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{"created":"2022-01-31T16:59:21.160480+00:00","id":"lit71","links":{},"metadata":{"alternative":"Festschrift zur Feier des 500 j\u00e4hrigen Bestehens der Universit\u00e4t Leipzig","contributors":[{"name":"Wundt, Wilhelm","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"In: Festschrift zur Feier des 500 j\u00e4hrigen Bestehens der Universit\u00e4t Leipzig, edited by Rektor und Senat der Universit\u00e4t Leipzig, 118-133. Leipzig: S. Hirzel","fulltext":[{"file":"p0118.txt","language":"de","ocr_de":"DAS INSTITUT F\u00dcR EXPERIMENTELLE PSYCHOLOGIE.\nDirektor: Wilhelm wundt.\nI. ZUR GESCHICHTE DES INSTITUTS.\nDas Institut f\u00fcr experimentelle Psychologie ist aus sehr bescheidenen Anf\u00e4ngen hervorgegangen. Als der jetzige Leiter am i. Oktober 1875 in den Lehrk\u00f6rper der Universit\u00e4t eintrat, war ihm von dem Kgl. Ministerium unter Zustimmung des akademischen Senats ein kleines fr\u00fcheres Auditorium in dem vormaligen Konviktgeb\u00e4ude zur Verf\u00fcgung gestellt worden, um in demselben Demonstrationsmittel f\u00fcr die Vorlesungen \u00fcber Psychologie sowie Apparate f\u00fcr eigene experimentelle Arbeiten unterbringen zu k\u00f6nnen. Im Anschlu\u00df an \u201ePsychologische \u00dcbungen\u201c, die in den ersten Semestern in. der Form eines Kolloquiums abgehalten wurden, das Gegenst\u00e4nde der Vorlesung behandelte, begannen sich dann vom Herbst 1879 an einzelne Studierende in diesem Raum mit experimentellen Arbeiten zu besch\u00e4ftigen. So entstand als die erste aus diesem Seminar hervorgegangene Untersuchung die Arbeit des leider fr\u00fch als Gymnasiallehrer in Bautzen verstorbenen Dr. Max Friedrich \u201e\u00dcber die Apperzeptionsdauer bei einfachen und zusammengesetzten Vorstellungen\u201c, zugleich die erste einer gro\u00dfen Reihe zeitmessender Untersuchungen, die sich seitdem mit den Verlaufsgesetzen psychischer Vorg\u00e4nge besch\u00e4ftigt haben. Im Winter 1879/80 begonnen, ist sie 1883 als Dissertation sowie in Bd. I der von Wilhelm Wundt herausgegebenen \u201ePhilosophischen Studien\u201c","page":118},{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"_ INSTITUT F\u00dcR EXPERIMENTELLE PSYCHOLOGIE I 119\ngedruckt worden. In den folgenden Semestern beteiligten sich dann noch mehrere Studierende und j\u00fcngere Dozenten an solchen zun\u00e4chst ohne Ank\u00fcndigung im Vorlesungsverzeichnis abgehaltenen \u00dcbungen und Arbeiten. Zu diesen ersten Teilnehmern experimenteller psychologischer Studien geh\u00f6rten vornehmlich Dr. Emil Kraepelin, jetzt Professor der Psychiatrie und Direktor der psychiatrischen Klinik in M\u00fcnchen, Dr. W. Moldenhauer, damals Privatdozent der Ohrenheilkunde in Leipzig, Dr. G. Stanley Hall, jetzt Pr\u00e4sident der Clark-Universit\u00e4t in Worcester, Mass., Dr, Ernst Tischer und Dr. Martin Trautscholdt, jetzt Professoren der Mathematik und Physik \u00e4m' Nikolaigymnasium zu Leipzig, endlich Dr. James Mac Keen Catteil, jetzt Professor der Psychologie und Direktor des psychologischen Instituts an der Columbia-Universit\u00e4t in New York.\nVom Sommersemester 1881 an erschienen nun auch zum erstenmal \u201ePsychophysische \u00dcbungen f\u00fcr Vorger\u00fccktere\u201c im Vorlesungsverzeichnis. Sie konnten freilich nur in sehr beschr\u00e4nktem Umfange abgehalten werden, da das erw\u00e4hnte Arbeitszimmer unter gelegentlicher Hinzuziehung eines benachbarten Auditoriums in den Stunden, in denen dieses frei blieb, und das im Privatbesitz des Leiters der \u00dcbungen befindliche kleine Instrumentarium hierf\u00fcr allein zur Verf\u00fcgung standen. Nachdem indessen 1883 der erste Band der von da an haupts\u00e4chlich die aus dem Seminar hervorgegangenen experimentellen Arbeiten enthaltenden \u201ePhilosophischen Studien\u201c erschienen war, trat in dem Schicksal des Instituts eine erfreuliche Wendung ein, als das Kgl. Ministerium einen kleinen Staatszuschu\u00df bewilligte und demzufolge die Einreihung des Instituts unter die allgemeinen Universit\u00e4tsinstitute und die Anstellung eines Assistenten genehmigte. Au\u00dferdem wurde der f\u00fcr die Arbeiten zur Verf\u00fcgung stehende Raum um zwei kleine Zimmer erweitert, die durch die Teilung eines benachbarten Auditoriums gewonnen waren. Nachdem zuvor schon Dr. Mac Keen Cattell als Volont\u00e4r-Assistent vom Winter 1885(86 an t\u00e4tig gewesen war, trat dann vom Herbst 1887 an Dr. Ludwig Lange, jetzt Privatgelehrter in T\u00fcbingen, als Assistent ein.