Open Access
{"created":"2022-01-31T15:32:06.451933+00:00","id":"lit8727","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Hoppe-Seyler, Felix","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 10: 331-335","fulltext":[{"file":"p0331.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Blutfarbstoffe und ihre Zersetzungsproducte.\nVou\nF. Hop|M*\u2022 Sejler.\nIn dom Archiv f\u00fcr expcrim. Pathologie und Pharmakologie , Bd. 20, S. 325 bis 340, sind von M. N c n ck i und X.Sieber Mittheilungen \u00fcber Zersetzungsproducte der Blutfarbstoffe gemacht, welche zun\u00e4chst ihre fr\u00fcheren Angaben1) vervollst\u00e4ndigen, zum Theil auch berichtigen und endlich vcrtheidigen sollen gegen die Bedenken, welche ich, gest\u00fctzt auf meine Untersuchungen, \u00fcber sie ausgesprochen habe 2). Die weiteren von ihnen mitgetheilten Analysen geben Wertlic, dio mit ihren fr\u00fcheren in Uebereinstimmung sind. Die missgl\u00fcckte Darstellung von H\u00e4matoporphyrin aus Il\u00e4mochromogen. wird bei genauer Befolgung meiner Vorschriften leicht gelingen. Auch durcli Erhitzen von H\u00e4matin mit starker w\u00e4sseriger schwefoliger S\u00e4ure oder mit rauchender Salzs\u00e4ure auf 180\u00b0 resp. 1G0\u00b0 oder als erste Einwirkung von Zinn und Salzs\u00e4ure auf H\u00e4matin in heissem Alkohol erh\u00e4lt man H\u00e4matoporphyrin.\nDie meinen Bedenken entgegengestellte Vertheidigung vermag nichts wesentlich Neues und Ueberzeugendes zu bringen; dies mag die Veranlassung gegeben haben, sich mehr im Allgemeinen gegen mich zu wenden. Zwar wird es \u00abals interessant\u00bb acceptirt, dass ich f\u00fcr die Richtigkeit der f\u00fcr sein soe- Hexahydroh\u00e4matoporphyrin von Nencki jetzt auf-gestellten Formel durch meine vor ungef\u00e4hr 10 Jahren\n. .. ___ -\t\u2022\t' ' ;\t. \u2022 . \u2022 r ' \u2022 ' \u2022 \u2019 V \u2019\nU Arch. f. experim. Pathol, u. Pharm., Bd. 18.\n2) Berichte der deutsch, ehern. Gesellsch., Bd. 18, S. 601.","page":331},{"file":"p0332.txt","language":"de","ocr_de":"ver\u00f6ffentlichten Untersuchungen \u00abeine weitere Best\u00e4tigung > gegeben habe (ich habe jetzt wie fr\u00fcher gesagt, solcher Formeln k\u00f6nne man viele aufstellen, sie seien aber ohne Werth), dagegen wird am Schl\u00fcsse des Artikels \u00fcber das H\u00e4min ohne erkennbaren Grund, ohne Ciiate und ohne Nachweis eine Reihe von Beschuldigungen gegen midi ausgesprochen, denen dann im zweiten Artikel gelegentlich weitere folgen.\nEs heisst hier zun\u00e4chst S. 331 unten: \u00abEin Zeichen \u00abgrosser Uebersch\u00e4tzung ist die Behauptung Iloppe-Soyler's. \u00abdass er zuerst die Blutfarbstoffe, ihre Zusammensetzung mul \u00ab ihre Verwandlung beschrieben habe. Nicht er hat die H\u00e4mo-\u00ab globin- oder ll\u00e4minkrystalle entdeckt.\u00bb Ich glaube, dass sowohl in meinen fr\u00fcheren Abhandlungen \u00fcber Blutfarbstoffe in Virchow\u2019s Archiv und den Medicinisch-chemischen Untersuchungen, als auch in meiner Physiologischen Chemie, S. 37\u00bb;, die Verdienste von Reichert, Leydig, Funke, Koelliker. Kunde, Lehmann und C. Schmidt um die Kennt niss der Blutkrystalle und das Verdienst von Teichmann um die Darstellung der ll\u00e4minkrystalle gen\u00fcgend besprochen und die bez\u00fcglichen Arbeiten citirt sind. Mit allen den genannten Autoren pers\u00f6nlich bekannt, mit Funke und Kunde von gemeinsc\u00eeiaftliehen Universit\u00e4ts-Studien bis zu ihrem Tode befreundet, habe ich nie aus dem Munde eines derselben eine Klage \u00fcber ungen\u00fcgende W\u00fcrdigung ihrer betreffenden Arbeiten vernommen. Dass die Blutkrystalle