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Ueber ein neues Verfahren zur Beobachtung der Wellenbewegung des Blutes

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{"created":"2022-01-31T14:50:20.819888+00:00","id":"lit5456","links":{},"metadata":{"alternative":"Archiv f\u00fcr Physiologie","contributors":[{"name":"Kries, Johannes A. von","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Archiv f\u00fcr Physiologie: 254-284","fulltext":[{"file":"p0254.txt","language":"de","ocr_de":"lieber ein neues Verfahren zur Beobachtung der Wellenbewegung des Blutes.\nVon\nJ. v. Kries,\nProfessor der Physiologie zu Freiburg i. B.\n(Hierzu Taf. V u. VI.)\ni.\nBei dem Studium der Wellenbewegung des Blutes ist es von \u201cWichtigkeit, dass man sich nicht durch das allgemeine Wort \u201ePulswelle\u201c zu Verwechselungen verf\u00fchren l\u00e4sst, sondern stets sich eine genaue Vorstellung davon zu bilden sucht, welche Schl\u00fcsse \u00fcber die hydraulischen Vorg\u00e4nge aus den Beobachtungen zu ziehen sind. Dass man dieser Forderung nicht immer gen\u00fcgend Rechnung getragen hat, das wird, wie ich glaube, im Verlaufe dieser Abhandlung mehrfach hervortreten.1\nHat man sich einmal deutlich gemacht, was zu einer ersch\u00f6pfenden Jvenntniss jener Vorg\u00e4nge geh\u00f6ren w\u00fcrde, so springt auch in die Augen, dass die gew\u00f6hnlichen sphygmographischen Methoden eine' solche nicht liefern k\u00f6nnen, vielmehr immer nur ein sehr unvollst\u00e4ndiges Bild geben. Diese gehen n\u00e4mlich, wie bekanut, darauf aus, den zeitlichen Verlauf des Druckes in der untersuchten Arterie m\u00f6glichst getreu darzustellen. Denn durch den Wechsel des Druckes wird die federnde Pelotte gehoben und gesenkt; gleichermaassen ist es auch die periodische Schwankung des Druckes, welche die dem Finger f\u00fchlbare Bewegung der Arterienwand zur unmittelbaren und genau entsprechenden Folge hat. Zur sicheren Ausschliessung\n1 Im Voraus will ich nur die Confundirung der Volumpulse mit den, gew\u00f6hnlichen Pulsen erw\u00e4hnen; ferner an die Thatsache erinnern, dass in der Beschreibung der Gassphygmoskope die eigenth\u00fcmliche Art, wie der Puls hier zur Darstellung kommt, mit keiner Silbe erw\u00e4hnt wird. Vergl. hier\u00fcber unten Abschnitt V.","page":254},{"file":"p0255.txt","language":"de","ocr_de":"Kries: Beobachtung der Wellenbewegung des Blutes. 255\nvon Missverst\u00e4ndnissen soll im Folgenden die von der Herzth\u00e4tigkeit abh\u00e4ngige periodische Druckschwankung in den Gef\u00e4ssen als Druckpuls bezeichnet werden. Eine mit dem Marey\u2019schen Sphygmographen oder \u00e4hnlichen Instrumenten erhaltene Curve stellt also den Druckpuls der betreffenden Arterie dar.\nNeben den Druckpulsen sind in neuerer Zeit vielfach andere Bewegungen beobachtet worden, welche zwar mit jenen unter den allgemeinen Begriff des Pulses zusammengefasst werden k\u00f6nnen, weil sie auch einen von der Herzth\u00e4tigkeit abh\u00e4ngigen periodischen Vorgang im Gef\u00e4sssystem zur Darstellung bringen, im Uebrigen aber streng von ihnen zu unterscheiden sind. Ich rede hier von den zuerst von Fick,1 sodann namentlich von Mosso2 und Frank3 4 beobachteten Pulsen, f\u00fcr welche ich den Namen der Volumpulse vorgeschlagen habe.1 Man verf\u00e4hrt hierbei bekanntlich so, dass ein Theil einer Extremit\u00e4t, etwa Hand und Unterarm, in ein Glas- oder Blechgef\u00e4ss geschoben und vermittelst einer Gummimanschette ein wasserdichter Verschluss zwischen Arm und Gef\u00e4ss hergestellt wird. F\u00fcllt man alsdann das Gef\u00e4ss mit Wasser und l\u00e4sst demselben den Ausweg in ein Rohr offen, so beobachtet man in diesem eine pulsartige Hin- und Herbewegung des Wassers; dieselbe kann mittels eines Schwimmers (\u00e4ltere Methode von Fick) oder eines Marey\u2019sehen Tambours (Mosso, Frank, neuerdings auch von Fick vorgezogen) aufgezeichnet werden. Hierin besteht die Methode, welche Mosso die hydrosphygmo-graphische nennt. Die Bedeutung dieser Curven ist nun, wie Fick schon in der erw\u00e4hnten Arbeit gezeigt hat, eine ganz andere, als die einer gew\u00f6hnlichen Pulscurve, wie sie etwa mittels eines Marey\u2019schen Sphygmographen von der Radialarterie zu erhalten ist. Auf den ersten Blick scheint freilich die Annahme naheliegend, dass man hier den Puls statt an einem Gef\u00e4sse gleichzeitig an einer gr\u00f6sseren Zahl beobachte, dass die Hand oder der ganze Arm gewissermaassen als Sphygmoskop diene, wie man es ausgedr\u00fcckt hat. Bei genauer Erw\u00e4gung sieht man indessen, dass diese Deutung nur dann zul\u00e4ssig w\u00e4re, wenn man als sicher betrachten k\u00f6nnte,\n1\tFick, Die Geschwindigkeitscurve in der Arterie des lebenden Menschen. Untersuchungen aus dem, physiologischen Laboratorium der Z\u00fcricher Hochschule. Wien 1869.\n2\tMosso, Die Diagnostik des Pulses. Leipzig 1879.\n3\tFrank, Du volume des organes dans ses rapports avec la circulation du sang. Travaux du laboratoire de M. Miarey. Paris 1876.\n4\tv. Kries, Ueber die Beziehungen zwischen Druck und Geschwindigkeit, welche bei der Wellenbewegung in elastischen Schl\u00e4uchen bestehen. Festschrift, der 56. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte gewidmet von der Naturforschenden Gesellschaft zu Freiburg i. B. Freiburg und T\u00fcbingen 1883. (Supplement zu Bd. VIII der Berichte der Naturforschenden Gesellschaft zu Freiburg.)","page":255},{"file":"p0256.txt","language":"de","ocr_de":"256\nJ. v. Kkies:\ndass die Pulsbewegung in allen Gef\u00e4ssen ganz gleichartig und genau gleichzeitig stattfindet. Von dieser Annahme ist aber der erste Theil sehr zweifelhaft und der letzte sicher unrichtig.1 Es muss daher von vornherein als sehr fraglich angesehen werden, ob die Volumpulse eines Extremit\u00e4tenst\u00fcckes mit den Druckpulsen der eintretenden Arterie \u00fcbereinstimmen. Die Versuche lehren in der That, dass hier grosse Differenzen stattfinden k\u00f6nnen. Hiernach erkennt man in den Volumpulsen Effecte, welche aus Vorg\u00e4ngen in verschiedenen Theilen der Gef\u00e4ssbahn comhinirt sind, und es erscheint fast unm\u00f6glich, aus ihnen einen Schluss auf irgend welche bestimmte Vorg\u00e4nge der Wellenbewegung zu ziehen. Gleichwohl gelingt eine solche Ver-werthung mit H\u00fclfe einer ganz andersartigen Betrachtung, welche von Fick schon in seiner erw\u00e4hnten Arbeit gegeben, von den meisten sp\u00e4teren Autoren aber nicht ber\u00fccksichtigt worden ist. Der letztere Umstand mag es recht-fertigen, wenn ich dieselbe nochmals kurz auseinandersetze. Die Bewegungen des Wasserniveaus entsprechen zun\u00e4chst, das ist leicht einzusehen, den Schwankungen des Armvolums.2 Die Frage ist nun, ob nicht aus diesen auf die Vorg\u00e4nge an irgend einer bestimmten Stelle der Gef\u00e4ssbahn geschlossen werden kann. Dies ist in der That m\u00f6glich. Da n\u00e4mlich sowohl das Blut als die Gewebsmassen als incompressibel anzusehen sind, so zeigen offenbar die Volumschwankungen die Variirungen der Blutf\u00fcllung an. Nun ist ersichtlich, dass die Blutf\u00fclle und somit das Volumen des betreffenden St\u00fcckes steigen muss, sobald mehr Blut hinein als herausstr\u00f6mt, abnehmen, sobald die Differenz die entgegengesetzte ist. Da nun die Stromst\u00e4rke in den\n1\tEollett ber\u00fccksichtigt (Handbuch der Physiologie. Bd. IV. S. 261) nur die Ungleichzeitigkeit des Pulses in den verschiedenen Gef\u00e4ssabschnitten. Er sagt dort: \u201eWas man durch die Application des Sphygmographen erreichen will, n\u00e4mlich einen m\u00f6glichst richtigen graphischen Ausdruck jenes Gesetzes (desjenigen n\u00e4mlich, nach welchem sich das Wandtheilchen der Arterie in Folge der durch das Arterienrobr tretenden Welle bewegt), das wird bei dem Hydrosphygmographen von vorn herein in Frage gestellt; denn wenn wir auch annehmen, dass die Volumschwankungen der Hand und des Arms nur von der Systole und Diastole der Arterien herr\u00fchren, so ist doch der Stand des Wasserniveaus im Hydrosphygmographen in jedem Moment nicht der Ausweichung eines bestimmten Wandtheilchens entsprechend, sondern eine Resultirende der gleichzeitigen Ausweichung aller in den Arterien des untersuchten K\u00f6rpertheils der L\u00e4nge nach aufgereihten Wandtheilchen. Man m\u00fcsste also eine deformirte Pulscurve erwarten.\u201c Es kann dieser Betrachtung noch hinzugef\u00fcgt werden, dass die Form der Pulswelle in den peripherischen Gef\u00e4ssen eine wesentlich andere sein kann, sobald hier Reflexionen stattfinden. Alsdann wird auch aus diesem Grunde die combinirte Beobachtung des Pulses in s\u00e4mmtlichen Gef\u00e4ssen ein Bild liefern k\u00f6nnen, welches von dem Vorg\u00e4nge an irgend einer bestimmten Stelle wesentlich verschieden ist.\n2\tEs ist hier abgesehen von etwaigen der Methode anhaftenden Fehlerquellen, und namentlich vorausgesetzt, dass keine Bewegung des Arms im Ganzen, aus dem Cylinder heraus oder in ihn hinein, stattfinden k\u00f6nne. Auf diesen Punkt wird alsbald zur\u00fcckzukommen sein.","page":256},{"file":"p0257.txt","language":"de","ocr_de":"Beobachtung dee Wellenbewegung des Blutes.\n257\nabf\u00fchrenden Yenen als constant angesehen werden kann,1 so kann aus den Volumschwankungen des eingeschlossenen St\u00fcckes auf die Verh\u00e4ltnisse der Stromst\u00e4rke geschlossen werden, mit welcher Blut in dasselbe einfliesst. Man kann sonach mit H\u00fclfe der Volumpulse ein Bild von der Stromst\u00e4rke an einer ganz bestimmten Stelle des Arteriensystems bekommen, n\u00e4mlich an eben jener Stelle, wo das Blut in das abgeschlossene Extremit\u00e4tenst\u00fcck einfliesst, also da, wo die Extremit\u00e4t von der Gummimanschette umfasst ist. Es ist besonders bemerkenswerth, dass die Beobachtung zun\u00e4chst ein ganzes ausgedehntes Gef\u00e4ssgebiet (Arterien verschiedenen Calibers und Capillaren) betrifft, und trotzdem einen Schluss auf die hydraulischen Vorg\u00e4nge an einer bestimmten Stelle der Gef\u00e4ssbahn gestattet. Es beruht dies, wie man sieht, lediglich auf dem vereinfachenden Umstande, dass innerhalb des abgeschlossenen St\u00fcckes die Welle erlischt und somit in den abf\u00fchrenden Gelassen gar keine Wellenbewegung mehr stattfindet. W\u00e4re dies nicht der Fall, so w\u00e4re eine einfache Deutung der Volumpulse \u00fcberhaupt unm\u00f6glich. \u2014 Auch so aber ist die Interpretation noch eine indirecte. Keineswegs n\u00e4mlich geben die Volumpulse unmittelbar ein Bild von dem zeitlichen Verlaufe der arteriellen Stromst\u00e4rken. Vielmehr zeigt ja ein Ansteigen des Volums eine grosse, ein Absinken eine geringe, das Constant-bleiben die mittlere (der ven\u00f6sen gleiche) Stromst\u00e4rke in der Arterie an. Der zeitliche Verlauf der Stromst\u00e4rke wird also zur Darstellung kommen, wenn man aus der Volumpulscurve eine andere derart bildet, dass man ihr f\u00fcr jeden Zeitpunkt eine Ordinatenh\u00f6he ertheilt, welche proportional ist der Steilheit, mit welcher in dem entsprechenden Zeitpunkt die Volumpulscurve ansteigt oder absinkt.2 Dabei ist zu ber\u00fccksichtigen, dass f\u00fcr die mittlere oder ven\u00f6se Stromst\u00e4rke eine Ordinatenh\u00f6he willk\u00fcrlich gew\u00e4hlt werden muss; steigt das Volumen in einem gewissen Zeitpunkt an, so ist die Ordinate der Stromcurve f\u00fcr diesen Punkt h\u00f6her als der Mittelwerth und zwar um so mehr, je steiler das Ansteigen stattfindet. Sinkt das Volum ab, so ist die Ordinate niedriger als der Mittel werth, und zwar um so mehr, je st\u00e4rker das Absinken stattfindet. Es lassen sich also aus den Volumpulsen die jeweiligen (positiven oder negativen) Uebersch\u00fcsse der arteriellen Stromst\u00e4rke \u00fcber ihren Mittel werth ermitteln. Wir wollen nun die von der Herzth\u00e4tigkeit abh\u00e4ngige periodische Schwankung der\n1\tSie besitzt wenigstens, worauf es hier allein ankommt, keine von der Herzth\u00e4tigkeit abh\u00e4ngige Periodicit\u00e4t.