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{"created":"2022-01-31T13:29:45.885757+00:00","id":"lit771","links":{},"metadata":{"alternative":"Philosophische Studien","contributors":[{"name":"Wundt, Wilhelm","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Philosophische Studien 9: 496-509","fulltext":[{"file":"p0496.txt","language":"de","ocr_de":"Akustische Versuche an einer labyrinthiosen Taube.\nVon\nW. Wundt.\nIn dem Aufsatze \u00bbIst der H\u00f6rnerv direct durch Tonschwingungen erregbar?\u00ab (Bd. VIII, S. 641 dieser Studien) habe ich auf eine Reihe physiologisch-akustischer Erscheinungen hingewiesen, die sich mit der gel\u00e4ufigen Annahme, dass ausschlie\u00dflich Schallreize, die durch den Resonanzapparat des Geh\u00f6rorgans den H\u00f6rnerven zugeleitet werden, nicht vereinigen lassen, w\u00e4hrend dieselben erkl\u00e4rlich werden, sobald man, neben der aus andern Gr\u00fcnden nicht zu entbehrenden Erregung des Resonanzapparates, eine directe Reizung der Acusticus-fasern mittelst der Knochenleitung annimmt. Unter den Thatsachen, die f\u00fcr eine solche directe Reizbarkeit sprechen, habe ich auch die Beobachtungen von R. Ewald \u00fcber die H\u00f6rf\u00e4higkeit von Tauben, denen das Labyrinth total exstirpirt war, angef\u00fchrt. Durch die Lecture dieses Aufsatzes wurde Herr Prof. Ewald veranlasst, mir die Zusendung einer von ihm operirten, beiderseits labyrinthiosen Taube anzubieten, um mir die M\u00f6glichkeit zu geben, selbst an derselben Beobachtungen \u00fcber ihre H\u00f6rf\u00e4higkeit anzustellen. Ich nahm dankbar dieses Anerbieten an und kam in Folge dessen zu Anfang Juli 1893 in den Besitz der eigens zu diesem Zweck von Ewald operirten Taube. Das rechte Labyrinth war am 26. April, das linke am 30. Mai exstirpirt, am 3. Juli waren au\u00dferdem die beiden Trommelfelle zerst\u00f6rt worden, um dem Einwande, die Thiere k\u00f6nnten die","page":496},{"file":"p0497.txt","language":"de","ocr_de":"Akustische Versuche an einer labyrinthlosen Taube.\n497\nSchwingungen des Trommelfelles als Tastreize empfinden, von vornherein zu begegnen. Prof. Ewald \u00fcbergab mir die Taube mit der Erkl\u00e4rung, dass er f\u00fcr die Vollst\u00e4ndigkeit der Entfernung des ge-sammten Labyrinths unbedingte Garantie leiste, aber zugleich mit der Bedingung, wenn ich mich von dem noch vorhandenen H\u00f6rverm\u00f6gen des Thieres \u00fcberzeugt haben sollte, \u00bbauch seihst pers\u00f6nlich dieser Ueberzeugung irgend einen \u00f6ffentlichen Ausdruck zu geben\u00ab. Ich habe die Erf\u00fcllung dieser Bedingung gern \u00fcbernommen, zugleich aber glaubte ich mich nicht auf eine allgemeine Best\u00e4tigung der Resultate Ewa Id\u2019s beschr\u00e4nken zu sollen. Vielmehr schien mir eine eingehende Mittheilung der an der labyrinthlosen Taube vorgenommenen H\u00f6rpr\u00fcfungen w\u00fcnschenswerth zu sein, damit der Leser in den Stand gesetzt werde, sich \u00fcber die Ergebnisse dieser Beobachtungen selbst ein Urtheil zu bilden.\nDie Taube hatte die Reise von Stra\u00dfhurg nach Leipzig wohlbehalten \u00fcberstanden. Sie zeigte die bekannten, von Ewald in seinem Werke \u00bb\u00fcber das Endorgan der Nervus Octavus\u00ab eingehend geschilderten Gleichgewichtsst\u00f6rungen, auf die ich, da sie dem Gegenstand dieser Mittheilung fern liegen, nicht eingehe. Selbst\u00e4ndig zu fressen hatte sie noch nicht gelernt, und sie wurde daher nach der von Ewald (a. a. O. S. 55) angegebenen Technik t\u00e4glich zweimal gef\u00fcttert. Um sie m\u00f6glichst ungest\u00f6rt beobachten zu k\u00f6nnen, wurde sie dauernd in einem K\u00e4fig gehalten, der in einem der stilleren gegen S\u00fcden gelegenen R\u00e4ume des Laboratoriums an einem in der Decke durch einen Ring geschlungenen Seil so aufgeh\u00e4ngt war, dass er in beliebiger H\u00f6he fixirt werden konnte. Schon bei den ersten Versuchen stellte es sich heraus, dass die Gew\u00f6hnung an bestimmte T\u00f6ne und Ger\u00e4usche oder auch