\nIm Wintersemester 1883/84 erschien das Institut zum erstenmal","page":119},{"file":"p0120.txt","language":"de","ocr_de":"120 I INSTITUT FUR EXPERIMENTELLE PSYCHOLOGIE ZI\nunter seinem gegenw\u00e4rtigen Namen im Vorlesungsverzeichnis, w\u00e4hrend an die Stelle der bisherigen \u201ePsychophysischen \u00dcbungen\u201c das \u201eSeminar f\u00fcr experimentelle Psychologie\u201c trat. Zugleich bot sich in den n\u00e4chsten Semestern Gelegenheit zu einer nochmaligen Erweiterung der R\u00e4ume, indem das Pharmakologische Institut aus seinem bis dahin in dem nahen Beginenhause gelegenen Domizil in ein neues Geb\u00e4ude an der Liebigstra\u00dfe umzog. Demnach wurden aus dessen bisherigem Besitz zwei Zimmer an das Psychologische Institut abgetreten, das nunmehr \u00fcber f\u00fcnf R\u00e4ume verfugte. Inzwischen war an die Stelle von Dr. Lange, der leider aus Gesundheitsr\u00fccksichten zur\u00fcckzutreten gen\u00f6tigt war, vom Wintersemester 1887/88 an Dr. Oswald K\u00fclpe, gegenw\u00e4rtig Professor der Philosophie und Direktor des Psychologischen Instituts in W\u00fcrzburg, getreten, dem w\u00e4hrend einiger Semester zuerst Dr. C. Lorenz, zurzeit Professor am Technikum in Mittweida, dann Dr. Alfred Vierkandt, jetzt Dozent der Ethnologie in Berlin, und endlich vom Herbst 1888 an Dr. A. Kirschmann, jetzt Professor der Psychologie und Direktor des psychologischen Laboratoriums in Toronto, Kan., als Famuli und Privatassistenten zur Seite standen.\nEinen f\u00fcr die \u00e4u\u00dfere Entwicklung des Instituts \u00fcberaus wichtigen Fortschritt f\u00fchrte in den n\u00e4chsten Jahren der infolge des Umbaues der Universit\u00e4t erfolgende Abbruch seiner bisherigen Wohnst\u00e4tte, des Konviktgeb\u00e4udes, und der dadurch n\u00f6tig gewordene zeitweilige Umzug eines gro\u00dfen Teiles der Universit\u00e4t in das Triersche Institut am Grimmaischen Steinweg mit sich. Hier erhielt das Institut durch seine Unterbringung im zweiten Stockwerk des Hauses Grimm. Steinweg 12 zum erstenmal ausk\u00f6mmliche R\u00e4ume, die, nach S\u00fcden, Norden und Osten und in der N\u00e4he eines geeigneten Auditoriums gelegen, im ganzen elf Arbeitszimmer umfa\u00dften. Dieses provisorische Institut ist von Prof. Wundt auf Ersuchen des Kgl. Preu\u00dfischen Unterrichtsministeriums in dem Werk \u201eDie deutschen Universit\u00e4ten\u201c bei Gelegenheit der Weltausstellung in Chicago (S. 450 ff.) geschildert worden. Der gr\u00f6\u00dfere Raum, der hier zur Verf\u00fcgung stand, machte es m\u00f6glich, von nun an die Aufnahme von Teilnehmern an den Arbeiten und \u00dcbungen nicht mehr blo\u00df auf einzelne zu beschr\u00e4nken, sondern dem sich","page":120},{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"H INSTITUT F\u00dcR EXPERIMENTELLE PSYCHOLOGIE I 121\nerh\u00f6henden Bed\u00fcrfnisse entsprechend allm\u00e4hlich zu erweitern. Dabei machte sich freilich zugleich die Notwendigkeit geltend, f\u00fcr die Leitung der Arbeiten noch eine weitere Hilfskraft beizuziehen. Vom Herbst 1891 an suchte daher der Direktor zun\u00e4chst durch Anstellung eines Privatassistenten aus eigenen Mitteln dem Mangel abzuhelfen, bis im Sommer 1894 das Kgl. Ministerium die offizielle Anstellung eines zweiten Assistenten genehmigte. Von der gleichen Zeit an erschien die Ank\u00fcndigung des Instituts im Vorlesungsverzeichnis, wie noch gegenw\u00e4rtig, mit der Einteilung in den einmal w\u00f6chentlich von einem der Assistenten zweist\u00fcndig gehaltenen Einf\u00fchrungskursus f\u00fcr neu Eintretende und in Arbeiten und \u00dcbungen der Teilnehmer, f\u00fcr die das Institut Montag bis Freitag von 2\u20147 und Sonnabend von 2\u20144 Uhr ge\u00f6ffnet ist.\nIn dem Vierteljahrhundert, das so seit dem \u00dcbergang des Psychologischen Instituts aus einem privaten Seminar in ein \u00f6ffentliches Universit\u00e4tsinstitut verflossen, ist eine Reihe von Assistenten an demselben t\u00e4tig gewesen, von denen mehrere heute selbst als Direktoren psychologischer Institute innerhalb wie au\u00dferhalb Deutschlands wirken. Nicht minder haben dem Institut als Teilnehmer an den \u00dcbungen manche jetzt an ausw\u00e4rtigen, namentlich an amerikanischen Universit\u00e4ten t\u00e4tige Dozenten der Psychologie und Leiter psychologischer Laboratorien angeh\u00f6rt. Als Assistenten des Instituts z\u00e4hlt unser Katalog vom Jahre 1883 an die folgenden auf, von denen die ersten schon oben genannt worden sind. Den Namen und Jahren ihres Wirkens am Institut wird in Klammer die jetzige Stellung beigefugt, soweit diese bekannt ist: James Me Keen Catteil 1885\u201486 (Professor an der Columbia-Universit\u00e4t N. Y.), Ludwig Lange 1886\u201487 (Dr. phil. in T\u00fcbingen), Oswald K\u00fclpe 1887\u201494 (Professor in W\u00fcrzburg), August Kirschmann 1889\u201492 (Professor in Toronto, Kan.), Emst Meumann 1892\u201497 (Professor in M\u00fcnster i. W.), Friedrich Kiesow 1892\u201496 (Professor in Turin), Paul Mentz 1896\u201499 (Privatdozent in Leipzig), Erich Mosch 1897\u201499 (Gymnasialoberlehrer in Charlottenburg), Robert M\u00fcller 1899\u20141900 (Dr. phil. et med.), Wolfgang M\u00f6bius 1899 bis 1900 (Dr. phil.), Wilhelm Wirth seit 1900 (a. o. Professor in Leipzig), Ernst D\u00fcrr 1901\u201402 (Professor in Bern), Felix Krueger\nIV, 1.