Open Access
{"created":"2022-01-31T15:34:13.193368+00:00","id":"lit8692","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Hoppe-Seyler, Felix","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 1: 121-139","fulltext":[{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"I \\\nWeitere Mittheilungen Uber die Eigenschaften des Blutfarbstoffs ^\nvon f. Hopivc-Sejier.\n\u2022 ,\n' * \u00ab\n1. Das H\u00e4moglobin als Reagens auf freien\nSauerstoff.\n\u2022 i .......\nEs ist eine schon l\u00e4ngere Zeit bekannte Erfahrung, dass L\u00f6sungen von Oxyh\u00e4moglobin \u00bblurch Evacuiren mit der Luftpumpe oder durch Einigten eines indifferenten Gases des gr\u00f6ssten Theils vom locker gebundenen Sauerstoff beraubt werden k\u00f6nnen, ohne dass die L\u00f6sungen hierdurch die Eigenschaft erhielten, in d\u00fcnner Schicht den, Streifen des H\u00e4moglobin bei der Speetraluntersuchung zu zeigen. Wenn diese L\u00f6sungen auch eine ziemlich deutliche ven\u00f6se F\u00e4rbung erkennen lassen, findet man spcctroskopisch noch beide \u00d6xy-h\u00e4modobinstreifen deutlich erkennbar, wenn auch ; der sie\nO\ti\ntrennende helle Zwischenraum bereits ziemlich verdunkelt erscheint. Diese Erscheinung l\u00e4sst keine andere Erkl\u00e4rung zu, als dass die Energie, mit welcher Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sungen die ihren Absorptionsstreifen entsprechenden Lichtarten absor-biren, bedeutend gr\u00f6sser ist als die Absorptionen des H\u00e4moglobin; hierf\u00fcr sprechen auch verschiedene andere Beobachtungen, auf die ich aber jetzt nicht eingehen will.\t;\nStroganowt1) \u00fcberzeugte sich mittelst eines einfachen von mir construirten Apparates, dass das Blut der vena jugularis beim Erstickungstode von Hunden oder Kaninchen noch die beiden Absorptionsstreifen des Oxyh\u00e4moglobins deutlich erkennen l\u00e4sst,. und Hr. Stud. I l o ni b U r g e r fand in einigen im hiesigen physiol, chemischen Institute ange-steilten Versuchen, (lass auch beim E\u00cerstickungstod\u00e9 von Fischen der Blutfarbstoff noch die beiden Streifen \u00ables Oxyh\u00e4moglobin zeigt. Grosse Schleie, Cyprinus * jTinea, waren\n(l) Arch. f. d. gos. Physiol.. H\u00abl. lii S. sM.\nZi'iluclirift f. pliyniol. Chemie, 1.\n","page":121},{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"122\n\nmit Wasser, dem ein wenig Blutk\u00f6rperchenl\u00f6sung zugef\u00fcgt war, und sehr wenig Luft eingeschlossen in grosse Glaser: lange Zeit Verging, ehe sie starben, als aber der Tod cinge-treten war, ergab die Spectraluntersuchung des schwach blutig gef\u00e4rbten Wassers noch immer die beiden Oxyh\u00e4nio-globinstreifcn. Die Angabe von Grehantf1), dass diese Fische^vor ihrem Tode den im Wasser absorbirt enthaltenen Sauerstoff vollst\u00e4ndig verbrauchten, ist also nicht ganz richtig.\nDas H\u00e4moglobin ist, wie solche Versuche \u00fcberzeugend nacbweisen, ein feines Reagens, um sehr geringe Quantit\u00e4ten abs\u00f6rbirten Sauerstoff in Fl\u00fcssigkeiten oder Gasgemischen zu erkennen, aber es existirten meines Wissens keine Versuche, welche die Grenze fcst'stellen, bis zu welcher Sauer-stoffspaunung verd\u00fcnnte H\u00e4tnoglobinl\u00f6sung noch jso viel Sauerstoff in lockele Verbindung aufnimmt, dass die beiden Absorptionsstreifen! des- Oxyh\u00e4moglobin erkennbar werden. Da mir nun die Anwendbarkeit dieses fr\u00fcher bereits von mir viel benutzten Reagens eine sehr bedeutende zu sein scheint, habe ich eine Reihe von Bestimmungen ausgef\u00fchrt, mm diese Grenze zu ermitteln.\nEin gew\u00f6hnliches graduates und durch Quecksilberw\u00e4gungen calibrates in der Spitze durch einen Glashahn geschlossenes Quecksilbergasometer nach Bunsen(2) wurde mit Quecksilber gef\u00fcllt, unten durch einen Kork geschlossen, in dessen Bohrung ein aufrechtes beiderseits offenes Glas-rolii* stand. Dies Glasrohr wurde theilweise mit Quecksilber gef\u00fcllt, der Hahn oben am Gasometer ge\u00f6ffnet und bei Atmosph\u00e4rendruck Luft bis zu einer bestimmten Marke einstr\u00f6men lassen, dann der Hahn geschlossen und nach Einsetzen des Gasometers in eine Quecksilberwanne der unten verschliesseiule Kork nebst Glasrohr unter Quecksilber enl-j lernt. Reines Wasserstoffgas wurde dann in einer Flasche\nso lange in eine passend stark verd\u00fcnnte L\u00f6sung von Rinds-------------1\t' \u2022\u2022 i\n(*) C\u00e4lrip!. rend. T. LXXIV. p. 021. 1872.\nIt. Bimsen, fiasoinetrische Methoden. Braunschweig, IS*\u00bb\".\nSeite 22.","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"123\nblutk\u00f6rperchen eingelcitct, bis die beiden Absorptionsstreifen\u2019 des Oxyh\u00e4moglobin verschwunden waren, dus Einleiten v\u00f6n Wasserstoff dann noch eine halbe Stunde fortgesetzt, so dass jede Spur von atm. Luft ausgetrieben war. Die R\u00f6hrenleitungen waren verzweigt und mit 4 Halmen in der Weise \u2022 versehn, dass der Wasserstoffstrom an der Blutfarbstoffl\u00f6sung vorbei durch langen Kautschukschlauch in die freie Luft nach abw\u00e4rts entweichen konnte, oder durch die Bl\u00fct-farbstoffl\u00f6sung zu diesem Schlauche gelangte, oder neben der Blutlarbstoffl\u00f6sung zum Quecksilbergasometer geleitet wurde, oder endlich auf die Btotfarbstoffl\u00f6sung dr\u00fcckend diese in\ndas Quecksilbergasometer eintrieb.