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{"created":"2022-01-31T15:32:58.571142+00:00","id":"lit8702","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Hoppe-Seyler, Felix","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 3: 339-350","fulltext":[{"file":"p0339.txt","language":"de","ocr_de":"lieber das Chlorophyll der Pflanzen.\nI. Abhandlung, von F. Hop|M*-S<*jlor.\n1. E in 1 oi t en<1 o 15oinerk nngcn uher cl 1 o opf ischc und c ho ui is diu Wirkung dos gr\u00fc.nen Farbstoffs dor Pflanzen.\t*\t.\ni\nDurch die Untersuchungen von Ingen lions z, Saussure, Bouss ingaul t und Anderen ist bekanntlich fest -gestellt; dass in lebenden gr\u00fcnen Pflanzen durch Einwirkung des Sonnenlichtes chemische l in Wandlungen hervorgerufen worden, bei welchen Kohlens\u00e4ure gebunden und Sauerstoff in Freiheit gesetzt wird. Man hat allen Grund anzunehmen, dass durch diese chemischen Umwandlungen aUs der Kohlens\u00e4ure unter Abspaltung indifferenten Sauerstoffs organische Stoffe entstehen, aber man hat in den Prozess der chemischen Verwandlung selbst noch keinen Einblick gew\u00f6nnen.. Da sich auch analoge Vorg\u00e4nge im Uebrigeh nirgends darzubieten scheinen, ist nicht einmal eine Vermuthung \u00fcber diese, man kann sagen wichtigste chemische Action des Lichtes Dis jetzt aufgestellt.\nDie allgemein geltende Annahme, dass der gr\u00fcne Farb-sloff der Pflanzen bef\u00e4higt sei, die Zerlegung der Kohlens\u00e4ure im Sonnenlichte auszuf\u00fchren, st\u00fctzt sich auf das allgemein verbreitete Vorkommen desselben von den niedrigsten his zu den h\u00f6chst organisirten Pflanzen, so weit, sie nicht Schmarotzer sind und nicht nachweisbar Von bereits vorgebildeten organischen Stoffen leben, wie Pilzei sie st\u00fctzt sich ferner auf die spectroscopischen Erscheinungen, welche die gr\u00fcnen Pflanzen \u00fcbereinstimmend geben. W\u00e4hrend aber die gr\u00fcne Farbe und die spectroscopischen* Eigenth\u00fcmlichkeiton","page":339},{"file":"p0340.txt","language":"de","ocr_de":"340\nl\nso \u00fcbereinstimmend gefunden werden und hierdurch die \u00c0n-iialime einer solchen Funktion dieses Farbstoffs zu begr\u00fcnden scheinen, zeigt sich doch andererseits, dass die Funktion d\u00ab*r Zerlegung der Kohlens\u00e4ure mit dein Tode der Pflanzen aufh\u00f6rt, ohne dass die spectroscopischen Eigenschaften und die hiermit im n\u00e4chsten Zusammenh\u00e4nge stehende gr\u00fcne turbe nothwendig eine bemerkbare Aenderung erfahren. Will man also jene Annahme fest halten,, so wird die weitere Annahme noting, dass der gr\u00fcne Farbstoff der Pflanzen beim Tode derselben eine chemische Umwandlung erleidet, ohne dass bemerkbare Aenderungen der Einwirkung des Lichtes aut den K\u00f6rper hierdurch bewirkt wird.\nDa mehrere analoge Vorg\u00e4nge bekannt sind, hat die letztere Annahme von vornherein nichts Auffallendes. Farbe und spectroscopische Eigenschaften des Indigo werden z. 13. nicht bemerkbar ver\u00e4ndert, wenn Indigo in Indigoblausehwe-fels\u00e4ure umgewandelt wird. Wie ich fr\u00fcher hervorgehoben habe1), werden Lichtemissionen und Absorptionen nicht vom ganzen Molecule, sondern von dim Atomen oder Atomgruppen bewirkt und die Bewegung derselben kann unter gleichen Verh\u00e4ltnissen dieselbe bleiben, wenn an andere Atome oder Atomgruppen Anf\u00fcgung oder Abspaltung von Atomgruppen geschieht.