\t\u00ab6","page":121},{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"122 Z INSTITUT F\u00dcR EXPERIMENTELLE PSYCHOLOGIE H\n1902\u201406 (von 1906\u201408 als Professor nach Buenos Aires beurlaubt), Otto Klemm seit 1906 (Dr. phil.), Paul Salow seit 1908 (Dr. phil.). Seit dem Sommer 1908 ist Dr. W. Wirth zum etatm\u00e4\u00dfigen au\u00dferordentlichen Professor und Mitdirektor des Instituts ernannt, neben dem und dem Direktor Dr. Otto Klemm und Dr. Paul Salow die \u00dcbungen und Arbeiten leiten.\nII. BESCHREIBUNG DES INSTITUTS.\nSeit der Vollendung des Neubaues der Universit\u00e4t im Herbst 1896 befindet sich das Psychologische Institut in dem Obergescho\u00df der aneinander sto\u00dfenden nach S\u00fcden und Westen gerichteten Teile des Johanneum und Paulinum, die hier derart ineinander \u00fcbergehen, da\u00df das Institut die Verbindung zwischen diesen Geb\u00e4uden herstellt. Der beistehende Grundri\u00df gibt eine \u00dcbersicht der Einteilung; zugleich sind in ihm die ansto\u00dfenden Auditorien, die den psychologischen Lehrzwecken dienen, mit aufgenommen. Von diesen hat das gro\u00dfe amphitheatralisch gebaute Auditorium A 492 Sitzpl\u00e4tze. Durch Oberlicht beleuchtet, kann es mittels eines durch Elektromotoren zu bewegenden schwarzen Vorhangs in wenig Minuten verdunkelt werden. Au\u00dferdem besitzt es unmittelbar an dem mit einem gr\u00f6\u00dferen Tisch versehenen Katheder die Vorrichtungen f\u00fcr die Zuleitung von Gas und Elektrizit\u00e4t, sowie f\u00fcr Drahtverbindungen nach dem Laboratorium f\u00fcr die an die Benutzung hier befindlicher Apparate gebundenen Versuche. Das kleine Auditorium B hat 98 Sitzpl\u00e4tze. Es dient zu Vorlesungen \u00fcber speziellere Gebiete der Psychologie und ist daher zum Zweck der Verdunklung mit dichten schwarzen Vitragen an den Fenstern sowie ebenfalls mit Einrichtungen f\u00fcr die Zuleitung von Gas, Elektrizit\u00e4t usw. versehen. Das Laboratorium selbst hat zwei Eing\u00e4nge. Davon ist der eine nach dem Auditorienhaus gerichtete nur f\u00fcr den Zugang zu den Vorlesungsr\u00e4umen bestimmt, der andere, am Treppenhaus gelegene ist der allgemeine f\u00fcr die Besucher des Instituts. Beide m\u00fcnden auf den durch eine nach Norden gerichtete Fensterreihe erhellten Korridor. Von diesem ist nach Osten ein kleiner Arbeitsraum 1 abgetrennt, der wegen seiner gleichm\u00e4\u00dfig hellen Nord-","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"n INSTITUT F\u00dcR EXPERIMENTELLE PSYCHOLOGIE Z 123\nbeleuchtung f\u00fcr gewisse Zwecke n\u00fctzlich ist. In ihm befindet sich zugleich ein auf dem Fundament des Hauses fester Marmortisch St. Wird die vom Raum 1 nach dem Laboratorium gehende gro\u00dfe Fl\u00fcgelt\u00fcr ge\u00f6ffnet, so entsteht ein sehr heller Gang von 37,10 m\nL\u00e4nge, der fur Versuche, bei denen man gr\u00f6\u00dferer Entfernungen bedarf, zur Verf\u00fcgung ist Die nach S\u00fcden gerichtete, dem Jo-hanneum angeh\u00f6rige Zimmerflucht ist vorzugsweise f\u00fcr optische Arbeiten bestimmt. So zun\u00e4chst das an W\u00e4nden, Decke und Fu\u00dfboden schwarz gestrichene Dunkelzimmer 2 b mit dem dazu ge-","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124 - INSTITUT F\u00dcR EXPERIMENTELLE PSYCHOLOGIE H\nh\u00f6rigen Vorraum 2a, vor welch letzterem ein Balkon mit Vorrichtungen zur Aufstellung des Heliostaten bei Beobachtungen mit Sonnenlicht angebracht ist. Au\u00dferdem befindet sich in diesem Vorraum eine Bogenlampe mit n\u00f6tigem Zubeh\u00f6r, eine Ladestation f\u00fcr Akkumulatoren u. a. In dem Dunkelzimmer 2 b selbst sind die jeweils nach den Versuchszwecken wechselnden optischen Vorrichtungen auf schwarz gestrichenen Tischen aufgestellt. Das daneben befindliche gr\u00f6\u00dfere Zimmer 2 ist als Hauptraum f\u00fcr optische Versuche ebenfalls durch schwarze Vorh\u00e4nge zu verdunkeln. Dasselbe gilt von 5 und 11. Nr. 3 ist das Zimmer des Direktors. Jenseits des Treppenaufgangs befindet sich dann noch ein gr\u00f6\u00dferer, nach der Universit\u00e4tsstra\u00dfe liegender Raum 6, der haupts\u00e4chlich zur Aufbewahrung von Demonstrationsapparaten fur die Vorlesung, sowie zu gemeinsamen Zusammenk\u00fcnften der Mitglieder des Instituts