\n2\tMathematisch kurz ausgedr\u00fcckt durch Differenzirung der Volumpulscurven.\nNennen wir V das Volumen, t die Zeit, s die arterielle Stromst\u00e4rke und v die ven\u00f6se,\n. , d V\t, d V\nso ist\ndt\n= s \u2014 v oder s = -jj + v; hier ist v eine Constante, so dass der periodische\nTheil von s direct durch den Werth Archiv f. A. u. Ph. 1887. Physiol. Abtliig.\ndV\ndt\ndargestellt wird.\n17","page":257},{"file":"p0258.txt","language":"de","ocr_de":"258\nJ. v. Kries:\nStromst\u00e4rke als Strompuls oder Geschwindigkeitspuls, und eine ihn darstellende Curve als Strompulscurve oder kurz als Stromcurve oder Ge-schwindigkeitscurve bezeichnen. Wir h\u00e4tten also zun\u00e4chst festzuhalten, dass aus dem Yolumpuls eines Extremit\u00e4tenst\u00fcckes durch Rechnung oder Construction die Strompulscurve der in dasselbe eintretenden Arterie sich ableiten l\u00e4sst, wie dies Fick schon in seiner oben erw\u00e4hnten Arbeit gethan hat.\nYor einigen Jahren zeigte ich nun,1 dass die gleichzeitige Untersuchung des Druckpulses und des Strompulses an derselben Stelle des Arterienrohres f\u00fcr die Theorie der Pulswelle von besonderem Interesse sei und dar\u00fcber Aufschluss geben k\u00f6nne, wie die eigenth\u00fcmliche Form der Pulscurve zu Stande kommt. Das Hauptergebniss der damaligen Untersuchungen l\u00e4sst sich leicht in einigen Worten wiedergeben. Pflanzen sich durch einen Schlauch Wellen in einer bestimmten Richtung (sie mag die centrifugale heissen) fort, so steigt und sinkt \u00fcberall gleichm\u00e4ssig mit einander der Druck und die centrifugale Stromst\u00e4rke. Maxima des Druckes und der Stromst\u00e4rke fallen zeitlich zusammen. Laufen die Wellen in centripetaler Richtung, so fallen nat\u00fcrlich gleichermaassen die Druckmaxima mit den Maximis der centripetalen Stromst\u00e4rke zusammen. F\u00fcr eine einzelne Welle kann daher die Fortpflanzungsrichtung durch die Beobachtung an nur einer Stelle des Schlauches erkannt werden, falls nur die Beobachtung sowohl die Druck- als die Str\u00f6mungsverh\u00e4ltnisse ergiebt, und zwar daran, ob mit der Druckzunahme eine Schwankung der Stromst\u00e4rke in dem einen oder anderen Sinne einhergeht. Aehnlich kann dann auch in allgemeinerer Weise aus der Combination des Druck- und des Geschwindig-keits-Yerlaufes eine Zergliederung in den centrifugal und centripetal laufenden Wellenvorgang erhalten werden.\nDie Untersuchungen, deren Plan hierin angedeutet war, wirklich auszuf\u00fchren, lag um so n\u00e4her, als die daf\u00fcr erforderliche Methodik in bekannten Verfahrungsweisen zur Verf\u00fcgung zu stehen schien. Zu meiner Freude hat auch in der j\u00fcngsten Zeit Fick diesen Gedanken aufgenommen, neuerdings Druck- und Strompuls in der Art. radialis des Menschen untersucht und das Ergebniss in der bezeichneten Richtung verwerthet.2 Wenn ich selbst der Skizzirung dieses Versuchsplanes die Ausf\u00fchrung in geraumer Zeit nicht habe folgen lassen, so lag der Grund hierf\u00fcr lediglich darin, dass es mir trotz vieler Bem\u00fchungen nicht gelingen wollte, eine Darstellung der Stromcurven zu erhalten, welche mir hinreichend verl\u00e4sslich erschienen w\u00e4re. Erst in j\u00fcngster Zeit glaube ich dies Ziel wirklich erreicht zu haben.\n1\tA. a. 0.\n2\tFick, Die Druckcurve und die Geschwindigkeitscurve in der Arteria radialis des Menschen. Verhandlungen der physikalisch-medicinischen Gesellschaft zu Wurzburg. 1886.","page":258},{"file":"p0259.txt","language":"de","ocr_de":"Beobachtung dee Wellenbewegung des Blutes.\t259\nZweck der gegenw\u00e4rtigen Arbeit ist es, die hierzu dienende Methode und eine Anzahl mittels derselben erhaltener Resultate mitzutheilen.\nEs wird indessen nothwendig sein, zuerst auseinanderzusetzen, weshalb ich die oben dargelegte Methode Eick\u2019s, Yolumpulse zu beobachten und aus diesen Stromcurven abzuleiten, nicht f\u00fcr hinreichend zuverl\u00e4ssig erachtet habe. Schon im Jahre 1883 habe ich eine nicht unerhebliche Zahl derartiger Versuche ausgef\u00fchrt und dabei die Ueberzeugung gewonnen, dass es mit H\u00fclfe der bekannten Methoden unm\u00f6glich sein w\u00fcrde, die hier unerl\u00e4ssliche absolute Praecision und Correctheit in der Aufzeichnung der Volumpulse zu erreichen. Man muss n\u00e4mlich erw\u00e4gen, dass f\u00fcr die in Rede stehende rechnende Verwerthung der Volumpulse eigentlich eine streng momentane Einstellung des Registrirapparates, dabei eine absolute Freiheit von Eigenschwingungen vorausgesetzt ist. Eine Registrirung, wie wir sie thats\u00e4chlich herzustellen im Stande sind, mag den zeitlichen Verlauf der Volumschwankungen noch ann\u00e4hernd richtig darstellen, kann aber dabei in der Steilheit des Auf- und Ahsteigens schon erhebliche Fehler geben. Ein Mangel des Registrirapparates kann daher leicht die Stromcurve noch viel st\u00e4rker entstellen als diejenige, welche zun\u00e4chst Gegenstand der Aufzeichnung ist. Es l\u00e4sst sich nun wohl kaum verkennen, dass die genauere Betrachtung der Methodik der Volumpulse hier schon von vornherein grosse Bedenken erwecken muss. Dieselben richten sich haupts\u00e4chlich gegen zwei Punkte; erstlich folgt weder der Hebel des Marey\u2019sehen Tambours, noch ein Schwimmer in absolut treuer Weise den Bewegungen des Wasserniveaus. Der Schwimmer stellt sich vielmehr, wenn man ihn etwa bei festgestelltem Wasserniveau heruntergedr\u00fcckt hat, mit einer nur sehr m\u00e4ssigen Geschwindigkeit ein, da sein Gewicht, wenn er zur Registrirung brauchbar sein soll, sich unter einen gewissen Werth doch schliesslich nicht vermindern l\u00e4sst. Der Tambour stellt sich weit schneller ein, ist aber auch nicht frei von Eigenschwingungen, welche namentlich bei st\u00e4rkeren Bewegungen erheblich deformirend wirken k\u00f6nnen. Wichtiger aber ist ein anderer Punkt. Da der aufzeichnende Apparat eine Gleichgewichtslage haben muss, so ist nothwendig auch ein gewisser Druck erforderlich, um ihn in Bewegung zu setzen. Druckschwankungen im Inneren des Cylinders finden demgem\u00e4ss bei der Aufzeichnung der \"V olumpulse auch immer Statt. Bei der Anwendung eines Schwimmers betragen sie schon zufolge der Riveau-schwankungen mehrere Millimeter Wasser; arbeitet man mit dem Tambour, so kann man die Riveauschwankung des Wassers beliebig gr\u00f6sser oder kleiner machen, indem man die freie Oberfl\u00e4che des Wassers in einem engeren oder weiteren Steigrohre anbringt. Daf\u00fcr ist aber die Spannung der Membran eine wechselnde. Selbst bei einem \u00e4usserst empfindlichen Tambour sind diese Druckschwankungen nicht ganz unerheblich.\n17*","page":259},{"file":"p0260.txt","language":"de","ocr_de":"260\nJ. v. Kkies:\nSo fand ich, dass die Druckschwankungen mehr als 10mm Wasser betrugen, wenn die Schreibspitze Excursionen von 10mm, die Membran von 0 \u2022 3rnm ausf\u00fchrte. Der Druck, welcher auf die Oberfl\u00e4che des Armes ausge\u00fcbt wird, muss aber noch bedeutender schwanken, da bei der schnellen Bewegung ziemlich langen Wassers\u00e4ulen gewisse Beschleunigungen ertheilt werden m\u00fcssen. , Nun ist es aber, wie ich glaube, ganz unm\u00f6glich, den Arm im Glascylinder so zu befestigen, dass er nicht durch den steigenden Druck ein wenig hinausgetrieben w\u00fcrde; k\u00f6nnte man selbst die Haut vollst\u00e4ndig unbeweglich mit dem Cylinder verbinden, so w\u00e4re immer noch der ganze Arm in dem fixirten Hautst\u00fccke wie in einer ziemlich lockeren Manschette beweglich. Selbst eine minimale Verschiebung, die hier stattfindet, kann aber, da sie eine sehr erhebliche Fl\u00e4che betrifft, die Volumpulse schon sehr stark deformiren.\nIch habe mich, wie erw\u00e4hnt, durch Versuche davon \u00fcberzeugt, dass diese Bedenken gegen die bisher ge\u00fcbten Methoden der Volum-Sphygmo-graphie nicht blosse Phantasiegebilde sind. Ich verschloss einen Plethysmo-graphencylinder, wie er zur Aufnahme von Hand und Unterarm verwendet wird, derart dass ich in die Gummimanschette statt eines Armes ein rundes Holzst\u00fcch einsetzte. Der Cylinder wurde mit Wasser gef\u00fcllt, welchem gerade wie bei der Beboachtung der Volumpulse der Ausweg in ein Steigrohr (9-4mm Durchmesser) offen stand. Ich \u00fcberzeugte mich hier, dass die Fixirung durch die Manschette seihst hei dem festen Holzcylinder nicht in ganz gen\u00fcgender Weise gelingt; man kann denselben stets in den Plethysmographen etwas hineindr\u00e4ngen, und wenn man ihn pl\u00f6tzlich losl\u00e4sst, Eigenschwingungen im Steigrohr beobachten; 'die Periode derselben ist nat\u00fcrlich je nach der Beschaffenheit der Manschette verschieden, aber keineswegs sehr kurz, sondern betr\u00e4gt oft mehr als 1/3 Secunde.\nDass die Beobachtung der Volumschwankungen in der That nicht mit der Praecision gelingt, welche man ihr meist zuzutrauen geneigt ist und welche f\u00fcr die Ableitung der Geschwindigkeitscurven erforderlich w\u00e4re, geht noch aus einem anderen einfachen Versuche hervor. Man beobachtet die Volum pulse eines im Plethysmographen eingeschlossenen Armes unmittelbar nach einander in zwei R\u00f6hren von verschiedenem Querschnitt. Die Erhebungen m\u00fcssten sich (mittels Schwimmer aufgezeichnet) umgekehrt wie die Querschnitte verhalten. Sie thun das aber niemals, sondern f\u00e4llen stets im engen Rohr relativ zu klein aus. So erhielt ich z. B. hei Beobachtung der Volumpulse des ganzen Unterarmes und halben Oberarmes mittels zweier Ansatzr\u00f6hren von resp. 8 und 14-2mm Durchmesser die Niveauschwankungen im engen Rohr weniger als doppelt so gross wie im weiteren, w\u00e4hrend das Verh\u00e4itniss der Querschnitte 1:3-1 betrug.