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{"created":"2022-01-31T13:20:22.479984+00:00","id":"lit8100","links":{},"metadata":{"alternative":"Die naturwissenschaftlichen und medicinischen Staatsanstalten Berlins: Festschrift f\u00fcr die 59. Versammlung deutscher Naturforscher und \u00c4rzte","contributors":[{"name":"Guttstadt, Albert","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"In: Die naturwissenschaftlichen und medicinischen Staatsanstalten Berlins: Festschrift f\u00fcr die 59. Versammlung deutscher Naturforscher und \u00c4rzte, edited by Albert Guttstadt, 260-287. Berlin: Verlag von August Hirschwald","fulltext":[{"file":"a0001.txt","language":"de","ocr_de":"Die\nnaturwissenschaftlichen und medicinisohen Staatsanstalten Berlins.\nFestschrift\nf\u00fcr die\n59. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte.\nIm Auftr\u00e4ge\nSr. Excellenz des Ministers der geistlichen, Unterrichtsund Medicinal-Angelegenheiten\nHerrn Dr. von Gossler\nbearbeitet von\nProfessor Dr. med. Albert Guttstadt.\nBerlin 1886.\nVerlag von August Hirscliwald.\nNW. Unter den Linden 68.","page":0},{"file":"a0002introduction.txt","language":"de","ocr_de":"Vorwort.\nDie vorliegende Schrift beabsichtigt ein Bild von der Bedeutung zu geben, welche Berlin auf dem Gebiete der Naturwissenschaften und der Medicin durch seine zahlreichen Staatsanstalten gegenw\u00e4rtig erlangt hat. Sie verdankt ihre Entstehung der Initiative Seiner Excellenz des Ministers der geistlichen, Unterrichts- und Medicinalangelegenheiten, Herrn Dr. v. Dossier.\nDas Material zu derselben ist reichlich geflossen. \u2014 Eine ergiebige Quelle f\u00fcr die Geschichte der Universit\u00e4t und ihrer Institute war das vortreffliche Werk von Professor Rudolf K\u00f6pke: \u201eDie Gr\u00fcndung der K\u00f6niglichen Friedrich Wilhelms-Universit\u00e4t zu Berlin\u201c, erschienen zum f\u00fcnfzigj\u00e4hrigen Jubil\u00e4um der Universit\u00e4t im Jahre 1860. -\u2014 Weitere Mittheilungen konnten den akademischen Festreden, welche bei feierlichen Anl\u00e4ssen auf der Universit\u00e4t gehalten worden sind, sowie den Akten des Ministeriums der Unterrichts- und Medicinalangelegenheiten und zufoki der bereitwillig ertheilten Erlaubniss Seiner Maomifieenz des Rektors, Herrn Professor Kleinert, auch dem Archiv der Universit\u00e4t in der zweckm\u00e4ssigsten Weise entnommen werden. Vor allem aber ist mit Dank zu erw\u00e4hnen, dass die Direktoren und Vorst\u00e4nde der Institute und Anstalten dem Wunsche des Herrn Ministers entsprechend viele und werthvolle Beitr\u00e4ge zu der Schrift geliefert haben.\nDas so gebotene umfangreiche Material musste in wenig mehr als . zwei Monaten verarbeitet werden, ein Umstand, der, wie zu hoffen","page":0},{"file":"a0003.txt","language":"de","ocr_de":"stellt, in Bezug auf manche Unebenheiten und M\u00e4ngel des Buches zu einer nachsichtigen Beurtheilung f\u00fchren wird. Abgesehen von diesem Vorbehalte aber glaubt der Unterzeichnete die Verantwortlichkeit f\u00fcr Form und Inhalt des Werkes voll und gern \u00fcbernehmen zu k\u00f6nnen.\nUnd so m\u00f6ge denn auch diese Festschrift an ihrem Theile dazu beitragen, die 59. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu einer im edelsten Sinne genussreichen f\u00fcr alle Besucher und zu einer Quelle f\u00fcr die F\u00f6rderung der auf ihr vertretenen Wissenschaften zu machen.\nBerlin, im September 1886.\nProfessor Dr. med. Albert (\u00efiittstadt.","page":0},{"file":"a0004content.txt","language":"de","ocr_de":"Inhalts \u201cVerzeichniss\nSeite.\nI. Die physikalisch-mathematische Klasse der Akademie der Wissenschaften\t .................................................. 1\u2014\t14\nII. Die K\u00f6nigliche Friedrich-Wilhelms-Universit\u00e4t und ihre Institute.\nDie K\u00f6nigliche Friedrich-Wilhelms-Universit\u00e4t . . .\t15\u2014109\nDie\tGr\u00fcndungsgeschichte...........................15\u2014\t48\nDie\tEntwicklung der Universit\u00e4t..................49\u2014\t59\n,\tDie\tEinrichtung der Universit\u00e4t...................59\u2014\t66\nDer\tBesuch der Universit\u00e4t.............................66\u2014\t67\nDie\tStipendien und\tStiftungen....................67\u2014105\nDie\tPreisaufgaben.................................105\u2014107\nDie\tLehrmittel....................................107\u2014109\nDie Universit\u00e4ts-Bibliothek...........................110\u2014114\nDas mathematische Seminar.............................115\u2014119\nDie Sternwarte und das Recheninstitut.................120\u2014130\nDas meteorologische Institut..........................131\u2014134\nDas physikalische Institut............................135\u2014148\nDas mineralogische Museum.............................149\u2014154\nDas chemische Institut 1..............................155\u2014178\nDas chemische Institut II.............................179\u2014182\nDas technologische Institut...........................182\u2014183\nDer botanische Garten.................................184\u2014199\nDas botanische Museum................................. 200\u2014214\nDer Universit\u00e4tsgarten.....................................214\u2014216\nDas botanische Institut...............................216\u2014218\nDas pflanzenphysiologische Institut........................218\u2014220\nDas zoologische Museum................................ 220\u2014233\nDas zoologische Institut.............................. 233\u2014238\nDas Museum f\u00fcr Naturkunde............................. 238\u2014244\nAnhang :\nDer zoologische Garten.............................. 244\u2014246\nDas Aquarium........................................ 246\u2014247\nDas anatomische Theater und die anatomisch-zooto-\nmische Sammlung.................................... 248 \u2014 259\nDas physiologische Institut ....................... 260\u2014287","page":0},{"file":"a0005.txt","language":"de","ocr_de":"TI\nInhalts-Verzeichnis.\nSeite.\nDas pathologische Institut............................. 288\u2014300\nDie hygienischen Institute............................. 300 \u2014 303\nAnhang:\nLiiftungs- und Heizungseinrichtungen\t....\t304\u2014317\nDas pharmakologische Institut..................318\u2014323\nDie vereinigten chirurgischen, Augen- und Ohreiikliuiken\t324\u2014332\nDas klinische Institut f\u00fcr Chirurgie.... 324\u2014326\nDas klinische Institut und die Poliklinik f\u00fcr Augenkrankheiten ............................................ 326\nDas klinische Institut und die Poliklinik f\u00fcr Ohrenkrankheiten ............................................ 327\nDas klinische Institut f\u00fcr Geburtshilfe....... 332\u2014338\nDie medicinische Poliklinik................... 339\u2014342\nDie grosse Heilanstalt der Charit\u00e9............ 343\u2014366\nDie mit dem Charit\u00e9krankenliause in Verbindung stehenden klinischen Institute...................... 366\u2014379\nDie medicinische Klinik I. .\t............. 366\u2014368\nDie medicinische Klinik II................. 368\nDie chirurgische Klinik.................. 369\u2014371\nDie gyn\u00e4kologisch-geburtshilfliche\tKlinik\t.\t.\t371\u2014372\nDie Klinik f\u00fcr Syphilis.................... 373\nDie Klinik f\u00fcr ^Hautkrankheiten............ 373\nDie Klinik f\u00fcr Kinderkrankheiten\t....\t374\u2014376\nDie Klinik f\u00fcr Geisteskrankheiten\t....\t376* 379\nDie praktische Uuterrichtsanstalt f\u00fcr Staatsarzneikunde\nund das Leichenschauhaus................... 379\u2014387\nDas zahn\u00e4rztliche Institut.................... 387\u2014391\nIII.\tDie\tmilit\u00e4r\u00e4rztlichen Bildungsanstalten....... 392\u2014399\nIV.\tDie landwirthschaf'tlicbe Hochschule und ihre Institute (s. auch\nS. 570)................................................ 400-429\nAnhang :\nDie G\u00e4rtner-Lehranstalt in Potsdam......... 429\u2014432\nV.\tDie\tgeologische Landesanstalt und die Bergakademie\t....\t433\u2014450\nVI.\tDie\ttechnische Hochschule und ihre Institute..... 451\u2014476\nVII.\tDie\tThierarzneischule und die Miiit\u00e4r-Rossarztschule\t....\t477\u2014484\nVIII.\tDie sonstigen naturwissenschaftlichen und medicinischen Anstalten\nDas astrophysikalische Observatorium...................... 485\u2014492\nDas geod\u00e4tische Institut............................... 493\u2014494\nDas Museum f\u00fcr V\u00f6lkerkunde............................. 495 -502\nDie Normal-Aielmngs-Kommission......................... 503\u2014511\nDas hydrographische Amt der Kaiserlichen Admiralit\u00e4t 511\u2014516 Das Haupt - Telegraphenamt und das Stadt-Fernsprechwesen .................................................516\u2014521\nDie Telegraphen - Apparat Werkstatt und das Kabel-\nUntersucliungszimmer des Reichs-Postamts ....\t522\u2014525\nDas Reichs-Postmuseum.................................. 526\u2014532\nDie K\u00f6nigliche Impfanstalt............................. 533\u2014534","page":0},{"file":"a0006.txt","language":"de","ocr_de":"Inhalts-Verzeichntes.\nVII\nSeite.\nDie Heilanstalten f\u00fcr k\u00f6rperlich Kranke................ 535\u2014549\nDie Kliniken und die K\u00f6nigliche Charit\u00e9 (siehe vorher).\nDie Garnisonlazarete............................. 535\u2014537\nDie st\u00e4dtischen Krankenanstalten (siehe Festschrift der Stadt).\nDie Wohlth\u00e4tigkeitsanstalten..................... 538\u2014549\nDas Central-Diakonissenhaus Bethanien .\t.\t538\u2014539\nDas Elisabeth - Kranken - und Diakonissen-\nMutterhaus................................. 539\u2014540\nDas Lazarus-Kranken- und Diakonissenhaus\t.\t540\nDas St. Hedwigs-Krankenhaus......... 540\u2014 541\nDas Krankenhaus der j\u00fcdischen\tGemeinde\t.\t541\u2014544\nDas Augusta-Hospital................. 544\u2014545\nDas Victoriahaus..................... 546\u2014547\nDas Elisaheth-Kinderhospital......... 