\n.Wird nun die Lichteinwirkung auf Indigo nicht ge\u00e4ndert, wenn es in Indigblauschwefels\u00e4ure \u00fcbergeht, so werden wir auch schliessen, dass die Atomgruppe, welche das gelbe Licht lebhaft ahsorhirt und damit die blaue Farbe des Indigo hervorruft, nicht diejenige ist, an welche die Schwefels\u00e4ure sich anf\u00fcgt, sondern eine andere, welche z. B. bei der Bildung von Indigoweiss getroffen wird (also die Chinon-gruppe dieses Molec\u00fcls). Beim gr\u00fcnen Farbstoff der Pflanzen zeigen sich aber weitere Schwierigkeiten, insofern bei der Umwandlung desselben die Einwirkung auf das Licht unge-\u00e4ndert bleibt und doch die chemische Wirkung des Lichtes, welche nur durch dieselbe lichtubsorhirende Atomgruppe bewirkt sein kann, aufb\u00f6rl. Der ganze Apparat scheint noch\n') 1*0\u00ab,% Ann. 1872. Kd. H7, S. 1dl.","page":340},{"file":"p0341.txt","language":"de","ocr_de":"341\nvorhanden und hn Lichte in Hurtigkeit zu seip, ohne dass der vor dem Tode der Pflanze vorhandene Effect erreicht wii-d. Zur Zerlegung der Kohlens\u00e4ure sind aber' oljue Zweifel zwei Acte erforderlich. 1) die Anf\u00fcgung der Kohlens\u00e4ure, 2) die Losreissung von 2 Atomen Sauerstoff, die dann als freier indifferenter Sauerstoff auftreten. Die Anf\u00fcgung der Kohlens\u00e4ure wird von der Lnver\u00e4ndeiTichkeit der Stellung bestimmter Atome abh\u00fcngen, die vielleicht durchaus andere sind, als diejenigen, welche durch das Licht in Bewegung gesetzt- die eigentliche schwere Arbeit der Sauerstoffabspaltimg ausf\u00fchren\u2019 Wird aber der Apparat zur Anf\u00fcgung der Kohlens\u00e4ure ver\u00e4ndert, Kohlens\u00e4ure also nicht mehr aufgenommen, so kanhj kein Sauerstoff abgespalten werden, wenn mich die Apparate und Kr\u00e4fte im (Jebrigcn hierzu vorhanden sind. Der erh\u00f6hen.- Einwand ist sonach nicht im Stande, die Zul\u00e4ssigkeit\u2019 der oben bezcichneten Annahme zu gef\u00fchrten. ;\nLinen Einblick in den physikalischen Apparat, durch welchen das Licht \u00ablie Sauerstoff\u00e4bspaltufig zu bewirken >eheinl, gewinnt man durch die optische Untersuchung des Alkohol- oder Aetherauszuges gr\u00fcner Pflanzen. Es tritt in \u25a0diesem Auszug eine neuerdings h\u00e4utig und eingehend Untersuchte Eluorescenz ein, welche ziemlich I einfarbiges licht, n\u00e4mlich nur solches von der Spedralregion zwischen B und f\u00ab im Both ausstrahlt. Diese Eluorescenz wird hervorgerfifen durch die verschiedensten Lichtarten des Spectrum, besonders <las violette und blaue Licht und durch rotlies Licht von derselben Wellenl\u00e4nge wie dasjenige, welches die Tlieil-chen des Farbstoff fluorescirend aussenden. In dein gel\u00f6sten tarbstoft befinden sieb also Atome oder eine Gruppe, der->',lb(\u2018ii, welche mit der Wellenl\u00e4nge des rot lien Lichtes zwi-\u00bbchen den Spectrallinien B bis G schw\u00e4ngen,'sobald sie eilt\u2014 weder durch Licht der gleichen Sch wingungsgcsc11windigkeit odei durch ander.- Lichtwellen, besonders violette o\u00abler. blaue, in Bewegung gesetzt werden. Die Fluorescenz dieser L\u00f6sun-g*-n ist ausserordentlich stark, weil offenbar ein sehr bedeutender I heil der Lichtbewegung des .Sonnenlichtes, welches 4\u00abmt sie f\u00e4llt, in dieses fast einfarbige, ffuprescirende Liebt verwandelt wird.