\nAls weiteren Beleg f\u00fcr diese Behauptungen will ich einen Versuch mit-","page":260},{"file":"p0261.txt","language":"de","ocr_de":"Beobachtung dee Wellenbewegung des Blutes.\n261\ntheilen, welcher recht deutlich zeigt, wie sehr die Volumpulse von kleinen Differenzen der Methode abh\u00e4ngen. Die Curven (Tafel V Fig. 1\u20146) stellen Volumpulse desselben Individuums dar. und zwar von der oberen Extremit\u00e4t von der Mitte des Oberarmes an. Die Curven wurden in der Reihenfolge ihrer Nummern unmittelbar nach einander aufgenommen und es liegt zwischen der ersten und letzten ein Zwischenraum von nur wenigen Minuten; die starke Verschiedenheit der Form beruht lediglich auf Differenzen der Methode.\nIn allen F\u00e4llen war der Innenraum des Cylinders mit einem sehr empfindlichen Marey\u2019sehen Tambour in Verbindung gesetzt. Die Differenzen betrafen die Wasserf\u00fcllung und somit die Wasserbewegung.\nEs war n\u00e4mlich bei 1) und 5) der Cylinder nur bis ganz nahe an die obere Oeffnung, aus welcher sich das Steigrohr erhebt, mit Wasser gef\u00fcllt; die Luft f\u00fcllt somit das Steigrohr selbst ganz aus und bildet unterhalb desselben im Cylinder noch eine ziemlich grosse Blase; demgem\u00e4ss findet keine merkliche Niveauschwankung bei den Pulsbewegungen Statt. Die beiden in 1) und 5) dargestellten Versuche sind zeitlich durch die drei anderen Versuche getrennt, stimmen aber gleichwohl gut unter einander \u00fcberein. Bei 2) war der Cylinder ganz gef\u00fcllt und das Wasser bewegte sich in dem weiten Steigrohr von 19mm Durchmesser. Das Niveau lag dabei im Ganzen allerdings etwas h\u00f6her als bei Versuch 1), und man k\u00f6nnte daher vielleicht die Ver\u00e4nderung des Pulses auf die Erh\u00f6hung des auf dem Arme lastenden Druckes zur\u00fcckf\u00fchren. Versuch 3) giebt aber, bei etwas anderer Einstellung des Niveaus, ganz dasselbe Resultat.\nDer Versuch 4) unterscheidet sich von 2) und 3) so wie es in der umstehenden Figur dargestellt ist. Man bemerkt, dass das Steigrohr A durch das engere R\u00f6hrchen B, welches den Stopfen G durchbohrt, mit dem Tambour verbunden ist. Bei der Einrichtung a, welcher die Curven 2) und 3) entsprechen, endigt das R\u00f6hrchen B in dem Luftr\u00e4ume des Steigrohres; das Wasser schwankt also in diesem auf und ab. Bei der Einrichtung b, welche die Curve 4) lieferte, ist das R\u00f6hrchen weiter hineingeschoben und der Stopfen aufgesetzt, nachdem das Rohr ganz mit Wasser gef\u00fcllt ist; danach wird das Niveau auf dieselbe H\u00f6he eingestellt; aber das Wasser spielt nun in dem engeren Rohre. Der Tambour sollte jetzt Curven nicht nun von derselben Form, sondern auch von derselben Gr\u00f6sse aufzeichnen. Man bemerkt aber, dass die Curven sehr viel niedriger geworden sind, entsprechend dem auch schon anderweit festgestellten Umstande, dass die Excursionen des Wassers nicht in dem Maasse wachsen, wie der Querschnitt abnimmt. Dabei wird man kaum daran denken k\u00f6nnen, die ganze Differenz auf die Reibungsverh\u00e4ltnisse zur\u00fcckzuf\u00fchren. Denn selbst das engste Rohr ist noch ziemlich weit und dabei nur in ganz ge-","page":261},{"file":"p0262.txt","language":"de","ocr_de":"262\nJ. v. Kries:\nringer L\u00e4nge mit Wasser erf\u00fcllt. Es kann vielmehr wohl keinem Zweifel unterliegen, dass die starke Differenz der Curven von den unvermeidlichen Druckschwankungen im Inneren des Cylinders herr\u00fchrt, welche das eine Mal gr\u00f6sser, das andere Mal geringer sind. Am kleinsten werden dieselben,\nwenn man das Wasser ganz fortl\u00e4sst. Auf diese Weise wurde die Curve 6 erhalten. In der That wird man nach dem Anblick vielleicht geneigt sein, diese f\u00fcr die correcteste zu halten. Allein man erh\u00e4lt auf diese Weise \u00fcberhaupt nur dann Curven, wenn man einen \u00e4usserst empfindlichen Tambour mit starker Vergr\u00f6sserung an wendet. Ein solcher besitzt aber Eigenschwingungen, welche eine um so gr\u00f6ssere Periode haben, je gr\u00f6sser der Luftraum ist, mit dem er in Verbindung steht, und kann daher gerade unter den hier in Rede stehenden Verh\u00e4ltnissen durchaus nicht als ein hinl\u00e4nglich correcter Registrirapparat gelten.\nMan wird mir hiernach, glaube ich, darin beistimmen m\u00fcssen, dass die Methode der Volumpulse eine jedenfalls f\u00fcr den vorliegenden Zweck nicht hinl\u00e4nglich genaue ist. Auch in den Beobachtungen Fick\u2019s gelangen die erw\u00e4hnten Schwierigkeiten einigermaassen zum Ausdruck. So verdient zun\u00e4chst bemerkt zu werden, dass die Volumpulscurve der Hand, welche Fick neuerdings abbildet, ganz anders aussieht, als diejenige, welche er im Jahre 1869 mitgetheilt hat. Die neue ist mittels des Marey\u2019schen Tambours, die \u00e4ltere mittels eines Schwimmers gezeichnet. Die neuere, welche wohl die correctere ist, zeigt leichte Erzitterungen, welche auch Fick, gewiss mit Recht, auf die unsichere Befestigung","page":262},{"file":"p0263.txt","language":"de","ocr_de":"Beobachtung dek Wellenbewegung des Blutes.\n263\nder Hand im Plethysmographen zur\u00fcckf\u00fchrt. Man wird aber kaum in Abrede stellen k\u00f6nnen, dass es eine recht missliche Aufgabe ist, aus einer solchen Volumpulscurve die Geschwindigkeitscurve abzuleiten, wenn man dabei noch von gewissen Schwankungen, als accidentellen, zu abstrahiren hat. Es ist jedenfalls Beweis f\u00fcr einen sehr guten Blick, wenn Fick, wie wir sehen werden, gleichwohl in der Hauptsache richtige Geschwindigkeits-curven erhalten hat. \u2014 Uebrigens ist es mir sehr wahrscheinlich, dass die beregten Uebelst\u00e4nde um so weniger hervortreten, ein je kleineres St\u00fcck der Extremit\u00e4t man zur Beobachtung nimmt, also bei der Hand weniger, als wenn man noch einen Theil des Unterarmes in den Cylinder bringt oder gar den Abschluss erst in der Mitte des Oberarmes macht.\nII.\nUm zu einer Darstellung der Strompulse namentlich auch in gr\u00f6sseren Arterien zu gelangen, war es zufolge der soeben auseinandergesetzten Umst\u00e4nde nothwendig, auf eine andere Methode zu sinnen. Und zwar erschien es im h\u00f6chsten Grade w\u00fcnschenswerth, dieselben nicht indirect durch Ableitung aus Yolumpulsen, sondern unmittelbar zu erhalten. Denken wir uns die Hand und einen Theil des Armes nach Art der plethysmographischen Methode in einen Cylinder eingeschlossen, diesen aber mit Luft gef\u00fcllt, und durch eine Oeffnung mit der \u00e4usseren Luft communicirend, so muss bei den Yolumschwankungen durch diese Oeffnung abwechselnd Luft hinausgetrieben und wieder eingesogen werden. Bei hinreichend weiter Oeffnung entspricht offenbar die St\u00e4rke des Luftstromes der Geschwindigkeit, mit welcher das Volumen des Armes zu- oder abnimmt; somit ist auch leicht zu \u00fcbersehen, dass die St\u00e4rke des Luftstromes nichts anderes darstellt, als den jeweiligen Ueherschuss der arteriellen \u00fcber die ven\u00f6se Stromst\u00e4rke; den positiven und negativen Werthen dieses Ueberschusses entsprechen die positiven und negativen Werthe der St\u00e4rke des Luftstromes, d. h. die Richtung desselben aus dem Cylinder heraus oder in ihn hinein. Druckschwankungen finden hier im Inneren des Cylinders, da er mit der atmosphaerischen Luft in offener Verbindung steht, nur in minimalem Betrage statt. Daf\u00fcr entsteht nun die Aufgabe, die St\u00e4rke des Luftstromes zur Anschauung zu bringen und aufzuzeichnen. Hierzu eignet sich nun (ich \u00fcbergehe eine Reihe von Versuchen, die nicht zu befriedigenden Resultaten gef\u00fchrt haben) in hervorragender Weise die Gasflamme. Die H\u00f6he einer solchen (und namentlich auch ihres leuchtenden Theiles) h\u00e4ngt n\u00e4mlich von der Geschwindigkeit des Ausstr\u00f6mens ah; bei wechselnder St\u00e4rke des Stromes stellt sich die Flamme fast momentan so ein, wie es der jeweiligen St\u00e4rke desselben entspricht. Da es f\u00fcr ein richtiges Yerst\u00e4ndniss","page":263},{"file":"p0264.txt","language":"de","ocr_de":"264\nJ. v. Kries:\nder jetzt zu beschreibenden Methode vor Allem auf eine genaue Einsicht in die Art ankommt, wie die Flammen irgendwelche Bewegungen wiedergeben, so will ich dieselbe zuerst an einem ganz einfachen Beispiel erl\u00e4utern. Es brenne aus der Spitze des R\u00f6hrchens A eine Gasflamme, welche durch den Schlauch B aus der Gasleitung gespeist wird. Mit dem von Gas erf\u00fcllten Raum des R\u00f6hrchens A (derselbe soll im Folgenden stets als der Brennerraum bezeichnet werden) sei der Hohlraum einer Marey\u2019schen Kapsel C\nin der aus der Fig. 2 ersichtlichen Weise in Verbindung gesetzt. Dr\u00e4ngt man nun die Membran des Tambours ein wenig einw\u00e4rts, so zuckt die Flamme in die H\u00f6he; aber wenn die Membran dann in der eingedr\u00fcckten Stellung bleibt, so stellt sich die Flamme sofort wieder auf die urspr\u00fcngliche H\u00f6he ein. Es ist also nur die einw\u00e4rtsgerichtete B\u00eawegung der Membran, welcher die gr\u00f6ssere H\u00f6he der Flamme entspricht; sobald aber die Membran still steht, hat die Flamme die urspr\u00fcngliche H\u00f6he, unabh\u00e4ngig davon, in welcher Stellung die Membran fixirt ist.1 Die Flamme reagirt also durchaus anders als etwa ein Registrir-Tambour, welcher die dauernde Verschiebung jener Membran mit einer dauernden Erhebung seiner Schreibspitze anzeigen w\u00fcrde. Die Flammenh\u00f6he zeigt in der That die St\u00e4rke des Gasstromes an.\nHieraus ergab sich nun folgende einfache Anordnung zur Beobachtung der Geschwindigkeitspulse. Die Gasflamme, welche zur Beobachtung des Pulses dienen soll, sie mag im Folgenden stets als die Pulsflamme be-\n1 Wenn man den Versuch ausf\u00fchren will, verf\u00e4hrt man am Besten so, dass man ein Metallpl\u00e4ttchen (20 Pfennigst\u00fcck) auf den Tisch legt und den Tambour so auf die Tischplatte aufsetzt, dass die Membran durch das Geldst\u00fcck etwas einw\u00e4rts gedr\u00e4ngt wird. Man sieht, wie die Flamme im Moment des Aufsetzens aufzuckt, um sofort wieder auf die vorige H\u00f6he sich einzustellen.","page":264},{"file":"p0265.txt","language":"de","ocr_de":"Beobachtung dee Wellenbewegung des Blutes.