimmer verschwunden, so dass wir das nun noch passirende Licht als spektrales Roth bezeichnen d\u00fcrfen. Weniger g\u00fcnstig verhielten sich die bei den in Tabelle IX und X dargestellten Versuchen angewandten blauen und gr\u00fcnen (Combination aus gelb und blau) F\u00e4rbungen, bei welchen das Licht anderer Wellenl\u00e4ngen nicht v\u00f6llig ausgeschlossen werden konnte.\nVon besonderem Interesse sind die in Tabelle IV aufgef\u00fchrten Versuche. Hier hat die Inducirende dieselbe Helligkeit wie die zu vergleichenden Quadrate; sie wird also bei gleicher Gr\u00f6\u00dfe mit den letzteren keinerlei Contrastwirkung auf diese aus\u00fcben k\u00f6nnen. Wurden ihr aber gr\u00f6\u00dfere Dimensionen gegeben, so erregte sie, allein in Folge der gr\u00f6\u00dferen Lichtmenge, welche sie ihrer gr\u00f6\u00dferen Ausdehnung verdankt, einen wenn auch geringen, so doch merkbaren Helligkeitscontrast, was um so auffallender erscheinen muss, als die kleinen zu vergleichenden Quadrate bei gleicher Anzahl Mattgl\u00e4ser stets etwas heller aussahen als das gro\u00dfe inducirende. Dies ist eine nicht zu eliminirende Folge des Randcontrastes mit dem sehr dun-kelen Grunde, welcher (der Randcontrast) bei geringer Ausdehnung der Quadrate die ganze Fl\u00e4che \u00fcberzieht und aufhellt, w\u00e4hrend er bei gr\u00f6\u00dferer Ausdehnung nur einen schmalen Saum bildet Jund wegen der weiter oben erw\u00e4hnten Tendenz zur Vereinheitlichung nur wenig oder gar nicht bemerkt wird, j Trotzdem nun C deutlich dunkler erschien als a und b, so wurde a durch den von der gr\u00f6\u00dferen Lichtmenge von C verursachten Contrast verdunkelt, und es konnte, wenn C die geh\u00f6rige Ausdehnung gegeben wurde, die Verdunkelung sogar, wie Tabelle IV zeigt, gemessen werden.","page":456},{"file":"p0457.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes. 457\nAus den Resultaten der vorstehenden Versuche geht zun\u00e4chst hervor, dass die Intensit\u00e4t des Contrastes von der Ausdehnung der contrastirenden Fl\u00e4chen abh\u00e4ngig ist. Und zwar nimmt der Contrasteinfluss ann\u00e4hernd proportional der linearen Gr\u00f6\u00dfe der Inducirenden ' zu und ah. Eine vollkommene Proportionalit\u00e4t kann selbstverst\u00e4ndlich nicht stattfinden, da mit der Aenderung der Gr\u00f6\u00dfe auch stets eine solche in den Entfemungsverh\u00e4ltnissen verbunden ist. In den Versuchen haben wir diese letztere als unerheblich vernachl\u00e4ssigen k\u00f6nnen ; doch d\u00fcrfte dieselbe mit Theil haben an der in den Tabellen sich geltend machenden Abweichung von der vollst\u00e4ndigen Proportionalit\u00e4t. Wenn demnach eine Fl\u00e4che bei gleicher Helligkeit und in gleicher Entfernung einen doppelt so gro\u00dfen Contrasteinfluss aus\u00fcben soll als eine andere, so muss sie viermal so gro\u00df sein als jene. Oder: Die Contrasteinfl\u00fcsse zweier gleich hellen Fl\u00e4chen auf eine dritte von beiden gleichweit entfernte verhalten sich wie die Wurzeln aus ihren Fl\u00e4cheninhalten. Der Fl\u00e4cheninhalt der Inducirenden muss in geometrischer Progression wachsen, wenn der Contrasteinfluss in arithmetischer Reihe ansteigen soll. Zugleich werfen die Ergebnisse dieser Untersuchung ein interessantes Streiflicht auf die vielumstrittene Frage \u00fcber die M\u00f6glichkeit einer exacten Messung intensiver Gr\u00f6\u00dfen. Die St\u00e4rke des Contrasteinflusses ist jedenfalls eine intensive Gr\u00f6\u00dfe. Um einen Contrast von gewisser St\u00e4rke zu erzeugen, muss die Inducirende allerdings nicht nur Intensit\u00e4t, sondern auch Ausdehnung besitzen. Wollen wir aber nun den Contrasteinfluss verst\u00e4rken, so brauchen wir nicht nothwendig beides zu \u00e4ndern. Wir k\u00f6nnen, von einer bestimmten intensiven und extensiven Gr\u00f6\u00dfe der Inducirenden ausgehend, den Contrasteinfluss auf den doppelten Werth erh\u00f6hen, indem wir der Inducirenden bei Erhaltung ihrer Ausdehnung eine gr\u00f6\u00dfere Intensit\u00e4t geben, oder aber, indem wir unter Constanz der Intensit\u00e4t die Gr\u00f6\u00dfe variiren. Dasselbe, was wir durch eine Intensit\u00e4tssteigerung erreichen, bringen wir, wenigstens innerhalb gewisser Grenzen, auch bei gleichbleibender Intensit\u00e4t durch eine Verst\u00e4rkung der Ausdehnung zu Stande. Wenn man aber somit f\u00fcr eine gewisse intensive Gr\u00f6\u00dfe eine andere extensive einsetzen kann, unbeschadet des Erfolges, so ist damit auch jene intensive Gr\u00f6\u00dfe genau bestimmt, d. h. gemessen.","page":457},{"file":"p0458.txt","language":"de","ocr_de":"458\nAugust Kirschmann.\nWir haben aus den im Vorstehenden berichteten Versuchen ersehen, dass der Contrasteinfluss proportional der Quadratwurzel aus dem Fl\u00e4cheninhalte der Inducirenden w\u00e4chst. Es w\u00e4re jedoch sehr verkehrt, wenn man daraus schlie\u00dfen wollte, dass man durch fortgesetzte Vergr\u00f6\u00dferung der inducirenden Fl\u00e4che den Contrast beliebig und unbegrenzt steigern k\u00f6nne. Dies kann schon deshalb nicht der Fall sein, weil f\u00fcr die'St\u00e4rke des Contrastes nicht die objective Gr\u00f6\u00dfe der inducirenden Fl\u00e4che, sondern der Fl\u00e4cheninhalt der erregten Netzhautstelle ma\u00dfgebend sein muss. Dieser aber kann nicht bis ins Unbegrenzte gesteigert werden. Lassen wir beispielsweise eine vor dem Auge befindliche Ebene, sie sei gerichtet wie sie wolle, von 0 bis oo wachsen, so w\u00e4chst ihre Projection auf der Netzhaut im g\u00fcnstigsten Falle von 0 bis zur H\u00e4lfte der inneren Oberfl\u00e4che des Auges. Die Netzhautbilder sind daher keineswegs \u00bbfl\u00e4chentreue\u00ab Projectionen, sondern ihre Gr\u00f6\u00dfe ist von dem Winkel abh\u00e4ngig, den die durch die Knotenpunkte gehenden Strahlen mit einander bilden. Nur in einem ganz bestimmten Falle k\u00f6nnen wir die Netzhautbilder als wirklich fl\u00e4chentreue Projectionen ansehen : n\u00e4mlich dann, wenn die Objecte so angeordnet sind, dass ihre sichtbaren Fl\u00e4chen eine Hohlkugel bilden, deren Mittelpunkt so gelegen ist, dass sein Abstand von dem Knotenpunkte des Auges in demselben Verh\u00e4ltnisse zu dem Kugeldurchmesser steht, wie der Abstand des Augenmittelpunktes von dem Knotenpunkte zu dem Durchmesser des Auges. Ist das Auge nicht als eine vollkommene Kugel zu betrachten, so ist anstatt der erw\u00e4hnten Hohlkugel eine der Netzhaut vollst\u00e4ndig \u00e4hnlich gekr\u00fcmmte Fl\u00e4che zu setzen. Denken wir uns eine solche Kugelfl\u00e4che den Verh\u00e4ltnissen der deutlichen Sehweite entsprechend construirt, so hat dieselbe schon eine sehr geringe Kr\u00fcmmung, und wenn es sich um Anordnung der Objecte in gr\u00f6\u00dferer Entfernung handelt, so ist die entsprechende Kugelfl\u00e4che bereits so gro\u00df, dass wir denjenigen Theil derselben, welcher die Verl\u00e4ngerung der optischen Achse des Auges umgibt, als eine Ebene betrachten k\u00f6nnen. Aus diesem Grunde d\u00fcrfen wir auch bei den vorstehend berichteten Versuchen die Abweichung von der Proportionalit\u00e4t zwischen Erweiterung der Diaphragmen und Wachsthum des Netzhautbildes derselben vernachl\u00e4ssigen. Die gr\u00f6\u00dfte Ausdehnung, welche unsere Objecte","page":458},{"file":"p0459.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes. 459\nerhalten konnten, war 612 l/2 qmm (35 mm Diagonale), was bei der geringsten der angewandten Entfernungen (1,80 m in Tabelle V) einen Gesichtswinkel von 1\u00b0 6' 51\" ausmacht. Die Netzhautpro-jection einer geraden Linie, welche auf einer zur optischen Achse senkrechten Ebene gezogen ist, verh\u00e4lt sich zur L\u00e4nge dieser Linie seihst wie der Bogen des Gesichtswinkels zu der Tangente desselben. Nun weichen aber hei Winkeln von 1\u00b0 und darunter Bogen und Tangente so wenig\u2019von einander ab, dass wir in unserem Falle ihre Verschiedenheit praktisch nicht mehr ber\u00fccksichtigen k\u00f6nnen.\nDer Contrasteinfluss kann durch Ver\u00e4nderung der Ausdehnung der contrastirenden Intensit\u00e4ten oder Qualit\u00e4ten nicht \u00fcber eine gewisse Grenze hinaus gesteigert werden. Ein Quadratcentimeter graues Papier erf\u00e4hrt, auf ein rothes Quartblatt gelegt, keine geringere Contrastbeeinflussung als auf einer ebenso gef\u00e4rbten Unterlage von der Gr\u00f6\u00dfe eines Foliohogens. Die Grenze, \u00fcber welche hinaus einer weiteren Vergr\u00f6\u00dferung der inducirenden Fl\u00e4che nicht mehr eine Verst\u00e4rkung des Contrasteinflusses, parallel geht, d\u00fcrfte wahrscheinlich mit der oberen Grenze der deutlichen Fl\u00e4chenauffassung f\u00fcr das ruhende Auge zusammenfallen; d. h.: hat die in-ducirende Fl\u00e4che diejenige Ausdehnung erreicht, hei welcher eine einheitliche Auffassung derselben durch das ruhende Auge ohne Anstrengung und Bewegungsantriebe nicht mehr m\u00f6glich ist, so ist auch [die Grenze des Wachsthums der Contrastintensit\u00e4t erreicht.\nDie im [Vorstehenden mitgetheilte Untersuchung besch\u00e4ftigte sich bis dahin \u2019lediglich mit dem Helligkeitscontrast. Dass auch f\u00fcr den Farbencontrast die Ausdehnung der contrastirenden Objecte von wesentlichem Einfl\u00fcsse ist, haben wir weiter oben bereits erw\u00e4hnt. Ich halte dieselbe Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit, welche wir hei dem Helligkeitscontrast constatirt haben, auch hier f\u00fcr sehr wahrscheinlich, obgleich die mir in dieser Hinsicht bis jetzt zu Gebote stehenden Versuchsresultate an Zahl und Genauigkeit noch zu ungen\u00fcgend sind, um sichere Schl\u00fcsse daraus zu ziehen. Ich will jedoch nicht verfehlen, das hierbei angewandte Verfahren sowie die Beobachtungs-lesultate mitzutheilen.\nDie Schwierigkeiten, die sich einer Untersuchung des Einflusses der Ausdehnung auf den simultanen Farbencontrast (unter Ausschluss des liandcontrastes) entgegenstellen, suchte ich durch den","page":459},{"file":"p0460.txt","language":"de","ocr_de":"460\nAugust Kirschmann.