bestimmt ist. Auch ist hier eine Meidinger-Batterie von 60 Elementen in Wandschr\u00e4nken untergebracht Sie dient, w\u00e4hrend f\u00fcr die meisten F\u00e4lle der direkte Anschlu\u00df an die allgemeine Elektrizit\u00e4tsleitung von no Volt unter Einschaltung geeigneter Widerst\u00e4nde und der Strom von Akkumulatoren Verwendung finden, wesentlich nur f\u00fcr chronoskopische Zwecke, bei denen eine sehr gro\u00dfe und durch Wochen andauernde Konstanz der Stromst\u00e4rke erfordert wird. Unmittelbar dem Zimmer 6 gegen\u00fcber liegt der Eingang zu dem zweiten nach Osten und Westen gelegenen Teil des Laboratoriums. Er zerf\u00e4llt in die nach der Universit\u00e4tsstra\u00dfe gehenden, gemeinsamen Zwecken dienenden R\u00e4ume 15, 14 und 13, und in die dem Universit\u00e4tshof zugekehrten einzelnen Arbeitsr\u00e4ume 7 bis 12, die zur Sicherung vor Ger\u00e4usch mit gro\u00dfen Doppelfenstern versehen sind. Von diesen mit Einschlu\u00df des Vorzimmers 12a zehn einzelne gr\u00f6\u00dfere und kleinere Zimmer z\u00e4hlenden R\u00e4umen dient 15 als Garderobe und als Aufbewahrungsraum f\u00fcr die in der Vorlesung gebrauchten Demonstrationstafeln, die hier in mehreren Schr\u00e4nken untergebracht sind. 14 ist das Lesezimmer, in welchem sich die Handbibliothek des Instituts, ebenfalls in verschlie\u00dfbaren Schr\u00e4nken, befindet. Nr. 13 ist ein kleiner Handwerksraum, mit den notwendigen Werkzeugen ausgestattet. Nach Osten liegen dann diesen R\u00e4umen gegen\u00fcber und teils von der Garderobe,","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"n INSTITUT FUR EXPERIMENTELLE PSYCHOLOGIE Z 125\nteils vom Lesezimmer aus zug\u00e4nglich, aber voneinander durch dichte W\u00e4nde getrennt: Nr. 7 das Zimmer des Mitdirektors, 8 ein Arbeitsraum mit Linoleumboden, in welchem ein Fallphonometer Aufnahme gefunden hat, 9 ein gr\u00f6\u00dferer, haupts\u00e4chlich zu akustischen Versuchen dienender Arbeitsr\u00e4um', endlich 10 und 11 zwei weitere, verschiedenen Zwecken bestimmte Experimentierr\u00e4ume. Die letzte Abteilung bildet das \u201eStillezimmer\u201c 12 mit dazu geh\u00f6rigem kleinem Vorraum 12 a. Das Stillezimmer ist zur vollkommenen Sicherung gegen \u00e4u\u00dfere Ger\u00e4usche gegen den Vorraum durch eine Matratzent\u00fcr gesch\u00fctzt und au\u00dferdem von Doppelmauern mit zwischengelagertem Schutt umgeben. F\u00fcr isolierte Schalleitungen ist es gegen die benachbarten R\u00e4ume 12a und 13 und durch eine weitere, nach beiden Seiten schalldicht verschlie\u00dfbare R\u00f6hre mit 9 verbunden. Um es zugleich als Dunkelzimmer verwenden zu k\u00f6nnen, ist es au\u00dferdem, \u00e4hnlich wie das Dunkelzimmer 2b, innen schwarz gestrichen. Es bleibt schlie\u00dflich noch zu bemerken, da\u00df alle R\u00e4ume des Instituts, die zu experimentellen Arbeiten dienen, untereinander sowohl mit Leitungen f\u00fcr den Starkstrom, wie mit solchen f\u00fcr Akkumulatoren und f\u00fcr die Meidinger-Batterie in Nr. 6 versehen sind. Eine solche allseitige Verbindung zum Behuf der Zuf\u00fchrung von Str\u00f6men als Kraftquellen, wie von Signalen und Telephon-leitungen ist durch die besonderen Bedingungen des psychologischen Experiments geboten, da dieses f\u00fcr viele Zwecke das Arbeiten der verschiedenen Teilnehmer einer Versuchsgruppe in getrennten R\u00e4umen erforderlich macht. Ebenso ist in diesen Bedingungen die Teilung des Laboratoriums in eine verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig gro\u00dfe Zahl kleinerer Zimmer begr\u00fcndet, neben denen nur wenige gr\u00f6\u00dfere f\u00fcr spezielle r\u00e4umlich ausgedehntere Versuchsanordnungen n\u00f6tig sind. \u00dcberdies ist ein Zusammenarbeiten mehrerer unabh\u00e4ngiger Beobachter in einem und demselben Raum, wie ein solches in physikalischen und chemischen Laboratorien in der Regel stattfinden kann, hier durchgehends ausgeschlossen.","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"126 Z INSTITUT F\u00dcR EXPERIMENTELLE PSYCHOLOGIE \u201c\nIII. APPARATE UND LEHRMITTEL.