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{"created":"2022-01-31T14:44:19.981070+00:00","id":"lit5095","links":{},"metadata":{"alternative":"Archiv f\u00fcr Physiologie","contributors":[{"name":"Kries, Johannes A. von","role":"author"},{"name":"Felix Auerbach","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Archiv f\u00fcr Physiologie: 297-378","fulltext":[{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdauer einfachster psychischer Vorg\u00e4nge.\nYou\nDr. med. Johannes v. Kries und Dr. phil. Felix Auerbach.\n(Hierzu Tafel VIII u. IX.)\nEinleitung,\nZweck der Versuche. \u2014 Es ist bekannt, dass die Entstehung unserer Sinnes Wahrnehmungen ein Vorgang von ; grosser Complicirtheit ist. Derjenige Theil unserer Vorstellungen, welcher zusammenfassend als Sinnlichkeit bezeichnet wird, erh\u00e4lt nur sein Material in den Sinnes-empfindungen. Unser Bewusstsein aber findet, wenn es sich selbst beobachtet, dieses Material niemals im rohen Zustande, sondern in fertiger Bearbeitung vor. Ueber das Wesen und die Ausdehnung dieses Bearbeitungsprocesses gehen nun die Meinungen weit auseinander. Als classisches Beispiel desselben gilt der Vorgang der Localisation (von Gesichts- oder Tastempfindungen) allen denjenigen, welche ihn auf Grundlage einer empiristischen Theorie erkl\u00e4rt wissen wollen. Diese und alle \u00e4hnliche Fragen schienen uns eine experimentelle Beleuchtung zuzulassen von einer wenigstens aus diesem Gesichtspunkte noch wenig beachteten Seite. Diese besteht in der Bestimmung der Geschwindigkeit, mit welcher die verschiedenartigen Wahrnehmungen zu Stande kommen. Die Frage lautet also, um gleich ein Beispiel anzuf\u00fchren, so : Wie lange Zeit nach dem Eintritt eines Gesichtsreizes vergeht, bis ich weiss, welche Farbe derselbe hat, wie lange bis ich weiss, an welcher Stelle des Gesichtsfeldes er sich befindet u. s. w.? Die Methode, eine solche Frage zu beantworten, kann eine mehrfache sein.\nMethode von Baxt. \u2014 So liess Baxt (Pf'l\u00fcger\u2019s Archiv u. s. w. Bd. IV) auf einen Gesichtseindruck sehr schnell einen andern, starken und vom ersten verschiedenen, den sog. ausl\u00f6schenden Beiz, folgen. Wird das Intervall zwischen beiden \u00fcber ein gewisses Maass verkleinert, so h\u00f6rt","page":297},{"file":"p0298.txt","language":"de","ocr_de":"298\nJ. y. Keies und P. Auebbach:\ndie M\u00f6glichkeit auf, den ersten zu erkennen. Die Beziehung einer solchen Versuchsreihe auf unsere Frage ist indessen, wie man bald sieht, eine nur mittelbare. In dem Augenblicke n\u00e4mlich, wo der \u201eausl\u00f6schende Beiz\u201c anf\u00e4ngt als solcher wirksam zu werden, braucht der vorherige Gesichtseindruck noch gar nicht fertig erkannt zu sein; es muss nur der ganze sich ihm anschliessende psychophysische Vorgang in ein Stadium getreten sein, wo ihm der ausl\u00f6schende Beiz nichts mehr anhaben kann. Welches aber dieses Stadium sei, das wissen wir nat\u00fcrlich nicht. Ueberdies ist das, was hier bestimmt wird, die Zeit, die zwischen dem Entstehen der beiden Beize vergehen darf. Pr\u00e4eisiren wir aber genauer, worauf es bei unserer Untersuchung ankommt, so finden wir, dass die Frage anders gestellt werden muss. \u00abUns interessiren n\u00e4mlich hier in keiner Weise die\u2019Vorg\u00e4nge im peripherischen Nerven; wir wollen vielmehr wissen, wie lange, nachdem \u00fcberhaupt Empfindung entstanden ist, ihre Beschaffenheit, ihr Ort u. s. w. erkannt wird. Nun sind wir nicht ohne Weiteres berechtigt anzunehmen, dass zwischen dem Entstehen des ersten Beizes und dem Beginn der Empfindung gerade ebenso viel Zeit liegt, als zwischen dem Augenblick, wo der ausl\u00f6schende Beiz gesetzt wird und dem Zeitpunkt, wo er, im Centralorgan, als solcher wirksam wird.\nGrundz\u00fcge der benutzten Methode. \u2014 Eine correcte Antwort auf die gestellten Fragen glaubten wir dagegen von einer andern Methode erwarten zu d\u00fcrfen, welche von Donders und de Jaager1 bereits zu \u00e4hnlichen Untersuchungen benutzt worden ist. Das Wesentliche derselben l\u00e4sst sich allgemein so darstellen: Wenn Jemand auf irgend eine Empfindung mit m\u00f6glichster Geschwindigkeit durch eine Beaction irgend welcher Art zu antworten hat, so vergeht eine gewisse Zeit von dem Augenblicke, wo der jene Empfindung hervorrufende Beiz entsteht, bis zu dem Augenblicke, wo die Beaction erfolgt. Diese Zeit, die Be-actionszeit, ist bekanntlich Gegenstand sehr vieler messender Versuche geworden. Es sei nun diese Zeit f\u00fcr einen bestimmten Beiz bei einem Individuum bekannt. Es kann sodann eine Einrichtung getroffen werden, welche n\u00f6thigt, auf den gleichen Beiz erst dann zu reagiren, nachdem irgend eine Eigenschaft desselben erkannt worden ist. Wir setzen z. B. fest, dass auf einen Beiz a durch eine Beaction \u00ab, auf b durch die -Beaction \u00df geantwortet werden soll (Donders 5-Methode) und lassen nun auf den Beagirenden, in unregelm\u00e4ssiger und ihm. nicht bekannter Folge wechselnd, \u00ab und b einwirken. Dann kann er nicht mehr reagiren, sobald er \u00fcberhaupt einen Beiz empfindet, sondern erst nachdem er die\n1 de Jaager, de -physiologische tijd bij psychische processen. Utrecht 1865. \u2014 Donders, Schnelligkeit psychischer Processe. Dies Archiv 1868.","page":298},{"file":"p0299.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdauer einfachstes psychischer Vorg\u00e4nge. 299\nBeschaffenheit desselben, als eines a bez. b, aufgefasst hat. Die Zeit zwischen Beiz und Reaction wird alsdann verl\u00e4ngert erscheinen und dieser Zuwachs wird uns, um mit Donders zu reden, \u201edie zur Aufl\u00f6sung des Dilemma\u201c n\u00f6thige Zeit darstellen. In dieser Form indessen ist die Methode f\u00fcr unsern Zweck noch nicht einwurfsfrei. Man muss n\u00e4mlich ber\u00fccksichtigen (was auch Donders hervorhebt), dass , diese Verz\u00f6gerung vermuthlich nicht blos der Complication der Wahrnehmung zuzuschreiben ist, sondern auch der Complication des Reactions Verfahrens, welches ein doppeltes statt eines einfachen geworden ist. Nachdem man erfasst hat: der Beiz war \u00ab, muss man sich noch erinnern, dass zu a die Reaction a geh\u00f6rt, und von den beiden Beactionen a und \u00df, auf welche man gleichm\u00e4ssig vorbereitet war, die richtige ausw\u00e4hlen. Man bekommt demnach in die Verz\u00f6gerung einen h\u00f6chst wahrscheinlich von Null verschiedenen Theil hinein, welcher zu der Unterscheidungszeit f\u00fcr die Empfindung nicht gerechnet werden darf. Deswegen haben wir uns in allen F\u00e4llen nur einer Reaction bedient und bei den Versuchsreihen mit abwechselnden Beizen festgesetzt, dass nur auf den einen, auf den andern aber \u00fcberhaupt gar nicht reagirt werden solle (Donders \u00ab-Methode).\nAlle unsere Versuche zerfallen daher in zwei Klassen, die wir kurz als \u201eeinfache Versuche\u201c und \u201eVersuche mit Unterscheidung\u201c bezeichnen wollen. Dieselben wurden stets (mit ganz wenigen, dann spe-ciell bemerklich gemachten Ausnahmen) in der folgenden Weise- com-binirt:\n1)\tEine Reihe einfacher Versuche; es wirkt wiederholt, in ann\u00e4hernd gleichen Intervallen, ein und derselbe bekannte Beiz a auf den Reagi-renden1 ein. Dieser beantwortet m\u00f6glichst schnell die Empfindung durch die stets gleiche Reaction.\n2)\tEine Reihe von Versuchen mit Unterscheidung: derselbe Reiz a wird mit einem andern b unregelm\u00e4ssig abwechselnd applicirt; es wird nur auf a, nicht auf b reagirt.\n3)\tDie erste Reihe einfacher Versuche wird in ganz unver\u00e4nderter Weise wiederholt. Die H\u00e4ufung der Einzelversuche, sowie die Wiederholung der ersten Reihe ist nothwendig, damit der st\u00f6rende Einfluss m\u00f6glichst eliminirt werde, welchen das nicht constante Verhalten des ganzen psychophysischen Mechanismus aus\u00fcbt. Namentlich w\u00fcrde ohne eine solche Vorsicht die Erm\u00fcdung constante Fehlerquellen einf\u00fchren. Hier nun wird aus dem bei 1) und dem bei 3) erhaltenen Resultate das Mittel genommen und dies abgezogen von dem bei 2) gefundenen Werthe.\n1 Wer unter dem Beagirenden zu verstehen sei, ist selbstverst\u00e4ndlich; den andern, der unterdessen die Ausl\u00f6sung der Beize u. s. w. zu besorgen hatte, nennen wir mit Helmholtz den Beobachtenden.","page":299},{"file":"p0300.txt","language":"de","ocr_de":"300\nJ. v. Kbies und F. Auebbach:\nDie Differenz nennen wir die f\u00fcr die Unterscheidung des a von b \u25a0erforderliche Unterscheidungszeit. Diese kann nat\u00fcrlich im Allgemeinen eine andere sein, als die f\u00fcr die Unterscheidung des a von c, oder des b von a erforderliche. Durch diesen Umstand, auf den wir sp\u00e4ter werden zur\u00fcckkommen m\u00fcssen, rechtfertigt sich die etwas weitl\u00e4ufige Bezeichnung. Es w\u00fcrde nicht gen\u00fcgen, einfach von der Erkennungszeit des Beizes a zu sprechen.\nWir wollen nun genau pr\u00e4cisiren-, welchem psychischen Vorg\u00e4nge der gefundene, als Unterscheidungszeit bezeichnete Werth entspricht. Wir d\u00fcrfen annehmen, dass bei den einfachen Versuchen unmittelbar an das Entstehen der Empfindung eine Keihe von Vorg\u00e4ngen sich anschliesst, die zur Erregung gewisser motorischer Nerven zum Zwecke der Reaction f\u00fchrt. Die Ursache dieses Verhaltnes ist der ein f\u00fcr alle Male gefasste Entschluss: \u201eich reagire, sobald ich empfinde.\u201c' Im andern Fall wird ganz die gleiche Reihe von Vorg\u00e4ngen beginnen in dem Augenblicke, wo der Reagirende erkannt hat: es ist a (und nicht b). Es ist gewiss zul\u00e4ssig anzunehmen, dass von diesem Augenblicke an ein Unterschied gegen den ersten Fall nicht mehr besteht. Ebenso ist die Reihe der zentripetalen Vorg\u00e4nge bis zu dem Augenblicke, wo die Empfindung beginnt, in beiden F\u00e4llen genau die gleiche. In dem Falle eines Versuchs mit Unterscheidung haben wir also genau dieselben Vorg\u00e4nge, wie in dem einfachen; nur ist an einer bestimmten Stelle der ganzen Reihe ein Process eingeschoben. Die Differenz der Gesammtzeiten wird uns also die Dauer dieses Processes angeben. Wir definiren daher die Unterscheidungszeit als\ndiejenige Zeit, welche vergeht vom ersten Anfang der\nEmpfindung a bis zu dem Momente, wo erkannt wird,\ndass es a (im Gegensatz zu b) sei.\nAuch gegen diese Form der Methode hat Wundt eine Einwendung gemacht (Physiologische Psychologie. S. 744 u. 745). Wir k\u00f6nnen nicht umhin zu glauben, dass dieser Einwurf auf einem Missverst\u00e4ndniss beruhe. Wundt bemerkt erstens, dass bei den c-Versuchen die \u201eWahlzeit\u201c nicht v\u00f6llig fortfalle; hierin hat er vollkommen Recht, aber was er Wahlzeit nennt ist ja auch eben das, was wir bestimmen wollen und was, so viel wir sehen, auch Donders bestimmen wollte. \u201eZweitens\u201c, f\u00e4hrt Wundt fort, \u201eist es zweifellos, dass in den Versuchen a1 und c sich auch die Apperception unter verschiedenen Bedingungen befindet. Wenn wir nur auf einen bestimmten Eindruck aus einer gr\u00f6sseren Reihe xeagiren wollen, so ist auf ihn von vorn herein unsere Aufmerksamkeit\n1 Donders \u0153-Methode entspricht unseren einfachen Versuchen.","page":300},{"file":"p0301.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdauer einfachster psychischer Vorg\u00e4nge. 301\ngespannt. Die Apperceptionsdauer ist also Mer sehr wahrscheinlich kleiner, als wenn jeder Eindruck f\u00fcr uns gleichen Werth hat. Demnach ist wohl anzunehmen, dass jene Differenz c \u2014\u00ab in der Verk\u00fcrzung sowohl der Apperceptions-, wie der Willenszeit ihren Grund hat, ohne dass aber jemals einer dieser Zeitr\u00e4ume, wie Donders annimmt, gleich Null w\u00fcrde.\u201c Uns ist dieser Einwurf nicht recht verst\u00e4ndlich. Sowohl bei a als bei c ist die Aufmerksamkeit nur auf einen Eeiz gespannt, und der Fall, dass mehrere Eindr\u00fccke f\u00fcr uns gleichen Werth haben, kommt Mer gar nicht , vor. Die Apperception wird sich also beide Male unter m\u00f6glichst gleichen Verh\u00e4ltnissen befinden. Ebensowenig wird angenommen, dass die Willenszeit verschwinde, sondern nur, dass sie in beiden F\u00e4llen gleich sei. Den Unterschied wird also nur die eingeschobene Unterscheidungszeit bilden.\nDer besondere Umstand, unter dem bei unseren Versuchen diese Zeit gemessen wird, besteht darin, dass die Aufmerksamkeit v\u00f6llig darauf concentrirt ist, zu ,erkennen, dass man a empfinde (im Gegensatz zu b). Der psychische Zustand, in dem man sich bei diesen Versuchen befindet, ist sehr eigenth\u00fcmlich und verdient wohl eine kurze Schilderung. Bei Versuchen, in denen auf beide Beize reagirt werden soll, aber auf den einen anders als auf den andern, muss man von vorne herein seine Aufmerksamkeit theilen. Dies ist aber sehr schwierig oder eigentlich unm\u00f6glich. Man wird n\u00e4mlich \u00fcberall, da, wo es m\u00f6glich ist, die Aufmerksamkeit auf den einen oder den anderen Beiz zu richten, es unm\u00f6glich finden, sie auf beide zugleich zu wenden. So kann man sehr gut auf eine bestimmte Hautstelle achten,, um den dort ein wirkenden Beiz m\u00f6glichst schnell zu bemerken. Versucht man aber in gleicher Weise, seine Aufmerksamkeit auf zwei verschiedene Hautstellen zu lenken, so wird man finden, dass sie stets abwechselnd der einen und der anderen zugewandt wird, aber niemals-dauernd beiden gleichm\u00e4ssig. \u2014 Hat man nun aber blos auf den einen. Beiz zu reagiren, so darf man seine ganze Aufmerksamkeit auf diesen concentriren, und sich um alles Andere gar nicht k\u00fcmmern. Hierdurch ist der psychische Zustand dem bei einfachen Versuchen viel \u00e4hnlicher,, der Vergleich also ein correcterer. Merkw\u00fcrdig ist hierbei, dass unter verschiedenen Umst\u00e4nden diese Concentration der Aufmerksamkeit sehr verschieden gelingt. So ist es leicht, die Aufmerksamkeit zu richten auf eine bestimmte Stelle der Haut oder des Gesichtsfeldes; schwieriger schon auf einen Ton von bestimmter H\u00f6he, noch schwieriger auf eine Lichterscheinung von bestimmter Farbe.\nIn manchen F\u00e4llen wird ferner die Annahme unabweisbar, dass die Vorstellung des andern Eeizes, auf den nicht reagirt werden soll, doch","page":301},{"file":"p0302.txt","language":"de","ocr_de":"302\nJ. v. Kries und F. Auerbach:\nauch dem Sensorium irgendwie gegenw\u00e4rtig ist; denn die Unterscheidungszeit findet sich von der Wahl desselben nicht unabh\u00e4ngig.\nNicht selten schliesslich wirkt bei diesen Yersuchen die Phantasie st\u00f6rend, welche den Reagireriden veranlasst eine Erwartung zu bilden, welcher Reiz kommen werde. Hier macht es nun begreiflicher Weise \u00bbeinen Unterschied, ob diese Erwartung das-Richtige traf oder nicht, und die Gonstanz der Resultate wird beintr\u00e4chtigt. Hiervon kann man sieh zuweilen nur dadurch frei machen, dass man die Gedanken auf ganz fremdartige Gegenst\u00e4nde wandern l\u00e4sst. Eine solche Ablenkung wirkt keineswegs so st\u00f6rend auf die Yersuchsergebnisse, als man erwarten sollte. Im Gegentheil geben solche Reihen, wo die Versuche sozusagen instinctiv gemacht werden, ganz constante Resultate, welche sich auch dem Mittel der \u00fcbrigen durchaus anschliessen. Indessen waren dies lediglich Ausnahmsf\u00e4lle; als Regel galt uns m\u00f6glichstes Festhalten der Vorstellung desjenigen Reizes, auf den reagirt werden sollte.\nTechnik der Versuche.\nApparate. \u2014 Nach diesen einleitenden Bemerkungen wollen wir an die Beschreibung der benutzten Apparate gehen. Wiewohl wir die Versuche auf den Tast-, Geh\u00f6rs- und Gesichtssinn erstreckt haben, ist doch der wesentlichste Theil des zur Anwendung kommenden Apparates allen diesen Versuchen gemeinsam. Wir schicken daher seine Beschreihung voraus, um bei den einzelnen Reihen nicht wieder darauf zur\u00fcckzukommen.\nAls zeitmessende Vorrichtung diente uns stets die rotirende Trommel des Kymographion. Der um seine vertikale Axe rotirende Cylinder ist mit Papier \u00fcberspannt und berusst. Indem' er durch das Uhrwerk des Kymographion in Rotation versetzt wird, laufen die Punkte eines Horizontalschnittes an der Schreibevorrichtung vor\u00fcber. Der Cylinder kann .ausserdem parallel seiner Axe verschoben (gesenkt oder gehoben) werden, so dass ein anderer Horizontalschnitt an die Schreibevorrichtung kommt. Wir benutzten dies in der Weise, dass wir eine Reihe gleichartiger Versuche auf dieselbe Abscisse schreiben liessen und beim Ueber-gang zu einer neuen Reihe den Cylinder verschoben. Die auf dem be-russten Papier erhaltene Zeichnung wurde in der \u00fcblichen Weise durch alkoholische Schellackl\u00f6sung fixirt. Die Schreibevorrichtung war eine doppelte, derart, dass zwei Nadeln, deren Spitzen senkrecht \u00fcber einander lagen, auf das berusste Papier zwei parallel\u00e9 Horizontallinien schrieben.\nIn der schematischen Zeichnung (Fig. 1) ist T die Trommel des Kymographion, welche um die Axe A rotirt. Von den beiden schrei-","page":302},{"file":"p0303.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdauer einfachster psychischer Vorg\u00e4nge. 303\nbenden Nadeln steckt die obere, iV, in einem B\u00e4lkchen, welches um I? in der Ebene der Zeichnung gedreht werden kann. Dasselbe tr\u00e4gt die beiden Anker C. E sind die Pole eines kleinen, senkrecht zur Ebene der Zeichnung liegenden Elektromagnetes. Wird nun dieser von einem Strom durchflossen, so liegen die Anker C an den Polen E an und N schreibt bei rotirender Trommel eine Horizontallinie auf. In dem Augenblicke, wo der, Strom unterbrochen wird, entfernt die Feder F die Anker vom Elektromagnet und erhebt zugleich die Nadel N. Die obere Nadel markirt demnach auf der Trommel den Augenblick, in welchem ein den Elektromagnet E durchfliessender Strom unterbrochen wird.\nDie untere Nadel M ist in dem B\u00e4lkchen H befestigt, welches mit dem Arm J in Art eines W'inkelhebels verbunden, um eine durch K senkrecht zur Ebene der Zeichnung gehende Axe gedreht werden kann. Einen eben solchen Winkelhehel bildet das Pl\u00e4ttchen Gm it dem Arm O, drehbar um L. Wenn man G herabdr\u00fcckt, so wird durch die Beruh-rung von O und J diese Bewegung gleichzeitig auf J und somit auf M \u00fcbertragen. Gleichzeitig also mit dem Herabdr\u00fccken von G wird die Nadel M erhoben. G tr\u00e4gt nun ein Stahlpl\u00e4ttchen, welches in der Buhestellung die Spitze S ber\u00fchrt; es wird an dieselbe, wie man sieht, durch die Feder P angedr\u00fcckt. Dieser Contact dient nun wieder zur Schliessung eines Stroms. Wird G herabgedr\u00fcckt, also von S entfernt, so wird der Strom unterbrochen, da im Uebrigen eine leitende Verbindung zwischen G und S nicht stattfindet. Auch die Erhebung der Nadel M markirt also den Moment einer Stromunterbrechung.\nDie Anwendung des Apparates war nun stets so, dass die Unterbrechung bei GS den Beiz gab; durch die Beaction wurde sodann der durch E fliessende Strom unterbrochen. Man erh\u00e4lt also bei jedem Versuch eine solche Figur;\ny\nN;\\l\nM\t, \nX\nx giebt die Zeit des Beizes, y die der Beaction an; die horizontale Com-ponente von xy giebt also die zwischen Beiz und Beaction verflossene Zeit an.1 -Es ist dabei vorausgesetzt, dass weder zwischen der Unterbrechung bei GS und dem Entstehen des Beizes, noch zwischen der Beaction und der Bewegung der Anker C eine in Betracht kommende\n1 Hierbei ist nat\u00fcrlich eine einfache Correction anzubringen, wenn bei ruhender Trommel die Spitzen der Nadeln nicht genau senkrecht untereinander stehen.","page":303},{"file":"p0304.txt","language":"de","ocr_de":"304\nJ. v. Kries und F. Auerbach:\nZeit vergehe. Was die Beize betrifft, so werden wir sehen, dass nur in einem Falle diese Voraussetzung nicht genau erf\u00fcllt war. Die 'Reaction und die Art ihrer Wirkung kann, da sie stets dieselbe war, gleich hier besprochen werden. Wir hatten Sorge getragen, sie m\u00f6glichst einfach zu machen. Ein Finger der im Uebrigen unterst\u00fctzten rechten Hand ber\u00fchrte ganz leicht, ohne Druck, mit dem Nagel, den Hebel H eines Relaisapparates. Fig. 2 giebt die schematische Zeichnung. Der Hebel H wurde durch eine schwache Feder Q gegen eine \u00fcber ihm befindliche Spitze S gedr\u00fcckt. Der Contact H S schloss den durch E gehenden Strom. Ein ganz leiser Fingerdruck gen\u00fcgte also, um den Strom zu unterbrechen; es verging hierbei, weil der Finger mit dem Nagel aufruhte, keine Zwischenzeit durch das Eindr\u00fccken weicher Theile. Von der Promptheit, mit der die Unterbrechung des Stromes wirkt, suchten- wir uns auf folgende Weise ein Bild zu verschaffen. Den bei G S (Fig. 1) zu unterbrechenden Strom f\u00fchrten wir durch den Elektromagnet D des Relais, welches in seiner andern Stellung Fig. 3 darstellt. War nun dieser Strom geschlossen, so ruhte der Anker C auf D. Nun wurde die Spitze U so gestellt, dass sie eben H ber\u00fchrte. Der Contact UH schloss nun wieder den durch E (Fig. 1) gehenden Strom. Nun wurde bei GS (Fig. 1) unterbrochen; der Elektromagnet des Relais verliert seinen Magnetismus, die Feder Q (Fig. 3) zieht das hintere Ende von H herab und \u00f6ffnet somit den Contact UH. Dadurch wieder wird der durch E (Fig. 1) gehende Strom unterbrochen und die Nadel N bewegt. Die ganze Reihe der Vorg\u00e4nge ist also folgende: Unterbrechung bei GS und Bewegung der Nadel M (Fig. 1); Bewegung von H und Unterbrechung bei HU (Fig. 3); Bewegung von N (Fig. 1). Geschah nun dies bei rotirender Trommel, so h\u00e4tte sich ein Intervall zwischen der Bewegung von M und derjenigen von N zeigen k\u00f6nnen, und dies w\u00fcrde sich vertheilt haben auf die beiden Zeiten, welche vergehen zwischen der Unterbrechung je eines der beiden Str\u00f6me und dem Abreissen der entsprechenden Anker. Ein solches Intervall zeigte sich aber nicht; wir erhielten vielmehr stets eine Zeichnung\nEs darf also geschlossen werden, dass die Bewegung der Nadel N mit der Unterbrechung des durch E geleiteten Stromes, also der Reaction, merklich gleichzeitig erfolge, d. h. f\u00fcr unsere Verh\u00e4ltnisse weniger als 0-0015 Sec. sp\u00e4ter.\nBestimmung der Zeitwerthe.\u2014 Wir kommen nun zur Bestimmung der Zeitwerthe aus den auf der Trommel des Kymograpluon","page":304},{"file":"p0305.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdauer einfachstes psychisches Vorg\u00e4nge. 305\ngefundenen L\u00e4ngenwerthen. Das erste Erforderniss f\u00fcr die Correctheit der Methode ist nat\u00fcrlich die constante Botationsgeschwindigkeit der Trommel. Diese zu sichern ist am Kymographion bekanntlich die Aufgabe des Foucault\u2019schen Eegulators. Es ist indessen leicht schon an dem Stande der Windfl\u00fcgel zu sehen, dass diese Constanz nicht vollkommen erreicht ist. Vielmehr nimmt die Umdrehungsgeschwindigkeit stetig ab von dem Augenblicke an, wo man das Uhrwerk eben aufgezogen hat. Markirt man sich aber einen bestimmten Stand der Fl\u00fcgel, so kann man ohne Schwierigkeit durch h\u00e4ufiges Aufziehen des Uhrwerks den Regulator dauernd auf sehr ann\u00e4hernd demselben Punkte erhalten. \u2014 Um sowohl den absoluten Werth als auch die Schwankungen der Botationsgeschwindigkeit zu bestimmen, f\u00fchrten wir durch den Elektromagnet E einen Strom, der durch eine am Chronometer des Laboratoriums angebrachte Unterbrechungsvorrichtung in jeder Minute 40 Mal ge\u00f6ffnet und geschlossen wurde. Die Zeit zwischen zwei Oeffnungen betrug also genau 1 \u2022 5 Sek. Dieser Zeit entsprach bei der benutzten Botationsgeschwindigkeit ein St\u00fcck der Trommelperipherie von (im Mittel) 10om. Demnach bedeutet 1 mm auf der Trommel 0-015 Sek. Die Schwankungen betrugen bei der oben erw\u00e4hnten Vorsicht hinsichtlich des Aufziehens nach beiden Seiten 1-5 \u00b0/0. Eine Unsicherheit innerhalb dieser Grenzen war f\u00fcr unsere Versuche irrelevant, weil die einzelnen Versuchsergebnisse, aus denen Mittel-werthe zu nehmen waren, ohnehin viel erheblicher untereinander differirten.\nDie Messung der Tafeln wurde mit Zirkel und Maassstab ausgef\u00fchrt; man kann dabei bis auf Zehntel eines Millimeters sch\u00e4tzen, erh\u00e4lt also eine Bestimmung des Einzelwerthes, die um h\u00f6chstens 0-0015 Sek. fehlerhaft sein kann.\nAllgemeiner Gang der Versuche. \u2014 Ueber den Gang der Versuche sind noch einige allgemeine .Bemerkungen nothwendig. Die Ausl\u00f6sung des Reizes, die Handhabung des Kymographion u. s. w. war stets Sache des Beobachtenden, der Beagirende hatte nichts weiter zu thun, als auf den Beiz zu achten und zu reagiren. Um brauchbare Mittelwerthe zu erhaltenj gen\u00fcgt es, sowohl von den einfachen Versuchen, als von denen mit Unterscheidung 10\u201415 derselben Art schnell nach, einander zu machen. Da, wie sch\u00f6n erw\u00e4hnt, immer 3 solcher Reihen zu einer Gruppe zusammengeh\u00f6rten, so mussten immer etwa 40 Einzel versuche in unmittelbarer Folge ausgef\u00fchrt werden. Gew\u00f6hnlich machten wir aber 2 solcher Gruppen (von 3 Reihen) gleich nacheinander, dann tauschten wir die Bollen.' Da wir uns auf diese Weise stets gleichm\u00e4ssig abwechselten, so haben wir alle Resultate doppelt mitzu-theilen und werden immer durch den hinzugef\u00fcgten Anfangsbuchstaben andenten, auf wen (als Beagirenden) sie sich beziehen.