\nin Figur 6 veranschaulichten Apparat zu \u00fcberwinden. Derselbe besteht im wesentlichen aus zwei gro\u00dfen, \u00fcbereinander verschiebbaren Episkotister-Sectoren, von welchen der eine zwei, die gleiche Winkelbreite repr\u00e4sentirende Ausschnitte besitzt. Der \u00e4u\u00dfere der beiden Ausschnitte ist mit der weiter oben schon erw\u00e4hnten rothen Gelatine ausgef\u00fcllt, w\u00e4hrend der andere offen geblieben ist. Ist das inducirende Quadrat G unseres Diaphragmenapparates roth gef\u00e4rbt (durch dieselbe Gelatine wie der Sectorenausschnitt), so erscheinen die beiden farblosen Quadrate a und b durch den Farbencontrast blaugr\u00fcnlich, und zwar a wegen seiner geringeren Entfernung von C in h\u00f6herem Ma\u00dfe als b. Man kann nun den beiden beschriebenen\nSector en, welche an der Achse eines durch Uhrwerk getriebenen Rotationsapparates befestigt sind, eine solche Stellung geben, dass bei der Rotation der von dem rothen Ausschnitt gebildete Ring vor das Quadrat a, der von dem wei\u00dfen verursachte aber vor das Quadrat b zu liegen kommt, und es ist dann durch Ver\u00e4nderung der Winkelbreite des nicht verdeckten rothen und offenen Ausschnittes derjenige Zusatz von Roth zu suchen, welcher gerade gen\u00fcgt, um das Mehr an Gr\u00fcnempfindung, welche das Quadrat a aufzuweisen hatte, eben zu compensiren und somit die subjective Gleichheit der Vergleichsquadrate wieder herzustellen. Da sich aber mit dem Farbencontrast stets auch gleichzeitig ein Helligkeits-contrast bemerkbar macht, so ist noch ein dritter kleinerer schwarzer Sector angebracht, welcher nur bis \u00fcber die Peripherie des offenen Ausschnittes hinausreicht und daher eine unabh\u00e4ngige Ver\u00e4nderung der Winkelbreite des letzteren gestattet. Es. ist dadurch m\u00f6glich, den subjectiven Intensit\u00e4tsunterschied der Vergleichsquadrate auszugleichen und somit den Einfluss des Helligkeitscontrastes vollst\u00e4ndig zu eliminiren. Man findet nun, dass bei gr\u00f6\u00dferer Ausdehnung von\nFig. 6.","page":460},{"file":"p0461.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes. 461\nC zur Herstellung der subj.ectiven Gleichheit der Vergleichsquadrate auch ein gr\u00f6\u00dferer Zusatz von Roth zu a erforderlich ist. Die Be-urtheilung geschieht jedoch nicht mit derselben Sicherheit wie bei dem Helligkeitscontrast, und es macht namentlich- die Ausschlie\u00dfung des Helligkeitscontrastes dadurch eine gewisse Schwierigkeit, dass zuweilen noch ein Unterschied zwischen a und b erkannt wird, ohne dass mit Sicherheit angegeben werden kann, ob er intensiver oder qualitativer Natur sei. Auch erkl\u00e4rten die Beobachter, dass der Farbencontrast mit der Dauer der Beobachtung an Deutlichkeit zunehme, und dass derselbe bei pl\u00f6tzlichem Verschwinden des indu-cirenden Quadrates noch eine ganze Weile nachdauere. Ob diese letztere Erscheinung auf der Einwirkung von Erm\u00fcdung oder auf Nachbildern beruht, oder aber, ob sie unter die in der oben gegebenen Eintheilung der Contrasterscheinungen unter IV aufgef\u00fchrte M\u00f6glichkeit zu rubriciren ist, kann hier nicht entschieden werden.\nIch lasse nun noch zum Schl\u00fcsse zwei Tabellen folgen, welche die unter g\u00fctiger Mitwirkung der Herren Dr. K\u00fclpe und Nosiri zu Stande gekommenen Versuche darstellen. Wie man daraus ersehen wird, w\u00e4chst auch der Farbencontrast mit der Gr\u00f6\u00dfe des in-ducirenden Eindruckes, und auch hier findet eine ann\u00e4hernde Proportionalit\u00e4t zwischen der linearen Ausdehnung des inducirenden Quadrates und der Ma\u00dfzahl der Contrastintensit\u00e4t statt.\nTabelle XI.\nBeobachter: Herr Dr. K\u00fclpe; inducirendes Quadrat = 1 Mattglas + 1 rothe Gelatineplatte. Vergleichsquadrate = 5 Mattgl\u00e4ser + 90\u00b0 Episkotisterverdunkelung.\nAusdehnung\t\tI. Iteihe.\t\t\tII. Iteihe.\t\t\tHI. Iteihe.\t\t\ndes inducirenden Quadrates\t\tGr\u00f6\u00dfe der Vergleichsquadr.:\t\t\tGro\u00dfe der Vergleichsquadr. :\t\t\tGr\u00f6\u00dfe der Vergleichsquadr. :\t\t\n\t\tFl = 72 Qm ; D\t\t= 12 mm.\tFl = 32 Qmm ; D\t\t= 8 mm.\tFl \u2014 121/2 Qmm ; D\t\t= 5 mm.\n\t\t\t\tDurch-\t\t\tDurch-\t\t\tDurch-\n\t\tLineare\tZusatz\tschnitt!\tLineare\t\tschnitt!\tLineare\t\t\nFl\tD\t\t\tGr\u00f6\u00dfe d.\t\t\tGr\u00f6\u00dfe d.\t\t\t\n\t\tVergr\u00f6s-\tzu a im\tGleich-\tVergr\u00f6s-\tzu a\tGleich-\tVergr\u00f6s-\tzu a\tGleich-\nin Qmm.\tin mm.\tserung von C.\tMittel in Graden.\theits-zone in\tserung von C.\t(Mittel) in Graden.\theits-zone in#\tserung von C.\t/Mittel) in Graden.\theits-zone in\n\t\t\t\tGraden.\t\t\tGraden.\t\t\tGraden.\n1124\t15\tH\t\u2014\t\t\t1^4\t9\t3\t22\t4\n312^\t25\t2*\t22\t6\tH\t35\t10\t5\t37\t9\n6124\t35\t2H\t364\t8\t4|\t47\t6\t7\t61\t204","page":461},{"file":"p0462.txt","language":"de","ocr_de":"462\nAugust Kirschmann.\nTabelle XII.\nBeobachter: Herr Nosiri; sonst wie Tabelle XI.\nAusdehnung des inducirenden Quadrates.\t\tI. Reihe Gr\u00f6\u00dfe der Vergleichsquadr.: Fl = 50 Qmm ; J9 = 10 mm.\t\t\tII. Reihe Gr\u00f6\u00dfe der Vergleichsquadr. : Fl = 32 Qmm ; D = 8mm.\t\t\tIII, Reihe Gr\u00f6\u00dfe der Vergleichsquadr. : Fl = 121/z Qmm ; D = 5mm.\t\t\nFl. in \u25a1mm.\tD in mm.\tLineare Vergr\u00f6s- serung von C.\tMittlerer Zusatz von Roth zu a in Graden.\tDurch-schnittl. Gr\u00f6\u00dfe d. Gleichheitszone in Graden.\tLineare Vergr\u00f6s- serung von C.\tMittlerer Zusatz von Roth zu a in Graden.\tDurch- schnitte Gr\u00f6\u00dfe d. Gleich- heits - zone in Graden.\tLineare Vergr\u00f6s-serung von C.\tMittlerer Zusatz von Roth zu a in Graden.\tDurchschnitte Gr\u00f6\u00dfe d. Gleichheitszone in Graden.\n112^\t15\tH\t19\t9\ti*\t20\t12\t3\t28\tH\n312|\t25\tH\t34\t12\t\t33\t10\t5\t41\t8*\n612^\t35\tH\t45\tm\tH\t54\t12\t7\t57\t71\nIII. Die Abh\u00e4ngigkeit des simultanen Farbencontrastes von der S\u00e4ttigung.\nUeber den Einfluss der S\u00e4ttigung auf den Farbencontrast sind von Bruno Schmerler1) einige ebenso anregende als geschickt ausgef\u00fchrte Yersuche angestellt worden, welche zwar nicht eigentlich den Charakter quantitativer Untersuchungen tragen, deren Resultate jedoch f\u00fcr das Verst\u00e4ndniss der Gesetzm\u00e4\u00dfigkeiten in den Erscheinungen des Farhencontrastes von Wichtigkeit sind. Indessen leidet das Verfahren Schmerler\u2019s hinsichtlich der L\u00f6sung des haupts\u00e4chlichsten der gestellten Probleme an einem schwerwiegenden Mangel. Schmerler sucht denjenigen S\u00e4ttigungsgrad einer Farbe zu ermitteln, bei welchem die Contrastwirkung auf ein farbloses Object nach subjectiver Sch\u00e4tzung ein Maximum wird. Die Vari-irung der S\u00e4ttigung der contrasterregenden Farbe geschieht hierbei in der Regel durch Zusatz von Wei\u00df, zuweilen auch von Wei\u00df und Schwarz. Nun wird aber, wenn eine Farbe mit wei\u00dfem Licht, mit Schwarz oder irgend einem Grau gemischt wird, in allen F\u00e4llen mit Ausnahme des einzigen, wo das Grau und die betreffende Farbe genau gleiche Helligkeit besitzen, durch jenen Zusatz nicht blos der S\u00e4ttigungsgrad sondern auch die Helligkeit ge\u00e4ndert, und die durch jenen Zusatz hervorgerufene Erh\u00f6hung oder Verminderung\n1) Wundt, Philos. Studien, Band I, p. 379.","page":462},{"file":"p0463.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes. 463\ndes auf das graue Object ausge\u00fcbten Contrasteinflusses darf daher nicht lediglich als eine Folge der S\u00e4ttigungs\u00e4nderung angesehen werden. Da Schmerler den Helligkeitswerth der von ihm benutzten Pigmente nicht kannte, so war er nat\u00fcrlich nicht in der Lage, ein der betreffenden Farbe gerade gleichwerthiges Grau herzustellen. Bei seinen Versuchen handelt es sich also nicht um reine S\u00e4ttigungs\u00e4nderung, und die Resultate sind daher mit einem durch die gleichzeitige Helligkeits\u00e4nderung bedingten Fehler behaftet, \u00fcber dessen Gr\u00f6\u00dfe vorl\u00e4ufig nichts bekannt ist. Da mir nun die Aufgabe gestellt war, den Einfluss der S\u00e4ttigung auf die Intensit\u00e4t des Farbencontrastes durch quantitative und m\u00f6glichst exacte Versuche zu ermitteln, so musste ich zun\u00e4chst meine Bestrebungen darauf richten, den oben erw\u00e4hnten Fehler zu vermeiden und die Helligkeit der bei meinen Versuchen zur Verwendung gelangenden Pigmente festzustellen. Da die weiter oben mitgetheilte Methode mir zu diesem Zwecke zu roh und unzul\u00e4nglich erschien, so schlug ich folgenden Weg ein.\nAuf der Achse eines Rotationsapparates waren drei Scheiben von 10 cm Radius befestigt, von welchen die eine mit einem der weiter unten n\u00e4her zu beschreibenden farbigen Papiere beklebt, die zweite mit Pariser Schwarz gestrichen und die dritte wei\u00df gelassen war. Alle drei hatten einen von der Peripherie bis zum Centrum reichenden Schlitz, so dass durch Verschiebung der auf der Vorderfl\u00e4che sichtbaren Sectoren jede beliebige Mischung aus den drei Componenten hergestellt werden konnte. Vor dieser Einrichtung war an einem zweiten Rotationsapparat eine aus gegen einander verschiebbaren schwarzen und wei\u00dfen Sectoren bestehende kleinere Scheibe von 5 cm Radius angebracht, deren Entfernung von der gr\u00f6\u00dferen 11,5 cm betrug. Die gro\u00dfe Scheibe hob sich von einer an der dahinter befindlichen Wand angebrachten schwarzen Fl\u00e4che ab, und in den Pausen zwischen den Einzelbeobachtungen war die ganze Einrichtung dem Auge der 2 m entfernt sitzenden Versuchsperson durch einen vorgeschobenen schwarzen Schirm entzogen. Die Beobachtungsdauer musste, um der St\u00f6rung durch Nachbilder einigerma\u00dfen vorzubeugen, auf zwei bis vier Secunden beschr\u00e4nkt werden, welche Zeit durch die Taktschl\u00e4ge eines auf Secunden-intervalle eingestellten Metronoms markirt wurde. Die Aufgabe Wundt, Philos. Studien. VI.\t31","page":463},{"file":"p0464.txt","language":"de","ocr_de":"464\nAugust Kirschmann.