\t\u2022\nNach v\u00f6lliger Entfernung des Sauerstoffs aus der Blut-\nfarbstoffl\u00f6sung wurde zun\u00e4chst das Quecksi\nzur gew\u00fcnschten H\u00f6he mit W\u00fcsserstoflgas gef\u00fcllt, dann eine\nberg\u00e4someter bis\nkleine Portioit der ll\u00e4inoglobinl\u00f6sung in das Gasometer gepresst, letzteres mit Kork und offeneii aufrechten Blasrohr geschlossen, aus der Quecksilberwanne gelioben, durch Zustandgiessen von Quecksilber in das offene Glasrohr das Niveau des Quecksilbers im Gasometer mit jenem ausgeglichen, und nun durch vorsichtiges Sch\u00fctteln die ll\u00e4moglobinl\u00f6sung mit der schwach sauerstoffhaltigen Gasmischujig im Gasometer in ausgebreiterer Fl\u00e4che in Ber\u00fchrung gebracht. IJ)ic Zer-theilung des Quecksilbers in K\u00fcgelchen w\u00fcrde 1 ei dem Sch\u00fctteln m\u00f6glichst vermieden. Mit dem Spectroscop wurde dann von Zeit zu Zeit die ll\u00e4moglobiid\u00f6sung untersjicht, ob die beiden Streifen des Oxyh\u00e4moglobin aufgetrelen waren.\nEs wurden folgende Resultate prh\u00e4lten :\n\u2014\u2014\u2014-\t\u2014-\u2014\u00cf Versuch Nro.\tI. f\tII. \u2022 \u25a0\ti\tIII.\tii;'\nVol. d. Blutk\u00f6rperchenl\u00f6sung\t31,0\t36.1\t30,4\t3(5,8*\nGasvolumen\t\tm.io\t221,73\t146,60\t213,36\nSauerstoffvolumen darin .\t.\t0,21\t0,453\t0.03\t,0.44)75\nSauerstoff Vol. p. Ct, . . .\t0,1505\t0,28\t0,43\t0.1010\nTemperatur .......\t17\u00b0,0\t17\",0 \u2022\t15\",5\t15\nDruck\t\t\t0\u00abn,760\t(tm.78il\t0ra,7430\t0\u00ae,7665\nSauerstoffspannung ....\tOm.OOllO\tOm,00210\t0mj0043\tftm .0014(54\nSichtbarkeit der Oxyhamoglo-hiustreifen\t\tundent-1 lieh.\tdeutlich.\tsehr deutlich\tj deutlich","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"' 124\nis\nBei sehr schwacher Salierstoffspannung im Gasgemische das Sch\u00fctteln der verd\u00fcnnten H\u00e4moglobinl\u00f6sung mit dem Ghse l\u00e4ngere Zeit fortzusetzen, da, wie es sich auch in den Versuchen von J. Worm M\u00fcllerf1) \u00fcber die Spannung des Sauerstoffs im Blute sehr bestimmt zu erkennen gegeben li\u00e2t, diese L\u00f6sung eine bedeutende Tr\u00e4gheit sowohl in der Aufnahme als in der Abgabe des locker gebundenen Sauerstoff zeigt. Im Versuche III oben wurden schon nach kurzem Sch\u00fctteln die beiden Absorptionstreifen des Oxyh\u00e4moglobin mit dem Spectroscop deutlich wahrgenommen, in den Ver-\nsuchen II und IV erst nach lange fortgesetztem Sch\u00fctteln. Die Blutk\u00f6rperchenl\u00f6sung war so stark verd\u00fcnnt, dass die zur Oxyh\u00e4moglobinbildung nothwendlge Sauerstoffaufnahme die Sauerstoffspannung im Gasraume nicht wesentlich \u00e4ndern konnte.\nDurch diese Versuche ist erwiesen, dass es gelingt, mit (1er verd\u00fcnnten H\u00e4moglobinl\u00f6sung noch Sauerstoff in Gasgemischen nachzuweisen, wenn die Sauerstoffspannung bei gew\u00f6hnlicher Temperatur nur 1,5 nun. * Quecksilberdruck entspricht, oder wenn bei gew\u00f6hnlichem ^tmosph\u00e4rendnick das Gemisch 0,191 Vol. \u00b0/\u00bb Sauerstoff enOuitl. Da nun bei zweckm\u00e4ssiger Einrichtung der Apparate zu dieser Untersuchung eine Quantit\u00e4t von 1 CC. Gasmischung und 0,5 CG. oder noch weniger verd\u00fcnnte Blutfarbstoffl\u00f6sung hinreichen werden, kann man sagen, dass 'sich noch 0,002 CG. gasf\u00f6rmiger Sauerstoff mittelst dieser Spectralprobe sicher nach-weisen lassen. W\u00fcrde der Druck in dem Apparate um 1 Atmdsph\u00e4re gesteigert, wie sich dies leicht ausf\u00fchren l\u00e4sst, so k\u00f6nnte noch 1 Kubikmillimeter Sauerstoffgas erkannt werden ; dasselbe liesse sich in engerem Glasrohre wohl auch leicht bei gew\u00f6hnlichem Luftdruck erreichen.\nEs ist einleuchtend, dass dies dem thierisehen Organismus entnommene feine Reagens manche,, interessante An-Wendung finden kann zur Aufsuchung geringe^* Sauerslolf-\nl\u2019l Her. der (\u00eeesellsch. der Wissenscli. zu Leipzig, math. plus. Classe Bd. XXII. S. Xi\\. 18/1.\n/","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"125\nmengen, sowohl in Gasen als auch in neutralen oder sehr schwach alkalischen Fl\u00fcssigkeiten. Da das Oxyh\u00e4moglobin sich in manchen Hinsichten wie eine schwache Saure verh\u00e4lt, w\u00e4re es m\u00f6glich, dass durch die alkalische Reaction von Fl\u00fcssigkeiten die Genauigkeit des Nachweises auch 1 etwas beeinflusst w\u00fcrde; hier\u00fcber habe ich Untersuchungen nicht angestellt.\nDie Vorbereitung der Il\u00e4moglobinl\u00f6sung, wie ich sie f\u00fcr obige Versuche benutzt habe, ist nicht sehr zeitraubend, erfordert aber f\u00fcr die Darstellung und Einpressung in. das Gasometer einen ziemlich, complieirtcn Apparat; viel einfacher ist es, die H\u00e4moglobinl\u00f6sung durch F\u00e4ulniss Von locker gebundenem Sauerstoff zu befreien. Ehe jedoch die einfache Benutzung dieser Methode f\u00fcr den Nachweis yon Sauerstoff in Fl\u00fcssigkeiten geschildert wird, ist es zweckm\u00e4ssig, die Einwirkung der F\u00e4ulniss auf den Blutfarbstoff selbst n\u00e4her ins Auge zu fassen.\n\u00b1 Uober . die F\u00e4higkei t des II\u00e4m\u00f4g 1 obins der F\u00e4ulniss sowie der Einwirkung des l\u2019ankreus-ferm ent s zu widerstehen.