547\u2014549\nDie Wasserheilanstalt des Vereins der Wasser-\nfreunde .......................................... 549\nDie Heilanstalten f\u00fcr Geisteskranke.................... 550\u2014551\nDie K\u00f6nigliche Irrenanstalt (siehe Charit\u00e9).\nDie st\u00e4dtische Irren- und Idiotenanstalt Dalldorf\n(siehe Festschrift der Stadt).\nWohlth\u00e4tigkeitsanstalten.................. 550\u2014551\nDie Idiotenanstalt Wilhelmsstift in Potsdam .\t550\nDie Heil-, Pflege- und Erziehungsanstalt f\u00fcr\nEpileptische in Potsdam.................... 550\u2014551\nDie K\u00f6nigliche Blindenanstalt in Steglitz.............. 552\u2014555\nDie K\u00f6nigliche Taubstummenanstalt.......................... 555\u2014559\nDie K\u00f6nigliche Turnlehrer - Bildungsanstalt und der\nTurnplatz in der Hasenheide......................... 559\u2014561\nIX.\tDie\tK\u00f6nigliche Bibliothek...................................... 562\u2014565\nX.\tDie\tReichsdruckerei............................................ 566\u2014570\nAnhang:\nStatistik der K\u00f6niglichen Friedrich-Wilhelms - Universit\u00e4t ;\nTabelle 1 \u201410.","page":0},{"file":"p0260.txt","language":"de","ocr_de":"260\nDas physiologische Institut.\nDas physiologische Institut,\n(NW. Dorotheenstrasse 35.)\nSo lange der Lehrstuhl der Physiologie hierselbst mit dem der anatomischen Wissenschaften vereinigt war, d. h. bis zum Tode Johannes M\u00fcllers und bis zur Ernennung seiner Nachfolger Reichert und du Bois-Reymond, bildete das physiologische Laboratorium mit dem dazu geh\u00f6rigen Apparate einen Theil des anatomischen Museums. Es stand unter demselben Direktor, hatte keine getrennten Fonds, kein eigenes Personal, und seine R\u00e4umlichkeiten waren mit denen des Museums durchaus verschmolzen. Der Apparat (wenn man Mikroskope und anatomische Werkzeuge als zum anatomischen Lehr- und Forschungsmaterial geh\u00f6rig rechnet) beschr\u00e4nkte sich auf das Noth wendigste, Wage, Luftpumpe, Gasometer, galvanische S\u00e4ule u. dgl. m., nur f\u00fcr die Physiologie der Sinne und der Stimme und Sprache war er, von Joh, M\u00fcllers Studien \u00fcber diese Gegenst\u00e4nde her, etwas vollst\u00e4ndiger. Seit dem Beginn der vierziger Jahre war der physiologische Apparat \u00fcberhaupt nicht mehr wesentlich vermehrt worden.\nIndessen war eine Selbst\u00e4ndigkeit und bessere Ausr\u00fcstung des physiologischen Laboratoriums doch schon bei M\u00fcllers Lebzeiten durch du Bois-Reymond angebahnt worden, dessen Bestrebungen in dieser Beziehung M\u00fcller jederzeit auf das freundlichste unterst\u00fctzte. Seit dem Sommer 1851 zeigten M\u00fcller und du Bois-Reymond, welcher damals Privatdocent der Physiologie und Gehilfe am anatomischen Museum war, gemeinschaftlich physiologische Uebun-gen an. Im Sommer 1853 wies M\u00fcller du Bois-Reymond zum Zweck seiner eigenen Arbeiten ein Zimmer in dem zweiten Stock des Universit\u00e4tsgeb\u00e4udes in dem \u00fcber dem anatomischen Museum gelegenen Magazin des Museums an. Nach und nach r\u00e4umte er ihm daselbst noch zwei andere Zimmer ein, gestattete ihm, diejenigen Laboranten, die sich vorzugsweise experimentell besch\u00e4ftigen wollten, in diesem Lokal ihre Arbeiten vornehmen zu lassen, und genehmigte, dass es die Aufschrift \u201ePhysiologisches Laboratorium\u201c erhielt. Mit M\u00fcllers Bewilligung erbat und erhielt du Bois-Reymond von dem Ministerium ansehnliche Summen zur Erg\u00e4nzung des Apparates und zur Bestreitung von Versuchskosten. Auch gestattete M\u00fcller, w\u00e4hrend er selber noch Physiologie las, mit nicht genug zu preisender Liberalit\u00e4t seinem j\u00fcn-","page":260},{"file":"p0261.txt","language":"de","ocr_de":"Das physiologische Institut.\n261\ngeren Collegen den unumschr\u00e4nkten Gebrauch des physiologischen Apparates in seinen Vorlesungen. Dies Verh\u00e4ltnis du Bois-Reymonds zum physiologischen Laboratorium und Apparate dauerte selbst dann fort, als er aufgeh\u00f6rt hatte, zum anatomischen Museum in irgend einer bestimmten Beziehung zu stehen, d. h. als er im Herbst 1855 unter Aufgabe seiner Stellung als Gehilfe am Museum zum ausserordentlichen Professor der Physiologie ernannt worden war.\nSo war die Lage der Dinge bei M\u00fcllers Tode im Fr\u00fchjahr 1858. Als im Herbste desselben Jahres du Bois-Reymond die ordentliche Professur der Physiologie \u00fcbertragen wurde, geschah selbstverst\u00e4ndlich zugleich die Abtrennung jenes Lokals und des vorhandenen physiologischen Apparats vom anatomischen Museum, und beide fielen seiner Verwaltung anheim. Du Bois-Reymond trug nun beim Ministerium darauf an, dass dem physiologischen Laboratorium ein j\u00e4hrlicher Fonds von 600 Thalern, nebst einem Besoldungsetat von 300 Thalern f\u00fcr einen Assistenten und von 240 Thalern f\u00fcr einen Aufw\u00e4rter bewilligt werde. Auf diesen Antrag erfolgte unter dem 6. April 1859 von Seiten des vorgeordneten Ministers der Bescheid, dass die beantragte Summe von 1140 Thalern j\u00e4hrlich, f\u00fcr den Staatshaushalt - Etat 1860 als dauernde Ausgabe angemeldet, und dass die gesetzliche Genehmigung dieser Position abzuwarten sei. Zur Bestreitung der nothwen-digen Ausgaben f\u00fcr das physiologische Institut in dem laufenden Jahre wurde zugleich die Summe von 750 Thalern bewilligt. Unter dem 30. Juni 1859 erfolgte dann die Ernennung des Dr. Is. Rosenthal zum interimistischen Assistenten beim physiologischen Laboratorium. Auch wurde seit dem Beginn des Sommersemesters 1859 ein Diener bei demselben besch\u00e4ftigt.\nVielleicht in keiner der in dem Universit\u00e4tsgeb\u00e4ude zusammen-gedr\u00e4ngten und damals leider noch vermehrten Anstalten machten sich in h\u00f6herem Grade als bei dem physiologischen Laboratorium die Uebelst\u00e4nde f\u00fchlbar, welche nothwendig daraus erwuchsen, dass das Geb\u00e4ude urspr\u00fcnglich zu ganz anderen Zwecken bestimmt war. Es gen\u00fcge in dieser Beziehung die Bemerkung, dass die Laboranten, oft sechs an der Zahl, als Arbeitsraum einen langen und schmalen Gang benutzen mussten, in welchem nur zwei Fenster Licht gaben, und der dem Personal des zoologischen Museums als Durchgang diente; dass es an jeder Gelegenheit zur Aufbewahrung von lebenden Thieren, Hunden und Kaninchen, gebrach, und dass es schlechterdings unm\u00f6glich war, irgend gr\u00f6ssere chemische Operationen in dem Laboratorium vorzunehmen. Auch fehlte es an einem mit dem Laboratorium verbundenen, allein f\u00fcr die physiologischen Vorlesungen bestimmten","page":261},{"file":"p0262.txt","language":"de","ocr_de":"262\nDas physiologische Institut.\nH\u00f6rsaale, in welchem Apparate, Wandbilder u. dgl. m. von Vorlesung zu Vorlesung ruhig aufgestellt bleiben konnten. Fakult\u00e4t und Ministerium waren von diesen M\u00e4ngeln lebhaft durchdrungen, und die ersten Schritte zum Heubau eines physiologischen Laboratoriums waren im Fr\u00fchjahr 1859 bereits geschehen, als die politischen Ereignisse einer ferneren Entwickelung dieser Angelegenheit in den Weg traten.\nDer im Obigen geschilderte provisorische Zustand des physiologischen Laboratoriums ward bald darauf zum definitiven auf lange Zeit, nur dass in der Folge die R\u00e4ume des Laboratoriums einigen Zuwachs erhielten, indem sie durch eine eiserne'Wendeltreppe mit dar\u00fcber gelegenen Bodenr\u00e4umen des Universit\u00e4tsgeb\u00e4udes verbunden wurden. Trotz aller Ungunst der \u00e4usseren Verh\u00e4ltnisse war aber gerade dies die Zeit, wo aus dem Laboratorium nicht allein eine Anzahl bedeutender Arbeiten, sondern auch eine Reihe von M\u00e4nnern hervorging, welche die daselbst gereiften Lehren und Methoden weithin nach deutschen Universit\u00e4ten, ja bis ins Ausland trugen. Pfl\u00fcger geh\u00f6rte nicht eigentlich dieser Gruppe an, da er seine bahnbrechenden Untersuchungen \u00fcber den Elektrotonus der Nerven nicht im Laboratorium, sondern bei sich zu Hause, in einem St\u00fcbchen in der Mittelstrasse, ausf\u00fchrte. Im alten Laboratorium arbeiteten aber unter anderen (nicht chronologisch, sondern alphabetisch aufgef\u00fchrt) Bernstein, Christiani, Gad, Heiden-liain, Hermann, Hitzig, Holmgreen, K\u00fchne, Munk, Nasse, Preyer, Ranke, Rosenthal, Setschenow, Steiner, Tschirjew, Wundt \u2014 nicht zu vergessen die fr\u00fch Geschiedenen, Aeby, v. Bezold, Boll, Radziejewski, R\u00f6ber, Sachs. Hier geschah es, dass der Kurator der Universit\u00e4t Jena, Moritz Seebeck, der einen Professor der Physiologie f\u00fcr die th\u00fcringische Hochschule suchte, mit einem jungen Studenten, der in einer Ecke des Laboratoriums \u00fcber Vagus-Reizung experimentirte, in ein Gespr\u00e4ch gerieth und durch dessen Unterhaltung so gefesselt wurde, dass er (nach R\u00fccksprache mit dem Direktor) keine bessere Wahl treffen zu k\u00f6nnen glaubte. Dieser Student, der \u00fcber Nacht Professor und erst nachher Doktor ward, hiess Albert v. Bezold.\nAus den elenden R\u00e4umen des damaligen Laboratoriums verbrei-teten sich \u00fcber die physiologischen Institute Deutschlands Heidenhains mechanischer Tetanomotor, das Sehlitteninductorium, der Stromschl\u00fcssel, die unpolarisirbaren Elektroden, der Zuckungstelegraph, das Rheoehord, die aperiodische Bussole, das Federrnyographion, der Rosenthalsche Trog: hier wurden die ersten lebend nach Europa gelangten Zitterwelse untersucht, und hier stellte Ludwig Traube die meisten seiner kymographisehen Versuche an. Wieder einmal zeigte es sich, dass die Fruchtbarkeit einer wissenschaftlichen Anstalt viel mehr als von R\u00e4um-","page":262},{"file":"p0263.txt","language":"de","ocr_de":"Das physiologische Institut.\n263\nlichkeiten und materiellen Hilfsmitteln, von dem gl\u00fccklichen Zufluss von Talenten und von dem aus ihrer Ber\u00fchrung entspringenden Wetteifer und geistigen Schwung abh\u00e4ngt.