\ndes Beobachters bestand darin, anzugeben, ob f\u00fcr sein Auge die vordere, graue Scheibe sich dunkel oder hell von der hinter ihr stehenden gr\u00f6\u00dferen farbigen abhob. Es galt nun, diejenige Mischung von Schwarz und Wei\u00df herzustellen, bei welcher der Beobachter jene Entscheidung, \u00bboh heller oder dunkeier als der farbige Grund\u00ab, nicht mehr f\u00e4llen konnte, d. h. bei welcher er keinen Helligkeitsunterschied beider Eindr\u00fccke mehr wahrnahm. Meine Beobachter gingen zun\u00e4chst fast alle mit einem Vorurtheil an diese Versuche, welche sie f\u00fcr ein Seitenst\u00fcck zu den M\u00fcnsterberg\u2019schen Vergleichungen der Intensit\u00e4ten von Eindr\u00fccken verschiedener Sinnes-gebiete hielten1). Dies ist jedoch ein Irrthum, welcher auch nach einigen Versuchen eingesehen wurde. Zwei verschiedenen Sinnesgebieten angeh\u00f6rende Eindr\u00fccke sind, da sie keine gemeinsamen Vorstellungselemente besitzen, auch ihrer Intensit\u00e4t nach v\u00f6llig unvergleichbar. Zwei verschiedene Farben dagegen oder eine Farbe und ein farbloser Lichteindruck haben immer einen gemeinsamen Bestandtheil, n\u00e4mlich die Helligkeit, k\u00f6nnen somit sehr wohl auf die Intensit\u00e4t eben dieses ihnen beiden zukommenden Bestandteils verglichen werden. Bei einer jeden Vergleichung von sinnlichen Eindr\u00fccken abstrahiren wir von den unvergleichbaren Bestandtheilen; je mehr diese letzteren in den Vordergrund des Interesses treten, um so schwieriger wird allerdings die Vergleichung. Bei qualitativ verschiedenen Lichteindr\u00fccken treten nun zwar die vergleichbaren Vorstellungsbestandtheile, die Helligkeiten, [den unvergleichbaren eigentlichen Farbenempfindungen gegen\u00fcber sehr zur\u00fcck; ihre Vergleichung ist daher allerdings schwierig, aber nicht unm\u00f6glich. Im praktischen Leben wird eine solche Vergleichung der Helligkeiten verschiedener Farben sehr h\u00e4ufig vollzogen, so bei der Wahl unserer Kleidung, bei der Ausstattung unserer R\u00e4ume. Wie leicht sehen wir beispielsweise auf einer Zeichnung oder einer Photographie das Unrichtige, wenn die Helligkeitsverh\u00e4ltnisse der Wirklichkeit nicht entsprechen. Wie schon oben angedeutet, \u00fcberzeugten sich denn auch meine Beobachter sehr bald von der Grundlosigkeit des angef\u00fchrten Vorurtheils und erreichten ziemlich rasch eine gewisse Sicherheit in der Beurtheilung. Das Verfahren war bei diesen\n1) M\u00fcnsterberg, Beitr\u00e4ge zur experimentellen Psychologie, Heft3, S.56ff.","page":464},{"file":"p0465.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes. 465\nVersuchen ein v\u00f6llig unwissentliches. Es wurden zun\u00e4chst von 10 zu 10 Grad fortschreitend die Grenzen derjenigen Zone gesucht, innerhalb deren der Beobachter unentschieden blieb, also die Helligkeiten f\u00fcr sein Auge gleich waren ; wenn dies geschehen, somit die Lage jener Grenzen ungef\u00e4hr bestimmt war, so wurden durch mehrmalige Durchmusterung des ganzen Feldes und der anliegenden Partien, wobei von Grad zu Grad weitergegangen wurde, die erw\u00e4hnten Grenzwerthe genauer festgestellt. So fand sich beispielsweise hei der Untersuchung von Blau f\u00fcr das Auge des Herrn K\u00e4mpfe (siehe auch weiter unten Tab. XIV) zun\u00e4chst hei der groben Bestimmung, dass die obere Grenze der Gleichheit oder Unentscheid-barkeit bei einem Grau von 80\u201490\u00b0 Wei\u00df und dem entsprechenden Schwarz, die untere dagegen zwischen 70 und 60\u00b0 Wei\u00df gelegen sei. Bei deT genaueren Feststellung, wobei selbstverst\u00e4ndlich auch erheblich \u00fcber diese roh ermittelten Grenzen hinausgegangen werden musste, ergaben sich in 6 Versuchen die nachstehenden Werthe:\nObere Grenze\tUntere Grenze\nWinkelbreite des wei\u00dfen Sectors in Graden.\tmittlere Variation.\n(60\u201470\u00b0) 68 64 70 70 64 66\t. 1 70\nWinkelbreite des\tmittlere Variation.\nwei\u00dfen Sectors in Graden.\t\n(80\u201490\u00b0)\t\n84'\t\n80\t\n82 80\t\u25a0 2J\u00b0\n78\t\n78\t\nAus diesen Werthen ergibt sich als Mittelwerth f\u00fcr ein Grau, welches hei den angewandten Versuchsbedingungen (Aufstellung, Beleuchtung etc.) mit dem Blau gleiche Helligkeit hat, die Zusammensetzung aus 73%\u00b0 Wei\u00df + 2861/3\u00b0 Schwarz. Setzen wir das Wei\u00df des Cartons, wie es die fr\u00fcher angestellten photometrischen Untersuchungen fordern, = 66, das Schwarz = 1, so gilt die Gleichung :\n31*","page":465},{"file":"p0466.txt","language":"de","ocr_de":"466\nAugust Kirschmann.\n360 Blau = 732/3.66+286Vs,\nworaus sich, f\u00fcr Blau der Helligkeitswerth 14,30 ergibt. In ganz derselben Weise sind die in Tabelle XIV verzeichneten Wertbe gefunden worden und zwar als Mittel von 4\u20148 Einzelbestimmungen der Grenzen. Nur bei den ersten drei der f\u00fcr Herrn Dr. Leitz-mann gefundenen Werthe, sowie bei dem zweiten des Herrn Kr\u00fcger liegen nur je zwei Bestimmungen der Grenzen zu Grunde. Die von den verschiedenen Beobachtern erhaltenen Helligkeitswerthe f\u00fcr dieselbe Farbe weichen im allgemeinen nicht allzusehr von einander ab; es darf jedoch nicht vergessen werden, dass in der Helligkeitsscala :\nSchwarz \u2014\t1,00\nBlau = 14,01 Roth = 17,57 Gr\u00fcn = 29,19 Gelb =32,33 Wei\u00df = 66,00\ndie Einheit nicht etwa einen Winkelgrad bedeutet, sondern ungef\u00e4hr 5V20 Wei\u00df entspricht.\nDie s\u00e4mmtlichen zu Contrast- und anderen Versuchen benutzten Papiere wurden seiner Zeit in Gemeinschaft mit Herrn Dr. Leitz-mann von mir einer spektroskopischen Untersuchung unterzogen, welche f\u00fcr die hier in Frage kommenden Pigmente bei Beleuchtung durch das Licht des schwachbedeckten (wei\u00dfen) Himmels die in Tabelle XIII verzeichneten Resultate ergab. Die Scala des Spektroskops war hierbei so eingestellt, dass die Lage der haupts\u00e4chlichsten Linien sich folgenderma\u00dfen gestaltete:\nC= 351/2 D = 50 E = 671/2 b= 711/2\nF= 85 G= 120\nCharakteristisch ist der geringe Helligkeitswerth f\u00fcr Blau bei dem Beobachter Dr. Leitzmann, welchem ein die \u00fcbrigen weit","page":466},{"file":"p0467.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes. 467\nTabelle XIII.\nFarbe des Papiers.\tSichtbarer Theil des Spektrums.\tHelligkeitsmaximum.\nSebarlachroth\tvon 36\u201417 ; bei 47 scharf abgegrenzt. Von 47\u201450 ganz schwacher gelber Schimmer, welcher bei 50 ebenfalls scharf abschlie\u00dft.\tbei 43\nGr\u00fcn, etwas bl\u00e4ulich\t35\u201480; Von 35\u201450 schwach, von 50\u201480 deutlicher.\tbei 65\nOrangegelb\t37\u201468; alle Farben ziemlich gleichm\u00e4\u00dfig sichtbar, das Gelb verh\u00e4ltnissm\u00e4\u00dfig schwach.\tbei 50\nBlau (Ultramarin), hatte einen Stich ins Violette\t55\u201475 sehr schwach, 75\u2014100 st\u00e4rker; dar\u00fcber hinaus das ganze violette Spectrum sichtbar.\tbei 100\nubertreffender Werth f\u00fcr Gelb gegen\u00fcbersteht. W\u00fcrde sich ein Zusammenhang nachweisen lassen, dergestalt, dass ein hoher Helligkeitswerth f\u00fcr eine Farbe einen niederen f\u00fcr die Complement\u00e4rfarbe bedingte, so lie\u00dfe sich der angef\u00fchrte Fall vielleicht aus Uebungs-und Erm\u00fcdungseinfl\u00fcssen erkl\u00e4ren. Herr Dr. Leitzmann ist Astronom und als solcher hei seinen Beobachtungen darauf angewiesen, hellere kleine Objecte von orangegelber Farbe auf einem dunkleren ausgedehnten blauen Grunde zu erkennen. Unter solchen Umst\u00e4nden wird sich aber leicht eine gr\u00f6\u00dfere Empfindlichkeit f\u00fcr die Farbe der zu suchenden kleinen Objecte ausbilden, w\u00e4hrend f\u00fcr die Farbe des stets das ganze Gesichtsfeld ausf\u00fcllenden Grundes eine Art dauernder Erm\u00fcdung, also Verminderung der Empfindlichkeit parallel geht. Auch die Resultate der Versuche mit Herrn Dr. K\u00fclpe, bei welchem Roth den geringsten, Gr\u00fcn dagegen den h\u00f6chsten Helligkeitswerth besitzt, scheinen f\u00fcr jene Annahme zu sprechen, w\u00e4hrend dieselbe in den bei den Beobachtern Kr\u00fcger und Schubert resultirenden Helligkeitswerthen anscheinend keine Best\u00e4tigung findet.","page":467},{"file":"p0468.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle XIV.\n468\nAugust Kirschmann,\n<M <M (M \u00abS\nrC \u00ab\t\u00ab\t^\t^ N\nW \u25a0* \u00a3\n^ CD CO W QO\nmittlere Variation.","page":468},{"file":"p0469.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes. 469\nVergleicht man die in Tabelle XIV aufgefiihrten Helligkeitswerthe mit den weiter oben mitgetheilten, durch eine rohere und ungenauere Methode ermittelten, so zeigt sich bei allen eine bedeutende Verschiedenheit. Da jedoch die in Tabelle XIV aufgef\u00fchrten Werthe s\u00e4mmtlich kleiner ausgefallen sind als jene, mithin die Abweichung durchweg] nach derselben Seite stattfindet, so kann dieselbe nicht lediglich auf Fehler in dem Versuchs verfahren zur\u00fcckgef\u00fchrt werden, sondern d\u00fcrfte zum gr\u00f6\u00dften Theil darin ihren Grund haben, dass die farbige Scheibe, welche um mehr als einen Decimeter entfernt hinter der kleinen grauen aufgestellt ]war, sich hinsichtlich [der Beleuchtung etwas im Nachtheil befand. Dass dem so war, konnte man ganz deutlich feststellen, wenn man beiden Scheiben die gleiche Zusammensetzung gab; es erschien dann die vordere stets bedeutend heller. Da es nothwendig war, die Messung genau unter denselben Aufstellungs- und Beleuchtungsverh\u00e4ltnissen vorzunehmen, unter welchen die eigentlichen Versuche stattfanden, so lie\u00df sich jener Fehler nicht vermeiden; die ermittelten Helligkeitswerthe der Pigmente gelten daher nicht absolut, sondern nur f\u00fcr die f\u00fcr die eigentlichen Contrastversuche geforderten Verh\u00e4ltnisse.\nEs sei noch bemerkt, dass man sich von der ann\u00e4hernden Richtigkeit des gefundenen mittleren Helligkeitswerthes einer Farbe durch ein experimentum crucis in wenig umst\u00e4ndlicher Weise \u00fcberzeugen kann.\nIst beispielsweise bei Herrn K\u00e4mpfe f\u00fcr Gelb gefunden worden :\n1)\t168w + 192s bis 186w + 174s\n2)\t176 w + 184s - 180w + 180s\n3)\t172w+188s - I84w + 176s,\nso betr\u00e4gt das Mittel hieraus 178 w + 182 s. Ein aus diesen Com-ponenten gemischtes Grau muss also dieselbe Helligkeit besitzen wie das gelbe Pigmentpapier. Wenn ich nun der gelben Scheibe Grau von eben diesem Mischungsverh\u00e4ltniss zusetze, so darf sich bei der Rotation der Scheibe nur die S\u00e4ttigung, nicht aber die Helligkeit derselben als ge\u00e4ndert erweisen. ^Bestimmt man nun die Helligkeit dieser weniger ges\u00e4ttigten Scheibe durch \u00e4hnliche Versuchsreihen wie bei der ges\u00e4ttigten, so d\u00fcrfen sich, sofern jene erste Bestimmung ann\u00e4hernd richtig gewesen ist, die Grenzen der","page":469},{"file":"p0470.txt","language":"de","ocr_de":"470\nAugust Kirschmann.