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{"created":"2022-01-31T12:26:25.134103+00:00","id":"lit92","links":{},"metadata":{"contributors":[{"name":"Du Bois-Reymond, Emil","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Berlin: Georg Reimer","fulltext":[{"file":"a0001.txt","language":"de","ocr_de":"UNTERSUCHUNGEN\n\u00dcBER\nTIIIERISCHE\nELEKTRICIT\u00c4T\nEmil du Bois - Reymond.\nERSTER RAND.\nMIT SECHS KUPFERTAFELN.\nBERLIN.\nVERLAG VON G. REIMER.\n1848.","page":0},{"file":"a0002.txt","language":"de","ocr_de":"rD^V^Tm -\n\n\n\u201cT\nMAX-PLAN CK-INSTITUT F\u00dcR WIBSEN8GH A FTS OS SCHICHTE\nBibliothek\nAU\u00ab DER BIBLIOTHEK VON ERNST FLOREY\n\u25a0\u25a0Pour d\u00e9couvrir le m\u00e9canisme du syst\u00e8me vivant, il faut rechercher \u00bbparmi scs effets quels sont ceux qui se rapportent aux lois bien \u00e9tablies de la chimie ou de la physique, et les distinguer soigneusement \u00bbdes effets qui n\u2019ont point avec ces lois de liaison imm\u00e9diate ou au \u00bbmoins connue, et dont la cause nous est cach\u00e9e. Ce sont ces derniers \u00bbque Vanhelmont et Stahl ont fait d\u00e9pendre d\u2019une arch\u00e9e ou de l\u2019\u00e2me, \u00bbsans r\u00e9fl\u00e9chir que leur nature n\u2019\u00e9tant point approfondie, ce qu\u2019ils at--tribuaient \u00e0 un seul agent d\u00e9pendait peut-\u00eatre de plusieurs. En re-\u00bb courant \u00e0 des causes imaginaires, ne semble-t-il pas que ces grands \u00bbhommes aient voulu cacher leur ignorance sous le voile de la philo-\u00bbsophie, et qu\u2019ils n\u2019aient pu se r\u00e9soudre \u00e0 marquer jusqu\u2019o\u00f9 s\u2019\u00e9tendaient \u00bbleurs connaissances positives? Ils ont sans doute eu raison de dire \u00bbet nous pensons comme eux, que certains ph\u00e9nom\u00e8nes se rencontrent \u00bbseulement dans les corps organis\u00e9s, et qu\u2019un ordre particulier de mou-\u00bbvemens et de combinaisons en forme la hase et en constitue le caract\u00e8re. \u00bbOn se trompait, sans doute, en leur assignant des causes hypoth\u00e9tiques \u00bbdont on a enfin d\u00e9voil\u00e9 l\u2019insuffisance; mais quelqu\u2019\u00e9tonnantes qu\u2019elles \u00bbnous paraissent, ces fonctions ne sont-elles pas des effets physiques \u00bbplus ou moins compos\u00e9s dont nous devons examiner la nature par \u00bbtous les moj'ens que fournissent l\u2019observation et l\u2019exp\u00e9rience, et non \u00bbleur supposer des principes sur lesquels l\u2019esprit se repose et croit \u25a0 avoir tout fait lorsqu\u2019il lui reste tout h faire.\u00bb\nVICQ-D\u2019AZYR.\n(Oeuvres tic Vicq-d\u2019Azyr etc. Paris 1805. t. IV. p. 14.*)","page":0},{"file":"a0003.txt","language":"de","ocr_de":"zmm - umzrn\n- p^imdt\u00ebes)\nm -\t- \u0153 - q&to^s^\nzmmm^ vm\n","page":0},{"file":"a0005introduction.txt","language":"de","ocr_de":"V 0 R R E D E.\nIm Fr\u00fchling 1841 \u00fcbergab mir Herr Johannes M\u00fcller Matteucci\u2019s \u00bbEssai sur les Ph\u00e9nom\u00e8nes \u00e9lectriques des \u00bbAnimaux\u00ab (Paris 1840) mit der Aufforderung, die darin enthaltenen Versuche \u00fcber den Froschstrom zu wiederholen und wo m\u00f6glich weiter fortzuf\u00fchren.\nObschon ich mich dieser Aufgabe alsbald mit allem Eifer unterzog, verflofs doch \u00fcber ein Jahr, ehe ich die ersten brauchbaren Ergebnisse verzeichnen konnte. Ueber die Beschaffung der nothwendigsten Vorrichtungen ging der Sommer 1841 hin. Der Winter ist in unseren Gegenden zur Anstellung thierisch-elektrischer Versuche an Fr\u00f6schen wenig geeignet. Auch besafs ich damals noch nicht die Einrichtungen , um diese Thiere in geh\u00f6riger Menge w\u00e4hrend der kalten Jahreszeit aufzubewahren. Ich benutzte den Winter 1841 \u201442 daher vornehmlich, um mich mit der Literatur der thierischen Elektricit\u00e4t und der elektrischen Reizversuche bekannt zu machen.\nIm Fr\u00fchling 1842 nahm demnach erst die Reihe meiner eigentlichen Arbeiten ihren Anfang. Ich fand nun nacheinander den Muskclstrom, auf welchen ich den NoBiLi\u2019schen Froschstrom zur\u00fcckf\u00fchrte ; das von mir sogenannte Gesetz des Muskelstromes; seine negative Schwankung bei anhaltender Zusammenziehung, die ich bereits durch Tetanisiren","page":0},{"file":"a0006.txt","language":"de","ocr_de":"VI\nV o r r e cl e.\nauf elektrischem Wege bewerkstelligte; sein Verschwinden beim Eintritt der Todtenstarre und manche andere denselben betreffende Einzelheiten; sodann den Nervenstrom und sein Gesetz, welches mit dem des Muskelstromes \u00fcbereinkommt. Endlich er\u00f6ffnete sich mir ein Kreis von Betrachtungen, welche von vielen Punkten aus der Lehre von den Zitter-fischen mit Leichtigkeit Rechenschaft abzulegen scheinen.\nUm diese Zeit, im Herbste 1842, trat f\u00fcr mich durch \u00e4ufsere Verh\u00e4ltnisse die Nothwendigkeit ein, den Faden meiner Untersuchungen fallen zu lassen, ohne dafs ich die bestimmte Hoffnung n\u00e4hren durfte, ihn sobald wieder aufnehmen zu k\u00f6nnen. In die Grenzen eines Journalaufsatzes pafsten schon damals meine Ergebnisse, in verst\u00e4ndlicher Breite dargelegt, nicht mehr. Zur Abfassung einer eigenen Schrift fehlte mir die Mufse, dem vorhandenen Stoffe aber auch noch die Reife und Durchbildung. Ich w\u00e4hlte den Ausweg, in aphoristischer K\u00fcrze, ohne einleitende Bemerkungen und ohne Beschreibung von Vorrichtungen und Versuchsweisen, vor der Hand in einer Zeitschrift die That-sachen zu ver\u00f6ffentlichen, an deren Erstbesitz mir vorz\u00fcglich gelegen sein mufste. So entstand mein: \u00bb Vorl\u00e4ufiger Abrifs \u00bb einer Untersuchung \u00fcber den sogenannten Froschstrom \u00bb und \u00fcber die elektromotorischen Fische \u00ab in PoggenuorfUs Annalen der Physik und Chemie, Januar 1843. Bd. LVIII. S. 1. Die Handschrift desselben wurde schon im November 1842 zum Druck eingereicht. Diese Abhandlung ist fast ganz unbeachtet geblieben, und, wo sie beachtet wurde, mit wenigen Ausnahmen mifsverstanden worden. Die Schuld davon f\u00e4llt freilich gr\u00f6fstentheils der darin befolgten Darstellungsweise zur Last, die mir aber durch die auseinandergesetzten Umst\u00e4nde geboten war.\nIm folgenden Sommer, Juni 1843, ward es mir verg\u00f6nnt,' in meinen Forschungen weiter fortzufahren. Von dieser Zeit an bis jetzt habe ich denselben unausgesetzt alle meine Kr\u00e4fte widmen d\u00fcrfen. Die Fr\u00fcchte dieser neueren","page":0},{"file":"a0007.txt","language":"de","ocr_de":"Vorrede.\nVil\nBestrebungen lege ich nunmehr, vereint mit (lenen jener \u00e4lteren Arbeiten, den Physiologen und Physikern in diesem Werke vor.\nIch weiche dadurch, wie mir nur zu wohl bekannt ist, weit ab von der jetzt allgemein \u00fcblichen Art, naturwissenschaftliche Untersuchungen zu ver\u00f6ffentlichen. Ich \u00fcbersehe keinen Augenblick, wie viel erspriefslicher es der Lesewelt, der Sache selber und also auch mir gewesen w\u00e4re, wenn ich meine Ergebnisse, in dem Mafse, wie ich vordrang, in Zeitschriften h\u00e4tte niederlegen k\u00f6nnen. Aus verschiedenen Gr\u00fcnden jedoch war dies f\u00fcr mich nicht wohl ausf\u00fchrbar.\nIch habe schon oben gesagt, dafs die in meinem \u00bb vor-\u00bbl\u00e4ufigen Abrifs\u00ab enthaltenen Arbeiten, deutlich entfaltet, das Mafs eines Journalaufsatzes \u00fcberschritten haben w\u00fcrden. Ich h\u00e4tte aber vielleicht, als ich sie im Sommer 1843 wieder aufnahm, sie als selbst\u00e4ndiges Werk herausgeben, und nachher den gebr\u00e4uchlichen Weg der Bekanntmachung in Zeitschriften einschlagen sollen. Das war auch damals in der That meine Absicht.\nAllein, wie gleichfalls bereits bevorwortet wurde, dazu waren meine bis zum Herbst 1842 gef\u00fchrten Untersuchungen noch nicht weit genug gediehen. Eine halbj\u00e4hrige Frist, w\u00e4hrend welcher ich zwar meine Beobachtungen einstcllen mufste, ihre Bedeutung und ihren Zusammenhang aber um so angelegentlicher in mir erwog, liefs mir die L\u00fccken in dem bereits Geleisteten noch gr\u00f6fser erscheinen, deckte ihrer noch mehrere auf, und befruchtete mich mit manchem neuen Versuchsplan, dessen Verwirklichung ich nicht entsagen mochte. Sobald ich aber anfing, von Frischem die Natur zu befragen, fand ich mich ergriffen wie von einem Strudel immer neu hervorquellender R\u00e4thsel, der nirgend Stillstand gew\u00e4hrte, und mir erst nach langer Zeit gestattete, einiger-mafsen festen Fufs zu fassen. Die Verwickelung fast aller hier obwaltenden Verh\u00e4ltnisse ist erstaunlich. Die M\u00f6glich-","page":0},{"file":"a0008.txt","language":"de","ocr_de":"VIII\nVorrede.\nkeiten des Irrens sind ins Unbegrenzte vervielf\u00e4ltigt. Der Deutungen, welche sich f\u00fcr jede einzelne Erfahrung darbieten, sind unz\u00e4hlige. Manchmal nach endlosem Hin- und Herwenden der Sachlage schien sich zuletzt die Entscheidung in ein zartes Experimentum crucis zuzuspitzen. Es ward angestellt; aber wie oft blieb sein Erfolg ein zweideutiger, wegen der unbesiegbaren Schwierigkeiten, welche aus der Natur der thierischen Theile hervorgehen. Oder auch es sprach mit Bestimmtheit in einem gewissen Sinne, und mancher fr\u00fcheren T\u00fccke uneingedenk liefs ich mich schon vom Gef\u00fchl der Sicherheit beschleichen, als von ungef\u00e4hr ein neuer Versuch kam und mich unwiederbringlich aus der Stellung warf, die ich noch so stark befestigt zu haben w\u00e4hnte. So schwankte ich jahrelang in peinlicher Rathlosigkeit dahin, bis endlich gewisse Grundz\u00fcge, auf die ich immer von Neuem gef\u00fchrt wurde, begannen Stich zu halten, um welche dann allm\u00e4lig auch der \u00fcbrige Stoff mehr zu fester und verst\u00e4ndlicher Gestalt sich zusammenzog.\nIch w\u00fcrde also, wenn ich mich der gangbaren Art der Ver\u00f6ffentlichung h\u00e4tte f\u00fcgen wollen, an einer von beiden Klippen gescheitert sein : ich h\u00e4tte entweder Gefahr gelaufen, h\u00e4ufig mit mir selber in Widerspruch zu gerathen und \u00f6ffentlich jene unvermeidliche Kette von T\u00e4uschungen und Entt\u00e4uschungen durchzumachen; oder ich h\u00e4tte mich darauf beschr\u00e4nken m\u00fcssen, einzelne Thatsachen, als Glieder eines noch unverbundenen Ganzen, in lebloser Folge aneinanderzureihen.\nIch habe cs unter diesen Umst\u00e4nden f\u00fcr gerathen gehalten, meine Arbeiten in der Stille zu zeitigen. Doch kann ich nicht leugnen, dafs noch ein anderer Beweggrund mich in diesem Entschl\u00fcsse zu best\u00e4rken kam. Matteucci hat, seit dem Erscheinen meines \u00bbvorl\u00e4ufigen Abrisses,\u00ab nicht aufgeh\u00f6rt, denselben St\u00fcck f\u00fcr St\u00fcck, so weit er ihm verst\u00e4ndlich war, mit der ihm eigenen, schon so oft bew\u00e4hrten K\u00fchnheit auszubeuten. Ich mufste f\u00fcrchten, einem sogearteten","page":0},{"file":"a0009.txt","language":"de","ocr_de":"V o r r e d c.\nIX\nNebenbuhler gegen\u00fcber die Frucht meiner Anstrengungen v\u00f6llig auf das Spiel zu setzen, wenn ich ihm das Gehcim-nifs meiner Vorrichtungen und Versuchsweisen vor der Zeit preisgab.\nSo sind diese Untersuchungen nach und nach zu der etwas beschwerlichen Ausdehnung angewachsen, in der ich sie heute den Fachgenossen vorlege. Wenn ich, nach so langem Z\u00f6gern, es endlich wage damit hervorzutreten, so ist der Grund davon jedoch nicht etwa, dafs ich glaube, nunmehr ein fertiges und abgeschlossenes Ganze zu Stande gebracht und den Gegenstand meiner Forschungen ersch\u00f6pft zu haben. Nicht entfernterweise ist dieses der Fall.\nAllerdings bin ich zu einem vorl\u00e4ufigen Abschlufs gelangt, wie es noting ist, damit \u00fcberhaupt eine zusammenh\u00e4ngende und auf ein deutliches Ziel hinauslaufende Darstellung m\u00f6glich werde. Die Hauptlinien des neuen Zweiges der Physiologie, der hier im Entstehen begriffen ist, der elektrischen Nerven- und Muskelphysik, d\u00fcrften im Wesentlichen richtig vorgezeichnet sein. Die Grundversuche, welche \u00fcber seine Bedeutung entscheiden, d\u00fcrften vorliegen. An manchen Stellen m\u00f6chte auch die Forschung wirklich schon die Grenzen erreicht haben, die ihr theils durch die Natur der Dinge, theils nur vor der Hand durch den Zustand der H\u00fclls-wissenschaften gesteckt sind. Denn im Allgemeinen ist es stets mein Augenmerk gewesen, lieber einen engen Bezirk von Erscheinungen vollst\u00e4ndig zu \u00fcberw\u00e4ltigen, als mich, im R\u00fccken und den Flanken ungedeckt, in weitaussehende Streifz\u00fcge einzulassen, ihr Ziel mochte aus der Ferne noch so lockend erscheinen. Ich dachte mir, dafs eine solche sichere Besitznahme wenn gleich nur von wenig Punkten gerade das sei, was hier am meisten Noth thue; und dafs, wenn erst einmal dergestalt ein Boden gewonnen w\u00e4re, die weiteren Eroberungen sich in der Folge schon von selbst gestalten w\u00fcrden.\nZwischen diesen beiden Richtungen aber, der zu immer","page":0},{"file":"a0010.txt","language":"de","ocr_de":"X\nVorrede.\nneuen Erwerbungen eilig vorw\u00e4rts treibenden, und der mit Z\u00e4higkeit sich erst ins Einzelne eines jeden Schrittes vertiefenden, ist cs mir, inmitten der Zuf\u00e4lligkeiten bald des Versuchs, bald der erfindenden Th\u00e4tigkeit, noch nicht m\u00f6glich gewesen, \u00fcberall das Gleichgewicht in der Weise herzustellen, dafs dadurch meiner Arbeit das Gepr\u00e4ge der Vollendung, soweit dies \u00fcberhaupt in meinen Kr\u00e4ften stand, aufgedr\u00fcckt worden w\u00e4re. Hier habe ich, augenblicklich abgelenkt durch den Drang wichtigerer Aufgaben, und ohne dafs mir nachmals Zeit geworden w\u00e4re, darauf zur\u00fcckzukommen, eine Versuchsreihe zur Seite liegen lassen, welcher nachzugehen die gleichm\u00e4fsige Durchbildung des Ganzen doch erheischt h\u00e4tte, wenn sie auch von untergeordnetem Belang erschien und keine neuen Aufschl\u00fcsse, sondern nur mehr oder weniger lehrreiche Folges\u00e4tze zu liefern versprach. Anderw\u00e4rts nehme ich mit Bedauern empfindlichere L\u00fccken wahr, obschon ich mir sagen darf, dafs sie herr\u00fchren gerade von der treueren Befolgung des oben ausgesprochenen Grundsatzes, wodurch ich verleitet wurde, vielleicht l\u00e4nger als noting bei Einzelheiten zu verweilen, deren Ausf\u00fchrung ohne Schaden einer sp\u00e4teren Zeit h\u00e4tte Vorbehalten werden k\u00f6nnen. Eine Menge Fragen von der h\u00f6chsten Bedeutung liegt noch unbeantwortet vor, darunter mehrere aus der allgemeinen Nervenphysik, die noch vor Kurzem jeder that-s\u00e4chlichen Pr\u00fcfung weit entr\u00fcckt waren, von den neuen Standpunkten aus, welche meine bisherigen Bestrebungen er\u00f6ffnet haben, jedoch nicht mehr unzug\u00e4nglich sind. Es ist demnach f\u00fcr diejenigen, welche mir auf dies Gebiet folgen wollen, unzweifelhaft noch eine reiche Lese von Entdeckungen \u00fcbrig; und ich habe nicht ermangelt, wo ich mich gezwungen sah, dergestalt meine Untersuchung unvollst\u00e4ndig zu lassen, stets ausdr\u00fccklich hinzuweisen auf dasjenige, was an einer solchen Stelle wohl noch zu leisten w\u00e4re. Endlich obgleich es mir, wenn ich nicht irre, gegl\u00fcckt ist, die Mehrzahl der Thatsachen wenigstens der allgemeinen Form nach","page":0},{"file":"a0011.txt","language":"de","ocr_de":"Vorrede.\nXI\nan einen durchgehenden Faden des Verst\u00e4ndnisses aufzureihen, kann ich mir doch nicht verhehlen, dafs nur an wenig Orten sich dies Verst\u00e4ndnifs zu einer tiefer in die Natur der Vorg\u00e4nge blickenden Einsicht erhebt, w\u00e4hrend sogar nicht selten Probleme noch v\u00f6llig ungel\u00f6st, Widerspr\u00fcche noch ganz ungeschlichtet stehen geblieben sind.\nSo wenig halte ich also auch jetzt noch meine Untersuchung f\u00fcr vollendet. Es hat somit vielmehr sehr entscheidender Gr\u00fcnde bedurft, um mich zu bewegen, sie bereits in ihrem gegenw\u00e4rtigen Zustande zu ver\u00f6ffentlichen. Vielleicht h\u00e4tte, nun ich einmal so weit gekommen war, Versuchsplane, Methoden und Vorrichtungen mir zu Gebote standen, schon ein m\u00e4fsiger Aufschub hingereicht, um ihr einen merklich h\u00f6hern Grad der Reife zu ertheilen. Vielleicht h\u00e4tte ich wohlgethan, mir noch diese Frist zu g\u00f6nnen, und nochmals, mit verdoppelten Anstrengungen, danach streben sollen, die letzte Hand an mein Werk zu legen. Allein verschiedene Betrachtungen von \u00fcberwiegender Wichtigkeit dr\u00e4ngten mich, dennoch endlich um jeden Preis einen Ruhepunkt zu suchen und einen wie immer beschaffenen Schlufs zu machen.\nIch sah um mich herum, von mehreren Seiten her, den physiologischen Versuch sich wieder mit Eifer der Muskelzusammenziehung zuwenden, deren Erforschung lange fast g\u00e4nzlich brachgelegen hatte. Nach einer andern Richtung glaubte ich zu gewahren, dafs die allgemeine Nervenphysik auf einen Standpunkt gelangt sei, wo jedes fernere Vorw\u00e4rtsstreben auf dem bisher einzig angebahnten Wege vergeblich bleiben w\u00fcrde. M\u00f6glich, dafs ich in einer Selbstt\u00e4uschung befangen war: allein es schien mir, als ob in beiden Gebieten durch das Studium der elektrischen Wirkungen der Muskeln und Nerven, wie ich es unternommen, die wesentlichste L\u00fccke ausgef\u00fcllt werde, ja ein namhafter Wendepunkt der ganzen Untersuchung ohne alle Frage bedingt sei. Konnte ich es unter diesen Umst\u00e4nden verant-","page":0},{"file":"a0012.txt","language":"de","ocr_de":"XII\nV o r r e d e.\nWorten, wenn ich lilos um der Befriedigung willen, die eine gr\u00f6fsere Vervollkommnung meiner Arbeit mir gew\u00e4hrt h\u00e4tte, noch fernerhin Erndte um Erndtc im Geheimen aufspeicherte? Wie mancher Theil derselben h\u00e4tte schon l\u00e4ngst in anderen H\u00e4nden, auf benachbarten Feldern, als erspriefsliches Saatkorn neue und reiche Frucht zu tragen vermocht! Es war nicht zu verkennen, dafs es mehr im allgemeinen Interesse der Wissenschaft lag, den jungen Staat der elektrischen Nerven- und Muskelphysik bei Zeiten, wenn auch noch etwas ungeordnet, in ihren Verband aufzunehmen, als sich den mehr geregelten erst sp\u00e4ter einzuverleiben.\nWas mich selbst betrifft, so will ich einmal nicht verschweigen, dafs, je l\u00e4nger ich mit dem erworbenen Besitztum geizend es dem allgemeinen Verkehr vorenthielt, um so qu\u00e4lender in mir die Sorge erwuchs, ich m\u00f6chte mich um den Dank so mancher m\u00fchsamen Bestrebung noch hart am Ziele betrogen sehen. Denn ich wufste wohl, ein wie bedenkliches Spiel ich seit Jahren mit dem Zufall spielte. Jeden Tag konnte er einen gl\u00fccklichen Nebenbuhler oder sonst einen der zahlreichen Forscher, die ihre Besch\u00e4ftisrun-gen oft ganz nahe an die Grenzen meines Gebietes f\u00fchrten, mit Entdeckungen belehnen, die ich doch l\u00e4ngst im Stillen meine eigenen nennen durfte. Mancher verdriefsliche Verlust der Art kam auch wirklich von Zeit zu Zeit mich daran zu erinnern, wie wohl begr\u00fcndet meine Bef\u00fcrchtungen seien.\nIndessen war mir diese best\u00e4ndige Gefahr, in der ich lebte, schon zu sehr zur Gewohnheit geworden, als dafs ich mich dadurch allein h\u00e4tte abhalten lassen, meine Arbeit so weit zu vervollkommnen, als nur irgend meine Kr\u00e4fte verstatteten. F\u00fcrs zweite jedoch bekenne ich geradezu, dafs ich der Last des aufgeh\u00e4uften Stoffes endlich aufh\u00f6rte gewachsen zu sein. Die Menge der Versuche sammelte sich im Lauf der Jahre dergestalt an, dafs ich trotz den sorgf\u00e4ltig gehaltenen Tageb\u00fcchern zuletzt nicht vermochte, mir ihre Gesammthcit in jedem Augenblicke zu vergegenw\u00e4rtigen.","page":0},{"file":"a0013.txt","language":"de","ocr_de":"V o r r e d e.\nXIII\nMehr als einmal begegnete es mir, Versuche zum zweiten-male ganz von Neuem anzustellen, weil es mir entfallen war, dafs sie l\u00e4ngst in jenen B\u00fcchern verzeichnet standen. In dem Mafse, wie die Thatsachen sich mehrten, wuchs auch die Ausdehnung und Verwickelung des Netzes von Betrachtungen, wodurch ich bem\u00fcht war, sie zu einer Einheit zusammenzufassen. Die Menge und Zartheit der Verbindungs-f\u00e4den, welche sich zwischen den mannigfachen Verzweigungen der Untersuchung in allen Richtungen kreuzten, nahm mit jedem Schritte zu. Nachgrade war ich nicht mehr im Stande, sie alle gleichm\u00e4fsig festzuhalten. Ihr Gewebe fing an, sich vor meinen Augen zu verwirren. Die Schwierigkeiten der Darstellung, welche seinen Zusammenhang abbilden sollte, wurden stellenweise fast un\u00fcberwindlich. Mit einem Wort ich lernte, dadurch dafs ich ihrer entbehrte, die grofsen Vortheile erst recht erkennen, welche die sogenannte Journalliteratur den Arbeitern in den Naturwissenschaften bei ihrem jetzigen Zustande gew\u00e4hrt, und verm\u00f6ge welcher die selbst\u00e4ndigen Werke von einigem Umfang mit der Zeit fast ganz aus denselben verschwunden sind. T\u00e4glich in Gefahr, von zahlreichen Mitbewerbern \u00fcberholt zu werden, auf einer Bahn begriffen, deren Hindernisse sich unabl\u00e4ssig steigern, ist es dem Forscher durchaus nothwendig, den Lohn seiner M\u00fchen m\u00f6glichst bald in Sicherheit gebracht zu sehen, sich selbst aber zu stetem Fortschritt t\u00fcchtig zu erhalten dadurch, dafs er jedes gewonnene Ergebnifs sofort als vollbrachte Thatsache hinter sich legt, und von tr\u00e4ger Belastung frei nur nach vorw\u00e4rts zu trachten braucht.\nSo f\u00fchlte ich denn auch in pers\u00f6nlicher R\u00fccksicht, abgesehen von \u00e4ufseren Verh\u00e4ltnissen, zwiefach das Bed\u00fcrfnifs, mir ein Ziel zu setzen und, ehe ich auf neue Unternehmungen sann, einmal ernstlich mit der Vergangenheit abzu-schliefsen. Allein es gesellten sich noch andere Gr\u00fcnde hinzu, die sich auf das Loos und auf die Wirksamkeit bezogen, welche das Werk, nach seinem Erscheinen, wenigstens in der","page":0},{"file":"a0014.txt","language":"de","ocr_de":"XIV\nVorrede.\nn\u00e4hern Zukunft erwarten mochten. Es war mir, wie schon angedeutet wurde, nur zu wohl gegenw\u00e4rtig, wie sehr dasselbe, durch die bereits erreichte Ausdehnung, an Uebersicht und leichtem Zugang verlieren rnufste. Ferner je l\u00e4nger man, abgeschlossen von dem \u00e4ufseren Verkehr, sich vertieft in einen selbstgeschaffenen Kreis von Thatsachen und daran sich kn\u00fcpfenden Betrachtungen, um so mehr l\u00e4uft man Gefahr, den Standpunkt einzub\u00fcfsen, von welchem aus sie solchen, die aufserhalb dieses Kreises stehen, am leichtesten mit-getheilt werden k\u00f6nnen. Man gew\u00f6hnt sich unwillk\u00fcrlich, mit gewissen Ausdr\u00fccken einen Sinn zu verbinden, der Jenen v\u00f6llig fremdartig erscheint und die Kette des Verst\u00e4ndnisses unterbricht. Uneingedenk der Stufe, von der man selber seinen Ausgang nahm, setzt man die eigene Bekanntschaft mit den darzulegenden Verh\u00e4ltnissen unstatthafterweise bei Jedem voraus. Fr\u00fch aufmerksam geworden auf diese Uebel-st\u00e4nde, habe ich mein M\u00f6glichstes gethan, mich in Betreff derselben strenge zu \u00fcberwachen. Aber es dr\u00e4ngte mich um so mehr, ihnen bei Zeiten v\u00f6llig zu entrinnen; die Weitschichtigkeit meiner Untersuchungen, in der Gestalt, wie sie bereits Vorlagen, erschien mir um so bedenklicher; endlich ich f\u00fcrchtete um so st\u00e4rker, ihren Umfang noch mehr zu vergr\u00f6fsern, als ich mir nicht verhehlen konnte, dafs ihre Verbreitung auch noch sonst auf mancherlei Hindernisse treffen w\u00fcrde.\nEs herrscht unter den Physikern und Physiologen ein althergebrachtes Vorurtheil gegen dieses Grenzgebiet beider Wissenschaftern Zwar hat dasselbe in neuerer Zeit etwas zu weichen angefangen vor den fortgesetzten Bem\u00fchungen Matteucci\u2019s. Allein dieser Erfolg r\u00fchrt gewifs zu keinem kleinen Theile daher, dafs die endlichen Ergebnisse dieses Forschers im Wesentlichen verneinende sind.\nEs giebt, laut demselben, keine elektrische Str\u00f6me in den Nerven. Der Muskelstrom kreist in den Muskeln nur nachdem sie auf gewisse Weise zugerichtet sind, und hat nichts zu schaffen mit ihrer Zusammenziehung. Das s\u00f6ge-","page":0},{"file":"a0015.txt","language":"de","ocr_de":"Vorrede.\nXV\nnannte Nervenprincip ist ihm nach wie vor ein besonderes, hypothetisches Wesen, welches er beliebt, sich unter dem Bilde von Aethcrschwingungen vorzustellen, und unter allen Umst\u00e4nden als von der Elektricit\u00e4t durchaus unterschieden erkl\u00e4rt.\nIch nun glaube sehr entgegengesetzte Ansichten verfechten zu d\u00fcrfen. Es ist mir, wenn mich nicht alles t\u00e4uscht, gelungen, jenen hundertj\u00e4hrigen Traum der Physiker und Physiologen von der Einerleiheit des Nervenwesens und der Elektricit\u00e4t, wenn auch in etwas abge\u00e4nderter Gestalt, zu lebensvoller Wirklichkeit zu erwecken.\nIch weise, in allen Theilen des Nervensystemes aller Thiere, elektrische Str\u00f6me nach, welche die Nadel eines empfindlichen Multiplicators an die Hemmung zu werfen verm\u00f6gen. Dasselbe ist f\u00fcr alle Muskeln aller Thiere der Fall. Ich zeige, dafs diese Str\u00f6me bestimmte Ver\u00e4nderungen erleiden in dem Augenblicke, wo im Nerven der Bewegung und Empfindung vermittelnde Vorgang, im Muskel die Zusammenziehung stattfindet. F\u00fcr den Muskelstrom wenigstens bin ich im Stande, sein Dasein, und das Dasein der n\u00e4mlichen Ver\u00e4nderung desselben bei der Zusammenziehung auch am lebenden ganz unversehrten thierischen K\u00f6rper darzuthun. Ja ich lehre den menschlichen K\u00f6rper durch Vermittelung eines Kupferdrahtes die Magnetnadel in der F erne nach Willk\u00fcr bald hiehin, bald dorthin ablenken. Ich habe endlich eine Hypothese ersonnen, welche von allen diesen und vielen anderen Erscheinungen, die der Zitterfische mitinbegriffen, einfache Rechenschaft abzulegen scheint in dem Sinne, dafs die hier nach Aufsen bemerkbar werdenden elektrischen Ver\u00e4nderungen nicht blos gleichg\u00fcltige Beglcitzeichen, sondern die wesentliche Ursache sind der inneren Bewegungen, aus denen sich der Vorgang in den Nerven bei der Innervation, in den Muskeln bei ihrer Th\u00e4tigkeit zusammensetzt.\nAlles dieses ist hier nicht, wie so oft, wenn bereits \u00e4hnliche Behauptungen in die Welt gesetzt wurden, die","page":0},{"file":"a0016.txt","language":"de","ocr_de":"XY1\nVorrede.\nFolge einer fl\u00fcchtigen Eingebung, einiger hastigen, nur einmal und nur zweifelhaft gegl\u00fcckten Beobachtungen. Es ist, wie aus dem Vorigen erhellt, die Frucht mehrj\u00e4hrigen angestrengten Fleifses und gewissenhafter Pr\u00fcfung. F\u00fcr fast alle wichtigeren Versuche kann ich die ersten Gelehrten, deren Deutschland sich r\u00fchmt, als die sachkundigsten und gewichtigsten Zeugen anrufen. Allein wie lange mufs ich f\u00fcrchten, dafs es dauern werde, bis es .mir gelungen sein wird, jenes herk\u00f6mmliche Mifstrauen zu entwurzeln, welches so eng verwachsen ist mit den Ueberzeugungen des jetzt lebenden Geschlechtes von Forschern? Aus welchem Rechte darf ich mir schmeicheln, einen Widersacher gl\u00fccklich zu bestehen, dessen Leistungen wenigstens das gesammte Ausland l\u00e4ngst ungetheilten Beifall zu zollen gewohnt ist?\nDazu kommt noch, um meine Besorgnifs zu erh\u00f6hen, die ungemeine Schwierigkeit des Gegenstandes.\nEr verlangt zu seiner Bew\u00e4ltigung nicht nur eine geh\u00f6rige Vertrautheit mit dem Bau und den Verrichtungen der thierischen K\u00f6rper, sondern auch die Kenntnifs der verwik-kclten Gesetze der Elektricit\u00e4tslehre. Ist die crstcre bei Physikern von Fach, insbesondere bei Elektrikern, eine seltene Erscheinung, so haben auf der anderen Seite die Physiologen bisher nur wenig Veranlassung gehabt, sich die letztere anzueignen.\nAber diese doppelte Bef\u00e4higung vorausgesetzt, giebt es auch noch, im Laufe der Untersuchung selber, abschreckende Hemmnisse genug. Es entfaltet sich hier, etwa wie im Gebiete des Elektromagnetismus oder der Induction, eine F\u00fclle ganz neuer und eigenth\u00fcmlicher Beziehungen. Es sind gewisse Grundgesetze aufzufassen, die, einmal zu sicherem Bewufstsein gediehen, in der Folge zwar zu grofser Klarheit gereichen, aber von Anfang an ein inniges Durchdringen verlangen, wenn nicht das Ganze als ein unbegreiflich verschlungener Irrgarten erscheinen soll.\nAn vielen Stellen reichen die unmittelbar gegebenen","page":0},{"file":"a0017.txt","language":"de","ocr_de":"Vorrede.\nXVII\nLehren des Galvanismus, der Induction u. s. w. nicht aus, um die Erscheinungen zu verstehen. Alsdann tritt, wie so h\u00e4ufig in der organischen Physik, die Nothwendigkeit ein, sich zun\u00e4chst selber die allgemeinen Lehns\u00e4tze zu schaffen, deren man bedarf. Die Behandlung rein physikalischer Aufgaben kommt daher nur zu oft den Gang der Forschung zu unterbrechen und zu verz\u00f6gern, und leider liegt es in der Natur der Dinge, dafs diese Aufgaben meist zu den dunkelsten geh\u00f6ren.\nEndlich die einfachsten Versuche erfordern hier ein ungew\u00f6hnliches Aufgebot an Geduld, an Sorgfalt, an tausend kleinen Kunstgriffen und zuletzt noch an Vorrichtungen, von denen ein guter Theil bisher ganz unbekannt gewesen, die \u00fcbrigen aber zum wenigsten den Physiologen sehr zur Seite gelegen haben. Wie lange hat es gew\u00e4hrt, bis der Gebrauch des Mikroskopes sich allgemeiner verbreitet hat, eines Instrumentes, welches auf dem Tische des Beobachters seinen Zweck erf\u00fcllt, wie es aus der Werkst\u00e4tte des K\u00fcnstlers kommt. Und wie viel schwerer, als sogar zartere mikroskopische Untersuchungen, ist selbst der gr\u00f6bste tlnerisch-elektrische Versuch, die Darstellung z. B. des Nomu\u2019schen Froschstromes, welche ja auch Valentin so vollst\u00e4ndig mifs-gliickt ist. Der Multiplicator, wie ihn der Mechaniker zu liefern vermag, ist nicht, gleich dem Barometer, dem Thermometer, einem winkelmessenden Instrumente, ein fertiges Kunstwerk, welches nur der Frage harrt, um Antwort zu ertheilen. Er ist wie eine noch nicht justirte Wage, der die redende Seele des feinen Gleichgewichtes erst eingehaucht werden soll. Hier ist es ganz in die eigene Hand des Forschers gelegt, aus dem Instrumente das zu machen, dessen er bedarf, durch seine Aufstellung und durch die Abgleichung der zarten Kr\u00e4fte, welche das magnetische System regieren. Und ist nun auch das strompr\u00fcfende Mittel in h\u00f6chster Vortrefflichkeit bereit und gegeben, so beginnt erst die unabsehbare Reihe der Vorkehrungen, durch welche man sich\nb","page":0},{"file":"a0018.txt","language":"de","ocr_de":"XVIII\nVorrede.\nzu sichern hat gegen das immer wiederkehrende Schreckbild des Beobachters in diesem Gebiete, die T\u00e4uschungen n\u00e4mlich durch fremde, nicht von den thierischen Gebilden ausgehende elektromotorische Wirkungen.\nSo kann ich die Furcht nicht unterdr\u00fccken, dafs sich nur wenige Physiologen linden werden, die sich\u2019s nicht ver-driefsen lassen, sich mit der Elektricit\u00e4tslehre vertraut zu machen, um dem Gange meiner Er\u00f6rterungen folgen zu k\u00f6nnen. Ich frage mich, wie viele sich wohl dazu verstehen werden, diesen oft sehr beschwerlichen Gang, wie es zum Verst\u00e4ndnifs unerl\u00e4fslich ist, von Anfang an bed\u00e4chtig fortschreitend mit mir durchzumachen, in einer Zeit, wo t\u00e4glich neue Erscheinungen von gebieterischer Wichtigkeit sich zur Kenntnifsnahme aufdr\u00e4ngen. Endlich nur mit geringer Zuversicht getraue ich mir, zur eigenen thats\u00e4chlichen Pr\u00fcfung meiner Behauptungen aufzufordern, den Versuch als Schiedsrichter anzurufen zwischen dem Vorurtheil und dem Ergebnifs der Untersuchung, zwischen Matteucci\u2019s Lehre und der meinigen. Es ist hier so viel leichter, verneinende oder zweideutige Antworten zu erhalten, als klar bejahende. Es ist so viel bequemer, f\u00fcr ein Spiel der Einbildung auszugeben, was in Wirklichkeit zu setzen einem nicht gelingen will. Ich selber habe, wie oben berichtet wurde, ein volles Jahr zugebracht, ehe ich die ersten brauchbaren Erfolge erzielte. Ich gebe zu, dafs ich in der Kunst des Ver-suchens ein Neuling, dafs alle die Methoden, welche nun geschrieben stehen, noch zu finden waren. Ich bringe in Anschlag eine Individualit\u00e4t, der es nun einmal beschieden ist, nur dadurch sich zum Rechten hinzutasten, dafs sie vorgehend alle M\u00f6glichkeiten des Irrens ersch\u00f6pft. Aber bei alledem kann ich nicht umhin zu besorgen, dafs auch jetzt noch diejenigen, welche sich der Wiederholung meiner Beobachtungen unterziehen wollen, eine lange und verdriefsliche Schule zu bestehen haben werden.\nIndem ich diese Bedenken er\u00f6ffne, habe ich zugleich den","page":0},{"file":"a0019.txt","language":"de","ocr_de":"Vorrede.\nXIX\nGrund gelegt zu meiner Rechtfertigung gegen einige Vorw\u00fcrfe, denen die von mir befolgte Darstellungsweise unterliegen d\u00fcrfte. Ich hin gefafst darauf, einer unertr\u00e4glichen Breite angeklagt zu werden. Man wird mich beschuldigen, durch endlose geschichtliche Entwickelungen, durch umst\u00e4ndliche Darlegung mancher Punkte aus der anorganischen Elektricit\u00e4tslehre, den Umfang des Werkes, statt ihn nach Kr\u00e4ften zu verkleinern, vielmehr vollends \u00fcber die Geb\u00fchf angeschwellt, den Kern meiner eigenen Arbeiten aber ver-schwemmt zu haben. Was diese selber betrifft, so wird man verleitet sein mir vorzuhalten, ich h\u00e4tte h\u00e4ufig dem Leser ersparen k\u00f6nnen, die Umwege mitzumachen, die meine Kurzsichtigkeit oder mein Mi\u00dfgeschick mir selbst bereitet. Es w\u00e4re nicht immer noting gewesen, ihn Theil nehmen zu lassen an der Berathung \u00fcber die zu befolgenden Versuchsplane und Methoden, anstatt ihm sogleich das Richtige herauszusagen. Endlich bei Beschreibung der neuen Versuchsweisen und Vorrichtungen sei ich nicht selten zu Einzelheiten herabgestiegen, welche ich besser unterdr\u00fcckt h\u00e4tte, da sie den blofsen Leser nur verwirrten, und wer die Beobachtungen zu erneuern beabsichtige, auch wohl von selbst darauf gekommen sein w\u00fcrde.\nNicht unbedacht habe ich mich indefs, wie schon bemerkt, diesen R\u00fcgen blofsgestellt. Die geschichtlichen Auseinandersetzungen erf\u00fcllen einen mehrfachen Zweck. Sie haben einmal, als literarhistorische Forschungen, an und f\u00fcr sich ihre Berechtigung. Wer diese grunds\u00e4tzlich leugnet, dem gebe ich sie gerne preis. Ich selber hielt sie wenigstens nicht f\u00fcr \u00fcberfl\u00fcssig, wenn nun wirklich f\u00fcr die thie-rische Elektricit\u00e4t die Zeit gekommen sein soll, einen dauernden und w\u00fcrdigen Platz in der Wissenschaft einzunehmen. Ich f\u00fchlte aber \u00fcberdies gleichsam eine pers\u00f6nliche Verpflichtung, diesen Theil der hier zu verrichtenden Arbeit keinem andern zu \u00fcberlassen, wegen der seltenen H\u00fclfsmittel, die ich mir zu Gebote gestellt sah. Die Herren Jon. M\u00fcller,\nb*","page":0},{"file":"a0020.txt","language":"de","ocr_de":"XX\nVorrede.\nDove, Poggendorff , Rie s s und Andere er\u00f6ffneten mir ihre reichen B\u00fcchersch\u00e4tze, und Herr Pertz gestattete mir, mit besonderer Zuvorkommenheit, den m\u00f6glichst uneingeschr\u00e4nkten Gebrauch der K\u00f6niglichen Bibliothek. Aber auch nicht einmal einen ferneren Aufschub schienen mir diese Studien ertragen zu k\u00f6nnen. Es handelte sich hier an sehr vielen Punkten nicht blofs darum, mehr oder weniger interessante Beitr\u00e4ge zur Entwickelungsgeschichte der Wissenschaft zu liefern. Sondern es galt zugleich, der Verbreitung von Irr-th\u00fcmern zu steuern, welche Schriftsteller des Auslandes in grofser Anzahl und mit so vollkommener Zuversicht ausge-s\u00e4et haben, dafs auch die sonst wohl besser unterrichteten Deutschen Gelehrten ihren Behauptungen ohne Anstand gefolgt sind. I nd zwar ist dies grofsentheils, wie so h\u00e4ufig, auch hier wieder einmal auf Kosten Deutschen Verdienstes geschehen. Ich freue mich, dafs cs mir Vorbehalten war, unseren Ritter wieder einzusetzen in den Besitz der von ihm entdeckten \u00bbModificationen der Erregbarkeit durch \u00bbgeschlossene Ketten\u00ab, den ehrw\u00fcrdigen Pfaff in Kiel aber in den ihm geb\u00fchrenden des \u00bbGesetzes der Zuckungen\u00ab, unstreitig des wichtigsten Fundes im Gebiete der elektrischen Reizversuche.\nIn einer andern R\u00fccksicht jedoch waren ausgedehnte geschichtliche Mittheilungen in diesem Werke sogar nicht zu vermeiden. Als, bald nach dem Anf\u00e4nge dieses Jahrhunderts, die thierische Elektricit\u00e4t und gleichzeitig die elektrischen Reizversuche in Vergessenheit geriethen, wurde von den Physiologen, so zu sagen, das Kind mit dem Bade ausgesch\u00fcttet. Allerdings war, ihrer ganzen damaligen Anlage nach, die Untersuchung verfehlt, und bei dem Mangel an einem feinen strompr\u00fcfenden Werkzeuge auch keine Aussicht f\u00fcr die n\u00e4chste Zukunft vorhanden. Allein doch nicht ganz fruchtlos hatten M\u00e4nner wie Galvani, Volta, Pfaff, von Humboldt, Ritter, sich anderthalb Jahrzehnde hindurch mit diesen Dingen besch\u00e4ftigen k\u00f6nnen. Die Literatur","page":0},{"file":"a0021.txt","language":"de","ocr_de":"V o r r e d e.\nXXI\njener Zeit enth\u00e4lt eine ungeheure Menge von wohl beobachteten, wenn auch oft falsch gedeuteten, und zum Theil \u00e4ufserst wichtigen Thatsachen. Wegen der herrschenden Vorurtheile, der besondern Natur des Gegenstandes, wegen des vorwiegenden morphologischen Interesses, endlich auch wohl der Entlegenheit, Verstreutheit und schweren Zug\u00e4nglichkeit der Quellen sind diese Thatsachen in der neuern Physiologie fast ganz unbeachtet geblieben. Dasselbe gilt von einigen sp\u00e4teren Arbeiten, namentlich Itali\u00e4nischer Forscher. Es war nicht nur \u00fcberhaupt an der Zeit, solche Sch\u00e4tze wieder in Umlauf zu setzen, sondern f\u00fcr meine Zwecke, wie die Folge lehren wird, auch durchaus unerl\u00e4fslich. Ich inufste die Physiologen, bevor ich ihnen meine eigenen Arbeiten darlegen konnte, zuerst wieder auf den verlassenen Standpunkt zur\u00fcckf\u00fchren, den die Wissenschaft hier wirklich schon einmal eingenommen hat, wie nun Mancher vielleicht nicht ohne Erstaunen inne werden wird. Ich mufste dabei um so gr\u00fcndlicher verfahren, als ich nicht selten ge-n\u00f6thigt war, eine Sammlung \u00e4lterer fremder Zeugnisse f\u00fcr die Richtigkeit einer Thatsache an die Stelle eines eigenen eintreten zu lassen. Das hier umzubrechende Feld dehnt sich, bei n\u00e4herer Besichtigung, zu unabsehbar aus, als dafs es mir bereits h\u00e4tte m\u00f6glich sein k\u00f6nnen, auf allen Punkten selbst Hand an\u2019s Werk zu legen.\nMatteucci's Arbeiten in der Ausf\u00fchrlichkeit zu ber\u00fccksichtigen, wie dies geschehen ist, hatte ich die gewichtigsten Gr\u00fcnde. Dieser Forscher befolgt, seit langen Jahren, in der Ver\u00f6ffentlichung seiner Ergebnisse eine eigene Taktik. In unz\u00e4hligen Aufs\u00e4tzen in den verschiedensten Zeitschriften sieht man ihn denselben Stoff, oft in unver\u00e4nderter Gestalt immer wieder als etwas Neues vou Wichtigkeit Vorbringen. Er flicht dann in diese Aufs\u00e4tze, die man f\u00fcglich als Plagiate an sich selbst bezeichnen k\u00f6nnte, ein paar wirklich neue Versuche ein, die jedoch h\u00e4ufig auch nur als unwesentliche Ab\u00e4nderungen \u00e4lterer erscheinen, oder ein paar Betrachtungen,","page":0},{"file":"a0022.txt","language":"de","ocr_de":"XXII\nV o r r e cl e.\nwelche die Bl\u00f6fse derartiger Leistungen sp\u00e4rlich verdecken. Man kann sich denken, welche namenlose Verwirrung ein solches Beginnen zuletzt in der Literatur anzustiften vermag. Ich habe die M\u00fche nicht gescheut, aus allen Arbeiten Matte\u00fccci\u2019s, deren ich habhaft werden konnte, die eigentliche Summe seiner Ergebnisse auszuziehen, sie passend zu ordnen oder in die Darlegung meiner eigenen Untersuchungen einzuweben, und mit den Parallelstellen aus den Franz\u00f6sischen, Deutschen und Englischen Zeitschriften zu versehen. Ich glaube nicht, dafs mir darin eine wesentliche Auslassung begegnet ist. Ich habe aber dabei nicht allein den Zweck im Auge gehabt, jener Verwirrung in der Literatur nach Kr\u00e4ften abzuhelfen, sondern es mufste mir auch daran liegen, den Leser mit Mati'f.ucci\u2019s Leistungen auf das Genaueste bekannt zu machen. Unsere Ergebnisse sind nicht selten imWidcr-spruch. Dann mufste ich die Sachlage schildern wie sie ist, oder zeigen k\u00f6nnen, worin ich glaube, dafs die gr\u00f6fsere Berechtigung meiner Thatsachen oder Ansichten begr\u00fcndet sei. An fast allen Punkten bin ich, wenn ich nicht irre, ziemlich weit \u00fcber Matteucci hinausgestiegen. Es konnte mir nicht gleichg\u00fcltig sein, meinen Vorsprung dadurch f\u00fchlbar zu machen, dafs ich die Stufe bezeichnete, auf welcher Jener noch zur Stunde verharrt. Mattedcci hat gesucht, sich Ergebnisse anzueignen, die ich Jahre vor ihm bereits ver\u00f6ffentlicht hatte. Ich war mir schuldig, diese Beeintr\u00e4chtigung meiner Rechte nicht unger\u00fcgt vor\u00fcbergehn zu lassen. Endlich je leichter es der Physiker zu Pisa mit dem Begriff des literarischen Mein und Dein zu nehmen gewohnt ist, um so peinlicher bin ich \u00fcberall beflissen gewesen, auch das kleinste Verdienst, welches er sich hier wirklich erworben, in m\u00f6glichst helles Licht zu setzen.\nWas ich von kritisch-historischen Mittheilungen in diesem Werke nunmehr wirklich bereue, ist, auf Valentin\u2019s thierisch - elektrische Untersuchungen eingegangen zu sein. Die Sache selber konnte dabei nicht gewinnen; es lag mir","page":0},{"file":"a0023.txt","language":"de","ocr_de":"Vorrede.\nXXIII\nnur daran, die seltsame T\u00e4uschung aufzudecken, in welcher dieser Gelehrte und die Schaar seiner Verehrer sich befinden hinsichtlich der Bef\u00e4higung desselben zu Arbeiten, welche physikalische Kenntnisse und Durchdrungensein mit dem Geiste der physikalischen Forschung verlangen. Dasselbe hatte sich wohl bereits Ludwig vorgesetzt. Allein seine nicht laut genug erhobene Stimme verhallte, wie mir schien, ohne hinl\u00e4ngliche Wirkung. Jetzt ist dieser Zweck jedoch wohl als erreicht zu betrachten durch Volkmann\u2019s \u00bb Streif-\u00bbz\u00fcge im Gebiete der exacten Physiologie. Eine Streit-\u00bbschrift gegen Herrn Professor G. Valentin\u00ab (Leipzig 1847). Meine Kritik war, als dieselben herauskamen, l\u00e4ngst gedruckt. Ich kann es daher nur beklagen, wenn sie jetzt, durch die Verz\u00f6gerung der Herausgabe meines Werkes, als ein Kriegf\u00fchren gegen Besiegte sich darstellt, und dadurch der Schein muthwilliger Streitsucht auf mich geladen wird.\nWenn ich an verschiedenen Orten Erl\u00e4uterungen aus der reinen Elektricit\u00e4tslehre gegeben habe, so ist meine Absicht dabei gewesen, den Physiologen zum Verst\u00e4ndnifs be-h\u00fclflich zu sein, bei welchen ich diese Kenntnisse nicht voraussetzen konnte. Ich habe dies vornehmlich da gethan, wo es sich um Punkte handelte, welche erst eben an\u2019s Licht gezogen, oder noch in der Verhandlung begriffen, in den gangbaren physikalischen Lehrb\u00fcchern noch nicht erw\u00e4hnt sind, oder um Einzelheiten, welche zwar hier von Bedeutung erscheinen, ihrer sonstigen Geringf\u00fcgigkeit halber jedoch nicht pflegen in allgemeinen Werken der Art ber\u00fccksichtigt zu werden. So wird den Physiologen wenigstens zum Theil die M\u00fche erspart sein, selber die Quellen in den physikalischen Zeitschriften nachzuschlagen. F\u00fcr diejenigen, welche nach fernerer Aufkl\u00e4rung verlangen, sind sie \u00fcbrigens auch stets in gen\u00fcgender Vollst\u00e4ndigkeit beigef\u00fcgt. Fast immer habe ich dabei den Standpunkt des elektrischen Wissens im Sinne gehabt, wie es sich dargelegt findet in","page":0},{"file":"a0024.txt","language":"de","ocr_de":"XXIV\nVorrede.\n\u00cf echner\u2019s unsch\u00e4tzbarem : \u00bbLehrbuch des Galvanismus und \u00bbder Elektrochemie\u00ab (Leipzig 1829, als dritter Band der Uebersetzung des Bior\u2019schen Werkes).\nHinsichtlich der Weitl\u00e4ufigkeit in der Auseinandersetzung meiner eigenen Arbeiten m\u00f6ge nachstehendes zu meiner Entschuldigung dienen. Ich habe oben die Hindernisse aufgez\u00e4hlt, welche sich aller Wahrscheinlichkeit nach der Verbreitung meiner Ansichten entgegenstellen werden. Wie konnte ich hoffen, diesen hemmenden Einfl\u00fcssen besser zu begegnen, als indem ich den Leser gleichsam zum Theilnehmer an der geistigen Arbeit, zum inneren Augenzeugen der Versuche zu machen strebte? Wie konnte ich ihm in jedem Augenblicke die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges klarer zeigen, als wenn ich ihm die verschiedenen M\u00f6glichkeiten des Ausgangs, die ihm doch nur mehr oder weniger dunkel vorgeschwebt h\u00e4tten, selber vorhielt und ihn so gewisser-mafsen in Stand setzte, mir aus freiem Entschl\u00fcsse zu folgen? Endlich wie vermochte ich seine Zweifel an der Glaubw\u00fcrdigkeit meiner thats\u00e4chlichen Aussagen gr\u00fcndlicher zu besiegen, als durch eine immerhin bis ins Kleinliche ausmalende Anschaulichkeit des Vortrags? Meinen Nachfolgern auf diesem Gebiete aber, den Mitarbeitern, welche ich wohl zu gewinnen w\u00fcnschte, diesen gegen\u00fcber hielt ich es geradezu f\u00fcr meine Pflicht, keine Bemerkung, keinen Wink zu verabs\u00e4umen, wodurch ich glauben konnte, ihnen einen Tlieil des endlosen Aufwandes an Zeit, M\u00fche und Kosten zu ersparen, der den meisten meiner Versuche, ehe sie zu ihrer jetzigen Gestalt gelangten, voraufgegangen ist. Dies ist, wie mir scheint, allein die Art, wie die experimentelle Kunst fortzuschreiten vermag. So kann sich der Sp\u00e4terkommende immer auf die Schultern seines Vorg\u00e4ngers stellen. Er hat dann nicht n\u00f6thig, selber von vorne anzufangen. Er vergeudet dann keine Spannkr\u00e4fte, welche besser zum Weitersteigen verwendet werden, daran, sich erst zu der H\u00f6he zu erheben, die Jener bereits erstiegen hat.","page":0},{"file":"a0025.txt","language":"de","ocr_de":"Vorrede.\nXXV\nVon denselben Gesichtspunkten habe ich, unterst\u00fctzt durch die Gunst eines grofssinnigen Verlegers, beim Entwerfen der Kupfertafeln ausgehen d\u00fcrfen. Es ist in denselben nichts erspart, um so viel wie m\u00f6glich die wirkliche Anschauung der neuen Ger\u00e4thschaften und ihres Zusammenwirkens im Versuch zu ersetzen. Nur einige derselben habe ich ohne Schaden fortlassen zu k\u00f6nnen geglaubt, weil sie blofs zu einzelnen Versuchen von zweideutigem oder verneinendem Erfolg angewendet worden waren, und ihre gerade sehr schwierige Abbildung sich somit nicht der M\u00fche zu verlohnen schien. Meist habe ich, um die Verst\u00e4ndlichkeit der Zeichnung zu erh\u00f6hen, die perspectivische Art der Darstellung gew\u00e4hlt. Allerdings wird dadurch wiederum eine genaue Nachahmung der Vorrichtungen durch den Mechaniker schwerer gemacht, als wenn Aufrifs, Grundrifs und Durchschnitte gegeben w\u00e4ren. Allein dies will nichts sagen, da es hier selten auf bestimmte Mafsverh\u00e4ltnisse ankommt. Wo dies der Fall ist, finden sie sich beil\u00e4ufig im Text angegeben. Endlich zur Erl\u00e4uterung der mannigfaltigen Versuchsreihen selbst und der darauf bez\u00fcglichen Betrachtungen dienen viele mehr oder weniger schematische Abbildungen und auch einige mathematische Figuren.\nIn der That habe ich an mehreren Stellen nicht vermeiden k\u00f6nnen, von der mathematischen Darstellungsweise Gebrauch zu machen. Die Anwendung derselben in unserer Wissenschaft ist zwar noch sehr jung. Aber schon ist, von einer gewissen Seite her, der str\u00e4flichste Mifsbrauch damit getrieben worden. Es w\u00fcrde, nach den Vorg\u00e4ngen, auf welche ich anspiele, den Physiologen nicht zu verdenken sein, wenn sie von nun ab noch lange jeder Formel in einer organisch-physikalischen Auseinandersetzung mit argw\u00f6hnischem Blicke begegneten. Es w\u00fcrde nicht zu verwundern sein, wenn sie fortdauernd wenig Lust empf\u00e4nden, sich n\u00e4her zu befreunden mit der Handhabung jenes Werkzeuges der sch\u00e4rfsten Zergliederung, nachdem das Spielen","page":0},{"file":"a0026.txt","language":"de","ocr_de":"XXVI\nVorrede.\ndamit dem neuen Berner Iatromathematiker so \u00fcbel bekommen. Ein solches Ergebnifs w\u00fcrde nicht der kleinste Schade sein, den Valentin der Sache der \u00bbexacten Physiologie\u00ab zugef\u00fcgt h\u00e4tte. Ich hege die feste Ueberzeugung, dafs gerade die physikalisch-mathematische Forschungsweise, richtig angewendet, im Stande ist, der organischen Physik sehr wesentliche Dienste zu leisten.\nZwar auf das Ersteigen jenes ersehnten Gipfels aller theoretischen Naturwissenschaft, wo die tiefste Rechnung und die feinste Beobachtung sich zu gegenseitiger B\u00fcrgschaft die H\u00e4nde reichen, m\u00f6chte wohl in der Physiologie grofsen-theils Verzicht zu leisten sein. Dazu geh\u00f6rt einerseits, dafs man sich im Besitz mathematisch ausdr\u00fcckbarer Voraussetzungen \u00fcber den urs\u00e4chlichen Zusammenhang der Erscheinungen befinde, andererseits, dafs letztere der Messung unterworfen werden k\u00f6nnen. Beides wird in unserer Wissenschaft nur selten m\u00f6glich sein. In der \u00fcberwiegenden Mehrzahl der F\u00e4lle wird man sich begn\u00fcgen m\u00fcssen, ein Verfahren, gleich dem folgenden, mit mehr oder weniger Genauigkeit und Vollst\u00e4ndigkeit in\u2019s Werk zu setzen.\nEs wird begreiflich niemals verwehrt sein, sich die Gr\u00f6fse einer beobachteten Wirkung, welcher Art sie auch sei, als unbekannte Function aller der Umst\u00e4nde vorzustellen, welche darauf von Einflufs sind. Man wird nun einen von diesen Umst\u00e4nden vornehmen, ihn nacheinander im Versuch alle m\u00f6glichen Werthe durchlaufen lassen, deren er f\u00e4hig ist, indefs die \u00fcbrigen best\u00e4ndig erhalten werden, und die zugeh\u00f6rigen Werthe der Wirkung, so gut es angeht, beobachten. Dasselbe thut man nach einander auch mit den \u00fcbrigen Umst\u00e4nden. Es wird zweckm\u00e4fsig sein, f\u00fcr einen jeden Umstand die ihn betreffende Versuchsreihe unter m\u00f6glichst verschiedenen Bedingungen hinsichtlich der \u00fcbrigen Umst\u00e4nde, die best\u00e4ndig erhalten werden, zu wiederholen. Die Abh\u00e4ngigkeit der Wirkung von einem jeden Umstande stellt sich nun unter dem Bilde einer Curve dar, deren ge-","page":0},{"file":"a0027.txt","language":"de","ocr_de":"V o r r e d e.\nXXVII\nnaues Gesetz zwar unbekannt bleibt, deren Gang im Allgemeinen man aber doch meist wird entwerfen k\u00f6nnen. Fast immer wird es m\u00f6glich sein, zu entscheiden, ob die Function mit den untersuchten Ver\u00e4nderlichen wachse oder abnehme. In andern F\u00e4llen vermag man ausgezeichnete Punkte der Curve zu ermitteln, welcher der Sinn ihrer Biegung gegen die Abscisse sei, ob sie sich asymptotisch einem best\u00e4ndigen Werthe anschlicfse u. d. m.\nWeiter reicht, meines Erachtens, an den meisten Stellen der Physiologie beim jetzigen Stande der Dinge die Anwendbarkeit der mathematischen Zergliederung nicht. Auf unserem Gebiete vollends mufs sie auf dieser Stufe stehen bleiben. Aber so wird man mehrmals Gebrauch davon gemacht linden in den vorliegenden Untersuchungen. Daraus wird beil\u00e4ufig am besten hervorgehen, in wie fern die Methode bei dieser Einschr\u00e4nkung noch im Stande sei, wichtige Vortheile zu gew\u00e4hren. Bedenkt man, wie weit es von der Kenntnifs, zu dem eine Untersuchung in der angegebenen Weise f\u00fchrt, noch bis zu einer solchen ist, wodurch die Aufstellung einer empirischen Formel m\u00f6glich wird, und den vergleichweisen Unwerth einer solchen Formel, so kann es freilich den Anschein haben, als ob mit der ganzen Bem\u00fchung so gut wie nichts gewonnen w\u00e4re. Dies Urtheil w\u00fcrde jedoch voreilig sein. So seltsam dies dem Physiker klingen mag, schon das mufs ich an und f\u00fcr sich als einen Gewinn ansehen, dafs an der Hand dieser Methode der Forscher sich auch der verwickeltesten Erscheinung gegen\u00fcber stets bewufst bleiben wird, wie er es, in der Gr\u00f6fse der Wirkung, auf die er sein Augenmerk richtet, einfach zu thun hat mit einer unbekannten Function aller der bekannten und unbekannten Umst\u00e4nde, welche im Versuch Zusammentreffen. Wo einmal diese Einsicht zur zweiten Natur geworden, da wird sich schwerlich noch fernerhin ein Boden finden f\u00fcr das verhafste Unkraut gewisser physiologischer Erkl\u00e4rungsweisen,","page":0},{"file":"a0028.txt","language":"de","ocr_de":"XXVIII\nVorrede.\nwelche so traurig hemmend auf das Gedeihen der W issenschaft eingewirkt haben.\nSodann ist zwar stets die M\u00f6glichkeit vorhanden, dafs ein erw\u00fcnschter Zufall oder eine pl\u00f6tzliche Offenbarung dem gemessenen Schritte des methodischen Absuchens mit einem raschen Sprunge zuvorkomme, und es versteht sich von selbst, dafs es pedantische Thorheit sein w\u00fcrde, diese Vortheile, wo sie sich darbieten, von sich zu weisen. W7o in-defs kein gl\u00fccklicher W \u00fcrfel der Art fallen will; wo die freie Combination entschieden den Dienst verweigert: da streckt das beschriebene Verfahren noch immer eine li\u00fclf-reiche Hand entgegen. Und so sicher ist diese Hand, dafs man wohlthun wird, ihre F\u00fchrung selbst dann nicht zu verschm\u00e4hen, wenn man sich aufserdem durch Gl\u00fccksf\u00e4lle der bezeichneten Art beg\u00fcnstigt sieht. Man wird, bei dieser F\u00fchrung, stets auf dem k\u00fcrzesten Wege zu einer m\u00f6glichst vollst\u00e4ndigen Kenntnifs des nat\u00fcrlichen Vorganges ganz unfehlbar gelangen.\nEndlich k\u00f6nnen die in Gestalt von Curven gewonnenen Bestimmungen hinsichtlich der Abh\u00e4ngigkeit der beobachteten Wirkung von den verschiedenen ver\u00e4nderlichen Umst\u00e4nden h\u00f6chst unvollkommen sein, und doch zu \u00e4ufserst lehrreichen Wahrnehmungen und Folges\u00e4tzen Gelegenheit geben, die in der That auf keine andere Weise zu erlangen gewesen w\u00e4ren. Ja sie k\u00f6nnen z. B. in F\u00e4llen, wo ausnahmsweise \u00fcber die Gestalt jener Curven theoretische Voraussetzungen zu Gebote stehn, einen sicheren und f\u00fcr die Richtigkeit dieser Voraussetzungen entscheidenden Vergleich der beobachteten mit der erwarteten Gestalt zulassen. Dies wird allerdings nicht stattfinden, wenn die Gestalt eine ganz einfache ist, also auf blofses Ansteigen von Ordinatenwerthen nach einem gewissen Gesetze hinausl\u00e4uft. Aber wo die Curven recht hervorstechende Eigenschaften besitzen, da wird es m\u00f6glich werden, auch mit H\u00fclfe roherer Bestimmungen zu einem Grade von Gewifsheit zu gelangen, welcher demjenigen","page":0},{"file":"a0029.txt","language":"de","ocr_de":"V o r r e d e.\nXXIX\nwenig nachgiebt, den man unter g\u00fcnstigeren Verh\u00e4ltnissen bei minder ausgezeichneter Beschaffenheit der Curven durch Gegen\u00fcberstellen berechneter und beobachteter Zahlenwerthe zu erreichen vermag.\nNat\u00fcrlich kann es hier nicht meine Absicht sein, eine genaue Anweisung zu ertheilen, wie man die Ergebnisse des empfohlenen Verfahrens behufs weiterer Fortschritte auszubeuten habe. Dies mufs begreiflich der Sachlage in jedem einzelnen Falle zur Bestimmung \u00fcberlassen bleiben. Es giebt bekanntlich nichts schwierigeres, als dergestalt die Regeln einer verwickelten Th\u00e4tigkeit zu abstrahiren, die man so wenig mit Bewufstsein auszu\u00fcben pflegt, als man sie mit einem Schlage erlernt. Es mufs vielmehr dem Bem\u00fchen des Einzelnen \u00fcberlassen bleiben, sich durch Uebung der Vortheile zu bemeistern, zu denen der Weg nur in allgemeinen Z\u00fcgen vorgezeichnet werden kann. Weder also w\u00fcrde eine solche Anweisung an und f\u00fcr sich von Nutzen sein, noch w\u00fcrde sie auf der anderen Seite dienen, den Physiologen ein lockendes Bild von jenen Vortheilen auszumalen. Denn es ist eine gel\u00e4ufige Erfahrung, z. B. gerade in der Mathematik, der Mechanik, dafs noch so fruchtbare Grunds\u00e4tze, gleich einer Leuchte in unbegrenzter Nacht, ohnm\u00e4chtig und unbedeutend sich darstellen, bis man sie ihren Schein hat werfen lassen auf einen bestimmten, gen\u00e4herten Gegenstand. Somit verweise ich lieber nochmals auf die betreffenden Punkte der Untersuchung selbst, um Sinn und Gehalt des hier nur Angedeuteten an wirklichen Beispielen einsichtlich zu machen.\nF\u00fcr den mit sogenannten qualitativen Untersuchungen besch\u00e4ftigten Physiker bedarf es nicht erst einer solchen Pr\u00fcfung. Seine Arbeiten bewegen sich unter dem Drucke \u00e4hnlicher, wenn gleich leichterer Fesseln, wie die unsrigen. Er ist daher l\u00e4ngst gew\u00f6hnt, innerhalb der ihm verstatteten Grenzen den Gebrauch von der physikalisch-mathematischen Forschungsweise zu machen, den ich eben zu schildern ver-","page":0},{"file":"a0030.txt","language":"de","ocr_de":"XXX\nVorrede.\nsucht habe. Ihm hat also auch in dem Gesagten nichts begegnen k\u00f6nnen, was ihm nicht schon sattsam vertraut w\u00e4re. Er vergesse aber nicht, beim Urtheil \u00fcber die Statthaftigkeit und Zeitgem\u00e4fsheit dieser Auseinandersetzung, dafs ihr Zweck vornehmlich ist, mathematische Betrachtungen \u00fcber organisch-physikalische Gegenst\u00e4nde einzuf\u00fchren bei den Physiologen, welche in diesem Augenblicke theils eingenommen sind gegen diese Art der Behandlung von Aufgaben aus dem Gebiete der Lebensvorg\u00e4nge, theils noch sehr im Unklaren verharren \u00fcber das Wesen der physikalisch-mathematischen Methode, so viel sie dieselbe auch neuerdings im Munde f\u00fchren. Wie sollte dem anders sein, da sie meistens nur die morphologische, \u00e4rztliche und h\u00f6chstens die chemische Bildung hinter sich haben, und ihre Kenntnifs jener Methode sich somit nur zu h\u00e4ufig auf das beschr\u00e4nken mag, was sie aus Valentin\u2019s Lehrbuch sich haben entnehmen k\u00f6nnen. Ich vermag in diesem Bez\u00fcge eine Bemerkung nicht zu unterdr\u00fccken, die mir in mehrfacher R\u00fccksicht gerechtfertigt erscheint.\nEs hat sich, wenn icli nicht irre, unter den Physiologen die Meinung Eingang verschafft, das Wesentliche der physikalisch-mathematischen Methode bestehe in dem Streben, alle Beobachtung nur sofort an Mafs und Zahl zu binden. Es giebt viele, welche glauben, dafs schon allein mit der Gewinnung \u00bbexacterer numerischer Daten\u00ab, um mit der Schule zu reden, hier Alles gethan sei. Ja es fehlt nicht an solchen, f\u00fcr welche die Fl\u00e4chen- und Cubikinhaltberech-nungen, in denen sich jenes Lehrbuch mit so grofser Vorliebe ergeht, als vollg\u00fcltige Muster dastehen der Anwendung der Mathematik in der Physiologie.\nJener Vorstellung liegt zum Theil etwas Richtiges zu Grunde. Der Werth einer zuverl\u00e4ssigen Zeit-, Mafs- oder Gewichtsbestimmung wird geh\u00f6rigen Ortes unsch\u00e4tzbar sein. Eine Bestimmung der Art kann unentbehrlich werden, wo es sich um praktische Zwecke handelt. Auch ist es gewifs","page":0},{"file":"a0031.txt","language":"de","ocr_de":"V (irre d e.\nXXIX\nl\u00f6blich, zum Besten kommender Geschlechter Constanten der Natur schon jetzt festzustellen. Die physikalisch-mathematische Forschung unterl\u00e4fst denn auch in der That nie, wo es irgend angeht, zu messen, zu w\u00e4gen oder die Zeit zu z\u00e4hlen.\nIrrth\u00fcmlich aber ist die angedeutete Meinung in so fern, als sie gerade das Wesen der Methode in diese Eigenth\u00fcm-lichkeit setzt, welche man doch mit eben dem Rechte auch nur f\u00fcr eine zuf\u00e4llige Aeufserlichkeit derselben ausgeben k\u00f6nnte. Die Gewinnung von Zahlenwerthen ist eine nat\u00fcrliche Erg\u00e4nzung des Verfahrens, welche nicht entbehrt werden kann, wenn es seine ganze Macht entfalten soll. Aber der eigentliche Kern desselben ist sie darum noch nicht. Wenn das Streben danach in der Physik, der man nachzueifern w\u00fcnscht, \u00fcberall so entschieden hervortritt, so beruht dieser mifsleitende Schein nur darauf, dafs hier die einfache Natur der Gegenst\u00e4nde die Anwendung der Methode in einer Vollkommenheit zul\u00e4fst, wobei sie sich der Mafsbestim-mung weder zu entschlagen braucht, noch sich ihr l\u00e4nger ohne Nachtheil entziehen kann.\nDer wahre Keim der Methode also, der Anfang der physikalisch-mathematischen Behandlungsweise, liegt in etwas Anderem. Er ist vielmehr zu suchen in dem Streben, sich den urs\u00e4chlichen Zusammenhang der nat\u00fcrlichen Erscheinungen unter dem mathematischen Bilde der Abh\u00e4ngigkeit vorzustellen. Bei den Schwierigkeiten, welche die Natur der Gegenst\u00e4nde in der Physiologie diesem Streben entgegensetzt, nimmt alsdann die Th\u00e4tigkeit des Forschers nothgedrungen eben jene Gestalt an, die vorhin von mir Umrissen worden ist. Diese Art der Anschauung ist es, welche bisher in den meisten physiologischen Untersuchungen, auch solchen, die sich der h\u00f6chsten \u00bbExactit\u00e4t\u00ab befleifsigen, ganz vermifst wird, und von deren befruchtender Kraft, wenn es ihr erst gelingt, die etwas dicke Dotterhaut unserer Wissenschaft zu durchdringen, Vieles und","page":0},{"file":"a0032.txt","language":"de","ocr_de":"XXXII\nVorrede.\nGrofses zu erwarten steht. Ohne sie bleiben alle auch noch so genauen Mafsbestimmungen vorl\u00e4ufig eben so todt, eben so trocken und unerspriefslich, als das blofse Ausmessen der Theile einer Maschine und ihrer Leistungen zum Durchschauen ihres Spiels. Mit H\u00fclfe jener Anschauung dagegen wird man h\u00e4ufig, ich wiederhole es, die bedeutendsten Aufschl\u00fcsse erhalten sogar da, wo auch nicht einmal an die Gewinnung grob angen\u00e4herter Zahlenwerthe zu denken ist, wie f\u00fcr jetzt in der thierischen Elektricit\u00e4t. Dem Gewinn aber darf man selbst im schlimmsten Falle mit Bestimmtheit entgegensehen, dafs dadurch die Aufgaben auf die einfachste Form gebracht, die eigentlich zu beantwortenden Fragen in das hellste Licht gestellt, genug der klarste, der am leichtesten zu \u00fcberblickende Ausdruck unseres Wissens \u00fcber den zu erforschenden Punkt ganz von selbst gegeben sein werden.\nM\u00f6chte es mir gelingen, durch diese Betrachtungen zu bewirken, was ich mir nicht schmeicheln darf, durch meinen eigenen Vorgang herbeizuf\u00fchren. M\u00f6chten die Physiologen sich entschliefsen zur mathematischen Behandlungs-weise so vieler dazu geeigneten Aufgaben ihres Gebietes, aber innerhalb der richtigen, vor der Hand durch die Natur der Dinge gesteckten, und nicht so bald zu \u00fcberspringenden Schranken. M\u00f6chten sie sich nicht einsch\u00fcchtern lassen durch das Mifsgeschick Valentin\u2019s, dessen Irrth\u00fcmer zu einem guten Theile eben dem Umstande zuzuschreiben sind, dafs er sich nicht dergestalt zu bescheiden gewufst, sondern in einer sonst nur zu billigenden Richtung gleich gar zu hoch hinaus gewollt hat. Dieser war, allem seinem Formelwesen zum Trotz, des Geistes der physikalisch-mathematischen Methode im Grunde nicht voll und m\u00e4chtig. Ihm lag es nur im Sinn, sie der Form nach, ihre \u00e4ufsere Erscheinungsweise nachalnnend, aus der Physik in die Physiologie zu \u00fcbertragen. Unwissend, dafs ihm so zu sagen nur der letzte und h\u00f6chste Grenzwerth der Methode begegnet war, unbe-","page":0},{"file":"a0033.txt","language":"de","ocr_de":"Vorrede.\nXXXIII\nkannt mit dem allgemeinen Fall derselben, wollte er nur so gleich \u00fcberall berechnete und beobachtete Zahlenwerthe nebeneinanderstellen, wie er es in den physikalischen Lehrb\u00fcchern gesehen hatte. Dieser Flug war zu k\u00fchn. Kein Wunder, dafs das aufgeklebtc, nicht naturw\u00fcchsige Gefieder bald treulos hinwegschmolz, und nur dazu diente, aus erschwindelter H\u00f6he einen um so kl\u00e4glicheren Sturz vorzubereiten, je schimmernder und rauschender die ersten Fl\u00fcgelschl\u00e4ge erschienen waren.\nNoch von einer anderen Seite her droht den Physiologen Entmuthigung auf dem empfohlenen Wege. Allzuleicht l\u00e4fst sich, wie ich zu wissen glaube, die hochgestellte Kaste von Forschern, welche die gel\u00e4uterten Regionen der mathematischen Physik inne hat, durch den Glanz ihrer Errungenschaften verleiten zur v\u00f6lligen Mifsachtung von Bestrebungen, wie die angegebenen. Es ist zu begreifen, dafs ein so matter Widerschein ihrer eigenen Th\u00e4tigkeit ihnen nur armselig d\u00fcnkt. Es ist nicht zu verwundern, dafs der Nothbehclf der ersten rohen Anschauung, bei dem wir stehn zu bleiben gezwungen sind, ihnen als nichts Besseres vorkommt denn als die tiefste Unwissenheit selbst. Wir aber werden uns dadurch nicht irre machen lassen, und jene sollten, im stolzen Genufs der Vorz\u00fcge, die sie der Natur ihrer Gegenst\u00e4nde verdanken, doch nie vergessen, dafs im Gebirge schon ein Fufspfad willkommen ist; dafs der Bergsteiger auf diesem Pfade dem auf ebenem Schienengleise Dahinrollenden auch seine Art des Selbstgef\u00fchls entgegenzusetzen hat; dafs endlich Fufswege den Heerstrafsen, Hcer-strafsen den Eisenbahnen voraufgegangen sind. Mag immerhin, mit der hier auferlegten Entsagung, der physikalischmathematischen Methode gleichsam die Spitze abgebrochen sein. Der tiefen Nacht gegen\u00fcber, welche noch grofsentheils die Erscheinungen in den organischen Wesen umf\u00e4ngt, d\u00e4ucht uns die bezeichnete Stufe der Erkenntnifs, wo man sich zu ihr aufzuschwingen vermag, stets schon als ein","page":0},{"file":"a0034.txt","language":"de","ocr_de":"XXXIV\nV u v r e d e.\ndankens'werthes, nicht selten bereits als ein blendend helles Licht.\nIch habe nun noch dein Leser ein Glaubensbekenntnifs abzulegen \u00fcber einen Punkt, der mir sehr am Herzen liegt. Ich meine die allgemeinen Vorstellungen \u00fcber das Wesen des sogenannten Lebensvorganges und der dabei th\u00e4tigen Kr\u00e4fte. Ich weifs zwar, dafs ich hier nichts Neues vorzubringen habe. Ich habe auch keine Hoffnung, das Bekannte in eindringlicherer, \u00fcberzeugenderer Weise wiederzugeben, als cs schon viele Male ausgesprochen worden ist. Aber erstens w\u00fcnsche ich, dafs man nicht dar\u00fcber im Zweifel sei, unter welcher Flagge ich segle. Dies wird an manchen Stellen vielleicht dienen, den durs, den ich nehmen werde, wenigstens von meinem Standpunkt aus gerechtfertigt erscheinen zu lassen. F\u00fcr's zweite halte ich es f\u00fcr eines Jeden Pflicht, in solchem Kampfe gegen verj\u00e4hrte Vorurtheile, wo nur unaufh\u00f6rlich erneutes R\u00fctteln die dumpfe Macht des Widerstandes zu l\u00fcften vermag, es nicht an seinem, wenn auch noch so schwachem Arme fehlen zu lassen. Gerade weil solche Schlagworte wie die Vico-d\u2019Azyr\u2019s, die ich aus v. Humboldt\u2019s \u00bbVersuchen \u00fcber die (jereizte Muskel- und Nervenfaser\u00ab' entlehnt und als Wahlspruch dem ersten Bande dieses Werkes vorgesetzt habe; weil noch in neuerer Zeit solche Stimmen, wie die Schwan Vs \", Schleiden\u2019s 1 2 3, Lotze\u2019s4 und Anderer an vielen sonst hoch erleuchteten K\u00f6pfen spurlos vor\u00fcbergegangen sind; gerade deshalb steht mir die Nothwendigkeit um so dringender vor\n1\tTosen und Berlin 1797. S. daselbst Bd. II. S. 49. Anm. *\n2\tMikroskopische Untersuchungen \u00fcber die Uebereinstimmung in der Struclur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin 1839. S. 220. *\n3\tGrundz\u00fcge der wissenschaftlichen Botanik u. s. w. Bd. I. Leipzig 1842. Methodologische Einleitung \u00a7. n. Bd. II. 1843. S. 436. \u201d\nJ Allgemeine Pathologie und Therapie als mechanische Naturwissenschaften. Leipzig 1842. S. 19.\u201d\u2014Artikel: \u00bbLehen. Lebenskraft\u201c in Run. Wagner\u2019s Handw\u00f6rterbuch der Physiologie mit R\u00fccksicht auf physiologische Pathologie. Braunschweig 1842. Bd. I. S. xix. \u201d","page":0},{"file":"a0035.txt","language":"de","ocr_de":"V o r r e d e.\nXXXV\nAugen, das so oft und trefflich Gesagte nochmals auf meine Weise nach Kr\u00e4ften in die Welt hineinzurufen.\nBetrachtet man die unermefsliche Verwickelung der Lebens Vorg\u00e4nge ; hat man die Schwierigkeiten erfahren, welche aus der Natur der organischen Theile f\u00fcr jeden Versuch einer strengen Bestimmung erwachsen: so kann man sich des Gedankens kaum erwehren, dafs die Anwendungsart der Mathematik, wie sie oben als die bisher einzig m\u00f6gliche dargestellt wurde, in vielen Theilen der Physiologie, wie die erste, so auch die letzte und einzige Stufe sein d\u00fcrfte, welche zu ersteigen uns verg\u00f6nnt sein wird. Dies ist zu beklagen, da es so viel keifst, als dafs wir in diesen Theilen nie zu einem wirklichen Verst\u00e4ndnifs, n\u00e4mlich zu einer mechanischen Analysis der Vorg\u00e4nge gelangen werden. In noch anderen Theilen aber scheint es sogar, als ob nicht einmal zu einem solchen Anf\u00e4nge der begreifenden Zergliederung die Aussicht vorhanden sei.\nDadurch werden sich aber diejenigen, welche mit mir eines Sinnes sind, nicht ersch\u00fcttern lassen in der Ucberzeu-gung, dafs nichtsdestoweniger, wenn nur unsere Methoden ausreichten, eine analytische Mechanik s\u00e4mmtlicher Lebensvorg\u00e4nge m\u00f6glich w\u00e4re. Diese Ueberzeugung beruht auf der Einsicht, die ja schon Aristoteles besafs, dafs alle Ver\u00e4nderungen in der K\u00f6rperwelt in unserer Vorstellung zur\u00fcckkommen auf Bewegungen. Also auch jene Vorg\u00e4nge k\u00f6nnen nichts anderes sein als Bewegungen. Nun aber lassen sich alle Bewegungen schliefslich zerlegen in solche, welche erfolgen nach der zwei vorausgesetzte Stofftheilchen verbindenden Geraden, entweder in der einen, oder in der anderen Richtung. Also auf solche einfache Bewegungen m\u00fcssen auch die Vorg\u00e4nge in den organischen Wesen am letzten Ende zur\u00fcckf\u00fchrbar sein. Diese Zur\u00fcckf\u00fchrung w\u00fcrde eben eine analytische Mechanik jener Vorg\u00e4nge abgeben. Man sieht daher, dafs, wenn die Schwierigkeit der Zergliederung nicht unser Verm\u00f6gen \u00fcberstiege, die analytische Mechanik","page":0},{"file":"a0036.txt","language":"de","ocr_de":"XXXVI\nV o r r a 11 e.\nim Grunde reichen w\u00fcrde bis zum Problem der pers\u00f6nlichen Freiheit, dessen Erledigung Sache der Abstractionsgabe jedes Einzelnen bleiben mufs.\nAls Ursache der Bewegungen werden insgemein betrachtet die Kr\u00e4fte. Diese Vorstellung ist zwar grundlos; wir k\u00f6nnen aber vor der Hand dabei stehen bleiben, da das Unzul\u00e4ngliche davon erst bei einem vorger\u00fcckteren Stande der Untersuchung gef\u00e4hrlich zu werden anf\u00e4ngt. Da die Bewegungen in der Richtung der Kr\u00e4fte erfolgen sollen, so ist mit dem Vorhergehenden bereits ausgesprochen, dafs es weder in der anorganischen, noch der organischen Natur Kr\u00e4fte gebe, deren letzte Componenten nicht entweder einfach anziehende oder abstofsende, sogenannte Centralkr\u00e4fte seien. Man sieht daher, und bei dieser Bemerkung wollen wir es zun\u00e4chst bewenden lassen, dafs der einzige Unterschied, der noch denkbar ist zwischen den Vorg\u00e4ngen der anorganischen und denen der organischen Natur, zu Sachen sein w\u00fcrde in einer Verschiedenheit der Centralkr\u00e4fte, womit die Stofftheilchen in beiden ausger\u00fcstet gedacht werden.\nBei einem sehr abweichenden Ergebnifs hat sich, bis auf den heutigen Tag, die grofse Mehrzahl der Physiologen, Philosophen, kurz aller derjenigen beruhigt, die es zu ihrem Gesch\u00e4ft machten, \u00fcber das Wesen der Lebensvorg\u00e4nge nachzudenken. Ihre Ansichten sind zu dunkel und zu unbestimmt, als dafs sie mit Klarheit und Sch\u00e4rfe in einen Ausdruck zusammenzufassen w\u00e4ren. Im Allgemeinen aber laufen sie darauf hinaus, anzunehmen eine Lebenskraft als Ursache und obersten Ordner aller Lebenserscheinungen. Diese Kraft bewohne den ganzen K\u00f6rper, ihr unbewufst-bewufstes Wiesen treibend auf dem geheimnifsvollen, ja \u00fcbersinnlichen Hintergr\u00fcnde eines Schauplatzes, auf dessen \u00e4ufser-ster Vorb\u00fchne allein alles sinnlich Erreichbare, Erkl\u00e4rliche spielt. Sie sei im Innersten verschieden von allen physikalischen und chemischen Kr\u00e4ften, welche in der anorganischen Natur walten, und in Ewigkeit entzogen und unzug\u00e4nglich","page":0},{"file":"a0037.txt","language":"de","ocr_de":"V o r r e d e.\nXXXVII\nden ohnm\u00e4chtigen Methoden, die vermocht halten die Wirkungsweise dieser Kr\u00e4fte zu durchschauen. Vor ihr m\u00fcssen diese Kr\u00e4fte sich beugen. Es ist ihr gegeben, zu binden und zu l\u00f6sen, wie es ihr gef\u00e4llt. Sic bem\u00e4chtigt sich der eingef\u00fchrten Nahrungsmittel, macht sie zu belebter Materie, verwendet sie eine Zeit lang zu ihren Zwecken und stufst dann das Untauglichgewordene wieder von sich. Bei der Fortpflanzung \u00fcbertr\u00e4gt sie sich, ohne selbst etwas einzu-b\u00fcfsen, auf den Keim des neuen Gesch\u00f6pfs. Sie widersteht w\u00e4hrend des Lebens der feindseligen Gefr\u00e4fsigkeit des Sauerstoffs, der nach unserer Kohle lechzt. Sie verbietet der F\u00e4ulnifs Platz zu greifen, so lange sie Herr im Hause ist. Nach dem Tode jedoch zieht sie sich bescheiden und ohne dafs eine Spur von ihr \u00fcbrig bliebe hinter die Coulissen zur\u00fcck. Diese Dienstmagd f\u00fcr Alles besitzt \u00fcbrigens sehr mannigfaltige Kenntnisse und Fertigkeiten. Denn sie organis\u00e2t, assimilirt, secernirt, reproducirt, sie leitet die Entwickelung; resorbirt und unterscheidet noch dazu das Heilsame vom Gifte, das N\u00fctzliche vom Unbrauchbaren; sic heilt Wunden und macht Krisen; sie ist der letzte Grund der thierischen Bewegungen, der sogenannten Seele hilft sie wenigstens beim Denken u. d. in.\nIn der That, so traurig es ist, dafs solche Meinungen im Sinne Vieler sich noch immer das Dasein zu fristen im Stande sind, die Heiterkeit, welche ihre Abgeschmacktheit erregt, ist von den Eindr\u00fccken, die sie hervorrufen, doch bei weitem der \u00fcberwiegende. Es ist nun allerdings nicht zu leugnen, dafs dieselben sich, in dieser vollen Bl\u00f6fse, nicht so leicht mehr \u00fcber die Strafse wagen. Es sind, zu ihrer Verh\u00fcllung, allerlei Deckm\u00e4ntelchen erfunden worden. Allein selbst jene \u00bbGeifsel Gottes\u00ab, welche in unseren Tagen \u00fcber die Physiologen verh\u00e4ngt wurde, selbst Liebig, der sich in diesen Dingen gewifs des \u00e4ufsersten Radicalismus schmeichelt, er w\u00fcrde sich nicht weigern d\u00fcrfen, in dein obigen Gem\u00e4lde so manchen Zug seiner \u00bbLebenskraft\u00ab wie-","page":0},{"file":"a0038.txt","language":"de","ocr_de":"XXXVIII\nV o r r e d e.\nderzuerkennen, wie er sie in seiner Abhandlung \u00bb Ueber die \u00bbBewegungserscheinungen im Thier Organismus1\u00ab hoch auf den Schild erhebt. Wie denn \u00fcberhaupt bemerkt werden mufs, dafs der Glaube an die Lebenskraft keinesweges den Physiologen eigenth\u00fcmlich ist, sondern bei den anorganischen Naturforschern gleichfalls gefunden wird. Ja er ist hier vielleicht um so allgemeiner verbreitet und geniefst eines um so unbedingteren Vertrauens, als er mehr ein \u00e4ufserlich \u00fcberkommener ist und der Anstois zur eigenen Pr\u00fcfung ferner liegt.\nWie mir scheint, bedarf es nur einer solchen unumwundenen Schilderung der Lebenskraft, wie sie oben versucht wurde, um das Unhaltbare der ganzen Anschauungsweise ohne Weiteres einleuchten zu machen. Ich f\u00fcge hinzu das Verderbliche. Denn diese Lebenskraft ist die gem\u00fcth-liche Lagerst\u00e4tte, wo, nach Kant\u2019s Ausdruck, \u00abdie Vernunft zur Ruhe gebracht wird auf dem Polster dunkler Qualit\u00e4ten.\u00ab Sie ist der un\u00fcberspringbar breite Graben, von dem der Wettrenner auf der Bahn mit Hindernissen f\u00e4lschlich geh\u00f6rt hat, den er nun hinter jeder Hecke w\u00e4hnt, und dadurch moralisch gel\u00e4hmt wird. Dieses Gespenst mufs endlich gebannt werden. Und es d\u00e4ucht mir nicht so schwer, denen, welche kein Organ haben f\u00fcr die drastische Wirkung eines Gem\u00e4ldes in der Art des obigen, eine Zergliederung vorzuhalten, deren bindender Kraft sie sich kaum entziehen d\u00fcrften.\nEin Mangel der Vorstellung von der Lebenskraft liegt erstens sehr an der Oberfl\u00e4che. Wir haben oben gesehen, dafs alle Bewegungen, also auch alle Kr\u00e4fte, welche dieselben bewirken sollen, am letzten Ende zerlegbar sind in geradlinige Bewegungen und Kr\u00e4fte zwischen den voraus-gesetzten Stofftheilchen. Hierauf ist bei jener Vorstellung auch nicht die mindeste R\u00fccksicht genommen. Wenn z. B.\n\u2019 Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig 1842. S. 199.\u2019","page":0},{"file":"a0039.txt","language":"de","ocr_de":"V o r r e d e.\nXXXIX\neinem Salamander die abgesetzte Gliedmafse wieder hervor-sprofst, so begn\u00fcgt sich die fragliche Lehre damit, darin zu sehen schlechthin das Werk der Lebenskraft. Sie \u00fcberlegt nicht, dafs der Bau, der hier aufgef\u00fchrt wird, hinausl\u00e4uft auf die Bewegung und passende Anordnung unz\u00e4hliger Stoff-theilchen. Alle diese Bewegungen, diese endlichen Gleichgewichtszust\u00e4nde entstehen durch die Zusammensetzung der geradlinigen Bewegungen zwischen den Stofftheilchen oder der Kr\u00e4fte, denen wir sie zuschreiben. Es kann also in Wahrheit keine bestimmte Vorstellung erwecken, wenn man von einer hier waltenden organisirenden Kraft spricht, welche im Blauen h\u00e4ngt, von keinem bestimmten Punkt ausgeht, auf keinen bestimmten Punkt wirkt. Es ist keine gl\u00fccklichere Abstraction, als wenn man von einem kunstreichen Stoffe sagt, er sei das Erzeugnis der webenden Kraft des Stuhls. Nicht um Eine Kraft handelt es sich hier, wenn einmal von Kr\u00e4ften die Rede sein soll, sondern um unendlich viele in unendlich vielen Richtungen auf die mannigfachste Weise th\u00e4tige, welche von Stofftheilchen ausgehen, um auf Stofftheilchen zu wirken. Also auch nicht Eine Lebenskraft d\u00fcrfte angenommen werden, wenn es einmal Lebenskr\u00e4fte geben soll, sondern mindestens miifsten ihrer mehrere, ja unz\u00e4hlige sein.\nMit einem Worte, die sogenannte Lebenskraft in der Art, wie sie gew\u00f6hnlich auf allen Punkten des belebten K\u00f6rpers gegenw\u00e4rtig gedacht wird, ist ein Unding. Wenn die andere Partei darauf besteht, dafs in den Organismen Kr\u00e4fte walten, welche nicht aufserhalb derselben gefunden werden, so bleibt ihr nichts anderes \u00fcbrig, als folgendes zu behaupten. Ein Stofftheilchen, indem es in den Wirbel der Lebensvorg\u00e4nge ger\u00e4th, wird zeitweise mit neuen Kr\u00e4ften begabt. Diese Kr\u00e4fte gehen wiederum verloren, wenn der Lebenswirbel, des Theilchens \u00fcberdr\u00fcssig, es endlich aus-wirlt an die K\u00fcste der todten Natur. Wir sind oben zu der Einsicht gelangt, dafs zwischen den Vorg\u00e4ngen der","page":0},{"file":"a0040.txt","language":"de","ocr_de":"XL\nVorrede.\nanorganischen und denen der organischen Natur kein anderer Unterschied denkbar sei, als derjenige, dafs in beiden die Stofftheilchen mit verschiedenen Kr\u00e4ften ausger\u00fcstet seien. Ob eine solche Verschiedenheit wirklich stattfinde, haben wir noch uner\u00f6rtert gelassen. Den Vertheidigern der Lebenskr\u00e4fte erscheint dieselbe als eine ausgemachte Sache, und sie w\u00fcrde nach ihnen, wenn sie folgerichtig schliefsen wollen, also zu suchen sein eben in jenen neuen Kr\u00e4ften, womit die Stofftheilchen in den Organismen ausger\u00fcstet werden.\nDiese Annahme ist unhaltbar. Um dies zu zeigen, ist es noting, etwas tiefer einzugehen auf den Begriff, der zu verbinden ist mit dem Worte \u00bbKraft\u00ab. Wir haben oben f\u00fcr einen Augenblick gelten lassen die Bestimmung der Kraft als der Ursache der Bewegung. Es ist dies eine bequeme Redeweise, deren man sich nicht leicht entschlagen kann, und sich ihrer auch immerhin bedienen mag. Nur darf man nie vergessen, dafs der Kraft in diesem Sinne keine Wirklichkeit zukommt, sowie man an den Grund der Erscheinungen denkt. Geht man auf diesen Grund, so erkennt man bald, dafs es weder Kr\u00e4fte, noch Materie giebt. Beides sind von verschiedenen Standpunkten aus aufgenommene Abstractionen der Dinge wie sie sind. Sie erg\u00e4nzen einander, und sie setzen einander voraus. Vereinzelt haben sie keinen Bestand, so dafs die vorstehende Th\u00e4tigkeit, indem sie das Wesen der Dinge zu zergliedern strebt, keinen Ruhepunkt findet, sondern in\u2019s Unendliche zwischen beiden Abstractionen hin und her schwankt.\nDie Kraft in jenem Sinne ist nichts als eine verstecktere Ausgeburt des unwiderstehlichen Hanges zur Personification, der uns eingepr\u00e4gt ist; gleichsam ein rhetorischer Kunstgriff unseres Gehirns, das zur tropischen Wendung greift, weil ihm zum reinen Ausdruck die Klarheit der Vorstellung fehlt. In den Begriffen von Kraft und Materie sehen wir wiederkehren denselben Dualismus, der sich in den Vorstellungen von Gott und der Welt, von Seele und Leib hervordr\u00e4ngt.","page":0},{"file":"a0041.txt","language":"de","ocr_de":"V o r r e d e.\nXLl\nEs ist, nur verfeinert, immer noch dasselbe Bed\u00fcrfnifs, welches einst die Menschen trieb, Busch und Ouell, Fels, Luft und Meer mit Gesch\u00f6pfen ihrer Einbildungskraft zu bev\u00f6lkern. Was ist gewonnen, wenn man sagt, es sei die gegenseitige Anziehungskraft, wodurch zwei Stofftheilchen sich einander n\u00e4hern? Nicht der Schatten einer Einsicht in das Wesen des Vorganges. Aber, seltsam genug, es liegt, f\u00fcr das uns innewohnende Trachten nach den Ursachen, eine Art von Beruhigung in dem unwillk\u00fcrlich vor unserm in-nern Auge sich hinzeichnenden Bilde einer Hand, welche die tr\u00e4ge Materie leise vor sich herschiebt, oder von unsichtbaren Polypenarmen, womit die Stofftheilchen sich umklammern, sich gegenseitig an sich zu reifsen suchen, endlich in einen Knoten sich verstricken.\nFragt man, was denn \u00fcbrig bleibe, wenn weder Kr\u00e4fte noch Materie Wirklichkeit besitzen, so antworten diejenigen, die sich mit mir auf diesen Standpunkt stellen, folgender-mafsen. Es ist dem menschlichen Geiste nun einmal nicht beschieden, in diesen Dingen hinauszukommen \u00fcber einen letzten Widerspruch. Wir ziehen daher vor, statt uns zu drehen im Kreise fruchtloser Speculationen oder mit dem Schwerdte der Selbstt\u00e4uschung den Knoten zu zerhauen, uns zu halten an die Anschauung der Dinge wie sie sind, uns gen\u00fcgen zu lassen, um mit dem Dichter zu reden, an dem \u00bbWunderdessen, was da ist.\u00ab Denn wir k\u00f6nnen uns nicht dazu verstehen, weil uns auf dem einen Wege eine richtige Deutung versagt ist, die Augen zu schliefsen \u00fcber die M\u00e4ngel einer andern, aus dem einzigen Grunde, dafs keine dritte m\u00f6glich scheint; und wir besitzen Entsagung genug, um uns zu finden in die Vorstellung, dafs zuletzt aller Wissenschaft doch nur das Ziel gesteckt sein m\u00f6chte, nicht das Wesen der Dinge zu begreifen, sondern begreiflich zu machen, dafs es nicht begreiflich sei. So hat sich\u2019s schliefslich als die Aufgabe der Mathematik herausgestellt, nicht den Kreis zu quadriren, sondern zu zeigen, dafs er nicht zu quadriren","page":0},{"file":"a0042.txt","language":"de","ocr_de":"XLI1\n77 o r r e d e.\nsei; der Mechanik, nicht ein Perpetuum mobile herzustellen, sondern die Fruchtlosigkeit dieser Bem\u00fchung darzuthun.\nVor unserem Denken, das vor keiner Consequenz zur\u00fcckscheut, l\u00f6st sich das Weltganze daher auf in bewegte Materie, deren Wesen zu erfassen wir nicht f\u00fcr m\u00f6glich halten. Die Gesetze der Bewegungen, weniger ihre Ursachen, kennen zu lernen, erscheint uns als erreichbare Aufgabe unseres Strebens. Nun kann das Wort Kraft f\u00fcr uns keine andere Bedeutung mehr haben, als die, wodurch es der analytischen Mechanik so grofse Dienste geleistet hat. Die Kraft ist uns das Mafs, nicht die Ursache der Bewegung. Mathematisch ausgedr\u00fcckt, sie ist die zweite Ableitung des Weges des in ver\u00e4nderlicher Bewegung begriffenen K\u00f6rperlichen nach der Zeit. Und cs ist wohl zu bemerken, dafs bereits Newton, unstreitig den Mifsbrauch ahnend, der nachmals getrieben werden sollte mit der Anziehungskraft als Ursache des Falles der K\u00f6rper, gleich anfangs warnend darauf bestand, man m\u00f6ge jenen Sinn des Wortes Kraft als den einzig statthaften festhalten \\\nDie Wirkungen sind den Ursachen proportional. Es gehen daher f\u00fcr den gemeinen Sprachgebrauch, und wenn es sich nicht um die letzten Gr\u00fcnde handelt, keine merkbare St\u00f6rungen hervor aus der Verwechselung des Mafses der Wirkung mit der Ursache, des richtigen Begriffes der Kraft mit dem irrthiimlichen. Deshalb konnten wir uns oben des letzteren bis auf Weiteres ohne Nachtheil bedienen, und werden unter dem dargelegten Vorbehalt auch keinen Anstand nehmen, dies noch fernerhin zu tlmn. An jener Stelle gelangten wir damit bis an den Punkt, wo wir einsahen, dafs kein anderer Unterschied obwalten k\u00f6nne zwischen der\n1 Philosophiae naturalis Principia malhematica. Coloniae Allobrogum 1700. 4\u00b0. t. I. p. 11.* \u00bb... Mathematicus duntaxat est hic conceptus. Nam virium cau-\u00bbsas et sedes Physieas jam non expendo ... Unde caveat lector, ne per hujusmodi \u00bbvoces cogitet me specicm a el modum aclionis causamve aut rationem Physicam ali-\u00bbcubi delinire, vel cenlris (quae sunt puncta Mathcmalica) vires vere et Physice tri-\u00bbbuerc; si forte aut centra trahere, aut vires centrorum esse dixero.\"","page":0},{"file":"a0043.txt","language":"de","ocr_de":"Vorrede.\nXLI1I\nanorganischen und der organischen Natur, als dafs die Stoff-theilchen in beiden mit verschiedenen Kr\u00e4ften ausger\u00fcstet seien. Jetzt aber sind wir im Stande, weiter zu gehen und dabei wird sich uns zugleich enth\u00fcllen die ganze Schw\u00e4che des Gegners, den wir hier bek\u00e4mpfen.\nEs ist n\u00e4mlich klar, dafs es unter diesen Umst\u00e4nden gar keinen Sinn mehr bietet, wenn die Rede ist von einer Kraft als einem selbst\u00e4ndigen Dinge, welches der Materie gegen\u00fcber ein unabh\u00e4ngiges Dasein behaupte ; welches aufser-halb derselben befindlich, auf sie wirke, wenn sie zuf\u00e4llig in seinen Bereich ger\u00e4th; welches ihr ferner zeitweise zu-ertheilt und wiederum von ihr abgel\u00f6st werden k\u00f6nne. Nur die unerforschliche Zweieinigkeit, in der wir vereint Materie und Kraft erkennen, kann bewegend und bewegt werdend in Wechselwirkung gerathen mit ihres Gleichen, dem gleich Unerforschlichen. Die Materie ist nicht wie ein Fuhrwerk, davor die Kr\u00e4fte, als Pferde, nach Belieben nun angespannt, dann wieder abgeschirrt werden k\u00f6nnen. Ein Eisentheilchen ist und bleibt zuverl\u00e4ssig ein und dasselbe Ding, gleichviel ob es im Meteorstein den Weltkreis durchzieht, im Dampfwagenrade auf den Schienen dahinschmettert, oder in der Blutzelle durch die Schl\u00e4fe eines Dichters rinnt. So wenig, als in dem Mechanismus von Menschenhand, ist in dem letzteren Falle irgend etwas hinzugetreten zu den Eigenschaften jenes Theilchens, irgend etwas davon entfernt worden. Diese Eigenschaften sind von Ewigkeit, sie sind unver\u00e4ufserlich, un\u00fcbertragbar.\nEs kann daher nicht l\u00e4nger zweifelhaft bleiben, was zu halten sei von der Frage, ob der von uns als einzig m\u00f6glich erkannte Unterschied zwischen den Vorg\u00e4ngen der todten und unbelebten Natur auch wirklich bestehe. Ein solcher Unterschied findet nicht statt. Es kommen in den Organismen den Stofftheilchen keine neue Kr\u00e4fte zu, keine Kr\u00e4fte, die nicht auch aufserhalb derselben wirksam w\u00e4ren. Es giebt also keine Kr\u00e4fte, welche den Namen von Lebens-","page":0},{"file":"a0044.txt","language":"de","ocr_de":"XLIV\nV o r r e il e.\nkr\u00e4ften verdienen. Die Scheidung zwischen der sogenannten organischen und der anorganischen Natur ist eine ganz willk\u00fcrliche. Diejenigen, welche sie aufrecht zu erhalten streben, welche die Irrlehre von der Lebenskraft predigen, unter welcher Form, welcher t\u00e4uschenden Verkleidung es auch sei, solche K\u00f6pfe sind, m\u00f6gen sie sich dessen f\u00fcr versichert halten, niemals bis an die Grenzen ihres Denkens vorgedrungen.\nEs giebt keine Lebenskraft in ihrem Sinne, weil die ihr zugesehriebenen Wirkungen zu zerlegen sind in solche, welche von Centralkr\u00e4ften der Stofftheilchen ausgehen. Es giebt keine solche Kraft, weil Kr\u00e4fte nicht selbst\u00e4ndig bestehen, nicht der Materie willk\u00fcrlich zuertheilt und dann wieder von ihr abgel\u00f6st werden k\u00f6nnen. Es giebt \u00fcberhaupt keine Kr\u00e4fte, und wenn man von Kr\u00e4ften reden will, so mufs man es wenigstens nur in der Weise thun, dafs diese Fiction auch wirklich die Dienste leiste, zu welchen sie berufen ist, nicht aber den Schein gew\u00e4hre einer Einsicht, die jedes Grundes entbehrt.\nAber noch von einem dritten Standpunkt aus l\u00e4fst sich die Lehre von der Lebenskraft mit Erfolg angreifen. Zwar setzt derselbe wiederum voraus, dafs man keine andere als Centralkr\u00e4fte der Stofftheilchen annehme und in so fern kann er auch als kein neuer betrachtet werden. Indessen st\u00fctzt er sich doch auf einen ganz besonderen Kreis von Folgerungen aus jener Annahme, wodurch sich die Anh\u00e4nger der Lebenskraft in eine neue Reihe von Verlegenheiten verwickelt sehen. Ich meine den Grundsatz von der \u00bbErhaltung der Kraft.\u00ab Gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts erhob Lavoisier die Chemie zu einer Wissenschaft, indem er, die Wage in H\u00e4nden, die Constanz der Materie nachwies. Eine nicht minder grofsartige Errungenschaft steht, als nat\u00fcrliche Erg\u00e4nzung jener, in unseren Tagen in Aussicht, ja ist schon zu einem guten Theil geborgen. Erst durch sie wircl f\u00fcr die Physik ein Haltpunkt gewonnen, der daf\u00fcr die n\u00e4mliche Bedeutung hat, wie der von Lavoisier erkannte f\u00fcr die","page":0},{"file":"a0045.txt","language":"de","ocr_de":"V o r r e tl c.\nXLV\nChemie. Nachdem S. Carnot zuerst die Betrachtung angestellt, dafs es ungereimt scheine, anzunehmen, Kraft k\u00f6nne aus nichts geschaffen werden, nachdem Clapeyron, Holtz-mann, Neumann einzelne Anwendungen davon gemacht, hat sich neuerdings Helmholtz damit besch\u00e4ftigt, diese Ansicht vollst\u00e4ndig zu begr\u00fcnden, sie auf alle Zweige der theoretischen Naturwissenschaft auszudehnen, und ihr unermelsliches Gewicht, als eines obersten F\u00fchrers beim Erforschen des Zusammenhanges der nat\u00fcrlichen Erscheinungen, f\u00fchlbar zu machen. Das Ergebnifs seiner tiefsinnigen Untersuchungen ist, dafs \u00bbstets die Summe der vorhandenen lebendigen und Spannkr\u00e4fte constant sei. \u00ab S. das N\u00e4here, auf das wir uns hier nicht einlassen k\u00f6nnen, in seiner Schrift: \u00bb lieber die \u00bb Erhaltung der Kraft , eine physikalische Abhandlung \u00bbu. s. v). \u00ab Berlin 1847. Die Richtigkeit jenes Gesetzes hat den h\u00f6chsten Grad von Wahrscheinlichkeit f\u00fcr sich, insofern dasselbe \u00bbkeiner der bisher bekannten Thatsachen der Na-\u00bb turwissenschaften widerspricht, von einer grofsen Zahl der-\u00bb selben aber in einer auffallenden Weise best\u00e4tigt wird.\u00ab\nMit demselben nun stehen offenbar im grellsten Widerspruche wenigstens ein paar Hauptz\u00fcge der Lehre von der Lebenskraft, wie man sie gew\u00f6hnlich vertragen h\u00f6rt. Denn sie soll z. B. bei der Fortpflanzung ohne Verlust \u00fcbertragen und dergestalt in\u2019s Unbegrenzte vermehrt werden. Hingegen im Tode soll sic ein unbedingtes Ende nehmen, um den gemeinen physikalischen und chemischen Kr\u00e4ften das Feld zu r\u00e4umen. Beides ist, wie man leicht gewahr wird, mit dem Satze von der Erhaltung der Kraft in keiner Weise zu vereinbaren.\nDie Schl\u00fcsse, mit denen wir uns von den beiden ersten Gesichtspunkten aus gegen die Lebenskraft verwahrt haben, scheinen so nat\u00fcrlich, dafs man schwer begreift, wie die Anh\u00e4nger der bek\u00e4mpften Lehre diesen Weg nicht haben linden k\u00f6nnen. Dies erkl\u00e4rt sich indefs daraus, dafs, wie naheliegend auch der Eingang desselben scheint, die Betrach-","page":0},{"file":"a0046.txt","language":"de","ocr_de":"XLVI\nV o r r e d e.\ntungcn der Gegenpartei sich doch im Allgemeinen gar nicht auf diesem Gebiete bewegt haben. Diejenigen, die es \u00fcberhaupt betraten, verliefsen es auch schwerlich, ohne zu denselben Ergebnissen gelangt zu sein wie wir. Allein meist drehte sich die Frage um einige an der Oberfl\u00e4che hervorragende Punkte, ohne sich weiter um die Grundbegriffe zu k\u00fcmmern, bei deren Insreinebringen doch auch jenen eine schnelle Erledigung geworden w\u00e4re. Ich meine jenes Heer abgegriffener Bedenklichkeiten: die belebten Wesen zeigten eine Menge von Erscheinungen, zu denen die todte Natur kein Seitenst\u00fcck biete; man k\u00f6nne so Vieles nicht erkl\u00e4ren, ja nicht einmal hoffen, dafs man dies je verm\u00f6gen werde; nicht einmal ein Baumblatt k\u00f6nne man der Natur nachmachen; die Zweckm\u00e4fsigkeit endlich sei gar zu wunderbar. Dies Alles k\u00f6nne nicht mit rechten Dingen zugehn, und da es doch nothwendig erkl\u00e4rt werden m\u00fcsse, so bleibe nichts \u00fcbrig als es der Lebenskraft zuzuschreiben. Sehen wir zu, ob eine derartige Folgerung denn wirklich unabweisbar feststehe.\nWenn die Organismen Erscheinungen darbieten, die in der organischen Natur nicht Vorkommen, sollte dies nicht einfach daher r\u00fchren, dafs die Stofftheilchen in denselben, obschon mit ganz den n\u00e4mlichen und keinen anderen Eigenschaften begabt als aufserhalb derselben, doch zu einander in neue Beziehungen treten und neue Verbindungen ein-gehen? Was Wunder, wenn diese Neues zu leisten im Stande sind?\nWenn wir die neuen Erscheinungen nicht zu erkl\u00e4ren verm\u00f6gen, warum soll dies noch an etwas Anderem liegen als an der grenzenlosen Mannigfaltigkeit, Verwickelung und Verstecktheit jener neuen Beziehungen? Scheitert nicht unsere Zergliederung schon in viel engerem Kreise, an viel einfacheren Aufgaben? Ist es denn so leicht, zu Rande zu kommen mit allen Vorg\u00e4ngen der sogenannt anorganischen Natur? Die Physiologen, die sich auf das Dunkel zu be-","page":0},{"file":"a0047.txt","language":"de","ocr_de":"Vorrede.\nXLVII\nrufen pflegen, welches die Gegenst\u00e4nde ihrer Forschung ewig zu umh\u00fcllen droht, scheinen zu vergessen, wenn sie sieh dessen je bewufst waren, wie nahe Grenzen unserer Er-kenntnifs auch in der Physik und Chemie gezogen sind. Was ist denn jene Elektricit\u00e4t, jener Magnetismus, jene W\u00e4rme, deren Namen uns, eingeschl\u00e4fert wie wir sind durch die lange Gew\u00f6hnung unserer Unwissenheit, so leicht \u00fcber die Lippen gleiten? Was geht denn vor, wenn S\u00e4ure und Basis zum Salz ihr Eheb\u00fcndnifs schlicfscn? Ist nicht in der That die ganze Chemie, trotz dem ger\u00fchmten Verst\u00e4nd-nifs in derselben, noch immer nichts Besseres als gleichsam eine doppelte Buchf\u00fchrung mit den Stoffen, wo Soll und Haben einander heben m\u00fcssen, damit der Kaufmann seine Rechnung finde?\nAllerdings k\u00f6nnen wir eine Menge chemischer Pro-cesse nicht nachmachen, die in den belebten Wesen vor sich gehen, vermuthlich aber doch nur deshalb, weil wir die Bedingungen nicht kennen, geschweige sie zu verwirklichen w\u00fcfsten, welche dazu n\u00f6thig sind. Dem \u00f6fter gestellten Ansinnen, wenn denn nur physikalische und chemische Kr\u00e4fte in den Organismen walteten, doch einmal, durch solche Kr\u00e4fte allein, einen neuen Organismus herzustellen, diesem Ansinnen liegt der n\u00e4mliche Mangel an Ueberlegung zu Grunde. Als ob wir alle Leistungen der anorganischen Natur aus dem Aerrnel sch\u00fcttelten! Als ob es nur so bei uns st\u00e4nde, das ganze Heer der Felsarten und Gesteine aus unseren Laboratorien hervorgehen zu lassen! Warum verfertigen wir so viele n\u00fctzliche Stoffe nicht, die uns die todte Natur nur sp\u00e4rlich zugemessen hat? Weil, selbst wenn man mit Bestimmtheit w\u00fcfste, wie sie entstanden sind, unsere armseligen Mittel, die unmerkliche Spanne Zeit, \u00fcber die wir zu gebieten haben, es uns nicht verstatten w\u00fcrden. Weshalb gelingt es uns andere Male, verschiedene Krystalle, Individuen der todten Natur, nach Belieben ins Dasein zu rufen? Weil wir die Bedingungen ihres Entstehens kennen und sie","page":0},{"file":"a0048.txt","language":"de","ocr_de":"LXVIII\nVorrede.\nnachzuahmen wissen. Nun denn, so wird es wohl auch Umst\u00e4nde gegeben haben, unter welchen die organischen Wesen entstanden, und wer darf sagen, dafs wir nicht verm\u00f6chten, dergleichen zu verfertigen, wenn wir verm\u00f6gend w\u00e4ren, jene Umst\u00e4nde herzustellen? Gegen solche freilich, die es vorziehen, sich die Entstehung der Organismen zu erkl\u00e4ren durch einen willk\u00fcrlichen Eingriff in die Naturgesetze wie sie noch heute sind, gegen solche ist mit Gr\u00fcnden nichts auszurichten. Nur m\u00f6chte ihnen die oben bereits angedeutete Betrachtung zur Beherzigung empfohlen sein, dafs es keinen Beweis f\u00fcr die Richtigkeit ihrer Theorie liefert, wenn sie ihnen als die einzig m\u00f6gliche erscheint.\nWas die Zweckm\u00e4fsigkeit in der organischen Natur anlangt, so will ich mich nicht erst darauf einlassen, das Kindliche dieser Vorstellungsweise \u00fcberhaupt zu w\u00fcrdigen. Ich begn\u00fcge mich damit, denen, die sich nicht davon loszusagen wissen, die Frage vorzulegen, ob sie denn die anorganische Natur so unzweckm\u00e4fsig eingerichtet linden? Ist es nicht vorteilhaft, dafs, Dank einem System ausgleichender Berichtigungen, dem keine Correctionen an einer Oert-LiNG\u2019schen Theilmaschine, kein Siemen s\u2019scher Differential-Regulator an Treue und Sicherheit gleichkommen, unser Weltenschiff keine Gefahr l\u00e4uft in die Sonne zu st\u00fcrzen, oder in seinem reifsenden Fluge mit einem \u00e4hnlichen Segler zusam-menzustofsen? Sind nicht Mond- und Sonnenschein, der Wechsel der Jahreszeiten, von Tag und Nacht, die Erdw\u00e4rme, das Mafs der Schwere hienieden, der Kreislauf der Gew\u00e4sser durch Wolken, Regen, Str\u00f6me und Meer, und tausend \u00e4hnliche Umst\u00e4nde, gar vortreffliche Dinge? Ist es nicht gut, dafs der Luftkreis gerade diese und keine andere Zusammensetzung hat, dafs das Eis auf dem Wasser schwimmt? Und h\u00e4tte am Ende in manchen St\u00fccken die organische Natur nicht noch zweckdienlicher angeordnet werden k\u00f6nnen, da sie nun einmal, oh des ewigen Anthropomorphismus ! nach Zwecken verfertigt sein soll?","page":0},{"file":"a0049.txt","language":"de","ocr_de":"V o r r e d c.\nXLIX\nWie man sieht, diese Art der Begr\u00fcndung der Lehre von der Lebenskraft beruht vollends auf einer Reihe von Mifsverst\u00e4ndnissen. Alle jene aufserordentliche Eigenschaften, welche der organischen Natur aufgeb\u00fcrdet werden und sie angeblich vor der anorganischen Natur auszeichnen und zur Annahme einer Lebenskraft berechtigen sollen, kommen, auf ihr richtiges Mafs zur\u00fcckgef\u00fchrt, dieser in gr\u00f6fserem oder geringerem Grade ebenfalls zu. Unter diesen Umst\u00e4nden ist der Vortheil wenigstens der Einheit der Weltanschauung, im Vergleich zu den Anh\u00e4ngern der Lebenskraft, unstreitig noch auf Seite derer, welche, wie die weiland naturphilosophische Schule, den ganzen Kreis der organischen sowohl als der anorganischen Erscheinungen unter eine Falte ihres mystischen Schleiers begraben.\nObschon die Meteorologie noch nicht weifs, wie ein Gewitter zu Stande kommt, und auf das Vorhersagen des Wetters, vollends das Wettermachen, grofsentheils Verzicht geleistet hat, sind doch aus ihr die G\u00f6tter l\u00e4ngst verbannt. Obschon die Chemie noch keine Vorstellung hat von dem, was bei dem einfachsten ihrer Versuche vorgeht, hat sie sich doch l\u00e4ngst ihrer Geister begeben. Sollte die Zeit nie kommen, wo sich die Physiologie ein Herz fassen wird, den th\u00f6nernen Abgott zu zertr\u00fcmmern, vor dem sie noch immer Opfer bringt? Sollte es nicht angemessen sein, wenn sie endlich, in f\u00f6rmlicher Entsagung, ein f\u00fcr allemal mit der Lebenskraft br\u00e4che, wie vor hundert Jahren Gottsched zu Leipzig in feierlicher Handlung den Hanswurst von der Deutschen Schaub\u00fchne trieb?\nDie Physiologie wird ihr Schicksal erf\u00fcllen. Wie man den Verlauf einer Curve, von der ein St\u00fcck gegeben ist, dar\u00fcber hinaus ins Unbekannte verfolgen kann, so l\u00e4fst sich auch in der Geschichte aus der Vergangenheit die Zukunft am sichersten erschliefsen. Betrachtet man den Entwickelungsgang unserer Wissenschaft, so ist nicht zu verkennen, wie das der Lebenskraft zugeschriebene Gebiet von Erscliei-","page":0},{"file":"a0050.txt","language":"de","ocr_de":"L\nVorrede.\nnungen mit jedem Tage mehr zusammenschrumpft, wie immer neue Landstriche unter die Botm\u00e4fsigkeit der physikalischen und chemischen Kr\u00e4fte geralhen. Es kann daher nicht fehlen, um ein in dem Augenblicke, wo ich dieses schreibe, nah liegendes Glciehnifs zu w\u00e4hlen, es kann nicht fehlen, dafs dereinst die Physiologie, ihr Sonderinteresse aufgebend, ganz aufgeht in die grofse Staateneinheit der theoretischen Naturwissenschaften, ganz sich aufl\u00f6st in organische Physik und Chemie; und es kann sich nur darum handeln, ob sie sich von den Ereignissen unverst\u00e4ndig \u00fcberraschen lassen will, oder ob sie nicht lieber, das Unvermeidliche erkennend und bei Zeiten darin sich f\u00fcgend, dem Gange des Geschicks mit Bewufstsein entgegenkornmen soll.\nDurch meine Untersuchungen wird, wenn ich nicht irre, die Lebenskraft abermals vertrieben aus einer ihrer Verschanzungen, und zwar nicht der am wenigsten harln\u00e4k-kigen. Ich w\u00fcrde mich gl\u00fccklich sch\u00e4tzen, wenn ich dadurch zur erneuten Untergrabung ihres Anselms in dem Sinne Einiger k\u00f6nnte beigetragen haben. Aber freilich, wenn man die vergeblichen Bem\u00fchungen betrachtet, die schon hierauf verwendet worden sind, so m\u00f6chte man fast meinen, der Glaube an die Lebenskraft sei, wie auch andere Dogmen, weniger eine Sache der wissenschaftlichen Ueber-zeugung, als eine des gem\u00fcthlichen Bed\u00fcrfnisses f\u00fcr gewisse Organisationen, und daher, gleich jenen Dogmen, im Grunde unvertilgbar.\nDie Uebersicht \u00fcber das Werk zu erleichtern, schicke ich folgende Bemerkungen \u00fcber seine \u00e4ufsere Einrichtung vorauf.\nDas Ganze zerf\u00e4llt, aufser der Einleitung, in vier Abschnitte.\nDie Einleitung giebt eine Begriffsbestimmung der physiologischen Elektricit\u00e4t und einen allgemeinen Ueberblick","page":0},{"file":"a0051.txt","language":"de","ocr_de":"V o r r e d e.\nLI\nder Erscheinungen an Pflanzen und Thieren, welche, zufolge derselben, dahin zu rechnen sind.\nDer I. Abschnitt ist rein geschichtlich. Er behandelt im 1. Kapitel die \u00e4ltere Geschichte des Froschstromes, von Galvani\u2019s Entdeckungen bis zum Unterg\u00e4nge der thierischen Elektricit\u00e4t zu Anfang dieses Jahrhunderts; im 2. die neuere Geschichte desselben von Nobili\u2019s Entdeckung seiner elektromagnetischen Wirkung bis zu der Zeit, wo ich anfing mich damit zu besch\u00e4ftigen. Das 3. Kapitel enth\u00e4lt die oben S. xxii. xxiii. bereits besprochene Kritik einiger hieher-geh\u00f6rigen Arbeiten Valentin\u2019s.\nDer II. Abschnitt ist vornehmlich gewidmet der Beschreibung der Vorrichtungen und Versuchsweisen. Das 1. Kapitel lehrt die Einrichtung und den Gebrauch eines zu thierisch - elektrischen Versuchen bestimmten Multiplicators kennen. Eine Erg\u00e4nzung dazu, welche ich denjenigen zur Ber\u00fccksichtigung empfehle, die sich der Wiederholung der Versuche unterziehen wollen, findet sich noch im 7. Kapitel desselben Abschnitts. Sodann giebt das 1. Kapitel eine Anweisung, thierische Theile an dem Multiplicator auf Stromentwickelung zu untersuchen. Das 2. Kapitel handelt vom Froschschenkel als strompr\u00fcfendem Mittel. Ich habe, in Ermangelung eines andern, diesen Ort gew\u00e4hlt, um fast die ge-sammte Lehre von den elektrischen Reizversuchen abzuhandeln; jedenfalls nicht sehr gl\u00fccklich, da bei den geschichtlichen Entwickelungen, welche dies nach sich zog, die methodologische Bestimmung des Abschnitts allerdings etwas \u00fcber die Geb\u00fchr aus den Augen gesetzt worden ist. Hier findet man das von mir schon anderw\u00e4rts1 bekannt gemachte allgemeine Gesetz der Nervenerregung durch den elektrischen Strom; die Geschichte des PrAFF\u2019schen von mir sogenannten Gesetzes der Zuckungen; die der RiTTEiPschen Modilieationen\n1 Die Fortschritte der Physik im Jahre 1845. Dargestellt von der physikalischen Gesellschaft zu Berlin. I. Jahrgang. Berlin 1847. S. 504.","page":0},{"file":"a0052.txt","language":"de","ocr_de":"Vorrede.\nLU\nder Erregbarkeit durch geschlossene Ketten und der sich daran kn\u00fcpfenden Vor/iA\u00cfschen Abwechselungen (Alternatives volta\u00efques), nebst den f\u00e4lschlich damit in Verbindung gebrachten PELTiE\u00fc\u2019schen Ladungen an thierischen Theilen, welche einem Strome ausgesetzt werden; ferner eine Abhandlung \u00fcber die unipolaren Inductionszuckungen, die ich auch schon an einem andern Orte 1 \u00f6ffentlich besprochen habe. Sie geh\u00f6rt hieher, insofern durch diese Erscheinung bei dem h\u00e4ufigen Gebrauch von Inductionsstr\u00f6men zur Erregung von Zuckungen in thierisch-elektrischen Versuchen besondere Mafsregeln der Isolation der thierischen Theile nothwendig werden, um gef\u00e4hrlichen T\u00e4uschungen vorzubeugen. Das 3. Kapitel zeigt die Anwendung der Elektrolyse als strompr\u00fcfenden Mittels in thierisch-elektrischen Versuchen. Endlich im 4. Kapitel beschreibe ich einige von mir durchg\u00e4ngig gebrauchte, theils schon bekannte, tlieils ei-gends f\u00fcr meine Zwecke erfundene Vorrichtungen.\nDieselben sind gr\u00f6fstentheils, wie auch die vielen sonst noch im Dienste einzelner Versuche auftretenden Ger\u00e4th-schaften, von den Herren Boetticher und Halskc angefertigt. Ich ergreife diese Gelegenheit, denselben \u00f6ffentlich meinen Dank darzubringen f\u00fcr die aufopfernde Bereitwilligkeit, mit welcher sie nicht aufgeh\u00f6rt haben, mich w\u00e4hrend der l\u00e4ngsten Zeit meiner Arbeiten zu unterst\u00fctzen. Ich kann nicht mehr sagen, als dafs es mir geradezu unm\u00f6glich gewesen w\u00e4re, diese Arbeiten auszuf\u00fchren, wo fast jeder neue Versuch eine neue mechanische Vorkehrung verlangte, wenn mir nicht in jedem Augenblick ihr \u00fcberlegener Rath zur Seite, ihre kunstreiche Hand zu Gebote gestanden h\u00e4tte.\nDer III. Abschnitt giebt zun\u00e4chst in acht Kapiteln die Untersuchung selber.\nDie drei ersten Kapitel enthalten beziehlich die Zur\u00fcckf\u00fchrung des Noiiin\u2019schen Froschstromes auf einen allgemein\n1 Ebendas. S. 538.","page":0},{"file":"a0053.txt","language":"de","ocr_de":"Vorrede.\nLUI\nvorhandenen Muskelstrom, das Gesetz des Muskelstromes und die physikalische Zergliederung dieses Gesetzes. Mit letzterer wird beil\u00e4ufig der Leser schwerlich unzufriedener sein, als ich selbst. Nichtsdestoweniger ist die Wichtigkeit der durch Versuche an schematischen Vorrichtungen verb\u00fcrgten Ergebnisse dieser Zergliederung f\u00fcr alles folgende so bedeutend, dafs ich ihn auffordern mufs, sich von einer gr\u00fcndlicheren Kenntnifsnahme nicht abschrecken zu lassen durch die erm\u00fcdende L\u00e4nge und theilweise Dunkelheit der Darstellung, welche aus der Natur des Gegenstandes und der Entbehrung der Il\u00fclfsmittel der Rechnung hegvorgegangen sind. Mit dem 3. Kapitel schliefst der erste Band, ohne dafs jedoch dadurch eine Einteilung bedingt w\u00e4re. Das 4. Kapitel handelt von dem Einfhifs der Zusammenziehung auf den Muskelstrom, wobei Matteucci\u2019s \u00bbContraction induite\u00ab ihre Erkl\u00e4rung findet. Auch gebe ich hier einen Ueberblick \u00fcber die so mannigfaltigen fr\u00fcheren Bestrebungen, elektrische Wirkungen bei der Zusammenziehung wahrzunehmen. Das 5. Kapitel besch\u00e4ftigt sich mit dem Einflufs verschiedener physiologischer, physikalischer, chemischer Bedingungen auf den Muskelstrom. Im 6. Kapitel werden zun\u00e4chst die verschiedenen Formen des Muskelgewebes, dann auch die \u00fcbrigen thierischen Gewebe auf einen Strom untersucht. Dies f\u00fchrt auf den Nervenstrom, vor welchem der Muskelstrom nun vorl\u00e4ufig in den Hintergrund tritt. Abermals ist eine geschichtliche Mittheilung eingeflochten \u00fcber die fr\u00fcheren Versuche, elektrische Str\u00f6me in den Nerven zu entdecken. Die Erforschung des Nervenstromes am ruhenden Nerven f\u00fcllt im fiebrigen das 6. Kapitel aus. Das 7. hat es zu thun mit den Ver\u00e4nderungen des Nervenstromes in dem auf mannigfache Art erregten Nerven. Im 8. Kapitel wendet sich die Untersuchung auf den Muskelstrom zur\u00fcck, insofern sich sein Dasein und das der n\u00e4mlichen Ver\u00e4nderung bei der Zusammenziehung auch am lebenden unversehrten thierischen oder menschlichen K\u00f6rper beurkunden lassen. Es finden sich an-","page":0},{"file":"a0054.txt","language":"de","ocr_de":"LIV\nVorrede.\ngeh\u00e4ngt einige, durch Versuche unterst\u00fctzte Betrachtungen \u00fcber die chemischen Vorg\u00e4nge, welche in den Muskeln die Erscheinung ihres Stromes begleiten m\u00f6gen.\nDas 9. Kapitel ist bestimmt, einen Ueberblick zu geben \u00fcber die allgemeine Muskel- und Nervenphysik in ihrem heutigen Zustande. Im 10. Kapitel komme ich auf die elektromotorischen Fische zu sprechen. Ich habe zwar bisher nicht Gelegenheit gehabt, Versuche an diesen Thieren selber anzustellen. Aber bei der engen Verwandtschaft ihrer elektrischen Wirkungen mit denen der Muskeln und Nerven war es, um den Kreis der hiehergeh\u00f6rigen Vorstellungen zu schliefsen, unvermeidlich derselben Erw\u00e4hnung zu thun. Von meinen neuerworbenen Standpunkten aus hatte ich einige, wie mir scheint, nicht unwichtige Betrachtungen \u00fcber das elektromotorische Organ mitzutheilen. Endlich die schon im \u2022\u00bbvorl\u00e4ufigen Abrifs u. s. w.\u00ab- gegebene Theorie des Schlages dieses Organs durfte ich nicht unterlassen, hier deutlicher zu entwickeln und sie mit den thats\u00e4chlichen Beweisen zu versehen, welche mir seitdem gelungen war, Versuchen an schematischen Vorrichtungen zu entnehmen.\nIm IV. Abschnitt habe ich mir erlaubt, einige Vermuthungen auszusprechen \u00fcber den Zusammenhang der elektrischen Erscheinungen an den Nerven und Muskeln mit den \u00fcbrigen Phaenomenen ihrer Lebensth\u00e4tigkeit.\nDas Sternchen, welches sich bei Anf\u00fchrung der Literatur den meisten Citaten angeh\u00e4ngt findet, bedeutet, dafs ich die betreffende Stelle selber habe nachsehen k\u00f6nnen. Die Werke, deren Format nicht angegeben ist, sind in Oetav.\nWegen der grofsen Verwickelung der Untersuchung, des vielfachen Ineinandergreifens ihrer verschiedenen Theile, habe ich nicht umhin gekonnt, h\u00e4ufig auf weiter unten im Texte gelegene Stellen zu verweisen. Ich bedaure, darauf aufmerksam machen zu m\u00fcssen, dafs mehrere dieser Angaben, wenn auch nur in Bezug auf die letzten Unterabteilungen, im Verlaufe des Druckes irrig geworden sind.","page":0},{"file":"a0055.txt","language":"de","ocr_de":"Vorrede.\nI.V\nDies ist dadurch entstanden, dafs ich noch w\u00e4hrend desselben den gr\u00f6fsten Theil der Versuche wiederholt, viele neue hinzugef\u00fcgt habe und dadurch veranlafst worden bin, h\u00e4ufig die schon seit Jahren bereit liegende Handschrift von Grund aus umzuarbeiten. So haben sich auch an ein Paar Stellen des zweiten Bandes Abweichungen eingeschlichen zwischen den im Text angegebenen Figurenzahlen und den den Ab-bild\u00fcngen selber beigef\u00fcgten Nummern. Ich mufs den Leser bitten, vor dem Gebrauch diese und einige andere sinnst\u00f6rende Fehler aus den Verzeichnissen am Schl\u00fcsse des ersten und zweiten Bandes berichtigen zu wollen.\nDer erste Band des Werkes ist schon seit geraumer Zeit vollendet. Der Druck desselben hat im Juni 1840 begonnen und ist beendet worden im Mai 1847. Der Druck des zweiten Bandes hatte inzwischen schon im Februar 1847 seinen Anfang genommen. Er ist jetzt beim 21. Bogen angelangt und schreitet seiner Vollendung entgegen.\nIndem ich mich somit dem Ziele des Unternehmens n\u00e4here , dem ich seit nunmehr sieben Jahren meine ganze Th\u00e4tigkeit gewidmet habe, wird vor allen eine Empfindung in mir laut, der ich nicht umhin kann, hier \u00f6ffentlich Worte zu verleihen. Es ist die der Erkenntlichkeit gegen Den,\n\u00bb. . . . qui nobis haec otia fecit.\u00ab\nMeinen Vater enthob in seiner Jugend eine leidenschaftliche Neigung f\u00fcr die Erforschung der Natur niederen Kreisen l\u00e4ndlichen Lebens, und trug ihn, trotz \u00bbPfeil und Schleudern des Geschicks,\u00ab zwar sp\u00e4t, aber nicht entmu-thigt, an die Schwelle einer wissenschaftlichen Laufbahn, die zu beLreten ihm jedoch nicht beschieden war. Die St\u00fcrme einer vielbewegten Zeit, welche jetzt neu zu werden dr\u00f6hn, machten auch seine Pl\u00e4ne scheitern und dr\u00e4ngten seine Th\u00e4tigkeit in fremde Sph\u00e4ren. Aber je tr\u00fcber er, am Abende seines Lebens, auf die Wechself\u00e4lle zur\u00fcckblickt, die seinen eigenen Fortschritt gehemmt haben, um so reicher, hat er","page":0},{"file":"a0056.txt","language":"de","ocr_de":"LVI\nVorrede.\ngewollt, solle mir das Gl\u00fcck zu Theil werden, dessen Entbehrung er einst so schmerzlich empfand. Und so ist er nicht m\u00fcde geworden, mich in den Stand zu setzen, diese ausgedehnten und kostspieligen Arbeiten ungest\u00f6rt zu vollenden, deren Bedeutung doch meine Kr\u00e4fte viel zu wenig gewachsen waren, als dafs es nicht seiner vollen Langmuth bedurft h\u00e4tte, um mir Zeit zu g\u00f6nnen, meine Schw\u00e4che durch Ausdauer, mein geringes Geschick durch Uebung zu \u00fcberwinden.\nBerlin, im M\u00e4rz 1848.\nDer Verfasser.","page":0},{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"Einleitung.\nVon der physiologischen Elektricit\u00e4t \u00fcberhaupt.","page":1},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"Einleitung.\nVon der physiologischen Elektricit\u00e4t \u00fcberhaupt.\n\u00a7\u2022 I-\nBegriffsbestimmung der physiologischen Elektricit\u00e4t.\nDer Zweig der organischen Physik, welcher sich mit den elektrischen Erscheinungen der organischen Wesen besch\u00e4ftigt, hat sich, die Lehre von den elektromotorischen Fischen ausgenommen, seit dem durch Volta herbeigef\u00fchrten Sturze des von Galvani angelegten Baues der thierischen Elektricit\u00e4t bis auf die neueste Zeit, nicht nur keiner besonderen Pflege zu erfreuen gehabt, sondern es hat auch seitdem auf ihm der Druck vielleicht nicht unverdienter Vorurtheile gelastet. Nur zu oft waren in diesem Gebiete mit halbem Auge gesehene Trugbilder, von den d\u00fcrftigsten Hypothesen begleitet, als umgestaltende Entdeckungen in die Welt hinausgesandt worden; hier schien der Aberglaube, schien die wissenschaftliche Mystik ihr llauptlager um so mehr befestigen zu wollen, je lichter auf anderen Feldern der Physiologie der Tag der exacten Forschung heranzog.\nDiesem Aberglauben sollte dasselbe unverdiente Gl\u00fcck, wie schon mehreren seiner Br\u00fcder, zu 11icil werden. Fast ein Jahrhundert hindurch war er der Ausdruck einer Reihe mehr oder weniger schw\u00e4chlicher Analogieen und daran sich kn\u00fcpfender Vermuthungen gewesen, als sich dieselben, im Laufe des letzten Jahrzehends, pl\u00f6tzlich zu einer Sammlung von Thatsachen und Wahrheiten erhoben, deren Wichtigkeit unverkennbar, und deren um sich greifender Einllufs nach mannigfaltigen Richtungen hin noch nicht abzusehen ist. Auf alle F\u00e4lle scheint es an der Zeit, das neue, der Wissenschaft gewonnene Gebiet einer grenzbestimmenden Musterung zu unterwerfen, und die urbarmachende\n1 *","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"4\nEinleitung. \u00a7. I. Begriffsbestimmung\nHand ordnender Systematik darin walten zu lassen. Die erstere Aufgabe ist der wesentliche Gegenstand dieses Paragraphen.\nUnter der \u00bbphysiologischen Elektricit\u00e4t\u00ab ist nach dem Vorbilde der atmosph\u00e4rischen Elektricit\u00e4t einerseits, der physiologischen Chemie andererseits, der Inbegriff aller derjenigen elektrischen Erscheinungen zu verstehen, welche an den organischen Wesen oder an Thei-len derselben, so lange sie im Besitz ihrer Lebenseigenschaften sind, wie auch an gewissen Absonderungen im frischen Zustande, zwar, wenn es noting ist, mittelst passender Vorrichtungen, jedoch unabh\u00e4ngig von jeder weiteren experimentellen Zuthat, und im unmittelbaren Zusammenhang der Ursach und Wirkung mit den Vorg\u00e4ngen des Lehens wahrgenommen werden k\u00f6nnen.\nAusgeschlossen von dem Gebiete der physiologischen Elektricit\u00e4t verm\u00f6ge dieser Begriffsbestimmung bleiben demnach elektrische Erscheinungen an organischen Wesen, so wie die Bedingungen des Versuchs aufh\u00f6ren, dabei mehr als hlofse Mittel zur Wahrnehmung abzugeben, Und die Holle der wesentlichen Ursachen ihres Hervortrelens \u00fcbernehmen. Die Funken, welche sich dem Pelzwerk der Thiere w\u00e4hrend des Lehens wie nach dem v\u00f6lligen Tode durch Reiben entlocken lassen, die Str\u00f6mungen, die man durch Anlegen ungleichartiger Metalle an den thierischen K\u00f6rper als feuchten Leiter hervorrufen kann, geh\u00f6ren folglich eben so wenig hieher, als die W\u00e4rme, die durch heftiges und anhaltendes Reihen der trockenen Handfl\u00e4chen aneinander entsteht, in das Gebiet der thierischen W\u00e4rme, oder der Widerschein von dem hellen Augengrunde gewisser Thiere im Halbdunkel, in das des thierischen Lichts.\nSollten sich hingegen elektrische Erscheinungen w\u00e4hrend des Lebens, unter den oben festgestellten, untadelhaften Bedingungen kundgeben, sp\u00e4ter jedoch den wirklichen Tod der Organe, an denen sie sich zeigen, \u00fcberdauern, so w\u00fcrde denselben dadurch an ihrem Rechte, dem Gebiete der physiologischen Elektricit\u00e4t anzugeh\u00f6ren, offenbar nichts verloren gehen; sie w\u00fcrden zwar von jenem Augenblick an einem anderen, hart an jenes gr\u00e4nzenden Gebiete der Wissenschaft anheimfallen, bis dahin jedoch unbedingt dem ersteren zuzusprechen sein. Dies d\u00fcrfte z. B. der Fall sein mit den von Donn\u00e9 entdeckten elektrochemischen Str\u00f6mungen im Innern des K\u00f6rpers zwischen Absonderungsorganen von verschiedener chemischer Beschaffenheit, von denen unten noch mehrfach die Rede sein wird, wenn es sich ergeben sollte, was bis jetzt noch unentschieden ist, dafs, auch ohne Anlegung eines leitenden Bogens mit gleichartigen Enden, dergleichen Str\u00f6mungen im K\u00f6rper bereits wirklich vorhanden sind, dafs sic also in der That der","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"der 'physiologischen Elelctricit\u00e4t.\n\u00f6\ngegebenen Begriffsbestimmung physiologisch-elektrischer Erscheinungen Gen\u00fcge leisten. Diese Str\u00f6mungen dauern ununterbrochen in fast gleicher St\u00e4rke fort zwischen den l\u00e4ngst ausgeschnittenen, ja faulenden Eingeweiden von saurer und alkalischer Beschaffenheit; unter diesen Umst\u00e4nden haben sie mit den Vorg\u00e4ngen des Lehens begreiflich nichts zu schaffen. Aber eben so gewifs ist es, dafs die Ursachen, denen sie jetzt ihren Ursprung verdanken, bereits im unverletzt einherwandelnden Organismus th\u00e4tig waren, ja nur ein fortdauerndes Abgleichen von Gegens\u00e4tzen sind, die noch w\u00e4hrend des Lehens entwickelt wurden. Diese Str\u00f6mungen d\u00fcrfen also, wenn sie, wie schon bemerkt, von der Gegenwart fremder Vorrichtungen \u00fcberhaupt unabh\u00e4ngig sind, des fraglichen Umstandes halber der physiologischen Elektricit\u00e4t ebenso wenig entzogen werden, als das Bild auf der Nervenhaut der physiologischen Optik unter dem Vorw\u00e4nde, dafs auch die todten brechenden Mittel dasselbe zu entwerfen im Stande seien.\nJenes Grenzgebiet der physiologischen Elektricit\u00e4t, dem die oben angef\u00fchrten Erscheinungen an Katzenb\u00e4lgen u. s. w. urspr\u00fcnglich angeh\u00f6ren, und auf welches Donn\u00e9\u2019s Str\u00f6me im Augenblick des Todes der Eingeweide, welche ihre Tr\u00e4ger sind, hin\u00fcberr\u00fccken, kann als das der organischen Elektricit\u00e4t im engeren Sinne bezeichnet werden. So grenzen sich in neuerer Zeit die physiologische Chemie als Chemie der im lebenden K\u00f6rper wirklich stattfindenden Vorg\u00e4nge, und die Chemie der organischen Producte, als organische Chemie im engeren Sinne, immer deutlicher von einander ab.\nAls eben so gleichg\u00fcltig mufs es in Bezug auf die Begriffsbestimmung der physiologischen Elektricit\u00e4t hervorgehoben werden, ob eine Erscheinung, welche einen Platz in derselben beansprucht, sich auf eine auch in der anorganischen Natur bekannte Elektricit\u00e4tsquelle zur\u00fcckf\u00fchren l\u00e4fst, wie z. B. die DoNN\u00c9\u2019schen Str\u00f6mungen auf Becquerel's S\u00e4ure-Alkalikette, oder ob der Grund einer solchen Erscheinung uns noch unbekannt ist, ob es daher denjenigen, welche an der verwirrten Vorstellung von Lebenskr\u00e4ften haften geblieben sind, noch f\u00fcglich frei steht, sie diesen unterzuordnen. Ich mache diese Bemerkung, die sich von selbst zu verstehen scheint, nur deshalb, weil ich Physiologen zu kennen meine, in deren Augen ein thierisch-elektrischer Vorgang alle Beachtung verwirkt hat, sobald sic die M\u00f6glichkeit einer physikalischen Ableitung desselben vor sich zu sehen glauben. Als ob, weil die Gesetze der Hydro- und Aerodynamik zur Erkl\u00e4rung ihrer Wirkungsweise ausreichen, Herz und Lungen in der thierischen Maschine minder wichtigen Verrichtungen Vorst\u00e4nden! Dies wird folglich nicht der Schlufs sein, den wir ziehen werden, wenn es im Laufe dieser Untersuchungen","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fc\nEinleitung. \u00a7. 1. Begriffsbestimmung der 'physiol. Elehtr.\nsich ergehen sollte, dafs in Nerv und Muskel fortw\u00e4hrend ein elektrischer Strom kreist, dessen Richtung und Gr\u00f6fse so beschaffen sind, dafs er zur Ableitung der Muskelzusammenziehung und der einfacheren Nervcnwirkungen wohl benutzt werden k\u00f6nnte, dessen Ursprung aber vielleicht hlos derselben Art ist, wie der des Stromes einer S\u00e4ure-Alkalikette, deren Elektroden in gleichartige Fl\u00fcssigkeiten tauchen. Vielmehr w\u00fcrden wir uns alsdann zu freuen haben, in diesem Umstande auf ein neues Beispiel jener Einfachheit der Mittel und jenes zweckm\u00e4\u00dfigen Ineinandergreifens der mannigfaltigen Lebensbedingungen gesto\u00dfen zu sein, welche wir auch sonst an so vielen Orten in den thierischen Organismen entfaltet sehen.\nBesondere Erw\u00e4hnung verdient noch der Ausschlu\u00df einer Reihe wichtiger Erscheinungen aus dem Gebiete der physiologischen Elektri-eit\u00e4t, dem sie, verm\u00f6ge einer althergebrachten Verwirrung, bis jetzt fast immer zuertheilt worden sind. Ich meine das unz\u00e4hlbare Heer der elektrischen Versuche aller Art an Thicren und Pflanzen, nebst Untersuchungen \u00fcber das Verhalten organischer Substanzen bei der Elektrolyse u. s. w. Es bedarf nur der Erinnerung, um einzusehen, \u00fcber wie verschiedene Fragen beide Klassen von Erfahrungen in den meisten F\u00e4llen Aufschlu\u00df zu geben bestimmt sind, und ein wie lockeres Bindemittel f\u00fcr dieselben der einzige Umstand gew\u00e4hrt, dafs hier Elektricit\u00e4t entwickelt, dort k\u00fcnstlich hinzugetragene unter anderen Pr\u00fcfungsmitteln angewandt wird. Wem w\u00fcrde es beikommen, unter der Aufschrift \u00bbvon der thierischen W\u00e4rme\u00ab der Zuckungen zu gedenken, die das Brennen eines Nerven erregt, unter der \u00bbvon dem Leuchten der Pflanzen\u201c den F, in (hi\u00df abzuhandeln, den das Lieht auf Stellung und Farbe der Pllanzentheilc \u00fcbt ? Nur da schneiden sich die Grenzen dieser Gebiete, wo, wie dies im Laufe dieser Untersuchungen mehrmals der Fall sein wird, die Anwendung der Elektricit\u00e4t an den thierischen K\u00f6rpern Ver\u00e4nderungen hervorruft, welche selbst wieder elektrische Erscheinungen zur Folge haben. Gewisserma\u00dfen zu sp\u00e4t kommen diese sichtenden Bemerkungen \u00fcbrigens in Betreff der Reizversuche an Muskeln und Nerven, welche die \u00fcberwiegende Mehrzahl jener Erfahrungen ausmachen. Durch die nachfolgenden Untersuchungen wird es unter andern der Gewi\u00dfheit nahe gebracht werden, dafs das, was die Nerven bef\u00e4higt, ein strompr\u00fcfendes Mittel zum Thcil von un\u00fcbertroffener Empfindlichkeit abzugeben, gerade der bereits erw\u00e4hnte fortdauernde elektrische Vorgang in ihnen selbst ist. Diese Versuche werden somit nach wie vor, von jetzt an aber erst mit hinl\u00e4nglicher Berechtigung, einen Platz in der physiologischen Elektricit\u00e4t einnehmen.","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. //. Thatbestand der physiol. Elelctr.\n7\n\u00a7\u2022 n.\nUebersiclit des Thatbestandes der physiologischen Elektricit\u00e4t.\nEs bleibt uns auch nach diesen Einschr\u00e4nkungen noch immer eine so betr\u00e4chtliche Anzahl von Angaben \u00fcbrig, dafs es nothwendig erscheint, dieselben zum Behuf des Ueberblicks in mehrere Gruppen zu vertheilen. Die Eintheilungsgriindc, die uns dabei zu Gebote stehen, sind theils physiologische, nach den Organen und den organischen Wesen selbst n\u00e4mlich, an denen die Erscheinungen wahrgenommen worden sein sollen, theils physikalische, nach der Art der angeblich beobachteten elektrischen Wirkungen. Dafs es, bei Mittheilung einer solchen Uebersiclit, meine Meinung nicht sein kann, fiir die Richtigkeit aller darin aufgenommenen Behauptungen irgendwie einstchen zu wollen, bedarf wohl nicht erst der Erw\u00e4hnung. Ja es haben solche Angaben Platz finden m\u00fcssen, von denen es zweifelhaft ist, entweder, ob sie \u00fcberhaupt in der Wirklichkeit begr\u00fcndet sind, oder wenigstens, in wie fern sie dem Gebiet der physiologischen Elektricit\u00e4t, nach der obigen Begriffsbestimmung, angeh\u00f6ren. Nur von den Klassen von Erscheinungen, die im Laufe meiner eigenen Untersuchungen nicht ferner Ber\u00fccksichtigung finden werden, ist im Folgenden die wesentliche Literatur aufgef\u00fchrt worden.\nWir unterscheiden demnach zuerst:\nA. Physiologisch-elektrische Erscheinungen an Pflanzen.\nI. St a tisch-elektrische Erscheinungen.\n1. Das blitz\u00e4hnliche Aufleuchten gewisser lebhaft gef\u00e4rbter El\u00fc-then in der D\u00e4mmerung, welches Linn\u00e9\u2019s Tochter entdeckte, 1 ist von Mehreren 2 f\u00fcr eine elektrische Erscheinung erkl\u00e4rt worden, und sogar Volta hat dieser Meinung bedingungsweise beigepllichtet,3 indem er\n1\tDer Schwedischen Akademie Abhandlungen XXIV. Bd. auf das Jahr 1762, \u00fcbersetzt von K\u00e4stner. S. 291.*\n2\tS. Wilke, ebendas. S. 293. *\u2014 Haggren, in Bd. IX der Neuen Schwedischen Abhandlungen auf das Jahr 1788. S. 59. * \u2014 Bf.rthoi.on, de l\u2019Eleelricite des v\u00e9g\u00e9taux. Paris 1788. p. 334. * \u2014\u25a0 Pueteney, historical and biographical Sketches of the progress of Botany in England etc. London 1790. vol. I. p. 346. *\n3\tCollezione dell\u2019 Opere del Gavai. Conte Alessandro Volta ec. Firenze 1816. t. I. p. II. Meleorologia elettrica. Addizione alia Lettera sellima. p. 257 (b). *","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"8\nEinleitung. \u00a7. II. SpannungseleJdricitcit an Pflamcn.\nsich vorstcllt, dafs das Verstreuen des Bl\u00fclhcnstaubes, welches, nach IIaggren, das Blitzen begleiten w\u00fcrde, bei der m\u00f6glicherweise idio-elektrischen Natur desselben zu Lichtentwickelung Anlafs gebe. Diese Deutung ist indefs unn\u00f6thig; mit Recht bat Goethe seitdem die Erscheinung von dem pl\u00f6tzlichen Hervortreten von Blendungsbildern in der geforderten Farbe bei leisen Schwankungen des Augapfels hergeleitet. 1 Me yen und Schleiden irren sich wohl, wenigstens in Bezug auf die Wahrnehmungen der eben angef\u00fchrten Beobachter, wenn der Erstere einen Zusammenhang der Lichtentwickelung mit den chemischen Vorg\u00e4ngen des Pflanzenlebens sucht,1 2 3 4 der Letztere jeden Erkl\u00e4rungsversuch hier noch f\u00fcr unm\u00f6glich h\u00e4lt. 3 Dies gebt mit vollst\u00e4ndiger Gcwifsheit daraus hervor, dafs Fr\u00e4ulein v. Linn\u00e9, Wilke, IIaggren und Goethe das Blitzen nur im indirecten Sehen, nicht beim Fixiren wabrnelnnen konnten, was gerade eine besondere Erscheinungsweise der Blendungsbilder ist. Eben des Fixircns bei der angestrengten Beobachtung halber gelang es deshalb mehreren Forschern, z. B. Ingeniiousz, \u2018 und lange Zeit hindurch auch Goethe selbst nicht, das Leuchten zu gewahren.\n2. Pouillet hat 1825 nachgewiesen, dafs beim Verbrennen von Kohle, diese negativ elektrisirt zur\u00fcckbleibt, w\u00e4hrend der aufsteigende Kohlens\u00e4urestrom positive Elektricit\u00e4t zeigt. Sodann hat er denselben Grundsatz auf die bei dem Wachsthum der Pflanzen stattfindende Kohlens\u00e4urebildung ausgedehnt, indem er darthat, dafs bei der Keimung von allerlei Samen in mit Erde gef\u00fcllten Glasgcf\u00e4fsen, deren Rand mit Schellack gefirnifst ist, diese sich mit negativer Elektricit\u00e4t laden, die sich am Condensator wahrnehmen l\u00e4fst, so dafs man schliefsen kann, dafs positiv elektrisirte Kohlens\u00e4ure auf und davon gegangen ist, welcher auch Pouillet einen betr\u00e4chtlichen Antheil an der Gewitterbildung zuschreibt.5 Es waltet indefs hier noch eine grofse Schwierigkeit ob, da die Pflanzen bekanntlich, dem Sonnenlichte ausgesetzt, nicht mehr Kohlens\u00e4ure, sondern umgekehrt Sauerstoff aushauchen, der, wenn er die Folge der Zersetzung von Kohlens\u00e4ure ist, doch aller Wahrscheinlichkeit nach negativ geladen fortgeht und die Pflanze positiv elektrisirt zur\u00fcckl\u00e4fst. Wenn Pouillet in seinen Versuchen hierauf\n1\tZur Farbenlehre. T\u00fcbingen 1810. Bd. I. S. 21. \u00a7. 54.* \u2014 Vcrgl. L. Chr. Treyiranus, Physiologie der Gew\u00e4chse. Bd. II. Bonn 1838. S. 70. \u00a7.374.*\n2\tNeues System der Pflanzen-Physiologie. Bd. II. Berlin 1838. S. 200 ff.*\n3\tGrundziige der wissenschaftlichen Botanik u. s. w. 2. Auflage. Leipzig 1846. \u00dfd. 11. 8. 540.\u2019\n4\tVersuche mit Pflanzen, \u00fcbersetzt von Scherer. Bd. II. Wien 1788. S. 273 ff. *\n5\tAnnales de Chimie cl de Physique. Ao\u00fbt 1827. 1. XXXV. p. 401. *","page":8},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"Elektrische Str\u00f6mungen an Pflanzen.\n9\nkeine R\u00fccksicht zu nehmen brauchte, um glcichm\u00e4fsig stets negative Ladung der Gcf\u00e4fse wahrzunehmen, so mufs man daher entweder schliefsen, dafs seine Pfl\u00e4nzchen der Bedingungen entbehrten, um abwechselnd Kohlens\u00e4ure und Sauerstoff zu entwickeln, wor\u00fcber keine klare Auskunft gegeben ist, oder dafs hei der Zersetzung der Kohlens\u00e4ure nicht der umgekehrte elektrische Vorgang stattfindet wie hei ihrer Bildung. F\u00fcr die erstere Meinung spricht, dafs schon Becquerel, der im Stande war, Erkundigungen hei Pouillet einzuziehen, bei Darlegung seiner Versuche ihm diesen seihen Einwand macht. Alsdann d\u00fcrften wenigstens die Folgerungen f\u00fcr die Elektricit\u00e4t der Atmosph\u00e4re einigermafsen einzuschr\u00e4nken sein. Becquerel bemerkt ferner, dafs Pouillet auch die durch Verdunstung des Wassers freiwerdende, nach den verschiedenen darin aufgel\u00f6sten Stoffen verschiedene Elektricit\u00e4t aufser Acht gelassen habe. 1\nMatteucci berichtet, dafs er im Innern eines \u00bbenglischen W\u00e4ldchens\u00ab aus Robinia Pseudacacia, Platanus occidentalis, Gleditsehia triakanthos u. d. m. beziehlich keine oder negative Elektricit\u00e4t beobachtet habe, wenn auf freiem Felde positive Elektricit\u00e4t oder keine herrschte. Bei Sonnenschein w\u00fcrde dies mit Pouillet\u2019s Angaben und dem Gesetz der Umkehr stimmen ; es fand aber bereits vor Sonnenaufgang statt. 2\nII. Erscheinungen elektrischer Str\u00f6mung. 3\nEs findet daf\u00fcr grofsenthcils dieselbe Ungewifsheit Stall, wie f\u00fcr die oben bereits erw\u00e4hnten angeblichen Str\u00f6mungen zwischen den Absonderungsorganen thierischer K\u00f6rper; ob sie n\u00e4mlich auch unabh\u00e4ngig von den Vorrichtungen vorhanden sind, die zu ihrer Wahrnehmung dienen, ob sie also \u00fcberhaupt, zum wenigsten in dieser Form, als physiologisch-elektrische angesprochen werden d\u00fcrfen.\n1. Alexandre Donn\u00e9 hat bei Aepfeln, Birnen, Pfirsichen, Aprikosen und Pflaumen beim Anlegen gleichartiger metallischer Multipli-catorenden Str\u00f6me in der Richtung der Ase der Frucht entdeckt. Beim Anlegen an zwei Punkte des Aequators oder eines Parallclkreises\n1 Trait\u00e9 experimental de l'\u00c9lectricit\u00e9 et du Magn\u00e9tisme. t. IV. Paris 1836.\np. 169.\u2019\n3 Biblioth\u00e8que universelle de Gen\u00e8ve. Ancienne S\u00e9rie. Sciences et Arts. 1835. t. LIX. p. 38. * \u2014 lieber eine angeblich elektrische Erscheinung an einem Fungus (Sphaeria fraxinea Linn.) s. the Magazine of natural History and Journal of Zoology, Botany etc. Conducted by J. C. Loudon, vol. II. 1829. p. 171. * By Electricus.\n3 Allgemeine Betrachtungen dar\u00fcber von Ooi.niNC Bird in the Magazine of natural History etc. New Series, conducted by E. Chaki.eswokth. vol. I, 1837. p. 240. 293. *","page":9},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"10\nEinleitung. \u00a7. II. SpannungsclelUricit\u00e4l\nfindet keine Str\u00f6mung Statt. Die Richtung des Stroms ist hei den Aepfeln und Birnen von der Knospe zum Stiel in der Frucht, in den Steinfr\u00fcchten sei sie die entgegengesetzte. Die chemische Ungleichartigkeit, auf welche diese Str\u00f6mungen deuten, entgeht der Analyse; indel's bestehen dieselben in der n\u00e4mlichen Richtung fort zwischen den ausgeprefsten Saftmengen der beiden ll\u00e4lflen einer senkrecht auf die Axc durchschnittenen Pflaume, fehlen hingegen, wenn der Schnitt der Axc parallel geschah. 1 2\nIch vermag, nach eigenen Versuchen, diese Angaben grofsentheils zu best\u00e4tigen.\n2.\tMan erh\u00e4lt, nach Donn\u00e9 a. a. 0., auch einen Strom durch Anlegen des einen Multiplicatorcndes unterhalb der Rinde, des anderen an das Mark eines Zweiges.\n3.\tJames Blake giebt an, auf folgende Weise einen elektrischen Strom durch den Vegetationsprocefs in einem Blatte hervorgebracht zu haben. Das Blatt wurde unter Wasser getaucht, so dafs nur der Stiel hervorragte; in diesen wurde das eine Platinende des Multiplicators versenkt, w\u00e4hrend das andere die Oberfl\u00e4che des Blatts unter Wasser ber\u00fchrte. Der Strom, der, \u00fcbrigens vom Licht unabh\u00e4ngig, bei Tage st\u00e4rker war als bei Nacht, ging im Multiplicatordraht vom Stiel zum Blatte. \u2019\n4.\tDerselbe erhielt einen Strom beim G\u00e4hren von Bierw\u00fcrze, indem er eine Platinplatte auf dem Boden des Gef\u00e4fses in Ber\u00fchrung mit der liier befindlichen Schicht G\u00e4hrungspilze, eine andere an der Oberfl\u00e4che der Fl\u00fcssigkeit anbraclite und beide durch den Mullipiicator verband. Der Strom ging in der Fl\u00fcssigkeit aufw\u00e4rts, nahm anf\u00e4nglich an St\u00e4rke zu, sp\u00e4terhin wieder ab, und kehrte sich endlich um, als die Hefe vom Boden des Gef\u00e4fses nach der Oberfl\u00e4che der Fl\u00fcssigkeit aufstieg. Nach Beendigung der G\u00e4lirung verschwand er v\u00f6llig. 3\nB. Physiologisch-elektrische Erscheinungen an Tliieren.\n1. Statisch - elektrische Erscheinungen.\n1. Am ganzen lebenden Thier. Dies ist das Gebiet, auf welchem sich vor der Entdeckung des Galvanismus, als noch keine andere Erscheinungsweise der Elcktricit\u00e4t bekannt war, der Natur der\n1\tAnnales des Sciences naturelles. 2. S\u00e9rie. I. I. 1834. Zoologie. [>. 125. * \u2014 Annales de Chimie et de Physique, t. LVII. p. 398. *\n2\tThe Philosophical Magazine. New Scries. 1838. vol. XII. p. 510. 541. *\n3\tIbid., p. 539. 540. *","page":10},{"file":"p0011.txt","language":"de","ocr_de":"an Thieren.\n11\nSache nach allein die W\u00fcnsche und Hoffnungen, die T\u00e4uschungen und Entt\u00e4uschungen, kaum darf hinzugef\u00fcgt werden, die Beobachtungen und Erfahrungen derer ergehen konnten, die sich mit der Begr\u00fcndung der tliierischen Elektricit\u00e4t befafsten. Es w\u00fcrde eine nutzlose, und hei der Ausdehnung der hieher geh\u00f6rigen, schon l\u00e4ngst weit entr\u00fcckten Literatur, neben ihrer M\u00fchseligkeit auch fast unm\u00f6gliche Arbeit sein, alle die Zeugnisse der \u00e4lteren Schriftsteller \u00fcber angeblich an thie-rischen und menschlichen K\u00f6rpern vorgekommene F\u00e4lle von Entwickelung freier Spannungselektricit\u00e4t zusammenzustellen. Es sind meistens, wenn nicht in ihrer Wirklichkeit oder wenigstens ihrem Zusammenh\u00e4nge mit der Elektricit\u00e4t durchaus zu bezweifelnde Angaben, Erscheinungen entweder von atmosph\u00e4rischer Elektricit\u00e4t, dem St. Elmsfeuer der Schilfer vergleichbar, oder es beruhen dieselben unstreitig, oft sogar zugestandenermafsen, auf Reibung idio\u00eblektrischer Theile aneinander, z. B. der trockenen Haut an erw\u00e4rmten Kleidungsst\u00fccken, des Pelzwerks der Thiere, der Vogelfedern mittelst der Hand, u. d. m. Thatsachen der Art finden sich an den unten angegebenen Stellen in hinreichender Menge gesammelt. 1 Als Beispiel von der damals mitunter herrschenden Begriffsverwirrung in Betreff der Beweisf\u00e4higkeit mancher Wahrnehmungen f\u00fcr das Dasein einer tliierischen Elektricit\u00e4t, mag angef\u00fchrt werden, dafs Comus die elektrische Natur des Nerven-princips erwiesen zu haben meinte, als cs ihm gelungen war, eine\n1 Bertholon, de l\u2019Electricit\u00e9 du corps humain dans l'\u00e9tal de sanl\u00e9 et de maladie. Paris 1786. t. I. p. 117. Chap. Vil. De l'\u00c9lectricit\u00e9 spontan\u00e9e du corps humain und Chap. VIII. De l\u2019Electricit\u00e9 des divers animaux.* Bkrtholon\u2019s einst so ber\u00fchmtes, jedoch mit Recht in Vergessenheit gerathenes Buch handelt nicht, wie man es dem Titel nach vermuthen sollte, von der physiologischen Elektricit\u00e4t des menschlichen K\u00f6rpers nach unserer im vorigen Paragraphen dargeleglen Begriffsbestimmung, sondern wesentlich von dem Einflufs der Elektricit\u00e4t auf denselben. Eben dies gilt von dein oben S. 7 Anm. 2 bereits angef\u00fchrten Werke \u00bbde l\u2019Electricit\u00e9 des v\u00e9g\u00e9taux\u00bb, in welchem auch eigentlich nur von dem Einflufs der Elektricit\u00e4t auf die Pflanzen die Rede ist. \u2014 J. Jac. Hemmer, Untersuchungen \u00fcber die thierische Elektricit\u00e4t, vorz\u00fcglich \u00fcber die freiwillige. 1790. Gken\u2019s Journal der Physik. 1791. Bd. 111. S. 267. * \u2014 Volta, Collezione del! Op\u00e8re ec. l. II. p. 1. p. 19. * (1792). \u2014 Aloysii Galvani etc., de viribus Electricilatis in motu musrulari Commentarius cum Joannis Aldini Dissertatione et Notis. Mutinae 1792. 4\u00b0. Joan-nis Aldini de animalis electricae theoriae orlu atque incrementis Disscrtatio. * Catalogus Bibliothecae historico-naturalis Josebhi Banks etc. Auclore Jona Dryan-der. t. II. Londini 1796. p. 436. * \u2014 v. Humboldt, Versuche \u00fcber die gereizte Muskel- und Nervenfaser, nebst Vermuthungen \u00fcber den chemischen Procefs des Lebens in der Thier- und Pflanzenwelt. Posen und Berlin 1797. Bd. 1. S. 426. * \u2014 Viele der hier angef\u00fchrten Thatsachen, welche auf Wahrnehmung von Lichlerschei-rmng an menschlichen und thierisclien K\u00f6rpern zur\u00fcckkommen, sind aus Thomak Bartholtni de luce hominum et hrutorum libri III. Hafniae 1669. * gesch\u00f6pft.","page":11},{"file":"p0012.txt","language":"de","ocr_de":"12\nEinleitung. \u00a7. 11. Elelctricit\u00e4tsentwiclcelung\nElektrisirmaschine aus getrockneten Nerven zu verfertigen,1 und dais man \u00e4hnliche Folgerungen dem Umstande entnahm, dafs, gleichfalls nach Conus Versuchen, ein aus Eierschalen oder Knochen bereitetes phosphors\u00e4urehaltiges Glas angeblich die elektrischste aller bekannten Glasarten sei. 3 Das sogenannte Blitzen der Augen erz\u00fcrnter Menschen und Thiere, vollends das Leuchten gewisser Thieraugen im Halbdunkel und der Leuchtw\u00fcrmer, die umherfliegenden Funken nach einem Schlag auf den Bulbus, Newton\u2019s Druckfigur, die problematischen Selbstverbrennungen, 3 genug keine noch so entfernt liegende Analogie wurde von den damaligen Urhebern thierisch- elektrischer Theorieen verschm\u00e4ht, welche durch die Breite ihrer Beweisf\u00fchrungen auszugleichen suchten, was denselben an Tiefe ahging.\nDiesen Verirrungen gegen\u00fcber, in denen man die Unmethode des Alterthums und der mittleren Zeit bis in die Tage eines Coulomb und eines Lavoisier hereinragen sieht, sind einige angemessenere Bestrebungen zu unterscheiden, wider die sich, ihrer allgemeinen Anlage nach, nichts erinnern l\u00e4fst. Man liefs Menschen, unter mannigfaltigen Umst\u00e4nden des Befindens und allerlei anderen Bedingungen, den Isolir-stuhl besteigen, und pr\u00fcfte mittelst elektroskopischerVorrichtungen den elektrischen Zustand, in den sie alsdann, aus irgend welcher Ursache, geratben mochten.\nAn der Spitze der Beobachter, welche diesen Weg einschlugen, steht de Saussure der Vater. Er entdeckte jedoch keine Regelm\u00e4fsig-keit in den Erscheinungen, da sich ihm bald positive, bald negative, bald gar keine Elektricit\u00e4t kundgab. Auch schreibt er die Entwickelung derselben einfach der Reibung der Kleidungsst\u00fccke zu, da Bewegung sie verst\u00e4rkte, und hingegen am nackten, oder schwitzenden K\u00f6rper, oder wenn frisch angezogene Kleider noch nicht auf dem Leihe warm* geworden waren, die elektrischen Zeichen vermifst wurden. Die blofse Bewegung beim Athcmholen hielt er f\u00fcr hinreichend, um Elektricit\u00e4t durch Reibung an den Kleidungsst\u00fccken zu entwickeln. Dabei bediente er sich abwechselnd eines einfachen Elektroskopes und des\n1\tKozier, Observations sur la Physique, sur l\u2019Histoire naturelle etc. 1775. 4\u00b0. t. VI. \u00a3(, 258. * \u2014 Ibid., 1778. l. XI. p. 49 (16. Mai 1777). *\n2\tIbid., 1780. 1. XVI. p. 151. * -\u2014 Berthoi.os, de l\u2019Electricit\u00e9 du corps humain, etc. I. 1. p. 139. *\n3\tBertholon, ibid., p. 128. 131. 158. 161. 164. \u2014 Noch 1811 erkl\u00e4rte Pallas das Leuchten der Augen vorz\u00fcglich des Katzengeschlechts dadurch, dais hier durch das Fenster der Pupille in der Nervenhaut gleichsam ein St\u00fcck des lebenden Gehirns zu Tage komme, welches in elektrischem Feuer gl\u00fche. \u00bbHaec ignea acies \u00bbforte nudum electrum retinae nervosac.\u00ab Zoographia Rosso-Asialica. Petropoli 1811. 4\u00b0. p. 1. p. 14. *","page":12},{"file":"p0013.txt","language":"de","ocr_de":"am lebenden Menschen.\n13\nVolta'scIimi Condensators, je nach der Sl\u00e4rke der walirzunehmenden Wirkungen.' Volta 1 2 und Tiberius Cavallo, welcher \u00e4hnliche Versuche, aber ohne Condensator, anstellte,3 stimmen de Saussure bei.\nDie entgegengesetzte Behauptung einer freiwilligen Elektrisirung des menschlichen K\u00f6rpers verteidigten damals ungef\u00e4hr gleichzeitig und unabh\u00e4ngig von einander in Italien Gardini,4 unter uns Hemmer. 5 6 Der Erstere zieht aus einer langen Reihe von Beobachtungen an sich selbst, seinen zahlreichen Sch\u00fclern, vielen andern Menschen beiderlei Geschlechts und an Thieren, wobei er sich einer condensirenden Vorrichtung besonderer Art, seines \u00bbMicroscopium clcctricum\u00ab bediente, den Schlufs, dafs, ohne alle Reibung, dem gesunden tierischen K\u00f6rper ein leichter Grad positiver Elektrisirung zukomme. In dieser Elektrici-t\u00e4tsentwickelung will sogar Gardini an sich selbst im Winter und Fr\u00fchlinge, welche der Beobachtung derselben \u00fcberhaupt am g\u00fcnstigsten seien, eine constante t\u00e4gliche Periode erkannt liabcff. Schweifs, Krankheit, Menstruation und Schwangerschaft bei Weibern, Castration bei m\u00e4nnlichen Individuen (einem Hunde) sollen Verschwinden oder gar Umkehr der elektrischen Zeichen nach sich ziehen.\nHe mmer fand gleichfalls in der \u00fcberwiegenden Mehrzahl der F \u00e4lle, die sich bei ihm in die Tausende belaufen, positive Elektricit\u00e4t; er giebt dieselbe daher, wie Gardini, f\u00fcr die \u00e4chte und nat\u00fcrliche des menschlichen K\u00f6rpers aus, und l\u00e4fst die entgegengesetzte stets von einem \u00bbstatu violento\u00ab desselben herr\u00fchren. K\u00e4lte, Erm\u00fcdung und Schweifs wirken hemmend auf die Elektricit\u00e4tsentwickelung ein. Von der Reibung an Kleidungsst\u00fccken sei sie v\u00f6llig unabh\u00e4ngig, da er Stunden lang nackend auf dem lsolirschemel sitzend lebhaft und dauernd elektrische Zeichen von sich gegeben habe. Gren \u00e4ufsert einen Verdacht gegen diese Ergebnisse auf Grund der vermeintlichen Unzuverl\u00e4ssigkeit des VoLTA\u2019schen Condensators, dessen sich Hemmer bediente.0\n1 Brief an die Verfasser des Journal de Paris vom 26. Marz 1784. Ueber-selzl ins Ilali\u00e4nische in Marsilio Landriani\u2019s dell\u2019 utilita dei condullori elettrici\nDissertazione. Milano 1784. p. 274. * \u2014 Hieraus ins Deutsche in Mars, Lanuriani's Abhandlung vom Nutzen der Blitzableiter von G. M\u00fcller. Wien 1786. S. 238. * \u2014 Nur unvollst\u00e4ndig bei Bertholon, ibid., p. 132.*\n3 Collezione dell' Opere ec. Ivi, p. 19. 20. (1792.)*\n3\tVollst\u00e4ndige Abhandlung der theoretischen und praktischen Lehre von der Elektricit\u00e4t nebst eigenen Versuchen. Aus dem Englischen \u00fcbersetzt von Baimann. 4. Auflage. Leipzig 1797. Bd. IL S. 312. *\n4\tDissertalio de electrici ignis natura Academiae etc. Mantuanae exhibita (anno 1788); edidit et praefatus est Joannes Mayer. Dresdae 1793. p. 89 \u2014 102. 128 sq. *\n8 Gren\u2019s Journal der Physik. 1791, Bd. III. S. 267. *\n6 Ebendas., S. 284. *","page":13},{"file":"p0014.txt","language":"de","ocr_de":"14\nEinleitung. \u00a7. II. EleJilricitcitsentwicJfelung\nlieber den handgreiflicheren Erscheinungen, welche die Entdeckung des Galvanismus kurz darauf den Liebhabern der thierischen Elektricit\u00e4t darbot, gerietli diese zarte und zweifelhafte Aeufserungsweise derselben einstweilen etwas in Vergessenheit. Erst 1800 wurde Sj\u00f6sten wiederum durch Zufall auf Untersuchung derselben gef\u00fchrt. 1 Ich mufs bekennen, dafs seine Beobachtungsart mir nicht geeignet scheint, viel Vertrauen in das allen \u00fcbrigen Zeugnissen entgegengesetzte Ergehnifs einzufl\u00f6fsen, zu dem er gelangte: dafs die in Rede stehende Elektricit\u00e4t negativer Art sei, und nur ausnahmsweise positive Ausschl\u00e4ge am Elektroskop erhalten w\u00fcrden.\nAls die wichtigste Arbeit \u00fcber diesen Gegenstand ist unstreitig die v\u00b0n Ahrens 1817 unter Pfaff\u2019s Leitung, also gewifs mit den besten lliilfsmitteln und allen Vorsichtsmafsregeln ausgefiihrte Untersuchung anzusehen. 2 Ls heifst a. a. 0.: \u00bbDie Versuche wurden gew\u00f6hnlich so \u00bbangestellt, dafs di^Person, deren Elektricit\u00e4t untersucht werden sollte, \u00bbsich auf ein Isolatorium begab, und mit der Hand (bisweilen auch \u00bbmit irgend einem andern Theile des K\u00f6rpers) die Collectorplatte eines \u00bbsehr guten und auf ein Goldblattelektrometer aufgeschraubten Con-\u00bbdcnsators ber\u00fchrte, w\u00e4hrend die obere Platte des Condensate's mit \u00bbdem Erdboden in leitende Verbindung gesetzt wurde. Hatte die Be-\u00bbr\u00fchrung der Collectorplatte k\u00fcrzere oder l\u00e4ngere Zeit (was keinen \u00bbgrofsen Unterschied zu machen schien, da die Ladung gew\u00f6hnlich \u00bbsehr schnell geschah) Statt gefunden, so wurde die Verbindung auf-\u00bb gehoben, die obere Platte des Condensates entfernt, und nun zeig-\u00bbten die Goldbl\u00e4ttchen durch ihre Divergenz den Grad der mitgetheilten \u00bbElektricit\u00e4t, deren Qualit\u00e4t auf die gew\u00f6hnliche Weise durch Ann\u00e4herung einer geriebenen Siegellackstange oder einer Glasr\u00f6hre erforscht \u00bbwurde. Die wichtigsten Resultate dieser mehrere Monate hindurch \u00bbfortgesetzten Versuche waren folgende: In der Regel ist die eigen-\u00bbth\u00fcmliche Elektricit\u00e4t des menschlichen K\u00f6rpers im gesunden Zustande \u00bbpositiv. \u2014 Selten \u00fcbersteigt sie an Intensit\u00e4t die Elektricit\u00e4t, welche \u00bbdas mit dem Erdboden in leitender Verbindung stehende Kupfer mit \u00bbdem Zink bervorbringt. \u2014 Reizbare Menschen von sogenanntem san-\u00bbguinischen Temperamente haben mehr freie Elektricit\u00e4t als tr\u00e4ge, von \u00bbsogenanntem phlegmatischen Temperamente. \u2014 Des Abends ist die \u00bbMenge der Elektricit\u00e4t gr\u00f6fser als zu den anderen Tageszeiten. \u2014\n1 Kongl. Vetenskaps Academiens nya Ilandllngar. T. XXL F\u00fcr Ar 1800. Sid. 63.* \u2014 Ausgezogen in Pfafe, Scheel und Rudolphi, Nordisches Archiv f\u00fcr Naturkunde, Arzneiwissenschaft und Chirurgie. Bd. III. St. 3. 1803. S. 20. *\n* I>FAFF, in J, F. Meckel\u2019s Deutschem Archiv f\u00fcr die Physiologie. Bd. III. 1817. S. 161.\u2019","page":14},{"file":"p0015.txt","language":"de","ocr_de":"am lebenden Menschen.\n15\n\u00bb Geistige Getr\u00e4nke und der dadurch vermehrte Kreislauf vermehren die \u00bbMenge der freien Elektricit\u00e4t. \u2014 Die Weiber sind \u00f6fter als die M\u00e4n-\u00bbner negativ elektrisch, doch sind weder die Versuche von Herrn \u00bb Ahrens, noch von mir\u201c \u2014 sagt Pfafk \u2014 \u00bb bisher genug vervielf\u00e4ltigt \u00bbworden, um den Gegensatz der Elektricit\u00e4t des weiblichen Geschlechts \u00bbgegen die des m\u00e4nnlichen als Regel aufstellen zu k\u00f6nnen. ... \u2014 Im \u00bbWinter sehr durchgek\u00e4ltete K\u00f6rper zeigten erst keine Elektricit\u00e4t, die \u00bbaber allm\u00e4hlig zum Vorschein kam, so wie die Haut wieder warm \u00bbwurde. \u2014 Dafs diese eigenth\u00fcmliche Elektricit\u00e4t des K\u00f6rpers ganz \u00bbunabh\u00e4ngig von dem Reiben der Kleider an der Oberfl\u00e4che sei, be-\u00bbwies der Umstand, dafs auch der ganz nackte K\u00f6rper dieselbe Elek-\u00bb Lricit\u00e4t zeigt; auch war kein Unterschied zu bemerken, welcher Theil \u00bbdes K\u00f6rpers mit der Collectorplatte in Ber\u00fchrung kam. \u2014 W\u00e4hrend \u00bb der Dauer rheumatischer Krankheiten scheint die eigenth\u00fcmliche Elek-\u00bbtricit\u00e4t des K\u00f6rpers auf Null herabzusinken, und, sowie die Krank-\u00bb heit weicht, allm\u00e4hlig wieder zum Vorschein zu kommen.\u00ab\nNasse der J\u00fcngere hat diese Versuche wiederholt, sich aber dabei, wie es scheint, nur des Elektroskops, ohne condensirende Vorrichtung bedient. 1 Er hat \u00fcberall, bei M\u00e4nnern wie hei Weibern, an Kranken wie an Gesunden, ja an Leichen, und gleichviel, oh Isolation stattfand oder nicht, positive Elektricit\u00e4t gefunden und leitet dieselbe in seinen wie in Ahrens Versuchen von der Reibung ah, der die elektroskopi-schcn Vorrichtungen hei ihrer Handhabung am K\u00f6rper unterworfen seiii m\u00f6gen.\nDies ist, was von freiwilliger Elektricit\u00e4tsentwickelung am menschlichen K\u00f6rper noch am sichersten vorliegt. Eigene Versuche \u00fcber diesen Gegenstand habe ich nicht angestellt. Ich enthalte mich daher billig jedes Urtheils \u00fcber die Wirklichkeit oder nicht Wirklichkeit jener Entwickelung. Unbestreitbar scheint mir nach alle dem, bei so vielen \u00fcbereinstimmenden Zeugnissen, nur dies Eine: dafs n\u00e4mlich, hei der Untersuchung des menschlichen K\u00f6rpers mittelst elektroskopischer Vorrichtungen, auf irgend welche Weise ein Quell von vornehmlich positiver Elektricit\u00e4t gegeben sein m\u00fcsse. Oh dieser nun iii den thierischen Geweben an und f\u00fcr sich, ihren gew\u00f6hnlichen chemischen und physikalischen Bedingungen, seinen Grund habe; oder oh er Iliefse aus irgend welcher hei Wiederholung des Versuchs stets gleichm\u00e4fsig wieder-\n1 Sterneberg, Exp\u00e9rimenta quaedam ad cognoscendam vim electricam nervorum alquc sanguinis facta. Bonnae 1834. 4\u00b0. p. 16.* \u2014 Auch Valentin hat ein Paar hiehcr geh\u00f6rige Versuche mitgetheilt, die indefs nichts lehren. Artikel \u00bbElektri-cil\u00e4t der Thiere\u201c in Itru. Wagner's Handw\u00f6rterbuch der Physiologie mit R\u00fccksicht auf physiologische Pathologie. Bd. I. Braunschweig 1842. S. 294. *","page":15},{"file":"p0016.txt","language":"de","ocr_de":"16\nEinleitung. \u00a7. II. Elcktricit\u00e4tscntmiclcelung\nkehrenden Ursache; oder ob er endlich dennoch lierr\u00fchre von der Reihung der Haut an den Kleidungsst\u00fccken: dies ist minder leicht zu entscheiden. Das letztere halte ich durch die Versuche am nackten K\u00f6rper delshalh nicht f\u00fcr unwiderleglich zur\u00fcckgewiesen, weil man einen Menschen nicht, gleich einem Krystall, durch die Flamme ziehen kann, um ihn von jeder anhaftenden Spur von Elektricit\u00e4t zu befreien, was bekanntlich seine grofsen Schwierigkeiten hat.\nDem sei \u00fcbrigens wie ihm wolle, das Interesse der ganzen Frage scheint mir ziemlich gering und kaum der M\u00fche einer ferneren Untersuchung werth. Sie ist, wie bemerkt, zu einer Zeit aufgebracht worden, wo es noch keine andere Erscheinungsweise der Elektricit\u00e4t gab, als die der Spannung und pl\u00f6tzlichen Entladung; wer damals thicrisch-elektrischen Phantasieen sich hingeben wollte, war mit seiner Einbildungskraft in diesen engen Kreis gebannt. Als aber im Galvanismus neue, und zur Erkl\u00e4rung der Muskel- und Ncrvenwirkungen geeignetere Bewegungsformen der Elektricit\u00e4t bekannt wurden, verliefsen diejenigen, welche dem Gange der Wissenschaft einigermafsen folgten, jene veraltete Analogie und griffen zu den hier dargebotenen Deutungen, wohl wissend, dafs der isolirtc menschliche K\u00f6rper immerhin freiwillig zolllange Funken ertheilen und Kleist'scIic Flaschen zu laden verm\u00f6gend sein k\u00f6nnte, ohne dafs dies den geringsten ferneren physiologischen Schliffs gestatten w\u00fcrde. Dies ist nicht die Gestalt der Elektricit\u00e4t, unter der sie, in ruhender Spannung angeh\u00e4uft entweder, oder auf breiten Wegen gem\u00e4chlich durch die Beine in die Erde abgeleitet, irgend erhebliche, am wenigsten aber irgend zweckdienliche, n\u00e4mlich \u00f6rtliche Wirkungen hervorzubringen verm\u00f6chte.\nNur die Aerzte verharrten trotz dem, und trotz der Unsicherheit des Thatbestandcs selber, bei dieser Vorstellungsweise, denen die einfachen Bilder von positiver und negativer Elektricit\u00e4t, von Abstofsung, Anziehung, Spannung, Entladung u. s. w. einmal eingepr\u00e4gt waren und nicht so leicht durch die minder fafslichcn und, die beliebte Polarit\u00e4t ausgenommen, minder leicht allgemeinen Anwendungen sich f\u00fcgenden Elementarbegriffe des Galvanismus verdr\u00e4ngt werden konnten. Siche hier\u00fcber Hermann Lotzk, dessen Ansicht ich v\u00f6llig theile, wenn er sagt: 1 \u00bbSo wenig als den Einflufs des Lichts kennen wir den der \u00bbElektricit\u00e4t, deren noch in vieler Verwirrung begriffene Theorie eine \u00bbmagische Anziehungskraft f\u00fcr ebenso verworrene Aerzte gehabt hat, \u00bbdie einzige Wirkung der Elektricit\u00e4t, die erwiesen ist.\u00ab Man hat die\n1 Allgemeine Pathologie und Therapie als mechanische Naturwissenschaften. Leipzig 1842. S. 435. 4G1. 493. *","page":16},{"file":"p0017.txt","language":"de","ocr_de":"am lebenden Menschen.\n17\nau Irrsinn grunzende Behauptung aufgestellt, heim Rheumatismus werde die Haut isolirend, unterhalb ihrer h\u00e4ufe sich daher die Elektricit\u00e4t an, und ihre Spannung verursache, ein Gewitter im Kleinen, das Ungemach des Kranken! Schart,au hat dieselbe bek\u00e4mpft. 1 Ueidemtkicu versichert dagegen, in allen Krankheiten mit saurer Beschaffenheit der an der K\u00f6rperoberll\u00e4che als Schweifs, Bl\u00e4schen- oder Pustelinhalt u. d. m. ergossenen Fl\u00fcssigkeiten sei die Uautelektricit\u00e4t positiv, in allen solchen mit basischer Reaction derselben negativ elektrisch.1 2 Damit man aber nicht etwa denke, dafs diese Tr\u00e4umereien ein Vorzug der Deutschen \u00e4rztlichen Schulen allein seien, schlage man ferner au den beiden angegebenen Stellen nach. 3\nVersagen wir schon der doch in Nichts besonders unwahrscheinlichen Aussage einer leichten freiwilligen Elektrisirung des menschlichen K\u00f6rpers bis auf Weiteres unseren unbedingten Glauben, so sind wir vollends berechtigt, jenen Erz\u00e4hlungen gegen\u00fcber uns zun\u00e4chst durchaus skeptisch zu verhalten, denen zufolge Menschen und Thiere ohne weitere \\ cranlassung elektrische Funken gespr\u00fcht und Schl\u00e4ge trotz denen einer Batterie ertheilt haben sollen.\nEin Arzt aus der Umgegend von L\u00fcttich hat Gaub den \u00e4ltesten Fall der Art schriftlich mitgetheilt. Auf Gauls\u2019s Aufforderung, denselben n\u00e4her zu untersuchen, erfolgte keine Antwort, und Gaub \u00e4ufserte daher nachmals in seinen Vorlesungen die Vermulhung, dafs der Arzt sich get\u00e4uscht gefunden habe. 4\nV on einem Frauenzimmer in der Schweiz erz\u00e4hlt um diese Zeit Brydonk, dafs sie \u00bbohne die Vermittlung einer elektrischen Substanz \u00bbelektrisch geworden sei, und sogar mit einem unangenehmen Gef\u00fchle\n1 Casper, Romberc und v. Stosch, Wochenschrift fiir die gesammte Heilkunde. Jahrgang 1810. 27. Juni. No. 26. S. 416. \u2019\n* Hcfkland\u2019s und Osakn's Journal der prakl. Heilkunde. 1833. Bd. LXXATI. 3. St. S. 96. * \u2014 Froriep, Neue Notizen aus dein Gebiete der Natur- und Heilkunde. 4\u00b0. Mai 1839. No. 212. (J\u00eed. X. No. 14.) S. 222. * \u2014 Ebendas., September 1839. No. 240. (Bd. XI. No.. 20.) S. 313. * Zur Physik der Pathologie. Eleklro-\u2022 chemisches \\erhallen des Rheumatismus.\n3\tS. Jti.nMR\u00d6DER, Beurlheiiung ron \u00abAppor^u d'une nouvelle doctrine m\u00e9dicale, \u00bb d'apr\u00e8s les ph\u00e9nom\u00e8nes ehiiniipues et physiques de la vie, par le Dr. YV annkr , de \u00bbBy. Paris 1837.\u00ab ln L. Chu. Schmidt\u2019s Jahrb\u00fcchern der in- und ausl\u00e4ndischen gesammlen Mediein. Jahrgang 1838. Bd. XX. S. 252. * \u2014 Cocdhet, Recherches m\u00e9dico-physiologiques sur l'Electricit\u00e9 animale. Paris 1837.*\n4\tInstituliones Palhologiae medicinalis Auelore H. ]). (luiuo. Edilio alt\u00e9ra. Leidae Batavorum 1763. p. 342. \u00a7. 660. * \u2014 Commentaria in Instituliones Palhologiae medicinalis etc. collecta digcsla a Perd, Dejean. t. III. Vicnnae 1794. p. 314. *\n2","page":17},{"file":"p0018.txt","language":"de","ocr_de":"IS\tEinleitung. \u00a7 11. Berttiolon\u2019s\n\u00bbund mit der \u00e4ufscrstcn Empfindlichkeit der Nerven Feuerfunken von \u00bbsich gegeben habe.\u00ab 1\nJean-Domin. Cassini (IV.) sagt in einem Reisebericht aus Italien vom Jahre 1775: \u00bbUn Seigneur Russe, dont le nom et la r\u00e9putation onl \u00bb\u00e9t\u00e9 r\u00e9pandus dans l\u2019Europe, et que je rencontrai \u00e0 Florence, m\u2019assura \u00bbque dans deux diff\u00e9rentes ann\u00e9es de sa vie, il avait \u00e9t\u00e9 dou\u00e9, si \u00bb j'ose m exprimer ainsi, d\u2019une vertu \u00e9lectrique, semblable \u00e0 celle de la \u00bbTorpille. Quiconque le touchait en quelque partie du corps que ce \u00bbf\u00fbt, \u00e9prouvait une commotion sensible.\" 2\nOseretskowski wurde von dreien glaubhaften und in Petersburg angesehenen, aus Sibirien geb\u00fcrtigen M\u00e4nnern berichtet, dafs Miciiaei, Puschkin in Tobolsk, 45 Jahr alt, vom Jahr 1775 an die Eigenschaft besessen habe, Jedem, der ihn ber\u00fchrte, einen Funken nebst Ersch\u00fctterung mitzutheilen. Nur im Winter jedoch gab sich diese Eigcn-th\u00fcmlichkeit kund, und auch dann bedurfte cs eines isolirenden Teppichs, auf dem er stand. Seine Frau sei durch den Umgang mit ihm gleichfalls elektrisch geworden (?), so dafs, wenn ihre Freundinnen beim Gruls nach Landessitte K\u00fcsse mit ihr wechselten, sie h\u00e4ufig durch die im Augenblick der Ber\u00fchrung von ihren Lippen \u00fcberspringenden Funken erschreckt wurden. Oseretskowski ist zweifelhaft, ob nicht dieser Fall einer und derselbe mit dem vorigen sei.3 4 5 6 Er mufs alsdann entweder Cassini\u2019s Bericht nicht selbst vor Augen, oder ein geringes Vertrauen iu die Einzelheiten des von ihm selbst mitgetheilten gehabt haben.\nVon Cot\u00fcgno\u2019s bekannter Maus wird sp\u00e4ter noch die Rede sein. 1 In eine Kategorie mit dieser Geschichte verdienen Nollet\u2019s, Tonso\u2019s, Vassalu-Eandi\u2019s 5 und Remer\u2019s 0 Erz\u00e4hlungen von Entladungsschl\u00e4gen an Aalen, Ratten und Katzen gestellt zu werden. Die wahrscheinlichste Erkl\u00e4rung aller dieser Fabeln bleibt die von Jon. M\u00fcller angedeutete, dafs den Herren wohl im Grunde vor den Gegenst\u00e4nden ihrer Versuche gegraut habe. \u2019\n1 Patrick Brydone\u2019s Boise durch Sicilien und Malla. Aus dem Englischen \u00fcbersetzt. Leipzig 1774. Bd. I. 8. 193. 194. * \u2014 Brydonk war nicht Augenzeuge, sondern die Geschichte wurde ihm von verschiedenen Schweizern berichtet. Sie fallt in die Jahre 1762 \u2014 63.\n- M\u00e9moires de l\u2019Acad\u00e9mie Royale des Sciences. 4\u00b0. Ann\u00e9e 1777. p. 578. *\n3\tAela Aeademiae Scientiarum Imperialis Pelropolilanae. 4\u00b0. Pro Anno 1779. Pars prior, p. 233. \u2019 Exemplum Elcctricitalis praeternaturalis.\n4\tS. unten, 1. Absehn. Kap. I. \u00a7. r.\n5\tAoi.ta, Collezione dell\u2019 Operc ec. t. IT. p. I. p. 21. 22. * \u2014 Gilbert's Annalen der Physik. 1803. Bd. XIII. 8.451.457.*\n6\tEbendas., 1804. Bd. WIE 8.31.*\n\u2019 Ihmdb. der Physiologie des Menschen. Bd. I. 3. Aull. Coblenz 1838. S. 648. *","page":18},{"file":"p0019.txt","language":"de","ocr_de":"Hommes- Torpilles.\"\n19\nIn der neueren Zeit sind wiederum F\u00fclle von \u00bbhommes-Torpilles*, wie Berthoi.on sic nennt, 1 gleich dem Ca.ssini'scIich und dem P\u00fcsch-kun\u2019s, vorgekommen, jedoch eben so wenig, wie jene, einer wissenschaftlichen Beglaubigung theilhafdg geworden.\n, Der hei weitem interessanteste darunter ist der der \u00bbelektrischen Dame\u00ab zu Orford (Grafton county, New Hampshire) in den Vereinigten Staaten.2 Am 25. Januar 1837, als eben ein strahlendes Nordlicht am Himmel stand, bemerkte diese Dame, inmitten der zur Beobachtung desselben versammelten Gesellschaft, indem sie mit der Hand die Wange ihres Bruders streichelte, zu Beider nicht geringem Erstaunen, dafs elektrische Funken aus jeder Fingerspitze nach dem ber\u00fchrten Gesichte \u00fcbersprangen. Die ganze, durchaus zu Zweifeln geneigte Gesellschaft \u00fcberzeugte sich durch Gesicht und Gef\u00fchl von den Funken, und der etwas sp\u00e4ter hinzugekommenc Berichterstatter, Dr. W ill ARD IIosford , ein \u00bbachtungswerther\u00ab Arzt, erhielt, von den Kn\u00f6cheln der Dame, einen 3/4\" langen Funken an die Nase, \u00fcber den er im Zur\u00fcckprallen jeden Zweifel vergafs. Dies elektrische Verm\u00f6gen hielt bis zu Ende Februars mit wachsender St\u00e4rke an, begann dann zu sinken und verschwand erst gegen Mitte Mai. Es blieb sich, w\u00e4hrend dieser Zeitdauer, nicht stets an St\u00e4rke gleich; indessen sei zu vermuthen, dafs vom 25. Januar bis zum 1. April die Dame zu jeder Zeit im Stande war, elektrische Funken abzugeben. Eine Temperatur von ungef\u00e4hr 70 \u2014 80\u00b0 Fahrenheit, leichte K\u00f6rperbewegung, Gem\u00fcths-ruhe, gesellige Erheiterung bef\u00f6rderten das Hervortreten der Erscheinungen; unter diesen aber war der Einllufs der Temperatur am deutlichsten, da noch ehe das Thermometer den Nullpunkt erreichte, die Elektricit\u00e4t v\u00f6llig verschwunden war. Mit dem Nullpunkt ist hier jedoch, obschon nach Fahrenheit'scIicr Graden gerechnet wird, der Frostpunkt gemeint, was sieh daraus ergeben d\u00fcrfte, dafs in Mussey\u2019s Bericht 25\u00b0 Fahr. (= \u2014 3\".shC.) als die ungef\u00e4hre Grenze des elektrischen Verm\u00f6gens sich angegeben findet. Barometer- und Hygrometerstand \u00fcbten keinen merkbaren Einllufs aus. Der Isolator, auf dem die Dame sich befand, war einfach der T\u00fcrkische Teppich ihres Zimmers\n1\tlliid., |i. 123. *\n2\tSu.i.iman, llic American Journal of Science and Ar Is. vol. XXXIII. January 1838. p. 394. * Extraordinary case of electrical excitement. Eine im Wesentlichen mit der hier gegebenen \u00fcbereinstimmende, jedoch minder vollst\u00e4ndige Beschreibung des Falls findet sich auch in the American Journal of the medical Sciences, vol. XXI. No. XLII. February 1838. p. 377* c on Be. Mcssey, Lehrer der Anatomie lind Chirurgie am Dartmouth College. Dieser ist indefs nicht Augenzeuge gewesen. Im Obigen habe ich die Einzelheiten beider Berichte in einander verwoben.\n2 *","page":19},{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"20\nEinleitung. \u00a7. 11. Die clelrtrisclic Dame\nund gestattete keine h\u00f6here Spannung, als die sich nachher in Funken von 1\".5 L\u00e4nge entlud (!); wurde aber ein metallischer Leiter von ihrem Finger gehalten, so ging alle. Secunden ein h\u00f6r-, sicht- und f\u00fchlbarer Funke \u00fcber. Wenn sic, die Fiifse in der N\u00e4he des eisernen Ofens (\u00bbon the stove-hearth | of iron]\u00ab), mit Lesen besch\u00e4ftigt, sal's, und keine andere Bewegung vornahm, als dafs sie atlunete und von Zeit zu Zeit das Blatt wendete, so schlugen in der Minute drei und mehr Funken nach dem Ofen \u00fcber, trotz der Nichtleitung ihrer Schuhe und seidenen Str\u00fcmpfe. Sie konnte isolirtc Personen laden, ja so stark, dafs diese wiederum eine dritte zu laden vermochten, u. s. w. Unter den g\u00fcnstigsten Umst\u00e4nden gab sie in der Minute vier l\".5 lange Funken einer bronzenen Kugel an dem Ofen ab, deren Knattern durch das ganze grofse Zimmer geh\u00f6rt wurde; dies geschah sogar, freilich auf Kosten des Glanzes der Funken, durch eine, Kette von vier Personen hindurch. Das Haar der Dame str\u00e4ubte sich nicht durch elektroskopischc Abstofsung, unstreitig weil cs zu fest gemacht war: \u00bbher hair having been laid smooth at her toilet and firmly fixed \u00bbbefore she appeared upon her insulator.\u00ab Sie ging gemeiniglich in Seide gekleidet; der Arzt liefs sie statt dessen Baumwolle und Wollenzeug anlegen, und ihre Schwester die seidenen von .lener abgelegten Stolle tragen; weder aber wurde diese dadurch elektrisch, noch biifste die Erstere ihre aufserordeulliche F\u00e4higkeit ein. Ja, wie man sich erinnert, den obigen Erfahrungen \u00fcber den gew\u00f6hnlichen Grad freiwilliger Elektrisirung an isolirten Menschen zuwider (s. oben S. 12. 13), sogar der Schweifs vermochte dieser F\u00e4higkeit nichts anzuhaben.\nDie Dame ist 30 Jahr alt, seit zehn Jahren mit dem Colonel B. 1 kinderlos verheirathet, von zarter Constitution, nerv\u00f6sem Temperament, sitzender Lebensart, meist mit Lesen oder weiblicher Handarbeit besch\u00e4ftigt. Obschon fast immer kr\u00e4nklich, ist sie doch nie bettl\u00e4gerig gewesen. Vor und gleichzeitig mit dem elektrischen Zustande litt sie an rheumatischen und neuralgischen Beschwerden. W\u00e4hrend desselben befand sie sich aufserdem in einer \u00bbsevere mental perturbation\u00ab, vorz\u00fcglich in Folge der unertr\u00e4glichen Bel\u00e4stigung, die ihr durch die fortw\u00e4hrend von ihrem K\u00f6rper nach jedem ber\u00fchrten Gegenst\u00e4nde, als Nadel, Scheere u. d. m. mit dein bekannten stechenden Gef\u00fchl \u00fcberspringenden Funken verursacht wurde. Mit dem elektrischen Zustande schwanden auch ihre \u00fcbrigen Leiden, so dafs sie sich hinterher besser\n1 \u00bbCol. II., Ilie husband of tliis lady, was absent, at a remote pari of the \u00bbcountry, al Ihc lime of llie electrical development, tin liis return in April, she \u00bbmet him at Ihc tloor, and playfully presenting lier finger to his face astonished \u00bbhim with her newly acquired power.\u00ab Mussky\u2019s Bericht. *","page":20},{"file":"p0021.txt","language":"de","ocr_de":"zu Orfonl (United States).\n21\nals zuvor befand. Das Zusammentreffen des ersten Erscheinens der elektrischen F\u00e4lligkeit mit dem Nordlichte wird von Dr. IIosford selbst \u00fcbrigens nur f\u00fcr zuf\u00e4llig, oder vielleicht in der Aufregung begr\u00fcndet gehalten, in welche ein reizbarer Zuschauer durch die Pracht und Erhabenheit des Anblicks leicht versetzt werden konnte.\nDieser Bericht ist nun allerdings h\u00f6chst merkw\u00fcrdig. Es scheinen hier nur zwei F\u00e4lle denkbar, entweder dafs das Ganze eine haare Erlindung ist, oder dafs es wirklich einen pathologisch-elektrischen Zustand der beschriebenen Art giebt. Sli.i.hian selbst scheint gar keinen Zweifel in die Richtigkeit der Thatsache zu setzen. Er spricht, als ob er Dr. Uosfokd pers\u00f6nlich kenne, ist im September 1837, also wenige Monate nach dem Ereignisse, in Orford gewesen und hat dort sowohl, als auch in der 18 engl. Meilen s\u00fcdlich davon gelegenen Hochschule Dartmouth (at Hannover) allgemeinen Glauben an dasselbe vorgefunden. Wenn es auf der einen Seite unbegreiflich ist, wie sich, im Laufe von 14 Wochen und so nahe bei einer wie auch immer beschaffenen wissenschaftlichen Anstalt, kein Mensch hat linden k\u00f6nnen, der auf den Gedanken kam, sei's, wie Sii.mman es in einer Anmerkung w\u00fcnscht, die Dame sich in eine KuusTsche Flasche entladen zu lassen, sei\u2019s, ihre Elektricit\u00e4t durch die Anziehungs- und Abstofsungserscheinungen, durch Jodkalium u. d. m. zu pr\u00fcfen, so liegt doch gerade wieder in dieser so auffallenden L\u00fccke eine Art von B\u00fcrgschaft f\u00fcr die wenn auch nur theil-weise Wahrheit der Geschichte: da es wenig mehr M\u00fche und eben keinen Aufwand an transcendenten Kenntnissen erfordert haben w\u00fcrde, die elektrische Novelle auch noch mit diesen Umst\u00e4nden auszuschm\u00fccken.\nDer beiden andern noch hieher geh\u00f6rigen Erz\u00e4hlungen gedenke ich nur der Vollst\u00e4ndigkeit halber. Zwei junge M\u00e4dchen in Smyrna, Despin a , 20 - -22 Jahr alt, und Zabetixa , 16 Jahr alt, fr\u00fcher scro-plud\u00fcs, sollen starke elektrische Zeichen von sich gegeben haben. Worin bestehen aber diese, beil\u00e4ufig von mehreren Acrzlen gepr\u00fcften Zeichen? Darin, dafs, wenn die beiden M\u00e4dchen sich an einen Tisch setzen, ein Knarren und Knacken im Holz desselben h\u00f6rbar wird, wie von einer Schuhsohle oder einer schwach geladenen Ki.eist\u2019scIich Flasche; dies verschwindet, wenn sich die M\u00e4dchen ber\u00fchren, oder der Tisch durch Glas isolirl wird. \u00bbDas Merkw\u00fcrdigste war eine voll-\u00bb kommen deutliche Rcpulsivbewegung, welche Zabetixa gegen den \u00bbTisch aus\u00fcbte. . . . Allein vergebens hat man bisher versucht, einen \u00bbelektrischen Funken aus den K\u00f6rpern der beiden M\u00e4dchen zu ziehen.\u00ab 1\n1 Froriep, Neue Notizen u. s. w. Juni 1839. No. 210. (Bit. X. No. 18.) S.280. * (Aus dem Journal de Smyrnc vom 23. und 28. Mai 1839.)","page":21},{"file":"p0022.txt","language":"de","ocr_de":"22\nEinleitung, f. //. Eleklricil\u00e4t\nDiese Syrischen Kinder scheint sich, der Art lind Weise ihrer Kunstst\u00fccke nach, die ganz neuerdings von der Pariser Akademie der Wissenschaften entlarvte Betr\u00fcgerin Ang\u00e9lique G\u00f6ttin zum Muster genommen zu haben. 1\n2. Kiek tri ei tat des Bluts 2 3 und der Absonderungen. Das n\u00e4mliche Mifsversl\u00e4ndnifs, wodurch einige Forscher bewogen wurden, sich f\u00fcr die Entwickelung \u00e4ufserst geringer Grade von Spannungs-elektricit\u00e4t am menschlichen K\u00f6rper zu intercssiren, f\u00fchrte andere sogar dazu, \u00e4hnliche Untersuchungen \u00fcber die m\u00f6glicherweise stattfindende elektrische Ladung des Blutes und der \u00fcbrigen thierischen S\u00e4fte anzustellen. Ich wiederhole es, dafs dies ein Mifsverst\u00e4ndnil's war; die Thatsache an und f\u00fcr sich, wenn sic im Stande ist, sich Beglaubigung zu verschaffen, hat zwar ihre nicht in Abrede zu stellende Berechtigung; aber das Blut k\u00f6nnte (wenn cs nur isolirt w\u00e4re!) bis zum Funkengeben mit Elektricit\u00e4t geschw\u00e4ngert sein, so w\u00fcrden wir uns dadurch noch nicht um ein Haar breit in der Erkl\u00e4rung irgend eines physiologischen Vorgangs von der Stelle ger\u00fcckt finden.\nVassalli-Eandi ist meines Wissens der Urheber dieses Tlieils der thierischen Elektricit\u00e4t. Er entdeckte, dafs der in ein metallenes iso-lirtes Gef\u00e4fs gelassene Urin negativ elektrisirt sei. Diese Behauptung ist nicht zu bezweifeln, da sie Volta ausf\u00fchrlich best\u00e4tigt, ja \u00fcber den Grund der Erscheinung experimentirt hat. Er vermuthete, dafs diese Elektricit\u00e4t von der n\u00e4mlichen Ursache herr\u00fchre, wie die von Tralles in der Umgebung von Wasserf\u00e4llen erkannte. Diese Ansicht zeigte sich jedoch nicht stichhaltig; denn als er eine grofsc Spritze mit warmem Urin anf\u00fcllte, und nun einen viel kr\u00e4ftigeren Strahl, als ihn die Zusammenziehung der Blase zu erzeugen vermag, in das Becken trieb, erhielt er niemals auch nur das geringste Zeichen von Elektricit\u00e4t. J\nMan erlaube mir, die Zeitfolgc hintansetzend, hier sogleich die zweite, gleichfalls aufscr Zweifel stehende Thatsache \u00fcber Elektricit\u00e4t der Absonderungen anzukn\u00fcpfen. John Murray fand, dafs die frisch\n1\tComptes rendus hebdomadaires des s\u00e9ances de l\u2019Acad\u00e9mie des Sciences. 4\". I. XXII. p. 306 (16 F\u00e9vrier 1846.) p. 377. (2 Mars) p. 415. (9 Mars.) *\n2\tStephan Hales erkl\u00e4rte auf elektrischem Wege den Tanz der Blut/.eilen an dem Flimmersaunic eines St\u00fccks Kiemen von Mj'lilus. Er versuchte auch, oh frisch in ein d\u00fcnnes Glasgef\u00e4fs gelassenes .Schweineblut jenseits der Wand desselben eine Anziehung auf leichte K\u00f6rper \u00e4ul\u2019sern m\u00f6chte, und auf dieselbe Weise pr\u00fcfte er, oh Blut durch Sch\u00fctteln elektrisch w\u00fcrde. Ilacmaslalique ou la Statique des animaux: Exp\u00e9riences hydrauliques faites sur les animaux vivaus. Traduit de l\u2019Anglais par Mr. he Su vaces, Gen\u00e8ve 1744. 4\u00b0. p. 80. 81. *\n3\tColJczione delT Op\u00e8re ec. 1. 11. p. 1. p. 22\u201424. * (5. Mai 1792.)","page":22},{"file":"p0023.txt","language":"de","ocr_de":"des Harns rmd der Spinnef\u00e4den.\n23\ngezogenen Spinnef\u00e4den negativ elektrisirt seien. Seine Versuche beziehen sich namentlich auf das Gespinnst der Aranea aeronautics, der Erzeugerin des \u00bbfliegenden Sommers*. \u2019 \u00bbBringt man den Lcitungs-\u00bbdraht nahe an den Faden, an welchem die Spinne h\u00e4ngt, besonders \u00bban die Fl\u00f6ckchen oder wolligen K\u00fcgelchen, so wird der Faden bedeu-\u00bbtend aus der pcrpendicul\u00e4ren Richtung abgezogen und der Draht \u00fcbt \u00bbauf den horizontalen Faden eine Attraction aus. . . . N\u00e4hert man eine \u00bbStange geriebenes Siegellack dem h\u00e4ngenden Faden, so wird er davon \u00bbaugenscheinlich abgestofsen, folglich ist die Elektricil\u00e4t desselben nc-\u00bbgativ. H\u00e4lt man die geriebene Stange \u00fcber das Thier, so steigt cs \u00bbaugenscheinlich herab, und wenn man es auf stark geriebenes Siegelnlack fallen l\u00e4fst, so springt cs mit bedeutender Kraft in die H\u00f6be. \u00bbAm 8. Juli 1822, 4 Ubr Nachmittags, n\u00e4herte ich zwei aeronautische \u00bbSpinnen, jede an einem besonderen Faden h\u00e4ngend, einander; es \u00bberfolgte eine gegenseitige Abstofsung, und wenn eine momentan mit \u00bbder andern in Ber\u00fchrung gebracht wurde, so fiel sie augenblicklich \u00bbin der pcrpendicul\u00e4ren Richtung tiefer herab. Eine geriebene Glas-\u00bbr\u00f6hrc schien den Faden und mit ihm die Spinne anzuziehen. Wenn \u00bbdas Insect auf diese Weise positiv elektrisirt wurde, so stieg es mit \u00bbaufserordentlicher Schnelligkeit herab und spann dabei F\u00e4den, die, \u00bbwie ich beim Aufwickeln derselben bemerkte, wenigstens 30 Fufs \u00bblang waren.\u00ab\nFechner best\u00e4tigt diese Ergebnisse durchaus. 1 2 Ueber ihren erdenkbaren Nutzen in der Oekonomie der Spinnen urtheilt Murray folgen-dermafsen. Er stellt sich erstens vor, dafs, bei herrschender positiver Elektricit\u00e4t der oberen Luftschichten, die F\u00e4den verm\u00f6ge ihrer negativen Elektrisirung von selbst einen Zug nach oben erhalten und aufsteigen k\u00f6nnen. Zweitens bemerkt er, dafs die in der Luft gesponnenen F\u00e4den sich nicht mit einander vereinigen, sich vielmehr stets von einander absondern, und er vermulhet, dafs dies die Folge der gleichnamigen Elektrisirung aller sein d\u00fcrfte. Was den Ursprung dieser Elektricil\u00e4t betrifft, so sagt er nur: \u00bbBeim pl\u00f6tzlichen Aufziehen eines ganz fein\n1\tIn Fkortep\u2019s Notizen u. s w., October 1827. No. 389. (Bd. XVIII. No. 15.) S. 225. *\u2014 Aus Memoirs of I he Wernerian natural History Society. Edinburgh. 1. \\ . {>.11. \u25a0\u2014 Ferner in Experimental Researches in natural History. By JohnMcurw. London 1826. 12mo. p. 107.* Eine andere Ansicht von J. Bi.ackwau,, s. in the Transactions of the Linncan Society of London. 4\u00b0. 1826. vol. XV. p. 11. p.-141). * \u2014 Diese Ansicht zur\u00fcchgcwiesen durch Mi kray in Loudon\u2019s Magazine of natural History eie. 1829. vol. I. p. 320. * On the Aerial Spider.\n2\tBiot\u2019s Lehrbuch der Experiincnlal-Physik oder Erfahrungs-Nalurlehrc u. s. w., deutsch von Fechner. 2. Aullage. Bd. II. Leipzig 1829. S. 345, *","page":23},{"file":"p0024.txt","language":"de","ocr_de":"24\nEinleitung. \u00a7. II Angebliche Elehtr. des Bluts.\n\u00bbgesponnenen Glasfadens habe ich bemerkt, dafs er in der verticalen \u00bbRichtung blieb, und bei der Untersuchung fand ich ihn elektrisch.\u201c\nWie dem auch sei, Vassalli-Eandi w\u00fcrde jetzt nicht ermangeln, diese Thalsache, im Verein mit der von Volta best\u00e4tigten Negativit\u00e4t des Harns, als einen Beweis seiner sp\u00e4teren Behauptung in Anspruch zu nehmen: die Absonderungen seien durchweg negativ elektrisirt, das Blut hingegen sei positiv elektrisch. In Krankheiten solle sich die Elcktricit\u00e4t des Blutes verlieren. So gab er vor, dafs in seinen H\u00e4nden das Goldblallelektroskop, dessen Erfindung er Bknnkt streitig macht, zum \u00bbVitalitomcter\u00ab werde.1 Buniva in Turin folgte diesen Thorheiten.2\nDen h\u00f6chsten Gipfel erreichten sie jedoch in Belungeki\u2019s weitl\u00e4ufigen Untersuchungen, deren hier nur ll\u00fcchtig gedacht werden kann. Dieser setzt sich n\u00e4mlich gleichfalls vor, die Eiektricit\u00e4t des Blutes in den Krankheiten zu erforschen. Anstalt jedoch hiezu, wie Vassalu es machte, und wie es zur Noth noch einen Sinn hat, das Blut in einem isolirten Gef\u00e4fse aufzufangen und am Elektroskop zu pr\u00fcfen, wendet Belungeki folgendes Verfahren an. Er bildet eine, galvanische Kette aus einem Metall, dem Blute und einem Eroschpr\u00e4parat. Bekanntlich vermag man, an gewissen Eigeuthiimlichkciten der Zuckungen, die Richtung zu erkennen, in der ein Nerv vom Strom durchkreist ist; wovon sp\u00e4ter noch die Rede sein wird. 3 Auf diese Weise beurtlieilte Belungeki, ob sich das Blut positiv oder negativ gegen das damit in Ber\u00fchrung befindliche Metall verhielt, indem er sich, statt desselben, ein Metall hindenkt. Dies Verhalten des Blutes konnte im besten Falle, n\u00e4mlich bei vollkommener Gleichartigkeit der Enden des metallischen Bogens, und m\u00f6glichst sich selbst gleich bleibender Beschaffenheit der den Nerven des Eroschs anhaftenden thierischen Fl\u00fcssigkeit, womit das andere Ende des Bogens in Ber\u00fchrung stand, nichts anderes zu bedeuten haben, als etwa eine etwas gr\u00f6fsere oder geringere Alka-lescenz des Blutes. Bellingeri aber sagt statt: sich positiv, oder negativ in der Spannungsreihe verhalten, mit gr\u00f6fster Unbefangenheit beziehlich weniger oder mehr Eiektricit\u00e4t haben; und er identifient die Elektro-positivil\u00e4t oder Negativit\u00e4t der K\u00f6rper g\u00e4nzlich mit dein zeitweisen\n1 M\u00e9moires de l\u2019Acad\u00e9mie Imp\u00e9riale des Sciences, Litt\u00e9rature et Beaux-Arts de Turin. 4\u00ab. l.V. 1790\u20141791. p. 80. 81. * Ibid., t. XIV. 1805. p. XLI. * liez. 11\u00bb. December 1798; zusammen mit Rossi und Anselme\n1 Gilbert\u2019s Annalen u. s. w. 1803. Bd. XIII. S. 456. * Vassali.i-Eandi, \u00fcber die thierischc Eiektricit\u00e4t, und die M\u00f6glichkeit, das Elektrometer als Yilalitometcr zu brauchen. An den l\u2019rof. Blm\\ \\ in Turin.\n3 S. unten, 2. Absclin., Kap. 111. ij. m.","page":24},{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"Elektrische Str\u00f6mungen an Thiercn.\n25\nBesitze freier Spannungselektricit\u00e4t, seine eigenen auf diese Weise gef\u00fchrten Untersuchungen aber unbedingt mit denen von Vassalu am Goldblattclektroskop angestellten. Dies geringe Mifsverst\u00e4ndnifs macht es freilich erkl\u00e4rlich, vie bei Bellungeri von der Elektricit\u00e4t auch schon l\u00e4ngst abgelassenen Bluts die Rede sein k\u00f6nne. Diese v\u00f6llig werthlosen Untersuchungen, welche a on demselben Forscher noch auf Harn und Halle ausgedehnt worden sind, haben sich, Dank unstreitig dem tief wurzelnden und, wie es scheint, durch keinen Mifsbrauch so leicht zu untergrabenden Interesse an der thierischen Elektricit\u00e4t, einer nichts weniger als verdienten Aufmerksamkeit zu erfreuen gehabt, und dies ist der Grund, weshalb ich es nicht f\u00fcr unn\u00fctz gehalten habe, hier eine kurze Schilderung derselben zu entwerfen. 1 2 Eine Menge anderer Phantasien \u00fcber die elektrischen Verh\u00e4ltnisse des Bluts \u00fcbergehe ich mit Stillschweigen. Man findet Auskunft \u00fcber mehrere darunter an den angegebenen Stellen. 3\nII. Erscheinungen elektrischer Str\u00f6mung.\n1. Str\u00f6mungen der elektromotorischen Fische. Sie sind so bekannt, dafs es hier nur ihrer Anf\u00fchrung bedarf. Es wird ihnen \u00fcbrigens, im Laufe der nachfolgenden Untersuchungen, eine Reihe von Betrachtungen gewidmet werden. 3 Ihre Wirkungsweise l\u00e4fst sich, mit wenigen Worten, folgendermafsen beschreiben: \u00bbBesonders dazu\nO\tt '\tO\nbestimmte Organe erregen unter dem Einllufs des Nervensystems willk\u00fcrlich Str\u00f6me von grofser Kraft, in bestimmter Richtung und von nur augenblicklicher Dauer.\u00bb\nAuch mehreren Insecten und einigen anderen Wirbellosen findet man wohl ein elektromotorisches Verm\u00f6gen zugeschrieben. Die Nachrichten dar\u00fcber, deren Literatur ich unten mittheile,4 sind jedoch\n1\tMemorie delta Reale Aceademia Belle Seien?,e di Torino, 4\u00b0. I. XXIV. p. 107. * Still' Elellricith del gangue nolle malaUie. (30. Mar/o 1816.) \u2014 Ivi, p. 459.* Memoria suit ElellricU'a del]' oritia. (24. Gennajo 1819.) \u2014 l\\i, t. XXXI. p. 295. * In Electricilatem sanguinis, urinae et Mis animalium exp\u00e9rimenta habita a C. Fr. Bellinger i. (8. Jaimarii 1826.) - Vergl. Sternebbkg a. a. 0., p. 11 sqq.,* der schon grofsenlheils die tiefe Verwirrung aufgedeekt hat, in der sich Jener befand.\n2\tJon. M\u00f6ller, Handbuch der Physiologie u. s. w., lid. I. 3. Auflage. S. 73. 139.* \u2014 II. Nasse, Artikel \u00bbBlut\u00ab in Run. Wagner\u2019s Handw\u00f6rterbuch der Physiologie u. s. w. Bd. 1. S. 80. *\n3\tS. unlen , 3. Abschn., Kap. X.\n4\tDie \u00e4ltere Literatur sielte kritisch beleuchtet hei Rudolphi in seinem Grund-rifs der Physiologie. Bd. I. Berlin 1821. S. 201. Anm. 8. * \u2014 Hinzuzufiigen ist: C. II. M\u00f6ller, in Elemente der Elektricit\u00e4t und Elektrochemie von (1. J. Singer, aus dem Englischen \u00fcbersetzt mit Anmerkungen. Breslau 1819. S. 387. \u2019 (Ein","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"26\nEinleitung. \u00a7. 1/. Elektrische\ns\u00e4mmtlich ganz unzureichend. Man begreift beil\u00e4ufig nicht, was Thiere mit isolirenden Hautbedeckungen und in einem eben so beschaffenen Mittel lebend mit dem elektromotorischen Verm\u00f6gen anfangen sollten. Auch hier ist die wahrscheinlichste Deutung die bereits oben S. 18 mitgetheilte der angeblichen elektrischen Schl\u00e4ge von Aalen, Ratten und Katzen.\n2, Sogenannte elektrochemische Str\u00f6mungen zwischen sauer und alkalisch reagirenden Seere tionsorganen. Es ist im Obi gen schon mehrfach die Rede davon gewesen. Man erh\u00e4lt sie, nach Donne\u2019s Entdeckung, indem man das eine Platinende eines Multi-plicators mit einer sauren Absonderungsfl\u00e4che, z. B. dem Innern des Magens, das andere mit einer alkalischen in Ber\u00fchrung bringt, also z. B. es in die Leber versenkt. Es entsprechen dieselben, wie man sieht, und wie bereits erinnert wurde, in jedem Betracht, auch in dem der Zweideutigkeit ihres wirklichen Daseins im K\u00f6rper ohne die Bedingungen des Versuchs, den gleichfalls von Donn\u00e9 aufgefundenen Str\u00f6mungen in Fr\u00fcchten, Aepfeln, Pflaumen u. s. w. S. oben, S. 4. 5. f). Wir werden unten 1 noch ausf\u00fchrlicher davon zu handeln haben, und dort soll auch die darauf bez\u00fcgliche Literatur ihren Platz finden. Ebendaselbst will ich die elektrochemischen Str\u00f6mungen zur Sprache bringen, welche sich, nach einer neueren Bemerkung Matteucci\u2019s, zwischen Blut und sonstigen, theils neutral, theils in dem einen oder dem andern Sinne reagirenden Fl\u00fcssigkeiten erhalten lassen. Indessen schicke ich noch folgendes Geschichtliche vorauf, um den Leser sogleich auf den Standpunkt zu stellen, auf dem es uns nachmals w\u00fcnschenswerth erscheinen wird, die Frage alsbald aufnehmen zu k\u00f6nnen.\nEs haben n\u00e4mlich einige \u00e4ltere Forscher, auf Grund der Entdeckungen Humphry Davy's \u00fcber die Wanderung und Ausscheidung der Zersetzungsstoffe an den Polen der voltafschen S\u00e4ule (1807), fast gleichzeitig und unabh\u00e4ngig von einander die Idee gefafst, dafs dieser Art wohl der Kunstgriff sein m\u00f6chte, durch dessen H\u00fclfe cs der Natur\nunbekannter K\u00e4fer.) \u25a0\u2014 Davies, in an Introduction to Entomology or Elements of the natural History of Insects, by Kirby and Sbence. London. 5. Edition, vol. I. 1828. ji. 108.* (Ein K\u00e4fer, Redevins serratus, in Westindien.) \u2014 Sii.uman, [lie American Journal etc. January 1829. vol. XV. p. 357. * (Leonice gigantea, eine fast 4 lange See-Annelide aut den Antillen.) \u2014 Lady he Grey, in einem Brief an 1 ahrell in [he Transactions of [lie entomological Society of London, vol. 111. 1841 \u20141843. Journal of Proceedings. August 6th. 1838. p. VIII. * (Ein gemeiner Elateride.) \u2014 Blakeney, in einer Nachricht an Denselben, ebendas., Mai 6th. 1839. P- XXIII. * (Ein grofser Schmeltcrling aus S\u00fcdamerika. Das Exemplar wurde durch Vakrell der Gesellschaft vorgezeigt.)\n1 S. unten, 1. Abschn., Kap. II. \u00a7. ii. \u2014 3. Abschn,, Kap. I. \u00a7. vu.","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"Str\u00f6mungen an Thier en.\n27\ngelingt, die Absonderungen im tliicrisclien K\u00f6rper, mit ihrer eigen-tliiimiic.hcn sauren oder alkalischen Beschaffenheit, an bestimmte Oert-lichkeiten zu schaffen und zu binden. Thomas Young sprach diese Vorstellungsweise, wie wir durch Wollaston erfahren, 1 * zuerst in einem mir nicht zug\u00e4nglich gewordenen Programm \u00bbSyllabus\u00ab zu seinen medicinischen Vorlesungen \u00f6ffentlich aus. Darauf folgt eine Arbeit von Everard Home, 2 welche Versuche enth\u00e4lt, die Brande, der Entdecker der Gerinnung des Eiwcifses am negativen Pole der S\u00e4ule, auf Home\u2019s Anregung und unter Davy's Leitung zur St\u00fctze jener Ansicht ausgef\u00fchrt hatte. Da dieselben indefs nichts Geringeres bezweckten, als durch Elektrolyse des Bli^ts Zersetzungsstoffe herzustellen, welche den im lebenden K\u00f6rper vorkommenden Absonderungen wirklich glichen, so kann man sich leicht denken, dafs sie von keinem sonderlichen Erfolge gekr\u00f6nt ausgingen. Endlich auch Wollaston gab jener Vermuthung Raum, begu\u00fcgte sich jedoch seinerseits mit einem einzigen Versuche, der nichts weiter lehrt, als dafs eine einfache Zinksilberkette mit einer sehr verd\u00fcnnten Kochsalzl\u00f6sung zum feuchten Leiter das Natron derselben bereits nach 2 \u2014 3 Minuten in hinreichender Menge durch thic-rische Blase hindurchzutreiben vermag, um es durch Lackmuspapier nachwcisen zu k\u00f6nnen. 3 \u00bbThe general redundance of acid in urine\u00ab \u2014 f\u00e4hrt er nichtsdestoweniger fort \u2014 \u00bbthough secreted from blood \u00bbthat is known to be alkaline, appears to indicate in the kidneys a \u00bbstate of positive electricity; and since the proportion of alkali in bile \u00bbseems to be greater than is contained in the blood of the same ani-\u00bbmal, it is not improbable that the secreting vessels of the liver may \u00bbhe comparatavely negative.\u00ab Der Frage nun, ob diese Voraussichten in den DoNN\u00c9\u2019schen Str\u00f6men ihre Verwirklichung gefunden haben, so dafs diese einer Anwendung in dem Sinne f\u00e4hig seien, den Wollaston, Home, Young sich dachten, nebst der Darlegung des hier\u00fcber zwischen Matteucci und Donne gef\u00fchrten Streites : diesen Punkten soll im Laufe der folgenden Untersuchungen, an den beiden angegebenen Stellen, so weit es angeht, ihre Erledigung werden.\n1 An der unten angef\u00fchrten Stelle. \u2014 Aliiini hatte schon, in seiner Weise, ganz, im Allgemeinen auf die Wunder hingezeigt, die die Elektricil\u00e4t im Organismus auch wohl in Betreff des Mechanismus der Absonderungen hervorzuhringen verm\u00f6chte. Essai th\u00e9orique et experimental sur le Galvanisme. An Xli (1804.) 4\u00bb. p. 153. *\n\u2019 Philosophical Transactions of the Royal Society of London. 4\u201c. For the year 1809. Part II. p. 385. *\n3 The Philosophical Magazine etc, by Alexander Tilloch. January \u2014\u2022 June 1809. vol. XXXIII. p. 489. *","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":"28\nEinleitung. \u00a7. II. Str\u00f6mungen an Thieren.\n3.\tAngeblich in Muskeln und Nerven kreisende Str\u00f6me. Wie sich, seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts, eine kaum zu \u00fcbersehende Anzahl von Forschern jedes Fachs und jedes Ranges auf jede Weise vergeblich bem\u00fcht hat, in Muskeln und Nerven, sei's w\u00e4hrend ihres Ruhezustandes, sei\u2019s w\u00e4hrend der Innervation und Zusammenziehung, Spuren bewegter Elektricit\u00e4t zu entdecken, braucht nicht in Erinnerung gebracht zu werden. Da in diesem Werke diese Bestrebungen vielleicht ihren Zweck erreicht haben d\u00fcrften, so ist den betreffenden Untersuchungen, an den unten 1 angegebenen Stellen, eine m\u00f6glichst vollst\u00e4ndige Literaturgeschichte voraufgeschickt worden. Sie wird folglich hier \u00fcbergangen.\nO O\t*\n4.\tMan wird es mir nicht verargen, wenn ich mir erlaube, in dieser Uebersicht den Standpunkt der Erkenntnifs festzuhalten, auf dem ich das Gebiet der thierischen Elektricit\u00e4t fand, als ich, im Jahr 1841, anfing, mich mit demselben zu besch\u00e4ftigen. Alsdann ist hier schliefslich nur noch des Froschstroms in derjenigen Gestalt zu gedenken, wie ich denselben aus Matteucci\u2019s H\u00e4nden in seinem \u00bbEssai mir les ph\u00e9nom\u00e8nes \u00e9lectriques des animaux.\u00ab Paris 1840.\u2019 \u00fcberkommen babe. Die, \u00fcbrigens schon von Nobili entdeckte, Erscheinung, auf ihren einfachsten Ausdruck zur\u00fcckgef\u00fchrt, ist diese: \u00bbDie enth\u00e4uteten unteren Extremit\u00e4ten des Froschs entwickeln der Axe der Gliedmafsen nach einen schwachen elektrischen Strom, der in denselben von den F\u00fcfsen nach dem Becken gerichtet ist.\u201c Dies ist der Grundversuch, von dem ich meinen Ausgang genommen habe; und wir beginnen daher jetzt mit der Geschichte des Froschstroms, der ein eigener Abschnitt gewidmet sein mag.\nS. unten, 3. Absclin., Kap. IV. \u00a7. i. \u2014 Kap. VI. \u00a7. ii.","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"Erster Abschnitt.\nGeschichte.","page":29},{"file":"p0031.txt","language":"de","ocr_de":"Erster Abschnitt.\nGeschichte des sogenannten Froschstroms.\nErstes Capitel.\nVon der Entdeckung der physiologischen Wirkung des Froschstroms bis zu der seiner Wirkung am Multiplicator. 1794-1827.\n\u00a7\u2022 I.\nAnf\u00e4nge des Galvanismus.\nDie Anf\u00e4nge der Kenntnifs des Frosclistroiris fallen mit denen des Galvanismus \u00fcberhaupt zusammen. Diese sind schon so oft und zum Thcil so sch\u00f6n beschrieben worden, 1 dafs wir uns f\u00fcglich ohne weiteren Aufenthalt dar\u00fcber hinwegbegeben k\u00f6nnten. Allein einestheils ist zu bemerken, dafs diese Geschichte bisher immer ganz einseitig vom Standpunkt des Volta\u00efsmus aus geschrieben wurde, wo die thierischc Elektricit\u00e4t als ein wesenloser, f\u00fcr die Wissenschaft sogar h\u00f6chst ver-\n1 Aubert, Kloge historique ilc Louis Galvani, in M\u00e9moires de la Soci\u00e9t\u00e9 m\u00e9dicale d\u2019\u00e9mulation. 4. Ann\u00e9e. Paris. An IX (1801). p. I. * \u2014 P. Sue, a\u00een\u00e9, Histoire du Galvanisme et analyse des diff\u00e9rais ouvrages publi\u00e9s sur celte d\u00e9couverte depuis son origine jusqu\u2019\u00e0 ce jour. Paris 1802. \u2014 Dieselbe frei bearbeitet von Reinhold. Leipzig 1803. * \u2022\u2014 Pfaff, Artikel \u00bbGalvanismus\u00bb in Gkhler\u2019s physikalischem W\u00f6r-lerbuche. Neue Bearbeitung. Bd. IV. Leipzig 1828. 2. Abth. S. 554. * \u2014- Biot\u2019s Lehrbuch der Experimenlal-Physik u. s. w., deutsch von Fechner. 2. Auflage. Bd. III. 18211. S. 1. * \u2014 Arac.o, Eloge historique d\u2019Alexandre Volta. Annales de Chimie et de Physique. 1833. I. LIV. p. 396. *","page":31},{"file":"p0032.txt","language":"de","ocr_de":"32\n1. Abschn. Kap. 1. \u00a7. 1. Anf\u00e4nge\nderbliclier Traum Galvam\u2019s und der Bologneser Scinde, im besten Falle als eine unwichtige Nebenerscheinung galt; anderntheils sind, in Betreff G alvani\u2019s eigener Arbeiten, in der neuesten Zeit Duellen er\u00f6ffnet worden, die, meines Wissens, in Deutschland noch nicht benutzt wurden und manchen interessanten Aufschluls \u00fcber die Entwickelung seiner Entdeckung gew\u00e4hren.\nGiovanni Aldini n\u00e4mlich, der Neffe Galvam's, welcher nach dessen Tode die Rolle eines Vorfechters der thierischen Elektricil\u00e4t \u00fcbernahm, hat dem Institut von Bologna, dem G at.vam angeh\u00f6rte, die Handschriften seines Oheims vermacht, deren Besitzer er viele Jahre hindurch gewesen Avar. Das Institut ernannte die Herren Francesco Mondini, Michele Meihci und Silvestro Gherarui zu Berichterstattern \u00fcber dieselben, welche sich, nach fast einj\u00e4hriger Arbeit, ihres Auftrages in den Sitzungen vom 7. und 14. November 1839 entledigten. Das Institut verordnete nun die Herausgabe s\u00e4mmtlicher gedruckter Werke Galvam\u2019s und derjenigen ungedruckten Schriften, welche sich zur Ver\u00f6ffentlichung eignen w\u00fcrden. Dieselben erschienen 1841 zu Bologna unter dem Titel: \u00bbOp\u00e9r\u00e9 \u00e9dit\u00e9 cd inedite del Prof essore Luigi Calvani raccolte e pubblieate per cura delV Accadcmia delle Scienze delV Istituto di Bologna\u00ab, in einem prachtvollen Ouartbande mit Gal va m s Bildnifs, itali\u00e4nischem und lateinischem Autograph, und mancherlei sein Lehen und Wirken betreffenden kleineren Mittheilungen ausgestattet. Vorauf findet sich der von Gherarui verfafste Bericht \u00bb Rapporta \u00ab der oben erw\u00e4hnten Commission abgedruckt; wie es scheint, hat man auch die ganze \u00fcbrige Redaction dem ordnenden Fleifse dieses Gelehrten zu verdanken.\nUnter den hier wiederver\u00f6ffentlichten Arbeiten Galvam\u2019s ist besonders hervorzuheben die. 1794 in Bologna anonym erschienene, in Italien bereits,1 vollends also wohl in Deutschland \u00e4ufserst seltene Abhandlung \u00bbDell\u2019uso e delV attivith dell\u2019 Arco conduttore nelle contrazioni de mus coli\" , nebst einem \u00bbSupplemcnto al Trattato delV uso ec welche als die wichtigsten Urkunden f\u00fcr die \u00e4ltere Geschichte des Froschstroms zu betrachten sind. Beide Abhandlungen wurden damals bereits allgemein Gala am als Verfasser zugeschrieben; die Manuscripte dazu, theils ganz von seiner Hand, tlieils von derselben \u00fcberarbeitet, sind jetzt unter seinen nachgelassenen Papieren entdeckt worden. 2\n1\tRapporto. Notizie bihliograficlie solle Opere del Calvani. p. 72. *\n2\tRapporte, p. 47. \u00a7. 17. * \u2014 Vergl. \u00fcbrigens Gherardi\u2019s Antwort auf Gri-melli\u2019s Zweifel \u00fcber Galvam's Anspr\u00fcche auf die beiden anonymen Werke, in des Erster en \u00bbDiscorso\u00ab. Op\u00e8re \u00e9dit\u00e9 cd inedite ec. Aggiunla alla Collezione delle Opere ec. p. 10. *","page":32},{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"des Galvanismus.\n33\nAm meisten interessiren uns liier zun\u00e4chst die in Gherardi\u2019s Bericht enthaltenen Notizen \u00fcber die allem Anschein nach sehr allm\u00e4lige Entstehung des Materials, welches sich in Galvani\u2019s erster thierisch-elektrischcr Schrift, seinem ber\u00fchmten \u00bb De viribus Electricitntis in motu musculari Common far ins \u00ab verarbeitet findet. Dieser Commentai\u2019 erschien 1791. 4\u00b0. * zu Bologna als Separatabdruck aus dem VII. und letzten Bande der \u00bbAntichi Commentarj\" des Instituts von Bologna; 1 das Jahr darauf mit Zus\u00e4tzen zu Modena (Mutinae 1792. 4\u00b0.'); ins Deutsche \u00fcbertrug ihn Jon. Mayer unter dem Titel: \u00bbAloysi Galvam Abhandlung \u00fcber die Kr\u00e4fte der tkierischen Elektricit\u00e4t auf die Bewegung der Muskeln u. s. w. \" Prag 1793. \u201c Er besteht aus vier Theilen.\nDer erste derselben beginnt mit der bekannten Erz\u00e4hlung: \u00bbRanam \u00bbdissecui, atque praeparavi ut in figura,8 \u2014 n\u00e4mlich auf die seitdem so bekannt gewordene Art, avo die enth\u00e4uteten Schenkel nur noch durch ihre Nervenst\u00e4mmc mit einem St\u00fcck Wirbels\u00e4ule Zusammenh\u00e4ngen, \u2014 \u00bbeamque in tabula, omnia mihi alia proponens, in qua \u00bberat machina electrica, collocavi ab ejus conductore penitus sejunctam, \u00bbatque baud brevi intervallo dissitam; dum scalpclli cuspidem unus ex \u00bbiis, qui mihi operam dabant, cruralibus hujus ranae internis ner-\u00bbvis . . . casu vel 1 \u00e9viter adinoveret, continuo omues artuum musculi \u00bbita contrahi visi sunt, ut in vehementiores incidisse tonicas convul-\u00bbsiones viderentur. Eorum vero alter, qui nobis clectricitatem tentan-\u00bbtibus praesto erat, animadvertere sibi visus est, rem contingere dum \u00bbex conductore machinae scintilla extorqueretur. Ilei novitatem ille \u00bbadmiratus, de eadem statim me alia omnino molientem ac mecum \u00bbipso cogitantcm admonuit. Hic ego incrcdibili sum studio, et cupi-\u00bbditate inccnsus idem experiundi, et quod occultum in re esset in \u00bblucem proferendi, etc.8 Die Erkl\u00e4rung dieser Erscheinung ist n\u00e4mlich, Avie jetzt Jedermann Aveifs, dafs die von der Ladung des Conductors abh\u00e4ngige elektrische Vertheilung in dem Froschpr\u00e4parat im Augenblick des Funkenziehens eine Ver\u00e4nderung erfuhr, welche sich als Zuckung desselben kund gab. Eine solche Vertheilung aber, und folglich St\u00f6rung des Gleichgewichtes, konnte hier, bei der Entfernung des Froschs vom Conductor, in hinreichendem Mafse nur dann stattfinden, Avenn der ersterc mit dem Erdboden in leitender Verbindung stand; deshalb Avurden die Zuckungen nur dann bemerkt, Avenn er mit einem leitenden K\u00f6rper, der Klinge des Scalpells, ber\u00fchrt Avurde. In der That zeigte sich sogleich im Laufe der Versuche, dafs, wenn\n1 Rapporte, p. 4. 7t.\n3","page":33},{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"34\t1. Ab s clin. Kap. 1. \u00a7. 1. Anf\u00e4nge\ndas Messer nur an dem kn\u00f6chernen lieft gehalten wurde, die Zuckungen ausblieben.1\nWas Galvam bei dieser Erscheinung in Erstaunen setzte, war nicht sowohl der Umstand, dafs ein todter Frosch durch Elektricit\u00e4t zur Zusammenzieliung gereizt werden k\u00f6nne, denn diese Thatsache war den Naturforschern l\u00e4ngst gel\u00e4ufig,\" als dafs, bei der beschriebenen Anordnung, scheinbar gar keine Verbindung zwischen der Maschine und dem Thiere stattfand, so dafs es ihm dunkel blieb, wie dieselbe zu dem Frosche gelangte. Dies Erstaunen, welches so fruchtbar f\u00fcr die Wissenschaft werden sollt\u00bb\u00bb, ist h\u00e4ufig, und zwar zuerst von Volta,\u2019 Galvam zum Vorwurf gemacht worden, aus dem Grunde, er habe die Theorie der elektrischen Atmosph\u00e4renwirkungen nicht gekannt, die sich doch bereits in Lord Mahon\u2019s 1779 zu London erschienenen \u00bb Principles of Electricity \u00ab genau er\u00f6rtert und auf die jenem ersten Versuche Galvani\u2019s im Grofsen ganz entsprechende Erscheinung des R\u00fcckschlages bei Gewittern 1 angewandt finde.\n1 Vergleiche Biot\u2019s Wiederholung des Versuchs in rationeller Form. Lehrbuch der Experimental-Physik u. s. w. Deutsch von Ff-chxkr. 2. Aullage. Bd. II. 1829. S. 289. *\n5 S. Hau. er\u2019s Elemcnla Physiologie. Lausannae 1766. 4\u00b0. t. IV. p. 379. 448. 458. 460. 553. 556.* \u2014- Zu der hier angef\u00fchrten, reichhaltigen aber zum Theil bereits \u00e4ufserst schwer zug\u00e4nglichen Literatur w\u00e4re noch hinzuzufugen: Franciscus de Sauvac.es, Physiologie mcchanicae Elementa. Amslelodami 1755. p. 132. 133. * \u2014 Giambattista Beccaria, Lettere del Elettricismo. Bologna 1758. Fol. p. 129. \u2014 Dies letztere Cilat ist Priestley, the History and present slate of Electricity. 2. Edition. London 1769. p. 402 * entlehnt; findet sich aber auch in Beccaria\u2019s sp\u00e4terem Werke \u00bbElettricismo artificial.\u201c Torino 1772. 4\u00b0. p. 267. *, wo der betreffende Versuch wiederholt und weitergef\u00fchrt wird. Sogar der Gebrauch des Froschs zu Untersuchungen der Art war nichts Neues mehr in Gat.vani\u2019s Erfahrung: s. M\u00e9moires sur les parties sensibles et irritables du corps animal. Lausanne 1760. t. III. p. 143.* Eine Abhandlung von Caldani, enthaltend eine Menge von Froschzuckungen durch Elektricit\u00e4t, gelesen im Institut von Bologna seihst am 15. November 1756. Wer \u00fcbrigens zuerst nach der Entdeckung des Schlags der Ifi.EisT\u2019schen Flasche im Jahr 1745 Muskelzuckungen durch Elektricit\u00e4t ohjectiv wahrgenommen habe, ist mir nicht mit Bestimmtheit auszumitteln gegl\u00fcckt. Viel fr\u00fcher aber wtifsle man schon, dafs ein Zitterfisch, unter todten Fischen liegend, sie h\u00e4ufig zu gemeinsamer Bewegung anrege. Athanasii Kircheki magnelicum Naturae regnuni. Amslelodami 1667. 12\". p. 182. *\n3\tCollezione dcll\u2019 Op\u00e9r\u00e9 ee. t. IL p. I. p. 61.* (Memoria seconda suif Elettri-eit'a animale. \u00a7. 14. 1792.) \u2014 Ivi, p. 123.* First Letter to Mr. Tiberius Cavallo, 13. Sept. 1792. \u00a7. 2. \u2014 Cren\u2019s Journal der Physik. Bd. VIII. S. 305. *\n4\tPrinciples of Electricity etc. by Ch. Viscount Mahon. London 1779. * Der Titel ist sogar mit der Bemerkung versehen: \u00bbThis Treatise comprehends an explanation of an electrical returning stroke, by which fatal effects may he produced, even at a great distance from the place where the lightning falls.\u00ab Vergl. p. 77. 78.","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"des Galvanismus.\n35\nDieser Vorwurf kann jedoch, nach dem, was jetzt \u00fcber die Zeit bekannt geworden ist, wo Galvani seine ersten Versuche anstellte, denselben nur noch in bedingterer Weise treffen. Denn w\u00e4hrend bisher stets die Meinung war, Galvani habe seine Arbeiten h\u00f6chstens etwa im Jahre 1789 begonnen, tr\u00e4gt die \u00e4lteste der auf diese Untersuchungen bez\u00fcglichen Handschriften vielmehr das Datum vom 6. November 1780, und es ist darauf bemerkt: \u00bbRane preparate alia soli ta maniera\u00ab, woraus liervorgeht, dais dies keineswegs das erste Mal war, dafs Galvani elektrische Versuche an Fr\u00f6schen anstellte. Dieser Umstand verliert jedoch sehr an Interesse dadurch, dafs anzugeben vers\u00e4umt worden, ob der Versuch vom 6. November jener erste im Commentai- beschriebene ist, oder ein beliebiger sp\u00e4terer; so dafs man das Gewicht nicht zu w\u00fcrdigen weifs, was von Giierarui und nach ihm von Matteucci 1 darauf gelegt worden ist. Von hier ab, bis gegen Ende des Jahres 1781, scheint Galvani unabl\u00e4ssig mit den im ersten Abschnitt des Commcntars niedergelegten Arbeiten besch\u00e4ftigt gewesen zu sein; einzelne Versuche schreiben sich noch aus den beiden darauf folgenden Jahren her; der letzte ist vom 14. Februar 1783. 2 Hierdurch ist Galvani gewifs hinl\u00e4nglich entschuldigt, dafs ihm, bei jener Gelegenheit, Mahon\u2019s Erkl\u00e4rung des R\u00fcckschlages nicht sogleich einfiel ; zu tadeln kann er nur bleiben, dafs er sie auch w\u00e4hrend der elf folgenden Jahre bis zur Bekanntmachung des Commentars nicht kennen gelernt und daher die Versuche des ersten und zweiten Abschnitts desselben ohne die bereits m\u00f6gliche richtige Deutung der Oeffentlichkeit \u00fcbergeben habe.\nSilvestko Giierardi sucht, in einer vierzehn enggedruckte Quarts' 208. p. 113. 114. \u00a7. 311. \u2014 Eine franz\u00f6sische Uebersetzung erschien zu London 1781 unter dem Titel : \u00bbPrincipes de l\u2019\u00c9lectricit\u00e9\u00ab. S. darin dieselben Paragraphennummern S. 71. 105. 106. *\n1 Trait\u00e9 des ph\u00e9nom\u00e8nes \u00e9lectro-physiologiques des animaux. Paris 1844. p. 5. * \u2014\u25a0 Matteucci \u00fcbersetzt Gherardi\u2019s Satz: \u00bbQui hasli nolare, ehe il primo esperi-\nmento segnato ncl quinterno A.........porta la data delli 6. Novembre 1780, \u00ab ganz\nwillk\u00fcrlich : \u00bbOn a trouv\u00e9 \u00e9galement parmi les manuscrits de Galvani, le cahier qui \u00bbcontient ses premi\u00e8res exp\u00e9riences sur les contractions des grenouilles exei-\u00bbt\u00e9es par 1 \u00e9lectricit\u00e9 qui] appelle artificielle. Ce cahier porte la date du 6 Novem-\u201chre 1780.\u201c Dies wird Jedermann so verstehen, als ob das lieft in der That den ersten Versuch des Commentars unter dem Datum vom 6. November jenes Jahres enthielte; hei Gherardi handelt es sich aber nur um das erste, d. h. \u00e4lteste in dem Heft verzeichncte Experiment, gleichviel, welches es gewesen sei. Matteocci\u2019s geschichtliche Darstellung S. 1 \u201419 des angef\u00fchrten Werkes wimmelt \u00fcberhaupt von den allergr\u00f6bsten Ungenauigkeiten, welche einen g\u00e4nzlichen Mangel an dem, ihm als Itali\u00e4ner hier doch so nahe liegenden Quellenstudium verrathen.\n1 Rapporto, p. 11. 12. \u00a7. 3.\n3","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"36\n1. Abschn. Kap. 1. \u00a7. I. Anf\u00e4nge\nseiten langen Anmerkung zum Commentai1, 1 darzutliun, dafs Galvani mit der Lehre von der Vertheilung und dem R\u00fcckschl\u00e4ge ganz vertraut gewesen sei, und dafs er nur deshalb in seinem Commentar davon geschwiegen, Aveil ihm die Vorstellung der thierischen Elektricit\u00e4t vor-schwcbtc und ihm daher diese Art der Betrachtung als unwesentlich und ungeh\u00f6rig erscheinen mul'ste. Seine v\u00f6llige Bewanderung in jener Theorie soll unter andern aus einer ungedruckten lateinischen Abhandlung, vermuthlich vom Jahr 1783, erhellen, in der er den gemeinschaftlichen Ursprung des Lcuchtens am Leitungsdrahte einer geladenen Flasche, der gemeinen Flamme und des Athmens der Thiere aus der Elektricit\u00e4t zu zeigen bem\u00fcht ist.2 * Schwerlich wird sich Gherardi\u2019s Meinung in diesem Punkte eines grofsen Anklangs zu erfreuen haben. Die Leidenschaftlichkeit, mit der er dieselbe verlieht, scheint in einem, auch sonst mehrfach hervorblickenden, eben nicht sehr gl\u00fccklichen Streben zu wurzeln, Galvani um jeden Preis als eine der bedeutendsten und hervorragendsten Pers\u00f6nlichkeiten geltend zu machen. Sogar auf Kosten Volta\u2019s soll dies geschehen: ein halbes Jahrhundert ist, wie es scheint, nicht hinreichend gewesen, die entflammte Nebenbuhlerschaft der beiden Schulen, Bologna und Pavia, zu bes\u00e4nftigen. 3 Mat-teucc.i hat sich beeilt, in diesen Ton mit einzustimmen, und Abz\u00fcglich darauf hingeAviesen, dafs, Av\u00e4hrend jetzt Volta\u2019s Deutung der GAT.vANi\u2019schen Entdeckungen, die Contactlehre, in ihren Grundvesten ersch\u00fcttert und allgemein verlassen sei, Galvani\u2019s Vorstellungsweise vielmehr einen dauernden Sitz im Gebiete der Wissenschaft eingenommen habe. 4 Wie schief diese Behauptung, noch dazu in Matteucci's Munde, ausf\u00e4llt, der den thierisch - elektrischen Str\u00f6men jede Aveitere Bedeutung in dem Aon Galvani gehegten Sinne abspricht, bedarf nicht der Erinnerung. Als ob die S\u00e4ule entdeckt zu sein aufgeh\u00f6rt haben k\u00f6nnte! Als ob Avir sie durch thierische Elektricit\u00e4t erkl\u00e4rten, selbst Avenu wir nicht mehr Volta\u2019s Ansicht huldigen sollten!\n1 Note al Rapporte, p. 74 \u2014 88. *\na Rapporlo, p. 23. \u00a7. 7. *\n\u2018 Volta\u2019s Bililnit's vor der von Configliachi hcrausgegebenen Abhandlung: \u00bbL\u2019Identita del iluido elellrico cot cosl detto fluido galvanico vittoriosamente dimo-strala ee. \u2022> Pavia 1814.* tr\u00e4gt die Inschrift: \u00bbAlexander Volta, in re electrica \u00bbprinceps, vim Rajae Torpedinis meditatus, Naturae interpres et aemulus.\u00ab Gherardi schl\u00e4gt in seinem Discorso, s. Anhang zur Sammlung von Galvani\u2019s Werten S. 42, vor, diese Inschrift folgendermafsen abzu\u00e4ndern: \u00bbAlexander Volta, in re electrica \u00bbprinceps, polius commentarium Galvani ijuam Rajae Torpedinis vim medi-\u00bbtatus, Naturae interpres et aemulus.\u00ab Gherardi bezeichnet \u00fcbrigens selbst dies Amendement als unw\u00fcrdig.\n4 Traite etc. p. 11. *","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"des Galvanismus.\n37\nNiemand, der Galvant\u2019s Schriften gelesen hat, wird oline Ehrfurcht von dem schlichten Bilde des Mannes scheiden, dessen rastlosem, wenngleich dunklem Streben und naiver Wifsbegier solche Fr\u00fcchte zu tragen beschieden war. Jeder wird ihn gern entschuldigen, dafs er den Weg eingeschlagen hat, den wir ihn alsbald werden gehen sehen. Der von ihm entdeckte Thatbestand war einer Gleichung mit zweien Unbekannten zu vergleichen, deren eine das jetzige, durch Volta geschaffene Gebiet des Galvanismus, die andere aber wirklich die thie-rische Elektricit\u00e4t war, welche nunmehr, nach einem halben Jahrhundert, ihr Recht fordernd abermals in die Schranken tritt. In der That, Galvani hat, wie den physiologischen Grundversuch des eigentlichen Galvanismus, so den der elektrischen Muskel- und Nervenphysik entdeckt: den ersten wie den letzten noch dazu geh\u00fcllt in ein Chaos von Bedingungen, wodurch die Erfolge in beiden F\u00e4llen als gleich wesentlich abh\u00e4ngig von den thierischen Theilen seihst dargestellt wurden. Anatom und Physiolog vom Fach, erf\u00fcllt von der damals gel\u00e4ufigen 1 Vorstellung einer thierischen Elektricit\u00e4t, die er sogar im anatomischen Theater seinen Zuh\u00f6rern vortrug,2 war es kein Wunder, wenn er das ihm dargebotene R\u00e4tlisel vorzugsweise von dieser Seite anzugreifen suchte, an welche sich bereits ein reiches Gebiet des Verst\u00e4ndnisses anzukn\u00fcpfen schien. Allein auch Volta schw\u00e4rmte f\u00fcr denselben Gedanken; durch die vielen Entt\u00e4uschungen, die in dieser Beziehung bereits stattgefunden hatten, mifstrauisch gemacht, ging er, nach seinem eigenen Ausdruck, sowie er nur die neuen Wunder selbst mit H\u00e4nden gegriffen hatte, vom Unglauben zum Fanatismus \u00fcber. Dies verhinderte ihn jedoch nicht, die gl\u00e4nzenden Aussichten, die sich durch Galvani\u2019s Entdeckungen f\u00fcr die Muskel- und Nervenphysik er\u00f6ffnet zu haben schienen, unbedenklich fahren zu lassen, als er, dem damaligen Thatbestande gegen\u00fcber, das Unhaltbare derselben entdeckt zu haben glaubte. Niemand, der mit unparteiischem Blick jene Geschichte und das Verdienst ihrer H\u00e4upter zu w\u00fcrdigen w\u00fcnscht, wird cs wagen, Galvani und Volta auf eine Stufe zu stellen und die riesenhafte Ueberlegenheit dieses Physikers \u00fcber alle seine Mitarbeiter und Gegner, insbesondere \u00fcber die Bologneser Schule, einen Augenblick zu verkennen. Nicht leicht; m\u00f6chte sich in einer Natur wieder dieser Reichthum an unvergleichlichen Forschergaben vereinigt finden, wie in Volta\u2019s:\n\u2019 S. unten, 3. Absolue, Kap. IV. \u00a7. i. \u2014 Kap. VI. \u00a7. ii.\n3 Commentaries, p. 109.* \u2014 Aloysii Galvani, de viribus etc. Commentarius cum Joakn. Aldini Dissertatione et Nolis. Mutinae 1792. 4\u00b0. p. XX.IV. * \u2014 R apporta, p. 19 (e). p. 44 (1). * \u2014 Kote al Rapporto, p. 101 seipj. * (Alcuni passi estralti dalle Lezione pubbliche d\u2019Anaton\u00fca del eel. Galvani.)","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"38\n1. Abschn. Kap. 1. \u00a7. 1. Anf\u00e4nge\ndieses, um mit Dove zu reden, \u00bbunbegreifliche Talent\u201c, das Wesentliche vom Unwesentlichen in einer verwickelten Erscheinung zu befreien; diese K\u00fchnheit der Erfindung, welche dem Versuch vorangeht, geb\u00e4ndigt durch die .strengste und umsichtigste Methode; dieser unabl\u00e4ssig rege Sinn des Beobachters, dem kein Umstand entschl\u00fcpft; endlich neben so viel Feinheit so viel Einfalt und Grofsartigkeit der Anschauung, neben solchem Denkerkopfe so die Hand des Mechanikers. Seltsam ist nur, dafs es eine Deutsche Stimme sein mufs, welche \u00fcber die Alpen hin\u00fcber einen Itali\u00e4nischcn Gelehrten wegen Verunglimpfung der Gr\u00f6fse Volta\u2019s zur Ordnung ruft.\nNoch in einem anderen Punkte erhebt sich Gherardi aufs heftigste wider die Geschichtschreiber des Galvanismus, insbesondere wider Ali-bert. Dieser hat berichtet, 1 dafs die Fr\u00f6sche, an denen Galvam's erste Beobachtung angestcllt wurde, eigentlich zur Br\u00fche f\u00fcr dessen kranke Gattin, Lucia, Galeazzi\u2019s seines Lehrers Tochter, bestimmt waren. Dies stellt Gherarbi deshalb in Abrede, weil es sieb mit Bestimmtheit aus gewissen Documenten ergebe, dafs Galvani schon viel fr\u00fcher mit Versuchen an pr\u00e4parirten Fr\u00f6schen besch\u00e4ftigt gewesen sei. In der That haben sich unter seinen Papieren mehrere fliegende Bl\u00e4tter von augenscheinlich \u00e4lterem Ansehen als alles Uebrige vor-gefundcn, auf deren einem \u00fcberdies bemerkt ist: \u00bba di 4. 1778\u201c, und welche allerlei physiologische Versuche an Fr\u00f6schen, wenngleich allerdings keine elektrischen, enthalten.2 Sodann ist ein altes Verzeichnis der in den Sitzungen der Akademie von Bologna verlesenen Abhandlungen von der Hand des damaligen Schriftf\u00fchrers, Sebastiano Canterzani, vorhanden, aus welchem man ersieht, dafs Galvani am 22. April 1773 \u00bbStil moto musculare nolle reine\u00ab, und am 20. Januar 1774 \u00fcber die \u00bb Azione delV oppio ne\u2019 nervi dolle rune\u00ab gelesen hat.\nDie hier angeregte Frage, durch welchen Umstand sich, in jenem ersten Versuch, der Frosch bei der Elektrisirmaschine befand, ist gewifs \u00e4ufserst gleichg\u00fcltig, um so mehr, als Galvani selbst in seiner Erz\u00e4hlung wiederholt auf den Punkt besteht, dafs er ganz andere Dinge im Sinne gehabt habe, und dafs das Ereignis das vollst\u00e4ndige Werk des Zufalls gewesen sei. Soll diese Frage aber einmal aufgeworfen werden, so ist es deutlich, dafs die Beweisf\u00fchrung Gherardi\u2019s nicht als ausreichend betrachtet werden kann, um so weniger, als er selbst, in manchem andern Punkte, die Bologneser Stadtsage zur Bekr\u00e4ftigung von Behauptungen anruft. 3 Alibert und Sue erz\u00e4hlten, nach genauen\n1 Eloge historique etc. p. XXXVII. 1. Note. *\n1 Rapporto, p. 12. \u00a7.4.*\n3 Rapporto, p. 12. \u00a7. 4. \u2014 p. 55. \u00a7. 22. \u2014 p. 279 (a), *","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"des Galvanismus.\n39\nPrivatnachrichten, bekanntlich weiter, dafs der \u00bb cor um.................alter,\nqui nobis electricitatcm tentantibus praesto erat\u00ae Niemand anders als jene geistvolle, fr\u00fcbverstorbenc Lucia selber gewesen sei, die entz\u00fcckt ihren Gemahl von dem wunderbaren Vorgang zu unterrichten geeilt habe. Auf diesen Umstand deutet auch ein zu Ehren der Entdeckung, Italischer Sitte gem\u00e4fs, damals verfertigtes Sonett. 1 Von diesen Umst\u00e4nden, und dem Sonette, erw\u00e4hnt Gherardi nichts.\nWas ein anderes, \u00fcber die Art und Weise, wie Galvani zu seinen Entdeckungen gelangte, verbreitetes Ger\u00fccht betrifft, so findet sich dasselbe jetzt allerdings entschieden durch die ersten oben angef\u00fchrten\n1 Aubert hat uns dasselbe aufhewahrt. \u00c9loge etc. Ibid., 2. Note. * Ich thcile dies nicht uninteressante Denlunal mit, so wie den Versuch einer Uebcrtragung in gebundener Rede, deren Mangelhaftigkeit ich zu entschuldigen bitte.\nSonett auf die Entdeckung des Galvanismus.\nAl Signor Ldigi Galvani.\nQuella donna gentil, cui d'aurco slrale Piagala il seno tcco amor congiunse,\nRoi morte cou quel suo colpo fatale Per fame hello il ciel a te disgiunse;\nQuella, non tu, ehe novo ardor vitale\nIn rana ignuda a disvclar pur giunse,\nQuanduna ed altra man con vanto eguale Il conduttor m\u00e9tallo e i nervi punse.\nN\u00e8 a le, Signor, quesla fedel consorlc\nTacque l'ignolo arcan, per cui luo nome Oltre l\u2019ilalo suolo altero vasi.\nOh se vedessi, di si bella sorte\nCom\u2019ella esulta dolcemente e corne Di le ragiona e de\u2019 tuoi chiari passi!\nAn Galvani.\nDas holde Weib, das Dir die Macht der Liehe,\nIhr Herz besiegt mit goldnem Pfeil, verband,\nDann Tod, mit seiner Sichel grausetn Hiebe,\nAls Blume l'iir des Himmels Zier entwand;\nSie war\u2019s, nicht Du, die neue Lebenstriebe In hautenlbl\u00f6fster Fr\u00f6sche Gliedern fand,\nWenn hier der Nerven wunderbar Getriebe,\nDort funkenspr\u00fch\u2019nden Leiter traf die Hand.\nWie llog die Treue einst, Dir\u2019s zu vertrauen,\nDas Zauberwort, auf dessen Fittig nun Dein Name Meer und Alpen \u00fcberschreitet!\nJetzt blickt sie nieder auf Dein r\u00fchmlich Thun,\nDes Gl\u00fcckes froh, das Deinen Schritt geleitet:\n0 wiir\u2019s auch uns verg\u00f6nnt, sic so zu schauen!","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40\n/. Abschn. Kap. 1. \u00a7, 1. CoiccNo'.f Erfahrung.