\t'\nZfitsrhrilt f. physiol. Chemie, III.","page":341},{"file":"p0342.txt","language":"de","ocr_de":"342\nDio Atomgruppe, welche dies fluorescirende Licht aus-sendei, muss eine sehr grosso und freie Beweglichkeit besitzen, da ihre Schwingungen so regelm\u00e4ssige sind und die verschiedensten St\u00f6sso. welche sie durch Lichtbewegung\u2019 erh\u00e4lt, sie zu ihren regelm\u00e4ssigen Pendelschwingungen veranlassen. In diesen Schwingungen sammeln sich die Lichtwirkungen und der Gedanke l\u00e4sst sich nicht abweisen, dass diese Atomgruppe es ist, welche in der lebenden Pflanze die Arbeit der Abspaltung des indifferenten Sauerstoffs ausf\u00fchrt, wenn es auch noch nicht m\u00f6glich erscheint, die Leistungsf\u00e4higkeit dieser Schwingungen in ihrer Abh\u00e4ngigkeit von der Beleuchtung zu messen.\nDie Lichtabsorptionsverh\u00e4ltnisse in der lebenden gr\u00fcnen Pflanze sind, soweit die Vergleichung bis jetzt ausgef\u00fchrt ist, dieselben wie in dieser alkoholischen oder \u00e4therischen L\u00f6sung, nur kommen bei vielen Pflanzen noch Absorptionsstreifen hinzu, welche von der gleichzeitigen Anwesenheit anderer Farbstoffe bewirkt werden. Die lebende Pflanze zeigt aber keine Fluoreseenz, ebensowenig die get\u00f6dtele, wenn auch ihre Absorptionsverh\u00e4ltnisse noch unge\u00e4nderf scheinen; auch der Verdampfungsr\u00fcckstand des alkoholischen oder \u00e4therischen Auszugs zeigt keine Fluoreseenz, dieselbe erscheint aber bei der Behandlung mit Alkohol oder Aether in der L\u00f6sung sofort wieder. Ks ergibt sich hieraus, dass in der Pflanze \u25a0und im trockenen R\u00fcckstand durch das absorbirte Licht andere Effecte als Lichtschwingungen durch die bewegliche Atomgruppe ausgef\u00fchrt werden.\nDas eigenth\u00fcmliche Absorptionsspectrum und die rot he Fluoreseenz der Farbstoffl\u00f6sung m\u00fcssen nun auch der Leitstern sein f\u00fcr die Erforschung der chemischen Constitution des Farbstoffs und besonders jener beweglichen Atomgruppe desselben.\nIch glaube durch die in den folgenden Zeilen zu schildernden Untersuchungen einen ersten Schritt in dieser Richtung gethan zu haben, der wichtige weitere Ergebnisse verspricht.","page":342},{"file":"p0343.txt","language":"de","ocr_de":"343\n2. Gewinnung do.s Oh 1 orophylian.\nLin Missverst\u00e4ndnissen vorzubeugen, bezeichne j\u00e9h mit dom Namen Chlorophyll den hypothetischen gr\u00fcnen Farb-stol\u00ee in (1er lobenden Pflanze, welcher Kohlensfun\u00bb\u00bb aufnimmt und Sauerstoil abspal.ct, und nehm\u00bb\u00bb au, dass in der alkoholischen oder \u00e4therischen L\u00f6sung Zersetzungsprodukte dieses K\u00f6rpers enthalten seien, welch\u00bb\u00bb dem Chlorophyll in 'der chemischep Constitution sehr nahe sl<\u00bbhon. Bin di\u00bbVe Uiu-waudlungsproduktc m\u00f6glichst rein zu g\u00ab\u00bb\\v innen, war es noting, andere in Aether und Alkohol l\u00f6sliche Stolle zu entfernen. Dies gelingt hinsichtlich des Wachses, welches die Epidermis der Pflanzen \u00fcberzieht, sehr leicht durch Hcliand-lung mit grossen M(\u00bbngen Aether. Alh^diugs wird durch \u25a0Miese Behandlung auch etwas gr\u00fcner Farhstotl' \u00bb\u00bbxtrahirt, .sein\u00bb\u00bb Ouantitat ist aber unbedeutend; nach der ersch\u00f6pfenden Behandlung mit Aether kann durch heissen. Alkohol der Farbstoff tast vollst\u00e4ndig, entzogen werden.