\nGleichheit nicht wesentlich gegen diejenigen der ersten Bestimmung verschieben. Thun sie das letztere doch, so geht daraus mit Sicherheit hervor, dass wenigstens die eine der beiden Bestimmungen falsch war. Findet dagegen eine mehr oder minder genaue Ueber-einstimmung statt, so ist daraus, besonders wenn die Resultate verschiedener gleichwertiger Beobachtungen einander sehr \u00e4hnlich oder gleich sind, mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit zu schlie\u00dfen, dass die Bestimmungen des Helligkeitswerthes der betreffenden Farbe ungef\u00e4hr das Richtige getroffen haben. In dem vorhin erw\u00e4hnten Falle des Beobachters Herrn K\u00e4mpfe ergaben sich nun aus jener Controllbestimmung, bei welcher die farbige Scheibe aus 180\u00b0 Gelb, 89\u00b0 Wei\u00df und 91\u00b0 Schwarz zusammengesetzt war, die Grenzwerthe:\n1)\t162 w + 198 s bis 176 w + 184 s ,\n2)\t170 w + 190 s - 180 w+ 180 s,\nworaus sich der Mittelwerth zu 172 w -f- 188 s berechnet, was von dem mittleren Werth der ersten Bestimmung um 6 Grad, also nicht sehr betr\u00e4chtlich verschieden ist. In \u00e4hnlicher Weise sind zu den s\u00e4mmtlichen Bestimmungen, deren Resultate in Tabelle II mitgetheilt wurden, Controllversuche angestellt worden; und es wurden die Ergebnisse derselben, sofern ihre Abweichungen von den Hauptbestimmungen nicht gr\u00f6\u00dfer waren als die Abweichungen der Hauptbestimmungen unter einander, den Ergebnissen dieser letzteren gleichwerthig gesetzt und zur Gewinnung des Durchschnittswerthes mitbenutzt. Stellten sich zwischen Flaupt- und Controllversuchen bedeutende Verschiedenheiten ein \u2014 was \u00fcbrigens nur wenige Male geschah, und zwar wahrscheinlich durch Aenderung in den Beleuchtungsverh\u00e4ltnissen veranlasst, \u2014 so wurden die betreffenden Versuche als unbrauchbar erachtet.\nDie in Tabelle XIV aufgef\u00fchrten Helligkeitsbestimmungen geben uns ein Mittel an die Hand, die S\u00e4ttigung einer Farbe nach Belieben zu variiren, ohne dabei die Helligkeit derselben wesentlich oder merklich zu \u00e4ndern. Wir setzen der farbigen Scheibe nicht Wei\u00df zu, sondern Wei\u00df und Schwarz zugleich, und zwar in einem solchen Sectorenverh\u00e4ltniss, dass die Mischung bei der Rotation dasjenige Grau ergibt, welches dem Mittelwerthe der Helligkeits-","page":470},{"file":"p0471.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes. 471\nbestimmung der in Frage kommenden Farbe bei dem betreffenden Beobachter entspricht. Auf diese Weise wird der Fehler auf ein Minimum reducirt, welches au\u00dferhalb des Bereichs der Merklichkeit f\u00fcr den Beobachter liegt.\nWenden wir uns nunmehr zu den eigentlichen Contrastversuchen. Im Zimmer No. 6 des psychologischen Instituts war auf einer grauen Wand eine schwarze Fl\u00e4che von 1,20 m L\u00e4nge und 0,70 m Breite angebracht. Dieser schwarzen Fl\u00e4che gegen\u00fcber befindet sich das mittlere der drei nach dem Hofe gehenden Fenster, deren Jalousien stets so weit heruntergelassen waren, dass der schwarze Hintergrund und die davor aufgestellten Objecte nur Licht, welches von den den Hof umschlie\u00dfenden grauen Geb\u00e4udew\u00e4nden reflectirt wurde, nicht aber solches von dem hellen Himmel erhalten konnten.\nWenn directes Sonnenlicht ins Zimmer gelangte, konnte aus verschiedenen, hier nicht n\u00e4her aus einander zu\tZ\nsetzenden Gr\u00fcnden nicht gearbeitet werden. Vor der beschriebenen schwarzen Fl\u00e4che waren zwei Rotationsapparate aufgestellt, welche je eine aus schwarzen und wei\u00dfen Sectoren bestehende Scheibe von 10 cm Durchmesser trugen. Bewegliche schwarze, wei\u00dfe und mit farbigem Papier \u00fcberzogene Sectoren erm\u00f6glichten die Herstellung jeder zwischen Schwarz und Wei\u00df gelegenen Helligkeitsstufe von Grau sowie jeder zwischen Schwarz und Wei\u00df einerseits und der vollen S\u00e4ttigung des betreffenden Papiers anderseits gelegenen S\u00e4ttigung?stufe einer Farbe. Hinter der einen der beiden Scheiben war eine gr\u00f6\u00dfere von 18 bezw. 20 cm Durchmesser an einem \u00e4hnlichen Rotationsapparat befestigt und zwar so, dass sieh die beiden Mittelpunkte, deren\n-*\u25a0\nJ\nB\n\n\nKg. 7.","page":471},{"file":"p0472.txt","language":"de","ocr_de":"472\nAugust Kirschmann.\nEntfernung von einander 11,5 cm betrug, deckten, w\u00e4hrend der Rand der gr\u00f6\u00dferen gerade die Projection einer auf der Mitte des Abstandes der beiden kleineren Scheiben errichteten Senkrechten ber\u00fchrte. In Figur 7 ist die Art der Aufstellung, und zwar bei A von vorn, bei B von oben gesehen veranschaulicht. Es w\u00e4re ein Leichtes gewesen, die Scheiben a und J direct hintereinander auf der Achse desselben Eotationsapparates zu befestigen. Die obige Anordnung wurde jedoch vorgezogen, weil dadurch der st\u00f6rende Randcontrast fast g\u00e4nzlich beseitigt werden konnte. Der Hand-contrast tritt am deutlichsten auf, wenn die contrastirenden Fl\u00e4chen in derselben Ebene liegen, also die gleiche Entfernung vom Auge besitzen. Ist dies nicht der Fall, so kann das Auge nur f\u00fcr eine der beiden Fl\u00e4chen accommodiren ; die Zerstreuungskreise der andern fallen dann auf die Stellen, wo der Eandcontrast erscheinen sollte, und verhindern diesen theilweise oder ganz.\nHatten nun die beiden, kleinen Scheiben a und b die gleiche Zusammensetzung aus schwarzen und wei\u00dfen Sectoren, so erschienen sie auf dem schwarzen Hintergr\u00fcnde auch subjectiv gleich. Wurde nun aber hinter a eine gr\u00f6\u00dfere farbige Scheibe J, beispielsweise roth, angebracht, so standen sowohl a als b unter dem Contrasteinflusse dieser Farbe, aber a, da sie ganz von Roth umgeben war, in ungleich h\u00f6herem Ma\u00dfe als die von der rothen Fl\u00e4che getrennte und entferntere Scheibe b. Es erschien daher a deutlich in der Complement\u00e4rfarbe von /, in unserem Falle also gr\u00fcn, w\u00e4hrend b unbeeinflusst blieb, oder aber eher einen Stich ins R\u00f6thliche zu erhalten schien.\nUm die subjective Gleichheit von a und b wieder herzustellen k\u00f6nnen zwei Wege eingeschlagen werden. Man kann n\u00e4mlich der Scheibe b mittelst eines farbigen Sectors so viel von der Contrast-farbe von J zusetzen, dass beide, a und b, wieder den gleichen Eindruck machen ; oder aber, man bewirkt die Aenderung an der Scheibe a selbst, und zwar durch einen Sector von der gleichen Farbe wie J. In beiden F\u00e4llen besitzt man in der Gr\u00f6\u00dfe des Sectors, welcher n\u00f6thig war, um den Contrasteinfluss zu compen-siren, ein Ma\u00df f\u00fcr die St\u00e4rke dieses letztem.\nSo einfach demnach die Ausf\u00fchrung der Versuche scheint, so treten derselben doch mannigfache Schwierigkeiten entgegen.","page":472},{"file":"p0473.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fceber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u, Farben-Contrastes. 473\nZun\u00e4chst ist das Helligkeitsverh\u00e4ltniss der beiden kleinen, zu vergleichenden Scheiben, welche auf schwarzem Hintergrund einander gleich erschienen, mit dem Hinzutritt der Scheibe J sofort ein anderes. Die Scheibe b wird jetzt durch den Helligkeits contrast mit dem schwarzen Grunde, der hei a nicht wirkt, mehr gehoben. Sie muss daher hei objectiv gleicher Einstellung heller erscheinen; es ist somit geboten, durch Zusatz von Schwarz zu b die Gleichheit wieder herzustellen, was, da gleichzeitig der Farbencontrast wirkt, nur ann\u00e4hernd geschehen kann.\nEine weitere wichtige Vorsichtsma\u00dfregel besteht darin, dass man den farbigen Zusatz zu a oder b stets so anbringen muss, dass die Winkelbreiten des Schwarz und Wei\u00df, welche er verdr\u00e4ngt, in demjenigen Verh\u00e4ltniss stehen, welches durch den Helligkeitswerth der zugesetzten Farbe gefordert wird. Soll ich beispielsweise einer grauen Scheibe, welche aus 100\u00b0 Wei\u00df und 260\u00b0 Schwarz gemischt ist, 12\u00b0 Roth zusetzen, und zwar unter Erhaltung der vorigen Helligkeit der Scheibe, so muss f\u00fcr einen Beobachter, f\u00fcr den das lloth einen Helligkeitswerth von 16,53 (86 w + 274 s) besitzt, der Zusatz so vertheilt werden, dass er Wei\u00df und Schwarz im Verh\u00e4ltniss von 86 : 274 verdr\u00e4ngt, d. h. der rothe Sector von 12\u00b0 muss 2,87\u00b0 Wei\u00df und 9,13\u00b0 Schwarz verdecken, oder rund 3\u00b0 Wei\u00df und 9\u00b0 Schwarz.\nDie gr\u00f6\u00dften Schwierigkeiten bereitet die Art des Beohachtens selber. Eine successive Betrachtung der beiden zu vergleichenden Scheiben ist ausgeschlossen, da alsdann das Nachbild der induci-renden Scheibe, resp. des schwarzen Grundes mitwandert und unberechenbare Complicationen hervorruft. Bei simultaner Beobachtung, welche hier allein in Frage kommen kann und bei welcher selbstverst\u00e4ndlich wegen der nothwendigen Compensation der verschiedenen Empfindlichkeit der nasalen und temporalen Netzhaut binoculare Betrachtung geboten ist, wirkt es sehr erschwerend, dass die zu vergleichenden Scheiben im indirecten Sehen beurtheilt werden m\u00fcssen, was selbstverst\u00e4ndlich auf die Genauigkeit der Bestimmungen hemmend einwirkt und \u00fcberdies bei unge\u00fcbten Beobachtern eine langweilige Reihe von unbrauchbaren Vorversuchen voraussetzt.\nEinige Sorgfalt erheischen auch die Ma\u00dfregeln zur Vermeidung st\u00f6render Nachbilder. Es ist zu diesem Zwecke nothwendig, dass","page":473},{"file":"p0474.txt","language":"de","ocr_de":"474\nAugust Kirschmann.\nder einzelne Versuch auf eine kurze Zeitdauer beschr\u00e4nkt wird und dass die Zwischenzeit zwischen zwei Versuchen so lang bemessen wird, dass die Nachwirkung des ersten Versuches v\u00f6llig verschwindet, wovon sich der Beobachter durch Umherblicken auf der grauen Wand und durch Blinzeln \u00fcberzeugen kann. Um diesen Anforderungen zu gen\u00fcgen, war bei den sp\u00e4teren Versuchen vor den Rotationsapparaten, an einem beweglichen Stativ befestigt, ein schwarzer Schirm aufgestellt, auf welchem eine ihrer Lage nach dem Mittelpunkte des Abstandes zwischen a und b correspondirende Stelle als Fixationspunkt bezeichnet war. Diese Vorrichtung wurde nach dem Takte eines abseits stehenden, Secundenintervalle mar-kirenden Metronoms weggezogen und wieder vorgeschoben. Als g\u00fcnstigste Dauer der Versuche wurde eine Zeit von 2\u20144 Secunden festgestellt (4 Secunden bei Gelb, 2 Secunden bei Roth). Bei dieser Dauer machten sich st\u00f6rende Nachwirkungen nicht geltend; in der Regel kam es nicht zur Bildung complement\u00e4rer Nachbilder, oder wenn dies dennoch geschah, so hatten dieselben nur sehr kurze Dauer. Bei Anwendung noch k\u00fcrzerer Beobachtungszeiten als 2 Secunden war die Sicherheit der richtigen Fixirung gef\u00e4hrdet, w\u00e4hrend bei Zeiten \u00fcber 4 Secunden die Nachbilder anfingen, eine betr\u00e4chtlichere Dauer zu erhalten. Bei l\u00e4ngerer Dauer der Beobachtung kam es zuweilen vor, dass die St\u00e4rke des Contrastes mit der Dauer des Versuches ganz enorm zunahm, besonders wenn bereits mehrere Versuche vorangegangen waren ; es blieb dann stets nach Beendigung des Versuches ein Minuten lang dauerndes com-plement\u00e4res Nachbild zur\u00fcck. Ich kann mir diese Erscheinung nur dadurch erkl\u00e4ren, dass die schon erloschenen Nachwirkungen der vorausgegangenen Versuche (\u00e4hnlich wie bereits verschwundene Nachbilder heim Blinzeln) wieder auftauchen und sich zu dem gegenw\u00e4rtigen Eindr\u00fccke addiren.