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{"created":"2022-01-31T15:29:38.256297+00:00","id":"lit8713","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Hoppe-Seyler, F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 6: 166-174","fulltext":[{"file":"p0166.txt","language":"de","ocr_de":"1\nUeber das Meth\u00e4moglobin.\nVon\nF. Iloppe-Seyltr.\nIn Bd. II. S. 150 dieser Zeitschrift habe ich einige Versuche beschrieben, durch welche wie ich glaube unzweifelhaft erwiesen ist, dass das von mir Mcth\u00e4moglobin genannte Zersetzungsprodukt der Blutfarbstoffe als eine Verbindung von Eiweissstoff mit H\u00e4nmtin angesehen werden muss und dass die von mehreren Beobachtern ausgesprochene Ver-muthung, das Metli\u00fcmoglobin sei eine h\u00f6here Oxydationsstufe ties arteriellen Blulfarbstoffs, auf einem Irrthum beruht.\nDie von mir beschriebenen, leicht ausf\u00fchrbaren Versuche sind meines Wissens von keiner Seite her angegriffen, wohl aber ist von Herrn A. Jiiderhohn1) der Versuch gemacht, denselben eine ganz andere Deutung zu geben, um die von ihm verfochtene Ansicht, dass n\u00e4mlich das Meth\u00e4mo-globin ein Peroxyd sei, zu retten. In seiner \u00fcber 20 Seiten langen Abhandlung erkennt man auf jeder Seite, welche M\u00fche er hierauf verwendet, ohne doch eigentlich zum Ziele zu gelangen, lieber meinen ersten Versuch erkl\u00e4rt er rundweg, er k\u00f6nne nicht verstehen, was dieser Versuch beweisen solle. Ich hatte eine L\u00f6sung, welche sowohl Meth\u00e4moglobin als auch Oxyh\u00e4moglobin enthielt, gleichzeitig aber getrennt davon Aetzkalila\u00fcge in einem Kugelapparat mit einem anhaltenden Strome Wasserstoffgas behandelt, dann nach Zuschmelzen des Apparates an beiden Enden die beiden Fl\u00fcssigkeiten durch Umwenden des Apparats gemischt und alsbald spec-troscopisch mich \u00fcberzeugt, dass sowohl H\u00e4matin als auch\n') Zeitschrift f\u00fcr Biologie, Bd. XVI, S. 1,","page":166},{"file":"p0167.txt","language":"de","ocr_de":"107\nIl\u00e4mochromogen entstanden war. Es entspricht dies Resultat meiner Angabe, dass das Meth\u00e4moglobin eine Verbindung von Eiweissstoff mit H\u00e4matin, das H\u00e4moglobin (welches im AN asserstoffstrome aus dem Oxyh\u00e4moglobin gebildet wird) eine .Verbindung von Eiweissstoff mit Il\u00e4mochromogen sei. W\u00e4re die Ansicht von Hm. J\u00e4derholm, nach welcher das Meth\u00e4moglobin ein h\u00f6heres Oxyd sein soll, iichtig, so wurde, bei der Spaltung des Meth\u00e4moglobin entweder ein. h\u00f6heres Oxyd des H\u00e4matin entstanden oder eine Oxydation des zugleich gebildeten H\u00e4mochromogens erfolgt sein. .Einwendungen gegen die Beweiskraft des Versuches k\u00f6nnten jedoch gemacht werden, insofern eine Oxydation der abgespaltenen Eiweissstoffe stattgefunden haben konnte, oder es konnten,\u2019 da eine Mischung von Eiweissstoffen mit Aelzkali allm\u00e4lig reducirend wirkt, das gebildete\u00bb Schwefelkalium und andere Zersetzungsprodukte den \u00fcbersch\u00fcssigen Sauerstoff aufgenommen haben. So unwahrscheinlich diese Vorg\u00e4nge waren, da die Kalilauge schnell eine Spaltung bewirkte, so glaubte ich doch auf diesen Versuch nicht das ganze Gewicht legen zu d\u00fcrfen.