\nData seiner Untersuchungen widerlegt. Man kennt die abgeschmackte Geschichte des Anatomen Domenico Cotugno zu Neapel, f\u00fcr die es wohl endlich Zeit w\u00e4re, dafs sie in die verdiente Vergessenheit geriethe. Dieser ward eines Morgens (gegen Ende M\u00e4rz 1784), als er an einem lische sals, einer kleinen Hausmaus zu seinen F\u00fcfsen gewahr, die, nach ihrem Felle zu urthcilen, sehr jung sein mufste. \u201eDa sich das \u00bbkleine Thier nicht sehr geschwind bewegen konnte, so ergriff ich \u00bbsie\u00ab, sagt er, \u00bbleicht bei der Haut auf dem R\u00fccken, und wandte sie \u00bbso, dals die untere beite lieraufw\u00e4rts kam; und nun wollte ich sic \u00bbmit einem kleinen Federmesser, welches vor mir lag, lebendig anato-\u00bbmiren. Als ich den ersten Schnitt in den Bauch machte, befand sich \u00bbdie Maus zwischen dem Daumen und Zeigefinger meiner linken Hand, \u00bbund ihr Schwanz ging zwischen den zwei letzten Fingern hindurch. \u00bbKaum hatte ich nun einen Theil der Haut durchschnitten, so bewegte \u00bbdie Maus ihren Schwanz zwischen meinen Fingern, und schlug damit \u00bbso heftig an meinen dritten Finger, dafs ich, zu meinem gr\u00f6fsten \u00bbErstaunen, durch den linken Arm bis an den Hals eine Ersch\u00fctterung \u00bbf\u00fchlte, welche mit einem innern Zittern, einer schmerzhaften Empftn-\u00bbdung in den Armmuskeln und einem solchen Schwindel im Kopfe \u00bbbegleitet war, dafs ich, vor Schrecken, die Maus fallen liefs. Der \u00bbKrampf im Arme dauerte \u00fcber eine Viertelstunde, und ich konnte \u00bbnachher nicht ohne Grauen an diesen Vorfall denken. Es war mir \u00bbvorher gar nicht eingefallen, dafs ein solches Thier elektrisch sein \u00bbk\u00f6nnte; allein jetzt wurde ich durch die Erfahrung davon hinl\u00e4nglich \u00bb\u00fcberzeugt.\u00ab 1 Wenige m\u00f6chten jetzt diese Ueherzeugung theilen; allein so jung war damals die naturwissenschaftliche Kritik, und so gespannt waren alle Gem\u00fctlier der Botschaft von einer thierischen Elektricit\u00e4l zugewendet, dafs dieser Bericht das gr\u00f6fste Aufsehen machen konnte,\n1 S. den Brief des Cotugno \u00fcber diesen Vorfall an Vivenzio, vom 2. October 1784, in Tib. Cavalro\u2019s vollst\u00e4ndiger Abhandlung der theoretischen und praktischen\nLehre von der Elektricit\u00e4t. Aus dem Englischen u. s. w. Bd. IL S. 251. * _______ Die-\nser Brief erschien zuerst in der itali\u00e4nischen Uebersetzung des f\u00fcnften Theils der CAVAr.Lo\u2019schen Schrift, welcher von der Anwendung der Elektricit\u00e4t auf die Heilkunde handelt, und bereits vor dem Ganzen unter dem Titel ver\u00f6ffentlicht wurde: Teoria e Pratica deil' Elettricita medica del Signor Tikerio Cavallo ec. Napoli 1784. 4\u00ae. p. 157.* \u2014 Aus welcher Quelle Matteucci hergenonnnen (Trait\u00e9 etc. p. 4.*), dafs die Maus \u00bbl'avait mordu et bless\u00e9 au bas de la jambe\u00ab, dafs Cotugno den\nSchlag erhielt, \u00bben touchant avec son scalpel le nerf intercostal......\u00ab und dafs er\nein junger Arzt gewesen sei (Dom. Cotocno, geboren am 29. Januar 1736, vergl. Biogratia degli llaliaui illustri ec. per cura del Prof. Emilio de Tipaldo. vol. I. Venezia 1834. p. 290.*), ist mir nicht bekannt: meines Wissens giebt es aber keine andere als den oben angef\u00fchrten Brief.","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"Anf\u00e4nge des Galvanismus.\n41\nunz\u00e4hligeraal wieder vorgebracht wurde und endlich eine Stelle in allen Lehrb\u00fcchern der Elektricit\u00e4t und der Physiologie bis auf die neueste Zeit erschlich. Viele glaubten wohl, dafs derselbe Galvani ein Anlafs zu seinen erst 1791 ans Licht getretenen Untersuchungen gewesen sein mochte; man sieht indefs, was auch aus der Darstellung im Commentai\u2019 selbst bereits gen\u00fcgend erhellt, dafs diese Vermuthung ungegr\u00fcndet war, da vielmehr Galvani damals bereits die Versuche des ersten Abschnitts seiner Abhandlung abgeschlossen hatte. 1 *\nDieser ganze Abschnitt bewegt sich im Uebrigen in Ab\u00e4nderungen des ersten oben beschriebenen Versuchs. In dem zweiten Abschnitt geht Galvani \u00fcber zu den Wirkungen der atmosph\u00e4rischen Elektricit\u00e4t auf die Muskelbewegungen. Er untersucht n\u00e4mlich jetzt den R\u00fcckschlag durch den Blitz, statt den durch den k\u00fcnstlichen Funken, am pr\u00e4parirten Frosch, wobei sich unter andern zeigte, dafs die Zuckungen stets, mit dem Licht des Blitzes isochron, dem Donner vorangingen und, was bemerkenswerth ist, dafs es beim Blitze nicht wie hei dem Funken mit einer Zusammenziehung der Muskeln ge than war, sondern es folgten gewissermafsen mehrere in dem n\u00e4mlichen Augenblick auf einander. Da hinzugef\u00fcgt wird, dafs diese ferneren St\u00f6fse mit den Donnerschl\u00e4gen \u00fcbereinzutreffen schienen, so m\u00f6chte es jedoch nicht gerathen sein, diesen Umstand mit der von Dove am Busolt-sclien Farbenkreisel nachgewiesenen Discontinuit\u00e4t der Blitze 3 in Verbindung zu bringen. Die Reihe dieser Versuche beginnt in Galvani\u2019s Papieren mit dem 26. Aparil 1786 und erstreckt sich bis zum 17. August desselben Jahres. 3 Sie wurden, in Gemeinschaft mit Galvani\u2019s Neffen, Camillo Galvani, auf einer zu einem Garten umgeschaffenen Terrasse bei Galvani\u2019s Hause angestellt. Dieses Haus, das alte Haus Panfdi-Colonna, sp\u00e4ter Monti, besteht noch jetzt in der Strada S. Felice No. 96 (da S. Gervasio), zu Bologna. Man sieht noch jetzt, nach sechzig Jahren, von ihrem Gartenschmuck entkleidet, die dreifach abgestufte Terrasse, und, wo der h\u00f6chste Punkt derselben in einen tiefen Hofraum nahgelegener Baulichkeiten abst\u00fcrzt, jenes eiserne Gel\u00e4nder, welches an einem Septemberabend desselben Jahres 1786 die Geburtsst\u00e4tte der neueren Elektricit\u00e4tslehre ward. 4 Wer es liebt, sich ein m\u00f6glichst lebendiges Bild von den Zust\u00e4nden einer l\u00e4ngst vergangenen\n1 Gherakdi vertheidigt Galvani gegen diese Zumulhung in den Note al Rapporte, Nota 2. p. 74, und Nota 4. p. 88 \u2014 91.*\n! Poggendorff\u2019s Annalen der Physik und Chemie. Bd. XXXV. S. 379. * \u2014 Dove's Repertorium der Physik. Bd. II. Berlin 1838. S. 44. *\n3\tRapporto, p. 28. \u00a7. 10. *\n4\tRapporto, p. 32. Nota.*","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"42\n1. Abschn. Kap. I. \u00a7. 1. Anf\u00e4nge\nJugendzeit der Wissenschaft abzurunden; wem es Freude macht, jene H\u00e4upter derselben, deren Ruhm jetzt unerreichbar dastelit, auch einmal auf den Hintergrund des wirklichen Lehens, wie es sie umrauscht hat, ihre bedeutenden Schatten werfen zu lassen: der lese in unseres Goethe itali\u00e4nischer Reise die Schilderung der altehrw\u00fcrdigen volkbelebten Stadt und ihres kl\u00f6sterlich-d\u00fcstren Instituts, die er in denselben sch\u00f6nen Tagen mit begl\u00fccktem Auge durchwanderte, in denen, ihm unbewufst, hier in der Stille so Grofses vor sich ging. 1 2\nDurch welchen Zufall Galvani, im Laufe seiner Versuche \u00fcber die atmosph\u00e4rische Elektricit\u00e4t, zu der Entdeckung der Zuckungen durch Anlegen eines gleichartigen oder noch besser ungleichartigen Metallbogens an Nerv und Muskel gef\u00fchrt wurde, ist abermals allgemein bekannt. Eine grofse Menge darauf bez\u00fcglicher Handschriften hat sich unter seinem Nachlafs vorgefunden. Die erste derselben tr\u00e4gt das Datum vom 20. September 1786, die letzte vom 20. October desselben Jahres. Aufserdem ist ein Entwurf zu einer Abhandlung \u00fcber diese Erscheinungen vorhanden, welche, dem Inhalt nach, dem dritten Abschnitt des Commentars entspricht. Er ist gezeichnet vom 30. October 1786; also nur zehn Tage nach den letzten Versuchen, die Galvani mit dem ehemaligen Spanischen Jesuiten Rialpi zu Bel Poggio, der Villa Jacob Zambeccari\u2019s, angestellt hatte, und volle f\u00fcnf Jahre vor der Bekanntmachung des Commentars! In dieser Abhandlung erz\u00e4hlt Galvani genauer, als im Commentai', jenen Vorfall auf der Terrasse: \u00bbRanas \u00bb itaque consueto more paratas uncino ferreo earum spinali medulla per-\u00bbforata alque appensa, septembris initio (1786) die vesperascente \u00bb supra parapetto horizontaliter collocavimus. Uncinus ferream laminam \u00bbtangebat; en motus in rana spontanei, varii, haud infrequentes! Si \u00bbdigito uncinulum adversus ferream superficiem premeretur, quiescentes \u00bb excitabantur, et toties ferme quoties hujusmodi pressio adhiberetur. \u201c Bemerkenswerth ist, dafs hier'Galvani den Haken als einen eisernen beschreibt, im Commentai- hingegen wird derselbe Versuch bekanntlich als mit einem kupfernen (aercus) Haken angestellt angegeben. Dies r\u00fchrt wohl unstreitig daher, dafs Galvani im Lauf der Versuche die Ueberlegenheit des ungleichartigen Metallbogens erkennen gelernt hatte und dafs er w\u00fcnschte, etwaigen Wiederholungen seines ersten Versuchs in der urspr\u00fcnglichen Gestalt die gr\u00f6fstm\u00f6glicliste Sicherheit des Gelingens zu verb\u00fcrgen.2 Galvani\u2019s Zweck bei dieser Anordnung war,\n1\tGoethe\u2019s poetische und prosaische Werke. Quartausgabe in zwei B\u00e4nden. Stuttgart und T\u00fcbingen 1836--1838. Bd. 11. Abth. 11. S. 299 \u2014 302,*\n2\tRapporlo, p. 34 seep \u00a7. 11. *","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"des Galvanismus,\n43\ndie Wirkling der atmosph\u00e4rischen Elektricit\u00e4t bei nicht gewitterndem Himmel auf die pr\u00e4parirten Schenkel zu ermitteln; da sich aber zwischen den wahrgenommenen Zuckungen und etwaigen Schwankungen des Standes der Atmosph\u00e4re kein Zusammenhang kund geben wollte, so wiederholte er dieselben Versuche im verschlossenen Zimmer, um zu sehen, ob der Erfolg vielleicht ein von der Luftelektricit\u00e4t ganz unabh\u00e4ngiger war, und so er\u00f6ffnete sich ihm das unabsehbare Gebiet der Zuckungen durch Anlegen eines gleichartigen und ungleichartigen Metallbogens, welches er in dem dritten Abschnitt des Commentars auszubeuten beginnt.\nEs ist in neuerer Zeit behauptet worden, dafs, abgesehen von Sixzer\u2019s bekanntem Geschmacksversuch, bereits mehr als hundert Jahre vor Galvam ein achtes galvanisches Zuckungsexperiment angestellt worden sei. Dumeril n\u00e4mlich hat, in einer ziemlich unvollst\u00e4ndigen Arbeit \u00fcber die Verdienste des Froschs um die physiologischen Wissenschaften, in diesem Sinne auf eine Stelle in Swammerdam\u2019s Ilibel der Natur aufmerksam gemacht. Er sagt: 1 \u00bb11 raconte ensuite comment il a rendu \u00bb\u00e9vidente la contraction d'un muscle s\u00e9par\u00e9 de la cuisse d\u2019une gre-\u00bb nouille, et de quelle mani\u00e8re il a fait ses exp\u00e9riences, en 1658, \u00bbdevant le grand-duc de Toscane. Comme on peut reconna\u00eetre dans \u00bbcette narration un v\u00e9ritable fait galvanique, nous croyons devoir la\n\u00bbrapporter dans ses d\u00e9tails.......... Soit un tube de verre cylindrique\n\u00bbdans l\u2019int\u00e9rieur duquel est plac\u00e9 un muscle dont sort un nerf qu\u2019on \u00bba envelopp\u00e9 dans les contours d\u2019un petit fil d'argent de mani\u00e8re \u00e0 \u00bbpouvoir le soulever sans trop le serrer ni le blesser; on a fait passer \u00bb ce premier fil \u00e0 travers un anneau pratiqu\u00e9 \u00e0 l\u2019extr\u00e9mit\u00e9 d'un petit \u00bbsupport en cuivre soud\u00e9 sur une sorte de piston ou de cloison; mais \u00bble petit fil d\u2019argent est dispos\u00e9 de mani\u00e8re \u00e0 ce que le nerf soit attir\u00e9 \u00bbpar la main vers l\u2019anneau et touche ainsi le cuivre: on voit aussit\u00f4t \u00bble muscle se contracter. Swammerdam indique aussi, par 1 exp\u00e9rience \u00bbsuivante, de quelle mani\u00e8re un muscle se renlle par la contraction, \u00bbet jusqu\u2019o\u00f9 ses deux tendons peuvent alors se rapprocher l\u2019un de\n\u00bbl\u2019autre....... Il est \u00e9vident que ces appareils r\u00e9unissent toutes les\n\u00bbconditions requises pour que 1 \u00e9lectricit\u00e9 galvanique se manifest\u00e2t; mais \u00bbl\u2019auteur attribuait seulement \u00e0 la pression ce qui \u00e9tait le r\u00e9sultat du \u00bbcontact des m\u00e9taux par le fil d\u2019argent formant un \u00e9tui au nerf quand \u00bbil portait sur le support en cuivre.*\n1 Annales des Sciences naturelles. 2. S\u00e9rie. Zoologie. I. XIII. ]>. 65. * (4 F\u00e9vrier 1840.) \u2014 Vcrgl. Erp\u00e9tologie g\u00e9n\u00e9rale par MM. Dlm\u00e9ku, et Bibron. t. VIII. Paris 1841. p. 101. *","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"44\n1. Abschn. Kap. I. \u00a7. 1. Swammerdam\u2019s\nDie Darstellung Dumeril\u2019s giebt einen so erstaunlich falschen Begriff von dem, was Swammerdam eigentlich mit diesen Versuchen gewollt und geleistet hat, dai's ich nicht umhin kann, dieselbe in mehreren Punkten zu berichtigen. Erstens, was freilich sehr unwesentlich ist, es ist keiner von diesen beiden Versuchen, welche Swammerdam dem Herzog von Toscana gezeigt hat, der ihn in Holland besuchte und vergebens an seinen Hof zu ziehen bem\u00fcht war, sondern die Art von Priorit\u00e4tsreclamation, die in dieser Bemerkung des grofsen Amsterdamer Naturforschers liegt, bezieht sich auf den Versuch, wo man mit beiden H\u00e4nden einen Froschmuskel an seinen Sehnen fafst, w\u00e4hrend ein Anderer mit einer Scheere den Nerven St\u00fcck f\u00fcr St\u00fcck abschneidet; 1 2 er suchte so eine Anschauung von dem Mechanismus der thierischen Bewegung zu geben. Auch geschah dies 1668, nicht, wie durch einen Druckfehler im Text steht, 1658; wie man aus Hermann Boerhaave\u2019s Leben des Verfassers ersehen kann, welches der Holl\u00e4ndisch-lateinischen und der Deutschen Ausgabe vorgedruckt steht. In der Deutschen Ausgabe ist dieser Felder auch im Text berichtigt. Der zweite von Du-meril angef\u00fchrte Versuch sodann hat mit dem Galvanismus ganz und gar nichts zu schaffen, da der Nerv, laut Swammerdam\u2019s Abbildung (tab. XL1X. fig. VI.), mittelst einer Pincette gequetscht wurde. Er steht p. 839. 840 der BoERHAAVE\u2019schen, S. 330 der Leipziger Ausgabe. Swammerdam sucht nun zu beweisen, dafs der Muskel, indem er sich zusammenzieht und an Querschnitt zunimmt, doch nicht aufschwillt; wobei ihm vorz\u00fcglich die Widerlegung der Aufbl\u00e4hungstheorie durch die \u00bbthierischen Geister\u00ab im Sinne lag. Der Weg, den er dazu einschl\u00e4gt, ist im Princip untadelhaft, und bereits derselbe, der in den trefflichen von Paul Erman 2 \u00fcber diesen Punkt angestelltcn Versuchen befolgt worden ist; nur dafs Swammerdam, bei der Unkenntnifs hydro-und aerostatischer Gesetze, die man seiner Zeit zu Gute halten mul's, bei der Verwirklichung desselben in schwere Fehler verf\u00e4llt. Er injicirt n\u00e4mlich ein Froschherz mit Luft, bindet es zu, legt es auf den Stempel einer gl\u00e4sernen Spritze, bringt einen Tropfen mit Blut gef\u00e4rbten Wassers in die Caniile derselben und beobachtet die Ver\u00e4nderungen in dem Stande dieses Tropfens w\u00e4hrend der Systole des Organs. Nat\u00fcrlicherweise sinkt derselbe jedesmal, wenn das Herz, bei seiner Zusam-\n1\tJoaknis Swammerdammii , Amstelodamensis, Biblia Naturae. Holl\u00e4ndisch und Lateinisch von Gaubius. t. II. Leidae 1738. Fol. p. 839. * \u2014 Bibel der Natur. Aus dem Holl\u00e4ndischen \u00fcbersetzt von Reiske (S. Elumenbach\u2019s Introductio in Historian! Medicinae litterariam. Goetiingae 1786. p.276.*) Leipzig 1752. Fol. S. 330, * \u2014 In beiden Ausgaben tali. XL1X. iig. V.\n2\tGilberts Annalen der Physik. 1812. Bd. XL. S. 13. *","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"angeblich galvanischer Versuch.\n45\nmenziehung, die darin enthaltene Luft in die Enge treibt; Swammerdam aber bringt dies auf Rechnung der Volumsverminderung des Muskelfleisches selbst. War das Herz nicht aufgeblasen, so bedurfte es des Mikroskops, um eine Schwankung des Tropfens zu gewahren. 1 Jetzt will er denselben Versuch mit einem beliebigen Froschmuskel anstellen, es tritt aber dabei die Schwierigkeit ein, dais' ein solcher sich nicht mehr, wie das Herz, freiwillig zusammenzieht, sondern in dem Verschl\u00fcsse auf irgend eine Art mufs gereizt werden k\u00f6nnen. So kommt er zu der Einrichtung, welche in Dumerii.\u2019s Uebersetzung ganz unbegreiflich bleibt, da dieser die Sache irrth\u00fcmlicherweise so hinstellt, als sei Swammerdam\u2019s Absicht hei diesem Versuch vor Allem gewesen, einen Muskel zur Zuckung zu verm\u00f6gen: \u00bb11 raconte ensuite comment \u00bbil a rendu \u00e9vidente la contraction d'un muscle s\u00e9par\u00e9 de la cuisse \u00bbd\u2019une grenouille.\u00ab \u2014 \u00bbVitreus nimirum siphunculus musculum . . . . \u00bbin cavo suo continet;\u00ab \u2014 sagt Swammerdam, indem er auf die achte Figur der schon mehrfach angef\u00fchrten Kupfertafel hinweist \u2014 \u00bbnervus \u00bbautem, de musculo pendens, tenui quodam lilo argenteo in se cir-\u00bbcumflexo, absque laesioue aut pressu, comprehenditur: quod filum \u00bbdeinde per foramen lili aenei, siphonis embolo ferruminati, trajicio. \u00bblIis omnibus ita disposilis, guttula aquae, per subtile infundibulum, \u00bbin tenuem siphunculi tubulum immittenda est.\u00ab N\u00e4mlich auf der inneren Fl\u00e4che des Stempels ist ein Kupfer- oder Messingstift befestigt, und sein Ende in eine Oese umgebogen. Zwischen Stempel und Spritzenwand hindurch tritt ein feiner Silberdraht in den inneren Raum, ist durch die Oese gezogen und dann um den Nerven geschlungen, so dafs dieser, verm\u00f6ge der Steifigkeit des Drahtes, beliebig in der Spritze regiert und zur Quetschung in der Oese des Stiftes gebracht werden kann. Dlmeril\u2019s Uebersetzung ist von hier ab v\u00f6llig willk\u00fcrlich in seinem Sinne gehalten. Von dem: \u00bbde mani\u00e8re \u00e0 ce que le nerf soit \u00bbattir\u00e9 par la main vers l\u2019anneau et touche ainsi le cuivre: on \u00bbvoit aussit\u00f4t le muscle se contracter,\u00ab was allerdings recht mit der Erscheinungsweise des Galvanismus \u00dcbereinkommen w\u00fcrde, hat Swammerdam Nichts; er f\u00e4hrt fort: \u00bbOuodsi dein filum argenteum, manu \u00bbsuspensa, prudenter, per annulum lili aenei, inter embolum et inter-\u00bbnam siphonis superiieiem, eousque protrahitur, donee nervus in-\u00bbterpressus\u00ab \u2014 (Dumerii. citirt an beiden Stellen falsch impres-sus) \u2014 \u00bbirritetur; musculus iste simili se modo, ac de inflato \u00bbcorde memoravi, contrahere observatur.........\u00ab Er setzt \u00fcbrigens\n1 Boerhaay\u00eb\u2019s Ausgabe, p. 845 \u2014 849.* \u2014 Reiske\u2019s Ausgabe, S. 332 \u2014 334. * \u2014 Ibid,, jig. VII.","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46\n1. Absclm. Kap. 1. \u00a7. 1. Hauptinhalt des\nhinzu: \u00bbInterim sensibile admodum est hoc experimentuni, ct tot con-\u00bbditionum accurationem reposcit, ut vel sine taedio vix institui queat, * und erfindet deshalb eine andere Anordnung, indem er mit Diamant eine Oeffnung in das Spritzenrohr schneidet, hier den Nerven durchzieht, die Oeilnung rings herum mit Fischleim und St\u00e4rkekleistcr verklebt, und den heraush\u00e4ngenden Nerven auf die gew\u00f6hnliche Art reizt. In beiden F\u00e4llen, vorz\u00fcglich in dem letzteren, war die Bewegung des Tropfens beinahe Null, und Swammerdam empfiehlt daher schliefslich von Neuem das aufgeblasene Froschherz, wie es scheint in der Meinung, dafs der ann\u00e4hernd negative aber, wie wir jetzt wissen, richtige Erfolg bei andern Muskeln auf Rechnung ihrer nach dem Tode minder lebhaften Zusammenziehung zu bringen sei. 1\nMan sieht demnach, dafs nur in einem von Swammerdam\u2019s Versuchen die M\u00f6glichkeit einer galvanischen Wirkung gegeben war; dafs gleichzeitig mit derselben, in That und Wahrheit, eine Quetschung des Nerven eintrat, da die Vorrichtung gerade dies bezweckte; dafs auf keinen Fall Swammerdam auch nur entfernterweise geahnt hat, dafs liier etwas Anderes, als eine mechanische Reizung, vor sich gehen k\u00f6nne, geschweige dafs er auf die Nothwendigkeit der Gegenwart zweier Metalle aufmerksam geworden sei. Wenn auf diese Weise, vor einer strengeren historischen Kritik, das Interesse von Dum\u00e9ril\u2019s Bemerkung etwas zusammenschmilzt, so leidet wenigstens Swammerdam's Ruhm so wenig darunter, als er durch das entgegengesetzte Ergebnifs erh\u00f6ht worden w\u00e4re. Er bleibt immer, durch seine \u00bb IJistoriu rana-rtun\u00ab, Derjenige, welcher der Physiologie den Frosch, das wichtigste Organ ihrer Untersuchungen, entdeckt hat.\nDoch wir kehren zu Galvani zur\u00fcck. Folgendes sind die haupts\u00e4chlichsten, nun erst wirklich galvanischen Thatsachen, zu denen er im dritten Abschnitt des Commentars gelangt,\nNur B\u00f6gen aus Leitern der Elektricit\u00e4t, d. h. Metallen, bewirken, zwischen Nerv und Muskel angebracht, Zuckungen. Diese sind sicherer zu erhalten, st\u00e4rker und von l\u00e4ngerer Dauer, wenn die B\u00f6gen aus verschiedenen Metallen zusammengesetzt sind, als wenn sie aus einem einzigen bestehen. Reiben der metallischen Enden eines unterbrochenen Bogens aneinander bef\u00f6rdert ihr Erscheinen. Es ist gleichg\u00fcltig, ob der Bogen in der Hand gehalten werde, oder isolirt sei; die Versuche gelingen auch, wenn das Thier unter Wasser versenkt ist, oder \u00fcberhaupt durch Wasserschichten hindurch, nicht aber unter Oel, oder\n1 Boerhaave\u2019s Ausgabe, p. 849. 850.* \u2014 Reiske\u2019s Ausgabe, S. 334.* \u2014 Ibid., fig. IX.","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"Galvani'sehen Commentary.\n47\ndiu\u2019cli Scliiclilen \u00f6ligtcr Fl\u00fcssigkeiten hindurch ; die thierischen Tlieile sind s\u00e4mmtlich Leiter, vielleicht hlos der Feuchtigkeit wegen, mit welcher sie theils von Natur, theils hei ihrer Zerschneidung und Zubereitung benetzt sind. Es ist vorlheilhaft, die Nerven mit einem Metallbl\u00e4ttchen, vorz\u00fcglich mit einem von Zinn, oder auch mit dem gew\u00f6hnlichen Amalgam der Reibzeuge an Elektrisirmaschinen zu belegen, w\u00e4hrend die entsprechende Belegung der Muskeln nicht viel austr\u00e4gt; 1 in dem ersten Falle werden die Wirkungen so verst\u00e4rkt, dal's sie sich durch eine Kette von drei und mehreren Menschen fortpflanzen. Die Zuckungen erfordern eine unmittelbare Ber\u00fchrung der Kettenglieder, wodurch sie sich von den durch die gemeine Elektricit\u00e4t bewirkten unterscheiden. Auch durch Anlegen des Bogens an den zum Theil mit Stanniol belegten, zum Theil davon enthl\u00f6fsten Muskel allein erhielt Galvani schwache Zuckungen, viel besser aber, indem er ebenso mit dem hlofsen Nerven verfuhr.2 Dieselben Versuche gelingen, wie an Fr\u00f6schen und Schildkr\u00f6ten, auch an S\u00e4ugethieren und V\u00f6geln; sie sind sehr abh\u00e4ngig von allerlei den Thieren anhaftenden Bedingungen: Art des Thieres, Alter, Kr\u00e4ftezustand desselben; auch Jahreszeit und Witterung wurden nicht ohne Ein\u00fcufs erfunden. Durch diese Versuche ersch\u00f6pfte\n1 Dies r\u00fchrte vermulhlich daher, dafs an den Muskeln der Bogen auch ohne Stanniolbelegung in einer grofsen Ausdehnung ber\u00fchren konnte, und aufserdem daher, dafs, da das Stanniol stets das positivere Metall des Bogens war, der Strom in diesem Falle die Nerven von ihrer Ausbreitung nach ihrem Ursprung durchlief, was dem Erscheinen von Zuckungen minder g\u00fcnstig ist, als die umgekehrte Richtung. S. unten, 2. Ahschn., Kap. II. \u00a7. in.\na Mil Unrecht spricht daher Volta, als oh Galvani diese Art, Zuckungen hervorzubringen, unbekannt geblieben w\u00e4re. Collezione dcll\u2019 Opere ec. Ivi, p. 86. (Memoria seconda suif Eletfricit\u00e0 animale) p. 132. (First Letter to Mr. Tiberius\nCavallo \u00a7. 13.)* Galvanis Worte sind (Ibid., p. 88*): \u00bb----sed tarnen baud raro\n\u00bbaliquas . .. .<> (contract\u00e2mes prodire) \u00bb....si una arcus extremitas armato musculi \u201eloco accommodarclur, altera adjaeenti ac nudae ipsius musculi superficiel; secus \u00bbvero tentalo experimento nullas prodire: idem quoque evenire, sed longe difficilius \u00bbin interna musculi substantia; sed facilius longe, et promptius contraetiones obo-\u201eriri, si eadem ratioue armato nervo arcus adhiberetur, iinmo si arcus loco deferen-\u00bbtis alienjus corporis cxigiia licet extremitas in usum vocarelur, alque partim limbus \u00bb metallic! folii, partim nudus nervus eadem attingeretur. \u00ab \u2014 Unbegreiflich ist freilich, dafs dieser Umstand von so hervorragender Wichtigkeit Galvani\u2019s Aufmerksamkeit in so geringem Mafsc auf sich zog, und dafs dieser sich sp\u00e4ter in eine Theorie einliefs, welche gerade vor diesem Versuch keinen Augenblick Bestand haben konnte; allein durch Volta darauf aufmerksam gemacht, ward cs ihm doch, bei seiner Art, Vermulhungcn auf Vermuthungen grundlos zu h\u00e4ufen, nicht schwer, auch von diesem Punkt sich vermeintlich Rechenschaft abzulegen, und bei dieser Gelegenheit erinnert er an den bereits im Commentai' beschriebenen Versuch: Zweiter Brief an Spallanzani. Op\u00e8re \u00e9dit\u00e9 ed in\u00e9dite ec. p. 339. *","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48\n1. Abschn. Kap. 1. \u00a7. I. Gaevani\u2019j\nGliedmafsen, welche \u00fcbrigens, wie bereits im ersten Theil des Com-mentars bemerkt wird, schneller in F\u00e4ulnifs \u00fcbergehen, als in Ruhe gebliebene, erhalten durch Ruhe ihre Leistungsf\u00e4higkeit zur\u00fcck.\nUnter diesen Thatsachen ber\u00fchren uns hier zun\u00e4chst nur die Zuckungen unmittelbar, welche durch den gleichartigen Bogen erhalten sind, indem diese wenigstens zum Theil wirklich von dem Thiere ausgehen mochten. Sie sind besonders erw\u00e4hnt Comm. p. 83. Da n\u00e4mlich, wie sich sp\u00e4ter zeigen wird, die Gleichartigkeit der beiden Enden eines aus einem Metall bestehenden Bogens leicht nur scheinbar sein kann, wenn nicht die \u00e4ufserste Obhut auf diesen Punkt verwendet worden ist, so ist es m\u00f6glich, ja gewifs, dafs unter diesen Zuckungen auch viele angef\u00fchrt sind, welche einer solchen versteckten Ungleichartigkeit ihren Ursprung verdankten. Diese Trennung wufste Gat.vam nicht zu machen; Volta war es Vorbehalten, den Knoten zu entwirren, der sich unter der zwar gl\u00fccklichen, aber keinesweges klar f\u00fchlenden Hand des Bolognesers gesch\u00fcrzt hatte. Dieser blieb hier zun\u00e4chst mit seinen Erfahrungen stehen; seltsam genug hegte er sie im Verborgenen f\u00fcnf weitere Jahre lang, ohne sie auszudehnen, dem Anschein nach nur bem\u00fcht, eine Theorie aufzubauen, der weder der Gegenstand in seiner jetzigen Form, noch er selber gewachsen war. In dieser Zeit kam er noch einmal (April 1787) auf seine Versuche \u00fcber die atmosph\u00e4rische Elektricit\u00e4t zur\u00fcck, 1 deren Interesse jetzt f\u00fcglich f\u00fcr ihn h\u00e4tte erloschen sein k\u00f6nnen. Es ist sehr merkw\u00fcrdig zu h\u00f6ren, dafs Galvani, in seinen ersten Betrachtungen, das Richtigere getroffen zu haben scheint, und erst sp\u00e4ter sich zur Vorstellungsweise verlocken liefs, welche sich in dem vierten Theile des Commentars entwickelt bildet. Man liest n\u00e4mlich, von seiner Hand, auf dem Umschlag der Tageb\u00fccher, die seine ersten galvanischen Versuche vom September 1786 enthalten, zu wiederholten Malen die Aufschrift: \u00bbEsperimenli circa VElettricit\u00e0 de\u2019 metallic Allein bereits die Abhandlung vom 30. October desselben Jahres, deren Inhalt, wie oben bemerkt wurde, dem dritten Theil des Commentars entspricht, hat die Aufschrift: \u00bbde animali Electricitate\u00ab. * So scheint auch Gat.vam fr\u00fcher eine viel richtigere Ansicht von der Art und Weise gehabt zu haben, wie die Elektricit\u00e4t Muskeln zum Zucken bringe. Aus Handschriften, welche in die Zeit seiner ersten Versuche \u00fcber den R\u00fcckschlag durch den Funken und den Blitz geh\u00f6ren, ersieht man, dafs er ein \u00bbprincipio mobilissimo esistente nei nervi\u00ab annahm, durch dessen Bewegung durch\n1 Rapporto, p. 41. \u00a7. 12. *\n* Rapporto, p. 35. 39. \u00a7. 11. *","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"thierisch - elektrische Theorie.\n49\ndie Elektricit\u00e4t \u00bbFazionc della forza nerveo-muscolare\u00ab erregt werde;' nicht anders hat sich bekanntlich seitdem bis auf die neueste Zeit die Physiologie \u00fcber diesen Punkt auszudr\u00fccken vermocht.\nVon Galvam\u2019s Theorie, welche er \u00fcbrigens in der That bereits im Geiste der \u00e4chten naturwissenschaftlichen Methode von seinen Erfahrungen streng geschieden hat, vermag ich dem Leser nicht besser ein Bild vorzuf\u00fchren, als indem ich aus Pfaff\u2019s Schrift \u00bbLeber thie-rischc Elektricit\u00e4t. und Reizbarkeit* ,* die uns sp\u00e4ter noch vielfach von Wichtigkeit werden wird, den Abrifs derselben hersetze. \u00bbI. Die \u00bbTbiere haben eine eigent\u00fcmliche selbstst\u00e4ndige Elektricit\u00e4t, welche \u00bbden Namen thierische Elektricit\u00e4t verdient. 11. Die Organe, in \u00bbwelchen diese thierische Elektricit\u00e4t vorz\u00fcglich wirkt, und durch \u00bbwelche sie dem ganzen K\u00f6rper mitgetheilt wird, sind die Nerven, \u00bbund das wichtigste Absonderungsorgan derselben ist das Gehirn. \u00bbIII. Die innere Substanz der Nerven, wahrscheinlich die d\u00fcnnste Lym-\u00bbphe, ist mit Leitungskraft f\u00fcr die Elektricit\u00e4t begabt, und macht \u00bbdaher die freie und schnelle Bewegung der Elektricit\u00e4t durch die \u00bbNerven m\u00f6glich, zugleich verhindert aber der \u00f6ligte Ueberzug der \u00bbNerven die Zerstreuung dieser Elektricit\u00e4t, und erlaubt ihre Anh\u00e4u-\u00bbfung. IV. Die vorz\u00fcglichsten Beh\u00e4lter der thierischeu Elektricit\u00e4t sind \u00bbdie Muskeln. Sie stellen gleichsam eine Leidncr Flasche \u00bbvor, und zwar ist ihre \u00e4ulsere Oberfl\u00e4che negativ, in \u00bbihrem Innern hingegen ist die Elektricit\u00e4t angeh\u00e4uft, das \u00bbalso positiv ist. Der Nerve ist der Conductor dieser \u00bbFlasche, der neben den \u00dflutgef\u00e4fsen die Muskeln mit Elektricit\u00e4t \u00bbversieht. V. Der Mechanismus aller Bewegungen besteht kurz darin, \u00bbdafs die elektrische Fl\u00fcssigkeit aus dem Innern der Muskeln in die \u00bbNerven derselben gezogen und geleitet wird, und dafs sie nun ans \u00bbdiesen auf die \u00e4ulsere Oberfl\u00e4che der Muskeln \u00fcberstimmt, folglich \u00bbco\u00ebxistirt mit jeder Zusammenziehung gleichsam eine Entladung der \u00bbmuscul\u00f6sen Leidncr Flasche, und diese ist die Ursache von jener, \u00bbdie Zusammenziehung eine Folge des Reizes, den die auf die \u00e4ulsere \u00bbOberfl\u00e4che der Muskeln \u00fcberstr\u00f6mende Elektricit\u00e4t auf die reizbaren \u00bbMuskelfasern aus\u00fcbt.\u00ab 3\n1 Rapporlo, p. 18. \u00a7. 5. *\n1 Leipzig 1795. S. 329. 330. * \u2014 Galvam selbst hat einen solchen kurzen Abrifs seiner Theorie gegeben im Eingang zum dritten Brief an Spallanzani. Opere \u00e9dit\u00e9 ed inedite ec. p. 345. 346. *\n3 Was hier von dein ganzen Muskel ausgesagt ist, l\u00e4fst Galvani, nach Belieben, \u00fcbrigens auch von dem einzelnen Muskelb\u00fcndel gelten. Um die Vcrtheilimg der positiven und der negativen Elektricit\u00e4t an der vermeintlichen thierischen Kleist\u2019-\n4","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50\n1. Abschn. Kap. 1. \u00a7. 11. Volta\u2019s erste\nVon unserem jetzigen Standpunkt aus scheint cs nun allerdings, als wenn selten eine schw\u00e4chere, nie eine k\u00fchnere Hypothese in die Welt gesandt worden w\u00e4re, als diese: so grofs d\u00e4ucht uns der Sprung von den Thalsachen zu den darin gesetzten theoretischen Vorstellungen, so gering das mechanische Verst\u00e4udnifs in derselben, lndefs als der gr\u00f6lste Fehler, den Galvani dabei beging, muls wohl der oben bereits angemerkte Umstand betrachtet werden, dafs er die ihm doch bekannte M\u00f6glichkeit \u00fcbersah , durch blofses Anlegen des Bogens an Nerven und Muskeln allein Zuckungen zu erhalten. Denn der uns als so \u00e4ufserst unstatthaft entgegenspringende Vergleich des Muskels mit einer Ki.eist\u2019-schcn Flasche, die Annahme von Spannungsverh\u00e4ltnissen in einer mit Fl\u00fcssigkeit durch und durch getr\u00e4nkten Masse, diese Vorstellungsweise mufs damals, wo man eben die Elektricit\u00e4t erst von dieser Seite her kannte, nicht so abenteuerlich erschienen sein, als dies jetzt der Fall isL, da, wie wir sogleich sehen werden, Volta selbst im ersten Augenblick darauf eingeben konnte, und erst auf Grund anderer Schwierigkeiten davon abging.\n\u00a7. II.\nVolta\u2019s Kampf gegen die angebliche iliierisclie Elektricit\u00e4t.\nDer Sturm, den das Erscheinen des Commentars in der Welt der Physiker, der Physiologen und Aerzte erregte, kann nur dem verglichen werden, der zu derselben Zeit (1791) am politischen Horizont Europa\u2019s heraufzog. Man kann sagen, wo cs Fr\u00f6sche gab, und wo sich zwei\nsehen Flasche festzustellen, schlug er, wie hier nachtr\u00e4glich bemerkt werden mag, folgenden Weg ein: er ber\u00fchrte die Nerven und Muskeln abwechselnd mit einer (geriebenen) Stange Glas und Siegellack. Das Glas gab weder an Ner\\ noch an Muskel Zuckungen, das Siegellack an den ersteren. Daraus schlofs er, dafs die Elektricit\u00e4t der Nerven positiv sein m\u00fcsse, weil sie nur dann, in Verbindung mit der Elektricit\u00e4t des Siegellacks, eine Entladung zu W ege bringen konnte. (Commentai, 3. Theil, p. 85. *) Die Aufsenfl\u00e4cbc der Muskeln mufste alsdann, da er sie als die \u00e4ufserc Belegung der KtEisT\u2019schen Flasche ansah, negativ eleklrisirt sein. Diese Erfolge siml \u00fcbrigens zum Theil unverst\u00e4ndlich. Man begreift nicht, weshalb nicht gerade heim Glase eher als beim Siegellack Zuckungen entstanden, da alsdann der Strom absteigend war. (S. unten, 2. Abschn., Kap. II. \u00a7. in.) Nur das ist deutlich, dafs die Ber\u00fchrung der Muskeln wohl deshalb in beiden F\u00e4llen ohne Wirkung blieb, weil die Dichtigkeit des Stroms in den Nerven dann nicht mehr grofs genug ausfiel. (S. ebendas., \u00a7. j.)","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"galvanische Versuche.\n51\nSt\u00fccke ungleichartigen Metalls erschwingen liefsen, wollte Jedermann sich von der wunderbaren Wiederbelebung der verst\u00fcmmelten Glicd-mafsen durch den Augenschein \u00fcberzeugen ; die Physiologen glaubten ihren hergebrachten Traum einer Lebenskraft mit Ilanden zu greifen; den Aerzlen, denen Galvam selbst bereits mit Erkl\u00e4rungsversuchen von allerlei Nervenkrankheiten, Ischias, Tetanus und Epilepsie nur allzu leichtfertig vorangegangen, schien keine Heilung mehr unm\u00f6glich, und zum wenigsten scheintodt konnte Niemand mehr begraben werden, der zuvor galvanisirt worden war!\nAm lebhaftesten war nat\u00fcrlich die Aufregung in Italien selbst, nirgends aber mehr als in Volta's Umgebung, um dessen Behandlung des Gegenstandes sich fortan diese ganze Geschichte dreht. Er hatte bereits verm\u00f6ge einer Reihe der feinsten elektrischen Untersuchungen, vorz\u00fcglich \u00fcber den von ihm adoptirten WiLKE\u2019schen Elektrophor und \u00fcber den Condensator, eine Schule durchgemacht, aus der er seit geraumer Zeit als anerkannter Meister in diesem Gebiete hervorgegangen war. Er schildert uns selbst den Eindruck, den die ersten Nachrichten von Gaia ami\u2019s Entdeckungen auf ihn machten, die f\u00fcr ihn so bedeutungsvoll werden sollten: \u00bbDebbo pern confessarc, che incredulo, e \u00bbcon non molta speranza di buon snccesso mi ridussi a fare lc prime \u00bbprove, tanto sorprendenti pareanmi i descritli fenomeni, e, sc non \u00bbcontrarj, superiori troppo a tulto quello die dell\u2019 clettricit\u00e0 ci era \u00bbnoto, tal chc mi aveano del prodigioso. Della quale incredulitii mia \u00bbe quasi ostinazione . . . . domando perdono all\u2019 Autore della scopcrta, \u00bbcc. * 1 Wie bald sollte Volta von seiner zweiten durch die augenblicklich \u00fcberraschenden Erfolge bestimmten gl\u00e4ubigen Bewegung zu seinen ersten Zweifeln zur\u00fcckkehren! Aber wie ganz anders schmiegt sich sogleich vor seinem Talente, seiner Methode, der tr\u00fcbe Stoff der Untersuchung!\nSeine ersten Versuche sind alsbald darauf gerichtet, durch das Mafs festzustellen, wie grofs denn nun wirklich die Empfindlichkeit des nach Galvam\u2019s Vorschrift zugerichteten Froschs f\u00fcr die Reizung durch k\u00fcnstliche Elektricil\u00e4t sein m\u00f6ge. Galvam hatte bereits allgemein behauptet, dafs dieses Pr\u00e4parat das empfindlichste bekannte Elektroskop sei;2 Volta wies jetzt nach, dafs es durch eine Ladung der Klkist\u2019-schen Flasche ersch\u00fcttert werde, die kaum 0'vlO des Bkmnet'scIicu Goldblattelektroskops betrage, und nur mit H\u00fclfe seines Condeusators\n1 Collezione deil' Operc oc. l\\i. p. 35.* Memoria suit Eleltricil\u00e0 animale (5. Maggio 1792). Parle seconda. \u00a7. 25.\n! Commentai', 2. Theil, p. 77. * \u00bbEt exipiisitiora clcclrometra A ix ullam uio-\u00bbvebant ile clcclricilate suspicionem. \u00ab\n4 *","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52\n1. \u00c4bschn. Kail. I. \u00a7. 11. Volta wird irre\nwahrgenommen und bestimmt werden k\u00f6nne. Dann erst wendet er sich zur Wiederholung der Versuche aus Gai.vam\u2019s drittem Abschnitt, welche er mit Metallbelegung der Nerven oder Muskeln und einem Messingbogen anstellt, und neigt sich allerdings ganz zu den n\u00e4mlichen Folgerungen, die Galvanr seihst daraus entnommen hatte. Unm\u00f6glich k\u00f6nne der Bogen hier etwas Anderes bewirken, als einer vorhandenen Spannung Gelegenheit zur Ausgleichung bieten; der pr\u00e4parirte drosch verhalte sich also, in gewisser R\u00fccksicht, wie eine geladene Kleist-sehe Flasche. Die Gr\u00f6fse dieser Ladung sucht er abermals sogleich in Graden seiner Elektrometer zu sch\u00e4tzen; er vergleicht sic 0\u00b0.05 \u2014 0\u00b0.06, h\u00f6chstens 0\u00b0.10 seines Strohhalmelektricit\u00e4tsmessers. Um das Zeichen der Vertheilung in Bezug auf' Nerv und Muskel zu bestimmen, schl\u00e4gt er den n\u00e4mlichen Weg ein, der wohl bereits Galvani bei seinem A ersuch mit der geriebenen Glas- und Siegellackstange (S. oben S. 49 Anm. 3) dunkel vorgeschwebt hatte: er entlud n\u00e4mlich durch den Frosch eine \u00fcberaus schwach geladene Flasche bald in der Richtung von der Wirbels\u00e4ule zu den Muskeln, bald im umgekehrten Sinne. So fand er, dafs im ersten Falle eine Ladung, der oben dem Frosch selbst zugeschriebenen entsprechend, Zuckungen hervorzubringen vermochte; im zweiten hingegen war eine solche von 0\u00b0.20\u2014Ou.30 nicht hinl\u00e4nglich, um dasselbe zu bewirken. Hieraus schlol's er, Galvan\u00ef\u2019s Ansicht zuwider, dafs der Nerv negativ, die Aufsenfl\u00e4che des Muskels positiv elektrisirt sei; durch einen Zufall hatte er so, in letzterer Beziehung, wie wir sehen werden, das Rechte getroffen. Jene Ungleichheit der Wirkung je nach der Richtung des Stromes r\u00fchrte aber nicht, wie er glaubte, davon her, dafs in dem einen Falle sich eine dem Thiere an-geh\u00f6rige Ladung mit der der Flasche verband, in dem andern davon abzog; sondern dies war der erste Keim eines grofsen Gebietes der Elektrophysiologie, welches sp\u00e4ter auf Deutschem Boden wiederum selbst\u00e4ndig erwuchs, und nachmals von uns durchmustert werden wird: der Lehre n\u00e4mlich von den verschiedenen Bedingungen des Eintretens und Ausbleibens von Oeffnungs- und Schliefsungszuckung je nach der Richtung des Stroms in den Nerven. 1 Dies ist der Inhalt von Volta\u2019s erstem Schreiben \u00fcber die neue Erscheinung, welches er, durch Mailand nach seinem Landsitze am Comer See reisend, wo er die meisten seiner grofsen Arbeiten ausf\u00fchrte, am 3. April 1792 an den Mail\u00e4nder Arzt Giuseppe Baronio richtete.2 Ganz dieselben Versuche und Vor\u00ab\n1\tS. unten, 2. Absclm., Kap. II. \u00a7. m.\n2\tCollezione delf Opere ec. I\\i, p. 3.* \u2014 Galvani\u2019s Commentar \u00fcbersetzt von Mayer u. s. \\v. S. 158.* \u2014 Dieselben ersten Versuche Volta\u2019s theilte Bassano Cahminati in Pavia Galvani in einem Schreiben \\om 3. April mit, welches sich","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"an Galvam\u2019s Deutungsmeise.\n53\nstellungsweiscn finden sich nocli in einer Rede wieder, die er am 5. Mai bei Gelegenheit einer Promotion zu Pavia hielt, 1 und in der \u00bbseconda Memoria sail' Elettrich\u00e4 animate\u00ab, deren genaues Datum mir fehlt, welche aber zwischen Mai und Juli desselben Jahres 1792 fallen mufs. 2 Hier ist \u00fcbrigens zuerst die Erkl\u00e4rung von Galvam's urspr\u00fcnglicher Erfahrung \u00fcber den R\u00fcckschlag gegeben,3 und die messenden V ersuche mit der Ki\u00c6isT\u2019schen Flasche sind in ausgedehnterem und verfeinertem Mafsstabe mitgethcilt.\nAllein hier bereits sehen wir Volta an der von Galva.ni \u00fcberkommenen Deutungsart irre werden. Er findet, bei vermannigfachter Gestalt des Experiments, wie es scheint, selbst\u00e4ndig die M\u00f6glichkeit von Zuckungen durch Reizung der Nerven allein wieder auf. Sogleich schliefst er, Galvam\u2019s Ansicht zuwider, dafs die Zusammenziehung Nichts sei, als eine mittelbare Folge der allein unmittelbar erregten Nervenkraft. Zugleich st\u00f6lst es ihm auf, dafs in diesem Falle nur noch ungleichartige Belege im Stande seien, Zuckungen zu bewirken. Die Wichtigkeit dieser letzteren Bedingung der Ungleichartigkeit tritt ihm von Neuem in dem Umstand entgegen, dafs, bei Versuchen mit nicht zugerichteten Thieren, oder solchen, an denen allein die Muskeln blofsgelegt sind, gleichartige Metalle sich unwirksam erweisen. Jetzt erw\u00e4gt er, wie es wohl m\u00f6glich sein werde, am lebenden menschlichen K\u00f6rper durch denselben Kunstgriff ungleichartiger Metallbewaffnung Zuckung zu erregen. Die Aehnlichkeit der physikalischen Bedingungen, welche die Zunge, ein mit einer d\u00fcnnen und feuchten Haut bekleideter willk\u00fcrlicher Muskel, mit einem unverletzten Frosche darzubieten scheint, f\u00e4llt ihm in die Augen; er tritt, mit Stanniol und einem silbernen L\u00f6ffel, vor den Spiegel, ist aber erstaunt, statt der erwarteten Muskelbewegung, eine seltsame Geschmacksempfindung zu vernehmen. So brachte Volta zum ersten Male den alten SilzekscIic\u00fc\ngleichfalls bei Mayer, a. a. 0. S. 149,* in Galvanos Op\u00e8re \u00e9dit\u00e9 cd in\u00e9dite er. p. 135.* findet. Gaivani antwortete darauf unterm 8. Mai desselben Jahres, s. Mayer, a. a. 0. S. 168. * Op\u00e9r\u00e9 odile ed in\u00e9dite ce. p. 141.* Sein Schreiben enth\u00e4lt nichts Bedeutendes.\n1\tCollezione dell\u2019 Opere ec. Ivi, p. 13, parte prima; p. 35, parte seconda. * Der erste Theil giebt eine Uehersicht \u00fcber vermeintliche altere thierisch-elektrische Erfahrungen. Dasselbe setzte sich gr\u00f6fstentlieils eine Abhandlung Amhni's vor, welche der zu Modena 1792 erschienenen zweiten Ausgabe von Galvam's Commcn-tar zur Einleitung dient. S. oben, S. 11 Anna.\n2\tIvi, p. 55. * Es ist n\u00e4mlich das Imprimatur von Aldini\u2019s eben erw\u00e4hnter Abhandlung, welche, wie man sogleich sehen wird, bereits auf Volta\u2019s seconda Memoria Bezug nimmt, vom 28. Juli d. J.\n3\tIvi, p. 61. * \u2014 S. oben S. 33 ff.","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"54\n1. AhscTin. Kap. 1. \u00a7. II. Volta schreibt, den Metallen\nGeschmacksversuch1 in seine nat\u00fcrliche Verkettung und schlofs alsbald, dafs auch die Kiupfindungsnerven dem noch dunklen Spiel der Wirkungen ungleichartiger Metallhelege zug\u00e4nglich seien; denn dafs dieses den Grund der Wirkung enthalte, ging unwiderleglich daraus hervor, dafs hei verwechselter Lage der Metalle an der Zunge der Geschmack verschwand, oder sich vom Sauren zum Launenhaften neigte. Da zu-gleich die Geschmacksempfindung sich als eine stetige kund gab, so konnte es ihm nicht l\u00e4nger verborgen bleiben, dafs jenes Spiel, welches es auch sei, keine augenblickliche Entladung vorstelle, sondern w\u00e4hrend der ganzen Dauer des Geschlossenseins unabl\u00e4ssig sich erneure.\nDafs die Mehrzahl der galvanischen Erscheinungen nichts mit einer thierischen Elektricit\u00e4t zu schaffen h\u00e4tten, war Volta nunmehr klar geworden. \u00bbOui, c'est un tout autre jeu du fluide \u00e9lectrique, dont \u00bbon doit dire plut\u00f4t, qu\u2019on trouble l\u2019\u00e9quilibre que de le r\u00e9tablir....\u201c schreibt er im Herbste noch desselben Jahres 1792 an den Elektriker Tiberius Cavallo in London. \u00bb C est ainsi que j'ai d\u00e9couvert une \u00bbnouvelle loi, qui n\u2019est pas tant une loi d'\u00e9lectricit\u00e9 animale, qu\u2019une \u00bbloi d\u2019\u00e9lectricit\u00e9 commune, \u00e0 laquelle on doit attribuer la plupart des\n1 S. Histoire de l\u2019Acad\u00e9mie des Sciences et Belles-Lettres de Berlin. (Ann\u00e9e 1752) 1754. 4\u00b0. Recherches sur l\u2019origine des sentiments agr\u00e9ables et d\u00e9sagr\u00e9ables, par M. Sclzer. Troisi\u00e8me partie. Des plaisirs des sens. p. 356. Note:* \u00abCette >\u25a0 supposition para\u00eet confirm\u00e9e par une exp\u00e9rience assez curieuse. Si l\u2019on joint deux \u00abpi\u00e8ces l\u2019une de plomb, et l\u2019autre d'argent, de sorte que les deux bords fassent \u00abun meme plan, et qu\u2019on les approche sur la langue on en sentira quelque gout, \u00abassez approchant au go\u00fbt de Vitriol de fer, pendant que chaque pi\u00e8ce \u00e0 part ne \u00abdonne aucune trace de ce go\u00fbt. Il n\u2019est pas probable, que par cette jonction des \u00abdeux m\u00e9taux, il arrive quelque solution de l\u2019un ou de l\u2019autre, et que les parti-\u00ab rules dissoutes s\u2019insinuent dans la langue. Il faut donc conclure, que la jonction \u00abde ces m\u00e9taux op\u00e8re dans l\u2019un ou l\u2019autre, on dans tous les deux, une vibration \u00abdans leurs particules, et cpie celte vibration, qui doit n\u00e9cessairement affecter les \u00bb nerfs de la langue, y produit le go\u00fbt mentionn\u00e9.\u00ab Dies ist und bleibt, trotz Du.ukril, die erste acht galvanische Erfahrung. \u2014 Wie hier Sulzer, so wollte Bokelli einst durch mechanisches Erzittern die starrenmachende Wirkung der Zitterfische erkl\u00e4ren. (De Motu Animaliuin. Ed. nova. Neapoli 1734. 4\". Pars secunda. p. 401.*) \u2014 In der oben bereits angef\u00fchrten geschichtlichen Abhandlung Ai.dints (Galyani\u2019s Commentai- zu Modena 1792. p. XVII. \u00a7. XXII. *) erinnerte dieser sogleich nicht ohne einige Bitterkeit an die Srr.zii\u00e9sche Wahrnehmung: \u00bbCI. Volta \u00bb Sclzeri obscrvalionem omnium primus ad anintalis electricitatis theoriam revocavit,\n\u00abexornavilquc ita ut prope suam fecisse \\ idealur. \u00ab Volta suchte sich unterm 2fv November 1792 von dieser Anschuldigung zu reinigen, indem er betheuert, von dem Versuche Stlzers, den er allerdings in den letzten Jahren seines Lebens pers\u00f6nlich kennen gelernt habe, nicht unterrichtet gewesen zu sein. (Memoria terza sull Eletlricila animale in una Lrttera diretta al Signor Giovanni Aldini, Collezione dell\u2019 Opere ec. hi, p. 177 seg. *)","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"die Hauptrolle in den galvanischen Versuchen zu.\n55\n\u00bbph\u00e9nom\u00e8nes qui paraissaient, d\u2019apr\u00e8s les exp\u00e9riences de Gat.vam, et \u00bb d'apr\u00e8s plusieurs autres que j\u2019avais faites moi-m\u00eame a la suite de \u00bbcelles-l\u00e0, appartenir \u00e0 une v\u00e9ritable \u00e9lectricit\u00e9 animale spontan\u00e9e, et \u00bbqui n'en sont pas; ce sont r\u00e9ellement des effets dune \u00e9lectricit\u00e9 arti-\u00bbficielle tr\u00e8s-faible, qui s\u2019excite d'une mani\u00e8re dont on ne s'\u00e9tait pas \u00bbdout\u00e9, par la simple application de deux armures de diff\u00e9rents m\u00e9-\u00bb taux .... 1 aux substances animales vivantes ou mortes ou \u00e0 d\u2019autres \u00bbconducteurs non m\u00e9talliques, mais suffisamment bons, comme \u00e0 l\u2019eau, \u00bbou \u00e0 des corps mouill\u00e9s.\u00ab 5 Er f\u00fcgt indefs hinzu: \u00bbJe dois dire \u00bbici, qu\u2019\u00e0 la d\u00e9couverte de cette loi nouvelle, de cette \u00e9lectricit\u00e9 arti-\u00bblicielle jusqu\u2019\u00e0-pr\u00e9sent inconnue, je me d\u00e9fiai d\u2019abord de tout ce qui \u00bbm\u2019avait paru d\u00e9montrer une \u00e9lectricit\u00e9 animale naturelle, dans le sens \u00bbpropre, et que j\u2019\u00e9tais sur le point de revenir de cette id\u00e9e. Mais \u00bbrepassant, avec un examen r\u00e9fl\u00e9chi, tous les ph\u00e9nom\u00e8nes, et r\u00e9p\u00e9tant \u00bbles exp\u00e9riences sous ce nouveau point de vue, je trouvai enfin que \u00bb quelques unes soutiennent encore cet examen (celles, par exemple, o\u00f9 \u00bbl\u2019on n'a pas besoin d'armures diff\u00e9rentes, ni m\u00eame d\u2019armure quel-\u00bb conque, un simple fil m\u00e9tallique, ou tout autre corps d\u00e9f\u00e9rent, faisant \u00bboffice d'arc conducteur entre le nerf isol\u00e9 et un des muscles d\u00e9pen-\u00bbdants, pouvant exciter dans ceux-ci les convulsions), et qu\u2019ainsi \u00bbl\u2019\u00e9lectricit\u00e9 animale naturelle et proprement organique subsiste, et ne \u00bbpeut pas \u00eatre renvers\u00e9e enti\u00e8rement. Les ph\u00e9nom\u00e8nes qui l'\u00e9tablissent, \u00bbquoique beaucoup plus limit\u00e9s, ne laissent pas que d'\u00eatre d\u00e9monstra-\u00bbtifs.... Ce qu\u2019on trouvera peut-\u00eatre plus d\u00e9sagr\u00e9able, c'est qu'il \u00bbfaut aussi renfermer en des limites plus \u00e9troites son empire dans \u00bbl\u2019\u00e9conomie animale, et renoncer aux plus belles id\u00e9es qu'on avait \u00bbcon\u00e7ues, et qui paraissaient nous mener \u00e0 expliquer clairement tous\n\u00bbles mouvements des muscles............ Ce sont encore des probl\u00e8mes,\n\u00bbpour l\u2019explication desquels nous n\u2019en sommes pas plus avanc\u00e9s qu'avant \u00bbla d\u00e9couverte dont il s\u2019agit.\u00ab 3\nAllein schon in zwei kurzen, darauf folgenden Aufs\u00e4tzen, in denen er seine Entdeckung des galvanischen Lichtscheins bei Bewaffnung des Auges 4 wie fr\u00fcher der Zunge und der F\u00e4higkeit der Kohle anzeigt,\n* Account on some Discoveries made by Mr. Galyani of Bologna villi Experiments and Observations on them. In two Letters, lo Mr. Tiberius Cayallo. Col-lezione dell\u2019 Opere ec. lvi, p. 133. * \u2014\u2022 Deutsch in Gren\u2019s Journal der Physik. Bd. VIII. 1794. S. 303. 389. *\n2\thi, p. 146.*\n3\tlvi, p. 134. 135.* Denselben Standpunkt nimmt Volta noch in zwei anderen Briefen ein, die er im August 1792 an den Abi Tomaselli in Verona und an van Marum in Harlem schrieb. \u2014 Ivi, p. 245 \u2014 249. Nota.*\n4\tDurch Reibungseleklricit\u00e4t war, was jedoch wenig bekannt geworden zu sein","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"56\n1. Abschn. Kap. 1. \u00a7. II. Volta l\u00e4ugnet\ndas negative Metall in den Ketten zu ersetzen, bedroht Volta die thierische Elektricit\u00fct mit neuen Beschr\u00e4nkungen. Im zweiten Brief an Cavales findet sich bereits die M\u00f6glichkeit leichthin angedeutet, dafs zwei Metalle gleichartig scheinen k\u00f6nnten, ohne es zu sein, dafs Unterschiede der H\u00e4rte, der Politur u. s. w, allein hinreichend sein d\u00fcrften, um ein Metallst\u00fcck gleich zweien ungleichartigen in F\u00e4llen grofser Empfindlichkeit wirken zu machen; 1 dies wird jetzt (November 1792) unumwunden ausgesprochen: \u00bbSon, dico, oramai persuaso di questo, \u00bbmassime osservando che nulla mai, o quasi mai non si ottiene senza \u00bbil contatto di qualche m\u00e9tallo, anzi di duc diverse specie, o in \u00bbqualche altra cosa dissimili, eioc, per durezza, politura, lucidezza ec., \u00bbonde son condotto a congetturare, che quando pure si ottiene qualche \u00bbconvulsione e moto, anche col contatto di due metalli, che sembrano \u00bbin tutlo eguali (la quai cosa \u00e8 rarissima, e solo accade talvolta ne\u2019 \u00bbprimi momenti dopo la preparazionc, quando la sensibilit\u00e9 de' nervi \u00bbc somma) feffetto sia dovuto anche allora a qualche impcrcettibile \u00bbdifferenza fra di essi metalli. Se la cosa \u00e8 cosi, che resta pi\u00eei dell' \u00bbElettricit\u00e0 animale pretesa da Galvam, e dimostrata corne parea dalle \u00bbsue bellissima sperienze? Niente altro ehe la prodigiosa eccitabilit\u00e0 de\u2019 \u00bbnervi inservienti aile sensazioni, e ai moti, massime voluntarj, per \u00bblo stimolo del lluido elettrico messo in corrente da cause esterne; \u00bbche vuol dire una disposizione meramente passiva riguardo ad una \u00bbelettricit\u00e0 sempre estranea, ossia arlificiale; di cui si risentono in \u00bbqualit\u00e9, diciam cosi, di semplici elettrometri; corne infalti, sono \u00bbelettrometri di una nuova specie, incomparabilmente pi\u00f9 sensibili d\u2019ogni \u00bb altro elettrometro. \u00ab 2 Und so war Volta, Schritt f\u00fcr Schritt, von seinem Glauben an die thierische Elektricit\u00fct zu seinem ersten Unglauben zur\u00fcckgekehrt, ein Standpunkt, auf dem er fortan uiiverr\u00fcckl beharrtc.\nscheint, die subjective elektrische Gesichtsempfindung schon fr\u00fcher, fast gleichzeitig mit dem Sulzek\u2019scIicii Geschmacksversuch, watirgenommen worden, und zwar hei Behandlung Amaurotischer mit den erst k\u00fcrzlich entdeckten Schl\u00e4gen der Kleist\u2019-sehen Flasche. S. le Roy in Histoire de l\u2019Acad\u00e9mie Royale des Sciences. Ann\u00e9e 1755. Paris 1761. 48. p. 9. 10 11. M\u00e9moires de Math\u00e9matiques et de Physique etc. p. 86.90.91.92.* (p. 86: \u00bb11 disait aussi qu\u2019il voyait \u00e0 chaque coup comme \u00bbune flamme qui paraissait passer en descendant rapidement devant \u201eses yeux.\u00ab) Die Schl\u00e4ge gingen dabei von einem um den Kopf gewickelten Drahte zum Bein. Gleichzeitig traten seltsame Phantasmen auf. Auch ein Ger\u00e4usch wurde hei den Entladungen wahrgenommen: p. 86 \u00bbil disait que quand on tirait \u00bb l'\u00e9tincelle, il lui semblait entendre douze pi\u00e8ces de canon.\u00ab\n1 Ivi, p. 145.\n5 Nuove Osserxazioni suif Elettricit\u00e0 animale. (Novembre 1792.) Ivi, p. 166. * \u2014 Observationum circa ElecUicitatcin animalem Specimen, hi, p. 172. 173.*","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"die thierische Eleldricit\u00e4t,\n57\nAber bei diesen blofsen Zweifeln hatte es sein Bewenden nicht. Auf die dichtgedr\u00e4ngte Reihe gl\u00e4nzender Leistungen, von denen so eben ein Abrifs gegeben wurde, folgt zun\u00e4chst ein Zeitraum des Schweigens von \u00fcber einem Jahr. Erst im December 1793, 1 und liier beginnt der wichtigste Abschnitt in der Geschichte der thierischen Elektricit\u00e4t, richtet er wieder einen Brief an den Physiker Vassalu in Turin. \u00bbChe pensa Ella\u00ab \u2014 hebt er mit munterer Entschiedenheit an \u2014 \u00bbdella pretesa Elettricit\u00e0 Animale? per me sono convinto da un \u00bbpezzo, che tutta fazione proc\u00e9d\u00e9 originariamente dai metalli comba-\u00bb cianti un corpo umido qualunque, o facqua stessa. \u201c 2 * * 5 Und nachdem er abermals auf die unerl\u00e4fsliche Bedingung des Zusammentreffens ungleichartiger Metalle aufmerksam gemacht hat, von denen er bereits eine dem sp\u00e4teren Begriff der Spannungsreihe entsprechende ziemlich vollst\u00e4ndige Rangordnung mittheilt, f\u00e4hrt er fort: \u00bbAnziche dunque \u00bbchiamarsi Elettricit\u00e0 animale, potreble dirsi a pin buon dritto \u00bbElettricit\u00e0 metallica. Ne mi si opponga, che qualcbe volta si \u00bbotlengono i moti della rana preparata alla maniera di G at;va m, anche \u00bbimpiegando i metalli delf istessa qualit\u00e0 da una parte e dalf altra, \u00bbcioc argento e argento, mercurio e mercurio, stagno e stagno, ferro \u00bbe ferro. Si, s\u2019ottengono (non sempre perd) ne\u2019 primi momenti, \u00bbquando l\u2019animaletto praeparato nella miglior maniera \u00e8 ancora tanto \u00bb eccitabile, che per un nulla si risente. Ma corne assicurarsi, ehe \u00bbsiano perfettamente e in tutto cguali i metalli ehe s\u2019adoprano? Lo siano \u00bbpure di nome e nella sostanza: ma le qualit\u00e0 accidentali di durezza, \u00bbdi tempera, di levigamento e lucidezza nella superficie, di calore ec. \u00bbpossono farli differire abhastanza in ordine ail\" azione elettrica, al \u00bbpotere ciob di spingere il fluido elcttrico nel corpo umido ehe com-\u00bbhaciano, od attrarlo, non altrimenti clic simili dill\u2019erenze ed altre \u00bbcircostanze fanno (come \u00e8 noto gi\u00e0 dalle sperienze di Canton, Berg-\u00bb mann , Cigna, Beccaria ec.), ehe gli stessi metalli, ed altri corpi, tro-\u00bbvinsi pi\u00f9 o men atti a dare o ri ce ver e del fuoco elcttrico eccitati \u00bbcollo stropicciameuto.11 3 W ie ein und derselbe idio\u00eblektrische K\u00f6rper, mit seinesgleichen gerieben, sich negativ oder positiv erweisen k\u00f6nne, je nachdem der eine oder der andere mehr raub, mehr warm\n1\tCollez,ione delf Op\u00e9r\u00e9 ec. t. IL p. II. p. 31. *\n2\tNuova Memoria suit Elettricit\u00e0 Animale, divisa in Ire Lellere direlle al Signor Abate Anton Maria Vassalli ec. Collezione delT Opere ec. t. I. p. I. ]). 197. * Die beiden ersten Briefe Deutsch in Gren's Neuem Journal der Physik.\n1795. Bd. II. S. 141. 151;* der dritte besonders erschienen \u00fcbersetzt von Johann\nMayer. Prag 1796.\n5 lvi, p. 200. *","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"58\n1. Jbschn. Kap. I. \u00a7. 11, Die Schule\nsei oder mehr Reibung erfahre: so glaube, er, dafs auch die Bewegung der elektrischen Fl\u00fcssigkeit, welche, wie es die neuen Versuche bewiesen, durch die hlofse Zusammenstellung der Metalle mit feuchten K\u00f6rpern oder Wasser ohne merkliche Reibung bestimmt werde, \u00e4hnlich bedingt und mehr oder weniger beg\u00fcnstigt sein k\u00f6nne durch noch so kleine Unterschiede der H\u00e4rte, der W\u00e4rme, der Gl\u00e4tte und des Glanzes an dem einen und dem anderen der als gleichartig erachteten St\u00fccke Silber, Messing, Eisen, Blei, ja an verschiedenen Stellen eines und desselben Metallstahes und -Streifens. Und nun schritt er zum ^tats\u00e4chlichen Beweise: Er w\u00e4hlte einen eisernen Bogen, dessen beide Enden wirklich gleichartig waren, d. h. keine Zuckungen in einem frisch zugerichteten Frosch hervorbrachten, wie es ihm denn auch gl\u00fcckte, dergleichen von Silber und Messing ausfindig zu machen. Das eine Ende dieses Bogens steckte er eine halbe Minute lang in siedendes Wasser, und wiederholte jetzt den Versuch am Frosch, ohne dem erw\u00e4rmten Ende Zeit zur Abk\u00fchlung zu gestatten; auf der Stelle erfolgten Zuckungen, bis dasselbe seinen nat\u00fcrlichen Zustand wieder angenommen hatte. Dasselbe gelang durch Anlassen des einen Endes, w\u00e4hrend das andere Hart blieb, und beide Versuche gl\u00fcckten eben so gut mit Messing-, Silber- und Zinnstreifen, nur dafs beim Eisen, wie sich erwarten liefs, das Anlassen merklichere Unterschiede bedingte, als bei anderen Metallen, so dafs zwei ungleich geh\u00e4rtete Eisenproben sogar st\u00e4rker mit einander wirken konnten, als zwei wirklich ungleichartige, aber einander nahe stehende Metalle, wie Gold und Silber, Kupfer und Messing, Messing und Eisen, Blei und Zinn; ja in einzelnen F\u00e4llen sogar st\u00e4rker wie Silber und Blei. Zwei mit einander unwirksame St\u00fccke Blei wurden wirksam, als das eine mit dem Federmesser blank geschabt wurde, aber nur auf so lange Zeit, als es blank blieb; wurden beide in gleicher Weise behandelt, so erfolgte abermals keine Zuckung, oder nur in seltenen F\u00e4llen. Nach alle dem also sei die Beweiskraft der Versuche mit den blos dem Namen nach gleichartigen Metallb\u00f6gen nichtig; er antworte darauf, indem er langue, dafs die Metalle v\u00f6llig gleichartig gewesen seien in den F\u00e4llen, wo Zuckungen erhalten wurden; dafs sie sich unterschieden h\u00e4tten durch W\u00e4rme, H\u00e4rtung, Glanz und Gl\u00e4tte, lauter Umst\u00e4nde, deren bisher \u00fcbersehene Bedeutung er jetzt thats\u00e4chlich nachgewiesen habe ; an Galvam sei es nunmehr, seinerseits den Beweis zu f\u00fchren, dafs kein dergleichen Unterschied stattgefunden, eine wahrlich schwierige, wo nicht unm\u00f6gliche Aufgabe! Wenn dem aber so sei, wenn die durch ihn entdeckte Th\u00e4tigkeit der Metalle gen\u00fcge, alle hier vorkommenden","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"von Bologna erhebt sich gegen Volta.\n59\nErscheinungen zu erkl\u00e4ren, wozu noch l\u00e4nger zu dem Traumgespinnst der thierischen Elektricit\u00e4t seine Zuflucht nehmen, und unn\u00f6thigerweise einerlei Wirkung verschiedene Ursachen unterlegen?\n\u00a7\u2022 ni.\nGalvani\u2019s Entdeckung der Zuckung ohne Metalle.\nSo war anscheinend die GALVANi\u2019sche Lehre ohne Rettung verloren, und in der That, wenn man Volta\u2019s Briefe liest, so staunt man \u00fcber die Herrschaft, welche dieselbe \u00fcber die Einbildungskraft vieler damaligen Forscher aus\u00fcben mufste, dafs sie, hei dieser verzweifelten Sachlage, noch immer Verthcidiger fand. Nicht nur Galvani selbst, der doch auch einst bereits die Vorstellung einer \u00bbElettricita de\u2019 metalli\u201c im Sinne gehabt, r\u00fcstete sich, wenn gleich im Verborgenen, zum Kampf in seinem anonymen Werke udell' uso c dell\u2019 attioit\u00e0 ec. \u00ab , sondern ihm zur Seite stellte sich vor Allen sein Neffe Giovanni Aliiim, der, durch .lenes \u00e4rztliche Bem\u00fchungen so eben von einem schweren Typhus genesen, wie er selbst erz\u00e4hlt, aus Dankbarkeit alle seine Kr\u00e4fte der Vcrtheidigung der Hypothese seines Retters zu widmen gelobt hatte. 1 Man h\u00f6re ihn, wie er in seinem gepriesenen Latein, im Tone tief verletzter W\u00fcrde, den Streit um den geliebten Wahn mit der Klage anbebt: \u00bbCum ineunte superiore anno Aca-\u00bbdemia nostra de anirnalis electricae theoriae incrementis gloriaretur, \u00bbtum vero eodem exeunte turbata non nihil fuit infeusissimo accusa-\u00bbtionis genere, quod non unam, alteramve ipsius partem, sed theoriam \u00bblabefactarct universam. Si enim a sola metallorum electricitate omnes \u00bbsunt contractiones, quam deformata ilia est anirnalis elcctricitatis spe-\u00bbcies, quae cum primuin in animantium dominari corporibus credere-\u00bbtur, metallorum nunc mutuatae electricilati, non sine magno dedecore, \u00bbfamularcturl Audiebam ego vero crebras hujusmodi criminationes, \u00bbdum gravissimo vexarer valeludinis discrimine, c quo cum Gai.vanii \u00bbsolerlia evaserim, statim exarsit animus eundem de suac anirnalis \u00bbelcctricitatis fortuna efllagitare, eique meam omnem operam, alquc \u00bbindustriam in theoriam suam, quam semper adamaveram, gratus \u00bbpolliceri. Probatam ille habuit voluntatem nostrum, ut propterea, \u00bbrecreatis viribus, nihil fucrit antiquius, quam tot tantisque dissidiis\nEssai th\u00e9orique et exp\u00e9rimental sur le Galvanisme. Paris 1801. 4\u00b0. p. 203.","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"00\n1. Absclm, Kap. 1. \u00a7. 111. Aidiki\u2019j\n\u00bb exagitatam, ac fere obrutam animalem electricitatem nova opposita \u00bbexperimentorum conspiratione, animantibus insitam restituere. \u201c 1 Haben wir es indefs dieser Verblendung der Galvaniancr zu danken, dafs aus ihren fortgesetzten Bestrebungen sieb endlich doch der Grundversuch der thierischen Elektricit\u00e4t gebar, so geb\u00fchrt auch Volta, seiner etwas \u00fcberm\u00fcthigen Anfeindungen ungeachtet, ein guter Tlieil des Verdienstes; denn er war es, welcher jenen unklaren Schw\u00e4rmern das aufwies, was sie zu leisten haben w\u00fcrden, um ihre Meinung aufrecht zu erhalten, und was ihnen zu leisten denn auch schliefslich wirklich gelang. Zun\u00e4chst nun handelte es sich f\u00fcr sie darum, Zuckungen mit einem wirklich gleichartigen Metallbogen zu erhalten.\nNachdem Aldini Versuche mit einem einzigen silbernen Metallbogen angef\u00fchrt, wie sic ihm, Galvani und Carradori unz\u00e4hligemal gegl\u00fcckt, und gefragt hat: \u00bbOuod si forte arcum in suis variis partibus scruta-\u00bbtus heterogeneum suspiceris, quid causae est cur perp\u00e9tua dubitationc \u00bbheterogeneos accuses reliquos innumeros, quibus cadem cxcitari con-\u00bbtractio potcrat?\u00ab 2 k\u00fcndigt er Versuche mit solchen B\u00f6gen an, die der \u00bbdiflicilis chemicus\u201c , die Volta selbst gewifs als v\u00f6llig gleichartig w\u00fcrde gelten lassen m\u00fcssen; aus einem fl\u00fcssigen Metall n\u00e4mlich, Quecksilber. In eine (lache Schale stellt er, auf einem etwas erh\u00f6hten Fufs, eine zweite dergleichen mit Quecksilber; ein nach Galvam\u2019s Vorschrift zugerichteter Frosch taucht darin mit seinem St\u00fcck Wirbels\u00e4ule, w\u00e4hrend seine Fiifse in die untere Schale h\u00e4ngen; Aldini \u00f6ffnet eine Durchbohrung im Grund des oberen Gef\u00e4fses, und es entstehen Zuckungen, so wie das niederstr\u00f6mende Metall die F\u00fcfse des Pr\u00e4parats erreicht. Dasselbe bewerkstelligte er noch auf einige andere Arten, zuletzt ganz einfach, indem er die thierischen Glieder auf Quecksilber schwimmen liefs, und das St\u00fcck Wirbels\u00e4ule mittelst eines Fadens bald emporhob, bald auf die metallische Oberfl\u00e4che zur\u00fccksinken liefs. Zusammen mit Galvani, der ihm bei allen diesen Versuchen zur Seite sLand, wieder-\n1 \u00abIoannis Aldixi Je animale Eleclricilate Disserlalioncs duae. Bononiae 1794. 4\u00b0. p. I. * Ins Franz\u00f6sische \u00fcbersetzt iin Anhang zum Essai etc. sur le Galvanisme, p. 279. 306. * \u2014 Mit Hin Zurechnung der der Moderier Ausgabe des Commenlars vorgedrucklen Dissertation sind dies die zweite und dritte Abhandlung Alihni\u2019s. Die erste derselben wenigstens scheint noch 1793 geschrieben worden zu sein, da 1792 als superior annus bezeichnet ist. Es ist nicht auszumachen, ob Aldini hier bereits von Volta\u2019s erstem Brief an Vassalli Kennlnifs gehabt, oder nicht; jedenfalls war ihm der Grundgedanke desselben bekannt, auch konnte er die \u00bbNuovc osservazioni\u00ab bereits gelesen haben. Dazu kommt ein lebhafter Privatverkehr, der, allem Anschein nach, damals s\u00e4mmlliclie Sitze itali\u00e4nischer Wissenschaft in steter Verbindung erhielt.\na Ibid., p. IV. *","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"Versuche mit gleichartigen B\u00fcgen.\n61\nholte er dieselben mit Erfolg an warmbl\u00fctigen 'filieren, H\u00fchnern und L\u00e4mmern. Dies ist Alles, was uns von den vielen in diesen weitl\u00e4ufigen Abhandlungen dargelegten Untersuchungen Ai.oim\u2019s von Wichtig keit ist. Die \u00fcbrigen zahlreichen Versuche der ersten derselben gehen darauf hinaus, die unbestimmte M\u00f6glichkeit einer von Aufsen hinzukommenden Elektricit\u00e4t und zum Theil eines mechanisch einwirkenden Reizes bei den galvanischen Versuchen von der Hand zu weisen, die der zweiten, die thierische Elektricit\u00e4t mit der gemeinen hinsichtlich ihrer Leiter und Isolatoren zu vergleichen. Man sieht hier deutlich, dafs Aldim, und wohl \u00fcberhaupt die damaligen Galvanianer, gar keine klare Vorstellung von Volta\u2019s Einw\u00fcrfen gegen ihre Deutungsweise und seiner eigenen Lehre hatten; dafs cs ihnen unm\u00f6glich war, dem strengen Gange dieses \u00e4chten Physikers zu folgen. W\u00e4hrend Volta, ver-* m\u00f6ge seiner Betrachtungen \u00fcber die scheinbare Gleichartigkeit der Metallhelege,, als der Entdecker der Oberfl\u00e4chenver\u00e4nderungen anzusehen ist, setzt ihm Aldim Versuche mit chemisch reinen Metallmassen entgegen; w\u00e4hrend, wie wir hier erfahren, Jener, der also auch eigentlich zuerst den Grundversuch der [Iberischen Elektricit\u00e4t angegeben, Diesen brieflich auffordert, Zuckungen ohne Metalle darzustellen, 1 schliefst Aldim triumphirend seine erste Dissertation mit der Nachricht, dafs allein mit Kohle, also ohne Metalle, die galvanischen Versuche gegl\u00fcckt seien. W\u00e4hrend Volta Anfangs noch, neben den entschieden nicht der tbieriseben Elektricit\u00e4t angeh\u00f6rigen Wirkungen ungleichartiger B\u00f6gen, einige Erfahrungen ruhig in dem ersten Sinne gelten l\u00e4fst, begn\u00fcgen sich die Galvanianer nicht damit, diese letzte Zuflucht zu vertheidigen, wie sie konnten und durften, sondern sie fahren fort, ihre Hypothese \u00fcber alle, ja selbst \u00fcber Volta\u2019s eigene und neueste Entdeckungen, auszudehnen, die gr\u00f6fsere Wirksamkeit ungleichartiger Melallbelege auf den Widerstand zur\u00fcckf\u00fchrend, den diese Art der Zusammensetzung des Bogens dem Durchg\u00e4nge der thie-rischen Elektricit\u00e4t entgegenstelle, wodurch eine st\u00e4rkere Anh\u00e4ufung und eine kr\u00e4ftigere Entladung derselben bewirkt werde.2 3\nKein g\u00fcnstigeres Urtheil, als \u00fcber die ALDiNi\u2019schen Dissertationen, kann, im Vergleich mit Volta\u2019s Leistungen, \u00fcber die Schrift )tdell\u2019\n1 Ibid., p. XV. * \u00bbClarissimus A\u00fcuta ut contraction\u00ab!) periclitarer uhi melal-\u00bblicum nihil adesset, dalis Inimaniler epistolis, invilavit..,\u00ab \u2014 Vergl. den 2. Brief \u00bban Vassalu. I\\i, p. 224 (a). * \u00bbII primo, sfidato in certo modo da me, ha gi\u00e0 \u00bbpiu d\"nii anno, a produire i solili effetli delle convulsioni nella rana senza l'inter-\u00bbvento di metalli, conta vittoria perch\u00e9 vi \u00e8 riuscito servendosi, in luogo di quesli,\n\u00bbdi carhone di legna. Ma che? ec.\u00bb\n3 Dissertatio II. p. XL. *","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"62\n/. Abschi. Kap. I. \u00a7. III. Galvani\nuso e dell altivit\u00e4 dell Arco conduttore net contrazioni d\u00e9 mus coli\u00ab gef\u00e4llt werden, welche Galvani aller Wahrscheinlichkeit nach im Summer 1793 verfafste. Sic erschien im Beginn des darauf folgenden Jahres, gewifs aber sp\u00e4ter als die, \u00bb Vissertationes duae\u00ab , da in diesen weder derselben, noch eines wesentlichen Punktes ihres Inhalts, gedacht ist. Nachdem der anonyme Verfasser die, Definition des leitenden Bogens und eine Kintheilung der B\u00f6gen nach verschiedenen Eigenschaften gegeben; nachdem er drei Stufen der abnehmenden Reizbarkeit der Thiere nach dem Tode unterschieden und empfohlen hat, sich der mittleren als der am wenigsten Unregelm\u00e4fsigkeiten darbietenden zu bedienen, geht er zu den Eigenth\u00fcmlichkeiten \u00fcber, die die Anwendung verschiedengearteter B\u00f6gen mit sich bringt. Das dritte Kapitel, in der neuen Ausgabe des Instituts von Bologna p. 161, besch\u00e4ftigt sich mit der \u00bbattivita dell\u2019 arco omogenco e di un pezzo solo\u201c- ; das vierte (p. 164) mit der \u00bb dell\u2019 arco ornogeneo composta di prit pezzi\u00ab. Der Verfasser verwahrt sich gegen Volta's Behauptung, dafs die Zuckung mit gleichartigem Bogen eine zuf\u00e4llige und aufserordentliche Erscheinung sei; gegen Thouvenel\u2019s, dafs sic nur mit Gold und Silber gl\u00fccke; zwar seien diese Metalle ihrem Zustandekommen am g\u00fcnstigsten (?), allein auch Eisen, Kupfer, Zinn und Blei g\u00e4ben in abnehmender Reihe bejahende Ergebnisse ; Ausdehnung der das Thier ber\u00fchrenden Fl\u00e4chen sei vor-theilhaft u. s. w. Auf die Volta'scIicu Einw\u00fcrfe in Betreff der Gleichartigkeit ist keine besondere R\u00fccksicht genommen, und durchaus kein priucipieller Unterschied wird zwischen den Zuckungen mit gleichartigen und ungleichartigen B\u00f6gen anerkannt.\nUeber die letzteren hinwegeilend, gelangen wir zu dem achten Kapitel, \u00bb di alcune conseguenze che trar si possono dalle dottrine, e dag/i espcrimeiui proposli\u00ab, und hier nun finden wir, nachdem versucht worden ist, Volta's Theorie durch schw\u00e4chliche Einwendungen theoretischer Art zu beseitigen, den wirklichen Grundversuch der elektrischen Muskel- und Nervcnphysik. Galvani hat den Handschuh aufgenommen, den Volta Ahum zugeworfen: es ist ihm gelungen, Zuckung ohne Dazwischenkunft von Metallen zu erhalten.\nDie erste Form des Versuchs ist nicht ganz tadellos: \u00bbAber zu \u00bbden Versuchen zu schreiten, man stelle das gew\u00f6hnliche Gwaam\u2019scIic \u00bbPr\u00e4parat dar, tauche die Wirbels\u00e4ule mit den anh\u00e4ngenden Nerven iu \u00bbeine ziemlich ges\u00e4ttigte Seesalzl\u00f6sung, lasse sie darin, bis sich zitternde und unregelm\u00e4fsige Bewegungen der Muskeln einstellen; ent-\u00bbferne sie dann aus der Fl\u00fcssigkeit; fasse das Thier an einem Fufsc, und \u00bblasse den anderen und das St\u00fcck Wirbels\u00e4ule nebeneinander frei herab-\u00bb h\u00e4ngen;.... schwenkt man nun das Pr\u00e4parat hin und her, so dafs","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"entdeckt die Zuckung ohne Melallc.\n63\n\u00bbdas St\u00fcck Wirbels\u00e4ule mit der \u00e4ufsereu seitlichen Fl\u00e4che des Ober-\u00bb Schenkels in Ber\u00fchrung kommt, oder hebt man das erstere mit irgend \u00bbeinem immerhin isolirenden K\u00f6rper auf, und l\u00e4fst es mit einem-\u00bbmalc\u00ab .... ( \u00bb tullo ad un tratto \u201c).... \u00bbgegen den Schenkel fallen, \u00bbso wird man in beiden F\u00e4llen Zuckungen gewahr werden, und im \u00bbAugenblick der Ber\u00fchrung das Bein in die H\u00f6he fliegen sehen, so \u00bbdafs eine Art elektrischen Tanzes\u00ab .... (eigentlich Glockenspiels, cariglione).... \u00bbzu Stande kommt, genau wie Galvani ihn in seinem \u00bb Commentai\u2019 beschreibt, wobei er das Bein und das mit Stanniol um-\u00bb wickelte St\u00fcck Wirbels\u00e4ule des Froschs auf eine Silber- oder Oueck-\u00bbsilbcril\u00e4che herunterh\u00e4ngen l\u00e4fst. 1 Manchmal gelingt der Versuch \u00bbauch, indem man das St\u00fcck Wirbels\u00e4ule auf passende Weise gegen \u00bbdie Muskeln, bis zur Ber\u00fchrung derselben hinbewegt, oder mit H\u00fclfe \u00bbdes durch die Salzl\u00f6sung gebildeten Bogens, wenn man, hei ein-\u00bb getauchtem St\u00fcck Wirbels\u00e4ule nebst Nerven, das Hanghein so zu \u00bblenken weifs, dafs die Aufsenfl\u00e4che seines Oberschenkels mit der \u00bbFl\u00fcssigkeit in Ber\u00fchrung kommt. Diese Zuckungen erscheinen jedoch \u00bbnicht lange Zeit hindurch nach dem Tode des Thiers, und nach den \u00bbzitternden Bewegungen beim ersten Eintauchen in die Salzl\u00f6sung. \u00bbAufser denselben nimmt man \u00fcbrigens andere wahr, welche von dem \u00bbEinllufs der Salzl\u00f6sung auf die Nerven herr\u00fchren; man unterscheidet \u00bbdiese jedoch von jenen ziemlich gut daran, dafs sie selten mit dem \u00bbAugenblick der Ber\u00fchrung von Nerv und Muskel \u00fcbereinstimmen, und \u00bbselten den Anschein des elektrischen Tanzes gew\u00e4hren. Nichtsdesto-\u00bb weniger k\u00f6nnen diese vom Reiz der Salzl\u00f6sung abh\u00e4ngigen Zuckungen \u00bbden Erfolg zweideutig machen, da cs nicht immer ganz leicht sein \u00bbkann, sie von den thierisch - elektrischen zu unterscheiden. Um daher \u00bbjeden Zweifel und jeden Verdacht eines gesuchten Kunstgriffs zu ent-\u00bb fernen, schlagen wir einen anderen ziemlich leichten und einfachen \u00bbVersuch vor, der noch sicherer und \u00fcberzeugender ist, und uns im \u00bbvergangenen Sommer\u00ab .... (1793)..,. \u00bbzu wiederholten Malen in \u00bbGegenwart gelehrter Physiker gegl\u00fcckt ist: Man schneide die Nerven \u00bbdicht an ihrer Austrittsstelle aus dem Wirbelcanal ab, und ohne sie \u00bbin irgend eine Fl\u00fcssigkeit zu tauchen, oder sonst einem ver\u00e4ndernden \u00bbEinllufs auszusetzen, lasse man sie, wie in dem ersten Versuch, vom \u00bbBecken frei herunterh\u00e4ngen; bringt man sic dann, wie fr\u00fcher, mit \u00bbder Aufsenll\u00e4che des Schenkels in Ber\u00fchrung, entweder, indem man \u00bbsie mit einem Nichtleiter aufhebt und dawider fallen l\u00e4fst, oder indem \u00bbman sie mit demselben sanft dagegen f\u00fchrt, und zwar, wo m\u00f6glich,\nCommentai', p. 82.","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"G4\n1. Abschn. Kap. I. \u00a7. III. Verschiedene Formen\n\u00bbnur gegen einen einzigen Punkt der Muskeln: so entstehen auf der \u00bbStelle Zuckungen in beiden Beinen, so dafs man das Hangbein, nicht \u00bbohne Verwunderung, in die H\u00f6he fliegen sieht. Dergleichen Zuckungen erh\u00e4lt man mehrentheils viermal hintereinander, und auch wohl \u00bb\u00f6fter, an jedem lebenskr\u00e4ftigen und frisch zugerichteten Frosch; be-\u00bb st\u00e4ndiger jedoch , wegen der gr\u00f6fseren L\u00e4nge der Nerven, an Fr\u00f6schen \u00bbvon \u00fcber mittlerer Gr\u00f6fse. Der Versuch gelingt auch, wenn gleich \u00bbnicht so sch\u00f6n, wenn man nur den einen Nerven gegen das zu-\u00bbgeh\u00f6rige Bein zur\u00fcckbiegt, wo begreiflich auch nur dies eine Bein \u00bbzuckt.\u00ab 1\nWie man sich leicht denken kann, war dieser gl\u00fcckliche Erfolg wenig geeignet, Galvam und den Seinigen hinsichtlich der Zuckungen mit ungleichartigen B\u00f6gen die Augen zu \u00f6ffnen. Demgem\u00e4fs besteht er denn auch in endlosen hypothetischen Er\u00f6rterungen mit mehr Entschiedenheit denn je auf seiner leidigen Theorie des Muskels als einer KtEisT\u2019schen Flasche, und l\u00e4fst sich sogar dazu verleiten, so schlagende Wahrnehmungen, wie den VoLivschen Zungenversuch, nicht nur in den sich daraus ergebenden unmittelbaren Schlufsfolgen, sondern sogar in seinem Thatbestand, in Abrede zu stellen.2 Es w\u00e4re eine undankbare M\u00fche, sich mit ihm in diese Irrwege einlassen zu wollen; von gr\u00f6berer Wichtigkeit ist die Kenntnifsnahme des \u00bbSupplemento al Traf Cato dell uso c delV attivitn de.IV Arco conclut tore nel contra-zioni de! mus coli\u00ab, welcher, so viel Gherardi hat ausmachen k\u00f6nnen, da er nicht nur ohne Namen des Verfassers, sondern sogar ohne Jahreszahl erschien, noch in demselben Jahre 1794 ans Liebt trat, aber, wie es scheint, v\u00f6llig unbekannt blieb. Er bewegt sieb gr\u00f6fstentheils in Ab\u00e4nderungen jenes Grundversuchs ohne Metalle, von denen wir die bedeutendsten hervorheben wollen.\nZuerst l\u00e4fst er den unteren Extremit\u00e4ten ihre nat\u00fcrliche Bedeckung, und macht nur einen Hautschnitt \u00fcber den Muskeln, um den Nerven mit denselben in Ber\u00fchrung bringen zu k\u00f6nnen. Der Versuch gl\u00fcckt nach wie vor. Dann l\u00e4fst er den Nerven, statt auf den Schenkel, mit gleich gl\u00fccklichem Erfolge auf den durch Verl\u00e4ngerung des Haut-schnitts entbl\u00f6fsten \u00bbmuscolo solare\u00ab , unstreitig den Gastroknemius,\n1 Dell\u2019 uso e dell\" attivita ee. p. 210. 211. 212. * Es hat, seltsamerweise, \u00fcber der Herkunft dieses wichtigen Versuches stets ein Dunkel geschwebt, welches wohl daher r\u00fchrte, dafs das \\erliegende Werk sich sehr wenig verbreitete lind zudem anonym erschien. Dann aber hat Aldini, trotz der kindlichen Verehrung, die er \u00fcberall f\u00fcr seinen Oheim zur Schau tr\u00e4gt, nach dessen Tode hier ein falsches Spiel gespielt, welches sp\u00e4ter aufgedeckt werden wird.\n= Iw, p. 235. 236. *","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"des Galvani'sehen Versuchs ohne\"Metalle.\n65\nfallen, oder bringt ihn auch nur leise damit in Ber\u00fchrung. Die Art, wie der Verfasser diesen letzten Versuch anstellt, ist v\u00f6llig dieselbe, die noch jetzt giing und gehe ist: Er richtet den Ischiadicus bis zur Kniekehle frei zu, legt in dieselbe ein Glaspl\u00e4ttchen, damit der Nerv heim Umbeugen nicht mit den zun\u00e4chst befindlichen Theilen des Beins in Ber\u00fchrung komme, worunter die Sicherheit des Erfolges leiden k\u00f6nnte, nimmt den Nerven mit einem Glas- oder Ilarzst\u00e4bchen auf, und l\u00e4fst ihn entweder, indem er dieses unter demselben fortzieht, auf den Muskel fallen, oder bringt beide gem\u00e4chlich zur gegenseitigen Ber\u00fchrung. Auf dieselbe Art erhielt Galvam Zuckungen, indem er den Nerven des nicht enth\u00e4uteten Pr\u00e4parats auf ein St\u00fcck Bauchmuskel fallen liefs, welches, auf einer Glasplatte ruhend, sonst in keiner Verbindung mit dem Frosche stand. Mit dem enth\u00e4uteten Thicre war dies fr\u00fcher nicht gegl\u00fcckt. 1 Der Verdacht auf einen mechanischen Reiz durch die Ersch\u00fctterung heim Fallenlassen ward entfernt, indem \u00e4hnliches Ilinwcrfen des Nerven auf Glas, Schwefel oder Marmor sich unwirksam erwies. Ilingcffen das gleiche Fallenlassen auf Metall-platten (Kupfer, Silber, Quecksilber) brachte Zuckungen hervor, so dafs Galvam der Erstbesitz dieser scheinbaren Versuche ohne Kettenverband geb\u00fchrt, in denen, nach seinem Ausdruck, ein \u00bbarco occulto\u00ab im Spiel ist. Isolirende Substanzen, Oel, Firnifs, Glas, hei den obigen Versuchen zwischen Nerv und Muskel gebracht, hemmen die Zusammenziehung. Nur \u00e4ufserst selten erscheinen Zuckungen, wenn man, anstatt das Galvam\u2019scIic Pr\u00e4parat darzustellen, oder die Nerven v\u00f6llig von der Wirbels\u00e4ule abzuschneiden, dieselben blofs freigelegl hat, und sie so mit den Muskeln in Ber\u00fchrung bringt. Dieser Umstand ward auch hei den Versuchen mit Metallen ohne Kette g\u00fcltig befunden. Viel kr\u00e4ftiger \u00fcbrigens seien stets die Zuckungen, die man durch Umheugen des Nerven gegen den zugeh\u00f6rigen Muskel erhalte, als die sich heim Fallenlassen auf ein fremdes St\u00fcck Muskel ergehen; daher man in diesem Falle des Kunstgriffs des llinwerfens nicht entbehren k\u00f6nne, w\u00e4hrend in jenem die leiseste Ber\u00fchrung ausreichend sei. So sehe man noch Zuckungen heim Umbiegen gegen den Schenkel erfolgen, wenn der fremde Muskel bereits unwirksam geworden sei; lege man ihn aber auf den Schenkel, so dafs er die Verbindung zwischen dem Nerven und seinen angch\u00f6rigen Muskeln vermittelt, so k\u00e4men die Zuckungen wieder zum Vorschein. Zu allen diesen Versuchen m\u00fcsse man grofse und kr\u00e4ftige Fr\u00f6sche, mit guter Musculatur, ausw\u00e4hlen, und im Sommer erst die Nerven, und dann die Muskeln pr\u00e4pariren, weil die\n1 Dell\u2019 uso e delf attivitk ec. p. 216. *","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"(56\n1. Absclm. Kap. 1. \u00a7. IV. Vor. ta*.? Kritik\nOberfl\u00e4che dieser letzteren schnell vertrockne. Von der Leistungsf\u00e4higkeit des Thieres h\u00e4nge denn auch das Verfahren ab, welches man zu befolgen habe, um die Zuckungen zu erhalten, oh man n\u00e4mlich mit der blofscn Ber\u00fchrung auskomme, oder ob man zum Fallenlassen seine Zuflucht nehmen m\u00fcsse. Bei r\u00fcstigen Individuen werde auch die Ocffnungszuckung im Augenblick der Trennung von Nerv und Muskel beobachtet. Auf alle F\u00e4lle, und wie kr\u00e4ftig auch das Thier sei, m\u00fcsse der Versuch sogleich nach dem Tode und der Zurichtung angestellt werden; bei dieser habe man sich zu h\u00fcten, nicht beim Abziehen der Haut die Muskeln zu verletzen, indem sonst nur schwache und seltene Zuckungen erfolgten, sci's, weil der Bau der Muskelfaser beeintr\u00e4chtigt worden, sei's, weil dadurch das dem Nerven gleich clektrisirte Innere des Muskels, gleichsam die innere Belegung der KLEisT\u2019schen Flasche, biosgelegt werde.\n\u00a7\u2022 iv.\nVolta\u2019s Entw\u00fcrfe wider die Zuckung ohne Metalle.\nJetzt konnte es scheinen, als sei an Volta die Reihe der Bedr\u00e4ng-nifs gekommen. Allein die Galvanianer, die schon ein voreiliges Siegsgeschrei erhoben, unter ihnen, nach Volta\u2019s Aeufserungen 1 zu urthei-len, insbesondere Valu, batten einigermafsen ihre Rechnung ohne den Wirth gemacht. Das Reich der Metallelektricit\u00e4t, um in einem Dove-schen Gleichuifs zu reden, war nicht so leicht gef\u00e4hrdet: denn seine Verfassung besafs \u00bbElasticit\u00e4t genug, um neue Elemente in sich auf-\u00bb zunehmen, und eine hinl\u00e4nglich befestigte Grundlage, um nicht von \u00bbihnen \u00fcberw\u00e4ltigt zu werden.\u00ab Zuerst nun erschien Volta\u2019s zweiter Brief an Vassalli, geschrieben im Fr\u00fchjahr 1794, 2 unstreitig vor der Bekanntmachung des \u00bb Supplemento ul Trattato cc.\u00ab, ein um so vollendeteres Meisterwerk wissenschaftlicher Beredsamkeit vielleicht gerade deshalb, weil Volta doch einen Augenblick den Thatsachen gegen\u00fcber rathlos dastehen mochte. Im Texte legt er, gleichsam mit Sonnenklarheit, die Erfahrungen in seinem Sinne, seine Lehre und die gr\u00e4nzenlose Verwirrtheit der Gegenpartei dar; in einigen Anmerkungen bek\u00e4mpft er, fast nur nebenher, aber mit grimmiger Sch\u00e4rfe, Albini\u2019s\n1 Collczione deil\u2019 Opcre ec. t, II. p. I. p. 213. p. II. p. 35.\u2019* \u00bbNelle sperienze \u00bbprodolte con tanta aria di irionfo dai Galvaniani, e singolarmente dal Dr. Valu ... .\u00ab\n8 Driller Brief an Vassah,i. Ivi, p. 244. *","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"der Alhini'sehen Quecltsilberversuche.\n67\nBehauptungen in seinen beiden Dissertationen, und den anonymen Verfasser des \u00bbTrattato ddP uso ec.\u00ab Was die Ouecksilberversuche betrifft, in denen der \u00bbschwierige Chemist\u00ab keine Ungleichartigkeit mehr entdecken sollte: \u00bbDiro dunque\u00ab \u2014 sagt er \u2014 \u00bbche il difficile Chimico, \u00bbsfidato da lui a trovar differenza tra parte e parte dello stesso mer-\u00bb curio rettificato, con tutti i presidj delf arte, pur troppo la \u00bbritrova, e ben grande Ira le parti interne e le superficial!, che all\u2019 \u00bbaria tosto perdono il bistro, e soffrono un principio di calcinazione, \u00bbmassime venendo agitate: e cos\u2019 \u00e8 infatti quella polvere, ehe si forma, \u00bb c in breve cuopre il liquido e vivo mercurio? Dual meraviglia per-\u00bbtanto, se le gambe della rana preparata toccando la superficie sola \u00bbdel mercurio, e il pezzo di spina dorsale immergendosi pin profon-\u00bbdamente, come \u00e8 il caso nelle sperienze ivi descritte, se, dico, a \u00bbcagione delf accennata dilferenza, dello stato cio\u00e8 diverso del mer-\u00bb curio ne\u2019 due luoghi, trovahdosi esso assai pi\u00f9 vivo nelf interno, \u00bbche alla superficie, ne nascono le contrazioni muscolari? Non aveva \u00bbio gi\u00e0 provato, e detto nella lettera precedente, clic si eccitano esse \u00bbanche col contatto di duc pezzi della stessa lastra di piombo, uno \u00bb dei quali sia reso. lucido quale specchio, l'altro olfuscato e semical-\u00bbcinato all\u2019 aria? Il mercurio adunque, ehe Aldini presceglie corne il \u00bbpi\u00f9 sicuro, c anzi il pi\u00f9 sospetto ed infcdele.\u00ab 1 Dazu kommen in Aldini\u2019s Versuchen die Ungleichheit der Ber\u00fchrungsweise an beiden Punkten, Wirbels\u00e4ule und F\u00fcfsen, ferner der niemals ganz vermiedene Anschlag des fl\u00fcssigen Metalls gegen die thierischen Theile. Er seinerseits k\u00f6nne versichern, dafs zwei St\u00fccke gleichen Silberdrahtes, in Wirbels\u00e4ule und Schenkel eines v\u00f6llig leistungsf\u00e4higen Pr\u00e4parats eingespiefst, und sp\u00e4ter mit einander in Ber\u00fchrung gebracht, niemals Zuckung bewirkten. Und dasselbe zeige sich, wenn man F\u00fcfse und Wirbels\u00e4ule auf zwei aus einem Blech geschnittene St\u00fccke Gold oder Silber lege, und diese hernach mit einander in Ber\u00fchrung bringe; er stehe daf\u00fcr, dals keine Zuckung, wenn nicht einmal durch Zufall, zum Vorschein kommen werde: w\u00e4hrend mit ungleichartigen Metallen in tausend und aber tausend Versuchen an einem und demselben Frosch die heftigsten Zuckungen auch nicht einmal ausblieben, um so seltener, je entfernter von einander sich die Metalle in der schon fr\u00fcher von ihm angegebenen Spannungsreihe bef\u00e4nden. W\u00e4hrend seine Theorie im Stande sei, von allen diesen Vorkommnissen auf das einfachste Rechenschaft abzulegen, s\u00e4he man die Galvanianer, in ihren eigenen Schlingen gefangen, sich auf das gewaltsamste winden, um seine Entdeckungen in den Kreis\n1 Ivi, y. 216. Nota. \u2019\n55","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"GS\n1. Abschn. Kap. 1. \u00a7. IV. Volta erkl\u00e4rt\nihrer Irrlehre hineinzuzw\u00e4ngen. Sie m\u00f6chten ihm, zur Probe, folgenden Versuch auslegen: Unter die Wirbels\u00e4ule eines zugerichteten Frosches wird ein Silberstreifen gelegt, und unter entsprechende Stellen beider Beine ein gleicher Streifen und ein solcher von Zink; denn schon hatte er die ausgezeichnete Positivit\u00e4t dieses Metalles erkannt und es an die Stelle des bisher \u00fcblichen Zinns gesetzt. Nun erwarte Jeder, dem das Bild von Gai.vam\u2019s KxEisT'scher Flasche in Nerv und Muskel vorschwebe, dafs Verbindung beider Silberstreifen Zuckung, beider ungleichartigen Metalle keine Zuckung erzeugen werde: mit nichten! gerade der entgegengesetzte Erfolg gehe sich kund. \u00bbOr corne v\u00e0 colla vostra Elet-\u00bbtricit\u00e0 animale, colla vostra hoccia di Leyden?\u00ab ruft er h\u00f6hnend aus: \u00bbForzerete la spiegazione lino a supporre una carica, ed una tendenza \u00bballa scarica tra muscolo e muscolo, tra duc muscoli omologhi? . . . . \u00bbEh! non v\u2019ingolfale in ispiegazioni sempre pi\u00f9 involte di diflicolt\u00e0, e \u00bb che riuscircbbero Lutte, se non assurde\", affatto invcrisimili; e conchiu-\u00bbdete meco piuttosto che se dunque con metalli simili applicati a parti \u00bbanimali dissimili non si ottengono gli elfetti, e si ottengono in vece \u00bbcon metalli dissimili applicati a parti animali afl'atto simili, il giuoco \u00bb\u00e8 tutto dei metalli!\u00ab 1\nDoch es ist unm\u00f6glich, einen Begriff von der Gewalt dieser Voi.TA'schen Polemik zu geben, die so hinreifsend ist, dafs der Geschichtschreiber der thierischen Elektricit\u00e4t selbst sich eines unwillk\u00fcrlichen Ilinneigens zur Partei der Metalle zu erwehren hat. Nun f\u00e4llt er mit bitterem Scherz \u00fcber Ai.dim\u2019s Mifsverst\u00e4ndnifs in Betreff der Zuckungen ohne Metalle her, der diese Aufgabe mit Kohle l\u00f6sen zu k\u00f6nnen glaubte, mit Kohle, die Volta seihst ihm als negativste Bewaffnung bezeichnet hatte! Aber minder gl\u00fccklich sehen wir ihn vor den Versuchen des anonymen Verfassers des \u00bb Trattato delV uso ec.\u00ab bestehen, der die Herausforderung richtiger aufgefafst und zu gutem Ende gef\u00fchrt hatte. Er kann nicht l\u00e4ugnen, dafs cs auch ihm gelungen, auf die angegebene Art, durch Anschwenken des St\u00fcckes Wirbels\u00e4ule gegen das eine niederh\u00e4ngende Bein des am andern gehaltenen zugerichteten Frosches Zuckungen zu erregen: wenngleich nur \u00e4ufserst schwach und in seltenen F\u00e4llen h\u00f6chster Leistungsf\u00e4higkeit, nicht zu vergleichen den durch ungleichartige Metalle entstehenden m\u00e4chtigen Zusammenziehungen. Und er entschliefst sich kurz und gut, die unbequeme Thatsache f\u00fcr die Folge eines mechanischen Reizes auszugeben, einer Zerrung, der die dann so h\u00f6chst empfindlichen Nerven hei den verschiedenen Kunstgriffen ausgesetzt w\u00fcrden, die zum Gelingen des\n1 Ivi, p. 221. NoU.","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"die Zucltung ohne Metalle durch mechanischen Reh,\n<19\nVersuchs n\u00f6tliig seien. Acufserst listig setzt er hinzu, dafs dies zwar auf den Fall nicht zu passen scheine, wo man den Nerven leise zur Ber\u00fchrung der Schcnkehnuskeln fidirt: dafs aber, wenn man recht Acht gehe, einsichtlich werde, wie die Nerven doch stets einer Art von Ersch\u00fctterung ausgesetzt w\u00e4ren, indem sic, sobald die sic umgehende Fl\u00fcssigkeit sich mit der der Muskeln vereint, durch capillare Kr\u00e4fte rasch dawider angezogen w\u00fcrden. 1\t\u00bb Conchiudiam dunque, che nulla\n\u00bbprovano codeste vanlate sperienze, lc quali lasciano tan to sospetto di \u00bbstimolo meccanico.\u00ab 2 Entscheidend k\u00f6nnten nur Versuche sein, wie er selbst sie angestellt habe, wo Wirbels\u00e4ule und F\u00fcfse unbewegt in zweien getrennten Bechern Wassers ruhten, und zwischen diesen mit einem leitenden, nicht metallischen Bogen geschlossen w\u00fcrde; mit einer Schnur, einem St\u00fcck IIolz oder Pappe, die von Wasser trieften, zweien Fingern einer Hand, oder beiden H\u00e4nden: in diesem Falle entst\u00e4nden niemals Zuckungen. 3 Und Volta schliefst, indem er fortdauernd und zu wiederholten Malen die M\u00f6glichkeit in Abrede stellt, Zuckungen ohne Metalle oder die ihnen gleichstchende Kohle zu erhalten. 4\nHier nun war er, wie er selbst sp\u00e4ter freim\u00fcthig eingesteht, zu weit gegangen. Inzwischen erschien, im Herbste 1794, Eusebio Valli\u2019s mir leider nicht zug\u00e4nglich gewordener elfter Brief \u00fcber die thierische Elektricit\u00e4t, worin dieselbe wieder hoch auf den Schild erhoben wurde; 5 auch der Nachtrag zum \u00bb Tn Mut\u00bb dclV usa ec.\u00ab scheint, wenigstens in engeren Kreisen, seine Wirkung nicht verfehlt zu haben, obschon Volta seiner nicht besonders erw\u00e4hnt: genug, es trat, trotz des Letzteren Anstrengungen, eine entschiedene Reaction zu Gunsten der Gal-vANi\u2019schen Lehre ein. Allein er seihst schritt mittlerweile in seinem eigenen Sinne unbek\u00fcmmert und unaufhaltsam fort, und so er\u00f6ffnete sich ihm bald eine neue Aussicht, den in Rede stehenden Versuch dem noch biegsamen W\u00fcchse seiner elektromotorischen Theorie einzuverleihen. Der dritte Brief an Vassalli, von Conto am 24. October 1795\n1\tCalvani li\u00e2t sp\u00e4ter, in seinem erst en Briefe an Spallanzani (Opere cililc ed inedite ec. p. 312*), die Vermuthung ge\u00e4ufsert, dafs diese Anziehung nicht capillar, sondern elektrisch sein m\u00f6chte. Unstreitig ist es dieselbe Erscheinung, welche Aldini zehn Jahre sp\u00e4ter in Oxford und London, ohne Galvani\u2019s Erw\u00e4hnung zu thun, f\u00fcr ein thierisch-elektrisches Anziehungsph\u00e4nomen ausgab. Essai etc. sur le Galvanisme, p. 8. 9.* \u2014 S. unten, \u00a7. vil\n2\tCollezione dell\u2019 Op\u00e9r\u00e9 ee. p. 228. Nota. *\n3\tIvi, c p. 222. *\n\u25a0> Ivi, p. 215 \u2014220. 224\u2014228. 229. Nota.*\n5 Dritter Brief an Vassalli. hi, p. 232. 243. * \u2014 Yergl. G.u.vanj's ersten Brief au Spallanzani. Op\u00e8re \u00e9dit\u00e9 ed in\u00e9dite ce. p. 314. 315. *","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70\n1. Abschn. Kap. I. \u00a7. IV. Volta (fielt\ngezeichnet, hat vornehmlich dies zum Zweck. 1 * Ein vierter, \u00fcber denselben Gegenstand, vom Winter 1795\u2014 1796, ist leider auch in Italien nie erschienen, und d\u00fcrfte, ein bcklagcnswerlher Verlust, f\u00fcr uns verloren gegangen sein. a Den damaligen Stand seiner Untersuchungen lehrt uns vorzugsweise eine Reihe von Anmerkungen zu jenem dritten Briefe kennen. Die Spannungsreihe ist bereits \u00fcber eine grofse Anzahl von Metallen und Erzen ausgedehnt; die Richtung, in der die Metalle die Elektricit\u00e4t bewegen, hat er durch den Vergleich der Geschtnacks-emplindungen am positiven und negativen Leiter der Elektrisirmaschine entdeckt. 3 Der wichtige Unterschied zwischen den Leitern erster Klasse (Metalle, Erze, Kohle) und denen zweiter Klasse, oder den feuchten Leitern, ist ihm mehr und mehr klar geworden, und schon ist er im Stande, sein Gesetz der elektromotorischen Wirkung folgendermafsen auszusprechen: \u00bb\u00d6gniqualvolta due de tai conduttori e insiem motori \u00bbdi la. classe, diversi di specie, combaciando un di qu\u00e0 l'altro di l\u00e0 \u00bbde\u2019conduttori umidi o di 2a. classe continui, communicano anche fra \u00bbloro, o immediatamente, o per mezzo d'altri auch\u2019 essi di la. classe, \u00bbe compiesi cos'i il circolo; ogniqualvolta, dico, ban luogo queste \u00bbcondizioni, il \u00dfuido elettrico viene smosso c tratto in giro nclla dire-\u00bbzione, ehe va da quello di detta la. classe, che \u00e8 superiore nella \u00bbdisegnata tavola, all\u2019 altro inferiore, attraversando il conduttore, o \u00bbconduttori di 2a. classe interposti, rifluendo indi in quel primo, e pro-\n1 Collezionc del? Op\u00e9r\u00e9 ec. t. 11. p. II. p. 36.*\n3 Ich h\u00f6re imlefs so eben, dafs eine neue und vollst\u00e4ndigere Gesammtausgabe von Volta\u2019s Werken in Florenz vorbereitet wird; hoffen wir, dafs alsdann, neben andern, auch dieses wichtige Denkmal wiederum ans Lieht gezogen werde.\n3 Zweiter Ilrief an Vassalu. Ivi, p. 208.* \u2014 Zweiter Brief an Gren. Ivi, I. II. p. II. p. 43. Nota (a). * \u2014 Einer sp\u00e4teren nach seiner Entdeckung der Elektricit\u00e4t durch Ber\u00fchrung ungleichartiger Metalle am Condensator fallenden Angabe ge-m\u00e4fs (Zweiter Brief an Almm, gezeichnet Como, im April 1798. In Ritter\u2019s Beitr\u00e4gen zur n\u00e4heren Kenntnifs des Galvanismus und der Resultate seiner Untersuchung. Bd. II. Stuck 3. 4. Jena 1805. S. 43.*) h\u00e4tte Volta sich bei der Bestimmung des positiven und negativen Endes der Spannungsreihe noch durch folgenden Umstand leiten lassen. Er erinnerte sich des Versuchs mit der schwachgeladenen Kr.Eis'r\u2019schen Flasche (S. oben S. 52), welche bald in der einen, bald in der andern Richtung durch den Frosch entladen, nur dann Zuckung bewirkte, wenn die positive Elektricit\u00e4t von den Nerven zu den Muskeln ging, nicht, wenn sie den umgekehrten Weg einschlug. Nun fand er, dafs bei Zink am Nerven, Silber am Muskel, die Zuckung st\u00e4rker erfolgte, als bei der entgegengesetzten Anordnung, wo sich oft nur eine Trennungszuckung zeigte, welche letztere er einem Anprallen des stetigen Stromes an das Ende des eben ge\u00f6ffneten Bogens zusrhricb. So kam er dazu, zu behaupten, dafs der Strom in dem ersten Falle, vom Kopfe zu den Fi'iTsen, in dem zweiten von den F\u00fc\u00dfen nach dem Kopfe geflossen sei. S. unten, 2, Abschn. Kap. 11. \u00a7. m.","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"die elektrische Natur der Zuckung ohne Metalle zu.\n71\n\u00bbseguendo iina tal circolazionc, fmchfc non s\u2019interrompe il circolo in \u00bbalcun luogo: la quai corrente c tanto pi\u00f9 forte, quanto i due con-\u00bbduttoridi la. classe sono piii diversi, ossia distano piii gradi un dall\u2019 \u00bbaltro nella tavola o scala sovraesposta.\u00ab 1 * Dies Gesetz, f\u00fcgt er indefs hinzu, werde alsbald noch eine Erweiterung erfahren, mit Bezug n\u00e4mlich auf die damit in Einklang zu bringenden Zuckungen ohne Metalle.\nJetzt also nimmt er seine Behauptung hinsichtlich der Unm\u00f6glichkeit solcher Zuckungen, und die mechanische Erkl\u00e4rung derselben, mit der er seihst auch nie recht zufrieden gewesen sei, ausdr\u00fccklich zur\u00fcck. 3 Der Hauptversuch, mit welchem Valu, und die Galvaniancr insgesammt (\u00bbvecclii e nuovi\u201c), ihn besiegt und endlich zum Schweigen gebracht zu haben w\u00e4hnten, sei folgender: Man biege ein Bein des zugerichteten Frosches gegen die Ischiadnerven oder die R\u00fcckenmuskeln zur\u00fcck, und sehe Zuckung entstehen. Oder man halte den Frosch mit einer Hand an beiden F\u00fcfscn, und ber\u00fchre die Nerven oder das St\u00fcck Wirbels\u00e4ule mit einem Finger der andern Hand, oder der Zunge; oder endlich man halte den Frosch an einem Bein, lasse das St\u00fcck Wirbels\u00e4ule oder den Rumpf, der nur noch an den Ischiadnerven h\u00e4ngt, in ein Gef\u00e4fs mit Wasser tauchen, und bringe das andere Bein mit der Fl\u00fcssigkeit in Ber\u00fchrung; der Erfolg ist der n\u00e4mliche. Dazu k\u00e4men die Methoden des anonymen Verfassers des \u00bb Tra.ltato delV. uso ec. \u00ab Man k\u00f6nne sich demnach veranlafst f\u00fchlen \u2014 was in der That das Richtige gewesen w\u00e4re \u2014 auf den Standpunkt zur\u00fcckzukehren, auf dem er sich im Sommer 1792 befunden, und der in seinen Briefen an Tommaselli, van Makum und Cavallo dargelegt sei: n\u00e4mlich einen Theil der Erscheinungen auf Rechnung der Metalle bringen, und die Zuckungen mit gleichartigen B\u00f6gen und ohne Metalle, oder vielmehr Leiter erster Klasse, von einer wirklichen, \u00e4chten, den thie-rischen Gliedern cingebornen Elektricit\u00e4t herleiten. Allein warum, wird abermals gefragt (S. oben S. 59), ohne Noth einerlei Wirkung verschiedene Ursachen unterlegen? Und dafs dies auch jetzt noch ohne Noth geschehen w\u00fcrde, dafs seine Grunds\u00e4tze hinreichten, um auch diese, scheinbar davon abweichenden Erfolge zu deuten, macht er sich zu beweisen anheischig, wie er dieses schon in einem im Winter 1794 \u2014 95 an Banks (in London) geschriebenen Brief ge than habe. 3\n1 Dritter Brief. Ivi, p. 238. 239. Nota. *\n3 Ivi, p. 241. Nota (a). \u2014 p. 255. Nota (a). *\n3 Dieser Brief ist, wenigstens in den Philosophical Transactions, nicht gedruckt erschienen. Es ist wahrscheinlich derselbe, den Volta im Sommer darauf v. Him-noi.DT in Como vorlas und wovon sich in dem Werke: \u00bbVersuche \u00fcber die gereizte Muskel- und Nervenfaser u, s. w.\u00bb Bd. 1. S. 369 * ein kurzer Abrifs findet.","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\n1. Abschn. Kap. 1. \u00a7. IV, Volta leitet die Ziiclcung\nEr bestellt zun\u00e4chst auf die grofse Unzuverl\u00e4ssigkeit der Erscheinung, die nur in den allcrg\u00fcusligsten F\u00e4llen zum Vorschein komme, und stellt dann f\u00fcr den guten Erfolg derselben folgende Bedingungen hin: erstens, dafs der K\u00f6rper des Frosches nicht rein sei, wie er durch Abwaschen mit Wasser erhalten werde, sondern mit Blut oder sonst einer anderen mehr oder weniger z\u00e4hen Fl\u00fcssigkeit besudelt; was auch Vali.i selbst bemerkt habe. Blieben die Zuckungen aus, so gen\u00fcge es daher, um sic zu erzeugen, die Theile, welche zur Ber\u00fchrung gebracht werden sollen, mit Speichel, wie auch schon Valu angegeben, mit Salzwasser, wie es im \u00bbTrattuto delV uso ec.\u00ab zu lesen sei, endlich mit Harn, Schleim, verschiedenen Pflanzens\u00e4ften, besser mit Seifenwasser, und am besten mit stark sauren oder alkalischen Fl\u00fcssigkeiten zu benetzen, wie er selbst es bei den zahllosen Ab\u00e4nderungen entdeckt, die er mit jenen Versuchen vorgenommen. Das zweite Erfordernis sei, dafs die Ber\u00fchrung mit den blosgclegten Ischiadnerven, oder Muskeln des Rumpfes, nicht an einer beliebigen Stelle des Beines, sondern an der Achillessehne geschehe. 1 Man k\u00f6nne, so viel man wolle, die Muskeln des Oberschenkels, ja den Castroknemius selbst, so weit er rothes Fleisch zeige, gegen die mit Blut, irgend einer z\u00e4hen oder salzigen Fl\u00fcssigkeit verunreinigten R\u00fcckenmuskeln zur\u00fcckbeugen: es erfolge keine Zuckung, die sich erst einstelle, wenn man den Theil des Muskels\n1 Dieser letzteren Bemerkung Volta's liegt so sehr etwas Richtiges zu Grunde, dafs ich selbst, nach so langer Zeit, ohne davon Kenntnifs zu haben, nachdem ich das Gesetz des Muskelslromes entdeckt hatte, durch theoretische Betrachtung a priori wieder darauf gef\u00fchrt werden konnte. Vorl\u00e4ufiger Abrifs einer Untersuchung \u00fcber den Froschstrom und die elektromotorischen Fische. I\u2019oggendokff\u2019s Annalen u. s. w. Januar 1843. Bd. LVII1. S. 6. \u00a7. 18. \u2014 Vergl. unten, 3. Abschn., Kap. II. \u00a7. m. \u2014 Volta\u2019s eigene Worte in Betreff dieses wichtigen Gegenstandes sind folgende: \u00bb2\u00b0. Che il contalto de\u2019 midi nervi ischialici, o de\u2019 nudi muscoli del tronco si fac-\u00bb cia, non da qualsisia parte della gamba, ma dal lendiiie in cui termina il muscolo \u00bbgrosso di essa gamba, ossia il gastroenemio; il quai tendine o ligamento passando \u00bbsopra l\u2019articolazione del piede si prolunga fmo alle estreme dita e salla ail\u2019 occhio \u00bbpel suo colore bianco e di un lucido argenteo o piutt\u00f4sto di perla. E cosa vera-\u00bb mente curiosa il vedere corne adducendo al contalto dei muscoli dorsali, anche \u00bbinlrisi di sangue, o di allro umore viscido o salino, i muscoli delle coscie, niente \u00bbsucc\u00e9d\u00e9; e niente pure facendo a quelli combaeiare listesso muscolo gastroenemio \u00bbal di sopra della sua met\u00e0, cio\u00e8 per lutta quella parte ch\u2019esso si moslra puramente \u00bbcarnoso e rossiccio; c che all\u2019 incontro facendolo toccare al di sollo, cio\u00e8 per la \u00bbparle in cui il muscolo medesimo degenera in soslanza tendinosa e comineia a \u00bbpresentare l\u2019anzidetta superficie lucida e bianca, nascono le convulsioni. Comien \u00bbdunque imprimere sopra i muscoli del tronco, o sopra i nervi ischiatici l\u2019estremil\u00e0 \u00bbdi detlo muscolo gastroenemio, o l\u2019articolazione del piede, o il resto ove compare \u00bba nudo il gran tendine, cio\u00e8 porlare al combaciamento qualche punto di quel lungo: \u00bbtratto bianco, c non allrimenti, sc ollcner si vogliono le convulsioni. \u00ab Ivi, p. 256. *","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"ohne Metalle von der Ber\u00fchrung ungleichartiger Stoffe ab.\n73\nzur Ber\u00fchrung bringe, wo er sich an die silbergl\u00e4nzende Ausbreitung jener Sehne anzuheften beginnt. Eben so wenig aber erhielte man, bei Ber\u00fccksichtigung dieses Umstandes, die Zuckung, wenn die erste Bedingung der zwischen Nerv oder Muskeln des Rumpfes und Achillessehne befindlichen z\u00e4hen oder salzigen Fl\u00fcssigkeit unerf\u00fcllt geblieben sei. Wasche man daher den Frosch mit Wasser rein ah, so bleibe alles Umbeugen vergeblich, und wenn man dennoch eine vereinzelte Zuckung erhalte, so f\u00e4nde dies nach einer zweiten, mit verdoppelter, vorz\u00fcglich auf den R\u00fccken und die Schnittr\u00e4nder der Muskeln gerichteten Sorgfalt angestellten Waschung gewifs nicht mehr statt.\nAbstract aufgefafst, kommen nun in Voltas Sinne diese beiden Bedingungen, deren blofses Vorhandensein bereits die Schlufsfolgc der Galvanianer aus diesem Versuch auf eine der KxEiST\u2019schen Flasche \u00e4hnliche Anordnung in Nerv und Muskel zu vernichten hinreiche, darauf zur\u00fcck, dafs zwei einander ungleichartige thierische Theile, mit Da-zwischenkunft eines dritten ungleichartigen Leiters zweiter Klasse, zur Kette vereinigt werden. Die einzige Bedeutung, die man diesem Er-fordernifs unterlegen k\u00f6nne, sei die der immerhin wunderbaren Kraft der Leiter, auf welche aber alle Thatsachen hindr\u00e4ngten, bei Zusammenstellung mehrerer solcher von ungleichartiger Beschaffenheit nach einem gewissen Schema, die elektrische Fl\u00fcssigkeit zu bewegen. \u00bbVol-\u00bbgete e rivolgete la cosa in tutti gli aspelti, quest\u2019 \u00e8 l\u2019unica maniera \u00bbdi spiegare tali sperienzc, ed infinite altre, che si riducono tutte al \u00bbmedesimo principio, come faro vedere.\u00ab 1 Aber wie? sollten auch die Leiter zweiter Klasse, gleich denen der ersten, gleich Metall, Erz und Kohle, mit der elektromotorischen F\u00e4higkeit begabt sein? Nun ja, freilich: nur in ungleich geringerem Grade, wie sie denn auch au Lci-tungsverm\u00f6gen jenen so aufserordentlich nachst\u00e4nden. Dies habe er schon im Sommer 1792 in seinen Briefen an Tommaselli und van Ma-rum vermuthungsweise ausgesprochen, seitdem aber, bis zu diesen neuen Erfahrungen, wohl zu sehr aufser Acht gelassen. Jetzt sei daher das oben hingestellte allgemeine elektromotorische Gesetz dahin zu erweitern, dafs es einfach heifse: \u00bbII lluido elettrico \u00e8 messo in cor-\n\u00bbrente........ ogniqualvolta uno o pih conduttori continui di questa\n\u00bb2a. classe s\u2019interpongono a due diversi c tra loro, e col corpo che \u00bb combaciano. \u201c 2\nDieser Ausdruck schliefst, wie man sieht, die Anordnung nicht aus, wo ein Metall mit zweien ungleichartigen feuchten Leitern zur\n> Ivi, p. 259. * \u2019 Li, [i. 267. *","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74\ni. Abschn, Kap. 1. \u00a7. IV. v. Humboldt erscheint\nKette zusammengestellt ist, und in der That war cs Volta bereits im Herbste 1794 gegl\u00fcckt, 1 die Wirksamkeit auch dieser Combination zu erweisen, wovon insbesondere der erste Brief an Gren in Halle, gezeichnet Como am 1. August 1796, handelt, indem sich \u00fcbrigens jenes allgemeine Gesetz noch strenger nach allen Richtungen er\u00f6rtert und durch schematische Abbildungen erl\u00e4utert findet. Taucht ein Frosch von mittlerer Leistungsf\u00e4higkeit mit Kopf und Fiifscn in zwei Gef\u00e4fse mit Fl\u00fcssigkeit, und man verbindet dieselben durch einen gleichartigen Metallbogen, so bleibt. Alles in Ruhe; wird aber jetzt das eine Ende des Bogens mit einer anderen als der in den Gcf\u00e4fsen befindlichen Fl\u00fcssigkeit bestrichen und der Versuch wiederholt, so tritt alsbald Zuckung ein; wird nun auch das andere Ende auf \u00e4hnliche Weise ver\u00e4ndert, so bleihL sie wiederum aus, kehrt zur\u00fcck, wenn das erste Ende gereinigt, und verschwindet abermals, wenn endlich auch das zweite wieder in seinen nat\u00fcrlichen Zustand versetzt wird. Volta theilt eine lange Rangordnung der Fl\u00fcssigkeiten nach ihrer Wirksamkeit in dieser Beziehung mit, wobei jedoch erinnert wird, dafs bestimmte Fl\u00fcssigkeiten bestimmten Metallen gegen\u00fcber ein ausgezeichnetes Verhalten zeigen. 2 Dann kommt er nochmals auf den Versuch ohne Metalle zur\u00fcck, und schematisirt ihn den obigen Behauptungen gem\u00e4fs dergestalt, dafs in ihm eine Kette aus den drei ungleichartigen K\u00f6rpern, Muskelfleisch oder Nerv, Sehne, und Blut oder einer andern z\u00e4hen, seifenartigen oder salzigen Fl\u00fcssigkeit an der Ber\u00fchrungsstelle beider wirksam gedacht wird. Er lehrt den Versuch so anstellen, dafs man die Achillessehne mit den Rumpfmuskeln durch Streifen Schwamm oder Fliefspapier in Verbindung setzt, die mit einer salzigen oder alkalischen Fl\u00fcssigkeit getr\u00e4nkt sind; indem man den Rumpf des Frosches in ein Gef\u00e4fs mit Wasser taucht, und die mit Salzl\u00f6sung benetzte Achillessehne des einen oder andern Beines mit diesem Wasser in Ber\u00fchrung bringt; oder Rumpf und Fiifse in zwei Gef\u00e4fse mit Wasser taucht, und zwischen denselben mit zweien Fingern einer Hand schliefst, deren einer mit Salzl\u00f6sung oder alkalischer Fl\u00fcssigkeit bestrichen ist; oder endlich, indem man sich statt der Finger eines Streifens frischen Fleisches, oder einer starken hinreichend feuchten Sehne eines Thieres,\n1\tCollezione delF Opere ec. t. II. p. II. S\u00fcll' Eleltricita eccilata dal conlalto de\u2019 conduttori dissimili. Lottere tie diretle al Professor Gren di Halla. p. 17. * \u2014 Deutsch in Gren\u2019s Neuem Journal der Physik. 1797. Bd. IV. S. 107. * \u2014 Vollst\u00e4ndig in J. W. Ritter\u2019s Beitr\u00e4gen zur n\u00e4heren Kcnntnifs des Galvanismus und der Resultate seiner Untersuchung. Bd. 1. 3. und 4. St\u00fcck. Jena 1802. S. 1 ff. *\n2\tIvi, p. 17 \u2014 34.* \u2014 Vergl. v. Humboldt\u2019s Brief an Blumenbach, Mailand 26. August 1795, in Gken's Neuem Journal der Physik. 1795. Bd. II. 8.471.*","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"auf dem Gebiete der ihierischen Elektricit\u00e4t.\n75\neiner Scheibe von einem Apfel oder einer anderen Frucht, eines Schnittes Polenta, hartgekochten Eiweifses, K\u00e4se u. s. w. bedient, deren eines Ende, wohlverstanden, immer mit der salzigen oder alkalischen Fl\u00fcssigkeit zu versehen ist. \u00bbEcco in che consiste\u201c \u2014 schliefst er \u2014 \u00bbtutto il \u00bbsecreto, tutta la magia del G al van ism o. Ella 'e semplicemente un\u2019 \u00bbclettricit\u00e0 artificiale, che vi giuoca mossa dai contatti di conduttori \u00bbdiversi. Sono questi ehe propriamente agiscono i veri originarj mo-\u00bbtori: ne tal virt\u00f9 compete a soli metalli, o conduttori di prima \u00bbclasse, come avrebbe forse potuto credersi, ma a tutti generalmente, \u00bbpiii o meno, secondo la varia lor natura e bont\u00e0, e per\u00f4 in qualche \u00bbgrado anche ai conduttori umidi, o di seconda classe .... Abbandon-\u00bbnatc questi principj o perdeteli di vista, e non troverete pi\u00f9 in questo \u00bbsi vasto campo di sperimenti, ehe incertezze, contraddizioni, anomalie \u00bbsenza fine, e tutto vi diverr\u00e0 un enigma incsplicabile.\u00ab 1\n\u00a7\u2022 v.\nAbwehr der neuen Voi.TA Sehen Verd\u00e4chtigungen durch von Humboldt und Galvani.\nSo schwankte der Sieg hin und wieder. Durch eine leichte Wendung des beispiellos gewandten Gegners schien der gl\u00e4nzende Vortheil, den die thierische Elektricit\u00e4t kaum errungen, ihr nicht nur wiederum entrissen, sondern sogar zu dessen Gunsten verkehrt zu sein. Bedenklicher hatte es nie um sie gestanden. Da sollte ihr, von diesseits der Alpen hin\u00fcber, eine unerwartete H\u00fclfe zu Theil werden. In jugendlichster F\u00fclle eines gl\u00e4nzenden Talents, gleich einem Dichter beredt und begeistert, und doch dem Naturverst\u00e4ndnifs mit allen Sinnen hingegeben, sein Wissen schon damals ein Spiegelbild des \u00bbKosmos\u00ab , und nichtsdestoweniger unerm\u00fcdlich im eigenen Anschauen und Erfahren, sehen wir einen neuen K\u00e4mpfer in den Ring hinabsteigen. Eh\u2019 ich ihn ausspreche, hat Jeder mit Ehrfurcht den Namen Alexander von Humboldt\u2019s genannt, dessen Erscheinen auf diesem Gebiete stets als ausschlaggebend f\u00fcr die Sache einer thierisehen, ohne weitere experimentelle Zuthat aus den Gliedmafsen sich entwickelnden Elektricit\u00e4t betrachtet worden ist. Im Herbste 1792 in Wien mit Galvam\u2019s Entdeckung bekannt geworden, hatte er seitdem, als Bergmann, als Geolog, als\n1 Ri, p. 34 \u2014 40. \u2018 \u2014 Yergl. v. IIumuoldt, ebendas., S. 473. *","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76\n1. Abschn. Kap. 1. \u00a7. V. v, Humboldt's\nBotaniker, als Physiker, Deutschland nach allen Richtungen durchschneidend, \u00bbauf \u00f6den und entlegenen Gebirgen umherziehend, die ihn \u00bboft von allem litterarischen Verkehr absclmitten\u201c, bereits den Entwurf seiner grofsen Tropenreise in sich bewegend, doch Zeit gefunden, eine unabsehbare Reihe der feinsten Reizversuche anzustellen. Seihst zu Pferde verliefs ihn, neben Hammer, Lupe und Compafs, \u00bbder Galvasnische Apparat, ein Paar Metallst\u00e4be, Pincetten, Glastafeln und anatomische Messer\u201c nie, und der Fluch, den der Anatom von Bologna mit erneuerter Kraft auf das ungl\u00fcckliche Geschlecht der Batrachicr herabbeschworen hatte, ereilte cs durch von Humboldt\u2019s Hand jetzt auch an Orten, an denen cs sich f\u00fcr immer h\u00e4tte gesichert halten k\u00f6nnen.\nDie Kunde von der Zuckung ohne Metalle erhielt v. Humboldt erst auf Volta's Landsitze zu Como durch diesen Physiker selbst im Sommer 1795, und gab der Deutschen Gelehrtenwelt die erste Nachricht davon in seinem oben bereits angef\u00fchrten Brief an Blumenbach in dem 2. Bande von Gren's Neuem Journal der Physik. Sehr bald zeigten ihm seine eigenen Wiederholungen des Versuchs, dafs etwas Schiefes in Jenes Behauptungen liege. Der zweite Abschnitt des ber\u00fchmten Werkes \u00bb Versuche \u00fcber die gereizte Muskel- und Nervenfaser nebst Vermuthungen \u00fcber den chemischen Procefs des Lebens in der Thier- und Pflanzenwelt\u00ab (Posen und Berlin 1797) ist der Wiederherstellung der verzerrten Erscheinung in ihre wesentliche und wichtige Form gewidmet. Zun\u00e4chst wird jeder Verdacht einer mechanischen Reizung ausgeschlossen. \u00bbOft schob ich blofs in einer hori-\u00bbzontalen Fl\u00e4che den Froschschenkel gegen das Ende der oberen \u00bbExtremit\u00e4t, und die Convulsionen waren dennoch sehr heftig.\" Darm widersetzt sich v. Humboldt dem VoLTA\u2019schen Grundversuch in Betreff der Nothwcndigkeit der drei ungleichartigen feuchten Leiter. \u00bbIch zog \u00bbeinem Frosch die Oberhaut ah, und pr\u00e4parirte ihn so, dafs der Rumpf \u00bbmit den Schenkeln nur durch die entbl\u00f6fsten Ischiadnerven zusammen-\u00bbhing. Ich erregte heftige Muskelbewegungen, als ich das \u00bbrothe, gar nicht tendin\u00f6se Muskelfleisch der Lende leise \u00bbgegen den Ischiadnerven zur\u00fcckbeugte. Hier war der Sti-\u00bbmulus unter Umst\u00e4nden wirksam, unter denen er sich vorher noch \u00bbnie gezeigt hatte! Hier waren nur zwei, und zwar organisch verbundene Stoffe, Muskel und Nerv, in Ber\u00fchrung! Von einem \u00bbmechanischen Druck konnte die Reizung nicht entstehen; denn alle \u00bbTheile blieben in Ruhe, als der Ischiadnerv allein mit Muskclfleisch, \u00bbSiegellak, Holz und anderen nicht excitirenden Substanzen crsch\u00fct-\u00bbternd ber\u00fchrt ward. Ja, eben diese Ruhe erfolgte, als eine d\u00fcnne","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"Versuche ohne Metalle.\n77\n\u00bbGlasplatte oder Bl\u00e4ttchen von einer aufgelrocknetcn Pflanze den Nerv\n\u00bbbedeckten, und die Lende nun gegen diese zur\u00fcckgebeugt ward.........\n\u00bbEs kommt hier nicht auf Bestreitung einer Theorie, sondern nur auf \u00bbAusmittelung von Thatsachcn an, und dal's die vorgenannten zu ver-\u00bbwickelt sind, ihn nicht eine vieldeutige Erkl\u00e4rung zuzulassen, mufs \u00bbjedem Unparteiischen einleuchten. Sie setzen alle eine besondere \u00bbk\u00fcnstliche Pr\u00e4paration des Thieres voraus, beide Extremit\u00e4ten m\u00fcssen\n\u00bb dabei widernat\u00fcrlich gebeugt oder bewegt werden...... Ich verlasse\n\u00bbdaher diesen unsichern Weg der Untersuchung, und halte mich an \u00bbeinfache Versuche, die, so viel ich weifs, noch Niemand vor mir \u00bbanstellte. Einem Frosch, der einen .... hohen .... Grad der Er-\u00bbregbarkeit zeigte, wurden beide Schenkel abgel\u00f6set. An dem rechten \u00bbSchenkel pr\u00e4parirte ich den Cruralnerven schnell heraus, und legte \u00bbdiesen, sammt der ganzen Extremit\u00e4t, auf eine wohlgetrocknete Glas-\u00bb platte. Ich befestigte nun ein 4 bis 6 Kubikzoll frisches Muskelfleisch \u00bban einem isolirenden Grill von Siegellak, und ber\u00fchrte damit zugleich \u00bbden Cruralnerv und Schenkelmuskel des Frosches. Es entstanden \u00bblebhafte Zuckungen....\u00ab Holz, Horn, ein scharfer Knochen zum Leiter zwischen Nerv und Muskel genommen, gaben keine Spur einer Zusammenziehung. Ber\u00fchrte v. Humboldt Nerv und Muskel einzeln mit zweien St\u00fccken Muskelfleisch, so blieb Alles in Ruhe. \u00bbDer Sti-\u00bbmulus war nicht eher wirksam, als bis sich beide St\u00fccke Muskelfleisch \u00bbunter einander ber\u00fchrten, oder bis sie durch ein drittes mit einander \u00bbverbunden wurden. Ich pr\u00e4parirte nun den linken Froschschenkel, \u00bbder bereits \u00fcber eine Viertelstunde geruhet hatte; sein Cruralnerv \u00bbschien so unempfindlich, dafs er seihst durch mechanisches Kneifen, \u00bbwenn cs nicht \u00fcberaus heftig war, nicht zu Muskelbewegungen gereizt \u00bbwerden konnte. Dennoch gl\u00fcckten alle vorbeschriebenen Versuche \u00bbauch mit diesem.... Dieselben Versuche gl\u00fcckten mir an mehreren \u00bbanderen Land- und Wasscrfrd\u2019chen, an der kleinen Raria arhorea, \u00bbder Lacerta agilis und der Hausmaus (Mus Musculus). . .. Bei meh-\u00bbreren Individuen l\u00f6ste ich den oberen Tlieil des GrCiralnervcn ab, und \u00bbschob dieses getrennte St\u00fcck mittels einer#GIasr\u00f6hre zwischen den \u00bbnoch inserirten Nerv und den Schenkel selbst. Als auf beiden Seiten \u00bbder Contact geschah, blieb die convulsivische Ersch\u00fctterung nicht \u00bbaus. liier waren nur zwei heterogene Stoffe, ein inserirter Nerv, \u00bbein Nervenst\u00fcck und Muskelfleisch in Ber\u00fchrung, also jeder Verdacht, \u00bbdiese merkw\u00fcrdige Erscheinung auf die Voltaische Theorie vom genst\u00f6rten Gleichgewicht der Elektricit\u00e4t, durch den Contact von wenig-\u00bbstens drei heterogenen Substanzen zu reduciren, entfernt.\u00ab\nFolgendermafsen fafst v. Humboldt die Ergebnisse dieser Ver-","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"7S\t1- Absclm. Kap. 1. \u00a7. V. v. Humboldt zeigt\nsuche zusammen : \u00bbliier hatte ich also lebhafte Muskelbewegungen \u00bb erregt :\n\u00bb 1. indem ich die Lende eines Thieres gegen denlschiad-\u00bbnerven zur\u00fcckbog, mit dem sie noch organisch ver-\u00bbb un den war,\n\u00bb2. indem der Cruralnerv und sein Schenkelmuskel mittels eines ahgeschnittenen St\u00fcckes Cruralnerv zu-\u00bb gl ei ch ber\u00fchrt wurde, und\n\u00bb3. indem t hi er is che Th eile eine Leitung von einem \u00bbTheile des Nerven zum andern bildeten.\n\u00bbIn dem ersten Falle war der Contact Idols unter solchen Theilen, \u00bbwelche organisch mit einander verbunden waren. In den beiden \u00bbletzten F\u00e4llen geschah derselbe mittels getrennter St\u00fccke, welche \u00bbaber kurz vorher noch dem gereizten Organe angeh\u00f6rten, und ent-\u00bb weder der sensiblen oder irritablen Fiber homogen waren. \u00ab\nDie allereinfachste Art des Versuchs, welche Galvani bereits gegl\u00fcckt war (S. oben S. 65), wobei der Nerv und Muskel eines vom Rumpf ganz getrennten Schenkels mit einander in Ber\u00fchrung gebracht werden, ist zwar v. Humboldt selbst nicht von statten gegangen, findet sich aber in einem Anh\u00e4nge zu seinem Werke von J. W. Ritters Hand wieder, dessen Name hier zum ersten Male in der Geschichte des Galvanismus erscheint. \u00bbDer ganze Schenkel war mit destillirtem Was-\u00bbscr abgespiilt\u201c \u2014 heifst es daselbst \u2014 \u00bbund also v\u00f6llig rein vom \u00bbBlut. Die Zuckung entstand, wenn das Ende des Nerven gegen den \u00bbLendenmuskel mittelst einer Glasr\u00f6hre zur\u00fcckgebeugt ward, beim \u00bbSchlufs und Trennung der Kette.\u00ab (Sommer 1797) 1 Hier mag sogleich bemerkt werden, dafs Ritter, welcher der Voi.TA\u2019schen Lehre anhing, den dritten ungleichartigen K\u00f6rper in der Muskel- und Nervcn-substanz durchweicht haltenden thierischen Feuchtigkeit suchte. 2 Er bedachte nicht, dafs dieser Zwischenleiter, wie an den k\u00fcnstlich blos-gelegten Gr\u00e4nzen der Organe, so auch im Innern derselben \u00fcberall zugegen sei, wodurch die Erf\u00fcllung jener Bedingung des gest\u00f6rten Gleichgewichtes wieder \u00a7anz unbegreiflich gemacht wird.\nIm dritten Abschnitt beweist v. Humboldt die M\u00f6glichkeit von Zuckungen mit wirklich gleichartigen B\u00f6gen. \u00bbKein Streit,\u201c \u2014 sagt\n1\tA. a. 0. Bit. II. S. 441. * \u2014 Ritteh\u2019s Beitr\u00e4ge u. s. w. Bd. I. St. 3. 4. 1802. S. 113 ft\u2019.* \u2014 Physisch-chemische Abhandlungen. Bd. I. Leipzig 1806. S. 11* (29. October 1797). \u2014 Dasselbe sah Reinhold, de Galvanismo Specimen 1. Lipsiae, 16. December 1797. 4\u00b0. p. 30. 31. *\n2\tBeweis, dafs ein best\u00e4ndiger Galvanismus den Lebensprocefs in dem Thier-reich begleite. Weimar 1798. S. 31. *","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"die Unstatthaftigieeit der Voi-tuschen Deutungsmcisen.\t79\ner \u2014 \u00bbwelcher den Galvanismus betraf, ist jenseits der Alpen mit \u00bbsolcher Hitze und Bitterkeit gef\u00fchrt worden, als der \u00fcber die Frage, \u00bboh homogene Metalle, als Muskel- und Nervenarmatur, auch Con-\u00bbtractioncn erregen k\u00f6nnen? Bei dieser Lebhaftigkeit ist es kaum begreiflich, wie lange man sich mit unexacten Versuchen begn\u00fcgte. Statt \u00bbsich selbst Metalle zu reinigen und nur diese anzuwenden, agirte man \u00bbmit Scheeren und Feilen, deren Mischung man nicht kannte. Ja! \u00bbman drehte sich immer im Kreise um die Versuche mit kaufbarem Zinn \u00bbund Eisen, ungeachtet jedem Chemisten bekannt ist, dafs jenes immer \u00bbmit Blei gemengt, dieses in einem dreifachen Zustande, rein, ge-\u00bbkohlt und \u00fcberkohlt vorkommt.\u00ab Hier spielt v. Humboldt auf \u00e4ltere Versuche an, die ich eben dieser wider sie g\u00fcltigen Anklage halber oben \u00fcbergeben zu d\u00fcrfen geglaubt habe ; es giebt dergleichen von Valli, 1 Berlinghieri in Pisa, 2 den Commissarien der Soci\u00e9t\u00e9 philomatique zu Paris, Chafpe, Pobiluard und Sylvester, 3 Lind in Windsor, 4 5 und Pfaff. 5 Keinesweges aber bewiesen diese Erfahrungen, weil sie unrein seien, dafs bei wirklich gleichartigen Metallbelegen keine Zuckung erscheinen k\u00f6nne. \u00bbIch bin weit davon ent-\u00bbfernt, die Thatsachen zu l\u00e4ugnen, welche Herr Volta dem Professor \u00bbVassalli zu Turin meldet. Ich habe mich durch selbst wiederholte \u00bbVersuche \u00fcberzeugt, dafs ein unwirksamer Bogen dadurch wirksam \u00bbwurde, dafs sein eines Ende 12 Minuten lang in siedendes Wasser \u00bbgetaucht wurde. Es ist unwidersprechlich wahr, erst durch die \u00bbBeobachtungen des grofsen Ticinischen Naturlehrers erwiesen, dafs\n\u00bb\u00bbThiere, bei denen homogene Metalle keine Con-\u00bb\u00bbvulsionen erregen, dieselben sogleich erleiden, \u00bb\u00bbwenn die Metalle durch die leiseste Ab\u00e4nderung \u00bb\u00bbdes Mischungsverh\u00e4ltnisses, der Politur, H\u00e4rte, \u00bb\u00bbForm, Temperatur, ungleichartig gemacht wer-\u00bb\u00bbden.\u00ab\n1\tReinhold\u2019s Geschichte des Galvanismus u. s. w. S. 41. * Eus. Vaults neunter Brief, gezeichnet London am 2. December 1792. \u2014 S. auch Reinhold\u2019s de Gal-vanismo Specimen 1. etc. p. 38. *\n2\tCren\u2019s Journal der Physik. 1794. Bd. V III. S. 22. * (Brief von van Mons an Gren, gezeichnet Br\u00fcssel am 12. December 1793.)\n3\tEbendas.\n4\tAlexander Monro\u2019s und Pochard Fowler\u2019s Abhandlung \u00fcber thierische Elek-tricit\u00e4t und ihren Eindufs auf das Nervensystem. (Aus dem Englischen vom Jahr 1794.) Leipzig 1796. S. 81. Anin. *\n5\tGren\u2019s Journal der Physik, ebendas., S. 278. * \u2014 Ueber thierische Eleklri-cit\u00e4t und Reizbarkeit. 1795. S. 64. 157. *","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"so\n1. Abschn. Kap. I. \u00ff. V. v. Humboldt\u2019s\n\u00bbDieses ist das Resultat jener Versuche, wie mir scheint; nicht aber \u00bbder Satz, den Herr Volta aufstellt:\n\u00bb\u00bbdafs, nur unter der Bedingung einer Ungleich-\u00bb\u00bbartigkeit in den Metallen, Muskularbewcgungen \u00bb\u00bberfolgen k\u00f6nnen. \u00ab\n. Der Ticinische Physiker setzte .... den Thatsachcn des Herrn \u00bbAt.ium rationale Zweifel entgegen (S. oben S. 67). Es w\u00fcrde nicht \u00bbschwer sein, auch diese mit neuen Muthmafsungen zu beantworten; \u00bbda cs mir aber einfacher schien, Facta so lange durch Facta zu \u00bbpr\u00fcfen, als der Streit Gegenst\u00e4nde des \u00e4ufsern Sinnes betrifft, so \u00bbsann ich alsbald auf Versuche, welche jene Zweifel heben k\u00f6nnten. \u00bbMeine Vorrichtung war diese: Ich reinigte Quecksilber so viel, als es \u00bbdie Lehrb\u00fccher der praktischen Chemie angeben. Es batte die De-\u00bb stillation, h\u00e4ufiges Durchpressen durch Leder, und Waschen mit Sei-\u00bbfenwasser, Weinessig und Alkohol erlitten. Es hatte alle Kennzeichen, \u00bbwelche man von einem reinen, mit Blei, Zinn, Wisnmth, Staub und \u00bbFett nicht vermengten Quecksilber angiebt. Es war vollkommen ll\u00fcs-\u00bbsig, liefs sich in vollkommen runde K\u00fcgelchen zcrtheilen, ohne anzu-\u00bb h\u00e4ngen oder Schmutz zur\u00fcckzulassen. Seine Oberfl\u00e4che war spiegel-\u00bb hell, ohne H\u00e4utchen, oder eine Spur von farbigen Striemen. Kleine \u00bbQuantit\u00e4ten davon, im M\u00f6rser mit Wasser gerieben, gaben dem Was-\u00bbser keine Farbe. In Salpeters\u00e4ure ohne merkliches Brausen auf-\u00bbgel\u00f6sel, hinterliefscn sie keinen schmutzigen Niederschlag. Ein grofser \u00bbThcil dieses gereinigten Quecksilbers wurde in drei verschiedene por-\u00bbzellanene Schalen gegossen. Ich raisonnirte n\u00e4mlich so: mit jeder \u00bbBer\u00fchrung der metallischen Oberfl\u00e4che durch thierische Thcile wird \u00bbdieselbe nothwendig verunreinigt. Diese, auch noch so schwache, \u00bbVerunreinigung k\u00f6nnte als eine Ursach der Heterogeneit\u00e4t angegeben \u00bbwerden, und in einer Schale konnte also nur ein Versuch, und \u00bbzwar nur der erste, g\u00fcltig sein, um Herrn Volta\u2019s Zweifel zu \u00bbheben. Ich pr\u00e4parirte nun mehrere Froschschenkel dergestalt, dafs \u00bbder Cruralnerv und ein B\u00fcndel Wadenmuskel zu gleicher L\u00e4nge \u00bbherabhingen, wenn die Extremit\u00e4t in wagrechter Stellung lag. Eine \u00bbGlasr\u00f6hre wurde \u00fcber der Schale mit Quecksilber horizontal befestigt,\n\u00bb und um dieselbe waren zwei seidene F\u00e4den gewickelt, in denen der \u00bbSchenkel 1 schwebte, dergestalt, dafs nach Willk\u00fchr der Nerv in, \u00bboder der Muskelb\u00fcndel n, tiefer niedergesenkt werden konnte. Ich \u00bbliefs nun den ganzen Schenkel wagcrecht, bis auf zwei Linien Eut-\n1 \u00bbEs bedarf keiner Erinnerung, dafs der Schenkel von Blut so gereinigt sein \u00bbmuls, dais kein Tr\u00f6pfchen desselben auf\u2019s Melall herabtr\u00e4ufelt.\u00ab (Anmerkung von v. IIcmboldt.)","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"Quecltsilb erversuchc.\nSI\n\u00bbforming, gegen die Schale herab, dann verl\u00e4ngerte ich hlos den \u00bbFaden o, so dafs der Nerv die metallische Oberfl\u00e4che ber\u00fchrte. Es \u00bbentstand keine Zuckung. Kaum aber kam auch n, durch die Verl\u00e4ngerung\u00ab .... des anderen Fadens p .... \u00bbin Contact, so war die \u00bbganze Extremit\u00e4t convulsivisch ersch\u00fcttert. Dieser Versuch wurde \u00bbbehutsam in den anderen zwei Schalen wiederholt, und mit gleichem\n\u00bbErfolge...... Die Ber\u00fchrung geschah .... zu beiden Seiten blos in\n\u00bbder Oberfl\u00e4che; kein thierischer Thcil wurde eingetaucht, und \u00bbdas Herabsenken geschah so leise, dafs jeder Verdacht des Slofses, \u00bb den Herrn Aldim\u2019s Versuche mit Siphonen und herablaufendem Oucck-\n\u00bbsilher billig erregten, hiebei ganz wegfiel...... Ich bitte nun einen\n\u00bbjeden unparteiischen Richter, zwischen Herrn Volta und mir zu ent-\u00bb scheiden. Ich ging mit Mifstrauen an diese Versuche, weil es mir \u00bbgewagt schien, einen solchen Experimentator zu widerlegen. Aber \u00bbwo bleibt hier der Verdacht der Ileterogencit\u00e4t des Metalls, des un-\u00bb gleichen Einsenkens, des ungleichen Stofses der Theile? Der Versuch \u00bbgl\u00fcckt mir immer schon beim ersten Einsenken, gl\u00fcckte in allen \u00bbPunkten. Erlauben nun wohl die Regeln, nach denen wir bei an-\u00bbdern physikalischen Erscheinungen schliefsen, jedes chemisch gereinigte Quecksilber in allen Punkten f\u00fcr ungleichartig zu halsten? \u00ab 1\nDies sind v. Humboldt\u2019s ber\u00fchmte Quecksilberversuche; die Zeit aber hat die gew\u00fcnschte Entscheidung zwischen ihm und Volta \u00fcbernommen und l\u00e4ngst zu seinen Gunsten gesprochen. Wenn auch seitdem die Ungleichartigkeit der Metalle durch ungleichzeitiges Eintauchen bekannt geworden ist; wenn andere Mittel angewendet werden, um v\u00f6llige Gleichartigkeit metallischer Oberfl\u00e4chen zu erlangen ; wenn selbst dem Quecksilber heutzutage in dieser Beziehung der Vorzug schwerlich geg\u00f6nnt werden w\u00fcrde, dessen Fl\u00fcssigkeit eine schnelle Ver\u00e4nderung der durch jene Mittel gleichartig gemachten Oberfl\u00e4che zul\u00e4fst: die F\u00e4higkeit der thierischen Theile, an und f\u00fcr sich einen Strom zu entwickeln, der sich bald durch einen feuchten, aus ihnen seihst gebildeten Bogen, bald durch einen gleichartigen Metallbogen begebend, sie zur Zuckung anzuregen vermag, hat von hier ah, bis zum unmittelbaren Nachweis jenes Stromes am elektromagnetischen Rheoskop, bei allen unbefangenen Forschern als unbestrittene Thatsache festgestanden.\nInzwischen war Gai.vani, obschon durch Krankheit, Gram und\n1 Auch Reinhold gelangte zu dem Schl\u00fcsse: \u00bbQuibus Omnibus contra Yoltam \u00bbprobari censenius: motus quo que exeitari, si armaturis, quoad mortali distinguere \u25a0Tas est, maxime homogeneis in animante satis incitabili utaris.\u00bb De Galvanismo Specimen I. etc. p. 39. *\n6","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a72\t!\u25a0 Abschn. Kap. 1. \u00a7. V. Galvani vertheidigt den Versuch ohne\n\u00e4ufsere Widerw\u00e4rtigkeiten, welche die Kriegsl\u00e4ufte \u00fcber ihn gebracht hatten, tief gebeugt, 1 seinerseits nicht m\u00fcfsig geblieben. Zum letzten Mal vernehmen wir seine Stimme, zur Verteidigung seiner Theorie, an der er unersch\u00fcttert h\u00e4ngt, in seinen f\u00fcnf Briefen an den Physiologen Lazzaro Spallanzani zu Pavia. 2 Der erste derselben, obschon gleichzeitig mit den \u00fcbrigen erschienen, niufs notwendig vor Volta\u2019s drittem Brief an Vassalli, und nach seinem zweiten, also im Sommer 1795, geschrieben sein, denn er hat vorz\u00fcglich zum Gegenst\u00e4nde die Widerlegung der Einw\u00fcrfe, welche Volta in diesem gegen die Versuche ohne Metalle richtet, und in dem dritten wieder zur\u00fccknimmt. (S. oben S. 68.) Nachdem Galvani auf die Unterschiede zwischen der gemeinen und der angeblichen tierischen Elektricit\u00e4t, und hingegen die Aehnlichkeit zwischen dieser und den Schl\u00e4gen der Zitterfische, in Bezug auf Leitung und Nichtleitung durch gew'isse K\u00f6rper und unter gewissen Umst\u00e4nden nicht ohne Scharfsinn aufmerksam gemacht hat, widersetzt er sich zun\u00e4chst den Behauptungen Volta\u2019s hinsichtlich der Seltenheit und Unzuverl\u00e4ssigkeit der Zuckung ohne Metalle. Ihm versagte dieselbe nur ein paarmal auf hundert; wovon er, abgesehen von einer zahlreichen und gelehrten Zuh\u00f6rerschaft, denen der Versuch in dem Institut von Bologna \u00f6ffentlich gezeigt worden sei, insbesondere jenen Schriftf\u00fchrer Canterzant (S. oben S. 38), dann aber auch Spallanzani selbst als Zeugen anruft. Ehen so irrig sei Volta\u2019s Aussage, dafs die Zuckung nur erhalten werde, wenn die Thiere im vollsten Besitz der Reizbarkeit seien, so dafs die geringste mechanische Gewalt, welche die Nerven treffe, Zusammenziehung veranlasse: man solle vielmehr, lim seiner Sache gewifs zu sein, diese Stufe der h\u00f6chsten Reizbarkeit vor\u00fchergehen lassen, und die dazu verwandten Thiere m\u00fcfsten nicht frisch dem Sumpf entnommen, sondern vor dem Versuch in passenden Wasserbeh\u00e4ltern aufbewahrt und durch fortgesetztes Fasten erst bis zu einem gewissen Grade geschw\u00e4cht und blutleer gemacht worden sein. Wahrscheinlich habe Volta im Sommer seine Versuche angestellt\n1 Reinhold\u2019s Geschichte des Galvanismus u. s. \\v. S. 3. * \u2014 Elogio del c\u00e9l\u00e9br\u00e9 Professore Luigi Galvani composto dal eh. Signor Professore Giuseppe Ventukoli e da esso recitato nelP Accademia pubblica dell\u2019 Istituto di Bologna del 24. Maggio 1802. Op\u00e9r\u00e9, \u00e9dit\u00e9 ed inedite ec. p. 115.*\n* Memorie sulla EJellricitii animale ee. al cel. Ab. Lazzaro Spallanzani, per le Stampe del Sassi. Bologna 1797. 4\u00b0. \u2022\u2014 Opere ed\u00fce ed inedite ec. p. 301 seg. \u2019 Der erste Brief ist, vielleicht nicht ohne Bezug auf die Eingangsworte \\on Volta\u2019s erstem Brief an Vassalli (S. oben S. 57), \u00fcberschrieben: \u00bbRisposta al ch. Pro-\u00bbfessor Volta sulla pretesa Elettricit\u00e0 de\u2019 metalli eterogenei, e sulla congetlurata \u00bbloro forza di sbilaneiare la Elettricit\u00e0 negli animait \u00bb","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"Dielalle wider den Verdacht eines mechanischen Rehes.\nS3\n(doch wohl nicht, da der zweite Brief an Vassalli vom Fr\u00fchjahr 1794 ist, s. oben S. 66), wo die Fr\u00f6sche sich nicht gut aufbewahren liefsen und zugerichtet \u00fcberdies schnell vertrockneten. Was die Anklage Volta\u2019s in Betreff des mechanischen Reizes betr\u00e4fe, so brauche man nur auf den Schenkel an der Stelle, gegen welche man den Nerven fallen zu lassen beabsichtige, ein Pl\u00e4ttchen eines isolirenden K\u00f6rpers anzukleben, und die Zuckung bleibe aus. Vielleicht aber w\u00fcrde Volta hier die Fl\u00fcssigkeit vermissen, durch deren Anziehung zur Feuchtigkeit des Nerven dieser sich rasch gegen den Schenkel bewegt; nun gut, so benetze man jenes Pl\u00e4ttchen; man benetze es mit Muskelfeuchtigkeit selber, ja man belege es, um die v\u00f6lligste Gleichheit der mechanischen Bedingungen \u25a0wiederherzustellen, mit Muskelfleisch, z. B. einem St\u00fcck Bauchmuskel vom Frosch: nie wird jetzt Zuckung entstehen, wofern nicht die Feuchtigkeiten zu beiden Seiten der Platte mit einander in leitende Verbindung gerathen sind. Man k\u00f6nne \u00fcbrigens auch den Nerven ganz unbewegt lassen, indem man an Nerv und Muskel einen Streifen Sehne oder Muskel vom Frosch anbringt, und das freie Ende desjenigen, der auf dem Schenkel aufliegt, auf das entsprechende des mit dem Nerven in Verbindung stehenden Streifens fallen l\u00e4fst. Auch auf diese Weise gl\u00fccke es, das Bild des elektrischen Tanzes (S. oben S. 63) zu erlangen; er habe diesen zarten Versuch den Herren Cingari, Sacchetti und seinem Neffen Camillo Galvam (S. oben S. 4t) zu wiederholten Malen gezeigt. Als Streifen Muskelfleisch, um denselben damit anzustellen, empfiehlt Galvam, es wird nicht recht deutlich warum, die beiden H\u00e4lften eines l\u00e4ngsdurchschnittenen Gastroknemius vom Frosch. Diese beiden H\u00e4lften sollen so gelagert werden, dafs sie einander beim Schliefsen der Kette entweder ihre beiden \u00e4ufsern Fl\u00e4chen, oder der eine die \u00e4ufsere, der andere die innere Schnittfl\u00e4che zuwenden. F\u00fcr das Letztere wird sich in der Folge allenfalls ein Grund angeben lassen. Bei dieser Art des Versuchs sehe man h\u00e4ufig die Trennungs-zuckung erfolgen. Endlich erhalte man die Zusammenziehung auch, indem man ein drittes St\u00fcck Muskelfleisch oder Froschhaut als Vervollst\u00e4ndigung des Bogens auf die freien Enden der beiden ersten SLiicke fallen lasse, oder dasselbe wieder entferne. Lasse man den Nerven bei der urspr\u00fcnglichen Form des Versuchs (S. oben S. 62) auf den Schenkel eines andern Frosches fallen, so zucke der zum Nerven geh\u00f6rige erste Schenkel nicht, wofern nur beide Schenkel genau von einander isolirt seien.\nIm zweiten Brief an Spallanzani, \u00fcberschrieben \u00bbNuovc reflcs-sioni, cd altre esperienze sullo stesso argumente\u00ab , kommt Galvam zun\u00e4chst auf die Erkl\u00e4rung der Zuckung ohne Metalle durch die Un-\n6\u201c","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"84\n1. Jbsehn. Kap. 1. \u00a7. V. GaiVani\u2019s Grundversuch\ngleichartigkeit von Nerv und Muskel zu sprechen. Es scheint jedoch nicht, als ob er bereits von Volta\u2019s drittem Schreiben an Vassalli Kenntnifs gehabt habe, denn er thut der Behauptungen desselben hinsichtlich der Nothwendigkeit der Ber\u00fchrung der Achillessehne und aufser-dem der Verunreinigung des Frosches an der Ber\u00fchrungsstelle von Muskel oder Nerv und dieser Sehne keine Erw\u00e4hnung, so dafs man vermuthen mill's, dafs er entweder von diesem neuen Einwurfe Volta\u2019s. nur ger\u00fcchtweise Kunde gehabt, oder ihn, in Jenes Sinne \u00fcberlegend, selbstst\u00e4ndig vorausgesehen habe. Diesen Einwurf zu beseitigen, beruft er sieb auf einen \u00e4ufserst merkw\u00fcrdigen Versuch, den ich nicht umhin kann, als den Grundversuch der elektrischen Nervenpliysik anzuerkennen; denn er erkl\u00e4rt sich so vollst\u00e4ndig durch den von mir entdeckten Nervenstrom und dessen Gesetze, er ist so genau beschrieben und es ist so wenig Ursache vorhanden, Mils trauen in Galvani als Berichterstatter \u00fcber Erfahrungen zu setzen, dafs ich keinen Augenblick zweifle, das Mifslingen desselben, so oft ich ihn (ohne von dieser Aussage Galvani\u2019s die mindeste Kenntnifs zu haben und a priori durch mein Gesetz darauf gef\u00fchrt) selbst anzustcllen versucht habe, sei einzig und allein der geringeren Leistungsf\u00e4higkeit der Fr\u00f6sche in unseren Breiten zuzuschreiben, einer allgemein anerkannten Thalsache, die sich aufs Neue durch die obige Behauptung Galvani\u2019s in Betreff der H\u00e4ufigkeit der Zuckung ohne Metalle best\u00e4tigt findet. Der Versuch ist folgender: \u00bbIch richtete das Thier in der gew\u00f6hnlichen Weise zu, \u00bbschnitt beide Ischiadnerven dicht an ihrer Austrittsstelle aus dem \u00bbWirbelkanal ab, und trennte beide Beine von einander, so dafs jedes \u00bbmit seinem Nerven vereinzelt zur\u00fcckblieb. Sodann kr\u00fcmmte ich den \u00bbeinen Nerven in Gestalt eines kleinen Bogens, hob den anderen mit \u00bbdem gewohnten Glasst\u00e4bchen auf, und liefs ihn auf den durch den \u00bbersten gebildeten Bogen mit der R\u00fccksicht fallen, dafs er diesen in \u00bbzweien Punkten traf, deren einer der Querschnitt des ruhen-\u00bbden Nerven war. Ich sah das Bein des fallenden Nerven und \u00bbmanchmal auch beide Beine zucken; der Versuch gl\u00fcckt, wenn beide \u00bbBeine vollst\u00e4ndig isolirl sind, und durchaus keine andere Verbindung \u00bbmit einander haben, als durch die Ber\u00fchrung der Nerven auf die \u00bbvorheschriebene Weise. Welche Ungleichartigkeit wird hier nun wohl \u00bbzu H\u00fclfe gerufen werden, wo die blofsen Nerven mit einander in \u00bbBer\u00fchrung kommen? Vielleicht wird man seine Zuflucht zu dem \u00bbReize nehmen wollen, dem sie beim Fall des einen auf den andern \u00bbausgesetzt sind. Aber warum erfolgt keine Zuckung, wenn man \u00bbdieselben Nerven auf einen viel h\u00e4rteren und rauheren Bogen aus \u00bbeinem nichtleitenden Stoffe, Schwefel, Glas, aufschlagen l\u00e4fst? Und","page":84},{"file":"p0085.txt","language":"de","ocr_de":"der elektrischen JVervenphysik.\tgg\n\u00bbdoch iniifste in diesem Falle die mechanische Gewaltth\u00e4tigkeit weit \u00bbbedeutender sein.\u00ab 1\nEs ist zu bedauern, dai's Galvani hier, auf dem Glanzpunkt seiner Entdeckungen, nicht so viel \u00fcber sich vermocht hat, um noch jetzt den Ausweg zu ergreifen, dessen M\u00f6glichkeit er nun, gerade wie Volta im dritten Brief an Vassalu, vor sich sicht: n\u00e4mlich diese und andere Erscheinungen der thierischen Elektricit\u00e4t zuzuschreiben, die Zuckungen mit ungleichartigen B\u00f6gen hingegen der Elektricit\u00e4t der Metalle. Statt dessen beharrl er in dem Fehler, in den wir seinen Gegner erst allm\u00e4hlig verfallen sahen, Alles aus einer Ursache herleiten zu wollen, und bem\u00fcht sich daher von Neuem, Volta\u2019s Lehre durch Einwendungen zu ersch\u00fcttern, die freilich noch ungl\u00fccklicher ausfallen, als die, welche Jener gegen die thierische Elektricit\u00e4t aufgebracht hatte. Wir gedenken hier nur seiner Wiederholung der Versuche mit gleichartigen B\u00f6gen. Aijum\u2019s Ouecksilberversuche sind, mit R\u00fccksicht auf die Bemerkungen Volta\u2019s im zweiten Briefe an Vassali.i, und mit gleichem Erfolge, so angcslcllt worden, dafs nur die Oberfl\u00e4che des fl\u00fcssigen Metalles zart ber\u00fchrt wurde. Dann wendet sich Galvani vorzugsweise den festen Leitern zu, indessen erregen seine Erfahrungen auf diesem Gebiete kein grofses Vertrauen, da er ohne Unterschied Eisen, Capellsilhcr, Zinn, Zink, Kupfer, Antimon, Schwefelund Kupferkies, Reifsblei5 Holzkohle in Anwendung bringt. Ferner\n1 Ivi, p. 322. 323:* \u00bbPr\u00e9parai l\u2019animale nclla solita maniera; tagliai imli l'un \u00bbnervo scialico e Paltro presso la loro escita dal canal vertebrale; poi divisi, e \u00abs\u00e9parai l\u2019una gamba dall\u2019 allra, in modo die ciascuna di esse rimanesse col solo \u00bbsuo corrispondcnle nervo; piegai in appresso il nervo dell\u2019 una a modo di picciol \u00bbarco, indi al/.ato col solilo cilindrello di \\ctro il nervo deil\u2019 altra, lo lasciai r\u00e4dere \u00bbsopra quest\u2019arco nervoso, coli' avverlenza, che il nervo nella sua cadula toccassc \u00bbin due punli 1\u2019altro piegalo in arco, e che la boccuccia di quello formasse \u00bbuno dei due punli. Vidi muoversi la gamba il di cui nervo io faccva r\u00e4dere sopra \u00bbil nervo dell\u2019altra, tal\\olta ancora lc vidi muoversi ambidue; fesperimento succ\u00e9d\u00e9 \u00bbessendo esse isolate lolalmcnle, e non avendo tra loro commercio alcuno, salvo \u00bbche pel toccamcnto de\u2019 nervi. Or quale eterogeneil\u00e0 potr\u00e0 qui richiamarsi in aiulo \u2022*delle insortc contrazioni, allorch\u00e8 i soli nervi vengono Ira di loro a conlallo? Si \u00bbricorrer\u00e0 forse all\u00f4 stimolo die soffrono i nervi nella cadula dell\u2019 uno sopra dell\u2019 \u00bballro. Ma e perch\u00e9 percuotendo uno de\u2019 medesimi nervi sopra di un arco assai \u00bbpi\u00f9 duro ed aspro fatlo di materia coibente, come se forinato dizolfo, o di velro, \u00bbnon si ottengono le contrazioni? Eppure in questo caso dovrebbe lo stimolo nato \u00bbdalla percossa essere assai maggiore.\u00ab Der Ausdruck \u00bbla boccuccia di quello\u00ab k\u00f6nnte zweideutig und meine obige L\u2019cbersetzung willk\u00fcrlich erscheinen; allein S. 330. 331 * heilst es bei llcschreibung eines Versuchs: \u00bb.... avvcrlendo di piii che \u00bbla boccuccia, per cosl dire, del nervo reciso poggi cosfantementc su dell\u2019 arma-\u00bbIura ce.\u00ab, wodurch die gegebene Deutung hinl\u00e4nglich gerechtfertigt ist,","page":85},{"file":"p0086.txt","language":"de","ocr_de":"80\n1. Abschn, Kap. 1. \u00a7. V. Gaivani\u2019s\nbelegt er Nerv und Muskel mit feuchtem Papier, frischem Muskelfleisch, frischer Froschhaut, St\u00fccken einer saftigen Frucht oder Wurzel, Schnitten hartgekochten Eiweifses, und verbindet diese durch einen als gleichartig erachteten Bogen. In das Labyrinth d\u00fcrftiger Hypothesen, verwickelter Versuche, unglaublich k\u00fchner und unzusammenh\u00e4ngender Folgerungen, die er auf dem Flugsand seines Systems alsbald bis in die Wolken der Pathologie und Therapie aufbaut \u2014 in alle diese Irrsale, an die sich f\u00fcr uns nichts Wichtiges kn\u00fcpft und die Volta\u2019s Leistungen gegen\u00fcber fast nicht anders als durch eine Art krankhaften Eigensinns zu erkl\u00e4ren sind, wollen wir Galvam durch die gr\u00f6fsere H\u00e4lfte der zweiten \u00bb Memoria \u00ab , und die ganze dritte und vierte hindurch nicht folgen. Aus der zweiten entnehmen wir nur noch folgenden Versuch: Man lege an den Nerven des zugerichteten Frosches zwei St\u00fcckchen Muskelfleisch an, und breite \u00fcber ihre freien Enden ein drittes St\u00fcckchen gleicher Art; hebt man nun das eine Ende desselben mit einem Glasst\u00e4bchen in die H\u00f6he und Hilst es wieder zur\u00fcckfallen, so sieht man lebhafte Zuckungen entstehen (p. 343\u00b0). Indessen ist diesem Versuche keineswegs dieselbe Bedeutung zuzuschreiben, wie demjenigen, welcher oben als Grundversuch der elektrischen Nervenphysik angesprochen wurde; denn erstens ist nicht gesagt, dafs das eine St\u00fcckchen Fleisch an den Querschnitt des Nerven anzulegen sei, und zweitens ist frischer Muskel im Spiele, der, wie die Folge lehren wird, an und f\u00fcr sich elektromotorisch wirkt; ein Punkt, der \u00fcberhaupt bei allen solchen hier vorkommenden Formen des Versuches ohne Metalle in Anschlag zu bringen ist, bei welchen dergleichen zur Vervollst\u00e4ndigung des Kreises angewendet wurde.\nBedeutender ist der f\u00fcnfte Brief an Spallanzani. Er enth\u00e4lt Galvani\u2019s in Sinigaglia und Rimini, an den K\u00fcsten des Adriatischen Meeres \u00fcber Torpedo angestellte Untersuchungen. Es ist hier nicht der Ort, n\u00e4her auf dieselben einzugehen, und wir m\u00fcssen uns abermals darauf beschr\u00e4nken, einen einzelnen hier eingemischten, auf den Froschstrom bez\u00fcglichen Versuch hervorzuheben. Der Zweck, den Galvani dabei verfolgte, ist so verwirrt und mit seinen Irrth\u00fcmern so tief verwachsen, dafs es verlorene M\u00fche w\u00e4re, ihn hier erst auseinandersetzen zu wollen. Die Erfahrung selbst ist diese: \u00bbIch setzte einen \u00bbBogen aus Muskelst\u00fcckchen zusammen, \u00e4hnlich dem, der sich in der \u00bbersten Abhandlung beschrieben findet, dessen eines Ende von dem \u00bbIschiadnerven eines zugerichteten Frosches ausging, und der sich bis \u00bbzum entsprechenden Oberschenkel erstreckte. Diesen Bogen unterbrach \u00bbich mit Fleifs, eines der Muskelst\u00fcckchen von seinem Nachbar ent-\u00bb fernend; dann \u00fcberbr\u00fcckte ich die L\u00fccke zwischen den beiden St\u00fcck-","page":86},{"file":"p0087.txt","language":"de","ocr_de":"letzte Arbeiten und Tod.\n87\nsehen mit dem Ischiadnerven eines in gleicher Weise zugerichteten \u00bbFrosches..,.. Hob ich nun eines der anderen Muskelst\u00fcckchen, \u00bbwelche den Bogen bildeten, auf, und liefs es auf seinen Nachbar \u00bbwieder herabfallen, wie es oben beschrieben ist, so zuckten beide \u00bbSchenkel.\u00ab (p. 420. *) Das Zucken auch des zweiten Pr\u00e4parates leitet Galvani, mit sehenden Augen blind, statt von dem Strom des ersten, davon ab, dafs die Reihe der Muskelst\u00fcckchen und das erste Pr\u00e4parat einen an den Nerven des zweiten angelegten Bogen vorstellen, wodurch in diesem eine Entladung bewirkt werden soll, und um dies zu beweisen, wendet er, statt des ersten Pr\u00e4parates, ein solches an, welches sogar auf den Reiz ungleichartiger Metalle nicht mehr Antwort gab; trotz dem zuckte noch jetzt das zweite Pr\u00e4parat. Da er denselben Erfolg beobachtete, als er den todten Frosch durch einen beliebigen feuchten Leiter, ein St\u00fcck Haut u. s. w., ersetzte, so ist deutlich, dafs die Muskelst\u00fcckchen hier entschieden in der ihnen so eben zugeschriebenen Rolle th\u00e4tig waren.\n\u00a7\u2022 VI.\nVolta\u2019s scliliefsliclies Urthcil \u00fcber die Zuckung ohne\nMetalle.\nliier nehmen wir Abschied von Galvani, der bereits im folgenden Jahre, am 4. December 1798, starb, vielleicht ein Gl\u00fcck f\u00fcr ihn, ohne die Entdeckung der S\u00e4ule und den dadurch herbeigef\u00fchrten g\u00e4nzlichen Untergang seiner Lehre zu erleben. Sehen wir zu, was jetzt Volta, der unvers\u00f6hnliche Feind der thierischen Elektricit\u00e4t, diesen neuen Anstrengungen ihrer Anh\u00e4nger noch zu entgegnen haben mag. Dieser hatte w\u00e4hrenddem, auf seinem eigenen Wege vorw\u00e4rts strebend, Riesenschritte gemacht. Sein zweiter Brief an Gren, vom August 1796 gezeichnet, enth\u00e4lt die zuerst am NicHOLsoNschen Duplicator gelungene Entdeckung der elektroskopischen Anzeichen positiver und negativer Elektricit\u00e4t, welche durch die blofse Ber\u00fchrung ungleichartiger Metalle entwickelt wird. Es verdient bemerkt zu werden, dafs Volta bis dahin, w\u00e4hrend einer so langen Reihe von Jahren, und in so zahlreichen Abhandlungen, sich auch nicht ein einzigesmal in der Weise vergeben hat, dafs er, bevor der Versuch entschieden, die Ursache des Stroms eher in der Ber\u00fchrung der Metalle unter sich, als in der dieser mit der Fl\u00fcssigkeit gesucht h\u00e4tte. Stets heifst es nur: die Zusam-","page":87},{"file":"p0088.txt","language":"de","ocr_de":"SS\n/. Abschn. Kap. 1. \u00a7. VI. Die Volta'sehen\n\u00ab\nmenstellung ungleichartiger Metalle mit einem beliebigen feuchten Leiter in der bekannten Weise gebe der Elektricit\u00e4t einen Antrieb, gleich aiel wie dies geschehe, in der Richtung, die er so sinnreich mit H\u00fclfe des elektrischen Geschmacks am Conductor der Elektrisirmaschine fest-gestellt hatte (S. oben S. TO); und wir erfahren liier, was die Anh\u00e4nger der chemischen Hypothese von dem Urspr\u00fcnge des elektrischen Stromes eigentlich sehr interessiren miifste, dafs Volta sogar, ehe eiserne Condensatorversuche anstellte, sich entschieden zu der Ansicht hinneigte, die Ber\u00fchrungsorte der Metalle mit der Fl\u00fcssigkeit seien der Sitz des stromerregenden Vorgangs: \u00bbNon voglio dissimulare, che in \u00bbpassato io inclinava molto a quest\u2019 ultima supposizione, a riporre \u00bbcioi: lazion movente il fluido elettrico, anzich\u00e8 nel mutuo contatto \u00bbde\u2019 due metalli diversi, nel combaciamento di ciascun d'essi co' con-\u00bbduttori umidi, o di 2a. classe. E in vero non si pu\u00f6 negare, che \u00bbuna qualche azione non abbia luogo in codesti combaciamenti de\u2019 \u00bbmetalli co\u2019 conduttori umidi: azione or jiifi or menu forte:\u00ab 1 wobei er sich auf die oben S. 74 angef\u00fchrten Thatsachcn beruft, die indefs bekanntlich, wegen der m\u00f6glicherweise stattlindenden, in den ausgezeichnetsten F\u00e4llen sogar nicht zu bezweifelnden Ver\u00e4nderung einer oberfl\u00e4chlichen Schicht des Metalls noch einer anderen Deutung f\u00e4hig sind. Allein neuere Versuche haben ihn \u00fcberzeugt, dafs bei der gew\u00f6hnlichen Art die GalVANi\u2019schen Versuche anzustellen, wobei die Metalle an w\u00e4ssrige oder \u00e4hnliche feuchte Leiter angelegt werden, weit mehr der wechselseitigen Ber\u00fchrung der Metalle, als ihrer Ber\u00fchrung mit dem feuchten Leiter, zugeschrieben werden m\u00fcsse. Und nun folgt die, ber\u00fchmte Versuchsreihe, welche, unter dem Namen der Volta\u2019sehen Fundamentalversuche bekannt, mit der Darstellung des Funkens durch blofse Ber\u00fchrung ungleichartiger Metalle schliefst, und wodurch diese neue Erregungsart der Elektricit\u00e4t aufser Zweifel gesetzt ist: \u00bbElettricita\u00ab \u2014 sagt Volta \u2014 \u00bbche \u00e8 in certo modo di mia giuris-\u00bbdizione, e che non mi si contrastera pi\u00f9 di poter chiamare elet-\u00bb tri ci t\u00e0 metallica.\u00ab 2 Diesem Wunsche ist nicht gewillfahrt worden: allein Volta verzeiht gewifs, wenn sie lieber nach ihm die Volta\u2019sche Elektricit\u00e4t genannt wird.\nMan kann sich den Eindruck leicht vorstellen, den es auf Volta machen mufste, als ein Jahr nach diesem Erfolge, der alle seine Voraussichten so gl\u00e4nzend best\u00e4tigt hatte, Galvam\u2019s Briefe an Spallanzani ans Licht traten, deren erster der Widerlegung der Anklage einer\n1\tZweiter Brief an Chen. Collezione dell\u2019 Op\u00e9r\u00e9 ec. t. II. p. II. p. 44. 45. *\n2\tDritter Brief an Ghen. Ivi, p. 93.*","page":88},{"file":"p0089.txt","language":"de","ocr_de":"Fund amenta [versuche.\n89\nmechanischen Heizung gegen den Versuch ohne Metalle gewidmet war, die er schon zwei Jahre fr\u00fcher ausdr\u00fccklich zuriiekgenommen: deren zweiter die Ausstellungen unber\u00fccksichtigt liefs, die er um dieselbe Zeit hinsichtlich der Nothwendigkeit dreier ungleichartiger K\u00f6rper bei diesem selben Versuch gemacht hatte; endlich in denen allen immer von Neuem dieselbe Flaschentheorie vorgebracht und verfochten wurde, die er schon so oft und so gr\u00fcndlich vernichtet zu haben glaubte; w\u00e4hrend seine eigenen Tliatsachen durch die widersinnigsten Vermuthungen erkl\u00e4rt, seine Lehre durch die schiefsten Einwendungen beseitigt scheinen sollte. Diesem Eindruck ungehindert Luft machen zu k\u00f6nnen, und wohl nicht ohne einen sp\u00f6ttischen Hinblick auf Galvam's anonyme Autorschaft im \u00bb Truttato dell\u2019 uso ec.\u201c, richtete Volta von Como aus im April 1798 zwei Briefe an Aldim unter dem Titel : \u00bb Lottere del Cittadino N. N. di Como\u00ab \u2014 es war in den Tagen der cisalpinischen Republik \u2014 \u00bbal Cittadino Aldim , Prof essore a Bologna, int or no alla pretesa Elettricit\u00e0 animale nelle sperienze del Galvanismo\u00ab , 1 abermals wahre Meisterwerke wissenschaftlicher Redekunst, -wie die physikalische Literatur sie nicht leicht zum zweitenmal aufzuweisen hat: warm von einer Art erhabener Entr\u00fcstung \u00fcber den dumpfen Widerstand der Gegenpartei, und gew\u00fcrzt durch den Stachel eines feinen Hohnes, den er schonungslos \u00fcber den minder ehrw\u00fcrdigen Neffen ausgiefst, im Stillen aber des Oheims denkt. Uns m\u00fcssen diese Briefe doppelt wichtig scheinen, weil hier es ist, wo Volta diejenige Ansicht von der Zuckung ohne Metalle aufstellt, welche seitdem bis auf die neueste Zeit in der Wissenschaft geltend gewesen ist. \u00bbMan kann daher, ich wiederhole \u00bbes, Volta die Versuche nicht mehr entgegensetzen, in welchen man \u00bban einem vollkommen pr\u00e4parirten Frosch die Contractionen entweder \u00bbmit einem allereinzigen Metall, was man zwischen die thierischen \u00bbTheile oder andere heterogene feuchte Leiter gebracht hat, oder auch \u00bbohne alles Metall, indem man n\u00e4mlich den Kreis mit hlofsen unter \u00bbsich verschiedenen feuchten oder Leitern der zweiten Klasse, mit blos \u00bbthierischen Substanzen, schliefst, erh\u00e4lt. Es hilft zu nichts mehr, \u00bbdiese und \u00e4hnliche Versuche zu vervielf\u00e4ltigen und zu vermannig-\u00bbfachen, damit L\u00e4rm zu treiben und sie auszupreisen, als w\u00e4ren sie \u00bbvon jedem Verdacht einer k\u00fcnstlichen und \u00e4ufseren Elektricit\u00e4t \u2019befreit, \u00bbund einer thierischen eigenen und inneren Elektricit\u00e4t g\u00fcnstig und f\u00fcr\n1 Sic finden sich im Giormle Jisico-medico del Sig. Brcgnateeli l. XVI. 1798. p. 3 \u2014 88, sind mir jedoch our in Ritter's trefflicher Uebersetzung (S. Ritter\u2019s Beitr\u00e4ge u. s. w. Bd. 11. St\u00fcck 3. 4. 1805. S. 3 IT. *) zug\u00e4nglich gewesen, ln einer kurzen Einleitung hehl hier Ritter die Zweifel, die gegen Volta\u2019s Val ersch\u00fcft in Betreff dieser Briefe etwa gehegt werden konnten.","page":89},{"file":"p0090.txt","language":"de","ocr_de":"90\t1. Abschn. Kap. 1. \u00a7. VI. Volta nimmt die Bedingung\n\u00bbsie entscheidend. Diesen Einw\u00fcrfen ist von Volta l\u00e4ngst zuvor-\u00bbgekomraen, sie sind l\u00e4ngst von ihm zernichtet, und seine Erkl\u00e4rungen, \u00bbbest\u00e4ndig gegr\u00fcndet auf das eine und n\u00e4mliche allgemeine Princip, \u00bbauf das Verm\u00f6gen n\u00e4mlich, welches heterogene Leiter nicht allein \u00bbder ersten, sondern auch der zweiten Klasse, besitzen, das elektrische \u00bbFluidum zu erregen und in Circulation zu bringen, leisten allen den \u00bbangezeigten F\u00e4llen und Combinationen Gen\u00fcge. Bios in Hinsicht \u00bbderjenigen von den Versuchen, welche Galvam und die kleine Zahl \u00bbseiner Anh\u00e4nger als Einwurf gebraucht haben, k\u00f6nnte noch einige \u00bbSchwierigkeit Zur\u00fcckbleiben, in welchen es nicht scheint, dafs irgend \u00bbeine Differenz in den feuchten Leitern, oder in den thierischen Thei-\u00bblen, welche zur gegenseitigen Ber\u00fchrung gebracht werden, selbst \u00bbvorhanden sei, indem man z. B. Muskel mit Muskel, Nerv mit Nerv \u00bbu. s. w. zusammenbringt, und dennoch Contraclionen Statt haben. \u00bbAber auch diese Schwierigkeit verschwindet (es bleibt also gar keine \u00bbmehr zur\u00fcck), wenn man bedenkt, dafs, wie Volta es auf hundert \u00bbWeisen bewiesen bat, es nur einer \u00e4ufserst geringen Differenz in \u00bbirgend einem Punkte der Oberfl\u00e4che, einer noch unwahrnehmbaren \u00bbVerschiedenheit in den zur Ber\u00fchrung gebrachten feuchten Leitern \u00bbbedarf, um das elektrische Fluidum so weit zu erregen und in Be-\u00bbwegung zu setzen, dafs es einen aufs beste pr\u00e4parirten lind aufs \u00bbh\u00f6chste erregbaren Frosch wirklich ersch\u00fcttern kann.\u00ab \u2014 Wie dies beim Metall der Fall sei; \u00bbso ist auch in Hinsicht der feuchten oder \u00bbder Leiter der zweiten Klasse, zuweilen, wenn n\u00e4mlich die Erreg-\u00bbbarkeit des Frosches \u00e4ufserst hoch, und er selbst aufs beste pr\u00e4parirt \u00bbist, eine geringe Differenz solcher Leiter, eine Differenz, die sogering \u00bbist, dafs sie wenig, ja auch gar nicht, zu bemerken ist, zum Erfolg \u00bbhinreichend.\u00ab Bei geringerer Reizbarkeit sei dies nicht mehr der Fall; es werden die Kunstgriffe noting, die sich in den Briefen an Vassalli und Gren auseinandergesetzt linden: zun\u00e4chst, die Achillessehne als Ber\u00fchrungspunkt zu w\u00e4hlen, dann aber, bei sinkender Erregbarkeit, eine k\u00fcnstliche Ungleichartigkeit, wenngleich durch Leiter zweiter Klasse, Blut, Speichel, Harn u. s. w., in den Kreis einzuf\u00fchren. Volta besteht also nicht mehr auf die unumg\u00e4ngliche Noth-wendigkeit dieser beiden Bedingungen; er giebt die M\u00f6glichkeit zu, in einem Kreise, der anscheinend nur aus Nerv und Muskel, nur aus zweien ungleichartigen Stoffen besteht, Zuckungen zu erhalten, \u00bbwas \u00bbjedoch, um die Wahrheit zu sagen, sich nur selten zutr\u00e4gt.\u00ab Allein weil dies nur hei der \u00e4ufsersten Erregbarkeit von statten gehe, weil, so wie dieselbe etwas gesunken sei, die Dazwischenkunft einer wahrnehmbaren und merklichen Ungleichartigkeit nothwendig werde, um","page":90},{"file":"p0091.txt","language":"de","ocr_de":"einer merklichen dreifachen Ungleichartigkeit zur\u00fcck\t91\nZuckung zu beobachten, deshalb m\u00fcsse man auch dort noch immer eine solche, freilich jenseits der Grenze unserer Wahrnehmung gelegene Ungleichartigkeit vermuthen. \u00bbUnd wer wird behaupten k\u00f6nnen, dafs \u00bbhier durchaus nichts Heterogenes zugegen sei? Dafs sich an allen den \u00bbOrten der Verbindung oder Ber\u00fchrung zweier den Kreis mit bilden-\u00bbden Glieder eine ganz vollkommene Homogeneit\u00e4t der sich ber\u00fchren-\u00bbden Oberfl\u00e4chen vorfinde? Dafs die Integumente des einen Nerven \u00bboder Muskels von denen des andern in den Funkten, wo sie zusam-\u00bbmen und in Ber\u00fchrung kommen, nicht um das Mindeste von einander \u00bbverschieden sind? Dafs sie nicht angefeuchtet, und nicht blos schwach \u00bbdurchzogen seien, von einer wenn auch nur etwas verschiedenen \u00bbFl\u00fcssigkeit? Gewifs ist eine vollkommene Homogeneit\u00e4t, welche dem \u00bbArgumente der Galvanianer Kraft zu geben scheinen w\u00fcrde, weit \u00bbweniger vorauszusetzen, als eine mehr oder minder oder auch gar \u00bbnicht bemerkbare Heterogeneit\u00e4t, welche, wie Sie gesehen haben, f\u00fcr \u00bb Volta\u2019s Grund hinreichend ist.\u201c\nWir werden bald erfahren, dafs diese, dem damaligen Thatbestande gegen\u00fcber, nun gewifs untadelhaften und unwiderstehlichen Betrachtungen bei Aldini nichtsdestoweniger ihren Zweck verfehlten. Aber wenigstens die Genugtuung sollte Volta zu Theil werden, dafs fortan die metallische Elektricit\u00e4t von der tierischen, gleichviel wie es um diese stehe, geschieden und als ein Reich f\u00fcr sich w\u00fcrde anerkannt werden m\u00fcssen. Zu Ende des Jahres 1799 gl\u00fcckte ihm der Schritt, von dem er selbst sagt, dafs es ein grofser gewesen sei; \u00bbpasso che mi ha \u00bbcondotto ben tosto alia costruzione del nuovo apparat seuotente, ec.; \u00bbil quale ha cagionato tanto stupore a tutti i Fisici; a me grande \u00bbsoddisfazione, ma stupore non molto dopo l\u2019anzidetta scoperta, che \u00bbmi promettea bene un tal successo.\u00ab Dieser Schritt, diese Entdeckung waren die, dafs zwei, drei, vier und mehrere Flattenpaare, durch feuchte Leiter getrennt, das Doppelte, Dreifache, Vierfache u. s. w. von elektrischer Spannung gaben, als nur ein einziges. ' So entdeckte Volta, in dem man den Gipfel des Talents gleichsam zur Sicherheit des Naturtriebes zur\u00fcckgekehrt sieht, die S\u00e4ule durch eine Reihe von Untersuchungen, welche, wie Pall Erman bemerklich macht, \u00bbabsicht-\u00bblich angestellt waren, um das, was er gefunden hat, in der Weise \u00bbzu finden, wie er es gefur.den hat;\u201c 8 und in der That, w\u00e4re nicht der Streit gegen die. thierische Elektricit\u00e4t fortw\u00e4hrend st\u00f6rend im Wege,\n1 S\u00fcll\u2019 Identitk del fluido e.ettrico col fluido galvanico. Memoria divisa in due parti. 21. November 1801. Partei. Ivi, p. 187. \u00a7. XX, *\n1 Ivi, t. II. p. I. p. XXVI.*","page":91},{"file":"p0092.txt","language":"de","ocr_de":"92\n! Absclm Kap. 1 \u00a7. VI. Voita'j S\u00e4ule\nso w\u00fcrden Voltas Abhandlungen, in ihrer nat\u00fcrlichen Reihefolge, als einfache Erz\u00e4hlung seiner Versuche, die beste Darstellung der Lehre vom Galvanismus bis zu seiner Zeit in genetischer Form abgehen, die man sich geschrieben denken k\u00f6nnte.\nDurch die S\u00e4ule wurde Volta\u2019s Aufmerksamkeit mehr, als es bis jetzt der Fall gewesen war, auf die Erscheinungen der Zitterfische gerichtet. Sogleich in seinem ersten Brief dar\u00fcber an Banks vom 20. M\u00e4rz 1800 spricht er, vielleicht mit weniger Vorsicht, als man sonst an ihm gewohnt ist, die enthusiastische Ueherzeugung aus, dafs die elektrischen Organe nichts seien, als nat\u00fcrliche Elektromotore gleich dem von ihm erfundenen, und w\u00fcnscht dieses gar als \u00bbOrgane \u00e9lectrique artificiel\u201c bezeichnet zu sehen. 1 Da er aber bald darauf das sogenannte Gesetz der Spannungsreihe bei den Leitern der ersten Klasse entdeckte, 2 aus dem sich unmittelbar die Unm\u00f6glichkeit ergiebt, Str\u00f6me in Kreisen nur aus solchen Leitern zu erzeugen, so konnte er nicht umhin, hei fernerer Betrachtung der Wirkungen jener Fische und auch der Zuckung ohne Metalle, obschon er ihrer bei dieser Gelegenheit nicht erw\u00e4hnt, auf eine neue Schwierigkeit zu stofsen, da er n\u00e4mlich annehmen mufste, dafs f\u00fcr die feuchten Leiter unter sich kein solches Gesetz ihrer Spau-nungsreihe gilt. Er stellte daher jetzt, am Schl\u00fcsse der ersten Abtheilung der \u00bbMemoria mil\u2019 Identit\u00e0 ec.\u00ab \u2014 der n\u00e4mlichen Abhandlung, die der Erste Consul, in der Sitzung des Nationalinstitutes, wo Volta sie vortrug, zugegen, stehenden Fufses mit einer goldenen Denkm\u00fcnze zu kr\u00f6nen vorschlug \u2014 die freilich etwas zu sehr der Begr\u00fcndung entbehrende Vermuthung auf: es sei die zweite Klasse der Leiter in zwei Unterabtheilungen zu vertheilen, deren Glieder unter sich, aber nicht gegen die der andern und der ersten Klasse, eine besondere Spannungsreibe ausmachten ; und in die so entstehende dritte Klasse ist er gewisse K\u00f6rper zu bringen geneigt, welche zwar eine Fl\u00fcssigkeit, aber entweder im geronnenen Zustande, oder sich selbst so einverleibt enthalten, dafs sie nicht leicht aus ihnen herausgedr\u00fcckt werden k\u00f6nne, so dafs sie nicht im eigentlichen Sinne feucht und benetzt zu nennen seien; als da sind viele thierische Substanzen, Muskeln, Sehnen, H\u00e4ute, Nerven u. s. f., welche frisch bessere Leiter seien, als Wasser und manche andere Fl\u00fcssigkeiten. Man k\u00f6nnte sich alsdann vorstellen, dafs die den Plattenpaaren zu vergleichenden Scheidew\u00e4nde in den S\u00e4ulen der\n1\tOn the Electricity excited by (he mere contact of conducling substances of different kinds. In a Letter to (he r. lion. Sir Joseph Banks etc. Ivi, t. II. p. II. p. 99. 131. * \u2014 Sopra alcuni fenomeni chimici o tenuti col nuovo apparecchio elet-trico. Lettera diretla al Sig. Prof. Brugnatelu. Ivi, p. 135,*\n2\tSulf Identita ec. Ivi, p. 189. \u00a7. XXIII. seg. *","page":92},{"file":"p0093.txt","language":"de","ocr_de":"7ind seine Lehre von den Leilern driller Klasse.\n93\nZitterrochen halb aus einem, und halb aus einem anderen Leiter dritter Klasse best\u00e4nden, w\u00e4hrend die dazwischen gelegene Fl\u00fcssigkeit der zweiten Klasse anseh\u00f6re. So w\u00fcrde das Schema der S\u00e4ule wieder zu Stande gebracht sein. Obschon, wie gesagt, Voi.ta an dieser Stelle der Zuckung ohne Metalle nicht gedenkt, so ist doch wohl zu glauben, dals ihm dieselbe gleichfalls hei diesem Erkl\u00e4rungsversuch im Sinn gelegen. 1\n\u00a7. VII.\nFernere Schicksale des (\u00ceALVANi schen Versuchs ohne Metalle bis zum Jahr 1827.\nDurch die Entdeckung der S\u00e4ule*hatte Volta jetzt auch derjenigen Klasse von Liebhabern vollauf Gen\u00fcge geleistet, die er selbst am Schl\u00fcsse seines dritten Briefes an Gren sp\u00f6ttisch bezeichnet, denen es n\u00e4mlich \u00bbEindruck macht, wenn ihnen recht starke Zeichen von Elektricit\u00e4t \u00bbvorgezeigt werden, wenn die Bl\u00e4tter des Eleklroskops um recht viele \u00bbGrade auseinandergehen, und sehliefslich gegen die W\u00e4nde des Be-\u00bbh\u00e4lters anschlagen.\u00ab Der Schlag der S\u00e4ule war nicht leicht in Abrede zu stellen, und der Sieg seiner Ansichtsweise fortan entschieden. Nur Alih.m blieb seinem Gel\u00fcbde getreu. Dieser bereiste damals England und Frankreich, und warb neue Anh\u00e4nger f\u00fcr die verlorene Sache der thierischen Elektricit\u00e4t. Im Jahr 1804 erschien von ihm ein Prachtwerk in Franz\u00f6sischer Sprache unter dem Titel: \u00bbEssai th\u00e9orique et exp\u00e9rimental sur le Galvanisme.\u00ab (4\u00b0.\u00b0) 2 Fis bestellt dasselbe aus dem eigentlichen Werke und einem Anh\u00e4nge, der mehr als die H\u00e4lfte des Ganzen ausmacht. Jenes zerf\u00e4llt in drei Theile, wovon uns nur der erste ber\u00fchrt, der dem GALVANi\u2019sclien Versuche ohne Metalle gewidmet ist; der zweite handelt von den Wirkungen der S\u00e4ule auf den thierischen K\u00f6rper, der dritte von der Anwendung derselben in der Heilkunst.\n1 Sp\u00e4ter d\u00fcrfte A olta \u00fcbrigens die Leiter drill er Klasse wieder fahren und jene Schwierigkeit auf sich beruhen gelassen haben; wenigstens wird in der oben S. 36 Anm. 3 bereits erw\u00e4hnten, von Configliachi herausgegebenen Abhandlung eines Sch\u00fclers Volta\u2019s, die wohl als der Ausdruck seiner damaligen Ansichten (1814) zu betrachten ist, keines von beiden mehr gedacht.\n1 Auch 8\u00b0. in 2 B\u00e4nden. Paris 1804. * \u2014 Deutsch von Martens. Leipzig 1804.* \u2014 Auszugsweise m Gilbert's Aunalm der Physik. 1803. Bd. XIII. S. 216. Bd. XIV. S. 338. *","page":93},{"file":"p0094.txt","language":"de","ocr_de":"9-1\n1. Abschn. Kap. I. \u00a7. VII. Aldini\u2019\u00e4 sp\u00e4tere\nSeine erste \u00bbProposition\u00bb heilst: \u00bbLes contractions musculaires \u00bbsont excit\u00e9es par le d\u00e9veloppement d'un fluide dans la machine ani-\u00bbmale, lequel est conduit des nerfs aux muscles sans le concours et \u00bbsans l\u2019action des m\u00e9taux.\u00bb Als unmittelbarer Beweis hievon wird, im \u00e4chten Geiste Bolognesischer Schule, die Zuckung ohne Metalle angesehen. Diese habe noch Keiner an warmbl\u00fctigen Thieren nachgewiesen, 1 und nun beschreibt er folgende Versuche. Ein Ochs -wird erschlagen, enthauptet; in eines seiner Ohren steckt Aldini einen mit Salzwasser benetzten Finger, h\u00e4lt in der anderen die F\u00fcfse eines zugerichteten Frosches, ber\u00fchrt mit der Wirbels\u00e4ule die Zunge des Ochsen und erh\u00e4lt auf diese Weise Zuckungen. Oder er ber\u00fchrt ebenso das R\u00fcckenmark eines frisch enthaupteten Kalbes, w\u00e4hrend die Wirbels\u00e4ule des Frosches auf die Bauchmuskeln des Thieres herabh\u00e4ngt. Um zu beweisen, dafs \u00bble galvanisme excit\u00e9 dans les exp\u00e9riences pr\u00e9c\u00e9dentes \u00bbn'est d\u00fb ni \u00e0 la comiuunicaticfe, ni \u00e0 la transfusion de l\u2019\u00e9lectricit\u00e9 \u00bbg\u00e9n\u00e9rale, mais \u00e0 une \u00e9lectricit\u00e9 propre aux animaux, qui joue un \u00bbtr\u00e8s-grand r\u00f4le dans l\u2019\u00e9conomie animale\u00bb, (Proposition II. \u2014 S. oben S. 61.) werden dieselben Versuche bei isolirten thierischen Theilen und Personen der Beobachter wiederholt; der dritte Lehrsatz: \u00bbLe galva-\u00bbnisme, ind\u00e9pendamment des m\u00e9taux, se d\u00e9veloppe vivement par le \u00bbmoyen de la machine animale humaine\" , kann keinen Zweifel mehr leiden, nachdem Aldixi, ohne seinen Urheber anzuf\u00fchren, den \u00e4lteren Versuch wieder vorgebracht hat, wo man Zuckungen erh\u00e4lt, indem man in der mit Salzwasser benetzten Hand einen zugerichteten Frosch h\u00e4lt, und mit der Zunge die Wirbels\u00e4ule ber\u00fchrt. Auch k\u00f6nnen mehrere Personen eine Kette bilden, deren erste die F\u00fcfse, deren letzte die Nerven oder das St\u00fcck Wirbels\u00e4ule ber\u00fchrt. Denselben Versuch, wie an dem Kopfe des Ochsen, hat Aldixi an der Leiche eines hin-gerichtcten Verbrechers und an denen von Menschen angestellt, die nat\u00fcrlichen Todes gestorben waren. Man n\u00e4here die wohlhenetzte Hand den Ischiadnerven des Thieres, \u00bbsi la grenouille est tr\u00e8s-vigoureuse, \u00bbles nerfs cruraux s\u2019approchent peu-\u00e0-peu de la main, et il y a de \u00bbfortes contractions au point du contact Cette exp\u00e9rience d\u00e9montre \u00bbl\u2019existence d\u2019une esp\u00e8ce remarquable d\u2019attraction, observ\u00e9e non seule-\u00bbment par moi-m\u00eame, mais aussi par ceux que j\u2019ai invit\u00e9 \u00e0 vouloir \u00bbbien la r\u00e9p\u00e9ter. Le c\u00e9l\u00e8bre Felix Fontana, auquel j\u2019avais fait part \u00bben Italie de mes observations, m\u2019a d\u00e9a \u00e9crit depuis que je suis \u00e0 \u00bbParis, qu\u2019il avait v\u00e9rifi\u00e9 ce fait, et qu\u2019il s\u2019occupait de son analyse. \u00bbEn r\u00e9p\u00e9tant \u00e0 Oxford quelques-unes de mes exp\u00e9riences sur le gal-\n1 Allerdings doch schon v. Humboldt: S. oben S. 77,","page":94},{"file":"p0095.txt","language":"de","ocr_de":"Arbeiten \u00fcber die ihierische Elelilricitiit.\n95\n\u00bbvanisme, eu pr\u00e9sence du professeur Christopher Pegg, et du docteur \u00bb Bancroft , j\u2019ai pu constater une assez forte attraction galvanique, \u00bbproduite par rapprochement des nerfs cruraux d'une grenouille, aux \u00bbmuscles abdominaux d\u2019un lapin. Dans la s\u00e9rie d\u2019exp\u00e9riences que j ai \u00bbentreprises derni\u00e8rement dans l\u2019amphith\u00e9atre anatomique des h\u00f4pitaux \u00bbGuy et St. Thomas, \u00e0 Londres, j'ai eu occasion de m'assurer encore \u00bbdavantage de ce ph\u00e9nom\u00e8ne. Les exp\u00e9riences, vari\u00e9es et modifi\u00e9es \u00bbau gr\u00e9 de quelques professeurs qui y assist\u00e8rent, ont constamment \u00bbfourni les m\u00eames r\u00e9sultats.\u00ab\nDiese Proben m\u00f6gen zun\u00e4chst gen\u00fcgen, zu zeigen, wefs Geistes Kind Aldini als Forscher gewesen sei. Seine Versuche sind v\u00f6llig werthlos. Ich rede nicht davon, dafs er sich Volta\u2019s eindringliche Mahnungen in den Briefen des B\u00fcrgers N. N. von Como wenig genug zu Herzen genommen, um sechs Jahre sp\u00e4ter noch mit Versuchen als entscheidend f\u00fcr die thierische Elektricit\u00e4t auftreten zu k\u00f6nnen, in denen nicht nur ein Heer von Ungleichartigkeiten der Voi.TA\u2019schen Deutungsweise Th\u00fcr und Thor offen liefs, sondern in die sogar durch das Salzwasser absichtlich dergleichen eingef\u00fchrt wurden; nicht von der groben Falle mit der thierisch-elektrischen Anziehung von Froschnerv und Menschenfinger oder Kaninchenmuskel, in die er sich, sei\u2019s wissentlich, sei's unwissentlich, begeben und Andere hineingelockt hat. 1 Sondern die Sache ist diese, dafs aus keinem seiner Versuche mit Ge-wifsheit erhellt, oh die Wirkungen von den Massen warmbl\u00fctiger Gewebe, oder von dem Frosche seihst ausgingen, dessen Muskeln sich stets mit im Kreise befanden. Wollte Aldini die elektromotorische Wirksamkeit jener Massen seihst mit dem Froschpr\u00e4parat untersuchen, so raufste er sie in einen Bogen einschalten, dessen Enden allein den Nerven des sonst wohl isolirten strompr\u00fcfenden Thieres ber\u00fchrten. 2 3 Und solche Vorsichtsma\u00dfregeln vers\u00e4umend, werden Vorkehrungen getroffen, um das Hirngespinnst einer \u00bb\u00e9lectricit\u00e9 g\u00e9n\u00e9rale..................qui\n\u00bbma\u00eetrise tous les corps de la nature\" durch Isolation der ganzen in sich selbst die st\u00e4rksten Fehlerquellen tragenden Anordnung vom Frosche abzuhalten. Der einzige Versuch, der daf\u00fcr sprechen k\u00f6nnte, dafs die warmbl\u00fctigen Gewebemassen liier mehr als die blofse Rolle unwirksamer leitender B\u00f6gen spielten, ist der, wo ein Frosch beim Schliefsen durch\n1 Vergl. \u00fcbrigens, sein Anretht an dieser vermeintlichen Beobachtung betref-\nfend, oben S. 69 Anm. 1.\n3 Matteucci hat bereits auf diesen Fehler Aldini\u2019s aufmerksam gemacht. Archives de l\u2019Electricit\u00e9, par M. A. de la Rive. Supplement \u00e0 la Biblioth\u00e8que universelle de Gen\u00e8ve, t. II. 1842. p. 445.* \u2014 Ibid., t. III. 1843. p. 6. * \u2014 Traite\" des phe'nom\u00e8nes electro-physiologiques des animaux. Paris 1844. p. 53. *","page":95},{"file":"p0096.txt","language":"de","ocr_de":"96\n1. \u00c2 b s clin. Kap. 1. \u00a7. VIL Aldim\u2019j Versuch\neinen Kalbskopf keine Zuckung erfuhr, hingegen wohl, als zwei oder drei nach dem Bilde der S\u00e4ule zusammengef\u00fcgt wurden.\nEs ist fr\u00fcher bereits angedeutet worden (S. oben S. 64 Anm. ), dals Aldim in der Geschichte der Zuckung ohne Metalle Verwirrung anzustiften gesucht li\u00e2t, um f\u00fcr sich selbst desto leichter im Tr\u00fcben zu fischen. Zu diesem Punkte kommen wir jetzt. Er n\u00e4mlich, dem als Nellen Galyams, als Theilnelimer an seinen Arbeiten gerade in jener Zeit, der fortw\u00e4hrend seines Umgangs genofs, endlich als Erben seiner s\u00e4mmtlichen Handschriften, die Anspr\u00fcche seines Oheims auf die in Rede stehende Entdeckung unm\u00f6glich unbekannt sein konnten, der nothwendiger Weise den \u00bbTrat tat o de\u00fc\u2019 uso ec.\u201c und den Nachtrag dazu unz\u00e4hligemal, ja unabl\u00e4ssig in H\u00e4nden mufste gehabt haben; 1 \u2014 er sucht, bauend vcrmuthlich auf die \u00e4ufserst geringe Verbreitung die-ser beiden Schriften, die schwere Zug\u00e4nglichkeit \u00fcberhaupt der Itali\u00e4-nischcn Literatur jener Zeit, die bekannte Fahrl\u00e4ssigkeit der Franz\u00f6sischen Gelehrten in Dingen der Geschichte der Wissenschaft, endlich auf das ihm hier von vorn herein nat\u00fcrlich zustehende Vertrauen \u2014 durch allerlei Winkelz\u00fcge der Meinung Eingang zu verschaffen, es habe zwar Gai.vani jenen Versuch ausgesonnen und vorgeschlagen, aber erst er, Ai.ihm, habe denselben ins Werk gesetzt. Der sechste Lehrsatz ist: \u00bb\u00bbLa seule application des nerfs sur les muscles, sans l'interm\u00e9diaire \u00bb \u00bb d'aucun corps, peut d\u00e9velopper le galvanisme. \u00ab Plusieurs phy-\u00bbsiciens, et nomm\u00e9ment Gai.yam, Valu, Humboldt, Volta, ont \u00bbcherch\u00e9 \u00e0 obtenir cet important r\u00e9sultat. Le professeur Volta m\u00eame, \u00bbdans une lettre qu'il m\u2019adressa en 1798, dans le journal Brugnatelli, \u00bbreconna\u00eet que les diverses parties animales, ind\u00e9pendamment des m\u00e9-\u00bbtaux, peuvent exciter le galvanisme. \u2019 Galvam, peu de mois avant \u00bbsa mort, proposa deux m\u00e9thodes ing\u00e9nieuses, qu\u2019il me d\u00e9montra lui-\u00bbm\u00e8me. Malheureusement tout cela a \u00e9t\u00e9 inutile pour d\u00e9truire l\u2019incr\u00e9-\u00bbdulit\u00e9 de plusieurs physiciens qui ont confondu longtems le galvanisme \u00bbavec l\u2019\u00e9lectricit\u00e9 des m\u00e9taux, croyant que toute contraction part de \u00bbl'irritation m\u00e9tallique. C'est pour cela que j\u2019annonce avec confiance \u00bbma m\u00e9thode qui met tout le monde \u00e0 port\u00e9e de constater par soi-\u00bbm\u00e8me la v\u00e9rit\u00e9 de ma proposition.\u00bb 3 End welches ist das ger\u00fchmte A erfahren? Kein anderes als das dem Leser l\u00e4ngst bekannt gewordene, welches Volta Valli zuschreibt (S. oben S. 71): man h\u00e4lt den Frosch mit einer Hand am St\u00fcck Wirbels\u00e4ule, ind biegt mit der andern die Ferse gegen die Ischiadnerven; beil\u00e4ufig las allerschlechteste von allen,\n1 Keines von beiden geschieht in Aldini\u2019s Werk mil einer Sylbe Erw\u00e4hnung.\n3 Aldim meint hier die \u00bbLeltere del Ci\u00fcalino ec.\u00ab\n3 Essai etc. sur le Galvanisme, p. 11. 1.2, '","page":96},{"file":"p0097.txt","language":"de","ocr_de":"eines P/agidls an Galvans.\n97\nda es uiifeidbar Zerrung der Nerven mit sich bringt, an denen die ganze Last der unteren Extremit\u00e4ten h\u00e4ngt. A ielleicht kommt es daher, dafs Amhm den Versuch in \u00f6ffentlichen Vorlesungen mehr als zwei-hundertmal hintereinander an demselben Frosch hat zeigen k\u00f6nnen. Allerdings versichert er, dal's der Erfolg ausbleibe, wenn man einen isolirenden K\u00f6rper zwischen Xen und Muskel bringe. Ohne Volta zu nennen, empfiehlt er die Achillessehne als den Ort der gr\u00f6bsten Wirksamkeit. Nach einigen unbedeutenden Ab\u00e4nderungen des V ersuchs kommt er nun zur Sache: \u00bbJe crois convenable d avertir que \u00bble professeur Gala am et moi avions cherch\u00e9 depuis longtems \u00e0 \u00bbobtenir des contractions sans l'intervention des m\u00e9taux. Nos recherches \u00bb\u00e9taient d\u00e9j\u00e0 avanc\u00e9es (?) d\u00e8s l\u2019an 1794; et ce fut d'apr\u00e8s son in-\u00bbvitation, que je d\u00e9montrai ensuite ce fait dans mes le\u00e7ons publiques \u00bbde physique exp\u00e9rimentale, \u00e0 l'Institut des sciences de Bologne, comme \u00bble prouve un de mes M\u00e9moires, ins\u00e9r\u00e9 \u00e0 cette \u00e9poque dans les \u00bbOpuscules de Milan. \u00bbJ\u2019ai plong\u00e9 une grenouille pr\u00e9par\u00e9e dans \u00bb\u00bbune forte solution de muriate de soude, jusqu'\u00e0 ce qu\u2019il s\u2019excit\u00e2t de \u00bb \u00bbvives contractions dans les muscles. Alors je la retirai de la disso-\u00bb\u00bblution; et, prenant \u00e0 la main une extr\u00e9mit\u00e9, je laissai pendre l'autre \u00bb\u00bblibrement. Dans cette situation, avec un cylindre de verre j\u2019\u00e9levai \u00bb\u00bbles nerfs de mani\u00e8re qu\u2019ils ne touchaient point les muscles: j\u2019\u00f9tai \u00bb\u00bbtout-\u00e0-coup le cylindre; et toutes les fois que les nerfs et la moelle \u00bb\u00bb\u00e9pini\u00e8re tombaient sur les parties musculaires, il s\u2019excitait une con-\u00bb \u00bbtraction. 11 n\u2019est pas diflicile d\u2019\u00e9loigner le soup\u00e7on d\u2019un stimulant \u00bb\u00bbm\u00e9canique, produit par l\u2019action du sel ou la chute des nerfs; car \u00bb \u00bbj\u2019ai laiss\u00e9 tomber les m\u00eames nerfs sur les muscles d\u2019une autre grc-\u00bb \u00bbnouille pr\u00e9par\u00e9e, et je n'ai obtenu aucun mouvement, quoique faction \u00bb\u00bbdu sel f\u00fbt la m\u00eame, et la chute encore plus violente.\u201c\u00ab 1 Mau erkennt hierin leicht den ersten Versuch aus dem \u00bb Trattato dell\u2019 uso ec.\u00ab (S. oben S. 62), dem aber in diesem Werke alsbald ein ganz untadelhafter, ohne die mifsliche Einmischung des Salzwassers angestell-ter folgt. Ainixi l\u00e4hrt fort: \u00bbJe ne dois pas dissimuler que la seule \u00bbaction des sels produisait souvent des contractions spontan\u00e9es dans \u00bbles grenouilles qui y \u00e9taient plong\u00e9es. Aussi a-t-il fallu prendre \u00bbune foule de pr\u00e9cautions pour assurer la fid\u00e9lit\u00e9 des r\u00e9sultats de ces \u00bbexp\u00e9riences. Ceci me lit abandonner toute tentative jusqu\u2019au moment \u00bbo\u00f9, par la meme m\u00e9thode, j\u2019ai obtenu les m\u00eames contractions sans \u00bbemployer de solutions salines. Je crois que la physiologie doit \u00bbau professeur Galvani les premi\u00e8res id\u00e9es (?) qui regardent\n1 Ibid., p. 15.16.'","page":97},{"file":"p0098.txt","language":"de","ocr_de":"98\n1 \u25a0 Abschn. Kap. 1. \u00a7. VII. Die ihierische Elelctricit\u00e4t\n\u00bbl\u2019excitation des convulsions musculaires sans les m\u00e9taux; \u00bbet je me propose de d\u00e9tailler dans mon histoire du galvanisme\u00bb \u2014 die nie erschienen ist\u2014 \u00bbses travaux multipli\u00e9s concernant cct objet.\u00ab 1 Sehr schlecht stehen Aldim hier diese Umschweife, diese halben Aussagen, diese unbestimmten Angaben. Er hatte hier nichts zu vermuthen, nichts zu glauben, sondern nur auf das allerbestimmteste zu wissen, als Augenzeuge denkw\u00fcrdiger Miterlebnisse. Der Plagiar ist der Todfeind nicht nur des arbeitenden, sondern auch des geschiclitschreihenden Physikers; und ich habe um so weniger umhin gekonnt, Arnim als solchen zu bezeichnen, als ich, unverm\u00f6gend in Gherardi's \u00fcbertriebene Lobpreisungen Galvam\u2019s einzustimmen, dem Andenken dieses aufrichtigen Forschers wenigstens dadurch zu huldigen w\u00fcnschte, dafs ich ihn in den vollen Besitz der Verdienste, die er wirklich gehabt bat, nach Kr\u00e4ften wieder einzusetzen suchte.\nIm weiteren Verfolge der ersten Abtheilung seines Werkes entbindet sich Aldim nicht, vier Jahre nach Entdeckung der S\u00e4ule fortdauernd zu behaupten, dafs in dem Falle ungleichartiger Metallbelege die Zuckung doch nicht von den Metallen, sondern von der thierischen Elelctricit\u00e4t ausgehe. 2 Wenn ich hinzuf\u00fcge, dafs er, um die Einerlei-lieit der Lebensvorg\u00e4nge und des in der S\u00e4ule stattfindenden Processes darzuthun, die feuchten Schichten derselben mit BrowVscIicti Reizmitteln, Opiuml\u00f6sung und alkoholischem Chinaextracte speist, und ihre Wirkung dadurch auf eine ganz \u00fcberraschende Weise erh\u00f6ht findet : 3 dafs er andererseits die ausnehmende Lebenskraft der Fische davon ableiten zu k\u00f6nnen glaubt, dafs diese Thiere in einem mit Kochsalz geschw\u00e4ngerten Mittel leben, weil n\u00e4mlich Kochsalzl\u00f6sung f\u00fcr S\u00e4ulen einen vortheilhaften Zwischenleiter abgiebt; 4 dafs diese und \u00e4hnliche die Hauptgr\u00fcnde sind, auf welche er in pomphaft verschwommenen Ausdr\u00fccken und mit philanthropischer Z\u00e4rtlichkeit ein neues Geb\u00e4ude der Heilkunde aufzuf\u00fchren sich bestrebt: so half ich gewifs dem \u00abEssai sur le Galvanisme\u00ab mehr als sein Recht widerfahren lassen, den Mann hinl\u00e4nglich klar geschildert, und brauche dem Urtheil des Lesers \u00fcber den Werth beider nicht erst noch vorzugreifen.\nDie Pariser Akademie der Wissenschaften ernannte Halle und Biot zu Commissarien, um Aldini's Versuche zu pr\u00fcfen. Ihr beistimmender Bericht, in welchem \u00fcbrigens Galvani die Ehre der Entdeckung\n1\tIbid.,\t]j.\t16.\t*\n-\tIbid.,\tp.\t17.\t54.\n3\trbid.,\tp.\t36.\t*\n*\tIbid.,\tp.\t49.\t4\". '","page":98},{"file":"p0099.txt","language":"de","ocr_de":"ger\u00e4lh in Vergessenheit.\n09\nder Zuckung ohne Metalle unverk\u00fcrzt zugestanden wird, 1 2 findet sich unter andern in Aldini's Werk, S. 50 ff. \u00b0, und in Gilbert's Annalen der Physik. 1803. Bd. XIII. S. 460 ins Deutsche \u00fcbersetzt abgedruckt. Eine fernere Best\u00e4tigung des Versuchs in der urspr\u00fcnglichen form des \u00bbTrat tato delV uso ec.\u00ab, aber ohne Salzl\u00f6sung, von Biot, s. in Fechnkr's Ucbcrsetzung seines Lehrbuchs u. s. w. Bd. 111. S. 6. Anin. \u201c\nAldini's Werk ist als die letzte bedeutende Regung der thierischen Eleklricit\u00e4t zu betrachten, welche hier, f\u00fcr 23 Jahre, von der B\u00fchne, der Wissenschaft abtrill. Einestbeils nahm das \u00fcberwiegende Interesse, welches die mannigfaltigen Erscheinungen der S\u00e4ule darboten, von nun an fast alle Kr\u00e4fte in Anspruch; andernlheils war der Geschmack an den sich keiner strengen Betrachtungsweise f\u00fcgenden Froschschenkcl-versuclien \u00fcberhaupt nachgerade ersch\u00f6pft. Dazu kam der Eindruck, den die bittere Entt\u00e4uschung nach solchem Rausch hervorzubringen nicht verfehlen konnte; \u00fcberdies dafs, bei der damaligen Beschr\u00e4nktheit der strompr\u00fcfenden Mittel, mit dem Galvani'scIr'ii Versuch ohne Metalle beim besten Willen nicht leicht etwas anzufangen war. Endlich brach Volta\u2019s Lehre sich begreiflich mit jedem Tage mehr Bahn; und wer dieser anhing, f\u00fcr den bot jener Grundversuch genau genommen nicht mehr Interesse dar, als etwa, dals ein organischer K\u00f6rper der Schwere und anderen allgemeinen physikalischen Gesetzen gehorcht: obschon allerdings, bei gr\u00fcndlicherer Verfolgung des Thatbcstandes, sich bald h\u00e4tte ergeben m\u00fcssen, dafs die thierischen Glieder ihre elektromotorische Eigenschaft, nicht bios ihre Zuckungsf\u00e4higkeit, einige Zeit nach dem Tode einb\u00fcfsen, ohne dafs ein Grund einzusehen ist, weshalb nun keine Ungleichartigkeit mehr vorhanden sein solle; und obschon man allenfalls bereits damals im Stande gewesen w\u00e4re, am Frosch die stets sich gleich bleibende Richtung des Stromes unter gewissen Bedingungen auszumilteln. Genug, die thierische Elektricil\u00e4l gerielh entschieden in Vergessenheit, und wir haben bis 1827, wo Nobili die elektromagnetische Wirkung des Froschstromes darthat, nur noch einzelnstehende Best\u00e4tigungen des Grundversuchs ohne Metalle zu verzeichnen.\nEs sind mir dergleichen bekannt geworden von Lehot 2 in Paris,\n1\tIn die Irre gef\u00fchrt worden sind aber B. durch Ai.mni Nicholson (Essai etc. sur le Galvanisme. ]>. 193.* \u2014 Gilbert\u2019s Annalen der Physik. 1803. Bd. XIII. S. 217. *) und Becquerel (Trait\u00e9 expeTimeutal de l\u2019\u00c9lectricit\u00e9 el du Magn\u00e9tisme, t. IV. Paris 1836. p, 228. *) Im geschichtlichen Theile seines Werkes (Ibid., t. 1. 1834. p. 87. 135.) batte jedoch Becquerel Galvani als Urheber genannt.\n2\tSeine Arbeit ist vom Anfang des Jahres 1801 und findet sich in Gilbert\u2019s Annalen der Physik. 1801. Bd. IX. S. 188, * wie auch in Reinhold\u2019s Geschichte des Galvanismus u. s. w. S. 104. '","page":99},{"file":"p0100.txt","language":"de","ocr_de":"100\n7. Abschn. Kap. I. \u00a7. VIL Fernere Best\u00e4tigungen\nder noch vor Aldus: f\u00e4llt, und sich gleichartiger Metallbogen bediente; von Hunzen, Heidmann, Everard Home, 1 Bellingeri 2 in Turin, Paul Erman, Pfaff und Johannes M\u00f6ller.\nPunzen in Kopenhagen verband in \u00e4hnlicher Anordnung wie in Volta's \u00bbcouronne de tasses\u00bb eine Reihe von Fr\u00f6schen nachdem Bilde der S\u00e4ule zu gemeinsamer Wirkung, indem er Muskeln und Nerven je zweier Pr\u00e4parate durch St\u00fccke von Fungus Agaricus, die zuvor mit Sahniakl\u00fcsung getr\u00e4nkt waren, in leitende Verbindung setzte. Er ist demnach, worauf er auch selbst besteht, als der Erlinder derFrosch-sliulc anzusehen. 3 Den Kreis vervollst\u00e4ndigte Muskelfleisch von einer jungen Katze, oder eine uingebogene silberne Sonde als gleichartiger Bogen. 4 Die Oclfnungszuckung war auf diese Weise sehr leicht und sicher zu beobachten. Der einfache Versuch ohue Metalle gl\u00fcckte Benzen nur an vier Thieren unter 53 in der Weise, dafs von zweien Schenkeln die Nerven des einen mit den Muskeln des andern in Ber\u00fchrung gebracht wurden und umgekehrt. 5\n\u00f6 O\tO\nHeidmann in Wien bem\u00fchte sich mittelst des Froschpr\u00e4parats die galvanische Spannungsreibe der feuchten Leiter zu ermitteln,6 wobei er sich zur Schliefsung des Kreises des Platins oder der Kohle bediente. Die lebhaften Zusammenziehungen, die er erhielt, wenn er von zweien neben einander befindlichen Pr\u00e4paraten die Nerven des einen auf ein St\u00fcck Muskellleisch gelagert hatte, und nun zwischen diesem und den Nerven des andern Pr\u00e4parates schlofs, dessen Schenkel den des ersten ber\u00fchrte, schrieb er der elektromotorischen Wirkung zwischen Nerv und Muskellleisch zu. 7\nP. Erman versuchte 1820 in folgender Weise die Zuckung ohne Metalle nach dem Grunds\u00e4tze der ZAM\u00dfoNi\u2019schen zweigliedrigen Kette zu erkl\u00e4ren: \u00bbDie Nerven, concentr\u00e2t bei ihrer Wurzel im Gehirn, dann \u00bbsich\tverzweigend in\tihrem Fortlauf zur Peripherie, g\u00e4ben an\tund\tf\u00fcr\n\u00bbsich\tdurch die hier\tgeringe, dort gr\u00fcfsere Menge ihrer Ber\u00fchrungs-\n\u00bb punkte mit der \u00fcbrigen tbieriseben Masse, die Bedingungen elektrischer\n1\tPhilosophical Transactions of the Royal Society of London. 4\u00b0. For the year 1809. p. II. p. 386. * \u2014 Gilbert\u2019s Annalen der Physik. 1820. Bd. LXD . S. 3G3. *\n2\tMemorie della Reale Accademia dette Scienze di Torino. 1818. t. XXIII. p. 184.* (27. Mar/.o 1816.)\n3\tS. unten, Kap. 11.\t\u00a7. i. S. 105. \u2014 2. Abschn. Kap. I. \u00a7. ni. 4.\n4\tGilbert\u2019s Annalen\tder Physik. 1807. Bd. XXV. S. 155. * (18057)\n5\tEbendas. 1803. Bd. XV. S. 340. *\nc Vergk unten, 2. Abschn. Kap. IL 5;. m. 2. (iv)\n1 Gilbert\u2019s Annalen der Physik. 1805. Bd. XXL S. 106. T. 1. Fig. 6. 1","page":100},{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"des Versuches ohne dielalle.\n101\n\u00bbLadung, ohne dafs man (wie bisher) n\u00f6thig h\u00e4tte, sich nach einem \u00bbdritten chemisch verschiedenen Factor umzusehen.\u00ab\nTn seiner Abhandlung \u00fcber den Galvanismus in Gehler's physikalischem W\u00f6rterhuchc 3 spricht sich Pfaff, der dem Gange dieser Verhandlung von Anfang an mil Theilnahme gefolgt war, schliefslich gleichfalls dahin aus, dafs der Streit \u00fcber die M\u00f6glichkeit von Zuckungen durch Ketten allein aus thierischen Gliedern l\u00e4ngst geschlichtet, und durch eine Menge von Versuchen sehr verschiedener Beobachter die Wirksamkeit solcher Ketten aufser Zweifel gesetzt sei. Nachdem er sodann die von v. Humboldt hingestellten F\u00e4lle der G.vr.vANi\u2019schen Zuckung ohne Metalle dargelegt hat, f\u00fchrt er an, dafs es ihm insbesondere oft gelungen sei, in folgender Zusammenstellung, welche v. Humboldt unwirksam gefunden zu haben glaubte, Zuckung zu beobachten, wenn n\u00e4mlich der vom Rumpf getrennte Ischiadncrv in einer etwas gr\u00f6fsercu Strecke durch schnelles Anbiegen dem Schenkel gen\u00e4hert werde; doch macht er die Bedingung geltend, von der v. Humboldt nichts erw\u00e4hnt, dafs der Schenkel noch mit der Haut \u00fcberzogen sei: die Zuckung bleibe aus, wenn der Nen mit den Muskeln unmittelbar in Ber\u00fchrung gesetzt werde. Was die Ursache der Erscheinung betrifft,, so glaubt Pfaff, dafs in den Bau des Muskels so verschiedenartige und in ihrer Getrenntheit noch vollkommen unterscheidbare Theile, wie Zellgewebe, aponeu-rotische Haut, Blutgef\u00e4fse, Nerven und eigentliche Muskelfasern eingehen, dafs es nicht schwer fallen k\u00f6nne, auch hei den einfachsten thierischen Ketten dieser Art immer noch zum wenigsten drei ungleichartige Glieder, die zu einer Kette an einander gereiht sind, nachzuweisen.\nJohannes M\u00fclleb hal seine Erfahrungen \u00fcber diesen Gegenstand in dem Handbuch der Physiologie an zwei Stellen niedergelegt. 3 Abgesehen von mehreren Versuchen vmvickeltercr Art, bei welchen bald ein Metall und der menschliche K\u00f6rper, bald lebende Fr\u00f6sche, bald ein St\u00fcck von einem frischgct\u00f6dtcten oder bereits faulenden Frosch u. d. m. in die Kette eingehen, heilst cs daselbst: \u00bbEndlich bewirkte ich an \u00bbeinem blolscn Unterschenkel mit heraush\u00e4ngendem Stamm des Schcnkel-\u00bb nerven seihst Zuckung, wenn ich den Nerven mit einem isolirenden \u00bbSt\u00e4bchen dem Unterschenkel n\u00e4herte und mit dem Nerven die nasse \u00bbOberhaut des Unterschenkels ber\u00fchrte. Auch erfolgte eine Zuckung, \u00bbwenn ich den Xerven vom Unterschenkel wieder abzog. Dieser Ver-\u00bbsuch, der auch v. Humboldt schon einmal in anderer Art gelang, ist\n1 Gilbert\u2019s Annalen der Physik. 1820. Bd. LXIV. S. 51. 52. *\ns A. a. 0. fid. IV. 2. A h lli. 1828. S. TOI. \u00a7. 47, *\n3 A. a. 0. Bd, I. 3. Au\u00fc, 1838, g. \u201d0, 71. 623 \u2014 620, \u2022","page":101},{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"102\t1. Abschi, Kap 1. \u00a7. Vil. J, iM\u00cfm.er'.? Versuche ohne Metalle.\n\u00bb\u00e4ufserst merkw\u00fcrdig, und der einfachste galvanische Versuch, den \u00bbman an einem Frosche machen kann. Es ist gar kein Metall dazu \u00bbnothwendig; der Unterschenkel mit heraush\u00e4ngendem Schenkelnerven \u00bb mill's ah er auf einer Glasplatte liegen. Man hebt den Nerven auf \u00bb einem Federkiel sanft auf und ber\u00fchrt mit dem Nerven nur den Unter-\u00bb Schenkel, den Nerven zur\u00fcckheugcnd, so erfolgt zuweilen eine Zuk-\u00bbkung.\u00ab 1 Merkw\u00fcrdig ist bei dieser, wie bei der IV wuschen Art, den Versuch anzustellen, der Umstand, dafs die Zuckung versagte, wenn der Muskel allein ber\u00fchrt wurde, und nur eintrat, wenn sich noch Haut zwischen demselben und dem Nerven befand. Was die Erkl\u00e4rung des Versuchs anlangt, so l\u00e4fst J. M\u00fcller neben der Volt.U-sclicn Ansicht von der elektromotorischen Ungleichartigkeit der thieri-schcn Gewebe die M\u00f6glichkeit offen, dafs durch den Lebensprocefs freigewordene Elektricit\u00e4t nach ihrer Verkeilung beim Contact gewisser Theile \u00fcberstr\u00f6me und die Zuckungen hervorrufe. 2 Ihm geh\u00f6rt im Sinne der ersten Deutung der gl\u00fcckliche Ausdruck, bei der Galvani'scEch Zuckung ohne Metalle verhielten sich die thierischen Theile als Elektromotor, Elektrometer und Leiter zugleich. 3\n1 Ebendas., S. 70.\n1 Ebendas., 8. 71.\n3 Ebendas., S. 625.","page":102},{"file":"p0103.txt","language":"de","ocr_de":"Zweites Kapitel\nNobili\u2019s Entdeckung der elektromagnetischen Wirkung des Frosch-stroms im Jahre 1827 und Matteucci\u2019s thierisch - elektrische Arbeiten bis zum Jahre 1840.\n\u00a7. i.\nNomi\u2019s Arbeiten \u00fcber den Froschstrom.\nErst als durch Oerstedt's gl\u00e4nzende Entdeckung (1820) der l\u00e4ngst gcmuthmal'ste geheime Zusammenhang zwischen Elektricit\u00e4t und Magnetismus ans Licht gezogen war; erst als kurz darauf die neue Wechselwirkung, einen Augenblick vorher noch selbst der Gegenstand bed\u00e4chtiger Nachforschung, in Schweigger\u2019s und 1\u2018oggendorff\u2019s H\u00e4nden alsbald zum feinsten und bequemsten Pr\u00fcfungsmittel auf die Gegenwart eines elektrischen Stromes \u00fcberhaupt geworden; erst jetzt sah sich die \u00bbMe-talleleht ricit\u00e4t \u00ab in Stand gesetzt, das Unrecht zu verg\u00fcten, dessen sie sich an ihrer zarteren Zwillingsschwester, der thierischen Elektricit\u00e4t, in fr\u00fchen Tagen schuldig gemacht.\nLeopoldo Nobili, damals in lleggio, hatte 1825, durch Anwendung der AMPKRu'schen astatischen Doppelnadel, 1 2 dem ScnwEiGGERschen Multiplicator einen bis dabin ungeahnten Grad von Empliudlichkeil; verliehen. Der erste Gebrauch, den er selbst davon machte, war, dafs er elektrische Str\u00f6me in den Nerven aufsuchte. 3 Seine Bem\u00fchungen blieben vergeblich; an einer sp\u00e4teren Stelle dieses Werkes wird ihrer ausf\u00fchrlicher Erw\u00e4hnung geschehen. 3 Im Laufe einer Untersuchung\n1\tAmp\u00e8re in Annales de Chimie el de Physique. 1821. t. XVIII. p. 320. pi. III. fig. 15.* \u2014 Amp\u00e8re et Babiket, Expos\u00e9 des nouvelles d\u00e9couvertes sur l'Electricit\u00e9 et le Magn\u00e9tisme. Paris 1822. p. 29. flg. 14. *\n2\tMemorie ed Osservazioni \u00e9dit\u00e9 ed in\u00e9dite del Cavaliere Leopoldo Nobili er. Firenze 1834. vol. I. p. 7. *\n3\tS. unten, 3, Abschn., Kap. VI. \u00a7. n.","page":103},{"file":"p0104.txt","language":"de","ocr_de":"104\nL /.Ibschn. Kay. li. \u00a7. 1 Nobiu\u2019.s1 Entdeckung\n\u00fcber EIcktrieit\u00e4tserregung bei chemischen Verbindungen schien es ihm bald nachher, als k\u00f6nne der Frosch zur Entscheidung einiger Fragen ein noch unversucht gebliebenes werthvolles Iliilfsmitte! abgeben. W\u00e4hrend er bem\u00fcht war, durch Feststellung der relativen Empfindlichkeiten dieses Rheoskops und seines Multiplicators eine sichere Grundlage f\u00fcr die bezweckte Anwendung zu gewinnen, bot sich ihm die Gelegenheit dar, die Wahrnehmung der Galvani'scIici: Zuckung ohne Metalle in der alten VoLTA\u2019schen Weise zu erneuern: ein nach Galvam\u2019s Vorschrift zugerichteter, mit Wirbels\u00e4ule und F\u00fcfsen in zwei Gef\u00e4fse mit Wasser oder Salzl\u00f6sung tauchender Frosch zuckte, wenn zwischen denselben mit einem Asbest- oder Baumwollendochte geschlossen ward. Nobili kam auf den gl\u00fccklichen Gedanken, zu versuchen, ob sein Multiplicator wohl im Stande sein w\u00fcrde, den Strom, der diese Wirkung hervorbringt, anzuzeigen: zu seinem Erstaunen zuckte der Frosch beim Schliefsen abermals, w\u00e4hrend die Nadel unbeweglich blieb. Gleichsam von Eifersucht getrieben, wie er selbst sagt, sein Rheoskop auf diese Weise an Empfindlichkeit \u00dcberboten zu sehen, wendet Nobili alsbald allen Fleifs auf die Herstellung eines neuen, noch vollkommneren Apparats. Seine Bem\u00fchungen waren nicht erfolglos: jetzt erhielt er, mit Salzl\u00f6sung in den Gef\u00e4fsen, einen ersten Ausschlag von 10\u00ae, 20\u00b0, ja sogar 30\". Enthielten dieselben Wasser, so betrug die Bewegung nur wenige Grade; und auch diese Ablenkung verschwand, so wie die Wasserstrecke irgend verl\u00e4ngert wurde, w\u00e4hrend ein kr\u00e4ftiger Frosch unter diesen Umst\u00e4nden noch fortfuhr, durch schwache Zuckungen seine \u00fcberlegene Empfindlichkeit darzuthun. Stets aber war die Multiplicator-wirkung so gerichtet, dafs sie einen Strom von den Muskeln zu den Nerven oder von den F\u00fcfsen zu dem Kopfe in dem Frosch anzeigte. Diesen Strom, denselben, der die Galvam\u2019scIic Zuckung ohne Metalle erzeugt, nannte Nobili \u00abla eorrente propria della rana, courant de la grenouille\u00ab; wir nennen ihn Frosch str\u00f6m. 1\nMan erf\u00e4hrt hier beil\u00e4ufig nicht, wie die in die Fl\u00fcssigkeit der Gef\u00e4fse tauchenden Multiplicatorenden beschaffen waren, indessen l\u00e4fst sich aus einer sp\u00e4teren Stelle der Abhandlung, 2 wo elektrochemische \\ ersuche beschrieben werden, entnehmen, dafs dieselben von Platin und auf ihre Gleichartigkeit gepr\u00fcft gewesen seien, wie sich dies auch nicht anders von einem so sorgf\u00e4ltigen Beobachter erwarten l\u00e4fst.\n1\tAnnales de Chimie et de Physique. Juillet 1828. t. XXXVIII. p. 225. * \u2014 Biblioth\u00e8que universelle etc. Ancienne S\u00e9rie. Sciences et Arts. 1828. t. XXXVII. [i. 10.* \u2014 PoecESii)OBF*\u2019s Annalen u. s. w. 1828. Bd. XIV. S. 157. * \u2014 Memorie cd Osservazioni ec. vol. I. p. 07. * -- (Abhandlung 1.)\n2\tAnnales (le Chimie et de Physique. Ibid., p. 239. *","page":104},{"file":"p0105.txt","language":"de","ocr_de":"der elektromagnetisch en Wirkung des Froschslroms.\n103\nDie Arbeit, worin Nobili diese wichtige Entdeckung bekannt machte, und welche sich an den angef\u00fchrten Stellen befindet, ist vom 3. November 1827 gezeichnet. Seine, ferneren Wahrnehmungen \u00fcber den Froschstrom sind theils in derselben, tlieils in einer sp\u00e4teren, nicht minder werthvollen, von lieggio am 1. November 1829 gezeichneten enthalten, worin er eine genaue Zergliederung der elektrischen Reizcersuche an Froschschenkeln giebt. 1 Ich stelle die Ergebnisse beider hier zusammen, wie es das Bediirfnifs der Uebersicht erheischt, wobei ich mich auf die Franz\u00f6sischen Annalen der Chemie und Physik, als auf die am allgemeinsten zug\u00e4ngliche Quelle, beziehe.\nDer Froschstrom ist nicht blos im Augenblick der Schliefsung, sondern dauernd vorhanden; in einem einzelnen Falle erhielt Nobili 5\u00b0 best\u00e4ndiger Ablenkung. Die Wirkung nimmt zu mit der Anzahl der Fr\u00f6sche, die man nach dem Gesetze der S\u00e4ule geordnet in den Kreis einf\u00fchrt; ein zweiter Frosch gab 8\u00b0, ein dritter 11\u00b0 best\u00e4ndiger Ablenkung (Abhandlung I. p. 238). a Das Dasein des Stromes ist von der F\u00e4higkeit des Frosches, mit Zuckung darauf zu antworten, v\u00f6llig unabh\u00e4ngig (ebendas.), was daraus hervorgeht, dal's die Multiplicator-wirkungen mehrere Stunden anhaltcn, w\u00e4hrend die crslere bekanntlich nach wenigen Minuten, h\u00f6chstens einer Viertelstunde, verloren zu gehen pflegt (ebendas., 236. \u2014 Abhandlung II. S. 86). Dasselbe l\u00e4fst sich ohne Multiplicator naehweisen, wenn man zwei Fr\u00f6sche, von denen der eine frisch, der andere schon seit l\u00e4ngerer Zeit zubereitet ist, so zum Kreise verbindet, dal's bald die Nerven des einen die Muskeln des anderen, bald hingegen die gleichnamigen Theile einander ber\u00fchren; im ersten Falle zuckt der frisch zubereitete unter dem Einfl\u00fcsse der vereinigten Str\u00f6me, im zweiten findet keine Zuckung statt, weil der \u00e4ltere Frosch noch immer einen hinreichend starken Strom entwickelt, um den des frischen zum gr\u00f6 fscren Theile aufzuheben (II. p. 86). Sind beide Thiere frisch zugerichtet, so zucken nat\u00fcrlich beide im ersten Falle, im zweiten Falle bleiben auch jetzl beide unbewegt (1. p. 235). Wenn man sich des Frosches als strompr\u00fcfeuden Mittels f\u00fcr zarte hydroelektrische Str\u00f6me bedienen will, li\u00e2t, man diese, so lange es sich allein um ihre Entdeckung handelt, nur durch die Nerven und das anh\u00e4ngende St\u00fcck Wirbels\u00e4ule zu leiten; um aber auch ihre Richtung zu bestimmen, f\u00fchrt man sie durch Muskel und Nerv zugleich, und zwar bald in der\n1 Annales de Chimie et de Physique. Mai 1830. t. XLIV. p. 60. * \u2014 Schweig-o.eics Journal der Chemie und Physik. Bd. LX. S. 265. * \u2014 Memorie ed Osserva-zioni ec. \\ol. I. p. 135.* \u2014 (Abhandlung II.)\n\u25a02 S. oben S. 100 den entsprechenden \\ ersuch von Bi nzen am physiologischen Rhcoskop.","page":105},{"file":"p0106.txt","language":"de","ocr_de":"/. Abschn. Kap. 11. \u00a7. 1 Nowu\u2019i-\n106\neinen, bald in der anderen Richtung. Da in dem einen Falle der Froschstrom sich mit dem zu pr\u00fcfenden Strome vereinigt, in dem anderen sich davon abzieht, so gieht die Verschiedenheit in der St\u00e4rke der Zuckungen ein ziemlich sicheres Kennzeichen der Richtung des Stromes ah (ebendas., p. 236 11\u2019.). Was das Eintreten und Ausbleiben der Zuckungen beim Oeffnen und Schliefsen der einfachen Froschkette betrifft, so stellt Nomu fest, dafs w\u00e4hrend die Mehrzahl der frisch-zubereiteten Fr\u00f6sche nur die Schliefsungszuckung zeigt, doch auch ausnehmend kr\u00e4ftige Thiere Vorkommen, die auf das Oeffnen der Ketle antworten; einige, wenige endlich zeigen nur die Oefl'nungszuckung (II. p. 85). Die Betrachtungen, die sich f\u00fcr ihn an dies Verhallen eines von den F\u00fcisen nach dem Kopfe gerichteten schwachen Stromes mit Bezug auf sein Gesetz der Zuckungen auf elektrischen Reiz kn\u00fcpfen (ebendas., p. 87 ff.), werden sp\u00e4ter mitgetheilt werden. 1\nDies sind s\u00e4mmtliche Thatsachen, die Nobii i \u00fcber den Froschstrom ans Licht gezogen hat. Bei Durchlesung seiner Arbeiten l\u00e4fst sich leider kaum verkennen, dafs er unter dem Einflufs der vorgefafsten Meinung stand, der Froschstrom m\u00fcsse eine von den Lebensvorg\u00e4ngen unabh\u00e4ngige, erst durch die physischen Verh\u00e4ltnisse des zubereiteten Frosches bedingte Erscheinung sein. (I. p. 238. \u2014 II. p. 88). Diese Ansicht hei ihm festzusetzen, mochte das verneinende Ergebnifs jener fr\u00fcheren Versuchsreihe \u00fcber elektrische Str\u00f6me in den Nerven vorzugsweise wirksam gewesen sein. Er st\u00fctzt dieselbe auf die Wahrnehmung, dafs auch solche Fr\u00f6sche, die auf viel st\u00e4rkere Str\u00f6me, als der Froschstrom ist, zu antworten aufgeh\u00f6rt h\u00e4tten, noch immer einen Strom entwickeln (II. (>.86); indessen ist sehr wahrscheinlich, dafs unter diesen Str\u00f6men keine anderen verstanden sind, als die, der Kupferplatin-, Kupfereisen-, h\u00f6chstens Kupferzinkb\u00f6gen, deren er sich zu seinen Reizversuchen durchweg zu bedienen pflegte (ebendas., p. 66. 67. 70. 75. 77. 78. 88). Alsdann ist zu erinnern, dafs so schwache Str\u00f6me, wenn sie auch den Froschstrom an St\u00e4rke weit \u00fcbertreffen, doch unverm\u00f6gend sind, ein Mals f\u00fcr die letzten Spuren der erl\u00f6schenden Reizbarkeit eines Muskels abzugeben.\nDie Theorie sodann, die Nobiu von dem physikalischen Vorg\u00e4nge aufstellt, der dem Froschstrom zu Grunde liegen soll, zeugt abermals von einem Vorurtheile, dem er sich gefangen gegeben hatte. Er huldigte der Ansicht, alle Str\u00f6me seien thermoelektrischen Ursprungs (I. p. 245. Anm. \u2014 II. p. 87). Bei den Leitern zweiter Klasse verliefen seiner Meinung nach Str\u00f6me dieser Art vom w\u00e4rmeren zum k\u00e4lteren Theile\n1 >S, unten, 2. Abschn., Kap. 11. \u00a7. in. 2. (vi) 6,","page":106},{"file":"p0107.txt","language":"de","ocr_de":"107\nTheorie des Froschslroms.\n(I. p. 244. 245). Da er nun, ganz willk\u00fcrlich und ohne weitere Untersuchung, den Nerven als das positive, die Muskeln als das negative Glied der Froschkette betrachten zu d\u00fcrfen glaubte (II. p. 85), so schrieb er diese elektrische Verlhcilung der st\u00e4rkeren Abk\u00fchlung der kleineren Masse des Nerven, im Vcrh\u00e4ltnil's zur geringeren Abk\u00fchlung der greiseren Masse der Muskeln durch die Verdunstung zu (II. p. 87).\nDiesen Ausspr\u00fcchen einer solchen Auctorit\u00e4t ist es wohl belzu-messen, dafs die Entdeckung der elektromagnetischen Wirkung des Froschstroms so wenig Aufsehen erregte und einen so geringen Ein-llul's auf die Behandlung der thicrischen EIcktricitiit gewann, obschon gerade damals von vielen Seiten her der Frage nach elektrischen Str\u00f6men in den Nerven und Muskeln die gespannteste Aufmerksamkeit zugewandt war. Aber w\u00e4hrend, wie die Folge lehren wird, der Froschstrom die Beantwortung derselben im Keime enthielt, sieht man eine Schaar von Forschern vielmehr nach wie vor, den hier gegebenen Wink verschm\u00e4hend oder seiner unbewufst, auf alle nur sonst erdenkbaren Weisen vergeblich bem\u00fcht, ihren theoretischen Traumgebilden einen k\u00f6rperlichen Gehalt zu verleihen. 1 Der einzige Schriftsteller, der die Wichtigkeit von Nobiu\u2019s Entdeckung geb\u00fchrend hervorhebt, ja besser zu w\u00fcrdigen verstand, als ihr Urheber selbst, ist Feciiner in der lichtvollen Zusammenstellung der Thatsachen des physiologischen Galvanismus, welche das letzte Kapitel seines Lehrbuchs des Galvanismus und der Elektrochemie in der Lebersetzung von Biot\u2019s Lehrbuch der Experimental-Physik u. s. w. bildet. ' De ia Rive begreift nicht, und beklagt es lief in Nobim's Nekrolog, dafs dieser Gegenst\u00e4nden von so beschr\u00e4nktem Interesse, wie dem Froschstrome und dem Gesetze der Zuckungen, so viel Zeit und M\u00fche habe opfern k\u00f6nnen; 3 er schliefst sich der Vorstellung eines thermoelektrischen Ursprungs der Erscheinung an. 4 Magendie fragt gar noch 1838: \u00bbNe serait-ce pas plut\u00f4t un \u00bbcourant thermo\u00e9lectrique du \u00e0 la diff\u00e9rence de terns que les muscles \u00bbet le nerf, \u00e0 raison de leurs masses in\u00e9gales, employent \u00e0 se des-\u00bb s\u00e9cher et cons\u00e9quemment \u00e0 se refroidir par le fait de l\u2019\u00e9vaporation?\u201c -Seiner Meinung folgt auch F. Capitaine, in seiner Th\u00e8se: \u00bbDe Vin-fluence des courants \u00e9lectriques sur les corps organis\u00e9s, et de leur production spontan\u00e9e pendant la vie.* Paris 1839. 4\u00b0. p. 7. 8. \u00b0\n1 S. unten, 3. Atisclin., Kap. IV. \u00a7. r. \u2014- Kap. VI. \u00a7. h,\n3 A. a. O. 2. Anfl. Bd. ill. Leipzig 1829. S. 502. *\n5 Biblioth\u00e8que universelle eic. Ancienne S\u00e9rie. Sciences et Arts, 1835. i. Ll\\ p. 224. \u2019\n- Ibid., 1831. t. XLVI. p. 103. \u2018\ns Pr\u00e9cis de Physiologie. Bruxelles 1838. p. 139. \u2019","page":107},{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"108\n/. AbscJin. Kap. II. \u00a7. IL Mattedcci\u2019s erste Arbeiten\n\u00a7. H.\nMattevcci\u2019s erste thierisch-elektrische Untersuchungen.\nCarlo Matteucci, aus Forli im Kirchenstaat geb\u00fcrtig, jetzt in Pisa, li\u00e2t es die organische Physik zu verdanken, dafs sie endlich zum Bewufstsein des Schatzes gekommen ist, der hier zu heben war. Mat-XE\u00fcccrs Arbeiten \u00fcber den Froschstrom beginnen erst 1837 ; vielleicht erscheint es jedoch nicht unangemessen, wenn ich der Darlegung der uns zun\u00e4chst angehenden Leistungen dieses Forschers, welche den unsri-gen zum Ausgangspunkte dienen werden, einen kurzen Ucbcrblick \u00fcber seine fr\u00fchere Th\u00e4tigkeit in demselben Gebiete voraufschicke, so weit derselbe zur richtigeren W\u00fcrdigung ihrer sp\u00e4teren Entwickelung beitragen kann.\nMatteucci war von Anfang an von dem entgegengesetzten Vor-urthcilc von dem beseelt, welches Nobili\u2019s Fortschritt gehemmt hatte. Schon in seinen ersten Arbeiten giebt sich das Bestreben kund, physiologische. Erscheinungen aller Art auf irgend eine Weise in einen mehr oder weniger ausgesprochenen Zusammenhang mit dem Spiele elektrischer Kr\u00e4fte zu bringen.\nSo bem\u00fcht er sich in seinem fr\u00fchesten mir bekannt gewordenen hiehergeh\u00f6rigen Aufsatze 1 2 zu beweisen, dafs man den Gang der thie-rischen F\u00e4ulnifs verlangsamen und ihre Erzeugnisse ab\u00e4ndern k\u00f6nne, indem man die Organtheile auf Kupfer- oder Zinkblech legt, wodurch sie, nach Bellingeri\u2019s 2 und seinen eigenen Erfahrungen, beziehlieh positiv und negativ elcktrisirt werden sollen. Im ersten Falle vermindere sich ihre Verwandtschaft zum elektropositiven Mengungsbestand-theil der umgebenden Luft, w\u00e4hrend die Anziehung zum elcktronega-tiven um eben so viel erh\u00f6ht werde; im zweiten Falle finde das Entgegengesetzte statt. Wie, bei erh\u00f6hter Verwandtschaft zum Sauerstoff, die Zersetzung verlangsamt erscheinen k\u00f6nne, l\u00e4fst Matteucci uner\u00f6rtert. Anbringen der Stoffe an den Enden einer (vermuthlich offenen) S\u00e4ule, leiste das N\u00e4mliche; die f\u00e4ulnifswidrige Wirkung der\n1\tAnnales de Chimie et de Physique. Novembre 1829. I. XLII. p. 310.* \u2014 The Edinburgh Journal of Science, conducted by D. Brewster. 1830. New Series, vol. II. p. 230.* \u2014 Froriep\u2019s Notizen u. s. w. August 1830. No. 599. (Bd. XXVIII. No. 5.) S. 68. *\n2\tVermuthlich ist hier Bellingeri\u2019s Arbeit \u00bbSulla propriel'a elettrica dei solidi animali\u201c in Memorie della Reale Accademia delle Scienze di Torino. 4\u00b0. 1820. 1. XXV. p. 1., vom 12. December 1819 gemeint, deren Werth ungef\u00e4hr dem seiner Untersuchungen \u00fcber die ElchlridtiU des Blutes (S. oben S. 24) gleichkommt,","page":108},{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"im Gebiete der {hierischen EleJctricil\u00e4t.\n109\nPflanzenkohle beruhe gleichfalls auf ihrer Stellung in der Spannungsreihe, keinesweges auf ihrer Porosit\u00e4t.\nDann linden wir ihn besch\u00e4ftigt, die elektrochemische Theorie der Absonderungen, welche von Young, Home, Wollaston u. A. m. schon vor langer Zeit angeregt und bearbeitet worden war (S. oben S. 26, 27.), durch neue Versuche zu erh\u00e4rten. 1 * Obschon diese Versuche kein anderes Ergebnifs lieferten, als dafs die goldenen oder kupfernen Poldr\u00e4hte einer f\u00fcnfzehnpaarigen S\u00e4ule in zwei Bauchwunden eines lebenden Kaninchens eingef\u00fchrt, oder auf die Leber oder die Eingeweide lebender Thiere angebracht, beziehlicli saure und alkalische Zersetzungs-Stoffe uni sich her versammelten, erkl\u00e4rt Matteucci dieselben doch f\u00fcr ausreichend, um die Analogie der Absonderungen und der elektrochemischen Zersetzung festzustellen; ja er scheut sich in einer sp\u00e4teren Abhandlung sogar nicht, die ausgeschiedenen Stolfe selbst ohne Weiteres dem Harn und der Galle f\u00fcr chemisch analog auszugeben.\nFerner untersuchte er, mit Hinblick auf Becquerel\u2019s Theorie, welcher keimende Samen als einen elektronegativen Apparat betrachtet, der Basen anzieht und S\u00e4uren von sich stufst, 3 den Einflufs, den der Aufenthalt an den Polen einer (vermuthlich geschlossenen) zehnpaarigen Kupferzinks\u00e4ule auf das Keimen von Linsen \u00e4ufsert. Er fand, dafs der negative Pol merklich bef\u00f6rdernd einwirkte, was indefs nur von dem sich hier ansammelnden Alkali herzur\u00fchren schien. 4\nSp\u00e4ter stellte Matteucci, geleitet theils durch die schon erw\u00e4hnte Ansicht von der elektrochemischen Natur der Absonderungen, theils aber durch Wilson Philip s bekannte Irrlehren, 5 folgenden Versuch an: Er rieh ein St\u00fcck gekochten Fleisches mit etwas Wasser, Seesalz und kohlensaurem Natron bei passender Temperatur so lange zusammen, bis sie einen Brei abgaben, demjenigen \u00e4hnlich, den man durch Kauen erh\u00e4lt. Diesen Brei brachte er in eine mit Seesalzl\u00f6sung befeuchtete Blase, und die Blase seihst einerseits, andererseits ihren Inhalt, durch Platindr\u00e4hte mit einer achtzehn- bis zwanzigpaarigen Zinkkupfers\u00e4ule in Verbindung, In den Zersetzungsstollen, die sich alsbald am posi-\n1 Annales de Chimie et de Physique. Mars 1830. t. XLI1I. p. 256. * \u2014\nSciiweic.ger's Journal u. s. \\v\\ Bd. LX. S. 305.*\n3\tIbid., Ao\u00fbt 1834. t. IA 1. p. 439.* \u00bb....J'ai obtenu, avec la pile, des \u00bbfluides, dont la nature chimique \u00e9tait analogue \u00e0 celles des fluides des reins, p. e. \u00bbet du foie.\u00bb\n3\tTrait\u00e9 exp\u00e9rimental de l\u2019\u00c9lectricit\u00e9 et du Magn\u00e9tisme, t. IV. Paris 1836. p. 185. *\n4\tAnnales de Chimie et de Physique. Mars 1833. t. LV. p. 310. *\n5\tS. unten, 3. Abschn., Kap. VI. \u00a7. u,","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110\n1. Ab sehn. Kap. II. \u00a7. II. Mattf.ucci's erste Arbeiten\nliven Pole, welcher der die Illase ber\u00fchrende war, einzufinden begannen, will Matteucci eine dein Chymus v\u00f6llig \u00e4hnliche Mischung crkannl haben, und kommt also darauf zur\u00fcck, dal\u2019s es zur Erkl\u00e4rung der Magenverdauung wie der sauren Beschaffenheit des Magensaftes nur nothwendig sei, einen durch die Nerventh\u00e4tigkeit unterhaltenen positivelektrischen Zustand der YV \u00e4nde dieses Eingeweides anzunehmen. 1 Jon. M\u00fcller halte hingegen schon fr\u00fcher mehrmals vergeblich versucht, I leischst\u00fcckchen in S\u00e4ure oder Kochsalz mit H\u00fclfe eines elektrischen Stromes aufzul\u00f6sen. Jetzt wiederholte er in Gemeinschaft mit Dieciuiuek Matteucci s Versuch in der Weise, dafs die eine H\u00e4lfte des Breies in einer Blase sich selbst \u00fcberlassen wurde, w\u00e4hrend die andere 20 Stunden lang der Einwirkung des Stromes einer 36paarigen S\u00e4ule unterlag; es zeigte sich aber kein irgend bemerkbarer Unterschied in beiden Fl\u00fcssigkeiten. 2\n1 Annali dellc Scienze del Regno Lombardo -Venelo, Opera periodica di alcuni collaboratori. 1833. \u2014 Bulletin\u00ab delle Scieuzi: inediche della Soriet\u00e0 roedico-rhirui'gica di Bologna. Setlcmbre 1\u00bb33.\t- Gazelle medicale dc Paris. 2. Serie.\nJanvier 1834. I. II, p. 7. * \u2014 Froriep\u2019s Notizen n. s. w. April 1831. No. 867. (Bd. XL. No. 9.) S. 129. *\n: Jon. M\u00f6ller s Handbuch der Physiologie ri. s. w. Bd. I. I. Aull. S. 533. * ____\nDi eckhoff , De actione, quam nervus vagus: in digestionem ciborum exerceat. Bcro-1 iui 1835. p. 37. * \u2014 Sp\u00e4ler haben Purkinje und Pappenheim, durch \u00e4hnliche Voraussetzungen geleitet, wie Matteucci, (obschon, allem Anschein nach, ohne Kenninifs seiner und der alleren Bestrebungen Wollaston\u2019s, Home\u2019s, und Anderer) Versnobe: \u00bb\u00fcber das Verhalten des Galvanismus hei k\u00fcnstlicher Verdauung\u00ab bekannt gemaelil, deren hier Erw\u00e4hnung geschehen muls, weil sie, in dem Sinne ihrer Urheber, tlicil-weis bejahende Ergebnisse geliefert haben, ohne doch, wie man es der Aufschrift nach alsdann zu glauben geneigt sein k\u00f6nnte, Matteucci's Angaben zur Best\u00e4tigung zu dienen. Purkinje und Pappenheim untersuchten n\u00e4mlich, oh aus lliierischen Fl\u00fcssigkeiten durch Elektrolyse am positiven Pol hinreichend viel S\u00e4ure ausgeschieden werden k\u00f6nne, um sieh derselben, nach Zusatz von Laab, als k\u00fcnstlicher \\ erdauiingstliissigleil bedienen zu k\u00f6nnen; ob also die Annahme eines elekli oposi-tiven Verhallens des Magens zureichend sei. um die Gegenwart der Salzs\u00e4ure in demselben, unabh\u00e4ngig um besonderen zu ihrer Absonderung bestimmten Dr\u00fcsen, zu erkl\u00e4ren. Hierzu wurden die Fl\u00fcssigkeiten, n\u00e4mlich Speichel, verd\u00fcnntes Eiweil's, Schleim, Blulwasser, eoneenliirte Blutrollil\u00f6sung und Laab mit Wasser in zwei durch einen feuchten Bammvolleiidochl verbundene Gl\u00e4schen gelhan, in deren jedes ein Platinende einer 30paarigen S\u00e4ule tauchte. Zur Laabtl\u00fcssigkeil wurde hegreillieh nachmals kein Laab mehr Iiinzugeselzt. Nur diese Fl\u00fcssigkeit und Speichel gaben ein befriedigendes Ergebnils. Man sieht jedoch leicht, dafs in diesen Versuchen der Strom mit der Verdauung seihst gar nichts, sondern nur mit der voraufgehen-den Entwicklung von S\u00e4ure etwas zu thun liai, w\u00e4hrend er nach Matteucci gerade die eigenth\u00fcmlich aufl\u00f6sende Wirkung des Pepsin\u2019s zu ersetzen im Stande sein sollle. Miller s Archiv f\u00fcr Analomie, Physiologie und wissenschaftliche Medium Jahrgang 1838. S. 1,* -- Annales des Sciences naturelles. 