\nDas Verh\u00e4ltnis der experimentellen Psychologie zu den benachbarten naturwissenschaftlichen Gebieten, speziell zur Physik und Physiologie, bringt es mit sich, da\u00df jener ein gro\u00dfer Teil des Instrumentariums, \u00fcber das sie verfugen mu\u00df, mit diesen gemeinsam ist. Es kann darum hier von einer Aufz\u00e4hlung des ganzen umf\u00e4nglichen Teils der hierher geh\u00f6rigen Apparate abgesehen werden; und es mag gen\u00fcgen, auf einige speziellere Richtungen hinzuweisen, nach denen sich die experimentelle psychologische Technik verm\u00f6ge der Eigenart der ihr gestellten Aufgaben entwickelt, oder nach denen sie die ihr durch die \u00e4lteren Disziplinen zur Verf\u00fcgung gestellten instrumentellen Hilfsmittel erg\u00e4nzt hat Zun\u00e4chst geh\u00f6ren hierher die zahlreichen Vorrichtungen, zu denen die Aufgaben der Intensit\u00e4tsmessung der Empfindungen herausfordern. Es ist dies das spezielle Gebiet der \u201ePsychophysik\u201c im Sinne Fechners, das mit dem Fortschritt der Untersuchungen eine zunehmende Ausgestaltung der zur Erzeugung gleichm\u00e4\u00dfiger und genau me\u00dfbarer Sinnesreize auf allen Sinnesgebieten erforderlichen Apparate herbei-f\u00fchrte (Fallphonometer, Photometer, Druckwage f\u00fcr Tastversuche usw.). Daran schlie\u00dft sich als ein zweites wichtiges Gebiet das der Qualit\u00e4t der Empfindungen, wiederum nach der Sonderung in die einzelnen Sinnesgebiete. Hier bedurfte das psychologische Inventar besonders f\u00fcr akustische Zwecke einer erheblichen Differenzierung gegen\u00fcber dem in physikalischen und physiologischen Laboratorien \u00fcblichen Umfang. Das Leipziger Laboratorium verf\u00fcgt so \u00fcber eine Stimmgabelserie, ; die in zahlreichen kleinen Abstufungen die T\u00f6ne von 32 Doppelschw. bis zu 2024 und von da an in etwas gr\u00f6\u00dferen Abst\u00e4nden die bekannten Serien h\u00f6chster h\u00f6rbarer T\u00f6ne in kleinen Stimmgabeln und Pfeifen bis zu etwa 60000 Schw. umfa\u00dft. Diese Serien stammen teils aus der Werkst\u00e4tte von R. K\u00f6nig in Paris, teils aus der von G. und A. Appun in Hanau. Dazu kommen sogenannte Appunsche Tonmesser, in Zungenpfeifenkl\u00e4ngen, die T\u00f6ne von 32 bis 1024 Schw., und ein Obert\u00f6neapparat, die 60 Obert\u00f6ne eines tiefen C = 32 Schw. umfassend, mehrere Akkordapparate in Lippen- und Zungenpfeifen mit","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"H INSTITUT F\u00dcR EXPERIMENTELLE PSYCHOLOGIE I 127\nVerst\u00e4rkungspfeifen f\u00fcr die charakteristischen Differenz- und Obert\u00f6ne u. a. \u00c4hnlich verf\u00fcgt das Institut \u00fcber die \u00fcblichen photometrischen Vorrichtungen, \u00fcber einen gr\u00f6\u00dferen Apparat zur Sonderung und zur Mischung der Farben des prismatischen Spektrums, einen in dem Zimmer Nr. 4 aufgestellten Helmholtzschen Farbenmischapparat (H) usw. In dritter Linie kommen dazu die im wesentlichen der Physiologie entlehnten, aber mit R\u00fccksicht auf die speziellen psychologischen Zwecke zum Teil besonderer Modifikationen bed\u00fcrftigen Apparate zur graphischen Registrierung von Puls, Atmung und Volumschwankungen infolge^ .ver\u00e4nderter,> Blutgef\u00e4\u00dfinnervation. An sie schlie\u00dfen sich die zum Teil \u00e4hnliche Ver-fahnmgsweisen verwendenden phonographischen Apparate an, unter denen der von Krueger und Wirth beschriebene Kehltonschreiber besonders erw\u00e4hnt werden mag. Alle diese Vorrichtungen, besonders die plethysmographischen, die sphygmo- und pneumo-graphischen, sind in ihrer psychologischen Verwendung spezifischen Bedingungen unterworfen, weil sie als Haupthilfsmittel f\u00fcr die physiologische Symptomatik der Gef\u00fchle und Affekte dienen. In vierter Linie seien ferner die chronometrischen Apparate genannt, die ganz besonders f\u00fcr psychologische Zwecke eine wieder nach verschiedenen Richtungen gehende Ausbildung erfahren haben. Zun\u00e4chst ist hier, seinem Prinzip nach an die genannten graphischen Untersuchungshilfsmittel sich anschlie\u00dfend, der Chronograph zu nennen. Er gestattet die Messung kleinster Zeiten bis herab zu Vmcoo Sek., zugleich mit der M\u00f6glichkeit, da\u00df die Grenzpunkte der zu messenden Zeitr\u00e4ume in ihrer Lage in verschiedenen Versuchen wechseln (bald positiv, bald negativ sind). Das Institut besitzt ein \u00e4lteres Instrument dieser Art, von dem Mechaniker K. Krille angefertigt, und ein neueres, wesentlich vervollkommnetes, von dem jetzigen Institutsmech\u00e4niker E. Zimmermann ausgef\u00fchrt. Ferner verfugt es \u00fcber drei Hippsche Chronoskope, zwei \u00e4lterer und eines neuerer Konstruktion, nebst den dazu n\u00f6tigen Hilfsapparaten, Kontroll-hammer usw. Alle diese zeitmessenden Vorrichtungen finden haupts\u00e4chlich bei den sogenannten \u201eReaktionsversuchen\u201c Verwendung, die in ihren verschiedenen Modifikationen darauf ausgehen, den Zeitverlauf vom Moment einer Reizeinwirkung bis zu einer darauf","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128 _ INSTITUT F\u00dcR EXPERIMENTELLE PSYCHOLOGIE H\neintretenden Willensreaktion, eventuell unter Einschaltung verschiedener psychischer Zwischenvorg\u00e4nge, zu ermitteln. Der Chronograph dient \u00fcberdies zur genaueren Zeitnormierung der \u00fcbrigen Zeitmessungsinstrumente. An die chronometrischen Vorrichtungen