\nEtwas Anderes aber ist es mit dem. was doch die Hauptaufgabe der physiologischen Institute bleiben muss, mit dem Unterricht f\u00fcr die Masse der Studirenden. Zwar wurde der benachbarte H\u00f6rsaal erweitert und mit stufenweise sich erhebenden Sitzen versehen. Doch vermochten alle vereinzelten Aenderungen nichts \u00fcber die M\u00e4ngel einer urspr\u00fcnglich gar nicht f\u00fcr solche Zwecke bestimmten Anlage, und der Direktor ward nicht m\u00fcde, in stets erneuten, ausf\u00fchrlich begr\u00fcndeten Eingaben auf der Nothwendigkeit eines geeigneten Neubaues f\u00fcr das physiologische Laboratorium zu bestehen.\nDie Gr\u00fcnde, aus welchen die Zeitl\u00e4ufe von 1859 bis 1871 solchem Unternehmen im allgemeinen wenig g\u00fcnstig waren, brauchen nicht in Erinnerung gebracht zu werden. Indess entstanden doch damals die anatomische Anstalt, das chemische Laboratorium, das astrophysika-lische Observatorium. Das eigentliche Hinderniss, welches den Bau eines zeitgem\u00e4ssen physiologischen Laboratoriums in Berlin so lange verz\u00f6gerte, war der Mangel an einem geeigneten Platz. Nach mehreren Fehlschl\u00e4gen fand sich dieser endlich im Beginn der siebziger Jahre, als das an der n\u00f6rdlichen Seite der Dorotheenstrasse gelegene Grundst\u00fcck der Artilleriewerkst\u00e4tten durch deren Verlegung nach Spandau frei und an das Kultusministerium abgetreten wurde. Wenn auch dieser Platz der f\u00fcr ein Laboratorium w\u00fcnsehenswerthen Ruhe entbehrte, so bot er doch den grossen Vortheil, ungef\u00e4hr halbwegs zwischen der Universit\u00e4t und dem chemischen Institut einerseits, andererseits der Anatomie und dem Charit\u00e9-Krankenhause zu liegen. Noch dauerte es aber lange, bis man sich \u00fcber die Benutzung dieses Grundst\u00fcckes einigte und f\u00fcr den jetzt ausgef\u00fchrten Bebauungsplan entschied, der aus dem Situationsplane auf S. 137 erhellt.\nDas trapezf\u00f6rmige Grundst\u00fcck, nach S\u00fcden (vgl. in dem Situationsplane auf S. 137 wie in den Grundrissen S. 265, 266) durch die Dorotheenstrasse, nach Norden durch die Spree, nach Osten durch die Schlacht gasse, nach Westen durch die Neue Wilhelmstrasse begrenzt, wurde in west\u00f6stlicher Richtung durch einen Fahrweg in ungef\u00e4hr gleiche H\u00e4lften getheilt, eine n\u00f6rdliche, welche der philosophischen, eine s\u00fcdliche, welche der medicinischen Fakult\u00e4t zufiel. Jene nahm westlich das physikalische, \u00f6stlich ein zweites chemisches Institut auf; diese westlich das physiologische, \u00f6stlich das pharmakologische Institut.\nDer Situationsplan zeigt ferner, wie die beiden westlichen Ecken des Grundst\u00fcckes \u2014 die n\u00f6rdliche gebildet von der Neuen Wilhelmstrasse","page":263},{"file":"p0264.txt","language":"de","ocr_de":"264\nDas physiologische Institut.\nund Spree, die s\u00fcdliche von der Neuen Wilhelm- und Dorotheenstrasse \u2014 von den Dienstwohngeb\u00e4uden der Direktoren, beziehlich des physikalischen und des physiologischen Instituts eingenommen werden. Diesen Geb\u00e4uden entsprechen baulich an den beiden \u00f6stlichen Ecken \u2014 der n\u00f6rdlichen gebildet von Schlachtgasse und Spree, der s\u00fcdlichen von Schlachtgasse und Dorotheenstrasse \u2014 das zweite chemische und das pharmakologische Institut. In der Neuen Wilhelmstrasse und in der Schlachtgasse bleiben zwischen den Eckgeb\u00e4uden weite L\u00fccken, durch welche der die n\u00f6rdliche philosophische von der s\u00fcdlichen medicinischen H\u00e4lfte des Grundst\u00fcckes trennende Fahrweg ein- und ausm\u00fcndet und die H\u00f6fe und Gartenpl\u00e4tze zwischen den Geb\u00e4udemassen Luft und Licht erhalten. Die L\u00fccke in der Neuen Wilhelmstrasse uberbr\u00fcckt ein ornamentaler Bogen von grosser architektonischer Wirkung. S\u00e4mmt\u00dcebe Bauten sind oberhalb des aus belgischem Granit hergestellten Sockels in ausserordentlich sch\u00f6n und scharf geformten Verblend ziegein und Terracotten von warmer, nicht zu dunkler Farbe ausgef\u00fchrt, deren Eindruck durch bunte Met.lacher Friese gehoben wird. Die Dachbedeckung besteht \u00fcberall aus Wellenzink.\nFasst man nun das physiologische Institut f\u00fcr sich ins Auge, so erhellt der Gedanke des Baues leicht aus dem Grundriss des Erdgeschosses Fig. 1 (S.265) und des I. Stockes Fig. 2 (S.266). F>er Dorotheenstrasse entlang erstreckt sich ein beil\u00e4ufig 70,5 m langes Hauptgeb\u00e4ude, an dessen h\u00f6heren, in den Grundrissen durch die drei Risalite kenntlichen Mittelbau hinterw\u00e4rts der den grossen H\u00f6rsaal (15 in Fig. 1) enthaltende Saalbau sich lehnt, so dass von der Dorotheenstrasse aus betrachtet der Grundriss des Ganzen etwa die Gestalt eines umgekehrten T (l) nachahmt. Den H\u00f6rsaal umgiebt, durch einen Korridor von ihm getrennt, eine Folge von Arbeitsr\u00e4umen, welche bei geringerer H\u00f6he ihm reichliches Seitenlicht lassen, w\u00e4hrend sie und der H\u00f6rsaal ausserdem Oberlicht empfangen. In Fig. 2 sieht man daher vom Saalbau nur noch die Umrisse dieser Nebenr\u00e4ume und die von zahlreichen Fenstern durchbrochenen Umfassungsmauern des H\u00f6rsaals.\nDem Hauptgeb\u00e4ude entlang laufen in allen Stockwerken 3 m breite Korridore, welche man in Fig. 4(8-269), einem Schnitte durch dieHauptaxe des Mittelbaues und des Saalbaues, \u00fcber einander liegen sieht. Jederseits im Mittelbau, und auf diese Korridore sich \u00f6ffnend, f\u00fchrt ein in den Grundrissen erkennbares Treppenhaus mit freitragenden Granittreppen bis zum zweiten Stock.\nI. Der Saalbau.\n1. Der grosse H\u00f6rsaal. Von dem Haupteingange des Geb\u00e4udes","page":264},{"file":"p0265.txt","language":"de","ocr_de":"Das physiologische Institut.\n265\nGrundriss des Erdgeschosses.","page":265},{"file":"p0266.txt","language":"de","ocr_de":"Grundriss des ersten Stockes.","page":266},{"file":"p0267.txt","language":"de","ocr_de":"Das physiologische Institut.\n267\nim Mittelbau, zu dessen Seiten die in Thon gebrannten Medaillons Albrecht v. Hallers, und Johannes,Miillexs. sich\tgelammt man\ndurch das Vestib\u00fcl um auf einer 3,5 m breiten Marmortreppe (A in Eig. 1, vergl. Fig. 4) in den Korridor des Erdgeschosses und \u00fcber diesen fort weitere Stufen hinauf zu den Vomitorien 15\u00ab und b (Fig. 1) auf der H\u00f6he der obersten Sitzreihen des H\u00f6rsaals. Man vergegenw\u00e4rtigt sich dies am besten durch Vergleichung des Querschnittes, Fig. 4. mit dem in etwas gr\u00f6sserem\nSPRECHZIMMER\nIV IV iS E'-'\n1EXPERIMENTIR\u2014TISCH [\nMONSTRA- i TIONEN . i\nZUM KLEINEN HORSAAL\n|S|-VESTIBUL-\nGAROEROBE\n3. Der grosse H\u00f6rsaal.\nMassstab ausgef\u00fchrten vorstehenden Grundriss des H\u00f6rsaals, Fig. 3, welcher, der R\u00fcckseite der Eintrittskarten zu den Vorlesungen entlehnt, durch die gestrichelte mit Pfeilen versehene Linie den Zuh\u00f6rern den Weg durch die (in der Figur nicht schrafhrten) R\u00e4umlichkeiten weist, die sie betreten d\u00fcrfen. A7on den beiden Vomitorien abwT\u00e4rts f\u00fchren Stufen-g\u00e4nge, welche die Sitzreihen in drei Gruppen, eine mittlere zu zehn, zwei seitliche zu f\u00fcnf Pl\u00e4tzen in der Reihe theilen, eine Anordnung, bei der die mittlere Entfernung der G\u00e4nge von den Sitzen am kleinsten ausf\u00e4llt. Bei elf Sitzreihen, von denen die oberste nur 17 Pl\u00e4tze hat, betr\u00e4gt die Zahl der letzteren. 217. Mit Ausnahme der vordersten Reihe haben s\u00e4mmtliche Sitze Tische vor sich (s. Fig. 4). Die Reihen","page":267},{"file":"p0268.txt","language":"de","ocr_de":"268\nDas physiologische Institut.\nerheben sich \u00fcber einander in der amphitheatralischen Kurve. Bei der neuerlich stark gewachsenen Zahl der Zuh\u00f6rer ist es n\u00f6thig geworden, an den freien Enden der Sitzreihen Klappsitze anzubringen, wodurch die Zahl der Pl\u00e4tze auf 259 vermehrt wurde. Rings um den H\u00f6rsaal l\u00e4uft in H\u00f6he des ersten Stockes und von den Treppenh\u00e4usern aus zug\u00e4nglich (15e und /' Big. 3) eine Galerie, welche noch viele Zuh\u00f6rer aufnehmen kann, und in der Mitte der s\u00fcdlichen Seite des H\u00f6rsaales an einer vom Korridor des ersten Stockes aus zug\u00e4nglichen, passend ausgestatteten Loge f\u00fcr bevorzugte Zuh\u00f6rer vorbeif\u00fchrt. Die Grundfl\u00e4che des H\u00f6rsaales bildet nahezu ein Quadrat von 13 m Seitenl\u00e4nge: die H\u00f6he bis zum Oberlicht betr\u00e4gt 11,3 m. Seiner vielfach gebrochenen Architektur verdankt er wohl seine vorz\u00fcglichen akustischen Eigenschaften.\nDer Experimentirtisch, in Fig. 1 und 3 im Grundriss, in Fig. 4 im Querschnitt erkennbar, erstreckt sich an der n\u00f6rdlichen Wand, den Vomi-torien und der Loge gegen\u00fcber, fast durch die ganze Breite des Saales\n\u00d6 O O\t7\to\nund bietet alle wiinschenswerthen Versuchsmittel dar: Wasser und Gas, W asser- und Quecksilberwanne, stark saugenden Luftabzug, chemische Eeagentien, elektrische Str\u00f6me aus einer Batteriekammer im Kellergeschoss, elektrisches Licht, endlich mechanische Kraft in Gestalt der von Reuleaux wiederbelebten Wasserkapselr\u00e4der1), welche alles auf dem Experimentirtisch zu Bewegende treiben: von einem Blitzrad oder einer Saxtonschen Maschine bis zum K\u00f6nigschen Flammenspiegel, oder dem Regnault-Reisetschen Athmungsapparat.\nDie W\u00e4nde des Saales sind bis zur Galerie mit Lindenholz get\u00e4felt, sodass Wandbildir daran wie auf einem Reissbrett mit Heftzwecken befestigt werden. Die Erw\u00e4rmung des Saales geschieht auf sp\u00e4ter anzugebende Art durch warme Luft, welche aus Oeffnungen unter der Galerie str\u00f6mt, durch Oeffnungen unter den Sitzen den Raum wieder verl\u00e4sst.