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{"created":"2022-01-31T13:36:47.068836+00:00","id":"lit8735","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Hoppe-Seyler, Felix","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 14: 372-376","fulltext":[{"file":"p0372.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Oxydationen im Blute.\nVon\nF. Hoppe-Seyler.\nIn einer vor wenigen Monaten erschienenen Arbeit von S. Handler1) findet sich der Satz: \u00abYeo hat in seiner neueren, oben erw\u00e4hnten Untersuchung viele \u00e4ltere Beobachtungen best\u00e4tigt und neue Erfahrungen gewonnen. Im Gegensatz zu Iloppe-Seyler ist er der Meinung, dass die Selbst-l eduction des in verst\u00f6pselten Gl\u00e4sern gehaltenen Blutes nur durch F\u00e4ulnisserreger bewirkt werde\u00bb. In der citirten Arbeit von Yeo wird gesagt5): \u00abThat the reduction can take place without the presence of septic agancies, as Hoppe-Seylei serins to think, is disproved by the observations previously recorded. The change in rate of selfreduction of haemoglobin after it has been preserved, either dry or in solution sealed in tubes would seem to modify Hoppe-Seyler\u2019s dictum that when once reduced the spectroscopic phenomena remain tor years probably for ever unchanged. But it has been found impossible to decide wether the relationship of haemoglobin to. oxygen be changed or wether the rapid reduction in old haemoglobin depends simply on more active decompostion \u00bb etc.\nDie in diesen Citaten ausgesprochene Differenz der Beobachtungen und Ansichten von Hrn. Yeo und mir exist\u00e2t im Wesentlichen gar nicht anders, als dass Hr. Yeo meine Worte missverstanden hat. und ich glaube an diesen Missverst\u00e4ndnissen unschuldig zu sein.\n') Zeitschrift f. Biologie, N. F., Bd. VIII, S. 233, 1889.\n\u2019) liera Id Yeo, Journ. of Physiology, Vol. VI, p. \u00abJ3, 1885.","page":372},{"file":"p0373.txt","language":"de","ocr_de":"Her vom Ilrn. Yeo selbst citirte Tlioil meiner Arbeit i-t \u00fcberschnellen'): \u00abWeber .lie F\u00e4higkeit des H\u00e4moglobins, .1er F\u00e4ulmss sowie der Einwirkung des Pankreasfermvnt\u00e9s zu widerstehen \u00bb, und der Anfang dieses zweiten Tlieils meiner Albeit lautet: \u25a0 Seliliesst man Blut oder w\u00e4ssrige Rlutfarb-sloiTl\u00f6sung mit oder auch ohne faulende Substanzen in (ilas-rohren ein und l\u00e4sst die zugeschmolzenen R\u00f6hren bei Zimmer-lemperalur liegen, so nimmt die L\u00f6sung in wenigen Stunden oder Tagen ven\u00f6se Farbe an, die beim Umkehren der Rohren an der Wandung herablaufende Fl\u00fcssigkeit zeigt bei der Untersuchung mit dem Spectroscop den bekannten Absorptionsstreifen des H\u00e4moglobin und nun bleiben die Spectra I-erscheinungen, wie ich mich \u00fcberzeugt habe, viele Jahre, wahrscheinlich f\u00fcr immer unver\u00e4ndert. \u00bb ~\u2014- Es wird dann' von mir geschildert, dass aus einer solchen Portion, welche ein Jahr lang, im zugeschmolzcncn Glasrohr verweilt hatte, kijstallisirtes Oxyh\u00e4moglobin wieder dargestellt wurde. Es ist ferner von keiner anderen Reduction die Rede als von derjenigen, die durch F\u00e4ulniss bewirkt wird. *\nIndem von mir gesagt ist, dass man das Blut f\u00fcr diesen Versuch