\nArchiv f. A. u. Ph. 1877. Physiol. Abth.\n20","page":305},{"file":"p0306.txt","language":"de","ocr_de":"306\nJ. y. Keies und F. Auebbach:\nEin f\u00fcr die Versuche wichtiger Umstand besteht darin, dass der Beobachtende immer kurze Zeit, ehe er den Beiz gab, \u201eJetzt!\u201c sagte. Dadurch wurde der Beagirende in den Stand gesetzt, seine Aufmerksamkeit in h\u00f6herem Grade zu concentriren. Die Wahl dieser Methode, \u201edes Avertissements\u201c ist keineswegs unwichtig; es sei daher gestattet, diesem Punkte einige Worte zu widmen. Die Zeit der Beaction ist, wie man sich sehr leicht \u00fcberzeugt, von dem psychischen Zustande, in welchem der Beagirende vom Beiz getroffen wird, nicht unerheblich abh\u00e4ngig. Es w\u00fcrde also darauf ankommen, diesen Zustand im Momente aller Versuche m\u00f6glichst denselben sein zu lassen. Am einfachsten scheint es nun, m\u00fcsste das dadurch zu erreichen sein, dass der Beagirende sich andauernd bem\u00fchte, seine Aufmerksamkeit m\u00f6glichst anzuspannen. Es zeigt sich aber, dass dies keineswegs zum Ziele f\u00fchrt. Wenn man ohne Avertissement die Beize in unregelm\u00e4ssigen Pausen auf einander folgen l\u00e4sst, so wird stets der Beagirende bald gut, bald schlecht vorbereitet getroffen, und man erh\u00e4lt wenig \u00fcbereinstimmende Zahlen. Es ist eben, unm\u00f6glich, die Aufmerksamkeit fortw\u00e4hrend im n\u00f6thigen Maasse con-centrirt zu halten ; sie schwankt best\u00e4ndig. Man kommt daher mit Noth-wendigkeit darauf, die Beize in ann\u00e4hernd regelm\u00e4ssiger Periode aufeinander folgen zu lassen. Durch die Auffassung der Periode ist der Beagirende in den Stand gesetzt, sobald er weiss \u201ejetzt muss der Beiz sehr bald kommen\u201c, die Aufmerksamkeit auf\u2019s H\u00f6chste anzustrengen. Die Versuche mit Avertissement stehen nun aber denjenigen mit periodischen Beizen principiell vollkommen gleich. In beiden F\u00e4llen weiss der Beagirende ann\u00e4hernd, aber nicht genau, vorher, wann er den Beiz zu erwarten hat. F\u00fcr den Beobachtenden aber hat die Methode deS' Avertissements den grossen Vortheil, dass er nicht an die Periode gebunden ist, was die passend\u00ea Anordnung der Einzelversuche auf der Peripherie der Trommel sehr erleichtert. Vor zwei Fehlerquellen aber hat man sich hierbei zu h\u00fcten; beide wirken in demselben Sinne, indem sie den Beagirenden veranlassen, zu fr\u00fch, \u201evoreilig\u201c, zu reagiren. Die eine besteht darin, dass man die Pause zwischen Avertissement und Beiz zu kurz macht. Dadurch wird der Beagirende unruhig und reagirt zu fr\u00fch. Die andere Fehlerquelle ist eine zu genaue Constanz der Zeit zwischen \u201eJetzt\u201c und Beiz. Wenn diese Zeit vollkommen constant ist, so n\u00e4hern sich die Versuche gewissermaassen denjenigen, bei welchen man den Eintritt eines Ereignisses signalisirt, welches man, so zu sagen, herankommen sieht, so dass man den Zeitpunkt des Eintretens vorher ziemlich genau sch\u00e4tzen kann (wie z. B. den Durchgang eines Sterns durch das Fadenkreuz des Fernrohrs). In diesem Falle sind die Verh\u00e4ltnisse ganz andere; die Beactionszeit wird dann immer verk\u00fcrzt, und","page":306},{"file":"p0307.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdaube einfachster psychisches Vorg\u00e4nge. 307\nsogar = 0, wenn das Intervall gross genug ist.1 Dies tritt, nun nicht ein, wenn das Intervall einfach durch die ungef\u00e4hre Sch\u00e4tzung des Beobachtenden bestimmt wird. In Bezug auf die Gr\u00f6sse des Intervalls' trifft man nach einiger Uebung bald das Richtige. Wir bem\u00fchten uns, dasselbe ann\u00e4hernd gleichm\u00e4ssig etwa eine Sekunde lang zu machen. Dann war der Reagirende im Stande, sich einfach nach dem Avertissement auf die Wahrnehmung des Reizes vorzubereiten und gerieth nicht in Versuchung, voreilig zu reagiren. Hin und wieder allerdings sind voreilige Reactionen vorgekommen; diese sind dann aber sehr leicht als solche kenntlich und k\u00f6nnen eliminirt werden. Nur bei einer Klasse von Versuchen, denen mit Geh\u00f6rsreizen, schien das \u201eJetzt\u201c zuweilen st\u00f6rend einzuwirken. Vielleicht ist dies dem Umstand zuzuschreiben, dass es selbst auch ein Geh\u00f6rsreiz ist. Uebrigens sind wir bei diesen und andern Versuchsreihen durch Controlversuche ohne Avertissement zu der Ueberzeugung gelangt, dass nach erlangter Uebung die absoluten Werthe der erhaltenen Zahlen bei der einen und der andern Methode sich nicht-wesentlich unterscheiden.\nBerechnung. \u2014 Die Art der Berechnung der Versuche ist zwischen Hirsch2 und Exner3 ein Gegenstand der Differenz gewesen. Exner hebt aber, wie uns scheint, mit Recht, hervor, dass die verschiedenen Endabsichten der beiderseitigen Untersuchungen die Verschiedenheit der Berechnung rechtfertigen, sogar mit Nothwendigkeit dazu f\u00fchren. In der That, bestimmt man die Reactionszeiten, um in andern F\u00e4llen, wo-nur die Zeitpunkte der Reaction bekannt sind, die Zeiten der Reize mit m\u00f6glichster Genauigkeit zu ermitteln, so ist klar, dass man bei der Bestimmung der Reactionszeit alle vorkommenden F\u00e4lle auch mitrechnen muss. Studirt man dagegen die Reactionszeit um ihrer selbst willen, so muss man sich offenbar an die m\u00f6glichst einfachen Verh\u00e4ltnisse halten, und Einzelwerthe, die aus der Reihe fallen, streichen. Denn es l\u00e4sst sich mit Sicherheit annehmen, dass bei der Entstehung dieser Werthe irgend eine zuf\u00e4llige Complication vorlag, mit der wir gar nichts zu thun haben wollen. So sind wir denn auch immer verfahren. Maassgebend war uns dabei das Intervall, durch welches der fragliche Werth von den \u00fcbrigen getrennt war, wobei nat\u00fcrlich die Constanz dieser unter sich auch in Betracht gezogen werden musste. Im Ganzen \u00fcbrigens ist die Frage f\u00fcr unsere Versuche keine sehr wesentliche, weil es sich f\u00fcr uns immer um Differenzen handelt. H\u00e4tten wir gar nicht gestrichen, so w\u00e4ren alle\n1\tWundt, Physiologische Psychologie. S. 736.\n2\tBulletin de la soci\u00e9t\u00e9 des sciences naturelles de Neuch\u00e2tel. 1874.\n3\tPfl\u00fcger\u2019s Archiv u. s. w. Bd. XII.\n20*","page":307},{"file":"p0308.txt","language":"de","ocr_de":"308\nJ. y. Kbies und F. Aueebach:\nMittelwerthe l\u00e4nger geworden (weil Versuche, die eiue abnorm lange Reactionszeit geben, h\u00e4ufiger sind, als die gegentheiligen), die Unter-seheidungsversuche aber um etwa ebenso viel, wie die einfachen, so dass die resultirenden Unterscheidungszeiten nicht sehr w\u00e4ren ge\u00e4ndert worden.\nAnalog den \u201evoreiligen Reactionen\u201c bei einfachen Versuchen kommen bei Versuchen mit Unterscheidung zuweilen falsche Reactionen vor, Reactionen nach demjenigen Reiz, auf welchen keine h\u00e4tte erfolgen sollen. Es kommt zuweilen vor, dass im Anfang bei mangelnder Uebung die falschen Reactionen h\u00e4ufig sind und in Folge dessen die Reactions-zeiten mit Unterscheidung zu kurz erscheinen. Ist aber die ausreichende Uebung erlangt worden, so dass die \u201efalsche Reaction\u201c ein sehr seltener Ausnahmefall ist, so sind wir nicht der Meinung von Bonders, dass die Reihe, in der eine solche vorkommt, einfach verworfen werden m\u00fcsse. Wir sehen darin den Ausdruck eines zuweilen vorkommenden Zusammentreffens besonderer Umst\u00e4nde, die eine Ablenkung der Aufmerksamkeit zur Folge haben. Diese, im Allgemeinen jeden Einzelversuch bedrohende M\u00f6glichkeit verwirklicht sich v\u00f6llig regellos, beeintr\u00e4chtigt aber in der Regel nur den Einzel versuch, nicht die ganze Reihe. Wenn daher heute eine falsche Reaction vorkommt, so sind darum die \u00fcbrigen Versuche von heute noch nicht weniger zuverl\u00e4ssig als die eines andern Tages, an dem keine falsche Reaction vorkam. Nur wenn mehrfach wiederholte St\u00f6rungen den Reagirenden einmal unruhig gemacht haben, bekommt man zuweilen schlechte Reihen, die sich durch die grossen Schwankungen der Einzelwerthe kennzeichnen.\nDas \u201eStreichen\u201c von einer Anzahl von Versuchen mag zuerst als willk\u00fcrlich und f\u00fcr die Zuverl\u00e4ssigkeit der Resultate nachtheilig erscheinen. Wir sind aber der Meinung, dass Jeder bei Wiederholung unserer Versuche die Nothwendigkeit es zu thun ebenso wohl als die M\u00f6glichkeit, dabei durchaus objectiv zu verfahren, constatiren wird. Wenigstens wird dies dann der Fall sein, wenn er unter \u00e4hnlichen \u00e4usseren Verh\u00e4ltnissen arbeitet, als wir; in einem Zimmer n\u00e4mlich, durch welches oft gegangen wird und welches das Ger\u00e4usch einer sehr lebhaften Strasse aus unmittelbarer N\u00e4he h\u00f6ren l\u00e4sst. Bei v\u00f6lliger Ruhe mag es wohl gelingen, die Zahl der zu streichenden Versuche auf ein Minimum, vielleicht auf Null zu reduciren.\nVersuche \u00fcber den Tastsinn.\nBei den auf den Tastsinn bez\u00fcglichen Versuchen benutzten wir als Reiz den Inductionsschlag eines Schlittenapparates, Ind. in Fig. 4. Der prim\u00e4re Strom ging durch G S (Fig. 4) und konnte dort unterbrochen","page":308},{"file":"p0309.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdaube eikfachstee psychisches Vobg\u00e4nge. 309\nwerde\u00bb. Die Application des Reizes erfolgte daher nicht merklich nach der Bewegung der Nadel M. Als Elektroden benutzten wir schmale Streifen von Kupferblech. Von diesen nagelten wir je zwei parallel mit einander auf zwei Holzpl\u00e4ttchen, so dass wir zwei einander durchaus \u00e4hnliche Elektrodenpaare hatten. An die Enden der Kupferstreifchen waren Dr\u00e4hte gel\u00f6thet, welche in passender Weise mit zwei Commutatoren C verbunden waren. Die Enden der secund\u00e4ren Rolle waren ebenfalls in diese Commutatoren geleitet. Durch Umlegung der Commutatoren konnte der Oeffnungsinductionsschlag beliebig durch das eine oder das andere Elektrodenpaar gef\u00fchrt werden. Die Stellung war derartig, dass der Reagirende R die Commutatoren nicht sehen konnte. Damit auch das Ger\u00e4usch des Umlegens ihm den zu erwartenden Reiz nicht vorher-verriethe, wurden nach jedem Einzelversuch die Commutatoren ge\u00f6ffnet und geschlossen; der Reagirende wusste also nicht, ob sie wieder in dieselbe Stellung oder in die andere gebracht wurden.\nLocalisation von Tastempfindungen. \u2014 Die erste Classe dieser Versuche bezieht sich nun auf die Localisation von Tastempfindungen. Dem Reagirenden wurde, wie die Figur 4 zeigt, mittels eines d\u00fcnnen Gummischlauches das eine Holzpl\u00e4ttchen auf die Dorsalseite des linken Mittelfingers, etwa an der Basis der 3. Phalange, befestigt; hier lag also das eine Elektrodenpaar (1 in der Fig.) auf. Das andere (2) lag, in gleicher Weise fixirt, auf der Dorsalseite des linken Handgelenkes, etwa in der Mitte desselben. Die Haut wurde leicht angefeuchtet, die Kupferpl\u00e4ttchen durch den elastischen Ring nicht gerade stark angedr\u00fcckt, aber sicher festgehalten. Die St\u00e4rke der Inductionsschl\u00e4ge w\u00e4hlten wir so, dass sie kr\u00e4ftig empfunden wurden, ohne schmerzhaft zu sein. Es ist indessen zu bemerken, dass es grosse Schwierigkeiten hat,'die St\u00e4rke der Schl\u00e4ge einige Zeit hindurch constant zu erhalten. Sie werden, wenn man den Schlittenapparat unver\u00e4ndert l\u00e4sst, zuweilen eine Zeit lang immer st\u00e4rker oder immer schw\u00e4cher. Dies hat jedenfalls darin seinen Grund, dass die Art, wie die Elektroden der Haut anliegen, ausserdem auch der Feuchtigkeitsgrad der Haut f\u00fcr die St\u00e4rke der Reize sehr in Betracht kommen, aber nicht constant erhalten werden konnten. Da man die St\u00e4rke der Schl\u00e4ge durch Verschieben des Eisenkernes sehr bequem \u00e4ndern kann, so w\u00e4re dieser Mangel nicht so gross, wenn es sich um Reizung nur einer Hautstelle handelte, Aber die Reize an zwei verschiedenen Hautstellen gleich zu machen, ist in der That nicht leicht. Auch nachdem wir einige Uebung darin hatten, den Reiz durch Anfeuchten der Haut oder geringe Verschiebungen der Elektroden zu va-riiren, ist es uns nicht immer gelungen, die Reize beider Hautstellen f\u00fcr die Empfindung ganz gleich zu machen. Wir k\u00f6nnen indessen zeigen,","page":309},{"file":"p0310.txt","language":"de","ocr_de":"810\tJ. y. Knies uni) F. Aubbbach:\ndass dieser Uebelstand. von keiner wesentlichen Bedeutung ist. Man k\u00f6nnte n\u00e4mlich glauben (und hierin allein- k\u00f6nnte der Nachtheil bestehen), dass die Localisation dadurch erleichtert wird, dass der eine der beiden Beize von dem andern ausser durch den Ort, auch noch durch seine Beschaffenheit unterschieden ist. Dies wird aber dadurch sehr unwahrscheinlich, dass, wie wir sp\u00e4ter sehen werden, der Ort mit viel gr\u00f6sserer Sicherheit und Schnelligkeit anfgefasst, wird, als selbst grosse Unterschiede der Intensit\u00e4t. Hiernach ist nicht anzunehmen, dass ein geringer Intensit\u00e4tsunterschied die Localisation erleichtert, eben weil diese schon fertig ausgef\u00fchrt ist, ehe das Urtheil \u00fcber die Intensit\u00e4t hat gef\u00e4llt werden k\u00f6nnen. \u2014 Dass der Beiz auch an derselben Stelle nicht v\u00f6llig constant blieb, stellt allerdings einen variabeln Versuchsfehler dar. Jedenfalls machte es unm\u00f6glich, die Abh\u00e4ngigkeit zu bestimmen, welche vielleicht die Geschwindigkeit der Localisation von der Beizst\u00e4rke zeigen k\u00f6nnte. Wir theilen nun im Folgenden die s\u00e4nrnit-lichen Mittelwerthe mit, die bei einer t\u00e4glichen Wiederholung der Versuche durch im Ganzen 8 Wochen erhalten wurden. Unterdr\u00fcckt sind aber die ersten 5 Tage, w\u00e4hrend welcher wir uns noch einer doppelten Beaction (auf einen Beiz mit dem Zeigefinger, auf den andern mit dem Mittelfinger) bedient hatten.\nIn der folgenden Zusammenstellung bedeutet I einfache Beactions-zeit bei Beizung am Mittelfinger,\nII\teinfache Beactionszeit bei Beizung am Handr\u00fccken,\nIII\tund IV Beactionszeit mit Unterscheidung dieser beiden Beize; bei III wird nur auf den Beiz am Mittelfinger, bei IV nur auf den Beiz am Handr\u00fccken reagirt.\nJede der\u2019 angef\u00fchrten Zahlen stellt das Mittel aus 10\u201420 Einzelversuchen dar. Die regelm\u00e4ssige Folge der Versuche war I III I und II IV II. Da wir aber bald bemerkten, dass zwischen I und II kein Unterschied bestand, so k\u00fcrzten wir h\u00e4ufig das Verfahren ab, indem wir z. B. eine Beihenfolge II IV II III 1 w\u00e4hlten. In diesem Falle musste die mittelste II zugleich f\u00fcr I gelten. In den folgenden Tabellen nun bezieht sich jede Horizontalreihe auf einen Versuchstag und die Zahlen folgen von links nach rechts so aufeinander, wie die Versuche angestellt wurden. In den letzten beiden Spalten befinden sich die auf die oben erw\u00e4hnte Weise bestimmten Unterscheidungszeiten f\u00fcr III und IV, sie enthalten also das f\u00fcr uns Wesentlichste. In den Zahlen s\u00e4mmtlicher Tabellen ist die Einheit 0-01 Sek.","page":310},{"file":"p0311.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdauer einfachstes psychisches Vorg\u00e4nge.\n311\nTabelle 1. Reag.: A.\nLocalisation am Mittelfinger (III) und Handgelenk (IV).\nDatum des Versuchstages.\tMittelwerthe der einzelnen Reihen.\t\t\t\t\t\tUnterscheidungszeit f\u00fcr III.\tUnterscheidungszeit f\u00fcr IV.\n6. 11.\tI 15-9\tIII 21-9\tI 15-1\tII 16-7\tIV 27-4\tII 14-7\t6-4\t11-7\n7. 11.\tII 14-1\tIV 19-1\tII 14-5\tI 13-9\tV 16-9\tI 13-9\t3-0\t4-8\n8. 11.\tIa 1 12-7\tIII 17-4\t(13-3 erg\u00e4nzt)\t\tIV 18-0\tIa1 13-9\t4-4\t4-4\n9. 11.\tI 14-4\tIII 16-5\tI 13-9\t\tIV 19-0\tI 15-8\t2-4\t4-1\n11. 11.\tII 13-8\tIV 16-5\tI 14-4\t\tIII 15-6\tI 13-2\t1-8\t2-4\n13. 11.\tI 16-3\tIV 17-1\tII 14-2\t\tIII 16-6\tI 14-5\t2-2\t1-8\n14. 11.\tI 13-6\tIII 15-9\t14-3\t\tIV 17-1\tI 15-0\t2-0\t2-4\nMittel der letzten Unterscheidungszeiten:\t2-1\n1 Mit Ia sind Versuche bezeichnet, bei welchen die beiden Reize unregelm\u00e4ssig und ohne Kenntniss des Reagirenden von der Reihenfolge abwechselten, dieser aber auf beide reagiren musste. Eine Unterscheidung war also hier nicht auszuf\u00fchren, aber man wusste nicht, welcher Reiz zu erwarten war. Die Werthe schliessen sich, wie man sieht, den k\u00fcrzesten einfachen Reactionszeiten durchaus an.","page":311},{"file":"p0312.txt","language":"de","ocr_de":"312\nJ. v. Keies und F. Auebbach:\nTabelle 2. Reag.: K\nLocalisation am Mittelfinger (III) und Handgelenk (IY).\nDatum des Versuchstages.\tMittelwerthe der einzelnen Reihen.\t\t\t\t\t\tUnter- schei- dungszeit f\u00fcr III.\tUnterscheidungszeit, f\u00fcr IV.\n6. 11.\tI 12-1\tIII 27-7\tI 12-7\tII 13-3\tIV 24-7\tII 14-2\t15-3\t10-9\n7, 11.\tI 12-1\tIII 19-5\tI 12-7\tII 12-3\tIV 20-2\tII 13-0\t7-1\t7-6\n8. 11.\tIa 11-4\tIII 19-0\t(11-6 erg\u00e4nzt)\t\tIV 21-6\tIa 11.7\t7-5\t10-0\n9. 11.\tI 11-4\tIII 18-0\tI 11-4\t\tIV 19-6\tII 13-5\t6-6\t7-2\n11. 11.\tII 11.1\tIV 15-9\tI 10-3\t\tIII 15*9\tI 10-8\t5-3\t5-2\n13. 11.\tI 12-3\tIV 16-9\tII 13-0\t\tIII 15-7\tI 12-4\t3-0\t4-3\n13. 11.\tI 11-9\tIII 15-6\tI 12-3\t\t\t\t3-5\t\n14. 11.\tI 11-4\tIII 14-4\tII 11-5\t\tIV 16-6\tI 12-3\t3-0\t4-7\n14. 11.\t\t\t\tII 11-8\tIV 15-3\tII 12-1\t\t3-3\nMittel der letzten Unterscheidungszeiten:\t3-6\nWas zeigen nun diese Tabellen ? Zun\u00e4chst die Hauptsache, dass die gestellte Frage auf dem von uns eingeschlagenen Wege beantwortet werden kann. Wir erhalten Zahlen, die eine ganz unverkennbare Gesetzm\u00e4ssigkeit zeigen. Die Unterscheidungszeiten sind bei uns beiden in den ersten Versuchstagen am l\u00e4ngsten; darauf werden sie constant kleiner und schwanken zuletzt um einen gewissen Werth herum, ohne sich weiter zu vermindern. Dies kann uns nicht \u00fcberraschen; es ist der Einfluss der Uebung. Wir haben nun die letzten Zahlen der beiden Tabellen, welche sich auf Unterscheidungszeiten beziehen, zusammengefasst und zwar von dem Punkte an, wo ein weiter Einfluss der Uebung nicht merklich ist (dies ist in den Tabellen durch die Klammern angedentet) und daraus die Mittelwerthe genommen. Wir erhalten f\u00fcr A 2 * 1, f\u00fcr K 3-6. Die mehrfach er\u00f6rterte Zeit, die wir hier kurz als die Dauer der Localisation eines Tastreizes bezeichnen, betr\u00e4gt also","page":312},{"file":"p0313.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdauer einfachster psychischer Vorg\u00e4nge. 313-\nf\u00fcr den einen von uns A 0-021 Sek., f\u00fcr den andern\tK 0-036 Sek.\nDass diese bedeutende individuelle Differenz wirklich besteht und nicht etwa blos durch variable Versuchsfelder vorget\u00e4uscht ist, daf\u00fcr b\u00fcrgt schon ein einfacher Blick auf die je 6 Zahlen, aus welchen diese: Mittelwerthe genommen sind.\nEs verdient hervorgehoben zu werden, dass die Localisationszeiten sich in dieser Hinsicht entgegengesetzt verhalten wie die einfachen Re-actionszeiten. Letztere n\u00e4mlich sind bei K k\u00fcrzer als bei A.\nUm eine Vorstellung von der Constanz der Einzelversuche zu geben,, theilen wir im Anh\u00e4nge zwei Tabellen der Einzelwerthe in extenso mit; es sind dazu nicht die am besten \u00fcbereinstimmenden ausgesucht, wenn sie allerdings auch zu den besseren geh\u00f6ren.\nDie einfache Reactionszeit betr\u00e4gt f\u00fcr A im Mittel aus allen I-Versuchen 0-146, aus den II-Versuchen 0-147 Sek. Ebenso f\u00fcr K bei I 0-117, bei II 0-119.1 Es kann auffallen, dass die einfachen Reactions-zeiten f\u00fcr den Reiz am Finger nicht l\u00e4nger sind als f\u00fcr den Reiz an dem Handgelenk. Entsprechend der etwa 15cm l\u00e4ngeren peripheren Leitungsbahn sollte man, wenn wir eine Geschwindigkeit der Erregung im Nerven von 60m in der Sekunde annehmen, eine Differenz von 0-0025 Sek. erwarten. Eine solche Differenz liegt nun allerdings kaum mehr ausserhalb der Fehlergrenzen selbst f\u00fcr\u201d Mittelwerthe aus vielen Reihen. Wir sehen aber bei K sogar die Reactionszeit vom Finger aus k\u00fcrzer als die vom Handgelenk aus. Die Ursache hief\u00fcr liegt vermuth-lich darin, dass die feinere und empfindlichere Haut des Fingers in der Regel den Inductionsschlag st\u00e4rker empfand, als die Haut des Handgelenks. Hiermit mag es auch Zusammenh\u00e4ngen, dass die Unterscheidungszeit f\u00fcr die Versuche III im Allgemeinen etwas kleiner erscheint, als die f\u00fcr die Versuche IV. Jedenfalls aber ist die Differenz zu unbedeutend, als dass man etwas aus ihr schliessen k\u00f6nnte.\nNachdem wir somit f\u00fcr zwei Hautstellen die gesuchten Werthe ermittelt hatten, gingen wir zun\u00e4chst dazu \u00fcber, andere Hautstellen zu w\u00e4hlen. Es zeigte sich hierbei, dass die einmal erworbene Uebung auch den andern Hautstellen zu Gute kam, so dass man von diesen gleich Anfangs fast dieselben Werthe erhielt, welche die fr\u00fcher benutzten Stellen erst zuletzt ergeben hatten.\n1 F\u00fcr die II sind die Versuche vom 6. 11., 7. 11. und 9. 11. hier nicht mitgerechnet; da stehen n\u00e4mlich die II am Ende, die I am Anfang des Versuchstages. Die Erm\u00fcdung erscheint also gerade an den II-Versuchen. An den folgenden Tagen stehen sich hierbei I und II im Durchschnitt etwa gleich.","page":313},{"file":"p0314.txt","language":"de","ocr_de":"314\nJ. v. KiiiES und Ayebbach:\nSo erhielten wir f\u00fcr die Unterscheidung von Radial- und Ulnarseite des Handr\u00fcckens\nA 2-0 und 3-1 K 4-8 und 3-7; ferner f\u00fcr 2 Stellen des Unterarms\nA 2*0 und 2*5 K 5-1 und 3-9.\nDiese Resultate sind also gewonnen ohne vorherige \u00fcebung f\u00fcr die betreffenden Hautstellen. Sie sind, wie man sieht, nur wenig h\u00f6her, als die an den erstbenutzten Stellen nach l\u00e4ngerer \u00fcebung erhaltenen. Etwas l\u00e4nger sind sie allerdings, und man merkt auch recht wohl bei den Versuchen, dass man bei Benutzung neuer Hautstellen zuerst unsicher ist. Es kommen auch falsche Reactionen etwas h\u00e4ufiger vor. Doch aber ist kein Vergleich zu ziehen mit den ersten \u00fcberhaupt angestellten Versuchen, es ist also zweifellos, dass die erworbene \u00fcebung zum grossen Theil eine allgemeine ist, d. h. auch Versuchen an andern Hautstellen zu Gute kommt.\nWir hatten bisher immer zwei Stellen gew\u00e4hlt, welche nicht sehr weit von einander auf derselben (linken) K\u00f6rperh\u00e4lfte gelegen waren. Es schien nicht ohne Interesse zu fragen, ob die Unterscheidung zweier symmetrisch gelegner Stellen der linken und rechten Seite mit derselben oder mit einer verschiedenen Geschwindigkeit vollzogen w\u00fcrde. Wir befestigten also das eine Elektrodenpaar am linken Handr\u00fccken, das andere genau an der entsprechenden Stelle des rechten Handr\u00fcckens und verfuhren im Uebrigen wie fr\u00fcher. Hierbei erhielten wir an zwei aufeinander folgenden Versuchstagen folgende Unterscheidungszeiten:\nA\t2-7.\t1-5.\t2-5.\t1-7.\tMittel = 2-1.\nK\t4-3.\t3-2.\t3-0.\t3-6.\tMittel = 3-5.\nDiese Zahlen stimmen, wie man sieht, mit den fr\u00fcheren durchaus \u00fcberein. Wir k\u00f6nnen daher resumirend sagen:\nDie f\u00fcr die Unterscheidung zweier, an verschiedenen Hautstellen applicirten, sonst m\u00f6glichst gleichen Reize erforderliche Zeit betr\u00e4gt nach erworbener \u00dcebung im Mittel:\nf\u00fcr A 0-021 Sek., f\u00fcr K 0-036 Sek.\nEine Abh\u00e4ngigkeit von der Lage der beiden Hautstellen hat sich bei unseren Versuchen nicht herausgestellt. Es ist wohl m\u00f6glich, dass eine solche \u00fcberhaupt nicht besteht, so lange nur die Stellen in solcher Entfernung von einander liegen, dass sie mit Leichtigkeit unterschieden werden k\u00f6nnen.","page":314},{"file":"p0315.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdauer einfachster psychischer Vorg\u00e4nge.\n315\nWir haben demn\u00e4chst noch eine Aenderung an diesen Versuchen vorgenommen, n\u00e4mlich Elektrodenpaare an 3 verschiedenen Hautstellen angelegt; bei den Versuchen mit Unterscheidung wechselten also nun 3 verschiedene Reize unregelm\u00e4ssig ab; reagirt wurde immer nur auf einen. Die Aufgabe ist hierbei eigentlich dieselbe wie bei 2 Stellen; man h\u00e4lt die Vorstellung des Reizes, auf den man reagiren soll, m\u00f6glichst fest und'Ggnorirt m\u00f6glichst alles Uebrige. Das Urtheil \u201eer ist an der bestimmten Stelle\u201c m\u00fcsste eigentlich (so k\u00f6nnte man erwarten) ebenso schnell fertig werden, ob nun\tvorher andere\tReize\tvon mehrerer\noder blos von einer Art gef\u00fchlt worden\tsind.\tEs\tzeigt\tsich indessen,\ndass dem, wenigstens Anfangs nicht so ist. Wir theilen auch von diesen Versuchen nur kurz die gewonnenen Unterscheidungszeiten mit. Die 3 Stellen waren das Nagelglied des Mittelfingers, Handgelenk und Mitte des Unterarms, alle 3 auf der Extensorenseite, links. (Pl\u00e4ttchen 3 in Fig. 4). Die zuerst erhaltenen Unterscheidungszeiten f\u00fcr diese 3 Stellen sind;\nA 3*0. 2-2. 3-4. 2-3. 3-0.\t2-7.\t=\tMittel 2-8.\nK 6-4. 5-5. 5-3. 3-6. 6-4.\t3-9.\t4-3.\t4-8. =\tMittel 5-0.\nSie sind also deutlich l\u00e4nger als die bei 2 Stellen erhaltenen. Nach noch einiger Uebung indessen kommen sie ziemlich genau auf dieselben Werthe, wie diese. Wir stellten noch eine Zeit lang abwechselnd Versuche an, bei denen es sich um die Unterscheidung von 2 und von 3 Stellen handelte, und erhielten dabei folgende Zahlen:\n2 Stellen.