\nDie Einrichtungen zur Erleuchtung des Saales wurden leider gerade in dem Augenblick fertig, wo die elektrische Beleuchtung durch die Dynamomaschine und die seitdem freilich \u00fcberholten Jablosclikoff-schen Kerzen den Aufschwung nahm, in welchem sie noch heute begriffen ist. Demgem\u00e4ss ist der Saal noch mit Gas beleuchtet, dessen l\u00e4stige Eigenschaften aber nicht empfunden werden, indem die Flammen \u00fcber dem Oberlicht, in dem in Fig. 4 und 5 (S. 271) sichtbaren glasgedeckten Bodenraum angebracht sind. Vier Wagen, jeder mit 92 Argand-brennern und Neusilberreflektoren, werden \u00fcber das Oberlicht ge-\n1) Verhandlungen des Vereins f\u00fcr Gewerbefleiss in Preussen. Jahrg. 18G3. I. Heft.","page":268},{"file":"p0269.txt","language":"de","ocr_de":"Das physiologische Institut.\n269\nQ\npi\u00fc\n\no\nSchnitt CD des Grundrisses.","page":269},{"file":"p0270.txt","language":"de","ocr_de":"270\nDas physiologische Institut.\nfahren und verbreiten, ohne die Luft im Saale zu erw\u00e4rmen und zu verunreinigen, eine Tageshelle vom angenehmsten Farbenton. Durch eine von zwei Seiten her \u00fcber das Oberlicht sich schliessende eiserne Rolljalousie kann umgekehrt der Saal in etwa 3/4 Minuten v\u00f6llig verfinstert werden, wenn vorher die \u00e4hnlich konstruirten Jalousien vor den Seitenfenstern herabgelassen wurden.\nHinter dem Experimentirtisch, jenseit des Korridors, befindet sich, wie man in Fig. 1 und 5 sieht, das Vorbereitungszimmer (22). Die weite dazu f\u00fchrende, architektonisch zu einer Art von Portal mit Griebelkr\u00f6nung ausgebildete Oeffnung in der Mitte der n\u00f6rdlichen Wand des Saales wird durch eine zweifl\u00fcgelige und zwar doppelte Schiebeth\u00fcr geschlossen, indem jeder Fl\u00fcgel aus einer dem Saal zugekehrten Holzth\u00fcr und einer dem Korridor zugekehrten matten Glasth\u00fcr besteht. Erstere dient als schwarze Tafel, letztere als Lucaesche Tafel, um durchscheinende Knochenumrisse mit Weichtheilen auszuf\u00fcllen.\nBesondere Erw\u00e4hnung verdient die Art, wie in diesem H\u00f6rsaale Galvanometer-Ablenkungen gezeigt werden. Eine Spiegelbussole kommt auf einen \u00e4usserst stabilen St\u00e4nder in dem Raume zwischen der untersten Sitzreihe und dem Experimentirtisch zu stehen. An letzteren ist ein fester Spiegel so befestigt, dass ein von der Demonstrations-Galerie (25 in Fig. 1 und 3) ') durch die Th\u00fcr 15 c dem Tisch entlang einfallender elektrischer Lichtstrahl dem Bussolspiegel zugeworfen und von diesem nach einer 3 m langen Scala \u00fcber dem Portal reflektirt wird. Der in Gr\u00f6sse eines F\u00fcnfmarkst\u00fcckes auf der Scala erscheinende Lichtfleck ist hell genug, um bei einiger Beschattung gegen das Oberlicht ohne Verfinsterung des Saales sehr gut sichtbar zu sein. Die feinsten thierisch- oder thermoelektrischen Versuche k\u00f6nnen dergestalt Hunderten von Zuh\u00f6rern zugleich gezeigt werden.\nUeber dem Giebel des Portals ist die von Professor L\u00fcrssen nach Schorbs Modell in Marmor ausgef\u00fchrte Kolossalb\u00fcste Johannes M\u00fcllers, \u00fcber der Loge gegen\u00fcber die Uhr angebracht.\n2. Nebenr\u00e4ume des Saalbaues. Zu beiden Seiten des Vorberci-tungszimmers (22) liegen, Vorlesungszwecken dienstbar, noch folgende R\u00e4ume: \u00f6stlich ein kleines zum Aufenthalt des Docenten und zu seinem Verkehr mit den Studirenden bestimmtes Sprechzimmer (23 in Fig. 1, vergl. Fig. 2) westlich ein feuerfestes, mit eiserner Th\u00fcr versehenes Gew\u00f6lbe (21), welches die unsch\u00e4tzbare AVandbilder-Sammlung des Institutes, gr\u00f6sstentheils von der Hand des leider verstorbenen Dwor-z a z e k, beherbergt.\n1) In Figur 1 ist sie ungenau als mikroskopische Galerie bezeichnet.","page":270},{"file":"p0271.txt","language":"de","ocr_de":"Das physiologische Institut.\n271\nSchnitt EF des Grundrisses.","page":271},{"file":"p0272.txt","language":"de","ocr_de":"272\nDas physiologische Institut.\nSchematische Wandtafeln, verbunden mit Demonstrationen am Mikroskope selbst, sind unstreitig geeigneter, scharfe und richtige Vorstellungen mikroskopischer Gegenst\u00e4nde zu verschaffen, als im verfinsterten Raume an die Wand projicirte Bilder, auf deren Erzeugung denn auch hier im allgemeinen Verzicht geleistet ist. Dass nach den Vorlesungen mikroskopische Demonstrationen stattfinden sollen, erfahren die Zuh\u00f6rer dadurch, dass \u00fcber der Th\u00fcr 15 c (Fig. 1, vergl. Fig. 2) das Wort \u201eDemonstration\u201c in weithin sichtbarer Schrift erscheint. Die Zuh\u00f6rer wissen alsdann, dass sie den Saal, statt durch die Vomitorien, durch diese Th\u00fcr zu verlassen haben, wie der Pfeil in Fig. 3 es ihnen vorschreibt, und sie betreten die \u00f6stlich den Saalbau begrenzende Demonstrations-Galerie, deren Fenster entlang sie auf einem 12 m langen, in Fig. 5 im Durchschnitt erscheinenden Konsol die hinreichende Anzahl von Mikroskopen aufgestellt finden.\nDiese Galerie bietet noch eine dem Institut eigene Veranstaltung. Nichts ist im allgemeinen unfruchtbarer, als in physiologischen Vorlesungen Vivisektionen einer grossen Anzahl von Zuh\u00f6rern zugleich vorf\u00fchren zu wollen. Sehr wenig F\u00e4lle ausgenommen sehen die Meisten nichts von dem, was gezeigt wird, und verlieren Zeit, Spannkraft und Theilnahme, besonders wenn die Zurichtung erst vor ihren Augen vorgenommen wird. Im hiesigen Institut ist diese Schwierigkeit folgendermassen \u00fcberwunden. Die Demonstrations-Galerie \u00f6ffnet sich durch eine breite matte Glasth\u00fcr in das die nord\u00f6stliche Ecke des Saalbaues bildende Vivisektorium (24 in Fig. 1 und 2). Vor der Th\u00fcr befindet sich im Boden eine halbkreisf\u00f6rmige, von zwei koncentrischen Gittern umschlossene Vertiefung. Hier werden die von einem Gehilfen im Vivisektorium vorbereiteten Thierversuche in der Art gezeigt, dass die Zuh\u00f6rer gen\u00f6thigt sind, wie der Pfeil in Fig. 3 es ihnen vorschreibt, zwischen den koncentrischen Gittern sich in zwei Reihen aufzustellen, von welchen die hintere \u00fcber die vordere hinwegsieht. In Fig. 5 blickt man l\u00e4ngs dem Durchschnitt der Galerie auf diese Gitter. So k\u00f6nnen etwa f\u00fcnfzehn Personen auf einmal den Versuch (beispielsweise das schlagende Herz in der Brust eines Kaninchens bei k\u00fcnstlicher Respiration, oder die Wirkung des Tetanisirens des centralen \\Tagus-stumpfes auf das Zwerchfell nach Traube) bequem und ganz genau sehen. Sie machen dann einer anderen Gruppe Platz, und indem der Versuch oft genug wiederholt wird, kommen schliesslich alle zum Ziel.\nAuch andere im H\u00f6rsaal nicht wohl anstellbare Versuche, wie der am Weberschen Kreislaufsmodell, oder Versuche, bei welchen jeder herantreten muss, wie \u00fcber den elektrischen Geschmack, \u00fcber","page":272},{"file":"p0273.txt","language":"de","ocr_de":"Das physiologische Institut.\t273\nden Ortsinn, \u00fcber die Athmungsgr\u00f6sse, werden in der Demonstrations-galerie angestellt.\nEin Theil dieser Galerie (in Fig. 3 schraffirt, vergl. auch Fig. 1) ist durch ein Gitter ahgetrennt und beherbergt die anatomische Sammlung, welche theils organologischen Erl\u00e4uterungen beim physiologischen Unterricht dient, theils einen Anhang der mikroskopisch-biologischen Abtheilung bildet, deren Vorsteher, Professor Gustav Fritsch, sich ihre Vermehrung nach den verschiedensten Richtungen der neueren Wissenschaft angelegen sein l\u00e4sst. Sie enth\u00e4lt einige dem Institut eigenth\u00fcmliehe Gegenst\u00e4nde, wie die von Professor Fritsch zusammengebrachte Sammlung elektrischer und sogenannter pseudo\u00eblektrischer Fische, welche wohl die vollst\u00e4ndigste gegenw\u00e4rtig vorhandene ist.\nDamit sind die f\u00fcr die physiologische Hauptvorlesung getroffenen Veranstaltungen zun\u00e4chst ersch\u00f6pft. Ehe wir weiter gehen, wird es zweckm\u00e4ssig sein, den der Organisation des Institutes zu Grunde gelegten Gedanken zu entwickeln. Die Physiologie in ihrer gegenw\u00e4rtigen Gestalt zerf\u00e4llt in mehrere so verschiedene Zweige, dass sie fast wie ebensoviele besondere Disciplinen erscheinen, deren jede ihre eigenen Hilfsmittel, Verfahrungsarten, R\u00e4umlichkeiten beansprucht. Mindestens vier solcher Richtungen lassen sich unterscheiden: die chemische, die physikalische, die speziell physiologische, auf die Erforschung der Funktionen am lebenden Thier durch den Thierversuch abzielende, endlich die mikrographisch-histologische, welche weniger scharf begrenzt durch Organologie, Entwickelungsgeschichte und Morphologie mit den \u00fcbrigen biologischen Disciplinen, Phylogenie, Urgeschichte, Anthropologie u. dgl. m. zusammenh\u00e4ngt. Es erschien pass end das Institut diesen verschiedenen Richtungen gem\u00e4ss in ebensoviele Abtheilungen zu gliedern, welche unter der Oberleitung des Direktors von sogenannten Abtheilungsvorstehern, denen nach Bed\u00fcrfniss noch Assistenten und Diener beizugeben w\u00e4ren, mehr selbst\u00e4ndig verwaltet werden sollten. Das vorgeordnete Ministerium ging bereitwillig auf diesen gross angelegten Plan ein, welcher nunmehr zum Verst\u00e4ndniss der \u00fcbrigen baulichen Anlagen den Schl\u00fcssel geben wird.\nNat\u00fcrlich mussten bei dem Bau des Institutes diejenigen Abtheilungen r\u00e4umlich bevorzugt werden, bei welchen zahlreicher Besuch der Studirenden zu erwarten war und vor allem w\u00fcnschenswerth schien. Wie nicht gesagt zu werden braucht, sind dies die chemischphysiologische und die mikroskopische Abtheilung, zu deren Benutzung eigentlich alle Medicin Studirenden angehalten sein sollten, w\u00e4hrend vivisektorische und physikalisch-physiologische Versuche immer nur die Sache einiger wenigen besonders Beanlagten und Strebsamen\nNaturw. u. med. Staatsanstalten Berlins.\tj^g","page":273},{"file":"p0274.txt","language":"de","ocr_de":"274\nDas physiologische Institut.