Blutfarbstoff seien, hat meines Wissens vor meinen Arbeiten Niemand auch nur als Vermut hung ausgesprochen. Die Blutkrystalle wurden f\u00fcr eigentlich farblose Eiweisskrystalle gehalten. Erst die characteristischen Lichtabsorptionen des Oxyh\u00e4moglobins haben den Schl\u00fcssel zur Erkennung und chemischen Abgrenzung gegeben. Als ich ferner das H\u00e4min in Untersuchung zog, war \u00fcber seine Zusammensetzung, Zersetzung und Beziehung zum Blutfarbstoff nichts bekannt. Die lockere Bindung des Sauerstoff durch H\u00e4moglobin zur Bildung von Oxyh\u00e4moglobin, ebenso diejenige des Kohlenoxyd zur Bildung von Kohlenoxydh\u00fcmo-","page":332},{"file":"p0333.txt","language":"de","ocr_de":"jrj\u00fcb\u00efiit die chemische Zusammensetzung umkrystallisirter Oxy-li\u00e4inoglobinkrystalle, die Zerlegung des Oxyh\u00e4moglobin zu H\u00e4moglobin und indifferentem Sauerstoff, des H\u00e4moglobin zu ll\u00fcniochromogen und Eiweissstoff, die Bildung und Zersetzungen ,1t s H\u00e4matin und der H\u00e4minkrystallc, die Bildung und Umwandlungen des Melh\u00e4moglobin sind durch meine Arbeiten bekannt geworden, alle diese Namen von mir gegeben und allgemein angenommen, nur die von H\u00e4min und H\u00e4matin \u00fcberkommen und von mir vertheidigt auch gegen die W\u00fcnsche von Nencki, sie anders zu verwenden. Die -.ciIrrten Worte von Nencki enthalten also eine unbegr\u00fcndete Verd\u00e4chtigung. Auf Seite 332 oben wird dann weiter \u00fcber mich gesagt: \u00abDass seine Angaben \u00fcber die Zusammensetzung und Verwandlung des H\u00e4mins falsch sind, giebt er selbst zu, indem er den Eisengehalt jetzt h\u00f6her findet und nachtr\u00e4glich entdeckt, dass seine H\u00e4minkrystalle Kssigs\u00e4ure enthalten.\u00bb Diese I)arstri 1 ung ist Wort f\u00fcr\ni\nWort unrichtig. Kein vorurteilsfreier Leser kann ; in meinen Worten das finden, was Nencki in dieselben liineinzulegen sich bestrebt. Ich verweise auf meine citirle Miltheilung. Ich habe meine fr\u00fcheren Angaben aufrecht erhalten und nachgewiesen, dass die Krystalle je nach der Art ihrer Darstellung Essigs\u00e4ure oder Amylalkohol nur. in Spuren eingeschlossen enthalten, nicht in chemischer Verbindung mit dem Farbstoff stellen. Die Krystalle zeigen die n\u00e4mlichen Eigenschaften, m\u00f6gen sie in Amylalkohol oder in Fisessig dargestellt sein. Den Eisengehalt des H\u00e4min und H\u00e4matin habe ich neuerdings wie bereits fr\u00fcher in mannig-falliger Weise bestimmt und nie so hohe Werihe gefunden, wie sie die Nencki' sehen Formeln verlangen. Auch N e n c k'f und Sieber finden zu niedrige Werthe f\u00fcr diese.\nIn der zweiten Mittheilung wird von Nencki und Sieber ein K\u00f6rper weiter geschildert, den sie bereits in den Chemischen Berichten beschrieben haben unter dem Namen Parah\u00e4moglobin. Ich w\u00fcrde, da ich bald Veranlassung haben werde, auf diesen K\u00f6rper zu kommen, es gern, vermieden haben, jetzt etwas \u00fcber ihn zu sagen, aber die in dieser","page":333},{"file":"p0334.txt","language":"de","ocr_de":"334\nArbeit ausgesprochenen Verd\u00e4chtigungen n\u00f6thigen mich hierzu. Das Parah\u00e4moglobin ist bis auf den nicht sch\u00f6nen Kamen nichts Neues, sondern, wie zugestanden, ein vor 40 Jahren von Reichert demonstrates und eingehend beschriebenes Coagulationsproduct des Oxyh\u00e4moglobin. Nencki und Sieber finden, dass dieser K\u00f6rper krystallisirt und doppelt brechend sei; ich habe keine Doppelbrechung finden k\u00f6nnen, und mich \u00fcberzeugt, dass die Form der sog. Kry* stalle stets diejenige der Oxyh\u00e4moglobine isi, aus der sie durch