nur an Schallreize \u00fcberhaupt von gro\u00dfem Einfluss auf den Erfolg der H\u00f6rpr\u00fcfungen war. W\u00e4hrend man mit Sicherheit darauf rechnen konnte, dass die Taube auf einen m\u00e4\u00dfigen Schallreiz, wenn er sie unerwartet, namentlich kurz nach dem Erwachen traf, energisch durch Bewegungen reagirte, wurden leicht selbst starke Ger\u00e4usche wirkungslos, sobald sie sich h\u00e4ufiger wiederholt hatten. Um ein gewisses Ma\u00df der H\u00f6rf\u00e4higkeit gegen\u00fcber dem Verhalten eines sich im Vollbesitz der Geh\u00f6rapparate befindenden Thieres zu gewinnen, hielt ich es daher f\u00fcr nothwendig, die genaueren Versuche so auszuf\u00fchren,","page":497},{"file":"p0498.txt","language":"de","ocr_de":"498\nW. Wundt.\ndass jeder Beobachtungsreihe an der labyrinthlosen eine gleiche Reihe an einer normalen Taube, die unter den n\u00e4mlichen Bedingungen in einem \u00e4hnlichen K\u00e4fig gehalten wurde, parallel ging. Dabei war es \u00fcbrigens erforderlich, dass in dem Beobachtungsraum immer nur die zu beobachtende Taube anwesend war, damit jede wechselseitige St\u00f6rung der Thiere ausgeschlossen sei. Die Beobachtungsreihen sind demnach successiv in der Regel zuerst an der labyrinthlosen und dann nach einer kurzen Zwischenzeit an der normalen Taube, die zu dem Ende nach Entfernung der ersteren aus einem fern gelegenen Zimmer herbeigebracht worden war, ausgef\u00fchrt worden. W\u00e4hrend der ersten Beobachtungsreihe wurden die akustischen Reize in der Reihenfolge ihrer Anwendung aufgezeichnet und dann bei der zweiten Beobachtungsreihe in der n\u00e4mlichen Folge f\u00fcr das Vergleichsthier wiederholt. Die akustischen Reize bestanden theils in den Kl\u00e4ngen eines Harmoniums, und zwar ebensowohl in Einzelkl\u00e4ngen wie in verschiedenartigen Zusammenkl\u00e4ngen, theils in Ger\u00e4uschen von verschiedener Beschaffenheit, wie Klopfen an der Th\u00fcre, klatschende Ger\u00e4usche, elektrische Klingel u. dgl. Zwischen je zwei aufeinanderfolgenden Reizversuchen lag stets eine Pause von 2\u20143 Minuten. Um jede anderweitige St\u00f6rung der Thiere zu vermeiden, wurde einige Zeit vor Beginn des Versuchs das Zimmer durch den Fenster Vorhang so weit verdunkelt, dass gerade noch eine sichere Beobachtung der Taube m\u00f6glich war. Die Beobachtung selbst wurde durch die halb ge\u00f6ffnete Th\u00fcr vom Nebenzimmer aus mittelst des Fernrohrs ausgef\u00fchrt. Als Beobachter waren zumeist Herr Dr. K\u00fclpe und Herr Fr. Kiesow, in einigen Versuchen auch Herr Dr. Meumann und ich selber th\u00e4tig. Nat\u00fcrlich sind au\u00dfer den im Folgenden mitzutheilenden Beobachtungen sehr viele einzelne Versuche ausgef\u00fchrt worden. Ich beschr\u00e4nke mich aber auf die Wiedergabe der gr\u00f6\u00dferen und planm\u00e4\u00dfig ausgef\u00fchrten Versuchsreihen. Nur bei zweien derselben war die operirte Taube allein Object der Beobachtung (I und XII), in allen andern F\u00e4llen wurden in der oben er\u00f6rterten Weise Parallel versuche an der normalen Vergleichstaube angestellt.","page":498},{"file":"p0499.txt","language":"de","ocr_de":"499\nAkustische Versuche an einer labyrinthlosen Taube.\nI. 17. Juli 1893. 3\u20144 Uhr Nachmittags.\nOperirte Taube.\nReaction\nC .\nC3 .\nF .\nC . c> di asl al\nKlopfen an der Th\u00fcr\n0\n0\n0\nschwache Reaction 0\nschwache Reaction Reaction\n\u00bb\n0\nII. 18. Juli 1893. 3\u20144 Uhr Nachmittags.\nVorher waren im Nebenzimmer andere Versuche am Harmonium gemacht worden. Sehr dunkler Tag.\nOperirte Taube.\nc3..................\nC..................\nC c eg ci..........\nFis Gis H d e fis .\n\u00bb \u00bb \u00bb \u00bb \u00bb \u00bb> Klopfen\tan\tder\tTh\u00fcr\n))\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\n\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\n\u00bb\t\u00f6\t\u00bb\t\u00bb\nkeine deutliche Reaction \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\n\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\n\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\ndeutliche Reaction \u00bb \u00bb keine Reaction Reaction keine Reaction\nNormale Taube, keine sichere Reaction Reaction? deutliche Reaction keine deutliche Reaction \u00bb \u00bb \u00bb keine Reaction deutliche Reaction Reaction keine Reaction\nIII. 19. Juli 1893. 