\nbleiben werden. Demgem\u00e4ss gebietet die speziell physiologische Ab-theilung nur \u00fcber den als Vivisektorium bezeichneten Raum, der \u00fcbrigens durch die benachbarte Treppe mit Thierst\u00e4llen und anderen R\u00e4umlichkeiten im Kellergeschoss zusammenh\u00e4ngt, auch mit einem Digestorium versehen ist. Die physikalisch-physiologische Abtheilung ihrerseits ist in dem die nordwestliche Ecke des Saalbaues bildenden Pavillon (19 in Fig. 1) untergebracht, welchem f\u00fcr feinere Versuche noch zwei kleine Nebenr\u00e4ume (18 und 20) beigesellt sind.\nDer Raum (19) enth\u00e4lt in zwei einander diagonal gegen\u00fcberliegenden Ecken ersch\u00fctterungsfreie Pfeiler f\u00fcr Bussolen u. dgl. m. Sie sind aus einer Tiefe von mehreren Metern frei aufgemauert, durchbrechen, ohne es zu ber\u00fchren, das Gew\u00f6lbe des Kellergeschosses und sind mit dem Fussboden nur durch ein Kautschukhalsband zum Abhalten \u00fcblen Geruches aus etwa um ihre Basis stagnirendem Grundwasser verbunden. Die Bussolen oder sonstigen Apparate stehen auf Gements\u00e4ulen, welche auf der marmornen Deckplatte des Pfeilers ruhen. Bei alledem und trotz dem das ganze Grundst\u00fcck zum Abhalten von Ersch\u00fctterungen umgebenden Isolirgraben muss gesagt werden, dass Quecksilber in einer auf die Marmorplatte gesetzten Schale fortw\u00e4hrend aus der Mitte koncentrisch sich verbreitende Wellen zeigt; nur in den fr\u00fchen Morgenstunden, wenn keine Wagen mehr das Erdreich weithin in Schwingungen versetzen, bleibt es in Ruhe. Bussolspiegel verrathen indess nichts von diesen Ersch\u00fctterungen.\nLudwig hatte seinen gl\u00fccklichen Gedanken, das physiologische Laboratorium nach Art einer Fabrik mit mechanischer Kraft auszustatten, in der Art verwirklicht, dass er die Kraft eines gr\u00f6sseren Gasmotors durch Wellen und Treibriemen den verschiedenen R\u00e4umen zusandte. Dies hatte den Nachtheil, dass erstens doch nicht alle R\u00e4ume dergestalt mit bewegender Kraft versorgt' werden konnten, zweitens dass der grosse Motor in Gang gesetzt werden musste, sollte auch nur in einem Raume eine Kymographiontrommel sich drehen. Im hiesigen Institut ist dies dadurch vermieden, dass jeder Raum, der dessen bedarf, seinen eigenen kleinen Motor erhielt. Der Kapselr\u00e4der auf dem Experimentirtisch wurde schon gedacht. Das Vivisektorium besitzt eine mit Gas zu betreibende Rennes\u2019sche calorische Maschine, der Raum f\u00fcr physikalische Physiologie einen Schinidtschen Wassermotor.\nAn die physikalische Abtheilung grenzt s\u00fcdlich, der westlichen Seite des Saalbaues entlang, und bis in das Hauptgeb\u00e4ude reichend, das Privatlaboratorium des Direktors (11, 16 und 17 in Fig. 1). Es ist von seinem amtlichen Gesch\u00e4ftszimmer (10) aus zug\u00e4nglich, vom \u00fcbrigen Laboratorium aus aber nur durch die beiden von (17) nach","page":274},{"file":"p0275.txt","language":"de","ocr_de":"Das physiologische Institut.\n275\n(18) und nach dem Korridor sich \u00f6ffnenden Th\u00fcren, und ist so vor St\u00f6rungen gesichert. Bei seiner Einrichtung ist darauf Bedacht genommen, dass jeder k\u00fcnftige Direktor, welches auch seine besondere Arbeitsrichtung sei, dazu Gelegenheit finde. Der mit einem halbsechseckigen Ausbau versehene Raum (17) eignet sich f\u00fcr physikalische Zwecke durch zwei ersch\u00fctterungsfreie Pfeiler, welche Fig. 5 im Durchschnitt zeigt; f\u00fcr mikroskopische durch ein l\u00e4ngs dem Ausbau laufendes Marmorkonsol ') ; f\u00fcr vivisektorische durch unmittelbare N\u00e4he eines im Kellergeschoss gelegenen, ausschliesslich f\u00fcr den Inhaber dieses Laboratoriums bestimmten Hunde- und Kaninchen stalles nebst Ranarium. F\u00fcr chemische Arbeiten ist der im Hauptgeb\u00e4ude gelegene Raum (11) bestimmt und dazu mit einem Digestorium versehen. Der in Fig. 1 als Batteriekammer bezeichnete Raum (16) ist f\u00fcr gr\u00f6bere oder \u00fcbelriechende chemische Operationen brauchbar und durch doppelte Th\u00fcren von den Arbeitsr\u00e4umen getrennt; auch \u00f6ffnet sich hier eine Th\u00fcr auf den Garten und das darin befindliche Froschbassin.\nIL D as Hauptgeb\u00e4ude.\n1. Erdgeschoss. Um f\u00fcr die Sitzreihen im grossen H\u00f6rsaale das richtige Gef\u00e4lle zu erlangen, hat der Fussboden des Saalbaues anderthalb Meter unter den des Erdgeschosses des Hauptgeb\u00e4udes gelegt werden m\u00fcssen, wie man in Fig. 4 sieht. Die verschiedenen Kunstgriffe, mittelst deren dieser Uebelstand ausgeglichen wurde, hier auseinanderzusetzen, lohnt nicht der M\u00fche. Es gen\u00fcge dieBemerkung, dass aus dem chemischen Raume des Privatlaboratoriums des Direktors eine in Fig. 1 erkennbare Treppe in dessen amtliches Gesch\u00e4ftszimmer (10) f\u00fchrt. Aus diesem mit einem feuer- und diebessicheren Schrank versehenen Zimmer, welches eine eiserne Wendeltreppe mit dem im ersten Stock des Dienstwohngeb\u00e4udes gelegenen Arbeitszimmer verbindet, gelangen wir durch ein Vorzimmer (10\u00ab) in das westliche Ende des dem Hauptgeb\u00e4ude entlang laufenden Korridors im Erdgeschoss. Indem wir diesem nach Osten (von links nach rechts in den Figuren) entlang gehen, treffen wir auf nachstehende R\u00e4ume.\nRechterhand folgt auf eine Dienstwohnung f\u00fcr einen Assistenten der f\u00fcr die Sammlung der Instrumente und Apparate bestimmte Saal (4). Hier war es, wo am 6. Oktober 1882 von den im Kellergeschoss darunter gelegenen R\u00e4umen f\u00fcr gr\u00f6bere chemisch\u00e8 Arbeiten aus durch einen fehlerhaften Schornstein Feuer sich verbreitete und grossen Schaden anrichtete, indem es nicht bloss alle Gegenst\u00e4nde, selbst die\n1) Holz warf sich wegen einer darunter liegenden, nicht zu. entbehrenden Heizrohre.\n18*","page":275},{"file":"p0276.txt","language":"de","ocr_de":"276\nDas physiologische Institut.\nin Schr\u00e4nken verwahrten, mit sauerem Theer \u00fcberzog, sondern auch die Reliquien aus Johannes M\u00fcllers Zeit, seine Apparate zur Lehre von den Sinnen und der Stimme, die Kempelensche-Sprechmaschine und noch sonst manches Unersetzliche zerst\u00f6rte.\nDem Instrumentensaal gegen\u00fcber liegt links das westliche Treppenhaus mit einem kleinen Fahrstuhl, zum Zweck, gr\u00f6ssere Mengen von Apparaten mit einem Male vom Niveau des Flurs des Erdgeschosses im Hauptgeb\u00e4ude auf das des Flurs im Saalbau senken und heben und sie, dem westlichen Korridor dieses Baues entlang, nach dem H\u00f6rsaal und von dort zur\u00fcck bef\u00f6rdern zu k\u00f6nnen.\nUeber den Haupteingang rechts fort, welchem gegen\u00fcber links die schon erw\u00e4hnten Vomitorien in den H\u00f6rsaal f\u00fchren, stossen wir zun\u00e4chst auf die ,Garderobe1 (5), wohin, wie aus den Pfeilen in Fig. 3 erhellt, die Zuh\u00f6rer ihre Sachen ablegen gehen, so dass feuchte Ueberzieher u. a. m. niemals in den H\u00f6rsaal gelangen.\nAuf die Garderobe folgt rechts, gegen\u00fcber dem \u00f6stlichen Treppenhaus, auf welches die uns schon bekannte Demonstrations-Galerie sich \u00f6ffnet, die mechanische Werkstatt (6), von der noch sp\u00e4ter die Rede sein wird. Weiterhin kommen rechts der Bibliotheksaal (7), links der kleine H\u00f6rsaal (13).\nDer Bibliotheksaal ist mit besonderer Sorgfalt ausgestattet, hat ein polychromatisch verziertes Kreuzgew\u00f6lbe, eichenes naturfarbenes Mobiliar, B\u00fccherschr\u00e4nke mit Drahtgittern, welche ausser der Bibliothek des Institutes auch noch die der Berliner physiologischen Gesellschaft beherbergen. Hier h\u00e4lt diese Gesellschaft ihre Sitzungen, und theilte R. Koch einer Versammlung von etwa achtzig Physiologen und Aerzten, in zweist\u00fcndigem unvergesslichen Vortr\u00e4ge, zuerst seine Entdeckung des Tuberkelbacillus mit. Die N\u00e4he der Demonstrationsgalerie bietet der Gesellschaft Gelegenheit, nach der Sitzung dort vorbereiteten Versuchen und sonstigen Schaustellungen beizuwohnen.\nDer kleine H\u00f6rsaal ist f\u00fcr die Vorlesungen der beim Institut an-gestellten ausserordentlichen Professoren und Privatdocenten bestimmt. Bei urspr\u00fcnglich 48 amphitheatralisch sich erhebenden Sitzpl\u00e4tzen, deren Zahl neuerlich durch Klappsitze und andere Veranstaltungen auf 65 vermehrt wurde, bietet er im kleinen fast alle im o-rossen H\u00f6rsaal aufgez\u00e4hlten Versuchsmittel dar. In Fig. 1 erkennt man, wie hinter dem Experimentirtisch der kleine H\u00f6rsaal durch eine Th\u00fcr und durch eine zum Hindurchreichen von Gegenst\u00e4nden geeignete, gew\u00f6hnlich durch die (aequilibrirte) schwarze Tafel verdeckte Oeffnung mit einem Vorbereitungszimmer in Verbindung steht. Ein stark gel\u00fcfteter Glasverschlag (12 u) in diesem Zimmer dient als Batterie-","page":276},{"file":"p0277.txt","language":"de","ocr_de":"Das physiologische Institut.\n277\nkammer oder zu \u00e4hnlichen Zwecken; das Zimmer \u00f6ffnet sich weiter auf das \u00f6stliche Treppenhaus.\nAm \u00f6stlichen Ende des Korridors sind aufzunehmen: rechts der Eingang zu einer bis in den zweiten Stock reichenden freitragenden elliptisch wendelnden Granittreppe, und eine zweite Assistentenwohnung (8 und 9), links eine ins Freie, auf das Froschbassin des \u00f6stlichen Hof- und Gartenplatzes zu f\u00fchrende Treppe. Schliesslich st\u00f6sst der Korridor auf das Aquarium. Das Berliner physiologische Institut ist wohl das erste, welches ein vollst\u00e4ndig eingerichtetes Aquarium erhielt. Es besteht aus neun gr\u00f6sseren und kleineren Becken, welche beliebig mit S\u00fcss- und mit Salzwasser gef\u00fcllt und theilweise auch erw\u00e4rmt werden k\u00f6nnen. Um darin zu fischen, dient ein hinter ihnen entlang laufender Gang; sie gestatten aber auch, nach Art \u00f6ffentlicher Schauaquarien, die Beobachtung ihres Inhalts bei durchfallendem Lichte. Ueber den Betrieb des Aquariums wird weiter unten berichtet. Das Aquarium und der kleine H\u00f6rsaal haben beide Oberlicht, wie aus Fig. 2 verst\u00e4ndlich wird.