\n/u meinen Versuchen dienten Grasblalter, Welch\u00bb1 frisch v\u00b0n den Stengeln abgepfl\u00fcckt in Kolben gef\u00fcllt,-liiil Aether \u00fcbergossen und 24 Stunden stehen gelassen wurden. Nach Abgiessen der \u00e4therischen L\u00f6sung wurden v\u00bbm Neuem \u00bbli<\u00bb Gras-hl\u00e4tter unter Aether gebracht, 24 Stunden steh\u00bb\u00bbn gelassen, ahgegossen und dann zum 3. Mal\u00bb\u00bb mit Aether (>\u201421. Stunden st\u00ab\u00bbheu gelassen. Eine vierte Extraktion mit Aether \u00bb\u00bbrgab sich als \u00fcberfl\u00fcssig. Nach dieser ersch\u00f6pfenden B(\u00bbhandhmg mit Aether, wurden die Grasbl\u00e4t'ler mit absolutem Alkohol auf dem Wasserhade bis zum Si\u00bb\u00bbden \u00bbl\u00bb?s Alkohols erhitzt, daun 24 Stunden sichen gelassen, uhtTinuLs erhitzt und heiss liltrirl. Die alkoholisch\u00bb* L\u00f6sung wurde gew\u00f6hnlich, um sie recht concentrirt zu \u00bb rhalten, nochmals zur Extraktion einer zweiten mit viel Anther in der g\u00bb*schild<\u00bbrtcn Weise behand<\u00bblten Portion Grasbl\u00e4tter benutzt und heiss fillrirL- B\u00bb*im Erkalten d<*r concentrirten tarbstolll\u00f6sung und St\u00bb\u00bbhen fiber Nacht >chied\u00bb*n sich fein\u00bb* ml In\u00bb, verzogen r\u00bb\u00bbchlwinkli\u00bb4ie Krystall-hl;iltcln*n aus, sch\u00f6n rntli im durchfall\u00bb\u2018ndf>n, gr\u00fcnlich bis w\u00bb\u00bbiss-silb\u00bb\u00bbrgl\u00e4nz<\u00bbiid im auffallenden Licht\u00bb\u00bb, schwer b\u00f6slich in heisseni Alkohol, auch nicht leicht l\u00f6slich mit gelbei: Farbe","page":343},{"file":"p0344.txt","language":"de","ocr_de":"344\nin AHher, welche oHbnbar identisch sind mit den von Bou-gar\u00ab*l\u2018> unter dem Namen Eryt hrophyll beschriebenen Kryslallen, deren weitere Schilderung und Untersuchung ich vorl\u00e4ufig unterlass\u00ab*, weil Bougare 1 sich das weiter\u00ab; Studium derselben Vorbehalten hat. Nach Abtrennung dieser Krystalle durch Filtration wurde die L\u00f6sung bei massiger Warum in (\u00eelasschalen auf dem Wasserbade verdunstet, der R\u00fcckstand mehrmals mit Wasser behandelt, welches Salze und viel Zucker aufnahm, dann in Aether gel\u00f6st, tiltrirt und bei l\u00abjs\u00ab*r Bedeckung di\u00ab* L\u00f6sung zur Verdunstung hingestellL\nAlk* \u00abli\u00ab* genannten Proceduren wurden im verdunlv\u00ab*ll\u00ab*n Zimmer \u00fcusgef\u00fchrt, \u00ablie Extraktion beim Stehen der L\u00f6sung in v\u00f6lliger Dunkelheit vorgenommeii.\nkm den (\u00ee\u00ab*ludt an optisch wirksamen Farbstoff in den fdtierischen und \u00ablen alkoholischen Auszuge vergleichen zu k\u00f6nnen, habe ich eine Titrirung in \u00ab1er Weise ausgef\u00fchrt, \u00ablass ich in \u00ab*in\u00ab*r vierseitigen Flasche von 3,5 Cm. innerem 1>ur\u00abliuiess\u00ab*r zu ein\u00ab*r gemessenen Mengedes \u00e4therischen oder alkoholisch\u00ab*!!, Auszugs so lange gemessene Mengen absoluten Alkohols hi\u00fczu!li(*sst\u2018ii liess, bis bei spectroscopisclier Untersuchung mit einem Browning\u2019scheu T\u00e4scheiispectioscop bei constanter Beleuchtung der Absorptions*! reifen B bis C \u00abl\u00ab*s Farbstoffs nicht mehr deutlich Imgrenzt, aber noch \u00ab<rk\u00ab*nn-bar war. Ich habe mich \u00fcberzeugt.,-.dass ein\u00ab* derartig\u00ab* Ti-Irirung bei \u00ablensellmu L\u00f6sungen des Farbstoffs gut iilmrnn-slimm\u00ab*iute Resultat\u00ab* gibt, wenn man sicli auf dies\u00ab* Emireaktion oinge\u00fcbt hat.