3\u20144 Uhr Nachmittags.\ncts3 d3 e3 \u2022 \u2022 .\nCB Es. . . .\ne iis q ....\n^ ai . . . . e2f*Jts\u20182 . . . h cl cis1.... efisg .... Klopfger\u00e4usch, 1 2\n\u00bb\tt\n\u00bb\t4\n\u00bb\t5\nKlatschen. . . Klopfen . . .\nOperirte Taube.\n... ?\n. . . deutliche starke Reaction\nNormale Taube, deutliche Reaction schwache Reaction\n.\t0\n.\t0\n.\t0\n)) \u00bb \u00bb\n?\ndeutliche starke Reaction schwache Reaction\n. deutl. schw\u00e4chere Reaction . deutliche Reaction . deutl. React., einige starke spontane Bewegungen . unsicher\n?\ndeutliche Reaction unsicher\ndeutliche Reaction\n. ?\n. nicht starke aber deutl. R. . Zucken mit den Augen . schwache Reaction\n\u00bb \u00bb\nschwache Reaction unsicher\nschwache Reaction","page":499},{"file":"p0500.txt","language":"de","ocr_de":"500\nW. Wundt,\nIV.\t20. Juli 1893. 3\u20144 Uhr Nachmittags.\nOperirte Taube.\tNormale\tTaube.\ncis2 d2 e2..............keine Reaction\tschwache\tR.\t)\tsieht nach\nF G.....................deutliche Reaction\t\u00bb\t\u00bb\t>\tder\nas ab...................0\t\u00bb\t\u00bb\t)\tSchallquelle\nffisg...................0\t0\nCis E Fis C.............kleine Bewegung\t?\n\u00bb \u00bb \u00bb \u00bb..............deutliche Reaction\tReaction\nKlopfen.................0\t\u00bb\n\u00bb .................0\t0\nKlatschen...............0\t0\nKlopfen.................0\t0\nV.\t21. Juli 1893. 2\u20143 Uhr Nachmitt, (dann u. wann Gewittererschein.). Das Thier wird in einem Spiegel heohachtet.\nOperirte Taube (ziemlich unruhig).\tNormale\tTaube.\ngis ah..................keine bestimmte Reaction ?\nfis g gis...............?\t?\ndis e f.................0\t?\nc cis d.................0\t?\nA B H...................deutliche Reaction\tdeutliche\tReaction\ncis2 dis2 e1 f2.........0\tschwache\t\u00bb\ngis a h.................Zuck. m.d.Kopf,nicht deutl. ?\nfis g gis...............zuletztetw.Zuck.m.d.Kopf schwache Reaction\nEF......................0\t0\nB Es E..................0\t?\nKlopfen.................0\tdeutliche\tReaction\n\u00bb\t..............deutliche\tReaction\tschwaches\tZucken\n\u00bb .................0\t0\n\u00bb\t..............vielleicht Zuck. m. d. Augen 0\n\u00bb\t..............Zucken mit den Augen\tetw. versp\u00e4t., nicht pr\u00e4c. R.\nKlatschen...............schwaches Zueken\t0\n\u00bb\t..............deutliche Reaction\tunsicher\t\u2022\t\u2022\nHammerschl\u00e4ge geg.d.Th\u00fcr Mehrmal.Zusammenzucken \u2022\nEin zweites Mal reagirte weder die operirte noch die normale Taube.\nVI.\t24. Juli 1893. 3\u20144 Uhr Nachmittags.\nOperirte Taube.\tNormale\tTaube.\nc2 e2 g2................unruhig\tReaction\n\u00bb \u00bb \u00bb...................scheinbar\tunruhig\ndf g....................deutliche Reaction\t0\ne2 f2 g2................0\t\u00fc\nefg.....................keine Reaction\tReaction\nG AH.................... \u00bb\t\u00bb\t0\nKlopfen.................0\tReaction\n\u00bb\t..............0\ta\n\u00bb ................. 0","page":500},{"file":"p0501.txt","language":"de","ocr_de":"Akustische Versuche an einer labyrinthlosen Taube. VII. 24. Juli 1893. 9\u201410 Uhr Abends.\n501\nOperirte Taube.\nTaube ruhig, Augenbewegung. Das eine Auge mit dem Fernrohr beobachtet.\n1.\tc2 cfi e2 y2 g*2,\t\t0\n2.\tSchlagen der Uhr nach 30 Sec. . .\tZucken mit dem Kopfe\n3.\t(Pause 5 Min.) g1 a1 h1 c2 i\u00df. \u25a0 \u25a0 .\tStarke Reaction (Aufrichten des Kopfes)\n4. ( \u00bb\t21/2 B ) \u00c41 e2 dfi e2 f*. . . \u25a0\t\tdeutliche Seitenbewegung des Kopfes\n5.\t(\t\u00bb\t23/4 \u00bb ) c1 d\\ ex g1. . . -\tAufschrecken, Aufrichten des Kopfes\n6.\t( a 5\u2018/4 \u00bb ) c2 d2 e2 f-2 gi . . \u25a0 \u25a0\t?\n7.