\t3 Stellen.\n2-8\t2-4\n1-2\t1-7\n2-1\t2-0\n2 Stellen.\t3 Stellen.\n3-9\t5-8\n3-6\t4-0\n3-9\t3-4\n3-1\t3-3.\nHier ist erstens aufmerksam zu machen, dass f\u00fcr die Unterscheidung zweier Stellen wieder Werthe gefunden werden, welche sich mit den fr\u00fcheren in vollkommener Uebereinstimmung befinden. Ausserdem zeigt sich, dass auch die Unterscheidung einer Stelle von 2 andern nach ausreichender Uebung keine merklich l\u00e4ngere Zeit erfordert. Nur sind die st\u00f6renden Einfl\u00fcsse bedeutender und es ist daher eine gr\u00f6ssere Uebung erforderlich, bis man diese schwierigeren Versuche gut machen kann.","page":315},{"file":"p0316.txt","language":"de","ocr_de":"316\nJ. v. Kries und F. Auerbach:\nUnterscheidung starker und schwacher Tastempfindungen. \u2014 Hiermit sind die Versuche, welche sich auf die Localisation von Tastempfindungen beziehen, beendigt; wir kommen zu der zweiten Classe, welche sich bezieht auf die Beurtheilung der Intensit\u00e4t einer Tastempfindung. An einer und derselben Stelle, und zwar stes an der Dorsalseite des Nagelgliedes am linken Mittelfinger, wurde ein Elektrodenpaar eingelegt. Durch Verschieben des Eisenkernes E in der prim\u00e4ren Bolle konnte die St\u00e4rke des Inductionsschlages beliebig ge\u00e4ndert werden. Die Verschiebung geschah nat\u00fcrlich bei den Versuchen mit Unterscheidung so, dass der Beagirende von der Stellung des Eisenkerns nicht unterrichtet war. Die Versuche folgten nun so:\n1)\tEinfache Beaction mit schwachem Beiz. E. Sw. in der Tabelle.\n2)\tVersuche mit Unterscheidung; es wird nur auf den schwachen Beiz reagirt. U. Sw.\n3)\tEinfache Versuche mit schwachem Beiz. E. -Sw.\nUnd die andere Gruppe war folgende:\n1)\tEinfache Versuche mit starkem Beiz. E. St.\n2)\tVersuche mit Unterscheidung; es wird nur auf den starken Beiz reagirt. U. St.\n3)\tE. St.\nHieraus werden dann die Unterscheidungszeiten wieder in der fr\u00fcheren Weise berechnet. Die Beize hatten wir so gew\u00e4hlt, dass der schw\u00e4chere noch vollkommen deutlich war, der st\u00e4rkere eben ein wenig schmerzhaft zu werden anfing.\nDie Versuche zeichnen sich zun\u00e4chst dadurch aus, dass sie un-gemein schwierig sind. Die Unterscheidung, ob ein Beiz stark oder schwach sei, wird, wenn sie m\u00f6glichst schnell ausgef\u00fchrt werden soll, entschieden unsicher. Schwer ist es namentlich auf den schwachen Beiz zu reagiren und auf den starken nicht. Auch haben wir hierbei trotz vieler Uebung viel h\u00e4ufiger falsche Beactionen gehabt, als bei den Localisationsversuchen. W\u00e4hrend bei diesen letzteren sehr ausnahmsweise einmal eine in einer Beihe auftrat, hatten wir hier nur selten eine Beihe ohne eine falsche Beaction.\nDie folgenden Tabellen stellen die erhaltenen Werthe zusammen.","page":316},{"file":"p0317.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdauer einfachster psychischer Vorg\u00e4nge.\n317\nTabelle 3. Keag.: A.\nStarke und schwache Tastreize.\nDatum.\tjE. Sw.\t\u00fc. Sw.\tE. Sw.\tE. St.\tU. St.\tE. St.\tUni scheidu Sw.\ter- ngszeit St.\n27. 11.\t16-9\t23-7\t19-9\t15-0\t18-7\t15-6\t5*3\t3-4\n28. 11.\t16-5\t21-1\t16-5\t15-3\t16-3\t14-2\t4-6\t1-6\n28. 11.\t13-2\t20-1\t14-3\t13-9\t16-3\t13-8\t6-3\t2-4\n29. 11.\t13.3\t20-5\t13-9\t13-5\t15-0\t13-3\t6-9\t1-6\n30. 11.\t13-6\t20-2\t14-2\t13-8\t16-2\t13-3\t6-3\t2-8\n1. 12.\t15-1\t18-6\t15-0\t14-1\t15-7\t13-9\t3-5\t1-7\n1. 12.\t\t19-6\t15-3\t13-6\t15-9\t13-4\t4-3\t2-4\n2. 12.\t14-5\t19-9\t14-2\t13-6\t14-7\t12-0\t5-5\t1-9\nTabelle 4. Reag.: K.\nStarke und schwache Tastreize.\nDatum.\tE. Sw.\tU. Sw.\tE. Sw.\tE. St.\tU. St.\tE. St.\tUnt scheidu Sw.\ter- ngszeit St.\n25. 11.\t14-4\t25-8\t15-0\t13-8\t20-1\t14-8\tIM\t5-8\n28. 11.\t12-9\t22-7\t14-8\t12-9\t18-4\t13-9\t8-9'\t5-0\n28. 11.\t12-7\t23-4\t13-0\t13-2\t20-4\t13-5\t10-5\t7-0\n29. 11.\t11-7\t22-2\t13-2\t11-8\t18-2\t12-6\t9-7\t6-0\n30. 11.\t11-4\t22-8\t11-4\t11-5\t18-5\t11.7\t11-4\t6-9\n1. 12.\t12-4\t23-5\t12-4\t12-7\t18-6\t12-1\tIM\t5-7\nIn diesen Tabellen ist Vielerlei beacbtenswerth. Erstlich sind durchweg die Unterscheidungszeiten kleiner f\u00fcr die starken, als f\u00fcr die schwachen Reize. Man erkennt schneller, dass der starke Reiz stark, als dass der schwache schwach ist. Ueberdies ist es, wie wir gleich hinzuf\u00fcgen wollen, viel leichter, auf den starken zu reagiren und auf den schwachen nicht, als umgekehrt. Von diesem Verhalten k\u00f6nnen wir uns ohne Schwierigkeit bis zu einem gewissen Grade Rechenschaft geben. Man muss sich n\u00e4mlich erinnern, dass die Empfindung, wenn auch sehr schnell, doch innerhalb einer gewissen Zeit, von 0 auf ihr Maximum","page":317},{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"318\nJ. y. Kbtes und F. Aubebach:\nanw\u00e4chst. Hat man nun die Vorstellung dieser st\u00e4rksten Empfindung, welche nur der st\u00e4rkere Eeiz her vorbringt, fest in Gedanken, so ist es leicht, nicht eher zu reagiren, als bis sie eingetreten ist, sobald dies aber geschehen, unverz\u00fcglich zu reagiren. Anders, wenn wir auf den schwachen Eeiz reagiren sollen. Wir k\u00f6nnen dann nicht reagiren, sobald wir die schwache Empfindung haben; denn diese kommt ja als vor\u00fcbergehendes Stadium auch bei dem starken Eeize vor. Wir m\u00fcssen vielmehr abwarten, ob die Empfindung die gr\u00f6ssere St\u00e4rke erreicht oder nicht und auf das Ausbleiben derselben reagiren. Hierin liegt nun augenscheinlich die Schwierigkeit. Man weiss n\u00e4mlich nicht so genau, wie lange man warten soll, ob die Empfindung noch w\u00e4chst. Wir kommen hierdurch auf einen fundamentalen Unterschied, welcher stattfindet zwischen der Beurtheilung einer Intensit\u00e4t und einer Qualit\u00e4t. Man k\u00f6nnte dies so ausdr\u00fccken: die Schwierigkeit der Beurtheilung einer Intensit\u00e4t r\u00fchrt daher, dass die Intensit\u00e4t der Empfindung nicht constant ist, sondern eine Function der Zeit; die Intensit\u00e4t des Eeizes (oder der Gesammtempfindung) daher erst nach Beobachtung des zeitlichen Verlaufs der Empfindung beurtheilt werden kann. Im Gegens\u00e4tze hierzu ist die Qualit\u00e4t in der Eegel vom ersten Beginn der Empfindung an gegeben und erkennbar. Dass sich in dieser Hinsicht die Sch\u00e4tzung des Verh\u00e4ltnisses zweier Intensit\u00e4ten wesentlich gleich verh\u00e4lt, wie die Auffassung einer Qualit\u00e4t, darauf werden wir weiter unten einzugehen haben (gelegentlich der Versuche \u00fcber Localisation durch das Geh\u00f6r).\nWir finden also hierin eine m\u00f6gliche Erkl\u00e4rung f\u00fcr die relativ l\u00e4ngere Zeit, welche das Erkennen des schwachen Eeizes erfordert im Vergleich mit dem des starken. Eine genauere Analyse des betreffenden psychischen Vorganges lehrt \u00fcbrigens, dass hier noch eine Voraussetzung gemacht ist, die zwar wahrscheinlich ist, doch aber nicht als selbstverst\u00e4ndlich angesehen werden darf und daher erw\u00e4hnt werden muss. Denken wir uns in graphischer Darstellung die Zeit als Abscisse, die Empfindungsintensit\u00e4ten als Ordinaten a\u00fcfgetragen, und es entspr\u00e4che I dem starken, II dem schwachen Eeize. Es ist dann von vorn herein ganz denkbar, dass die \u00fcberhaupt zu erreichende Intensit\u00e4t, nach h\u00e4ufig gemachter Erfahrung, schon aus der Steilheit beurtheilt werde, in welcher das erste St\u00fcck der Curve ansteigt. Danach k\u00f6nnten starker und schwacher Eeiz gleich schnell erkannt werden. Wir m\u00fcssen also voraussetzen, dass diese nicht zur Beurtheilung verwendet wird, sondern dass lediglich die \u00fcberhaupt erreichte Intensit\u00e4t massgebend ist. Wenn es nun gestattet w\u00e4re anzunehmen, dass dieses Maximum bei schwachem Eeize sp\u00e4ter erreicht w\u00fcrde als bei starkem, so k\u00f6nnte schon hierin eine Erkl\u00e4rung","page":318},{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdauer einfachster psychischer Vorg\u00e4nge.\n319\nder mehrerw\u00e4hnten Thatsache gefunden werden. Wie dem aber auch sei, mag das langsamere Erreichen des Maximums bei schwachem Eeize allein die Ursache sein oder die oben angedeutete Meinung, dass man gewissermaassen noch auf ein weiteres Ansteigen warte, das Richtige treffen: immer bed\u00fcrfen wir der Voraussetzung, dass wir f\u00fcr die Form des Ansteigens eine Beurtheilung nicht haben, weil man sonst starken und schwachen Beiz gleich schnell erkennen m\u00fcsste.\nStellen wir die Unterscheidungszeiten zusammen, welche der Localisation und der Beurtheilung der Intensit\u00e4t entsprechen, so finden wir die Mittelwerthe:\nErkennen des\nLocalisation.\tstarken\tschwachen\nReizes.\nA\t0-021 Sek.\t0-022 Sek.\t0-053 Sek.\nK\t0-036 \u201e\t0-061 \u201e\t0-105 \u201e\nEs geht also die Beurtheilung der Intensit\u00e4t eines Tastreizes langsamer vor sich als die Localisation, so zwar, dass nur bei dem einen von uns (A) und nur in dem g\u00fcnstigeren Falle (Erkennen des starken Reizes) ann\u00e4hernd dieselbe Geschwindigkeit wie f\u00fcr die Localisation erreicht wurde.\nWir erw\u00e4hnten schon oben, dass bei diesen Versuchen falsche Re-actionen nicht ganz selten vorkamen. Wir theilen im Anh\u00e4nge zwei Tabellen mit, die als Beispiel f\u00fcr die Versuche dienen k\u00f6nnen. Es f\u00e4llt auf, dass bei den Versuchen mit Unterscheidung die Schwankung eine sehr erhebliche ist, viel erheblicher als bei den Localisationsversuchen. Wir sehen hier bei K die Zahlen bei U. Sw. ziemlich gleiehm\u00e4ssig vertheilt von 10-6 bis 19-8 (Millimeter auf der Trommelperipherie) bei U. St von 10-0 bis 15-8; entsprechend f\u00fcr A von 11-0 bis 15-6 bei U. Siu. und von 9-0 bis 11-7 bei U St.\nDiese Schwankungen sind sehr gross, wenn man sie vergleicht mit","page":319},{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"320\nJ. v. Kries end F. Auerbach:\n\u2022den Localisationsversuchen. Die Greazen betrugen dort z. B. in der mitgetheilten Eeihe fur K (IY) 8-9 und 1T\u2022 0; f\u00fcr A (III) 9-7 und 11-8. Ein genaueres Studium der Abweichungen vom Mittelwerthe, des \u25a0Schwankens gleicher Versuche, w\u00e4re gewiss von grossem Interesse. Wir verzichten indessen auf eine eingehende Verwerthung unserer Versuche nach dieser Richtung hin und zwar aus dem Grunde, weil wir unter zu wechselnden \u00e4usseren Verh\u00e4ltnissen arbeiteten. Wir merkten leicht, dass die Resultate schwankender wurden, wenn durch unsere Zimmer viel gegangen wurde, oder die Zimmertemperatur sehr niedrig war, oder es auf der Strasse besonders laut zuging. Unter solchen Umst\u00e4nden ist ein specielles Studium der Schwankungswerthe nat\u00fcrlich nicht wohl auszuf\u00fchren. Soviel indessen l\u00e4sst sich mit Sicherheit sagen und geht auch \u25a0aus den mitgetheilten Tabellen zur Gen\u00fcge hervor, dass die Schwankungen ceteris paribus bei den Localisationsversuchen viel kleiner waren als bei den Intensit\u00e4tsversuchen.\nHierbei ist es nothwendig darauf aufmerksam zu machen, dass wir zu der Annahme berechtigt sind, eine weitere Uebung w\u00fcrde dieses Verhalten nicht wesentlich beeinflusst haben. W\u00efr sehen n\u00e4mlich, dass die Unterscheidungszeiten sich \u00fcberhaupt gar nicht verringert haben, sondern von Anfang an (mit Ausnahme der ersten 3-4 unter A, Unterscheidungs-zeit f\u00fcr den starken Reiz) um denselben Mittelwerth sich gruppiren. Hieraus entnahmen wir die Berechtigung die Versuche abzubrechen. Vielleicht \u00fcbrigens ist es keine zu k\u00fchne Annahme, dass f\u00fcr die grossen Schwankungen bei den [Interscheidungsversuchen eine nicht psychische Ursache vorhanden sei. Diese k\u00f6nnte darin gefunden werden, dass wir \u25a0oben sahen, es hinge die Beurtheilung der Intensit\u00e4t von der Erreichung des Maximums ab. Es k\u00f6nnte nun wohl sein, dass die unvermeidlichen kleinen Schwankungen in der Intensit\u00e4t der Reizungsschl\u00e4ge die Empfindung einmal etwas fr\u00fcher, das andere Mal etwas sp\u00e4ter dies Maximum erreichen liesse. Die Schwankungen der Einzelversuche fielen hiermit unter dieselbe Erkl\u00e4rung, welche wir auch f\u00fcr den Unterschied in der Erkennungszeit der starken und schwachen Reize als m\u00f6glich hinstellten. Das Hauptresultat der am Tastsinn angestellten Versuche fassen wir zusammen in dem Satze:\nDie Beurtheilung der Intensit\u00e4t eines Tastreizes geschieht unsicherer und erfordert l\u00e4ngere Zeit als die Localisation desselben.\nWir behalten die sich hier anschliessenden theoretischen Er\u00f6rterungen dem Schl\u00fcsse der Arbeit vor, wo wir die s\u00e4mmtlichen Versuchsergebnisse \u00fcbersehen k\u00f6nnen, und wenden uns zu den","page":320},{"file":"p0321.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdattee einfachstes psychisches Voeg\u00e4nge.\n321\nAkustischen Versuchen.\nVersuche mit Glocken. \u2014 Als Geh\u00f6rsreize benutzten wir zun\u00e4chst Glockenschl\u00e4ge; die dabei gestellte Aufgabe bestand zuerst in der Unterscheidung zweier Glocken, von denen die eine etwa die obere Quinte der anderen angab. Dies bezieht sich nat\u00fcrlich nur auf die f\u00fcr das Ohr am st\u00e4rksten hervortretenden Partialt\u00f6ne.\nDie Hervorbringung des Eeizes bei Unterbrechung des Stromes in G S (Fig. 1) geschah hier auf folgende Weise. Der bei G S zu unterbrechende Strom wurde durch den Elektromagnet eines Relaisapparates geleitet, welcher dem zur Reaction benutzten ganz \u00e4hnlich war und durch Fig. 3 erl\u00e4utert werden mag. Wenn der Strom geschlossen war, war die Stellung die in der Zeichnung dargestellte. Der in P unterst\u00fctzte, also zweiarmige Hebel H trug nahe der Feder Q einen Querarm A aus leicht federndem Eohr; an jedem Ende dieses Querarms war ein kleines Messingk\u00fcgelchen K befestigt. Im Momente der Stromunter-breehung f\u00e4hrt dann das den Querarm tragende Ende des Hebels nach unten, weil das andere nach oben f\u00e4hrt. Letzteres schlug gegen eine Arretirung, die so mit Gummi umwickelt war, dass das Anschl\u00e4gen nicht geh\u00f6rt werden konnte. Die Messingk\u00fcgelchen aber federten ein wenig \u00fcber ihre Gleichgewichtslage hinaus. Die Glocken waren nun so gestellt, dass die K\u00fcgelchen sie verm\u00f6ge des Federns gerade erreichten, aber nicht an ihnen liegen blieben. Di\u00e8se Einrichtung ist nothwendig, weil man keinen guten Ton bekommt, wenn der Kl\u00f6ppel an der Glocke liegen bleibt. \u2014 Auf diese Weise wurden nun in Folge der Stromunter-br\u00e8chung beide Glocken angeschlagen; es war nun Sache des Beobachtenden, da immer nur eine Glocke klingen sollte, die andere anzufassen und so am Klingen zu verhindern. Dass diese Methode keine ideale ist, versteht sich von selbst; wir werden auch ihre M\u00e4ngel sogleich beleuchten. Wir theilen die damit gewonnenen Resultate doch mit, weil ihr Unterschied gegen die nach besserer Methode erhaltenen von Interesse ist.\nErstlich muss ber\u00fccksichtigt werden, dass hierbei die Entstehung des Schalles nicht gleichzeitig mit der Stromunterbrechung stattfindet, sondern um eine bestimmte constante Zeit sp\u00e4ter. Diese Zeit n\u00e4mlich vergeht, bis der Hebel sich so weit gedreht hat, dass er an die Arretirung st\u00f6sst und die Messingk\u00fcgelchen noch so weit \u00fcber ihre Gleichgewichtslage hinausgefedert haben, dass sie die Glocken erreichen. Diese Zeit h\u00e4ngt von der St\u00e4rke der Feder Q ab; dass sie aber jedenfalls f\u00fcr unsere Verh\u00e4ltnisse betr\u00e4chtlich ist, ergab sich aus Versuchen, bei denen wir den die obere Nadel bewegenden Strom, statt durch den Reactions-\nArchiv f. A. u. Ph. 1877. Physiol. Abth,\t21","page":321},{"file":"p0322.txt","language":"de","ocr_de":"822\nJ. v. Keies und F. Auerbach :\napparat, direct durch die Glocken und die Kl\u00f6ppel schlossen. Da es sich f\u00fcr uns indessen immer nur um Differenzen handelt, so ist dies gleich-giltig; es bedurfte f\u00fcr die Unterscheidungszeiten nicht einmal der Bestimmung dieser Zeit. Die f\u00fcr die einfachen Reactionszeiten erhaltenen Zahlen sind allerdings mit den andern nicht vergleichbar.\nAuf weitere Uebelst\u00e4nde, die der Schallerzeugung durch einen Glockenschlag \u00fcberhaupt nothwendig anhaften, kommen wir weiter unten.\nIn den folgenden Tabellen bedeutet g die h\u00f6here, G die tiefere Glocke; demnach Eg einfache Beactionszeit beim Erklingen der h\u00f6heren; Ug Beactionszeit mit Unterscheidung, wenn auf die h\u00f6here reagirt wurde ; E G und U G entsprechend f\u00fcr die tiefere Glocke.\nTabelle 5. Beag.: A.\nGlockenversuche. , ...\t1 Glocke.\ng h\u00f6here J\nDatum\tEg\t\u00fcg\tEg\tEG\tUG\tEG\tUn scheidu g\tfcer- ngszeit G\n6. 12.\t13-2\t27-3\t13-3\t15-1\t33-3\t14-0\t13-9\t18-7\n7. 12.\t12-4\t27-6\t13-2\t13-8\t36-6\t14-4\t14-8\t22-5\n8. 12.\t15-3\t26-5\t15-3\t14-5\t29-5\t15-4\t11.2\t14-6\n9. 12.\t14-2\t24-3\t16-8\t15-9\t32-5\t16-0\t8-8\t16-5\nTabelle 6. Beag.: K.\nGlockenversuche. ^\t\\ Glocke.\ng h\u00f6here J\nDatum\tEg\t\u00fcg\tEg\tEG\tUG\tEG\tUn scheidu g\t;er- ngszeit G\n6. 12.\t13-1\t33-1\t12-1\t12-8\t32*1\t14-5\t20-5\t18-5\n\t13-6\t32-6\t13-6\t\t\t\t19-5\t\n7. 12.\t15-4\t34-5\t16-5\t17-2\t45-7\t17-4\t18-5\t28-4\n8. 12.\t16-0\t33-1\t16-0\t15-7\t37-9\t15-1\t17-1\t22-5\n9. 12.\t18-5\t31-2\t15-0\t' 15-1\t36-7\t15-1\t17-0\t21-6","page":322},{"file":"p0323.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdauer einfachster psychischer Vorg\u00e4nge. 323\nDie Tabellen zeigen bei uns beiden sehr lange Unterscheidungszeiten. Hervorzuheben w\u00e4re nur, dass das Erkennen des tieferen Tones l\u00e4nger dauert als das des h\u00f6heren.\nWir m\u00fcssen nun in Erw\u00e4gung ziehen, dass diese Glockenversuche an einem Hauptfehler leiden. Dieser besteht offenbar darin, dass der Reiz nicht von Anfang an die Beschaffenheit hat, die er haben und die an ihm erkannt werden soll. Immer n\u00e4mlich wird das Aufschlagen des Messingk\u00fcgelchens auf die Glocke zuerst ein Ger\u00e4usch hervorbringen, ein Klappen, welches bei den einfachen Versuchen schon hinreicht, um die Reaction zu veranlassen. Bis dagegen die Tonempfindung wirklich entsteht, wird eine kleine Zeit vergehen m\u00fcssen. Es ist sehr m\u00f6glich, dass diese von der Tonh\u00f6he abh\u00e4ngig ist; denn man kann sich denken, dass eine gewisse Zahl von Schwingungen ausgef\u00fchrt sein muss, bis die mitschwingenden Theile des Ohres stark genug bewegt sind, um die betreffende Faser des Nervus acusticus zu erregen. Je langsamer also die Schwingungen, je tiefer der Ton, um so l\u00e4nger w\u00fcrde es dauern, bis die Tonempfindung auf die Ger\u00e4uschempfindung folgte. Es mag indessen dahingestellt bleiben, ob die L\u00e4nge der hier gefundenen Zeiten auf diesem Umstande beruht oder auf einem andern, n\u00e4mlich der sehr zusammengesetzten Natur der Glockenkl\u00e4ngc. Diese hatte zur Folge, dass beide Kl\u00e4nge eine grosse Zahl von Rartialt\u00f6nen gemeinsam hatten, nur in verschiedener relativer Intensit\u00e4t, was gewiss die Unterscheidung erschwerte.\nUnterscheidung einfacher T\u00f6ne. \u2014\u00bb Wir mussten daher bestrebt sein eine Methode zu finden, welche von diesen beiden Uebel-st\u00e4nden frei war. Wir verlangten somit 1) m\u00f6glichst einfache T\u00f6ne (wenige und schwache Obert\u00f6ne). 2) T\u00f6ne, deren Beginn von keinem Ger\u00e4usch begleitet w\u00e4re. 3) T\u00f6ne, welche durch die Unterbrechung eines elektrischen Stromes ausgel\u00f6st werden k\u00f6nnten. Diesen Anforderungen entsprach in ausreichender Weise das folgende Verfahren, welches Fig. 5 andeutet. In einem eisernen Schraubstocke S1 wurden zwei gleich breite und dicke .Stahlpl\u00e4ttchen, Px und P2, neben einander fest eingeklemmt; die freien Enden wurden nicht gleich lang gemacht, so dass sie, in Schwingungen versetzt, verschiedene T\u00f6ne gaben. Ein Elektromagnet M wurde nun so unter die Pl\u00e4ttchen gestellt, dass je ein Pol sich unter der Spitze jedes Pl\u00e4ttchens, einige Millimeter tiefer, als deren Gleichgewichtslage, befand. Die Entfernung w\u00e4hlten wir so, dass, wenn der Elektromagnet vom Strome durchflossen war, er die Pl\u00e4ttchen nichi von selbst an die Pole heranzuziehen vermochte, wohl aber sie festhielt, wenn man sie anlegte. Wenn man daher ein Pl\u00e4ttchen angedr\u00fcckt hatte, so riss es im Augenblicke der Stromunterbrechung los und man h\u00f6rte\n21*","page":323},{"file":"p0324.txt","language":"de","ocr_de":"324\nJ. y. Kries und P. Auerbach:\nseinen Ton. Der Beobachtende konnte, indem er vor jedem Versuche das eine oder das andere Pl\u00e4ttchen andr\u00fcckte, nach Belieben und ohne Vorauswissen des Reagir enden den einen oder den anderen Ton durch die Stromunterbrechung hervorbringen. Diese Methode leistet das Verlangte. Die Schwingungsform eines an dem Ende fixirten Stahlpl\u00e4ttchens ist jedenfalls derjenigen der Stimmgabel sehr \u00e4hnlich, also nahezu rein. Ein Ger\u00e4usch entsteht gar nicht, sondern die Schwingungen sind von Anfang an regelm\u00e4ssig. Wir wollen indessen nicht verschweigen, dass ein Uebelstand auch hier nicht ganz zu beseitigen war. Es ist n\u00e4mlich hierbei sehr schwer, die Intensit\u00e4t der T\u00f6ne zu beherrschen und in gew\u00fcnschter Weise zu reguliren. Die Intensit\u00e4t h\u00e4ngt nat\u00fcrlich davon ab, wie weit der Pol des Elektromagnetes von der Gleichgewichtslage des Pl\u00e4ttchens absteht; denn dieser Abstand misst die Amplitude mit der die Schwingungen beginnen. Sehr starke T\u00f6ne erh\u00e4lt man \u00fcberhaupt nicht, wenn man nicht zu sehr starken magnetisirenden Str\u00f6men greifen will. Die geringste Verschiebung des Elektromagnetes aber (und er verschiebt sich sehr leicht durch den Zug der Pl\u00e4ttchen nach oben und den R\u00fcckstoss beim Abreissen) \u00e4ndert die Intensit\u00e4t. Es ist uns daher nicht gelungen beide T\u00f6ne stets in ganz constanter und gleicher St\u00e4rke zu erhalten. Wir glauben aber nicht, dass die Giltigkeit der Resultate hierdurch irgendwie beeintr\u00e4chtigt wird. In der That k\u00f6nnte man nur erwarten, in Folge eines solchen variabeln Fehlers inconstante, nicht zu deutende Resultate zu erhalten. Zeigen sich dieselben nun aber doch constant und brauchbar, so werden wir vielmehr r\u00fcckw\u00e4rts schliessen d\u00fcrfen, dass die Intensit\u00e4t nicht von so maassgebendem Einfl\u00fcsse ist, dass ihre Schwankung innerhalb massiger Grenzen sehr zu f\u00fcrchten w\u00e4re.\nDas Intervall der beiden benutzten T\u00f6ne betrug etwa eine kleine Sexte. Die folgenden Tabellen geben die erhaltenen Mittelwerthe in bekannter Weise; t ist der h\u00f6here, T der tiefere Ton; E die einfache Reactionszeit, U die mit Unterscheidung.","page":324},{"file":"p0325.txt","language":"de","ocr_de":"325\nDie Zeitdauer einfachster psychischer Vorg\u00e4nge.\nTabelle 7. Reag.: K\nt hoher \\ T tiefer I\nTon.\nDatum.\t\tEt\tUt\tEt\tET\tUT\tET\tUn scheidu t\t;er- ngszeit T\n11.\t12.\t13*9\t24-9\t13.8\t16-0\t24-4\t14-7\t11-0\t9-1\n12.\t12.\t13-3\t21-9\t13-5\t16-2\t25-5\t16-4\t8-5\t9-2\n13.\t12.\t14-6\t23-7\t15-1\t16-1\t22-6\t15-7\t8-8\t6-7\n13.\t12.\t\t\t\t13-8\t21-7,\t15-6\t\t7-0\n14.\t12.\t12-6\t19-0\t12-3\t15-4\t22-0\t15-6\t6-6\t6-5\n10.\t1.\t13-2\t21-0\t14-7\t16-9\t22-0\t16-3\t7-0\t5-4\n11.\t1.\t13-5\t19-3\t14-1\t16-0\t21-0\t17.0\t5-5\t4-5\n12.\t1.\t17-0\t20-2\t14-8\t14-8\t22-0\t16-0\t4-3\t6-6\n12.\t1.\t12-6\t17-1\t12-5\t14-5\t20-5\t16-9\t4-5\t4-8\n13.\t1.\t12-9\t19-2\t15-1\t16-5\t21-9\t16-2\t5-2\t5-5 J\nMittel der letzten 4 Zahlen: 4*9\t5*4\nTabelle 8. Reag.: A.\nt hoher 1 T tiefer I\nTon.\nDatum.\t\tEt\tUt\tEt\tET\tVT\tET\tUn scheidu t\t;er- ngszeit T\n11.\t12.\t15-0\t19-3\t14-8\t16-3\t21-6\t15-1\t4-4\t5-9\n12.\t12.\t13-7\t16-3\t13-5\t15-5\t21-1\t16-6\t2-7\t5-1\n13.\t12.\t13-8\t18-3\t15-2\t13.6\t19-8\t14-7\t3-7\t5-6\n14.\t12.\t12-8\t16-1\t14-4\t15-9\t21-0\t17-7\t2-5\t4-2\n10.\t1.\t16-6\t20-8\t17-8\t21.1\t24-1\t19-9\t3-6\t3-6\n10.\t1.\t16-6\t19-5\t17-2\t\t\t\t2-6\t\n11.\t1.\t14-5\t16-8\t14-5\t15-4\t18-3\t15-0\t2-3\t3.1\n12.\t1.\t13-9\t15-7\t14-5\t14-5\t17-8\t15-1\t1-5\t3-0\n12.\t1.\t14-6\t16-4\t14-6\t16-2\t20-8\t17-2\t1-8\t4-1\n13.\t1.\t13-9\t15-3\t13-8\t15-9\t19-8\t16-5\t1-5\t3-6\nMittel der letzten Zahlen: 1*9\t3*4","page":325},{"file":"p0326.txt","language":"de","ocr_de":"326\nJ. v. Kbies end F. Auebbach:\nDie Tabellen zeigen von Anfang an k\u00fcrzere Unterscheidungszeiten als die Glockenversuche, dieselben verk\u00fcrzen sich dann in Folge der Uebung, bis sie in den letzten Versuchstagen constant erscheinen. Die Unterscheidungszeit f\u00fcr den h\u00f6heren Ton betr\u00e4gt im Mittel aus den letzten 4 Zahlen f\u00fcr K 0-049 'Sek., f\u00fcr A aus den letzten 5 Zahlen 0-019 Sek:; die f\u00fcr den tieferen f\u00fcr K 0-054, f\u00fcr A 0-034.