\nEs wurde dann von den optisch verglichenen Farbstolf-l\u00f6sungen d\u00ab*r Behalt an festen R\u00fcckstand bestimmt und mit \u00abl\u00ab*r optischen Wirksamkeit in Vergleich gestellt. Ich erhmlt z. B. nach di\u00ab*s\u00ab*r Methode die Endreaktion bei einem Gtjialt\u00ab* von 11,0517 p. Mille an festen Stollen im ersten, von 0,01:283 p. Milk* an testen Stoffen im zweiten Aetlierauszug\u00ab; der (irasbl\u00e4tl\u00ab*r, inj nachher angefertigten heissem Alkoholauszug\u00ab* bei einem Gehalte von 0,00737 p. Mille au festen Stoffen. War\u00ab* \u00abli\u00ab*s\u00ab* alkoholische L\u00f6sung reine Farbstoffl\u00f6sung g\u00ab*-\n11 Pullet. \u00abI\u00ab; la soc. cliira. \u00abk* Paris. T. 27, p. 4 t2.","page":344},{"file":"p0345.txt","language":"de","ocr_de":"wesen, so h\u00e4tte sieh in der ersten \u00e4tiierisehen L\u00f6sung neben 0,00737 i>. Milh\u00bb Farbstoff nocli 0,01433 p. Mille Verunreini-gung gefunden, also nur ungef\u00e4hr *7 des R\u00fcckstandes, im ersten Aetherexlrakt war Farbstoff. Das Verladtniss erweist sieh aber als noch viel ung\u00fcnstiger, wenn nam \u00ablie alkoholische Farbstoffl\u00f6sung selbst weiter zerlegt, denn auch diese enth\u00e4lt noch fremde optisch inactive oder weniger active Stoffe. Der R\u00fcckstand dieser alkoholischen L\u00f6sung wind\u00ab* nach Entfernung 'der in Wasser l\u00f6slichen Stoffe, zu laichst mit kaltem Alkohol in geringerer Quantit\u00e4t behandelt, die L\u00f6sung abtiltrirt, der R\u00fcckstand mit Aether gel\u00f6st mul der in Aether am schwersten l\u00f6sliche Tlieil aus hoissem Alkohol umkrystallisirt. Alle drei Portionen wurden..dann in der beschriebenen Weise auf ihren Gehalt an optisch-wirksamer Substanz und Gehalt an festem Stoffen untersucht.\nDer in kaltem Alkohol l\u00f6slich\u00ab' Theil gab 0,02000 gr. feste Stoffe im Liter, wenn bei 3,5 Om. dicker Schicht mit dem Spectroscope noch der Absorptionsstre\u00eel\u00e9n B bis 0.erkennbar aber schlecht begrenzt war, \u00ab1er weniger l\u00f6slich\u00ab* Tlieil gab bei <lies\u00ab*r optischen Wirkung iiurO,00145 gr. teste Stoffe im later und der am schwersten l\u00f6slich\u00ab* aus lieissoiii Alkohol umkrystallisirte Tlieil gab nur 0,00153 gr. fest\u00ab* Substanz im Liter, wenn er bei 3,5 Om. dicker Schicht, spec-troscopisch untersucht noch einen deutlichen aber schlecht lic-ginizt\u00ab*!] Absorptionsstreifen R bis G im Spectrum <*rkenneii Hess. Noch bei \u00ab*inem Gehalte von 1 nigr. im Lijt\u00ear war die Absorption B bis G und im auffallenden Lieble die Fluor\u00e9s-cenz vollkommen deutlich zu erkennen.\nEs ergibt sieb aus diesen Untersuchungen, dass der Aether den Grasblattern sehr viele Stoffe entzieht, welche nicht dem gr\u00fcnen Farbstoff zugeh\u00f6ren, ferner \u00ablass der Alkoholauszug d\u00ab*n optisch-wirksamsten K\u00f6rper in s\u00ab*inem in Alkohol und in Aether am schwersten ; l\u00f6slichen Theile enth\u00e4lt.