mit oder ohne faulende Substanzen cinschliessen k\u00f6nne, ohne dadurch ein verschiedenes Resultat herbeizu-f\u00fchren, so entspricht dies v\u00f6llig dem Sachverhalt, da F\u00e4ul-nissbacterien bekanntlich nie fehlen, wenn man sie nicht durch besondere und energische Vorsichtsmassregcln aus-schliesst oder t\u00f6dtet. Man braucht keine Sorge zu tragen, dass sie mit eingeschossen w\u00fcrden. Ich habe Oxyh\u00e4mo-globinl\u00f6sungen in mehr als 100 R\u00f6hren und Flaschen in\u00bb aufo der letzten 12 Jahre eingeschlossen und mehrere Jahre auf bewahrt, ohne jemals ein anderes Resultat als dak be-schriebene erhalten zu haben.\nSollte nun aber der eine oder andere Leser der Meinung sein, es sei von mir nicht gen\u00fcgend hervorgehoben, dass die Umwandlung des Oxyh\u00e4moglobins in der eingeschlossenen L\u00f6sung durch F\u00e4ulniss und nicht durch eine\n') Diese Zeitschrift. BO. I, S. 125\u2014131. Zeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. XIT.\n25","page":373},{"file":"p0374.txt","language":"de","ocr_de":"374\naiulcre- Sauerstoffentziehung geschehe, so muss ich auch (Uesen Vorwurf zur\u00fcckweisen, indem ich auf meine \u00e4ltere), Arbeiten verweise, in denen das bereits v\u00f6llig zur Genii\u00ab*, geschehen ist.\nbereits im Jahre 18f>G habe ich in einer Arbeit1), betitelt : < Beitr\u00e4ge zur Kenntniss der Konstitution des Blutes, 1. \u00fcber di(i Oxydation im lebenden Blute\u00bb, nachgewiesen, dass im normalen Blute Oxyd\u00e2tionsprocesse nicht nachweisbar verlaufen, dass vielmehr das Blut w\u00e4hrend seiner Circulation und auch nach dem Herauslassen aus den Blutgef\u00e4ssen wohl an lebende Organe wie Arterienhaut, Muskeln Sauerstoff ab-giobt, upd hierdurch ven\u00f6s wird, dass ferner beim Stehen des Blutes ausserhalb des Organismus sich reducirende Stoff.-bilden, die im frischen Blute, wie es dem normalen Organismus entnommen wird, nicht vorhanden sind, dass end lieb diese reducirende Wirkung mit dem Stehen des Blutes siel, verst\u00e4rkt und ein Product der F\u00e4ulniss ist.\nUngef\u00e4hr 1 Jahr nach dem Erscheinen dieser Arbeit wurde dieselbe gerade in letzterer Beziehung Gegenstand eine-scharfen Angriffs und ihr vorgeworfen5): \u00abBeim Stehen sollen sich erst durch F\u00e4ulniss reducirende Stoffe bilden, welch, im frischen Blute nicht vorhanden sind.\u00bb Indem ich ant-\\\\ ortete ), habe ich dies als meine Behauptung durchau-anerkannt und diesen Standpunkt als unzweifelhaft richtig nachgewiesen. Nirgends habe ich dabei auch von einer andern Sauerstoffentziehung aus dem stehenden Blute als durch F\u00e4ulniss gesprochen.\nSo muss ich also schliesslich nochmals betonen, dass |C*h von einer Sauerstoffentziehung aus dem stehenden Blute bei Abwesenheit lebender Organe durch andere Einwirkungen als durch F\u00e4ulniss \u00fcberhaupt nirgends gesprochen habe und dass die entgegenstehenden Angaben von Yeo nur auf Mis-\n') Hopp.e-Se.ylei-, Medic.-chemische Untersuchungen I S 13-lierl in 18M.\n) I fingef. Centralblatt I. d. mod. Wissensch.. 1S(\u00bb7. X<>. dl.\n) Hoppe-Seylei , Medjcin.