\nSchtiesst man Blut oder w\u00e4ssrige \u00dflutfarbstoffl\u00f6suhg < mit oder auch ohne faulende Substanzen in Glasr\u00f6hren ein, und l\u00e4sst die zugeschmolzenen R\u00f6hren bei Zimmertemperatur liegen, so nimmt die L\u00f6sung in wenigen Stunden oder Tagen ven\u00f6se Farbb an, die beim Umkehren deV R\u00f6hren an der Wandung herablaufende Fl\u00fcssigkeit zeigt bei der Untersuchung mit dem Spectroscop den bekannten Absorptions-slreifen' des H\u00e4moglobin und nun bleiben die Spectral- . orscheinungen, wie ich mich \u00fcberzeugt habe, viele Jahre wahrscheinlich f\u00fcr immer unge\u00e4ndert. L\u00f6sung mehrmals umkrystallisirten Oxyh\u00e4moglobins vom Hunde verh\u00e4lt sich ebenso, und wenn man dann nach Jahresfrist ein solches Rohr \u00f6ffnet, so zeigt sich im Rohre kein h\u00f6herer Gasdruck.\nVon einer solchen L\u00f6sung gereinigten Oxyh\u00e4moglobins, f welche Mitte Januar 1870 angefertigt und zu mehreren Blut-farbstoffbestiminungeh im Blute verschiedener Tliiere theil-","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"1\nr\n!\n12\u00ab\nweise verwendet war, wurden Portionen in eine Anzahl Glasr\u00f6hren eingcschmolzen. Eine dieser R\u00f6hren wurde an einem heissen Julitage vorigen Jahres, andere am IS. Januar 1877 ge\u00f6ffnet.\nAus dem Inhalte eines Rohres wurde durch Abk\u00fchlung und Zusatz, von V\u00bb Vol.1 Alkohol eine reine Krystallisatjon von Oxyh\u00e4moglobin gewonnen, welche zwischen kaltem Papier abgepresst, in Wasser gel\u00f6st und in dieser L\u00f6sung als Normall\u00f6sung verwendet wurdfe. jEs waren dann im letzten Januar aus frischem H\u00fcndeblute neue Portionen von Oxyh\u00e4moglobinkrystallen dargestellt, in bekannter Weise uni-krystallisirt und zu Normall\u00f6sungen von verschiedener Concentration gel\u00f6st.\nGemessene Portionen aller dieser L\u00f6sungen wurden dann mit Wasser (in den zur Blutfarbstoffbestimmung von mir empfohlenen Gelassen mit planparallelen Wandungen und 1. Cm. Abstand der letztem von einander) soweit verd\u00fcnnt* bis bei hinreichender Verd\u00fcnnung aller zur genauen Vergleichung kein Unterschied in ihrer F\u00e4rbung im weissen durchfallenden Lichte erkannt werden konnte. Von allen diesen Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sungen wurde ausserdem der Gehalt an Farbstoff durch Abdampfen, Trocknen, Veraschen, W\u00e4gung des trocknen R\u00fcckstandes und des Eisenoxyds bestimmt. Es enthielten bei v\u00f6llig gleicher F\u00e4rbung:\nI.\tDie Normall\u00f6sung dargestellt aus Krystallen, die aus der Fl\u00fcssigkeit in einem Rohre vom Januar 1870 dargesfelll war, im Januar 1877 . , . 0,1185 p, C. Oxyh\u00e4moglobin\nII.\t' Bine L\u00f6sung von Oxyh\u00e4moglobin\naus frischem IIundeblut im Januar 1877 dargestellt . . . 0,1264\t\u201e *\nIII.\tEine andere ebensolche Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung ..... 0,1244\t\u201e\nIV.\tDer Gehalt eines im Januar 1876\nzugeschmolzenen, am 20. Januar 1877 ge\u00f6ffneten Rohrs bis zur gleichen F\u00e4rbung mit Wasser verd\u00fcnnt .\t.\t.\t.\t.0,1213\n\u25a0\t\u25a0 \u25a0 i\t'\ni","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"127\nDer Gehalt der im Jahre 1876 in R\u00f6hren eiiigeschind-zrnen L\u00f6sung hatte damals 3,884 Gramm Oxyh\u00e4moglobin in 100 CG. L\u00f6sung betragen. Am 19. Januar 1877 wurde der Inhalt eines dieser R\u00f6hren untersucht, und darin 3,823 Gramm Oxyh\u00e4moglobin f\u00fcr 100 CG. gefunden. . Die Differenz von 0,001 Procent w\u00fcrde dem Gehalte von 1,57 GC. der vorj\u00e4hrigen L\u00f6sung entsprechen, sie kann also nicht innerhalb der Grenzen der Fehler der Bestimmung liegen, aber es fanden sich keine Spuren von Zersetzungsprodukteil des Blutfarbstoffs und ist desshalb anzunehmen, dass durch die F\u00e4ulniss das H\u00e4moglobin von Verunreinigungen befreit i war, und daher die Abnahme des Gewichtes r\u00fchrte. - .\nIch habe in fr\u00fcheren Arbeiten das Verhalten der Ek weissstoffe in L\u00f6sungen, die sich in zugeschmolzenen K\u00f6hren Minden, beschrieben, und ihre Zersetzung unter Bildung von C02, Nils, Leucin und Tyrosin nachgewiesen. Das H\u00e4moglobin verh\u00e4lt sich durchaus nicht wie ein Eiweissk\u00f6rper, wie es von diesen auch in andern Beziehungen durchaus abweicht. Besonders merkw\u00fcrdig ist es aber, dass das H\u00e4moglobin, ein K\u00f6rper der so ausserordentlich leicht durch S\u00e4uren, Alkalien, Erh\u00f6hung der Temperatur bei Gegenwart von Wasser gespalten wird, von der F\u00e4ulniss gar nicht angegriffen wird, w\u00e4hrend er doch die F\u00e4ulniss anderer Stoffe gar nicht hindert.\nEs ist k\u00fcrzlich angegeben (*), dass das Pankreasferment, welches dje Eiweissstoffe verdaut, auch das H\u00e4moglobin in H\u00e4matin lind andere Stoffe zerlege. ( Diese unrichtige Angabe beruht auf einer Verwechselung des Oxyh\u00e4moglobins mit dem von diesem K\u00f6rper wohl zu unterscheidenden H\u00e4moglobin, von dem ich bereits vor mehreren Jahren nachgewiesen habe, dass H\u00e4matin durch seine Spaltung gar nicht direct entstehn kann, sondern nur H\u00e4mochromogen, welches in Ber\u00fchrung mit freiem Sauerstoff dann schnell in H\u00e4matin verwandelt\nwird.\t\u2022\nZur Einwirkung von Pankreasferment auf Eiweissstoffe\n(\u2018) W. K\u00fchne, Verhandl. des naturw. ined. Vereins in Heidelberg, Neue Folge- Bd. 1. Heft 3, 8. 198. 