\nUnsere Untersuchung hatte sich nun zun\u00e4chst auf die Beantwortung der Frage zu richten: Bei welcher Helligkeit eines farblosen Lichteindruckes wird der Contrasteinfluss einer gegebenen Farbe auf jenes farblose Licht ein Maximum? Diese Frage ist durch die Sehmerler\u2019schen Versuche1) in ganz unzweideutiger\n1) Wundt, Phil. Stud. Bd. I S. 279.","page":474},{"file":"p0475.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes. 475\nWeise beantwortet worden, obgleich Schmerler selbst auf dieses Resultat seiner Untersuchung nicht das Hauptgewicht legt. Man werfe nur einen Blick auf die in der Tabelle Seite 388 zusammengestellten Resultate seiner Versuche mit Violett, und man \u2018wird erkennen, dass das Contrastmaximum \u00fcberall dann eintritt, wenn, mit den Worten S chmerler\u2019s ausgedr\u00fcckt, die schwarzen Sectoren der inducirten und die farbigen der inducirenden Scheibe die gleiche Breite haben. Dies bedeutet aber, wie Schmerler auch weiter unten1) selbst andeutet, gar nichts anderes, als dass die beiden Scheiben gleiche Helligkeit besitzen; denn das Schwarz, welches dem inducirten Felde zugesetzt wurde, war gew\u00f6hnliches mattschwarzes Papier. Wenn man nun bedenkt, dass solches Papier bei weitem nicht die Dunkelheit des Pariser Schwarz erreicht, sondern etwa guter chinesischer Tusche gleichkommt, und wenn man anderseits in Betracht zieht, dass das Violett \u00fcberhaupt, besonders aber das von Pigmenten, die lichtschw\u00e4chste Farbe ist, so wird man leicht einsehen, dass gleiche Sectorenbreiten von Schwarz und Violett auch ann\u00e4hernd gleiche Verdunkelungen hervorbringen mussten. Indessen scheint das violette Pigment doch einen etwas h\u00f6heren Helligkeitswerth besessen zu haben als das schwarze, was sich bei gr\u00f6\u00dferen Sectorenbreiten deutlicher heraussteilen musste. In der Tabelle gelangt dies darin zum Ausdrucke, dass bei etwa 70\u00b0 das Schwarz anf\u00e4ngt zu dunkel zu werden, infolge dessen das inducirte Feld bis zu 40\u00b0 Wei\u00df mehr bedurfte als das inducirende.\nNoch deutlicher tritt dies zu Tage in der Tabelle auf Seite 292, wo das inducirende Feld durch ein purpurfarbenes Pigment gebildet wurde und das Contrastfeld in der Form eines Ringes einen beschr\u00e4nkteren Raum einnahm. Hier beginnt schon bei 60\u00b0 das Schwarz sich deutlich als dunkler zu erweisen, so dass der Unterschied in der Sectorenbreite des schwarzen und farbigen Zusatzes bis auf 60\u00b0 und mehr steigt.\nAuch die folgenden Versuche scheinen zu best\u00e4tigen, dass der Farbencontrast dann am besten zur Geltung gelangt, wenn der Helligkeitscontrast ganz ausgeschlossen, oder auf eine unmerkliche St\u00e4rke reducirt ist. Es blieben bei diesen Versuchen w\u00e4hrend\n1) Wundt, Phil. Stud. Bd. I S. 395.","page":475},{"file":"p0476.txt","language":"de","ocr_de":"476\nAugust Kirschmann. Tabelle XV.\n\tZusammensetzung\tContrastmaximum.\t\n\t\t\t\nName des Beobachters.\tder inducirenden\tGr\u00f6\u00dfe des zur Ausgleichung\tZusammensetzung der\n\tScheibe J.\tnothwendigen gleich- oder\tgrauen Scheiben (a u. b)\n\t\tcomplement\u00e4rfarbigen Zu-\tbeim Maxim alwerthe des\n\t\tsatzes zu a resp. & in Graden.\tContrastes.\n\t\t1) Statt des rothenresp. schwarzen Grundes wurde ein halb roth, halb schwarz gef\u00e4rbter\t\nPawlo witsch\t360\u00b0 roth 360\u00b0 roth\tSchirm angewandt, welcher 2 Ausschnitte von 4 cm L\u00e4nge und 2 cm Breite besa\u00df, hinter welchen die Vergleichsscheiben sichtbar waren. 50\u201454\u00b0 gr\u00fcn zu b. 2) bei offenen Scheiben\tungef\u00e4hr 90 w + 270 s\n\t\t\t\n\t\t\t\n\t\t\t85 w + 275 s\n55\t\t36\u201440\u00b0 gr\u00fcn zu b.\t\n55\t360\u00b0 gr\u00fcn\t25\u201432\u00b0 roth zu 6\t160 w + 200 s\n55\t180\u00b0 gr\u00fcn + 100 s + 80 w\t16\u201420\u00b0 roth zu b\t150 w + 210 s\nNosiri\t360\u00b0 roth\t26\u201432\u00b0 gr\u00fcn zu b\t90 w + 270 s\n55\t180\u00b0 roth + 45 w + 135 s\t16\u201424\u00b0 gr\u00fcn zu 6\t90 w + 270 s\nKirschmann\t300\u00b0 roth + 45 s + 15 w\t35\u201445\u00b0 roth zu a\t100 w + 260 s\n55\t180\u00b0 roth + 135 s + 45 w\t20\u201425\u00b0 roth zu a\t80 w + 280 s\n55\t360\u00b0 gr\u00fcn\t50\u201460\u00b0 gr\u00fcn zu a\t175 w + 185 s\n55\t180\u00b0 gr\u00fcn + 85 w + 95 s\t25\u201440\u00b0 gr\u00fcn zu a\t165 w + 195 s\neiner Reihe die Verh\u00e4ltnisse der die inducirende Scheibe zusammensetzenden Sectoren constant, w\u00e4hrend man das Grau der beeinflussten sowie das der Vergleichsscheibe alle Helligkeitsstufen zwischen dem Wei\u00df des Cartons und dem Schwarz der geschw\u00e4rzten Sectoren durchwandern lie\u00df. Die Ver\u00e4nderung der Sectoren geschah von 10 zu 10 resp. von 5 zu 5 Grad. Von einer genaueren","page":476},{"file":"p0477.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes. 477\nBestimmung wurde abgesehen, weil diese Frage, wie oben schon bemerkt, durch die Versuche Schmerler\u2019s schon entschieden ist, sodann aber auch, weil die Versuche wegen der gro\u00dfen Zahl der m\u00f6glichen Combinationen eine zu gro\u00dfe Zeit in Anspruch genommen haben w\u00fcrden. Dazu kommt, dass die Gr\u00f6\u00dfe des zur Ausgleichung zugesetzten farbigen Sectors hier nicht in demselben Sinne wie bei den sp\u00e4teren Versuchen, wo die Helligkeit w\u00e4hrend einer Versuchsreihe eine constante war, einen sicheren Ma\u00dfstab f\u00fcr die St\u00e4rke des Contrasteinflusses abgiebt, da der gleiche Sector einer Farbe, zu verschiedenen Stufen der farblosen Helligkeitsreihe zugef\u00fcgt, nicht \u00fcberall denselben Werth hat. Dieser Werth als farbiger Be-standtheil einer Lichtempfindung h\u00e4ngt nicht allein von der Sectoren-breite, sondern auch noch von verschiedenen anderen Factoren, wie Helligkeitswerth der betreffenden Farbe, Unterschiedsempfindlichkeit f\u00fcr verschiedene Stufen der Mischung jener Farbe mit Grau, ab und d\u00fcrfte im einzelnen Falle schwerlich genau zu ermitteln sein. So geben beispielsweise 6\u20148\u00b0 Roth zu einem Grau von dem Mischungsverh\u00e4ltnis 30\u00b0w-|- 330os zugesetzt, dem Ganzen eine deutlich sichtbare r\u00f6thliche F\u00e4rbung. Derselbe Zusatz von Roth zu 360\u00b0 Wei\u00df wirkt dagegen kaum mehr als Farbe, sondern \u00e4ndert nur die Helligkeit etwas. Es wohnt daher den Resultaten der in Tabelle XV mitgetheilten Versuche nach der Seite der Verminderung der Helligkeit hin keine unbedingte Beweiskraft inne, w\u00e4hrend anderseits die Thatsache, dass bei Gelb (in der Tabelle nicht verzeichnet, weil die Versuche nicht beendet wurden) f\u00fcr gr\u00f6\u00dfere Helligkeit der Vergleichsscheiben auch gr\u00f6\u00dfere Zus\u00e4tze die Gleichheit nicht zu st\u00f6ren schienen, nicht im Stande ist, einen Gegenbeweis zu erbringen. Wenn wir daher an dem Satze, dass der Farbencontrast um so deutlicher sei, je geringer der Helligkeits-contrast sich bemerkbar macht, festhalten, so geschieht dies weniger in Ansehung der obigen, keineswegs ganz einwurfsfreien Beobachtungsresultate, als vielmehr auf Grund der nach unserer Ansicht gr\u00f6\u00dfere Beweiskraft besitzenden Schmerler\u2019schen Versuche.\nWenn f\u00fcr das rothe Pigment gefunden wurde, dass es an Helligkeit einem Grau von der Zusammensetzung 90 w + 270 s ann\u00e4hernd entspricht, so darf eine graue Scheibe von denselben Mischungsverh\u00e4ltnissen von Seiten einer dahinter aufgestellten","page":477},{"file":"p0478.txt","language":"de","ocr_de":"478\nAugust Kirschmann.\ngr\u00f6\u00dferen rothen Scheibe nur noch im Sinne des Farbencontrastes, nicht mehr im Sinne des Helligkeitscontrastes beeinflusst werden ; und dieser Einfluss muss, da der Farbencontrast sein Maximum findet, wenn der Helligkeitscontrast auf ein Minimum reducirt ist, gerade unter diesen Umst\u00e4nden f\u00fcr den gegebenen S\u00e4ttigungsgrad der Farbe seinen Maximalwerth erreichen. Eine zweite daneben aufgestellte, aber die rothe nicht mehr ber\u00fchrende, graue Scheibe, deren durch den Contrast mit dem schwarzen Hintergrund erh\u00f6hte Intensit\u00e4t durch Zusatz einer kleinen Winkelbreite Schwarz ausgeglichen ist, wird wegen der gr\u00f6\u00dferen Entfernung von der rothen Scheibe von dieser nur noch in geringem Ma\u00dfe beeinflusst werden. Sie wird in ihrer nat\u00fcrlichen Farbe erscheinen, w\u00e4hrend die direct beeinflusste gr\u00fcn aussieht. In der Regel jedoch wird der Beobachter, weil man diejenigen Gegenst\u00e4nde am leichtesten zu vergleichen im Stande ist, welche die meisten gemeinschaftlichen Merkmale besitzen, die weniger beeinflusste Scheibe, im Gegensatz zu der unter dem directen Contrasteinfluss stehenden und gr\u00fcn erscheinenden, als r\u00f6thlich bezeichnen. Stellt man durch Zusatz von einer gewissen Menge rothen Lichtes zu a, oder eines Quantums Gr\u00fcn zu b die subjective Gleichheit beider Scheiben wieder her, so gibt die Winkelgr\u00f6\u00dfe des rothen resp. gr\u00fcnen Zusatzes ein Ma\u00df ab f\u00fcr die Gr\u00f6\u00dfe der Wirkung des Farbencontrastes.