\nDer zweite von mir angef\u00fchrte Versuch ist allen Denen nur zu wohl bekannt, welch\u00ab; sich bem\u00fcht haben, ans reinen Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sungen mit der Quecksilb<*rpumpo den sog -locker gebundenen Sauerstoff zu evaeuiren. Es bildet sich bei Stubentemperatur in kurzer Zeit, noch schneller bei h\u00f6herer Temperatur Meth\u00e4moglobin, so dass offenbar aus diesem Grunde nicht der ganze locker gebundene\u2019 Sauerstoff des urspr\u00fcnglich in den Recipienten gebracht\u00ab\u00bbn Oxyh\u00e4moglobins evaeuirt werden kann. Ich habe nun erkl\u00e4rt, dass die Bildung eines Peroxyds vom Oxyh\u00e4moglobin doch wohl nicht unter solchen Umst\u00e4nden stattfinden k\u00f6nne, wo der gr\u00f6sste Tlieil des disponiblen Sauerstoffs vom Oxyh\u00e4moglobin bereits entfernt ist. Herr J\u00e4 der holm sagt: es k\u00f6nne hier F\u00e4uluiss eingetreten sein; er kennt also dies\u00ab* Verh\u00e4ltnisse nicht. Das Meth\u00e4moglobin bildet sich schon in der -ersten Stunde. Wichtig ist f\u00fcr die hier sich bietende Entscheidung nicht die Meth\u00e4moglobinbildung an sich, sondern der unzweifelhafte","page":167},{"file":"p0168.txt","language":"de","ocr_de":"I (18\n1\nMangel an Sauerstoff, der die hypothetische Peroxydbildung unm\u00f6glich macht.\nAls dritten besonders entscheidenden Versuch habe ich die Bildung von Meth\u00e4moglobin durch Palladiumwasserstoff in einer von der Atmosph\u00e4re abgeschlossenen Portion Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sungangef\u00fchrt. Das Oxyh\u00e4moglobin geht hierbei vollst\u00e4ndig in Meth\u00e4moglobin \u00fcber, ehe auch nur eine Spur H\u00e4moglobin gebildet wird. Dieser Versuch ist, wie ich sagte, deshalb streng beweisend daf\u00fcr, dites das Meth\u00e4moglobin weniger Sauerstoff enth\u00e4lt als das Oxyh\u00e4moglobin, weil abgesehen von der verschwindend geringen Menge in der Fl\u00fcssigkeit absorbirt enthaltenen Sauerstoffs (den man sogar gr\u00f6ssten!beds auf bekannte Weise entfernen kann, ohne das Oxyh\u00e4moglobin zu zersetzen) gar kein Sauerstoff zur Per-oxydbildung vorhanden ist, und der aus der Palladium-Verbindung entweichende Wasserstoff mindestens noch ebenso viel Sauerstoff zur Wasserbildung verbraucht ids er activ macht. Man kann sonach sogar sagen, dass das Meth\u00e4moglobin bei seiner Bildung aus Oxyh\u00e4moglobin h\u00f6chstens die H\u00e4lfte des locker in letzterem gebundenen Sauerstoffs verbraucht.\nHr. J\u00e4derholm wiederholt diesen Versuch und sagt:1) \u00abDas Resultat, war deutlich und klar: Meth\u00e4moglobin kann \u00abauf die von Hoppe-Seyler angegebene Weise mittelst \u00abPalladiumwasserstoffs aus Oxyh\u00e4moglobin dargestellt werden, \u00ababer das gebildete Meth\u00e4moglobin verh\u00e4lt sich zu Reduc-\u00abtionsmitteln, Avic es auch wohl nicht anders zu erwarten \u00abwar, ganz auf dieselbe Art wie anderes Meth\u00e4moglobin, es \u00abgiebt bei Reduction in erster Linie Oxyh\u00e4moglobin\u00bb.