2. Serie. I. IX. Zoologie, p, 352. *","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"im 6'ebiete der thierischen Elektrich\u00e4t.\n111\nUm dieselbe Zeit erschien in den \u00bbAnnuli delle Scienze del Jlerjnn Lombardo- Veneto* 1 eine Arbeit von Matteucci, welche mir nicht zug\u00e4nglich geworden ist, aus der er seihst jedoch in einem sp\u00e4teren Aufsatze folgende zwei Behauptungen hervorhebt. 2\t1) Metall-\nsalze, in den Kreislauf cingefiilirt, w\u00fcrden so zersetzt, dafs ihre S\u00e4uren durch die Nieren (als elektropositives Organ), ihre Basen durch die Leber (als elektroncgatives Organ) ausgeschieden w\u00fcrden. 2) Durch Verbinden der beiden Enden eines durchschnittenen Vagus mittelst der Plalinenden des Multiplicators erhalte man einen Strom, dessen Richtung aber nicht angegeben ist.\nBei alledem entging Matteucci, wenn nicht die einzige, doch die erste wirkliche Entdeckung, die auf diesem Gebiete zu machen war. Am 27. Januar 1834 legte Alexandre Donne der Pariser Akademie der Wissenschaften eine Abhandlung \u00fcber die chemische Beschaffenheit der Absonderungen vor, in welcher er unter andern zeigt, dals man heim Anbringen gleichartiger Multiplicatorenden an chemisch ungleichartige Absonderungsorgane, als Haut und Mundschleimhaut, Magen und Leber u. s. f. kr\u00e4ftige Str\u00f6mungen erh\u00e4lt. 3\nMatteucci erstaunte, dafs es Donne beigekommen sei, diese Str\u00f6me \\on den vorhandenen chemisch ungleichartigen Absonderungen abzuleiten. Seiner Meinung nach r\u00fchrten sie a on den l\u00e4ngst von Woleaston und ihm selber angenommenen entgegengesetzt elektrischen Zust\u00e4nden der Absonderungsorgane her, welche selbst vielmehr als die Ursache jener chemischen Gegens\u00e4tze anzusehen seien. Wenn schon die Richtung der Str\u00f6me, seiner Meinung nach, diese Ansicht beg\u00fcnstige (was eine durchaus willk\u00fcrliche Behauptung ist), so werde sie durch folgenden Versuch vollends \u00fcber jeden Zweifel hinaus gehoben. Ein lebendes Kaninchen gab einen Strom von 15 \u2014 20\u00b0 von der Leber zum Magen. Nach Durchschneidung s\u00e4mmtlicher Blutgef\u00e4fsc und Ner-ven, welche durch das Zwerchfell in die Bauchh\u00f6hle treten, erhielt Matteucci nur noch 3 \u2014 4\u00b0. nach Enthauptung des Thicres aber gar keine Wirkung mehr. Als er nun einen Draht in das R\u00fcckenmark stiefs und so lebhafte Zuckungen hervorrief, trat vor\u00fcbergehend auch der Strom wieder ein. Dals diese Wirkung, nach Durchschneidung\n1\tWahrscheinlich 1834. Bimestre 111. p. 117: Vergl. Biblioth\u00e8que universelle etc. Ancienne Serie, Sciences el Arts. 1834. I. UV. p. 17G. *\n2\tAnnales (le Chimie et de Physique. Ao\u00fbt 1831. t. L\\ I. p. 439. 4t2. *\n3\tAnnales des Sciences naturelles. 2. S\u00e9rie. 1834. I. I. Zoologie, p. 125. * \u2014 Die n\u00e4mlichen Erscheinungen lassen sich bei allen Thieren, auch hei den Fischen, beobachten, s. Becquerel, Trait\u00e9 experimental de l\u2019\u00c9lectricit\u00e9 ft du Magn\u00e9tisme. I I \\ Paris 1836. p. 261. y","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\n1. Absclin. Kap. 11. \u00a7. 11. Mattepcci\u2019# erste Arbeiten\naller das Zwerchfell durchdringenden Nerven, doch nicht f\u00fcglich vom R\u00fcckenmark herr\u00fchren konnte, diese Schwierigkeit bleibt unerw\u00e4hnt! \u2014 Einem anderen Kaninchen f\u00fchrte er in die Brust ein Glasrohr ein, welches mit einer Retorte in Verbindung stand, worin Blaus\u00e4ure entwickelt wurde. 1 Die Kr\u00e4mpfe, unter denen das Thier verschied, begleiteten f\u00f6rmlich stofsweise Hebungen und Senkungen des Stromes, bis er endlich ganz verschwand. Der Strom f\u00e4hrt dagegen fort zu erscheinen, nachdem man die S\u00e4ure des Magens mit einem beliebigen Alkali ges\u00e4ttigt bat. Dieselben Ergebnisse erhielt Matteucci an einer grofsen Anzahl von Fr\u00f6schen.\nUebrigcns nimmt er in dieser Arbeit seine Beobachtung von Str\u00f6men zwischen den Enden eines durchschnittenen Vagus wieder zur\u00fcck. 2\nBald darauf widerlegte Donn\u00e9 alle diese Behauptungen vollst\u00e4ndig. In Versuchen an mehr als zw\u00f6lf Kaninchen zeigte er, dafs die Str\u00f6me auch an lodten Thieren erhalten werden; dafs man sie beobachtet sogar zwischen Leber und Magen zweier verschiedenen Thicrc; dafs weder die Trennung von Nerven und Gef\u00e4fscn, noch die Enthauptung, noch Reizung des R\u00fcckenmarkes, sei\u2019s auf mechanischem, sei\u2019s auf elektrischem Wege, einen irgend bemerkbaren Einflufs auf dieselben aus\u00fcben; endlich, dafs auch ausgeschnittene frei in der Hand gehaltene ungleichartige Orgautheile fortfahren, dieselben zu entwickeln. So wenig man behaupten k\u00f6nne, dafs diese, wenngleich schwach, doch best\u00e4ndig wirkenden Str\u00f6mungen ohne alle Bedeutung in den Vorg\u00e4ngen des Lebens seien, so unm\u00f6glich sei es andererseits, bei dem jetzigen Stande unserer Kenntnisse, denselben irgend eine Rolle mit vorzugsweiser Bestimmtheit zuzuschreiben. 3 4\nNichtsdestoweniger bat Matteucci seine fr\u00fcheren Aussagen noch 1837 und 1840 4 wiederholt. Sp\u00e4ter erw\u00e4hnt er ihrer nicht mehr, ohne sie jedoch jemals ausdr\u00fccklich zur\u00fcckgenommen zu haben.\nDies war der Mann, dem jetzt Nomus von ihm selbst verkannte Verlassensehaft in die Il\u00e4ndc fiel. Man sieht leicht, dafs er nicht\n1\tIm Original sieht \u00bbqu\u2019on introduise alors dans l\u2019int\u00e9rieur de la poitrine l'extr\u00e9mit\u00e9 d\u2019un tube de verre communiquant avec une cornue, de laquelle l\u2019acide\n\u00bbhydrocyanique d\u00e9velopp\u00e9 est oblig\u00e9 de sortir \u00e0 travers le cyanure de mercure.\u00bb 11 y drocyanique ist vielleicht ein Druckfehler f\u00fcr hy dros ulf urique.\n2\tAnnales de Chimie et de Physique. Ao\u00fbt 1834. t. LAT. p. 439. * \u2014 Biblioth\u00e8que universelle etc. Ancienne S\u00e9rie. Sciences et Arts. 1834. l. LVT. p. 427. * \u2014 L\u2019Institut, t. II. No. 75. \u2014 Fbokiep\u2019s Notizen u. s. w. Januar 1835. No. 927. (Bd. XLI1I. No. 3.) S. 35. *\n3\tAnnales de Chimie et de Physique. D\u00e9cembre 1834. t. LY1I. p. 398. *\n4\tIbid., D\u00e9cembre 1837. t. LX\\I. p. 43U. * \u2014 Essai sur les ph\u00e9nom\u00e8nes \u00e9lectriques des animaux Paris 1810. p. 85. *","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"im Gebiete der tinerischen Elelrlricit\u00e4t.\n113\nGefahr lief, denselben Mifsgriff zu begehen. Um so mehr beklagt man es, wenn man in seinen Arbeiten fort und fort den M\u00e4ngeln begegnet, die der Leser zum Theil schon aus dem Obigen hat entnehmen k\u00f6nnen, zum Theil noch zu w\u00fcrdigen Gelegenheit finden wird. Dieselbe Untreue, der Natur, sich selbst und anderen Forschern gegen\u00fcber; dieselbe Leichtfertigkeit in seinen Behauptungen und in seinen Hypothesen, welche mehr geeignet scheinen, Aufsehen zu erregen, als sich den Thatsacheu anzuschmiegen; dieselbe Lockerheit der Scblufsfolgen, wodurch er verhindert wird, den Vortheilen nachzugehen, womit ihn der Zufall w\u00e4hrend seiner langen mit anerkennenswerther Emsigkeit gef\u00fchrten Forschungen mehrmals gl\u00e4nzend beschenkte; endlich eine Vernachl\u00e4ssigung der Form, welche nicht durch den Gebrauch einer fremden Sprache entschuldigt werden kann, da sie sich mehr in der mangelnden Gliederung des Stoffs und der vieldeutigen Unbestimmtheit des Ausdrucks kund giebt: dies sind die Uebelst\u00e4nde, welche wir im Laufe dieses Werkes noch h\u00e4ufig zu bek\u00e4mpfen haben werden. Mit Schmerz war noch kurz vor seinem Tode der treffliche Nobili Zeuge des Beginnens gewesen, welches Matte\u00fccci in der thicrischen Eleklricil\u00e4t anhob, wof\u00fcr Jener stets eine besondere Vorliebe gehegt, und vergebens batte er, wie bereits vor ihm Mariamni, diesem Treiben ein Ziel zu setzen gesucht. Seine wohlgemeinten Erinnerungen batten keinen anderen Erfolg, als dafs derjenige, an den sic gerichtet waren, von nun an auch die \u00fcbrigen Leistungen ihres Urhebers nach M\u00f6glichkeit ignorirte. 1\n\u00a7. III.\nMatteucci\u2019s Arbeiten \u00fcber den Froscbstrom bis zum Jahr 1840.\nBereits in der letztangef\u00fchrten Arbeit ist von dem Nomu'schen Grundversuch \u00fcber den Froschstrom mit dem Bemerken die Rede, dafs es Matte\u00fccci nicht immer gegl\u00fcckt sei, eine Ablenkung zu erhalten, was ihn jedoch eben so wenig Wunder nehme, als die sonstigen verneinenden Ergebnisse \u00fcber Str\u00f6me in den Nerven, da er beobachtet habe, dafs sogar der Strom einer zehnpaarigen S\u00e4ule, durch einen zugerichteten Frosch, ja durch einen frei pr\u00e4parirten Nerven geleitet, keine Wirkung auf die Nadel eines Multiplicators \u00e4ufsere, dessen Enden\n1 S. Biblioth\u00e8que universelle eie. Ancienne Seite. Sciences cl Arts. 1831. I. NLA II. p. 371. \u00bb \u2014 Ibid., 1834, I. IAH. p. 174, *","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114\n1. Absclin. Kap. II. \u00a7. III. Matteucci beginnt\nzwischen den Poldr\u00e4hten an die thierischen Theile irgendwie angebracht sind. Er scheint dies einer unbekannten, in den Leitungsverh\u00e4ltnissen der Nerven und Muskeln begr\u00fcndeten Eigenthiiiulichkcit, statt einfach der Unempfindlichkeit seines Multiplicators zuzuschreihen, und spricht schliefslich die Ueberzeugung aus, dafs die Erforschung der elektromotorischen Fische der Weg sei, das grofse R\u00e4thsel der thierischen Elek-tricit\u00e4t seiner endlichen L\u00f6sung n\u00e4her zu bringen. 1\nHier beginnt demnach die ausgedehnte Reihe seiner Arbeiten \u00fcber diesen Gegenstand. Es w\u00fcrde uns an dieser Stelle zu weit f\u00fchren, ihm auch nur in die Umrisse derselben folgen zu wollen; wir werden sp\u00e4ter mehrfach Gelegenheit finden, uns auch mit diesem Theile seiner Leistungen bekannt zu machen. Hier gen\u00fcgt cs f\u00fcr unsern Zweck, den Faden der Untersuchung zu entwirren, der Matteucci schliefslich zu einer ernsteren Beachtung der Erscheinung des Froschstroms f\u00fchrte. Es war folgender.\nBecquerel halte um jene Zeit eine Theorie des Schlages der Zil-tcrfische aufgestellt. Er liefs die Eleklricil\u00e4t derselben sich im Augenblick des Schlags in ihrem Gehirn entwickeln, in die Organe \u00fcbergef\u00fchrt werden, und hier zur Ladung der kleinen S\u00e4ulen dienen, aus denen sie zusammengesetzt erscheinen; zur Entladung derselben nahm er noch einen besonderen Mechanismus zu Hilfe, wovon an einer sp\u00e4teren Stelle die Rede sein wird. 2\nMatteucci, gegen den erst kurz vorher Becquerel in einer anderen Angelegenheit eine Priorit\u00e4tsreclamation hatte richten m\u00fcssen,3 4 bem\u00e4chtigte sich dieses nicht eben sehr gl\u00fccklichen Gedankens mit solcher Inbrunst, dafs derselbe ihm seitdem, da sein Besitzer ihn vielleicht nicht der Einrede f\u00fcr werth hielt, irrth\u00fcmlicherweise allgemein zugeschrieben worden ist. Ohne dafs Becquerel dabei ein einzigesmal genannt w\u00fcrde, machte er jene Theorie au den unten 1 angef\u00fchrten Orten mchreremale hintereinander bekannt, bis er endlich die, im Grunde auf der Hand liegende, 5 Unhaltbarkeit derselben einschen gelernt hatte. Statt jetzt\n1\tAnnales de Chimie et de Physique. Ao\u00fbt 1834. 1. LA I. p. 442. 443. *\n2\tS. unten, 3. Absclm., Kap. X. \u00a7. ii. \u2014 Trait\u00e9 experimental de l'Electricit\u00e9 el du Magn\u00e9tisme, t. IV. Paris 1836. p. 289. 290. * (Am 13. Juni d. J. der Akademie \\orgelegt: Comptes rendus etc. t. II. p. 565. *)\n2 Comptes rendus etc. 8 Ao\u00fbt 1836. t. 111. p. 135. *\n4\tComptes rendus etc. 3 Octobre 1836. t. 111. p. 430.* \u2014 Ibid., 2 Octobre 1837. 1. A . p. 501. * \u2014 Annales de Chimie et de Physique. D\u00e9cembre 1837. I. LXA I. p. 426. 427. 428. 434. 435. * \u2014 Biblioth\u00e8que universelle etc. Nouvelle S\u00e9rie. Octobre 1838. t. XVII. p. 378.*\n5\tJoh.MCli.eb, Handbuch der Physiologie des Menschen u. s. w. Bd. I. 3. Anfl. 1838. S. 69. *","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"die Untersuchung des Froschslroms.\n115\nklar und deutlich seine Meinungs\u00e4nderung anzuzeigen, geschieht des Ursprungs des Schlags der Zitterfische aus dem Gehirn im \u00bbEssai etc.\u201c 1 nur noch in unbestimmten Ausdr\u00fccken, im \u00bbTrait\u00e9 des ph\u00e9nom\u00e8nes electro - physiologiques des animaux\u00ab (Paris 1844) gar keine Erw\u00e4hnung mehr.\nWie dein auch sei, es kam damals f\u00fcr ihn darauf an, die M\u00f6glichkeit einer solchen Elektricit\u00e4lsenlwickehmg im Gehirn einsichtlich und wahrscheinlich zu machen. Er nahm an, dafs dieselbe entspringe aus der Ber\u00fchrung des \u00bb\u00e9l\u00e9ment nerveux\u201c einerseits und andererseits des \u00bb\u00e9l\u00e9ment sanguin (liquide ou organis\u00e9)\u201c, die sich im Gehirn bef\u00e4nden. Dieselben wirksamen Bestandlbeile erblickte er in dem elektromotorischen Schenkel eines Frosches. Er schritt demnach endlich, zur besseren Begr\u00fcndung der Becquerel'sehen Irrlehre von dein Sitze der elektromotorischen Kraft des Zitterrochens, die er sich zugeeignet hatte, zur Untersuchung des Froschstroms, dessen Franz\u00f6sischer Bezeichnungsweise er nach Nobili\u2019s Vorgang im Itali\u00e4nischen, nicht ohne dem Sprachgebrauch Zwang anzuthun, noch das Beiwort \u00bbpropre\u201c hinzuf\u00fcgte. 2\nSeine ersten Bestrebungen gingen darauf hin, ihn von dem Verdacht eines gemeinen elektrochemischen oder thermoelektrischen Ursprungs zu reinigen. Die Entstehung der letzteren Hypothese ist uns bekannt; was die erstere betrifft, welche an den entsprechenden Punkten des Froschk\u00f6rpers S\u00e4uren und Basen voraussetzt, auf deren Wechselwirkung der Strom beruhen soll, so scheint sie, naeli einer Aeufserung Mat-teucci\u2019s 3 zu schliefsen, von Donne herzustammen, der sich wohl durch seine Erfolge an den Absonderungsorganen zu dieser Verallgemeinerung der dort wirksamen elektromotorischen Ursache mochte haben hinreifsen lassen. Die angef\u00fchrte Stelle l\u00e4fst freilich auch die Deutung zu, dafs Matteucci an Donne\u2019s bekannte Ansicht von den Str\u00f6men zwischen chemisch ungleichartigen Eingeweiden nur erinnert, um an diesem Beispiele die Art und Weise klar zu machen, wie die Anh\u00e4nger jener Hypothese sich die Entstehung des Stroms aus den angenommenen elektrochemischen Gegens\u00e4tzen versinnlichen; wenigstens hat sich Donn\u00e9\n1 S. daselbst p. TI.*\n3 Comptes rendus etc. 2 Octobre 1837. t. V. p. 501.* \u2014 Ibid., 9 Octobre, p. 520. * \u2014 Lins I it ut. 1. \\. No. 221. ]>. 348 u. 350. * \u2014 Biblioth\u00e8que universelle etc. Nouvelle S\u00e9rie. Octobre 1837. t. XL p. 392. 396.*\n3 \u00bbDans l\u2019autre hypoth\u00e8se, on admet que c'est \u00e0 une action electro-chimique \u00bbque ce courant est d\u00fb, en recourant, connue l\u2019a fait N. Donn\u00e9, a des alcalis et \u00bb\u00e0 des acides qu'on suppose fix\u00e9s sur les diff\u00e9rons organes, et agissant chimique-\u00bb nient \u00e0 travers les tissus interm\u00e9diaires, tout - \u00e0 - fait comme la potasse et l\u2019acide \u00bbnitrique dans la jolie pile de M. Becqueredw\u00bb Annales de Chimie et de Physique. Juin 1838. t. LM III. p. 104. 105. *\n8 \u00b0","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"] I\u00df\t1. Abschn. Kap. II. \u00a7. 111. Matteucci\u2019s erste Arbeiten\nsp\u00e4ter \u00f6ffentlich zur alten Voi.T.vschen Theorie der Zuckung ohne Metalle bekannt. 1 2 Dem sei wie ihm wolle, es ist mir, weder hei Franz\u00f6sischen noch Italienischen Schriftstellern, den einzigen, welche Mattel m zu ber\u00fccksichtigen pflegt, gelungen, eine Aeufserung ausfindig zu machen, welche einen Bezug irgend einer Art auf die fragliche Hypothese enthielte.\nMatteiicci suchte dieselbe zu beseitigen, indem er darlhat, dafs der Froschslrom, unabh\u00e4ngig von seiner St\u00e4rke, sich durch ganz besondere Eigenschaften von dem Strom einer S\u00e4ure-Alkalikette unterscheide, deren Fl\u00fcssigkeiten '/10 Kali und eben so viel Salzs\u00e4ure 3 enthalten. Die erste dieser Eigenschaften sei folgende. Wird der eine Nerv eines nach Gai.vam's Vorschrift zugerichteten Frosches, der die Zuckung ohne Metalle zeigt, durchschnitten, der andere in der Milte seiner L\u00e4nge so fest unterbunden, dafs mechanische Reizung oberhalb des Unterbandes keine Zuckung mehr bewirkt, und man biegt nun den Nerven gegen den Schenkel um, so erh\u00e4lt man die Zuckung nur, wenn die den Schenkel ber\u00fchrende Stelle des Nerven unterhalb des Unterbandes gelegen ist. Auf den Strom der S\u00e4ure-Alkalikette hingegen antwortet der Frosch nach wie vor, gleichviel, ob der eine Poldraht derselben oberhalb oder unterhalb der gequetschten Stelle angebracht wird, w\u00e4hrend der andere die Muskeln ber\u00fchrt. Nichtsdestoweniger sei die Unterbindung auf den Widerstand des Nerven von keinerlei Einflufs; denn wenn Matteuccj den Strom einer mit Seinewasser geladenen Bleiplatinkette durch einen zugerichteten Frosch und einen Mul-tiplicator f\u00fchrte, ver\u00e4nderte beim Zuziehen einer um die Nerven gelegten Schlinge die vorher ruhige Nadel ihre Stellung nur um 1 \u2014 2\u00b0, und zwar bald in der einen, bald in der anderen Richtung, und kehrte endlich auf ihren fr\u00fcheren Stand zur\u00fcck. Obschon zweitens der Frosch l\u00e4nger auf seinen eigenen Strom antworte, als auf den der S\u00e4ure-Alkalikettc, wirke diese doch am Multiplicator viel kr\u00e4ftiger als jener. Diese Behauptungen sind theoretisch sinnlos, da es keine qualitativen Unterschiede der Str\u00f6me giebt, sondern nur solche der St\u00e4rke nach; was den Thatbestand betrifft, der ihnen zu Grunde liegt, so hat Matte\u00fccci selbst seitdem niemals R\u00fccksicht darauf genommen.\n1\tJournal des D\u00e9fais politiques et litt\u00e9raires. 25 F\u00e9vrier 1842. Feuilleton. *\n2\tComptes rendus etc. 9 Octobre 1837. t. V. p. 520.* \u2014 L\u2019Institut, l. V. No. 221. p. 350. * \u2014 Biblioth\u00e8que universelle etc. Nouvelle S\u00e9rie. Octobre 1837. t. XI. p. 396. *\n3\tAnderw\u00e4rts heilst es Salpeters\u00e4ure. Annales de Chimie et de Physique. D\u00e9cembre 1837. t. LVVI. p. 433. * ln welcher Gestalt das Kali gemeint sei, wird nicht gesagt.","page":116},{"file":"p0117.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber den Froschstrom (iS37).\n117\nEinige andere Beobachtungen, welche Mvtteucci sehr bald darauf der Pariser Akademie in unverst\u00e4ndlicher K\u00fcrze mittheilte, 1 * entnehme ich erst seiner n\u00e4chstfolgenden Abhandlung, wo sie in gr\u00f6fscrcr Ausf\u00fchrlichkeit wiederkehren.\nNoch in demselben Jahre erschien n\u00e4mlich ein l\u00e4ngerer Aufsatz von Matteucc.i \u00fcber den Zitterrochen. 3 In das f\u00fcnfte Kapitel desselben sind Untersuchungen \u00fcber den broschstrom eingeflochten. Hier werden zu den fr\u00fcheren Gr\u00fcnden, aus denen sich ergehe, dafs derselbe weder elektrochemischen noch thermoelektrischen Ursprungs sein k\u00f6nne, folgende hinzugef\u00fcgt: Ein drei- bis viermal mit destillirtem Wasser abgewaschener Frosch zeigt, noch die Zuckung ohne Metalle, wenngleich schw\u00e4cher (p. 429). St\u00fccke eines todten Frosches, mit sauren, salzigen und alkalischen Fl\u00fcssigkeiten von verschiedener Temperatur benetzt, blieben ohne. Wirkung an seinem Multiplicator, der ihm gleichwohl h\u00e4ufig den Froschstrom angezeigt habe (p. 429. 430). Die Richtung des Stroms sei die entgegengesetzte von der, die er haben n\u00fcifste, wenn er chemischen Ursprungs w\u00e4re, (?) wenigstens m\u00fcsse man, um ihn auf diese Weise zu erkl\u00e4ren, S\u00e4ure auf den Nerven und Basen auf den Muskeln vermuthen, was ihrer chemischen Beschaffenheit zuwider sei (p. 432). Auch am lebenden Frosch, jedoch nicht an allen Individuen, gelinge es, den Strom durch die Zuckung sichtbar zu machen. Man enth\u00e4utet entweder die Schenkel, pr\u00e4parirt einen Ischiadicus heraus, und beugt ihn gegen die Muskeln zur\u00fcck, oder man schlitzt die Flanke des Frosches der L\u00e4nge nach auf, holt mit einer Pinzette, oder einer Holzspitze, den Nerven heraus und biegt den Schenkel gegen ihn hinan. Den Schenkel k\u00f6nne man von der Haut befreien, ohne sie zu entfernen, wodurch das Thier l\u00e4nger am Leben erhalten werde (p. 431). 3 Indessen ist der Strom des lebenden Thieres schw\u00e4cher als der des gc-l\u00f6dtcten, ist im steten Abnehmen begriffen und verschwindet endlich ganz und gar. Wird nun der Frosch get\u00f6dtet und nach Galvam\u2019s Vorschrift zugerichtet, so erh\u00e4lt man starke Zuckungen unter den\n1 Comptes rcmlus etc. 23 Octobre 1837. t. X. p. 590. * \u2014 Biblioth\u00e8que uni-\nverselle. Nouvelle Serie. Octobre 1837. t. XI. p. 397.*\n3 Biblioth\u00e8que universelle. Nouvelle S\u00e9rie. Novembre 1837. I. Xlt. p. 163. * \u2014 Annales (le Chimie et de Physique. D\u00e9cembre 1837. I. LXVI. p. 396.* \u2014 Ich cilire nach der zweiten, als der am allgemeinsten zug\u00e4nglichen Quelle. Diese Abhandlung ward der Gegenstand des Berichtes einer Commission der Pariser Akademie der Wissenschaften, auf deren Vorschlag die Aufnahme derselben in das \u00bbRecueil des Savants \u00e9trangers\u00bb genehmigt wurde. S. Comptes rendus etc. 4 D\u00e9cembre 1837.\nI. A . p. 788. * \u2014 L\u2019Institut. 1838. t. AT No. 223. p. 4. *\n3 \u00bbOn peut d\u00e9couvrir les cuisses sans enlever la peau, et on parvient ainsi \u00bb \u00e0 conserver longlems l'animal,\u00ab!?)","page":117},{"file":"p0118.txt","language":"de","ocr_de":"US\t1. Abschn. Kap. 11. \u00a7. 111. Maitei'ccj\u2019j Arbeiten\nn\u00e4mlichen Umst\u00e4nden, wo sie am lebenden Thiere versagt hatten. Auch diese Zuckungen verschwinden bald, man beobachtet sie aber von Neuem, wenn man jetzt die Ischiadici von dem St\u00fcck Wirbels\u00e4ule abl\u00f6st, und abermals gegen die Muskeln zur\u00fcckbeugt. 1 Diese Erscheinungen seien aufser Zusammenhang mit dem von Ritter entdeckten Gesetze, wonach die Reizbarkeit der Nerven von dem Gehirn nach den Muskeln zu fortschreitend abnimmt, denn der ber\u00fchrte Punkt des Nerven bliebe in seinen Versuchen stets der n\u00e4mliche (p. 431. 432). 2 Lege man ein St\u00fcck Eis 4 \u2014 5' lang auf einen Frosch, so scheine der Strom aufgehoben, obschon das Thier noch lebendig sei; erw\u00e4rme man den Frosch, oder blase man Sauerstoff in seine Lungen, so gelinge es manchmal, ihn lebhaft anzuregen, und der Strom kehre zur\u00fcck. 3 4 Meistens jedoch, wenn die Wirkung der K\u00e4lte anhaltend war, lebe das Thier ohne Strom fort (p. 431). Die Zuckung ohne Metalle, die er \u00abContraction propre\u201c nennt, nehme an Heftigkeit zu, wenn man die Stelle, die der Nerv ber\u00fchren soll, mit frischem Blute desselben Thie-res bestreiche; endlich zucke ein frischzugerichteter Frosch jedesmal auf das heftigste, wenn sein Nerv das Gehirn eines Zitterrochens ber\u00fchre, vornehmlich aber, wenn dies zuvor mit Blut benetzt worden sei (p. 430). Was die Ursache des Froschstroms betrifft, so sieht sie Matteucci nunmehr, ebenso wie die, welche den elektrischen Strom im Gehirn des Zitterrochens bewirkt, der das Organ, seiner Meinung nach, ladet, in der Ber\u00fchrung \u00bbfl\u00fcssigen oder zu Muskelsubstanz orga-\u00bbuisirten Blutes (!) mit der zum Nerven, Gehirn, oder verl\u00e4ngerten \u00bbMarke zusammengef\u00fcgten Nervcnsubstanz.\u201c 1 Die Schwierigkeit, den Strom am lebenden Thier zu erhalten, beruht auf dem Umstand, dafs\n1\tHieraus scheint hervorzugehen, dafs beim Versuch am lebenden Thier die Nerven noch mit der Wirbels\u00e4ule verbunden waren.\n2\tS. unten, 2. Abschn., Kap. II. \u00a7. in. 2 (n).\n3\t\u00bbEn r\u00e9chauffant ensuite la grenouille, en lui soufflant de l\u2019oxyg\u00e8ne dans les \u00bbpoumons, j\u2019ai r\u00e9ussi quelquefois \u00e4 exciter fortement l\u2019animal, et alors le courant \u00bbpropre a reparu encore.\u00ab \u2014 \u00bbSi l'on place la grenouille entre deux morceaux de \u00bbglace pendant dix ou douze secondes, afin d\u2019abaisser sa temp\u00e9rature, et qu\u2019ensuite \u00bbon la retire, le courant propre n'existe plus; en introduisant dans la bouche de \u00bbI oxyg\u00e8ne, l\u2019animal \u00e0 l\u2019instant s\u2019agite, saule et le courant propre repara\u00eet pour \u00bb s \u00e9vanouir ensuite, comme 31. Matteucci l\u2019a observ\u00e9 dans la torpille.\u00ab Becqif.rkl, Trait\u00e9 exp\u00e9rimental de l'Electricit\u00e9 et du Magn\u00e9tisme, t. VI. p. 1. 1840. p. 224.* \u2014 I.s Huit mir leid, versichern zu m\u00fcssen, dafs diese Behauptungen eben so v\u00f6llig aus der Luft gegriffen sind, wie sie auf den ersten Blick abgeschmackt erscheinen.\n4\t\u00bb\u00abTai vari\u00e9, r\u00e9p\u00e9t\u00e9 de toutes mani\u00e8res ces exp\u00e9riences, et il m\u2019a fallu conclure que, toutes les fois que du sang, ou liquide ou organis\u00e9 en substance mus-\u00bbculaire, touche la substance nerveuse organis\u00e9e en nerfs, ou en moelle allong\u00e9e, \u00bbou en cerveau, il y a production d\u2019un courant \u00e9lectrique.\u00ab p. 430, *","page":118},{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"119\n\u00fcber dm fr\u00f6schst rom {1837 \u20141838).\ner hier, bei unverletztem Nervensystem, von einer geschlossenen Kette abgeleitet werden m\u00fcsse, was nur in einem \u00fcberreizten Zustande m\u00f6glich sei; eben darauf sei auch der Nichterfolg der bisherigen Bestrebungen zur\u00fcckzuf\u00fchren, Str\u00f6me in den Nerven zu entdecken. Nach Ocffnung der Kette durch Zerst\u00f6rung eines Theiles des Nervensystems erscheine der Froschstrom verst\u00e4rkt, weil ein gr\u00f6fserer Theil desselben in die ihm dargebotenen Nebenschliefsungen einstr\u00f6me (p. 434).\nDas folgende Jahr, 1838, bringt abermals Untersuchungen des fleifsigen Forschers \u00fcber den Froschstrom, diesmal unabh\u00e4ngig von solchen am Zitterrochen. 1 Aufser der erneuten Mittheilung aller seiner fr\u00fcheren Versuche, welche er unterdessen in Gemeinschaft mit den Pariser Gelehrten, vorz\u00fcglich mit Becquerel, wiederholt hatte (p. 95), enth\u00e4lt diese Abhandlung folgendes Neue. Jetzt erst scheint Matteucci zur conscquenten Anwendung des Multiplicators auf die Erforschung des Stromes gelangt zu sein. Das Instrument, dessen er sich bediente, war von Gourjon in Paris, mit 2500 Windungen und Platinenden. Diese tauchten in zwei Porzellanschalen mit verd\u00fcnnter Salzl\u00f6sung, welche durch dicke Baumwollendochte mit zwei gleichen Gcf\u00e4fsen verbunden waren, in die erst der Frosch selbst getaucht wurde. Den Zweck dieser Ab\u00e4nderung der NmuLi\u2019schen Vorrichtung, welche beil\u00e4ufig den Versuchen \u00fcber Ketten aus fl\u00fcssigen Leitern entlehnt ist, begn\u00fcgt sich Matteucci mit den Worten anzudeuten: \u00bbPour me mettre \u00bb\u00e0 l\u2019abri des courants qui pourraient \u00eatre d\u00e9velopp\u00e9s par les lames de \u00bbplatine....\u00ab Es ist darunter zu verstehen, dafs, bei dieser Anordnung, durch das Eintauchen des Frosches weder mehr die H\u00f6he, noch die Beschaffenheit der Fl\u00fcssigkeit in der n\u00e4chsten N\u00e4he der Platinenden ver\u00e4ndert werden k\u00f6nne, wodurch sowohl Str\u00f6men wegen ungleichzeitigen Eintauchens, als solchen wegen Eintauchens gleichartiger Multi-plicatorenden in ungleichartige Fl\u00fcssigkeiten, vorgebeugt ist; ein Punkt, auf den wir noch sp\u00e4ter zur\u00fcckzukommen haben werden. 2 Der Frosch k\u00f6nne dabei lebendig oder todt sein; der erstcre werde, wie oben S. 117 beschrieben wurde, zugerichtet, und die Nerven mit Glaspinzetten aus der Bauchh\u00f6hle hervorgeholt. Zur Wahrnehmung der Multiplicator-wirkung des Froschslromes sei es nicht nothwendig, dafs die in die Gef\u00e4fse tauchenden Theile seines K\u00f6rpers gerade die Nerven einerseits und andererseits die Muskeln oder Sehnen des Unterschenkels seien. Es gen\u00fcge, den ganzen Frosch zu enth\u00e4uten, die F\u00fcfse in das eine,\n1 Biblioth\u00e8que universelle. Nouvelle S\u00e9rie. Mai 1838. I. XV. p. 157, * - \u2014 Annales (le Chimie el de Physique. Mai 1838. I. LXVIII. p. 93. * \u2014 Ich cidre abermals nach der letzteren Quelle.\n5 8, unten, 2, Absclm.. Kap. I. \u00a7. m. 3 (n). Umh\u00fcllung der Platten.","page":119},{"file":"p0120.txt","language":"de","ocr_de":"120\n1 Absohn. Kap, //. \u00a7. I1L Mattkccci\u2019s Arbeiten\nund den Kopf oder R\u00fccken in das andere Gef\u00e4fs zu tauchen, um einen ebenso lebhaften und ebenso gerichteten Strom wie 'son dein nach Galvam\u2019s Vorschrift zugerichteten Frosch zu erhalten. Auch an diesem erfolge er nicht minder kr\u00e4ftig und in demselben Sinne noch nach Entfernung der Nerven und sogar des zwischen den Schenkclmuskelu gelegenen Thcilcs derselben durch Eintauchen der Unterschenkel auf der einen, der Oberschenkel auf der anderen Seite. Die Wirkung f\u00e4hrt fort zu erscheinen und zwar stets in der n\u00e4mlichen Richtung nach Entfernung des sehnigen Theils des Unterschenkels, zwischen den Nerven und den auseinandergezogenen und zerrissenen Obcrschcnkelmuskeln (p. 97), wie auch zwischen dem Nerven und dem Oberschenkel einerseits und andererseits dem im Kniegelenk davon getrennten Unterschenkel, wenn beide Schnittfl\u00e4chen einander ber\u00fchren, oder durch einen Baumwollendocht verbunden sind (p. 99). Was die Gr\u00f6fse der Multi-plicatorwirkungcn betrifft, so erhielt Matteucci, bei Weglassung der beiden mittleren Gef\u00e4fsc seiner Vorrichtung, wie Nomi.i einen Ausschlag von 25 \u2014 30\u00b0 und eine best\u00e4ndige Ablenkung von 3\u00b0, die, wegen der sich auf den Platinenden entwickelnden Ladungen, binnen einer Viertelstunde auf 2\u00b0 sank. Legte er nun, statt des Frosches, einen baumwollenen Docht auf, so erfolgte der Ausschlag der Ladungen mit 15 \u2014 20\u00b0 nach der anderen Seite; nach hergestellter Gleichartigkeit der Enden gab der Frosch wiederum einen dem ersten \u00e4hnlichen Ausschlag. Diesen Kreis von Erscheinungen k\u00f6nne man viele Male nacheinander beobachten (p. 100). Der Strom durchdringe, ohne merkliche Schw\u00e4chung, eine 1 dm dicke Salzwasserschicht; er sei folglich einer elektrochemischen Wirkung f\u00e4hig (?). Um diese nachzuweisen, \u00fcberzog Matteucci die Achillessehne eines kr\u00e4ftigen Froschschenkels mit Josephspapier, welches in Jodkaliuml\u00f6sung getaucht war, und brachte dann durch Zur\u00fcckbeugen des Nerven gegen die Sehne eine Reihe von Zuckungen hervor. Nach wenigen Secunden, sagt Matteucci, habe er die gelbliche F\u00e4rbung auf dem Nerven auflreten sehen. Blofscs Eintauchen der Nerven in Jodkaliuml\u00f6sung f\u00e4rbe dieselben nicht gelb. Die durch die Zersetzung gegebene Richtung des Stromes komme mit der durch den Multiplicator angezeigten \u00fcberein (p. 99. Ueber den Werth dieses Versuchs s. \u00fcbrigens unten, 2. Abschn., Kap. III.). Von einem V ersuche ziemlich verwickelter Art, welchen Matteucci anscheinend in der Absicht anstcllle, diese Richtung auch auf physiologischem Wege, mit H\u00fclfe des Gesetzes der Zuckungen, zu bestimmen (p. 97. 98), wird sp\u00e4ter die Rede sein. 1 W\u00e4hrend nur \u00e4ulserst lebhafte Thiere noch\n1 S. unten, 2. Absclin., Kap. II. \u00a7. in. 2 (vn).","page":120},{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber den Froschstrom (tSdS),\n121\nnach oincr halben Stunde auf ihren eigenen Strom antworten, erscheine die Multiplicatorwirkung nach f\u00fcnf- bis sechsmal l\u00e4ngerer Zeit unge-sehw\u00e4cht (p. 101). F\u00fcnf bis sechs Stunden, ja einen Tag lang in Wasser aufbewahrte Fr\u00f6sche fuhren fort, wenn auch immer schw\u00e4chere Wirkungen abzugeben (p. 100). Wahrscheinlich mit Hinblick auf von 111 a bo lot's bekannte Versuche, 1 * deren aber keine Erw\u00e4hnung geschieht, behauptet Mattedcci, dafs wenn man die Muskeln eines Frosches, der nicht reizbar genug sei, um die Zuckung auf den eigenen Strom zu zeigen, mit einem Pinsel voll ziemlich concentrirter Salzs\u00e4ure 3 oder Kalihydratl\u00f6sung \u00fcberfahre, und dann den Nerven zur\u00fcckbeuge, alsbald Zuckung entst\u00e4nde, die hingegen nicht jedesmal eintr\u00e4te, wenn man den Nerven unmittelbar mit diesen Fl\u00fcssigkeiten benetze. Daraus, dafs die Multiplicatorwirkung eines so benetzten Frosches noch ihre fr\u00fchere Richtung einhalte, schliefst Matte ec ci von Neuem auf die Unabh\u00e4ngigkeit dieser Wirkung von elektrochemischen Vorg\u00e4ngen (p. 102). An tetanischen Fr\u00f6schen, die durch Strychninvergiftung oder nach schneller Zurichtung von selbst in diesen Zustand gerathen sind, solle der Strom fehlen, nach Beendigung des Krampfes wiederkehren, wenn der Tetanus von der letzteren Art war, hingegen dauernd vermifst werden, wenn er auf die ersterc Weise entstand (p. 102. 103. S. unten, 3. Abschn., Kap. IV. \u00a7. i.). Ein, wie oben beschrieben wurde, erkalteter Frosch gebe gleichfalls keine Multiplicatorablenkung mehr (S. unten, 3. Abschn., Kap. VIII. \u00a7. ii.). Ebenso fehle diese, wenn bei unterbundenem Nerven die oberhalb des Unterbands gelegene Strecke desselben zum Schliefsen der Kette verwandt werde (p. 103). Schliefslich kommt Matteucci auf die Ursache des Froschstroms zur\u00fcck und widerlegt die thermoelektrische Theorie desselben abermals aus den Gr\u00fcnden, dafs er erst an einem Multiplicator von sehr vielen Windungen wahrnehmbar werde, ohne Verlust 11,1,1 dicke Schichten feuchten Leiters durchsetze, und zwischen Muskel und Muskel, wie auch von Gliedern, die in Wasser getaucht seien, erhalten werden k\u00f6nne. Zu den Gr\u00fcnden wider den elektrochemischen Ursprung f\u00fcgt Matteucci noch ferner hinzu, dafs man mit Reagenzpapieren auf dem enth\u00e4uteten Frosch nirgends eine Spur von S\u00e4ure oder Alkali (?) zu entdecken verm\u00f6ge. Da man den Strom in gleicher Weise zwischen den Muskeln des Unterschenkels und denen des R\u00fcckens erhalte, so m\u00fcsse man hier S\u00e4ure, dort Alkali voraussetzen, was widersinnig sei. Endlich sei es, hei dieser Annahme,\n1 Versuche \u00fcber die gereizte Muskel- und Nervenfaser u. s. w. Ild. II. S. 171.*\ns Von Humboldt wandte indefs bekanntlich \u00bb o.xygenirlc Koehsalzs\u00e4ure\u00ab, d. Ii.\nClilorwasser au.","page":121},{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"122\t1- Abschn. Kap. II- \u00a7. IF. I Verh\u00e4ltnifs meine)' Arbeiten\nunm\u00f6glich, den Erfolg beim Erkalten des Froscbs, dem Tetanus, der Unterbindung, und die \u00fcbereinstimmende Wirkung der Salzs\u00e4ure und der Kalihydratl\u00f6sung zu erkl\u00e4ren. Von Matteucci\u2019s Seite ist \u00fcbrigens ebenso wenig mehr die Rede von dem \u00bbcourant propre des nerfs et du sang.\u00bb Die Ursache des Frosclislromes sei uns schlechterdings unbekannt; das einzige, was uns durch die Analogie geleitet zu lluin \u00fcbrig bleibe, sei, sie mit der gleichfalls unbekannten zusammenzustellen, die sich in den Zitterrochen wirksam erweise. Diese beiden Thiere, der Frosch und der Zitterrochen, seien aber nicht die einzigen, welche Spuren elektrischer Wirkungen zeigten. Er habe Versuche an andern frischget\u00f6dteten Thieren angestellt, und bei allen den Strom in der n\u00e4mlichen Richtung vorgefunden (? S. unten, 3. Abschn., Kap. 1. \u00a7. iv.). Es handle sich folglich hier um eine s\u00e4mmtlichen organischen Wesen gemeinsame Th\u00e4tigkeit (p. 104\u2014 106).\n\u00a7. IV.\nSclilufsbemerkunge n.\n1. Von dem geschichtlichen Verh\u00e4ltnisse meiner Arbeiten zu\ndenen Matteucci\u2019s.\nIch habe nunmehr die Geschichte des Froschstroms bis zu dem Punkte gef\u00fchrt, wo ich selbst sie vorfand, als ich zuerst anfing, mich mit demselben zu besch\u00e4ftigen. Die Abhandlung, deren Gehalt an neuen Thatsachen so eben dargelegt wurde, erschien zwei Jahre sp\u00e4ter in Matteucci\u2019s \u00bbEssai sur les ph\u00e9nom\u00e8nes \u00e9lectriques des animaux, Paris 1840\u201c 1 p. 74 \u2014 85 als sechstes Kapitel der zweiten Abtheilung unver\u00e4ndert und ohne weiteren Zusatz nochmals abgedruckt. Sie ist es, aber von Matteucci\u2019s Arbeiten auch nur sie allein, welche meinen Untersuchungen zum Ausgangspunkt gedient hat.\nDie ersten Erfolge in der Bearbeitung des Gegenstandes erhielt ich, wie in dem Vorwort erz\u00e4hlt wurde, im Fr\u00fchling des Jahres 1842, nachdem ich bereits seit einem Jahre fast unabl\u00e4ssig mit den Schwierigkeiten gek\u00e4mpft hatte, an denen dieselbe so reich ist. Um die Mitte\n1 Im Auszuge Biblioth\u00e8que universelle etc. Nouvelle S\u00e9rie. D\u00e9cembre 1840. I. XXX. p. 368. * \u2014 Der Pariser Akademie \u00fcberreicht am 22. Juni 1840. Comptes rendus etc. t. X. p. 950. * Wird in der Folge nur kurz als: \u00bbEssai eie.\u00ab angef\u00fchrt v erden.","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"zu denen Mattei'cc.i\u2019j',\n123\nNovembers desselben Jahres \u00fcbergab ich der Redaction der Annalen der Physik und Chemie die Handschrift der Abhandlung: -\u00bbVorl\u00e4ufiger Abrifs einer Untersuchung \u00fcber den Froschstrom und \u00fcber die elektromotorischen Fische\u00ab, worin die wesentlichen Ergebnisse, zu denen ich bis dahin gelangt war, dargelegt sind. Sic erschien in dem Januarhefte 1843 der Annalen. 1 2\nInzwischen hatte die Pariser Akademie der Wissenschaften bereits am 21. l'ebruar 1842 eine Abhandlung von Matteltxi unter dem Titel:\n\u00bbRecherches sur le courant propre de la grenouille et des animaux \u00e0 sang chaud \u00ab in Empfang genommen. 5 Aus derselben verlauteten einige Einzelheiten sogar schon im Jahr 1841, 3 4 wie auch jetzt bei Gelegenheit der Ueberreichung. 1 Die letzteren, welche mir damals allein bekannt wurden, lehrten mich aber bereits nichts Neues mehr. Sie werden gleichwohl, bei der sp\u00e4ter stattfindenden Ber\u00fccksichtigung dieser Arbeiten, noch besonders hervorgehoben werden. Jene Abhandlung selbst, erschien im Zusammenh\u00e4nge zuerst in dem f\u00fcnften Hefte der \u00bb Archives de VElectricit\u00e9\u00ab-, 5 welches am 3. November d. J. zu Genf ausgegeben wurde, mir jedoch erst zu Gesicht kam, als die Handschrift meines Aufsatzes bereits in den H\u00e4nden der Redaction der Annalen war.\nBei alledem ist Matteucxi hiernach gegen mich nicht nur in der unzweifelhaften Priorit\u00e4t f\u00fcr alle Thatsachen, welche seine Abhandlung enth\u00e4lt, sondern ich bin sogar aufser Stande, die Unabh\u00e4ngigkeit meiner in dem \u00bbvorl\u00e4ufigen Abrils\u00ab beschriebenen Untersuchungen \\on diesem Tbeil der seinigen darzuthun. Nichtsdestoweniger halte ich mich f\u00fcr berechtigt, den Leser von hier ab meinen selbstgebahnten Weg zu f\u00fchren, anstatt noch ferner, wie bisher, die Reihe von Mat-teucci\u2019s Erfahrungen vor ihm zu entwickeln. Ein unbefangenes Urtheil wird leicht dazu gelangen, aus dem Gange der Untersuchung und der Menge des aufgeh\u00e4uften Stoffs in meinem \u00bb Abrifs\u00ab mehr als das Ergebnifs einer fl\u00fcchtigen Nachlese zu erkennen. Wer aber geneigt sein sollte,\n1\tPoggendorff\u2019s Annalen u. s. w. Bd. LY III. S. 1.\n2\tComptes rendus eie. 21 F\u00e9vrier 1832. 1. XIY. p. 310.\ns Comptes rendus etc. 6 Septembre 1841. t. Y111. p. 540. * L Institut. I. 1\\. No. 402. p. 302. No. 403. p. 310. *\n4\tComptes rendus etc. 21 F\u00e9vrier 1842. t. X1Y. p. 315.* \u2014 L Institut, t. Y. No. 426. p. 65. *\n5\tArchives de l'\u00c9lectricit\u00e9. 1. II. 1842. p. 419. * \u2014 Annales de Chimie et de Physique. Novembre 1842. 3. S\u00e9rie, t. VI. p. 301. * Die Pariser Akademie verlieh Matte u cc i auf Grund seiner Leistungen im Gebiete der thicrischen Eleklricil\u00e4l in ihrer Sitzung vom 19. December 1842 die H\u00e4lfte des MontyoVscIich Preises f\u00fcr .Experimental-Physiologie, dessen andere H\u00e4lfte Longet bezog, nebst einer aufser-ordentlichen Entsch\u00e4digung. Comptes rendus etc. 19 D\u00e9cembre 1842. 1. XV. p, 1139,'","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124\t1- Mgchn. Kap. //. \u00a7. IV. 2. 31 mH-w'f wesentliche Leistung\njene Berechtigung anzuzweifeln, dem wird durch die geh\u00f6rigen Ortes stets eingellochtenc Uebersicht der entsprechenden Leistungen Mattei cr.fs in der Folge Gelegenheit werden, sich zu \u00fcberzeugen, dafs bereits zu jener Zeit meinerseits ein Standpunkt erreicht war, zu dem dieser Forscher, nach so vielj\u00e4hrigen Anstrengungen, auch heutzutage noch nicht gelangt ist, so dafs aus diesem Grunde sogar meine sp\u00e4teren Arbeiten nur noch wenige Ber\u00fchrungspunkte mit den seinigen haben. Diesen Lesern gegen\u00fcber hin ich dann immerhin bereit, auf die Selbstst\u00e4ndigkeit meiner damaligen Untersuchungen, so weit sie diejenigen Mattedcci\u2019s nicht \u00fcberholen, Verzicht zu leisten.\nBei dem besonderen Vcrh\u00e4ltnils meiner Arbeiten zu denen eines l\u00e4ngstbekannten und vielgenannten Physikers, und in einer Zeit, wo, wer die Frucht langwieriger Untersuchungen gewissenhaft zu reifen sich bestrebt, leicht den K\u00fcrzeren zieht im Spiel mit Solchen, die Tag um Tag mit lautem Ruf zu Markte bringen, was jeden Morgen in gewaltsamer Hast vom Baum gesch\u00fcttelt wurde: unter diesen Umst\u00e4nden glaubte ich es mir seihst schuldig zu sein, diese Erkl\u00e4rungen nicht vorzuenthalten,\n2. Bezeichnung von M.vtteucci\u2019s wesentlicher Leistung im Gebiete des Fruschstroms bis zu diesem Zeitpunkte (1840).\nZur Vervollst\u00e4ndigung der Geschichte des Froschstroms bleibt uns jetzt noch \u00fcbrig, aus dem durch Abwege und Einzelheiten getr\u00fcbten Gange der Erz\u00e4hlung den wirklichen Fortschritt hervorlrcten zu lassen, den die Untersuchung der Erscheinung durch Mattei cc.rs Bem\u00fchungen bis zu dem erw\u00e4hnten Zeitabschnitt gemacht hat.\nSeine A ersuche sind von sehr ungleichem Werth. Einem Thcile derselben scheint er selbst seitdem den Stab gebrochen zu haben, indem ihrer in der vollst\u00e4ndigen Sammlung seiner Arbeiten, welche unter dem Titel \u00bbTrait\u00e9 des ph\u00e9nom\u00e8nes \u00e9lectro-physiologiques des animaux* im Jahr 1844 zu Paris erschien, nicht weiter gedacht ist. So den Versuchen \u00fcber die Unterschiede, die zwischen dem Froschstromc und demjenigen einer schwachen S\u00e4ure-Alkalikette stattfmden sollten (S. oben S. 116); \u00fcber die Wiederbelebung eines erkalteten Frosches und Wiederherstellung seiner elektromotorischen Wirkung durch Eiublascn von Sauerstoff in die Lungen; \u00fcber die Zuckungen, die, seiner Theorie gem\u00e4fs, das mit Blut benetzte Gehirn des Zitterrochens zu erregen verm\u00f6ge (S. 118); \u00fcber Jodkaliumelektrolyse durch den Froschstrom ohne Einschaltung von Metallen (S. 120); \u00fcber die Wirkung der Salzs\u00e4ure und der Kalihydratl\u00f6sung auf die Reizbarkeit; \u00fcber den Einilul's der","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"un Gebiete des Froschstromes bis ISiO.\n125\nUnterbindung eines Nerven auf seiue Leitungsf\u00e4higkeit F\u00fcr den Frosch-strom (S. 121 ) u. s. f.\nEin anderer grofser Theil von Matteucci's Versuchen d\u00fcrfte zwar von dem Uebelslaude frei zu sprechen sein, der ihren Urheber bewogen haben mag, die aubrez\u00e4hltcn Angaben fallen zu lassen. Allein theils sind dieselben alsdann nur Wiederholungen NouiLi\u2019schcr Erfahrungen; theils beziehen sic sich lediglich auf physikalische oder physiologische Wirkungen des Stromes als eines solchen, ohne irgend etwas \u00fcber das Wesen und den Silz der elektromotorischen Kraft beizubringen, welche ihm zu Grunde liegt; theils endlich r\u00fchren sie au Fragen, denen bei so wenig vorgeschrittenem Stande der Kenntnisse vor der Hand noch keine f\u00f6rdernde Bedeutung zukommen kann, und beschr\u00e4nken sich auch in solchen F\u00e4llen, wie z. B. in der Erforschung des erkalteten Frosches, zu sehr auf die ersten allgemeinen Wahrnehmungen r\u00e4thselhafter Verh\u00e4ltnisse.\nMatteucci\u2019s wahres Verdienst bis zu dieser Stelle ist vielmehr unstreitig in dem Nachweis zu suchen, dafs der elektromotorische Vorgang, auf dem der Froschstrom beruht, von der Ber\u00fchrung von Muskel- und Nervengewebe au\u00dferhalb der Glieder, oder ihrer Schliefsung zum Kreise, unabh\u00e4ngig ist; dafs nicht der Muskel, wie Nobili voraussetzte, das negative, der Nerv das positive Element der Froschkette sei, sondern dafs die Verbindung von je zwei Punkten der L\u00e4nge des Frosches, von denen jedoch nur einer, nach Matteucci\u2019s bisherigen Angaben, auf dem Rumpfe des Thieres gelegen sein d\u00fcrfte, den Strom in gleicher Kraft und Richtung hervorzurufen verm\u00f6ge. Durch diese Entdeckung fallen die \u00e4ltere VoLTA\u2019sche Theorie, Nobili's thermoelektrische Hypothese, der freilich, aufser de la Rive, nicht leicht ein zweiter Physiker die Hand gereicht haben mochte, endlich die elektrochemische Vorstellung von dem Wesen des Stromes, welcher auch ihr Urheber sei, in sich zusammen. Der geheimnifsvolle Umstand der auch unter den mannigfaltigsten Bedingungen stets sich gleichbleibenden Richtung der Wirkung von der Peripherie nach der Ilirnr\u00fcckenmarksaxe hin ist ans Licht gezogen, und spiegelt bis auf Weiteres eine unmittelbare Beziehung irgend einer Art auf die Th\u00e4tigkeiten des Ncrven-systemes vor. Endlich liegt in der hier begonnenen Pr\u00fcfung des Sinns und der St\u00e4rke der Str\u00f6me, die man von allen m\u00f6glichen Theilcn des Frosches in allen m\u00f6glichen Lagen erh\u00e4lt, der nat\u00fcrliche Keim der Methode, welche auf dem k\u00fcrzesten Wege zur Ivenntnifs des Muskelstromes und einer richtigen Vorstellung von dem Wesen des sogenannten Froschstromes f\u00fchren mufste; einem Wege, den Matteucci freilich nicht weiter zu verfolgen gewufst hat, an dessen Ausgangspunkt wir","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"1. Ab sehn. Kap. //. \u00a7. IV. 3. VerzeieJmifs von Matteucci\u2019s\n126\nuns aber im Beginn unserer eigenen Untersuchungen nicht vergeblich stellen werden.\n3. Verzeichnis von Matteucci\u2019s ferneren Arbeiten \u00fcber den Froscbstrom und die zun\u00e4chst damit verwandten Gegenst\u00e4nde bis auf die neueste Zeit.\nObschon in der Folge keine irgend erhebliche Aeufserung Mat-teuccis vermifst werden d\u00fcrfte, so lag es doch in der Natur der Dinge, dafs beim Verweben derselben in die Darstellung meiner, nach einem anderen Plan gef\u00fchrten Forschungen, die Reihefolge, in der sie erschienen sind, mehr oder weniger verloren gehen mufste. Zur Erleichterung der Uebersicht folgt daher hier das m\u00f6glichst vollst\u00e4ndige Verzeichnifs der Arbeiten Matteucci\u2019s \u00fcber den Froschstrom und die zun\u00e4chst damit verwandten Gegenst\u00e4nde vom Monat October 1842 au, in welchem noch vor der zuletzt bereits erw\u00e4hnten vom Monat November eine be-merkenswerthe Bekanntmachung statlfand, die jedoch im Obigen \u00fcbergangen werden durfte. Die Aufs\u00e4tze \u00fcber Torpedo und \u00fcber elektrische Reizversuche sind in diesem Ueberblick unber\u00fccksichtigt geblieben.\n1842.\nIj October d. J. Ueber die secund\u00e4re Zuckung. S. unten, 3. Absclui., Kap. IV. \u00a7. i. iv. \u2014 Comptes rendus etc. 17 Octobre, t. XV. p. 797.' \u2014 L\u2019Institut, t. X. No. 461. p. 373.' \u2014 Annales de Chimie et de Physique. 3. S\u00e9rie. 1. VI. p. 339. Avec fi g. \u00b0 \u2014\u2022 Archives de l\u2019Electricit\u00e9, t. 11. p. 628. Avec fig. * \u2014 Omodei, Annali univcrsali di Medicina. Maggio 1843. vol. CVI. p. 443. \u00b0\n2)\tNovember d. J. \u2014 Aul'ser den bereits angef\u00fchrten Abhandlungen schrieb Matteucci in dieser Zeit noch eine Verlheidigung des Froschstromes wider die Zumutbung, dafs derselbe auf elektrochemischen Wirkungen an der Grenze der thierischen Gebilde und der Fl\u00fcssigkeiten beruhe, in welche sie, nebst den Mulliplicatorenden, tauchen. \u2014 Annales de Chimie et de Physique. Ibid., p. 337. ' \u2014 Archives de l'Electricit\u00e9. Ibid., p. 626. \u00b0\n1843.\n3)\tJanuar d. J. \u2014 Brief an v. Humboldt, vorz\u00fcglich \u00fcber Slrom-entwickclung im Augenblick der Zusammeuziehung. S. unten, 3. Abscbn., Kap. IV. \u00a7. i. \u2014 Comptes rendus etc. 23 Janvier, t. XVI. j\u00bb. 197.' \u2014 L'Institut. t. XI. No. 475. p. 36. \u00b0\n4)\tApril d. J. \u2014 Ausz\u00fcge aus einem bevorstehenden gr\u00f6fscreu","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"Arbeiten \u00fcber den Froschstrom von 1812 bis 1840.\n127\nWerke \u00fcber thierische Eleklricit\u00e4t. \u2014 Aimales de Chimie et de Physique. Ibid. , t. VII. p. 425. Avec fig. * \u2014 Archives de l'Electricit\u00e9, t. 111. p. 5. Avec fig. \u00b0 \u2014 Annales des Sciences naturelles. 2 S\u00e9rie, t. XIX. Zoologie, p. 313. Avec fig. \u201c\n1844.\n5j Traite des ph\u00e9nom\u00e8nes \u00e8lectro-physiologiqnes des animaux. p. 1 \u2014 14E pi. I \u2014 III. Die Vorrede ist December 1843 unterschrieben. Es ist die vollst\u00e4ndige Sammlung von MatteuccYs Arbeiten im Gebiete der thierischen Eleklricit\u00e4t und der elektrischen Reizversuche bis zu diesem Zeitpunkt ; enth\u00e4lt nichts Neues von Bedeutung. Wird in der Folge nur kurz als \u00bbTrait\u00e9 etc.\u00ab angef\u00fchrt werden.\n6)\tM\u00e4rz d. J. \u2014 Brief an Dumas, \u00fcber eine S\u00e4ule aus lebenden Tauben. S. unten, 3. Abschn., Kap. VIII. \u00a7. i. \u2014 Comptes rendus etc. 11 Mars. t. XVUE p. 443. \u00b0 \u2014 E Institut, t. XII. Xo. 533. p. 90. \u00b0\n7)\tJuni d. J. \u2014 In einer Abhandlung \u00fcber das elektrochemische Aequivalent der Muskelaction \u2014\u25a0 s. unten, 2. Abschn., Kap. 11. g. n. sind die Angaben \u00fcber die Taubens\u00e4ule vervollst\u00e4ndigt und ausgedehnt.\n\u2014\tAnnales de Chimie et de Physique. Ibid., t. XI. p. 403. \u00b0\n8)\tSeptember d. J. Darstellung von Mattel ecu's vornehmsten Versuchen, in einem Vortr\u00e4ge, gehalten auf der Brittischen Naturforscherversammlung zu York. \u2014 Report of the fourteenth Meeting of the British Association for the advancement of Science; held at York in September 1844. London 1845. Transactions of the Sections, p. 38.\"\n\u2014\tThe Philosophical Magazine. 3. Series, vol. XXVI. Xo. 171. February 1845. p. 175.\"\n9)\tOctober d. J. \u2014 Longet und Matteucci \u00fcber das Nicbt-vorliandcnsein elektrischer Str\u00f6me in den Nerven. S. unten, 3. Abschn., Kap. VI. g. h. \u2014- Annales de Chimie et de Physique. Ibid., t. XII. p. 579. \" \u2014 Eezioni sopra i fenomeni fisico-chimici dei corpi vivcnli. Pisa 1844. Eezionc IX.\n1845.\n10)\tApril d. ,1. \u2014 Ueber die Abh\u00e4ngigkeit der St\u00e4rke des Stromes von der des Alhmuugsvorganges, von Gasen, worin die Muskelkette gebracht wird, und der Einerlcihcit von Frosch- und Muskelstrom. S. unten, 3. Abschn., Kap. 11. g. iv. Kap. V. \u00a7. in. Kap. VIII. \u00a7. vu \u2014 Comptes rendus etc. 14 Avril, t. XX. p. 1096.\" \u2014 E'lnslilut. t. XIII. Xo. 590. p. 142.\"\u2014 The Philosophical Magazine. Ibid., p. 534.\u201d\n11)\tUeber die Einerleiheil von Frosch - und Muskclstrom (S. unten. 3. Abschn., Kap. II. \u00a7. iv. ) unter der Aufschrift: \u00bb On the proper Current","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128\t1- Absclin. Kap. II. \u00a7. IV. 3. Veneichnifs von Matteucci\u2019s Arbeiten.\nof the Fro//11 in Philosophical Transactions etc. For the year 1845. p. II. p. 297.\u00b0 Received Mai 7, \u2014 Read June 19; \u2014 gezeichnet vom 7. April d. J.\n12)\tMai d. J. \u2014 Ucber die Abh\u00e4ngigkeit der St\u00e4rke des Stromes v on dem Athnmngsvorgange und dem Aufenthalt der thicrischen Theile in (lasarten (S. unten, 3. Absclin., Kap. V. \u00a7. in. Kap. VIII. \u00a7. v.) unter der Aufschrift: \u00bb The Muscular Current. \u00ab Ibid., p. 283. * Received Mai 7, \u2014 Read June 5. \u2014 The Philosophical Magazine, vol. XXVI. p. 391.\u00b0\n13)\tJuli d. J. \u2014 lieber die secund\u00e4re Zuckung (S. oben No. 1) unter der Aufschrift: \u00bbOn Induced Contractions.\u00ab Ibid., p. 303. \u00b0 Received July 23, \u2014 Read November 20.\n14)\tSeptember d. J. \u2014 Kritik meiner Untersuchungen in einem Briefe an Dumas unter der Aufschrift: \u00bbExp\u00e9riences sur les ph\u00e9nom\u00e8nes de la contraction induite. \u00ab Annales de Chimie et de Physique. Ibid., t. XV. p. 64. \u00b0 \u2014 Archives de l\u2019Electricit\u00e9, t. V. p. 382.\u201c Vergl. unten, 3. Abschn., Kap. 11. t;. rv. Kap. IV. \u00a7. i. Kap. V. \u00a7. ni.","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"Drittes Kapitel\nBemerkungen \u00fcber Valentin\u2019s Arbeiten im Gebiete der thierischen Elektricitiit.\nich glaube gegen den Deutschen Leser eine Pflicht zu erf\u00fcllen, wenn ich, ehe ich an die Darstellung meiner eigenen Untersuchungen gehe, es noch versuche, ihm ein Bild auch dieser Arbeiten vorzuf\u00fchren. Dies geschieht weniger, um die Bedenken zu heben, denen sich, im Vertrauen auf den ber\u00fchmten Namen ihres Urhebers, der eine oder der andere in Betreff des Daseins des Froschstromes bereits hingegeben haben m\u00f6chte, als um das Unwesen zu entlarven, welches sich in denselben, noch dreister als in anderen neueren Leistungen dieses Schriftstellers, breit macht, und dem verderblichen Einilufs vorzuhauen, den eine solche Mifshandlung der Wissenschaft, hinter dem tr\u00fcgerischen Schilde eines solchen Namens ungestraft fortgesetzt, \u00fcber kurz oder laug, hier oder dort, auszu\u00fcben nicht unterlassen w\u00fcrde.\nIch \u00fcbersehe nicht, welche Vorurtheile es gegen mich erwecken mufs, wenn ich, noch vor Ablegung meiner eigenen Proben, kaum dals so manche herbe Anklage gegen Matteucci verhallt ist, nun laut und r\u00fccksichtslos gegen Valentin meine Stimme erhebe. Allein ich suche und finde meine Rechtfertigung in dem Zustande des Gebietes der Wissenschaft, auf dem wir uns bewegen. Es giebt eine Entwicke-hingsstufe der Disciplinen, wo die Kritik immerhin die Waffen aus der Hand legen und auf ihren Lorbeeren ausruhen mag. Die anorganische Physik und Chemie befinden sich zum gr\u00f6fsten Thcil in diesem Fall, liier hat sich ein grofsartiger Besitz an Thatsachen im Bewufstscin von Geschlechtern l\u00e4ngst zu einem Widerlager unersch\u00fctterlicher Grunds\u00e4tze zusammengef\u00fcgt, gegen welches jede unwahre Bestrebung von seihst zerstiebt. Nicht so in den organischen Wissenschaften, am wenigsten in der thierischen Elektricit\u00e4t: sie sind noch in dem Kreifsen begriffen, dessen Wehen dort l\u00e4ngst verschmerzt sind. Inmitten eines Gedr\u00e4nges\n9","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"1.30\n/. /ibschn. Kap. 111. Bemerkungen \u00fcber Valentin 's\nvon Meinungen und aus der Lud gegriffener Hypothesen, zweideutiger Beobachtungen und voreiliger Schlufsfolgen, die elektromotorischen Fische ausgenommen. wie wenig Tliatsachen unseres Gebietes, \u00fcber deren Zu-a orl\u00e4ssigkeit, jakeine, \u00fcber deren Deutung man einig w\u00e4re. Hier stellt Nichts fest, scheint Alles m\u00f6glich, wird von Vielen Alles geglaubt so gut wie Nichts. Gewifs ist eigenes, kr\u00e4ftiges und bed\u00e4chtiges Schallen das beste Mittel, sich dieser Wildnifs zu entziehen. Wenn aber minder bedenkliche Gemiither, im Tr\u00fcben fischend, sich diese allgemeine Unsicherheit zu Nutz machen, die Verwirrung steigern und die Arbeit der Sp\u00e4terkommenden ins Endlose h\u00e4ufen; wenn es die gl\u00e4nzenden Namen des Tages sind, welche ihr Ansehen auf diese Weise milsbrauchen ; vor Allem aber, wenn die physikalische Methode, in der das Heil und die Zukunft der Physiologie liegt, Gefahr l\u00e4uft, durch das ohnm\u00e4chtige Gaukelspiel eines mit l'littern von Zahlen und Formeln, Kunstausdriicken und Gesetzen Gehangenen Zerrbildes auch nur auf einen Tag in den \u00c4ugen der Menge um das unbedingte Vertrauen betrogen zu werden, welches ihr geb\u00fchrt: dann tritt f\u00fcr die Wissenschaft der Fall der Nolh-wehr ein, Duldung wird zur Zaghaftigkeit, schonungslose Strenge zur Pflicht, die Kritik ist in ihrem Recht, an ihrem Ort. In dieser l eber-zeugung unterziehe ich mich getrost dem m\u00fchseligen und undankbaren Gesch\u00e4ft ihrer verneinenden Th\u00e4tigkeit.\nDie zweite Lieferung von Rudolph Wagner\u2019s \u00bb ffmulm\u00fcrterhuch der Physiologie mit R\u00fccksicht auf physiologische Pathologie\u00ab, welche im Fr\u00fchjahr 1842 erschien, brachte einen Artikel \u00fcber \u00bbEle.lt ri-cit\u00fct, der Thiere\u00ab von G. Valentin in Bern. A. a. 0. Bd. I. S. 251 \u2014 310. Lobenswerth im Allgemeinen ist an demselben, dals Valentin die oben S. 6 ger\u00fcgte Vermengung der eigentlich physiologisch - elektrischen Erscheinungen mit den elektrischen Reizversuchen zu vermeiden gewufst hat, welche den Gegenstand eines besonderen Artikels unter dem Titel \u00bbGalvanismus. (In seiner Einwirkung auf den 1 /dorischen K\u00f6rper.)\u00ab in demselben Bande S. 527 \u2014 562 ausmachen. Der ersterc Aufsatz zerf\u00e4llt in zwei Abschnitte, deren einer die Erscheinungen der elektromotorischen Fische, der andere die sonstigen elektrischen Wirkungen der Thiere zum Vorwurf hat. Nur der letztere (A. a. 0. S. 279), und auch von diesem nur ein geringer Theil, geht uns hier unmittelbar an.\n\u00bbFm ....\u00fcber alle hier in Betracht kommenden Punkte ein 17-\u00bblliei! vorzubcreilcii und sicherere S\u00e4tze, so weit cs der gegenw\u00e4rtige","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"thierisch - elektrische Untersuchungen.\n131\n\u00bbZustand der Physik erlaubt, zu gewinnen, schien es mir nothwen-\u00bbdig,\u00ab \u2014 sagt Valentin, \u2014 \u00bbfast s\u00e4mintliche hiehcr geh\u00f6renden \u00bbExperimente zu wiederholen.\" (S. 281.)\nMi ezu stand ihm ein ScHR\u00d6uER\u2019scher Multiplicator von 3300 Windungen zu Gebot. \u00bbDa alles Kupfer mit etwas Eisen verunreinigt ist, \u00bbso waren hei dem Instrumente die dann uolhw\u00e9ndigcn St\u00f6rungen durch \u00bbden Erdmagnetismus 1 2 durch kleine mit Firnifs aufgeklehte Eisenst\u00fcck-\u00bbclien aufgehoben.\u00ab Mehrere andere Mafsrcgeln, welche Valentin hei dem Gebrauch des Mulliplicalors an diesem seihst in Anwendung brachte, lasse ich unerw\u00e4hnt, weil sic theils keinen Sinn haben, theils in unverst\u00e4ndlicher Weise mitgelhcilt sind. \u00bbDie Empfindlichkeit des Instru-\u00bb mentes war auch so grofs, dafs, wenn man zur Leitung Platindr\u00e4hte \u00bbgebrauchte, die hlofse Eintauchung der beiden mit Glaspincettcn gefafs-\u00bbten Leitungsdr\u00e4hte in ein mit destillirtem Wasser gef\u00fclltes Gef\u00e4fs eine \u00bbAbweichung der Magnetnadel, die seihst bisweilen bis 5 \u20148a stieg, \u00bbin der Regel aber 1\u20143\u00b0 betrug, erzeugte. Ein einfaches Zink-\u00bb Kupferplattenpaar von Einer Ouadratlinie Durchmesser 3 * drehte die \u00bbNadel im Kreise herum.\u00ab (Ebendas.)\nValentin erkennt im thierischcn K\u00f6rper die M\u00f6glichkeit dreier Klassen von Str\u00f6men an: \u00bb1) Contacteleklrische oder minder gut be-\u00bbzeichnet, chemisch-elektrische. 2) Thermoelektrische und 3) vital-\u00bb elektrische. \u00ab (Ebendas. )\nUnter den contactelektrisehen Str\u00f6mungen sind solche zu denken, welche durch Anlegen der beiden Enden eines gleichartigen Melallbogens an ungleichartige K\u00f6rpertheile liervorgerufen werden (Ebendas, und S. 282). Um zu verstehen, wie Valentin dazu komme, Str\u00f6me so verwickelten Ursprungs, ohne jede weitere Begr\u00fcndung, ohne voraufgeschicktes Glaubensbekenntnifs als strenger Contactist, so entschieden als aus der ldofsen Ber\u00fchrung entsprungen anzusehen, mufs man sich erinnern, dafs das verderbliche Halbwissen, ja die vollendete BcgrifTs-losigkeit leicht zu einer Sch\u00e4rfe der Meinungen f\u00fchren, wovon sich die tiefste Kcnntnifs und die gewiegteste Erfahrung nichts tr\u00e4umen lassen. 3\n1\t? S. unten, 2. Abschn., Kap. I. \u00a7. n. 7 mul 8. Von den Ablenkungen durch die Drahtmassen, und \\on ihrer Berichtigung.\n2\tEntsprechende Mafsbestimmungen finden sich S. 278. 29G. 302. 303. Artikel Galvanismus S. 532. 534 (zweimal). 548.\n3\tIch w\u00fcnschte dieser Riigc halber nicht f\u00fcr einen Anh\u00e4nger der chemischen Hypothese von dem Ursprung des VoLT.Vschen Stromes gehalten zu werden. Meine Farbe in dieser grofsen Verhandlung, bei welcher es, wenn ich nicht sehr irre, noch an irgend einem llauplzeugen gebricht, ist vielmehr die, welche sich,\nder exacten Forschungsmelhode getreu, bis auf Weiteres um Poggendohff\u2019s Worte\n9 5","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132\n1. Abschn. Kap. 111. Bemerkungen \u00fcber Vai.f.ntin\u2019s\nWas den Silz der elektromotorischen Kraft in Valentin\u2019s contactelek-trischen Ketten an feuchten thierischen Gebilden betrifft, so sucht er ihn bei einem Tlieil seiner Versuche und Er\u00f6rterungen zwischen den ungleichartigen Fl\u00fcssigkeiten und den Metallen, bei einem anderen hingegen, ganz nach Belieben, an der Grenze der ungleichartigen Gewebe selbst (S. 294). Uebrigens verwirft Valentin die chemische Hypothese nicht gerade mit unerbittlicher Consequenz. An mehreren Stellen giebt er sich sogar so weit nach, die contaclelektrischen Str\u00f6mungen als ganz und gar durch den chemischen Vorgang zwischen Fl\u00fcssigkeiten und Metallen hervorgebr\u00e4cht anzusehen ( S. 283. 287. 289) ; wozu er sich auch anderw\u00e4rts einen bequemen Lebergang bahnt, indem er die elektrische Terminologie mit dem Ausdruck: \u00bbeontactchemische Wirkung\u00ab bereichert (S. 288).\nAuf solche theoretische Feinheiten kommt es iudefs hier gar nicht an. Dagegen darf billig gefragt werden. aus welchem Rechte diese Str\u00f6me in einer Abhandlung \u00fcber \u00bbElektricit\u00e4l der Thiere\u201c einen Platz gefunden haben, da doch die einfachste, von uns bereits in der Einleitung (S. oben S. 4) angestellte Betrachtung zu lehren scheint, dafs sie aus dem Gebiete der physiologischen Elektricit\u00e4l, zu verbannen seien. Donne\u2019s Str\u00f6men zwischen ungleichartigen Absonderungsorganen, welche mit den hier gemeinten am n\u00e4chsten \u00dcbereinkommen, ist damals, wie man sich erinnert, nur vorl\u00e4ulig eine Stelle in demselben cinger\u00e4uml worden, weil es n\u00e4mlich zweifelhaft sei, ob sic, wie ihr Entdecker ohne Weiteres angenommen hat, auch im unversehrten K\u00f6rper ohne Anlegung eines Metallbogens zugegen seien oder nicht (S. oben S. 4. 5. 9. 26). Von einem Zweifel der Art ist bei Valentin keine Rede; die M\u00f6glichkeit, dafs etwas seinen contactelektrischen Str\u00f6men Achu-liches, als Folge der n\u00e4mlichen Lngleichartigkeiten, auf denen sie beruhen, auch aufserhalb der Bedingungen seiner Versuche in dem thierischen K\u00f6rper Vorgehen k\u00f6nne, wird mit keiner Sylbe erw\u00e4hnt. Erst unter der Aufschrift \u00bbvital - elektrische Str\u00f6me\u201c S. 296 heilst es, allein aufser jedem Zusammenhang mit dem er\u00f6rterten Gegenst\u00e4nde: \u00bbDa der \u00bbthierische K\u00f6rper aus einer Menge theils permanent, theils nach den\ngeschaart hallen k\u00f6nnte: \u00bbdie Con tact-Theorie sei nicht widerlegt und \u00bbdie chemische Theorie nicht erw iesen\u201c (Poccendorf^\u2019s Annalen ii. s. w. 1843. Bd. LYII1. S. 210*). Allein wenn ich schon solchen, die, hei genauer Einsicht in die vorliegenden Beweisst\u00fccke, sich bereits entschieden f\u00fcr die eine oder die andere Ansicht aussjirechen, meinen Beifall zu schenken anslelien mul's, so halle ich den Leichtsinn f\u00fcr unbedingt verdatnmensw\u00fcrdig, der in der Laune des Augenblicks \u00fcber Fragen des Jahrhunderts abspricht, seihst wenn es m e i n r Forstellungsweise sein sollte, die er dabei in die \\\\ eil hineincufl.","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"thierisch - elektrische Untersuchungen.\n133\n\u00bbverschiedenen Lebensth\u00e4tigkeiten wechselnder, chemisch verschiedener \u00bbSubstanzen bestellt, so m\u00fcssen diese bei ihrem gegenseitigen Contacte \u00bbelektrochemische Spannungen und Str\u00f6mungen hervorrufeu.\u00ab Dann sieht man aber in der That nicht ein, wo hier die Grenze sei; warum nicht auch durch Anlegen ungleichartiger Metalle an gleichartige tliie-risehe Thcile erzeugte Str\u00f6me eine eigene Klasse thierisch-elektrischer Str\u00f6mungen ausmachen, um so weniger, als unter Valentin\u2019s thermoelektrischen keine anderen verstanden sind als solche, die in passend vorgerichteten Metallkreisen durch Ber\u00fchrung thierischer Theile von ungleicher Temperatur entstehen (S. 281. 295).\nIndessen f\u00e4llt, in Valentin\u2019s Sinne, die Schuld dieser Verwirrung seltsamerweise nicht sowohl ihm, als denjenigen zur Last, die vor ihm den Froschstrom als eine physiologisch-elektrische Erscheinung angesprochen haben. Der Froschstrom ist n\u00e4mlich, seiner Meinung nach, nichts weiter als eine contactelektrische Wirkung der obigen Art. Nicht als oh ihm die Beweise noch immer nicht ausreichend erschienen, die Matteucci, wie wir oben sahen (S. 115 IT.), in fast jeder neuen Mitlbribing gegen die elektrochemische und alle \u00e4hnlichen Deutungen des Stromes und f\u00fcr seinen Ursprung im Innern der lebendigen Gewebe beizubringen bem\u00fcht gewesen ist: diese Beweise kennt \\ vliintin nicht. Dem Herausgeber des \u00bbRepertoriums f\u00fcr Anatomie und Physiologie\u00ab bat diese ganze Angelegenheil auf einem Gebiete, auf dem er als selbstst\u00e4ndiger Forscher aufzutreten keinen Ausland nimmt, in dem Rials fremd bleiben k\u00f6nnen, dafs er sich einfach vorstellt, Matteucci habe mittelst seiner Vorrichtung mit den vier Gef\u00e4fsen mit Salzl\u00f6sung in der That nichts Anderes bezweckt, als Ungleichartigkcitc-n an der Oberfl\u00e4che des Frosches nachzuweisen. So unerkl\u00e4rlich es bleibt, wie Valentin selbst dieser Frage irgend ein Interesse hat abgewinnen und sich im Ernst hat einbilden k\u00f6nnen, dafs vor ihm andere Forscher sich mit der Beantwortung derselben besch\u00e4ftigt haben: dieses tiefe Mifs-verst\u00e4ndnifs bildet gleichwohl 14 enggedruckte Seiten und mehr hindurch die Grundlage und den sammelnden Faden f\u00fcr viele Hunderte von Versuchen. Es versteht sich von selbst, dafs wir auf diese Weise eigentlich jeder ferneren Ber\u00fccksichtigung dieser Versuche \u00fcberhoben sein w\u00fcrden, wenn nicht die am Eing\u00e4nge dieses Kapitels angestelltcu Betrachtungen w\u00e4ren, wodurch wir uns bewegen lassen, nichtsdestoweniger n\u00e4here Kenntnil's davon zu nehmen. Begreiflich kann, nach solchen Vorders\u00e4tzen, die Hoffnung, trotz dem verkehrten der Untersuchung untergelegten Zwecke, f\u00fcr uns wichtige Verh\u00e4ltnisse durch dieselbe aufgedeckt zu sehen, nur geringen Antlieil an diesem Entschl\u00fcsse haben.","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"134\n1. Abschn. Kap. III. Bemerkungen \u00fcber Valentin's\nWir beginnen mit Valentin\u2019s Versuchen an Matteucci\u2019s (Nobili\u2019s) Vorrichlung, da es wahrscheinlich ist, dafs auch er den Anfang damit gemacht hat, obschon er die auf seinem eigenen Wege gewonnenen Erfahrungen in den Vordergrund schiebt. Er erhebt sich zun\u00e4chst ce-ffcn die Zahl der von Matteucc.i angewandten Gef\u00e4fse: \u00bbVon vorn \u00bbherein l\u00e4fst sich gegen die ganze Construction des Apparats einwen-\u00bbden, dafs die Anwesenheit der beiden inneren Gl\u00e4schen und deren \u00bbVerbindung mit den beiden \u00e4ufseren durch befeuchtete Bauimvollen-\u00bbdoclite nur dazu dient, die Dcclinationen zu schw\u00e4chen, ohne irgend \u00bbeinen Vorlheil zu bieten. Man \u00fcberzeugt sich auch leicht, dafs sich \u00bbdie Abweichungen verst\u00e4rken, wenn man die Froschlheile in die bei-\u00bbden \u00e4ufseren Gl\u00e4schen unmittelbar taucht.\u00ab (S. 287.) Jenen Vortheil haben wir, einer Andeutung Matteucci\u2019s zufolge, indefs bereits oben (S. 119) kennen gelernt. Er f\u00e4hrt fort zu gelten, wo man auch in der auf diese Weise angeordneten Froschkette den Sitz der elektromotorischen Kraft suchen m\u00f6ge.\nDie Ausschl\u00e4ge, die Valentin au seinem Multiplicator von einem enth\u00e4uteten Frosch mittelst einer nach Matteucci\u2019s Vorschrift zusammengestellten Vorrichtung selbst nach Weglassung der beiden inneren Gef\u00e4fse erh\u00e4lt, betragen im Mittel nur ungef\u00e4hr 5\u00b0 (S. 287. 288). Daraus, dafs der unverletzte Frosch ganz eben so starke Wirkungen gab, und dafs dieselben auch bei \u00f6fterem Schliefsen der Kette nicht an Gr\u00f6fse Zunahmen (Ebendas.), geht, wie sich in der Folge aus unseren eigenen Untersuchungen ergeben wird, 1 mit Bestimmtheit hervor, dafs dieselben \u00fcberhaupt gar nicht vom Froschstrom herger\u00fchrt haben. Man erinnert sieb, dafs Nobili und Matteucc.i an ihren Multiplicatoren, von denen der eine dem SciiR\u00d6OEii\u2019schen um 800 Windungen, der andere h\u00f6chst wahrscheinlich um noch mehrere nachstand, 25 \u2014 30\u00b0 Ausschlag erhielten. Somit bleibt nur noch zweifelhaft, ob Valentin, beim Nachahmen von Matteucci\u2019s Vorrichtung, den Widerstand der feuchten Strecke zwischen dem Frosch und den metallischen Multiplicatorenden unn\u00f6thigerweise allzusehr vergr\u00f6\u00dfert habe, oder ob sein Nadelspiel nicht die hinreichende Beweglichkeit besafs. 2 Das letztere ist, bei dem\n1\tS. unten, 3. Absclin., Kap. VIII. \u00a7. i. ii.\n2\tDafs das Kadelspiel in der That wenig astatisch war, scheint sogar mit Nolhwendigkeil aus einem S. 298 beschriebenen Versuche hervorzugehen, in dein unter andern \u00bbschw\u00e4chere und st\u00e4rkere Magnete an der Haut eines Frosches, dessen \u00bbzusatnuiengcbuudene Fiifse und zusaminengeschn\u00fcrle vordere Extremit\u00e4ten in die \u00bbQuecksilbern\u00e4pfe des Galvanometers tauchten, in \u00e4hnlicher Weise bewegt wurden, \u00bbwie an magneto - elektrischen Drehmaschinen der Anker rasch hintereinander von \u00abdem Magneten losgerissen und wieder an denselben durch geeignete Lage und \u00bb magnetische Attraction befestigt wird.\u00ab \u2014 Um zu verstehen, wie Valentin an sei-","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"lliieriscli~elektrische Unlersuchmigen.\n335\nstels so bedeutenden Widerstande tliierisclier Tlieile, bei weitem das walirscbeinlieberc, um so mehr, als Valentin die Schwingungsdauer desselben anzugeben untcrl\u00e4fst, auf diesen Umstand also keine Aufmerksamkeit verwandt zu haben scheint, und als er es aulserdein schonungslos genug behandelt, um es dein Einflufs \u00fcberm\u00e4chtiger Str\u00f6me auszusetzen, die es melireremale im Kreise hcrumzudrehen verm\u00f6gen. S. 281. 296. IJemmungcn hatte der Scuk\u00fcder'scIic Multiplicalor nicht, da sich h\u00e4ufig Winkelwerlhc \u00fcber 90\u00b0 verzeichnet linden. S. 283. 288. 290. Nimmt man hinzu, dafs dem Obigen nach in Valentin's Kette elektromotorische Kr\u00e4fte th\u00e4tig waren, welche den Froschstrom an Wirksamkeit hinter sich lassen, so sieht man leicht, dafs hier bereits der schwache Faden jener oben ber\u00fchrten Hoffnung reifst, diese Versuche w\u00fcrden uns, ihrer Bedeutung in Valentin\u2019s Sinne ungeachtet, mit irgend einer neuen Erfahrung \u00fcber unseren Gegenstand bereichern k\u00f6nnen.\nValentin, ohne sich an dem Mangel an Berechtigung jedes verneinenden Erfolges einem bejahenden gegen\u00fcber zu stofsen, schreibt die Kleinheit der an Mattel era's Vorrichtung beobachteten Ausschl\u00fcge statt, der Art und Weise, wie er dieselbe ausgef\u00fchrt habe, ohne Weiteres ihrem Grundprineip zu. Es ist eine bekannte, von Fei.iineii zuerst gew\u00fcrdigte Thatsache, dafs die Wirkung der Becoiniiit/schen und \u00e4hnlichen Ketten durch Einschaltung gleichartiger Fl\u00fcssigkeiten zwischen die gleichartigen Multiplicatorcnden und die ungleichartigen Fl\u00fcssigkeiten ausnehmend geschw\u00e4cht wird. Unter der Voraussetzung von Ungleichartigkeiten an der Oberfl\u00e4che des Frosches, die auf dem Wege dadurch verursachter Str\u00f6mungen nachgewiesen werden sollten, w\u00fcrde es demnach in der Thal: am geralhensten sein, die auf ihre Gleichartigkeit gepr\u00fcften metallischen Mulliplicalorenden selbst mit den line-\nnem Mulliplicalor 1\u2019lalz linden konnte, einen Frosch z. ]i. mit den Fiifsen in das eine, mit dem hopfe in das andere Qucrksilbergcf\u00e4fs zn laurhcn, was unten noch \u00f6fter Vorkommen wird, units man eine Kinrichlung an demselben kennen, die A a i.KNTiN selbst dem Leser iiberl\u00e4fsl, aus \\erseliiedenen zuf\u00e4lligen Andeutungen sieb /.usammenzudenken, indem er sieb wahrscheinlich vorstellt, dafs sie an allen Instrumenten vorhanden sei (S. 281. 295. 302. V0.). Die Luden des Drahtes waren an demselben n\u00e4mlich an zwei senkrechte i ermulblieh den Mullipliealorliseb durchsetzende Kupferbol/.en gcl\u00f6thcl, um welche sieh l\u00e4ngere Arme von Kupferblech (Kupferbiigel nennt sie \\ \\ i.kntin) in wagrccliler Kbenc drehten, deren freie Luden erst die erw\u00e4hnten Qnccksilbern\u00e4pfcben trugen. Alir selbst ist diese Kinrirlilung nie zu Gesiebt gekommen, auch sehe ich ihren Nutzen nicht ein. Die jetzt an elektrischen GerUIhschaflen allgemein \u00fcbliche Verbindungsweise durch Nchrauben-klemmen (S. z. 15. Fig. 18. Taf. 1.) scheint Valentin unbekannt geblieben zu sein,\n1 l\u2019oi.u.aiNiioitFF s Annalen u. s, w. 18313. Dd. NLA lll. 8. 18 IT. 1","page":135},{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"136\nt, Absclm, Kap. 111. Bemerkungen \u00fcber Valentin',?\nrischen Theilcn in Ber\u00fchrung zu bringen. M\u00f6glicherweise ist es eine Betrachtung der Art, wodurch Valentin bewogen wurde, nunmehr diesen Weg einzuschlagen; auseinandergesetzt findet sie sich nicht bei ihm, und es scheint eher, als habe er sich blindlings durch die vorgefa\u00dfte Ansicht leiten lassen, der Froschstroin sei eine contactelektrische Erscheinung an der Grenze thierischer Theile und an diese gelegter Metalle, Matteucci aber habe jener unbeholfenen Verwickelung des Versuchs nur deshalb die Hand gereicht, um gewissen Schwierigkeiten, welche kennen zu lernen uns noch bevorsteht, desto sicherer zu entgehen. (S. 286.)\nValentin beabsichtigt also jetzt, dem Frosche gleichartige metallische Multiplicatorenden anzulegen. Dies geschieht zun\u00e4chst unter Anwendung einer Reihe von Mafsregeln, die ein zu charakteristisches Beispiel von seiner Untersuchungsweise abgeben, als dafs ich es dem Leser ersparen k\u00f6nnte, mich auf einer kurzen Musterung derselben zu begleiten.\nBei der Langsamkeit, womit unbegreiflicher Weise eine Entdeckung von so einleuchtender und unberechenbarer Wichtigkeit wie das Oiim'-sclie Gesetz 1 sich selbst unter den Elektrikern von Fach Bahn gebrochen hat und zum Theil noch bricht, soll es Valentin nicht zum Vorwurf gemacht werden, dafs er dasselbe noch 1842 auch nicht einmal dem Namen nach zu kennen scheint. Man sicht ihn daher zu wiederholten\n1 Die Physiologen, die bei Lesung dieses Werkes den Wunsch empfinden sollten, sich mit dem OWschen Gesetze n\u00e4her bekannt zu machen, verweise ich auf die in Dove's Repertorium der Physik. Bd. V. Berlin 1844. S. 174 ff. * aufgef\u00fchrte Literatur. Zur elementaren Kenntnilsn\u00e4hme d\u00fcrften Fechner's Auseinandersetzungen im 3. Bande der Uebersctzung des Bior\u2019schen Lehrbuchs u. s. w. am geeignetsten sein. \u2014 Da die Terminologie f\u00fcr die verschiedenen Elemente der Oim\u2019schen Formel und ihre Zusammenstellungen noch immer in einem gewissen Schwanken begriffen ist, so bevorworle ich hier ein f\u00fcr allemal, dafs ich mit Stromst\u00e4rke den Quotienten aus dem Widerstande in die elektromotorische Kraft, und mit Dichtigkeit des Stroms an einer bestimmten Stelle des Kreises denjenigen aus dem Querschnitt dieser Stelle in die Stromst\u00e4rke zu bezeichnen pflege. Da, nach den Ohm-schen Grunds\u00e4tzen, die Stromst\u00e4rke, d. h. das Product aus der Elektricit\u00e4tsmenge in ihre Geschwindigkeit, in jedem Querschnitt der Kette eine und dieselbe ist., so m\u00fcssen die Elektricitatsmengen, die zwischen je zwei gleichweit von einander entfernten Querschnitten str\u00f6men, dem eigenthiimlichen Widerstande der entsprechenden Strecken proportional sein, weil ihre Geschwindigkeiten ihm umgekehrt proportional sind. Auch in der L\u00e4ngsrichtung des Stromes kann also \\ on einer Dichtigkeit desselben die Rede sein; diese kommt meines Wissens itidefs. verm\u00f6ge der in gleichem Mafse verminderten Geschwindigkeit, bei keinem jetzt bekannten Verh\u00e4ltnifs in Betracht, und es scheint daher bis auf Weiteres keinen f\u00fchlbaren Ucbelstand mit sieh zu bringen, wenn jenem Ausdruck einstweilen der eben festgesetzte Begriff unlergestellt wird.","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"1 hierisch - elektrische Untersuchungen.\n137\nMalen (S. 281. 283 [zweimal], 302) mit grofser Sorgfalt bem\u00fcht, die Leitungsf\u00e4higkeit der metallischen Kettenglieder zwischen den feuchten thierischen Theilcn und den Enden des Multiplicatordralits nach M\u00f6glichkeit zu erh\u00f6hen, obschon, wie wir wissen, dieses Bestreben ganz \u00fcberfl\u00fcssig und die Ergebnisse, in denen er den Beweis seines Gelingens zu erblicken meint, illusorisch sind, da der Widerstand dieser Glieder, auch bei aufserordenllich viel gr\u00f6fserer L\u00e4nge und D\u00fcnne derselben, gegen den der 3300 Windungen jenes Drahtes, geschweige den der thierischen Theile, noch v\u00f6llig verschwindend ausfailen w\u00fcrde.\nSchwerer zu entschuldigen ist bereits, dafs Valentin, bei seiner Vorliebe f\u00fcr Contactelektricit\u00e4t, das alte Volta\u2019scIic Gesetz der galvanischen Spannungsreihe fremd geblieben ist, demzufolge die Zusammensetzung eines mit gleichartigen Enden in eine Fl\u00fcssigkeit tauchenden Metallbogcns aus beliebig vielen und verschiedenen Metallen niemals im Stande ist, eine St\u00f6rung des elektrischen Gleichgewichtes in einem solchen Kreise zu bewirken. Er giebt sich der zarten Besorgnifs hin, die Amalgamating der in die Ouecksilbern\u00e4pfe seines Multiplicators tauchenden, andererseits die thierischen Theile ber\u00fchrenden metallischen Schliefsungsst\u00fccke, m\u00f6chte einen Eiullufs auf die Ergebnisse seiner Versuche gewinnen (S. 283. 284). Dabei verdient ein Umstand bemerkt zu werden, durch den er wahrscheinlich noch tiefer in diesen Irrthum hinabgezogen worden ist. Er erhielt n\u00e4mlich an seinem Multiplicator stets Ausschl\u00e4ge, welche denen, die ihm ein unversehrter Frosch an Matteucci's Vorrichtung noch bei Anwesenheit der beiden inneren Gl\u00e4schen crtheilte, um nichts nachstanden, wenn er zwischen den beiden Ouccksilbern\u00e4pfen des Instruments mittelst einfacher metallischer B\u00f6gen schlofs. Sie folgten \u00bbin aufsteigender Reihe als Messing, iiber-\u00bbsilberter Kupferdraht, Platin, Stanniol, Eisen und ausgegl\u00fcliLer Stahl.\u201c (S. 287.) Anderw\u00e4rts findet er die Reihe: Platinblech, \u00fcbcrsilberlcr Kupferdraht, Messingdr\u00e4hle und ausgegl\u00fchter Stahldraht, Zinkblech, Platindraht (S. 282). Noch anderw\u00e4rts ist diese Reihe: Platindraht, Platinblech, \u00fcbersilberter Kupferdraht und Messingdraht, ausgegl\u00fchter Slahldraht, Zinkblech, Eisendraht (S. 285. 286). Thermoelektrischen Ursprungs k\u00f6nnen diese Wirkungen, welche sich, der obigen Angabe gem\u00e4fs, bis auf 9\" belaufen haben (S. 287), bei den 3300 Windungen des Multiplicatordralits nicht f\u00fcglich gewesen sein. Man h\u00f6rt auf, sich \u00fcber ihr Erscheinen zu wundern, wenn man erf\u00e4hrt, dafs Valentin als das beste Verfahren, um Quecksilber zu diesem Behufe zu rein men, anempfiehlt, dasselbe mit L\u00f6schpapier von anhaftendem Wasser und mit dem Finger von etwaigen Resten thierischcr Theile zu befreien ( S. 283). Derselbe Umstand mufslc begreiflich auch dann stattlinden,","page":137},{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"133\n1 Ab sehn. Kap 111 Bemerkungen \u00fcber Valentin's\nwenn von den Ouecksilbern\u00e4pfen aus metallische Br\u00fccken nach den thierischen Theilen geschlagen wurden. Aber so weit entfernt war Valentin von jeder Ahnung des erw\u00e4hnten Gesetzes, dafs er, anstatt in diesen Str\u00f6men einen der gr\u00f6bsten Uebelst\u00e4nde zu erblicken, dem irgendwie und schleunigst abzuhelfen sei, \u00fcber dieselben vielmehr mit derselben Unbefangenheit berichtet, als ob er ein Kupferzinkplattenpaar in seinem Kreise gehabt h\u00e4tte, ja sie in der That mchrcremal unmittelbar mit W irkungen anerkannt hydroelektrischen Ursprungs zusammenstellt (S. 282. 286. 287).\nNoch \u00fcberraschender erscheint jedoch folgende Behauptung Valentin\u2019s: \u00bbEine sehr notliwendige Vorsichtsmafsregel besteht noch darin, \u00bbdafs beide Leitungsdr\u00e4hte genau dieselbe Gr\u00f6fsc und Masse haben. \u00bbFindet Ungleichheit statt, so erh\u00e4lt schon dadurch die Magnetnadel \u00bbdie Tendenz nach der Seite hin, wo der k\u00fcrzere und weniger mas-\u00bbsige Draht sich befindet, abzuweichen. Bei scheinbar noch unbedeutender Ungleichheit der Leiter wird diese St\u00f6rung so grofs, dafs die \u00bbMagnetnadel immer in bezeichneter Richtung hin declinirt und dafs \u00bballe durch die thierischen Theile erzeugten Str\u00f6mungen auf diese Art \u00bbgar nicht oder getr\u00fcbt zum Vorschein kommen.\u00ab (S. 282.) \u00bbDa die \u00bbLontactelektricit\u00e4t seihst, welche von den Hautstellen erzeugt wird, \u00bbso gering ist, dafs die durch Aufsenverh\u00e4ltnisse entstehenden Abnor-\u00bb init\u00e4ten dieselben \u00fcherwiegen, so fallen alle Versuche, hei welchen \u00bbdie Leitungsdr\u00e4hte an Gewicht und L\u00e4nge ungleich waren, von seihst \u00bbhinweg.\u00ab (S. 286.) \u00bbEs wurden daher die beiden Leitungen nicht \u00bbnur der Gr\u00f6fse nach gleich abgemessen, sondern auch auf einer \u00bbchemischen Wage genau tarirt.\u00ab\t(S. 282. Vcrgl. S. 284, 291.\n292. 294.)\nWir haben hier beil\u00e4ufig das erste Beispiel einer Eigenheit der Darstellung Valentins, die uns sp\u00e4ter noch in ausgedehntem Mafsstah entgegentreten wird, der n\u00e4mlich, dafs man in seiner Abhandlung fast \u00fcberall \u00fcber die Richtung der Str\u00f6me im Dunkel bleibt. Die ohne alle Verst\u00e4ndigung nackt hingestellten Worte: \u00bbdie Magnetnadel erh\u00e4lt schon \u00bbdadurch die Tendenz nach der Seite hin, wo der k\u00fcrzere und weniger \u00bbmassige Draht sich befindet, abzuweichen\u201c und die entsprechenden Bezeichnungen S. 286. 292. 294. k\u00f6nnen h\u00f6chstens f\u00fcr den Physiker vermuthungsweise einen Sinn haben, dem es vorschwebt, dafs auch f ECHNEK sich einmal, 1 allein nach vorl\u00e4ufiger ausdr\u00fccklicher Ueberein-kunft mit dem Leser, des Ausdrucks bedient hat: \u00bbder Ausschlu\u00df\nO\nIn seiner Abhandlung \u00fcber die Becquerel\u2019scIic Kelle u. s, w. in Pogoendorff s Annalen u. s. w. 1839. J3d. XLA III. 8, 12, *","page":138},{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"Mensch - elektrische Untersuchungen.\n139\n\u00bberfolgt nach der Seite der Salpeters\u00e4ure hin\u00ab, um z. B. zu bezeichnen, dafs der Strom, in der Fl\u00fcssigkeit, vom Alkali zur S\u00e4ure sich hegieht. Allein auch Dieser w\u00fcrde \u00fcber die Richtung des Stromes noch ungewifs bleiben, da man nicht errathen kann, wie Valentin dieselbe genommen wissen will, ob von dem l\u00e4ngeren und schwereren Drahte zu dem k\u00fcrzeren und leichteren in der Fl\u00fcssigkeit, oder in dem Multiplicatordraht.\nGl\u00fccklicherweise verlieren wir hier nur wenig an der Kenntnifs der Richtung, in der die neue, von Valentin entdeckte Quelle gest\u00f6rten elektrischen Gleichgewichtes ihre Wirkung \u00e4ul'sern soll. Der Physiker hat diese Behauptung mit einem L\u00e4cheln vernommen, welches mich jeder weiteren Er\u00f6rterung derselben \u00fcberhebt. Jeder andere mag sich f\u00fcr versichert halten, dafs vor und nach Valentin\u2019s Auftreten auf diesem Gebiete, die Nadeln zahlreicher Instrumente, welche das seinige an Empfindlichkeit weit hinter sich liefsen, bei geschlossenem Kreise, in dem gleichartige Multiplicatorenden in gleichartige Fl\u00fcssigkeit tauchten, auf Null gestanden haben, ohne dafs Wage, Zirkel und Mafsstab jemals deshalb bel\u00e4stigt worden w\u00e4ren. Etwaige Zweifel, die in dieser Hinsicht Zur\u00fcckbleiben sollten, ist \u00fcbrigens das Verfahren zu beseitigen ffeeienet, welches Valentin seihst beim Tariren seiner Dr\u00e4hte und Bleche befolgte. S. 291 heilst es, es seien \u00bbals Leiter gleich lange, zwcck-\u00bbm\u00e4fsig gebogene Zinkbleche, die vorher auf der chemischen Wage \u00bbgenau tarirt, dann mit Eiweifs 1 bestrichen, hierauf an zwei ent-\u00bb sprechenden Enden abgefeilt und von Neuem tarirt worden sind, zu \u00bbgebrauchen.\u00ab Man sieht, dafs der genaue Arbeiter am Ende seiner Operation allerdings ein gleiches Gewicht\n[Zink] + [Eiweifs] = [Zink], -P [Eiweifs], \u00fcbrig behielt, was jedoch schwerlich das war, was er sich im Beginn derselben vorsetzte, da aus dieser Gleichung bekanntlich nicht nolh-wendig\n[Zink] = [Zink],\nhervorgeht. Ilcrvorzuhcben ist noch, dals, nach Valentins Vorstellung, hei Anwendung von Quecksilber als metallischem Multiplicator-ende, wie auch bei Einschaltung einer gr\u00f6fscrcn Fl\u00fcssigkeitsschicht zwischen diesen Enden und den thierischen Theilen, jene Vorsichts-mafsregel unn\u00fctz wird. Wenigstens hat er selbst sich, hei einem grofsen Theil seiner Versuche, wie wir sp\u00e4ter sehen werden, des Ouecksilbers zu diesem Beliufc bedient, ohne dals jemals vom lariren\n1 Dem in Wasser mit schwach alkalischer Reaction l\u00f6slichen Kiwcifs hat Valentin hei seinen elektrischen Gcr\u00e4lhschaflen als Firni\u00df\u00bb den Vorzug gegeben.","page":139},{"file":"p0140.txt","language":"de","ocr_de":"140\n1. /lb sehn, Kap. 111. Bemerltungen \u00fcber Valentin\u2019s\ndesselben und der genau gleichen L\u00e4nge der Mssigcn Metalls\u00e4ule die Rede w\u00e4re; und ebenso spricht er anscheinend Matteucci\u2019s Vorrichtung von der Verd\u00e4chtigung frei (S. 286), die er, mit jener Behauptung, \u00fcber fast alle vor ihm angestellten Multiplicatorversuche ausgiefst.\nNocli eine Vorsichtsmafsregcl will Valentin bei diesen Versuchen beobachtet wissen, deren Nutzen mindestens sehr zweifelhaft ist. Es ist die der gleichen Ausdehnung beider Ber\u00fchrungsfl\u00e4chen zwischen den feuchten thierischen Theilen und den metallischen Multiplicatorenden (S. 286. 289. 292. 294). Es ist schon mehrfach behauptet worden, und diese Aussage kn\u00fcpft an die Erscheinung von Zamboni's zweigliedriger S\u00e4ule an, dafs mit einer solchen Ungleicharligkeit an und f\u00fcr sich eine elektromotorische Wirkung in dem sonst gleichartigen hydroelektrischen Kreise gesetzt sei. 1 Auch Matteucci hat bei seinem neueren Verfahren zur Untersuchung thierisclier Theile 2 diesen Umstand in Ber\u00fccksichtigung gezogen. Einerseits indefs widersprechen sich die Angaben \u00fcber die Richtung, in der der Fl\u00e4chenunterschied wirksam sein soll, was \u00fcbrigens auch bei der ZAM\u00dfONi\u2019schen S\u00e4ule der Fall ist, andererseits ist eine solche Wirkung \u00fcberhaupt von sp\u00e4teren Beobachtern in Abrede gestellt worden, die mit den Schwierigkeiten, an und f\u00fcr sich gleichartige Metallfl\u00e4chen zu erhalten, unvergleichlich besser bekannt waren. 3 Offenbar aber ist in Erw\u00e4gung eben dieser Schwierigkeiten, von denen alsbald, wie auch im zweiten Abschnitte dieses Werkes (Kap. I. \u00a7. m.) noch mehrfach die Rede sein wird, die Wahrheit hier auf Seiten der Verneinung zu suchen. Ich selbst habe wenigstens Jahre lang die Nadel meines so empfindlichen Multiplicators bei geschlossenem Kreise, in dem gleichartige Platinfl\u00e4chen, auf deren Gleichheit durchaus keine besondere Sorgfalt verwandt worden war, in gleichartige Fl\u00fcssigkeiten tauchten, auf Null cinstehen sehen.\nDie bisher besprochenen Mafsregeln Valentin's sind der Art, dafs sie, zwar an sich den hier ohnedies bereits hinreichend ge\u00e4ngsteten Beobachter noch mit einer Last ganz vergeblicher Sorgen \u00fcbersch\u00fcttend, doch wenigstens nicht, den Pfeil auf die eigene Brust zur\u00fcckwendend, die Richtigkeit der Ergebnisse selbst untergraben. Hiedurch unterscheiden sie sich vortheilhaft von denjenigen, welche jetzt Gegenstand der Er\u00f6rterung werden.\nEs handelt sich, nach diesen Vorbereitungen, n\u00e4mlich nur noch darum, welchem Metalle, behufs des unmittelbaren Anlegens an die\n1\tVergl. Biot\u2019s Lehrbuch der Experimental-Physik u. s. w. Deutsch von Fkchner u. s. w. Bd. 111. 8. 113. *\n2\tS. unten, 2. Absclin., Kap. 1. \u00a7. in. 4. Matteucci\u2019s neueres Verfahren.\n3\tFechker a. a. 0,","page":140},{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"thierisch - elektrische Untersuchungen.\n141\nthierischen Thcile, der Vorzug zu geben sei. Der Grundsatz, der bei dieser VValil leiten mufs, ist offenbar der, sich keinesweges durch die Gr\u00f6l'se der Wirkung, sondern durch die Sicherheit der Gleichartigkeit bestimmen zu lassen, welche ein gewisses Metall unter diesen Umst\u00e4nden gew\u00e4hrt, da es viel weniger auf den Spafs ankommt, die Nadel auf der Theilung herumwirbeln zu sehen, als darauf, dafs man genau wisse, woher eine beobachtete, wenn auch noch so kleine Wirkung kommt. Alsdann war jedes Lehrbuch\t'dm\tStande, Valentin\tzu unterrichten, wie er das\tpositive Ende\tder\tSpannungsreihe zu\tfliehen,\ndas negative aufzusuchen hatte; indem die Erfahrung zeigt, dafs Zink, Eisen, Zinn, ja noch Kupfer, wie sie, als Elektroden in den Kreis einer beliebigen Kette\teingeschaltet,\tden\tStrom derselben\tweniger\nschw\u00e4chen, als die negativeren Metalle, Silber, Gold, Platin, so auch als Multiplicatorenden in gleichartige oder wenig ungleichartige Fl\u00fcssigkeiten getaucht, einen Sturm von regellosen und \u00fcberm\u00e4chtigen Wirkungen erregen, durch\tden hindurch\tes unm\u00f6glich ist, die\tStimme\nirgend eines Gesetzes zu vernehmen. Die sinnreichen Ahnungen Volta\u2019s \u00fcber die m\u00f6glichen Ungleichartigkeiten der Oberfl\u00e4che eines und dessel-heil Metallst\u00fcckes, deren wir im Beginn der Geschichte des Froschstroms zu gedenken Gelegenheit hatten, sind im Lauf der Jahre, und mit H\u00fclfe des elektromagnetischen Rheoskops, zur Gewifsheit geworden. Wir wissen jetzt, dafs die Vorstellung einer aus bestimmten unwandelbaren Abst\u00e4nden gebildeten Spannungsreihe, wie man sie damals hegen mochte, in der Erfahrung nicht verwirklicht gefunden wird, wo die Stellung eines jeden Metalles vielmehr innerhalb gewisser Grenzen schwankt, deren Entfernung zwar in den meisten F\u00e4llen verschwindend sein mag gegen die zwischen der oberen Grenze eines und der unteren des n\u00e4chstfolgenden Metalles, indefs noch immer grofs genug ist, um bei Versuchen dieser Art die allergenaueste Ber\u00fccksichtigung zu verdienen. Ein Mittel, diese Gegens\u00e4tze zu verwischen, besteht darin, die Metallst\u00fccke in dem feuchten Leiter, in dem sie nachher gebraucht werden sollen, hinreichend lange Zeit zur Kette geschlossen stehen zu lassen ; allein bei den Metallen positiveren Schlages gelangt man auch auf diese Weise nicht zum Ziel, vielleicht, weil diese Abgleichung zum Theil auf Compensation durch Polarisation beruht, deren dieselben bekanntlich weniger f\u00e4hig sind. Wie man sich dem negativen Pole der Spannungsreihe n\u00e4hert, nehmen zwar, unter gleichen l mst\u00e4n-\n1 Pas 35. Kapitel von Vechner's mehrenv\u00e4hntem Lehrbuch f\u00fchrt sogar die Aufschrift : \u00bbElelilrocheinische Differenz der (scheinbar homogenen) Oberfl\u00e4che einiger Metalle.\u00ab A. a. 0. S. 422 ff. \u2018","page":141},{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"142\n/. Alschn. Kap. 111. Bemerkungen Uber Valentin's\nden, die Wirkungen in einer Kelle, in der Elektroden aus den hiehcr-geh\u00f6rigen Metallen eingeschaltet sind, in raschem Mafse ah, weil jener Widerstand an der Grenze der festen und fl\u00fcssigen Leiter, gleichviel oh er dem Z\u00e4hler allein, oder dem Z\u00e4hler und Nenner der Oiim\u2019sehen Formel zugleich angeh\u00f6rt, in eben so schnellem Wachsen begriffen ist; aber gleichzeitig ordnen sich die Erscheinungen, die edleren Metalle werden auch in sich seihst gleichartiger, die Nadel kommt mit H\u00fclfe der Polarisation hinnen kurzer Zeit auf Null zur Ruhe und kann nunmehr dienen, zarte, in die Kette eingef\u00fchrte Ungleichartigkeiten mit Sicherheit zu unterscheiden. Das negativste der gebr\u00e4uchlichen Metalle, das Platin, ist daher dasjenige, welchem hier der Vorzug geb\u00fchrt.\nGenau den entgegengesetzten Gang befolgte Valentin. V\u00f6llig unbek\u00fcmmert um den Sinn dieser Wirkungen, glaubt er das H\u00f6chste erreicht zu haben, wenn es ihm gelungen ist, die Nadel in unermefs-lichen Ausschl\u00e4gen hin und her geschleudert zu sehen. Er wendet sich sonach der Gruppe der positiveren Metalle zu; allein er geht einen zu bed\u00e4chtigen Schritt, als dafs er sich, r\u00fccksichtlich ihres verschiedenen Werthcs in dieser Hinsicht, bei den Ergebnissen beruhigen k\u00f6nnte, bei denen die Elektriker selbst stehen geblieben sind. Der Weg, den er einschl\u00e4gt, um zu bestimmen, welches Metall, in ungleichartige Fl\u00fcssigkeiten getaucht, wohl die st\u00e4rksten Wirkungen zu geben verm\u00f6chte, hat mindestens den Vorzug der Originalit\u00e4t.\nZuerst ward zwischen beiden Quecksilbern\u00e4pfchen des Multipli-cators mit einem Bogen von dem zu pr\u00fcfenden Metall geschlossen. Dies gab, wie wir zum Theil schon wissen (S. oben S. 137), an seinem Instrumente, f\u00fcr s\u00e4mmtliche untersuchte B\u00f6gen, Platinblech ausgenommen, Wirkungen in best\u00e4ndiger Richtung, die sich in diesem Falle bis auf 1\u00b0.5 beliefen. Dann wurden zwei gleich abgemessene und genau tarirte St\u00fccke Draht oder Blech von demselben Metall in destillirtes Wasser getaucht. Drittens wurden dieselben an die Mundspitze und den rechten Fufsballen eines und desselben Frosches, der mit gewichster Seide in einem Korkrahmen schwebend aufgespannt und so isolirt erhalten wurde, angelegt. \u00bbDie Schliefsung geschah \u00bbnat\u00fcrlicher Weise mit Glaspincetten\u00ab ; dagegen erf\u00e4hrt man nicht, ob die \u00bbApplication\u00ab gleichzeitig, oder nacheinander f\u00fcr beide Metallst\u00fccke stattfand. Die Metalle waren: Platindraht, Platinblech, \u00fcbersilberter Kupferdraht, Messingdr\u00e4hte, ausgegl\u00fchter Stahldraht, Zinkblech. In diesem Wettkampf trug der \u00fcbersilberte Kupferdraht, und n\u00e4chst ihm das Zinkblech, den Sieg davon, indem sie die gr\u00f6bsten Ausschl\u00e4ge gaben, welche \u00fcbrigens bald in dieser, bald in jeher Richtung erfolgten (S. 282).","page":142},{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"thierisch- elektrische Untersuchungen.\n143\nSolchem Beginnen gegen\u00fcber liil'st die Kritik die Arme sinken. Wir wollen uns kurz hissen. Was es mit den Str\u00f6men, die sich hei Schliefsung zwischen beiden Galvanometern\u00e4pfen kund gaben, f\u00fcr eine Bewandtnifs gehabt habe, ist oben S. 137 bereits angemerkt worden, lieber den Einfall Valentins, hier dergleichen Str\u00f6me zu gew\u00e4rtigen, sic f\u00fcr einerlei zu halten mit den beim Anlegen gleichartiger Metalle an feuchte Leiter erhaltenen, und sie mit diesen in eine Zahlentabelle zusammenzustellen, ist das Elcmcntarlehrbuch nachzusehen. Eine Er\u00f6rterung dar\u00fcber w\u00fcrde uns an dieser Stelle zu weit f\u00fchren. Die \u00fcbrigen Ausschl\u00e4ge sind nichts weiter, als die oben erw\u00e4hnten in Croise und Richtung v\u00f6llig regellosen Wirkungen, welche die erste Benetzung vornehmlich positiverer Metalle stets zu begleiten pflegen. Nur zuf\u00e4llig werden dieselben in ihrer wechselnden St\u00e4rke ein Bild der Spannungsreihe darstellen, und am seltensten wird dies dann eintreffen, wenn auch die so einfache Vorschrift gleicher erregender Oberfl\u00e4chen in dem Mafs aufser Augen gesetzt wird, dafs bald Dr\u00e4hte, bald Bleche nach Willk\u00fcr angewandt werden. Gleichwohl ist es in Valentin\u2019s Ergebuifs ann\u00e4herungsweise der Fall gewesen, nur dafs sich der \u00fchersilberte Kupferdraht statt zwischen Platin und Messing, an die Spitze der Reihe, noch \u00fcber dem Zinkblech, gestellt hat. Unstreitig, weil auf der einen Seite Kupfer, auf der anderen Silber ber\u00fchrt haben wird.\nIn diese Falle ist Valentin gegangen. Er sagt zuletzt: \u00bbF\u00fcr die \u00bbAnwendung fester Metalle fand ich es am Zweckm\u00e4fsigsten, Kupfcr-\u00bb drahte oder besser Zinkbleche von gleicher L\u00e4nge auf der chemischen \u00bbWage genau zu tariren und dann bis auf gleiche in das Quecksilber-\u00bb amalgam zu tauchende Spitzen sorgf\u00e4ltig zu \u00fcberfirnissen. Vor jedem \u00bbVersuch mufs man an destillirtem Wasser pr\u00fcfen, oh auch beide \u00bbDr\u00e4hte vollkommen gleich gehen oder nicht.\u00ab (S. 284.)\nIndessen befriedigt ihn einestheils die St\u00e4rke der Wirkungen nicht, die er auf diese Weise erh\u00e4lt, anderntheils findet er, dafs \u00bbselbst hei \u00bbBeachtung dieser Vorsicbtsmafsregeln bei festen metallischen Leitern \u00bb\u00fcberhaupt die Resultate so schwankend werden, dafs durchaus nicht \u00bbdarauf zu gehen ist.\u00ab (S. 286.) \u00bbOperirt man mit festen Metallen \u00bbals Leitern, so erh\u00e4lt man . . . fast immer, selbst bei einem und demsel-\u00bbben Thicre, keine constant\u00ab! Richtungen der Abweichung, wenn man \u00bbselbst beide Dr\u00e4hte oder Platten gleichzeitig an zwei verschiedene be-\u00bb feuchtete Hautstellen oder gleichartige innere Theile applicirt.\u00ab (S. 284.) 1\n1 Folgenden Versuch Valentin\u2019s, feste Metalle zu seinen Zwecken brauchbar zu machen, welcher keines Auszuges f\u00e4hig und auch, wie man sagt, mit er der Kritik ist, will ich vollst\u00e4ndig hicher \u00fcbertragen: \u00bbDer bekannte von Henry beob-achtete Umstand, dafs ein einfaches Zink-Kupferplaltcnpaar, wenn es durch einen","page":143},{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\n7. Abschn. Kap. 111. Bemerkungen \u00fcber Valentin\u2019#\nWorin diese Uebelst\u00e4nde fester metallischer Leiter bestanden haben m\u00f6gen, wird unten noch vermutlmngsweise zur Sprache kommen. Valentin schreibt ihnen zum Theil Matte\u00fccci\u2019s Entsclilufs zu, statt die Multiplicatorenden unmittelbar an die tbieriseben Gebilde anzulegen, sie durch eine Schicht Salzwasser davon getrennt zu halten (S. 286 ). Er seihst nahm dagegen seine Zuflucht zum Quecksilber.\nEr hatte n\u00e4mlich, heim versuchsweisen \u00bbAppliciren\u00ab der thie-rischen Theile unmittelbar an die Quecksilbern\u00e4pfe der oben S. 135 in der Anmerkung beschriebenen Kupferbiigel, m\u00e4chtige Ausschl\u00e4ge erfolgen sehen. Mit seltener Unbefangenheit wird hinzugef\u00fcgt, dafs dabei sogleich Verschiedenheiten entstanden seien, je nachdem nur das Quecksilber, oder dieses und das Kupfer ber\u00fchrt wurden (S. 283). Diesem Uebelst\u00e4nde zu begegnen und auch um der Quecksilberfl\u00e4che bequemer beikommen zu k\u00f6nnen, brachte er erst zwei gr\u00f6fsere Glasgcf\u00e4fse voll Quecksilber durch Platindr\u00e4hte oder-Bleche mit den N\u00e4pfen der Kupferb\u00fcgel in Verbindung; Platin n\u00e4mlich abermals, weil er keinen Begriff vom Gesetze der Spannungsreihe hat. Allein seine eben so grofse Un-kenntnil's des Oiui\u2019scben Gesetzes l\u00e4fst ihn nun wieder bef\u00fcrchten, es m\u00f6chte \u00bbdurch die geringere Leitung 1 und Masse des Platins ein Theil \u00bbder starken Wirkung verloren gehen.\u00ab So gelangt er zu folgender Vorrichtung, welche mit dem Namen \u00bbder gr\u00f6fseren Quecksilbern\u00e4pfe\u00ab belegt wird: \u00bbln zwei runde, 1 */2 Zoll im Durchmesser haltende Papp-\u00bbk\u00e4stchen werden L\u00f6cher so gebohrt, dafs die kleineren Quecksilber-\u00bbn\u00e4pfchen genau hindurchgehen und dafs das Pappk\u00e4stchen, mit\n\u00bbeingeflochlenen Kupferdraht verbunden ist, gr\u00f6fsere physiologische Wirkungen 1ml \u00bbund daher leichter Muskelzuckungen erzeugt, als bei einer Verbindung durch einen \u00bbeinfachen Kupferdraht (?), f\u00fchrte mich auf die Idee, solche eingeflochtene Kupfer-\u00bb drahte als Leiter zu versuchen. 1st ihre Oberfl\u00e4che und ihr Gewicht genau das \u00bbGleiche, so leisten sie durchaus nichts mehr als einfache Dr\u00e4hte, obwohl die von \u00bbmir angewandten Leiter der Art aus 22 Kupferdr\u00e4hlen von beinahe 2 Fufs L\u00e4nge \u00bbbestanden. Sind sie an Volumen oder Oberfl\u00e4che (Drehung) unter einander ungleich,\n\u00bbso sind sic, wie andere ungleiche Leitungen, nicht zu gebrauchen... L \u00f6l hei\n\u00bbman an ihren 4 Enden 4, zu je zwei gleich grofse und gleich schwere Kupfer-inassen, so verlieren sie noch von ihrer Wirkung, selbst wenn man, geleitet \u00bbdurch die Gesetze der R ei bungs eie k Ir ici t \u00e4 t, die mit dem thieri-\u00bbsehen K\u00f6rper in Ber\u00fchrung kommenden Kupferst\u00fcckc breit schl\u00e4gt \u00bbund mit einer Reihe von Z\u00e4hnen versieht.\u00ab (S. 284.)\n1 Valentin spricht von der geringeren Leitungsf\u00e4higkeit des Platins im Ver-11 alt nil\u2019s zum Quecksilber. (Ebendas.) Bei 100 = dem Leitungsverm\u00f6gen des Kupfers fand aber Becquerel f\u00fcr das Platin 16.40, f\u00fcr das Quecksilber nur 3.45 (Annales de Chimie et de Physique, t. XXXII. p. 428*); Pouillet f\u00fcr das erslere sogar 22.0, f\u00fcr das letztere nur 2.6 (Elements de Physique. 3. \u00c9dition. Paris 1837. t, I. je 586 *).","page":144},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"tl\u00f9erisch - elektrische Untersuchungen.\n145\n\u00bbQuecksilber gef\u00fcllt, nichts hindurch lasse, anderseits jedoch das Kupfer \u00bbdes kleineren Quecksilbern\u00e4pfchens rings umgebe. Man hat so Raum \u00bbgenug, um die thierischen Theile von der Ber\u00fchrung mit dem Kupfer \u00bbfrei zu erhalten, und erzeugt sogar eine noch gr\u00f6fsere Verst\u00e4rkung.\u00ab (Ebendas.)\nDies ist nunmehr die Vorrichtung, mit deren H\u00fclfe Valentin an die Erforschung der \u00bbeontactchcmischen\u00ab Wirkungen der Froschhaut geht. Die Versuche wurden im Allgemeinen so angestellt, dafs das, \u00bbum die Ausschl\u00e4ge gr\u00f6fser zu machen, mit destillirtem Wasser mit-\u00bbtelsL der Spr\u00fctzflasche durchfeuchtete\u00ab, auf verschiedene Weise vorgerichtete Thier mit verschiedenen Punkten seines K\u00f6rpers in das Quecksilber getaucht wurde. \u00bbSollen die Experimente .... exact aus-\u00bbfallen, so mufs man nach jedem Versuche die Oberfl\u00e4che des Queck-\u00bb silbers von Wasser und anderen fremden Theilen reinigen. Das Erstere \u00bbgeschieht mittelst eines St\u00fcckchens L\u00f6schpapier, das Letztere am \u00bbBesten mit dem Finger.\u00ab (Ebendas.) Verzeichnet wurden dabei die Ausschl\u00e4ge der Nadel, was jedoch dem Leser aus dem Umstande zu entnehmen \u00fcberlassen bleibt, dafs in den mitgetheilten Zahlentabellen h\u00e4ufig Winkel \u00fcber 90\u00b0 aufgef\u00fchrt sind (S. 283. 288. 290). ln einigen F\u00e4llen mufste Valentin \u00fcbrigens dennoch \u00bb zu festen Metallleitern recur-\u00bbriren\u00ab , weil, \u00bbso viele Vortheile auch der Quecksilberapparat mit \u00bbden gr\u00f6fseren N\u00e4pfen gew\u00e4hrt, er doch den Nachtheil hat, dafs er \u00bbbei vielen, besonders kleineren und nahe liegenden Ilautfl\u00e4chen nicht \u00bbgebraucht werden kann.\u00ab ln diesen F\u00e4llen war es, wo die oben S. 139 beschriebenen gebogenen, tarirten, mit Eiweifs bestrichenen und abermals tarirten Zinkbleche oder \u00e4hnlich behandelte \u00fcbersilberte Kupferdr\u00e4hte zur Anwendung kamen (S. 291).\nDafs die Vorrichtung mit den Quecksilbern\u00e4pfen Valentin trotz der h\u00f6heren Negativit\u00e4t des Metalls gr\u00f6fsere und auch ihrer Gr\u00f6fse nach best\u00e4ndigere Wirkungen gab, als die Kupferdr\u00e4hte und Zinkbleche, deren er sich sonst zu bedienen pflegte, ist nicht schwer zu begreifen. Das erstere mufste der Fall sein, weil die benetzte Oberfl\u00e4che des fl\u00fcssigen Metalls die der festen Leiter unstreitig um vieles \u00fcbertraf; das letztere deshalb, weil bei diesen, wo durch die Starrheit des Metalls kein Wechsel der an der Oberfl\u00e4che gelegenen Theilchen verstauet ist, das \u00f6ftere Schlicfsen wenigstens einen Theil der ausgleichenden Wirkung \u00e4ufsern konnte, die das fortgesetzte zur Kette Geschlossenhalten mit sich bringt, w\u00e4hrend bei dem Quecksilber, wo die leiseste Wallung hinreicht, in jedem Augenblick die Oberfl\u00e4che zu erneuern, an eine auch nur ann\u00e4hernde Gleichartigkeit derselben in den geb\u00fchrenden Grenzen nie gedacht werden kann: um so weniger, als,\n10","page":145},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"146\n1. Abschn. Kap. 111. Bemerkungen Uber Valentin\u2019s\nselbst bei angenommener vollkommener Gleichzeitigkeit der ersten Benetzung an beiden Punkten, wegen des Schwankens der Kuppe sowohl als der inneren Bewegung der Fl\u00fcssigkeit die Erf\u00fcllung auch dieser wichtigen Bedingung hier stets nur illusorisch bleiben w\u00fcrde. Dies sind die bereits oben S. 81 angedeuteten Gr\u00fcnde, weswegen die vorsichtigen Beobachter, welche in den ersten Zeiten des Galvanismus sich des Quecksilbers bedienen zu d\u00fcrfen glaubten, um allen von Volta gestellten Anforderungen an Gleichartigkeit zu gen\u00fcgen, ihm schwerlich noch jetzt den Vorzug schenken w\u00fcrden. Valentin hatte aber auf diese Weise die Genugthuung, ohne Unter!afs ungeheure Ausschl\u00e4ge verzeichnen zu k\u00f6nnen, deren Werth in unseren Augen noch zu erh\u00f6hen die Umst\u00e4nde gewifs sehr geeignet scheinen, dafs er das Quecksilber mit L\u00f6schpapier von Feuchtigkeit, mit sauer reagirendetn Finger von anderen fremden Tlieilen reinigte, und dafs er den Frosch, \u00bbum \u00bbdie Ausschl\u00e4ge gr\u00f6fser zu machen, mit destillirtem Wasser mittelst \u00bbder Spr\u00fctzflasclie durchfeuchtete;\u00ab wodurch also alle etwaigen an der Haut desselben befindlichen Ungleicharligkeilcn, welche ja eben beobachtet werden sollten, auf das Sorgsamste fortgesp\u00fcll wurden. Hiernach bliebe nur noch zu erkl\u00e4ren, wie es komme, dafs Valentin dem \u00bbQuecksilberapparat mit den gr\u00f6beren N\u00e4pfen, wegen der durch die \u00bbFl\u00fcssigkeit des Metalls gebildeten Vortheile, bei einem und demselben \u00bbFrosche wenigstens in der \u00fcberwiegenden Majorit\u00e4t der F\u00e4lle con-\u00bbstantcre Resultate\u00ab auch in Betreff der Rich tuna- der Wirkungen nachzur\u00fchmen habe (S. 284).\nSieber wird man mir Dank wissen, wenn ich mich weder mit der L\u00f6sung dieses R\u00e4thsels befasse, noch auch dem Leser das Einzelne von Valentin\u2019s \u00bbconstanteren Resultaten\u00ab vor Augen f\u00fchre, welche sich, wie mau nicht vergessen darf, auf einen Gegenstand beziehen, der, an und f\u00fcr sich von keinerlei Interesse, mit dem unsrigen bis jetzt in keiner anderen Verbindung steht, als dafs dieser Forscher sie miteinander verwechselt hat. Das Allgemeine seiner Ergebnisse schildert er selbst, trostlos genug, folgendermafsen: \u00bbAlle, in die Hunderte gc-\u00bblienden Versuche, welche ich anstellte, laufen auf das Resultat hin-\u00bbaus, dafs die thierischen Theile, wenn sie als Erreger der Contact-\u00bbelcktricit\u00e4t wirken, diese Kraft in so geringem Mal'se haben, dafs \u00bballe, selbst die scheinbar kleinsten \u00e4ufseren Momente, ihre Wirkung \u00bbst\u00f6ren oder aufheben. Hierin liegt offenbar das ganze R\u00e4thsel der \u00bbso unendlichen Schwankungen, welche in Betreff der Gr\u00f6fse und der \u00bbRichtung der Abweichungen wahrgenommen werden. In gr\u00fcfserem \u00bbMafse als von heterogenen thierischen Tlieilen gilt das Gesagte von \u00bbheterogenen Hautslellcn. Keine der Angaben, dafs bei einem Frosche","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"tliicrisch - elektrische Untersuchungen.\n147\n\u00bboder bei einem S\u00e4ugetbiere eine bestimmte Str\u00f6mungsrichtung von den \u00bbFiifsen nach dem Kopfe vorhanden sei (Matteucci), dafs solche Str\u00f6-\u00bb mutigen nach dem Tode in entgegengesetzte Directionen Umschl\u00e4gen \u00bb (Puccinotti und Pacinotti) 1 u. dgl. konnte ich irgend wie best\u00e4tigt \u00bbfinden.\u00ab (S. 284.) Dagegen glaubt Valentin, vornehmlich mit den Zinkblechen und Kupferdr\u00e4hten, in Betreff der Gr\u00f6fse und des Daseins \u00fcberhaupt der contactelektrischen \u00bbStr\u00f6mungsintensit\u00e4ten oder Str\u00f6-\u00bbmungsspannungen\u00ab (S. 297) an der Haut des Frosches zu einiger Gesetzm\u00e4fsigkeit gelangt zu sein (S. 291. 292. 293). Folgendes ist ein Beispiel der Art und Weise, wie er eine Reibe zerstreuter Erfahrungen, der strengen Methoden der mathematischen Physik stets eingedenk, sogleich an Mafs und Zahl zu kn\u00fcpfen sucht. \u00bbUnter sonst gleichen \u00bbVerh\u00e4ltnissen ist der Ausschlag um so geringer, je kleiner die Ilaut-\u00bb stelle ist, in welcher die beiden Pole der metallischen Leiter von ein-\u00bb ander abstehen. In welchem Verh\u00e4ltnifs und ob \u00fcberhaupt in gleichen \u00bbentsprechenden Zahlen die Abweichungen wachsen, gelang mir nicht \u00bbzu ermitteln. So viel scheint aber aus den angestellten Versuchs-\u00bb weisen zu erhellen, dafs die Abweichung weder in gleichem Verh\u00e4lt-\u00bbnisse, noch in dem Verh\u00e4ltnisse der Ouadratzableu der Distanzen zu-\u00bb nimmt.\u00ab (S. 291. 292.) Es ist wahrlich schade, dafs nicht zuf\u00e4llig die Gr\u00f6fsen der Ausschl\u00e4ge im Quadrate der Abst\u00e4nde der Ber\u00fchrungsstellen zugenommen haben. Unbek\u00fcmmert um den geringf\u00fcgigen Umstand, dafs die Stromst\u00e4rken keinesweges den Ausschl\u00e4gen proportional wachsen, w\u00fcrde Valentin die Physiologie abermals mit einem Gesetze von der Art derjenigen bereichert haben, deren Nichtigkeit C. Ludwig vor Kurzem an den Tag gezogen hat. 5\n' S. unten, 3. Abschn., Kap. VI. \u00a7. n. m.\n! \u00bbEinige Bemerkungen zu Valentin\u2019s Lehren vom Athmcn und vom Blut-\u00bbkreislauf\u00ab in Hknle\u2019s und Pfeleff.r\u2019s Zeitschrift f\u00fcr rationelle Medicin. 1844. Bd. III. S. 142.* \u2014 ilervorgehoben zu werden verdient noch folgende Auseinandersetzung Valentin\u2019s, welche ich jedoch, ihrer g\u00e4nzlichen Unverst\u00e4ndlichkeit halber, abermals vollst\u00e4ndig mittheilen mufs. Sie betrifft die \u00bbdurch Application der Mus-\u00bbkel- und Sehnenlheile, sowie der Gelcnkfl\u00e4chen zu erzielenden Ab\u00e4nderungen der \u00bbDeclination.\u00ab Die Fr\u00f6sche wurden durch Opiumtinctur vergiftet, dann nacheinander unversehrt, zur H\u00e4lfte enth\u00e4utet, g\u00e4nzlich enth\u00e4utet, an den \u00bb unteren Unterschenkel-gelenken\u00ab exarticulirl, an den Kniegelenken cxarticulirt, in der Mitte der Oberschenkel ampulirt, endlich in den H\u00fcftgelenken cxarticulirt in das Quecksilber der gr\u00f6fseren N\u00e4pfe getaucht. Diesen verschiedenen Anordnungen entsprechen verschiedene Richtungen und Gr\u00f6fsen der Ausschl\u00e4ge. Valentin sagt nun: \u00bbDiese AbUnde-\u00bbrungen der Declination k\u00f6nnen zun\u00e4chst dahin gedeutet werden, dafs sie durch \u00bbver\u00e4nderte chemische Wirkung entstehen. Allein offenbar kommt auch das sta-\u00bbtische Moment ins Spiel..,. Ich fand .... gr\u00f6fsere Fr\u00f6sche...., wo Fin-\u00bb tauchen der Mundspilze und der Fufszehen cenlrifugale, Eintauchen der Vorzehen und\n10*","page":147},{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"148\n1. Abschn, Kap. 111. Bemerkungen \u00fcber Valentin's\nEs d\u00fcrfte \u00fcbrigens schwer halten, eine zusammenh\u00e4ngende Ueber-siclit der Erfahrungen Valentin\u2019s mitzutbeilen. Die Zahlentabellen n\u00e4mlich, welche in die Darstellung derselben eingellochten sind (S. 282. 285. 287. 288. 289. 290. 291), bieten die unsch\u00e4tzbare Eigent\u00fcmlichkeit dar, dafs man \u00fcber die Richtung der aufgef\u00fchrten Ausschl\u00e4ge mit wenigen Ausnahmen, wo erl\u00e4uternde Bemerkungen im Texte das 1 er-st\u00e4ndnifs m\u00f6glich machen, v\u00f6llig im Dunkel bleibt. Valentin sagt nur: \u00bbBei allen diesen . .. Versuchen wurde . . . derjenige Theil, welcher zuerst \u00bbgenannt wird, an den Pol des aufsteigenden, der andere an den des \u00bbabsteigenden Kupferdrahtes des Galvanometers applicirt\u00ab (S. 283. 284. 289); und aufserdem findet man die einzelnen Winkelwcrthe mit Plus-und Minuszeichen behaftet. Ich bekenne unverhohlen, dafs mir diese Bezeichnungsweise durchaus keine bestimmte Vorstellung erweckt hat, da mir einesteils Multiplicatorcn mit auf- und absteigenden Dr\u00e4hten unbekannt geblieben sind, anderntbeils kein nat\u00fcrlicher Zusammenhang zwischen diesen Richtungen im Raume und den algebraischen Zeichen stattzufindeu scheint.\nDer Leser hat nunmehr ein Bild -von dem Theil von Valentin\u2019s Arbeiten, die er selbst an den Eroschstrorn kn\u00fcpft. Aus dem bunten Durcheinander der angef\u00fchrten Seitenzahlen in dieser kritischen Darstellung, deren Gang, wenn ich nicht irre, der nat\u00fcrliche und folgerichtige einer jeden Experimentaluntersuchung war, hat er entnehmen k\u00f6nnen, in wie weit der ratlosen Verwirrung des Inhalts hier eine gleich grofse Verwilderung der \u00e4ufseren Gestalt entsprechen mag. Er ist gleichzeitig in Stand gesetzt, den Werth der Verd\u00e4chtigungen zu\n\u00bbFufszehen eentripelale Declinationcn erzeugte. Die letzteren Ausschl\u00e4ge waren \u00bbineist kleiner als die ersteren. Es l\u00e4fst sich daher wohl denken, dafs cs so con-\u00bbslituirte Fr\u00f6sche g\u00e4be, bei welchen vorz\u00fcglich Eintauchen der Vorderzehen und \u00bb der Fufszchen bei m\u00f6glichst gleichen Eintauchungsll\u00e4cben gar keine Declination der \u00bbNadel hervorruft. Hierf\u00fcr spricht schon der Umstand, dafs bei \\ielen Fr\u00f6schen, \u00bbmeist solchen, welche kleinere Ausschl\u00e4ge liefern, es Unterschiede der Declination \u00bbhervorruft, ob das Thier hei dem Eintauchen .... an seinem R\u00fcckgralhe mehr oder \u00bbminder gebogen ist. Schneiden wir nun aber hei enth\u00e4uteten Fr\u00f6schen gleiche \u00bbSt\u00fccke von beiden hinteren Extremit\u00e4ten ah, so \u00e4ndern wir sowohl das chemische \u00bbals das statische Moment.\u201c (S. 289. 290. 300.) Ob Valentin damals schon die Begriffsbestimmung des statischen Momentes vorscliweble, wie er sie seihst kurze Zeit darauf in seinem Lehrbuch der Physiologie u. s. w. \u00dfd. II. 1844. S. 138. \u00a7. 784. * miltheilt, es sei darunter \u00bbdas Product der Kraftgr\u00f6fsc und der L\u00e4nge des ent-\u00bb sprechenden Hebelarmes\u00ab zu verstehen 7","page":148},{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"ihieruch - elektrische Untersuchungen,\n140\nermessen, die Valentin an verschiedenen Stellen seiner anderen Schriften zu wiederholten Malen gegen jede tiefere Bedeutung der Erscheinung des Frosch- und Muskelstromes auszustreuen bem\u00fcht ist. 1 Ich kann jedoch nicht umhin, diesem Physiologen noch ferner in einige Punkte seiner Abhandlung zu folgen, theils, weil dieselben sich gleichfalls noch an Matteuccx\u2019s Untersuchungen \u00fcber den Froschstrom anschliefsen, von dem sie Valentin nur durch Mifsverstand getrennt hat; theils, um der Ber\u00fccksichtigung dieser Leistungen f\u00fcr die Folge mit einem Schlage enthoben zu sein: theils endlich, um den im Beginn dieses Kapitels ausgesprochenen Zweck noch vollst\u00e4ndiger zu erreichen.\nVon seinen contactelektrischen Str\u00f6mungen bei Ber\u00fchrung ungleichartiger K\u00f6rpertheile mit gleichartigen Metallb\u00f6gen bahnt sich Valentin auf nicht weiter gerechtfertigtem Umwege durch die Beobachtungen freier Spannungselektricit\u00e4t an isolirten Menschen im gesunden und kranken Zustande (S. 293. 294. Vergl. oben S. 15 Anm.) einen Ueber-gang zu den contactelektrischen Erscheinungen thierischer Gewebe unter sich (S. 294. 295). Diese unterscheiden sich von denjenigen, welche bisher Gegenstand der Betrachtung waren, n\u00e4mlich darin, dafs statt des verwickelteren Complexes mehrerer Gewebe, welchen ein mehr oder weniger unversehrter thierischer K\u00f6rper darbietet, jetzt nur noch zwei dergleichen Gebilde unter sich und mit den angeblich gleichartigen Mul-tiplicatorendcn in Ber\u00fchrung gebracht werden; eigentlich aber nur insofern, als in Valentin's Vorstellung der elektromotorische Vorgang jetzt nicht mehr, wie fr\u00fcher, an die Grenze der feuchten und der metallischen Leiter, sondern an die der ersteren unter sich allein nach Willk\u00fcr verlegt ist (S. oben S. 131. 132).\nValentin gelangt hier zu dem merkw\u00fcrdigen Ergebnifs, dafs die Spannungsreihe der Gewebe zugleich die Reihe ihrer Dichtigkeiten sei, so dafs das dichteste Gewebe, das der Knochen, das positive, die am\n' Repertorium f\u00fcr Anatomie und Physiologie. Bern und St. Gatten. Jahrgang 1843. Bd. \\ III. S. 80. 81 Anm.': \u00bbAlle diese Erscheinungen sind nat\u00fcrlich rein \u00bbelektro-chemische und daher nur von untergeordnetem physiologischen Interesse.\u00ab -- Lehrbuch der Physiologie des Menschen. F\u00fcr Aerzte und Studirende. Bd. II. Braunschweig 1844. S. 48 ff. * Die Zuckung ohne Metalle. S. 50 heifst es unter andern: \u00bbTaucht man den H\u00fcftnerven in ein Glas mit Wasser, Unterschenkel und \u00bbFufs dagegen in ein anderes mit gleicher F\u00fcllung und verbindet beide Gef\u00e4fse \u00bbdurch einen befeuchteten Bammvollendocht, so ruft man bisweilen Kr\u00e4mpfe hervor \u00bb(Nobili). Hier kann die Wirkung des Wassers auf die Baumwolle (1!) \u00bboder auf die organischen Tlieile das n\u00f6thige Quantum von Elektricit\u00e4t frei machen \u00bbund in Circulation setzen.\u00ab \u2014 Ebendas., S. 586. 587. * Der Muskelsirom. \u00bbAlle \u00bb diese Thatsachen haben daher ein mehr physikalisches Interesse und sind nicht im \u00bbStande, Einflu\u00df auf die Physiologie des Nervensysteme\u00bb zu gewinnen,\u00ab","page":149},{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"150\n1. Abschn. Kap 111 Bemerkungen \u00fcber Valentin's\nwenigsten dichten, das subcutane Zellgewebe, das Fett und die Nerven, das negative Ende jener Reihe einnehmen. ' \u00bbUm .... f\u00fcr den \u00bbMenschen so sichere Data, als m\u00f6glich, zu gewinnen, experimentirte \u00bbich nicht an einer Leiche, sondern an einem eine Stunde vorher \u00bbwegen Caries ossium tarsi amputirten Unterschenkel eines sonst wohl-\u00bbgebaueten 15j\u00e4hrigen Knaben.\u00ab Auch wenn noch so hoch im Gesunden amputirt worden war, h\u00e4tte Valentin doch besser gethan, wenn er sieh an frisch gel\u00f6dtete S\u00e4ugethiere gehalten und daf\u00fcr lieber diese schwierigsten aller tliierisch-elektrischen Versuche hier \u00f6fter als einmal wiederholt h\u00e4tte. Schwerlich w\u00fcrde ihm sein Verfahren gestattet haben, die Wahrheit zu finden, welche n\u00e4mlich, wie die Folge lehren wird, und wie es eine einfache Betrachtung auch von vorn herein einsichtlich macht, darin besteht, dafs die verschiedenen Gewebe sich unter sich v\u00f6llig gleichartig verhalten; 1 2 allein er m\u00f6chte vielleicht auf Unrcgel-m\u00e4fsigkeiten gestofsen sein, die ihm Zweifel an der Richtigkeit eines Gesetzes erweckt haben w\u00fcrden, das nie irgendwo anders gegolten hat, als in seiner Einbildung. Sein Verfahren schildert er, mit gewohnter Zuversicht, folgendermafsen: \u00bbDie einzige sichere Methode, die feinen \u00bb contactelektrischen Verh\u00e4ltnisse der festen thierischen Tlieile zu be-\u00bb stimmen, besteht darin, dafs man dieselben auf einer chemischen \u00bbWage genau tarirt, und mit m\u00f6glichst gleichen Oberfl\u00e4chen auf die \u00bbOberfl\u00e4chen des Quecksilbers des Apparates mit den gr\u00f6fseren N\u00e4pfen \u00bblegt. Die R\u00e4nder derselben ragen nach innen \u00fcber das Quecksilber \u00bbhinaus und werden so eingerichtet, dafs sie m\u00f6glichst gleiche Fl\u00e4chen \u00bbeinander zukehren. 1st dieses der Fall, so bringt man sie. durch Ver-\u00bb Schiebung der Kupferb\u00fcgel des Galvanometers in gegenseitige Ber\u00fcli-\u00bb rung. \u00ab (S. oben S. 135 Anm.) Dafs die Versuche an der Vorrichtung mit den gr\u00f6fseren N\u00e4pfen angestellt sind, reicht f\u00fcr uns hin, ihren Werth zu bestimmen. Unerwartet ist aber gewifs die Vorschrift, die Gewebtheile so einzurichten, dafs sie einander m\u00f6glichst gleiche Fl\u00e4chen zukehren. Also k\u00f6nnen sich, in Valentin's Anschauung, zwei K\u00f6rper mit verschieden grofsen Ber\u00fchrungsfl\u00e4chen ber\u00fchren!\nVon seinem vermeintlichen Gesetze der Spannungsreihe der Gewebe macht Valentin alsbald folgende Anwendung: \u00bbDie dichtesten K\u00f6rper \u00bbd\u00fcrften auch dann die positive Bahn eines von Aufsen her eintreten-\u00bbden Elektrieit\u00e4tsstromes leiten. Ist dieses richtig, so erkl\u00e4rt sich \u00bbhieraus die bekannte Erfahrung, dafs bei Leuten, welche vom Blitze \u00bbgetroffen, nicht aber dadurch get\u00f6dtel worden sind, die Brandblasen\n1 Vergl. Valentin's Lehrbuch der Physiologie u. s. w. Bd. I, S. 165. *\n3 S. unten, 3. Absclm., Kap. 1. \u00a7. vn. \u2014 Kap. VI. \u00a7. i.","page":150},{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"thierisch - elektrische Untersuchungen.\n151\n\u00bbl\u00e4ngs der Mille des R\u00fcckens, l\u00e4ngs der Dornforts\u00e4tze oder der Wir-\u00ab Lei \u00fcberhaupt hinabgehen und am Schienbein und anderen grofsen \u00bbKnochen wieder kehren. Meist erscheint hier die Verbrennung nur in \u00bbder Haut. Allein die in der N\u00e4he liegenden Knochcnmasscn d\u00fcrften \u00bban ihr die Bahn bestimmen und so f\u00fcr die \u00fcbrigen Gewebe des K\u00f6r-\u00bbpers gleichsam als Blitzableiter wirken.\u00ab (Ebendas.) Sollte es noting .\u00bbein, zu erinnern, dafs, selbst wenn die Thatsache richtig w\u00e4re, was mehr als zweifelhaft ist; 1 selbst wenn Valentin's Gesetz in Wirklichkeit. slattf\u00e4nde, was zuverl\u00e4ssig nicht der Fall ist: diese Folgerung aus demselben noch v\u00f6llig grundlos erscheinen w\u00fcrde, da ein Strom in einem z. B. aus Silber und Zink zusammengeflochtenen Leitungsdrahte sich bekanntlich nicht das positivere Zink zur Bahn aussucht, sondern sich \u00fcber den ganzen Querschnitt der Leitung im umgekehrten Ver-h\u00e4llnifs der Widerst\u00e4nde auf jedem Punkte vertheilt.\nHiermit verl\u00e4fst Valentin das Gebiet der \u00bbcontactclektrischen Str\u00f6mungen\u201c, verweist die thermoelektrischen, deren Begriffsbestimmung wir bereits oben S. 133 mitgethcilt haben, mit Recht in das der thierischcn W\u00e4rme, und wendet sich den \u00bbvital-elektrischen Str\u00f6men\u00ab zu, \u00bbbei deren \u00bbAufsuchung mail\u201c, wie er sagt, \u00bbmehr von dunklen Ahnungen, als \u00bbdurch sichere Principien geleitet, beide Methoden\u00ab (die der contact-und die der thermoelektrischen Str\u00f6me) \u00bbmit mannigfachen Modi\u00dfcatio-\u00bbnen in Anwendung zu bringen sucht.\u00ab (S. 282. 295. 296.) Er unterscheidet die M\u00f6glichkeit: a) organo\u00eblektrischcr, b) neuroclektrischer Str\u00f6mungen, welche letztere in a) Neuromuscular- und \u00df) reine ncuro-elektrische Str\u00f6mungen zerfallen. Unter organo\u00ebleklrischcn versteht er solche, die im lebenden K\u00f6rper aus irgend einer Ursache, allein unabh\u00e4ngig von den Lebensvorg\u00e4ngen in Nerv und Muskel, stattfinden k\u00f6nnen; unter Neuromuscnlarstr\u00f6mungen solche, welche durch die Muskeln im Augenblick der Zusammenziehung bewirkt w\u00fcrden; reine ncuro-elektrische endlich w\u00fcrden ihm durch die Nerven allein im Augenblick des Bewegung und Empfindung vermittelnden Vorganges erzeugte Str\u00f6mungen sein (S. 297. 299. 304). Leider ist der Inhalt dieses Systems f\u00fcr ihn vorl\u00e4ufig noch eine reine Negation.\nVon den zahlreichen, hier auf 13 Seiten mitgetheilten Versuchen und Er\u00f6rterungen gehen uns zun\u00e4chst nur folgende, an Matteucci's Erfahrungen ankn\u00fcpfende Punkte an.\n1 Der llcifsige Sammler Keijurus z. \u00df. thul ihrer mit keiner Sylbe Erw\u00e4hnung. Vom TiliIze. Hamburg 1778. 1. Teil. Kap. VI. Anlockung und W\u00fcrkung (des Bl\u00fczes) auf Menschen. \u00a7. 62 ff. S. lil ff.' \u2014 Vergl. Pfaff, Artikel -Blitz\u00ab in Geulkt s physikalischem W\u00f6rlerhuchc, \u00dfd. 1. 2. Abth. Leipzig 1825. S. 1015. *","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"152\n1.\tAbschi, Kap. Ill, Bemerkungen \u00fcber Valentin's\n1.\tUnter \u00ab. \u00f6d. heilst es: \u00bbMatte\u00fccci (Essai etc. p. 75 \u2014 85)\n\u00bberzielt mittelst seines oben erw\u00e4hnten Apparats mit den vier Salz-\u00bbgef\u00e4fsen w\u00e4hrend der Muskelcontraction Abweichungen der Nadel des \u00bbGalvanometers\u00ab (S. 300), und auf Grund dieses vermeintlichen Erfolgs l\u00e4fst sich Valentin in eine Versuchsreihe ein, welche zum Zweck hat, ihn gleichfalls zu beobachten, jedoch, wie man sich leicht denken kann, um so mehr, als er Matteucci\u2019s Vorrichtung alsbald f\u00fcr den \u00bbApparat mit den gr\u00f6fseren Quecksilbern\u00e4pfen\u00ab verf\u00e4llst, nur zu zweideutigen und verneinenden Ergebnissen f\u00fchrt. Jene Behauptung ist, wie man sich erinnern wird, Matte\u00fccci ebenso fremd wie die Vorstellung von dem \u00bb contactelektrischen\u00ab Ursprung des Froschstromes. Wahrscheinlich hat sich Valentin, beim fl\u00fcchtigen Lesen, durch folgende Ausdrucksweisen dieses Physikers irre leiten lassen :\t\u00bb.... les\n\u00bbcontractions et les signes du galvanom\u00e8tre ont \u00e9galement lieu.\u00ab (Essai etc. p. 76.)\t\u00bb....Les muscles de la cuisse peuvent aussi produire\n\u00bbdes contractions et des courants tr\u00e8s-sensibles au galvanom\u00e8tre.\u201c (Ibid.) \u00bb....Les contractions et les d\u00e9viations du galvanom\u00e8tre ap-\u00bbparaissent tout de suite.\u00ab (Ibid., p. 77.)\t\u00bb....Nous n\u2019avons plus\n\u00bbde contractions, ni de signes au galvanom\u00e8tre.\u00ab (Ibid., p. 82)...., welche in der That nichts Anderes bedeuten, als dafs ein Frosch, unter den in Rede stehenden Umst\u00e4nden, die Galvani\u2019scIic Zuckung ohne Metalle sowohl als die No\u00dfin\u2019sche Multiplicatorablenkung hervorzubringen im Stande gewesen sei oder nicht.\n2.\tMatte\u00fccci\u2019s Versuch, in dem er durch den Froschstrom, ohne Einschaltung eines metallischen Leiters, Jodkaliumelektrolyse bewirkt haben will, der jedoch in seinen sp\u00e4teren Mittheilungen nicht wiedergekehrt ist (S. oben S. 124), hat Valentin mit Erfolg wiederholt. Nur dafs die \u00bb\u00e4ufserst schwache braungelbliche Teinte\u00ab an der Stelle des benetzten Papierstreifens, wo der Nerv auflag, nicht an diesem selbst erschien. (S. 304. a. xx.) Auch hier sieht Valentin irrth\u00fcmlicher Weise die Ursache der Wirkung statt in dem stetig vorhandenen Froschstrom, vielmehr in den Zuckungen, welche beim \u00f6fteren Zur\u00fcckbiegen des Nerven gegen den mit dem empfindlichen Papier bekleideten Schenkel entstehen; allein er ist insofern leichter zu entschuldigen, als man in der That nicht begreift, was sich Matte\u00fccci bei der Vorschrift gedacht hat, den Strom in dieser Weise nur in einzelnen St\u00f6fsen auf das zersetzbare Salz einwirken zu lassen, da die Elektrolyse bekanntlich nicht, gleich der physiologischen oder der inducirenden Wirkung, dieses Umstandes zu ihrem Hervortreten bedarf. (S. unten, 2. Abschn. Kap. III.)\n3.\tMit Hinblick auf Mattelcci\u2019s Angabe, dafs der Froschstrom","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"ihierisch - elektrische Untersuchungen,\n153\nim Tetanus fehle, versucht Valentin diesen Erfolg am \u00bbOuecksilber-\u00bb apparat mit den gr\u00f6fseren N\u00e4pfen\u00ab f\u00fcr seine \u00bbcontactclektrischen\u00ab Str\u00f6mungen an der Haut des Frosches zu best\u00e4tigen. Es gl\u00fcckt ihm, wer kann wissen durch welche Zuf\u00e4lligkeit, in der That, w\u00e4hrend des Tetanus nach Strychninvergiftung geringere Ausschl\u00e4ge als sonst, zu beobachten (S. 301. a. es.) und \u00bbso d\u00fcrfte\u201c, sagt er, \u00bbhier wenigstens \u00bbEin Factum entgegentreten, wo durch Neuromuskulaturverh\u00e4ltnisse \u00bbVer\u00e4nderungen der Contactelektricil\u00e4tsstr\u00f6mungen eintreten.\u00ab (S. 307.) Das Widersinnige der Zumuthung, dafs im Augenblick der Zusammenziehung die Ungleichartigkeilen sich ver\u00e4ndern sollen, die er als Ursache jener Str\u00f6mungen an den verschiedenen Flautstellen voraussetzt, beunruhigt ihn nicht. Man sieht aber, dafs es sich, von diesem Gesichtspunkte aus, nicht mehr als Widerspruch r\u00fcgen l\u00e4fst, dafs er trotz der heim Tetanus beobachteten Abnahme der Wirkungen des Gesammt-frosches an einzelnen Muskeln und Nerven w\u00e4hrend der Zusammenziehung nach \u00bbneuromuskul\u00e4ren Str\u00f6mungen\u00ab sp\u00fcrt. Schon glaubte er ferner \u00bbhei 144 Galvanometer-Bestimmungen das Gesetz constant gefun-\u00bbden zu haben, dals Fr\u00f6sche, hei welchen vorher die constanten con-\u00bb tactelektrischen Verh\u00e4ltnisse bestimmt, und die daun mit Stry chnin ver-\u00bb giftet worden waren, ihre Str\u00f6mungsrichtung entweder hei unverletzter \u00bbHaut, oder nach dem Abziehen derselben umkehrten,\u00ab Allein fortgesetzte Versuche machten ihn wieder an der allgemeinen G\u00fcltigkeit dieses Gesetzes zweifeln, \u00bbda sich einerseits hei anderen Fr\u00f6schen die \u00bbUmkehrung nicht zeigte, anderseits .... das blofse Abziehen der Haut\n\u00bbdie Polarit\u00e4ten um\u00e4ndert........\u00ab Und nun f\u00e4hrt er fort: \u00bbln seinen\n\u00bb contactelektrischen Verh\u00e4ltnissen ist das Strychnin im Verh\u00e4ltnifs zu \u00bbdestillirtem Wasser, zu Muskeln, und vielleicht den Nerven elektro-\u00bb positiv, im Verh\u00e4ltnifs zu concentrirter Kochsalzl\u00f6sung negativ. H\u00e4tte \u00bbes aber auch, was sich jedoch nicht beweisen l\u00e4fst, eine eminent-\u00bbelektropositive Eigenschaft, so w\u00fcrde dieses zwar das Erschei-\u00bbn en der c en tri fug a len Nerven Str\u00f6mungen und der Kr\u00e4m-\u00bbpfe gewissermafsen erkl\u00e4ren, bewiese aber Nichts f\u00fcr die vor-\u00bb liegende Frage, da dann durch den Contact des Strychnins mit den \u00bbweichen thicrischcn Theilen ein elektropositiver centrifugaler Strom \u00bbentst\u00e4nde.\u00ab Von alle dem verstehe ich nur soviel, als dafs Valentin uns glauben machen m\u00f6chte, ihm sei, durch seine Anstrengungen auf dem Felde der Contactelektricit\u00e4t, ein mehr oder minder deutlicher Blick \u00fcber die Art und Weise aufgegangen, wie das Strychnin seine r\u00e4lhsel-haften Wirkungen zu Wege bringt. Es ist zu f\u00fcrchten, dafs sich nicht Viele mit ihm dieses Erfolges freuen werden. Ich h\u00fclfe vielmehr, dafs sich Wenige eines Gef\u00fchls innerer Entr\u00fcstung werden erwehren k\u00f6nnen,","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154\n1, Abschn. Kap. Hl. Bemerkungen \u00fcber Valentin\u2019s\nals Zeugen des heillosen Spiels, welches hier mit den tiefsten Fragen der Wissenschaft ohne R\u00fcckhalt getrieben ist.\nEs bleibt uns \u00fcbrig, einen lllick auf diejenigen Forschungen \\ v-lentin\u2019s im Gebiete der \u00bbvital-elektrischen\u00ab Str\u00f6mungen zu werfen, welche unabh\u00e4ngig von Mattkucci\u2019s Arbeiten angestellt sind. Er f\u00e4llt eben auf kein erfreuliches Schauspiel. Man sieht Valentin besch\u00e4ftigt, Nerven und Muskeln, Multiplicatoren und Elektrometer, S\u00e4ulen, Magnete und Elektromagnete, Induclionsrollen, Ouecksilbern\u00e4pfe, Bleche und Dr\u00e4hte aller Art mit bewundernswerther Ausdauer auf verschiedene Weise angeordnet im Versuch Zusammenwirken zu lassen, immer und immer ohne Ergebnifs, h\u00e4ufig aber auch, ohne dafs cs m\u00f6glich w\u00e4re, zu errathen, was er sich eigentlich dabei vorgestellt bat.\nWo es ihm beliebt, seinen Gedankengang mitzuthcilen, da stufst man auf Grunds\u00e4tze wie folgender: \u00bbBekanntlich verl\u00e4uft der durch \u00bbeine elektrische Str\u00f6mung erregte magnetische Strom nicht in gleicher \u00bbEbene mit jener, sondern in einer Direction, welche auf der erstem \u00bbsenkrecht steht. Nun haben wir oben bewiesen, dafs auf die ganz \u00bbgleiche Weise die w\u00e4hrend der Entladung slattfindende elektrische \u00bbStr\u00f6mung der Zitterfische auf der Str\u00f6mungsebene des Ncrvcnlluidums \u00bbsenkrecht ist. 1 Man k\u00f6nnte sich daher denken, dafs, indem die \u00bbStr\u00f6mung des Nervenlluidums elektrische Spannungsstr\u00f6mungen er-\u00bb zeugte, etwas Aehnliches stattfinde. Die beiden Drahtspitzen miifsten \u00bbdaher mit ihrer k\u00fcrzesten Distanz die longitudinale Richtung der Pri-\u00bbmitivfasern senkrecht schneiden, wenn Effecte am Galvanometer wahr \u00bbgenommen werden sollen.\u00ab (S. 305. Vergl. S. 272. 308.) Die Versuche, mit welchen Valentin von diesem Gesichtspunkt aus die Natur in Betreff seiner \u00bbreinen neuroclektrischen Str\u00f6mungen\u00ab best\u00fcrmt, erspare ich der Geduld des Lesers. Diesem ist aber hier der Vortheil erwachsen, zu erfahren, dafs es \u00bbbekanntlich\u00ab einen dem Schlag der Zitterfische zu vergleichenden magnetischen Strom giebt, der mit seiner \u00bbDirection\u00ab die \u00bbDirection\u00ab des erregenden elektrischen Stromes senkrecht schneidet. In den physikalischen Lehr- und Jahrb\u00fcchern h\u00e4tte derselbe sich umsonst danach Hinsehen m\u00fcssen. Dafs Valentin manches N\u00fctzliche nicht weifs, was in diesen B\u00fcchern steht, das sucht er gleich sara dadurch wieder gut zu machen, dafs er schlechthin Dinge erfindet, von denen sich die Schulweisheit denn freilich auch nichts tr\u00e4umen l\u00e4fst\n1 Mit Freuden hebe ieli hervor, dafs Valentin, trotz seiner Verirrungen auf diesem Gebiete und jenes falschen Vergleiches, das Verdienst zukominl, zuerst bemerklicli gemacht zu haben, dafs bei Torpedo und Gymnotus der Schlag in gleicher Weise senkrecht auf die letzten Ausbreitungen der elektromotorischen Nennt geschieht. S. unten, 3. Abschn., Kap. X. \u00a7. 1.","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"ihierisch - elektrische Untersuchungen.\n155\nHat man somit hier bereits eine Begriffsverwirrung ohne Gleichen zu beklagen: so fehlt es an Worten, um ein Verfahren, wie das jetzt vor-zuf\u00fchrende, nach W\u00fcrden zu bezeichnen. Man liest S, 299: \u00bb\u00ab. Ncuro-\u00bbmuskularstr\u00f6mungen (S. oben S. 151). cia. Die einfachste Art, \u00bbum diese, wenn sie exislirten, zu finden, m\u00fcfste die sein, dafs man \u00bbeinen reizbaren Muskel durch zwei Metalldr\u00e4hte oder auf andere Weise \u00bbmit dem Galvanometer in schliefsende Verbindung bringt, hierauf, bis \u00bbdie Magnetnadel nicht mehr schwankt, abwartet und dann mittelst \u00bb Glaspincetten den motorischen Nerven reizt. Am geeignetsten ist hierzu \u00bbder Musculus gastrocnemius nach Galvani\u2019s Methode pr\u00e4parirter Frosch-\u00bb Schenkel. Allein erzielt man hier nie wahre und constante Abwei-\u00bbchungen, man mag. den Muskel isoliren wie man wolle, man mag \u00bbdie leitende Verbindung durch befeuchtetes Fliefspapier, zwei Platin-\u00bb drahte, zwei Platinbleche, Kupferdr\u00e4hte, Messingdr\u00e4hte u. dergl. hcr-\u00bb stellen. Dasselbe negative Resultat erh\u00e4lt man, wenn man die beiden, \u00bbz. B. aus Eisen und Kupfer zusammengel\u00f6theten Spitzen der zu thermo-\u00bb elektrischen Versuchen bestimmten Dr\u00e4hte anwendet, oder einen Kupfersdraht mit seiner einfachen Mittelspitze einsticht, w\u00e4hrend seine Gabel-\u00bb schenke! in die N\u00e4pfe des Galvanometers tauchen.\u00ab Und S. 306 unter \u00df. Reine neuro elektrische Str\u00f6mungen, ss: \u00bbAuch mit thermo-\u00bb elektrischen, aus Kupfer und Eisen zusammengel\u00f6theten Dr\u00e4hten mit \u00bbendst\u00e4ndigen L\u00f6thungsstellen angestellte Experimente, die ich sowohl \u00bbzur Pr\u00fcfung von reinen neuroelektrischen, als von Neuroinuskular-\u00bb Str\u00f6mungen anwandte, fielen negativ aus. Eben so negative Ergeb-\u00bbnisse resultirtcn, wenn man zwei \u00fcbersilberte Kupferdr\u00e4hte in ihrer \u00bbH\u00e4lfte zu Einem Drahte zusammenflocht, die beiden gabeligen Enden \u00bbin die Quecksilbern\u00e4pfe des Galvanometers tauchen licl's und das einfache \u00bbEnde in den Nerven steckte.\u00ab Was den vorletzten Versuch an beiden Stellen betrifft, so h\u00e4tte sich Valentin, zur Wahrnehmung elektrischer Str\u00f6me in den Organen, mit eben so vielem Vortheil eines gemeinen Thermometers, was vollends den letzten anlangt, todter Knabenfinger, des Pentagramms und der Mistelstaude oder eines beliebigen anderen Spuks bedienen k\u00f6nnen, der ihm durch den Sinn gefahren w\u00e4re. In der That, der Verfasser gleicht hier nicht \u00fcbel einem Adepten, der, um das jenscit seines Wissens und K\u00f6nnens Gelegene heraufzubeschw\u00f6ren, innerlich selbst am Erfolg verzweifelnd, es doch nicht verschm\u00e4ht, jede auch noch so abentheuerliche Zusammenstellung von Dingen, die ihm eine ungeregelte Einbildungskraft an die Hand giebt, in hastige Wirklichkeit zu versetzen.\nAllein vergebens. Kein gef\u00e4lliger Zufall erscheint, den Mangel an Methode gut zu machen. Dies entmutbigt ihn nicht. Er tr\u00f6stet sich","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"186\n1, Abschn. Kap. 111. Yuemin s Untersuchungen.\nvielmehr mittelst des alten psychologischen Kunstgriffs aus der Fabel, Trauben sauer zu schelten, weil sie nicht mundgerecht gewachsen sind. \u00bbIch bin individuell \u00fcberzeugt, dafs man fr\u00fcher oder sp\u00e4ter eine Me-\u00bbthode finden wird, um durch die Neuralstr\u00f6me elektrische Str\u00f6me zu \u00bberzeugen. Allein diese ganze Sache hat ein mehr the ore ti-\u00bbsches Interesse und besitzt \u00fcberhaupt nicht mehr die \u00bbWichtigkeit, welche man ihr heilegt, da wir jetzt schon \u00bbbestimmt wissen, dafs Nervenfluidum und Elcktricit\u00e4t eben so wenig \u00bbidentisch sind, als Elcktricit\u00e4t und Magnetismus.\u00ab (S. 308). So ist, vor Valentin\u2019s innerem Auge, der Schleier von jeglichem R\u00e4thsel der Physik gezogen; \u00fcber alle die grofsen Zweifel unseres Zeitalters: Contact oder Chemismus, Einerleiheit oder Nichteinerleiheit von Elcktricit\u00e4t und Magnetismus, Nervcnagens und Elektricit\u00e4t, ist er l\u00e4ngst gl\u00fccklich hinaus.\nDoch genug. Ich scliliefse, wenn gleich nicht aus Mangel an Stoff, woran es weder der zuletzt betrachtete Abschnitt der vorliegenden Arbeit, aus dem die mitgetheilten Proben keineswegs mit Fleifs ausgehoben sind, noch Valentin\u2019s sonstige Leistungen in diesem Gebiete fehlen lassen w\u00fcrden. Ich beklage vielmehr, das harte Urtheil, welches sich ans dem Vorhergehenden wider einen Theil dieser Leistungen ergiebt, auch \u00fcber den Eingangs erw\u00e4hnten Artikel \u00bbGalvanismus\u00ab desselben Verfassers und wenigstens den theoretischen Theil des ersten Abschnitts der hier besprochenen Abhandlung, der von den elektromotorischen Fischen handelt, ausdehnen zu m\u00fcssen. Es ist hier nicht der Ort, diese Anklagen zu begr\u00fcnden; allein ich hin bereit, wenn ich dazu aufgefordert w\u00fcrde, meine Versicherung durch zahlreiche Beweise zu unterst\u00fctzen.","page":156},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"Zweiter Abschnitt.\nMethode.","page":157},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"Zweiter Abschnitt\nMethode.\nVon einigen durchg\u00e4ngig gebrauchten Vorrichtungen und der Art und Weise der Untersuchung im AH gemeinen.\nIch halte es f\u00fcr zweckm\u00e4fsig, um die Darstellung der h\u00e4ufig etwas verwickelten Versuche selbst m\u00f6glichst zu vereinfachen, den Lesei eist im Allgemeinen in das Technische derselben einzuliihren. Iliei ist es vorz\u00fcglich, wo ich den Physiker bitten nulls, mir manche Einzelheit zu Gute zu halten, die ich anzudeuten nicht wohl unterlassen konnte, wenn ich dem Physiologen verst\u00e4ndlich bleiben und ihn inStand setzen wollte, meine Versuche zu wiederholen.\nDie Zahl der strompr\u00fcfenden Mittel, die bei so schwachen Str\u00f6men, wie diejenigen, mit denen wir uns besch\u00e4ftigen, noch anwendbar sind, beschr\u00e4nkt sich auf folgende drei: den Multiplicator, den Froschschenkel, und die Elektrolyse. Jedes dieser Mittel hat, wie seine eigenth\u00fcmliclien Vorz\u00fcge, so auch seine M\u00e4ngel; jedes verlangt bei seiner Handhabung R\u00fccksichten, deren Zahl und Schwierigkeit mit der Schw\u00e4che der Wirkungen w\u00e4chst, welche wahrgenommen werden sollen. Die Darlegung derselben bildet den Gegenstand der n\u00e4chstfolgenden Kapitel.","page":159},{"file":"p0160.txt","language":"de","ocr_de":"160\nErstes Hagi\u00eftel.\nVom Multiplicator bei thierisch-elektrischen Versuchen.\n\u00a7\u2022 i-\nVon den Eigenth\u00fcmlichkeiten des Multiplicators als strompr\u00fcfenden Mittels \u00fcberhaupt.\njViau erinnert sich von fr\u00fcher lier (S. oben S. 104), dafs Nobili seine Entdeckung der elektromagnetischen Wirkung des Froschstroms bei Gelegenheit eines Vergleichs zwischen der Empfindlichkeit des nach Galyam's Vorschrift zubereiteten Frosches und der seines Multiplicators mit Doppelnadel machte, und dafs dieser Wettstreit zu Gunsten des erstereu ausfiel. 1 Auch Matteucci erz\u00e4hlt einen Versuch, welcher auf den ersten Blick dies Ergebnifs zu best\u00e4tigen scheint. Er fand n\u00e4mlich, dafs, wenn er an die Pole einer aus thierischen Elektromotoren angeordneten S\u00e4ule 8\u2014 10cm lange Streifen feuchten Fliefspapiers anbrachte und zwischen ihren freien Enden bald mit dem Nerven eines Froschschenkels, bald mit dem Multiplicator schlofs, der Schenkel zuckte, die Nadel hingegen unbewegt blieb. 2 * Allein in diesem Falle wurde die Stromst\u00e4rke durch die Einschaltung des Multiplicators mit seinen leicht polarisirbaren Platinenden m\u00f6glicherweise mehr geschw\u00e4cht, als durch die des Nerven, dessen Widerstand den an sich ungeheuren der Ivette nur um einen kleinen Bruchtheil vermehren konnte. Die erste Bedingung der Vergleichbarkeit beider Rheoskope, die der Pr\u00fcfung n\u00e4mlich bei einer und derselben Stromst\u00e4rke, kann vielmehr stets nur dann mit Sicherheit als erf\u00fcllt betrachtet werden, wenn sie, wie in Nobili\u2019s Versuch, gleichzeitig in einen und denselben Kreis eingeschaltet sind.\nIch mufs bezweifeln, dafs, bei der Anzahl von Windungen und der D\u00fcnne des Drahts, mithin Ann\u00e4herung der Windungen an die\n1 Yergl. noch Memoi'ie cd osservazioni ec. vol. I. p. 215. *\n4 Annales de Chimie et de 1\u2018livsicjue. Novembre 1842. 3. S\u00e9rie, i. VI. p. 305. *\n- Archives de l'\u00c9lectricit\u00e9, t. 11. p. 423.4 \u2014 Trait\u00e9 etc. p. 64. *","page":160},{"file":"p0161.txt","language":"de","ocr_de":"2. Abschn. Kap. 1. \u00a7. I. Vom Multiplicator \u00fcberhaupt.\nl\u00dfl\nXad(\u2019li), die man jetzt, durch die Omi\u2019schen Gesetze geleitet, bei unseren Multiplicatoren f\u00fcr hydroelektrische Str\u00f6me in Anwendung bringt, dem Frosch jene Ueberlegcnheit in der That noch zuerkannt werden mill's. Wenn ich den Kreis meines Mul Indicators mit einem nach Gal-vam\u2019s Vorschrift zubereiteten Frosche scldiefse, fliegt meistens die Nadel gegen die Hemmung; die Schenkel zucken hingegen, wie bekannt, in unseren Breiten nur in g\u00fcnstigen F\u00e4llen. Um wie viel gr\u00f6fser auch die Reizbarkeit in s\u00fcdlicheren L\u00e4ndern ausfallen m\u00f6ge, so ist doch nicht glaublich, dafs ein solcher Spielraum derselben slatlfinde, dals es daselbst Fr\u00f6sche gebe, die auch auf Str\u00f6me noch antworten, wodurch meine Nadeln nur um wenige Grade abgelenkt werden.\nDie Elektrolyse, welche, um eine gegebene Gr\u00f6fse der Wirkung hervorzubringen, eine mit der Schw\u00e4che des Stromes zunehmende Dauer derselben verlangt, ist begreiflich von jeder Milbewerbung ausgeschlossen, so wie es sich um den Besitz eines stets bereiten, rasche und in die Augen fallende Angaben liefernden Rheoskops f\u00fcr sehr schwache Str\u00f6me handelt. Der Multiplicator ist demnach wohl das empfindlichste der strompr\u00fcfenden Mittel f\u00fcr Galvanismus und die ihm verwandten Bewegungsformen der Elektricit\u00e4t. Von dem Sinn dieser Einschr\u00e4nkung wird sp\u00e4ter, in dem zweiten und vierten Paragraphen des n\u00e4chstfolgenden Kapitels, die Rede sein.\nMit dem \\ orzuge der Empfindlichkeit verbindet der Multiplicator denjenigen, dafs er unmittelbare und unzweideutige Anzeige von der Richtung und innerhalb gewisser Grenzen eine, wenn auch nicht getreue, doch ungef\u00e4hre Vorstellung von der relativen Gr\u00f6fse der Wirkungen gew\u00e4hrt; zwei Eigenschaften, welche der Froschschenkel nur im allerbedingtesten Mafse besitzt. Er ist es also, dessen wir uns im Folgenden stets zur ersten Grundlegung aller Thatsachen zu bedienen haben werden.\nIndessen hat dies Instrument auch seine Schw\u00e4chen. In einigen F\u00e4llen, wo cs auf Wahrnehmung schneller Ver\u00e4nderungen der Stromst\u00e4rke ankommt, reicht die Beweglichkeit einer Magnetnadel nicht mehr aus, um dieselben anzugeben. Hier ist es, wo wir unsere Zuflucht zum physiologischen Rheoskope nehmen werden. (S. unten, Kap. 11. \u00a7. iv.) Zweitens giebt der Multiplicator kein absolutes Mafs der Stromst\u00e4rke ab. Alan weifs, dafs dagegen das elektrochemische Verfahren diesen Vortheil zu gew\u00e4hren vermag. Mit diesem tlieilt er drittens den Uebelstand, dafs seine Anwendung stets die Einschaltung von Metallen in die thierische Ivette mit sich bringt, wodurch, wie wir zum Theil schon sahen, ein Heer von Schwierigkeiten geweckt wird. Die Art und Weise, dieselben zu \u00fcberwinden, bildet grofsentheils den Gcgcn-\nII","page":161},{"file":"p0162.txt","language":"de","ocr_de":"2. Al sehn. Kap. I. \u00a7. 11. 1. Ton der Gestalt\n162\nstand des dritten Paragraphen dieses Kapitels; zun\u00e4chst werfen wir einen Blick auf das Instrument selbst, welches uns zu unseren Untersuchungen dienen soll.\n\u00a7\u2022 II.\nBemerkungen in Betreff der Einrichtung, Aufstellung und Empfindlichkeit eines zu thierisch - elektrischen Versuchen bestimmten Multiplicators.\nEs kann hier nicht meine Absicht sein, den Bau des Multiplicators, und die Grunds\u00e4tze, auf denen seine Wirkung beruht, von Anfang an auseinanderzusetzen, wor\u00fcber jedes Lehrbuch Auskunft zu ertheilen vermag. Ich bezwecke vielmehr nur, an Beschreibung und Mals des Instrumentes, welches bei last allen im Folgenden beschriebenen Versuchen angewandt wurde und dessen Gebrauch ich stets vorauszusetzen bitte, wo nicht ausdr\u00fccklich das Gegenlheil bemerkt ist, einige feinere theoretische sowohl als praktische Bemerkungen anzukn\u00fcpfen, die denen vielleicht nicht unwillkommen sein werden, welche den Wunsch hegen sollten, sich mit der Wiederholung und Ausdehnung meiner Versuche zu besch\u00e4ftigen.\nJener Multiplicator ist zum Tlicil von verschiedenen Arbeitern nach meinen Angaben, zum Theil von mir selbst verfertigt worden. Im Allgemeinen hat seine Einrichtung nichts Bemerkensvverlhes; es ist die aller Instrumente der Art, die jetzt in Berlin von Kleiner, in Paris von GouitJon und R\u00fcjdikorff gebaut werden.\n1. Rahmen.\nL\u00e4nge des Rahmens im Lichten oder des Spielraums f\u00fcr die\nuntere Nadel..................................... 64'\nBreite im Lichten .\t 37\nH\u00f6he der Querleisten\toder des Spielraums f\u00fcr die untere Nadel 4\nL\u00e4nge der Seitenw\u00e4nde...........................................110\nH\u00f6he derselben...................................................51\nUnter diesen Mafscn will ich nur auf zwei Punkte aufmerksam machen, in welchen sie, meines Wissens, von den jetzt \u00fcblichen abweichen: auf die geringe Breite des Rahmens n\u00e4mlich im \\ erh\u00e4ltuifs zur L\u00e4nge der Nadeln (S. unten No. 3) und ebenso auf die geringe H\u00f6he des Spielraums f\u00fcr die untere Nadel,","page":162},{"file":"p0163.txt","language":"de","ocr_de":"des Multiplicalorgemindes.\n163\nWas den ersten dieser beiden Punkte betrifft, so schien es mir, bei der Einwirkung schwacher lind unbest\u00e4ndiger Slromeskr\u00fcfte auf langsam schwingende Nadeln, wie sie hier durchweg staltfindet, vor-tbeilhaft, die Windungen alle m\u00f6glichst nahe an die L\u00e4ngsmittelebene des Rahmens hinanzudr\u00e4ngen, anstatt sie, wie dies gew\u00f6hnlich geschieht, mehr in wagrechter Richtung auszubreiten. In der That erstrecken sich, verm\u00f6ge dieser Umst\u00e4nde, die best\u00e4ndigen Ablenkungen, welche nach Entwickelung der Ladungen hinterbleiben, und an deren Beobachtung sich in vielen F\u00e4llen gerade das gr\u00f6bste Interesse kn\u00fcpft, selten \u00fcber die ersten 15\u00b0 hinaus; und hei den Ausschl\u00e4gen ist die Stromst\u00e4rke, nachdem die Nadel den halben Quadranten durchlaufen hat, bereits als so tief gesunken zu betrachten, dafs kaum ein Zweifel obwaltenkann, ob man besser time, auf die bezeichnete Weise den ersten Stofs, den der noch ungeschw\u00e4chte Strom der Nadel ertheilt, oder, wie es der flachere Bau des Rahmens mit sich bringt, die Dauer der Einwirkung des durch die Ladungen bereits geschw\u00e4chten Stromes auf dieselbe zu vergr\u00f6fsern. Die Breite, die ich, durch diese Betrachtungen geleitet, dem Multiplicatorgcwindc ertheilt habe, stimmt zuf\u00e4llig genau mit der \u00fcberein, welche Nobili selbst vorschrieb; 1 sie betr\u00e4gt n\u00e4mlich nur 0.63 der Nadell\u00e4nge, w\u00e4hrend Becquerel dies Verh\u00e4ltnil's sp\u00e4ter f\u00fcr hydroelektrische Multiplicatoren auf 0.75, f\u00fcr thermoelektrische sogar auf 1.08 festsetzte. 2\nDer Spielraum f\u00fcr die untere Nadel zweitens wird meiner Meinung nach in der Regel vici zu grofs genommen. Es ist klar, dafs dieser Umstand von dem allerwcsentlichsten Einfl\u00fcsse auf die Empfindlichkeit des Multiplicators sein mufs ; die von mir gew\u00e4hlte H\u00f6he ist aber, selbst bei Anwendung dickerer Nadeln, bereits mehr als ausreichend, wofern nur der Aufh\u00e4ngepunkt der Nadeln mit der Drehungsaxc des Rahmens geh\u00f6rig centrirt oder, wie an meinem Instrumente, mit einer Vorrichtung zum Centriren versehen ist, so dafs man nicht noting hat, mit H\u00fclfe der Stellschrauben den Drehungspunkt der oberen Nadel in den Mittelpunkt der Theilung zu bringen. In diesem Falle bleibt n\u00e4mlich, wie man sieht, der Rahmen nicht wagrecht, und cs w\u00fcrde, bei geringer H\u00f6he des Spielraums, leicht Anstofsen der unteren Nadel innerhalb desselben stattfinden. Ebenso m\u00fcssen die ersten Drahtlagen sehr straff aufgezogen und mit besonderer Sorgfalt gelirnifst sein, damit sie weder durch die sp\u00e4ter aufgetragenen Windungen nach Innen gedr\u00e4ngt werden, noch zarte Seidenf\u00e4den \\on ihrer Bekleidung st\u00f6rend in den Spielraum hineinragen.\n' Memorlc cd \u00d6sservazioni ec. vol. I. p. 1. Nota. *\n\u25a0 Trait\u00e9 de l\u2019\u00c9lectricit\u00e9 et du Magn\u00e9tisme, t. II. 1834. p. 17. 18. *\njl a","page":163},{"file":"p0164.txt","language":"de","ocr_de":"104\tAbschi. Kap. I. \u00a7. 11. 2. 3. Von dem Mullrplicatordroht\n2. Draht.\nL\u00e4nge des Drahtes .\t.\t1000'\u201d\nDurchmesser ....\t0.17\"\u201d\u201d\nZahl der Windungen .\t4650.\nDie L\u00e4nge des Drahtes und die Zahl der Windungen sind vielleicht noch betr\u00e4chtlicher. Sie konnten nur nachtr\u00e4glich aus sehr ungenauen Bestimmungen berechnet werden: die obigen Zahlen sind die-jenigen, bei denen die geringsten Werthe zu Grunde gelegt wurden. Das Kupfer des Drahtes ist leider nicht rein, sondern zeigt eine deutliche Spur von Eisen selbst nach Entfernung der \u00e4ufsersten Schiebt, welche durch das Ziehen durch Eisen verunreinigt sein k\u00f6nnte.\nDer Widerstand der Windungen verschwindet \u00fcbrigens noch v\u00f6llig gegen den der thierischen Ketten, wie folgender Versuch lehrt. Der Mulliplicator stand, zu thierisch-elektrischen Versuchen vorbereitet, geschlossen da. Dabei tauchen, wor\u00fcber der folgende Paragraph (unter 3.) Auskunft giebt, seine Platinenden in zwei Gef\u00e4fse mit ges\u00e4ttigter Kochsalzl\u00f6sung, welche mit H\u00fclfe gewisser Vorrichtungen, z. B. eines Dochtes, eines heberf\u00f6rmig gebogenen Rohres, gleichsam durch eine Br\u00fccke aus derselben Fl\u00fcssigkeit verbunden sind. Aus einer unbekannten Ursache war, wie dies \u00f6fter zu geschehen pflegt, ein Strom in der Kette vorhanden, der die Nadel in einer geringen best\u00e4ndigen Ablenkung hielt. Ward nun eine 840m lange Strecke von demselben Drahte eingeschaltet, so blieb der Stand der Nadel so gut wie unver\u00e4ndert. Dabei waren also noch nicht einmal thierische Theile mit im Kreise, deren Widerstand den der Salzl\u00f6sung stets noch um Vieles \u00fcbertrifft.\nIch kann demnach unbedingt rathen, den Draht, bei gleichen Mafsen des Rahmens, noch d\u00fcnner, mithin l\u00e4nger, und die Windungen zahlreicher zu nehmen. Freilich scheint er nicht viel feiner besponnen werden zu k\u00f6nnen; der von mir angewandte war bereits der d\u00fcnnste, den ich mir in Berlin verschaffen konnte, und auch die Pariser K\u00fcnstler begn\u00fcgen sich so ziemlich mit derselben Nummer. 1 Ob der Rahmen selbst noch h\u00f6her gemacht werden k\u00f6nne, ohne dafs man zu f\u00fcrchten brauche, dafs der untere Theil der unteren Windungen, oder gar schon die mittleren Lagen der oberen, wegen ihrer wachsenden Entfernung von den Nadeln gar keinen Einflufs mehr auf ihre Stellung \u00e4ufsern, bin ich so wenig zu entscheiden im Stande, dafs ich vielmehr nicht\nMatteucci, Trait\u00e9 de. ]>, 22. '\nBecquerel, ibiil.","page":164},{"file":"p0165.txt","language":"de","ocr_de":"und den Nadeln,\n165\neinmal weifs, in wie fern ein solches Verhalten nicht vielleicht schon bei den jetzigen Mafsen des Rahmens stattfinden mag.\n3. Nadeln.\nW\u00e4hrend des gr\u00f6fsten Theils meiner Untersuchungen habe ich mich eines Nadelpaars von folgender Beschaffenheit bedient:\nL\u00e4nge der Nadeln , . . 58.4\u2122\u201c\nDurchmesser.............. 1.0\nAbstand im Lichten\t. . 25.0\nDie Nadeln sind von Herrn Kleiner's Arbeit, cylindrisch mit kegelf\u00f6rmigen Spitzen, eine Form, die ich, da sie das Ablesen erschwert, jedoch nicht empfehlen m\u00f6chte. Das Verbindungsst\u00fcck ist von Neusilber, und bei dem grofsen Abstande der Nadeln von einander freilich etwas schwer. Es wiegt 408\"\u2019sr, jede Nadel nur 384msr.\nSeit einiger Zeit habe ich iiidefs angefangen, einem andern Spiel Nadeln, gleichfalls von Herrn Kleiner's Arbeit, den Vorzug zu gehen, weil es, bei gleicher Empfindlichkeit, eine geringere Schwingungsdauer besitzt. L\u00e4nge und Abstand derselben sind die n\u00e4mlichen; die Dicke ist etwas geringer; die Enden sehr scharf und allm\u00e4lig zugespitzt. Das Gewicht einer jeden Nadel betr\u00e4gt demgem\u00e4fs auch nur 226\"*'; sie sind durch einen plattirten Kupferdraht von 130mgr Gewicht verbunden, der um beide nach entgegengesetzten Seiten schraubenf\u00f6rmig aufgerollt ist.\nIch halte es f\u00fcr zwecktn\u00e4fsig, auf die Dicke und Schwere dieser Nadeln im Verli\u00e4ltnils zu denen aufmerksam zu machen, welche die Franz\u00f6sischen K\u00fcnstler anzuwenden pflegen. Die Theorie spricht zwar in so fern f\u00fcr leichtere Nadeln, als dieselben vergleichweise eine gr\u00f6fsere Kraft besitzen. Allein cs scheint, als oh mit der Masse zugleich die Stabilit\u00e4t des magnetischen Zustandes der Nadeln eine Abnahme erlitte. Wenigstens klagen Pellet 1 und Matteucci, 2 der sich Franz\u00f6sischer Instrumente bediente, \u00fcber die leichte Verletzbarkeit der Astasie ihrer Spiele aus allerlei Ursachen, deren Einllufs ich nach meinen Erfahrungen an jenen schwereren Nadeln gar nicht zu w\u00fcrdigen weifs. Die erstangef\u00fchrten habe ich unter andern, was allerdings wohl als eine vorz\u00fcgliche Leistung zu betrachten ist, zwei Jahre lang tagt\u00e4glich Str\u00f6men ausgesetzt, welche sie h\u00e4ufig gegen die Hemmung f\u00fchrten, ohne dafs ich n\u00f6tliig gehabt h\u00e4tte, ihrer Astasie nachzuhelfen, welche\n1 Annales de Chimie et de Physique. Avril 1841. 3. S\u00e9rie, t. II. p. 104. No. 2. 3. *\n3 Trait\u00e9 etc. p. 23. 24, *","page":165},{"file":"p0166.txt","language":"de","ocr_de":"166\n2. Abschn. Kap. I. \u00a7 ll. 3. Von der Bereitung\nnach diesem Zeitr\u00e4ume immer noch betr\u00e4chtlich genug war, um sie, verm\u00f6ge der anziehenden Kr\u00e4fte der Drahtmassen (S, unten, No. 7), zu verhindern, die Nulllinie der Theilung einzuhalten. Nur die St\u00e4rke des Magnetismus jeder einzelnen Nadel hatte, jedoch in beiden in ann\u00e4hernd gleichem Mal'se, abgenonmicn. Dafs sie dabei vor der Einwirkung von Str\u00f6men auch nur von der St\u00e4rke desjenigen einer kleinen Zinkkupferkette sorgf\u00e4ltig geh\u00fctet wurden, namentlich wenn sie sich in dem der Ablenkungsrichtung des Stromes entgegengesetzten Quadranten, wo er demagnetisirend wirkt, befanden, versteht sich, bei der grofsen Anzahl der Windungen des Multiplicators, von selbst. Was \u00fcbrigens gewifs viel zur Verg\u00e4nglichkeit der Astasie der Nadelpaare an den Gourjon\u2019-schen Instrumenten beitr\u00e4gt, deren ich zwei hier am Orte zu besichtigen Gelegenheit hatte, ist die Zusammensetzung derselben aus zweien ihren Mafsen, und wahrscheinlich auch dem Gewichte nach sehr von einander abweichenden Nadeln. Die Vergr\u00f6\u00dferung des Halbmessers der Theilung, die durch die Verl\u00e4ngerung der oberen Nadel bezweckt wird, kann bei der geringen Genauigkeit der Ablesung, welche Multiplicatoren \u00fcberhaupt gestatten, als ziemlich \u00fcberfl\u00fcssig betrachtet werden.\nBeim Streichen zweier Nadeln bis zur Gleichheit soll man, wie Nobili selbst zuerst bei Gelegenheit seines vergleichbaren Galvanometers (S. unten, No. 11) bemerkt hat, nachdem man beide bis zur S\u00e4ttigung magnetisirt, nicht die schw\u00e4chere zu verst\u00e4rken, sondern die st\u00e4rkere zu schw\u00e4chen suchen, weil jene auf die Dauer nicht mehr Magnetismus aufnehmen kann. 1 L\u00e4fst man dies aufser Augen, so findet man nach kurzer Zeit, oft nach Verlauf einiger Stunden, den Stand der Nadeln \u2014 s. die folgende Nummer \u2014 v\u00f6llig ge\u00e4ndert, und die m\u00fchsam hergestellte Astasie zerst\u00f6rt. Das Schw\u00e4chen der st\u00e4rkeren Nadel geschieht durch verkehrtes Streichen mit einem \u00e4u\u00dferst schwachen Magnetst\u00e4bchen. Hat man dieselbe jedoch, durch einen ungl\u00fccklich gef\u00fchrten Strich, auf diese Weise zur schw\u00e4cheren gemacht, so mu\u00df man sie erst wieder bis zur S\u00e4ttigung magnetisiren. Auch unterlasse man nicht, sich durch wiederholte Versuche zu \u00fcberzeugen, da\u00df die schw\u00e4chere Nadel wirklich im Zustande der S\u00e4ttigung ist. Diese Anweisungen beruhen darauf, dafs es, bei einer astatischen Doppelnadel, eben so wohl, wenn gleich in geringerem Ma\u00dfe, auf die St\u00e4rke des Magnetismus jeder Nadel als auf die Gleichheit der St\u00e4rken ankommt. Bei der Ablenkung einer einzelnen Nadel durch den Strom verschwindet bekannt-\n1 Memorie ed Osservazioni ec. vol. I. p. 107.* \u2014 Becquerel, ibid. \u2014 Moser, im Repertorium der Physik. Bd. I, 1837. S. ,259,* \u2014 Melloni in Archives de iTdectricilc. I. I. 1811. p. 656. '","page":166},{"file":"p0167.txt","language":"de","ocr_de":"167\nastatischer Nadelpaare.\nlicli 1 * 3 * die St\u00e4rke ihres Magnetismus aus dem Ausdruck fiir die Gr\u00f6fse der Wirkung, weil sie in gleicher Weise als Factor des Z\u00e4hlers und Nenners desselben auftritt. Nicht so beim astatischen System, wo im Z\u00e4hler jenes Ausdrucks die Summe der Producte aus den St\u00e4rken beider Nadeln in die bez\u00fcglich auf jede derselben wirkenden Stromeskr\u00e4fte, im Nenner das Product des Erdmagnetismus in den Unterschied jener St\u00e4rken zu stehen kommt. Ein Mals F\u00fcr die St\u00e4rke des Magnetismus einer einzelnen Nadel li\u00e2t man sowohl an der Schwingungsdauer als an dem Abstande, in dem dieselbe eine andere frei aufgeh\u00e4ngte Nadel um einen bestimmten Winkel ablenkt; \u00fcber die St\u00e4rke der Nadeln eines asiatischen Paares hingegen sagt, wie man leicht sicht, der crstcre Umstand gar nichts aus. Man wird daher wohl thu.n, dieselbe von Zeit zu Zeit durch den Abstand zu pr\u00fcfen, in dem die Doppelnadel durch eine und dieselbe bis zur S\u00e4ttigung magnetisirte Nadel um einen und denselben Winkel abgelenkt wird. Allenfalls kann man sich hiezu der Ablenkungserscheinungen durch die Drahtmassen des Multiplicators selbst, von denen sp\u00e4ter die Rede sein wird (S. unten, No. 7), wenn ungl\u00fccklicherweise dergleichen vorhanden sind, bedienen. Auch von diesem Gesichtspunkt aus scheint es \u00fcbrigens w\u00fcnschenswcrth, dafs beide Nadeln einander an Gestalt und Gewicht m\u00f6glichst gleich seien, da sonst diejenige Nadel, deren Drehungsmoment im Zustande der S\u00e4ttigung oder bei vorausgesetzter gleicher St\u00e4rke des Magnetismus ihrer einzelnen Elemente, gr\u00f6fser sein w\u00fcrde als das der anderen, das System mit einem unn\u00fctzen Zuwachse des Tr\u00e4gheitsmomentes belastet.\nDie Schwingungsdauer des Nadelpaars kann aus Gr\u00fcnden, die unten einleuchten werden (S. No. 8), mit Sicherheit nur aufserhalb des Mulliplicatorrahmens bestimmt werden. Dies geschieht, indem man die Zeit mifst, welche zwischen zweien aufeinanderfolgenden Durchg\u00e4ngen der Nadel durch ihre Gleichgewichtsstellung (S. die folgende Nummer) verfliefst. Mir diente, zu den hier nothwendigen Zeitbestimmungen, eine Duplexuhr von Tie de, welche 0\".4 schl\u00e4gt. Ein anderes Kennzeichen der Astasie, als die Schwingungsdauer, werden wir sogleich in den freiwilligen Ablenkungen der Doppelnadeln (S. ebendas.) kennen lernen.\nMattkucci, der beil\u00e4ufig eine ziemlich unbefriedigende Anweisung zum Streichen astatischer Nadelpaare giebt, 5 erkl\u00e4rt die Astasie f\u00fcr\n1 Poggendokff iu seinen Annalen u. s. w. 1812. Bd. LYI. S. 341, *\t- Lenz\nebendas., 1843. Bd. L1X. S. 212. *\n3 Traite' etc. p. 23 \u2014 25.\u2019 Dev Strich z. B., den Matteucci empfiehlt, ist\nnach Biot\u2019s gewichtigem UrtUcilc gerade der unvollkommenste von allen: n\u00e4mlich\nAufs\u00e4tzen des einen Pols des Magneten auf dasjenige Ende der Nadel, welches der","page":167},{"file":"p0168.txt","language":"de","ocr_de":"10S\t2. Absckn. Kap, 1, \u00a7. 11. 3. I, Von den astatischen Nadelpaaren\nhinreichend, wenn die Nadel eine Schwingung in einer Minute vollziehe. Anderw\u00e4rts berichtet er von einem Multiplicator, den er und Longet in Paris hei gemeinschaftlichen Versuchen anwandten, dafs die Nadel TO\" zu einer Schwingung gebraucht habe, 1 und Herr Gourjon hat, bei seiner Anwesenheit in Berlin im Herbste 1844, \u00e4hnliche Angaben m\u00fcndlich wiederholt. Ich selbst bin selten so gl\u00fccklich gewesen, eine Schwingungsdauer von einer halben Minute zu beobachten. Ob dieser bedeutende Unterschied wirklich von nichts Anderem abh\u00e4ngig sei, als von der pers\u00f6nlichen Geschicklichkeit, habe ich noch nicht in Erfahrung bringen k\u00f6nnen, da ich keine Gelegenheit gehabt habe, ein GouRJON\u2019sches Nadelpaar selbst zu streichen. So gern ich dies zuzugestehen bereit .sein w\u00fcrde, so scheint cs mir doch deshalb unwahrscheinlich, weil, bei so zahlreichen Versuchen, der Einflufs jener Bedingung doch wohl einmal durch den Zufall h\u00e4tte aufgewogen werden m\u00fcssen. Nichtsdestoweniger geben die verschiedenen Mafsc der Gourjon'-schen und der Kleiner scheu Nadeln keiner anderen Vermuthung Raum. Die l\u00e4ngste der ersteren, die obere an dem hydroelektrischen Multiplicator, ist nur um ungef\u00e4hr '/13 l\u00e4nger als die letzteren und viel d\u00fcnner als dieselben. Auch die k\u00fcrzeren unteren Nadeln, obschon dicker als die oberen, stehen den meinigen an Durchmesser nach. Bei gleichem Drehungsmomente des Systems k\u00f6nnten die letzteren folglich wenigstens eben so langsam schwingen als die Franz\u00f6sischen.\nIch mufs \u00fcbrigens rathen, bei dem Bau des Multiplicators es vielmehr im Auge zu haben, durch die Anzahl der Windungen und ihre m\u00f6glichst g\u00fcnstige Lage gegen die Nadeln die gen\u00fcgende Empfindlichkeit zu erzielen, als durch die sich in der Langsamkeit ihrer Schwingungen kundgebende Astasie der Nadeln, aus welcher sp\u00e4ter eine Menge von Unbequemlichkeiten hervorgehen, da die thierisch-elektrischen Str\u00f6me meist zu schwach sind, um eine merkliche Verk\u00fcrzung der Schwingungsdauer herbeizuf\u00fchren. Alle Versuche z. B., und dies sind, unter den thierisch-elektrischen, durchweg gerade die wichtigsten, bei denen cs sich um die Beobachtung schneller Stromesschwankungen unter dem Einfl\u00fcsse gewisser Bedingungen handelt, die man auf den thicrischen Erreger einwirken l\u00e4fst: alle solche Versuche fallen, sogar hei geringerer Gr\u00f6fse der durchlaufenen Gradb\u00f6gen, mit schneller schwingenden Nadeln doppelt so sch\u00f6n und schlagend aus wie mit tr\u00e4gen nicht aus der Stelle kommenden.\ngleichnamige Pol werden soll, Streichen nach dem anderen Ende zu, Abheben und Forlfahren auf diese Weise, so lange man es f\u00fcr n\u00f6lhig h\u00e4lt. Vergl. \u00dfior's Lelu-huch, \u00fcbersetzt a on Fkchkek. i>d. IV. 1829. S. 16.*\n\u2019 Annales de Chimie cl de Physique. Octobre 1814. 3. S\u00e9rie. I. NU. p. 579. \u2019","page":168},{"file":"p0169.txt","language":"de","ocr_de":"und ihren freiwilligen Ablenkungen,\n169\nSchliefslich mag bemerkt werden, wovon unten (S. No. 8) noch mehr die Rede sein wird, dafs es, wenn nicht ganz besondere Vorkehrungen getroffen worden sind, f\u00fcr einen jeden Multiplicalor eine bestimmte Grenze der Astasie giebt, die nicht \u00fcberschritten werden kann, ohne dafs das Instrument aufh\u00f6rt, brauchbar zu sein. Leider war, f\u00fcr meinen Multiplicator, der von mir erreichte Grad von Astasie schon weit \u00fcber diese Grenze hinaus gelegen,\n4. Von den freiwilligen Ablenkungen astatischer\nNadelpaare.\nSo kann man, der K\u00fcrze halber, einen Umstand bezeichnen, der, beim Streichen eines astatischen Nadelpaars, bis zu einem gewissen Grade wohl unfehlbar Jedem entgegentreten wird, und auf welchen vorbereitet zu sein daher nicht \u00fcberfl\u00fcssig erscheinen d\u00fcrfte.\nAuf den ersten Blick sollte man meinen, und diese Vorstellung findet sich in der That hie und da als in der Wirklichkeit ausf\u00fchrbar angegeben, 1 dafs wenn man den Unterschied beider Nadeln immer kleiner werden l\u00e4fst, endlich ein Punkt kommen m\u00fcsse, wo sie in jeder beliebigen Richtung gleichm\u00e4fsig beharren, indem die Richtkraft, die sie etwa noch besitzen, so geringf\u00fcgig ist, dafs sie nicht vermag, auch die leichtesten ihr entgegenstehenden Hindernisse, die unmerkliche Drehung des Fadens, den Widerstand der Luft, zu \u00fcberwinden.\nAmp\u00e8re, dessen Doppelnadel nicht an einem Faden, sondern in der bekannten Weise an einer Stahlspitze in einem Metalln\u00e4pfchen schwang, mag vielleicht diesen Zustand wirklich beobachtet haben. Bei der hohen Beweglichkeit aber, welche die jetzige Aufh\u00e4ngungsart zul\u00e4fst, kommt derselbe nicht mehr vor. Schon Nobili bemerkte, und zwar gleich in der ersten Arbeit \u00fcber den Multiplicator mit Doppelnadel, 2 dafs sehr astatische Systeme sich nicht in den Meridian einstellen, sondern eine beliebige andere Lage in einigem Abstande von demselben einnehmen, zu der sie stets mit langsamen Schwingungen zur\u00fcckkehren, wenn sie daraus entfernt worden waren.\nMan findet nun im Allgemeinen, dafs diese Ablenkung, welche wohlbemerkt auch aufserhalb des Multiplicators stattfindet und daher nicht zu verwechseln ist mit den sp\u00e4ter zu besprechenden, die von den\n1 Amp\u00e8re el Cabinet , Expos\u00e9 des d\u00e9couvertes nouvelles sur l\u2019Electricit\u00e9 cl le Magn\u00e9tisme. Paris 1822. p. 30. * \u2014 Mdncke in Gehler\u2019s physikalischem W\u00f6rterhuche Artikel \u00bbMultiplicator\u00ab. Bd. VI. Ahth. III. 1837. S. 2481. * \u2014 Matteccci, Trait\u00e9 etc. p. 23. *\n* Mernorie ctl Osscrvazioni ec, vol. I. p. 3, *","page":169},{"file":"p0170.txt","language":"de","ocr_de":"170\t2. AbscJin. Kap. 1. \u00a7. 11. 4. Von den freiwilligen Ablenkungen\nanziehenden Kr\u00e4ften der Drahtmassen herr\u00fchrt, mit der Schwingungs-dauer w\u00e4chst, so dafs sie die Umgehung des 90\u00b0 Punktes erreicht, wenn diese am gr\u00f6i\u2019sten geworden ist. Dies ist folglich der Zustand, der der m\u00f6glichst vollkommenen Gleichheit beider Nadeln zu entsprechen scheint. F\u00e4hrt man fort, dieselbe Nadel zu streichen \u2022\u2014 unter der Voraussetzung, dafs sich beide Nadeln nicht im S\u00e4ttigungspunkte befinden \u2014 so dafs der Unterschied beider wiederum w\u00e4chst, so f\u00e4hrt ihrerseits die freiwillige Ablenkung zu wachsen fort, bis sich das System um 180\u00b0 gedreht hat. Streicht man nun die andere Nadel und l\u00e4fsi solchergestalt den Unterschied wieder abnehmen, so kehrt das System auf demselben Wege zur\u00fcck, den es vorher beschrieben hatte, indem die Schwingungsdauer dieselbe Reihe von Werthen r\u00fcckw\u00e4rts durchl\u00e4uft. Es giebt Nadelpaare, welche sich, bei anfangs \u00fcberwiegender oberer Nadel, mit dem bezeichneten Ende derselben durch Ost, andere, die sich durch West nach S\u00fcden drehen. Man kann aber eine freiwillige Ablenkung von bestimmtem Wertlie und Zeichen in eine gleich grofse von entgegengesetztem Zeichen, oder ein auf die beschriebene Weise sich durch Ost drehendes Nadelpaar in ein sich durch West drehendes verwandeln, indem man dasselbe, ohne sonst etwas daran zu \u00e4ndern, oberst zu unterst umh\u00e4ngt.\nNobili seihst hat bereits den Grund der freiwilligen Ablenkungen in dem niemals ganz vollkommenen Parallelismus der Azimuthebenen der beiden magnetischen Axen erkannt. 1 In der That reicht unter dieser Voraussetzung eine einfache Construction, so wie die von Moser gegebene 2 analytische Entwickelung vollst\u00e4ndig aus, um den ganzen, so eben dargestellten Kreis von Erscheinungen auf das leichteste zu erkl\u00e4ren. Ich glaube mich deshalb einer ferneren Auseinandersetzung desselben \u00fcberheben zu k\u00f6nnen, und will nur darauf aufmerksam machen, dafs ein astatisches System in einer freiwilligen Ablenkung dann im Gleichgewicht ist, wenn die Resultante aus den Kr\u00e4ften beider Nadeln im Meridiane einsteht, und dafs es diese Resultante ist, unter deren Einflufs es seine Schwingungen vollziehend gedacht werden mufs. Bei gleichem Unterschiede der Nadeln f\u00e4llt dieselbe um so gr\u00f6fser aus, einen je gr\u00f6fsereu Winkel die beiden magnetischen Axen mit einander machen.\nEs giebt \u00fcbrigens, aufser dem unvollkommenen Parallelismus der Nadeln im Azimuth, wahrscheinlich noch einen anderen Grund f\u00fcr die freiwilligen Ablenkungen der astatischen Paare. Es ist n\u00e4mlich gewifs sehr schwer, eine Nadel, vorz\u00fcglich eine runde, so zu streichen, dafs\n1 I\\i, p. i. Nota; vol. II. p, 20. *\n* Repertorium der Physik. Bd. 1, 1837. >$. 260, *","page":170},{"file":"p0171.txt","language":"de","ocr_de":"astatischer Nadelpaar\u00e7.\n171\nman ihr nicht stellenweise, durch seitliche Abweichungen des streichenden Stabes, etwas queren Magnetismus crtheilt. Dafs diese Spuren von Transversalpolarit\u00e4t sich in beiden Nadeln, wenn sie ungleichnamig zusammengef\u00fcgt werden, einander wie die L\u00e4ngspolarit\u00e4ten auflieben sollten, dazu ist gar kein Grund vorhanden; sie k\u00f6nnen sich vielmehr alsdann in jeder beliebigen Weise zusammensetzen. Die Folge davon m\u00fcssen aber, auch bei dem allervollkommensten Parallelismus der Nadeln, freiwillige Ablenkungen sein. Man \u00fcbersieht nun leicht, dafs, wenn dies der Ursprung solcher Ablenkungen w\u00e4re, man das Zeichen der letzteren nicht nur dadurch w\u00fcrde verkehren k\u00f6nnen, dafs man das Spiel oberst zu unterst hinge, sondern auch dadurch, dafs man jede einzelne Nadel um 180\u00b0 um ihre L\u00e4ngenaxe drehte. Auch miifste man, durch eine sonstige Drehung um einen beliebigen Winkel, die Gr\u00f6fse der Ablenkungen sogleich merklich \u00e4ndern, und, bei einem gewissen Betrage des Winkels, dieselbe auf Null bringen k\u00f6nnen. Diese Erfolge habe ich aber in der That durch Drehen der Nadeln in F\u00e4llen beobachtet, wo ich mich nicht \u00fcberreden konnte, dafs zugleich irgend eine Aenderung des Winkels zwischen den L\u00e4ugenaxen der Nadeln vorgegangeu sei. Es scheint also wirklich etwas dem Gesagten Aehnliches hier noch mit ins Spiel zu kommen.\nDie freiwilligen Ablenkungen an und f\u00fcr sich sind nur von geringer praktischer Bedeutung. Unter der Voraussetzung, dafs keine Ablenkungen durch die Drahtmassen vorhanden sind (S. unten No. 7), folgt man der Nadel mit der Nulllinie, bis sie in derselben einslehl, und arbeitet alsdann, als ob man sich im Meridian bef\u00e4nde. Ja man hat den Vortheil, dafs, da verm\u00f6ge der freiwilligen Ablenkungen das Nadelpaar sich seine Gleichgcwichtsstellung innerhalb eines ausgedehnten Bruchtheiles des Kreisumfanges sucht, es sich h\u00e4ufig auf diese Weise bequemer zur Beobachtung stellt, als wenn es, in derselben Hinsicht, auf den genauen Meridian eingeschr\u00e4nkt w\u00e4re. Bei Gegenwart von Ablenkungen durch die Drahtmassen tritt zwar der Uebel-sland hervor, dal's wenn ein Berichtigungsstab (S. unten, No. 8) angewandt werden soll, ein gr\u00f6fserer Spielraum f\u00fcr denselben rings um den Multiplicator nothwendig wird, worauf wir sogleich zur\u00fcckzukommen haben werden (No. 6). Allein auch dieser Ucbclstand f\u00e4llt schi-gering aus, da man es stets in seiner Gewalt hat, die Astasie so weit zu treiben, dafs das Spiel sich senkrecht oder nahe senkrecht auf den Meridian stellt. Alan kann also dreist die \u00fcbrigen Einrichtungen, die bei vollkommen parallelen Nadeln durch den Meridian bestimmt worden w\u00e4ren, statt dessen im Voraus auf den entsprechenden Parallelkreis beziehen. Und auf alle F\u00e4lle bliebe noch immer der erhebliche Vortheil","page":171},{"file":"p0172.txt","language":"de","ocr_de":"172\t-\u25a0 Abschi. Kaii. 11. \u00a7. IL 5. 0- Von der Aufh\u00e4ngung der Nadeln\nzu nennen, dal's man, verm\u00f6ge der freiwilligen Ablenkungen, ohne die Schwingungsdauer des Nadelpaares zu pr\u00fcfen, stets auf das sicherste von dem Zustande seiner Astasie unterrichtet ist, da eine jede Schwankung dieses Zustandes eine Ver\u00e4nderung in der Stellung der Nadeln und zwar, je nachdem die eine oder die andere das Uebergewicht. erhielt, bald in dem einen und bald in dem andern Sinne nach sich zieht. So dienen sie schon w\u00e4hrend des Streichens zur Beurtheilung der Fortschritte, die die beiden Drehungsmomente nach der Gleichheit zu machen; der Unterschied derselben verschwindet, wie bemerkt, wenn das System sich senkrecht auf den Meridian einstellt.\nBei alledem versteht es sich von selbst, dafs, da der Grad von Astasie, den man zu erlangen vermag, dem Gesagten zufolge nicht nur v on der Gleichheit beider Nadeln, sondern auch von dem Winkel zwischen ihren Axen abh\u00e4ngt, man sich zu bcfleifsigen hat, diesen Winkel m\u00f6glichst zu verkleinern. Auch ist darauf zu sehen, dafs die Nadeln m\u00f6glichst grade seien, eine Bedingung, die mit der des erforderlichen H\u00e4rtegrades keinesweges leicht zu vereinigen ist. Verwerflich erscheint von diesem Gesichtspunkte aus die Verbindung beider Nadeln durch ein zwar leichtes, aber auch leicht zu verbiegendes Drahtgeflecht, statt eines steifen Zwischenst\u00fcckes. Die GouRjoNschen Doppelnadeln haben beil\u00e4ufig ein solches Geflecht aus d\u00fcnnem Kupferdraht, weshalb die geringere Schwingungsdauer meiner Nadeln im Verh\u00e4ltnifs zu denselben nicht, wie jetzt vielleicht geschlossen werden k\u00f6nnte, von dem voll-kommneren Parallelismus der letzteren abzuleiten ist.\n5. Von der Aufh\u00e4ngung der Nadeln.\nDie Nadeln werden in ein H\u00e4kchen, an einem ungef\u00e4hr 140mm langen einfachen Kokonfaden eingeh\u00e4ngt. Man mufs den Faden nicht l\u00e4nger nehmen, als es noting ist, um den Einflufs der Drehung verschwinden zu machen, da dies mehrere Nachtheile mit sich f\u00fchrt, hi gleichem Mafse mit seiner L\u00e4nge n\u00e4mlich w\u00e4chst unter andern die von Wilhelm Weber untersuchte 1 nachtr\u00e4gliche Dehnung des Fadens, die ich hier, unter dem Gewichte der schwereren Nadeln (S. oben S. 165), manchmal so lange habe anhalten sehen, bis die Arretirungsschraube, welche die Nadeln tr\u00e4gt, nicht mehr ausreichte, um sie von der Thrilling emporzuheben. Ebenso nimmt begreiflicher Weise mit der H\u00f6he des Aufh\u00e4ngepunktes die Unsicherheit desselben zu, wenn man nicht, was abermals seine Nachtheile hat, den die Nadeln tragenden St\u00e4nder gleichzeitig verdicken will.\nPoggendobm's Annalen u, s. IV. 1835. Bd. XXXIV. S. 247A","page":172},{"file":"p0173.txt","language":"de","ocr_de":"und der Aufstellung des Multiplie alors.\n173\nDen Kokonfaden bereite ich nicht, wie gew\u00f6hnlich, aus roher Seide, sondern aus einem Seidenpr\u00e4parat, welches mir von einem erfahrenen Techniker zu diesem Zweck empfohlen wurde: es ist zweimal in Franz\u00f6sischer Seife ausgekochte rohe Seide. Mit dem Vorz\u00fcge, dafs es ungleich leichter ist, daraus einfache F\u00e4den von grofser L\u00e4nge darzustellen, verbindet es den einer gr\u00f6fseren Geschmeidigkeit und einer geringeren, vorz\u00fcglich nachtr\u00e4glichen Dehnbarkeit.\nDer Abstand der Nadeln sollte genau genommen so gew\u00e4hlt und das Spiel so aufgeh\u00e4ngt sein, dafs jede beziehlich das Maximum der Wirkung erf\u00fchre, dessen sie, verm\u00f6ge der Anordnung der Dr\u00e4hte, f\u00e4hig ist. Ohne den Spall in den oberen Dr\u00e4hten w\u00fcrde dies f\u00fcr die obere Nadel dann slattfmden, wenn sie denselben m\u00f6glichst nahe, f\u00fcr die untere, wenn sie in der Mitte ihres Spielraums schwebte. 1 Ob und inwiefern diese Bestimmungen, auf die jedoch im Vergleich zur Astasie, zur Zahl der Windungen u. s. f. nicht viel ankommen d\u00fcrfte, durch die Gegenwart jener L\u00fccke wenigstens f\u00fcr kleinere Winkel eine Ab\u00e4nderung erleiden, m\u00f6chte schwer zu sagen sein.\nNobili meinte, dafs die st\u00e4rkere der beiden Nadeln zur untern gemacht werden m\u00fcsse, weil diese eine gr\u00f6fsere Einwirkung vom Strom erfahre, als die obere. 2 Indessen er seihst schrieb dieser Bemerkung nur einen geringen praktischen Werth zu, und in der That m\u00f6chte ich Niemand rathen, derselben zu Gefallen Hand an ein gut astatisches Paar zu legen, um der unteren Nadel auf irgend welche Weise, wenn auch nur durch Vertauschen mit der oberen, das Ucbergewicht zu verschaffen.\n6. Von der Aufstellung des Multiplicators.\nDafs der Mulliplicator auf einem in der Mauer eines wenig Ersch\u00fctterungen ausgesetzten, auch z. B. vor dem Winde gesch\u00fctzten Geb\u00e4udes wo m\u00f6glich ohne Vnwendung von Eisen befestigten W and-consol aufgestellt sein m\u00fcsse, 3 versteht sich von selbst. Bei nicht eisenfreien W indungen ist es zweckm\u00e4fsig, dafs das Consol selbst Raum genug f\u00fcr die Aufstellung eines Berichtigungsstabes darbiete; dafs es also nicht nur lang genug sei, um denselben hinreichend von der Nadel entfernen zu k\u00f6nnen, sondern auch breit genug, um dies f\u00fcr verschiedene Werthe der freiwilligen Ablenkungen zu gestatten. Mein Consol\n1 Vergl. Poggeniiokff in seinen Annalen u. s. w. 1842. Bel. LVI. S. 341. *\ns Memorie ed Osservazioni ec. vol. II. p. 32. \u2019\n3 Vergl. )Ieuom in Poggendorfe\u2019s Annalen u. s. w, 1836, Bd. XXXIX. S. t>.\u2018","page":173},{"file":"p0174.txt","language":"de","ocr_de":"174 Abschi. Kap. I. \u00a7. II. G. 7. Von der Aufstellung des Multiplicat or s\nmifst demgcm\u00e4fs ungef\u00e4hr 0.8m in der L\u00e4nge lind 0.5m in der Breite, was, bei 0.4m Abstand des Berichtigungsstabes von der Nadel, bei jeder beliebigen Stellung derselben innerhalb 90\u00b0 zu arbeiten erlaubt. Fiir thicrisch-elektrische Versuche ist ferner r\u00e4thlich, das Consol nicht, wie gew\u00f6hnlich, zur Seite eines Fensters in solcher H\u00f6he anzubringen, dal's im Stehen bequem abgelesen werden kann, sondern vor demselben und vielmehr so, dafs man im Sitzen leicht die Theilung \u00fcbersieht. Der Tisch, auf dem die Versuche gemacht werden sollen, wird dann so aufgestellt, dafs der davor sitzende Beobachter zur Linken den Stand der Nadel abliest, w\u00e4hrend die rechte Seite f\u00fcr die, Handhabung von allerlei Il\u00fclfsvorrichtungen frei bleibt. Das Fenster sei nach Norden gelegen. Ziemlich senkrecht auf den Meridian mufs dasselbe jedenfalls gestellt sein, damit, wenn die Nadeln in freiwilliger Ablenkung begriffen, sich der O.W.-Linie n\u00e4hern, die Rechte des Beobachters, welche die Stellung des Tisches f\u00fcr die Hiilfsvorrichtungen bestimmt, in den freien Raum des Zimmers hinein gewandt sei; die Nordseite aber ist zu empfehlen, weil die W\u00e4rmestrahlung der Sonne, trotz aller \u00fcblichen Schutzmittel, stets die l\u00e4stigste St\u00f6rung feiner Versuche durch die dadurch bewirkte Unstetigkeit der Nadeln (S. unten No. 9) herb ei f\u00fchrt.\nAuf dem Consol mufs der Multiplicator in drei Kl\u00f6tzen, wovon einer mit einem Punkt, die beiden andern mit Schnitten versehen sind, ein f\u00fcr allemal unverr\u00fcckt zu stehen kommen. Es versteht sich von selbst, dafs die Zuleitung von Str\u00f6men mittelst Dr\u00e4hten zu ihm niemals unmittelbar, sondern stets mit H\u00fclfe eigener, in das Consol eingebohrter Schraubenklemmen geschieht, welche in fortw\u00e4hrender Verbindung mit ihm sind. Diese seine Stellung mufs so gew\u00e4hlt sein, dafs man die Windungen, verm\u00f6ge der dazu bestimmten Schraube ohne Ende oder einer \u00e4hnlichen sie ersetzenden Vorrichtung, auf der Seite des Meridians, wohin sich das Nadelspiel dreht (S. oben S. 170), wenigstens um 90\u00b0 von demselben abzulenken vermag. Da cs w\u00fcn-schenswerth ist, stets die Windungen nach Belieben in den Meridian zur\u00fcckf\u00fchren zu k\u00f6nnen, wie auch von ihrer Lage gegen denselben unterrichtet zu sein, so bestimmt man vor dem Gebrauch die Stellung des Rahmens, bei der die Nulllinie mit dem Meridiane zusammenf\u00e4llt, mittelst eines festen, \u00fcber der Theilung an dem St\u00e4nder angebrachten Zeigers, indem man eine sorgf\u00e4ltig centrirte Nadel \u00fcber derselben schwingen l\u00e4fst. Mittelst einer kreisf\u00f6rmigen Wasserwage, welche man auf die Theilung aufsetzt, wird das Instrument wagrecht gestellt.","page":174},{"file":"p0175.txt","language":"de","ocr_de":"und den Ablenkungen durch die Drahtmassen.\n175\n7. Von den Ablenkungen durch die Drahtmassen.\nHiermit kann, wenn n\u00e4mlich die Nadeln keine Ablenkung durch die Drahtmassen erfahren, das Gesch\u00e4ft der Aufstellung so gut wie vollendet sein, da nur noch \u00fcbrig bleibt, der in den Rahmen eingeh\u00e4ngten Doppelnadel so lange mit der Nulllinie in ihre freiwillige Ablenkung zu folgen, bis sie genau, oder wenigstens nahezu, auf derselben einsieht.\nDies wird indefs, wenn nicht besondere Vorkehrungen in Betreff der Reinheit des Multiplicalordrahtes oder seiner Verlheilung am Rahmen, die unten zur Sprache kommen sollen, getroffen sind, bei einem hinl\u00e4nglichen Grade der Astasie nie oder fast niemals der Fall sein. Man wird vielmehr, wenn man die Windungen der Nadel parallel zu stellen sucht, hiemit nicht zum Ziele kommen, sondern die Nadel bald diesseits, bald jenseits vom Nullpunkte, nie aber auf demselben, und durch kein auf den ersten Blick verst\u00e4ndliches Gesetz bestimmt, ihre Gleichgewichtslage w\u00e4hlen sehen. Es versteht sich von selbst, dafs unter diesen Umst\u00e4nden das Instrument nicht zu gebrauchen ist. Die erste Sorge geht also alsdann dahin, dem Wesen und der Ursache dieses Uebelstandes nachzusp\u00fcren, damit man erkenne, wie demselben vorzubauen sei.\nIn neuerer Zeit haben die Mittel, sich anziehungsfreie Windungen zu verschaffen, gl\u00fccklicherweise betr\u00e4chtliche Fortschritte gemacht. Nichtsdestoweniger d\u00fcrfte der Fall, dafs Ablenkungen durch die Drahtmassen vorhanden sind, noch lange der allgemeinere bleiben, da einmal die Anwendung jener Mittel nicht ohne namhafte Schwierigkeiten ist, zweitens ihre Wirkung doch keine ganz vollst\u00e4ndige zu sein scheint, drittens endlich noch stets eine Menge \u00e4lterer Instrumente sich im Gebrauch befindet, bei deren Bau dieselben noch nicht in Aus\u00fcbung gebracht werden konnten. Ich halte es daher nicht f\u00fcr \u00fcberfl\u00fcssig, auf die Ablenkungen durch die Drahtmassen, und die Art und Weise, ein mit denselben behaftetes Instrument trotzdem zum Gebrauch tauglich zu machen, hier genaue R\u00fccksicht zu nehmen, um so weniger, als die Ivennlnifs der darzulegenden Funkte mir zur einsichtsvollen Handhabung auch eines anziehungsfreien Multiplicatorgewindes in mancher Hinsicht unentbehrlich d\u00e4ucht.\nDer Gang der Erscheinungen zuvorderst, die man wahrnimmt, wenn man mit nicht anziehungsfreien Windungen der Nadel in ihre freiwillige Ablenkung zu folgen versucht, wechselt je nach dem Grade ihrer Astasie. Bei geringer Schwingungsdauer wird begreiflich keine","page":175},{"file":"p0176.txt","language":"de","ocr_de":"176\n2. Abschi. Kap. /. \u00a7. II. 7. Von den Ablenkungen\nSt\u00f6rung durch die Drulitmassen f\u00fchlbar, die Nadel h\u00e4lt leicht die Nulllinie ein. Bei gr\u00f6fserer Astasie bemerkt man meistens zuerst, dafs die Stellung der Nadel im Muldplicator nicht mehr v\u00f6llig mit der uufscr-halb desselben beobachteten \u00fcbereinstimmt. Folgt man jetzt der Nadel mit den Windungen, so flieht sie bis zu einer gewissen Lage derselben vor der Nulllinie her, wobei sich der Winkel zwischen ihr und der letzteren indefs stets verkleinert. Ueberschreitet man diese Lage, so schl\u00e4gt die Nadel pl\u00f6tzlich durch den Nullpunkt durch und sucht jenseits desselben eine feste Gleichgcwichtsstellung auf. Wird endlich die Astasie noch vollkommener, so verwickeln sich die Erscheinungen. Zuerst n\u00e4mlich r\u00fcckt die Lage der Windungen, bei der das Durchschlagen erfolgt, immer weiter vom Meridiane fort. Dann bemerkt man, dafs die Nadel, noch ehe dieselbe erreicht ist, durch tien Nullpunkt in den entgegengesetzten Quadranten hin\u00fcbergef\u00fchrt, auch hier in festem Gleichgewichte verharrt. Dagegen in der N\u00e4he des Nullpunktes sich selbst \u00fcberlassen, stellt sie sich bald rechts, bald links von demselben ein. Sie ist folglich auf ihm oder sonstwo in seiner Umgehung in labilem Gleichgewicht. Die Punkte des festen Gleichgewichts in beiden Quadranten sind dabei, wie sich erwarten liefs, f\u00fcr die verschiedenen Stellungen des Rahmens, f\u00fcr welche dies labile Gleichgewicht stattfindet, nicht dieselben. Wenn n\u00e4mlich zuerst das feste Gleichgewicht auch in dem dem urspr\u00fcnglichen entgegengesetzten Quadranten m\u00f6glich geworden ist, findet es hier viel n\u00e4her an der Nulllinie statt, als in dem urspr\u00fcnglichen Quadranten. Dann kommt allm\u00e4hlig eine mittlere Lage des Rahmens, f\u00fcr welche der Winkelabstand beider Gleichgewichtslagen von der Nulllinie nicht merklich unterschieden ist. liier scheint das labile Gleichgewicht auf dieser Linie selbst, oder wenigstens in ihrer n\u00e4chsten Nachbarschaft, stattzufinden, da man beiderseits die Nadel sehr nahe an den Nullpunkt heranf\u00fchren kann, ohne dafs Durchschlagen erfolgt. Endlich n\u00e4hert sich die feste Gleichgewichtslage im urspr\u00fcnglichen Quadranten der Nulllinie, w\u00e4hrend die im entgegengesetzten sich ihrerseits entfernt, bis zuletzt das Gleichgewicht im urspr\u00fcnglichen Quadranten unm\u00f6glich wird, d. h. die Nadel freiwillig durchschl\u00e4gt, so wie man die Windungen um eine auch noch so kleine Gr\u00f6fse n\u00e4her an dieselbe hinanbringt. Die Gr\u00f6fse der freiwilligen Ablenkung selbst, welche bisher, bei wechselnder Schwingungsdauer, als best\u00e4ndig vorausgesetzt wurde, scheint \u00fcbrigens auf diesen Hergang keinen bemerkbaren Einflufs auszu\u00fcben, nur dafs eben Alles in einem verschiedenen Winkelabstande von dem Meridiane vor sich geliL.\nDas Allgemeinste dieser Erscheinungen hat abermals bereits Nomr.t","page":176},{"file":"p0177.txt","language":"de","ocr_de":"durch die Drahtmassen.\n177\nselbst beobachtet und zum Theil richtig erkl\u00e4rt. 1 Er fand, dafs sehr empfindliche Doppelnadeln durch die Drahtmassen zu beiden Seilen der Nulllinie um 15\u201420\u00b0 abgelenkt wurden, und leitete diese Wirkung, nachdem er vergeblich gesucht batte, sie durch die Drehung des Fadens oder den ungleichm\u00e4fsigen Eisengehalt des Messings zu erkl\u00e4ren, woraus der Rahmen und die Thcilung seines Multiplicators bestanden, von der Spaltung der oberen Windungen in zwei symmetrische H\u00e4lften ab. So befinde sich auch eine Magnetnadel \u00fcber der Mittellinie des Zwischenraumes zwischen zweien Eisendr\u00e4hten oder -Streifen in labilem Gleichgewicht und gerathe alsbald nach der einen oder nach der andern Seite zu in eine feste Gleichgewichtslage. Seitdem ist diese Beobachtung sehr oft erneuert und die von Nobiu gegebene Erkl\u00e4rung wiederholt worden, ohne dafs man sich jedoch auf eine genauere Untersuchung weder des Thatbestandes, noch der ihm zu Grunde liegenden Bedingungen eingelassen h\u00e4tte. Interessant ist die von Peclet angegebene Abweichung, der, statt von zweien, von dreien festen Gleichgewichtslagen der Nadel spricht, wovon eine im Nullpunkt, die beiden andern zu beiden Seiten desselben auf \u00b1 20\" stattfanden. 2\nEine gr\u00fcndlichere Einsicht in den Zusammenhang der oben beschriebenen Erscheinungen wird uns jedoch von Nutzen sein, um die Art und Weise zu beurtheilen, wie denselben am besten vorzubeugen sei. Wir bedienen uns, um dazu zu gelangen, einer geometrischen Construction, welche der nicht un\u00e4hnlich ist, mit deren H\u00fclfe Poggen-borff das allgemeine galvanometrische Gesetz erkannt hat. 3\nTaf. I. Fig. 1 \u2014 4 bedeutet die Abscissenaxc den Gradbogen der Multiplicatortheilung. Der Punkt 0\u00b0 entspricht \u00fcberall der Nulllinie, welche zun\u00e4chst (Fig. 1) im Meridiane einstehend zu denken ist. Im Punkt A (ebendas.) finde dabei eine freiwillige Ablenkung der Nadel statt. Dies heifst, wie man sich erinnert, so viel, als dafs die Resultante aus den Kr\u00e4ften beider einander nicht vollkommen parallelen Nadeln mit der magnetischen Axe der st\u00e4rkeren Nadel, welche wir uns in A einstehend denken wollen, einen Winkel macht, der dem St\u00fcck A 0\u201c der Abscissenaxc entspricht, und dafs sie bei der Lage A der Nadel folglich im Meridiane einsteht. Man thut am besten, mit R\u00fccksicht auf die freiwilligen Ablenkungen, sich die Nadeln nur noch als der Erde gegen\u00fcber v\u00f6llig unwirksame, oder im strengsten Sinne\n1 Sul magnelismo (lei fili de' galvanometri. Reggio 27 Marzo 1828. ln: Me-morie ed Osservazioni ec. vol. I. p. 1\u00dc2. tav. II. fig. 20.*\n1 Annales de Chimie et de Physique. Avril 1841. 3. Serie. 1. II. n. 104 1\". 106.*\n3 Poggendorff\u2019s Annalen u. s. w. 1842. Bd. LVI. S. 324. Tal'. II, Fig. 4.*\n12","page":177},{"file":"p0178.txt","language":"de","ocr_de":"17S\n2. Abschi. Kap. 1. \u00a7. II. 7. Von den Ablenkungen\nastatische Zeiger vorznstellen, die in einer durch das Verh\u00e4ltnifs der Kr\u00e4fte beider Nadeln und die Gr\u00f6l'se des Winkels zwischen denselben bestimmten Richtung an einen Magnet von verschwindendem Tr\u00e4gheitsmomente befestigt w\u00e4ren, dessen Axe mit jener Resultante zusammenf\u00e4llt und dessen Drehungsmoment dem des Syst\u00e8mes gleichkommt. Wird dieses aus seiner Gleichgewichtslage gest\u00f6rt, so wirken in jedem Punkte der Abscissenaxe, die es durchl\u00e4uft, Kr\u00e4fte auf dasselbe, welche es nach A zuriiekzuf\u00fchren streben, und dem Sinus der Winkelabst\u00e4nde von A proportional sind. Dies beruht auf dem geometrisch leicht darstellbaren Satze, dafs der Unterschied der Projicirenden der beiden Seiten eines Parallelogramms auf eine den Winkel zwischen diesen Seiten beliebig theilende Gerade stets gleich ist der Projicirenden der Diagonale des Parallelogramms auf dieselbe Gerade. Das Gesetz jener Kr\u00e4fte kann folglich je nach der Gr\u00f6l\u2019se der Resultante des Systems dargestellt werden durch die Sinuscurven von verschiedenem Radius bei gleicher Abscisse AB, AB', AC, AC, u. s. f.\nEs handelt sich jetzt darum, in gleicher Weise die Curven zu entwerfen, deren Ordinaten die Gr\u00fcfsc der Kr\u00e4fte ausdr\u00fccken, welche von den Windungen aus auf die in einem bestimmten Winkelabstand von der Nulllinie befindliche Nadel wirken. Diese Kr\u00e4fte, so nehmen wir an, gehen aus von dem in dem Kupfer des Drahtes gleichm\u00e4fsig vertheilten weichen Eisen, in welchem die Nadel in ihrer Nachbarschaft Magnetismus erregt. Die Eigenschaften des weichen Eisens k\u00f6nnen wir demselben unbedingt zuschreiben, da die Windungen, selbst nach jahrelangem Gebrauch, keine Polarit\u00e4t annehmen, sondern sich au allen Punkten gleichm\u00e4fsig gegen beide Enden der Nadeln verhalten. Das labile Gleichgewicht auf der Nulllinie r\u00fchrt nun, nach Nomu's allgemein verbreiteter Meinung, blos daher, dafs der Nordpol z. B. der oberen Nadel zu beiden Seiten des Spaltes S\u00fcdmagnetismus erregt, bei der geringsten Abweichung von der Mittellinie jedoch st\u00e4rker auf der einen als auf der anderen Seite, wozu noch kommt, dafs er jetzt, wegen verschiedener Entfernung, hier schw\u00e4cher wie dort angezogen wird. Die Nadel wird folglich nach der Seite hin abgelcnkt, nach der die urspr\u00fcngliche, noch so kleine Abweichung stattgefunden hatte. Diese Ansicht ist jedoch in sofern nur zum Theil richtig, als sic ohne Weiteres voraussetzt, dafs, bei Abwesenheit des Spaltes, das labile Gleichgewicht nicht vorhanden sein w\u00fcrde, w\u00e4hrend dies ein Punkt ist, der selber einer Aufkl\u00e4rung bedarf. N\u00e4mlich nur \u00fcber einer kreisrunden mit derselben centrirten Eisenscheibe versteht cs sich von selbst, dafs eine der Erdkraft entzogene Magnetnadel \u00fcberall ira beweglichen Gleichgewichte sei; \u00fcber jeder anderen Figur sucht sie sich dem l\u00e4ngsten","page":178},{"file":"p0179.txt","language":"de","ocr_de":"durch die Draliimassen.\n179\nDurchmesser zu n\u00e4hern, und wenn man daher eine quadratische Scheibe weichen Eisenbleches unter ein astatisches Nadelpaar bringt, so dafs die Ebene der freiwilligen Ablenkung die Scheibe in zwei gleiche Rechtecke theilt, so sieht man das System, genau wie im Multiplicatorrah-men, bald rechts bald links von dieser Ebene nach den Diagonalen der Scheibe hin abweichen. Nichtsdestoweniger ist es, wie die Folge lehren wird, richtig, dafs, nach Zuwickelung des Spaltes, seihst hei vicr-eckter Form des Gewindes kein labiles Gleichgewicht auf der Nulllinie mehr stattlindet. Aber man sieht, dafs dieser Umstand, weit entfernt, sich von seihst zu verstehen, vielmehr ebensosehr der theoretischen Begr\u00fcndung bedarf, als das labile Gleichgewicht \u00fcber dem Spalte. Es lassen sich zwei Ursachen daf\u00fcr anf\u00fchren. Erstens die Wirkung der senkrechten Theile der Windungen, durch welche die oberen in die unteren \u00fcbergehen und umgekehrt, auf die untere Nadel. Zweitens, dafs ein System paralleler, von einander isolirter Eisendr\u00e4hte denn doch nicht einer stetigen Eisenscheibe vergleichbar sei; dafs, hei quadratischer Form des Gewindes, und senkrechter Stellung der Nadel zu den Windungen, viel geringere Kr\u00e4fte auf dieselbe wirken d\u00fcrften, als bei paralleler Stellung der Nadel, weil n\u00e4mlich eine k\u00fcrzere und unterbrochene Strecke Drahtes f\u00fcr eine l\u00e4ngere und stetige eintritt; dafs vielleicht dadurch eine so rasche Abnahme der Kr\u00e4fte vom Nullpunkte aus bedingt sei, dafs dergestalt das feste Gleichgewicht auf demselben m\u00f6glich werde.\nWir k\u00f6nnen, nach dieser Verst\u00e4ndigung, Nobili's Erkl\u00e4rung gelten lassen, und es ergiebt sich alsdann folgender Gang der Curve, die wir, der K\u00fcrze halber, st\u00f6rende Curve nennen wollen. Auf dem Nullpunkte ist die Ordinate Null. Wenn dagegen die Pole der Nadel die ersten Windungen hinter sich gelassen haben, scheint die Kraft am gr\u00f6fsten sein zu m\u00fcssen. Sie geht dann schnell wieder abw\u00e4rts, indem jetzt f\u00fcr einen Theil der Nadel auch auf der der Nulllinie zugewandten Seite Kr\u00e4fte vorhanden sind, welche die Wirkung der nach Aufsen gelegenen Windungen bek\u00e4mpfen. In der N\u00e4he der Diagonale des Gewindes mufs die Curve die Abscissenaxe schneiden, ihre Ordinalen werden negativ, die Drahtmassen wirken fortan, statt ablenkend, vielmehr einlenkend auf die Nadel. Endlich mufs die Curve, nachdem sic ein zweites, negatives Maximum an der Stelle \u00fcberschritten, wo sie die Breite des Gewindes verl\u00e4fst, am 90\"-Punkte zum dritten Male die Abscissenaxe erreichen.\nEmpirisch l\u00e4fst sich die Gestalt der gesuchten Curve in jedem einzelnen Falle mit aller Genauigkeit darstellen, welche die Einrichtung des Instrumentes gestattet. Es ist dazu nur noting, die Stellung der\n12*","page":179},{"file":"p0180.txt","language":"de","ocr_de":"180\n2. Absclin. Kap. I. \u00a7'. 11. 7. Van clen Ablenkungen\nNadel f\u00fcr eine angemessene Reibe von Stellungen des Rahmens abzulesen, und die Sinus der Winkel zu nehmen, um welche sic aus der Ebene ihrer freiwilligen Ablenkung entr\u00fcckt ist, so hat man das Mals der st\u00f6renden Kr\u00e4fte der Drahtmassen hei der gegebenen Stellung der Nadel gegen die Windungen. Auf diese Weise ist in ihren Ilauptz\u00fcgen die in Fig. 1 verzeichnete Curve gewonnen, welche dem oben theoretisch vorgeschriebenen Gange im Wesentlichen entspricht, insofern ich es n\u00e4mlich, wie f\u00fcr die Sinuscurven, vorgezogen habe, die negativen \u00fcrdinaten nicht unterhalb der Abscissenaxe, sondern, gleich den positiven, oberhalb derselben aufzutragen, und sic nur durch Pfeile, welche ihre Wirkungsrichtung anzeigen, von den letzteren zu unterscheiden, eine Art der graphischen Darstellung, die sich in der Folge bequemer erweist. Der Punkt B, wo die Curve die Abscissenaxe erreicht, sie aber sogleich, mit ver\u00e4nderter Wirkungsrichtung ihrer Ordinaten, wieder verl\u00e4fst, entspricht folglich einem Schneidepunkte derselben mit der Axe; und in der That zeigt cs sich denn, dafs auch ungef\u00e4hr in diese Gegend (19\u00b0.5) der Schneidepunkt der Diagonale des Gewindes f\u00e4llt. Das positive Maximum findet bei ungef\u00e4hr 8\u00b0.5 statt, w\u00e4hrend die Nadel bei 5\u00b0 die ersten Windungen schneidet; das negative, wie man sieht sogar etwas betr\u00e4chtlichere, bei ungef\u00e4hr 50\u00b0, wo n\u00e4mlich die Nadel die Breite des Gewindes zu \u00fcberschreiten anf\u00e4ngt.\nVon der st\u00f6renden Curve ist aufserdem, im Gegens\u00e4tze zu denen der Erdkraft, zu erinnern, dafs die Gr\u00f6fse ihrer Ordinaten als von dem Unterschiede der Nadeln unabh\u00e4ngig betrachtet werden kann, obschon die Kr\u00e4fte, welche diese Ordinaten darstellen, von der St\u00e4rke des Magnetismus der Nadeln selbst unmittelbar abh\u00e4ngig sind. Allein der Grund davon ist, dafs eine Ver\u00e4nderung jenes Unterschiedes um ein Vielfaches einer Ver\u00e4nderung der St\u00e4rke des Magnetismus einer Nadel um einen verschwindenden Bruchtheil entsprechen kann, wofern nur der Unterschied hinl\u00e4nglich klein im Verh\u00e4ltnifs zur St\u00e4rke des Magnetismus der Nadeln aufgefafst wird. Von dem gr\u00f6fsten Einfl\u00fcsse auf den Gang der st\u00f6renden Curve ist dagegen die H\u00f6he, in welcher die Nadeln zwischen den Windungen schweben, wodurch die Beobachtung desselben, bei der Unbest\u00e4ndigkeit dieser H\u00f6he, sehr erschwert wird.\nWir haben jetzt die Grundlagen unserer Betrachtung beisammen. Es kommt nur noch darauf an, die durch die Sinus- und die durch die st\u00f6renden Curven dargestellten Kr\u00e4fte, wie es in der Wirklichkeit der Fall ist, in der geometrischen Construction in Conflict gerathen zu lassen, und die daraus entspringenden Lagen verschiedenen Gleichgewichtes mit den durch die Beobachtung gegebenen zu vergleichen. Da die Abscissen in unserer Figur entwickelte Gradbogen sind, so","page":180},{"file":"p0181.txt","language":"de","ocr_de":"durch die Drahtmassen,\nIS1\ngeschieht dies, nach Poggendokff\u2019s Vorgang hei der oben erw\u00e4hnten Gelegenheit, dadurch, dafs die beiden Systeme von Curven l\u00e4ngs der Abscissenaxe gegeneinander verschoben werden, wie es sich in Wirklichkeit bei der Drehung des Rahmens im Azimuth ereignet. Eine Gleichgewichtslage findet dann \u00fcberall statt, wo zwei Curven von entgegengesetzter Wirkungsrichtung einander schneiden. Das Gleichgewicht ist dabei, wie man leicht erkennt, ein festes oder ein labiles, je nachdem diese Richtungen in den zu beiden Seiten des Schneidepunktes zwischen den Curven begriffenen Fl\u00e4chenr\u00e4umen beziehlich einander begegnen oder auseinandergehen.\nDie Fig. 1 stellte diejenige Lage des Rahmens vor, bei der die Nulllinie in dem Meridian einsteht. Man sieht, dal's nur f\u00fcr den Fall, wo die freiwillige Ablenkung zuf\u00e4llig \u00fcbereinstimmen sollte mit dem Winkelabstande des Schneidepunktes B der st\u00f6renden Curve mit der Abscissenaxe vom Nullpunkte, die Stellung der Nadel innerhalb des Rahmens die n\u00e4mliche bleiben wird, die sie aufserhalb desselben war; ist die freiwillige Ablenkung gr\u00f6fser, so wird das Spiel nach dem Nullpunkte, eingelenkt, ist sie kleiner, so wird es weiter abgelenkt erscheinen.\nWas, beim Verschieben des Rahmens, oder des Systems der st\u00f6renden Curven von der Rechten zur Linken, und bei verschiedenen Graden der Astasie des Nadelpaares, nun vor sich gehe, zeigen die Figuren 2, 3, 4. Der gr\u00f6fseren Deutlichkeit halber ist, statt des Systems der st\u00f6renden Curven, vielmehr das der Sinuscurven in verschiedenen durch die Verschiebung hervorgebrachten Stellungen gezeichnet worden. Es versteht sich dabei von selbst, dafs wir nun die Betrachtung von der Linken zur Rechten anzustellen haben, um nacheinander die Erscheinungen erfolgen zu sehen, die sich beim Drehen der Windungen von der Rechten zur Linken zeigen. Wir gehen dabei \u00fcbrigens nur auf dasjenige n\u00e4her ein, was sich zwischen den beiden Schneidepunkten B, B' der st\u00f6renden Curven mit der Abscissenaxe ereignet, da das dar\u00fcber hinausgelegene von geringerer Wichtigkeit, und nach dem bereits gesagten ohne Weiteres verst\u00e4ndlich ist.\nFig. 2 zeigt uns den Gang der Nadel, w\u00e4hrend die Nulllinie durch den Punkt A der freiwilligen Ablenkung hindurchgef\u00fchrt wird, bei so geringer Astasie derselben, dafs beim Zusammenfallen der Nulllinie mit der Ebene der freiwilligen Ablenkung die an die Sinuscurve in ihrem Schneidepunkte mit der Abscissenaxe gelegte Tangente einen gr\u00f6fseren Winkel mit dieser Axe macht, als die ebendaselbst an die st\u00f6rende Curve gelegte Tangente, ohne dafs jedoch fernere Schneide-punkle beider Curven vorhanden seien. Es giebt stets nur eine feste","page":181},{"file":"p0182.txt","language":"de","ocr_de":"1S2\n-\u25a0 stbsehn. Kap. I. \u00ff. IL 7. Von den Ablenkungen\nGleichgewichtslage (s, s', s\"), welche, wie die linker Hand befindliche Kuppe der st\u00f6renden Curve den linken Arm der Sinuscurve in immer h\u00f6heren Punkten zu schneiden beginnt, sich immer weiter von A entfernt, bis der Scheitel selbst schneidet; dann durch den Nullpunkt nach der entgegengesetzten Seite wandert, wo sie gleichfalls das Maximum ihrer Elongation erf\u00e4hrt, wenn der Scheitel der rechts befindlichen Kuppe der st\u00f6renden Curve den rechten Arm der Sinuscurve schneidet; und endlich wieder in A anlangt, wenn der Schneidepunkt B der st\u00f6renden Curve mit der Abscissenaxe in die Ebene der freiwilligen Ablenkung tritt. Bei ganz stetiger Bewegung des Rahmens w\u00fcrde diese Wanderung der Nadel gleichfalls ohne allen Sprung vor sich gehen. Eine solche Bewegung ist in Wirklichkeit jedoch unausf\u00fchrbar, da man, an gew\u00f6hnlichen Multiplicatoren, h\u00f6chstens von Viertel- zu Viertel-Grad lortschreiten kann. So kommt es, dafs die Nadel jenen Weg vielmehr sprungweise zur\u00fccklegt, und es ist einleuchtend, dafs die Spr\u00fcnge derselben f\u00fcr gleiche Verr\u00fcckungen der Windungen um so gr\u00f6fser aus-fallen werden, je mehr die allgemeine Richtung der sich gerade schneidenden St\u00fccke der beiden Curvcn zusammenf\u00e4llt. Betrifft ein solcher Sprung gerade den Nullpunkt, wie dies, bei mangelhafter Centrirung der Nadel mit der Theilung, der Theilung mit den Windungen, der Windungen mit der Drehungsaxe, selbst dann der Fall sein kann, wenn man sich bem\u00fcht, die Nulllinie m\u00f6glichst genau in den Punkt ./ der freiwilligen Ablenkung #inzustellen, so sagen wir, dafs die Nadel durchschl\u00e4gt. Da nun die allgemeine Richtung der st\u00f6renden Curvcn in der N\u00e4he der Nulllinie mit der der Sinuscurven mehr zusammenf\u00e4llt, als in gr\u00f6fserer Entfernung von derselben, und dies bis zu einer gewissen Grenze um so mehr, je kleiner der Radius der letzteren wird, so erkl\u00e4rt sich hieraus nicht nur die \u00fcberwiegende Gr\u00f6fse des Sprunges der Nadel \u00fcber den Nullpunkt fort, im Gegens\u00e4tze zu ihrem allm\u00e4lige-ren Fortr\u00fccken in einem gewissen Abstande von demselben, sondern auch das Wachsen der Gr\u00f6fse dieses Sprunges mit der Schwingungsdauer des Spieles.\nNimmt sodann der Radius der Sinuscurve immer mehr ab, so kann, unter der Voraussetzung, dafs die erste Ansteigung der st\u00f6renden Curve gegen die Abscissenaxe convex sei, das von P\u00e9clet beobachtete, oben S. 177 erw\u00e4hnte Verhalten eintreten. Die Bedingungen desselben sind Fig. 3 dargestcllt. Die an die Sinuscurve in ihrem Schneidepunkte mit der Abscissenaxe gelegte Tangente macht zwar noch immer einen gr\u00f6lseren Winkel mit dieser Axc, als die ebendaselbst an die st\u00f6rende Curve gelegte Tangente, allein die zweite in Fig. 2 verwirklichte Bedingung ist nicht mehr erf\u00fcllt. dafs n\u00e4mlich beide Curvcn keine ferne-","page":182},{"file":"p0183.txt","language":"de","ocr_de":"durch die Drahtmassen.\n183\nren Schneidepunklc mit einander gemein haben. Die allgemeine Richtung derselben mufs man sich vielmehr so zusammenfallend denken, dafs die Sinuscurvc die st\u00f6rende Curve jederseits vom Nullpunkte in zwei Punkten schneidet, wenn derselbe im Punkte A einsteht. Der erste Schneidepunkt (/, /) ist alsdann, wie man sieht, eine labile Gleichgewichtslage, der zweite, \u00e4ufscre (.?, a), eine feste. Festes Gleichgewicht findet aufserdem im Nullpunkt (S) oder sonst wo in seiner n\u00e4chsten Umgehung statt. Dafs dieses Verhalten von mir und vielen Andern nicht wahrgenommen worden ist, kann sowohl daran liegen, dafs Peclet's Instrument eine genauere F\u00fchrung des Rahmens gestattete, als an der Gestalt der st\u00f6renden Curve, die in den verschiedenen Mul-tiplicatoren begreiflich sehr verschieden sein kann. Je st\u00e4rker sic zwischen den beiden Schneidepunkten von der Sinuscurve ah weicht, um so gr\u00f6fser wird der Spielraum der Stellungen des Rahmens sein, f\u00fcr welche drei feste Gleichgewichtslagen vorhanden sind; je mehr sie dagegen in ihrem Verlaufe sich der Sinuscurve anschliefst, um so bedeutender mufs der Sprung der Nadel durch den Nullpunkt f\u00fcr eine und dieselbe Verschiebung der Windungen \u00fcber denselben hin ausfallen. An meinem Multiplicator, der in R\u00fccksicht auf die Ccntrirung seiner verschiedenen Theile, auf die F\u00fchrung des Rahmens u. d. m. leider im h\u00f6chsten Grade unvollkommen ist, war ich sogar aufser Stande, Auf-schlufs \u00fcber die Gestalt der Ansteigungen der st\u00f6renden Curve auch nur im Allergr\u00f6bsten zu erhalten, da die Nadel sich beiderseits niemals n\u00e4her als ungef\u00e4hr 7\u00b0 an den Nullpunkt bringen liefs, ohne durch denselben hindurchzuschlagen.\nEndlich Fig. 4 erkl\u00e4rt auf das vollst\u00e4ndigste die von allen Beobachtern beschriebene Erscheinung labilen Gleichgewichtes in der Umgehung des Nullpunktes und einer festen Gleichgewichtslage zu beiden Seiten desselben. Bedingung dieses Verhaltens ist, dafs, wenn die Nulllinie in A einsteht, die an die Sinuscurve in ihrem Schneidepunkte mit der Abscisseuaxe gelegte Tangente einen geringeren Winkel mit dieser Axe mache, als die ebendaselbst an die st\u00f6rende Curve gelegte Tangente, und dafs beiderseits vom Nullpunkte noch ein Schneidepunkt beider Curven vorhanden sei. Das labile Gleichgewicht findet in der Figur nacheinander in den Punkten /, V, l\" statt, das feste in den Punkten s, c>\\ s', as\", ci\u2019. Man sieht, dafs der Erfahrung gem\u00e4fs von den beiden festen Gleichgewichtslagen zuerst die in dem linken Quadranten, wo die Nadel urspr\u00fcnglich im Gleichgewicht war, dann, nach \u00fcberschrittenem Punkt A, die im entgegengesetzten Quadranten, entfernter vom Nullpunkte zu liegen kommt. So wie die eine Kuppe der st\u00f6renden Curve auf der einen oder der anderen Seite ganz in die","page":183},{"file":"p0184.txt","language":"de","ocr_de":"184\nJ. Abschn. Kap. I. \u00a7\u25a0 IL S. Von der Berichtigung\nsteigende W\u00f6lbung der Sinuscurve untergetaucht ist, h\u00f6rt das doppelte feste Gleichgewicht auf, und es hleihen, je nach der Stellung der Windungen, nur die Lagen s0, s\" \u00fcbrig, in welche die Nadel sich, wenn sic sich zuletzt im entgegengesetzten Quadranten aufgehalten hatte, mit Durchschlagen begiebt.\n8. Berichtigung der Ablenkungen durch die Drahtmassen.\nIn dem Zustande, wie er so eben beschrieben wurde, ist der Mul-tiplicator begreiflich so gut wie unbrauchbar. Man \u00fcbersieht jetzt, in wie fern oben (S. 169) gesagt werden konnte, dafs ein jeder Multipli-cator, wenn nicht ganz besondere Vorkehrungen getroffen worden sind, von denen nun eben die Rede sein soll, nur einen bestimmten Grad der Astasie seiner Doppelnadel zulasse, \u00fcber den hinaus die Vorrichtung untauglich werde. Es ist klar, dafs dieser Grad um so bedeutender ist, je niedriger, um so geringer, je h\u00f6her an einem gegebenen Instrumente die Scheitel der Fig. 1 \u2014 4 verzeichneten st\u00f6renden Curven aus-fallen, da hiervon die Steilheit abh\u00e4ngt, die man den Sinuscurven der Erdkraft verleihen mufs, damit keine Schueidepunkte, festen Gleichgewichtes mehr zu beiden Seiten des Nullpunktes entstehen k\u00f6nnen. Dies entspricht dem, was Melloni sehr passend als \u00bbla port\u00e9e\u00ab, als die \u00bbLeistungsf\u00e4higkeit\u00ab eines bestimmten Multiplicators bezeichnet hat. 1\nDiesen Uebelst\u00e4nden, die fr\u00fch und vielfach empfunden worden sind, hat man sich seit eben so langer Zeit auf mannigfaltige Weise vorzubeugen bestrebt. Die dazu in Vorschlag gebrachten Einrichtungen lassen sich in zwei Klassen unterscheiden. Man hat entweder, gleichsam eine Radicalcur des Uehels im Auge haltend, die Entstehung der Ablenkungen durch die Drahtmassen selbst zu verhindern gesucht, d. li. also die Ordinaten der st\u00f6renden Curve in unseren vorigen Figuren zu vernichten sich bem\u00fcht. Oder man hat sich mit dem Palliativverfahren begn\u00fcgt, den magnetischen Curven, welche die Nadel nach dem Punkte der freiwilligen Ablenkung zur\u00fcckzuf\u00fchren streben, eine solche Steilheit zu verleihen, dafs sie hei derjenigen Lage der Windungen, wo die Nulllinie in diesem Punkt einstellt, zur Ueherw\u00e4ltigung der st\u00f6renden Curven eben ausreichen. Man sieht, dafs diejenigen, die den ersten Weg einschlugen, zum Ziele gelangt, ihren Nadelpaaren nunmehr eine beliebig grofse Astasie erlheilen durften, hingegen die Verfolger des letzteren Weges in dieser Hinsicht sich darauf beschr\u00e4nkten, die Grenze der Leistungsf\u00e4higkeit ihres Multiplicators zu erreichen. Wird die Steilheit der magnetischen Curven \u00fcber die bezeiclmcte Grenze hinaus ver-\n1 Archives de l'\u00c9lectricit\u00e9, 1842. I, I. [>. 662.*","page":184},{"file":"p0185.txt","language":"de","ocr_de":"ihr Ablenkungen durch die Dr\u00e4htmassen,\n185\nmehrt, so verliert der Multiplicator unn\u00fctzer Weise an Empfindlichkeit ; heim Streichen eines Nadelpaares w\u00fcrde es aber begreiflich nur durch Zufall gelingen, die St\u00e4rken beider Nadeln dergestalt gegeneinander abzuw\u00e4gen , dal\u2019s jene Grenze genau erreicht, nicht mehr oder weniger in der einen oder der anderen Richtung \u00fcberschritten w\u00fcrde. Ja man w\u00fcrde kaum, mittelst der Schwingungsdauer, mit einiger Sicherheit ermessen k\u00f6nnen, wie weit man bereits dar\u00fcber hinausgegangen sei. Man bedarf also eines Verfahrens, wodurch man in Stand gesetzt werde, die Astasie eines Syst\u00e8mes ganz allm\u00e4hlig und um so kleine Gr\u00f6fsen zu ver\u00e4ndern, dafs jede einzelne derselben in der Empfindlichkeit des Multiplicators keinen merklichen Unterschied verursache; eines Verfahrens, welches zugleich verstaue auf jeder beliebigen Stufe der Astasie, also auch auf der verlangten, nach Willk\u00fchr stehen zu bleiben. Zur Kennt-nifsnahme des N\u00e4heren beider Methoden schreiten wir jetzt.\nWas zuerst diejenige betrifft, die das Uebel bei der Wurzel zu erfassen bem\u00fcht ist, so trachteten die Einen danach, und unzweifelhaft erscheint dies als das rationellste, sich einfach anziehungsfreie Dr\u00e4hte zu verschaffen. Dies ist das Mittel, welches Nobili selbst zuerst ergriff. Er mufste, da es ihm, bei der Pr\u00fcfung der salpetersauren L\u00f6sung seines Drahtes auf blaue F\u00e4rbung mittelst Cyankalium nicht gelang, eine Spur von Eisen zu entdecken, den Ursprung der ablenkenden Kr\u00e4fte in die Masse des Kupfers selbst verlegen. Er strebte deshalb danach, ein anderes, weniger magnetisches Metall ausfindig zu machen. Von Platin und von Silber, die er in B\u00fcndeln von 6\u20147, '/4mm dicken Drahtenden in lmm Entfernung von seiner empfindlichen Doppclnadel auf anziehende Kr\u00e4fte untersuchte, zeigte sich das erstere nicht ganz, das letztere fast v\u00f6llig frei von Magnetismus. Er erbaute daher einen silbernen Multiplicator, an dem die Nadel in der That die Nulllinie einhielt. 1 Denselben Ausweg hat Lenz gew\u00e4hlt, der auch kein Eisen in seinem Kupfer aufzufinden vermochte. 2 Mei.loni hingegen erschien Silber noch magnetischer als Kupfer, aber es gelang seinem K\u00fcnstler Go\u00fcrjon eisen- und anziehungsfreies Kupfer darzustellen.3\nWiederum II. Schroeder in Mannheim hat. keine oder nur eine zweideutige Spur von Eisen in seinem magnetischen Kupfer entdecken k\u00f6nnen. 4 Auf der andern Seile ist dies Herrn Dr. Riess, wie ich aus m\u00fcndlicher Mittheilung weifs, und (S. oben S. 164) auch mir gelun-\n1 Memorie eit Osservazioni ec. vol. I. p. 103. 104.'\n! Poccendobff\u2019s Annalen u. s. vv. 1839. Bd. XLYII. S. 585. 586.*\n3\tBecqderel, Trait\u00e9 experimental etc. t. III. 1835. p. 428. * \u2014 Vergl. Annales de Chimie et de Physique. 1833. l. LY. p. 392. Nole.*\n4\tPoggendorff's Annalen u. s. w. 1841. Bd. LIV. 8, 59,*","page":185},{"file":"p0186.txt","language":"de","ocr_de":"186\n-\u2022 Abschn. Kap. I. \u00a7. II. 8. Von der Berichtigung\ngen. Wie mir scheint kann cs, trotz jener entgegengesetzten Ergebnisse, nicht zweifelhaft sein, dafs der gr\u00f6fste Theil der magnetischen Kraft des Kupfers von der Verunreinigung durch Eisen herr\u00fchrt, und ich mufs daher die, meines Wissens von Herrn Prof. Schellbacil hie-selbst herr\u00fchrende Idee, galvanoplastisch niedergeschlagenes Kupfer zu Multiplicatordr\u00e4hten auszuziehen, als epochemachend in der Geschichte dieser Angelegenheit bezeichnen. Wenigstens was thermoelektrische Multiplicatorcn betrifft, so wird man sie, durch die Anwendung gal-vanoplastischer, nach dem Ziehen durch Eisen mit S\u00e4ure gewaschener Dr\u00e4hte, nunmehr stets hinl\u00e4nglich anzichungsfrei darzustellen verm\u00f6gen. Bei der Verfertigung hydroelektrischer Multiplicatorcn indefs sieht der Anwendung galvanoplastischen Kupfers noch das Bedenken entgegen, dafs cs fraglich ist, ob sich aus demselben so feine Dr\u00e4hte ziehen lassen werden, wie sic hier nothwendig sind. Die Techniker, die ich hier\u00fcber zu Rathe gezogen habe, stellen dieses entschieden in Abrede.\nEine andere Art der Radicalcur, um in diesem Gleichnisse fortzufahren, bestand darin, dafs man dem Multiplicatorgewindc eine solche Gestalt zu geben suchte, dafs dadurch das labile Gleichgewicht auf der Nulllinie vermieden wurde. Dies hat Peclet zuerst ins Werk gesetzt, indem er n\u00e4mlich, anstatt die beiden Nadeln durch eine gemeinschaftliche, die oberen Windungen durchsetzende Drehungsaxe zu verbinden, sie an einem dieselben ringf\u00f6rmig umfassenden elfenbeinernen Rahmen befestigte, so dafs keine Spaltung der Windungen mehr noting war. * Wie es alsdann komme, dafs trotz der viereckten Gestalt des Gewindes die Nadel den Nullpunkt einhalte, ist oben S. 179 bereits er\u00f6rtert worden. Poggendorff bedient sich, um einen Theil der Unbequemlichkeiten zu heben, die diese Einrichtung, wie man leicht \u00fcbersieht, mit sich bringen mufs, statt des Rahmens nur eines einseitigen, auf der anderen Seite irgendwie aufgewogenen B\u00fcgels. 2\nAn P\u00e9clet\u2019s Vorschlag kn\u00fcpft sich unmittelbar ein anderer, den ich Herrn Kleiner\u2019s m\u00fcndlicher Mittheilung verdanke. Anstatt n\u00e4mlich den Spalt, bei dern Bau des Instrumentes selbst, mit Windungen zuzuwickeln, soll er nachtr\u00e4glich mit passend zugerichteten St\u00fccken des n\u00e4mlichen Kupfers ausgef\u00fcllt werden, aus dem die Dr\u00e4hte gefertigt sind. Ich habe dieses Verfahren ausgef\u00fchrt und zweckdienlich gefunden. Da, bei zugewickeltem Spalte zwischen den oberen Windungen, die anziehenden Kr\u00e4fte der darin befindlichen Dr\u00e4hte die der sei l-\n1 Annales de Chimie cl de Physique. Avril 1841. 