\nErsetze ich nun einen Theil der rothen Scheibe durch Schwarz und Wei\u00df, und zwar diese letzteren in demselben Verh\u00e4ltniss anwendend, in welchem die Componenten des Grau der Scheibe a zu einander stehen, so wird an den Helligkeitsverh\u00e4ltnissen der drei Objecte (sofern die Helligkeitsbestimmung f\u00fcr Roth ann\u00e4hernd richtig ist) nichts Wesentliches ge\u00e4ndert; aber das inducirende Roth ist nunmehr von einer geringeren S\u00e4ttigung als vorher. Die von ihr bewirkte Contrasteinwirkung auf a wird ihrer St\u00e4rke nach auf dieselbe Weise wie bei der ersten S\u00e4ttigungsstufe ermittelt. Ist dies geschehen, so wird unter Beibehaltung desselben Verfahrens zu einer weiteren Verminderung der S\u00e4ttigung geschritten und so fort, bis die ganze S\u00e4ttigungsreihe durchgearbeitet ist. Um den Fehler, der dadurch entsteht, dass der gr\u00f6\u00dferen S\u00e4ttigung immer die geringere folgte, auszugleichen, wird sodann das Verfahren in umgekehrter Ordnung, d. h. mit der geringsten S\u00e4ttigung beginnend, wiederholt.","page":478},{"file":"p0479.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes. 479\nDie Feststellung der Gleichheit von a und b geschieht nach der Methode der minimalen Aenderungen. Zun\u00e4chst wird, von 10 zu 10 Grad fortschreitend, die ungef\u00e4hre Lage der Gleichheitszone ermittelt ; dann wird, von Grad zu Grad, resp. je um 2 Grad, weitergehend, die genaue Bestimmung der oberen und unteren Grenze vorgenommen, was nat\u00fcrlich zweimal zu geschehen hat, das eine Mal von zu geringem, das andere Mal von zu gro\u00dfem Zusatze ausgehend.\nBei Versuchen, wie den vorliegenden, welche vorerst nur auf die Feststellung einer Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit in groben Z\u00fcgen ausgehen, ist das unwissentliche Verfahren entschieden vorzuziehen. Die Fehler, die heim wissentlichen Verfahren durch die Erwartung, durch die Zahl der Einzelbeobachtungen u. s. w. verursacht werden, sind hier so gut wie ausgeschlossen. Auch kann man sich durch Vexirversuche leicht und ohne Wissen des Beobachters vergewissern, ob derselbe sicher in seinem Urtheil und nicht durch irgendwelche Voreingenommenheit \u00fcber den Grad und die Richtung der geschehenen Aenderung beeinflusst sei.\nEs sei noch bemerkt, dass die hei den folgenden Versuchen betheiligten Mitarbeiter, mit Ausnahme des Flerrn Dr. K\u00fclpe1), welcher kurzsichtig ist und bei den Versuchen Concavgl\u00e4ser Nr. 10 trug, normalsichtig sind. Ich selbst bin etwas kurzsichtig, trug aber bei den an mir selbst gemachten Versuchen keine Brille, sah den Rand der Scheiben daher nicht ganz deutlich. Ebenso erwiesen sich die Beobachter bei der Pr\u00fcfung am Spektroskop und bei der Sortirung von Wollproben als farbent\u00fcchtig.\nIn Tabelle XVI bis XX sind die Werthe verzeichnet, welche sich f\u00fcr die Intensit\u00e4t des von verschiedenen S\u00e4ttigungsgraden der Farben Roth und Gr\u00fcn hervorgerufenen Contrastes ergaben. In der vorderen Spalte ist die Zusammensetzung der inducirenden Scheibe angegeben, w\u00e4hrend die zweite Spalte den aus einer Anzahl von Einzelbestimmungen resultirenden Mittelwerth des von einer S\u00e4ttigungsstufe der inducirenden Farbe ausge\u00fcbten Contrasteinflusses, gemessen durch die Winkelbreite des zur Herstellung der subjectiven Gleichheit n\u00f6thigen Zusatzes zu a oder b, zeigt. Die Breite der Region der Uebereinstimmung ist, vielleicht eine Folge\n1) N\u00e4here Angaben siehe weiter oben (p. 442). Wundt, Philos. Studien. YI.\n32","page":479},{"file":"p0480.txt","language":"de","ocr_de":"480\nAugust Kirschmann.\nTabelle XYI.\nZusammensetzung der\t\tA.\t\t\t\tB.\t\t\ninducirenden Scheibe.\tBeobachter: P a wlo witsch.\t\t\t\tBeobachter: Nosiri.\t\t\t\n\tMittlerer\tDurch-\tMittlere\t\tMittlerer\tDurch-\tMittlere\t\n\tWerth des\tschnittl.\tVariation\t\tWerth des\tschnittl.\tVariation\t\n\tZusatzes von\tGr\u00f6\u00dfe der\t\t\tZusatzes von\tGr\u00f6\u00dfe der\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\n\tGr\u00fcn zu b\tGleich-\tuntere\tobere\tGr\u00fcn zu b\tGleich-\tobere\tuntere\nRoth Wei\u00df Schwarz\tin Graden.\theitszone.\tGrenze\tGrenze\tin Graden.\theitszone.\tGrenze\tGrenze\n60\u00b0 + 75\u00b0 + 225\u00b0\tn*\u00b0\t4F\t\t\t10\u00b0\t2\u00b0\t\t\n100 + 65 + 195\t14\t6\t\t\t13f\t6*\t\t\n140 + 55 + 165\tm\tH\t\t\t19f\t\t\t\n180 + 45 + 135\t21\tH\t4\u00b0\tif\u00b0\t22\t6\t2\u00b0\t20 l\u00ef\n240 + 30 + 90\t24f\t4|\tH\t\t24\t3*\tH\tH\n300 + 15 + 45\t30j\tH\t2\t2t\t-fr\u00ab GO\t6*\tH\t\n360\t33 J\tH\t4-5 \u2019s\t\t31*\t6\tH\tH\nTabelle XVII.\nInducirende Scheibe: Gr\u00fcn; Ausgleichung durch Zusatz von Roth zu b.\n\tA\t\tB.\t\tc\t\n\tBeobachter :\t\tBeobachter :\t\tBeobachter:\t\n\tPawlowitsch.\t\tNosiri.\t\tHaarhof f.\t\n\tDurchschnitt-\tDurch-\tDurchschnitt-\tDurch-\tDurchschnitt-\tDurch-\nS\u00e4ttigungsgrad\tlicher Werth\tschnittliche\tlicher Werth\tschnittliche\tlicher Werth\tschnittliche\nder inducirenden\tdes Zusatzes\tBreite des\tdes Zusatzes\tBreite des\tdes Zusatzes\tBreite des\ngr\u00fcnen Scheibe.\tvon\tGleichheits-\tvon\tGleichheits-\tvon\tGleichheits-\n\tRoth zu \u00f6.\tgebietes.\tRoth zu b.\tgebietes.\tRoth zu b.\tgebietes.\n90\u00b0\t13\u00b0\t5\u00b0\tn*\u00b0\tQ 2 O\t12*\u00b0\t5\u00b0\n120\t\t\t\t\t15!\t3\n135\t\t\t14*\tH\t\t\n180\t18\t5\t18*\t4*\t\t\n195\t\t\t\t\t20\t3\n240\t\t\t\t\t24\t3\n270\t24\u00a3\t5\t22|\t4*\t\t\n300\t\t\t\t\t29\t4\n360\t28t\t4f\t-ho GO\t7\t31*\t54","page":480},{"file":"p0481.txt","language":"de","ocr_de":"lieber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes. 481\nTabelle XVIII.\nBeobachter: Kirschmann; inducirende Farbe: Roth.\n\t\t\t\t\t\tI.\t\t\tII.\t\nZusammensetzung der inducirende n Scheibe.\t\t\t\t\tDie Herstellung der Gleichheit geschah durch Zusatz von Gr\u00fcn zu 6.\t\t\t\tDie Herstellung der Gleichheit geschah durch Zusatz von Roth zu a.\t\n\t\t\t\t\tMittlerer Werth des Zusatzes.\tDurch- schnittliche\tMittlere Variation\t\tMittlerer Werth des Zusatzes.\tDurchschnittliche Breite des Gleichheitsgebietes.\nRoth\tWei\u00df\t\tSchwarz\t\t\tBreite des Gleichheitsgebietes.\tuntere Grenze.\tobere Grenze.\t\t\n60\u00b0\t+\t75\u00b0\t+\t225\u00b0\t73 0 \u2022T\t2*\u00b0\t1 0 Y\ti\u00b0\t10*\u00b0\t4*\u00b0\n100\t+\t65\t+\t195\t14*\t5*\t4\t2\t17\t5\n140\t+\t55\t+\t165\t19*\tH\tH\t24 1T5\t20\t4\n180\t+\t45\t+\t135\t24*\t4*\t1*\t1\t24*\t4*\n240\t+\t30\t+\t90\t28*\t4*\t1\t3 X\t28*\t4*\n300\t+\t15\t4-\t45\t81*\tH\tf\t1\t31\t5\n360\t\t\t\t\t35*\t6\t1*\t05\t34*\t\nTabelle XIX.\nBeobachter: Kirschmann; inducirende Farbe: Gr\u00fcn.\n\t\t\t\t\t\tI.\t\t\t11.\t\nZusammensetzung der renden Scheibe.\t\t\t\tinduci-\tHerstellung der Gleichheit der Vergleichsscheiben durch Zusatz von Roth zu &.\t\t\t\tHerstellung der Gleichheit durch Zusatz von Gr\u00fcn zu a.\t\n\t\t\t\t\tMittlerer\tDurch- schnittliche\tMittlere Variation\t\tMittlerer Werth des Zusatzes.\tDurchschnittliche Breite des Gleichheitsgebietes.\nGr\u00fcn\tWei\u00df\t\tSchwarz\t\tWerth des Zusatzes.\tBreite des Gleichheitsgebietes.\tuntere Grenze.\tobere Grenze.\t\t\n60\u00b0\t+ 133\u00b0\t\t+\t167\u00b0\t9*\u00b0\t2*\u00b0\tH\u00b0\ti\u00b0\t9|\u00b0\t4*\u00b0\n100\t+\t116\t+\t144\t13*\t5*\t3 T\t3 T\t12*\t4 1\n140\t+\t98\t+\t122\t17*\t5*\t1*\t3 n\t20*\t7\n180\t+\t80\t+\t100\t22*\t5*\t1\t3 T\t30*\t\n220\t+\t62\t+\t78\t30\t4\ti*\t2\t39*\tH\n260\t+\t44\t+\t56\t33*\t5*\t2*\t2*\t45*\t4\n300\t+\t27\t+\t33\t37*\t\t1\t4\t48*\tH\n330\t+\t13\t+\t17\t40*\t6*\t1*\t4\t55\t4\n360\t\t\t\t\t43A\t7\tm\t41\t57*\t7\n32*","page":481},{"file":"p0482.txt","language":"de","ocr_de":"482\nAugust Kirschmann. Tabelle XX.\nBeobachter: Dr. K\u00fclpe.\nHerstellung der subjectiven Gleichheit der Yergleichsscheiben durch Zusatz von\nOrangegelb zu a.\nZusammensetzung der induciren-den Scheibe.\t\t\t\t\tZusatz von Gelb zu a.\t\t\t\n\t\t\t\t\tMittelwerth des nothwendigen Zusatzes von Gelb.\tDurchschnittliche Breite des Gleichheitsgebietes.\tMittlere\tVariation\nGelb\tWei\u00df\t\tSchwarz\t\t\t\tobere Grenze.\tuntere Grenze.\n60\u00b0\t+\t142\u00b0\t+\tGO O\t174\u00b0\t1 o\t2f\u00b0\t17 0 %\n120\t+\t113\t+\t127\t24*\tn\tn\tif\n180\t+\t85\t+\t95\t3 Of\t6 b\t15\tH\n240\t+\t57\t+\t63\t37^\t4\u00ce\tot \"\u201c3\tn\n300\t+\t28\t+\t32\t38f%\tn\t1|\tn\n360\t\t\t\t\t4*\tn\t\t* A\nder aus weiter oben auseinandergesetzten Gr\u00fcnden gebotenen in-directen Fixation und des v\u00f6llig unwissentlichen Verfahrens, ziemlich betr\u00e4chtlich ausgefallen und erreicht h\u00e4ufig 10\u201412\u00b0. Das aus denselben gezogene Mittel aber \u00fcbersteigt, wie aus den in der 3. Spalte der Tabellen angef\u00fchrten Werthen ersichtlich ist, selten eine Breite von 7\u00b0.\nDie mittleren Variationen f\u00fcr die oberen und unteren Grenz-werthe sind in allen denjenigen F\u00e4llen in einer 4. und 5. Rubrik angef\u00fcgt, in welchen die Zahl der angestellten Einzelbestimmungen der Grenzen 4 oder mehr betrug. Da eine Einzelbestimmung der Grenzen in der Regel 15\u201420 oder mehr einzelne Beobachtungen n\u00f6thig machte, so dauerte sie h\u00e4ufig \u00fcber y2 Stunde, und es konnten in den g\u00fcnstigsten F\u00e4llen w\u00e4hrend einer Versuchszeit von 1\u201411/2 Stunden h\u00f6chstens 3\u20145 solcher Ermittelungen der Grenzen gewonnen werden. Aus dieser erheblichen Dauer der Versuche, sowie aus dem Umstande, dass einigen der mitarbeitenden Herren nur eine beschr\u00e4nkte Zeit zu dieser Untersuchung zur Verf\u00fcgung stand, wovon \u00fcberdies die zur Ein\u00fcbung n\u00f6thigen Vorversuche einen betr\u00e4chtlichen Theil absorbirten, erkl\u00e4rt es sich, dass nicht s\u00e4mmt-","page":482},{"file":"p0483.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u, Farben-Contrastes. 483\nliehe Reihen hinsichtlich der Anzahl der den Mittelwerthen zu Grunde liegenden Bestimmungen in der beabsichtigten Weise durchgef\u00fchrt werden konnten. Wo daher in den Tabellen die Angabe der mittleren Variation fehlt, da liegt eine Mittelziehung aus nur je 2 oder 3 Doppelbestimmungen der Grenzen vor.\nBetrachten wir nun die in den Tabellen aufgef\u00fchrten Versuchsresultate, so findet sich die Ansicht Schmerler\u2019s, dass der Contrasteinfluss, welchen eine Farbe auf irgend ein Grau aus\u00fcht, bei einer mittleren S\u00e4ttigung jener Farbe sein Maximum erreiche, nicht in einem einzigen Falle best\u00e4tigt. AVir haben weiter oben schon gezeigt, wie die Resultate Schmerler\u2019s, welche mit ziemlicher Bestimmtheit darauf hin weisen, dass der Contrast zwischen einem farbigen und einem farblosen Eindr\u00fccke dann am besten zur Geltung gelangt, wenn gleichzeitig der zwischen beiden bestehende Helligkeitscontrast auf ein Minimum herahgedr\u00fcckt ist, gar nichts \u00fcber den Einfluss der S\u00e4ttigung zu beweisen im Stande sind, da Schmerler nicht in der Lage war, den S\u00e4ttigungsgrad unabh\u00e4ngig von der Helligkeit variiren zu k\u00f6nnen. Bei den vorstehend mit-getheilten Versuchen ist innerhalb einer Reihe die Helligkeit aller in Frage kommenden Objecte bis auf einen sehr geringen Fehler constant erhalten worden, so dass jede Verminderung oder Vermehrung des Contrasteinflusses als die Folge der eingetretenen Aenderung des S\u00e4ttigungsgrades angesehen werden muss.