\nWenn Herr J\u00e4derholm dies recht gut untersuchen wollte, so brauchte er nur den Versuch l\u00e4nger fortzusetzen; Palladiumwasserstoff ist ja selbst ein sehr energisches Reduc-lionsmittel, wie schon (1 raham nachgewiesen hat. Sauerstoff konnte in der abgeschlossenen L\u00f6sung bald nicht mehr vorhanden sein, und dann musste die Reduction des Meth\u00e4mo-globins beginnen. Sie tritt auch recht kr\u00e4ftig ein, es bildet\n\u2022) A. h. 0., s. 11.","page":168},{"file":"p0169.txt","language":"de","ocr_de":"sicli aber kein Oxyh\u00e4moglobin sondern H\u00e4moglobin. Wenn inan statt dessen eine Meth\u00e4moglobinl\u00f6sung in ein Gl\u00e4srohr eingeschmolzen einige Zeit stehen l\u00e4sst, so tritt F\u00e4ulniss ein, es wird der freie Sauerstoff 'verbraucht-, dann erfolgt die Reduction des Meth\u00e4moglobins aber nicht zu Oxyh\u00e4moglobin, sondern zu H\u00e4moglobin. Wie ist nun Herr J\u00e4derholm zu jener so irrigen Vorstellung gelangt . Der ganze Irrt hum beruht darauf, dass er bei seinen Roduetionsversuche\u00e4 den atmosph\u00e4rischen Sauerstoff nicht ausschloss, das durch Reduction des Meth\u00e4moglobins entstehende H\u00e4moglobin also sogleich Sauerstoff fand, mit dem es Oxyh\u00e4moglobin bildete.\nEs erscheint allerdings schwer erkl\u00e4rlich,, dass Herr J\u00e4derholm bei der mehrfachen Wiederholung meines Versuchs mit Palladium wasserst off die Ursache seines frrthums nicht erkannt und die Wirkung des Palladium Wasserstoffs \u00fcberhaupt nicht durchschaut hat. Ich habe geglaubt, er werde nachtr\u00e4glich seinen Fehler entdecken, aber in den nun seitdem vergangenen zwei Jahren ist meines Wissens keine Berichtigung erschienen.\nBei Gelegenheit ganz anderer Versuche habe ich zwei Methoden gepr\u00fcft, durch welche bestimmt nachgewiesen wird, dass auch bei der Einwirkung von verd\u00fcnntem Schwefelammonium, dessen sich Herr J\u00e4derholm haupts\u00e4chlich zur Reduction bedient hat, nur H\u00e4moglobin, nicht Oxyh\u00e4moglobin gebildet wird.\n1) Eine dreihalsige Flasche wird ^zur H\u00e4lfte mit passend verd\u00fcnnter L\u00f6sung von Meth\u00e4ntoglobin gef\u00fcllt, die. drei Tubuli sind . mit Kautschukslupfen geschlossen, . durch deren je eine Bohrung ein Glasrohr gesteckt ist, und zwar im mittleren Tubulus das eine Ansatzrohr\u2019eines einfachen Glashahns, welches dann bis in die Mitte der Meth\u00e4moglobinl\u00f6sung hinabreicht, w\u00e4hrend der andere Rohransatz \u00fcber dem Hahn gerade aufw\u00e4rts steht. Durch den Kautschukstopfen des einen \u00e4usseren Tubulus geht ein Glasrohr bis nahe zum Boden der dreilialsigen Flasche, durch den Stopfen des dritten Tubulus ist ein Glasrohr gesteckt, welches unmittelbar unter dem Stopfen m\u00fcndet.","page":169},{"file":"p0170.txt","language":"de","ocr_de":"170\nDurch einen gl\u00e4sernen Zweiwegehahn wird dann in einem Kipp schen Apparate entwickeltes reines und in einer Waschflasche mit Wasser gewaschenes Wasserstoflgas bald durch die mit Kautschukschl\u00e4uchen angef\u00fcgte R\u00f6hre mit Glashahn, bald durch das einfache, bis nahe an den Roden reichende Glasrohr in die Meth\u00e4moglobipl\u00f6sung eingeleitet und das aus der dreihalsigen Flasch\u00e7 durch das dritte kurze Glasrohr entweichende Gas noch durch eine halb mit Wasser gelullte Waschflasche (zum Abschluss von der Atmosph\u00e4re) gef\u00fchrt. Nachdem