\t(\t\u00bb\t15\t\u00bb ) dl e1 fi gi a1. . . .\tkeine Reaction\n\tAusdrehen der Lampe zur Beruhigung, die auch eintritt.\t\n8.\t(Pause 31/2Min.) g ah c1 d1 . . . .\tdeutliches Heben des Kopfes\n9.\t(\t\u00bb\t8\t\u00bb ) c2 c\u00ees2 \u00e8l f'1 \u00ff2 . .\tkeine Reaction\n10.\t(\t\u00bb\t2\t\u00bb )\t\u00bb lOSec.Dauer\t\u00bb \u00bb\n11.\t(\t\u00bb\t3\t\u00bb ) a h c* dl e1. . . .\t\u00bb \u00bb\n12.\t(\t\u00bb\t5\t\u00bb ) g a h e1 dl . . . .\t\u00bb \u00bb\n13. ( \u00bb\t3\t\u00bb ) E F G A- H. . .\t\t\u00bb \u00bb\n\tHerabdrehen der Lampe.\t\n14.\t(Pause 10 Sec.) elektr. Klingeln. .\twird sehr unruhig\nVIII. 26. Juli 1893. 2\u20143 Uhr Nachmittags.\nOperirte Taube.\tNormale Taube.\ngi 0i...................?\tschwache\tReaction\nheidi-..................0\t0\nc2 es2..................leise Reaction\t?\neis3 dis3...............0\t0\ne2 \u00dfi...............- . 0\tschwache Reaction\nFG......................0\t?\nHC......................0\t0\ne\u00dfs g...................Zucken mit den Augen schwache\tReaction\nes \u00dfs gis dl esi\u00dfs1 gisi . . deutliche Reaction\tdeutliche\tReaction\nei\u00dfsl a1 hl cts*........0\t0\ne\u00dfs gis h\tc1............deutliche Reaction\t?\nKlopfen.................schwache Reaction\tschwache\tReaction\n\u00bb\t.............. \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\tverz\u00f6gert\nKlatschen...............deutliche\tReaction\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\n\u00bb\t.............Zucken der Augen\tZwinkern\tder Augenlider\n\u00bb\t.............deutliche Reaction\tschwache\tReaction","page":501},{"file":"p0502.txt","language":"de","ocr_de":"502\nW. Wundt.\nIX.\t27. Juli 1893. 2\u20143 Uhr Nachmittags.\nOperirte Taube.\tNormale\tTaube.\nc2 cts- e2 fis2.........deutliche\tReaction\t0\nS2 A2 c3 cis3...........0\tstarke Reaction\nF G Gis A...............schwache\tdeutl. Reaction schwache\tReaction\nKlatschen...............?\tZucken\nf1 fis1 gis1 a1.........0\t0\nes ffis a cl............?\t0\nKlopfen an der Th\u00fcr . . 0\tdeutliche\tReaction\nX.\t28. Juli 1893. l/2l Uhr Morgens.\nOperirte Taube.\tNormale\tTaube.\ncl&e 1..................?\t0\nCBE.....................0\t?\nc1 (f1 e1...............0\t0\nc2 cP e2................0\t?\nQBE.....................0\t0\nc3 d3 e3................0\t0\ncl dl el................deutliche\tReaction\tdeutliche\tReaction\nc d e...................0\t0\nc2 <P e2................0\t?\nc1 dl es1 e1 fis{.......0\t?\nfis g\u00e4be1...............0\t0\nc cis dis efis..........0\t?\n/ as ab cis.............Bewegung mit dem Kopfe ?\nKlopfen.................0\tdeutliche\tReaction\na b c1 es1 e1 fis1 gis1. ... 0\t0\nKlopfen.................0\t?\nKlatschen...............0\t0\n\u00bb .................0\t0\nXI.\t28. Juli 1893. 2\u20143 Uhr Nachmittags.\nOperirte Taube.\tNormale\tTaube.\na2 A2 A2 c3.............0\tschwache\tR. im 1. Moment\ndis2 e- f \u2019 Jis '.......0\t0\nc2 cis2 dis'2 e2........0\t?\nCB......................0\t0\nAs c cis dis f..........leise\tReaction\t?\ncis1 dlflasl............0\t0\nKlatschen...............0\t0\nGlasklirren.............0\t0\nA cl cis1 J1............0\tschwache\tReaction\nKlopfen an der Th\u00fcr . . 0\tkaum merklich\nKlatschpapier...........deutliche\tReaction\nKlopfen................. \u00bb\t\u00bb\tvielleicht schwache React.\n\u00bb .................0\t0","page":502},{"file":"p0503.txt","language":"de","ocr_de":"Akustische Versuche an einer labyrinthlosen Taube.\t503\nXII. 31. Juli 1893. 7*11\u201412 Uhr.\nOperirte Taube.\n..................... schwaches\tZucken\n..................... deutliche\tReaction\n.................. \u00bb ))\nPapierknall\n\u00bb\n\u00bb\n\u00bb\nb cis1 e1 fl JE F Fis .\nSchlag an eine Blechkanne............\n\u00bb\t\u00bb\t\u00bb andere Blechkanne . .\n\u00bb \u00bb \u00bb \u00bb \u00bb , , Andauerndes elektr. Klingelger\u00e4usch .\nPapierknall..........................\n\u00bb ................................\nBlechger\u00e4usch........................