187h.","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128\nist freier Sauerstoff nicht erforderlich, wie H\u00fcfner hereils naeligp wiesen li\u00e2t. H\u00e4moglobinl\u00f6sung kann mit Pankreas-ferment reichlich versetzt, Monate langstehn, ohne dass die geringste Ver\u00e4nderung eintritt. Um sich von der F\u00e4higkeit des H\u00e4moglobin diesem Fermente zu widerstehn, leicht und sicher zu \u00fcberzeugen, w\u00fcrde man verschiedene Apparatanordnungen benutzen k\u00f6nnen; eine unten z\u00fcr Darstellung des H\u00e4mochromogens angegebene einfache Combination zweier in einandergesetzten D\u00f6hren ist hierzu gut verwendbar, aber am schnellsten ausf\u00fchrbar uinl besonders \u00fcberzeugend gelingt der Versuch, wenn man den fr\u00fcher von mir f\u00fcr die Bildung des H\u00e4mochromogen beschriebenen Apparat (*) benutzt, in die eine Abtheilung des Kugelapparats den Wasserauszug des mit Alkohol behandelten Pankreas, in die andere Fibrin und Blutfarbstoffl\u00f6sung bringt. Leitet man Wasserstoffgas so lange durch den Apparat, dass jede Spur von Sauerstoffgas ausgetrieben ist, schmilzt dann die Enden des Apparates zu und mischt den Inhalt beider Abtheilungen, so erfolgt in kurzer Zeit die L\u00f6sung des Fibrin, aber das H\u00e4moglobin bleibt durchaus unge\u00e4ndert, mag man auch die Einwirkung noch so ange fortdauern lassen. Die Uebereinstimmung in der Ein Wirkungsweise des Pankreasferment mit der der Bactoriemermente zeigt sich somit auch hinsichtlich des H\u00e4moglobin. Es ist neuerdings gegen die von mir aufgestellte Parallele, hervorgehoben (2), dass die Bact\u00e9rien mich Behandlung mit Alkohol kein 'in Wasser l\u00f6sliches Pankreasferment lieferten und dass das Indol nicht durch dies Ferment, sondern allein durch die F\u00e4ulniss gebildet werde. Von k o u k o 1 - Ya s n op o 1 sk i wurde Bildung von Indol durch Einwirkung von Wasser auf Eiweissstoffe bei ISO\" beobachtet, ich erhielt Indol bei Einwirkung von F\u00e4ulniss-ferment unter Aether auf Blutfibrin, aber in beiden F\u00e4llen ist die Menge des Ibdols gering, und es ist mir nicht bekannt, wie lange die Wirkung des Pankroasforments bei Ab wesen\n(') Moiti\u00e9. ehern, l\u2019nl i J \u00bb W. K fi hno, a. a\n\u00bbrsucliungeu. T\u00fcbingen, Hell 4. S. 541. 1ST! O.\n\u00abr","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"129\nkit von Baderion bez\u00fcglich der Indolbildung, die stete langsam erfolgt, gepr\u00fcft ist. Jedenfalls steht so viel fest, dass ,li e Ei n w i r k iin g d e s P a n k rea sf e r m e n ts \u2018 sowei t als sie. constatirt ist, in keiner Weise von der der Pa c t d r i e n ab weicht; dass aber die Bact\u00e9rien aus\u00bber dieser Fcrmentwirkung auch noch andere fermentative Einwirkungen zeigen, hat Niemand bestritten. Ob das eine oder andere Ferment der Bact\u00e9rien in Wasser gel\u00f6st wird oder nicht,\nist ohne alle Bedeutung.\t. .\nBringt man eine w\u00e4ssrige L\u00f6sung von rothen Blutk\u00f6rperchen\u2019in ein offenes Cylinderglas, so erkennt man, wenn die Fl\u00fcssigkeit ein paar Tage gestanden hat, .dass die. F\u00e4r-bmi\" eine ven\u00f6se geworden ist, und das Spectroscop .l\u00e4sst, wenn ein weisses St\u00fcck Papier unter das Glas gelegt ist, unten bald den einen Streifen des H\u00e4moglobin erkennen ; kurze Zeit darauf ist in der ganzen Fl\u00fcssigkeit ijur H\u00e4mo-,,lobin zu finden, ausgenommen die wenige Milliibeter hohe Schicht, welche an der Oberfl\u00e4che unmittelbar mit der atmosph\u00e4rischen Luft in Ber\u00fchrung steht. Offenbar wird hier durch den F\u00e4ulnissprocesS fortdauernd Sauerstoff verzehrt, und aus der Atmosph\u00e4re dringt von Neuem-Sauerstoff ein, aber der Process der Oxydation ist hinreichend geschwind, dass das wehere Eindringen von Sauerstoff in die tieferen Schichten der Fl\u00fcssigkeit verhindert wird. Da selbst sehr verd\u00fcnnte L\u00f6sungen dies Verhalten erkennen lassen, ist nicht zu zweifeln, dass in den an der Luft stehenden Fl\u00fcssigkeiten, in denen F\u00e4ulnissprocesse verlaufen, wenn sie nicht umgesch\u00fcttelt werden, der gr\u00f6sste Tlieil bei Abwesenheit von Sauerstoff fault, trotzdem dass die atmosph\u00e4rische Luft zur Fl\u00fcssigkeit freien Zutritt hat. Durch Abk\u00fchlung, der Blutk\u00f6rperchenl\u00f6sung wird der F\u00e4uhlissprocess sehr verlangsamt Und die Oxyh\u00e4moglobin enthaltende Fl\u00fcssigkeitsschicht reiidit\ntiefer hinab.\t./\nDie Un Ver\u00e4nderlichkeit der ll\u00e4moglohinl\u00f6si ingen 4 in zugeschmolzenen Glasr\u00f6hren hat nicht geringen Werth f\u00fcr die Ausf\u00fchrung von Bestimmungen des Fai'bstoffgehaltes in Blutproben, m\u00f6gen diese Bestimmungen nach der einen oder","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\nandern Methode ausgef\u00fchrt werden. Man ist jetzt im. Stand\u00bb* im Winter und bei Lufttemperaturen unter 0\u00bb Oxyh\u00e4moglobin-krystalle aus Hunde- oder Pferdeblut etc. darzustellen, mehrmals nach dem von mir beschriebenen Verfahren umzukry-stallisiren (wenn die Lufttemperatur nicht ein paar Tage unter 0\u00b0 bleibt, sind reine Krystalle von Oxyh\u00e4moglobin gar nicht zu erlangen), aus (Jen abgepressten Krystallen Normall\u00f6sungen anzufertigen, sie in Glasr\u00f6hren unter der Vorsicht einzuschmelzen, dass nur ein kleiner Luftraum \u00fcbrig bleibt, und nun ohne besondere Vorsich tsmassregeln aufzubewalireu. bis inan sie vielleicht