mindestens eine Stunde lang die W asserstoffdurchleitung geschehen ist, wird das bis nahe zum Roxi en reichende Glasrohr so\nweit hinaufgezogen, dass es \u00fcber der Fl\u00fcssigkeit m\u00fcndet, dann der den Glashahn im mittleren Tubulus mit dem Zweiwegehahn verbindende Kautscluikschlauch mit einer Klemme verschlossen und vom Zweiwegehahn abgenommen, darauf durch Wasserst offdruck unter kurzer Oefinung des am Glashahn befindlichen Schlauches die Meth\u00e4moglobin-l\u00f6sung \u00fcber den Hahn hinaufgetrieben, jetzt der Hahn selbst geschlossen. Es wird nun der Kautschukschlaiich vom oberen Ansatzrohr des Halms abgenommen, das Ansatzrohr selbst mit Wasser und Papier gereinigt, dann mit verd\u00fcnntem Schwefelammonium gef\u00fcllt, V* bis V* Stunde gewartet, w\u00e4hrend immer noch Wasserstoff langsam durch die dreihalsige Flasche geleitet wird. Endlich l\u00e4sst man durch Wasserstoffdruck bei kurzer Oeffnung des Halms ein wenig Meth\u00e4moglobinl\u00f6sung zu dem Schwefelammonium treten und pr\u00fcft sofort mit dein Spectroscop die Mischung in ihren verschiedenen \u00fcber einander stehenden Schichten. Man findet hur die\n, i,\nAbsorptionsstreifen des H\u00e4moglobin und h\u00f6her oben das ll\u00e4mochromogen, die Streifen des Oxyh\u00e4moglobin fehlen ganz. Man kann den Versuch nat\u00fcrlich noch vielmals wiederholen nach Reinigung des oberen Ansatzrohres und Eingiessen einer neuen Portion Schwefelammonium.\n:>) Viel einfacher ist eine andere Versuchsanordnung. Ein einfacher Glashalm wird durch einen Halter in senkrechter","page":170},{"file":"p0171.txt","language":"de","ocr_de":"171\nStellung fixirt, auf sein unteres Ansatzrohr ist ein 30 bis , 40 Gm. langes, in der Wandung dickes Kautschukr-\u00f6hr , aufgezogen und mit Draht festgel>unden, die andere Oel\u00eenung des Schlauches ist ebenso an einem 20 Cm. langen offenen Glasrohr befestigt und dies Glasrohr senkrecht neben dem Halm fixirt. Bei ge\u00f6ffnetem Hahn wird dann vom Glasrohr her der Schlauch, ferner ein Theil vom Ansatzrohr des Halms und ein Theil vom Glasrohr mit. Quecksilber gef\u00fcllt. Erhebt man dann das Glasrohr, so steigt das Quecksilber durch die Hahnbohrung bis in das obere Ansatzrohr; man schliesst dann den Hahn,. f\u00fcllt das Ansatzrohr \u00fcber dem Quecksilber mit Meth\u00e4moglobin-l\u00f6sung, senkt das Glasrohr und \u00f6ffnet vorsichtig den Hahn, so dass der gr\u00f6sste Theil der Farbstoffl\u00f6sung durch die Bohrung hinabfliesst, giesst von Neuem Meth\u00e4mo-globinl\u00f6sung auf und lasst sie durch den Halm fljessen, reinigt dann das obere Ansatzrohr, f\u00fcllt es mit Schwefelammonium, wartet V* bis */* Stunde, l\u00e4sst dann durch Erheben des Glasrohrs und kurzes Oetfnen des Hahns eine Portion der Farbstoffl\u00f6sung zum Schweielamnioriium treten und untersucht mit dem Spectroscop. So lange die Meth\u00e4moglobinl\u00f6sung noch absorbirten Sauerstoff enth\u00e4lt, erh\u00e4lt man die Oxyh\u00e4moglobinstreifen; sobald dann durch beginnende F\u00e4ulniss am folgenden oder einem sp\u00e4teren Tage, je nach der Temperatur, der absorbirt enthaltene Sauerstoff verzehrt ist, zeigen; sich bei der Wiederholung des