3. S\u00e9rie. 1. II. p. 104\u2014107. pi. I. Fig. 5-7.*\n* Poggendorff\u2019s Annalen u. s. w. 1842. 15 d. LVI, S. 339. Anm,\u2019","page":186},{"file":"p0187.txt","language":"de","ocr_de":"der Ablenkungen durch die Drahtmassen.\n187\nw\u00e4rts liegenden aufheben w\u00fcrden, obscliori sie keine stetige Kupfer-rnassc darbieten, so ist zu gew\u00e4rtigen, dafs bei Ausf\u00fcllung des Spaltes mit einer solchen, diese an Wirkung die Windungen \u00fcbertreffen werde, und daher die Bestimmung hinzuzuf\u00fcgen, dafs man nur so viel Kupfer in denselben hineinbringen solle, als nothwendig ist, damit eben die Nadel noch auf Null bleibe, oder, von dem entgegengesetzten Falle ausgehend, dafs durch die Gegenwart der Kupfermassen weder mehr die Schwingungsdauer des Systems innerhalb des Rahmens verk\u00fcrzt erscheine, noch dasselbe durch Bewegungen des Gewindes im mindesten aus seiner freiwilligen Ablenkung abgclenkt werde. Ich habe dieses auf folgende Weise zu Stande gebracht. Zuerst wurden die beiden H\u00e4lften des Spaltes vor und hinter dem Verbindungsst\u00fcck der beiden Nadeln mit zwei genau in dieselben hineinpassenden Kupferkl\u00f6tzen ausgef\u00fcllt. Die Schwingungsdauer zeigte sich au\u00dferordentlich verk\u00fcrzt, die Nadel stand auf Null und folgte dem Rahmen wohin man wollte. Dasselbe geschah noch, wiewohl in geringerem Mafse, bei Gegenwart nur eines der Kupferkl\u00f6tze. Da doch die Vertheilung des Kupfers eine symmetrische sein mufste, so liefs ich jetzt beide Kl\u00f6tze mittendurch s\u00e4gen, und behielt nur ihre nach den Polen der Nadeln gelegenen H\u00e4lften bei, mit der Sicherheit, die Wirkung der \u00fcbrigbleibenden Masse nicht geschw\u00e4cht haben zu k\u00f6nnen, da ich die eine H\u00e4lfte der Kr\u00e4fte derselben ja vielmehr von einem k\u00fcrzeren auf einen l\u00e4ngeren Hebelarm \u00fcbertrug. Es zeigte sich aber sogar, dafs auch jetzt noch der eine Klotz ausreichte, um die Nadel mitzunehmen und ihre Schwingungen zu beschleunigen. Es wurden daher beide Kl\u00f6tze nochmals getheilt, ihre \u00e4u\u00dferen H\u00e4lften beibehalten, und dieselbe Operation noch ein drittesmal wiederholt. Nun zeigte sich ein Klotz zu schwach, die Nadel auf Null zu halten, hingegen beide zusammen wirkten noch immer zu stark. Allein indem ich sic im Inneren des Spaltes nach der Drehungsaxe des Syst\u00e8mes hin um m\u00f6glichst kleine Gr\u00f6\u00dfen verschob, gelang es zuletzt, einen Punkt zu erreichen, wo die Nadel sich innerhalb des Gewindes fast ganz wie au\u00dferhalb verhielt. So konnte der Multiplicator gleich einem galvanoplastischen gebraucht werden, ohne dafs die Astasie des Systems, die bei diesem Versuche nat\u00fcrlicherweise m\u00f6glichst gro\u00df genommen wurde \u2014 die Nadeln schlugen 32\".8 \u2014 noch merkliche Nachtheile wegen des Eisengehaltes der Windungen mit sich brachte. Aus dem geringen, nur wenige Quadratmilliineter betragenden Querschnitt der zuletzt \u00fcbrig gebliebenen Kupfer-Kl\u00f6tze oder vielmehr -St\u00e4be l\u00e4\u00dft sich die, von Herrn Kleiner \u00fcbrigens bereits mit Erfolg in Anwendung gezogene Weisung entnehmen, die Stifte, welche den Spalt zwischen den oberen Windungen offen halten, aus Kupfer anzufertigen,","page":187},{"file":"p0188.txt","language":"de","ocr_de":"188\n2. Absehn. Kap. I. \u00a7. II. S. Von der Berichtigung\nwodurch stets schon ein guter Theil der Ablenkungserscheinungen aufgehoben sein wird. Die grofse magnetische Kraft, die das Kupfer bei diesem Versuch entfaltete, obschon es von dem reinsten in Berlin k\u00e4uflichen, nat\u00fcrlich nicht galvanoplastischen, sondern aus Russischen M\u00fcnzen dargestellten war, erkl\u00e4rt sich dadurch, dafs die Stahe zwischen die ungleichnamigen Pole zweier stark magnetisirtcr Nadeln zu liegen kamen.\nDas Kleiner'sehe Verfahren ist, insofern dabei die Grenze, welche die Ablenkungen durch die Drahtmassen der anzuwendenden Astasie der Doppelnadel setzen, aufgehoben wird und diese nunmehr bis zu jedem beliebigen Grade getrieben werden kann, noch der ersten oben unterschiedenen Klasse der Berichtigungsverfahren zuzuz\u00e4hlen, bildet indefs in seiner mechanischen Form insofern den Uebergang zu der zweiten derselben, als es auf der Hinzuziehung magnetischer Kr\u00e4fte beruht, die dem Multiplicatorgewinde urspr\u00fcnglich fremd sind. Ich weifs nicht, ob ich eine von 11. Schroeder empfohlene Compensationsmethode dieser Uebergangsklasse, oder bereits entschieden der zweiten zuzuschreiben habe, da derselbe nicht erw\u00e4hnt, ob bei ihrer Anwendung die Astasie der Nadel beschr\u00e4nkt blieb oder unbeschr\u00e4nkt wurde. Er bedient sich \u00bbeines Paares 1 langer d\u00fcnner Eisencylinder, die er in \u00bbdie die Windungen auseinanderhaltenden mittleren St\u00e4be des Rahmens \u00bbhorizontal einf\u00fcgt, und so lange verkleinert oder verschiebt, bis sie \u00bbeben ausreichen, die Nadel in der den Windungen parallelen Stellung \u00bbfestzuhalten; er befestigt sie dann durch etwas Wachs.\u00ab 1\nIch komme jetzt zu der, ihren allgemeinen Grunds\u00e4tzen nach oben bereits umschriebenen zweiten Klasse von Berichtigungsmethoden in ihrer eigentlichen und charakteristischen Gestalt. Es ist wiederum Nobili, der ein so gr\u00fcndliches Studium des von ihm gleichsam adoptirten Instrumentes gemacht hatte, den wir als den Urheber derselben zu bezeichnen haben. Schon in der Anmerkung zu seiner ersten Arbeit \u00fcber den Multiplicator mit Doppelnadel schl\u00e4gt er vor, sich eines dritten, in einiger Entfernung von dem astatischen Systeme passend aufgestellten Magnetes zu bedienen, um die Astasie desselben nach Bed\u00fcrfnifs bald zu m\u00e4fsigen, bald zu erh\u00f6hen; 8 und sp\u00e4ter giebt er den Rath,\n1 Poggendorff\u2019s Annalen u. s. w. 1841. Bd. LIV. 8. 60.* \u2014 Ich vermuthe, dafs es eines der liier beschriebenen von Kadffmann in Solothurn gebauten, in erfahrenen H\u00e4nden gewifs sehr guter Dienste f\u00e4higen Instrumente war, welches Valentin zu seinen Untersuchungen (S. oben S. 131) zu Gebote stand, um so mehr, als dieser \u00bbkleiner mit Firnifs aufgeklebter Eisenst\u00fcckchen \u00ab gedenkt, welche dazu da waren, um, \u00bbda alles Kupfer mit etwas Eisen verunreinigt ist, die dann noth-\u00bb wendigen St\u00f6rungen durch den Erdmagnetismus (!) aufzuheben, \u00bb\n* Mcmorie ed Osservazioni ec. 1.1. p. 5.*","page":188},{"file":"p0189.txt","language":"de","ocr_de":"der Ablenkungen durch die Drahtmassen.\n189\ndurch dieses Mittel die Richtkraft der Nadeln zu verst\u00e4rken, wenn man, um eine Theilung von gr\u00f6fserem Halbmesser abzulesen, die obere derselben mit einem langen Zeiger versehen habe, in welchem Falle es baud\"; Vorkommen soll, dafs durch den Widerstand der Luft dieselben an einer beliebigen Stelle aufgehalten werden, ohne nach dem Nullpunkte zur\u00fcckkehren zu k\u00f6nnen. 1\nlieber die Art und Weise, diesen Gedanken zu verwirklichen, bat Nobili sich nicht n\u00e4her ausgelassen. Seitdem ist derselbe, wie nat\u00fcrlich, von mehreren Seiten her zum Theil wieder selbst\u00e4ndig gefafst und ausgebildet worden. Ycrgl. Poggendorff in seinen Annalen u. s. w. 1842. Bd. LV1. S. 370\u00b0: \u00bb Ueber die Mittel zur Erh\u00f6hung der Empfindlichkeit eines Galvanometers. \u00ab Eine von Ruhmkorff zu diesem Behuf ersonnene Vorrichtung hat Matteucci beschrieben.2\nAm gr\u00fcndlichsten hat sich Melloni mit der Er\u00f6rterung aller hiebei vorkommenden Verh\u00e4ltnisse in dem schon mehrerw\u00e4hnten Aufsatze befafst. Stellt man einen Magnetstab in der Azimuthebene, in der ein astatisches System sich im Gleichgewichte befindet, dergestalt auf, dafs seine Axe mit der die senkrechte Entfernung beider Nadeln halbirenden Wagerechten zusammenf\u00e4llt, so wirkt er mit gleichen und entgegengesetzten Kr\u00e4ften auf beide Nadeln und die Astasie des Systems bleibt unver\u00e4ndert. Hebt oder senkt man den Stab, so wirkt er hingegen beschleunigend oder verz\u00f6gernd auf dessen Schwingungen, je nachdem die einander am n\u00e4chsten liegenden Pole des Stabes und des Systems gleichnamig oder ungleichnamig sind. Begreiflich ist diese Einwirkung um so kr\u00e4ftiger, je n\u00e4her, um so schw\u00e4cher, je entfernter der Stab: da dessen Abstand aber mit H\u00fclfe mechanischer Mittel um beliebig kleine Gr\u00f6fsen ver\u00e4ndert werden kann, so hat die Feinheit der Abstufungen der Astasie, die man auf diese Weise zu erzielen und fcstzuhal-teu, wie auch, bei Schwankungen in dem Zustande des Systems, jeden Augenblick wiederzufinden vermag, fast keine Gr\u00e4nze. So vermag man also ebensowohl eine Doppelnadel von geringer Schwingungsdauer bis zu dem Grade asiatisch zu machen, den der Multiplicator eben vertr\u00e4gt, als auch einem f\u00fcr einen gewissen Multiplicator zu astatischen Systeme gerade so viel von seiner Beweglichkeit zu rauben, dafs es keine Ablenkung mehr erleidet. Das erstere bietet jedoch einige Nachtheile dar, die bei Melloni an Ort und Stelle nachzusehen sind, um derenwillen man stets besser thun wird, ein System von h\u00f6herer Astasie, als zul\u00e4ssig ist, mittelst eines Berichtigungsstabes auf Null\n1 Ivi, t. II. p. 33. (2).*\n5 Trait\u00e9 etc. p. 25. pi. I. Fig. 2.*","page":189},{"file":"p0190.txt","language":"de","ocr_de":"190\n2. Abschi. Kap. I. \u00a7. II. S. Von der Berichtigung\nzur\u00fcckzuhalten, als den entgegengesetzten Weg einzuschlagen. F\u00fcr den Berichtigungsstab (barreau compensateur) schreibt Melloni 200\"\"\" L\u00e4nge und 5\u201cm Durchmesser vor; er befestigt ihn auf einem auf- und niederstellbaren Stativ, welches aufserdem vermittelst eines Gelenkes verschiedene Neigungen des Stabes gegen den Horizont zul\u00e4fst, und stellt ihn so auf, dafs die in der Azimuthebene des Syst\u00e8mes befindliche gegen den Horizont um ungef\u00e4hr 45\u00b0 geneigte Axe des Stahes verl\u00e4ngert den n\u00e4chsten Pol des astatischen Nadelpaares treffen w\u00fcrde.\nIch habe mich, w\u00e4hrend der ganzen Dauer meiner Untersuchungen, dieser Anordnung mit dem gr\u00f6fsten Vortheil bedient, und sie oder eine \u00e4hnliche ist cs, die ich noch jetzt, mit Hintansetzung des Klelm\u00eer\u2019scIicu Verfahrens, wenigstens Jedem anempfehlen m\u00f6chte, der nicht bereits in der Handhabung des Multiplicators und der astatischen Systeme eine namhafte Fertigkeit erworben hat. Es findet n\u00e4mlich der sehr bemer-kenswerthe Umstand statt, dafs ein solcher, mit H\u00fclfe des Melloni-schen Berichtigungsstabes und der Ablenkungen durch die Drahtmassen, ganz unzweifelhaft \u00fcber ungleich h\u00f6here Grade von Astasie gebieten wird, als wenn er mit einem anziehungsfreien Gewinde arbeitet, welches keinerlei Einflufs auf die Schwingungsdauer eines darin spielenden Nadelpaares aus\u00fcbt. Die Sache ist folgende.\nUntersucht man an einem nach Kleiner's Vorschl\u00e4ge berichtigten Multiplicator das Verh\u00e4ltnis der Dauer gr\u00f6fscrer, jedoch die Breite des Gewindes nicht \u00fcberschreitender Schwingungen zu derjenigen hei kleineren Amplituden, so findet man dasselbe im Vergleich zu dem an freischwingenden Systemen stattlindenden nicht merklich ver\u00e4ndert, d. b. bei der gew\u00f6hnlich zu Gebote stehenden Genauigkeit so ziemlich der Einheit gleich. 1 Daraus geht hervor, dafs hei dieser Compensations-methode in der That die Ordinaten der st\u00f6renden Curven durch ein \u00e4hnliches System entgegengesetzt wirkender aufgehoben sind, auf dieselbe Weise, als ob der Spalt zwischen den Windungen wirklich zugewickelt worden w\u00e4re ; dafs also eine der Erdkraft v\u00f6llig entzogene Nadel sich \u00fcber jedem Punkte des Rahmens, gleichviel ob \u00fcber dem Spalt oder den Windungen, in beweglichem Gleichgewicht befinden w\u00fcrde. Ganz anders verh\u00e4lt es sich beim MELLONi\u2019schen Verfahren. Stellt man hier, nach vollzogener Einrichtung der Nadel, dieselbe Untersuchung an, so findet man, dafs die Dauer der Schwingungen, in dem Malse, wie diese kleiner werden, in \u00fcberraschender Weise zunimmt, so dafs sie innerhalb der ersten \u00b1 10\u00b0 gegen dreimal so viel Zeit brauchen k\u00f6nnen als solche zwischen db 40\u00b0 oder noch h\u00f6hern Punkten des Gradbogens.\nS. die von Gauss mitgelhcilte Tabelle in Schiwachses Jalub. f\u00fcr lb36. S. 12.*","page":190},{"file":"p0191.txt","language":"de","ocr_de":"der Ablenkungen durch die Drahtmassen.\n191\nEs handelt sich hier nicht um den stets unbenommenen, aber, wie gesagt, einige Nachtheile mit sich bringenden Fall, wo man durch Einwirkung des Berichtigungsstabes das System astatisch macht, indem man den zugewandten Pol desselben auf einen gleichnamigen der Doppelnadel richtet; sondern im Gcgentheil um den andern, wo der n\u00e4here Pol des Stabes ein freundlicher ist, und anziehende Kr\u00e4fte von demselben ausgehen um das Nadelpaar auf Null zu halten, dessen Astasie also im Grunde beeintr\u00e4chtigt erscheinen sollte. Nichtsdestoweniger findet man sie, wie aus dem Gesagten hervorgeht, nur bei sehr grofseu Schwingungen vermindert; hingegen bei kleinen Schwingungen ist sie so bedeutend, wie es wenigstens mir niemals gelungen ist, sie durch Streichen herzustellen. Ein Blick auf die Fig. 2 lehrt den Grund dieses Verhaltens. Die Curven der Erdkraft darin stellen, mufs man sich denken, jetzt nicht mehr das Gesetz der wechselnden Gr\u00f6fse dieser allein, sondern derselben vereint mit den anziehenden Kr\u00e4ften des Berichtigungsstabes vor. Man trage nun in Gedanken die nach Abzug der Ordinaten der st\u00f6renden Curven von denen der Sinuscurven \u00fcbrigbleibenden St\u00fccke abermals als Ordinaten einer Curve auf eine Abscissenaxe auf, so erh\u00e4lt man das Gesetz der Kr\u00e4fte, welche in jedem Punkte des Gradbogens wirklich die Nadel nach dem Nullpunkte zur\u00fcckzuf\u00fchren streben. Nach der Gestalt des in der Figur schraflirten Fl\u00e4chenraumes wird man die Gestalt der Curve, die auf diese Weise zu Stande kommt, leicht im Voraus beurtheilen k\u00f6nnen. Sie steigt n\u00e4mlich vom Nullpunkte bis zum positiven Maximum der st\u00f6renden Curve sehr langsam an. Dann w\u00e4chst pl\u00f6tzlich ihre Steilheit, so dafs sie im Punkt B die einlenkende Curve der Erdkraft und des Compensators schneidet. Fortan werden die Ordinaten der letzteren Curve um die der st\u00f6renden Curve, statt vermindert, vermehrt. Man sieht zugleich, dafs dem Punkt B ein Wendepunkt der resultirenden Curve entspricht, da sie diesseits desselben vom Nullpunkte convex, jenseits con-cav gegen die Abscisse ausf\u00e4llt. Klar ist nun, dafs, je vollkommener die Berichtigung ausgef\u00fchrt ist, d. h., je geringere Kr\u00e4fte man auf die Nadel \u00fcber diejenigen hinaus hat einwirken lassen, die gerade noting waren, um sie auf Null zur\u00fcckzuhalten, um so flacher wird die erste Ansteigung der resultirenden Curve, um so gr\u00f6fser die Astasie in der N\u00e4he der Nulllinie sein ; um so weiter der Schneidepunkt festen Gleichgewichtes von derselben liegen, wohin die Nadel durch die Ordinaten einer ablenkenden Stromescurve gef\u00fchrt werden wird, wenn ein solcher die Windungen durchkreist. Die geringere Dauer gr\u00f6fserer Schwingungen r\u00fchrt daher, dafs die beschleunigenden Kr\u00e4fte, welche die Nadel an den Endpunkten derselben treffen, grofs genug sind, um dieselbe noch","page":191},{"file":"p0192.txt","language":"de","ocr_de":"192\t2. Ab sehn. Kap.l. \u00a7.II.9. Von den Schwankungen\nmit Geschwindigkeit durch die in der N\u00e4he des Nullpunktes gelegene Gegend nahezu beweglichen Gleichgewichtes zu treiben. Da ganz \u00e4hnliche Verh\u00e4ltnisse aber auch hei Abwesenheit einer compensirenden Vorrichtung ohwalten, so sieht man jetzt leicht, weshalb oben S. 167 angerathen wurde, das Nadelspiel auf seine Schwingungsdauer nur aufserhalb des Rahmens zu pr\u00fcfen. Innerhalb desselben vollzogene Bestimmungen sind ohne allen Werth, wenn nicht zugleich auf die hier auseinandergesetzten Umst\u00e4nde R\u00fccksicht genommen, also mindestens die Gr\u00f6fse des Schwingungshogens angegeben ist. Bei 15 \u2014 20\u00b0 Ablenkung verflofs zwischen den beiden n\u00e4chsten Durchg\u00e4ngen meiner schwereren Nadeln durch den Nullpunkt ein Zeitraum von 21 \u2014 26\"; aber innerhalb der ersten \u00b1 10\u00b0 dauerte eine Schwingung nahe an eine Minute. Dies zeigt einen Grad von Empfindlichkeit in der Vorrichtung an, den durch hlofses Streichen herzustellen wenigstens mir, wie gesagt, niemals gegl\u00fcckt ist, und ich glaube schliefs-lich und abermals darauf aufmerksam machen zu m\u00fcssen, dafs man sich eine so gl\u00fcckliche Combination nicht entgehen lasse.\nDas leichtere Spiel beschrieb die eben bezeichnete Bahn beil\u00e4ufig in nur 14\u201418\". Wenngleich die mittlere Schwingungsdauer der Nadeln im Multiplicator auf diese Weise keine sehr betr\u00e4chtliche war, so w\u00fcrde, dem Gesagten zufolge, doch immer eine viel bedeutendere Zeit auf die v\u00f6llige Beruhigung derselben hingegangen sein, als es erstens viele Versuche zulassen, welche schnell hintereinander abgemacht sein wollen, und als es zweitens \u00fcberhaupt dem Beobachter lieb sein kann. Diesem Uebelstande ist es leicht, mit H\u00fclfe eines passend gebrauchten B eruhigungsst\u00e4hehens zu begegnen, eines schwachen Magnetstabes, in dessen Handhabung man es bei einiger Uebung bald dahin bringt, die Nadel inmitten der gr\u00f6fsten und heftigsten Schwingungen fast augenblicklich auf dem Nullpunkte zu fesseln.\n9. Schwankungen der Gleichgewichtslage der Nadeln und ihre\nBerichtigung.\nist es nun gegl\u00fcckt, die Nadel mit H\u00fclfe des Berichtigungsstabes oder sonst auf irgend eine Weise dem Nullpunkte sehr nahe zu bringen, oder gar sie auf denselben einzustellen; oder hat sie auch von vorn herein gar keine Neigung gehabt, denselben zu verlassen: so darf man doch nicht hoffen, dafs dieser Zustand dauernd sein werde. Gleichviel n\u00e4mlich, ob man nun einige Versuche mit dem Multiplicator an-stellt, oder die Vorrichtung ungest\u00f6rt sich selbst \u00fcberl\u00e4fst: nach einiger Zeit findet man die Nadel rechts oder links vom Nullpunkt um mehrere","page":192},{"file":"p0193.txt","language":"de","ocr_de":"der Gleichgewichtslage der Nadeln.\n193\nGrade von demselben entfernt. Nach wiederum einiger Zeit hat sie vielleicht ihren fr\u00fcheren Stand wieder eingenommen oder sie ist durch den Nullpunkt gar in den entgegengesetzten Quadranten gewandert, ohne dal's man den Grund dieser Schwankungen klar zu durchschauen verm\u00f6chte, auf jeden Fall so dafs man nie die Einrichtung des Multi-plicators als vollendet betrachten kann, sondern heim Gebrauch fortw\u00e4hrend kleine Berichtigungen anzubringen hat, von denen alsbald die Rede sein wird.\nUcher die Ursache dieser Erscheinung J\u00e4hst sich, wie bemerkt, wenig befriedigendes angeben. Mellom erkl\u00e4rt sie \u00bbsoit par l'influence \u00bbdes variations hygrom\u00e9triques sur la torsion du lil de suspension, soit \u00bbpar les variations photom\u00e9triques et calorifiques agissant avec une in-\u00bbtensit\u00e9 diff\u00e9rente sur l\u2019aiguille d\u00e9couverte et sur celle qui est abrit\u00e9e \u00bbpar le ch\u00e2ssis.\u00ab 1 Die Drehung des Fadens halte ich f\u00fcr verschwindend, und die Wirkungen des Lichtes auf die Magnetnadel m\u00f6chten auch wohl zu vernachl\u00e4ssigen sein. Dagegen l\u00e4fst sieh cinsehen, wie Temperaturver\u00e4nderungen der einzelnen Nadeln die Gleichgewichtsebene des Syst\u00e8mes zu drehen verm\u00f6gen. Man erinnert sich, dafs diese dadurch bestimmt ist, dafs die Resultante der Kr\u00e4fte beider Nadeln in \u2022dem Meridiane liegen mufs. Mit der Intensit\u00e4t jeder Nadel ist aber auch der Winkel ver\u00e4nderlich, den diese Resultante mit den Nadeln macht. Nimmt daher, durch eine W\u00e4rmestrahlung, welche die untere Nadel der Windungen wegen nicht zu treffen vermag, die obere Nadel allein an St\u00e4rke ab, oder strahlt sie aus und nimmt an St\u00e4rke zu, so schwankt jener Winkel, und mit ihm begreiflich die Stellung des Syst\u00e8mes irn Azimuth. Ist z. B. die obere Nadel die st\u00e4rkere, und befindet sich ihr Nordpol, verm\u00f6ge des mangelhaften Parallelismus der Nadeln, von Norden aus gesehen westlich von dem S\u00fcdpol der unteren, so ist die freiwillige Ablenkung, wie dies an meinen schweren Nadeln der Fall ist, eine \u00f6stliche; wird die obere Nadel geschw\u00e4cht, so mufs sich die freiwillige Ablenkung vergr\u00f6fsern. Ich fand nun in der That, dafs, wenn ich eine Kerzenflamme dicht neben der Glocke des Multiplicators aufstelitc, eine Drehung der Gleichgewichtsebene nach Ost um ungef\u00e4hr l()u erfolgte, und deutete diese Erscheinung, dem Obigen gem\u00e4fs, auf die Schw\u00e4chung der oberen Nadel durch die strahlende W\u00e4rme der Kerze. 2\nSp\u00e4ter ward ich indefs auf einen Umstand aufmerksam, dessen Melloni nicht Erw\u00e4hnung timt, und der hier von viel bedeutenderem\n1\tArchives de l'\u00c9lectricit\u00e9. 1842. t. f. p. G57. *\n2\tPoc.gendokfe\u2019s Annalen u. s, w. 1843. Bd. LYIII. S. 1. Anm.\n13","page":193},{"file":"p0194.txt","language":"de","ocr_de":"194\n2. Abschn. Kap. I. \u00a7. II. 9. Von den Schwanliunijen\nEiiiflufs sein d\u00fcrfte; n\u00e4mlich auf die gerade in neuerer Zeit wieder mehrfach zur Sprache gekommene sogenannte Luftcirculation: Str\u00f6mungen in der innerhalb der Glocke abgesperrten Luftmasse, welche gleich' falls durch Temperaturunterschiede bewirkt werden und begreiflich nicht unbetr\u00e4chtliche mechanische Wirkungen auf so bewegliche K\u00f6rper, wie ein astatisches Nadelpaar ist, aus\u00fcben k\u00f6nnen. W ird n\u00e4mlich ein Punkt der Wand eines ringsbegr\u00e4nzten lufterfiillten Beh\u00e4lters irgend einer Art vorzugsweise erw\u00e4rmt, so erhebt sich von ihm fortdauernd ein heifser Luflstrom. Die dadurch entstehende L\u00fccke mufs ausgefiiilt werden; es werden also alle Luftlheilchen der unterhalb des Punktes gelegenen Gegend des Beh\u00e4lters eine Bewegung nach demselben hin erhalten, w\u00e4hrend im Gegentheil die an der Decke angelangten erhitzten Luftlheilchen sich nach allen Seiten auszubreiten streben werden: ein Vorgang, der nicht eher zur Ruhe kommen kann, ehe nicht die ganze eingeschlossene Luftmasse und die sie begr\u00e4nzenden Wandungen einerlei Temperatur angenommen haben. Zu den entgegengesetzten Bewegungen giebt ein erk\u00e4lteter Punkt Anlafs. Man \u00fcbersieht leicht, wie auf diese Weise, wenn der erw\u00e4rmte Punkt der Glocke eines Multiplicators, einer Drehwage, nicht gerade dem 90\u00b0-Punkte der Theilung entspricht, eine Bewegung des dem Punkte n\u00e4heren Endes der Nadel nach demselben hin entstehen kann, falls die Nadel tiefer h\u00e4ngt als der Punkt; b\u00e4ngt sic h\u00f6her, so entsteht das Seheinbihl einer Abstofsung von Seiten des Punktes. Man braucht n\u00e4mlich nur von diesem aus Strahlen nach allen Punkten des Umfanges der Glocke in einer durch den erw\u00e4rmten Punkt und die Nadel gelegten Ebene zu ziehen, und dieselben nach Tangente, Loth und Radius zu zerlegen; so fallen f\u00fcr alle Strahlen, welche die dem Punkte n\u00e4here H\u00e4lfte der Nadel treffen, die Lan-genlielle und die zu vernachl\u00e4ssigende lothrecbtc Componcnte im Ver-h\u00e4llnifs zur radialen wegen der geringeren Neigung der Strahlen gr\u00f6fser aus; es nimmt aber aufserdem noch die Geschwindigkeit der bewerten Luft in der N\u00e4he des erw\u00e4rmten Punktes zu. 1\nObschon die Luft circulation an der oben beschriebenen Erscheinung an meinem Multiplicator unstreitig einen bedeutenden Anlheil li\u00e2t.\n1 Die \u00e4ltere Literatur \u00fcber Luftstr\u00f6mungen findet sich leicht zusammen, wenn man den Aufsatz von Lf.nz in Poggendorff\u2019s Annalen. 1835. Bd. XXXV. S. 72 * nachschl\u00e4gt. Ilinzuzuf\u00fcgen w\u00e4re, aus \u00e4lterer Zeit, Hallstr\u00f6m in Gilbert\u2019s Annalen u. s. w. 1805. Bd. XIX. S. 287;* \u2014 Walcker in Poggenoorff\u2019s Annalen n. s. w. 1825. Bd. IV. S. 307; * \u2014- aus neuerer Bui.y (und Forbes) in the Philosophical\nMagazine, 3. Series. 1842. vol. XXL p. 117. 1843. vol. XXIII. p. 31 4. * L AM ON T\nin Poogendorff\u2019s Annalen u. s. w. 1844. Bd. LXI. S. 101.\" \u2014Lanc.bf.ko ebendas., 1845. Bd. LXV1. S. 8.*","page":194},{"file":"p0195.txt","language":"de","ocr_de":"der Gleichgewichtslage der Nadeln.\n195\nso glaube ich docli noch behaupten zu d\u00fcrfen, dafs die Erkl\u00e4rung, auf die icli zuerst gefallen war, nicht ganz aus der Luft gegriffen ist. Denn wenn jene Str\u00f6mungen einzig und allein die Ursache davon w\u00e4ren, m\u00fcfsten die Ablenkungen der Nadel, hei symmetrischen Stellungen der Kerze zu beiden Seilen des Nullpunktes, gleichfalls auf beiden Seiten einander entsprechen. Dem ist jedoch, so viel ich mich habe \u00fcberzeugen k\u00f6nnen, nicht so ; die Ablenkung des Syst\u00e8mes nach Osten, die mit der Vorstellung einer Schw\u00e4chung der oberen Nadel stimmt, ist immer betr\u00e4chtlicher als jene nach Westen, und dieser Unterschied erkl\u00e4rt sich nicht etwa, wie ich nun zu glauben geneigt war, aus der Anwesenheit der die Nadel tragenden Messings\u00e4ule in dem \u00f6stlichen Quadranten, denn im Gcgentheil diese m\u00fcfste, die Erw\u00e4rmung der Luft in ihrer n\u00e4chsten Umgehung verz\u00f6gernd, einen geringeren Andrang derselben aus der Ferne her gegen den erw\u00e4rmten Punkt nothwendig machen.\nIch vermuthe, dafs die beiden eben er\u00f6rterten Ursachen einer absichtlich herbeigef\u00fchrten St\u00f6rung iii dem Cdeichgewichtsstandc der Nadel auch die haupts\u00e4chlichsten sein werden, von denen die fortw\u00e4hrenden freiwilligen Schwankungen desselben abh\u00e4ngen.\nWie dem auch sei, es zeigt sich, dafs diesem Uebelstande von Grund aus nur dadurch abgeholfen werden kann, dafs man die Richtkraft des Nadelpaares betr\u00e4chtlich erh\u00f6ht. Es versteht sich von selbst, dafs, wenn es gilt, messende Versuche vorzunehmen, also vor allem das Instrument zu graduiren, kein anderer Ausweg \u00fcbrig bleibt; sci\u2019s dafs man das Verh\u00e4ltnifs der magnetischen Kr\u00e4fte der Nadeln selbst \u00e4ndert, sei\u2019s dafs man, wie Melloni jetzt zu thun pflegt, 1 durch Ann\u00e4herung des Berichtigungsstabes diese Erh\u00f6hung der Richtkraft von aufsen bewirkt, und sich so f\u00fcr andere F\u00e4lle die M\u00f6glichkeit einer gr\u00f6fseren Empfindlichkeit bei geringerer Sicherheit aufspart. Uns kommt es vor Allem darauf an, nicht auf die ersterc dieser beiden Eigenschaften verzichten zu m\u00fcssen, da, wie alsbald ausdr\u00fccklich zur Sprache kommen wird, von messenden Versuchen in diesem Gebiete vorl\u00e4ufig leider noch nirgends auch nur ann\u00e4herungsweise die Rede ist. V ir haben uns also mit der Doppelnadel in ihrer Unstetigkeit so gut es geht zu behelfen. Sind die Windungen anziehungsfrei, so folgt man eben der Nadel wieder mit denselben bis sie eiusteht; sind sie cs nicht und man bedient sich des Kleiner\u2019scIicii Berichtigungsverfahrens, so wird dieselbe Art der Correction m\u00f6glich sein. Hat man aber einen Berichtigungsstab aufgestellt, so zeigt sich gl\u00fccklicherweise, wie auch\n1 Archives de l'Electricit\u00e9. 1. I. 18-12. p. CG5. *\n:l.r","page":195},{"file":"p0196.txt","language":"de","ocr_de":"196 -\u2022 Abschn. Kap. I. \u00a7. II. 9. Sclmanlcungen der Gleichgewichtslage\nschon Mellon! erkannt hat, 1 und leicht einzusehen ist, dafs eine geringe seitliche Bewegung desselben durchaus geeignet ist, die Nadel auf ihren fr\u00fcheren Stand zur\u00fcckzuf\u00fchren. Man verr\u00fcckt n\u00e4mlich den Stah. oder, wie Melloni thut, nur das der Nadel zugewandte Ende desselben in der Richtung, in der man w\u00fcnscht, dafs sich das dem Stabe zugewandte Ende der Nadel verr\u00fccke. Es leuchtet ein, dafs die Gr\u00f6fse der Bewegung des Stahes, welche einer bestimmten \\ er\u00e4nderung in der Stellung der Nadel entspricht, um so betr\u00e4chtlicher ausfallen wird, je weiter der Stah von dem Multiplicator entfernt ist. Die S\u00e4ule, welche den MELLONi\u2019schen Berichtigungsstab tr\u00e4gt, kann man 3 \u201441'\"' von der Bre-hungsaxe der Nadeln entfernen und alsdann entspricht einer Verr\u00fcckung der Nadel um einen Grad eine solche des Stabes um mehrere Millime-meter. Um \u00fcbrigens diese Verr\u00fcckungen sowohl, als die Entfernung und Ann\u00e4herung desselben mit gr\u00f6fserer Sicherheit und Bequemlichkeit ausf\u00fchren, auch fr\u00fchere Stellungen mit Leichtigkeit wiederlinden zu k\u00f6nnen, ist, an meiner Vorrichtung, jener S\u00e4ule mittelst zweier senkrecht \u00fcbereinander verschiebbarer Ilolzschlilten, welche Millimeterthei-lungen tragen, eine k\u00fcnstliche Bewegung verliehen, wodurch ungleich zartere Stellungen verstattet sind, als in den meisten F\u00e4llen zur Berichtigung des Standes der Nadel erfordert werden.\nDamit man aber auch im Laufe der Versuche seihst, wenn man 4 er\u00e4nderungen im Stande der Nadel von nur wenigen Graden abzulesen hat, und mit dem Gesichte sich h\u00e4ufig der Glocke des Instrumentes n\u00e4hern mufs, vor T\u00e4uschungen durch Luftstr\u00f6mungen gesch\u00fctzt sei, ist es zweckm\u00e4fsig, hei dergleichen Beobachtungen den Multiplicator nach der betreffenden Seite hin mit einem alhermanen Stanniolpappe-oder Goldpapierschirm zu umgehen. Der Parallaxe heim Ablesen halber llnit man wohl, ihm eine halbcirkelf\u00f6rmige Gestalt zu ertheilen, und einen hinreichend langen wagerechten Schlitz in demselben anzubringen, damit man stets, im Augenblick der Beobachtung, den Aufh\u00e4ngeladen die abgewandte H\u00e4lfte der Nadel decken lassen k\u00f6nne. F\u00fcr eine ganze Klasse von Versuchen, die wir sp\u00e4ter kennen lernen werden, w\u00fcrde es \u00fcbrigens, sowohl in dieser R\u00fccksicht, als auch noch in einer anderen, am sichersten und bequemsten sein, das Bild der Theilung nebst der Nadel in einem \u00fcber dem Instrumente aufge-stelllen etwa 45\u00b0 gegen den Horizont geneigten Spiegel aus der Entfernung mittelst eines Fernrohres zu beobachten.\nIbid., p. 663.","page":196},{"file":"p0197.txt","language":"de","ocr_de":"der Nadeln. \u2014 10. Relativer Werth der Ablenkungen,\n197\n10. Intensit\u00e4tencurve.\nDie Ablenkungen am Multiplicator sind nicht den Stromst\u00e4rken proportional. H\u00f6chstens innerhalb der ersten 20\u00b0 kann diese Proportionalit\u00e4t ann\u00e4hernd angenommen werden. Das Gesetz, wodurch Ablenkungen und Stromst\u00e4rken verkn\u00fcpft sind, und welches, mit den Mafsen und der Gestalt der einzelnen Tlieile, von einem Instrumente zum andern wechselt, mit H\u00fclfe der Rechnung f\u00fcr jedes einzelne zu bestimmen, ist unm\u00f6glich. 1 Um daher die relative St\u00e4rke von Str\u00f6men kennen zu lernen, ist es n\u00f6thig, sich entweder gewisser Arten von Galvanometern zu bedienen, an denen, theils verm\u00f6ge ihres Baues, theils verm\u00f6ge der Art der Ablesung, die Stromst\u00e4rken eine bekannte Function der Ablenkungswinkel ausmachen; oder man mufs den Multiplicator empirisch graduiren. Instrumente der ersteren Art sind Ousts Drehwage, Feciiner's Galvanometer mit auf die Windungen senkrechter Nadel, deren Schwingungsdauer als Mafs des Stromes dient, Pouillet\u2019s Sinus- und Tangenlenbussole, Becquerel\u2019s elektromagnetische Wage, Wilhelm Webers bifilar aufgeh\u00e4ngte Drahtrolle, endlich Poggendorff\u2019s von Gauss und Weber vcrvollkommnetes Magnetometer. Die letztere Vorrichtung, welche eine so erstaunliche Feinheit der Ablesung gestattet, und die Sinusbussole ausgeschlossen, m\u00f6chten diese Rheometer schwerlich empfindlich genug f\u00fcr thierisch-elektrische Untersuchungen hergestellt werden k\u00f6nnen; es nnifste demnach zur empirischen Graduirung des Multiplicators geschritten werden, wenn es \u00fcberhaupt zun\u00e4chst von Wichtigkeit w\u00e4re, auf diese Art die vergleichweise St\u00e4rke der Str\u00f6me genauer kennen zu lernen. Wegen der Ladung der Platinenden jedoch, mittelst welcher sie dem Multiplicator zugef\u00fchrt werden, sind dieselben erstens im h\u00f6chsten Grade unbest\u00e4ndig. F\u00fcrs zweite k\u00f6nnte das Ziel von dergleichen Bestimmungen doch nur sein, das Vcrh\u00e4ltnifs zwischen den elektromotorischen Kr\u00e4ften zweier thieri-schen Stromescpiellen zu erfahren; es wird sich aber zeigen, wie wenig f\u00fcr diesen Zweck durch die Kcnntnifs der wirklichen Stromst\u00e4rken im Multiplicatordraht gewonnen sein w\u00fcrde. Nicht nur dafs der Widerstand der einzelnen thierisclien Elektromotorc unter sich die gr\u00f6fsten Unterschiede darbietet, ohne dafs man auch nur entfernterweise die M\u00f6glichkeit einer Reduction vor Augen s\u00e4he; diese Str\u00f6me sind auch abgeleitete Str\u00f6me und zwar der aIlerverwicke!testen Art. 2 Dann ist\n1 Yergl. Fechner\u2019s Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie u. s. w. S. 145.*\nJ S. unten, 3. Abschn., Kap. III. \u00a7. III.","page":197},{"file":"p0198.txt","language":"de","ocr_de":"19S\n2. \u00e4bschn, Kap I. \u00a7, II. 11. Vom absoluten Werthe\nschon bemerkt worden, dafs man, wenn die Graduirung irgend Werth haben sollte, auf die gr\u00f6fste Empfindlichkeit Verzicht leisten miifste, die man dem Instrumente zu geben vermag; mich hat aber bisher noch immer, wenigstens bei einer bestimmten und zwar gerade sehr wichtigen Art von Versuchen, nach gr\u00f6fsercr Empfindlichkeit verlangt.\nIch habe defshalb umgekehrt vorgezogen, auf die Graduirung zu verzichten. Wer jedoch dieselbe zu vollziehen w\u00fcnscht, findet Auskunft \u00fcber die verschiedenen hier \u00fcblichen Verfahrungsarten, unter denen die von Poggendorff angegebene wegen der Allgemeinheit der Grunds\u00e4tze, auf denen sie beruht und ihrer Unabh\u00e4ngigkeit von anderen Iliilfsvorrichtungen ausgezeichnet zu werden verdient, in der unten mit-gcthcilten Literatur. *\n11. Absolute Empfindlichkeit des Multiplicators.\nSind bereits die Multiplicatoren zur Bestimmung der vergleichweisen Intensit\u00e4t der Str\u00f6me ohne weitere Vorbereitung gr\u00f6fstenthcils ungeeignete Vorrichtungen, so geben sie noch weit weniger ein absolutes Mafs derselben ab, was keiner weiteren Er\u00f6rterung bedarf, wenn man sich erinnert, dafs es dergleichen von sehr verschiedener Empfindlichkeit giebt. Diese Unvollkommenheit ist keine geringere als die ersterw\u00e4hnte: vielmehr liegt es am Tage, wie erst durch die Gewinnung einer an allen Orten und unter allen Umst\u00e4nden unver\u00e4nderlichen Strom-einheit ein allgemeiner Zusammenhang in unsere Kenntnifs dieser Klasse nat\u00fcrlicher Erscheinungen gebracht werden k\u00f6nne.\nDie Idee, galvanische Str\u00f6me nach absolutem Mafse zu messen, hat wohl Einer der ersten Nobili gefafst. Er wollte sie auf den Erdmagnetismus zur\u00fcckf\u00fchren, indem er einander m\u00f6glichst gleiche Nadeln der vereinten \\\\ irkung des Stromes und des Erdmagnetismus unter m\u00f6glichst gleichen Umst\u00e4nden aussetzte. Die Nadeln sollten eine gewisse Nummer Aachener N\u00e4hnadeln sein, die bis zur S\u00e4ttigung gestrichen eine gewisse Anzahl von Schwingungen in der Seconde vollziehen mufsten: sie wur-\n1 Die Klieren Methoden finden sich in Poggendorff\u2019s Abhandlung in seinen Annalen u. s. \\v. 1842. Bd. LYI. S. 324. * Ilinzuzufiigcn w\u00e4re Peltier in Annales de Chimie et de Physique. 1839. t. LXXI. |>. 225. * \u2014 Petrin'a in Poggendorff's Annalen u. s. w. l\u00eed. LVII. S. 111.* \u2014 Poggendorff ebendas., S. 609.* \u2014 Lenz ebendas., 1842. l\u00eed. LIX. 214; \u2014 1844. l\u00eed. LXI. 8. 18. * \u2014 Poggendorff ebendas. S. 50. \u2019 \u2014 Wheatstone in the Philosophical Transactions etc. For the year 1843. p. II. p. 327. * \u2014 Bi ff in W\u00fchler und Liebig\u2019s Annalen der Chemie und der Pharmacie. 1813. Bd. XL Y. S. 128. * -\u2014 IIenrici in Poggendorff\u2019s Annalen u. s. w. 1844. Bd. LX1II. S, 344,","page":198},{"file":"p0199.txt","language":"de","ocr_de":"der Multiplicatorablcnlnmgen.\n\u00cf99\nden in ein Mulliplieatorgewiudc eingeh\u00e4ngt, dessen Mafse und Einrichtung er auf das genaueste millheilte, so dafs danach jeder in Stand gesetzt war, sich ein \u00bbvergleichbares Galvanometer\u00ab herzustellen und daran die St\u00e4rke eines Stromes in einer jedem andern Besitzer eines solchen zug\u00e4nglichen Mafscinheit zu bestimmen.\nDieser Vorschlag hat, wegen der greisen Schwierigkeiten seiner Ausf\u00fchrung, nur wenig Eingang gefunden und ist im Lauf der Jahre durch andere Erfindungen in den Hintergrund gedr\u00e4ngt worden. Drei neue Constanten der Natur, aufser der Intensit\u00e4t des Erdmagnetismus an jedem Orte, die elektromotorische Kraft dieser oder jener hydro -oder thermoelektrischen Combination, der Widerstand bestimmter K\u00f6rper von bestimmten Mafsen, vornehmlich aber, seit Faraday\u2019s Entdeckung der \u00bbfesten elektrolytischen Action,\u00ab das elektrolytische Aequivalent der Str\u00f6me stehen uns jetzt zu Gebot, um den Zweck zu verwirklichen, den sich Nobili\u2019s Bem\u00fchungen vorgesetzt hatten.\nAm leichtesten und einfachsten bedient man sich des letzteren. Man h\u00e4lt, mittelst eines Stroms von best\u00e4ndiger Kraft, die Nadel unbeweglich auf einer bestimmten Stelle der Thcilung, z. B. 10\u00b0 fest. In den Kreis der Kette findet sich zugleich die L\u00f6sung eines Metallsalzes zwischen Elektroden aus demselben Metalle eingeschaltet. Der Strom zersetzt die L\u00f6sung, deren Metall sich galvanoplastisch auf der negativen Elektrode niederschl\u00e4gt, w\u00e4hrend sich das gleiche Gewicht davon von der positiven aufl\u00f6st. Hat man nun den Unterschied des Gewichts der Elektroden vor dem Versuche bestimmt, und bestimmt ihn abermals nach einer gewissen Dauer desselben, so ist die halbe Ver\u00e4nderung dieses Unterschiedes, auf eine gewisse beliebige Zeiteinheit zur\u00fcckgef\u00fchrt, das absolute Mafs eines Stromes, der die Nadel des Multiplica-tors in dieser best\u00e4ndigen Ablenkung zu halten vermag. Es kommt bei Bestimmungen der Art vornehmlich auf zwei Punkte an; auf die Wahl eines Salzes, dessen Metall sich gut galvanoplastisch niederschl\u00e4gt und ein m\u00f6glichst greises Atomgewicht hat; zweitens darauf, dafs man den Versuch so lange als m\u00f6glich w\u00e4hren lasse, um auch auf diese Weise die Menge des niedergeschlagenen Metalls nach Kr\u00e4ften zu ver-gr\u00f6fsern.\nNach Herrn Professor Poggendorff\u2019s Rath bediente ich mich zu diesem Behufe der salpetersauren Silberoxydl\u00f6sung zwischen chemisch reinen Silberelektroden. Ich fand indefs Schwierigkeiten zu bek\u00e4mpfen, deren Hinwegr\u00e4umung mir nicht vollst\u00e4ndig gelungen ist. Als Elektromotor w\u00e4hlte\n1 Annales (le Chimie et de Physique. F\u00e9vrier 1830. I. XL1II. p. 146. \u2019 \u2014 Memorie cd Osservazioni cc. vol. I. p. 105. * (Cez. vom 1. August 1829.)","page":199},{"file":"p0200.txt","language":"de","ocr_de":"200\n2. Abschi: Kap, l. \u00a7. IL 1t. Vom absoluten Werthe\nich eine Grove\u2019scIic Kette von der greifseren unten \u00a7. 1. Kap. IV. dieses Abschnitts beschriebenen Art, deren Platinzelle mit der conccntrirtesten rothen rauchenden Salpeters\u00e4ure, die Zelle des frisch amalgamirten Zinkes mit Schwefels\u00e4ure zu Wasser wie 1 : 15 dem Volum nach angef\u00fcllt war. Nat\u00fcrlich war nicht daran zu denken, den Strom dieser Kette unmittelbar durch den Multiplicator und che Zersetzungszelle hindurchzuschicken: seihst hei Einschaltung sehr bedeutender Strecken des d\u00fcnnsten Kupfer-, ja Neusilherdrahtes, schleuderte er die Nadel mit Blitzesschnelle an die Hemmung, und hielt sie nach einigen gewaltsamen Schwingungen unbeweglich an dieselbe gelehnt. Um einen Strom innerhalb der Grenzen der Empfindlichkeit des Instruments zu erhalten, war es nothwendig, einen kurzen und dicken Messingdraht als Nebenschliefsung zwischen den Enden der Kette anzubringen. In dem Multiplicatorkreise befand sich, aufser der Zersetzungszelle, noch ein Whe atst one\u2019s eher Rheostat mit Neusilberdraht von der Arbeit des Herrn Leonhard, dessen G\u00fcte ich seine Benutzung verdankte. Er war dazu da, um dem Strom die gew\u00fcnschte St\u00e4rke zu ertheilen und ihn, wenn nach Verlauf einiger Stunden die Grove\u2019scIic Kette unbest\u00e4ndig zu werden begann, auf derselben zu erhalten. Die salpetersaure Silberoxydl\u00f6sung war v\u00f6llig ges\u00e4ttigt; zur W\u00e4gung der Silberelektroden diente meine ausnehmend feine und zuverl\u00e4ssige Wage von der Arbeit der Herren B\u00f6tticher und Halske , welche, bei einer so geringen Belastung (jede Platte wog im Mittel etwa ein halbes Gramm ), ein Decimilligramm noch mit der gr\u00f6fsten Sicherheit angiebt.\nIn einem ersten Versuche hielt ich die Nadel f\u00fcnf Stunden lang\nO\nbest\u00e4ndig auf 45\u00b0. Es fand sich, nach Verlauf dieser Zeit, auf der negativen Elektrode eine zarte baumf\u00f6rmige Silberincrustation, allein ihr Gewicht fiel durchaus in die Grenze der Beobachtungsfehler. Es half mir n\u00e4mlich wenig, so geringe Gr\u00f6fscn mit Leichtigkeit w\u00e4gen zu k\u00f6nnen: die viel bedenklichere Schwierigkeit war die, dafs wenn ich, wie der Versuch es mit sich brachte, die Silberplatten mehrmals in destillirtem Wasser wusch und dann ausgl\u00fchte, ich niemals genau auf dasselbe Gewicht zur\u00fcckkam. sondern Fehler von einem bis zwei Decimilligramm bald in dieser, bald in jener Richtung beging, ln diesem Falle nun hatte in der That die positive Elektrode um ein Dccimilli-gramm ab-, die negative um ebensoviel scheinbar zugenommen; nichts jedoch stand mir daf\u00fcr, dafs ich hier wirklich den Verlust der einen, den Gewinn der andern durch die Elektrolyse gefunden hatte, sondern ich durfte keinen andern Schilds ziehen, als dafs das auf f\u00fcnf Stunden berechnete elektrochemische Silberaequivalent der 45\u00b0-Ablenkung meines Multiplicators innerhalb der Grenzen der Wasch - und Gl\u00fch-","page":200},{"file":"p0201.txt","language":"de","ocr_de":"der MuUiplicatomblenlamcjen, 12. Fon den Hemmungen, 2(ll\nfehler bei den verschiedenen Handhabungen falle, die der Versuch nolli-wendig macht.\nEin zweitesmal hielt ich die Nadel zehn Stunden lang auf 60\u00b0. Der galvanoplastisclic Niederschlag auf der negativen Platte war deutlicher, der Verlust der positiven nicht zu verkennen, allein auch diesmal hielt sich noch die ganze Schwankung des Unterschiedes innerhalb 2 \u2014 3 Decimil\u00fcgramm, und Gewinn und Verlust beider Platten stimmten so wenig untereinander \u00fcberein, rial's ich auch diesen Versuch als verloren betrachten mufste.\nUm auf diese Weise das Emp\u00dfndlichkeitsaequivalcnt meines Multi-plicators zu bestimmen, bed\u00fcrfte es demnach einer noch ungleich l\u00e4ngeren Dauer des Versuchs. Ich brauche nicht zu erinnern, dafs wenn ein zehnst\u00fcndiges Best\u00e4ndighalten des Stromes schon sehr m\u00fchsam ist, alle Schwierigkeiten, die dasselbe mit sich bringt, bei Verl\u00e4ngerung der festgesetzten Zeit noch in raschem Mafse wachsen. Es ist also ein anderer Weg aufzusuchen, und der, den ich einzuschlagen gedenke, wenn ich diese Versuche, die ich hier liegen lassen mufste, wieder einmal aufnehme, ist folgender: Man schaltet einfach die Zersetzungszelle, statt in den Multiplieatorzweig der Nebenschliefsung, in den anderen von geringerem Widerstande ein, und bestimmt das Verhall nils der Widerst\u00e4nde des erstcren und des letzteren die Zelle enthaltenden Zweiges. So kann man in beliebig kurzer Zeit ein beliebig grofses Gewicht niedergeschlagenen Stromaequivalents erhalten, welches man nur mit dem umgekehrten Verh\u00e4ltnifs der W iderst\u00e4nde der beiden Zweige zu multiplicircn braucht, um das gesuchte Empfindlichkeits-aequivalenl des Multiplicators z.u erhalten.\n12. Hemmungen.\nUm das Durchschlagen der Nadeln zu verh\u00fcten, was, an meinem Multiplicator, sogar durch thierisch - elektrische Str\u00f6me Vorkommen k\u00f6nnte, namentlich, wenn sie mit gleichgerichteten Ladungen von einem vorher dagewesenen entgegengesetzt gerichteten Strome in Verbindung treten, und Drehungserscheinungen am Faden, wie auch Demagnetisation beim Durchgang durch die der Str\u00f6mungsrichtung entgegengesetzte auf die Windungen senkrechte Lage nach sich ziehen kann, ist es nothwendig, an den 90\"-Punkten der Thcihing eine Vorrichtung an-zubriiuren, welche das weitere Fortschreiten der Nadel hemmt, und ihr zum Vnscldag dient. Gew\u00f6hnlich nimmt man dazu ein Paar Kn\u00f6pfeben, welche, an den erw\u00e4hnten Punkten aufgesetzt, zugleich die Theilung befestigen helfen. Ich habe aber, weil heftiges Anschl\u00e4gen der Nadeln","page":201},{"file":"p0202.txt","language":"de","ocr_de":"202\t-\u25a0 Jbsclin. Kap. I. \u00a7 II. 1,1. Il\u00fclfsmiiltiplicatoren. -\ngegen dieselben theils zu starke Schwankungen hervorbringt, llicils dem Magnetismus nachtheilig werden kann, den Gebrauch zweier inehrdop-pellcn Kokonf\u00e4den vorgezogen, welche von dem Aufh\u00e4ngepunkt der Nadel aus durch kleine in der Theilung angebrachte Oeffnnngen zu beiden Seiten des Rahmens herabh\u00e4ngen, und unterhalb des Spielraums der unteren Nadel mit kleinen unmagnelischen Gewichten, z. B. einem St\u00fcck Platindraht, beschwert sind. Die Nadel f\u00e4ngt sich dagegen auf eine dem Zweck h\u00f6chst angemessene Weise. Sie bieten noch aufser-dem den Vortheil dar, dafs man, beim Streichen der Nadeln, wenn man zuf\u00e4llig ihren Unterschied umgekehrt haben sollte, dieselben in dem Rahmen leicht, ohne Entfernung der Hemmungen, durch blofscs Emporziehen der F\u00e4den, umwenden kann.\n13. Andere Multiplicatoren.\nDer Multiplicator ist bekanntlich so eingerichtet, dafs man nach Belieben sich der einfachen Dicke und ganzen L\u00e4nge des Drahts, ebenderselben und der halben L\u00e4nge, oder auch der letzteren bei doppelter Dicke bedienen kann. Die letztere Combination, bei welcher der V ider-stand viermal kleiner ist, als bei der ersteren, wird hier \u00fcberfl\u00fcssig, da, wie wir bereits wissen, der Widerstand des Multiplicators gegen den der feuchten Kettentheile ann\u00e4hernd verschwindet. Die zweite Anordnung hingegen k\u00f6mmt \u00f6fters in Gebrauch, wenn man n\u00e4mlich Vergr\u00f6fserung oder Verkleinerung von Ausschl\u00e4gen wahrzunehmen w\u00fcnscht, welche, bei Anwendung der ganzen L\u00e4nge, in allzuhohe Breiten der Theilung hinaufreichen, um noch einen sicheren Vergleich zu gestatten.\nIch habe indefs im Laufe meiner Untersuchungen mehrmals noch andere Multiplicatoren anwenden m\u00fcssen, theils weil der bereits beschriebene f\u00fcr die vorliegenden Zwecke nicht pafste, theils wreil ich zweier dergleichen Vorrichtungen auf einmal bedurfte.\nDer eine derselben, von Wb Hirschmanin\u2019s Arbeit, dem K\u00f6niglichen Anatomischen Museum geh\u00f6rig, mir durch die G\u00fcte des Herrn Gehoi-menrathes Jon. M\u00fcller zu Gebote gestellt, und in der Folge als \u00bbMuseumsmultiplicalor \u00ab bezeichnet, hat einen 888'\" langen Draht von derselben St\u00e4rke wie der des oben beschriebenen Instruments, 41.00 W iu-dungen, und wurde bald mit einem Paar schwerer rhombischer Nadeln, bald mit dem leichteren der oben S. 165 beschriebenen asiatischen Spiele versehen. Auch hier fanden bedeutende Ablenkungscrscheinun-gen durch anziehende Kr\u00e4fte der Drahtmassen statt, und wurden beim Gebrauch ganz auf die n\u00e4mliche W eise, wie an meinem Multiplicator, berichtigt.","page":202},{"file":"p0203.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. III. Untersuchung thicrischcr Thcile am Multiplicator,\n203\nAls \u00bbMultiplicator mit kurzem Draht\u00ab wird endlich in der Folge ein mehrmals benutztes ziemlich unvollkommenes Instrument bezeichnet werden, dessen Draht, von 38m L\u00e4nge und 0.24mm Durchmesser, ein schweres astatisches Paar von cylindrisehen Nadeln in nur 224 Windungen umkreist.\n\u00a7\u2022 HL\nDarstellung des Verfahrens, thierische Theile mittelst des Multiplicators auf Stromentwickelung zu untersuchen.\nWenn die Vorbereitung des Multiplicators zu den thierisch - elektrischen Versuchen bereits nicht wenig Geduld in Anspruch nimmt, so treten die Schwierigkeiten derselben doch dadurch, dafs sie, einmal \u00fcberwunden, bei gutem Material der Nadeln und vorsichtiger Behandlung derselben, nicht so leicht wiederkehren, in den Hintergrund gegen diejenigen, welche jetzt er\u00f6rtert werden sollen. Diese sind von der Art, dafs der Beobachter jeden Augenblick auf erneute Angriffe von Seiten derselben gefafst sein mufs; Angriffe, welche meist um so schwerer zur\u00fcckzuschlagen sind, als die Ursachen, aus denen sie hervorgehen, gr\u00f6fstentheils v\u00f6llig unbekannt bleiben. Vorz\u00fcglich an diesen Schwierigkeiten scheiterten, mit wenigen Ausnahmen, jene zahlreichen Bestrebungen, elektrische Str\u00f6mungen an thierisehen K\u00f6rpern zu entdecken. Ihre Erscheinungsweise ist um so gef\u00e4hrlicher, als es sich nicht mehr, wie heim Multiplicator, darum handelt, oh \u00fcberhaupt etwas wahr-genommen werden k\u00f6nne, oder nicht, sondern darum, ob das, was man wahrnimmt, in der That der \u00e4chte gesuchte Gegenstand der Beobachtung, oder ein durch die angewandten Vorrichtungen vorgespiegeltes sinnloses Blendwerk sei. In nicht wenigen F\u00e4llen endlich sind sie wirklich un\u00fcberwindlich; um so mehr halte ich es f\u00fcr meine Pflicht, diejenigen, die sich mit der Pr\u00fcfung und Fortf\u00fchrung meiner Versuche befassen wollen, in die zahlreichen kleinen Kunstgriffe einzuweihen, welche eine mehrj\u00e4hrige Erfahrung mir an die Hand gegeben hat, und ohne deren vorl\u00e4ufige Kenntnifs sie hier kaum anders als mit einem betr\u00e4chtlichen Aufwand an Zeit und M\u00fche durchdringen m\u00f6chten.\nEs handelt sich um die dem Anschein nach so \u00e4ufserst einfache Aufgabe, die thierisehen Theile, welche auf Stromentwickelung zu untersuchen sind, dergestalt in den Multiplicatorkreis einzuf\u00fchren, dafs dabei keine anderen Stromeswirkungen zum Vorschein kommen, als die zu beobachtenden aus den thierisehen Theilen selbst entsprungenen; so","page":203},{"file":"p0204.txt","language":"de","ocr_de":"204\n2. Abschi. Kap. I. \u00a7. Hl, Untersuchung (hierischer Theile\nfolglich, dafs an der Grenze dieser und der Multiplicatorenden keine, oder an beiden Enden einander f\u00fcr ein Instrument von bestimmter Empfindlichkeit v\u00f6llig aufhebende elektromotorische Wirkungen entstehen.\nWorin die erste Schwierigkeit begr\u00fcndet sei, welche sich diesem Vorhaben entgegenstellt, wissen wir bereits aus den Andeutungen, zu denen uns die Art und Weise Aidais gegeben hat, wie Valentin dasselbe zu verwirklichen bestrebt war (S. oben S. 141). Es giebt, von dem Standpunkte des Elektrikers und der Oberfl\u00e4chenkuude aus gesprochen, nicht zwei vollkommen gleichartige Mclallst\u00fccke; die Erfahrung lehrt, dafs noch empfindlichere Pr\u00fcfungsmittel stets da noch Un-gleichartigkcitcn nachzuweisen im Stande waren, wo sonst bereits Alles f\u00fcr die wirkliche Erf\u00fcllung dieser Bedingung entschieden zu haben schien.\nDurch das bei Gelegenheit der Valentis'sehen V erfahrungsarten Gesagte in Stand gesetzt, schreiten wir zwar jetzt, ohne uns bei den selbst f\u00fcr die gew\u00f6hnlichen elektrochemischen Versuche so gut wie unbrauchbaren positiveren Metallen aufzuhalten, alsbald auf das negativste unter den gebr\u00e4uchlichen Metallen, das Platin, zu, 1 * * um es als Multiplicatorende zu gebrauchen. Keineswegcs ist iudefs dasselbe, nach den \u00fcbereinstimmenden Erfahrungen mehrerer Forscher, von den hc-zeichneten Uehelst\u00e4uden v\u00f6llig frei. Zwei Platinplatten als Multiplicatorenden zuerst der Benetzung mit einer beliebigen, noch so gleichartigen, und noch so wenig eines chemischen Angriffes auf dieselben f\u00e4higen Fl\u00fcssigkeit ausgeselzt, erzeugen an empfindlichen Multiplicatorcn stets einen mehr oder minder kr\u00e4ftigen Ausschlag. Hieraus ergiebt sich unmittelbar und als oberster Grundsatz, dafs die Platinenden niemals frisch und unbenetzt mit den feuchten Theilcn in Ber\u00fchrung zu bringen seien, da man alsdann nie wissen w\u00fcrde, ob nicht die beobachteten Wirkungen ganz oder zum Theil den Ungleichartigkeiten der metallischen Oberfl\u00e4chen ihren Ursprung verdanken. Es ist vielmehr unbedingt nothwendig, dafs man sich zuerst von der Gleichartigkeit derselben unmittelbar durch den Versuch \u00fcberzeugen k\u00f6nne. Dies vermag nur dadurch zu geschehen, dafs man die Platten vorher in einer gleichartigen Fl\u00fcssigkeit auf selbst\u00e4ndige Stromentwickelung pr\u00fcft.\n1 Vergl. Fechner\u2019s schon mehrfach angef\u00fchrten Aufsatz: \u00bbUcber die Bf.cquerei.4-sche Kette und die Elektricit\u00e4ts-Erregung durch gegenseitige Ber\u00fchrung von Fl\u00fcssigkeiten im Allgemeinen\u00ab, in Poggkndorfk\u2019s Annalen u. s. w. 1839. Bd. XLVIII.\nS. 1 und S. 225,* dessen Studium \u00fcberhaupt dem Physiologen, der sich genauer \u00fcber manche hier obwaltende Punkte unterrichten will, gar sehr zu empfehlen ist,\nda die thierisch - elektrischen Versuche, ihren physikalischen Bedingungen nach,\ndurchaus mit denen \u00fcber Ketten aus mehreren fl\u00fcssigen Leitern \u00dcbereinkommen, wie dies sp\u00e4ter noch ausf\u00fchrlicher erw\u00e4hnt werden wird.","page":204},{"file":"p0205.txt","language":"de","ocr_de":"am Multiplicalor. \u2014 1. Verfahren, Platinplatten alzugleichen. 205\nIst man nun gl\u00fccklich genug, \u00fcber gleichartige metallische Mulli-plicatorenden zu gebieten, wozu sogleich der Weg angegeben werden soll, so kommt es noch darauf an, dafs man die thierischen Theile so zwischen dieselben zu bringen wisse, dafs man sicher sei, dadurch keine neuen Oberfl\u00e4chenver\u00e4nderungen hervorzurufen, von denen stets ungewils bleiben w\u00fcrde, ob sie beide Enden in gleichem Malse betroffen haben oder nicht. Hiezu die Mittel ausfindig zu machen, ist die zweite Aufgabe, welche wir in diesem Paragraphen zu l\u00f6sen haben. Drittens bedarf es alsdann noch der mechanischen Verwirklichung des theoretisch vorgeschriebenen Weges; ein Punkt, wo sich die besonderen, unserem Gegenst\u00e4nde eigenth\u00fcmlichen Schwierigkeiten entfalten, welche aus den Formen und Aggregatzust\u00e4nden, der Zartheit, Klein beit und Verg\u00e4nglichkeit der thierischen Theile hervorgehen.\n1. Von der Art und Weise, sich gleichartige Platinplatten zu\nverschaffen.\nBesch\u00e4ftigen wir uns zun\u00e4chst mit den Mitteln, die Gleichartigkeit der Platinplatten in einer beliebigen Fl\u00fcssigkeit zu Stande zu bringen. Die Erfahrung lehrt, dafs es hiezu nur einen, zwar langwierigen, aber zuverl\u00e4ssigen W\u00e4g giebt. Er ist oben (S. 141) bereits angedeutet worden und besteht darin, die Platten zur Kette geschlossen ebenso lange Zeit in der Fl\u00fcssigkeit stehen zu lassen, bis man sie hinreichend gleichartig vorfindet, d. h. bis die Wirkungen, die sie etwa noch aus\u00fcben, so klein geworden sind, dafs sie gegen die zu beobachtenden verschwindend erscheinen. 1 L\u00e4fst man die Kette wieder ge\u00f6ffnet stehen, so kehren die Ungleichartigkeiten, wenngleich weniger stark, zur\u00fcck; woraus sich ergeben d\u00fcrfte, dafs ihre Aufhebung durch this Geschlossenhalten zum Theil von den Ladungen herr\u00fchrt, die sich auf den Platten entwickeln und im entgegengesetzten Sinne wirksam sind. Aul keinen Fall gen\u00fcgt es, wie man sieht, ein erstes Mal die Platten durch Schliefsen gleichartig gemacht zu haben, sondern sie m\u00fcssen fortw\u00e4hrend, wenn man fortgesetzt arbeitet, Tag und Nacht, wie auch w\u00e4hrend des k\u00fcrzesten Zwischenraumes zwischen zweien Versuchen, geschlossen gehalten werden. Einen ferneren Grund f\u00fcr das Letztere werden wir sp\u00e4ter kennen lernen.\nEs giebt einige Kunstgriffe, mit deren H\u00fclfe es gelingt, die zur Abgleichung der Platten nothwendige Zeit betr\u00e4chtlich abzuk\u00fcrzen, und\n* Vergl. Fechner a. a. 0., S. 8. * \u2014 Matteucci in Archives de fElectricit\u00e9. 1842. t. II. p. 420. * \u2014 Trait\u00e9, etc. p. 41. *","page":205},{"file":"p0206.txt","language":"de","ocr_de":"20\u00df\n2. Abschn. Kap. I. \u00a7. III. 1. Verfahren,\nauch sonst diesen Erfolg zu sichern und zu unterst\u00fctzen. Es ist erstens einleuchtend, dafs man um so besser fahren werde, je gleichartiger von vorn herein die metallischen Oberfl\u00e4chen bei ihrer Benetzung waren. Dies erreicht man, nach meinen Erfahrungen, auf folgende Weise am vollst\u00e4ndigsten. Man w\u00e4scht die Platten nacheinander mit einem Gemisch von Alkohol und Aether, mit Kalihydratl\u00f6sung und mit K\u00f6nigswasser. Da man dieselben, vom Beginn der Vorrichtung an, auch mit noch so reinen Fingern h\u00f6chstens am Rande, und auch hier nur trocken anfassen darf, so geschehen die Waschungen am besten mittelst eines kleinen Bausches von Filtrirpapier auf dem Boden eines flachen geneigt gehaltenen Gef\u00e4fses, z. B. eines Jodirnapfes. Um die Platten, mit H\u00fclfe eines Glasst\u00e4bchens, umzuwenden, l\u00e4fst man sie, indem man dem Ge-f\u00e4fse wieder die wagerechte Stellung ertheilt, von Neuem mit Fl\u00fcssigkeit \u00fcberstr\u00f6men. Zwischen je zwei Waschungen und am Schl\u00fcsse derselben werden sie mit destillirtem Wasser reichlich abgesp\u00fchlt und zwischen zusammengelegtcm Fliefspapier oder den Falten eines reinen Linnentuches getrocknet. Jetzt kann man sicher sein, die Oberfl\u00e4chen hinreichend von allen fremden Verunreinigungen befreit zu haben. Es bleibt nur \u00fcbrig, die Platten ungef\u00e4hr eine halbe Minute lang \u00fcber der Weingeistlampe mit doppeltem Luftzuge sorgf\u00e4ltig und auf allen Punkten gleiclun\u00e4fsig auszugl\u00fchen, und sie, wenn sie d\u00fcnn genug sind, um w\u00e4hrend dieser verschiedenen Handhabungen Verbiegungen zu erleiden, zwischen reinem Papiere mittelst eines cylindrischen K\u00f6rpers, eines Glasrohrs u. d. m. glattzuwalzen. Werden sie dann der ersten Benetzung sogar in besserleitenden Fl\u00fcssigkeiten, z. B. ges\u00e4ttigter Kochsalzl\u00f6sung, ausgesetzt, so wird man meistens nur eine sehr geringe Wirkung erfolgen, und diese bald v\u00f6llig Null werden sehen. Viel glaube ich dabei auf das Gl\u00fchen geben zu m\u00fcssen, wodurch namentlich anhaftende Gase, wie auch die letzten Spuren der zur Reinigung angewandten fl\u00fcchtigen S\u00e4uren gr\u00fcndlich entfernt werden d\u00fcrften. Von der Anwendung von Putzpulvern, auf die man hier meistens zuerst verf\u00e4llt, kann ich nach meinen Erfahrungen nichts halten. Fechner rieb seine Platten erst nafs, dann trocken mit Sandpapier ab. 1 2 * Durchaus verwerflich ist unstreitig der Gebrauch des eisenhaltigen Schmirgelpapiers, dessen sieh Valentin bediente, um eine Plalinplatte zu putzen, die zu dem Reizversuch ohne Kettenverband bestimmt war. 9\n1\tA. a. U. S. 8. \u2019 \u2014 Vergl. auch Poggendorff\u2019s Annalen u. s. w. 1837. 15.1. XL1I. p. 50G. *\n2\tR. Wagner\u2019s Handw\u00f6rterbuch (1er Physiologie u. s. w. Artikel \u00bbGalvanis-\nmus*. Bd. 1. S. 536. 1. *","page":206},{"file":"p0207.txt","language":"de","ocr_de":"Plalinplallen abzugleichen.\n207\nVon Feciiner schreibt sich das Gesetz lier, dal's die Wirkung einer bestimmten Kelle von unbest\u00e4ndiger Kraft um so geschwinder abnimmt, je kleiner, unter sonst gleichen Umst\u00e4nden, die L\u00e4nge des festen oder fl\u00fcssigen Leiters ist, durch welchen man sie geschlossen h\u00e4lt. 1 Dieser Erfolg r\u00fchrt wohl daher, dafs die St\u00e4rke der Ladungen und die Geschwindigkeit, mit der sie ihre volle Entwickelung erlangen, unterhalb einer gewissen Gr\u00e4uze von der Stromst\u00e4rke abh\u00e4ngig sind. Gewifs darf man mit grofser Wahrscheinlichkeit die G\u00fcltigkeit desselben Gesetzes von den hier in Rede stehenden Wirkungen unbekannter Ungleichartigkeiten erwarten. Was den metallischen Thcil der Leitung betrifft, durch den die gleichartig zu machenden Platten in der Fl\u00fcssigkeit zur Kette verbunden sind, so wird man in den hier vorkommenden F\u00e4llen durch die Natur dieser Fl\u00fcssigkeit meist berechtigt sein, die Mafse desselben zu \u00fcbersehen. Um so w\u00fcnschenswcrthcr rnufs es erscheinen, die feuchte Strecke zwischen beiden Midtiplicatorcnden m\u00f6glichst abzuk\u00fcrzen und zu verdicken. Obschon ich in Betreff' dieses Umstandes nicht im Besitze ganz bestimmter, in Zuhlenwerthen auszusprechender Erfahrungen bin, glaube ich mich doch nicht selten von seiner Bedeutung \u00fcberzeugt zu haben.\nDasselbe gilt von einem besonderen Kunstgriffe, auf den ich durch Zufall gef\u00fchrt wurde, und der zum Zweck hat, dafs man leichter Herr \u00fcber hartn\u00e4ckige lingleicharligkeiten der Platten werden k\u00f6nne. Zu einer Zeit, wo mir dieselben noch viel zu schaffen machten, bemerkte ich einmal, als ich, um die eingetauchte Oberfl\u00e4che zu vergr\u00f6fsern, jedes Multiplicatorende mit zweien statt mit einer Platinplatte versehen hatte, dafs die Verwischung der Ungleichartigkeiten auf diese Weise sehr viel schneller und sicherer vor sich zu gehen schien. Ich habe seitdem diese Beobachtung erneuert, und glaube auch den Grund davon erkannt zu haben, so dafs ich, mit Ber\u00fccksichtigung desselben, schon h\u00e4ufig im Stande gewesen bin, mich der Vortheile, die jene Anordnung gew\u00e4hrt, mit grofsem Nutzen zu bedienen.\nVon vier Platten, welche zu zweien in eine gleichartige Fl\u00fcssigkeit tauchen, sollen beliebige zwei, a, u , sich negativ gegen die beiden anderen, b, b'. verhalten. Werden sie in der W eise, wie sie hier so eben aufgef\u00fchrt wurden, combinirt, als Multiplicatorenden einander ficffeniiberffcstcllt, so l\u00e4fst sich durchaus nicht einsehen. inwiefern eine verschiedene Wirkung von der eintreten k\u00f6nnte, welche man beobachten w\u00fcrde, wenn a, d\\ b, U beziehlich zu einer einzigen Platte ver-\n1 Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie u. s. w. S. 284. * \u2022\u2014 Fechnek, Mafsbestimmungen \u00fcber die galvanische Kette. Leipzig 1831. 4\u00b0. 8. ,244. *","page":207},{"file":"p0208.txt","language":"de","ocr_de":"208\t-\u2022 Abschn. Kap- /. \u00a7. III. 1. Verfahren. Plalinplatten abzugleichen. \u2014\nschmolzen w\u00e4ren. Ganz anders verh\u00e4lt es sieh, wenn man sich denkt, dais der Zufall die ungleichartigen Elemente so durcheinanderw\u00fcrfelt (Taf. I. Fig. 5), dafs das eine Ende aus a, b. das andere aus a . b' zusammengesetzt ist. Um zu verstehen, was die Folge dieser Anordnung sein wird, fassen wir zun\u00e4chst nur die drei Platten \u00ab; b, b' ins Auge, indem wir uns die vierte, negative, vor der Hand von den \u00fcbrigen noch v\u00f6llig abgesondert denken. Her Strom, der durch die Ungleichartigkeit von a, und b, // gesetzt ist, wird alsdann folgende Wege einsclda-gen. Bei a verl\u00e4fst er die Fl\u00fcssigkeit und spaltet sich hei c in zwei Zweige, deren einer sogleich hei b wieder in die Fl\u00fcssigkeit eintritt und auf dem k\u00fcrzesten Wege nach a zur\u00fcckkehrt, deren anderer hingegen den Multiplieatordraht M durchkreist, hei b\u2019 den feuchten Leiter erreicht und seine ganze L\u00e4nge zur\u00fcckzulegen hat, ehe er wieder an seinen Ausgangspunkt gelangt. Diese beiden Zweige verhallen sich, ihrer St\u00e4rke nach, zu einander umgekehrt wie die Widerst\u00e4nde ihrer Bahnen. Es folgt, dafs der letztere sehr viel schw\u00e4cher sein wird, als der erstere; denn, abgesehen von dem Widerstande des Multiplicatordraliles, der sich ihm entgegenstellt, hat er die ganze Fl\u00fcssigkeitss\u00e4ule von V nach \u00ab zu \u00fcberwinden, w\u00e4hrend sein Nebenzweig nur den fast beliebig kleinen Zwischenraum zwischen b und a zu durchmessen braucht. Stellen wir jetzt die Verbindung der vierten Platte u mit den ersteren drei wieder her und lassen die elektromotorischen Kr\u00e4fte zwischen ihr und b, U auch in Wirksamkeit treten, so sieht man, dafs sich im Multiplieatordraht ein zweiter, unter sonst gleichen Umst\u00e4nden vollkommen gleicher, aber entgegengesetzter Stromarm kundgeben wird. Diese gleichen und entgegengesetzten Stromarme heben einander auf, und so ist deutlich, dafs a und b. a und V he-ziehlich aus den ungleichartigsten Metallen gefertigt sein k\u00f6nnten, ohne dafs sich, in der Vorstellung, eine Wirkung an der Nadel zeigen d\u00fcrfte. Eine solche vollkommene Aufhebung der beiden Stromarme im Multi-piieatordraht setzt indessen eine Gleichheit der elektromotorischen Kr\u00e4fte und der Widerst\u00e4nde der verschiedenen Ivettentheile voraus, die in Wirklichkeit f\u00fcr ein empfindliches Instrument auch mit der gr\u00f6fsten Sorgfalt kaum zu erreichen sein m\u00f6chte, geschweige dafs der Zufall sie mit H\u00fclfe solcher Ungleichartigkeiten, wie sie ihm hier zu Gebote stehen, in Ausf\u00fchrung bringen k\u00f6nnte. Nichtsdestoweniger wird aul alle F\u00e4lle eine geringere Wirkung zu Stande kommen, als wenn a. a ; b. 11 einander gegen\u00fcber, gleichviel ob als Paar oder zu einer einzigen Platte vereint st\u00e4nden, und dem obigen Fechxer'scIicii Gesetze nach, wird dieselbe schneller abnehmen m\u00fcssen, weil, wegen der k\u00fcrzeren Strecke zwischen \u00ab und b, u und U im Vergleich zu der zw is eben a","page":208},{"file":"p0209.txt","language":"de","ocr_de":"2. Verfahren, die thierisch-elektrischen Str\u00f6me abzuleiten. 209\nmul V. d und b. die negativen Platten mit H\u00fclfe der Ladungen schnei-1er positiv werden. Dies gilt auch dann noch, wenn von allen vier Platten nur eine mit den \u00fcbrigen ungleichartig ist, der Str\u00f6mungsvorgang also mit dem in dem erster\u00f6rterten Falle \u00fcbereinkommt.\nIch kann, wie gesagt, kein numerisch bestimmtes Beispiel von der Wirkung dieser Anordnung anf\u00fchren, was aus vielen Gr\u00fcnden kaum ausf\u00fchrbar sein w\u00fcrde; ganz unzweifelhaft aber ist, dafs in F\u00e4llen, wo die beiden Platten des einen Paars auf die n\u00e4mliche Weise, z. B. mit alkalisch reagirendem Blute, verunreiniget worden waren, die dadurch entstandene Ungleichartigkeit zum Schweigen gebracht werden konnte, indem ich dieselben absichtlich in der eben bezeichnten Weise vertauschte. In der That habe ich mich seitdem stets doppelter Multi-plicatorenden bedient, wozu, wenn es dem Gesagten nach, hei der Aufmerksamkeit, die auch dem kleinsten die Gleichartigkeit der Platten m\u00f6glicherweise bef\u00f6rdernden Umstand geb\u00fchrt, noch noting sein sollte, \u00fcbrigens schon die Wahrnehmung auffordert, dafs, w\u00e4hrend man bis zu einer gewissen Grenze die Platinenden nicht grofs genug nehmen kann, Platten von mehr als 25 \u2014 30mra Breite hei 65 \u201475mm L\u00e4nge sich nicht mehr gut gleichm\u00e4fsig ausgl\u00fchen lassen.\n2. Von der Art und Weise, die thierischen Theile mit den metallischen Multiplicatorenden in Verbindung zu bringen.\nWir sind jetzt im Besitze gleichartiger metallischer Multiplicatorenden. Es handelt sich darum, sie mit den thierischen Theilen in Verbindung zu bringen, ohne dafs sie ihre Gleichartigkeit cinb\u00fcfsen. Es bieten sich zwei Methoden dar. Entweder, und dies scheint das einfachere und nat\u00fcrlichere, wir heben die Platten aus der Fl\u00fcssigkeit heraus, in der sie gleichartig geworden und auf diesen Zustand gepr\u00fcft worden sind, und legen sie an die thierischen Theile an, oder, wir lassen sie in ihrer Fl\u00fcssigkeit stehen, vertheilen diese jedoch von vorn herein in zwei gesonderte, durch einen feuchten, mit der Fl\u00fcssigkeit gleichartigen Leiter verbundene Gef\u00e4fse, in deren jedes ein Multiplicatorende taucht, entfernen diesen Leiter im Augenblick des Versuches und bringen die thierischen Theile an seine Statt. Das letztere Verfahren ist, trotz seiner anscheinend gr\u00f6fseren Verwickelung, das hei weitem vorz\u00fcglichere, ja, \u00fcber gewisse Grenzen hinaus, sogar das einzig anwendbare. Folgende Punkte kommen bei der vergleichenden Beurthei-lung beider Methoden in Betracht.\n(1) Die Platten sind erstens nur so lange mit Gewifsheit als gleichartig zu betrachten, als sie in der Fl\u00fcssigkeit, in der sie es ge-\n14","page":209},{"file":"p0210.txt","language":"de","ocr_de":"210\n\u25a02. Abschi. Kap. T. \u00a7. TTT. 2. Verfahren,\nworden sind, v\u00f6llig nnverr\u00fcckt stehen bleiben. Hebt man z. B. eine Platte in die H\u00f6he und taucht sie wieder ein, oder schwenkt man die Fl\u00fcssigkeit so, dafs sie vorher unbenetzte Punkte der metallischen Oberfl\u00e4chen besp\u00fchlt, so entsteht auf der Stelle ein Strom, der die Richtung von der bewegten oder frisch besp\u00fchlten Platte zu der ungest\u00f6rt gebliebenen hat. Dies sind die bekannten Str\u00f6me wegen ungleichzeiligen Eintauchens, von denen fr\u00fcher bereits die Rede war (S. 119. 146), und deren Ursache, so vielen dar\u00fcber ge\u00e4nderten Vermuthuu-gen zum Trotz, immer noch im Dunklen zu liegen scheint. 1 lieht man beide Platten gleichzeitig empor, und senkt sie ebenso gleichzeitig wieder ein, so zeigt sich kein Strom. Dies hat bereits bei freiester Handhabung der Metalle in einem Gef\u00e4fse mit Fl\u00fcssigkeit seine nicht geringen Schwierigkeiten. Man kann sich leicht denken, wie dieselben wachsen, wenn cs darauf ankommt, die Platten, m\u00f6glicherweise in verschiedener Richtung und Lage, mittelst unsymmetrischer Bewegungen der beiden H\u00e4nde, an zarte, kleine, vielleicht gar lebhaft bewegte tliie-rische Theile anzulegen. Obwohl die Str\u00f6me wegen ungleichzeiligen Eintauchens, wie man sich dem negativen Pole der galvanischen Spannungsreihe n\u00e4hert, und schw\u00e4cher erregende Fl\u00fcssigkeiten als feuchte Leiter anwendet, aufserordenllich an St\u00e4rke abnehmen, bleiben sie doch immer grofs genug, um nicht selten die Wahrnehmung aller Erfolge zu tr\u00fcben, wo nicht v\u00f6llig unm\u00f6glich zu machen. Bei dem zweiten Verfahren f\u00e4llt hingegen dieser Ucbelstand vollst\u00e4ndig weg. Allerdings ist noch zu ber\u00fccksichtigen, dafs durch das Eintauchen der thierischen Theile ein Anwogen der Fl\u00fcssigkeit gegen die Platten fast nothwendig bewirkt werden mufs, demzufolge auch Str\u00f6me wegen ungleichzeitigen Eintauchens entstehen k\u00f6nnen. Wir werden jedoch die Mittel kennen lernen, diesem Mangel auf das bequemste und sicherste abzuhelfen.\n(2) Ferner wissen wir bereits von fr\u00fcher her (S. oben S. 135).\n1 Yergl. Fechner\u2019s Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie u. s. \\\\. Kap. XXXVIII. S. 466. ' und Pfaff in Geuler\u2019s physikalischem YV\u00f6rterbuchc Th. IV. 2te Ahth. 1828. S. 698. \u2019 \u2014 Hier steht die \u00e4ltere Literatur; hinzuzufiigen ist Becquerel in seinem Trait\u00e9 etc. 1. II. 1834. p. 74. * \u2014 G. J. B. Karsten, Sendschreiben an v. Humboldt \u00fcber Contactelektricit\u00e4l. 1836. S. 39. * \u2014 Henrici in seiner Schrift: Leber die Elektricit\u00e4t der galvanischen Kelle. G\u00f6ttingen 1840. S. 197. XIV. 1. * \u2014 Por.r.ENDORFF in seinen Annalen it. s. \\v. 1840. Bd. XLIX. S. 41. Anin. * \u2014 H. Schr\u00f6der ebendas., 1841. Bd. L14 . S. 57. * \u2014 Edmond Becquerel in Archives de 1 Electricit\u00e9, t. I. 1841. p. 283. Note. \" \u2014 Henrici in Poggf.ndorff\u2019s Annalen u. s. w. 1842. Bd. LV. S. 258.* \u2014 Faraday, Experimental Researches in Electricity (Collected from the Philosophical Transactions) vol. II. London 1844. Series XL II. No. 1918. p. 60.* \u2014 Matteucci, Trait\u00e9 etc. p. 37. 38. \u2018","page":210},{"file":"p0211.txt","language":"de","ocr_de":"die thierisch-elektrischen Strome abzuleilen.\n211\ndafs an der Oberfl\u00e4che der thierischen Theilc vorhandene Ungleichartigkeiten st\u00e4rker elektromotorisch wirken werden, wenn sie unmittelbar mit den metallischen Multiplicatorenden in Ber\u00fchrung kommen, als wenn sie durch eine Schicht gleichartiger Fl\u00fcssigkeit davon getrennt sind.\n(3)\tSodann wachsen die Widerst\u00e4nde an der Grenze der festen und fl\u00fcssigen Leiter bekanntlich im umgekehrten Verh\u00e4ltnifs der Gr\u00d6fsc der benetzten Oberfl\u00e4chen. Vorz\u00fcglich hei Platin sind diese Widerst\u00e4nde grofs. Unser Bestreben mul's also dahin gehen, die benetzten Oberfl\u00e4chen m\u00f6glichst auszudehnen. Dieser Forderung kann mittelst des ersten Verfahrens indefs nicht Gen\u00fcge geleistet werden, denn die Folge wird lehren, dafs die ihierisclien Tlieile, mit wenigen unwesentlichen Ausnahmen, stets dem Frosch entnommen, also nur von sehr geringer Gr\u00f6fse sind. Bei der Ber\u00fchrung z. B. des Stumpfes eines durchschnittenen Nervus ischiadicus vom Frosch w\u00fcrde die benetzte Oberfl\u00e4che nur einen sehr kleinen Bruchtheil von einem Ouadratmilli-ineter ausmachen. Bei der zweiten Methode f\u00e4llt diese Beschr\u00e4nkung fort. Man kann in den Gef\u00e4fsen, mit deren Fl\u00fcssigkeit man die tliie-rischen Tlieile in Ber\u00fchrung bringt, eine Metalloberfl\u00e4che von beliebiger Ausdehnung entfalten. Was den Widerstand der Fl\u00fcssigkeit selbst betrifft, so ist seine Einschaltung kein namhaftes Ilinderuifs. Erstens kann man sich eines solchen feuchten Leiters bedienen, dessen eigentldimliches Leitungsverm\u00f6gen, bei sonst gleichen Mafsverh\u00e4lt-nissen, das der thierischen Tlieile um Vieles \u00fcbertrifft; f\u00fcrs zweite steht es frei, durch Verk\u00fcrzung und Verdickung der Fl\u00fcssigkeitsstrecke zwischen denselben und den metallischen Multiplicatorenden den Widerstand dieser Strecke gegen den der Nerven, Muskeln u. s. w. selbst nahezu verschwinden zu machen. Zwar ist hei den thierisch-elektrischen Versuchen von genauer Vergleichbarkeit der Ergebnisse auch nicht entfernterweise die Rede, indessen ist es doch immer w\u00fcnschenswert!!, m\u00f6glichst viele Ver\u00e4nderliche aus den Bedingungen, unter denen man arbeitet, zu verbannen, was bei best\u00e4ndiger Oberfl\u00e4che in dem zweiten Verfahren geschieht, w\u00e4hrend beim ersteren die Gr\u00f6fse derselben meistens von der Gr\u00f6fse des thierischen Thciles ab h\u00e4ngen wird, an den sie angelegt wird.\n(4)\tDafs, bei der Methode des Anlegens, auf die Vortheile, die aus der Anwendung doppelter Multiplicatorenden erwachsen m\u00f6gen, Verzicht geleistet werden mufs, will ich nur nebenher erw\u00e4hnen. Von gr\u00f6fserer Bedeutung ist die folgende Bemerkung. Wenn, bei dem anderen Verfahren, die Theilc mit den Fl\u00fcssigkeiten der Gef\u00e4fse in Ber\u00fchrung gebracht sind, ist der Versuch in Ordnung, und der Beobachter kann sich entweder ruhig der Wahrnehmung des Erfolges, oder der\n14\"","page":211},{"file":"p0212.txt","language":"de","ocr_de":"212\t2. Abschn. hap. I. \u00a7.IH.2.3. Verfahren und Vorrichtung,\nHandhabung von H\u00fclfsvorriebtungen hingeben. Dies ist nun gerade die Bedingung einer Menge der wichtigsten Versuche, bei denen es n\u00e4mlich darauf ankonunt, den Einflufs zu erfahren, den gewisse, nachmals eingefiihrte Umst\u00e4nde, auf die Gr\u00f6fse der thierisch-elektrischen Erscheinungen \u00e4ufsern. Bei der Methode durch Anlegen entgehen Einem hier die mannigfaltigsten Vortheile. Will man eine best\u00e4ndige Ablenkung beobachten, so mufs man die Multiplicatorenden so lange still an den thierischen \u00efheilen halten, als die Stromeswirkung dauern soll, d. h. unter Umst\u00e4nden eine ziemlich lange Reihe von Minuten. Dabei erregt aber, wohlbemerkt, die geringste Verschiebung, vorz\u00fcglich der negativen Platte, die bekannten Str\u00f6mungen wegen Ersch\u00fctterung der polarisirten Elektroden. 1 2 Abgesehen davon ist man mit beiden H\u00e4nden an den Versuch gebunden; um eine neue Bedingung ins Werk zu setzen, bedarf es eines Geh\u00fclfen, ja zur blofsen Beobachtung w\u00e4hrend einer best\u00e4ndigen Ablenkung m\u00f6chte es zwcckm\u00e4fsig sein, sich eines solchen zu bedienen, da man bekanntlich sehr schwer die H\u00e4nde ganz unverr\u00fcckt halten kann, ohne hinzusehen, geschweige, wenn man anderw\u00e4rts genau beobachten will.\nMan sieht demnach, dafs die Methode durch Anlegen der Methode durch Eintauchen in vielen Punkten nachsteht, dagegen keinen bekannten Vortheil vor derselben darbietet. Nur in den F\u00e4llen, die aber bis jetzt keinesw'eges die lehrreichsten gewesen sind, und beinahe stets mit Nutzen auf anderem Wege werden ersetzt werden k\u00f6nnen, wro man an greiseren Thieren, vorz\u00fcglich lebendigen und warmbl\u00fctigen, die elektrischen Zust\u00e4nde von Organen in ihrer nat\u00fcrlichen Lage erforschen wollte, und, so weit ich mir, ohne eigene Erfahrungen, ein Urtheil dar\u00fcber Zutrauen darf, bei den elektromotorischen Fischen, m\u00f6chte das Verfahren des Anlegens nicht zu entbehren sein. Bei den letzteren \u00fcbrigens d\u00fcrften, wegen der St\u00e4rke der zu beobachtenden Wirkungen, die diesem Verfahren zugeschriebenen Uebelst\u00e4nde verschwindend aus-fallen. Es ist dasselbe denn auch hier allgemein in Gebrauch gezogen und, wie es scheint, zweckdienlich befunden worden. a\n1\tFechner, Mafsbestimmungen \u00fcber die galvanische Kelle. Leipzig 1831. 4\u00b0. S. 249. 9. * \u2014 Faraday, Experimental Researches in Electricity (Collected from the Philosophical Transactions), vol. II. London 1844. Series XVII. (30. January 1840.) No. 1919. p. 61.* \u2014 Vorsselman de Heer in Poo gendorff\u2019s Annalen h. s. vv. Januar 1840. lid. XLIX. S. 109. * \u2014 S. auch unten, Kap. II. dieses Abschnitts \u00a7. h. 2 und 3. Absclin., Kap. V. \u00a7. in. 5.\n2\tYergl. Becquerel in seinem Trait\u00e9 eie. t. IV. p. 267.* \u2014 Matteucci, Essai eie. p. 43. \u2014 Trait\u00e9 etc. p. 144.* \u2014 Linari, Biblioth\u00e8que universelle. Novembre 1838. Nouvelle Serie, t. XVIII. p. 155.* \u2014 Faraday, Experimental Researches etc. vol. II. .Series XV. (15. Nox eniber 1838.) No. 1757\u20141759. p. 4. 5, \u2019","page":212},{"file":"p0213.txt","language":"de","ocr_de":"thierische Str\u00f6me abiulpilen, \u2014 (1) Zulpitungsgef\u00e4fse.\n213\nWir werden uns dagegen der Methode des Eintauchens zu bedienen haben. Man hat bereits erkannt, dafs dieselbe nichts anderes ist, als das von Nobili und von Matteucci in seinen bis hieher dargestellten Arbeiten angewendete Verfahren. In allen seinen sp\u00e4teren Arbeiten hat aber Matteucci dasselbe hintangesetzt und sich der Methode des Anlegens bedient, ohne sich \u00fcbrigens auf die Rechtfertigung einer so bedeutenden Ab\u00e4nderung seiner Beobachtungsweise einzulassen. Die Art, wie Matteucci diese letztere Methode ins Werk gesetzt hat und wie es ihm gelungen ist, einige ihrer Uebelst\u00e4nde zu besiegen, sowie die seltsamen Consequenzen, zu denen er durch die noch un\u00fcberwundenen gef\u00fchrt worden ist, werden sp\u00e4ter zur Er\u00f6rterung kommen.\n3. Beschreibung der Vorrichtung.\n(i) Die Z u 1 e ilun gsgef\u00e4 fs e.\nDie Vorrichtung, mit deren H\u00fclfe wir das Verfahren des Eintauchens ins Werk setzen wollen, mufs, den bekannten Gesetzen der Fortpflanzung galvanischer Str\u00f6me gem\u00e4fs, auf m\u00f6glichst geringen Widerstand von Seiten der Fl\u00fcssigkeit selbst und an den Grenzen derselben und der metallischen Multiplicatorenden berechnet sein. Es m\u00fcssen also diese sowohl von betr\u00e4chtlicher Ausdehnung, als auch so eingerichtet sein, dafs man sie den thierischen Theilen m\u00f6glichst nahe bringen, und dadurch die vom Strom zu durchlaufende Fl\u00fcssigkeitss\u00e4ule m\u00f6glichst abk\u00fcrzen k\u00f6nne, und auch in den \u00fcbrigen Punkten ihrer L\u00e4nge isL dieser S\u00e4ule ein m\u00f6glichst grofser Querschnitt zu crtheilen. Von der n\u00e4heren Beschaffenheit der Fl\u00fcssigkeit selbst, welche aufserdem noch mancherlei Bedingungen zu gen\u00fcgen hat, wird nachmals die Rede sein.\nFolgendes ist die Gestalt der Vorrichtung, wie ich mich ihrer zuletzt mit hinreichendem Erfolge bedient habe. Ich werde dieselbe in der Folge mit dem Namen der \u00bbZuleitungsgef\u00e4fse\u00ab bezeichnen. Sie wurde von Herrn Kleiner, nach meiner Angabe, ausgef\u00fchrt, und besieht aus zwei v\u00f6llig symmetrischen H\u00e4lften, deren jede einem Mul-tiplicatorende angeh\u00f6rig ist. Die zur Linken des Beobachters befindliche H\u00e4lfte sieht man Fig. 6 abgebildet.\nIn die obere Fl\u00e4che eines mit Bernsteinlack gefirnifsten Brettchens von 112mm L\u00e4nge, 92mm Breite und 18mm Dicke ist eine kreisf\u00f6rmige Vertiefung von 82\u201d\u201c\" Durchmesser und 5\"\"\" Tiefe ausgeschnitten, so dafs ihr Mittelpunkt 66mm von dem hinteren Rande des Brettchens liegt, dafs also vor derselben nur ungef\u00e4hr 5mm, hinter ihr 25mm von der L\u00e4nge desselben \u00fcbrig bleiben. Die beiden vorderen Ecken des Brettchens sind in 5mm Entfernung rund um die Vertiefung fortgenommen worden,","page":213},{"file":"p0214.txt","language":"de","ocr_de":"214\t-\u2022 Absvlm- Kap. I. \u00a7, III. 3. (i, \u00ab, m) Von den Zule'Uunijsyef\u00e4fsen,\nwelche also nach vorn durch einen ringf\u00f6rmigen 5'\"\"\u2019 hohen und breiten Rand begr\u00e4nzt ist. In dieser Vertiefung steht das Zuleitungsgef\u00e4fs, ein cylindrisches, mit Bernsteinlack gefirnifstes Glas von 76mm Durchmesser im Glase, hei 61mm H\u00f6he. Der Raum des Brettchens hinter dem Glase, welches in der Vertiefung einige Millimeter Spielraum hat, tr\u00e4gt, etwas seitw\u00e4rts von der L\u00e4ngsmiltellinie, eine mit Glas durchbrochene Messings\u00e4ule von U5mm H\u00f6he \u00fcber dem Breite. An derselben ist, mittelst der einen seiner Durchbohrungen, ein doppelt durchbohrter Klotz auf und nieder verstellbar, durch dessen andere Durchbohrung eine wagrechte Messingstange in der L\u00e4ngsmittelebene der Vorrichtung und in beliebiger H\u00f6he \u00fcber dem Glase hin- und wiederl\u00e4uft. Das hintere Ende dieser Stange ist senkrecht durchbohrt und, zur Befestigung schraubenf\u00f6rmig aufgerollter Zuleitungsdr\u00e4hte, welche zu den in das Galvanometerconsol eingelassenen Schraubenklemmen f\u00fchren, mit einer Kl emmschraube versehen. Ihr vorderes Ende tr\u00e4gt dagegen eine flache, mit zweien Klemmschrauben versehene Blechklemme, in welche zwei Platinblechc, von 26.\u00f6\"\u2122\u201d Breite und 65.5\"\u201d\" L\u00e4nge mit ihrem \u00e4ufsersten Rande eingespannt sind. Die Messingstangen haben, mit Ausnahme des viel dickeren unteren Theiles der senkrechten S\u00e4ule, der durch einen Glasstab unterbrochen ist, 7mm Durchmesser; die wagrechte Stange milst beil\u00e4ufig 118mm L\u00e4nge, und die Blechklemme an ihrem vorderen Ende 70mm L\u00e4nge und 13mm Breite.\nDie beiden H\u00e4lften der Vorrichtung stehen auf einem v\u00f6llig ebenen, gefirnifsten Brette von 320mm L\u00e4nge auf 210mm Breite, und ihre eigenen unteren Fl\u00e4chen m\u00fcssen gleichfalls gut geebnet sein, da man h\u00e4ufig einer sehr zarten Verschiebung beider gegeneinander und gegen andere Vorrichtungen bedarf. Die Verstellung der wagrechten Messingstange dient dazu, die Platinplatlen m\u00f6glichst nahe an die eingetauchten thierischen Theilc bringen zu k\u00f6nnen.\n(ii) Umh\u00fcllung der Platten.\nFolgender einfache Kunstgriff sichert vor Str\u00f6men wegen ungleich-zeiligen Eintauchens durch Anwogen der Fl\u00fcssigkeit gegen die Platin-platten, ohne, wie dies bei Matteucci\u2019s Einrichtung mit den vier Gcf\u00e4fsen (S. oben S. 119. 134) der Fall war, eine merkliche Vergr\u00f6fse-rung des Leitungswiderstandes nach sich zu ziehen. Man h\u00fcllt n\u00e4mlich die Platten bis \u00fcber die Oberfl\u00e4che der Fl\u00fcssigkeit in einen dicht anliegenden Mantel von Fliefspapier. Dieser h\u00e4lt sich fortw\u00e4hrend mit Fl\u00fcssigkeit getr\u00e4nkt, so dafs beim Anwogen keine noch unbenctzten Stellen der metallischen Oberfl\u00e4chen getroffen werden. Die H\u00fclle mache ich aus leicht fillrircndcm schwedischen Fliefspapier. Gew\u00f6hnlich reichte","page":214},{"file":"p0215.txt","language":"de","ocr_de":"!1er PluttenbeJddUunij und der Zuleitungs\u00df\u00fcssiglceit.\n215\ndieselbe 50ram hoch an den Platten hinauf, so dafs jede eine einfache benetzte Oberfl\u00e4che von 13.25 Qnadratcentimeter darbot. Mit seinem oberen Rande wird das Papier mittelst unliltrirten Schellackfirnisses an die Platte festgeklebt. Man h\u00fcte sich vor Luftblasen, die sich etwa unter demselben gefangen haben: die abwechselnde Benetzung und Austrocknung der darunter gelegenen Stellen setzt fortw\u00e4hrend elektromotorische Ungleichartigkeiten. Zwischen dem oberen Saume der Bekleidung und dem Rande der Platte, der in die Blecliklemme eingespannt wird, ist die Platte mit Copal, der in Aether gel\u00f6st ist, zu firnissen. Der verdampfende Aether l\u00e4fst das Harz schnell als unzusammenh\u00e4ngenden weifslichen Ueberzug auf dem Platin zur\u00fcck; mehrmaliges Durchziehen durch eine kleine Spiritusflamme reicht jedoch zum Anschmelzen desselben hin. Diese Bedeckung des oberen Theiles der Platte mit Harzen hat aufser einem sp\u00e4ter zu erw\u00e4hnenden Zweck noch denjenigen, dafs wenn die Fl\u00fcssigkeit einmal beim Anwogen eine unbekleidete Stelle der Platte treffen sollte, doch keine Str\u00f6me wegen ungleichzeitigen Eintauchens entstehen. Man fragt, weshalb nicht statt der Einh\u00fcllung einfach die Platten bis unter die Oberfl\u00e4che der Fl\u00fcssigkeit mit Firnifs \u00fcberzogen worden sind? Die Einh\u00fcllung bietet jedoch mehrere Vortheile dar. Erstens werden gewisse Verunreinigungen, welche bei den thierisch-elektrischen Versuchen Vorkommen, z. B. mit Blut, Schleim u. d. m. dadurch von den Platinplatten abgehalten; zweitens kann man, mit H\u00fclfe derselben, die benetzte Oberfl\u00e4che eher noch vergr\u00f6fsern, w\u00e4hrend man sie, um die Platten durch Firnifs gegen das Anwogen zu sch\u00fctzen, verkleinern m\u00fcfste; drittens giebt sie ein mehr sicheres Schutzmittel gegen diesen Hebels land ab, als die harzigen Ueberz\u00fcge, da die Platten doch stets nur aus leicht zu verbiegendem Blech bestehen, so dafs bald Spr\u00fcnge in den Firnifsschicliten zu Stande kommen. Einen vierten Umstand, der die Umh\u00fcllung der Platten sogar unumg\u00e4nglich noth wendig macht, werden wir sp\u00e4ter noch kennen lernen.\n(in) Die zuleitende Fl\u00fcssigkeit.\nVon grofser Wichtigkeit ist nun die Wahl der Fl\u00fcssigkeit, mit der wir unsere Gef\u00e4fse anf\u00fcllen wollen. Diese Fl\u00fcssigkeit mufs nat\u00fcrlich v\u00f6llig gleichartig, und ihr eigenthiimlicher Widerstand m\u00f6glichst gering sein; sie mufs aber zugleich so beschaffen sein, dafs Platinenden darin leicht gleichartig werden und bleiben; endlich d\u00fcrfte sie, genau genommen, auch nicht zu stark \u00e4tzend wirken, da die thierischen 1 heile mit derselben in Ber\u00fchrung kommen sollen. Leider sind meine Erfahrungen \u00fcber diesen Punkt sehr eingeschr\u00e4nkt geblieben. Die Fl\u00fcssigkeit, deren ich mich ausschliefslieh bedient habe, ist ges\u00e4ttigte filtrirte","page":215},{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"216\nAbschn, Kap. 1, \u00ff\u201c, ///, .\u2018A (m) Von der Zuleitimgs\u00dfiiss'n\u00dfcit.\nKochsalzl\u00f6sung, Diese erf\u00fcllt, dem Anscheine nach, die obigen Bedingungen hinl\u00e4nglich. Ges\u00e4ttigt nehme ich sie, um der vollkommenen Gleichartigkeit gewifs zu sein, 1 weshalb auch stets Kochsalzkrystalle auf dem Boden der Gef\u00e4fse liegen m\u00fcssen. Die Platten werden ohne Umst\u00e4nde gleichartig darin. Was das An\u00e4tzen betrifft, so mufs man, wenn man nicht auf das Leitungsverm\u00f6gen der Fl\u00fcssigkeit Verzicht leisten will, entweder, hei roheren Versuchen, dasselbe ungest\u00f6rt vor sich gehen lassen, was wirklich h\u00e4ufig ohne allen Nachtheil geschehen kann, oder, hei feineren, die thierischen Theile auf eine gewisse Art davor sch\u00fctzen, die unten beschrieben werden wird. Die St\u00e4rke der Str\u00f6me, welche die Kochsalzl\u00f6sung zuliefs, war f\u00fcr mein Instrument in den meisten F\u00e4llen durchaus hinreichend; indessen verdient jedes Mittel Aufmerksamkeit, wodurch diese St\u00e4rke noch erh\u00f6ht werden k\u00f6nnte, und dieses w\u00fcrde allerdings vorzugsweise in der Verminderung des eigent\u00fcmlichen Widerstandes der Fl\u00fcssigkeit zu suchen sein, da es nicht zu hoffen steht, dafs man denselben durch Ver\u00e4ndenuur\nb\nder Mal sc des feuchten Leiters noch sonderlich werde verringern k\u00f6nnen. Bei der schon jetzt vorhandenen K\u00fcrze n\u00e4mlich der Fliissigkeits-s\u00e4ulc scheint eine Vergr\u00f6fserung des Querschnittes derselben nur von kleiner Bedeutung f\u00fcr die Leitungsf\u00e4higkeit sein zu m\u00fcssen, weil die neuen Bahnen, die dem Strom dadurch ge\u00f6ffnet werden, so aufser-ordentlich viel l\u00e4nger als die k\u00fcrzesten Abst\u00e4nde von den thierischen Theilen nach den Platinplatten ausfallen.\nMattei cci, der sich hei seinen neueren Arbeiten (S, unten, No. 4) f\u00fcr gew\u00f6hnlich destillirten Wassers oder sehr verd\u00fcnnter Seesalzl\u00f6sung als Leitungsfl\u00fcssigkeit bediente, hat einige Versuche gemacht, in denen er dieselben mit verschiedenen feuchten Leitern von mannigfacher chemischer Beschaffenheit vertauschte: mit verd\u00fcnnter Schwefel-, Salpeter-lind Salzs\u00e4ure, Kali-, Natron-, Kalk- und Barythydratl\u00f6sung, und schwefelsaurer Kalil\u00f6sung, 2 Indessen hatte er dabei nicht sowohl den praktischen Gesichtspunkt im Auge, eine m\u00f6glichst zweckdienliche Leitungsfl\u00fcssigkeit zu den thierisch-elektrischen Versuchen auszumitteln, als denjenigen, den Nachweis zu f\u00fchren, dafs die Richtung der Str\u00f6me von der chemischen Natur dieser Fl\u00fcssigkeit unabh\u00e4ngig sei. Es zeigte\n1 \u00bb Concentrirte (Lei 12\u00b0 R.) Chlornatriuml\u00f6sung war positiv gegen L\u00f6sungen, \u00bbdie 0,001; 0,01; 0,1 Chlornatrium enthielten. \u00ab Walcker in Poggendorff\u2019s Annalen u. s. \\v. 1825. Bd. IV. S. 324. * \u2014 Humphry Davy in Philosophical Transactions etc. tor the Year 1826. p. III. p. 404. * \u2014 Becquerel, Trait\u00e9 exp\u00e9rimental de l\u2019\u00c9lectricit\u00e9 et du Magn\u00e9tisme, t. IV. 1836. p. 200. *\n\u201c Annales de Chimie cl de rhvsiijue. Novembre 1842. 3. S\u00e9rie. 1. VI p. 322. *","page":216},{"file":"p0217.txt","language":"de","ocr_de":"217\n(iv) Von der feuchten Kammer\nsich, dal's die S\u00e4uren die st\u00e4rkste Wirkung hervorbraclitcn; daun kamen die Salze, endlich die alkalisch rcagirenden Fl\u00fcssigkeiten.\nIch seihst habe noch nicht Zeit gefunden, mich mit Versuchen in jenem Sinne zusammenh\u00e4ngend zu besch\u00e4ftigen. Ich habe nur, im Beginn meiner Untersuchungen, einmal Schwefels\u00e4ure Kupferoxydl\u00f6sung, Chlorammonium und Ouecksilberchloridl\u00f6sung versuchsweise in Anwendung gebracht. Bei der Wahl derselben hatte ich mich durch keine andere R\u00fccksicht leiten lassen, als dafs ich sie in den Lehrb\u00fcchern unter den bestleitenden Salzl\u00f6sungen aufgef\u00fchrt fand, w\u00e4hrend Kochsalzl\u00f6sung gerade eine der am wenigsten leitenden sein w\u00fcrde. 1 Diese Wahl war indessen keine sehr gl\u00fcckliche gewesen; zwar erschienen die Wirkungen der thierischen Theile in allen dreien aufserordentlich verst\u00e4rkt, allein ebenso wurden sie auch mit der gr\u00f6bsten Heftigkeit angegriffen, und vollends auf keine Weise wollte es mir damals gelingen, die Platinenden gleichartig zu erhalten. Von der schwefelsauren Kupferoxydl\u00f6sung, wo sich schliefslich Kupferspuren auf der einen Platte vorfanden, und auch der Sublimatl\u00f6sung, wo sich ein farbenspielender Ueberzug niederschlug, h\u00e4tte, ich dies einigermafsen vorhersehen k\u00f6nnen. Die Kupferl\u00f6sung hot noch aufserdem den Nachtheil dar, dafs hei der h\u00e4ufig nicht zu vermeidenden Benetzung der st\u00e4hlernen Schneidewerkzeuge mit der Zuleitungsfl\u00fcssigkeit diese sich mit einer Kupferhaut bekleideten und ihre Sch\u00e4rfe einb\u00fcfsten. Vielleicht w\u00fcrde es sich der M\u00fche verlohnen, einen Versuch mit ges\u00e4ttigter Alaunl\u00f6sung anzustellen, deren eigenthiimliches Leitungsverm\u00f6gen gleichfalls sehr hoch zu stehen scheint, wenn man hier nicht etwa durch Temperaturunterschiede Entstehung von Ungleichartigkeiten zu besorgen h\u00e4tte. Von S\u00e4uren w\u00fcrden sich begreiflich nur die nicht fl\u00fcchtigen, Schwefel- und Phosphors\u00e4ure, in hinl\u00e4nglicher Verd\u00fcnnung anwenden lassen. Abgesehen von dem heftigen An\u00e4tzen der thierischen Theile sowohl als der Schneidewerkzeuge, w\u00fcrde ich auch hei ihrem Gebrauche die B\u00fcrgschaft ungern vermissen, welche wenigstens hei den meisten Salzl\u00f6sungen der Zustand der S\u00e4ttigung gew\u00e4hrt. Ucber einen anderen hier noch anzustellenden Versuch, den Ausschhifs der Ladungen durch Anwendung von Metallsalzl\u00f6sungen zwischen Elektroden aus demselben Metall betreffend, s. unten, \u00a7. IV. No. 2.\n(iv) Von der Art und Weise, die Vorrichtung in brauchbarem Zustande aufzubewahren.\nDer S\u00e4ttigungszustand der zuleitenden Salzl\u00f6sung bringt leicht einen \u00e4ufserst l\u00e4stigen Umstand mit sich. Bei einiger Trockenheit der\n1 S. Fechnek\u2019s Lehrbuch u, s. w. S. 234 ff., S. 549 ff. *","page":217},{"file":"p0218.txt","language":"de","ocr_de":"2 IS -\u2022 Abschn. Kap. 1. \u00a7, III. 3. (iv, v) Von der feuchten Kammer\numgebenden Luft n\u00e4mlich ist, durch die fortw\u00e4hrende Verdunstung der L\u00f6sung, das Salz ebenso in fortw\u00e4hrendem Ilerauskrystallisiren begriffen, und zwar vorzugsweise an der Oberfl\u00e4che der Fl\u00fcssigkeit, rings um die H\u00fcllen der Platinplatten sowohl, als an dem Rande der Gef\u00e4l'se, welche unabl\u00e4ssig von Krystallvegetationen beklettert werden. Erstrecken sich dieselben erst einmal \u00fcber den Rand der Gl\u00e4ser hinaus, so findet man nach Ablauf weniger Stunden die Vorrichtung von Fl\u00fcssigkeit halb entleert und den Arbeitstisch damit \u00fcberschwemmt. Weit gr\u00f6fseren Schaden richten sie jedoch bei ihrem Ansteigen l\u00e4ngs der metallischen Multiplicatorendcn an. W\u00e4re der Raum oberhalb des festgeklebten Randes der Fliefspapierbiille nicht gefirnifst, so w\u00fcrden hier alsbald Logiciel lartigkci ten wegen ungleichzeitigen Eintauchens entstehen, wie man dies in der That beobachtet, wenn die Firnifsdecke durch Risse unterbrochen ist; denn durch die unabl\u00e4ssig, wenngleich noch so langsam fortkriechende Schicht durchfeuchteter Salzkrystalle werden stets neue Punkte der Platinoberfl\u00e4che mit der Fl\u00fcssigkeit in Ber\u00fchrung gebracht. Erreichen die Krystalle endlich die Messingklemmen, so ist begreiflich die Vorrichtung vor der Hand unbrauchbar; man hat in dem Mulli-plicatordraht eine Nebenschliefsung zu einer Platin-Messingkette mit ges\u00e4ttigter Kochsalzl\u00f6sung als feuchtem Leiter, welche, wie ung\u00fcnstig auch das Verh\u00e4ltnifs der Widerst\u00e4nde der Nebenzweige sich stellt, an meinem Instrumente doch immer einen Ausschlag von mehreren 50\u00b0 und eine best\u00e4ndige Ablenkung von 10 \u2014 15\u00b0 hervorzubringen im Stande ist. In diesem Falle bleibt nichts \u00fcbrig, als die Vorrichtung auseinanderzunehmen, was um so schleuniger geschehen mufs, als durch die Wirkung jener Kette die Messingklemmen lebhaft angegriffen werden.\nDie verderbliche Wirkung des Kletterns der Salzkrystalle w\u00e4hrend der Arbeitszeit selbst m\u00f6glichst zu verz\u00f6gern und zu verh\u00fcten, dient zum Theil das Ankleben der H\u00fcllen an die Platten mit Firnifs, wie auch der harzige Ueberzug der letzteren oberhalb der Bekleidung mit Fliefspapier, ferner das Firnissen des Randes der Gef\u00e4fse selbst mit Bernsteinlack. Sodann mufs ich rathen, die Platinplatten l\u00e4nger zu nehmen, als die mehligen sind, damit der Abstand zwischen der Oberfl\u00e4che der Fl\u00fcssigkeit und dem unteren Rande der Blechklemmen gr\u00f6fser ausfalle. Meine Platten waren, wie bemerkt, gew\u00f6hnlich 50'\"'\" hoch bekleidet und steckten 2.5mm tief in den Klemmen, so dafs ungef\u00e4hr 13\"\"\u201d zwischen dem oberen Rande der H\u00fclle und dem Messing \u00fcbrig blieben; man wird diesen Raum jedoch mit Vortheil verdoppeln k\u00f6nnen. Auch nehme man, der Haltbarkeit der harzigen Ueberz\u00fcge halber, das Platinblech nicht zu d\u00fcnn, wie es denn \u00fcberhaupt den Elektrikern bekannt sein wird, dafs der h\u00f6here Preis schwererer Platten","page":218},{"file":"p0219.txt","language":"de","ocr_de":"und dem Schliefsungsrohre,\n219\ndurch eine grofse Menge kleiner Bequemlichkeiten hei ihrer Handhabung reichlich aufgewogen wird. Die meinigen sind beil\u00e4ufig im Mittel etwas \u00fcber 2\u00ae' schwer.\nUm aber die Vorrichtung w\u00e4hrend der Zeit, dafs nicht daran gearbeitet wird, \u00fcber Nacht, oder auch Tage, ja Wochen lang ganz vor jenem Uebelstande zu sch\u00fctzen, kenne ich kein anderes Mittel als folgendes. In ein stark mit Bernsteinlack gedecktes Brett von 470m\u2122 L\u00e4nge und 235mm Breite ist eine 13\"\u2019\u2122 breite und tiefe Rinne eingeschnitten, deren \u00e4ufserer Rand \u00fcberall ungef\u00e4hr 20m\u201c von dem Umfange des Bretts entfernt bleibt. Auf dasselbe, innerhalb des durch die Rinne eingeschlossenen Raumes, wird die vor der Verdunstung zu sichernde Vorrichtung, zwischen beiden Gef\u00e4fsen durch einen feuchten Bogen, zwischen den metallischen Theilen durch einen Draht zur Kette verbunden, gestellt, und mit einem in die Rinne passenden, mittelst Blechwinkel und Glaserkitt luftdicht zusammengehallenen Glaskasten von 175\u2122\"' H\u00f6he bedeckt. In die Rinne wird Wasser gegossen. Der Kasten schliefst mehr an die \u00e4ufsere als an die innere Wand desselben an, so dafs die gr\u00f6fsere Wasserfl\u00e4che immer in sein Inneres vor Verdunstung gesch\u00fctzt f\u00e4llt. Auf diese Weise zerfliefsen eher die Salzkrystalle im Innern des Kastens, als dafs die Losung auskrystallisirte. Durch einen Vorrath ungel\u00f6sten Salzes auf dem Boden der Gef\u00e4fse wird dem nun vielleicht zu f\u00fcrchtenden Uebelstande leicht vorgebeugt, dafs die Salzl\u00f6sung aufh\u00f6ren m\u00f6chte ges\u00e4ttigt zu sein, an Leitungsg\u00fcte verl\u00f6re, oder gar in beiden Gef\u00e4fsen ungleiche S\u00e4ttigungszust\u00e4nde annehme. Diese Vorrichtung belege ich mit dem Namen der feuchten Kammer.\n(v) Schliefsungsrohr.\nDie Baumwollendochte, oder Asbeststreifen, deren man sich anfangs bei den Versuchen \u00fcber Ketten aus mehreren fl\u00fcssigen Leitern zu bedienen pflegte, um zwei Gef\u00e4fse durch eine Fiiissigkeitsbr\u00fccke mit einander zu verbinden, und deren Gebrauch wir auch in Matteucci\u2019s fr\u00fcheren tliierisch-elektrischen Versuchen begegnet sind (S. oben S. 119. 120), haben bei jener Klasse von Beobachtungen nun schon l\u00e4ngst heberf\u00f6rmig gebogenen R\u00f6hren, meist mit capillaren Oeflnungen, weichen m\u00fcssen. 1 Auch hier sind sie aus mehreren Gr\u00fcnden verwerflich. Ihre Handhabung ist unreinlich; ihr ver\u00e4nderlicher Widerstand macht die Beurtheilung der Gleichartigkeitsstufe der Platinplatleu leicht tr\u00fcg-licli; man kann sie nicht zwischen den um eine Froschl\u00e4nge entfernt stehenden Gef\u00e4fsen ohne einen mittleren Unterst\u00fctzungspunkt anbringen:\nS. Fechnek\u2019s mehrenv\u00e4hnte Abhandlung \u00fcber die BKCQCEREi.\u2019sche Kelle.","page":219},{"file":"p0220.txt","language":"de","ocr_de":"220 -\u2022 dbsclin. Kap. I. \u00a7. III. .V. (v. vi, vu) Von dem Schliefsungsrohre,\nsie wirken heberartig ausleerend, so wie ein Punkt derselben tiefer als die Oberfl\u00e4che der Fl\u00fcssigkeit in den Gl\u00e4sern zu liegen kommt; endlich kostet es M\u00fche, sie vollst\u00e4ndig mit ges\u00e4ttigter Salzl\u00f6sung zu tr\u00e4nken, welche bekanntlich mit der Pflanzenfaser einen so kleinen Ber\u00fchrungswinkel macht, dafs man sie mit einem trockenen Tuche, ohne vorher Wasser hinzuzugiefsen, von einem Tische nicht viel besser wie Quecksilber aufwischen kann. Von allen diesen M\u00e4ngeln sind Glasr\u00f6hren frei. Begreiflich d\u00fcrfen dieselben hier indessen nicht mit capillaren Oeffnungen versehen sein: vielmehr mufs ihr Widerstand dem der thierischen Theile stets nachstehen, damit Ungleichartigkeiten, welche hei Anwendung derselben bereits verschwanden, hei Einf\u00fchrung dieses noch gr\u00f6lseren Widerstandes vollends unmerklich werden. Die Gestalt, die ich den mehligen gegeben habe, ist Taf. I. Fig. 7 ahgehildet. Ich hatte deren zwei, von ungef\u00e4hr 16\"\u201c Durchmesser im Lichten, die eine, zu Versuchen mit dem Gesammtfrosche bestimmt, von 115\u201d\u201c L\u00e4nge zwischen den inneren R\u00e4ndern ihrer offenen Enden, die andere, auf solche mit dem GvLVAM\u2019schen Pr\u00e4parate berechnet, von nur 80\"\"\" zwischen denselben Punkten. Sie sind mit ges\u00e4ttigter Kochsalzl\u00f6sung gef\u00fcllt und mit Ausschlufs der Luft an ihren beiden Oeffnungen mit feuchter thierischer Blase zugebunden. Ich werde dieselben sp\u00e4ter kurz als \u00bbSchliefsungsrohre\u00ab bezeichnen.\n(vi) Sichcrheitsplatten.\nUm die Schliefsungsrohre sowohl, als auch die thierischen Theile seihst, z. B. einen ganzen, sich noch krampfhaft wehrenden Frosch, endlich eine sp\u00e4ter hei der Untersuchung des lebenden unversehrten Frosches vorkommende Iliilfsvorrichtung 1 in den Zulcitungsgef\u00e4fsen frei handhaben zu k\u00f6nnen, ohne dafs man zu besorgen h\u00e4tte, durch Ber\u00fchrung des Messings der einen Klemme mit feuchtem Leiter, der gleichzeitig in die Fl\u00fcssigkeit des anderen Gef\u00e4fses taucht, durch Ansprilzen eines Tropfens Salzl\u00f6sung an die Grenze von Platin und Messing, oder sonst durch irgend einen Unfall, die unerl\u00e4\u00dfliche Gleichartigkeit der Vorrichtung zu gef\u00e4hrden, \u2014 dazu dienen die Taf. II. Fig. 8 im Grundrifs von oben, Fig. 9 im Aufrifs von vorn, Fig. 10 im seitlichen Aufrifs in der halben nat\u00fcrlichen Gr\u00f6fse dargestellten Schutz- oder Sicherheitsplatten. Es sind Glasplatten von der Fig. 9 erkennbaren Form, die mit H\u00fclfe eines h\u00f6lzernen R\u00e4hmchens, welches zugleich den Klemmen von oben her Schutz gew\u00e4hrt, \u00fcber diese geh\u00e4ngt werden, so dals sie sich, ihrer vorderen Fl\u00e4che anliegend, mit den beiden unteren\n\u2019 S. unlen, 3. Abschn., Kap. VIII. \u00a7. i.","page":220},{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"den Sicherheitsplallen und den B\u00e4uschen.\n221\nubscsclir\u00e4ffteii Ecken auf die R\u00e4nder der Gef\u00e4fse in wechselnder H\u00f6he, je nach der H\u00f6he der wagrechten Stange, st\u00fctzen. In die untere Fl\u00e4che der R\u00e4hmchen sind, zur Sicherung ihrer Lage auf dem R\u00fccken der Klemmen, f\u00fcr die mittlere wagrechte Stange und die beiden Klemm-schraubenk\u00f6pfe Rinnen ausgeschnitten, die in Fig. 8 und 9 besonders deutlich hervortreten. Sic tauchen, wie man sieht, abermals nach Mafsgabe der H\u00f6he der wagrechten Stange, mehr oder weniger lief in die Fl\u00fcssigkeit ein, deren Stand in Fig. 9 und 10 durch die punk-tirte Linie ff' bezeichnet ist; der Umweg des Stromes zu den h\u00f6heren Theilen der Platinplatten, welcher dadurch bedingt wird, kommt, bei dem doch stets so betr\u00e4chtlichen Widerst\u00e4nde der thierischen I heile, nicht merklich in Betracht.\n(vu) Von den B\u00e4uschen.\nSo weit sie bis hieher dem Leser vorgef\u00fchrt wurde, reicht unsere Vorrichtung nur f\u00fcr die gr\u00f6beren thierisch-elektrischen Versuche aus, zu denen man sich des Gesammtfrosches oder des G\u00c0Lv\u00c0m\u2019schen Pr\u00e4parates bedienen kann. Die Unm\u00f6glichkeit aber, mit H\u00fclfe zweier Gl\u00e4ser das elektromotorische Verhalten z. B. verschiedener Punkte eines Muskels oder gar eines Nerven vom Frosche zu untersuchen, springt in die Augen. Die Einrichtung, welche ich hierzu getroffen habe, ist eigenth\u00fcmlicher Art; ich kann kaum hoffen, weder durch Beschreibung noch durch Abbildung eine vollkommen deutliche Vorstellung davon zu \u00bbeben. Sie besteht aus den beiden Aufs\u00e4tzen, welche man Taf. I. Fig. 11 auf den vorderen R\u00e4ndern der Zuleitungsgef\u00e4fse bemerkt. Fs sind dies Compressen oder B\u00e4usche aus sehr vielen Lagen feinen Fliefspapiers, welche, mit der ges\u00e4ttigten Salzl\u00f6sung getr\u00e4nkt, Verl\u00e4ngerungen der Zuleitungsfl\u00fcssigkeit beider Gl\u00e4ser von passender Gestalt und Con-sistenz und geeigneten Mafsverh\u00e4ltnissen vorstellen, um Str\u00f6me von kleinen und zarten thierischen Theilen leicht aufnehmen und fortf\u00fchren zu k\u00f6nnen. Sie ruhen, aufser auf dem Rande der Gef\u00e4fse selbst, innerhalb derselben noch auf gefirnifsten Holzvorspr\u00fcngen, welche an die Wand der Gl\u00e4ser gekittet sind. Der dar\u00fcber schwebend abgebildete Bausch leistet, auf die Zuleitungsb\u00e4usche jjVfgelegt, f\u00fcr dieselben den n\u00e4mlichen Dienst, wie die oben beschriebenen Scldiefsungsrohrc fiir die Gef\u00e4fse an und f\u00fcr sich: er wird in der Folge Schliefsungs-bausch genannt werden. Die Zuleitungsb\u00e4usche sind 55mm breit, 15mra dick; sie m\u00fcssen, um die L\u00e4nge der durch sie getragenen Fl\u00fcssigkeitss\u00e4ule nicht unn\u00f6thig zu vergr\u00f6fsern, m\u00f6glichst wenig \u00fcber den Rand der Gef\u00e4fse vorragen, aber doch so weit, dafs sie, wenn beide Zuleitungsgef\u00e4fse einander in den Vertiefungen ihrer Brettchen m\u00f6glichst","page":221},{"file":"p0222.txt","language":"de","ocr_de":"222\t-\u25a0 \u00c4bschn. Kap. 1. \u00a7. 111.3. (vu, vm) Von den B\u00e4uschen\nnahe ger\u00fcckt sind, mit ihren vorderen Fl\u00e4chen aneinanderstofsen. Der Schliefsungsbausch hat, bei 55mm L\u00e4nge und beinahe 15mm Dicke, 30m,n Breite. Jeden Zuleitungsbausch bereite ich aus anderthalb Bogen dichten schwedischen Filtrirpapiers ; den Schliefsungsbausch aus nur Einem Bogen. Jene bestehen aus 144, diese aus 128 Lagen dieses Papiers. S\u00e4mmtliche R\u00e4nder der B\u00e4usche sind, um sie ebener zu erhalten und das Fangen von Luftblasen im Innern derselben zu verh\u00fcten, wie der Schnitt eines Buches beschnitten. Die der Luft ausgesetzlen Fl\u00e4chen bedecken sich fortw\u00e4hrend mit Krystal len; dies bringt hier jedoch mehr Vortheile als Nachtheile. Da n\u00e4mlich, den oben er\u00f6rterten Grunds\u00e4tzen zufolge, die Kette stets mittelst eines m\u00f6glichst guten Leiters geschlossen zu halten ist, so r\u00fcckt man in den Zwischenzeiten zwischen den Versuchen die vorderen Fl\u00e4chen beider Zuleitungsb\u00e4usche dicht aneinander und deckt beide mit dem Schliefsungsbausch zu (Fig. 12): auf diese Weise bleiben die oberen und vorderen Fl\u00e4chen von Krystal len frei, welche dagegen an allen anderen einen festen auswendig trocknen Mantel bilden, wodurch der Zusammenhang der Fliefspapierschichten vermehrt und vornehmlich die Handhabung des Schliefsungsbausches sehr erleichtert wird. Um die Fl\u00fcssigkeitss\u00e4ule zwischen den thieri-schen Theilen und den Platinplatten m\u00f6glichst abzuk\u00fcrzen, l\u00e4fst man diese, wenn man die B\u00e4usche anwendet, nicht in der Fl\u00fcssigkeit stehen, sondern hebt sie so hoch aus derselben heraus, dafs der Rand der Fliefspapierbekleidung mit der oberen Fl\u00e4che der B\u00e4usche ungef\u00e4hr in einer wagerechten Ebene liegt, und dr\u00e4ngt nun die vordere Fl\u00e4che der Platten gegen die hintere der B\u00e4usche an (Fig. 12), wobei sich die H\u00fclle der ersteren v\u00f6llig dicht an die letzteren anscluniegt, so dafs der Strom von der vorderen und oberen Fl\u00e4che der B\u00e4usche auf dem k\u00fcrzesten Wege zu den metallischen Multiplicatorenden gelangt. Man sicht, dafs diese Anordnung unausf\u00fchrbar w\u00e4re, wenn die Platinplatten, anstatt durch eine bliefspapicrli\u00fclle, nur durch eine Firnifsdecke an ihrem oberen Theile gegen das Anwogen gesch\u00fctzt worden w\u00e4ren. (S. oben S. 215). Die Platten verhindern zugleich die B\u00e4usche r\u00fcckw\u00e4rts von ihren Tr\u00e4gern in die Gef\u00e4fse hinabzusinken, und gestatten sonach eine gr\u00f6fsere Verk\u00fcrzung ihres \u00fcber den Rand der Gl\u00e4ser fortragenden Theiles, wodurch sie sonst zum Theil im Gleichgewicht gehalten werden nnifsten.\nBei weitem die Mehrzahl der sp\u00e4ter zu beschreibenden Versuche sind mit diesen B\u00e4uschen angestellt worden. Man kann sich, selbst wenn man Tag f\u00fcr Tag damit arbeitet, doch viele Monate, ja sogar Jahre lang derselben B\u00e4usche bedienen. Nat\u00fcrlich darf man sic nicht austrocknen lassen, sondern mufs sie, wenn die Vorrichtung ruht, in gc-","page":222},{"file":"p0223.txt","language":"de","ocr_de":"und den Ehveifsh\u00e4utchcn.\n223\ns\u00e4ttigter Kochsalzl\u00f6sung, oder, auf k\u00fcrzere Fristen, wenigstens in der feuchten Kammer (S. oben S. 219) aufbewahren. Sind sie nichtsdestoweniger einmal trocken geworden, so mufs man sic erst in reinem Wasser auswaschen und sic dann in Kochsalz legen, welches mit ges\u00e4ttigter Kochsalzl\u00f6sung \u00fcbergossen ist: durch Diffusion werden sie wieder brauchbar. Man wird dies lieber thun, als neue B\u00e4usche her-stellen, was seine Schwierigkeiten hat. Ob sich dergleichen aus Holz oder por\u00f6sem Thon mit \\ ortheil allfertigen lassen w\u00fcrden, bin ich noch nicht im Stande zu sagen. Von beiden ist zu f\u00fcrchten, dafs ihr Widerstand betr\u00e4chtlicher sein wird, als der der Papierb\u00e4usche, dafs sie sich minder gut der Bekleidung der Platten sowohl als den thieri-schen Theilen anschmiegen werden, und endlich dafs sie leicht durch Krystallisation des Kochsalzes in ihrem Innern nahe der Oberfl\u00e4che zu Grunde gehen m\u00f6chten.\nSp\u00e4ter werden wir den Gebrauch der Zwischenb\u00e4usche und\nder Il\u00fclfsb\u00e4usche kennen lernen. Zwischenb\u00e4usche nenne ich ab<rc-\n\u00a9\nrundet vierseitige Prismen, welche aus demselben Fliefspapier wie die Zuleitungsb\u00e4usche gewickelt und mit ges\u00e4ttigter Kochsalzl\u00f6sung getr\u00e4nkt, mittelst geeigneter Vorrichtungen, deren Beschreibung uns noch bevorsteht, in der Fig. 13 sichtbaren Weise zwischen den Zuleitungsb\u00e4uschen aufgestellt werden. Sie haben 60mm L\u00e4nge, 20mra Breite und 15\u201c\u201c\" Dicke. Il\u00fclfsb\u00e4usche sind B\u00e4usche von verschiedener Gestalt, welche auf die Zuleitungsb\u00e4uschc aufgelegt werden, und einfach Verl\u00e4ngerungen derselben von passender Form und solchen Mafsvcrh\u00e4ltnifsen darstellen, dafs man mit H\u00fclfe derselben schwer zug\u00e4nglichen thierischen Theilen beikommen kann.\n(vui) Von den Eiweifsk\u00e4ulclien.\nS\u00e4mmtliche Versuche, bei denen man der B\u00e4usche bedarf, sind der Art, dafs es zugleich nothwendig wird, die thierischen Tlieile vor dem An\u00e4tzen durch die Salzfl\u00fcssigkeit zu sch\u00fctzen. Dies geschieht auf folgende Weise. Man schneidet aus einer gut ausgewaschenen, m\u00f6glichst von Fett befreiten, in stark gespanntem Zustande getrockneten, also glatten, und nicht allzudicken Schweinsblase viereckige St\u00fcckchen von ungef\u00e4hr 20n\u2018,n L\u00e4nge auf 13\u2122\" Breite aus, weicht dieselben in Il\u00fchnereiweifs auf, und breitet sie (Fig. 13, am Zwischenbausch rechts) an den Stellen der B\u00e4usche aus, wo die thierischen Tlieile ruhen sollen. In den meisten F\u00e4llen schmeckt die \u00e4ufscre Fl\u00e4che derselben erst leicht salzig, wenn die Nerven und Muskeln schon aufgeh\u00f6rt haben, brauchbar zu sein. Nat\u00fcrlich mufs man sie, vor jedem Versuch, m\u00f6glichst sp\u00e4t aullegen, da sic, abgesehen von dem Durch-","page":223},{"file":"p0224.txt","language":"de","ocr_de":"224 2. Absclm. Kap. /. \u00a7. HI. 3. (vm) Evveifsh\u00e4ulchen, Stiitikn\u00f6pfe. \u2014\nwandern der Salzl\u00f6sung, dem Austrocknen stark ausgesetzt sind. Auch mufs man sicli h\u00fcten, wenn man vor dem Versuch die Gleichartigkeit der Platinenden nochmals mit dem Schliefsungsbausch zu pr\u00fcfen w\u00fcnscht, mit demselben jene \u00e4ufsere Fl\u00e4che zu ber\u00fchren; vielmehr lege man ihn seitw\u00e4rts auf Stellen der Zuleitungsb\u00e4usche auf, auf welchen nicht gearbeitet werden soll. Damit er nichtsdestoweniger ruhig aufliegen und in hinreichender Ausdehnung ber\u00fchren k\u00f6nne, ist cs zwcckm\u00e4fsig, die St\u00fcckchen Blase an dem \u00e4ufsersten Ende der B\u00e4usche auszubreiten, wie es auch die Figur zeigt. Die angegebenen Mafse sind, wie sich von selbst versteht, f\u00fcr Froschmuskeln und -Nerven berechnet. Vom Weifsen des Eies darf man dazu nur die \u00e4ufserste, d\u00fcnnfl\u00fcssige Schicht nehmen. Nicht nur taugen die dem Dotter n\u00e4heren Schichten zum Aufweichen nicht, sondern die verschiedene Menge der in denselben gel\u00f6st enthaltenen alkalisch reagirenden Salze w\u00fcrde zu elektromotorischen Ungleichartigkeiten Anlafs geben. Selbst bei Ber\u00fccksichtigung dieser Vor-sichtsmafsrcgel findet man \u00fcbrigens nicht selten, dafs die Eiweifsh\u00e4utchen, so will ich dieses Schutzmittel nennen, nicht vollkommen gleichartig sind. Es ist wahrscheinlicher, dafs dies in der Blase als in dem Eiweifs begr\u00fcndet sei, mit dem sic sich durchzogen hat. Das H\u00fchnereiweifs durch Blutserum zu ersetzen, habe ich noch nicht versucht, da die Herstellung des letzteren stets mit Umst\u00e4nden verkn\u00fcpft ist, die sich, wenn man es nicht h\u00f6chst sorgf\u00e4ltig reinigte, wegen F\u00e4ulnifs, namentlich unter Mitwirkung der eingelegten St\u00fcckchen Blase, zu h\u00e4ufig erneuern w\u00fcrden. Aufgeweicht ist die Blase erst dann, d. h. ihr volles Leitungsverm\u00f6gen hat sie erst dann erreicht, wenn sie ganz weifs und undurchsichtig geworden ist. Allerdings wird mit den Eiweifsh\u00e4utchen ein betr\u00e4chtlicher Widerstand in die thierischen Ketten eingef\u00fchrt, unstreitig jedoch ein geringerer, als wenn man die Salzl\u00f6sung so verd\u00fcnnt nehmen wollte, dafs sie nicht mehr merklich \u00e4tzend auf die thierischen Theile einzuwirken verm\u00f6chte. Man h\u00fcte sich vor Luftblasen unter den manchmal ziemlich elastischen St\u00fcckchen Blase: begreiflich findet sich alsdann der Widerstand in aufserordentlichcm Mafse vermehrt. Froschhaut, durch die ich die Eiweifsh\u00e4utchen zu ersetzen versucht habe, zeigt sieb, ihrer grofsen Elasticit\u00e4t halber, verm\u00f6ge welcher sie sich stets nach innen einrollt, zu diesem Bchufe so gut wie untauglich.\nHier mag auch der Gebrauch der h\u00f6lzernen Kn\u00f6pfe erl\u00e4utert werden, von denen man einen in Gestalt eines flachen Rotationsellipsoids von 30\"\u201d\" grofser Axe auf der senkrechten S\u00e4ule der Vorrichtung Fig. 6 bemerkt. Sie dienen dazu, bei der Handhabung zarter Gegenst\u00e4nde, von Nerven, Muskeln u. d. m. auf den B\u00e4uschen mittelst Pincetten,","page":224},{"file":"p0225.txt","language":"de","ocr_de":"(ix) Handgriffe, um die Gleichartig].eit miederhcrzustellen. 225\noder beim Auflegen der Eiweifsh\u00e4utchen, einen isolirendcn St\u00fctzpunkt f\u00fcr den Ballen der arbeitenden Hand zu gew\u00e4hren.\n(ix) il and griffe, um die verloren gegangene Gleichartig k eit der Vorrichtung wiederherzustellen.\nIch beschliefse diese Beschreibung meiner Vorrichtung mit der Darstellung einiger Handgriffe, welche dann in Anwendung kommen, wenn, was leider nur zu oft der Fall ist, sich pl\u00f6tzlich eine Ingleichartigkeit eingefunden hat, die erst zu verbannen ist, ehe mit 5 ersuchen fortgefahren werden kann. Gesetzt, man habe die Anordnung Fig. 12 mit den B\u00e4uschen vor sich; sie sei ungleichartig geworden, ohne dafs man wisse, wo der Sitz der entstandenen Kette sei. Nat\u00fcrlich mufs sich die Pr\u00fcfung zuerst auf diejenigen Theile des Apparates richten, wo eine Ungleichartigkeit am leichtesten zu entdecken, und wo derselben am einfachsten abzuhelfen ist. Man f\u00e4ngt daher damit an, den Schliefsungsbausch umzukehren, so dafs das dem Bausch B entsprechende Ende desselben auf den Bausch B' zu liegen kommt. Bleibt die Ablenkung, von der man sich beil\u00e4ufig \u00fcberzeugt haben mufs, dafs sie wirklich von einem Strom herriihrt, nicht von einer Schwankung der freiwilligen Ablenkung der Doppelnadel (S. oben S. 192), so vertauscht man die B\u00e4usche />\u2019, // selbst gegeneinander. Im Allgemeinen wird man finden, dafs sie sowohl wie der Schliefsungsbausch, trotz der vielfachen Verunreinigungen, denen sie ausgesetzt werden, meistens an den Ungleichartigkeiten unschuldig sind. Sollte sich jedoch die Wirkung mit ihrer Verwechselung umgekehrt haben, so mufs man sie so lange in ges\u00e4ttigter Kochsalzl\u00f6sung auswaschen, his die Gleichartigkeit wieder erreicht ist. H\u00e4ufiger gehen diese St\u00f6rungen von den Fl\u00fcssigkeitsmassen in den Zuleitungsgef\u00e4fsen seihst aus, wenn n\u00e4mlich ohne B\u00e4usche, mit Eintauchung gr\u00f6fserer thierischcr Theile unmittelbar in die Salzl\u00f6sung gearbeitet wird. Man entdeckt alsdann ihren Sitz dadurch, dafs die Ablenkung trotz dem Wechsel der wagrechten Stangen Fig. 6 nebst den doppelt durchbohrten Kl\u00f6tzen, den Klemmen und Platinplatten ihre Richtung und Gr\u00f6fse unver\u00e4ndert beibeh\u00e4lt, und man wird Herr derselben, indem man die Fl\u00fcssigkeit der Gef\u00e4fse in zwei andere Gl\u00e4ser und mit einem Zusatz frischer Salzl\u00f6sung mehrfach durch-einandergiefst. Sollte nichtsdestoweniger die Ablenkung keine Ver\u00e4nderung erlitten haben, so w\u00fcrde dies ein Zeichen sein, dafs sie ihren Sitz in anderen unverr\u00fcckt geblichenen Theilen der Kette hat. Sehr selten wird dies der Fall sein: es k\u00f6nnte nur daher r\u00fchren, dafs an eine 5 erhindungsstelle der metallischen Glieder des Kreises Feuchtigkeit irgendwie hingelangt w\u00e4re. Man w\u00fcrde demnach diese Verbindungen\n15","page":225},{"file":"p0226.txt","language":"de","ocr_de":"226 -\u2022 Abschn. Kap. T. \u00a7. III. 3. (i\\) Handgriffe, ton die ClcicharliglrcH\neine nach der andern sorgf\u00e4ltig zu mustern und mit Glas- oder Schmirgelpapier zu reinigen haben, bis man der schuldigen unter denselben auf die Spur gekommen w\u00e4re.\nBei weitem am h\u00e4ufigsten liegt der Fehler an den Platinplatten seihst, vorz\u00fcglich wenn man, wie ich seihst w\u00e4hrend eines grofsen Theils meiner Untersuchungen, einer feuchten Kammer entbehrt, um die Vorrichtung darin, vor der Verdunstung gesch\u00fctzt, aufzubewahren, und der Sicherheitsplatten, um sie vor dem Anspritzen von Salzl\u00f6sung an die Ber\u00fchrungsstelle von Platin und Messing zu sichern. Fis sind zwei F\u00e4lle m\u00f6glich; entweder diese Stelle ist sichtlich von der Salzl\u00f6sung erreicht. sei es durch Klettern der Krystal le, sei es durch Anspritzen : oder sie ist es scheinbar noch nicht, man hat aber doch Grund zu vermuthen, dafs das Messing eine Kette mit dem Platin bilde, die einen Stromarm durch den Mul tiplicator schickt. Es braucht nicht erinnert zu werden, dal's diejenige H\u00e4lfte der Vorrichtung, welche Sitz einer solchen heimlichen Kette ist, sich stets positiv gegen die andere verh\u00e4lt. In dem ersten Falle wird man nicht in Zweifel bleiben, welche von den Platten der H\u00fclfe bedarf; in dem zweiten kann man sich manchmal die M\u00fche, alle vier zu bearbeiten, dadurch ersparen, dafs man abwechselnd die eine und die andere derselben Seite entfernt, und den Einllufs dieser Ab\u00e4nderung auf die Nadel beobachtet. In beiden F\u00e4llen handelt es sich jedoch \u00fcbereinstimmend darum, den Theil der Platte oberhalb der Bekleidung von Salz zu befreien, den in die Blechklcmme eingespannten Rand derselben v\u00f6llig zu reinigen, und den Fimifs\u00fcberzug zu erneuern. Man kann dies nun gl\u00fccklicherweise in der That zu Stande bringen, ohne dafs man noting h\u00e4tte, zugleich die Platte mit einem neuen Leberzuge zu versehen, was immer zeitraubend und m\u00fchsam ist. Aufserdcm mill's begreiflich die Blechklemme auf das sorgf\u00e4ltigste geputzt werden, was, nach Wegwischen der Salzl\u00f6sung mit einem nassen Tuch und Abtrocknen ndt reinem Linnen, am zweckm\u00e4\u00dfigsten mit grobem Schmir-gelpapier geschieht. Nie erwarte man \u00fcbrigens, seihst wenn die Herstellung der Gleichartigkeit zuverl\u00e4ssig gegl\u00fcckt sein sollte, sich der Vorrichtung alsbald wieder bedienen zu k\u00f6nnen; da nicht nur die frisch behandelten Platten erst wieder eine Zeit lang geschlossen stehen m\u00fcssen, um nicht mehr elektromotorisch zu wirken, sondern auch, wenn fr\u00fcher das Messing ber\u00fchrt worden war, erst die durch den Strom erregten Ladungen, deren letzte Spur sehr hartn\u00e4ckig sein kann, v\u00f6llig verwischt werden m\u00fcssen. Man sieht leicht, wie zeitraubend auf diese Weise jene Ungleichartigkeiten sich gestalten, da Stunden dar\u00fcber vergehen, che man den Erfolg einer oft nur versuchsweise ergriffenen Mafsregel kennen lernt; und in der That war cs im Beginn","page":226},{"file":"p0227.txt","language":"de","ocr_de":"iviederherzustellen. \u2014 4. Mattkdcci'j neueres Verfahren.\n227\nniemer Versuche gar nichts ungew\u00f6hnliches, dafs ich ganze Tage in vergeblichem Kampfe gegen dieselben verlor.\nEs giebt \u00fcbrigens, vie auch bereits bevorwortet wurde, F\u00e4lle, wo diese Schwierigkeiten wirklich un\u00fcberwindlich erscheinen. (S. oben S. 203.) Diese treten ein, wenn man sich schon lange Zeit derselben Fliefspapicrhiille bedient hat. Man findet alsdann, dafs, was man auch mit den Platten aufstellen m\u00f6ge, die Nadel nicht auf Null zur\u00fcckkehrt, sondern im besten Falle nur das Zeichen ihrer Ablenkung \u00e4ndert. Dabei ist es unm\u00f6glich, den Grund dieser St\u00f6rungen herauszubringen. In solchen F\u00e4llen bleibt nichts \u00fcbrig, als die ganze Vorrichtung auseinanderzunehmen, die Platten, welche man alsdann meist mit einer d\u00fcnnen Schicht kohlensaurer Salze \u00fcberzogen findet, von Grund aus auf die oben S. 206 beschriebene Weise zu reinigen und auszugl\u00fchen, und sie mit einer neuen Bekleidung zu versehen. Nach Zusammensetzung der Vorrichtung zeigen sie sich wieder v\u00f6llig gleichartig geworden.\n4. Matteccci\u2019s neueres Verfahren bei thierisch-elektrischen Multiplicatorversuchen.\nF\u00fcr das Verstaudnifs von Matteccci\u2019s seit dem Erscheinen des Essai etc. ver\u00f6ffentlichten Versuchsreihen, auf die in der Folge h\u00e4ufig Bezug genommen werden wird, ist es nothwendig eine deutliche Vorstellung von seinem neueren Verfahren bei thierisch-elektrischen Versuchen zu haben. Ich schalte demnach eine Beschreibung desselben hier als an dem Orte ein, wo eine vergleichende Beurtheihuig anderer Methoden am n\u00e4chsten zu liegen scheint. Matteccci\u2019s eigene Auseinandersetzungen \u00fcber diesen Punkt findet man an den unten angegebenen Stellen. 1\nWir wissen bereits, dafs die Grundlage des Verfahrens die Methode des Anlegens ist, deren vielfache M\u00e4ngel wir auch schon zu w\u00fcrdigen Gelegenheit gehabt haben. Sehen wir zu, wie und in wie weil es Matteccci gelungen ist, diese Uebelst\u00e4nde zu bew\u00e4ltigen.\nDie Enden von Matteccci\u2019s Multiplicator sind an zwei Platinplatten gel\u00f6thet, deren jede, nach Art einer Messerklinge, in ein h\u00f6lzernes oder kn\u00f6chernes Heft eingelassen ist. Man findet sie abgebildet\n1 Annales de Chimie et de Physique. Novembre 1842. 3. Se'rie. t. VI. p. 302. * (Stelle I.) \u2014 Ibid., Avril 1843. t. VII. p. 425. * \u2014 Trait\u00e9 ete. Chap. III. p. 32. * (Stelle II.) \u2014 In Betreff der Parallelslellen in den Archives de l'\u00c9lectricit\u00e9 u. s. w., s. das Verzeichnifs von Matteccci\u2019s neueren Arbeiten oben S. 126 fl'.\n15 \u00b0","page":227},{"file":"p0228.txt","language":"de","ocr_de":"228 Abschn. Kap. I. \u00a7. III. 4. Mattebcci\u2019j neueres Verfahren\nTrait\u00e9 etc. pi. I. fig. 9; liier haben sie die Gestalt einer runden Tisch-messerklinge: in der erstangef\u00fchrten Abhandlung heifst es jedoch, dafs sie spitz endeten. (I. p. 302.) Sie sind, vom Heft ab, in dem gr\u00f6fsten Theile ihrer L\u00e4nge mit Siegellack - Firnifs \u00fcberzogen, so dafs. der letzteren Stelle nach, kaum ein Ouadratcentimeter von der Oberfl\u00e4che beider Platten \u00fcbrig bleibt; nach dem Trait\u00e9 etc. p. 36 haben sie 5 \u2014 6mm Breite, und bleiben in eben solcher Ausdehnung frei von Siegellack.\nMatteicci kennt .sehr gut die Gefahren, mit denen bei den thie-risch - elektrischen Versuchen der Beobachter seitens der urspr\u00fcnglichen Ungleichartigkeiten der metallischen Oberfl\u00e4chen und der Ungleichzeitigkeit der Benetzung bedroht ist. Dem ersteren Umstand begegnet er auf dieselbe Weise wie Fechser und ich seihst, indem er die Platten stets in eine gleichartige Fl\u00fcssigkeit getaucht h\u00e4lt; es ist wohl nur Vergessenheit, dafs dabei nicht ausdr\u00fccklich bemerkt ist, dafs dieselben zugleich zur Kette geschlossen zu halten seien (1. p. 302. 11. p. 41.) Der zweite Punkt, der bei der Methode des Eintauchens ganz aufser Spiel kommt, w\u00fcrde sich bei der des Anlegens vielleicht dadurch unsch\u00e4dlich machen lassen, dafs man die Platten mit einer Fliefspapier-li\u00fclle vers\u00e4he, so dafs sie eine Schicht des feuchten Leiters mit sieb durch die Luft n\u00e4hmen. Dies hat jedoch Matteucci, wie es scheint, nicht erwogen und sich damit begn\u00fcgt, das Anlegen m\u00f6glichst gleichzeitig auszuf\u00fchren. Ls ist kein Zweifel, dafs sich durch Hebung hierin eine grolse Fertigkeit erwerben l\u00e4fst. (II. p. 38.) Lr hob die Platten aus der Fl\u00fcssigkeit heraus, tauchte sie mehreremale a tempo wieder ein um sich zu \u00fcberzeugen, dafs keine Wirkung auf die Nadel entstehe und f\u00fchrte sie dann nach den zu ber\u00fchrenden Stellen der tliie-rischen Theile hin. (I. p. 302. 11. p. 41. 42. 55. 56.) Lin Zwischenraum von 2 \u2014 'i\" brachte \u00fcbrigens an seinem Multiplicator einen Ausschlag von 2\u20143\u00b0 hervor (I. p. 302), eine gar nicht zu verachtende Gr\u00f6fse, da, bei Matteucci's neuerem Verfahren, der Strom eines einzelnen Frosches die Nadel selten \u00fcber die ersten zehn Grade hinausf\u00fchrte. (S. unten.) Zugleich besteht Matteucci darauf, dafs die benetzten Oberfl\u00e4chen m\u00f6glichst gleich seien (I. p. 302. 332. 338. II. p. 36. 38. 50) und giebt dies als einen Grund an, dieselben so \u00e4ufsert klein zu nehmen (I. p. 302. \u2014 Vergl. \u00fcbrigens oben S. 140.)\nlndefs konnte dieser Grund nur f\u00fcr den Fall Geltung haben, der keinesweges ohne Ausnahme stattfand, dafs er die Platten unmittelbar an die thierischen Theile anlegte, wo sie denn in der That, wenn nie ungleich grolse Metallfl\u00e4chen benetzt werden sollten, die kleinste zu ber\u00fchrende Fl\u00e4che derselben an Ausdehnung nicht \u00fcbertrefleu durften.","page":228},{"file":"p0229.txt","language":"de","ocr_de":"bei thieriscji- elektrischen Versuchen.\n229\nH\u00e4ufig zwar ward auf diese Weise verfahren. (I. p. 304). Oefters auch, wenn die Wirkung der Anordnung zugleich auf physiologischem Wege gepr\u00fcft werden sollte, wurden, wegen der K\u00fcrze des strompr\u00fcfenden Nerven, die Enden der thierischen Theile mit Flicfspapierstreifen versehen, welche mit der n\u00e4mlichen Fl\u00fcssigkeit getr\u00e4nkt waren, worin die Platten f\u00fcr gew\u00f6hnlich tauchten. (I. p. 305. 332. II. p. 64. \u2014 S. oben S. 160). In beiden F\u00e4llen ruhten die Theile meistens auf einem St\u00fccke Wachstaffent als isolirender Unterlage. (I. p. 303. II. p. 84). Eben so oft aber wurde die Verbindung zwischen den metallischen Multiplicatorenden und den thierischen Elektromotoren in \u00e4hnlicher Weise, wie beim Verfahren durch Eintauchen, durch eine eingeschaltete Fl\u00fcssigkeit vermittelt. Die Gef\u00e4fse, deren Matteucci sich hiezu bediente, waren manchmal Porzellanschalen (capsules), am liebsten jedoch die kleinen Fufsgl\u00e4ser, wie sie zu Augenb\u00e4dern angewandt werden. (I. 302. II. 84. 85). Wenn er, wie wir unten n\u00e4her erfahren werden, gewisse Theile des Frosches, z. B. mehrere St\u00fccke vom Oberschenkel nach Nobili\u2019s Vorg\u00e4nge s\u00e4ulenartig anordnete, geschah dies wohl auch auf einem vierseitigen, gefirnifsten, ziemlich starken Brette, in dessen Dicke mehrere kreisrunde Vertiefungen in verschiedenem Abstande von einander angebracht waren. Die \u00e4ufsersten Glieder der Reihe befanden sich in der N\u00e4he von zweien der L\u00f6cher und wurden von der sie erf\u00fcllenden Fl\u00fcssigkeit bespiihlt (II. p. 55. pi. I. fig. 12).\nDiese Fl\u00fcssigkeit war, je nach der gr\u00f6fseren oder geringeren Empfindlichkeit des Multiplicators, destillirtcs Wasser, Flufs- oder Brunnenwasser, oder endlich Wasser, welches etwas weniges Kochsalz aufgel\u00f6st enthielt (I. 302. II. p. 55. 57. 84. 85). Die Fl\u00fcssigkeit, in welche die Platten in den Zwischenzeiten der Versuche tauchten, war beil\u00e4ufig nicht immer genau dieselbe, wie die der Gl\u00e4ser und Vertiefungen, sondern nur ihr m\u00f6glichst entsprechend (II. p. 41). In einigen, bereits oben S. 216 angedeuteten F\u00e4llen, versuchte Matteucci die Anwendung verschiedener saurer, alkalischer, und salziger Fl\u00fcssigkeiten.\nOffenbar war Matteucci hier durch nichts verhindert, seine Gef\u00e4fse, den Querschnitt der darin enthaltenen Fl\u00fcssigkeit, und mit ihnen die Ausdehnung der Platinenden nach Belieben zu vergr\u00f6fsern, Avie es die Gesetze der Fortpflanzung galvanischer Str\u00f6me geboten. Allein er durfte dieses defslialb nicht, wreil alsdann die Str\u00f6me wegen ungleich-zeitigen Eintauchens und gest\u00f6rter Gleichartigkeit der Platten, so weit diese auf Ladungen beruht, die sich auf denselben entwickeln, den thierisch - elektrischen Str\u00f6men \u00fcber den Kopf gewachsen w\u00e4ren. Aus demselben Grunde durfte er auch keine besser leitende Fl\u00fcssigkeit in den Gef\u00e4fsen anwenden, daher er auch ihre Wahl von der Empfind-","page":229},{"file":"p0230.txt","language":"de","ocr_de":"230\n\u2018J. Abschn. Kap. 1. \u00a7. III. 4. Matteucci\u2019# neueres Verfahren\nlichkeit des Multiplicators abh\u00e4ngig macht. Es kam ihm n\u00e4mlich darauf an. dafs die Nadel erst dann den Nullpunkt verliefs, wenn ein so starker Strom in den Windungen kreiste, wie er aus jenen Ursachen nicht hervorgehen konnte; denn erst jetzt halte er hinreichende Sicherheit, dafs eine wahrgenommene Wirkung nur thicrisch-elektrischen Ursprungs sei. Allerdings war er in der Wahl der L\u00e9\u00eetungsfl\u00fcssigkeit auch durch den Umstand beschr\u00e4nkt, dafs er sich meist GALVAtsTsclier Pr\u00e4parate mit ihren Nerven und einem St\u00fccke Wirbels\u00e4ule bedienle, trotz dem, dafs er bereits selbst viel fr\u00fcher nachgewiesen hatte, dafs diese Theile mit der Erzeugung des Froschstromes nichts zu thun haben (S. oben S. 120), und trotz der durch den grofsen Widerstand der Nerven hervorgebrachten Schw\u00e4chung desselben. Dieser Umstand gebot ihm, die Kochsalzl\u00f6sung stets auf einer solchen Verd\u00fcnnungsstufe zu erhalten, dafs dadurch kein Tetanus der Froschglieder hervorgerufen wurde, wie dies, bei reizbaren Thieren, der Fall zu sein pflegt, wenn das R\u00fcckenmark dem allm\u00e4hlig vorschreitenden Angriffe stark \u00e4tzender Fl\u00fcssigkeiten preisgegeben ist. Auf den Ausweg, die (hierischen Theile durch Umh\u00fcllung mit Haut oder Blase vor diesem st\u00f6renden Einfl\u00fcsse zu sch\u00fctzen, ist Matteucci nicht gekommen. V\u00f6llig grundlos ist, vie man sich \u00fcbrigens von vorn herein denken kann, Matteucci\"s Behauptung, dafs bei Anwendung ges\u00e4ttigter Salzl\u00f6sung die Richtung der Str\u00f6me schwankend werde, und tausend Unregelm\u00e4fsigkeitcn zu Tage kommen, wie auch kommen m\u00fcssen. 1 Diese Behauptung hat nur Sinn f\u00fcr das Verfahren durch Anlegen.\nZwang ihn die Anwendung dieses Verfahrens bereits, die Oim'schen Gesetze, wenn er sich deren \u00fcberhaupt deutlich bewufst war, woran zu zweifeln sich mancherlei Anlafs vorfindet, bei der Anordnung seiner Versuche aufser Acht zu lassen: so scheint es gar, als habe die Schw\u00e4chung, die er auf diese Weise zu erlangen vermochte, f\u00fcr seinen Zweck noch nicht hingereicht. Denn anstatt seinem Multiplicator den h\u00f6chsten Grad von Empfindlichkeit zu verleihen, dessen er f\u00e4hig war, liefs er sich vielmehr angelegen sein, dieselbe zu m\u00e4fsigen. So berichtet er. dafs w\u00e4hrend ein \u00e4ufserst kr\u00e4ftiger, frisch zubereiteter Frosch ihm f\u00fcr gew\u00f6hnlich 8 \u201412\u00b0 Ausschlag gab, er bei Anwendung eines besser astatischen Nadelpaares 15\u201420\u00b0 erhalten habe.\nEin GALVANi\u2019sches Pr\u00e4parat von mittlerer Beschaffenheit trieb die\n1 I. p. 338. 2\u00b0.\t\u00bb Que ce courant a la m\u00eame direction en employant pour li-\n\u00bb quide de l\u2019eau distill\u00e9e, de l\u2019eau acidul\u00e9e, de l\u2019eau alcaline, de l\u2019eau sal\u00e9e, pourvu \u00bbque ces solutions ne soient pas excessivement concentr\u00e9es, dans \u00bblequel cas mille anomalies apparaissent cl doivent appara\u00eetre.\u00ab","page":230},{"file":"p0231.txt","language":"de","ocr_de":"bei thierisch \u25a0 elektrischen Versuchen.\n231\nNadel mir auf 4 \u20145\u00b0, wenn er sich der kleinen Gl\u00e4ser bediente; wurden die Nerven aus dem Kreise gelassen, so betrug die Ablenkung 6\u20147\u00b0. Ber\u00fchrte Matteucci F\u00fcfse und Nerven eines solchen Pr\u00e4parates mit den Platinenden unmittelbar, so erfolgten 8\u201410 Ausschlag (I. p. 303. 304. 11. p. 84). Ich f\u00fcge hier nur beil\u00e4ufig und vergleichsweise hinzu, dafs ein kleiner Frosch von normaler Beschaffenheit meine Nadeln unfehlbar mit der gr\u00f6bsten Heftigkeit an die Hemmung wirft.\nMan sieht, wie aufserordcntlich Matteucci\u2019s neueres Verfahren in Hinsicht der St\u00e4rke der Wirkungen dem von mir vervollkommneten NoBiLlsclien, welches er selbst fr\u00fcher befolgte, nachsteht. Auch er erhielt damals, woran er freilich jetzt nicht erinnert, gleich Nobili 25 \u2014 30\u00b0 von einem einzigen Froschpr\u00e4parat (S. oben S. 120). Es w\u00fcrde \u00fcberfl\u00fcssig sein, hier nochmals die zahlreichen Uebelst\u00e4nde mechanischer Art zur\u00fcckzurufen, an denen dieses Verfahren leidet. Sie werden aber durch folgende von Matteucci getroffene Einrichtung nicht w'enig gesteigert.\nMan erinnert sich, dafs Nobili bereits die Verst\u00e4rkung des Froschstromes durch s\u00e4ulenartige Anordnung mehrerer Fr\u00f6sche bemerkt hatte (S. oben S. 105). Er schlol's damals daraus, dafs das Priucip der S\u00e4ulenbildung auch f\u00fcr die Leiter zweiter Klasse Geltung habe. Der wahre und einzige Schliffs indefs, der daraus gezogen werden mufstc, war der, dafs der Widerstand durch Einf\u00fchrung eines zweiten, dritten u. s. w. Frosches in geringerem Mafse vergr\u00f6fsert wurde, als die Summe der im Kreise th\u00e4tigen elektromotorischen Kr\u00e4fte, und dies wiederum heilst nur so viel, dafs der aufserwesentliche Widerstand der Froschkette, d. h. der nicht den thierischcn Theilen selbst angeh\u00f6rige, so lange -noch nicht gegen den der im Kreise befindlichen fr\u00f6sche verschwand, als Einf\u00fchrung eines neuen Elementes noch Vergr\u00f6fserung des Stromes hervorbrachte. Je gr\u00f6fser also zu Anfang jener aufser-w csentliche Widerstand, um so gr\u00f6fser mufs die Vermehrung der Stromst\u00e4rke durch Einf\u00fchrung eines zweiten, dritten, .... Elementes ausfal-len. Die Vergr\u00f6fserung wird daher rein im Verh\u00e4ltnis der eingef\u00fchrten Elemente wachsen, wenn der Widerstand eines Frosches v\u00f6llig gegen den aufserwesentlichen Widerstand verschwindet.\nIn der Zunahme des Froschstromes durch die Anordnung zur S\u00e4ule findet Matteucci beil\u00e4ufig abermals einen Beweis gegen die elektrochemische Theorie desselben, welche die Ursache des Stromes in der chemischen Wirkung der Leitungsfl\u00fcssigkeit auf die thierischen Thcile sucht, indem diese Wirkung z. B. in dem Falle, wo innerhalb der S\u00e4ule nur thierische Thcile einander ber\u00fchren, ihre Endglieder aber in gleichartige Fl\u00fcssigkeiten tauchen, durch das Einf\u00fchren neuer Elemente","page":231},{"file":"p0232.txt","language":"de","ocr_de":"232\n2. Abschn. Kap. 1. \u00a7. Hl. I. Matteucci\u2019j neueres Verfahren\nin den Kreis nicht verst\u00e4rkt werden k\u00f6nne (I. p. 338. 1\u00b0. \u2014 II. j\u00bb. 62. 63).\nDa nun die Wirkung eines einzigen Frosches in Mattedcci\u2019s Kreise iin Mittel nur 4 \u2014 5\u00b0 betrug, w\u00e4hrend geringe Fehler in der Gleichzeitigkeit des Eintauchens bereits Ablenkungen von 2 \u2014 3\u00b0 hervorbrachten, so griff Matteucci, um jene Wirkung zu verst\u00e4rken, zu dem freilich einzig \u00fcbrigen, darum aber nicht minder unbel\u00fcilflichen Auswege, stets mit S\u00e4ulen aus mehreren Fr\u00f6schen zu arbeiten. Diese S\u00e4ulen wurden entweder nach dem Vorbilde von A'olta\u2019s \u00bbcouronne de tasses\u00ab 1 so zusammengesetzt, dafs jedes Pr\u00e4parat mit den F\u00fcfsen in eines der beschriebenen kleinen Gl\u00e4schen, mit dem St\u00fccke Wirbels\u00e4ule in ein anderes tauchte, in welchem sich die Fiifse des n\u00e4chstfolgenden befanden, w\u00e4hrend das erstere Gl\u00e4schen das St\u00fcck Wirbels\u00e4ule eines dritten enthielt, und die Platinenden in die beiden \u00e4ufsersten Gef\u00e4fse versenkt wurden; oder die Fr\u00f6sche ruhten, der eine mit seinen F\u00fcfsen das St\u00fcck Wirbels\u00e4ule des ihm zun\u00e4chst liegenden ber\u00fchrend, aneinandergereiht auf Wachstaffent als isolirender Unterlage, und die Platten wurden unmittelbar an Nerven und Fiifse des ersten und letzten der Reihe, als Pole der S\u00e4ule, angelegt. (I. 304. II. p. 84. pi. I. hg. 13. pi. II. figg. 14. 16. 18 \u2014 23.) Eine Vereinigung beider Verfahren besteht darin, die Enden der letztbeschriebenen Anordnung in zwei Gef\u00e4fse taueben zu lassen. (II. 84.) F\u00fcr gewisse thierisclie Elektromotore ward diese Ab\u00e4nderung , mit Anwendung des oben beschriebenen Brettes mit Vertiefungen als isolirender Unterlage, ausschliefslich angewendet (II. p. 55\u201457). Die Zahl der Fr\u00f6sche , die zu einer S\u00e4ule zusammengesetzt wurden, betrug gemeiniglich 6\u20148, h\u00e4ufig auch 10. Bei anderen thierischen Elektromotoren, als Galvani sehen Pr\u00e4paraten, wurden aber-in einzelnen F\u00e4llen bis zu 12, ja 20 Elemente in Th\u00e4tigkeit gesetzt (I. p. 317. II. p. 81). \u2014 Gab ein Frosch 6\u00b0 Ausschlag, so gaben 2; 3; 4; 5: 6 Fr\u00f6sche beziehlich 8\u00b0: 13\u00b0; 18\u00b0; 20\": 24\u00b0 (h p. 323. II. p. 106): oder gab ein Frosch 4\u20145\u00b0, so gaben drei bis vier Fr\u00f6sche 15 \u2014 20\u00b0 (1. p. 304). Acht his zehn Fr\u00f6sche gaben 30\u201440\u00b0 (II. 89) u. s. w.\nWie schwerf\u00e4llig auf diese Weise die thierisch-elektrischen Versuche unn\u00fctz gemacht werden, geht wohl genugsam daraus hervor, dafs ich alle Versuche, welche Matteucci mit Froschs\u00e4ulen von 6 \u201410 1 liieren angestellt hat, mit einem einzigen Gastroknemius vom Frosch ausf\u00fchren konnte, der meine Nadeln reichlich gegen die Hemmung warf, w\u00e4hrend Matteucci, trotz des angerichteten Blutbades, doch gew\u00f6hnlich nur Wirkungen von h\u00f6chstens 25\u00b0 beobachtete. Ich halte es \u00fcbri-\nCollezione dell\u2019 Opere ec. t. II. p. II. p. 106, *","page":232},{"file":"p0233.txt","language":"de","ocr_de":"bei thierigch- elektrischen Versuchen\u25a0\n233\ngens, wie man sieh leicht denken kann, keinesweges f\u00fcr einen Vorzug, 90\u00b0 Ausschlag statt 25\u00b0 erfolgen zu sehen, wenn beide Nadelbewegungen zu Schl\u00fcssen von gleicher Sicherheit berechtigen; allein man vergesse nicht, dafs, da meine Vorrichtungen hei dieser so sehr viel gr\u00f6fseren Empfindlichkeit in der That denselben Grad von Sicherheit zuliefsen, als die Matteucci\u2019s, ich in Stand gesetzt war, Wirkungen aufzufinden und ihre Gesetze zu ermitteln, von denen Matteucci\u2019s Multiplicator auch nicht entfernterweise etwas anzugehen verm\u00f6chte.\nDie M\u00fchseligkeit zu einem Versuche zehn Fr\u00f6sche statt eines zurichten zu m\u00fcssen; die Schwierigkeit, welche daraus entspringt, dafs eine Bedingung, deren Einflufs erforscht werden soll, statt einmal, zehnmal verwirklicht werden mufs; die daraus folgende Vervielf\u00e4ltigung der Fehlerquellen und die erh\u00f6hte Verstecktheit ihres Sitzes; die Unm\u00f6glichkeit, gewisse Versuche mit so verwickelten und r\u00e4umlich ausgedehnten Anordnungen vorzunehmen, also z. B. eine ganze Froschs\u00e4ule gleichzeitig zur Zusammenziehung zu bringen, woran denn auch Matteucci\u2019s Bestreben gescheitert ist, den Zustand des Stromes w\u00e4hrend derselben zu erforschen: alle diese M\u00e4ngel liegen so auf der Hand, dafs es nur der Andeutung derselben bedarf, um die Untauglichkeit der Methode einleuchten zu machen, als deren folgerechte Consequen-zen sie sich heraussteilen. Schwerlich wird man der Meinung sein, dafs Matteucci besonders gl\u00fccklich in seinen Bem\u00fchungen gewesen, wenn er in einer seiner neuesten Mittheilungen, wo er gar nicht mehr anders als mit zwanziggliedrigen S\u00e4ulen verf\u00e4hrt, die ihm nun \u00fcbrigens wirklich 90\u00b0 Ausschlag und im Mittel 20\u00b0 best\u00e4ndige Ablenkung geben, sagt: \u00bbFrom the commencement of my studies on this subject, my \u00bbprincipal aim has always been to reduce the experiments of electro-phy-\u00bbsiology to the simplest possible form\u00ab .... 1 Und sp\u00e4ter werden wir erfahren, wie die meisten dieser M\u00e4ngel sich in Matteucci\u2019s Versuchen fast immer noch dadurch verdoppelten, dafs er statt einer, zwei S\u00e4ulen anwandte, die er einander, behufs der Methode der Compensation, entgegenwirken liefs; dann werden wir auch sehen, was er unter einem mittleren Froschstrom, courant moyen, verstanden wissen will (I. p. 306).\nPhilosophical Transactions etc. For ihe year 1845. p. II. p.283.*","page":233},{"file":"p0234.txt","language":"de","ocr_de":"2. Absehn, Kap. 1. \u00a7. IV. /. Allgemeines Bild\n2d4\n\u00a7. IV.\nVon der allgemeinen Erscheinungsweise der thierisch -elektrischen Str\u00f6me am Multiplicator.\n1. Schema eines thierisch-elektrischen Versuchs.\nDie Erscheinungsweise der thierisch-elektrischen Strome am Multiplicator ist ganz die n\u00e4mliche, die man hei Einschaltung einer Kette aus mehreren fl\u00fcssigen Leitern von betr\u00e4chtlichem Widerstande /.wischen gleichartige Fl\u00fcssigkeitsmassen, in welche breite, leicht polari-sirbare Elektrodenfl\u00e4chen tauchen, oder eines Voltameters mit ziemlich ausgedehnten Platinenden in den Kreis einer schwachen S\u00e4ure-Alkalikette wahrnehmen w\u00fcrde.\nDas Schema eines thierisch-elektrischen Versuches an meiner Vorrichtung ist folgendes. Die Multiplicatornadel wird durch den Berichli-gungsstab auf Null oder nahezu auf Null gehalten. Die \\ orrichtimg, in dem S. 222 beschriebenen, Fig. 12 dargestellten Zustande, oder, wenn ohne B\u00e4usche gearbeitet wird, mit einem der Schliefsungsrohre (S. 219, Fig. 7) zwischen den Zuleitungsgef\u00e4fsen, steht, anfangs mit Ausschlufs des Multiplicators, geschlossen. Man nimmt denselben in ihren Kreis auf: es darf keine Ablenkung der Nadel entstehen, und ein Versuch darf nur dann angestellt werden, wenn selbst nach so langem Offenstehen der Kette, dafs dieselbe w\u00e4hrenddem mit den thierischen Theilen bequem h\u00e4tte geschlossen werden k\u00f6nnen, keine oder nur eine so geringe Wirkung auf die Nadel bemerkbar wird, dafs sie gegen die durch den thierisch-elektrischen Strom zu gew\u00e4rtigende willig verschwindet. Wenigstens ist diese Regel dann zu beobachten, wenn es sich um das V orhandensein oder die Gr\u00f6fse und Richtung sehr schwacher Str\u00f6me handelt; etwas anderes ist es in dem Falle, wo eine best\u00e4ndige Ablenkung abgewartet und dann der Einflufs einer neu in den Versuch eingef\u00fchrten Bedingung auf den Strom untersucht werden soll. Alsdann kann, wie man leicht sieht, eine bereits vorhandene best\u00e4ndige Ablenkung nur insofern schadenbringend sein, als sie, was nat\u00fcrlich nicht Vorkommen wird, grofs genug w\u00e4re, um die Nadelhcwegung, welche die Folge der eilige f\u00fchrten Bedingung sein soll, so weit vom Nullpunkte hin zu verlegen, dafs der einem bestimmten Lnterschiede der Stromst\u00e4rken entsprechende Gradbogen bereits merklich kleiner ausfiele, als in der Eingebung desselben. Sind diese Bedingungen erf\u00fcllt, so entfernt man den Schliefsungsbausch, bekleidet die Zuleitungsb\u00e4usche","page":234},{"file":"p0235.txt","language":"de","ocr_de":"eines thiemch - elektrischen Multiplicatorvcrsuclis.\n235\nan zwei einander gegen\u00fcberstellenden Enden mit den Eiweifsh\u00e4utclien (S. 223), welche bereits seit geraumer Zeit eingeweicht sein m\u00fcssen, lind schliefst die Kette wieder mittelst des Schliefsungsbausches, um von der ungest\u00f6rten Gleichartigkeit der \\ orrichtung \u00fcberzeugt zu sein. Nun entfernt man abermals Schliefsungsbausch oder -Rohr, und iiber-briickl den Raum zwischen den Zuleitungsgef\u00e4fsen oder den mit den Eiweifsh\u00e4utchen \u00fcberzogenen Stellen der Zuleitungsb\u00e4usche mit den thierischen Theilen. Die besondere Art, wie dies fiir die verschiedenen thierischen Elektromotore geschehen mufs, wird nat\u00fcrlich sp\u00e4ter mehrfach Gegenstand der Er\u00f6rterung werden. Diese Handlung wollen wir stets mit dem Namen des Auflegens bezeichnen. Die erste nun folgende Nadelbewegung wird als Ausschlag der Gr\u00f6fse und Richtung nach verzeichnet. Beabsichtigt man eine best\u00e4ndige Ablenkung der Nadel, so l\u00e4fst man sie zur Ruhe kommen, was, der starken Ladungen halber, die sich sogleich auf den metallischen Multiplicatorenden entwickeln, viel tiefer statllindet, als man dem Ausschlage nach zu glauben geneigt sein m\u00f6chte. Meistens wird cs dabei erw\u00fcnscht sein, dafs der feste Gleichgewichtszustand m\u00f6glichst fr\u00fch eintrete, damit weder das Salz in den Eiweifsh\u00e4utchen zu stark vordringe, noch die thierischen Theile, wenn man ohne B\u00e4usche arbeitet, zu sehr von der Salzl\u00f6sung angegriffen werden, noch endlich, was am wichtigsten ist, ihre Leistungsf\u00e4higkeit w\u00e4hrend des l\u00e4ngeren Aufliegern zu sehr abnehme. Man benutze daher das Beruhigungsst\u00e4bchen (S. 192), um die Nadel m\u00f6glichst bald stillestelieii zu machen; die Polarisation ist zwar alsdann noch im Wachsen begriffen, indessen geschieht dies nicht mehr schnell genug, um Schwingungen der Nadel nach sich zu ziehen. 1st die Nadel zur Ruhe, so lasse man die fragliche Bedingung auf den thierischen Elektromotor einwirken und beobachte den Erfolg an dem Multiplicator ; fernere allgemeine Bemerkungen finden hier nat\u00fcrlich ihre Grenze. Ist die Wahrnehmung vollendet, oder sollte keine best\u00e4ndige Ablenkung abgewartet werden, so entferne man, sowie man Gr\u00f6fse und Richtung der Wirkung aufgefafst hat, den Elektromotor m\u00f6glichst schnell, damit er nicht unn\u00fctz Ladungen entwickele, aus der Kette. Legt man nun, statt des thierischen Theiles, den Schliefsungsbausch auf. so erfolgt ein Ausschlag in dem entgegengesetzten Sinne von dem urspr\u00fcnglichen Strom. Dieser geh\u00f6rt eben den mehrerw\u00e4hnten Ladungen an, von denen es jetzt an der Zeit ist, ihre Bedeutung in dem hier in Rede stehenden Kreise von Erscheinungen etwas n\u00e4her ins Auge zu fassen.","page":235},{"file":"p0236.txt","language":"de","ocr_de":"236\n3. Jbschn. Kap. 1. \u00a7. IV. 3. Abrifs der Lehre\n2. \\ on der Polarisation in den thieriscli-elektrischen Multiplicator-Versuchen.\nEine grofse Anzahl von Thatsachen hat sich in neuerer Zeit zu-samniengefunden, aus deren Vereinigung mit vieler Wahrscheinlichkeit hervorgeht, dal's kein feuchter Leiter einen Strom fortzuf\u00fchren verm\u00f6ge, ohne dadurch zugleich auf allen Punkten der durchlaufenen Strecke zersetzt zu werden. Die elektropositiven Bestandteile seiner Elemente verbinden sich dahei mit den elektronegativen der in der Richtung des positiven Stromes auf sie folgenden zusammengesetzten Molekeln; das Entgegengesetzte findet f\u00fcr die elektronegativen Bestandteile statt, und so kommt es, wie bekanntlich v. Grotthuss zuerst eingesehen hat, 1 dafs sich an der Eintrittsstelle des Stromes in die Fl\u00fcssigkeit die letz-tere, an der Austrittsstelle hingegen die erstere Art von Bestandteilen, je nach der Natur dieser Theile und der festen, in die Fl\u00fcssigkeit tauchenden Leiter, mit diesen verbunden oder frei vorfinden. Diese frei vorhandenen Zersetzungsstoffe, oder die durch dieselben mannigfach ver\u00e4nderten Elektroden, k\u00f6nnen nun nicht umhin, abermals elektromotorisch zu wirken, eine Wirkung, die sowohl bereits w\u00e4hrend der Dauer des Stromes seihst, als auch, wenn die Elektroden unter sich zur Kette geschlossen bleiben, eine Zeitlang nach Aufhebung desselben stattfinden mufs. Elektroden, welche auf diese Weise, in Folge eines sie durchlaufenden oder durch sie hindurchgegangenen prim\u00e4ren Stromes, einen secund\u00e4ren Strom entwickeln, nennt man geladen oder polarisirt; ihren Zustand den der Ladung oder Polarisation.\nDies ist das Allgemeinste, was sich von der Polarisation sagen hifst. Man k\u00f6nnte hinzuf\u00fcgen, dafs die elektromotorische Wirkung der Zersetzungsstoffe wie der durch sie ver\u00e4nderten Elektroden stets die entgegengesetzte Richtung von der des prim\u00e4ren Stromes habe, wenn es nicht einzelne h\u00f6chst r\u00e4thselhafte F\u00e4lle g\u00e4be, in denen eine Ausnahme von diesem Gesetze bemerklieh wird, \u00fcber die cs aber zur Stunde fast noch an jeder Aufkl\u00e4rung gehricht. 2\n1\tAnnales de Chimie. 1806. t. LYI1I. p. 54. * (Rom, 1805). \u2014 Physisch - chemische Forschungen von TmsonoR v. Gbotthcss. Bd. I. N\u00fcrnberg 1820. 4\u00b0.*\n2\tVergl. Beetz, in Poggendorff\u2019s Annalen u. s. w. 1844. Bd. LX1I1. S. 415. * \u2014 Martens in M\u00e9moires de l\u2019Acad\u00e9mie royale des Sciences de Bruxelles. 4\u00b0. t. XIX. (5 avril 1845)* \u2014 Beetz in Poggendorff\u2019s Annalen u. s. w. 1846. Bd. LXVII. S. 365.* \u2014 Die Beobachtungen von Beetz und Martens beziehen sich auf Eisen; ich habe aber auch bei amalgamirtem Zink verkehrte Polarisation beobachtet. S. unten, 3. Abschn., Kap. 111. \u00a7. n. 3.","page":236},{"file":"p0237.txt","language":"de","ocr_de":"von der Polarisation der Elektroden.\n237\nIu der durchgreifenden Mehrzahl der F\u00e4lle indessen hat dieses Gesetz nichtsdestoweniger Geltung, und so verstand schon Volta 1 die RiTTEit\u2019sche Ladungss\u00e4ule aus der elektromotorischen Gegenwirkung der beziehlich an beiden Fl\u00e4chen der feuchten Zwischenplatten derselben angeh\u00e4uften sauren und alkalischen Bestandteile der sie tr\u00e4nkenden Salzl\u00f6sung, ln neuerer Zeit ist man jedoch darauf aufmerksam geworden, dafs es vorzugsweise die Zersetzungsprodukte des Wassers, und zwar unter diesen wieder vorwiegend der Wasserstoff sei, dem der secund\u00e4re Strom zugeschrieben werden m\u00fcsse. Deshalb erweist sich auch, wegen der gr\u00f6fseren Adh\u00e4sion zwischen den gasf\u00f6rmigen Elementen des Wassers und dieser Gruppe von Metallen, die Einschaltung von Kupfer-, Silber-, Gold-, vollends Platinelektroden in eine Kette st\u00e4rker schw\u00e4chend als die solcher von Zink, Zinn, Eisen u. s. f. : die ersteren polarisiren sich leichter als die letzteren, ein Umstand, auf den schon fr\u00fcher einmal Bezug genommen wurde (S. oben, S. 141). Auf der Einsicht in diese Verh\u00e4ltnisse beruht ferner gr\u00f6fstentheils die Erlindung der Ketten von best\u00e4ndiger Kraft, diese unsch\u00e4tzbare Bereicherung unserer elektrischen Ger\u00e4tschaft; es sind solche, in denen eine Einrichtung getroffen ist, verm\u00f6ge welcher der Wasserstoff an der negativen Elektrode, statt frei zu werden, wieder zu Wasser oxydirt wird. Auch mag hier, weil sie sp\u00e4ter f\u00fcr uns von Interesse werden wird, der Grove'scIioh Gasbatterie gedacht werden, welche eine k\u00fcnstliche, d. h. ohne Dazwischenkunft eines prim\u00e4ren Stromes, dadurch erhaltene Ladungss\u00e4ule ist, dafs die sie paarweise zusammensetzenden Streifen Platinblech beziehlich in eine Sauerstoff- und Wasserstoffatmosph\u00e4re getaucht und an ihrer Oberfl\u00e4che mit einer Schicht feuchten Platinschwammes bekleidet sind. 1 2\nInnerhalb der Kette selbst, deren prim\u00e4rer Strom sie hervorrief, giebt sich die Polarisation begreiflich nicht durch einen Strom, sondern eben durch die Seliw \u00e4chung des prim\u00e4ren zu erkennen. Man findet jedoch, dafs dieser nur bis zu einer gewissen Grenze sinkt; jeder Strom vermag nur eine Polarisation von einer gewissen St\u00e4rke zu erzeugen und zu erhalten. Sinkt mithin pl\u00f6tzlich die elektromotorische Kraft des prim\u00e4ren Stromes, so entspricht ihr nur noch eine geringere Gr\u00f6fse der Ladungen, ein Theil derselben findet sich in Freiheit gesetzt, und wenn ein Multiplicator in den Kreis eingeschaltet ist, so summiren sich die Wirkungen der nicht mehr v\u00f6llig aufgewogenen Erdkraft und\n1\tGilbert\u2019s Annalen der Physik. 1805. Bd. XIX. S. 490. Bd. XXI. S. 133. *\n2\tI\u2019oggendorff\u2019s Annalen u. s. w. 1843. Bd. LVIII. S. 202; Sch\u00f6nbein ebendas., S. 361 ; - 1844. Bd. LXII. S. 220. *","page":237},{"file":"p0238.txt","language":"de","ocr_de":"23S\n2. Abschn. Kap. T. \u00a7. TV. 2. Abrifs der Lehre\njenes nunmehr sich abgleichenden Gegensatzes der Zersetzungsstolfe auf die Nadel zu einem Ausschlage derselben, der sich bis in den negativen Quadranten, ja in diesem \u00fcber die urspr\u00fcngliche Gleichgewichtsstellung der Nadel im positiven Viertclkreise hinaus erstrecken kann. Dabei sinkt die Polarisation bis zu dem Grade, der dem neuen Zustande der Stromst\u00e4rke entspricht. Einen lehrreichen Versuch in dieser, wie sich sp\u00e4ter zeigen wird, 1 f\u00fcr uns wichtigen Beziehung, hat P\u00fcgoemioki'f angestellt, indem er eine DAMEi.i.'sche Kette und ein durch eine Grove-sehe polarisirtes Platinplattenpaar einander entgegenwirken liefs. Er fand, dafs w\u00e4hrend anfangs das letztere die Wirkung der ersteren g\u00e4nzlich \u00fcberwand, die Nadel doch allm\u00e4hlig durch den Nullpunkt zu Gunsten dieser wiederkehrte. Dasselbe zeigte sich bei Entgegensetzung einer GRovE\u2019schen Kette und einer nach seiner Erfindung mittelst der Wippe geladenen secund\u00e4ren S\u00e4ule von 4, 3 oder 2 Plattenpaaren. 2 Die Folge wird lehren, dafs ganz der n\u00e4mliche Vorgang durch pl\u00f6tzliches \u00dciscoiilinuirlicliwerden oder Interimttiren der Elektricit\u00e4tsquelle in kurzen Zwischenr\u00e4umen herbeigef\u00fchrt wird. 3\nWenn es richtig ist, dafs in feuchten Leitern keine Leitung ohne Zersetzung vor sich gehen k\u00f6nne, so ist es, bei der grofsen Fortpflanzungsgeschwindigkeit galvanischer Str\u00f6me, an und f\u00fcr sich klar, dafs ein sehr kleiner Zeitraum zur Entwickelung der ersten Spuren der Polarisation hinreichen m\u00fcsse. Wirklich hat auch IIenrici Polarisation nach dem so kurze Zeit dauernden Schlage der Kleist'scIicii Batterie nachgewiesen. 4 In diesem augenblicklichen Erscheinen der Polarisation nach dem Schliefsen der Kette liegt jedoch nichts, was zugleich eine pl\u00f6tzliche Entwickelung derselben in aller St\u00e4rke bedingte, und in der That w\u00fcrde schon die Betrachtung der allm\u00e4hligen Wirkungsabnahme einer S\u00e4ule von unbest\u00e4ndiger Kraft zu der Vorstellung eines dauernden Wachsens der Ladungen bis zu einer gewissen Grenze der Zeit und der St\u00e4rke berechtigen, seihst wenn nicht Poggendorff diese, so wie mehrere andere wichtige Wahrheiten, auf das sinnreichste mittelst seiner Wippe und des Verfahrens der Compensation unmittelbar dar-gethan h\u00e4tte. 5\n1\tS. unten, 3. Abschn., Kap. IV. \u00a7. m.\n2\tPoggendorff\u2019s Annalen u. s. w. 1844. Bd. LXI. S. 607, *\n3\tS. unten, ebendas., \u00a7. iv.\n4\tPoggendorff\u2019s Annalen u. s. w. 1839. Bd. XLVI. S. 583. Bd. XL VII. S. 431. * \u2014 Dove\u2019s Repertorium der Physik. Bd. YI. 1842. S. 150. * \u2014 Sch\u00f6nbein in Pog-genuorff\u2019s Annalen u. s. w. 1843. Bd. LIX. S. 243. * \u2014 Becquerel in Comptes rendus etc. 9 Mars 1846. 1. XXII. p. 381. * \u2014 Riess in Poggendorff\u2019s Annalen u. s. w. 1846. Bd. LXIX. S. 155. *\n3 Ebendas., 1844. Bd. 1844. Bd, LXI. S. 586. \u2018","page":238},{"file":"p0239.txt","language":"de","ocr_de":"von der Polarholion der Elelctroden.\n23!)\nDie St\u00e4rke der Polarisation liai \u00fcbrigens, wie sich leicht denken l\u00e4fst. eine absolute Grenze, \u00fcber welche hinaus eine Verst\u00e4rkung des prim\u00e4ren Stromes keine \\ ergr\u00f6fserung derselben mehr nach sich zieht. Diese Grenze ist von Damell zu 2.85; 2.49 mal die elektromotorische Kraft eines seiner Elemente, von Wheatstone zu 2.33 mal die eines der seinigen bestimmt, von Poggenoorff gar auf das Doppelte gesch\u00e4tzt worden. 1 Nach Lenz w\u00fcrde, hei prim\u00e4ren Stromst\u00e4rken, welche die Polarisation bis zu dieser \u00e4ufsersten H\u00f6he zu treiben verm\u00f6gen, die-selbe zugleich augenblicklich in ihrer ganzen St\u00e4rke erscheinen. 2\nDie Abh\u00e4ngigkeit der Ladungen von der Dichtigkeit des prim\u00e4ren Stromes in der Llektrodenll\u00e4ehe, verm\u00f6ge welcher sie bis zu einer gewissen Grenze in einem umgekehrten Verh\u00e4ltnisse zu der Gr\u00f6lse derselben stehen, 3 4 ist (nebst dem \u00e4hnlichen Verhalten des problematischen Uebergangswiderstandes) der Grund gewesen, .weshalb wir den Platinenden unserer Vorrichtung eine m\u00f6glichst grofse Ausdehnung erlheilt haben.\nW\u00e4hrend des Stromes, der nach Aufhebung des prim\u00e4ren, aber bei dauerndem Schl\u00fcsse der Elektroden zur Kette, die Folge der Polarisation ist, nimmt dieselbe an St\u00e4rke ah, und verschwindet endlich v\u00f6llig, nat\u00fcrlich jedoch um so sp\u00e4ter, je st\u00e4rker der prim\u00e4re Strom war und je l\u00e4nger er, innerhalb gewisser Grenzen, gedauert hat; au\u00dferdem aber auch, in Ucbereinstimmung mit dem FECiiNER\u2019schen Gesetze (S. 207), einen je gr\u00f6fseren Widerstand der Kreis darbietet, in dem die Entladung stattlinden soll. L\u00e4fst man daher die geladenen Platten ganz offen stehen, so nimmt wohl die Wirkung an St\u00e4rke ah, die man nachmals beim Schlielsen erh\u00e4lt, allein au\u00dferordentlich viel langsamer, als wenn man den Ladungen Gelegenheit zur Abgleichung giebt.\nDer vermindernde Einflufs, den die Ersch\u00fctterung der negativen Elektrode auf die Polarisation \u00e4ufsert, ist oben (S. 212) schon angedeutet worden; es wird, wie bemerkt, an einer sp\u00e4teren Stelle noch die Rede davon sein. Auch von der \u00e4hnlichen Wirkung der Aufhebung des Luftdrucks werden wir, im Laufe unserer eigenen Versuche, genaue Kenntnifs zu nehmen noting finden. 1 Gleich derselben, n\u00e4mlich die relative Spannkraft der gefesselten Gase erh\u00f6hend, und dadurch die Ladungen schw\u00e4chend, wirkt Steigerung der Temperatur.\nLin lernerer Punkt, den ich hier ebenfalls nur andeuten will, da\n1 Ebendas., 1843. Bd. LX. S. 389. 390. \u2014 1844. Bd. LXI. S. 614; \u2014\nBd. LXIf. S. 521. *\n3 Ebendas., 1843. Bd. LIX. S. 419. *\n3\tS. vorz\u00fcglich Lenz, ebendas., S. 407. *\n4\tS. unten, 3. Abschn., Kap. V. \u00a7. in. 4.","page":239},{"file":"p0240.txt","language":"de","ocr_de":"240\n2. Abschi. Kap. I. \u00a7. IV. 2. Von der Polarisation\nwir uns nachmals ausdr\u00fccklich mit ihm zu besch\u00e4ftigen haben werden, ist die F\u00e4higkeit auch gewisser feuchter Leiter, Ladungen nach Art der Metalle anzunehmen. 1 Endlich werden wir, im Laufe unserer Versuche , auf eine ganz neue Art der Polarisation gef\u00fchrt werden, welche, ihrer Richtung nach, der gew\u00f6hnlichen Polarisation entgegengesetzt und in ihrem Wesen wahrscheinlich sehr davon unterschieden, nur den noch im Besitze ihrer Lehenseigenschaften befindlichen Muskeln zukommt. 2\nDie Ladungen werden uns, wie man zum Theil schon hat ersehen k\u00f6nnen, in der Folge noch h\u00e4ufig, und zwar unter den wichtigsten Beziehungen, entgegentreten. Ich habe deshalb geglaubt, dafs ein kurzer Ueberblick des Wissensw\u00fcrdigsten aus ihrem Gebiete an dieser Stelle dem physiologischen Leser nicht unwillkommen sein w\u00fcrde, um so mehr, als dasselbe gerade jetzt noch zu sehr in einem neuen Aufschw\u00fcnge seiner Entwickelung begriffen ist, als dafs es daf\u00fcr schon wieder eine Zusammenstellung der Art geben k\u00f6nnte, wie sie f\u00fcr die \u00e4lteren Erfahrungen in Fechner\u2019s oft erw\u00e4hntem Lchrbuclie u. s. w. Kap. XX11I. S. 269 \u00b0 vorliegt. In Betreff der j\u00fcngeren Leistungen sind daher die Originalarbeiten, grofsentheils in Poggenuorff\u2019s Annalen, nachzusehen. Ich habe \u00fcbrigens bei jenem Ueberblick die n\u00e4here Theorie der Erscheinungen selbst, wie auch die zarte Frage von dem Ueber-gangswiderstande ganz oder so viel wie m\u00f6glich aus dem Spiel gelassen, da sie hier von keiner Wichtigkeit sind, und eine kurze Er\u00f6rterung derselben in ihrem heutigen Zustande mehr verwirren als aufkl\u00e4ren d\u00fcrfte. \u2014\nWir haben oben unsere Vorrichtung in dem Augenblick verlassen, wo, nach Entfernung des thierischen Elektromotors und Auflegen des Schliefsungsbausches oder -Rohres an seine Stelle, der Ausschlag der Nadel durch die in Freiheit gesetzten Ladungen erfolgte. Es verdient bemerkt zu werden, dafs dies nach jedem auch dem schw\u00e4chsten Strome der Fall war, den ich noch an meinem Multiplicator beobachten konnte. Dafs dabei die St\u00e4rke der secund\u00e4ren Wirkung sich der des prim\u00e4ren Stromes proportional zeigte, bedarf keiner Erw\u00e4hnung; diese St\u00e4rke ist aber aufserdem abh\u00e4ngig von dem Widerstande des nach Entfernung des thierischen Elektromotors mittelst des Schliefsungsbausches oder -Rohres vervollst\u00e4ndigten Kreises. Es ist daher deutlich, dafs sie, bei einem gewissen Verh\u00e4ltnifs dieses Widerstandes zu dem der thierischen Theile, der des prim\u00e4ren Stromes nicht nur gleichkommen, sondern dieselbe sogar \u00fcbertreffen kann, wie dies bereits Rechner gleichfalls\n1\tS. unten, Kap. II. \u00a7. in. 2. (vl) \u00df. a. y.\n2\tf>. unten, 3. Abschn., ltap. VIII. \u00a7. ii. in.","page":240},{"file":"p0241.txt","language":"de","ocr_de":"bei thierisch- elektrischen Multiplicatorversuchen.\n241\neingesehen und beobachtet hat. 1 Aueli von der Abh\u00e4ngigkeit der Ladungen von der Dauer des urspr\u00fcnglichen Stromes innerhalb gewisser Grenzen habe ich mich auf das bestimmteste \u00fcberzeugt.\nDer Ausschlag der Ladungen hinterl\u00e4fst eine best\u00e4ndige Ablenkung und die Vorrichtung ist dadurch augenblicklich unbrauchbar gemacht. Wir wissen bereits, dafs dieser Uebelstand seine Beseitigung selber mit sich bringt; nach k\u00fcrzerer oder l\u00e4ngerer /eil: hat die Nadel ihre urspr\u00fcngliche Stellung erreicht. Nichtsdestoweniger wurde daraus ein grofscr Zeitverlust entstehen, namentlich wenn die Str\u00f6me stark sind und best\u00e4ndige Ablenkungen durch dieselben abgewarlet werden m\u00fcssen. Indessen gilt, obschon sie in langsamem Ahnehmen begriffen ist, von jener Ungleichartigkeit dasselbe, was oben S. 234 von zuf\u00e4lligen, der Vorrichtung innewohnenden Fehlern dieser Art gesagt wurde. Nur in seltenen F\u00e4llen wird es darauf ankommen, dafs die Nadel unmittelbar von ihrer ersten Gleichgewichtslage ihren Ausgang nehme, und vollends gleichg\u00fcltig ist dies dann, wenn eine best\u00e4ndige Ablenkung ahgewartet werden soll, da, wenn man den Elektromotor in derselben Richtung wie vorher auflegt, er doch alsbald die Polarisation wieder in die H\u00f6he treibt und, wenn jene Richtung verkehrt wurde, auch die der Ladungen sogleich ihr Zeichen \u00e4ndert: dies alles freilich unter der Voraussetzung, dafs der neue Strom den der sich abgleichenden Ladungen um eine gewisse Gr\u00f6fse \u00fchertrifft.\nDie Ladungen bieten demnach nur einen sehr geringen Nachtheil dar; ja sie sind im Stande, verm\u00f6ge der vollkommenen Regelm\u00e4fsigkeit ihres Auftretens nach jedem, auch dem schw\u00e4chsten Strome, der die, Kette durchl\u00e4uft, manchen nicht unerheblichen Dienst zu leisten. Vor Allem stehen sie erstens stets als sichere B\u00fcrgen da, dafs die beobachtete Wirkung in der That von dem eben entfernten Elektromotor hcr-riihrle. Denn man sieht ein, dafs wenn diese Wirkung auf einer zwischen der Zeit der letzten Pr\u00fcfung der Vorrichtung auf ihre Gleichartigkeit und der des Anliegens entstandenen Ungleichartigkeit beruht h\u00e4tte, die thierischcn Thcile seihst aber unwirksam gewesen w\u00e4ren, die Richtung des Ausschlages heim nachmaligen Schliefsen mit dem dazu bestimmten Rohr oder Bausche nicht leicht die entgegengesetzte von der zuerst beobachteten w\u00fcrde sein k\u00f6nnen. Durch Leitung lernt man die Gr\u00f6fse des Ausschlages ungef\u00e4hr ermessen, den man von den Ladungen nach einer bestimmten prim\u00e4ren Stromeswirkung zu gew\u00e4rtigen hat, von wie vielen Umst\u00e4nden auch diese Gr\u00f6fse abh\u00e4ngig sei. So deuten unverh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig starke oder unerwartet schwache Ladungen\n1 \u00dccber die BEcecEKEL\u2019schc Kelle u, s. w. A. a. 0. S. 18. Anm. *\n16","page":241},{"file":"p0242.txt","language":"de","ocr_de":"212\n2. Abschn. Kap. /. \u00a7. TV. 2. Von der Polarisation\nauf irgend etwas, was nicht in der Ordnung ist. Es ist daher in den folgenden Untersuchungen nicht ein Multiplicatorversuch erw\u00e4hnt, hei dem nicht, nach Wahrnehmung der urspr\u00fcnglichen Wirkung, noch die der Ladungen auf das genaueste ber\u00fccksichtigt worden w\u00e4re. Dies sind beil\u00e4ufig lauter Vortheile, deren man sowohl hei der Methode des Anlegens, wo die Polarisationswirkungen wieder mit den Str\u00f6men wegen ungleichzeitigen Eintauchens u. s. w. zusammengeralhen, als heim Gebrauch feuchter Br\u00fccken von ver\u00e4nderlichem Widerstande zwischen den Zuleitungsgef\u00e4fsen (Baumwollen- oder Asbestdochten) verlustig geht (S. oben S. 219).\nEine gew\u00f6hnliche Art, sich von der Aechtheit der heim Anliegen eines Elektromotors beobachteten Wirkung zu \u00fcberzeugen, besteht auch darin, denselben sp\u00e4ter umzulegen, d. h. in verkehrter Richtung aufzulegen; die Wirkung mill's alsdann gleichfalls ihr Zeichen \u00e4ndern. Man kann sich aber zugleich des Umlegens und des Ausschlages der Ladungen bedienen, um sehr schwache Str\u00f6me deutlicher sichtbar zu machen, indem man n\u00e4mlich das Umlegen ausf\u00fchrt, ohne den Ladungen vorher weder Zeit zu lassen, sich hei olfenstehender Kette zu schw\u00e4chen, noch Gelegenheit zu bieten, sich in der mittelst eines unwirksamen feuchten Leiters, des Scldiefsungsrohres u. s. f. geschlossenen abzugleichen. Alsdann summiren sich die Wirkungen des secund\u00e4ren und des prim\u00e4ren Stromes auf die Nadel zu einem viel gr\u00f6lseren Ausschl\u00e4ge, als der erste war; um so mehr, als hei der grofsen Schwin-gungsdauer des Nadelpaars, das l mlegen leicht so schnell geschehen kann, dafs der vereinigte Stofs beider Str\u00f6me dasselbe noch aul seinem R\u00fcckschwung in der Gegend des Nullpunktes antrifft. Noch steigern l\u00e4fst sich die Empfindlichkeit dieses Mittels, wenn man vor dem Umlegen nicht erst die best\u00e4ndige Ablenkung durch den Strom ahwarlet, sondern dasselbe sogleich w\u00e4hrend des ersten R\u00fcckschwunges der Nadel vollf\u00fchrt, und so mit Umlegen w\u00e4hrend jeder einzelnen Schwingung fortf\u00e4hrt. Der genaue Ort, wo die Nadel sich heim Umlegen in ihrer Bewegung befinden m\u00fcfste, damit auf diese W eise die gr\u00f6lstm\u00f6gliche Wirkung erreicht w\u00fcrde, m\u00f6chte nicht leicht zu ermitteln sein. Es erinnert dieser Kunstgriff \u00fcbrigens an den hei Inductionsversuclien gebr\u00e4uchlichen, wo man auch in Uehereinstimmung mit den Nadelschw ingungen die Ivette \u00f6ffnet und schliefst, oder den Magneten bewegt; ich habe ihn hier ins Gcd\u00e4chtnifs rufen wollen, weil er uns sp\u00e4ter, in etwas anderer Gestalt, von Wichtigkeit sein wird.\nScldiefslich hier gegen eine T\u00e4uschung zu warnen, zu denen die Ladungen Aidais gehen k\u00f6nnen, m\u00f6chte beinahe \u00fcberfl\u00fcssig sein. Es versteht sich n\u00e4mlich von seihst, dafs man, aus der Stromabnahme im","page":242},{"file":"p0243.txt","language":"de","ocr_de":"bei thicrisch- elektrischen Miiltiplicatorversuchen.\n243\nMultiplica tor, in keiner Weise auf das Gese tz derselben in den thie-rischen Ketten selbst scliliefsen darf, indem die erstere in der That fast einzig und allein auf Rechnung der Polarisation kommt. Dieses Gesetz mufs vielmehr hier aus der Gr\u00f6fse der nacheinander, und nach v\u00f6lliger Entladung der metallischen Multiplicatorcnden, an der Nadel erhaltenen Ausschl\u00e4ge ermittelt werden. Die Folge wird lehren, dafs die thierischen Elektromotore als Ketten von ziemlich best\u00e4ndiger Kraft zu betrachten sind. Daher der anfangs angestellte Vergleich unserer Vorrichtung, wenn sie in Tb\u00e4tigkeit ist, mit einer aus einem Voltameter und einer constantcn Kette zusammengesetzten Anordnung. Die thierischen Theile sind die constante Kette, die Platinenden stellen das Voltameter vor. Um aber ein nicht durch die Ladungen getr\u00fcbtes Bild von dem wirklichen Gange der Stromst\u00e4rke nach dem Tode zu gewinnen, wirdes, wie man leicht sieht, nur nothwendig sein, in der thierischen Kette die Bedingungen wo m\u00f6glich einer constantcn Combination allein walten zu lassen. Dies kann geschehen, indem man, statt der Salzl\u00f6sung mit darin tauchenden Pialineuden, eine geeignete Metallsalzl\u00f6sung, deren Metall sich gut galvanoplastisch niederschl\u00e4gt, mit Elektroden aus demselben Metalle anwendet: Schwefels\u00e4ure Kupferoxydl\u00f6sung mit Kupfer-, Cyansilberkaliuml\u00f6sung mit Silberelektroden. Der Wasserstoff, den der Strom an der negativen Platte ausscheidet, wird zum Reduciren des sich niederschlagenden Metalls, der Sauerstoff zur Oxydation des sich aufl\u00f6senden Metalls der positiven Elektrode verwendet; es sind keine Ladungen mehr in merklichem Mafsstabe vorhanden, der erste Ausschlag, vorz\u00fcglich aber die hinterbleibende, nun wirklich best\u00e4ndige Ablenkung m\u00fcssen aufserordentlich vergr\u00f6fsert erscheinen, und die Abnahme letzterer, wenn eine solche stattfindet, wird ein treues Bild der Abnahme der elektromotorischen Kraft der thierischen Theile liefern. Von den Vortheilen, welche diese Art, die thierisch-elektrischen Str\u00f6me abzuleiten, zu gew\u00e4hren geeignet ist, mag hier nur noch der angef\u00fchrt werden, dafs sie dienen kann, diese Str\u00f6me auch an ungleich weniger empfindlichen Multiplicatoren, als der bei Anwendung polarisirbarer Elektroden vorausgesetzten, bemerklich zu machen.\n3. Von der Methode der Compensation.\nDie schon mehrerw\u00e4hnte Methode der Compensation oder der Entgegensetzung zweier Elektromotore, deren Wirkungsgr\u00f6fse verglichen werden soll, beruht auf Folgendem. Man l\u00e4fst die beiden Ketten in einem und demselben Kreise einander entgegenwirken. Da beide elektromotorische Kr\u00e4fte dabei denselben V iderstand zu iiber-\n16 \u201d","page":243},{"file":"p0244.txt","language":"de","ocr_de":"244\n2. Abschi. Kap. I. \u00a7. IV. 3. Von der Methode\nwinden haben, so erf\u00e4hrt man unmittelbar das Verh\u00e4ltnifs derselben, welches heim Vergleich ihrer vereinzelten \\\\ irkungen durch den Unterschied in dem Nenner der Ohm\u2019s eben Formel in den meisten F\u00e4llen nur getr\u00fcbt zum Vorschein kommen w\u00fcrde. Zwei Elcktromotore einander compensircn lassen, heifst also, im Sinne jeder Formel zu reden, ge-wissermafsen nichts anderes, als die Br\u00fcche, welche das Mals ihrer Wirkung abgehen, experimentell auf einen gemeinschaftlichen Nenner bringen. Sind die elektromotorischen Kr\u00e4fte gleich. so bleibt die Nadel eines in den gemeinschaftlichen Kreis eingeschalteten Multiplicators auf Null; werden sie dann, in Folge einer neu eingef\u00fchrten Bedingung, welche man aber nur den einen Erreger treffen l\u00e4fst, ungleich, so zeigt die Richtung des Ausschlages leicht, auf welcher Seite die Oberhand ist. Keine Ver\u00e4nderung des Widerstandes vermag jemals diese Wirkung hervorzubringen. Genau genommen scheint dieses Verfahren nur brauchbar, wenn man eine strompr\u00fcfende Vorrichtung hat, welche zugleich die Richtung der Wirkung anzeigt; indessen wird man bei jeder besonderen Gelegenheit leicht Kunstgriffe ausfindig machen k\u00f6nnen, durch welche dieser Mangel ersetzt wird, wie dies z. B. Dove heim Gebrauch des physiologischen Rheoskops in magneto-elektrischen Indu \u00e9tions versuchen ge than hat. 1\nDie Elimination des Widerstandes durch die Methode der Compensation ist einer ihrer wesentlichsten Vorz\u00fcge, und auf dieselbe gr\u00fcndet sich z. B. Feciiner\u2019s noch unwiderlcgtes Experimenlum crucis gegen die chemische Hypothese von dem Urspr\u00fcnge des elektrischen Stromes. Sie ist aber im Grunde nur als ein besonderer Fall des allgemeinen Vorthcils zu betrachten, den diese Methode zu gew\u00e4hren geeignet ist. und der folgendermafsen ausgesprochen werden kann: Jedesmal, dafs, aufser der Bedingung, deren Einflufs auf den Elektromotor erforscht werden soll, sich noch andere Bedingungen einfinden, welche auf denselben einwirken, sei es, dafs man selbst gen\u00f6thigt ist, diese Bedingungen hinzuzutragen, sei es, dafs die Natur der Dinge sie mit sich bringt; und es sind dieselben von Versuch zu Versuch dergestalt ver\u00e4nderlich, dafs man zu f\u00fcrchten hat, dafs ihr Einflufs den der Hauptbedingung, welche Gegenstand der Beobachtung ist, merklich verdecken oder tr\u00fcben wird: in einem solchen Falle ist die Methode der Compensation stets im Stande, den letzteren Einflufs klar und ungest\u00f6rt hervortreten zu lassen, indem man n\u00e4mlich die \u00fcbrigen Bedingungen in gleicher V eise auf den zweiten Elektromotor einwirken und so ihre Einfl\u00fcsse auf beide einander gegenseitig aufheben l\u00e4fst.\n* Untersuchungen im Gefiele der Iuductionselektricit\u00e4t u. s. w. S. 23. ,24.","page":244},{"file":"p0245.txt","language":"de","ocr_de":"der Compensation.\n245\nOhne die Methode der Compensation m\u00fcfste man, in diesen F\u00e4llen, stets zwei Versuche mit einem Elektromotor anstellen, den einen unter dem Einflu\u00df der zu erforschenden Bedingung, und den anderen, um den zeitigen Stand der ver\u00e4nderlichen Bedingungen zu erfahren, und man m\u00fcfste Sorge tragen, dafs sich diese, von einem Versuch zum andern, m\u00f6glichst wenig ver\u00e4ndern. Mit H\u00fclfe der Methode spart man also die H\u00e4lfte der Versuche, indem man nichtsdestoweniger an Sicherheit gewinnt.\nBeim Gebrauch des Multiplicators als strompr\u00fcfenden Mittels ist endlich noch eines ferneren Vorzuges zu gedenken. Einer und derselben Ver\u00e4nderung der elektromotorischen Kraft, welche durch die zu erforschende Bedingung hervorgebracht wird, kann ein gr\u00f6\u00dferer Winkelwerth entsprechen, wenn die Nadel, bei der Methode der Compensation, vom Nullpunkt ausscld\u00e4gt, als wenn ihre Bewegung, bei Beobachtung an nur einem Elektromotor, in den h\u00f6heren Gegenden der Theilung vor sich geht. Oh dies in der That stattfinde, h\u00e4ngt davon ab, ob die Nadelbewegung, welche der Ver\u00e4nderung entspricht, durch den gr\u00f6fseren Widerstand weniger als durch die Verlegung derselben in die h\u00f6heren Breiten der Theilung geschw\u00e4cht werde. Etwas Aehn-liches findet \u00fcbrigens auch bei der physiologischen Pr\u00fcfung, sowohl der subjectiven am menschlichen K\u00f6rper, als der objectiven am Froschpr\u00e4parate statt. Denn es ist ungleich leichter zu sagen, ob man \u00fcberhaupt etwas empfinde oder nicht, oder ob eine schwache Empfindung sich steigere oder noch mehr abnehme, als f\u00fcr die Gleichheit oder einen geringen Unterschied \u00e4ufserst heftiger Empfindungen aufzukommen; und ebenso l\u00e4fst sich am Froschpr\u00e4parate viel leichter \u00fcber Zuckung und Ruhe, oder \u00fcber Steigerung schwacher Zuckungen, als \u00fcber Ver\u00e4nderung sehr starker Zuckungen innerhalb enger Grenzen urtheilen.\nMan wird sich diese verschiedenen Punkte leicht deutlich machen k\u00f6nnen, wenn man mit R\u00fccksicht darauf die vornehmsten Anwendungen er\u00f6rtert, die der Methode der Compensation bereits zu Theil geworden sind: sie sind im Vorhergehenden bereits s\u00e4mmtlich erw\u00e4hnt worden, Fechner\u2019s Experimentum crucis n\u00e4mlich, 1 Dove\u2019s Untersuchungen im Gebiete der Inductionselektricit\u00e4t, endlich Poggenoorff\u2019s Arbeiten \u00fcber die Polarisation der Elektroden. 1 * 3\nMatteucci 3 und ich selbst 4 haben dieselbe fast gleichzeitig und\n1 Poggendorff\u2019s Annalen u. s. w. 1837. Bd. XLII. S. 481. *\n1 Ebendas., 1844. Bd. LXI. S. 606. *\n5 Annales de Chimie et de Physique. Novembre 1842. 3. S\u00e9rie. 1. VI. p. 306. * \u2014 Trait\u00e9 etc. p. 42. pi. I. fig. 10. p. 68. i\u00eeg. 13. *\n* Pogcendorff\u2019s Annalen u, s. w. Januar 1843. Bd. LYIII. S. 12. \u00a7. 32. 1.","page":245},{"file":"p0246.txt","language":"de","ocr_de":"240\n2, Abschn. Kap. I. \u00a7. IV. 3. Von dev Methode\nunabh\u00e4ngig von einander in die Untersuchung der thierischen Elektri-cit\u00e4t eingef\u00fchrt, um den Einflufs sicherer zu erforschen, den gewisse Bedingungen auf die elektromotorische Kraft der thierischen Erreger ausiiben. Dazu ist, wie man sieht, im Princip nur n\u00f6thig, dem dieser Bedingung ausgesetzten Elektromotor einen von derselben freien ihm urspr\u00fcnglich gleichen entgegenwirken zu lassen, und die Richtung der jetzt erfolgenden Wirkung zu beobachten. Sie zeigt an, ob der Ein-ilufs ein st\u00e4rkender oder ein schw\u00e4chender war. So einfach dieser Vorschlag in der Vorstellung klingt, so viel Schwierigkeiten widersetzen sich seiner Ausf\u00fchrung, wenigstens sobald man die Vortheile der Methode in vollem Mafse geniefsen will.\nDenjenigen Vortheil, den wir sp\u00e4ter haupts\u00e4chlich bezwecken werden, n\u00e4mlich den der Elimination des Widerstandes, scheint Mattetjcci nicht zu kennen; wenigstens timt er desselben da, wo er die Vorz\u00fcge des Verfahrens auseinandersetzt, keine Erw\u00e4hnung. Als eigentlichen Grund desselben giebt er an: \u00bbEn comparant deux de ces piles, l\u2019une \u00bbapr\u00e8s l'autre, on ne serait jamais sur d\u2019agir avec des \u00e9l\u00e9ments sem-\u00bbblables, ind\u00e9pendamment de la circonstance que l\u2019on a introduite dans \u00bbtous les \u00e9l\u00e9ments d\u2019une des deux piles.\u00ab 1 Dies ist deshalb auffallend, weil, von seinem Standpunkte aus, von wo er die thierischen Erreger einfach als feuchte, mit einem elektromotorischen Moment in einer bestimmten Richtung begabte Leiter betrachtete, kein Grund vorhanden war, daran zu zweifeln, dafs die Methode der Compensation auch bei thierischen Erregern im Stande sei, den Einflufs des Widerstandes zu climiniren. Leider wird sich von einer viel verwickelteren, aber natur-gem\u00e4fseren Vorstellungsweise von dem Wesen dieser Elektromotore aus in der Folge zeigen, dafs sie dies, bei unseren Versuchen, in der That nur in sehr beschr\u00e4nktem Mafse vermag; f\u00fcr uns ein grofser Uebel-stand, da es uns gerade auf diesen Punkt bei ihrer Anwendung angekommen sein w\u00fcrde.\nMatteucci half sie zun\u00e4chst nur, die zahlreichen Fehlerquellen zu \u00fcberwinden, welche thcils aus der unbest\u00e4ndigen Natur der thierischen Elektromotore \u00fcberhaupt hervorgehen, thcils f\u00fcr ihn insbesondere aus dem Verfahren des Anlegens (S. oben S. 227 ff.) entspringen mochten. Er arbeitete dabei, wie man sich erinnert, mit ganzen S\u00e4ulen aus Fr\u00f6schen, und zwar ging er von dem Grunds\u00e4tze aus, dafs zwei S\u00e4ulen aus 6 \u2014 10 Thieren, die aufs Gerathewohl gegriffen worden sind, sich das Gleichgewicht halten m\u00fcssen, indem er sich ohne Zweifel vorstellt, dafs ein gr\u00f6fserer oder lebhafterer Frosch in der einen S\u00e4ule\nTrait\u00e9 etc, p. 68.","page":246},{"file":"p0247.txt","language":"de","ocr_de":"der Compensation.\n247\nunter denen der anderen S\u00e4ule stets seinen Partner findet. Den Strom einer solchen S\u00e4ule betrachtet er daher als mittleren Strom, \u00bbcourant moyen\u00ab, und er setzt zwei dergleichen, welche vorher nicht verglichen waren, und deren eine dem Einllufs einer bestimmten Bedingung unterworfen wurde, einander ohne Umst\u00e4nde gegen\u00fcber, um aus dem Difle-rentialstrom, \u00bbcourant diff\u00e9rentiel \u00ab, die Art jenes Einflusses zu beurthei-len. So bluteten oft unter Matteucci\u2019s Hand 20 Fr\u00f6sche in Versuchen, die er mit zwei gleichnamigen Muskeln von beiden Seiten eines und desselben Frosches gerade eben so gut h\u00e4tte ansteilen k\u00f6nnen.\nDafs sich bereits f\u00fcr 6 \u2014 8 Fr\u00f6sche das ausgleichende Gesetz der grofsen Zahlen in der Weise verwirklicht finden sollte, dafs in diesen Anordnungen in der That urspr\u00fcngliches Gleichgewicht geherrscht haben k\u00f6nnte, ist wohl sehr unwahrscheinlich. Es zeigt sich denn auch, dafs Mattel\u2019c<a nur den Schein eines Gleichgewichtes dadurch erzwang, dafs er den Widerstand der Kette erh\u00f6hte und die Empfindlichkeit des Multiplicators niederhielt. Er empfiehlt Brunnenwasser als Leitungsfl\u00fcssigkeit in den Gef\u00e4fsen, worin die \u00e4ufsersten Glieder seiner S\u00e4ulen tauchten. \u00bbEn employant des liquides plus conducteurs, les d\u00e9viations \u00bbdeviennent trop grandes, et les plus petites diff\u00e9rences entre les cou-\u00bb rants des deux piles deviennent consid\u00e9rables.\u00ab 1 So hat man es sich zu erkl\u00e4ren, wenn er berichtet, dafs zwei im nat\u00fcrlichen Zustande befindliche, einander entgegenwirkende S\u00e4ulen aus einer gleichen Anzahl Fr\u00f6schen einen Differentialstrom von nur 1 \u2014 2\u00b0, bald in dieser, bald in jener Richtung gegeben haben. 2 Unter diesen Umst\u00e4nden verdienen solche Str\u00f6me von 8 \u2014 40\u00b0, wie er sic beobachtete, allerdings Vertrauen; nie wurden dergleichen unter 5\u00b0 als Folge der Bedingung verzeichnet,. deren Einllufs auf die eine S\u00e4ule ermittelt werden sollte. 3\nAls ich, auf Professor Dove\u2019s Anregung, dessen Versuchen am Differentialinductor ich beizuwohnen meistens das Gl\u00fcck hatte, zuerst auf den Gedanken kam, mich der Methode der Compensation bei meinen Untersuchungen zu bedienen, erwartete ich viel von einem H\u00fclfs-mittcl, welches ich anderw\u00e4rts so treffliche Dienste leisten sah. Es zeigte sich jedoch, dafs schon allein zwei ganze, m\u00f6glichst gleiche Fr\u00f6sche, wie auch zwei m\u00f6glichst gleiche einfachere thierischc Erreger, z. B. die gleichnamigen Muskeln beider Seiten eines und desselben Frosches, beim ersten Auflegen an meinem Multiplicator sieb auch nicht entfernterweise das Gleichgewicht hielten, sondern dafs beim Schluls\n> Ibid., p. 69.*\n3 Annales de Chimie et de Physique. Novembre 1842. 3. S\u00e9rie, t. \\I. p. 307.*\n3 Trait\u00e9 etc. ibid.","page":247},{"file":"p0248.txt","language":"de","ocr_de":"248\n2. Abschi. Kap. I. \u00a7. TV. 3. Von ihr Methode\nder Kette stets m\u00e4chtige Differentialstr\u00f6me erfolgten. Erst durch sorgf\u00e4ltige Einrichtung, langes hin und her Verschieben der thierischen Theile auf den B\u00e4uschen oder den Zuleitungsgef\u00e4fsen gelang es, wenn auch immer nur unsicher, ann\u00e4herndes Gleichgewicht zu erhalten.\nDie Empfindlichkeit meiner Vorrichtungen, von denen dies her-riihrte, in der Absicht zu opfern, mich der Methode der Compensation leichter bedienen zu k\u00f6nnen, durfte ich mich, den mannigfaltigen Vortheilen gegen\u00fcber, die mir sonst dadurch gew\u00e4hrt wurden, nicht ent-schliefsen. Ich mufste demnach auf dies Verfahren in allen solchen F\u00e4llen g\u00e4nzlich Verzicht leisten, wo ich die Bedingung, deren Einflufs untersucht werden sollte, nicht w\u00e4hrend des Aufliegern; der Elektromo-tore, nach vollendeter Herstellung des Gleichgewichtes, auf den einen von beiden einwirken lassen konnte. Denn ich entbehrte sonst aller B\u00fcrgschaft, dafs der beobachtete Differentialstrom nicht von Verschiedenheiten in der Lage der Elektromotors, statt von dem Einfl\u00fcsse der Bedingung auf die Kraft des einen herr\u00fchrte.\nEs findet sich nun aber, dafs nur der allerkleinste Theil der Bedingungen der Art ist, dafs man ihn nach vollendeter Einrichtung des Gleichgewichtes einwirken lassen kann, und dafs diejenigen, welche diese Art des Versuches zulassen, gerade wieder meist solche sind, wo es sich um die Elimination des Widerstandes handelt, d. h. wo man zu bef\u00fcrchten hat, dafs die eingef\u00fchrte Bedingung nicht blos die elektromotorische Kraft, sondern auch den Widerstand ver\u00e4ndert, und sich mittelst der Methode der Compensation von dem Gegen!heile zu versichern w\u00fcnscht. V'ollte ich demnach die H\u00fclfsmittel, welche mir dieselbe m\u00f6glicherweise darbieten konnte, nicht g\u00e4nzlich aufgeben, so mufste ich zuerst untersuchen, inwiefern die Elimination des Widerstandes dabei noch in dem Falle stattfinden kann, dafs das urspr\u00fcngliche Gleichgewicht nur unvollkommen hergestellt ist.\nEs wird nicht unn\u00fctz sein, dafs wir, wenngleich, wie bereits angedeutet wurde, diese Vorstellungsweise in der Folge durch eine andere verdr\u00e4ngt werden d\u00fcrfte, diese Untersuchung zuerst unter der Voraussetzung anstellen, dafs die thierischen Erreger einfach feuchte, mit einem elektromotorischen Moment in einer bestimmten Richtumr begabte Leiter sind. Das Verfahren der Entgegensetzung bringt es, wie gesagt, mit sich, dafs die Ungleichheit der Wirkung zweier Elek-tromotorc ohne Weiteres der Ungleichheit der in derselben tli\u00e4tigen elektromotorischen Kr\u00e4fte zugeschrieben werden kann, weil n\u00e4mlich beide einen und denselben Widerstand zu bew\u00e4ltigen haben. Eine fernere A er\u00e4nderung in dem A erh\u00e4ltnifs der elektromotorischen Kr\u00e4fte giebt sich aber nur dann auf unzweideutige Weise kund, wenn sich","page":248},{"file":"p0249.txt","language":"de","ocr_de":"der Compensation,\n249\ndieselben urspr\u00fcnglich genau das Gleichgewicht hielten. Hat man nur einen Elektromotor im Kreise, und man sieht die Nadel sich dem Nullpunkte n\u00e4hern oder sich von demselben entfernen, so kann dies ebensowohl von einer Vermehrung oder Verminderung des Widerstandes, als von einer Verminderung oder Vermehrung der elektromotorischen Kraft lierr\u00fcliren; in jenem Falle hingegen geht die Nadel, wenn die Kraft des einen Elektromotors schwankt, vom Nullpunkte aus nach der einen oder nach der anderen Seite, eine Wirkung, die sich nie aus einer Schwankung des Widerstandes erkl\u00e4ren lassen w\u00fcrde.\nEtwas Anderes ist es in dem Falle, wo die Elektromotore einander nicht genau das Gleichgewicht halten: dann kann die Wirkung einer Ver\u00e4nderung der elektromotorischen Kraft nur noch unter gewissen Umst\u00e4nden von der einer Ver\u00e4nderung des Widerstandes unterschieden werden. Ist der Multiplicator empfindlich genug, so steht die Nadel alsdann nicht auf Null, sondern in dem Quadranten, der der Wirkungsrichtung des st\u00e4rkeren entspricht. Nimmt nun die Kraft dieses st\u00e4rkeren ab, so geht die Nadel nach dem Nullpunkte zur\u00fcck; diese Wirkung l\u00e4fst sich aber erst dann von einer R\u00fcckkehr derselben wegen vermehrten Widerstandes unterscheiden, wenn die Nadel in dem anderen Quadranten \u00fcber ihre Stellung in dem ersteren hinausgeht. N\u00e4mlich dann erst ist man gewifs, dafs man es nicht mit einem blofsen R\u00fcckschw\u00fcnge der Nadel, sondern mit einem wirklichen Strome zu thun habe, w\u00e4hrend eine Schwankung des Widerstandes, wie grofs sie auch sei, immer nur das erstere hervorzubringen vermag. Nimmt der schw\u00e4chere Elektromotor an Kraft zu, so geht die Nadel wieder nach dem Nullpunkte zur\u00fcck, und wenn sie, in dem anderen Quadranten, ihre Stellung in dem urspr\u00fcnglichen Viertelkreise \u00fcberschreitet, so kann inan sicher sein, dafs man es wirklich mit einer Verst\u00e4rkung des schw\u00e4cheren Elektromotors, und nicht blos einer Vermehrung des Widerstandes zu thun hat. Wie aber die fernere Verst\u00e4rkung des st\u00e4rkeren Elektromotors nicht von einer Verminderung des Widerstandes unterschieden werden konnte, so kann umgekehrt unter diesen Umst\u00e4nden auch die fernere Schw\u00e4chung des schw\u00e4cheren Elektromotors nicht von einer solchen Verminderung unterschieden werden.\nIst der Multiplicator so unempfindlich, oder die Compensation, wenngleich unvollkommen, immer noch so vollst\u00e4ndig, dafs die Nadel auf Null bleibt, so gelten dieselben Regeln, nur dafs, da keine urspr\u00fcngliche Ablenkung da ist, folglich keine Verwechselung zwischen blofsem R\u00fcckschwung der Nadel wegen verminderten Widerstandes und negativen Ausschlages wegen Schwankung der Kraft des einen oder des anderen Elektromotors stattfinden kann, eine jede Nadelbewegung","page":249},{"file":"p0250.txt","language":"de","ocr_de":"250\n2. Abschi, Kap. I. \u00a7. IV, 3, Methode der Compensation,\nin dem Sinne des schw\u00e4cheren Elektromotors sofort auf eine solche Schwankung gedeutet werden darf.\nSomit ist der Kunstgriff, der sich schliefslich aus diesen Betrachtungen ergeben w\u00fcrde, bereits angedeutet; er besteht darin, eine muth-mafslich kraftverst\u00e4rkende Bedingung auf den urspr\u00fcnglich schw\u00e4cheren, eine muthmafslich schw\u00e4chende hingegen auf den st\u00e4rkeren Elektromotor einwirken zu lassen. Alsdann wird sich, bei einfachen Elektromotoren, der Widerstand ebenso vollkommen eliminirt finden, als wenn das Gleichgewicht vollkommen gewesen w\u00e4re. Ja, da man im Grunde niemals auf ganz vollkommenes Gleichgewicht rechnen kann, so d\u00fcrfte es sich sogar rathsam zeigen, dasselbe absichtlich stets so unvollkommen herzustellen, dafs eine geringe Multiplicatorwirkung den st\u00e4rkeren Elektromotor kennen lehrte, um die Bedingung nach Bediirfnifs auf ihn oder den anderen einwirken lassen zu k\u00f6nnen. Hat man es aber mit einer schw\u00e4chenden Bedingung zu tliun, und eine bedeutende Schwankung der Kraft zu gew\u00e4rtigen, so w\u00fcrde, da in diesem Falle ein merklich schw\u00e4cherer Elektromotor zur Compensation hinreicht, gar kein zweiter absichtlich dazu angebrachter Erreger n\u00f6tliig sein, sondern es w\u00fcrden die Ladungen allein schon diesem Zwecke gen\u00fcgen, die der erste sich selbst entgegen auf den Elektroden entwickelt. Es ist \u00fcbrigens klar, dafs, auch bei Anwendung des zweiten dem ersten nicht v\u00f6llig gleichkommenden Elektromotors sich zu diesem noch immer die durch den Differentialstrom erzeugte Polarisation der Platinenden gesellt.\nAufserdem bleibt stets noch ein anderer Kunstgriff unbenommen. Es ist der, die Bedingung bald auf den einen und bald auf den anderen Elektromotor einwirken zu lassen, und die Ver\u00e4nderung der elektromotorischen Kraft, mit H\u00fclfe der dem entsprechend wechselnden Richtung der Ausschl\u00e4ge, von einer Schwankung des Widerstandes zu unterscheiden, welche die Nadel stets nur in einem Sinne bewegen k\u00f6nnte. Dieses Wahrzeichen wird vorz\u00fcglich dann sch\u00e4tzbar sein, wenn die Schwankung im Verh\u00e4llnifs zur urspr\u00fcnglichen Ablenkung so gering ist, dafs die obigen Merkmale die Frage unentschieden lassen.\nDies w\u00fcrden die Aussichten f\u00fcr die Anwendung des Verfahrens der Entgegensetzung zur Vertreibung des Widerstandes aus der Gleichung der Stromkr\u00e4fte unter der Voraussetzung sein, dafs die thicrischcn Erreger gew\u00f6hnlichen einfachen Ketten oder S\u00e4ulen zu vergleichen sind. Diese Voraussetzung ist, ich wiederhole cs, irrig; wie sich von anderen, der Wirklichkeit n\u00e4her kommenden Vorstellungsweisen aus jene Aussichten gestalten, wird sich sp\u00e4ter ergeben. Dazu werden uns aber die vorstehenden Er\u00f6rterungen eine bequeme Grundlage darbieten.","page":250},{"file":"p0251.txt","language":"de","ocr_de":"Zweites Kapitel.\nVom strompr\u00fcfenden Froschschenkel und dessen Gebrauch.\n\u00a7\u2022 i.\nVom physiologischen Rheoskope \u00fcberhaupt.\nDafs das physiologische Rheoskop, in Gestalt des Froschpr\u00e4parates, mit dem Multiplicator an Empfindlichkeit wetteifere, so dafs noch Nobili jenem den Preis zugestehen inufste, erinnert man sich aus dem ersten Paragraphen des vorigen Kapitels (S. oben S. 160). Wenn dies indefs der einzige Vorzug w\u00e4re, den dieses strompr\u00fcfende Mittel hcs\u00e4fsc, so w\u00fcrde sein Werth, abgesehen davon, dafs ihm meiner Meinung nach jener Vorrang nicht mehr geb\u00fchrt, verm\u00f6ge einer nicht geringen Anzahl bedeutender Nachtheile, in der That ziemlich tief zu stehen kommen. Dem ist jedoch nicht so ; sondern eine besondere, allerdings bisher nicht hinreichend gew\u00fcrdigte Eigenschaft, die wir demn\u00e4chst kennen lernen werden, erlicht das physiologische Rheoskop neben dem elektromagnetischen und dem elektrochemischen zu der Stellung eines solchen, welches hei schwachen Str\u00f6men in gewissen, sehr wichtigen F\u00e4llen durch kein anderes ersetzt zu werden vermag.\nWerfen wir zuerst ein Blick auf die Form, in der wir dasselbe anzuwenden haben. Dafs, bei der Schw\u00e4che der hier in Rede stellenden Wirkungen, von der subjectiven Methode, welche das Dasein und das ungef\u00e4hre Verh\u00e4ltnis der St\u00e4rke von Str\u00f6men durch die Ersch\u00fctterungen des menschlichen K\u00f6rpers bemifst, nicht die Rede sein k\u00f6nne, versteht sich von selbst. Ganz im Gcgentheil, die erste Bemerkung, die uns hier obliegt, ist diejenige, dafs nicht einmal der Gesammtfrosch, oder ein einzelnes nicht weiter zugerichtetes Glied desselben zur Wahrnehmung zarterer Wirkungen tauglich sei, sondern dafs jener ger\u00fchmte Gipfel der Empfindlichkeit erst dadurch erreicht werde, dafs der Strom,","page":251},{"file":"p0252.txt","language":"de","ocr_de":"252\n2, Abschn. Kap. 11. \u00a7. 1. Vom physiologischen\nin einer Strecke seiner Bahn, auf den Nerven allein angewiesen sei. 1 Dies liegt einfach daran, dafs, da nach den Onji\u2019schen Grunds\u00e4tzen die St\u00e4rke desselben in jedem senkrecht auf die Bahn genommenen Ouer-\n1 Galvani selbst wufste bereits sehr wohl, was er diesem Kunstgriff, den der Zufall ihn gelehrt, zu verdanken habe: \u00bbPleraque certe, quae ex his periculis de-\u00bbteximus, accepta maxime referimus huic pr\u00e4eparandi, et sejungendi nerv\u00f6s artificio \u00ab. Opere ed. ed ined, ec. De viribus etc. p. 1. in fine. p. 75. * Auch von dem Grunde der Erscheinung hatte er eine Ahnung. Ibid., p. 96. 97. * Klarer schon spricht sich Volta gleich in seinem ersten Schreiben an Baronio ( S. oben S. 52) aus. Collc-zione deil\u2019 Opere ec. t. II. p. I. p. 5. \u00a7. 7. seg.;\u2019 ebenso Fowler in Al. Monro\u2019s und Rich. Fowler\u2019s Abhandlung \u00fcber thicrische Eleklricit\u00e4t und ihren Einflufs auf das Nervensystem. Leipzig 1796. S. 65;' am ersch\u00f6pfendsten jedoch Pfaff in seiner Schrift: Ueber thierische Eleklricit\u00e4t und Reizbarkeit. Leipzig 1795. S. 14 ff. 151 ff., ' der sich die schw\u00e4chende Wirkung der Nebenschliefsung unter dem Bilde einer Ableitung vorstellt. S. auch bereits seine Inaugural-Dissertation in Gkevs Journal der Physik. 1794. Bd. VIII. S. 255. \u00a7.44.* \u2014 Ritter erkl\u00e4rt den Umstand, dafs der Schlag der S\u00e4ule stets an dem zuletzt ber\u00fchrten Pole st\u00e4rker als an dem erstber\u00fchrten erscheine, durch die dort im ersten Augenblicke der Schliefsung noch auf wenige Punkte beschr\u00e4nkte Ber\u00fchrungsfl\u00e4che. \u00bbAuf den letzten Finger wirkt \u00bbalso das durch den ganzen elektrischen Kreis gleiche Mafs der Action in viel \u00bbgr\u00f6fserer Concentration, als auf den ersten, und es kann sehr bald selbst: dahin \u00bbkommen, dafs die Action auf diesen ersten so weit diluirt ist, dafs sie, ihrer Aus-\u00bbbreitung ungeachtet)?), doch an k ei n em gegebenen Punkte des Fingers .... mehr \u00bbstark genug ist, eine wirklich vernehmbare Empfindung mehr hervorzurufen \u00bb. Geh-len\u2019s Journal f\u00fcr die Chemie, Physik und Mineralogie u. s. w. Bd. IV. 1807. S. 620. Anm. * Vergl. Gilbert\u2019s Annalen u. s. w. 1801. Bd. VU. S. 451. 452. 479. 480 Amn. * \u2014 Seitdem durch Oiim das Gebiet des Galvanismus von der Mathematik unterjocht und an die Stelle der vagen Vorstellungen von Ableitung, Concentration, Diluirung u. s. w., wie an die von Intensit\u00e4t und Quantit\u00e4t scharf umschriebene Begriffe getreten sind, hat sich, meines Wissens, Pouillet zuerst wieder \u00fcber diesen Punkt ausgelassen, jedoch, wie mir scheint, nicht ganz mit der hier nunmehr m\u00f6glich gewordenen Klarheit und Bestimmtheit. Er sagt: \u00bbToutes les observations \u00bbportent \u00e0 conclure que le fluide \u00e9lectrique fait sentir ses effets, non pas en \u00bbraison de la somme des actions qu'il exerce, mais en raison de l\u2019intensit\u00e9 \u00bbdes actions individuelles qu\u2019il exerce sur chacune des fibres qui sont destin\u00e9es \u00e0 \u00bbrecevoir ou \u00e0 transmettre les impressions qu\u2019il peut produire; et que sous ce rap-\u00bbport, il agit d une mani\u00e8re analogue \u00e0 la lumi\u00e8re.\u00ab Comptes rendus etc. 22 Mai 1837. I. A. p. 791. 792.* \u2014 Becquerel , Trait\u00e9 exp\u00e9rimental etc. t. Y. p. I. 1837. p. 284. * \u2014 Poogendorff\u2019s Annalen u. s. w. 1837. Bd. XLIL S. 305. * \u2014 Deutlicher dr\u00fcckt sich Vorsselman de Heer zwei Jahre sp\u00e4ter (Deventer, 4. Februar 1839) in seinem bekannten Vorschl\u00e4ge eines physiologisch-elektrischen Telegraphen ebendar\u00fcber aus. \u00bbDie Empfindung, welche der Durchgang der Elektricil\u00e4t durch \u00bbdie Nerven in irgend einem Theile des K\u00f6rpers hervorbringt, wird desto nierkli-\u00bb eher, je gr\u00f6fser die Intensit\u00e4t des Stroms und je kleiner der auf der Richtung des\n\u00bbStroms winkelreclile Querschnitt des K\u00f6rpers ist\u00bb........ \u00bbBei .. den .. physio-\n\u00bb logischen AA\u2019irkungen h\u00e4ngt der Effect von der Electricil\u00e4t ab, die sich in jedem \u00bbElemente eines Querschnitts befindet, weil er sich in diesen Elementen selbst \u00bb\u00e4ufsert.\u00ab Pogc.endokff\u2019s Annalen u. s. w. 1839. Bd. XL VIL S. 520. 521. *","page":252},{"file":"p0253.txt","language":"de","ocr_de":"Jl/ieosJtope \u00fcberhaupt.\n253\nschnitt eine und dieselbe ist, die Dichtigkeit in einem bestimmten Querschnitt um so gr\u00f6l'ser sein mufs, je kleiner dieser Querschnitt ist (S. oben S. 136 Anm.); w\u00e4hrend die Wirkungen des Stromes, die er in dem Leiter seihst aus\u00fcbt, irgendwie mit dieser Dichtigkeit wachsen m\u00fcssen.\nDies ist auch, beil\u00e4ufig, der Grund f\u00fcr die in den ersten Zeiten des Galvanismus h\u00e4ufig wahrgenommene Bedingung des Eintretens von Zuckungen bei Anlegung eines ungleichartigen Metallbogens einerseits an einen Muskel und andererseits an den unterbundenen Nerven jenseits des Unterbandes. 1 Zuckung tritt hei dieser Anordnung n\u00e4mlich nur dann ein, wenn zwischen Unterband und Muskel noch ein St\u00fcck Nerv frei gelegt und isolirt ist: sie bleibt aus, wenn die Interbindung dicht an der Eintrittsstelle des Nerven in den Muskel geschah, kann jedoch dadurch wieder hervorgerufen werden, dal's man den Nerven, mit H\u00fclfe der ihn umgebenden Schlinge, eine kleine Strecke aus dem Muskel hervorzieht. Umgekehrt kann, wenn noch eine Strecke Nerv zwischen Muskel und Unterband \u00fcbrig geblieben war, die Zuckung dadurch unm\u00f6glich gemacht werden, dafs dieses St\u00fcck mit einer den Muskel ber\u00fchrenden und aufw\u00e4rts bis an das Unterband reichenden\n1 Als der Entdecker dieses Verhaltens, welches er aller nicht zu erkl\u00e4ren wufste, ist Valu anzusehen. Gken\u2019s Journal der Physik. 1792. Bd. VI. S. 392. * \u2014 Reinhold\u2019s Geschichte des Galvanismus nach Sce d. Aelt. frei bearbeitet. 1803. S. 27. * Die Anmerkung, die Reinholo hier girbt, enth\u00e4lt Ungcnauigkcilen. Aldini\u2019s Beobachtungen \u00fcber die Wirkungen der Unterbindung (Aloysii Galvani etc. Com-mentarius cum Joajsnis Alium Disserlalione et Noils. Mulinae 1792. 4\u00b0. p. 37. Nota*) sind zwar richtiger als diejenigen Vasco\u2019s, welcher glaubte, dafs mit unterbundenen Nerven die galvanischen Versuche \u00fcberhaupt nicht gel\u00e4ngen (Galvani\u2019s Commentai\u2019 \u00fcbersetzt von Mayer. Vorrede S. xxvii*); allein gerade der wichtige liier in Rede stehende Punkt war ihm entgangen. \u2014 Auf Valej, Vasco und Aldini folgt Cr\u00e8ve. Gren\u2019s Journal u. s. w. 1793. Bd. VII. S. 328. i. \u2019 (Ein Auszug aus Cr\u00e9ve\u2019s Schrift von Gren). Dann kommt Pfaff, dessen Reinhold nicht Erw\u00e4hnung timt : Feber tbierische Elektricit\u00e4t u. s. w. S. 31. 210. 225. * (Nachmals in Gfhler\u2019s physikalischem W\u00fcrlerbuclie. Bd. IV. Abth. JE 1828. S. 706*); \u2014 sodann v. Humboldt, Versuche \u00fcber die gereizte Muskel- und Nervenfaser u. s. w. Bd. I. S. 207 * und im Berichte der Commission des National - Institutes vom Flor\u00e9al und Prairial des Jahres V (Fr\u00fchling 1797), \u00fcbersetzt in Ritter s Beitr\u00e4gen zur n\u00e4heren Kcnntnifs des Galvanismus und der Resultate seiner Untersuchung. Bd. I. St. 1. 1800. S. 92;* \u2014 endlich Ritter seihst in seinem \u00bbBeweis, dafs ein best\u00e4ndiger \u00bbGalvanismus den Lebensprocess in dem Thierreich begleite,\u00ab Weimar 1798. S. 127;* \u2014 in seinem: \u00bbBeweis dafs die Galvanische Action oder der Galvanismus auch in \u00bbder Anorgischen Natur m\u00f6glich und wirklich sei.\u00ab Beitr\u00e4ge u. s. w. Bd. I. St. I. S. 175 ff.;* und in \u00bbPhysisch-chemische Abhandlungen\u00ab Bd. I. 1806. S. 129. 130. * \u2014 S. auch Joh. Miller\u2019s Handbuch der Physiologie u. s. w. Bd. II. 1840. S. 58. *","page":253},{"file":"p0254.txt","language":"de","ocr_de":"254\n2. Abschn. Kap. II. \u00a7. /. Vom physiologischen\ngr\u00f6fseren blasse eines feuchten Leiters, Muskel, Leber u. d. m. umh\u00fcllt wird. Indefsen kann dies alles doch nur von einer geringen Stufe der Leistungsf\u00e4higkeit der thierischen Theile sowohl als von einer geringen Stromeskraft der angewandten ungleichartigen B\u00f6gen Geltung haben, da z. B. die Enden eines Platinzinkbogens an den Muskel seihst angelegt, ohne dafs irgend freier Nerv sich mit im Kreise bef\u00e4nde, leicht Zuckung hervorrufen ; freilich nur an gewissen Stellen, wo die Nerven eine hiezu g\u00fcnstige Yertheilung dicht unter der Oberfl\u00e4che besitzen m\u00f6gen.\nMan empfiehlt gew\u00f6hnlich, um sich des Frosches als strompr\u00fcfenden Mittels zu bedienen, denselben nach Galvani\u2019s bekannter Vorschrift zuzubereiten. Ich kann diesem Pr\u00e4parate nur noch einen geschichtlichen Werth beilegen. Es kommt vielmehr, aus mehreren Gr\u00fcnden, darauf an, sich ein m\u00f6glichst langes Ende Nerv freiliegend zu verschaffen, da nicht nur, hei gleicher Stromst\u00e4rke, die Zuckungen um so kr\u00e4ftiger sind, je l\u00e4nger die, vom Strom durchlaufene Strecke ist, 1\nsondern es auch w\u00fcnschenswert!! ist, mit abnehmender Leistungsf\u00e4hig-\n0 0\nkeil des Pr\u00e4parates von dem centralen Ende der Nerven fort und ihrer peripherischen Ausbreitung n\u00e4her r\u00fccken zu k\u00f6nnen, wo, nach Valli\u2019s und Ritters Entdeckung, noch Zuckungen erhalten werden, wenn der centrale Stumpf bereits abgestorben erscheint. 2 Das St\u00fcck Wirbels\u00e4ule mit seinem R\u00fcckenmarke k\u00f6nnte zwar den Dienst leisten, dafs cs das Absterben des Nerven etwas verz\u00f6gerte, allein dieser Vorzug wird durch die Uebelst\u00e4nde aufgewogen, dafs es, bei sehr reizbaren Thieren, leicht Anlafs zu eigenm\u00e4chtigen Zuckungen gieht und aufser-dem oft in rein mechanischer Hinsicht bei Handhabung des Pr\u00e4parates hinderlich ist.\nWeit vorz\u00fcglicher ist daher folgende Anordnung, auf die wohl jeder, der sich mit diesen Sachen ahgiebt, bald von selbst gef\u00fchrt wird, wie mir dies auch begegnet war, als Matteucci sie zuerst beschrieb. 3 Er nennt sie \u00bbgrenouille galvanoscopique\u00ab ;4 ich bezeichne sie als strompr\u00fcfenden Froschschenkel. Sie besteht (Taf. I. Fig. 15) aus einem blofsen Unterschenkel vom Frosch, an dem der ganze Verlauf\n1\tDies wird durch mehrere Zeugnisse aus dem ersten Jahrzehend des Galvanismus bekundet. S. unten, \u00a7. n. 3 (in).\n2\tS. unten, \u00a7. m. 2 (ii).\na L'Institut, t. X. No. 426. p. 65. * Seance de l\u2019Acad emie des Sciences du 21 F\u00e9vrier 1842.) \u2014 Annales de Chimie et de Physique. Novembre 1842. 3. S\u00e9rie, t. VI. p. 304. 305. *\n* Annales de Chimie et de Physique. Avril 1843. 3. S\u00e9rie, t. VII. p. 425. pi. II. lig. 1. * \u2014 Trait\u00e9 etc. p. 29, pi. I. lig. 4. *","page":254},{"file":"p0255.txt","language":"de","ocr_de":"Ehcosl'ope \u00fcb er h a up t.\n255\ndes N. ischiadicus von der Kniekehle Lis zu den Lendenwirbeln erhalten ist. Die Zurichtung geschieht am besten folgendermafsen. Nachdem der Frosch enth\u00e4utet ist, wird er oberhalb der Austrittsstelle der Nerven f\u00fcr die unteren Extremit\u00e4ten aus der Wirbels\u00e4ule quer durchschnitten, die vordere Bauchwand nebst den Eingeweiden entfernt, das Pr\u00e4parat auf die Bauchfl\u00e4che gelegt, und der Nerv in der Kniekehle entbl\u00fcfst. Man f\u00fchrt dann ein Blatt der Scheere zwischen Nerv und Oberschenkel hindurch, durchschneidet den letzteren dicht oberhalb des Gelenkes, und pr\u00e4parirt den Nerven nach aufw\u00e4rts vorschreitend frei heraus. Die einzige schwierige Stelle findet sich da, wo der Nerv in der Tiefe \u00fcber die Beckenknochen forttritt, indem er gerade hier durch die Abgabe der Muskelzweige f\u00fcr die grofsen Oberschenkelmuskeln fest in seiner Lage zur\u00fcckgehalten wird. Die aufw\u00e4rts vorschreitende Pr\u00e4paration des Nerven ist dabei aus eben dem Grunde vortheil-haft, aus dem sie bekanntlich in der praktischen Anatomie bei Anfertigung von Nervenpr\u00e4paraten verp\u00f6nt ist; denn man beabsichtigt hier gerade, den Nerven m\u00f6glichst leicht von seinen Verzweigungen befreien zu k\u00f6nnen.\nEine wichtige Vorsichtsmafsregel wird in den meisten F\u00e4llen die sein, den strompr\u00fcfenden Schenkel bis auf die in den zu untersuchenden Kreis eingeschaltete Nervenslreeke sorgf\u00e4ltig isolirt zu halten, damit man sicher sei, dafs weder der eigene Strom des Schenkels, noch sonst ein anderer Strom, als derjenige, dessen Wirkung man eben beobachten will, seinen V eg durch den Nerven nehme. Vergl. z. B. oben S. 95 die von diesem Gesichtspunkt aus gef\u00fchrte Kritik der sp\u00e4teren thierisch-elektrischen V ersuche Atom's an grofsen warmbl\u00fctigen Thie-ren. Matteuci.i, der seinerseits auch schon hierauf aufmerksam gemacht hat (s. ebendas., Anm.), isolirt den Froschschenkel, indem er ihn in ein gefirnifstes Glasrohr steckt, auf eine Siegellackstange legt, oder mit den Filmern zwischen Wachstalfent fafst. Im \u00bbTrait\u00e9\u00ab beh\u00e4lt er das er-\nO\nstere Verfahren, welches sich auch daselbst abgebildet findet, allein bei. Mir scheint dasselbe nicht vortheilhaft, weil sowohl die Beweglichkeit der thierischen Theile auf diese Weise beeintr\u00e4cht\u00e4gt werden kann, als auch die Beobachtung schwacher Zuckungen theils durch die mangelhafte Durchsichtigkeit der Firnifsschicht, theils durch die Brechung des Glases seihst gest\u00f6rt wird. Ich lege vielmehr den Unterschenkel auf eine l\u00e4nglich viereckige Glasplatte, so dafs der Stumpf des Oberschenkels, wo der Nerv frei wird, ihrem einen Ende entspricht, und binde ihn mittelst F\u00e4den in sp\u00e4ter zu beschreibender Weise fest. V on einer h\u00e4ufig angewandten Aufstellungsweise dieser Glasplatte wird alsdann gleichfalls (S. unten, Kap. IV . \u00a7. in. \u2014 Taf. 111. Fig. 19) die Rede sein.","page":255},{"file":"p0256.txt","language":"de","ocr_de":"256\n2. Absclin. Kap. IT. \u00a7. 1. Vom physiologischen\nEinige andere Punkte, die man beim Gebrauch des Froschpr\u00e4parates zu ber\u00fccksichtigen li\u00e2t, sind so bekannt, dafs es kaum der Erinnerung daran bedarf. Dafs man, um die gr\u00f6fstm\u00f6gliche Empfindlichkeit zu erhalten, ein m\u00f6glichst kr\u00e4ftiges und frischgefangenes Thier m\u00f6glichst schnell zurichten m\u00fcsse ; dafs dieses Maximum der Leistungsf\u00e4hig-keil vorz\u00fcglich im Fr\u00fchjahr und Herbst, 1 nach dem Winterschlaf und vor demselben, erreicht werde; dafs man sich zu h\u00fcten habe vor mechanischer Zerrung des Nerven, vor chemischer A erletzung desselben, insbesondere aber auch vor seiner Austrocknung, welche von einem schwachen und dauernden, von Zeit zu Zeit durch heftigere St\u00fcfse unterbrochenen Zittern der Muskeln begleitet ist; alles dies sind Bemerkungen , die theiis seit den ersten Zeiten des Galvanismus allgemein verbreitet, theiis der Art sind, dafs sie sich alsbald jedem bei den ersten Schritten in diesem Gebiete von selbst aufdr\u00e4ngen.\nAul die thierisch-elektrischen Versuche angewandt, bietet das physiologische Rheoskop zun\u00e4chst den A ortheil dar, dafs es das einzige ist, dessen Anzeigen ohne Einschaltung von Metallen in den Kreis gewonnen werden k\u00f6nnen. Nicht nur fallen dadurch f\u00fcr dasselbe die zahllosen Schwierigkeiten hinweg, mit denen die Herstellung gleichartiger Metallfl\u00e4chen, wie wir jetzt wissen, verkn\u00fcpft ist, sondern es kann auch demselben, wegen der ausbleibenden Schw\u00e4chung durch die Widerst\u00e4nde an der Grenze der festen und feuchten Leiter, auf diese Weise eine gewissermafsen erschlichene Ueberlegenheit hinsichtlich der Empfindlichkeit gesichert sein. Aber diese A'orziige sind weit entfernt, die anderweitigen M\u00e4ngel zu verg\u00fcten, woran dies strompr\u00fcfende Mittel leidet, und welche wir jetzt in Betracht ziehen wollen.\nDasselbe entbehrt erstens jeder Gleiclim\u00e4fsigkeit in seinen Angaben. Die verschiedenen Thiere besitzen eine sehr verschiedene Leistlings-F\u00e4higkeit; diese Leistungsf\u00e4higkeit wechselt bei denselben nach den verschiedenen Jahreszeiten, und mannigfaltigen sonstigen Einfl\u00fcssen w\u00e4hrend des Lebens selbst. Nach dem Tode ist sie in fortw\u00e4hrender Abnahme begriffen und nach Ruhezeiten, wenn die Organe ersch\u00f6pft worden waren, doch wieder geringen Ansteigungen ausgesetzt, und wiederum das noch unbekannte. Gesetz dieser Abnahme ist, entsprechend tausend Umst\u00e4nden, unz\u00e4hligen Schwankungen unterworfen, die schon allein jeder Beherrschung Trotz bieten. Nicht nur also dafs man mit diesem Rheoskope nie seiner Sache gewifs ist, da die thierisch-elektrischen A ersuche die \u00e4ufserste Empfindlichkeit verlangen, welche bald\n\u2019 Joh. M\u00f6ller, Handbuch der Physiologie u. s. w. Bd. I. 3. Auflage. 1838, S. 622. 623. 2 a,*","page":256},{"file":"p0257.txt","language":"de","ocr_de":"Kheoslrope \u00fcberhaupt.\n257\nganz fehlt, bald unerfafsbar schnell vor\u00fcbergeht, sondern die Anzeigen desselben ermangeln auch jeder A crgleichharkeit hinsichtlich der relativen sowohl, als der absoluten St\u00e4rke der Wirkungen, von denen sie Kunde geben, und so gebricht cs ihm offenbar an der ersten Eigenschaft, wodurch ein Rheoskop auch nur ann\u00e4hernd zum Rheometer erhoben werden kann.\nEin zweiter Vorwurf, dem etwas leichter zu begegnen ist, ist der, dafs, da das Pr\u00e4parat nur auf den Beginn und das Ende von Str\u00f6men mit Zuckung antwortet, es ungewifs bleibt, oh man es mit einem stetig vorhandenen Strom oder mit einer augenblicklichen Entladung zu thun habe. Daher in den ersten Zeiten des Galvanismus, als man noch kein anderes Rheoskop hesafs, die Frage, ob \u00fcber den Augenblick der Schliefsung hinaus eine Wirksamkeit irgend einer Art in der Kette stattfinde, in der That ein Gegenstand langwieriger Streitigkeiten werden konnte. Jetzt wird sich aus der Natur der Sache in den meisten F\u00e4llen ein Ausweg ergeben, mit dessen H\u00fclfe sich diese Zweifel erledigen lassen.\nDas Mifslichste ist die grofse Unsicherheit der Anzeigen des strompr\u00fcfenden Schenkels hinsichtlich der Richtung des Stromes, der ihn zum Zucken vermocht hat. Am allgemeinsten ist wohl, vorz\u00fcglich in Deutschland, die Meinung verbreitet, dafs dieser Umstand von denselben ganz ausgeschlossen bleibt; nichtsdestoweniger gieht es gewisse ziemlich einfache, aber leider nicht sehr zuverl\u00e4ssige Regeln, mittelst welcher er sich aus der Erscheinungsweise der Zuckungen entnehmen l\u00e4fst. Immer w\u00fcrde, selbst wenn diese Grunds\u00e4tze keiner Zweideutigkeit f\u00e4hig w\u00e4ren, der Lehelstand obwalten, dafs die Wahrnehmung der Richtung nie durch eine vereinzelte Beobachtung gegeben ist, sondern eine besonders darauf angelegte Versuchsreihe erforderlich macht, und dafs das dadurch gewonnene Kennzeichen in nicht wenig F\u00e4llen auf die stets bedenkliche Vergleichung der St\u00e4rke von Zuckungen zur\u00fcckkommt.\nObschon wir uns dcmgem\u00e4fs, im Laufe unserer Untersuchungen, dem Gebrauch des- strompr\u00fcfenden Schenkels in dem bisher er\u00f6rterten Sinne m\u00f6glichst entziehen werden, halt\u2019 ich es doch f\u00fcr nothwendig, die eben erw\u00e4hnten Regeln hier auseinanderzusetzen, weniger fast um des praktischen Nutzens willen, den dieselben uns m\u00f6glicherweise gew\u00e4hren k\u00f6nnen, als weil sie mit einer Gruppe von Thatsachen verwachsen sind, deren Kenntnifs ich im Folgenden durchaus mufs voraussetzen k\u00f6nnen, und welche, wie mir scheint, in der neueren Physiologie noch nicht hinreichend Ber\u00fccksichtigung gefunden hat. Zuvor kann ich jedoch nicht umhin, einiges meines V issens gleichfalls noch\n17","page":257},{"file":"p0258.txt","language":"de","ocr_de":"2->S\n2. Abschn. Kap. II. \u00a7. II. 1. Vom allgemeinen Gesehe\nso gut wie unbeachtet Gebliebene \u00fcber ehe Art und Weise \u00fcberhaupt voraufzuschicken, wie die Nerven durch den elektrischen Strom erregt werden.\n\u00a7\u2022 n.\nVon dem allgemeinen Gesetze der Nervenerregung durch den elektrischen Strom. 1\n1; Allgemeiner Ausdruck des Gesetzes.\nEs ist so eben bereits daran erinnert worden, dafs der slromprii-fende Schenkel nur auf das Eintreten und Aufh\u00f6ren des Stromes mit Zuckung antwortet, w\u00e4hrend der Dauer desselben hingegen sich ruhig verh\u00e4lt. Nur wenn ganz \u00fcberm\u00e4chtige Stromeskr\u00e4fte einen Nerven treffen, sieht man wohl zu Zeiten die davon abh\u00e4ngigen Muskeln, trotz der best\u00e4ndigen Gr\u00f6fse jener, in einer unausgesetzten Reihe von Zuk-kuugen begriffen. Allein in solchen F\u00e4llen dauern die Kr\u00e4mpfe nicht selten auch nach dem Oeffnen der Kette fort, und, wenn dieselbe l\u00e4ngere Zeit geschlossen bleibt, tritt sehr bald f\u00fcr immer Ruhe ein. Man ist also berechtigt zu schliefsen, dafs unter diesen Umst\u00e4nden die Zuk-kungen nicht mehr die Folge der gew\u00f6hnlichen Erregungsart durch den elektrischen Strom sind, sondern vielmehr von einer zerst\u00f6renden, unstreitig auf Elektrolyse beruhenden Einwirkung desselben herr\u00fchren, welche mit dem fraglichen Gesetze nichts zu schaffen hat.\nDagegen findet man, dafs Zuckungen, wie auf Oeffnen und Schlies-sen der Kette, so auch auf hlofse Schwankungen der Stromdichtigkeit in dem Nerven in beliebigem Sinne erfolgen, wofern sie nur schnell genug vor sich gehen. In der That l\u00e4fst sieb auch der Anfang und das Ende des Stromes einer blofsen, in dem ersten falle positiven, in dem zweiten negativen Schwankung desselben vergleichen, welche dort von Null ausseht, hier die Stromst\u00e4rke auf Null zur\u00fcckf\u00fchrt. Es l\u00e4fst sich also, bis auf Weiteres, folgender Satz aufstcllen. der als das erste und oberste Gesetz des ganzen unabsehbaren Gebietes der elektrischen Reizversuche festzuhalten ist:\n\u00bbNicht der absolute Werth der Stromdichtigkeit in jedem Au-\u00bb genblicke ist es, auf den der Bewegungsnerv mit Zuckung des zu-\u00bb geh\u00f6rigen Muskels antwortet, sondern die V er\u00e4nderung dieses Wer-\n1 Milgelheilt der physikalischen Gesellschaft zu Berlin in ihrer Sitzung torn 8. August 1845.\ni","page":258},{"file":"p0259.txt","language":"de","ocr_de":"der Nervenerregung durch den Strom.\n259\n\u00bbthes von einem Augenblicke zum andern, und zwar ist die, An-\u00bbregiuig zur Bewegung, die diesen Ver\u00e4nderungen folgt, um so \u00bbbedeutender, je schneller sie bei gleicher Gr\u00f6fse vor sich gingen, \u00bboder je gr\u00f6fser sie in der Zeiteinheit waren.\u00ab\nDies Gesetz ist, mit H\u00fclfe der mathematischen Einkleidung, eines sch\u00e4rferen Ausdrucks f\u00e4hig; und wir wollen nicht unterlassen, davon Gebrauch zu machen, da er uns, wenn auch zu keinen neuen Ergebnissen zu f\u00fchren, doch wenigstens eine kurze und anschauliche Art der Verst\u00e4ndigung zu gew\u00e4hren vermag.\nDenkt man sich die Dichtigkeiten J als Ordinaten auf die Zeit t als Abscisse aufgetragen,\nund nennt man e das Mafs der in jedem Zeitelemente stattfindenden Anregung zur Bewegung, oder der Erregung, so ist e nach dem Obigen eine mit dem Argument irgendwie wachsende F unction der Steilheit der Dichtigkeitscurve in jedem Punkte oder des Differcntial-quotienten derselben;\ns = F/dJ\\.....................(l)\n\\dt ) m\n\u00a3 ist Null, wenn die Dichtigkeit best\u00e4ndig bleibt, d. h. wenn\nist. Die ganze Summe der Erregungen aber, deren Erfolg wir in Gestalt einer Muskelbewegung, d. h. gewisser Geschwindigkeiten, welche den Massetheilchen des Muskels mitgctheilt werden, vor Augen sehen, m\u00fcfste man, wenn die Function (F) bekannt w\u00e4re, finden k\u00f6nnen, indem man setzte die Differential erre \"mm\nO O\ns.dt \u2014 dt] \u2014 F idJ\\.dt,\n\\ dt)\nn = 'S ' F/(U\\.dt,................