\nZur Darstellung dieser Substanz ist cs am zAVeckrti\u00e4s-sigsten in folgender Weise zu verfahren: Der R\u00fcckstand .des heissen Alkoholauszuges der vorher dreimal mit Aether","page":345},{"file":"p0346.txt","language":"de","ocr_de":"in der angegebenen Weise behandelten Grasbl\u00e4tter wird nach dem Waschen mit kalten Wasser in Aether gel\u00f6st, liltrirt und im lose bedeckten (\u00bbl\u00e4se zur Verdunstung hingestellt. Wenn ein Theil des Aethers verdunstet ist, zeigen sich an der Wandung und am Boden des Gelasses k\u00f6rnige Krystalle, im dnrchf\u00e4llenden Lichte braun, im auffallenden Lichte dunkelgr\u00fcn gef\u00e4rbt. Wenn der Aether gr\u00f6sstentheils verdunstet ist, scheiden sich auch dunkelgr\u00fcne \u00f6lige Tropfen aus. Der Niederschlag wird nun mit kaltem Alkohol gewaschen und \u00bbVis rngel\u00f6ste in heissem Alkohol gel\u00f6st, heiss liltrirt. Die lR\u2018im Erkalten sich abscheidenden K\u00f6rner werden abtiltrirl, wieder mit etwas kalt<\u2018m Alkohol gewaschen, in Aetlier gel\u00f6st und beim Verdunsten des Aethers in reineren Krystal len gewonnen. Durch Wiederholung der Behandlung mit kaltem Alkohol, L\u00f6sen in heissem Alkohol, Erkaltenlassen der L\u00f6sung und Umkrysfallisireu der ausgeschi\u00ab \u00bbdenen Krystalle aus der L\u00f6sung in Aether wird der Farbstoff rein gewonnen. Die alkoholischen L\u00f6sungen geben beim Einengen weitere* Quantit\u00e4ten dieses dunkeln Farbstoffs, der dann durch Wiederholung des angegebenen 'Verfahrens gereinigt wird. Die Quantit\u00e4t der auf diese Weise gewonnenen Krystalle ist nicht bedeutend, ein ziemlich erheblicher Theil des Farbstoffs bleibt in den leichter l\u00f6slichen Mutterlaugen und kryslallisirt nicht.\nDa der nach \u00bblern beschriebenen Verfahren gewonnen\u00bb* Farbstoff in mikroscopischen Krystallen noch nicht beobachtet und beschrieben zu sein scheint, gebe ich ihm wegen der unzweilelhntjt sehr nahen Beziehung, in welcher derselbe zum gr\u00fcnen Farpstoff der lebenden Pflanze steld, den Namen (Milo rophyllan.\n*1. Eigenschaften und Zusammensetzung des (Milorophyllau.\nDas (dilorophyllau scheidet sich aus der \u00e4therischen\nL\u00f6sung in kugeligen K\u00f6rnern und Krusten aus, wenn dieselbe\nbei gew\u00f6hnlicher Temperatur verdunstet; die Krvstallisation\n\u00bb\ni>l vollst\u00e4ndig, auch mit dem Mikroscop keim* amorphe Substanz zwischen den Krystallen zu entdecken, Di\u00ab* Form der Krystalle ist \u00e4hnlich der der Palmitins\u00e4ure, sichelf\u00f6rmig ge-","page":346},{"file":"p0347.txt","language":"de","ocr_de":"347\nbogene, spitzwinklige T\u00e4felchen, oft roset ten f\u00f6rmig, oder radical nach allen Richtungen um einen Punkt gestellt, im auffallenden Lichte schw\u00e4rzlichgr\u00fcn, s\u00e4mmtartig mit etwas Metallglanz, im durehfallendcn Lichte braun. Die Substanz besitzt die Consiste\u00bb/ von Bitmen wachs, klebt an Glas oder Metall leicht fest und ist davon ohne Aufl\u00f6sung nicht zu entfernen.\nDurch l\u00e4ngeres Stehen \u00fcber Schwefels\u00e4ure im Exsiccator oder im Recipienten der Luftpumpe verlieren die Kry-slalle zun\u00e4chst etwas an Gewicht, indem wahrscheinlich noch etwas Alkohol und Aether in denselben hartn\u00e4ckig zur\u00fcckgehalten wird. Sind sie dann einmal \u00fcber Schwefels\u00e4ure\n\u2019\u2022 * \u2022 . \u2022 \u25a0\nbei gew\u00f6hnlicher Temperatur gut getrocknet, so verlieren sie beim Erhitzen bis \u00fcber 110\u00b0 sehr wenig oder gar nichts ..von ihrem Gewicht. Beim Erhitzen der nicht sorgf\u00e4ltig getrockneten Krystalle kann Schmelzen schon bei ungef\u00e4hr 100\u00b0\n( intreten, gut getrocknete Krystalle schmelzen selbst bei 110\u00b0 noch nicht. Bei weiterer Erh\u00f6hung der Temperatur schmilzt die Substanz, doch habe ich den Schmelzpunkt noch nicht genau festgestellt; die erhaltene gl\u00e4nzend schwarze Fl\u00fcssigkeit kann dann ziemlich hoch erhitzt werden, ehe sich Gas-ent Wickelung unter Anfsch\u00e4umen einstellt, weiter an der Luft erhitzt, verbrennt die Masse mit hellleuchlender Flamme und hint erl\u00e4sst eine schwer verbrennliche Kohle, welche Phosphors\u00e4ure und Magnesium enth\u00e4lt.