\n265\nzeichnet werden, brennt aus der Oeffnung A (Fig. 3) ; sie erh\u00e4lt ihr Gas durch das Bohr B. Der Hohlraum desselben steht in Verbindung einerseits durch den Schlauch C mit einem Gasreservoir, aus welchem ein best\u00e4ndiger Zufluss von passender Gr\u00f6sse stattfindet, andererseits durch D mit dem Hohlraume des den Arm einschliessenden Cylinders. Die St\u00e4rke des Gasstromes, welcher durch die Oeffnung A heraustritt, setzt sich unter diesen Um-\nst\u00e4nden zusammen aus dem constanten Theile, welcher bei Abschluss der Verbindung D stattfindet, und der periodisch wechselnden Str\u00f6mung aus dem Plethysmographen heraus und in ihn hinein, welche durch die Pulsbewegungen hervorgebracht sind.1 Demgem\u00e4ss beobachtet man auch in der That leicht die h\u00fcpfende Bewegung der Flamme; die Spitze derselben macht, wenn die Hand und ein Theil des Unterarmes im Plethysmographen sind, leicht Bewegungen von mehreren Centimetern. Diese Methode kann auch in eine registrirende verwandelt werden, indem man die Gasflamme auf eine bewegte lichtempfindliche Platte photographirt.\nTrotz der grossen Einfachheit, welche die Methode in ihren Grundz\u00fcgen besitzt, hat es doch der Ueberwindung mannigfaltiger Schwierigkeiten bedurft, um zu ganz befriedigenden Resultaten zu gelangen. Es wird daher angemessen sein, \u00fcber die Technik derselben etwas ausf\u00fchrlicher zu berichten. Die Ausbildung der Methode hat zwei verschiedenen Punkten Rechnung zu tragen, einmal der Herstellung der gew\u00fcnschten Flammenbewegung, sodann der photographischen Aufzeichnung derselben. Was den ersten Punkt anlangt, so kann man sich leicht sagen, dass die Bewegung der Flamme nur dann die Geschwindigkeitscurve darstellen wird, wenn das Gas durch eine hinreichend weite Oeffnung ausfliesst; ist dagegen die Oeffnung eng, so erh\u00e4lt man Bewegungen, welche sich mehr den Volum-\n1 Vorausgesetzt ist hier, dass die Oeffnung A hinreichend weit, und im Gasreservoir ein ziemlich hoher Druck vorhanden ist; alsdann muss bei C, um eine passende Mittelh\u00f6he der Flamme zu erhalten, ein Widerstand angebracht werden (Hahn oder Schlauchklemme), welcher sehr gross gegen den der Oeffnung A ist, so dass die periodische Bewegung fast ausschliesslich durch diese Oeffnung stattfindet.","page":265},{"file":"p0266.txt","language":"de","ocr_de":"266\nJ. v. Kries :\npulsen ann\u00e4hern. Am leichtesten wird man das durch Ueberlegung der beiden extremen F\u00e4lle einsehen. Ist n\u00e4mlich die Oeffnung sehr weit, so werden die Volumschwankungen des Armes fast ohne Zeitverlust die entsprechenden Luftmengen heraustreiben oder hineinziehen; dabei kann der Druck im Inneren des Cylinders niemals um mehr als ganz minimale Betr\u00e4ge von seinem Mittelwerthe sich entfernen.1 Der Druck ist bei steigendem Volumen ein wenig gr\u00f6sser, bei abnehmendem etwas kleiner als der Mittelwerth. Die Geschwindigkeit des Ausstr\u00f6mens wird in der That in der oben angegebenen einfachen Weise dem arteriellen Strom entsprechen und die Flammenspitze durch ihre Bewegungen die Geschwindigkeitscurve darstellen. Anders, wenn die Oeffnung \u00e4usserst eng ist. Nehmen wir an, der grosse Widerstand derselben machte die periodische Luftbewegung so klein, dass sie nicht mehr, wie im vorigen Falle, den Volumschwankungen des Armes genau gleichk\u00e4me, sondern ihnen gegen\u00fcber zu vernachl\u00e4ssigen w\u00e4re. Auch jetzt wird die Stromst\u00e4rke dem im Inneren des Cylinders stattfindenden Druck entsprechen; dieser selbst aber ist, da die ausstr\u00f6mende Menge zu vernachl\u00e4ssigen ist, um so gr\u00f6sser, je gr\u00f6sser das Volumen des Armes ist. Das jeweilige Volumen des Armes bestimmt also dann den Druck, somit auch Stromst\u00e4rke und Flammenh\u00f6he; man erh\u00e4lt also Volumpulse.\nDas Erforderniss, welches sich hier herausgestellt hat, m\u00fcssen wir noch etwas genauer specificiren. Denken wir uns, im Arm f\u00e4nde keine Pulsbewegung statt, sondern nur eine einmalige pl\u00f6tzliche Volumzunahme. Die Einrichtung muss dann derart sein, dass diese Ver\u00e4nderung durch ein schnelles Aufzucken der Flamme angezeigt wird,. dieselbe aber dann sogleich auf die Mittelh\u00f6he sich einstellt. Bei einer bestimmten Weite der Oeffnung kann man nun leicht im Voraus \u00fcbersehen und auch durch den Versuch zeigen, dass dies um so weniger vollkommen stattfindet, je gr\u00f6sser der ganze mit dem Brennerraum verbundene Hohlraum ist. Wenn n\u00e4mlich das Volumen des Armes um einen Cbcm. zugenommen h\u00e4tte, so w\u00fcrde die Flamme dann wieder auf der alten H\u00f6he sein, wenn dieser Cbcm. wieder abgeflossen ist. Das findet nun um so schneller statt, je gr\u00f6sser die Drucksteigerung ist, die durch die Volumzunahme bewirkt wird, und diese ist um so kleiner, je gr\u00f6sser der Hohlraum ist. Um also die gew\u00fcnschte Reaction der Flamme zu erhalten, m\u00fcssen die Oeffnungen, aus denen das Gas abfliesst, hinreichend weit sein, und zwar um so weiter, je gr\u00f6sser der im Plethysmographen verbleibende Luftraum ist. Auch hiervon\n1 Dieser Mittelwerth ist hier etwas, aber nur ausserordentlich wenig gr\u00f6sser, als der Atmosphaerendruck; er entspricht nat\u00fcrlich dem Druck, der im Brennraume besteht, wenn die Verbindung desselben mit demPlethysmographencylinder abgeschlossen ist.","page":266},{"file":"p0267.txt","language":"de","ocr_de":"Beobachtung deb Wellenbewegung des Blutes. 267\nkann man sich durch eine leichte Modification des oben angef\u00fchrten Versuchs \u00fcberzeugen. Man hat nur n\u00f6thig, zwischen Tambour und Brennerraum (Big. 2) noch einen gr\u00f6sseren Luftraum einzuschalten; nimmt man hierzu eine Glasflasche von etwa 6 Liter Inhalt, so ist die Reaction der Flamme schon eine merklich tr\u00e4ge, auch wenn die Oeffnung 1 mm weit ist; hei Eindr\u00fcckung der Tambourmembran zuckt die Flamme in die H\u00f6he, sinkt aber dann nur allm\u00e4hlich auf die urspr\u00fcngliche H\u00f6he herab. Auch die Pulsbeobachtungen best\u00e4tigen, wie gleich angef\u00fchrt sein mag, dass man durch Verengern der Ausfluss\u00f6ffnung Volumpulse anstatt der Geschwindigkeitspulse erhalten kann. Fig. 1 Taf. VI zeigt bei a Geschwindigkeitspulse der Art. brachialis, dagegen wurde die Curve b erhalten, indem in die Communication des Plethysmographen mit dem Brennerraum ein bedeutender Widerstand eingeschaltet (der Schlauch durch eine Klemme verengert) wurde. Die Form derselben ist stark verschieden und n\u00e4hert sich, wie man sieht, den Volumpulsen.1\nEs w\u00fcrde sich nun hieraus die Regel ergehen, den Abfluss des Gases unter m\u00f6glichst geringem Widerstand, also durch eine recht weite Oeffnung stattfinden zu lassen. Hierbei stiess ich indessen auf eine ebenso unerwartete wie l\u00e4stige Schwierigkeit. L\u00e4sst man Gas aus einer Oeffnung ausstr\u00f6men, welche mehrere Millimeter weit ist, so beobachtet man bekanntlich stets, dass die Flamme nicht ruhig brennt, sondern flackert. Dieses Flackern besteht in einer ziemlich regelm\u00e4ssigen Oscillation der Flamm\u00e9. Worin die eigenth\u00fcmliche, feste Periodik des Vorganges ihren Grund hat, ist, so viel ich weiss, bisher nicht ermittelt worden.\nObwohl man das Flackern beseitigen kann, indem man die Flamme durch einen \u00fcbergeschobenen Glascylinder vor Luftzug sch\u00fctzt, so stellt sich doch heraus, dass auch eine Flamme, welche f\u00fcr sich vollst\u00e4ndig ruhig brennt, wieder st\u00f6rende Flackerbewegungen zeigt, so bald sie durch die Pulse in Bewegung gesetzt wird. Man erh\u00e4lt alsdann sehr unregelm\u00e4ssige und g\u00e4nzlich unbrauchbare Curven. So ergiebt sich denn die Nothwendig-keit, das Flackern der Flamme auf dem einzigen Wege zu beseitigen, welcher hier mit Sicherheit zum Ziele f\u00fchrt, n\u00e4mlich die Ausstr\u00f6mungs\u00f6ffnung eng zu machen. Eine Weite von 1mm habe ich am passendsten gefunden. Da der Widerstand so gering als m\u00f6glich gehalten werden soll, so empfiehlt es sich, die Spitzen so herzustellen, dass auf ein weiteres Messingrohr (8 bis 10mm im Lichten) eine d\u00fcnne Platte aufgel\u00f6thet wird, in welcher central die Oeffnung eingebohrt ist.\nF\u00fcr die grossen Luftvolumina, welche z. B. bei Einschluss des ganzen Beines in den Plethysmographen vorhanden sind, ist aber der Widerstand\nLie Rotationsgeschwindigkeit der Trommel ist bei b etwas kleiner.","page":267},{"file":"p0268.txt","language":"de","ocr_de":"268\nJ. y. Kkies:\neiner solchen Oeffnung doch nicht klein genug. Ein sehr einfacher Kunstgriff kann aber verwendet werden, um auch unter diesen Verh\u00e4ltnissen sicher richtige Geschwindigkeitscurven zu erhalten. Man braucht n\u00e4mlich nur dem Gase noch einen Nebenausfluss von geringem Widerstande zu \u00f6ffnen. Zu diesem Zwecke wird bei E (Fig. 3 S. 265) ein Schlauch abgezweigt, der zu einer weiteren Brenner\u00f6ffnung f\u00fchrt. Dieser Nebenweg konnte vermittelst einer Klemme mehr oder weniger ge\u00f6ffnet werden. Wie man sieht, ist so die M\u00f6glichkeit geboten, die Reaction der beobachteten Flamme in weiten Grenzen zu ver\u00e4ndern. Bei starkem Nebenausfluss entsprechen die Bewegungen beider Flammen in ganz genauer Weise der arteriellen Stromst\u00e4rke. Durch allm\u00e4hliche Erh\u00f6hung des Widerstandes gelangt man zu der anderen Reaction, welche Volumpulse darstellt; und zwar hat man zu dem Zwecke, wenn man gradatim verfahren will, erst den Nebenausfluss allm\u00e4hlich zu vermindern, ihn dann ganz zu verschliessen, endlich den Widerstand des Abflusses auch zu der Pulsflamme zu steigern. Nat\u00fcrlich wird die Bewegung der letzteren um so kleiner, je st\u00e4rker man den Nebenausfluss macht. Dies schadet indessen um so weniger, als ja das Erforderniss eines starken Nebenausflusses gerade da besteht, wo die Bewegungen sehr m\u00e4chtige sind, n\u00e4mlich bei der Untersuchung grosser Extremit\u00e4tenst\u00fccke, wie etwa des ganzen Beines.\nDurch einige vergleichende Versuche \u00fcberzeugte ich mich, dass eine erhebliche Ver\u00e4nderung der Pulsform immer dann erst zur Beobachtung kam, wenn ich keinen Nebenausfluss an wandte, und dann den Widerstand noch (durch Zuklemmen des Schlauches D) vermehrte. Bei den Versuchen wurde fast immer noch ein mehr oder weniger starker Nebenausfluss verwendet, so dass ich sicher war, Stromcurven zu erhalten.1\nNoch einige Punkte verdienen bez\u00fcglich der Einrichtung der Flammen Erw\u00e4hnung. Es stellte sich als nothwendig heraus, den Zufluss des Gases nicht aus der allgemeinen Leitung geschehen zu lassen, da hier best\u00e4ndige Druckschwankungen stattfinden. Vielmehr f\u00fcllte ich stets ein kleines Gasometer mit Leuchtgas und speiste die Flamme aus diesem. Nach einer Angabe von Doumer,2\n1\tDie ganze Schwierigkeit w\u00fcrde sich nat\u00fcrlich beseitigen lassen, wenn man ein Plethysmographengef\u00e4ss verwendete, welches die betreffende Extremit\u00e4t sehr genau einschliesst, so dass nur ein ganz kleiner Hohlraum bleibt. Die Herstellung solcher Apparate h\u00e4tte mit H\u00fclfe von Gypsabg\u00fcssen keine principielle Schwierigkeit, w\u00e4re aber jedenfalls recht umst\u00e4ndlich und kostspielig; ausserdem w\u00e4ren die Gef\u00e4sse doch immer nur f\u00fcr ein bestimmtes Individuum passend. Ich habe daher hiervon abgesehen und benutzte f\u00fcr Ober- und Unterarm m\u00f6glichst enge cylindrische Gef\u00e4sse, f\u00fcr den Unterschenkel ein stiefelf\u00f6rmiges Gef\u00e4ss, f\u00fcr das ganze Bein dasselbe mit einer daran gesetzten conisehen Schiene.