Versuchs die Oxyh\u00e4moglobinstreifen nicht mehr, unten in der Mischung findet sich der eine Streifen des H\u00e4moglobins, oben sind meist, bald die H\u00e4mo-chromogenstreifen zu erkennen. '\nGegen die Angaben von Herrn J\u00e4 der holm habe ich noch manche weitere Einw\u00e4nde zu erhoben, von denen ich hier aber nur die das Meth\u00e4inoglobin betreffenden erw\u00e4hnen will. Er spricht mehrmals von reinem Meth\u00e4inoglobin. Ich glaube den K\u00f6rper ebenso rein oder reiner als andere in den H\u00e4nden gehabt zu haben und noch zu besitzen', da er aber weder krystallisirt, noch untersetzt schmelzbar, auch nicht","page":171},{"file":"p0172.txt","language":"de","ocr_de":"fl\u00fcchtig ist,.bestimmte Verbindungen mit einfachen chemisch gut bekannten Stoffen so wenig als quantitativ bestimmbare Zersetzungsproducte bekannt waren, batte man kein Hecht, von reinem Meth\u00fcmoglobin zu reden. Wenn ich deshalb Bedenken getragen habe, \u00fcberhaupt das Meth\u00fcmoglobin als einen wohlcharaelerisirten chemischen K\u00f6rper anzusehen, so glaube ich hierzu gute Gr\u00fcnde gehabt zu haben. Erst als es gelungen war, Meth\u00fcmoglobin ziemlich quantitativ genau in H\u00e4moglobin zu verwandeln und aus diesem den krystallisirten arteriellen Blutfarbstoff wiederzugewinnen1) mit seinen bestimmten Krystallformen, L\u00f6sungsverh\u00e4ltnissen und F\u00e4higkeit, sich in H\u00e4moglobin und indifferenten Sauerstoff zu zerlegen, war die chemische Beziehung dieser K\u00f6rper zu einander einigermassen aufgekl\u00e4rt. Die spedroscopischen Erscheinungen iler Meth\u00e4moglobinl\u00f6sungeii hat Herr J\u00e4derholm, wie ich gern zugebe, wohl am besten beschrieben. Wie tr\u00fcgerisch aber die spedroscopischen Erscheinungen sind, wenn nicht gleichzeitig sorgf\u00e4ltige chemische Untersuchungen mit ihrer Beobachtung Hand in Hand gehen, hat sich in zahlreichen Irrungen, so auch in der soeben nachgewiesenen deutlich erkennen lassen.\nAuch hinsichtlich der Entstehung des Meth\u00fcmoglobin muss ich gegen die Angaben des Herrn Ja der holm hervorheben, dass sie stets durch eine Oxydation und nie durch Spaltung geschieht ; das Meth\u00fcmoglobin verh\u00e4lt sich in dieser Hinsicht wie das H\u00e4matin, welches aus dem Meth\u00fcmoglobin allein durch einfache Spaltung mittelst S\u00e4ure oder Alkali, oder durch Einwirkung von Wasser beim Erhitzen der nach leuchten Substanz neben Eiweissstoff entsteht. Durch einfache Dissociation zerlegt sich Oxyh\u00e4moglobin in Sauerstoff und H\u00e4moglobin, das letztere durch Spaltung mittelst S\u00e4ure oder Aetzalkali oder durch Wasser beim Erhitzen in Eiweissstoff und H\u00e4mochromogen. Der letztgenannte noch nicht isolirte Farbstoff geht bei Gegenwart von indifferenten Sauerstoff in ll\u00e4mafin \u00fcber, wird sonach auch wie Wasserstoff im Ent-stehungszustande kr\u00e4ftig oxydirend auf andere neben ihm in\n\u2018) Diese Zeitschrift, B\u00abl. II, 8. 