\nDie in den Tabellen aufgef\u00fchrten mittleren Werthe f\u00fcr die Intensit\u00e4t des Contrastes zeigen durchweg eine mit der Zunahme der S\u00e4ttigung der inducirenden Farbe fortschreitende Verst\u00e4rkung des Constrastes. Jedoch h\u00e4lt die letztere keineswegs mit der S\u00e4ttigungszunahme gleichen Schritt; sie wird vielmehr immer geringer, so dass sie sich einem Werthe zu n\u00e4hern scheint, hei welchem eine Steigerung nicht mehr m\u00f6glich ist. Dieser Werth konnte hei unseren Versuchen nat\u00fcrlich nicht ermittelt werden, da wir \u00fcber die S\u00e4ttigung der vollen Farbenscheiben (also 360\u00b0) nicht hinausgehen konnten, obgleich diese keineswegs die h\u00f6chste, f\u00fcr unser Auge erreichbare S\u00e4ttigungsstufe repr\u00e4sentirt, sondern schon durch die S\u00e4ttigung des durch farbige Gl\u00e4ser oder andere durchl\u00e4ssige Medien hindurchgegangenen Lichtes weit \u00fcbertroffen wird. Die Art der ungleichf\u00f6rmigen Zunahme des Contrastes bei gleich-","page":483},{"file":"p0484.txt","language":"de","ocr_de":"484\nAugust Kirschmanii.\nf\u00f6rmigem Wachsthum der S\u00e4ttigung l\u00e4sst sich am deutlichsten in der Darstellung durch Curven veranschaulichen, indem man unter Zugrundelegung eines rechtwinkeligen Coordinatensystems die Ma\u00dfzahlen der S\u00e4ttigungsstufen als Abscissen, diejenigen der dazu geh\u00f6rigen Contrastgr\u00f6\u00dfen als Ordinaten verwerthet. Die so con-struirten Curven steigen zun\u00e4chst ziemlich steil an, zeigen aber in ihrem weiteren Verlaufe mehr oder weniger deutlich das Bestreben, sich einer der Abscissenaxe parallelen Richtung zu n\u00e4hern.\nAm deutlichsten zeigen diese Eigenschaft die Curven, welche den Contrasteinfluss von Roth und Orange darstellen. Die Curven f\u00fcr Gr\u00fcn dagegen haben fast alle gerade an derjenigen Stelle, wo diejenigen f\u00fcr Roth und Gelb ihre gr\u00f6\u00dfte Convexit\u00e4t besitzen, eine concave Strecke, eine Thatsache, die vorl\u00e4ufig noch keine Erkl\u00e4rung finden kann. Dass es bei den Curven f\u00fcr Gr\u00fcn \u00fcberhaupt nicht so deutlich zu jener Neigung zur Annahme einer der Abscissen-axe parallelen Richtung kommt, d\u00fcrfte wohl darin seinen Grund haben, dass sich das benutzte gr\u00fcne Papier vor den anderen durch eine geringere S\u00e4ttigung auszeichnete, was ja auch schon in Tabelle XIII, in welcher die Resultate der spektroskopischen Untersuchung der Papiere mitgetheilt wurden, darin seinen Ausdruck findet, dass jenes gr\u00fcne Papier alle Wellenl\u00e4ngen zwischen den Linien C und F reflectirt. Daraus d\u00fcrfte sich dann vielleicht auch das enorme Ansteigen der Curve f\u00fcr Tabelle XIX, II, wo als indu-cirende und reagirende Farbe \u00bbGr\u00fcn\u00ab auftritt, dessen mangelnde S\u00e4ttigung hierbei doppelt ins Gewicht fallen musste, erkl\u00e4ren. Da ich bei den Versuchen an mir selbst Beobachter und Experimentator zugleich war und somit, obgleich ich immer nur von der Richtung der geschehenen \u00c4nderung, nicht aber von dem Ma\u00dfe derselben Kenntniss besa\u00df, von einem rein unwissentlichen Verfahren hier nicht mehr die Rede war, so war die M\u00f6glichkeit einer Beeinflussung durch die dem wissentlichen Verfahren anhaftenden Fehler, welche nur durch eine gr\u00f6\u00dfere Zahl von Versuchen elimi-nirt werden k\u00f6nnen, nicht ausgeschlossen. Ich wiederholte daher die Beobachtungen f\u00fcr die h\u00f6heren S\u00e4ttigungsstufen \u00f6fter als bei den \u00fcbrigen Reihen, kam aber zu keinem anderen Resultate.\nDie in Figur 8 gegebene, die Resultate der Tabelle XX veranschaulichende Darstellung zeigt in der mit M bezeichneten Curve","page":484},{"file":"p0485.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes. 485\ndas Anwachsen des Contrasteinflusses von Gelb auf Grau, wie es den mittleren Werthen der Tabelle entspricht, w\u00e4hrend den Curven 0 und U die zu jenen Mittelwerthen geh\u00f6rigen oberen und unteren Grenzen zu Grunde liegen, so dass die dazwischenliegende Fl\u00e4che das gesammte Gebiet der Gleichheit repr\u00e4sentirt.\nWas l\u00e4sst sich nun aus den vorstehend berichteten Resultaten unserer Untersuchung schlie\u00dfen? Zun\u00e4chst d\u00fcrfte wohl klar sein, dass die Annahme Schmerler\u2019s, der Contrasteinfluss einer Farbe auf Grau finde sein Maximum bei einer mittleren S\u00e4ttigung, keine Best\u00e4tigung erh\u00e4lt. Der Contrast nimmt vielmehr mit der S\u00e4ttigung der inducirenden Farbe zu. Diese Zunahme aber ist keine der Verst\u00e4rkung der S\u00e4ttigung proportionale, sondern eine verz\u00f6gerte; ganz wie es dem Relativit\u00e4tsgesetz1) entspricht, welches niemals verlangt, dass dem Wachsen der Intensit\u00e4t des physischen Vorgangs eine Abnahme des parallel gehenden psychischen Processes entspreche, wie dies der Fall sein m\u00fcsste, wenn die Schm er 1er\u2019sehe Ansicht sich als richtig erwiesen h\u00e4tte, sondern nur, dass bei unbeschr\u00e4nktem Wachsthum der Intensit\u00e4t des physischen Processes der psychische Parallelvorgang sich hinsichtlich seiner Intensit\u00e4t einem endlichen, nicht zu \u00fcberschreitenden Werthe n\u00e4hert. In der That zeigen die weiter oben erw\u00e4hnten Curven, wenigstens ihrer Mehrzahl nach, eine nicht zu verkennende Aehnlichkeit mit dem \u00fcber der Abscissenaxe liegenden Abschnitte der das Wachsthum der Empfindung bei gleichf\u00f6rmig wachsendem Reize darstellenden, in ihrer Lage modificirten logarithmischen Linie2).\nWas folgt nun aber aus den vorstehend mitgetheilten Verh\u00e4ltnissen f\u00fcr den Contrast zwischen zwei verschiedenen Farben ? Denken wir zun\u00e4chst an zwei Gegenfarben wie Roth und Blaugr\u00fcn. Der Contrasteinfluss einer Farbe auf Grau wird ein Maximum, wenn\n1)\tWundt, Phys. Psych.3, I, p. 381.\n2)\tebendaselbst, p. 385.","page":485},{"file":"p0486.txt","language":"de","ocr_de":"486\nAugust Kirschinann.\ndas Grau mit ihr die gleiche Helligkeit besitzt. Dieser Satz d\u00fcrfte aller Wahrscheinlichkeit nach auch von dem Contraste zwischen zwei Farben gelten. Auch er wird sein Maximum (hei beiderseits constanter Qualit\u00e4t und S\u00e4ttigung) erreichen, wenn der Helligkeits-contrast auf ein Minimum reducirt ist. Der Contrast, welchen eine Farbe einem Grau oder einer anderen Farbe gegen\u00fcber hervorruft, w\u00e4chst, wie wir theils aus unseren Versuchen gesehen haben, theils nach Analogie zu schlie\u00dfen uns berechtigt glauben, allerdings mit I der S\u00e4ttigung der inducirenden Farbe. Aber der Contrast zwischen ' zwei Farben besteht ja nicht hlos aus dem Einfluss, welchen die eine derselben auf die andere aus\u00fcbt, sondern diese letztere wirkt auch beeinflussend auf die erstere zur\u00fcck '), so dass der Contrast zwischen beiden als die Summe zweier Componenten betrachtet werden muss, zwischen welchen, wenn sie auch nicht unabh\u00e4ngig von einander variabel sind, nicht nothwendig Proportionalit\u00e4t zu bestehen braucht.\nNun ist ferner zu erw\u00e4gen, dass eine Farbe um so weniger einer Aenderung durch Contrasteinfluss unterworfen ist, je ges\u00e4ttigter sie ist. Eine Farbe von vollkommener (d. i. in Wirklichkeit nie vorhandener, unendlicher) S\u00e4ttigung kann durch den Contrast \u00fcber-I haupt nicht mehr ver\u00e4ndert werden. Daraus folgt nun: wenn von zwei Farben a und b die eine, etwa a, eine Steigerung ihrer S\u00e4ttigung erf\u00e4hrt, so w\u00e4chst zwar der Contrasteinfluss, welchen sie auf b be-) wirkt; derjenige dagegen, welchen b auf a aus\u00fcbt, wird geringer. I Bei welcher Combination von S\u00e4ttigungsstufen der beiden Farben die Summe jener beiden Componenten, aus welchen sich das Ge-sammtresultat der gegenseitigen Contrastwirkung zusammensetzt, ihren Maximalwerth erreicht, l\u00e4sst sich im voraus nicht bestimmen. Indessen scheinen die Bedingungen f\u00fcr das Zustandekommen einer m\u00f6glichst gro\u00dfen Contrastwirkung bei der Combination mittlerer S\u00e4ttigungsgrade der betreffenden Farben am g\u00fcnstigsten zu liegen. Die in Figur 9 gegebene graphische Darstellung dieser Verh\u00e4ltnisse d\u00fcrfte dies vielleicht etwas deutlicher erkennen lassen.\nDenken wir uns auf der X-Axe eines rechtwinkeligen, r\u00e4umlichen Coordinatensystems alle S\u00e4ttigungsgrade der Farbe a als Abscissen so aufgetragen, dass die S\u00e4ttigung 0 durch den Punkt 0,\n1) Wundt, a. a. O. I, p. 480.","page":486},{"file":"p0487.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes, 487\ndie S\u00e4ttigung oo aber durch den Punkt A repr\u00e4sentirt wird. Ordnen wir ferner auf der Y-Axe s\u00e4mmtliche S\u00e4ttigungsstufen der Farbe b in analoger Weise auf der Strecke OB an, so entspricht jeder Verbindung eines beliebigen S\u00e4ttigungsgrades der einen Farbe mit irgend einer S\u00e4ttigung der anderen ein ganz bestimmter Punkt des Parallelogramms O A CB, und es sind in jener Fl\u00e4che alle \u00fcberhaupt m\u00f6glichen Combinationen der S\u00e4ttigungsstufen beider Farben vertreten. Tragen wir nun die zu den einzelnen Combinationen geh\u00f6rigen Werthe des Contrastes als Z-Ordinaten auf den auf der Fl\u00e4che OACB errichteten Senkrechten ab, und zwar so, dass wir den Contrasteinfluss, welchen die Farbe a auf b aus-iibt, positiv, die Beeinflussung, welche a durch b erf\u00e4hrt, aber negativ rechnen, so entstehen zwei krummeFl\u00e4chen, von welchen jede alle m\u00f6glichen F\u00e4lle der durch den Contrast be-\nwirkten Aenderung einer der beiden Farben enth\u00e4lt, w\u00e4hrend die Entfernung der beiden Fl\u00e4chen von einander f\u00fcr jeden Punkt der XY-Ebene den Grad des auf der gegenseitigen Beeinflussung beruhenden Gesammtcontrastes repr\u00e4sentirt. Obgleich uns der Verlauf dieser Fl\u00e4chen auf Grund der bis jetzt angestellten Untersuchungen nur zum kleinen Theil bekannt ist, so lassen sich aus den bekannten Eigenschaften derselben dennoch mit ziemlicher Sicherheit gewisse Schl\u00fcsse \u00fcber Lage und Gr\u00f6\u00dfe des Maximal-werthes f\u00fcr jenen Gesammtcontrast ziehen. Suchen wir uns daher zun\u00e4chst der Anordnung der bekannten Elemente jener Fl\u00e4chen klar zu werden.