\nWie die geschilderte Darstellung des K\u00f6rpers ergibt, l\u00f6st sich das Chlorophyllan schwer in kaltem, leichter in heissem Alkohol, leicht in Aether; auch in Benzol, Chloroform, Petrol\u00e4ther ist es leicht l\u00f6slich. Die L\u00f6sung in Aether l\u00e4sst bei 3,5 Cm. Dicke der Schicht spectroscopis\u00e7h die charakteristische Absorption im Roth zwischen den Linien B\n*\nund C noch wohl erkennen, wenn dieselbe nur 1 mgr. Farbstoff im Liter enth\u00e4lt. ; Die L\u00f6sungen zeigen die bekannte rothe Fluorescenz der alkoholischen oder \u00e4therischen Ausz\u00fcge gr\u00fcner Pflanzen sehr intensiv, sie weichen aber darin von den frisch bereiteten Pflanzenausz\u00fcgen ab, dass sie im durchfallenden Lichte nicht die sch\u00f6ne, f\u00fcr das Auge so an-","page":347},{"file":"p0348.txt","language":"de","ocr_de":"MH\ngenehme bl\u00e4ulich jjrrtin\u00ab*, sondern eine weniger reine olivou-gr\u00fcne Farbe besitzen, wie Pflanzenausz\u00fcge, die dem Sonnenlichte einige Zeit ausgesetzt waren, und bei der spectrosco-pischen Untersuchung nicht sehr verd\u00fcnnter Losungen des Clilorophyllan lindet man dem entsprechend die beiden Absorptionsb\u00e4nder zwischen D und F im Sonnenspectrum viel dunkler und breiter als in frischen Pflanzenausziigen, in denen sie nur sehr wenig angedeulet sind aber beim Stehen in dein Sonnenlicht bald gleichfalls mit grosser Intensit\u00e4t auf! roten. Ich werde spater auf diese Farbenerscheimmgeu n\u00e4her eingehen,. hier m\u00f6gen diese Andeutungen gen\u00fcgen, um zu zeigen, dass das Chlorophyllan als solches in den Pflanzen wohl nicht existiren mag, sondern erst bei der angegebenen Behandlung entsteht.\nDie analytischen Operationen werden \u00bblurch die Consistons. des Chlorophyllan sehr erschwert und der Gehalt an Phosphors\u00e4ure erfordert bei der Verbrennung die Anwendung starker Gl\u00fchhitze. Die folgenden Bestimmungen wurden durch Verbrennung mit Kupferoxyd und Kupfer im Luftstrome im Platinschifichen f\u00fcr C und II, nach dem volumetrischen Verfahren von Dumas f\u00fcr X-bestimmung ausgef\u00fchrt, Phosphors\u00e4ure und Magnesium wurden nach Verbrennung mit -Salpeter und Soda ausgef\u00fchrt durch F\u00e4llung der mit Salpeters\u00e4ure unges\u00e4uerten w\u00e4sserigen L\u00f6sung der Schmelze mit viel Ammoniak, Filtration nach Stunden, und F\u00e4llung des Filtrats mit ammoniakalischer Magnesiamischung.\nFs wurden folgende Wert ho erhallen:\nI. 0,2143 gr. Stilist. In*i t0!>\u00b0 gotr. gal\u00bb 0,1880 gr. 11,0 und 0.\u2018\u00bb770 gr. <*.<.>a.\nII.\t0.I7U\t'>\tio:,0\t'>\t0,1 M t\t\u00bb\t0.1077\t->>\nIII.\t0.33.Vi\t>>\tlo.v*\t'>\t17,0 Ce\t.X\u00e4 v. 21,0\u00b0\tu. 0.720-J M. !>i \u2022\t\nIV.\t0.2074\t'\u25a0\tlur>\u00b0\t'>\t11.1\t\u2022> '> gg,o\u00b0\t> 0,7n3tM.\t\nV.\t0,2573\tV\t11 o\u00b0\t>>\te.ootl\tgr. l\u2019sUiMg\u00ab\t> und 0,0087 gr.\t\n\t\t\t\t1*,\tMg,.