\n2\tMesure de la hauteur des sons par les flammes manom\u00e9triques. Comptes rendus etc. t. CIII. p. 340.","page":268},{"file":"p0269.txt","language":"de","ocr_de":"Beobachtung deb Wellenbewegung des Blutes.\n269\nwelcher k\u00fcrzlich oscillirende Flammen auf bewegte Platten photographirt hat, habe ich auch eine sehr stark und weiss leuchtende Flamme dadurch hergestellt, dass ich das Leuchtgas mit Benzindampf mischte und im Sauerstoffstrom brennen liess. Doch gelang es mir hierbei nicht, die Flamme hinreichend ruhig zu machen, wohl deswegen, weil der Sauerstoff immer aus einer relativ weiten Oeffnung ausstr\u00f6men muss. Indessen behielt ich die Vermischung des Leuchtgases mit Benzindampf hei, weil sich herausstellte, dass die H\u00f6he der leuchtenden Flamme bei gleicher Ausflussgeschwindigkeit hier etwa um l 2/3 gr\u00f6sser ist, als bei unvermischtem Leuchtgas. Die Methode wird also durch die Anwendung des Benzins in diesem Verh\u00e4ltniss empfindlicher. Die Zumischung des Benzins geschah einfach so, dass das Leuchtgas durch eine Flasche hindurchstreichen musste, welche mit Benzin getr\u00e4nkte Bimssteinst\u00fccke enthielt.1\nWas nun die photographische Aufzeichnung der Flammenbewegung anlangt, so ist zun\u00e4chst zu bemerken, dass die Empfindlichkeit guter Trockenplatten f\u00fcr dieselbe vollkommen ausreicht. Gleichwohl st\u00f6sst der Versuch, solche zu verwenden, auf manche Schwierigkeiten, haupts\u00e4chlich, weil es nicht leicht gelingt, sie in einer ganz befriedigenden Weise zu bewegen. Die photographische Aufzeichnung ist n\u00e4mlich ganz vorzugsweise empfindlich gegen jede Unregelm\u00e4ssigkeit der Bewegung, welche in einem stoss- oder ruckweisen Vorr\u00fccken besteht, d. h. darin, dass die Geschwindigkeit w\u00e4hrend \u00e4usserst kleiner Zeittheilchen sich von ihrem Durchschnittswerth erheblich entfernt. Die Photographie zeigt jedes Verweilen durch eine intensivere, jedes Springen durch eine geschw\u00e4chte Schw\u00e4rzung an und verr\u00e4th dadurch Ungleichf\u00f6rmigkeiten der Bewegung, welche bei einer gew\u00f6hnlichen chronographischen Curve noch kaum eine merkliche Deformation der Zeichnung ergehen w\u00fcrden. \u2014 In w\u00fcnschenswerthester Weise wurde mir daher die Aufgabe erleichtert, als ich in den Besitz eines Bromsilberpapiers gelangte, dessen Empfindlichkeit der der Trockenplatten etwa gleich steht.3 Hierdurch wurde es erm\u00f6glicht, einen zur Verf\u00fcgung-stehenden und den zu stellenden Anforderungen gen\u00fcgenden Bewegungs-\n1\tBeim Niederschreiben dieser Arbeit stiess ich noch auf eine Notiz von Malassez (Sur quelques nouveaux appareils. Archives de physiologie etc. IIIme S\u00e9rie. t.VIII. 1886. p. 278), in welcher die Zumischung von Naphthalindampf zum Leuchtgase empfohlen wird, um sehr hell und weiss leuchtende Flammen (Albocarbonlicht) zu erhalten. Ich habe mit dieser Methode, welche voraussichtlich \u00fcberall, wo es sich um die Photographie von Gasflammen handelt, sehr geeignet sein w\u00fcrde, noch keine Versuche gemacht.\n2\tIch bin Hrn. Prof. Tarchanow f\u00fcr die Mittheilung der Bezugsquelle dieses\nausgezeichneten Praeparates zu Dank verpflichtet. Dasselbe ist die \u201eQualit\u00e9 B des Papier au g\u00e9latinobromure d\u2019argent\u201c von D. Hutinet in Paris.","page":269},{"file":"p0270.txt","language":"de","ocr_de":"270\nJ. y. Kries:\napparat, n\u00e4mlich die Trommel des Baltzar\u2019schen Kymographions, zu verwenden. Ausserdem ist mit der Verwendung des Papiers der grosse Vortheil verbunden, dass selbst eine bedeutende Anzahl von Versuchen sich mit einem unerheblichen Kostenaufwand ausf\u00fchren l\u00e4sst, w\u00e4hrend die Versuche hei Anwendung von Platten weit kostspieliger ausfallen.\nIm Uebrigen ist nur wenig \u00fcber die Ausf\u00fchrung des Photographirens zu sagen. Es ist nothwendig, nicht das ganze reelle Bild der Flamme auf die lichtemphndliche Fl\u00e4che fallen zu lassen; man w\u00fcrde sonst unscharfe Zeichnungen erhalten, gerade wie wenn man auf berusster Trommel statt einer Spitze sich eines Schreibers bedienen wollte, welcher in einer Breite von mehreren Millimetern der Trommel anl\u00e4ge. Man bringt also einen verti-calen Spalt so an, dass die Mitte des Bildes auf ihn f\u00e4llt und der Mantel der Trommel unmittelbar hinter ihm sich befindet. Eine Spaltbreite von 0.25mm fand ich zweckentsprechend; durch Verbreiterung k\u00f6nnte man die Schw\u00e4rze der Bilder steigern, aber auf Kosten der Sch\u00e4rfe. Als Objectiv war nat\u00fcrlich ein m\u00f6glichst lichtstarkes (schnell arbeitendes) zu w\u00e4hlen, w\u00e4hrend an die Bildgr\u00f6sse keine erhebliche Anforderung gestellt ist. Ich arbeitete stets mit einem sog. Portrait-Doppel-Objectiv der Rathenower optischen Industrieanstalt, System III von 19 Linien Ooffnung und 33/8 Zoll Brennweite. Die Abst\u00e4nde wurden so gew\u00e4hlt, dass die Flammen nur wenig (etwa im Verh\u00e4ltniss 3 : 1) verkleinert dargestellt wurden.\nDas Kymographion, das photographische Objectiv und der Brenner, welcher die Pulsflamme lieferte, erhielten eine feste Aufstellung. Zum Zwecke richtiger Einstellung wurde am Kymographion eine mattgeschliffene Glastafel so befestigt, dass ihre matte Fl\u00e4che den Trommelmantel genau ber\u00fchrte, sodann wurde die Trommel entfernt und die Einstellung durch Verschiebung des Objectivs bewirkt, endlich auch die matte Glasplatte entfernt und an ihrer Stelle der den Spalt enthaltende Schirm befestigt.\nBei der Ausf\u00fchrung der Versuche wurde dann eine grosse Kiste \u00fcber das Kymographion gest\u00fcrzt, welche nur durch einen kleinen Ausschnitt das Licht der Flamme auf den Spalt fallen liess, von allen \u00fcbrigen Seiten aber die Trommel vor Lichtzutritt sch\u00fctzte. Auch dieser Ausschnitt konnte durch einen lichtdichten Schieber verschlossen werden, ebenso ein anderer, welcher gestattete, von aussen her die Trommel in Gang zu setzen und zu arretiren.\nBei der Ausf\u00fchrung der Versuche wurde so zu Werke gegangen, dass im ganz verdunkelten und nur durch die Rubinglaslampe erhellten Raum die Trommel mit einem Streifen Bromsilberpapier (4 bis 5cm hoch) bespannt und eingesetzt wurde. Nachdem die Kiste dann \u00fcbergest\u00fcrzt war, wurden die Glasflammen entz\u00fcndet und der Versuch im Uebrigen fertig gestellt. Im passenden Augenblick wird der Schieber ge\u00f6ffnet, gleichzeitig","page":270},{"file":"p0271.txt","language":"de","ocr_de":"Beobachtung dee Wellenbewegung des Blutes.\n271\ndie Trommel in Gang gesetzt. Nach Schluss des Versuches musste die Gasflamme wieder gel\u00f6scht werden, um die Trommel herauszunehmen. Das photographische Bild kann dann sofort, oder, in lichtdichter Kapsel aufbewahrt, beliebig sp\u00e4ter entwickelt und fixirt werden.1\nDie Geschwindigkeit der Kymographion-Trommel ist nicht hinreichend gleichm\u00e4ssig, um eine Zeitschreibung entbehrlich zu machen. Um eine solche anzubringen, bediente ich mich einer zweiten Flamme, welche etwas tiefer als die Pulsflamme aufgestellt war, so dass ihr Bild etwas h\u00f6her auf denselben verticalen Spalt f\u00e4llt.2 Diese Flamme, sie mag kurz die Zeitflamme heissen, wird mittels einer Stimmgabel in Oscillation versetzt. Zu dem Zwecke ist an ihren Brennerraum eine Marey\u2019sche Kapsel angesetzt, deren Membran mittels eines Fadens mit der Zinke einer Stimmgabel verbunden und so in Oscillation versetzt wird. Die Stimmgabel machte 24 \u2022 6 Schwingungen pro Secunde und wurde nat\u00fcrlich auf elektromagnetischem Wege in Th\u00e4tigkeit erhalten.\nZur Charakterisirung der Methode lege ich schliesslich die Zeichnung Fig. 2 Taf. IV vor, welche die unbewegte Pulsflamme und die Zeitschreibung enth\u00e4lt.\nIch bemerke noch, dass der Rand, welcher in der Tafel oben ist, der Spitze der Flamme entspricht, also auch die Erhebung der Flamme als Erhebung dieser oberen Grenzlinie dargestellt ist; ferner dass die Zeichnungen s\u00e4mmtlich von rechts nach links zu lesen sind.\nDie Methode, welche ich soeben beschrieben habe, mag als Gas-Tachographie bezeichnet werden. Denn es scheint mir zweckm\u00e4ssig, die Bezeichnung der Sphygmographie auf die Aufzeichnung der Druckpulse einzuschr\u00e4nken und auch durch die Differenz der Namen bereits anzudeuten, dass in unserem Falle ein anderer Vorgang dargestellt wird. Es w\u00e4re erfreulich, vrenn man sich entschl\u00f6sse, auch die Volumpulse nicht mehr als Sphygmogramme zu bezeichnen, sondern, wie es Fick bereits thut, das Plethysmogramm dem Sphygmogramm gegen\u00fcber zu stellen. Sphygmogramm, Plethysmogramm und Tachogramm unterrichtet uns in verschiedener Art. und jedes nur theilweise \u00fcber den allgemeinen Vorgang der Pulswelle.\n1\tEs w\u00fcrde bequemer sein, und wird wohl auch gelingen, die ganze Trommel zum Zwecke derartiger Versuche nach Art einer photographischen Cassette einzurichten, und sie mit einer an ihr selbst befestigten lichtdichten Kapsel zu versehen. Die Versuche k\u00f6nnten dann ganz im hellem Zimmer ausgef\u00fchrt werden und es h\u00e4tte nur die Bespannung der Trommel sowie die Verarbeitung der Bilder im Dunkelzimmer zu geschehen; doch bin ich noch nicht dazu gelangt, mir eine solche Einrichtung, die jedenfalls nicht ganz einfach sein k\u00f6nnte, zu verschaffen.\n2\tDa die Flamme nat\u00fcrlich nicht genau senkrecht unter der anderen stehen kann, so steht sie dem Objectiv einige Centimeter n\u00e4her. Ihr Bild ist somit kein ganz scharfes, was aber in Anbetracht des Spaltes nichts schadet.","page":271},{"file":"p0272.txt","language":"de","ocr_de":"272\nJ. v. Kkies:\nDie Gas-Tachogiaphie ist von den sphygmographischen Methoden durch eine Anzahl ihr eigent\u00fcmlicher Vorz\u00fcge sowohl als Nachtheile unterschieden. Zu den letzteren geh\u00f6rt es, dass sie relativ umfangreiche Apparate und Vorbereitungen erfordert und dass sie nicht, wie die gew\u00f6hnliche graphische Methode gestattet, die Curven sogleich zu sehen, w\u00e4hrend sie aufgezeichnet werden, was oft st\u00f6rend ist. Erst wenn der ganze Versuch zu Ende und die Photographie entwickelt ist, sieht man, was man erhalten hat, und bemerkt dann oft zu sp\u00e4t, dass irgend eine St\u00f6rung stattgefunden hat.