-chemische Untersuchungen Hell S. \u00bb, ISiiS.","page":374},{"file":"p0375.txt","language":"de","ocr_de":"Verst\u00e4ndnissen beruhen. Den Ausdruck \u00ab Selbst reduction d<*s H\u00e4moglobin \u00bb (odei des Oxyh\u00e4moglobin) habe ich meines A\\ issens nie gebraucht; w\u00e4re dies dennoch irgend \\yo geschehen , so m\u00fcsste es corrigirt werden. Die von Yeo beschriebene schnelle Ver\u00e4nderung des kryslallisirten Oxyh\u00e4nio-globin habe ich nie beobachtet. Allerdings bildet sich bei nicht gen\u00fcgend niederer Temperatur in reihen Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sungen alsbald Meth\u00e4moglobin, aber Deduction des Oxyh\u00e4moglobin zu H\u00e4moglobin erfolgt nur in stark faulenden L\u00f6sungen schnell; dies ist von mir an andern Orten.gen\u00fcgend auseinandergesetzt.\n\\iellelcht ist es nicht \u00fcberfl\u00fcssig, hier zugleich anzul\u00fcgen, dass die Zahl der Versuche, welche den citirten Abhandlungen von mir von 18<\u00bbG-68 zu Grunde liegen, eine sehr grosse ist. Ich habe diese Untersuchungen nicht in extenso ver\u00f6ffentlicht, weil mir dies \u00fcberfl\u00fcssig erschien. Versuche mit Phenol, mit Blaus\u00e4ure, Cyanquecksilber und andern sterilisirenden Fl\u00fcssigkeiten habe ich in grosser Zahl angestellt, aber in jenen Schilderungen nicht aufgenommen und auf sie; keinen besonders hohen Werth gelegt , weil bei der Behandlung des Blutes oder der Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sungen mit diesen Stoffen Wirkungen derselben herbeigef\u00fchrt werden, durch welche Aenderungen der Blutfarbstoffe auf die Dauer schwer vermieden werden und zur Entscheidung der Fragen, um die es sich im Wesentlichen handelte \u2014 die Existenz oder das Fehlen von Oxydationen im Blute - eigentlich katuir etwas ' Entscheidendes gewonnen wurde.\t\u2018\nDie in den citirten Arbeiten von mir gemachten Angaben halte ich auch jetzt noch durchaus aufrecht. Als sie vor nun lust l>5 Jahren ausgef\u00fchrt wurden, war bei den Physiologen die Meinung allgemein herrschend, dass mindestens ein grosser Theil der chemischen Umwandlungen des Stoffwechsels im blute stattf\u00e4nde. Nur Wenige sind den voji mir gegebenen Darlegungen entgegen getreten ; man hat versucht sie zu ignoriren, jedoch ohne dauernden Erfolg. Sie . ergeben . die ersten und v\u00f6llig gen\u00fcgenden Beweise der Functionen des Blutes als Tr\u00e4ger des indifferenten Sauerstoffs f\u00fcr dje Th\u00e4tig-","page":375},{"file":"p0376.txt","language":"de","ocr_de":"37C\nk<\u2018\u2018tcn Organe. Diese Functionen des Blutes vollziehen sicti, ohne dass dem Organismus durch oxvdirende Zersetzungen des Blutes Verluste entstehen.\nDie in meinem physiologisch-chemischen Lehrbuche') gegebene Schilderung der Verh\u00e4ltnisse des Blutes bezcHirlr seiner chemischen Functionen hat, seit sie geschrieben'\u2019ist. werthvolle Best\u00e4tigung durch manche interessante Arbeit erhalten. Auch neue Fragen sind aufgeworfen, aber noch\nnicht entschieden. Ich weiss an dieser Schilderung nicht. W esentliches zu andern.\n*) Physiologische Chemie, \u00a7 285, S. 011\u2014018.","page":376}],"identifier":"lit8735","issued":"1890","language":"de","pages":"372-376","startpages":"372","title":"Ueber Oxydationen im Blute","type":"Journal Article","volume":"14"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:36:47.068841+00:00"}