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{"created":"2022-01-31T13:40:06.525029+00:00","id":"lit8708","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Hoppe-Seyler, Felix","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 5: 1-9","fulltext":[{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Ver\u00e4nderungen des Blutes bei Verbrennungen\nder Haut.\nVon P. Hoppe-Seyler.\nSeitdem von M. Schultze1 * *) nachgewiesen war, dass bei Erw\u00e4rmung des Blutes auf 52\u00b0 die Blutk\u00f6rperchen' eigent\u00fcmliche Ver\u00e4nderungen erleiden, und von Wertheim*) nicht allein die gleichen Ver\u00e4nderungen durch Verbrennungen der Haut am lebenden Thiere beobachtet, sondern auch krystallisirter Blutfarbstoff in den Harncan\u00e4lChen, m einem Falle auch in den Capillaren der Arachnoidea gefunden waren, lag der Gedanke nahe, dass diese Ver\u00e4nderungen wohl im nahen Zusammenh\u00e4nge stehen m\u00f6chten mit den schweren Symptomen, welche den sehr ausgedehnten Verbrennungen der Haut bei Menschen folgen und meist in kurzer Zeit zum Tode f\u00fchren. Dieser Gedanke nahm bestimmtere Gestalt an in den Untersuchungen von Ponfick*), es Wurde die Ver\u00e4nderung der Blutk\u00f6rperchen, die Ansammlung der Partikeln der Blutk\u00f6rperchen in Milz und Knochenmark und die Ver\u00e4nderungen der Nieren ; genauer verfolgt und die Ansicht ausgesprochen, dass die ausgedehnte und pl\u00f6tzliche Ver\u00e4nderung rother Blutk\u00f6rperchen jedenfalls in einem gewissen Theil der acut t\u00f6dtlichen F\u00e4lle auch bei einem gewissen Theil der schweren Symptome von Genesenden als bedingende Ursache anzusehen sei. Endlich ist in einer Arbeit von v. Lesser4) derselbe Gegenstand behandelt, ohne dass die Untersuchungen und sehr nahe stehenden Resultate von Ponfick erw\u00e4hnt sind, und gest\u00fctzt auf Beobachtungen\n*) Archiv f. mikroskopische Anatomie 1865.\n*) Wiener medic. Presse 1868, Nr. 13.\n*) Berliner klin. Wochenschrift 1877, Nr. 46; Centralblatt f. d. med. Wissenschaften 1880, Nr. 11 und 16.\n4) Archiv f. pathol. Anatomie, Bd. 79, S 248.\nZeitschrift f. physiol. Chemie, V.\t1","page":1},{"file":"p0002.txt","language":"de","ocr_de":"2\nsowohl an verbr\u00fchten Thieren, als auch an nicht verbr\u00fchten und an\u00e4misch gemachten, denen Blut verbr\u00fchter Thiere in die Blutgef\u00e4sse injicirt war, die Ansicht ausgesprochen, dass der rasche Tod nach Verbrennungen verursacht werde durch eine acute Oligocyth\u00e4mie im functionellen Sinne. Wie die Schwere einer Kohlenoxydvergiftung von der Zahl der dadurch ver\u00e4nderten Blutk\u00f6rperchen, so komme es bei der Verbrennung nur darauf an, wie viele rothe Blutscheiben direct durch die Einwirkung der Hitze functionsunf\u00e4hig geworden seien. Die Unf\u00e4higkeit des Blutes hochgradig Verbrannter dem Respirationsgesch\u00e4ft vorzustehen, werde erwiesen, wenn man dasselbe Thieren zuleite, welche durch Aderl\u00e4sse an\u00e4misch gemacht seien. Wenn bei oberfl\u00e4chlicher Durchsicht diese Arbeit den Eindruck macht, als sei der Gegenstand sehr eingehend und vielseitig behandelt, wird man bei n\u00e4herer Pr\u00fcfung bald gewahr, dass durch sie eigentlich nichts wesentlich Neues gef\u00f6rdert ist und insbesondere die schliesslichen Behauptungen des Verfassers in keiner Weise begr\u00fcndet sind. Weder ist in einem Versuche bestimmt, wie viel H\u00e4moglobin in das Plasma des Blutes in L\u00f6sung \u00fcbergegangen ist, noch ist in irgend einem Versuche bestimmt, ob das Blut un4 specie!! die Blutk\u00f6rperchen noch wesentliche \u2022 Mengen von Sauerstoff aus der Luft aufzunehmen im Stande sind.