(u)\nF \\dt)\nworin T, 1\\ die Abscissen des Anfanges und des Endes der Schwankung bedeuten. Denkt man sich die Erregung also z. B. der Steilheit einfach proportional,\n\u00a3 = \u201c/(/),\nso stellte 7] gleichfalls eine der Summe der Differentialquotienten der Curve oder ihrer Steilheiten auf allen Punkten proportionale Gr\u00f6fse vor,\nn \u2014 \u00ab\u2022[/\u25a0(/;) - f (7')]................M\nEs ist hiernach v\u00f6llig klar, dafs, ausf\u00e4llt, je steiler der allgemeine\ndem Obigen gem\u00e4fs, Gang der Curve ist\nt] um so gr\u00f6fser , welche das Ge-17 5","page":259},{"file":"p0260.txt","language":"de","ocr_de":"200\n2. Abschn. Kap. 11. \u00a7. 11. 1. Tom allgemeinen Gesetze\nsetz der wechselnden Stromdichtigkeiten in dem Nervcnqucrsclmitt auf die Zeit bezogen darstellt. Ist die Stromcsschwankung negativ, oder begreift sie Grenzwcrthe in sich, so ist cs auch der Differentialquotient durchweg oder an den entsprechenden Stellen, und mit ihm das Integral >/. Dasselbe findet f\u00fcr positive Schwankungen der Dichtigkeit des entgegengesetzt gerichteten Stromes statt, deren Gesetz man sich unterw\u00e4rts von der Abscissenaxe aufgetragen denken mais, Kcincsweges ist indefs hier das Minuszeichen in gew\u00f6hnlichem Sinne in Betracht zu ziehen, sondern vielmehr Alles, bis auf Weiteres, absolut positiv zu nehmen.\nWie man sich das Zustandekommen gr\u00f6fsercr oder geringerer Wirkungen heim llereinbrechen eines st\u00e4rkeren oder schw\u00e4cheren Stromes in den Nerven vorzustellen habe, ist ungewifs, da wir von der Gestalt der Curve, in der das llereinbrechen geschieht, leider ganz und gar nichts wissen. Wir wissen nicht, ob die Steilheit ihres allgemeinen Ganges f\u00fcr jede St\u00e4rke best\u00e4ndig bleibt, oder oh sie bei gr\u00f6fseren St\u00e4rken zugleich w\u00e4chst; und wir m\u00fcssen uns daher zun\u00e4chst an der Einsicht genug sein lassen, dafs, welcher von diesen F\u00e4llen auch statt-linde, das Zustandekommen einer gr\u00f6fseren Wirkung denkbar, ja noth-wendig bedingt erscheint; da in dem einen die Erregungsdiiferentiale, und mit ihnen das Integral wachsen, in dem anderen, bei mehr gleich-bleibender Gr\u00f6fse jener, dieses zwischen weiteren Grenzen zu nehmen sein w\u00fcrde, so dafs die Summe der auf die Muskeltheilchen wirkenden beschleunigenden Kr\u00e4fte unter allen Umst\u00e4nden betr\u00e4chtlicher ausf\u00e4llt.\nVon besonderer Wichtigkeit sind die Folgerungen, die sich aus Vorstehendem f\u00fcr die Beziehung zwischen der sich in einer gewissen Zeit abgleichenden Elektricit\u00e4tsmenge und der St\u00e4rke der Einwirkung ergeben, die dadurch hervorgebracht wird. Diese Menge ist proportional dem zwischen der Curve, der Abscisse, und den Grenzordiuaten eingescldosseiien Fl\u00e4chenraume ;\nT\nMan \u00fcbersieht nun leicht, dafs nur unter gewissen Bedingungen eine Beziehung zwischen diesem Fl\u00e4chenraum und der Summe g stall-linden werde, da nicht er, sondern die Gestalt der ihn umscldicfsenden Curve es ist, wodurch z. B. einfach die Summe der Differentialquotienten \u00fcber die ganze Ausdehnung der Curve bestimmt wird. Schon darin zeigt sich dies deutlich, dafs, nach unserer bisherigen Annahme, bei Schwankungen schon bestehender Str\u00f6me, die auch auf der in der Schwankung erreichten H\u00f6he best\u00e4ndig verweilen, auf die absolute","page":260},{"file":"p0261.txt","language":"de","ocr_de":"der Nervenerregung durch den Strom.\n261\nGr\u00f6fse, von der die Schwankung ausgeht, gar nichts ankommen w\u00fcrde, da man \u00fcberall setzen darf\n4 \u2014 f+ V >\nohne dafs der DilTcrential quo tient dadurch eine Aenderung erlitte. Nur dann tritt die Gesammterregung mit der Elektricit\u00e4tsmenge in Verkehr, wenn solche Bestimmungen getroffen sind, dafs die Gestalt der Curve nothwendig mit jener Menge ver\u00e4nderlich ist. Aber auch dann wird q eben so oft in einem umgekebrten Verh\u00e4ltnisse mit dem Fl\u00e4chenraume sich ver\u00e4ndern, als in einem geraden. Es sei z. B. eine bestimmte Zeit der Abgleichung und eine gewisse allgemeine Form der Curve, zugleich aber eine wechselnde Elektricit\u00e4tsmenge gegeben, die Abgleicliung soll mit Null anfangen und mit Null enden. Man habe also\nJ \u2014 )\u2019\nwo a mit der Elektricit\u00e4tsmenge w\u00e4chst und abnimmt; die Ableitung ist a.f.u\\ und in diesem Falle steigt und f\u00e4llt also die physiologische Wirkung\nmit dem Fl\u00e4chenraume\n. dt,\nda beide von a abh\u00e4ngig sind. Jetzt handele es sieb aber statt um einen von Null auf Null zur\u00fcckkommenden Abglcichungsvorgang, wieder um eine Schwankung eines bestehenden Stromes, wodurch die Dichtigkeit schliefslich auf denselben Stand zur\u00fcckgef\u00fchrt wird. So lange die Gr\u00f6fse der Schwankung nicht die best\u00e4ndig vorhandene des Stromes iibertrifft, so lange kann sie in gleicher Gr\u00f6fse nach beiden Richtungen hin stalllinden, und demnach bei sehr verschiedenen Elektricit\u00e4tsmengen einerlei Wirkung hervorbringen. Dies f\u00e4hrt, bei unseren bisherigen Annahmen, sogar f\u00fcr jede beliebige Gr\u00f6fse der Schwankung zu gelten fort, wenn nur die negative Schwankung, sobald sie die Abscissenaxc erreicht, wie wir bereits \u00fcbereingekommen sind, den Sinn einer Str\u00f6mungsumkehr im Nerven erh\u00e4lt, obschon die \u2019abgeglichenen Elektricit\u00e4tsmengen auch so noch lange aufserordentlich verschieden bleiben k\u00f6nnen. Ist die Gestalt der Curve gar nicht vorgeschrieben, so liegt es am Tage, dafs man mil einer und derselben Elektricit\u00e4tsmenge in einer und derselben Zeit die allerverschiedensten physiologischen Wirkungen erzeugen kann. Das Maximum wird man erlangen, wenn man sie in unendlich vielen unendlich kurzen St\u00f6fsen einwirken l\u00e4fst, zwischen denen unendlich viele unendlich kleine Zeitr\u00e4ume liegen, w \u00e4hrend welcher die gleichsam kammf\u00f6rmige Curve bis zur Abscisse herabsinkt, oder gar sich unterw\u00e4rts von derselben erstreckt. Der Diffcrentialquo-tient ist auf diese \\\\ eise m\u00f6glichst vervielf\u00e4ltigt und an m\u00f6glichst vie-","page":261},{"file":"p0262.txt","language":"de","ocr_de":"262\n2. Abs chu. Kap. //, \u00a7. //. 2, '/'/tats\u00e4chliche Begr\u00fcndung\nlen Paukten auf seinen gr\u00f6fsten Werth, das Unendliche gehracht. Ebenso kann man begreiflich eine aufserordenllich grofse Wirkung durch Unterbrechen eines best\u00e4ndigen Stromes erlangen, welcher selbst also gar keine Erregung hervorgebracht haben w\u00fcrde, obschon die in gleichen Zeiten abgeglichene, z. B. durch das elektrolytische Acquiva-lent gemessene Elcktricit\u00e4tsmenge durch das Enterbrechen augenscheinlich verringert wird. Auf diesen Grunds\u00e4tzen beruht, wie wir sp\u00e4ter sehen werden, 1 das Verfahren, auf elektrischem Wege tetanus\u00e4hnliche Zusammenziehungen der thierischcn Glieder zu bewirken.\nEs ist demnach wohl hinreichend klar, dafs zwischen Elektricit\u00e4ts-menge und physiologischer Wirkung durchaus keine wesentliche und unmittelbare, sondern vielmehr nur eine ganz zuf\u00e4llige, willk\u00fcrliche und durch Nebenumst\u00e4nde vermittelte Beziehung stattfinde, und das Unstatthafte des Beginnens springt in die Augen, ein best\u00e4ndiges Zahlenver-h\u00fcltnifs zwischen diesen Gr\u00f6fscn, einerseits durch das mechanische Moment der Muskelzusammenziehung, andererseits durch das elektrolytische Acquivalcnt ausgedr\u00fcckt, auflinden zu wollen. Nichtsdestoweniger hat Matteucci dies in seinem Aufsatze unternommen: \u00bbMesure de la force \u00bbnerveuse d\u00e9velopp\u00e9e par le courant \u00e9lectrique,\u00bb von dem unten (S. No. 3) noch ausf\u00fchrlich wird die Rede sein m\u00fcssen.\n2. Thats\u00e4ehliche Bew\u00e4hrung der obigen Grunds\u00e4tze.\nIn der Form, wie es so eben an die Spitze der ganzen Lehre von dem physiologischen Ilheoskop gestellt worden ist, findet sich das obige Gesetz hier zum ersten Male ausgesprochen. Ich darf indefs nicht verhehlen, dafs die ausgedehnte Literatur der Reizversuche sowohl in der \u00e4lteren als der neueren Zeit bereits manchen Ausdruck darbietet, der ganz nahe an die dargelegte Vorstellungsweise streift, so dafs wohl nicht gezweifelt werden kann, dafs das Wesentliche davon schon verschiedenen Forschem mehr oder weniger klar \\ orgeschwebt hat.\nDer sonst so gl\u00fccklich abstraliirende Volta ist denselben nicht beizuz\u00e4hlen. Auf die Frage, weshalb die elektrische Geschmacks- und Gef\u00fchlsempfindung eine stetige sei, das subjective elektrische Licht und die Zuckung hingegen nicht, \u00bbl\u00e4fst sich, \u00ab sagt derselbe in seinem zweiten Briefe an Aldini, \u00bbkeine weitere Antwort geben, als dafs die Dis-\u00bb position der zum Sinne des Gesichts bestimmten, und der zur Bewe-\u00bbgung der willk\u00fcrlichen Muskeln dienenden Nerven von der Art ist, \u00bb dafs diese Nerven, ihrem Unterschied von denen des Geschmacks und \u00bbGef\u00fchls zu Folge, schnell bei der ersten Anbringung eines Reizes,\nS. die folgende Nummer und unten, 3. Alisthn., Kap. IV. \u00a7. II.","page":262},{"file":"p0263.txt","language":"de","ocr_de":"des Gesetzes der Nervenerregung durch den Strom.\n203\n\u00bbund so ruicli auf den ersten Impuls der in Str\u00f6mung versetzten elek-\u00bb Irischen Fl\u00fcssigkeit, erregt werden, es ferner aber, w\u00e4hrend der \u00bbn\u00e4mliche Reiz unver\u00e4ndert fortdauert, nicht mehr werden, \u00bbindem sie sieh ihm auf gewisse Weise anbequemen, und so denselben, bei der Fortdauer des elektrischen Stroms mit der n\u00e4mlichen \u00bbSt\u00e4rke, nicht weiter empfinden. \u00bb 1 Aus den gesperrten Worten geht hervor, dafs Volta nicht das Ansteigen des Stromes von Null auf seine best\u00e4ndige dr\u00f6fse, sondern den Beginn desselben in dieser Gr\u00f6fse selbst f\u00fcr das physiologisch W irksame hielt. Die Oeifiiungszuckung, deren richtige Deutung ihm dadurch allerdings weit entr\u00fcckt wurde, erkl\u00e4rt er denn auch willk\u00fcrlich genug durch ein Zur\u00fcckb\u00e4umen des im Sch\u00fcsse begriffenen elektrischen Stromes gleich dem einer Welle, wenn pl\u00f6tzlich der Kreis unterbrochen werde. 2\nUngleich tiefer freilich schaute in diesem Punkte unser Ritter, aber er wufste seine Betrachtungen in ein so wunderbares und undurchdringliches Dunkel zeitgem\u00e4fser Philosopheine zu verkleiden, dafs viel guter Wille dazu geh\u00f6rt, die darin versteckte Wahrheit zu entziffern, und dafs sie jedenfalls wirkungslos an seiner Mitwelt und seinen Nachfolgern vor\u00fcberging. 3 Auch Paul Erman\u2019s Theorie der Zuk-kungen 4 5 setzt gleichfalls eine Grundansehauung des Vorganges der Erregung in den Nerven in unserem Sinne voraus. Zum allgemeinen Bewufstein aber drang dieselbe damals nicht durch und noch weniger geschah dies in dem langen Zeitr\u00e4ume, w\u00e4hrend dessen Reizversuche wie thierischc Elektrieil\u00e4t einstweilen der Vergessenheit anheim ge geh en waren. So sieht man denn noch neuerdings Po lullet und Vorssel-man OE IJeer die physiologischen V irkungen des Stromes der Dichtigkeit desselben schlechthin proportional setzen (S. oben S. 252. Anm.), obschon doch Nobili seitdem wiederum, wenn auch nicht ausdr\u00fccklich, doch sehr unzweideutig den wahren Thatbestand auseinandergesetzt halte. 5 Mari,VMM ist die Kenntnifs des richtigen Verhaltens auch wohl kaum abzusprechen (S. unten). Jon. M\u00fcller sagt in dem Handbuch\n1 Ritter\u2019s Beitr\u00e4ge u. s. w. Bd. It. N. 3. 4. S. 48. Anm. * \u2014 Ycrgl. fine\n\u00e4hnliche Ansicht von t\\ ilheiai Weber in seinen \u00bbElektrodynamischen Mafsbestiin-\u00bbmungen.\u00ab Abhandlungen hei Begr\u00fcndung der K\u00f6nig!. S\u00e4chsischen Gesellschaft der Wissenschaften am Tage der zweihundertj\u00e4hrigen Geburtsfeier Leibnitzciis. Iler-ausgegeben von der F\u00fcrst!. JAiuoNowsiuschen Gesellschaft. Leipzig 1816. 4\u00b0. S. 289. *\n3 Ebendas.; \u2014 Yergl. oben S. 70 Anm. 3; \u2014 weiter unten, \u00a7. m. 2 (n).\n3 S. das 2. St\u00fcck des 2. Bandes seiner Beitr\u00e4ge u. s. w., aus dem wir \u00fcbrigens sogleich zwei treffliche hiehergeh\u00f6rige Versuche entlehnen werden.\n3 S. unten, \u00a7. in. 2 (iv).\n5 S. unten, \u00a7. in. 2 (vi).","page":263},{"file":"p0264.txt","language":"de","ocr_de":"264\n2. Abschn. Kap //. jh 11 2. T/tats\u00e4chliche Begr\u00fcndung\nder Physiologie u. s. w. Bd. I. 3. Aullage. S. 628 \u00b0: \u00bbJede Ver\u00e4ndern rung der Slalik ties elektrischen Fluidums scheint .... Ursache zur \u00bbErregung des Princips der Nerven zu werden\u00ab \u2014 und ebenso Dove in .seinen Untersuchungen im Gebiete der Inductions electricit\u00e4t. S. 84. 85,\u00b0 mit Bezug auf eine verwickelte experimentelle Anordnung, welche an Ort und Stelle nachzusehen ist: \u00bbln diesem Falle w\u00fcrde \u00bbdann ein Strom von unver\u00e4nderter Intensit\u00e4t durch den K\u00f6rper gehen, \u00bbwelcher als vollkommen gleichbleibender Reiz nicht empfunden wird, \u00bb wof\u00fcr sich bei Froschvcrsuch.cn entsprechende Erscheinungen finden. \u00bbBei noch schnellerem Drehen werden dann wieder durch Zusaimnen-\u00bb fallen der Maxima Ungleichheiten der Intensit\u00e4t entstehen, welche em-\u00bbpfunden werden.\u00ab\nVon Matteucci\u2019s Vorstellungen \u00fcber diesen Punkt wird, wie oben schon bemerkt wurde, unten noch besonders die Rede sein m\u00fcssen. Ich beeile mich jetzt, das vielleicht allzu lehrbegrilfsm\u00e4fsig hingestellte Gesetz durch Anf\u00fchrung einer Reihe von Thalsachen zu unterstiizen, welche meines Wissens bisher meistens ohne Bedeutung, jedenfalls ohne anerkannten Zusammenhang in dem vergessenen \\ orrathshaufen der elektrischen Reizversuche brachgelegen haben, sich aber nun pl\u00f6tzlich, von dem Standpunkte jenes Gesetzes aus, zu einer fortlaufenden lichtvollen Best\u00e4tigung desselben zusammenf\u00fcgen, so dafs es als ihr einfachster und unmittelbarster Ausdruck erscheint.\nHier liegt erstens augenscheinlich der Schl\u00fcssel zu der unglaublichen Empfindlichkeit des strompr\u00fcfenden Schenkels gegen die fl\u00fcchtigste Spur von Reibungselektricit\u00e4t, wegen der ungemeinen Steilheit ihrer Abgleichungscurve. Volta's 5 ersuche, durch die er zeigen wollte, eine wie geringe Menge von Elektricit\u00e4t noth wendig sei, ein solches Pr\u00e4parat in Zuckungen zu versetzen, um daraus einen Schilds auf die Gr\u00f6l'sc der freiwilligen Ladung zu ziehen, die er damals noch den thierischen Gliedern zuschrieb (S. oben S. 52): diese ber\u00fchmten Versuche enthalten, wde man jetzt leicht sieht, eine h\u00f6chst wahrscheinlich falsche, jedenfalls unbewiesene Voraussetzung, die n\u00e4mlich einer gleichen Steilheit der reibungselektrischen Abgleichungscurve und derjenigen, in welcher der galvanische Strom seinen Kreis durchbricht.\nDies ist ferner unstreitig der Sinn des anderen Umstandes, der uns in der Geschichte des Froschstromes schon so h\u00e4ufig begegnet ist, dafs bei sehr schwachen Ketten oder bereits ersch\u00f6pften thierischen Glicd-malscn, wo ein bejahendes Ergebnifs zweifelhaft ist, dasselbe dadurch merklich bef\u00f6rdert wird, dafs man die Ivette durch Anschleudern oder -Schnellen, oder durch Fallenlassen bald des Nerven selbst, bald eines anderen Theiles des Kreises schliefst, ln dieser Gestalt gl\u00fcckte der","page":264},{"file":"p0265.txt","language":"de","ocr_de":"des Gesetzes der Nervenerregung durch den Strom.\n265\n(jALVANi\u2019sche Versuch ohne Metalle seinem Urheber zuerst, und so ward er am \u00f6ftersten wiederholt. (S. oben S. 63. 65. 68. 83. 84. 86. 87. 97.) 1 So bestehen Galvani\u2019s 2 und ein Theil von v. Humboldt's Versuchen ohne Kettenverband 3 einfach darin, dafs man den Nerven eines sehr erregbaren Schenkels auf scheinbar gleichartige Metallfl\u00e4chen fallen l\u00e4fst. Ritter 4 und Pfaff 5 6 haben dieselben sp\u00e4ter mannigfaltig abge\u00e4ndert und auch Lehot 0 hat eine einzelstehende Beobachtung der Art. Unz\u00e4hligemal ist in diesen F\u00e4llen der Gegenversuch mit Anschnellen des Nerven gegen andere Stolle, Nichtleiter u. d. in. gemacht worden, um die Ueberzeugung zu gewinnen, dafs es nicht die mechanische Ersch\u00fctterung des Nerven sei, welche die Zuckung bewirkt habe und stets ohne Erfolg, wie es zu erwarten war, da auch das Fallenlassen anderer Kettentheile die n\u00e4mliche bef\u00f6rdernde Wirkung ausiibte. Einen in dieser Hinsicht besonders entscheidenden Versuch hat v. Humboldt. Der Nerv lag auf Zink, auf dem Zink Silber (o); um die Verbindung zwischen dem Silber und dem Muskel herzustellen, diente ein St\u00fcck \u00bbgekochten Schinkens, welches in einen langen aber schmalen Riemen \u00bbgeschnitten war; das eine Ende desselben lag auf b auf, indem ich \u00bbdas andere,\u00ab sagt v. Humboldt, \u00bbmit der Pinzette in der Luft hielt. \u00bbDr\u00fcckte ich dieses alhn\u00e4lig und leise an den matten Froschschen-\u00bbkcl l an, so blieb derselbe ungereizt; liefs ich dasselbe aber etwa eine \u00bbLinie hoch auf l herabfallen, so erfolgten lebhafte Muskelersch\u00fctte-\u00bbrungen.\u00ab 7 Einen \u00e4hnlichen Fall, wo Zuckungen an einem bereits erm\u00fcdeten Frosche dadurch wieder erhalten wurden, dafs der metallische, die sogenannten Armaturen des Nerven und Muskels verbindende Bogen \u00bbschnell gen\u00e4hert und sogleich wieder hinweggezogen\u00ab wurde, findet man im Berichte der Commission des National-Institutes in Ritters \u00bbBeitr\u00e4gen zur n\u00e4heren Kenntnifs des Galvanismus und der Resultate seiner Untersuchung. \u00ab Jena 1800. Bd. I. St. 1. S. 56.\u201c\nEinen \u00e4ufserst lehrreichen Gegensatz zu diesen Erfahrungen bilden\n1 Vergl. Pfaff in Gehlf.r\u2019s physikalischem W\u00f6rterbuche u. s. w. Bd. IV. Abtb. II. 1828. Artikel \u00bbGalvanismus\u00ab S. 706. d. *\n1 S. oben S. 65. \u2014 Vergl. Supplemento al Tr\u00e4tlato dell\u2019 uso ec., in Operc \u00e9dit\u00e9 cd \u00e9dit\u00e9 cc. p. 286. *\n3\tVersuche \u00fcber die gereizte Muskel- und Nervenfaser u. s. vv. \u00dfd. 1. S. 63.*\n4\tGeiilen\u2019s Journal f\u00fcr die Chemie, Physik und Mineralogie u. s. vv. 1808. Bd. VI. S. 431. *\n5\tGe u le ks physikalisches W\u00f6rterbuch u. s. w. Ebendas., S. 708. *\n6\tGilbert\u2019s Annalen der Physik. 1801. Bd. IX. S. 207. *\n\u2019 Versuche \u00fcber die gereizte Muskel- und Nervenfaser u. s. vv. Bd. I. 8. 194. *","page":265},{"file":"p0266.txt","language":"de","ocr_de":"2(j\u00df 2. Abschi. Kup. //. \u00a7. II. 2. ThaU\u00e4chliclic Begr\u00fcndung\nnachstehende Versuche Ritter\u2019s, die ich mir vollst\u00e4ndig lnitzuthcilcn erlaube : \u00bbWir werden . . ., was wir Schlag nennen, seihst bei den \u00bbst\u00e4rksten Batterien, g\u00e4nzlich vermeiden k\u00f6nnen, wenn wir uns in die \u00bbKette derselben auf die Art begeben, dafs wir zuerst nur Ein Platten-\u00bbpaar derselben in diese nehmen, und darauf, w\u00e4hrend wir uns noch \u00bbin Geschlossenheit mit diesem Einen befinden, ein Zweites darein zie-\u00bbhen, darauf die Verbindung mit dem ersten auflieben, dann zum Drit-\u00bb ten fortgehen, darauf wieder die Verbindung mit dem zweiten auf-\u00bb heben, und so fort, bis wir endlich beim hunderten, z weil Hinderten \u00bbPlattenpaare, od. s. w., angekommen sind. Man bewirkt dies auf fol-\u00bb gende Weise. Man verbindet zwei Finger z. B. der linken Hand mit \u00bbder unteren oder \u00e4ufseren Platte des letzten Platlenpaars z. B. auf \u00bbder Silberseite der Batterie, nimmt darauf einen zur Gabel gebo-\u00bbgenen Draht, an deren jede Spitze man etwas feuchtes Fleisch, nas-\u00bbsen Schwamm, u. s. w., befestiget hat, in zwei Finger der anderen \u00bbHand, und ber\u00fchrt mit dem einen Ende der Gabel (also dessen feuch-\u00bbter Armatur) die Zinkseite des gedachten Plattenpaars; indem \u00bbdies auf ihr aulliegt, schl\u00e4gt man die Gabel so weit um, dafs man \u00bbmit ihrem anderen Ende (also u. s. w.,) die Zinkseite des Zweiten \u00bbPlattenpaars ber\u00fchrt, schl\u00e4gt sie darauf wieder um, dafs ihr erstes \u00bbEnde, was w\u00e4hrend der vorigen Umschlagung so lange ruhig auf der \u00bbZinkseite des Ersten Paars liegen blieb, bis das zweite mit der des \u00bbZweiten Paars in Verbindung war, mit der Zinkseite des Dritten \u00bbverbunden wird; und f\u00e4hrt auf diese Art wechselnd fort, bis man \u00bbendlich bei der Zinkseite des Hunderten, Zweihunderten Platlen-\u00bbpaars od. s. wr., wirklich angekommen ist. Auf dem ganzen V ege bis \u00bbdahin empfand man nicht den mindesten Schlag, vorausgesetzt, \u00bbdafs nicht etwa eine Unvorsichtigkeit heim Versuch eine Unterbrechung \u00bbin das Ganze brachte.... Minder m\u00fchsam aber und zugleich wenn \u00bbes m\u00f6glich ist noch instructivcr wird der Versuch, wenn man eine \u00bbetwan 4 Fufs lange enge R\u00f6hre mit Wasser, zu beiden Seiten mit \u00bbsehr langen Dr\u00e4hten versieht, ihre Spitzen innerhalb der R\u00f6hre in die \u00bbm\u00f6glichste Entfernung von einander stellt, den einen Draht in die \u00bbFinger der rechten Hand nimmt, w\u00e4hrend die der linken mit der \u00bb Silberseite der Batterie in Verbindung sind, den anderen aber sogleich \u00bbauf das letzte Plattenpaar der Zinkseite der Batterie auflegt, und nach \u00bbdiesem die Dr\u00e4hte in der R\u00f6hre einander langsam entgegenschiebt oder \u00bbschieben l\u00e4fst, bis sie endlich mit ihren Spitzen nur um ein \u00e4ufserst \u00bbGeringes noch von einander abstehen.\u00ab Man k\u00f6nne \u00bbdurch eine Reibe \u00bbvon Ucberg\u00e4ngcn 1011 einem sehr langsamen Ann\u00e4hern der Dr\u00e4hte bis \u00bbzu einem so schnell als m\u00f6glichen die Coustructionsweise des Schlages","page":266},{"file":"p0267.txt","language":"de","ocr_de":"des Gesetics der Nervencrreyuiuj durch den Strom.\n267\n\u00bb\u00abselbst aufs belehrendste belauschen;\u00ab 1 * d. h. in unsere Sprache \u00fcbersetzt, Ritter\u2019s R\u00f6hre ist eine sinnreiche Vorrichtung, um die Steilheit der Dichtigkcitscurve in dem K\u00f6rper des Beobachters nach Willk\u00fcr zu vergr\u00f6fsern und zu verringern. Das Ile raus schleich en aus dem Kreise auf dieselbe Art scheint Ritter nicht versucht zu haben. Uebri-gens hatte er, wenn hinl\u00e4nglich viele Lagen in die Kette aufgenommen waren, auf beiden Seiten die eigenth\u00fcmlichen Empfindungen, die er als \u00bbExpansion\u00ab und \u00bbContraction\u00ab zu bezeichnen pflegt. 3\nDen n\u00e4mlichen Versuch hat Mariamni, augenscheinlich ohne von Ritter\u2019s Erfahrung zu wissen, wie man zu sagen pflegt, objectiv gemacht. Er wollte erfahren, ob die Oeffnungszuckung auch statthaben k\u00f6nne, ohne dafs die Schliefsungszuckung dagewesen sei? Ein Frosch befand sich in dem noch offenen Kreise einer S\u00e4ule von acht Plattenpaaren; er schlofs denselben mit v\u00f6llig trockenem Finger in zwei Ge-f\u00e4fsen, wobei der Frosch, wegen der Unvollkommenheit der Leitung, die sich erst allm\u00e4lig durch die Oberhaut ausbildete, ruhig blieb. Als er die Finger entfernte, fand die Oeffnungszuckung statt. 3\nMatteucci empfiehlt, bei Anwendung von Nobii.i\u2019s elektrischer Heilmethode des Tetanus 4 den Kranken so allm\u00e4lig in den Kreis der S\u00e4ule einzuf\u00fchren, dafs dabei keine Schliefsungszuckung zu Stande komme, und bewerkstelligt dies dadurch, dafs feuchte Leinwandstreifen, die mit den Polen der S\u00e4ule in Verbindung stehen, nach und nach verk\u00fcrzt und mit gr\u00f6fseren Hautfl\u00e4chen in Ber\u00fchrung gebracht werden. 5 Dafs eine blofse Schwankung der Dichtigkeit, bei gen\u00fcgender Steilheit, hinreiche, um Zuckung zu bewirken, li\u00e2t Marianim a. a. 0. gleichfalls gezeigt. Ein Frosch tauchte mit Kopf und F\u00fcfsen in zwei Gef\u00e4fse, in denen sich gleichzeitig die Enden einer sechsgliedrigen VoLTA\u2019sclien Tassenvorrichtung befanden. Beim Eintauchen eines metallischen Bogens in die beiden Gef\u00e4fse, wodurch die Dichtigkeit des Stromes in den Nerven pl\u00f6tzlich verringert wurde, gab der Frosch die Oeffnungszuckung. Auch an sich selbst erkannte Marianim dieselbe, wenn er mit zweien Fingern einer Hand zwischen den Gelafscn schlofs ([bid., p. 234. 235). Hat die S\u00e4ule 20, 30 und mehr Elemente, so kann man auch den Versuch anstellen, indem man die Nebeuschliefsung\n1 Beitr\u00e4ge u. s. w. Bd. II. St. 2. S. 44 ff. St. 3. 4. S. 1C6. 168. *\n1 S. unten No. 4. \u2014 \u00a7. in. 2 (v). A. c.\n3 Annales de Chimie et de Physique. Mars 1829. t. XL. p. 234. *\n1 S. unten \u00a7. in. 2 (vi). B. a. &.\n5 \u00bbOn fait pour cela terminer les deux p\u00f4les de la pile par des Landes de \u00bbtoile qu\u2019on mouille et qu'on applique lentement sur la peau.\u00bb Biblioth\u00e8que universelle etc, Mars 1838. Nouvelle Serie, t. XV. p. 188,* \u2014 Essai de. p. 29, *","page":267},{"file":"p0268.txt","language":"de","ocr_de":"268\n2. Abschn, Kap. IL \u00a7. IL 2. Thats\u00e4chlichc Begr\u00fcndung\nzwischen der zweiten und vorletzten Tasse, oder \u00fcberhaupt zweien\u00bb nicht weit von den \u00e4ufsersten Elementen entfernten anbringt. Bei all-miiliger Ordnung des Kreises oder Ablenkung des Stromes linde keine Oelfnungszuckung statt (p. 245. 246).\nEinen Versuch, welcher auf den n\u00e4mlichen Grunds\u00e4tzen beruht, hat bereits Ritter. S. Fig. 15. Taf. I. liier findet Zuckung statt, wenn der Nerv sich selbst am Punkte \u00ab ber\u00fchrt. Die Erscheinung erkl\u00e4rt sich nach den Oini\u2019sehen Gesetzen leicht: Im Augenblick der Ber\u00fchrung Iheilt sich der Strom in zwei Tlieile, welche von sehr ungleicher St\u00e4rke sind, da der \u2019Widerstand des Kreuzungspunktes gegen den der Schleife sehr klein gemacht werden kann, und aul'serdem entgegengesetzte Richtung in dem Nerven haben, wie von mir durch Pfeile angedeutet ist. Die ganze Strecke des Nerven, die in der Schleife begriffen ist, wird also nicht nur von dem Strome frei, sondern sogar von einem allerdings -viel schw\u00e4cheren umgekehrten Strome betroffen, was, wie wir zum Tlieil noch erfahren werden, eine sehr g\u00fcnstige Bedingung f\u00fcr die Erscheinung von Zuckungen ist. Ritter hat diesen\nO O\tD\tO\nVersuch noch mannigfaltig abge\u00e4ndert 1 und auch Paul Erman best\u00e4tigt sein Gelingen. 2\nSp\u00e4ter hat Marianim eine Art ersonnen, eine \u00e4hnliche Schwankung des Stromes herbeizuf\u00fchren, ohne sich des Kunstgriffs einer au-zubringenden Nebensehliefsung zu bedienen. Die Kette wird n\u00e4mlich in Quecksilber geschlossen, welches mit einer einige Millimeter dicken Wasserschicht bedeckt ist. Wird der ins Quecksilber tauchende Leiter so herausgehoben, dal's er noch im Wasser bleibt, so siebt man gleichwohl die Oeffnungszuckung erfolgen. 3\nIn den ersten Zeiten des Galvanismus ward h\u00e4ufig die Bemerkung gemacht, dal's wechselseitiges Reiben, Schleifen, Ersch\u00fcttern zweier die Kette schliefscnden Tlieile das Erscheinen der Zuckungen bef\u00f6rdere. Es sind zwei verschiedene Arten von F\u00e4llen zu unterscheiden: solche, in denen metallische Kettenglieder einander trafen, und solche, in denen feuchte Leiter an Metallen hinbewegt wurden. In den crstcrcn ist w ohl durchweg mehr an ein fortw\u00e4hrendes Oeffucn und Wiederschliefsen des Kreises zu denken, in den letzteren handelt es sich um Ver\u00e4nderungen der Polarisation, wie sie in den S. 212 Anm. angef\u00fchrten Versuchen von Vorsselman DE Heer und Faraday eine Rolle spielen.\n1 Beweis, ilats ein best\u00e4ndiger Galvanismus den Leheusprocefs in (1cm Thier-\nreich begleite. S. 113. Taf. II. Fig. 68 \u2014 70.*\n3 Abhandlungen (1er Konigl. I\u2019reufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Aus den Jahren 1812\u20141813. 4\u00b0. 8. 158. 104. Fig. 4. 5.*\n3 Annales de Chimie et de Physique. Juin 1844. 3. Serie, l. XL p. 396.*","page":268},{"file":"p0269.txt","language":"de","ocr_de":"des Gesetzes der Nervenerregung durch den Strom.\n269\nWas die erstcrc Form des Versuches betrifft, so riitli schon Galat ani, im Nothfallc die beiden freien Enden der mit ihren beiden anderen Enden an den thierischcn Theilen anliegenden Bogenh\u00e4lften aneinanderzureihen, um die Zuckung hervorzuloeken. 1 Pf aff erz\u00e4hlt: \u00bbWenn der Excitator mit seiner Fl\u00e4che oder seinem scharfen Rande \u00bb\u00fcber die Fl\u00e4che der Nervenarmatur leicht und schnell hinbewegt, und \u00bbgclind daran geriehen wurde, so waren die Zuckungen weit lebhafter, \u00bbals wenn die Ber\u00fchrung nur in einem Punkte geschah. In jenem \u00bbFalle schienen, so lange das Fortbewegen des Excitators dauerte, die \u00bbMuskeln nie zu einer vollkommenen Erschlaffung zu kommen, sondern \u00bbihre Zusammenziehung und Aufschwellung schien anhaltend zu sein, \u00bboder wenn sie auch etwas nachliefs, sich pl\u00f6tzlich wieder mit cr-\u00bb linierter und vermehrter St\u00e4rke zu zeigen.\u00ab Legte er auf die Muskeln eine schwere Zinkstange, und liefs ihr Ende auf der Nervcn-bewaffnung aufruhen, so waren die Zuckungen, ohne weiteres Ilinzu-thun, anhaltend, weil die Muskelbewcgung seihst die Rolle des Unterbrechens oder Schwaukenmachens der Dichligkeitscurve \u00fcbernahm. Wurde jedoch das eine Metall fest an das andere angedr\u00fcckt, so dafs die Leitung am Ber\u00fchrungspunkte, trotz der Verschiebung, unver\u00e4ndert bleiben mul'ste, so fand keine Erneuerung oder Fortdauer der Zuckungen statt. 2 Die untenerw\u00e4hnte Commission hat noch folgenden Versuch, der der zweiten Klasse der eben in Rede stehenden angeh\u00f6rt: \u00bbAls man nach dem Aufh\u00f6ren der Contraction den IS erven auf der \u00bbZinkplatte, die ihm zur Unterlage diente, dergestalt hingleiten liefs, \u00bbdafs er, ohne sich von ihr zu entfernen, hlos seine Ber\u00fchrungspunkte \u00bbmit ihr ver\u00e4nderte: so erneuerten sich diese Bewegungen sogleich.\u00ab Iliehcr geh\u00f6ren endlich E. Harless in neuester Zeit angcstellle Versuche. Der eine Pol einer Kette von zwei Quadratzoll Oberfl\u00e4che ward an die Haut, der andere an das R\u00fcckenmark eines enthaupteten Frosches angebracht. Unter diesen Umst\u00e4nden hatte das gelindeste Anschl\u00e4gen mit einem H\u00e4mmerchen an den Tisch die heftigsten 7\u20148 Se-cunden andauernden Coimilsioncn zur Folge. Dasselbe fand statt, als, um den Verdacht auf Reflexbewegungen zu verbannen, ein blofser\n\u2019S. oben S. 46. \u2014 Op\u00e8re edile cd inedile ec. Conunentarius etc. p. 83; \u2014 Trattalo dell uso ec. p. 163. 257. 258. * \u2014 Aloysii Galvani etc. Conunentarius nun Joannis Aldini Dissertalione et Notis. Mutinae 1792. 4\u00b0. p. 50. Nota. *\n2 Grf.n\u2019s Journal der Physik. 1794. Bd. MIL S. 206. 271 fl'.* \u2014 Ueber thie-riseiie Flektricil\u00e4l und Reizbarkeit. 1795. S. 52. 144. 145.* \u2014 v. Hcsiboldt, Ycrsuclie n. s. w. Bd. I. S. 192. * \u2014 Bericht der Franz\u00f6sischen Commission in Hitter\u2019s Beitr\u00fcgen u. s. w. Bd. I. St. 1. S. 57. 58. * \u2014 Ritter, Beweis, dafs ein best\u00e4ndiger Galvanismus u. s. w. S. 87.*","page":269},{"file":"p0270.txt","language":"de","ocr_de":"270\n2. Absclin. lia}]. II. \u00a7 II. 2. Thaislichliche Begr\u00fcndung\nstrompr\u00fcfender Schenkel auf dieselbe Art bewaffnet wurde; ja, blofse. Ersch\u00fctterung eines Theils des Schliefsungsdrahtes reichte hin, um Tetanus zu bewirken, obschon die Elektroden am Frosch mit H\u00fclfe einer Schrauben-Vorrichtung befestigt waren. Das Metall der Elektroden ist nicht genannt, wahrscheinlich war es eines der negativeren, leichter polarisirharen. Dafs die Erscheinung wirklich auf pl\u00f6tzlicher Verminderung der Polarisation beruhte, geht daraus hervor, dafs die Nadel eines eingeschalteten Multiplicators einen Ausschlag in dem Sinne des Stromes zeigte. 1 Schon G. R. Treviramjs hat einen ganz \u00e4hnlichen Versuch. 2\nAlle diese F\u00e4lle sind, wie man sieht, im Wesentlichen nichts anderes als unabsichtliche Verwirklichungen der oben S. 261 entwickelten Grunds\u00e4tze, um mit m\u00f6glichst kleinem Aufwande an Elektricit\u00e4t m\u00f6glichst grofse physiologische Wirkungen zu erzeugen. Die Er\u00f6rterung, wie und mit welchen Vorrichtungen dies am besten und mit dem bestimmten Zwecke, m\u00fcsliehst laus; andauernden elektrischen Tetanus zu erzeugen, auszuf\u00fchren sei, auch worauf die alsdann stattfindende Erscheinungsweise der Zuckungen als Tetanus beruhe, nebst der Durchmusterung der betreffenden Literatur, versparen wir auf eine sp\u00e4tere Gelegenheit, wo sich f\u00fcr uns ein mehr unmittelbares Interesse daran kn\u00fcpfen wird; 3 um so mehr, als von der Richtigkeit des Princips in diesem Punkt ein Jeder durchdrungen sein d\u00fcrfte, der sich jemals in dem Kreise einer schnell gedrehten Saxton'scIioh Maschine befunden hat.\nEs bleibt uns \u00fcbrig, die Wirkungsweise solcher Str\u00f6me im Versuch zu betrachten, durch welche eine gegebene Elektricit\u00e4tsmenge in ver\u00e4nderlicher Zeit und in continuirlicher, von Null ausgehender und nach Null zur\u00fcckkehrender Curve abgeglichen wird. Unter diesen Umst\u00e4nden w\u00e4chst die St\u00e4rke der Erregung in einem umgekehrten Verh\u00e4ltnisse mit der Zeit, in der die Abgleichung geschieht, und \u00bbman \u00bbf\u00fchlt daher die Abscisse\u00ab, wie sich mein verehrter Lehrer, Herr Professor Dove, m\u00fcndlich gegen mich ausdr\u00fcckte. Dies ist der Sinn der Erfahrung, dafs man, mit Spitzen bewaffnet, oder durch eine nasse Schnur, durch ein Rohr mit destillirtem Wasser, eine Batterie ohne Gefahr entladen kann, welche, ihren unverz\u00f6gerten Schlag erlheilend, eine niederschmetternde Wirkung \u00e4ufsern w\u00fcrde. Deshalb giebt dieselbe Elektricit\u00e4tsmenge q, auf zwei ungleiche Glasbelege / und s\" vertheilt, von dem kleineren derselben aus, wegen des gr\u00f6fseren Ver-\n1 M\u00f6ller\u2019s Archiv fiir Anatomie, Physiologie u. s. cv. 1845. S. 43. *\n1 Gilbert\u2019s Annalen der Physik. 1801. Bd. VIII. S. 53. (10). \u2019\n3 S. unten, 3. Abschn., Kap. IV. \u00a7. ii.","page":270},{"file":"p0271.txt","language":"de","ocr_de":"des Gesetzes der Nervenerregung durch den Strom.\n271\nh\u00e4ltnisses q : s. wodurch die Geschwindigkeit der Entladung bestimmt wird, den heftigeren Schlag, wovon ich mich noch k\u00fcrzlich durch die G\u00fcte des Herrn Dr. Riess an seinen herrlichen Ger\u00e4thschaftcn zu \u00fcberzeugen Gelegenheit gehabt habe. Deshalb verst\u00e4rken eingelegte Draht-biindel bei gleicher absoluter Elektricit\u00e4tsmcnge den Schlag einer Induclionsrolle mehr als massive Eisenkerne, weil in den erstcren kein Inductionsstrom das Maximum der magnetischen Polarit\u00e4t verz\u00f6gert. 1 Anschaulicher noch wird derselbe Umstand bei den Inductionsstr\u00f6men durch Bewegung. Man weil's, dafs die Summe der elektromotorischen Kr\u00e4fte, welche die Bewegung eines Leiters vor einem Magneten oder einem anderen stromf\u00fchrenden Leiter in dem ersten Leiter erregt, von der Geschwindigkeit dieser Bewegung unabh\u00e4ngig, und allein durch die Lage und L\u00e4nge des beschriebenen Weges bedingt ist. Allein ein langsam in eine Induclionsrolle eingeschobener Magnetstab J\u00e4/'st den empfindlichsten Froschschenkel, der in ihren Kreis eingeschaltet ist, unbewegt; erst bei einer gewissen Geschwindigkeit tritt ein leises Zucken ein, welches sich bei wachsender Schnelligkeit bis zum heftigsten, viele Secunden lang andauernden Starrkrampfe steigern kann.\nNach unseren obigen Voraussetzungen w\u00fcrde dieses Alles nicht deshalb sein, weil dabei zugleich die absolute Gr\u00f6fse der Ordinalen J, deren Summe, mit der unendlich kleinen Zeiteinheit multiplicirt, stets einen und denselben Fl\u00e4chenraum bedecken soll, zunimmt, sondern weil mit dieser Zunahme zugleich nothwendig der Unterschied zweier einander zun\u00e4chst gelegenen unter denselben, d. h. die Steilheit der Dich-tigkeitscurve auf allen Punkten w\u00e4chst. Es wird sich indefs sp\u00e4ter zeigen (S. unten, No. 4), dafs jene Voraussetzungen, was die sub-jectivcn Strompr\u00fcfungen anlangt, einer Einschr\u00e4nkung bed\u00fcrfen, welche oben, um zun\u00e4chst eine deutliche Grundlage f\u00fcr die Er\u00f6rterung zu gewinnen, aus dem Spiel gelassen worden ist, und derzufolgc doch der letztangef\u00fchrte Umstand nicht ganz allein das Bedingende der st\u00e4rkeren Wirkung der in einem k\u00fcrzeren Zeitraum zusammengedr\u00e4ngten Abgleichungsvorg\u00e4nge sein w\u00fcrde.\nEndlich giebt unser (jesetz uns noch den Schl\u00fcssel zu der bisher eben stets als blofse Ihalsache ohne weiteres Verst\u00e4ndnifs hingestellten Erscheinung, dafs die Zitterfische nicht mit best\u00e4ndig wirkenden s\u00e4ulen-\u00e4lmlichen elektromotorischen \\ orrichtungen versehen sind, sondern nur Schl\u00e4ge von \u00e4ufserst kurzer Dauer, diese aber sehr h\u00e4ufig hintereinander in sehr kleinen Zwischenr\u00e4umen zu erthcilen verm\u00f6gen. In der That\nO\n1 S. Dove\u2019s Untersuchungen im Gebiete der Inductionselektricit\u00e4l. S. 35. No. 35,* \u2014 Vergl. unten, \u00a7. iv.","page":271},{"file":"p0272.txt","language":"de","ocr_de":"272\n2. Absclm. Kap. H. \u00a7. IL 2. Thats\u00e4chliche Begr\u00fcndung\nw\u00fcrde denselben mit Str\u00f6men von best\u00e4ndiger Kraft wenig geholfen gewesen sein, da sie nur za Anfang und zu Ende derselben \u00fcber physiologische Wirkungen geboten, w\u00e4hrend ihrer ganzen Dauer aber einem ersch\u00f6pfenden Stoffverbrauch und einer mehr oder minder gefahrbringenden Elektrolyse sich ausgesetzt befunden haben w\u00fcrden: dagegen nun vielmehr ihre elektrische Waffe als die zweckm\u00e4fsigste Verwirklichung der oben S. 261 entwickelten Bedingungen erscheint, wodurch Maximum der physiologischen Wirkung und Minimum der Elektricit\u00e4ts-menge und des Stoffverbrauchs verkn\u00fcpft sind.\nEs liegt nahe, am Schl\u00fcsse dieser Aufz\u00e4hlung die M\u00f6glichkeit in Erw\u00e4gung zu ziehen, ob eine genauere Pr\u00fcfung des Gesetzes vorzunehmen sei, als sie in den vorgelegten Erfahrungen enthalten ist; eine solche n\u00e4mlich, hei der sich entweder numerisch die einfache Proportionalit\u00e4t der Erregung mit der Summe der Differentialquotienten (Formel III) nachweisen, oder die unbekannte Function (F) in den 1, II sich empirisch bestimmen liefse. Leider ist es bis jetzt kaum abzusehen, wie dies jemals gelingen k\u00f6nne. Das Endergebnifs der Gesammt-erregung der Bewegungsnerven ist Muskelzusammenziehung. Es ist denkbar, obsclion hier noch Alles zu thun \u00fcbrig bleibt, dafs es gl\u00fccken werde, ein Mals der dabei entwickelten Kraft zu erhalten. Ebenso ist es denkbar, obsebon auch hier kein bekannter Weg offen steht, dafs man es dazu bringe, sich einen Strom von bestimmter, bekannter und hinreichend einfacher Dichtigkeitscurve zu verschaffen. Am geeignetsten w\u00fcrde nat\u00fcrlich die geradlinige Gestalt dieser Curve sein,\nJ z= nt + b,\nwo man denn, was ohnehin einleuchtet, f\u00fcr\n* = F(\u00ab>\ni = F(\u00aby lT\u2018~Ti\nerhielte. 1 Da der Muskel ein Maximum der Zusammenziehung hat,\n1 Durch hlofse Ver\u00e4nderung des Widerstandes eines Theiles der Kelle w\u00fcrde man, wie aus der Omii\u2019sclien Formel ersichtlich ist, eine hyperbolisch geslalleie Dichtigkeitscurve erhallen. Damit dieselbe eine Gerade w\u00fcrde, m\u00fcfste man haben\nI \u2014 at + \u00df \u2014\nk\nw + sc\u2019\nworin 1 die Stromst\u00e4rke, k die elektromotorische Kraft, w den best\u00e4ndigen, x den ver\u00e4nderlichen Thcil des Widerstandes, t die Zeit, a und \u00df Conslanten bedeuten;\nmithin\ntO,\n\u00abt + \u00df >\nwas mit der hinreichenden Geschwindigkeit nicht leicht zu verwirklichen sein m\u00f6chte. Sonst brauchte man nur einen Rheostaten anz.iiwenden, dessen Walze, anstatt cylin-drisch zu sein, die Gestalt des Rotationsk\u00f6rpers h\u00e4tte, der durch die obige Curve","page":272},{"file":"p0273.txt","language":"de","ocr_de":"des Gesetzes der Nervenerregung durch den Str\u00f6m.\n273\nwelches er nicht \u00fcberschreiten kann und dieses Maximum in einer gewissen Zeit erreicht, so niiifsten Dauer und Gr\u00f6fse der Schwankung so gew\u00e4hlt sein, dafs die bewirkte Zusammenziehung der Zeit und Gr\u00f6fse nach innerhalb dieser beiden Grenzen bliebe. Vorausgesetzt aber, alle diese Hindernisse seien \u00fcberwunden, so w\u00fcrde man, aller Wahrscheinlichkeit nach, noch immer weit vom Ziele sein, und zwar deshalb, weil die nun beobachtete Gr\u00f6fse der mechanischen Wirkung unstreitig noch durch eine Reihe unbekannter und sehr verwickelter Functionen mit der berechneten verkn\u00fcpft ist. Ganz gewifs ist zun\u00e4chst dieses, dafs die wirklich zu messende Resultante der Zusammenziehung gar kein Mafs der in den Muskeln frei werdenden Kraft ist, sondern nur irgendwie mit derselben w\u00e4chst. Diese Kraft hat man sich, wie bemerkt (S. oben S. 259), zu denken als die Summe von Geschwindigkeiten, welche w\u00e4hrend des ganzen Vorganges, in jedem Zeittheil-chen, den Massetheilchen des Muskels mitgetheilt werden. Allein erstens k\u00f6nnen sich in jedem Augenblicke diese Geschwindigkeiten auf sehr mannigfaltige Weisen untereinander zusammensetzen; f\u00fcrs zweite ver-\n7,wischen x und t durch Drehen um die Axc der Zeilen erzeugt w\u00fcrde. Einen passenderen Weg d\u00fcrfte die Ver\u00e4nderung des Widerstandes einer Nehenschliefsung darhielen, der gegen den der ungcspallcnen Slromstreoke und des Nebenzweiges, worin die Stromst\u00e4rke sich mil derZeit linear ver\u00e4ndern soll, nahezu versehwindet. Man hat n\u00e4mlich alsdann (S. die galvanische Kette, mathematisch bearbeitet von G. S. Ohm. Berlin 1827. S. 193 ff. \u00a7. 28. \u2019)\nj-\tkx\n(JE + w) x + Ww\u2019\nwo I, k und x ihre obige Bedeutung haben, W den Widerstand der ungespaltenen Stromstrecke, w den des Nebenzweiges vorstellen, in den der Nerv zwischen nicht polarisirbaren Elektroden eingeschaltet sein mufs. Ist x sehr klein im Ver-h\u00e4ltnifs zu W, so verschwindet im Nenner das erste Glied gegen das zweite und es bleibt ein mit x sieh geradlinig in der Zeit ver\u00e4ndernder schwacher Strom\nI = rp\u2014 \u2022 35 Ww\nzur\u00fcck. Die Schw\u00e4che desselben w\u00fcrde nichts zu sagen haben, da man erstens hier nur sein' geringer Stromeskr\u00e4fte bedarf, und da es f\u00fcrs zweite stets unbenommen bleibt, durch Einf\u00fchrung mehrerer Elemente k zu vergr\u00f6fsern, wodurch zugleich der Zweck der relativen Erh\u00f6hung von W unterst\u00fctzt wird; iv wird, wegen der Gegenwart des Nerven darin, stets schon an und f\u00fcr sich sehr grofs ausfallen. Man sorge f\u00fcr die m\u00f6glichste Gleichheit von W und w. damit ihr Product, hei gleicher Summe, ein Maximum werde. Es scheint mir, als oh dieses Mittel, eine geradlinige Schwankung der Dichtigkcilscurve herbeizuf\u00fchren, zun\u00e4chst ausreichen m\u00f6chte; es w\u00fcrde sich sonach nur noch um die mechanische Schwierigkeit handeln, die V iderstandsver\u00e4nderung mit einer ziemlich bedeutenden, gleichf\u00f6rmigen, nach Gefallen zu beherrschenden und stets bekannten Geschwindigkeit ins Werk zu setzen, wozu ich freilich in diesem Augenblicke die geeigneten Mittel noch nicht absehe.\n18","page":273},{"file":"p0274.txt","language":"de","ocr_de":"274\n2. Abschn. Kap. 11. \u00a7. II. 2. Begr\u00fcndung (1rs GeseHcs\nschieben sich dabei unstreitig die wirksamen Theilchen gegeneinander, und die Geschwindigkeit, die in einem gewissen Zeittheilchen einer gewissen Gr\u00f6fse des ErregungsdilTerentiales dq entspricht, wird demnach unzweifelhaft verschieden sein nach der bereits stattgehabten Gr\u00f6fse der Verschiebung. Sodann trifft der Muskel hei seiner Zusammenziehung in sich seihst auf mechanische Widerst\u00e4nde, die von der Spannung seiner elastischen H\u00fcllen abh\u00e4ngen, und, wie sp\u00e4ter ausf\u00fchrlich gezeigt werden wird, das Gesetz seiner wechselnden Kr\u00e4fte g\u00e4nzlich tr\u00fcben und verdecken. M\u00f6glicherweise liefsen sich diese Schwierigkeiten umgehen, indem man das llindernifs, welches man der Zusammenziehung des Muskels entgegenstellt, und dessen Hinwegr\u00e4umung das Mals seiner Leistung abgeben soll, so einrichtete, dafs er, welches auch seine Anstrengung sei, ann\u00e4hernd immer eine und dieselbe L\u00e4nge behielte. Kennten wir aber auch die reine Summe der Kr\u00e4fte in jedem Augenblicke, so steht nichts daf\u00fcr, dafs sie dem Erregungsdillerentialc einfach proportional sei, vielmehr isL dies das bei weitem Lnwahrschein-lieherc. Endlich wissen wir noch nicht, ob das, was von der Xerveiiausbreilung anlangend die Muskelzusammenziehung bewirkt, der Erregungsgrofse in der vom Strome unmittelbar belrollenen Xerven-strcckc proportional, oder abermals eine unbekannte verw ickelte Function davon ist.\nAn ein Eindringen der mathematischen Betrachtung in solch ein Labyrinth ist begreiflich nicht zu denken. Dies verbietet schon die verwickelte Gestalt und der besondere Aggregatzustand der organischen Gebilde, selbst wenn man \u00fcber eine hinreichend berechtigte Annahme hinsichtlich der Anordnung der Kr\u00e4fte im Innern derselben geb\u00f6te. Was den Versuch betr\u00fcb, der fr\u00fcher oder sp\u00e4ter jedenfalls angestellt werden mill\u2019s, so haben wir erst den kleinsten I heil der unermelslichen Schwierigkeiten erwogen. die sich seinem Gelingen entgegensetzen. Da k\u00f6rn-men in Betracht unz\u00e4hlige aufs strengste zu ber\u00fccksichtigende und doch in ihrer Gesammtheit und Wandelbarkeit so schwer zu beherrschende Nebenumst\u00e4nde: das Zeichen des Diflerentialquotientcn der Dichtigkeits-curve (S. den folgenden Paragraphen), die absolute Dichtigkeit im Nervenquersclinitt [S. unten, No. 4. (n) J, die L\u00e4nge der dem Strome ausgesetzten Xervcnstrecke [S. ebendas., (in)], die Lage dieser Strecke n\u00e4her oder entfernter dem Urspr\u00fcnge oder der Ausbreitung des Nerven [S. den folgenden Paragraphen. 2. (n) | - die Zeit, die seit der 1 retiming vom Gesammtorganismus oder wenigstens dem Contrainen ensyslem verstrichen ist, diejenige, w\u00e4hrend welcher der Xcrv bereits der Einwirkung des Stromes ausgesetzt war [S. ebendas. 2. (vi) B. a. j u. s. w","page":274},{"file":"p0275.txt","language":"de","ocr_de":"der Nervenerregung. \u2014 3. Mattktjcci\u2019j Mafs der Nervenlcraft. 275\n3. M atteucci\u2019s Messung der durch den elektrischen Strom entwickelten Nervenkraft.\nSo trostlos sieht es in der organischen Physik aus, wenn man wirklich einmal an eine genaue Zergliederung der Erscheinungen sich hinanwagen will.\nMatteucci indefs hat sich dies Alles viel leichter gemacht, ln seinem Aufsatze: \u00bbMesure sur ln force nerveuse d\u00e9velopp\u00e9e par le courant \u00e9lectrique\u00ab 1 bem\u00fcht sich dieser Forscher, die Menge Zinks zu bestimmen, die in einer Kette aufgel\u00f6st wird, deren Strom, auf den Nerven angewandt, durch seine Vermittelung eine gewisse mechanische Wirkung hervorbringt.\nDieser Plan ist im innersten Kerne falsch. Zwar ist der Zinkverbrauch das Mafs der Elektricit\u00e4tsmenge, welche den Nerven getroffen hat; allein, nach den oben dargelegten Grunds\u00e4tzen, diese Elektricit\u00e4tsmenge seihst hat ja mit der hervorgebrachten Nervenerregung gar nichts zu schaffen; mit dem elektrischen Acquivalente einer und derselben Menge Zink kann man die verschiedensten physiologischen Wirkungen erzeugen; mit dem einer unendlich geringen Zinkmenge eine beliebig grofse, mit dem einer unendlich grofsen eine v\u00f6llig unmerkliche. Aber Matteucci, obschon seit so langen Jahren dem Studium der Elektro-physiologie hingegeben, ahnt von dem allgemeinen Gesetze der Nervenerregung durch den Strom Nichts! So k\u00f6nnten wir uns der n\u00e4heren W\u00fcrdigung dieser Arbeit ganz und gar als \u00fcberhoben betrachten, was \u00e4ufserst wiinschenswerth sein w\u00fcrde, da sie, wo sie verst\u00e4ndlich ist, kaum einen Satz enth\u00e4lt, der nicht zu den gewichtigsten Ausstellungen Aidais g\u00e4be; indefs der Umstand, dafs ihr Urheber dieselbe in Frankreich sowohl als in England hat geltend machen k\u00f6nnen, ohne bisher einen \u00d6ffentlichen Widerspruch erfahren zu haben, bewegt mich, auch hier die M\u00fchseligkeit der Kritik \u00fcber mich zu nehmen.\nMatteucci sagt: \u00bb....Les analogies que nous admettons en physique entre la chaleur, l\u2019\u00e9lectricit\u00e9 et la lumi\u00e8re se trouvent dans le \u00bbm\u00eame degr\u00e9 entre I \u00e9lectricit\u00e9 et la force nerveuse. C'est en partant \u00bbde ce point de vue, que j\u2019ai cru du plus grand int\u00e9r\u00eat de r\u00e9soudre \u00bbce probl\u00e8me: quelle est la quantit\u00e9 des forces nerveuses qui peut \u00eatre \u00bbd\u00e9velopp\u00e9e par une quantit\u00e9 donn\u00e9e d\u2019\u00e9lectricit\u00e9 ? Je poserai plus\n1 Annales de Chimie et de Physique. Juin 1844. 3. S\u00e9rie. 1. XI. p. 403;* \u2014 Juillet, t. XII. p. 255. *\u2014 Comptes rendus etc. 16 Septembre 1844. t. XIX. p. 563.*\n\u2022\u2014 The Philosophical Magazine etc. February 1843. 3. Series, vol. XXVI. p. 176.*\n18 \u00b0","page":275},{"file":"p0276.txt","language":"de","ocr_de":"276\t2. Abschi. Kap. II. \u00a7. II. 3. Matteucci\u2019# elcldrocliemischcs\n\u00bbclairement ma question. Je fais passer un courant \u00e9lectrique le long-odes nerfs d'un animal, en ayant un volta\u00efm\u00e8trc dans le circuit; je \u00bbmesure l\u2019effort musculaire qui est excit\u00e9 par le passage du courant, \u00bbet en supposant que le circuit soit interrompu au moment m\u00eame que \u00bbla contraction a cess\u00e9, je puis mesurer la quantit\u00e9 d\u2019\u00e9lectricit\u00e9 qui \u00bbest pass\u00e9e, en connaissant la quantit\u00e9 d\u2019eau qui est d\u00e9compos\u00e9e, et \u00bbd\u00e9duire par l\u00e0 la quantit\u00e9 de zinc qui, en s\u2019oxydant, a d\u00e9velopp\u00e9 le \u00bbcourant qui, dans son passage par les nerfs, a produit l\u2019effort museu-\u00bblaire trouv\u00e9.\u00bb\nAuf folgende Weise glaubt Matteucci die experimentellen Schw ierigkeiten der Aufgabe \u00fcberwunden zu haben, die er sich gestellt hatte. In eine Messingklemme, die von einem St\u00e4nder getragen wird, spannt er die Wirbels\u00e4ule eines unter den Armen querdurchschnitlenen, enth\u00e4uteten und ausgeweideten Frosches ein. bindet die Beine desselben in der Miltelfufsgegeud mittelst eines seidenen Fadens zusammen, und h\u00e4ngt an den Faden einen 50\",nl langen Eisendraht, dessen unteres Ende, mit einem Bleiw\u00fcrfel beschwert ist, mit dem zusammen er 5.58t wiegt; oder er hakt auch den oben gekr\u00fcmmten und zugespitzten Draht unmittelbar in beide Mittelfiifse ein. Der \\\\ iirfel l\u00e4uft ohne Reibung in einer h\u00f6lzernen senkrechten Rinne auf und nieder, deren einer Rand auf Millimeter getheilt ist; ein mit Wachs an das Gewicht geklebter Strohhalm dient als Zeiger, um die Stellung desselben abzulesen; quer durch das Becken ist aufserdem. hinter den Jschiadnerven vorbei und dicht \u00fcber der Symphysis pubis, eine Kupfer- oder Blalinnadel gef\u00fchrt. \u00bbOn voit tr\u00e8s - ais\u00e9ment, \u00ab sagt Matteucci, \u00bb qu\u2019en touchant avec le \u00bbrh\u00e9ophore d\u2019une pile la pince de laiton, et avec l\u2019autre l\u2019aiguille de \u00bbcuivre, le courant passera \u00e0 travers le bassin et, par cons\u00e9quent, \u00e0 \u00bbtravers les nerfs lombaires. La grenouille se contracte, le poids est \u00bbsoulev\u00e9 et l\u2019index monte d\u2019un certain nombre de millim\u00e8tres qu\u2019on \u00bbparvient \u00e0 lire ais\u00e9ment avec un peu d\u2019habitude.\u00ab\nHier ist etwas Unbegreifliches. Wenn man, vom Ischiadnerven aus, die Beine eines Frosches zur Zusammenziehung anregt, so wirkt man gleichm\u00e4fsig auf Strecker und Beuger. Bei dem Uebergewicht der ersteren ist aber demzufolge das Ergebnifs der Reizung bekanntlich nicht Beugung, sondern Streckung. Jeder, der einmal ungleichartige Metalle einem Frosch angelegt hat, wird demnach hier Matteucci fragen, wie es m\u00f6glich gewesen sei, dafs das Gewicht in seinen \\ ersuchen gehoben wurde. Es scheint undenkbar, dafs dies habe der Fall sein k\u00f6nnen; es l\u00e4fst sich nichts erwarten, als dafs dasselbe im besten Falle unverr\u00fcckt h\u00e4ngen bliebe, wahrscheinlich aber noch nach unten ge-slofsen w\u00fcrde.","page":276},{"file":"p0277.txt","language":"de","ocr_de":"Aequivalent der Muslcelaction.\n277\nIch habe, nicht zufrieden mit unz\u00e4hligen, hei anderen Gelegenheiten gemachten Erfahrungen, mir eine Vorrichtung hergestellt, welche der von Matteucci beschriebenen m\u00f6glichst genau entsprach, und Folgendes gesehen, lin Augenblick der Zusammenziehung fand stets und unbedingt die kr\u00e4ftigste Streckung statt. Von einem unmittelbaren und wirklichen Heben des Gewichtes kann unter diesen Umst\u00e4nden nun und nimmermehr die Rede sein. Allerdings aber bewegte sich in meinen Versuchen dasselbe um ein Geringes in die H\u00f6he, und zwar aus zwei Ursachen. Erstens n\u00e4mlich ist, nach Matteucci\u2019s Angabe, die Wirbels\u00e4ule in einer Klemme unverr\u00fcckbar befestigt. Die Folge davon ist, dafs der Frosch sich bei seinen Streckungen im Kreuz nach hinten biegt, wobei die F\u00fcfse einen Kreisbogen von etwa 20\u201c um die Klemme als Mittelpunkt beschreiben. Dabei geschieht nat\u00fcrlich ein Heben des Gewichtes, welches aber alsbald sehr vermindert wird, wenn man die Ossa ilium und das Os coccygis durchschneidet, so dafs die Beine nur noch an der Muskelmasse des Ueo-coccygeus Duo. h\u00e4ngen, wo denn jenes sich R\u00fcckw\u00e4rtssteifen nicht mehr stattfinden kann. Die geringe Hebung, die jetzt etwa noch \u00fcbrig bleibt, verschwindet v\u00f6llig, wenn man, statt eines merklichen Gewichtes, die F\u00fcfse nur mit einem leichten Zeiger versieht. Man erkennt daraus, dafs sie von Nichts herr\u00fchrte, als dem Umstande, dafs das Gewicht das erschlaffte Pr\u00e4parat mehr auszudehnen vermag, als das zusammengezogene.\nDiese Bewegungen des Gewichtes nun m\u00fcssen es sein, durch welche Matteucci sich hat in dem Grade t\u00e4uschen lassen, dafs er eine Strek-kung f\u00fcr eine Beugung angesehen hat; sie sind es, die er alsdann als das directe Mafs der Nervenerregung durch den elektrischen Strom in Rechnung gebracht hat. Mit welchem Rechte, \u00fcberlasse ich dem Leser selbst zu beurtheilen.\nEs scheint \u00fcbrigens, dafs bereits anderw\u00e4rts, wenn auch nicht \u00f6ffentlich, Matteucci Einwendungen gegen dieses Verfahren zu h\u00f6ren gehabt hat. Denn cs heifst sp\u00e4ter: \u00bbEn effet, le courant \u00e9lectrique \u00bbqui excite les nerfs lombaires d\u2019une grenouille d\u00e9termine la contraction \u00bbdans toutes les masses musculaires des membres, et il est \u00e9vident \u00bbque le mouvement que nous mesurons n\u2019est que la diff\u00e9rence entre \u00bbl\u2019effet des contractions qui le favorisent et celui des contractions qui \u00bble contrarient. En effet, j\u2019ai vu, en faisant fonctionner mon appareil \u00bben pr\u00e9sence de M. Bresciiet et d\u2019autres anatomistes, qu\u2019en coupant \u00bbles tendons des muscles ant\u00e9rieurs des cuisses de la grenouille dispo-\u00bbs\u00e9e dans mon appareil, le poids \u00e9tait soulev\u00e9 \u00e0 une hauteur double \u00bbde celle \u00e0 laquelle il arrivait avant l\u2019op\u00e9ration.\u00ab Hier ist Matteucci\u2019s Irrthum klar ausgesprochen, dafs er die Hebung des Bleiw\u00fcrfels von","page":277},{"file":"p0278.txt","language":"de","ocr_de":"278\t2 Ab sehn. Kap. IL \u00a7. II. 3. Matteccci\u2019j elektrochemisches\neinem nie vorhandenen Uebergewichte der Beuger \u00fcber die Strecker herleitet, und keinesweges reichte, um reine Beugung zu erhalten, die Durchschneidung der Sehne des grofsen Unterschenkelstreckers aus, sondern mindestens auch die Achillessehne mufste von ihrer Anheftung an der Streckseite des Mittelfufses getrennt werden.\nLassen wir Matteucci in diesem Punkt gew\u00e4hren, so ist nun sein Gang folgender. W\u00e4hrend der 100 ersten Zusammenziehungen, die er durch den Strom hervorbringt, soll das Gewicht in den 10 ersten um 4m,n, in den 20 folgenden um 3mm, in den \u00fcbrigen 70 um 2mm gehoben werden. \u00bb Voici comment a \u00e9t\u00e9 calcul\u00e9 l\u2019effort musculaire de la grenouille. La grenouille, en se contractant, soul\u00e8ve non seulement le \u00bbpoids attach\u00e9 \u00e0 ses jambes, mais encore une partie de son corps. Si \u00bbl\u2019on fait attention \u00e0 la mani\u00e8re avec laquelle elle se contracte dans \u00bbnotre exp\u00e9rience, on verra que le morceau de colonne vert\u00e9brale \u00bbreste en repos, et que les cuisses se soul\u00e8vent tr\u00e8s-peu en compa-\u00bb raison des jambes. On peut donc dire, pour trouver quel est le \u00bbpoids du corps de la grenouille qui se soul\u00e8ve dans la contraction, \u00bb et quelle est l\u2019\u00e9l\u00e9vation du centre do gravit\u00e9 de ce poids, que les \u00bbjambes seules se soul\u00e8vent \u00e0 la m\u00eame hauteur que le cube de plomb.\u00ab\nMatteucci veranschlagt nun die Unterschenkel des Frosches im Mittel zu 2.86s', setzt dies zu den 5.5\u00ae' des Bleiw\u00fcrfels mit Zubeh\u00f6r und hat so als angebliche Arbeitsgr\u00f6fse zweier Frosch bei ne in P au sch und Bogen 8.36*', die w\u00e4hrend der noch zu bestimmenden Zeit einer Zusammenziehung im Mittel auf 2.4mra gehoben werden; eine in der That nicht \u00fcbertriebene Sch\u00e4tzung, da z. B., wie ich, indem ich dieses schreibe, mit Augen sehe, ein einzelner Gastroknemius von nur 770m*r Gewicht, auf den Reiz eines einfachen Zinkplatinbogens,1 * 60*' auf 4\u20145\"\"\" hebt, w\u00e4hrend Valentin nach seinen an einem Federkraftmesser angestellten Versuchen sogar berichtet: \u00bbWenn ein \u00bbFrosch seinen Hinterfufs mit sehr m\u00e4fsiger St\u00e4rke streckt, so arbeiten \u00bbdie Extensoren des Unterschenkels und der Ferse mit einer Energie, \u00bbwelche das Drei- bis Vierfache des gesammten K\u00f6rpergewichts be-\u00bb tr\u00e4gt. Die Wadenmuskeln allein aber sind in dem Maximum ihrer \u00bbnat\u00fcrlichen Anstrengung im Stande, mehr als das Dreifsigfache des \u00bbletzteren zu \u00fcberwinden. 1 Grin, derselben vermag einem Gewichte \u00bbvon 1500 \u2014 2000, ja sogar von 2000 \u2014 3000 Grm. und mehr das \u00bbAequiliber zu halten.\u00ab 3\n1 S. unten, Kap. IV. \u00a7. i. 1. \u2014 Taf. I. Fig. 18.\n1 Lehrbuch der Physiologie des Menschen u. s. w. Bd. II. Braunschweig 1844.\nS. 179. 180,\u2019","page":278},{"file":"p0279.txt","language":"de","ocr_de":"si equivalent der Muslceluclion.\n279\nNiehl minder auffallend ist. jedoch die nun folgende Bestimmung der Zeit, w\u00e4hrend welcher diese Arbeit verrichtet werden soll. \u00bbJ'ai \u00bbintroduit dans le circuit de la pile une roue de Masson, a laide de \u00bblaquelle je pouvais varier \u00e0 volont\u00e9 la dur\u00e9e du passage du courant. \u00bbApres un grand nombre d'essais, j\u2019ai trouv\u00e9 qu\u2019on pouvait renouveler \u00bble passage du courant au moment m\u00eame o\u00f9, la contraction ayant eu \u00bblieu, les membres \u00e9taient revenus \u00e0 la position d o\u00f9 ils \u00e9taient partis \u00bbavant I introduction du courant. J ai trouv\u00e9 que cela avait lieu dans \u00bbles temps suivants: la contraction et le passage du courant durent \u00bbpendant 0\".32, et 0\".68 sont employ\u00e9s par la grenouille pour revenir \u00bb\u00e0 sa position. En op\u00e9rant ainsi (?), la grenouille ne se contracte \u00bbjamais en ouvrant le circuit.\u00ab Matteucci behauptet also, wenn ich ihn recht verstehe, erstens (eine Zeitbestimmung von astronomischer Feinheit, \u00fcber deren Methode keine Sylbe verlautet), dafs die obigen hundert Zusammenziehimgen alle 0\u201c.32 gedauert haben und dafs die Muskeln 0\".68 brauchten, um wieder v\u00f6llig zu erschlaffen; zweitens, dafs keine Zuckung stattland. wenn die Feder von einem leitenden auf einen isolirenden Zahn des Nkek scheu Rades gerieth ! Die letztere Angabe, der es schwer wird, Glauben zu schenken, und deren W ill-kiirlichkeit durch das \u00bbeu op\u00e9rant ainsi\u00ab nur sp\u00e4rlich bem\u00e4ntelt wird, beruht wohl auf dem dunklen Gef\u00fchl, welches diesem Forscher inne-wolinen mochte, dafs eigentlich seine ganze Untersuchung keinen Sinn hatte, weil eben auch Unterbrechung des Stromes, f\u00fcr die es kein elektrochemisches Aequivalent mehr giebl, Zuckung hervorbringt. Genug, er l\u00e4l'st 8.36s', in 0 '.32 auf 2.4\"\u201c gehoben, oder 1 0.\u00fc000200Gikm in 0\".32 als Arbeitsgr\u00f6fse einer Zusammenziehung s\u00e4iumtlicher Muskeln des Beinger\u00fcstes gellen, und als chemisches Aequivalent derselben die w\u00e4hrend jener 0\u201d.32 aufgel\u00f6ste Zinkmenge, zu deren Bestimmung nun geschritten wird.\nZweitausend Fr\u00f6sche wurden zu diesen Untersuchungen verwandt; mit ihrer tausend folgende Zahl gewonnen. Die S\u00e4ule im Kreise war eine sechsgliedrig# BuNSEiVselie. Hatte ein Frosch sich hundertmal zu-sammengezogen, so w urde er fortgew orfen und ein anderer genommen. So wurde mehrere Tage lang fortgefahren, w\u00e4hrend welcher im Ganzen 100000 Zusammenziehungen stattfanden. \u00bbPour rendre les calculs \u00bbplus faciles,\u00ab sagt Matteucci, \u00bbje multiplie tout par Irois. \u00ab (?) Die S\u00e4ule w\u00fcrde nun w\u00e4hrend 3 X 100000 X 0 '.32 \u2014 96000 , 3 x 7.5\u201c\u2019 = 22.5\u00b0\u00b0 Knallgas, entsprechend 43.20s' Zink, entwickelt haben, und\n1 N\u00e4mlich nach Foncelet\u2019s Bczeiclmungsweise. S. Industrielle Mechanik. Nach Poncelet Deutsch bearbeitet und mit Anmerkungen begleitet von Anton Uallbaver. Bd. 1. N\u00fcrnberg 1845. S. 78. *","page":279},{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"280\tAb sehn- Kap. II, \u00a7, II. 3. BIatteogci\u2019.? elektrochemisches\n300000 X 8.36\u00ae' X 2.4\"\u2122 w\u00fcrden also diese Zinkmenge zum ^equivalent liaben, wenn nicht folgende Berichtigungen anzuhringen w\u00e4ren.\n(1)\t\"Verst\u00e4rkung des Stromes \u00fcber eine gewisse Grenze hinaus vergr\u00f6fsert die Arbeitsmenge nicht mehr, unter einer gewissen Gr\u00f6fse der Stromst\u00e4rke aber soll, nach Matteucci, die nach seiner Methode gemessene Arhcitsgr\u00f6lse einfach der Stromst\u00e4rke proportional sein. Ich glaube dies gewissermafsen als einen Beweis ansehen zu d\u00fcrfen, dafs dem nicht so ist; was auch aufserdem viel Wahrscheinlichkeit f\u00fcr sich hat. Matteucci bestimmte nun, indem er eine eingeschaltete Fl\u00fcssig-keitsstrecke mehr und mehr verl\u00e4ngerte, die Stromst\u00e4rke, welche nur eben das Maximum der Arbeit hervorbringt, und fand, mittelst des vergleichbaren Nomu\u2019schen Galvanometers (S. oben S. 198), dafs sie sich zu der der sechsgliedrigen Bunsen\u2019scIh'\u00fc S\u00e4ule wie 1 : 565 verhielt. Es ist also die obige Zinkmenge durch diese Zahl zu dividiren; macht 0.0764gr.\n(2)\tDies ist die Zinkmenge, welche der erw\u00e4hnten Grenzstromst\u00e4rke entsprechen w\u00fcrde, wenn der Strom durch die Nerven allein ginge. Allein er vertheilt sich auf Nerven und Becken und Matteucci behauptet in dem Verh\u00e4ltnifs von 1 : 11. Es ist gar kein Zweifel, dafs das Verh\u00e4ltnifs ein f\u00fcr die Nerven viel ung\u00fcnstigeres ist, da sie in Nichts durch ihr Leitungsverm\u00f6gen von den Muskeln und Knochen ausgezeichnet sind und das Verh\u00e4ltnifs der Querschnitte offenbar viel kleiner ist. 0.0764gr : 11 = 0.0069*\"'.\n(3)\tDiese Zahl lheilt Matteucci noch durch 2, weil, wenn er die Sehnen der grofsen Unterschenkelstrecker durchschneidet, das Gewicht um das Doppelte gehoben werde. 0.003\u00ae' w\u00fcrde also das Zink\u00e4quivalent von 3 X 100 000 X 8.36\u00ae', in 96 000\" auf 2.4\u201d'\" gehoben sein. Den Werth dieser Correction kennen wir schon: Matteucci hat nur einen cerschwindenden Bruchtheil von der gesummten Leistung der Froschbeine in Anschlag gebracht, und es ist erfreulich, wenigstens in einem Punkte seiner Arbeit mit ihm \u00fcbereinstimmen zu k\u00f6nnen, wenn er sagt: \u00bbquant \u00e0 la quantit\u00e9 de zinc qui peut produire le travail donn\u00e9, \u00bbtoutes les erreurs introduites par l\u2019exp\u00e9rience dans son \u00e9valuation \u00bbtendent \u00e0 l\u2019augmenter.\u00ab\nV\\enn er aber sich bescheidet: \u00bbJe r\u00e9p\u00e8te encore une fois qu\u2019en \u00bbdonnant ces nombres, je dois les regarder comme approximatifs.... \u00bbMon but a \u00e9t\u00e9 de faire conna\u00eetre une m\u00e9thode pour trouver le rap-\u00bbport entre le courant \u00e9lectrique et la force nerveuse que ce courant \u00bbpeut exciter:\u00ab so wiederholen wir, dafs selbst in dem Fall, wo alle seine Bestimmungen so scharf w\u00e4ren, als sie jetzt ungenau und willk\u00fcrlich erscheinen; selbst wenn er eine Methode gefunden h\u00e4tte, die","page":280},{"file":"p0281.txt","language":"de","ocr_de":"Aequiealent der Muskelaction.\n281\ngesammle Arbeitsgr\u00f6fse eines Galvani\u2019scIicu Pr\u00e4parates ohne Fehl zu veranschlagen; seihst wenn er im Besitz einer solchen w\u00e4re, die zum Maximum der Nervenerregung nothwcndige Stromst\u00e4rke und das Y er-h\u00e4ltnifs des Leitungswiderstandes des Beckens und der Ischiadnerven zu einander zu bestimmen; endlich seihst wenn die Nerven wirklich Tr\u00e4ger der Kraft w\u00e4ren, die bei ihrer Erregung in den Muskeln frei wird, da doch h\u00f6chst wahrscheinlich ihre Wirkungsweise darin besteht, dafs sie nur den Molecidarmechanismus der letzteren ausl\u00f6sen und von einem Acquivalent hier folglich eben so wenig die Rede sein kann, als eine Beziehung obwalten w\u00fcrde zwischen dem Stoffverbrauch in den Muskeln des Maschinisten, der den Dampf Zustr\u00f6men l\u00e4\u00dft, und den Leistungen seiner Maschine: selbst wenn dies Alles sich so verhielte, w\u00fcrde dennoch Matteucci\u2019s Arbeit eine verlorene sein, seine Zahlen sind nicht mehr oder weniger ann\u00e4hernd richtig, sondern absolut sinnlos, die Folgerungen, die er alshahl zieht, in die Luft gebaut. Er hat eine Gr\u00f6\u00dfe, die dem Ausdruck\nT\nproportional ist, dem Ausdruck\nproportional genommen; er hat den Fehler begangen, den ein Physiker begehen w\u00fcrde, der den Zinkverbrauch in einer prim\u00e4ren Stromhahn als das Ma\u00df der inducirten Str\u00f6mung in der sccund\u00e4ren Rolle ansehen wollte. S. am Schl\u00fcsse dieses Paragraphen den \\ ergleich zwischen dem nervenerregenden und dem iuducirenden \\ organge ihrer allgemei-neu Form nach. Von hier aus versteht es sich von selbst, da\u00df wir uns nicht weiter bem\u00fchen werden, von den Verdiensten Kenntnifs zu nehmen, die sich der j\u00fcngere Bkeguet durch Anbringung eines selbst-regislrirenden Zeigers und eines elektromagnetischen Z\u00e4hlerwerkes um die Vervollkommnung des mechanischen Thciles von Matteucci\u2019s Erfahren erworben haben mag. 1\nGanz neuerdings hat \u00fcbrigens Matteucci, in einer Mittheilung, die in das oben S. 126 gegebene Verzeichnifs seiner Arbeiten noch nicht aufgenommen werden konnte, folgende wunderbare Erkl\u00e4rung des Umstandes bekannt gemacht, dafs nur Anfang und Ende des Stromes von einer Zuckung begleitet sei; eine Erkl\u00e4rung, ans der abermals aufs klarste hervorgeht, dafs er von dem hier in Rede stehenden Fuuda-\nS. Comptes rendus etc. Ibid,","page":281},{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"282\t2. Abschi. Kap. IL \u00a7. II. 3. Maxteixcu\u2019s Mafs der NervenJeraft. \u2014\nmentalsatze nicht entferntei'weise eine Ahnung besitzt: \u00bb...Pour don-\u00bbner de Faction physiologique du courant une th\u00e9orie bien simple. . . . \u00bbil n'y a . . . qu'\u00e0 se rappeler un fait qui a \u00e9t\u00e9 depuis longtemps oubli\u00e9 \u00bb\u00e0 cet \u00e9gard: la d\u00e9charge \u00e9lectrique la plus faible possible, obtenue \u00bbsoit avec la bouteille de Leyde, soit avec la machine \u00e9lectrique, \u00e0 \u00bbtravers le nerf de la grenouille, produit la contraction la plus forte \"possible. J'ai \u00e0 ce sujet multipli\u00e9 mes exp\u00e9riences, et j'ai trouv\u00e9 que \u00bbdes d\u00e9charges qui n'\u00e9taient plus sensibles \u00e0 aucun de nos electroscopes \u00bbproduisaient des contractions tr\u00e8s fortes, et telles qu\u2019on les obtient \u00bbavec le courant \u00e9lectrique, le plus \u00e9nergique.\u00ab 1st dies eine Entdeckung Matteucci\u2019s? Sollte nicht Galvani dies nicht schon allgemein ausgesprochen, dies nicht \\ olta bereits auf das bestimmteste gewufst, nach allen m\u00f6glichen Richtungen verfolgt, die Versuche dar\u00fcber zu einem unerh\u00f6rten Grad von Feinheit getrieben haben? Man vergleiche oben 8.51 ff.; man lese Volta's Brief an Baronio, seine Memoria prima und seconda sull\u2019 Elettricith animale; sie handeln vorzugsweise von diesem Gegenst\u00e4nde! Wie dem auch sei. Matteucci f\u00e4hrt fort: \u00bbOr, si Fon se rappelle qu\u2019un ph\u00e9nom\u00e8ne analogue \u00e0 la d\u00e9charge \u00bb\u00e9lectrique de la bouteille a toujours lieu soit au moment qu\u2019on ferme \u00bble circuit, soit quand on l\u2019ouvre, et que c\u2019est justement dans ces \u00bbm\u00eames instants que les contractions sont \u00e9veill\u00e9es par le courant \u00bb\u00e9lectrique, on concevra sans peine comment on peut s\u2019expliquer Faction \u00bbphysiologique du courant.\u00ab Der galvanische Strom selbst time dabei nichts als dafs er die Erregbarkeit der Nerven auf eine bestimmte V eise ver\u00e4ndere, deren Entdeckung Matteucci jedoch ebensowenig angeh\u00f6rt.1 Die schwierige Frage, welcher Zusammenhang denn nun zwischen dem elektrochemischen Aequivalente dieses Stromes und der Arbeitsmenge des Muskels stattlinde, wenn der Strom selbst ganz und gar nichts mit der erregten Zuckung zu schaffen hat; dieses R\u00e4thsel \u00fcberl\u00e4fst Matteucci dem Leser zu l\u00f6sen, da er jener Bestimmungen hier mit keiner Sylbe gedenkt, und ich \u00fcberlasse es Letzterem daher auch, nunmehr das Uribeil \u00fcber diese Arbeiten selber auszusprechen. 2\n1\tS. unten, \u00a7. in. 2 (vi). 15. a. Rittek\u2019s, Tbeyirancs, Peaff\u2019s und Anderer Arbeiten dar\u00fcber.\n2\tComptes rendus eie. 17 Ao\u00fbt 1816. t. XXIII. p. 360. * \u2014 Ein Auszug aus der vierten und f\u00fcnften Keilte von Matteucci\u2019s eleklropliysjologisotien Untersuchungen, \u00bb qui feront suite aux trois premi\u00e8res dans les Philosophical Transactions.\"","page":282},{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"4 (i). Von der elektrischen Erregung der Sinnesnerven.\n283\n4. Von einigen n\u00e4heren Bestimmungen, denen das Gesetz der Nervenerregung durch den Strom ferner unterliegt.\n(i) Von der Erregung der Sinnesnerven durch den elektrischen\nS tr om.\nVor allen Dingen mufs nun bemerkt werden, dafs das ausgesprochene Gesetz in aller Strenge nur f\u00fcr die Bewegungsnerven gilt. Was die Empfindungsnerven betrifft, so sind sie siimmtlich, so weit sie sich \u00fcberhaupt dem elektrischen Strome uuterthan zeigen, neben der auf Schwankungen der Dichtigkeitscurve in beiderlei Sinne auftretenden Wirkung auch einer Reaction auf die Fortdauer der Str\u00f6mung in best\u00e4ndiger Gr\u00f6fse f\u00e4hig. Ich will hier nur, aus dem unendlichen Material an Erfahrungen aus den ersten Jahrzehenden nach Galvani\u2019s und Volta\u2019s Entdeckungen, einige der schlagendsten Zeugnisse in diesem Sinne hervorheben, deren Wahrhaftigkeit es \u00fcbrigens leicht ist, tagt\u00e4glich an sich selbst von Neuem zu best\u00e4tigen.\nBereits Volta beschreibt in seinem Brief an Banks vom 20. M\u00e4rz 1800 das unertr\u00e4gliche dauernde Gef\u00fchl, welches an zarteren Ilaut-stellen kurze Zeit nach der Schliefsung einer kr\u00e4ftigen S\u00e4ule entsteht und in fortw\u00e4hrendem Wachsen begriffen ist. 1 Beim Schliefsen einer hundert- oder mehrgliedrigen Zinksilbers\u00e4ule empfand er w\u00e4hrend der ganzen Dauer des Stromes: \u00bbin tutte o in alcune delle parti che esso \u00bbattraversa un certo fremito o stuporc, un senso di costrizione pi\u00f9 o \u00bbmeno molesto, che riesce lino insopportabile, oltre il dolor vivo pun-\u00bbgentc nelle parti delicate, cui si applichi in pochi punti il condut-\u00bbtore. \u00ab 2 Hier folgen Ritter\u2019s minder zuverl\u00e4ssige Aussagen \u00fcber ein stetiges Gef\u00fchl von Contraction, K\u00e4lte, Steifheit und L\u00e4hmung auf der Silber-, von Expansion, W\u00e4rme, erh\u00f6hter Beweglichkeit und St\u00e4rkung auf der Zinkseite der Batterie,3 zwischen welchen ruhigere Beobachter, z. B. Pf aff , allerdings mehr Aehnlichkcit als Verschiedenheit zu entdecken vermochten.4 Vergl. den folgenden Paragraphen, 2 (v). A. e.\nSehr bekannt ist sodann der heftig stechend brennende Schmerz, den man an verwundeten Ilautstellen sogar im Kreise der einfachen Kette versp\u00fcrt. Einer der ersten d\u00fcrfte ihn wohl Robison empfunden haben\n1 Collezione de\u00fc\u2019 Opere ec. t. II. p. II. p. 118.' \u2014 Auch in \u00bbMemoria sull\u2019 Identil\u00e0 ec.\u00ab Parte seconda, ivi, p. 219.'\n! Memoria sull\u2019 Identit\u00e4 ec., ivi, p. 221. Nota.\u2019\n3\tGilbert\u2019s Annalen der Physik. 1801. Bd. VII. S. 458.\u2019 \u2014 Beitr\u00e4ge u. s. w. Bd. II. St. 2. 1802. S. 43 ff. St. 3. 4. 1805. S. 162.\u2019\n4\tGehler\u2019s physikalisches W\u00f6rterbuch. Bd. IV. Abth. II. 1828. S. 935.\u2019","page":283},{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"2S4\n2 Abschn. Kup. 11. \u00a7. 11. 4 (i). Von der elektrischen\n(Mai 1793).' v. Humboldt, der ihn ira gr\u00f6fsten Malsstabe bei seinen heroischen Versuchen an Blasenpflasterwunden beobachtete, die er sich auf den Schultern batte anlegen lassen, schlofs daraus auf die Fortdauer des Vorganges in der Kette \u00fcber den Augenblick der Scldiefsung hinaus. 1 2 Dafs die S\u00e4ule die n\u00e4mliche Erscheinung noch deutlicher und allgemeiner zu zeigen im Stande sein werde, liefs sich erwarten und wurde auch gleich von Volta wahrgenommen (Brief an Banks, ivi, p. 120\u00b0). Im Kreise einer Vorrichtung von nur zwanzig Lagen war der Schmerz bereits so unertr\u00e4glich, dafs Volta nicht l\u00e4nger als einige Secundeu darin ausdauern konnte.\nEbenso anhaltend ist, wie Jedermann weifs, der elektrische Geschmack beim Schliefsen auch nur der einfachen Kette durch die Zunge; nach Einigen w\u00e4chst er noch w\u00e4hrend der ersten Augenblicke nach der\n\u00d6\tO\nSchliefsung. 3\nWas den Gesichtssinn betrifft, so scheint Volta seihst immer nur den Schliefsungs- und Oeffnungsblitz gesehen zu haben (Brief an Banks, ivi, ]). 124\u00b0); dagegen hatte schon Ritter mittelst der einfachen Kette dauernde Lichtwirkungen beobachtet,4 5 und die S\u00e4ule hot ihm eine F\u00fclle darauf bez\u00fcglicher Wahrnehmungen dar. \" Diese Behauptungen sind in dem, was uns hier angeht, von mehreren Seiten her, von Reinhold, Pfaff, Most, unter Andern aber auch von Purkinje best\u00e4tigt und daher wohl aufser Zweifel. 6 Wir werden sp\u00e4ter darauf zur\u00fcckzukommen Gelegenheit haben.7\nDas w\u00e4hrend der ganzen Dauer des Stromes bemerkbare Ger\u00e4usch, wenn eine S\u00e4ule von 30 bis 40 Gold- oder Silberzinkplattenpaareu mittelst Sonden durch die Ohren geschlossen wurde, vergleicht Volta\n1\tAl. Monro\u2019s und Rich. Fowler\u2019s Abhandlung \u00fcber thierische Elektricit\u00e4t und ihren Einflufs auf das Nervensystem. 1796. S. 177.*\n2\tGren\u2019s Neues Journal der Physik. 1795. Bd. II. S. 119;\u2019 \u2014 1796. Bd. III. S. 166. 170. 173.* \u2014 Michaelis ebendas., 1797. Bd. IV. S. 21.* \u2014 v. Humboldt, Versuche \u00fcber die gereizte Muskel- und Nervenfaser u. s. w. 1797. Bd. I. S. 101. 197. 321. 323.*\n3\tVolta in der Seconda Memoria suif Eletlricil\u00e0 animale. Collezione Hell\u2019 Opere ec. t. II. p. I. p. 116. \u00a7. 94.\u2019 \u2014 Kielmeyer in Gren\u2019s Journal der Physik. 1794. Bd. VIII. S. 67.\u2019 \u2014 Pfaff leugnet es ebendas., S. 236, stimmt jedoch Volta hei in seiner Schrift \u00fcber thierische Elektricitiit und Reizbarkeit. 1795. S. 135.*\n* Beweis, dafs ein best\u00e4ndiger Galvanismus u. s. w. S. 88.\u2019\n5\tGilbert\u2019s Annalen 1801. Bd. VII. S. 448.* \u2014 Beitr\u00e4ge u. s. w. Bd. II. St. 3. 4. S. 159.*\n6\tVergl., wie \u00fcber alle diese Erfahrungen, die Zusammenstellung in Fechner\u2019s Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie. Kap. XXXIX. Galvanismus in Bezug auf Physiologie. S. 485 ff.\u2019\n7\tS. den folgenden Paragraphen, 2 (v). A. d.","page":284},{"file":"p0285.txt","language":"de","ocr_de":"Erregung der Sinnesnerven.\n2S5\ndem Prasseln eines z\u00e4hen im Anfkochen begriffenen Breies (le i. p. 127 ') Ritter gelang es sp\u00e4ter, einen bestimmten Ton herauszuh\u00f6ren, und: seine H\u00f6he unter verschiedenen Umst\u00e4nden festzuslellen. Andererseits l\u00e4ugnet zwar Pate Ehman die M\u00f6glichkeit einer solchen Bestimmung, ja l\u00e4fst es zweifelhaft, inwiefern es sich hier \u00fcberhaupt um elektrische Erregung des Geh\u00f6rnerven selbst handle; nichtsdestoweniger bekr\u00e4ftigt er vollkommen die Stetigkeit der Wahrnehmung, welche er unter dem Bilde ira Geh\u00f6rgange rollender Kugeln anschaulich zu machen sucht. 1 Vergl. auch Grape.ngiesser, 1 der die elektrisch-subjective Natur des Ger\u00e4usches schon viel fr\u00fcher gegen eine andere Art der Verd\u00e4chtigung verfocht, und gleichfalls dasselbe als andauernd schildert. 2\nNach Ritter und den \u00fcbrigen Wenigen, welche Geruchsempfin-dung als Wirkung des Stromes wahrgenommen haben wollen, w\u00fcrde auch dieser elektrische Sinneseindruck ununterbrochener Art sein. 3\nMan sieht, es ist angegebenermafsen durchweg die F\u00e4higkeit zur Wahrnehmung des Stromes in best\u00e4ndiger Gr\u00f6fse vorhanden, und diese Wahrnehmung ist um so deutlicher, je gr\u00f6fser die Dichtigkeit des Stromes in den Nerven ist. Nichtsdestoweniger findet in den F\u00e4llen, wo sich, dies ausmachen l\u00e4fst, einen einzigen .ausgenommen, eine Steigerung zu Anfang und zu Ende des Stromdurchganges statt und beweist, dafs doch auch hier das hingestellte Gesetz, wenngleich minder unbedingte Geltung li\u00e2t.\n\\\\ as das Gef\u00fchl betrifft, so sind die Versuche mit starken SLr\u00fc-men, die bei unverletzter Haut f\u00f6rmliche Schl\u00e4ge erlheilen, d. h. neben der m\u00f6glicherweise stattfindenden Erregung von Gef\u00fchlsnerven schmerzhafte Muskelzusammenziehung bewirken, weniger geeignet, Aufsehluis \u00fcber den fraglichen Umstand zu verschaffen, da es nicht m\u00f6glich ist, in der Ersch\u00fctterung den Antheil des Schmerzes, der auf Rechnung der Muskeln kommt, von dem zu unterscheiden, der von dem unmit-\n1 Gilbert's Annalen. 1812. Bd. XL. S. 27.* \u2014 Vergl. unten, 3. Abschn. liap. IX.\n1 Versuch, tien Galvanismus zur Heilung einiger Krankheiten anzuwenden, Berlin 1801. S. 50. *\n3 Beweis, dafs rin best\u00e4ndiger Galvanismus u. s. w. S. 95 ff. * \u2014 Gilbert\u2019s Annalen. 1801. Btt. All. S. )G0.* \u2014 Beitr\u00e4ge u. s. w. Bd. II. St. 3. 4. S. 161.* \u2014 8. Cavallo\u2019s vollst\u00e4ndige Abhandlung der theoretischen und praktischen Elektricil\u00e4t u. s. w. Aus dem Englischen. 1797. Bd. II. S. 287. Anm. * (Ein Ungenannteil |m Monthly review for January 1797, und der Uebersetzer Cavallo\u2019s, J. M. W. Baumann,) \u2014 Fowler, v. Humboldt, Volta selbst und Grapenuiessek haben nichts der Art wahrnehmen k\u00f6nnen. Fowler a. a. 0. S. 116.* \u2014 a. Humboldt, Versuche u. s. w. Bd. I. 8. 321.*\u2014 Aolta, Brief an Banks , ivi, p. 127.* \u2014 Grapenoiesser a. a. \u00fc. S. 52. *","page":285},{"file":"p0286.txt","language":"de","ocr_de":"2S6\n2. Abschi. Kap. 11. \u00a7. 11. 4 (i). Von der elektrischen\ntelharen Ergriffenseiu der Gefflilsnerven hemilirt. Dasselbe gilt wolil von dem Geh\u00f6r, wo das Hereinbrechen des Stromes von einer starken Ersch\u00fctterung des Kopfes begleitet zu sein pflegt. Man mufs daher entweder zu solchen Stromst\u00e4rken zur\u00fcckgehen, bei denen keine Zuk-kungen mehr versp\u00fcrt werden, oder die Beobachtung auf Empfindungen von solcher Eigenthiimlichkeit richten, dafs die Wahrnehmung derselben durch keine anderen, noch so heftigen, im Augenblick der Schliefsung und Trennung \u00fcb ertaubt werden kann. Das Erstere erreicht man, wenn man eine S\u00e4ule von nur 15 \u2014 20 Plattenpaaren mittelst der benetzten unverletzten Finger schliefst, Man empfindet einen Schmerz in denselben, der, bekanntlich und r\u00e4thsclhafterweise in den Gelenken am merklichten ist; 1 \u00fcber die Finger hinaus, und \u00fcber den Augenblick der Schliefsung hinaus versp\u00fcrt man nichts. Da in den Fingern keine Muskeln enthalten sind, so ist diese Erfahrung, die man \u00fcbrigens, bei einiger Aufmerksamkeit, auch dann machen kann, wenn bereits Zuckung stattfindet, wohl v\u00f6llig unzweideutig. Die zweite Bedingung wird, bei beliebiger St\u00e4rke der \\ orrichtung verwirklicht, wenn man entweder beim Schliefsen eine Hautwunde mitbringt oder das Auge\n1 Um diese Erscheinung zu erkl\u00e4ren, mtifste man das Leitungsverm\u00f6gen der Knorpel im Yerh\u00e4ltnifse zu den \u00fcbrigen Geweben untersuchen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dafs man es sehr gering finden w\u00fcrde, und alsdann h\u00e4tte dieselbe nichts auffallendes mehr. Denn da in jedem Gelenke die Strombahn bis auf die Haut, die Sehnen und die B\u00e4nder, durch eine Doppelplatle aus Knorpel versperrt ist, so mufs alsdann hier die Dichtigkeit in der ersteren sehr viel bedeutender aus-fallen, als in der Gegend der Muskelb\u00e4uche, wo der Strom sich \u00fcber den Querschnitt der Muskeln, und die Markhiihle der Knochen (die Knochen seihst, gleich den Knorpeln, als schlechte Leiter angesehen) ausbreiten kann, in die er durch die schwammigen Gelenkk\u00f6pfc eindringen w\u00fcrde. Valentin sagt dar\u00fcber: \u00bbTritt der Strom \u00bbdurch einen K\u00fcrperlheil hindurch und l\u00e4uft nicht hlofs l\u00e4ngs der Oberfl\u00e4che hin, \u00bbso wird er wahrscheinlich von den Knochen, als den dichtesten Theilen des K\u00f6r-\u00bbpers, am meisten angezogen\u201c ... (S. oben S. 150) ... \u00bbGehl aber ein groTses \u00bbQuantum Eleklricit\u00e4t durch dieselben hindurch, so mufs in den Gelenken, wo sich \u00bbminder anziehende Theile befinden, ein Ueberspringen nach den benachbarten Kno-\u00bbchen, ein Fortgang durch eine Schlagweite stattfinden, oder es mufs die ganze, \u00bbsich sonst auf Knochen und Weichgcbildc vertheilende Eleklricit\u00e4t durch die wei-\u00bb dien Gelenktheile, deren Feuchtigkeit und deren Umgebungen \u00fcberspringen. Daher \u00bbwahrscheinlich der Schlag: daher dieser letztere auch um so st\u00e4rker wird, je wei-\u00bb 1er die Knochen von einander abstehen; daher er heftiger am Ellenbogen-, als am \u00bb lTandwurzeDelenke, und am Kniegelenke am st\u00e4rksten ist.\u00ab R. Wagner\u2019s Handw\u00f6rterbuch u. s. w. Bd. I. S. 530.\u2019 Ich habe diese Stelle w\u00f6rtlich angef\u00fchrt, weil sie m\u00f6glicherweise ein Anrecht Valentin\u2019s an die oben von mir gegebene Deutung begr\u00fcnden k\u00f6nnte. Man siebt aber, dafs dieser Anatom in dem Wahne lebt, dafs die Knochen in den Seharniergelcnken im nat\u00fcrlichen Zustand von einander abstelien, und dafs die Synovialkapseln mil Luft gef\u00fcllt sind.","page":286},{"file":"p0287.txt","language":"de","ocr_de":"Erregung der Sinnesnerven.\n2S7\nin don Kreis aufnimmt. Der stechend brennende Schmerz in dem er-steren Falle erhebt seine Stimme auch \u00fcber die heftigsten Ersch\u00fctterungen fort, und man nimmt deutlich die Steigerung desselben wahr. 1 Was das Auge betrifft, so haben wir bereits gesehen, dafs hier weit eher \u00fcber die stetige Lichtemp fin dung w\u00e4hrend des Geschlossenseins, als \u00fcber den Schein zu Anfang und zu Ende des Stromes ein Zweifel obwalten k\u00f6nnte. .Nur der Geschmack entzieht sich also, wenigstens den allgemein zug\u00e4nglichen Wahrnehmungen nach, 2 unserem den Bewegungserscheinungen entnommenen Gesetze; von dem Ger\u00fcche zu schweigen, dessen Empf\u00e4nglichkeit f\u00fcr den elektrischen Reiz \u00fcberhaupt wohl noch zu sehr dahin steht, um ihn hier mit zu ber\u00fccksichtigen.\n1\tS. Fechner a. a. 0. S. 471 Anm. 3.\u201c\n2\tLehot und Ritter n\u00e4mlich wollen auch liier besondere Oeffnimgscrscheimm-gon wahrgenommen haben. S. unten, \u00a7. m. 2 (v) A. a. Das Fehlen derselben, und entsprechender beim Schliefsen, w\u00fcrde \u00fcbrigens der einzige Grund sein, der jetzt noch f\u00fcr die Erkl\u00e4rung des elektrischen Geschmacks aus den sich an den Metallen ansammelnden Zersetzungsstoffen aufgebracht werden k\u00f6nnte: denn hei dem heutigen Stande der Nervenphysik ist gar nichts damit gewonnen, f\u00fcr die Zuiigenuerven eine Thatsache abzuleugnen, die doch f\u00fcr die meisten anderen Nerven zugegeben werden uiufs und auch sonst im Einklang mit dem ganzen Geb\u00e4ude derselben stellt. Pkait hat gegen jene Erkl\u00e4rung den Versuch von Volta angef\u00fchrt, in dem man mit feuchterlland einen zinnernen Becher mit alle ali s c h er Fl\u00fcssigkeit zum Munde f\u00fchrt, und heim Ber\u00fchren derselben mit der Zungenspitze sauer schmeckt (Volta in seinem ersten Brief an Gren. Collezione dell Opere ec. I. IT. p. II. p. 5. * Pfaff in Gehlers physikalischem A\\ \u00f6rterbuche a. a. 0. 735. 736. *) Ich f\u00fcge noch zwei Erfahrungen, die eine von Monro, die andere a on \\ oit a , hinzu, welche mir sehr gezwungen, mit H\u00fclfe eines besonderen, sp\u00e4ter zu erw\u00e4hnenden Umstands (S. den folgenden Paragraphen, 2, (vi) B. a .y.), mit der elektrolytischen Theorie des Zungenversuchs in Einklang gebracht werden k\u00f6nnten. Monro sagt: \u00bbAuch \u00bb. habe ich gefunden, dafs zwei dicke St\u00fccken von rohem oder gekochtem Fleisch, \u00bbdas eine zwischen dem Zink und der Zunge, und das andere zwischen dem Silber \u00bbund der Zunge, die unangenehme stechende Empfindung nicht hindern, wenn die \u00bbbeiden Metalle sich ber\u00fchren.\u00ab (Al. Monro\u2019s und Rich. Fowler\u2019s Abhandlung il. s. w. S. 25. *) Auffallend ist allerdings, dafs Monro, auch an anderen Stellen, den Geschmack immer nur als \u00bbeine stechende unangenehme Empfindung\u00ab schildert (S. 23. 24), \u00bbwelche schwer zu beschreiben ist- (S. 23); dafs er es aber \u00fcberall, auch Bei der unmittelbaren Ber\u00fchrung der Zunge mit den Metallen in der gew\u00f6hnlichen Weise Ihm, beweist wenigstens, dafs es sich auch in jenem Falle wirklich um das handelte, was man als elektrischen Geschmack zu bezeichnen pflegt. Volta\u2019s Versuch steht in seinem ersten Briefe an Vassalu (Collezione dcll\u2019 Opere ec. I. II. p, I. p. 198. 199*)- In demselben wird eine Kette von Personen gebildet, von denen die erste Zink, die letzte Silber in der nassen Hand h\u00e4lt. Innerhalb der Ivette ist zwischen zweien Gliedern derselben die Verbindung so bergest cl 11, dafs die eine Person die Zunge der vom Zink aus n\u00e4chstfolgenden mil dec Fingerspitze ber\u00fchrt. Im Augenblicke der Sch 1 iefsimg versp\u00fcrt diese den sauren Geschmack, w\u00e4hrend ein aufserdem darin begriffener slrompr\u00fcfcnder Froschschenkel in die lief-","page":287},{"file":"p0288.txt","language":"de","ocr_de":"288\n2. Ahsvhn. A\u2019ap. //. \u00ff. //. / (i). Fon der elektrischen\nMan ist demnach unstreitig berechtigt zu sagen, dafs auch die Erregung der Sinnesnerven durch den elektrischen Strom Function der Steilheit seiner Dichtigkeitscurve sei. Wollte man jedoch die Gr\u00f6fse der Erregung in jedem Augenblicke wie oben durch ein mathematisches Zeichen ausdr\u00fccken, so ni\u00fcfste man noch zu der rechten Seite von (I) eine unbekannte, mit der Ver\u00e4nderlichen wachsende Function von A hinzuaddiren,\ngang ausdr\u00fcckt, und also die Richtigkeit des Ausdrucks auch dann noch aufrecht erh\u00e4lt, wenn der Difierentialquoticnt verschwindet. Bemerkt zu werden verdient aber, dafs eine jede derartige Darstellung f\u00fcr die Gesammterregung der Empfindungsnerven ihren Sinn g\u00e4nzlich einbiifst. Empfindungen lassen sich nicht summireii, und \u00bbdas Gef\u00fchl \u00bberh\u00e4lt,\u201c wie Dove treffend bemerkt, \u00bbin der verminderten Dauer einer \u00bb schmerzhaften Empfindung keine Compensation f\u00fcr ihre gr\u00f6fsere St\u00e4rke.\u00ab Die gr\u00f6fsere Steilheit einer Strecke der Dichtigkeitscurve, die gr\u00f6fsere absolute H\u00f6he ihrer Ordinalen, kann nie durch die geringere Neigung einer andern Strecke, durch die geringere H\u00f6he der Ordinaten dieser wieder gut gemacht werden, wie ein solches Aufheben f\u00fcr die Bewegungserscheinungen. und, was blofs die H\u00f6he der Ordinaten betrifft, f\u00fcr die Multiplicatomadel, die chemische Zersetzung, stattfinden kann. Nur congruente CurvensL\u00fccke, welche gleiche absolute H\u00f6he ihrer Ordinaten, und auf dasselbe Coordinatensj stem bezogen haben, sind im Stande, identische Empfindungen hervorzubringen.\nHier ist der Ort, und wir sind jetzt in Stand gesetzt, uns r\u00fcck* sichtlich einer Willk\u00fcr zu rechtfertigen, die wir uns bis hieher stillschweigend erlaubt haben. So lange n\u00e4mlich nicht nachgewiesen war,\nligsten Zuckungen ger\u00e4th. \u2014 In den ersten Zeilen des Galvanismus, als die Fortdauer des Stromes bei geschlossener Kette, weil man noch tilicr kein anderes strom-priifendes Mittel gebot, als das physiologische Rheoskop, noch ein Gegenstand des Streites und Zweifelns war, konnte die Ununterbrochenheit des elektrischen Geschmacks auf Rechnung der hohen Beweglichkeit der Zunge gebracht werden, \u00bbdie,\u00ab wie Lichtenberg sagte, \u00bbbekanntlich im physischen Sinn oft eben so unb\u00e4ndig ist, \u00bbals im moralischen.\u00ab (Gren\u2019s Journal der Physik. 1792. Bd. VI. S. 415.*) Diese Deutung, zu deren Widerlegung schon v. Humboldt (Versuche u. s. \\v. Ed. 1. S. 197\u2019) seine Versuche \u00fcber die Wirkung des Metallreizes auf Blasenpllasier-wunden anstellte, f\u00e4llt jetzt fort, da wir nicht nur auf anderem Wege wissen, dafs der Strom fortdauernd zugegen ist, sondern auch die \u00fcbrigen Sinnesnerven die Gegenwart desselben dauernd angelten.\n1 Untersuchungen im Gebiete der Inductionselektricit\u00e4t. S. 10, *","page":288},{"file":"p0289.txt","language":"de","ocr_de":"Erregung der Sinnesnerven.\n2S9\ndafs die Nerven an und f\u00fcr sich auf blofse Schwankungen der Dichtig-keitscurve antworten, mufste es zweifelhaft erscheinen, oh sie es seien, welche in dieser Weise reagiren, oder ob sic vielleicht durch den Str\u00f6mungsvorgang dauernd ver\u00e4ndert werden, die Muskeln selbst aber nur Anfang und Ende dieser Ver\u00e4nderung durch Zuckung angeben. Jetzt ist es klar, dafs die erstere Deutungsweise, wie im Obigen angenommen wurde, die richtige ist; die Gesetze des Organismus verstauen nicht, f\u00fcr die eine Gattung der Nerven die eine, f\u00fcr die andere die andere Art der Reaction ausschliefsend in Anspruch zu nehmen. Es wird uns in der Folge gl\u00fccken, die dauernde Ver\u00e4nderung der Sinnesnerven durch den elektrischen Strom durch eine Ver\u00e4nderung ihrer elektrischen Zust\u00e4nde objectiv wahrnehmbar zu machen; allein jenen Gesetzen gem\u00e4fs, wird es sich alsdann zugleich zeigen, dafs auch die Bewegungsnerven eine \u00e4hnliche anhaltende Einwirkung erfahren. Au\u00dferdem aber findet sich, dafs eine besondere Ver\u00e4nderung der elektrischen Zust\u00e4nde jedesmal den Anfang und das Ende der dauernden Ver\u00e4nderung bezeichnet. Diese werden wir, mit einigem Rechte, als das \u00e4ufsere Anzeichen der Fortpflanzung des sogenannten Nervenprincips ansehen d\u00fcrfen; und sie ist es, von der ich glaube, dafs ihre Gr\u00f6fse eine mit dem Argumente wachsende Function des Differentialquotienten der Dich-tigkeitscurve ist. 1\nJetzt ist ferner deutlich, weshalb oben S. 276 den subjectiven Versuchen, in denen eine gegebene Elektricit\u00e4tsmenge in immer k\u00fcrzerer Zeit abgeglichen immer st\u00e4rkere Wirkungen erzeugt, also die Abscisse t gef\u00fchlt wird, eine unbedingte Geltung in dem Sinne des aufgestellten Gesetzes, mit dem sie doch so sch\u00f6n zu stimmen schienen, abgesprochen werden mufste. Es ist n\u00e4mlich zu bedenken, dafs, wegen der mit ins Spiel kommenden Reaction der Empfindungsnerven auf den Strom in best\u00e4ndiger Gr\u00f6fse, die Schl\u00e4ge nicht allein deshalb st\u00e4rker werden, weil das Integral q w\u00e4chst, sondern auch deshalb, weil die absolute H\u00f6be der Ordinaten zunimmt.\nWahrscheinlich wird in diesen beiden Umst\u00e4nden zusammen auch der Grund des Verhaltens liegen, von dem ich mich neuerdings, abermals durch die G\u00fcte des Herrn Dr. Riess, \u00fcberzeugt habe, dafs eine Elektricit\u00e4tsmenge nq, auf eine Oberfl\u00e4che ns vertheilt, st\u00e4rker schl\u00e4gt, als die Menge q auf der Oberfl\u00e4che s. s Es wurden 1 ; 2 ; 3 Flaschen\n1 S. unten, 3. Abschn., Kap. VII; \u2014 4. Abschn.\n\u2018 Singer berichtet irrt\u00fcmlicher Weise, ohne eine Quelle oder das Einzelne eigener Erfahrungen anzuf\u00fchren, dafs bei diesem Versuche die Wirkung unver\u00e4ndert bleibe. Elemente der Elektricilat und Elektrochemie \u00fcbersetzt von Mli.ler. Breslau 1819. S. 259.*\n19","page":289},{"file":"p0290.txt","language":"de","ocr_de":"290\n2. Abschn. Kap. II. \u00a7. 11. 4 (i). Von der elektrischen\nder Batterie1 beziehlich mit 1; 2; 3 Funken der LANE\u2019schen Mafs-flasche geladen. Der Schlag des einen Funkens in der einen Flasche wurde nur im Handgelenk, der Schlag der drei Funken in den drei Flaschen his in das Ellenbogengelenk empfunden.\nCavendish hat bereits Versuche, welche auf dasselbe hinauslaufen, in seiner trefflichen Arbeit \u00fcber den Zitterrochen. Er fand z. B. dafs eine his zu einem gewissen Grade geladene Flasche schwacher schlug, als vier nur halb so stark geladene Flaschen, welche also die doppelte Elektricit\u00e4tsmenge enthielten und schlofs damals daraus, dafs die St\u00e4rke des Schlages mehr (rather more) von der Menge elektrischer Fl\u00fcssigkeit abh\u00e4nge, welche unseren K\u00f6rper durchdringe, als von der Kraft, \u25a0womit dieselbe hindurch getrieben werde 2 (dem Verh\u00e4ltnis <y : \u00ab).\nAuch Volta hat sich mit hiehergeh\u00f6rigen Bestimmungen abgegeben. Er suchte festzustellen, welche die kleinstm\u00f6gliche Ladung von belegtem Glase sei, durch die dem kleinen Finger, den er in Wasser getaucht hielt, bei einer die Entladung am besten leitenden Verbindung der kleinstm\u00f6gliche noch merkbare Schlag ertheilt werde. Zu dem Ende belegte er Gl\u00e4ser von gleicher, l/3\"' betragender Dicke, d. h. gleicher Capacit\u00e4t, mit 1; 2; 4; 8; 16 Quadratzoll Stanniol, lud sie auf einen bestimmten Grad, der an seinem feineren Strohhalmelektrometer gemessen wurde, setzte die eine Fl\u00e4che mit dem Wasser durch einen Metallstreifen in Verbindung, und ber\u00fchrte, um den Schlag zu nehmen, die andere mittelst eines gleichen Streifens, den er in der wohlbenetzten andern Hand hielt. Die Dichtigkeiten, die er der Elektri-cit\u00e4t auf der obigen Reihe von Belegen ertheilen mufste, um noch Etwas im kleinen Finger wahrzunehmen, verhielten sich wie 45\"; 25\u201d; 14\u00b0; 8\u00b0; 4\u00b0.5 seines Elektrometers. Eine Flasche von 64 Ouadratzoll bedurfte nur 1V3 0: 4; 8; 16 Flaschen nur \u2019//; V4 0; '//. \u00bbNur \u00bbwenn man die Batterieen sehr vergr\u00f6fsert,\u00ab sagt Volta, \u00bbscheint eine \u00bbst\u00e4rkere Ladung, als nach dem angegebenen Verh\u00e4ltnisse, noting zu \u00bbwerden, und ich vermuthe selbst, dafs, wenn man bis auf 1000 oder \u00bb2000 Ouadratfufs Belegung stiege, man das Maximum von Gr\u00f6fse er-\u00bb reicht haben w\u00fcrde, d. h., dafs bei einer gegebenen sehr kleinen Span-\u00bbnung gr\u00f6fsere Batterieen als diese keine st\u00e4rkeren Schl\u00e4ge geben w\u00fcr-\u00bbden, ja dafs bei Spannungen von \u2019/100\u00b0; '/80 0; Vco\" (welche, der \u00bbobigen Progression nach, in Batterieen von dieser Gr\u00f6fse noch ganz \u00bbmerkbare Schl\u00e4ge geben m\u00fcfsten,) der Schlag nicht mehr wahrnehm-\n1\tSie findet sich beschrieben in Focgendorfc\u2019s Annalen u. s. w. 1845. Bd. LXV. S. 486.*\n2\tPhilosophical Transactions etc. For the Year 1776. voi. LXV1. p. I. p. 200 his 203. *","page":290},{"file":"p0291.txt","language":"de","ocr_de":"Erregung der Sinnesnerven.\n291\n\u00bbbar sein m\u00f6chte.\u00ab 1 Aufserdem macht Volta aber auf den qualitativen Unterschied aufmerksam, der zwischen dem Schlage einer hoch geladenen kleinen und einer nur schwach gespannten grofsen Oberfl\u00e4che stattfindet, einen Unterschied, der \u00bbhei m\u00e4chtigen und ausgedehnten \u00bbSchl\u00e4gen (secousses puissantes et \u00e9tendues), ziemlich merklich ist, \u00bbindem die Schl\u00e4ge einer Flasche von wenigen Ouadratzollen Belegung \u00bblebhafter, aber minder voll (moins largement) afficiren, und auf ge-\u00bb wisse Weise sch\u00e4rfer und vihrirend, aber minder ausgedehnt sind, \u00bbindefs die Schl\u00e4ge einer grofsen Flasche oder einer Batterie schwerer \u00bbund tiefer sind (plus graves et plus profondes);\u00ab er vergleicht die letzteren abermals mit dem Schlage der von ihm entdeckten S\u00e4ule.\nIn der That hatte er schon fr\u00fcher, in der \u00bbMemoria sull\u2019 Iden-\u00bbtith etc\u00ab als es sich darum handelte, die grofse physiologische Wirkung der S\u00e4ule trotz ihrer geringen Spannung zu erkl\u00e4ren, auf diese Aelnilichkeit hingewiesen. Er glaubt es sei falsch, sich die Entladung in jenem Falle ebenso augenblicklich vorzustellen, als in dem der kleineren Belegung, und hierauf beruhe, wie an der S\u00e4ule, ihre grofsere St\u00e4rke. \u00bb Dies h\u00e4ngt am letzten Ende von der Natur und Anordnung \u00bbunserer Organe ab,\u00ab sagt er,\u2019 \u00bbwelche, um durch irgend ein Agens \u00bbmerklich erregt zu werden, seiner Wirkung eine gewisse Zeit hin-\u00bb durch unterworfen sein m\u00fcssen, und zwar eine k\u00fcrzere oder l\u00e4ngere \u00bbZeit, nach der Natur des Agens und dem Grade seiner Wirksamkeit, \u00bbund ferner nach der besonderen Erregbarkeit eines jeden Organs. So \u00bbkommt es, dafs man von der fl\u00fcchtigen und augenblicklichen Beriih-\u00bbruiig eines heifsen Eisens keine Spur eines Eindrucks erf\u00e4hrt, welches \u00bbeinem die Finger verbrennt, wenn sie einige Augenblicke dauert. 3\n\u00bb......Es ist ganz gewifs, dafs die Eindr\u00fccke, die unseren Organen\n\u00bbwiderfuhren, nicht augenblicklich erl\u00f6schen, sondern einige Zeit anhalsten. Wenn demnach die ersten Eindr\u00fccke noch fortdauern, und es \u00bbkommen andere hinzu, so h\u00e4ufen sich, so zu sagen, alle diese Ein-\u00bb dr\u00fccke, und cs entsteht ein um so lebhafterer und st\u00e4rkerer Eindruck. \u00ab\n1 Gilbert s Annalen der Physik. 1803. Bd. XIV. S. 257.*\n1 Collezione dell\u2019 Opere ec. t. II. p. II. p. 212 \u2014 214.* \u2014 Hier finden sich auch bereits einige vorl\u00e4ufige Versuche der oben beschriebenen Art \u00fcber die kleinste am kleinen Finger wahrnehmbare Ladung verschiedener Oberfl\u00e4chen: S. p. 199 Nota.*\n3 Hier verwechselt Volta unstreitig ein Ph\u00e4nomen der Leitung mit einem der sensiblen Reaction. Der bezeichneie Umstand w\u00e4chst und f\u00e4llt in der That mit den vorhandenen Bedingungen der W\u00e4rmeleitung. Eine berufste Metallil\u00e4che oder eine Kohle sind viel ungef\u00e4hrlicher anzufassen als reine Metallfl\u00e4chen gleicher Temperatur, wegen der verz\u00f6gerten Schnelligkeit des W\u00e4rmeersatzes nach der ber\u00fchrten erkalteten Stelle hin.\n19","page":291},{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"292 -\u25a0 Abschn. Kap. II. \u00a7. II. 4 (i). Elektrische Erregung der Sinnesnerven. \u2014\nIch glaube, dafs Volta hier in einer T\u00e4uschung befangen ist. Von der verl\u00e4ngerten Dauer der Wirkung, die an und f\u00fcr sich freilich nicht zu bezweifeln ist, kann die gr\u00f6fsere St\u00e4rke des Schlages, den eine gr\u00f6fsere Elektricit\u00e4tsmenge hei gleicher, ja sogar bis zu einer gewissen Grenze bei geringerer Dichtigkeit {q : s) ertheilt, nicht herr\u00fchren. Denn es ist nicht einzusehen, weshalb alsdann nicht der Schinerz hei n Flaschen und n Funken auf dieselbe Stelle beschr\u00e4nkt, nur nachhaltiger gef\u00fchlt werden sollte, wie bei einer Flasche und einem Funken, n\u00e4mlich im Handgelenk; in Wirklichkeit aber nimmt er hier zu, und r\u00fcckt aufserdem h\u00f6her, bis zum Ellenbogengelenk hinauf. Dann l\u00e4fst auch Volta\u2019s Deutungsweise den anderen, oben S. 270. 271 beobachteten Fall ganz unerkl\u00e4rt, wo dieselbe Elektricit\u00e4tsmenge q, auf ein kleineres s vertheilt, st\u00e4rker schl\u00e4gt als von einem gr\u00f6fseren aus. Hier ist die Zeit der Einwirkung geringer, und doch ist sie noch lang genug, um bei abnehmendem s immer kr\u00e4ftigere Schl\u00e4ge zu verstatten.\nDaraus, dafs der Schmerz bei Anwendung gr\u00f6fserer Elektricit\u00e4ts-mengen von gleicher ja geringerer Dichtigkeit h\u00f6her hinaufsteigt, glaube ich vielmehr schliefsen zu d\u00fcrfen, dafs dabei die absolute H\u00f6he der Or-dinaten der Curve, welche sie auch sei, in der die Abgleichung geschieht, zugenommen hat. Dafs gleichzeitig das Integral q w\u00e4chst, wodurch die St\u00e4rke der schmerzhaften Zusammenziehung bedingt wird, ergiebt sich aus einigen \u00e4lteren Bestimmungen Volta\u2019s, die er in den ersten Zeiten des Galvanismus nebenher gewann, als cs sich darum handelte, die Gr\u00f6fse der elektrischen Wirkung zu ermitteln, welche ein Froschpr\u00e4parat noch in Zuckungen zu setzen vermag. Um einen enthaupteten Frosch, dem eine Nadel in die R\u00fcckenmarksh\u00f6hle gestofsen war, zum Zucken zu bringen, reichte eine Stunde lang nach der Zurichtung z. B. eine auf 5 \u2014 6 0 seines Mikroclcktrometers geladene ganz kleine Kleist\u2019scIic Flasche von nur 3 Ouadratzoll Belegung aus; eine Flasche von 12 Ouadratzoll dagegen bedurfte nur 2 \u2014 .3 \u00b0. 1\nDie Vermuthung liegt \u00fcbrigens nahe, dafs die von Volta in der oben angef\u00fchrten Stelle bezeichneten Eigent\u00fcmlichkeiten, wodurch sich die Schl\u00e4ge hoch geladener kleiner und schwach gespannter grofser Oberfl\u00e4chen f\u00fcr\u2019s Gef\u00fchl von einander unterscheiden, auf dem verschiedenen Verh\u00e4ltnis beruhen, in welchem in beiden F\u00e4llen auf der einen Seite die Empfindungsnerven unmittelbar ergriffen werden, anf der anderen die Muskeln sich, entsprechend der Gr\u00f6fse des Integrals q, zusammenziehen.\n1 Memoria seconda suif Elellritit\u00e0 animale. Collezione dell' Op\u00e9r\u00e9 ec. t. 11. p. I. p. 76. \u00a7. 37. 38.*","page":292},{"file":"p0293.txt","language":"de","ocr_de":"(u) Einflu\u00df der absoluten DichtigTceit auf die Erregung.\n293\nHieher geh\u00f6rt schlie\u00dflich eine nicht uninteressante Messung Pouil-let\u2019s, welcher- fand, dafs sicli die St\u00e4rke der schw\u00e4chsten mittelst der unverletzten Rande noch wahrnehmbaren galvanischen Str\u00f6me zu der der st\u00e4rksten irgend ertr\u00e4glichen wie 1:18 oder h\u00f6chstens 1:20 verhalte.1 Wie die Verbindung hergestellt war, ist nicht deutlich gesagt. Es versteht sich beil\u00e4ufig von selbst, dafs eine solche Bestimmung nur eine individuelle Geltung haben kann, da cs bekanntlich Menschen giebt, die Schl\u00e4ge bis in das Ellenbogengelenk empfinden, und aufs heftigste von denselben ergriffen werden, die andere ohne grofse Unbequemlichkeit erst im Handgelenk versp\u00fcren.\n(ii) Von dem Einfl\u00fcsse der absoluten Dichtigkeit auf die Erregung der Nerven durch den Strom.\nEine \u00e4ufserst wichtige Frage, zu deren L\u00f6sung cs leider noch au jedem Anhaltspunkt gebricht, ist die nach dem Einfl\u00fcsse der absoluten Gr\u00f6fse der Ordinaten, zwischen denen eine Schwankung vor sich geht, auf die Gr\u00f6fse der durch diese Schwankung bewirkten Gesammterrre-gung der Bewegungs- sowohl, als der Empfindungsnerven; dem Einfl\u00fcsse also der Constanten C, wenn man setzt\nMan unterscheide wohl zwischen der durch das Wachsen von C bewirkten Steigerung der Reaction der Sinnesnerven auf den Strom in best\u00e4ndiger Gr\u00f6fse; es handelt sich hier um diejenige Erregung, welche Anfang und Ende des Stromes, Schwankungen seiner Dichtigkcitscurve in den Nerven in beliebigem Sinne begleitet. Es fragt sich mit einem Worte: Ist zu setzen\nnimmt sie ab?\nMan kann, von vorn herein, bis zu einem gewissen Grade die Behauptung wahrscheinlich machen, dafs das letztere stattfinde, dafs also die Erregung um so kleiner ausfalle, je betr\u00e4chtlicher bereits die im Nervenquerschnitt bestehende Dichtigkeit sei. Ich werde n\u00e4mlich, wie schon oben angek\u00fcndigt wurde, zeigen, dafs die best\u00e4ndige Einwirkung des Stromes auf den Nerven eine ebenso best\u00e4ndige Ver\u00e4nderung seiner elektrischen Zust\u00e4nde herbeif\u00fchrt, die um so gr\u00f6fser ist, je gr\u00f6fser die Dichtigkeit des Stromes ist, jedoch mit grofser Schnelle dem nat\u00fcrlichen Zustande Platz macht, so wie der Strom unterbrochen\n1 Comptes rendus etc. 22. Mai 1837. t. IV. p. 791.\u2019","page":293},{"file":"p0294.txt","language":"de","ocr_de":"294\t-\u25a0 slbschn, Kap, IL \u00a7. H. 4 (u). Kinflufs der absoluten Dichtigkeit\nwird. Es wird alsdann mit grofser Wahrscheinlichkeit hervorgehen, dafs es der Uebergang des Nerven in diesen ver\u00e4nderten Zustand und umgekehrt das Zur\u00fccktreten aus demselben in den nat\u00fcrlichen ist, von dem jene andere den Eintritt und das Ende des Stromes, wie auch die Schwankungen seiner sonst best\u00e4ndigen Gr\u00f6lse, begleitende, unten gleichfalls nachzuweisende besondere Ver\u00e4nderung des Nerven abh\u00e4ngt, die als das \u00e4ufsere Anzeichen der Fortpflanzung des sogenannten Ner-venprincips, als die Vermittlerin also des Theiles der physiologischen Wirkungen der von den Stromesschwankungen herr\u00fchrt, angesprochen werden wird. Nun scheint es nat\u00fcrlich, anzunehmen, dafs, je weiter diese Ver\u00e4nderung des Nerven bereits gediehen ist, aus der er mit so grofser Elasticit\u00e4t nach dem gew\u00f6hnlichen Zustand zur\u00fcckstrebt, um so gr\u00f6fsere Ver\u00e4nderungen der Stromdichte nothwendig werden, um das Gleichgewicht noch mehr zu verr\u00fccken. Freilich w\u00e4re es auch denkbar, dafs, hei der greiseren Spannung, unter welcher jetzt die kleinere Ver\u00e4nderung vor sich geht, diese mit gleicher, oder gr\u00f6fserer Kraft die Gleichgewichtszust\u00e4nde des Nerven ersch\u00fctternd wirkte, wie eine gr\u00f6fsere Ver\u00e4nderung bei kleinerer Spannung; gleichwie ein weiteres Anziehen der Sehne eines gespannten Bogens um ein St\u00fcck der L\u00e4nge des Pfeiles = a einer gr\u00f6beren Summe beschleunigender Kr\u00e4fte, welche nachmals auf denselben wirken, vorstellen kann, als ein Anziehen um eine Strecke na, wenn die Sehne noch fast erschlafft ist. Ein solches Verh\u00e4ltnifs findet statt bei der Induction, deren Erscheinungsweise im fiebrigen, wie wir nachmals erfahren werden, ganz eine und dieselbe ist mit der der Zuckungen, liier ist die Gr\u00f6lse der Erregung unabh\u00e4ngig von der absoluten H\u00f6he der Ordinaten der Curve der Stromst\u00e4rken bezogen auf die Zeit, zwischen welchen die Schwankung vor sich geht; dem entsprechend m\u00fcfste hier J aus dem Ausdruck f\u00fcr drj fortfallen.\nNichtsdestoweniger giebt es einen Versuch von Matteucci, wonach drj mit wachsendem J abnehmen w\u00fcrde. 1 2 Derselbe schlofs eine Trogvorrichtung von 15 Kupferzinkplattenpaaren ( muthmafslich von 50mm Seite 3) mittelst eines \u00fcber die R\u00e4nder zweier mit Wasser gef\u00fcllter Gl\u00e4ser, worin die Enden der S\u00e4ule tauchten, gelegten Froschschenkels. Brachte er nun die Enden eines Kupferzinkbogens in das Wasser der Gl\u00e4ser, so zeigte ein in dem Kreis der S\u00e4ule befindlicher Multiplicator, je nach der Richtung des Stromes des hinzugef\u00fcgten Elementes, eine Vergr\u00f6fserung oder eine Verkleinerung der Ablenkung; der Frosch hin-\n1\tEssai etc. p. 18. Cliap. VIII. lig. 6.\u2019\n2\tIbid., p. 57.*","page":294},{"file":"p0295.txt","language":"de","ocr_de":"auf die Erregung. \u2014 (m) Ein\u00dftifs der ditrcMreislen Nervenl\u00e4nge. 295\ngegen blieb unbewegt. Der Erfolg war der n\u00e4mliche, als Matteucci 30 Plattenpaare anwandte und mit dem ungleichartigen Bogen Muskeln und Nerven des Froschschenkels in beliebiger Richtung unmittelbar ber\u00fchrte, nur dafs jetzt auch der Multiplicator schwieg. Dieser letztere Umstand ist einsichtlich, da man annehmen kann, dafs der Widerstand der von dem Bogen umfa\u00dften Strecke des Schenkels jetzt gegen den der andern Nebeuscldicfsung verschwand, was fr\u00fcher nicht der Fall zu sein brauchte, wo dieser letztere Zweig nichts enthielt, als die S\u00e4ule und die kurzen Wasserschichten an ihren beiden Enden, und f\u00fcr unsere Ansicht w\u00fcrde eben sprechen, dafs der Frosch auch dann nicht zuckte, wenn der Bogen so angelegt war, dafs sein Strom denselben in der n\u00e4mlichen Richtung durchlief, als der der S\u00e4ule. Ganz unerkl\u00e4rlich ist aber, warum der Frosch bei der entgegengesetzten Lage des Bogens nicht eine lebhafte Oeffnungszuckung zeigte, was, dem oben S. 267 angef\u00fchrten Versuche Marianini\u2019s zufolge, auch dann h\u00e4tte der Fall sein m\u00fcssen, wenn der Bogen nur aus einem Metalle gemacht gewesen w\u00e4re ; vollends hier, wo derselbe nicht mir als Nebenschliefsung von geringem Widerstande, sondern auch als verkehrt wirkendes Glied einer zusammengesetzten Kette in Betracht kam. Ergiebt sich bereits hieraus ein Verdacht gegen den Werth dieses Versuches, so wird derselbe noch dadurch bedeutend erh\u00f6ht, dafs Matteucci sich enthalten hat, denselben im \u00bbTrait\u00e9 etc.\u00ab wieder vorzubringen. Diese Frage mufs demnach, bis auf Weiteres, unentschieden bleiben.\n(ui) Von dein Einfl\u00fcsse der L\u00e4nge der vom Strom durchkreisten Nervenstrecke auf die Gr\u00f6fse der Erregung.\nDafs die L\u00e4nge des Nerven, welche vom Strom durchlaufen wird, einen bef\u00f6rdernden Finflufs auf die St\u00e4rke der Erregung aus\u00fcbe, ist oben S. 254 schon aus dem praktischen Gesichtspunkte angemerkt worden. Ich finde dies best\u00e4tigt durch Pfaff, 1 v. IIumuoldt 2 und Ritter;1 2 3 in\n1\tUcber tliierische Elcklricil\u00e4t und Reizbarkeit u. s. w. S. 24. 72. 223. 310.* \u2014 In Gehler's physikalischem W\u00f6rlerbuche u. s. w. Artikel \u00bbGalvanismus\u00bb. Bd. IV. Abth. II. S. 759* sagt Pfaff, auch Volta habe gleich in seiner ersten Abhandlung dies Gesetz mit Reibungselektricil\u00e4l erwiesen ; indefs habe ich die Stelle nicht ausfindig machen k\u00f6nnen.\n2\tVersuche \u00fcber die gereizte Muskel- und Nervenfaser u. s. w. Bd. I. S. 209.*\n3\tBeweis, dafs ein best\u00e4ndiger Galvanismus u. s. w. S. 28.* \u2014 Beweis, dafs die galvanische Action oder der Galvanismus auch in der Anorgischen Natur m\u00f6glich und wirklich sei. Beitr\u00e4ge u. s. w. Bd. I. St. 1. S. 133.*","page":295},{"file":"p0296.txt","language":"de","ocr_de":"296\nAbschn. Kap. II. \u00a7. II. 4 (iy). Einflufs des Winkels\nneuerer Zeit durch Guerard. 1 Matteucci spricht davon gelegentlich wie von einer Thatsache, die keiner Frage unterliegt. 2 Wir werden \u00fcbrigens sp\u00e4ter noch in unseren eigenen Versuchen auf diesen Punkt zur\u00fcckzukoininen haben.3\nDa der gr\u00f6fste Theil der hieher geh\u00f6rigen Erfahrungen mit H\u00fclfe einfacher B\u00f6gen aus ungleichartigen Metallen gewonnen ist, wobei der Widerstand der \u00fcbrigen Kettentheile also g\u00e4nzlich gegen den der Nervenstrecke verschwand, so scheint cs, als habe die Stromst\u00e4rke durch das Einschalten gr\u00f6fserer Nervenstrecken in einer hyperbolischen Curve sinken m\u00fcssen, dij mufste also mit der L\u00e4nge l so schnell wachsen, dals dadurch sogar der Einflufs der Verkleinerung \u00fcberwogen werden konnte, den das Integral ^ durch die Schw\u00e4chung der Stromst\u00e4rke in der oben S. 260 zergliederten Weise erleidet. Da man aber nicht einsieht, wie durch die Verl\u00e4ngerung der vom Strom betroffenen Strecke die Abh\u00e4ngigkeit der Erregungsgr\u00f6fse e vom Differentialquotienten der Dichtigkeitscurve und m\u00f6glicherweise ihrer Ordinate selbst ver\u00e4ndert werden k\u00f6nne, so scheint in diesem Falle die einfachste Annahme die, dals die rechte Seite der Formel (v) S. 293 mit einer Function U\u2018(l) der L\u00e4nge jene Strecke zu multipliciren sei, welche in der angegebenen Weise schnell mit ihrem Argumente w\u00e4chst.\nBecquerel hat zuerst die gewifs beachtenswerthe Betrachtung angestellt, ob nicht die st\u00e4rkere Erregung der Nerven durch den elektrischen Strom, im Vergleich zu allen \u00fcbrigen Reizmitteln, auf der gr\u00f6fseren Ausdehnung beruhen m\u00f6chte, in er er sie zu treffen vermag;4 wohlbemerkt, ohne zugleich die unteren Theile f\u00fcr die von den dar\u00fcbergelegenen Punkten ausgehenden Str\u00f6mungen des sogenannten Nervenprin-cips undurchg\u00e4ngig zu machen.\n(iv) Von dem Einfl\u00fcsse des Winkels zwischen den Str\u00f6mungsrich-1 ungen der Elektricit\u00e4t und des sogenannten Nervenprincips auf die Gr\u00f6fse der Erregung.\nAuch der Winkel, unter dem der Strom die Axe der Primitivr\u00f6hren schneidet, kommt bei der Gr\u00f6fse der Erregung in Betracht. Man hat bisher, aufser den beiden mit dieser Axe zusammenfallenden Str\u00f6mungsrichtungen, nur noch eine andere, die darauf senkrechte n\u00e4m-\n1 L Institut, t. X. No. 466. p. 426. \u2019 (Seance de la Soci\u00e9t\u00e9 philomatique du 19 Novembre 1812.)\nJ Biblioth\u00e8que universelle. Nouvelle S\u00e9rie. 1838. t, XVIII. p. 357. * \u2014 Essai etc. p. 6.' \u2014 Trait\u00e9 etc. p. 219.*\n3\tS. unten, Kap. VII. \u00a7. vin.\n4\tTrait\u00e9 exp\u00e9rimental etc. t. IV. p. 284, \u00a7. 968.*","page":296},{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"zwischen Str\u00f6mungsrichtung und Nervenaxe auf die Erregung. 297\nlieh, untersucht, indem die geringe Dicke der zu Versuchen dieser Art einzig tauglichen Froschnerven und die Eigenschaft des elektrischen Stromes, sich in den Leitern gleichm\u00e4fsig auf allen ihm freigestellten Wegen auszubreiten, diese Einschr\u00e4nkung auferlegt.\nDie ersten Erfahrungen hier\u00fcber sind von Galvam selbst in seinen Briefen an Spallanzani, Lege man quer \u00fcber einen Nerven ein anderes Nervenst\u00fcck und an dieses die ungleichartigen Metalle, so zucke der zu dem ersten geh\u00f6rige Muskel nicht. 1 2 Spanne man zwischen beiden Metallen einen wohlbefeuchteteu Hanffaden aus, \u00bbun fllo di \u00bbcanapa ben molle e ben zuppo,\u00ab und bringe senkrecht darauf den Nerven eines isolirten Pr\u00e4parates an, so bleibe dieses beim Schliefsen der Kette in Ruhe, nicht aber, wenn der Nerv dem Faden in einer gewissen Ausdehnung entlang gelegt oder zu einem Bogen geschlungen an zweien Punkten damit in Verbindung gesetzt werde.3\nEinen \u00e4hnlichen Versuch mit gleichem Erfolge hat v. Humboldt. 3 5 Ritter hingegen verk\u00fcndigt unter diesen Umst\u00e4nden Zuckungen bei sehr erregbaren Fr\u00f6schen.4 Joh. M\u00fcller erw\u00e4hnt mehreremale die M\u00f6glichkeit, durch einen queren, durch die Dicke des Nerven gerichteten Strom Zuckungen zu erregen.6 Nasse der J\u00fcngere macht darauf aufmerksam, dafs die peripherischen St\u00fcmpfe durchschnittener Nerven fr\u00fcher unf\u00e4hig werden, hei querer Richtung des Stromes Zuckungen zu erregen, als beim Hindurchf\u00fchren desselben wie gew\u00f6hnlich der L\u00e4nge nach. 6\nMatteucci hat gleichfalls diesem Umstande seine Aufmerksamkeit zugewendet. Zuerst brachte er die Poldr\u00e4hte einer galvanischen S\u00e4ule einander gegen\u00fcber an dem Ischiadicus eines Kaninchens oder eines Frosches an. Auf diese Weise erhielt er nur sehr schwache Zuckungen und manchmal blieben sie ganz aus. Matteucci f\u00fcrchtete indefs, dafs dies mehr von der K\u00fcrze der vom Strom durchlaufenen Strecke, als von seiner Richtung herr\u00fchre, um so mehr, als die geringe Breite des Nerven ihm nicht gestattete, die Verbindungslinie beider Enden der S\u00e4ule wirklich senkrecht auf die L\u00e4ngsaxe desselben zu stellen. Um den Nerven in einer l\u00e4ngeren Strecke einem senkrechten Strome auszusetzen, traf er folgende Einrichtung. Er hing einen Froschschenkel,\n1\tOp\u00e9r\u00e9 \u00e9dit\u00e9 ed inedite cc. Seconda Memoria alio Spallanzani. 1797. p. 341. 342.*\n2\tIvi, quinta Memoria, p. 422.423.\u2019\n3\tVersuche u. s. \\v. Bd. I. p. 203. 205. Fig. 58.*\n4\tBeitr\u00e4ge u. s. w. Bd. I. St. 1. 2. S. 165. Fig. 32. 33.\u2019\n5\tHandbuch der Physiologie u. s. w. Bd. I. 4. Auflage. S. 542. 555.*\n6\tMuller's Archiv f\u00fcr Anatomie, Physiologie u. s. uv. 1839. S. 419,*","page":297},{"file":"p0298.txt","language":"de","ocr_de":"29S\n2. J b s clin. Kap. II. \u00a7\u25a0 II. i (iv) Einfltifs des Winkels\nan dessen Plexus ischiadicus noch ein St\u00fcck Wirbels\u00e4ule befindlich war, welches noch \u00fcberdies mit einem kleinen Gewicht beschwert werden konnte, dergestalt \u00fcber einem Gef\u00e4l's mit Wasser auf, dafs der Nerv in demselben lothrecht schwebte. An den Rand des Glases waren die, ihre Spitzen ausgenommen, sorgf\u00e4ltig gefirnifsten Poldr\u00e4hte einer S\u00e4ule so befestigt, dafs die Verbindungslinie der Spitzen den Nerven senkrecht schnitt. Beide Spitzen befanden sich in 3\u20144\"\"\" Entfernung von dem Nerven. Die S\u00e4ule war eine Trogvorrichtung mit ziemlich ges\u00e4ttigter Kochsalzl\u00f6sung zum fl\u00fcssigen Leiter. Die Zahl der Plattenpaare belief sich auf 15 bis 45. Unter diesen Umst\u00e4nden seien niemals Zuckungen eingetreten, ebensowenig, als Matteucci von beiden Dr\u00e4hten Firnifs, aber bis zu gleichen H\u00f6hen, entfernte; sie erschienen sogleich, wenn einer der beiden Dr\u00e4hte h\u00f6her als der andere gestellt, oder wenn dem Nerven eine wagrechte Lage (wahrscheinlich doch der Axe des Stromes parallel oder unter einem mehr oder weniger spitzen Winkel gegen dieselbe) ertheilt wurde. \u2018\nGueraro legte an Hunden und grofsen Kaninchen den Ischiadicus blofs, durchschnitt ihn am Becken, und brachte zu beiden Enden einer die L\u00e4ngsaxe des Nerven senkrecht schneidenden Geraden die Poldr\u00e4hte einer Zinkkupferkette an, welche mit schwefelsaurer Kupfer- und Kochsalzl\u00f6sung, durch Leinwand getrennt, zugerichtet war: er erhielt keine merkliche Zuckung, die jedoch alsbald eintrat, wenn die Verbindungslinie eine geneigte Lage gegen die Axe erhielt. 1 2\nDer Berichterstatter \u00fcber Physiologie in dem Jahresberichte des M\u00fcu.ERSchen Archiv\u2019\u2019s, Th. L. Bisch\u00f6fe, h\u00e4ngt der Mittheilung dieses Versuchs a. a. 0. 1843. S. xcv. * ein Fragezeichen an.\nIn Matteucci\u2019s seitdem erschienenem Trait\u00e9 etc. findet sich noch ein Verfahren mitgetheilt, um die Unwirksamkeit querer elektrischer Str\u00f6me zu erh\u00e4rten. Auf einer isolirenden Unterlage sind zwei strompr\u00fcfende Froschschenkel mit senkrecht gekreuzten Nerven gelagert. Der eine Nerv wird zerschnitten und seine beiden St\u00fcmpfe um 3 \u2014 4,nra von dem unversehrten entfernt. Auf die Kreuzungsstelle l\u00e4fst man einen Tropfen destillirten Wassers fallen, der, bei seiner Ausbreitung, beide Enden wieder in leitende Verbindung setzt, oder man vollzieht diese Verbindung mittelst eines nassen Pinsels. Wird nun ein Strom durch den zerschnittenen Nerven geleitet, so dafs die Kreuzungsstelle zwischen\n1\tBiblioth\u00e8que universelle. Nouvelle Serie. 1838. t. XVIII. p. 357.' \u2014 Essai etc. p. 6.* \u2014 Trait\u00e9 etc. p. 219.* \u2014 \u00bbLa grenouille s\u2019est (le m\u00eame contract\u00e9e, \u00bbquand j\u2019ai coup\u00e9 le morceau de moelle \u00e9pini\u00e8re; alors sans avoir touch\u00e9 aux deux \u00bbfils, j\u2019ai vu le filet nerveux venir s\u2019\u00e9tendre sur la surface de l\u2019eau.\u00ab (?)\n2\tL\u2019Institut, t. X. 1842. No. 466. p. 426.*","page":298},{"file":"p0299.txt","language":"de","ocr_de":":wischen StrSmungsrichlung und Nervena.re auf die Erregung. 299\nbeide Elektroden f\u00e4llt, so zuckt zwar der zugeh\u00f6rige Muskel, nicht aber der des senkrecht auf seine L\u00e4ngsaxe durchstr\u00f6mten Nerven. Matteucci gesteht indefs zu, dafs bei Anwendung einer grofsen Anzahl Plattenpaare auch der letztere in Bewegung gesetzt wird. Er f\u00fcgt die Bemerkung bei, dafs bei dieser Anordnung die D\u00fcnne der Wasserschicht nicht verstatte, anzunehmen, dafs der Strom sich nur durch dieselbe, und nicht auch durch den Nerven ausgleiche. Nach den von Ohm ins Klare gesetzten Begriffen (und schon Cavendish h\u00e4tte Matteucci hier eines Bessern belehren k\u00f6nnen!) ist zwar diese Bemerkung v\u00f6llig unstatthaft; sie ist aber geeignet, auf einen Uebelstand seines ersten Verfahrens hinzudeuten, der in der Sprache der erw\u00e4hnten Theorie aus-gcdr\u00fcckt darin besteht, dafs in dem Querschnitte der Fl\u00fcssigkeit, in dem der Nerv befindlich war, die Dichtigkeit des Stromes wegen seiner Verbreitung gerade am allerkleinsten sein mufste. Indessen setzt die Anwendung des Tropfens wieder eine grofsc Macht der S\u00e4ule voraus, wenn nicht, trotz der gr\u00f6fseren verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsigen Dichtigkeit, die absolute Dichtigkeit in dem Nerven geringer als bei dem Gef\u00e4fse ausfallen sollte. Dazu kommt, f\u00fcr diese letztere Verfahrungsart, noch der Nachtheil, dafs sie in Betreff' der senkrechten Leitung des Stromes zu wenig Genauigkeit verstauet.\nIch selbst habe \u00fcber den fraglichen Punkt einige Versuche angestellt, von denen ich das Einzelne jedoch erst sp\u00e4ter, bei der Gelegenheit, die mir dazu Veranlassung gab, mittheilen m\u00f6chte. 1 Das Ergebnis derselben war, dafs allerdings die senkrechte Str\u00f6raungsrichtung die bei weitem ung\u00fcnstigere zur Erregung der Nerven ist, so dafs die Zuckungen, bei einer gewissen K\u00fcrze der senkrecht getroffenen Strecke, sogar g\u00e4nzlich verschwinden.\nAuch hier scheint die einfachste Annahme die zu sein, dafs man die rechte Seite des Ausdruckes\ndg = !Fyy Ff y cL/\\. dt \\ dt)\nabermals mit einem f\u00fcr alle Werthe des Differentialquotienten u. s. w. best\u00e4ndigen Factor S> ^ zu multipliciren habe, wo cp den Winkel bedeutet, den die Str\u00f6mungsrichtung mit den Nervenr\u00f6hren macht. selbst aber mufs eine so beschaffene Function dieses Winkels sein, dafs sie, wie der Cosinus, f\u00fcr \u00abp = 900 verschwindet, f\u00fcr r/ = 0 der Einheit gleich ist.\nDie bisherige Er\u00f6rterung setzte voraus, dafs die Ver\u00e4nderungen des Winkels (p sich innerhalb 90\u00b0 hielten. Es bleibt \u00fcbrig zu unter-\nS. unten, 3. Abschn., Kap. A II. \u00a7. n. 4.","page":299},{"file":"p0300.txt","language":"de","ocr_de":"300\n2. Abschi. Kap. II. \u00a7. II. 5. Vergleich\nsuchen, welchen Einflufs eine Ver\u00e4nderung dieses Winkels \u00fcber 90\u00b0 hinaus, d. h. also eine Str\u00f6mungsumkehr in dem Nerven mit Bezug auf Ursprung und Ausbreitung desselben \u00e4ufsern mag. So werden wir auf das im Vorhergehenden schon so h\u00e4ufig angedeutete, \u00e4ufserst wichtige Gebiet der Elektrophysiologie gef\u00fchrt, welches sich mit den Bedingungen des Eintretens und Ausbleibens von Schliefsuugs- und Ocffnungszuckung je nach der Richtung der Str\u00f6me in den Nerven besch\u00e4ftigt. Wir widmen demselben einen besonderen Paragraphen, mit um so mehrerem Rechte, als hier, wie man unschwer durchschaut, der praktische Gesichtspunkt wiederkehrt, wie das physiologische Rheoskop zur Angabe auch der Richtung der Str\u00f6me tauglich zu machen sei. Zuvor jedoch wollen wir uns noch einigen Betrachtungen \u00fcber das allgemeine Gesetz der Nervenerregung durch den Strom hingeben, denen man wenigstens das Verdienst einer augenblicklich reizenden Gesichtst\u00e4uschung nicht wird absprechen k\u00f6nnen, selbst wenn nichts Tieferes darunter im Hinterhalt liegen sollte.\n5. Vergleich der Nervenerregung mit der Induction.\nEs wurde oben gesagt, dafs Matteucci, indem er ein Zink\u00e4quivalent der durch den elektrischen Strom bewirkten Muskelanstrengung zu bestimmen suche, in denselben Fehler verfalle, den ein Physiker begehen w\u00fcrde, wenn er den Zinkverbrauch in der erregenden Kette dem durch die inducirten Str\u00f6me niedergeschlagenen Aequivalente proportional setzte.\nln der That, es waltet zwischen dem nervenerregenden und dem indueirenden Vorg\u00e4nge ihrer allgemeinen Gestalt nach die merkw\u00fcrdigste Uebereinstimmuug ob. Das Verdienst, zuerst derselben \u00f6ffentlich gedacht zu haben, geb\u00fchrt Marianini. 1 Er vergleicht den Oeifnungs-strom mit der Ocffnungszuckung und zeigt, dafs man jenen, wie diese, durch blofsc Ableitung eines Theils des erregenden Stromes, durch pl\u00f6tzliches Einf\u00fchren eines bedeutenden Widerstandes, hervorbringen k\u00f6nne; dafs er auch dann entstehe, wenn kein Schliefsungsstrom dagewesen sei (S. oben S. 267. 268). Die Versuche und die theoretischen Betrachtungen, welche Marianini, von diesen Aehnlichkeiten ausgehend, anstellte, werden uns anderw\u00e4rts in den Weg treten nnd alsdann Ber\u00fccksichtigung finden (S. unten, \u00a7. v).\nDieser Vergleich l\u00e4fst sich aber, und ich hatte dies bereits vor Jahren, ohne von Marianini\u2019s Arbeit Kcnntnifs zu haben, selbst\u00e4ndig gethan, nicht nur tiefer fassen, sondern auch noch mehr ins Einzelne verfolgen.\n1 M\u00e9moire sur le courant qui sc produit dans un circuit m\u00e9tallique ferm\u00e9 quand on arr\u00eate le courant volta\u00efque qui circule pr\u00e8s de ce fil. (Lu a la r\u00e9union des savants italiens \u00e0 Florence en 1811.) Annales de Chimie et de Physique. Juin 1844. 3. S\u00e9rie, t. XI. p. 395.*","page":300},{"file":"p0301.txt","language":"de","ocr_de":"der Nervenerregung mit der Induction.\n301\n(1) Der Inductionsstrora findet, gleich dem Strom des Nervenprin-cips, nur im Augenblicke des Schliefsens und Oeffnens der Kette, nicht w\u00e4hrend der Dauer des erregenden Stromes in best\u00e4ndiger Gr\u00f6fse statt. Auch hier stellen Schliefsung und Oeffnung nichts weiter vor, als Schwankungen der Curve der Stromst\u00e4rken in dem einen und dem andern Sinne, welche von Null ausgehen und auf Null zur\u00fcckf\u00fchren, d. h. jede Schwankung der Stromst\u00e4rke bringt Induction hervor. Daher, wie Manchem bekannt sein wird, die empfindlichen St\u00f6fse beim Reiben der Enden der erregenden Kette gegeneinander, gerade wie die ersten Galvanisten fanden, dafs Ersch\u00fctterung der ungleichartigen Metallbelege das Erscheinen der Zuckungen bef\u00f6rdere. Auch hier gilt demnach das oben ausgesprochene allgemeine Gesetz der Nervenerregung durch den elektrischen Strom, wenn man nur, da es sich um eine Wirkung nach Aufsen handelt, folglich die Division durch den Querschnitt fortf\u00e4llt, f\u00fcr Dichtigkeit Stromst\u00e4rke, f\u00fcr den Nerven den inducirten Kreis, f\u00fcr Erregung Induction setzen will. Auch die Induction in jedem Augenblicke ist eine mit der Ver\u00e4nderlichen wachsende Function des Differentialquotienten der Curve der Stromst\u00e4rken, und zwar ist sie demselben proportional, und im Uebrigen von den absoluten Stromst\u00e4rken, zwischen denen die Schwankung vor sich geht, unabh\u00e4ngig.1 Auch die Induction ist also von der Elektricit\u00e4lsmenge, die sich im erregenden Str\u00f6mungsvorgange abgleicht, unabh\u00e4ngig, und nur durch Nebenumst\u00e4nde und willk\u00fcrliche Bestimmungen mit derselben verkn\u00fcpft. Daher der obige Vergleich, in welchen unsere Bek\u00e4mpfung von Matteucci\u2019s Irrth\u00fcmern sich schliefslich, als in ihren b\u00fcndigsten Ausdruck, zusammenzog. Es ist hiernach m\u00f6glich, die Abh\u00e4ngigkeit zu ermessen, welche zwischen der Schwankung eines prim\u00e4ren Stromes und der Nervenerregung obwaltet, die erst durch den Inductionsstrom hervorgebracht wird, der jener Schwankung den Ursprung verdankt. Denn das Uebrige aufser Acht gelassen, hat man, wenn man mit / die St\u00e4rke des urspr\u00fcnglichen, mit /, die des inducirten Stromes in jedem Augenblicke, mit Q den Querschnitt des Nerven [ J ==\u25a0 /, : Q), bezeichnet:\nfolglich:\n[o'dt 7\n1 Vergl. Neumann\u2019s Auszug aus seiner Abhandlung: \u00bbAllgemeine Gesetze der inducirten elektrischen Str\u00f6me\u00ab in Poggendorff's Annalen u. s. w. 184G. ltd. LXVII. S. 31.*","page":301},{"file":"p0302.txt","language":"de","ocr_de":"302\n2. Jbschn. Kap. II. \u00a7. IL 5. Vergleich\nd. h., die Nervenerregung in jedem Augenblicke w\u00e4chst alsdann, wie die Gr\u00f6lse des inducirten Stromes zweiter Ordnung;, weil Nervenerreiruim und Induction einerlei Gesetz befolgen, mit dem zweiten Differential-quotienten der Curve der Stromst\u00e4rken im inducirenden Leiter.\n(2)\tDie Induction ist ferner der L\u00e4nge des der inducirenden Ursache gleichm\u00e4fsig ausgesetzten Leiters proportional. Es ist oben bemerkt worden, dafs auch die Nervenerregung mit der L\u00e4nge der vom Strom betroffenen Strecke in raschem Mafse wachse.\n(3)\tMan erinnert sich, dafs der Entdecker der Induction anfangs einen besonderen Zustand der Leiter annahm, in den sie durch die Ann\u00e4herung an einen anderen durchstr\u00f6mten Leiter oder einen Mahnet, oder durch das Entstehen eines Stromes oder von Magnetismus in ihrer N\u00e4he gerathen sollten. Das Hineingerathen in denselben sah er als das Urs\u00e4chliche des Schliefsungs-, das Austreten daraus als das des Oeffnungs-stromes an. Indefs vermochte Faraday dieser Vorstellung eines \u00bbelektro-tonischen\u00ab Zustandes der Materie, wie er ihn genannt wissen wollte, damals keine thats\u00e4chliche Grundlage zu verleihen, und hat ihn dem-gem\u00e4fs in seinen sp\u00e4teren Bekanntmachungen auf sich beruhen lassen.\nHier nun gab sich mir, bis auf die neueste Zeit, ein wesentlicher Unterschied zwischen dem Vorg\u00e4nge der Induction und dem der Nervenerregung durch den Strom kund. In der That, wie oben bereits angedeutet wurde, es wird sich zeigen, dafs die Nerven, w\u00e4hrend der ganzen Zeit, dafs sie vom Strom durchkreist sind, sich in einem ver\u00e4nderten, einem Zustande der Spannung ihrer elektrischen Kr\u00e4fte befinden; dafs das Eintreten dieser Ver\u00e4nderung unter dem Zwange des Stromes eben das Erzeugende des Bewegung- und Empfindungvermittelnden Vorganges ist, der sich zu Anfang desselben beziehlich ab- und aufw\u00e4rts in denselben fortpflanzt; dafs das augenblickliche Zur\u00fcckkehren des nat\u00fcrlichen Zustandes, so wie der Strom unterbrochen wird, oder die m\u00f6glichst grofse Ann\u00e4herung an denselben, wenn er nur eine Schw\u00e4chung, eine negative Schwankung erf\u00e4hrt, aller Wahrscheinlichkeit nach den Grund der Oeffnungszuckung, des Oeffnungsschmerzes enth\u00e4lt.\nDie Nerven also zeigen einen elektro-tonischen Zustand; und die inducirten Leiter schienen keinen dergleichen zu besitzen. Seitdem aber hat sich Faraday f\u00fcr das D\u00e9menti, welches ihm vor anderthalb Jahrzehenden die Natur gegeben, die gl\u00e4nzendste Genugthuung verschafft. Ich meine seine Entdeckung des ver\u00e4nderten Molecularzustandes gewisser K\u00f6rper unter dem Einfl\u00fcsse elektrodynamischer und magnetischer\n1 Experimental Researches in Electricity (Collected from the Philosophical Transactions). London 1839. p. 16.* Series I. November 1831. \u00a7. 3. New Electrical Slate or Condition of Walter.","page":302},{"file":"p0303.txt","language":"de","ocr_de":"der Nervenerregung mit der Induction.\n303\nResultanten, der sich bei Untersuchung derselben mittelst des polari-sirten Lichtstrahles ergiebt. 1 Obschon sich diese Beobachtungen zun\u00e4chst auf Nichtleiter und Leiter zweiter Klasse beziehen, so ist doch zu glauben, dals, wenn die Metalle und die Kohle durchsichtig w\u00e4ren, auch sie Erscheinungen \u00e4hnlicher Art darbieten w\u00fcrden, und somit, zwar nur vermuthungsweise, aber mit einem hohen Grade von Berechtigung, die Uebereinstimmung zwischen dem von Faraday und dem von Galvani entdeckten Gebiete elektrischer Wechselwirkungen auch in diesem Punkte vervollst\u00e4ndigt.\n(4)\tMan weifs, dafs der Schliefsungsstrom und der Oeffnungs-strom entgegengesetzter Richtung sind. Der erstere ist dem erregenden Strom entgegengesetzt, der -letztere ist ihm gleichgerichtet. Kehrt man den erregenden Strom um, so zeigt also der Schliefsungsstrom nunmehr dieselbe absolute Richtung wie vorher der Oeffnungsstrora, der Ocffnungsstrom dieselbe wie der Schliefsungsstrom. Auch hierin die Aehnlichkeit des Inductionsvorganges mit dem der Nervenerregung zu erweisen, ist eine Aufgabe, welche dem folgenden Paragraphen zuf\u00e4llt, wo wir den Einflufs der verschiedenen Str\u00f6mungsrichtung in den Nerven auf ihre Erregung erst ins Auge fassen wollen.\n(5)\tEiner ferneren Eigent\u00fcmlichkeit, worin beide Erscheinungen \u00dcbereinkommen, wird im vierten Paragraphen dieses Kapitels gedacht werden. Sollte es zu gewagt sein, danach eine mehr oder weniger enge Uebereinstimmung in der Form des mechanischen Molecularvorganges in beiden F\u00e4llen zu vermuthen ; und sollte es f\u00fcr die allgemeine Nervenphysik nicht geraten sein, diesen Wink nicht aus den Augen zu lassen, der ihr von grofsem Nutzen werden kann, wenn der Lehre von dem Wesen der Induction selbst vielleicht bald ein mehr in die Tiefe f\u00fchrender Fortschritt gelingt.\n\u00a7\u2022 1\u00ab.\nVon dem Einfl\u00fcsse der Richtung des Stromes in den Nerven auf die Gr\u00f6fse der Erregung, und von der Bestimmung der Richtung eines Stromes mittelst des strompr\u00fcfenden Froschschenkels.\nIch teile diesen Paragraphen in drei Theile. ln dem ersten suche ich eine allgemeine Vorstellung von dem Gesetze der Zuckungen zu geben, welches sein Gegenstand ist. So schlage ich n\u00e4mlich vor,\n1 Experimental Researches etc. Series XIX. \u00a7. 26. On liie Magnetization of Light and the Illumination of Magnetic Lines of Force. Philosophical Transactions etc. For the year 1846. p. I.*","page":303},{"file":"p0304.txt","language":"de","ocr_de":"304\n2. Abschn. Kap. II. \u00a7. III. 1. Allgemeiner Ausdruck\ndas Ganze der Bestimmungen zu bezeichnen, wonach sich das Erscheinen und Ausbleiben der Oeffnungs- und Schliefsungszuckung je nach dem Sinne des Stromes in dem Nerven und der Stufe der Erregbarkeit richtet. In dem zweiten theile ich die vollst\u00e4ndige nach den Quellen bearbeitete Geschichte dieses Gesetzes mit, welches ich aus mehreren R\u00fccksichten thun zu m\u00fcssen geglaubt habe. Erstens um der Entstellung dieser Geschichte ein Ende zu machen, wie sie uns, ohschon zuerst in Deutschland entsprungen, aus Italien und Frankreich erst neuerdings wiedergekehrt ist; zweitens weil sich daran eine grofse Anzahl wichtiger und doch bei dem allgemeinen Untergange der thierischen Elek-tricit\u00e4t im Anf\u00e4nge dieses Jahrhunderts in Vergessenheit gerathener Lehren und Thatsachcn kn\u00fcpft, deren Kenntnifs f\u00fcr das folgende nicht entbehrt werden kann; drittens um den Mangel eigener fortgesetzter Versuchsreihen \u00fcber diesen ebenso schwierigen als wichtigen Punkt zu ersetzen, wozu cs mir bisher an Mufse gefehlt hat. In dem letzten Theile des Paragraphen werde ich die Ergebnisse unserer geschichtlichen Musterung zusammenzufassen suchen, und mir einen Fingerzeig \u00fcber diejenige Richtung erlauben, in welcher ich glaube, dafs dieses Gebiet der Elektrophysiologie jetzt vorzugsweise wieder anzugreifen sei. Die praktischen Regeln in Betreff der Bestimmung der Str\u00f6mungsrichtung mit H\u00fclfe des strompr\u00fcfenden Froschschenkels werden sich uns dabei im Laufe der Darstellung ganz von selbst an die Hand finden , und auch \u00fcber die Zuverl\u00e4ssigkeit dieses ganzen Verfahrens wird es uns alsdann leicht sein, ein berechtigtes Urtheil zu f\u00e4llen. Indefs auch hiervon soll sogleich das Wesentlichste und Einfachste voraufgeschickt werden.\n1.\nAllgemeiner Ausdruck des Gesetzes der Zuckungen.\nFolgendes ist der allgemeinste Ausdruck des Gesetzes der Zuckungen, wie er hinreicht, um die Richtung des Stromes durch die Erscheinungsweise derselben zu erkennen.\n\u00bbMan findet in den meisten F\u00e4llen, und auf der mittleren Stufe der \u00bbErregbarkeit, dafs, je nach der Richtung, in der der Nerv durch-\u00bb fl\u00f6ssen wird, bald die Schliefsungs- und bald die Oelfnungszuckung \u00bbst\u00e4rker ausf\u00e4llt, ja dafs nur die eine und die andere gar nicht \u00bbzum Vorschein kommt. Die st\u00e4rkere Schliefsungszuckung geh\u00f6rt \u00bbdem Strome an, der von dem Urspr\u00fcnge der Nerven nach ihrer \u00bbAusbreitung gerichtet ist, die st\u00e4rkere Oelfnungszuckung dem ent-\u00bb gegengesetzt kreisenden. \u00ab","page":304},{"file":"p0305.txt","language":"de","ocr_de":"des Gese,ties der Zuckungen.\n305\nSlit H\u00fclfe dieser Bestimmungen erkennt man also z. B., wenn der Schenkel beim Schliefsen zuckt und nicht beim Oeffnen, einen vom Urspr\u00fcnge nach der Ausbreitung gerichteten Strom. Zu mehrerer Sicherheit bringt man den Nerven noch in entgegengesetztem Sinne in die Kette, und mufs nun, wenn die erste Bestimmung richtig war, den Schenkel heim Schliefsen ganz oder vergleichsweise ruhig bleiben, heim Oeffnen hingegen zucken sehen. Vollends seiner Sache gewii's wird man, wenn man sich von der Richtigkeit der Aussagen des Schenkels vorher mittelst eines ungleichartigen metallischen Bogens von bekannter Wirkungsrichtung \u00fcberzeugt hat, dessen Strom mit dem zu pr\u00fcfenden an St\u00e4rke merklich \u00fcbereinkommt.\nSo einfach und zuverl\u00e4ssig, als sie sich danach ausnehmen mag, ist indefs die Sache hei weitem nicht, wie sich aus den folgenden Auseinandersetzungen ergehen wird. Um uns aber fortan kurz verst\u00e4ndigen zu k\u00f6nnen, ist cs vor allen Dingen noting, die beiden Str\u00f6mungsrichtungen in dem Nerven ein f\u00fcr allemal mit unterscheidenden Namen zu belegen. Nobili hat den Strom vom Ursprung nach der Ausbreitung den rechtl\u00e4ufigen, \u00bbcorrente diretta, courant direct\u00ab, den entgegengesetzten den r\u00fcckl\u00e4ufigen, verkehrten, \u00bbcorrente inversa, courantinverse\u00ab, genannt. 1 Diese Bezeichnungen h\u00fclsen jedoch den Sinn, den sie f\u00fcr die Bewegungsnerven haben, f\u00fcr die der Empfindung ein. die hier gleichfalls oft zur Sprache kommen werden; und ich ziehe daher vor, dieses mit aufsteigendem, jenes mit absteigendem Strome wiederzugehen, indem ich das Hirnende des Nerven als das obere, das Muskelende als das untere auffasse; eine Anschauungsweise, welche nicht unnat\u00fcrlich zu sein scheint, da schon Monro, 2 Pfaff 3 und Volta 4 sich ihrer bedient haben.\nWir wollen hier, ehe wir uns in die Einzelheiten des Gesetzes der Zuckungen einlassen, sogleich noch den im vorigen Paragraphen mit R\u00fccksicht auf dasselbe unvollst\u00e4ndig gebliebenen Kreis von Betrachtungen zu schliefsen suchen. Wir k\u00f6nnen dies in einer Allgemeinheit und zugleich mit einer Sch\u00e4rfe des Ausdrucks thun, die in diesem Gebiete gewifs ihr Ueberraschendes hat, wenn ich auch gern gestehe, dals auf diesem Gipfel der Verwickelung der Reizversuche, das mathe-\n1\tMemorie ed Osservazioni ec. vol. I. p. 138. * \u2014 Annales de Chimie et de Physique. Mai 1830. L. XL1V. p. 65. *\n2\tAl. Monro\u2019s und Rich. Fowler\u2019s Abhandlung u. s. w. S. 26. *\n3\tFeber thierische Elektricil\u00e4t u. s. w. S. 353. * \u2014 Pfaff, Scheel und Ru-noLPHi, Nordisches Archiv f\u00fcr Naturkunde, Arzneiwissenschaft und Chirurgie. Bd. IV. 1805. St. 3. S. 21. 35. 36. *\n< Collezione dell\u2019 Opere ec. I. II. p. II. p. 220. *\n20","page":305},{"file":"p0306.txt","language":"de","ocr_de":"306\n2. Ah sehn. Kap. IT. \u00a7. III. 1. Allgemeines Hier\nmatische Gewand, welches wir eine Zeit lang behufs leichterer Bewegung anlegten, sich in eine etwas beschwerliche, wenn auch immer noch genau sich f\u00fcgende R\u00fcstung verwandelt hat.\nOben S. 260 wurde \u00fcbereingekommen, wenn die Dichtigkeitscurve des Stromes im Nerven die Abscissenaxe schnitte und sich unterw\u00e4rts von derselben erstreckte, darunter eine Umkehr der Str\u00f6mungsrichtung zu verstehen. Es m\u00f6gen nun die positiven Ordinaten die absteigende, die negativen die aufsteigende Str\u00f6mungsrichtung bedeuten, so sieht man, dafs, nach dem so eben ausgesprochenen Gesetze der Zuckungen, die oben ebendaselbst getroffene Bestimmung nicht stehen bleiben kann, es seien die negativen Integrale rj, gleichviel ob sie herr\u00fchren von negativen Schwankungen des absteigenden Stromes, oder von positiven des aufsteigenden, gleich positiven zu behandeln. Negative Schwankungen der Dichtigkeitscurve des absteigenden Stromes n\u00e4mlich entsprechen Oeffnungszuckungen, positive des aufsteigenden Schliefsungszuckungen. Man weifs jetzt, dafs beide gemeiniglich schw\u00e4cher ausfallen im Vergleich zu den durch positive Schwankungen des absteigenden Stromes bewirkten Schliefsungs- und den durch negative Schwankungen des aufsteigenden bewirkten Oeffnungszuckungen, ja dafs sie manchmal auf niederen Stufen der Erregbarkeit auch wohl ganz auszubleiben pflegen. Es ist daher nun jene Bestimmung dahin abzu\u00e4ndern, dafs die negativen Integrale, nach Umkehrung des Zeichens, mit einem Gewichte zu multipliciren sind, welches um so mehr unter die Einheit sinkt und sich der Null n\u00e4hert, je l\u00e4ngere Zeit bereits seit der Zurichtung der thierischen Theile verflossen ist.\nMan hat nicht vergessen, dafs die Untersuchung., mit der wir uns in diesem Augenblicke besch\u00e4ftigen, nichts anderes betrifft, als einen besonderen Fall der in der vierten Nummer des vorigen Paragraphen unter (iv) angestellten, welche sich auf den Einflufs bezog, den die Ver\u00e4nderung des Winkels <p zwischen der Richtung des Stromes und der Axe der Nervenr\u00f6hren auf die Gr\u00f6fse der Erregung aus\u00fcbt. Sie konnte dort nur bis auf 90\u201d ausgedehnt werden; hier \u00fcbersehen wir jetzt in seinen Hauptpunkten den ganzen Verlauf der Erscheinungen bis zu einer vollst\u00e4ndigen Umkehr der Str\u00f6mungsrichtung, bis zu <f = 180\u00b0. Dieser Hauptpunkte sind drei, (f> \u2014 0\u00b0, welches der absteigenden Str\u00f6-.mungsrichtung entsprechen mag, <( = 90\u00b0, und <f \u2014 180\u00b0. Entwerfen wir die Curve (S. oben S. 299), so ist f\u00fcr <p = 0\u00b0 erw\u00e4hnter-\nmafsen ihre Ordinate = 1 zu setzen; f\u00fcr <{ = 90\u00b0 tangirt die Curve die Abscissenaxe, f\u00fcr <p = 180\u00b0 kehrt aber nicht die Einheit symmetrisch wieder, sondern von 90\u00b0 ah bis zu 270\u00b0, wo die Curve abermals tangirt, sind die Ordinaten mit dem erw\u00e4hnten Gewicht multiplient","page":306},{"file":"p0307.txt","language":"de","ocr_de":"das Gesetz der Zuckungen. \u2014 2. Geschichte desselben. 307\nzu denken. Ob dieses selbst noch von q abh\u00e4ngig sei, ist begreiflich nicht zu sagen, da experimentell bis jetzt nur jene drei Hauptpunkte bekannt sind. Diese Auseinandersetzung gilt f\u00fcr die Schliefsungszuk-kung; f\u00fcr die Oeflhungszuckung ist im Gegentheil die Strecke von 90\u2014270\u00b0 vom Gewichte frei, dagegen die \u00fcbrigen 180\u00b0 damit behaftet zu denken.\nEndlich ist, versprochenermafsen, der Vergleich der Nervenerregung mit der Induction nun auch in so fern zu vervollst\u00e4ndigen, als nachgewiesen wird, dafs, gleichwie bei letzterer Schliefsungs- und Oeff-nungsstrom entgegengesetzter Richtung sind, hier positive und negative Schwankungen des erregenden Stromes entgegengesetzte Wirkungen im Nerven herbeif\u00fchren. Dies kann sich, weil bei den Zuckungen keine Zeichenverschiedenheit stattfindet, nicht etwa in einem Gegens\u00e4tze der Oeffnungs- und Schliefsungszuckung bei einer und derselben Str\u00f6mungsrichtung aussprechen; daf\u00fcr ist ein solcher Gegensatz jedoch darin unverkennbar angedeutet, dafs die Oeflhungszuckung des absteigenden Stromes sich der Schliefsungszuckung des aufsteigenden gleich verh\u00e4lt, umgekehrt die Oeflhungszuckung dieses der Schliefsungszuckung des ersteren; gerade wie, (was oben S. 303 (4) als eine Ueberbestimmung erscheinen mochte,) der Schliefsungsstrom bei der einen Richtung des erregenden Stromes mit dem Oeflhungsstrome bei entgegengesetzter Richtung, und umgekehrt, gleichgerichtet ist.\n2.\nGeschichtliche Darstellung der Erfahrungen \u00fcber das Gesetz der Zuckungen.\n(i) Entdeckung des Gesetzes der Zuckungen durch Pfaff\nim Jahre 179 3.\nDie \u00e4lteste hiehergeh\u00f6rige Beobachtung ist von Volta selbst mit Reibungselektricit\u00e4t in den allerersten Zeiten des Galvanismus angestellt, und bat bereits oben S. 52, bei Gelegenheit der Geschichte des Froschstromes, Ber\u00fccksichtigung gefunden. Volta, der damals noch von den Galvam'sehen Voraussetzungen ausging, suchte einen Weg, die Elektri-cit\u00e4t der \u00bbangeblichen animalischen Leydner Flasche\u00ab, welche Muskel und Nerv vorstellen sollten, strenger darzuthun, als dies durch Galvam geschehen war und wo m\u00f6glich die Art ihrer Ladung zu bestimmen. Da er nun die Zuckung beim Anlegen des Metallbogens einer Entladung zuschrieb, die durch den Nerven ihren Weg nehme, und da er\n20 *","page":307},{"file":"p0308.txt","language":"de","ocr_de":"308\n2. Ahschn. Kap. II. \u00a7. III. 2 (i). Entdeckung\nwufste, dufs zwei geladene Flaschen, mit den entsprechenden Belegungen in Ber\u00fchrung gebracht, hei hinreichender Gleichheit keine merkliche St\u00f6rung des elektrischen Gleichgewichtes bewirken, w\u00e4hrend eine heftige Entladung die Folge der \\ erhindung der entgegengesetzt geladenen Belegungen ist; 1 so hoffte er einen Unterschied wahrzunehmen, wenn er eine \u00e4ul'sert schwach geladene Flasche mit ihrem Knopfe bald an die Nerven, bald an die Muskeln anlegte, w\u00e4hrend die \u00e4ufscre Belegung im letzten Fall die Nerven, im ersten die Muskeln, ber\u00fchrte. Wirklich geh\u00f6rte nun eine ungef\u00e4hr f\u00fcnfmal st\u00e4rkere Ladung dazu, um Zuckung zu bewirken, wenn der Knopf an die Muskeln als wenn er an die Nerven angelegt war. Volta schlofs dazumal daraus auf die Positivit\u00e4t des Muskel\u00e4ufseren, 2 Galvaini\u2019s Ansicht zuwider, der den Nerven f\u00fcr positiv elektrisirt hielt, in Uebereinstimmung dagegen mit den Thatsachen, welche jetzt, nach einem halben Jahrhundert, die verfeinerten Beobachtungsmiltel festzustellen gestattet haben. 3 Nichtsdestoweniger r\u00fchrte in diesem Falle der Erfolg wohl daher, dafs ein schwacher absteigender Strom oft da noch Zuckungen hervorhringen kann, wo er sich aufsteigend bereits unverm\u00f6gend erweist. In diesem Sinne haben sp\u00e4ter Volta 4 seihst und Ritter 5 diesen Versuch mit Erfolg wiederholt. Habe man die Flasche zu stark geladen, so pflege, nach Ritter, das Residuum der ersten oder eine der ferneren Entladungen die Erscheinung zu zeigen, ln dem f\u00fcnften Paragraphen dieses Kapitels findet sieh gleichfalls ein Fall beschrieben, in dem mit statischer Elcklricil\u00e4t das oben ausgesprochene Gesetz bew\u00e4hrt wird.\nAls der eigentliche Entdecker der hier in Rede stehenden Gruppe a on Thatsachen ist meines Wissens Pfaff zu nennen, der bereits in\n1\tS. Dove \u00fcber den \u00bbLadmigsslrom\u00ab in Poggendorff's Annalen u. s. w. 1845. Bd. LXIV. S. 81. *\n2\tGollezione dell\u2019 Opere ec. I. II. p. 1. Lellera al Sr. Dr. G. Baronjo (Milano,\n3 Aprile 1792), p. 9. \u00a7. 19; \u2014 Memoria prima sull\u2019 Elellrieita animale. Parte seconda, p. 39. \u00a7. 3. seg.; \u2014 Memoria seconda, p. 78. \u00a7. 44.* Volta f\u00fcgt \u00fcbrigens sogleich an der ersten Stelle, mit dem ihm eignen Tacte hinzu, und besteht auch fernerhin eifrig darauf: \u00bbChecch\u00e8 ne sia della pretesa parila colla boccia di Leyden, \u00bbquello ehe riene direttamente provato dalle mie sperienze si \u00e8, che uno forza elcl-\u00bbIrica prodigiosamente piccola vale a produr Peffelto il eile eonvulsioni, s'ella e ap-\u00bb plicata in maniera, che il fuoeo elettrico si tiri dall\u2019 esteriore dei muscoli e si \u00bbfaccia entrare pe\u2019 nervi; e che alt incontro tirandolo da quesli per portarle all\u2019 \u00bbesteriore de\u2019 primi, ri vuole a far nascere le stesse eonvulsioni una forza elettrica, \u00bbsebben piccola ancora, quatlro volle almeuo niaggiore di quella prima,*\n3\tS. unten, 3. Ahschn., Kap. II. \u00a7. ii.\n4\tZweiter Brief an Aldim. ln Putter\u2019s Beitr\u00e4gen u. s. w. Bd. II. Sl. 3. 4. S. 43. Anm. *\n5\tGilbert\u2019s Annalen der Physik. 1804, Bd. XVI. S. 29G. *","page":308},{"file":"p0309.txt","language":"de","ocr_de":"des Gesetzes der Zuckungen durch Pfapf.\n309\nden Jahren 1793 \u2014 1795 eine ausf\u00fchrliche und tiefgehende Darstellung derselben gab. Mit dem vollst\u00e4ndigsten Unrecht wird dieses grofse 5 er-dienst von Bellixgeri 1 und nach ihm von Mariamni 2 und Mattkucci 1 * 3 f\u00fcr Lehot in Anspruch genommen, dessen Abhandlung diesem Jahrhundert angeh\u00f6rt, w\u00e4hrend in das vorige sogar noch Galvam's, Michaelis, Volta\u2019s, und zum Thcil Ritter's Arbeiten \u00fcber denselben Gegenstand fallen. Neuerdings hat auch Matteucci versucht, Valu die erste Wahrnehmung der Art zuzuschrciben. Er sagt Truit\u00e9 etc. p. 15: \u00bbValu a trouv\u00e9 le premier que la contraction est plus violent\u00e9 \u00bblorsque des deux m\u00e9taux, ou armatures, \u00e9tain et argent, par exemple, \u00bbc'est l\u2019\u00e9tain qui est appliqu\u00e9 aux nerfs et l'argent aux muscles \u00bbDans le n\u00b0. 10 du proc\u00e8s-verbal fait par les commissaires de l\u2019Aca-\u00bb d\u00e9mie charg\u00e9s de r\u00e9p\u00e9ter les exp\u00e9riences du physicien de Pise, se \u00bbtrouvent les faits qui prouvent les r\u00e9sultats d\u00e9duits par Valu, et \u00bbdont nous venons de parier.\u00ab Der Bericht dieser Commission, an welcher Theil hatten Vic.q-d\u2019Azyr, Coulomb, Leroi, und welche in Fourcroy\u2019s Laboratorium arbeitete, liegt mir in Reimiold\u2019s Ucber-setzung aus Sue\u2019s Geschichte, des Galvanismus vor. (A. a. 0. S. 22.\u00b0) Er enth\u00e4lt, so gut wie Vali.i's neun Briefe \u00fcber die thierische Elek-tricit\u00e4t, zwar eine Menge Andeutungen \u00fcber mehr oder minder kr\u00e4ftige Zuckungen, die durch diese oder jene Anordnung hervorgebracht werden, jedoch nichts von einer durch Vertauschung der Metalle bewirkten Ver\u00e4nderung der St\u00e4rke der Zuckungen, worauf es hier lediglich an-komrat. Valu hat die Oeffnungszuekiing, das allm\u00e4hlige Absterben der Nerven von ihrem 1 rspruiig nach ihrer Ausbreitung hin, die gr\u00f6ssere St\u00e4rke der Zuckungen heim Schliefscn mittelst des erregenden Bogens von den Muskeln nach den Nerven statt in umgekehrter Richtung, die Wirkungen der Unterbindung u. d. m. theils zuerst, thcils wenigstens dem Anschein nach selbst\u00e4ndig festgestellt: allein auf die hier in Rede stehende Erscheinung hat er, so viel ich sehe, keinen Anspruch.\nBis hieher war die Trennungszuckqng beinahe unbekannt geblie-\n1 Memorie della Reale Accademi\u00e4 deile Scienze di Torino, t. XXIII. 1818. p. 158. * \u2014 Bellingeri sagt \\on der Oeffnungszuekung, sie sei von Vat.i.i und sp\u00e4ter von Reikhold entdeckt worden; \u00bbquesti aulori furono paghi di fare la pre-\u00bb sente osservazione e non si studiarono .punlo di ricercare la ragione, e le circo-\u00bbslauze, nelle quali una lal rosa suocedca: era riservato a Lehot l\u2019indagine di \u00bbquesto fatlo curioso.\u201c Es ist erlaubt, bei der schweren Zug\u00e4nglichkeit der Quellen, die Geschichte der Wissenschaft nicht zu kennen; es ist aber zum wenigsten h\u00f6chst unvorsichtig, da, wo man um keine Thalsachen weifs, das Nichlvorhanden-\nsein derselben als ausgemachte Thalsache vorweg anzunehmen.\n3 Annales de Chimie et de Physique. Mars 1829. t. XL. p. 236. *\n3 Essai etc. p. 2.* \u2014 Trait\u00e9 eie. p, 17.*","page":309},{"file":"p0310.txt","language":"de","ocr_de":"2. Absvlm. Kap. IL \u00a7. III. 2 (\u00ee). Entdeckung\nyi\u00fc\nben. Da man n\u00e4mlich meistens die Nerven mit Stanniol, also einem ziemlich positiven Metalle, umwickelte, nur \u00fcber sehr geringe Stromst\u00e4rken gebot und bei der Unbekanntschaft mit der Fortdauer der Wirkung auch \u00fcber den Augenblick der Schliefsung hinaus keinen Grund hatte, die Kette l\u00e4ngere Zeit geschlossen zu halten, so befand man sich, wie zum Theil noch erhellen wird, allerdings in einer f\u00fcr die Wahrnehmung der Oeffnungswirkung sehr ung\u00fcnstigen Lage. Sie war daher auch Galvani selbst, bei seinen ersten Arbeiten, v\u00f6llig entgangen. Er gedenkt ihrer zuerst im Jahre 1794, n\u00e4mlich im 6. Kapitel des Trattato dell\u2019 uso ec., welches \u00fcberschrieben ist \u00bbDell\u2019 attivit\u00e4 \u00bb dell\u2019 arco interrollo. \u00ab 1 Unterdessen waren ihm jedoch bereits Mehrere, sowohl dies- als jenseits der Alpen, zuvorgekommen. Valu 3 und Fowler bemerkten sie zuerst am Froschschenkel, Rutherford hei der durch die einfache Kette bewirkten subjectiven Lichterscheinung, Robison bei der Empfindung, 3 4 die Zink und Silber in einem cari\u00f6sen Zahne hervorbrachten. Pfaff entdeckte sie, wie es scheint, selbst\u00e4ndig und zugleich ihre besondere Beziehung zum aufsteigenden Strome. * 1 Er \u00e4ufserte zwar, mit r\u00fchmenswerther Vorsicht, einige Zweifel an der Zuverl\u00e4ssigkeit dieser Beobachtungen (a. a. 0. S. 75. 76), weil er damals schon die Bedenken erkannte, die neuerdings wieder, hei der Frage nach dem Scldiefsungsfunken der einfachen Kette, in Betreff der Sicherheit des Oeffnens und Schliefsens erhoben worden sind, indem dabei stets eine Reihe aufeinanderfolgender Schliefsungen und Oeffnun-gen stattfinden kann; ich sehe jedoch hierin keinen Grund, mit Rein-hold ihm ein Leugnen der Oeffnungszuckung zuzuschreiben, 5 um so weniger, als er bei seinen theoretischen Betrachtungen das Dasein derselben als einer Thatsachg wohl in Rechnung zieht. (S. 362.) 6\nBereits in seiner Inaugural-Dissertation vom Jahre 1793, welche im Auszuge \u00fcbersetzt sieb in Gren\u2019s Journal der Physik. 1794. Bd. VIII. S. 196 findet, machte Pfaff auf die verschiedene St\u00e4rke der Zuckungen aufmerksam, die durch die verschiedene Vertheilung des positiven und negativen Metalles an Nerv und Muskel bedingt wird. Er zeigte,\n1 Opere eilile ed inedite ec. p. 178. 239. *\n3\tReiniiold\u2019s Geschichte des Galvanismus u. s. w. S. 25. 5 ersuch 10. nebst Amn. * (1792.)\n3\tAr,. Monro\u2019s und Rich. Fowler's Abhandlung u. s. w. S. 57. Anm. 120. 178. 180. * (1793.)\n4\tlieber thierische Elektricit\u00e4t u. s. w. S. 74. * (1795.)\n5\tVergl. auch Ritter in seinem Beweis, dafs ein best\u00e4ndiger Galvanismus u. s. w. S. 46. 47. *\n* Geschichte des Galvanismus u. s. w. 8.25,26. Anm.*","page":310},{"file":"p0311.txt","language":"de","ocr_de":"des Gesetzes dev Zuckungen durch Pfaff,\n311\ndafs aus zwei \\on den folgenden Metallen: Gold, Silber, Kupfer, Zinn, Blei, gebildete Ketten viel st\u00e4rker wirkten, wenn das in der Reibe nachstehende Metall die Nerven, das vorstehende die Muskeln bewaffne, als wenn das umgekehrte der Fall sei. 1 ln einer kurz darauf folgenden Mittheilung dehnte er diese Angaben auf verschiedene Erze, Kohle, Platin, Wisnmth, Arsenik und Zink aus, und bemerkte, dals bei der g\u00fcnstigeren Lage der Metalle die Zuckung nur im Augenblick der Schliefsung eintrat, w\u00e4hrend in der minder g\u00fcnstigen sich auch eine Trennungszuckung einfand. 2 In seinem Werke: \u00bblieber thicri-\u00bbsehe Elektricit\u00e4t und Reizbarkeit\u00ab kam Pf aff ausf\u00fchrlich aul diesen Gegenstand zur\u00fcck. (S. 69.) Er erkl\u00e4rte daraus die so schwankenden Angaben der Schriftsteller \u00fcber die Ordnung der Metalle in der galvanischen Spannungsreihe, da alle solche Bestimmungen durchaus nur in Bezug auf eine und dieselbe V'ertheilungsweise der positiven und negativen Bewaffnung an Nerv und Muskel g\u00fcltig sein k\u00f6nnten (S. 71). Auffallend ist, dals dieselben Versuche Pfaff nicht beim Anlegen der beiden Metalle an den Nerven allein oder an den Rumpf des Frosches und den Nerven gl\u00fcckten, wenn der erstere noch durch den letzteren mit den Schenkeln in Verbindung stand (S. 72), um so mehr, als sie bei \\ erbindung beider Ischiadnerven durch den ungleichartigen Bogen den fr\u00fcheren Erfolg geben, indem dann stets derjenige Schenkel st\u00e4rker zuckte, dessen Nerv mit dem negativen Metalle bewaffnet war (S. 73).3 Die Trennungszuckung bei aufsteigendem Strome war manchmal st\u00e4rker, als die Schliefsungszuckung, ja die letztere fehlte wohl ganz (S. 74); namentlich schien dies auf einer etwas sp\u00e4teren Stufe der Reizbarkeit der Fall zu sein. Nur\"sehr selten gab der absteigende Strom eine schwache Trennungszuckung (S. 75). Bei Bewaffnung von Rumpf und Nerv zeigte sich nur die Schliefsungszuckung (S. 76). Pfaff klagt \u00fcbrigens \u00fcber eine gewisse Unbest\u00e4ndigkeit in allen diesen Ergebnissen, indem manchmal gerade der entgegengesetzte Erfolg von dem eintrat, den man nach dem Obigen zu gew\u00e4rtigen berechtiget gewesen w\u00e4re (S. 75). Nichtsdestoweniger falste er den Gedanken, mit H\u00fclfe dieses Verhaltens die lleihcfolge der Leiter erster Klasse festzustellen, die wir jetzt als Spannungsreihe zu bezeichnen pflegen, d. h. also die besondere Reaction des Nerven auf jede Str\u00f6mungsrichtung umgekehrt zur Erkenntnifs unbekannter Str\u00f6mungsrich-\n1 A. a. O. S. 224. 229. 230. 250. 251. 253.* Vergl. ebendas. Pfaff\u2019s \u00bbFort-\ngesetzte Bemerkungen \u00fcber die tliierische Elektricit\u00e4t. \u00ab S. 275. *\n3 A. a. 0. \u00bbFortgesetzte Bemerkungen u. s. w.\u00ab S. 379. 380. *\n3 Man muls voraussetzen, dafs die Schenkel von einander getrennt waren, und dafs die Nerven oberhalb durch das St\u00fcck VirbelsHule in Verbindung standen.","page":311},{"file":"p0312.txt","language":"de","ocr_de":"\u00ff. /1b,sehn. Jt'iip. II, \u00a7. 111. 2 (i). Gaia ani's, Michaelis.\n\u00fc s\nHingen zu verwenden. In der That findet sich in seiner Schrift, S. 97 \u2014 100, ein bereits sehr vollst\u00e4ndiges Verzeichnis von Erzen und Metallen, die nach ihrem elektromotorischen Verm\u00f6gen geordnet sind; die Art, wie diese Bestimmungen gemacht wurden, erhellt indefs nicht mit vollkommener Deutlichkeit. Nur so viel ist gewifs, dafs dabei, der Bequemlichkeit in vielen F\u00e4llen halber, die zu pr\u00fcfenden K\u00f6rper nicht mit den Nerven und Muskeln selbst, sondern mit verschiedenen Punkten feuchter Unterlagen der Nerven in Ber\u00fchrung gebracht wurden, wozu vornehmlich nasse Schwammst\u00fccke dienten (S. 95. 96). Fernere zahlreiche Anwendungen derselben Grunds\u00e4tze siehe S. 76 \u2014 79. 90 bis 95. 101. 109. 165 des PrAFF\u2019schen Werkes. In Betreff seiner damaligen Theorie will ich nur bemerken, dafs er die Ursache der Oeff-nungszuckung in der pl\u00f6tzlichen Wiederherstellung des nat\u00fcrlichen elektrischen Gleichgewichtes der Kette suchte, welches w\u00e4hrend der Dauer des Schlusses gest\u00f6rt sei, und dafs er die ungleichen Wirkungen je nach der Vertlieilung der Metalle durch die verschiedene Kraft erkl\u00e4rte, mit der die sich ausbreitende Elektricit\u00e4t auf die Nerven in den Muskeln selbst und in dem Nervenstamme zu wirken verm\u00f6ge (S. 362. 364).\nIn einer am 26. M\u00e4rz 1795 der Akademie von Bologna mitge-theilten lateinischen Abhandlung Bala am\u2019s macht dieser darauf aufmerksam, dafs wenn man von beiden Nerven eines nach seiner Vorschrift zubereiteten Frosches, den einen mit Zinn oder Zink, den andern mit Gold oder Silber belege, beim Verbinden der ungleichartigen Metalle durch den Bogen die Zuckungen in der auf die erstgenannte Weise bewaffneten Gliedmafse st\u00e4rker und ausdauernder seien, als in der andern. Derselbe Unterschied gebe sich kund, wenn man Nerv und Muskel auf die gew\u00f6hnliche Weise mit Metallbelegen versehe, je nachdem das positive oder das negative Metall am Nerven liege. 1\nliier folgen endlich einige, von Philipp Michaelis unabh\u00e4ngig von Pfaff angestellte Versuche, in denen von zweien zugerichteten Fr\u00f6schen, deren Schenkel sich ber\u00fchrten, und deren Nerven beziehlich mit Gold und Zink bewaffnet waren, beim Schliefscn zwischen den Metallen nur der letztere zuckte; hingegen zuckten beide, wenn die Nerven des einen auf dem Schenkel des andern ruhten und die Metalle sich zwischen den Nerven dieses und dem Schenkel des ersteren, das Zink am Nerven und das Gold an den Muskeln, befanden. Die Beziehung der\n1 Op\u00e9r\u00e9 \u00e9dite et in\u00e9dite del ee. Galvani. Appendice al Rapporto, p. 66. \u2014 S. auch schon Supplemento al Tratlato dell\u2019 uso ec. In, p. 295, vom Jahre 1794. \u00bbSi \u00bbsono puv'esse\u00bb ... (le contrazioni) ... \u00bbeccitate alternando eziandio le armature, cio\u00e8 applicando la foglia d'oltnne al nervo, e quella di stagno al muscol\u00f6, \u2022nta d\u2019ordinario sono state meno pronle ad insorgere e uieiio vigorose. \u00ab","page":312},{"file":"p0313.txt","language":"de","ocr_de":"und (ii) Rittek's fr\u00fchere Arbeiten \u00fcber dus Gesetz der Zuckungen. 313\nTrennungszuckung, die er gleichwohl hei einer anderen Gelegenheit erkannt halte, zur aufsteigenden Str\u00f6niungsrichtung ist Michaelis entgangen. 1\n(it) Ritter\u2019s Arbeiten \u00fcber das Gesetz der Zuckungen.\nRitter\u2019s erste hier einschlagcndc, selbst\u00e4ndig gemachte 2 Erfahrungen finden sich in den Nachtr\u00e4gen zum zweiten Bande von v. Humboldt's Werke: \u00bb Versuche \u00fcber die gereizte Muskel- wul Nerven-\u00bbfcisem mitgetheilt. Er beobachtete die Trennungszuckung hei dem GALVANi\u2019schen Versuch ohne Metalle und den Versuchen ohne Ketteu-verband, und entdeckte das Vorwiegen derselben hei der aufs Leigenden Stromesrichtung. (A. a. 0. S. 442. 443. \u00b0)\nAusgedehnte und durch zahlreiche schematische Abbildungen erl\u00e4uterte Er\u00f6rterungen \u00fcber diese Erscheinung enth\u00e4lt sodann sein schon mehrerw\u00e4hnter \u00bbBeweis, da\u00df ein best\u00e4ndiger Galvanismus den Le-\u00bbbensprocess in dem Thierreich begleite, \u00bb aus denen ich folgende Punkte hervorhebe.\nDie gew\u00f6hnliche Art des Versuchs erstens, welche sp\u00e4ter h\u00e4ufig Vorkommen wird, versinnliche ich durch Uebcrtragung der elften Figur von Ritters erster Kupfertafel in unsere Fig. 16. Die Dreiecke stellen bekanntlich die Schenkel, die daran befindlichen Stiele die Nerven, die St\u00fccke Z und S die ungleichartigen Metalle vor. Der Strom ist absteigend in dem mit dem positiven Metalle armirten Nerven, aufsteigend in dem andern. So geniefst man den Vorthei], bei einer Schliessung oder einer Oeffnung der Kette den Erfolg sogleich f\u00fcr beide Str\u00f6mungsrichtungen \u00fcbersehen zu k\u00f6nnen.\nRitter fand, dafs bei grofscr Erregbarkeit kein Unterschied in der St\u00e4rke der Zuckungen obwalte; dafs hingegen bei sehr gesunkener endlich nur noch die Schliefsungszuckung bei absteigendem Strome \u00fcbrig bleibe. (A. a. 0. S. 46. 47.) Auch Ketten aus einem metallischen und einem feuchten Leiter z. \u00df. Chlorwasser, aufgel\u00f6ster arseni-ger S\u00e4ure, u. d. m. gaben Anlafs zu derselben Wahrnehmung (S. 53). Auch hier findet sich der Gedanke ausgesprochen und theilweise durchgef\u00fchrt. diese Eigenth\u00fcmlichkeit zur Bestimmung der Str\u00f6mungsrichtung oder desjenigen anzuwenden, was wir jetzt als solche bezeichnen w\u00fcrden (S. 65 ff.). Wie Pf aff, haben sich \u00fcbrigens Ritter gleichfalls rnregclm\u00e4fsigkeiten der Art dargeboten, dafs er gerade das Umgekehrte\n1 Gren\u2019s Neues Journal der Physik. 1797. Bd. IV. S. 9 ff. (September 1796).\n* Beweis, dafs ein best\u00e4ndiger Galvanismus u. s, \\v. S. 51. *","page":313},{"file":"p0314.txt","language":"de","ocr_de":"314\t2. Abschn Kap. II. \u00a7. III. 2(n). Volta, die Commission des\nvon dem wahrnahm, was nach dem aufgestellten Gesetze der Fall sein sollte 1 * (S, 101). Was die Theorie anlangt, so geschieht der betr\u00e4chtliche Fortschritt, dafs der Grund der Erscheinung nicht mehr in der Bewegungsweise der galvanischen oder elektrischen Fl\u00fcssigkeit gesucht wird, sondern in einer wesentlichen Eigenschaft der organischen Gebilde selbst (S. 48).\nAnwendungen dieser Grunds\u00e4tze, wodurch aber die uns hier angehende Sache an und f\u00fcr sich nicht gef\u00f6rdert wird, finden sich ferner in Ritter\u2019s: \u00bbBeweis dafs die Galvanische Action oder der Ga/ca-\u00bb nisrnus auch in der Anorgischen Natur m\u00f6glich und wirklich sei. \u00aba Beachtung verdient jedoch der Umstand, dafs Ritter liier dieselben Versuche an den blofsen Nerven anstellt, was, wie man sich erinnert, Pfaff mifsgl\u00fcckt war. (A. a. 0. S. 126.) Der Erstbesitz dieses Erfolges geb\u00fchrt indefs Volta.\nEs w\u00e4re in der That wunderbar, wenn dieser Kreis von Erscheinungen Volta\u2019s Scharfblick g\u00e4nzlich entgangen w\u00e4re. In seinem zweiten Briefe an \u00e4ldim (Como, Aprile 1798) hat er seine Beobachtungen dar\u00fcber niedergelegt. 3 Zun\u00e4chst vers\u00e4umt er nicht jenen \u00e4lteren Versuch mit der Ki-EisTschen Flasche damit in Zusammenhang zu bringen, was bereits oben von uns geschehen ist. Er findet sodann, dafs bei geh\u00f6rig zugerichteten Fr\u00f6schen die Zuckungen weit st\u00e4rker sind, wenn das Zinn sich am oberen Theile der Ischiadnerven, das Silber, Messing oder Eisen aber an ihrem unteren Theile, oder den Muskeln befinden, als wenn die Verkeilung dieser Metalle die umgekehrte ist. Ist das Thier bereits sehr geschw\u00e4cht, so wirkt der aufsteigende Strom gar nicht mehr, oder es erscheint eine Trennungszuckung. Von dieser giebt er allerdings eine seltsame Erkl\u00e4rung: \u00bber stellt sich n\u00e4mlich vor, \u00bbwie bei der Trennung des leitenden Kreises dem so eben noch existi-\u00bbrenden elektrischen Strom sich pl\u00f6tzlich ein Ilindernifs entgegenstellt, \u00bbwas ihn n\u00f6thigt, gegen dasselbe anzustofsen, sich zur\u00fcckzuziehen, \u00bbund in der umgekehrten Richtung, einer zur\u00fcckgeworfenen Welle \u00bbgleich sich zur\u00fcckzust\u00fcrzen, aus welchem Grunde, wo zuvor .... \u00bbder Strom sich in der nicht g\u00fcnstigen Richtung .... ergofs, er jetzt \u00bbim Augenblick seines Hindernisses und Anstofses, .... in der g\u00fcnsti-\u00bbgen, und daher zur Hervorbringung von Contractionen geschickten \u00bbRichtung zur\u00fcckfliefsen mufs. \u00ab 4 Schliefslich beschreibt Volta noch\n1 Vergl. Ritter\u2019s Beitr\u00e4ge u. s. w. Bd. II. St. 3. 4. S. 72.*\n5 Ebendas. Bd. I. 1800. St. I. S. 126. 193. 220. *\n3\tRitter\u2019s Beitr\u00e4ge u. s. w. Bd. II. St. 3. 4. S. 43. Amn. *\n4\tVergl. Collezione delT Op\u00e9r\u00e9 ee. t. II. p. II. Brief an Banks, p. 119; \u2014 Memoria suif Idenlila ec. p. 219. Nota, * Dieselbe Ansicht findet sich noch in der","page":314},{"file":"p0315.txt","language":"de","ocr_de":"Instituts und Lehot \u00fcber das Gesetz der Zuckungen,\tyj;j\nmehrere zierliche Arten, den Versuch mit einem und zweien Fr\u00f6schen anzustellen. In der Uebereinstimmung der Erscheinungen, die der Strom der einfachen Kette und der Schlag der Ki\u00c6isT\u2019schen Flasche hervor-Lringt, sieht er nat\u00fcrlich, und mit Recht, eine neue Best\u00e4tigung seiner Ansicht von der Einerleiheit von Elektricit\u00e4t und Galvanismus.\nEine hiehergeh\u00f6rige Erfahrung, wobei von zweien mit ihren Nerven verbundenen, mit ihren Muskeln beziehlich auf Silber und Blei ruhenden Schenkeln beim Schliefsen zwischen beiden Bewaffnungen mittelst eines Bogens aus einem beliebigen Metalle der auf Silber, beim Oeffnen der auf Blei liegende Schenkel zuckte, machte die Commission des National-Institutes, bestehend aus Coulomb, Foukcroy, Vauquelin, Halle u. a., welche im Flor\u00e9al und Prairial des Jahres V (Fr\u00fchling 1797) experimentirte und deren in's Deutsche \u00fcbersetzter Bericht Ritters \u00bb Beitr\u00e4ge\u00ab er\u00f6ffnet. 1\nNicht einmal in Frankreich kommt somit Leiiot der Erstbesitz dieser Thatsachen zu. Seine Arbeit ward dem National-Institute im Plu viose des Jahres IX (Januar und Februar 1801) vorgelesen. 3 Sie enth\u00e4lt nichts Neues, als dafs das Quecksilber mit in den Kreis der Versuche gezogen wird (Gilbert\u2019s Annalen der Physik a. a. 0. S. 190) und dafs sich Lehot, wie sp\u00e4ter Jakobi in der Frage vom Schliessungsfunken, 3 zur sicheren Bewerkstelligung des Oeffnens und Schlies-sens einer Schraubenvorrichtung, n\u00e4mlich einer in eine feine Spitze auslaufenden Schraubenspindel von Zink mit Silberanschlag bediente, wodurch allerdings der Verdacht auf wiederholtes Schliefsen beim Oeffnen fortf\u00e4llt (S. 192). Bemerkenswerth ist die Art, wie Lehot die Oeffnungs-zuckung zu erkl\u00e4ren sucht, da sie viel sp\u00e4ter noch mehrmals wiederkehren wird. Er glaubte, dafs sich die galvanische Fl\u00fcssigkeit bei aufsteigendem Strome an dem Punkte des Nerven anh\u00e4ufe, wo sie aus demselben in seine Bewaffnung auszutreten strebe; diese Anh\u00e4ufung sollte, seiner Vorstellung nach, mit abnehmender Erregbarkeit zunehmen, und der R\u00fcckflufs der solchergestalt gefangenen Portion sei es, der bei Unterbrechung des Stromes die Oeffnungszuckung bewirke,\n1814 von Configliachi herausgegebenen, bereils oben S. 36 und S. 93 erw\u00e4hnten Schrift: \u00bbL\u2019Identitk del lluido elettrico col cosi detto fluido galvanico ec.\u00ab (Pavia, 4\u00b0, p. 105. \u00a7.80.*) ausgesprochen; es ist a. a. 0. schon bemerkt worden, dafs dieselbe als der Ausdruck von Volta\u2019s damaligen Meinungen gelten kann.\n1\tS. daselbst. Bd. I. 1800. St. I. S. 55. 56. *\n2\tAnnales de Chimie. An IX. t. XXXVIII. p. 42. * \u2014 Gilbert's Annalen der Physik. 1801. Bd. IX. S. 188. * \u2014 Reikhold\u2019s Geschichte des Galvanismus u. s. w, S. 104. *\n3\tPoggesdorff\u2019s Annalen u, s. w. 1838. Bd, XLIV. S. 033, *","page":315},{"file":"p0316.txt","language":"de","ocr_de":"316 '2, Ab sehn, Kap. II. \u00a7.lll. 2 ( n). Tkeyibanus, und Ritters\nindem er die Nerven in absteigender Richtung treffe, welche der Hervorbringung der Muskelbewegung g\u00fcnstiger sei (S. 197).\nIn dieselbe Zeit f\u00e4llt eine theilweise auf unsern Gegenstand Bezug habende Untersuchung von G. R. Treviranus, die ihn zu dem Ergeb-nifs f\u00fchrt, \u00bbdafs die Zuckungen der Muskeln hei der Scldiefsung der \u00bbKette heftiger sind, als hei der Oeffnung derselben, wenn das Zink \u00bbden Nerven und das Silber den Muskel bewaffnet, und schw\u00e4cher bei \u00bbder Scldiefsung derselben, wenn die Ordnung der Kettenglieder die \u00bbentgegengesetzte von jener ist.\u00ab Allein Treviranus weist zugleich nach, dafs hei diesen Versuchen viele noch ungedeutete Unregelm\u00e4fsig-keilen Vorkommen, welche es unm\u00f6glich machen, ein wirklich durchgreifendes Gesetz f\u00fcr dieselben aufzustellen; die Ursache derselben sowohl als der Erscheinung in ihrer urspr\u00fcnglichen Gestalt sucht der Verfasser der \u00bb Biologie\u00ab begreiflich in den verschiedenen Zust\u00e4nden der thicrisehen Organe selbst. 1\nNichtsdestoweniger sehen wir bald darauf Ritter in seinem Brief an Gilbert vom 1. Januar 1804 die galvanische Spannungsreihe der .Metalle mit H\u00fclfe der Zuckungen in der zuerst von Pf aff, dann von ihm selbst vorgeschlagenen und schon zum Tlieil erprobten Weise untersuchen. 2 Dies geschieht, seinem Rathe nach, am besten, indem man die unteren Extremit\u00e4ten, und zwar sehr kleiner und junger Fr\u00f6sche, so zurichtet und anordnet, dafs die Schenkel einander ber\u00fchren, w\u00e4hrend die zu pr\u00fcfenden Metalle zwischen die sonst A'on einander isolirten Nerven gebracht werden. Es ist die bereits oben aus seinen Tafeln in unsere Fig. 16 \u00fcbertragene Anordnung. Man untersucht zun\u00e4chst mit Zink und Silber, oh in der That der Frosch tauglich sei, d. h. oh der mit Zink am Nerven bewaffnete Schenkel die Schliefsungs-, der andere die Oeffnungszuckung giebt. Ist dies der Fall, so kann man sicher sein, dafs, wenn hei Anwendung eines Mc-talles von bekannter und eines andern von unbekannter Stellung in der Spannungsreibe heim Schliefsen der Schenkel zuckt, der mit dem letzteren bewaffnet ist, dasselbe sich positiv gegen das erstere verh\u00e4lt; zuckt der andere Schenkel, so verh\u00e4lt es sich negativ. Beim Oeffnen der Kette gelten die entgegengesetzten Regeln. Die auf diesem Wege bestimmte Spannungsreilie kam mit der mittelst des Condensators und noch auf zwei andere Arten mit H\u00fclfe des Frosches gewonnenen v\u00f6llig \u00fcberein; und'es verdient bemerkt zu werden, dafs dies auch f\u00fcr die\n1 Gilbert\u2019s Annalen der Physik. 1801. Bd. VIII. S. 44. *\na Ebendas., 1804. Ed. XVI. S. 295. * \u2014 Derselbe Aufsatz findet sich abgedruckt in Ritter\u2019s \u00bbphysisch-chemischen Abhandlungen in chronologischer Folge.\u00ab Leipzig 1806. Bd. II. S. 219 ff. *","page":316},{"file":"p0317.txt","language":"de","ocr_de":"nachmalige Arbeiten \u00fcber das Gesetz der Zuckungen.\n317\nvon Volta, Pfaff und Seebeck aufgestellten Condensatorreihen, wie auch f\u00fcr die sp\u00e4ter durch den Multiplicator ermittelten von Pouillet, Poggendorff , Marianim, Humphry Davy und Anderen der Fall ist, wie man aus der Tafel zu S. 106 von Fechner's \u00bbLehrbuch\u00ab zu ersehen vermag.\nInzwischen hatte Ritter, vorz\u00fcglich im Winter 1798, eine ausgedehnte Untersuchung \u00fcber das Gesetz der Zuckungen unternommen, um endlich Herr jener mehrerw\u00e4hnten Unregelm\u00e4\u00dfigkeiten zu werden. Ein kurzer Ahrifs seiner Ergebnisse findet sich bereits als Beilage zu dem letztangef\u00fchrten Aufsatze mitgetheilt. 1 In gr\u00f6fster Ausf\u00fchrlichkeit sind dieselben jedoch im dritten und vierten St\u00fccke des zweiten Bandes seiner \u00bbBeitr\u00e4ge\u00ab unter dem Titel dargelegt: \u00bbDarstellung des Gegensatzes zwischen Flexoren und Extensoren, und ihren Erregbarkeiten, wie ihn Galvanische Versuche geben, und Reduction desselben auf einen andern neuen \u00fcberall verbreiteten Gegensatz.\u00ab A. a. \u00fc. S. 70.\u201c Mit vielen schematischen Abbildungen.\nWenn bereits die Ueherschrift dieser Abhandlung davon zeugt, dafs ihr Urheber unter dem verderblichen Einfl\u00fcsse der damals in Deutschland herrschenden Philosophie stand, so ist leider der Inhalt derselben wenig geeignet, das dadurch erweckte Mil's trauen wieder ein-zuscld\u00e4fern. Man sieht Ritter, anstatt den Methoden zu huldigen, deren Erfolge er in Volta\u2019s Entdeckungen so sprechend vor Augen hatte, als willigen Adepten jener vermeintlich h\u00f6heren Physik, nach Analogieen und Gegens\u00e4tzen haschen, und statt in der mechanischen, in der idealistischen Construction der Erscheinungen ihr Verstandiiif's suchen.\nRitter glaubte entdeckt zu haben, dafs es zwei Erregbarkeiten gehe, eine \u00bbgeringere, bedingte, endliche,\u00ab die der Beuger, und eine \u00bbbetr\u00e4chtlichere, unbedingte, unendliche,\u00ab die der Strecker. Gleich nach dem Tode, in dem dem unversehrten Lehen \u00e4hnlichsten Zustande, waltet die Erregbarkeit der Beuger vor, di. der Strecker ist ganz in den Hintergrund gedr\u00e4ngt. Je mehr die thierischen Glieder absterben, um so mehr tritt die Erregbarkeit der Beuger zur\u00fcck, die der Strecker hervor. Es kommt eine Stufe, wo beide gleich sind, dann sinkt die der Beuger schnell, die der Strecker dauert, nach Ritter\u2019s Vorstellungsweise, ins Unendliche fort, so lange noch ein Rest von Structur im Organe vorhanden ist: mit einer S\u00e4ule von beliebig vielen Lagen w\u00fcrde man einen Frosch in einem beliebigen Zustande der Verwesung noch zum Zucken\n1 ELendas., S. 320 ff.; - 1805. Bd. XIX. S. 4 ff. * \u2014 Physisch-chemische Abhandlungen u. s. w. S. 246 ff. *","page":317},{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"3lS\n2. Abschi. Kap. II. \u00a7. III. 2 (n). Ritter\u2019#\nbringen k\u00f6nnen: die Zuckung w\u00fcrde aber eine Streckung sein! Die Erregbarkeit der Beuger entspreche dem negativen Pole, oder der aufsteigenden Str\u00f6mungsrichtung, die der Strecker zeige das entgegengesetzte Verhalten, so dafs jede Art von Muskeln ausschliefslich auf den einen ihr zugeh\u00f6rigen Reiz antworte. Die bedingte Erregbarkeit der Beuger sei aber nur verm\u00f6gend, auf eine gewisse Stromst\u00e4rke zu antworten, sie sei von endlicher Capacit\u00e4t: wirke daher ein Strom auf einen Nerven, der zugleich Streckungs- und Beugungsfasern enthalte, so werfe er sich zuerst mit seiner ganzen Kraft auf die letzteren, und bringe eine ihrer Capacit\u00e4t entsprechende m\u00f6glichst starke Erregung hervor; mit der \u00fcbrigbleibenden Kraft nur wende er sich sodann an die Streckfasern. 1 Daraus entspringt, im Verein mit der nicht weiter gedeuteten Einerleiheit der Wirkung eines einhrechenden aufsteigenden und eines aufh\u00f6renden absteigenden Stromes, das in Rede stehende Gesetz der Zuckungen, wie sogleich erhellen wird.\nRitter unterscheidet nach dem Tode f\u00fcnf oder besser sechs Stufen der Erregbarkeit, welche in allm\u00e4ligen Ueberg\u00e4ngen aufeinander folgen und den Gang der Erscheinungen bestimmen. Ich ziehe f\u00fcr die Mittheilung derselben vor, anstatt Ritter\u2019s schematische Abbildungen wiederzugeben, seine Angaben in eine tabellarische Uebersieht zu bringen, denen \u00e4hnlich die Ritter selbst anderw\u00e4rts von entsprechenden Erfahrungen auf subjectivem Gebiet, und auch Nobili von seinen hieher-geh\u00f6rigen Ergebnissen aufgestellt hat [S. unten (v, vi)], wodurch uns der Vergleich beider in der Folge erleichtert werden wird.\n1 Hier ist augenscheinlich ein Fehler in der Construction, den auch bereits 1\u2019faff aufgedeckt hat (Pfaff, Scheel und Rcdolfhi, Nordisches Archiv f\u00fcr Naturkunde, Arzneywissenschaft und Chirurgie. Bd. IY. St. 3. No. xii. 1805. S. 16*), ' da die Vertheilung des Stromes auf Streck- und Beugefasern nach der Capacitat der letzteren gar keinen Sinn hat, nachdem bereits bevorwortet worden ist, dafs auf jede Faserklasse durchaus nur eine Str\u00f6mungsrichtung verm\u00f6gend sei.","page":318},{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"Gesetz der Zuckungen.\n319\nRitter\u2019s Gesetz der Zuckungen.1 (1798-1805).\t\tAbsteigender Stro in.\tAufsleigender Strom.\n\tSchliefsung.\tRuhe.\tBeuger zucken.\nI.\tOeffnung.\tBeuger zucken.\tRuhe.\nII.\tSchliefsung.\tStrecker zucken schwach.\tBeuger zucken.\n\tOeffnung.\tBeuger zucken.\tRuhe oder Strecker zucken schwach.\n\tSchliefsung.\tStrecker zucken.\tBeuger zucken.\nIII.\tOeffnung.\tBeuger zucken.\tStrecker zucken.\nIV.\tSchliefsung.\tStrecker zucken.\tBeuger zucken schwach.\n\tOeffnung.\tBeuger zucken schwach.\tStrecker zucken.\n\tSchliefsung.\tStrecker zucken.\tRuhe.\nV.\t1 Oeffnung.\tRuhe.\tStrecker zucken.\nVI.\tSchliefsung.\tStrecker zucken schwach.\tRuhe.\n\t1 Oeffnung.\tRuhe.\tRuhe.\nMan sicht, das Gelungene dieses Schema\u2019s besteht, in dem Sinne der damaligen Zeit, darin, dafs die Ph\u00e4nomene, aus ihrer scheinbar gesetzlosen Ungebundenheit, rein auf das Bild eines vollendeten Gegensatzes zur\u00fcckgef\u00fchrt sind. In der That, betrachtet man den dritten Zustand, wo v\u00f6lliges Gleichgewicht nach allen Seiten hin stattfindet, als den mittleren, wie Ritter pflegte, so reihen sich nach dem Leben und nach dem Tode hin die einander entsprechenden Stufen II und IV,\n' Nach der Abhandlung in den Beitr\u00e4gen a. a. 0. S. 73\u201473. 96. 97. In Gilbert\u2019s Annalen a. a. 0. S. 321. 322. ist die Ordnung der Erscheinungen etwas verschieden angegeben.","page":319},{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"320\t-2- Ab sehn. Kap. II. \u00a7. 111. 2 (n) Ritter's fernere Bemerkungen\nI mid V, in gef\u00e4lliger Symmetrie an, weshalb auch Ritter des sechsten Zustandes, welcher unbequemerweise diese Ordnung st\u00f6ren kommt, nur im Vor\u00fcbergehen gedacht haben mag. Der Zustand V ist derjenige, der zur Bestimmung der Str\u00f6mungsrichtungen angewandt wird. Fr\u00fcher als der normale angesehen, findet er sicli jetzt an die Grenze der schwindenden Erregbarkeit versetzt. Die sonst als r\u00e4thselhafte Ausnahmen angesprochenen F\u00e4lle I und 1! haben dagegen seine Stelle eingenommen, und der Sprung zwischen beiden ist durch geeignete, neu beobachtete Uebergangsl'ormen vermittelt.\nNicht jeder Frosch durchl\u00e4uft, nach Ritter, diese ganze Stufenleiter der Erregbarkeit. Vielmehr k\u00f6nne man ihn, je nach seinen Zust\u00e4nden w\u00e4hrend des Lehens, seiner Todesart, der Behandlung nach dem Tode u. s. f. bei den ersten Versuchen sogleich auf einer der tieferen Sprossen derselben an treffen. Nie sehe man einen Froschschenkel, auch nur theilweise, die umgekehrte Reihefolge der Erscheinungen durchmachen. Im Winter und vor der Zeit der Begattung f\u00e4nde man fast alle Fr\u00f6sche auf der Stufe I; mit der Begattung sinken sie pl\u00f6tzlich auf III, zum wenigsten auf II herab, den Sommer \u00fcber erhalten sie sich theils auf 111, theils kommen sie auch auf IV herab, selten bis V. Gegen den Herbst (was mit Jou. Miller\u2019s Beobachtungen stimmt) gebt die Erregbarkeit wieder von III nach II, von IV nach III oder II, von V nach IV, III oder II zur\u00fcck; schon ein kalter Tag kann sie sogleich um etwas, und zuweilen auch um viel zur\u00fcckbringen; und kurz vor dem wirklichen Winter sind und halten sie sich gemeinhin wieder ganz in der N\u00e4he des Zustandes, den ihnen dieser selbst w\u00e4hrend ihres Schlafes geben soll, in der von I. Dies ist f\u00fcr Fr\u00f6sche mittlerer Gr\u00fcfse und Alters, wie man sie am gew\u00f6hnlichsten erh\u00e4lt, ohngef\u00e4hr der Gang. Sehr junge und ganz alte beschreihen ebenfalls den ihrigen. Bei beiden scheint er selten, am wenigsten bei letzteren, bis nach 1 zur\u00fcckzugehen, sondern mehr sich in den Grenzen von III, h\u00f6chstens 11 bis V zu erhalten. Daher wohl die oben gegebene Regel, sich junger Fr\u00f6sche zur Bestimmung von Str\u00f6-mungsrichtungcn zu bedienen. Je h\u00f6her man in der Thierreihe hinaufsteige, um so Liefere Stufen aus der Reihe der Erregbarkeiten b\u00f6ten sich dar. Die Stufe I werde nur bei Amphibien, bei Fischen h\u00f6chstens der Zustand III angetroffen. Noch so schnell zugerichtete S\u00e4ugthiere zeigten h\u00f6chstens IV, V\u00f6gel niemals mehr wie V, ebenso abgesetzte Gliedmafsen von Menschen. 1 Auch an ganzen theils unversehrten,\n1 Gilbert\u2019s Annalen der Physik. A. a. 0. S. 323. 334. * \u2014 Beitr\u00e4ge u. s. vv. A. a. 0. S. 80. *","page":320},{"file":"p0321.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber das Gesetz der Zuckungen.\n321\ntheils wenigstens nicht mit freigelegten Nerven zugericlitetcn Thieren sucht Ritter, meist durch dahinzielende Deutung der Beobachtungen Anderer, jedoch, wie er selber gesteht, mit geringem Erfolge, sein Gesetz nachzuweisen. 1\nJe st\u00e4rker der Strom sei, eine um so tiefere Nummer der obigen Stufenleiter werde beobachtet. Diese auffallende Angabe beruht darauf, dafs durch die Anwendung st\u00e4rkerer Str\u00f6me die Erregbarkeit so schnell deprimirt werde, dafs dadurch die Vcrgr\u00f6fserung des andern Factors des Productes Erregung, der Stromst\u00e4rke seihst n\u00e4mlich, 2 \u00fchercompen-sirt erscheinen k\u00f6nne. Bei st\u00e4rkeren einfachen Ketten ist deshalb die Depression noch nicht dauernd vorhanden. H\u00e4tte man z. B. mit Zink-Zinn den Zustand III gehabt, so w\u00fcrde Zink-Reifsblei den Zustand IV, ja vielleicht sogar schon den V geben, w\u00e4hrend eine schw\u00e4chere, z. B. Eisen-Kupferkette, statt III, die Stufe II, ja gar I gezeigt haben w\u00fcrde. Daher vor einer S\u00e4ule aus 50 bis 100 Zinkkupferplattenpaaren kein einziger, seihst der allererregbarste Frosch, die Erscheinungen I, nicht einmal die II, sondern h\u00f6chstens die III, weit gew\u00f6hnlicher nur die IV und V gebe, wenn er gleich den Augenblick vorher die ersteren mit einer einfachen Kette aus Kupfer und Zink, ja Zink und Reifsblei, aufs Beste gezeigt habe (Annalen u. s. n. S. 327). Aus eben dem Grunde empfiehlt Ritter, zugeriehtetc Fr\u00f6sche, die man schnell und sicher behufs Bestimmungen der Str\u00f6mungsrichtung auf die Stufe V versetzt zu haben w\u00fcnsche, dem Strome einer Volta\u00efschen S\u00e4ule preiszugehen. (Ebendas., Anm.)\nEndlich ist noch Folgendes zu erw\u00e4hnen. Valli hatte bereits gefunden, dafs, wenn die Zuckungen, bei einer bestimmten Anordnung der einfachen Kette, dem Verschwinden nahe sind, man sie dadurch wieder zu beleben im Stande sei, dafs man mit der Bewaffnung des Nerven an demselben hinunter, nach dem Muskel zu r\u00fccke. 3 4 Das Leben der Nerven sei also ihrer Ausbreitung tiefer innewohnend als ihrem Frsprunge. Dieselbe Erscheinung beobachtete Pfaff, 4 schrieb sie jedoch der ungleichm\u00e4fsigen Austrocknung der Nerven zu. Ritter, der sie bald darauf gleichfalls best\u00e4tigte, nahm die Valli\u2019scIic Deutung\n1 Beitr\u00e4ge u. s. w. A. a. 0. S. 145 ff. *\n* Von diesen \u00bbModificalionen der Erregbarkeit durch geschlossene Ketten \u00ab wird unten noch ausf\u00fchrlich die Hede sein m\u00fcssen. S. (\\i) B. a.\n3\tReinhold Geschichte des Galvanismus u. s. \\v. S. 38. 40. F\u00fcnfter und achter Brief; 1792.*\n4\tGren\u2019s Journal der Physik. 1794. Bd. VIII. S. 214;* \u2014 Heber thierisclic Elektricit\u00e4t u. s. w. S. 23. 24. 25. 31. * \u2014 Gehlkk\u2019s physikalisches W\u00f6rterbuch, Bd. IV. Ablh. H. S. 714 *\n21","page":321},{"file":"p0322.txt","language":"de","ocr_de":"322\t2. Abschn. Kap. II. \u00a7. 111. 2 (n). Das Valu -RiTTF.idfc/ie\nwieder auf, 1 und ihm ist man darin seither immer unbedingt gefolgt, ohne jedoch, meines Wissens, die Betrachtung anzustellen, die zuerst noting gewesen w\u00e4re, ehe mau sich so entschieden in diesem Sinne h\u00e4tte aussprechen d\u00fcrfen. In der That blich hier aufser der Theorie des Austrocknens, von der ich nicht reden will und die leicht thal-s\u00e4chlich zu pr\u00fcfen war, eine dritte Erkl\u00e4rungsweise offen. Die Erscheinungen des VALLi\u2019schen Gesetzes lassen sich ebensowohl begreifen, wenn man sich vorstellt, dafs mit abnehmender Leistungsf\u00e4higkeit des Nerven auf allen Punkten, die L\u00e4nge desselben, auf welche hin die Erregung noch Zuckung hervorzubringen vermag, gleichfalls abnimmt, so dafs man dem Punkte, den sie noch wirksam erreichen soll, n\u00e4her r\u00fccken mufs, um noch dergleichen wahrzunehmen. Indessen gewinnt jene urspr\u00fcngliche Deutung eine m\u00e4chtige St\u00fctze an dem aufser allem Zweifel stehenden NystiWsehen Gesetze, nach welchem die Todtenstarre, der Tod der Muskeln, 2 von den dem Gehirne n\u00e4her gelegenen Theilen des Thieres nach den entfernteren zu fortschreitet. 3 Das Nyste.n\u2019scIic Gesetz, im Verein mit dem VAixi\u2019schen, lehrt die Reihefolge der Augenblicke des Absterbens der verschiedenen Muskeln und der verschiedenen Stellen des gesannnten Nervensysteuies kennen. Der Tod kriecht die Hirnr\u00fcckenmarksaxe entlang von oben nach unten zu fort, und nach Valu und Ritter ebenso in jedem einzelnen Nerven von seinem Urspr\u00fcnge nach seiner Ausbreitung hin. Wo auf diese Weise das Absterben die \u00e4ufserste Ausbreitung der Nervenr\u00f6hren im Muskelgewebe erreicht hat, h\u00f6rt der Muskel auf, der Zusammenziehung f\u00e4hig zu sein, und wird todtenstarr.\nAuf diese Weise war ein sehr klares Bild von dem Vorg\u00e4nge beim Absterben gewonnen; aber neuere Versuche von Matte\u00fccci treten st\u00f6rend dazwischen. Dieser hat den Gedanken gefafst, zu untersuchen, wie sich das VALLi\u2019sche Gesetz f\u00fcr die elektrischen Empfindungen, statt f\u00fcr die Zuckungen stellen w\u00fcrde. Er nagelt einen Frosch mit seinen vier Pfoten den Bauch gegen ein Brett auf, und entfernt auf der einen Seite alle Theile des Oberschenkels bis auf den Nervenstamm, Auf diesen l\u00e4fst er den aufsteigenden Strom einer f\u00fcnfzehnpaarigen Trogvorrichtung wirken. Im Augenblick des Schliefsens schreit der Frosch laut auf, welches auch der Punkt des Nerven sei, den die\n1 Beweis, dafs ein best\u00e4ndiger Galvanismus u. s. w. S. 127. *\n* S. unten, 3. Abschn., Kap. V. \u00a7. i.\n3 Recherches de Physiologie et de Chimie pathologiques pour faire suite a celles de Bichat sur la Vie et sur la Mort. Paris 1811. p. 386. 387; 393 (an Fischen).* \u2014 Vergl. \u00fcbrigens hier p. 38 eine jedoch keinesweges einspruchsfreie Bew\u00e4hrung des VAT.u\u2019schcn Gesetzes mittelst Reizung auf mechanischem Wege.","page":322},{"file":"p0323.txt","language":"de","ocr_de":"Gesetz der Abnahme der Reizbarkeit.\n323\nbeiden um 3 \u2014 4n,m auseinandergehaltenen Enden der Ivette ber\u00fchren. Nach 5 jedoch findet sicli bereits, dafs der Frosch minder stark schreit, wenn die Enden nahe der Kniekehle, als wenn sie nahe dem R\u00fcckenmarke angelegt werden. Nach abermals 5 ' schreit der Frosch in dem ersten Falle gar nicht mehr, in dem zweiten nach wie vor. Bei Anwendung des absteigenden Stromes findet Matteucci das umgekehrte Gesetz f\u00fcr die dann erfolgenden Zuckungen g\u00fcltig. Er zieht daraus den Scldufs: \u00bbLa portion du nerf qui, lors de l'introduction du cou-\u00bbrant direct, excite des contractions, s\u2019\u00e9loigne d\u2019autant plus de son \u00bborigine que l\u2019animal s\u2019affaiblit; et inversement la portion du nerf qui, \u00bblors de l\u2019introduction du courant inverse, produit une sensation dou-\u00bbloureuse, s approche d\u2019autant plus de l\u2019origine du nerf que l\u2019animal \u00bb s affaiblit. \u00ab 1 Von der hier ins Spiel kommenden besonderen Beziehung der aufsteigenden Str\u00f6mungsrichtung zur Erregung von Empfindungen wird unten [S. (v)J die Rede sein. Im Essai etc. p. 27 findet sich derselbe Versuch, jedoch mit der Ab\u00e4nderung mitgetheilt, dafs die beiden Str\u00f6mungsrichtungen jede auf einen bestimmten Ischiadnerven des Frosches angewendet werden. Vergl. Trait\u00e9 etc. p. 205, wo indefs nichts Neues gegeben ist. Matteucci berichtet \u00fcbrigens, dafs auch mit dem Froschstrome seihst die Wahrnehmung des fraglichen Gesetzes gl\u00fccke: \u00bbQuand les contractions propres ont commence \u00e0 dispara\u00eetre \u00bb on peut l\u2019obtenir encore, en d\u00e9couvrant une portion de nerfs, qui est \u00bbcach\u00e9e dans le muscle, et en touchant cette portion qu\u2019on vient de \u00bbd\u00e9couvrir avec la jambe.\u00ab 2\nWie nun Matteucci s Gesetz des von der Ausbreitung nach dem Urspr\u00fcnge erfolgenden Absterbens der Empfindungsnerven im Gegens\u00e4tze zu dem den umgekehrten Weg befolgenden der Bewegungsnerven mit dem Nysten sehen Gesetze in Einklang zu bringen sei, ist nicht leicht zu sagen. Es ist nicliL leicht, sich vorzustellen, was eine der daraus hervorgehenden Folgerungen sein w\u00fcrde, dafs, w\u00e4hrend im Gehirn und R\u00fcckenmark die der Bewegung v orstehenden Tlieile bereits der F\u00e4ulnifs verfallen sind, die zur Empfindung bestimmten noch leistungsf\u00e4hig seien, w\u00e4hrend umgekehrt die Ausbreitung dieser gleichfalls schon zu Grunde gegangen w\u00e4re. Ich mufs gestehen, dafs, a priori, das Nysten\u2019scR# Gesetz und das Matteucci s nebeneinander nicht bestehen zu k\u00f6nnen scheinen; und ich hin geneigt zu glauben, dafs dieser Forscher, was,\n1 Biblioth\u00e8que universelle etc. D\u00e9cembre 1838. Nouvelle S\u00e9rie, t. XVIII. p. 361.*\n! Biblioth\u00e8que universelle etc. ibid.; \u2014 Essai etc. p. 80. 81;* \u2014 Trait\u00e9 etc.\np. 88. *\n21 '","page":323},{"file":"p0324.txt","language":"de","ocr_de":"324\n2. Abschi, Kap. 11. \u00a7. III. 2 (ni). Beurtheilung\nLei der ungemeinen Schwierigkeit des Versuchs, wohl verzeihlich sein w\u00fcrde, in eine T\u00e4uschung verfallen ist.\nWir kehren zu Ritter zur\u00fcck. Dieser stellt jetzt, mit Bezug auf die ehen er\u00f6rterten Thatsachcn, den Satz hin, dafs ein und derselbe Nerv, in den verschiedenen Punkten seiner L\u00e4nge, vom Ilirnende nach dem Muskel zu verschiedene Stufen abnehmender Erregbarkeit, ja unter Umst\u00e4nden alle f\u00fcnf auf einmal, aufzuweisen verm\u00f6ge. 1 In dem Aufsatze der \u00bbBeitr\u00e4ge\u00ab f\u00fchrt er diesen Satz noch vollends dahin aus, dafs der Erfolg an den Muskeln stets gewissermafsen die Resul-tirende aus den verschiedenen Schattirungen der Erregbarkeit sei. welche das in der Kette begriffene Nervenst\u00fcck auf seinen verschiedenen Punkten besitze. \u00bbNur das m\u00f6chte ich noch nicht behaupten,<< sagt er, \u00bbdafs das Mittel, welches ein Pr\u00e4parat in Ketten grofsen Ner-\u00bb veninhalts .. . zeigt, ganz genau das arithmetische sei.\u00ab (!A. a. 0,\nS. 89).\n(in) Beurtheilung von Ritter\u2019s Gesetz der Zuckungen.\nDies ist das Wesentliche von Ritter\u2019s Lehre. Es m\u00fcssen an derselben mit Sorgfalt zweierlei Punkte auseinandergehalten werden; einmal seine Aussagen betreffend den Gegensatz zwischen Streckern und Beugern, dann aber die anlangend die Umkehr des Gesetzes der Zuckungen, und die Stellung der F\u00e4lle, welche das umgekehrte Gesetz zeigen, auf der h\u00f6chsten Sprosse der Stufenleiter der Erregbarkeiten. Man sieht die. M\u00f6glichkeit ein, dafs die eine dieser Lehren richtig w\u00e4re, ohne dafs darum die andere es zu sein brauchte; und in der That bat auch Ritter selbst die letztere derselben sowohl anf\u00e4nglich in dem Aufsatze der \u00bb Annalen\u00ab als auch sp\u00e4ter in der Abhandlung \u00fcber den angeblichen Gegensatz zwischen Streckern und Beugern in den \u00bbBei-\u00bb tr\u00e4gen\u00ab ganz unabh\u00e4ngig von demselben vorgetragen, indem er erst sp\u00e4ter die stattfindenden st\u00e4rkeren und schw\u00e4cheren Zuckungen als solche der einen oder der andern Muskelgruppe n\u00e4her bestimmt. Wir sind also berechtigt, diese Behauptungen gesondert zu betrachten, und je nach der Glaubw\u00fcrdigkeit, die uns jener Gegensatz zu verdienen scheint, in der obigen Tabelle entweder die Bezeichnungen als Zuckungen von Streckern und Beugern allein stehen zu lassen, oder an der Stelle derselben, wie Ritter selbst zuerst, Zuckung im Allgemeinen zu lesen.\n1 Gii.bekt's Annalen der Physik. A. a. 0. S. 324. * \u2014 Beitr\u00e4ge u. s. w. A. a. 0. S. 81 ff. *","page":324},{"file":"p0325.txt","language":"de","ocr_de":"von Ritter\u2019,? Gesell der Zuckungen,\n326\nWas nun den Gegensatz zwischen den Erregbarkeiten beider Muskelgruppen betr\u00fcb, so kann man wohl dreist, und ohne Gefahr eines \u00e4hnlichen Fehlers, wie er Ritter dadurch vorgeworfen wird, behaupten, dafs hier ein schwerer Fehltritt begangen sei: dafs Ritter, einem vorgefafsten System zu Liebe in Selbstt\u00e4uschung begriffen, dem Thalbestand einen widernat\u00fcrlichen Zwang angethan habe.\nDer M\u00fche, die durch Jenes ungez\u00fcgelte Einbildungskraft in die Irre gef\u00fchrte Untersuchung in das rechte Gleis zur\u00fcckzulenken, unterzog sich damals Pfaff in einer lichtvollen Abhandlung im Nordischen Archiv f\u00fcr Naturkunde, Arzneiwissenschaft und Chirurgie. Ilcraus-gegeben von Pfaff, Scheel und Rudolphe 1805. Bd.1V. St\u00fcck 3. No. XII. S. 3. * \u00bb Ueber und gegen den von Ritter .... aufgestellten \u00bb Gegensatz zwischen Flexoren und Extensoren.\u00ab Er ist sp\u00e4ter nochmals, in Gehler1 s phgsikaliseliem W\u00f6rterbuche Bd. IV. Abth. II. 1828. S.720\u00b0, auf diesen Gegenstand zur\u00fcckgekommen und hat die Nichtigkeit eines solchen Gegensatzes aus Gr\u00fcnden der Theorie sowohl als der Erfahrung \u00fcberzeugend dargetlian. Ich gebe hier seine Betrachtungen wieder, indem ich mir erlaube, sie in einigen Punkten gem\u00e4fs unserer seitdem vorgeschrittenen physiologischen Kenntnifs zu erg\u00e4nzen.\nVon vorn herein l\u00e4fst sich ungef\u00e4hr Folgendes dagegen sagen. Beuger und Strecker unterscheiden sich von einander in nichts Anderem, als in der Art ihrer Befestigung am Knochenger\u00fcst, was augenscheinlich etwas dem Muskel selbst ganz Fremdes und Aeufserliches, vollends also f\u00fcr seine Nerven Gleichg\u00fcltiges ist. Es konnte daher nichts Widersinnigeres geben, als hier einen Gegensatz in einer Spaltung begr\u00fcndet w\u00e4hnen, welche die geringste physiologische Anschauung zu v\u00f6lliger Einheit aufzuheben vermochte. Es ist, als ob man eine Untersuchung \u00fcber Verschiedenheiten in der Schwerkraft anstellen wollte, je nachdem sie an dem einen oder dem anderen Arme eines Wagebalkens wirkt. Eine grofsc Anzahl von Muskeln sind Strecker und Beuger zugleich, indem sic \u00fcber zwei Gelenke Weggehen, das eine strecken und das andere beugen; 1 noch andere lassen gar keine Deutung in diesem Sinne zu. Ich f\u00fchre dies nicht an, um daran die Frage zu kn\u00fcpfen, welche Ritter\u2019scIic Art der Erregbarkeit nun wohl dergleichen Muskeln besitzen w\u00fcrden, da vielmehr diese alsdann den Ein-theilungsgrund f\u00fcr dieselben abgeben k\u00f6nnte, sondern um dadurch die Willk\u00fcrlichkeit und die schlechte physiologische Grundlage jener Ansicht in helleres Licht treten zu lassen.\n1 Mechanik der menschlichen Gehwerkzeuge. Eine anatomisch-physiologische Untersuchung von den Br\u00fcdern Wilhelm Weber und Eduard Weber, G\u00f6tlingcn 1836. S. 218, *","page":325},{"file":"p0326.txt","language":"de","ocr_de":"32ti\n\u25a0J. Abschn. Kap. 11. \u00a7. III. 2 (in), lleurtheilumj\nDer einzige Unterschied, der zwischen Beugern und Streckern wirklich herrscht, ist der, dafs allerdings die erstereu fr\u00fcher zu antworten aufh\u00f6ren als die anderen und durch die Todtenstarre zuerst der F\u00e4ulnifs \u00fcberliefert werden. Allein dies kann keinen Grund zu einer solchen innerlichen Entgegensetzung von Streckern und Beugern abgeben, da, dem ebenerw\u00e4hnten NvsTEv\u2019schcn Gesetze nach, auch zwischen den Streckern seihst \u00e4hnliche Unterschiede stattfinden. Der grofse Unterschenkelstrecker am Oberschenkel z. B. h\u00f6rt viel fr\u00fcher als der grofse Wadenmuskcl auf, sich zusammenzuziehen und wird viel fr\u00fcher todtenstarr. Auch hier also h\u00e4tte Ritter mit gleichem Rechte einen vollendeten Gegensatz erdichten k\u00f6nnen, wenn ihm diese so auffallende Beobachtung, die aber freilich weniger seinem System entsprach, nicht entgangen w\u00e4re. Auf die Frage aber, weshalb die Beuger fr\u00fcher als die in gleicher H\u00f6he gelegenen Strecker absterben, l\u00e4fst sich zun\u00e4chst nur mit der allenfalls einen Wink zu ihrer dereinstigen L\u00f6sung enthaltenden Wahrnehmung antworten, dafs die ersteren erfahrungs-m\u00e4fsig mit h\u00f6heren Punkten des R\u00fcckenmarkes in Verkehr zu stehen scheinen als die letzteren. Engelhardt fand, dafs wenn man enthaupteten Fr\u00f6schen das R\u00fcckenmark von oben herab langsam vorschreitend zerst\u00f6rt, man bis zur H\u00e4lfte des vierten Wirbels nur Kr\u00e4mpfe der Beuger der Bauchglieder erfolgen sieht. 1 Sp\u00e4ter erscheinen Streckungen, wobei Engelhardt jedoch in die irrige Vorstellung verf\u00e4llt, dafs sich jetzt nur Strecker zusammenziehen. Das Ergebnifs gleich starker Erregung von Streckern und Beugern ist n\u00e4mlich, f\u00fcr gew\u00f6hnlich (S. unten), stets Streckung, weil die ersteren an und f\u00fcr sich die Oberhand haben. E. Harless, der jenes Verhalten best\u00e4tigt fand. * hat hier\u00fcber einen entscheidenden Versuch: \u00bbBei einem decapitirten \u00bbFrosche wurden am linken Fufs alle Streckmuskeln, am rechten alle \u00bbBeugemuskeln durchgeschnitten; wurde nun wie...\u00ab (oben, mit Abtragung des R\u00fcckenmarkes nach dem unteren Ende hin,) \u00bb... verfahren, \u00bbso erfolgte bis zum f\u00fcnften Wirbel bei jedem Schnitte starke Beugung \u00bbdes linken, gelindes Strecken des rechten Fufses; vom f\u00fcnften bis \u00bbletzten Wirbel erfolgte starke Streckung des rechten und starke Beu-\u00bb\u00a3uns: des linken Fufses. \u00ab 3 Ich kann Engelhardt\u2019s Bemerkung \u00fcbri-gens aus eigener Erfahrung bekr\u00e4ftigen, die jedoch nur beil\u00e4ufig in etwas abge\u00e4nderter Weise gewonnen wurde. Ges\u00e4ttigte Kochsalzl\u00f6sung bringt, wenn sie den Querschnitt des R\u00fcckenmarks trifft, die heftigsten\n1 MI'llek\u2019s Archiv f\u00fcr Anatomie u. s. w. 1841. S. 206. *\ns Ebendas., 1846. S. 74.*\n\u00bb A. a. 0. S. 80. 81. Exp. VIII. IX. *","page":326},{"file":"p0327.txt","language":"de","ocr_de":"von Kitteb'.\u00ee Gesetz der Zuckungen,\n327\nZusammenziehungen hervor. Je nach der H\u00f6he nun, in der der Querschnitt angelegt ist, sind dies bald mehr Beugungen, bald mehr Strek-kungen der unteren Gliedmafsen; die ersteren jedoch immer mit weniger entschieden tetauischem Charakter als die letzteren, mehr klonisch n\u00e4mlich, weil die abwechselnd st\u00e4rkere und schw\u00e4chere Zusammenziehung der einen Muskelgruppe sich als Bewegung des Gliedes kund gehen kann, w\u00e4hrend, wenn beide Gruppen in gleich grofser Th\u00e4tigkcit sind, das Uehergewicht stets auf Seite der Strecker bleibt und so Tetanus beobachtet wird, wenn auch die St\u00e4rke der Zusammenziehung schwankt. Richtig ist demnach wohl an der Ritter\u2019sehen Lehre unstreitig, dafs an der Grenze der entschwindenden Erregbarkeit es nur noch Strecker sind, welche zucken; im h\u00f6chsten Grade zweifelhaft aber wird es hiernach, dafs zu Anfang das umgekehrte Verh\u00e4ltnifs stattfinde, sondern allem Anschein nach ist hier gemeinsame Zuckung beider Muskelgruppen, und somit, in Betracht des Uebergewichts der Strecker, Streckung der thierischen Glieder zu erwarten.\nJe schwerer indefs diese, zwar der Theorie entnommenen, darum jedoch nicht minder triftigen Gr\u00fcnde ins Gewicht fallen, um so mehr f\u00fchlt man sich gedrungen, eigenen Erfahrungen in diesem Punkte nachzugehen, um wenigstens zu der Einsicht zu gelangen, wie Ritter wohl zu einem solchen Irrwege sich habe verlocken lassen k\u00f6nnen.\nWas zuerst Pfaff\u2019s Versuche betrifft, deren er, die Ritte l\u00f6schen Ergebnisse im Auge, eine grofse Anzahl eigends in der Absicht einer Pr\u00fcfung derselben angestellt hat, so entsprechen sie in der That so wenig den von Jenem angek\u00fcndigten Erfolgen, dafs sie nicht einmal f\u00fcr den Zweck des gesuchten Verst\u00e4ndnisses einen Ankn\u00fcpfungspunkt darbieten. Nie sah er, beim ersten Schliefsen der Kette in beliebiger Richtung, wie erregbar auch die thierischen Glieder waren, den Fall ein-treten, der nothwendigerweise h\u00e4tte beobachtet werden m\u00fcssen, wenn sich, Ritter\u2019s Angaben gem\u00e4fs, anf\u00e4nglich nur Beuger zusammenz\u00f6gen, d. h. Oberschenkel, Unterschenkel und Fufs sich einander dergestalt n\u00e4hern, dafs sie m\u00f6glichst kleine Winkel mit einander bildeten. Stets war im Gegentheil eine heftige Streckung das Ergebnifs der Reizung. Allerdings kommen F\u00e4lle vor, und hier waltet eine Dunkelheit ob, wo Oeffnungs- und Schliefsungszuckung eine Verschiedenheit nicht nur der absoluten, sondern scheinbar auch der relativen St\u00e4rke der Zusanjmen-ziehung in verschiedenen Muskelgruppen nach zeigten, so dafs das Uehergewicht bald auf der einen, bald auf der anderen Seite zu sein schien. Man sieht n\u00e4mlich alsdann die eine Zuckung den Gliedmafsen eine geringe, gleichsam w\u00e4lzende Ortsver\u00e4nderung ertheilen, welche die","page":327},{"file":"p0328.txt","language":"de","ocr_de":"2. Abschn. Kap. II. \u00a7. III. 2 Un). Bcurlheiluny\n32\u00d6\nandere wieder aufhebt. 1 * Ferner kann man, nach Pfaff, wenn Ketten l\u00e4ngere Zeit geschlossen geblieben sind, unter Umst\u00e4nden wirklich heftigen Tetanus der Beuger allein beobachten. 3 Wie dem auch sei, es ist gewifs, dal's dabei wenigstens kein bestimmter Zusammenhang zwischen der Str\u00f6mungsrichtung und dem Umstande stattfand, dal's es gerade Beuger waren, welche zuckten, und dafs demnach diu Art, wie Ritter solche Schwierigkeiten hinwegzur\u00e4umen bestrebt ist, der Wirklichkeit nicht zu entsprechen scheint.\nAbleugnen von Thatsachen auf einem Gebiete, wo eine so grofsc Unbest\u00e4ndigkeit der Erscheinungen herrscht, wie auf dem der Zuckungen, hat immer sein Mifsliches. \u00bbIch wiederhole es,\u00ab sagt v. Humboldt von einem \u00e4hnlichen Falle, \u00bbdieses Ausbleiben, diese negativen \u00bbVersuche, entkr\u00e4ften nie, was rein und sicher beobachtet worden \u00bbist.\u00ab 3 So sehr dies einleuchtet, so findet es doch deshalb weniger seine Anwendung auf die Ritter'scIioh Behauptungen, wegen der allgemeinen Art, in der dieser Forscher sie hingestellt hat. An keiner Stelle geht er n\u00e4her in die Einzelheiten seiner Beobachtungen ein und f\u00fchrt uns z. B. das Bild des g\u00e4nzlich in N-form geknickten Schenkels vor; an keiner Stelle legt er Rechenschaft von dem Verfahren ab, dessen er sich bediente, um zu ermitteln, dafs cs nur Beuger und nicht auch Strecker waren, welche zuckten, oder umgekehrt. Und man wird irre an seiner sonst so grofsen T\u00fcchtigkeit und wenig geneigt, Irolz dieser M\u00e4ngel seinen Versicherungen Geh\u00f6r zu schenken, wenn man liest: \u00bbHatte ich Organe, wo Flexoren wie Extensoren zuckten, so \u00bbbrachte ich es durch schnelles Ausschneiden der vorz\u00fcglichsten einen \u00bboder anderen dahin, nun blos Flexoren oder blos Extensoren zucken \u00bbzu sehen.\u00bb4 Da in diesem Falle die eine Muskelgruppe die Oberhand nur durch k\u00fcnstliche Schw\u00e4chung der anderen gewann, deren Ueber-reste gleichwohl noch wirksam zu sein fortfuhren, so scheint es fast, als sei f\u00fcr Ritter Beugung und Streckung gleichbedeutend mit \u00bbnur \u00bbFlexoren\u00ab und \u00bbnur Extensoren zucken sehen\u00ab gewesen!\nUnter diesen Umst\u00e4nden ist es gewifs von Wichtigkeit, dafs kein anderer Forscher, weder unter Ritter\u2019s unmittelbaren Mitarbeitern, noch unter seinen Nachfolgern auf dem Gebiete der Rcizversuche, unter welchen Letzteren doch auch Namen wie P. Erman's und Nobili\u2019s gl\u00e4nzen, auf seine Gedanken eingegangen oder aufs Neue selbst\u00e4ndig auf sie ge-\n1 Nordisches Archiv u. s. w. A. a. 0. S. 19. 20. 24. 28. 29. *\na Gehlek\u2019s physikalisches W\u00f6rterbuch a. a. 0. S. 723. *\n3\tVersuche u. s. w. Bd. II. S. 173.*\n4\tBeitr\u00e4ge u. s, w. A. a. 0. S. 94, *","page":328},{"file":"p0329.txt","language":"de","ocr_de":"von Ritter\u2019s Gesell tier Zuvhuujen.\n32!)\nf\u00fchrt worden ist. Es bliebe sonach nur die Frage zu erledigen \u00fcbrig, wie Ritter selbst seinerseits auf dieselben mag gebracht worden sein.\nEinen Anhaltspunkt, zu ihrer Beantwortung gew\u00e4hren m\u00f6glicherweise die folgenden Bemerkungen. Man findet, dafs in der That in den meisten F\u00e4llen, trotz des gemeinschaftlichen Zuckens beider Muskelgruppen und des Ueberwiegens der Strecker, das Endergebnis der Zuckung ein gewisser Grad von Beugung ist. Alle Zuckung an frischen Schenkeln scheint scliliefslich darauf hinauszugehen, die Glieder in eine gewisse, halbgebogene Lage zu versetzen, in der Femur und Tibia einen Winkel von ungef\u00e4hr 120\u2014 130\u00b0 mit einander machen. Befinden sie sich einmal darin, so bringt die Zuckung weiter keine Ortsver\u00e4nderung hervor; ist hingegen das Bein vor der Zuckung m\u00f6glichst gerade ausgestreckt worden, so wird es durch dieselbe in jene Lage gebeugt; war es im Gcgentheil N-f\u00f6rmig m\u00f6glichst weit zusammengeknickt, so gelingt es ihm, bei schw\u00e4cheren Zuckungen, manchmal nicht, mit einemmale seine halbgebogene Lage zu erlangen, unfehlbar ist dies jedoch das Merk der n\u00e4chstfolgenden St\u00f6fse. Bei st\u00e4rkeren Zuckungen giebt sich in einer heftigen Schnellung, welche das ganze, Pr\u00e4parat weit von der Tischplatte emporzuschleudern vermag, die gewaltige Wirkung von Seiten der Strecker deutlich kund; nichtsdestoweniger ist das Ende immer wieder die bezeichnete halbgebogene Lage. Dasselbe ist der Fall, wenn die Muskeln durch fortgesetzte Reizung, Schleifen, Reiben der ungleichartigen Metalle aneinander u. d. m. in tetanusartige Zusammenziehung versetzt werden. Hier liegt das Ucbrr-gewicht der Strecker klar vor Augen, und doch beugt sich zuletzt der Schenkel in der beschriebenen \\\\ eise. Aber auch in dem Fall des geradlinig ausgestreckten Schenkels, wo Beugung scheinbar der einzige Erfolg der Reizung ist, zucken die Strecker kr\u00e4ftig mit, wie man sich leicht durchs Gef\u00fchl \u00fcberzeugen kann. Geht die, Zuckung von der halbgebogenen Lage aus, so versteht sich ihre Mitwirkung von selbst, da sonst Beugung eintreten m\u00fcfstc.\nBei dem Bestreben, sich von diesen Thatsachen Rechenschaft abzulegen, verf\u00e4llt man zuerst auf die \\ orstellung, dafs die Zuckung hier nicht anders zur Bewirkung der halhgebogencn Lage beitrage, als indem sie den mechanischen Zwang der Adh\u00e4sion an die Unterlage augenblicklich l\u00f6se, der die Glieder verhinderte, dieselbe anzunehmen; da die Erfahrung lehrt, dafs eben eine solche Lage dem Gleichgewicht der antagonistischen Muskelgruppen im Zustande der Ruhe oder w\u00e4hrend ihres best\u00e4ndigen unmerklichen Spieles angemessen sei. \u00bb Diese halb-\u00bb gebogene Lage der Knochen in der Ruhe\u00ab, sagen die Gebr\u00fcder Weber, \u00bbh\u00e4ngt nicht von der Spannkraft, sondern von der nat\u00fcrlichen","page":329},{"file":"p0330.txt","language":"de","ocr_de":"330\n2, Jbsclm. Kap. LI. \u00a7, III, 2 (m). BeurtheUuiuj\n\u00bbL\u00e4nge der Streck- und Beugemuskeln ab, welche sie in der Ruhe \u00bbhaben, und die sich so verh\u00e4lt, dafs die Gelenke eine halbgebogene, \u00bbvon der Lage der gr\u00fclsten Streckung und Beugung ungef\u00e4hr gleich \u00bbentfernte Lage dabei haben m\u00fcssen.\u00ab 1 Die augenblickliche Befreiung der Glieder von der Unterlage aber r\u00fchrt her von dem durch die schnelle Zunahme der Muskeln an Querschnitt bewirkten Emporschnellen. Demnach w\u00fcrde der Erfolg der Zusammenziehung also zwar stets eine Streckung sein, im Augenblicke jedoch, wo dieselbe beendet ist, findet sich der Schenkel schwebend in einer Lage, wo die Gruppe der Be uger mehr gedehnt ist, und daher eine gr\u00f6fsere Spannung besitzt, als die der Strecker. Der Schenkel giebt daher, w\u00e4hrend seines noch so kurzen Falles, ihrer Wirkung nach und kommt gebeugt nieder, etwa wie eine Gerte, die man gebogen fallen l\u00e4fst, gestreckt zur Erde kommt. In dem Fall der vorgehend N-f\u00f6rmig geknickten Lage bei schwachen Zuckungen, welche die Ruhelage erst allm\u00e4lig herbeizuf\u00fchren verm\u00f6gen, summirt sich die Wirkung der gedehnten Strecker zu ihrem Ueber-gewieht im Augenblick der Zuckung selbst.\nWollte man, was allerdings zu bedenken ist, diese Ursache nicht f\u00fcr zureichend halten, so ist noch eine andere Deutung bei der Hand, deren Mitwirkung \u00fcberhaupt schwer zu leugnen sein d\u00fcrfte. Nach der oben S. 259 eingef\u00fchrten Vorstellungsweise, dergem\u00e4fs man sich die Muskelzusammenziehung zu denken hat als den Erfolg der Summation von Geschwindigkeiten, welche in jedem Zeittheilchen den Massetheil-ehen des Muskels ertheilt werden, ist es klar, dafs, da die Masse des Muskels stets eine und dieselbe bleibt, eine geringere Gr\u00f6fse der Zusammenziehung schlechterdings in nichts Anderem bestehen kann, als in einer Abnahme jener dieser Masse crtheillen Geschwindigkeit. Auf der anderen Seite wissen wir, dafs die Kraft der Beuger schneller als die der Strecker in Abnahme begriffen ist. Zu derselben Zeit also werden die Zusammenziehungen der Beuger langsamer vor sich gehen, als die der Strecker. So kann es kommen, dafs sic, ungeachtet ihrer gr\u00f6fseren Schw\u00e4che, dennoch verm\u00f6gen, das Glied schliefslich in ihrem Sinne bewegt zu hinterlassen; sie haben, so zu sagen, stets das letzte Wort. Ein Vorgang, dessen \u00e4ufsere Form einige Aehnlichkeit darbietet mit dem von Dove am Differentialinductor beobachteten Falle, wo der durch ein elektromagnetisirtes Drahtb\u00fcndel inducirte schnellere und der durch einen massiven Eisenkern erregte langsamere Strom sich an der Multiplicalornadel entgegenwirken. Man sieht die Nadel zuerst, wie von einem schnellen, kurzen Stofse, gleichsam einer Zuckung, getrieben,\n1 Mechanik des menschlichen Gehwerkzeuge u. s. w. S. 219. *","page":330},{"file":"p0331.txt","language":"de","ocr_de":"von Ritter\u2019# Gesetz der Zuckungen\n331\nin dem Sinne des Drahtbiindelstroraes sich bewegen, dann pl\u00f6tzlich anhalten und im Sinne des anderen Stromes weit langsamer zur\u00fcckgehen. 1 Allein hier sind sich die abgeglichenen Elektricit\u00e4tsmengen gleich, oder es \u00fcberwiegt gar diejenige, die durch den massiven Eisenkern langsamer in Bewegung gesetzt wird. In unserem Falle hingegen ist der schnellere Stofs zugleich der st\u00e4rkere, und es entsteht daher die Schwierigkeit, wie die geringere Wirkung der Beuger im Stande sein k\u00f6nne, die Geschwindigkeit der Gliedermasse in dem Sinne der Strecker zu vernichten, ja das Zeichen der Bewegung umzukehren. Das Gesch\u00e4ft dieser Vernichtung\" f\u00e4llt indefs hier dem Bau der Gelenke selbst, anheim, welche sich einer Drehung der Gliedmafsen \u00fcber einen Winkel von 180\u00b0 hinaus widersetzen. Daher auch in dem Falle des N-f\u00f6rmig geknickten Schenkels, und hei so schwachen Zuckungen, dafs die halb gebogene Lage nicht mit einemmale erreicht werden kann, das Ergebnifs eine Streckung ist.\nDiese Erscheinung durch die verschiedenen Stufen der Erregbarkeit hindurch zu verfolgen, habe ich bisher noch nicht Gelegenheit gehabt. Es scheint nat\u00fcrlich. dafs mit abnehmender Kraft der Muskeln und zunehmender Steifigkeit derselben theils durch die Vertrocknung ihrer Oberfl\u00e4che, tlieils durch Ann\u00e4herung des teigigen Zustandes der Todtenstarre, der Winkel, den Ober- und Unterschenkel, wenn sie geradlinig gestreckt worden waren, nach der Zuckung miteinander machen, immer gr\u00f6fser werden m\u00fcsse, und dafs zuletzt, wenn die Beuger ganz aus dem Spiel gerathen sind, nur noch schwache Strek-kuuff zum Vorschein kommen k\u00f6nne. Wie dem auch sei, in diesem verwickelten Gebiet von Erscheinungen ist m\u00f6glicherweise die Quelle von Ritter\u2019s Mifsverst\u00e4ndnifs zu suchen, das wir somit auf so lange f\u00fcr beseitigt ausehen wollen, bis es aufs Neue durch unzweideutige und im Einzelnen mitgetheilte Erfahrungen sich das Recht der Ber\u00fccksichtigung erk\u00e4mpft haben wird.\nWir kommen jetzt zu dem anderen Hauptpunkte der RiTTER\u2019schen Lehre vom Gesetz der Zuckungen. Sieht man ab von dem Gegens\u00e4tze der Strecker und Beuger, vie man wohl darf, und liest man in der Tafel, welche dieses Gesetz darstellt, stets nur Zuckung im Allgemeinen, wo Zuckung von Beugern allein oder Streckern allein steht, so kommen Ritter\u2019s Behauptungen einfach darauf zur\u00fcck, dafs die einzelnen F\u00e4lle, in denen das Gesetz der Zuckungen sich als das umgekehrte von dem gew\u00f6hnlichen erweist, Normalf\u00e4lle sind, welche den Zustand\n1 Untersuchungen hn Gebiete der Induclionselektricit\u00e4t u. s. w. S. 20. * \u2014-S. unten, \u00a7\u25a0 iv dieses Kapitels.","page":331},{"file":"p0332.txt","language":"de","ocr_de":".332\n2. Abschi, Kay, II. \u00a7. Ul. 2 (m). Beurthei/uiiij\nder Organe verrathen, wie derselbe unmittelbar dein Leben zun\u00e4chst wirklich beschaffen ist, und dafs diese F\u00e4lle durch geeignete Abstufung in das Umgekehrte \u00fcberzugehen pflegen, welches man daher, hei geringeren Graden der Erregbarkeit, f\u00fcr gew\u00f6hnlich zu sehen bekommt. Diese Seite der Ritter'scIr'ii Arbeit ist, wie schon bemerkt wurde, von der erstbetrachteten wohl zu unterscheiden; w\u00e4hrend er sich dort irrte, w\u00e4re es immerhin m\u00f6glich, dafs er hier das Rechte gefunden h\u00e4tte, und es verdient bemerkt zu werden, dafs der Vorwurf, den wir oben gegen seine Art der Mittheilung als eine zu wenig den That-bestand abbildende richten mufsten, ihn hier nicht trifft, da er im Gegentheil ausf\u00fchrlich berichtet: \u00bbMehrere erinnern sich noch jetzt, \u00bbwie grofs die Verlegenheit war, als ich, eingenommen von dem mir \u00bbvorher nur bekannten ersten Falle...\u00ab (V) \u00bb...jenes f\u00fcr Chemie \u00bbund Physiologie in gleich interessante Beziehungen gebrachte Ph\u00e4nomen, \u00bbihnen zeigen wollte, gerade aber das Entgegengesetzte von dem sehen \u00bbzu lassen gen\u00f6thiget war, was ich angek\u00fcndiget hatte. Lange Zeit. \u00bb wohl eine halbe Stunde hindurch, mufsten wir diesen damals widrig \u00bbgewordenen Anblick dulden, dann ging das Organ durch Nuancen \u00bbvon Ph\u00e4nomenen, die nicht einmal als Entgegengesetztes mehr meiner \u00bbAnk\u00fcndigung entsprachen, erst nach und nach in den Zustand \u00fcber, \u00bb von dem ich gesprochen hatte. ... Es fand sich . . . bei folgender Ueber-\u00bblegung aller Umst\u00e4nde, welche jenem Erfolg co\u00ebxistirten, dafs erstens \u00bb die dazu verwandten Thiere, von welchen ich noch mehrere iibri\u201c \u00bbhatte, s\u00e4mmtlich auf einem ganz vorz\u00fcglich hohen Grade der Erregbarkeit und ihrer Ausdauer standen; zweitens dafs ich diese Thiere, \u00bb(Fr\u00f6sche), vorz\u00fcglich schnell pr\u00e4parirt, und die genannten Versuche \u00bbsogleich mit ihnen angestellt hatte, ohne, wie wohl sonst aus Oeko-\u00bbnomie gew\u00f6hnlich, vorher erst andere \\ ersuche \u00fcber Reizung durch \u00bbblos thierische Theile, durch homogene Leiter, u. s. w., vorgenommen \u00bbzu haben. Bei Wiederholung desselben Verfahrens mit den noch iibri-\u00bbgen gleich hoch erregbaren Fr\u00f6schen war der Erfolg constant, so wie \u00bbicli ihn...\u00ab (oben) \u00bb...erhalten hatte. Es war durchaus gewifs, \u00bbdafs sehr erregbare Organe, unter Umst\u00e4nden, wo sie von dieser Er-\u00bbregbarkeit noch wenig verloren hatten, sich schlechthin umgekehrt \u00bbverhielten, als bis zu einem gewissen Grade nicht so erregbare.