\n2. Erster Stock (Fig. 2). Aus dem Vorraum des Aquariums f\u00fchrt eine eiserne Wendeltreppe in die mikroskopische Galerie (42) im ersten Stock. In der That haben wir mit dem Aquarium das Bereich der mikroskopisch-biologischen Abtheilung betreten. Die weiteren R\u00e4umlichkeiten dieser Abtheilung bestehen aus jener 16 m langen Galerie, deren nach Korden sehenden Fenstern entlang ein eichenes Konsol herrscht, einem nach S\u00fcden (der Dorotheenstrasse zu) gekehrten gr\u00f6sseren (37) und einem ebenso gelegenen kleineren Zimmer (36). Ersteres enth\u00e4lt das Injektorium und den Br\u00fctofen. Dass an Mikroskopen und Mikrotomen neben dem, was der Anf\u00e4nger braucht, hier das Beste zu finden ist, was die heutige Technik vermag, braucht nicht gesagt zu werden.\nVerl\u00e4sst man westw\u00e4rts die von der Wendeltreppe her betretene mikroskopische Galerie, so befindet man sich am \u00f6stlichen Ende des Korridors im ersten Stock des Hauptgeb\u00e4udes. Man trifft links zuerst wieder auf eine Assistentenwohnung, dann auf ein f\u00fcr Pr\u00fcfungen eingerichtetes Zimmer (33). Nahe der Eingangsth\u00fcr zur mikroskopischen Galerie ist das von Professor L\u00fcrssen geschenkte Gypsmodell des Denkmals eingemauert, welches dem ersten Assistenten bei der mikroskopischen Abtheilung, Karl Sachs, in den Xuovi Bagni bei Bormio, mit dem Fernblick auf die St\u00e4tte, wo er den Tod fand, von seinen Freunden errichtet wurde.\nWas nun, abgesehen von der Loge des grossen H\u00f6rsaales, im ersten Stock noch von R\u00e4umen \u00fcbrig ist, geh\u00f6rt der cliemisch-physio-","page":277},{"file":"p0278.txt","language":"de","ocr_de":"278\nDas physiologische Institut.\nlogischen Abtheilung. Auf das Pr\u00fcfungszimmer folgt ein f\u00fcr \u00fcbelriechende Operationen bestimmter Raum (32, H2 S) mit stark gel\u00fcftetem Glasverschlage (32a); dann, in der Mitte des Geb\u00e4udes, der Raum f\u00fcr Spektralanalyse (31) mit Dunkelkammer (31a). Vor dem Fenster dieses Raumes kann ein Heliostat aufgestellt werden und, wenn es gew\u00fcnscht wird, seinen Strahl nicht bloss in das gegenw\u00e4rtige Zimmer, sondern auch l\u00e4ngs der Hauptaxe des Mittel- und des Saalbaues durch die Loge in den grossen H\u00f6rsaal und mit noch einer Reflexion auf den Experimentirtisch werfen.\nDas an den spektralanalytischen Versuchsraum stossende kleinere Zimmer (30) enth\u00e4lt die chemische Sammlung. F\u00fcnf weitere R\u00e4ume (26\u201429), acht Axen entsprechend, sind zu chemisch-physiologischen Arbeiten bestimmt und mit allen neueren Hilfsmitteln versehen. Besonderen Zwecken dienen das Zimmer (26) mit zwei Digestorien, welches Ge\u00fcbtere aufnimmt, und (27), welches, mit zwei Verbrennungsnischen, f\u00fcr organische Elementaranalyse eingerichtet ist. Die Zimmer (28) und (29), beziehentlich zu pr\u00e4parativen und zu analytischen Arbeiten bestimmt, haben jedes vier Digestorien.\nAuf der anderen, n\u00f6rdlichen Seite des Korridors liegt das W\u00e4ge-und Luftpumpenzimmer (38) und, m\u00f6glichst gesichert vor Temperaturwechseln, das Zimmer f\u00fcr Gasanalyse (39). Diese Anordnungen sind meist im Einverst\u00e4ndnis^ mit dem ersten Vorsteher der Abtheil uno-, Professor Eugen Baumann, jetzt in Freiburg, getroffen. Uebri-gens verf\u00fcgt die Abtheilung, wie wir durch das dadurch verursachte Brandungl\u00fcck schon erfuhren, auch noch im Kellergeschoss \u00fcber R\u00e4ume f\u00fcr gr\u00f6bere Arbeiten.\n3. Zweiter Stock. Einen zweiten Stock besitzt in der Vorderfront nur der Mittelbau. Die Seitenfl\u00fcgel haben einen solchen nur nach Norden, den Hof- und Gartenpl\u00e4tzen zugekehrt.\nDer zweite Stock des Mittelbaues enth\u00e4lt an wissenschaftlichen R\u00e4umen ein vollst\u00e4ndiges photographisches Atelier als Anhang der mikroskopisch-biologischen Abtheilung und zwei Zimmer zu optischen Versuchen, ein dunkles und ein helles, deren ersteres durch ein Fenster, letzteres durch eine Th\u00fcr auf den Balkon des westlichen Risalits sich \u00f6ffnen. Der Sinn dieser Einrichtung ist, dass man vom Balkon aus dem vor dem Laden der Dunkelkammer aufgestellten Heliostat beikommen kann, ohne den Laden zu \u00f6ffnen und sich neben dem Heliostaten in oft sehr unbequemer Weise zum Fenster hinaus zu lehnen. Die Dunkelkammer ist mit sogenanntem Scheibenpapier mattschwarz tapezirt und hat Vorkehrungen f\u00fcr Mikrophotographie.\nDer zweite Stock enth\u00e4lt sonst nur noch eine vierte Assistenten-","page":278},{"file":"p0279.txt","language":"de","ocr_de":"Das physiologische Institut.\n279\nwolinung, die Wohnung des Hausverwalters, von der Fig. 4 ein Zimmer im Durchschnitt erkennen l\u00e4sst, und die des Maschinisten. Vom Korridor des zweiten Stockes aus erreicht man durch eine Treppe den schon erw\u00e4hnten glasgedeckten Bodenraum \u00fcber dem grossen H\u00f6rsaal mit den zu des letzteren Beleuchtung und Verfinsterung dienenden Einrichtungen, sowie das noch h\u00f6her \u2014 etwa 19 m \u00fcber dem Ex-perimentirtisch im grossen H\u00f6rsaal \u2014 gelegene Becken, welches durch die st\u00e4dtische Leitung mit Wasser gef\u00fcllt gehalten wird, und von welchem aus die Wassermotoren gespeist werden. Diese durch das Reglement der Wasserabgabe gebotene Einrichtung sichert vor wde hinter dem Becken die Gleichm\u00e4ssigkeit des Druckes. Das Becken wird durch die beiden rechts und links neben den Vomitorien des grossen H\u00f6rsaales sich erhebenden L\u00fcftungs- (Ventilations-) Schlote (s. Fig. 1, 2 und 4) getragen, von welchen bei der Heizung die Rede sein wird.\nIm Laboratorium des \u00f6stlichen Seitenfl\u00fcgels befindet sich auch das Hochbassin f\u00fcr das Seewasser des Aquariums, wovon gleichfalls sp\u00e4ter ein Mehrere\u00ae.\n4. Kellergeschoss. Wir steigen nun in das Kellergeschoss hinab, um einige der wichtigsten Einrichtungen des Institutes in Augenschein zu nehmen. In der westlichen H\u00e4lfte des Korridors folgt nach der Strasse zu auf eine Wohnstube f\u00fcr den Hausdiener, deren Th\u00fcr man im Durchschnitt des Vestibulums in Fig. 4 erblickt, eine Flucht von R\u00e4umen f\u00fcr gr\u00f6bere chemische Arbeiten, mit Destillationsapparat, Schmelzofen, drei Digestorien u. dgl. m., darauf die Wohnstube des Heizers. Gegen\u00fcber, nach Hof und Garten zu, liegen die Thierst\u00e4lle f\u00fcr den Privatgebrauch des Direktors und ein Gelass f\u00fcr allerhand Materialien, im Mittelbau das westliche Treppenhaus.\nIn der \u00f6stlichen H\u00e4lfte \u00f6ffnet sich auf das Vestibulum die unter der mechanischen Werkstatt und der Bibliothek (6 und 7) gelegene Wohnung des Pf\u00f6rtners, welche durch eine eiserne Wendeltreppe mit der Garderobe (5) verbunden ist. Unter der Assistentenwohnung aber liegt (unter 9) ein Raum, welcher das Tiefbassin des Aquariums und eine Ottosche Gaskraftmaschine von einer Pferdekraft enth\u00e4lt. Diese dient zun\u00e4chst dazu, mittelst zweier Hartgummi-Gentrifugalpumpen und emaillirter Eisenr\u00f6hren das aus den Seewasserbecken abgeflossene Wasser in das Hochbassin auf dem Boden zur\u00fcckzuheben, von wo es mit der n\u00f6thigen Geschwindigkeit wiederkehrt, um durch die mitgerissene Luft das Wasser frisch zu erhalten. Nebenher bewegt der Gasmotor nach Bed\u00fcrfniss eine in demselben Raum aufgestellte, zur chemischen Abtheilung geh\u00f6rige Centrifuge. Der Raum unter (8)","page":279},{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"280\nDas physiologische Institut.\nist die Schmiede f\u00fcr den Maschinisten und den Mechaniker, mit Herd, Rauchmantel, Gebl\u00e4se, Amboss und sonstigem Zubeh\u00f6r. Diesen R\u00e4umen gegen\u00fcber befindet sich die Waschk\u00fcche.\nIII. D as Kellergeschoss unter dem Mittel- und dem Saalbau.\nEs wird nun n\u00f6thig, zum Saalbau zur\u00fcckzukehren, und zwar vor allem die unter dem grossen H\u00f6rsaal befindliche Heizung kennen zu lernen. Die Heizung des ganzen Institutes, mit Ausnahme der Dienstwohnungen, geschieht durch Dampf, welcher, \u00fcberall durch R\u00f6hren hingeleitet, sogenannte Heizregister erw\u00e4rmt, hohle Eisenmassen, deren Oberfl\u00e4che hervorspringende Rippen vergr\u00f6ssern. Die an den Registern erw\u00e4rmte Luft erf\u00fcllt die R\u00e4ume, entweicht durch dem Fussboden nahe Oeffnungen und wird schliesslich durch die vom Strassenpflaster bis zur Verdachung gegen 25 m hohen L\u00fcftungsschlote abgef\u00fchrt, in denen die Rauchrohre eine starke Saugkraft erzeugen. Die \u00e4ussere Luft folgt diesem Zuge durch den Einfallsschacht auf dem \u00f6stlichen Gartenplatz, neben der Demonstrationsgalerie (s. Situationsplan auf S. 137), und durch einen weiten gemauerten Kanal, von welchem aus sie sich an die verschiedenen Register auf allen Punkten des Geb\u00e4udes vertheilt. Dies Heizung erf\u00fcllt sehr vollkommen ihren Zweck; der heisse Dampf sch\u00fctzt auch das Wasser in dem Hochbassin zwischen den L\u00fcftungsschloten vor dem Einfrieren. Der einzige Uebelstand dabei, welcher freilich kaum dem Verfahren selber zur Last f\u00e4llt, ist, dass die Luft von den vielen benachbarten, ihre Kohle unvollkommen verbrennenden Heizungen her mit gr\u00f6sseren oder kleineren Russflocken, sogenannten Schw\u00e4nzchen, beladen ist. In Folge davon \u00fcberzieht sich die Wand \u00fcber jedem Heizregister mit einer Russwolke, und alle freiliegenden Gegenst\u00e4nde werden bald mit Russ, wie auch mit Staub bedeckt gefunden. Das Waschen der Luft durch einen Spray von Regentropfen im Einfallsschacht, polizeiliche Massregeln wider Verunreinigung der Luft durch fehlerhafte Heizanlagen vermindern diesen Uebelstand, ohne ihm v\u00f6llig abzuhelfen.\nUm die Angemessenheit und Best\u00e4ndigkeit der Temperatur in den verschiedenen R\u00e4umen zu \u00fcberwachen, sind darin Thermoregula-toren angebracht. Eine durch die W\u00e4rme sich biegende Feder aus zwei Metallen zeigt durch Schliessung einer Kette im Heizraum an, dass die Temperatur gewisse Grenzen verl\u00e4sst, da dann der Maschinist es in seiner Gewalt hat, nach Bed\u00fcrfniss .gr\u00f6ssere oder geringere Mengen warmer Luft Zustr\u00f6men zu lassen.