\nDie Gelegenheit, welche sich mir durch die Freundlichkeit meines Collegen Herrn Dr. Sonnen burg bot, das Blut in zwei F\u00e4llen t\u00f6dtlicher Verbrennung von Menschen zu untersuchen, habe ich gern ergriffen, um einerseits zu pr\u00fcfen, ob die Bestimmung des H\u00e4moglobingehaltes in den Blutk\u00f6rperchen und im Plasma des Leichenblutes sich einfach und gut ausf\u00fchren l\u00e4sst, ferner ob dieses Blut ver\u00e4ndertes H\u00e4moglobin oder andere erkennbare Stoffe enth\u00e4lt, welche aus zerst\u00f6rten Blutk\u00f6rperchen herzuleiten w\u00e4ren, endlich ob das Blut von Verbrannten noch reichlich die lockere Bindung des Sauerstoffs durch H\u00e4moglobin auszuf\u00fchren vermag.\nDie Resultate waren v\u00f6llig entscheidend n\u00e4mlich; 1) Die Bestimmung des Gehaltes der Blutk\u00f6rperchen und des Plasma\nan H\u00e4moglobin ist leicht und sicher auszuf\u00fchren ; 2) Das\n'\"i","page":2},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"3\nBlut der Verbrannten enthielt ausser gel\u00f6stem H\u00e4moglobin keine erkennbaren anderen Zerfallstoffe; 3) Das Blut der Verbrannten nahm wie normales Blut Sauerstoff leicht und reichlich auf; 4) Die^Menge der zerst\u00f6rten Blutk\u00f6rperchen kann selbst bei sehr bedeutender aber nicht lang anhaltender Verbrennung, die sicher zum Tode f\u00fchrt, eine sehr geringe sein.\nDie F\u00e4lle betrafen: 1) einen Knaben, 4 Jahre alt, Verbrennung mehr als a/a der Hautfl\u00e4che, Brust und Bauch bretthart. Temperatur bei der Aufnahme 36,4\u00ae Das Kind starb ungef\u00e4hr 3 Stunden nach der Verbrennung, .war zuletzt somnolent. Der Tod erfolgte durch Eintritt von Speiseresten in die Luftwege beim Erbrechen. Section 15 Stunden nach dem Tode. Linkes Herz ziemlich fest contrahirt, rechter Ventrikel weit und schlaff. Blut \u00fcberall ohne Gerinnsel. Nieren blutreich ohne H\u00e4morrhagieen.\nDer zweite Fall betraf ein 24j\u00e4hriges M\u00e4dchen; deren Kleider beim Kochen von Fett und Terpentin in Brand ge-rathen waren. Die Verbrennung meist zweiten Grades, an einzelnen Stellen an den Extremit\u00e4ten tiefer gehend, nimmt mit Ausnahme der vorderen Bauchgegend und eines Streifen an den Lenden die ganze K\u00f6rperoberfl\u00e4che ein. Di\u00e8 Temperatur bei der Aufnahme 37,4\u00ae sinkt allm\u00e4lig auf* 36,5\u00ae, dann 35,5\u00ae, dann Somnolenz, G h ey n e - S t o k es\u2019sche Athmung. Tod sieben Stunden nach der Verbrennung. Dem Tod gingen krampfhafte Zuckungen voraus. Bei der Section in beiden Herzh\u00e4lften dickes Blut und speckh\u00e4utige Gerinnsel mit stark weissen Abscheidungen von farblosen Blutk\u00f6rperchen ; r\u00f6thliche Imbibition im Endocardium. Keine EcChymosen am Herzen. Lunge ziemlich lufthaltig, hinten blutreich, in den mittleren und kleinen Gefassen klumpiges Blut, Catarrh der kleinen Bronchien, Oedem in den hinteren Lungenpartien. In den Bronchen etwas Mageninhalt. Milz ziemlich gross, sehr blutreich. Nieren klein, normal, nur in Mark und' Rinde blutreich. Leber schlaff, klein. Hyper\u00e4mie der pia mater ur\u00e7d der Hirnsubstanz.