\nDie Linie O A repr\u00e4sentirt die ganze S\u00e4ttigungsreihe der Farbe a und zugleich die S\u00e4ttigung Null der Farbe b. Ueber ihr haben","page":487},{"file":"p0488.txt","language":"de","ocr_de":"488\nAugust Kirschmann.\nwir daher, und zwar positiv gerechnet, die Curve zu construire!!, welche den Contrasteinfluss der S\u00e4ttigungsstufen von a auf die S\u00e4ttigungsstufe Null von b, d. h. auf Grau, darstellt. Diese Curve OAy aber ist diejenige, die wir weiter oben hei der Veranschaulichung unserer Versuchsresultate erhielten, demnach als bekannt zu betrachten. Bekannt ist ferner der Einfluss, den die S\u00e4ttigung a = 0 auf die verschiedenen Stufen der S\u00e4ttigungsreihe b aus\u00fcbt; derselbe ist n\u00e4mlich \u00fcberall gleich 0 und wird daher durch die sich \u00fcber die XY-Ebene nicht erhebende Gerade OB dargestellt. Auch der Einfluss der verschiedenen S\u00e4ttigungsgrade von a auf b = oo muss, da hier eine Hebung durch den Contrast nicht mehr m\u00f6glich ist, \u00fcberall gleich 0 sein. Es bildet somit die Linie BC die dritte Begrenzungslinie der zu construirenden Fl\u00e4che. Nur nach der vierten Seite, wo es sich um die Contrastwirkung der h\u00f6chsten S\u00e4ttigungsstufe von a auf die verschiedenen Grade der S\u00e4ttigungsreihe b handelt, sind wir nicht in der Lage, die betreffende Curve zu construiren. Da jedoch zwischen zwei unendlich ges\u00e4ttigten con-tr\u00e4ren Farben keine Contrasteinfl\u00fcsse mehr obwalten k\u00f6nnen, so wird man mit Bestimmtheit sagen k\u00f6nnen, dass die Curve von dem Punkte G aus aufsteigen und nach irgend welchem unbekannten Verlaufe in Ay mit der Curve 0 Ay Zusammentreffen m\u00fcsse. Nehmen wir der Einfachheit halber vorl\u00e4ufig an, die Curve CAy nehme einen \u00e4hnlichen Verlauf wie OAx ; denken wir uns ferner nicht hlos die er\u00f6rterten Grenzcurven, sondern auch die den anderen S\u00e4ttigungsstufen von a und b zugeh\u00f6rigen, den Linien OAy resp. CAy \u00e4hnlichen Curven construirt, so haben wir alsdann zwei einander recht-winkelig kreuzende Curvenscharen, welche eine nach oben convexe Fl\u00e4che OAy CB bilden, deren verschiedene Entfernung von der X Y-Ebene die verschiedenen Intensit\u00e4tsgrade des Contrasteinflusses von a auf b repr\u00e4sentirt. In ganz \u00e4hnlicher Weise construiren wir sodann mittelst negativ zu rechnender Ordinaten zur Darstellung des Einflusses, den die Farbe b auf a aus\u00fcht, die unter der XY-Ehene gelegene und nach unten convexe Fl\u00e4che OByCA. Die Entfernung zweier senkrecht \u00fcber, bezw. unter derselben Stelle der X Y-Ebene gelegenen Punkte der beiden krummen Fl\u00e4chen von einander ist dann ein Ma\u00df f\u00fcr den, den zugeh\u00f6rigen S\u00e4ttigungsgraden von a und b entsprechenden, Gesammtcontrast. Wo aber","page":488},{"file":"p0489.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes. 489\nsind nun die beiden Fl\u00e4chen am weitesten von einander entfernt? Fei A und C betr\u00e4gt ihre Entfernung Null; an den anderen Eckpunkten ist sie gleich den Strecken A Av resp. BBX. Den gr\u00f6\u00dften Werth Mn erreicht die Entfernung beider Fl\u00e4chen offenbar in einer mittleren Gegend etwa bei dem Punkte M der XY-Ebene, welcher eine Combination mittlerer S\u00e4ttigungsgrade von a und b vertritt. Nehmen die zum gr\u00f6\u00dften Theil unbekannten Curven CAX und 0 Bx einen anderen Verlauf als den angedeuteten, etwa in der Weise von CVAX und O WBx, so wird dadurch an der dargestellten Sachlage nichts Wesentliches ge\u00e4ndert. Die gr\u00f6\u00dfte Entfernung zwischen den beiden nunmehr st\u00e4rker gew\u00f6lbten Fl\u00e4chen findet sich nach wie vor bei einer, wenn auch gegen die fr\u00fchere Lage etwas verschobenen, mittleren Stelle. Auch wenn die Curven C Ax und O Bx zu Geraden werden, bleiben diese Verh\u00e4ltnisse bestehen, und nur in einem Falle wird die Entfernung f\u00fcr mittlere S\u00e4ttigungsstufen einen Werth annehmen, der geringer ist als die Entfernung zwischen A und Ax oder B und Bx, n\u00e4mlich, wenn jene Curven concav werden, d. h. ihre convexe Seite nach der XY-Ebene hin richten; und auch dann muss diese Concavit\u00e4t einen gewissen Grad \u00fcbersteigen. Dieser Fall ist jedoch nahezu ausgeschlossen, denn bei den dahingehenden Versuchen stellte sich vielmehr heraus, dass die bewussten Curven eher Neigung zu st\u00e4rkerer Kr\u00fcmmung besitzen, also einen \u00e4hnlichen Verlauf zu nehmen scheinen wie die Linien C VAi und O WBi unserer Figur. Wir k\u00f6nnen auf Grund dieser Darlegungen, die zun\u00e4chst nur f\u00fcr zwei contr\u00e4re Farben gelten sollten, welche aber ohne Schwierigkeit unter Vornahme einiger unwesentlicher Aenderungen auch auf Farben von beliebiger Relation \u00fcbertragen werden k\u00f6nnen, die folgenden Behauptungen aufstellen.\nDer Gesammtcontrast zwischen zwei Farben a und b setzt sich aus zwei Componenten zusammen: aus dem Contrasteinflusse der Farbe a auf b und demjenigen der letzteren auf a. Erh\u00f6ht man die S\u00e4ttigung der Farbe a, so wird die erste der Componenten verst\u00e4rkt, die andere aber vermindert. Da beide Aenderungen weder proportional noch gleichf\u00f6rmig vor sich gehen, sondern in entgegengesetztem Sinne ungleichf\u00f6rmig sind, so folgt daraus, dass der Contrast (Gesammtcontrast) zwischen zwei Farben bei einer Combination mittlerer S\u00e4ttigungsstufen sein Maximum erreichen muss.","page":489},{"file":"p0490.txt","language":"de","ocr_de":"490\nAugust Kirschmann.\nDie directe Best\u00e4tigung dieses aus den Resultaten der vorliegenden Untersuchung mit Nothwendigkeit .abzuleitenden Satzes bleibt noch zu erwarten. Man darf sich jedoch nicht verhehlen, dass hier der Untersuchung ganz enorme Schwierigkeiten entgegentreten, deren schlimmste darin besteht, dass es sich hierbei nicht um die Ermittelung des Contrasteinflusses handelt, welchen eine Empfindung erleidet, sondern dass vielmehr die durch die gegenseitigen Contrastwirkungen hervorgerufenen Aenderungen beider Farben zugleich gemessen werden m\u00fcssten, da jede von ihnen gleichzeitig inducirende und inducirte Qualit\u00e4t ist und der Gesammtcon-trast sich aus der Summe der Wirkungen beider zusammensetzt.\nEs sind zwar im Anschluss an die vorstehend mitgetheilte Untersuchung einige Versuche in diesem Sinne angestellt worden: die Ergebnisse derselben k\u00f6nnen jedoch, wennschon sie die obigen Ausf\u00fchrungen im allgemeinen zu best\u00e4tigen scheinen, weder inhaltlich noch der Zahl nach als gen\u00fcgend betrachtet werden, um als Belege f\u00fcr die Richtigkeit jener Ansichten zu gelten, weshalb denn auch von ihrer Wiedergabe im Rahmen dieser Arbeit Abstand genommen ist.\nZum Schl\u00fcsse sei noch erw\u00e4hnt, dass die vorstehenden Ausf\u00fchrungen \u00fcber den Contrast zwischen zwei Farben auch dann ihre Richtigkeit behalten, wenn man \u00fcberhaupt die M\u00f6glichkeit der Beeinflussung einer Farbe als solcher durch eine andere leugnet und den Farben nur die F\u00e4higkeit zugesteht, auf Grau contrast-erregend zu wirken. Es liegt n\u00e4mlich die Annahme ziemlich nahe, dass eine Farbenempfindung nur in soweit einer Modification ihrer Qualit\u00e4t durch den Contrast unterworfen ist, als die ihr beigemischte achromatische Erregung eine Beeinflussung durch den Contrast zu erleiden vermag. Es lassen sich unter dieser Voraussetzung alle Erscheinungen des Farbencontrastes in ziemlich einfacher Weise erkl\u00e4ren. Die eingehendere Behandlung dieser Frage, deren Bedeutung f\u00fcr die Theorie der Licht- und Farbenempfindung nicht zu verkennen ist, geh\u00f6rt jedoch nicht an diese Stelle und m\u00f6ge daher einer sp\u00e4teren Arbeit, welche die qualitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Contrastes behandeln soll, Vorbehalten bleiben.","page":490},{"file":"p0491.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes. 49t\nZusammenfassung.\n1.\tDie Intensit\u00e4t des reinen simultanen Helligkeitscontrastes und wahrscheinlich auch des reinen simultanen Farbencontrastes w\u00e4chst innerhalb der Grenzen der deutlichen Gr\u00f6\u00dfenwahrnehmung des ruhenden Auges proportional der linearen Ausdehnung der inducirenden Netzhautpartie oder auch proportional der Quadratwurzel aus dem Fl\u00e4cheninhalt derselben.\n2.\tMan kann eine contrasterregende Intensit\u00e4t imheschadet der St\u00e4rke der Contrastwirkung durch eine geringere Intensit\u00e4t von entsprechend gr\u00f6\u00dferer Ausdehnung ersetzen. Es findet also auch f\u00fcr den Contrast eine reciproke Beziehung zwischen Ausdehnung und Intensit\u00e4t statt.\n3.\tDer simultane Farbencontrast kommt am besten zur Geltung, wenn der Helligkeitscontrast ausgeschlossen oder auf ein Minimum reducirt ist.\n4.\tDer simultane Contrast zwischen einem farbigen Eindr\u00fccke und einem Grau von gleicher Helligkeit w\u00e4chst mit dei S\u00e4ttigung der inducirenden Farbe, jedoch nicht dieser letzteren proportional^ sondern in geringerem Ma\u00dfe, wahrscheinlich in einem logarith-mischen Verh\u00e4ltnisse.\n5.\tDer simultane Contrast zwischen zwei Farben setzt sich aus zwei Componenten zusammen, deren quantitative Verh\u00e4ltnisse bei gleichf\u00f6rmiger Vermehrung oder Verminderung der S\u00e4ttigung einer der beiden Farben sich in ungleichf\u00f6rmiger Weise und in entgegengesetztem Sinne \u00e4ndern.\n6.\tDer gegenseitige Contrast zwischen zwei Farben erreicht : sein Maximum bei der Combination mittlerer S\u00e4ttigungsgrade der beiden Farben.","page":491},{"file":"p0492.txt","language":"de","ocr_de":"\n\n","page":492}],"identifier":"lit4957","issued":"1891","language":"de","pages":"417-491","startpages":"417","title":"Ueber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse des simultanen Helligkeits- und Farben-Contrastes","type":"Journal Article","volume":"6"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:34:42.436216+00:00"}