\nNoch einer Schwierigkeit unserer Methode ist hier zu gedenken. Auch ihr droht als l\u00e4stige Fehlerquelle jede auch nur minimale Bewegung der ganzen Extremit\u00e4t gegen den Cylinder. Solche werden allerdings, da im Inneren des Cylinders nur \u00e4usserst geringe Druckschwankungen stattfinden, nicht durch die Pulsbewegung selbst veranlasst, dagegen k\u00f6nnen sie leicht durch kleine zuf\u00e4llige Bewegungen der Versuchsperson bewirkt werden. Solche Bewegungen bewirken eine unregelm\u00e4ssige Entstellung der einzelnen Curven und k\u00f6nnen daher sehr leicht erkannt werden, ebenso wie andererseits die tadellose Regelm\u00e4ssigkeit der erhaltenen Zeichnung das Fehlen solcher St\u00f6rungen hinl\u00e4nglich beweist. Eine gewisse Sicherung hiergegen liegt in der Aufh\u00e4ngung des Cylinders, wie sie von Mosso ge\u00fcbt wird, doch gen\u00fcgt dieselbe keineswegs, um die Ausschliessung von St\u00f6rungen stets zu sichern. Bei Beobachtung an der unteren Extremit\u00e4t bin ich, auch hei liegendem Cylinder, nie auf Schwierigkeiten gestossen. Auch hei Einschliessung von Hand und Unterarm erhielt ich selbst von ganz unge\u00fcbten Personen, namentlich bei h\u00e4ngendem Cylinder, meist ganz gute Curven. Am meisten Schwierigkeit fand ich bei der Einschliessung des ganzen Armes; die ungewohnte, horizontal gestreckte Haltung scheint hier vorzugsweise zu Muskelanstrengung zu f\u00fchren, welche sich durch ein unregelm\u00e4ssiges Erzittern der Flamme kundgeben. Zuletzt habe ich deswegen hier einen sehr leichten Cylinder aus d\u00fcnnstem Blech angewandt und den Arm sammt Cylinder frei herabh\u00e4ngen lassen.\nDiesen Uebelst\u00e4nden stehen aber grosse Vorz\u00fcge gegen\u00fcber. Sie bestehen vor allem darin, dass ein ganz praecise angebbarer hydraulischer Vorgang, die Stromst\u00e4rke an einer bestimmten Stelle des Arterienrohres, zur Darstellung gelangt, und zwar mittels eines \u00e4usserst prompt arbeitenden Registrirapparates, der eine T\u00e4uschung durch Eigenschwingungen oder tr\u00e4ge Einstellung ausschliesst. Die Methode ist ferner, was von grossem Vortheil ist, bequem sowohl auf die untere als die obere Extremit\u00e4t anwendbar. Da man beliebig gr\u00f6ssere oder kleinere Abschnitte jeder Extremit\u00e4t in plethysmographische Gef\u00e4sse einschliessen kann, so gelingt es, die Curve der Stromst\u00e4rke an h\u00f6her und tiefer gelegenen Stellen der Arterien zu er-","page":272},{"file":"p0273.txt","language":"de","ocr_de":"Beobachtung dee Wellenbewegung des Blutes.\n273\nmittein ; man ist hier weit weniger beschr\u00e4nkt als bei der sphygmographischen Methode, welche an eine g\u00fcnstige oberfl\u00e4chliche Lagerung des betreffenden Arterienst\u00fcckes gebunden ist.\nZu erw\u00e4hnen ist ferner, dass man von kleinen zuf\u00e4lligen Verschiedenheiten in der Application des Apparates v\u00f6llig unabh\u00e4ngig ist. Und hiermit h\u00e4ngt es zusammen, dass die Methode auch zu quantitativen Bestimmungen in gewissen Richtungen tauglich ist, ein Punkt, auf den im vorletzten Abschnitt zur\u00fcckzukommen sein wird.\nIII.\nIch schreite nunmehr zur Mittheilung einiger mit der auseinandergesetzten Methode erhaltener Resultate. Und zwar gebe ich in den Figg. 3\u20146, Taf. VI Curven der Stromst\u00e4rke hoch am Oberschenkel (3), in der Mitte des Unterschenkels (4), Mitte des Oberarmes (5) und unter dem obersten Drittel des Unterarmes (6). Die Curven geh\u00f6ren s\u00e4mmtlich demselben Individuum, einem 28 j\u00e4brigen Manne, Kp., an; sie sind unmittelbar nacheinander aufgenommen und zwar Nachmittags, 1 bis 2 Stunden nach dem Essen. Da die Vergleichung mit den Druckpulsen ja von besonderem Interesse ist, so stelle ich eine Reihe solcher daneben, welche demselben Individuum angeh\u00f6ren (Taf. V, Fig. 7\u201411); allerdings sind sie nicht gleichzeitig mit den Geschwindigkeitspul sen aufgenommen, was nicht wohl anging, wohl aber zu entsprechender Tageszeit. Es ist auch nicht m\u00f6glich, die Druckpulse von genau derselben Stelle zu nehmen, woran Geschwindigkeitspulse beobachtet sind; doch ist dies, wie sich gleich herausstellen wird, nicht von grossem Belang. Von den Druckpulsen sind die der Radialis (Fig. 7), bra-chialis (Fig. 8) und pediaea (Fig. 9) mit einem Dudgeon\u2019schen Sphygmo-graphen geschrieben, Carotis (Fig. 10) und femoralis (Fig. 11) mittels Trans-missionssphygmographen. In allen F\u00e4llen babe ich eine Zeitschreibung hinzugef\u00fcgt, was f\u00fcr einen genauen Vergleich ganz unerl\u00e4sslich ist. Bei dem Transmissionssphygmographen hat das nat\u00fcrlich gar keine Schwierigkeit; bei dem Dudgeon\u2019schen konnte ohne zu grosse Unbequemlichkeit \u00fcber die pulsschreibende Nadel noch die Schreibspitze eines Pfeil\u2019schen Chronographen, der durch ein Metronom in Bewegung gesetzt war, applicirt werden. Diese letzteren Sphygmogramme zeigen daher \u00fcber der Pulscurve Secundenmarken; die ersteren darunter die chronographisehe Curve, welche\nSecunden markirt.\nWir sind nun hierdurch im Besitz einer relativ vollst\u00e4ndigen Topographie der ganzen Wellenbewegung, welche namentlich insofern inhaltreicher als alle fr\u00fcheren ist, als auch die Stromst\u00e4rken zur Kenntniss gelangen. Dieselbe gilt zun\u00e4chst nur f\u00fcr einen bestimmten physiologischen\nArchiv f. A. u. Ph. 1887. Physiol. Abthljf.\t\\ 3","page":273},{"file":"p0274.txt","language":"de","ocr_de":"274\nJ. v. Kries:\nZustand. Auf den ersten Blick springt nun in die Augen, bei den Arterien den unteren Extremit\u00e4t noch mehr als bei denjenigen der oberen, dass der Strompuls vom Druckpuls sehr verschieden ist. Zwar zeigt sich \u00fcberall ein starker Dicrotismus. W\u00e4hrend aber die Sphygmogramme in bekannter Weise die dicrotische Erhebung als einen H\u00f6cker in dem nahezu gleich-m\u00e4ssig sinkenden Theile der Curve praesentiren, zeigen die Stromcurven stets nach der Hauptspitze eine tiefe Einsenkung, dieser folgt die sehr starke dicrotische Erhebung und die Curve schliesst mit einer H\u00f6he, welche bei dem Unterarmpulse am wenigsten, bei dem des Oberarmes deutlicher, bei dem der unteren Extremit\u00e4t am ausgepr\u00e4gtesten \u00fcber dem Niveau jener tiefsten Einsenkung liegt. Es ist also hieraus zu folgern, dass zun\u00e4chst in demjenigen Theil, welcher der Hauptspitze folgt, Stromcurven und Druckcurven sich stark und regelm\u00e4ssig von einander unterscheiden.\nDie Stromcurve f\u00fcr die Arterien des Unterarmes stimmt mit der von Fick f\u00fcr die Art. rad. construirten in den Hauptz\u00fcgen gut \u00fcberein, wenn auch in den Details manche Abweichungen stattfinden.\nBemerkenswerth ist ferner, dass die Stromcurven der Extremit\u00e4tenarterien, wie sie hier dargestellt sind, sehr \u00e4hnlich der seit lange bekannten Stromcurve sind, welche Chauveau f\u00fcr die Carotis des Pferdes mittels seines Haemotachographen erhalten hat. Ich bilde dieselbe in Fig. 12 Taf. Y ab. Doch ist die Uebereinstimmung keineswegs eine vollst\u00e4ndig genaue, wie denn die Stromcurven der verschiedenen Arterien des Menschen ja auch untereinander durchaus nicht ganz gleich sind.\nDas starke Sinken der Stromcurve, welches nicht von einem entsprechenden Sinken des Druckes begleitet ist, zeigt, wie ich-auseinandergesetzt habe,1 eine periphere Reflexion an, und zwar eine positive, d. h. solche, bei welcher der Wellenberg als Wellenberg reflectirt wird, wie es an verschlossenen Stellen stattfindet.\nUeber diesen sehr einfachen Schluss beabsichtige ich f\u00fcr den Augenblick nicht hinauszugehen; die genauere theoretische Yerwerthung der Tachogramme und namentlich ihres Vergleiches mit den Sphygmogrammen soll einer demn\u00e4chst folgenden weiteren Abhandlung Vorbehalten bleiben, da sie von gewissen Untersuchungen und eingehenden Er\u00f6rterungen \u00fcber die physikalischen Verh\u00e4ltnisse des Gef\u00e4sssystemes nicht wohl getrennt werden kann.\nDagegen will ich zun\u00e4chst dem, was der Augenschein lehrt, noch einige Ergebnisse hinzuf\u00fcgen, die bei genauerer Betrachtung der vorgelegten Curven und Ausmessung ihrer zeitlichen Verh\u00e4ltnisse gewonnen werden, sodann noch einiges weitere Beobachtungsmaterial mittheilen.\n1 Ueber die Beziehungen zwischen Druck und Geschwindigkeit u. s. w. A. a. 0.","page":274},{"file":"p0275.txt","language":"de","ocr_de":"Beobachtung deb Wellenbewegung des Blutes.\n275\nVon den bisher erw\u00e4hnten Curven zeigt nur die vom Unterarm herr\u00fchrende zwischen Hauptspitze und dicrotiseher Erhebung noch eine Zwischenspitze, welche man der bekannten Spitze des Sphygmogrammes paral-lelisiren k\u00f6nnte, die Landois als Elastieit\u00e4tselevation bezeichnet. Ich muss indessen bemerken, dass auch die Oberarmcurven dieselbe zuweilen sehr deutlich enthalten, und dass sie zumeist, wenn auch nur andeutungsweise, auch in den Curven des ganzen Beines zu sehen ist, als ein leichter H\u00f6cker in der von der Hauptspitze scharf absteigenden Linie. Doch scheinen gerade die Verh\u00e4ltnisse dieses Zwischenschlages am meisten variabel zu sein. Einige Beachtung verdienen sodann die kleinen Spitzen, welche sich nach der dicrotischen Erhebung noch finden. Dieselben sind in einem Theile der Unter-armcurven mit grosser Deutlichkeit ausgepr\u00e4gt. \u2014 Man kann bei der Beobachtung der Flamme mit freiem Auge in der Regel neben dem Hauptschlage noch die zweite Erhebung und die 2 bis 3 kleinen Nachschl\u00e4ge deutlich sehen.\nUm die zeitlichen Verh\u00e4ltnisse der verschiedenen Tachogramme und Sphygmogramme einigermaassen zahlenm\u00e4ssig zu charakterisiren, habe ich die zeitlichen Abst\u00e4nde der wichtigsten Punkte von dem Wellenanfang bestimmt, und zwar der Hauptspitze, ferner des Anfangs und der Spitze der st\u00e4rksten secund\u00e4ren Erhebung.\nIch erhalte so folgende Uebersicht. Es ist dabei zu bemerken, dass jede Zahl das Mittel aus 5 bis 6 Einzelmessungen darstellt; nat\u00fcrlich wurde zu solchen stets ein in tadelloser Regelm\u00e4ssigkeit verlaufendes St\u00fcck der Curve gew\u00e4hlt.\nI. Tachogramme.\nEs liegt nach dem Anfang der 'Welle, in Hundertsteln Secunden:\n\tDie Hauptspitze\tDer Anfang Die Spitze der secund\u00e4ren Erhebung\t\nFemoralis\t\t10\t27\t43\nMitte des Unterschenkels . .\t9\t25\t46\nMitte des Oberarms ....\t9\t25\t38\nUnterarm ......