\nIch erhielt sofort nach der Section im ersten Falle das Blut aus dem Herzen, im zweiten Falle Blut aus dem rechten","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"4\nHerzen, aus dem linken Herzen, eine Portion Blut, welche vier Stunden nach (dem Tode aus einer Vene entnommen war, ausserdem Harn, welcher ungef\u00e4hr zwei Stunden nach der Verbrennung zu 300 Gc. mittelst Catheter entnommen war. Die Blase war seitdem leer geblieben, Urinabsonderung gar nicht erfolgt*\nIm Blute wurde die Trennung des Serum von den Blutk\u00f6rperchen durch Vio ges\u00e4ttigte Chlornatriuml\u00f6sung aus-gef\u00fchrt. Das Blut mit der Chlornatriuml\u00f6sung gemischt, alle Klumpen vorsichtig zerdr\u00fcckt und abgesp\u00fclt und von der vereinigten Fl\u00fcssigkeit kein Tropfen verloren, die Fl\u00fcssigkeit mit aufgeschwemmten Blutk\u00f6rperchen nach kurzem Stehen auf ein Filter gebracht, die abfiltrirte blutk\u00f6rperchenarme L\u00f6sung in einer Schale einige Stunden stehen gelassen, dann die obere klare L\u00f6sung abgegossen. Die gesummte, \u00fcbrige Fl\u00fcssigkeit stand darauf bis zum folgenden Tage, wurde dann wenn es m\u00f6glich war ganz klar abgegossen und konnte in zwei Bestimmungen mit der ersten klaren Portion vereinigt werden, in den \u00fcbrigen Bestimmungen war eine v\u00f6llige* Abtrennung von dem Blutk\u00f6rperchenschlamm nicht m\u00f6glich und es musste desshalb eine grosse Portion blutk\u00f6rperchenhaltigen Serums abgegossen werden. Der restirende Schlamm der reinen Blutk\u00f6rperchen und die zerdr\u00fcckten Gerinnsel wurden dann mit Wasser ersch\u00f6pft und die L\u00f6sung filtrirt. In den Fibringerinnseln blieben nur Spuren von Farbstoff\nzur\u00fcck. Zur c\u00f6lorimetrischen Vergleichung der Fl\u00fcssigkeiten,\n\u2022 __ -\nderen Volumina gemessen waren, wurden f\u00fcr je 100 Ce. 1 Tropfen Natronlauge zugef\u00fcgt, weil die Chlornatriumseruml\u00f6sungen besonders die blutk\u00f6rperchenhaltigen stets ein wenig tr\u00fcbe waren und die Blutk\u00f6rperchen in der Fl\u00fcssigkeit gel\u00f6st werden mussten. Die Fl\u00fcssigkeiten kl\u00e4rten sich dann in wenigen Minuten, ohne dass eine Spur H\u00e4moglobin zersetzt wurde. Die Vergleichung geschah im reflectirt weissen Lichte in Gl\u00e4sern von 6 Cm. Durchmesser, so weit gew\u00e4hlt wegen der sehr geringen F\u00e4rbung der klaren Seruml\u00f6sung. Sowohl von der Blutk\u00f6rperchenl\u00f6sung als von der unklar abgegossenen Serumchlornatriuml\u00f6sung wurden, wie es in meinem Hand-","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"I\tI\nbuch der physiologisch-chemischen Analyse beschrieben ist, gemessene Mengen mit abgemessenen Mengen Wasser so lange gemischt, bis die F\u00e4rbung in beiden Mischungen die gleiche war wie in der klaren Seruml\u00f6sung. Da nun in der unklaren L\u00f6sung der Gehalt an gel\u00f6stem H\u00e4moglobin im Serum gleich war dem der klar abgegossenen Portion, ergab die zugesetzte Menge von Wasser bis zur Gleichstellung der F\u00e4rbung den Gehalt an H\u00e4moglobin, der noch den Blutk\u00f6rperchen zuzurechnen war.