\nHier ist zun\u00e4chst interessant, dass die individuelle Differenz sich in der gleichen Weise geltend macht, [wie bei den Versuchen am Tastsinn. Zwischen den einfachen Eeactionszeiten zwar besteht hier kein Unterschied, der ausserhalb der Fehlergrenzen l\u00e4ge. Die Unter scheidungs-zeit\u00f6n aber sind wiederum bei A viel k\u00fcrzer als bei K. Ferner zeigt sich bei uns beiden die Zeit f\u00fcr das Erkennen des hohen Tones k\u00fcrzer als die f\u00fcr Erkennen des tiefen Tones erforderliche. Wenn dieses Verhalten sicher constatirt w\u00e4re, so w\u00fcrde es eine sehr interessante Schlussfolgerung ergeben. Man darf n\u00e4mlich hier nicht etwa an die Zeit denken, welche vergeht, bis die gen\u00fcgende Anzahl Schwingungen erfolgt ist, um \u00fcberhaupt den Acusticus zu erregen. Es handelt sich ja hier um eine Differenz in den Unterscheidungszeiten, welche erst vom Beginn der Empfindung an gerechnet sind. Finden sieh nun diese f\u00fcr verschiedene T\u00f6ne verschieden, so kommt man naturgem\u00e4ss zu der Vorstellung, dass die Tonempfindung nicht vom ersten Augenblicke an ihren ausgepr\u00e4gten Charakter besitze, sondern im ersten Momente die verschiedenen T\u00f6ne nicht unterscheidbar seien, nach einer gewissen Anzahl von Schwingungen aber die Empfindung die charakteristische F\u00e4rbung erlangt. Die Zahl dieser Schwingungen l\u00e4sst sich leicht berechnen. Es sei x die Anzahl von Schwingungen, welche zur Charakterisirung der Tonh\u00f6he nach dem ersten Beginne der Empfindung noch erforderlich ist; y sei die beiden T\u00f6nen gemeinsame, eigentlich psychische Zeit, welche also, nachdem die Empfindung ihre Beschaffenheit erlangt hat, noch bis zur Ausl\u00f6sung der Eeaction vergeht.1 Sind nt und nT die Schwingungszahlen pro Sekunde der beiden T\u00f6ne, so w\u00e4re dann\nx\n+ y = ut\nn,\nalso\nx\nx\nuT - ut\nn,\n'T\nn4\n1 H\u00e4tte die Tonempfindung vom ersten Beginnen an die charakteristische Beschaffenheit, so w\u00fcrde sich die Unterscheidnngszeit f\u00fcr beide T\u00f6ne auf y reducireB.","page":326},{"file":"p0327.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdauer einfachster psychischer Vorg\u00e4nge.\n327\nNehmen wir, wie es bei unseren Versuchen etwa der Fall war, nT = 400, m \u2014 640 an und setzen wir f\u00fcr UT \u2014 Ut das Mittel ans den f\u00fcr uns beide gefundenen Werthen, so erhalten wir\nx\n4\u00d6\u00d6\n640 3 x = 32-0\n= 0-01\nx = 10-7.\n10 bis 11 Schwingungen w\u00e4ren also nach dem Beginn der Empfindung noch erforderlich, um den Ton seiner H\u00f6he oder Tiefe nach zu eharak-terisiren. Wir kommen auf diesen Punkt sogleich noch einmal zur\u00fcck. F\u00fcr jetzt wollen wir nur noch bemerken, dass wir diese Vorstellung nur als Hypothese hinstellen, zu deren Erw\u00e4gung die initgetheilten Ergebnisse entschieden auffordern, ohne sie aber schon zu dem Bange einer \u201ewohlbegr\u00fcndeten Hypothese\u201c erheben zu k\u00f6nnen. Erstens ist die fragliche Differenz bei uns beiden sehr verschieden (0-005 bei K, 0-015 bei A); zweitens muss auch erw\u00e4hnt werden, dass in der Begel der tiefere Ton etwas leiser war als der h\u00f6here. Auch hierin k\u00f6nnte die Quelle des Unterschiedes liegen. Dieser w\u00fcrde daher erst durch eine diesem Punkte eigens gewidmete und mit vollkommneren Methoden ausgef\u00fchrte Versuchsreihe zu constatiren sein. Namentlich m\u00fcssten die Tonh\u00f6hen weit mehr variirt werden, als wir es konnten. (Die Stahlpl\u00e4ttchen gaben nur innerhalb sehr enger Grenzen brauchbare T\u00f6ne).\nUnterscheidung von Ton und Ger\u00e4usch. \u2014 Wir wenden uns nunmehr zu einer neuen Classe von Versuchen, welche die Unterscheidung eines Tones von einem Ger\u00e4usche betrafen. Als Ger\u00e4usch wollten wir einen \u00fcberspringenden elektrischen Funken benutzen; es war zu dem Zwecke nothwendig, bei GS (Fig. 5) nach Belieben den einen oder den anderen von zwei Str\u00f6men unterbrechen zu k\u00f6nnen. Dies gestattete eine einfache Commutationsvorrichtung C, deren Beschreibung \u00fcberfl\u00fcssig ist. Von diesen beiden Str\u00f6men ging nun der eine wie fr\u00fcher durch den Elektromagnet und diente zur Tonerzeugung durch das Stahlpl\u00e4ttchen. Der andere war durch die prim\u00e4re Bolle eines Buhmkorff\u2019schen In-ductionsapparates (Rkf) geleitet. (Der Interruptor war nat\u00fcrlich ausgeschaltet.) Die Enden der secund\u00e4ren Bolle waren in Verbindung mit Elektroden, welche dicht neben dem Stahlpl\u00e4ttchen sich gegen\u00fcberstanden. Bei Unterbrechung des prim\u00e4ren Stromes sprang hier der Funke t \u00fcber; er konnte vom Beagirenden nur geh\u00f6rt, nicht aber gesehen werden. Der Beobachter konnte somit durch Handhaben der Commutationsvorrichtung nach Belieben einen Ton oder ein Ger\u00e4usch durch die Unterbrechung bei GS hervorbringen.","page":327},{"file":"p0328.txt","language":"de","ocr_de":"328\nJ. v. Kries und F. Auerbach:\nDie folgenden Tabellen geben die erhaltenen .Resultate; ihre Anordnung ist nach dem Fr\u00fcheren ohne Weiteres verst\u00e4ndlich. T ist der Ton, G das Ger\u00e4usch.\nTabelle 9. Reag.: A.\nUnterscheidung von Ton (T) und Ger\u00e4usch (G).\nDatum.\tET\tUT\tET\tEG\t(7 G\tEG\tUnterscheidungs- zeit.\t\n\t\t\t\t\t\t\tTon.\tGer\u00e4usch.\n20. 1.\t14-8\t15-8\t13-8\t12-9\t15-1\t13-5\t1-5\t1-9\n22. 1.\t14-2\t17-2\t15-0\t12-0\t14-4\t13-5\t2-5\t1-7\n22. 1\t16-1\t19-5\t17-1\t12-6\t15-1\t13-2\t2-9\t2-2\n23. 1.\t14-4\t17-2\t15-4\t13-3\t16-2\t14-1\t2-3\t2-5\nTabelle 10. Reag.: K.\nUnterscheidung von Ton (T) und Ger\u00e4usch (G).\nDatum.\t\tET\tUT\tET\tEG\tUG\tEG\tUnterscheidungs- zeit.\t\n\t\t\t\t\t-\t\t\tTon.\tGer\u00e4usch.\n20.\t1.\t15-7\t20-4\t15-4\t12-2\t17-4\t13-2\t4-8\t4-7\n22.\t1.\t16-2\t19-9\t16-4\t12-8\t17-5\t13-2\t3-6\t4-5\n23.\t1.\t15-3\t20-8\t15-3\t13-6\t17-7\t12-8\t5-5\t4-5\nDie Unterscheidungszeiten sind hier etwa ebenso lang, wie die f\u00fcr den h\u00f6heren Ton bei Unterscheidung von 2 T\u00f6nen gefundenen, n\u00e4mlich im Mittel\n0-023 Sek. bei A,\n0-046 Sek. bei K.\nUnd zwar wird der Ton ebenso schnell erkannt, als das Ger\u00e4usch.\nDie einfachen Reactionszeiten aber sind sehr deutlich verschieden; die f\u00fcr den Ton ist erheblich l\u00e4nger, als die f\u00fcr den Funken. Der hier gebrauchte Ton lag seiner H\u00f6he nach zwischen dem hohen und dem tiefen der vorigen Reihen. Stellen wir die einfachen Reactionszeiten zusammen, indem wir die Mittel aus allen Versuchen1 nehmen, so erhalten wir\n1 Es sind nur die Versuche von A vom 10. Jan. fortgelassen, welche ganz ausnahmsweise hohe Werthe gaben, vielleicht als die ersten nach l\u00e4ngerer Unterbrechung der Versuche.","page":328},{"file":"p0329.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdauer einfachster psychischer Vorg\u00e4nge.\n829\n\tFunke\th\u00f6chster\tmittlerer Ton\ttiefster\nA\t13-2\t14-2\t15-1\t15-7\nK\t12-9\t13-9\t15-7\t15-8\nHier ist deutlich zu sehen, wie die Beactionszeit mit wachsender H\u00f6he des Tones ahnimmt und beim elektrischen Funken am kleinsten ist. Dies ist ohne Weiteres verst\u00e4ndlich; es ist eben bei den T\u00f6nen eine gewisse Anzahl von Schwingungen nothwendig, bis die betreffenden Fasern des Corti\u2019schen Organs die zur Erregung des Nerven nothwen-dige Excursion erreicht haben; beim Funken dagegen ist die erste und einzige Ersch\u00fctterung hierzu ausreichend: es wird also diese Zeit erspart. Wollen wir uns auch hier auf die Bestimmung der Zahl dieser Schwingungen einlassen (wenn auch das Material dazu sehr d\u00fcrftig ist), so k\u00f6nnen wir dies sehr leicht ausf\u00fchren. Wir m\u00fcssen nur die f\u00fcr jeden Ton gefundene Verz\u00f6gerung im Vergleich mit dem elektrischen Funken mit seiner Schwingungszahl multipliciren. Wir erhalten so 6 Zahlen 6-4\t9-5\t10-0\t(A)\n6-4\t14-0\t11.6\t[K),\ndie nicht allzugenau \u00fcbereinstimmen. Im Mittel vergingen hiernach\n9\tbis 10 Schwingungen, bis \u00fcberhaupt eine Empfindung entsteht.\nStellen wir diese Annahme mit der oben entwickelten zusammen, so gelangen wir zu der folgenden Vorstellung: Es m\u00fcssen erstens 9 bis\n10\tSchwingungen stattfinden, bis die Bewegung in den Endapparaten des Acusticus ausreichend geworden ist, um eine Erregung auszul\u00f6sen (diese Zahl \u00fcbrigens jedenfalls werden wir uns vo\u00fc der Intensit\u00e4t der Erregung abh\u00e4ngig zu denken haben). Die nunmehr entstehende Empfindung ist aber f\u00fcr\u2019s Erste noch unbestimmten Charakters, so dass die Unterscheidung der Tonh\u00f6he noch unm\u00f6glich ist. Nachdem wieder noch. ca. 10 Schwingungen vergangen sind, ist die Tonh\u00f6he in der Empfindung ausgepr\u00e4gt und es ist nun f\u00fcr die Unterscheidung die Basis gegeben. Die Durchf\u00fchrung dieser ganzen sehr hypothetischen Betrachtung wird eine Entschuldigung finden in einer nicht uninteressanten Uebereinstim-mung, zu der wir hiermit gelangt sind. Aus unseren Annahmen w\u00fcrde folgen, dass ca. 20 Schwingungen dem Ohre zugef\u00fchrt werden m\u00fcssen, wenn es im Stande sein soll, die H\u00f6he desselben zu erkennen. Exner1 fand auf directem Wege hierf\u00fcr die Zahl 18, unabh\u00e4ngig von der Tonh\u00f6he.\nLocalisation des Schalls. \u2014 Wir kommen jetzt zu Versuchen, die sich nicht auf Erkennen von Schallqualit\u00e4ten, sondern auf die Localisation des Schalls beziehen; hierunter verstehen wir hier, wie im\n1 Pfl\u00fcger\u2019s Archiv u. s. w. Bd. XIII.","page":329},{"file":"p0330.txt","language":"de","ocr_de":"330\nJ. v. Kbies und P. Auebbaoh:\nFolgenden immer, nur das Erkennen, in welcher Richtung vom H\u00f6renden aus -sich die Schallquelle befindet, nicht aber die Beurtheilung der Entfernung. Wir m\u00fcssen hierbei einige Worte \u00fcber das Wesen dieses Processes vorausschicken. Soviel ist klar, dass die Localisation eines Schalls ein v\u00f6llig anderer Vorgang ist, als die Localisation einer Gesichts- oder Tastempfindung. Bei diesen werden die Empfindungen verschiedener Orte in verschiedene Nervenfasern geleitet; es ist also f\u00fcr die die Unterscheidung eine ganz andere Basis gegeben als beim Geh\u00f6r. Je nach dem Orte des Reizes ist der sich anschliesssende physiologische Process, soweit wir ihn kennen, ein verschiedener. Woraus erkennen wir denn nun aber die Richtung, aus der ein Schall uns trifft, oder besser die Richtung, in welcher wir die Quelle eines uns treffenden Schalles zu suchen haben? Der, wie wir glauben, ziemlich allgemein angenommenen Ansicht zufolge aus der relativen St\u00e4rke der Schallempfindung in beiden Ohren. Als St\u00fctze dieser Anschauung wird die pathologische Erfahrung angef\u00fchrt, dass Menschen, die auf einem Ohre taub sind, die Richtung des Schalls nicht mehr erkennen. Haupts\u00e4chlich aber gr\u00fcndet sich jene Meinung wohl darauf, dass wir gar nicht im Stande sind uns eine andere irgend plausible Erkl\u00e4rung des den Ohren gegebenen Verm\u00f6gens zu machen. In der That, die Schwingungen im inneren Ohre geben nur die am \u00e4usseren Geh\u00f6rgange (oder unter besonderen Verh\u00e4ltnissen in den Kopfknochen) auftretenden Verdichtungen und Verd\u00fcnnungen wieder; aber jede Spur vom Ursprung des Schalles ist in ihnen v\u00f6llig ausgel\u00f6scht. In dem physiologischen Process vom Corti\u2019sehen Organ bis zum Gehirn kennen wir, gleiche Qualit\u00e4t und Intensit\u00e4t des S\u00e7halls vorausgesetzt, nicht den mindesten Unterschied, woher der Schall auch komme. Oder soll man an den Phasenunterschied denken, mit dem der Schall das linke und das rechte Ohr trifft? Diese schon an sich sehr unwahrscheinliche Hypothese w\u00fcrde bei genauerem Eingehen, wozu hier nicht der Ort w\u00e4re, in sehr grosse Schwierigkeiten verwickelt werden. Jedenfalls ist die Annahme, dass die relative Schallst\u00e4rke in beiden Ohren maassgebend sei, vorl\u00e4ufig entschieden die wahrscheinlichste. Dass auch diese einer experimentellen Pr\u00fcfung sehr bed\u00fcrftig ist, wollen wir nicht verkennen. Sie f\u00fchrt n\u00e4mlich zu manchen \u00fcberraschenden Consequenzen, so. z. B. dass alle Punkte der Medianebene unter einander nicht unterscheidbar w\u00e4ren, (sofern man \u00fcber die Intensit\u00e4t des Schalls nicht vorher unterrichtet ist). Ueberhaupt m\u00fcsste es unendlich viele Fl\u00e4chen geben von der Eigenschaft, dass eine Schallquelle in jedem ihrer Punkte mit gleichem Verh\u00e4ltniss der Intensit\u00e4ten auf beide Ohren einwirkte. \u2014 Um indessen bei dieser Abschweifung nicht zu lange zu verweilen, wollen wir nur noch anticipiren, dass die","page":330},{"file":"p0331.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdauer einfachster psychischer Vorg\u00e4nge. 831\nmitzutheilenden Versuche eine, wenn wir nicht irren, \u00fcberraschende Sicherheit und Genauigkeit der Geh\u00f6rslocalisation beweisen. Man beschr\u00e4nkte sich bisher meistens ohne directe Versuche auf die Behauptung, dass die Localisation eines Schalles sehr unvollkommen sei.1\nWir sehen aus diesen Bemerkungen, dass es sich bei der Localisation eines Schalles um einen Process viel complicirterer Natur handelt,, als hei dem Erkennen einer Qualit\u00e4t. W\u00e4hrend n\u00e4mlich diese von Anfang (oder von einem bestimmten Zeitpunkte) an fertig in der Empfindung da ist und man nur sozusagen zuzusehen braucht, um sie zu erkennen, handelt es sich hier um einen Vorgang, der, nach dem \u00fcblichen Schema des unbewussten Schlusses aufgel\u00f6st, sich so darstellen w\u00fcrde: Sch\u00e4tzung der Schallintensit\u00e4t auf dem einen und dem anderen Ohr, Beurtheilung des Verh\u00e4ltnisses dieser beiden Intensit\u00e4ten, Schluss aus diesem Verh\u00e4ltniss auf die Lage der Schallquelle.\nSehen wir nun, was die Versuche ergehen. Die Einrichtung derselben war sehr einfach. Die Leitung von der secund\u00e4ren Rolle des Ruhmkorff\u2019schen Apparates wurde getheilt und konnte vom Beobachter durch Umlegen eines Commutators nach Belieben zu dem einen oder dem anderen von zwei Elektrodenpaaren .gef\u00fchrt werden. Diese befanden sich ein wenig vor der Erontalebene des Reagirenden, symmetrisch zu seiner Medianebene gestellt. F\u00fcr die Natur des Versuches maassgebend ist dann der Winkel, welcher an der Nasenwurzel des Reagirenden von den nach den Orten beider Schallquellen gezogenen geraden Linien eingeschlossen wird. Wir wollen ihn den Divergenzwinkel nennen. Er war bei unseren Versuchen stets nach vorn offen. Wenn man ihn genau bestimmen und festhalten wollte, so m\u00fcsste man den \"Kopf fixiren. Eine solche Situation ist aber keineswegs bequem, und da jede Unbequemlichkeit die Reactionsversuche entschieden beeintr\u00e4chtigt, so glaubten wir uns von dieser Vorsicht dispensiren zu sollen. Wir haben daher hin und wieder die Gr\u00f6sse des Winkels durch Messung controlirt, haupts\u00e4chlich aber uns an das Augenmaass gehalten. Die im Folgenden \u00fcber die Gr\u00f6sse des Winkels gemachten Angaben sind daher nur als ungef\u00e4hre zu betrachten. Da es auch nur in unserer Absicht lag, zu con-statiren, oh die Unterscheidungszeit von der Gr\u00f6sse des Divergenzwinkels abh\u00e4ngig sei und in welchem Sinne, nicht aber das Eunctionalverh\u00e4lt-niss genau quantitativ zu bestimmen, so konnte diese Ann\u00e4herung als ausreichend betrachtet werden. Die Entfernung der Elektroden vom\n1 Ausser den \u00e4lteren Versuchen von Ed. Weber {Ser. d. h. Sachs. Ges. d, Wissensch. z. Leipzig 1851) sind in neuester Zeit von Lord Rayleigh {Referat in Nature, Vol. XIV) dergleichen angestellt worden, welcher namentlich auf den hierbei stattfindenden Unterschied zwischen T\u00f6nen und Ger\u00e4uschen aufmerksam gemacht hat.","page":331},{"file":"p0332.txt","language":"de","ocr_de":"332\nJ. v. Kries tod F. Auerbach:\nKopfe des Beobachters betrug immer etwa 60om. Selbstverst\u00e4ndlich hielt der Beagirende die Augen geschlossen, so dass er die Funken nicht sehen konnte.\nDie erhaltenen Mittelwerthe sind in, den folgenden Tabellen zusammengestellt. Es bedeute}; L den linken, R den rechten Funken; sonst ist die Bezeichnung wie fr\u00fcher.\nTabelle 11. Beag.: A.\nLocalisation eines elektrischen Funkens. Divergenzwinkel = 120\u00b0.\nDatum.\tEL\tUL\tEL\tER\tUR\tER\tUn scheidu links\tter- ngszeit rechts\n24. 1.\t13-0\t15-0\t13-2\t13-1\t15-6\t13-9\t1-9\t2-1\n24. 1.\t12*1\t14-8\t12-9\t\t\t\t2-3\t\n26.. 1.\t12-6\t14-1\t12-2\t12-8\t15-3\t12-6\t1-7\t2.6\n25. 1.\t12-6\t15-0\t12-9\t12-6\t14-4\t11-8\t2-3\t2-2\n29. 1.\t11-7\t13-6\t12-6\t13-3\t14-8\t12-9\t. 1-5\t1-7\n30. 1.\t12-3\t13-8\t12-5\t\t14-1\t12-3\t1-4\t1*7\n31. 1.\t12-0\t13-3\t11-8\t\t\t\t1-4\t\n1. 2.\t12-0\t14-2\t12-6\t\t\t\t1-9\t\n2. 2.\t11-9\t13-2\t12-3\t\t\t\t1-1\t\nTabelle 12. Beag.: A.\nDivergenzwinkel = 35\u00b0.\nDatum.\tEL\tUL\tEL\tER\tUR\tER\tUnt scheidu links\ter- igszeit rechts\n27. 1.\t12.3\t14.4\t11-9\t11-7\t15-3\t11-5\t2-3\t3-7\n\t13-0\t15-3\t12-3\t\t\t\t2-6\t\n29. 1.\t12.6\t15-4\t12-6\t12-0\t15-9\t12-4\t2-8\t3-7\n30. 1.\t12-1\t15-6\t12-0\t11.4\t15-9\t12-2\t3-6\t4.1\n31. 1.\t11.1\t14-8\t12-1\t\t\t\t3-2\t\n1. 2.\t12.4\t15.0\t12-0\t\t\t\t2-8\t\n3. 2.\t13-1\t15-3\t14 \u25a0 21 (?)\t\t\t\t1 \u2022 71 (?)\t\n1 Die Zahl 14-2 ist f\u00fcr die einfachen Yersnche ungew\u00f6hnlich hoch und ver-znuthlich als durch irgend einen Umstand beeintr\u00e4chtigt anzusehen. Auch die Unterscheidungszeit 1*7 ist demnach unsicher.","page":332},{"file":"p0333.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdauee eineachsteb psychisches Vobg\u00e4nge.\n333\nTabelle 13. Reag.: A.\nDivergenzwinkel = 26\u00b0.\nDatum.\tEL\tUL\tEL\tUnterschei- dungszeit links\n31. 1.\t12-0\t16-2\t12-4\t4-0\n1. 2.\t12-1\t15-7\t12-5\t3-4\n1. 2.\t12-3\t16-8\t13-1\t4-1\n-3. 2.\t12-5\t15-0\t12-7\t2-4\nTabelle 14. Reag.: A.\nDivergenzwinkel = 11\u00b0.\nDatum.\tEL\tUL\tEL\tUnterschei- dungszeit links\n2. 2.\t12-6\t20-7\t12-6\t8-1\n2. 2.\t11-7\t17-1\t11-9\t5-3\n3. 2.\t12-7\t18-0\t12-7\t5-3\nTabelle 15. Reag.: K Divergenzwinkel = 120\u00b0.\nDatum.\tEL\tUL\tEL\tEB\tUB\tEB\tUn scheidu links\tter- ngszeit rechts\n24. 1.\t13-4\t18-7\t12*6\t12-7\t17-1\t13-3\t5-7\t4-1\n24. 1.\t12-6\t13-3\t12-4\t\t\t\t3-8\t\n26. 1.\t11-7\t15-6\t11-7\t12-0\t16-2\t12-8\t3-9\t3-8\n26. 1.\t11-7\t15-7\t12-0\t11-8\t15-6\t12-6\t3-9\t3-4\n29. 1.\t12-3\t13-5\t11-4\t11-9\t14-7\t12-3\t1-7\t2-6\n30. 1.\t11-5\t13-8\t\t11-8\t14-4\t12-0\t2-2\t2-5\n31. 1.\t11-4\t15-4\t12-2\t\t\t\t3-6\t\n31. 1.\t12-9\t15-4\t12-6\t\t\t\t2-7\t\n2. 2.\t11-5\t15-9\t12-5\t\t\t\t3-9\t\n2. 2.\t12-6\t15-8\t13.8\t\t\t\t3-1\t","page":333},{"file":"p0334.txt","language":"de","ocr_de":"334\nJ. y. Kkies und F. Auebbach:\nTabelle 16. Reag.: K.\nDivergenzwinkel = 35\u00b0.\nDatum.\tEL\tUL\tEL\tER\tUR\tER\tUn scheidu links\tber- ngszeit rechts\n27. 1.\t11-1\t16-6\t11-2\t12-6\t16-8\t12-6\t5-4\t4-2\n27. 1.\t11-7\t.15-6\t11-5\t\t\t\t4-0\t\n29. 1.\t11-5\t.15-1\t10-9\t11-8\t16-3\t12-4\t3-9\t4-2\n29. 1.\t11-7\t16-3\t12-1\t11-8\t17-2\t11-8\t4-4\t5-4\n80. 1.\t11-1\t15-0\t10-9\t12-1\t16-5\t11-7\t4-0\t4-6\n31. 1.\t12-1\t16-5\t12-9\t\t\t\t4-0\t\n1. 2.\t13-2\t16-5\t12-9\t\t\t\t3-5\t\nTabelle 17. Reag.: K.\nDivergenzwinkel = 26\u00b0.\nDatum.\tEL\tUL\tEL\tUnterschei- dungszeit links\n1. 2.\t12-3\t18-0\t13-2\t5-2\n1. 1.\t12-3\t17-7\t11 -7\t5-7\n3. 2.\t12-1\t17-5\t12-6\t5-2\nTabelle 18. Reag.: K. Divergenzwinkel = 11\u00b0.\nDatum.\tEL\tUL\tEL\tUnterschei- dungszeit links\n2. 2.\t11-8\t19-5\t11-8\t7-7\n2. 2.\t11-8\t19-2\t12-2\t7-2\n3. 2.\t11-8\t20-1\t12-2\t8-1\nWie ans den beigef\u00fcgten Daten der Versuchstage ersichtlich ist, haben wir mit dem gr\u00f6ssten Divergenzwinkel begonnen, sp\u00e4ter aber an denselben Tagen Versuche mit verschiedenen Divergenzwinkeln gemacht.","page":334},{"file":"p0335.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdauer eineachsteb psychischer Vorg\u00e4nge. 335\nDies hatte den Zweck, die Abh\u00e4ngigkeit der Unterscheidungszeit vom Divergenzwinkel m\u00f6glichst sicher zu constatiren.1\nStellen wir die Mittelwerthe zusammen, so erhalten wir\nDivergenzwinkel :\n\t1200\t35\u00b0\t26\u00b0\t11\u00b0\nA\t1-5\t3-2\t3-5\t5-3\nK\t3-2\t4-3\t5-4\t7-7.\nhierbei\taus\tTab. 11\tund 15\tdie \u00fcber dem Doppelstrich\nbefindlichen Zahlen nicht mitgerechnet, weil sie die ersten und in Folge mangelnder Uebung noch wesentlich gr\u00f6sser als die sp\u00e4teren sind. Es ist hiernach klar, dass die Unterscheidungszeit gr\u00f6sser wird, wenn der Divergenzwinkel abnimmt. Bei noch weiterer Verkleinerung des Winkels wird die Unterscheidung unsicher und man erh\u00e4lt keine \u00fcbereinstimmenden Zahlen mehr.\nW\u00e4hrend also die einfachen Beactionszeiten vom Divergenzwinkel unabh\u00e4ngig und sehr constant sind, wie die folgende Zusammenstellung zeigt :\nWinkel :\n\t120\u00b0\t35\u00b0\t26\u00b0\t11\u00b0\nA\t12-5\t12-1\t12-4\t12-4\nK\t12-2\t11-9\t12-4\t11-9\nnimmt die Unterscheidungszeit mit wachsendem Winkel zu. Ueber die Art dieser Zunahme l\u00e4sst sich wenigstens im Allgemeinen aussagen, dass sie um so schneller erfolgt, je kleiner der Divergenzwinkel schon ist. Die Zunahme n\u00e4mlich w\u00fcrde f\u00fcr einen Grad Verminderung des Winkels im Mittel betragen\nzwischen 1200 un(l 350\nbei A 0-020 bei K 0-013\n35\u00b0 und\t26\u00b0 und\n26\u00b0\t11\u00b0\n0-033\t0-120\n0-122\t0-153.\nHierdurch ist der behauptete Gang der Erscheinung gen\u00fcgend bewiesen. Eine strenge Gesetzm\u00e4ssigkeit kann der Natur der Sache nach \u00fcbrigens nicht erwartet werden. Wenn n\u00e4mlich, wie wir oben annahmen,\n1 In diesem Palle sind zuweilen die einfachen Versuche einer Reihe zugleich f\u00fcr eine andere gerechnet werden, zweimal auch eine Reihe E L f\u00fcr E B supplirt worden; dies ist bei der v\u00f6lligen Uebereinstimmung der einfachen Versuche bei verschiedenen Divergenzwinkeln ohne Pr\u00e4ge zul\u00e4ssig und k\u00fcrzte die Versuchsdauer ab. In der Polge z. B .EL (120\u00b0) UL (120\u00b0) EL (120\u00b0) UL (35\u00b0) EL (35\u00b0) w\u00fcrde das unterstrichene Glied zugleich als EL (35\u00b0) gerechnet werden d\u00fcrfen.","page":335},{"file":"p0336.txt","language":"de","ocr_de":"336\nJ. v. Keies und P. Auebbach:\nf\u00fcr die Wahrnehmung des Orts der Schallquelle das Verh\u00e4ltnis der Intensit\u00e4ten in beiden Ohren wesentlich ist, so werden wir uns zugleich erinnern m\u00fcssen, wodurch dieses bestimmt wird. Wir finden nun dies von zwei Factoren abh\u00e4ngig. Eine rechts gelegene Schallquelle wird das rechte Ohr st\u00e4rker afficiren als das linke, erstens weil sie jenem n\u00e4her liegt als diesem; ausserdem aber noch aus dem Grunde, weil die Schallwellen das rechte Ohr direct treffen, das linke aber nicht in gleicher Weise, sondern mit Einschaltung der Masse des Kopfes als fortpflanzenden Mediums. Man k\u00f6nnte sagen, dass das linke Ohr einer rechtsliegenden Schallquelle gegen\u00fcber sich so verhielte wie ein Auge, das durch ein verdunkelndes Glas bedeckt ist. Genau bestimmbar ist uns nur der Einfluss der verschiedenen Entfernung. Soviel aber k\u00f6nnen wir mit Sicherheit sagen, dass f\u00fcr beide Momente der Divergenzwinkel nicht allein maassgebend ist. Die Fl\u00e4chen, f\u00fcr welche das Intensit\u00e4tsverh\u00e4lt-niss ein constantes ist, sind jedenfalls keine von der K\u00f6rperaxe symmetrisch zur Medianebene divergirenden Ebenen. Die eigentliche Aufgabe w\u00e4re daher, die Unterscheidungszeiten zu bestimmen bei verschiedenen Differenzen der Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltnisse, nicht f\u00fcr verschiedene Divergenzwinkel. F\u00fcr eine solche Darstellung ' der Abh\u00e4ngigkeit fehlt aber bis jetzt die M\u00f6glichkeit.\nStellen wir die Resultate der akustischen Versuche zusammen, so finden wir Folgendes:\nDas Erkennen von m\u00f6glichst einfachen T\u00f6nen dauert bei A 0-019 bis 0-034 Sek. bei K 0-049 bis 0-053 Sek.\nDie Unterschiede h\u00e4ngen vielleicht von der Tonh\u00f6he ab.\nDie Unterscheidung eines Tons von einem Ger\u00e4usch bei A 0-023 Sek. bei K 0-046 Sek.\nTon und Ger\u00e4usch werden gleich schnell als solche erkannt.\nDie Localisation eines Ger\u00e4usches erfordert unter den g\u00fcnstigsten Verh\u00e4ltnissen\nbei A 0-015 Sek. bei K 0-032 Sek.\nBei schwierigerer Unterscheidung aber steigt sie bei A auf 0-053 Sek. bei K auf 0-077 Sek.","page":336},{"file":"p0337.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdauer eineachster psychischer Vorg\u00e4nge. 337\nWir kommen zu der letzten Classe, den\nOptischen Versuchen.\nAls optischer Beiz diente immer der \u00fcberspringende elektrische D\u00fcnke. Die Versuchseinrichtung war daher ganz \u00e4hnlich, wie hei den zuletzt mitgetheilten akustischen. Der prim\u00e4re Strom eines Ruhm-korff\u2019schen Apparates (Rkf,') wurde bei GS (Dig. 6) unterbrochen. Der dabei zwischen den Enden der secund\u00e4ren Rolle \u00fcberspringende Induc-tionsfunke diente als Gesichtszeichen. Wir haben am Auge drei verschiedene Unterscheidungen untersucht. Bei der ersten handelte es sich darum, zu erkennen, an welcher Stelle des Gesichtsfeldes die Lichterscheinung sich bef\u00e4nde. Wir wollen dies als Richtungslocalisation bezeichnen, 'da es hierbei darauf ankommt, in welcher Richtung vom Sehenden aus der Funke erscheint. Die zweite hat das Erkennen der Farbe eines Lichteindrucks zur Aufgabe; die dritte die Beurtheilung der Entfernung, in welcher der Funke \u00fcberspringt, Entfernungslocali-sation. Die ersten beiden Versuchsclassen machten wir monocular, jeder, wie es ihm bequemer war, K mit dem linken, A mit dem rechten Auge.