schlie\u00dfen sich f\u00fcnftens die Apparate zur Untersuchung der Zeitvorstellungen. Zu ihnen geh\u00f6ren zun\u00e4chst die sogenannten \u201eZeitsinnapparate\u201c, die dazu bestimmt sind, Sinneseindr\u00fccke, vor. allem Schallreize in genau abzumessenden Zeitabst\u00e4nden \u00eainwirk\u00e9n zu lassen, wobei entweder die Intensit\u00e4t der Eindr\u00fccke, ebenso wie ihre Qualit\u00e4t konstant erhalten oder ebenfalls planm\u00e4\u00dfig variiert werden kann. Das Institut verfugt \u00fcber einen Heineren und \u00fcber einen gro\u00dfen, in Zusammenhang mit einem vorz\u00fcglichen Baltzar-schen Kymographion gebrauchten Apparat dieser Art, von denen besonders der letztere einer vielseitigen Verwendung f\u00e4hig ist. In weiterer Folge schlie\u00dfen sich hier mannigfache \u201etachistoskopische Apparate\u201c an. Es sind Vorrichtungen, die der Einwirkung einfacher oder zusammengesetzter Sinnes- (besonders Gesichts-) Vorstellungen auf das Bewu\u00dftsein w\u00e4hrend einer in der Regel Meinen und exakt zu bestimmenden Zeit dienen. Hierher geh\u00f6ren das Falltachistoskop mit Atwoodscher Vorrichtung zur Abstufung der Geschwindigkeit; ferner die von W. Wirth konstruierten Rotationsund Spiegeltachistoskope, die eine Wiederholung gleicher oder planm\u00e4\u00dfig variierter Eindr\u00fccke in genau abzumessenden Zeiten gestatten usw. Alle diese Apparate dienen zugleich der exakten Untersuchung der Aufmerksamkeitsvorg\u00e4nge in ihrem Verh\u00e4ltnis zum Bewu\u00dftseinsumfang, zu welchen letzteren Zwecken dann noch weitere Vorrichtungen und Apparatezusammenstellungen Verwendung finden, deren Aufz\u00e4hlung hier zu weit fuhren w\u00fcrde. Als ein speziell der Untersuchung der Verh\u00e4ltnisse rhythmischer Gliederung gleichm\u00e4\u00dfiger Schalleindr\u00fccke dienender Apparat sei nur noch der \u201eTaktierapparat\u201c genannt, der die Erscheinungen spontaner, an die Undulationen der Apperzeption gebundener Rhythmisierung verfolgen l\u00e4\u00dft In weiterem Umkreis schlie\u00dfen sich an die tachisto-skopischen Instrumente die \u201eKomplikationsapparate\u201c, die der Untersuchung der Vorstellungsverbindungen und ihrer zeitlichen Ordnung bei der Einwirkung disparater Sinneseindr\u00fccke (Schall und Licht,","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"H INSTITUT F\u00dcR EXPERIMENTELLE PSYCHOLOGIE I 129\nGeh\u00f6rs- und Tastsinn oder Kombinationen zusammengesetzterer Art) dienen. Dahin geh\u00f6ren neben den einfacheren, f\u00fcr einzelne Einwirkungen bestimmten Vorrichtungen namentlich der \u201ePendelapparat f\u00fcr Komplikationsversuche\u201c, sowie die analog, aber f\u00fcr gleichf\u00f6rmige Geschwindigkeiten konstruierte \u201eKomplikationsuhr\u201c. Endlich mag hier als einer letzten Gruppe von Apparaten der \u201eGed\u00e4chtnisapparate\u201c gedacht werden, unter welchem nicht ganz zweckm\u00e4\u00dfigen Ausdruck man alle die Vorrichtungen zusammenzufassen pflegt, die der qualitativen und quantitativen Untersuchung der Wiedererkennungs- und Erinnerungsvorg\u00e4nge bestimmt sind. Das Institut verfugt \u00fcber zwei solche nach dem Ranschburgschen Prinzip konstruierte, von Wirth verbesserte Apparate.\nDa das Institut neben seinem Zweck, psychologische Arbeiten zu f\u00f6rdern, auch den Vorlesungen \u00fcber die Psychologie und ihre wichtigeren Teile Demonstrationsapparate zur Verf\u00fcgung zu stellen hat, so ist im Laufe der Zeit mehr und mehr darauf Bedacht genommen worden, die wichtigeren, sonst der Untersuchung dienenden Instrumente in gr\u00f6\u00dferer Ausf\u00fchrung herstellen zu lassen, wo sie dann f\u00fcr die Vorf\u00fchrung der Erscheinungen im Auditorium verwendet werden k\u00f6nnen. So besitzt das Institut ein Demonstrations-chronoskop, das es gestattet, Messungen \u00fcber die Reaktionsdauer und \u00fcber die Zeit der in sie eingehenden psychischen Vorg\u00e4nge einem gro\u00dfen Auditorium so vorzuf\u00fchren, da\u00df die Zeiten bis zu V1000 Sek. leicht aus der Feme abgelesen werden k\u00f6nnen; ferner ein Falltachistoskop in stark vergr\u00f6\u00dferten, die Beobachtung mit blo\u00dfem Auge und in weiteren Entfernungen gestattenden Dimensionen, einen \u00e4hnlichen Pendelapparat f\u00fcr Komplikationsversuche, einen gro\u00dfen Apparat f\u00fcr Ged\u00e4chtnisversuche usw. Dazu kommen noch die ausschlie\u00dflich der Demonstration dienenden Vorrichtungen, wie die Apparate f\u00fcr die objektive Entwertung des Spektrums, die Isolierung einzelner Teile desselben und die Mischung von Spektralfarben, Farbenscheiben von etwa 60 cm Durchmesser mit entsprechend gro\u00dfen Rotationsapparaten f\u00fcr die Demonstration von Farbenmischungen, Kontrasterscheinungen u. dgl., ein gro\u00dfes Modell f\u00fcr die Demonstration der Augenbewegungen, eine gr\u00f6\u00dfere Zahl von Objekten zur Skioptikonsdemonstration von Erscheinungen aus\nXV. 1.