\nAn dem Blute vom ersten Falle musste ich erst die Methode lernen, es wurde, um m\u00f6glichst viel abgiessen zu k\u00f6nnen, zu lange gewartet; es l\u00f6ste sich schliesslich etwas Oxyh\u00e4moglobin beim Stehen vom zweiten zum- dritten Tage auf und die Menge des gel\u00f6sten Oxyh\u00e4moglobin ist desshalb hier zu hoch gefunden. Die Blutk\u00f6rperchenl\u00f6sung enthielt 97,6 \u00b0/o, die Seruml\u00f6sung 2,4\u00b0/o des gesammten Oxyh\u00e4moglobingehaltes vom Blute. Obwohl ganz entschieden zu hoch bestimmt, ist der Verlust von 2,4#/o der Blutk\u00f6rperchenquan- . tit\u00e4t f\u00fcr die Gesundheit eines Menschen v\u00f6llig bedeutungslos.\nMit dem Blute aus dem linken Herzen und ebenso mit der kurz nach dem Tode entnommenen Blutporti\u00f6n im zweiten Verbrennungsfalle gelang es die Serumchlornatriuml\u00f6sung bis auf den letzten Tropfen klar abzugiessen nach Stehen \u00fcber 24 Stunden. Vom Blute aus dem rechten Herzen gelang dies nicht, da nach 24 Stunden eine zwar ganz leichte, aber doch dje Senkung behindernde Gerinnung in der Mischung erfolgt war. Es wurden von 900 CG. ganz klar 100 CG. abgegossen, die \u00fcbrigen 800 mussten um 400 verd\u00fcnnt Werden, um gleiche F\u00e4rbung zu erhalten, und die 1700 CC. L\u00f6sung der Blutk\u00f6rperchen musste auf 329120 GO. verd\u00fcnnt werden, um gleiche Farbe mit der Serumchlornatriuml\u00f6sung zu erhalten. Die Blutfarbstoffmenge des Serum verhielt sich zu der der Blutk\u00f6rperchen wie 900:329520; es war also 2,72 pro M. des Blutfarbstoffes in das Plasma \u00fcbergetreten. Im. linken Herzen wurde die Farbstoffmenge im Serum zu 4,003 und im kurz nach dem Tode entnommenen Blute zu 5,028 \u2022/\u2022<> gefunden.","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"6\nDie Differenz zwischen dem im rechten und im linken Ventrikel gefundenen Blutfarbstoffantheil des Serum beruhte nicht auf einem Fehler in der Bestimmung. Ich habe mich \u00fcberzeugt, dass der colorimetrische Fehler nicht so bedeutend ist. Wahrscheinlich ist aus dem Herzen bei der Herausnahme des Blutes nicht die ganze den Blutcoagulis zugeh\u00f6rige Serumquantit\u00e4t aufgenommen, wie es ja unter solchen Verh\u00e4ltnissen leicht geschehen kann. Durch Imbibition in die Geiasswandung vielleicht auch durch Transsudation kann ein weiterer kleiner Theil der Blutfarbstoffmenge das Plasma oder Serum verloren gegangen sein, aber mit Ausnahme der in den Harn \u00fcbergegangenen Quantit\u00e4t ist sicherlich die aus den Blutgef\u00e4ssen entfernte Farbstoffmenge gering. Am zuverl\u00e4ssigsten ist jeden- . falls die wenige Stunden nach dem Tode aus der Ader entnommene Blutportion, obwohl sie wieder leicht etwas zu reich an Serum ausfallen kann. Legen wir diesen Befund der Berechnung zu Grunde und nehmen an, dass 5 p. Mille der Blutk\u00f6rperchen des Gesammt blutes verloren gegangen ist durch Zerst\u00f6rung bei der Verbrennung, so entspricht dies bei 5 Kilo Blutgehalt 25 grm. Blut, eine so geringf\u00fcgige Portion, dass man sagen kann, dass selbst das Zehnfache derselben durch Aderlass ohne allen Schaden jedem gesunden, erwachsenen Menschen entzogen werden kann.