150.","page":172},{"file":"p0173.txt","language":"de","ocr_de":"173\nL\u00f6sung befindliche Stoffe einwirken. Du nun das Oxyh\u00e4moglobin, sowie H\u00e4moglobin sehr leicht oxydirt wird, wie zahlreiche Beobachtungen unzweifelhaft lehren, ist es nicht auffallend, dass bei der Spaltung der Blutfarbstoffe durch S\u00e4uren oder Alkalien oder durch Wasser in h\u00f6herer Temperatur (die trockenen Farbstoffe werden, wie ich fr\u00fcher nachgewiesen habe, bei 100\u00b0 nicht zersetzt) neben Eiweiss und H\u00e4matin stets zun\u00e4chst Meth\u00e4moglobin entsteht, nicht als directes Spalt ungsproduet, sondern durch Oxydation herbeigef\u00fchrt vermittelst der Einwirkung des H\u00fcmochromogens auf indifferenten Sauerstoff.\t>\nDer Uebergang des H\u00e4moglobin in Meth\u00e4moglobin kann verglichen werden der Oxydation des Ferrocyanwasserstoff zu FerricyanWasserstoff, st) dass das Molec\u00fcl Meth\u00e4moglobin, wenn nicht eine Anf\u00fcgung von Wasser bei seiner Entstellung erfolgt, gleich viel Sauerstoff enth\u00e4lt, wie das ties H\u00e4moglobin. Dass sich das Eisen im H\u00e4mochromogen ebenso auch .im arteriellen und im ven\u00f6sen Blutfarbstoff als Ferrosum befindet, ergiebt der Befund bei Behandlung des H\u00e4moglobin oder H\u00e4mochromogen mit S\u00e4ure, es bildet sich sehr bald Ferr\u00f6sum-salz neben H\u00e4matoporphyrin.\nDie zahlreichen Missverst\u00e4ndnisse, welche Ilrn..'J\u00e4clerhol m bei der Besprechung meiner Angabe \u00fcber- die Blutfarbstoffe und ihrer n\u00e4chsten Zersetzuiigsproducte zugestossen sind, besonders die oben beschriebene T\u00e4uschung \u00fcber die Deduction des Meth\u00e4moglobin, endlich der \u00fcberaus naive Versuch mit Ferricyankalium und Il\u00e4moglobinl\u00f6sung, welchen er am Ende seiner Abhandlung beschreibt, lassen mich auf ulte weiteren Entgegnungen verzichten. Bei dem letzterw\u00e4hnten Versuch wird in eine durch F\u00e4ulniss redueirte \u00dflull\u00f6sung in einer Flasche oder Probi\u2018-r\u00f6hre, die oben durch Kautschukrohr und dessen Umschn\u00fcrung geschlossen ist, nach dem Oeffnen des Knutschukschlauehes ein kleiner Krystallffitter von Ferricyan-kalium eingeworfen, dann das Bohr wieder zugeschn\u00fcrt. Es zeigt sich dann in der Blutl\u00f6sung oben spcctroscopisch neben Meth\u00e4moglobin auch Oxyh\u00e4moglobin. Hat Herr J\u00e4derholrii\u00bb diesen Versucli auch mit einem Quarzsplitter gemacht? Uh","page":173},{"file":"p0174.txt","language":"de","ocr_de":"174\nwusste das Resultat voraus, habe aber den Versuch angestellt ; das Quarzsplitterchen ruft auch Oxyhiimoglobinbildung hervor, und ich will gleich hinzufugen, dass der Sauerstoff nicht, wie Herr J\u00e4derholm vielleicht glauben mag, aus einer Spaltung der Si\u00d62 in Silicium und Sauerstoff, sondern aus der mit dem Krystallsplitter eingetretenen atmosph\u00e4rischen Luft stammt. Ein St\u00fcckchen Steinsalz hat denselben Effect, und Hr. J\u00e4derholm kann sich auf diese und manche andere Weise \u00fcberzeugen , dass man den atmosph\u00e4rischen Sauerstoff gut ab-schliessen muss, wenn man entscheidende Reactionen mit den Blutfarbstoffen und ihren Zersetzungsproducten vornehmen will.","page":174}],"identifier":"lit8713","issued":"1882","language":"de","pages":"166-174","startpages":"166","title":"Ueber das Meth\u00e4moglobin","type":"Journal Article","volume":"6"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:29:38.256303+00:00"}