\u00ab 1 In Mittheilungen dieser Art ist offenbar kein Zweifel zu setzen; allein die Eigenth\u00fcmlichkeit des Gebietes der Reizversuche verbietet es dennoch. Ritters Gesetz bereits unbedingt als der Natur unter allen Umst\u00e4nden entsprechend anzunehmen; sie fordert im Gegentheil auf, nun-\n1 Beitr\u00e4ge n. s. w. A. a. 0. S. 72. 73. *","page":332},{"file":"p0333.txt","language":"de","ocr_de":"von Ritter's Gesell der Zuckungen.\n333\nmehr auch hier\u00fcber die Stimmen seiner Zeitgenossen und Nachfolger abzuh\u00f6ren.\nPr a ff zun\u00e4chst spricht sich an den beiden angef\u00fchrten Stellen gegen die Umkehr des Gesetzes als den regelm\u00e4\u00dfigen Gang der Erscheinungen an hoch erregbaren Fr\u00f6schen aus. Allerdings habe auch er, und zwar auf Stufen hoher Erregbarkeit, manchmal genau den entgegengesetzten Erfolg von dem gew\u00f6hnlichen wahrgenommen, wie er auch schon in der allerersten Mittheilung \u00fcber diesen Gegenstand be-vorwortet halte; allein er findet die Ursache dieses Erfolges vielmehr in voraufgegangenen \\ er\u00e4nderungen der Erregbarkeit durch dauernde Str\u00f6me, statt in dem zuf\u00e4llig einmal vorkommenden, dem unversehrten Lehen am n\u00e4chsten stehenden Zustande der Erregbarkeit. liier w\u00fcrde vielmehr nach ihm zwischen der Wirksamkeit des positiven und negativen Pols einer schwachen Metalldifferenz kein merklicher Unterschied stattfinden. 1 2\nWas es mit diesen Ver\u00e4nderungen der Erregbarkeit durch die Einwirkung geschlossener Ketten auf sich habe, wollen wir sp\u00e4ter in Augenschein nehmen, und verlegen daher dorthin die Beurtheilung der Pi'AFF\u2019schen Hypothese. Einstweilen wollen wir, ohne uns bereits jetzt in diesem Punkte f\u00fcr oder wider Ritter zu entscheiden, mit der Sammlung von Zeugnissen in dieser wichtigen Angelegenheit weiter fortfahren.\n(iv) Fernere Best\u00e4tigungen des Gesetzes der Zuckungen.\nUm diese Zeit (1805) unternahm Heidmann abermals die Bestimmung der galvanischen Spannungsreihe, und zwar sowohl der Leiter erster als der der zweiten Klasse Volta\u2019s mit H\u00fclfe des Frosches nach Ritter\u2019s Vorschrift. 2 Pfaff, der gleichfalls mit Ermittelung des gegenseitigen elektromotorischen \\ erhaltens der K\u00f6rper besch\u00e4ftigt war, sich aber dabei des Condensators bediente, r\u00fcgte Ueidmanns Verfahren aus dem Grunde, dafs \u00bbcs Zust\u00e4nde der Erregbarkeit gebe, in welcher bei \u00bbSchlie\u00dfung der Kette die Zuckung gerade nur in derjenigen Extre-\u00bbmit\u00e4t erscheine, deren Nerv mit dem weniger oxydirbaren Metalle \u00bbbewaffnet ist.\u00ab 3 Wir sind Heidmann\u2019s Untersuchung schon bei einer fr\u00fcheren Gelegenheit begegnet (S. oben S. 100), da sie mit einem Versuche schliefst, der zwar in der Absicht angestellt wurde, den Strom\n1\tNordisches Archiv u. s. w. \u00c0. a. 0. S. 37. 39. * \u2014 Gehler\u2019s physikalisches W\u00f6rterbuch a. a. 0. S. 721. *\n2\tGilbert\u2019s Annalen der Physik. 1805. Bd. XXL S. 85. *\n\u00bb Ebendas., 1806. Bd. XXIII. S. 54. *","page":333},{"file":"p0334.txt","language":"de","ocr_de":"334\n2. Abschi. Kap. IL \u00a7. III. 2(iv). Paul Erman\u2019s\nnachzuweisen, der aus der Ber\u00fchrung von Nerv und Muskel entspringen soll, in dem jedoch, wie wir zum Tlieil erst sp\u00e4ter erkennen lernen werden, diese entschieden nicht, vielmehr schwerlich etwas Anderes als der Frosch- oder Muskelstrom wirksam war. Es fand dahei Zuk-kung zweier Schenkel abwechselnd heim Schliefsen und Oeifnen des Kreises statt, ein Fall, der jetzt wohl geeignet w\u00e4re, unsere Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, da cs wichtig w\u00e4re, zu erfahren, oh die dadurch angezeigte Str\u00f6mfmgsrichtung im Kreise der uns bereits durch Nobili\u2019s Multiplicatorversuche bekannten entspricht. Allein die Umst\u00e4nde des Versuche^ gestatten nicht, eine wirkliche Bestimmung des Vorgangs in demselben vorzunehmen, da erstens die beiden Schenkel Muskel an Muskel, und Nerv au Nerv, also mit ihren Str\u00f6men einander entgegenwirkend gelagert sind, zweitens der Strom, wie uns noch zu erfahren bevorsteht, auch von dem St\u00fcck Muskelfleisch allein ausgehen konnte.\nMit erh\u00f6htem Interesse stofsen wir sodann auf eine Untersuchung von Paul Erman \u00fcber unseren Gegenstand. Dieser umsichtige Forscher halte sich ein erstes Mal verneinend in dieser Sache vernehmen lassen. \u00bbDie blofse Ahnung eines solchen Unterschiedes ll\u00f6fst Ehrfurcht ein\u00ab, sagt er mit Bezug auf die besondere Beziehung der Oeffnungs- und Scldiefsungszuckung auf die Str\u00f6mungsrichtung: \u00bbwenn wir, wie doch \u00bbder Sinn ist, statt Nerve, Mittelpunkt der Gchirnlh\u00e4tigkeit sagen, und \u00bbuns unter Muskel den peripherischen Radius der Spontaneit\u00e4t denken. \u00bbUm so mehr thut es mir leid, eine so erhabene Ansicht nicht best\u00e4tigt zu finden.\u00ab Er hatte damals, bei Gelegenheit seiner Untersuchung \u00fcber die unipolaren Leiter, mit zugerichteten Froschschenkeln, die er in der Hand hielt, den einen Pol einer S\u00e4ule ber\u00fchrt, deren anderer Pol mit dem Erdboden in leitender Verbindung stand. Es erfolgten lebhafte Zuckungen, gleichviel ob es der positive oder der negative Pol war, und gleichviel ob er die Muskeln oder den Nerven des Frosches damit in Ber\u00fchrung brachte, 1 Sechs Jahre sp\u00e4ter kam er in einer eigenen Abhandlung auf den verkannten Umstand zur\u00fcck. 2 Er suchte, nachdem er diejenigen Thatsachen festgestellt hatte, die ihm als die Grundlage aller \u00fcbrigen erschienen, nunmehr eine diese wesentlichen F\u00e4lle umfassende Theorie der Erscheinung zu gehen. Folgendes sind die hiehergeh\u00f6rigen unter den durch schematische Abbildungen erl\u00e4uterten Grundversuchen, von denen er ausgehen zu m\u00fcssen glaubte:\n*\tGilbert\u2019s Annalen \u00bb1er Physik. 1806. Bd. XXII. S. 30. *\n*\tAbhandlungen der K\u00f6nig). Akademie der Wissenschaften in Berlin. Aus den Jahren 1812\u20141813. S. 155.* \u00bbVersuch einer Zur\u00fcckf\u00fchrung der mannigfaltigen Erscheinungen elektrischer Reizung auf einen einfachen chemisch-physischen Grundsatz\u00bb\u00ab","page":334},{"file":"p0335.txt","language":"de","ocr_de":"Deutung des Gesetzes der Zuckungen.\n335\n\u00bb J. Die Reizung ist st\u00e4rker, wenn der positive Erreger am Ner-\u00bbven, der negative am Muskel angelegt wird.\u00ab\n\u00bb 2. Wenn der positive Erreger am Nerven, der negative am Mus-\u00bbkel liegt, so ist die Trennungs-Contraction viel schw\u00e4cher als die \u00bb Schliefsungs - Contraction; und wenn umgekehrt der negative am Ner-\u00bb ven, der positive am Muskel liegt, ist die Trennungs-Contraction st\u00e4r-\u00bbker als die Schliefsungs-Contraction war.\u00ab\n\u00bb3. Im Durchschnitt genommen ist die Trennungs-Contraction, \u00bbabsolut betrachtet, immer schw\u00e4cher als die Schliefsungs-Contraction.\u00ab\n(A. a. 0. S. 157. 158.)\nDie \u00fcbrigen F\u00e4lle kommen, mit Ausnahme von dreien (4. 5. 6 zum Theil), welche uns nichts angehen, auf diese Grunds\u00e4tze zur\u00fcck. Um die Erscheinungen zu erkl\u00e4ren, nimmt Erman folgendes in Anspruch: So wie ein feuchter Leiter in den Kreis der S\u00e4ule tritt, zerf\u00e4llt er in zwei durch einen Indifferenzpunkt geschiedene Zonen, eine positive und eine negative, eine sauerstoffreichere und eine sauerstoff\u00e4rmere. Der Sauerstoff ist das Princip der Reizung. 1 Beides ist auch noch in der Allgemeinheit wahr, wenn man, an die Stelle von Sauerstoff und W as-serstoff, die Begriffe Nicht-Base und Base, Oxygen- und Hydrogenpolarit\u00e4t, wie wir jetzt sagen w\u00fcrden, Elektronegativit\u00e4t und -Positi-vit\u00e4t treten l\u00e4fst. Liegt also der positive Erreger am Nerven, der negative am Muskel, so bilden Nerv und Muskel zusammen \u00bbhier den \u00bbbipolar gewordenen Leiter. Da aber in der gegebenen Zusammen-\u00bb Stellung der gr\u00f6fste Theil des Nerven in die positive Zone f\u00e4llt, wo \u00bb Anh\u00e4ufung des Sauerstoffs, ja, nach Davy\u2019s unwidersprechlichen That-\u00ab Sachen, mechanisches Zustr\u00f6men desselben das Vorwaltende ist, so \u00bbwird beim Schliefsen der Kette eine starke Reizung erfolgen. F\u00fcr den \u00bbentgegengesetzten Fall ist die Reizung viel geringer, denn die grofse \u00bbMehrheit des Nerven liegt in der negativen Zone, von wo der Sauersstoff abfliefst; nur eine ganz geringe Strecke des Stammes, nebst den \u00bbfeinen Ver\u00e4stelungen im Muskel, treten in den Zustand erh\u00f6hter Oxy-\n\u00bb dation.......Das R\u00e4thsel der Trennungs - Contraction l\u00f6st sich in\n\u00bbunserer Theorie auf in die blofse R\u00fcckkehr des vorigen normalen \u00bbchemischen Gleichgewichts, welche eine Reizung bedingt, weil diese \u00bbR\u00fcckkehr nicht stattfinden kann, ohne dafs das fr\u00fcher ab- oder Zu-\u00bbgeflossene nunmehr umgekehrt nach entgegengesetzter Richtung zu-\u00bboder abfliefse\u00ab (S. 162). Auch Erman spricht \u00fcbrigens, ohne jedoch ausdr\u00fccklich das Vorkommen des umgekehrten Gesetzes zu erw\u00e4hnen,\n1 Vergl. Girtanner \u00fcber die Irritabilit\u00e4t als Lebensprineip in der organisirlen Natur, ln Gren\u2019s Journal der Physik. 1791. Bd. III. S. 317. 507.'","page":335},{"file":"p0336.txt","language":"de","ocr_de":"336\t2. Abschn. Kap. H. \u00a7.HT.2{n). Bitunc.eri und Mariakini\nvon mannigfaltigen Ausnahmen, welche die Regelm\u00e4fsigkeit der Erscheinungen st\u00f6ren, und willk\u00fcrlich genug auf \u00bbeinen durch Alter der Sub-\u00bbjecte. Jahreszeit, Begattungstrieb und andere Zuf\u00e4lligkeiten modilicir-ten Grad von Rcceptivit\u00e4t\u00ab bezogen zu werden pflegten (S. 169).\nEiiman s Abhandlung lallt bereits weit hinein in die Zeit, wo, wie dies in dem ersten Kapitel des ersten Abschnittes geschildert wurde, der Geschmack an den Froschschenkelversuchen \u00fcberall erloschen und durch das Interesse an den mannigfaltigen Erscheinungen der Volta\u00efscben S\u00e4ule verdr\u00e4ngt war. Er hatte geglaubt, dafs es durch eine den That-bestand feststellende und das zerstreute Material unter einen allgemeinen Gesichtspunkt sammelnde Bearbeitung vielleicht gelingen werde, diese Klasse von Untersuchungen neu zu beleben (S. 157. 170) ; allein seine Hoffnung blieb unerf\u00fcllt. So sehr konnten diese wichtigen Erscheinungen in Deutschland, wo sie entdeckt und wo ihrer gepflegt worden war, in Vergessenheit gerathen, dafs dreifsig Jahre sp\u00e4ter dieselben in dem d\u00fcrftigen Gew\u00e4nde von Matteucci\u2019s Darstellung uns als etwas \u00bbunter uns weniger bekanntes und beachtetes\u00ab erscheinen und als Ee-hot\u2019s, Bellingeri\u2019s und Marianim\u2019s Entdeckungen gepriesen werden durften ! 1 2\nBei.ungeri's uns von fr\u00fcher her bekannte Abhandlung a vom Jahre 1816 enth\u00e4lt auch in diesem Bez\u00fcge f\u00fcr uns keine neue That-sachen. Von F\u00e4llen, wo das umgekehrte Gesetz beobachtet worden w\u00e4re, kommt darin nichts vor. Was die Theorie anlangt, so huldigt Belllngeri, ohne ihren Urheber zu nennen, der oben S. 314 dargelegten von \\ olta aufgestelltcn Ansicht von der Oeffnungszuckung (h i, p. 168). Eigenthiimlicb ist ihm jedoch die Art, wie er eine in seiner Auffassungsweise begr\u00fcndete Schwierigkeit derselben zu umgehen sucht. Er setzt n\u00e4mlich voraus, dafs die Elektricit\u00e4t durchaus nur dann Zuleitung hervorzubringen verm\u00f6ge, wenn sie die Nerven in absteigender Richtung durchstreift (p. 171 seg.), worauf Voi.ta keinesweges bestanden hatte. Andererseits lehrt ihn jedoch der 5 ersuch, dafs bei hoher Erregbarkeit auch der hereinbrechende aufsteigende Strom Zuckung zur Folge haben kann. Diese Wirkung nun bringt er auf Rechnung der sich abgleichenden thicrischen Elektricit\u00e4t (p. 177. 178), ohne zu erw\u00e4gen, dafs es m\u00f6glich w\u00e4re, wie es wirklich der Fall ist, dafs auch der thicrisch-elektrische Strom die aufsteigende Richtung befolge und dafs, wenn wirklich diese Richtung die umgekehrte w\u00e4re, der abstei-\n1\tM\u00fcm.er\u2019s Archiv u. s. w. 1841. Bericht \u00fcber die Fortschritte der Physiologie im Jahre 1840. p. Y. *\n2\tMemorie della Reale Accademia delle Scienze dl Torino. 1. XXIII. 1818, p. 143-192.*","page":336},{"file":"p0337.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber das Gesetz der Zuckungen.\n337\ngende thierisch-elektrische Strom doch durcir den aufsteigenden der Kette hei weitem \u00fcberlrofl\u2019en werden w\u00fcrde. F\u00fcr die Leser dieser weitschweifigen Abhandlung sei noch bemerkt, dafs Bellingeri es f\u00fcr gut befunden hat, die Ordnung der galvanischen Spannungsreihe umzukehren, und das Zinkende derselben das negative, das Silberemle das positive zu nennen, so dafs die Anordnung bei seinen Versuchen, wenn er die Metalle nicht hei Namen nennt, sondern sie nur durch ihre Vorzeichen unterscheidet, immer als die entgegengesetzte von der erscheint, die sie wirklich war (p. 158. 189).\nErst elf Jahre sp\u00e4ter, 1827, erscheint wieder eine Arbeit \u00fcber diesen Gegenstand von Mari wim. 1 Sie bietet mehreres Neue dar. Die St\u00e4rke der OcUhungszuekung wachse wie die der Schliefsungs-zuckung mit der Zahl der Plattenpaare und der Leitungsf\u00e4higkeit des feuchten Leiters mit dem die S\u00e4ule geschichtet sei. Beide Zuckungen seien von gleicher St\u00e4rke, was Erman\u2019s Angabe widerspricht. Maria-mm versucht, auf eine freilich seltsam rohe Art, sich ein Mals f\u00fcr die St\u00e4rke der Zuckungen zu verschaffen. W\u00e4hrend n\u00e4mlich ein Frosch mit Rumpf und F\u00fcfsen, die nur noch durch die Ischiadnerven Zusammenh\u00e4ngen, in zwei Gef\u00e4fse taucht, worin sich die Enden der Saide befinden, sucht er zu beurtheilcn, um wie viel die Schenkel sich hei jeder Zuckung \u00fcber die Fl\u00fcssigkeit des Gef\u00e4fses emporheben, auf dessen Grunde sie in gleichsam knieender Stellung gelagert sind. Wenn die hintere Beckenwand nicht entfernt worden, wenn der Nerv unter Wasser befindlich oder mit nassem Fliefspapier bewickelt, wenn aufser durch den Nerven noch durch einen metallischen Leiter die Verbindung zwischen Rumpf und Schenkeln hergestellt sei, oder endlich, wenn nur die Schenkel ohne freigelegte Nerven dem Strome ausgeselzt werden: in allen diesen F\u00e4llen erhalte man keine, oder eine nur sehr schwache Oeffnungszuckung, gleichviel, welches die Str\u00f6mungsrichtung sei. Zum Erscheinen derselben sei es nothwendig, dafs der Strom eine gewisse Zeit hindurch angehalten habe. Bediente sich Marianim einer sogenannten Tassenvorrichtung von acht Gliedern, wovon aber nur zwei wirksam, die \u00fcbrigen sechs nur kleine Messingb\u00f6gen waren, so erhielt er die st\u00e4rkste Oeffnungszuckung, wenn der Kreis 8 \u201410' geschlossen gewesen war. Sie war alsdann dreimal so stark als wenn die Schliessung nur einen Augenblick gedauert hatte (p. 237\u2014242). Auf die Bedeutung dieser Erscheinungen wird sp\u00e4ter noch zur\u00fcckgekommen\n1 Annales de Chimie et de Physique. Mars 1829. t. XL. p. 225.* \u2014 Schweiggeh1 \u00e4 Journal der Chemie und Physik. 1829. Bd. LVI. S. 227.* \u2014 Die Abhandlung wurde im November 1827 der Akademie zu Roveredo brieflich milgelheilt. (Ibid. p. 256.)\n22","page":337},{"file":"p0338.txt","language":"de","ocr_de":"33S\t2. Abschn. Kap. II. \u00a7. 111. 2 (v). Ueberlra\u00e7jung des Gesetzes\nwerden. Die Erkl\u00e4rung der Oeffnungszuckung betreffend, so ist ein grofser Theil von Marianint\u2019s Arbeit bestimmt, Volta\u2019s Meinung von einem R\u00fcckstrom im Augenblick der Oeffnung zu widerlegen (p. 225 bis 236). Trotzdem sucht Marianim selbst, gleich Bellingeri die L\u00f6sung des R\u00e4thsels weniger in der Read ionsweise der organischen Gebilde, als in der Art der Elektricit\u00e4tsbewegung \u00fcberhaupt, und zwar erneuert er die Lehot'scIic Theorie von einer Anh\u00e4ufung der Elektri-cit\u00e4t in den Nerven, von wo aus sie im Augenblick des Oeffnens freiwerdend und nach Gleichgewicht strebend die Nervenst\u00e4mme in absteigender Richtung zu treffen verm\u00f6ge (p. 241. 255. S. oben S. 315.) Die Oeffnungszuckung bei absteigendem Strome aber glaubt er daraus ableiten zu k\u00f6nnen, dafs es stets eine Menge von Nerven\u00e4sten am Thiere gebe, die bei. scheinbar absteigender Stromungsrichtung dennoch auf-steigend durchflossen seien (p. 245. 246. 255. 256). Den vielen Dunkelheiten einer solchen Annahme gegen\u00fcber l\u00e4fst jedoch Maria mm den Ausweg offen, dafs es vielleicht in den Nerven nat\u00fcrliche elektrische Str\u00f6me gebe, welche, durch die k\u00fcnstlichen Str\u00f6me, die wir auf sie. wirken lassen, gest\u00f6rt, bei der Oeffnung des Kreises ihre fr\u00fcheren Bahnen wieder gewinnen w\u00fcrden und so eine elektrische Bewegung im Nerven zu veranlassen geeignet w\u00e4ren (p. 255).\n(v) Uebertragung des Gesetzes der Zuckungen auf die elektrischen Empfindungen.\nUngleich wichtiger, als diese nicht hinreichend durchdachten Ver-muthungen, ist indefs die Frage, welche Marianint in Anregung bringt, ob eine \u00e4hnliche Beziehung, wie sie zwischen der absteigenden Str\u00f6mungsrichtung und den Zuckungen in Betreff der Leichtigkeit ihres Eintretens obwalte, auch vielleicht f\u00fcr die durch den elektrischen Strom bewirkten Empfindungen und der aufsteigenden Str\u00f6mungsrichtung statt-linde (p. 248). Der Ausdruck, den Mariamni seinem Gedanken zu geben vermochte, ist mangelhaft genug, da die Bell\u2019scIuti Lehrs\u00e4tze wohl damals noch nicht hinreichend Gemeingut geworden waren: \u00bbMaintenant, puisque l\u2019\u00e9lectricit\u00e9 fait na\u00eetre une contraction, pr\u00e9cis\u00e9ment \u00bbquand elle court de l'origine \u00e0 l\u2019extr\u00e9mit\u00e9 des nerfs, ne serait-il pas \u00bbpossible qu\u2019elle produisit une sensation, quand elle les traverse dans \u00bbune direction oppos\u00e9e?\u00ab Nichtsdestoweniger geb\u00fchrt Mariamni das Verdienst, diese wichtige Seite der Frage von Neuem erkannt und ausgesprochen und den Versuch gemacht zu haben, sie durch objective Erfahrungen zu beleuchten. Auf subjectivcm Gebiete n\u00e4mlich war dieselbe in Deutschland schon l\u00e4ngst dagewesen. Ich habe ihrer bisher","page":338},{"file":"p0339.txt","language":"de","ocr_de":"der Zuckungen auf die elektrischen Empfindungen.\n339\nnur, um die Darstellung nicht unn\u00fctz zu verwickeln, keine Erw\u00e4hnung gethan und hole das Vers\u00e4umte daher jetzt nach.\nA. Geschichtliches in Betreff der Beziehung elektrischer Empfindungen zur Str\u00f6mungsrichtung.\na. Geschmac k.\nPfaff hatte bereits in seiner Inaugural-Dissertation (1793) die Verschiedenheiten des elektrischen Geschmacks je nach der Vertheilung der Metalle an der Zunge mit der Verschiedenheit der Zuckungen je nach der Vertheilung an Nerv und Muskel in Zusammenhang gehracht. Liegt Silber auf dem R\u00fccken der Zunge, und ist die Spitze derselben mit Zink belegt, so entsteht in der letzteren der bekannte, lebhaft saure Geschmack. Bei der entgegengesetzten Vertheilung ist er, nach den \u00fcbereinstimmenden Aussagen aller Beobachter, viel schw\u00e4cher, oder gar nicht vorhanden; nur \u00fcber seine Wesenheit im Falle des Vorhandenseins sind die Stimmen getheilt. Volta 1 selbst, Carradori, 7 v. Humboldt, 1 2 3 4 Ritter, 4 bezeichnen ihn theils als laugenhaft, theils als bitter und herb, w\u00e4hrend Robison, 5 6 Kielmeyer 0 und Pfaff 7 darin nichts finden k\u00f6nnen, als einen geringeren Grad desselben sauren Geschmacks, der bei der anderen Anordnung versp\u00fcrt wird. Wie dem auch sei, Pfaff schliefst nun: \u00bbWenn man die Umst\u00e4nde, unter denen der saure Ge-\u00bb schmack entsteht, mit denen vergleicht, unter welchen die Zusammen-\u00bb Ziehungen erfolgen, so ist die nervenreiche Spitze der Zunge den Ner-\u00bbven, an welchen das eine Metall angebracht wird, die Mitte der Zunge \u00bb aber den Muskeln analog, die das andere Metall bedeckt ; \u00ab und \u00bb wie \u00bb. . . . die Zusammenziehungen schw\u00e4cher waren, wenn das besser lei-\n1\tCollezione dell\u2019 Opere ec. t. II. p. I. Memoria seconda suif Eletlricila animale. p. 117. \u2014 Ivi, Memoria terza compresa in una Lettera dirella al S. Giov. Aldini. p. 184 e sog. \u2014 Nuova Memoria divisa in tre Leltere ilirette al S. AI). Ant. Mar. Vassalli ec. Lettera seconda, p. 208. \u2014 Brief an Banks p. II. p. 121.'\n2\tReinholo Geschichte des Galvanismus u. s. w. Abth. II. S. 5. '\n3\tVersuche u. s. vv. Bd. I. S. 317. *\n4\tBeweis, dafs ein best\u00e4ndiger Galvanismus u. s. w. S. 79. ' \u2014- J. II. Voigt\u2019s Magazin fiir den neuesten Zustand der Naturkunde mit R\u00fccksicht auf die dazu geh\u00f6rigen Ilulfswissenschaften. 1800. Bd. II. S. 361. * \u2014 Gilbert\u2019s Annalen der Physik. 1801. Bd. VII. S. 448. '\n3 Al. Monro\u2019s und Rich. Fowler\u2019s Abhandlung u. s. w. S. 175. *\n6 Gren\u2019s Journal der Physik. 1794. Bd. A III. S. 66. *\n1 Gren\u2019s Journal ebendas. S. 252. 275. \u2014 Ueber thierisclie Eleklricit\u00e4t u. s. w. S. 139, '\n22","page":339},{"file":"p0340.txt","language":"de","ocr_de":"340\n2. Abschn. Kap. II. \u00a7. HI. 2 (y) \u00e2. a. Das Gesetz\n\u00bbtende\u00ab \u2014 negative \u2014 \u00bbMetall an die Nerven und das schw\u00e4cher \u00bbleitende\u00ab \u2014 positive \u2014 \u00bban die Muskeln angebracht war, so war \u00bbauch hier, bei \u00e4hnlicher Vertheilung der Metalle, die Wirkung vermin-\u00bbdert, welche Verminderung sich durch g\u00e4nzliche Abwesenheit des Ge-\u00bbsclnnacks \u00e4ufsertc, was jedoch f\u00fcr keinen wesentlichen Unterschied \u00bbgehalten werden kann, da auch die gr\u00f6fsere Schw\u00e4che der Zusam-\u00bbmenziehungen endlich in Mangel derselben \u00fcbergeht. \u00bb 1 Den Fehler in Pfaff\u2019s damaliger Auffassungsweise wird man leicht gewahr: nicht an dem gr\u00f6fseren Nervenreichthum dieses oder jenes Zungentheiles konnte es liegen, dafs die eine Anordnung sich wirksamer erwies als die andere, sondern der Grund davon war der, dafs in dem einen Falle die Geschmacksnerven aufsteigend, in dem andern absteigend durchstr\u00f6ml wurden.\nNicht viel gl\u00fccklicher ist die Deutung, die Fehot von demselben Umstande gain Dieser behauptete, dafs, wenn man die Zunge mit Zink belege, und dasselbe mit Silber ber\u00fchre, welches man in der angcfeuch-telen Hand halte, man sogleich einen eigenen Geschmack empfinde ; \u00bb\u00e4n-\u00bb derl man die Lage dieser Armaturen, so dafs das Silber auf der' \u00bbZunge, das Zink an den Finger zu liegen kommt, dann ist blos im \u00bbAugenblick der Trennung jener Geschmack, obgleich in niederem \u00bb Grade bemerkbar, \u00ab auch verbreitet er sich langsamer als bei der entgegengesetzten Vertheilung. Die Erkl\u00e4rung ist die, dafs bei der ersle-ren Lage der Strom ungehindert kreisen k\u00f6nne, bei der zweiten erfahre er einen Widerstand an der Zungenspitze, h\u00e4ufe sich daselbst an und fliefse im Augenblick der Trennung aufsteigend wieder zur\u00fcck. 2 Es ist jene uns schon bekannte Lehre von der Anh\u00e4ufung der Elektricit\u00e4t, die sich Mariamm sp\u00e4ter dergestalt zu eigen machte, dafs er sie sogar f\u00fcr sein Eigenthum hielt.\nRitter bem\u00e4chtigte sich sodann dieser Erfahrungen und suchte auch hier sein Schema symmetrischer Gegens\u00e4tze, wie f\u00fcr die Zuckungen, durchzuf\u00fchren, ja auch hier erblickte er zwei mit ihren Wirkungen ineinandergreifende verschiedene Erregbarkeiten, eine \u00bbgeringere, be-\u00bb dingte, endliche,\u00ab der fr\u00fch verg\u00e4nglichen Flexorenerregbarkcit entsprechend, und eine \u00bbbetr\u00e4chtlichere, unbedingte, unendliche,\u00ab der, wie er glaubte, unersch\u00f6pfbaren Extensorenerregbarkeit analog. 3 Demgc-m\u00e4fs \u00bb bewirkt der positive Pol . . . einen s a u r e n Ges c h m a c k, der, \u00bbnach dem Anhalten, w\u00e4hrend der Schliefsung, mit der Trennung in\n1\tGres's Journal u. s. w. A. a. 0. S. 251. 275. \u2014 Leber lliierische Eleklrici-tiil u. s. \\v. S. 137. *\n2\tGilheut\u2019s Annalen der Physik. 1801. lid. IX. S. 192 ff. *\n5 Beitr\u00e4ge u. s. w. 13d. II. St. 3. i, S. 158.*","page":340},{"file":"p0341.txt","language":"de","ocr_de":"des elektrischen Geschmacks, nach Pfafp. T,eitot und Ritter,\n\u00bbeinen bittern alkalischen \u00fcbergeht. Der negative, Pol aber giebt \u00bbbei und w\u00e4hrend der Schliefsung einen alkalischen, und erst bei \u00bbder Trennung den sauren Geschmack.\u00ab 1 * Nicht genug indefs, wie man liier bereits Oeflnungs- und Sehliefsungszuckung unterscheidet, so ist es Ritter angeblich gelungen, auch die, nach seinem Gesetz (S. oben S. 319) stattfindende Umkehr der Erscheinungen bei der Zuckung, bei den Sinnesorganen wiederzufinden. \u00bbDie Zunge befinde, sich vorerst am \u00bbpositiven Pol. Wie man immer mehr Lagen in den zu schliefsenden \u00bbKreis nimmt,\u00ab \u2014 nach der oben S. 266 beschriebenen Methode \u2014 \u00bbgeht \u00bbder gew\u00f6hnliche hier anf\u00e4nglich saure Geschmack an ihm durch einen \u00bbwahrhaft neutra 1 s a Izigen, am besten dem des Kochsalzes zu veragleichen, \u00fcber in einen bittern, brennenden, alkalischen .... Bei der \u00bbTrennung.... wechselt der alkalische Geschmack am positiven Pol \u00bbmit einem sauren, der aber nur kurze Zeit dauert, sehr schnell ab-\u00bb nimmt, und durch die neutralsalzige Nuance in einen schw\u00e4cheren \u00bbalkalischen \u00fcbergeht, in welchem dann alle Empfindung, soweit sie \u00bbsich als Geschmack ausdriiekt, verschwindet.\u00ab (A. a. 0. S. 168. 169). Ganz dasselbe, nur mit Verwechselung der Qualit\u00e4ten, finde am negativen Pole statt, und der am positiven Pole durch Umkehr erhaltene alkalische, am negativen ebenso erhaltene saure Geschmack, seien viel st\u00e4rker als die, urspr\u00fcnglichen,, zu diesen Str\u00f6mungsrichtungen geh\u00f6rigen Empfindungen. 3\nAuf die n\u00e4mliche Art, wie mit dem elektrischen Geschmack, verf\u00e4hrt nun Ritter mit den Erregungen aller Sinnesorgane, indem er stets beim Oeffncn eine Wirkung von entgegengesetztem Inhalt von der durch das Schliefsen erzeugten sucht, welche wieder, je nach der Str\u00f6mungsrichtung, die aber hier abstract als \u00bbPol\u00ab aufgefafst wird, eine andere und entgegengesetzte ist, und diese Erscheinungen sollen, bei l\u00e4ngerer und st\u00e4rkerer (die bedingte Erregbarkeit vernichtender) Einwirkung des Stromes in die entgegengesetzten Umschlagen, gerade wie im Gebiete der Zuckungen zuerst nur Beuger, nachher nur noch Strecker sich zusammenziehen sollten. Das Umschlagen ausgenommen, gelingt auch Ritter die Ausf\u00fcllung seines Schema\u2019s f\u00fcr alle Sinnesorgane; diese Eigenth\u00fcmlichkeit darzustellen, gl\u00fcckte ihm aber nur f\u00fcr das Gef\u00fchl, den Geschmack und theihveise das Gesicht; Geruch und Geh\u00f6r versagten ihm jedoch zun\u00e4chst nur wegen der grofsen mit dem Versuch verbundenen Beschwerden (A. a. 0. S. 157 ff).\n1 Voigt\u2019s Magazin u. s. w. Bd. II. 1800. S. 361.4 \u2014 Gilbert\u2019s Annalen der\nPhysik. 1801. Bd. VII. S. 448. * \u2014 Beitr\u00e4ge u. s. \\v. A. a. 0. S. 161. 162. \u00a7. 87. *\n* Vcrgl. Gilbert's Annalen der Physik. 1805. Bd. XIX. S. 8. 9, *","page":341},{"file":"p0342.txt","language":"de","ocr_de":"342\n2. Ab s clm, Kap. IL \u00a7. III. 2 (v) A. a. b. Das Gesetz\nSo sehr ich geneigt hin, Fechner\u2019s Bemerkung in Ansehung Ritters beizupflichten: \u00bb.... dafs manche nicht dieselben Empfindungen \u00bbals er wahrnahmen, ist bei diesen halb subjectiven Erscheinungen kein\n\u00bbBeweis, dafs nicht andere sie wahrnehmen konnten..... Wenn von\n\u00bbseiner Phantasie hiebei mancher Fehlgriff zu erwarten ist, so mufs \u00bbdoch andererseits auch zugegeben werden, dafs zur discreten Beob-\u00bbachtung von Empfindungen wie diese, eine Art der Aufmerksamkeit \u00bberfordert wird, die nicht ohne alle Uebung und \u00f6ftere Besch\u00e4ftigung \u00bbmit diesen Versuchen zu erlangen sein m\u00f6chte,\u00ab 1 \u2014 der Verdacht gegen Mittheilungen der Art verdoppelt sich, wenn man den Weg der unbefangenen Beobachtung g\u00e4nzlich verlassen und alle Bem\u00fchungen darauf gerichtet sieht, an den so biegsamen subjectiven Erscheinungen den ein fiir allemal festgesetzten Kreis einf\u00f6rmiger Kategorieen wiederzuerkennen.\nNach diesem Mifstrauensvotum nehme ich, sicher nicht mifsver-standen werden zu k\u00f6nnen, keinen Anstand weiter, auch noch das Uebrige von Ritter\u2019s Beobachtungen \u00fcber die elektrische Erregung der Sinneswerkzeuge im Wesentlichen anzuf\u00fchren, da es zum Ganzen dieses Gebietes physiologischer Erkenntnifs geh\u00f6rt, und fr\u00fcher oder sp\u00e4ter doch einmal wieder vor den Richterstuhl neuer Versuche gezogen werden mufs. Ich fahre nunmehr mit denjenigen Sinnen fort, f\u00fcr welche die Aussagen jenes unerm\u00fcdlichen Selbstbeobachters so gut wie allein stehen, dem Geruch und Geh\u00f6r n\u00e4mlich, indem ich der Uebersichtlich-keit halber, dieselben nach Art des Gesetzes der Zuckungen in Tabellen zusammenfasse; noch hole ich vorher eine solche f\u00fcr die elektrischen Geschmacksempfindungen nach.\nDas Gesetz der elektrischen Erregung der Sinneswerkzeuge. nach Ritter.\nI.\nGeschmack.\tAufsteigender Strom.\tAbsteigender Strom.\nBei und w\u00e4hrend der Schliefsung.\tStark saurer, jedoch milder und stumpfer Geschmack.\tBitter alkalischer, dabei stechender, schneidender, gleichsam bohrender Geschmack.\nBei und nach der OefFnung.\tDer alkalische Geschmack.\tDer saure Geschmack.\n1 Fechner\u2019s Lehrbuch u. s. w. S, 473. Anm. *","page":342},{"file":"p0343.txt","language":"de","ocr_de":"des elektrischen Geschmacks und Geruchs, nach Ritter. 343\n1). Gerne h.\nII.\nGerucli.\tAufsteigender S t r o m.\tAbsteigender S trom.\nBei und w\u00e4hrend der Schliet'sung.\tSaurer Geruch. Abstumpfung ; die F\u00e4higkeit zum Niesen aufgehoben.\tAmmoniakalischer Geruch. Drang zum Niesen.\nBei und naeh der Oeffnung.\tDas Entgegengesetzte, wie beim Schliefsen zum absteigenden Strom.\tDas Entgegengesetzte, wie heim Schliefsen zum aufsteigenden Strom.\nVergl. an den unten angegebenen Stellen. 1 Die oben S. 285 angef\u00fchrten Beobachter, welche bereits mittelst der einfachen Kette Geruch wahrgenommen haben wollen, geben \u00fcbrigens beide denselben bei absteigendem Strome als faulig an; was sich sichtlich mit der RiTTERSchen Angabe seiner ammoniakalischen Natur vereinigen l\u00e4fst. Was die Neigung zum Niesen betrifft, so versteht es sich von selbst, dafs sie sich, dem Trigeminus angeh\u00f6rig, hier gleichsam nur zuf\u00e4llig einmischt. Es ist aber gewifs bemerkenswerth, dafs auch Grapengiesser die niesenerregende Wirkung des absteigenden Stromes best\u00e4tigt, w\u00e4hrend der andersgerichtete Strom mehr einen dr\u00fcckenden Schmerz ohne alle Neigung zum Niesen hervorbringt. 2 Die von Ritter angewandte S\u00e4ule hatte 20 Lagen, und die Beschwerden des Versuches waren furchtbar.\nc. Geh\u00f6r.\nEs ist folgendes voraufzuschicken. Ritter stellt zuerst die seltsame Behauptung auf, dafs der Ton, den man beim Schlingen vernehme, eben so jeder andere Percussionston des menschlichen K\u00f6rpers, durch Klopfen mit dem Finger erhalten am Gaumen, Kinn, dem Kopfe, der Brust, dem R\u00fcckgrad, den Knieen, ja den Fersen, dem eingestrichenen g (g) unserer Clavis entsprechend sei. \u00bbDie st\u00e4rkste, durch innere \u00bbMittel zu bewirkende Aeufserung dieses Tones... bleibt mir vor der \u00bbHand das reine Schlingen. Es ist erstaunend, wie gleich es sich jede\n1 Gilbert\u2019s Annalen der Physik. 1801. Bd. VII. S. 460 \u2014 462.* \u2014 Beitr\u00e4ge u. s. \\v. Bd. II. St. 3. 4. S. 161. \u00a7. 86. *\n1 Versuche, den Galvanismus zur Heilung einiger Krankheiten anzuwenden. Berlin 1801, S. 52, *","page":343},{"file":"p0344.txt","language":"de","ocr_de":"344\n2. Abschi. Kap. IT. \u00a7\u25a0 III. 2(\\) A. c. Bas Gesetz\n\u00bbZeit und jeden Orts bleibt.\u00ab Ritter h\u00f6rte aber beim Schlingen aufser dem y noch alle \u00fcbrigen G's mitklingen, um so schw\u00e4cher, je entfernter vom 7/; und ferner noch zwei andere T\u00f6ne, \u00bbvon denen der \u00bbeine zwischen d und cis, der andere aber zwischen d und cis, f\u00e4llt, \u00bbdie also y einscbliefsen, unter sieb aber um eine vollkommene Octave \u00bbvon einander entfernt sind. Der eingestrichene von beiden pflegt \u00bbhierbei der st\u00e4rkere zu sein.\u00ab\nBringt man beide Ohren in den Kreis der S\u00e4ule, oder bringt man beide Poldr\u00e4hte an das Ohrl\u00e4ppchen eines und desselben Ohres an, so h\u00f6rt man im Augenblick der Sehliefsung einen Schall, und sodann w\u00e4hrend ihrer Dauer einen Ton, jenes f\u00fcr gew\u00f6hnlich heim Schlingen vorhandene </. Was nun geschieht, wenn man nur einen Poldraht an das eine Ohr bringt, den andern in die wohlbefeuchtete Hand nimmt, lehre folgende Tabelle.\nIII.\nGeh\u00f6r.\t\u00c0 u f s t e i g e n d e r S l r o m.\tAbsteige n d e r S tr om.\nSehliefsung.\tSchlag und Sehall schw\u00e4cher.\tSchlag und Schall st\u00e4rker.\nW\u00e4hrend der Sehliefsung.\tTon um so tiefer als je st\u00e4rker der Strom.\tTon um so h\u00f6her als <b je st\u00e4rker der Strom.\nOeiTnung.\tSchlag und Schall \u00fcberhaupt schw\u00e4cher.\tSchlag und Schall \u00fcberhaupt schw\u00e4cher.\nNach der Oeffnung.\tTon h\u00f6her als ih\tTon tiefer als\nDas Intervall zwischen dem h\u00f6heren Tone des aufsteigenden Stromes und dem Grundtone y sei, hei gleicher Kraft der S\u00e4ule, stets kleiner als dasjenige zwischen dem tieferen Tone des aufsteigenden Stromes und demselben Grundtone. Der erstere also z. B. zwischen TjTs und a fallend, der letztere fast genau 1\n1 S. Gilbert\u2019s Annalen der Physik. 1801. Bd. A IL S. 462. * \u2022\u2014 Physlsch-cliemisehe Abhandlungen u. s. w. Bd. II. S. 108. * Eine eigene sonst nirgends gedruckt erschienene Abhandlung unter dem Titel: \u00bbNeue Versuche und Bemerkungen \u00bb\u00fcber die Wirkungen des Galvanismus der Volta\u00efschen Batterie auf das Geh\u00f6r-\u00bb organ.\u00ab (1801). \u2014 Beitr\u00e4ge u, s. \\v. Bd. II. St. 3. 4. S. 160. \u00a7. 85.\u2019 \u2014 A oigt\u2019s Magazin u. s. w, 1805. Bd, IV, S. 584. 585, *","page":344},{"file":"p0345.txt","language":"de","ocr_de":"der elektrischen Geh'\u00e0rsrvahrn\u00e7hmungen, nach Ritter.\n345\nGegen den Inhalt dieser Tabelle w\u00e4re an und f\u00fcr sich Nichts zu erinnern. Es l\u00e4fst sich von vorn herein kein Grund geltend machen, warum dem nicht so sein sollte. Ebenso wenig gegen die Behauptung r\u00fccksichtlich des Erfolges des Anlegens beider Poldr\u00e4hte an ein und dasselbe Ohrl\u00e4ppchen. Hier war der eine Geh\u00f6rnerv n\u00e4mlich ganz einfach von einem Strome, nur in anderer Richtung und vermuthlich viel schw\u00e4cher durchflossen, als wenn der eine Draht in die Hand genommen wurde. Es k\u00f6nnte also alsdann ein beliebiger Ton, immerhin z. B. das eingestrichene g, geh\u00f6rt werden. Allein auf keinen Fall durfte das Ergebnifs, so scheint es, das n\u00e4mliche sein beim Anlegen beider Poldr\u00e4hte an beide Ohren. Alsdann war der eine Geh\u00f6rnerv auf-, der andere absteigend durchflossen; der eine mufste also den h\u00f6heren, der andere den tieferen Ton vernehmen, und nichts w\u00fcrde wunderbarer sein, als die von Ritter angek\u00fcndigte subjective Verschmelzung einer grofsen oder kleinen Terz zu dem mittleren Tone. Ritter bemerkte diese Schwierigkeit weniger, weil er, wie schon erw\u00e4hnt, die Enden der S\u00e4ule abstract als Pole auffassend, auch beim Anlegen beider Dr\u00e4hte an ein Ohrl\u00e4ppchen den Erfolg einer doppelten Reizung zu einer Wahrnehmung vereinigt vor sich zu haben meinte. Es ist daher sehr zu f\u00fcrchten, dafs, wenn es ihm eingefallen w\u00e4re, cs ihm ebenso leicht geworden sein w\u00fcrde, den SoRe\u2019schen Combinations-ton nach Willk\u00fcr herauszuh\u00f6ren. Leider haben uns die grofsen Uebel-st\u00e4nde, mit denen auch diese Versuche f\u00fcr den Beobachter verkn\u00fcpft sind, einer Wiederholung derselben und somit einer erfahrungsm\u00e4fsigen Controlle der Ritter'scIimi, gerade in diesem Punkte ihrer ganz besonders bed\u00fcrftigen Aussagen beraubt. Eine gr\u00f6fsere Sicherheit wartet unser bei dem Gesichtssinne, wo sich denselben gl\u00fccklicherweise andere zur Seite stellen, \u00fcber deren Zuverl\u00e4ssigkeit kein Zweifel obwalten kann.\nd. G e s i c li I.\nAuch hier ist es Pfaff, der zun\u00e4chst die Gegens\u00e4tze, entsprechend den Str\u00f6mungsrichtungen, deutlich hervorgehoben hat. Wenn man den einen Augapfel mit Stanniol belegt, und Silber, welches damit in Ber\u00fchrung steht, in den Mund nimmt, so hat man einen lebhafteren Blitz als bei der umgekehrten Vertheilung. Bringe man das Silber, statt in den Mund, an das andere Auge, so sieht man in beiden Augen den Blitz, st\u00e4rker jedoch in demjenigen, welches mit dem positiven Metalle bewaffnet ist, wo also der Strom in dem Sehnerven aufsteigt. 1\n1 Gren\u2019s Journal der Physik. 1794. Bd. VIII. S. 252. 253. * \u2014 Feber lilie-rische Elektricil\u00e4t u, s. w. 1795. S, 142.*","page":345},{"file":"p0346.txt","language":"de","ocr_de":"346\n2. Abschi, Kap. 11. \u00a7, III. 2 (v) A. cl Das Gesetz\nNach Ritter tritt am Zinkpole der S\u00e4ule, bei aufsteigendem Strome in dem Sehnerven, ein erh\u00f6hter Lichtzustand des Auges ein, d. h. die gew\u00f6hnliche Helligkeit des Sehfeldes bei vor \u00e4ufserm Lichte gesch\u00fctztem Auge ist gr\u00f6fser als sonst. Das Licht sei blau, und gleichzeitig, behauptet Ritter, werden \u00e4ufsere Gegenst\u00e4nde blau, verkleinert und minder deutlich gesehen. Der Trennungsblitz sei Nichts als das Austreten aus dem erh\u00f6hten in einen noch unter dem gew\u00f6hnlichen stehenden Lichtzustand; gleichzeitig sehe man roth, verkleinert und deutlicher, bis endlich alle Erscheinungen auf Null zur\u00fcckkommen. Bei der umgekehrten Str\u00f6mungsrichtung ist nat\u00fcrlich Alles umgekehrt, statt blau ist roth, statt roth blau zu lesen, das Uebrige ergiebt sich von selbst. So entsteht folgende Tabelle. ,\nIV.\nGestellt.\tA u f s t e i g e n d e r S tr om.\tAbsteigender S tr o in.\nSehliefsung.\tEintritt des positiven Lichtzustandes \u2014 Blitz.\tEintritt des negativen Lichtzustandes \u2014 Blitz.\nW\u00e4hrend der Sehliefsung.\tBeharrender positiver Lichtzustand. Blaue Farbe. Verkleinerung \u00e4ufserer Gegenst\u00e4nde. Minder deutliches Erkennen derselben.\tBeharrender negativer Lichtzusland. Rothe Farbe. Vergr\u00f6fserung \u00e4ufserer Gegenst\u00e4nde. Deutlicheres Erkennen derselben.\nOeffnung.\tAustritt des positiven Lichtzustandes und Uebergang desselben in den negativen \u2014 Blitz.\tAustritt des negativen Lichtzustandes und Uebergang desselben in den positiven \u2014 Blitz.\nNach der Oeffnung.\tBeharrender negativer Lichtzustand. Rothe Farbe. Vergr\u00f6fserung \u00e4ufserer Gegenst\u00e4nde. Deutlicheres Erkennen derselben. Alltn\u00e4liges Zur\u00fcckkommen aller dieser Erscheinungen auf Null.\tBeharrender positiver Lichtzusland. Blaue Farbe. Verkleinerung \u00e4ufserer Gegen s lande. Minder deutliches Erkennen derselben. Allm\u00e4liges Zur\u00fcckkoni-men aller dieser Erscheinungen auf Null.","page":346},{"file":"p0347.txt","language":"de","ocr_de":"der elektrischen Gesichtserscheinungen, nach Rittes,\n347\nVergl. an den unten angegebenen Stellen, 1 Am Auge ist es Ritter, wie bemerkt, auch gelungen, das Umschlagen der jeder einzelnen Str\u00f6mungsrichtung zugeh\u00f6rigen Erscheinungen in die entgegengesetzten durch immer gesteigerte elektrische Erregung, (wobei, seiner Ansicht nach, die bedingte Erregbarkeit des Organs vernichtet wird,) zu erzwingen. \u00bbMan nehme eine S\u00e4ule von 100, 150 oder 200 Lagen, \u00bbbefeuchte die Hand f\u00fcr den andern Pol mit Kochsalz- oder Salmiak-\u00bbl\u00f6sung, armire sie mit Eisen, Messing, oder dergleichen, und sehliefse \u00bbnun, erst bei wenig Lagen, dann fortgehend bei mehreren,\u00ab \u2014 S. oben S. 266 \u2014 \u00bbbis endlich die ganze S\u00e4ule im Kreise ist. Das Auge be-\u00bb finde sich dabei am positiven Pole. Anfangs hat man das nem-\u00bb liehe Blau, wie sonst; es nimmt zu, je weiter man geht, endlich \u00bbaber steht es still, es tr\u00fcbt sich, es wird eine gemischte Farbe gr\u00fc-\u00bbner Art daraus, doch nicht so bestimmt gr\u00fcn, als das vorige Licht \u00bbblau war, dann entwickelt es sich zu Gelb, u. s. w., bis es endlich \u00bbdas herrlichste Roth, und von einer Intensit\u00e4t ist, wie man es bis-\u00bbher selbst am negativen Pole noch nie gesehen haben wird. Trennt \u00bbman jetzt nach einiger Zeit angehaltener Schliefsung die Kette, so \u00bbhat man, statt des bei schw\u00e4cherer Wirkung gew\u00f6hnlichen Roths, \u00bbjetzt sch\u00f6nes Blau zur Trennungsfarbe. Dieses wird aber bald sehr \u00bbschwach, und geht durch die nemliche Art von Gr\u00fcn, die ich vor-\u00bbhin beschrieb, in schwaches Gelbroth oder Roth \u00fcber, in welchem \u00bbdann das Ph\u00e4nomen erlischt. Der ganze Vorgang vom Augenblicke \u00bb der Trennung an ist die Geschichte kaum einiger Sekunden. Befindet \u00bbman sich am negativen Pol, und verf\u00e4hrt auf die gleiche Weise, \u00bbso f\u00e4llt der Versuch etwas schwerer, und man braucht mehr Lagen, \u00bbbis der Wendepunkt eintritt. Er tritt aber wirklich ein, und statt \u00bbdes gew\u00f6hnlichen Roths, bei schwacher Wirkung, hat man, nach \u00bbeinem Uebergange durch Gr\u00fcn, das lebhafteste Blau. Oeffnet man \u00bbdie Kette, so bekommt man zur Trennungsfarbe erst Roth, statt \u00bbBlau, es geht aber bald durch einen Schein von Gr\u00fcn \u00fcber in \u00bbschwaches Blau, und in dem erlischt auch dieses Ph\u00e4nomen. Diese \u00bbVersuche sind schwer, und kosten viele Ueberwinduug, denn das \u00bbAuge steht ungemein dabei aus; doch habe ich nichts gescheut, durch \u00bb \u00f6ftere Wiederholung mich des Gleichbleibens ihrer Resultate durchaus \u00bbzu versichern. Auch sind sie seit der Zeit schon mehreren, die Muth\n1 Voigt's Magazin u. s. w. 1800. Bd. II. S. 361\u2014364. * \u2014 Gilbert's Annalen der Physik. 1801. Bd. VII. S. 448. 467 \u2014 472. 474.* \u2014 Beitr\u00e4ge u. s. w. Bd. II. St. 3. 4. 1805. S. 159. 160. \u00a7. 84. *","page":347},{"file":"p0348.txt","language":"de","ocr_de":"348\tsibsehn. Kap. II. \u00a7. Ill, 2 (\\) A, d. Ritter\u2019\u00ab\n\u00bbgenug hatten, sie selbst zu wiederholen, auf dieselbe Weise ge\u00bb \u00bbhingen.\u00ab 1\nDas Rolli der Umkehr brachte \u00fcbrigens nicht, wie Ritter erwartet halte, auch wiederum den negativen Lichtzustand (S. die Tabelle) mit sich, sondern im Gegentheil die Lichtvermehrung wuchs zusehends; umgekehrt wuchs heim Blau der Umkehr, statt dafs positiver Licht-zustaud eingetreten w\u00e4re, die Lichtverminderung fort und fort. 2 Ritter fafste \u00fcbrigens, durch diese Wahrnehmungen ermuthigt, folgenden k\u00fchnen Gedanken, den ich, nach allem Vorhergehenden, wohl in seiner eigenen Sprache mittheilen darf: \u00bboh nicht alles, und so auch das \u00bballt\u00e4gliche Sehen von Farben...., zun\u00e4chst von einer Einwir-\u00bbkung auf die bedingte, die erste Erregbarkeit, die, welche, wo \u00bbMuskeln waren, die der Flexoren hiefs, herr\u00fchre, und oh, wenn \u00bbman diese Erregbarkeit geschw\u00e4cht oder auch ersch\u00f6pft h\u00e4tte, nun \u00bbnicht die umgekehrte, unbedingte, zweite, die, welche, wo Mus-\u00bbkcln sind, die der Extensoren heilst, auftrete, und alles umgekehrt \u00bbw\u00fcrde, so dafs, was vorhin blau, jetzt gelb oder roth, was vorher \u00bbgelb oder roth, jetzt blau erschiene. Ich glaubte zu solchen Sehw\u00e4schungen der ersten Erregbarkeit zun\u00e4chst das Verfahren geschickt, \u00bbwie man es bei den bekannten Dar win\u2019sehen Augen L\u00e4use hungs-\u00bb versuchen anwendet.... Ich vermuthete, durch l\u00e4nger als gew\u00f6hn-\u00bb lieh angehaltenes Sehen auf starke Farben, nachdem sie endlich dem \u00bbAuge verschwunden w\u00e4ren, es zuletzt wirklich bis zum Sehen der \u00bbentgegengesetzten zu bringen, (es versteht sich: ohne das Auge \u00bbvom Gegenstand wegzuwenden), indem ich eben jenes v\u00f6llige Ver-\u00bb schwinden der vorigen Farbe schon f\u00fcr Folge einer tempor\u00e4ren Unter-\u00bbdr\u00fcckung obiger erster Erregbarkeit, die so weit gediehen w\u00e4re, dafs \u00bbdas Licht vom Gegenstand bereits in die zweite Erregbarkeit liber-\u00bb griffe, sich also schon die Producte der Erregung beider, als Ent-\u00bb gegengesetzte, im Zusammenfassen durch den Sinn, in dem neutralen \u00bbWeifs oder Grau, was der Gegenstand nach dem Ausbleichen zu zei-\u00bbgen scheint, darstellten, hielt.\u00ab Indessen gelang dies Ritter nicht: \u00bbOhngcachtet eines bis 30 Minuten starr angehaltenen Sehens auf den \u00bbGegenstand, und der lebhaftesten Farben, die sich finden liefsen, trat \u00bbdoch von einer Umkehrung der Farben noch immer nichts ein. \u00bbNoch weniger hatte ich, was man etwa, dem gew\u00f6hnlichen Gange \u00bbder Augent\u00e4uschungen gem\u00e4fs, ferner vermuthet haben k\u00f6nnte, beim\n1 Gilbert\u2019s Annalen der Physik. 1805. Bd.XIX. S. 6 \u2014 8.*\u2014 Beitr\u00e4ge u. s.w. Bd. II. St. 3. i. S. 166. \u00a7. 93.*\n1 Beitr\u00e4ge u. s. \\v. A. a. 0. S. 173 \u2014175. \u00a7. 97. *","page":348},{"file":"p0349.txt","language":"de","ocr_de":"lilendim\u00e7jsver suche.\n349\n\u00bbWegsehen nachmals die umgekehrte T\u00e4uschung von der gew\u00f6hnlichen. Alles, was ich erhielt, war, dafs Gegenstand und Umgebung \u00bbzu einem gleichen Teint kamen, \u00fcber den es aber niclit hinausging, \u00bbund was die T\u00e4uschung selbst betrifft, so war sie anfangs schw\u00e4cher, \u00bbund wurde erst nach einiger Zeit st\u00e4rker, auch sehr stark, blieb \u00bbaber durchaus die gew\u00f6hnliche.\u00ab Den Grund des Mifslingens seines Vorsatzes erblickt Ritter in der noch immer zu geringen Macht des Reizes, der, wie er sich vorstellt, die \u00bbbedingte Erregbarkeit\u00ab zu vernichten, die entgegengesetzte, \u00bbunbedingte\u00ab, aber hervortreten zu lassen, noch immer nicht hingereicht habe. \u00bbEs bedurfte also noch im-\u00bbmer vielleicht nur eines st\u00e4rkeren Reizes, um dennoch an das \u00bbgew\u00fcnschte Ziel zu kommen. Auch habe ich es in der That erreicht; \u00bbdas Mittel dazu war das ungeschw\u00e4chte Licht der Sonne selbst. \u00bbEs war in der letzten H\u00e4lfte des Octobers 1804, als ich, bei einem \u00bbvorz\u00fcglich klaren Himmel, mit durch \u00e4ufsere Hiilfsmittel offen gchal-\u00bbtenem Auge, so 'starr als m\u00f6glich in die Sonne sah, und damit, aller \u00bbnach und nach im Grunde des Auges entstehenden Empfindung, als \u00bbbrenne der Focus einer Linse darauf, olingeachtet, 10, 15, ja bis \u00bb20 Minuten fortfuhr. Darauf wandte ich das Auge schnell auf ein \u00bbrundes wohl gegen 20 Quadratzoll haltendes St\u00fcck sonst brennend \u00bbrothes Papier. Das ganze Papier erschien im tiefsten Indigo-\u00bbblau, doch, und ganz entwickelt, erst nach einiger Zeit, denn im \u00bb ersten Augenblicke war ich blind. \u00ab Dieses Blau verwandelte sich ganz allm\u00e4lig, von Aufsen herein, in Roth, nur in der Milte \u00bbblieb, \u00bbnach 5 oder auch erst 10 Minuten und sp\u00e4ter, endlich ein blauer \u00bbFleck von etwa 3 bis 4 Linien Durchmesser zur\u00fcck, der nun keiner \u00bbweiteren Reduction mehr f\u00e4hig schien, die schnell vor sich gegangen \u00bbw\u00e4re. . . . Ich wiederholte den Versuch mit dem anderen Auge, um \u00bbauf Blau zu sehen. Hier kostete es aber mehr M\u00fche, wie vorhin, \u00bbum auf ein scharfes Resultat zu kommen. . . . Ich sah das (blaue) \u00bbPapier, nach einer \u00e4hnlichen kurzen Pause des Gar-nicht-sehens, wirk-\u00bb lieh Roth, aber bei weitem nicht in der H\u00f6he, wie vorhin das \u00bb rot he Blau; es war etwa hoch Rosa.... Die Ver\u00e4nderungen, \u00bbwelche ein so starkes und anhaltendes Licht im Auge bewirkt, sind \u00bbvon ziemlicher Dauer, und der Organismus mufs sie nicht so leicht \u00bbwieder heben k\u00f6nnen. .. . Mehrmals . . ist es mir in den ersten Tagen \u00bbnach den Versuchen begegnet, dafs ich, mit anderen Dingen besch\u00e4f-\u00bbliget, erschrocken hin, wenn ich die Flamme am Licht, das Feuer \u00bbauf dem Heerde oder im Ofen .... im sch\u00f6nsten Blau des brennenden \u00bbSchwefels erblickte.... Noch jetzt, nunmehr \u00fcber 3 Monate nach \u00bbder Anstellung jener Versuche, habe ich in jedem Auge eine Stelle,","page":349},{"file":"p0350.txt","language":"de","ocr_de":"350\n2. Jbschn. Kap. 11. \u00a7. 111. 2 (v) .4. <1. Purkinje\u2019s\n\u00bbdie anf\u00e4ngliche, mit der mir alles Gelbe und Rothe Blau, alles Blaue \u00bbRoth oder Gelbroth erscheint, doch nur noch schwach, so dafs es \u00bbsehr verd\u00fcnnte Farben sind, und ich mehrere Sekunden auf den Ge-\u00bb genstand hinsehen und aufmerken mufs, ehe sich das jedesmalige Bild \u00bbentwickelt.\u00ab 1\nIch buhe geglaubt, es der wahrhaft einzigen Aufopferung ihres Urhebers schuldig zu sein, dafs ich von diesen Versuchen, denen Ritter noch ins Unbegrenzte nachgeht, wenigstens eine leichte Andeutung g\u00e4be; es unentschieden lassend, in wie weit der Zusammenhang, den er selbst ihnen mit dem Umschlagen der elektrischen Gesichtserscheinungen hei hohen Stromst\u00e4rken zuschreibt, in der Wirklichkeit begr\u00fcndet sei oder nicht. Gewifs wird man mir beistimmen, wenn ich aufs tiefste beklage, dafs dieses rastlose Suchen, diese Alles besiegende Leidenschaft eines Ritter der klaren Leuchte der Methode und jeder \u00e4chten naturwissenschaftlichen Linsicht entbehrten, mit denen vereint.sie uns mit dem Gr\u00f6fsten w\u00fcrden haben beschenken k\u00f6nnen. Nicht leicht l\u00e4fst sich ein lehrreicherer Gegensatz denken, als derjenige, auf den wir jetzt stofsen, indem wir, bei Abw\u00e4rtsverfolgung der Untersuchung in der Zeit, uns nunmehr zu Purkinje's Beobachtungen \u00fcber die galvanischen Lichtfiguren wenden, eines Forschers, der an Hebung im Beschauen seines dunklen Sehfeldes sich wie mit Jedem wohl mit Ritter messen durfte, an Unbefangenheit ihn weit \u00fcbertraf. Aus der F\u00fclle wunderbarer Eigenthiimlichkeiten, welche die reine Beobachtung der Dinge wie sie sind im Verh\u00e4ltnisse zu Ritter\u2019s geripphaftem Schematismus uns alsbald vorf\u00fchrt, lernen wir abermals den Nachtheil erkennen, der jederzeit daraus erw\u00e4chst, wenn wir die blassen Bilder unserer nur mit dem Erfahrenen wuchernden Einbildungskraft an die Stelle der noch unentfalteten stets \u00fcberraschend reich gef\u00e4rbten Wirklichkeit zu setzen uns vermessen. \\\\ ir folgen der letzteren der unten angegebenen Quellen. 2\n\u00bbBrachte ich .... den Leiter des Kupferpols 3 in den Mund und \u00bbber\u00fchrte mit dem Leiter des Zinkpols den Augapfel, so erschien in\n1\tBeitr\u00e4ge u. s. \\v. A. a. 0. S. 175 \u2014 181. \u00a7. 98. 99. * \u2014 Vergl. Newton\u2019s \u00e4hnliche Versuche in Sir Isaak Newton\u2019s Leben nebsl einer Darstellung seiner Entdeckungen von Sir David Bkewster. Ueberselzt von Golduerg. Leipzig 1833. S. 2C3. *\n2\tBeobachtungen und Versuche zur Physiologie der Sinne. Bd. I. Beitr\u00e4ge zur Kenntuifs des Sehens in subjecliver Hinsicht. Prag 1819. S. 50.* \u2014 Ivastner\u2019s Archiv f\u00fcr die gesammte Naturlchre. 1825. Bd. V. S. 434. * \u2014 Beobachtungen und Versuche u. s. w. Bd. II. Neue Beitr\u00e4ge u. s. w. Berlin 1825. S. 31. *\n3\tDer Kupferpol ist hei Purkinje der positive, der Zinkpol der negative der .S\u00e4ule, die man sich also beiderseits durch ein halbes Element begrenzt zu denken","page":350},{"file":"p0351.txt","language":"de","ocr_de":"galvanische Lichtfiguren.\n351\n\u00bbdem fr\u00fcher finstern Gesichtsfelde an der mir sonst wohlbekannten Ein-\u00bb trittsstelle des Sehnerven eine hellviolette lichte Scheibe; im Aclisen-\u00bb punkte des Auges war ein rautenf\u00f6rmiger dunkler Fleck, mit einem \u00bbrautenf\u00f6rmigen gelblichen Lichtbande umgeben, darauf folgte ein glei-\u00bb ches finsteres Intervall und noch ein etwas schw\u00e4cher leuchtendes \u00bbgelbliches Rautenband; die \u00e4ufserste Peripherie des Gesichtsfeldes aber \u00bbdeckte ein schwacher, lichtvioletter Schein, der, wie man das Auge \u00bbrollte, abwechselnd an einzelnen Stellen heller wurde.... Hob ich \u00bbdie Ber\u00fchrung auf, so kehrten sich die Farben um. Wechselte ich \u00bbdie Pole, brachte ich den Kupferpol ins Auge und den Zinkpol in \u00bbden Mund, so kehrten sich die Farben, so wie auch die Licht- und \u00bb Schattenpartieen um. Am Eintriltsorte des Sehnerven war ein finste-\u00bbrer, kreisrunder Fleck, mit einem hellvioletten Scheine umgeben, der \u00bbals ein bcllviolettes Rautenband gegen die Mitte des Gesichtsfeldes auf-\u00bbund niederstieg, und sich mit zwei convergirenden Schenkeln auf der \u00bbentgegengesetzten Seite schlofs; diesem nach innen war ein finsteres \u00bbIntervall und im Achsenpunkte des Sehfeldes eine gl\u00e4nzende, hellvio-\u00bblette Rautenfl\u00e4che. . . . Diese Figur, so wie auch die vorige erscheint \u00bbjedesmal am lebhaftesten beim Eintritte der Ber\u00fchrung, ist w\u00e4hrend \u00bb ihrer Andauer, wenn die Leitung nicht auf irgend eine Weise unter-\u00bbbrochen wird, nur schwer zu bemerken, und erscheint auf einen \u00bbAugenblick mit entgegengesetzten Licht- und Farbenstellen bei der \u00bbTrennung wieder.\u00ab (S. 35. 36. S. hiezu a. a. 0. Taf. I. Fig. 4 und 5.) Die Intensit\u00e4t bei Anwendung des Kupferpoles, also bei aufsteigendem Strome, sei ungleich gr\u00f6fser als die beim Zinkpole (S. 33). \u00bbDas \u00bbLichtviolett ist in dieser Erscheinung\u00ab \u2014 der des Kupferpoles nach Purkinje \u2014 \u00bbges\u00e4ttigt und den Grund vollkommen deckend, das gelb-\u00bb liehe Licht hingegen erscheint, selbst bei den st\u00e4rksten Entladungen, \u00bbnur wie der Ucberzug eines schwachen Firnisses, wie wenn eine gelbe \u00bbSaftfarbe auf schwarzen Grund aufgetragen w\u00fcrde.\u00ab (S. 36.) 1\nPurkinje wirft Ritter vor, dafs er sich habe durch einen vermeintlichen Gegensatz zwischen den Enden des objectiven Sonnen-spectrums imponiren lassen, und unbekannt mit den wirklichen dem Auge innewohnenden, und zum Farbenkreise verschmelzenden Gegen-\nliat. In dem Aufs\u00e4tze des Archives sind die Bezeichnungen umgekehrt und alsdann der RiTTER\u2019schen unmittelbar entsprechend.\n1 Yergl. \u00fcber diese Erscheinungen auch Most, Heber die grofsen Heilkr\u00e4fte des in unseren Tagen mit Unrecht vernachl\u00e4ssigten Galvanismus, nebst einigen n\u00e4heren Bestimmungen \u00fcber mein neues Heilmittel der Epilepsie. L\u00fcneburg 1823. S. 812;\u2019 \u2014 U.TORT, de Functione Retinae nervosae. Partieula secunda. Christiania 1830. (Inaugural-Dissertation) p. 31. \u00a7.17.*","page":351},{"file":"p0352.txt","language":"de","ocr_de":"352\n2. Abschn. Kap. II. \u00a7. 111. 2 (v) A. A. Pcrkinje's\nS\u00e4tzen, auf welche etwas sp\u00e4ter erst Goethe wieder aufmerksam machte, die complement\u00e4ren Farben Gelb und Violett verkannt habe (S. 32. 33). Dagegen kommen seine Beobachtungen allerdings in zwei wesentlichen Punkten mit denen Ritter\u2019s \u00fcberein. Auch er bemerkte eine fl\u00fcchtige Umkehr der Erscheinungen im Augenblick der Ocffnung der Kette. Es ist auffallend, dafs ihm, der mit allen subjectivcn Gesichtswahrnehmungen so innig vertraut war, die wichtige Uebereinstimmung nicht auf-gestofsen ist, die zwischen dieser Umkehr und den gew\u00f6hnlichen Nachbildern augenscheinlich obwaltet. Das elektrische Violettsehen zieht ebensowohl ein nachmaliges Gelbsehen nach sich, als das anhaltende Fixiren einer ges\u00e4ttigten violetten Farbe; das elektrische Gelbsehen umgekehrt ebensowohl einen violetten Schein, als das Betrachten lebhaft gelb gef\u00e4rbter Bl\u00fcthen in der D\u00e4mmerung u. d. m. Purkinje \u00fcberzeugte sich aber ferner von dem Einflufs des entwickelten subjectivcn Lichtes auf die F\u00e4rbung \u00e4ufserer Gegenst\u00e4nde. Durch die Ueberziehung der Stelle des directen Sehens mit solchem Lichte versucht er Ritter\u2019s Behauptung des Undeutlichersehens bei aufsteigendem Strome zu erkl\u00e4ren , umgekehrt die des Deutlichersehens bei absteigendem Strome durch die Befreiung des Achsenpunktes, wo alsdann der dunkele rautenf\u00f6rmige Fleck erscheine, von subjectivem Lichte (S. 40. 41).\nEs findet bei Purkinje , wie anderw\u00e4rts f\u00fcr den Geschmack (S. oben S. 287 Anm. 2), so auch f\u00fcr den Gesichtssinn entfernterweise der Zweifel statt, ob nicht die Erscheinungen, statt wirklich von der elektrischen Reizumr des Sehnerven und seiner Ausbreitung durch den Strom, vielmehr von einer mechanischen Zusammendr\u00fcckung des Augapfels herr\u00fchren, die durch Zusammenziehung der verschiedenen Gebilde desselben hervorgebracht w\u00fcrde. In der That erinnern die Rautengestalten um den Axenpunkt des Auges herum an die von Purkinje selbst in seinen ersten \u00bbBeitr\u00e4gen\u00ab (A. a. O. S. 22) beschriebene Druckfigur. Diese Ansicht, womit, bei dein heutigen Stande der Ncrven-physik, ebensowenig etwas gewonnen sein w\u00fcrde, als mit der elektrolytischen Theorie des elektrischen Geschmacks, erscheint noch \u00fcberdies ebenso unhaltbar als diese, wenn man die Verschiedenheit der positiven und negativen galvanischen Lichtfigur erw\u00e4gt, welche, wie die Bilder im Polarisationsapparat, einander erg\u00e4nzen. An die Augenmuskeln ist begreiflich hier, um jenen Druck auszu\u00fcben, nicht zu denken, da die Bilder best\u00e4ndig sind, die Zusammenziehung der Muskeln aber nur zu Anfang und zu Ende des Stromes stattfindet; die sonstigen der Zusammenziehung f\u00e4higen Gebilde im Innern des Augapfels aber, denen man, gleich der Regenbogenhaut, organische Muskelbewegung zuzuschreiben berechtigt sein w\u00fcrde, sind wohl zu schwach, um ihnen solche Wir-","page":352},{"file":"p0353.txt","language":"de","ocr_de":"galvanische Lichtfiguren.\n.353\nkungen beizumessen. 1 Dafs \u00fcbrigens, bei diesen Versuchen, ja sogar schon bei Anwendung blos der einfachen Kette, wirklich Zusannnen-ziehung des Sehlochs beobachtet werde, wissen wir durch Fowler, welcher Folgendes erz\u00e4hlt. \u00bbIch bat .... einige meiner Freunde, auf \u00bbmeine Pupille Acht zu geben, indem ich den oben beschriebenen Ver-\u00bbsuch\u00ab \u2014 Einschieben eines silbernen Stabes in die Nase soweit hinauf als m\u00f6glich und Verbindung desselben mit Zink, womit die Zunge belegt war \u2022\u2014 \u00bbwiederholte. Wenn das \u00e4ufsere Licht stark war, so \u00bbfanden sie einige Schwierigkeit, genau zu bestimmen, ob die Pupille \u00bbsich zusammenz\u00f6ge, oder nicht. Wenn aber nicht mehr Licht zuge-\u00bblassen wurde, als gerade hinl\u00e4nglich war. um die Pupille zu erken-\u00bbnen, so bemerkten sie ein sehr deutliches Zusammenziehen, so oft als \u00bbdie Metalle in Ber\u00fchrung mit einander gebracht wurden. Dieser Ver-\u00bbsuch erfordert einige Aufmerksamkeit, damit er befriedigend ausfalle; \u00bbaber ohnerachtet ich ihn sehr vielmal an den Augen Anderer wiederholt habe, so mifslang er doch selten, wenn er bei stetem Licht gc-\u00bb macht, und wenn das Silber weit genug in die Nase hineingebracht \u00bbwurde.\u00ab 2 Auch Magendie hat, bei Behandlung eines Amaurotischen mittelst der auf die Ausbreitungen des Trigeminus gerichteten Elektro-punctur Zusammenziehung der Pupille wahrgenommen. Line Stahlnadel war in den N. frontalis, eine andere in den Maxillaris superior versenkt, und durch dieselben wurde der Kreis einer zw\u00f6lfgliedrigen S\u00e4ule, deren Platten 6\" Seite hatten, geschlossen. Nach BecqeereUs Bericht zu urtheilen, der mir allein vorliegt, da er die Quellen anzugeben vers\u00e4umt, wurde dabei der elektrische Blitz f\u00fcr eine bereits auf Heilung deutende Einwirkung des obj ec liven Lichtes angesehen: \u00bbA l'instant du \u00bbcontact, le malade \u00e9prouva une commotion douloureuse dans le trajet \u00bbdu nerf, la lumi\u00e8re l\u2019affecta visiblement, et la pupille se contracta.\u201c 3 Dieser Umstand scheint leider Purkinje\u2019s Aufmerksamkeit entgangen zu sein; ich habe seiner ausf\u00fchrlich gedacht, weil er vielleicht am ehesten einige der Ritter\u2019scIicii Behauptungen deuten zu helfen geeignet sein m\u00f6chte. Es liegt in der That nahe, anzunehmen, dafs\u2019mit der Iris\n1 Ueber die Reaction der Iris auf den elektrischen Strom s. Eduard Weber in R. Wagner\u2019s Handw\u00f6rterbuch der Physiologie u. s. w. Bd. III. Ablh. II. Artikel \u00bbMuskelbewegung\u201c S. 31 ff. * \u2014 Herr Professor Weber hat die ausnehmende Gef\u00e4lligkeit gehabt, mir einen Abdruck dieser wichtigen Abhandlung auf meine Bitte sogleich w\u00e4hrend der Corrector mitzutheilen, wodurch ich in Stand gcscl/.l bin, mich noch vor dem Erscheinen derselben auf manche Punkte ihres reichen Inhalts zu beziehen.\n1 Ar.. Monro\u2019s und Rich. Fowler\u2019s Abhandlung u. s. w. S. 118. 119.\n3 Trait\u00e9 exp\u00e9rimental etc. t. IV, p. 312, *","page":353},{"file":"p0354.txt","language":"de","ocr_de":"354\t2. Absclm. Kap. II. \u00a7. III. 2 (v) A. e. Michaelis und Vot\u00ef.vf\nauch der innere zur Einrichtung des Auges f\u00fcr verschiedene Entfernungen dienende Bewegungsapparat eine Ver\u00e4nderung durch den Strom erfuhr, welche von Einflufs auf das Deutlichsehen \u00e4ufscrer Gegenst\u00e4nde sein k\u00f6nnte.\nEtwas der von Ritter dem Zinkpol zugeschriebenen verkleinernden Wirkung auf \u00e4ufsere Gesichtsgegenst\u00e4nde, w\u00e4hrend der Kupferpol vergr\u00f6\u00dfernd wirken sollte, Achnliches, vermochte Purkinje selbst hei den kr\u00e4ftigsten Entladungen nicht wahrzunehmen (S. 49. 50).\nVon nicht geringer V ichtigkeit f\u00fcr uns an dieser Stelle ist endlich Purkinje\u2019s Bemerkung \u00fcber den durchaus gr\u00f6\u00dferen Glanz der Erscheinung hei aufsteigender Str\u00f6mungsrichtung in dem Sehnerven, welche, wie man sieht, auch mit Pfaff\u2019s urspr\u00fcnglicher Beobachtung \u00fcbereinstimmt. Most best\u00e4tigt dieselbe; er setzt das Verh\u00e4ltnil's des Durchmessers der leuchtenden Fl\u00e4che in diesem Falle zu dem bei absteigendem Strome wie 5 : 3. 1 Sollte die Rnteu\u2019scIic Tabelle \u00fcber die Zuckungen (S. oben S. 319) der Wirklichkeit entsprechen, so w\u00fcrde also, f\u00fcr die Bewegungsnerven, in dem dem unversehrten Lehen am n\u00e4chsten kommenden Zustande der Erregbarkeit, das umgekehrte Gesetz der Erregung obwalten, wie f\u00fcr den Geschmacks- und den Sehnerven w\u00e4hrend des Lehens selbst; denn hier entspricht die st\u00e4rkere Wirkung derjenigen Str\u00f6mungsrichtung, welche mit der darauf folgenden Richtung des sogenannten Nervenprincipes \u00fcbereinkommt, w\u00e4hrend dort dem absteigenden Strome die geringere Erregungsgr\u00f6\u00dfe zukommen w\u00fcrde. Geruch und Geh\u00f6r werden wir, wegen der Mangelhaftigkeit der sie betreffenden Aussagen, wohl tliun, hei diesem Vergleiche g\u00e4nzlich aus dem Spiel zu lassen: sehen wir daher jetzt schlie\u00dflich zu, wie die Erscheinungen an den Gef\u00fchlsnerven sich gestalten m\u00f6gen.\ne. G e f \u00fc li 1.\nBereits Michaelis bemerkt, in seinem physiologischen Briefe an v. Humboldt, dafs hei seinen Versuchen an Blasenpflasterwunden, deren er sich eine auf dem Biceps, die andere auf dem Vorderarm angelegt hatte, das Zucken in den Nerven (?) \u2014 in den Muskeln sah er nichts und f\u00fchlte auch keine Bewegung \u2014 immer nur in der N\u00e4he der Wunde stattfand, auf der das Gold oder die Kohle lag, nie wo das Zink lag, das Gold mochte auf der oberen oder auf der unteren W unde liegen. Die Empfindungen gingen meist nach unten, nie nach oben, und waren, wenn das Gold nicht an der oberen Wunde lag, nie zwischen\n\u2022 Geber die gro\u00dfen Heilkr\u00e4fte des Galvanismus n. s. vv. S. 82.","page":354},{"file":"p0355.txt","language":"de","ocr_de":"elektrisch e Empfindungen.\n355\nbeiden Wunden f\u00fchlbar. 1 2 Und Michaelis bemerkt ausdr\u00fccklich den Unterschied, der zwischen der Wirkung der Metalle in diesem Falle und in dem des elektrischen Geschmacks sich zeigt (S. 17).\nIn seinem Brief an Banks sagt Volta: \u00bbUne chose que je dois \u00bbencore faire remarquer, c\u2019est que toutes ces sensations de picotement \u00bbet de douleur sont plus fortes et plus aigues, les autres choses \u00e9gales, \u00bblorsque la partie du corps qui doit les ressentir se trouve du cot\u00e9 \u00bbde l'\u00e9lectricit\u00e9 n\u00e9gative, c\u2019est-\u00e0-dire, plac\u00e9e de mani\u00e8re dans le cercle \u00bbconducteur, que le fluide \u00e9lectrique parcourant ce cercle ne soit pas \u00bbdirig\u00e9 contre cette partie sensible, qu'il ne s\u2019avance pas vers elle et \u00bby entre de dehors en dedans, mais bien que sa direction soit de \u00bbdedans en dehors, en un mot, qu\u2019il en sorte....\u00ab '\nRitter, der die hiehergeh\u00f6rigen Versuche ins Unendliche vermannigfacht und auf die zarteren Gef\u00fchlsnerven, an Zunge, Nase, Lippen, Ohren, Auge, ja Penis schonungslos ausgedehnt hat, 3 l\u00e4ugnet zwar die verschiedene St\u00e4rke der Schl\u00e4ge, aber nur in dem Sinne, dafs der Unterschied nicht einer dem Grade, sondern der Qualit\u00e4t nach sei; und er st\u00fctzt sich dabei ganz sinnreich auf die Wahrnehmung, deren Richtigkeit ich dahingestellt sein lasse, dafs, bei abnehmender St\u00e4rke des Stromes, beide willig gleichzeitig verschwinden.1 Jenen Unterschied in dem Wesen der Schl\u00e4ge und der Empfindungen an den Polen der S\u00e4ule nach Ritter, zeigt die folgende Tabelle.\n1\tGres's Neues Journal der Physik. 1797. Bit. IV. S. 12. 13. 16.*\n2\tCollezione dell\u2019 Opere ec. t. II. p. II. p. 120.*\n3\tS. Gilbert\u2019s Annalen der Physik. 1801. Bd. VII. S. 454 \u2014 461;* vorz\u00fcglich aber die diesem Gegenstand allein gewidmete Abhandlung in seinen Beitr\u00e4gen n. s. \\v. Bd. II. St. 2. 1802. S. 1 \u2014158; \u2014 sodann ebendas. St. 3. 4. 1805. S. 162. \u00a7. 88. 89; * \u2014 und Voigt\u2019s Magazin u. s. w. 1805. Bd. IV. S. 583. *\n* Beitr\u00e4ge u. s. w. Bd. II. St. 2. S. 16. *","page":355},{"file":"p0356.txt","language":"de","ocr_de":"856\n2. Abschn. Kap. II. \u00a7'. 111. 2(v) A. e. Das Gesell\nV.\nGef\u00fchl.\tAufsteigen der S t r o m.\tAbsteigender Strom.\nSchliefsung.\tSchlag scheinbar schw\u00e4cher, expansiv.\tSchlag scheinbar st\u00e4rker, contractiv.\nW\u00e4li rend der Schliefsung.\tExpansion (Erection). 1 YY arme. Erh\u00f6hte Beweglichkeit.\tContraction. K\u00e4lte. Abgang von Beweglichkeit.\nOeffnung.\tSchlag scheinbar st\u00e4rker, conlracliv.\tSchlag scheinbar schw\u00e4cher, expansiv.\nNach der Oeffnung.\tContraction. K\u00e4lte.\tExpansion. YY \u00e4rrne.\nUnter Expansion und Contraction verstellt Ritter nicht allein die subjective Wahrnehmung, die sich am besten unter diesem Bilde schildern liefse, sondern er behauptet auch geradehin, dal's z. \u00df. dielland, die Zunge, die Lippen, an der Zinkseite der Batterie nach etwa der H\u00e4lfte einer Viertelstunde wirklich anschwellen, an der Silberseite hingegen einschrumpfen. Es soll dabei, seinen naturphilosophischen Constructional nach, die Contraction der vorzugsweisen Reaction der Beuger auf den aufsteigenden, die Expansion der der Strecker auf den absteigenden Strom entsprechen. Vas es mit der Ver\u00e4nderung der \u00bbBeweglichkeit\u00ab in seinen Aussagen m\u00f6glicherweise auf sich habe, werden wir unten in Erfahrung bringen. Die Empfindungen von K\u00e4lte und W\u00e4rme betreffend, so sind sie, im Allgemeinen, gar nicht zu bezweifeln. Schliefst man den Kreis einer 150paarigen Zinkkupfers\u00e4ule, die mit Salmiakl\u00f6sung aufgebaut ist, indem man die H\u00e4nde in Becken mil Kochsalzl\u00f6sung taucht, so empfindet man, w\u00e4hrend der ganzen Dauer\n1 Vcrgl. Most a. a. 0. S. 120. * \u2014 Most\u2019s Angaben balle ich indefs keines-weges f\u00fcr verl\u00e4fslich, da er z. Ji. keinen Anstand nimmt zu berichten, dafs eine Katze \u00bb20 Minuten lang einer galvanischen Str\u00f6mung von + G aufgesetzt \u25a0\u25a0\u25a0 (?) im Dunkeln mit einem blauen Lichte gleich der Farbe der Kornblume geleuchtet habe, eine ebensolange der Str\u00f6mung von \u2014 G preisgegebene, mit einem blafsr\u00fclldichen Liebte, und darauf die Erz\u00e4hlung eines Vorfalls gr\u00fcndet, die seiner Einbildungskraft ebensowenig Ehre macht als seiner Wahrheitsliebe. V. a. 0. S. 149. 150. *","page":356},{"file":"p0357.txt","language":"de","ocr_de":"tier elektrischen Empfindungen, nach Ritter\n357\ndes Stromes, aufser der tiefen Angst und Beklemmung, dein Schneiden und Brennen in den H\u00e4nden u. s, w., Flullien von W\u00e4rme und Schauer von K\u00e4lte die Arme bis zur Schulter hinauf abwechselnd anhauchen oder \u00fcberrieseln; dafs der eine Arm vorzugsweise W\u00e4rme, der andere K\u00e4lte empfinden sollte, ist mir bei Gelegenheit dieser Wahrnehmungen, wobei meine Aufmerksamkeit aber auf andere Dinge gerichtet war, allerdings nicht aufgefallen, m\u00f6glicherweise jedoch nur aus dem Grunde, dafs ich mit der Stromst\u00e4rke gerade auf den Indifferenzpunkt in dieser Hinsicht gestofsen war, von dem sogleich die Rede sein wird. Ich bemerke dieses deshalb, weil man die Wirklichkeit dieser Erscheinungen in jetziger Zeit, wo die \"Versuche an vielgliedrigen S\u00e4ulen fast ganz abgekommen sind, nicht selten ganz und gar bezweifeln h\u00f6rt, w\u00e4hrend doch hier in der That \u00fcberall eine reiche Fundgrube sehr wichtiger subjcctivcr Erfahrungen offen liegen d\u00fcrfte. 1\nBeim Gef\u00fchle ist es Ritter angegebenermafsen wieder gegl\u00fcckt, durch Verst\u00e4rkung des Stromes die Umkehr der Erscheinungen zu erzwingen. \u00bbIch sowohl, als die, welche meine Versuche wiederholten,\u00ab sagt Ritter, \u00bbhatten zu diesen Beobachtungen nur schwache S\u00e4ulen \u00bbangewandt; mir namentlich gelangen sie am besten mit S\u00e4ulen von \u00bb80 bis 100 Lagen, deren Pappen blos mit Wasser getr\u00e4nkt waren. \u00bbBei S\u00e4ulen mit Kochsalz von eben der Gr\u00f6fse waren die beiden Ge-\u00bb f\u00fchle von W\u00e4rme, und K\u00e4lte, nur selten eben so deutlich, und noch \u00bbseltener, wenn die S\u00e4ule dieser Art noch gr\u00f6fser war. Gew\u00f6hnlich \u00bbwurde hier der Unterschied fast ganz Null, und von W\u00e4rme und \u00bbK\u00e4lte war \u00fcberhaupt nichts Deutliches zu bemerken und zu unterscheiden.\u00ab Dies soll n\u00e4mlich der Zustand sein, der dem Gr\u00fcnsehen\n1 Man h\u00f6re auch, was Reinhold in Gilbert\u2019s Annalen tier Physik. 1802. Till. XI. S. 378. 379. Aura, c * sagt: \u00bbDie sch\u00f6nen RiTTER\u2019schen Versuche \u00fcber die \u00bbdurch Galvanismus bewirkte Affection der Sinnesorgane lies! mul h\u00f6rt man /war \u00bboft wiederholt, aber fast immer wird wenigstens einzelnen davon widersprochen. \u00bbDie Grsacli hievon kann wohl keine andere sein, als dafs Personen sich diesem \u00bbGesch\u00e4fte unterzogen, welche, ohne geh\u00f6rige Kunde vom Galvanismus, ohne einen \u00bbvertrautem Eingang mit der Batterie zu haben, aus einzelnen Versuchen \u00fcber Ge-\u00bbgeiist\u00e4mle urlheillen, deren feinere, nicht Jedem sogleich wahrnehmbare Niiancirun-\u00bbgen nur dem ge\u00fcbten Experimentator bemerkbar sind. Auch ich habe diese Vcr-\u00bb suche alle in Gesellschaft hiesiger und ausw\u00e4rtiger Gelehrten mehrmals wiederholt, \u00bbund in a 11 e in mit der Ritter\u2019s eben Beschreibung v\u00f6llig \u00fcbereinstim-\u00bbmend gefunden. Diese offene Erkl\u00e4rung glaubte ich theils der Wahrheit sclinl-\u00bb dig zu sein, theils in dieser allgemein gelesenen Zeitschrift niederlegen zu m\u00fcssen, \u00bbum vielleicht manchem eine so m\u00fchsame Wiederholung zu ersparen, oder doch \u00bbhierbei Behutsamkeit und Mifstrauen gegen abweichende Resultate zu empfehlen.\u201c - -Yergl. auch Pfiff ebendas. 1801. Bd. VII. S. 252. 253, * der jedoch sp\u00e4ter seine Aussagen bedingt hat (S. oben 8, 2831,","page":357},{"file":"p0358.txt","language":"de","ocr_de":",35$ 2. Abschi. Kap. II. \u00a7. 111. 2 (v) B. IMariamni\u2019s vereinigtes Gesetz\nin den \\ ersuchen am Auge , wie auch der neutralsalzigen Nuance in den Geschmacks versuchen entspricht. \u00bbWandte ich aber S\u00e4ulen mit \u00bbSalmiak gebauet von 100 und mehr Lagen an, und befeuchtete auch \u00bbdie Finger mit gut leitender Fl\u00fcssigkeit ... so war allerdings wieder \u00bbein Gef\u00fchl von W\u00e4rme und K\u00e4lte da, und sogar st\u00e4rker als sonst \u00bbwo, aber die Vertheilung beider Gef\u00fchle war die g\u00e4nzlich umgekehrte \u00bbvon der vorigen. Die K\u00e4lte war, statt vorhin am negativen, jetzt \u00bbam positiven, und die W\u00e4rme, statt vorhin am positiven, jetzt \u00bbam negativen Pole. Es ist nicht leicht m\u00f6glich, dafs Jemand die-\u00bbsen Versuch, wie er hier beschrieben ist, wiederhole, ohne den an-\u00bb gegebenen Erfolg; er ist constant.... Trennt man nachgehends \u00bbden Kreis, so gebt die K\u00e4lte auf eine kurze Zeit in W\u00e4rme, die \u00bbW\u00e4rme auf eben so kurze Zeit in K\u00e4lte \u00fcber; hierauf wechseln die \u00bbGef\u00fchle von neuem: den am positiven Pole der S\u00e4ule gewesenen Fin-\u00bbger . . . \u00fcberfliegt eine schwache K\u00e4lte, den am negativen gewesenen \u00bbeine schwache W\u00e4rme, und der Erfolg des Versuchs endigt, als * w\u00e4re dem Finger ... nur, was\u00ab [in der Tabelle, unter der Voraussetzung geringerer Stromeskr\u00e4fte,] \u00bberz\u00e4hlt ist, widerfahren.\u00ab \u2014 1\nDa der Eintritt und der Austritt des Stromes von Zuckungen begleitet sind, so bleibt es nach dem Mitgetheilten zweifelhaft, ob nicht vielleicht die gr\u00f6fsere Schmerzhaftigkeit des Schlages in den absteigend durchstr\u00f6mten Glicdmafseu von der hier m\u00f6glicherweise gr\u00f6fseren St\u00e4rke der Zuckungen herr\u00fchre, eine Annahme, welche allerdings nicht mit dem RiTTEii\u2019schen Gesetze der Zuckungen \u00dcbereinkommen w\u00fcrde. Indessen erweist sich dieselbe als \u00fcberfl\u00fcssig; vielmehr ergiebt sich, abgesehen von Michaelis Zeugnils, aus dem Zusammenhang von Volta\u2019s Rede klar, dafs er reine Empfindungen w\u00e4hrend der Fortdauer des Stromes in best\u00e4ndiger Gr\u00f6fse meint, denen er eine gr\u00f6fsere Heftigkeit auf der negativen Seite zuschreibt; und bei Ritter finden sich ebenso, obgleich er selbst jenen Unterschied nicht zu machen gewufst hat, eine Menge Aussagen, aus welchen, weil gar keine Muskeln zuckten, mit aller Bestimmtheit das ausgesprochene Ergebnifs hervorgeht. Es wird dasselbe noch sogleich durch einen Versuch Mariamni\u2019s von Neuem bekr\u00e4ftigt erscheinen; und endlich ist es sehr leicht, sich selbst davon bei Anwendung solcher Stromeskr\u00e4fte zu \u00fcberf\u00fchren, welche \u00fcber die Finger hinaus keine Empfindungen mehr hervorzubringen im Stande sind.\n1 Beitrage u. s. w. Bit. II. St. 3. 4. S. 164\u2014 166. \u00a7. 92.* \u2014- Gilbert\u2019s Annalen der Physik. 1805. Bd. XIX. S. 9. *","page":358},{"file":"p0359.txt","language":"de","ocr_de":"der elektrischen Zuckungen und Empfindungen.\n359\n\u00df. Maria.mnjV vereinigtes Gesetz der elektrischen Zuckungen und\nEmpfindungen.\nDie Frage nach dem Verhalten der Gef\u00fchlsnerven f\u00fchrt uns auf Mariawm zur\u00fcck, der. wie heinerkt, den Gedanken gefafst hatte, sie durch objective Versuche zur Entscheidung zu bringen. Auch einen solchen hatte \u00fcbrigens bereits Pfaff angestellt. Er richtete einen lebenden Frosch so zu, dal's der Rumpf nur noch durch die Nerven mit\nden Bauchgliedern zusammenhing. \u00bbWenn.................durch den auf die\n\u00bb Cruralnerven wirkenden Metallreiz Zuckungen in den hinteren Glied-\u00bbmafsen erregt wurden, verk\u00fcndigte der Frosch den schmerzhaften \u00bbEindruck der Metalle durch die gr\u00f6fste Unruhe und die lebhaftesten, \u00bbwillk\u00fcrlichen Bewegungen, und er konnte auf diese Art lange Zeit \u00bbhindurch aus der Ruhe, in die er gew\u00f6hnlich gleich wieder versank, \u00bbund die er, wenn er nicht gereizt wurde, nur selten unterbrach, wie-\u00bbder gerissen, und zu gewaltsamen Verdrehungen seines ganzen K\u00fcr-\u00bbpers veranlafst werden. Auch alsdann, da ich einen Cruralnerven \u00bbdicht an den Muskeln unterband, und auf diese Art das Entstehen \u00bbder Zuckungen in seiner Gliedmasse hinderte, verk\u00fcndigte jedesmal \u00bbder Frosch den heftigen Schmerz, den er bei der Ber\u00fchrung der Zink-\u00bbarmatur dieses Nerven durch eine an den Schenkel angebrachte Sil-\u00bbberm\u00fcnze f\u00fchlte, durch aufserordentliche Verdrehungen aller seiner \u00bbGliedmafsen, des Kopfes, der Augen.\u00ab 1 Leider sagt Pfaff nicht, wie der Frosch die entgegengesetzte Vertheilung der Metalle empfand.\n1 Heber thierische Elektricil\u00e4t u. s. w. S. 148. 149. * Merkw\u00fcrdig ist folgender Zusatz: \u00bbBei h\u00e4ufiger Wiederholung dieses Versuches s\u00e4he ich jedesmal im Augenoblick der Ber\u00fchrung beider Metalle schwache Zuckungen l\u00e4ngst dem R\u00fcrkgrade \u00bbhinauf entstehen, die sieli sogar oft bis in die Arme erstreckten, und die ganz un-\u00bblersehieden von den heftigen willk\u00fcrlichen Bewegungen, die erst eine kurze Zeit \u00bbnach der wechselst eisen Ber\u00fchrung beider Metalle erfolgten, zu sein schienen.... \u00bbDiese Z u s a m m c n z i e h u n g e n zeigten s i e li n i c h t, wenn derCruralne r v e \u00bbnicht unterbunden war....\u00ab Ebendas., S. 149. 150. Einen \u00e4hnlichen Versuch habe Fowler. Ae cgi. Al. Monro\u2019s und Rich. Fowler\u2019s Abhandlung u. s. w. S. 126.*\t\u00bb Wenn nach geschehener Zerschneidung eines frisch get\u00f6dteten Frosches,\n\u00bbam Becken die Iliiflnerven von der Zellhaut, hinaufw\u00e4rls nach ihrem Ursprung \u00bbaus dem Riickgrad, befreiet, und alle Theile unterhalb desselben, nur sie selber \u00bbausgenommen, weggeschnitlen werden; so k\u00f6nnen die Muskeln auf beiden Seiten \u00bbdes R\u00fcckgrads, ein wenig h\u00f6her hinauf, zum Zusammenziehen gebracht werden, \u00bbwenn man blos die Nerven mit den Leiden aneinanderstofsenden Metallen ber\u00fchrt. \u00bbDieser Versuch gl\u00fcckte mir nicht immer; und nur dann, wenn der Frosch frisch \u00bbget\u00f6dtel war. So lange als die Ilintcrschrnkel von den Nerven unzertrennt blie-\u00bbben, gelang er niemals; Llofs in den Schenkeln entstand ein Zusammenziehen,\u00ab","page":359},{"file":"p0360.txt","language":"de","ocr_de":"360 -\u25a0 Ab Schn. Kap, II. \u00a7. III. 2 (v). B. Mariasiki\u2019# vereinigtes Gesetz\nDie hier beschriebene absteigende entspricht der wirksameren in Michaelis. Ritter\u2019s und Volta\u2019s Versuchen.\nMuuanim sucht zun\u00e4chst die Schl\u00fcsse, die man aus dieses Letzteren, ihm wohl bekannten Erfahrungen von vorn herein gegen seinen Versuchsplan zu ziehen geneigt sein k\u00f6nnte, durch die Betrachtung zu entkr\u00e4ften, dal's die lebhaftere Empfindung in Wunden wohl von den sich am negativen Pol ansammelnden Zersetzungsproducten herr\u00fchren d\u00fcrfte. Allein er irrt sich offenbar, indem er Volta\u2019s Aussage allein auf den Schmerz an verletzten Hautstellen bezieht. Volta sagt im Ge-gentheil ausdr\u00fccklich: \u00bbtoutes ces sensations de picotement et de dou-\u00bb leur etc.,\u00ab und ganz allgemein: \u00bbla partie du corps qui soit les res-\u00bb sentir etc. I\nMarianim selbst bereitete einen Frosch auf dieselbe Weise zu. wie dazumal Pfaff. Die F\u00fcfse wurden mit dem negativen Ende einer zchnelementigen mit sclrwacher Kochsalzl\u00f6sung geladenen S\u00e4ule in ein Celais, die Arme mit dem positiven Ende derselben in ein anderes getaucht; der Strom war also absteigend. Bei der Schlicfsung zuckten die Schenkel, allein der Frosch verhielt sich ruhig, obwohl die Kette 20 geschlossen blich. Jetzt ward der Strom umgekehrt. Beim Schlies-sen entstand eine ciel schw\u00e4chere Zuckung wie vorher, kaum aber waren ein Paar Augenblicke verstrichen, so traten Athmungsbeschwer-den ein, das Thier bl\u00e4hte sich auf und zog sein rechtes Bein aus dem Gef\u00e4fse. Beim Oeffncn zuckten die Schenkel, und es schien beruhigt. Lin zweites Mal dauerte die absteigende Schlicfsung eine Minute, und nichtsdestoweniger schien der Frosch nicht davon zu leiden; bei der aufsteigenden Richtung hingegen zeigten sich dieselben Schmerzbezeugungen u. s. f. Einigemal Avar die Oeilnung hei absteigendem Strome von dergleichen begleitet. Man k\u00f6nne auch blofs den oberen Tlieil eines der Ischiadncrven cntbl\u00f6fsen, ihm eine d\u00fcnne Siegellackscheibe unterschieben, und ihn an zwei Punkten mit feinen Zinnstreifen versehen, die man mit dem Elektromotor in Verbindung bringt. Bei dieser Anordnung kehrten sich jedoch die Erscheinungen um. Der absteigende Strom g\u00e4be den Schmerz, der aufsteigende die Zuckung allein. Mari Anim erkl\u00e4rt dieses scheinbar sehr st\u00f6rende Ergcbnifs dadurch, dafs z. B. der absteigende Strom seinen Weg nicht blofs durch die zwischen den Zinnstreifeil begriffene Nervenstrecke, sondern auch nach oben, dann unterhalb der Siegellackplatte, und nun wieder aufsteigend\nMail isl nat\u00fcrlich geneigt an Reflexbewegungen zu denken; aber cvas soll alsdann die seltsame Bedingung der aus ihrer A erbindung mit dem Centralneryensyslem gerissenen peripherischen Ausbreitung?","page":360},{"file":"p0361.txt","language":"de","ocr_de":"der elektrischen Zuckungen und Empfindungen,\n301\nim Nerven zum unteren Zinnstreifen nehme ; mit welchem Rechte, wollen wir unentschieden lassen. Uehrigens seien diese Erscheinungen unter allen Umst\u00e4nden schwer und unsicher wahrzunehmen.\nEinen besonderen Werth legt Maria.mm auf folgenden Versuch: Ein kr\u00e4ftiger, auf die erste Art zugerichteter Frosch ward an dem einen Vorder- und an beiden Hinterbeinen mit einem Bleistreifen als Zuleiter versehen, der Vordertheil auf Glas gelegt, und der Hintertheil isolirt in der Schwebe erhalten. Bei sonst vollkommener Ruhe des Frosches zeigten sich nun bei der Schliefsung des absteigenden Stromes Zuckungen, bei seiner Oefl'nung sliefs das Thier einen anhaltenden Schrei aus vollen Kr\u00e4ften aus, und wand sich auf den Vorderf\u00fcfsen; die Hinterfiifse blieben in Ruhe. Bei aufsteigendem Strome hingegen folgten der Schliefsung zwei, drei, ja vier \u00e4hnliche Schreie, wenn die Kette l\u00e4ngere Zeit geschlossen gehalten wurde; die Oeffnung brachte eine Zuckung zu Wege und beruhigte das Thier. Dies ward, mit steigenden Stromeskr\u00e4ften, erst an einem, dann drei und acht Plattenpaaren, zehn- bis zw\u00f6lfmal hintereinander beobachtet.\nMariamm zieht daraus folgenden Schlufs: \u00bbDas Eintreten des ab-\u00bb steigenden Stromes bringt Zuckung, sein Austritt Schmerz, das Eintre-\u00bbten des aufsteigenden Stromes bringt Schmerz, sein Austritt Zuckung \u00bbhervor.\u00ab (Ibid. p. 254. 256.)\nNimmt man an, dafs dies Gesetz und das Rixter\u2019scIic richtig seien, so l\u00e4ge es aufserdem am Tage, dafs die Abweichung der subjectiven Erfahrungen f\u00fcr das Gef\u00fchl an der S\u00e4ule von den Mariamm'scIicu Thatsachen so zu deuten w\u00e4re, dafs auch f\u00fcr das Gef\u00fchl, wahrscheinlich aber noch leichter und schneller als f\u00fcr die Bewegung, nach der Blofslegung und der Mifshandlung der Nerven, welche stets auch die sorgsamste Zurichtung mit sich bringt, eine Umkehr des Gesetzes eintr\u00e4te. Allerdings m\u00fcfste Pfaff alsdann so gl\u00fccklich gewesen sein, noch den normalen Zustand der Gef\u00fchlsnerven, oder einen ihm sehr nahen anzutrefl\u2019en, denn es ist nicht zu denken, dafs er nicht die entgegengesetzte Vcrtheilung der Metalle, den aufsteigenden Strom versucht haben sollte, dessen Wirkungsweise er vermutldich nur defshalb unerw\u00e4hnt l\u00e4fst, weil er sie der des absteigenden Stromes gleich, oder geringer fand, als sie.\nIn einer kurze Zeit darauf erschienenen Arbeit kommt Mariamm auf den Umstand zur\u00fcck, dafs die Ersch\u00fctterungen am negativen Pole der S\u00e4ule st\u00e4rker als am positiven sind, und sucht ihn aus folgendem, bereits in der erstangef\u00fchrten Arbeit aufgestellten, jedoch v on uns \u00fcbergangenen Grunds\u00e4tze abzuleiten. \u2014 Es gebe zwei Arten elektrischer Zuckungen, idiopathische, die durch unmittelbare Einwirkung des","page":361},{"file":"p0362.txt","language":"de","ocr_de":"362 2. Abgchn. Kap. II. \u00a7. Ill, 2 (v). B. Maruninj\u2019s idiopathische und\nStromes auf die Muskeln, und sympathische, die durch seine Einwirkung auf die Nerven vermittelt werden. Die ersteren erfolgten, welches auch die Richtung des Stromes sei, die letzteren einzig hei absteigendem Strome. (Ibid. 247.) Gehe also der Strom von einer Hand zur anderen, von einem Fufs zum anderen, oder von einer Hand zu einem Fufse, so sei der Schlag st\u00e4rker in dem Gliede, welches absteigend getroffen werde; so auch st\u00e4rker von der Schulter zur Hand, oder vom Schenkel zum buis, als umgekehrt; weil in diesen F\u00e4llen die idiopathischen mit den sympathischen Zuckungen sich vereinigten, um die St\u00e4rke des Schlages zu verdoppeln. Stecke man das erste Glied eines Fingers in ein Gef\u00e4fs, worin das positive Ende eines Elektromotors von 25 \u201430 Plattenpaaren taucht, und schliefse man den Kreis, indem man den negativen Pol mit einem in der anderen Hand gehaltenen Cylinder ber\u00fchre, so erstrecke sich die Zuckung nur bis ans letzte Gelenk; bei umgekehrter Str\u00f6mungsrichtung hingegen gehe der Schlag bis zum llandlingergelenke. Auch diesen Unterschied sucht Marianisi auf seine Vorstellung von idiopathischen und sympathischen Zuckungen zuriickzuf\u00fcliren, 1 ohne zu bedenken, dafs, da die Finger keine Muskeln enthalten, hier von keinem von beiden die Rede sein k\u00f6nne. Der angef\u00fchrte Versuch ist der oben S. 358 noch versprochene, aus dem sieb abermals mit Bestimmtheit ergeben sollte, dafs die st\u00e4rkeren Empfindungen auf der negativen Seite nicht von den hier vielleicht \u00fcberwiegenden Muskelschmerzen herr\u00fchren. Was die von Maria-nini getroffene Eintlieilung der elektrischen Zuckungen in idiopathische und sympathische betrifft, so liegt ihre Unstatthaftigkeit auf der Hand. Noch haben wir durchaus keinen Grund, unmittelbare Anregung zur Bewegung der Muskeln durch den Strom anzunelimen, da man nicht einer Wirkung zwei Ursachen unterlegen darf, zu deren Erkl\u00e4rung eine vollst\u00e4ndig ausreicht. S. hier\u00fcber bereits Volta\u2019s lichtvolle Er\u00f6rterungen in der \u00bbMemoria seconda sull\u2019 Elettricith animale. \u00ab 2 3 Der Umstand aber, der Marianini zur Aufstellung jenes Unterschiedes bewegen konnte, dafs n\u00e4mlich bei blofser Belegung von Muskeln mit den ungleichartigen Metallen die Zuckung angeblich erfolge, welches auch die Richtung des Stromes sei, hat f\u00fcr uns keine Geltung, da wir vielmehr durch Pfaff 3 und Ritter 4 wissen, dafs auch hier die Vcrtheilung der Metalle denselben Einflufs, wie bei blofser Bewaffnung der Nerven, aus\u00fcbt.\n1\tAnnales de Chimie el de Physique.\tMars 1830.\tt.\tXLIII. p. 320. *\n1\tCollezione dell\u2019 Op\u00e9r\u00e9 eo. t.\tII. p. 1.\tp. 81. \u00a7. 50\tc\tseg. *\n3\tT eller lliierisrhc ElelUricit\u00e4t\tu. s. \\v.\tS. 109. 3. *\n*\tBeitr\u00e4ge 11. s. w. Bd, II. St,\t3. 4, S.\t151. 152. \u00a7.\t77. 78 . *","page":362},{"file":"p0363.txt","language":"de","ocr_de":"sympathische Zuckungen, \u2014 (vi) A NobiliT Gesell der Zuckungen. ,363\n(vi) Nobili\u2019s Arbeiten ira Gebiete des Gesetzes der 7. uckungen,\nA. Nobili\u2019s Gesetz der Zuckungen.\nInzwischen hatte Nobili, dem wir bereits f\u00fcr die Kenntnifs des Froschstromes so viel verdanken, seine Aufmerksamkeit dieser Klasse von Erscheinungen zugewandt, von dem Wunsch ergriffen, einige Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit in dem regellosen Treiben der Zuckungsversuche zu entdecken, wie es sich ihm bei seinen ersten Bem\u00fchungen, die Empfindlichkeit des elektromagnetischen und physiologischen liheoskopes einem Vergleich zu unterwerfen, dargehoten hatte. Seine Arbeit, vom 1. November 1829 gezeichnet, steht Annules de Chimie et de Physique. Mai 1830. t. XLIV. p. 60.\" \u2014 S. auch Memorie cd Osservazioni \u00e9dite cd in\u00e9dite ec. vol. I. p. 135. \u00b0\nEr beginnt mit der Wiederholung der MAiuANiNi\u2019schen Versuche \u00fcber die Beziehung zwischen Schmerzbezeugung und Str\u00f6mungsrichtung. Obschon ihm mehrere Fr\u00f6sche ebenso gut bei der Schliefsung, als bei der Oeffnung des absteigenden Stromes zu leiden schienen, zeige doch die Mehrzahl in der That die Erscheinungen, wie dieser Gelehrte sie beschrieben habe. Uafs aber daraus der Schilds zu ziehen sei, den derselbe seinen Versuchen entnahm, glaubt Nobili in Abrede stellen zu m\u00fcssen, und zwar weil er findet, dafs, bei unmittelbarem Anlegen der Pole an den Rumpf des Frosches, gleichviel welches die Richtung des Stromes sei, das Thier stets und unter allen Umst\u00e4nden dieselben Aeufserungen des Schmerzes von sich giebt, wie, bei Mariamini\u2019s Verfahren, beim Oeffnen des absteigenden und beim Schlie\u00dfen des aufsteigenden Stromes. Nobili schreibt diese Schmerzbezeugungen auf Rechnung der Zusammenziehungen, in die man alsdann alle Muskeln des Rumpfes gerathen sehe, gebt aber leichthin \u00fcber die au\u00dferordentliche Schwierigkeit fort, zu erkl\u00e4ren, wie es komme, dafs bei jenem Verfahren diese Muskeln eben nur auf das Oeffnen des absteigenden und auf das Schlie\u00dfen des aufsteigenden Stromes mit Zuckung antworten sollen, w\u00e4hrend die der unteren Gliedma\u00dfen gerade das entgegengesetzte Verhalten zeigen. (Ibid. p. 63. 64.) Uebrigcns ist die Widerlegung dieses NoBin\u2019schen Einwandcs, in so fern er sich im Allgemeinen auf die Ursache des Schmerzes bezieht, bereits in dem angef\u00fchrten Versuche Pfaff's enthalten, der, um vor der Fehlerquelle der Muskelempfindun-gen gesichert zu sein, den Nerven unterhalb der gereizten Stelle wohlweislich unterbunden hatte. (S. oben S. 359.)\nDann zu den Bewegungserscheinungcn sich wendend, berichtet","page":363},{"file":"p0364.txt","language":"de","ocr_de":"364\t2' sibschn. Kap, II. \u00a7. Ill, 2 (vi). A, NobiuV Gesetz der Zuckungen, \u2014\nNobili zuerst, (unbekannt mit den Deutschen Arbeiten \u00fcber diesen Gegenstand. dafs bisher die Physiker sieh mit der Unterscheidung zweier Zust\u00e4nde begn\u00fcgt h\u00e4tten, eines der h\u00f6chsten Erregbarkeit, wo sowohl Oeffnung als Schliefsung beider Str\u00f6me, des aufsteigenden wie des absteigenden, von Zuckung begleitet sein, und eines der geringeren Erregbarkeit, wo die Oeflhungszuckung des absteigenden und die Schliessungszuckung des aufsteigenden Stromes wegfallen. Nach Versuchen an mehr als hundert Fr\u00f6schen, sei er zur Einsicht gekommen, dafs f\u00fcnf verschiedene Stufen der Erregbarkeit zu unterscheiden seien. Er stellte seine Versuche mit Anlegen einfacher ungleichartiger B\u00f6gen, aus Kupfer-Platin, manchmal aus Eisen-Kupfer, allein an die Nerven eines nach Galvani\u2019s Vorschrift zugerichteten Frosches an, dessen einer Ischiadnerv jedoch ganz entfernt war.\nNobiu\u2019s Gesetz der Zuckungen. (1829).\t\tAbsteigender Strom.\tAufsteigender S tr o m.\nI.\t, Schliefsung.\tZuckung.\tZuckung.\n\tOeffnung.\tZuckung.\tZu ckung.\nII.\tSchliefsung.\tStarke Zuckung.\tRulie.\n\tOeffnung.\tSchwache Zuckung.\tStarke Zuckung.\nIII.\tSchliefsung.\tStarke Zuckung.\tRulie.\n\tOeffnung.\tRuhe.\tStarke Zuckung.\nIV.\tSchliefsung.\tZuckung.\tRuhe.\n\tOeffnung.\tRuhe.\tRuhe.\nDie f\u00fcnfte Stufe ist dadurch bezeichnet, dafs unter dem Einfl\u00fcsse des angewandten Bogens, f\u00fcr welchen der Nerv bereits die vier anderen durchgemacht hat, gar keine Zuckung mehr entsteht. Nichtsdestoweniger kehrt sie noch wieder, wenn man sich jetzt eines Bogens aus mehr ungleichartigen Metallen, oder gar einer S\u00e4ule bedient (p. 65 bis 70).\nB. Nobili\u2019s Deutung des Gesetzes der Zuckungen.\nUm Nobili in seine Theorie der Zuckungen folgen zu k\u00f6nnen, ist es nothwendig, etwas weiter auszuholen, da sie auf der fr\u00fcher bereits erw\u00e4hnten (S, oben S, 333 ), noch nicht entwickelten Thatsache der","page":364},{"file":"p0365.txt","language":"de","ocr_de":"B. a. a. Ritter's Modi (\\ cal'i on en der Erregbarkeit.\n365\n\u00bbModification der Erregbarkeit durch geschlossene Ketten,\u00ab wie die Deutschen Physiker sie bezeichnet en, oder der Vol-TA\u00cfschen Abwechselungen, \u00bbalternatives voltianes\u00ab oder \u00bbvol-\u00bbtaiques,\u201c der Itali\u00e4nisch-Franz\u00f6sischen Schriftsteller, beruht. Wir machen uns daher jetzt zun\u00e4chst mit dieser bekannt.\na. Geschichtliches in Betreff der Ver\u00e4nderungen der Erregbarkeit durch geschlossene Kelten.\n\u00ab. Ritter\u2019s Moclificationen der Erregbarkeit durch geschlossene Ketten.\nEinige Andeutungen dieser Klasse von Erscheinungen finden sich schon bei Valu, 1 Pfaff, 2 und der Commission des National-Institutes vom Fr\u00fchling 1797. 3 Als der eigentliche Entdecker derselben ist jedoch, meines Wissens, Ritter zu betrachten, der bereits 1798 in seinem \u00bb Beweis, dafs eia best\u00e4ndiger Galvanismus u.s.to.\u00ab eine vollst\u00e4ndige Darstellung davon gab. Er berichtet folgende Thatsachen: 4\nWenn man einen Froschschenkel eine halbe bis mehrere Stunden lang in einer geschlossenen Kette liegen l\u00e4fst, so erscheint, nach Verlauf dieser Zeit, seine Erregbarkeit ver\u00e4ndert im Verh\u00e4ltnifs zu der eines urspr\u00fcnglich gleichen Schenkels, der ebensolange in einer offenen Kette gelegen hat. War der Strom in dem Nerven absteigend, so erfolgt alsdann entweder nur noch schwache, oder gar keine Zuckung heim Oeffnen und Wiederumschliefsen der Kette; war er hingegen aufsteigend, so sieht man nicht nur, wie dort die Zuckung immer schw\u00e4cher wurde, dieselbe hier, mit zunehmender Dauer der Schlielsung, immerfort an St\u00e4rke zunehmen, sondern zuletzt beschr\u00e4nke sich die Reaction auf das Oeffnen der Kette nicht mehr auf eine einzelne Ersch\u00fctterung; der Schenkel ger\u00e4th in Tetanus, aus dem er \u00bbmehr durch ein gleich-\u00bb lormiires, obschon auch zum Theil durch kleine oscillirende Zusam-\u00bbmenziehungen unterbrochenes Ahnehmen . . . die vorige Ruhe wieder-\u00bb erh\u00e4lt. Dieses kommt aber, wenn die Kette erst ohngef\u00e4hr eine \u00bbStunde und Sp\u00e4ter nach der ersten Schlielsung ge\u00f6ffnet wird, nicht\n1\tPfaff, \u00fcber thierische Elektricit\u00e4t u. s. w. S. 84.* \u2014 Reinhom\u2019s Geschichte des Galvanismus u. s. w. S. 24. Versuch 6. (?) *\n2\tA. a. 0.\n5 Rittek\u2019s Beitr\u00e4ge u. s. w. Bd. I. St. 1. S. 58. *\n* Vergl. auch Rittek's \u00bbBeweis dafs die Galvanische Action oder der Galvanismus auch in der Anorgisehen Natur m\u00f6glich und wirklich sei,\u00ab in seinen Beitr\u00e4gen u. s. w. Bd. I. St. 1. 1800. S. 142 ff. * und Gilbert's Annalen der Physik. 1800. Bd. VI. S. 471. * \u2014 J. II. Voigt's Magazin f\u00fcr den neuesten Zustand der Naturkunde u. s. w. 1800. Bd. II. S. 365. *","page":365},{"file":"p0366.txt","language":"de","ocr_de":"366 -\u2022 Absclm. Kap. II. \u00ff\u2019. 111. 2 (vi) H. a. a. Ritter's Blodificationen\n\u00bbsobald, sondern erst nach bisweilen eine Minute und dar\u00fcber dauern-\u00bbder Zeit, zu Stande. F\u00fcrchterlich ist oft die Spannung, welche alle \u00bbMuskeln w\u00e4hrend dieser Zeit erleiden, und doch kann man sie den \u00bbAugenblick aufheben, wenn man die Kette von Neuem schliefst: der \u00bbSchenkel sinkt in tiefen Schlaf zur\u00fcck, aus dem er aber mit jeder \u00bbneuen Trennung eben so schrecklich wieder geweckt wird.\u00ab (S. 119 bis 121). Wird eine Kette so angeordnet, dafs darin zwei Schenkel mit ihren Nerven befindlich und beziehlich dem auf- und absteigenden Strome ausgesetzt sind, so beobachtet man, in einem Versuche, beide entgegengesetzte Erfolge auf einmal. Kehrt man in beiden die Str\u00f6mungsrichtung um, so erh\u00e4lt man, bei der Sehliefsung, eine heftige Zuckung in dem fr\u00fcher aufsteigend durchflossenen Schenkel; bei der Trennung bleibt vorerst der fr\u00fcher absteigend, jetzt aufsteigend durchkreiste Schenkel ruhig. Allein sehr bald verschwindet die Trennungszuckung in dem jetzt absteigend, die Schliefsungszuckung in dem aufsteigend durchstr\u00f6mten Schenkel, und dieser giebt die beschriebenen Spannungserscheinungen beim Oeffncn der Kette, So lasse sich dieses Spiel, so lange Geduld von Seiten des Beobachters und Erregbarkeit von Seiten der thierischcn Gebilde Vorbalten, noch viele Male umkehren und fortsetzen. (S. 122 \u2014 124). Aber noch mehr, die Erregbarkeit des dem aufsteigenden Strome ausgesetzt gewesenen Schenkels erscheint absolut erh\u00f6ht. Denn nachdem die auf die Trennung der Metalle folgende ungeheure Reaction vor\u00fcber sei, sei es m\u00f6glich, an tagealten Pr\u00e4paraten Zuckungen durch Ketten nur aus thierischcn Theilen zu erhalten. (S. 124\u2014 126). Beide \\ er\u00e4nderungen der Erregbarkeit, die durch den absteigenden Strom und die durch den aufsteigenden, k\u00f6nnen ebensogut beobachtet werden, wenn, statt Nerv und Muskel, nur der Ner\\ allein in der Kette ist. (S. 120). Und so gelingt es auch, die merkw\u00fcrdige Thalsache festzustellen, dafs beide Ver\u00e4nderungen am Nerven nur \u00f6rtlich sind, d. h. nicht \u00fcber die unmittelbar den Str\u00f6men ausgesetzt gewesenen Nervenstrecken hinausreichen. F\u00fcr den Zustand der verminderten Erregbarkeit geschieht dies, indem man den Nerven, nachdem man beim Schliefsen mit dem unsjcichartiffen B\u00f6nen zwischen Nerv und Muskel keine Zuckung mehr erh\u00e4lt, weiter aus dem Muskel lierauspr\u00e4parirt und nun Zuckung erfolgen sieht, weil hier der Nerv, wegen der geringeren Dichtigkeit des Stromes, weniger durch ihn ver\u00e4ndert werden konnte. Einpacken der frisch herauspr\u00e4parirten Strecke in Muskelfleisch bis an die vorige Stelle hebt die Zuckung wieder auf. F\u00fcr den Zustand k\u00fcnstlich erh\u00f6hter Erregbarkeit wird der Beweis der nur \u00f6rtlichen Einwirkung des Stromes dadurch gef\u00fchrt, dafs erstens Purschschueideu des Nerven mit der Scheere unterhalb der betroffenen","page":366},{"file":"p0367.txt","language":"de","ocr_de":"der Erregbarkeit durch geschlossene Ketten.\n367\nStrecke den Tetanus nicht hervorbringt, der sogleich entsteht, wenn die Trennung zwischen den Enden des an den Nerven angelegten ungleichartigen Bogens geschieht; dafs zweitens Einh\u00fcllen des Nerven-stiieks zwischen dieser Strecke und dem Muskel mit Muskelfleisch ebensowenig diese Folge hat, w\u00e4hrend sie nicht ausbleibt, wenn durch Ein-h\u00fcllen der ver\u00e4nderten Strecke auf die angegebene Weise die Dichtigkeit des Stromes in derselben verringert wird; drittens dadurch, dafs die Zuckung durch Ketten aus Jdos thierisehen Theilen nur beim Anbringen des Stromes an den ver\u00e4nderten Nerven gelingt, obschon in einigen F\u00e4llen das Gegentheil beobachtet wurde. (S. 126 \u2014 130). Auf eine Erkl\u00e4rung der Erscheinung Eilst sich Ritter nicht ein; er sieht darin, wie man schon zu bemerken Gelegenheit gehabt hat, nach den dunklen Bkown\u2019scIu'U Kategorieen von Depression und Exaltation vor sich gehende Modificationen der nicht minder dunklen Qualit\u00e4t Irritabilit\u00e4t. Es ist \u00fcbrigens einleuchtend, dafs diese Thatsachen die Erkl\u00e4rung seiner andern Behauptung enthalten, die von ihm seihst, meines Wissens, nicht damit in Verbindung gebracht worden ist, dafs n\u00e4mlich, nachdem man beide Arme lange Zeit dem Strome einer kr\u00e4ftigen Vorrichtung ausgesetzt habe, in dem aufsteigend durchstriimten ein Gef\u00fchl erh\u00f6hter Beweglichkeit, in dem absteigend durchkreisten ein solches von L\u00e4hmung sich einsteile. 1 2\nVolta\u2019s Mittheilung \u00fcber diesen Gegenstand, worauf die Itali\u00e4nisch-Franz\u00f6sischen Schriftsteller die Wahl des Namens st\u00fctzen, womit sie denselben zu bezeichnen pflegen, ist einige Jahre j\u00fcnger als Ritter\u2019s Arbeit, vom November 1801, und minder vollst\u00e4ndig als jene, von der sie \u00fcbrigens in wesentlichen Punkten abweicht.2 Volta bemerkt, dafs, obschon die Muskeln von der Schliefsung der Kette an und trotz der Fortdauer des Stromes sich ruhig verhalten, sie, oder vielmehr ihre Nerven, deshalb doch nicht ohne alle Einwirkung von Seiten desselben blieben. Vielmehr, wenn ihnen auch nichts mit dem Auge benierk-\n1\tGilbert\u2019s Annalen der Physik. 1801. Bd. VII. S. 482. * \u2014 Beitr\u00e4ge u. s. W. Bil. 11. St. 2. Ortober 1802. S. 67 ff.' \u2014 Yergl. Most, Uber die grofsen Heilkr\u00e4fte des Galvanismus u. s. w. S. 93. \u2019 Most will die L\u00e4hmung absteigend durehslr\u00f6mt gewesener Glicdmafsen auch an einer lebenden Katze beobachtet haben. A. a. 0. S. 137. *\n2\tCollezione dell\u2019 Opcre ec. t. II. p. II. p. 219. Nota (a). Was das Datum betrifft, s. Volta selbst p. 200. Nola(a).' \u2014 S. auch Hall\u00e9\u2019s \u00bbUebersieht der von \u00bbVolta in Gegenwart der Connnissarien des Nalionalinstituts angestellten, mul in \u00bbseinen der Classe mathematischer und physikalischer Wissenschaften vorgelesenen \u00bbAbhandlungen vorgelragenen Versuche,\u201c unter andern in Reinhold\u2019s Geschichte des Galvanismus u. s. w. S. 211 * (Versuch 8. S. 222) und fernere Literatur ebendaselbst S. 223 in einer Anmerkung des Herausgebers.","page":367},{"file":"p0368.txt","language":"de","ocr_de":"36S 2. Abschi. Kap. II. \u00a7. 111. 2 (vi) B. a. t(. Ritter und Treviranus,\nbares zustofse, w\u00fcrden sic doch dadurch f\u00fcr einige Zeit auf bestimmte Weise gel\u00e4hmt. Wenn man einen frisch zubereiteten Frosch mit beiden F\u00fcfsen rittlings in zwei Gcf\u00e4fse tauchen lasse, in welchen die Enden einer m\u00e4fsig starken S\u00e4ule befindlich sind, so dafs der Strom in dem einen Schenkel aufsteigend, in dem anderen absteigend sei, so erfolgten anfangs Zuckungen, entsprechend jeder Schlicfsung und Oeffnung des Kreises. Wenn aber dieser l\u00e4ngere Zeit hindurch, z. B. eine halbe Stunde lang, geschlossen gehalten w\u00fcrde, so f\u00e4nden endlich gar keine Zuckungen mehr statt, gleich als ob die Schenkel v\u00f6llig ihre Erregbarkeit eingeb\u00fcfst h\u00e4tten. Wirklich sei dies der Fall, indefs nur in der einen Richtung, denn kehre man jetzt den Strom um, so erhalte man bei jeder Schliefsung und Oeffnung des Kreises wieder Zuckungen, wo m\u00f6glich noch kr\u00e4ftiger, als die allerersten waren. Bliebe jetzt abermals die Kette eine halbe Stunde geschlossen, so verlieren die Schenkel die F\u00e4higkeit, auf diese zweite Str\u00f6mungsrichtung zu antworten, und erhalten dagegen die Empf\u00e4nglichkeit f\u00fcr die erslere wieder zur\u00fcck. End so k\u00f6nne man, von halber zu halber Stunde den Strom umkehrend, dieses Spiel einen Tag lang und noch l\u00e4nger fortsetzen.\nZwischen Voltas und Ritters Angaben besteht nun, wie man sieht, der grofse Unterschied, dafs nach Volta die beiden Str\u00f6mungsrichtungen, um mit Ritter zu reden, einerlei deprimirende Wirkung aus\u00fcben w\u00fcrden, w\u00e4hrend nach Ritter die eine Str\u00f6mungsrichtung exaltirend, die andere deprimirend wirkt. Die Vermuthung liegt nahe, dafs diese Abweichung in den Ergebnissen von der sehr verschiedenen St\u00e4rke der Kelten herr\u00fchrte, mit denen Volta und Ritter arbeiteten: und in der That erkl\u00e4rt der letztere etwas sp\u00e4ter, ohne jedoch auf Volta's Mittheilung R\u00fccksicht zu nehmen, dafs das oben Auseinandergesetzte nur von Ketten einer gewissen Schw\u00e4che gilt, indem neben der exaltirenden und deprimirenden Wirkung der Kette, wie sic eben beschrieben wurde, eine absolut deprimirende nebenher laufe, welche im Verh\u00e4ltnisse zu jener um so kleiner sei, je kleiner die St\u00e4rke der Kette, daher die Erscheinungen, wie sie beschrieben wurden, bei einfachen Ketten zu Stande kommen k\u00f6nnten, w\u00e4hrend S\u00e4ulen stets deprimirend f\u00fcr die gerade stattfindende Str\u00f6mungsrichtung wirkten, welche sie auch sein m\u00f6ge; aaus augenscheinlich mit Volta\u2019s Behauptungen \u00fcbereinkommt. 1\nVersuche, welche denen Volta\u2019s sehr nahe kommen, hat Ritter auch subjectiv an seinem eigenen K\u00f6rper angestellt. Volta selbst hatte dies versucht (Ivi, p. 221), und ZAvar indem er den Strom durch zwei\n> Beitr\u00e4ge u. s. w. Bd. II. St. 3. 4. 1805. S. 124 ff. *","page":368},{"file":"p0369.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber Modificationen der Erregbarkeit durch den Strom.\n369\nFinger seiner Hand oder der eines Anderen leitete, und berichtet im Allgemeinen von nahezu gleichen Ergebnissen; mit den ganzen Armen und anderen grofsen Theilen des K\u00f6rpers seien dieselben weniger deutlich gewesen. Ritter, der diesen Unterschied nicht macht, falst seine Erfolge in folgendem Ausdruck zusammen: \u00bbdie nat\u00fcrliche E mp fang-\u00bblichkeit eines Organs f\u00fcr den Schlie\u00dfungsschlag wird auf der einen \u00bbSeite der Batterie durch anhaltende Schliefsungeu geschw\u00e4cht f\u00fcr diese \u00bbSeite und erh\u00f6ht f\u00fcr die entgegengesetzte; und: die nat\u00fcrliche Em-\u00bbpf\u00e4nglichkeit f\u00fcr den Trennungsschlag wird auf der einen Seite der \u00bbBatterie durch anhaltende Schliefsungeu erh\u00f6ht f\u00fcr diese Seite und \u00bbgeschw\u00e4cht f\u00fcr die entgegengesetzte. 1 Zw ar spricht \\ oi,ta in seiner obigen Beschreibung nicht von einer Zunahme der Trennungszuckungen; dieser Umstand ist indefs nachmals, wie man sich erinnert (S. oben S. 337) von Marianim an Fr\u00f6schen beobachtet worden, und dieser hat ihn sogar sp\u00e4ter noch einmal, gerade bei Gelegenheit der Untersuchung der VoLTA'ischen Abwechselungen, festgesteJll. 2\nInzwischen wurden Ritter\u2019s erste Ergebnisse in Deutschland durch Treviranus im Allgemeinen best\u00e4tigt. 3 Dieser beschreibt allerdings gleichzeitig eine Reihe von F\u00e4llen, die Ausnahmen von den von Ritter aufgestellten Grunds\u00e4tzen darzubieten scheinen. \\ on besonderem Inter-esse ist darunter einer, wo die Erscheinungen an zwei bereits vielfach mit galvanischen Versuchen abgemiideten Schenkeln sich genau wie in Volta\u2019s Beschreibung verhalten. (S. 49). ln anderen beruhen die Unregelm\u00e4\u00dfigkeiten anerkanntermafsen darauf, dafs den Versuchen, welche Ritter\u2019s Behauptungen zu pr\u00fcfen bestimmt sind, andere Reizversuche voraufgeschickt werden. (S. 52). Aus der M\u00f6glichkeit nun einer solchen Modification des Erfolges durch andere vorhergegangene Versuche und aus dem unter andern von der oben erw\u00e4hnten Franz\u00f6sischen Commission bemerkten Umstande, dafs die verschiedenen gewaltsamen Todesarten, vornehmlich Asphyxien der Thicrc einen merklichen Einlliifs auf die Erregbarkeit derselben durch Galvanismus \u00e4u\u00dfern, folgert Treviranus die Unstatthaftigkeit des Ritter'scIum Gesetzes der Zuckungen sowohl als der Ver\u00e4nderungen der Erregbarkeit durch geschlossene Ketten (S. 55). Er irrt sich jedoch dabei, wie es scheint, v\u00f6llig in dem Grundbegriffe eines Gesetzes nat\u00fcrlicher Erscheinungen \u00fcberhaupt; denn daraus z. B., dafs ein K\u00f6rper auf einer geneigten Ebene rollend nicht mehr senkrecht f\u00e4llt, ist es noch Keinem beigekommen zu schlie\u00dfen, dafs die\n1\tBeitr\u00e4ge u. s. w. Bd. II. St. 2. 1802. S. 80. *\n2\tAnnales de Chimie et de Physique. Ao\u00fbt 1834. I. LA I. p. 406. X.\n3\tGilbert\u2019s Annalen der Physik. 1801. Bd. A UL S. 44 \u2014 48.\u2019","page":369},{"file":"p0370.txt","language":"de","ocr_de":"370\t2. Abschn, Kap. 11. \u00a7. 111. 2 (vi) B. a. a. Ritter\u2019,? Modificationen\ngegenseitige Anziehung zweier Massen nach der durch ihre Schwerpunkte gezogenen Geraden kein richtiges Naturgesetz sei. Treviranus eigene Annahme von einem besonderen Uebergangswiderstande, den gewisse Punkte des Nervensystems der galvanischen Fl\u00fcssigkeit entgegensetzen w\u00fcrden, zur Erkl\u00e4rung eines Theiles der von ihm wahrgenommenen Unregelm\u00e4fsigkeiten, ist wohl in jeder Beziehung eine verungl\u00fcckte zu nennen.\nRitter selbst glaubte unterdefs in dem oben S. 319 mitgetlieilten Schema das Gesetz der Zuckungen erkannt zu haben. Man erinnert sich, dal's das Wesentliche davon darin besteht, dal's die thierisclicn Glieder, auf dem Gipfelpunkte ihrer Erregbarkeit, und dem unversehrten Leben zun\u00e4chst, gerade die entgegengesetzten Erscheinungen von denen zeigen, die sie auf der mittleren, gew\u00f6hnlichen Stufe derselben darzubieten pflegen: n\u00e4mlich Zuckung beim Austritt des absteigenden, beim Eintritt des aufsteigenden, Ruhe beim Eintritt des ersteren und beim Austritt des letzteren Stromes. Gleichzeitig erkl\u00e4rt nun Ritter, dafs in solchen F\u00e4llen auch die Erscheinungen der Modification der Erregbarkeit durch den Strom die umgekehrten von denen seien, die er fr\u00fcher beschrieben habe und leitet daraus einen Theil der von Treviranus beobachteten Unregelm\u00e4fsigkeiten ab, wie er die von Pf aff und ihm selber bemerkten Anomalieen des Gesetzes der Zuckungen jetzt unter das allgemeinere, die Umkehr der Erscheinungen im Verlaufe des Absterbens in sich begreifende Gesetz befafst hatte. In dem Zustande I der Tabelle S. 319 deprimirt der aufsteigende und exaltirt der absteigende Strom. \u00bbMan schliefse gleich wieder, und untersuche nach \u00bbneuen 10 bis 20 Minuten. Entweder findet man bei der Oeffnung \u00bbder Kette die Vertheilung beider Wirkungen nicht mehr so bestimmt, \u00bboder man weifs auch schon fast ganz und gar keinen Unterschied \u00bbzwischen beiden Extremit\u00e4ten mehr anzugeben. Fast m\u00f6chte man \u00bbzuweilen bald sagen, beide w\u00e4ren exaltirt, bald, beide w\u00e4ren \u00bbdeprimirt. Man schliefse wieder und lasse 20 bis 30 Minuten oder \u00bbauch noch l\u00e4nger geschlossen; bei der Oeffnung findet man den Sil-\u00bbb erschenkel1 durchaus nicht mehr deprimirt, sondern stark exal-\u00bbtirt, den Zinkschenkel hingegen schwach deprimirt, oder \u00bbauch, wenn die Schliefsung lange genug dazu angehalten, diesen \u00bbschon stark deprimirt. Schliefst man abermals von Neuem, und \u00bbl\u00e4sst nur 20 bis 30 Minuten, oder \u00fcberhaupt die geh\u00f6rige, nicht bis \u00bbauf die Minute genau anzugebende Zeit geschlossen, so findet man\n1 tnler Silberschenkel ist der aufsteigend, unter Zinkschenkel der absteigend durchkreiste Schenkel zu verstehen.","page":370},{"file":"p0371.txt","language":"de","ocr_de":"der Erregbar Je eil durch geschlossene Ketten.\n371\n\u00bbnun ganz bestimmt den Silber schenke! ganz aufscror deutlich exaltirt, den Zinkschenkel ganz aufs er or dent lieh de-\u00bbprimirt, so sehr, dal's oft auf keine Weise mehr mit Zink und \u00bbSilber oder selbst noch betr\u00e4chtlich gr\u00f6lseren Differenzen, Zuckungen \u00bban ihm zu erzwingen w\u00e4ren.\u00ab 1\nSp\u00e4ter dehnte Ritter auch auf diese Erscheinungen seine Lehre von den entgegengesetzten Erregbarkeiten der Strecker und Beuger aus. 2 Ritter behauptet n\u00e4mlich kurz und gut, dafs, wenn ein Schenkel auf der h\u00f6chsten Stufe der Erregbarkeit (1, S. 319) stehe, und er werde absteigend durchflossen, d. h. einer, unter diesen Umst\u00e4nden, exaltirenden Kette ausgesetzt, so zuckten hei der Oelfnung nur Beuger, nicht Strecker. \u00bbDie Flexoren des Schenkels sind in der gr\u00f6fsten con-\u00bbvulsivischen Bewegung, und bleiben eine oder etliche Minuten darin. \u00bbW\u00e4hrend dieser Zeit und auch nachher besitzt dieser Schenkel die \u00bbn\u00e4mliche hohe Erregbarkeit durch Ketten aus blos thicrischen '['heilen \u00bbund andere \u00e4ulserst geringe Reize, die sonst gew\u00f6hnlich der Silbersschenkel (\u00bb\u00ab) zeigt.\u00ab Dieser aber bleibe w\u00e4hrenddem ganz ruhig, und Versuche mit ungleichartigen Metallen zeigen, dafs er betr\u00e4chtlich deprimirt sei. H\u00f6chstens erhalte man, wenn man es endlich dazu bringe, einige Zuckungen an den Streckmuskeln desselben. \u00bbMan sieht, \u00bbdie Kette hat hlos auf die Flexoren gewirkt, in m hat sie dieselben \u00bbdeprimirt, in n \u00ab (dem Zinkschenkel) \u00bbexaltirt\u00ab. (S. 120). In dieser Weise verfolgt nun Ritter durch alle oben aufgrz\u00e4hllcn f\u00fcnf oder sechs Stufen der Erregbarkeit die Modificationcn derselben nach folgendem Princip: \u00bbdafs die n\u00e4mlichen Muskeln, auf welche bei der \u00bbSchliefsung und Trennung einer gegebenen galvanischen Kette gewirkt \u00bbwird, auch diejenigen sind, auf welche w\u00e4hrend dem Geschlossensein \u00bbder Kette die Wirkung dieser fortdauert, deren Product man nach-\u00bbmals in dem wiederfindet, was bisher Erh\u00f6hung und Deprimirung der \u00bbOrgane durch diese Kette, genannt wurde . . . Die Ordnung, in welcher \u00bbdie Kette auf die verschiedenen Muskeln des Organs exaltirend wie \u00bbdeprimirend wirkt, ist die nemliche, in der sie \u00fcberhaupt auf sie \u00bbwirkt.\u00ab (S. 130.)\nln seinem uns bereits bekannten kritischen Aufs\u00e4tze im Nordischen Archive stellt Pf aff auch diese Behauptungen Ritter's, auf Grund zahlreicher Versuche, auf das Entschiedenste in Abrede, indem er zugleich den ersten Erfahrungen desselben, bis auf die Umkehr des exaltirenden und deprimirenden Einflusses einer und derselben Str\u00f6mungs-\n1 Gilbert\u2019s Annalen der Physik. 1804. Bd. XVI. S. 329. *\ns Beitr\u00e4ge u. s. w. Bd. II. St. 3. 4, S. 118. *","page":371},{"file":"p0372.txt","language":"de","ocr_de":"372 -\u25a0 Abschn. Kap. II. \u00a7. III. 2 (vi) B. a. a, \u00df. Ritter und Mariamm,\nrichtung, an die er ebensowenig glaubt als an die Umkehr des Gesetzes der Zuckungen, seine vollst\u00e4ndige Zustimmung ertheilt. Ebendahin hat er sich zum zweitenmal in Geijler\u2019s physikalischem W\u00f6rterbuche, a. a. 0. S. 724, \u00b0 ausgesprochen.\nIch w\u00fcl'ste nicht, dafs Ritter diesen Einw\u00fcrfen entgegenzutreten sich bequemt h\u00e4tte. Noch einmal finden wir ihn, drei Jahre sp\u00e4ter, mit den Modificationen der Erregbarkeit durch geschlossene Ketten, besch\u00e4ftigt. 1 Er kommt auf das fr\u00fcher Ausgesprochene (S. oben S. 366) zur\u00fcck, dafs diese Modificationen nur \u00f6rtlich seien, und \u00e4ndert cs dahin ab, dafs dieselben sich allerdings \u00fcber die unmittelbar betroffene Nervenstrecke hinaus nach dem Muskel zu fortpllauzen, jedoch mit umgekehrtem Zeichen, also als Depression, wenn es sich um einen aufsteigenden Strom und um eine sp\u00e4tere, geringere Stufe der Erregbarkeit handelt, als Exaltation, wenn die urspr\u00fcngliche Modification dc-primirender Art war. Zwar erscheine sie daselbst begreiflich schw\u00e4cher, als zwischen den Enden der Kette selbst, doch immer noch zu solchem Grade, dafs niemand \u00fcber Mangel an Deutlichkeit klagen k\u00f6nne. Die Pr\u00fcfung geschieht mittelst derselben einfachen Kette, welche zur Modification gedient hat, und die Erregbarkeitsver\u00e4nderungen zeigen sich in dem Unterschiede in der St\u00e4rke der Zuckungen, die in zwei verschieden modilicirten Nervenstrecken auf Reizung'mittelst derselben Dillerenz erfolgen. (S. 423.). Diese 'Wirkungen bleiben aus, wenn die \\erven unterhalb der erregten Strecke sorgf\u00e4ltig unterbunden worden seien. ( S. 424). Durch diese sich im Nerven fortpilanzende \\ er\u00e4nderung sucht er jetzt die F\u00e4lle zu erkl\u00e4ren, in denen er fr\u00fcher die zwischen der unmittelbar exaltirten Strecke und dem Muskel gelegenen Nervenstrecken auch zur Erregung durch blos thierisehe 1 heile tauglich befunden hatte (S. 425); wobei er jedoch \u00fcbersieht, dafs hier die sich fortpilanzende Modification von einerlei Zeichen gewesen sein miilste, wie die zwischen den Enden der Kette stailfindende, dafs also doch noch ein ungel\u00f6ster Widerspruch \u00fcbrig bleiben w\u00fcrde. Er denkt \u00fcbrigens, zur Ableitung aller dieser Erscheinungen, an chemische Modificationen der Nerven, eine Hypothese, deren fernere Entwickelung durch P. Erman uns bereits bekannt geworden ist. (S. oben S. 334).\n1 Gehlen\u2019s Journal f\u00fcr die Chemie, Physik und Mineralogie. 1808. Bd. A I. S. \u2022421.'* (Aus einer der physikalisch-mathematischen Klasse der K\u00f6nigl. \u00dfaier. Akademie der Wissenschaften vorgeleglen Abhandlung.)","page":372},{"file":"p0373.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber Moili\u00dfcationen der Erregbarkeit durch den Strom.\n37 3\nft. Die Volta \u201csehen Abwechselungen durch Marianini bearbeitet.\nMan gestatte mir, zur Vereinfachung der sp\u00e4teren Darstellung, die Sammlung der auf diesen Gegenstand bez\u00fcglichen Thatsachen sogleich bis auf die neuere Zeit herabzuf\u00fchren. Wir machen, an Nobili\u2019s Theorie der Zuckungen, die sich darauf st\u00fctzt, vor\u00fcber, einen Sprung von 26 Jahren bis in die Mitte des verflossenen Jahrzehends. Erst der 56. Band der Franz\u00f6sischen Annalen der Chemie und Physik (Ao\u00fbt 1834. ]). 387\u2014428) bringt wieder eine reichhaltige Abhandlung von Marianini \u00fcber die \u00bbAllernatives volta\u00efques\u00ab.\nMarianini kannte, von den fr\u00fcheren Leistungen in diesem Gebiete, nichts als die oben mitgetlieilte Stelle Volta\u2019s aus einer Anmerkung zu seiner Abhandlung \u00bbS\u00fcll\u2019 Identith ec. \u00ab Hiernach hegte er Zweifel, ob nicht die ganze Wahrnehmung Volta\u2019s auf einer durch die Schw\u00e4chung der S\u00e4ule durch die Polarisation herbeigef\u00fchrten T\u00e4uschung beruht habe. Da n\u00e4mlich die Polarisation sehr rasch im Sinken begriffen ist, sowie der Kreis ge\u00f6ffnet wird, so w\u00fcrden die Zuckungen nach der Umkehr des Stromes, oder vielmehr dem Umlegen des Frosches, einfach darauf beruhen, dafs dar\u00fcber mehr Zeit vergeht als \u00fcber dem blotsen Offnen und Schliefsen der sonst unver\u00e4ndert bleibenden Kette (Ibid. p. 389). Marianini fand nun in der That, dafs dieser Umstand zur Erscheinungsweise der Abwechselungen sehr viel beitr\u00e4gt, dafs aber nichtsdestoweniger das Verhalten stattfinde, wie Volta es beschrieben hatte. Richtete er n\u00e4mlich zwei ganz gleiche S\u00e4ulen vor, und schlofs die eine durch den Frosch, w\u00e4hrend die andere offen stehen blieb, so gab diese noch Zuckungen mit dem Frosche in derselben Richtung Avie die erstere, die durch die dauernde Schliefsung unwirksam geworden war. Bewerkstelligte er aber andererseits das Umlegen des Frosches im Kreise, so dafs die Kette dabei gar nicht ge\u00f6ffnet wurde, indem er z. B. zwischen beiden Gef\u00e4fsen, in die das Pr\u00e4parat mit Kopfende und Fiifsen tauchte, vor dem Entfernen desselben mit einem Metallbogen scldofs, den er erst wegnahm, nachdem der Frosch wieder in umgekehrter Richtung aufgelegt worden war, so dafs also die Ladungen w\u00e4hrend dieser Ver\u00e4nderung in keiner Weise in Freiheit gesetzt wurden, so erfolgten gleichwohl Zuckungen, die nun blos von der einseitigen L\u00e4hmung des Frosches, um in Volta\u2019s Bilde zu bleiben, abgeleitet werden konnten (p. 391). Man beobachte die Abwechselungen mit Str\u00f6men von sehr verschiedener St\u00e4rke, von zwei bis zwei-hundert Plattenpaaren. Das Aufh\u00f6ren der Zuckungen f\u00fcr eine und dieselbe Str\u00f6mungsrichtung trete dabei in gleicher Zeit ein, wenn die Schw\u00e4chung durch die Polarisation auch in ungef\u00e4hr gleicher Zeit vor","page":373},{"file":"p0374.txt","language":"de","ocr_de":"374 2.Ab$chi. Kap, U, \u00a7.111, 2 (vi) \u00df, a, \u00df. Die Voi.ta\u00efschen Abwechselungen\n\u00bbich gehe; es zeige sich schneller, wenn die Ladungen sich schneller entwickeln. Der wesentliche, den Frosch betreffende Unterschied, den Field ro mo lore von sehr verschiedener St\u00e4rke darbieten, bestehe aber in der absoluten Zeitdauer, w\u00e4hrend welcher man \u00fcberhaupt Abwechselungen, d. h. Zuckungen nach dem Umlegen des Pr\u00e4parates, wenn es bereits geschwiegen habe, beobachten k\u00f6nne, indem die Erregbarkeit in den st\u00e4rker wirkenden Kreisen bekanutermafsen schneller zu Grunde gehe, als in den schw\u00e4cheren (p. 392. 393). Diese letztere Thatsache wird durch neue Versuche best\u00e4tigt (p. 394). Die Unabh\u00e4ngigkeit der Zeit, die ein Pr\u00e4parat braucht, um auf eine bestimmte Str\u00f6mungsrichtung nicht mehr mit Zuckung zu antworten, von der Stromst\u00e4rke, erkl\u00e4rt Mariamni recht sinnreich folgcndermafscn: \u00bbOn ne doit pas \u00abnon plus s'\u00e9tonner que le temps que met la grenouille \u00e0 perdre la \u00abpropri\u00e9t\u00e9 de se mouvoir en une certaine direction, soit invariable, \u00bbquelle que soit la force de F\u00e9lectromoteur; car la perte de cette pro-\u00bb pri\u00e9t\u00e9 est toujours relative \u00e0 la force m\u00eame.\u00ab (p. 395.) Maria mm, der sich nicht mehr wie Volta des rittlings zwischen zwei Gef\u00e4fsen angebrachten Frosches bediente, wo der Strom in beiden Beinen verschiedene Richtungen in Bezug auf Ursprung und Ausbreitung der Nerven hat, suchte, jedoch vergebens, einen Unterschied zwischen den Wirkungen des auf- und absteigenden Stromes zu entdecken. In beiden F\u00e4llen h\u00f6rten die Tliiere nach gleicher Zeit zu reagiren auf. Nur das nahm er wahr, dafs, je \u00f6fter man mit der Richtung des Stromes wechsele, um so schneller ersch\u00f6pfe sich die Reizbarkeit. Da die S\u00e4ulen, deren W irksamkeit Mariakim hier die thierischen Glieder unterwarf, nicht weniger als 60 Plattenpaarc z\u00e4hlten, so brauchen wir uns, nach dem Obigen, nicht zu verwundern, dafs ihm die \u00bbexaltirende\u00ab Th\u00e4ligkeil der aufsteigenden Slr\u00f6mungsriehtung entging. Die Erschei-nung der Abwechselungen sei ganz unabh\u00e4ngig von der Art und Weise, wie der Frosch in den Kreis gebracht werde; von den Theilen desselben, die man dein Strome aussetze; von der Individualit\u00e4t des Thieres, dem sie entnommen seien: auch Aale, Kaninchen und Tauben g\u00e4ben Anlafs zu denselben Wahrnehmungen. Nur eine Bedingung von Seiten \u00eeles Thieres setze sich ihrem Zustandekommen entgegen: der Zustand des unversehrten Lebens selbst. Er verband die beiden Beine eines Frosches durch Bildstreifen beziehlieh mit den beiden Polen einer sechzig-paarigen S\u00e4ule, allein selbst nach drei Stunden anhaltenden Durchstr\u00f6-mens zuckle der Frosch fast mit unverminderter Kraft, und bei der Umkehr der Stromesrichtung zeigte sich stets nur eine sehr undeutliche A erst\u00e4rkung der Zuckungen (p. 398). Marianiki bezweifelt daher die Richtigkeit des VoLiVschcn Versuchs an zweien Fingern seiner Hand,","page":374},{"file":"p0375.txt","language":"de","ocr_de":"durch Maruninj bearbeitet.\n375\nund schreibt den Erfolg der Schw\u00e4chung seiner S\u00e4ule durch die Ladung zu. Ihm selbst gl\u00fcckte diese Erfahrung nicht, als er auf diesen Umstand R\u00fccksicht nehmend mit den \u00bbmodificirten\u00ab Fingern eine S\u00e4ule von ungesehw\u00e4ehter Kraft, schlols (p. *390). Im lebenden ildere sei daher fortw\u00e4hrend eine Kraft th\u00e4tig und bereit, die Modification des Organismus durch die S\u00e4ule aufzuheben und den fr\u00fcheren normalen Zustand wiederherzustellen. Er nennt dieselbe \u00bbprincipe r\u00e9parateur.\u00bb (p. 398. 400). Es scheint jedoch, nach den oben erw\u00e4hnten Ritter-schen Versuchen, dafs feinere Wahrnehmungen auch subjectiv die Erscheinung der Abwechselungen am lebenden Organismus zu unterscheiden im Stande seien. Aus der Thatsache, dafs Fr\u00f6sche, viele Stunden nach dem Tode ruhig hegen gelassen, eine ungleich k\u00fcrzere Periode der Abwechselungen zeigten als frischget\u00f6dtete, obschon sie urspr\u00fcnglich mit fast gleicher Kraft auf gleich schwache Str\u00f6me antworteten, schliefst Mariamm auf das Dasein der erg\u00e4nzenden Th\u00e4tigkeit noch \u00fcber die Trennung vom Gesammtorganismus hinaus (p. 400. 401). Ebendasselbe zeigt sicli darin, dafs auch die blofse Entziehung des Stromes, ohne seine Umkehr, hinreicht, die Zuckungsf\u00e4higkeit f\u00fcr dieselbe Str\u00f6mungsrichtung wieder zu erwecken (p. 402. 403). Mariamim sagt auch, dafs wenn man den Frosch der Wirkung einer Str\u00f6mungsrichtung l\u00e4nger ausgesetzt habe, als es nothwendig sei, um keine Zuk-kungen mehr durch dieselbe zu erhalten, es nicht hinreichend sei, um ihn wieder f\u00fcr diese Str\u00f6mungsrichtung empf\u00e4nglich zu machen, ihn der entgegengesetzten so lange zu unterwerfen, bis er auf dieselbe nicht mehr antworte, ln diesem Falle erh\u00e4lt man n\u00e4mlich nur einige wenige Zuckungen durch die entgegengesetzte Str\u00f6mungsrichtung, und dann keine mehr; nach der Analogie der gew\u00f6hnlichen Erscheinung der Abwechselungen sei man nun berechtigt, Zuckungen durch die urspr\u00fcngliche Str\u00f6mungsrichtung zu erwarten; dem sei jedoch nicht so, um diese zu erhalten, m\u00fcsse mit der entgegengesetzten Richtung erst eine gewisse Zeit lang fortgefahren werden (p. 404. 405). Dies beruht jedoch vermuthlich einfach auf dem zuerst von Yai.li, 1 dann von Peaff 2 wahrgenommenen Umstande, dafs ersch\u00f6pfte Thiere zwar manchmal noch zu lebhaften Zuckungen vermocht werden k\u00f6nnen, dafs aber nur wenige St\u00f6fse gelingen, worauf wieder einige Zeit nothwendig ist, um eine neue Zusammenziehung m\u00f6glich zu machen. Auch ein fortw\u00e4hrend unterbrochener Strom \u00fcbrigens bringt nach Marianim die Erscheinung der Abwechselungen hervor, indem alsdann bei pl\u00f6tzlicher\n1\tReinhold\u2019s Geschichte des Galvanismus u. s. w. S. 37. *\n2\tLeber thierische Eleklricit\u00e4t u. s. w. S. 85. *","page":375},{"file":"p0376.txt","language":"de","ocr_de":"f$7ti <?. Abschi. Kap. 11. \u00a7. III. 2 (vi) B a. \u00df. Die Volt/Aschen Abwechselungen\nUmkehr des Stromes die Zuckungen viel st\u00e4rker werden, als cs die letzten hei der urspr\u00fcnglichen Str\u00f6mungsrichtung waren (p. 406). Hier kommt Mari Anim auf den uns bereits bekannten Umstand zur\u00fcck, den Ritter auch subjectiv wahrgenommen hat (S. oben S. 369), dafs die Trennungszuckungen im Verh\u00e4lt nil's zu den Schlielsungszuckungen mit steigender Dauer der Einwirkung des Stromes immer an St\u00e4rke zunehmen (p. 406. 407).\nSodann schreitet Marianim zur Erkl\u00e4rung der VoLTA\u00cfschen Abwechselungen. Man k\u00f6nnte nicht sagen, dafs er darin so erfolgreich gewesen sei, als in der Erforschung der Thatsachen. Nachdem er zwei Hypothesen, die von einer Erkrankung durch die eine Str\u00f6mungsrichtung, die durch die entgegengesetzte wieder geheilt w\u00fcrde, und die von der Gew\u00f6hnung der Nerven an den Strom in dem einen Sinne, von der Hand gewiesen hat, sagt er: \u00bbJe suppose donc qu\u2019une partie \u00bbde l'\u00e9lectricit\u00e9 qui envahit les organes du mouvement s\u2019y arr\u00eate pen-\u00bbdant quelque temps, et s\u2019y accumule de plus en plus jusqu'\u00e0 ce que, \u00bbpar une tendance \u00e0 refluer, elle s'oppose au courant qui survient \u00bbdans les m\u00eames organes, de mani\u00e8re que Faction de ce courant dc-\u00bb vienne nulle, ou excite des contractions plus faibles qu\u2019au commen-\u00bb cernent de l\u2019exp\u00e9rience.\u00ab (p. 413.) Man sieht, es ist die alte Hypothese Lehot\u2019s, die Marianini schon fr\u00fcher adoptirt und zur Erkl\u00e4rung der Oeffnungszuekung verwendet hatte. Die Reihe von Schlufsfolgen indefs, wodurch Marianint sie jetzt mit der Erscheinung der Abwechselungen zu verkn\u00fcpfen sucht, und die Versuche, in denen er dabei eine St\u00fctze zu finden meint, lassen an Sch\u00e4rfe und innerer Wahrscheinlichkeit so viel zu w\u00fcnschen \u00fcbrig, dafs wir wohl mit dieser Andeutung dar\u00fcber hinweggehen k\u00f6nnen; um so mehr, als diese Theorie, meines Wissens, sich auch sonst keines grofsen Anklanges zu erfreuen gehabt hat.\ny. Die Vertier\u2019sehen Ladungen.\nEs k\u00f6nnte jedoch sein, dafs sie es w\u00e4re, welche Peltier zu einer Entdeckung Anlafs gab, deren wir jetzt zu gedenken haben. Die UEHOT\u2019sche Hypothese beruht n\u00e4mlich augenscheinlich auf einer \u00e4hnlichen Anschauungsweise, wie Ritter\u2019s eigene Erkl\u00e4rung der Polarisation der Elektroden (in seiner Ladungss\u00e4ule) durch das Zur\u00fcckhalten eines Thei-les der Elektricit\u00e4t, aoh welcher sie in der Kette durchstr\u00f6mt wurden, und dessen nachmalige Abgleichung sich als secund\u00e4rer Strom kundgeben w\u00fcrde. 1 Es lag nahe. zu untersuchen, ob ein solcher R\u00fcck-\n1 Kitter in Voigt\u2019s Magazin f\u00fcr den neuesten Zustand der Naturkunde u. s. w. 1803. Bd. VI. S. 97\u2014129. 181 \u2014 215. * \u2014 Physisch-chemische Abhandlungen in chronologischer Folge. Leipzig 1806, Bd. Ill, 8. 95.*","page":376},{"file":"p0377.txt","language":"de","ocr_de":"durch M.uuamni bearbeitet. \u2014 y. Die Pki.tier\u2019sehen Ladungen.\t377\nstr\u00f6m in den thierischcn Gliedern stattfinde, welche die Erscheinung der einseitigen L\u00e4hmung durch den Strom zeigten, da diese, nach Maria-mm, gleichfalls auf dem Zur\u00fcckhalten eines Anlheils Elektricit\u00e4t beruhen sollten, und in der That hatte auch dieser Physiker bereits, jedoch vergeblich, Versuche in diesem Sinne unternommen (Ibid., p. 423. 424). Merkw\u00fcrdigerweise wies nun Peltier dergleichen R\u00fcckstr\u00f6me, denen zwischen geladenen Elektroden nicht un\u00e4hnlich, in der That nach.\nPeltier\u2019s Originalarbeil ist mir leider unbekannt geblieben. Becquerel f\u00fchrt, mit gewohnter Fahrl\u00e4ssigkeit, ohne seine Quelle anzugehen, in seinem Lehrbuche Folgendes an: \u00bbM. Peltier a envisag\u00e9 la question \u00bbsous un autre point de vue. Reprenons l'exp\u00e9rience o\u00f9 les deux \u00bbcuisses de la grenouille plongent chacune dans un vase rempli d'eau, \u00bb communiquant ensemble avec une m\u00e8che de coton. (?) Si on laisse \u00bbcirculer le courant pendant quelques minutes, les cuisses se polarisent \u00bbabsolument de la m\u00eame mani\u00e8re que le font deux lames de platine \u00bbplong\u00e9es dans un vase rempli d\u2019eau, et en communication chacune \u00bbavec l\u2019une des extr\u00e9mit\u00e9s de la pile. En effet, si l\u2019on enl\u00e8ve les deux \u00bblames de platine qui transmettent le courant, et que l\u2019on plonge dans \u00bbles deux vases d\u2019autres lames de m\u00eame m\u00e9tal, en communication avec \u00bble multiplicateur, on a un courant en sens inverse du premier, qui \u00bbne peut provenir assur\u00e9ment que de la polarisation des cuisses de la \u00bbgrenouille. M. Peltier inf\u00e8re de l\u00e0 que la contraction, qui a lieu \u00e0 \u00bbl\u2019instant o\u00f9 l\u2019on interrompt le circuit, est due \u00e0 faction du courant \u00bbr\u00e9sultant de la polarisation des cuisses de la grenouille.\u00ab 1\nIn Ermangelung der genaueren Kenntnifs von Peltier\u2019s Versuchen, habe ich selbst einige dergleichen \u00fcber die Polarisation der thierischcn Glieder angestellt.\nI. Die allgemeine Best\u00e4tigung der Thatsache gelingt sehr leicht. Ich bediente mich einer Giiovifschen S\u00e4ule von sechs Plattenpaaren der kleinen im ersten Paragraphen des vierten Kapitels dieses Abschnittes beschriebenen Art. Die letzten Elemente waren mit amalgamirten Zinkplatten verbunden, welche in ges\u00e4ttigte Kochsalzl\u00f6sung in zwei flach c-ylindrischen Porzellangef\u00e4fsen (von 55'\"'\" Oeffnung und 37mm Tiefe) tauchten. Nachdem ich den Hintertheil (Becken nebst Beinen) eines Frosches an der oben S. 213 beschriebenen Vorrichtung auf seinen gesetzm\u00e4fsigen aufsteigenden Strom gepr\u00fcft hatte, der die Nadel meines Multiplicators gegen die Hemmung zu werfen pflegt, ward er auf die beiden Gef\u00e4fse mit Kochsalzl\u00f6sung aufgelegt, so dafs er hier mit Becken, dort mit F\u00fcfsen eintauchend eine feuchte die Kette schliefsende\n1 Trait\u00e9 experimental de l'\u00c9lectricit\u00e9 cl du Magn\u00e9tisme, t, IV. 1836. p. 246, *","page":377},{"file":"p0378.txt","language":"de","ocr_de":"378\n2, Abschn. Kap. II. \u00a7. III. 2(yi) B. a. y. Versuche\nund anfsteigeud durchkreiste Br\u00fccke bildete. Nach ungef\u00e4hr 20' gab er, auf die Zuleitungsgef\u00e4l\u2019se des Multiplica tors aufgelegt, einen Ausschlag von 40\u00b0 in absteigendem Sinne. Diese Wirkung ist zun\u00e4chst als der Unterschied der des aufs (ei senden Froschstromes und der der Polarisation zu betrachten; bei aufsteigender Str\u00f6mungsrichtung der S\u00e4ule erh\u00e4lt man viel betr\u00e4chtlichere Wirkungen, an denen jedoch der Antlieil der Ladung von dem des Frosclistrom.es begreiflich durch kein sicheres Kennzeichen zu unterscheiden ist.\nII.\tIch suchte mich nun zuerst zu \u00fcberzeugen, dafs diese Wirkung in der That vom Frosch ansgehe, und nicht etwa darauf beruhe, dafs das Becken aus dem Gef\u00e4fs der negativen Elektrode von dem sich daselbst ansammelnden Wasserstoffe etwas ins Zuleitungsgelafs mit sich nehme, wodurch eine Wirkung in demselben Sinne hervorgebracht werden k\u00f6nnte. Ich schaltete deshalb noch zwei den ersten \u00e4hnliche Ge-f\u00e4fse mit Kochsalzl\u00f6sung ein, verband sie mit jenen durch wohl mit dergleichen L\u00f6sung getr\u00e4nkte Baumwollendochte, und schlofs nun mit dem Frosch zwischen denselben, wobei jene Quelle des Irrthums wegfallen mufste. Der Erfolg blieb derselbe und die ausgesprochene Be-sorgnifs d\u00fcrfte wohl um so mehr als ungegr\u00fcndet angesehen werden, da ich fand, dafs ein Papierbausch, oder eines der oben S. 219 beschriebenen Schliefsungsrohre, mit dem einen Ende dicht an der mit Wasserstoffschaum bedeckten negativen Zinkelektrode in die Kochsalzl\u00f6sung getaucht, keine deutliche Wirkung am Mulliplicator gab.\nIII.\tD ie Polarisation der thierisehen Glieder erreicht zwar hei weitem langsamer als die von Metallen ihr Maximum, jedoch, so weit sich dies festsetzen l\u00e4fst, innerhalb 10 \u2014 20' bestimmt. Dar\u00fcber hinaus kann man die Kette stundenlang geschlossen lassen, ohne eine V ergr\u00f6fse-rung der Wirkung zu versp\u00fcren. Die St\u00e4rke derselben ist in hohem Grade abh\u00e4ngig von der St\u00e4rke des Stromes. Diese Ladungen sind sehr verg\u00e4nglich; ein Froschschenkel, der eben erst, noch unter dem Einflufs der Polarisation, 17\u00b0 absteigend gegeben hatte, gab wenige Minuten darauf aufgelegt bereits 9\u00b0 aufsleigend.\nIV.\tIndessen ist diese Verg\u00e4nglichkeit, wie es scheint, zum Thcil an die Lehenseigenschaften der Muskeln gekn\u00fcpft, Es ist etwas noch in den vom Gesammtorganismus getrennten Gliedern vorhanden, welches die St\u00f6rung durch den Strom sowohl hemmt, als auch auszugleiclien bem\u00fcht ist, sowie durch Unterbrechung desselben jener w\u00e4hrend seiner Dauer im Gleichgewicht gehaltenen Th\u00e4tigkeit freier Spielraum gelassen wird. Ein gekochter Schenkel n\u00e4mlich, der als v\u00f6llig todt zu betrachten ist, sich nicht mehr zusammenzieht, und nur noch eine Spur eines","page":378},{"file":"p0379.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber die Peliiek'.sdien Ladungen.\nverkehrten Stremes oder gar keine mehr giebt, 1 nimmt, so weit sich dies ausmacheu l\u00e4fst, leichter Ladungen an als ein lebender und beh\u00e4lt sie. auch l\u00e4ngere Zeit an sich, was folgendes Beispiel zeigt. Ein gekochter Schenkel ward dem Strom der Gaovs\u2019sclicn S\u00e4ule ausgesetzt. Nach Verlauf einiger Minuten gab er 33\u00b0 Ausschlag aufsteigend; dann nach und nach in Abst\u00e4nden von 7\u2014 8\" untersucht 14\u00b0: 13\u00b0; 11\u00b0.5; 7\u00b0 Ausschlag in demselben Sinne. Nach einer halben Stunde also war die Polarisation noch merklich vorhanden. Wie sich lebende, dem unversehrten Organismus noch einverleibte Gliedmafsen gegen die Peltif.r\u2019-schen Ladungen verhalten, wird nachmals zur Sprache kommen. Ein besonderer Grund, weshalb es scheinen k\u00f6nnte, als ob todte thierische Glieder leichter dergleichen annehmen, wird uns gleichfalls sp\u00e4ter bekannt werden. Durch fortgesetztes Kochen werden \u00fcbrigens die Ladungen eines bereits polarisirten Schenkels sehr bald vernichtet, durch kurze Zeit lang w\u00e4hrendes wenigstens schnell stark geschw\u00e4cht.\nV.\tMan findet, dafs das Ende des Frosches, wo der Strom der S\u00e4ule eintrat, alkalisch, dasjenige, wo er austrat, sauer auf Lackmuspapier reagirt. Ich habe mich dabei nicht etwa durch die nat\u00fcrliche alkalische Reaction des Eiweifses der thierischen Glieder einerseits', andererseits durch die m\u00f6glicherweise vorkommende saure Beschaffenheit des Harns und Darmschleims am Beckenende t\u00e4uschen lassen, denn ich habe eben so gut die S\u00e4ure bei absteigendem Strome der S\u00e4ule au den F\u00fcfsen, und alsdann am Becken, wo vorher der Harn beil\u00e4ufig neutral reagirte, das Alkali erkannt. Auch k\u00f6nnen diese Reactionen nicht von den Zersetzungsstoffen der Elektroden herr\u00fchren, denn in dem vorliegenden Falle sammelte sich gerade das Alkali an der Zinkplatte des Fufsgef\u00e4fses, w\u00e4hrend die Oberfl\u00e4che der des Beckengef\u00e4fses begreiflich neutral reagirte. Dies ist der Umstand, mit dessen H\u00fclfe auch noch Monro\u2019s und Volta\u2019s elektrische Geschmacks versuche, wobei die Zunge nicht unmittelbar mit dem Metall ber\u00fchrt wurde, mit der elektrolytischen Theorie des elektrischen Geschmacks m\u00f6glicherweise in Einklang gebracht werden k\u00f6nnten. S. den vorigen Paragraphen S. 287 Anm. 2.\nVI.\tVon diesen an der Grenze der thierischen Theile und der Kochsalzl\u00f6sung angesammelten Zersetzungsstoffen k\u00f6nnte man nun geneigt sein, die Polarisationserscheinungen abzuleiten. Allein die weitere Erfahrung ist dem entgegen. Wenn man an einem gekochten Schenkel, m\u00f6glichst schnell nachdem er polarisirt worden ist, den Unterschenkel,\nS. unten, 3. Abschn., Kap. Y. \u00a7. ui. 1 (\u00fc.","page":379},{"file":"p0380.txt","language":"de","ocr_de":"380\n2. Absahn. Kap. II. \u00a7. 111. 2{\\i) M. a. y.\nVers acht\noder sonst einen einzelnen Tlieil herausschneidet, der in keiner Ber\u00fchrung mit der Salzl\u00f6sung war, findet man ihn gleichwohl, wenn auch, seiner geringeren Ausdehnung halber in geringerem Grade, nach derselben Seite elektromotorisch wirksam, wie den ganzen Schenkel. Der Sitz der Peltinn's dien Ladungen ist also nicht, wie der an metallischen Elektroden, allein an der Grenze der festen Theile (liier der organischen Gebilde) und der Fl\u00fcssigkeit zu suchen. Sondern da sich die n\u00e4mlichen Bedingungen, die an dieser Grenze obwalten, auf allen Punkten im Innern der thierischen Glieder wiederholen, etwa wie dies f\u00fcr die Polarisation fester Elektroden hei Platinschwamm oder Kohle der Fall sein w\u00fcrde, so sind auch die elektromotorischen Kr\u00e4fte, deren Sitz sonst hlofs diese Grenze zu sein pflegt, hier auf allen Punkten der Ausdehnung der thierischen Glieder in der Richtung des Stromes gleich-m\u00e4fsig vorhanden. Hierdurch werden \u00fcbrigens erst der Widerstand, den lebende Muskeln der Annahme der Polarisation entgegenstcllen, und die Schnelligkeit verst\u00e4ndlich, womit sie dieselbe auszugleichen bestrebt sind; was beides gar keinen Sinn haben w\u00fcrde, wenn es sich um eine blofse Ueberziehung gewisser Punkte der Oberfl\u00e4che mit Zersetzungs-Stoffen handelte.\nVII. Da auch gekochte Muskeln Polarisation annehmen, so ist, klar, dafs nicht etwas dem Lebens-, sondern dem Aggregatzustande Ei-genth\u00fcmliches Bedingung dazu sei. Ich durfte demnach erwarten, auch noch an andern K\u00f6rpern von \u00e4hnlicher Beschaffenheit Spuren derselben Erscheinung wahrzunehmen. Zun\u00e4chst suchte ich zu ermitteln, oh nicht der von Poggendokff bemerkte besondere A iderstand einer Scheidewand aus thierischcr Blase auf diesem Umstand beruhen m\u00f6chte. 1 Allein ein aus feuchter Schweinsblase zusammengerollter Bausch gab kein Zeichen von Polarisation. Ebensowenig gl\u00fcckte es mir, derglei-eben von einem in Gestalt eines Bogens bearbeiteten St\u00fccke sehr dichten por\u00f6sen Thones zu erhalten, der, um ihn ganz mit Wasser durchdringen zu machen, zuvor darin gesotten war. Hingegen ein \u00e4hnlicher aus Weifsb\u00fcchenholz (Carpinus Betulus Lixne) geschnitzter Bogen, an dem die Holzfaser in einer dem den Bogen halbirenden Radius parallelen Richtung verlief, und der eine halbe Stunde lang, bis er untersank, in Wasser gekocht worden war, gab die allerst\u00e4rkste Polarisation, indem er die Nadel mit Heftigkeit an die Hemmung warf. Diese Ladungen zeigten sich sehr verg\u00e4nglich; beim zweiten Auflegen erfolgten nur nocli 17\u00b0, beim dritten 7\u00b0: Siedhitze vernichtete sie sehr schnell. Selbst nach 10' langem Aufliegen liefsen sich hier keine Spuren von S\u00e4ure\n1 Fosoesdostf's Annalen u, s. \\v. 1841, Bd. LII. S. 544. *","page":380},{"file":"p0381.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber (lie Peltier\u2019^c/u'?! Ladungen.\n381\nmid Alkali an don Enden des Bogens unterscheiden. Der Versuch gelang auch, wenn ich mich der Anordnung mit den vier zu zwei durch Baumwollcndochte verbundenen Gef\u00e4fsen bediente. H\u00f6chst auffallend ist, dafs ein St\u00fcck vom Nackenbande eines Kalbes mir in mehreren aufeinanderfolgenden Versuchen, welche keinen Zweifel \u00fcbrig lassen konnten, verkehrte, d. h. dem urspr\u00fcnglichen Strom gleichgerichtete Polarisation zeigte. Liefs ich den Strom in der anderen Richtung durchgehen, so kehrte sich auch die Polarisation miL um und wurde wieder dem prim\u00e4ren Strom gleichl\u00e4ufig. Man erinnert sich, dafs auch in einigen sehr wenig gekannten F\u00e4llen Metalle positiveren Schlages das gleiche r\u00e4thselhafte Verhalten darbieten (S. oben S. 236). Die durch einen Zirkelschnilt unter den Armen ringsum vom Rumpf gel\u00f6ste, dann abgezogene Haut eines Frosches endlich gab nach 10' langem Schlie\u00dfen des Kreises einer zw\u00f6lfgliedrigen GitovE\u2019schen S\u00e4ule mehrmals eine Spur von Polarisation in dem richtigen, d. h. dem dem urspr\u00fcnglichen Strome entgegengesetzten Sinne.\nBei diesen Erfahrungen \u00fcber die PeltierscIich Ladungen, deren Theorie wohl noch sehr im Dunkel liegt, k\u00f6nnen wir es vor der Hand bewenden lassen. Ich habe nicht vers\u00e4umen wollen, dieselben hier einzuschalten, weil wir ihrer in der Folge bei mehreren Gelegenheiten bed\u00fcrfen werden. Alsdann werden noch einige Bemerkungen Platz finden, deren Bedeutung dort erst verst\u00e4ndlich geworden sein wird. W ie Peltier mit H\u00fclfe dieser Thatsache die \u00f6effnungszuckung erkl\u00e4ren wollte, ist nicht leicht einzusehen, da doch diese Ladungen, um einen Strom durch den Nerven hervorzubringen, allem Anschein nach eine geschlossene Kette brauchen d\u00fcrften, diese Bedingung aber eben durch das Oeffnen verloren geht. Leichter freilich ist zu begreifen wie man hat hoffen k\u00f6nnen, in dieser neuen Art der Polarisation einen Anhaltspunkt f\u00fcr die Ableitung der Erscheinung der Abwechselungen zu entdecken. Ich weifs nicht, ob dieser Gedanke Matteucci angeh\u00f6rt oder wem sonst: dieser Physiker l\u00fcfst sich indefs an mehreren Orten angelegen sein, denselben zu \\\\ iderlegen.\nDie dabei zu Grunde liegende Vorstellung ist n\u00e4mlich die, dafs der Strom der Kette durch die auf den thierischen Gliedern entwickelten Ladungen so geschw\u00e4cht wird, dafs er keine Zuckungen mehr zu erregen vermag. Wird das Pr\u00e4parat umgelegt, so summiren sich Ladungen und urspr\u00fcnglicher Strom und nun verm\u00f6gen Zuckungen zu erscheinen. Dazu kommt deyr beiden Erscheinungen gemeinsame l instand, dafs die Ladungen, so wie die Ver\u00e4nderung, auf der die Abwechselungen beruhen, nach Unterbrechung des Stromes, der sie hcr-vorgerufen hat, in gleicher Weise bald durch die innere sich selbst-","page":381},{"file":"p0382.txt","language":"de","ocr_de":"382\t-\u25a0 Hhschn. Kap. II. \u00a7'. 111. 2 (vi). B. a. y. Die Peltier 'sehen Ladungen.\u2014\nerg\u00e4nzende Th\u00e4tigkeit der organischen Gebilde aufgehoben werden, welche sich auch ihrem Zustandekommen widersetzte. Die Unhaltbarkeit jener Ansicht liegt jedoch auf der Hand, wenn man bedenkt, dafs die Summe der elektromotorischen Kr\u00e4fte, welche, dem prim\u00e4ren Strom entgegen, auf den thicrischen Gliedern th\u00e4lig sind, verschwindet gegen die in gleichem Sinne in einer Kette % on unbest\u00e4ndiger Kraft von auch nur wenig Plattenpaaren wirksamen.\nDies durch Versuche darzuthun, ist denn auch das Ziel von Mat-teucci\u2019s Beweisf\u00fchrung. Er schaltet, aufser dem Frosch, einen Multi-plicator in den Kreis ein, und bildet, dafs durch das Umlegen des Frosches die Ablenkung nicht, wie es im andern Falle sein m\u00fcfste, ver-gr\u00fcfsert erscheint. 1 Matte ecu s eigene Theorie der Abwechselungen werden wir sp\u00e4ter, im Verein mit der der Zuckungen \u00fcberhaupt, kennen lernen.\nNobili\u2019s elektrisches Heilverfahren heim Tetanus.\nSchliel'slich kn\u00fcpfe ich hier ein Paar Worte \u00fcber einen, nicht nur in wissenschaftlicher, sondern m\u00f6glicherweise noch in anderer Beziehung wichtigen Gegenstand an, der, wenn ihm, wie dies kaum zu bezweifeln ist, etwas Wahres zu Grunde liegt, entschieden in dies Gebiet der Ver\u00e4nderungen der Erregbarkeit durch anhaltende Str\u00f6me geh\u00f6rt. Ich meine Nobii.i\u2019s elektrisches Heilverfahren beim Tetanus. Seine Mitlhci-lung findet sich als Anhang zu dem Aufsatze \u00fcber das Gesetz der Zuckungen, den wir vorher verliefsen, um das besagte Gebiet kurz zu durchstreifen und auf den wir alsbald zur\u00fcckkommen werden.\nEs geschieht nicht selten, dafs nach Galvani\u2019s Vorschrift frisch zubereitete Fr\u00f6sche ohne bekannte Ursache in den heftigsten Tetanus verfallen. Von dieser Thatsache selbst soll an einer sp\u00e4teren Stelle die Rede sein. Nobili beobachtete zuf\u00e4llig, dafs ein in diesem Zustande befindlicher Frosch durch das Hindurchleiten eines stetigen Stromes in der einen Richtung beruhigt wurde, w\u00e4hrend die andere keine Ver\u00e4nderung hervorbrachte. Von dieser Richtung sagt er nichts bestimmtes aus, und hat auch den Fall selbst nur wenigemal beobachtet. Er empfiehlt diese Wahrnehmung der Aufmerksamkeit der Aerzte. (Ibid, p. 91-93.)\nFast zehn Jahre sp\u00e4ter erst nahm Matteucci dieselbe auf. und behauptete durch zahlreiche Versuche festgcstellt zu haben, dafs\n1 Biblioth\u00e8que universelle etc. D\u00e9cembre 1838. Nouvelle S\u00e9rie, t. XVIIJ. p. 359. * \u2014 Essai etc. p. 15. 16, *","page":382},{"file":"p0383.txt","language":"de","ocr_de":"tf. NobiuT elektrisches Heilverfahren beim Tetanus.\n3S3\ndie aufsteigende Str\u00f6mungsrichtung den Tetanus aufhebe, w\u00e4hrend die absteigende ihn erh\u00f6he. Er hat auch, zusammen mit Farina, einen Versuch an einem an Tetanus traumaticus in Folge eines Schrotschusses in den Unterschenkel leidenden Manne angestellt, wobei, seiner Aussage zufolge, der vom Kreuzbein nach dem Nacken aufsteigende Strom einer 30 \u2014 40paarigcn S\u00e4ule in der That die Kr\u00e4mpfe vor\u00fcbergehend l\u00f6ste. \u00bbLe passage du courant faisait, au premier coup, dispara\u00eetre enti\u00e8re-\u00bb in ent la convulsion, le malade ouvrait la bouche, la circulation repre-\u00bb nait son cours naturel ; malheureusement ces am\u00e9liorations n\u2019\u00e9taient \u00bbque passag\u00e8res.\u00ab Der Vorsichtsma\u00dfregeln, die dabei getroffen wurden, damit der Eintritt des Stromes keine Zuckung hervorbringe, ist bereits oben S. 267 in anderem Bez\u00fcge gedacht worden. 1\nIm Trait\u00e9 etc. nimmt jedoch Matteucci seine Behauptung, die beschwichtigende Wirkung des alleinigen aufsteigenden Stromes betreffend, stillschweigend zur\u00fcck, und sagt nur noch von Fr\u00f6schen, die durch Opium(??) oder Strychnin in Tetanus versetzt seien: \u00bbSi alors \u00bbon fait passer dans ces animaux, pris dans ce dernier \u00e9tat, un couvrant \u00e9lectrique d'une certaine intensit\u00e9, on voit, en le prolongeant, cesser \u00bbla roideur de leurs membres, et les secousses disparaissent. Ces gre-\u00bb nouilles meurent apr\u00e8s un certain temps, mais sans donner de signes \u00bbde t\u00e9tanos. Afin de rendre moins forte la contraction qui \u00bba lieu au commencement du courant, il vaut mieux employer \u00bble courant inverse.\u00ab 2\nDie Theorie des Vorganges ist nach Nobili die, dafs die Nerven durch den Strom in einem bestimmten Zustande festgehalten werden, in dem sie unverm\u00f6gend sind, die Ver\u00e4nderungen einzugehen und fortzupflanzen, deren Wirkungen wir als Zuckungen wahrnehmen. Dies kann nun sowohl der auf- als der absteigende Strom bewerkstelligen, nur scheint es, als m\u00fcsse, um auch \u00fcber die Zeit des Stromes hinaus dauernde Wirkung zu erhalten, hier vorzugsweise der Strom gew\u00e4hlt werden, der eine solche Ver\u00e4nderung nach sich zieht, dafs das nachmalige Lebergehen der Nerven daraus in den nat\u00fcrlichen Zustand keine Zuckungen zur Folge hat; hei Fr\u00f6schen jenseits Ritter\u2019s dritter Stufe der Erregbarkeit also der absteigende.\nIch seihst hin noch nicht im Besitze eigener zuverl\u00e4ssiger Erfahrungen \u00fcber diesen schwer zu untersuchenden Punkt. Wahrscheinlich geh\u00f6rt indefs liieher folgende Erscheinung, die mir zur Zeit, wo ich\n1 Comptes rendus eie. 13 Hai 1838. t. VI. p. 680 * \u2014 L\u2019Institut, t. VI. No. 229. p. 157.\u201c\u2014 Biblioth\u00e8que universelle. Mai 1838. Nouvelle S\u00e9rie, t. XV. p. 188: \u2014 D\u00e9cembre 1838. t. XVIII. p. 362. * \u2014\u25a0 Essai elc. p. 28. 29. *\na Trail\u00e9 elc. p. 270. *","page":383},{"file":"p0384.txt","language":"de","ocr_de":"384\t-\u2022 Ah s clin. Kap. 11. \u00a7. 111.2 (vi). B. a. y. Nobili\u2019s elektrisches\nsie beobachtete, v\u00f6llig r\u00e4thsclhaft blieb, indem ich mit den liier er\u00f6rterten Grunds\u00e4tzen und Thatsachen selbst noch unbekannt war. Der Nerv eines \u00e4ufserst erregbaren strompr\u00fcfenden Schenkels, welcher Schliefsungs- und Oeffnungszuckung auf den eigenen Strom gab, war im Austrocknen begriffen. Demgem\u00e4fs zeigte der Gastroknemius eine dichtgedr\u00e4ngte Reihe kleiner ungleicher Zuckungen, \u00f6fters durch einen lieferen Stofs unterbrochen. Dies fand statt, so lange der Nerv frei schwebend gehalten wurde. Man erinnert sich aus der Geschichte des Froschstromes, dafs, einer Bemerkung Volta\u2019s zufolge, die Zuckung ohne Metalle erst dann erscheint, wenn der Nerv mit der Achillessehne und ihrer Ausbreitung in Ber\u00fchrung kommt. Erst dann ist also die Muskelkette als geschlossen anzusehen. Der Grund dieses Verhaltens wird sp\u00e4ter klar werden. Es zeigte sich nun, dafs das Zucken des Muskels fortdauerte, wenn der Nerv, auf den Muskel herabgelassen, nur das Fleisch desselben ber\u00fchrte, dafs aber auf der Stelle die vollkommenste Ruhe eintrat, so wie der Nerv die Ausbreitung der Achillessehne erreichte. In diesem Falle war der Nerv, wie man erfahren wird, aufsteigend durchflossen. 1\nSo wenig ich demnach Grund habe, die Richtigkeit der Nobili-schen Angaben zu bezweifeln, so zweideutig scheinen mir auf der andern Seite die Hoffnungen zu sein, die sich f\u00fcr die Heilkunde an diese Thatsache kn\u00fcpfen d\u00fcrften. Die M\u00f6glichkeit, tetanische Kr\u00e4mpfe des menschlichen K\u00f6rpers auf diese Weise vor\u00fcbergehend zu l\u00f6sen, will ich nicht in Abrede stellen. Ich weifs auch den Werth zu sch\u00e4tzen, der in dieser qualvollen und schnell ersch\u00f6pfenden Krankheit einem Palliativmittel zukommen w\u00fcrde, welches das wesentliche Svmptom derselben wenn auch nur zeitweise mit Erfolg zu bek\u00e4mpfen verm\u00f6chte. Allein ich glaube, dafs, hei der schweren Zug\u00e4nglichkeit des menschlichen R\u00fcckenmarks f\u00fcr elektrische Str\u00f6me inmitten einer leitenden Masse wie der des Rumpfes, Stromst\u00e4rken zu diesem Erfolge noting sein w\u00fcrden, welche, nach dem, was man \u00fcber die Wirkungen derselben aus Ritter\u2019s und Anderer Versuchen weifs, das neue Palliativmittel zu einem keinesweges unbedenklichen machen d\u00fcrften; es sei denn, dafs, was nicht unm\u00f6glich ist, die Empf\u00e4nglichkeit des Nervensystems f\u00fcr den Strom im tetanischen Zustande sich gr\u00f6fser als sonst erwiese. 2 Dem sei w ie ihm wolle, ich hielt es f\u00fcr meine Pflicht, diese Gelegenheit nicht\n1 S. unten, 3. Abschn. Kap. II. \u00a7. in.\n! Ritter in Gilbert's Annalen der Physik. 1801. Bd. VII. S. 477. * \u2014 Most, \u00fcber die grofsen Heilkr\u00e4fte des Galvanismus u. s. \\v. S. 93. * \u2014 Ueber erh\u00f6hte Reizempf\u00e4nglichkeit f\u00fcr den elektrischen Strom hei einem mit Strychnin Behandelten s. Matteucci in den Comptes rendus etc. 24 Avril 1843. 1. XVI. p. 935. *","page":384},{"file":"p0385.txt","language":"de","ocr_de":"Heilverfahren heim Tetanus und (h) seine Theorie der Zuckungen. 3S5\nzu verabs\u00e4umen, die den tetaniseben Zuf\u00e4llen gegen\u00fcber noch immer so unverm\u00f6gende Heilkunst abermals auf den Dienst aufmerksam zu machen, der ihr hier von der Elektrophysiologie angeboten wird, welche freilich l\u00e4ngst zu ihr in demselben A erh\u00e4ltnifs mifsbrauebten und daher verwirkten Vertrauens stellt, wie zur Physiologie selbst.\nb. Nobili's Theorie der Zuckungen.\nWir haben jetzt von der ganzen Lehre der Ver\u00e4nderungen der Erregbarkeit durch geschlossene Ketten, in ihrem bisherigen Zustande, Kenntnifs genommen. Dafs Matteucci einzelne Punkte daraus sp\u00e4ter als neue Entdeckungen bekannt gemacht hat, kann wohl nur als ein m\u00e4fsiger Fortschritt derselben betrachtet werden und es wird daher auch erst unten, bei Abhandlung seiner sonstigen Leistungen in diesem Gebiete, davon die Rede sein. Jetzt kehren wir zu Nobili zur\u00fcck.\nRitter batte bereits die Idee gefafst, dafs der Schliefsungsschlag auf dem Eintritt eines w\u00e4hrend der Dauer der Schliefsung anhaltenden Zustandes beruhe, der Oeffnungsschlag auf dem Austritt aus diesem Zustande, daher er sieh des Ausdrucks bedient, der Organismus erlheile sich den letzteren selbst: 1 allein das mystische Gewand, welches so vielen seiner sonst richtigen Gedanken Abbruch gctlian, hat auch diese, wie sich zeigen wird, nicht unfruchtbare Vorstellungsweise in dem Dunlud verkommen lassen, in das er sie gebullt batte. Klarer schon sehen wir dieselbe in Erman\u2019s obgedachtem Versuch einer Theorie der Zuk-kungen ans Licht treten. Nobili jedoch war es Vorbehalten, sie jetzt in jener b\u00fcndigen, sich- auf den Thatbestand einschr\u00e4nkenden, und doch von demselben aus die ferneren M\u00f6glichkeiten befassenden Weise auszusprechen, welche, wenn nicht die naturwissenschaftliche Methode sellier, doch gewissermafsen ihr Ausdruck und Abbild ist.\nNachdem er an die Thatsachc der Abwechselungen erinnert hat (Ibid. p. 70), stellt er folgende Grunds\u00e4tze auf:\n\u00bbDer absteigende und der aufsteigende Strom \u00fcben auf den Ner-\u00bb veil eine verschiedene Wirkung aus, und ver\u00e4ndern ihn jeder auf be-\u00bb sondere Weise. Wir wollen diese beiden Ver\u00e4nderungen mit dem \u00bbNamen der Str\u00f6me bezeichnen, denen sie ihren Ursprung verdanken, \u00bbalso als absteigende und aufsteigende Ver\u00e4nderung.\u00ab (Alt\u00e9ration directe, alt\u00e9ration inverse; alterazione diretta, alterazione inversa.) Es ist vielleicht nicht unn\u00fctz, zu bemerken, dafs in der Annahme einer verschiedenartigen Ver\u00e4nderung des Nerven durch beide Str\u00f6me, ob-\n1 Beitr\u00e4ge u. s. vv. Bd. II. St. 2. S. 79. '\n25","page":385},{"file":"p0386.txt","language":"de","ocr_de":"3SC)\n2. Abschi. Kap. IT. \u00a7. 111. 2(vi), 11. b. Komu\u2019f\nschon Nobili nur Volta\u2019s Versuch, und nicht die Deutsche Lehre vom exaltirenden und depriniircnden Einflufs des auf- und absteigenden Stromes kannte, nichtsdestoweniger nichts Hvpolhetisches lag; denn der Umstand, dals jeder Strom den Nerven f\u00fcr seinen eigenen Reiz unempf\u00e4nglich, dagegen f\u00fcr den des anderen empf\u00e4nglicher macht, reicht hin, um dieselbe zu begr\u00fcnden.\n\u00bb.... Was die gew\u00f6hnlichen Zuckungen des Frosches anbetrifft, \u00bbso ist zun\u00e4chst zu bemerken, dafs sie nur heim Schliefsen und Oelfnen \u00bbdes Kreises stalllinden: also nur, wenn der Nerv pl\u00f6tzlich seinen Zu-\u00bb stand ver\u00e4ndert. In der That wissen wir, durch einen sch\u00f6nen Ver-\u00bbsucli des Hrn. Marianini, dafs man den Strom nur allm\u00e4lilig in den \u00bbFrosch einziif\u00fchren braucht, um die Entstehung einer Zuckung zu ver-\u00bbhindern\u00ab .... (S. oben S. 267.).... \u00bbDer Xer\\ wird also nur wirk-\u00bbsam durch den Strom erregt, wenn dieser ihn pl\u00f6tzlich aus einem \u00bbder folgenden drei Zust\u00e4nde in einen andern derselben \u00fcberf\u00fchrt : \u00bb1) Nat\u00fcrlicher Zustand, wie vor der Wirkung des Stromes, 2) ab-\u00bb steigende Ver\u00e4nderung, durch den absteigenden Strom, und 3) aufstei-\u00bbgende Ver\u00e4nderung, durch den aufsleigenden Strom hervorgebracht\u00ab (p. 73). Hieraus geht nun zun\u00e4chst der Mechanismus der VoLTAi'schcn Abwechselungen hervor; mit H\u00fclfe des Grundsatzes n\u00e4mlich, dafs jene beiden Ver\u00e4nderungen, nach Entfernung der Ursache, die sie hervorrief, je nach der Zeit die diese Lrsachc verweilt hatte, sogleich spurlos verschwinden, oder noch eine Weile bestehen (p. 72. 73). Denn im letzteren Falle wird, wie man sieht, Oelfnen und Schliefsen den Nerven nicht mehr aus dem ver\u00e4nderten in den nat\u00fcrlichen Zustand, und umgekehrt, \u00fcberf\u00fchren k\u00f6nnen, da der erstere eine gewisse Zeit \u00fcber die Oclfniuig der Kette hinaus dauert. Mit Leichtigkeit ergiebt sich aber die Bedingung f\u00fcr das Erhalten der gr\u00f6fslin\u00f6glichcn Zuckung. \u00bbZwei Bc-\u00bb dingungeu, \u00ab sagt Nobii.i. \u00bbbestimmen diese Gr\u00f6fse; erstens, dafs der \u00bbNerv aus dem einen Zustand in den andern \u00fcbergef\u00fchrt werde, f\u00fcrs \u00bbzweite, dafs der Uebergang m\u00f6glichst schnell vor sich gehe. Die \u00bbst\u00e4rkste Zuckung wird demnach stattlinden, wenn der gr\u00f6fstm\u00f6glichc \u00bb Unterschied der Zust\u00e4nde mit der gr\u00f6fstm\u00f6glichen Geschwindigkeit \u00bbdes Ueberganges aus dem einen in den andern Zustand zusammen-\u00bb trifft\u00ab (p. 73). Daraus erkl\u00e4rt sich die Heftigkeit der Zuckungen beim Umlegen des Frosches in der Erscheinung der Volta\u00efscIich Abwechselungen. Dies ist zugleich die physiologische Deutung oder eigentlich der allgemeine Sinn des in \u00a7. 11 von uns aufgestellten Gesetzes der Nervenerregung durch den Strom.\nDann zum Gesetze der Zuckungen \u00fcbergehend, wie er es aufge-stellt hat (S. oben S. 364), hebt Nobili zun\u00e4chst den eigentlich zu er-","page":386},{"file":"p0387.txt","language":"de","ocr_de":"Theorie der Zuckungen.\n3S7\nkl\u00e4renden Punkt deutlich hervor. \u00bbJeder Strom strebt in zwei verschiedenen Zeiten den Frosch zum Zucken zu bringen, heim Schlie\u00dfen \u00bbder Kette, und beim Oeffncn derselben. Auf der ersten Stufe der \u00bbErregbarkeit sind alle vier Zuckungen nahezu gleich. Nahmen sie \u00bballe mit der Erregbarkeit des Nerven in gleichem Mafse ab, so b\u00f6te \u00bb die Erscheinung gar nichts Besonderes dar. Das Befremdende besteht \u00bbdarin, dafs, von der ersten Stufe abw\u00e4rts, die vier Zuckungen nach \u00bbund nach so ungleich an St\u00e4rke werden, dafs sie s\u00e4mmtlieh nacliein-\u00bb ander verschwinden. Zwei darunter verschwinden viel fr\u00fcher als die \u00bbbeiden andern, und k\u00f6nnen daher als die schwachen bezeichnet \u00bbwerden. Folgendes ist die Reihefolge des Verschwindens:\n\u00bb1\u00b0. Schliefsungszuckung\tdes aufsteigenden\tStromes:\tcs ist\tdie\n\u00bbschw\u00e4chste von allen.\n\u00bb2\u00b0. Oell'nungszuckung des absteigenden Stromes: minder schwach.\n\u00bb3\u00b0. Oell'nungszuckung des aufsteigenden Stromes; die zweit-\u00bb st\u00e4rkere.\n\u00bb4\u201d. Schliefsungszuckung\tdes absteigenden\tStromes;\tcs ist\tdie\n\u00bbst\u00e4rkste (p. 74).\n\u00bb.... Die Gleichheit der Zuckungen auf der ersten Stufe mufs \u00bbnicht so aufgefafst werden, als oh der Strom in allen vier Augen-\n\u00bb blicken gleich stark einwirkte....Vielmehr findet allerdings in jedem\n\u00bbFalle eine besondere Wirkungsweise desselben statt; da aber die Er-\u00bbregbarkeit des Nerven auf ihrem Gipfelpunkt isL, so erfolgt unter \u00bballen Umst\u00e4nden allzuheftige Zuckung, als dafs irgend ein Unterschied \u00bbin der Erregungsart wahrgenommen werden k\u00f6nnte. Was diese Er-\u00bbkl\u00e4rung \u00e4ufserst wahrscheinlich macht, ist, dafs\tauf dieser\tStufe\tder\n\u00bbErregbarkeit ein viel st\u00e4rkerer\tStrom statt eines\tsehr schwachen\tan-\n\u00bb gewandt werden kann, ohne dafs sich in den Zuckungen eine dem \u00bb Unterschiede der Stromst\u00e4rken angemessene Ungleichheit wahrnehmen \u00bbliefse . . . .\u00ab Nobili stellt sich vor, dafs der Nerv durch jeden Strom in der Richtung dieses Stromes seihst st\u00e4rker erregt werde, als in der entgegengesetzten. Vermindert sich daher die Erregbarkeit, und tritt die zweite Stufe derselben ein, so ist die Erregung nach der letzteren Richtung so schwach geworden, dafs keine Zuckung mehr die Folge davon sein kann. Deshalb bleibt die Schliefsungszuckung des aufsteigenden Stromes aus. Allein die absteigende Ver\u00e4nderung sei ein dem Nerven minder fremder, minder gewaltsamer Zustand, als die aufsteigende Ver\u00e4nderung; daher die st\u00e4rkere Oelfnungserschiitterung des aufsteigenden im Verh\u00e4ltnis zu der des absteigenden Stromes, da dieselben auf dem R\u00fcckkehren des Nerven aus dem ver\u00e4nderten Zustande in den nat\u00fcrlichen beruhen. Dies ist, wie man leicht bemerkt, eben nicht der\n25 5","page":387},{"file":"p0388.txt","language":"de","ocr_de":"3S8\n2. Abschn. Kap. II. \u00a7. HL 2 (vi). C. Nobili\ngl\u00fccklichste Punkt in Nobili's Zergliederung der Zuckungserscheinungen. Die Ableitung des Vorganges auf der dritten, vierten und f\u00fcnften Stufe ergiebt sieb, dem Gesagten nach, nunmehr von selbst (p. 75. 77). Der eigentliche Kunstgriff in dieser Erkl\u00e4rungsweise, auf den ich noch aufmerksam machen will, ist der, die gleiche St\u00e4rke der Zuckungen auf der ersten Stufe der Erregbarkeit nicht mit einer gleichen St\u00e4rke der Einwirkung des Stromes zu verwechseln, sondern sie als Ausdruck des nicht weiter gehenden Maximums der Erregung unter allen Umst\u00e4nden aufzufassen, wo, wie z. \u00df. auch beim Maximum der Polarisation der Elektroden, kein Gesetz mehr durchblicken k\u00f6nne.\nC. Fernere Erfahrungen Nobili'.\u00bb' im Gebiete den Gesetzes der\nZuckungen.\nWir kommen jetzt zu einem Punkte, der in mancherlei Hinsicht unsere ganze Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen geeignet ist: zur Betrachtung der Schwankungen, denen nach Nobili das Gesetz der Zuk-kungen verschiedenen Umst\u00e4nden entsprechend unterworfen ist. Die bisherigen Erfahrungen waren s\u00e4mmtlieh mit einem Kupferplatin-, oder Kupfereisenbogen gewonnen. Es fragt sich, wie die Erscheinungen sich in dem Falle gr\u00f6\u00dferer Stromst\u00e4rken gestalten. Da die Oeifnungszuk-kung des aufsteigenden Stromes der aufsteigenden Ver\u00e4nderung ihren Ursprung verdankt, so sieht man von vorn herein die M\u00f6glichkeit, dafs dieselbe, hei steigender St\u00e4rke der Stromes, dergestalt \u00fcberhand nehmen k\u00f6nne, dafs dadurch sogar die Schliefsungszuckimg des absteigenden Stromes \u00fcbertroffen werde. Und in der That sei dies bereits nicht selten hei Anwendung eines Platinzinkbogens der Fall, weshalb er im Allgemeinen schliefst: \u00bbcpie la loi des contractions n'est pas constante, \u00bbqu'elle varie avec l'intensit\u00e9 des courants.\u00bb N\u00e4her geht Nobili auf diesen Punkt, auf den er jedoch grofsen V erth zu legen scheint, nicht ein. Es ist daher nicht wohl m\u00f6glich, seine Aussagen hier\u00fcber mit denen Ritter's in Verbindung zu setzen, der, wie man sich erinnert, behauptete, eine je gr\u00f6fsere Stromst\u00e4rke man in Anwendung bringe, eine um so sp\u00e4tere Sprosse seiner Stufenleiter der Erregbarkeiten werde beobachtet.\nNobili machte seine Untersuchung gr\u00f6fstentheils im Herbste, bei 10 \u201415\u00b0 (R.?) an \u00e4ufserst kr\u00e4ftigen eher kleinen als grofsen Fr\u00f6schen. \u00bbIch merke diesen Umstand an,\u00ab sagt er, \u00bbweil ich mich \u00bbwenig wundern w\u00fcrde, wenn das Gesetz der Zuckungen nicht nur \u00bbvon einer Klasse Individuen\u00ab [Thierspecies] \u00bbzur anderen, sondern \u00bbauch von einem Individuum zum andern nach der Jahreszeit schwankte.","page":388},{"file":"p0389.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber das Gesetz der Zuckungen.\n3S9\n\u00bbUnzweifelhaft ist f\u00fcr mich, dafs Fr\u00f6sche, die durch langes Fasten, oder \u00bbsonst irgend welches Leiden, wenig erregbar geworden sind, fast \u00bbstets Ausnahmen von dem (Jesetze darbicten. Lei diesen Tliieren ist \u00bbdie erste Zuckung, welche verschwindet* sehr h\u00e4ufig die Oeilhungs-\u00bbzuckung des absteigenden Stromes. Da dies eine der schwachen \u00bbZuckungen ist. so f\u00e4llt dies weniger auf; was aber weit seltsamer \u00bbscheint, ist, dafs man in manchen F\u00e4llen eine der starken Zuckungen \u00bb\\,>r einer oder der anderen der beiden schwachen Ausfallen sieht\u00ab (p. 77. 79). Dies ist die einzige Andeutung von dem Vorkommen des umgekehrten Gesetzes, welche sich bei Nobili vorfindet. Nicht nur aber setzt er voraus, dafs diesem Zustande ein solcher voraufgegangen sei, in dem die vier Zuckungen gleich waren, sondern er betrachtet denselben entschieden als eine seltene Unregelm\u00e4fsigkeit, welche von keinem allgemeinen luteresse und stets die Folge besonderer ung\u00fcnstiger Umst\u00e4nde sei, denen der Frosch ausgesetzt war. Dies scheint um so bemerkensweither, als Ritter seine Versuche, worauf er das S. 319 tabellarisch dargestellte Gesetz der Zuckungen gr\u00fcndet, allerdings im Winter angestellt hat. m\u00f6glicherweise an ausgegrabenen und aus dem Winterschlaf geweckten Tliieren, ebenso wahrscheinlich jedoch an solchen, die er vom Herbst aus aufbewahrt hatte, 1 * da er (S. S. 332) von \u00bbden noch \u00fcbrigen\u00ab gleich hoch erregbaren Tliieren spricht. 3 Dergleichen lange Zeit w\u00e4hrend der kalten Jahreszeit aufbewahrte Fr\u00f6sche k\u00f6nnen oft, trotz des hingen Fastens, sich au\u00dferordentlich erregbar zeigen, wenngleich diese gewisserma\u00dfen unnat\u00fcrliche Leistungsf\u00e4higkeit durch ihr schnelles Dahinschwinden an den Zustand der reizbaren Schw\u00e4che erinnert.\nVon einem Gegensatz der Streck- und Beugemuskeln ist bei No-bili, der in dieser Hinsicht wohl ganz unbefangen beobachtete, nirgends mit einer Sylbe die Rede. Sieht man, wie wir das fr\u00fcher schon tha-ten, in Ritters Tabelle von diesem Gegens\u00e4tze ab, so da\u00df man nur Zuckung im Allgemeinen statt Zuckung der Beuger oder Strecker liest; sieht man ferner von den beiden ersten Ritter\u2019scIicii Stufen ab, welche den fraglichen Punkt der Umkehr des Gesetzes enthalten, und vergleicht die \u00fcbrigbleibeuden vier Zust\u00e4nde mit den vier Stufen der NoBii.i\u2019schen Tafel, so findet man, die Schlie\u00dfungszuckung des aufsteigenden Stromes auf der vierten Ritter\u2019scIicii, oder zweiten Nomu'schen Stufe ausgenommen, wo hier Ruhe, dort schwache Zuckung steht, beide Gesetze v\u00f6llig gleichlautend. Nat\u00fcrlich hat dieser geringe Unterschied\n1 Gilbert's Annalen der Physik. 1804. l\u00eed. XVI. S. 321. *\n3 Beitr\u00e4ge u. s, w. Bd. II, ,St. 3. 4, S. 73, *","page":389},{"file":"p0390.txt","language":"de","ocr_de":"300\t2. Abschn, Kap, 11. \u00a7. 111. 2 {\\i) C. Nobili, und (vu) Matxeocci\nnicliLs Anderes zu besagen, als dafs Nobili die Grenze zwischen seiner zweiten und dritten Stufe etwas sp\u00e4ter gelegt hat als Ritter die zwischen seiner vierten und f\u00fcnften, und demnach d\u00fcrfte die Richtigkeit dieses Theils des Gesetzes wohl als durch die g\u00fcltigsten und von einander unabh\u00e4ngigsten Zeugen bew\u00e4hrt und \u00fcber allen Zweifel hinaus angesehen werden.\nNachdem Nobili noch die Unstatthaftigkeit der Mariamm\u2019scIich Lehre von den idiopathischen und sympathischen Zuckungen in helles Licht gesetzt, hat (p. 81 \u2014 85), beschreibt er Zuckungsversuche, welche mit Hinblick auf sein Gesetz mittelst des Froschstromes angestellt, und daher f\u00fcr uns von grofsem Interesse sind. Dieselben wurden unstreitig, obschon cs nicht ganz deutlich gesagt ist, an derselben Vorrichtung gemacht, an der er die elektromagnetische Wirkung jenes Stromes entdeckte; indem also Wirbels\u00e4ule und Fiifse des nach Galvaki\u2019s Vorschrift zugerichteten Frosches in zwei Gcf\u00e4fse tauchten, welche durch den mit gleichartigen Platinenden versehenen Multiplicatordraht oder durch einen Baumwollendoeht u. s. w. verbunden waren. Im Allgemeinen erh\u00e4lt man nur die Schliefsungszuckung. Da nun der Frosch-stroni aufstemend ist. so erscheint dies als eine neue Ausnahme von\nO\t'\ndem Gesetze der Zuckungen. Nobili erkl\u00e4rt diesen Erfolg durch die grofse Schw\u00e4che des Stromes, der unf\u00e4hig sei, eine merkliche Ver\u00e4nderung des Nerven zu bewirken (p. 85 \u2014 89). Uns aber ist cs unm\u00f6glich, dabei nicht an Ritter's Gesetz zu denken, indem wir es hier augenscheinlich mit einem Frosche auf der h\u00f6chsten Stufe der Erregbarkeit zu thun haben, wo also, wie dies wirklich der Fall ist. der aufsteigende Strom die Schliefsungs- und keine Oeffnungszuckung hat. Um zwischen beiden Deutungen zu entscheiden, m\u00fcfste man den Strom eines Frosches absteigend durch den Nerven eines anderen gehen lassen und Zusehen, ob man alsdann die Oeffnungszuckung erhielte und die Schliefsungszuckung vermifst w iirde. wie: es das Ritter\u2019scIic Gesetz v erlangt, oder ob das Umgekehrte der Fall w\u00e4re, wie dies nach Nobili stattfinden m\u00fcfste. Leider hat Nobili diesen Versuch nicht angestellt.\nIm Jahre 1834 wiederholte \u00fcbrigens Sterneberg einige der wesentlichsten Versuche dieses Gebietes. Er beobachtete an Fr\u00f6schen Nobili's dritte Stufe der Erregbarkeit; Mariamm\u2019s Gesetz f\u00fcr die Reaction der Gef\u00fchlsnerven auf den Strom aber stellt er entschieden in Abrede. \u00bbEgo quidem, quamquam pluries hoc experimentuni repe-\u00bbticrim, discrimen il lud non animadverti. In utroque casu, si circulum \u00bbper longius temporis spatium clausum teuerem, dolorum signa appa-\u00bb ruerunt. . . . Ilocce probatum habemus, inter claudendum circulum \u00bbgalvanicum convulsiones oriri, si m\u00e9tallo positive nervum, musculum","page":390},{"file":"p0391.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber das Gesetz dur Zuckungen.\n391\n\u00bbvero negativo munieris, Iocisquc mctallorum eommutatis in 1er solven-\u00bbduin cimilnra spasmum cxcilari. \u00ab 1\nBecquerel hingegen fand etwas sp\u00e4ter dieses Gesetz best\u00e4tigt: nur m\u00fcsse der Strom seine ach, etwa nur von einigen Elementen her-r\u00fchrend sein; sei der Frosch sehr reizbar, so reiche gar schon die S\u00e4ure - Alkalikette von best\u00e4ndiger Kraft ( f appareil \u00e0 courant constant) aus. 3\n(vu) Mattet cc Es Gesetz und Theorie der Zuckungen.\nEs bleibt uns \u00fcbrig, Matteucci\u2019s hieliergchirrige Leistungen kennen zu lernen. Seine erste mir bekannt gewordene Angabe \u00fcber das Gesetz der Zuckungen ist vom 1. November 1830. 3 Der Ilauptgegenstand der Arbeit ist die Mittheilung einer Hypothese \u00fcber das Zustandekommen der Ocffnuugszuckuug. Nachdem er Mariamni\u2019s Theorie einer Anh\u00e4ufung der Elektricit\u00e4t in den Nerven von der Hand gewiesen, sagt Matteecci: \u00bb... Je ne rois pas pourquoi cette secousse, ou cette \u00bbcontraction, qui a lieu lorsqu\u2019on interrompt le circuit \u00e9lectrique, ne \u00bbserait pas attribu\u00e9e au mouvement que font les diverses parties du \u00bbmuscle en se repla\u00e7ant dans leur position primitive.\u00ab Also Mat-teucci stellt sich vor, ein Muskel bleibe w\u00e4hrend der ganzen Dauer des Geschlossenseins der Kette zusammengezogen; er hat \u2014 wie sollte er, da dies noch jetzt nicht entfernterweise der Fall ist4 \u2014 keinen 15c-grilT von dem allgemeinen Gesetze der Nervenerregung durch den Strom; er glaubt, dals das Aufh\u00f6ren der Zusammenziehung seit vierzig Jahren von den trefflichsten Beobachtern mit einer neuen Zusammenziehung habe verwechselt werden k\u00f6nnen: und er unterf\u00e4ngt sich, mit dergleichen Behauptungen kaum ein Jahr nach Nobili s Untersuchung\t\u00fcber\tdas Gesetz der Zuckungen, die\tihm\tv\u00f6llig bekannt ist,\nja die er g\u00e4nzlich best\u00e4tigt zu haben vorgiebt,\tans\tLicht zu treten!\nMarianini liefs Mattevcci\u2019s Angriff auf seine Theorie nicht unerwidert.\tVon\tseiner Vcrthcidigung derselben\twollen wir schweigen,\nund sic\tselbst\tgern Matteucci Preis geben;\tum\tso treffender aber\nf\u00fchrt Marianim seinem Gegner die Ungereimtheit seiner eignen Ansicht zu Gem\u00fcthe. Seine W iderlegung spitzt sich nicht unpassend in dem Ausdruck zu: \u00bbparcequ\u2019enfin les physiciens ont vu dans ce ph\u00e9no-\n' Experimenla rpiaedam ad cognoscendam vim electrieam nervorum alque sanguinis fada. Bonnae 183-1. p. 7.\nJ \"Trait\u00e9 exp\u00e9rimental etc. t. IV. 1836. p. 249.\" S. ebendas. Person.\n5 Biblioth\u00e8que universelle etc. Ancienne S\u00e9rie. 1831. t. XLYI. p. 113.\"\n4 S. oben S. 275,","page":391},{"file":"p0392.txt","language":"de","ocr_de":"392\n2. Alts chu. Kay. 11. \u00a7. HI, 2 (vu). Matteucci\n\u00bbm\u00e8ne de v\u00e9ritables contractions et non des mouvements semblables \u00e0 \u00bbceux qui n\u2019auraient \u00e9t\u00e9 qu\u2019un retour \u00e0 l\u2019\u00e9tat naturel. Ils savaient qu\u2019il \u00bbn\u2019y a pas plus de ressemblance entre des contractions et le retour des \u00bbfibres \u00e0 leur position naturelle, qu'entre faction de sauter et une \u00bbchute caus\u00e9e par un \u00e9vanouissement.\u00ab 1\nErst viel sp\u00e4ter, meines Wissens im Essai etc. (1840), kam Mat-teucci von Neuem auf diesen Gegenstand zur\u00fcck, der ihm, wie es scheint, durch den erfahrenen Widerspruch verleidet worden war. Obschon er in jener ersten JVlittheilung Nobili\u2019s Arbeit kennt, und seine Angaben, wie bemerkt, in allen Punkten best\u00e4tigt zu haben vorgiebt, heilst es jetzt hier, p. 2: \u00bbNous devons \u00e0 WM. Lehot et Bellixgeri \u00bbet enfin \u00e0 M. Maria mm, la d\u00e9couverte de ces lois tr\u00e8s-importantes \u00bbde physiologie \u00e9lectrique.\u00ab Dafs des verstorbenen Nobiu's Naine hier nicht erw\u00e4hnt wird, erkl\u00e4rt sich vielleicht aus den oben S. 113 angedeuteten Vorg\u00e4ngen; erst im Trait\u00e9 etc. (p. 19. 196) ist Matteucci das Ged\u00e4chtnifs wiedergekehrt, denn die sonst unver\u00e4ndert abgedruckte Stelle heilst nun: \u00bbNous devons aux travaux de Lehot, de Bellixgeri, \u00bbet surtout \u00e0 ceux de Nobili et de Mariaxixi, que nous avons d\u00e9j\u00e0 \u00bbcit\u00e9s dans l\u2019introduction historique, toutes nos connaissances sur ce \u00bbsujet.\u00ab Ich kann im Vor\u00fcbergehen nicht umhin, abermals die Zuversicht zu r\u00fcgen, mit der hier der geschichtliche Thatbestand in vollkommener Entstellung vorgetragen wird. Es heifst, wie man sieht, ausdr\u00fccklich: \u00bbtoutes nos connaissances sur ce sujet\u00ab; die ganze Welt von tiefsinnigen Forschungen, die in Deutschland, abgesehen von Galvaxis und Volta\u2019s Arbeiten, l\u00e4ngst \u00fcber diese Sache angestellt und nur in Vergessenheit gerathen waren, weil alles bereits so auf die Spitze getrieben worden, dafs mit den damaligen Il\u00fclfsmittelu nichts mehr zu thun \u00fcbrig schien: diese Welt existirt f\u00fcr den kurzen Blick des Itali\u00e4nischen Elektrophysiologen nicht, der doch selbst noch weit entfernt ist, den Standpunkt erreicht zu haben, auf welchem bei uns vor vierzig Jahren die erm\u00fcdeten Streiter stehen geblieben sind.\nMatteucci stellt im Essai etc. das Gesetz der Zuckungen mit einer Gewifsheit dar, die mir, bei den zahlreichen Ausnahmen, welche sich bei der eigenen Beobachtung aufdringen, wenig geeignet scheint, dem Glauben und dem Interesse an demselben Eingang zu verschaffen. Mariamm's Behauptungen, betreffend die Beziehung des Schmerzes zur Str\u00f6mungsrichtung, f\u00fcgt er Folgendes hinzu: Er nagelt einen lebenden\n1 Ibid., I. XLVII. p. 371.* Letlre adress\u00e9e au dort. Fusinieri, par le prof. Marianini, sur 1 opuscule intitul\u00e9: Observations de Mr. Cu. Matteucci sur la contraction qu \u00e9prouvent les animaux, au moment o\u00f9 l'on interrompt le circuit \u00e9lectrique dans lequel ils sont plac\u00e9s.","page":392},{"file":"p0393.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber das Gesetz der Zuckungen.\n39a\nFrosch mit dem Bauch gegen ein Brett an den vier F\u00fcfsen fest, ent-Ll\u00f6fst den Ischiadicus in seinem Verlauf bis zur Kniekehle, und entfernt die \u00fcbrigen Theile des Schenkels ganz und gar. Auf den solchergestalt freigelegten Nerven l\u00e4fst er einen Strom von einem bis dreifsig Plattenpaaren wirken, indem er mit sinkender Erregbarkeit immer mehr Lagen in den Kreis zieht. Bei absteigendem Strome zeigt sich nun eine Schliefsungszuckung in dem Unterschenkel; beim Oeffnen zwar eine viel schw\u00e4chere Zuckung, gleichzeitig aber biege sich das Riick-grath ein, erfahre eine Art von Ersch\u00fctterung und manchmal stofse das Thier einen Schrei aus (\u00bbla partie dorsale se plie, \u00e9prouve une \u00bbesp\u00e8ce de secousse et quelquefois on entend la grenouille crier.\u00bb) Bei aufsteigendem Strome biege der Frosch alsbald den R\u00fccken, wende sich hin und her, sein Athrnen werde beschwerlich, er bl\u00e4he sich auf und speie aus. Beim Oeffnen erfolge nichts als die Oeffhungszuckung. Br\u00e4chte man an dem Nerven eine Ligatur an, und den absteigenden Strom oberhalb derselben, so erhalte man heim Schliefsen gar nichts; heim Oeffnen eine Ersch\u00fctterung des Rumpfes (\u00bbsecousse au tronc\u00ab), jedoch ohne Winden und Aufbl\u00e4hen. Bei aufsteigendem Strome erschienen dieselben Zuf\u00e4lle, jedoch st\u00e4rker beim Schliefsen und nichts beim Oeffnen. Bringe man hingegen den Strom unterhalb des Unterbandes an, so erhalte man nur die Schliefsungszuckung bei absteigendem und die Oeffhungszuckung bei aufsteigendem Strome. Auch an drei Kaninchen will Matteucci diese Versuche mit Gl\u00fcck wiederholt haben. Beim Schliefsen des absteigenden Stromes einer Trogvorrichtung von 30 \u2014 60 Elementen durch den Nerven, der auf einem Glasstab isolirt gehalten wurde, sah er starke Zuckungen in den Muskeln des Beines erfolgen; beim Oeffnen: \u00bbune l\u00e9g\u00e8re contraction, une forte \u00bbsecousse au dos, la t\u00eate s\u2019est pli\u00e9e et quelquefois il jeta un cri. En \u00bbfermant le circuit avec le courant inverse, on a toujours un cri aigu, \u00bbla contraction de la t\u00e8te, et tous les signes de la souffrance; en \u00bbouvrant, une contraction.\u00ab (Ibid. p. 23 \u2014 25).\nSchon fr\u00fcher war von Becqueree folgende Theorie %der elektrischen Zuckungen gegeben worden. Pr\u00e9vost und Dumas hatten, durch die Mangelhaftigkeit der damaligen Mikroskope get\u00e4uscht, welche Linien als Reihen von K\u00fcgelchen zeigten, die Nervenr\u00f6hren als flache durchsichtige B\u00e4nder beschrieben, auf welche vier rosenkranzf\u00f6rmige F\u00e4den, zwei an den S\u00e4umen, und zwei minder deutliche dazwischen mehr nach der Mitte zu aufgeheftet w\u00e4ren. 1 Diesen K\u00fcgelchen schreibt\n1 Magendie, Journal de Physiologie experimentale. 1. 111. 1823. p. 319. 320,\nfig- 6-","page":393},{"file":"p0394.txt","language":"de","ocr_de":"394\n2. Abschn. Kap. //. \u00ff. Ul. 2 (vu) M \u00c0TTEUCCl\u2019S\nBecquerel eine vollkommene Elasticit\u00e4t zu und denkt sich die Fortpflanzung der Nervenwirkungen dadurch auf dieselbe Weise vermittelt, wie ein Stofs sich durch eine Reihe einander ber\u00fchrender Elfenheinkugeln fortpllanzt. \u00bbSi nous faisons intervenir l'\u00e9lectricit\u00e9, nous aurons \u00bbdes effets du m\u00eame genre; seulement ils auront plus d'intensit\u00e9: ei\u00efec-\u00bbtivement, quand un courant \u00e9lectrique traverse un nerf dans le sens \u00bbde sa longueur, peu importe la direction, que fait-il? il \u00e9branle sur \u00bble champ ses parties organiques, il les \u00e9carte et les tient distendues; \u00abtant que dure son passage il n\u2019y a pas de contraction. Son action \u00bb cesse-t-elle, il y a contraction due au retour imm\u00e9diat des m\u00eames \u00bbparties \u00e0 leur \u00e9tat de repos, si elle a \u00e9t\u00e9 de courte dur\u00e9e et d\u2019une \u00bbfaible intensit\u00e9; car, pour peu qu\u2019elle ait \u00e9t\u00e9 prolong\u00e9e et son inten-\u00bbsit\u00e9 un peu forte, les m\u00eames parties ne reprennent leur position d\u00e9-\u00bbfinitive d'\u00e9quilibre qu\u2019au bout d\u2019un certain temps, pourvu toutefois \u00bbqu\u2019il n\u2019y ait pas eu un commencement de d\u00e9composition, par suite \u00bbde l\u2019action \u00e9lectrochimique.\u00ab 1\nDiese Theorie ist, wie man sieht, Nichts weiter, als die durch eine in jeder Beziehung unhaltbare Hypothese getr\u00fcbte NomiTsche Eehre von der \u00bbAlt\u00e9ration directe\u00ab und \u00bbAlt\u00e9ration inverse,\u00ab die sich ihrerseits v\u00f6llig auf das Thats\u00e4chliche beschr\u00e4nkt hatte. Von derselben sagte aber Matteucci bereits 1837 : \u00bbL\u2019hypoth\u00e8se \u00e9mise par RL Becque-\u00bb rel pour expliquer les contractions musculaires, me semble rentrer dans \u00bb1 explication que j\u2019ai donn\u00e9e dans le temps de la secousse qu\u2019\u00e9prouvent vies grenouilles lorsque le courant inverse cesse de les parcourir.\u00ab Ich weifs nicht zu sagen, ob sich dieser Erstbesitzanspruch auf eine mir nicht zug\u00e4nglich gewordene Bekanntmachung Matteucci\u2019s oder auf seine von Marianim widerlegte Theorie der Oeffnungszuckung im Allgemeinen vom Jahre 1830 (S. oben S. 391) bezieht. Ich bin geneigt das erste zu glauben, da das zweite denn doch etwas zu k\u00fchn w\u00e4re und aufserdem eine Arbeit von Matteucci \u00fcber die Wirkungsweise der auf die Nerven senkrechten Str\u00f6mungsrichtung u. d. in. vom December 1838 2 mit den Worten anf\u00e4ngt: \u00bbNous avons vu quelle \u00e9tait l'influence \u00bbdu courant \u00e9lectrique suivant qu\u2019il parcourait les nerfs dans le sens \u00bbde leur ramification ou en sens contraire..\u00ab, ohne dafs ich wiifste, worauf sich dies: \u00bbNous avons vu...\u00ab bezieht.\nWie dem auch sei, Matteucci l\u00e4fst sich im Essai etc. die fernere Ausbildung von Becquerel\u2019s Theorie der elektrischen Zuckungen angelegen sein. Er erinnert zu dem Ende zun\u00e4chst an den bekannten\n1 Trait\u00e9 exp\u00e9rimental etc. t. IV. 1836. p. 284. \u00a7. 968. *\n1 Biblioth\u00e8que universelle. Nouvelle S\u00e9rie. D\u00e9cembre 1838. t. XY1JI. p. 357. *","page":394},{"file":"p0395.txt","language":"de","ocr_de":"Theorie der Zuckungen.\n395\nPorret sehen Versuch, in dem der Strom Wasser durch eine BJasc aus der positiven Zelle eines dadurch getheilten Troges in die negative treibt;1 sodann an einen Versuch von Becquerel, wo der Strom eine \u00e4hnliche fortf\u00fchrende Wirkung auf die Theilchen eines Thonpfropfes ausge\u00fcbt haben soll. Diesen Erfahrungen, denen sich allerdings noch mehrere beif\u00fcgen liefsen, entnimmt er, woran auch Becquerel selbst bereits erinnert hatte, den allgemeinen Satz, dafs der Strom in der Richtung vom positiven nach dem negativen Pole mit translatorischen Kr\u00e4ften begabt sei, und bezeichnet nun die von Becquerel unbestimmt gelassene Gleichgewichtsst\u00f6rung der K\u00fcgelchen als eine einfache Elongation in der Richtung des Stromes. Der Stofs derselben, wenn dies, beim Hereinbrechen des Stromes, pl\u00f6tzlich geschehe, pflanze sich in der n\u00e4mlichen Richtung fort; daher Zuckung beim Schliefsen des absteigenden, Empfindung beim Schliefsen des aufsteigenden Stromes. H\u00f6re der Strom zu wirken auf, so kehren die Kugeln durch ihre Elasticit\u00e4t zur fr\u00fcheren nat\u00fcrlichen Lage zur\u00fcck und es geschieht ein Stofs in der entgegengesetzten Richtung der vorhergehenden. Bei den VoLTA\u00cfschen Abwechselungen sind die K\u00fcgelchen aber \u00fcber die Grenze ihrer Elasli-cil\u00e4t hinaus verschoben: nur der entgegengesetzte Strom vermag sie zur\u00fcckzuf\u00fchren. Ebenso deutlich sei die Unwirksamkeit eines senkrecht auf die*Axe des Nerven treffenden Stromes (S. oben S. 296), endlich die Unwirksamkeit eines schw\u00e4cheren Stromes, der auf einen bereits durch einen st\u00e4rkeren in Anspruch genommenen Nerven angewandt werde. 2\nObschon nicht zu leugnen ist, dafs in dieser Auseinandersetzung mehr mechanisches Verst\u00e4ndnifs herrscht als in Becquerel\u2019s, so wird der physiologische Leser doch nicht ohne Erstaunen wahrgenommen haben, dafs man 1840 eine Theorie der elektrischen Zuckungen und Empfindungen in die Welt zu setzen wagt, ohne auch nur entfernterweise eine Ahnung von der ersten und obersten Thatsache der neueren Nervenphysik zu besitzen, der BELifsclien Lehre n\u00e4mlich von dem Dasein getrennter, einerseits zur Vermittelung der Bewegung, andererseits der Empfindung allein bestimmten Nervenfasern. Im Uebrigen wird, durch diese Bemerkung, der Werth von Matteucci\u2019s Theorie nicht sehr beeintr\u00e4chtigt; cs ist leicht, dieselbe dahin abzu\u00e4ndern, dafs man sich die absteigenden Wirkungen in den Empfindlings-, die aufsteigenden in den Erregungsfasern als erfolglos vor\u00fcbergehend vorstellt. Man sieht jedoch, dals dieselbe daf\u00fcr vor den F\u00e4llen des umgekehrten\n1 Vergl. Fechner\u2019s Lehrbuch u. s. w. S. 356.*\n3 Essai etc. p. 37.* \u2014 Vergl. oben S. 291.","page":395},{"file":"p0396.txt","language":"de","ocr_de":"396\n2. Abschn. Kap. II. \u00a7. HI. 2 (vu) Matteccc\nGesetzes, die Ritter als Normalf\u00e4lle betrachtet, von denen Matteucci aber nichts zu ahnen scheint, keinen Augenblick Bestand haben kann, da sich alsdann pl\u00f6tzlich der negative Strom statt des positiven als der mit ortverr\u00fcckenden Kr\u00e4ften begabte erweisen w\u00fcrde.\nIn seinen sp\u00e4teren Arbeiten hat sich Matteucci sehr h\u00e4ufig des Froschschenkels als slrompriifenden Mittels bedient und alsdann die Str\u00f6mungsrichtung mittelst der uns jetzt bekannten Grunds\u00e4tze bestimmt. Er behauptet aber, was allerdings viel ist, dafs nur 8 bis 10 Prct Fr\u00f6sche eine Unsicherheit in Hinsicht derselben \u00fcbrig lassen werden. Alle \u00fcbrigen befinden sich, wenn nicht gleich, doch nach Verlauf von wenigen Minuten, auf der dritten NoBiu\u2019schen Stufe der Erregbarkeit. 1 Von Unregelm\u00e4\u00dfigkeiten ist hier die Rede gar nicht; der einzige Uebelstand, den Matteucci gelten l\u00e4fst, ist der, dafs der Schenkel anfangs manchmal gleichm\u00e4\u00dfig in allen v ier Augenblicken zuckt, d. h. die erste NoBiLi'sche Stufe der Erregbarkeit zeigt. Auch Pr\u00e9vost, Dumas ehemaligem Mitarbeiter, ist es gelungen, auf diese Weise die Richtung thierisch-elektrischer Str\u00f6me zu erkennen. 2\nNobili hatte gelehrt, den Strom eines Gaiwam'scIicii Pr\u00e4parates, welches selbst darauf zu antworten aufgeh\u00f6rt hat, mittelst eines frisch zugerichteten Frosches, welcher in umgekehrter Richtung gelagert wird, wahrnehmbar zu machen; er hatte hinzugef\u00fcgt, dafs das stronf^riifende Pr\u00e4parat regungslos bleibe, wenn beide Fr\u00f6sche sich in gleicher Richtung nebeneinander befinden (S. oben S. 105). Der letztere Umstand ward zum Gegenstand einer besonderen Pr\u00fcfung von Seiten Matteucci\u2019s. Er wiederholte Nobili\u2019s Versuch mit einem einzigen auf einer isolirenden Unterlage befindlichen Galvam\u2019scIicii Pr\u00e4parate, welches in der L\u00e4ngsmittelebene des Beckens dergestalt in zwei H\u00e4lften gespalten war, dafs die eine mit der andern nur noch mittelst der Nerven und des St\u00fcckes Wirbels\u00e4ule, oder gar nur k\u00fcnstlich auf irgend eine Weise in leitender Verbindung stand. Er fand, dafs die Beine nur dann nicht auf ihren Strom mit Zuckung antworteten, wenn man gleichnamige Tlieile unter einander zur Ber\u00fchrung brachte; Zuckung erfolgte dagegen, wenn man Fufs an Schenkel legte, oder dieselben mittelst eines Fliefspapier-streifens oder baumwollenen Dochtes unter sich oder mit verschiedenen Theilcn des Unterschenkels, oder diese Stellen unter sich, in leitende Verbindung setzte. War das Pr\u00e4parat in Besitze seiner vollen Reizbarkeit, so zuckten beide Beine sowohl beim Schliefsen als beim\n1\tAnnales de Chimie et de Physique. Novembre 1842. 3. S\u00e9rie, t. VI. p. 306.* Trait\u00e9 etc. p. 29. 30. *\n2\tArchives de f Electricit\u00e9. 1842. t. II. p. 634. *","page":396},{"file":"p0397.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber das Gesetz dev Zuckungen.\n397\nOeffnen des Kreises; sp\u00e4ter zuckte beim Schliefsen nur noch das Bein, dessen Schenkel mit dem Fuis des andern ber\u00fchrt wurde; dieses hingegen beim Oeffnen. 1\nDie Deutung dieser Erscheinungen ergiebt sich leicht, unter der sp\u00e4ter zu erweisenden Voraussetzung, dafs der Strom eines Beines in dem dasselbe zum Kreise schliefsenden Bogen um so st\u00e4rker ist, je weiter auseinandergelegene Punkte desselben von dem Bogen umfafst werden. Der Strom des Beines, dessen Fuis einen h\u00f6her gelegenen Theil des andern ber\u00fchrt, \u00fcberwiegt dann in dem solchergestalt gebildeten Kreise \u00fcber den Strom dieses andern Beines. Er ist aufsteigend in dem Nerven desjenigen Beines, von welchem er ausgeht, absteigend hingegen in dem des andern. Zuerst nun finde Nobili\u2019s erste Stufe der Erregbarkeit statt: dann zucken beide Beine sowohl beim Oeffnen als beim Schliefsen des beziehlich in \u2022 denselben auf- und absteigenden Stromes. Sp\u00e4ter tritt die dritte NoBiLi\u2019sche Stufe ein; nun zuckt beim Schliefsen nur noch das Bein, in welchem der Strom absteigend ist, beim Oefl-nen nur noch dasjenige, in dem er aufsteigend ist; im ersteren balle also das, dessen Schenkel mit dem Fufs des andern ber\u00fchrt wird, im letzteren das, dessen Fufs den Schenkel des andern ber\u00fchrt.\nDieser Versuch Matteuxci\u2019s findet sich, jedoch mit dem Unterschiede, dafs der Fufs des einen Beines statt mit dem Schenkel des andern Beines, bald mit seinem eigenen Nerven, bald mit dem des andern Beines in Ber\u00fchrung gebracht wird, bereits im Essai etc. p. 77 mitgethcilt, wo dann im ersten Falle beim Schlielsen die Zuckung erfolgt und beim Oeffnen ausbleibt, im zweiten beim Oeffnen erfolgt und beim Schliefsen ausbleibt, liier hat auch Mattelcci den Gegenversuch in Betreff der aus diesen Erfolgen abzuleitenden Str\u00f6mungsrichtung in dem in sich selbst geschlossenen Galvam'seben Pr\u00e4parate gemacht, insofern er angiebt, dafs sich die Schenkel, welche diese Erscheinungen zeigten, wirklich auf der dritten NoBin'schen Stufe der Erregbarkeit befanden.\nIm Truit\u00e9 etc. kommt Matteucci ausf\u00fchrlich auf das Gesetz der Zuckungen zur\u00fcck. Er hatte, wie# gesagt, inzwischen sich wieder Nobili\u2019s oben im Auszuge mitgetheilter Arbeit erinnert. Er findet nun einen Widerspruch zwischen Marianini\u2019s und Nobili\u2019s Aussagen, da der Erstere stets nur von der Schliefsungszuckung des absteigenden und der Oellhungszuckung des aufsteigenden Stromes spricht, w\u00e4hrend\n1 Annales de Chimie el de Physique. Novembre 1842. 3. S\u00e9rie, t. AI. p. 309.* \u2014- Trait\u00e9 cte. p. 90. *\na S. unten, 3. ALsclin., Kap. I. \u00a7. v.","page":397},{"file":"p0398.txt","language":"de","ocr_de":"398\tAbschn. Kap. II. \u00a7. III. 2 (vu) Matteucci \u00fcber das Gesetz\nder Letztere mehrere aufeinanderfolgende Zust\u00e4nde der Erregbarkeit annimmt, in deren jedem das Gesetz eine gewisse Ab\u00e4nderung erleidet. Er sucht den Grund zu dieser Abweichung in dem Umstande, dafs man bis dahin stets die Vorsichtsmafsregel verabs\u00e4umt habe, niemals einen Nerven zweien verschiedenen Str\u00f6mungsrichtungen nacheinander auszu-setzen (p. 199). Dem ist jedoch nicht so. Allerdings mag Nobili, der ausdr\u00fccklich sagt, dafs man dem nach Galvani\u2019s Vorschrift zugerichteten Frosche nur den einen Nerven lassen solle, auf diesen h\u00e4ufig verschiedene Str\u00f6mungsrichtungen haben einwirken lassen. Allein Ritter stellte, wie wir gesehen haben (S. oben S. 313. Tab I. Fig. 16), seine Versuche immer so an, dafs er von den beiden Nerven eines solchen Frosches den einen mit dem einen, den andern mit dem andern der beiden Metalle bewaffnete, w\u00e4hrend entweder die Schenkel selbst noch unmittelbar zusammenhingen, oder die Nerven auf andere Weise, durch ein St\u00fcck Muskelfleisch, ein gleichartiges Metallst\u00fcck u. s. f. in Verbindung gesetzt waren. So hatte er in dem einen Nerven die eine, in dem anderen die andere Str\u00f6mungsrichtung, und brauchte, um die Wirkungen beider zu beobachten, niemals die Richtungen in jedem einzelnen Nerven zu verwechseln. Daraus, dafs nichtsdestoweniger, bis auf jenen Punkt der Umkehr des Gesetzes, Ritter's und Nobili's nach Zeit, Ort und wissenschaftlicher Denkart so weit von einander entlegene, ganz unabh\u00e4ngig gef\u00fchrte Untersuchungen Ergebnisse liefern konnten, die auf das Ueberraschendste \u00fcbereinstimmen, schliefsen wir, dafs der von Ma tteucci angegebene Grund es schwerlich ist, weswegen Marianim\u2019s und Nobili\u2019s Versuche ein so abweichendes Verhalten zeigen. Dieser Grund liegt wahrscheinlich viel einfacher und n\u00e4her darin, dafs Nobili sich zu seinen Versuchen \u00e4ufserst schwacher, Marianim hingegen ganz unverh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig starker Elektromotore bediente, da doch schon Ritter festgestellt hatte, dafs st\u00e4rkere S\u00e4ulen, durch die unbedingt herabstimmende Wirkung, die sie alsbald auf die Erregbarkeit aus\u00fcben, zur Wahrnehmung jener zarteren Abstufungen in keiner Weise geeignet seien (S. oben S. 321). Und auch nur f\u00fcr solche Str\u00f6me m\u00f6chte die Regel, die Matteucci hier aufstellt und von nun an befolgt, g\u00fcltig sein, dafs man die Nerven nur einer einzigen Str\u00f6mungsrichtung aus-setzen d\u00fcrfe; wenn man, hei schw\u00e4cheren Str\u00f6men, nicht etwa beabsichtigt, die Ketten sehr lange Zeit geschlossen zu halten.\nMatteucci bleibt nun, mit Beobachtung derselben, bei folgendem Endergebnifs stehen: \u00bbOn doit donc r\u00e9duire \u00e0 deux p\u00e9riodes seulement \u00bbfaction du courant \u00e9lectrique qui excite les nerfs d\u2019un animal vivant: \u00bbdans la premi\u00e8re p\u00e9riode, l\u2019excitation du nerf est transmise dans tous \u00bbles sens, \u00e0 sa p\u00e9riph\u00e9rie, comme \u00e0 son centre, au commencement de","page":398},{"file":"p0399.txt","language":"de","ocr_de":"der elektrischen Zuckungen und Empfindungen.\n399\n\u00bbl\u2019excitation, comme \u00e0 son interruption, et tout cela ind\u00e9pendamment \u00bbde la direction du courant dans le nerf; dans la seconde p\u00e9riode, \u00bbl\u2019excitation du nerf se porte vers ses extr\u00e9mit\u00e9s par le courant direct \u00bbqui commence, ou par le courant inverse qui est interrompu; au \u00bbcontraire l\u2019excitation du nerf est transmise vers le cerveau lorsque le \u00bbcourant direct est interrompu, ou quand l'inverse commence \u00e0 pas-\u00bbser.\u00ab (Ibid., p. 203.) Es sei unm\u00f6glich, wie Nobili es that, die Rcihefolge anzugeben, in der die Erscheinungen die eine nach der andern verschwinden. Jenes Gesetz gilt auch f\u00fcr todte Thiere und einzelne Glieder derselben (p. 209), wo aber begreiflich von Empfindung nicht mehr die Rede sein k\u00f6nne (p. 207). Um die Erscheinungen der ersten Periode hervorzurufen, wenn bereits die zweite eingetreten sei, brauche man nur einen st\u00e4rkeren Strom in Anwendung zu bringen, was Ritters Angaben widerspricht, oder, nach dem VALu\u2019schen Gesetze , mit der Reizung an dem Nerven nach seiner Ausbreitung fort-zuschreiten (p. 209), wie allerdings auch Ritter versichert (S. oben S. 324). Die Versuche an lebenden Thicren, wobei zugleich R\u00fccksicht auf die Gefiihlserscheinungen genommen werden sollte, sind an Kaninchen angestellt. Die Thiere werden mit den vier Pfoten auf ein Brett befestigt und die Ischiadnerven beiderseits 30\"'m lang frei gelegt. Diese Verletzung sei so unbedeutend, dafs die Thiere sie stets sehr leicht \u00fcberlebten. Unter die wohl mit Fliefspapier getrockneten Nerven bringt Matteucci einen Streifen Wacbstaffent, den er von Zeit zu Zeit weiter hindurchzieht, um stets eine isolircnde Unterlage zu haben. Der eine Ncr\\ wird durchaus nur fiir den absteigenden, der andere f\u00fcr den aufsteigenden Strom bestimmt, und die dem Strom ausgesetzte Strecke mifsl mindestens 10 \u2014 20mm. Die Elektroden, welche den Nerven ber\u00fchren, sind von Gold oder Platin. Matteucci wandte zu Anfang nur ein Zinkplatinelement, sp\u00e4ter eine zehnpaarige mit verd\u00fcnnter Salzl\u00f6sung-geladene S\u00e4ule an (p. 200 \u2014 201). Die Bewegungen, welche die aufw\u00e4rtsgehende Wirkung des Stromes begleiten, giebt Matteucci nicht f\u00fcr willk\u00fcrliche, schmerzbezeugende, sondern f\u00fcr Reflexbewegungen aus, und beweist dies dadurch, dafs sie nach Durchschneidung des R\u00fcckenmarkes in den Theilen oberhalb des Schnittes zu erscheinen aufh\u00f6ren, in den unterhalb desselben gelegenen hingegen fortfahren (p. 204).\nltn Truit\u00e9 etc. gelangt auch Matteucci wieder zu einer Ahnung der verschiedenen Wirkungsweise des auf- und absteigenden Stromes in geschlossenen Kelten, welche Ritter, wie wir wissen, bereits 1798 in seinem Beweis u. s. w. so ersch\u00f6pfend als Exaltation und Depression der Erregbarkeit beschrieben hatte. \u00bbL\u2019alt\u00e9ration qui est produite dans \u00bble nerf par le passage du courant, n\u2019est pas ind\u00e9pendante de sa di-","page":399},{"file":"p0400.txt","language":"de","ocr_de":"400\n2. Ahsclin. Kap. II. III. 2 (vin) Longet und Matteugci\u2019j\n\u00bbrection relativement \u00e0 la ramification du nerf. Le courant direct d\u00e9-\u00bbtruit l\u2019excitabilit\u00e9 du nerf beaucoup plus vite que l\u00e9 courant inverse. \u00ab (p. 229. 23(1.) Da er sich aber, nach Marianim\u2019s triiglichem Vorg\u00e4nge, wie bei allen diesen Versuchen, zu denen zwei St\u00fccke ungleichartigen Metalles ausreiclien, vielmehr S\u00e4ulen von 60 \u2014 80 Lagen bediente, so blieb ihm die exaltirende Wirkung des Stromes immer noch verborgen.\nIndessen scheint ihm, laut seiner neuesten oben S. 281 bereits erw\u00e4hnten Mittheilung, die in das S. 126 gegebene Verzeichnis seiner Arbeiten noch nicht aufgenommen werden konnte, auch die Wiederauffindung dieses Umstandes endlich gegl\u00fcckt zu sein. Hier heilst es: \u00bbLes nerfs qui ont \u00e9t\u00e9 soumis au courant inverse ont gagn\u00e9 de l\u2019exci-\u00bbtabilit\u00e9, de sorte qu\u2019avec des stimulants tr\u00e8s-faibles on y \u00e9veille des \u00bbcontractions tr\u00e8s-fortes, tandis que les nerfs qui ont \u00e9t\u00e9 soumis au \u00bbcourant direct ont perdu compl\u00e8tement leur excitabilit\u00e9. . . . Ces varia-\u201d lions .... tendent \u00e0 se d\u00e9truire plus ou moins rapidement apr\u00e8s la \u00bbcessation du courant: si le nerf est pris sur l\u2019animal vivant ou \u00e0 peine \u00bbtu\u00e9, de sorte que son excitabilit\u00e9 soit tr\u00e8s-grande, ces variations ne \u00bbpersistent que pendant le passage m\u00eame du courant, tandis qu\u2019elles \u00bb durent plus ou moins longuement de une minute \u00e0 dix ou \u00e0 quinze, \u00bbsi le nerf a d\u00e9j\u00e0 perdu de son excitabilit\u00e9.\u00ab 1 Von Ritter ist dabei nat\u00fcrlich mit keiner Sylbe die Rede. Es ist aber in der That recht erfreulich, dafs Matteucci sich auf diese Weise der Wiederholung der Versuche Jenes, Treviranus, und Pfaff\u2019s unterzieht.\n(vin) Longet und Matteucci\u2019s verkehrtes Gesetz der Zuckungen an Bewegungswurzeln.\nLonget und Matteucci, der sich inzwischen mit der Kenntnifs des BELLSchen Gesetzes bereichert hatte, haben es gemeinschaftlich unternommen, das Gesetz der Zuckungen, dessen Richtigkeit sie in der form, die ihm Matteucci zuletzt ertlieilt, unbedingt annehmen, statt wie bisher an gemischten Nerven, an den reinen Bewegungswurzeln selbst zu pr\u00fcfen. 2 Den Fortschritt, den die Untersuchung durch Einf\u00fchrung dieser neuen Frage machte, wird kein Physiologe verkennen ; doppelt wichtig mufs aber uns, wie man sogleich ermessen wird, von dem Standpunkte der Kenntnifs des RiTTER\u2019schen Gesetzes der Zuckungen aus das Ergebnils der Versuche Jener erscheinen.\n\u25a0 Comptes rendus etc. 17 Ao\u00fbt 1846. l. XXIII. p. 359. 360.*\n8 Comptes rendus etc. 9 Septembre 1844. t. XIX. p. 502. * \u2014 Annales de Chimie et de Physique. D\u00e9cembre 1844. 3. S\u00e9rie, t. XII. p. 574.* \u2014 Archiv\u00ab de l\u2019\u00c9lectricit\u00e9. 1844. t. IV. p. 505. *","page":400},{"file":"p0401.txt","language":"de","ocr_de":"verkehrtes Gesell der Zuckungen an Bewegungsivurieln.\n401\nFolgende Vorsichtsmafsregeln wurden daLci in Anwendung gebracht. Stets ward eine und dieselbe vordere Wurzel dein Strome nur in einer und derselben Richtung ausgesetzt; dieser wurde so schwach genommen, dal's er kaum zu Zuckungen Anlafs gab ; 1 es ward an den Wurzeln der hinteren Extremit\u00e4ten, ihrer gr\u00fcfseren L\u00e4nge wegen, gearbeitet, was den Vortheil darbot, leichter Nebenschliefsung durch benachbarte Theile hindern zu k\u00f6nnen; das Blut und die thierischen Feuchtigkeiten, welche die Wurzel bedeckten, wurden sorgsam entfernt; diese mittelst eines Streifens Wachstaffent, oder indem man sie an einem Seidenfaden schwebend erhielt, isolirt; endlich die S\u00e4ule selbst sehr sorgf\u00e4ltig isolirt, wovon man sich \u00fcberzeugte, indem man die Wurzel nur mit dem einen Pole ber\u00fchrte, wo denn alsbald h\u00e4tte Zuckung entstehen m\u00fcssen, wenn eine geheime Leitung zum anderen vorhanden gewesen w\u00e4re. Aufserdem wurden die Versuche unter folgenden verschiedenen Bedingungen wiederholt: bei unversehrter vorderer, und hinterer derselben entsprechenden Wurzel; w\u00e4hrend beide vom R\u00fcckenmark abgetrennt waren (divis\u00e9es?); w\u00e4hrend nur die vordere, und w\u00e4hrend nur die hintere cs war. In allen diesen F\u00e4llen hlieb sich das Lrgebnifs gleich, dafs zu Anfang unter allen Umst\u00e4nden, d. h. bei Oeffnung und Schliefsung sowohl des absteigenden als des aufsteigenden Stromes, Zuckung entstand. Sp\u00e4ter ordneten sich die Erscheinungen, und zwar um so fr\u00fcher, wenn die Wurzel vom R\u00fcckenmarke getrennt war, und es trat folgendes Gesetz in Kraft: Zuckung erfolgte auf Schliefsung des aufsteigenden und Oeffnung des absteigenden Stromes. Die erstere Zuckung h\u00e4lt viel l\u00e4nger an als die letztere, gerade wie beim gew\u00f6hnlichen Versuch an gemischten Nerven die der Schliefsung des absteigenden Stromes entsprechende. Diese den Verfassern h\u00f6chst unerwartete Erscheinung, da sie gerade das Gegenthcil von dem gew\u00f6hnlichen Verhalten darbietet, ward viele Male am Pferde, dem llunde, dem Kaninchen und dem Frosche wahrgenommen.\nSehr auffallend ist, dafs ihnen der Frosch, und zwar angeblich wegen der K\u00fcrze seiner Wurzeln, besondere Schwierigkeiten in den Weg gelegt hat. Wenn man n\u00e4mlich, nach Enthauptung des Thieres und Er\u00f6ffnung des Wirbelrohres von der Bauchseite her, die beiden Enden der Kette unmittelbar auf die durch Wachstaffcntstrcifen isolir-ten, noch mit dem R\u00fcckenmark in Verbindung stehenden Wurzeln anbringe, nehme ein Theil des Stromes seinen Weg gleichzeitig durch die unterhalb des Ganglions gelegene Strecke des gemischten Nerven, und dann sehe man den entgegengesetzten Erfolg von dem beschriebe-\nst)\nUnd doch ist die Rede von einer S\u00e4ule ?","page":401},{"file":"p0402.txt","language":"de","ocr_de":"402\t2. Abschn. Kap. 11. \u00a7. 111. 2(vm) Longet und Matteccci\u2019\u00e4 Gesetz\nneu eintreteil ; man m\u00fcsse vielmehr den einen Poldraht an die vorderen R\u00fcckenmarksstr\u00e4nge, den anderen an die Wurzel anlegen, um das lim-gekehrte vom gew\u00f6hnlichen Gesetze zu beobachten. Man versteht hieran iedoch dreierlei nicht, erstens, wie die Nebenschliefsung durch den Knoten, den Stamm unterhalb desselben, unter dem Wachstaffentstreifen fort. u. s. w., weniger stattfinden k\u00f6nne, wenn man den einen Pol ans R\u00fcckenmark selbst, statt gleichfalls an die Wurzel anbringt, falls nicht, was nicht gesagt und schwer zu glauben ist, das R\u00fcckenmark ganz herauspr\u00e4parirt und v\u00f6llig von dem Schenkel isolirt war, wo aber dann auch jener Uebelstand \u00fcberhaupt gar nicht h\u00e4tte stattfinden k\u00f6nnen; zweitens, wie der Stromtheil, der durch den Stamm seitw\u00e4rts ging, den Erfolg in den entgegengesetzten verwandeln konnte. Denn er hatte in dem Stamme die entgegengesetzte Richtung, und die Reizung am Stamme befolgt das entgegengesetzte Gesetz; folglich mufste sich Wirkung von der Wurzel und Wirkung vom Stamme aus, aller Voraussicht nach, einfach summiren. Endlich sieht man nicht, was diese Schwierigkeit mit der K\u00fcrze der Wurzeln zu schaffen habe, da sie auch bei der gr\u00f6fsten L\u00e4nge derselben in gleicher Weise wiederkehren miifste, mit dem Unterschiede freilich, dafs man alsdann das Verh\u00e4ltnifs der Widerst\u00e4nde der Hauptleitung und der Nebenschliefsung leichter zu Gunsten der Stromst\u00e4rke in der ersteren, der Wurzel selber n\u00e4mlich, w\u00fcrde beherrschen k\u00f6nnen.\nDie Verfasser haben das umgekehrte Gesetz bei Hunden, Kaninchen, Fr\u00f6schen und Ringelnattern (Lol. natrix) auch f\u00fcr die vorderen R\u00fcckenmarksstr\u00e4nge best\u00e4tigt gefunden. Der folgende Hauptversuch ist am Hunde angcstellt: \u00bbApr\u00e8s avoir coup\u00e9 transversalement la moelle \u00bbau niveau de la douzi\u00e8me vert\u00e8bre dorsale, et incis\u00e9 la dure-m\u00e8re qui \u00bbrev\u00eatait son bout caudal, nous asons divis\u00e9 et \u00e9cart\u00e9 toutes les ra-\u00bb eines ant\u00e9rieures et post\u00e9rieures au niveau de la longueur des fais-\u00bbceaux ant\u00e9rieurs sur laquelle nous nous proposions d\u2019agir; et, les \u00bbayant d\u00e9pouill\u00e9s de la pie-m\u00e8re dans les points o\u00f9 devaient \u00eatre ap-\u00bbpliqu\u00e9es les extr\u00e9mit\u00e9s des r\u00e9ophores, nous avons constat\u00e9 que les \u00bbcontractions survenaient (apr\u00e8s quelques instants ou apr\u00e8s l\u2019extinction \u00bbde toute action r\u00e9flexe) dans le train post\u00e9rieur de l'animal . . . . \u00bbseulement au commencement du courant inverse, et \u00e0 l\u2019interruption \u00bbdu courant direct, c\u2019est-\u00e0-dire comme avec les racines ant\u00e9rieures. \u00bbQuant aux faisceaux lat\u00e9raux, ils r\u00e9agissent avec les courants direct \u00bbet inverse \u00e0 la mani\u00e8re des ant\u00e9rieurs, en occasionnant toutefois \u00bbdes secousses convulsives moins persistantes et moins \u00e9nergiques.\u00bb","page":402},{"file":"p0403.txt","language":"de","ocr_de":"der Zuckungen an vorderen Wurzeln. \u2014 3. Sclilufsbemerlcungen. 403\n3.\nSclilufsbemerkungen.\n(1) Ich selbst habe noch nicht Zeit gefunden, mich im Zusammenh\u00e4nge mit dem hier in Rede stehenden Gegenst\u00e4nde zu besch\u00e4ftigen. Dieser Umstand, den ich beklage, hat mich gezwungen, die geschichtliche Darstellung, mit der ich mich begn\u00fcgen mufste, vielleicht \u00fcber die Geb\u00fchr auszudehnen, wobei ich aber zugleich, wie schon bemerkt, den Zweck im Auge hatte, die Verdrehungen derselben, welche sich die Itali\u00e4uisch-Franz\u00f6sischen Schriftsteller zu Schulden haben kommen lassen, durch unwiderlegliche und eindringliche Beweisst\u00fccke zu berichtigen.\nln Ermangelung eigener umfassender Erfahrungen enthalte ich mich jedes Urlheils \u00fcber die Richtigkeit des Nomi.i\u2019schen, Mariamm\u2019scIich, MATTEUcci\u2019schen, vollends des RiiTER\u2019schen Gesetzes der Zuckungen. Ich kann jedoch nicht l\u00e4ugnen, dafs nach den Wahrnehmungen sowohl, die ich im Vor\u00fcbergehen gemacht habe, als nach dem vorliegenden geschichtlichen Thatbestande, die Richtigkeit des Ritter'sehen Gesetzes von der dritten Stufe der Erregbarkeit ab und des NoBiu\u2019schen Gesetzes, welches alsdann vollkommen mit demselben \u00fcbereinstiunnt, mir unzweifelhaft scheint.\nWill man aber die Erscheinungen unabh\u00e4ngig von den Einzelhei-\n\u00f6\t5 5\nten der Ueberg\u00e4nge, welche durch diese Gesetze ausgedr\u00fcckt sind, fassen, so kommt man unstreitig auf Matteucci\u2019s Vorstellungsweise zur\u00fcck und man hat sich alsdann nicht mit wenigen Zeugnissen zu begn\u00fcgen, sondern, wie das Obige lehrt, eine lange Reihe gewichtiger Namen der Wissenschaft vereinigt sich, um cs als eine unwidersprechliche That-sache hinzustellen, dafs, hei einem gewissen geringeren Grade der Erregbarkeit, der Eintritt des absteigenden und der Austritt des aufstei-genden Stromes allein f\u00e4hig sind, Zuckung hervorzubringen, w\u00e4hrend der Austritt des ersteren und der Eintritt des letzteren den Nerven anscheinend in Ruhe lassen. Auf h\u00f6heren Stufen der Erregbarkeit hingegen b\u00fcfst dies Gesetz seine Geltung ein. liier zucken die Schenkel in allen vier Augenblicken in gleicher Weise.\nDies steht fest; nun fragt es sich, was es mit dem V orkommen des verkehrten Gesetzes f\u00fcr eine Bewandtnifs habe. Ob, wie die Mehrzahl behauptet, dasselbe nur als eine Unregelm\u00e4fsigkeit zu betrachten sei, auf die man nichts geben m\u00fcsse, oder ob, wie Ritter, allein stehend, will, dies Vorkommen auf dem seltenen Erhaschen der h\u00f6chsten, dem unversehrten Leben am n\u00e4chsten liegenden Stufe der Erreg-\n26 \u201c","page":403},{"file":"p0404.txt","language":"de","ocr_de":"404\n2. Abschn. Kap. II. \u00a7. III. 3. Schlufsbemerlcimcjen\nbarkeit beruhe. Dies ist die eigentliche wichtige Frage, die, seit vierzig Jahren schwebend, hier vor Allem zu beantworten ist, und man kann nicht lebhaft genug beklagen, dafs Mangel an Literaturkenntnifs so viele emsige Forscher, die seitdem ihre Aufmerksamkeit diesem Gegenst\u00e4nde zuwendeten, vornehmlich den trefflichen Nobili, verhindert hat, ihre Arbeiten von diesem Standpunkte aus zu beginnen, statt es immer und immer wieder auf die Best\u00e4tigung des gew\u00f6hnlichen Gesetzes, welches in Deutschland und Italien ja bereits im verflossenen Jahrhundert abgetlian war, abzusehen.\nMan erinnert sich der Erkl\u00e4rung, die Pfaff von diesen scheinbar anomalen F\u00e4llen gegeben hat; wir sind damals (S. oben S. 333) mit Verweisung auf eine sp\u00e4tere Stelle dar\u00fcber hinweggegangen, indem ich die Kenntnifs der Thatsache noch nicht voraussetzen konnte, worauf sic sich gr\u00fcndet, n\u00e4mlich der Ver\u00e4nderung der Erregbarkeit durch geschlossene Ketten. Wir sind jetzt im Stande, sie zu w\u00fcrdigen. \u00bbZwar \u00bbhabe ich\u00ab, sagt Pfaff, \u00bbes im Allgemeinen best\u00e4tigt gefunden, dafs \u00bbauf den sehr hohen, jedoch nicht h\u00e4ufig vorkommenden Stufen der \u00bbErregbarkeit die Vertheilung der Metalle an Nerven und Muskeln \u00bbgerade die entgegengesetzte Wirkung \u00e4ufsert, wie auf den niedrigeren \u00bbStufen; dafs n\u00e4mlich bei der negativen Bewaffnung des Nerven mit \u00bbder Scldiefsung der Kette, bei der positiven Bewaffnung desselben \u00bbdagegen mit der Trennung der Kette die lebhafteren Zuckungen oder \u00bbwohl gar ausschliefslich eintreten, w\u00e4hrend auf dem gew\u00f6hnlichen \u00bbStande der Erregbarkeit bei der ersten Art der Vertheilung vielmehr \u00bbdie Dehnung der Kette allein oder doch die lebhafteren Zusammcn-\u00bb Ziehungen giebt; doch schien mir dieses verschiedene Verhalten nicht \u00bballein von den verschiedenen Zust\u00e4nden der Erregbarkeit, sondern \u00bbauch von der Folge und Dauer, in welcher der galvanische Reiz \u00bbselbst angewandt wird, abzuh\u00e4ngen, und zwar nach dem Gesetze, \u00bbdafs wenn ein bestimmter Reiz eine Zeit lang auf Muskeln eingewirkt \u00bbhatte, dadurch die Erregbarkeit f\u00fcr diesen Reiz abgestumpft, und f\u00fcr \u00bbden entgegengesetzten erh\u00f6ht wurde. Nennen wir bei der Bewaffnung \u00bbdes Nerven mit dem negativen Metalle, der Muskeln mit dem positiven Metalle, den Reiz, welcher mit der Scldiefsung einer Kette ein-\u00bb tritt, den negativen, und denjenigen, welcher mit der Oehnung der \u00bbKette ein tritt, den positiven, so wird zwar auf der ersten Stufe der \u00bbReizbarkeit im ersten Augenblicke nur jener Zuckungen hervorbrin-\u00bbgen, dieser nicht; bleibt aber die Kette, bei negativer Bewaffnung \u00bbdes Nerven, nur eine kurze Zeit geschlossen, so werden unfehlbar \u00bbdie heftigsten Zuckungen im Augenblicke der Trennung eintreten, \u00bbd. h. der positive Reiz wird sich nun auch sehr wirksam beweisen.\u00ab","page":404},{"file":"p0405.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber das Gesell der Zuckungen.\n405\nPf aff glaubt demnach an die F\u00e4lle des umgekehrten Gesetzes nicht einmal als selbst\u00e4ndige Ausnahmen, wie er und Ritter zu Anfang, Erman, Nobili u. A. etwa I ha ten; sondern er h\u00e4lt sie f\u00fcr Kunstproductc, die man m\u00f6glicherweise sogar leicht willk\u00fcrlich hervorbringen k\u00f6nne. Die Erkl\u00e4rung, die er davon giebt, ist dieselbe, die, wie wir sahen, Nobili von der st\u00e4rkeren Trennungszuckung bei gr\u00f6fseren Stromst\u00e4rken gab (S. oben S. 338). Allein was wird daraus, wenn, wie Ritter und Pfaff selber berichten, \u00fcberhaupt gar keine Schliefsungszuckung, trotz des Zustandes der h\u00f6chsten Erregbarkeit, bei positiver Bewaffnung des Nerven und absteigendem Strome, hingegen jetzt eine Oeffnungszuckung, m\u00f6glicherweise ohne den Kunstgriff des L\u00e4ngergeschlossenhaltens der Kette stattfindet, die dagegen sp\u00e4ter, bei derselben Vertheilung der Metalle, ausbleibt? Wir haben uns oben allerdings h\u00e4ufig gegen Ritters Ueberschwenglichkeiten zu verwahren gehabt, ihn fast unbegreiflicher Verblendung in gewissen Punkten anklagen m\u00fcssen, aber k\u00f6nnen wir ihn, den Entdecker der Ver\u00e4nderungen der Erregbarkeit durch geschlossene Ketten, der Schwachheit bez\u00fcchtigen, dafs er sich jetzt dadurch habe in die Irre f\u00fchren lassen? Vollends mit Hinblick auf die neueren Ergebnisse von Matteucci und Longet an vorderen Wurzeln, wo gleichfalls ein Maximum von Erregbarkeit obwaltet, scheint es mir unm\u00f6glich, Zust\u00e4nde der Nerven in Abrede zu stellen, wo das umgekehrte Gesetz, statt des gew\u00f6hnlichen, Geltung hat.\nLeider aber sind diese Ergebnisse, \u00fcber deren Seltsamkeit ihre Urheber minder erstaunt sein w\u00fcrden, wenn sie entweder in der Ge-schichle der Reizversuche bewanderter gewesen w\u00e4ren, oder mit unbefangenem Blicke zahlreiche eigene Beobachtungen auch an gemischten Nerven gesammelt h\u00e4tten, bei weitem nicht geeignet, jene Frage zu entscheiden, der wir also nicht, mit Pfaff, ihre Wirklichkeit absprechen zu d\u00fcrfen glauben. Denn um mit Ritter\u2019s Erfahrungen \u00fcbereinzustimmen, h\u00e4tten Matteucci\u2019s und Longet\u2019s Versuche den umgekehrten Erfolg der Zeit nach zeigen m\u00fcssen, d. h. gleich Anfangs h\u00e4tte nur die Oeffnungszuckung des absteigenden Stromes, und die Schliefsungszuckung des aufsteigenden erscheinen sollen, sp\u00e4ter erst Zuckung in allen vier Augenblicken. Durch diese Versuche werden somit zwei irrige Angaben Ritter\u2019s berichtigt, erstens, dafs das umgekehrte Gesetz niemals hei warmbl\u00fctigen Thieren vorkoninie, f\u00fcrs zweite, dafs die Aufeinanderfolge der Erscheinungen niemals den umgekehrten Gang von dem nehme, der in seiner Tabelle angezeigt ist (S. oben S. 320).\nDie subjectiven Erfahrungen lassen uns hier gleichfalls im Stich. Wir wissen zwar durch zahlreiche Zeugnisse, dafs der Schlag auf der negativen Seite empfindlicher ist als der auf der positiven, wir wissen","page":405},{"file":"p0406.txt","language":"de","ocr_de":"406\n2. Abschi, Kap. II. \u00a7. III. 3. Schlufsbemerlcungen\naber genau genommen nur, dafs dies f\u00fcr die Empfindung gilt, nicht, ob es in gleichem Mafse f\u00fcr die Bewegung gelte, welche bisher in den subjectiven Versuchen von jener nicht hinl\u00e4nglich geschieden wurde.\nWie die Sachen stehen, halte ich es am geratensten, sich fol-gendermafsen auszusprechen: \u00bbEs giebt F\u00e4lle, wo das umgekehrte Ge-\u00bbsetz von dem gew\u00f6hnlichen Geltung hat. Oft sind diese F\u00e4lle mit \u00bbaufserordentlieh hoher Erregbarkeit verbunden; es l\u00e4fst sich aber zun\u00e4chst darum noch nicht mit Sicherheit behaupten, dafs sie Normal-\u00bb f\u00e4lle seien, welche den dem unversehrten Leben am n\u00e4chsten stehenden \u00bbZustand der Nerven offenbaren, sondern mehrere Umst\u00e4nde deuten \u00bbdarauf, dafs dabei besondere Verh\u00e4ltnisse der Ern\u00e4hrung und Lebens-\u00bb weise (Ritter, Nobili), oder der nachfolgenden Behandlung nach dem \u00bbTode (Versuche an Wurzeln und R\u00fcckenmarksstr\u00e4ngen \u00fcberhaupt) \u00bbvorhanden und mit im Spiele waren. Nichtsdestoweniger ist beob-\u00bb achtet worden, dafs F\u00e4lle dieser Art sich mit abnehmender Erregbar-\u00bbkeit in solche verkehrten, wo das gew\u00f6hnliche Gesetz stattfand \u00bb(Ritter); es ist daher, bis auf Weiteres, ein Auge darauf zu haben, \u00bbob nicht doch dieser scheinbar abnorme Zustand, wie Ritter bets hauptete, der normale dem Leben am n\u00e4chsten stehende sei.