\t8\t25\t35\nII. Sphygmogramme.\nEs liegt nach dem Anfang der Welle in Hundertsteln Secunden:\n\tDie Hauptspitze\tDer Anfang ! Die Spitze der secund\u00e4ren Erhebung\t\nFemoralis\t\t8\t33\t45\u201450\nDorsalis pedis ......\t?\t32\t48\nBrachialis\t\t6\t27\t39\nRadialis\t\t10\t28\t40\nCarotis\t\t5\t26\t34\n18*","page":275},{"file":"p0276.txt","language":"de","ocr_de":"276\nJ. v. Kries :\nEs muss hier bemerkt werden, dass keine der Zahlen auf mehr als 2 bis 3 Hundertstel Secunde sicher angesehen werden kann. Insbesondere aber ist bei den Sphygmogrammen von der unteren Extremit\u00e4t die secun-d\u00e4re Erhebung von so abgerundeter Form, dass die Bestimmung derselben recht unsicher wird, und vielleicht noch gr\u00f6ssere Fehler einschliesst. Der abgerundete Hauptgipfel des schwachen Pediaea-Pulses gestattet eine Bestimmung seiner Hauptspitze nicht. Aus dieser Uebersicht k\u00f6nnen jedenfalls zwei Thatsachen entnommen werden. Erstens sind die Gipfel der st\u00e4rksten secund\u00e4ren Erhebung im Tachogramm sehr nahezu gleichzeitig mit der analogen Stelle am Sphygmogramm; doch scheinen sie, wenn auch \u00e4usserst wenig, doch deutlich fr\u00fcher zu sein. Es folgt hierauf der centrifugale Verlauf der secund\u00e4ren Welle. Zweitens zeigen die Tachogramme noch praeciser als die Sphygmogramme, dass die Pulswelle in verschiedenen Theilen des Arteriensystems verschieden ist. Die dicrotische Spitze liegt in dem Pulse der unteren Extremit\u00e4t jedenfalls sp\u00e4ter als in dem der oberen. Am fr\u00fchesten liegt der secund\u00e4re Gipfel in der Carotis.\nBeachtenswerth scheint mir ferner, dass die secund\u00e4re Erhebung in den Strompulsen viel st\u00e4rker als in den Druckpulsen zum Ausdruck kommt; sie ist, im Vergleich zur Haupterhebung bei jenen viel bedeutender. Die H\u00f6hen sind n\u00e4mlich etwa folgende:\n\tPrim\u00e4re | Secund\u00e4re Erhebung der tachographischen Curve in Mm.\t\nOberschenkel .\t.\t.\t15\t10\u201412\nUnterschenkel . . .\t6\u20147\t' 5\u20146\nOberarm\t\t12\u201413\t4-5\u20145\nUnterarm ....\t8-8-5\t3\u20143-5\nAls H\u00f6he der secund\u00e4ren Erhebung ist hier die Erhebung der Spitze \u00fcber denjenigen Punkt gemessen, an welchem die secund\u00e4re Welle einzusetzen scheint. Betrachtet man in gleicher Weise z. B. den Druckpuls der Radialis, so findet man, dass der dicrotische Gipfel sich hier kaum um mehr als 1 mm von der gerade ausgezogenen Linie abhebt, w\u00e4hrend die Hauptwelle etwa eine Erhebung von 5mm zeigt. Aehnlich ist das Verh\u00e4ltnis auch bei den Femoralis-Pulsen.\nUm ein Bild von der Constanz bez. Variabilit\u00e4t der Strompulse zu geben, theile ich zun\u00e4chst eine Anzahl Curven mit, welche von derselben Person an verschiedenen Tagen und zu verschiedenen Tageszeiten erhalten wurden.\nIn den Vormittagsstunden sind aufgenommen die Curven 7 (21. II. 87), 8 (24. II. 87) und 9 (25. II. 87); in den Nachmittagsstunden (ca. 3 Uhr)","page":276},{"file":"p0277.txt","language":"de","ocr_de":"Beobachtung dee Wellenbewegung des Blutes.\n277\nausser den oben besprochenen 3 bis 6 noch 10 (15.11. 87) und 11 (21.11.87). Alle diese Curven 7 bis 11 beziehen sich auf den Unterarm. Die Curven 8 und 6, ebenso 7 und 11 zeigen Vor- und Nachmittagspulse von demselben Tage. Man wird bemerken, dass die Curven im Ganzen sehr gleichartig erscheinen.1 Ein Unterschied findet haupts\u00e4chlich bez\u00fcglich der kleineren Erhebungen statt. Der der sogen. Elasticit\u00e4tselevation entsprechende Zwischenschlag ist in Fig. 7, 9 und 11, ebenso wie in Fig. 6, ungemein deutlich, in anderen dagegen, wie 8 und 10 ist nur eben eine leichte Unebenheit in der absteigenden Linie des Hauptgipfels zu bemerken.2 Die kleinen Spitzen des Endst\u00fcckes sind in Fig. 13 besonders deutlich. Auch die Messung der zeitlichen Verh\u00e4ltnisse ergiebt keine betr\u00e4chtlichen Differenzen. Der Abstand zwischen Hauptspitze und secund\u00e4rer Spitze betrug f\u00fcr das Tachogramm Fig. 6 0-27 Secunden. Die entsprechenden Werthe sind f\u00fcr die Vormittagscurven Figg. 7 bis 9 bezw. 0 \u2022 27 ; 0-26; 0-26; f\u00fcr die Nachmittagscurven Fig. 10, 11 bezw. 0-27 und 0-28 Secunden.\nAuch der Zwischenschlag hat, wo er deutlich ausgepr\u00e4gt ist, ein nahezu constantes zeitliches Verh\u00e4ltniss zu dem \u00fcbrigen Theil der Welle. Wir finden seinen Abstand von der Hauptspitze in Fig. 7 =0-12 Secunden, in Fig. 11 =0-13 Secunden, in Fig. 9 =0-12 Secunden.\nAus den gemachten Vergleichungen ist zu folgern, dass die Strompulse zwar gewiss durch die Verschiedenheit physiologischer Zust\u00e4nde merklich beeinflusst werden, doch aber diese Differenzen meist sehr geringe sind. Meine Erfahrungen reichen daher vorl\u00e4ufig nicht aus, um nach dieser Richtung bestimmte Regeln aufzustellen. Es wird erst Sache einer eigenen Versuchsreihe sein m\u00fcssen, die Variabilit\u00e4t der Strompulse und ihre Abh\u00e4ngigkeit von verschiedenen Umst\u00e4nden zu eruiren. Ich kann indessen schon jetzt erw\u00e4hnen, dass ein solches Unternehmen auf erhebliche Schwierigkeiten st\u00f6sst; einige Vorversuche zeigten mir, dass selbst ein ganz gewaltiger willk\u00fcrlicher Eingriff in den Kreislauf (die Verschliessung beider Femoralarterien durch elastische Einwickelung der Oberschenkel) die Strompulse des Unterarmes wenigstens in der Form kaum merklich ver\u00e4ndert. Auch f\u00fcr den Oberarm scheint die Sache nicht erheblich anders zu liegen.\nVon diesem zeigt Fig. 12 eine Curve aus den Vormittagsstunden (am 24. III. 87), welche mit Fig. 5 sehr nahe \u00fcbereinstimmt.\n1\tFig. 11 sieht nur deswegen auf den ersten Blick etwas verschieden aus, weil die Flamme im Ganzen h\u00f6her war; die Form des oberen Bandes, welche eigentlich das Tachogramm ist, unterscheidet sich von Fig. 7 kaum merklich.\n2\tMan k\u00f6nnte glauben, dass diese Differenzen durch die ungleiche Geschwindigkeit der Schreibfl\u00e4che vorget\u00e4uscht w\u00e4ren. Doch ist das zweifellos nicht der Fall. Die Geschwindigkeit betr\u00e4gt vielmehr in Fig. 10 14-64 mm per Secunde, in Fig. 11 nur 13-8 mm; gleichwohl ist es die letztere Curve, welche den Zwischenschlag deutlich zeigt, w\u00e4hrend er bei der ersteren fehlt.","page":277},{"file":"p0278.txt","language":"de","ocr_de":"278\nJ. v. Kbies:\nIch wende mich zu der Besprechung einiger Versuche, welche an anderen Personen angestellt sind. Dem leitenden Gesichtspunkten der ganzen Untersuchungen entsprechend betrafen dieselben haupts\u00e4chlich Strompulse am Unterarm und Sphygmogramme von Radial- und Brachialarterien. Man findet ron Hrn. Stud. F. in Fig. 13, Taf. AI das Tachogramm des Unter-aimes, in Fig. 13 und 14 (Taf. V) Radialis- und Brachialis-Sphygmogramme; von Hrn. Stud. R. in Fig. 14 (Taf. VI) Unterarm-Tachogramme, in Taf. V, Fig. 15 Sphygmogramme der Radialis; und endlich von Hrn. Stud. J. in Fig. 15 und 16 der Taf. VI Tachogramme des Unter- und Oberarmes, in Fig. 16 und 17 der Taf. V Sphygmogramme von Radialis und Brachialis. Dass die Curven mit den fr\u00fcher mitgetheilten im Wesentlichen \u00fcbereinstimmen, lehrt der Augenschein. Um zu sehen, ob auch die zeitlichen Beziehungen die gleichen sind, habe ich eine Anzahl Messungen ausgef\u00fchrt. Als Abstand der secund\u00e4ren Spitze von der Hauptspitze finde ich:\nbei Hrn. F.\nTachogramm.................32,\nSphygmogramm der Radialis 34,\nDesgl. der Brachialis ... 36 Hundertstel Secunden.\nbei Hrn. R.\nTachogramm.................33,\nSphygmogramm der Radialis 33 Hundertstel Secunden.\nendlich bei Hrn. J.\nTachogramm des Unterarmes 28,\nDesgl. des Oberarmes . . 27,\nSphygmogramm der Radialis 30,\nDesgl. der Brachialis ... 30 Hundertstel Secunden.\nEs zeigt sich also auch hier, dass der secund\u00e4re Gipfel im Tachogramm entweder ganz wenig oder gar nicht fr\u00fcher liegt, als der im Sphygmogramm. Ferner ist wichtig, dass im Sphygmogramm der Radialis und Brachialis ein constanter Unterschied bez\u00fcglich des secund\u00e4ren Gipfels nicht hervortritt.\nIV.\nEine genaue theoretische Verwerthung unserer Tachogramme hat u. A. auch die Frage in Betracht zu ziehen, ob die Flammenh\u00f6hen den jeweiligen Stromst\u00e4rken genau proportional sind oder etwa nach irgend einem anderen I uuctionsverh\u00e4ltniss mit ihnen an wachsen. Es wurde hierdurch w\u00fcnschens-","page":278},{"file":"p0279.txt","language":"de","ocr_de":"Beobachtung deb Wellenbewegung des Blutes.\t279\nwerth, eine Reihe von Versuchen \u00fcber die Abh\u00e4ngigkeit der Mammenh\u00f6he von der Ausstr\u00f6mungsgeschwindigkeit des Gases auszuf\u00fchren. Solche Versuche sind auf meine Veranlassung angestellt worden;1 sie zeigten, dass innerhalb gewisser Grenzen eine solche Proportionalit\u00e4t mit grosser Ann\u00e4herung stattlindet.\nIn den Ergebnissen dieser Versuche war nun zugleich eine Graduirung unseres Beobachtungsapparates gegeben, welche es nahe legte, die Methode zu einer quantitativen Auswerthung der Pulswelle auszubilden. Zu erstreben war hierbei, dass f\u00fcr jede individuelle Pulswelle an einer bestimmten Stelle der Gef\u00e4ssb\u00e4hn eine in bestimmten Einheiten ausgedr\u00fcckte und somit durchweg vergleichbaren Angabe erhalten w\u00fcrde. Ueberblickt man die verschiedenen bisher gebr\u00e4uchlichen Methoden der Pulsbeobachtung, so bemerkt man, wie wenig dieselben einer solchen Aufgabe gewachsen sind. Die sphygmographische Curve k\u00f6nnte durch die H\u00f6he ihrer Erhebung uns ein Bild von der im Arterienrohr stattfindenden Druckschwankung liefern. Indessen ist die sphygmographische Curve von der Application des Instrumentes so sehr, namentlich quantitativ, abh\u00e4ngig, dass eine solche Ver-werthung ziemlich ausgeschlossen ist; noch weniger kann es gelingen, etwa von der Differenz der Pulsgr\u00f6sse verschiedener Individuen auf diesem Wege eine Vorstellung zu erlangen, da die besonderen Verh\u00e4ltnisse der Haut und des Fettgewebes, sowie kleine Differenzen in der Lagerung der Arterien auf die H\u00f6he der Sphygmogramme von grossem Einfluss sind. Demgem\u00e4ss ist es ein Resultat von sehr zweifelhaftem Werthe, wenn wir durch empirische Graduirung eines Sphygmographen ermitteln, dass bei der Aufzeichnung einer bestimmten Pulscurve der auf die Pelotte ausge\u00fcbte Druck, sagen wir zwischen 150 und 160 s\u2122 schwankte. Die Druckzunahme um 10 \u00abrm, welche der Erhebung der Pulslinie entspricht, giebt keine Vorstellung von der entsprechenden Zunahme des hydrostatischen Drucks im Arterienrohr.