Alkohol gebildet werden. Es sind Pseudomorphosen der einfachsten Art. Durch F\u00e4ulniss bei Abwesenheit von Sauerstoff liefern sie Hfimo-chromogen und nicht H\u00e4moglobin, das H\u00e4matin befindet sich in diesem Product der Alkoholeinwirkung also nicht mehr in Verbindung mit dem Eiweissk\u00f6rper, w\u00e4hrend dies im Met-h\u00e4moglobin der Fall ist. Nicht das von Nencki und Sicher auf Seite 333 ber\u00fchrte Verhalten, sondern die von J\u00e4derholm und mir nachgewiesene leichte Umwandlung des Meth\u00e4moglohin in H\u00e4moglobin und Oxyh\u00e4moglobin beweist, wie ich bereits vor mehreren Jahren hervorgehoben habe, dass das H\u00e4moglobin Aenderungen erleiden kann ohne Sprengung des H\u00e4moglobin-molekuls. In dem Parah\u00e4moglobin ist diese Spaltung bereits ausgef\u00fchrt. Der von Nencki und Sieber aus meiner Physiologischen Chemie, S. 380, citirte Passus: \u00abAuch durch \u00abAlkohol werden die Oxyh\u00e4moglobine zun\u00e4chst unver\u00e4ndert \u00abgef\u00e4llt, sehr bald aber beginnt im Niederschlage dieFarben-\u00ab\u00e4nderung und Zersetzung zuerst schnell, dann langsamer \u00abfortschreitend, schliesslich den ganzen Farbstoff zerlegend hat und beh\u00e4lt seine volle G\u00fcltigkeit. Das sog. Parah\u00e4moglobin stellt sich andern werthlosen Sch\u00f6pfungen von Nencki. wie dem Mykoprotein und der Amylalkohol Verbindung -des H\u00e4min mit constantem Amylalkoholgehalt, w\u00fcrdig zur Seite.\nIch verzichte darauf, gegen die absprechenden Urtheile und wunderbaren Hypothesen Nencki\u2019s am Ende der Abhandlung hier noch etwas hinzuzuf\u00fcgen. Es fragt sich, ob und wie sie Jemand vertheidigen will.","page":334},{"file":"p0335.txt","language":"de","ocr_de":"335\nDa ich gerade von der Einwirkung von Alkohol riiif den Blutfarbstoff zu sprechen gen\u00f6thigt hin, ist es vielleicht am Platze, hier eine Erscheinung zu beschreiben, welche an anatomischen Pr\u00e4paraten h\u00e4ufig zur Beobachtung koinml, aber meines Wissens bis jetzt weder erkl\u00e4rt noch \u00fcberhaupt geschildert ist. Bringt man blutige Organe in Alkohol, so f\u00e4rben die- . s.lben oben sich durch H\u00e4matinbildung meist bald br\u00e4unlich, weil sie gew\u00f6hnlich sauer reagiren; am Boden tritt diese F\u00e4rbung ' \u2019 \u2018 zu kleinen Pr\u00e4paraten nicht ein, sondern nach wenigen \u2022, Tagen zeigt sich in den unteren Schichten eine rosa- bis imrpurrothe Farbe und diese kann monatelang . erhalten Weihen. Die spectroscopische Untersuchung im auffallenden Lieble ergiebl sofort, dass die F\u00e4rbung durch H\u00e4mochromogen; veranlasst ist. Dem entsprechend verschwindet die rot he f\u00e4rbe allm\u00e4lig, wenn man die Masse an die Luft oder in frischen Alkohol bringt. Der Alkohol unterdr\u00fcckt beim Einbringen der Organe in Alkohol sofort oberfl\u00e4chlich die F\u00e4ul-uiss, dringt aber nicht bald in das Innere ein, die h\u00e4nio-globiiihaltigc innere weiterhin faulende und hierdurch v\u00f6llig siticrstofffreic Fl\u00fcssigkeit zun\u00e4chst nach unten abfliessend, nimmt durch Diffusion alhn\u00e4hlig von oben her Alkohol auf, \u00bblas H\u00e4moglobin wird gelallt und zu eoagulirtem Eiweiss und ll\u00e4iiiochromogen zersetzt; das letztere bleibt zun\u00e4chst grossen-tlieils am Eiweiss haften und bewirkt die Rosa- bis Purpur-farbung der Coagula.","page":335}],"identifier":"lit8727","issued":"1885","language":"de","pages":"331-335","startpages":"331","title":"Ueber Blutfarbstoffe und ihre Zersetzungsproducte","type":"Journal Article","volume":"10"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:32:06.451939+00:00"}