in heissen Sommertagen zur Bestimmung des Oxyh\u00e4moglobingehaltes in Blutproben verwenden will. Weder hohe Sommer- oder Stubenw\u00e4rme noch intensives Sonnenlicht ver\u00e4ndern den Blutfarbstoff, wenn einmal der locker gebundene Sauerstoff, was bald geschehen, verzehrt ist. Bei der Ausf\u00fchrung der Blutfarbstoffbestimmungen m\u00fcssen die Normall\u00f6sungen passend stark mit Wasser verd\u00fcnnt werden und man hat dabei durchaus nicht Sorge zu tragen, dass das H\u00e4moglobin in Oxyh\u00e4moglobin umgewaudelt werde, da das Hin- und Hersch\u00fctten der L\u00f6sungen \u00fcnd der Zusatz von lufthaltigem destillirten Wasser vollauf genug Sauerstoff dem Blutfarbstoff zuf\u00fchrt. Die Bedenken, welch\u00ab* Von der einen und andern Seite in dieser Beziehung gefinstert sind, m\u00fcssen denen, welche die Sache praktisch kennen gelernt haben, ganz ungegr\u00fcndet und der Versuch, durch Einleiten von Kohlenoxyd gr\u00f6ssere Gleichm\u00fcssigkeit und t'n-ver\u00e4nderlichkeit herbeizuf\u00fchren, mindestens \u00fcberfl\u00fcssig erscheinen.\n-Von gr\u00f6sster Wichtigkeit f\u00fcr alle genauen Farbevergleichungen mit oder ohne den meiner Ansicht1 nach hier nutzlosen Spectralapparat ist die v\u00f6llig gleiche Klarheit und Durchsichtigkeit der L\u00f6sungen, da die Tr\u00fcbungen in unberechenbarer Weise1 Licht absorb iron.\t,\nDie F\u00e4higkeit des H\u00e4moglobin, der F\u00e4ulniss zu widerstehn, muss zu der Vermuthung f\u00fchren, dass iin H\u00e4moglobin did Verbindung des H\u00e4mochromogens mit dem Albuininmolecul in der Weise hergestellt ist, dass der Angriffspunkt, welchen","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"131\n,|m> Album instoflfo dor F\u00e4ulniss darbieten, durch die Anf\u00fcgung ,Ks il\u00e4moehromogen verlegt ist, w\u00e4hrend im Oxyh\u00e4nmglobm (lurch das angef\u00fcgte Sauerstotlmolecul die Verbindung gelockert wird,\tY\tV\t\u2022'\n\u2022{. Un Ver\u00e4nderlichkeit des Kohlenoxyd-Il\u00e4mo-glohin hei Einwirkung von F\u00e4ulniss oder Pankreasfer nient ; Werth dieses Verhaltens f\u00fcr den Nachweis der Kohlenoxyd Vergiftung.\nPass das Kohlenoxydh\u00e4moglphin durch die F\u00e4ulniss hei Abwesenheit von Sauerstoff nicht ver\u00e4ndert wird, war mir durch gelegentliche Beobachtungen seit lange bekannt (l), doch habe ich erst seit einem Jahre eingehendere Versuche in 'dieser Richtung angestellt. Seit 1857, zu welcher Zeit ich meine ersten Versuche \u00fcber die Einwirkung des CO auf den Blutfarbstoff ausf\u00fchrte, habe ich eine Portion mit. \u00c7O ges\u00e4ttigtes defibrinirtes Blut in einem nicht ganz damit gef\u00e4llten Fl\u00e4schchen aufbewahrt und dies Blut zeigt noch jetzt, also nach 20 Jahren, vollst\u00e4ndig seine Absorptionserscheinungen. Das Fl\u00e4schchen ist nur gut verkorkt und versiegelt.\nAm 25.. December 1870 wurde hier in Strassburg eine Frau durch CO, welches sich hei mangelhafter Heizung, in ihrer Stube entwickelt hatte, t\u00f6dtlich vergiftet ; das bei der Section entnommene Blut wurde theils in einen Kolben mit\nm\u00e4ssig grossem Luftr\u00e4ume, theils in ein Blasrohr eingeschmolzen. Dieser, zweiten Portion war eine L\u00f6sung gut wirksamen Pankreasferments beigef\u00fcgt. Noch jetzt nach 4 bis 5 Monaten zeigen beide Portionen unver\u00e4ndert die Ab-s\u00f6rptionserscheinungen des Koidenoxydh\u00e4moglobins, obwohl sie im warmen Zimmer gestanden haben. An einen g\u00fcnstigen Zufall darf i man hierbei nicht danken, denn Blutportionen, welche ganz oder theilweise mit Kohlenoxyd ges\u00e4ttigt eingeschmolzen waren, verhielten sich vollst\u00e4ndig ebenso.\n1 Es sind fr\u00fcher von mir zwei Methoden der Pr\u00fcfung des Blutes auf Kohlenoxydh\u00e4moglobin angegeben, die allgemein angewendel werden, und von denen die eine, die\n(') Arcli. f. patliol. Anat. B\u00e4. XI. S. 288. 18;>7..","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"Behandlung mit alkalischen reducirenden Stoffen z. B. Schwo-fclammonium auch bei einiger Vorsicht v\u00f6llig zuverl\u00e4ssige Resultate gibt. Ich muss aber jetzt das Verhalten des Kohlenoxydh\u00e4moglobin gegen die f a ul n iss hei Abwesenheit von Sauerstoff noch f\u00fcr zuverl\u00e4ssiger halten und auf don gewiss nicht gering anzuschlagenden Vorthcii aufmerksam machen, dass man in einer, der Leiche entnommenen Portion Blut, die bald in ein Blasrohr eingeschmolzen ist, noch nach Jahren die Absorptionserscheinungen des Kohlenoxydh\u00e4moglobin unzweifelhaft erhalten findet, dass man in gerichtlichen F\u00e4llen ferner im Stande ist. den Beweis der GO-Vergiftung eigentlich ohne Anwendung qines Reagens vorzuf\u00fchren und unver\u00e4ndert zu erhalten. Es ist hierbei wohl zu beachten; dass es nie vorkommt, dass sich das in den Spectralerschei-nungen so \u00e4hnliche Oxyh\u00e4moglobin im zugeschmolzenen Blasrohre wochenlang unver\u00e4ndert erh\u00e4lt, wenn die Temperatur 15\u00b0 und dar\u00fcber betr\u00e4gt und nicht etwas Aether zum Blute hiuzugef\u00fcgt ist oder eine andere, die F\u00e4ulniss hindernde, das Blut nicht zersetzende Substanz. Es ist auch selbstverst\u00e4ndlich, dt^ss bei der Vorbereitung des Glasrohrs zum Einschmelzen des Leichenblutes nicht durch Staub u. dergi. im Innern des Rohrs CO gebildet und mit dem zu .pr\u00fcfenden Blute zusammen gebracht werden darf. Das unten zugeschmolzene und oben in eine nnlssig enge R\u00f6hre ausgezogene Rohr wird erst durch einen Luftstrom gereinigt, dann das Blut durch enges Trichterrohr eingebracht, die ausgezogene verengte Partie des Rohrs mit einigen Tropfen Wasser sorg-ffiltig gereinigt, dann in der Flamme durch Ausziehen geschlossen. Eine besondere Geschicklichkeit ist zurallen diesen Operationen durchaus nicht erforderlich.