\t,7","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"i3o _ INSTITUT F\u00dcR EXPERIMENTELLE PSYCHOLOGIE H\ndem Gebiet der r\u00e4umlichen Gesichtswahrnehmungen, besonders der sogenannten geometrisch-optischen T\u00e4uschungen, gro\u00dfe Stimmgabeln zur Vorf\u00fchrung der tiefsten h\u00f6rbaren T\u00f6ne und zur objektiven Aufzeichnung von Tonschwingungen auf eine bewegte Fl\u00e4che usw. Endlich sei eine Sammlung von gro\u00df ausgef\u00fchrten Zeichnungen genannt, die als Wandtafeln in der Vorlesung dienen.\nNach dem Tode des Mechanikers K. Krille, der in den ersten Jahren dem Institut die erforderlichen Apparate geliefert hatte, erfreut sich dieses seit vielen Jahren der Hilfe des Herrn Institutsmechanikers E. Zimmermann, der weitaus die meisten jetzt im Besitz des Instituts befindlichen Apparate angefertigt und sich um die Herstellung derselben durch die exakte Ausf\u00fchrung wie durch seine einsichtigen Ratschl\u00e4ge vielfache Verdienste erworben hat. F\u00fcr kleinere im Hause erforderliche mechanische Arbeiten hat sich der gegenw\u00e4rtige Aufw\u00e4rter des Instituts Paul Koblischeck vorz\u00fcglich bew\u00e4hrt.\nDer Etat des Instituts f\u00fcr Instrumente war in den ersten Jahren nach seiner Begr\u00fcndung ein h\u00f6chst bescheidener: er bewegte sich zwischen 600 und 900 M. Jetzt ist er seit einer Reihe von Jahren auf 2000 M. erh\u00f6ht, wobei der Aufwand f\u00fcr Gas, Elektrizit\u00e4t und Heizung, sowie die Assistenten- und Aufw\u00e4rtergehalte nicht eingerechnet sind. Ebenso wird der Aufwand f\u00fcr die Bibliothek teils durch die vom Direktor gelieferten Zeitschriften, teils durch Beitr\u00e4ge der Mitglieder bestritten. Auch als reines Instrumentenaversum w\u00fcrde \u00fcbrigens bei dem hohen Preis der Pr\u00e4zisionsapparate jene Summe nicht zureichen, wenn sich nicht grunds\u00e4tzlich der Aufwand aus dem Institutsetat auf die allgemeiner verwertbaren Instrumente beschr\u00e4nkte, wovon nur in speziellen F\u00e4llen Ausnahmen gemacht werden, w\u00e4hrend im allgemeinen den Aufwand f\u00fcr ihre eigenen Versuchszwecke die betreffenden Mitglieder selbst zu leisten haben. Im \u00fcbrigen ist die Teilnahme an den \u00dcbungen und Arbeiten, abgesehen von dem kleinen Bibliotheksbeitrag, gratis. Doch beh\u00e4lt sich der Direktor die Auswahl unter den erfolgten Anmeldungen vor, wobei im allgemeinen eine theoretische Kenntnis der Psychologie und zureichende naturwissenschaftliche Vorkenntnisse vorausgesetzt werden.","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"n INSTITUT F\u00dcR EXPERIMENTELLE PSYCHOLOGIE I 131\nIV. LEHR- UND ARBEITSPLAN.\nDie T\u00e4tigkeit des Laboratoriums zerf\u00e4llt in zwei Abteilungen: in einen Einfuhrungskursus, der semesterweise abwechselnd von einem der Assistenten w\u00f6chentlich, wie schon oben bemerkt, in zwei Vormittagsstunden abgehalten wird, und in die speziellen Arbeiten der Teilnehmer. Der Einfuhrungskursus ist dazu bestimmt, die in das Laboratorium neu Eingetretenen mit den experimentellen Methoden und Hilfsmitteln im allgemeinen bekannt zu machen. Zu diesem Zweck werden die haupts\u00e4chlichsten Instrumente in einer planm\u00e4\u00dfigen Reihenfolge demonstriert, und es werden die Studierenden zu der Ausf\u00fchrung eigener Experimente angeleitet. Der Plan f\u00fcr die spezielleren Arbeiten wird in jedem Semester am Er\u00f6ffnungstage des Instituts in einer besonders dazu anberaumten Versammlung aller Mitglieder festgestellt. Es werden zu diesem Zweck zun\u00e4chst von dem Direktor die zu bearbeitenden Themata, und zwar sowohl die aus den vorangegangenen Semestern \u00fcbernommenen wie die neu gew\u00e4hlten mitgeteilt. Bei den letzteren wird zugleich tunlichst auf etwaige spezielle W\u00fcnsche der einzelnen \u00e4lteren Mitglieder, die sich f\u00fcr ein bestimmtes Thema interessieren, R\u00fccksicht genommen. Dann wird eine Verteilung der Mitglieder in die einzelnen Gruppen vorgenommen, deren jede sich mit einem bestimmten Thema zu besch\u00e4ftigen hat. Der Zutritt zu einer Gruppe erfolgt freiwillig, und es ist, sofern eine Zeitkollision zu vermeiden ist, jedem Mitglied die Teilnahme an mehreren Gruppen gestattet. Diese Gruppeneinteilung ist in der Regel bei psychologischen Versuchen gefordert, da bei ihnen Beobachter und Experimentator meist verschiedene Personen sein m\u00fcssen und es \u00fcberdies w\u00fcnschenswert ist, da\u00df die Resultate eines einzelnen Beobachters durch die anderer