\nDie Einrichtung der Versuche \u00fcber Richtungslocalisation war folgende. Um ein dunkles Gesichtsfeld zu haben, kitteten wir eine Kiste AT(Fig. 6) auf dem Versuchstische fest; in der vorderen Wand derselben befand sich ein Loch Z, durch welches der Reagirende in den dunkeln Raum hinein blickte. Durch die beiden Seitenw\u00e4nde f\u00fchrten je zwei Dr\u00e4hte, I\\, Z>2, Z>3 und /), in das Innere der Kiste, zwischen denen die Funken \u00fcberspringen sollten. Der Deckel war abzuheben, so dass man nach Belieben die Stellung der Dr\u00e4hte \u00e4ndern konnte; er war mit einem \u00fcberfallenden Papierrande beklebt, damit beim Auflegen der Innenraum der Kiste ganz verdunkelt werde. Es kam uns hierbei selbstverst\u00e4ndlich auf absolute Dunkelheit gar nicht an; wir wollten nur, dass die Dr\u00e4hte nicht sichtbar w\u00e4ren; und dies war auf die genannte Weise sehr einfach erreicht.\nOptische Richtungslocalisation. \u2014 Bei den Versuchen \u00fcber Richtungslocalisation stellten wir die Dr\u00e4hte so, dass das eine Eiek-trodenpaar etwa 5mm von dem andern entfernt horizontal neben ihm stand, ln der Figur 6 ist nicht diese, sondern eine sp\u00e4ter gebrauchte Anordnung dargestellt. Als Fixationszeichen wurde in der hintern Wand der Kiste ein kleines Loch gebohrt, durch welches ein wenig Licht hindurchschien (Fx.). Das eine Elektrodenpaar befand sich nahezu zwischen dem Auge und diesem Fixationsobject, so dass der dort \u00fcberspringende Funke dem fixirten Punkte unmittelbar benachbart erschien. Das andere\nArchiv f. A. u. Ph. 1877. Physiol. Abth.\t22","page":337},{"file":"p0338.txt","language":"de","ocr_de":"338\nJ. v. Kries und F. Auerbach:\nElektrodenpaar stand links daneben; war dieses mit der secund\u00e4ren \u00dfolle verbunden, so wurde demnach der \u00fcberspringende Funke indirect gesehen. Der Gesichtswinkel, unter welchem die Entfernung der beiden Funkenstellen erschien, betrug etwa 10\u00b0.\nDie optischen Versuche, bei welchen der \u00fcberspringende Inductions-funke als Gesichtsreiz dient, bed\u00fcrfen stets noch einer besonderen Vorsicht. Es muss n\u00e4mlich gesorgt sein, dass man den Funken nicht h\u00f6rt. Wenn man den Funken sowohl h\u00f6rt als sieht, so ist es allerdings schwer, ein Urtheil abzugeben, welche von beiden Empfindungen eher eintritt. Der Versuch lehrt sehr bald, dass man ihn fr\u00fcher h\u00f6rt als sieht; zum Mindesten reagirt man schnellet, so lange man ihn h\u00f6ren kann. Es ist merkw\u00fcrdig, dass auch, wenn man sich bem\u00fcht nur auf den Gesichtseindruck zu achten, man doch, wenn man den Funken h\u00f6ren kann, auf den akustischen Reiz reagirt. In den ersten optischen Versuchen, die wir machten, h\u00f6rten wir den Funken und bekamen dadurch f\u00fcr die einfachen Eeactionszeiten zu kleine Werthe. Dass aber dies sich so verhielt, konnten wir nicht schon w\u00e4hrend dieser Versuche mit Sicherheit constatiren (durch unmittelbare Beobachtung des psychischen Vorganges), sondern erst die Gegen versuche, mit Ausschluss des Geh\u00f6rs belehrten uns hier\u00fcber. Offenbar ist hier die Kenntniss, dass Lichtblitz und Knall in Wahrheit gleichzeitig sind, dem Urtheil hinderlich. Unter andern Verh\u00e4ltnissen wenigstens konnte Exner deutlich constatiren, dass von zwei gleichzeitig gegebenen Reizen, einem optischen und einem akustischen, der akustische fr\u00fcher empfunden wird. Exner fand, dass sie etwa gleichzeitig erschienen, wenn in Wirklichkeit der optische 0-024 bis 0-028 Sek. fr\u00fcher war als der akustische. Diese Zahl stimmt mit derjenigen, welche er in seiner ersten Arbeit als Unterschied der Reactions-zeiten fand, nicht \u00fcberein; diese betrug nur 0-0146 Sek. (Schallempfindung 0-1360; Funke, gesehen, 0-1506.) Dies darf indessen nicht befremden, wenn man bedenkt, wie sehr die Eeactionszeiten von der Natur der optischen sowohl als der akustischen Reize abh\u00e4ngen, wie dies namentlich v. Witt ich f\u00fcr optische, Wundt f\u00fcr akustische Reize festgestellt hat. Jedenfalls ist es von vorne herein sehr wahrscheinlich, dass die Ursache der ungleichen Eeactionszeiten identisch ist mit derjenigen, welche gleichzeitige Reize ungleichzeitig empfunden werden l\u00e4sst, wonach man eine Uebereinstimmung beider Zahlen erwarten m\u00fcsste.\nUm indessen zur Sache zur\u00fcckzukehren, erw\u00e4hnen wir, dass wir aus den genannten Gr\u00fcnden die Ohren w\u00e4hrend der Versuche mit Wachs verstopften. Dies gen\u00fcgte, um schwache Ger\u00e4usche, wie die Funken, unh\u00f6rbar zu machen. Das Avertissement \u201eJetzt\u201c des Beobachters konnte trotzdem ganz gut geh\u00f6rt werden.","page":338},{"file":"p0339.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdauer einfachster psychischer Vorg\u00e4nge. 339\nDie folgenden Tabellen geben die f\u00fcr die Richtungslocalisation gefundenen Resultate. Es bedeutet D den direct, I den indirect gesehenen Funken; E wieder die einfachen Reactionszeiten, U die Reactionszeiten mit Unterscheidung.\nTabelle 19. ReagA.\nOptische Richtungslocalisation.\nDatum.\t\tED\t\u00dcB\tEB\tEI\tUI\tEI\tUn scheidn B\t;er- ngszeit I\n7.\t2. -\t19-5\t20-9\t17-3\t18-6\t21-0\t19-2\t2-5\t2.1\n8.\t2.\t19-3\t20-1\t18-0\t17-8\t20-8\t19-6\t1-4\t2-1\n8.\t2.\t17-5\t19-5\t18-4\t19-0\t21-0\t18-8\t1-5\t2-1\n9.\t2.\t17-1\t19-1\t18-5\t18-4\t20-8\t18-7\t1.4\t2-1\n9.\t2.\t18-6\t20-8\t19-2\t17-8\t19-9\t18.1\t1-9\t1-9\n10.\t2.\t18-6\t20-8\t18-8\t20-2\t22-8\t19-8\t2-4\t2-8\n12.\t2.\t19-2\t20-7\t19-3\t20-4\t21-7\t19-0\t1-4\t2-0\n12.\t2.\t19-8\t20-9\t19-8\t19-8\t21-0\t19-0\t1.1\t1-6\n15.\t2.\t21-3\t21-8\t21-0\t20-3\t21-8\t21-8\t0-6\t0-8\n16.\t2.\t19-5\t19.8\t19-2\t21-1\t22-0\t20-7\t0.5\t1-1\n23.\t2.\t17-2\t18-7\t17-8\t19-0\t20-1\t19-0\t1-2\t1-1\n24.\t2.\t17-8\t19-2\t18-0\t18-9\t20.7\t20-1\t1-3\t1-2\n25.\t2.\t19-3\t20-2\t19-1\t19-5\t21-3\t19-8\t1-0\t1.6\nTabelle 20. Reag.: K.\nOptische Richtungslocalisation.\nDatum.\tEB\tUB\tEB\tEI\tUI\tEI\tUn scheidu B\t;er- ngszeit 1\n7. 2.\t\t19-3\t17-7\t18-4\t19-2\t18-6\t1-6\t0-7\n8. 2.\t18-6\t20-7\t19-0\t20-4\t21-3\t19-5\t1-9\t1-4\n8. 2.\t19-3\t20-7\t19-7\t16-9\t19-2\t19-6\t1.2\t0-9\n9. 2.\t18-0\t19-9\t18-4\t18-3\t20-8\t20-1\t1-7\t1-6\n9. 2.\t1.8-6\t19-8\t19-3\t19-2\t20-6\t18-8\t0-8\t1-6\n10. 2.\t18-3\t21-3\t19-1\t20-7\t21-9\t19-3\t2-6\t1-9\n12. 2.\t18-9\t21-3\t19-7\tJ8-4\t19.3\t18-2\t2-0\t1-0\n12. 2.\t17-9\t21-0\t19-5\tT8-6\t20-5\t18-9\t2-3\t1-8\n22*","page":339},{"file":"p0340.txt","language":"de","ocr_de":"34\nJ. v. Kkies und F. Aueebaoh :\nDatum.\t\tED\tUJD\tED\tEI\tUI\tEl\tUn scheidu D\t;er- ngszeit I\n14.\t2.\t21 * 1\t23-8\t21 * 1\t22-3\t23-2\t22-3\t2-7\t0-9\n15.\t2.\t20-8\t23-1\t22-2\t20-1\t22-0\t20-4\t1-6\t1-8\n16.\t2.\t20-1\t20-7\t20-2\t20-1\t23-1\t20-9\t0-6\t2-6\n16.\t2.\t18-6\t21-7\t19-0\t20-1\t21-9\t20-4\t2-9\t1-6\n17.\t2.\t21-0\t23-7\t20-5\t20-4\t22-2\t21-9\t2-9\t1-1\n19.\t2.\t20-7\t22-5\t20-3\t21-6\t23-0\t22-4\t2-0\t1-0\n23.\t2.\t16-1\t19-4\t17-5\t17-4\t20-1\t17-2\t2-6\t2-8\n23.\t2.\t17-2\t19-5\t17-4\t18-1\t20-2\t18-3\t2-3\t2-0\n24.\t2,\t17-6\t19-7\t17-4\t20-3\t20-6\t19-5\t2-2\t0-7\nGegen die fr\u00fcheren Versuche f\u00e4llt zun\u00e4chst der erheblich gr\u00f6ssere Betrag der einfachen Beactionszeiten auf. Dagegen sind die Unterscheidungszeiten sehr klein. Nehmen wir bei A das Mittel aus den unter dem Doppelstrich befindlichen Zahlen, bei welchen eine Verminderung durch Uebung nicht mehr zu constatiren ist, bei K das Mittel aus allen Zahlen, weil hier \u00fcberhaupt keine Uebung merklich ist, so erhalten wir die Werthe\n1-7 bei K 1*1 bei A,\nalso bis jetzt von allen gefundenen die k\u00fcrzesten.\nSodann finden wir die Schwankungen ungew\u00f6hnlich gross; die Extreme sind bei K 0-6 und 2-9; bei A 0-5 und 2-8. Bedenkt man, dass diese Zahlen aus Mittel'werthen von nicht sehr vielen (11 \u2014 20) Einzelversuchen gewonnen sind, so wird man diese Schwankungen nicht betr\u00e4chtlicher finden d\u00fcrfen, als der bekannten Inconstanz solcher Versuche entspricht. Immerhin ist es erw\u00e4hnenswerth, dass die Inconstanz hier bedeutender ist als bei den Tast- und akustischen Versuchen. Man muss hier daran erinnern, dass bei den schwer zu vermeidenden kleinen Schwankungen des Auges der Beiz nicht immer genau dieselbe Netzhautstelle traf, somit selbst in seiner wesentlichen Eigenschaft ein wenig variirte. Es liegt nahe anzunehmen, dass hierdurch die Besultate einiger-maassen beeintr\u00e4chtigt werden konnten. In diesem Falle w\u00fcrde der wahre Werth der Unterscheidungszeit, wie ihn eine ideale Methode ergeben w\u00fcrde, nicht durch den Mittelwerth unserer Zahlen, sondern durch eine kleinere Zahl repr\u00e4sentirt werden. Dadurch w\u00fcrden um so mehr die hier erforderlichen Unterscheidungszeiten k\u00fcrzer sein als alle fr\u00fcheren.\nBemerkenswerth ist ferner, dass sich bei diesen Versuchen fast keine","page":340},{"file":"p0341.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdauee einfachstes psychisches Voeg\u00e4nge. 341\nSpur von Uebung geltend macht. W\u00e4hrend diese hei Tast- und akustischen Versuchen sich auf\u2019s deutlichste an den Unterscheidungszeiten nachweisen liess, ist sie hier hei dem einen von uns, K, einfach nicht vorhanden, bei A auch nur in sehr geringem Maasse. Ebenso wenig ist die Uebung an den einfachen Reactionszeiten wahrnehmbar. Es ist noch ausdr\u00fccklich hinzuzuf\u00fcgen, dass auch nicht etwa in den zwei ersten Versuchstagen (deren Resultate in den Tabellen nicht mitgetheilt sind, weil die Funken noch geh\u00f6rt wurden) eine Wirkung der Uebung sich zeigte. Denn die Reactionszeiten mit Unterscheidung waren hier schon ganz dieselben wie sp\u00e4ter.\nDer Vollst\u00e4ndigkeit halber w\u00e4re noch zu erw\u00e4hnen, dass diese Versuche nicht alle an aufeinanderfolgenden Tagen angestellt sind, sondern unterbrochen wurden durch Farbenunterscheidungsversuche und dann mit solchen abwechselten. Aus den beigef\u00fcgten Versuchstagen ist dies leicht zu ersehen.\nFarbenunterscheidung. \u25a0\u2014 Die Versuche \u00fcber Farbenunterscheidung wurden in folgender Weise angestellt. Als optischer Reiz diente wieder, wie schon gesagt, der Inductionsfunke des Ruhm-korff\u2019schen Apparates, der aber diesmal immer zwischen denselben Elektroden D1 und Z>4 Fig. 6 \u00fcbersprang. Seine Stelle ist mit Fh bezeichnet. Die \u00dfeobachtungsweise war ganz dieselbe, wie bei den vorigen Versuchen; nur befand sich immer ein farbiges Glas zwischen dem Auge und dem Funken. Um die Farbe beliebig wechseln zu k\u00f6nnen, hatten wir zwei farbige Glasst\u00fcckchen, ein rothes und ein blaues, auf ein h\u00f6lzernes R\u00e4hmchen befestigt; dieses selbst sass an einem Stabe St, der durch die Seitenwand der Kiste hindurchging und dort in einer kleinen Messingr\u00f6hre, der Axe nach verschiebbar, ruhte. Der Beobachter konnte also von aussen her die im Innern der Kiste befindlichen Gl\u00e4ser verschieben und nach Belieben das blaue oder das rothe zwischen die Elektroden und das Auge des Reagirenden bringen. Das Fixationszeichen musste hierbei nat\u00fcrlich verdunkelt werden, weil man sonst aus der Farbe desselben die Stellung der Gl\u00e4ser immer im Voraus w\u00fcrde gewusst haben. Leider war es uns wegen Zeitmangels unm\u00f6glich die Versuche auf mehr Farben auszudehnen. Die im Folgenden mitgetheilten Resultate beziehen sich also nur auf Blau und Roth. Wir benutzten nicht Gl\u00e4ser, welche prismatisch m\u00f6glichst reines Licht liefern, sondern etwas hellere, weil es uns weniger auf den \u00e4ussersten S\u00e4ttigungsgrad der Farbe anzukommen schien, als darauf, dass die Funken in ausreichender Helligkeit erschienen.\nIn den folgenden Tabellen bedeutet B den blauen, R den rothen Funken. E und U wie fr\u00fcher.","page":341},{"file":"p0342.txt","language":"de","ocr_de":"342\nJ. y. Kki.es und P. Atjekbach:\nTabelle 21. Reag.: A.\nFarbenunterscheidung.\n\t\t\t\t\t\t\tUnter-\t\nDatum.\tES\tUS\tES\tER\tUR\tER\tscheidungszeit\t\n\t\t\t\t\t\t\tB\tR\n19. 2.\t21 \u2022 1\t22-2\t21-5\t22-3\t23-4\t22-2\t0-9\t. 1-2\n20. 2.\t21-0\t22-2\t21-0\t20-4\t22\u20194\t22-4\t1-2\t1*0\n21. 2.\t18-7\t20-6\t19-2\t21* 1\t22-5\t21-4\t1-6\t1-2\n21. 2.\t20*8\t21-9\t20-0\t19-9\t22-5\t22-5\t1-5\t1*3\n22. 2.\t19-2\t20-4\t19-9\t20-7\t22-2\t21-6\t0-8\t1*1\n23. 2.\t18-9\t21-1\t20-7\t20-4\t22-2\t21-3\t1*3\t1-4\nTabelle 22. Reag.: K.\nFarbenunterscheidung.\nDatum.\t\tES\tUS\tES\tER\tUR\tER\tUn sclieidu B\tter- ngszeit R\n19.\t2.\t22-1\t25-2\t23-5\t23-7\t27-6\t23-1\t2-4\t4-2\n20.\t2.\t19-9\t23-2\t20-1\t20-8\t24-6\t20-8\t3-2\t3-8\n20.\t2.\t19-5\t23-2\t20-5\t20-0\t24-2\t20-4\t3-2\t4-0\n21.\t2.\t19-8\t23-9\t20-7\t21-3\t24-4\t22-3\t3-6\t2-6\n21.\t2.\t19-3\t23-2\t19-6\t20-4\t22-9\t19-5\t3-8\t3-0\n22.\t2.\t20-1\t22-5\t18-0\t18-6\t22-2\t19-5\t3-4\t3-2\n22.\t2.\t18-3\t21*9\t18-0\t\t\t\t3-8\t\n24.\t2.\t19-3\t22-0\t17*8\t19-0\t22-0\t18-8\t3-4\t3-1\nDie Tabellen zeigen die einfachen Reactionszeiten etwas l\u00e4nger, als: bei den Localisationsversuchen ; dies ist wohl der Schw\u00e4chung des Lichtes durch die Gl\u00e4ser zuzuschreiben. Auch hier ist eine Uebung nicht bemerkbar. Die Unterscheidungszeiten schwanken von Anfang an um denselben Mittelwerth. Dieser betr\u00e4gt 1*2 f\u00fcr A, 3-4 f\u00fcr K.\nOptische Entfernungslocalisation. \u2014 Die letzten Versuche,, welche wir angestellt haben, beziehen sich auf die Wahrnehmung der Entfernung, und zwar sowgit sie bei Ausschluss aller anderen Hilfsmittel nur durch den binocularen Sehact zu Stande kommt. Bekanntlich ist eine Zeit lang die Pr\u00e4ge discutirt worden, ob bei momentaner Beleuch-","page":342},{"file":"p0343.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdauek eineachstek psychisches Vobg\u00e4nge.\t343\ntung durch den elektrischen Funken \u00fcberhaupt eine -stereoskopische Wahrnehmung m\u00f6glich sei, und namentlich, ob das Relief immer richtig, oder auch zuweilen verkehrt gesehen w\u00fcrde. Die Meinung', es sei eine sichere stereoskopische Wahrnehmung bei momentaner Beleuchtung unm\u00f6glich, beruhte auf der Voraussetzung, dass die Entfernung eines Gegenstandes, der nicht im Horopter liegt, beurtheilt werde aus dem scheinbaren Abstande seiner Halbbilder von einander; da aber ein dem rechten und ein dem linken Auge angeh\u00f6riges Halbbild keine Unterschiede1 zeigten, welche gestatteten jedes auf das richtige Auge zu beziehen, so sei es unm\u00f6glich sofort zu wissen, in welchem Sinne man die Entfernung des doppelt gesehenen Objects zu deuten habe. Dieses zu erkennen werde vielmehr, wo nicht in der Natur der Objecte ein Anhaltspunkt f\u00fcr das Urtheil l\u00e4ge, erst durch Bewegungen des Kopfes oder der Augen m\u00f6glich. Diese Ansicht wurde namentlich von Donders, wie er selbst erz\u00e4hlte, eine Zeit lang a priori f\u00fcr h\u00f6chst wahrscheinlich gehalten. Wenn es sich nun so verhielte, so ist klar, dass unsere Versuche uns bei der Anwendung auf\u201e. diesen Punkt zu keinem Resultate f\u00fchren k\u00f6nnten. Denn die Bewegung der Augen w\u00fcrde bald fr\u00fcher, bald sp\u00e4ter und nicht immer in derselben Weise erfolgen. Wir m\u00fcssten also f\u00fcr die Dauer der Urtheilsbildung hinsichtlich der Entfernung sehr unconstante Werthe erhalten. Es ist nun aber bereits durch eine ganze Reihe von Versuchen festgestellt, dass binoculare Wahrnehmung der Tiefendimension auch bei Ausschluss aller Augenbewegungen richtig und prompt zu Stande kommt. Den Versuchen dieser Art k\u00f6nnen wir einen neuen hinzuf\u00fcgen, der nat\u00fcrlich im Grunde nur dasselbe beweist, was auch die von Dove, Helmholtz, Hering und Donders gemachten Beobachtungen zeigten, doch aber wegen der besondern Form, die unseres Zweckes halber gew\u00e4hlt werden musste, nicht ohne Interesse sein d\u00fcrfte. Wir hatten bei der Richtungslocalisation die denkbar einfachste Aufgabe gestellt, n\u00e4mlich zu erkennen, ob die Lichterscheinung am Fixationspunkte oder an einer bestimmten peripherischen Stelle des Gesichtsfeldes erschiene. Die bisher \u00fcber Stereoskopie bei momentaner Beleuchtung angestellten Versuche waren in der Regel darauf gerichtet gewesen, zwei stereoskopische Bilder binocular zu vereinigen, die Neigung einer in der Medianebene gelegenen geraden Linie zu erkennen u. dgl. m. Eine solche x^ufgabe w\u00e4re in unserem Falle nun schon zu com-plicirt gewesen; wir mussten uns auch hier an den einfachsten Fall halten und dieser besteht nat\u00fcrlich darin, die Entfernung nur eines Punktes zu beurtheilen. Damit hierbei die Richtungslocalisation keine Hilfe gew\u00e4hre, verfuhren wir folgendermaassen. In der vorderen Wand der Kiste brachten wir in passender Entfernung neben dem ersten noch","page":343},{"file":"p0344.txt","language":"de","ocr_de":"844\nJ. v. Kries und F. Auerbach:\nein Loch an, um mit beiden Augen Mneinsehen zu k\u00f6nnen (Zx und L2 Fig. 6.) In der Mitte des Raumes wurde als Fixationszeichen ein St\u00fcckchen Phosphor Ph. befestigt. Die beiden Elektrodenpaare wurden in ann\u00e4hernd gleicher Entfernung gerade vor und gerade hinter dem Phosphor angebracht {F,} und Fh). Phosphor, vordere und hintere Funkenstelle lagen also alle drei in der Medianebene des Reagirenden, die beiden Funkenstellen genau gleich hoch, der Phosphor zuweilen etwas niedriger. Fixirt man unter diesen Umst\u00e4nden den Phosphor und l\u00e4sst einen Funken \u00fcberspringen, so sieht man, mag es der hintere oder der vordere sein, ihn in Doppelbildern, in gleicher Entfernung links und rechts vom Fixationspunkt. Damit .die scheinbare Distanz der Doppelbilder einander gleich sei, muss, wie leicht ersichtlich, der Phosphor nicht genau in der Mitte zwischen v und A, sondern dem vorderen Funken etwas n\u00e4her als dem hinteren stehen. Eine stereoskopische Vereinigung findet hier, wenn man die Entfernungen p h und p v nicht sehr klein nimmt, gar nicht statt; man sieht deutlich zwei Funken, wenn nur einer \u00fcberspringt; dar\u00fcber aber, ob sie vor oder hinter dem Phosphor erscheinen, ist man nie im Zweifel. In dieser Form schien uns der Versuch geeignet zu bestimmen, wie schnell binoculare Tiefenwahrnehmung im einfachsten Falle zu Stande kommen kann. In der That ist erstens die zu l\u00f6sende Frage die m\u00f6glichst einfache, zweitens jedes aus der besonderen Natur der Objecte etwa zu entlehnende Hilfsmittel ausgeschlossen. Eine etwaige Verschiedenheit des vorderen und hinteren Funkens konnte schon deswegen nichts n\u00fctzen, weil sich dieselbe leicht sehr gering machen liess und dann die Intensit\u00e4t des einzelnen Funkens zu sehr variirt, als dass aus ihr auf den Ort geschlossen werden konnte. Sonst w\u00e4re hinsichtlich der Versuchseinrichtung Nichts zu erw\u00e4hnen. Der Beobachter hatte in derselben Weise, wie fr\u00fcher, durch Umlegung des Commutators den Funken vorn oder hinten springen zu lassen.\nDie erhaltenen Resultate sind in den folgenden Tabellen zusammengestellt; es bedeutet V den vordem, H den hintern Funken, E die einfachen Versuche, U die mit Unterscheidung.","page":344},{"file":"p0345.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdauer einfachster psychischer Vorg\u00e4nge.\n345\nTabelle 28. Beag.: A.\nE nt fernungslo calis \u00e4tion.\nDatum.\te r\tTJ V\tE V\tER\tUR\tER\tUnter- scheidungszeit V | R\t\n26. 2.\t17-2\t20-2\t19-2\t18-7\t21-0\t19-2\t2-0\t2-0\n27. 2.\t17-6\t20-0\t18-6\t18-4\t21-3\t19-1\t1-9\t2-6\n27. 2.\t19-3\t21-9\t19-8\t20-1\t22-5\t20-5\t2-3\t2-9\n28. 2.\t17*2\t20-4\t18-2\t17-4\t19-8\t18-4\t2-7\t1-9\n28. 2.\t17-1\t20-2\t18-9\t18-6\t21-4\t19-6\t2-2\t2-3\n1. 3.\t17-5\t19-8\t17-3\t\t\t\t2-4\t\n2. 3.\t18-6\t20-8\t19-2\t19-9\t22-3\t20-2\t1-9\t2-2\nTabelle 24. Beag.: K.\nEntfermingslocalisation.\nDatum.\t\tE V\tUV\tEV\tER\tUR\tER\tUni scheidu V\t;er- ngszeit R\n26.\t2.\t16-5\t20-1\t16-6\t16-5\t19-2\t16-0\t3-5\t2-9\n27.\t2.\t16-0\t18-7\t?\t15-6\t18-3\t14-7\t2-7\t3-1\n27.\t2.\t16-3\t19-9\t17*7\t17-7\t19-8\t17-7\t2-9\t2-1\n28.\t2.\t16-8\t20-0\t16-4\t15*7\t19-6\t17-3\t3-4\t3-1\n1.\t3.\t15-7\t18-9\t16-3\t16-0\t19-8\t16-4\t2-9\t3-6\n2.\t3.\t16-8\t20-4\t17-7\t18-7\t21-7\t19-1\t3-1\t2-8\nEine Verminderung der Unterscheidungszeiten durch Uebung ist nicht zu constatiren; der vordere und hintere Funke werden gleich schnell localisirt; die \u00fcnterscheidungszeit betr\u00e4gt im Mittel 2-2 f\u00fcr A, 3-0 f\u00fcr K. Auffallend ist, dass die einfachen Beactionszeiten, namentlich bei K, k\u00fcrzer sind als bei den fr\u00fcheren optischen Versuchen, worauf wir weiter unten noch zur\u00fcckkommen.\nDie \u00dfesultate der optischen Versuche resumiren wir in folgenden S\u00e4tzen :\nDie Unterscheidungszeit im einfachsten Falle der Bich-tungslocalisation betr\u00e4gt bei\nA 0-011 Sek., bei K 0-017 Sek.","page":345},{"file":"p0346.txt","language":"de","ocr_de":"346\nJ. v. Kries und F. Auerbach:\nVielleicht aber sind diese Werthe schon mit einer anomalen Verl\u00e4ngerung behaftet und liegen die wahren noch niedriger.\nDie Unterscheidungszeit f\u00fcr zwei Farben (blau und roth) betr\u00e4gt bei\nA 0-012 Sek., bei K 0-034 Sek.\nDie Unterscheidungszeit im einfachsten Falle der Ent-fernungslclcalisation betr\u00e4gt f\u00fcr\nA 0-022 Sek., f\u00fcr K 0-030 Sek.\nNach dieser Uebersicht der Versuchsresultate wenden wir uns einer Besprechung einzelner Punkte zu, um zu sehen, welche Erkl\u00e4rungen f\u00fcr gefundene Thatsachen gegeben und welche Schl\u00fcsse aus ihnen gezogen werden d\u00fcrfen. Wir beginnen mit den\nUnterscheidungszeiten,\nwelche ja den eigentlichen Gegenstand unserer Untersuchung ausmachen. Stellen wir die f\u00fcr jeden von uns gefundenen mittleren Unterscheidungszeiten zusammen, von den kleinsten anfangend, so k\u00f6nnen wir zun\u00e4chst hervorheben, dass wir lauter Zeitwerthe gleicher Ordnung gefunden haben.\nBei A:\nOptische Kichtungslocalisation .\t.\nFarbenunterscheidung................\nGeh\u00f6rslocalisation (kleinster Werth) Unterscheidung einfacher Tone (h\u00f6herer Ton)............................\nLocalisation der Tastempfindungen . Optische Entfernungslocalisation .\t.\nUnterscheidung von Ton und Ger\u00e4usch .\t...................... .\nBeurtheilung der Intensit\u00e4t von Tastreizen (bei starkem Beiz) . .\t.\nUnterscheidung einfacher T\u00f6ne (tieferer Ton).........................\nErkennen der schwachen Tastreize . Geh\u00f6rslocalisation (gr\u00f6sster Werth) .\n0-011 Sek. 0-012 \u201e 0-015 \u201e\n0-019 \u201e 0-021 \u201e 0-022 \u201e\n0-022 \u201e\n0-023 \u201e\n0-034 \u201e 0-053 \u201e 0-062 \u201e","page":346},{"file":"p0347.txt","language":"de","ocr_de":"Dee Zeitdauer einfachster psychischer Vorg\u00e4nge.\n347\nBei K:\nOptische Richtungslocalisation . ..\t0-\t017\tSek.\nOptische Entfernungslocalisation\t0-\t030\tV\nGeh\u00f6rslocalisation (kleinster Werth)\t0-\t032\t\u00ce?\nFarbenunterscheidung\t\to.\t034\t??\nTastlocalisation\t\t0'\t-036\t?\u00bb\nUnterscheidung von Ton und Ge-\t\t\t\nr\u00e4usch\t\t .\t0'\t046\t??\nUnterscheidung einfacher T\u00f6ne . .\t0'\t\u25a0049\t??\n\u2014\t0\t-054\t??\nErkennen der starken Tastreize . .\t0\t\u2022061\t??\nGeh\u00f6rslocalisation (gr\u00f6sster Werth) .\t0\t\u25a0077\t??\nErkennen der schwachen Tastreize .\t0\t\u2022105\t??\nDie kleinste Zahl verh\u00e4lt sich zur gr\u00f6ssten\t\t\t\nbei A wie 1:5-2; bei K wie 1:6-2.\nEs mag gleich hier die Aufmerksamkeit auf die individuelle Differenz gelenkt werden; alle Unterscheidungszeiten sind bei A k\u00fcrzer als die entsprechenden bei K, wenn auch nicht immer im gleichen Ver-h\u00e4ltniss.\nEs kann ferner keinem Zweifel unterliegen, dass die einzelnen Unterscheidungszeiten unter einander verschieden sind; die eine Unterscheidung geschieht schneller, die andere langsamer. Dieses Verh\u00e4ltniss ist, wie aus dem kurz vorher Gesagten schon folgt, bei uns beiden zwar ann\u00e4hernd, aber nicht genau dasselbe. So ist bei uns beiden die optische Richtungslocalisation die schnellste von allen Unterscheidungen; am entgegengesetzten Ende der Scala steht die Geh\u00f6rslocalisation bei kleinstem Divergenzwinkel und das Erkennen der schwachen Inductionsschl\u00e4ge.\nWie k\u00f6nnen wir uns von den Verschiedenheiten Rechenschaft geben? Nehmen wir zun\u00e4chst den einfachsten Fall, die Perception einer Qualit\u00e4t, wie z. B. der Farbe oder der Tonh\u00f6he. Machen wir zuerst die Annahme, dass die Empfindung schon im ersten Beginne die Qualit\u00e4t der Farbe oder der Tonh\u00f6he erkennbar zeigte, so w\u00e4re, wie man sieht, die Aufgabe des Verstandes stets einfach die, sobald die Empfindung beginnt, sie mit dem in der Vorstellung festgehaltenen Bilde zu vergleichen und im Falle der U ebereinstimmung zu reagiren. Diese Aufgabe erscheint so sehr als in allen F\u00e4llen ganz dieselbe, dass man erwarten k\u00f6nnte in diesen F\u00e4llen (wo es sich einfach um die Perception einer Qualit\u00e4t handelt) dieselbe Unterscheidungszeit zu finden. Eine Erw\u00e4gung dieser Art veranlasste Donders, die Differenz, welche er zwischen den Unterscheidungszeiten f\u00fcr Kl\u00e4nge und f\u00fcr Farben fand,","page":347},{"file":"p0348.txt","language":"de","ocr_de":"348\nJ. y. Krebs und F. Auerbach:\ndadurch zu erkl\u00e4ren, \u201edass das auf den Klang zu gebende Signal\u201c (der geh\u00f6rte Klang wurde nachgerufen) \u201edurch Uebung nat\u00fcrlich geworden sei.