\nDie Beobachtung der Volumpulse scheint auf den ersten Blick in dieser Hinsicht erheblich zuverl\u00e4ssiger. Doch darf, wie ich oben auseinandergesetzt habe, auch bez\u00fcglich dieser bezweifelt werden, ob sie selbst in der urspr\u00fcnglich von Fick benutzten Form quantitativ genaue Ergebnisse liefern. In noch h\u00f6herem Grade gilt dieser Zweifel, wenn die Volumpulse mittels eines Tambours registirt werden. Denn der Tambour ist ein Apparat, an welchem die Spannung der Membran, Tr\u00e4gheitsmoment des Hebels u. s. w. nicht in durchg\u00e4ngig gleichm\u00e4ssigem Maasse hergestellt werden k\u00f6nnen; \u00fcberdies h\u00e4ngen die Ergebnisse in hohem Maasse davon ab, zu welchem Theile man den Aermel mit W asser bez. Luft f\u00fcllt. \u2014 Die Gas-Tachographie gestattet nun ohne Schwierigkeit eine\n1 Von Hrn. Gand. raed. Thoma, der an anderer Stelle dar\u00fcber berichten wird.","page":279},{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"\n280\tJ. y. Kries:\nErmittelung dar\u00fcber, wie viel das Maximum der arteriellen Stromst\u00e4rke \u00fcber dem Mittelwerthe liegt. Es empfiehlt sich aber, zu diesem Zwecke die Methode einigermaassen zu modificiren; man muss n\u00e4mlich eine so weite Oeffnung nehmen, dass auch ohne Nebenausfluss die Bewegung der Flammenh\u00f6he der arteriellen Stromst\u00e4rke genau entspricht. Die photographische Aufzeichnung wird unter diesen Umst\u00e4nden misslich, weil, wie oben erw\u00e4hnt, die Flamme leicht zittert. Dieselbe ist aber f\u00fcr den vorliegenden Zweck auch \u00fcberfl\u00fcssig, weil es sich nur darum handelt, zu beobachten, wie hoch die Flammenspitze heraufzuckt. Das gelingt mit freiem Auge sehr gut, wenn man die Flamme in einem mit einer Theilung versehenen Cylinder brennen l\u00e4sst. Die Methode gestaltet sich demnach folgendermaassen. Eine bestimmte Brennspitze wird graduirt, d. h. es wird bestimmt, welche Gasstr\u00f6me Flammenh\u00f6hen von je 1, 2, 3 ... . \u2122 entsprechen. Betrachtet man als Einheit der Stromst\u00e4rke diejenige, bei welcher 1cbcm per Sec. abfliesst, so findet sich z. B., dass die Erhebung der Flammenspitze von 3 auf 6 \u2122 einer Steigerung von 2-5 Stromeinheiten entspricht. Soll nun diese Spitze zu dem angegebenen Zwecke benutzt werden, so wird zun\u00e4chst die Leitung, welche sie mit dem Plethysmographen-Aermel in Verbindung setzt, verschlossen und der Gaszufluss so geregelt, dass die Flamme genau 3cm H\u00f6he hat. Alsdann wird, nachdem der zu untersuchende K\u00f6rper-theil, am besten die Hand nebst den unteren zwei Dritteln des Unterarmes, in den Aermel eingeschlossen ist, die Verbindung ge\u00f6ffnet.1 Bei verschiedenen Individuen ist die H\u00f6he, bis zu welcher die Flamme nun zuckt, sehr verschieden; sie geht von etwa 4 bis 10cm. Die Genauigkeit der Methode ist, wie ich gleich erw\u00e4hnen muss, eine beschr\u00e4nkte, weil die einzelnen Pulse nicht ganz gleich hoch werden, sondern haupts\u00e4chlich in Folge der Athmung etwas variiren. Das zu entnehmende Resultat beruht also auf der Sch\u00e4tzung eines Mittels und kann demgem\u00e4ss nur etwa auf 3 bis 4mm als sicher angesehen werden. Nichtsdestoweniger gen\u00fcgt die Methode, um individuelle Verschiedenheiten sehr deutlich zur Anschauung zu bringen und auch, was wohl noch wichtiger ist, um die Schwankungen in der Pulsst\u00e4rke eines und desselben Individuums zu verfolgen. Aus diesem Grunde glaube ich, dass die Methode sich zur Einf\u00fchrung in die Praxis wenigstens der Krankenh\u00e4user in hohem Grade eignet.\nWas nun die Werthe anlangt, welche auf diese Weise erhalten werden, so ist der Betrag des Strompulses, wenn wir die Differenz zwischen Maximal-und Mittelwerth kurz so bezeichnen wollen, zwischen oberstem und mittelstem\n1 Auch hier muss nat\u00fcrlich die St\u00f6rung der Beobachtung durch zuf\u00e4llige Be-wegungen des Arms vermieden werden. Am besten wendet man, wie erw\u00e4hnt, einen sehr leichten Cylinder an und l\u00e4sst den Arm sammt dem Cylinder frei herabh\u00e4ngen.","page":280},{"file":"p0281.txt","language":"de","ocr_de":"Beobachtung deb Wellenbewegung des Blutes.\n281\nDrittel des Unterarmes, bei verschiedenen Individuen gleich 2\u20142 Stromeinheiten (Cbcm. per Secunde) in der Mitte des Oberarms gleich 6\u20148 Stromeinheiten gefunden worden.\nEs wird noch zu bemerken sein, dass diese Zahl als quantitatives Maass f\u00fcr die Pulsst\u00e4rke nat\u00fcrlich nur in ganz bestimmter Beziehung anzusehen ist, da es ja \u00fcberhaupt selbstverst\u00e4ndlich unm\u00f6glich ist, die ganze Pulswelle quantitativ durch eine Angabe zu bestimmen. Immerhin wird die vorliegende Angabe, da sie die Hauptwelle in einer wichtigen Beziehung charak-terisirt, nicht ohne Werth sein.\nV.\nIm Anschluss an die obigen Mittheilungen m\u00f6chte ich noch kurz einige Versuche erw\u00e4hnen, welche die Darstellung des Druckpulses mittels Gasflamme zum Gegenst\u00e4nde hatten. Die Anwendung der Gasflamme als Sphygmoskop ist nicht neu, sondern von Lan dois1 und Klemensiewicz2 schon beschrieben worden, doch ist hier, so viel ich weiss, eine photographische Aufzeichnung der Flammenbewegung nicht geschehen. Wenn man eine solche vornimmt, so muss beachtet werden, in welcher Weise die Flamme die Bewegung der Arterienwand wiedergiebt. Setzt man auf die Arterie die Gummimembran einer Marey\u2019sehen Kapsel auf, durch welche das Gas hindurchgeht, so ist der betreffende Hohlraum allemal sehr klein und die Flammenh\u00f6hen entsprechen also nicht den jeweiligen Stellungen, sondern den jeweiligen Geschwindigkeiten der Arterienwand. Das Gleiche gilt auch von dem Landois\u2019schen Verfahren. Man bann daher erwarten, Cur-ven zu erhalten, welche mit der gew\u00f6hnlichen sphygmographischen Curve nicht identisch sind, sondern vielmehr aus ihr in \u00e4hnlicher Weise erhalten werden, wie die Stromcurven aus den Volumpulsen.\nDa die Geschwindigkeit, mit welcher der Druck ansteigt, nicht einem einfach zu bezeichnenden Vorg\u00e4nge entspricht, so will ich die Curve, welche der Flammensphygmograph liefert, als differenzirte sphygmographische Curve bezeichnen. Dass diese in der That von dem richtigen Sphygmogramm ganz verschieden ist, best\u00e4tigt der Versuch. Ich theile in Fig. 15 einen Carotispuls von mir selbst, in Fig. 16 einen Femoralispuls desselben Mannes mit, von welchem das Femoralissphygmogramm Fig. 11 (Taf. V) herr\u00fchrt. Es bedarf \u00fcbrigens kaum des Vergleiches mit einer bestimmten Curve, um zu sehen, dass wir hier keine richtigen Sphygmogramme vor uns haben; dagegen ergiebt die Vergleichung, dass wir aus den Sphygmo-\n1\tLandois, Centralblatt f\u00fcr die medicinischen Wissenschaften. 1870.\n2\tKlemensiewicz, Untersuchungen aus dem InstittU f\u00fcr Physiologie und Histologie in Graz. 1873.","page":281},{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"282\nJ. v. Kbies:\ngrammen durch Differeuzirung Curven ableiten k\u00f6nnen, welche denen des Gassphygmographen recht gut entsprechen. Hieraus ist also auch zu folgern, dass aus dem \u201eDicrotismus\u201c, welchen das Gassphygmoskop zeigt, auf den Dicrotismus des Pulses eigentlich nur dann h\u00e4tte geschlossen werden k\u00f6nnen, wenn man unter dieser Bezeichnung beide Mal etwas verschiedenes versteht, das eine Mal n\u00e4mlich ein nochmaliges Ansteigen der Flamme, das andere Mal ein vor\u00fcbergehend weniger steiles Absinken in der Pulscurve. Ich habe geglaubt diese Dinge hier ber\u00fchren zu d\u00fcrfen, weil sie zeigen, wie unerl\u00e4sslich selbst bei Anwendung an sich vortrefflicher Verfahrungsweisen eine genaue theoretische Kritik der Methoden ist; ausserdem zeigen sie, dass die Bewegung der Gasflamme hier in der That in der Weise erfolgt, wie es bei der Tachographie verlangt und angenommen wurde.","page":282},{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"Beobachtung der Wellenbewegung des Blutes.\n283\nErkl\u00e4rung der Abbildungen.\n(Taf. V.)\nAlle Zeichnungen von links nach rechts zu lesen.\nFigg. 1\u20146. Volumpulse (Plethysmogramme) von Hand und den unteren zwei Dritteln des Unterarmes. Die Unterschiede der 6 Zeichnungen r\u00fchren von den Differenzen der Methode her; vgl. S. 261.\nFig. 7. Fig. 8. Fig. 9. Fig. 10. Fig. 11. Fig. 12. Fig. 13. Fig. 14. Fig. 15. Fig. 16. Fig. 17.\nSphygmogramm der Art. radialis Sphygmogramm der Art. brachialis Sphygmogramm der Art. pediaea Sphygmogramm der Art. carotis Sphygmogramm der Art. femoralis Tachogramm der Carotis des Pferdes nach Chauveau. Sphygmogramm der Art. radialis\t| (Stud F\nSphygmogramm der Art. brachialis j '\t' '\nSphygmogramm der Art. radialis (Stud. B.). Sphygmogramm der Art. radialis )\nSphygmogramm der Art. brachialis ( 1 u\neines 28 j\u00e4hrigen Mannes (Kp.).\n(Taf. VI.)\nAlle Zeichnungen sind von rechts nach links zu lesen.\nFig. 1. Bewegung der Flamme bei geringerem (a) und bei gr\u00f6sserem Widerstande des Abflusses aus dem Plethysmographen; die Curve a stellt den Strompuls dar, w\u00e4hrend b sich den Volumpulsen ann\u00e4hert.\nFig. 2. Unbewegte Pulsflamme und Zeitschreibung.\nFigg. 3\u201416. Curven, welche den zeitlichen Verlauf der Stromst\u00e4rke bei der Pulswelle darstellen (Tachogramme), und zwar Fig. 3. Strompuls hoch am Oberschenkel Fig. 4. Strompuls Mitte des Unterschenkels Fig. 5. Strompuls Mitte des Oberarmes Fig. 6. Strompuls unter dem oberen Drittel des Unterarmes Die Curven 3\u20146 geh\u00f6ren den Nachmittagsstunden desselben Tages an.\nvon einem 28 j\u00e4hrigen Manne (Kp.).","page":283},{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"284 J. v. Kries: Beobachtung der Wellenbewegung des Blutes.\nFigg. 7\u201411. Weitere Strompulse desselben Individuums, von derselben Stelle des Unterarmes wie Fig. 6. Dieselben geh\u00f6ren verschiedenen Tagen und Tageszeiten an (vgl. S. 276).\nFig. 12. Strompuls desselben Mannes; Mitte des Oberarmes; vor Mittag.\nFig.\t13.\tStrompuls\tunter\tdem\toberen\tDrittel\tdes\tUnterarmes\t(Stud.\tF.).\nFig.\t14.\tStrompuls\tunter\tdem\toberen\tDrittel\tdes\tUnterarmes\t(Stud.\tR.).\nFig.\t15.\tStrompuls\tunter\tdem\toberen\tDrittel\tdes\tUnterarmes\t1\nFig.\t16.\tStrompuls\tMitte\tdes Oberarmes\tj ^U<^' ^\nFigg. 17 und 18. Aufzeichnungen von Druckpulsen mittels der Flamme [diffe-renzirte Sphygmogramme (S. 281)]; Fig. 17 Carotis, Fig. 18 femoralis.","page":284},{"file":"z0002tableVI.txt","language":"de","ocr_de":"Archiv f. Anat. u Phys. 1887. Phys. Abthg.","page":0}],"identifier":"lit5456","issued":"1887","language":"de","pages":"254-284","startpages":"254","title":"Ueber ein neues Verfahren zur Beobachtung der Wellenbewegung des Blutes","type":"Journal Article"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:50:20.819894+00:00"}

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