\nDie Quantit\u00e4t Jlarn, welche von der Verbrennung bis zum Tode entleert wurde, betrug gegen 300 CG. Derselbe enthielt, wie die spectroskopische Untersuchung sofort ergab, Meth\u00e4moglobin gel\u00f6st, keine Blutk\u00f6rperchen. Der Harn reagirte sauer, genau mit Soda neutralisirt gab er mit Bleizuckcrl\u00f6sung gefallt, ein klares gelbes oxyh\u00e4moglobinfreies Filtrat, aus dem durch basisches Bleiacetat Urobilin gefallt und nach demi Jaff\u00e9'sehen Verfahren theil weise in Chloroform aufgenommen und als Urobilin erkannt wurde.\nIn einer sehr grossen Zahl von F\u00e4llen, in welchen ich Harn mit Blutfarbstoffgehalt untersucht habe (theils von kranken Menschen, theils von K\u00fchen mit H\u00e4maturie, theils von Thieren nach Injektion von gallensaurem Salz, viel Wasser u. dergl. in\u2019s Blut oder As Hs-Vergiftung), hat sich nie im","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"7\nfrischen Urin Oxyh\u00e4moglobin, sondern stets allein Meth\u00e4mo-globin gefunden. Da nun bei der F\u00e4ulniss Meth\u00e4moglobin in H\u00e4moglobin zur\u00fcckver>vandelt wird, und dies beim Sch\u00fctteln mit Luft sofort in Oxyh\u00e4moglobin \u00fcbergeht, ist es verst\u00e4ndlich, dass Harne, die in der Blase gefault sind oder l\u00e4ngere Zeit im Glase gestanden haben, H\u00e4mogjobin enthalten k\u00f6nnen ; durch die Nieren wird offenbar nur Meth\u00e4moglobin ausge-schiedin, der jetzt eingef\u00fchrte Name \u00abH\u00e4moglobinurie\u00bb w\u00fcrde deshalb vielleicht besser in \u00abMeth\u00e4moglobinurie\u00bb umgewandelt.\t': ,\nIm Harne von obigem Verbrennungsfa\u00dce habe ich polo-rimetrisch nach Umwandlung des Meth\u00e4moglobins in Oxyh\u00e4moglobin letzteres verglichen mit einer seit 1876 im zugeschmolzenen Rohr aufgehobenen noch -v\u00f6llig unver\u00e4nderten, reinen H\u00e4moglobinl\u00f6sung. Bei starker Verd\u00fcnnung, ebenso wie ohne diese war aber wegen der starken Beimengung von Galle eine brauchbare Bestimmung nicht zu erhalten. Der Bleizuckerniederschlag des Harns mit Wasser und gen\u00fcgender Quantit\u00e4t von kohlensaurem Natron \u2018gel\u00f6st* nach dem Filtriren mit Ga Cla versetzt, so lange Niederschlag entstand, dann filtrirt und mit etwas faulendem Fibrin stehen gelassen, gab eine besser bestimmbare Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung, aber noch immer war ein gelber Harnfarbstoff beigemengt, der eine gute Bestimmung unm\u00f6glich machte. Die Bestimmung -der Eiweissstoffe durch Coagulation mit etwas Essigs\u00e4ure, W\u00e4gung des gewaschenen und getrockneten Goagulums ergab nur 1 p. M. Albuminstoffe. Die ganzen 300 CG. Harn konnten sonach h\u00f6chstens 0,3 gr. H\u00e4moglobinverlust des Blutes entsprechen; bei 14% Gehalt an H\u00e4moglobin im Blute, finden sich 0,3 gr. davon in 2,14 gr. Blut. Da nun ferner bei* obiger Behandlung des Harnes mit Bleiacetat, Soda und Calciumchlorid der Calciumcarbonatniederschlag Gallenfarbstoff nicht enthielt, die Menge des Urobilin eine unbedeutende war, sind auch keine Andeutungen weitergehender Zersetzung von Blutfarbstoff gefunden.