\nelektr. Klingelger\u00e4usch (andauernd). .\n\u00bb \u00bb y 0\ndeutliche Reaction schwache Reaction deutliche Reaction\nwird unruhig, wendet den Kopf nach der Richtung des Schalles deutliche Reaction vielleicht sp\u00e4tere Reaction\n\u00bb \u00bb \u00bb\nwird unruhig, wendet den Kopf naeh der Schallrichtung\nIn einem vor Uebersendung der operirten Taube an mich gerichteten Briefe hob Herr Prof. Ewald hervor, es sei schwer, durch die Monate lang nach der Operation ausgef\u00fchrte Section das vollst\u00e4ndige Fehlen des Labyrinthes zu constatiren, w\u00e4hrend es sehr leicht sei, unmittelbar bei der Operation selbst sich hiervon zu \u00fcberzeugen. Trotz der zweifellosen Richtigkeit dieser Bemerkung, und obgleich die Garantie eines so sorgf\u00e4ltigen und speciell auf diesem Gebiete so ge\u00fcbten Experimentators, wie es Ewald ist, an und f\u00fcr sich keinen Zweifel daran auf kommen lassen konnte, dass bei dem Thier, an dem die soeben mitgetheilten Versuche ausgef\u00fchrt wurden, wirklich das ganze Labyrinth gefehlt hat, so schien es doch w\u00fcnschenswerth, auch durch die Section, so weit m\u00f6glich, Aufschl\u00fcsse \u00fcber die in Folge der Operation eingetretenen Ver\u00e4nderungen zu gewinnen. Auf meine Bitte hatte Herr Dr. Hans Held, Privatdocent und Assistent an der hiesigen Anatomie, der sich mit dem centralen Verlauf des Acusticus und mit der Anatomie des Geh\u00f6rapparates in eigenen Untersuchungen eingehend besch\u00e4ftigt hat, die G\u00fcte, die Section am 31. Juli in meiner Anwesenheit auszuf\u00fchren, nachdem das Thier unmittelbar zuvor durch Chloroform get\u00f6dtet worden war. Die \u00e4u\u00dferen Operationswunden waren sehr gut geheilt. Weder im rechten noch im linken Geh\u00f6rgang fand","page":503},{"file":"p0504.txt","language":"de","ocr_de":"504\nW. Wundt.\nsich eine Spur von Eiter ; ebenso wenig war solcher an der Hirnbasis, an der Oberfl\u00e4che des Kleinhirns und in dem spongi\u00f6sen Knochengewebe zu finden. Das Kleinhirn war unverletzt. Die vorderen Bogeng\u00e4nge waren v\u00f6llig verschwunden, dagegen die hinteren und \u00e4u\u00dferen zum Theil scheinbar erhalten, aber gelblich undurchsichtig, schon in ihrer makroskopischen Beschaffenheit von den normaler Weise glasartig durchscheinenden Bogeng\u00e4ngen sehr abweichend. Herr Dr. Held, der auf der einen Seite die mikroskopische Untersuchung dieser die Form des Bogenganges nachahmenden undurchsichtigen Masse .vornahm, fand dieselbe ganz aus bindegewebiger Substanz bestehend, ohne jede Spur nerv\u00f6ser Elemente. Der H\u00f6rnerv war beiderseits nur noch als ein d\u00fcnner Faden sichtbar. Das tuberculum acusticum war stark atrophisch, von grauem Aussehen. Ebenso waren die Furchen des Kleinhirns etwas atrophisch und daher keilf\u00f6rmig gestellt. Auch der linke Occipito-temporallappen des Gro\u00dfhirns zeigte st\u00e4rkere, der rechte nur schwache Atrophie.\nDieser Sectionsbefund best\u00e4tigte demnach die vollst\u00e4ndige Entfernung der Geh\u00f6rapparate auf beiden Seiten und erwies zugleich durch die geringen Spuren entz\u00fcndlicher Reste, die sich entdecken lie\u00dfen, die vorz\u00fcgliche Ausf\u00fchrung der Operation *).\nUeberhlickt man nun die in den obigen Versuchsprotokollen niedergelegten Ergebnisse, so kann kein Zweifel daran aufkommen, dass die labyrinthlose Taube trotz der bereits theilweise eingetretenen Atrophie der H\u00f6rnerven genau ebenso auf Schallreize reagirte wie ein im Vollbesitz seiner peripherischen Sinnesapparate befindliches Thier. Wenn nicht jeder Schallreiz eine Reaction zur Folge hatte, so verhielt sich dies hei der normalen Vergleichstauhe nicht anders, und hier wie dort erwies sich theils die Gew\u00f6hnung an bestimmte Reize theils auch die ablenkende Wirkung dauernder Sinneserregungen als die gew\u00f6hnliche Bedingung eines solchen Verhaltens. Nur einen einzigen Unterschied zu Ungunsten der operirten Taube\n1) Herr Dr. Held beabsichtigt das Gehirn der Taube mit R\u00fccksicht auf den Verlauf der atrophischen Acusticusfasern noch einer genaueren mikroskopischen Untersuchung zu unterwerfen. Sollte sich bei dieser ein f\u00fcr die Frage der Function des Acusticus bemerkenswerthes Resultat ergeben, so behalte ich mir eine nachtr\u00e4gliche Mittheilung hier\u00fcber vor.","page":504},{"file":"p0505.txt","language":"de","ocr_de":"Akustische Versuche an einer labyrinthlosen Taube.