\nDie Absorptionsstreifen des Kohlenoxydh\u00e4moglobin sind auch bei Gegenwart grosser Quantit\u00e4ten H\u00e4moglobin noch erkennbar, es kann daher die CO-Einwirkung auf den Blutfarbstoff noch nachgewiesen werden, wenn auch das Blut bei Weitem noch nicht mit GO ges\u00e4ttigt ist. Da ferner das GO tester am Blutfarbstoff haltet als der Sauerstoff, wird","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"133,\nman mit H\u00e4moglobinl\u00f6sung auch im Stande sein , dies Gas hei noch viel geringerer Tension nachzuweisen, als sfch dies in den oben beschriebenen Versuchen bez\u00fcglich des Sauer\u00ab-Stoffs gezeigt hat. Versuche zur Bestimmung der Grenze habe ich f\u00fcr diesen Nachweis nicht unternommen, weil diese Frage vorl\u00e4ufig keine praktische Bedeutung hat ; jedenfalls \\<i die geschilderte Methode des Nachweises vom- CO eine der feinsten, die wir \u00fcberhaupt von chemischen Substanzen besitzen. Nach Beendigung dieser Arbeiten Finde ich in dem Berichte der deutschen ehern. Gesellseh. X, lieft 8. S...79$ eine sonst nur Bekanntes enthaltende Mittheilung von H. Vogel \u00fcber den Nachweis des CO in der Luft durch Blutfarbstoff, die sich auf die von mir fr\u00fcher angegebenen Reactiorten st\u00fctzt und dabei hervorhebt, dass 0,4 Vol. Procent Kohlenoxydgas damit in der atm. Luft erkannt werde. Es k\u00f6nnte diese Angabe vielleicht in der Weise missverstanden werden, als sei dies die untere Grenztension des Kohlenoxyd, bis zu welcher dies Gas in der Luft erkennbar w\u00e4re durch die H\u00e4moglobin-lusung. Das eben \u00fcber die untere Grcnztensi\u00f6n des Sauerstoffs bez\u00fcglich des Nachweises durch Blutfarbstoffl\u00f6sung Besagte gen\u00fcgt, die Ueberzeugung zu geben, dass diese (irenze in Wirklichkeit viel tiefer liegt, mindestens viel tiefer als die erkennbare schw\u00e4chste Tension des Sauerstoffs, also unter 1,5 mm. CO Druck.\t_\n4. Ueber die Einwirkung der F\u00e4ulniss und d\u00e9s Pankreasferments auf Oxyh\u00e4moglobin. -\nVor l\u00e4ngerer Zeit habe ich die Einwirkung von Ozon auf den Blutfarbstoff beschrieben, bei der F\u00e4ulniss von Ei-. weissstoffen u. s. w. wird Sauerstoff, Welcher hinzutritt, bef\u00e4higt Ozonwirkungen auszu\u00fcben; es steht hiermit in Lebereinstimmung, dass an der Luft faulende blutfarbstoff-, lialtige Fl\u00fcssigkeiten in derselben Weise ver\u00e4ndert werden, wie beim Einleiten von Ozon. Es tritt unter solchen Verh\u00e4ltnissen, wie bekannt, ein bei hinreichend dicker Schicht 1er Fl\u00fcssigkeit sehr deutlich erkennbarer Absorptionsstreif\ndurchfallenden Lichtes auf und es\nim Both im Spectrum dos","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"134\ng<\n(1 da * \u00ee ein ieser\nist f\u00fcr den K\u00f6rper, der diese Absorption bewirkt, die Von mir vorgesehlagene Bezeichnung Meth\u00e4moglobin allgemein accept irt* obwohl ich es noch zweifelhaft gelassen habe, ob nicht die Bildung von H\u00e4matin die Ursache dieser Absorption im Rolli sei. F\u00fcgt man ein wenig kohlensaures Ammoniak zu L\u00f6sungen, die diesen Absorptionsstreifen zeigen, so verschwindet er, tritt aber sofort wieder auf nach Zusatz von ein wenig Essigs\u00e4ure. Faulende Blutl\u00f6sungen ^welche diesen Streifen zeigen, Verlieren ihn bald bei Ausschluss von Sauerstoff, er tritt aber wieder auf, so. wie eine geringe Quantit\u00e4t freien Sauerstoffs hinzukommt. Es ist hier ur die Vermuthung ausgesprochen, dass das Meth\u00e4moglobi Hyperoxyd sei, aber ohne irgend haltbare Begr\u00fcndung t Ansicht. Wenn es \u00fcberhaupt existirt, wird es als eine Verbindung von H\u00e4matin mit einem Eiweissstoff betrachtet werden m\u00fcssen ; seine Untersuchung ijst dadurch sehr erschwert, dass es kaum jemals gelingt es frei von unzer-setzten Oxyh\u00e4moglobin zu erhalten. Die beiden bekannten/ Oxyh\u00e4moglobinstreifen im Spectrum zwischen D und E zeigten alle Meth\u00e4moglobinl\u00f6s\u00fcngen, welche ich gesehen habe, mochten sie pathologische Bildungen des menschlichen K\u00f6rpers entnommen oder k\u00fcnstlich dargestellt sein, aber es ist f\u00e4lschlich angenommen, dass sie durch das Meth\u00e4moglobin bewirkt w\u00fcrden; dass dies nicht der Fall ist, beweist di* Vergleichung der Intensit\u00e4t der Absorptionen im Roth und im Ge|bgr\u00fcn; je mehr Meth\u00e4moglobin relativ in der Fl\u00fcssigkeit ist, desto st\u00e4rker ist der Absorptionsstreif im Roth und desto schw\u00e4cher sind die beiden lOxyh\u00e4moglobinstreifen.