\nDie mikroskopische Untersuchung der Blutk\u00f6rperchen erwies in beiden F\u00e4llen keine wesentlichen Ver\u00e4nderungen","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"8\nderselben. Eine Portion Blut aus dem rechten Herzen des zweiten Falles mit Luft gesch\u00fcttelt, wurde sch\u00f6n arteriell und gab beim Evacuiren reichlich Sauerstoff ab. Quantitativ wurde der Versuch nicht ausgef\u00fchrt, doch war das Resultat unzweifelhaft. Sobald ein neuer Fall mir zur Beobachtung kommt, werde ich das Verh\u00e4ltniss von Blut und Blutfarbstoff zum aufgenommenen Sauerstoff genau zu bestimmen nicht unterlassen.\nDie Erkl\u00e4rung, welche Herr v. Lesser in seiner Arbeit f\u00fcr den Tod durch Verbrennung gibt, ist nach diesen Resultaten unhaltbar. Er hat nicht versucht sich Aufschluss \u00fcber die Gr\u00f6sse des Blutk\u00f6rperchenzerfalles zu verschaffen, denn die von ihm ausgef\u00fchrten Blutk\u00f6rperchenz\u00e4hlungen k\u00f6nnen selbst nach seinen eigenen Angaben \u00fcber die Gr\u00f6sse des Zerfalles der Blutk\u00f6rperchen nichts ergeben. Hr. Lesser hat fr\u00fcher nach meiner colorimetrischen Methode Vergleichungen des Blutfarbstoffgehaltes in verschiedenen Blutarten ausgef\u00fchrt und diese physiologischen Uebungen in einer 68 Seiten langen Abhandlung publicirt *). Die in derselben gef\u00f6rderten Resultate sind gr\u00f6sstentheils l\u00e4ngst bekannt oder vorl\u00e4ufig werthlos und die von ihm erfundene Modification des Verfahrens besteht lediglich darin, dass er sich nicht dem Lichte zuwendet, sondern ihm den R\u00fccken kehrt, und dass er f\u00fcr weisses reflectirtes Licht nicht Papier sondern Porzellan verwendet. Bei den Verbrennungen h\u00e4tte er mit der Vergleichung von Blutk\u00f6rperchen und Plasma die Richtigkeit oder Unrichtigkeit seiner Hypothese entscheiden k\u00f6nnen; h\u00e4tte er dies gethan, so w\u00e4re seine Hypothese wohl ungedruckt geblieben und das beklagenswerthe Beobachtungsmaterial w\u00e4re n\u00fctzlicher geworden. Das einzige sichere positive Resultat, welches man aus der Arbeit entnehmen kaffn, ist das Ergebniss, welches auch mehrmals mit gesperrten Lettern hervorgehoben wird, dass Hunde viel mehr vertragen als Kaninchen, eine Best\u00e4tigung von Beobachtungen, welche manche Physiologen auch fr\u00fcher schon gemacht haben.\n*) Arbeiten aus der physiol. Anstalt zu Leipzig 1878, S. 41 -","page":8},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"9\nAuf die von Herrn v. Lesser an Herrn Sonnenburg und indirekt auch an mich gerichteten Aeusserungen1), in denen er uns vorwirft, wir h\u00e4tten \u00fcber seine Arbeit geur-theilt, ohne sie gelesen zu haben, die von mir vorgeschlagene Messung durch thermoelectrische Vorrichtung sei die schlechteste, wegen zu grosser Empfindlichkeit und wegen der Schwierigkeiten in der Ausf\u00fchrung, auf die Noth Wendigkeit colori-metrischer Bestimmungen des Blutfarbstoffes im Plasma und im Urin habe er bereits hingewiesen u. s. w., halte ich nicht f\u00fcr noting etwas zu erwiedern, da sie sich selbst hinreichend charakterisiren. \u2022\n') Archiv f. pathol. Anatomie, Bd. 81, S. 189, 1880.","page":9}],"identifier":"lit8708","issued":"1881","language":"de","pages":"1-9","startpages":"1","title":"Ueber die Ver\u00e4nderungen des Blutes bei Verbrennungen der Haut","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:40:06.525035+00:00"}