\n505\nlassen die Versuchsprotokolle erkennen. Er besteht darin, dass das labyrinthlose Thier auf die h\u00f6heren T\u00f6ne von etwa 440 Schwingungen an nicht mehr oder doch nur in wenigen F\u00e4llen und in so zweifelhafter Weise reagirte, dass die beobachteten Erscheinungen wahrscheinlich als zuf\u00e4llig zusammentrefFende spontane Bewegungen gedeutet werden m\u00fcssen. Auch diese Unempfindlichkeit f\u00fcr hohe T\u00f6ne hat \u00fcbrigens bereits Ewald an seinen Tauben constatirt.\nDer Verdacht liegt nahe, hei den st\u00e4rkeren Schallreizen k\u00f6nnten die Luftersch\u00fctterungen vom Tastorgan aus empfunden worden sein. Aber abgesehen davon, dass durch die Versuchsanordnung, bei der das Harmonium im benachbarten Zimmer stand, wenigstens bei den Tonversuchen eine solche Annahme von vornherein geringe Wahrscheinlichkeit hatte, ergaben Controlversuche, die mehrfach mit ganz oder ann\u00e4hernd lautlosen Luftersch\u00fctterungen ausgef\u00fchrt wurden, dass Bewegungen der Luft von ungleich st\u00e4rkerer Intensit\u00e4t, als sie bei den Schallwellen m\u00f6glich waren, bei dem operirten ebenso wie bei dem normalen Thier absolut wirkungslos blieben. Als dicht unter oder neben dem K\u00e4fig der Taube mit einem Blasebalg ziemlich starke Luftbewegungen erzeugt wurden, blieb dieselbe v\u00f6llig unbewegt. Es ist also nur der Schluss m\u00f6glich, dass die labyrinthlose Taube auf die Schallreize als solche, und zwar, abgesehen von den hohen T\u00f6nen, f\u00fcr die sie unempfindlich zu sein schien, in ganz derselben Weise wie eine normal h\u00f6rende Taube reagirt hat.\nNun k\u00f6nnen wir uns freilich in das Bewusstsein eines anderen Wesens nicht hinein versetzen. Dass die labyrinthlose Taube Ger\u00e4usch- und Klangempfindungen gehabt habe, \u00e4hnlich denen, die wir selbst empfinden, k\u00f6nnen wir also ebenso wenig mit apodiktischer Gewissheit behaupten, als dies r\u00fccksichtlich einer normalen Taube m\u00f6glich ist. Das einzige, was sich mit Gewissheit sagen l\u00e4sst, ist : die labyrinthlose hat genau ebenso wie die normale Taube auf die meisten Schallerregungen reagirt; bei beiden ist dies in solcher Weise geschehen, dass eine T\u00e4uschung durch zuf\u00e4llige spontane Bewegungen ausgeschlossen ist, und bei beiden zeigten diese Reactionsbewegungen im wesentlichen die n\u00e4mlichen Merkmale wie die, aus denen wir bei unseren h\u00f6renden Mitmenschen schlie\u00dfen, dass sie wirklich h\u00f6ren. Demnach werden wir auch mit demjenigen Grad von Sicherheit, der uns \u00fcberhaupt bei Aussagen","page":505},{"file":"p0506.txt","language":"de","ocr_de":"506\nW. Wundt.\n\u00fcber subjective Erlebnisse anderer Wesen auf Grund der an ihnen beobachteten objectiven Symptome zu Gebote steht, schlie\u00dfen d\u00fcrfen, dass die labyrinthlose Taube wirklich geh\u00f6rt habe ; und da durchaus nicht bekannt ist, dass es andere Sinnesorgane oder andere Sinnesnerven gibt, die Geh\u00f6rsempfindungen vermitteln, au\u00dfer dem Acus-ticus, so scheint die Annahme geboten, dass in diesem Fall die Schallwellen durch ihre directe Einwirkung auf die noch erhaltenen Acusticusfasern die Schallperceptionen veranlasst haben.