\nDer Dampf wird in dem unter den Subsellien des grossen H\u00f6rsaales gelegenen Kesselhause in inexplosiblen (sogenannten Belleville-)","page":280},{"file":"p0281.txt","language":"de","ocr_de":"Das physiologische Institut.\n281\nR\u00f6hrenkesseln erzeugt, deren drei vorhanden sind, ein gr\u00f6sserer zu 32, zwei um die H\u00e4lfte kleinere zu 16 qm Heizfl\u00e4che. Angewendet werden jedoch nur der gr\u00f6ssere und einer der kleineren Kessel; der dritte ist f\u00fcr den Fall da, dass einer der beiden schadhaft w\u00fcrde. Zu jedem Kessel geh\u00f6rt eine Speisepumpe. Der Druck in den Kesseln und der Dampfkammer kann 6\u20147 Atmosph\u00e4ren betragen, in den Heizrohren wird er durch ein Reducirventil auf 2\u20143 Atmosph\u00e4ren herabgesetzt. Aus den Heizrohren sammelt sich heisses Wasser in vier Kondensationst\u00f6pfen an und wird durch die Speisepumpen den Kesseln wieder zugef\u00fchrt.\nMit demselben Dampfe kann eine Lachapellesche Dampfmaschine von sechs Pferdekr\u00e4ften betrieben wrerden, welche im Kellergeschoss des \u00f6stlichen Treppenhauses in einem Glasverschlage steht. Diese Maschine, bewegt entweder, zur Unterst\u00fctzung der L\u00fcftung durch Pulsion, einen neben ihr befindlichen Centrifuga 1 ventilator, oder mittelst einer Uebertragung durch Treibriemen eine im Erdgeschoss dar\u00fcber befindliche Dynamomaschine von Siemens und Halske. Letztere sendet ihren Strom beliebig nach dem photographischen Atelier, dem grossen oder kleinen H\u00f6rsaal, dem Vorbereitungszimmer oder der Demonstrationsgalerie, wo auf dem Konsol vor den Fenstern, der offenen Th\u00fcr 15c des grossen H\u00f6rsaales gegen\u00fcber, die Bogenlampe steht und ihre durch eine Sammellinse parallelisirten Strahlen l\u00e4ngs dem Experi-mentirtisch in den H\u00f6rsaal schickt.\nIn das Einzelne aller dieser Einrichtungen kann nicht eingegangen werden. Um den Heizraum liegen im Kellergeschoss, wie im Erdgeschoss um den H\u00f6rsaal, durch einen Korridor davon getrennt, R\u00e4ume, welche westlich Brennmaterial aufnehmen, \u00f6stlich und n\u00f6rdlich mannigfachen Zwecken dienen. Von S\u00fcden her folgen einander: 1. Der Stall f\u00fcr Kaninchen und Meerschweinchen. Im Sommer gelangen die Thiere durch die Kellerfenster ins Freie auf den Grasplatz in die Umgebung des Lufteinfallschachtes neben der Demonstrationsgalerie. 2. Das Ranarium. In 45 cm H\u00f6he l\u00e4uft rings um den Raum eine gemauerte und in Cement geputzte Rinne von 38 cm Breite und 30 cm Dicke. Durch Schieferplatten ist die Rinne in Abschnitte von 40 cm L\u00e4nge getheilt. Jeder Abschnitt ist mit einem eisernen Drahtnetz abgedeckt und kann aus einem Quetschhahn einzeln durchtropft oder nach Bed\u00fcrfniss kr\u00e4ftig durchsp\u00fclt werden. Ein Ueberlauf bewirkt, dass das Wasser nicht h\u00f6her und nicht tiefer als 2 cm in dem Abschnitt stehen bleibt. Ein solcher Abschnitt nimmt etwa anderthalb Dutzend Fr\u00f6sche auf, so dass in den 31 Abschnitten, zu denen noch 10 \u00e4hnliche im Privatranarium des Direktors kommen, n\u00f6thigenfalls","page":281},{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"282\nDas physiologische Institut.\nein Wintervorrath von 700 St\u00fcck bequem Platz findet. Die Trennung in einzelne Zellen verhindert die Ausbreitung der bekannten Froschseuche. 3. Die Hundest\u00e4lle. Wie schon gesagt, liegen diese unter dem Vivisektorium und, um die St\u00f6rung der Bewohner der Dienstwohngeb\u00e4ude durch das Hundegeheul zu vermindern, von diesen m\u00f6glichst weit entfernt. Die Hunde werden einzeln in K\u00e4figen gehalten. Ausser einem gr\u00f6sseren Stall sind zwei Isolirst\u00e4lle f\u00fcr zu beobachtende Hunde und eine Hundek\u00fcche vorhanden.\nin der n\u00f6rdlichen Flucht, westlich vom kleinen Treppenhause, zwischen Vivisektorium und Vorbereitungszimmer (22 und 24, Fig. 1) finden sich eine Eiskammer mit Eisschrank, daneben eine Leichen-kammer f\u00fcr Thierkadaver bis zur Abholung durch den Abdecker und zwei Batteriekammern, die eine mit dem Tableau am Experimentirtisch des grossen H\u00f6rsaales, die andere mit dem Vivisektorium und dem physikalisch-physiologischen Raume (19) verbunden.\nS\u00e4mmtliche Keilerr\u00e4ume und Hauptkorridore, die Umg\u00e4nge um den grossen H\u00f6rsaal, die R\u00e4ume im Erdgeschoss s\u00fcdlich vom Hauptkorridor, das amtliche Gesch\u00e4ftszimmer und das chemische Privatlaboratorium, endlich, wie wir schon sahen, der Raum f\u00fcr die Wandbilder sind gew\u00f6lbt. Die Korridore und Treppenh\u00e4user haben Met-lacher Fussb\u00f6den; Gypsfussb\u00f6den die chemische Abtheilung, das chemische Privatlaboratorium mit der Batteriekammer, das Vivisektorium und das Injektorium der mikroskopischen Abtheilung. Die Kellerr\u00e4ume sind asphaltirt. In den H\u00f6rs\u00e4len und deren Vorbereitungszimmern, der Bibliothek, der Instrumentensammlung, dem physikalischen Privatlaboratorium, der physikalisch-physiologischen Abtheilung, dem amtlichen Gesch\u00e4ftszimmer liegt eichener Stabfussboden. Wo nicht Oelanstrich vorzuziehen war, sind die R\u00e4ume, meist bis Reichh\u00f6he mit Oeltapete, die Decken, der Helligkeit wegen, weiss tapezirt.\nDas Institut enth\u00e4lt vier Wohnungen f\u00fcr Abtheilungsvorsteher oder deren Assistenten und Wohnungen f\u00fcr einen Hausverwalter, einen Pf\u00f6rtner, einen Maschinisten (diese drei mit Familie), einen Heizer und einen Hausdiener.\nEs hat Feuerh\u00e4hne und eine Alarmglocke zum Herbeirufen der Feuerwehr, ist durch Blitzableiter in Verbindung mit den eisernen Fahnenstangen auf dem Mittelbau gesch\u00fctzt und hat Fernsprechanschluss.\nPersonalien. Organisation. Etat. Leistungen.\nSo hat Berlin, nachdem es mehrere Jahrzehnte lang in der Entwickelung seiner naturwissenschaftlichen Lehranstalten zur\u00fcckge-","page":282},{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"Das physiologische Institut.\n283\nblieben war, diese Scharte ausgewetzt und mit einem Sprunge den ihm geb\u00fchrenden Platz in der Vorhut wieder eingenommen.\nEs w\u00e4re schwer, hier nicht mit innigem Dank der M\u00e4nner zu gedenken, welche von den Spitzen der zust\u00e4ndigen Beh\u00f6rden bis zu bescheidenen Kreisen herab mit einsichtigem Wohlwollen und aufopferndem Eifer das Werk f\u00f6rdern halfen. Vielleicht ist es gestattet, den Namen des zu fr\u00fch verstorbenen Geheimen Ober-Regierungsrathes G\u00f6ppert als eines derjenigen zu nennen, die durch stets bereite Dienstfertigkeit und vermittelnde Liebensw\u00fcrdigkeit dem Direktor des neu zu begr\u00fcndenden Instituts die ihn dr\u00fcckende Arbeitslast und schwere Verantwortlichkeit wesentlich erleichtert haben.\nDer jetzige Geheime Ober-Regierungsrath, bautechnische und Vortragende Rath im Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal - Angelegenheiten Spieker war es, der, unterst\u00fctzt durch den jetzigen Regierungs- und Baurath in K\u00f6nigsberg Zastrau, in den Jahren 1874\u201477 den Bau des Instituts in Verbindung mit dem der \u00fcbrigen Institute auf dem Grundst\u00fccke der ehemaligen Artilleriewerkst\u00e4tten ausf\u00fchrte. Die maschinellen Einrichtungen besorgte der Ingenieur H. R\u00f6sicke.\nDie erste Vorlesung fand im Wintersemester 1877\u201478 statt und wurde am 6. November 1877 durch eine Rede des zeitigen Direktors, Geheimen Medicinalrathes und Professors E. du Bois-Reymond, st\u00e4ndigen Sekret\u00e4rs der K\u00f6niglichen Akademie der Wissenschaften, er\u00f6ffnet. In dieser Rede, welche unter dem Titel \u201eder physiologische Unterricht sonst und jetzt\u201c im Verlage von August Hirschwald, 1878, erschien1), finden sich die Gedanken ausgesprochen, welche bei dem Bau und der Organisation des Institutes massgebend gewesen sind, und es werden besonders die Gr\u00fcnde entwickelt, welche gegen eine Zweitheilung des physiologischen Unterrichtes sprechen, wie solche an der neuen Reichs-Universit\u00e4t versucht worden ist.\nGeheimer Medicinalratli Prof. ord. Dr. Emil du Bois-Reymond, geboren in Berlin am 7. November 1818, wurde durch Johannes M\u00fcller, dessen Sch\u00fcler und Assistent er war, auf das Gebiet der elektro-physiologisclien Untersuchungen hingewiesen. Bereits 1843 publicirte er seine Arbeit \u201eUeber den sogenannten Froschstrom und die elektromotorischen Fische\u201c (Poggend. Ann., 58. Band) und die Dissertation: \u201eQuae apud veteres de piscibus electricis exstant argumenta\u201c. 1851 wurde er Mitglied der Akademie der Wissenschaften, deren st\u00e4ndiger Sekret\u00e4r er seit 1807 ist: 1858 folgte er Johannes M\u00fcller als Professor der Physiologie. 1848 erschien der erste Band, 1849 die erste, I860 die zweite Abtlieilung des zweiten Bandes\n1) Die Kode ist auch in der zweiten Folg\u00ab der Reden des Verfassers (Leipzig, hoi Veit & Comp., 1887) S. 359\u2014383 abgedruckt.","page":283},{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"284\nDas physiologische Institut.\nseines Hauptwerkes, der \u201eUntersuchungen \u00fcber tliierisclie Elektricit\u00e4t\u201c. Eine Reihe weiterer Abhandlungen \u00fcber Gegenst\u00e4nde aus dem Gebiete der Elektro-Physiologie sind als \u201eGesammelte Abhandlungen zur allgemeinen Muskel- und Nervenphysik\u201c (2 B\u00e4nde, Leipzig 1876\u201477) erschienen. Die Ergebnisse einer Reise, welche sein sp\u00e4terer Assistent Karl Sachs im Auftr\u00e4ge der Akademie zur Fortsetzung von Alex, v. Humboldts Beobachtungen am Zitteraal nach den Llanos von Venezuela unternommen hatte, ver\u00f6ffentlichte er, als Sachs bald nach seiner R\u00fcckkehr starb, als \u201eUntersuchungen am Zitteraal (Gymnotus electricus)\u201c (Leipzig 1881). Seine Stellung als st\u00e4ndiger Sekret\u00e4r der Akademie sowie verschiedene akademische Anl\u00e4sse gaben ihm Gelegenheit zu einer Reihe von Reden, welche neuerlich bei Veit & Comp, in Leipzig gesammelt erschienen (2 B\u00e4nde, 1886/87). In den Jahren 1859 bis 1877 gab er, gemeinschaftlich mit Reichert, das bis dahin von Johannes M\u00fcller redigirte Archiv f\u00fcr Anatomie und Physiologie heraus. Seit 1877 redigirt er allein das Archiv f\u00fcr Physiologie, welches mit dem ebenfalls selbst\u00e4ndigen Archiv f\u00fcr Anatomie die unmittelbare Fortsetzung des fr\u00fcheren Archivs darstellt.