\n! Leitet man Arsen Wasserstoff oder Schwefelwasserstoff durch H\u00e4moglobinl\u00f6sung, so wird dieselbe ebensowenig wie durch die F\u00e4ulniss zersetzt. Leitet man dagegen die gena/inten Gase durch Oxyh\u00e4moglobinlosungen, so tritt ein Absorptionsstreifen im Roth bei der Spectral Untersuchung hervor, welcher mit dem des Meth\u00e4moglobin unter bestimmten Umst\u00e4nden gleiche Stellung zu haben scheint. Wenn die \u00bblurch Einwirkung von Ozon, F\u00e4ulniss, As Hs und SH2 auf Oxyh\u00e4moglobin gebildeten Stoffe vielleicht auch nicht ideli-","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"\u00bbI\n135\ntisch sind, verhalten sie sich doch in mancher Hinsicht sehr \u00e4hnlich; w\u00fcrden sie sich als identisch ergeben, so k\u00f6nnte man sie wohl nicht als Hyperoxyd ansehen. Ich habe weitere Untersuchungen in dieser Richtung begonnen..\n' J\tc\t\u2022\n5. lieber den Nachweis von absorbirten. Sauerstoff in den Secreten mittelst H\u00e4moglobin.\ni -\t\u2022\nAus dem, was im Eingang dieser Mittheilungen \u00fcber\n\u2019\t__ i\t*\ndie Grenze der Tension des Sauerstoffs gesagt ist,! bis zu welcher die beiden Absorptionsstreifen des Oxyh\u00e4moglobins sichtbar sind, ergibt sich zugleich die Anwendbarkeit der Hfimoglobinl\u00f6sung zur Erkennung selbst geringer Quantit\u00e4t von in Fl\u00fcssigkeit absorbirten Sauerstoff. Ein Apparat, welcher die zu untersuchende Fl\u00fcssigkeit mit der H\u00e4moglobinl\u00f6sung ohne Luftzutritt in Ber\u00fchrung bringt, ist besonders fur die F\u00e4lle leicht zu construireri, in denen die zu pr\u00fcfende, Fl\u00fcssigkeit fliessen*! und in nicht zu geringer Quantit\u00e4t zu erlangen ist. Zur Untersuchung der Secrete der Parotis, Submaxillaris, der Leber und der Niere bediente ich mich der. folgenden einfachen Construction. Ein Zwciwegehahp, wie er jetzt wohl allgemein zur Einf\u00fchrung von Blut aus der Ader in Quecksilberpumpen u. s. w. benutzt wird, und ein Hahn mit einfacher Bohrung wurden in der Weise mit je eihem Ansatzrohr an einander geschmolzen, dass zwischen beiden Hahnen ein gerades Glasrohr von ungef\u00e4hr 20 Cm. L\u00e4nge entsteht, in dem eine Fl\u00fcssigkeit allseitig abgeschlossen werden kann. Das freibleibende Ansatzrohr des* D\u00f6ppel-wegehahns wird in der Weise ausgezogen, dass ein enger Kautschukschlauch darauf geschoben und befestigt werden kann, um damit eine Vereinigung mit der in den Ausf\u00fch-nuigsgang der Dr\u00fcse eingebundenen Can\u00fcle herzustellen , \u00fcber das Ende des freibleibenden Ansatzrohrs vom andern Hahn wird ein mindestens 20 Cm. langes St\u00fcck Kautschukschlauch befestigt und in \u00abdie andere Oeffnung desselben ein kurzes in eine feine offene Spitze ausgezogenes St\u00fcck Glasrohr einge-fiigt. O\u00e9ffnet man nun beide Hahnen, so kann durch Saucen am Ende nach der Can\u00fcle hin die ganze R\u00f6hrenleitung mit\nIf - \u2022 J W: : Il tl\n","page":135},{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"J\n136\n#\neiner passend verd\u00fcnnten Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung gef\u00fcllt 'werden. Ist dies geschehen, J so werden die Hahnen oder wenigstens der Zweiwegehahn geschlossen gegen das R\u00f6hren-st\u00fcck zwischen beiden Hahnen und der Apparat bei Zimmertemperatur liegen gelassen, bis die spectroscopische Untersuchung der Blulfarbstofll\u00f6sung im R\u00f6hrenst\u00fcck zwischen beiden Hahnen nur noch den einen Streifen des H\u00e4moglobin zeigt. F\u00fcgt man jetzt den Apparat mit engem Kautschukschlauch an die in den Auif\u00fchrungsgang einer Dr\u00fcse eingebundene Can\u00fcle und l\u00e4sst l\u00e4ngere Zeit das Secret durch das Anfangsr\u00f6hrenst\u00fcck des Apparats und die zweite Bohrung des Zweiwegehahns abfliessen', so wird die Luft und lufthaltige erste Sccretportion ausgetrieben und die R\u00f6hren v\u00f6llig davon ausgesp\u00fclt. Oeffnet man dann beide Hajmen nach dem mittleren R\u00f6hrenst\u00fcck, so tritt das Secret jetzt mit der H\u00e4moglobinl\u00f6sung in Ber\u00fchrung und sofort steift sich 1 die Oxyh\u00e4moglobinbildung ini der Ber\u00fchrungsstelle ein, wenn die Spannung des an der Fl\u00fcssigkeit absorbirten Sauerstoffs . \u00fcber der oben besprochenen Grenze liegt. Um die Untersuchung auf das Oxyh\u00e4moglobin bequem auszuf\u00fchren, ist es am Besten ein St\u00fcck weisses Papier unter den Apparat zu legen und dicht neben dem Zweiwegehahn die R\u00f6hre mit dem Taschenspectroscop zu pr\u00fcfen. Das reflcctirte weisse Licht des Papiers ist zur Untersuchung gen\u00fcgend; der Spalt dev Spectroscops ist senkrecht ziirL\u00e4ngsaxe des Rohrs zu halten. Wenn das Secret weiter und weiter im mittlern R\u00f6hrenst\u00fcck voranr\u00fcckt, erh\u00e4lt man bald ein ausgedehnte Strecke, in welcher \u00fcberall die Untersuchung auf die Oxyh\u00e4moglobinstreifen ausgef\u00fchrt werden kann, und schliesst man dann beide Hahnen und h\u00e4lt den vom Thiere abgenommenen Apparat gegen das Licht, so kann man auch im dirccten Tages- oder Sonnenlicht untersuchen.\nDie Resultate, welche ich bei der Untersuchung der oben genannten Secrete erhalten habe, ergeben sich so unzweifelhaft , dass ich weitere Wiederholungen f\u00fcr ganz \u00fcberfl\u00fcssig gehalten habe.