\t\t\t\n\tI lier\taus erg\u00ab\t\u25a0bon sich\tdie\tprocenlischen Wertlie:\t\t\t\n\tr.\t73,4\u00bb\t7;8.2\u00ab\t\t\u2014\t\t\t\u2014\n\tII\t0.73\t\t\tv --\t\u2014\t\t\u2014\n\tX\t- '\u25a0 \u2014\t\t\t\t\t\t\u2014\n\tV\t\u2014\t\u2014\t\t\u2014\t\u2014-\t\t1.38\n\tMg\t- \u2014.\t\u2014\t\t\u2014\t\u2014\t\t0,34","page":348},{"file":"p0349.txt","language":"de","ocr_de":"Als Mittel der einzelnen BestimmungenWurde die pro-centische Zusammensetzung des Ghlorophyllan erhalten :\nC 73,845\nH\nN\nP\nMg\nO\n0,725\n5,085\n1,380\n0,340\n0,525\nDiese Werfhe lassen erkennen, dass eine empirische Formel de* Ghloropliyllan sieh ohne Weiteres nicht'aufstellen l\u00e4sst, dieselbe m\u00fcsste ausserordentlich compilent werden durch den niedrigen Gehalt an Phosphor und an Magnesium. Der Gedanke lag hier nahe, dass Phosphor- und Magnesium-gelialt nur durch Verunreinigung mit dem bei TI deren und Pflanzen allgemein verbreiteten Lecithin hervorgerufen seien. Ich untersuchte daher den Theil des Alkoholauszugs der Grasblfdter, welcher von den Krystallen des Ghlorophyllans durch kalten Alkohol abgelrennt war. Wenn Lecithin beim Krystallisircn des Ghlorophyllans mitgef\u00e4llt war, so durfte man erwarten, dass die Mutterlauge die von den Krystallen getrennt wurde, viel reicher an dem in Alkohol leicht l\u00f6s--liehen Lecithin sein werde. Da ferner beim Auskoclien des mil Aether ersch\u00f6pften Il\u00fchnereidotter nul Alkohol mit de/ii gel\u00f6sten Lecithin nach den Erfahrungen von Di aeon ow und mir sehr geringe Mengen von Calcium in L\u00f6sung \u00fcbergehen, so konnte man auch hier eine solche Aufnahme Von Magnesium mit dem Lecithin, entweder in Verbindung mit demselben oder als Verbindung mit Oels\u00e4ure oder fetten S\u00e4uren erwarten. Die Untersuchung der in kalten Alkohol l\u00f6slichen Stolle ergab aber einen geringeren Gehalt an Phosphor und an Magnesium als in den Krystallen des Chloro-pliyJlans. Von 1,4177 gr. dieser in kalten Alkohol leichter l\u00f6slichen Stoffe, welche offenbar noch etwas Chl\u00f6rophyllan enthalten, wurden nach Verbrennung mit Salpeter und Soda nur 0,0100 gr. Pa Mga 0.7 durch Aetzammoniak gef\u00e4llt und dann durch amnioniakalische Magnesiamischung noch 0,0088 gr. l\\*Mg2 07, so dass hiernach der Gehalt an. Phosphor nur 0,370% und der an Magnesium 0,152\u00b0/\u00bb betr\u00e4gt. Da sonach","page":349},{"file":"p0350.txt","language":"de","ocr_de":"350\neine einfach\u00ab Verunreinigung mit Lecithin und Magnesium* salz nicht die Ursache des Phosphor- und Magnesiumgehaltes vom Chlorophyllan sein kann, muss durch die Spaltungsprodukte dieses K\u00f6rpers der Aufschluss gesucht werden \u00fcber die Krage, in welcher Verbindung beide Elemente in demselben enthalten sind. Ich bin mit der Bearbeitung dieses (Jegenstandes besch\u00e4ftigt und behalte mir das weitere Studium dieses K\u00f6rpers vor.\nHerrn Dr. A. Kosset, Assistenten am physiologisch-chemisclien Institut zu Strassburg, habe ich f\u00fcr die werthvolle Unterst\u00fctzung, die er mir bei diesen Untersuchungen hat zu Theil werden lassen, meinen Dank auszusprechen.","page":350}],"identifier":"lit8702","issued":"1879","language":"de","pages":"339-350","startpages":"339","title":"Ueber das Chlorophyll der Pflanzen. I. Abhandlung","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:32:58.571148+00:00"}