\u00ab\nEine nicht geringere Unsicherheit herrscht in den objecliven Versuchen von Marianim, Becquerel und Matteucci \u00fcber das Verhalten der Gcf\u00fchlsnerven gegen den elektrischen Strom. Nimmt man, Ster-neberg's entschiedener Verneinung, Pfaff\u2019s zweifelhaftem Ergebnisse und Nobili\u2019s Bedenken gegen\u00fcber, die Behauptungen jener Forscher aber als erwiesen an, so w\u00fcrde es so gut als gewifs sein, dafs die Verh\u00e4ltnisse der Gef\u00fchlsnerven unter den Umst\u00e4nden furchtbarer Mifs-handlung, wie sie bei jenen Versuchen vorkommt, sich in die entgegengesetzten von denen verwandeln, welche sie w\u00e4hrend des Lebens sind,\nO\ndenn hier wissen wir aus subjectivcn \\ ersuchen bestimmt, dafs der st\u00e4rkere und empfindlichere Reiz, abgesehen von dem Muskelschmerze der Zuckungen, dessen vorzugsweiser Ort am lebenden K\u00f6rper auch noch im Dunkel liegt, durch den absteigenden Strom hervorgebracht wird. Was Gesicht und Geschmack betrifft, um Geh\u00f6r und Geruch vorl\u00e4ufig noch aus dem Spiele zu lassen, so antworten ihre Nerven, wie wir oben sahen, vielmehr vorzugsweise auf den aufsteigenden Strom.\n(2) \u00fceber die Wichtigkeit der Fragen, die in dem Laufe dieses und des vorigen Paragraphen als schwebend bezeichnet wurden, brauche ich wohl kein Wort mehr zu verlieren. Es handelt sich dabei in der That um nichts Geringeres, als um die Gewinnung der wesentlichsten Handhabe zur Grundlegung einer allgemeinen Mechanik des","page":406},{"file":"p0407.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber das Gesetz der Zuckungen.\n407\nsogenannten Nervenprineipes, zu deren Erforschung uns in dem elektrischen Strome ein \u00e4hnliches Iliilfsmittel geboten ist, wie in dem polari-sirten Lichte zur Ermittelung der inneren Spannungszust\u00e4nde krystalli-sirter K\u00f6rper. Die Einsicht in jene Statik und Dynamik, zu der wir auf dem Wege des blofsen Stechens und Schneidens, des Aetzens, Brennens und Unterbindens gelangen konnten, verh\u00e4lt sich zu der, die uns der elektrische Strom zu gew\u00e4hren vermag, etwa wie die Kennt-uifs von dem Wesen des Krystalles, die sich aus dem Blofslegen seiner Spaltungsdurchg\u00e4nge ergiebt, zu dem Abgrunde der feinsten Beziehungen, die uns das unendlich zarte Tasten mittelst schwingender Acther-theilchen enth\u00fcllt.\nAn dieser Stelle die Folgerungen zu entwickeln, die, den angef\u00fchrten Thatsachen entlehnt, zu solchen Hoffnungen und Aussichten berechtigen, w\u00fcrde beides, zu fr\u00fch und auch zu sp\u00e4t sein; zu sp\u00e4t nunmehr, wenn dieselben sich allein auf das bereits seit so langer Zeit Bekannte berufen sollten, in einem Augenblicke, wo, wie die Folge lehren wird, eine vielleicht nicht unwesentliche Bereicherung unseres Wis-sens in diesem Punkte bevorsteht; zu zeitig noch, ehe wir uns mit diesen neuen Iliilfsmitteln ausger\u00fcstet haben. Wir verlegen diese Er\u00f6rterungen daher lieber an eine sp\u00e4tere Stelle dieses Werkes, in den vierten Abschnitt n\u00e4mlich, welcher seinen Schilds bilden wird, indem wir uns vor der Hand noch an der Aufnahme des Thatbestandcs genug sein lassen. Unterlassen kann ich aber nicht, und dies ist der Grund, weshalb ich der Wichtigkeit desselben hier mit einigen Worten habe gedenken wollen, die dringendste Aufforderung an die Physiker und Physiologen zu richten, dieses Gebiet von Lntersuchungen endlich einmal mit der Energie Ritters und der Methode Nobili's wieder aufzunehmen und zu einem gar nicht so weit liegenden sicheren und klaren Ziele zu f\u00fchren. \u00bbDas Chaotische und Anomale der Reizversuche\u00ab ist, wie man aus dem Vorigen liai: ersehen k\u00f6nnen, heutzutage durchaus nur noch scheinbar, die Fragen sind auf diesem Felde so deutlich und einfach gestellt, wie auf wenig anderen der organischen Physik; und es ist daher wahrlich Zeit, dafs der historische Widerwille, der gegen diese Gattung von Versuchen gehegt wird, dem Interesse weiche, welches sie in so hohem Grade in Anspruch zu nehmen verdienen.\nWenn ich nicht irre, so ist durch die hier gegebene Darstellung und somit Bezeichnung des eigentlich zu Leistenden auf diesem Gebiete eine der gr\u00f6bsten Schwierigkeiten hinwegger\u00e4umt, die sich seiner ferneren Bearbeitung nur zu leicht hemmend entgegensetzte: die vorl\u00e4ufige Besiegung n\u00e4mlich einer h\u00f6chst ausgedehnten, verwickelten, zum 1 heil schon weit entlegenen Literatur, welche an den meisten Orten,","page":407},{"file":"p0408.txt","language":"de","ocr_de":"40S\n2. Abschn. Kap. 11. \u00a7. 111. 3. Sclilufsbemerlcmujen\nsois durch d\u00fcrre Casuistik, sei's durch theoretische \u00efraumgespinnste, deren einst vielleicht reizende Farben langst verblichen, ungeniefsbar wie fast keine andere gemacht ist.\nEin Theil der hier anzustellenden Versuche, derjenige, der sich auf das Gesetz der Zuckungen bezieht, hat zum Ersatz f\u00fcr mannigfache daran sich kn\u00fcpfende Beschwerden, wenigstens den Vorzug, den bereits v. Humboldt ihnen nachr\u00fchmte, zu jeder Zeit, an jedem Ort, ohne Beih\u00fclfe zarter und kostspieliger Vorrichtungen, gleichsam, was v. Humboldt w\u00f6rtlich wahr machte (S. oben S. 76), aus dem Stegreif angestellt werden zu k\u00f6nnen. Man begehe sich daher im Vorfr\u00fchling und Herbst an das Ufer der Teiche und Gew\u00e4sser selbst, um die Thiere in unmittelbarster Frische zu untersuchen: auf diese Weise mufs sich die Hitter\u2019scIic Streitfrage erledigen lassen. Das Kennzeichen der gr\u00f6fstm\u00f6glichcn Erregbarkeit hat man stets in der Galvasi'scIicu Zuk-kung ohne Metalle zur Hand.\nDabei habe es aber sein Bewenden nicht. Diese Versuche m\u00fcssen, wie Longet und Matteucci es begonnen haben, aber mit einer umfassenderen Einsicht in ihre mannigfachen Beziehungen, auf die Nervenwurzeln ausgedehnt werden; auch die Il\u00fcckcnmarksstr\u00e4ngc m\u00f6gen nicht leer ausgehen. Endlich ist es unumg\u00e4nglich noting, dafs auch den sub-jectivcn Erfahrungen einmal wieder fortgesetzt Geh\u00f6r geliehen werde, da Ritter\u2019s Leistungen darin, trotz seiner unbedingten pers\u00f6nlichen Hingabe, doch durch den Mangel an physiologischer Kenntnifs einmal, wie ihn seine Zeit mit sich brachte, dann aber durch seine ungl\u00fcckselige philosophische Richtung, fast auf allen Punkten verd\u00e4chtigt, ja enlwerthet sind.\nWer jedoch hier das Beste davontragen will, richte seinen Blick auf die genaue lliats\u00e4chliehe Bew\u00e4hrung der im zweiten Paragraphen dargelegten Grunds\u00e4tze. Freilich bandelt es sich dabei nicht mehr um Versuche, die von heute auf morgen zu entwerfen und auszuf\u00fchren sind: sondern m\u00f6glicherweise um jahrelanges Befreunden mit tausend noch unvorhergesehenen Schwierigkeiten, um zahllose vergebliche Anf\u00e4nge und manche peinliche T\u00e4uschung. Daf\u00fcr z\u00f6gere ich aber nicht, es unumwunden auszusprechen: Wer cs dahin bringen' wird, ein Mafs der Muskelzusammenziehung und eine geradlinige Schwankung der Curve der Stromst\u00e4rken herzustellen, dem wird eine reiche Erndte der sch\u00f6nsten Entdeckungen offen stehen, welche, im Verein mit den sp\u00e4ter mit-zutheilenden Thatsachen, erst den \\\\ eg zu einer wahrhaft wissenschaftlichen Behandlung der Lehre von den Nervenw irkungen anbahnen werden.\n(3) Jetzt wenden wir uns zu der urspr\u00fcnglichen Absicht zur\u00fcck,","page":408},{"file":"p0409.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber das Gesetz der Zuckungen.\n409\nwelche uns zum Anlafs unserer langen Abschweifung hal dienen m\u00fcssen. Der Leser ist nachgerade in Stand gesetzt, selber zu urtheilen, welcher Grad von Zuverl\u00e4ssigkeit Bestimmungen der Str\u00f6mungsrichtung durch den strompriifenden Schenkel zusteht. Wir haben gesehen, dafs Ritter im Stande war, mit H\u00fclfe desselben die galvanische Spannungsreihe so wohl zu ordnen als mit dem Condensator; aber wir haben zugleich erfahren, dafs Mattelcci und einige wenige andere ausgenommen, s\u00e4mmtlichc Physiker, die sich mit diesem Gegenst\u00e4nde besch\u00e4ftigten, \u00fcber die zahlreichen st\u00f6renden Ausnahmen Klage f\u00fchren, die so h\u00e4ufig das Gesetz und die darauf gegr\u00fcndeten Wahrnehmungen tr\u00fcben kommen. Am bedenklichsten mufs jedoch erscheinen, dafs gerade diejenigen Fr\u00f6sche, welche den h\u00f6chsten m\u00f6glichen Grad von Erregbarkeit besitzen, nach Ritter und Pfaff das umgekehrte Gesetz zu zeigen geneigt sind, w\u00e4hrend doch gerade sie allein es sind, deren man sich bei den so \u00e4ufserst schwachen thierisch-elektrischen Ketten mit Erfolg bedienen kann. Und in der That sehen wir, dafs der Frosch, nach Nobili, auf seinen eigenen aufsteigenden Strom mit Schliefsungszuckung, \u00e4ufserst selten auch mit Oeffnungszuckung, antwortet. Eine Unregel-m\u00e4fsigkeit, welche, gleichviel wie man sie deuten wolle, nach Mat-teucci's in dieser Hinsicht so zuversichtlicher Weise z. B. zu einer falschen Bestimmung der Richtung des Froschstromes gef\u00fchrt haben w\u00fcrde. Auch verdient bemerkt zu werden, dafs Nobili, der stets ein wachsames Auge auf jeden praktischen Vortheil hatte, der sich ihm bei seinen Arbeiten in irgend welcher Hinsicht darbot, diese Anwendung des Frosches zur Erkennung der Str\u00f6mungsrichlungen ganz unerw\u00e4hnt l\u00e4fst.\nKcinesweges gedenken wir indefs, wie auch schon mehrmals be-vorwortet wurde, auf die Vortheile zu verzichten, die uns dieses strompr\u00fcfende Mittel gew\u00e4hren kann. Nur dafs wir da seine \\ orz\u00fcge suchen, wro es wirklich dergleichen vor anderen Rheoskopen besitzt, ja sich unersetzlich zeigt. Zu der Auseinandersetzung dieses Punktes schreiten w ir jetzt.\n\u00a7. IV.\nVon der wesentlichen Eigenthiimlichkeit des physiologischen\nRheoskopes.\nBei mehreren, und zwar gerade den wichtigsten thierisch-elektrischen Versuchen handelt es sich darum, eine aufscrordentlich schnelle,","page":409},{"file":"p0410.txt","language":"de","ocr_de":"410\n2. Abschn. Kap. H. \u00a7. IV. Von der wesentlichen\nmehr oder weniger grofse Schwankung der Stromst\u00e4rke bcmerklich zu machen. Die Beweglichkeit einer Magnetnadel reicht zu diesem Behufe nicht mehr aus.\nWenn ein Strom in den Multiplieatorkrcis einbricht, und mit best\u00e4ndiger Kraft eine solche Zeit hindurch in demselben verweilt, dafs sie der Schwingungsdaucr der Nadel unter den vereinigten Einfl\u00fcssen des Stromes und der Erdkraft gleich ist. oder dieselbe \u00fcbersteigt, so durchl\u00e4uft die Nadel ausschlagsweise einen Bogen, dessen Gr\u00f6fse durch die St\u00e4rke des Stromes, die Beschaffenheit tier Nadel, u. s. w. bestimmt wird. Dauert der Strom bei gleicher St\u00e4rke k\u00fcrzere Zeit, so nimmt der Ausschlagswinkcl an Gr\u00f6fse ab. Dabei wird jedoch, der Einfachheit halber, vorausgesetzt, dafs sich der Ausschlag nicht \u00fcber 90\u00b0 hinaus erstrecke; sonst w\u00fcrde derselbe dann am gr\u00f6bsten sein, wenn der Strom gerade zur Zeit aufh\u00f6rte, wo die Nadel \u00fcber den 90\u201c-Punkt fortgeht, indem dar\u00fcber hinaus die Stromeskr\u00e4fte sich mit den Erdkr\u00e4ften summiren, um die Nadel nach diesem Punkte zur\u00fcckzuziehen. So wie also die Dauer des Stromes unter die bczeichnete Grenze gesunken ist, wird die Gr\u00f6fse des Ausschlages abh\u00e4ngig davon, und zwar kann jene endlich so klein werden, dafs gar keine merkbare Wirkung mehr ausge\u00fcbt wird: ein Umstand, der begreiflich um so fr\u00fcher eintritt, je schw\u00e4cher der schnell vor\u00fcbergehende Strom ist. So kann man aus freier Hand schwache Magnetst\u00e4be schnell genug an einer empfindlichen Doppelnadel vor\u00fcberf\u00fchren, ohne dafs sie in Schwingungen geriethe, die sich, bei st\u00e4rkeren St\u00e4ben dagegen stets nachtr\u00e4glich einstellen.\nDenkt man sich aufser der Dauer der Str\u00f6me, auch noch die St\u00e4rke derselben ver\u00e4nderlich, dergestalt, dafs es stets dieselbe Elektri-cit\u00e4tsmenge ist, die in einer immer kleiner werdenden Zeit abgeglichen wird, so ist, nach einer Bemerkung von Gauss, 1 die Anregung zur Bewegung, die eine gegen die Windungen unver\u00e4nderlich gerichtete Nadel unter diesen Umst\u00e4nden empf\u00e4ngt, von der Dauer unabh\u00e4ngig und w ie die Elektricit\u00e4tsmengc constant. Bei freier Beweglichkeit der Nadel f\u00e4ngt dieses dann verwirklicht zu werden an, wenn die Dauer des Stromes gegen die des Ausschlages der Nadel oder ihre Schwingungsdauer verschwindend geworden ist: 1 2 bis dahin ist die Gr\u00f6fse des Ausschlages eine sehr verwickelte Function der abnehmenden Dauer des Stromes, da derselbe um so gr\u00f6fser werden mufs, je n\u00e4her dem Nullpunkte\n1 Schumacher's Jahrbuch f\u00fcr 1836. S. 42. *\na Vergl. Wilhelm Weber's Elektrodynamische Mafsbestinimungen. In: Abhandlungen bei Begr\u00fcndung der Konigl. Sachs. Gesellschaftdcr Wissenschaften u. s. cv. Leipzig 1846. 4\". S. 291. *","page":410},{"file":"p0411.txt","language":"de","ocr_de":"Eigenthiimlichlceit des physiologischen Bhcoskopes.\n411\ndie Nadel von derselben Summe von Kr\u00e4ften getroffen wird, dagegen um so kleiner, eine je geringere Zeit dieselbe Summe auf sie einwirkt.\nSchlie\u00dflich \u00fcbrigens tritt, selbst bei best\u00e4ndiger Gr\u00f6fse dieser Summe, wenn die Zeit, in der die Abgleichung geschieht, abzunchmcn fortf\u00e4hrt, dennoch eine Grenze ein, wo keine Wirkung mehr auf die Nadel ausge\u00fcbt wird. Derselbe Schlag der Kleist\u2019scIich Flasche, der, durch einen unvollkommenen Leiter, ein Elfenbeinst\u00e4bchen, eine Fl\u00fcssigkeitsschicht oder eine Luftschicht zwischen metallischen Spitzen die Nadel abzulenken vermag, l\u00e4fst sie, bei unverz\u00f6gerter Geschwindigkeit, unbewegt. So wird hier an der Grenze jene f\u00fcr die Inductionsstr\u00f6me durch Bewegung stimmende Bemerkung unrichtig, von der man glauben sollte, dafs sie ohne Unterschied auf alle solche Str\u00f6me passen m\u00fcfste, deren St\u00e4rke mit der Abnahme ihrer Dauer w\u00e4chst, und es zeigt sich einer jener merkw\u00fcrdigen F\u00e4lle, welche zu lehren scheinen, dafs zur Mittheilung von Bewegung in der That eine bestimmte, wenn auch noch so kleine Zeit nothwendig sei.\nOffenbar gilt, was hier von erst entstehenden Str\u00f6men gesagt wurde, in eben dem Mafse von blofsen Schwankungen bereits vorhandener, gleichviel in welchem Sinne dieselben stattlinden. Daher kommt cs, dafs die oben erw\u00e4hnten Ver\u00e4nderungen der thierisch-elektrischen Str\u00f6me, obschon sie m\u00f6glicherweise das Doppelte ihrer best\u00e4ndigen Gr\u00f6fse betragen, bei der Schw\u00e4che dieser Str\u00f6me, und verm\u00f6ge ihrer eigenen grofsen Geschwindigkeit, am Multiplicator ohne weitere Kunstgriffe durchaus unwahrnehmbar sind. Sehen wir zu, auf welche Weise wir uns hier zu helfen haben.\nPotjillet , welcher auf die bestimmte Beziehung zwischen der Gr\u00f6fse des Ausschlages einer Multiplicatornadel und der Dauer eines Stromes von best\u00e4ndiger Kraft, wenn sich Dauer und Kraft innerhalb der oben bezeichnten Grenzen halten, ein Verfahren gegr\u00fcndet hat, sehr kurze Zeitr\u00e4ume zu messen, vergleicht den Hergang bei dieser Art der Ablenkung demjenigen am ballistischen Pendel. 1 Die Nadel ist das Pendel, das Moment des Geschosses wird durch das der elektrodynamischen Kr\u00e4fte vorgestellt. Das letztere \u00fcbertr\u00e4gt sich auf die Nadel, da aber das Tr\u00e4gheitsmoment derselben aufserordentlich grofs ist im Verh\u00e4ltnifs zu dem bei der elektrodynamischen Bewegung unmittelbar betheiligt gedachten Massen, so verwandelt sich deren gr\u00f6fse Geschwindigkeit in eine sehr geringe von Seiten der Nadel, welche sogar unmerklich werden kann, wenn dieselbe nur von einem einzelnen,\nComptes rendus etc. 23 D\u00e9cembre 1844, t. XIX. p. 1384.","page":411},{"file":"p0412.txt","language":"de","ocr_de":"412\n2. Jbschn. Kap. U. \u00a7. IV. Von der wesentlichen\noder auch, unterhalb einer gewissen Grenze, mehrfach wiederholten Stof'se jener Massen betroffen worden ist.\nAus diesem Gleichnifs ergeben sich zwei Wege, um solche augenblicklichen St\u00f6fse dennoch wahrnehmbar zu machen. Entweder n\u00e4mlich kann man, wenn es die Umst\u00e4nde erlauben, den Stofs sich so vielmal hintereinander wiederholen lassen, bis der gew\u00fcnschte Erfolg an der Nadel sichtbar geworden ist, oder es mufs das Tr\u00e4gheitsmoment der Nadel verkleinert werden, damit ein einzelner Stofs derselben eine gr\u00f6fsere Geschwindigkeit ertheilen k\u00f6nne.\nEs wird sich zeigen, dafs wir in Betreff der in Rede stehenden Schwankungen der thierisch-elektrischen Str\u00f6me allerdings im Stande sind, das erstgenannte Verfahren in Ausf\u00fchrung zu bringen. 1 Allein dasselbe ist offenbar untauglich, so wie es sich, wie der Fall wirklich eintritt, darum handelt, die einzelnen St\u00f6fse zu unterscheiden, anstatt blofs die Summe der Wirkungen v ieler wahrzunehmen, und hier ist es nun, wo uns das physiologische Rhcoskop in der That zu statten kommt.\nF\u00fcr dieses giebt es n\u00e4mlich gl\u00fccklicherweise keine bekannte Grenze der Geschwindigkeit, welche nicht \u00fcberschritten werden d\u00fcrfte, ohne dafs Wirkungen zu erfolgen aufh\u00f6ren. Man k\u00f6nnte zwar glauben, dafs diese Eigenschaft f\u00fcr dasselbe nur illusorisch sei, und auf dem Umstande beruhe, dafs, damit Zuckung und Empfindung stattfinden, nothwendig ein thieriseber Theil in den Kreis eingeschaltet sein m\u00fcsse, wodurch also stets bereits eine betr\u00e4chtliche Verz\u00f6gerung des Stromes bedingt werde. Wirklich ist diese Verz\u00f6gerung in Wasser z. B. so bedeutend, dafs nach Wilhelm Weiser die Elektricit\u00e4t ungef\u00e4hr '/ \" brauchen w\u00fcrde, um eine damit getr\u00e4nkte h\u00e4nfene Schnur von 7\"\u201c\" Dicke und 2m L\u00e4nge zu durchlaufen. 2\nAllerdings l\u00e4fst sich hiernach auch nicht mehr behaupten, dafs der unverz\u00f6gerte Schlag der IUEisTschen Flasche Zeit finden w\u00fcrde, die Nerven zu erregen. Demungeaclitet unterliegt es keinem Zweifel, dafs, auch wenn Multiplicator, und Frosch oder menschlicher K\u00f6rper, gleichzeitig in einen und denselben Kreis eingeschaltet sind, die letzteren augenblickliche Schwankungen der Stromst\u00e4rke anzuzeigen verm\u00f6gen, von denen der erstere nichts versp\u00fcrt. Dies ist, unter gewissen Umst\u00e4nden, der Fall f\u00fcr den Schlag der IvLEisTschen Flasche, seiner Nebenstr\u00f6me nicht zu gedenken, bei denen man eine doppelsinnige\n1 S. unten, 3. ALsclin., Kap. IV. \u00a7. iv.\n1 Abhandlungen bei Begr\u00fcndung der K\u00f6nigl. Sachs. Gesellschaft der Wissenschaften u. s. w. S. 296. *","page":412},{"file":"p0413.txt","language":"de","ocr_de":"EigentliilmUchheil des physiologischen Bheoskopes.\n413\nWirkung, erst in der einen, dann in der andern Richtung verinuthen k\u00f6nnte, deren Ergebnifs Gleichgewicht w\u00e4re. So kann man die Kette sehr schnell \u00f6ffnen und wiederschliefsen, ohne dal's eine langsam schwingende Nadel eine merkliche Bewegung erlitte, w\u00e4hrend das physiologische Rheoskop auf das heftigste ergriffen wird. Wird ein Strom, vermittelst eines \u00dflitzrades, fortw\u00e4hrend unterbrochen, so entsteht, wie wir zum Thcil schon wissen, Tetanus der eingeschalteten thierischen Glieder; die Nadel einer Sinushussole hingegen h\u00e4lt sich, hei hinreichender Geschwindigkeit des Rades, wie Pouillf.t es durch die Rechnung und den Versuch dargethan hat, unbeweglich auf dem Winkel, dessen Sinus des Sinus des Winkels ist, auf dem sie der stetig wirkende Strom halten w\u00fcrde, wenn die Dauer des Stromes sich zur Dauer des Stromes plus der Unterbrechung wie 1 : n verh\u00e4lt : 1 beil\u00e4ufig ein neuer Beleg zu den bereits oben S. 260 angestellten Betrachtungen \u00fcber die Unabh\u00e4ngigkeit der physiologischen Wirkung von der Elektricit\u00e4tsmenge, die hier durch den Sinus der Ablenkung gemessen wird. So lassen jene Schwankungen der thierisch-elektrischen Str\u00f6me, auf welche sich diese ganze Er\u00f6rterung bezieht, den Stand der Nadel unver\u00e4ndert, w\u00e4hrend der strompr\u00fcfende Schenkel lebhaft antwortet, und obschon ihre Gr\u00f6fse der St\u00e4rke eines Stromes gewifs nur um wenig nachsteht, der die Nadel an die Hemmung zu werfen vermag, wenn sie dieselbe nicht gar \u00fcbertrifft.\nNirgends aber zeigt sich die verschiedene Art der Reaction des physiologischen und des elektromagnetischen Rheoskopes, die Tr\u00e4gheit dieses, und die Geschwindigkeit, wodurch jenes bef\u00e4higt ist, den Vorgang jedes einzelnen Augenblickes aufzufassen und f\u00fcr sich zu empfinden, sch\u00f6ner und lehrreicher zusammengestellt, als in Dove\u2019s merkw\u00fcrdigen Versuchen \u00bb\u00fcber magnetoelektrische Str\u00f6me, welche, wenn sie \u00bbam Galvanometer im Gleichgewicht sind, den menschlichen K\u00f6rper \u00bbheftig ersch\u00fcttern, hingegen, wenn sie ihre physiologische Wirkung \u00bbgegenseitig neutralisiren, die Magnetnadel in starke Bewegung ver-\u00bb setzen.\u00ab 2\nMan denke sich zwei doppelte Induclionsrollen, die beiden inneren Spiralen f\u00fchren den Slrom einer galvanischen Kette; die beiden \u00e4ufse-ren sind mit dem Multiplicator und dem K\u00f6rper so zu einem Kreise\n1 S. unten, 3. Abschn., Kap. !Ar. \u00a7. n.\n! Bericht \u00fcber die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der K\u00f6nigl. Preuta. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. October 1839. S. 163. * \u2014 Poc.-kkndorff's Annalen u. s. w. 18-10. Bd. XL1X. S. 72. * \u2014 Untersuchungen im Gebiete der Inductionselektricit\u00e4t u. s. w. S. 18.* und Fig. 4. der Tafel, welcher die Fig. 17. Taf. 1. im Wesentlichen entlehnt ist.","page":413},{"file":"p0414.txt","language":"de","ocr_de":"414\n2. Abschn. Kap. 11. \u00a7. IV. Von der wesentlichen\nverbunden, dais ihre Str\u00f6me beim Schliefsen und Oeffnen der Kette einander vollkommen auflieben. Bringt man in die eine Rolle einen massiven Eisenkern, so ist das Gleichgewicht gest\u00f6rt, man erh\u00e4lt einen Schlag und die, Nadel wird im Sinne des von jener Rolle ausgehenden Inductionsstromes abgelenkt. Bringt man in die andere Rolle einen vollkommen gleichen Eisenkern, so ist das Gleichgewicht f\u00fcr beide Pr\u00fcfungsmittel wieder hergestellt; legt man aber Dr\u00e4hte hinein, bis die Multiplicatornadel in Ruhe bleibt, so erh\u00e4lt man nichtsdestoweniger noch immer die heftigsten Schl\u00e4ge.\nAuf folgende Weise ist dies denkbar. Wenn der Multiplicator schweigt, sind die Elektricit\u00e4tsmengen, die in beiden Rollen in entgegengesetzter Richtung in Bewegung gesetzt werden, einander gleich, oder, wenn man die Abgleichungsvorg\u00e4nge beider in gewohnter Weise durch Gurren, abc, dbe big. 17. vorstellt, die von den Curven begrenzten Fl\u00e4chcur\u00e4ume sind gleich. Deshalb brauchen jedoch, wie man nach dem Obigen leicht sieht, noch nicht die Zeiten, in denen die Abgleichung vor sich geht, und die Gestalten der Curven gleich zu sein; sondern die Curven schneiden sich z. B. an einem Punkte 6;'ein The.il ihrer bl\u00e4clienr\u00e4ume, Odbc ist also beiden gemeinschaftlich; aufserdem aber kommt der steileren noch ein St\u00fcck atlb \u00fcber der flacheren und dieser ein an Oberfl\u00e4che gleiches, aher an Wirkung entgegengesetztes bcc jenseits der Abdachung der steileren zu. Durch das erste St\u00fcck erh\u00e4lt nun die Nadel einen Stofs im Sinne der steileren Curve, allein ehe sie sich merklich vom Nullpunkt entfernt hat, trifft sie bereits ein entgegengesetzter Stols von gleicher St\u00e4rke, der flachen Curve angeh\u00f6rig, und so kommt es, dafs man sie in Ruhe bleiben sieht. Bei n\u00e4herer Betrachtung indefs unterscheidet man in der That, dafs sie erst im Sinne des Drahtb\u00fcndels eine kleine, kurze, schnelle Ablenkung, gleichsam eine Zuckung erf\u00e4hrt, in der sie aber alsbald, augenscheinlich durch die Wirkung des Cylinders, gehemmt wird, um nun bei weitem langsamer einen entsprechenden R\u00fcckschwung im Sinne desselben zu beginnen. Dadurch erkennt man zugleich, dafs die Drahtb\u00fcndel-curve die steiler, die Cylindercurve die flacher gew\u00f6lbte sei, ganz in Lebereinstimmung mit unseren Grunds\u00e4tzen und der Erfahrung, dafs Drahtb\u00fcndel in inductionsvorrichtungen empfindlicher schlagen als massive Eisenkerne.\nGanz anders ergebt es nun dem gleichzeitig eingeschalteten menschlichen K\u00f6rper. Diesem ist cs h\u00f6chst gleichg\u00fcltig, ob die Fl\u00e4chenr\u00e4ume der beiden einander nicht deckenden St\u00fccke der Curveninhalte von entgegengesetztem Zeichen gleich sind, oder nicht. Auf algebraisches Summiren beliebiger in der Zeit auseinandergelegener Glieder kann er sich","page":414},{"file":"p0415.txt","language":"de","ocr_de":"EigenthiiinlichTceit des physiologischen Blieoshopes.\n415\nnicht einlassen, denn er ist verurtheilt, jedes einzelne derselben, in dem Augenblicke seines auch noch so fl\u00fcchtigen Daseins, der Reihe nach mehr oder weniger schmerzlich, und ohne alle M\u00f6glichkeit der Compensation durchzuempfinden (S. oben S. 288). Da cs sich hier um subjective Pr\u00fcfung handelt, so fallen zweierlei Dinge ins Gewicht; wegen des ersten Gliedes der rechten Seite der Formel (IV ) ebendaselbst n\u00e4mlich erstens die Steilheit aller einzelnen Bogenelemente der Curven, die man erh\u00e4lt, wenn man, wie es in der Figur in a\u00df und \u00dfye unterw\u00e4rts von der Abscissenaxe geschehen ist. die Unterschiede der Ordi-naten der Drahtb\u00fcndcl- und der Cylindercurvc abermals auf die Zeit als Abscisse auftr\u00e4gt; wegen des zweiten Gliedes jener Formel sodann aber auch die absolute H\u00f6he der solchergestalt entsprungenen Ordiuaten selbst. Ein Blick auf die Figur lehrt sogleich die Nothwendigkeit erkennen, dafs bei gleichen Fl\u00e4chenr\u00e4umen beider Curven der K\u00f6rper eine lebhafte Ersch\u00fctterung erhalte; es ist deutlich, und der Versuch beweist es. dafs sie von dem Drahtb\u00fcndel ausgeht, denn Ilerausziehen des Cylinders verst\u00e4rkt sie, durch Ilerausziehen des Drahtb\u00fcndels, oder Herausnehmen von Dr\u00e4hten wird sie geschw\u00e4cht.\nWerden mehr und mehr Dr\u00e4hte aus der entsprechenden Rolle entfernt. so kommt ein Punkt, wo gar nichts mehr empfunden wird; das Drahtb\u00fcndel und der Cylinder halten sich scheinbar am menschlichen K\u00f6rper das Gleichgewicht, die Multiplicatornadcl hingegen wird nun auf das gewaltsamste im Sinne des Cylinders abgelenkt. F\u00e4hrt man mit Herausnehmen von Dr\u00e4hten fort, so kehren, w\u00e4hrend die galvano-metrische Wirkung immer heftiger wird, endlich auch die Schl\u00e4ge zur\u00fcck; aber sic gehen jetzt vom Cylinder aus. Dies erkl\u00e4rt sich folgendermafsen. Die Dauer des Drahtb\u00fcndelstromes, ausgedr\u00fcckt durch die Abscisse Oc, ist Function des Durchmessers der einzelnen Dr\u00e4hte, und h\u00f6chst wahrscheinlich von ihrer Anzahl unabh\u00e4ngig. Die letztere bestimmt dagegen die absolute H\u00f6he der Ordiuaten der Drahtb\u00fcndel-curve, und bei best\u00e4ndiger Abscisse, folglich auch die Summe ihrer Steilheiten, und ihren Fl\u00e4chenraum. Nach Entfernung einer gewissen Anzahl von Dr\u00e4hten mag die Curve also wie de in der Figur aus-sehen; die entsprechende Differenzencurve findet sich in dye aufgetragen. Man sieht, dafs dieselbe, f\u00fcr eine Reihe von Werthen der Anzahl der Dr\u00e4hte, leicht eine hinreichend kleine absolute H\u00f6he ihrer Ordiuaten und Summe ihrer Steilheiten besitzen kann, um keine f\u00fchlbare Wirkung zu erzeugen, w\u00e4hrend die Nadel im Sinne des Cylinders abgelenkt werden mufs, dem jetzt der ganze Fl\u00e4chenraum der Differen-zencurve allein angeh\u00f6rt. Werden immer mehr Dr\u00e4hte entzogen, so schwillt dieser Fl\u00e4chenraum, der hier durch ein Minimum ging, wieder","page":415},{"file":"p0416.txt","language":"de","ocr_de":"416\n2. Abschn. Kap. II. \u00a7'. IV. Von der wesentlichen\nan, wegen der best\u00e4ndigen Abscisse kehren daher endlich die Schl\u00e4ge, vom Cylinder ausgehend, zur\u00fcck, vollends die Wirkung auf die Nadel kann nur im Wachsen begriffen sein.\nDas physiologische Gleichgewicht aber ist hei dieser Anordnung offenbar nur ein scheinbares; ein entweder durch die geringe Empfindlichkeit des str\u00f6mpriifenden Mittels, oder die geringe St\u00e4rke der unvollkommen einander aufhebenden Wirkungen, wodurch, hei best\u00e4ndigem Verh\u00e4ltnisse derselben, ihr Unterschied verkleinert wird, erschlichenes. Es ist kein Zweifel, dafs, unter den Umst\u00e4nden, wo hier der eingeschaltete menschliche K\u00f6rper gar nichts erf\u00e4hrt, ein strompr\u00fcfender Froschschenkel auf das heftigste zucken w\u00fcrde; und Dove f\u00fcgt denn auch hinzu: \u00bbF\u00fcr das Gef\u00fchl ist die Bestimmung der wahren Anzahl \u00bbder Dr\u00e4hte, welche einem Cylinder das Gleichgewicht halten, . . . . \u00bbschwierig. Bei jeder St\u00e4rke der Kette bleibt sie kleiner als die \u00bbzur Compensation am Galvanometer erforderliche, wo man aber bei \u00bbschw\u00e4cheren Str\u00f6men den Ueberschufs des einen \u00fcber den andern \u00bbnicht mehr als Schlag empfindet, ist dies bei st\u00e4rkeren der Fall.\u00ab ln der That braucht auch nur, wie man leicht gewahr wird, die abgeglichene Elektricit\u00e4tsmenge in rascherem Mafse zu wachsen, als die Zeit des Abgleichungsvorganges, damit nicht nur die absolute Gr\u00f6fse der Ordinaten, sondern gleichzeitig die allgemeine Steilheit der Differen-zencurve zunehme; immerhin bis zu dem Punkte, wo das scheinbare Gleichgewicht aufh\u00f6rt, ein solches am menschlichen K\u00f6rper noch ferner vorzustellen (A. a. 0. S. 23\u201d).\nEtwas \u00e4hnliches findet \u00fcbrigens f\u00fcr die Magnetnadel, bei Herstellung des galvanometrischen Gleichgewichtes statt, indem bei sehr starken Str\u00f6men der Fl\u00e4chenraum des ersten St\u00fcckes der Differenzen-curve so bedeutend werden kann, dafs die nachmalige Wirkung des Cylinders die Nadel bereits in einer zu ung\u00fcnstigen Stellung gegen die Windungen antrifft, um ihrem Ausschlage noch mit Erfolg Einhalt thun zu k\u00f6nnen (A. a. 0. S. 21\u00b0).\nKommt demnach ein Theil der Empfindlichkeit, die das physiologische Rheoskop anscheinend f\u00fcr beliebig schnelle Str\u00f6me zeigt, m\u00f6glicherweise auf Rechnung der Verz\u00f6gerung, die seine Gegenwart im Kreise an und f\u00fcr sich mit sich bringt, so scheint cs auf der andern Seite doch nicht minder richtig, ihm abgesehen hievon eine gr\u00f6fsere Beweglichkeit als der Multiplicatornadel zuzuschreiben. Hierin liegt denn auch der Sinn der Beschr\u00e4nkung, mit der cs oben S. 168 ausgesprochen wurde, dafs der Multiplicator, n\u00e4chstdem aber der Froschschenkel, das empfindlichste der strompr\u00fcfenden Mittel sei; es wurde n\u00e4mlich hinzugef\u00fcgt, \u00bbf\u00fcr Galvanismus und die ihm verwandten Bewegungsformen der Kiek-","page":416},{"file":"p0417.txt","language":"de","ocr_de":"Eigenthiimlichheit ries physiologischen Rheoshopes.\n417\n\u00bbtricit\u00e4t\u00ab, \u00fcber welche die Tabelle am Schl\u00fcsse von Dove's Untersuchungen (\u00c0. a. 0. S. 96) einen Ueberblick gew\u00e4hrt \u2014 denn man siebt jetzt ein, dafs Nobili\u2019s Versuch, die vergleichweise Empfindlichkeit seines Multiplicators und des Galvam\u2019scIicii Pr\u00e4parates zu bestimmen, so unsch\u00e4tzbare Vortheile uns auch sonst aus dieser Unternehmung erwachsen sind, doch, wie Volta\u2019s oben S. 264 erw\u00e4hnte Versuche, wegen des milskannten Gesetzes der Nervenerregung durch den Strom, auf einer falschen Grundlage beruhten. Ein absoluter, f\u00fcr alle Formen elektrischer Bewegung allgemein g\u00fcltiger Vergleich kann hier gar nicht angestellt werden. Auf den Eintritt desselben galvanischen Stromes, auf den der Frosch nicht mehr zu antworten vermag, w\u00fcrde man die kr\u00e4ftigsten Zuckungen erfolgen sehen, wenn man der Ansteigung der Curve, welche den Gang dieses Eintrittes darstellt, eine gr\u00f6fsere Steilheit verleihen k\u00f6nnte, daher der geringste Hauch von Reihungselektricit\u00e4t, von dem keine Nadel, kein Elektroskop eine Spur mehr angieht, den Frosch in Tetanus versetzt. Eine Empf\u00e4nglichkeit, welche zwar staunensw\u00fcrdig erscheint, indefs, wie zum Theil schon Volta selbst bemerkt hat,1 gegen\u00fcber der Eindrucksf\u00e4higkeit der Nervenhaut des Auges auch f\u00fcr das am schnellsten vor\u00fcbergehende Licht des elektrischen Funkens viel von ihrem Ueherraschenden verliert.\nDie Induction von Nebenstr\u00f6men, und die Magnetisirung von Stahlnadeln, welche beide (die letztere wenigstens vorzugsweise) demselben Gesetze der Erregung durch Schwankungen der Stromst\u00e4rke gehorchen, kennen, so viel bis jetzt bewufst ist, gleichfalls keine Grenze der Geschwindigkeit der Str\u00f6me, bei der jede Wirkung aufh\u00f6rte. Daher die Multiplicatornadel, welche der Strom der Ki.EisT\u2019schen Flasche nicht abzulenken vermochte, doch in ihrem inneren Gleichgewichtszust\u00e4nde leicht einen Angriff erlitten haben kann, wovon die ver\u00e4nderte Schwingungsdauer Zeugnifs ablegt. Dies ist die fernere Eigenthiim-lichkeit, worin, wie oben S. 303 (5) verk\u00fcndigt wurde, der lnductions-vorgang mit dem der elektrischen Nervenerregung abermals \u00fcbereinkommt.\nMan k\u00f6nnte sich dadurch verleiten lassen, einen wesentlichen Zusammenhang zwischen der Form der Erregung, die beiden Vorg\u00e4ngen gemeinschaftlich ist, und der Eigenschaft anzunehmen, dafs es f\u00fcr beide, dem Anschein nach, keine Grenze der Geschwindigkeit des erregenden Stromes giebt, hei der sie zu antworten aufh\u00f6rten. In der That, da der Strom in beiden F\u00e4llen nur so lange wirkt, als er in einer Schwankung begriffen ist, so ist seine fernere Dauer, so wie er eine gewisse\n1 Collezione delf Opere ec. t. II. p. I. p. 80.* Memoria seconda suif Elellri cita animale. \u00a7. 49.","page":417},{"file":"p0418.txt","language":"de","ocr_de":"418\n2. Abschn. Kap. II. \u00a7. IV. Von der wesentlichen\nCr\u00f6fsc erreicht hat, in dieser Gr\u00f6fse, f\u00fcr die einmal stattgehabte Erregung v\u00f6llig gleichg\u00fcltig; insofern aber die K\u00fcrze des Vorganges eine gr\u00f6fsere Steilheit der Curve nach sich zieht, in welcher derselbe geschieht, ist begreiflich, wie auf diese Weise seine abnehmende Dauer stets noch durch die wachsende Gr\u00f6fse der Erregung w\u00e4hrend derselben aufgewogen erscheinen kann.\nIndessen w\u00fcrde diese Schlufsfolge voreilig sein. Denn sie zieht nicht in Betracht, dafs auch die Sinnesnerven die rasche Empf\u00e4nglichkeit der Bewegungsnerven theilen, w\u00e4hrend f\u00fcr jene doch auch eine Erregung von der Form stattfindet, wie sie durch das zweite Glied der rechten Seite der Formel (IV) S. 288 angezeigt ist; und dafs ebenso das weiche Eisen, nach Marianini, der darauf sein \u00bbli\u00e9-\u00e9lectrom\u00e8tre\u00ab f\u00fcr instantan\u00e9 Str\u00f6me gr\u00fcndet,1 durch den Schlag der KLEisr\u2019schen Flasche eleklromagnetisirt wird. Nachstehende Betrachtung d\u00fcrfte daher eher das Richtige treffen.\nDie Folge dieser Untersuchungen wird, wie bemerkt, lehren, dafs wir uns mit einigem Rechte in den Nerven Molekeln denken k\u00f6nnen, welche nach verschiedenen Seiten hin mit verschiedenen elektrischen Eigenschaften begabt sind, und auf deren wechselnder Anordnung die\no\to\t3\to\nverschiedenen Wirkungen der Nerven zu beruhen scheinen. Die gr\u00f6fste Wahrscheinlichkeit erlangt diese Vorstellungsweise gerade in Betreff der Einwirkung der elektrischen Str\u00f6me auf die Nerven. Nimmt man dazu, dafs man sich die Magnetisirung des Stahles und die Elektromagneti-sirung des weichen Eisens gleichfalls unter dem Bilde der regelm\u00e4\u00dfigen Anordnung oder der Polarisation kleinster Kr\u00e4ftetr\u00e4ger zu denken gewohnt ist, so ist das Aper\u00e7u vielleicht nicht zu gewagt, welches in allen diesen F\u00e4llen gewisserma\u00dfen eine Verwirklichung des zweiten aus der PoriLLET\u2019schen Fiction hergeleiteten Verfahrens erblickt, wodurch der unendlich kurze Stofs unendlich kleiner Massen auf das ballistische Pendel, die Nadel, zu einer endlichen Wirkung gebracht werden k\u00f6nnte. Dies Verfahren verlangte die Verminderung des Tr\u00e4gheitsmomentes der Nadel ins Unbestimmte; eine nicht nur in Wirklichkeit unausf\u00fchrbare, sondern auch vergebliche Forderung, da mit den schwindenden Ma\u00dfen des bewegten Strompr\u00fcfers gleichzeitig die Wahrnehmbarkeit der wachsenden Bewegung desselben verloren geht. Allein die Natur hat uns f\u00fcr st\u00e4rkere Str\u00f6me in den Magnetisirungserscheinungen, f\u00fcr schw\u00e4chere noch in den Nerven und Muskeln, gleichsam Systeme von Nadeln bereitet, deren unendlich geringes Tr\u00e4gheitsmoment, dem der unmittelbaren Tr\u00e4ger der elektrodynamischen Kr\u00e4fte nicht un\u00e4hnlich, eine\n1 Annales de Chimie cl de Physique. Mars 1844. 3. Serie, t. X. p. 491.","page":418},{"file":"p0419.txt","language":"de","ocr_de":"Ei ye nth ii m l i ch Ire i l des physiologischen Rheoslcopes.\n419\nBeweglichkeit derselben ins Unbestimmte zul\u00e4fst, und welche zugleich so angeordnet sind, dafs aus ihrem Zusammenwirken, nachdem jede einzeln erregt worden, verm\u00f6ge ihrer Anzahl endliche wahrnehmbare Wirkungen hervorgehen.\nDie Frage, ob es nichtsdestoweniger vielleicht eine bis jetzt noch nicht wahrgenommene Grenze der Beweglichkeit der Nervenmolekeln unter dem Einfl\u00fcsse des Stromes gebe, ist gewifs nicht ohne Interesse. Um so erfreulicher ist es, dafs es keinesweges ganz und gar an einem Anhaltspunkte gebricht, um eine Beantwortung derselben wenigstens vorzubereiten. Es wird n\u00e4mlich gleichfalls unten \u00e4ufserst wahrscheinlich gemacht werden, dafs die Erregung der Nerven durch den Strom einfach auf dem elektrochemischen Angriffe des letzteren, auf der Elektrolyse mit einem Worte, beruht. I)a nun andererseits der Vorstellungsweise ein sehr hoher Grad von Wahrscheinlichkeit zukommt, dafs kein feuchter Leiter einen Strom f\u00fchren k\u00f6nne, ohne durch denselben zersetzt zu werden, so w\u00fcrde die Folge sein, dafs die Nervenerregung erst dann ein Ende haben w\u00fcrde, wenn zugleich der Strom seihst nicht mehr Zeit f\u00e4nde, sich in dem feuchten Theile seiner Bahn herzustellen.\nEs giebt bereits einen Versuch von Jakobi, der diese Meinung zu best\u00e4tigen scheint. Er hatte sich eine an Ort und Stelle nachzusehende Vorrichtung verschafft, mit H\u00fclfe welcher er eine Kette 10 Mal in der Seconde, jedesmal nur w\u00e4hrend\teiner Sccunde schliefsen\nkonnte. \u00bbIn dem Voi.xA\u2019schen Kreis\u00ab (eines Elementes) \u00bbwar eine \u00bbSpirale von Kupferdraht von 70 Fufs L\u00e4nge eingeschaltet worden, \u00bbdie ein Hufeisen von weichem Eisen umgab. Die einzige Manifestation der geschlossenen und aufgehobenen Kette, mit der ich mich \u00bbvorl\u00e4ufig begn\u00fcgen mufste,\u00ab sagt Jakobi, \u00bbwar der Funke; und \u00bbwirklich war derselbe in den geh\u00f6rigen Zeilintervallen regelm\u00e4fsig \u00bbsichtbar, wobei es aber noting wurde. . . . den Contact zu verst\u00e4rken. \u00bbEine magnetische Einwirkung des Hufeisens auf eine in dessen N\u00e4he \u00bban einem Coconfaden aufgeh\u00e4ngte Nadel konnte nicht wahrgenommen \u00bbwerden.... Als ich statt der 70 Fufs Draht von 1 '/2 Dicke \u00bb1000 Fufs von 3/4 einschaltete, worin 800 Fufs zu einer Spirale \u00bbgewunden waren, so konnte ich mit der gr\u00f6bsten M\u00fche bei Tage \u00bbwenigstens keine Funken wahrnehmen, auch von Commotionen, die \u00bbbei diesem Wulst, selbst bei Anwendung nur eines Plattenpaares, \u00bbsehr heftig sind, war nichts zu sp\u00fcren.\u00ab 1 * Es ist nicht genug zu beklagen, dafs Jakobi nicht auch einen objectiv-physiologischen Ver-\n1 Poggendorff\u2019s Annalen n. s. w. 1838. Bd. XLV. S. 282 ff. *\n27 *","page":419},{"file":"p0420.txt","language":"de","ocr_de":"420\n2. Abschn. Kap. II. \u00a7. IV. Fon der wesentlichen\nsuch, in Ermangelung von Fr\u00f6schen an dem blosgelegten Nerven irgend welchen Thieres, angestellt hat, da der menschliche K\u00f6rper doch nur ein sehr wenig empfindliches strompr\u00fcfendes Mittel abgiebt.\nliier mul's denn noch einer anderen Angabe gedacht werden, welche, wie sie gew\u00f6hnlich angef\u00fchrt wird,1 gleichfalls auf eine Grenze der Beweglichkeit der Nervenmolec\u00fcle zu deuten scheinen w\u00fcrde, obschon sie gewifs auf andere Weise zu erkl\u00e4ren ist. Sie r\u00fchrt von Masson her. Man erinnert sich, dafs dieser im Jahre 1837 das in Deutschland und Italien l\u00e4ngst angewandte Blitz- oder Unterbrechungsrad, welches gerade damals hei uns durch Neeff wieder ins Ged\u00e4cht-nifs gerufen worden war, 2 in Frankreich als eine neue Erfindung bekannt machte. Becquerel und Savary statteten der Pariser Akademie der Wissenschaften Bericht \u00fcber seine mit dieser Vorrichtung anges teilten Versuche ab.3 Das Blitzrad war in den Kreis einer Kette eingeschaltet, in dem sich eine mit einer massiven Eiseneinlage versehene Holle befand. Beim Drehen des Rades erhielt der eine Neben-schliefsung zur Rolle bildende menschliche K\u00f6rper heftige Ersch\u00fctterungen, als Folge einmal des Extra-current, zu dessen Entwickelung in der Rolle eine jede Oeffhung des Kreises Aidais gab, und zweitens des durch das Verschwinden des Magnetismus des Eisenkerns erzeugten Inductionsstromes. Nach Beschreibung der starken solchergestalt erlangten Wirkungen sagen die Berichterstatter: \u00bbA c\u00f4t\u00e9 de ces actions \u00bb\u00e9nergiques, signalons un r\u00e9sultat remarquable et qui appartient tout-\u00bb \u00e0-fait \u00e0 M. Masson. Si le mouvement de la roue dent\u00e9e, si la suc-\u00bb cession des contacts est tr\u00e8s-rapide, la sensation, loin de devenir plus \u00bbvive, diminue par degr\u00e9s et dispara\u00eet enti\u00e8rement. Les choses se \u00bbpassent connue si le circuit, enti\u00e8rement m\u00e9tallique, n\u2019\u00e9tait jamais \u00bbinterrompu. Le temps nous semble intervenir ici comme un \u00e9l\u00e9ment \u00bbessentiel de l\u2019\u00e9tablissement du courant \u00e9lectrique dans les diff\u00e9rents \u00bbcircuits in\u00e9galement conducteurs qu\u2019il peut traverser.\u00ab Die Berichterstatter scheinen also zu glauben, dafs die Dauer der Schlielsungen zu gering war, als dafs der elektrische Strom noch Zeit gefunden h\u00e4tte, sich zu bilden. Es ist abermals zu beklagen, dafs eine Thatsache von solcher Bedeutung sich nicht durch einige doch leicht anstellbare Versuche erh\u00e4rtet findet, da alsdann z. B. auch die Nadel einer in den Kreis aufgenommenen Bussole auf Null h\u00e4tte zur\u00fcckkommen m\u00fcssen. Es sind, wie mir scheint, hier indefs noch mehrere andere Deutungen\n1 Becquerel in seinem Trait\u00e9 exp\u00e9rimental etc. t. V p. 1. 1837. p. 242. Matteucci in seinem Trait\u00e9 etc. p. 235. *\n! Poogendouff\u2019s Annalen n. s. w. 1835. Bd. XXXVI. S. 352. *\n3 Comptes rendus etc. 27 Mars 1837. t. IV. p. 456.\u2019","page":420},{"file":"p0421.txt","language":"de","ocr_de":"Eigent\u00fcmlichkeit des physiologischen Bheoskopes.\n421\nm\u00f6glich. Es mag n\u00e4mlich der Eisenkern in der Spirale dabei irgend eine verwickelte Rolle gespielt haben. Entweder n\u00e4mlich hatte er nicht mehr Zeit, sich abwechselnd zu magnetisiren und zu entmagnetisiren, sondern wurde anstatt dessen zu einem stetigen Elektromagneten, h\u00f6chstens mit sehr Hachen Schwankungen seiner Kraft, so daf's der Induclionsvorgang auf den ja an und f\u00fcr sich vielleicht nicht hinreichend starken Extra-current beschr\u00e4nkt wurde; oder es kommt eine \u00e4hnliche \u00bb phy-\u00bbsiologische Interferenzerscheinung\u00ab in Betracht, wie hei dem von Dove beobachteten, oben S. 264 angef\u00fchrten Falle, wo eine in den Kreis der Saxton'scIioh Maschine eingeschaltete Extra-Spirale mit Eisenkern bei einer gewissen Geschwindigkeit des Ankers auch nicht mehr schlug, weil, nach Dove, die Maxima des Extra - current und des In-ductionsstromes wegen verschwindenden Magnetismus, durch Zur\u00fcckbleiben des letzteren in der Zeit, statt sich zu decken, zwischeneinander fielen, und so gleichsam einen Strom von best\u00e4ndiger Gr\u00f6fse vorstellten.1 * Allein hier brachte noch schnelleres Drehen wieder physiologische Wirkung zu Wege, wovon hei Masson Nichts erw\u00e4hnt wird.\nNicht zu verwechseln mit diesem Masson'scIioh Versuche ist ein anderer von Pouillet gleichfalls an dem Unterbrechungsrade angestell-ter, dessen Beschreibung bei Becquerel3 also lautet: \u00bbM. Douillet .... \u00bba trouv\u00e9 que lorsque la dur\u00e9e des intermittences est d\u2019environ \u2018/30u de \u00bbseconde, il est impossible de distinguer la discontinuit\u00e9 du passage de \u00bbl\u2019\u00e9lectricit\u00e9, c\u2019est-\u00e0-dire, que l\u2019effet produit est le m\u00eame que si le courant \u00bb\u00e9tait continu. Si la dur\u00e9e de l\u2019intermittence est plus grande que \u2018/3 0 0 , \u00bbon sent plus ou moins d\u2019une mani\u00e8re distincte un temps de repos.\u201c Die letzte Bemerkung zeigt deutlich, dafs es sich hier nicht um ein Verschwinden der Empfindung handelt, wie bei Masson, sondern um eine anscheinend v\u00f6llige Stetigkeit derselben. Unstreitig ist der Zustand gemeint, den Masson selbst folgendermafsen beschreibt, und den wohl Jeder hinreichend aus eigener Erfahrung kennt: \u00bbQuand le mouvement est suf-nfisamment acc\u00e9l\u00e9r\u00e9, la sensation devient continue et se change en une \u00bbcontraction douloureuse, en une torsion des bras qui ne permet pas \u00bb\u00e0 l\u2019exp\u00e9rimentateur d\u2019abandonner les conducteurs m\u00e9talliques.\u00ab3 Erst bei noch schnellerem Drehen f\u00e4ngt die Empfindung zu schwinden an. Ich habe geglaubt, Pouillet\u2019s Bestimmung hier nicht \u00fcbergehen zu d\u00fcrfen, da sie an und f\u00fcr sich von Interesse ist und da aufserdem Matteucci, die Schlufsbemerkung fortlassend, sie mit der MASSoVschen\n1 Untersuchungen im Gebiete der Inductionselektricit\u00e4t. S. 84. 85. *\nJ Trait\u00e9 exp\u00e9rimental etc. t. V. p. I. p. 285. *\n3 Ibid., p. 242, *","page":421},{"file":"p0422.txt","language":"de","ocr_de":"422 2. Abschi. Kap. 11. \u00a7.1V. Eijenthiimlivhlceit des physiologischen\nAngabe vermengt hat, 1 so dafs man glauben kann, sie beziehe sich auf diejenige Geschwindigkeit des Unterbrechungsrades, bei der gar nichts mehr gesp\u00fcrt werden soll.\nWas nun die Anwendung des strompr\u00fcfenden Schenkels zum Behuf des Erkennens jener schnellen Schwankungen der thierisch-elektrischen Str\u00f6me hetriilt, so l\u00e4fst sich nichts Allgemeines dar\u00fcber sagen, sondern es wird sich das dabei zu befolgende Verfahren aus den jedesmaligen Umst\u00e4nden ergeben m\u00fcssen. Nur das sei noch in dieser Hinsicht hier bemerkt, dafs auch bei den schnellsten Wirkungen der Reibungselektri-cil\u00e4t, f\u00fcr die Bestimmung der Str\u00f6nmngsrichtung die n\u00e4mlichen Regeln, unstreitig mit den n\u00e4mlichen Ausnahmen, Geltung haben, wie f\u00fcr die langsameren Str\u00f6me der galvanischen Ketten. Man erinnert sich, dafs es die Entladung einer kleinen Kt.Eisx'schen Flasche von sehr geringer Spannung war, an der Volta die erste auf diese Bestimmungsart bez\u00fcgliche Beobachtung machte (S. oben S. 307), und schon in jenem Falle kam eine hier stattfindende Eigenth\u00fcmlichkeit zum Vorschein, deren Nothwendigkeit nachher Marianini verstand und dieselbe deutete. Da n\u00e4mlich die Oeffnungszuckung ein Product nicht des Stromes, sondern des durch den Strom ver\u00e4nderten Organismus ist, so w\u00e4chst die Gr\u00f6fse derselben mit der von der Dauer des Stromes abh\u00e4ngigen Gr\u00f6fse der Ver\u00e4nderung, welche, nach Marianini (S. oben S. 337), erst nach 7 \u2014 8\" ihr Maximum erreicht: so sieht man ein, dafs dieselbe, bei aufserordentlieh kurzer Dauer des Stromes, auch ganz verloren gehen k\u00f6nne, und dies ist in der That hei schwachen reibungselektrischen Wirkungen der Fall. Alsdann bringt der absteigende Strom Zuckung hervor, der aufsteigende Strom hingegen ist v\u00f6llig wirkungslos, 2 wovon wir sogleich selber ein Beispiel beobachten werden.\n1\tTrait\u00e9 etc. ibid.\n2\tAnnales de Chimie et de Physique. Mars 1829. t. XL. p. 242. Note 1. *","page":422},{"file":"p0423.txt","language":"de","ocr_de":"l\u00efheos/topes. \u2014 <f. V. Unipolare In\u00e4uctionsiuckungen.\n423\n\u00a7\u2022 v.\nUeber unipolare Inductionszuckungen. 1\n1. Yorbemerkuugen betreffend die fr\u00fcheren Wahrnehmungen \u00fcber elektrische Vorg\u00e4nge in offenen Inductionskreisen.\nRiess war der Erste, weicherzeigte, dafs, damit in einem Nebenleiter, in Folge einer Stromver\u00e4nderung in einem benachbarten Kreise, ein elektrischer Vorgang stattfinden k\u00f6nne, es nicht nothwendig sei, dafs jener einen vollst\u00e4ndigen leitenden Ring bilde. Schaltet man in den ge\u00f6ffneten Nebenleiter einer KLEisEschen Batterie zwischen Spitzen eine d\u00fcnne Ilarzplatte ein, und entladet die Batterie durch den Ilaupt-draht, so findet man die beiden Fl\u00e4chen der Platte in bestimmter Weise ver\u00e4ndert. Diese Ver\u00e4nderung erkennt man durch Anhauchen oder, wie es Lichtenberg in \u00e4hnlichen F\u00e4llen gelehrt hat, durch Bepuderung mit Schwefelblumen und Mennige; sie hat stets einerlei Beziehung zur Richtung des Hauptstromes. Ersetzt man Spitzen und Ilarzplatte durch Condensatorplalten, die durch ein d\u00fcnnes Glimmerblatt getrennt sind, indem man zugleich, um die Wiedervereinigung der Elektricit\u00e4ten in dem Drahte seilast zu verh\u00fcten, eine offene Stelle von passender Weite in dem Kreise l\u00e4fst, so springt ein Funke \u00fcber, es fangen sich in den Condensatorplatten die Elektricit\u00e4ten, welche im vorigen Versuche die Oberfl\u00e4chenver\u00e4nderung, bei geschlossenem Kreise den Nebenstrom bewirkt h\u00e4tten, und bieten sich der Untersuchung am Elektroskop dar. 2 Am 23. August 1841 legten ferner A. Masson und Breguet der J\u00fcngere der Pariser Akademie der Wissenschaften eine Abhandlung \u00fcber Induction vor, worin unter andern der von Riess mit dem Schlage der Ki.EisT\u2019schen Flasche als Hauptstrom angcstcllte Condensatorversuch, dessen jedoch keine Erw\u00e4hnung geschieht, mit magnetoelektrischen und voltaelektrischen Inductionsstr\u00f6men ausgef\u00fchrt wird. Bei der grofsen Macht ihrer Vorrichtungen gelang es den Verfassern mit Str\u00f6men der letzteren Art sogar, statt des Condensators KLEisr\u2019sche Batterieen zu laden, deren physiologische Wirkung hernach der der Inductionsstr\u00f6me selbst um nichts nachstand. Sie schlossen daraus, dafs ein Inductions-strom g\u00e4nzlich in statische Elektricit\u00e4t umgewandelt werden k\u00f6nne;3\n1\tMitgetheilt der physikalischen Gesellschaft zu Berlin in ihrer Sitzung vom 4. April 1845.\n2\tPoggendorff\u2019s Annalen 11. s. w. Kovember 1840. Bd. 14. S. 351.*\n3\tAnnales de Chimie et de Physique. F\u00e9vrier 1842. 3. S\u00e9rie, t. IV. p. 129.*","page":423},{"file":"p0424.txt","language":"de","ocr_de":"424\n2. Ab sehn, Kap. II. \u00a7\u25a0 V. Lieber unipolare\neine Folgerung, die jedocli nach den oben S. 258 entwickelten Grunds\u00e4tzen nicht eher als begr\u00fcndet angesehen werden d\u00fcrfte, als bis, woran sehr zu zweifeln ist, die gleiche Steilheit der Abgleichungscurve des Inductionsstronics mit der der Flaschenentladung nachgewiesen w\u00e4re.\nEndlich hat Mariamm, dem diese Arbeiten fremd geblieben zu sein scheinen, auf der Versammlung Itali\u00e4nisclier Naturforscher zu Florenz im Monat September desselben Jahres folgende Versuche bekannt gemacht. Schliefst man den Nebenkreis einer S\u00e4ule erst innerhalb einer gewissen sehr kurzen Frist nach Ocffnung des Kreises der S\u00e4ule selbst, so erh\u00e4lt man an einem in den ersteren eingeschalteten Multiplicator eine Wirkung in dem Sinne des Oeffnungsstromes. Das Uebertragen der Schliefsung von dem einen auf den anderen Kreis ward durch schnelles Umlegen einer Wippe bewerkstelligt, deren eines Ende in der einen Lage den einen, das andere in der anderen Lage den anderen Leiter zum vollst\u00e4ndigen Ringe erg\u00e4nzte, indem es eine Br\u00fccke zwischen zweien Quecksilbern\u00e4pfen schlug. W\u00e4hrend das eine Ende ein-gctaucht war, schwebte das andere nur 1\"'\"' hoch \u00fcber dem Quecksilber der dazugeh\u00f6rigen N\u00e4pfe. Einen \u00e4hnlichen Versuch stellte Mariamm f\u00fcr den Schliefsungsslrom an. Er will gefunden haben, dafs wenn man den secund\u00e4ren Kreis innerhalb der ersten halben Sccundc nach Schliefsung des prim\u00e4ren Kreises schliefst, man eine Wirkung im umgekehrten Sinne von demjenigen erhalte, in dem sie erfolgt sein w\u00fcrde, wenn der secund\u00e4re Kreis bereits M\u00e4hrend der Schliefsung des prim\u00e4ren geschlossen gewesen w\u00e4re; also in dem Sinne des Oeffnungsstromes, Diese Wirkung erscheine um so lebhafter, je k\u00fcrzer der Zeitraum sei, den man zwischen beiden Schliefsungcn habe verstreichen lassen. 1\nDieser Beobachtungen geschieht hier Erw\u00e4hnung, wegen der Bedeutung, die Mariamm ihnen zuschreibt. Seiner Ansicht nach besteht das Wesen der Induction in einem statisch-elektrischen Vertheilunes-\n\u00d6\nVorg\u00e4nge, der, angeregt durch einen \u00e4hnlichen Vorgang im prim\u00e4ren Kreise, nacheinander alle Punkte des secund\u00e4ren Kreises, gleichviel ob offen, oder geschlossen, durchl\u00e4uft. Ist der Kreis geschlossen, so gleichen sich die Spannungen, die die Folge jener Verlheilung sind, in demselben in Form eines Stromes ab; ist er offen, so geschieht diese Abgleichung nacheinander zwischen allen Punkten des Nebenleiters und den umgehenden K\u00f6rpern. Diese letzte Art der Abgleichung geschieht nicht so schnell, dafs beim Schlicfsen des Kreises sehr bald nach Entwickelung der Spannungen, sich nicht noch ein Strom kund geben k\u00f6nnte, dem, wie Mariamm sich vorzustellen scheint, verschiedene\nAnnales de Chimie et de Physique. Juin 1844. 3. S\u00e9rie, t. XI. p. 395. \u2019","page":424},{"file":"p0425.txt","language":"de","ocr_de":"Inducti onszuclcungen\n425\nRichtungen zukommen k\u00f6nnen, je nachdem die Abgleichung mehr oder weniger weit gediehen ist. Die Beobachtung dieses Stromes in seinen verschiedenen Richtungen ist seltsamerweise das Mittel, welches Maria-mni gew\u00e4hlt hat, um sich von dem Dasein jener Spannungen zu \u00fcberzeugen; und er betrachtet die obigen Versuche um so mehr als beweis-f\u00fchrend f\u00fcr seine Lehre, als er im Stande gewesen sein will, aus derselben ihren Erfolg im Voraus mit Sicherheit zu bestimmen.\nDiese Ableitung ist jedoch einerseits nicht ohne die allergr\u00f6fsten Dunkelheiten; 1 andererseits scheint es, als ob Mariamni\u2019s Versuche, in der Form, wie sie von ihm mitgetheilt sind, noch eine andere Deutung zuliefsen, deren M\u00f6glichkeit erst von der Hand gewiesen sein m\u00fcfste, ehe irgend ein R\u00fcckschlufs auf die Richtigkeit der theoretischen Vorstellung gestattet werden k\u00f6nnte, aus der sie hervorgegangen sind. Bei beiden Versuchen hat Marianini unbedingt vorausgesetzt, dafs, von dem Augenblicke des Geschlossenseins des secund\u00e4ren Kreises an, keine Aenderung mehr in dem elektrischen Zustande des prim\u00e4ren Kreises vor sich gegangen sei. Es ist jedoch eine bekannte Thatsache, \u00bb dafs man \u00bbden Schliefsungsbogen der S\u00e4ule oder selbst der einfachen Kette \u00f6fter, \u00bbwenn er aus dem Schliefsungskreise genommen ist, noch eine Zeit-\u00bblang magnetische Wirkungen \u00e4ufsern sieht, so dafs er die Nadel ab-\u00bb zulenken vermag, ja selbst noch zur Anziehung von Eisen f\u00e4hig ist.\u00ab 2 Es liegt daher nahe, anzunehmen, dafs ein Schliefsungsdraht \u00fcberhaupt, ebensowenig wie ein Elektromagnet, seine magnetischen Kr\u00e4fte durch Unterbrechung des Stromes augenblicklich verliert, dafs diese vielmehr stets erst in k\u00fcrzerer oder l\u00e4ngerer Zeit, und in einer Curve von gr\u00f6fserer oder geringerer Abdachung auf Null herabkommen. Diese Annahme reicht aber, wie man leicht sieht, hin, um Marianim\u2019s ersten Versuch vollst\u00e4ndig zu erkl\u00e4ren, ohne seine Zuflucht zu einer im Augenblick der Unterbrechung entstandenen, erst jetzt sich als Strom ausgleichenden Spannung zu nehmen. Uebrigens ist gegen Marianini\u2019s Verfahren zu erinnern, dafs, bei dem geringen Spiel seinec Wippe zwischen den beiden Quecksilberkuppen, es verm\u00f6ge des Schwippens des Quecksilbers sehr leicht der Fall gewesen sein k\u00f6nnte, dafs der sccun-d\u00e4re Kreis in der That fr\u00fcher oder wenigstens nicht sp\u00e4ter geschlossen worden sei, als der prim\u00e4re ge\u00f6ffnet wurde. Was Mariamni\u2019s zweiten Versuch betrifft, so erkl\u00e4rt er sich in \u00e4hnlicher Weise einfach daraus, dafs die Kette, deren er sich bediente, keine von best\u00e4ndiger Kraft\n1 Um von mir selbst den Vorwurf der Unverst\u00e4ndlichkeit abzuwenden, mufs ich bitten, diese ganze Er\u00f6rterung im Original nachsehen zu wollen.\n\u2019 Fechner, Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie. Leipzig 1829, S. 154. 276. *","page":425},{"file":"p0426.txt","language":"de","ocr_de":"426\n2. Absclm. Kap. II. \u00a7. V. (Jeher unipolare\nwar. Es war eine S\u00e4ule von 18 WoixASTorfschen Tr\u00f6gen, deren Zinkplatten 18 Quadratzoll Oberfl\u00e4che batten; der feuchte Leiter bestand aus Wasser mit V30 Schwefel- und ebensoviel Salpeters\u00e4ure. Es ist somit nat\u00fcrlich, die dem Oeffnungsstrom gleichgerichtete Wirkung, welche Mariajjim beobachtete, auf Rechnung der w\u00e4hrend der ersten Augenblicke nach der Schliefsung in raschem Maafs abnehmenden Stromst\u00e4rke zu bringen. In diesem Falle d\u00fcrfte eine Kette von best\u00e4ndiger Kraft eine solche Wirkung nicht zeigen; m\u00f6glicherweise k\u00f6nnte, wegen der vielleicht auch nicht augenblicklich vor sich gehenden Entwickelung der magnetischen Kr\u00e4fte, ein Hinneigen nach der anderen Seite, dem Schliefsungsstrome gleichgerichtet, wahrgenommen werden.\nBeide Versuche Marianim\u2019s bedurften folglich der Wiederholung. Ich bediente mich zu derselben der unten, im vierten Kapitel dieses Abschnittes, \u00a7. i. No. 3, beschriebenen Inductionsrolle und des Museums-multiplicators (S. oben S 202), dessen leichte Doppelnadel im Lauf der Versuche 14\u201419\" schlug. Zum Oeffuen und Schliefsen der Kreise diente ein PonLscher Gyrotrop nach ausgenommenem Kreuze. Mau denke sich die Scheibe desselben durch einen auf die Drehungsaxe der Wippe senkrecht gezogenen Durchmesser in zwei H\u00e4lften gctheilt und die entsprechenden Gef\u00e4fse zu beiden Seiten dieses Durchmessers mit A, B\\ a, 6; und a, \u00df; bezeichnet. In a, h ruhen alsdann die beiden Drehpunkte der Wippe, w\u00e4hrend ihr eines Ende in der einen Lage, welche I heifsen m\u00f6ge, in A, li, ihr anderes in der anderen, welche II heifsen m\u00f6ge, in \u00ab, \u00df taucht. Sollte der secund\u00e4re Kreis nach Oelfnung des prim\u00e4ren geschlossen werden, so wurden die Enden des ersteren z. B. in B und b, die des letzteren in \u00ab und a angebracht. Durch Umlegen der Wippe aus der Lage II in die Lage I wurde alsdann dem verlangten Wechsel der Verbindungen Gen\u00fcge geleistet. Das Spiel der Wippe zwischen den Ouecksilberkuppcn der Gef\u00e4fse a. \u00df, und denen der Gef\u00e4fse A, B, betrug dabei 10mm, so dafs an ein gleichzeitiges Geschlossensein beider Kreise durch Schwippen des Quecksilbers nicht wohl gedacht werden kann. Sollte hingegen der secund\u00e4re Kreis nach dem Schliefsen des prim\u00e4ren geschlossen werden, so wurden die Verbindungen so angebracht, dafs die Enden des letzteren Ki \u25a0eises z. B. in a, a, die des ersteren in b, \u00df, tauchten, und es wurde zugleich Sorge getragen, dafs das Quecksilber in a etwas h\u00f6her stand als in \u00df. Ward dann die Wippe aus der Lage I in die Lage II gef\u00fchrt, so erreichte das a entsprechende Ende eher die zugeh\u00f6rige Quecksilberkuppe, als das \u00df entsprechende, und auf diese Weise konnte die Schliefsung des prim\u00e4ren Kreises eine fast beliebig kleine Zeit vor Schliefsung des secund\u00e4ren bewerkstelligt werden.","page":426},{"file":"p0427.txt","language":"de","ocr_de":"Induclionszuclcungen.\n427\nDas Ergcbnifs der Versuche war folgendes. Was erstens den Erfolg des Schliefsens des secund\u00e4ren nach Oeffnen des prim\u00e4ren Kreises betrifft, so erhielt ich, bei nur einigerma\u00dfen rascher Bewegung der Wippe, stets lebhafte Wirkungen in dem Sinne des Oeffnungsstromes, wie es Marianini angegeben hat, gleichviel ob ich mich eines Grove-schen Bechers von ungef\u00e4hr 85 Ouadratcentimeter benetzter Platinoberfl\u00e4che, mit frisch amalgamirtem Zink und frischer F\u00fcllung, 1 oder eines kleinen flARE\u2019schen Calorimotors bediente, der mit '/40 Schwefels\u00e4ure und ebensoviel Salpeters\u00e4ure zugerichtet Avar. Sehr leicht bringt man es dahin, die Wippe so schnell umzulegen, dafs durchaus kein Unterschied mehr zwischen der auf diese Weise erhaltenen Wirkung und derjenigen wahrzunehmen ist, die unter den gew\u00f6hnlichen Umst\u00e4nden, bei dauernd geschlossenem secund\u00e4ren Kreise, hervorzutreten pflegt. Die Gr\u00f6fse der Ausschl\u00e4ge an meinen Vorrichtungen \u00fcberstieg nicht 30\u00b0. Ein genaues Zeitinafs f\u00fcr die gr\u00f6fste Dauer des Umlegens der Wippe, welche noch merkliche Wirkungen zul\u00e4fst, bin ich anzugeben leider aufser Stande.\nBeim Schliefsen des secund\u00e4ren Kreises nach Schliefsen des prim\u00e4ren auf die oben angegebene Art blieb hingegen, bei Airarendung der Kette von best\u00e4ndiger Kraft, die Nadel v\u00f6llig unbewegt. Der Ca-loriinotor gab, Avie zu erwarten Avar, nach Marianini\u2019s Angabe in der That cine Wirkung in dem Sinne des Oeffnungsstromes. Allein sie blieb stets viel schw\u00e4cher als die beim Schliefsen nach Oeffnen der Ivette erfolgende, n\u00e4mlich 3 \u2014 5\u00b0 betragend, AV\u00e4hrend der auf geAv\u00f6hn-liche Weise beobachtete Schliefsungsstroin, und der Oeffnungsstroin auch bei nachtr\u00e4glichem Schliefsen des secund\u00e4ren Kreises 20 \u2014 30\u00b0 Ausschlag gaben. Dies weicht von Marianini\u2019s Ergebnissen ab, Avel-cher im Gegentheil berichtet, die durch Schliefsen des secund\u00e4ren Kreises nach Schliefsen des prim\u00e4ren erhaltene Wirkung sei leichter zu beobachten und kr\u00e4ftiger gewesen, als die durch Schliefsen des ersteren nach Oeffnen des letzteren erhaltene. Es l\u00e4fst sich nicht \u00fcbersehen, in wie fern dieser Unterschied durch den Umstand bedingt sein k\u00f6nnte, dafs Marianini eine achtzehnpaarige S\u00e4ule, ich selbst nur ein einziges Element amvandte. Die gleichfalls unbest\u00e4ndige Combination einer S\u00e4ule aus 6\u201412 GRovE\u2019schen Elementen, Avelche in kleinen Wheat-sTONE\u2019schen Tr\u00f6gen angeordnet sind, 2 mit Piatinelektroden von 20 Ouadratcentimeter innerer benetzter Oberfl\u00e4che in Wasser mit Schwefels\u00e4ure wie 12:1 dem \\ olum nach, gab mir nur einmal eine Spur von Wirkung in dem verlangten Sinne.\n1 S. unten, Kap. IV. \u00a7. i. No. 3.\n' S, unten, ebendas., No. 2.","page":427},{"file":"p0428.txt","language":"de","ocr_de":"428\n2. Ab sehn. Kap. II. \u00a7. V. Ueber unipolare\nAuf alle F\u00e4lle, sicht man, kann von Marianini\u2019s Theorie nicht mehr die Rede sein, da sie jene Wirkung im Sinne des Ocffnungsstro-mes als nothwendig fordert, hei Ketten von best\u00e4ndiger Kraft aber keine solche vorhanden ist, w\u00e4hrend doch die Induction ungest\u00f6rt vor sich geht. Der Zusammenhang dieser Versuche Mariamni\u2019s mit den Eingangs erw\u00e4hnten von Riess, Masson und Breguet hat sich somit als illusorisch erwiesen; es haben dieselben mit den Inductionserschei-nungen, die hei offenem Nebenleiter stattfinden, nichts zu schaffen.\nBemerken will ich noch, dafs ich diese Versuche auch mit weichen Eiseneinlagen, sowohl massiven als in der Form gefirnifster Draht-biindel von gleichem Gewicht in die Rolle ausgefhhrt habe. F\u00fcr die Oeflhungswirkung blieb das Ergebnifs unver\u00e4ndert; man bringt es leicht dahin, ganz den n\u00e4mlichen Ausschlag wie beim Oeffnen des prim\u00e4ren Kreises hei geschlossenem secund\u00e4ren zu erhalten. Beim Schliefscn des letzteren nach Schliefsen des ersteren erscheint dagegen jetzt eine Wirkung in dem Sinne des Schliefsungsstromes, zum Zeichen, dafs die Eisenkerne einer sehr merkbaren Zeit bed\u00fcrfen, um das Maximum ihres Magnetismus anzunehmen. Nie erreicht aber diese Wirkung, auch heim schnellsten Umlegen der Wippe und dem geringsten H\u00f6henunterschiede der Quecksilberkuppen in a und \u00df, auch nur einigermafsen die Gr\u00f6fse derjenigen, welche unter den gew\u00f6hnlichen Umst\u00e4nden erfolgt. Diese betrug sowohl beim massiven Eisen als bei den Dr\u00e4hten stets \u00fcber 90\u201d; beim Schliefsen nach Marianini\u2019s Art erhielt ich f\u00fcr massives Eisen 20\", f\u00fcr Dr\u00e4hte nur 12\u00b0. Das Eisen erreicht also, unter dem Einflufs des Stromes, das Maximum der Polarit\u00e4t in viel k\u00fcrzerer Zeit, als es, nach Unterbrechung desselben, unter dem Einflufs der unbekannten Ursache, 1 welche die Depolarisation der magnetischen Elemente herbeif\u00fchrt, seinen Magnetismus einb\u00fcfst. Dafs die Dr\u00e4hte, obschon ihre Wirkung unter den gew\u00f6hnlichen Umst\u00e4nden die des Eisenkernes \u00fcbertraf, beim Schliefsen des secund\u00e4ren Kreises erst nach Schliefsen des prim\u00e4ren demselben an Wirksamkeit nachstehen, ist, nach den Auseinandersetzungen des zweiten Paragraphen dieses Kapitels offenbar ganz in Ucbcreinstimmung mit ihrer gr\u00f6fseren physiologischen Wirkung. Vergl. oben S. 413 lf.\n1 S. Dove's Untersuchungen im Gebiele (1er Inductionselektricil\u00e4l u. s. w.\nS. 54. *","page":428},{"file":"p0429.txt","language":"de","ocr_de":"Inductionsmcliungen.\n429\n2. Best\u00e4tigung der fr\u00fcheren Ergebnisse mit H\u00fclfe des strompr\u00fcfenden Froschschenkels.\nIch komme, nach Hinwegr\u00e4umung dieses Aufenthaltes, zum eigentlichen Gegenst\u00e4nde der vorliegenden Mittheilung. Es ist die M\u00f6glichkeit der Bew\u00e4hrung der von Riess und seinen Nachfolgern erhaltenen Ergebnisse auf physiologischem Wege; ein Umstand, der f\u00fcr die uns in der Folge sehr h\u00e4ufig entgegentretende Anwendung der Inductions-str\u00f6me bei den elektrophysiologischen Untersuchungen, wie man alsbald \u00fcbersehen wird, von der gr\u00f6bsten praktischen Wichtigkeit ist.\nDie Grundthatsache dieses Gebietes, aus der alle \u00fcbrigen fliefsen, ist folgende:\n\u00bbSteht der Nerv des strompr\u00fcfenden Schenkels in Verbindung \u00bbmit dem einen Ende eines offenen Inductionskreises, und entweder \u00bbder Schenkel oder das andere Ende des Kreises ist nach dem Erdsboden hin abgeleitet, so findet Zuckung statt jedesmal dafs man in \u00bbder N\u00e4he des Kreises einen solchen Vorgang erregt, der, wenn der \u00bbKreis geschlossen w\u00e4re, einen secund\u00e4ren Strom in demselben zur \u00bbFolge haben w\u00fcrde.\u00ab\nDieser Vorgang kann, wie man weifs, mehrfacher Art sein; ich werde zuerst die Erscheinungen beschreiben, wie sie sich mir bei reiner volta\u00eblektrischer Induction, sodann beim Einlegen von Drahtb\u00fcn-delii in die leere Rolle darstellten.\nIch verfuhr dabei mit H\u00fclfe der oben bezeichneten Inductionsvor-richtung, in deren prim\u00e4rem Kreise sich das gr\u00f6fsere GnovE'sche Element befand. Als Ende des Inductionskreises, um den Nerven des strompr\u00fcfenden Schenkels darauf zu legen, diente, der Bequemlichkeit halber und um m\u00f6glichst unter denselben Bedingungen zu arbeiten, welche sp\u00e4ter bei den thierisch - elektrischen Versuchen obwalten sollten, eines der Platinbleche der Fis. 20 Taf. II dargestellten Vorrichtung, welche schon aus der hlofscn Abbildung verst\u00e4ndlich sein d\u00fcrfte, deren Beschreibung jedoch abermals im vierten Kapitel dieses Abschnittes \u00a7. iv. nachzulesen ist. Die Vorrichtung stand auf einer durch Siegellackkl\u00f6tze getragenen Porzellanplatte, auf derselben lag der strompr\u00fcfende Schenkel, mit seinem Nerven auf dem einen Platinblech, welches mit dem einen Ende der gleichfalls sorgf\u00e4ltig isolirten Inductionsvorriclitung in Verbindung stand. Ber\u00fchrte ich den Schenkel mit dem Finger, oder wurde das andere Ende des Inductionskreises mit dem Erdboden verkn\u00fcpft, und nun die erregende Kette abwechselnd geschlossen und ge\u00f6ffnet, so zuckte der Schenkel. Die Isolation nulls sogar sehr voll-","page":429},{"file":"p0430.txt","language":"de","ocr_de":"430\n2. Absclin. Kap. 11. \u00a7. V. Ueber unipolare\nkommen sein, damit nicht auch ohne absichtliche Ableitung Zuckungen entstehen: zum Beweis, dafs wir es hier mit der Ausgleichung von Elektricit\u00e4t, welche im Zustande hoher Spannung gewesen, zu thun haben. Der geringste Hauch\u00fcberzug \u00fcber die Porzellanplatte, ja, wie es mir in einem Falle ganz unzweideutig schien, das blofse Hinhalten des Fingers in grofser N\u00e4he an die Muskeln reicht hin, um Zuckung zu erzeugen. Um so leichter geschieht dies nat\u00fcrlich, je st\u00e4rker der Inductionsvorgang wird; ich habe mich aber, selbst hei m\u00e4chtigen Funken der erregenden Kette, ganz mit Dr\u00e4hten angef\u00fcllter Rolle, und hoher Erregbarkeit des strompr\u00fcfenden Nerven \u2014 ich bediente mich zum Theil der bewegenden Wurzeln seihst \u2014 nichtsdestoweniger \u00fcberzeugt, dafs ohne Ableitung eines der beiden Enden keine Zuckung entsteht. Die Zuckungen sind \u00fcbrigens, hei nur einigermafsen kr\u00e4ftigen Vorrichtungen, so lebhaft, dafs man leicht, wenn das Schliefsen und Oeffnen der Kette in hinreichend kleinen Zeitr\u00e4umen regelm\u00e4fsig wiederkehrt, also z. B. durch ein Unterbrechungsrad vermittelt wird, f\u00f6rmlichen Tetanus des strompr\u00fcfenden Schenkels erh\u00e4lt. 1 Etwas g\u00fcnstiger scheint die Ableitung des Schenkels seihst, als die des anderen freien Endes des Kreises zu wirken. Dies geht wohl so wreit, dafs, bei geringer Erregbarkeit des Schenkels oder geringer Kraft der Vorrichtungen, die Zult-kung beim Ableiten nicht des Schenkels selbst, sondern des anderen Endes ganz versagt. Die Zuckung bleibt aus, wenn das metallische Ende des lnductionskreises, sei\u2019s unterhalb, sei\u2019s oberhalb der Stelle, wo der Nerv aufliegt, abieitend ber\u00fchrt wird. Wird der strompr\u00fcfende Schenkel statt mit dem Nerven, mit dem Fufse aufgelegt, so findet nur noch Zuckung statt, wenn der Nerv selbst, nicht aber, wenn die Muskeln, und auch nicht, wenn das andere Ende des Kreises abgeleitet werden. Die Unterbindung hemmt diese Erscheinung nicht \u2014 wie sich von seihst versteht, da der Nerv in seiner ganzen Ausdehnung, auch unterhalb der gequetschten Stelle, von der Elektricit\u00e4t durchflossen wird ; sie h\u00f6rt aber ebenso nat\u00fcrlich in \u00fcebereinstimmung mit vielen \u00e4lteren Erfahrungen (S. oben S. 253) auf, so wie das Unterband dicht \u00fcber der Eintrittsstelle des Nerven in den Muskel angebracht ist. Sic findet auch statt, wenn der Nerv, statt unmittelbar auf dem Platinblech aufzuliegen, auf einem dasselbe ber\u00fchrenden feuchten Fliefspapierslrei-fen ruht.\nIst man im Besitz eines strompr\u00fcfenden Schenkels, der sieh auf der f\u00fcnften Stufe der Erregbarkeit nach Ritter, der dritten nach Nobili befindet, wovon man sich erst an einer schwachen Kette von bc-\nS. oben, S. 262. 2*0; \u2014 unten, 3. ALschn., Kap. IV. \u00a7. ll.","page":430},{"file":"p0431.txt","language":"de","ocr_de":"Inductionszuclfungen.\n431\nkannter Str\u00f6mlingsrichtung zu \u00fcberzeugen hat (S. oben S. 305), so ist es leicht, mittelst des Gesetzes der Zuckungen, die Art der Elektri-cit\u00e4t zu bestimmen, die durch den Schenkel abfliefst. Es zeigt sich n\u00e4mlich alsdann, dafs Zuckung nur erfolgt, wenn die Vorrichtung so angeordnet ist, dafs bei Verbindung des Fufses mit dem freien Ende des Inductionskreises, der dann stattfindende Strom in dem Nerven absteigend sein w\u00fcrde; bei der anderen Str\u00f6mungsrichtung bleibt Alles in Ruhe. Dasselbe bew\u00e4hrt sich, wenn es nicht der Schenkel selbst ist, der ableitend ber\u00fchrt wird, sondern das andere freie Ende des Inductions-kreiscs. Bringt man an beide Enden desselben strompr\u00fcfende Schenkel an, so zucken diese, so zu sagen, complementsr, d. h. der eine antwortet, wenn der andere schweigt, und umgekehrt. Dabei gilt die Regel, denjenigen Schenkel ahleitend zu ber\u00fchren, der, nach dem Gesetze der Zuckungen, in Ruhe bleiben soll, um n\u00e4mlich nicht durch den bereits angemerkten Umstand in die Irre gef\u00fchrt zu werden, dafs die Zuckung bei Ableitung des Schenkels selbst st\u00e4rker ausf\u00e4llt als bei Ableitung des anderen Endes der Rolle.\nDie Theorie dieser Erscheinungen ist nicht ohne Schwierigkeiten. In dem Augenblicke, wo der inducirende Vorgang stattfindet, stellt der Iuductionskreis eine offene S\u00e4ule vor. Der L ebergang desselben aus dem indifferenten Zustand in den der offenen S\u00e4ule ist es aber nicht, der Zuckung bewirkt, denn alsdann w\u00fcrde, um dieselbe zu beobachten, keine Ableitung nothwendig sein. Die Zuckung r\u00fchrt vielmehr von der unipolaren Ableitung dieser offenen S\u00e4ule her. Bei Ableitung des positiven Pols durch den Nerven eines strompr\u00fcfenden Schenkels wird dieser absteigend von positiver Elektricit\u00e4t durchflossen, und zuckt daher. Der Abflufs der positiven Elektricit\u00e4t findet aber durch den ganzen Kreis, bis zum Schenkel, dessen Nerv das andere Ende desselben ber\u00fchrt, statt. Auch dieser Nerv wird also davon, aber aufsteigend durch-str\u00f6mt, und antwortet deshalb nicht, wenn seine Erregbarkeit bereits vermindert ist. Da ihm aber auch nur die positive Elektricit\u00e4t aus der Masse des Schenkels seihst zu Gute kommt, so f\u00e4llt die Zuckung, auch bei umgekehrten Zeichen, hier an und f\u00fcr sich schw\u00e4cher aus, als an dem unmittelbar abgeleiteten Schenkel, der von der Elektricit\u00e4t des ganzen Kreises durchstr\u00f6mt wird. So weit scheint die Sache klar zu sein; undeutlich bleibt hingegen folgendes. Nach Abflufs der positiven Elektricit\u00e4t mufs, der Analogie der offenen S\u00e4ule nach, die Spannung des positiven Poles Null, die des negativen das doppelte der urspr\u00fcnglichen geworden sein. Es fragt sich nun, was aus dieser negativen Elektricit\u00e4t werde, so w ie die Inductionswirkung, die doch nur von augenblicklicher Dauer ist, nachgelassen hat, d. h. die offene, an einem Ende","page":431},{"file":"p0432.txt","language":"de","ocr_de":"432\n2. Absdvn. Kap. II. \u00a7. V. Ueber unipolare\nabgeleitete S\u00e4ule sich wieder in einen indifferenten Leiter verwandelt sieht. Das nat\u00fcrlichste scheint anzunehmen, dal's jetzt diese negative Elektricit\u00e4t der positiven nach durch das abgeleitete Ende in den Erdboden fliefst. Allein dabei st\u00f6fst man auf einen nicht leicht zu schlichtenden Widerspruch. Die negative Elektricit\u00e4t w\u00fcrde n\u00e4mlich alsdann den Nerven des nicht abgeleiteten Schenkels in aufsteigender Richtung durchstr\u00f6men. Dies heilst so viel, als dafs er durch dieselbe Menge von positiver Elektricit\u00e4t absteigend durchstr\u00f6mt werde. Man sieht daher nicht ein, weshalb nicht auch hier das Pr\u00e4parat zuckt, oder mit anderen Worten, die complement\u00e4ren Zuckungen der Schenkel an beiden Enden bleiben r\u00e4thselhaft. Dieselbe Schwierigkeit kehrt f\u00fcr den Oeffnungsschlag, mit Umkehr aller Zeichen, wieder.\nEine andere Annahme \u00fcber das Ende, welches jene negative Elektricit\u00e4t nimmt, ist allerdings geeignet, diese Dunkelheiten zu liehen, l\u00e4fst sich aber, wie es scheint, nicht durch den Versuch erh\u00e4rten. Man kann sich n\u00e4mlich vorstellen, dufs dieselbe w\u00e4hrend der ganzen Zeit, dafs die prim\u00e4re Kette geschlossen ist, oder, was auf Eins herauskommt, dafs der Stahlmagnet in der Rolle liegt u. s. w., im gebundenen Zustande an dem isolirten Ende verharrt und erst im Augenblicke des Oeffnens jener Kette, des Entfernens des Magnetes frei wird, wo sie dann erst der positiven Elektricit\u00e4t in den Erdboden folgt und auf ihrem Wege den Schenkel am nicht abgeleiteten Ende, dessen Nerven sie aufsteigend durchstr\u00f6mt, zum Zucken bringt. Ist diese Vorstellung richtig, so mufs sich die negative Elektricit\u00e4t am Elektroskop oder wenigstens mit H\u00fclfe des Condensators nachweisen lassen. Dies gelingt aber nicht; seihst an einem sehr empfindlichen BoHVEMSERGEifschen Elektroskop nach Feciiner\u2019s Einrichtung liefs sich, bei ganz mit Dr\u00e4hten angef\u00fcllter Rolle und trefflichem Zustande der prim\u00e4ren Kette, keine sichere Spur von Elektricit\u00e4t entdecken. Indessen liegt die Ausflucht nahe, diesen nichtigen Erfolg als einen neuen Beweis der \u00fcberlegenen Empfindlichkeit des strompr\u00fcfenden Schenkels anzusehen.\nWie die bisherigen Erscheinungen denen an einer offenen S\u00e4ule gleichzustellen sein d\u00fcrften; so scheinen die folgenden mit denen an der unvollkommen geschlossenen 1 verglichen werden zu m\u00fcssen. Diese sind es, welche erst f\u00fcr uns von praktischer Bedeutung werden. Man denke sich jetzt jedes der beiden Enden der Inductionsrolle mit einem der Platinbleche der Vorrichtung Fig. 20 leitend verkettet, den\n1 S. Pfaff in Gehler\u2019s physikalischem W\u00f6rterhuche. Bd. IV. Abth. II. 1828. Artikel \u00bbGalvanismus.\u201c S. 845.\" \u2014 Fechner\u2019s Lehrbuch u. s. w. S. 70. * \u2014- Munk af Rosensch\u00f6ld in Poggendorff\u2019s Annalen u. s. w. 1838. Bd. XL1II. S. 208. \u2019","page":432},{"file":"p0433.txt","language":"de","ocr_de":"Induct i onsiuckun gen \u25a0\n433\nNerven \u00fcber diese beiden Bleche gebr\u00fcckt, so dafs er den Inductions-kreis wirklich schliefst, denselben aber, aufserhalb der Bleche, unterbunden. So lange nun der strompr\u00fcfende Schenkel v\u00f6llig isolirt ist, so lange findet keine Zuckung beim Schliefsen und Oeffnen des prim\u00e4ren Kreises statt; weil die Nervenerregung sich durch die ge-quetschte Stelle nicht mehr fortzupflanzen vermag. So wie man ihn aber ableitend ber\u00fchrt, treten, trotz des Unterbandes, sofort die lebhaftesten Zuckungen ein. Ist der Schenkel auf der dritten Stufe der Erregbarkeit nach Nobili, so erh\u00e4lt man jedoch nur Zuckung, wenn der hier nun wirklich zu Stande kommende Inductionsstrom im Nerven zwischen den Platinblechen aufsteigend ist, nicht, wenn er den entgegengesetzten Weg einschl\u00e4gt. Da der Nerv hiebei unterbunden ist, so versteht es sich von selbst, dafs der ganze Theil desselben oberhalb der gequetschten Stelle durch einen feuchten Leiter irgend einer Art ersetzt werden kann. Die Erscheinungen bleiben in der That dieselben, wenn statt des oberen Endes des Nerven ein nasser Fliefspa-pierstreifen \u00fcber die Platinbleche gebr\u00fcckt wird, die er um etwas \u00fcberragt, und der Nerv aul das \u00fcberstehende Ende desselben zu liegen kommt. Auch jetzt kann man noch den Nerven unterbinden, um sicher zu sein, dafs es nicht Stromtheile sind, die sich durch den Fliefspapier-streifen bis zu ihm hin verbreitend die Zuckung hervorbringen ; man kann \u00fcbrigens leicht dem hervorragenden Ende dieses Streifens eine solche L\u00e4nge geben, dafs an diese Deutung nicht mehr zu denken ist, die auch leicht dadurch widerlegt werden kann, dafs die Zuckungen eben nur eintreten, wenn der Schenkel ableitend ber\u00fchrt wird. Auch bei dieser Anordnung zuckt ein auf der dritten Stufe der Erregbarkeit nach Nobili stehender Schenkel nur dann, wenn der Inductionsstrom in dem dem Fliefspapierstreifen entlang bis zwischen die Bleche fortgesetzt gedachten Nerven aufsteigend sein w\u00fcrde. Weshalb dem so sein m\u00fcsse, leuchtet bei folgender Form des Versuches sogleich ein.\nMan \u00fcberbr\u00fccke beide Platinbleche mit einem etwas l\u00e4ngeren feuchten Flielspapierstreifen. Legt man den nicht unterbundenen Nerven zwischen den Blechen auf denselben, sb wird stets und unter allen Umst\u00e4nden Zuckung stattfinden, gleichviel ob der Schenkel ableitend ber\u00fchrt werde oder nicht, und gleichviel wo der Nerv auf dem Streifen aulliegt; weil n\u00e4mlich ein Theil des Inductionsstromcs seinen Weg unmittelbar durch den Nerven nimmt. Wird hingegen dieser unterbunden, so tritt Zuckung nur noch dann ein, wenn der Schenkel ableitend ber\u00fchrt ist und es geben sich aufserdem noch daf\u00fcr besondere Bedingungen der Lage des Nerven auf dem Fliefspapierstreifen kund. Der Schenkel bleibt v\u00f6llig in Ruhe, wenn der Nerv, senkrecht auf die","page":433},{"file":"p0434.txt","language":"de","ocr_de":"434\n2. Abschn. Kap. II. \u00a7. V. (Jeher unipolare\nL\u00e4ngsaxe des Streifens, die L\u00e4nge desselben gerade lialbirt. Zuckung findet dagegen statt, so wie diese Bedingung nicht erf\u00fcllt ist, und das Pr\u00e4parat noch seine ganze Erregbarkeit besitzt. Ist aber bereits eine niedere Stufe derselben erreicht, so zuckt der Schenkel nur, wenn der Nerv auf der H\u00e4lfte des Streifens aufliegt, die dem Eintritt des Stromes aus der einen Platinelektrode in den Streifen entspricht. Hat man daher zwei Pr\u00e4parate mit ihren Nerven auf beiden H\u00e4lften des Streifens liegen, so zucken sie, beim 0offnen und Schliefsen des prim\u00e4ren Kreises, complement\u00e4r. Keinesweges brauchen dabei beide Pr\u00e4parate ableitend ber\u00fchrt zu werden, wobei cs nicht leicht sein w\u00fcrde, die unipolare Zuckung von einer solchen durch Nebenscbliefsung zu unterscheiden; sondern die Ableitung eines einzigen der beiden Schenkel reicht hin, nur dafs freilich die unmittelbare Ableitung immer etwas g\u00fcnstiger ist. Die Zuckung ist um so kr\u00e4ftiger, je n\u00e4her den Elektroden der Nerv aufgelegt wird. Sie bleibt auch dann nicht aus, wenn er auf das Metall selbst zu liegen kommt. Den Indifferenzpunkt in der Mitte des unvollkommen schliefsenden feuchten Leiters findet man begreiflich um so leichter, je l\u00e4nger derselbe ist; erstens wegen der betr\u00e4chtlicheren Gr\u00f6lse der Verschiebungen und zweitens wegen der gr\u00f6lseren Schw\u00e4che aller Wirkungen. Diese Erscheinungen der unvollkommen geschlossenen S\u00e4ule fanden selbst dann noch statt, wenn ich statt eines mit Wasser oder Kochsalzl\u00f6sung getr\u00e4nkten Fliefspapierstreifens, einen dicken Asbestdoclit, der mit rauchender Salpeters\u00e4ure gef\u00fcllt war, \u00fcber die Platinenden br\u00fcckte.\nAlle diese Versuche gelangen mir in gleicher Weise an einer kleinen SAXToVschen Maschine von St\u00f6hrer\u2019s Arbeit, deren Magnet aus f\u00fcnf Lamellen von 150mm L\u00e4nge und 22\"\"\" Breite besteht. Um indefs, bei unvollkommen geschlossenem Inductionskreisc, den neutralen Punkt am feuchten Leiter aufzufinden, mufste der Magnet noch gedeckt und der Anker sehr langsam gedreht werden.\nHingegen mit dem Nebenstrom der elektrischen Batterie gl\u00fccken diese Erfahrungen und zwar deshalb nicht, weil man stets und unter allen Umst\u00e4nden Zuckungen erh\u00e4lt, gleichviel ob man die beiden Enden des offenen Induclionskreiscs, oder das Pr\u00e4parat bei unvollkommen geschlossenem Kreise auf das sorgf\u00e4ltigste isolirt oder nicht und gleichviel welches die Lagebedingungen desselben in Bezug auf die ninth-mafsliche Richtung der Str\u00f6mungen seien. Ich bediente mich dabei einer der beiden Rollen des von Dove in seinen \u00bb Untersuchungen im \u00bb Gebiete der Inductions elektricitat \u00ab 1 beschriebenen Differentialinduc-\n1 A. a. O. S. 17.","page":434},{"file":"p0435.txt","language":"de","ocr_de":"InductionszucJmngen.\n435\ntors f\u00fcr Reibungselektricit\u00e4t, und einer schwach geladenen Flasche von nur 10 Quadratzoll Belegung; der strompr\u00fcfende Schenkel befand sich in einem Nebenzimmer, durch dessen verschlossene Th\u00fcr die Dr\u00e4hte geleitet waren.\n3. Von der praktischen Bedeutung der unipolaren Inductions-zuckungen bei elektrischen Reizversuchen mit Inductionsstr\u00f6men.\nDie Gefahr, mit welcher die unipolaren Zuckungen bei feinen Reizversuchen bedrohen, ist jetzt wohl klar. Ohne diese Erscheinung zu kennen, wird man es, bei tausend Gelegenheiten, vorziehen, sich der Inductionsvorrichtung statt einer Kette zu bedienen, man wird den Nerven des nicht isolirten Pr\u00e4parates \u00fcber die Enden der secund\u00e4ren Rolle 1 egen, und so fortdauernd Zuckung erfolgen sehen, wo ohnedem vielleicht keine entstanden w\u00e4re: so z. B. findet man auf diese Weise eine empfindende Wurzel wirksam, und ein unterbundener Nerv scheint die Nervenerregung noch fortpflanzen zu k\u00f6nnen.\nDie Vorkehrungen, die hier zu treffen sind, um sich vor der<rlei-\nu\tO\neben Irrungen zu bewahren, liegen ebenfalls am Tage. Die Regel ist: \u00bb dafs beim Gebrauch einer Inductionsvorrichtung in Reizversuchen \u00bbdie thierischen Glieder sowohl als die ganze secund\u00e4re Strombahn \u00bbstets auf das vollkommenste isolirt seien, gleich als oh es sich um \u00bbReibungselektricit\u00e4t handelte.\u00ab\nDm sich zu \u00fcberzeugen, dafs die Isolation ausreichend ist und keine unipolare Zuckung stattfindet, hat man nur noting, entweder den unterbundenen Nerven eines strompr\u00fcfenden Schenkels \u00fcber die Enden der secund\u00e4ren Rolle zu lagern, oder man br\u00fcckt \u00fcber dieselben einen Streifen feuchten Hiefspapiers, der das eine um eine gewisse Strecke \u00fcberragt, und legt aul dieses hervorragende St\u00fcck das Ende des Nerven, was insofern vorzuziehen ist, als dabei der Nerv nicht durch die Unterbindung besch\u00e4digt und behufs anderer Versuche unbrauchbar gemacht wird. In beiden F\u00e4llen darf bei nicht abgeleitetem Schenkel keine Zuckung beim Oeffnen und Schliefsen eintreten. Uebrigens sei bemerkt, dafs man nur selten solche Inductionskr\u00e4fte brauchen wird, bei denen, wenn der Kreis offen ist, bereits unipolare Zuckung entsteht. Nichtsdestoweniger halte ich es f\u00fcr gerathener, sich der einfachen Kette zu bedienen, obschon ihre Anwendung manche Nachtheile mit sich bringt, die aus dem im dritten Paragraphen \u00fcber den Einflufs der geschlossenen Kette auf die Erregbarkeit Gesagten wohl ohne weiteres einleuchten. Wenigstens ganz unerl\u00e4fslich scheint, dafs man s\u00e4mmtliche\n28\"","page":435},{"file":"p0436.txt","language":"de","ocr_de":"436\n2. Abschn. Kap. II. \u00a7. V. Ueber unipolare\nan der Inductionsvorrichtung gewonnenen Ergebnisse stets an der einfachen Kette controllire. Es versteht sich von selbst, dafs die Mafs-regel der Isolation auch dann gilt, wenn die za beobachtende Zuckung zur Entscheidung einer Frage, nicht betreffend die Zust\u00e4nde der thieri-schen Glieder, sondern im Gegentheil hinsichtlich des lnductionsstromes selbst, beizutragen bestimmt ist.\nWir werden uns in der Folge sehr h\u00e4ufig der Schl\u00e4ge der In-ductionsrolle in dieser Zusammenstellung bedienen: die thierischen Gebilde schliefsen den Multiplicatorkreis. Ein freigelegter, an seinem Hirnende losgeschnittener Nerv iiberbr\u00fcckt die Enden der secund\u00e4ren Rolle, und wird, beim Drehen eines Unterbrechungsrades im prim\u00e4ren Kreise, von einer Reihe abwechselnd gerichteter Sliifse getroffen. Da der Multiplicatorkreis und der secund\u00e4re Kreis durch nichts anderes mit einander in leitender Verbindung stehen, als durch den Nerven, so kann bei dieser Anordnung kein Theil des lnductionsstromes in den Mulli-plicatorkreis \u00fcbergehen. Dies wird unten noch durch Versuche erh\u00e4rtet werden. 1 Allein es fragt sich, kann die Elektricit\u00e4t, welche sich, bei dieser Versuchsweise, unabl\u00e4ssig durch den Nerven verbreiten mul's, so wie nicht die Vorrichtung auf das vollkommenste isolirt ist, eine Wirkung auf die Multiplicatornadel aus\u00fcben? Dafs sieb hier wirklich, wie bei den unipolaren Inductionszuckungen, unaufh\u00f6rlich Elektricit\u00e4t er-giefst, ist nicht zu bezweifeln, denn man kann die Zusammenziehungen der thierischen Glieder nur sehr unvollst\u00e4ndig dadurch aufheben, dafs man den Nerven in der Mitte seiner freien Strecke unterbindet; es muls dies, um v\u00f6llig wirksam zu sein, dicht \u00fcber der Eintrittsstelle in den Muskel stattlinden.\nIn Betreff einer Einwirkung dieser abfliefsenden Spannungselektri-cit\u00e4t auf die Multiplicatornadel k\u00f6nnen wir aufser Sorge sein. Denn erstens haben wir es mit abwechselnd gerichteten Str\u00f6men zu thun, so dafs h\u00f6chstens doppelsinnige Ablenkung der Nadel nach Focgendorff die Folge einer solchen Einwirkung sein k\u00f6nnte. Es wird aber unten, an der so eben angef\u00fchrten Stelle, gezeigt werden, dafs diese bei so schwachen Str\u00f6men, wie die, um welche cs sich hier handelt, noch gar nicht eintritt; aufserdem ist sie stets ein fernerer Ausschlag von einer schon bestehenden Ablenkung von beliebigem Zeichen aus, w\u00e4hrend wir es im Gegentheil immer mit r\u00fcckg\u00e4ngigen Nadelbewegungen zu thun haben werden. Zweitens ist ganz undenkbar, wie der Strom von Spannungselektricit\u00e4t, auf den Multiplicatorkreis an einer beliebigen Stelle \u00fcberstr\u00f6mend, sich in demselben in der Art\nMan sehe unten, 3. Abschn., Kap. I \\ . \u00a7. u,","page":436},{"file":"p0437.txt","language":"de","ocr_de":"Inductionsiuckungen.\n437\nvertheilen sollte, wie cs n\u00f6thig w\u00e4re, um auf die Nadel zu wirken; er wird sich vielmehr ohne alle bestimmte Richtung, dem Draht nach beiden Seiten folgend, \u00fcber das Ganze verbreiten, wie etwa ein Con-ductorfunken \u00fcber die Oberfl\u00e4che eines ihm mit der Hand gen\u00e4herten Ringes. Drittens endlich habe ich selbst die allerst\u00e4rksten gleichgerichteten Inductionsstr\u00f6mc wirkungslos auf die Nadel gefunden, als das eine Ende des secund\u00e4ren Kreises isolirt blieb, und das andere durch den Multiplicator zur Erde ging; offenbar die g\u00fcnstigste Anordnung, um hier etwas wahrzunehmen, wenn dies \u00fcberhaupt m\u00f6glich w\u00e4re. Die dabei angewandten Vorrichtungen verdankte icli abermals der G\u00fcte des Herrn Professor Dove. Es waren eine SAxxoN\u2019sche Maschine nach St\u00f6hrer\u2019s Princip von den Gebr\u00fcdern Kriegsmann in Magdeburg, gr\u00f6bster Art, mit drei Magneten und sechs kreisenden durch einen eisernen Ring verbundenen Rollen; dann ein Multiplicator von 4500 Fufs Drahtl\u00e4nge, und 5500 sorgf\u00e4ltig isolirten Windungen, von der Arbeit des Herrn Kleiner, dessen Nadelpaar 13 '.6 schlug. Auch beim schnellsten Drehen gab sich bei diesen vorz\u00fcglichen Il\u00fclfsmitteln nicht die leiseste Spur einer V irkung kund.\nW\u00e4hrend des Druckes des vorliegenden Paragraphen erhielt ich das elfte diesj\u00e4hrige St\u00fcck von Poggendorfe\u2019s Annalen u. s. re., geschlossen am 1. October 1846, worin sieh (Bd. LXIX. S. 353) ein zum Theil auf den Gegenstand dieses Paragraphen bez\u00fcglicher Aufsatz von Dr. Sinsteden in Pasewalk unter der Aufschrift findet: \u00bbElektri-\u00bbsche Spannungserscheiiiungcn, selbst Funken an ungeschlossenen In-\u00bb ductionsspiralcn und an Magneten, welche Elektricit\u00e4t in diesen Spiralen induciren. \u00bb Der Verfasser hat an einer m\u00e4chtigen Saxton\u2019scIich Maschine Erscheinungen freier positiver und negativer Elektricit\u00e4t be-ziehlich an beiden ruhenden Enden der kreisenden Rollen mit Drahteinlagen beobachtet, st\u00e4rker, wenn eines der beiden Enden nach dem Erdboden abgeleitet war, als wenn sich beide isolirt fanden, am st\u00e4rksten begreiflich, wenn, wie bei den physiologischen Wirkungen der gew\u00f6hnlichen Saxton'scIicd Maschinen, durch Unterbrechung des Stromes in passenden Stellungen des Ankers der dann in der Rolle sich entwickelnde Extra-current zu H\u00fclfe genommen ward. Bei dieser letzteren Anordnung erfolgten sogar ohne Condcnsator Funken, welche an empfindlichen Hautstellen ein h\u00f6chst schmerzhaftes Stechen verursachten. Eine noch unerkl\u00e4rte, merkw\u00fcrdige Thatsache, die sich bei dieser Gelegenheit darbot. war das gleichzeitige Auftreten freier Spannungselek-","page":437},{"file":"p0438.txt","language":"de","ocr_de":"43S\t2. Absclxn. Kap. IL \u00a7. V. lieber unipolare Inductionszucltungen.\ntricit\u00e4t an dem isolirten Magnet selbst, welche von keiner gew\u00f6hnlichen Vertheilung herr\u00fchren konnte, da sie dem Zeichen nach mit der iiberein-kam, die sich an dem nicht zur Erde abgeleiteten Ende der Rolle anh\u00e4ufte. Aehnlichc Wirkungen wurden an einer voltaelektrischen Inductionsvor-richtung nachgewiesen. Durch diese Ergebnisse werden die von mir erhaltenen freilich etwas in den Hintergrund erster, spurweiser Wahrnehmungen zur\u00fcckgedr\u00e4ngt; indessen scheint es mir, als bleibe ihnen nichtsdestoweniger der Werth, dafs sie die Gesetze der solchergestalt zu erhaltenden physiologischen Wirkungen deutlich darlegen, sich auf die unvollkommen geschlossenen Inductionsrollen erstrecken, und auch den praktischen Gesichtspunkt der Vorsichtsmafsregeln hervorheben, die fortan, bei physiologischer Pr\u00fcfung inducirter Str\u00f6me u. d. m., anzuwenden sind. Da diese Bogen erst mehrere Monate nach dem Aufs\u00e4tze des Herrn Dr. Sinsteden zu erscheinen bestimmt sind, so sei es mir, um diesen Theil meiner Untersuchungen vor dem Verdacht der Unselbst\u00e4ndigkeit zu wahren, erlaubt, mit Verweisung auf die Anm. 1 oben S. 423 hier Folgendes aus einem Berichte \u00fcber die Th\u00e4tigkeit der physikalischen Gesellchaft zu Berlin w\u00e4hrend des Jahres 1845 in einem hiesigen Tageblatte anzuf\u00fchren (Berlinische Zeitung von Staatsund gelehrten Sachen. Im Verlage Vossischer Erben. Vom 17. Januar 1846): \u00bb . . .Hr. du Bois-Reymond las \u00fcber unipolare Inductionszuckun-\u00bbgen, welche an einem Ende eines offenen Inductionskreises entstehen, \u00bbwenn dieses oder das andere Ende mit der Erde in Verbindung steht.\u00ab","page":438},{"file":"p0439.txt","language":"de","ocr_de":"Brides Kapitel\nVon der elektrochemischen Methode.\nZwar llifst sich f\u00fcr die St\u00e4rke von Str\u00f6men, welche durch elektrochemische Zersetzung erkannt werden sollen, genau genommen, keine Grenze setzen. Denn da die Gr\u00fcfse derselben dem Producte aus der Dauer in die St\u00e4rke der Str\u00f6me proportional ist, und man sich heu-tigentages so gut wie berechtigt sieht anzunehmen, dafs Leiter, welche beim Durchgang des Stromes zersetzt werden, denselben in der That auch niemals leiten, ohne zersetzt zu werden, so folgt, dafs es, um endlich doch wahrnehmbare Mengen der Zersetzungsstoffe aufsammeln zu k\u00f6nnen, auch bei den schw\u00e4chsten Str\u00f6men, nur noting sein wird, sich eine hinreichende Zeit in Geduld zu fassen. So fruchtbar nun auch Becquerel dieses Princip in der Geschichte der anorganischen Erdrinde erscheinen lassen m\u00f6chte, so \u00fcbel angebracht w\u00fcrde es bei den so h\u00f6chst verg\u00e4nglichen thierisch-elektrischen Str\u00f6men sein.\nDazu kommt, dafs hier wieder die Nothwendigkeit des Einschaltens von Metallen in den Kreis der freien Anwendung des Verfahrens hemmend in den Weg tritt. Zwar hat Matteucci folgende auffallende Behauptung aufgestellt. Vom Froschstrome sprechend sagt er: \u00bbJ\u2019ai \u00bbfait traverser \u00e0 ce courant une couche d\u2019eau sal\u00e9e longue d\u2019un d\u00e9ci-\u00bb m\u00e8tre, sans appercevoir un affaiblissement sensible; ce courant est, \u00bbpar cons\u00e9quent, capable d\u2019une action \u00e9lectro-chimique.\u00ab Die B\u00fcndigkeit dieses Schlusses sieht man nicht ein. Aus der angef\u00fchrten That-sache folgt nur, dafs der Widerstand der Schicht Salzl\u00f6sung gegen den des Frosches und der \u00fcbrigen Kettentheilc verschwand. Um aus der blofsen F\u00e4higkeit, durch Fl\u00fcssigkeiten geleitet zu werden, auf seine F\u00e4higkeit, sie zu zersetzen, zu schliefsen, brauchte Matteucci bei einem hydroelektrischen Strome xcu t'\u00c7oyjjVj wie dem Froschstrome, keine Schicht feuchten Leiters cinzuschalt.cn. \u00bbSans donner aucune impor-\u00bb tance \u00e0 ce fait en lui-m\u00eame, je tiens \u00e0 le faire remarquer, comme le","page":439},{"file":"p0440.txt","language":"de","ocr_de":"440\n2. Abschi. Kaii. III. Von der\n\u00bbseul qui puisse nous conduire \u00e0 d\u00e9terminer la marche du courant \u00bblorsqu\u2019on replie la jambe sur son propre nerf, cas dans lequel nous \u00bbfermons le circuit sans le galvanom\u00e8tre.\u00ab Matteucci selbst bat indefs auf der vorhergehenden Seite durch das Gesetz der Zuckungen ohne Einschaltung des Multiplicators die Str\u00f6mungsrichtung zu bestimmen geAvufst (S. oben S. 397). \u00bbJe prends un morceau de papier joseph \u00bbimbib\u00e9 d\u2019une solution de jodure de potassium, et j\u2019en couvre le ten-\u00bbdon d\u2019une jambe d\u2019une grenouille tr\u00e8s-vivace et r\u00e9cemment pr\u00e9par\u00e9e. \u00bbJe replie la jambe sur le nerf, et je produis une suite de passages \u00bbet, par cons\u00e9quent, de contractions. Apr\u00e8s quelques secondes, je vois \u00bbla couleur jaun\u00e2tre appara\u00eetre sur les fdets nerveux. C\u2019est donc du \u00bbnerf que le courant sorL pour entrer dans le muscle au point de \u00bbleur contact. On peut s\u2019assurer tr\u00e8s-ais\u00e9ment qu\u2019aucune coloration \u00bbn\u2019appara\u00eet sur le nerf d\u2019autres grenouilles \u00e9galement pr\u00e9par\u00e9es par la \u00bbsimple immersion dans le jodure de potassium.\u00ab 1 Valentin will diesen Versuch mit Erfolg wiederholt haben (S. oben S. 152). Man siebt nicht ein, wozu dabei die Kette abwechselnd ge\u00f6ffnet und geschlossen wurde, da, wie bemerkt, die Gr\u00f6fse der Elektrolyse dem Producte aus Dauer und St\u00e4rke des Stromes proportional ist und von einer elektromotorischen Wirkung der Muskelzusammenziehung bei Matteucci sonst die Rede nicht ist.\nWie sich die Elektrolyse in Ketten nur aus fl\u00fcssigen Leitern verhalten w\u00fcrde, verm\u00f6gen wir nicht zu ermessen und ist noch nicht durch den Versuch ermittelt. F\u00fcr unsere Zwecke gen\u00fcgt es, zu wissen, dafs die organischen Gebilde in diesem Bez\u00fcge sich den Fl\u00fcssigkeiten gegen\u00fcber nicht v\u00f6llig als gleichfalls fl\u00fcssige K\u00f6rper verhalten, sondern bis zu einem gewissen Grade den Metallen und der Kohle \u00e4hnlich, wie aus Peltier\u2019s Entdeckung der Polarisationserschcinuugen an tliierischen Gliedern hervorgeht, und ich durch Nachweisung der Zersetzungsstoffe, S\u00e4ure und Alkali, an den Grenzen derselben weiter erl\u00e4utert zu haben glaube (S. oben S. 376). Inwiefern dieses Verhalten sich an das Stocken der Ueberf\u00fchrungsvorg\u00e4nge in manchen Davy\u2019scIicii und FARADAv\u2019schen Versuchen 2 ankn\u00fcpfen lassen m\u00f6chte, bleibt hier uner\u00f6rtert; es ergiebt sich daraus die M\u00f6glichkeit, dafs in der That in thierisch-elektrischen Ketten Ionen sicli an der Grenze der Muskeln und Nerven, wie an Metallen, ausscheiden k\u00f6nnen. Unzweifelhaft ist\n' Essai etc. p. 78. 79. * \u2014 Vergl. oben S. 120.\n2 Einen anderen merkw\u00fcrdigen Fall von Ausscheidung der Zersetzungsstoffe des Wassers au den Grenzen einer in eine capillare Spalte eingeschlossenen sehr d\u00fcnnen Fl\u00fcssigkeitsschicht hat v. Gkotthuss beobachtet. S. Schweigger\u2019s Neues Journal der Chemie und Physik. 1820. Ed. XXVIII. S. 315, *","page":440},{"file":"p0441.txt","language":"de","ocr_de":"elektrochemischen Methode,\n441\nmir andererseits, dafs, wenn dies f\u00fcr die jodhaltige Jodwasserstoffs\u00e4ure in Matteucci\u2019s Versuch wirklich der Fall war, dasselbe wenigstens nicht unter allen Umst\u00e4nden stattlinde; denn ich habe bereits vor langer Zeit einmal beim Schlielsen einer GRovE\u2019schen Kette durch Jod-kaliund\u00fcsung und einen strompr\u00fcfenden Froschschenkel, dessen Nerv am positiven Pol auflag, die schwarze F\u00e4rbung an der Ber\u00fchrungsstelle von Nerv und Platin erscheinen sehen. Leider habe ich mich damals zu \u00fcberzeugen vers\u00e4umt, ob der Nerv, nachdem er dem elek-tronegativen Stolle den Durchgang verstattet hatte, noch f\u00e4hig war, Zuckung in den zugeh\u00f6rigen Muskeln zu erregen. Fabre-Palaprat hat \u00fcbrigens \u00e4hnliche Versuche, gleichfalls mit Jodkalium, am lebenden Menschen angestellt, wobei er heilk\u00fcnstlerische Zwecke im Auge hielt. 1\nAber auch den bestimmten, von Matteucci angek\u00fcndigten Erfolg selbst habe ich nicht zu Wege bringen k\u00f6nnen. Ich bediente mich nicht nur eines, sondern mehrerer thierischen Elektromotore, welche nach dem Bilde der S\u00e4ule angeordnet waren, und nicht des einfachen Jodkaliums, sondern eines durch gleich zu erw\u00e4hnende Mittel h\u00f6chst empfindlich gemachten Jodkaliumst\u00e4rkebreies. Nie sah ich eine Spur von Zersetzung erscheinen, die mir hingegen nicht versagte, wenn ich metallische Elektroden zwischen die Enden der thierischen Kette und den Elektrolyten einschaltete. Ich vermuthe daher, dafs Matteucci sich durch Blutflecke hat in die Irre f\u00fchren lassen, welche, unter dem Einfl\u00fcsse der Jodkaliuml\u00f6sung, t\u00e4uschend dasselbe Ansehen annehmen, als ob an der betreffenden Stelle eben die Zersetzung beg\u00f6nne, und es scheint auch, als habe er selbst das Vertrauen zu seinem Versuche verloren, da er desselben im Trait\u00e9 etc. nicht mehr Erw\u00e4hnung thut.\nEs ist sehr zu bezweifeln, dafs die Einschaltung von Metallen in die thierisch-elektrischen Ketten zu entbehren sein m\u00f6chte, wo es darauf ankommt, entschiedene Zersetzungserscheinungen wahrzunehmen. Es handelt sich also hier, wie beim elektromagnetischen Ilheoskope, vor allen Dingen darum, diese Einschaltung so zu bewerkstelligen, dafs man xTon den Ungleicharligkeiten der Metalle nichts mehr zu bef\u00fcrchten habe. Es scheint auf den ersten Blick, als sei in diesem Falle die Sache noch insofern viel schlimmer als beim Multiplicator, als man zweier Paare metallischer, in Fl\u00fcssigkeiten tauchender Enden bedarf, eines Paares n\u00e4mlich, um den Strom der thierischen Gebilde aufzunehmen, des anderen, um dazwischen den zu zersetzenden Stoff einzuschalten. Indessen I\u00e4fst sich dieser Uebelstand dadurch umgehen, dafs\n1 Seine eigene Arbeit ist mir unbekannt geblieben. Vergl. eine Notiz dar\u00fcber in Becquekel\u2019s Trait\u00e9 experimental etc. t. IV. p. 321,*","page":441},{"file":"p0442.txt","language":"de","ocr_de":"442\n2, Abschn. Kap. Ill, Von der\nman die zu elektrolysirende Fl\u00fcssigkeit, gleich der Kochsalzl\u00f6sung an der gew\u00f6hnlichen Vorrichtung S. 213, in zwei getrennte Massen vertheilt, in welche die durch einen metallischen Bogen, z. B. den Multi-plieatordraht selbst, zum Kreise geschlossenen Platinenden tauchen; zwischen diesen Massen feuchten Leiters schliefst man mit dem thieri-schen Elektromotor, der sich aber so allerdings dem Durchg\u00e4nge der Ionen blofsgestellt findet. Diese letztere Einrichtung des Versuches hat noch aufserdem den erheblichen Vorzug, dafs nicht nur der Widerstand des Kreises weit geringer gemacht werden kann, als hei der ersteren, sondern dafs auch die doppelte Polarisation an den beiden Elektrodenpaaren vermieden wird, wodurch also die Stromst\u00e4rke au\u00dferordentlich viel gr\u00f6fser ausfallen mufs als im anderen Falle.\nDer am leichtesten ein sicheres Zeichen der Elektrolyse nebst deutlicher Bestimmung der Str\u00f6mungsrichtung gew\u00e4hrende Slolf ist, wie Jedermann wei\u00df, nach Faraday\u2019s Entdeckung ' die Jodkaliuml\u00f6sung, namentlich in Gestalt des Jodkaliumst\u00e4rkebreies. Man reiht St\u00e4rkemehl mit der ges\u00e4ttigten L\u00f6sung des Salzes zu einem klaren Kleister von der Consistenz erstarrten Leimes an, schneidet zwei d\u00fcnne Scheiben daraus, mit denen man die beiden Endpunkte der thierischen Kette bekleidet, und versenkt in dieselben die zuvor nach den oben S. 205 angesehenen Regeln sorgf\u00e4ltig gereinigten und ausgegl\u00fchten Platinelektroden, von deren zweckm\u00e4\u00dfigster Einrichtung alsbald die Rede sein wird; oder, wenn man sich zweier Eleklrodenpaare bedient, man stellt an dem St\u00e4rkebrei eine ebene klare Schnittfl\u00e4che dar, und versenkt in dieselbe, m\u00f6glichst nahe aneinander, die beiden stromzuf\u00fchrenden Platinenden, wobei die stromaufnehmenden begreiflich am besten die im ersten Kapitel dieses Abschnittes beschriebenen sein werden. Ich glaube gefunden zu haben, da\u00df der Jodkaliumst\u00e4rkebrei noch an Empfindlichkeit gewinnt, wenn er bereits, unter dem Einfl\u00fcsse einer Spur von einer fl\u00fcchtigen S\u00e4ure, z. B. salpetriger S\u00e4ure, die heim Gebrauch von GROvE\u2019schen Ketten in der Luft des Zimmers schwebt, einen merklichen Stich ins Gelbe angenommen hat. Wenigstens ist mir nur alsdann, und nicht in v\u00f6llig farblosem Zustande, die Zersetzung desselben durch thierische Ketten gelungen. Man sieht leicht, da\u00df ich hierauf keinen entschiedenen Ausspruch gr\u00fcnden kann, da das Gl\u00fccken des Versuches in der einen Reihe von F\u00e4llen sich auch, was jedoch nicht wahrscheinlich ist, von der gr\u00f6\u00dferen St\u00e4rke der Kette herlciten l\u00e4\u00dft.\nDie Elektrode, aus welcher der Strom heraustreten, oder an der\n1 Experimental Researches in Electricity. (Collected from the Philosophical Transactions.) vol, 1. London 1839. Series III. January 1833. p. 89. No. 31G, *","page":442},{"file":"p0443.txt","language":"de","ocr_de":"elektrochemischen Melh ode.\n443\nsich die jodhaltige Jodwasserstoffs\u00e4ure ansammeln soll, rnufs m\u00f6glichst fein zugespitzt sein; da n\u00e4mlich die Dichtigkeit des Stromes an derselben die Wahrnehmbarkeit des Zersetznngsproductes mehr beg\u00fcnstigen wird, als dieselbe durch seine Schw\u00e4chung leiden kann, welche die Folge des solchergestalt verminderten Querschnittes ist.. Die negative Elektrode hingegen mufs m\u00f6glichst grofs gew\u00e4hlt werden. 1st die Richtung des Stromes noch unbekannt, und soll also die Elektrolyse zugleich zur Bestimmung derselben dienen, so m\u00fcssen nat\u00fcrlich beide Elektroden zugespitzt sein. Eine zierliche und bequeme Vorrichtung, um zwei Platinspitzen leicht mit Jodkaliumpapier oder - St\u00e4rkebrei einerseits, andererseits mit einer beliebigen stromentwickelnden Anordnung verbinden zu k\u00f6nnen, was in vielen F\u00e4llen ein bequemes Mittel zur Bestimmung der Richtung des Stromes gew\u00e4hrt, hat Riess angegeben. 1 *\nMit H\u00fclfe dieser verschiedenen Kunstgriffe ist es mir denn erw\u00e4hn-termafsen wirklich gelungen, Zeichen von Elektrolyse von den thieri-schen Elektromotoren zu erwirken. Nach Entfernung der positiven Spitze aus dem Jodkaliumst\u00e4rkebrei konnte ich unter der Lupe sehr deutlich die schwarze F\u00e4rbung der W\u00e4nde der H\u00f6hlung, worin sie steckte, gewahren. Auf diesen mikroskopischen Erfolg beschr\u00e4nkte sich freilich das Ergebnifs. Ich habe dasselbe bereits in meiner Abhandlung in Poggendorff\u2019s Annalen u. s. re. Januar 1843. Bd. LVIII. S. 3. \u00a7. 8 dargelegt. Es wird unten, hei Gelegenheit der von mir entdeckten einfacheren thierischcn Elektromotore, die ich zu diesen Versuchen v erwandte, noch mehr davon die Rede sein. 2 Matteucci hat seitdem, ohne seine fr\u00fchere Aussage \u00fcber angeblich ohne Metalle bewerkstelligte Elektrolyse zur\u00fcckgenommen zu haben, und ohne meiner Erw\u00e4hnung zu tliun, dasselbe als etwas Neues bekannt gemacht. 3 Ich bediente mich zweier einzelner Muskeln vom Frosche; er hat zu einer S\u00e4ule aus 20 halben Froschoberschenkeln 4 seine Zuflucht genommen, die in Gef\u00e4fse mit reinem Wasser (\u00bbfresh water\u00ab) auslief (S. oben S. 229); in diese tauchten die schraubenf\u00f6rmig aufgewundenen Enden zweier Platindr\u00e4hte, deren beide andere Enden in einer Linie Entfernung von einander auf einen mit Jodkaliuml\u00f6sung getr\u00e4nkten Papierstreifen aufgesetzt wurden. Matteucci f\u00fcgt hinzu: \u00bbI am also in\tthe habit\tof\tfurther wetting the\n\u00bbpaper soaked with the solution of\thydruret\tof\tpotassium,\twith a\n1 Repertorium der Physik. Bd. YI. 1842. S. 306. Taf. II. Fig. 20. *\n1 S. unten, 3. Abschn., Kap. I. \u00a7. vin.\n3\tComptes rendus etc. 14 Avril 1845. t. XX. p. 1096. * \u2014 Philosophical Transactions etc. For the year 1845 p. II. p. 285.* \u2014 Annales\tde Chimie et\tde Physique. Septembre 1846. 3. Serie, t. XX III. p.\t109.*\n4\tS. unten, 3. Abschn., Kap. II. \u00a7. iv,","page":443},{"file":"p0444.txt","language":"de","ocr_de":"444\n2. Abschn, Kap, LU. Von der elektrochemischen Methode.\n\u00bbsolution of starch paste, to which I add a few drops of chlorine\u00ab, unstreitig, um das Jod aus der freigewordenen JodwasserstoiTs\u00e4ure auszutreiben.\nWie man aus dem Vorigen bereits hat ersehen k\u00f6nnen, haben sich elektrolytische, mit den thicrisch-elektrischen Str\u00f6men angestellle Versuche vielmehr darauf zu beschr\u00e4nken, die M\u00f6glichkeit einer durch dieselben eingeleiteten Zersetzung zu erweisen, als dafs sie zur Erforschung des Daseins und der Richtung jener Str\u00f6me selbst sich anwenden liefsen. Insofern kommt denn auch ihr Werth in diesem Gebiete sehr tief zu stehen; denn da, wie bereits erinnert wurde, gute Gr\u00fcnde vorhanden sind, die M\u00f6glichkeit der Fortf\u00fchrung eines Stromes in einer zersetzbaren Fl\u00fcssigkeit ohne wirkliche Zersetzung derselben zu bezweifeln, und \u00fcberdies der Multiplicator bei jedem einzelnen Versuche Gelegenheit zur Beobachtung der Ladungen darbietet, welche nichts Anderes sind, als der Ausdruck der elektromotorischen Wechselwirkung1 der Zersetzungsstoffe (S. oben S. 236), so wird in der That durch jene Versuche nur wenig Neues beigebracht.\nIndessen k\u00f6nnte es sein, dafs die elektrochemische Methode dennoch im Stande w\u00e4re, der thierischen Elektricit\u00e4t einen \u00e4ufserst wichtigen Dienst zu leisten. Dies w\u00fcrde dann der Fall sein, wenn es gl\u00fcckte, dieselbe dergestalt in Anwendung zu bringen, dafs man dabei von ihrer wesentlichen Eigent\u00fcmlichkeit, der der Gew\u00e4hrung eines absoluten Maises der Stromst\u00e4rke (S. oben S. 1^9), Vortheil z\u00f6ge. Es fragt sich, ob man bei Einschaltung eines oder mehrerer s\u00e4ulenartig angeordneten Elektromotore zwischen metallischen Enden, die in eine Salzl\u00f6sung desselben Metalles tauchen, wobei also die Polarisation vermieden w\u00fcrde, w\u00e4gbare Mengen eines galvanoplastischen Niederschlages erhalten w\u00fcrde. Ich mufs leider meine Bef\u00fcrchtung aussprechen, dafs dies nicht gelingen wird; das Ergebnifs des oben a. a. 0. beschriebenen Versuchs, das Empfindlichkeits\u00e4quivalent meines Multiplikators zu bestimmen, scheint in dieser Hinsicht nicht s iel Hoffnung \u00fcbrig zu lassen. Nichtsdestoweniger w\u00fcrde ein gl\u00fccklicher Erfolg dieser Art hier von so erheblicher Wichtigkeit sein, dafs es sich unstreitig der M\u00fche verlohnen d\u00fcrfte, eine genaue, auf diesen Punkt gerichtete Untersuchung anzustellen, zu der es mir jedoch bisher an der n\u00f6thigen Mufse gefehlt hat.","page":444},{"file":"p0445.txt","language":"de","ocr_de":"Viertes Kapitel.\nBeschreibung einiger durchg\u00e4ngig gebrauchten Vorrichtungen.\nIch mache schliefslich den Leser mit einigen Vorrichtungen bekannt, welche bei thierisch-elektrischen Versuchen unentbehrlich sind, und deren Gebrauch daher im Folgenden fortw\u00e4hrend wiederkehrt. Einige derselben sind dem gew\u00f6hnlichen elektrischen Apparate entlehnt, und ich kann mich auf ihre Aufz\u00e4hlung und die Mittheilung ihrer Mafse beschr\u00e4nken ; andere hingegen sind neu und eigends f\u00fcr diese Klasse von Versuchen bestimmt.\n\u00a7. I.\nElektromotor e.\n1. Einfacher Bogen. Man braucht sehr h\u00e4ufig, wenn auch nur, um sich nach schwierigeren Zurichtungen von der Unverletzthcit der Nerven zu \u00fcberzeugen, einen leicht zu handhabenden ungleichartigen Metallbogen. Die von Poggendorff 1 erfundenen jetzt \u00fcblichen Schraubenklemmen zur Verbindung von Dr\u00e4hten gew\u00e4hren in dieser Beziehung ein grofses Iliilfsmilte], da man mittelst derselben in einem Augenblicke sich B\u00f6gen aus beliebigen Metallen, die man in Drahtform besitzt, zusammensetzen kann. Ich empfehle f\u00fcr den gew\u00f6hnlichen Gebrauch die Fig. 18. Taf. 1. dargestellte Form. Der dickere Draht ist ein an der Spitze amalgamirter Zinkdraht, der d\u00fcnnere Platin-dralit. Der Grundlinie des Dreieckes gebe ich 30mm, jedem Schenkel\n' Poc.gendorff\u2019s Annalen u. s. w. 1810. Btl. NL1X. S. 39. *","page":445},{"file":"p0446.txt","language":"de","ocr_de":"446 2- Abschn. Kap. IV. \u00a7. 1. EleJctromotore bei Ihierisch-elektrischen\n70mm L\u00e4nge. Es ist Volta\u2019s galvanischer Stangenzirkel 1 in abge\u00e4nderter Gestalt.\n2. St\u00e4rkere Ketten. Unentbehrlich ist zu einer grofsen Anzahl wichtiger Versuche der Besitz einer S\u00e4ule von best\u00e4ndiger Kraft. Da dieselbe nie anders gebraucht wird, als bei Einschaltung eines sehr bedeutenden Widerstandes, der thierischen Theilc n\u00e4mlich, so kann man sich der GnovE\u2019schen Einrichtung mit allem Vortheil und ohne die Nachtheile bedienen, die aus der Theurung des Platins und der Entwickelung der salpetrigsauren D\u00e4mpfe hervorgehen. Die letztere f\u00e4llt fort, weil die S\u00e4ule stets nur unvollkommen geschlossen wird, und was die erstere betrifft, so kann man sich, aus demselben Grunde, ohne dafs sich Wasserstoff entwickelte und die Best\u00e4ndigkeit des Stromes litte, mit einer sehr geringen Platinoberfl\u00e4che begn\u00fcgen. Meine S\u00e4ule, aus zw\u00f6lf Plattenpaaren, ist in den bekannten kleinen Wiieat-sTONE\u2019schen Tr\u00f6gen angeordnet, welche nur etwa 20\"im Durchmesser und 35mm Tiefe haben; die Porzellantr\u00f6ge, welche das Zink und die verd\u00fcnnte Schwefels\u00e4ure enthalten, haben 55mm Durchmesser hei ungef\u00e4hr derselben Tiefe. Jeder por\u00f6se Trog ist, in bekannter Weise, von einem amalgamirten Zinkcylinder umgehen, von dem ein im Bogen erst aufw\u00e4rts gekr\u00fcmmter Arm ausgeht, an welchen, wie hei Volta\u2019s corona di tasse, unmittelbar ein d\u00fcnnes Platinblatt von 15\"\u201c\" Breite und 30m,n L\u00e4nge angcl\u00f6lhet ist. Das letzte Zink einerseits und das letzte Platin andererseits sind mit Dr\u00e4hten und Klemmschrauben versehen, mit deren H\u00fclfe der Strom, wenn es gilt, ihm tliierische Theilc auszusetzen, bald der sogleich zu beschreibenden eigends dazu bestimmten Vorrichtung, bald zweien amalgamirten Zinkplatten zugef\u00fchrt werden kann, die als Elektroden in zwei mit ges\u00e4ttigter Kochsalzl\u00f6sung gef\u00fcllte, durch die thierischen Glieder als feuchte Br\u00fccke zu verbindende Porzellantr\u00f6ge der eben bezeichneten Art tauchen. Dieses Verfahren ist uns schon aus der Untersuchung \u00fcber die PeltierscIicii Ladungen bekannt (S. oben S. 377). Positive Metalle als Elektroden zu nehmen, ist, wie man sich erinnert, vorteilhaft, so wie es nicht auf Gleichartigkeit ankommt, weil ihre Polarisation so \u00e4ufserst viel geringer, als die der negativeren Metalle erscheint.\n3. Inductionsvorrichtung. Die sehr ausgedehnte und wichtige Anwendung derselben wird geh\u00f6rigen Ortes auseinandergesetzt werden. Es handelt sich darum, schnell aufeinanderfolgende Str\u00f6me von kurzer Dauer und abwechselnder Richtung in beliebiger St\u00e4rke zu erhalten.\n1 v. Humboldt, Versuche \u00fcber die gereizte Muskel- und Nervenfaser u. s. w. Bd. I. S. 73.*","page":446},{"file":"p0447.txt","language":"de","ocr_de":"Versuchen. \u2014 \u00a7. II. Unterbrechungsrad und Stromwender. 447\nDies leistet eine Induclionsrolle, in deren erregenden Kreis ein Elektromotor von best\u00e4ndiger Kraft eingeschaltet ist, dessen Strom mit H\u00fclfe eines Blitzrades unterbrochen wird. Die innere Rolle meiner Vorrichtung ist durch ein Papprohr von 313mm L\u00e4nge und 65\"\u201d\" Durchmesser gebildet, auf welches ein 2n'm dicker Kupferdraht in 32 Windungen aufgewickelt ist; die \u00e4ufsere, etwas k\u00fcrzere auf diese aufgeschobene Rolle tr\u00e4gt 3220 Windungen eines 799\"' langen Kupferdrahtes, wovon eine 150m lange Strecke 0.2imm Durchmesser hat, der \u00fcbrige Tbeil, der aber mit Silber plattirt ist, nur 0.l6mra.1 Zur Aufnahme in die innere Rolle zur beliebigen Verst\u00e4rkung der Schl\u00e4ge sind ungef\u00e4hr 4.5k*r sorgf\u00e4ltig gefirnifster Eisendr\u00e4hte von der L\u00e4nge der Rolle und 1.7mm Durchmesser bestimmt.\nBehufs der Erzeugung des prim\u00e4ren Stromes in einer Inductions Vorrichtung sind die oben beschriebenen kleinen Elemente untauglich, lliezu dienten Grove\u2019scIic Ketten von der Arbeit des Hrn. Kleiner in gew\u00f6hnlicher Gr\u00f6fse und Gestalt, an denen die benetzte Platinoberll\u00e4che etwa 85 Quadratcentimeter betr\u00e4gt.\n\u00a7\u2022 H.\nUnterbrechungsrad und Stromwender.\nLuterbrochen ward der prim\u00e4re Strom mit H\u00fclfe eines Poggen-dorff sehen Inversons,2 von der Arbeit des Hrn. Kleiner, an dem die Verbindungen alsdann so angebracht waren, dafs er einfach unterbrach, nicht umkehrte. Bei voller Kraft eines Grove\u2019scIicu Elementes wurden\n1\tObschon die absoluten Leistungen dieser Inductionsvorrielitimg sehr bedeutend waren, so darf ich f\u00fcr diejenigen, die sich, gleich mir, eine solche selbst anzufertigen gesonnen w\u00e4ren, doch nicht unerw\u00e4hnt lassen, dafs dieselbe den Erwartungen, die ich davon hegen zu d\u00fcrfen glaubte, nur unvollkommen entsprach. Es zeigte sich n\u00e4mlich, dafs die physiologische Wirkung der \u00e4iil'seren Rolle derjenigen einer der beiden Spiralen merklich nachsland, welche Hr. Trof. Dove in seinen Untersuchungen im Gebiete der Inductionselcktricil\u00e4t S. 14* beschrieben hat; diese haben einen 400 Fuis langen, \u2019/, Linie dicken, mit Seide umsponnenen Kupferdraht. Die Pr\u00fcfung geschah, indem abwechselnd die eine und die andere Rolle auf eine und dieselbe mit gefirnifslen Dr\u00e4hten angef\u00fcllte Rolle aufgeschoben wurde, welche in den Kreis der ebendas. S. 39 beschriebenen SAXTOs\u2019schen Maschine von der Arbeit des llrn. Oertling eingeschaltet war.\n2\tPogge.ndorff\u2019s Annalen u. s. w. 1838. l>d. XLY. S. 385. *","page":447},{"file":"p0448.txt","language":"de","ocr_de":"44S 2. Abschn. Kap. IV. \u00a7. 11. Unterbrechungsrad und Stromwender. \u2014\ndie Schl\u00e4ge bei etwa 2k8' Drahteiulage in die Rolle bereits durchaus unertr\u00e4glich.\nIn mehreren F\u00e4llen ward auch der Inversor gebraucht, um einen prim\u00e4ren Strom in thierischen Theilen zugleich zu unterbrechen und umzukehren. Er hat 20 Unterbrechungen, welche zwar von gleicher Breite mit den metallischen Eins\u00e4tzen des Randes sind, jedoch, wegen der Breite der Fl\u00e4chen, mit denen die Federn an dem Umfang des Rades schleifen, den Strom stets nur w\u00e4hrend 0.087 der Dauer des Durchganges eines leitenden und eines isolirenden Zahnes unter der Feder vollst\u00e4ndig aufheben. Die gr\u00f6fste Umdrehungsgeschwindigkeit, die sich dem Rade ertheilcn l\u00e4fst, ist 2.5 Umdrehungen in der Secunde. Die Dauer des Stromes ist alsdann 0.018.2\", die der Unterbrechung 0.0017\nAufser dem Unterbrechungsrade ist sehr h\u00e4ufig ein Stromwender angewandt worden, um die Richtung von Str\u00f6men in den durchkreisten thierischen Theilen pl\u00f6tzlich umkehren zu k\u00f6nnen. Ich bediente mich dazu des bekannten PonUschen Gyrotropen,1 einer Holzplatte mit sechs in einen Kreis gestellten und mit Quecksilber gef\u00fcllten Vertiefungen, wovon vier \u00fcbers Kreuz durch einander nicht ber\u00fchrende Dr\u00e4hte in Verbindung sind, w\u00e4hrend die beiden anderen einer Wippe zum St\u00fctzpunkte dienen, durch deren Umlegen die Verbindungen verwechselt werden. Ich haLte den Gef\u00e4fsen, zur sicheren Befestigung von Aufsen kommender Dr\u00e4hte, noch Schraubenklemmen hinzugef\u00fcgt.\n\u00a7. III.\nDer allgemeine Tr\u00e4ger.\nSo nenne ich ein Stativ, welches im Laufe der A ersuche fortw\u00e4hrend bald dieser, bald jener Vorrichtung zur St\u00fctze dienend erscheint. Es besteht einfach aus einem Fufsbrctt von der Gestalt und Gr\u00f6fse derjenigen, auf denen die Zuleitungsgef\u00e4fsc des Multiplicators stehen; der Stabilit\u00e4t wegen ist dasselbe jedoch hier mit Blei ausgegossen, und au seinem hinteren geraden Ende mit einem Schnitt versehen, so dafs es mittelst einer Platte und einer Holzschraube an einem\n1 K\u00e4stner s Archiv f\u00fcr die gesammle Naturlelire. 1828. Bd. XIV. S. 49. * \u2014\u2022 Fechner\u2019s Elementar - Lehrbuch des Elektromagnetismus. Leipzig 1830. S. 150. Fig. 75. 76. *","page":448},{"file":"p0449.txt","language":"de","ocr_de":"V ///. Der a//gemeine Tr\u00e4ger.\n449\nbeliebigen Punkte des Arbeitstisches unverr\u00fcckbar festgeschraubt werden kann. Die obere Fl\u00e4che ist nat\u00fcrlich ohne die kreisf\u00f6rmige Vertiefung welche dort zur Aufnahme des Zuleitungsgef\u00e4fses dient. Statt dessen erhebt sich auf ihr in dem Mittelpunkte des das vordere Ende des F ufshrettes begrenzenden Kreisabschnittes eine senkrechte Messings\u00e4ule von 176\"\u201d\" H\u00f6he und 8mra Durchmesser, an welcher verschiedene Vorrichtungen mittelst H\u00fclsen und Klemmschrauben auf- und niedergestellt, hin und her gedreht und in jeder beliebigen Lage befestigt werden k\u00f6nnen. Man wird wohl thun, f\u00fcr gewisse verwickeltere Versuche, die wir sp\u00e4ter kennen lernen werden, wenigstens zwei dergleichen Tr\u00e4ger zu besitzen. Der eine derselben kann dann zugleich dazu bestimmt sein, die bald zu beschreibende Vorrichtung zur Befestigung ties lebenden Frosches zu unterst\u00fctzen. Dazu ist jedoch nothwendig, dafs er mit einem F ufsbrett t on besonderer Schwere versehen sei.\nFig. 19 T af. 111. zeigt den allgemeinen Tr\u00e4ger mit zwei Klemmen f\u00fcr Glasplatten belastet, welche in dem Folgenden sehr h\u00e4ufig Anwendung finden werden. Die untere derselben ist geeignet, eine Platte in wagerechter Lage zu erhalten, wobei ihr eine drehende Bewegung um die senkrechte Ave au \u00fcbrig bleibt. Die obere gestattet, verm\u00f6ge des daran sichtbaren Kugelgelenkes, der darin eingespannten l\u00e4nglich viereckten Glasplatte von 100\"\u201c\" L\u00e4nge und 15\"m Breite jede m\u00f6gliche Stellung im Raume anzunehmen. Diese ist bestimmt, den strompr\u00fc-fenden Schenkel mit seinem Nerven zu tragen, der solchergestalt am leichtesten einem beliebigen Punkte einer verwickelten und ausgedehnten experimentellen Anordnung zugef\u00fchrt werden kann. Er wird an der Platte, wie die Figur zeigt und schon oben S. 255 angedeutet wurde, mittelst dreier F\u00e4den festgebunden, die unterhalb derselben mit Kilt befestigt, und oberhalb des Schenkels in einen Weberknoten verschlungen sind. Der eine laden kommt in die Kniekehle, der andere am I'ufsgelenk, der dritte am Mittelfufszehengelenk zu liegen. Die grofse L\u00e4nge der Glasplatte hat zum Zweck, dafs der Unterschenkel beim Strecken der Zehen nicht das Metall der Klemme erreichen k\u00f6nne, da es Vorkommen kann, dafs man ihn, z. B. der unipolaren Inductions-zuckungen wegen, auf das vollkommenste isolirt zu haben w\u00fcnscht. Die Zusch\u00e4rfung derselben an ihrem vorderen Ende bietet einen besonderen, erst sp\u00e4ter zu w\u00fcrdigenden Vortheil dar. In die untere wagrechte Klemme eingespannt, dient die Platte, von der man auch wohl thun wird, zwei Exemplare zu besitzen, verschiedenen Zwecken, unter anderen aber, einen Zwischenbausch zu tragen, der daran, in derselben Weise, wie dies eben vom strompr\u00fcfenden Schenkel beschrieben wurde, mittelst F\u00e4den festgebunden wird. S. oben S. 223.\n29","page":449},{"file":"p0450.txt","language":"de","ocr_de":"450\t2. Abschn. Kap. IV. \u00a7. IV. Stronnuf\u00fchrende Vorrichtung\nDie Messingame, welche in die Klemmen enden, haben an meinem Apparat 75mm L\u00e4nge von einer Drehungsaxe zur andern. Von den \u00fcbrigen Mafsen ist keines wesentlich.\nDie Vorrichtung war von den Herren B\u00f6tticher und IIalske nach meinen Angaben ausgef\u00fchrt worden.\n\u00a7. IV.\nStromzufuhrende Vorrichtung f\u00fcr thierisch-elektrische\nVersuche.\nFolgende Vorrichtung hat zum Zweck, dem Nerven eines irgendwo aufliegenden Muskels oder strompr\u00fcfenden Schenkels den Strom eines beliebigen Elektromotors unter sehr verschiedenen Umst\u00e4nden der Lage u. s. w. zuf\u00fchren, ja dasselbe nothigenfalls f\u00fcr zwei Str\u00f6me auf einmal leisten zu k\u00f6nnen.\nAn der S\u00e4ule des allgemeinen Tr\u00e4gers (S. Fig. 20 Taf. II) gleitet ein wagrechtcr Arm von 65mm L\u00e4nge und entsprechender St\u00e4rke auf und nieder und kann in beliebiger H\u00f6he festgestellt werden. An seinem freien Ende tr\u00e4gt er mittelst eines Kugelgelenkes, dessen breiter Scbrau-benkopf ein kr\u00e4ftiges Anziehen gestattet, ein zweites Glied, welches aufw\u00e4rts gebogen in einen, das untere verj\u00fcngte Ende eines sonst vierseitig prismatischen Elfenbeinklotzes umfassenden, gabelf\u00f6rmigen The il ausl\u00e4uft. Dieser Klotz bat in seinem oberen prismatischen Theile 25\"\u2122 L\u00e4nge, 18mm Breite und 12mm St\u00e4rke; in das untere Drittheil seiner vorderen Fl\u00e4che ist eine Rinne geschnitten und in dieselbe eine 57\"\"\" lange, mit dem Klotze gleiche Breite habende Glasplatte eingekittet. Da dieselbe vorn d\u00fcnn sein und doch hinl\u00e4ngliche Festigkeit darbieten mufste, so ist sie an ihrer unteren Fl\u00e4che nach vorn und oben zu schr\u00e4g abgeschli\u00fc'en. Die beiden oberen Drittheile des Elfenbeinklotzes werden von vier Durchbohrungen eingenommen, welche mit Messingh\u00fclsen ausgefuttert und mit Klemmschrauben versehen sind, ln denselben verschieben sich vier Messingdr\u00e4hte, welche \u00fcber der lilasplatte in Platinenden auslaufen, die weiter unten genauer beschrieben werden sollen. Die hinteren Enden der Dr\u00e4hte tragen K\u00f6pfchen mit Klemmschrauben, wodurch also die Enden zweier Ketten auf einmal und von einander getrennt mit den Platinenden in Verbindung gesetzt werden k\u00f6nnen. Da jedoch diese nebst dem ganzen zweiten Gliedc","page":450},{"file":"p0451.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr thierisch- elektrische Versuche.\n451\ndiesseits des Kugelgelenkes h\u00e4ufig einer sehr zarten Einstellung bed\u00fcrfen, welche durch das Gewicht und die Federkraft langer Zuleitungsdr\u00e4hte oder durch Zerrung an denselben leicht h\u00e4tte gest\u00f6rt werden k\u00f6nnen, so sind in einen den K\u00f6rper der H\u00fclse, verm\u00f6ge der sich das erste Glied an der senkrechten Stange des Tr\u00e4gers auf und nieder schiebt, umgehenden Hornring vier andere Klemmschrauben eingelassen, in welche die Dr\u00e4hte der Ketten unmittelbar eingespannt werden, um von da aus erst mittelst vier anderer, kurzer und leichter und keiner Zerrung ausgesetzter Drahtenden mit dem zweiten Gliede in Verbindung zu treten. Die zusammengeh\u00f6rigen Dr\u00e4hte sind paarweise zusammengeflochten, um der unmittelbaren Einwirkung des Stromes in denselben auf die Nadel, (jills in ihrer N\u00e4he gearbeitet wird, vorzubeugen, und, um die Richtung des Stromes in denselben nichtsdestoweniger mit Geschwindigkeit \u00fcbersehen zu k\u00f6nnen, mit Seide von verschiedener Farbe \u00fcbersponnen. Um die Platinenden und die Glasplatte zu vereinigen, entfernt man die dicken Dr\u00e4hte aus den H\u00fclsen, nachdem man die K\u00f6pfchen abgeschraubl hat.\nDie Platinenden nun sind bestimmt, den Nerven des Muskels oder des strompr\u00fcfenden Schenkels, der zum Zucken vermocht werden soll, zu empfangen und ihm den Strom zuzuf\u00fchren. Die Figur zeigt einen auf den B\u00e4uschen aufliegenden M. gastroknemius vom Frosch, der mit seinem Nerven frei herauspr\u00e4parirt worden ist und jetzt, wie wir sp\u00e4ter erfahren werden, auf elektrischem Wege in Tetanus versetzt werden soll. Der Platincnden sind vier, weil es eben n\u00fctzlich sein kann, zwei Str\u00f6me zu gleicher Zeit hei der Hand zu haben oder auch die Erregung bald auf diese, bald auf jene Stelle des Nerven einwirken zu lassen, was in der Folge deutlicher werden wird. Je zwei dieser Enden befinden sich in einer und derselben Ebene \u00fcber der Glasplatte und bilden ein Paar: die einem solchen Paare verliehene in Fig. 21 Taf. II sichtbare eigenth\u00fcmliche Gestalt hat zum Zweck, sowohl einen nur sehr kurzen, als auch einen viel l\u00e4ngeren Nervenstamm auflegen zu k\u00f6nnen, ohne in dem letzteren Falle durch Verkleinerung der Ber\u00fchrungsfl\u00e4chen zwischen Nerv und Platin den Strom allzusehr zu schw\u00e4chen. Das Auflegen des kurzen Nerven, einer Wurzel z. B., geschieht n\u00e4mlich, wie die Figur es vorstellt, wenn die beiden Platten einander m\u00f6glichst nahe gebracht sind, ohne dafs sie sich jedoch ber\u00fchren, an der Stelle, wo die vorderste derselben spitz ausl\u00e4uft; hat man dagegen ein l\u00e4ngeres Nervenende zu Gebot, so steht es frei, die Platten um fast die ganze L\u00e4nge der Glastafel von einander zu entfernen und den Nerven schr\u00e4g \u00fcber die Stellen ihrer gr\u00f6fsten Breite zu lagern.\n29","page":451},{"file":"p0452.txt","language":"de","ocr_de":"452\t2. Abschi. Kap. IV. \u00a7. IV. Sir omiu f\u00fchr ende Vorrichtung. \u2014\nPlatin ist als zuleitendes Metall hier gew\u00e4hlt worden, obschon es nicht auf vollkommene Gleichartigkeit ankam und dasselbe durch seine croise Ladungsf\u00e4higkeit alle Arten von Str\u00f6men vorzugsweise schw\u00e4cht und unbest\u00e4ndig macht, weil es den erheblichen Vortheil der Reinlichkeit und einer stets zuverl\u00e4ssigen metallischen Oberfl\u00e4che darbot und man auch um hinl\u00e4ngliche Verst\u00e4rkung der Str\u00f6me selten verlegen sein d\u00fcrfte, w\u00e4hrend auf der anderen Seite auch an ihrer Best\u00e4ndigkeit zun\u00e4chst nicht viel gelegen zu sein schien. Indessen werden wir sp\u00e4ter eine Versuchsreihe kennen lernen, bei welcher uns die bezeiehneten Eigenschaften dieses Metalles doch sehr beschwerlich fallen werden und zu deren tadelloser Ausf\u00fchrung die Enden aus Zink oder wenigstens Zinn gew\u00e4hlt sein m\u00fc\u00dften. 1\nDie Platinenden sind aus starkem Blech geschnitten und mit Silber in einen Spalt am Ende der Dr\u00e4hte eingel\u00f6thct. Diese sind dergestalt gebogen, dafs, wie bemerkt, je zwei zusammengeh\u00f6rige Platinenden in einer Ebene, die beiden unteren dicht \u00fcber der Glasplatte, die beiden oberen dicht \u00fcber den unteren schwebend gehalten werden und au\u00dferdem so, dafs, wie gleichfalls schon bemerkt wurde, diese Enden einander sowohl m\u00f6glichst nahe als auch in jeden in den Bereich der L\u00e4nge eines gew\u00f6hnlichen Froschischiadicus fallenden Abstand von einander ger\u00fcckt werden k\u00f6nnen.\nDie Glasplatte verhindert dieselben, mit den B\u00e4uschen der Zu-leitungsgef\u00e4fse (S. oben S. 221) unmittelbar in Ber\u00fchrung zu kommen, deren Gebrauch meist mit dem dieser Vorrichtung zusammenf\u00e4llt. Dies k\u00f6nnte n\u00e4mlich leicht ein Hcreinbrechen des Stromes in den Multiplicatorkreis zur Folge haben. D\u00fcnner mu\u00dfte die Platte an ihrem vorderen Ende sein, um nicht in solchen F\u00e4llen hinderlich zu werden, wo man bei sehr geringer Nervenl\u00e4nge die unteren Piatinenden m\u00f6glichst nahe an die B\u00e4usche zu bringen w\u00fcnscht.\nln Betreff der n\u00e4heren Einsicht in diese mannigfachen Vortheile mufs ich schlie\u00dflich abermals auf die mit der Vorrichtung anzustellenden zahlreichen Versuche selbst verweisen. Dieselbe ist von den Herren B\u00f6tticher und Halske nach meiner Angabe sehr zierlich ausgef\u00fchrt worden.\nS. unten, 3. Absclw., Kap. VII. \u00a7. \u00bb.","page":452},{"file":"p0453.txt","language":"de","ocr_de":"SC. V. Vorrichtung zur Befestigung des lebenden Frosches. 453\n\u00a7\u2022 v.\nVorrichtung zur Befestigung des lebenden Frosches.\nDie Untersuchung der elektromotorischen Wirkungen des unversehrten lebenden Frosches wird f\u00fcr uns ein um so wichtigerer Punkt sein, als sie bisher von unsern Vorg\u00e4ngern v\u00f6llig vernachl\u00e4ssigt worden ist. Zwar hat Matteucci einige Versuche an lebend pr\u00e4parirten Fr\u00f6schen angestellt, allein auch hier wird sich f\u00fcr uns noch sehr viel zu thun finden. Die erste Bedingung dieser Versuche ist stets die, den b r\u00f6sch unbeweglich zu machen. Die Fig. 22 Taf. kV, big. 23. 24 Taf. III abgebildete Vorrichtung leistet dies in einer Weise, welche nicht nur in Bezug auf die Befestigung selbst, sondern auch auf die alsdann stattfindende Zug\u00e4nglichkeit behufs verschiedener Zwecke wenig zu w\u00fcnschen \u00fcbrig labst. Sie wurde von den Herren B\u00f6tticher und IIalske nach meiner Angabe ausgef\u00fchrt.\nAls Tr\u00e4ger derselben dient das bereits erw\u00e4hnte, dem vorigen \u00e4hnliche, nur weit schwerere Stativ, welches gleichfalls, mit H\u00fclfe einer Schraube, unverr\u00fcckbar auf dem Arbeitstische befestigt werden kann. An der senkrechten Stange desselben gleitet (S. den Grundrifs Fig. 22,.?) ein parallelepipedischer, dreifach durchbohrter Messingklotz auf und nieder und kann an jeder beliebigen Stelle festgeschraubt werden. Seine zweite, wagrechte Durchbohrung dient einem conischen Zapfen cs zur H\u00fclse, dessen anderes Ende in den h\u00f6lzernen Rahmen eingelassen und in z durch eine Mutter befestigt ist. Der Zapfen ist mit einer Nuthe n versehen, welche der dritten, wieder senkrechten, engeren Durchbohrung des Klotzes zur H\u00e4lfte entspricht, so dafs ein in diese Durchbohrung eingef\u00fchrter Stift, dessen Kopf sich in der Abbildung mit kn bezeichnet findet, den Zapfen beim Gebrauch der Vorrichtung in der H\u00fclse zur\u00fcckh\u00e4lt. Eine starke, zwischen der dem Rahmen zugekehrten Fl\u00e4che des Klotzes und dem ringf\u00f6rmigen Vorsprunge des Zapfens, der der Mutter in z zum Widerbalte dient, angebrachte Feder aus geschlagenem Messing erschwert dabei hinreichend die Drehung des Rahmens uni seine wagrechte Axe durch die zwischen dem Stifte und der hinlern Wand der Nuthe erzeugte Reibung. Diese vom K\u00fcnstler gew\u00e4hlte Anordnung hat den Zweck, der bei Anwendung irgendwelcher Schraubenvorrichtung weit unvollkommener erreicht worden w\u00e4re, den Rahmen, nachdem der Frosch darauf festgebunden und eine beliebige Pr\u00e4paration an diesem vollzogen worden ist, in m\u00f6glichster Eile, wie dieses sehr h\u00e4ufig nothwendig ist, in seine Stellung am Ir\u00e4-ger bringen zu k\u00f6nnen.\nO\t\u00f6","page":453},{"file":"p0454.txt","language":"de","ocr_de":"454\n2. Absclm. Kap. IV. \u00a7. V. Vorrichtung\nDieselbe Figur, welche im Mafsstabc von 0.5 ausgef\u00fchrt ist, giebt ein Bild von der Befestigungsweise des Frosches; die dazu dienenden Sehlingen \u00fcbersieht man ferner in der perspectivischcn Ansicht des am Tr\u00e4ger befindlichen nackten Rahmens Fig. 23. Der urspr\u00fcngliche Gedanke war der auf der Hand liegende, das Thier einfach an beiden Oberarmen und Fufsgelenkcn mittelst Schlingen zu befestigen, die durch L\u00f6cher in einem Brette gef\u00fchrt und unterhalb desselben angezogen w\u00e4ren. F\u00fcr die beiden Fufsschlingen war ein Loch gen\u00fcgend. Es zeigte sich jedoch w\u00fcnschenswcrth, dafs die Beine des Thieres dabei m\u00f6glichst frei durch die Luft gingen, lHeils wegen daran vorzunehmender Zurichtungen, theils in Bezug auf Isolation. Bei der freien Ausspannung des ganzen Frosches aber zwischen den beiden kurzen Seiten eines l\u00e4nglich viereckigen Rahmens ergaben sich mehrere Uehelst\u00e4ndc. Erstens konnte man sich dem filiere mit den Zuleitungsgef\u00e4fsen in einzelnen F\u00e4llen nicht hinreichend n\u00e4hern: zweitens hing der Frosch an seinen Fesseln nach unten bogenf\u00f6rmig tief herab, was cinestheils eine unn\u00f6thige Bel\u00e4stigung desselben war, anderntheils ihm einen zu grofsen Spielraum f\u00fcr die Bewegungen des Rumpfes \u00fcbrig liefs. Hieraus entstand die Gestalt des Rahmens, wie sie aus den Abbildungen deutlich wird; die eine Seite des Frosches ist v\u00f6llig zug\u00e4nglich, und er findet sich von unten her bis zur Beckengegend noch durch den in Fig. 22 mit au bczcichneten Vorsprung gest\u00fctzt. Allein auch jetzt blieb ihm noch die M\u00f6glichkeit heftigen seitlichen Windens in seiner Befestigung; diesem vorzubeugen, dienen die durch die drei L\u00f6cher in dem Bauchbrett an gef\u00fchrten Schn\u00fcre. Die quere unter denselben wird \u00fcber das Kreuz des Frosches, die beiden andern jede \u00fcber einen Schenkel desselben gezogen. Auf diese W eise l\u00e4fst sich bereits eine so v\u00f6llige Unbeweglichkeit desselben erzielen, dafs man, wenn die L\u00e4nge des Frosches zur L\u00e4nge des Rahmens palst, denselben durch Strychnin oder auf elektrischem Wege in den heftigsten Tetanus versetzen kann, ohne dafs man eine andere Bewegung an ihm wahrnehmc, als die dadurch bedingte Gestaltver\u00e4nderung der einzelnen Gliedmafsen, die Bewegung des Kopfes und der F\u00fcfse. Auch diese letztere mufstc, behufs vieler Versuche, noch fortgeschafft werden. Dazu dienen die beiden Vorspr\u00fcnge an der hinteren Seite des Rahmens. Die F\u00fcfse kommen zwischen sie zu liegen, und Umwickelung der Vorspr\u00fcnge mit einem Faden reicht hin, auch ihrer Beweglichkeit vollkommen das gew\u00fcnschte Ende, zu machen. Seit einiger Zeit bediene ich mich hiezu jedoch mit vielem Vortheil der k\u00fcrzlich uns aus England zugekommenen Ringe aus sogenanntem vulcanisirten Kautschuk (Patent elastic bands). Der erhabene Rand an der \u00e4ufseren Seite des Frosches ist dazu da, das","page":454},{"file":"p0455.txt","language":"de","ocr_de":":ur Befestigung des lebenden Frosches\n455\nmanchmal sehr gen\u00e4herte Zuleitungsgef\u00e4fs von nicht beabsichtigten Be-riihrungen mit dein Bauch oder der Hand des Frosches frei zu halten. Die unteren Enden der Schlingen sind wie die Saiten einer Geige an den an der unteren Seite des Rahmens in Eig. 23 sichtbaren Wirbeln aufgerollt und k\u00f6nnen auf diese Weise nach Belieben erschlafft und angespannt werden.\nDer Rahmen ist aus m\u00f6glichst trocknem (altem Mahagony-) Holze geschnitzt und vielfach mit Bernsteinlack lackirt, so dafs man nicht annehmeri kann, dais derselbe je eine Ncbenschliefsung f\u00fcr die schwachen, m\u00f6glicherweise im Frosch verlaufenden Str\u00f6me bilde. Den Zapfen ausgenommen, an dem er um seine wagrechte Queraxe drehbar ist, befindet sich kein Metallst\u00fcck an ihm. Die Fesseln sind seidene Schn\u00fcre, stark genug um nicht einzuschneiden, und doch auch wieder d\u00fcnn genug, um sich willig in Kr\u00fcmmungen von kleinem Halbmesser zu begeben.\nDer Rahmen palst, wie schon angedeutet ist, vollkommen begreiflich nur f\u00fcr Fr\u00f6sche von einer bestimmten Gr\u00f6fse; indessen findet doch in dieser Hinsicht, bis zur v\u00f6lligen Unbrauchbarkeit, ein sehr betr\u00e4chtlicher Spielraum statt. Aufserdem sind die Mafse so gew\u00e4hlt, dafs sic der am h\u00e4ufigsten vorkommenden Gr\u00f6fse von R. esculenta entsprechen. Es betr\u00e4gt n\u00e4mlich der Abstand des Fufsloches von der Mitte des Abstandes beider Arml\u00f6cher von einander 110mm; dieser Abstand selbst 43\"\u201c\"; der Abstand des Fufsloches von dem hinteren Loche des Bauchbrettes 48'\"'\"; von der Mitte des Abstandes beider vorderen L\u00f6cher des Bauchbrettes von einander 65\"\"\"; dieser Abstand selbst endlich 23\",m; alle Abst\u00e4nde vom Mittelpunkte der L\u00f6cher aus gerechnet. Die Arml\u00f6cher und die L\u00f6cher des Bauchbrettes haben 4mm, das Ful'sloch 5'\"'\" Durchmesser; ihre W\u00e4nde sind innerhalb gleichfalls sorgf\u00e4ltig mit Bernsteinlack gefirnifst. Der Abstand der beiden Vorspr\u00fcnge zu beiden Seiten der Fufsgelenke von einander ist 10mm, ihre L\u00e4nge vom Mittelpunkte des Fufsloches aus 30\"\"\". Die H\u00f6he des Randes an der \u00e4ufseren Seite des Frosches betr\u00e4gt erst 10\u201d\u201c: er erstreckt sich bis zu den vorderen L\u00f6chern des Bauchbrettes; in den letzten 20ram seiner L\u00e4nge ist er jedoch nur noch 6\"\u2122 hoch. Die \u00fcbrigen Mafse sind unwesentlich. Von Wichtigkeit ist dagegen die bereits aus der Vergleichung des Grundrisses Fig. 22 mit der perspectivischen Ansicht Fig. 23, am deutlichsten aber aus Fig. 24 erhellende Abschr\u00e4gung der hinteren Wand des Rahmens, an der die Vorspr\u00fcnge f\u00fcr die Befestigung der F\u00fcfse befindlich sind. Sie hat zum Zweck, der vorderen Wand des Zuleitungsgef\u00e4fses besser Raum zu geben, wenn der Frosch, bei etwas geneigter Lage des Rahmens, mit den F\u00f6lsen zwischen den Vorspr\u00fcngen in die Fl\u00fcssigkeit desselben getaucht wird. Dieser Umstand sowohl, als mehrere andere beim","page":455},{"file":"p0456.txt","language":"de","ocr_de":"456\n2. Abschn. Kap. IV. \u00a7. VI. Von den\nGebrauch der Vorrichtung hervortretende Punkte, werden sich aus der Darlegung der zahlreichen damit angesteilteu Versuche in der Folge am besten ergeben.\n\u00a7. VI.\nStromzuf\u00fchrende Klemmen, an den lebenden Frosch\nanzulegen.\nNicht seilen wird sich, im Laufe unserer Untersuchungen, und gerade bei der Anwendung der eben beschriebenen Vorrichtung, das Bcd\u00fcrfnifs cinstellen, dem R\u00fcckenmarke des lebenden Frosches einen Strom zuf\u00fchren zu k\u00f6nnen, um dadurch bestimmte beabsichtigte Wirkungen auf die hinteren Glieder desselben zu Wege zu bringen. Dieser Strom rnufs sowohl dauernd in Th\u00e4tigkcit erhalten, als in schnell wiederkehrende regelm\u00e4fsige Wellen versetzt werden k\u00f6nnen; er mufs in jeder Hinsicht eine v\u00f6llige Beherrschung gestatten. An das Anlegen zweier stromzuf\u00fchrenden Drahtenden oder Platten aus freier Hand ist bei den in Rede stehenden Versuchen nicht zu denken.\nIch hatte diese Aufgabe zuerst auf folgende Weise gel\u00f6st: Nach hinten und innen von jedem Trommelfelle des Frosches, und hinterw\u00e4rts zu beiden Seiten der letzten R\u00fcckenwirbel, wurde ein L\u00e4ngsschnitt in der Haut von ungef\u00e4hr 10mm L\u00e4nge, angebracht mul durch die einander entsprechenden Schlitze ein Streifen Blattkupfer, wie es zu organischen Analysen gebraucht wird, von 8\"\"n Breite und 150\"\u2019m L\u00e4nge gezogen. Die beiden Enden eines jeden Streifens wurden oberhalb des Tliieres in PoGGENDORi'i'schc Blechklemmen zusammengefafst, die durch eine passende Vorrichtung gest\u00fctzt waren, und von denen aus Dr\u00e4hte zu den elektromotorischen Vorrichtungen gingen.\nDiese Anordnung entsprach in der That ihrem Zweck vollkommen, und leistete mir lange vortreffliche Dienste; indessen f\u00fchrte sie einen \u00fccbelstand mit sich, auf dessen Beseitigung bedacht zu sein ich nicht unterlassen durfte. Man erinnert sich, wie unertr\u00e4glich der elektrische Strom dauernd auch in der geringsten Verletzung schmerzt; die Qualen, denen solchergestalt die Fr\u00f6sche in meinen Versuchen unterlagen, lindsten ungeheuer sein, und ihr Benehmen dabei, ein gr\u00e4fsliches Winden und Girren, legte davon ein nur zu sprechendes Zeugnifs ab. Abgesehen hievon war es w\u00fcnsehenswerth, den Vorgang von dieser ungeh\u00f6rigen Nebenwirkung frei zu erhalten, und auch die Thiere, nach beendigtem Versuch, f\u00fcr anderweitige Zwecke in gutem Stande auf-","page":456},{"file":"p0457.txt","language":"de","ocr_de":"Froschhautftlemmen,\n457\nlieben zu k\u00f6nnen. Dies ward endlich durch folgende Vorrichtung ins Werk gesetzt.\nFig. 25 Taf. III zeigt im Aufrifs, Fig. 26 ebendaselbst im Grundrifs von unten gesehen, Fig. 24 perspectivisch in ihrer Lage am Frosche, Klemmen aus Messing, welche an Hautfalten desselben angelegt werden und dabei doch das Thier mit einer hinl\u00e4nglich ausgedehnten metallischen Oberfl\u00e4che ber\u00fchren, um auch von schwachen Str\u00f6men noch kr\u00e4ftige Wirkungen erwarten zu k\u00f6nnen. Die Art der Anwendung erhellt aus den Abbildungen dergestalt, dafs es kaum einer weiteren Erl\u00e4uterung bedarf; nur die Mafse d\u00fcrften willkommen sein. Ich besitze deren drei von verschiedener Gr\u00f6fse, von der Arbeit der Herren B\u00f6tticher und Halske, also zwei Paar f\u00fcr verschieden grofse Fr\u00f6sche. Die kleinere wird stets, mit dem schm\u00e4leren Ende nach vorn, dem Kopfe des Frosches zun\u00e4chst angebracht; die schr\u00e4ge Lage der beiden M\u00e4uler der Klemme ist darauf berechnet, dafs man sie an die wulstigen Hautfalten anlege, welche der L\u00e4nge lang die R\u00fcckenfl\u00e4che des Frosches gegen die Flanken abgrenzen. Heifsen die Klemmen ihrer Gr\u00f6fse nach A, B, C, so messen, bei abgewickelten B\u00f6gen der unteren Fl\u00e4che (S. die Fig. 26) :\n\talt\tcd\tac\nA\t24mm\t17 mm\t10\u2122\nB\t15\t13.5\t9\nC\t12\t9.3\t8\nDie beiden letzten Gr\u00f6fsen entsprechen der am h\u00e4ufigsten vorkonnnen-den Gr\u00f6fse der Fr\u00f6sche. Die unteren Fl\u00e4chen der Klemmen sind begreiflich frei von Lack; die M\u00e4uler ganz stumpf gez\u00e4hnt.\nDas Anlegen der Klemmen bietet eine Schwierigkeit dar. Man bedarf n\u00e4mlich dazu im Grunde dreier H\u00e4nde: der einen zum Festhalten des K\u00f6rpers der Klemme in der geeigneten Lage, der anderen zum Festhalten der Hautfalte mittelst einer Pinzette im Maul der Klemme, der dritten zum Anziehen der Schraube. Man umgeht dieses Ilinder-nif's leicht, indem man den Dienst der zweiten Hand durch eine Char-Ri\u00c8RE\u2019sche Torsionspinzette ersetzt, welche man, w\u00e4hrend sie die Hautfalte gefafst h\u00e4lt, ruhig auf dem R\u00fccken des Frosches liegen l\u00e4fst.\nUnumg\u00e4nglich nothwendig ist cs endlich, wie die Figur es zeigt, die Klemmen, an ihren Leitungsdr\u00e4hten, oberhalb des Frosches aufzuh\u00e4ngen, wodurch erst ihre Lage vollst\u00e4ndig gesichert wird, so dafs sie nicht mehr, an den gefafsten Hautfalten hin und wieder h\u00e4ngend, miteinander in metallische Ber\u00fchrung zu kommen verm\u00f6gen.","page":457},{"file":"p0458.txt","language":"de","ocr_de":"158\n2. Ab sehn. Rap. IV. \u00a7. VII. Von der Aufbewahrung\n\u00a7. VII.\nAufbewahrung und Zurichtung der Fr\u00f6sche.\nS\u00e4mmtliche Versuche, von denen nicht ausdr\u00fccklich das Gegentheil bemerkt ist, sind an R. eseuiontn angeslellt. R. temporaria ist durchweg zu klein und ermangelt auch, wie mir hat scheinen wollen, jener Lehensz\u00e4higkeit, welche die abgel\u00f6sten Glieder der ersteren Thierart zeitweise gleichsam zu \u00e4chten physikalischen Vorrichtungen, welche sich wie eine Maschine studiren lassen, macht.\nDie anorganische Physik verschm\u00e4ht es nicht, sieh mit den besten Vorschriften zur Verfertigung ihrer Beobachtungswerkzeuge, Thermometer, Barometer u. s. w. bis ins Einzelnste zti befassen; ich halte es daher nicht unter der W\u00fcrde der organischen Physik, sich \u00fcber das Verfahren Aufschlufs zu verschaffen, wie ihr absolutes Organ, 1 der Frosch, der f\u00fcr einen grofsen Theil derselben in der That das ist, was dem Nacheiferer Moser\u2019s oder Melloni\u2019s die wohlgeputzte Daguerre\u2019-sche Platte oder die Thermos\u00e4ule, am leichtesten und besten, trotz dem Wechsel tier Jahreszeiten, das ganze Jahr hindurch in hinreichender Menge und tauglichem Zustande zu erhalten sei. Ich w\u00fcnsche nur, dadurch Anderen die M\u00fche zu ersparen, auf Kosten eigener, leicht sehr unangenehmer Erfahrungen die Kenntnil's folgender Bemerkungen, wie unzureichend sie auch sein m\u00f6gen, zu erwerben.\nEs giebt zwei Arten, die Fr\u00f6sche zu \u00fcberwintern: man k\u00f6nnte sic als die auf trockenem, und die auf nassem Wege bezeichnen. Die erstere geht dahin, das Thier in einen m\u00f6glichst seinem nat\u00fcrlichen Zustande gleichen zu versetzen. Durchl\u00f6cherte Kisten, halb mit frischgesammeltem Waldmoose angef\u00fcllt, nehmen die Fr\u00f6sche auf und werden von Zeit zu Zeit, um den Unralh zu entfernen, mit Wasser durchgossen. Man sieht wohl, wie sich dieselben Anfangs im Innern des Mooses zum Winterschlaf anschicken, sehr bald jedoch erscheinen sie wieder an der Oberfl\u00e4che, und die Unm\u00f6glichkeit, die nat\u00fcrlichen Bedingungen ihrer Ucberwinterungszust\u00e4nde t\u00e4uschend genug nachzuahmen, liegt am Tage.\nBei dem Verfahren auf nassem Wege h\u00e4lt man die Thierc in Hachen irdenen Gef\u00e4lsen, in denen einen halben Querfinger hoch Wasser steht und \u00fcber welche Netze gebunden sind. Alsdann ist es leicht, sie h\u00e4ufig durch Besp\u00fchlcn mit frischem Wasser zu reinigen und zu erfrischen.\n1 Schwerlich wird der Froschschenkel jemals, wie 15 ulev gewollt hat, den Springheinen der Heuschrecken den Platz r\u00e4umen. Biblioth\u00e8que universelle etc. Nouvelle Serie. Juillet 1837. l. X. p. 182. 6. *","page":458},{"file":"p0459.txt","language":"de","ocr_de":"und Zurichtung der Fr\u00f6sche.\n459\nBei beiden Methoden gilt die Regel, m\u00f6glichst wenig Thiere in einem m\u00f6glichst grofsen Raume beisammen zu halten und m\u00f6glichst oft das Wasser oder das Durchgiefsen durch das Moos, auch wohl dieses selbst zu erneuern.\nNichtsdestoweniger wird man, wie ich wenigstens in vier aufeinanderfolgenden Wintern zu bemerken die unerw\u00fcnschte Gelegenheit hatte, bei beiden Methoden kurze Zeit nach der Einsammlung des Vor-rathes eine t\u00f6dtliche Seuche ausbrechen sehen, deren Gang und Symptome ich sp\u00e4ter beschreiben werde. ' Die nasse Methode ist hier von unbedingtem Vortheil; durch Absonderung der augesteckten Thiere und reinliches Halten der \u00fcbrigen kann man cs dahin bringen, dafs vielleicht nur 10 \u2014 15 Prct. der Krankheit zum Opfer fallen; bei dem trockenen Verfahren gegen 50 Fret. Allein auf der anderen Seite ist es gewifs, dafs die dem Tode entgangenen \u00fcbrigen Fr\u00f6sche bei der letzteren Methode sich viel tauglicher zu allen Arten von thierisch-elektrischen und Reizversuchen zeigen, als die in Wasser gehaltenen, welche in Zust\u00e4nde verfallen, die ein Praktiker als hydropische und leukophlegmatische bezeichnen w\u00fcrde. 3 Ich mufs daher rathen, lieber dem trockenen Verfahren den Vorzug zu geben, allein dabei nicht mehr als 10\u201412 Thiere in eine Kiste von einem Cubikfufs zu sperren, was, bei den bedeutenden ATorr\u00e4then, welche Untersuchungen dieser Art in Anspruch nehmen, allerdings eine dr\u00fcckende Verpflichtung ist.\nEin Wort endlich \u00fcber die allgemeinsten Kunstgriffe beim Zurichten der Fr\u00f6sche zu thierisch-elektrischen Versuchen wird vielleicht manchem Anf\u00e4nger oder dem Physiker so erw\u00fcnscht sein, als es dem erfahrenen Anatomen \u00fcberfl\u00fcssig scheinen mag.\nMan t\u00f6dtet f\u00fcr gew\u00f6hnlich, wenn man nicht den sonst unverletzten Gesammtfrosch braucht, am zweckm\u00e4\u00dfigsten indem man das spitze Blatt einer Scheere in die Schultergegend einsticht, den Ilalstheil des R\u00fcckenmarkes zerschneidet, und mittelst einer Sonde das Gehirn zer-bohrt. Gehirnersch\u00fctterung, die man im anderen Falle anwenden mufs, zieht immer tetanische Kr\u00e4mpfe nach sich, was der Erregbarkeit nachtheilig sein kann. Man bringt sie leicht durch einen Schlag auf die Tischkante hervor, indem man den Frosch an beiden Beinen h\u00e4lt. Beim Abziehen der Haut ist cs meistens rathsam, durch ein Paar Scheerenschnitle die Anheftungen zu l\u00f6sen, da man sonst leicht Muskeln verletzt. Wirklich zum Versuch geh\u00f6rige Muskeltheile des Pr\u00e4parates aber d\u00fcrfen, wenn nicht gerade umgekehrt der Versuch es so mit sich bringt, niemals anders als durch ihre nat\u00fcrliche Oberfl\u00e4che\n1 >S. unten, 3. Abschn., Kap. Y, \u00a7. i.\ns S. ebendas.","page":459},{"file":"p0460.txt","language":"de","ocr_de":"460\n2. Abschn. Kap. IV. \u00a7. VU. Zurichtung der Fr\u00f6sche.\nbegrenzt sein. Ich bemerke dies ausdr\u00fccklich, obschon es sich von selbst verstehen d\u00fcrfte, weil Matte\u00fccci, den Abbildungen in seinem Trait\u00e9 etc. und in den Philosophical Transactions etc. For the year 1845. p. II. pi. III. II. nach, diese wichtige Vorschrift ganz aufser Acht zu lassen scheint. Die Anordnung der Muskeln an dem Becken des Frosches, der f\u00fcr alle Bed\u00fcrfnisse unserer Untersuchung f\u00f6rmlich wie besonders geschaffen erscheint, macht es gl\u00fccklicherweise m\u00f6glich, sich ein Pr\u00e4parat von den ganzen hinteren Extremit\u00e4ten dieses Thieres darzustellen, an dem nirgends eine k\u00fcnstliche Fl\u00e4chenbegrenzung von Muskeln vorhanden ist. Der Gesammtfrosch wird, nachdem er durch Gehirnersch\u00fctterung bet\u00e4ubt worden, folgendermafsen enth\u00e4utet: Man f\u00fchrt einen Scheercnschnitt durch die Haut in der L\u00e4ngsmittellinie rings um den ganzen Rumpf, von der Nase zum After oberhalb, und dem Kinn eben dahin unterhalb; nachdem man alsdann Daumen und Zeige-finger zu beiden Seiten des Bauches durch die Scheidew\u00e4nde der sogenannten Lymphr\u00e4ume bis zur Ber\u00fchrung hindurchgezw\u00e4ngt hat, gelingt es fast immer, jede H\u00e4lfte der ganzen Haut durch einen einzigen Zug auf einmal zu entfernen.\nBei der ferneren Zurichtung bediene ich mich allein der Sch\u00fcre und Pinzette. Die Pr\u00e4paration der einzelnen Oberschenkelmuskeln beginnt man, wie die des Ischiadnerven (S. oben S. 255) stets am Knie, nachdem man hier die Sehne zerschnitten hat. Zu R\u00fcckenmarkspr\u00e4paraten bedarf man einer besonderen, von Jon. M\u00fcller hiezu empfohlenen Zange; 1 sie ist in Stilling\u2019s \u00bbUntersuchungen \u00fcber die Functionen des R\u00fcckenmarks und der Nerven\u00ab Leipzig 1842. \u00b0 abge-bildet. Zu allen Unterbindungen, sowohl von Nerven als von Gef\u00e4fsen, eignet sich ein vieldoppelter Faden von roher Seide ganz vorz\u00fcglich, weil sie tief einschneidet, und bei ihrer D\u00fcnne und Gl\u00e4tte sich willig in die engsten Knoten begiebt. Da man so h\u00e4ufig einer isolirenden Unterlage sogleich nach der Pr\u00e4paration bedarf, so ist es ebenso bequem als auch sonst reinlich und zierlich, dieselbe auf einer Porzellan-platte zu vollziehen, wie sie zum Auslegen der Tische in chemischen Laboratorien dient.\nGanz unentbehrlich sind schliefslich, um thierische Tlieile auf den B\u00e4uschen der Zuleitungsgef\u00e4fse in der N\u00e4he des Multiplicators und ohne Gefahr fremder elektromotorischer Wirkungen handhaben zu k\u00f6nnen, messingene Pinzetten, welche mit isolirenden, am besten Knochenspitzen versehen sind, wie man dergleichen in den Gewichtsk\u00e4stchen einiger Wagen zu finden pflegt.\n1 Handbuch der Physiologie u. s. w. Bd. I. 4. Auflage. 1844. S. 560,*","page":460},{"file":"p0461.txt","language":"de","ocr_de":"Dritter Abschnitt.\nUntersuc h u n g.","page":461},{"file":"p0463.txt","language":"de","ocr_de":"Dritter Abschnitt\nUntersuchung.\nErstes Hapitel.\nZurilckf\u00fchriing des Froschstromes auf einen allgemein vorhandenen Muskelstrom.\n\u00a7\u2022 i-\nStrom des Gesammtfrosches.\nNach diesen mannigfaltigen Vorbereitungen schreiten wir endlich zur Untersuchung seihst. Sie beginnt, was das nat\u00fcrlichste scheint, mit der n\u00e4heren Bew\u00e4hrung des von Matteucci entdeckten scheinbar einfachsten Falles, des Stromes n\u00e4mlich, den man von einem ganzen enth\u00e4uteten sonst unversehrten Frosche erh\u00e4lt, wenn man Kopf und F iilse desselben mit dem Multiplicator verbindet. Ich lasse mich, obgleich ich dabei wenig Neues zur Sprache zu bringen habe, etwas genauer auf denselben ein, weil er zun\u00e4chst bestimmt sein d\u00fcrfte, als Vertreter dieses Gebietes von Erscheinungen in den Kreis der Versuche f\u00fcr Vorlesungen gezogen zu werden.\nDie Zuleitungsgef\u00e4fse werden hier ohne B\u00e4usche und mit dem lan-gen S. 219 beschriebenen Scldiefsungsrohre gebraucht. Die bis an den Rand ihrer Bekleidung versenkten Platinplatten sind in den Hintergrund der Gl\u00e4ser zur\u00fcckgezogen, um Raum f\u00fcr das Eintauchen der thierischen Thcile zu gew\u00e4hren. Die Zurichtung des Frosches f\u00fcr diesen Versuch ist so eben S. 460 beschrieben worden. Blutet derselbe nach dem","page":463},{"file":"p0464.txt","language":"de","ocr_de":"464\n3. Absclm. Kap. I. \u00a7. /. Von dem Strome\nAbziehen der Haut heftig, was nicht selten der Fall zu sein pflegt, so ist es zweckm\u00e4\u00dfig vor dem Auflegen die Stillung der Blutung abzu-warten, und ihn von den gebildeten Gerinnseln wenigstens an den Orlen zu befreien, wo er mit der Salzl\u00f6sung der Gef\u00e4\u00dfe in Ber\u00fchrung kommen soll: denn das Blut verd\u00fcnnt dieselbe und bringt dadurch sowohl als durch seine alkalischen Eigenschaften einen Strom zur ges\u00e4ttigt und neutral gebliebenen Fl\u00fcssigkeit des anderen Gef\u00e4fses hervor, wodurch, wenn die Blutung am Kopfe geschah, der aufsteigende Froschstrom, wie man sieht, zum Theil aufgewogen, wenn sie an den Ilin-terf\u00fcfsen stattfand, dagegen vergr\u00f6\u00dfert werden mufs, jedenfalls aber eine bleibende l\u00e4stige Ungleichartigkeit der Multiplicatorenden erzeugt wird.\nDas Auflegen geschieht am besten in folgender Weise. Mit der rechten Hand fafst man die Vorderpfoten des Frosches, die rechte zwischen Daumen und Zeige-, die linke zwischen Zeige- und drittem Finger, den R\u00fccken des Zeigefingers gegen die Brust des Frosches, die Spitzen der Finger nach seinen Beinen gekehrt; taucht die Fiifse, bis zur H\u00e4lfte des Tarsus, in das zur Rechten stellende Gef\u00e4fs, den ll\u00fck-ken des Frosches nach dem zur linken befindlichen gewendet; dr\u00fcckt mit der linken Hand die Kn\u00f6chel gegen den Rand des Glases an, und beugt den Frosch r\u00fccklings \u00fcber mit dem Gesiebt und der Nasenspitze behutsam in das andere Gef\u00e4fs hinein, wobei das eingebogene R\u00fcckgrad mit seiner H\u00f6hlung nach unten zu liegen kommt. Die Neben-scbliefsung durch den eigenen K\u00f6rper kommt bei diesem rohen Versuche nicht in Betracht. Die Ber\u00fchrungsfl\u00e4chen mit der Salzl\u00f6sung sind gro\u00df venue, wenn sic dem kleinsten Querschnitte, den der Frosch selbst darbietet, also dem des Knie- oder des Fu\u00dfgelenkes, an Ausdehnung nicht nachstehcn.\n1st der Frosch in dem Zustande, den man als den normalen zu betrachten berechtigt ist, so verl\u00e4\u00dft augenblicklich die Nadel den Nullpunkt, und fliegt, au meinem Multiplicator, gegen die Hemmung. Sie zeigt einen Strom in dem Frosch von den F\u00fc\u00dfen nach dem Kopfe, in dem Multiplicatordraht von dem Kopfe nach den Fiifsen des Frosches an, also einen aufsteigenden Strom.\nAus dem oben S. 234 von der allgemeinen Erscheinungsweise der thierisch-elektrischen Str\u00f6me am Multiplicator Gesagten erhellt zur Gen\u00fcge, was nun erfolgen wird, wenn man den Frosch l\u00e4ngere Zeit auf-liegeu l\u00e4\u00dft. Ucbcr den Verlauf des Froschstromes selbst erf\u00e4hrt man nichts Gewisses mehr, denn er bat, von dem ersten Augenblick seines Eintretens an, Ladungen auf den Platinenden der Vorrichtung entwickelt, deren elektromotorische Gegenwirkung das Gesetz seiner Fortdauer g\u00e4nzlich tr\u00fcbt und verdeckt. Will man gleichwohl diesen Gang","page":464},{"file":"p0465.txt","language":"de","ocr_de":"des Gesammtfrosches.\n465\nder Erscheinungen verfolgen, so st\u00fctzt man den Frosch in der Lendengegend mittelst der oben S. 449 beschriebenen l\u00e4nglich viereckten Glasplatte, welche man zu diesem Behuf in die untere Klemme Fig. 19 Taf. Ill einspannt, und \u00fcberl\u00e4fst ihn sich selhsi, ohne ihn jedoch aus den Augen zu verlieren, indem der Reiz der Salzl\u00f6sung h\u00e4ufig heftige Reflexbewegungen nach sich zieht, welche, trotz der Sicherheitsplatte, der Vorrichtung leicht verderblich werden k\u00f6nnen.\nDie Nadel kommt alsdann zwischen 10\u00b0 und 20\u00b0 zur Ruhe. Von hier an nimmt die Ablenkung langsam ah, und h\u00e4lt sich endlich stunden-, ja tagelang innerhalb der ersten 5 \u2014 8\u00b0, wenn nicht Schwankungen der Ebene der freiwilligen Ablenkung des Nadelpaares mit ins Spiel kommen.\nEs w\u00e4re, wie wir bereits wissen, voreilig, aus dieser scheinbar ganz unverh\u00e4ltnifsm\u00e4fsigen Abnahme auf das Verschwinden des Froschstromes schlicfsen zu wollen; selbst nach stundenlanger Frist gilt der einzige richtige Schlufs in dieser Beziehung, wenigstens innerhalb der Grenzen der Genauigkeit, wie wir sie hier im Auge haben, allein den Ladungen der Platinenden.\nIn der That, entfernt man den Frosch, und bringt das Schlicfsungs-rohr an seine Stelle, so fliegt, wie vorher auf der entgegengesetzten Seite, die Nadel wider die Hemmung, und je nach der Dauer des Auf-liegens, findet man sie noch lange Zeit nachher in einer gr\u00f6fseren oder kleineren, scheinbar best\u00e4ndigen Ablenkung nach dieser Seite hin begriffen.\nLegt man aber jetzt den Frosch wieder auf, so erfolgt, zum Zeichen seines fast ungeschw\u00e4chten Stromes, abermals ein Ausschlag in der Richtung vom Kopf zu den F\u00fcfsen in dem Multiplicatordraht, und abermals wird die Nadel gegen die Hemmung gef\u00fchrt; die allerst\u00e4rksten Wirkungen erh\u00e4lt man indefs, was oben S. 242 auch bereits be-vorwortet wurde, wenn man den Frosch, ohne vorl\u00e4ufige Entladung der Platinenden, unmittelbar umlegt, wo dann Froschstrom und Strom der Ladungen sich summiren. L\u00e4ngeres Aufliegen bringt wieder eine best\u00e4ndige Ablenkung zu Wege, und so l\u00e4fst sich dasselbe Spiel vicle-male, allerdings in allm\u00e4hlig abnehmender St\u00e4rke, wiederholen.\nSchliefslich ist jedoch dieser Wahrnehmung eine Grenze gesetzt. Man findet, dafs ein verwesender Frosch elektromotorisch zu wirken aufgeh\u00f6rt hat. Wann derselbe diese F\u00e4higkeit cinb\u00fcfse, ob der Verlust derselben in Bezichun<r zu irgend einer anderen wesentlichen Leichen-Ver\u00e4nderung stehe, dar\u00fcber fehlt es durchaus an Angaben an allen Stellen an denen Matteucci die Stromabnahme und sein endliches Verschwinden an sich selbst \u00fcberlassenen todten Individuen bespricht. Die\n30","page":465},{"file":"p0466.txt","language":"de","ocr_de":"466\n3. Absclm. Kap. I. \u00a7. II. Von dem Strome\nFeststellung dieser Grenze in dem eben angedeuteten Sinne wird daher eine unserer wichtigsten Aufgaben sein. 1\n\u00a7. II.\nStrom des GALVANi\u2019schen Pr\u00e4parates.\nAn den eben er\u00f6rterten Fall schliefst sich nun zun\u00e4chst der zuerst von Nobili beobachtete des GALvAvx\u2019schen Pr\u00e4parates an.\nMan r\u00fcckt die Gl\u00e4ser n\u00e4her aneinander, vertauscht das l\u00e4ngere mit dem k\u00fcrzeren Schliefsungsrohr, und bereitet den Frosch nach Galvani s Vorschrift zu. Verf\u00e4hrt man jetzt mit dem Galvani sehen Pr\u00e4parate wie fr\u00fcher mit dem Gesammtfrosch, indem man die Fiifse in das zur Rechten stehende Gef\u00e4fs taucht, sie mit der Linken festh\u00e4lt, und mit der Rechten das Becken r\u00fccklings \u00fcberbeugt, bis das St\u00fcck Wirbels\u00e4ule die Oberfl\u00e4che der H\u00fcssiskeit in dem anderen Gel\u00e4lse ber\u00fchrt, so sieht man wiederum einen Ausschlag in der n\u00e4mlichen Richtung und in ziemlich gleicher St\u00e4rke erfolgen, wie das erste Mal; gleichzeitig zucken die Schenkel beim Schliefsen, wenn das Thier hinreichend reizbar und frisch zugerichtet ist. Es bedarf nicht erst der Erw\u00e4hnung, dafs alle obigen Erscheinungen, betreffend die Entwickelung der Ladungen, die dadurch bedingte Abnahme des Stromes, sein W iederkeh-ren nach ausgeglichener Polarisation u. s. wr., welche eigentlich zum Wesen der aus Metallen und Elektrolyten zusammengesetzten Kette geh\u00f6ren, insofern nicht besondere Vorkehrungen zur Sicherung ihrer Best\u00e4ndigkeit getroffen sind, hier, wie bei allen anderen thierischen Elektromotoren in gleicher Weise stattlinden, daher ich ferner nicht mehr darauf zur\u00fcckkommen werde.\nEin geAV\u00d6hnliches Ereignifs bei diesem \\ ersuche ist, dafs man das Pr\u00e4parat, in Folge der An\u00e4tzung des entbl\u00f6fsten R\u00fcckenmarkes durch die ges\u00e4ttigte Salzl\u00f6sung, wenigstens bei l\u00e4ngerem Aufliegen in die heftigsten Kr\u00e4mpfe verfallen siebt. Es ist derselben bereits oben S. 326 bei einer anderen Gelegenheit gedacht worden.\nMan erinnert sich, dafs Nobili, dem dieser Fall des Froschstromes einzig bekannt war, den Ursprung des Stromes darin suchte, dals die kleinere Masse des Nerven schneller verdunste und daher st\u00e4rker erkalte als die bei verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig geringerer Oberfl\u00e4che greisere Masse\n1 S. unten, Kap. V. \u00a7. i.","page":466},{"file":"p0467.txt","language":"de","ocr_de":"des Gat.vani\u2019sehen Pr\u00e4parates.\n467\nder Sclienkelmuskcln. Es ist unbegreiflich, wie dieser sonst so gewandte Forscher nur einen Augenblick bei dieser Meinung stehen bleiben konnte. Er brauchte nur den Versuch zu wiederholen, indem er dabei die Nerven und das St\u00fcck Wirbels\u00e4ule g\u00e4nzlich in die Fl\u00fcssigkeit des entsprechenden Gcfafses versenkte, oder indem er sich der blofsen Schenkel des Frosches, ohne den Anhang der Nervenst\u00e4mmc und des St\u00fcckes Wirbels\u00e4ule bediente, und er h\u00e4tte, bis auf die Zuk-kung, genau denselben Erfolg, nur noch in etwas gr\u00f6fscrer St\u00e4rke wahrgenommen, ein Ergebnifs, was mit seiner Vorstellungsweise unvertr\u00e4glich ist. In der That, die durch einen Scheerenschnitt dicht \u00fcber der Schambeinfuge vom Rumpf getrennten, oder noch mit der hinteren Beckenwand versehenen unteren Extremit\u00e4ten geben einen eben so starken und in derselben Richtung verlaufenden Strom, wie der Gesammt-froscli selbst; er ist etwas st\u00e4rker, als der des nach Galvani\u2019s Vorschrift zugerichteten Frosches, weil der bedeutende Widerstand fortgefallen ist, der mit den Nerven in die Kette eingef\u00fchrt wurde. Die Zuckung bleiht jetzt, auch bei der gr\u00f6fsten Reizempf\u00e4nglicbkeit, aus, weil der Strom an keiner Stelle mehr auf die Nerven allein eiime-schr\u00e4nkt, weil nirgends mehr seine Dichtigkeit in denselben grofs genug ausf\u00e4llt, um dergleichen zu erzeugen.\nDies letztere Pr\u00e4parat nun eignet sich, der Leichtigkeit seiner Darstellung und Handhabung, der Einfachheit seiner Zusammensetzung aus wenigen organischen Systemen, der St\u00e4rke und Ausdauer seiner Wirkung und der Unwandelbarkeit seiner Str\u00f6mungsrichtung wegen ganz besonders zu allen \\ ersuchen \u00fcber den Einflufs, den verschiedene Umst\u00e4nde auf den Froschstrom aus\u00fchen, und es wird daher in der Folge h\u00e4ufig in diesem Sinne angewandt werden. Wir wollen fortfahren, dasselbe, der K\u00fcrze halber, wenngleich uneigentlich, mit dem Namen des GALVANi\u2019schcn zu beleben.\nAuch Matteucci bedient sich der unteren Extremit\u00e4ten des Frosches gleichsam als des Typus der thierischen Elektromotore und als Element seiner Froschs\u00e4ulen; er l\u00e4fst denselben aber stets den, wie man sieht, nicht nur unn\u00fctzen, sondern wegen der Vergr\u00f6fserung des Widerstandes und der durch das Austrocknen der Nerven herbeigef\u00fchrten Ungleichm\u00e4fsigkeit der Wirkungen sogar sch\u00e4dlichen Anhang der Ner-venst\u00e4mme und eines St\u00fcckes Wirbels\u00e4ule, obschon dies einer der Gr\u00fcnde war, die ihn zwangen, auf die Anwendung einer besser leitenden Zuleitungsfl\u00fcssigkeit Verzicht zu leisten, indem dann stets die obenerw\u00e4hnten tetanischen Zuf\u00e4lle st\u00f6rend aufzutreten pflegten (S. oben S. 230).\nDie Gr\u00f6fse der Wirkungen, die er von den GvLVAM'schen Pr\u00e4pa-\n30 \"","page":467},{"file":"p0468.txt","language":"de","ocr_de":"468\n3. Abschn. Kap. 1. \u00a7. III. Strom des Kumpfes\nraten seinem Verfahren gern\u00e4fs erhielt, ist gleichfalls oben S. 230. 231 bereits verzeichnet worden.\nHier liegt die Frage nahe nach der genaueren Ermittelung der relativen St\u00e4rke des Stromes des Gesammtfr\u00f6sches und des Galvani\u2019-schen Pr\u00e4parates. Dieselbe bleibt jedoch hier sowohl wie f\u00fcr alle anderen thierischen Elektromotore unbeantwortet; weil sic n\u00e4mlich, wie die Folge lehren wird, kein hinreichend grofses Interesse darbietet, um die Schwierigkeiten aufzuwiegen, welche sich einer Bestimmung der Art entgegensetzen w\u00fcrden.\n\u00a7\u25a0 HI.\nStrom des Rumpfes, der oberen Extremit\u00e4ten, einzelner Glieder und Gliederabtlieilungen.\nDa die untere H\u00e4lfte des Frosches sich so kr\u00e4ftig elektromotorisch erwies, so schien es mir zun\u00e4chst von Wichtigkeit, zu ermitteln, ob in dem Falle des Gesammtfrosches der Rumpf sich nur als leuchter Leiter von verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig geringem Widerstande verhalte, oder ob auch er, und in welcher Richtung alsdann, elektromotorisch sei.\nDer Rumpf eines enth\u00e4uteten Frosches, nach Abl\u00f6sung der Bauchmuskeln durch einen Schnitt oberhalb der Schambeinfuge durch Blase und Mastdarm und die hintere Beckenwand, ohne weitere \\ erletzung, also unausgeweidet, von den unteren Extremit\u00e4ten getrennt, zeigt den Strom in derselben Richtung, allein ungleich schw\u00e4cher, als der Ge-sammtfrosch und das Galvani\u2019scIi\u00e8 Pr\u00e4parat (15 \u2014 25\u201c).\nNun lag es auf der Hand, dafs auch die oberen Extremit\u00e4ten einen Strom besitzen w\u00fcrden und vielleicht gleichfalls nach der Hirnriicken-marksaxe hin. Der Erfolg best\u00e4tigte diese Vermuthung. Man stellL sich durch Herausschneiden des Brust- und Schulterger\u00fcstes, mit daran befindlichen oberen Extremit\u00e4ten, gleichsam ein Galvam'scIics Pr\u00e4parat derselben in dem oben festgestellten Sinne dar, und taucht in das eine Gef\u00e4fs den Schwerdtfortsatz des Brustbeins, in das andere beide Vorderpfoten; der Strom, der bis 40\u00b0 Ausschlag und eine entsprechende feste Ablenkung bewirken kann, ist in den thierischen Tlieilen von den Pfoten nach dem Brust- und Schulterger\u00fcst gerichtet.\nEs blieb noch \u00fcbrig, die einzelnen Glieder selbst und schliefslich deren Unterabtheilungen auf den Strom zu untersuchen. Was das erstere betrifft, so l\u00e4fst sich der Erfolg des Versuches leicht voraus-","page":468},{"file":"p0469.txt","language":"de","ocr_de":"und der einzelnen Gliedmafsen des Frosches.\n469\nsehen. Es ist v\u00f6llig undenkbar, dafs das Zusammenwirken beider Arme oder beider Beine notbwendig sei, um den Strom zu erzeugen; vielmehr liegt am Tage, dafs jedes einzelne Glied selbst\u00e4ndig wirken m\u00fcsse, indem es gleichzeitig, in Bezug auf den Multiplicatordrabt, eine Nebcnschliefsung f\u00fcr den Strom des anderen Gliedes vorstellt. Es ist dies die Anordnung, welche in der Lehre von den Gesetzen der Fortpflanzung galvanischer Str\u00f6me mit dem Namen der zusammengesetzten Kette belegt worden ist und von der unten noch ausf\u00fchrlicher wird die Rede sein m\u00fcssen. 1 Hier mag nur im Allgemeinen erinnert werden, dafs, was die verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsige St\u00e4rke der Wirkungen eines Gliedes im Vergleich zu der vereinigten beider Glieder betrifft, sie abh\u00e4ngig erscheint von dem Verh\u00e4ltnisse des Widerstandes jedes einzelnen Gliedes zu dem des \u00fcbrigen Kreises, so zwar, dafs die St\u00e4rke des Stromes beider Glieder die des Stromes des. einzelnen Gliedes um so mehr \u00fcbersteigen wird, einen je gr\u00f6fseren Theil des Widerstandes der Kette der Widerstand eines einzelnen Gliedes ausmacht. Ein absolutes Verh\u00e4ltnifs kann demnach hier nicht gesucht werden.\nDie Erfahrung zeigt nun, dafs in der That das einzelne Bein, der einzelne Arm einen Strom, zwar von etwas geringerer St\u00e4rke, jedoch in der n\u00e4mlichen Richtung geben, wie das Galvam\u2019scIic Pr\u00e4parat oder der Schulterg\u00fcrtel nebst oberen Extremit\u00e4ten.\nAuffallend ist, dafs wenn man die beiden H\u00e4lften des Galvani'-sclien Pr\u00e4parates sich in der Weise entgegenwirken l\u00e4lst, dafs die beiden F\u00fcfse des auf der Glasplatte des allgemeinen Tr\u00e4gers rittlings sitzenden Frosches in die beiden Gl\u00e4ser der Vorrichtung tauchen, man trotz aller Vorsicht in Betreff des gleich tiefen Eintauchens und der symmetrischen Pr\u00e4paration der Beckengegend, niemals Gleichgewicht beobachtet.\nTheilt man sodann ein Froschbein im Kniegelenk in Ober- und Unterschenkel, so findet man abermals, dafs diese Theile elektromotorisch wirksam sind, und zwar beide in demselben Sinne als alle bis jetzt genannten thierischen Elektromotore, n\u00e4mlich scheinbar nach der Hirnr\u00fcckenmarksaxe hin; der Oberschenkel nur schwach (15 \u2014 25\u00b0 Ausschlag); der Unterschenkel nebst Fufs hingegen eben so stark als der Gesammtfrosch selbst, das GALvANi\u2019sche Pr\u00e4parat und das einzelne Bein. Auch der Unterschenkel allein, mit seinen beiden Enden beliebig auf die B\u00e4usche aufgelegt, gieht einen starken aufsteigenden Strom; einen schw\u00e4cheren der blofse zwischen den Zehen und dem Fufsgelenke auf die Zuleitungsgef\u00e4fse aufgelegte Fufs.\n1 S. unten, Kap. III. \u00a7. in. 3,","page":469},{"file":"p0470.txt","language":"de","ocr_de":"470\nAbschi. Kap. I. \u00a7. IV. Strom noch anderer There,\nEndlich geh\u00f6rt hieher die allgemeine Bemerkung, dafs man beim queren Auflegen der Glieder, z. B. des Oberschenkels, wozu man sich auch bereits der B\u00e4usche bedienen mufs, entweder keine, oder nur schwache und jedenfalls ganz unregelm\u00e4fsige Wirkungen beobachtet. Das elektromotorische Moment scheint demnach, diesen ersten Wahrnehmungen zufolge, in der Richtung der Axe der thierischen Glieder allein oder vorzugsweise th\u00e4tig zu sein.\nMan wird gestehen, dafs es, dem Mitgetheilten zufolge, nicht leicht war, sich der Vorstellung zu enthalten, dafs man hier auf eine, zu den Verrichtungen des Nervensystemes in n\u00e4chster Beziehung stehende Erscheinung gestofsen sei, da dies zun\u00e4chst als die einzige Deutung erscheint, welche sich von der wunderbaren Beharrlichkeit des Froschstromes geben l\u00e4fst, unter scheinbar so verschiedenen Bedingungen seine Richtung stets nach der Hirnriickenmarksaxe hin zu nehmen.\nEs kommt indessen schon beim Auflegen der Arme und des Oberschenkels nicht selten vor, dafs man einen Ausschlag in der anderen als der gew\u00f6hnlichen Richtung, n\u00e4mlich in absteigendem Sinne, erfolgen sieht. Namentlich ist dies dann der Fall, wenn die Schulter- oder die Beckengegend nicht mit Schonung, sondern mit bedeutender Verletzung der betreffenden Muskelmassen pr\u00e4parirt worden sind. So f\u00e4ngt das Zuf\u00e4llige in jener verf\u00e4nglichen Erscheinung bereits angedeutet zu werden an.\n\u00a7. IV.\nStr\u00f6me anderer Thiere und ihrer filiedmafsen.\nDie Untersuchung wendet sich nun, wie nat\u00fcrlich, zun\u00e4chst auf andere Thiere, da es undenkbar ist, dafs, wie Matteucci bis vor ganz Kurzem glaubte, 1 der Frosch allein mit einem solchen Strome begabt sein sollte.\nDie n\u00e4chsten Verwandten von R. esculenta, als: R. temporaria, Jlyla arborea und die einheimischen Kr\u00f6tenarten, Bufo cinereus, calamita und viridis, zeigen in allen Theilen den Strom mit dem von R. esculenta gleichgerichtet. Nur dafs die St\u00e4rke, zum Theil unstreitig wegen der geringeren Entwickelung des bei R. esculenta so m\u00e4chtig wirkenden GALVANi\u2019schen Pr\u00e4parates, bereits bei R. temporaria ungleich geringer ausf\u00e4llt; noch kleiner findet man sie bei den Bufonen, welche,\nS. unten, Kap. II. \u00a7. xv.","page":470},{"file":"p0471.txt","language":"de","ocr_de":"als des Frosches, und ihrer Gliedma[sen,\n471\nwie schon v. Humboldt bemerkt, auch durch ihre Tr\u00e4gheit im Antworten auf galvanische Reizung ausgezeichnet sind. 1\nSalamandra maculata (vom Harzgebirge) gieht zwischen Mundspitze und der Bauchfl\u00e4che des Schwanzes den absteigenden, zwischen Mundspitze und llinterfiifsen den aufsteigenden Strom weit schw\u00e4cher; das Galvani\u2019scIic Pr\u00e4parat gieht zwischen der Kreuzbeinfl\u00e4che und den F\u00fcfsen den absteigenden, zwischen der Bauchfl\u00e4che und denselben den aufsteigenden Strom.\nLacerta agilis gieht, wenn man den Kopf einerseits, andererseits die Hinterf\u00fcfse und den Stumpf des zwischen denselben dicht hinter der Afterspalte abgeschnittenen Schwanzes auflegt, einen Ausschlag in derselben Richtung als die oben genannten ungeschw \u00e4nzten Batrachier. Legt man aber an dem unteren Ende nur die Fiifse auf, so erfolgt der Ausschlag in absteigendem Sinne. Das Galvam\u2019scIic Pr\u00e4parat, von dieser Eidechse genommen, hat den Strom in aufsteigendem Sinne, wenn man am Beckenende desselben die Schambeinfuge auflegt, in absteigendem dagegen, wenn man das Kreuzbein auflegt; doch l\u00e4fst sich dar\u00fcber nichts ganz Bestimmtes und allgemein G\u00fcltiges aussagen. Der Rumpf mit den oberen Extremit\u00e4ten und allen Eingcweiden wirkt in absteigender, die Arme bald in auf-, bald in absteigender Richtung.\nDas Bein einer Taube giebt den absteigenden, der blofse Unterschenkel hingegen den aufsleigenden Strom, und zwar wirkt derselbe st\u00e4rker als vorher das ganze Bein.\nEin Kaninchenbein giebt einen sehr schwachen aufsteigenden Strom. Der Ober- und Unterschenkel desselben an und f\u00fcr sich sind nicht der Untersuchung f\u00e4hig, weil sie nicht f\u00fcglich ohne Verletzung der Muskelmassen des unteren Endes des Oberschenkels frei dargestcllt werden k\u00f6nnen, wodurch, wie wir schon vom Frosche her wissen, die Ergebnisse unregelm\u00e4fsig worden.\nGeeigneter zu diesen Versuchen ist, unter den warmbl\u00fctigen Thic-ren, die Maus. Zwischen Kopf und Schwanzstumpf, oder den Oberschenkelst\u00fcmpfen nach Entfernung der Unterschenkel im Kniegelenk, erhielt ich von derselben den absteigenden, zwischen Kopf und F\u00fcfsen einmal den aufsteigenden Strom; der Rumpf und das Galvam\u2019scIic Pr\u00e4parat wirkten aufsteigend; ein einzelnes Bein hingegen, zwischen der L\u00e4ngsmittclebcnc des Beckens und der vorderen \u00e4ufseren Fl\u00e4che des Unterschenkels aufgelegt, zeigte den absteigenden Strom.\nDie allgemeine Erscheinungsweise aller hier aufgez\u00e4hlten Str\u00f6me stimmt, bis auf einige den warmbl\u00fctigen Thieren zukommende Eigen-\n1 Versuche \u00fcber die gereizte Muskel-und Nervenfaser u, s. w. Bd. I. S. 303.\u2019","page":471},{"file":"p0472.txt","language":"de","ocr_de":"472\nJ, Abschn. Kap. I, \u00a7. IV. Str\u00f6me anderer Thiere, als des Frosches. \u2014\nth\u00fcmlichkeiten, von denen nachmals die Rede sein wird, mit der des Stromes des Gesammtfrosches und seiner Gliedmafsen v\u00f6llig \u00fcberein. In mehreren F\u00e4llen macht es die Gestalt und Kleinheit der thierischen Theile notlnvendig, sich der B\u00e4usche zu bedienen. Die St\u00e4rke der Str\u00f6me reicht selten an die heim Frosch beobachtete. Alle diese Versuche sind \u00fcbrigens, ihrem Wesen nach, \u00e4ufserst roh und zum Theil sehr unsicher, indem man unter wenig verschiedenen Umst\u00e4nden der Lage leicht die entgegengesetzte Str\u00f6mungsrichtung erfolgen sieht. Vorz\u00fcglich ist dies, erw\u00e4hntermafsen, wie hei den oberen Extremit\u00e4ten und dem Oberschenkel des Frosches dann der Fall, wenn man bei der Zurichtung die Muskeln selbst durchschnitten und ihr Inneres freigelegt hat, anstatt die Glieder so zu bereiten, dafs sie von allen Seiten nur nat\u00fcrliche Muskelbegrenzungen darhieten, was freilich oft nicht ausf\u00fchrbar ist. Nichtsdestoweniger wird durch diese wenigen Versuche unser Gesichtskreis bereits bedeutend erweitert. Wir entnehmen denselben folgende Schl\u00fcsse.\nEs folgt eistens daraus, dals das elektromotorische Verm\u00f6gen eine den enth\u00e4uteten frischen Leichen der S\u00e4ugcthiere, V\u00f6gel, Amphibien, also \"wahrscheinlich auch der Fische in gleicher Weise zukommende Eigenschaft sei. Dieser Satz wird unten noch, mit H\u00fclfe der einfacheren Elemente der thicrisch-elektrischen Ketten, vielfach best\u00e4tigt und auf die Wirbellosen ausgedehnt werden.\nZweitens, dafs die am Frosch anfangs so bedeutsam entgegentretende Beharrlichkeit des bei ihm durch dieses Verm\u00f6gen gesetzten Stromes, seinen Weg nach der Hirnr\u00fcckcnmarksaxe zu nehmen, nun nicht mehr anders denn als eine t\u00e4uschende Zuf\u00e4lligkeit erscheinen kann. Man k\u00f6nnte diesen Schilds f\u00fcr gewagt halten und geneigt sein, wegen der hei anderen Thieren wahrgenommenen Schwankungen der Str\u00f6mungsrichtung, gegen\u00fcber der hei den ungeschw\u00e4nzten Batrachiern vorhandenen Best\u00e4ndigkeit derselben, diese beiden Arten von Markungen f\u00fci nicht eineilei anzusehen. Indessen werden sp\u00e4tere Ergebnisse unserer Untersuchungen den Gang, den wir hier nehmen, rechtfertigen kommen.\nA on einem Froschstrome kann nunmehr begreiflich die Rede nicht mehr sein. Mit demselben Rechte k\u00f6nnten wir, heim Frosche, von einem Tauben- oder Kaninchenstrome sprechen, mit dem wir, heim Kaninchen oder der 1 aube, von dem I rosclistr\u00f6me sprechen w\u00fcrden. Auch st\u00e4nde es uns jetzt frei, unsere Untersuchung an irgend einem anderen beliebigen Thiere, statt am Frosche, fortzusetzen. Fahren wir gleichwohl fort, uns desselben zu bedienen, so geschieht dies, wohlverstanden, nicht etwa, weil die zu beobachtenden Erscheinungen","page":472},{"file":"p0473.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. V. Physiologische Wirkung Ihierischer Str\u00f6me.\n473\nein Einzclrecht desselben w\u00e4ren; sondern es geschieht wegen der bekannten Vorz\u00fcge, verm\u00f6ge welcher, seit mehr als anderthalb Jahrhunderten, dieses Thier \u00bbzu seinem Ungl\u00fcck, die Hauptaufmerksamkeit der \u00bbPhysiologen auf sich gezogen hat.\u00ab 1 Der Vorwurf, dafs dadurch an manchen Stellen die Untersuchung ins Mikroskopische gezogen werde, kann uns nicht treffen. Keine Gr\u00fcfse der Theile vermag die unverw\u00fcstliche Leistungsf\u00e4higkeit zu ersetzen, welche uns, in unseren Gegenden, aufser der seltenen und schwer zu handhabenden Schildkr\u00f6te, einzig der Frosch darbietet, und die Leichtigkeit, sich ihn in hinreichender Menge zu verschaffen und monatelang ohne Speise aufzubewahren: abgesehen davon, dafs, wie die Folge lehren wird, die St\u00e4rke der thie-risch-elektrischen Wirkungen keinesweges in gleichem Verh\u00e4ltnisse mit der Masse der organischen Gebilde w\u00e4chst, von denen sie abgeleitet werden.\n\u00a7\u2022 v.\nPhysiologische Wirkung der thierisch-elektrischen Str\u00f6me.\nDie physiologische Wirkung der thierisch-elektrischen Str\u00f6me betreffend, habe ich den zahlreichen Versuchen meiner Vorg\u00e4nger an Allgemeinem, bereits Hiehergeh\u00f6rigem, nur wenig hinzuzuf\u00fcgen. Diese Wirkung bietet in der That, abgesehen von dem sieh daran kn\u00fcpfenden geschichtlichen Interesse, und den in das Gebiet des Gesetzes der Zuckungen einschlagenden bereits S. 390. 409 angestellten Betrachtungen, zu denen sie Anlafs gieht, gleich der Jodkaliumelektrolyse nur das sehr beschr\u00e4nkte Interesse dar, dafs sie die M\u00f6glichkeit ihres Zustandekommens an den Tag legt; ich will indessen, aus denselben Gr\u00fcnden, aus denen ich mich oben S. 463 auf die Art und Weise der Darstellung des Froschstromes n\u00e4her eingelassen habe, auch hier etwas genauer auf die zu befolgenden experimentellen Methoden eingchen.\nDer Gesammtfrosch selbst kann nicht, den oben S. 251 ff. er\u00f6rterten Grunds\u00e4tzen gem\u00e4fs, zur Anzeige seines eigenen Stromes durch Zuk-kung benutzt werden, weil derselbe an keiner Stelle auf die Nerven allein als Leiter angewiesen ist, also nirgends in diesen die geh\u00f6rige Dichtigkeit erlangt. Es wird also noting, sich des strompr\u00fcfenden\n1 v. Humboldt, Versuche \u00fcber die gereizte Muskel- und Nervenfaser u. s. w, Bd. I. S. 290. *","page":473},{"file":"p0474.txt","language":"de","ocr_de":"474\n3. Abschi. Kap. I, \u00a7. V. Physiologische Wirkung\nSchenkels zu bedienen, und zwar kann man nun, entsprechend den beiden bereits aus der ersten Zeit des Galvanismus stammenden Anordnungen der Zuckung ohne Metalle oder mit Anlegung eines gleichartigen Metallbogens, auf doppelte Weise verfahren.\nIm letzteren Fall stellt man zwischen die auf mehr als eine Froschl\u00e4nge auseinanderger\u00fcckten Zuleitungsgef\u00e4fse, aus deren einem der Bausch entfernt sein mill's, ungef\u00e4hr 10\"\"\u201d von dem zur\u00fcckgebliebenen Bausche, einen Zwischenbausch in der oben S. 449 beschriebenen Weise auf. Beide B\u00e4usche werden an gegen\u00fcberliegenden Stellen mit den oben S. 223 beschriebenen Eiweifsh\u00e4utchen bekleidet. An der S\u00e4ule des allgemeinen Tr\u00e4gers, welche den Zwischenbausch st\u00fctzt, ist auch die Klemme mit der f\u00fcr den strompr\u00fcfenden Schenkel bestimmten Glasplatte befindlich, dessen Nerv die L\u00fccke zwischen beiden B\u00e4uschen \u00fcberbr\u00fcckt, vor deren Salzl\u00f6sung er eben durch die St\u00fcckchen Blase zeitweise gesch\u00fctzt ist. Man taucht dann die F\u00fcfse des Gcsammtfrosches in das andere Gef\u00e4fs, und beugt ihn r\u00fccklings so tief nieder, bis seine Nasenspitze den Zwischenbausch ber\u00fchrt; in demselben Augenblicke zuckt der strompr\u00fcfende Schenkel und die Nadel zeigt den aufsteigenden Froschstrom an. Begreiflich hat man dabei die Zurichtung des Schenkels bis zuletzt zu lassen, da er auf dem Gipfelpunkte seiner Erregbarkeit stehen mills. Von der Abwesenheit jedes anderen Stromes im Kreise kann man sich leicht \u00fcberzeugen, indem man durch eine beliebige feuchte, mit ges\u00e4ttigter Kochsalzl\u00f6sung getr\u00e4nkte Br\u00fccke die Verbindung zwischen dem Zwischenbausch und der Fl\u00fcssigkeit des leeren Zuleitungs-gef\u00e4fses herstellt.\nBeim Gebrauch des Galvani\u2019scIicu Pr\u00e4parates mit seinen Nerven-st\u00e4mmen und dem St\u00fcck Wirbels\u00e4ule, welches daher den Vorzug verdient, werden der strompr\u00fcfende Schenkel und der Zwischenbausch entbehrlich: es dient sich selbst, seinem eigenen Strome als Ilheoskop. Es ist jedoch nicht rathsam, das St\u00fcck V irbels\u00e4ule unmittelbar in die Salzl\u00f6sung des entsprechenden Zuleitungsgef\u00e4fses tauchen zu lassen, weil der Reiz derselben auf das blofsgelcgte R\u00fcckenmark, wie schon bemerkt (S. oben S. 326. 466), fast unfehlbar die heftigsten Kr\u00e4mpfe nach sich zieht, auch die Nerven durch die Ber\u00fchrung mit derselben leicht ihre Leistungsf\u00e4higkeit einbiifsen. Am besten verf\u00e4hrt man auf folgende Weise: Die F\u00fcfse des Pr\u00e4parates tauchen in das eine Glas, das Becken wird auf irgendwelche Weise gest\u00fctzt, und das St\u00fcck Wirbels\u00e4ule ruht in solcher Entfernung, dafs die Nervenst\u00e4nmie schlaff herunterh\u00e4ngen, auf dem mit Blase \u00fcberzogenen Bausche des anderen Gef\u00e4fses. In dem metallischen Theile des Kreises befindet sich eine L\u00fccke, und hier wird durch Schliclsen und Oeffneu in Quecksilber die Leitung der Kette ab-","page":474},{"file":"p0475.txt","language":"de","ocr_de":"der thierisch- elektrischen Str\u00f6me.\n475\nwechselnd vervollst\u00e4ndigt und unterbrochen: eine aus leicht zu w\u00fcrdigenden Gr\u00fcnden wirksamere Art der Erregung, als etwa das blofse Schwenken des St\u00fcckes Wirbels\u00e4ule gegen den Bausch u. d. in.\nIm Wesentlichen ist diese Anordnung, wie man sieht, die vollendetste Form, deren der Galvani\u2019scIic Versuch mit gleichartigen Metallb\u00f6gen f\u00e4hig ist, indem der eingeschaltete Multiplicator dabei als sicherer B\u00fcrge f\u00fcr die wirkliche Gleichartigkeit der metallischen Enden auftritt. Es k\u00f6nnte der Einwand gemacht werden, dafs durch den beim Oeffnen und Schliefscn in der Multiplicatorwulst m\u00f6glicherweise entwickelten Gegenstrom (Extra - current) das Ergebnifs verd\u00e4chtigt erscheine. Derselbe f\u00e4llt jedoch fort, wenn man erw\u00e4gt, dafs nur in seltenen F\u00e4llen die Oeffnungszuckung wahrgenommen wird, w\u00e4hrend doch nur in diesem Falle der Gegenstrom den urspr\u00fcnglichen Strom vergr\u00f6fsernd wirkt. Uebrigens ist es fraglich, ob ein so schwacher Strom einen merklichen Gegenstrom hervorzurufen vermag; endlich lehrt der Versuch, dafs die Einschaltung der Multiplicatorwulst in der St\u00e4rke der Zuckungen keinen Unterschied macht, geschweige, denn zu ihrem Eintreten nothwendig w\u00e4re. Regel ist bei dieser Anordnung endlich, die Kette, um die Entwickelung von Ladungen m\u00f6glichst zu verh\u00fcten, m\u00f6glichst kurze Zeit geschlossen zu lassen.\nUm den Strom des Gesammtfrosclies ohne Einschaltung von Metallen wahrzunehmen, wird abermals ein besonderer Kunstgriff rathsam, wenn nicht nothwendig. Der Nerv des strompr\u00fcfenden Schenkels ist n\u00e4mlich zu kurz, um von dem Gef\u00e4fsc, worin die Fiifsc des Frosches tauchen, zu dem zu reichen, worin der Kopf befindlich ist. Die Einschaltung eines jeden selbst unwirksamen feuchten Leiters zwischen dieses Gef\u00e4fs und den zweiten Punkt des Nerven w\u00fcrde begreiflich sehr unzweckm\u00e4\u00dfig sein. Auch der Unterschenkel selbst des strompr\u00fcfenden Pr\u00e4parates reicht nicht aus, um diese L\u00fccke auszuf\u00fcllen, wenn nicht die Thiere von sehr verschiedener Gr\u00f6fse waren. Man thut daher am besten, drei in Gestalt eines gleichschenkligen Dreieckes aufgestellte Gef\u00e4\u00dfe und zwei Fr\u00f6sche anzuwenden, welche in entgegengesetzter Richtung als Schenkel des Dreieckes gelagert werden, w\u00e4hrend die Grundlinie durch zwei B\u00e4usche, \u00e4hnlich denen der Zuleitungsgef\u00e4fse, und den zwischen denselben Schlie\u00dfung bildenden Nerven des strompr\u00fcfenden Schenkels vorgeslellt wird.\nDasselbe gilt vom Galvam\u2019scIicii Pr\u00e4parate, nur da\u00df dabei der strompr\u00fcfende Schenkel entbehrt werden kann, indem man beide Pr\u00e4parate so nebeneinander auf einer isolirenden Unterlage anordnet, dafs sie einen einzigen Kreis bilden, in dem der vereinigte Strom beider wirksam ist; wovon wir bereits oben in der Geschichte des Froschstromes","page":475},{"file":"p0476.txt","language":"de","ocr_de":"476\n3. Ahschn. Kap, I. \u00a7. V. Physiologische Wirkung\nund bei Gelegenheit des Gesetzes der Zuckungen Beispiele von Nobili lind Matteucci gesehen haben (S. oben S. 105. 396).\nDie Methode des Umbiegens des Unterschenkels des GalvamscIicu Pr\u00e4parates oder eines Frosches, dessen Rumpf nur noch durch die Ischiadnerven mit den unteren Extremit\u00e4ten zusammenh\u00e4ngt, gegen das St\u00fcck Wirbels\u00e4ule oder den Rumpf vermeide man wegen der leicht dabei stattfindenden Zerrung der Nerven. Alle mit dem GALVANi\u2019schen Pr\u00e4parate anzustellenden Versuche gl\u00fccken begreiflich ebensogut mit einem einzelnen Beine, und, da der Strom des Unterschenkels nebst Fufs, laut der Multiplicatoraussage, an St\u00e4rke dem des Gesammtfrosches, des GALVANi\u2019schen Pr\u00e4parates und des einzelnen Beines um nichts merkliches nachsteht, auch an dem als strompr\u00fcfenden Schenkel bezeichnten Pr\u00e4parate selbst. Hier kann, bei der L\u00e4nge des Nerven, jede Zerrung leicht vermieden werden. Die Art, den Versuch anzustellen, ist so bekannt, dafs sie kaum noch angef\u00fchrt zu werden braucht; die Zuckung erfolgt, indem man den Nerven sanft, aber schnell, und in grofser Ausdehnung mit dem Wadenmuskel in Ber\u00fchrung bringt. Auf die n\u00e4mliche Weise kann man sich auch eines Beines oder Oberschenkels bedienen, wenn man den Nervenstamm m\u00f6glichst hoch an der Wirbels\u00e4ule losgetrennt hat, und denselben gegen die Muskelmasse des Oberschenkels zur\u00fcckbeugt.\nAuch mir sind, gleich Pfaff und Jon. M\u00fcller (S. oben S. 101. 102) F\u00e4lle vorgekommen, in denen beim Umbiegen des Nerven gegen den noch mit der nassen Haut bekleideten Unterschenkel die Zuckungen erfolgten. Ich weifs nicht, ob man diesen Versuch f\u00fcr einerlei mit dem gew\u00f6hnlichen, am enth\u00e4uteten Unterschenkel angestellten zu halten habe, oder ob dabei besondere Ungleichartigkeiten der Haut mit im Spiel gewesen seien. Der n\u00e4here Sinn dieser beiden Deutungsweisen wird nachmals klar werden ; hier sei nur bemerkt, dafs das von jenen Beobachtern berichtete Ausbleiben der Zuckung, wenn nur Muskel ber\u00fchrt wurde, nicht unbedingt f\u00fcr die letztere der beiden Auslegungen spricht, selbst, wenn nachher, bei wieder \u00fcbergezogener Haut, der bejahende Erfolg wiedergekehrt w\u00e4re. Bei jenem einfachen Umbiegungsversuch n\u00e4mlich am enth\u00e4uteten Unterschenkel ist noch eine besondere, wesentliche Bedingung zu ber\u00fccksichtigen, die zwar schon Volta kannte (S. oben S. 72), deren Sinn uns aber auch hier noch dunkel bleiben w\u00fcrde, und deren Mittheilung daher einer sp\u00e4teren Auseinandersetzung Vorbehalten wird.1\nIch habe nicht selten beobachtet, was ich nirgends verzeichnet gefunden habe, dafs die Zuckungen, die anfangs ausblieben, sich nach mehrmaligem Versuchen allm\u00e4lig einfanden, ohne dafs sonst irgend etwas\n* S. unten. Kan. II. \u00a7. m: \u2014 Kan. VIII. \u00a7. i.","page":476},{"file":"p0477.txt","language":"de","ocr_de":"der thierisch-elektrischen Str\u00f6me.\n477\nmit dem Pr\u00e4parate vorgegangen w\u00e4re. Von sehr abgematteten Froschsehenkeln, in den sp\u00e4testen Zust\u00e4nden der Erregbarkeit, und bei Anwendung ungleichartiger Metallb\u00f6gen, ist allerdings eine \u00e4hnliche Erscheinung bekannt. 1 Auch hier bin ich zweifelhaft, ob ich den von mir wahrgenommenen Fall an dieselbe mit H\u00fclfe der Annahme kn\u00fcpfen soll, dafs hier die Schw\u00e4che des Reizes als des einen Factors der Erregung das bewirkte, was dort der niedrige Stand der Erregbarkeit als des andern; oder ob ich einer anderen Deutung Geh\u00f6r geben soll, die sich uns in der Folge darbieten wird. 2\nW as die Wahrnehmung des Gesetzes der Zuckungen durch die thierisch-elcktrischen Str\u00f6me betrifft, so schliefsen sich meine bisherigen Wahrnehmungen den NoBiu\u2019schen au. Matteucci\u2019s k\u00fcnstlichen oben S. 39b mitgetheilten Versuch nachzuahmen, ist mir nicht gegl\u00fcckt, liier ist der Ort, die Deutung desselben, wenn er \u00fcberhaupt der Wirklichkeit gemafs ist, zu vervollst\u00e4ndigen. Es fehlte dazu nichts mehr, als der Nachweis, dafs in der That ein Bein des Frosches in dem dasselbe zum Kreise schliefsenden Bogen einen um so st\u00e4rkeren Strom entwickele, je weiter von einander entfernte Punkte von dem Bogen um-lafst werden. Da der Fufs nebst Mittelfufs, der Unterschenkel und der Oberschenkel jeder an und f\u00fcr sieh einen fast gleich kr\u00e4ftigen Strom in einer und derselben Richtung, n\u00e4mlich aufsteigend entwickeln, und da der Widerstand dieser Glieder nur ein kleiner Bruchtheil desjenigen eines Kreises sein kann, der die doppelte L\u00e4nge des Plexus ischiadicus an Nerven in sich falst, so scheint es, als lasse sich allerdings nichts gegen die fragliche Voraussetzung einwenden. Ich mache \u00fcbrigens von Neuem bemerklich, dafs hier eine wesentliche L\u00fccke in unsern Kenntnissen obwaltet; die genaue Untersuchung der Wirkung des absteigenden Froschstromes ist noch nicht angestellt. Es gilt zu wissen, ob bei dieser Anordnung die Schliefsungszuckung fehlen und die Oeffnungs-zuckung ein Lreten, oder ob der n\u00e4mliche Erfolg, wie beim aufsteigenden Strome, sich kund geben werde, ln dem ersten Falle h\u00e4tte man eine neue Best\u00e4tigung des ersten RiTTEii\u2019schen Zustandes der Erregbarkeit; in dem zweiten f\u00e4nde sich Nobili\u2019s Deutung der Wirkungen bei aufsteigendem Strome bew\u00e4hrt. Vergl. oben S. 390.\n' Fowler in Al. Monro\u2019s und Rich. Fowler\u2019s Abhandlung \u00fcber die thierische Elekti'icil\u00e4t n. s. w. S. 90. * \u2014- Pfaff Uber thierische Elektricil\u00e4t und Reizbarkeit u. s. w. S. 84. * \u2014 v. Humboldt in Gren\u2019s Neuem Journal der Physik. 1796. I3d. III. S. 170. * \u2022\u2014 Versuche \u00fcber die gereizte Muskel- und Nervenfaser u. s. w. Bd. 1. S. 329. * \u2014- Treviranus in Gilbert\u2019s Annalen der Physik. 1801. Bd. VIII. S. 46. 2. 47. 5. 49. 6. 7. *\n5 >S. unten, Kap. VIII. \u00a7. n.","page":477},{"file":"p0478.txt","language":"de","ocr_de":"478\n3. Abschn. Kap. I. \u00a7. V. Physiologische Wirkung\nUcber die physiologische Wirkung des Stromes der anderen Theile des Frosches und der \u00fcbrigen thierisch-elektrischen Str\u00f6me habe ich keine Versuche angestellt, da dieselben gar nichts lehren und letztere auch bereits aus den ersten Zeiten des Galvanismus von v. Humboldt's Hand (S. oben S. 77) vorhanden sind. Matteucci t\u00e4uscht sicli also, wenn er sagt: \u00bbj\u2018ai d\u00e9couvert sur un animal \u00e0 sang chaud un autre \u00bbfait, qui prouve jusqu\u2019\u00e0 l\u2019\u00e9vidence l\u2019existence d\u2019un ph\u00e9nom\u00e8ne ana-\u00bblogue \u00e0 celui de la grenouille. J\u2019ai s\u00e9par\u00e9 les deux cuisses d\u2019un \u00bbvieux et robuste lapin, j\u2019ai promptement pr\u00e9par\u00e9 une portion assez \u00bblongue du gros nerf de ces cuisses, et je l\u2019ai coup\u00e9 dans sa partie \u00bbsup\u00e9rieure. En soulevant ce nerf avec un tube de verre, et ensuite \u00bble faisant tomber sur la masse musculaire dans laquelle il se ramifie, \u00bbj\u2019ai toujours vu, et pendant l\u2019espace de deux ou trois minutes, toute \u00bbla cuisse se contracter fortement.\u00ab 1\nIch weifs nicht, wodurch Matteucci bewogen wurde, Zweifel an der Einerleiheit des Stromes, der die Nadelablenkung in den F\u00e4llen des Gesammtfrosches, des GALVANi\u2019schen Pr\u00e4parates, des einzelnen Beines, u. s. w. erzeugt, und desjenigen, der die Zuckung ohne Metalle vermittelt, zu hegen, Zweifel, welche ganz grundlos erscheinen, so wie nur \u00fcberhaupt der elektrische Ursprung dieser Zuckungen dargethan ist, was bereits im ersten Jahrzehend des Galvanismus seine Erledigung gefunden hat. Wollte man gleichwohl sich nach einem ferneren Grund f\u00fcr diese Einerleiheit umsehen, so w\u00fcrde man denselben augenscheinlich darin zu suchen haben, dafs der Strom jener thierischen Elektromotore in dem Multiplicatordraht und in dem Nerven bei der Zuckung ohne Metalle eine und dieselbe Richtung einschlage. Wir haben Grund, an der M\u00f6glichkeit dieser Beweisf\u00fchrung zu zweifeln, theils weil Pr\u00e4parate, welche die Zuckung ohne Metalle zeigen, auf einer zu hohen Stufe der Erregbarkeit stehen, um zur Anzeige der Str\u00f6mungsrichtung dienen zu k\u00f6nnen (Pfaff, Ritter), theils weil es fraglich ist, inwiefern das Gesetz der Zuckungen \u00fcberhaupt noch f\u00fcr so ausnehmend schwache Str\u00f6me gilt (Nobili); allein Matteucci hat uns ja seinerseits einen Versuch berichtet, in dem ihm dieser Nachweis auf das sicherste und vollst\u00e4ndigste gelungen sein sollte (S. oben S. 396. 477). Nichtsdestoweniger zeigt er sp\u00e4ter an, dafs er jetzt erst zu der Beweisf\u00fchrung der Einerleiheit der Str\u00f6me, welche die elektromagnetische und die physiologische Wirkung hervorbringen, schreite, als der eigentlichen\n1 Comptes rendus etc. 21 F\u00e9vrier 1842. t. XIV. p. 310. * \u2014 L\u2019Institut. 1842. t. X. No. 426. p. 65. * \u2014 Archives de l\u2019\u00c9lectricit\u00e9. 5 Novembre 1842. t. II. p. 445.* \u2014 Annales de Chimie et de Physique. Novembre 1842. 3. Se'rie. t. VI. p. 330. * \u2014\u2022 Philosophical Transactions etc. For the year 1845. Pars II. p. 299. *","page":478},{"file":"p0479.txt","language":"de","ocr_de":"der thieriscli-elektrischen Str\u00f6me.\n479\nAufgabe, die er sich gestellt bube. 1 * * * Diese Darlegung besteht darin, dafs er die Gleichheit des Einflusses nachweist, den verschiedene Bedingungen, welchen die thierischen Elektromotore ausgesetzt werden, auf die Nadelablenkung sowohl, als auf die Zuckungen aus\u00fcben. Es liefse sich dagegen der erhebliche Einwand machen, dafs diese Einfl\u00fcsse, da sie gr\u00f6fstentheils zerst\u00f6render Art sind, eben sowohl nur eine gleich sch\u00e4dliche, in der allgemeinen Ver\u00e4nderung der verletzten Gewebe begr\u00fcndete Wirkung auf beide von Matteucci angenommene Str\u00f6me gehabt haben k\u00f6nnten. Dieselbe Methode der Untersuchung, deren Grund wohl nur in einer Armuth an wahrhaft fruchtbringenden Fragen zu suchen ist, wird uns sp\u00e4ter noch mit zwei neuen, von den erw\u00e4hnten und unter sich in Matteucci\u2019s Vorstellung verschiedenen Str\u00f6men in den Gliedern des Frosches bekannt machen. Matteucci k\u00f6nnte, an der Hand dieser Methode, leicht noch einen f\u00fcnften darin entdecken, dem n\u00e4mlich das Amt zufallen w\u00fcrde, die Ladungen auf den Plalin-cuden zu entwickeln.\nDoch sehen wir von der Bedeutung ab, welche Matteucci selbst seinen Erfahrungen beigelegt, llicher geh\u00f6rt, von dieser ausgedehnten Versuchsreihe, nur die entsprechende Verst\u00e4rkung der Nadelablenkung und der Zuckungen durch die Anordnung mehrerer Fr\u00f6sche zur S\u00e4ule.5 Die ersterc hatte, wie wir wissen, bereits Nobili, die zweite Bunzen beobachtet (S. oben S. 100. 105). Es scheint jedoch nicht, dafs diese sehr bedeutend sein k\u00f6nne, namentlich wenn man sich, wie Matteucci, GALVANi\u2019scher Pr\u00e4parate mit ihren Nervenst\u00e4mmen und einem St\u00fcck Wirbels\u00e4ule bedient, indem der Widerstand des Nerven des strompr\u00fcfenden Schenkels dann nur einen sehr kleinen Bruchtheil des Gesammt-widerstandes ausmachen kann, der folglich, mit der Einf\u00fchrung eines jeden neuen Frosches bist in demselben Mafse als die elektromotorische Kraft selbst erh\u00f6bt wird. Nichtsdestoweniger berichtet Matteucci: \u00bbPlus le nombre de grenouilles qui composent la pile est grand, plus \u00bbles contractions propres sont fortes, et plus il est facile de les obtenir \u00bbdans le moment o\u00f9 l\u2019on interrompt le circuit.\u00ab\nDie \u00fcbrigen Umst\u00e4nde, welche nach Matteucci einen gleichen Ein-\n1 Archives de l'\u00c9lectricit\u00e9. 1842. t. II. p. 439. * \u2014 Annales de Chimie ct de\nPhysique. Novembre 1842. 3. S\u00e9rie, t. VI. p. 322. * \u2014 Trait\u00e9 etc. p. 105.*: \u00bbMc\n\u00bbvoici enfin appel\u00e9 \u00e0 r\u00e9soudre la question que je me suis principalement propos\u00e9e \u00bbsavoir si le courant propre de la grenouille tel qu'il est manifest\u00e9 par le gal-\u00bbvanom\u00e8tre, \u00e0 la m\u00eame origine que les contractions dans la fameuse exp\u00e9rience de \u00bb Galvani.\u00ab\n' Archives etc. Ibid. \u2014 Annales de Chimie et de Physique. Ibid. p. 223. * \u2014\nTrait\u00e9 etc. p. 10G. *","page":479},{"file":"p0480.txt","language":"de","ocr_de":"4S0\nAbscTin. Kap. 1. \u00a7. VI. Unabh\u00e4ngigkeit des Stromes\nflufs auf beide strompr\u00fcfende Mittel \u00e4ufsern, werden geh\u00f6rigen Orts angef\u00fchrt werden, wenn wir selbst uns mit der Untersuchung derselben besch\u00e4ftigen.\n\u00a7\u25a0 VI.\nVon der Unabh\u00e4ngigkeit des Stromes von verschiedenen organischen Systemen.\nAuch was den Ursprung des Stromes und den Sitz der elektromotorischen Kraft betrillt, haben wir bereits durch unsere bisherigen Erfahrungen einige Fortschritte gemacht.\nDa das GALVANi\u2019sche Pr\u00e4parat ohne seine Nerven und das St\u00fcck Wirbels\u00e4ule, ein blofser Ober- oder Unterschenkel, ein Fufs allein hinreichen, um die Erscheinung des Stromes zu zeigen, und da der Strom des erstcren Pr\u00e4parates sogar st\u00e4rker ausf\u00e4llt, als bei Gegenwart jenes dem Nervensysteme geh\u00f6rigen Anhanges: so liegt am Tage, dafs das Centralnervensystem mit der Erzeugung des Stromes unmittelbar nichts zu schaffen haben k\u00f6nne. Und da nicht einmal nothwendig ist, damit derselbe zu Stande komme, dafs einerseits Muskeln, Sehnen und Beinhaut, andererseits Nerven die Zuleitungsfl\u00fcssigkeit ber\u00fchren, sondern z. B. in dem Falle des GALVAm\u2019schen Pr\u00e4parates das Auflegen der hinteren Beckenwand gen\u00fcgt, w\u00e4hrend die Nerven \u00fcber den Schenkel zur\u00fcckgeschlagen oder, soweit sie sichtbar waren, abgeschnitten sind: so scheint ferner deutlich, dafs dieselben in dem Nomu\u2019schen Falle nichts weiter als die Rolle gemeiner feuchter Leiter von betr\u00e4chtlichem Widerstande, verm\u00f6ge ihres \u00e4ufserst geringen Querschnittes, spielen, eine Rolle, in der sie, abgesehen von ihrer sonstigen zuckungerregenden Eigenschaft, sehr gut durch einen nassen Fliefspapicrstreifen oder Zwirnsfaden ersetzt werden m\u00f6gen. Auf dem Fortfallen ihres Widerstandes beruht, wie bemerkt, die gr\u00f6fscre St\u00e4rke des Stromes des Galvam'scIicii Pr\u00e4parates in unserem Sinne. Bei dem besonderen Interesse, welches sich gerade an einen etwaigen Zusammenhang zwischen dem Strome und dem Nervensystem kn\u00fcpfen w\u00fcrde, werden wir \u00fcbrigens sp\u00e4ter nochmals auf diesen Kreis von Betrachtungen zur\u00fcckzukommen haben.\nEben so einleuchtend ist bereits, dafs auch der Blutumlauf und die Lungenathmung mit dem elektromotorischen Verm\u00f6gen der thicri-schen Glieder in keinem unmittelbaren Verkehr stehen. Keineswegcs soll indefs damit gesagt sein, weder dafs der vorhergehende Einflufs der","page":480},{"file":"p0481.txt","language":"de","ocr_de":"von verschiedenen organischen Systemen.\n4SI\nNerven lind des arteriellen Blutes auf die Gewebe f\u00fcr den Strom von keinem Belang sei, noch, dafs das etwa in den Ilaargef\u00e4fsen des abgel\u00f6sten Gliedes vorhandene Blut, oder die in demselben verzweigte Ner-venausbreitung keinerlei Einflufs auf das elektromotorische Moment aus\u00fcben: beides bedarf noch besonders gef\u00fchrter Beweise.\nDie Quelle des Stromes in dem Fall des Gesannnlfrosclies und seines Rumpfes in der elektromotorischen Wechselwirkung der s\u00e4uern und alkalischen Eingeweide in seinem Innern, Darmschleimhaut und Leber z. B., suchen zu wollen, wird nicht leicht Jemandes Meinung sein; auch diese M\u00f6glichkeit iudefs ist bereits durch den NoBin\u2019schen Fall vorweg abgeschnitten.\nIn der That, es bleibt uns nur \u00fcbrig, die organischen Systeme zu mustern, die in einem Unterschenkel, einem Fufse, oder einem anderen m\u00f6glichst einfachen unter den bisher bekannten thicrischen Elektromotoren vorliegen, den Ursprung des Stromes entweder in der Wechselwirkung zweier oder mehrerer, oder in einem einzigen dieser Systeme begr\u00fcndet anzunehmen, und hiernach unseren Versuchsplan einzurichten. Jene Wechselwirkung mehrerer Systeme kann in doppelter Weise gedacht werden; erstens als rein physikalischer Art, auf der Ber\u00fchrung ungleichartiger T\u2019heile beruhend; zweitens k\u00f6nnte sie verwickeltem\u2019, physiologischer Art sein, also z. B. eben auf einen dauernden Einflufs zur\u00fcckkommen, den die Nerven und Muskeln untereinander wechselweise aus\u00fcbten. Von der letzteren, rein aus der Luft gegriffenen Annahme kann jedoch begreiflich nicht eher wieder die Rede sein, als bis sich die beiden anderen, der physikalischen Wechselwirkung mehrerer oder des elektromotorischen Verm\u00f6gens eines einzigen der vorhandenen organischen Systeme als unzureichend zur Erkl\u00e4rung der Erscheinungen erwiesen haben.\n\u00a7. VII.\nVon der elektromotorischen Unwirksamkeit der Ber\u00fchrung ungleich artiger G ewebe.\nSo stofsen wir denn zun\u00e4chst auf die alte Volta\u00efscIic Vorstellung, welche den Froschstrom von der Ber\u00fchrung ungleichartiger Gewebe abzuleiten sucht (S. oben S. 89). Wir haben bereits gesehen, dafs wenigstens nicht das Nervengewebe einerseits, andererseits Muskeln,\n31","page":481},{"file":"p0482.txt","language":"de","ocr_de":"4S2\n3. Absch.il. Kap. I. \u00a7. VII. Von der elektromotorischen\nSehnen und Beinhaut hier die ungleichartigen K\u00f6rper sein w\u00fcrden; denn die Ber\u00fchrung der ersteren auf der einen Seite mit der Salzl\u00f6sung erwies sich als elektromotorisch gleichg\u00fcltig. Es hleibt aber die M\u00f6glichkeit \u00fcbrig, dafs die fragliche Wechselwirkung zwischen dein Muskel- und dem Bindegewebe stattfinde, wie unwahrscheinlich eine solche Annahme sich auch bei n\u00e4herer Betrachtung erweist. Bei der imponirenden Auctorit\u00e4t des Namens indefs, von dein diese Theorie der thierisch-elektrischen Str\u00f6me sich herschreibt, und dem allgemeinen und tiefwurzelnden Vertrauen, dessen sie demgem\u00e4fs seit langer Zeit bei Physikern und Physiologen geniefst, ist es rathsam, mit den theoretischen sowohl als experimentellen Mitteln, welche heutzutage die Wissenschaft darbietet, einmal an die Pr\u00fcfung der Grundlagen derselben zu gehen und zu untersuchen, ob denn wirklich die Ber\u00fchrung ungleich artiger Gewebe eine elektromotorische Wirkung mit sich f\u00fchre.\nWas die fr\u00fcheren Erfahrungen betrifft, welche dieser Lehre zur St\u00fctze dienen sollen, so stellt sich bei n\u00e4herer Betrachtung ihre Beweiskraft als sehr d\u00fcrftig heraus.\nEs versteht sich zun\u00e4chst von selbst, dafs hier zwei Arten von Versuchen, die gew\u00f6hnlich als beweisgebend angef\u00fchrt werden, ganz ausgeschlossen bleiben m\u00fcssen. Erstens alle solche, in welche Theile des Frosches selber eingingen, von denen vermuthet werden kann, dafs sic noch Froschstrom entwickelten, wie z. B. die von Heibmann und Buinzen angestellten, die deshalb auch in die Geschichte des Froschstromes verwiesen worden sind (S. oben S. 100). Es ist deutlich, dafs von diesen nur verm\u00f6ge eines Zirkelschlusses f\u00fcr die Lehre Aon der Ungleichartigkeit der Gewebe Gebrauch gemacht werden k\u00f6nnte. F\u00fcrs zweite alle solche, in denen zwar nicht lebendige Froschthcile, aber daf\u00fcr auch gar nicht einmal thierische Gewebe, sondern sonst irgendwelche Stoffe organischen Ursprungs, oder wenigstens ein Gewebe einerseits , andererseits ein organischer oder unorganischer Stoff, bei ihrer Ber\u00fchrung oder Vermischung elektromotorisch zu wirken scheinen. Allerdings gestatten dergleichen Erfahrungen Schl\u00fcsse zu Gunsten der in Rede stehenden Lehre, insofern solche Stoffe ihrer Natur nach den thicrischen Geweben scheinbar n\u00e4her stehen, als die Metalle und die Kohle nebst den unorganischen Fl\u00fcssigkeiten, aus denen sonst die Elektromotore zusammengesetzt zu sein pllegen: allein sie m\u00fcssen unbeachtet bleiben, sobald es sich um wirkliche, thats\u00e4chliche Bew\u00e4hrung jener Behauptungen handelt. Dieser Art sind Volta\u2019s eigene Versuche, der das Erscheinen der Zuckungen beim Anbiegen des Unterschenkels an den Rumpf, mit dem er nur noch durch die Ischiadnerven zusammenhing, dadurch bef\u00f6rderte, dafs er die Ber\u00fchrungsstellen mit","page":482},{"file":"p0483.txt","language":"de","ocr_de":"Umvirltsanilceit der Ber\u00fchrung ungleichartiger Gcrcehe.\n483\nBlut, Seife, Kleister, beschmierte; 1 Baronio\u2019s, welcher eine wirksame S\u00e4ule aus 60 Paar Scheiben von rothen R\u00fcben und Rettig aufgebaut haben will, zwischen denen sich tellerf\u00f6rmige Scheiben von in Essig differirtem Nufsbaumholz befanden, deren Il\u00f6hluns mit einer L\u00f6suiur von Crcmor tartari in Essig (?) angef\u00fcllt war; 2 Pr\u00e9vost und Dumas, welche die Ber\u00fchrung zwischen Muskelfleisch und Blut oder Salzwasser, Muskelfleisch, Nerven oder Gehirnmasse und Salpeters\u00e4ure oder Antimonchlor\u00fcr am Multiplicator schwach elektromotorisch wirksam fanden;3 endlich K\u00e4jifz\u2019s, der trockene S\u00e4ulen aus Scheiben Concept-papier schichtete, auf welches er allerlei mit Wasser anger\u00fchrte oder in demselben gel\u00f6ste thicrische und pflanzliche Stoffe geschmiert hatte, und sic angeblich an Bohnenberger\u2019s Elektroskop wirksam fand. 4\nSomit bleiben, meines Wissens, von hiehergeh\u00f6rigen Thatsachen nur noch Lagrave\u2019s \u00e4ltere und Valentin\u2019s neuere Behauptungen zur\u00fcck. Von den letzteren ist schon oben S. 149 die Rede gewesen. Lagrave will eine schwach wirkende S\u00e4ule aus f\u00fcnfzig abwechselnd gelagerten Schichten Muskelfleisch von den Brust- und Zwischcnrippenmuskeln einer menschlichen Leiche, Gehirnmasse und nassen Filzes erbaut haben. Die Pr\u00fcfung geschah mittelst des Frosches. 6 Er sagt dabei nicht, ob dieser isolirt gewesen sei oder nicht; ebensowenig, ob die Leiche, von der die Tlicile genommen waren, bereits den Zustand der Todtenstarre erreicht hatte, oder noch zuckungsf\u00e4hig war. Es ist demnach erstens sehr m\u00f6glich, dafs die wahrgenommenen Wirkungen von dem unvermerkt zum Kreise geschlossenen Frosche selbst herr\u00fchrten; allein sogar in dem Falle, wo dies nicht der Fall w\u00e4re, w\u00fcrde dieser Versuch zu keinem Schl\u00fcsse berechtigen, Denn entweder war die Leiche noch reactionsf\u00e4hig, und dann wirkten die St\u00fccke Muskel, wie wir sehen werden, m\u00f6glicherweise noch elektromotorisch, oder sic war bereits todtenstarr, oder gar im Zustande der F\u00e4ulnifs nach gel\u00f6ster Todtenstarre begriffen, und daun hat der beobachtete Erfolg mit unseren thierisch-elektrischen Str\u00f6men nichts zu schaffen, die n\u00e4mlich nur an solchen Leichen bemerkbar sind, welche noch im Besitze ihrer wesentlichen Lebenseigenschaften verharren.\n1 S. oben S. 72.\n1 Gilbert\u2019s Annalen der Physik. 1805. Bd. XXII. S. 315. *\n3\tMagendie, Journal de Physiologie experimentale. 1823. t. III. p. 334. 336. *\n4\tSchweigger\u2019s Journal f\u00fcr Chemie und Physik. 1829. Bd. LVI. S. 1.* \u2014\u2022 Sterneberg hat diese Versuche wiederholt, jedoch die Pr\u00fcfung der Siiulen am Frosch und Multiplicator unternommen, wobei sie unwirksam erfunden wurden. Exp\u00e9rimenta quaedam ad cognoseendam vim electricam nervorum atque sanguinis facta, etc. p. 15. *\n\u2022 Gilbert\u2019s Annalen der Physik. 1803. Bd. XIV. S. 230. *\n31","page":483},{"file":"p0484.txt","language":"de","ocr_de":"-SS4\n3. Ahschn. Kap. T. \u00a7. VII. Von der elektromotorischen\nKeine einzige von diesen, zum Tlieil so h\u00e4ufig angef\u00fchrten Erfahrungen ist demnach stichhaltig. Nicht viel besser steht es nun mit der Theorie selbst des hier angenommenen elektromotorischen Quells. Nicht dafs wir uns auf die Beurtheilung einlassen wollen, inwiefern die Ber\u00fchrung ungleichartiger Gewebe oder ungleichartiger K\u00f6rper \u00fcberhaupt elektromotorisch wirken k\u00f6nne oder nicht; die Frage ist viel einfacher die, ob eine solche Ber\u00fchrung hier in der That stattfinde, d. h. ob jemals, bei der scheinbaren Ber\u00fchrung der Gewebe, die ungleichartigen Bestandteile derselben mit einander in Wechselwirkung zu treten verm\u00f6gen; oder ob sich der gesammte Vorgang nicht vielmehr darauf beschr\u00e4nke, dafs sich die an der Oberfl\u00e4che derselben befindlichen, auf Lackmus schwach alkalisch reagirenden Fl\u00fcssigkeiten mit einander vermengen. Durch diese Vermengung scheint kein merklicher elektromoto-rischer Vorgang gesetzt werden zu k\u00f6nnen, denn die allgemeine ann\u00e4hernde Gleichartigkeit jener Fl\u00fcssigkeiten auf allen Punkten des K\u00f6rpers liegt wohl am Tage. Dann ist es aber, f\u00fcr die Erzeugung eines Stromes, im Uebrigen v\u00f6llig gleichg\u00fcltig, wie die Fl\u00fcssigkeiten beschaffen seien, die, von allen Seiten von jener gleichartigen Schicht umgeben, an der Grenze der Gewebe nur scheinbar in Ber\u00fchrung zu ge-rathen verm\u00f6gen. So kann man eine Zink- und eine Kupferplatte innerhalb der Masse eines Elektrolyten einander gegen\u00fcberstellen und n\u00e4hern, ohne dafs dadurch, wofern sie sich nur nicht in einem Punkte metallisch ber\u00fchren, eine Wirkung entst\u00e4nde, die wir als Strom wahrzunehmen im Stande w\u00e4ren. Erhielte man gleichwohl unter diesen Umst\u00e4nden einen Strom, indem man an zwei Punkte des fl\u00fcssigen Leiters die Enden eines gleichartigen Bogens anlegte, so sieht man doch, dafs man denselben niemals von der Ber\u00fchrung der ungleichartigen Gewebe, hier der Metalle, ableiten k\u00f6nnte, da diese eben gar nicht stattfindet, sondern der Grund des Stromes m\u00fcfste in einem anderen, noch unbekannten Verh\u00e4lt nils gesucht werden, zu dessen Vermittelung aber unm\u00f6glich die Zusammenstellung der beiden ungleichartigen K\u00f6rper selbst nothwendig sein k\u00f6nnte. Nur in dem Falle also, dafs die Grenzfl\u00fcssigkeit an der Oberfl\u00e4che bestimmter Gebilde bestimmte Ab\u00e4nderungen erlitte, welche hier von wesentlicher Bedeutung w\u00e4ren, dafs sie in \u00fcberwiegendem Mafs alkalisch, oder gar mit saurer Reaction begabt erschiene: nur in diesem Falle liefse es sich erwarten, dafs sich bei Ber\u00fchrung solcher Gewebe untereinander oder mit anderen, deren Grenzfl\u00fcssigkeit die gemeine schwach alkalisch reagirende Beschaffenheit zeigt, Stromentwickelung kund gebe.\nDiese Ansichten haben sich durch meine Versuche vollkommen best\u00e4tigt gefunden. Sie wurden am Frosche und mit H\u00fclfe der B\u00e4usche","page":484},{"file":"p0485.txt","language":"de","ocr_de":"Unwirksamkeit der Ber\u00fchrung ungleichartiger Gewebe,.\n485\nnach dem n\u00e4mlichen Plane anges teilt, wie die bereits beschriebenen an den llneri,sehen Gliedern selbst. Bei vollkommener Gleichartigkeit der ganzen Vorrichtung wurde der eine Gewebtheil mit dem einen, der andere mit dem anderen Bauseh, und alsdann der eine mit dem anderen in Ber\u00fchrung gebracht. Folgende f\u00fcnf Gewebe wurden, dem Zustande des unversehrten Lebens m\u00f6glichst nahe, in den Kreis der Versuche gezogen:\tMuskel,\nNerv,\nSehne,\nHaut,\nKnochen,\nmit denen alle zu zweien m\u00f6glichen zehn Combinationen durchgemacht wurden. Das regelm\u00e4fsige Ergebnils war, dafs fast stets, mit wenigen seltenen Ausnahmen, eine geringe Ablenkung der Magnetnadel, innerhalb der ersten 10\u201412\u00b0, und zwar bald in dem einen, bald in dem anderen Sinne erfolgte. Die Einzelheiten dieser Versuche k\u00f6nnen erst sp\u00e4ter mitgetheilt werden, nachdem wir mit einer Reihe von Erscheinungen bekannt geworden sein werden, wodurch hier ganz besondere Vorsichtsma\u00dfregeln in Betrelf der Lagerung der einzelnen Gewebtheile zu einander und auf den B\u00e4uschen bedingt sind. 1 Hier gen\u00fcge es, auf diesen Umstand aufmerksam gemacht zu haben, da eine Vernachl\u00e4ssigung desselben bei Wiederholung der Versuche allerdings ganz andere, mit den fr\u00fcheren Annahmen besser stimmende Erfolge nach sich ziehen w\u00fcrde.