\u201c Bei unseren Versuchen ist, wie wir sp\u00e4ter ausf\u00fchrlich zeigen werden, ein solcher Einfluss der Uebung absichtlich und mit Sicherheit ausgeschlossen. Es l\u00e4sst sich daher wohl nicht l\u00e4ugnen, dass die Verschiedenheit der Unterscheidungszeiten, wo es sich um einfache Qualit\u00e4ten handelt, eine auffallende Erscheinung ist. Die Erkl\u00e4rung, auf die man naturgem\u00e4ss zuerst verf\u00e4llt, ist ohne Zweifel die, welche wir schon oben gelegentlich der Tonh\u00f6he-Unterscheidung andeuteten, dass n\u00e4mlich die fragliche Qualit\u00e4t in der Empfindung sich erst herausstelle, nachdem diese schon eine Zeit lang bestanden hat. Da die einfache Reaction schon hei dem ersten Beginne der Empfindung \u00fcberhaupt eintritt, so wird die Zeit, w\u00e4hrend welcher die Qualit\u00e4t noch nicht kenntlich ist, die Unterscheidungszeit scheinbar und mit Unrecht verl\u00e4ngern. Denn der psychische Act, um den es uns zu thun ist, das Urtheilen, kann erst beginnen, wenn die Qualit\u00e4t bereits ausgepr\u00e4gt ist. Bei minimalen Liehtempfindungen findet bekanntlich eine Unterscheidung der Farbe \u00fcberhaupt nicht statt. Wir sind daher auch berechtigt anzunehmen, dass die ersten Momente der entstehenden Lichtempfindung f\u00fcr das Erkennen der Farbe noch nicht verwerthbar sind. Dies ist vielleicht in noch st\u00e4rkerem Maasse bei den Tonempfindungen der Fall. Auch hier ist vielleicht der Beginn der Empfindung unbestimmt, mehr ger\u00e4uschartig und die Unterscheidungszeit wird dadurch verl\u00e4ngert. Unsere Versuche w\u00fcrden hiernach darauf hindeuten, dass dieses unbestimmte Stadium bei der Tonempfindung l\u00e4nger ist, als bei der Farbenempfindung, vielleicht beim tiefen Ton l\u00e4nger als beim hohen. Doch haben wir schon oben gesagt, dass diese Meinung sehr hypothetischer Natur ist. Auch die allgemeine Vorstellung, dass von dem Augenblicke an, wo die Qualit\u00e4t einer Empfindung gegeben ist, ihre \u00fcebereinstimmung mit einem Erinnerungsbilde in allen F\u00e4llen gleich schnell erkannt werde, kann nur als Meinung, nicht als Postulat anerkannt werden.\nEine andere Erkl\u00e4rung k\u00f6nnte in dem verschiedenen Grade der Uebung gesucht werden, welche jeder im Gebrauche der verschiedenen Sinnesorgane erlangt hat. Es ist dies nicht mit der Donders\u2019schen Erkl\u00e4rung zu verwechseln; bei dieser handelte es sich um die im Reagiren erlangte Fertigkeit. Ein Unterschied in dieser Hinsicht war hei uns ausgeschlossen; wohl aber ist auch bei uns die Uebung im. Unterscheiden selbst in Betracht zu ziehen. Bei weitem der gr\u00f6sste Bruchtheil unserer sinnlichen Aufmerksamkeit ist der Unterscheidung der Gesichtseindr\u00fccke gewidmet, ein geringerer den Geh\u00f6rseindr\u00fccken. Hierin k\u00f6nnte die Ursache der Verschiedenheit f\u00fcr Farben- und f\u00fcr Tonunterscheidungszeit gesucht werden.","page":348},{"file":"p0349.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdauer eineachster psychischer Vorg\u00e4nge. 349\nEs wird bei Besprechung der Uebung auf diese Anschauung noch zur\u00fcckzukommen sein.\nWir wenden uns demn\u00e4chst zum Processe der Localisation, und wollen diesen zuerst am Tastsinn betrachten. Die Versuche sind, wie wir glauben, geeignet, einiges Licht auf eine vielfach anerkannte Theorie, n\u00e4mlich die Lotze\u2019sche Localzeichentheorie zu werfen. Auf Grund von Erw\u00e4gungen, welche nicht hierher geh\u00f6ren, und welche anfechten zu wollen wir weit entfernt sind, war Lotze, wie bekannt, zu der Ueber-zeugung gelangt, es m\u00fcsse die Erregung einer gewissen Stelle der \u00e4ussern Haut oder der Netzhaut jederzeit durch irgend ein Merkmal ausgezeichnet sein, welches uns gestatte zu erkennen, welche Stelle der Haut gereizt sei, ' oder wo im Raume der gesehene Gegenstand sich befinde. Das Localzeichen eines bestimmten^! Punktes war also anzusehen als eine charakteristische Eigenth\u00fcmlichkeit, welche jede durch Reizung gerade dieses Punktes hervorgebrachte Empfindung an sich tragen m\u00fcsste, im Gegens\u00e4tze zu anderen Empfindungen. Da sich diese Eigenth\u00fcmlichkeit. stets vorfinden soll, wie beschaffen auch sonst Reiz und Empfindung sein m\u00f6gen, so ist leicht ersichtlich, wie durch eine solche Einrichtung die M\u00f6glichkeit gew\u00e4hrt ist, die Empfindungen, welche an verschiedenen K\u00f6rperstellen hervorgebracht sind, zu unterscheiden. Die Annahme der Localzeichen ist die nothwendige Basis f\u00fcr jede empiristische Theorie der Localisation. Es ist nun nicht unsere Aufgabe, diese Theorie \u00fcberhaupt einer Pr\u00fcfung zu unterziehen, sondern nur diejenige besondere Form, welche ihr von ihrem Begr\u00fcnder in Bezug auf den Tastsinn gegeben worden ist. Lotze ist n\u00e4mlich der Meinung, dass die Localzeichen , der Haut auf den Besonderheiten der Empfindung beruhen, welche die vorhandene Spannung des Gewebes, die Verschiebbarkeit, die Unterlage von harten oder weichen Theilen u. s. w. der Empfindung aufpr\u00e4ge. \u201eNach dem Nervenreichthum der Haut, nach ihrer Dicke und Spannung wird derselbe Reiz hier energischer, dort schw\u00e4cher empfunden, breitet sich hier durch Irradiation entweder seiner physischen Wirkungen auf die Gewebe oder der erzeugten Nervenerregung weiter, dort minder weit aus, und, wie er selbst schon sch\u00e4rfer oder stumpfer war, associirt er sich bald einen grossen Kreis verwaschener, bald einen kleinen gut begrenzter Mitempfindungen. So wie wir durch Vertheilung von Licht und Schatten, Schwarz und Weiss im Stande sind, die feinsten Eigenth\u00fcmlichkeiten eines Gegenstandes zeichnend nachzubilden, so k\u00f6nnte diese verschiedene Combination an sich nur graduell verschiedener Empfindungselemente allerdings f\u00fcr jede Hautstelle ein ihr ausschliesslich zukommendes Erregungs'eolorit zusammensetzen.\u201c (Lotze, Medicinische Psychologie. S. 398.) In der That bemerken wir auch ohne","page":349},{"file":"p0350.txt","language":"de","ocr_de":"350\nJ. v. Kbies und F. Aueebach:\nSchwierigkeit, dass die Tastempfindung, welche die Ber\u00fchrung eines bestimmten Gegenstandes hervorbringt, sich \u00e4ndert, wenn wir willk\u00fcrlich die Haut stark spannen oder in Falten zusammenscMeben. In den Besonderheiten dieser Art will also Lotze die Localzeichen finden. Das, freilich nicht anzustellende, Experimentum crucis seiner Ansicht w\u00e4re also folgendes: Man verpflanze einen Nerven, ohne seine Continuit\u00e4t zu trennen, mit seinem peripherischen St\u00fccke so, dass sein Ende in b, statt urspr\u00fcnglich in a liegt; dabei soll die Beschaffenheit der Haut in b v\u00f6llig unver\u00e4ndert bleiben. Dann muss nach Lotze eine in b applicirte Tastempfindung sofort richtig nach b localisirt werden, eben weil es f\u00fcr die Localisation nur auf die Art der Bedeckung des Endapparates ankommt, welche in diesem Falle nicht beeintr\u00e4chtigt worden ist. Die dieser Meinung entgegengesetzte Auffassung w\u00fcrde dagegen zu behaupten haben, dass das Localzeichen in einer dem nach a laufenden Nerven (an sich oder durch seine centrale Verbindung) zugeh\u00f6rigen Eigenth\u00fcmlich-keit best\u00e4nde. In dem erw\u00e4hnten fingirten Experiment w\u00fcrde sie demnach erwarten, dass eine Beizung des verpflanzten Nerven zun\u00e4chst1 nach seiner urspr\u00fcnglichen Stelle a localisirt w\u00fcrde. Die die Localzeichen bildenden Eigenth\u00fcmlichkeiten haben also ihre Ursache nach Lotze ausserhalb der nerv\u00f6sen Elemente, nach der entgegengesetzten Meinung in denselben. Die Lotze\u2019sche Ansicht f\u00fchrt daher zu dem Satze: eine v\u00f6llig gleiche Beizung zweier verschiedener Tastnerven w\u00fcrde eine v\u00f6llig identische Empfindung her vorrufen; dieselbe ist nur unter gew\u00f6hnlichen Verh\u00e4ltnissen deshalb nicht herzustellen, weil die Verschiedenheit der Bedeckung stets gewisse Eigenth\u00fcmlichkeiten in die Beizungsweise einf\u00fchrt. Hier ist nun der Punkt, von dem aus wir der Sache n\u00e4her kommen. \u201eWorin\u201c, fragen wir, \u201ek\u00f6nnen diese Eigenth\u00fcmlichkeiten bestehen?\u201c Hier bieten sich zwei Antworten dar. Die erste w\u00fcrde sich mit der Lehre von den specifischen Energien in Widerspruch setzen und behaupten, eine verschiedene Art der Beizung bringe, aus nicht weiter angebbaren Gr\u00fcnden, einen verschiedenen Erregungsvorgang im Nerven und somit eine verschiedene Empfindung hervor. Die andere aber w\u00fcrde an den specifischen Energien festhalten und demnach sagen, dass die Beizung eines bestimmten Nerven durch Tastreize irgend welcher Art (abgesehen ist hier nat\u00fcrlich immer von Temperatur- und Schmerzempfindungen) stets qualitativ gleiche Empfindungen hervorrufe. Dieser Anschauung nach k\u00f6nnten also die Localzeichen in nichts Anderem bestehen, als in Eigenth\u00fcmlichkeiten der Intensit\u00e4t und des zeitlichen Verlaufs. Was Lotze betrifft, so hat er die Trennung dieser\n1 Es k\u00f6nnte sp\u00e4ter durch Erfahrung ge\u00e4ndert werden.","page":350},{"file":"p0351.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdauer einfachster psychischer Vorg\u00e4nge. 351\nbeiden Auffassungen nicht ausdr\u00fccklich pr\u00e4cisirt, und, wie uns scheint, auch keine Entscheidung dazwischen treffen wollen.\nIm Ganzen h\u00e4tten wir also f\u00fcr die Localzeichen drei M\u00f6glichkeiten:\n1)\tSie sind qualitative Verschiedenheiten, welche den verschiedenen Nervenfasern an sich eigenth\u00fcmlich sind, specifische Energien.\n2)\tSie sind qualitative Verschiedenheiten, welche bedingt werden durch die Modification der Beize, welche die besondere Natur der bedeckenden Gewebe mit sich bringt.\n3)\tSie sind gar nicht qualitative Verschiedenheiten, sondern Verschiedenheiten in der Intensit\u00e4t und dem zeitlichen Verlauf, also theils quantitative, theils formale. Der zeitliche Verlauf aber w\u00fcrde sich hierbei nur auf die Intensit\u00e4t beziehen, auf das Ansteigen und Abnehmen der Empfindung. \u2014 Dagegen m\u00fcssen wir darauf aufmerksam machen, Bass kein Merkmal in der Art der Ausbreitung auf die Umgebung, \u201ein der Association bald eines kleinen Kreises gut begrenzter, bald eines grossen verwaschener Mitempfindungen\u201c gesucht werden darf. Denn hierbei ist immer die Unterscheidung \u00f6rtlich differenter Beize schon vorausgesetzt, die doch erst erkl\u00e4rt werden soll. Mehr als die genannten drei F\u00e4lle sind in der That nicht m\u00f6glich. Den letzten, mit 3) bezeichnten, k\u00f6nnen wir an unseren Versuchen pr\u00fcfen, und, wie wir meinen, als unhaltbar nachweisen. Es ist n\u00e4mlich ganz undenkbar, dass so geringf\u00fcgige Differenzen, als die Localzeichen hiernach darstellen w\u00fcrden, viel schneller und sicherer erkannt werden sollten, als die einfachste und leichteste Aufgabe, die Unterscheidung eines starken und eines schwachen Beizes, gel\u00f6st werden kann. Ist der Vorgang so, dass von a auf a, von b auf \u00df geschlossen wird, so ist es unm\u00f6glich, dass a und \u00df schneller und sicherer unterschieden werden als a und h. Nun fanden wir, dass die Localisation von Tastempfindungen schneller und sicherer erfolgt als (im einfachsten Falle und nach langer Uebung) die Beurtheilung der Intensit\u00e4t. Dies berechtigt zu dem Schl\u00fcsse, dass die Localisation nicht geschieht auf Grund von Eigenth\u00fcmlichkeiten der Intensit\u00e4t, des Ansteigens und Absinkens der Empfindung. Denn Niemand wird behaupten wollen, dass das Erkennen irgend welcher hierher geh\u00f6riger complicirter Formen schneller geschehen k\u00f6nne, als die einfache Beurtheilung einer Intensit\u00e4t, weil jenes sich gewissermaassen ' aus einer ganzen Anzahl solcher Einzelurtheile zusammensetzt.\nWir gelangen also zu dem Schl\u00fcsse, dass die Localzeichen in qualitativen Verschiedenheiten der durch die verschiedenen Nerven erregten Empfindungen .bestehe. Dies ist der gemeinsame Ausdruck f\u00fcr die sub 1) und 2) aufgef\u00fchrten M\u00f6glichkeiten. L\u00e4sst sich nun zwischen dieser beiden eine Wahl treffen?","page":351},{"file":"p0352.txt","language":"de","ocr_de":"352\nJ. y. Kbies raa> F. Auekbach:\nWir glauben, ohne Schwierigkeit. In Avelcher Weise k\u00f6nnen wir uns denken, dass die Eigenth\u00fcmlichkeiten der Gewebe einen Tastreiz modi-ficiren? Es ist zun\u00e4chst denkbar f\u00fcr mechanische Beize, dass die Straffheit der Haut, die H\u00e4rte der Unterlage wesentlich sei. Aber diese Momente k\u00f6nnen doch kaum eine Wirkung hervorbringen, die nicht auch bei einer Hautstelle entgegengesetzter Beschaffenheit durch Verst\u00e4rkung des Drucks k\u00f6nnte hervorgebracht werden. Und betrachten wir einmal die Beizung durch Inductionsschl\u00e4ge ! Das bessere oder schlechtere Leitungsverm\u00f6gen der umgebenden Theile wird hier (bei Anlegung derselben Elektroden) einen st\u00e4rkeren oder schw\u00e4cheren Beiz auf den Nerven wirken lassen. Die Eigenth\u00fcmlichkeit des Blutstroms k\u00f6nnte ein schnelleres oder langsameres Abklingen der Erregung zur Folge haben. Aber Unterschiede, die nicht unter die Kategorie der Intensit\u00e4t fallen, sind hier nicht zu finden. Erw\u00e4gen wir ferner, dass, wenn wir Beize ganz neuer Art, die man nie fr\u00fcher gef\u00fchlt hat, z. B. Inductionsschl\u00e4ge, auf eine K\u00f6rperstelle wirken lassen, man doch niemals in Verlegenheit hinsichtlich der Localisation kommt, dass also auch ein Beiz von ganz neuer Qualit\u00e4t dofih sofort sicher localisirt wird, so tritt vollkommen deutlich hervor, dass die Localzeichen auch nicht in der Modification der Beize und dadurch bedingten qualitativen Verschiedenheiten der Empfindung gesucht werden, d\u00fcrfen.\nWir gelangen somit per exclusionem zu der einzig \u00fcbrig bleibenden Form der Localzeichen. Diese k\u00f6nnten wir folgendermaassen angeben: Die Localzeichen sind qualitative Verschiedenheiten der Empfindung, welche den Erregungen der verschiedenen Tastnerven unabh\u00e4ngig von der Art ihrer Beizung eigent\u00fcmlich sind. Hiernach k\u00f6nnte man sie als specifische Energien der einzelnen Tastnervenfaaern bezeichnen. Auf diese Ansicht einzugehen w\u00e4re hier nicht der Ort; es kam uns nur darauf an, nachzuweisen, dass dies die einzig m\u00f6gliche Form' der Localzeichen-Theorie ist. Wras gegen diese Form eingewendet werden kann, wird als gegen die Localzeichen - Theorie \u00fcberhaupt sprechend angenommen werden m\u00fcssen.\nWir kommen zur Besprechung der optischen Localisationen. Was zun\u00e4chst die Frage angeht, wie die binoculare Entfernungslocalisation bei momentaner Beleuchtung' \u00fcberhaupt m\u00f6glich sei, so werden die Meisten einfach sagen, dass die Netzhautbilder des entfernteren Gegenstandes auf die inneren, die des n\u00e4heren auf die \u00e4usseren Netzhauth\u00e4lften fallen; und aus den verschiedenen Localzeichen sich die Verschiedenheit der Localisation erkl\u00e4re. Diese Meinung trifft vielleicht das Sichtige, Jedenfalls ist merkw\u00fcrdig, dass dies ein Unterschied ist, der sich in","page":352},{"file":"p0353.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdauer einfachster psychischer Vorg\u00e4nge. 353\nunserer bewussten Empfindung gar nicht geltend macht. Was wir sehen, scheint zun\u00e4chst in beiden F\u00e4llen, bei dem vorderen und dem hinteren Funken, ganz dasselbe zu sein; woher wir aber wissen, es sei der vordere oder der hintere, verm\u00f6gen wir nicht ohne Weiteres anzugeben. Dass die inneren B\u00e4nder von Halbbildern anders gef\u00e4rbt erscheinen, als die \u00e4usseren, ist eine Erkl\u00e4rungsm\u00f6glichkeit, die neuerdings von Sch\u00f6n geltend gemacht worden ist; sie wird aber h\u00f6chstens auf das Vereinigen stereoskopischer Bilder angewandt werden d\u00fcrfen, wo das Netzhautbild eine etwas gr\u00f6ssere Stelle bedeckt, so dass solche Unterschiede merklich werden k\u00f6nnen. In unserem Falle kann davon schwerlich die Bede sein. Es war auch davon durchaus nichts zu bemerken. Wer die Entfernungslocalisation auf ein dem Bewusstsein zug\u00e4ngliches Merkmal zur\u00fcckf\u00fchren will, der kann in unserem Falle, wie uns scheint, nur an ein Moment noch denken. Wenn ein in der Medianebene liegender Gegenstand (der Phosphor) fixirt wird, so werden vor und hinter ihm liegende Objecte doppelt und in Zerstreuungskreisen gesehen werden. Die Distanz der Doppelbilder und die Gr\u00f6sse der Zerstreuungskreise werden sich im Allgemeinen nicht derart \u00e4ndern, dass demselben Abstande der Doppelbilder dieselbe Gr\u00f6sse der Zerstreuungskreise entspricht, wenn der Gegenstand vorn oder hinten liegt. Bei gleichem scheinbaren Abstande der Doppelbilder wird also der vordere und der hintere Funke in etwas verschiedenen Zerstreuungskreisen erscheinen. Hierin liegt der einzige, dem Bewusstsein zug\u00e4ngliche Unterschied in dem unmittelbaren Emp\u00fcndungsinhalt bei vorderem und hinterem Funken. Dass indessen dieses Moment keineswegs maassgebend ist, haben die einschl\u00e4gigen Versuche von Donders bewiesen, bei welchen die Zerstreuungskreise durch Convexgl\u00e4ser willk\u00fcrlich vermehrt wurden. Wie dem aber auch sei, jedenfalls zeigen die Versuche, dass die Entfernungslocalisation l\u00e4ngere Zeit erfordert, als die Bichtungslocalisation. Zur empiristischen Theorie passt dies gut, ohne ihr indessen zum. stricten Beweise dienen zu k\u00f6nnen. Wenn die Bichtung im unmittelbaren Anschl\u00fcsse an das Localzeichen, die Entfernung dagegen aus dem. Vergleich der beiden Netzhautstellen, auf welche (in unserem Falle) die Halbbilder des doppelt gesehenen Funkens fallen, oder gar aus dem Vergleiche der Gr\u00f6sse der Zerstreuungskreise mit dem Abstand der Doppelbilder, so werden wir immer berechtigt sein, f\u00fcr den letzteren complicirteren Vorgang eine l\u00e4ngere Dauer zu erwarten. F\u00fcr die nativistische Theorie, im Sinne Hering\u2019s oder Stumpfs, ist der Vorgang ein anderer. Die Entfernungslocalisation muss man. sich nach ihr zu Stande kommend denken durch die Verschmelzung der Tiefengef\u00fchle, welche im Falle gleichseitiger Doppelbilder negativ, im Falle gekreuzter positiv sind und daher den\nArchiv f. A. u. Ph. 1877. Physiol. Abth.\t23","page":353},{"file":"p0354.txt","language":"de","ocr_de":"354\nJ. v. Kbies und F. Auerbach :\ndoppelt gesehenen Punkt in gr\u00f6sserer oder kleinerer Entfernung als den Fixationspunkt erscheinen lassen. Da wir nun wissen, dass Qualit\u00e4ten im Allgemeinen mit. verschiedenen Geschwindigkeiten erkannt werden, so erscheint es auch verst\u00e4ndlich, dass die Unterscheidung des positiven vom negativen Tiefengef\u00fchl l\u00e4ngere Zeit erfordert, als die Unterscheidung von verschiedenen Breiten- und H\u00f6hegef\u00fchlen. Wir h\u00e4tten demnach nur, wenn die Entfernung ebenso schnell oder schneller als die Richtung erkannt worden w\u00e4re, hieraus gegen die empiristische Theorie in ihrer gew\u00f6hnlichen Form schliessen d\u00fcrfen. Das in Wirklichkeit gefundene Resultat aber muss als mit beiden Theorien vereinbar angesehen werden.\nIn Bezug auf die Richtungslocalisation durch das Geh\u00f6r haben wir schon oben darauf hingewiesen, dass die Unterscheidungszeiten kurz sind, wenn auch nicht so kurz, wie die bei der optischen Richtungslocalisation. Auch unter der Voraussetzung, dass die Localisation lediglich beruhe auf der Vergleichung der Schallintensit\u00e4t in beiden Ohren, wird hierin kein Widerspruch gefunden werden d\u00fcrfen gegen das, was wir fr\u00fcher \u00fcber die Unvollkommenheit sagten, mit der Intensit\u00e4ten beurtheilt werden. Diese n\u00e4mlich schien darin ihren Grund zu haben, dass nicht aus der Art des Ansteigens in den ersten Momenten ein Urtheil \u00fcber die zu erreichende Intensit\u00e4t gewonnen werden konnte, sondern erst, nachdem die Empfindung ihre maximale Intensit\u00e4t erreicht hat. Dadurch wurde die L\u00e4nge der Zeit erkl\u00e4rlich. Hier dagegen handelt es sich um die Vergleichung zweier Intensit\u00e4ten, welche wahrscheinlich vom ersten Moment des Entstehens verschieden sind. Denn wenn wir uns die Empfindung des linken und die des rechten Ohres bei einem von rechts\nkommenden Schalle graphisch darstellen, (/ und r nebenstehender Figur) so -sehen wir, dass das f\u00fcr die Beurtheilung nothwendige Material schon vorhanden ist, ehe die maximale Empfindung erreicht ist. Einer besonderen Er\u00f6rterung bedarf aber die Erscheinung, dass die Unterscheidungszeit abh\u00e4ngig ist von dem Betrage des Unterschiedes in der Lage der beiden Schallquellen. Stellt man sich vor, es w\u00fcrde vom Reagiren-","page":354},{"file":"p0355.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdauer einfachster psychischer Vorg\u00e4nge. 355\nden ein m\u00f6glichst scharfes Bild derjenigen Empfindung festgehalten, auf welche er zu reagiren hat, und die Beaction erfolge nun, sobald die Xiebereinstimmung constatirt ist, so ist kaum einzusehen, welche Bolle hierbei der andere Beiz spielt und wie die f\u00fcr die Becognoscirung n\u00f6thige Zeit von der Beschaffenheit dieses, bez. dem Unterschiede beider abh\u00e4ngen soll. Es ist indessen leicht ersichtlich, dass sich die Sache etwas anders verhalten muss. Je nach der Art n\u00e4mlich desjenigen Beizes, auf den nicht reagirt wird, gen\u00fcgt es zuweilen schon die Uebereinstim-mung des empfundenen mit irgend einer Kategorie, gar nicht mit dem vollen Erinnerungsbilde des zu beantwortenden constatirt zu haben. Nehmen wir z. B. einen Gesichtsreiz als zu beantwortenden. Ist der andere Beiz ein Geh\u00f6rsreiz, so gen\u00fcgt es sich klar zu werden, dass man gesehen habe; ist der andere dagegen ebenfalls ein optischer Beiz, nur von anderer Farbe, so muss man die Uebereinstimmung der Farbe con-statiren. Kommen Beize aller m\u00f6glichen Art vor, welche sich in verschiedenster Weise von dem einen zu beantwortenden unterscheiden und theilweise mit ihm \u00fcbereinstimmen, so wird der Vergleich mit dem vollen Erinnerungsbilde dieses nothwendig. So verh\u00e4lt sich die Sache nun auch hier. Es ist hier nicht nothwendig die Vorstellung eines ganz bestimmten Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltnisses im linken und rechten Ohr festzuhalten. Dies w\u00e4re nur erforderlich, wenn der linke Beiz nicht nur vom rechten, sondern auch von einem noch weiter links gelegenen unterschieden werden m\u00fcsste. In unserem Falle kommt es immer nur darauf an, zu bemerken, in welchem Ohre die Empfindung st\u00e4rker war. Dies wird begreiflicher Weise um so schneller geschehen k\u00f6nnen, je mehr das Verh\u00e4ltniss beider Intensit\u00e4ten von 1 verschieden ist, je schneller die beiden Curven l und r in obiger Figur sich von einander entfernen.\nAls besonders merkw\u00fcrdig m\u00f6chten wir hervorheben, dass die beiden Unterscheidungen, welche mit h\u00f6chster Wahrscheinlichkeit auf einem unbewussten Schl\u00fcsse beruhen, im Allgemeinen so wenig Zeit erfordern, die optische Entfernungslocalisation n\u00e4mlich und die Geh\u00f6rslocalisation-Wir finden sie in den oben gegebenen Zusammenstellungen keineswegs zuletzt, sondern mitten unter denjenigen, welche wir als einfache Unterscheidungen bezeichnen k\u00f6nnten. Da der unbewusste Schluss das Erkennen der Qualit\u00e4ten, aus welchen geschlossen wird, auch noch voraussetzt, so k\u00f6nnen wir hieraus abnehmen, mit welcher enormen Schnelligkeit diese psychischen Acte (wenn sie \u00fcberhaupt als solche bezeichnet werden d\u00fcrfen) ablaufen.\nWas endlich die Beurtheilung von Intensit\u00e4ten anlangt, so haben wir dar\u00fcber nur am Tastsinn Versuche angestellt. Es ergab sich, wie erw\u00e4hnt, 1) dass die Unterscheidungszeiten sehr lang sind, auch bei\n23*","page":355},{"file":"p0356.txt","language":"de","ocr_de":"356\nJ. y. Keies und F. Auebbach:\nbedeutendem Intensit\u00e4tsunterschiede. 2) Dass der st\u00e4rkere Beiz schneller erkannt wird, als der schw\u00e4chere.\nWir verlassen hiermit die Unterscheidungszeiten und wenden uns zu der Betrachtung der\nEinfachen Reactionszeiten.\nHierbei ist zun\u00e4chst darauf aufmerksam zu machen, dass unsere Versuche, entsprechend ihrem Hauptzwecke, so angeordnet sind, dass f\u00fcr die einfachen Beactionszeiten die Erm\u00fcdung als Fehlerquelle vorhanden ist. Dies beeintr\u00e4chtigt z. B. den Vergleich der einfachen Beactionszeiten f\u00fcr hohe und tiefe T\u00f6ne. Da wir an manchen Versuchstagen mit dem einen, an anderen mit dem anderen anfingen und so ziemlich regelm\u00e4ssig ab wechselten, so ist dieser Fehler bis zu einem gewissen Grade ausgeglichen, wenn wir \u00fcber mehrere Versuchstage das Mittel nehmen.