\nEine andere Frage ist es freilich, ob und in welchem Umfang die labyrinthlose Taube noch im Stande gewesen sei, verschiedene Schallqualit\u00e4ten zu unterscheiden, also etwa T\u00f6ne von verschiedener H\u00f6he, Kl\u00e4nge und Ger\u00e4usche. Dass sie hohe T\u00f6ne wahrscheinlich \u00fcberhaupt nicht percipirte, ist schon bemerkt worden. Immerhin bliebe aber m\u00f6glich, dass sie auch innerhalb der Grenzen der Erregbarkeit ihrer H\u00f6rnerven eine F\u00e4higkeit zur Unterscheidung verschiedener Schallqualit\u00e4ten nicht mehr besessen h\u00e4tte, dass also Kl\u00e4nge wie Ger\u00e4usche s\u00e4mmtlich in der Form irgend einer dumpfen Ger\u00e4uschempfindung percipirt worden w\u00e4ren. Nat\u00fcrlich l\u00e4sst sich auf diese Frage um so weniger eine sichere Antwort geben, als wir ja auch dar\u00fcber, ob die normale Taube die Schallqualit\u00e4ten in \u00e4hnlicher Weise wie wir selbst unterscheide, absolut nichts wissen k\u00f6nnen. Einen Anhalt f\u00fcr den wahrscheinlichen Umfang der Unterscheidungsf\u00e4higkeit k\u00f6nnen wir in beiden F\u00e4llen h\u00f6chstens dann gewinnen, wenn das Thier mit einer gewissen Regelm\u00e4ssigkeit auf verschiedene Schallqualit\u00e4ten in verschiedener Weise reagirt. Dies ist nun im allgemeinen bei der labyrinthlosen ebenso wenig wie bei der normalen Taube der Fall. Nur zwei Bedingungen lassen sich hier wie dort feststellen : erstens nimmt mit der Intensit\u00e4t der Reize unter sonst gleichen Umst\u00e4nden die Reaction zu, und zweitens kommt es vor, dass, nachdem eine bestimmte Schallqualit\u00e4t durch den Einfluss der Gewohnheit unwirksam geworden ist, eine andere noch Reactionen ausl\u00f6st, also z. B. ein Ger\u00e4usch nach einer gr\u00f6\u00dferen Anzahl vorangegangener Klangreize. Insofern wir nun annehmen d\u00fcrfen, dass die eingetretenen Reactionsbewegungen keineswegs reine Reflexe waren, sondern dass sie aus mit Empfindungen verbundenen Affecten entsprangen, wird das Vorhandensein verschiedener Empfindungsintensit\u00e4ten kaum zu bezweifeln sein. Die zweite","page":506},{"file":"p0507.txt","language":"de","ocr_de":"Akustische Versuche an einer labyrinthlosen Taube.\n507\nThatsache, wonach die Abstumpfung durch Gew\u00f6hnung immer vorzugsweise f\u00fcr die vorangegangene Reizqualit\u00e4t, nicht in gleichem Grade f\u00fcr eine beliebige andere eintritt, macht ferner das Vorhandensein verschiedener Empfindungsqualit\u00e4ten je nach der Beschaffenheit der Reize im h\u00f6chsten Grade wahrscheinlich. Welchen Umfang diese Unterschiede besa\u00dfen, dar\u00fcber verm\u00f6gen wir freilich nichts Sicheres auszusagen. Nur das l\u00e4sst sich behaupten, dass auch in dieser Beziehung, abgesehen von den hohen T\u00f6nen, ein Unterschied in dem Verhalten der normalen und der labyrinthlosen Taube nicht aufzufinden war, dass also, wrenn auch sehr wahrscheinlich ein solcher Unterschied existiren wird, er sich doch jedenfalls unseren objectiven Pr\u00fcfungsmitteln entzieht, so dass sich auf Grund der letzteren nur sagen l\u00e4sst: auch die labyrinthlose Taube kann wahrscheinlich noch gewisse Schallqualit\u00e4ten, namentlich Kl\u00e4nge und Ger\u00e4usche, irgendwie unterscheiden.\nNun bleibt freilich gegen die Folgerung, dass die labyrinthlose Taube wirklich geh\u00f6rt habe, noch ein letzter Einwand m\u00f6glich, \u2014 ein Einwand, den ich vielleicht nicht erw\u00e4hnen w\u00fcrde, wenn er mir nicht thats\u00e4chlich begegnet w\u00e4re. \u00abDa der labyrinthlosen Taube alle Organe zur Schallperception mangeln, so ist es a priori unm\u00f6glich, dass sie h\u00f6ren kann. Deuten die auf Schall eintretenden Reactionsbewegungen auf vorangegangene und durch den Schall hervorgerufene Empfindungen hin, so k\u00f6nnen also diese Empfindungen keinesfalls Schallempfindungen gewesen sein; und ist es nach Lage der Sache ausgeschlossen, dass die Schallwellen auf die \u00e4u\u00dfere Haut gewirkt haben, so m\u00f6gen sie auf irgend welche andere, vielleicht Tast-, vielleicht Gemeinempfindungen vermittelnde Theile, gewirkt haben, und vielleicht m\u00f6gen die H\u00f6rnerven selbst solche Theile sein. Mit andern Worten: ist auch bewiesen, dass die labyrinthlose Taube den Schall empfindet, so ist doch nicht bewiesen, dass sie ihn h\u00f6rt, und da sie ihn wegen des Mangels der specifischen Geh\u00f6rapparate nicht h\u00f6ren kann, so muss sie ihn noth-wendig irgendwie andersartig empfunden haben.