\nDie Reihe der Assistenten in dem alten Laboratorium war gewesen: Dr. Js. Rosenthal, von 1859 bis 1869, wo er zum ausserordentlichen Professor ernannt wurde und seine Stelle niederlegte; Dr. Franz Boll, von 1869 bis 1874, wo er einen Ruf als Professor der vergleichenden Anatomie und Physiologie an der Universit\u00e4t Rom annahm (gestorben daselbst am 19. Dezember 1879); Dr. Johannes Glad, von 1874 bis 1877, wo er, um sich in physikalisch-mathematischen Studien zu vervollkommnen, die Stelle zu Gunsten des Dr. Arthur Christiani niederlegte, welcher sie bei der Neugestaltung des Instituts inne hatte.\nWas die gegenw\u00e4rtige Organisation des Institutes betrifft, so ist zun\u00e4chst zu bemerken, dass der oben entwickelte Plan insofern nicht v\u00f6llig ausgef\u00fchrt wurde, als die Stelle eines Vorstehers der physikalisch-physiologischen Abtheilung unbesetzt blieb. Dr. Christiani, welchem nach der Richtung seiner Studien diese Stelle zugefallen w\u00e4re, \u00fcbernahm deren Obliegenheiten in seiner Eigenschaft als Assistent, indem er, einige rein chemische und vivisektorische Versuche ausgenommen, fortfuhr, bei den Vorlesungen des Direktors behilflich zu sein. Er selber aber entfaltete als Lehrer eine so fruchtbare Th\u00e4tig-keit, dass er 1880 zum ausserordentlichen Professor in der medici-nischen Fakult\u00e4t ernannt, 1883 aber ihm das Lehramt eines ausserordentlichen Professors der medicinischen Physik ausdr\u00fccklich \u00fcbertragen wurde.\nDie mikroskopisch - biologische Abtheilung wurde gleich nach ihrer Gr\u00fcndung dem ausserordentlichen Professor Gustav Fritsch als Vorsteher \u00fcbertragen, der diese Stelle auch gegenw\u00e4rtig noch bekleidet. Dagegen hat ein rascher Wechsel der Assistenten bei dieser Abtheilung stattgefunden. Der erste Assistent war, wie schon er-","page":284},{"file":"p0285.txt","language":"de","ocr_de":"Das physiologische Institut.\n285\nw\u00e4hnt^ der im Sommer 1877 aus Venezuela zur\u00fcckgekehrte Dr. Karl Sachs, wohin er durch die K\u00f6nigliche Akademie der Wissenschaften mit Mitteln der Humboldt-Stiftung f\u00fcr Naturforschung und Reisen zur Erforschung des Zitteraales gesandt worden war. Er wurde dem Institute schon im August 1878 durch einen gewaltsamen Tod entrissen. Sein Nachfolger ward der Dr. phil. Karl Brandt, dessen Entdeckung der Symbiose chlorophyllhaltiger Algen und niederer Thiere so gerechtes Aufsehen erregte. Zur Fortsetzung dieser Arbeit begab sich Dr. Brandt im Fr\u00fchjahr 1882 mit Urlaub nach Neapel in die zoologische Station des Professors Dohm, fand aber dort f\u00fcr seine Studien so g\u00fcnstige Bedingungen, dass er es vorzog, am 1. Juli 1882 seine Stelle im Institut niederzulegen. Dr. Brandt ist jetzt Assistent bei der zoologischen Anstalt der Universit\u00e4t K\u00f6nigsberg. Er wurde ersetzt durch den Dr. phil. Sochaczewer, welcher aber durch seinen Gesundheitszustand \u2014 er ging bald darauf an Lungentuberkulose zu Grunde \u2014 sich gen\u00f6thigt sah, schon am 1. Oktober 1883 die Stelle wieder aufzugeben. Seitdem bekleidet sie Dr. Karl Benda aus Berlin, bis dahin Assistent am pathologischen Institut der G\u00f6ttinger Universit\u00e4t.\nDie Stelle eines Vorstehers der chemisch-physiologischen Abthei-lung, erhielt bei ihrer Gr\u00fcndung 1877 der Dr. phil. Eugen Bau-mann, bis dahin erster Assistent bei Professor Hoppe-Seyler in Strassburg und Docent in der dortigen naturwissenschaftlichen Fakult\u00e4t. Er habilitirte sich 1878 in der hiesigen philosophischen Fakult\u00e4t, wurde 1880 zum K\u00f6niglichen Professor und 1882, nachdem ihn die Strassburger medicinische Fakult\u00e4t Ehren halber promovirt hatte, zum ausserordentlichen Professor in der medicinischen Fakult\u00e4t ernannt. Nach dem Schw\u00fcnge, welchen er der Abtheilung einpr\u00e4gte, und der F\u00fclle wissenschaftlicher Arbeiten, die unter seiner Leitung; entstanden, war indess nicht zu erwarten, dass er dem Institut lange erhalten bleiben w\u00fcrde, und in der That folgte er im Herbst 1883 einem Ruf als ordentlicher Professor nach Freiburg i. B. Sein Nachfolger ward, wiederum durch Hoppe-Seylers grosssinnige Freundlichkeit, Baumanns Nachfolger am Strassburger Institut, Dr. Albrecht Kossel aus Rostock, welcher den Traditionen seines Vorg\u00e4ngers getreu die chemisch-physiologische Abtheilung noch heute leitet. Seit dem 1. April 1881 besitzt diese Abtheilung \u00fcberdies einen Assistenten in der Person des Dr. phil. Karl Schotten aus Marburg, Privatdocenten in der philosophischen Fakult\u00e4t und bis dahin Assistenten am chemischen Institut I der Universit\u00e4t. Auch gebietet die Abtheilung \u00fcber einen eigenen Diener.\nO\t\u00d6","page":285},{"file":"p0286.txt","language":"de","ocr_de":"286\nDas physiologische Institut.\nEndlich die speziell physiologische Abtheilung wurde bei ihrer Gr\u00fcndung dem ausserordentlichen Professor Hugo Kronecker, damals in Leipzig, zu Theil, welcher das Institut mit vielen Methoden der ber\u00fchmten physiologischen Anstalt Karl Ludwigs bereicherte und bis zu seinem Abg\u00e4nge nach Bern im Herbst 1884 der Abtheilung mit gl\u00e4nzendem Erfolge Vorstand. Sein Nachfolger ward Dr. Gad, welcher mittlerweile in W\u00fcrzburg Prof. Ad. Eicks Assistent gewesen war und sich durch endgiltige Aufkl\u00e4rung der Fettver-dauung ein so hervorragendes Verdienst erworben hatte.\nDie mikroskopisch-biologische und die speziell physiologische Abtheilung; theilen sich in die Hilfsleistungen eines Dieners.\nAn Unterbeamten besitz! das Institut einen Hausverwalter, den der Anstalt seit dem 1. Januar 1868 angeh\u00f6rigen, in physiologischen Kreisen weithin bekannten Gustav Asch, einen Pf\u00f6rtner und einen Hausknecht.\nEndlich ist zu erw\u00e4hnen, dass die mechanische Werkstatt seit dem 1. Januar 1878 einem vorz\u00fcglichen K\u00fcnstler, Johannnes Pfeil aus K\u00f6tschau bei Merseburg, fr\u00fcherem Werkf\u00fchrer bei Elliot Brothers in London, durch einen sogenannten Remontevertrag in der Art zur Benutzung \u00fcbergeben ist, dass Pfeil zwar in erster Linie dem Institute zur Verf\u00fcgung steht, dass ihm aber freigestellt ist, nach Befriedigung der Bed\u00fcrfnisse des Institutes auch ausw\u00e4rtige Bestellungen auszuf\u00fchren. Pfeil lieferte in ausgezeichneter Beschaffenheit mehrere dem Institut eigenth\u00fcmliche Apparate.\nAuch mit dem Berliner Aquarium hat das Institut am 1. April 1885 einen Remontevertrag geschlossen, durch welchen das Aquarium sich verpflichtet, das Aquarium des Institutes in Stand zu halten und mit den vom Vorsteher der mikroskopisch-biologischen Abtlieilung gew\u00fcnschten Formen nach M\u00f6glichkeit zu bev\u00f6lkern, wie auch das Institut bei Abgabe der im Berliner Aquarium sterbenden Thiere nach dem Prinzip der Meistbeg\u00fcnstigten zu ber\u00fccksichtigen.\nDie ausserordentliche Ausdehnung, in welcher hei dem Bau des Institutes von Oberlichtern Gebrauch gemacht ist, hat auch dazu ge-f\u00fchrt, mit einer angesehenen Glaserfirma einen Remontevertrag wegen Reinigung dieser weiten und schwer zug\u00e4nglichen Glasfl\u00e4chen, sowie der zahlreichen Fenster zu schliessen. Selbstverst\u00e4ndlich bestehen \u00e4hnliche Vertr\u00e4ge f\u00fcr Reinigung der Schornsteine, das Instandhalten der Gartenanlagen u. d. m.\nBei der Neugestaltung des Institutes wurde f\u00fcr dessen instrumentale Einrichtung dem Direktor eine Summe von 32 400 Mark zur Verf\u00fcgung gestellt. Der j\u00e4hrliche Etat des Institutes bel\u00e4uft sich","page":286},{"file":"p0287.txt","language":"de","ocr_de":"Das physiologische Institut.\ngegenw\u00e4rtig im ganzen auf 43 220 M. Davon sind 16 020 M. f\u00fcr Gehalte, Remunerationen und sonstige dauernde pers\u00f6nliche Ausgaben, etwa 4000 M. f\u00fcr dauernde sachliche Ausgaben (die Remontevertr\u00e4ge u. d. m.) bestimmt. Von den f\u00fcr s\u00e4chliche Ausgaben \u00fcbrigbleibenden 23 220 M. wurden im verflossenen Etatsjahre rund 8035 f\u00fcr Heizung, Gas und Wasser gezahlt, so dass f\u00fcr wissenschaftliche Ausgaben 15 185 M. verf\u00fcgbar blieben. Die Instandhaltung der Geb\u00e4ude geschieht auf Kosten des Baufonds der Universit\u00e4t.\nDie wissenschaftlichen Leistungen des Institutes w\u00e4hrend der neun Jahre seines Bestehens in der gegenw\u00e4rtigen Gestalt sind den Fach-genossen noch mehr im Ged\u00e4chtniss, als dass es n\u00f6thig scheinen k\u00f6nnte, hier ein Verzeichniss davon zu geben. Was den Besuch der Anstalt betrifft, so gen\u00fcgt wohl die Bemerkung, dass sie trotz ihrer, wie es scheinen k\u00f6nnte, grossartig bemessenen Anlage, sehr bald nach fast allen Richtungen sich als zu beschr\u00e4nkt erwies; um ein Beispiel anzuf\u00fchren: die chemisch-physiologische Abtheilung wird in jedem Semester von etwa 70 Laboranten besucht, die sich folgendermassen vertheilen : 30 Z\u00f6glinge der milit\u00e4r\u00e4rztlichen Bildungsanstalten, 10 Stu-dirende, welche einen Kursus durchmachen, 10 Adepten, welche eigene Untersuchungen anstellen, darunter praktische Aerzte und Universit\u00e4tslehrer, 20 Pharmaceuten: stets aber befindet sich Dr. Kossel in der Lage, noch weiter sich Meldende zur\u00fcckweisen zu m\u00fcssen. :","page":287}],"identifier":"lit8100","issued":"1886","language":"de","pages":"260-287","startpages":"260","title":"Das physiologische Institut","type":"Book Section"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:20:22.479991+00:00"}