\nDie Secrete der Parotis und der Submaxillaris","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"erwiesen sieh sauerstoffhaltig, es kann* also kein ' Zweifel sein, dass bei der Speichelseeretion Sauerstoff den j\u00e9cofnirendoii Zellen in solchem Ueherschusse zukommt, dass freier Sauerstoff noch in das Secret \u00fcbergeht. Bez\u00fcglich der Submaxillaris ergibt diese Beobachtung cin\u00e9 Bestati-gutig des auf ganz anderin Wege von Pfl\u00fcger (*) erhaltenen Resultats; von dem Parotidenseerete sind mir derartige Untersuchungen nicht bekannt. Die Untersuchung der Galle geschah unter Anf\u00fcgung des Apparats an den ductus dioledochus, die Baucheingeweide waren gut reponirt und die Can\u00fcle lag v\u00f6llig bedeckt zwischen ihnen im mit Nahten , geschlossenen Bauche des Thiers. Es blieb .beim Einfluss der Galle in das., mittlere R\u00f6hrenst\u00fcck des Apparats die Hiinioglobinl\u00f6sung ganz unver\u00e4ndert, keine Spur einer Zwei-tlieilung des Absorptionsstreifen war zu erkennen, die Galle ist also frei von absorbirten Sauerstoff. Dasselbe Resultat hat Pfl\u00fcger durch Evacuiren von Galle erhalten, aber die stagnirende Blasengalle konnte d\u00e8n absorbirfc\u00f6n Sauerstoff verbraucht haben; es, ist bekannt, dass die Galle in der Blase allm\u00fclig gr\u00fcner wird, offenbar Uniter Oxydation des Bilirubin. In meinem Versuche an einem grossen Hunde, der sich mitten in der D\u00fcnndarm Verdauung behind, war die Secretion .stark genug, dass das Secret nicht lange Zeit ;zu dieser Umwandlung hatte, ehe es mit.der Ilfimoglobinl\u00f6sutig in Ber\u00fchrung kam. Zur Untersuchung des Nierensecrets wurde der Apparat an den einen Ureter angef\u00fcgt, der Hund war wiederum in guter Verdauung und seeernirte nicht wenig Harn, das Ureterst\u00fcck war gut von Bauchorganen bedeckt. Auch in dem Harne fand sich keine J&pur von Sauerstoff. Obwohl nun die angewendete Methode keinen Aufschluss \u00fcber die Spuren von Sauerstoff unter 1,5 mm. Quecksilber Tension liefert, ist einerseits ersichtlich, dass die etwa vorhandenen Spuren wirklich verschwindend kleine nur sein k\u00f6nnen, andererseits entspricht' die ; 5 Abwesenheit von Sauerstoff in der Galle der Bildung des bei Anwesenheit von Sauerstoff leicht oxydablen Bilirubin\nI l) Archiv f\u00fcr die ge*;. Physiol. 1, S. 080 und H.,S, 1,5t;. Zeitschrift f. physiol. Chemie, I.\n10","page":137},{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"138\nund im Harn der Bildung von Ilydrobilirubin. Ich habe \u2022fr\u00fcher schon darauf aufmerksam gemacht', dass beide Stoffe durch Reductionsproeesse allein gebildet werden k\u00f6nnen. Dir. Leber erh\u00e4lt f\u00fcr ihre Secretion fast allein ven\u00f6ses Blut, bei niederen Wirbel 11 deren ist dies auch mit der Niere der Fall, die Aehnlichkeit der Secretion beider ist anerkannt, viel besprochen, und manche Function von beiden gelheilt, andere bald der einen, bald der andern Dr\u00fcse zugeschrieben. Ohne Zweifel erfolgen in beiden Dr\u00fcsen Oxydationsprocesse, aber der Sauerstoff bleibt unzureichend, w\u00e4hrend im Speichel der Sauerstoff im Leberschliss zustr\u00f6mt und Reductionsproducto (lesshalb im Speichel unm\u00f6glich sein w\u00fcrden. Es ist gewiss nicht uninteressant, durch den Blutfarbstoff und seine feinen^ Aenderungen die Uebersotzung der chemischen Eigenschaften in physikalische, unsern Sinnen wahrnehmbare zu erhalten, und einen Einblick in die Dr\u00fcsenprcjcesse zu gewinnen, bei denen dieser Farbstoff selbst eine so wichtige Rollt' spielt. Bei passender Aenderung des Apparates wird es auch gelingen f\u00fcr andere Fl\u00fcssigkeit des Organismus zu ermitteln, ob sie absofbilden Sauerstoff enthajben.\nDer F\u00e4ulniss habe ich mich auch mit Vortheil zur Uni-Wandlung von Oxyh\u00e4moglobin in H\u00e4moglobin bedient, wo es sich darum handelte, letzteres bei v\u00f6lligem Ausschluss von atm. Luft unter ll\u00e4mochromogenbildung zu zersetzen. Bringt man etwas Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung in ein unten zuge-sclunolzenes -weiteres Blasrohr und verd\u00fcnnte Phosphors\u00e4urel\u00f6sung oder Weins\u00e4ure oder Natronlauge in ein engeres und nur einige Centimeter langes unten zugeschinolzenes und in einen massiven Stiel von 5 Cm. L\u00e4nge ausgezogenes R\u00f6hren-st\u00fcck, l\u00e4sst dann dies engere Rohr in das weitere hinabgleiten, schmilzt dann dies weitere Rohr oben zu, l\u00e4sst die so beschickte R\u00f6hre so lange bei warmer Temperatur stehn bis die Blutfarbstoffl\u00f6sung keine Spur von Oxyh\u00e4moglobinstreifen mehr zeigt, dann noch einige Tage zur Sicherheit, so erh\u00e4lt man beim Umkehren der R\u00f6hre und Zusammen-","page":138},{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"13U\ny\t' \u2022\t.\t\u2019 . %\ntliessen beider Fl\u00fcssigkeiten H\u00e4mochromogenl\u00f6s\u00fcng in einer. Weise, dass sie zur Demonstration der Spectralerscheinnngeii.. ,les H\u00e4mochromogens besonders geeignet ist. Der im Rohre eingeseblossenc Sauerstolt* wird von der faulenden Blutfarb-stojfp\u00f6sung bald vollkommen entfernt und die ll\u00e4moglobin-l\u00f6sung ist hierf\u00fcr gleich das Reagens. Uehev die Eigenschaften des H\u00e4inochromogen, des Hamatoporphyrin und des Hydrobilirubin und ihre Beziehungen zu einander, bin ich noch mit Versuchen besch\u00e4ftigt, \u00fcber!die ich bald. Mit-Iheilungen geben zu k\u00f6nnen hoffe.","page":139}],"identifier":"lit8692","issued":"1877-78","language":"de","pages":"121-139","startpages":"121","title":"Weitere Mittheilungen \u00fcber die Eigenschaften des Blutfarbstoffs","type":"Journal Article","volume":"1"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:34:13.193373+00:00"}