\u00ab\nIch glaube nun in der That, dass sich gegen diesen Schluss nichts einwenden l\u00e4sst, sobald man die Pr\u00e4misse zugibt, dass Verlust des Labyrinths nothwendig die H\u00f6rf\u00e4higkeit auf heben m\u00fcsse. Aber es scheint mir, dass dieser Satz keineswegs a priori fest steht,","page":507},{"file":"p0508.txt","language":"de","ocr_de":"508\nW. Wundt.\nsondern dass man ihn bis jetzt nur auf Grund bestimmter Erfahrungen annahm, wie sie bei vielen Thieren und namentlich heim Menschen zweifellos vorliegen. Doch ist es auch hier nicht ausgemacht, durch was eigentlich dieser Verlust der H\u00f6rf\u00e4higkeit bedingt wird1). Erfahrungen k\u00f6nnen stets durch neue Erfahrungen widerlegt, begrenzt oder erweitert werden. Und was f\u00fcr Erfahrungen gilt, dass sollte billig auch f\u00fcr Hypothesen gelten, die Erfahrungen zu ihrer Grundlage haben. Huldigt man freilich der Meinung, dass sich die Thatsachen nach den Hypothesen, nicht die Hypothesen nach den Thatsachen zu richten haben \u2014 und bei einer gro\u00dfen Anzahl von Physiologen, wenigstens von Sinnesphysiologen, scheint diese Meinung zu herrschen \u2014, dann hat nat\u00fcrlich weder bei unseren Beobachtungen noch in einem der von Ewald beobachteten F\u00e4lle die labyrinthlose Taube geh\u00f6rt, weil sie nicht h\u00f6ren konnte oder nicht h\u00f6ren durfte; die Erscheinungen beruhen also entweder auf T\u00e4uschung, oder sie m\u00fcssen auf irgend eine andere noch v\u00f6llig unbekannte Weise erkl\u00e4rt werden. Ist man aber der Ansicht, dass unsere Voraussetzungen \u00fcber die Substrate der Geh\u00f6rsfunctionen nicht den Charakter unaufhebbarer Axiome besitzen, sondern dass sie Hypothesen sind, die auf Grund bestimmter beobachteter Thatsachen gemacht wurden, so wird man umgekehrt aus unseren Beobachtungen schlie\u00dfen m\u00fcssen, dass die bisher geglaubten Hypothesen nicht v\u00f6llig zutreffen, oder dass sie mindestens der Erg\u00e4nzung bed\u00fcrfen, um allen Erfahrungen zu gen\u00fcgen. In meiner fr\u00fcheren Arbeit habe ich ausgef\u00fchrt, wie eine solche Erg\u00e4nzung nach meiner Meinung m\u00f6glich sei. Man hat dagegen eingewandt, die Annahme, dass eine Acusticusfaser eventuell verschiedene T\u00f6ne leiten k\u00f6nne, sei eine \u00bbreine Fiction\u00ab2). Ich m\u00f6chte mir dagegen nur die Frage erlauben, ob die Hypothese, dass eine Acusticusfaser verm\u00f6ge angeborener Eigenschaften immer nur einen ganz bestimmten Ton zu leiten im Stande sei, etwa keine \u00bbreine Fiction\u00ab ist? Dass eine Acusticusfaser deshalb einen Ton leitet, weil der Theil des Itesonanz-\n1)\tUebrigens hat Ewald auch bei Hunden und Katzen, denen auf beiden Seiten die Schnecke ausgebohrt war, in den n\u00e4chsten Tagen nach der Operation deutliche Zeichen von Geh\u00f6rsempfindungen beobachtet. (Berlin, klin. Wochenschr. 1890. Nr. 32.)\n2)\tZeitschr. f. Psychol, u. Physiol, d. Sinnesorgane. IV, S. 249.","page":508},{"file":"p0509.txt","language":"de","ocr_de":"Akustische Versuche an einer labyrinthlosen Taube.\n509\napparates im Ohr, mit dem sie in Verbindung steht, auf denselben abgestimmt ist, scheint mir eine ziemlich verst\u00e4ndliche Annahme, die uns nicht zumuthet, den Kreis wohlbekannter physikalischer und physiologischer Erfahrungen zu \u00fcberschreiten. Dass aber eine Acusticusfaser oder die centrale Zelle, mit der sie in Verbindung steht, an und f\u00fcr sich die qualitas occulta besitzt, einen bestimmten Ton zu empfinden, \u2014 diese Annahme ist doch offenbar nur ein Versuch, eine Thatsache durch ein R\u00e4thsel zu erkl\u00e4ren.","page":509}],"identifier":"lit771","issued":"1894","language":"de","pages":"496-509","startpages":"496","title":"Akustische Versuche an einer labyrinthlosen Taube","type":"Journal Article","volume":"9"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:29:45.885762+00:00"}