kontrolliert werden. Auch kann es bei komplizierteren Versuchseinrichtungen Vorkommen, da\u00df es n\u00f6tig ist, die verschiedenen Teile der Apparate durch mehrere Experimentatoren bedienen zu lassen. Demgegen\u00fcber sind nur wenige Aufgaben zur Behandlung durch eine einzige Person, die dann die Eigenschaften des Beobachters und Experimentators in sich vereinigt, geeignet. Nach der Verteilung der Mitglieder in die einzelnen Gruppen wird der Stundenplan f\u00fcr","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132 Z INSTITUT F\u00dcR EXPERIMENTELLE.PSYCHOLOGIE H\ndas folgende Semester festgestellt, mit dem zugleich die geeignete Verteilung der Arbeitsr\u00e4ume an die Gruppen innerhalb der f\u00fcr die Arbeiten bestimmten Zeit stattfindet. Nach der Konstituierung der Gruppen wird ferner f\u00fcr jede ein Leiter designiert. Als solcher funktioniert regelm\u00e4\u00dfig ein \u00e4lteres Mitglied des Instituts, das sich in vorangegangenen Semestern durch die Mithilfe an andern Arbeiten bereits erprobt hat. Dieser Leiter der Gruppe hat dann schlie\u00dflich auch die Versuche zu bearbeiten und, falls sie sich dazu eignen, ihre Ver\u00f6ffentlichung zu redigieren. \u00dcbrigens werden die Versuchsprotokolle selbst in jedem Falle, ob mm die Untersuchung publiziert worden ist oder nicht, als Eigentum des Instituts betrachtet. Bei Untersuchungen, die sich durch eine l\u00e4ngere Reihe von Semestern hinziehen, kann es Vorkommen, da\u00df eine Gruppe ihren Leiter wechselt. H\u00e4ufiger noch treten aus der Reihe der sonstigen Mitarbeiter einzelne ein und andere aus, besonders im Beginn eines Semesters. Darum ist es wichtig, da\u00df der Leiter der Gruppe die Kontinuit\u00e4t der Untersuchung aufrecht erh\u00e4lt, und es wird von vornherein auf die hierzu voraussichtlich n\u00f6tige Dauer seines Aufenthalts an der Universit\u00e4t R\u00fccksicht genommen. Eine solche dauernde Leitung bietet, abgesehen von der Kontinuit\u00e4t der Arbeit, den Vorteil, da\u00df jeder dieser Versuchsleiter sich mehr und mehr in die Funktionen eines Nebenassistenten einlebt, der die Anf\u00e4nger seiner Gruppe in die Methodik und Technik der Versuche einfuhrt.\nDie Ver\u00f6ffentlichung der meisten im Institut ausgef\u00fchrten Arbeiten ist, soweit sie \u00fcberhaupt zu einer solchen geeignet erschienen, in den \u201ePhilosophischen Studien\u201c erfolgt, die in den Jahren 1883 bis 1903 in 20 B\u00e4nden erschienen, die aber neben den experimentell psychologischen auch einzelne philosophische Arbeiten enthielten. Manche der hier abgedruckten Abhandlungen hatten au\u00dferdem zuvor als Dissertationen fur die Doktorpromotion bei der philosophischen Fakult\u00e4t gedient Von 1905 an sind an die Stelle des genannten Publikationsorgans die \u201ePsychologischen Studien\u201c getreten, die nur noch Arbeiten aus dem Institut und einzelne Arbeiten fr\u00fcherer Mitglieder desselben enthalten, welche sich an die hier begonnenen anschlie\u00dfen. Die folgende kurze Statistik \u00fcber die den Hauptgebieten der experimentellen Psychologie gewidmeten Arbeiten mag schlie\u00df-","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"H INSTITUT F\u00dcR EXPERIMENTELLE PSYCHOLOGIE Z 133\nlieh einen \u00dcberblick \u00fcber den Umfang und die Richtungen der Untersuchungen geben, nach denen sich die T\u00e4tigkeit des Instituts seit seiner Begr\u00fcndung erstreckt hat. Es beziehen sich auf die Intensit\u00e4t der Empfindungen (die Fragen der \u201ePsychophysik\u201c im engeren Sinne) 14, auf die Tastempfindungen 7, Tonpsychologie 12, Lichtempfindungen 16, Geschmackssinn 4, Geruchssinn 1, r\u00e4umliche Gesichtswahrnehmungen 6, Verlauf der Vorstellungen und Zeitvorstellungen (Zeitsinn) 15, experimentelle \u00c4sthetik 3, Aufmerksamkeitsvorg\u00e4nge 10, Gef\u00fchle und Affekte 7, Assoziations- und Erinnerungsvorg\u00e4nge 8 gr\u00f6\u00dfere Arbeiten. Vielleicht ist es noch von allgemeinerem Interesse zu bemerken, da\u00df die Arbeiten \u00fcber die Verh\u00e4ltnisse der einfachen Empfindungen neben solchen \u00fcber die Raum- und Zeitvorstellungen zumeist in den Anfang der T\u00e4tigkeit des Instituts, diejenigen dagegen \u00fcber die Aufmerksamkeits- und Erinnerungsvorg\u00e4nge, sowie \u00fcber Gef\u00fchle und Affekte der Mehrheit nach in die sp\u00e4teren Jahre fallen.","page":133},{"file":"z0001tablexix.txt","language":"de","ocr_de":"IV, 1\tTaf. XIX","page":0}],"identifier":"lit71","issued":"1909","language":"de","pages":"118-133","startpages":"118","title":"Das Institut f\u00fcr experimentelle Psychologie","type":"Book Section","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:59:21.160485+00:00"}