\nDie Beactionszeiten finden sich nach der Art der Beize verschieden und es zeigt sich, dass wir im Allgemeinen Uebereinstimmendes mit den Besultaten fr\u00fcherer Beobachter gefunden haben. Die bei den Versuchen \u00fcber Tastlocalisation gefundenen Werthe, welche sich auf mittelstarke Beize beziehen, ergdb'en folgende Mittelwerthe aus den einzelnen in den Tabellen aufgef\u00fchrten Zahlen.\n1)\tBeiz am Mittelfinger\nK 0-117 1 Sek. A 0-146 Sek.\n2)\tBeiz am Handgelenk\nAT 0-1191 Sek. A 0-147 Sek.\nHier ist auffallend, dass sich zwischen Handgelenk und Mittelfinger kein Unterschied herausstellt. Die Entfernung beider Stellen von einander betr\u00e4gt ca. 16cm ; ann\u00e4hernd so hoch darf also auch der Unterschied in der L\u00e4nge der peripheren Leitung veranschlagt werden. Dies entspr\u00e4che bei einer Leitungsgeschwindigkeit von 60m in der Sekunde immer noch einer Differenz von 0-004 Sek., ein Betrag, der bei Mittel-werthen aus sehr vielen Einzelversuchen nicht mehr innerhalb der Fehlergrenzen liegen d\u00fcrfte. Da nun diese Differenz in den einfachen Beactionszeiten sich nicht zeigt, so muss sie auf irgend eine Weise compens\u00e2t sein. Es ist m\u00f6glich, dass dies besonders durch die nicht ganz gleiche Intensit\u00e4t der Beize geschehen ist. Es ist aber auch m\u00f6glich, dass, unabh\u00e4ngig hiervon, und nach Abrechnung der Zeit f\u00fcr die peri-\n1 F\u00fcr die Berechnung dieser Zahl sind die ersten Werthe von I und II fortgelassen, weil hier immer mit I angefangen worden war. Benutzt sind nur die Werthe vom 11., 13. und 14. Novbr., wo die Erm\u00fcdung auf I und II etwa gleich-massig vertheilt ist, wie ein Blick auf Tabelle 2 lehrt.","page":356},{"file":"p0357.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdauer einfachster psychischer Vorg\u00e4nge. 357\nphere Nervenleitung, auf Reizung verschiedener Stellen verschieden schnell reagirt wird. Es kann hieraus, wie wir glauben, nur die Lehre gezogen werden, wie sehr unsicher die Reactionsmethode zur Bestimmung der Leitungsgeschwindigkeit im peripheren Nerven ist. So fand auch in neuerer Zeit Bloch1 2 3 und vor ihm Exner, dass die Reactionszeit hei Reizung der Nase (Stirnhaut bei Exner) l\u00e4nger ist als bei Reizung der Hand, trotz des so viel k\u00fcrzeren Leitungsweges. Die Versuche mit starken und schwachen Inductionsschl\u00e4gen zeigen bei A deutlich, dass die Reactionszeiten abnehmen mit wachsender Intensit\u00e4t des Reizes, wie dies auch schon wiederholt' constatirt worden ist. Wir finden als Mittel-werthe :\nbei A starker Reiz schwacher Reiz\n0-140\t0-151.\nBei K dagegen liegt der Unterschied in den Fehlergrenzen; er ist aber dadurch verdeckt, dass h\u00e4ufiger mit dem schwachen Reiz begonnen wurde, die Versuche mit diesem also ohne Erm\u00fcdung, die Versuche mit starkem Reiz aber bei schon eingetretener Erm\u00fcdung angestellt wurden.\nAn einem Tage stellten wir Versuche eigens zu dem Zwecke an, um die Abh\u00e4ngigkeit der Reactionszeit von der Reizintensit\u00e4t zu ermitteln, und zwar in dieser Reihenfolge:\nStarke, mittlere, schwache, mittlere, starke.\nHier erhielten wir bei K folgende Werth e :\nSt.\t1M.\tSw.\tM.\tSt. 3\n0-134\t0-141\t0-145\t0-141\t0-139.\nDer Gang der Abh\u00e4ngigkeit ist also hier deutlich. Es ist jedoch wesentlich zu erw\u00e4hnen, dass man, um diese Abh\u00e4ngigkeit zu consta-tiren, sehr starke und sehr schwache Hnductionsschl\u00e4ge anwenden muss (eben noch merkliche einerseits und schon etwas schmerzhafte andererseits). Innerhalb eines weiten Gebietes ist also die Reactionszeit von der Reizst\u00e4rke nahezu unabh\u00e4ngig.- Es ist die Vermuthung ausgesprochen worden, dass die Reactionszeit bei sehr starken Reizen wieder l\u00e4nger werde ; so weit wir in der Erh\u00f6hung der Intensit\u00e4t gingen (bis zu massiger Schmerzhaftigkeit der Inductionsschl\u00e4ge) haben wir dies nicht beobachtet.\nWenn wir fortschreiten zur Vergleichung der einfachen Reactions-\n1\tArchives de physiologie normale et pathologique. 1875.\n2\tPfl\u00fcger\u2019s Archiv u. s. w. Bd. VII.\n3\tAlle diese Zahlen sind sehr hoch; dies erkl\u00e4rt sich theils daraus, dass sie am Ende eines Versuchstages erhalten wurden, theils daraus, dass es gerade im Zimmer sehr kalt war, wodurch die Reactionszeiten stets deutlich verl\u00e4ngert wurden.","page":357},{"file":"p0358.txt","language":"de","ocr_de":"858\nJ. v. Kkies ttnd P. Atjeebach:\nZeiten bei Beizung verschiedener Sinnesorgane, so m\u00fcssen wir f\u00fcr das Ohr offenbar die Versuche als Maassstab gelten lassen, bei welchen der \u00fcberspringende elektrische Funke das Signal giebt. Denn wir haben schon fr\u00fcher erw\u00e4hnt, dass offenbar die Verz\u00f6gerung bei T\u00f6nen daraus erkl\u00e4rt werden darf, dass erst eine Anzahl von Schwingungen ausgef\u00fchrt sein muss, bis die mitschwingenden Theile des inneren Ohres gen\u00fcgende Excursionen machen,- um den Nerven zu erregen. Wir m\u00fcssen ferner noch die Zeit ber\u00fccksichtigen, welche die Fortpflanzung des Schalles von der Funkenstelle bis zum Ohre erfordert. Bei den Versuchen \u00fcber Unterscheidung von Ton und Ger\u00e4usch befand sich das Ohr den Elektroden so nahe, dass sie vernachl\u00e4ssigt werden durfte. Bei den Versuchen \u00fcber Schalllocalisation betrug die Entfernung etwa 60 cm; es w\u00e4ren also 0-002 Sek. abzurechnen. Nach Anbringung dieser Correction erhalten wir als Mittel aller Zahlen\nbei K 0-120 Sek., bei A 0-122\t\u201e\nF\u00fcr die Bestimmung der Beactionszeit auf optische Beize benutzen wir zun\u00e4chst die monocular angestellten Versuche mit ungef\u00e4rbtem Funken, also die Versuche \u00fcber. Bichtnngslocalisation. Wir erhalten hier im Mittel\nbei K 0 -193 Sek., bei A 0-191\t\u201e\nBei uns beiden \u00fcbrigens ist die Beactionszeit bei indirect gesehenem Funken ein wenig l\u00e4nger als bei direct gesehenem.\nBei den Versuchen \u00fcber Entfernungslocalisation dagegen erhalten wir folgende Mittel f\u00fcr die einfachen Beactionszeiten\nbei K 0-167, bei A 0-187,\nalso erheblich geringere Werthe. Ob dieser Unterschied zuf\u00e4llig ist oder auf der Binocularit\u00e4t der letzteren Versuche beruht, wagen wir nicht mit Sicherheit zu entscheiden. M\u00f6glich w\u00e4re es ja, dass auf den mit beiden Augen und doppelt gesehenen Funken ceteris paribus schneller reagirt w\u00fcrde, als auf den nur mit einem Auge wahrgenommenen. F\u00fcr eine Entscheidung dieser Frage aber ist das vorliegende Material zu gering und nicht in der geeigneten Form.\nSoviel aber k\u00f6nnen wir mit Sicherheit sagen, dass auch f\u00fcr uns die Beactionszeiten auf optische Beize weit l\u00e4nger sind, als auf akustische und Tastreize. Diese letzteren sind einander fast genau gleich. Wollte man aber von beiden noch die Zeiten abrechnen, welche auf die Leitung in den peripheren Nerven kommen, so w\u00fcrde sich die \u201ereducirte Beactionszeit\u201c f\u00fcr die Tastreize weitaus am k\u00fcrzesten herausstellen.","page":358},{"file":"p0359.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdauer einfachster psychischer Vorg\u00e4nge.\n359\nWir stellen im Folgenden die von fr\u00fcheren Beobachtern gefundenen Beactionszeiten zusammen :\nBeobachter.\tOptischer Beiz.\tAkust. Beiz.\tTastreiz.\nHirsch.\t0-200\t0-149\t0-182 (Hand)\nHankel.\t0-225\t0-151\t0-155\nDonders.\t0-188\t0-180\t0-154 (Nacken)\nv. Wittich.\t0-194\t0-182\t0-130 (Stirn)\nWundt.\t0-175\t0-128\t0-188\nExner.\t0-1506\t0-1360\t0-1276 (1. Hand)\nWir schliessen\tdie unsrigen\tan:\t\nA\t0-191\t0-122\t0-146\nK\t0-193\t0-120\t0-117\n(Es sind hier die monocularen optischen und die Tastsinn-Versuche mit Beiz am Mittelfinger genommen.) Mit Ausnahme von Wundt ist die Beactionszeit auf optische Beize stets am l\u00e4ngsten gefunden worden. Bedenkt man, dass die Beactionszeit f\u00fcr Lichtempfindung erheblich vermindert werden kann, wenn man statt des Lichtes einen Induetions-schlag auf die Netzhaut wirken l\u00e4sst, so erscheint es nahe liegend, die Ursache. dieser Verschiedenheit in der besonderen Art, wie die Netzhaut durch Licht erregt wird, zu suchen. Haben wir uns, wie es durch die in neuester Zeit gemachten Entdeckungen mehr als wahrscheinlich geworden ist, die Wirkung des Lichtes als eine chemische vorzustellen, so wird es gestattet sein, hier entweder an eine Art von Induction zu denken, wie wir sie bei der Einwirkung von Licht auf Gasgemische kennen, oder anzunehmen, dass die eingeleitete Umsetzung erst nach Erreichung eines gewissen Grades die Nervenendigungen zu erregen vermag. v. Wittich1 sucht die Ursache in einer geringeren Leitungsgeschwindigkeit des Opticus. Es darf nicht unerw\u00e4hnt bleiben, dass die Untersuchungen \u00fcber das Ansteigen der Erregung in den ersten Momenten der Lichteinwirkung nicht zu der Annahme eines Zeitverlustes in der Netzhaut gef\u00fchrt haben.2 Die Hauptschwierigkeit dieser ganzen Frage d\u00fcrfte darin bestehen, dass ein Theil der hier in Betracht kommenden Vorg\u00e4nge in hohem Grade von der Art und namentlich dei der Intensit\u00e4t der angewandten Beize abh\u00e4ngig ist. Analysiren wir die Beihe der ablaufenden Vorg\u00e4nge folgendermaassen:\n1\tZeitschrift f\u00fcr rationelle Medicin. 1868.\n2\tSo z. B. Exner: Ueber die zu Aner Gesichtswahrnehmung n\u00f6thige Zeit, \"Wiener Sitzungsberichte 1868. Bd. LVIII.","page":359},{"file":"p0360.txt","language":"de","ocr_de":"360\nJ. y. Keies und F. Aueebach:\n1)\tLatenzzeit im Endapparat des Sinnesnerven.\n2)\tFortleitung der Erregung .im peripheren Sinnesnerven.\n3)\tLeitung im B\u00fcckenmark.\n4)\tCentraler Umsatz im Bewegungsreiz.\n5)\tR\u00fcekf\u00fchrende R\u00fcckenmarksleitung.\n6)\tLeitung im motorischen Nerven.\n7)\tLatenzzeit im Muskel:\nso werden wir uns bei Beizung desselben Nerven namentlich 1) und 4) von der Beschaffenheit des Reizes abh\u00e4ngig denken m\u00fcssen. Fragt man nun nach dem Yerh\u00e4ltniss der Beactionszeiten hei Beizung verschiedener Nerven, so hat diese Frage eine Unbestimmtheit, insofern \u00fcber die Art der Beize nichts festgesetzt ist. Es l\u00e4sst sich auch hierin keine aus der Natur der Sache fliessende Bestimmung treffen, weil es-willk\u00fcrlich ist, welchen optischen Beiz man z. B. einem bestimmten akustischen als \u00e4quivalent betrachten will. Aus diesem Grunde hat die Vergleichung einzelner Zahlen, die f\u00fcr die Beactionszeiten bei Beizung verschiedener Sinnesorgane gefunden sind, nicht sehr grossen Werth. Ein erh\u00f6htes Interesse w\u00fcrden erst Beobachtungen gew\u00e4hren, welche bei jedem Sinnesorgane den Beiz in ausgiebigster Weise variirt h\u00e4tten und so einen Vergleich dbr ganzen von jedem umfassten Gebiete erm\u00f6glichten.\nBevor wir uns1 zu einer Besprechung der beiden Ursachen regul\u00e4fer Ver\u00e4nderung in den Beactionszeiten, Uebung und Erm\u00fcdung, wenden, wollen wir noch einen Blick auf die unregelm\u00e4ssigen Schwankungen derselben werfen. Es ist bereits gesagt, dass, diese ihre Ursache in dem etwas wechselnden psychischen Zustande haben, in welchem der Beiz den Beagirenden trifft. Wir hatten das Avertissement \u201eJetzt\u201c eingef\u00fchrt, um dem Beagirenden seine Aufgabe zu erleichtern und constanten Werthe zu erhalten. In einem sp\u00e4teren Stadium der Versuche schien es uns zwar nicht mehr zul\u00e4ssig, die Methode zu wechseln, wohl aber ganz w\u00fcnschenswerth, eine Anzahl von Versuchen ohne \u201eJetzt\u201c zum Vergleich anzustellen. Dies geschah in den Tagen vom 13. bis 20. Februar 1877. Wir machten in diesen Tagen Versuche \u00fcber optische Bichtungslocali-sation, abwechselnd mit und ohne Avertissement. Bei dem einen von uns, K, erhielten wir hier erheblich l\u00e4ngere Unterscheidungszeiten, n\u00e4mlich\n3-3\t3-9\t2-2\t2-7 und 3-6,\nim Mittel 3*1, also 0-031 Sek., w\u00e4hrend das Mittel aus den Versuchen mit Avertissement 0-017 Sek. betrug. Indessen fand K die Versuche ohne Avertissement sehr unangenehm und kehrte deshalb sehr bald zu der anderen Methode zur\u00fcck; die Uebung, welche durch die mitgetheilten .5 Gruppen erworben war, reichte offenbar nicht aus. A setzte die","page":360},{"file":"p0361.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdauer einfachster psychischer Vorg\u00e4nge. 361\nVersuche ohne \u201eJetzt\u201c l\u00e4nger fort und erhielt Werthe, welche sich den bei der anderen Methode gefundenen sehr schnell ann\u00e4herten. Die \u00c9inzel-versuche ergaben sich sogar constanter als bei dieser. Die f\u00fcr A ohne \u201eJetzt\u201c erhaltenen Unterscheidungszeiten sind:\n1.5\t1-8\t1-5\t1-5\t1-8\t1-2\t1-3\t1-5\t1-8\t0-8\t1-0.\nDas Mittel aus den Versuchen mit \u201eJetzt\u201c betrug 1 -2. Hier zeigt sich also, dass der Unterschied der Methoden nicht wesentlich ist.\nAuf den eigent\u00fcmlichen Einfluss der\nUebung\nhaben wir schon mehrfach aufmerksam gemacht. Es ist indessen notwendig auf diesen Punkt ausf\u00fchrlicher zur\u00fcckzukommen. Die Uebung kann im Allgemeinen eine doppelte sein, indem sie sich einesteils auf die einfachen Reactionszeiten, anderseits auf die Unterscheidungszeiten erstreckt. Fragen wir nun zun\u00e4chst, was eigentlich bei solchen Versuchen die Uebung vorstelle und welche Bedeutung ihr beizulegen sei. Soviel steht fest, dass, um \u00fcberhaupt Reactions versuche zu machen (als Reagirender) eine gewisse Uebung nothwendig ist. Die ruhige Concentration der Aufmerksamkeit ist eine Sache, die sich zwar schnell lernen l\u00e4sst, die aber doch gelernt, sein will. Ehe diese .Uebung vorhanden ist,, k\u00f6nnen Reactionsversuche \u00fcberhaupt keinen Wert haben. Die sehr schwankenden Werte, welche man ganz zu Anfang erh\u00e4lt, haben natur-gem\u00e4ss nur individuelles Interesse, h\u00e4ngen \u00fcberdies von tausend Zuf\u00e4lligkeiten ab. Das Constantwerden der Resultate giebt eine ausreichende Garantie f\u00fcr das Vorhandensein dieser Uebung. Suchen wir in unsern Tabellen nach einem weiteren Einfluss der Uebung auf die. einfachen Reactionszeiten, so vermissen wir ihn fast vollst\u00e4ndig. Der einzige Fall, in dem er sich zeigt, ist die Reactionszeit auf den geh\u00f6rten elektrischen Funken, wo bei den ersten Versuchen (Unterscheidung von Ton und Ger\u00e4usch) die einfachen Reactionszeiten l\u00e4nger sind als bei den sp\u00e4teren \u00fcber Geh\u00f6rslocalisation. Sehen wir von diesem Falle ab, so ist eine Uebung in Bezug auf einfache Reactionsversuche nicht nachweisbar. Sie war vorhanden, wie schon erw\u00e4hnt, nur in den ersten 5 Versuchstagen der Tastsinnversuche; diese waren aber die ersten, die wir \u00fcberhaupt anstellten, und sehr unconstant. Man kann sagen, dass man Anfangs die Versuche so macht, wie es sp\u00e4ter wohl hin und wieder vorkommt, wenn man irgendwie schlecht disponirt ist oder viel gest\u00f6rt wird. Sobald man die Versuche Zu machen versteht, ist ein Einfluss der Uebung auf die einfachen Reactionszeiten nicht mehr mit Sicherheit zu consta-tiren. Hiermit wird man es in Uebereinstimmung finden, dass diese Uebung gar nichts Specifisches an sich hat und daher, nachdem sie f\u00fcr","page":361},{"file":"p0362.txt","language":"de","ocr_de":"362\nJ. y. Kries und F. Auerbach:\nden Tastsinn erworben ist, f\u00fcr die anderen Sinnesorgane nicht mehr erworben zu werden braucht.\nWesentlich anders verh\u00e4lt sich der Einfluss der Uebung auf die Unterscheidungszeiten. Diese verk\u00fcrzen sich erstens im Laufe der Versuche relativ viel bedeutender als die einfachen Keactionszeiten, und ferner macht sich der Einfluss der Uebung bei ihnen noch geltend, wo er an den einfachen nicht mehr bemerkbar ist. Bei den Versuchen \u00fcber Localisation von Tastreizen sehen wir die Unterscheidungszeiten Anfangs bei A 6\u20194 und 11 *7, w\u00e4hrend sie sp\u00e4ter im Mittel 2*1 betragen; bei K im Anfang 15-3 und 10-9, wo der Mittelwerth der sp\u00e4teren Versuche nur 316 erreicht. Wir erw\u00e4hnten bereits oben, dass diese Uebung, f\u00fcr zwei Hautstellen erworben, auch den \u00fcbrigen zu Gute kommt. Mir bekommen \u00fcberhaupt beim Tastsinn von jetzt ab keinen weiteren Einfluss der Uebung; bei den Versuchen mit starken und schwachen Beizen ist sie nicht wahrnehmbar. Nun folgten die akustischen Versuche und es zeigte sich eine neue Uebung. Sie zeigt sich bereits bei den wenigen Glocken versuchen, bei welchen ein Constantwerden nicht abgewartet wurde; sodann sehr deutlich bei den Versuchen \u00fcber Unterscheidung von einfachen T\u00f6nen, wo bei A die Unterscheidungszeiten von 10-4 und 9-2 bis auf die sp\u00e4teren Mittelwerthe 4-9 und 5-4 sinken, bei A von 4-5 und 5'9 auf die sp\u00e4teren 1 \u2022 9 und 3'4. Nun aber h\u00f6rt die Uebung wieder auf; wir finden keine mehr bei der Unterscheidung von Ton und Ger\u00e4usch, ebenso wenig bei der Localisation von Ger\u00e4uschen. Bis hierher schien uns das Verhalten ganz verst\u00e4ndlich; wir meinten n\u00e4mlich, neue Uebung sei erforderlich, wenn man mit dem Beize auf ein neues Sinnesorgan \u00fcberginge; f\u00fcr dieses aber bez\u00f6ge sich eine irgendwie erworbene Uebung gleichm\u00e4ssig auf alle m\u00f6glichen Arten der Unterscheidung. Demnach erwarteten wir bei den ersten optischen Versuchen die Uebung wieder deutlich hervortreten zu sehen. Das war aber nicht der Fall. Bei den Versuchen am Auge zeigte sich, wie wir sahen, bei A eine ganz geringe, bei K gar keine Verminderung der Unterscheidungszeiten. Wir m\u00fcssen demnach noch an ein anderes Moment, als die Besonderheit der Uebung f\u00fcr jedes Sinnesorgan denken. Eine Erkl\u00e4rung des Verhaltens k\u00f6nnte ankn\u00fcpfen an die oben entwickelte Vorstellung, dass in Folge des gew\u00f6hnlichen Gebrauchs unserer Sinnesorgane wir eine sehr verschiedene Uebung in der Auffassung der verschiedenen Sinnesempfindungen haben. Haben wir nun in der Unterscheidung optischer Eindr\u00fccke schon durch den gew\u00f6hnlichen Gebrauch der Augen nahezu die m\u00f6glichst grosse Schnelligkeit erreicht, so wird es begreiflich erscheinen, dass sich eine Uebung bei unseren Versuchen nicht mehr herausstellt. Es k\u00f6nnte also der von uns bemerkte geringe Einfluss auf","page":362},{"file":"p0363.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdauer einfachster psychischer Vorg\u00e4nge. 363\ndie optischen, der gr\u00f6ssere auf die akustischen, und bedeutendste auf die Tastsinnversuche ganz wohl aus dem verschiedenen Maasse der schon zu den Versuchen von vorn herein mitgebrachten Uebung erkl\u00e4rt werden.\nVersuchen wir, uns das Wesen der Uebung klar zu machen, so finden wir, wie uns scheint zun\u00e4chst eine Ursache, weshalb wir im Gegensatz zu fr\u00fcheren Beobachtern einen so geringen Einfluss auf die einfachen Beactionszeiten fanden. Wenn wir uns gew\u00f6hnen, an einen gewissen Beiz stets dieselbe Beaction zu kn\u00fcpfen, so wird dieser Vorgang alsbald nahezu reflectorisch; man f\u00fchrt die Beaction auch unwillk\u00fcrlich aus, wenn die Aufmerksamkeit abgelenkt war. Dieser Satz liesse sich durch manche Erfahrung des t\u00e4glichen Lebens illustriren. Er dient als Basis f\u00fcr die fundamentale Annahme, dass nerv\u00f6se Bahnen innerhalb der Centralorgane die Erregung um so leichter fortleiten, je h\u00e4ufiger sie von ihr durchflossen werden. Die Uebung nun in diesem Sinne ist bei unseren Versuchen absichtlich ausgeschlossen, dadurch n\u00e4mlich, dass auf jeden Beiz nur zuweilen, zuweilen aber nicht reagirt wird. Hierdurch verhindern wir, und wir legen darauf grossen Werth, diejenige Erscheinung, welche man als Ausbildung von Beflexbahnen bezeichnen k\u00f6nnte. Wir halten es f\u00fcr sehr wahrscheinlich, dass, wenn bei langer Fortsetzung immer derselben einfachen Versuche eine continuirliche Verk\u00fcrzung der Beactionszeiten ein tritt, diese in der That einem solchen \u201eBeflectorisch-werden\u201c zuzuschreiben ist und durch Einschalten einiger Tage mit Unterscheidungsversuchen wieder w\u00fcrde aufgehoben werden.\nWorin besteht nun aber die Uebung in Betreff der Unterscheidungszeiten? Es ist sehr schwer hierauf eine Antwort zu geben. Aber worin besteht die Uebung, welche uns gestattet unsere Unterschiedsempfindlichkeit f\u00fcr Tonh\u00f6hen oder Lichtintensit\u00e4ten, oder die Unterscheidungsf\u00e4higkeit benachbarter Hautstellen, oder die peripherische Sehsch\u00e4rfe allm\u00e4hlich zu erh\u00f6hen? Wir haben hier ebensowenig eine befriedigende Antwort. Wir k\u00f6nnen eben nur sagen, dass man dieselbe Unterscheidung allm\u00e4hlich schneller auszuf\u00fchren lerne. Die Erscheinung tritt damit zum Wenigsten in Analogie mit einer Beihe bekannter Thatsachen, die uns alle lehren, dass psychische Vorg\u00e4nge, nachdem sie oft wiederholt worden sind, geschwinder als Anfangs ausgef\u00fchrt werden k\u00f6nnen. So gut der Ge\u00fcbte schneller addirt als der Unge\u00fcbte, so gut wird er auch unter gleichen Verh\u00e4ltnissen schneller urtheilen.\nZwei Punkte bed\u00fcrfen noch besonderer Hervorhebung. Erstlich ist klar, dass, wenn wir aus den Zeit Verh\u00e4ltnissen dieser psychischen Vorg\u00e4nge irgend etwas schliessen wollen, wir sie alle unter gleichen Umst\u00e4nden betrachten m\u00fcssen, also alle nach erreichter maximaler Uebung. Wollte man sie n\u00e4mlich vollst\u00e4ndig ohne Uebung vergleichen, so w\u00fcrde","page":363},{"file":"p0364.txt","language":"de","ocr_de":"364\nJ. v. Kries und F. Auerbach:\nman zun\u00e4chst finden, dass die am Unge\u00fcbten gewonnenen Resultate von so- vielen Zuf\u00e4lligkeiten abh\u00e4ngen, dass sie gar keine Bedeutung haben k\u00f6nnen. Ausserdem aber w\u00fcrde der Vergleich doch niemals correct, weil, wie schon oben gesagt, die schon von vorn herein existirende Uebung f\u00fcr verschiedene Sinnesorgane eine verschiedene sein wird, wobei \u00fcberdies grosse individuelle Differenzen bestehen m\u00f6gen. Eine correcte Vergleichung ist daher nur m\u00f6glich, wenn bei erreichter maximaler Uebung alle Sinnesorgane sich unter gleichen Verh\u00e4ltnissen befinden. Maximale Uebung also im Unterscheiden oder Beurtheilen ist das erste Erforderniss. \u2014 Auf der anderen Seite aber, und hiermit kommen wir auf den zweiten Punkt, darf keine Uebung pr\u00e4existiren oder erworben werden, welche das Ankn\u00fcpfen einer bestimmten Reaction an einen bestimmten Reiz betrifft. Was hiermit gemeint sei, soll sogleich erl\u00e4utert werden. Donders liess auf eine Anzahl von Vokalkl\u00e4ngen, welche als Geh\u00f6rsreize dienten, durch das Ausrufen des gleichen Vokalklanges reagiren. Wir haben hier, je nachdem nur ein Vokalklang wiederholt gerufen wurde, oder mehrere unregelm\u00e4ssig wechselten, einfache Versuche oder solche mit Unterscheidung. Die K\u00fcrze der Unterscheidungszeiten erkl\u00e4rt Donders dadurch (1. c. S. 669), \u201edass das auf den Klang zu gebende Signal, die einfache Nachahmung, durch Uebung nat\u00fcrlich geworden sei.\u201c Die gleiche Ansicht spricht Wundt in Betreff derjenigen Don der s\u2019sehen Versuche aus, wobei auf einen an der rechten K\u00f6rperh\u00e4lfte applicirten Reiz mit der rechten Hand, auf einen links applicirten mit der linken Hand reagirt werden sollte. Die Bevorzugung dieser Versuchsanordnungen w\u00fcrde also in der Special\u00fcbung bestehen, welche man schon in fr\u00fcherer Zeit erworben h\u00e4tte, auf gewisse Reize so, und auf andere anders zu reagiren. Es ist selbstverst\u00e4ndlich, dass eine solche Uebung v\u00f6llig ausgeschlossen sein muss, wo es sich um eine Bestimmung der Unterscheidungszeiten handelt. Wir m\u00fcssen die gr\u00f6sste Uebung haben im Unterscheiden; aber der Process, welcher an das gef\u00e4llte Urtheil die Reaction schliesst, soll in allen F\u00e4llen derselbe, also rein conventionell sein. Dies letztere haben wir, wie wir glauben, erreicht, indem wir erstens f\u00fcr Reize aller Art dieselbe Reaction beibehielten, welche mit keinem in irgend einer besonderen Beziehung steht, einen einfachen Fingerdruck; zweitens auf jeden Reiz abwechselnd reagirt und nicht reagirt wurde. Was die maximale Uebung betrifft, so l\u00e4sst sich vielleicht dar\u00fcber noch streiten, ob sie in unseren Versuchen erreicht war. Es k\u00f6nnte daf\u00fcr geltend gemacht werden, dass wir immer die Versuche so lange fortsetzten, bis die Unterseheidtingszeiten keine Verkleinerung mehr zeigten. Traf aber die oben mitgetheilte Annahme das Richtige, dass \u00fcberhaupt das Maass der Uebung, die wir im Gebrauch","page":364},{"file":"p0365.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdauer einfachster psychischer Vorg\u00e4nge. 365\n\u00abeines Sinnesorganes erworben haben, f\u00fcr die Unterseheidungszeiten wesentlich sei, und dass gerade hieraus die k\u00fcrzeren optischen, l\u00e4ngeren akustischen und l\u00e4ngsten Tastsinn-Unterscheidungszeiten zu erkl\u00e4ren seien: so k\u00f6nnten wir nat\u00fcrlich von einer maximalen Uebung h\u00f6chstens bei der ersten dieser Classen, der optischen, reden. Eine genauere Untersuchung dieses Verh\u00e4ltnisses w\u00e4re nicht ohne Interesse, w\u00fcrde aber, wie man leicht sieht, mehr Zeit erfordern als uns zu Gebote stand.\nVon den Zahlen, welche Donders gewonnen hat, ist mit den un-serigen nur eine direct vergleichbar, n\u00e4mlich die nach der c-Methode (nur auf einen Reiz wird reagirt, auf den anderen nicht) f\u00fcr Unterscheidung von Vokalkl\u00e4ngen erhaltene. Diese betr\u00e4gt bei Donders ()\u2022 039 Sek.; dieser Werth liegt zwischen den f\u00fcr K und f\u00fcr A bei Unterscheidung einfacher T\u00f6ne gewonnenen. Das Erkennen von gesehenen Vokalzeichen gab nach der c- Methode \u201esehr kurze WTerthe, kaum l\u00e4nger als bei Vokalkl\u00e4ngen.\u201c Die \u00fcbrigen von Donders erhaltenen \"Werthe sind, entsprechend der 5-Methode viel l\u00e4nger als die unserigen, n\u00e4mlich\nLocalisation auf der Haut . . . 0-066\nUnterscheidung zweier Farben bei f\u00fcnf verschiedenen Personen\n2 Vokalzeichen, gesehen . .\t. . 0-166\n5 Vokalzeichen, gesehen . .\t. . 0-170\n2 Vokalkl\u00e4nge, geh\u00f6rt . . .\t. . 0-056\n5 Vokalkl\u00e4nge, geh\u00f6rt . . .\t. . 0-088\nErm\u00fcdung.\nEs er\u00fcbrigt noch, einen Blick auf die Einwirkung der Erm\u00fcdung zu werfen. Wenn auch unsere Versuche so angestellt wurden, dass der Einfluss der Erm\u00fcdung aus den Resultaten m\u00f6glichst eliminirt wurde, so ist derselbe doch bei geeigneter Zusammenfassung deutlich wahrnehmbar. Wollte man sehr viele Versuche ohne Ruhepause hintereinander machen, so w\u00fcrde man ihn nat\u00fcrlich noch viel ausgepr\u00e4gter erhalten. Wir machten, wie oben erw\u00e4hnt, immer (mit ganz wenigen Ausnahmen) eine Reihe einfacher, dann eine Reihe Unterscheidungsversuche, dann wieder dieselben einfachen. Hier k\u00f6nnen wir nun sehen, dass die letzte Reihe im Allgemeinen etwas l\u00e4ngere Werthe giebt, als die erstere. Der Unterschied ist aber so gering, dass der bei den Mittelwerthen von zwei\n0-184\n0-122\n0-159\n0-134\n0-172","page":365},{"file":"p0366.txt","language":"de","ocr_de":"366\nJ. v. Ketes und F. \u00e0uebbach:\nReihen noch innerhalb der Grenze der zuf\u00e4lligen Schwankungen liegt. Nehmen wir aber die Mittelwerthe \u00fcber die ganzen Yertikalspalten unserer Tabellen, so ist er fast ausnahmslos vorhanden. Die regelm\u00e4ssige Anordnung von je 3 Reihen zu einer Gruppe gestattet uns also den Einfluss der Erm\u00fcdung auf die einfachen Reactionszeiten zu erkennen. Dagegen war die Anordnung der Gruppen untereinander keine so regelm\u00e4ssige, dass wir \u00fcber die Abh\u00e4ngigkeit der \u00fcnterscheidungszeiten von der Erm\u00fcdung etwas zu sagen verm\u00f6chten.\nWenn wir die Mittelwerthe von je 2 zu einer Gruppe geh\u00f6rigen Vertikalreihen einfacher Reactionszeiten zusammenstellen, so finden wir Folgendes :\nTabelle 25.\nEinfluss der Erm\u00fcdung bei A.\nArt der Versuche.\tVor\t| Nach den Unterscheidungsversuchen.\t\tDifferenz.\nTastlocalisation\t\t14-5 14-4\t14-4 14-5\t\u2014 0-1 + 0-1\nSchwache Inductionsschl\u00e4ge\t14-7\t15-4\t+ 0-7\nStarke Inductionsschl\u00e4ge . .\t14-2\t14-0\t\u2014 0-2\nGlockenversuche\t Cr.\t13-\t8 14-\t8\t14-\t7 15-\t0\t+ 0-9 + 0-2\nUnterscheidung einfach. T\u00f6ne ^\t14-\t0 15-\t4\t14-4 16-0\t+ 0-4 + 0-4\nUnterscheidung von Ton und T. Ger\u00e4usch\tG.\t14-9 12-7\t15-3 13-6\t+ 0-5 + 0-9\nGeh\u00f6rslocalisation\t\t12-38 12-4\t12-45 12-5\t+ 0-1 + 0-1\nOptische Richtungslocalisa- D. tion\tI.\t18-8 19-5\t18-8 10-7\t0-0 + 0-2\nJ\u00df Farbenunterscheidung . . .\t^\t19-\t9 20-\t8\t20-\t4 21-\t9\t+ 0-5 + 1-1\nV. Entfernungslocalisation . . . \u201e\t17-\t8 18-\t8\t18-\t7 19-\t5\t+ 0-9 + 0-7","page":366},{"file":"p0367.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdaueb einfachster psychisches Vorg\u00e4nge. 367\nDie Differenzen der letzten Columnen sind mit zwei Ausnahmen positiv, d. h. nach den Unt'erscheidungsversuchen erh\u00e4lt man l\u00e4ngere einfache \u00dfeactionszeiten als vor ihnen. Snbjectiv am anstrengendsten waren f\u00fcr Al die Versuche \u00fcber Entfernungslocalisation ; diese geben auch h\u00f6here Erm\u00fcdungswerthe als die meisten \u00fcbrigen Versuche. Ganz \u00e4hnlich f\u00e4llt die gleiche Zusammenstellung f\u00fcr K aus.\nTabelle 26.\nEinfluss der Erm\u00fcdung bei K.\nArt der Versuche.\tEinfache Reactions-zeiten vor\t| nach den Unterscheidungsversuchen.\t\tDifferenz.\nTastlocalisation\t\t11-8 12-0\t12-0 12-6\t+ 0-2 + 0-5\nSchwache Inductionsschl\u00e4ge\t12-6\t13-3\t+ 0-7\nStarte Inductionsschl\u00e4ge . .\t12-6\t13*3\t+ 0-7\nGloctenversuche\tG\t14-\t1 15-\t2\t14-\t6 15-\t5\t+ 0-5 + 0-3\nUnterscheidung einfach. T\u00f6ne ^\t13-8 15-6\t14-0 16-0\t+ 0-2 + 0-4\nUnterscheidung von Ton und T. Ger\u00e4usch\tG.\t15-7 12-9\t15-7 13-1\t0-0 + 0-2\nGer\u00e4uschlocalisation\t Jti.\t12-0 12-1\t12-1 12-4\t+ 0-1 + 0-3\nOptische Kichtungslocalisa- D. tion . \t\tI.\t18-8 19-3\t19-3 19-5\t+ 0-5 + 0-2\nJB Earbenunterscheidung . ... ^\t19-\t8 20-\t5\t19-\t8 20-\t6\t0-0 + 0-1\nV Entfernungslocalisation ...\" 11.\t16-6 16-7\t16-9 16-9\t+ 0-3 + 0-2\nAuch hier finden sich meist positive und von Null verschiedene Werthe. Die h\u00f6chsten Werthe geben die Versuche \u00fcber Unterscheidung Starter und schwacher Inductionsschl\u00e4ge, welche f\u00fcr K auch subjectiv","page":367},{"file":"p0368.txt","language":"de","ocr_de":"368\tJ. v. Kries und F. Auerbach:\nam anstrengendsten waren. Indessen k\u00f6nnen wir auf die absoluten Werthe der Mer gefundenen Zahlen und ihr gegenseitiges Verhalten kein grosses Gewicht legen. Dazu sind sie noch zu unsicher. Mit Sicherheit k\u00f6nnen wir aber sagen, dass bei der Anstellung von ca. 45 Einzelversuchen unmittelbar hintereinander, wovon die mittleren 15 Versuche mit Unterscheidung sind, die Erm\u00fcdung sich schon in einer Verl\u00e4ngerung der einfachen Keactionszeiten geltend macht. Allerdings wird dieser Einfluss noch durch die zuf\u00e4lligen Schwankungen sehr \u00fcberwogen und zeigt sich daher erst bei den Mittelwerthen aus einer gr\u00f6sseren Zahl solcher Keihen.\nZum Schl\u00fcsse sei es gestattet, einen R\u00fcckblick auf die gewonnenen Ergebnisse zu halten. F\u00fcr das Studium der \u00fcnterscheidungszeiten ist in den mitgetheilten Versuchen ein erster Anfang enthalten. Denn auf den meisten Gebieten haben wir nur Specialf\u00e4lle untersucht. Verallgemeinern konnten wir, wie es schien, die. Resultate der Tastlocalisation. Wir fanden keine wesentliche Abh\u00e4ngigkeit der Unterscheidungszeit von der Wahl der Hautstellen. Eine deutliche Abh\u00e4ngigkeit von der Wahl der Orte fanden wir bei der Geh\u00f6rsloealisation; es ist aber auf die ex-ceptionelle Stellung dieser Art von Beurtheilung schon mehrfach hingewiesen worden. Bei den T\u00f6nen schien uns die \u00fcnterscheidungszeit von der Tonh\u00f6he abh\u00e4ngig zu sein; doch konnten wir dies Resultat nicht als v\u00f6llig sicher betrachten. Hier w\u00fcrde sich noch ein reiches Feld der Untersuchung bieten; die Erkennungszeit k\u00f6nnte von dem Intervall, von der Tonh\u00f6he und der Intensit\u00e4t der zu unterscheidenden T\u00f6ne in mannichfacher Weise abh\u00e4ngen. Die oben hypothetisch vorgelegten Anschauungen werden zum Mindesten zeigen, dass aus einer Eruirung dieser Verh\u00e4ltnisse \u00fcber die Natur unserer Tonempfindungen, \u00fcber das Verh\u00e4ltniss von Ger\u00e4usch- und Klangempfindungen sich nicht wenig' ergeben k\u00f6nnte. Dasselbe gilt von der Unterscheidung der Farben, diese wird von Intensit\u00e4t, S\u00e4ttigung, Gr\u00f6sse der Lichterscheinung, ohne Zweifel abh\u00e4ngen. Dagegen m\u00f6chten wir es kaum f\u00fcr wahrscheinlich erachten, dass sich f\u00fcr die optische Richtungs- und Tiefenlocalisation bei Wahl anderer Stellen wesentlich andere Werthe ergeben w\u00fcrden, sofern man wenigstens die allgemeine Form der Versuche festh\u00e4lt, n\u00e4mlich Unterscheidung des flxirten von einem indirect gesehenen Punkte und Localisation eines gerade vor oder gerade hinter dem Fixationspunkte gelegenen Gegenstandes. Wir halten daher unsere wesentlichsten Resultate, das \u00fcber die Localzeichen der Haut und das \u00fcber optische Richtungsund Entfernungslocalisation Gesagte, f\u00fcr ausreichend gesichert. In Bezug auf die Erkennung von Qualit\u00e4ten erkennen wir gern die Un Vollst\u00e4ndigkeit des Gegebenen an.","page":368},{"file":"p0369.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdauer einfachster psychischer Vorg\u00e4nge.\nEs sei gestattet, noch eine Frage anfzuwerfen, welche f\u00fcr die Be-urtheilung des Wesens der Aufmerksamkeit von grossem Interesse zu sein scheint. Man k\u00f6nnte fragen, wie gross die Zeit ist, welche erfordert wird f\u00fcr die Unterscheidung einer Gesichts- von einer Geh\u00f6rsempfindung, \u00fcberhaupt der Empfindungen zweier verschiedener Sinnesorgane von einander. Kann man (was nicht ganz unm\u00f6glich erscheint), die Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Sinnesorgan so. concentriren, dass alle \u00fcbrigen Empfindungen kaum bemerkt werden, so h\u00e4tte man zu erwarten, dass diese Unterscheidungszeit. = 0 ausfiele. In der That, wenn ich nur akustische Beize beantworte, und auch nur solche erwarte (einfache Versuche), so ist es fraglich, ob ich auf einen, mich so zu sagen unrechtm\u00e4ssiger Weise treffenden optischen Beiz auch reagire. Ist dies nicht der Fall, dann werden die Yersuche mit Unterscheidung von den einfachen gar nicht verschieden sein, also die Erkennungszeit sich = 0 heraussteilen. Ist es aber der Fall, so wird bei den Versuchen mit Unterscheidung eine Erkennungszeit sich zeigen m\u00fcssen. Bei den Versuchen an einem Sinnesorgan k\u00f6nnen wir nun die erw\u00e4hnte Erscheinung auch ausnahmslos constatiren: wenn man bei einfachen Versuchen mit dem tiefen Ton einmal unvermuthet den hohen statt des tiefen erklingen l\u00e4sst, so-wird die Beaction niemals ausbleiben. Don der s ist der Meinung, und wir schliessen uns ihm an (wenn auch nicht auf bestimmte Yersuche gest\u00fctzt), dass das gleiche Verh\u00e4ltniss auch f\u00fcr die Empfindung in verschiedenen Sinnesorganen bestehe. \u201eWer die Yersuche gemacht hat\u201c, sagt Don der s, \u201eweiss, dass das Signal da, wo es nur um Beaction im Allgemeinen zu thun ist (einfache Beaction), bei Allem, was geschieht, losbricht. Wartet man mit Spannung auf eine Lichterscheinung, so reagirt man unwillk\u00fcrlich auch auf einen Stoss, einen elektrischen Schlag, kurz auf jeden kr\u00e4ftigen Eindruck. Man wartet nicht bis man h\u00f6rt, sondern nur bis man gewahr wird.\u201c Hiernach h\u00e4tte man von Kuli verschiedene Erkennungszeiten auch f\u00fcr die Unterscheidung der Empfindungen verschiedener Sinnesorgane zu erwarten. Versuche \u00fcber diesen Punkt w\u00fcrden eine nothwendige Erg\u00e4nzung unserer Versuche bilden; es war auch lediglich Mangel an Zeit, was uns verhinderte, sie den besprochenen unmittelbar anzuschliessen.\nDie mitgetheilten Yersuche sind im Laboratorium des Hrn. Geheimrath Helmholtz ausgef\u00fchrt worden, welchem wir f\u00fcr die uns zu Theil gewordene Unterst\u00fctzung unseren aufrichtigen Dank sagen.\nArchiv f. A. u. Ph. 1877. Physibl. Abth.\n24","page":369},{"file":"p0370.txt","language":"de","ocr_de":"Beilage.\nWir theilen anhangsweise eine Anzahl Tabellen mit, welche Einzel versuche enthalten. Die Einheit ist hier 1mm der Peripherie der Kymographion-Trommel, entsprechend 0-015 Set.\n1. Reag.:\tA. Tastlocalisation. Den 13. 11. 1876.\t\nII\tIII\tI\n9-5\t12-8\t10-2\n8-9\t9-7\t9-3\n9-3\t10-6\t9-9\n9-2\t1-2\t9-4\n9-2\t9-7\t9-0\n9-2\t11-4\t9-2\n10-2\t10-6\t10-5\n10-0\t11 -0\t10-4\n9-6\t11-0\t9-4\n9-2\t11-0\t9-9\n9-5\t11-8\t9-3\n9-6\t11-7\t8-8\n113-4\t132-5\t115-3\nM. 9-4\t11-0\t9-6\nHier war eine Differenz im Nadelstande von 0-1 vorhanden; man erh\u00e4lt also die corrigirten Zahlen\n9-5 11-1 9-7 Unterseheidungszeit = 11-1 \u2014 9-6 = 1-5; oder in Sekunden\n0-142 0-166 0-145 Unterscheidungszeit = 0-166\u2014 0-144 = 0-022.","page":370},{"file":"p0371.txt","language":"de","ocr_de":"Dee Zeitdauer, eixtachstek psachischeb Voeg\u00e4nge.\n871\n2. Beag.: K. Tastlocalisation. Den 14. 11. 1816.\nII\tIV\tII\n7-8\t9-7\t7-4\n7-7\t9-7\t7-7\n8-3\t9-5\t7-7\n7-6\t11-0\t8-7\n7-9\t9-8\t8-6\n7-7\t10-8\t9-1\n7-6\t8-9\t7-7\n7-0\t10-3\t9-0\n7-9\t12-3\t8-7\n8-6\t10-0\t8-3\n8-6\t9-9\t7-2\n8-3\t\t7-9\n7-4\t111-9\t8-2\n\tM. 10-2\t\n8-4\t\t8-6\n8-0\t\t8-1\n8-4\t\t8-1\n\t\t8-2\n127-2\t\t\nM. 7-9\t\t138-2\n\tM.\t8-1\nU nters cheidungszeit\t= 10-2 \u2014 8-0 =\t2 \u2022 2. In Sekunden\nII\tIV\tII\t\t\n0-118 0-153 0-121. Unterscheidungsreit =\t\t0-153 \u2014 0-120 =\nHier ist unter IV eine Zahl von \u00fcber 14 gestrichen; unter II eine 10-2.\n24*","page":371},{"file":"p0372.txt","language":"de","ocr_de":"372\nJ. y. Kries une F. Auerbach:\nTabelle 3. Eeag.: A.\nUnterscheidung starker und schwacher Inductionsschl\u00e4ge. Den 2. 12. 1876.\nE. Sw.\tU. Sw.\tE. Sw.\tE. St.\tTJ. St.\tE. St.\n9-8\t13-6\t9-8\t8-7\t9-0\t8-3\n10-1\t15-6\t10-5\t9-6\t10-4\t8-3\n9-3\t14-8\t8-2\t9-1\t11-2\t8-1\n10-0\t14-9\t9-8\t9-1\t11-2\t8-8\n10-0\t13-3\t9-3\t8-7\t9-8\t7-7\n10-6\t14-2\t9-9\t9-3\t9-2\t8-7\n10-1\t15-6\t9-3\t8-6\t9-2\t8-9\n9-7\t12-2\t10-8\t9-2\t9-2\t8-1\n10-1\t14-2\t9-5\t10-2\t9-9\t7-1\n10-4\t12-3\t9-3\t9-2\t11-7\t7-1\n9-5\t14-5\t9-2\t9-6\t9-5\t8-0\n9-8\t13-4\t10-5\t10-0\t9-4\t8-0\n9-7\t14-3\t9-4\t9-3\t\t9-0\n9-4\t13-5\t9-6\t9-2\t\t\n10-0\t12-0\t10-7\t\t\t\n\t13-6\t\t\t\t\n\t14-1\t\t\t\t\n\t11-0\t\t\t\t\n\t12-0\t\t\t\t\n\t12-3\t\t\t\t\n\t13-0\t\t\t\t\n\t13-5\t\t\t\t\nSa. 148-4\t297-9\t145-8\t129-8\t119-7\t106-1\nMittel 9-9\t13-5\t9-7\t9-3\t10-0\t8-2\nCorrig. 9 \u2022 7\t13-3\t9-5\t9-1\t9-8\t8-0\n\t9-6\t\t\t8-6\t\nUnter-\t- 3-7\t\t\t= 1-2\t\nscheidungszeit\t\t\t\t\t\nUnter-\nscheidungszeit\nK Sw.\tU. Sw.\tE. Sw.\tE. St.\tU. St.\tE. St. Sw. St.\n0-145\t0-199\t0-142\t0-136\t0-147\t0-120\t0-055\t0-019\nIn Sek.","page":372},{"file":"p0373.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdaueb einfachstes psychisches Yobg\u00e4nge.\n373\nTabelle 4. Reag.: K.\nUnterscheidung starker und schwacher Inductionsschl\u00e4ge. Den 2. 12. 1876.\nE. Sw.\t\tTJ. Sw.\t\tE. Sw.\t\tE. St.\t\tIT. St.\t\tE. St.\t\n9\t0\t13\t4\t8\t1\t8\t5\t13\t1\t8\t9\n8\t7\t16\t6\t8\t3\t9\t0\t15\t6\t9\t8\n9\t1\t10\t6\t7\t7\t9\t0\t13\t0\t9\t4\n8\t1\t17\t3\t9\t7\t8\t9\t11\t3\t9\t9\n6\t8\t19\t8\t9\t0\t9\t3\t10\t8\t9\t6\n7\t9\t11\t8\t7\t8\t8\t1\t15\t8\t8\t9\n8\t9\t18\t8\t7\t8\t8\t6\t15\t8\t8\t3\n9\t4\t19\t3\t8\t8\t9\t9\t11\t4\t9\t3\n8\t2\t17\t3\t9\t4\t8\t8\t12\t1\t8\t9\n9\t6\t14\t3\t9\t3\t8\t1\t11\t1\t8\t9\n9\t0\t18\t2\t\t\t8\t2\t12\t4\t9\t4\n8\t2\t15\t8\t\t\t9\t2\t10\t9\t7\t8\n\t\t17\t0\t\t\t\t\t10\t0\t8\t3\n\t\t13\t7\t\t\t\t\t14\t6\t\t\n\t\t15\t4\t\t\t\t\t\t\t\t\n103\t6\t239\t3\t85\t9\t105\t6\t177\t9\t117\t4\nM. 8\t6\tM. 16\t0\tM. 8\t6\tM. 8\t8\tM. 12\t7\tM. 9\t0\nMittel,\tg\t3\t15\t7\t8\t3\t8\t5\t12\t4\t8\t7\nfiorrigirt\t\t8\t3\t\t\t\t\t8\t6\t\t\nUnter- scheidungszeit\t\t=\t7\t4\t\t\t\t\t= 3\t8\t\t\nUnter-\nscheidungszeit\nE. Sw.\tU. Sw.\tE. Sw.\tE. St.\tU. St.\tE. St. Sw. St.\nIn Sek. 0-124\t0-235\t0-124\t0-127\t0-186\t0-131\t0-111\t0-057","page":373},{"file":"p0374.txt","language":"de","ocr_de":"374\nJ. y. Kbies UN\u00ae F. Auerbach :\nTabelle 5. Beag.: A.\nUnterscheidung einfacher T\u00f6ne. Den 13. 12. 1876.\n\tE. t.\tu. t\tE. t.\tE. T.\t\u00fc. T.\tE. T.\tUnterseheidungszeit\t\n\t\t\t\t\t\t\tt.\tT.\n\t9-5\t12-8\t10-1\t8-7\t13-4\t9-6\t\t\n\t9-1\t10-8\t10-5\t9-8\t13-5\t9-4\t\t\n\t10-7\t12-9\t10-4\t9-4\t12-8\t10-7-\t\t\n\t9-5\t11-3\t10-9\t7-9\t12-2\t10-6\t\t\n\t10-8\t11-6\t10-8\t10-0\t13-0\t9-0\t\t\n\t8-1\t12-9\t10-0\t9-8\t13-0\t0-4\t\t\n\t9-7\t11-9\t10-9\t9-5\t13-5\t10-7\t\t\n\t9-0\t12-3\t10-0\t8-7.\t13-5\t9-8\t\t\n\t9-3\t12-3\t10-0\t7-2\t13-5\t8-5\t\t\n\t8-9\t13-6\t8-1\t9-1\t\t9-1\t\t\n\t9-1\t11-5\t10-2\t10-3\t\t10-7\t\t\n\t8-7\t\t9-6\t\t\t10-1\t\t\n\t8-0\t\t9-1\t\t\t\t\t\n\t7-6\t\t10-3\t\t\t\t\t\n\t10-2\t\t\t\t\t\t\t\nSa.\t138-2\t133-9\t141-0\t100-4\t118-4\t117-7\t\t\nMittel\t9-2\t12-2\t10-1\t9-1\t13-2\t9-8\t\t\nIn Sekund.\t0-138\t0-183\t0-152\t0-136\t\u00d6-198\t0-147\t0-037\t0-056\nTabelle 6. Beag.: K.\nUnterscheidung einfacher T\u00f6ne. Den 11. 1. 1877.\n\tE. t.\tU. t.\tE. t.\tE. T.\tTI. T.\tE. T.\tUnterseheidungszeit\t\n\t\t\t\t\t\t\tt.\tT.\n\t8-8\t12-5\t8-8\t10-2\t14-0\t10-6\t\t\n\t8-4\t13-4\t8-7\t11-1\t14-7\t11-2\t\t\n\t9-6\t10-9\t8-8\t11-0\t14-3\t11-7\t\t\n\t8-4\t12-6\t8-4\t10-4\t13-5\t12-6\t\t\n\t7-4\t13-1\t9-5\t10-6\t15-0\t10-4\t\t\n\t9-2\t14-0\t9-1\t11*4\t13-6\t12-3\t\t\n\t9-2\t13-4\t10-2\t10-9\t13-6\t10-9\t\t\n\t9-1\t13-4\t9-5\t11-2\t14-4\t11-3\t\t\n\t9-9\t14-0\t10-3\t11-1\t14-0\t10-7\t\t\n\t10-1\t12-2\t10-6\t10-0\t13-1\t11-6\t\t\n\t\t12-2\t9-6\t10-7\t13-5\t10-8\t\t\n\t\t\t9-5\t9-8\t14-9\t\t\t\n\t\t\t0-6\t\t13-3\t\t\t\nSa.\t90-1\t141-7\t122-6\t128-4\t181-9\t124-1\t\t\nMitteT\t9-0\t12-9\t9-4\t10-7\t14-0\t11-3\t3-7\t3-0\nIn Sekund.\t0-135\t0-193\t0-141\t0-160\t9-210\t0-170\t3-055\t0-045","page":374},{"file":"p0375.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdauer einfachster psychischer Vorg\u00e4nge.\n375\nTabelle 7. Beag.: A.\nSchall-Localisation. Divergenzwinkel 120\u00b0. Den 29. 1. 1877.\n\tE. L.\tU. L.\tE.L.\tE. B.\tU. B.\tE.B.\tUnterseheidungszeit L. j B.\t\n\t7-4 '\t8-9\t7-4\t8-8\t10-4\t8-1\t\t\n\t7-8\t9-4\t9-1\t8-1\t9-4\t9-0\t\t\n\t7-4\t9-7\t9-1\t9-1\t10-8\t8-3\t\t\n\t7-9\t8-8\t8-0\t9-0\t10 *8\t8-4\t\t\n\t8-5\t8-9\t9-5\t8-8\t10-1\t7-9\t\t\n\t8-5\t8-5\t8-0\t8-8\t10-2\t7-8\t\t\n\t7-4\t9-6\t9-3\t8-7\t8-9\t8-7\t\t\n\t7-7\t9-3\t8-7\t8-9\t8-9\t9-1\t\t\n\t7-2\t9-2\t7-7\t9-4\t9-6\t9-3\t\t\n\t\t\t\t9-1\t9-4\t9-1\t\t\n\t\t\t\t\t\t7-9\t\t\n\t\t\t\t\t\t9-1\t\t\nSa.\t69-8\t82-3\t75-8\t78-7\t98-5\t102-7\t\t\nMittel\t7-8\t9-1\t8-4\t8-9\t9-9\t8-6\t1-0\t1-2\nIn Seknnd.\t0-117\t0-136\t0-126\t0-133\t0-148\t0-129\t0-016\t0-017\nTabelle 8. Beag.: K. Schall-Localisation. Divergenzwinkel 35\u00b0. Den 30. 1. 1877.\n\tE.L.\tU.L.\tE.L.\tE.B.\tU.B.\tE.B.\tUnterscheidungszeit L. : . 1 B.\t\n\t7-4\t9-4\t7-2\t7-9\t9-1\t8-8\t\t\n\t7-4\t10-8\t6-9\t7-9\t10-2\t8-8\t\t\n\t7-1\t10-3\t6-9\t8-7\t12-6\t8-1\t\t\n\t7-2\t9-9\t7-5\t7-4\t12-6\t8-2\t\t\n\t7-1\t9-8\t7-3\t7-9\t12-5\t7-5\t\t\n\t7-2\t10-8\t7-2\t8-8\t9-9\t7-9\t\t\n\t7-2\t9-8\t7-3\t8-1\t12-3\t7-3\t\t\n\t8-3\t10-2\t7-3\t8-3\t11-4\t6-5\t\t\n\t6-9\t10-2\t7-7\t\t11-0\t7-0\t\t\n\t8-3\t8-8\t\t\t8-8\t7-5\t\t\nSa.\t74-1\t100-0\t65-3\t65-0\t110-4\t77-6\t\t\nMittel\t7-4\t10-0\t7-3\t8-1\t11-0\t7-8\t2-7\t3-1\nIn Seknnd.\t0-111\t0-150\t0-109\t0-121\t0-165\t0-117\t0-040\t0-046","page":375},{"file":"p0376.txt","language":"de","ocr_de":"376\nJ. v. Keies und F. Auerbach:\nTabelle 9. Reag.: A.\nOptische Eichtungslocalisation. Den 23. 2. 1877.\n\tE. B.\tU. B.\tE. B.\tE.l.\tTJ. I.\tE. I.\tUnterschei B.\tdungszeit i.\n\t11-4\t11-8\t11-1\t12-2\t12-0\t10-1\t\t\n\t11-4\t11-8\t11-1\t11-1\t12-6\t11-4\t\t\n\t8-8\t11-4\t,10-0\t12-4\t12-7\t12-4\t\t\n\t10-7\t10-8\t11-1\t11-8\t13-1\t12-4\t\t\n\t11-0\t12-1\t11-0\t12-2\t12-1\t11-4\t\t\n\t10-9\t11-4\t10-1\t12-8\t12-4\t11-7\t\t\n\t9-7\t11-2\t11-4\t11-1\t13-4\t11-3\t\t\n\t11-4\t12-0\t11-1\t11-7\t12-3\t13-4\t\t\n\t10-0\t11-9\t10-4\t12-0\t\t12-2\t\t\n\t9:0\t12-8\t11-8\t\t\t13-1\t\t\n\t11-8\t11-6\t10-8\t\t\t10-9\t\t\n\t10-3\t11-2\t12-3\t\t\t12-3\t\t\n\t11-1\t11-8\t10-3\t\t\t12-2\t\t\n\t10-4\t12-0\t11-5\t\t\t\t\t\n\t9-7\t12-3\t11-5\t\t\t\t\t\n\t12-2\t10-4\t11-6\t\t\t\t\t\n\t11-4\t12-4\t\t\t\t\t\t\nSa.\t181 -2\t198-9\t177-1\t107-3\t100-6\t154-8\t\t\nMittel\t10-7\t11-7\t11-1\t11-9\t12-6\t11-9\t0-8\t0-7\nCorrigirt\t11-5\t12-5\t11-9\t12-7\t13-4\t12-7\t\t\nin Sek'und.\t0-172\t0-187\t0-178\t0-190\t0-201\t0-190\t0-012\t0-011\nTabelle 10. Reag.: K\nOptische Eichtungslocalisation. Den 23. 2. 1877.\n\tE.B.\tU. B.\tE. B.\tE.I.\tU. I.\tE. I.\tUnterschei B.\tdungszeit i.\n\t10-0\t13-1\t11-7\t10-2\t11-7\t11-7\t\t\n\t10-0\t12-6\t11-3\t10-1\t12-0\t12-0\t\t\n\t10-0\t13-2\t10-6\t10-8\t11-4\t12-1\t\t\n\t9-6\t11-7\t11-3\t12-8\t13-0\t10-4\t\t\n\t9-7\t12-8\t10-4\t12-3\t13-3\t9-4\t\t\n\t8-9\t12-9\t10-1\t12-1\t12-0\t9-3\t\t\n\t9-6\t11-2\t11-1\t11-8\t12-5\t11-4\t\t\n\t10-0\t12-8\t11-1\t11-4\t11-5\t11-4\t\t\n\t9-2\t12-4\t12-4\t9-6\t13-2\t12-2\t\t\n\t10-2\t11-4\t10-0\t10-8\t13-2\t13-1\t\t\n\t10-3\t11-8\t11-7\t12-3\t13-6\t11-4\t\t\n\t10-4\t11-4\t9-4\t11-8\t14-0\t11-9\t\t\n\t10-2\t10-9\t10-0\t\t13-4\t12-6\t\t\n\t\t10-9\t11-0\t\t12-3\t10-9\t\t\n\t\t43-0\t10-8\t\t\t10-9\t\t\n\t\t12-4\t11-9\t\t\t\t\t\n\t\t11-7\t\t\t\t\t\t\nSa.\t128-1\t206-2\t174-8\t136-0\t177-1\t170-7\t\t\nMittel\t9-9\t12-1\t10-9\t11-3\t12-7\t11-4\t\t\nCorrigirt\t10-7\t12-9\t11-7\t12-1\t13-5\t12-2\t1-7\t1-3\nIn Sekund.\t0-161\t0-194\t0-175\t0-181\t0-202\t0-183\t0-026\t0-020","page":376},{"file":"p0377.txt","language":"de","ocr_de":"Die Zeitdauer einfachster psychischer Vorg\u00e4nge.\n377\nTabelle 11. Beag.: A.\nFarbenunterscheidung. Den 23. 10. 1877.\n\tE. B.\tU. B.\tE.B.\tE. B.\tU. B.\tE. B.\tUnterscheidungszeit B. | B.\t\n\t12-3\t13-5\t13-6\t11-4\t13-7\t13-1\t\t\n\t11-1\t13-8\t12-5\t12-2\t13-7\t14-2\t\t\n\t10-8\t13-7\t13-3\t13-6\t14-0\t12-7\t\t\n\t11-8\t13-4\t13-3\t13-7\t14-7\t13-0\t\t\n\t11-6\t12-3\t12-1\t12-0\t13-0\t13-0\t\t\n\t12-2\t13-8\t13-1\t13-7\t14-1\t13-0\t\t\n\t11-5\t13-6\t13-8\t13-4\t14-1\t13-0\t\t\n\t12-4\t13-1\t12-5\t13-2\t14-4\t13-4\t\t\n\t13-2\t13-5\t13-8\t13-9\t14-7\t14-3\t\t\n\t11-6\t12-8\t12-6\t12-5\t\t14-0\t\t\n\t12-1\t13-0\t12-6\t13-0\t\t13-4\t\t\n\t12-8\t\t13-6\t13-0\t\t13-0\t\t\n\t11-0\t\t12-1\t11-8\t\t13-5\t\t\n\t11-1\t\t13-0\t11-8\t\t\t\t\nSa.\t165-5\t164-5\t181-9\t179-2\t126-4\t173-6\t\t\nMittel\t11-8\t13-3\t13-0\t12-8\t14-0\t13-4\t\t\nCorrigirt\t12-6\t14-1\t13-8\t13-6\t14-8\t14-2\t0-9\t0-9\nIn Sekund.\t0-18\u00d6\t0-211\t0-207\t0-204\t0-222\t0-213\t0-013\t0-014\nTabelle 12. Beag.: K.\nFarbenunterscheidung. Den 21. 2. 1877.\n\tE. B.\tU.B.\tE. B.\tE. B.\tV. B.\tE. B.\tUnter schei B.\tdungszeit B.\n\t11-8\t14-3\t12-2\t13-2\t14-6\t13-7\t\t\n\t11-8\t15-1\t11-7\t12-4\t15-4\t14-2\t\t\n\t13-9\t14-3\t12-7\t13-8\t15-7\t14-2\t\t\n\t12-9\t15-8\t13-2\t13-8\t14-4\t14-1\t\t\n\t12-4\t15-4\t13-4\t14-2\t16-7\t12-9\t\t\n\t13-7\t16-0\t13-4\t13-2\t16-0\t14-9\t\t\n\t12-8\t15-0\t13-4\t13-8\t15-4\t14-1\t\t\n\t12-0\t14-4\t11-5\t13-4\t15-2\t15-1\t\t\n\t12-0\t15-4\t14-0\t13-1\t16 M\t12-8\t\t\n\t12-0\t14-5\t13-3\t13-3\t15-3\t14-4\t\t\n\t11-7\t15-3\t12-8\t\t16-5\t1.4-2\t\t\n\t13-2\t15-6\t\t\t14-8\t\t\t\n\t11-2\t\t\t\t16-1\t\t\t\n\t13-3\t\t\t\t14-6\t\t\t\n\t12-1\t\t\t\t\t\t\t\n\t11-5\t\t\t\t\t\t\t\nSa.\t198-3\t181-1\t142-6\t134-2\t216-8\t154-6\t\t\nMittel\t12-4\t15-1\t13-0\t13-4\t15-5\t14-1\t\t\nCorrigirt\t13-2\t15-9\t13-8\t14-2\t16-3\t14-9\t2-4\t1-8\nIn Seknnd.\t0-198\t0-259\t0-207\t0-213\t0-244\t0-223\t0-036\t0-026","page":377},{"file":"p0378.txt","language":"de","ocr_de":"378\nJ. v, Kbies und F. Auekbach.\nTabelle 13. Keg.: A.\nEntfern ungslocalisation. Den 28. 2. 1877.\n\tE. V.\tTJ. V.\tE. V.\tE. IL\tTJ. IL\tE. H.\tTJntersche F.\tdungszeit H.\n\t11-0\t13-8\t12-2\t11-8\t13-3\t12-8\t\t\n\t10-6\t12-8\t13-0\t11-4\t13-9\t12-3\t\t\n\t11-4\t13-4\t11-4\t11-4\t13-0\t12-9\t\t\n\t11-9\t14-4\t11-8\t11-6\t13-8\t12-9\t\t\n\t10-1\t14-4\t12-3\t11-9\t12-8\t12-7\t\t\n\t11-6\t14-0\t12-9\t12-1\t13-8\t10-7\t\t\n\t11-3\t14-9\t11-2\t11-5\t12-3\t12-1\t\t\n\t11-0\t12-8\t11-2\t11-5\t12-6\t12-5\t\t\n\t12-0\t12-7\t12-8\t10-8\t13-2\t11-3\t\t\n\t12-8\t12-8\t11-8\t12-3\t\t12-4\t\t\n\t12-8\t12-8\t12-5\t\t\t\t\t\n\t11-0\t14-6\t13-1\t\t\t\t\t\n\t11-6\t13-8\t13-1\t\t\t\t\t\n\t\t13-0\t11-1\t\t\t\t\t\n\t\t\t11-3\t\t\t\t\t\n\t\t\t11-5\t\t\t\t\t\nSa.\t149-1\t190-2\t193-1\t116-1\t118-7\t122-6\t\t\nMittel\t11-5\t13-6\t12-1\t11-6\t13-2\t12-3\t1-8\t1-3\nIn Sekund.\t0-172\t0-204\t0-182\t0-174\t0-198\t0-184\t0-027\t0-019\nTabelle 14. Reag.: K:\nEntfernungsloealisation.\nDen 26. 2. 1877.\n\tE. r.\tU. V.\tE. V.\tE. E.\tU. E.\tE. E.\tJ Unterseheidimgszeit F | E.\t\n\t9-8\t13-4\t10-8\t11-0\t11-9\t10-3\t\t\n\t10-5\t14-8\t9-8\t10-7\t14-5\t10-3\t\t\n\t9-9\t13-0\t11-8\t11-2\t13-3\t10-3\t\t\n\t9-8\t11-1\t10-8\t10-1\t10-8\t9-2\t\t\n\t11-8\t10-6\t10-8\t10-0\t10-8\t10-1\t\t\n\t12-6\t12-8\t10-8\t10-3\t10-8\t11-0\t\t\n\t10-6\t14-2\t10-5\t10-8\t12-8\t11-0\t\t\n\t9-3\t12-0\t11-0\t11-1\t13-0\t10-0\t\t\n\t9-4\t13-4\t10-2\t10-8\t11-5\t10-0\t\t\n\t12-2\t12-7\t10-2\t10-1\t13-0\t10-9\t\t\n\t10-9\t14-5\t11-9\t10-1\t13-3\t10-9\t\t\n\t12-8\t13-3\t\t10-7\t13-4\t\t\t\n\t12-6\t13-3\t\t10-7\t12-4\t\t\t\n\t9-9\t14-0\t\t11-9\t12-8\t\t\t\n\t9-7\t\t\t\t12-9\t\t\t\n\t9-1\t\t\t\t\t\t\t\nSa.\t170-9\t183-1\t118-6\t149-5\t187-2\t114-1\t\t\nMittel\t10-7\t13-1\t10-8\t10-7\t12-5\t10-4\t\t\nCorrigirt\t11-0\t13-4\t11-1\t11-0\t12-8\t10-7\t2-3\t1-9\nIn Sekund.\t0-165\t0-201\t0-166\t0-165\t0-192\t0-160\t0-035\t0-029","page":378},{"file":"tableix.txt","language":"de","ocr_de":"Archivf.Anat.u.Physi\u00f6L. 1877. Physiol. Ahthl\u00df.\nTain.\nFig.5.\n\u25a0'React.\n#s-\nFi\u00e9. 6.","page":0},{"file":"tableviii.txt","language":"de","ocr_de":"Archivf.Anai. ij. Physiol. 1877. FhysioLAbihiy.\nTaf.m:\nS H p.\n<\u00e4.\nInd Str.","page":0}],"identifier":"lit5095","issued":"1877","language":"de","pages":"297-378","startpages":"297","title":"Die Zeitdauer einfachster psychischer Vorg\u00e4nge","type":"Journal Article"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:44:19.981076+00:00"}