\nDafs der Strom des Gesammtfrosches, des GalvAufsehen Pr\u00e4parates u. s. f., nicht unmittelbar auf jene beobachtete Wirkung zur\u00fcckgef\u00fchrt werden k\u00f6nne, liegt am Tage, einestheils wegen der Unbestimmtheit der Richtung dieser letzteren, anderntheils wegen ihrer ausnehmenden Schw\u00e4che im Vergleich zu den ersteren, welche die Nadel mit Heftigkeit an die Hemmung zu werfen pflegen.\nSehen wir von dem ersteren Umstande ab, und suchen nur den zweiten zu erkl\u00e4ren, so zeigen sich uns zwei Auswege. Entweder diese Schw\u00e4che ist abh\u00e4ngig von Vergr\u00f6\u00dferung des Widerstandes in den Versuchen mit einzelnen Gewebtheilen, indem dies bekanntlich der einzige Einflu\u00df ist, den die Verkleinerung der Ber\u00fchrungsfl\u00e4chen zweier ungleichartiger K\u00f6rper auf die Gr\u00f6\u00dfe des durch diese Ber\u00fchrung irgendwie gesetzten Stromes \u00e4u\u00dfert; oder sie wird in den ganzen Gliedern durch eine nach Art der S\u00e4ule vor sich gehende Vervielf\u00e4ltigung verdeckt.\n1 S. unten, Kap. VI. \u00a7. i.","page":485},{"file":"p0486.txt","language":"de","ocr_de":"4S(i\n3. Abschn, Kap. I. \u00a7. VII. Ilie elektromotorische Wirkung\nKeine von beiden Annahmen ist jedoch der Wirklichkeit gem\u00e4fs. Den gr\u00f6bsten Widerstand boten, unter den vorstehenden Anordnungen, unstreitig diejenigen dar, in denen ein St\u00fcck vom Ischiadnerven in die Kette eingeschaltet war. Nichtsdestoweniger findet inan, dafs der strompr\u00fcfende Schenkel, oder das der L\u00e4nge nach in zwei H\u00e4lften getheilte Galvani'scIic Pr\u00e4parat mit seinem Zubeh\u00f6r an Nerven und einem St\u00fcck Wirbels\u00e4ule auch durch den Nerven hindurch 90\u00b0 Ausschlag geben, obschon hier noch der nicht unbetr\u00e4chtliche Widerstand des Unterschenkels oder gar des ganzen Beines hinzukommt. Was die zweite Annahme betrifft, so ist sie mit den morphologischen Verh\u00e4ltnissen z. B. an einem blofsen Fufsc oder Unterschenkel, wie man leicht sieht, unvertr\u00e4glich.\nBei alledem ist endlich noch nicht einmal erwiesen, dafs die bei der Ber\u00fchrung ungleichartiger Gewebe beobachteten geringen Wirk un-gen in der That diesem Umst\u00e4nde ihren Ursprung verdankten. Ich fand im Gegentlieii, dafs fast immer, wenn ich die Lage des einen oder des anderen der beiden in die Anordnung eingehenden Gewebtheile in der Art umkehrte, dafs dasjenige Ende, womit derselbe zuerst den anderen Gewebtheil ber\u00fchrt hatte, nunmehr den Bausch ber\u00fchrte, und umgekehrt, auch die Richtung des Stromes umgekehrt wurde; und dafs dieser Strom sich erhielt, wenn ich den betreffenden Gewebtheil, statt zwischen einem Bausch und einem anderen Gewebtheil, zwischen beiden B\u00e4uschen auflegte. Wenn somit in der Ber\u00fchrung ungleichartiger Gewebe eine elektromotorische Wirkung begr\u00fcndet isl, so ist dieselbe so schwach, dafs sie gegen die \u00e4ufserst schwache verschwindend genannt zu werden verdient, welche bei der Ber\u00fchrung nur verschiedener Punkte eines und desselben Gewebes unter den hier stattfindenden Umst\u00e4nden bemerklich wird.\nAnders verh\u00e4lt es sich, unserer obigen Voraussetzung gem\u00e4fs, wenn Gewebe, mit \u00fcberwiegend alkalischen oder mit sauren Fl\u00fcssigkeiten getr\u00e4nkt, in den Bereich der Versuche gezogen werden.\nSo kifst sich schon, wie Matteucci gezeigt hat, ' und ich best\u00e4tigen kann, aus Blut, Wasser und gleichartigen Multiplicatorenden eine recht wirksame Kette nach Art der Becoueke (.'scheu S\u00e4ure-Alkalikette zusammenf\u00fcgen, in welcher der Strom, in dem feuchten Leiter, von dem Blute zum Wasser gerichtet ist. Ich bediente mich, wie Matteucci, zweier Gcfafsc, deren eines mit destillirtem Wasser, das andere mit Blut \u2014 ich nahm frischgeschlagenes Ilammelblut, Matteucci Taubenblut \u00bb qui avait cl\u00e9 agit\u00e9 pour en emp\u00eacher la coagulation\u00ab (?!) \u2014\u2022\n1 Archives de l'\u00c9lectricit\u00e9. 1843. 1. 111. p. 12. * \u2014 Trait\u00e9 etc. p. 39. *","page":486},{"file":"p0487.txt","language":"de","ocr_de":"der \u00efier\u00fchrung saurer und! alkalischer Gewehtheile.\n487\ngef\u00fcllt 'war, und die ich durch einen mit einer von beiden Fl\u00fcssigkeiten getr\u00e4nkten baumwollenen Docht verband. Die Multiplicatorenden waren Platinplatten von 9.25 Ouadratcentimeter einfacher Oberfl\u00e4che. M vr-teucci\u2019s fernere Angaben sind falsch. Er sagt: \u00bbSi j\u2019employais de \u00bbl\u2019eau acidul\u00e9e avec de l\u2019acide Sulphurique au lieu d\u2019eau pure, le cou-\u00bb rant allait de l\u2019eau acidul\u00e9e au sang dans la m\u00e8che, c\u2019est-\u00e0-dire en \u00bbsens contraire du courant, obtenu entre le sang et l\u2019eau. Le con-\u00bb traire a lieu avec de l\u2019eau alcaline au lieu de l\u2019eau acidul\u00e9e, c\u2019est-\u00e0-dire \u00bbque le courant va du sang \u00e0 l'eau alcaline, comme il allait du sang \u00bb\u00e0 l\u2019eau.\u00ab Dies Verhalten w\u00e4re in der That sehr wunderbar, da es auf der Hand liegt, was Matteucci aber anzugehen vers\u00e4umt, dafs der Strom vom Blute zum Wasser in der Fl\u00fcssigkeit von Nichts herr\u00fchrt, als von der alkalischen Beschaffenheit des ersteren. Wird also das letztere anges\u00e4uert, so ist deutlich, dafs sich der Strom in derselben Richtung bedeutend verst\u00e4rken mufs. ln der That reichten, zu diesem Zweck, schon ein Paar Tropfen Schwefels\u00e4ure auf ungef\u00e4hr 0.05* Fl\u00fcssigkeit bin. Eben so deutlich ist es, dafs man das Wasser leicht so alkalisch machen k\u00f6nne, dafs der Strom sich umkehren mufs: 0.1 k\u00e4ufliche Kalihydratl\u00f6sung dem Volum nach zum Wasser gesetzt , brachte dies in vollem Halse hervor.\nDie von Donn\u00e9 entdeckten sogenannten elektrochemischen Str\u00f6me zwischen sauer und alkalisch reagirenden Absouderungswerkzeugeu geh\u00f6ren nun hiehcr. Es ist oben schon vielf\u00e4ltig die Rede davon gewesen (S. oben 8. 26. 109). Es ist gesagt worden, dafs man sie einfach erhalte, indem man die Platinenden des Multiplicators mit den K\u00f6rper-steilen von verschiedener chemischer Beschaffenheit in Ber\u00fchrung bringt. Ich habe Donn\u00e9\u2019s Versuche am Kaninchen h\u00e4ufig wiederholt, seine Angaben in allen Punkten der Wirklichkeit gem\u00e4fs gefunden, und kann best\u00e4tigen, dafs Matteucci sich g\u00e4nzlich t\u00e4uscht, wenn er die Behauptung aufstellt, dafs diese Str\u00f6mungen mit dem Durchschneiden der Ner-ven und Blutgef\u00e4fse, nach der Enthauptung, der Blaus\u00e4urevergiftung schwinden, u. d. m. ; dafs sie, zwischen Leber und Magen z. B., fort-dauern, nachdem die S\u00e4ure des letzteren durch Alkali abgestumpft worden ist. 1 Vielmehr ist nichts leichter, als durch Bestreichen der Magenw\u00e4nde mit Ammoniak, Kalihydratl\u00f6sung u. s. w., die Str\u00f6mungs-\n1 Ks ist abermals ein bezeichnendes Beispiel von Matteccci\u2019s Verfahren in der Wissenschaft, dafs er, nachdem er Donne\u2019s besonnenen W\u00fcrdigungen gegen\u00fcber sich in einer dichtgedr\u00e4ngten Reihe von Abhandlungen mehrere Jahre lang vergeblich abgem\u00fchl, den abentheuerlichsten Behauptungen \u00fcber die elektrische Natur des Absonderungsvorganges Eingang zu verschaffen, nun pl\u00f6tzlich im Trait\u00e9 etc. dieser ganzen Angelegenheit, auch Donne\u2019s sch\u00f6ner Entdeckung, die er selbst fr\u00fcher","page":487},{"file":"p0488.txt","language":"de","ocr_de":"488\n3. Absclin, Kap. /. \u00a7. VII. W\u00fcrdigung der elektrochemischen\nrichtimg zwischen beiden Eingeweiden, Avic vorher zwischen Wasser und Blut, umzukehren. Ebenso dauern die Str\u00f6me noch Tagelang an den ausgeschnittenen und faulenden Iv\u00f6rpertheilcn fort. Ich kann aber auch der Meinung von Berthold, Wilhei.m und Eduard Weber nicht heistimmen, Avelche, nach Versuchen, die die beiden Letzteren an dein Poggendorff-Gauss\u2019scIicu Spicgehnagnetonictcr anstellten, die Bedeutung dieser Str\u00f6me in Zweifel gesetzt, und sie von thermoelektrischen Unterschieden der Platinenden oder der sie umgebenden thierischen Theilc abgeleitet haben. 1 Dies stimmt nicht mit dem, Avas Avir von der \u00e4ufserst geringen elektromotorischen Kraft der thermoelektrischen Ketten selbst bei viel gr\u00f6fseren Temperaturunterschieden und den allerwirksamsten Zusammenstellungen von Metallen, und von dem a ergleichsAveise unermefs-liclien Widerstande der feuchten Leiter Avisscn. Auch Av\u00fcrdc es schwer sein, diese Dentungsweisc mit der Regehn\u00e4fsigkeil der Richtung zu vereinigen, Avelche die Donne sehen Str\u00f6me, und zAvar stets in Bezug auf die chemische Beschaffenheit der Organe und im Einklang mit der Becquerel\"-sclien S\u00e4ure-Alkalikette zeigen; endlich ist nicht zu begreifen, woher bei dem Versuch an den l\u00e4ngst ausgeschnittenen, l\u00e4ngst faulenden Ein-gcAveiden, in denen man die Platinenden ruhig stehen lassen kann, noch Temperaturunterschiede herkommen sollen. 2\nIch schliefse mich daher auch der DoxN\u00c9\u2019schen Ansicht Aron dem Urspr\u00fcnge seiner Str\u00f6me an. Dabei ist jedoch noch des Umstandes zu gedenken, der von Jenem unbeachtet blieb, n\u00e4mlich dafs, wie beson-\nsehr hoch stellte, mit keiner Sylbc mehr Erw\u00e4hnung thut, gleich als ob diese Dinge nie ilagewesen w\u00e4ren.\n1 Holsciier\u2019s Hannoversche Annalen f\u00fcr die gesammlc Heilkunde. 1837. Bd. II. lieft I. S. 126. \u2014 C. Ciih. Schmidt\u2019s Jahrh\u00fcchcr der in- und ausl\u00e4ndischen gesamm-ten Medicin. Jahrgang 1837. Bd. XV. S. 145. Xo. 116. *\na In seinen: \u00bbQuacstiones physiologicae de phaenomenis galvano-magneticis \u00bbin corpore humano observalis\u00ab (Lipsiac [1836], 4\u201d. p. 20 sqq. *) hat Ed. W eher Str\u00f6me als thermoelektrische bescheiden, welche entstehen, wenn man verschiedene K\u00fcrpertheile mit dem Boden zweier durch Kupferdraht verbundenen Kupferhecken in Ber\u00fchrung bringt, die mit verschieden warmem Wasser angef\u00fcllt sind. Der Strom ist, im Kupfer, von der w\u00e4rmeren zur k\u00e4lteren Stelle gerichtet. Obschon cs durch W eber\u2019s Versuche aufser Zweifel gesetzt ist, dafs die Wirkungen durch die verschiedene Temperatur bedingt waren, so mufs ich doch bekennen, dafs es mir auch hier schwer f\u00e4llt, mich mit seiner Yorslellungsweisc \\ on dem n\u00e4heren Urspr\u00fcnge derselben zu befreunden. Ich m\u00f6chte erst fragen, oh nicht: durch die verschiedene Temperatur des Elektrolyten ein verschiedener Angriff auf die Mel alle, eine Verschiedenheit ihres Gas\u00fcberzuges hervorgehracht werden, welche elektromotorisch zu wirken verm\u00f6gen. Wie dem auch sei, so scheinen doch dadurch auf keinen Fall die oben zu Gunsten der Donkb\u2019sehen Str\u00f6me \u00e4ugest cl ! ten Betrachtungen entkr\u00e4ftet.","page":488},{"file":"p0489.txt","language":"de","ocr_de":"Theorie des Absonderungsvorganges,\n489\ntiers Feciiner seitdem hervorgeliohen hat (S. oben S. 135), der in der S\u00e4ure-Alkaliketle bei ihrer gew\u00f6hnlichen Einrichtung, wo gleichartige Metalle in die ungleichartigen Fl\u00fcssigkeiten tauchen, kreisende Strom viel mehr von der Gegenwart der Metalle, als von der Wechselwirkung der Fl\u00fcssigkeiten an ihrer beiderseitigen Grenze abh\u00e4ngt, gleichviel wie man sich diesen Eintlufs denken wolle. Die richtigste Vorstellung m\u00f6chte indefs diese sein, dal's die Metalle, selbst die edelsten, durch die Ber\u00fchrung der Fl\u00fcssigkeiten eine Ver\u00e4nderung der Oberfl\u00e4che erleiden, welche nach der Natur der Fl\u00fcssigkeiten verschieden ist. Wie dem auch sei, taucht man die Metalle in gleichartige Fl\u00fcssigkeiten und verbindet diese erst mit den ungleichartigen Fl\u00fcssigkeiten, so zeigt sich die Kraft des vorher anwesenden Stromes aufserordentlich verringert. Hiedurch geht den von Donn\u00e9 entdeckten Wirkungen ein grofser Theil ihrer Bedeutung ab, da nur ein kleiner Theil derselben als von den Bedingungen des Versuches unabh\u00e4ngig angesehen werden kann, und somit, den in der Einleitung festgestellten Begriffen gem\u00e4l's (S. oben S. 4), dem Gebiete der thierischen Eleklricil\u00e4t zugeh\u00f6rig bleibt.\nAber auch das Dasein dieses noch \u00fcbrigen Bruchlheiles wird durch folgende Betrachtung wesentlich gef\u00e4hrdet. Man entsinnt sieh des erst k\u00fcrzlich (S. oben S. 484) in Anwendung gebrachten Gleichnisses: Zwei ungleichartige Metallst\u00fccke in eine Masse eines feuchten Leiters versenkt, k\u00f6nnen nun und nimmermehr zu einem Str\u00f6mungsvorgange Anlafs gehen, so lange sie sich nicht an irgend einem Punkte, sei\u2019s innerhalb, sei's aufserhalb des feuchten Leiters, metallisch ber\u00fchren. Ganz dasselbe mufs von einer allein aus feuchten Leitern zusammengesetzten elektromotorischen Anordnung gelten. Man denke sich eine mit Salpeters\u00e4ure, eine andere mit Kalihydratl\u00f6sung angef\u00fcllte Blase unter Salpeterl\u00f6sung versenkt, und die W\u00e4nde beider Blasen, die man sich mit den darin enthaltenen Fl\u00fcssigkeiten durchtr\u00e4nkt vorstellen mufs, miteinander in Ber\u00fchrung; so wird allerdings ein schwacher Strom in der Richtung vom Kali zur S\u00e4ure durch die W\u00e4nde der Blasen zugegen sein. 1 Ent-lernt man dann aber die Blasen voneinander, so wird jede Spur eines Stromes vermifst werden; es sei denn, dafs man z. B. zwei Platinenden bcziehlich in die S\u00e4ure und das Kali versenkte, wo dann ein viel kr\u00e4ftigerer Strom als vorher, jedoch in der n\u00e4mlichen Rieh tun\"' erfolgen w\u00fcrde. Es scheint nun, als ob die Anordnung der ungleichartigen Fl\u00fcssigkeiten im unversehrten K\u00f6rper auf allen Punkten vielmehr dem zweiten Fall entsprechend sei, wo die Blasen innerhalb der Fl\u00fcssigkeit von einander entfernt gehalten werden, als dem erstbeschriebenen, wo\nVergl. unten, Kap. III. \u00a7. i.","page":489},{"file":"p0490.txt","language":"de","ocr_de":"490\t3. Abselm, Kap, I. \u00a7. VU. Bedeutung von Donn\u00e9\u2019j Str\u00f6men. \u25a0\u2014\nihre W\u00e4nde mit einander in Ber\u00fchrung sind. Denn es ist mir nicht bewufst, daf's die Oberfl\u00e4che des Magens und Darmes sauer, oder die der Leber auffallend alkalisch rcagirte. Sonach w\u00fcrden die vielbesprochenen DoNiNi\u00ef\u2019schen Str\u00f6me im unverletzten K\u00f6rper, und ohne experimentelle Dinzuthat, gar nicht vorhanden sein; sie w\u00fcrden, wie an jener schematischen Vorrichtung der Strom bei aiiseinandergchaltenen Blasen, erst dann zu kreisen beginnen, wenn man metallische Multiplicatorenden in die beziehlich sauer und alkalisch reagirenden Eingeweide versenkte.\nDie Ueberlegung, inwiefern den DosK\u00c9\u2019schen Str\u00f6men eine Bedeutung f\u00fcr den Vorgang der Absonderung in dem Sinne zukommen k\u00f6nne, wie die oben S. 26. 27 aufgez\u00e4hlte Reihe von Forschern es muthmafste, ist auf diese Weise im Grunde \u00fcberfl\u00fcssig gemacht. Indel's ist leicht zu sehen, dafs dieselbe, im Falle des wirklichen Vorhandenseins solcher Str\u00f6me im lebenden K\u00f6rper, doch sehr zu Ungunsten jener althergebrachten Vorstellungsweise ausfallen w\u00fcrde. Zun\u00e4chst darf nicht vergessen werden, dafs zur Ausscheidung von Zersetzungsstoffen in irgend betr\u00e4chtlichem Mafsstabe, stets die Gegenwart von Leitern erster Kl asse erforderlich ist. Die von mir wahrgenommenen Spuren einer solchen Ansammlung an den Grenzen festweicher thienscher Gebilde unter dem Einfl\u00fcsse des Stromes einer GitovE\u2019schen S\u00e4ule (S. oben die Versuche \u00fcber die PELTiER\u2019schen Ladungen, S. 379. v) wird man hier nicht zu H\u00fclfe rufen wollen, wenn man die Schw\u00e4che der in Rede stehenden Str\u00f6me und noch dazu ihre Verbreitung \u00fcber einen so ausgedehnten Querschnitt erw\u00e4gt. Dieser Lehelstand liefse sich allenfalls noch mit Hinblick auf die Best\u00e4ndigkeit und grofse Dauer der vorausgesetzten Str\u00f6mungen besch\u00f6nigen; aber es ist ferner zu bedenken, dafs die auf den ersten Blick einigermafsen lockende Vorstellungsweise, die einmal vorhandenen Absonderungen bringen einen Strom hervor, der wiederum eine Erneuerung jener zur Folge hat, u. s. f, ins Unbestimmte, \u00fcberhaupt auf einer falschen Grundlage beruht, da n\u00e4mlich die elektrolytische Wirkung des Stromes einer Kette aus mehreren feuchten Leitern stets so gerichtet ist, dafs sie vielmehr die Unglcichartigkeitcn, von denen derselbe seinen Ursprung erh\u00e4lt, zu verwischen strebt. Es folgt z. B. das Alkali dem positiven, die S\u00e4ure dem negativen Strome, w\u00e4hrend der erstere von dem Alkali zur S\u00e4ure, der letztere von der S\u00e4ure zum Alkali in der Fl\u00fcssigkeit gerichtet ist. So f\u00e4llt, vor dem leisesten An-stofse von jeder beliebigen Seite her, das zwar h\u00e4ufig mit blendenden Farben angemalte, nie jedoch auf seine innere Haltbarkeit untersuchte Geb\u00e4ude der elektrochemischen Theorie des Absonderungsvorganges\nzusammen.","page":490},{"file":"p0491.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. Vlll. Von dem Mushelstrome im Allgemeinen.\n491\n\u00a7. VIII.\nVon dem J9\u00cf61sliCl$tl*01tl6 im Allgemeinen, und dem Strome einiger Muskeln des Frosches insbesondere.\nWir haben gesehen, dafs die vorausgesetzte Ungleichartigkeit verschiedener Gewebe nicht ausreichend ist, um die uns bekannten thie-risch-elektrischen Str\u00f6mungserscheinungen zu erkl\u00e4ren. Es fragt sich, wohin wir uns jetzt zu wenden haben.\nEs ist oben bereits erinnert worden, dafs aufser der Annahme einer verwickelteren, sogenannt physiologischen Einwirkung der Gewebe auf einander, wodurch ein Strom bedingt sein w\u00fcrde, noch die einfachere M\u00f6glichkeit \u00fcbrig bleibt, dafs die einzelnen Gewebe, an und f\u00fcr sich, der Stromentwickelung f\u00e4hig seien. Nach dem n\u00e4mlich, was jetzt \u00fcber den inneren Bau der Gewebe in Erfahrung gebracht ist, hat diese Hypothese keinesweges das Unwahrscheinliche mehr, was z. B. die Vorstellung mit sich bringen w\u00fcrde, dafs eine durchaus gleichartige Metallmasse elektromotorisch zu wirken verm\u00f6chte; vielmehr sehen wir in jenem Inneren Cytoblastem, Zellenw\u00e4nde und Zelleninhalt in mannigfaltiger Verschr\u00e4nkung durcheinandergelagert, und auch an regelm\u00e4fsi-gen Wiederholungen, wodurch s\u00e4ulenartige Verst\u00e4rkung von Elementarwirkungen bedingt sein k\u00f6nnte, w\u00fcrde es nicht fehlen. In der That nun haben wir auch schon eine spurweise Andeutung einer solchen elektromotorischen Wirkung der einzelnen Gewebe oben S. 486 vorgefunden.\nWir haben daher jetzt die verschiedenen Gewebe, welche in die Zusammensetzung eines Unterschenkels oder Fufses eingeheu, nacheinander auf einen Strom zu untersuchen.\nMit dem frisch in m\u00f6glichster Eile zubereiteten und v\u00f6llig rein geschabten Knochenger\u00fcste des Galvani sehen Pr\u00e4parates beginnend, linden wir, dafs zwar selten die Nadel ganz in lluhe bleibt, vielmehr meist kleine Wirkungen, bald nach dieser, bald nach jener Richtung erfolgen. Indessen ist deutlich, dafs diese Wirkungen nicht den Grund des Froschstromes enthalten k\u00f6nnen, da sie, abgesehen von ihrem schwankenden Sinne, durch die Bekleidung der Knochen mit Muskelfleisch, d. h. Ueberzielmng derselben mit einer dicken Schicht eines feuchten Leiters, wegen der dadurch hergestellten Nehenschliefsung noch eine aufserordcntliche Schw\u00e4chung erleiden. Dies ist auch wohl das Ergcbnifs, welches man, vom physiologischen Standpunkte aus das Wesen des Knochengewebes w\u00fcrdigend, an dieser Stelle am ehesten","page":491},{"file":"p0492.txt","language":"de","ocr_de":"492\n\u2022V. Abschn, Kap. I \u00a7 Vlll. Von dem Muskelstrome\ngew\u00e4rtigen durfte. Ueberdies scheint es, als ob die beobachteten Wirkungen vielleicht nicht einmal dem Skelet selber wirklich angeh\u00f6rten.\nBeim Anstellen dieser Versuche bemerkte ich, dafs dieselben um so geringf\u00fcgiger ausfielen, je mehr ich mir die Reinigung der Knochen von allen fremden Gewebtheilen, die B\u00e4nder ausgenommen, insbesondere aber von Muskelfleisch, hatte angelegen sein lassen. Ich durfte daher erwarten, worauf ich begreiflich schon ein Auge hatte, dafs ich in dem Muskelgewebe endlich einen kr\u00e4ftigen Urheber der thierisch-elektrischen Str\u00f6me entdecken w\u00fcrde. Diese Vermuthung fand sich vollkommen best\u00e4tigt.\nSchneidet man den grofsen Wadenmuskel des Frosches, ohne das Fleisch desselben zu verletzen, an dem oberen und unteren sehnigen Ende los, und legt ihn, wie Fig. 27 Taf. IV zeigt, auf die B\u00e4usche meiner Vorrichtung auf, so verl\u00e4fst augenblicklich die Nadel den Nullpunkt, und fliegt, einen Strom in dem Muskel von der Achillessehne zum Kopfe, also in derselben Richtung, wie an allen bisher untersuchten Theilen des Frosches anzeigend, wider die Hemmung. Dasselbe leistet der, dem Gastroknemius \u00fcbrigens \u00e4ufserst \u00e4hnlich gebildete grofse Unterschenkelstreeker an der vorderen Fl\u00e4che des Oberschenkels.\nEs ist keine Frage, dafs wir hier der Ursache des Froschstromes, also der thierisch-elektrischen Str\u00f6me \u00fcberhaupt, bedeutend n\u00e4her getreten sind.\tDer Strom,\tden\tder Gastroknemius\tund der Extensor\ncruris gehen,\that durchaus\tdie\thinreichende St\u00e4rke,\tum zur Erkl\u00e4rung\nder Str\u00f6me aller Anordnungen verwandt werden zu k\u00f6nnen, in welche diese Muskeln eingehen; er hat \u00fcberdies die dazu erforderliche Richtung und auch Best\u00e4ndigkeit derselben. Abgesehen davon d\u00fcrfen wir erwarten, dafs auch noch andere Muskeln Stromentwickelung zeigen werden. Die\tRichtung des Stromes war an den\tbeiden erw\u00e4hnten\nMuskeln noch\timmer, wie\tan\tden anderen Theilen\tdes Frosches, die\naufsteigende; ein Umstand, der uns abermals fast irre machen k\u00f6nnte an den Zweifeln, welche wir bereits, auf Grund der Versuche an anderen Thieren, gegen die wesentliche Bedeutung dieser Richtung heim Frosche geltend gemacht haben. Um so interessanter wird es sein, zu erfahren, oh auch noch hei den anderen Muskeln diese Beharrlichkeit der Str\u00f6mungsrichtung sich aufrecht erhalten wird.\nBeim Auflegen nun verschiedener Oberschenkelmuskeln des Frosches aufs Geratliewohl st\u00f6fst man zun\u00e4chst auf ein scheinbar v\u00f6llig regelloses Gewirre von Erscheinungen. Von den einen n\u00e4mlich erh\u00e4lt man gar keine Wirkung, von den anderen Wirkung in aufsteigendem, von noch anderen in absteigendem Sinne. Nicht genug, auch ein und derselbe Muskel giebt. je nachdem man ihn auflegt, dieselben wechselnden","page":492},{"file":"p0493.txt","language":"de","ocr_de":"im Allgemeinen.\t493\nErfolge. Dasselbe ist der Fall f\u00fcr die Muskeln anderer, sowohl warm-als kaltbl\u00fctigen Thiere.\nDaraus geht hervor, dafs auch wohl hei verschiedenen Muskehl die Verschiedenheit der Wirkungsweise auf der Ver\u00e4nderung der Bedingungen beruhen d\u00fcrfte, unter denen die Str\u00f6me von ihnen gewonnen wurden, da es doch wahrscheinlich ist, dafs sie alle nach einem und demselben Gesetz elektromotorisch wirken. Die Aufsuchung dieses Gesetzes wird den Gegenstand des folgenden Kapitels bilden. Man sieht einstweilen, dafs die in der Aufschrift des vorliegenden enthaltene Zusage erf\u00fcllt ist. Der Froschstrom, und die ihm entsprechenden thio-risch-elektrischen Str\u00f6me, sind auf einen allgemeinen Muskelstrom zur\u00fcckgef\u00fchrt. Wir d\u00fcrfen dieselben, bis auf Weiteres, als die Resultanten aus den verschieden gerichteten und verschieden starken Partial-str\u00fcmen betrachten, welche im Inneren der thicrischcn Glieder von den einzelnen Muskeln ausgehen. Zu einer physiologischen Wechselwirkung zweier an den Gliedmafscn von einander getrennt vorhandener Gewebe zur Erkl\u00e4rung derselben brauchen wir nun nicht mehr unsere Zuflucht zu nehmen. Die scheinbare Best\u00e4ndigkeit der aufsteigenden Str\u00f6mungsrichtung endlich ist jetzt auch durch die Erfahrungen am Frosche allein in eine blofse Zuf\u00e4lligkeit aufgel\u00f6st.\nWir beschliefsen diesen ersten Schritt, indem wir noch von den besonderen und f\u00fcr den Fortgang unserer Untersuchung wichtigen Eigenschaften Kcnutnifs nehmen, welche die Str\u00f6me der beiden ersterw\u00e4hnten Muskeln, des Gastroknemius und des grofseu Unterschenkelstreckers, darbieten. Was n\u00e4mlich der Frosch unter den Thieren, das Galvani'scIic Pr\u00e4parat unter den zusammengesetzten Elektromotoren, das sind diese Muskeln, vornehmlich der Gastroknemius, unter den einfacheren: die am leichtesten zu erhaltenden, am kr\u00e4ftigsten wirkenden, am besten ausdauernden Repr\u00e4sentanten derselben. Von allen haben sie die unab\u00e4nderlichste Str\u00f6mungsrichtung. An sic werden wir uns in der Folge jederzeit zu wenden haben, wo wir der einfacheren Elemente der Froschkette statt de\u00bb GALVANi\u2019schen Pr\u00e4parates in diesem Sinne bed\u00fcrfen.\nMit Gastroknemicn und Unterschenkelstreckern habe ich z. B. denn auch schon, auf die oben S. 442 beschriebene Art, die Jodkaliumclek-Lrolysc durch thieriscli - elektrische Str\u00f6me nachgewiesen. Zwei kr\u00e4ftige, s\u00e4ulenartig angeordnete Muskeln reichten dazu hin. Der schwarze Fleck erschien stets an dem Drahtende, welches den Muskelkopfen entsprach.\n^ om Gastroknemius insbesondere ist noch hervorzuheben, dafs er vor dem Gnterschenkeistrecker nicht nur durch die leichtere Darstellung,","page":493},{"file":"p0494.txt","language":"de","ocr_de":"494\no. Abschn. Kap. 1. \u00a7. VIII. Dluskehtrom im Allgemeinen.\nsondern auch noch durch den, f\u00fcr viele Zwecke \u00e4ufserst wichtigen Umstand ausgezeichnet ist, dafs der zu ihm f\u00fchrende Nervenstamm an L\u00e4nge den des Unterschenkelstreckers um das Doppelte \u00fcbertrifl't. Schon Schwann hatte sich desselben in seinen Versuchen \u00fcber das Gesetz der Kr\u00e4fteabnahme bei der Muskelzusammenziehung gleichsam als Typus der willk\u00fcrlichen Muskeln bedient; 1 und so wird er auch uns in der Folge fast unabl\u00e4ssig in dieser Rolle zur Hand gehen.\n1 Joh. Mcllek\u2019s Handbuch der Physiologie u. s. w. Bd. II. 1840. S. 59. *","page":494},{"file":"p0495.txt","language":"de","ocr_de":"Zweites Mapitcl.\nVom Gesetze des Muskelstromes.\n\u00a7\u2022 i-\nBest\u00e4ndige Str\u00f6mungsrichtung einiger Muskeln.\nOer einzige Gesichtspunkt, der uns zun\u00e4chst offen stellt, ist der, dafs der str\u00f6mungserregende Vorgang in den Muskeln in der Richtung ihrer L\u00e4ngsaxe th\u00e4tig ist, da wir in der Quere der Gliedmafscn im Allgemeinen keine, oder nur vcrh\u00e4ltnifsm\u00e4l\u2019sig schwache Wirkungen beobachteten. Suchen wir demnach, den Strom Aon den Muskeln unter m\u00f6glichst vergleichbaren Bedingungen zu erhalten, so ist die am n\u00e4chsten liegende Anordnung die, dafs man dieselben an ihren beiden Enden nur mit ihren Sehnen mit den B\u00e4uschen in Ber\u00fchrung bringt. Auf diese w eise d\u00fcrfen wir hoffen, wenigstens von einem und demselben Muskel, und von gleichnamigen Muskeln verschiedener Fr\u00f6sche, einerlei Str\u00f6mungsrichtung wahrzunehmen, von wo aus sich alsdann vielleicht wird weiter bauen lassen. Diese Anordnung bringt aul'serdem den, allerdings jetzt nicht mehr hoch zu veranschlagenden Vortheil mit sich, dafs dabei jeder A erdacht auf den Ursprung der Str\u00f6me aus der \u00dcn-gieiehartigkeit zwischen Sehnen- und Muskelgewebe von selbst wegfallen mufs.\nUm dieselbe ins AA erk zu setzen, dient die oben S. 449 beschriebene, an der S\u00e4ule des allgemeinen Tr\u00e4gers auf- und nieder beweg-liehe Klemme Fig. 19 Faf. Ill, in welche jedoch, statt der bisher darin angewandten l\u00e4nglich viereckten Glastafel, eine solche von der Fig. 28 Taf. 1 abgebildeten Gestalt eingespannt wird. Diese hat n\u00e4mlich den A orzug, dafs sie sich, verm\u00f6ge ihrer wechselnden Breite, f\u00fcr die Unterst\u00fctzung von Muskeln \\on sehr verschiedener L\u00e4nge in gleicher AVeise schickt. An der von mir benutzten hat das gleichschenkelige Dreieck","page":495},{"file":"p0496.txt","language":"de","ocr_de":"490\n3. Abschi. Kap. IT. \u00a7. I. Von der best\u00e4ndigen\n60\"\"\u201d H\u00f6he und 25mm Grundlinie; die letztere giebt, wie man sieht, zugleich das Mals f\u00fcr die Seiten des an das Dreieck stolsenden Gua-\nO\ndruts an dem hinteren Ende der Platte. Diese ist, der geringeren Verbreitung von Fl\u00fcssigkeiten auf gefiriufsten Oberfl\u00e4chen halber, mit Bern-stciidaek \u00fcberzogen. Die Muskeln werden so auf ihr gelagert, dafs sie mit ihren sehnigen Enden eben \u00fcber die R\u00e4nder derselben fortragen ; jedoch d\u00fcrfen diese R\u00e4nder nicht zugleich mit den Enden von den R\u00e4uschen ber\u00fchrt w erden. Es giebt, namentlich am Beckenende der Oberschenkelmuskeln, F\u00e4lle, wo der am Muskelende geforderte sehnige Anhang so gering ausfallen w\u00fcrde, dafs man nicht verm\u00f6chte, denselben mit den B\u00e4uschen in Ber\u00fchrung zu bringen, ohne das Muskellleisch dabei mit zu beiheiligen, oder wo es nicht einmal m\u00f6glich ist, einen solchen darzustellen, ohne, das Fleisch selbst zu verletzen. In solchen F\u00e4llen ist es zweckm\u00e4\u00dfig, das Knochenst\u00fcck, an welches die betreffende Sehne sich anheftet, auszubrechen und anstatt der Sehne zu benutzen. Es kann bei diesem Verfahren jedoch gar nicht genug Sorgfalt in Betreff der Entfernung einer jeden Spur nicht zum Muskel selbst, der Gegenstand der Beobachtung ist, geh\u00f6rigen Fleisches anempfohlen werden. Der mit diesen verschiedenen Anweisungen verbundene Zweck wird sich, insofern er hier noch nicht deutlich ist, in der Folge ergeben. Fig. 40 Taf. 1\\ zeigt einen in der beschriebenen Weise aufliegenden Oberschenkelmuskel des Frosches, den Sartorius Cuv. (S. folg. S., 2).\nIch gebe im Folgenden die Namen der Muskeln nach Decks und Cuvier, wie sie sich in des ersteren Preisschrilt >\u25a0 Recherches sur POst\u00e9o-\u00bb logie et la Myalogie des Batraciens \u00e0 leurs diffevens \u00e2ges, \u00ab Paris 1834. 4\u00b0. p- 135- 137. pl. vi. vu. \u00b0 linden. S. auch Zenker, \u00bb Ba-truchornyologia\u00ab Diss. inaug. demie 1825. 4\u00b0. p. 41 sqcp tab. i. h. \u00b0\n1. Muskeln am Oberschenkel.\n1. Triceps Cuv. Pelvi -f\u00e9moro -rotulien Duo.\nMit der gemeinschaftlichen Sehne des unteren Endes einerseits, andererseits den Sehnen der drei K\u00f6pfe auf einmal aufgelegt, giebt dieser Muskel den aufsteigenden Strom. nicht minder kr\u00e4ftig als der G\u00e4slro-knemius, das Gm.vani sehe Pr\u00e4parat u. s. 1. Mit dem Gastroknemius theilt er \u00fcbrigens, wie schon bemerkt, die besondere Eigenschaft, auch auf\u2019s Geralliewohl aufgelegt stets einen aufsteigenden Strom von gro\u00dfer St\u00e4rke zu geben. Jeder der drei K\u00f6pfe, aus denen er bestellt, giebt, einzeln aufgelegt, gleichfalls den aufsteigenden Strom, und zwar am st\u00e4rksten, nahe so stark, wie der Gesammlmuskcl, der innere Kopf (vaste interne et crural Cuv.; portion f\u00e9moro-rotulienne Dug.), dann","page":496},{"file":"p0497.txt","language":"de","ocr_de":"Str\u00f6mungsrichtung einiger Muskeln.\n497\nin abnehmender St\u00e4rke der \u00e4ufsere Kopf (vaste externe Cuv., portion sus-ilio-rotulienne Duc.), und der mittlere Kopf (droit ant\u00e9rieur Cuv., portion sous-ilio-rotulienne Dug.), der am schw\u00e4chsten wirkt. Den beiden letzteren K\u00f6pfen m\u00fcssen an ihren oberen Enden Knochenst\u00fccke gelassen werden.\n2.\tCouturier Cuv. Sous-ilio-tibial Duc.\nZeigt sehr regclm\u00e4fsig den absteigenden, in einzelnen F\u00e4llen jedoch auch den aufsteigenden Strom.\n3.\tDroit interne Cuv. Post-ischio-tibial superficiel Dug.\nZeigt bald den auf-, bald den absteigenden Strom.\n4.\tTroisi\u00e8me ou grand adducteur Cuv. Post-ischio-tibial profond Dug.\nZeigt in vielen F\u00e4llen gar keinen Strom. In eben so vielen jedoch den aufsteigenden, \u00e4ufserst selten den absteigenden Strom.\n5.\tDemi-tendineux Cuv. Bis-ischio-tibial Dug.\nDie gemeinschaftliche Sehne des unteren Endes einerseits, und die Sehne der beiden K\u00f6pfe andererseits aufgelegt, geben manchmal keinen, manchmal spurweis den aufsteigenden, in der Mehrzahl der F\u00e4lle den absteigenden Strom.\nDer vordere Kopf, leicht daran kenntlich, dafs sein Fleisch am unteren Ende tiefer hinabreicht, giebt meistens gleichfalls den absteigenden, in einzelnen F\u00e4llen den aufsteigenden Strom.\nGerade umgekehrt verh\u00e4lt sich der hintere Kopf.\n6.\tDemi-apon\u00e9vrotiquc Cuv. Sus-ischio-poplit\u00e9 Dug.\nAm unteren Ende wird das knorpelige Hufeisen aufgelegt, woran sich der Muskel setzt. In vielen F\u00e4llen erfolgt der absteigende, in vielen aber auch gar kein Strom.\n7.\tBiceps Cuv. Ilio-peronien Dug.\nMeistens giebt er den absteigenden, manchmal den aufsleigenden Strom.\n8.\tFascia lata Cuv. Sous-ilio-f\u00e9moral Dug.\nGiebt bald den auf-, bald den absteigenden Strom.\nII. Muskeln am Unterschenkel.\n9.\tDer Gastroknemius (Jumeaux Cuv. Bi-f\u00e9moro-plantaire Dug.) hat, wie schon bemerkt, unter allen Umst\u00e4nden den aufsteigenden Strom.\n10.\tJambier ant\u00e9rieur Cuv. partim. Pr\u00e9 - f\u00e9moro - astragalien Dug.\nHat bald den aufsteigenden, bald den absteigenden Strom.\nDies sind die Muskeln des Frosches, die ich in der bezeichnetcn\n32","page":497},{"file":"p0498.txt","language":"de","ocr_de":"49S\n3. Abschi. Kap. II. \u00a7. II. Vom Gesetze\nWeise untersucht habe. Die St\u00e4rke der hier in Rede stellenden Str\u00f6me betreffend, verdient noch im Allgemeinen bemerkt zu werden, dafs cs sich meist um viel geringere Wirkungen handelt, als die des Gastro-knemius und des Triceps war. Diese zwar gaben auch auf diese Weise aufgelegt stets Anschl\u00e4gen an die Hemmung, allein bereits die Str\u00f6me der dickeren Muskeln, des Semimembranosus und Adductor magnus Cuv., erreichen nur in seltenen F\u00e4llen 50 \u2014 60\", meistens halten sie sich innerhalb der ersten 30\u00b0, und noch unter ihnen bleiben die Str\u00f6me der \u00fcbrigen kleineren Muskeln, welche oft nur 10 \u201415\u00b0 Ausschlag betragen.\nMan sieht \u00fcbrigens, die gew\u00e4hlte Anordnung hat den Zweck, den wir uns dahei versetzten, nicht erf\u00fcllt. Wir sind noch immer zu denselben Ergebnissen gelangt, die sich uns darboten, als wir die Muskeln auf\u2019s Gerathewohl, und ohne irgend eine bestimmte Bedingung im Auge zu halten auflegten, mit dem Unterschiede freilich, dafs wir nunmehr die Erscheinungsweise des Stromes an mehreren Muskeln unter einer bestimmten, leicht wiederherzustellenden Bedingung erkannt haben. Allein diese Bedingung selbst kann noch keine \u00fcbereinstimmende f\u00fcr die verschiedenen Muskeln gewesen sein, da sie so verschiedene Wirkungen nach sich zog; und nur das k\u00f6nnen wir in Betreff derselben schliefscn, dafs sie, unter den obwaltenden Umst\u00e4nden, eine \u00e4ufserst leicht verr\u00fcckbare sein m\u00fcsse, da die geringen Ver\u00e4nderungen der Gestalt der Muskeln, die wir von einem Thiere zum anderen, oder wohl gar von einem Beine desselben Thieres zum anderen, voraussetzen d\u00fcrfen, hinreichen, die eine Str\u00f6mungsrichtung in die andere umzuwandeln oder den erst vorhandenen Strom scheinbar aufzuheben.\n\u00a7. II.\nDas Gesetz des Muskelstromes.\nDa uns solchergestalt durch die 5 ergleichung verschiedener Muskeln fernerer Aufschlufs versagt zu sein scheint, so m\u00f6chte es r\u00e4lh-lich sein, uns nunmehr an die Untersuchung eines einzigen Muskels unter k\u00fcnstlich abge\u00e4nderten Bedingungen zu begehen, und zwar d\u00fcrfte der Fall eines Muskels, der vor der Hand gar keinen Strom zu entwickeln scheint, den passendsten Ausgangspunkt f\u00fcr dieselbe darbieten.","page":498},{"file":"p0499.txt","language":"de","ocr_de":"des Muslccistromes.\n499\nDie Fig. 29 Taf. IV stelle einen solchen Fall dar. Es fragt sich, wie die Lage des Muskels abge\u00e4ndert werden m\u00fcsse, um Stroment-wickelung zu erhalten. Man findet sehr Laid, dal\u2019s diese dann statt hat, wenn man den Muskel so auf den B\u00e4uschen verschiebt, dafs er auf der einen Seite mit Fleisch, auf der anderen mit dem sehnigen Ende ber\u00fchrt, liebt man n\u00e4mlich mit der Pinzette das eine Ende des Muskels auf, und lehnt nun, nachdem man durch Gegeneinanderr\u00fccken der Zuleitungsgef\u00e4fse den Abstand der B\u00e4usche hinreichend verkleinert hat, den Muskel mit dem rothen Fleische gesen den augenblicklich aufser Ber\u00fchrung gebrachten Bausch, wie dies Fig. 30 ebendas, zeigt, so erfolgt ein kr\u00e4ftiger Ausschlag, der einen Strom in dem Muskel von der Sehne zum Fleisch anzeigt.\nBringt man dann, indem man den Abstand der B\u00e4usche wiederum vergr\u00f6fsert, den Muskel in seine erste Lage zur\u00fcck, so verh\u00e4lt er sich abermals blofs als unwirksamer leitender Bogen, d. h. es findet durch ihn die Ausgleichung der Ladungen statt, die er w\u00e4hrend der zweiten Lage auf den Platinenden entwickelt hatte.\nHebt man, nach getilgten Ladungen, in gleicher Weise, wie das erste Mal, das andere sehnige Ende des Muskels ab, und ber\u00fchrt auch hier, statt mit demselben, mit rothem Fleisch unmittelbar, so erfolgt abermals ein Ausschlag, und zwar, im Wesentlichen, in demselben Sinne, d. h. wiederum einen Strom in dem Muskel von der Sehne zum Fleisch anzeigend, im Lnwesentlichen jedoch im entgegengesetzten Sinne, d. h. war die erstabgehobene Sehne die des Kopfes, oder war der Strom in diesem Falle ein aufsteigender, so wird er jetzt, bei abgehobener Sehne des Schwanzes, vielmehr als ein absteigender erscheinen, wie dies Fig. 31 zeigt. Man sieht, dafs es solchergestalt v\u00f6llig in die Willk\u00fchr des Beobachters gegeben ist, welche Richtung er dem Strome in Bezug auf die nat\u00fcrliche Lage des Muskels am K\u00f6rper des Frosches anweisen will. Bringt man ihn zum zweitenmal in seine urspr\u00fcngliche Lage zur\u00fcck, so erfolgt nat\u00fcrlich wieder die Ausgleichung der Ladungen.\nIn der urspr\u00fcnglichen Lage des Muskels verhielten sich, wovon wir ausgingen, beide sehnigen Enden gleichartig. Jetzt haben wir ferner gefunden, dafs gewisse Punkte des rothen Fleisches sich ungleichartig, und zwar stets auf dieselbe Weise, gegen die Sehnen verhielten. Der Schlufs wird daher nicht zu gewagt sein, dafs diese Punkte sich ihrerseits gleichfalls wieder untereinander gleichartig verhalten werden. Dies ist in der That der Fall. Man findet, dafs die n\u00e4mliche Versuchsreihe, v ie vorher, sich wiederholen l\u00e4fst, indem man den Muskel anfangs so auflegt, dafs er die B\u00e4usche nur mit zweien\n32'\u2019","page":499},{"file":"p0500.txt","language":"de","ocr_de":"soo\n3. Abschi. Kap. II. \u00a7\u25a0 fl. Vom Gesetze\nPunkten des rotlicn Fleisches ber\u00fchrt, und dann abwechselnd bald das eine, bald das andere sehnige Ende gegen den entsprechenden Bausch sinken l\u00e4fst: was auf folgende Weise am besten bewerkstelligt wird.\nAuf die R\u00e4nder der mit Eiweifsh\u00e4utchen bekleideten B\u00e4usche legt man entweder kleine St\u00fccke YVachstaffent, oder 10mm lange und 2.5mm im Durchmesser haltende Enden Thermometerrohr, an welchen der Axe gleichlaufend eine Fl\u00e4che angeschliffen ist, auf der sie sicher ruhen, und welche mit Bernsteinlack gefirnifst sind. Die B\u00e4usche, befinden sich in verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig geringem Abstand von einander, und zwischen denselben ist die Spitze der dreieckigen Glastafel Fig. 28 Taf. 1. Fig. 40 Taf. IV (S. oben S. 495) bereit, zur Unterst\u00fctzung des leicht zwischen beide hindurchsinkenden Muskelbauches zu dienen. Man fafst nun den Muskel mittelst der beiden Pinzetten mit Knochenspitzen (S. oben S. 460) an beiden sehnigen Enden, und legt ihn auf die B\u00e4usche dergestalt auf, dafs er sie beiderseits nur mit rothem Fleisch ber\u00fchrt, indem die St\u00fcckchen YVachstaffent, oder die Glasst\u00e4bchen die Sehnen von dieser Ber\u00fchrung abhalten: siehe dazu Fig. 32. Bei dieser Art zu schliefsen bleibt in g\u00fcnstigen F\u00e4llen das Gleichgewicht der Nadel ungest\u00f6rt. So wie man aber das eine St\u00fcckchen Wachstafl'ent, oder Glasst\u00e4bchen entfernt, den Abstand der B\u00e4usche von einander passend vergr\u00f6\u00dfert, und das entsprechende sehnige Ende wider den Bausch hinabsinken l\u00e4fst, so erfolgt, wie oben, wo nur der Ausgangspunkt des Versuches ein anderer war, ein Ausschlag, dessen Richtung in Bezug auf Sehne und rothes Fleisch sich durchaus gleichbleibt, der aber einen auf- oder einen absteigenden Strom anzeigt, je nachdem die ber\u00fchrende Sehne die des Muskelkopfes oder die des Muskelschwanzes war.\nIn dieser Form l\u00e4fst sich der Versuch \u00fcbrigens auch mit solchen Muskeln anstellen, welche, beim Auflegen der Kopf- und Schwanzsehne, urspr\u00fcnglich eine Ablenkung zeigten. Es eignen sich dazu besonders die oben S. 497 unter 2. 3. 4. 6 genannten vom Oberschenkel des Frosches.\nEs ist endlich kaum noting zu bemerken, dafs das Gleichgewicht der Nadel gleichfalls ungest\u00f6rt bleibt, wenn man den Muskel der L\u00e4nge lang auf einen schmalen, statt der dreieckigen Glasplatte in die bewu\u00dfte Klemme eingespannten Glasstreifen von nur etwa 4mm Breite ausstreckt, und ihn dann dergestalt zwischen die B\u00e4usche bringt, da\u00df er beiderseits nur mit verschiedenen Punkten des rothen Fleisches an seinem Umfange ber\u00fchrt; wie man leicht sieht der einfachere Fall zu der uns schon bekannten Wahrnehmung, da\u00df die thierischen Glieder der Quere nach keine oder nur unmerkliche Wirkungen von sich geben.\nAus diesen Erfahrungen scheint auf den ersten Blick allerdings","page":500},{"file":"p0501.txt","language":"de","ocr_de":"des Muskelsiromes.\n501\nkaum ein anderer Schlafs gezogen werden zu k\u00f6nnen, als der auf die Ungleichartigkeit des rothen Fleisches und des Sehnengewebes an den Enden der Muskeln. Vollends wenn man sich daran erinnert, dafs wir F\u00e4lle sahen, wo das Auflegen Leider Sehnen die Nadel in Ruhe liefs, wird man geneigt sein, Zweifel an der Vollg\u00fcltigkeit des Beweises zu hegen, der in dem vorigen Kapitel betreffend die allgemeine Gleichartigkeit der Gewebe geliefert worden ist. Nichtsdestoweniger w\u00fcrde dieser Schlafs voreilig sein.\nIn der Uliat ist er, wie man bald findet, mit der viel h\u00e4ufiger beobachteten Thatsache unvertr\u00e4glich, dafs die meisten Muskeln auch dann wirksam sind, und zwar bald in dieser, bald in jener Richtung, wenn man beiderseits nur Sehnengewebe auflegt. Diese Erscheinung vertr\u00e4gt sich im Gegentheil vollkommen gut mit der anderen M\u00f6glichkeit, die hier noch \u00fcbrig bleibt, der n\u00e4mlich, dafs das Sehnengewebe sich nur als unwirksamer leitender Ueberzug \u00fcber ein darunter gelegenes, der Substanz des Muskels selbst angeh\u00f6riges ungleichartiges Element verhalte, und dieses zu ermitteln ist nun zun\u00e4chst unsere Aufgabe.\nStellt man an einem in warmem Wasser oder in verd\u00fcnntem Alkohol erh\u00e4rteten Muskel durch Zerreilsen oder Zerschneiden in der Richtung der Fasern einen L\u00e4ngsdurchschnitt desselben dar, wozu sich der Wadenmuskel oder der grofse Unterschenkelstrecker abermals vorz\u00fcglich eignen, so gewahrt man bald, dafs der sehnige Ueberzug, die Achillessehne z. B. sich kaum \u00fcber die Punkte hinaus erstreckt, wo sich an denselben die Enden der Primitivmuskelb\u00fcndel anzusetzen aufh\u00f6ren. Ein Blick auf die Fig. 3d lehrt somit, dafs die Sehne (ab) betrachtet werden k\u00f6nne als ein Ueberzug von den bezeichneten Eigenschaften \u00fcber den nnUlrliclini Querschnitt des Muskels, wenn man unter seinem Querschnitt eine so beschaffene Fl\u00e4che n b e g r \u00e4 n z u n g a n d e m selben verstehen will, da fs d a r i n nur Grundll\u00e4chen der als Prismen oder als Cylinder gedachten F orm el e mente des Muskels enthalten sind. Derselbe Blick zeigt, dafs alsdann das, was wir bisher als rothes Fleisch bezeich-neten (bc), als der nat\u00fcr\u00fcichc UtllgSSCllllitt des Muskels angesehen werden mufs, wenn wir n\u00e4mlich unter seinem Ia\u00e4llgS-SClinitt eine so beschaffene Fl\u00e4chenbegr\u00e4nzung an demselben verstehen wollen, dafs darin nur M\u00e4ntel oder Seitenfl\u00e4chen der als Cylinder oder als Prismen gedachten Formelemente des Muskels enthalten sind. Die Annahme, dafs diese beiden Fl\u00e4chcnbegr\u00e4nzungen am Muskel, sein nat\u00fcrlicher L\u00e4ngsschnitt und sein nat\u00fcrlicher Querschnitt, sich untereinander ungleichartig verhalten, w\u00fcrde nun augenscheinlich zur Erkl\u00e4rung aller oben","page":501},{"file":"p0502.txt","language":"de","ocr_de":"502\n3. Absclin. Kap. II. \u00a7. II. Vom Gesetze\nangef\u00fchrten Erscheinungen hinreichen, und da dieselbe sonst nichts Widersinniges darbietet, k\u00f6nnen wir uns ihrer, bis auf Weiteres, als eines neuen Ausgangspunktes unserer Forschungen bedienen.\nFolgender Versuch scheint geeignet zu sein, Aufschlufs \u00fcber ihren Werth zu verschaffen. Es ist offenbar von vorn herein wenig wahrscheinlich, dafs die Ungleichartigkeit des nat\u00fcrlichen Querschnitts, wenn es wirklich eine solche giebt, nur an der Oberfl\u00e4che des Muskels haften solle. Es ist vielmehr viel ansprechender, sich zu denken, dafs sic nichts als der Ausdruck der Ungleichartigkeit des Innern aller Primitivmuskelb\u00fcndel gegen ihr Aeufseres, oder sonst irgend einer \u00e4hnlichen Vertheilung ungleichartiger Elemente im Innern des Muskels sei. Ist dieses der Fall, so mufs sich auch eine k\u00fcnstliche, durch Querdurch-schneiden des Muskels dargestellte Begr\u00e4nzung desselben dem nat\u00fcrlichen Querschnitt \u00e4hnlich verhalten. Unbedingt w\u00fcrden wir eine solche Ungleichartigkeit des k\u00fcnstlichen Querschnittes gegen den nat\u00fcrlichen L\u00e4ngsschnitt, falls sie sich bew\u00e4hren sollte, als einen entscheidenden Beweis der Richtigkeit unserer obigen Annahme ansehen d\u00fcrfen.\nMan findet nun in der That, dafs man mit einem durch zwei senkrechte Querschnitte seiner beiden sehnigen Enden beraubten Muskel die ganze obige Versuchsreihe \u00fcber die Ungleichartigkeit zwischen nat\u00fcrlichem L\u00e4ngsschnitt und nat\u00fcrlichem Querschnitt mit demselben Erfolge durchmachen kann. Man bedient sich dazu am besten wieder der oben bereits bezeichneten Muskeln 2. 3. 4. 6 der S. 497, welche den regelm\u00e4fsigsten Verlauf ihrer langen Primitivb\u00fcndel darbieten; unter ihnen jedoch am vortheilhaftesten das Semimembranosus Cuv. Man giebt diesen Muskeln mittelst zweier Schnitte mit einer scharfen Schecre, die man da f\u00fchrt, wo ihre Dicke v\u00f6llig gleichm\u00e4fsig geworden ist, die Gestalt einer geraden S\u00e4ule von dem Querschnitt, den der Muskel zeigt. Mit dieser verf\u00e4hrt man nun genau so, wie fr\u00fcher mit dem noch unverletzten Muskel.\nWir lernen zun\u00e4chst eine dritte Art kennen, den Muskel in den Kreis des Multiplicators aufzunehmen, ohne dafs das Gleichgewicht der Nadel gest\u00f6rt werde. Die erste bestand darin, dafs beiderseits die sehnigen Enden mit den B\u00e4uschen in Ber\u00fchrung gebracht wurden. In der Mehrzahl der F\u00e4lle zwar erhielten wir unter diesen Umst\u00e4nden Ausschl\u00e4ge bald in dieser, bald in jener Richtung: nichtsdestoweniger kamen auch solche vor, wo die Nadel in Ruhe blieb. Dann zeigte sich der Muskel unwirksam bei der Ableitung von verschiedenen Punkten des nat\u00fcrlichen L\u00e4ngsschnittes; jetzt findet cs sich, dafs er auch beim Anlegen der beiden k\u00fcnstlichen Querschnitte an die B\u00e4usche keinen Strom von","page":502},{"file":"p0503.txt","language":"de","ocr_de":"des BluskelstromeSi\nS03\nsich giebt. Man breitet den Muskel quer \u00fcber die dreieckige Glasplatte an einer Stelle von passender Breite, schiebt den einen Bausch gegen den einen Querschnitt hinan, und endlich den anderen Bausch gegen den anderen, so dais die Fig. 34 abgebildete Lage herauskommt. In g\u00fcnstigen F\u00e4llen bleibt alles ruhig. In anderen, und dies ist bei weitem h\u00e4ufiger, entstehen schwache Wirkungen bald in aufsteigendem, bald in absteigendem Sinne. Dies hat seinen Grund zum Theil wohl darin, dafs es \u00e4ufserst schwierig ist, die Anordnung so auszuf\u00fchren, dafs nicht auf der einen oder der anderen Seite die Kante zwischen k\u00fcnstlichem Ouer- und nat\u00fcrlichem L\u00e4ngsschnitt sich umlege und so der letztere mit dem Bausch in Ber\u00fchrung komme. Geschieht dies am oberen Querschnitt, so ist die Wirkung aufsteigend, geschieht es am unteren, so ist sie absteigend. Viel h\u00e4ngt beim Gelingen dieses Versuches daher von der Frische und dem sogenannten Turgor der Mus-kelsubstanz, wie auch von der Art und Weise ab, wie die Querschnitte selbst gegl\u00fcckt sind.\nDie Untersuchung zweier Punkte eines und desselben Querschnittes oder zweier Punkte verschiedener Querschnitte, entsprechend derjenigen zweier Punkte des nat\u00fcrlichen L\u00e4ngsschnittes ist durch die geringe Ausdehnung der Querschnitte, mit denen wir es zun\u00e4chst zu t.hun haben, f\u00fcr jetzt unm\u00f6glich gemacht. Ein ganzer Oberschenkel vom Frosche giebt, querdurchschnitten, zwar gleichfalls einen sehr heftigen Strom vom Querschnitt zum L\u00e4ngsschnitt im Muskelfleisch, auch wenn der letztere noch mit der Haut bekleidet ist und gleichviel, ob man mit dem Rumpfende oder dem Fufsende auf diese Weise verfahre. Ein solcher Querschnitt w\u00fcrde allerdings einen betr\u00e4chtlicheren Fl\u00e4chenraum durbieten. Allein dieses Auskunftsmittel ist unbrauchbar wegen des von Amputationen her bekannten terrassenf\u00f6rmigen Zur\u00fcckziehens der Muskeln in ihren Scheiden, wodurch hier die Gefahr entsteht, dafs, anstatt Querschnitt allein, irgendwo zugleich L\u00e4ngsschnitt ber\u00fchrt werde. Noch weniger ist begreiflich an ein Ermitteln des gegenseitigen Verhaltens verschiedener Punkte des nat\u00fcrlichen Querschnitts an den bis-jetzt untersuchten Muskeln des Frosches zu denken.\nWelches auch der Ursprung jener Wirkungen sei, die sich zwischen zwei k\u00fcnstlichen Querschnitten meist unregelm\u00e4fsig kund geben, diese Wirkungen sind durchaus verschwindend gegen die ungeheuren Ausschl\u00e4ge, die man erh\u00e4lt, wenn man jetzt, w\u00e4hrend der eine Querschnitt unverr\u00fcckt an dem Bausch ruhen bleibt, den anderen abhebt, und an seine Stelle, vie dies die Figuren 35. 36 zeigen, nat\u00fcrlichen L\u00e4ngsschnitt auflegt. Hier n\u00e4mlich fliegt die Nadel, wenigstens bei den dickeren Muskeln 4. und 6 (S. 497) alsbald aufs heftigste wider die Ilern-","page":503},{"file":"p0504.txt","language":"de","ocr_de":"504\n3. Abschn. Kai). \u00a7\u25a0 ^ Vom Gesetze\nmung, einen Strom anzeigend im Muskel vom k\u00fcnstlichen Querschnitt zum nat\u00fcrlichen L\u00e4ngsschnitt, aufsteigend also, wenn der untere Querschnitt liegen hlieh und der obere abgehoben wurde, absteigend hingegen, ganz nach Belieben des Beobachters, wenn das Gegentheil der Fall war.\nSomit hat sieh unsere Hypothese bew\u00e4hrt. Der k\u00fcnstliche Querschnitt verh\u00e4lt sich zum nat\u00fcrlichen L\u00e4ngsschnitt, wie dies der nat\u00fcrliche that. Nicht die Sehne also werden wir in dem letzteren Falle als das ungleichartige Element anzusprechen haben, sondern den darunter gelegenen nat\u00fcrlichen Querschnitt aller Primitivmuskelb\u00fcndel.\nDaraus, dafs zwei sich gleichartig verhaltende Punkte, die beiden sehnigen Enden, sich in gleicher Weise ungleichartig verhielten gegen die Punkte des rotlien Fleisches, zogen wir vorher einen nachmals durch den Versuch best\u00e4tigten Schlufs auf die Gleichartigkeit dieser Punkte des rotlien Fleisches untereinander. Diese FoLerutm wiederholen wir\nO\tO\njetzt umgekehrt in Betreff des nat\u00fcrlichen und k\u00fcnstlichen Querschnitts. Da sie sich n\u00e4mlich beide in gleicher Weise ungleichartig gegen die erfahrungsni\u00e4fsig gleichartigen Punkte des nat\u00fcrlichen L\u00e4ngsschnitts verhalten, so schliefsen wir daraus auf die Gleichartigkeit jener beiden Arten des Querschnitts.\nDie Pr\u00fcfung dieser Schlufsfolge in der Erfahrung f\u00e4llt indefs auf den ersten Blick anscheinend weniger befriedigend aus. Leber die Art und Weise, den Versuch anzustellen, ist nichts zu bemerken. Man erh\u00e4lt in den meisten F\u00e4llen mehr oder minder kr\u00e4ftige Wirkungen, welche jedoch nie die Gr\u00f6fse derjenigen zwischen L\u00e4ngs- und Querschnitt unmittelbar erreichen. Meistens verh\u00e4lt sich dabei der k\u00fcnstliche Querschnitt negativ gegen den nat\u00fcrlichen, was sich aber leicht erkl\u00e4rt, wenn man bedenkt, dafs, w\u00e4hrend der erstere mit Sorgfalt senkrecht auf die Axe der Primitivmuskelb\u00fcndel angelegt ist, der letztei'c stets in mannigfacher Weise gegen den L\u00e4ngsschnitt abgestuft erscheint, so dafs die positive Wirksamkeit dieses sich um einen, wenn auch noch so kleinen Bruchtheil in die negative jenes cinmischen mufs: wie man sich erinnert, gerade das, was wir bei Anwendung des Querschnittes eines ganzen Oberschenkels zur Untersuchung des Verhaltens verschiedener Punkte dieser Art von Fl\u00e4chenbcgr\u00e4nzung besorgten. V\u00f6llig gleichg\u00fcltig ist f\u00fcr die Wirkungsweise der obigen Anordnung \u00fcbrigens, welches vorher das Verhalten des nat\u00fcrlichen Querschnittes beim Aufliegen gegen das andere sehnige Ende war, ob der Strom davon ausging, in dasselbe hineinging, oder ob beide sehnige Enden sich gleichartig verhielten. So findet also auch hier nicht entfernterweise ein wesentlicher Bezug der Str\u00f6mungsrichtung auf Kopf- und Pulsende","page":504},{"file":"p0505.txt","language":"de","ocr_de":"des Muslielstromes.\n505\nstatt. In einigen F\u00e4llen gl\u00fcckt es \u00fcbrigens docli, die Nadel bei dieser Anordnung in Ruhe bleiben zu sehen und im Grunde ist demnach der Erfolg sehr nahe derselbe wie beim Auflegen zweier nat\u00fcrlichen Querschnitte gegen einander. Denn auch hier waren, wie wir nicht vergessen d\u00fcrfen, die F\u00e4lle des Gleichgewichtes Ausnahmen von der Regel; das bei weitem Gew\u00f6hnlichere war, dafs mehr oder minder starke Wirkungen, bald in absteigendem, bald in aufsteigendem Sinne sich kund gaben. Auch diese, bis jetzt unverst\u00e4ndlichen Erscheinungen wird es uns \u00fcbrigens bald gl\u00fccken, wenigstens bis zu einem gewissen Grade unter ein allgemeines und einfaches Gesetz zu bringen. Zuvor wollen wir jedoch einen anderen, jetzt sehr nahe liegenden Schritt nicht verabs\u00e4umen.\nErw\u00e4gt man, dafs die Spaltung des Muskels der Richtung der Fasern nach eine ungleich kleinere Verletzung nach sich zieht, als das Durchschneiden senkrecht auf diese Richtung oder die Darstellung eines k\u00fcnstlichen Querschnitts, und dafs der nat\u00fcrliche L\u00e4ngsschnitt und der vk\u00fcnstliche L\u00e4ngsschnitt\u201d eine weit gr\u00f6fsere Aehnlich-keit mit einander haben, als der nat\u00fcrliche und k\u00fcnstliche Querschnitt, so steht zu erwarten, dafs, wie der nat\u00fcrliche Querschnitt durch einen k\u00fcnstlichen Querschnitt, so auch der nat\u00fcrliche L\u00e4ngsschnitt in seiner elektromotorischen Wirksamkeit durch einen k\u00fcnstlichen L\u00e4ngsschnitt ersetzt werden k\u00f6nne; d. h. durch eine mittelst des Messers oder durch Zemifsen dargestellte so beschaffene Fl\u00e4chcnbegr\u00e4nzung des Muskels, dafs sie den oben in unserer Begriffsbestimmung des L\u00e4ngschnitts ausgesprochenen Bedingungen Gen\u00fcge leistet.\nDa es zur Entscheidung der Frage gleichg\u00fcltig ist, ob der nicht aufliegende Theil des Muskelumfangs von nat\u00fcrlichem oder von k\u00fcnstlichem L\u00e4ngsschnitt begr\u00e4nzt ist, so wird der Versuch beim Frosch am bequemsten so angestellt, dafs man einen der bezeichnelen regel-m\u00e4fsig gefaserten Oberschenkelmuskeln der L\u00e4nge nach zerreifst und sich der Rifsfl\u00e4chen als k\u00fcnstlichen L\u00e4ngsschnittes wie fr\u00fcher des nat\u00fcrlichen bedient. Das Zerreifsen geschieht, indem man die eine Sehne zuerst mittelst der Scheerc genau in der Richtung der Fasern etwas einschncidet, und dann an beide Zipfel gut fassende Pinzetten legt, die man mit einem langsamen aber kr\u00e4ftigen Zuge von einander entfernt. Um dann den nat\u00fcrlichen L\u00e4ngsschnitt zu beiden Seiten des k\u00fcnstlichen zu verhindern, gleichfalls auf die B\u00e4usche bis zur Ber\u00fchrung niederzusinken, bekleidet man diese, oberhalb der Eiweifsh\u00e4utchen, noch mit Wachstaffentst\u00fcckchen, welche nur eine schmale Spalte etwa von 1.5 bis 2\"'\"' Breite zwischen sich lassen, auf welche man den k\u00fcnstlichen L\u00e4ngsschnitt auflegt. Es f\u00e4llt imlefs, bei einiger Uebung, namentlich an Muskeln gr\u00f6fsercr Tliicre, nicht schwer, auch Muskelllcischprisraen","page":505},{"file":"p0506.txt","language":"de","ocr_de":"506\t\u25a0?. Abschn. Kap. II. \u00a7. II. Vom Gesetze\ndarzustellen, die ringsum nur von k\u00fcnstlichen Fl\u00e4chenbegr\u00e4nzungcn eingeschlossen sind.\nWie man auch den Versuch anstellen m\u00f6ge, das Ergebnifs ist, dafs der k\u00fcnstliche L\u00e4ngsschnitt gegen den nat\u00fcrlichen oder k\u00fcnstlichen Querschnitt aufgelegt ebenso stark und in demselben Sinne elektromotorisch wirkt als der nat\u00fcrliche L\u00e4ngsschnitt und dafs demgem\u00e4fs auch verschiedene Punkte des k\u00fcnstlichen L\u00e4ngsschnitts untereinander sowohl als gegen- verschiedene Punkte des nat\u00fcrlichen L\u00e4ngsschnitts aufgelegt sich gleichartig erweisen.\nSomit sind wir zur Erkenntnifs des Gesetzes des Muskelstromes in seinen wesentlichsten Z\u00fcgen gelangt. Die Thatsachen sind, dafs ein beliebiger Punkt des nat\u00fcrlichen oder k\u00fcnstlichen L\u00e4ngsschnittes sich positiv verh\u00e4lt gegen die gesammtc Ausdehnung eines k\u00fcnstlichen Querschnitts und gegen den nat\u00fcrlichen Querschnitt, wie er sich uns hisjetzt an den sehnigen Enden der Oberschenkelmuskeln des Frosches darbot.; und dafs sich zwei beliebige Punkte des nat\u00fcrlichen oder k\u00fcnstlichen L\u00e4ngsschnitts untereinander, wie auch die gesammteu Ausdehnungen zweier k\u00fcnstlichen Querschnitte gleichfalls untereinander, unwirksam oder gleichartig zeigen. Unwirksam verhallen k\u00f6nnen sich ferner unter Umst\u00e4nden die Zusammenstellungen zwischen zweien nat\u00fcrlichen Querschnitten, so wie sie durch die Sehnen uns bisher zug\u00e4nglich waren, und zwischen einem nat\u00fcrlichen und einem k\u00fcnstlichen Querschnitt, ln der Mehrzahl der F\u00e4lle jedoch erhielten wir von den beiden letzterw\u00e4hnten Anordnungen Str\u00f6me von gr\u00f6fserer oder geringerer Kraft, und zwar bald in diesem, bald in jenem Sinne. Dies ist der Punkt, den wir jetzt in\u2019s Auge zu fassen haben.\nBei n\u00e4herer Betrachtung des Falles, wo ein unversehrter Muskel die B\u00e4usche beiderseits mit seinen sehnigen Enden ber\u00fchrt, wie dies im vorigen Paragraphen beschrieben wurde, gewahrt man leicht, dafs er sich insofern von dem des Aufliegern mit zwei k\u00fcnstlichen Ouer-schnitten in ihrer ganzen Ausdehnung unterscheidet, als dort, genau genommen, die Ableitung an jedem Ende nur von gewissen Punkten des nat\u00fcrlichen Querschnitts geschieht. So bietet sich uns also, f\u00fcr die Deutung der Wirkungen, die ein Muskel in solcher Lage von sich giebt, die Auskunft dar, dafs vielleicht die verschiedenen Punkte eines und desselben Querschnitts, und die einander nicht entsprechenden zweier verschiedener Querschnitte, sich nicht gleichartig untereinander verhalten. In der That erinnert man sieh, dafs wir die Untersuchung dieses Verhaltens, wegen der allzugeringen Mafse der Froschmuskeln, nicht anzustellen wufsten. Es ist aber klar, dafs die beobachtete Gleichartigkeit zweier die B\u00e4usche in ihrer ganzen Ausdehnung ber\u00fchrender","page":506},{"file":"p0507.txt","language":"de","ocr_de":"des 3Jushelstromes,\n507\nk\u00fcnstlicher Querschnitte mit der oben ausgesprochenen Annahme sehr wohl bestehen kann. Dieser Umstand w\u00fcrde nur beweisen, dal's in beiden Querschnitten die Summe und die Vertheilung der Spannungen zwischen den verschiedenen Punkten eine und dieselbe ist. So m\u00fcfste sich auch ein metallischer Bogen unwirksam verhalten, dessen beide Enden aus einer und derselben Reihe von Metallen, z. B. Zink, Zinn, Eisen, . . . Platin, zusammengesetzt w\u00e4ren. (Vergl. oben S. 208.)\nWir verlassen demnach jetzt, behufs der wichtig gewordenen Untersuchung verschiedener Punkte des Querschnittes, den Frosch, und wenden uns zeitweise einem gr\u00f6fseren Thiere zu. Es sei n\u00e4mlich hier sogleich bevorwortet, was sich vom physiologischen Gesichtspunkte aus \u00fcbrigens leiclit gew\u00e4rtigen liefs, dafs das Gesetz des Muskelstromes, dessen Entwickelung uns so eben in Anspruch nimmt, in gleicher Weise f\u00fcr alle oben erw\u00e4hnten thierischen Elektromotorc gilt.\nln Ermangelung gr\u00f6fserer Amphibien, z. B. der Seeschildkr\u00f6ten, oder der tropischen Saurier, welche hier gewifs die besten Dienste leisten w\u00fcrden, halten wir uns an die hinteren Extremit\u00e4ten des Kaninchens. Wir ermitteln zun\u00e4chst, um mit dem einfachsten Falle zu beginnen, das elektromotorische Verhalten verschiedener Punkte eines und desselben k\u00fcnstlichen Querschnitts.\nDas Kaninchen mufs erst so eben get\u00f6dtet sein. Der k\u00fcnstliche Querschnitt wird dargestellt, indem man ein scharfes Fistelmcsscr oder PoTT\u2019sches Bistouri zwischen die Oberschenkelknochen und die denselben nach hinten umgehende Muskelmasse einf\u00fchrt, und diese dann in der Gegend ihrer gr\u00f6bsten Anschwellung und in kr\u00e4ftig angespanntem Zustande mit einem Zuge, ohne zu s\u00e4gen oder abzusetzen, durchschnei-det; aus den dann frei liegenden Querschnitten w\u00e4hlt man sich den passendsten aus, und legt das Muskelst\u00fcck, so warm und zuckend als m\u00f6glich, auf eine hinreichend grofse, in die wagrechte Klemme gespannte und in die H\u00f6he der B\u00e4usche gestellte Glastafel, den Querschnitt nach dem freien Rande derselben zugewendet. Am tauglichsten ist dazu der Triceps femoris.\nHier stofsen wir zum ersten Male auf den Gebrauch der bereits oben S. 223 erw\u00e4hnten Il\u00fclfsb\u00e4usche. So zweckm\u00e4fsig sich f\u00fcr die .Mehrzahl der F\u00e4lle die gew\u00f6hnliche Gestalt unserer B\u00e4usche erweist, so ist doch deutlich, dafs man damit nicht leicht die vorliegende Frage zur Entscheidung bringen k\u00f6nnte. Iliezu sind B\u00e4usche von der in Fig. 37 in BB abgebihlcten Gestalt nothwendig. Sie bestehen nur aus wenigen Lagen Fliefspapier, und sind, was sich von seihst versteht, wie die gew\u00f6hnlichen B\u00e4usche und die Zwischenb\u00e4usche m\\t ges\u00e4ttigter Kochsalzl\u00f6sung getr\u00e4nkt. Ihre breiteren Enden kann man entweder","page":507},{"file":"p0508.txt","language":"de","ocr_de":"508\n3. Abschn, Kap. 11. \u00a7, II. Vom Gesetze\nzwischen die Lagen der gew\u00f6hnlichen B\u00e4usche einklemmen, oder sie auch nur auf ihrer oberen Fl\u00e4che verm\u00f6ge ihrer Feuchtigkeit anhaften machen, und mit ihren Spitzen alsdann, wie es die Figur zeigt, den Querschnitt des aufliegenden Muskels Punkt f\u00fcr Punkt durchmustern.\nDas Ergebnifs dieser Untersuchung ist nun wirklich Ungleichartigkeit der verschiedenen Punkte des Querschnitts. Um das Gesetz derselben klar zu machen, wollen wir zun\u00e4chst annehmen, der Querschnitt habe die Gestalt eines Kreises. Man findet alsdann ganz allgemein, dafs sich die dem Kreisumfang oder dem L\u00e4ngsschnitt n\u00e4heren Punkte zu den dem Mittelpunkte des Querschnitts n\u00e4heren wie Punkte des L\u00e4ngsschnittes seihst, also positiv verhalten. Punkte, welche vom Mittelpunkte gleich weit ahstehen, verhalten sich hingegen gleichartig. Alle mit dem Kreisumfang conccntrischen Kreise im Querschnitt k\u00f6nnen also als Curven gleicher Spannung betrachtet werden. YV ie sich diese verziehen, wenn der Umfang des Querschnittes seihst aufh\u00f6rt ein Kreis zu sein, liegt begreiflich ganz aufscr unserem Ermessen. Nur das ist sicher, dafs alsdann gr\u00f6fserc N\u00e4he oder Entfernung vom Mittelpunkte nur innerhalb gewisser Grenzen der Verzerrung mafsgebend f\u00fcr die Positivit\u00e4t oder Negativit\u00e4t eines Punktes gegen einen anderen bleiben werden. Es wird Vorkommen k\u00f6nnen, dafs zwei gleichweit vom Mittelpunkte entfernte Punkte, statt gleichartig, ungleichartig erscheinen, ja, dar\u00fcber hinaus sogar, dafs ein dem Mittelpunkte n\u00e4herer Punkt sich positiv verh\u00e4lt gegen einen, auf einem anderen, l\u00e4ngeren Radius vector entfernter davon gelegenen. Wir wollen uns indefs, des einfacheren Ausdrucks in unseren ferneren Er\u00f6rterungen halber, damit begn\u00fcgen, auf diesen Umstand aufmerksam gemacht zu haben, und in der Folge lieber stets von der Vorstellung eines kreisf\u00f6rmigen Umfanges des Querschnittes stillschweigend ausgehen, so dafs wir von n\u00e4her und entfernter vom Mittelpunkte gelegenen Punkten als einander elektromotorisch nicht entsprechenden, von solchen, die von jenem gleich weit entfernt sind, als entsprechend gelegenen reden werden.\nFig. 38 zeigt uns nun das Verhalten der verschiedenen Punkte eines k\u00fcnstlichen Querschnittes des Triceps femoris vom Kaninchen. Die mit I bezeichneten Punkte sind positiv gegen die mit 11 und 111 bezeichneten, die mit II bezeichneten negativ gegen die mit I und positiv gegen die mit III bezeichneten, endlich diese negativ gegen die beiden ersteren. Die Punkte jeder Zahl hingegen sind untereinander gleichartig. St\u00f6fst irgendwo der k\u00fcnstliche Querschnitt an nat\u00fcrlichen Querschnitt, so findet ein besonders lehrreicher Umstand statt. Die Gleichbedeutung beider Querschnitte tritt n\u00e4mlich dann darin hervor, dafs der elektromotorische Mittelpunkt nicht mehr mit dem","page":508},{"file":"p0509.txt","language":"de","ocr_de":"des \u00cf\u00cfIuslielstromes.\n509\ngeometrischen Mittelpunkte des k\u00fcnstlichen Querschnittes zusam-menf\u00e4llt, sondern nach der durch nat\u00fcrlichen Querschnitt begrenzten Seite verschoben erscheint. Gleichg\u00fcltig ist es dagegen, was sich nach dem Obigen von selbst versteht, ob der den Querschnitt begrenzende L\u00e4ngsschnitt nat\u00fcrlicher oder k\u00fcnstlich dargestellter ist.\nVon einigen Unregelm\u00e4fsigkeiten, welche sich bei diesen Versuchen leicht einfinden, jedoch nichts mit dem Gesetze zu schaffen haben, sondern vielmehr eine Eigent\u00fcmlichkeit in der Erscheinungsweise des Muskelstromes warmbl\u00fctiger Thiere ausmachen, wird sp\u00e4ter die Rede sein. 1\nEndlich ist von der St\u00e4rke dieser Str\u00f6me zwischen verschiedenen Punkten des k\u00fcnstlichen Querschnittes zu erw\u00e4hnen, dafs sie der der Str\u00f6me, die durch Ber\u00fchrung von nat\u00fcrlichem L\u00e4ngs- und k\u00fcnstlichem Querschnitte selbst erhalten werden, aufserordentlich nachsteht. W\u00e4hrend in dem letzteren Falle die Nadel unfehlbar an die Hemmung fliegt, betragen die vom Querschnitt allein ausgehenden Wirkungen gemeiniglich nur zwischen 10 und 25\u00b0, selten \u00fcbersteigen sie 35\u00b0. Sollte es aber gelten, sehr lebhafte Ausschl\u00e4ge auf diese Weise zu erzeugen, so hat man in dem hier dem Umlegen auf eleu B\u00e4uschen (S. oben S. 242) entsprechenden Verfahren stets ein Mittel zur Hand, die Nadel auf 60\u00b0, ja noch weiter zu treiben. Man braucht dann nur, w\u00e4hrend sie im R\u00fcckschwung begriffen ist, pl\u00f6tzlich den Querschnitt so gegen die Spitzen der iliilfsb\u00e4uschc zu verschieben, dafs der urspr\u00fcnglich dem Mittelpunkte n\u00e4her befindliche Punkt jetzt der entferntere wird und umgekehrt, wo sich denn R\u00fcckschwung, urspr\u00fcnglicher Strom nach der anderen Richtung und Ladungen zu einer kr\u00e4ftigen Einwirkung auf die Nadel vereinigen.\nUm auch an einem nat\u00fcrlichen Querschnitt die Gegenwart und das Gesetz der Ungleichartigkeiten, wie wir sie an dem k\u00fcnstlichen auf-gefunden haben, unmittelbar nachzuweisen, dienen die Sehnenspiegel der Gastrokucmii und des Soleus vom Unterschenkel des Kaninchens. Um dieselben in die passende Lage zur Untersuchung, entsprechend der des k\u00fcnstlichen Querschnitts im vorigen Versuch, bringen zu k\u00f6nnen, wurden die Muskeln mit ihren beiden sehnigen Enden mit Nadeln an ein St\u00fcck Kork festgestochen, welches nachher eine beliebige Aufstellung zuliefs. Die Ermittelung des elektromotorischen Verhaltens geschah abermals, auf die n\u00e4mliche Weise, mittelst der spitzen Iliilfsb\u00e4usche. Der Erfolg war genau derselbe. Fig. 39 zeigt denselben in eben der Art, wie in der vorigen Figur f\u00fcr den k\u00fcnstlichen Querschnitt, dar-\n' S. nnlen, Kap. V. \u00a7. i.","page":509},{"file":"p0510.txt","language":"de","ocr_de":"510\n3. Absclm. Kap. II. \u00a7. II. Vom Gesetze\ngestellt. Die dem L\u00e4ngsschnitt n\u00e4heren Punkte sind positiv gegen die dem Mittelpunkte des nat\u00fcrlichen Querschnitts n\u00e4her gelegenen; entsprechend zu L\u00e4ngsschnitt und Mittelpunkt gelegene Punkte hingegen so gut wie unwirksam, also als gleichartig zu betrachten. Auch hier sind die Wirkungen schwach gegen diejenigen, die man bei unmittelbarer Verbindung des L\u00e4ngs- und des Querschnitts erh\u00e4lt. Das oben f\u00fcr den k\u00fcnstlichen Querschnitt ausgesprochene Gesetz gilt folglich auch f\u00fcr den nat\u00fcrlichen Querschnitt.\nWir haben demnach, was wir suchten, erreicht, einen Ableitungsgrund f\u00fcr die Wirkungen, die man in der Mehrzahl der F\u00e4lle von den Muskeln beim Ber\u00fchren ihrer beiden sehnigen Enden erh\u00e4lt. Denn da alle k\u00fcnstlichen Querschnitte desselben Muskels in ihren verschiedenen Punkten dem n\u00e4mlichen Gesetze des elektromotorischen Verhaltens gehorchen, lind da die gesammte Ausdehnung eines k\u00fcnstlichen Querschnittes sich gleichartig verh\u00e4lt mit der eines jeden anderen, so kann kein Zweifel sein, dafs sich ein dem L\u00e4ngsschnitt n\u00e4herer Punkt eines nat\u00fcrlichen oder k\u00fcnstlichen Querschnitts positiv verhalten werde gegen einen davon entfernteren Punkt eines anderen, sci\u2019s k\u00fcnstlichen, sei's nat\u00fcrlichen Querschnitts desselben regelm\u00e4fsig gefaserten Muskels; gleichartig hingegen mit einem in diesem Querschnitt entsprechend gelegenen Punkte. Liegt der erste Punkt in dem oberen, der zweite in dem unteren Querschnitt desselben Muskels, so wird also, in dem ersteren Falle, der Strom in dem Muskel scheinbar aufsteigend sein; das Gegentheil findet statt, wenn der Punkt des unteren Querschnitts der dem L\u00e4ngsschnitt n\u00e4her gelegene ist. Die Abwesenheit eines Stromes in einzelnen F\u00e4llen beweist also hiernach nur, dafs alsdann entsprechende Punkte der nat\u00fcrlichen Querschnitte ber\u00fchrt worden seien.\nNichtsdestoweniger schien es nicht unn\u00fctz, die Richtigkeit dieser Folgerungen noch durch besondere unmittelbar darauf gerichtete Erfahrungen zu erweisen. Hiezu war nichts weiter n\u00f6thig, als die so eben an einem einzigen, sei\u2019s nat\u00fcrlichen, sei\u2019s k\u00fcnstlichen Querschnitte eines gr\u00f6fseren Muskels anges teilten Versuche statt dessen an zweien dergleichen Querschnitten eines und desselben Muskels auf entsprechende Art zu wiederholen. Wir haben, wie man sieht, drei Anordnungen zu pr\u00fcfen, n\u00e4mlich erstens das Verhalten zweier Punkte an zwei k\u00fcnstlichen, dann an zwei nat\u00fcrlichen Querschnitten, und endlich an einem k\u00fcnstlichen und einem nat\u00fcrlichen Querschnitte desselben Muskels.\nDie Einrichtung der Versuche bietet keine Schwierigkeit dar. Die zu untersuchenden Fl\u00e4chen werden von beiden Seiten her mit den Spitzen der Il\u00fclfsb\u00e4usche ber\u00fchrt, die man zu diesem Behufe um 90\u00b0 gedreht hat, so dafs sie, statt zur Seite, einfach nach vorn als Verl\u00e4ngerungen","page":510},{"file":"p0511.txt","language":"de","ocr_de":"ries Music elslr ornes.\n511\nder gew\u00f6hnlichen B\u00e4usche hervorragen. Das durch zwei k\u00fcnstliche Querschnitte begrenzte Muskelstiick (vom Semitendinosus des Kaninchens) wird quer \u00fcber eine in die wagrechte Klemme eingespannte Glastafel von passender Breite gelagert. F\u00fcr den zweiten Versuch bedient man sich des Soleus desselben Thieres. Man spannt ihn, seine Sehnenspiegel in senkrechter Lage, zwischen zweien festen Punkten an seinen sehnigen Enden aus, so dafs man auf der einen Seite sich seinem unteren, auf der anderen seinem oberen Sehnenspiegel mit der Spitze eines Il\u00fclfs-bausches bequem n\u00e4hern kann. Die dritte Anordnung ist, aus sogleich einleuchtenden Gr\u00fcnden, gar nicht ins Werk gesetzt worden.\nDiese Versuche gelingen n\u00e4mlich nur in h\u00f6chst unvollkommener Weise. Man erh\u00e4lt allerdings Str\u00f6me, deren St\u00e4rke derjenigen der Str\u00f6me entspricht, die sich zwischen den Punkten eines und desselben Querschnitts kund geben. Man findet auch, dafs die Richtung dieser Str\u00f6me abh\u00e4ngig ist von der Lage der beiden, mit den Spitzen der Iliilfsb\u00e4usche ber\u00fchrten Punkte, so dafs sie bald als die aufsteigende, bald als die absteigende erscheint. Allein nur hei der ersten Anordnung, wo beide Punkte zweien k\u00fcnstlichen Querschnitten desselben Muskels angeh\u00f6ren, gelingt cs in einigen seltenen F\u00e4llen, Spuren des f\u00fcr die Str\u00f6me zwischen Punkten eines und desselben Querschnitts gefundenen Gesetzes wiederzuerkennen. F\u00fcr die zweite Anordnung bereits ist dies gar nicht mehr der Fall. Von der dritten vollends war nichts zu gew\u00e4rtigen.\nFis w\u00e4re voreilig, auf Grund dieses mangelhaften Erfolges die Vorstellungsweise, deren Zul\u00e4ssigkeit er zu st\u00fctzen bestimmt war, als in der V irklichkeit nicht begr\u00fcndet bereits verwerfen zu wollen. Jene Abweichungen der Str\u00f6me von dem Gesetze sind vielmehr ganz einfach auf Rechnung der eben so grofsen Abweichungen der Muskeln von der regelm\u00e4fsigen Gestalt zu bringen, die wir als unerl\u00e4fsliche Bedingung f\u00fcr die Wahrnehmung gesetzm\u00e4fsiger Wirkungen stillschweigend voraussetzten, ja sie erscheinen diesen gegen\u00fcber ganz in der Ordnung. Die Muskeln und Bruchst\u00fccke von Muskeln, deren wir uns bedienten, sind im Grunde zu diesen Versuchen untauglich. Man findet sie stets, meistens von oben her, mit Sehnen durchwachsen, an welche sich ein Theil der Primitivb\u00fcndel anheftet, deren Querschnitt man in dem unteren nat\u00fcrlichen oder k\u00fcnstlichen Querschnitt vor sich hatte, so dafs, bei morphologisch einander nicht entsprechenden Punkten beider Querschnitte, die Forderung, die wir an die elektromotorische Erscheinungsweise richteten, in der That eine unm\u00f6gliche war. Diese Versuche sind demnach an anderen Muskeln gr\u00f6fserer Thicre, welche einen zu diesem Delude geeigneten, v\u00f6llig regelm\u00e4fsigen Bau besitzen, zu wieder-","page":511},{"file":"p0512.txt","language":"de","ocr_de":"512\n3. Abschi. Kap. 11. \u00a7. 11. Vom Gesetze\nliolen. Leider nuifs ich sagen, dafs mir dergleichen Muskeln Lis jetzt noch nicht zug\u00e4nglich geworden sind; die schwierige Uebertragbarkeit meiner Vorrichtungen von Ort zu Ort hat mich verhindert, die reichen H\u00fclfsmittel in Anspruch zu nehmen, welche mir in dieser Hinsicht ge-wifs die hiesige Thierarzneischule, der ich sonst schon vielfach verpflichtet bin, dargeboten h\u00e4tte.\nEben so wenig, wie aus dem Mifslingen dieser Versuchsreihe, cr-giebt sich etwas gegen die in liede stehende Deutung der von den Muskeln durch Ber\u00fchrung ihrer beiden sehnigen Enden erhaltenen Str\u00f6me aus dem Umstande, dafs wir in den meisten F\u00e4llen, ja fast immer, unverm\u00f6gend sind, den Zusammenhang zwischen der beobachteten Str\u00f6mungsrichtung und der Lage der Ableitungspunkte zu durchschauen. Denn auch hier ist dies durchweg durch die verwickelten morphologischen Bedingungen so gut wie unm\u00f6glich gemacht. Wir m\u00fcssen cs bei der Bemerkung bewenden lassen, dafs der Sartorius Cuv. vermuth-lich deshalb den absteigenden Strom giebt, weil er an seinem unteren Ende einen Punkt des nat\u00fcrlichen Ouerschnitts der Ber\u00fchrung darhietet, der \u00e4ufserst nahe an den nat\u00fcrlichen L\u00e4ngsschnitt grenzt, w\u00e4hrend an seinem oberen Ende mehr die mittlere Gegend des Querschnittes zur Ableitung kommt (S. Fig. 40); und dafs der Semimembranosus und Adductor magnus Cuv., die einzigen Muskeln, die sich unter diesen Umst\u00e4nden zuweilen stromlos zeigen, dieses Vorrecht wahrscheinlich dem Umstande verdanken, dafs sie zugleich diejenigen sind, deren sehnige Enden den regelm\u00e4fsigsten Bau von allen Muskeln besitzen. So gut wie unverst\u00e4ndlich sind hingegen nach diesen Grunds\u00e4tzen die \u00e4ufserst kr\u00e4ftigen aufsteigenden Str\u00f6me, die man vom Gastroknemius und dem Extensor cruris bei Ber\u00fchrung ihrer beiden sehnigen Enden erh\u00e4lt. Denn hier scheint es vielmehr, als m\u00fcfste Gleichgewicht, oder nahezu, die Folge sein; indem sowohl am oberen als am unteren Ende die beiden abgeleiteten Punkte der Grenze zwischen L\u00e4ngs- und Querschnitt ungef\u00e4hr entsprechen. M\u00f6glicherweise ist die Anordnung die, obgleich man den Grund davon nicht einsieht, dafs die obere Sehne sich durchaus als Punkt des L\u00e4ngsschnitts, die untere als Punkt des Querschnitts verh\u00e4lt; wenigstens stimmt mit dieser Deutung die sonst ganz unver-h\u00e4ltnifsin\u00e4fsige St\u00e4rke der Str\u00f6me, denen kein anderer Strom zwischen Punkten des nat\u00fcrlichen Querschnitts gleichkommt, am besten \u00fcberein, ln dem Fig. 27 dargestellten Fall des Aufliegens des Gastroknemius ist es hingegen klar, dafs die Ableitung unmittelbar vom nat\u00fcrlichen L\u00e4ngsschnitt oberhalb und dem nat\u00fcrlichen Querschnitt unterhalb geschieht: daher, wie auch beim Unterschenkelstrecker, der m\u00e4chtige aufsteigende Strom. Er findet hier unter allen Umst\u00e4nden statt, wie man auch die","page":512},{"file":"p0513.txt","language":"de","ocr_de":"des Muslrclstromes.\n313\nMuskeln der L\u00e4nge nach verschieben m\u00f6ge, weil sie eben, verm\u00f6ge ihres Baues, auf allen dergestalt zug\u00e4nglichen Punkten nur immer oberhalb rotlies Fleisch, unterhalb die Ausbreitung der Sehne, den nat\u00fcrlichen Querschnitt, darbieten. Es ist aber nichtsdestoweniger leicht, auch vom Gastroknemius und dem Unterschenkelstrecker absteigende Str\u00f6me zu erwirken. Hiezu ist nur noting, an dem oberen Ende dieser Muskeln einen k\u00fcnstlichen Querschnitt herzustellen, und diesen gegen das untere Ende, die Achillessehne oder die grofse Strecksehne des Kniegelenkes, ja sogar die Ausbreitungen dieser Sehnen, welche nat\u00fcrlichen Querschnitt verdecken, aufzulegen: es findet, in letzterem Falle gem\u00e4fs dem oben S. 504 Gesagten, eine mehr oder weniger lebhafte W irkung in entgegengesetzter Richtung von der gew\u00f6hnlichen statt. Was aber diese selbst betrifft, so mag sogleich noch bevorwortet werden, dafs wir in der Folge leider noch mehrmals gezwungen sein d\u00fcrften, uns auf diese Weise mit der allgemeinen Vorstellung zu begn\u00fcgen, wie gewisse Wirkungen zu Stande kommen k\u00f6nnen: auf ein Eindringen des Verst\u00e4ndnisses in das Einzelne der Erscheinungen hingegen, wenigstens f\u00fcrs Erste, Verzicht zu leisten.\nUnd somit Manches in einem unerfreulichen Helldunkel zur\u00fccklassend, was wohl der Aufkl\u00e4rung werth w\u00e4re, schreiten wir in der Erforschung des Gesetzes des Muskelstromes einstweilen weiter fort. Wir haben oben der Meinung ohne Anstand Glauben geschenkt, dafs die Punkte des nat\u00fcrlichen oder k\u00fcnstlichen L\u00e4ngsschnittes sich untereinander durchweg gleichartig verhalten. Hies Ergebnifs scheint jetzt, den erkannten Ungleichartigkeiten verschiedener Punkte des Querschnitts gegen\u00fcber, verd\u00e4chtigt. Die Betrachtung der Fig. 32, welche einen mit verschiedenen Punkten des L\u00e4ngsschnitts unwirksam aufliegenden Muskel darstellt, entkr\u00e4ftet diesen Verdacht nicht. Sie f\u00fchrt uns vielmehr klar die M\u00f6glichkeit vor Augen, dafs wir es dabei mit einem \u00e4hnlichen besonderen Falle des Aufliegern zu tliun gehabt h\u00e4tten, wie ihn das unwirksame Aufliegen des Semimembranosus oder Adductor magnus mit beiden sehnigen Enden darbot. Denn, wie man sieht, sind beide dort die B\u00e4usche ber\u00fchrenden Punkte entsprechend zu beiden Querschnitten des Muskels und zu dem geometrisch mittleren Querschnitt desselben gelegen; gerade dies ist aber die Lage, in der wir, nach dem A orbilde des Gesetzes der Str\u00f6me zwischen verschiedenen Punkten des Querschnitts, auch hier keine Wirkung gew\u00e4rtigen w\u00fcrden. Es mufs demnach versucht werden, ob sich f\u00fcr die schwachen Str\u00f6me, die wir beim Auflegen des Muskels in jener Stellung bereits erhielten und als nicht zu beherrschende Zuf\u00e4lligkeiten nicht\n33","page":513},{"file":"p0514.txt","language":"de","ocr_de":"514\n3. Abschn. Kap. II. \u00a7. II. Vom Gesetze\nweiter beachteten, nicht vielleicht ein \u00e4hnliches Gesetz herausstelle, wie f\u00fcr die Ungleichartigkeiten des Querschnitts.\nWirklich ist dieses der Fall. Es zehrt sich, dafs ein dem geo-metrisch mittleren Querschnitt des Prismas, das der Muskel vorstellen mag, n\u00e4herer Punkt sich positiv verh\u00e4lt gegen einen davon entfernteren, dem Querschnitt n\u00e4her gelegenen Punkte des Muskelumfangs, wie dies die Figuren 41. 42 zeigen. Es ist dabei gleichviel, oh der eine und der andere Punkt zwischen dem geometrisch mittleren Querschnitt und dem einen Endquerschnitt, oder oh der eine diesseits, der andere jenseits des geometrisch mittleren Ouerschnittes gelegen ist (S. die Figg. 43. 44). Der Strom ist nach Belieben aufsleigend oder absteigend, zufolge Bedingungen, die jetzt Jeder leicht seihst ermessen kann. Symmetrisch zum geometrisch mittleren Querschnitt und beiden Endquerschnitten gelegene Punkte erweisen sich als nahezu unwirksam oder gleichartig. Die St\u00e4rke dieser Str\u00f6me zwischen verschiedenen Punkten des L\u00e4ngsschnitts, deren Gesetz sich somit vollst\u00e4ndig an das der Str\u00f6me zwischen L\u00e4ngs- und Querschnitt und zwischen verschiedenen Punkten des Querschnitts anschlicfst, ist nur sehr gering im Vergleich zu der der ersteren, und stellt sich vielmehr der der letzteren zur Seite. Auch hier kann der Kunstgriff des Umlegens, um schwache Wirkungen deutlicher hervortreten zu lassen, gute Dienste leisten (S. oben S. 509). Ein Umstand, der bemerkt zu werden verdient, ist der, dafs eigentlich nur in seltenen F\u00e4llen, welche aber gewifs als mafsgebend zu betrachten sind, die unwirksamen oder gleichartigen Punkte mit einiger Genauigkeit symmetrisch zum geometrisch mittleren Querschnitt gelegen sind, so dafs man sagen kann, der elektromotorisch mittlere Querschnitt falle mit dem geometrisch mittleren zusammen. Meistens gehen sie etwas auseinander, d. li. der elektromotorisch mittlere Querschnitt erscheint bald nach der einen, bald nach der anderen Seite verschoben, oder mit anderen Worten, um keine Wirkung vom Muskel zu erhalten, mufs man zwei ungleich weit von seiner .Mitte, statt zwei gleichweit davon entlegene Punkte des L\u00e4ngsschnitts mit den B\u00e4uschen in Ber\u00fchrung bringen.\nAehnlichc Erfahrungen gl\u00fcckten, jedoch freilich in minder vollst\u00e4ndiger und schlagender Weise, auch am k\u00fcnstlich durch Zerreifscn dargestellten L\u00e4ngsschnitt und sogar hei Verbindung von Punkten des k\u00fcnstlichen mit Punkten des nat\u00fcrlichen L\u00e4ngsschnitts. Am zweckm\u00e4\u00dfigsten zu diesen Versuchen allen erw eisen sich immer wieder die Muskeln 2. 3. 4. 6 vom Oberschenkel des Frosches (S. oben S. 49T); allein auch an Kaninchenmuskeln habe ich das Gesetz der Str\u00f6me des L\u00e4ngsschnitts durchaus best\u00e4tigt gefunden. Dies also war der Grund","page":514},{"file":"p0515.txt","language":"de","ocr_de":"des Muskelstromes.\n515\nder kleinen scheinbar unrcgelm\u00e4fsigen Wirkungen, die wir oben S. 500 beim Auflegen der Muskeln in der Fig. 32 abgebildeten Weise erhielten.\nWir sind jetzt im Stande, dem Gesetze des Muskelstromes einen hinreichend vollst\u00e4ndigen Ausdruck zu verleihen, um durch denselben ersch\u00f6pfende Auskunft \u00fcber das elektromotorische Verhalten aller nur m\u00f6glichen Zusammenstellungen von Punkten des nat\u00fcrlichen und k\u00fcnstlichen L\u00e4ngs- und Querschnittes zu ertheilen. Um diesen Ausdruck zu vereinfachen und \u00fcbersichtlicher zu machen, mag zun\u00e4chst daran erinnert werden, dafs die wirksamen unter jenen Zusammenstellungen nach der St\u00e4rke der dadurch bedingten Str\u00f6me eine wichtige Unterabtheilung zulassen. Die Str\u00f6me zwischen verschiedenen Punkten einer und derselben Art der Fl\u00e4chenbegreuzung am Muskel sind, ihrer St\u00e4rke nach, im Mittel durch eine weite Kluft von denjenigen Str\u00f6men getrennt, die man durch Verbindung zweier Punkte aus beiden Arten der Fl\u00e4chenbegrenzungen erh\u00e4lt. Die Wirkungen zwischen nat\u00fcrlichem L\u00e4ngsschnitt und k\u00fcnstlichem Querschnitt der dickeren Muskeln sind \u00fcberhaupt die st\u00e4rksten, die an thierischen Elektromotoren, ohne Zuh\u00fclfenahme der s\u00e4ulenartigen Anordnung, beobachtet werden m\u00f6gen. Die bei Anwendung des k\u00fcnstlichen L\u00e4ngsschnitts oder des nat\u00fcrlichen Querschnitts sLalL des nat\u00fcrlichen L\u00e4ngsschnitts oder des k\u00fcnstlichen Querschnitts wahrzunehmenden geben jenen wenig nach. Dann folgen in weitem Abstande die Str\u00f6me zwischen verschiedenen Punkten von Querschnitten und die zwischen dergleichen des L\u00e4ngsschnitts. Nur die beim Be-r\u00fchren der beiden sehnigen Enden des Gastrokncmius und des Extensor cruris erfolgenden Ausschl\u00e4ge w\u00fcrden eine Ausnahme hinsichtlich der St\u00e4rke unter den Str\u00f6men zwischen verschiedenen Punkten des nat\u00fcrlichen Querschnitts machen, wodurch jener Sprung als minder schroff erschiene, wenn man ihnen \u00fcberhaupt diesen Platz zugestehen will. Allein ich bin der Meinung, dafs gerade dieser Umstand uns berechtigt, ihnen vielmehr eine Stelle unter den Str\u00f6men zwischen Punkten des L\u00e4ngs- und Querschnitts unmittelbar anzuweisen.\nDas Gesetz des Muskelstromes gestaltet sich somit folgendermafsen:\nGesetz ties Miiskclstromes.\n1. Wirksame Anordnungen.\nA. Starke Str\u00f6me.\n\u00bbWird eia beliebiger Punkt des nat\u00fcrlichen oder \u00bbk\u00fcnstlichen L\u00e4ngsschnittes eines Muskels mit einem gleich-\n33 *","page":515},{"file":"p0516.txt","language":"de","ocr_de":"16\n3. Abschi. Kap. IL \u00a7. II. Vom Geselle\n\u00bbfalls beliebigen Punkte des nat\u00fcrlichen oder k\u00fcnstlichen \u00bbQuerschnittes desselben Muskels dergestalt in Verbindung \u00bbgebracht, dafs dadurch keine Spannung gesetzt wird: \u00bbso zeigt eine in den unwirksamen leitenden Bogen ein-\u00bb geschaltete strompr\u00fcfende Vorrichtung gleichwohl einen \u00bbStrom an, der von dem Punkte des L\u00e4ngsschnittes in \u00bbdem Bogen zu dem Punkte des Querschnittes gerichtet ist.\u00ab\nB. Schwache Str\u00f6m e.\na. Str\u00f6me des Querschnittes.\n\u00bbWird ferner ein Punkt eines nat\u00fcrlichen oder k\u00fcnst-\u00bb liehen Querschnittes eines Muskels auf die n\u00e4mliche V eise \u00bbin Verbindung gebracht mit einem anderen Punkte des-\u00bbselben Querschnittes, oder einem Punkte eines anderen \u00bbnat\u00fcrlichen oder k\u00fcnstlichen Querschnittes desselben Mus-\u00bbkels, den wir als Cylinder denken wollen, und sind \u00bbbeide Punkte von dem Mittelpunkte der Kreise, die die \u00bbsenkrecht auf die Axc des Cylinders gedachten Ouer-\u00bb schnitte darstellen, ungleich weit entfernt: so zeigt die \u00bbstrompr\u00fcfende Vorrichtung abermals einen Strom an, der \u00bbaber viel schw\u00e4cher als der vorhergehende, und von \u00bbdem weiter vom Mittelpunkte entfernten Punkte, in dem \u00bbBogen, zu dem ihm n\u00e4her gelegenen gerichtet ist.\u00ab\nh. Str\u00f6me des L\u00e4ngsschnittes.\n\u00bbWird drittens ein dem geometrisch mittleren Ouer-\u00bb schnitte des Cylinders, den der Muskel vorstellt, n\u00e4her \u00bbgelegener Punkt des nat\u00fcrlichen oder k\u00fcnstlichen L\u00e4ngs-\u00bb Schnittes auf die n\u00e4mliche Weise in Verbindung gebracht \u00bbmit einem entfernter von jenem Querschnitte gelegenen \u00bbPunkte des nat\u00fcrlichen oder k\u00fcnstlichen L\u00e4ngsschnittes \u00bbdesselben Muskels: so zeigt die strompr\u00fcfende Vorrichtung abermals einen Strom an, der viel schw\u00e4cher ist \u00bbals der zwischen beliebigen Punkten des nat\u00fcrlichen","page":516},{"file":"p0517.txt","language":"de","ocr_de":"des Musieistromes,\n517\n\u00bboder k\u00fcnstlichen L\u00e4ngs - und Querschnittes, dem zwischen \u00bbverschiedenen Punkten eines oder zweier nat\u00fcrlichen oder \u00bbk\u00fcnstlichen Querschnitte aber an St\u00e4rke gleichkommt, \u00bbund von dem dem mittleren Querschnitte n\u00e4her gelegenen \u00bbPunkte, in dem Bogen, zu dem davon entfernteren ge-\u00bb richtet ist.\u00ab\nII. Unwirksame Anordnungen.\n\u00bbDie strompr\u00fcfende Vorrichtung bleibt hingegen in \u00bbRuhe, wenn die beiden durch den unwirksamen leiten-\u00bbden Bogen verbundenen Punkte auf einem oder zweien \u00bbnat\u00fcrlichen oder k\u00fcnstlichen Querschnitten gleichen Ab-\u00bb stand vom Mittelpunkte, oder auf dem nat\u00fcrlichen oder \u00bbk\u00fcnstlichen L\u00e4ngsschnitte gleichen Abstand vom mittle-\u00bbren Querschnitte haben.\u00ab\nIch f\u00fcge, zum leichteren Verst\u00e4ndnisse dieses wichtigen Gesetzes, die Fig. 45 \u2014 49 Taf. V dargestellten f\u00fcnf Schemata hei. Der Muskel ist in denselben durch den rectangul\u00e4ren L\u00e4ngsdurchschnitt des Cylinders dargestellt, als welchen wir ihn uns denken. Die nat\u00fcrlichen und k\u00fcnstlichen Fl\u00e4chenbegrenzungen sind aufser durch die Anfangsbuchstaben ihrer Bezeichnungen, die ersteren durch ausgezogene, die letzteren durch nur puuetirte Linien unterschieden. Fig. 45 zeigt die starke Str\u00f6me gebenden wirksamen Zusammenstellungen beliebiger Punkte des nat\u00fcrlichen oder k\u00fcnstlichen L\u00e4ngs- und Querschnittes. Die gr\u00f6fsere Kraft der Str\u00f6me in diesem Falle ist durch gr\u00f6fsere Dicke der Striche, welche den unwirksamen leitenden Bogen darstellen, angedeutet worden. Fig. 46 lehrt die schw\u00e4cher wirksamen Anordnungen zwischen verschiedenen Punkten eines und desselben nat\u00fcrlichen oder k\u00fcnstlichen Querschnittes, oder zweier nat\u00fcrlichen oder k\u00fcnstlichen Querschnitte kennen, und Fig. 47 dieselben zwischen verschiedenen Punkten des nat\u00fcrlichen oder k\u00fcnstlichen L\u00e4ngsschnittes. In Fig. 48 findet man die. unwirksamen Verbindungen zwischen Punkten des Querschnittes, in Fig. 49 die n\u00e4mlichen zwischen solchen des L\u00e4ngsschnittes; sie sind, um nicht die Schemata durch allzuviele Linien zu verwirren, auseinandergehalten worden, und der unwirksame leitende Bogen findet sich in seinen verschiedenen Stellungen, im Gegens\u00e4tze zu den schwach","page":517},{"file":"p0518.txt","language":"de","ocr_de":"518\n3. Absehn. Kap, II. \u00a7. III. Einige Folgerungen\navisgezogenen Linien in den schwach wirksamen Anordnungen, hier nur durch Punkte angedeutet. Mafsc sind ferner, in den letzten vier Figuren, angebracht, um die entsprechende oder nicht entsprechende Lage der Punkte leichter ins Auge fallen zu lassen.\nEndlich die Richtung der Pfeile giebt den Sinn des jedesmaligen Stromes an. Man \u00fcbersieht vielleicht mit H\u00fclfe der bildlichen Darstellung leichter den bemerkenswerthen Umstand, der im Verfolg obiger Auseinandersetzung m\u00f6glicherweise entgehen konnte, dafs alle sich am Muskel kund gebenden Str\u00f6me, gleichviel ob zwischen Punkten des L\u00e4ngs- und des Querschnittes, des Querschnittes oder des L\u00e4ngsschnittes allein, doch stets im Grunde eine und dieselbe Richtung haben. Am L\u00e4ngsschnitte geht der Strom vom mittleren Querschnitte in dem Bogen zum Endquerschnitte; vom L\u00e4ngsschnitte geht er, in demselben, zum Querschnitte; endlich am Querschnitte, wieder in dem Bogen, vom L\u00e4ngsschnitte zum Mittelpunkte des Querschnittes; stets also, im Allgemeinen, vom mittleren Querschnitte des L\u00e4ngsschnittes zum Mittelpunkte der Endquerschnitte.\n\u00a7. III.\nEinige Folgerungen aus dem Gesetze des Muskelstromes, und weitere Verfolgung desselben am Muskel und in dem\nThierreiche.\nDie Umw\u00e4lzung, die sich im Laufe dieser kurzen Versuchsreihen in unseren vorgefafsten Begriffen von dem Wesen und dem Urspr\u00fcnge des Froschstromes zugetragen hat, ist, wie man gestehen mufs, betr\u00e4chtlich. Von der abstracten Vorstellung des unab\u00e4nderlich zur Ilirn-r\u00fcckenmarksaxe strebenden, in seiner scheinbaren Ursachlosigkeit so gehcimnifsvollen \u00bbcourant de la grenouille\u00ab, wie wir ihn von Nobili und Matteucci \u00fcberkommen haben, linden wir uns durch das Verfahren des Ausschliefsens nunmehr auf k\u00fcrzestem Wege in ein weitaussehendes Gebiet neuer, unerwarteter, ganz cigenthiimlicher Beziehungen versetzt, und in den Besitz manches sch\u00e4tzbaren Fingerzeiges, um jener gesuchten Stromesquelle vielleicht noch um einige Schritte n\u00e4her zu r\u00fccken.\nDaran n\u00e4mlich kann, nach allem Obigen, kein Zweifel sein, dafs der Froschstrom, nebst den \u00fcbrigen thierisch-elektrischen Str\u00f6men, wie auch schon kurz ange deutet wurde, nichts weiter ist. als die Gesammt-","page":518},{"file":"p0519.txt","language":"de","ocr_de":"aus dem Gesetze des MusJselstromes.\n519\nResultante aus allen Str\u00f6men, welche von allen Muskeln auf allen Punkten der tliicrischcn Glieder entwickelt und in den Kreis derselben und des Mnltiplicators ausgesandt werden. Die tliicrischcn Glieder sind in diesem Bez\u00fcge zun\u00e4chst nur als ein einziger Muskel von au\u00dferordentlich verwickelter Gestalt zu betrachten. Die \u00fcbrigen Gewebe sind, so viel wir jetzt wissen, wirkungslos dazwischen vertheilt; sie bilden, dem Multiplicatorbogcu gegen\u00fcber, schw\u00e4chende Ncbcnschliefsungcn. Bedenkt man, dals wir bereits bei der gro\u00dfen Mehrzahl m\u00f6glichst einfach gebildeter, unversehrter Muskeln vom Oberschenkel des Frosches, die wir untersuchten, durchaus unf\u00e4hig waren, mit H\u00fclfe des f\u00fcr regelm\u00e4\u00dfige, cylinder- oder prisma\u00e4hnliche Gestalten erkannten Gesetzes die Gr\u00fcnde anzugeben, weshalb dieser aufsteigend, jener absteigend, dieser stark, jener schwach elektromotorisch wirksam ist: so bedarf es wohl nicht erst der Erw\u00e4hnung, dafs vollends hier von einem solchen ins Einzelne gehenden Verst\u00e4ndnisse die Rede nicht sein kann. Aber so wenig wir an der Richtigkeit der Erkl\u00e4rung der Erscheinungen der Anziehung und Absto\u00dfung an einem unf\u00f6rmlichen Klotze gestrichenen Stahles aus den gew\u00f6hnlichen magnetischen Kr\u00e4ften deshalb zweifeln w\u00fcrden, weil wir unverm\u00f6gend sind, in diesem Falle mittelst der mathematischen Analyse Rechenschaft davon abzulegen: so wenig werden wir jener Schwierigkeiten halber den Ursprung des Froschstromes und der \u00fcbrigen thierisch-elektrischen Str\u00f6me aus dem dem ausgesprochenen Gesetze gehorchenden MuskelsU'ome bezweifeln wollen, Freilich geht uns, auf diese Weise, eine sch\u00e4tzbare Gew\u00e4hrleistung f\u00fcr die Wirklichkeit unserer Deutung verloren; allein cs wird uns gl\u00fccken, dieselbe in der Folge durch fast eben so unbestreitbare Erfahrungen zu ersetzen. 1 Der Grund, weshalb ich so nachdr\u00fccklich auf einer Folgerung bestehe, die sich, dem Obigen gem\u00e4\u00df, f\u00fcr jeden Unbefangenen von selbst ergiebt, wird in Kurzem einleuchten. Myxteucci n\u00e4mlich hat Jahrelang, und in zahllosen Ver\u00f6ffentlichungen, durch Auscinander-haltung des Froschstromes und des Muskclstromes, so weit er ihm bekannt war, an dieser Stelle die gr\u00f6\u00dfte \\ erwirrung angestiftet.\nMan w\u00fcrde \u00fcbrigens irren, wenn man sich vorstellte, da\u00df jeder Muskel, in seiner nat\u00fcrlichen Lage, einen solchen Partialstrom in das Bett des Froschstromes ergie\u00dft, wie wir ihn von demselben erhalten, nachdem er aus dieser Lage gerissen und \u00fcber unsere dreieckige Glastafel gebreitet worden ist. Dies k\u00f6nnte nur dann der Fall sein, wenn jeder Muskel l\u00e4ngs seinem ganzen Umfange, bis auf die beiden Punkte des nat\u00fcrlichen Querschnittes, die wir mit den B\u00e4uschen zu ber\u00fchren\n1 S. unten, Kap. A . \u00a7. ni, I (i).","page":519},{"file":"p0520.txt","language":"de","ocr_de":"520\n3. Absclm. Kap. II. \u00a7. 111. Weitere Verfolgung\npflegen, mit einer isolirenden H\u00fclle bekleidet w\u00e4re. So aber, wo er, bis auf diejenige Fl\u00e4che einiger Muskeln, die nach Aufsen gekehrt die Gliedmafse begrenzt, rundum auf allen Funkten abgeleitet wird, ist es ganz unm\u00f6glich zu ermessen, was er eigentlich zur Endresultate des Froschstromes beitr\u00e4gt, oder wie viel er, durch absteigende Wirksamkeit, ihrer aufsteigenden Gr\u00f6fse entzieht. So wird, abermals jedoch nur im Groben und Allgemeinen, das anfangs auffallende, ja verd\u00e4chtige Ergebnifs verst\u00e4ndlich, dafs ein seiner Gastroknemicn und seiner grolsen Unterschenkelstrecker beraubtes Galvam\u2019scIics Pr\u00e4parat nach wie vor, und mit nicht viel geringerer Kraft, aufsteigend zu wirken fortf\u00e4hrt, obschon von den \u00fcbrigen untersuchten Muskeln, welche doch die Hauptmasse des Oberschenkels ausmachen, bei Ber\u00fchrung seiner sehnigen Enden fast kein einziger mit llegelm\u00e4fsigkeit den aufsteigenden Strom zeigt, sondern alle mehr oder weniger bald den aufsteigenden, bald den absteigenden, bald gar keinen Strom von sich geben. Dafs auch die Kraft der aufsteigenden Wirksamkeit des GALVANi\u2019schen Pr\u00e4parates unter der Entfernung jener so m\u00e4chtig in demselben Sinne th\u00e4tigen Muskeln so wenig leidet, wird weiter unten darin seine Deutung finden, dafs die Kraft des Stromes mit dem Querschnitte der Muskelmasse, von der er ausgeht, in geringerem Verh\u00e4ltnisse w\u00e4chst, als dieser. 1 Eine zweckm\u00e4fsige Art, den obigen Versuch \u00fcber die Einflufslosigkeit des Verlustes des Gastrokncmius und des Extensor cruris auf die Str\u00f6mungsrichtung, und seinen geringen Einflufs auf die Stromst\u00e4rke des GALVANi\u2019schen Pr\u00e4parates anzustellen, besteht darin, dafs man die beiden Beine eines und desselben rittlings \u00fcber den Zuleitungsgef\u00e4fsen auf der Glasplatte des allgemeinen Tr\u00e4gers schwebenden Pr\u00e4parates einander entgegenwirken l\u00e4fst, das nat\u00fcrliche Uebergewicht des einen bestimmt, 2 und dann seine Verst\u00fcmmelung vornimmt. Es wird dann meist das andere, zuvor schw\u00e4chere Bein das Uebergewicht erhalten, jedoch in weit geringerem Mafse, als man es auf den ersten Blick, und ohne die obige Erw\u00e4gung, h\u00e4tte erwarten sollen. Wird auch dieses seines Wadenmuskels und Untcrschenkelstreckers beraubt, so kehrt der Ausschlag auf die fr\u00fchere Seite zur\u00fcck.\n1\tS. unten, Kap. III. \u00a7. m. 4.\n2\tS. eben S. 469. Man kann zwar in diesem Falle stets leicht dadurch Gleichgewicht erzwingen, dafs man das eine Bein tiefer als das andere eintauchcn l\u00e4fst, wo dann, durch die Nebenschliefsung der umgebenden Salzfl\u00fcssigkeit, die eingetauchten Muskeln aufser Spiel kommen: allein diesen Punkt der vollkommenen Aufhebung vermag man immer nur durch vorg\u00e4ngiges Tasten zu erzielen, und es ist daher zweckm\u00e4\u00dfiger, in der oben angegebenen Weise zu verfahren, als indem man erst die Beine ins Gleichgewicht bringt, und dies durch F.ntfernung der Muskeln des einen zu st\u00f6ren, derjenigen auch des anderen wiederherzustellen sucht.","page":520},{"file":"p0521.txt","language":"de","ocr_de":"des Gesetzes des Muskelstromes,\n521\nDie meisten der liier eingelciteten Betrachtungen werden noch mehr ins Einzelne verfolgt und ins Klare gebracht werden. Dies soll zum Theil die Aufgabe des folgenden Kapitels sein. Jetzt runden wir unsere Kenntnifs des Gesetzes des Muskelstromes noch durch einige fernere Bemerkungen ab.\nAuf der Hand liegt jetzt der Grund der wiederholten Verd\u00e4chtigungen, die im Verfolg unserer bisherigen Untersuchungen, bei mehreren Gelegenheiten, 1 gegen Versuchsanordnungen ausgesprochen worden sind, in welchen entweder der Froschstrom, oder sonst eine zarte elektromotorische Wirkung wahrgenommen werden sollte, und in denen sich St\u00fccke frischen Muskelfleisches mit im Kreise befanden. Man sieht, dafs eine solche Zusammenstellung nur unter den Bedingungen zul\u00e4ssig ist, die in unserem Gesetze unter II ausgesprochen sind: Bedingungen, die es bei der strengsten darauf gerichteten Aufmerksamkeit genau zu erf\u00fcllen schwer h\u00e4lt, geschweige denn dafs man ihre F\u00fcgung dem Zuf\u00e4lle \u00fcberlassen d\u00fcrfte. Daher gewifs, in den ersten Zeiten des Galvanismus , wo die Einschaltung frischen Muskelfleisches als eines unwirksamen feuchten Leiters in den Kreis g\u00e4ng und gebe war, manches unrcgelm\u00e4fsige und r\u00e4thselhafte Ergebnifs; daher die besonderen Vor-sichtsmafsregeln bei der Versuchsreihe \u00fcber die elektromotorische Unwirksamkeit der Ber\u00fchrung ungleichartiger Gewebe, welche in Betreff der gegenseitigen Lagerung der Gewebtheile zu einander und zu den B\u00e4uschen angedeutet wurden, aber noch nicht ausf\u00fchrlich entwickelt werden konnten.\nAuch jetzt kann dies noch nicht geschehen; denn es ist deutlich, dafs uns noch die Verfolgung des Gesetzes des Muskelstromes in mehreren Richtungen obliegt. Erstens durch die Reihe der Gewebe hindurch; es ist m\u00f6glich, jedoch cs scheint fast undenkbar, dafs nur die Muskeln mit elektromotorischer Kraft begabt sein sollten. Wirken auch andere, einzelne Gewebe, z. B. das Nervengewebe, auf die Multiplicalornadel, so ist es wahrscheinlich, dafs etwas dem Gesetze des Muskelstromes Aehnliches auch bei ihnen Geltung haben werde. Dann wissen wir, an welche Anordnung wir uns zu halten haben, um gr\u00fcfst-m\u00f6gliche Aeufserungen jener Th\u00e4tigkeit wahrzunehmen. Dies kann erst sp\u00e4ter stattfindcn, wo auch von dem Strome unwillk\u00fcrlicher Muskeln die Rede sein soll; bis dahin aber hilft uns f\u00fcr die Darlegun;: der erw\u00e4hnten Versuchsreihe die Kenntnifs der Bedingungen der Unwirksamkeit nur eines Gewebes, des Muskelgewebes, Nichts, da in jede einzelne Zusammenstellung derselben, der Natur der Sache nach, zwei verschiedene Gewebe eingehen.\nS. oben S. 86. 482. 485,","page":521},{"file":"p0522.txt","language":"de","ocr_de":"522\nJ. Abschi. Kap, 11. \u00a7. III. Verfolgung des Gesetzes\nZweitens haben wir das Gesetz des Muskelstromes zu verfolgen ins Innere des Muskels, d. h. einfach festzustellen, wenn es angeht, bis zu welcher Grenze der Kleinheit und Einfachheit ein Muskelbruch-st\u00fcck elektromotorisch nach dem Gesetze wirkt. Auch hier wird uns die Kenntnifs der am st\u00e4rksten th\u00e4tigen Anordnung, der zwischen L\u00e4ngsschnitt und k\u00fcnstlichem Querschnitte, von nicht geringem Nutzen sein. Auch dies jedoch bleibe dem folgenden Kapitel Vorbehalten.\nDrittens werden wir es zu unternehmen haben, die G\u00fcltigkeit des Gesetzes des Muskelstromes auch an dem lebenden, mehr oder weniger in seinem nat\u00fcrlichen Zustande befindlichen Tliiere nachzuweisen, eine Untersuchung, wodurch, wie man leicht begreift, jede Leistung auf diesem Gebiete erst in ihrem Wcrthe best\u00e4tigt scheinen kann. Hier mag von derselben nur so viel bemerkt werden, als wir bald bei einer wichtigen Gelegenheit zu brauchen in den Fall kommen d\u00fcrften; n\u00e4mlich dafs Muskeln, welche noch durch ihre Nerven mit dem R\u00fcckenmarke des lebendigen Thieres Zusammenh\u00e4ngen, im Zustande der Ruhe v\u00f6llig das n\u00e4mliche elektromotorische Verhalten, nach ganz demselben die nat\u00fcrlichen und k\u00fcnstlichen Fl\u00e4chenbegrenzungen betreffenden Gesetze zeigen, als solche, die vom Einfl\u00fcsse des Centralnervensystemes ganz und gar abgetrennt sind, wie wir sie bisher uns gedacht haben. Die Art und Weise, den Frosch zu diesem Behufc am zweckdienlichsten zuzurichten, zu befestigen, und sodann den Strom von seinen Muskeln zu gewinnen, soll unten (Kap. IV. \u00a7. in) bei derselben Gelegenheit, wo dieser Umstand uns zun\u00e4chst von Wichtigkeit wird, zur Beschreibung kommen.\nEndlich und viertens ist es Zeit, durch umst\u00e4ndlichere Darlejmns; der Thatsachen den oben allgemein angedeuteten Satz betreffend die Verbreitung desselben Gesetzes des Muskelstromes durch die ganze Thierreihe zu erh\u00e4rten. Dabei ist Folgendes zu bevorworten. In der Vollst\u00e4ndigkeit, wie oben das Gesetz an den Muskeln des Frosches, bereits mit Zuh\u00fclfenahme derer des Kaninchens, nachgewiesen wurde, hat es begreiflich nicht f\u00fcr alle nachstehend aufgez\u00e4hlten Thierarten durchgef\u00fchrt werden k\u00f6nnen. Vom physiologischen Gesichtspunkte aus, der hier im Grunde mafsgebend ist, erscheint diese ganze Untersuchung, wenigstens so weit sie sich auf Wirbelthiere erstreckt, so gut wie \u00fcberfl\u00fcssig; um so mehr wird man es f\u00fcr hinreichend halten, wenn ich mich in den meisten F\u00e4llen begn\u00fcgt habe, an einem Muskelbruchst\u00fccke die Negativit\u00e4t beider k\u00fcnstlichen Querschnitte gegen den nat\u00fcrlichen L\u00e4ngsschnitt, und, wenn es anging, die Gleichartigkeit entsprechender Punkte des nat\u00fcrlichen L\u00e4ngsschnittes, wie auch der gesauimtcn Ausdehnungen der beiden Querschnitte darzutlmn.","page":522},{"file":"p0523.txt","language":"de","ocr_de":"des Mushelstromes in der Thierreihe.\n523\nDie Muskeln folgender Thierc sind nun auf das Gesetz untersucht worden :\nMensch.\nKaninchen (Lepus cuniculus).\nMeerschweinchen (Cavia cobaya).\nHausmaus (Mus musculus).\n5 Taube (Columba).\nSperling (Fringilla domestica).\nSchildkr\u00f6te (Testudo europea). Eidechse (Lacerta agilis). Ringelnatter (Coluber natrix).\n10 Blindschleiche (Anguis fragilis). Wasserfrosch (Itana esculcnta). Grasfrosch (Rana temporaria). Laubfrosch (Hyla arborea).\nI(Bufo cinereus).\n(Bufo viridis).\n(Bufo calamita).\nErdmolch (Salamandra maculata). Wassermolch (Triton cristatus). (Froschlarve).\n20 Schley (Cyprinus tinea).\nFlufskrebs (Astacus fluviatilis).\nWeinbergsschnecke (Helix pomatia) [?J Regenwurm (Lumbricus terrestris).\nDie Bew\u00e4hrung des Gesetzes an menschlichen Muskeln betreffend, wird man vielleicht nicht ungern einige Einzelheiten vernehmen. Am 20. Februar 1846 ward in der chirurgischen Klinik des Herrn Geheimenraths Jlngken in dem hiesigen Charit\u00e9-Krankenhause der Oberschenkel eines dreifsigj\u00e4hrigen Mannes wegen Nekrose des Kopfes der Tibia amputirt. Die Herren DD. Virchow und Wilms eilten sogleich nach geschehener Trennung damit in meine nur wenige Minuten entfernte Wohnung. Keine Viertelstunde nach der Operation lag der untere Theil des Tibialis anticus (der Plantaris fehlte leider) auf den B\u00e4uschen","page":523},{"file":"p0524.txt","language":"de","ocr_de":"524\nAbschn. Kap. H. \u00a7\u2019. 111. Das Gesetz des Dlushelstromes\nmeiner Vorrichtung auf. Die Nadel wurde stets, mit der gr\u00f6fsten Heftigkeit wider die Hemmung geworfen, wenn einerseits Querschnitt, andererseits L\u00e4ngsschnitt ber\u00fchrte. Verschiedene Punkte des L\u00e4ngsschnittes liefsen sie auf Null. Zwei k\u00fcnstliche Querschnitte gegeneinander aufgelegt gaben nicht so ganz befriedigenden Erfolg, indefs doch immer keine mit der ersten in Vergleich zu bringende Wirkung. Noch anderthalb Stunden nach der Trennung wurden lebhafte Zuckungen auf elektrischem Wege erhalten. 1\nDie Schildkr\u00f6te bietet, n\u00e4chst dem Frosche, die g\u00fcnstigste Gelegenheit f\u00fcr die vollst\u00e4ndige und ausf\u00fchrliche Bew\u00e4hrung des Gesetzes in allen seinen Punkten dar, nur dafs allerdings zuerst die M\u00fchseligkeiten zu \u00fcberwinden sind, die das Durchbrechen des Schildes verursacht. Am Schley bedient man sich mit Vortheil der langen Streifen r\u00f6thlichen Muskellleisches, die sich am lliicken, dicht hinter dem Hinterhaupt , vorfinden.\nVortrefflich gelingen auch die Versuche \u00fcber die st\u00e4rkeren Ungleichartigkeiten zwischen L\u00e4ngs- und Querschnitt selbst an den Muskeln des Hinterleibes des Krebses, liier entdeckt man, nach Abtragung des Hautskeletes, verschiedene Lagen von platten, sehr regclm\u00e4fsig gebauten Muskeln, aus denen man leicht St\u00fccke von 6\u20147\"\"\" L\u00e4nge auf 2 \u2014 2.5\"\u201d\" Breite, und 0.5\"\"\" Dicke darstellt, die \u00e4ufserst kr\u00e4ftig und v\u00f6llig regclm\u00e4fsig nach dem Gesetz elektromotorisch wirken. Sie gaben, an meiner damals keinesweges sehr empfindlichen Vorrichtung, bis 40\u00b0 Ausschlag und hielten hinterher die Nadel in einer best\u00e4ndigen Ablenkung von 3\u20144\u00b0. Die Muskelstreifen der Weinbergsschnecke, die ich untersuchte, waren dem Fufs entnommen. Ich habe ein Fragezeichen beigef\u00fcgt, weil die Wirkungen es an Regelm\u00e4fsigkeit fehlen liefsen und ich nicht sicher bin, oh nicht der Alles \u00fcberziehende Schleim des Thie-res einen elektromotorischen Antheil daran hatte. Vom Regenwurm endlich wurden die ganzen St\u00fccke des walzenf\u00f6rmigen K\u00f6rpers ohne weiteres als Muskel auflegt. Bei den oben angef\u00fchrten Froschlarven waren bereits die hinteren Extremit\u00e4ten frei geworden; die Versuche wurden am Schw\u00e4nze angestellt. Einen S\u00e4ugcthierfoetus zu untersuchen habe ich noch nicht Gelegenheit gehabt.\n\u00d6\tO\n1 Matteucci hat in den Philosophical Transactions etc. For the year 1815. Part II. ]). 304 * in seiner Abhandlung \u00bbOn Induced Contractions- folgenden \"V ersuch beschrieben: \u00bb I avail myself of this opportunity of referring to an experiment \u00bbmade for the purpose of proving the existence of the muscular current in the \u00bbliving human subject. I applied the nerve of the galvanoscopic frog with care to \u00bbthe muscle of a leg laid bare by a wound. The most lively contractions were \u00bbexcited in the galvanoscopic frog every time that the circuit was suitahlv closed \u00bbbetween the interior of the wound and the surface.\u00ab","page":524},{"file":"p0525.txt","language":"de","ocr_de":"in der Thierreihe. \u2014 Physiologische Bew\u00e4hrung desselben. 525\nUeber die Verschiedenheit in der Dauer des Muskelstromes je nach den verschiedenen Thierklassen siehe den ersten Paragraphen des f\u00fcnften Kapitels. Auch findet sich daseihst eine hemerkenswerthe Eigcn-th\u00fcmlichkeit in der Erscheinungsweise des Stromes zarterer Muskeln, a on S\u00e4ugethicren und auch von Froschlarven erw\u00e4hnt, von welcher man wohl tliun wird, Kenntnifs zu nehmen, ehe man an die eigene (Tats\u00e4chliche Bew\u00e4hrung dieser Erfahrungen geht, widrigenfalls man leicht an der Richtigkeit des aufgestellten Gesetzes irre werden k\u00f6nnte.\nDas Gesetz des Muskelstromes l\u00e4fst sich, in seinen allgemeinsten Z\u00fcgen, nicht nur, wie bisher, mittelst des Multiplicators, sondern auch, bis auf die Str\u00f6mungsrichtungen, mit ziemlicher Sicherheit mittelst des strompr\u00fcfenden Schenkels darthun. Oben S. 475 lernten wir die beste, dem Galvani\u2019sehen Versuch mit gleichartigem Metallbogen zu erteilende Gestalt kennen: folgende ist unstreitig die einfachste und zugleich lehrreichste Form, deren der Gai.vam\u2019scIic Versuch ohne Metallogen f\u00e4hig ist. Man stellt sich, an einem \u00e4ufserst reizbaren Frosche, den Gastroknemius mit seinem Nervenstamme von den Lendenwirbeln ah v\u00f6llig frei dar: eine in der Gegend der Kniekehle etwas zarte Zurichtung, die aber in der Folge uns noch unz\u00e4hlige Male notwendig werden ward. Man falst nun das freie Ilirnende des Nerven mittelst einer isolirenden Pinzette an einem Bindegewebzipfel, den man ihm zu diesem Behufe absichtlich gelassen hat, beugt ihn an seiner Eintrittsstelle in den Muskel gegen diesen um, und l\u00e4fst ihn seiner hinteren Fl\u00e4che entlang, dergestalt herabsinken, dafs immer neue, nach dem Ilirnende des Nerven zu gelegene Punkte mit immer neuen, nach dem Schwanzende des Muskels zu gelegenen Punkten in Ber\u00fchrung kommen. So lange nur das rothe Fleisch, der nat\u00fcrliche L\u00e4ngsschnitt ber\u00fchrt wird, hleihl Alles in Ruhe; Zuckung erfolgt hingegen, sobald der Nerv den Sehnenspiegel des Tendo Achillis, d. h. den mit einem unwirksamen leitenden Leberzuge bekleideten nat\u00fcrlichen Querschnitt des Muskels erreicht. 1 Die Leistungsf\u00e4higkeit des Thieres mufs defshalb eine ganz vorz\u00fcgliche sein, weil nicht nur \u00fcber der schwierigen Zurichtung bei aller \u00dcehunfi: doch immer einige Zeit verstreicht, sondern auch vreil man sich, wenn der X ersuch das sein soll, was man von ihm verlangt, eine Bew\u00e4hrung des Gesetzes des Muskelstromes, des Kunstgriffes des Fallenlassens oder gar Ilinschleuderns des Nerven auf den Muskel ent-schlagen k\u00f6nnen mufs, welcher, fr\u00fcher er\u00f6rterten Grunds\u00e4tzen gem\u00e4fs,\n1 Vergl. oben S. 384 einen gleichbedeutenden Versuch, wo der im Nerven aufsteigende Muskelstrom seine beruhigende Wirkung auf gewisse Erregungszust\u00e4nde des Nerven erst in dem Augenblick zu \u00e4ufsern begann, avo die Ausbreitung der Achillessehne erreicht wurde.","page":525},{"file":"p0526.txt","language":"de","ocr_de":"526\n3. Abschn. Kap. IT. \u00a7\u25a0 III. Physiologischer Nachweis\ndem Erscheinen der Zuckungen so f\u00f6rderlich ist, indem man nur bei einer gewissen Langsamkeit der Bewegung des Nerven mit dem Auge den Augenblick aufzufassen im Stande ist, wo er die Scheidelinie der ungleichartigen Fl\u00e4chenbegrenzungen des Muskels \u00fcberschreitet.\nUnd so sind wir zum Verst\u00e4ndnisse der Bedingung gelangt, welche Volta, in seinem dritten Brief an Vassalli, f\u00fcr das Gelingen des Gal-VANi\u2019schen Versuches ohne Metalle vorschrieb. Man erinnert sich, dafs\ner,\tseiner Theorie gem\u00e4fs, auf die Gegenwart dreier ungleichartiger Stoffe bestand, damit ein Strom entstehen k\u00f6nne. Hieraus entsprangen zwei Vorschriften; erstens, dafs die Muskeln des Rumpfes, mit welchen der Unterschenkel in Ber\u00fchrung gebracht werden sollte, nicht rein seien, gleich als ob sie mit Wasser gewaschen w\u00e4ren, sondern mit Blut, Speichel, Salzl\u00f6sung, Harn, Schleim, verschiedenen Pflanzens\u00e4ften, Seifwasser, concentrirten Alkalien oder S\u00e4uren verunreinigt; f\u00fcrs zweite: \u00bbChe il \u00bbcontatto de\u2019 midi nervi ischiatici, o de nudi muscoli del tronco si \u00bbfaccia, non da qualsisia parte della gamba, ma dal tendine in cui ter-\u00bbmina il muscolo grosso di essa gamba, ossia il gastroenemio ; il quai \u00bb tendine o ligamento passando sopra l\u2019articolazione del piede si pro-\u00bblunga lino aile estreme dita e salta alf occhio pel suo colore bianco \u00bbe di un lucido argenteo o piuttosto di perla.\u00ab (S. oben S. 72. 74.) Volta irrte sich, indem er die elektromotorische Wirksamkeit dieser Anordnung der Ungleichartigkeit des Sehnengewebes zuschrieb ; der nat\u00fcrliche, unterhalb der Sehne gelegene Querschnitt des Muskels war\nes,\tder sich hier tli\u00e4tig erwies. Dadurch hilfst aber seine Beobachtung von ihrem unverg\u00e4nglichen Werth Nichts ein; h\u00e4tte ein gl\u00fccklicher Zufall ihn die gleiche Wirksamkeit des k\u00fcnstlichen Querschnittes kennen gelehrt, wovon sich sogar schon eine leise Andeutung an einer Stelle findet, 1 so w\u00fcrde die Wissenschaft f\u00fcnfzig Jahre fr\u00fcher mit der Kennt-nifs des Gesetzes des Muskelstromes ausgestattet worden sein, zu der er unstreitig den wichtigsten Schl\u00fcssel, die Einsicht in die ungleichartige Natur der mit Sehnengewebe bedeckten Fl\u00e4che der Glieder, bereits besafs.\nDie in unserem Gesetze unter B. aufgef\u00fchrten schwach wirksamen\n1 Volta empfiehlt n\u00e4mlich (S. oben S. 73), wenn man sich von der elektromotorischen Wirksamkeit der Ungleichartigkeiten dadurch \u00fcberzeugen wolle, dafs man nach ihrer Entfernung keine Zuckung mehr erh\u00e4lt, die Sorgfalt heim Waschen mit Wasser vorz\u00fcglich auf die Schnittr\u00e4nder der Muskeln zu richten; in seinem Sinne m\u00f6glicherweise, weil hier vorz\u00fcglich Verunreinigung mit Blut stattfinden mag; ebenso wahrscheinlich aber auch in unserem, weil hier k\u00fcnstlicher Querschnitt wirksam war, der jedoch durch Benetzen und Reiben mit Wasser leicht sehr in seiner Th\u00e4tigkeit beeintr\u00e4chtigt werden kann. S. unten, Kap. V. \u00a7. in. 4.","page":526},{"file":"p0527.txt","language":"de","ocr_de":"des Gesetzes des Muskelstromes. \u2014 \u00a7\u25a0 IV. Geschichte desselben. 527\nZusammenstellungen habe ich nicht mittelst des strompr\u00fcfenden Froschschenkels als solche nachzuweisen vermocht. Um so leichter gelingt es, durch die Ungleichartigkeit zwischen L\u00e4ngsschnitt und k\u00fcnstlichem Querschnitte Zuckungen zu erhalten. Diesen Versuch hat Matteucci zuerst angestellt, zu dessen Leistungen im Gebiete des Gesetzes des Muskelstromes wir jetzt \u00fcbergehen.\n\u00a7. IV.\nZur Geschichte des Gesetzes des Muskelstromes.\n1. M atteucci\u2019s Wahrnehmung der Negativit\u00e4t des k\u00fcnstlich blofsgelegten Muskelinneren im Allgemeinen.\nIn Betreff des Namens vorerst, den ich dem im Vorigen dargelegten Ganzen von Erscheinungen ertheilt habe, ist zu bemerken, dal's bei Matteucci zwar viel von den \u00bbGesetzen des Muskelstromes\u201c (lois du courant musculaire ') die Rede ist, dal's aber dieser Physiker darunter etwas ganz verschiedenes von dem versteht, was ich damit bezeichne, n\u00e4mlich das Verhalten des Muskelstromes gewissen Einfl\u00fcssen gegen\u00fcber, denen die Muskeln ausgesetzt werden, als K\u00e4lte, Gifte, Verletzung des Nervensystemes u. d. m.\nDie erste, das Gesetz des Muskelstromes in unserem Sinne betreffende Bekanntmachung ist von Matteucci vom September 1841. Ber\u00fchre man zwei verschiedene Punkte einer Muskelwunde mit dem Nerven des strompr\u00fcfenden Froschschenkels, so entstehe eine Zuckung. \u00bbLe r\u00e9sultat g\u00e9n\u00e9ral est celui-ci: la partie interne d'un muscle vivant \u00bbou presque vivant, mise en communication ou par un iil galvanom\u00e9-\u00bb trique, ou par un filet nerveux d'une grenouille, avec une autre partie \u00bbquelconque du m\u00eame animal, nerf, surface du muscle, peau etc. produit \u00bbun courant qui va dans l'animal de la partie musculaire \u00e0 la partie qui \u00bbne l'est pas. \u00bb1 2\nAm 21. Februar 1842 wurden ferner durch Dumas in Matteucci\u2019s Namen, folgende neue, hieher geh\u00f6rige Thatsachen der Pariser Aka-\n1 Annales de Chimie et de Physique. Avril 1843. 3. Se'rie. t. VII. p. 437. * \u2014 Archives de l\u2019\u00c9lectricit\u00e9. 1843. t. III. p. 17. * \u2014 Trait\u00e9 etc. p. 58. 67. \u2019\n! Comptes rendus etc. 6 Septembre 1841. t. XIII. p. 540. * \u2014 L\u2019Institut. 1841. t. IX. No. 402. p. 302; \u2014 No. 403. p. 310. \u2666","page":527},{"file":"p0528.txt","language":"de","ocr_de":"528\n3. Abschn. Kap. 11. \u00a7. IV. Zur Geschichte\ndemie vorgelegt. Der Versuch mit der Muskelwunde wird abermals mit-getheilt. \u00bbPour peu qu'on remue ce filament nerveux dans l\u2019int\u00e9rieur \u00bbde la blessure, on voit de suite de fortes contractions dans la patte \u00bbde la grenouille. On les obtient constamment si, tandis que l\u2019extr\u00e9-\u00bbmit\u00e9 du filet nerveux susdit touche le fond de la blessure, on met \u00bbun autre point du m\u00eame nerf en conlacL avec les bords externes de\n\u00bbla blessure ....... M. Matteucci . . a obtenu . . un courant bien\n\u00bbdistinct de 20 \u00e0 30\u00b0 en faisant une blessure dans le muscle d\u2019un ani-\u00bbmal vivant, et en plongeant une des lames dans l'int\u00e9rieur de la bles-\u00bbsure et en posant l\u2019autre sur la surface du muscle. Ce courant \u00e9tait \u00bb constamment dirig\u00e9 dans l\u2019animal de la partie interne de la blessure \u00bb\u00e0 la surface externe du muscle. M. Matteucci a vari\u00e9 de bien des \u00bbmani\u00e8res ses exp\u00e9riences, mais toutes lui ont d\u00e9montr\u00e9 qu\u2019en op\u00e9rant \u00bbsuivant la mani\u00e8re d\u00e9crite, et dans les animaux susdits, on obtient \u00bbtoujours, au galvanom\u00e8tre, un courant qui est constamment dirig\u00e9, \u00bbdans l\u2019animal, de la masse musculaire de la cuisse ou du nerf qui\n\u00bby est ramifi\u00e9, \u00e0 la surface externe ou tendineuse...............J.a di-\n\u00bbrection de ce courant est en sens contraire de celui de la grenouille. \u00bb.... De tous les r\u00e9sultats obtenus dans les exp\u00e9riences tent\u00e9es sur les \u00bbgrenouilles et sur des animaux \u00e0 sang chaud, on peut donc tirer cette \u00bb conclusion : 10 Que la grenouille et les animaux \u00e0 sang chaud donnent \u00bbun courant \u00e9lectrique lorsque la partie interne d\u2019une masse musculaire \u00bbet sa surface sont mises en communication avec un arc conducteur, \u00bbcomme serait le iil d\u2019un galvanom\u00e8tre; .... 3\u00b0 que le courant est \u00bbdirig\u00e9, dans l\u2019animal, de l\u2019int\u00e9rieur du muscle ou de son nerf \u00e0 sa \u00bbsurface ou \u00e0 son tendon. '\u00ab\nWiederum theilte Dumas, am 17. October desselben Jahres, folgenden von Matteucci in seiner Gegenwart wiederholten Versuch mit: \u00bbSi l\u2019on met \u00e0 nu l\u2019un des muscles, soit de la poitrine, soit de la \u00bbcuisse, d\u2019un pigeon vivant, qu\u2019on coupe ce muscle transversalement, \u00bbpuis qu\u2019on \u00e9tablisse en contact avec lui les nerfs d'une cuisse pr\u00e9-\u00bbpar\u00e9e de grenouille, cette cuisse \u00e9prouve sur le champ une con-\u00bb traction....\u00ab 1 2\nJetzt erschien, am 5. November desselben Jahres in den Archives de VElectricit\u00e9, und bald darauf auch in dem Novemberhefte der Annales de Chimie et de Physique, Matteucci\u2019s \u00bb Deuxi\u00e8me m\u00e9moire \u00bbsur le courant \u00e9lectrique propre de la grenouille et sur celui des\n1 Comptes rendus etc. 21 F\u00e9vrier 1842. t. XI4 . p. 315. * \u2014 L\u2019Institut. 1842. t. X. No. 426. p. 65. *\na Comptes rendus etc. 24 Octobre 1842. 1. XV. p. 797. * \u2014 L\u2019Institut. 1842.\nt. X. No. 461. p. 373. *","page":528},{"file":"p0529.txt","language":"de","ocr_de":"des Gesetzes des Musleelstromes.\n529\n\u00bbanimaux \u00e0 sang chaud,\u00ab worin folgende neue Thatsaclien enthalten sind, welche auf unser Gesetz des Muskelstromes bezogen werden k\u00f6nnen. \u00bbJ\u2019ai tent\u00e9 d'enlever, autant qu'il est possible, la surface tendi-\u00bbneuse de la jambe, et j'ai, avec des grenouilles ainsi pr\u00e9par\u00e9es, con-\u00bbstruit les m\u00eames piles, soit avec les jambes seules, soit avec des demi-\u00bb grenouilles 1 ou bien avec des grenouilles enti\u00e8res. Le courant obtenu \u00bba toujours \u00e9t\u00e9 dans le sens ordinaire du courant de la grenouille et \u00bbsensiblement plus intense que celui qu\u2019on a, dans les m\u00eames circon-\u00bb stances, en laissant intacts les tendons de la jambe. J\u2019ai pris aussi \u00bbles cuisses seules, par cons\u00e9quent sans nerfs spinaux ni jambes, et je \u00bbles ai coup\u00e9es transversalement; puis j\u2019ai pr\u00e9par\u00e9 avec ces morceaux \u00bb une pile, en faisant en sorte que la surface musculaire interne de \u00bbchacun de ces morceaux f\u00fbt en contact avec la surface externe du \u00bbmorceau suivant. Une pile ainsi compos\u00e9e m\u2019a donn\u00e9 un courant \u00bbconstamment dirig\u00e9 de la surface musculaire interne \u00e0 l\u2019externe dans \u00bbla niasse m\u00eame du muscle; son intensit\u00e9 \u00e9tait plus grande que celle \u00bbqu'on a avec une pile du m\u00eame nombre de grenouilles. Ce r\u00e9-\u00bbsultat est constant, quel que soit le morceau de la cuisse ainsi \u00bbcoup\u00e9e qu\u2019on emploie en construisant la pile. On comprend fa-\u00bbcilement que, en coupant une cuisse par le milieu, on peut pren-\u00bbdre le morceau qui \u00e9tait uni \u00e0 la jambe ou celui qui \u00e9tait du \u00bbc\u00f4t\u00e9 du nerf: quel que soit celui de ces deux morceaux qui com-\u00bbpose la pile, le courant est constamment dirig\u00e9 du muscle interne \u00bb\u00e0 la surface, dans l\u2019animal. Le courant obtenu avec les morceaux \u00bbde cuisse coup\u00e9e par le milieu nous explique pourquoi, dans le cas \u00bbo\u00f9 sont employ\u00e9es les jambes dans lesquelles la surface interne des \u00bbmuscles est mise \u00e0 nu, le courant devient plus intense. 2 Ces r\u00e9sul-\u00bbtats permettent \u00e9galement de conclure, en ce qui concerne la pile \u00bbcompos\u00e9e avec ces demi-cuisses qui sont prises du c\u00f4t\u00e9 de la jambe, \u00bbpourquoi le courant est dirig\u00e9 de la t\u00e8te vers les pieds et par con-\u00bbs\u00e9quent en sens contraire du courant propre de la grenouille. 3 Je \u00bbrapporterai encore un singulier r\u00e9sultat qui confirme les r\u00e9sultats an-\u00bbt\u00e9rieurs. \u2014 J'ai pr\u00e9par\u00e9, comme d\u2019habitude, des demi-grenouilles aux-\u00bb quelles j\u2019ai coup\u00e9 les cuisses \u00e0 moiti\u00e9, la pile \u00e9tant form\u00e9e par la\n1 Unter demi-grenouilles versteht Mattelcci der Lange nach in zwei entsprechende H\u00e4lften gelheille GAivANi\u2019sche Pr\u00e4parate mit ihren Nervenst\u00e4mmen.\ns N\u00e4mlich Mattelcci denkt sich, dafs in diesem Falle Muskelstrom und Froschstrom sich summiren.\n3 Bei den unteren H\u00e4lften der Oberschenkel soll, so viel ich Mattelcci verstehe, der Muskelstrom den stets aufsteigenden, und in allen Theilcn gleich vorhandenen Froschstrom Ubercompensiren.\n34","page":529},{"file":"p0530.txt","language":"de","ocr_de":"530\n3. Ahschn. Kap. 11. \u00a7. IV. Zur Geschichte\n\u00bb mise en contact du tendon de la jambe avec le muscle interne de la \u00bbcuisse coup\u00e9e. Dans ce cas, le courant obtenu \u00e9tait tr\u00e8s-faible et \u00bbbien moindre que celui qui est produit par une pile de m\u00eame nora-\u00bbbre de grenouilles intactes. Cependant la direction du courant \u00e9tait \u00bbtoujours dans le sens de celui de la grenouille. Il est naturel dat-\u00bbtribuer ce r\u00e9sultat aux deux courants qui circulent en direction con-\u00bbtraire, c\u2019est-\u00e0-dire au courant propre de la grenouille, et \u00e0 l'autre \u00bbproduit par la surface interne du muscle en contact avec la surface \u00bbexterne, lequel est dirig\u00e9 en sens contraire du courant de la grenouille. \u00bbLa diff\u00e9rence en faveur de ce dernier est \u00e9videmment due a sa plus \u00bbgrande intensit\u00e9, ce dont on a du reste la preuve en op\u00e9rant avec \u00bbles jambes seides. Ces faits, que j\u2019ai r\u00e9p\u00e9t\u00e9s et vari\u00e9s de bien des \u00bbmani\u00e8res, et qui m\u2019ont toujours donn\u00e9 les m\u00eames r\u00e9sultats, conduisent \u00bb\u00e0 \u00e9tablir: 1\u201c que le courant propre peut s'obtenir par la jambe \u00bbseule de la grenouille; 2\u00b0 qu\u2019en \u00e9tablissant une communication entre \u00bbla surface interne d'une masse musculaire appartenant \u00e0 un animal \u00bbr\u00e9cemment tu\u00e9 et sa surface externe, on obtient les signes d'un cou-\u00bbrant dirig\u00e9 dans le muscle de 1 int\u00e9rieur a l\u2019ext\u00e9rieur.\u00ab 1\nEiner der Gr\u00fcnde, welche Matteucci f\u00fcr die Einerleiheil des Stromes anf\u00fchrt, der die Multiplicatorablenkung, und desjenigen, der die Galvam\u2019scIic Zuckung ohne Metalle hervorbringt \u2014 eine Einerleiheit, an der freilich nur er Zweifel hegen konnte 2 \u2014 besteht in dem Nachweis, dafs die Zuckung auch an solchen Unterschenkeln gelinge, an denen die Ausbreitung der Achillessehne abgesch\u00e4lt sei, ja hier in F\u00e4llen, wo er sie, bei der gew\u00f6hnlichen Anordnung, sonst nicht zu erhalten vermochte. 3\nEndlich berichtet Matteucci: \u00bbJ\u2019ai tent\u00e9, comme pour les grenouilles, de faire une pile avec des jambes seules de pigeon. Quatre \u00bbde ccs jambes, \u00f4t\u00e9es de l'animal \u00e0 peine tu\u00e9 et dispos\u00e9es en forme \u00bbde pile, m\u2019ont donn\u00e9 un courant \u00e0 peine sensible. Je n\u2019avais qua \u00bbcouper les muscles de la jambe et \u00e0 composer la pile en mettant la \u00bbsurface du muscle coup\u00e9 en contact avec le tendon de la jambe, pour \u00bbavoir un courant de 6\u00b0 ou 8\u00b0 et dirig\u00e9, dans 1 animal, du muscle \u00bb\u00e0 la surface tendineuse, comme il arrive avec les cuisses de gre-\u00bb nouille. \u00ab 4\nAus seinen Erfahrungen zieht er folgende Schl\u00fcsse:\n1 Archives de l\u2019Electricit\u00e9. 1812. t. II. p. 434 \u2014 43(3. * \u2014 Annales de Chimie et de Physique. Novembre 1842. 3. S\u00e9rie, t. VI. p. 319.*\n* S. oben S. 478.\n3\tIbid. (Arch.) p. 440; \u2014 (Ann.) p. 324.*\n4\tIbid. (Arch.) p. 449; \u2014- (Ann.) p. 334. *","page":530},{"file":"p0531.txt","language":"de","ocr_de":"des Gesetzes des Muslcelstromes.\n531\n\u00bb1\u00b0 One la grenouille et les animaux \u00e0 sang chaud donnent un cou-\u00bbrant \u00e9lectrique, lorsque la partie interne d'une masse musculaire et sa \u00bbsurface sont mises en communication avec un arc conducteur, comme \u00bbserait le ill du galvanom\u00e8tre;\n\u00bb2\u00b0 Que le nerf qui appartient \u00e0 une masse musculaire, et tout \u00bble syst\u00e8me nerveux en g\u00e9n\u00e9ral, peuvent faire l\u2019office de la partie insterne d\u2019un muscle dans la production de ce courant; 1\n\u00bb3\u00b0 Que le courant est dirig\u00e9, dans l\u2019animal, de l'int\u00e9rieur du \u00bbmuscle ou de son nerf \u00e0 sa surface, ou \u00e0 son tendon;\n\u00bb4\u00b0 Que les conclusions pr\u00e9c\u00e9dentes comprennent toutes les exp\u00e9-\u00bbriences faites sur les animaux \u00e0 sang chaud, et celles qui onl \u00e9t\u00e9 faites \u00bb avec les seules cuisses de la grenouille, en construisant avec ces der-\u00bbni\u00e8res la pile de mani\u00e8re que la partie interne du muscle touche l\u2019ex-\u00bb terne de l\u2019\u00e9l\u00e9ment voisin. Elles contiennent aussi le fait du courant \u00bbobtenu en \u00e9tablissant une communication entre l\u2019int\u00e9rieur de la bles-\u00bbsure d\u2019un muscle et sa surface.\n\u00bb5\u00b0 Qu\u2019il arrive dans la seule grenouille que le courant qu\u2019on ob-\u00bb tient en mettant en communication les muscles ou les tendons de la \u00bbjambe et les nerfs ou les muscles de la cuisse, est dirig\u00e9, dans l\u2019ani-\u00bb mal, de la jambe \u00e0 la cuisse ou au nerf.\n\u00bb6\u00b0 D\u2019apr\u00e8s cela on comprend pourquoi, lorsqu\u2019on coupe les mus-\u00bbcles de la cuisse \u00e0 moiti\u00e9 et qu\u2019on construit la pile en mettant en \u00bbcontact les muscles de la cuisse avec les tendons de la jambe, le \u00bbcourant obtenu est plus faible qu\u2019\u00e0 l\u2019ordinaire. Il y a, dans celte \u00bbdisposition, deux courants qui circulent dans une direction contraire; \u00bbet puisque le courant qu\u2019on obtient est celui qui est dirig\u00e9 de la \u00bbjambe \u00e0 la cuisse, il faut admettre qu\u2019il a une intensit\u00e9 plus grande \u00bb que l'autre.\n\u00bb 7 \u00b0 11 reste donc \u00e0 expliquer, et c\u2019est peut-\u00eatre \u00e0 l\u2019anatomie qu\u2019on \u00bbdevra la solution de cette question, comment dans la grenouille les \u00bbmuscles de la jambe et particuli\u00e8rement les tendons par lesquels ils \u00bbse terminent, ont, dans la production du courant propre, la m\u00eame \u00bbinfluence qu\u2019a, dans les animaux \u00e0 sang chaud et dans les m\u00eames \u00bbgrenouilles, la partie interne des muscles ou les nerfs qui s'y distri-\u00bbbuent. \u00ab (Ibid.)\n1 Das Einzelne einer wahrhaft unabsehbaren Verwirrung von Seiten Mat-teucci\u2019s, auf weiche dieser Schlufs Bezug hat, glaube ich hier um so eher mit Stillschweigen \u00fcbergehen zu d\u00fcrfen, als sich einmal nur ein untergeordnetes Interesse daran kn\u00fcpft, zweitens Mattedcci selbst davon zuriickgekomnien zu sein scheint, und endlich drittens dieselbe sp\u00e4ter noch f\u00fcr einen Augenblick unsere Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen haben wird. S. unten, Kap. YI. \u00a7. ii.\n34*","page":531},{"file":"p0532.txt","language":"de","ocr_de":"3. Abschn. Kap. 11 \u00a7\u25a0 IV. Zur Geschichte\n532\nPr\u00e9vost in Genf wiederholte um diese Zeit gleichfalls Matteucci's oben erw\u00e4hnten Versuch am querdurchschnittenen Brustmuskel der Taube. 1 * Er nimmt jedoch in den Muskeln einen absteigenden Strom an, der sich kund gebe, wenn man die Lippen der klaffenden Quer-wunde mit dem Nerven des strompr\u00fcfenden Schenkels ber\u00fchre. Die Zuckung erfolge dem Gesetze der Zuckungen gem\u00e4fs, dann n\u00e4mlich nur, wenn das Iliruende des Nerven der oberen Wundlippe entspreche (S. oben S. 396). Werde der Nerv in die Wunde eingebracht, so linden keine Zuckungen statt, weil der absteigende Strom denselben senkrecht auf seine L\u00e4ngsaxe durchkreise; was jedoch Matteucci\u2019s oben angef\u00fchrten Erfahrungen zuwider ist. Auch ein BoMJoi/scher Multi-plicator gebe den absteigenden Strom an. Wenn man nur begriffe, wozu alsdann dabei die Wunde noting ist. Eine L\u00e4ngswunde gebe keine deutliche Wirkungen. \u00bb11 est n\u00e9cessaire, d'apporter beaucoup \u00bbd\u2019attention \u00e0 toucher des tissus semblables avec les deux extr\u00e9mit\u00e9s \u00bbde l\u2019instrument; des erreurs graves pourraient suivre la n\u00e9gligence de \u00bbcette pr\u00e9caution. \u00bb 3 Die Anwendung, die Pr\u00e9vost von diesen Ergebnissen alsbald machen zu d\u00fcrfen geglaubt hat, um eine elektrische Theorie der Muskelzusammenziehung zu erfinden, werden wir sp\u00e4ter kennen lernen. 3\n2. Darlegung des Gesetzes des Muskelstromes In meinem \u00bbvorl\u00e4ufigen Abrisse u. s. iv. \u00ab\nDies sind s\u00e4mmtliche Thatsachen und Schl\u00fcsse, welche Matte\u00fccci vor dem Erscheinen des \u00bbvorl\u00e4ufigen Abrisses \u00ab im Januar 1843 \u00fcber den Muskelstrom bekannt gemacht hat. Meine Untersuchungen \u00fcber das Gesetz des Muskelstromes sind unabh\u00e4ngig davon angestellt, wor\u00fcber, f\u00fcr das erst im November des Jahres 1842 erschienene \u00bbDeuxi\u00e8me mc-\u00bbmoire etc. \u00ab wohl nicht leicht ein Zweifel obwalten kann. Aber auch die fr\u00fcheren Notizen, was \u00fcbrigens ziemlich gleichg\u00fcltig ist, kamen mir erst zu Gesicht, als ich mit meiner Kcnntnifs jenes Gesetzes bereits bis zu dem Punkte gediehen war, der aus der Darlegung desselben in meinem \u00bb Abrisse \u00bb erhellen mag. \u2014 Nachdem ich in kurzem den Weg geschildert, den wir im ersten Kapitel der vorliegenden Untersuchung genom-\n1 Archives de l'\u00c9lectricit\u00e9 etc. 1842. t. II. p. 633. *\n5 Yergl. dar\u00fcber oben S. 481. Die verschiedenen Gewebe verhallen sich, allen fr\u00fcheren, tausendf\u00e4ltig dar\u00fcber ge\u00e4ufserlen A ermiithungcn zum Trotz, hingegen in Uebereinstimnmng mit sehr einfachen theoretischen Betrachtungen, in den jetzt m\u00f6glichen Grenzen der Genauigkeit, v\u00f6llig gleichartig.\n3 S. unten, Kap. IV. \u00a7. i.","page":532},{"file":"p0533.txt","language":"de","ocr_de":"des Gesetzes des Muskelstromes,\n533\nmen haben, und die Thatsaclie des bald aufsteigenden, bald absteigenden, bald nicht vorhandenen Stromes einzelner Frosch-, Kaninchen-und Taubenmuskeln ans Licht gezogen habe, 1 fahre ich fort:\n\u00bb(\u00a7) Untersucht man genauer einen von den Muskeln, welche \u00bbanscheinend keinen Strom zeigen, so findet man, dafs dieselben, an \u00bbihren Sehnen mit den Enden des indifferenten leitenden Bogens be-\u00bb r\u00fchrt, allerdings zu keiner Stromentwicklung Anlafs geben, ebenso \u00bbwenig, wenn man zwei Punkte des Mantels des Cylinders oder der \u00bbSeitenfl\u00e4chen des Prisma\u2019s, welche die Muskeln darstellen, ber\u00fchrt; \u00bbdafs aber alsbald ein Strom wahrgenommen wird, wenn die ber\u00fchr-\u00bbten Punkte, der eine dem Mantel des Cylinders, oder den Seitenfl\u00e4chen \u00bbdes Prisma\u2019s, der andere deren Grundfl\u00e4che, n\u00e4mlich der Sehne, an-\u00bb geh\u00f6rig sind; und zwar ist der Strom stets im Bogen so gerichtet, \u00bbdafs er sich von dem einen Punkt zum andern in der Ordnung, wie \u00bbsie genannt sind, bewegt.\n\u00bb(\u00a7) Durch eine Reihe von Versuchen l\u00e4fst sich darthun, dafs \u00bbdas Sehnen- und Bindegewebe in diesen F\u00e4llen sich als indifferenter \u00bbfeuchter Leiter verh\u00e4lt.\n\u00bb(\u00a7) Bedenkt man, was eigentlich die Sehne ist, so sieht man, \u00bbdafs sie hier nichts weiter vorstellt, als einen leitenden, selbst nicht \u00bbelektromotorisch wirksamen Ueberzug \u00fcber den darunter gelegenen \u00bbnat\u00fcrlichen Querschnitt s\u00e4mmtlicher Primitiv-Muskelb\u00fcndel oder \u00bbsecund\u00e4rcn Muskelzellen, oder des Muskels im Allgemeinen, wenn \u00bbman unter seinem Querschnitt eine solche Fl\u00e4chenh egr\u00e4n-\u00bbzung an demselben verstehen will, dafs darin nur freie \u00bbEnden der Primitiv-Muskclb\u00fcn del enthalten sind.\n\u00bb(\u00a7) Da aber ein Bruchthcil eines Muskels noch der Zusammen-\u00bb ziehung f\u00e4hig ist, folglich noch keine seiner wichtigeren Eigenschaften \u00bbeingeb\u00fcfst haben kann, so stand zu vermulhen, dafs ein k\u00fcnstlicher \u00bbQuerschnitt des Muskels sich ebenso wie der nat\u00fcrliche, d. h. nc-\u00bb nativ, gegen die Aufsenfl\u00e4che desselben verhalten werde. Dies ist in \u00bbder That der Fall. Schneidet man einen der bezeichneten Oberschen-\u00bbkelmuskeln vom Frosch senkrecht auf die Richtung der Primitiv-Mus-\u00bbkelb\u00fcndel oberhalb der unteren oder unterhalb der oberen Sehne durch, \u00bbso verh\u00e4lt sich die solchergestalt dargestellte Schnittfl\u00e4che elektromo-\u00bb torisch homogen mit dem noch mit der Sehne bekleideten nat\u00fcrlichen \u00bbQuerschnitt am anderen Ende des Muskels, heterogen aber und zwar \u00bbnegativ gegen die Aufsenfl\u00e4che des Muskels.\n\u00bb(\u00a7) Beim Weitergehen findet sich, dafs auch die nat\u00fcrliche\nPomendouff\u2019s Annalen u \u00bb. w. Januar 1843, 1hl. LY11I. 8, 1\u20143. \u00a7. 1\u201410,","page":533},{"file":"p0534.txt","language":"de","ocr_de":"534\n3. Abschi. Kap. II. \u00a7. IV. Zur Geschichte\n\u00bbAufsenfl\u00fcche des Muskels ersetzt werden k\u00f6nne durch eine k\u00fcnstlich, \u00bbdurch Zerreilsen oder mittelst des Messers dargcstcllte so beschaf-\u00bbfenc Fl\u00e4chen!)egr\u00e4nzung an demselben, dafs darin nur \u00bbM\u00e4ntel oder Seitenfl\u00e4chen der als Cylinder oder Prismen \u00bbgedachten Formelemente des Muskels enthalten sind. \u00bbSchneidet man aus einem Muskel einen Muskelfleischriemen, das heifst, \u00bbein blofses B\u00fcndel von secund\u00e4ren Muskelzellen von cylindrischer oder \u00bbprismatischer Form, so giebt das B\u00fcndel durchaus keine elektromoto-\u00bb rische Wirkung, so lange die beiden Enden des indifferenten leitenden \u00bbBogens, in welchen die strompr\u00fcfende Vorrichtung eingeschaltet ist, \u00bban die beiden Grundfl\u00e4chen des B\u00fcndels, d. h. an die Querschnitte \u00bbdes Muskels, oder an zwei Punkte des Mantels oder der Seitenfl\u00e4chen \u00bbdes Cylinders oder des Prisma\u2019s, welche das B\u00fcndel darstellt, an-\u00bb gelegt werden. So wie aber der leitende Bogen einen Punkt der \u00bbk\u00fcnstlichen Aufsenfl\u00e4che mit einem Punkt des k\u00fcnstlichen Ouer-\u00bb Schnitts in Verbindung setzt, zeigt die strompr\u00fcfende Vorrichtung \u00bbeinen Strom an, der von dem einen Punkt zum anderen, in der \u00bbRichtung wie sie genannt sind, in dem Bogen sich bewegt.\n\u00bb(\u00a7) Ein jeder Theil des Muskels verh\u00e4lt sich auf dieselbe Weise. \u00bbIch habe Wirkungen noch von so kleinen Muskelfleischpartieen nach \u00bbdemselben Gesetz freilich mit sehr geringer Intensit\u00e4t erfolgen sehen, \u00bbdafs ich sie nachher mit Bequemlichkeit unter das Mikroskop brin-\u00bbgen . . konnte. .. .\n\u00bb(\u00a7) Augenscheinlich haben wir hier den Schl\u00fcssel zu Mat-\u00bbteucci's j\u00fcngsten mir bekannt gewordenen hieher geh\u00f6rigen elektro-\u00bb physiologischen Untersuchungen gefunden, welche derselbe durch Dumas \u00bbin der Sitzung der Pariser Akademie der Wissenschaften vom 21. Fe-\u00bbbruar d. J. hat vorlegen lassen, und welche im Journal L\u2019Institut, \u00bbXo. 426, mitgetheilt sind. U. s. w. \u00ab\nDiese Darstellung weicht von der oben gegebenen nur in zwei bemerkenswerthen Punkten ab.\nErstens war mir f\u00fcr die \u00e4ufsere Fl\u00e4chenbegrenzung des Muskels, seinen Mantel oder seine Seitenfl\u00e4chen, wenn man ihn sich als (Minder oder als Prisma denkt, die Bezeichnung derselben als des L\u00e4njrs-Schnittes, im Gegens\u00e4tze zum Querschnitte, noch nicht eingefallen, obschon die Begriffsbestimmung, die von jener Begrenzung sich vorfindet, v\u00f6llig die n\u00e4mliche ist, wie die oben S. 501 mitgetheilte. Als mir kurz darauf auch diese Beziehung klar wurde, war meine Arbeit schon gedruckt; eine Franz\u00f6sische Abhandlung, welche ich Ilrn. Arago \u00fcbersandte, und in welcher der unter /, des jetzigen Ausdruckes des Gesetzes begriffene Theil desselben bereits w\u00f6rtlich \u00fcbersetzt stand.","page":534},{"file":"p0535.txt","language":"de","ocr_de":"des Gesetzes des Nusltehtrom.es.\n>535\nerschien nicht ver\u00f6ffentlicht, und so kam cs, dafs ich erst durch Hrn. Gehcimenrathcs Joh. M\u00fcller G\u00fcte in dem ersten Bande der neuen Auflage seines Handbuches der Phijsioloijic u. s. w. 1844. S. 557 Gelegenheit fand, jene Vers\u00e4umnifs nachzuholen.\nEine wichtigere L\u00fccke ist unstreitig, dafs mir die schwach wirksamen Anordnungen zwischen verschiedenen Punkten des L\u00e4ngsschnittes allein, und des Querschnittes allein, noch nicht bekannt waren. Dies kam zum Theil von der damals ungleich geringeren Empfindlichkeit meiner Vorrichtungen, welche ihrerseits vorzugsweise auf der geringeren Gr\u00f6fsc der benetzten Platinoberfl\u00e4che beruhte; zum Theil war dieser Irrthum mit einem anderen, an einer sp\u00e4teren Stelle 1 zu bezeichnenden Mifsgriffe mehr theoretischer Art verkn\u00fcpft, der aber allerdings wieder zun\u00e4chst in jener Mangelhaftigkeit meiner experimentellen Mittel seinen Grund hatte.\nHiedurch ward ich gezwungen, von den im ersten Paragraphen dieses Kapitels beschriebenen Wirkungen, die man von den Muskeln hei Ber\u00fchrung ihrer beiden sehnigen Enden erh\u00e4lt, eine Deutung zu geben, welche mir, hei dem jetzigen Stande der Dinge, nur noch f\u00fcr den Gastroknemius und den Extensor cruris zul\u00e4ssig scheint (S. oben S. 512). Da ich n\u00e4mlich keine anderen Str\u00f6me kannte, als solche zwischen beliebigen Punkten des nat\u00fcrlichen oder k\u00fcnstlichen L\u00e4ngs- und Querschnittes, so blieb, zur Erkl\u00e4rung jener Wirkungen, kein anderer Ausweg \u00fcbrig, als anzunehmen, dafs, verm\u00f6ge des fortw\u00e4hrend durch die Sehne, als unwirksamen feuchten Leiter, sich ausgleichenden Stromes zwischen L\u00e4ngs- und Querschnitt, jene Punkte zweier sehnigen Enden ber\u00fchren, unter Umst\u00e4nden so viel heifsen k\u00f6nne, als L\u00e4ngsund Querschnitt selbst ber\u00fchren; wobei ich freilich in noch ausgedehnterem Mafsstahe, als auch noch jetzt, die Unm\u00f6glichkeit des Verst\u00e4ndnisses im Einzelnen auf Rechnung der verwickelten organischen Formen, welche keine strenge Zergliederung zulassen, zu schieben gen\u00f6thigt war. Auf keine Weise konnte ich aber durch diese Schwierigkeit bewogen werden, in dem Strome einer ganzen Gliedmafse, eines ganzen Thiercs, irgend etwas Anderes zu sehen, als, wie dies oben er\u00f6rtert worden ist, die Resultante aus allen den Partialstr\u00f6mungen, welche man sich von jedem Muskel ausgehend zu denken hat.\nAuf alle F\u00e4lle sieht man, wenn der Ausdruck des Gesetzes in meinem \u00bbvorl\u00e4ufigen Abrissen auch noch ein wenig vollkommener ist; wenn gewisse feinere Punkte desselben \u2014 die schwach wirksamen Anordnungen \u2014 mir noch entgangen waren; wenn die Folgerungen dar-\n1 S. das folgende Kapitel. \u00a7. n, 3,","page":535},{"file":"p0536.txt","language":"de","ocr_de":"536\n3. Abschn, Kap. II. \u00a7. IV. Zur Geschichte\naus des Grades der Reife entbehrten, zu dem sic jetzt vielleicht durch fortgesetztes Nachdenken gediehen sein m\u00f6gen: in seinen wesentlichen Z\u00fcgen ist das Gesetz unbestreitbar in jener ersten Bekanntmachung enthalten, und schwerlich wird ein unbefangener Richter anstehen k\u00f6nnen, mir den Erstbesitz desselben zuzusprechen. Diesen mir streitig zu machen, so weit ihm \u00fcberhaupt jenes Gesetz klar ist, unterf\u00e4ngt sich jetzt der Itali\u00e4nische Elektrophysiologe. Die Wichtigkeit des Gegenstandes, die im Laufe dieser Untersuchungen mit jedem Schritte neu hervortreten wird, entschuldige mich beim Leser, wenn ich hier noch einige Bl\u00e4tter der Wahrung meiner gef\u00e4hrdeten Rechte widme.\nAls Entdecker des Gesetzes des Muskelstromes mufs, wie mir scheint, Derjenige genannt werden, der zuerst einem blofsen St\u00fccke Muskel einen Strom entlockte; der zuerst in den Stand gesetzt war, an einem ihm gegebenen rectangul\u00e4ren Muskeldurchschnitte, gleichviel ob er von nat\u00fcrlichen oder k\u00fcnstlichen Fl\u00e4chenbegrenzungen, oder beiden zugleich, umschlossen gedacht wird, f\u00fcr jede gegebene Stellung des Bogens Richtung und ungef\u00e4hre St\u00e4rke, oder Nichtvorhandensein des Stromes anzugeben; der ferner aus diesen Erfahrungen, mit mehr oder weniger Erfolg, die Erscheinungsweise des Stromes an einzelnen unversehrten Muskeln, an ganzen Gliederabtheilungen und Gliedmafsen von Thieren, endlich am Galvani\u2019scIicq Pr\u00e4parate und dem Gesammtfrosche selbst, zuerst abzuleiten bem\u00fcht war.\nAlles dieses leistet meine Auseinandersetzung im \u00bbvorl\u00e4ufigen Abrisse\u00ab, wie sich zeigen wird, sogar in vollkommenerem Mafse, als Matteucci\u2019s allerneueste, fast vier Jahre sp\u00e4ter erschienenen Bekanntmachungen.\nSehen wir aber zu, wie Matteucci\u2019s vor dem \u00bbAbrifs\u00ab ver\u00f6ffentlichte Arbeiten den obigen Forderungen Gen\u00fcge thun.\nIn diesen ist ihr Urheber, es ist nicht zu l\u00e4ugnen, vor mir zur ersten rohen Wahrnehmung der Negativit\u00e4t des k\u00fcnstlichen Querschnittes gelangt, dessen Wesen, der oben S. 501. 533 von mir aufgestellten Begriffsbestimmung gem\u00e4fs, ihm jedoch fremd geblieben war, da er immer nur im Allgemeinen von der \u00bbsurface musculaire interne\u00ab, dem \u00bbmuscle interne\u00ab, der \u00bbpartie interne d\u2019une masse musculaire\u00ab spricht. Diesem Inneren gleich soll, was ganz sinnlos ist, ein beliebiger Punkt des Nervensystemes wirken. Noch weniger hat er aber eine Vorstellung von dem Gegens\u00e4tze zwischen dem k\u00fcnstlichen Querschnitte und dem nat\u00fcrlichen oder k\u00fcnstlichen L\u00e4ngsschnitte, vie er oben S. 501. 534 gleichfalls bestimmt worden ist. Sondern die \u00bbpartie interne\u00ab gilt ihm als absolut negativ gegen\u00fcber jedem anderen Punkte des Muskels, den der leitende Bogen ber\u00fchrt, der \u00bbsurface du muscle\u00ab sowohl, als der Sehne","page":536},{"file":"p0537.txt","language":"de","ocr_de":"des Gesetzes des Muskelstromes.\n537\n(S. 531. 3\u00b0); der Sehne, unserem mit einem unwirksamen leitenden lieber-zugc versehenen nat\u00fcrlichen Querschnitte des Muskels, von welcher im \u00bbAbrisse\u00ab steht, dafs sie, ganz im Gegentheile, sich gleichfalls negativ gegen L\u00e4ngsschnitt, dem Querschnitte aber gleichartig verh\u00e4lt (S. oben S. 499. 533). Dies ist Alles, was Matteucci bis hieher vom Gesetze des Muskelstromes weifs: also nicht \u00fcber einen einzigen Punkt desselben hat er richtige Begriffe. Man sieht, dafs, da Volta, bis auf das Zeichen derselben, die elektromotorische Bedeutung der Sehne wold kannte (S. oben S. 526), er fast mit ebensoviel Recht, als Matteucci, f\u00fcr den Urheber des Gesetzes des Muskelstromes w\u00fcrde ausgegeben werden k\u00f6nnen.\nDiesem fehlt, um hierauf Anspruch machen zu d\u00fcrfen, noch so gut wie Alles: abgesehen n\u00e4mlich von dem Hauptpunkte, der Negativit\u00e4t der Sehne, ihrer Gleichartigkeit mit anderen Sehnen und dem k\u00fcnstlichen Querschnitte unter bestimmten Umst\u00e4nden, von der Einsicht in den Grund dieses auf den ersten Blick so r\u00e4thselhaften Verhaltens, noch der Nachweis der Gleichartigkeit zweier Punkte des nat\u00fcrlichen L\u00e4ngsschnittes (da wir die schwach wirksamen Anordnungen vorl\u00e4ufig noch ganz aus dem Spiele lassen); der der Gleichartigkeit zweier k\u00fcnstlichen und nat\u00fcrlichen Querschnitte, wie auch eines k\u00fcnstlichen und eines nat\u00fcrlichen Querschnittes. Vom k\u00fcnstlichen L\u00e4ngsschnitte weifs er gar nichts: weder kennt er seine Positivit\u00e4t, gleiclun\u00e4fsig dem k\u00fcnstlichen und nat\u00fcrlichen Querschnitte gegen\u00fcber, noch die Gleichartigkeit zweier Punkte desselben unter sich, oder eines solchen mit einem Punkte des nat\u00fcrlichen L\u00e4ngsschnittes. Dieser ist ihm daher nicht, gegen\u00fcber der k\u00fcnstlichen Fl\u00e4chenbegrenzung desselben Namens, ein besonderer Fall des L\u00e4ngsschnittes, ebensowenig wie die Sehne, mit dem k\u00fcnstlichen Querschnitte zusammengenommen, ein besonderer Fall des Querschnittes, sondern blos Oberfl\u00e4che des Muskels, schlechthin und allgemein. Vom Strome und Stromgesetze an einem beliebigen Muskelbruchst\u00fccke weifs er nichts; ja nicht einmal von einem einzelnen Muskel oder St\u00fccke Muskel hat er je einen Strom gesehen, sondern statt, wie es im \u00bbvorl\u00e4ufigen Abrisse\u00ab geschieht und Taf. IV dieses Werkes ahgcbildet ist, einen und denselben Muskel in verschiedenen Lagen gegen die Enden des ableitenden Bogens zu untersuchen, entnimmt er seine Schl\u00fcsse eben so rohen als verwickelten experimentellen Anordnungen, S\u00e4ulen aus durchschnittenen Thierbeinen u. s. w. Keine Sylbe weifs er von dem bald auf-, bald absteigenden, bald verschwindenden Strome einzelner Muskeln, und, da er nicht durch methodische Zergliederung der Erscheinungen, sondern durch einen beliebigen Zufall auf die Kenntnifs der Negativit\u00e4t des Querschnittes gef\u00fchrt worden ist, keine Sylbe von","page":537},{"file":"p0538.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022538\n3. \u00c4bschn. Kap. II. \u00a7. IV. Zur Geschichte\ndem Urspr\u00fcnge des Frosclistromes, als Resultante aus den Partialwirkungen aller Muskelstr\u00f6me: dieser soll fabelhafter Weise allein den Unterschenkel des Wasserfrosclies von der Natur zu zieren bestimmt sein, und hier wird der Achillessehne, aber auch zugleich \u00fcberhaupt dem ganzen Gastroknemius (S. oben S. 531 unter 7\u00b0), eine negative Rolle zugeschrieben; nirgends jedoch findet sich der Beweis, oder auch nur die Meinung ausgesprochen, dafs es die unter der Sehne verborgene Fl\u00e4chenbegrenzung des Muskels und nicht das chemisch, morphologisch, genug in jeder Hinsicht vom Muskel verschiedene Sehnengewebe selbst sei, welches, Volta's Entdeckung nach, und nach den von ihm aufgestellten Grunds\u00e4tzen, negativ elektromotorisch wirke.\nIch werde jetzt Matteucci\u2019s weitere Fortschritte in diesem Gebiete darstellen, und daran zeigen, dafs er auch heutzutage das Gesetz des Muskelstromes noch nicht deutlich aufgefafst hat, wie es im \u00bb Abrisse\u00ab dargelegt ist, geschweige, dafs er etwas von den schwach wirksamen Zusammenstellungen und den feineren Bedingungen der v\u00f6lligen Unwirksamkeit des Muskels w\u00fcfste. Zuvor sei es mir erlaubt, meine Meinung noch \u00fcber eine, freilich in m\u00f6glichst wohlwollender Absicht geschehene Beurtheilung der in dem \u00bbvorl\u00e4ufigen Abrisse\u00ab enthaltenen Untersuchungen auszusprechen.\nFlerr Th. L. Bischoff sagt in seinem Jahresberichte \u00fcber die Fortschritte der Physiologie im Jahre 1842, ' in welchem er die Zuvorkommenheit gehabt hat, meine obschon erst im Beginne des Jahres 1843 erschienenen Untersuchungen bereits zu ber\u00fccksichtigen, weil dieselben schon im Jahre 1842 angestellt seien: \u00bbdu Bois-Reymond hat \u00bbden Strom sowohl in dem ganzen Frosche von dem Kopfe zu den \u00bbF\u00fcfsen, als in jedem Muskel von dessen Innerm zu dessen Aeufserm \u00bboder seiner Sehne, als endlich selbst bei einzelnen Fragmenten des \u00bbMuskels von seinem Innern gegen sein Aeufseres nachgewiesen.\u00ab\nDieser Satz enth\u00e4lt mehrere Irrth\u00fcmer. Erstlich ist die Richtung des Gesammtfroschstromes in dem Bogen, mit der Richtung der Muskelstr\u00f6me in dem Muskel selbst zusammengestellt, w\u00e4hrend man sich nothwendig entweder au die eine, oder an die andere Bestimmungsart zu halten hat. Zweitens soll ich den Strom von dem Inneren des Muskels nach seiner Sehne nachgewiesen haben. Ich habe aber vielmehr, und dies war der wichtige Schritt, der mir im Sommer 1842 bei Betrachtung von Boriclli\u2019s schematischen Muskelabbildungen 1 2 gelang und ein pl\u00f6tzliches Lieht \u00fcber dies ganze dunkle Gebiet verbrei-\n1 M\u00eft.i\u00e6r\u2019s Archiv u. s. w. Jahrgang 1843. S. xcvi. *\n1 De Motu Animalium. Ed. nov. Ncapoli 1734, 4\". lab. 1,","page":538},{"file":"p0539.txt","language":"de","ocr_de":"des Gesetzes des Muslcelstromes.\n539\ntete, die morphologische Gleichbedeutung der sehnigen Enden, als des nat\u00fcrlichen Querschnittes, und des k\u00fcnstlichen Querschnittes, zuerst eingesehen und daher nie daran gedacht, den mir von Bischoff zugeschriebenen Nachweis zu f\u00fchren. Ganz im Gegentheil behauptete ich (S. oben S. 533) die freilich nur in seltenen F\u00e4llen zur Erscheinung kommende Gleichartigkeit des k\u00fcnstlichen Querschnittes und des nat\u00fcrlichen unbedingt, um diesen Hauptgrundsatz besonders grell hervortre-ten zu lassen. Auch ist cs keinesweges gleichg\u00fcltig, ob man Inneres des Muskels schlechtweg, gleich Matteucci, oder, wie ich, Querschnitt desselben sage. Denn durch den Nachweis des Gesetzes an einzelnen Bruchst\u00fccken des Muskels, die ringsum von k\u00fcnstlichen Fl\u00e4chenbegrenzungen umgeben sind, und von deren Wirksamkeit Matteucci auch heutzutage noch gar keinen Begriff hat, ist, wie dies sp\u00e4ter ausf\u00fchrlicher gezeigt werden soll, bereits dargethan, dafs es nicht das ganze Innere des Muskels ist, welches sich negativ verh\u00e4lt gegen sein Aeufseres, sondern das Innere eines aliquoten, noch nicht bestimmten Theiles desselben, augenscheinlich zun\u00e4chst des Primitivb\u00fcndels, gegen das Aeufsere eben dieses Theiles. Dies findet sich im vorl\u00e4ufigen Abrisse bereits weit-l\u00e4uftig auseinandergesetzt, und Herr Bischoff mufs mir, nach Bezeichnung dieser wesentlichen Mifsverst\u00e4ndnisse, daher gestatten, seinen Ausspruch, dafs meine \u00bbUntersuchungen, obschon unzweifelhaft die gr\u00fcndlichsten \u00fcber den betreffenden Gegenstand, doch factiscli nicht viel \u00bbweiterf\u00fchren als die von Matteucci\u00ab , als eine ihm unabsichtlich entschl\u00fcpfte Schm\u00e4lerung meiner Rechte zu bezeichnen und mich dagegen zu verwahren.\n3. Matteucci\u2019\u00ab fernere Arbeiten \u00fcber das Gesetz des Muskelstromes.\nDiese Arbeiten finden sich Comptes rendus etc. 23 Janvier 1843. t. XVI. p. 197.\" \u2014 TJ Institut. 1843. t. XI. No. 475. p. 36.\u201c \u2014 Annales de Chimie et de Physique. Avril 1843. 3. S\u00e9rie, t. VII. p. 425.\u201c \u2014 Archives de VElectricit\u00e9. 1843. t. III. p. 5. \u201c \u2014- Annales des Sciences naturelles. 1843. 2. S\u00e9rie, t. XIX. Zoologie, p. 313.,\u201c endlich aber zusammeugefafst im Trait\u00e9 etc. 1844. p. 51. \u201c Wir folgen der letzteren Quelle.\nZun\u00e4chst erf\u00e4hrt man etwas N\u00e4heres \u00fcber Matteucci\u2019S Art, den oben beschriebenen Versuch mit den Halbschenkeln vom Frosche anzustellen, und die Gr\u00f6fse der dabei beobachteten Wirkungen. Die Anordnung ist eine von den bei den S\u00e4ulen aus GALVANi\u2019schen Pr\u00e4paraten \u00fcblichen (S. oben S. 229. 232); die Glieder der S\u00e4ule werden auf ein","page":539},{"file":"p0540.txt","language":"de","ocr_de":"540\nAbschn. Kap. 11. \u00a7. IV. Zur Geschichte\ngefirnifstes Brett gelegt, in welches kleine H\u00f6hlungen eingegraben sind: die beiden \u00e4u\u00dfersten Glieder befinden sich am Rande dieser H\u00f6hlungen und werden von der sie erf\u00fcllenden Fl\u00fcssigkeit besp\u00fchlt. In diese taucht Matteucci die bekanntlich \u00e4ufserst kleinen, und an Oberfl\u00e4che sich v\u00f6llig gleichenden Platinenden seines Multiplicators, welche bis dahin in einem anderen Gef\u00e4\u00dfe geschlossen standen, m\u00f6glichst gleichzeitig ein, und erh\u00e4lt auf diese Weise, mit destillirtem Wasser als Zuleitungsfl\u00fcssigkeit 3\u20144\u00b0; 6\u20148\u00b0; 10\u201412\u00b0; 15\u00b0 von bczichlich 2; 4; 6; 8 Halboberschenkeln von mittlerer Beschaffenheit. War die Zuleitungsfl\u00fcssigkeit mit Schwefels\u00e4ure anges\u00e4uert, so gaben 8 Glieder 50\u00b0; war sie mit Alkali oder Kochsalz geschw\u00e4ngert, 35\u00b0. Die best\u00e4ndigen Ablenkungen betrugen, entsprechend diesen verschiedenen F\u00e4llen, 5 \u2014 12\u00b0. Man erinnert sich, dafs ein einziger Adductor magnus oder Semimembranosus Cnv. an meiner 1 orrichtung die Nadel aufs heftigste wider die Hemmung treibt: die best\u00e4ndige Ablenkung kann, wenn man die Nadel verm\u00f6ge des Beruhigungsst\u00e4bchens sich schneller von dieser \u00fcberm\u00e4fsigen Bewegung erholen hilft, 20\u00b0 betragen.\nAehnliche rohe Versuche stellt nun Matteucci ferner mit ganzen St\u00fccken aus dem Schw\u00e4nze eines enth\u00e4uteten Aales an. Sie werden, wie die halben Oberschenkel, s\u00e4ulenartig zwischen den Vertiefungen des bekannten Brettes gelagert, indem immer der k\u00fcnstliche Querschnitt (l'int\u00e9rieur du muscle) des einen St\u00fcckes an den nat\u00fcrlichen L\u00e4ngsschnitt (la surface) des n\u00e4chstfolgenden St\u00fcckes stufst. 2: 5 3 \u2014 4cm lange St\u00fccke gaben in dieser Weise 10\u00b0; 28\u00b0 Ausschlag. Dann schneidet auch Matteucci Scheiben von Muskelfleisch aus dem R\u00fccken von Schleyen und aus den Brustmuskeln von Tauben, und l\u00e4fst sie auf \u00e4hnliche Art s\u00e4ulenartig Zusammenwirken. 2; 4 St\u00fccke Schleymuskcln gaben 5 \u2014 6\u00b0: 12\u00b0 Ausschlag; 2; 4; 8 St\u00fccke Taubenmuskeln 2 \u2014 3\u00b0; 6 \u2014 7\u00b0; 14\u00b0 Ausschlag. Aehnliche Versuche, die aber nicht im Einzelnen mitgetheilt sind, hat Matteucci an Muskeln von Ochsen, Schafen, H\u00fchnern und anderen warmbl\u00fctigen Thicren angestellt (1. c. p. 55 bis 59). Diese, nebst dem Aal und Hunde (S. unten), k\u00f6nnen wir also noch der obigen Aufz\u00e4hlung der Thierarten beif\u00fcgen, an denen bisher die Erscheinungen des Muskelstromes unmittelbar beobachtet sind,\nIn diesen Erfahrungen ist, vie man sieht, noch kein anderer Fortschritt enthalten, als der von Matteucci selbst jedoch nicht bezeich-nete, dafs sie mit blofsen St\u00fccken Muskel, nicht mehr mit ganzen Gliedma\u00dfen, gewonnen sind. Was die daraus zu entnehmenden Schl\u00fcsse betrifft, so ist denn auch in der That ebensowenig eine Weiterbildung derselben bemerkbar. Vielmehr ist dem geheimnifsvollen \u00bbcourant propre de la grenouille\u00ab ein besonderes Kapitel gewidmet, worin","page":540},{"file":"p0541.txt","language":"de","ocr_de":"des Gesetzes des Musliclstrornes.\n541\ndie vorigen Versuche \u00fcber seine angebliche Zusammensetzung mit dem Muskelstrome -son Neuem ausf\u00fchrlich vorgetragen werden. Ja so weit geht Matteucci\u2019s Verblendung in Betreff dieses doch so einfachen Punktes, dafs er abermals die ausdr\u00fcckliche Behauptung wagt: Alle Thiere be-siifsen einen Muskelstrom; nur der Frosch sei aufserdem von der Natur mit dem Vorrechte des Froschstromes, d. h. des ohne nachweisbaren Grund in jedem Theile desselben vorhandenen, aufsteigenden Stromes ausgestattet.\tEr\tsagt: \u00bb Ces\tvues hypoth\u00e9tiques,\tqui me\n\u00bbsemblent satisfaire d\u2019une mani\u00e8re g\u00e9n\u00e9rale \u00e0 l\u2019explication du courant \u00bbmusculaire, et qui sont conformes aux th\u00e9ories actuelles de l\u2019\u00e9lectri-\u00bb cit\u00e9, ne peuvent pas malheureusement s\u2019\u00e9tendre aussi bien aux ph\u00e9-\u00bbnom\u00e8nes du courant propre de la grenouille. J\u2019ai cherch\u00e9 inutilement \u00bbl\u2019existence d\u2019un courant analogue au courant propre de la grenouille, \u00bbdans un tr\u00e8s-grand nombre d\u2019animaux, je n'ai jamais trouv\u00e9 que le \u00bbcourant musculaire.\tLes\tanimaux les\tplus rapproch\u00e9s de\tla gre-\n\u00bb nouille, des salamandres, des anguilles, des tortues, ne m\u2019ont jamais \u00bbdonn\u00e9 que le courant musculaire: dans tous les cas, il a fallu in-\u00bb variablement, pour obtenir les signes d'un courant \u00e9lectrique, avoir \u00bbdaus le circuit l'int\u00e9rieur du muscle et sa surface. Dans la seule \u00bbgrenouille on trouve en m\u00eame temps le courant musculaire et le courant propre qui existe, sans alt\u00e9rer le \u00bbmuscle, sans mettre \u00e0 nu sa partie interne, et qui est \u00bbdirig\u00e9 de. la surface du muscle \u00e0 son nerf dans l\u2019animal.\u00ab (Ibid., p. 126. 127.)\nAbermals indessen sucht Matteucci sich die M\u00f6glichkeit zu vergegenw\u00e4rtigen, in der\tSehne etwas dem\tInneren des Muskels\tEntsprechendes aufzufinden.\t\u00bbEn\tvoulant rapprocher l'origine du\tcourant\n\u00bbpropre de celle que nous avons admise pour le courant musculaire, \u00bbnous devrions supposer que, par une liaison qui nous est tout-\u00bb\u00e0-fait inconnue, et qu'il appartient peut-\u00eatre \u00e0 l\u2019anatomie de d\u00e9-\u00bb couvrir, la surface tendineuse qui compose la plus grande partie de \u00bbla jambe de la grenouille, repr\u00e9sente l\u2019int\u00e9rieur du muscle; mais \u00bbtout cela doit rester dans le domaine des vagues et pures \u00bbhypoth\u00e8ses.\u00ab (Ibid., p. 129. 130.)\nMan sieht demnach, wenn ich nicht irre, klar genug, ein volles Jahr nachdem ich das Gesetz des Muskclstromes bekannt gemacht hatte, f\u00e4ngt der haupts\u00e4chlichste Punkt desselben Matteucci erst aufzud\u00e4mmern an, aber es bandelt sich dabei f\u00fcr ihn nur um v\u00f6llig unbestimmte Vermuthungen, die Ursachen des gleichen Verhaltens der \u00bbSehne\u00ab und des \u00bbMuskelinnercn\u00ab (meines nat\u00fcrlichen und k\u00fcnstlichen Querschnittes) sind ihm, nach seinem eigenen gedruckten Gest\u00e4ndnisse, vollst\u00e4ndig unbekannt.","page":541},{"file":"p0542.txt","language":"de","ocr_de":"542\n3. Abschi. Kap. II. \u00a7. IV. Zur Geschichte\nJetzt folgt ein Brief Matteucci\u2019s an v. Humboldt in den Comptes rendus etc. 14 Avril 1845. t. XX. p. 1096.\u201c gezeichnet vom 26. M\u00e4rz desselben Jalires. Hier f\u00e4ngt er an, die Einerleiheit von Frosch- und Muskelstrom einzusehen. Auch gieht er eine, mir nicht ganz deutliche Herleitung der Gleichbedeutung des Muskelinneren und der Sehne. Er sagt:\n\u00bbLes r\u00e9sultats les plus curieux, auxquels je suis parvenu dans ces \u00bbderniers travaux, sont relatifs au courant propre de la grenouille. Je \u00bbpuis maintenant affirmer que ce courant n\u2019appartient pas exclu-\u00bb sivement \u00e0 la grenouille, mais qu\u2019il se manifeste dans tous les muscles \u00bbde tous les animaux, pourvu que ces muscles pr\u00e9sentent \u00e0 leurs cx-\u00bbtr\u00e9mit\u00e9s une terminaison tendineuse in\u00e9gale. Tous les muscles qui \u00bbont d\u2019un c\u00f4t\u00e9 l\u2019extr\u00e9mit\u00e9 tendineuse plus resserr\u00e9e, plus condens\u00e9e \u00bbque de l'autre, donnent le courant dirig\u00e9 dans le muscle de 1 extr\u00e9-\u00bb mit\u00e9 tendineuse \u00e0 la surface du muscle. J'ai v\u00e9rifi\u00e9 ce r\u00e9sultat sur \u00bbtous les muscles de la grenouille, ceux des membres sup\u00e9rieurs aussi \u00bbbien que les muscles des membres inf\u00e9rieurs, sur des masses muscu-\u00bblaires de pigeon, de lapin, et de chien. Si j\u2019ai bien compris les \u00bbderniers travaux anatomiques faits sur la structure des muscles, sur \u00bbses rapports avec les tendons et le sarcol\u00e8me, je ne puis pas h\u00e9siter \u00bb\u00e0 regarder le courant propre ou du tendon \u00e0 la surface du muscle, \u00bbcomme le cas le plus simple du courant musculaire. Les libres ten-\u00bb dineuses se continuent avec les libres musculaires, tandis que le sar-\u00bbcol\u00e8me ne fait qu\u2019envelopper les seules libres musculaires. Ce r\u00e9sultat \u00bbest rendu encore plus probable lorsqu\u2019on se rappelle que les m\u00eames \u00bblois r\u00e9gissent le courant propre et le courant musculaire.\u00ab 1\nDer vergleichenden Untersuchung von Frosch- und Muskelstrom ist sodann eine in den Philosophical Transactions etc. For the year 1845. part II. p. 297 * in Englischer Sprache erschienene Abhandlung \u00bb On the proper Current of the Frog \u00ab (vom 7. April 1845 gezeichnet) gewidmet. Nachdem Matteucci an die Gleichheit des allgemeinen Verhaltens der beiden Str\u00f6me gegen\u00fcber allerlei verderblichen Einfl\u00fcssen erinnert hat, stellt er sich die Frage, ob diese Einfl\u00fcsse denn auch wohl in gleichem Mafse auf dieselben ein wirken? Er findet, dafs der Froschstrom, oder, wie er ihn nennt, der Eigenstrom, n\u00e4mlich seiner Meinung nach der Strom, den, in der ganzen thierischen Sch\u00f6pfung, allein ein Froschunterschenkel gieht, im Allgemeinen mehr dar-\n' D. li. dafs sich der Muskelslrom und Maxtedcci\u2019s angeblicher Froschslrom gewissen, grofsentheils verderblichen Einlliisscn gegen\u00fcber, auf gleiche Weise verhalten. S. oben S. 527.","page":542},{"file":"p0543.txt","language":"de","ocr_de":"des Gesetzes des MtisJcelslromes.\n543\nunter zu leiden pflegt, als der Muskelstrom. Dieser Unterschied sei um so geringer, je kr\u00e4ftiger die Tliiere seien; Matteucci entschliefst sich, ihn zu vernachl\u00e4ssigen. \u00bbBut why*, fragt er, \u00bbshould the prosper current belong exclusively to the frog? This is the problem \u00bbthe solution of which I have long been anxious to arrive \u00bbat, and hope finally to have given a satisfactory explanation.\u00ab 1 Nach einigen Er\u00f6rterungen, die unverst\u00e4ndlich sind, weil sie auf dem illusorischen und willk\u00fcrlichen Unterschiede von Muskelstrom und Eigenstrom beruhen, heifst es: \u00bbThe folloAv ing are the \u00bbexperiments which led me to generalize the fact of the proper cur-\u00bbrent of the frog.\u00ab Matteucci pr\u00e4parirt, ohne mich als den Urheber des Versuches zu nennen, Gastroknemien und Extcnsores cruris vom Frosche, gerade die beiden Muskeln, die ich im \u00bbAbrisse\u00ab einzig bei Namen genannt, und setzt daraus, nach seiner Weise, vielgliederige S\u00e4ulen zusammen, welche Anzeigen eines Stromes von der Sehne nach dem Muskel geben: \u00bbthat is to say, in the same direction as the prosper current.\u00ab Seine Zurichtung ist dabei sehr schlecht, denn anstatt am oberen Ende die Sehne vom Knochen zu trennen, schneidet er die Muskelk\u00f6pfe mehr oder weniger tief durch, den Unterschenkelstrecker fast in der Mitte der L\u00e4nge des Muskels; und die geringe Wirkung der aus den letzteren zusammengesetzten S\u00e4ule schreibt er dem Umstande zu, dafs sich sein Muskelstrom (vom Inneren des Muskels zu einem beliebigen, auch sehnigen Punkte seines Umfanges) und sein Eigenstrom zum Tlieil aufheben: \u00bbAnd, in truth, if the disposition of \u00bbthe elements which compose these piles be ever so little changed, so \u00bb that the tendon of one of these elements be made to repose upon or \u00bbnear to tbc interior of the muscle, the signs of every current become \u00bbvery weak or cease altogether.\u00ab \u2014 Dies war n\u00e4mlich (Vorl\u00e4ufiger Abrifs u.s.w. Januar 1843. a. a. 0. S. 4. 5. \u00a7. 14., s. oben S. 533) Ent-netreusetzunir von Punkten des nat\u00fcrlichen oder k\u00fcnstlichen Ouerschnit-tes. Denselben Erfolg erhielt er an Armmuskeln des Frosches (anterior cubital muscles). \u00bbThe following in the meanwhile\u00ab, schliefst er, \u00bbis \u00bbthe generalization of the fact of the proper current of the frog: the \u00bbcurrent is directed within the muscle from the tendon to the super-\u00bbficies.\u00ab Er schreitet dann zu Versuchen an warmbl\u00fctigen Thieren, Tauben, Kaninchen, Hunden. Hier gelingt es ihm nicht, einzelne Muskeln freizumachen; er arbeitet mit dem querdurchschnittenen Oberschen-\n1 Abermals gesicht Matteucci aufs Deutlichste, und \u00fcber zwei Jahre nach dem Erscheinen des \u00bbAbrisses\u00ab ein, dafs er bis zu dieser Zeit Nichts von dem Gesetze des Muskelstromes und der Einerleiheit dieses Stromes mit dem vermeintlichen Froschstromc gewufst habe.","page":543},{"file":"p0544.txt","language":"de","ocr_de":"544\n3. Abschn. Kap. IT. \u00a7'. IV. Zur Geschickte\nkel nebst Unterschenkel, und setzt S\u00e4ulen aus sechs bis acht Gliedern zusammen, \u00bbdisposing them in such a manner that the inferior ex Ire -\u00bbmity of the leg, where the tendons unite together, reposes upon the \u00bbsurface of the muscular masses of the leg.\u00ab Diese S\u00e4ulen, aus Kaninchen- oder Taubenbeinen, gaben ihm 12 \u2014 20\u00b0 Ausschlag, \u00bbdirected \u00bbin the pile from the tendinous extremities to the muscular surfaces.\u00ab Bringe man das Innere der Muskeln des Oberschenkels (den k\u00fcnstlichen Querschnitt des oberen Endes seiner Pr\u00e4parate) mit den Sehnen in Verbindung, so erhalte man den Muskelstrom in umgekehrter Richtung. \u00bbLet us then conclude\u00ab, sagt Matteucci, \u00bblliat \u00bbtouching a mass of \u00bb \u00bbmuscle belonging to a living animal, or an animal recently killed, \u00bb\u00bbwith a homogeneous conducting arch, one extremity of which is in \u00bb\u00bbcontact with the tendon of the muscle, and the other with the \u00bb \u00bbsuperficies of the muscle itself, signs of an electric current are ob-\u00bb \u00bbtained, which circulates in the muscular mass, its direction being \u00bb\u00bbfrom the tendon to the external surface of the muscle.\u00ab This fact \u00bbcomprehends that of the proper current of the frog.\u00ab\nUm nun zu erkl\u00e4ren, wie es komme, dafs die Sehne und das Innere des Muskels (nach Matteucci) sich gegen seine Oberfl\u00e4che (nach Matteucci) gleich verhalten k\u00f6nnen, heilst es: \u00bbIf 1 have rightly un-\u00bbderstood the classical labours of my friend Mr. Bowman, 1 it would\n1 S. diese Untersuchungen in Philosophical Transactions etc. For the year\n1840.\tPartit, p.457;* \u2014 For the year 1811. Parti, p. 69;* \u2014\u2022 im Auszuge in Reichert\u2019s Bericht \u00fcber die Fortschritte der mikroskopischen Anatomie im Jahre\n1841.\tMiller\u2019s Archiv u. s. \\v. 1842. S. cclaxx. * Das Sarkotemnia ist nach Bowman die H\u00fclle des Muskelprimilivbiindels, Schwann\u2019s secund\u00e4re Muskelzellen-membran. Bowman\u2019s Ansicht \u00fcber den Zusammenhang der Muskelfasern und der Sehne stellt Reichert in folgenden Worten dar: \u00bbUeber die Endigungen der primitiven Fascikel und ihre Verbindung mit dem Sehnengewebe hat sich der Verfasser \u00bbam besten bei Fischen unterrichten k\u00f6nnen. F.s scheint hier eine Partie der\u00ab.. [Sehnen-].. \u00bbFasern, in der St\u00e4rke dem primitiven Muskelb\u00fcndel entsprechend, \u00bbbei der Ann\u00e4herung des letzteren sich gegen dasselbe auszudehnen und sich nn-\u00bb mittelbar darin zu verlieren. Die Muskelfaser sieht also in directem Zusammen-\u00bbhange mit einer Partie Sehnenfasern, und wird weder von den letzteren umfafst. \u00bbnoch als Bindegewebseheidc aufgenommen. Das primitive Muskelb\u00fcndel endet dabei \u00bbnicht, wie Treviranus meint, allm\u00e4lig spitz, sondern bleibt so dick, wie an an-\u00bb deren Stellen. Alle Fibrillen sollen ferner von gleicher L\u00e4nge sein, mit einer \u00bbFl\u00e4che am Ende abschliefsen und ebenso im (Inerdurchschuille eine Scheibe dar-\u00bb stellen, wie im Verlaufe des Muskels. Auch das Sarkolemma h\u00f6rt pl\u00f6tzlich auf.\u00ab A. a. 0. S. cclxxxiu. Mil dieser Scheibe (dise, s. weiter unten im Text), welche Matteucci ohne Weiteres als das Zink, die H\u00fclle als das negative Metall, das Blut als den feuchten Leiter der Muskelkctte ansprichl \u2014 hat es folgende Bewandtnifs. Bowman hat n\u00e4mlich darauf aufmerksam gemacht, dafs der Zustand, in dem man die Muskelfasern meistens findet, wo sic rosenkranzf\u00f6rmige Schn\u00fcre vorzustellen","page":544},{"file":"p0545.txt","language":"de","ocr_de":"des Gesekes des Mushelstromes.\n645\n\u00bbfollow that the extremities of the elementary muscular fibres arc im-\u00bb mediately connected and continued with the tendinous fibre; while \u00bb the sarcolcmma which invests the muscular fibre ceases abruptly \u00bbwhere the tendon begins. On the strength of this disposition I can-snot abstain from emitting an hypothesis upon the origin of the proper \u00bbcurrent, which would reduce all that we know on the \u00bbsubject of animal electricity to one principle alone. Let \u00bbit he granted that the tendinous fibre, from its structure, from its \u00bbconnections with the muscular fibre, and from its conductihility, re-\u00bb presents the internal part of the muscle, and that the sarcolemma, \u00bb on the contrary, is distinguished under this aspect from the muscular \u00bbfibre; then the case of the proper current, or of the current from \u00bbthe tendon to the muscular surface, becomes at once the simplest \u00bband most general case of the muscular current. We must never \u00bbforget the analogy between the muscular electro-motor element and \u00bbthe Voltairian element: the zinc is represented by the discs of the \u00bbmuscular fibre, the acid lirjuid by the blood, the platinum by the \u00bbsarcolemma. Whatever he the conducting body with which the zinc \u00bbis made to communicate with the platinum, the current is always in \u00bbthe same direction. If it be well proved by anatomy that the ten-\u00bbdinous extremities are continuous with the extremities of the muscu-\u00bblar fibres, and that the sarcolemma w'hich envelopes the muscular \u00bbfibre alone, and not the tendon, is not continous, is not as it were \u00bbidentified with the muscular fibre, the analogy between the muscular \u00bbelement and that of Volta is complete and perfect.\u00ab\nInzwischen hatte, in der vierten Auflage des ersten Bandes seines Handbuchs der Physiologie u. s. w. (1844), Jon. M\u00fcller von meinen Untersuchungen Folgendes gesagt, nachdem er Mattelt.ci\u2019s erster rohen Erfahrungen \u00fcber die Negativit\u00e4t des k\u00fcnstlichen Querschnittes Erw\u00e4hnung gethan: \u00bbnu Bois-Reymond hat durch noch weiter gediehene \u00bb feine lind sichere Beobachtungen die allgemeinen Principien gefunden, \u00bbaus denen alle hierher geh\u00f6rigen Thatsachen als besondere F\u00e4lle ab-\nscheinen, nur ein zuf\u00e4lliger und besonderer sein d\u00fcrfte. In anderen F\u00e4llen, vorz\u00fcglich nach der Aufbewahrung in Weingeist, sieht man das B\u00fcndel vielmehr in Scheiben zerfallen, so dafs es wie eine Geldrolle oder Yolta\u2019scIic S\u00e4ule daraus zusammengesetzt ist; und Bowman schliefst in Reichert\u2019s Worten: \u00bbDer Inhalt der \u00bbprimitiven Muskelfaseikel scheint hienach aus knopfartigen Segmenten oder Parlikel-\u00bbchen in solcher Ordnung zusammengesetzt, dafs derselbe eben so leicht in Schei-\u00bbben als in Fibrillen sich trenne. Welche von diesen Formen sich zuf\u00e4llig dem \u00bbBeobachter darstellen, das wird von dem Betrage der Adh\u00e4sion abh\u00e4ngen, welche \u00bbzwischen den knopff\u00f6rmigen Segmenten der L\u00e4nge derselben nach oder seitw\u00e4rts \u00bbuntereinander besteht.* (A. a. 0.)\n35","page":545},{"file":"p0546.txt","language":"de","ocr_de":"546\n3. Abschi. Kap. II. \u00a7. IV. Zur Geschichte\n\u00bbzuleitcn sind. Ein durch das Galvanometer nachweisbarer Strom ent-\u00bbsteht, wenn der k\u00fcnstliche Querschnitt eines Muskels mit seiner \u00bbOberfl\u00e4che, d. h. seinem L\u00e4ngsschnitte, durch einen Bogen in leistende Verbindung gesetzt wird. Dem Querschnitte des Muskels gleich \u00bbwirkt die Sehne des Muskels, welche als Ueberzug des nat\u00fcrlichen \u00bbQuerschnittes der Muskelb\u00fcndel zu betrachten ist. Jedes ausgeschnit-\u00bb tene Muskclb\u00fcndel oder St\u00fcck eines Muskelb\u00fcndels reicht zur Entswickelung eines Stromes hin, wenn sein Querschnitt mit seiner Obersfl\u00e4che durch einen leitenden Bogen verbunden wird.\u00ab 1\nIn allen seinen fr\u00fcheren Arbeiten hat Matteucci der mehligen, wie schon bemerkt, mit keiner Sylbe Erw\u00e4hnung gethan. Nachdem er nun aber auch seine Entdeckung der Einerleiheit von Frosch- und Muskelstrom, wie man gesehen hat, in Sicherheit gebracht hat, h\u00e4lt er es an der Zeit, Kenntnifs von denselben zu nehmen. Er schreibt einen Brief an Dumas unter dem Titel: \u00bbExp\u00e9riences sur les ph\u00e9nom\u00e8nes de la contraction induite\u00ab , der, seltsam genug, vorzugsweise von meinen Untersuchungen handelt. \u00bbJe ne puis pas m\u2019expliquer\u00ab , springt er pl\u00f6tzlich von einer Er\u00f6rterung \u00fcber den chemischen Ursprung des Muskelstromes ab, \u00bbcomment le c\u00e9l\u00e8bre physiologiste de Berlin, M. M\u00fcller, \u00bbpeut dire, dans son Manuel de Physiologie, que l\u2019on vient de d\u00e9-\u00bb couvrir en Allemagne les principes g\u00e9n\u00e9raux qui peuvent expliquer \u00bbles faits que j\u2019ai d\u00e9couverts. Ces principes g\u00e9n\u00e9raux se r\u00e9duisent \u00bb\u00e0 ceux-ci: \u00bbUn courant \u00e9lectrique se produit lorsque la coupe trans-\u00bb \u00bbversale d\u2019un muscle vient \u00e0 \u00eatre mise en communication par un arc \u00bb \u00bbavec sa coupe longitudinale.\u00ab Plut\u00f4t qu'un principe g\u00e9n\u00e9-\u00bbral, il me semble qu\u2019il n\u2019y a l\u00e0 qu\u2019une formule brute et \u00bbincompl\u00e8te de mes ph\u00e9nom\u00e8nes. Je crois inutile de rassem-\u00bbbler ici toutes les observations que je pourrais faire pour prouver \u00bbcette v\u00e9rit\u00e9, ce qui, au reste, serait trcs-facile pour tous ceux qui \u00bbont suivi mes travaux. Du reste, je dois ajouter, qu\u2019en lisant le \u00bbM\u00e9moire de M. du Bois-Reymono, dans les Annales de Poggexdorff, \u00bbje n\u2019ai pas trouv\u00e9 que ce physiologiste, qui est, \u00e0 ce que je sais, \u00bble seul qui ait confirm\u00e9 et vari\u00e9 mes exp\u00e9riences en Allemagne, ait \u00bbdonn\u00e9, sur l\u2019origine du courant musculaire et du courant propre, \u00bb des id\u00e9es diff\u00e9rentes des miennes. 2\t11 aurait \u00e9t\u00e9 \u00e0 d\u00e9sirer que ce\n\u00bbphysiologiste e\u00fbt \u00e9mis dans son travail moins d\u2019id\u00e9es hypoth\u00e9tiques \u00bbet qu\u2019il e\u00fbt fait surtout plus d'exp\u00e9riences. Mais, en g\u00e9n\u00e9ral, j'ai\n1 A. a. O. S. 557.* \u2014 Vergl. Manuel de Physiologie par M. J. Mli.lek etc. traduit de l'Allemand par M. Jochdan. Paris 1845. t. I. p. 557. *\n' Hier\u00fcber s. unten, Kap. VIII. \u00a7. v.","page":546},{"file":"p0547.txt","language":"de","ocr_de":"des Gesetzes des Muslcelstromes.\n547\n\u00bbtrouv\u00e9, dans diff\u00e9rents points de son M\u00e9moire, qu il parle de l\u2019action \u00bbdu sang art\u00e9riel sur la fibre musculaire. 11 est juste de dire \u00bbque, quoique d\u2019une manicre incompl\u00e8te, il a le m\u00e9rite \u00bbd\u2019avoir indiqu\u00e9 le premier le r\u00f4le de la substance tc'ndi-\u00bbneuse dans le courant propre, tel que je viens de 1 \u00e9tablir dans \u00bbmon dernier M\u00e9moire.\u00ab\n4. Zurechtweisung Mattkucci\u2019s in Betreff des Gesetzes des Muskelstromes.\nMan sieht, wenn ich nicht irre, hieraus klar, dafs Matte\u00fccci den \u00bbvorl\u00e4ufigen Abrifs \u00ab kennt. Er giebt zu, ihn gelesen zu haben. Er gesteht ein, dafs ich zuerst die Bedeutung der Sehne in diesem Gebiete von Erscheinungen erkannt habe. Ich mufs mich aber dagegen verwahren, jemals der \u00bbsubstance tendineuse\u00ab irgend eine Rolle bei der Erzeugung des Froschstromes zugeschrieben zu haben. Vielmehr steliL in meinem \u00bb Abrisse\u00ab ausdr\u00fccklich geschrieben, dafs es sich durch eine Reihe von Versuchen, die wir demn\u00e4chst kennen lernen werden, dar-tbun lasse, dafs das Sehnen- und Bindegewebe sich als unwirksamer feuchter Leiter verhalten (S. oben S. 533).\nDer einzige Fortschritt, der Matte\u00fccci nun endlich in Betreff des Gesetzes gegl\u00fcckt ist, ist die Einsicht in die Negativit\u00e4t der Sehne. Er behauptet aber, ich h\u00e4tte die Rolle der Sehnensubstanz beim Froschstrome unvollkommener bezeichnet, als er selbst in seiner vorher im Auszuge mitgetheilten Arbeit. Die Dreistigkeit dieser Behauptung ist grofs. Sehen wir zu, welche Vorstellung er selbst sich von jener Rolle macht. Seine Versuche erstens sind folgende:\nEr hat, drei Jahre nach mir, S\u00e4ulen aus Gastroknemien und Unterschenkelstreckern zusammengestellt und von ihnen aufsteigenden Strom erhalten. Dasselbe bat er mit gewissen Armmuskeln des Frosches ge-tban, und gleichfalls einen aufsteigenden Strom von der unteren Sehne in der Richtung nach dem Muskelbauche erfolgen sehen. Bei warmbl\u00fctigen Thieren hat er es zu schwierig gefunden, die Muskeln frei herauszupr\u00e4pariren, und bat daher S\u00e4ulen aus 6 \u2014 8 Beinen solcher Thierc aufgebaut, in denen die Achillessehne mit der Oberfl\u00e4che der Muskelmassen des Unterschenkels in Verbindung stand. So gelingt es ihm, an seinem Multiplicator h\u00f6chstens 20\u00b0 Ausschlag in der Richtung von der Sehne zur \u00bbOberfl\u00e4che\u00ab im Muskel zu erhalten; der Strom wird schw\u00e4cher, h\u00f6rt auf oder kehrt sich um, wenn am oberen Ende die abgehackten St\u00fcmpfe \u2014 man sehe die Abbildungen \u2014 statt der Muskeloberfl\u00e4che in den Kreis gezogen werden.\n35","page":547},{"file":"p0548.txt","language":"de","ocr_de":"548\n3. Abschn. Kap. If. \u00a7. IV. Zur Geschichte\nDieses sind die zahlreichen, einfach-zierlichen Versuche, mit welchen der Physiker zu Pisa in die Schranken tritt, und die meinigen mit ver\u00e4chtlichem Blicke mifst. Hierauf gr\u00fcndet er den Schlufs, dafs man, beim Anlegen eines gleichartigen Bogens an Sehne und Oberfl\u00e4che einer Muskelmasse, einen Strom im Muskel von der Sehne zur Oberfl\u00e4che erhalte; und dies darum, weil, wenn er Bowman\u2019s Arbeiten recht verstanden habe, die Sehne Muskelprimitivb\u00fcndelinhalt sei, oder die Muskelprimitivb\u00fcndel mit Sehnengewebe erf\u00fcllt seien! Das ganze Ge-heimnifs des Muskelstromes kommt fortan in seiner Meinung darauf zur\u00fcck, dals der Primitivb\u00fcndelinhalt als positives Glied eines Volta-schen Kreises von dem Blute als saurer Fl\u00fcssigkeit (!) angegriffen werde, wobei die H\u00fclle der B\u00fcndel die Rolle des negativen Metalles spiele! Dafs die Capillargef\u00e4fse das Blut nicht ins Innere der B\u00fcndel durch offene M\u00fcndungen ergiefsen; dafs man nicht einen VoLTA\u2019schen Kreis aus einer mit S\u00e4ure gef\u00fcllten Platinschale zusammensetzen kann, welche ein Zinkkloben, ohne in die S\u00e4ure zu tauchen, nur metallisch ber\u00fchrt; dies k\u00fcmmert ihn hei seinem sinnreichen Gleichnisse eben so wenig, als dafs an tagealten ausgeschnittenen Muskeln, die noch Strom zeigen, doch wohl schwerlich noch an Blutumlauf und dadurch bedingten Stoffwechsel zu denken sein m\u00f6chte!\nDer Leser wird mit mir einer Meinung sein, dafs Matteucci die Arbeiten seines Freundes in der That mifsverstanden hat, und dafs Dieser wenig Grund haben d\u00fcrfte, Jenem dankbar zu sein f\u00fcr die h\u00f6chst abentheuerlichen Behauptungen, die er ihm unterlegt. Der Leser wird einverstanden sein, wenn ich ferner sage, dafs Matteucci noch sehr weit entfernt ist, die Rolle des Sehnengewebes bei den thierisch - elektrischen Str\u00f6men so erkannt zu haben, wie dies von mir vor bereits vier Jahren geschehen war.\nWas den Versuch betrifft, so ist erstens zu bemerken, dafs, w\u00e4hrend ich einen einzigen, m\u00f6glichst regelm\u00e4fsig gefaserten Muskel unter den mannigfaltigen Bedingungen der Untersuchung am Multiplicator unterwarf, die mir lehrreich sein zu k\u00f6nnen schienen, er sich, seiner schlechten Methode der Ableitung der Str\u00f6me halber (S. oben S. 227), gen\u00fcthigt sieht, stets mit ganzen S\u00e4ulen von Muskeln zu arbeiten, wodurch cs ihm nat\u00fcrlich unm\u00f6glich gemacht ist, sich auf jede feinere Feststellung des Einflusses einzulassen, den diese oder jene geringe Ver\u00e4nderung der Lage der Multiplicatorenden aus\u00fcbt u. s. w., da sich dieselbe nicht mit Sicherheit zehn- oder zw\u00f6lfmal in ganz \u00fcbereinstimmender Weise ausf\u00fchren l\u00e4fst, und da die Ableitung im Innern der S\u00e4ulen durch die thierischen Theile selbst, an ihren Enden aber durch die Multiplicatorenden geschieht. Seine Versuche an S\u00e4ulen von ganzen","page":548},{"file":"p0549.txt","language":"de","ocr_de":"des Gesetzes des Mushelstromes\n34!)\nGliedern warmbl\u00fctiger Thicre kommen dabei vollends aufser Rechnung. Ich behaupte daher sogar, und die Zukunft wird meine Vorhersage best\u00e4tigen, dafs Matteucci, wenn er nicht zu dem nach den Oira\u2019schen Grunds\u00e4tzen vervollkommneten NoBiLi\u2019schen oder vielmehr VoLTA\u2019scheu Verfahren zur\u00fcckkehrt, wie ich es befolge, es nun und nimmer dahin bringen wird, mein Gesetz des Muskelstromes selbst zu best\u00e4tigen. Um die Rolle des Sehnengewebes, gleich mir im \u00bbvorl\u00e4ufigen Abrisse\u201c, erforscht zu haben, rn\u00fcfste Matteucci folgende Punkte darthun: 1) die unter Umst\u00e4nden zu beobachtende Gleichartigkeit zweier sehnigen Enden an Vorrichtungen von der Empfindlichkeit der meinigen; 2) die sich gemeiniglich kundgebenden Str\u00f6me in der einen und der anderen Richtung gleichfalls beim Auflegen zweier sehnigen Enden; 3) den aul-und absteigenden Strom an einem und demselben Muskel, je nachdem die obere oder die untere Sehne gegen \u00bbOberfl\u00e4che der Muskelmasse\u00ab, um uns dieses Ausdruckes zu bedienen, aufgelegt wird. Alles dieses fehlt ihm noch, und aufserdem die Einsicht in den wahren Grund f\u00fcr das gleiche .Verhalten der Sehne und des k\u00fcnstlichen Querschnittes. So zeigt es sich, dafs Matteucci nicht einen einzigen Versuch hat, der sieh nicht im \u00bbAbrisse\u00ab vollst\u00e4ndiger, einfacher, schlagender f\u00e4nde; dafs aufserdem hier eine Menge von Erfahrungen zu lesen sind, von denen Jener sich noch lange Nichts wird tr\u00e4umen lassen. Matteucci hat noch heutzutage keinen Begriff von dem Wesen des Querschnittes als k\u00fcnstlicher Fl\u00e4chenbegrenzung im Vcrb\u00e4ltnifs zur Sehne; nirgends hat er die Gleichartigkeit zweier k\u00fcnstlichen Querschnitte, zweier im Allgemeinen, wie der Versuch es mit sich bringt, symmetrisch zur Mitte des Muskels gelegenen Punkte des nat\u00fcrlichen L\u00e4ngsschnittes nachgewiesen; noch weniger besitzt er eine Vorstellung von dem k\u00fcnstlichen L\u00e4ngsschnitte; Nichts weifs er von der Gegenwart des Stromes an jedem beliebigen Muskelbruchst\u00fccke, geschweige von dem GeseLze an demselben, welches sich im \u00bbAbrisse\u00ab schon bis ins Mikroskopische verfolgt findet. Die schwach wirksamen Zusammenstellungen von Punkten einer und derselben Art Fl\u00e4chenbegrenzung, die ich erst in diesem Werke beschrieben habe, lassen wir, verabredetermafsen, g\u00e4nzlich aufser Acht.\nSo steht es mit Matteucci\u2019s heutiger Kenntnifs des Gesetzes des Muskelstromes. Und nichtsdestoweniger scheut er sich nicht, in seiner Blindheit, den Ausdruck, der diese Mannigfaltigkeit ihm unbekannter Erscheinungen unter einem b\u00fcndigen Satze befafst, wie er in M\u00fcllers \u00bbHandbuch\u00ab aufgenommen ist, f\u00fcr \u00bbeine rohe und unvollst\u00e4ndige Formel seiner Ph\u00e4nomene\u00ab auszugeben; seiner Ph\u00e4nomene, w\u00e4hrend jener Satz sich auf Dinge bezieht, die er nie gesehen hat, und auf","page":549},{"file":"p0550.txt","language":"de","ocr_de":"550\t3. Abselm, Kap. II. \u00a7. IV. Zur Geschichte\nJom Wege, auf dem er sieh belindet, nie und nimmermehr wird wahrnehmen k\u00f6nnen! Nicht nur wagt er dies, sondern er erdreistet sich, meinen verehrten Lehrer zu verunglimpfen, weil dieser in meinem Gesetze das allgemeine Princip anerkannt hat, aus dem alle hierhergeh\u00f6rigen Thatsachen als besondere F\u00e4lle abzuleiten sind. Matteucci thut dieses im September 1845, und unterm 26. M\u00e4rz desselben Jahres hat er selbst der Pariser Akademie seine angebliche Entdeckung der Negativit\u00e4t der Sehne als das wichtigste Ergcbnifs angek\u00fcndigt, zu dem er in neuerer Zeit gelangt sei (S. oben S. 542); unterm 7. April aber schreibt er an die K\u00f6nigliche Gesellschaft zu London, indem er diese vermeintliche Neuigkeit \u00fcberschickt; \u00bbnun sei das eine Princip gefun-\u201dden, auf welches sich alles, was wir bisher von thierischer Elektri-\u00bb cit\u00e2t w\u00fcfsten, zur\u00fcckf\u00fchren lie (sc. \u00ab (S. oben S. 545.) Wie stimmen diese v\u00f6llig entgegengesetzten Behauptungen \u00fcber den Werth einer und derselben wissenschaftlichen Thatsache, je nachdem sie mir zugesprochen wird, oder ihm anzugeh\u00f6ren scheinen soll, in Matteucci\u2019s Munde zusammen?\nDen h\u00e4mischen Angriff, den Matteucci sich im Uebrigen auf meine Arbeit erlaubt, darf ich mit Ruhe ansehen. Ich habe ihn nicht herausgefordert, vielmehr, wo ich irgend konnte, ihn in meinem \u00bb Abrisse\u00ab mit aller Treue und Freundlichkeit angef\u00fchrt. Was meine allzuweni\u00b0-en Versuche, meine allzuausgedehnten Hypothesen betrifft, so wollen wir abwarten, wessen Methoden der Untersuchung sich zuletzt am f\u00f6rderlichsten erwiesen haben werden. Ich wiederhole freilich nicht, wie dies bei Matteucci wohl schon vorgekommen ist, zwanzigmal Versuche als h\u00f6chst merkw\u00fcrdig, deren Ergebnifs sich, nach den Oim\u2019schen Grunds\u00e4tzen, im Schlafe vorhersehen l\u00e4fst. 1 Insofern mag die Mehrzahl der Versuche immerhin auf Matteucci\u2019s Seite sein. Die Hypothesen, die mir vorgeworfen werden, habe ich im \u00bbvorl\u00e4ufigen Abrisse\u00ab ausdr\u00fccklich mit den Worten eingeleitct: \u00bbDafs ich in Folgendem zu verschie-\u00bb denen Malen den Boden der unmittelbaren Erfahrung verlasse, ist mir \u00bbwohl bewufst, allein die Hypothesen, welche ich mitzutheilen gedenke, \u00bbtragen einmal das Gepr\u00e4ge einer hohen Wahrscheinlichkeit an sich, \u00bbzweitens er\u00f6ffnen sie die Aussicht auf eine Reihe der interessantesten \u00bbUntersuchungen. Ich vorenthalte sie folglich nicht.\u00ab 2 Ich habe nie geh\u00f6rt, dafs es dem Gange der Wissenschaft geschadet habe, wenn der v\u00f6llig nackten tliats\u00e4chlichen Darstellung zahlreicher Beobachtungen scliliel\u2019slich der ganz davon getrennt gehaltene Versuch beigef\u00fcgt wurde.\n1 S. unten, Kap. III. \u00a7. in. 4. (Y).\n* A. a. \u00fc. S. 16. g. 42.","page":550},{"file":"p0551.txt","language":"de","ocr_de":"des Gesetzes des Muskelstromes.\n551\neinen inneren Zusammenhang in denselben durch Vermuthungen, die als solche bezeichnet wurden, herzustellen. Dazu kommt, dafs sich ein guter Theil jener theoretischen Voraussichlen bereits best\u00e4tigt hat, welche mir nun Matteucci, ohne mich zu nennen, entlehnt. 1 Je frei-miithiger ich bereits im Vorhergehenden manchen Irrthum ger\u00fcgt habe, in den ich damals durch Uebereilung verfallen sein mag; je mehr ich gesonnen bin, dies im Folgenden fort und fort zu thun; je peinlicher ich \u00fcberall danach strebe, Matteucci in allen, auch den unbedeutendsten Punkten, sein liecht widerfahren zu lassen; um so deutlicher f\u00fchle ich meine Berechtigung, gegen die Anmafsungen dieses Forschers den Werth einer Arbeit zu verwahren, welche, das Ergebnifs mehrj\u00e4hriger Anstrengungen, die Entdeckung des Gesetzes des Muskelstromes, der Schwankung desselben bei der Zusammenziehung, des Nerven* Stromes und die Theorie der elektromotorischen Fische enth\u00e4lt.\nIch glaubte, als ich dieses bereits im vergangenen Jahre schrieb, den leidigen Gegenstand nunmehr auf sich beruhen lassen zu d\u00fcrfen. Dem sollte nicht so sein. Es scheint, dafs Matteucci, durch mein langes Stillschweigen, sich noch weiter zu gehen ermuthigt gefunden hat. Er hat seitdem, seiner Sitte gem\u00e4fs, seine Entdeckung der Negativit\u00e4t der Sehne und der daraus gefolgerten Einerleiheit von Frosch-und Muskelstrom an drei Orten von Neuem bekannt gemacht, ohne meiner Erw\u00e4hnung zu thun. Mit einer Unbefangenheit, von der es mir psychologisch schwer f\u00e4llt, mir eine Vorstellung zu machen, schreibt er an Dumas: \u00bbJ\u2019ai \u00e9t\u00e9 satisfait d\u2019\u00eatre parvenu \u00e0 d\u00e9montrer \u00bbque ce courant existe dans tous les animaux, qu'il est d\u00f9 \u00e0 une \u00bbstructure particuli\u00e8re que j\u2019ai d\u00e9termin\u00e9e des faisceaux musculaires, et \u00bbqu'il n\u2019est, suivant toutes les probabilit\u00e9s, qu\u2019un cas de courant mus-\u00bbculaire.\u00ab 2 Man sieht, jetzt ist es schon nicht mehr Matteucci\u2019s Freund. Hr. Bowman, sondern er selbst, welchem er die Entdeckung des wunderbaren Baues der Muskelprimitivb\u00fcndel und der Sehnen zuschreibt (S. oben S. 544).\nEs ist gewifs auffallend, und doch habe ich Nichts dahinter suchen\n1 S. unten, Kap. 111; \u2014 Kap. VIII. \u00a7. v; \u2014 Kap. X. \u00a7. in.\n' Comptes rendus etc. 1\u201d Ao\u00fbt 1846. t. XXIII. p. 356. 357.* \u2014 Annales de Chimie et de Physique. Septembre 1846. 3. S\u00e9rie. I. XVIII. p. 114.* \u2014 Archives des Sciences physiques et naturelles. Suppl\u00e9ment \u00e0 la Biblioth\u00e8que universelle de Gen\u00e8ve. 4. S\u00e9rie. 1. Ann\u00e9e. 15 Septembre 1846. I. II. p. 399.* \u2014 Le\u00e7ons sur les Ph\u00e9nom\u00e8nes plrysiques des Corps vivants par C. Matteucci. \u00c9dition fran\u00e7aise. Paris 1847. Dixi\u00e8me Le\u00e7on, p. 312.*","page":551},{"file":"p0552.txt","language":"de","ocr_de":"532 o. Absehi. Kap. 11. \u00a7. IV. Geschichte des Gesetzes des liluslelstromes.\nwollen, dafs Matteucci im M\u00e4rz 1845 die Negativit\u00e4t der Sehne und die Einerleiheit von Frosch- und Muskelstrom einsieht, sich dabei unter andern derselben Muskeln als ich bedient, und kurz darauf meine eigene Arbeit vom Januar 1843 \u00fcber dieselben Gegenst\u00e4nde kennen lernt. Indessen tr\u00e4gt die dritte Lieferung der Uebersetzung von M\u00fcller\u2019s Handbuch der Physiologie die Jahresaufschrift 1845, und wir wollen also glauben, dafs Matteucci erst dadurch auf meinen Aufsatz in Pog-gendorff\u2019s Annalen u. s. m. aufmerksam gemacht worden ist. Vom September 1845 an aber kennt er, eingestandenermafsen, meine Abhandlung. Wie darf er nunmehr, ohne mich zu nennen, \u00abdas wichtigste Ergebnifs seiner neuesten Untersuchungen\u00ab dreimal hintereinander bekannt machen, wenn er ausf\u00fchrlich weifs, dafs es dort, so viele Jahre\u2019 fr\u00fcher, des Breiteren auseinandergesetzt ist? wie sich die Frucht des Nachdenkens und der M\u00fchen Anderer, wie ihm wohl be-wufst ist, ohne Scheu aneignen? Dies thun, indem man zugleich Denjenigen, dessen Rechte man kr\u00e4nkt, mit bitterem Spotte unverdienter Weise \u00fcberh\u00e4uft, weil man ihn, den ungelesenes Deutsch Schreibenden, vcrmuthlich machtlos unbedeutend w\u00e4hnt, dies heifst, in eben dieser Sprache, wenn ich nicht irre, Plagiat begehen unter erschwerenden Umst\u00e4nden.\nIndessen f\u00fcge ich mich mit Ergebenheit in mein Schicksal. Ich erinnere mich, und fast h\u00e4tte ich Grund, mich geehrt zu f\u00fchlen, in welcher Gesellschaft ich mich befinde. Ich vergafs, dafs es auf dem ausgedehnten, von Matteucci heimgesuchten Gebiete der Wissenschaft, von Faraday 1 und Ohm a herab, der Physiker nicht gar viele mehr giebt, die nicht gleiche Beschwerde \u00fcber Jenen zu f\u00fchren h\u00e4tten. Ich bedachte nicht, dafs die Geschichte unserer Literatur uns kaum ein zweites Beispiel von einer so lange Zeit hindurch mit; immer erneuter K\u00fchnheit fortgesetzten Ausbeutung fremder Bestrebungen aufzuweisen hat. Mich hat folglich nur ein gemeines Loos getroffen, und auch Matteucci begegnet Nichts Neues, wenn er hier schliefslich und abermals dem Unwillen aller Derjenigen, die geistiges Eigenthum hochsch\u00e4tzen, \u00fcberantwortet wird.\n1 Man sehe Poogendorff\u2019s Annalen u. s. w. 1835. Bd. XXXV. S. 260 Anm.*; \u2014 Jahresbericht \u00fcber die Fortschritte der physischen Wissenschaften. Von Jac. Berzelius. 31. M\u00e4rz 1836. Deutsch von W\u00fchler. T\u00fcbingen 1837. S. 37.*\n3 S. unten, Kap. 111. \u00a7. in. 4 (i); \u2014 Kap. V. \u00a7. i. 2.","page":552},{"file":"p0553.txt","language":"de","ocr_de":"Drittes Kapitel.\nEr\u00f6rterung des elektromotorischen Wirkungsgesetzes des Muskelgewebes.\n\u00a7\u2022 I-\nVon der Anordnung der wirksamen und der unwirksamen Bestandteile in dem Muskelgewebe.\nSoll uns die Entdeckung des Gesetzes des Muskelstromcs wahrhaft fruchtbar werden, so d\u00fcrfen wir es nicht dabei bewenden lassen, die Erscheinungsweise des Stromes am Muskel in ihren \u00e4ufseren Z\u00fcgen erkannt zu haben, sondern wir m\u00fcssen versuchen, tiefer in das Verst\u00e4nd-nifs der Anordnung ungleichartiger Gebilde einzudringen, welche jener Erscheinungsweise, nach physikalischen Gesetzen, zu Grunde liegen mufs oder kann. Dies soll die Aufgabe dieses Kapitels sein, deren grofse Schwierigkeiten wir uns nicht verhehlen wollen.\nDas Erste, was uns deingcmafs zu leisten bevorsteht, ist, die Untersuchung, die wir mit dem gesammten enth\u00e4uteten K\u00f6rper des Frosches begannen, noch tiefer ins Innere des Muskels fortzusetzen; d. h, n\u00e4mlich von den mannigfaltigen morphologischen Bestandtheilen der Muskeln denjenigen auszuscheiden, wenn es einen einzigen solchen giebl, der der Sitz der beim Muskelstrom wirksamen Ungleichartigkeiten ist, oder, wenn der Strom auf einem Zusammenwirken mehrerer jener Be-standtheile beruhen sollte, eben diese zu bestimmen. Das Ergebnifs dieser Untersuchung l\u00e4fst sich zwar mit der gr\u00f6bsten Wahrscheinlichkeit vorhersehen; es ist klar, dafs es das Primitivmuskelb\u00fcndel sein wird, in welchem wir das eigentliche erregende Glied der Muskclkettc linden werden, und wir haben, dieser nat\u00fcrlichen Voraussicht gem\u00e4fs, auch bereits oben keinen Anstand genommen, den Strom schlechthin als Muskelstrom zu bezeichnen: indessen die Behutsamkeit, mit welcher hier jeder Schritt \u00fcberwacht werden mufs, erfordert es, dafs wir uns auch von diesem Punkte, obschon er anscheinend einleuchtet, strengere Rechenschaft abzulegen suchen,","page":553},{"file":"p0554.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dc54\n3. Abschn. Kap. 111. \u00a7. 1. Von der Vertheilung\nDas Vorteilhafteste und Entscheidendste zu diesem Behufe w\u00e4re unstreitig, wenn es uns gelingen k\u00f6nnte, die einzelnen Gewebe, aus denen der Muskel sich zusammensetzt, im Versuche wirklich von einander zu sondern und getrennt auf ihre elektromotorischen Eigenschaften zu untersuchen. Es liegt am Tage, dafs dies ein Ding der Unm\u00f6glichkeit ist und cs bleibt daher nichts \u00fcbrig\u2019, als zun\u00e4chst die Grenze aufzusuchen, bis zu welcher es bewerkstelligt werden kann, sodann aber weiter zu sehen, ob sich uns irgend eine nutzbare Gestaltung des Versuchs und der Induction darbietet, mit deren H\u00fclfe wir diese Grenze zu \u00fcberschreiten verm\u00f6gen.\nDen Anfang zu diesem Unternehmen haben wir auch bereits oben S. 505 gemacht, indem wir einen gesetzm\u00e4fsigen Strom auch an solchen Bruchst\u00fccken eines Muskels wahrnahmen, welche von allen Seiten durch k\u00fcnstliche Fl\u00e4chenbegrenzungen eingeschlossen sind. Man findet, dafs, aus welchen Theilen des Muskels und aus welchen Muskeln auch diese Bruchst\u00fccke entlehnt seien, endlich wie klein man sic auch nehme, sie doch stets das n\u00e4mliche Verhalten darbieten. Es gilt dabei nat\u00fcrlich zuletzt dasselbe, was von der Erforschung der Muskeln einiger Thiere oben S. 522 erinnert wurde; es ist nicht mehr m\u00f6glich, die Str\u00f6me zwischen verschiedenen Punkten des L\u00e4ngsschnittes und des Querschnittes allein aufzuzeigen, ja selbst auf die Pr\u00fcfung der unwirksamen Lagen mufs schliefslich Verzicht geleistet werden, und man kann nur noch beim Auflegen der beiden Querschnitte gegen die L\u00e4ngs-schnitte nach Willk\u00fcr bald den aufsteigenden, bald den absteigenden Strom im Muskel vom Querschnitte zum L\u00e4ngsschnitte erfolgen sehen. Die Vervielf\u00e4ltigung der Beobachtungen lehrt aber, dafs man es dabei mit keinem Zufall zu thun habe, und es kann um so weniger ein Zweifel an der Richtigkeit derselben aufkommen, als man, bei der Untersuchung immer kleinerer Muskelbruchst\u00fccke, nie eine L\u00fccke vorfindet, vielmehr die Gr\u00fcfse der Wirkungen, stets dem Gesetze entsprechend, bis zum Mikroskopischen immer kleiner und kleiner werden sieht.\nBei meinen ersten, im \u00bbvorl\u00e4ufigen Abrisse\u00ab dargelegten Untersuchungen (S. oben S. 534) hatte ich mich damit begn\u00fcgen m\u00fcssen, dies f\u00fcr Fetzchen Muskelgewebe von nur ungef\u00e4hr 2.\u00f6nim L\u00e4nge auf 0.5\"\"\u201c Dicke nachzuweisen, welche ich mit der CooPER\u2019schen Scheere aus dem k\u00fcnstlichen L\u00e4ngsschnitte eines Muskels darstellte. Diese Fetzchen. welche oft nur aus 10 \u2014 15 Primitivmuskelb\u00fcndeln bestanden, gaben mir in ihren wirksamen Lagen 8\u201410\" Ausschlag, durch Umlegen 15 \u2014 18\u00b0. Sp\u00e4ter ist es mir gegl\u00fcckt, 8\u201410\u00b0 Ausschlag durch Umlegen von einem einzigen wirksam aufgelegten Primitivmuskelb\u00fcndel zu erhalten, welches ich mit einer scharfen Pinzette in","page":554},{"file":"p0555.txt","language":"de","ocr_de":"wirksamer und unwirksamer Gebilde im Muskel.\n555\netwa 4mm L\u00e4nge vorn k\u00fcnstlichen L\u00e4ngsschnitte losrifs und mit dem freien Ende abwechselnd gegen den einen und gegen den andern Bausch hielt, w\u00e4hrend ich cs dergestalt bog, dafs es in einem Theile seiner L\u00e4nge den anderen Bausch ber\u00fchrte.\nBei der mikroskopischen Untersuchung zeigten sich nat\u00fcrlich in vielen F\u00e4llen diese Muskelbruchst\u00fccke und -Primitivb\u00fcndel mit Gef\u00e4fs-bruchst\u00fccken, Bindegewebe und Primitivnervenfasern verunreinigt. Es kam aber auch vor, dafs ich, aller Nachforschung ungeachtet, nicht vermochte, eine Spur von Nervenr\u00f6hren zu entdecken.1 Dies scheint unmittelbar zu beweisen, dafs die Gegenwart von Primitivnervenfasern in dem gew\u00f6hnlichen Sinne des Wortes, zur Erzeugung des Stromes nicht nothwendig sei. Ich f\u00fcge hinzu, im gew\u00f6hnlichen Sinne des Wortes, weil das Dasein feinerer Formelemente des Nervensystemes \u00fcber die Primitivnervenfasern hinaus, wie man sie in den St\u00e4mmen antrilfl, bekanntlich vielfach behauptet wird, und ich f\u00fcr die Anwesenheit solcher in den bezeichneten F\u00e4llen allerdings nicht aufkommen mag. Noch bedenklicher m\u00f6chte es sein, trotz dem Anscheine, die v\u00f6llige Abwesenheit von Bindegewebefasern in einzelnen F\u00e4llen z.u behaupten. Leichter geht dies, wenigstens so lange sie mit Blut gef\u00fcllt sind, f\u00fcr die Bruchst\u00fccke von Gef\u00e4fsen an.\nDies ist also der Punkt, bis wo es uns mit der unmittelbaren Beobachtung vorzudringen verstauet ist, und es k\u00f6nnte demnach vor Allem der Beweis verlangt werden, dafs der Muskelstrom nicht von der Gegenwart eines jener fremden Gewebe abh\u00e4ngig sei. Dieser Beweis, wenn er \u00fcberhaupt noch nothwendig erscheint, liegt in Folgendem.\nDer Strom ist erstens stets, und zwar in derselben St\u00e4rke und Richtung vorhanden; er befolgt stets dasselbe Gesetz, welches Bezug hat auf die Form Verh\u00e4ltnisse der Muskelelemente, w\u00e4hrend auf der anderen Seite die Gegenwart des Nerven- und des Bindegewebes in den untersuchten Muskelbruchst\u00fccken einer Menge von Zuf\u00e4lligkeiten unterworfen ist, was sich nicht mit einander reimen l\u00e4fst.\nF\u00fcrs zweite m\u00fcfste man, um die Vorstellungsweise, der Strom gehe von den Primitivb\u00fcndeln aus, von der Hand zu weisen, doch im Besitze irgend einer andern annehmbaren Hypothese \u00fcber den Sitz seines Ursprunges sein. Gehen wir in dieser Hinsicht den vorhandenen M\u00f6glichkeiten nach, so erkennen wir ihrer drei, welche sich aber, bei n\u00e4herer Betrachtung, s\u00e4mmtlich als unhaltbar erweisen.\nMan k\u00f6nnte zun\u00e4chst fragen, da wir noch kein anderes Gewebe einzeln auf eine elektromotorische Th\u00e4tigkeit untersucht haben.\n> S. meinen \u00bbvorl\u00e4ufigen Abril\u2019s u. s. \\v.\u00ab A. a. 0. S, 5. ti. \u00a7. 16,","page":555},{"file":"p0556.txt","language":"de","ocr_de":"5S6\t<?. Abschn. Kap, III. \u00a7, 1. Von der Verthcilung\nob nicht eine solche z. B. hei den Nerven an und f\u00fcr sich vorhanden sei, welche wegen der im Muskel verzweigten Nerven hinreiche, auch den Muskelstrom zu erkl\u00e4ren. Zuv\u00f6rderst ist dagegen zu erinnern, dafs durch diese Annahme das Ungereimte nicht gemildert wird, welches in dem Herleiten einer best\u00e4ndigen Wirkung aus einer zuf\u00e4lligen oder unbest\u00e4ndigen Ursache liegt. Sodann wird sich zwar wirklich zeigen, dafs s\u00e4mmtliche Gewebe, freilich in sehr verschiedenem Mafse, mit elektromotorischer Th\u00e4tigkeit begabt sind, die auch bei den meisten mehr oder weniger treu das n\u00e4mliche Gesetz einh\u00e4lt, wie bei den Muskeln; allein gleichzeitig wird es an Gr\u00fcnden nicht fehlen, welche cs undenkbar machen, dafs der Muskelstrom herr\u00fchre von der eignen elektromotorischen Wirksamkeit eines nur in die Muskeln eineemiscli-ten Gewebes, vielmehr wird erhellen, dafs um so weniger auch dem Muskelgewebe selber eine solche Wirksamkeit abzusprechen sei. 1\nEs k\u00f6nnte ferner Einer Gefallen an der Meinung finden, eine ge-heimnifsreiche Wechselwirkung zwischen den Muskeln und den darin vorhandenen Nervenfasern \u2014 an das Bindegewebe wird in diesem Sinne nicht leicht gedacht werden \u2014 m\u00f6ge die Ursache des Stromes sein, und die Gegenwart von Nerven in dieser Hinsicht f\u00fcr das Erscheinen desselben eine unerl\u00e4fslichc Bedingung abgeben. Abgesehen von dem Abentheuerlichen dieser aus der Luft gegriffenen Hypothese, welche durch keine Analogie unterst\u00fctzt wird und der keine klare Vorstellung zu Grunde liegt, w\u00e4re noch der Umstand vorzuhalten, dafs, wie wir gesehen haben, die Entfernung der Centralgebilde des Nerven-systemes und aller Verzweigungen der Nerven, so weit sie sich ausf\u00fchren l\u00e4fst, ohne Einflufs auf den Strom bleibt, was schwer mit jener Ansicht zu vereinigen sein d\u00fcrfte (S. oben S. 120. 480).\nEndlich und drittens habe ich noch denjenigen Gen\u00fcge zu leisten, welche es vorziehen sollten, sich bei dem Gedanken zu beruhigen, dafs der Strom, statt von dem Muskelgewebe allein, von einer elektromotorischen Wechselwirkung seinen Ursprung nimmt, die bei der Ber\u00fchrung der ungleichartigen Gewebe im Innern des Muskels stattlinde, Ich habe zwar bereits oben S. 481 1F. einer in der Wissenschaft althergebrachten Meinung entgegen, zuerst theoretisch einsichtlich gemacht, sodann aber auch durch den Versuch dargethan, dafs, bei der Ber\u00fchrung von Muskel, Nerv, Sehne u. s. w. keine elektromotorische Wirkung stattfuide, welche zur Erkl\u00e4rung des Stromes verwandt werden k\u00f6nnte. Allein es m\u00f6chte der Einwand erhoben werden, dafs dies zwar f\u00fcr die, mit ihrer nat\u00fcrlichen, mit Bindegewebe bekleideten\n1 S. unten, Kap. VI, \u00a7. i. 1 ; \u2014 \u00a7. ui. 4,","page":556},{"file":"p0557.txt","language":"de","ocr_de":"wirksamer und unwirksamer Gebilde im Muskel\u25a0\n557\nund mit der allgemeinen thierischen Feuchtigkeit benetzten Oberfl\u00e4che einander ber\u00fchrenden Gewebe im Ganzen und Grofsen richtig sein k\u00f6nne, ohne deshalb f\u00fcr die Ber\u00fchrung z. B. des Primitivmuskclb\u00fcndels und der Primitivnervenfaser selbst gelten zu m\u00fcssen.\nVor Allem ist jedoch hier wieder an die Regelin\u00e4fsigkeit der Erscheinungsweise des Stromes, dein Zuf\u00e4lligen dieser vorausgesetzten Ursache gegen\u00fcber, zu erinnern. Sodann fahren die theoretischen Gr\u00fcnde, die gegen die elektromotorische Wirksamkeit der Ber\u00fchrung der verschiedenen Gewebe, wenn sie mit nat\u00fcrlichen Fl\u00e4chenbcgrenzun-gen einander treffen, f\u00fcr die k\u00fcnstlichen L\u00e4ngsschnitte zu gelten fort. Haben sich aber jene Voraussichten im Versuch f\u00fcr die nat\u00fcrlichen Begrenzungen best\u00e4tigt, so ist es mindestens sehr wahrscheinlich, dafs dies auch, wenn der Versuch statthaft w\u00e4re, f\u00fcr die k\u00fcnstlichen der Fall sein w\u00fcrde. Es l\u00e4fst sich der Versuch \u00fcbrigens wirklich f\u00fcr den k\u00fcnstlichen L\u00e4ngsschnitt des Muskels anstellen, und der Erfolg ist der n\u00e4mliche, als wenn der nat\u00fcrliche L\u00e4ngsschnitt angewendet w\u00e4re.\nUeberdies wird die Folge lehren, 1 dafs wenn man auf der einen Seite Muskelfleisch, auf der anderen den organisch damit verbundenen Nerven auflcgt, der Nerv positiv oder negativ erscheinen kann, je nach der Beschaffenheit der vom Bausch ber\u00fchrten Stelle des Muskels sowohl als derjenigen, an welcher sich der Nerv in den Muskel versenkt. Dies beweist, dafs die Ungleichartigkeit, welche den Strom hervorbringt, nicht zwischen Muskel und Nerv, sondern an dem Muskel selber zu suchen sei.\nAehnliche Folgerungen lassen sich, -wenn auch nicht f\u00fcr das Bindegewebe im Innern des Muskels unmittelbar, doch f\u00fcr das Sehnengewebe und f\u00fcr das den nat\u00fcrlichen L\u00e4ngsschnitt bekleidende Bindegewebe ziehen, woraus, wegen der innigen morphologischen und chemischen Verwandschaft aller drei, ein h\u00f6chst wahrscheinlicher Schlufs in Betreff des Verhaltens des ersteren beim Muskelstromc verstauet ist. Dafs das Sehnengewebc mit der Erzeugung desselben nichts zu schaffen hat, er-giebt sich daraus, dafs der k\u00fcnstliche Querschnitt das sehnige Ende des Muskels in seiner negativen Rolle vollst\u00e4ndig ersetzt und, wie f\u00fcr die Nerven, auch noch daraus, dafs die Sehne sich, je nachdem man k\u00fcnstlichen L\u00e4ngsschnitt oder k\u00fcnstlichen Querschnitt gegen sie auflegt, beziehlich negativ oder schwach positiv (S. oben S. 504) verh\u00e4lt. F\u00fcr das Bindegewebe des nat\u00fcrlichen L\u00e4ngsschnittes ist wiederum zu bemerken, dafs es, ohne Schaden f\u00fcr den Strom, entfernt werden kann, da ja auch ringsum von k\u00fcnstlichen Fl\u00e4chenbegrenzungen eingeschlossene\nS. unten, Kap. VI. \u00a7. ii. 4.","page":557},{"file":"p0558.txt","language":"de","ocr_de":"558\n3. Ahsclm. Kap. HI. \u00a7. I. Von der Vertheilung\nMuskelbruchst\u00fccke gesetzm\u00e4fsig elektromotorisch wirken. Dann aber l\u00e4fst sich auch folgendem)afsen zeigen, dafs in dem Falle des Stromes zwischen nat\u00fcrlichem L\u00e4ngsschnitte und k\u00fcnstlichem Querschnitte, der Strom nicht darauf beruhe, dafs das gesammte Muskelinnere sich negativ gegen das positive Bindegewebe des Muskelumfanges verhalte.\nZwischen dem Bausche, der sonst den Querschnitt ber\u00fchren w\u00fcrde, und diesem, schalte man einen der Quere nach gelagerten Muskel ein, so dafs er einerseits den Bausch, andererseits den k\u00fcnstlichen Querschnitt des ersten, wie gew\u00f6hnlich aufiiegenden Muskels, nur mit nat\u00fcrlichem L\u00e4ngsschnitte ber\u00fchrt (S. Fig. 50, Taf. V). Man hat alsdann die symmetrische, und daher unwirksame Anordnung: Bausch, Bindegewebe, Muskelinneres, Bindegewebe, Bausch; nichtsdestoweniger erscheint heim Schliefsen tier Strom ungeschw\u00e4cht, zum Zeichen, dafs der Sitz der Ungleichartigkeiten noch an einem anderen Orte zu suchen ist, als an der Grenze zwischen Muskelinnerem und Bindegewebe. So m\u00fcfstc auch die Anordnung unwirksam sein, wo man zwischen dem nat\u00fcrlichen L\u00e4ngsschnitte und dem entsprechenden Bausche einen Muskel der L\u00e4nge nach dergestalt einschaltet, dals er einerseits den Bausch, andererseits den nat\u00fcrlichen L\u00e4ngsschnitt, mit k\u00fcnstlichem Querschnitte ber\u00fchrt (S. Fig. 51, Taf. V); denn man hat die symmetrische Kette: Bausch, Muskelinneres, Bindegewebe, Muskelinneres, Bausch. Allein auch sie gieht den Strom in unverminderter Heftigkeit.\nEs bleibt nach alledem, wie man sieht, durchaus nichts anderes \u00fcbrig, als zu der Vorstellung zur\u00fcckzukehren, die sogleich als die nat\u00fcrlichste erschien, dafs es n\u00e4mlich das Primitiv muskelb\u00fcndel selber ist, in dem der Strom erzeugt wird. Und ich bevor-worte alsbald, dafs an die hier aufgef\u00fchrten Gr\u00fcnde f\u00fcr diese Ansicht sich in der Folge noch eine Menge anderer, von verschiedener Art zwar, jedoch nicht geringerem Gewichte, anschliefsen wird. Jetzt fragt cs sich aber, ob nicht vielleicht einfach die H\u00fclle des Primitivmuskelb\u00fcndels das positive, das Innere desselben hingegen das negative Glied der Muskelkette abgehe.\nDiese Frage ist, aus mehrfachen Gr\u00fcnden, entschieden zu verneinen. Im folgenden Paragraphen wird gezeigt werden, dafs, obschon eine solche Anordnung ungleichartiger Gebilde im Allgemeinen nach dem Gesetze des Muskelstromes wirksam sein k\u00f6nnte, dennoch gewisse feinere Z\u00fcge desselben, n\u00e4mlich die schwachen Str\u00f6me zwischen verschiedenen Punkten des L\u00e4ngs- und des Querschnittes, alsdann vermifst werden w\u00fcrden. Eine noch sp\u00e4tere Folge wird ohnedies lehren, dafs der Muskelstrom Eigenth\u00fcmlichkeiten besitzt, welche mit dieser Annahme in Betreff seines Ursprunges ganz unvertr\u00e4glich sind. Aber ab-","page":558},{"file":"p0559.txt","language":"de","ocr_de":"wirksamer und unwirksamer Gebilde im Muskel.\n559\ngesehen von dem Allen l\u00e4fst sich auch unmittelbar zeigen, dals die elektromotorische Th\u00e4tigkeit ihren Sitz nicht an der Grenze zwischen der H\u00fclle und dem Inhalte habe, und zwar auf dieselbe Weise, wie dies so eben f\u00fcr das Bindegewebe des nat\u00fcrlichen L\u00e4ngsschnittes geschah (Fig. 50, Taf. V). Der Versuch ist Fig. 52. Taf. IV. abgebildet. Die. beiden B\u00e4usche sind einander auf 1.5\u201d\u201d\u201c nahe gebracht, und mit Eiweifsh\u00e4utchen (e,e) bekleidet. Auf den einen kommt der L\u00e4nge nach ein Bruchst\u00fcck eines Muskels zu liegen, welches aus m\u00f6glichst wenig Primitivb\u00fcndeln besteht. Dann wird der Spalt zwischen den B\u00e4uschen mit einem eben solchen Bruchst\u00fcck \u00fcberbr\u00fcckt, dessen Querschnitt aber nicht den Bausch, sondern den L\u00e4ngsschnitt des erstereu Bruchst\u00fcckes ber\u00fchrt. Glimmerst\u00fccke (g, g,,\t) verhindern, wie die\nFigur zeigt, die verschiedenen Querschnitte an ungeh\u00f6riger Ber\u00fchrung der B\u00e4usche. Die Anordnung ist wirksam, was sie nicht sein d\u00fcrfte, wenn der Strom an der bezeichneten Stelle seinen Ursprung n\u00e4hme, da man alsdann die symmetrische Kette haben w\u00fcrde: Bausch, H\u00fclle, Inhalt, H\u00fclle, Bausch. Ich habe den Versuch zu oft wiederholt, und zwar stets mit gleichem Erfolg auch in F\u00e4llen, wo sp\u00e4ter das Mikroskop der ganzen Ausdehnung des aufgelegten Umfanges entlang die reinen Umrisse der H\u00fcllen der Primitivb\u00fcndel zeigte, als dafs ich dem Einwande Geh\u00f6r schenken k\u00f6nnte, dafs stets in diesen F\u00e4llen Bindegewebe als unwirksames Glied eingeschoben gewesen und die Kette dadurch asymmetrisch und wirksam gemacht worden sei.\nMit diesem Ergebnisse stimmt denn auch sichtlich die durch keine saure oder alkalische Reaction ausgezeichnete Beschaffenheit der Mus-kelb\u00fcndelh\u00fclle. Es scheint vielmehr klar, dafs wir es in derselben mit einem unwirksamen leitenden Ueberzuge zu thuu haben, der die lin-gleichartigkeiten, auf denen der Strom beruht, erst in sich einschliefst. Welcher Art diese Ungleichartigkeiten seien; wie \u00fcberhaupt, der Analogie zuwider, welche die Spannungsreihe der Metalle darbietet, eine Kette aus blos fl\u00fcssigen Leitern einen Strom entwickeln k\u00f6nne (Vergl. oben S. 92. 489), davon soll an einem sp\u00e4teren Orte die Rede sein: 1 hier handelt es sich vor der Hand allein darum, Sitz und Anordnung jener Ungleichartigkeiten festzustellen. Die L\u00f6sung dieser Aufgabe, so weit sie \u00fcberhaupt m\u00f6glich ist, f\u00e4llt dem folgenden Paragraphen anheim; wir beschliefsen den vorliegenden mit einer Bemerkung, die bestimmt ist, einem Mifsverst\u00e4ndnisse vorzubeugen, wodurch das Vertrauen leicht gef\u00e4hrdet werden k\u00f6nnte, welches die jiingstgewonneneu Ergebnisse in Anspruch nehmen.\nS. uuteu, Kap. VIII. \u00a7. v. 1. und 4. Ahsclin.","page":559},{"file":"p0560.txt","language":"de","ocr_de":"560\t3. Absclm. Kap. III. \u00a7. I. Vertkeilung wirksamer Gebilde\nEs wird n\u00e4mlich in der Folge sich als wahrscheinlich heraus-stellcn, dafs, so wenig als inan am k\u00fcnstlichen L\u00e4ngsschnitte jemals das positive Glied der Muskelkette zu ber\u00fchren vermag, das negative Glied jemals am Querschnitte unbedeckt erscheint, indem entweder im unversehrten Muskel eine solche Anordnung der ungleichartigen Gebilde stattlindet, dals ein jeder k\u00fcnstliche Querschnitt von vorn herein mit einer Schicht unwirksamen Leiters bekleidet erscheint, oder eine derartige Schicht sofort hei Herstellung des Querschnittes durch die mechanische Mifshandlung, die Ber\u00fchrung mit der atmosph\u00e4rischen Luft oder gar den B\u00e4uschen erzeugt wird. 1 Man k\u00f6nnte nun daraus entnehmen wollen, dafs der Schlufs, der auf die Versuche Fig. 50 \u2014 52 Iaf. IV. V. gegr\u00fcndet wurde, ein Zirkelschlufs gewesen sei. In der That beweisen diese Versuche an und f\u00fcr sich nichts weiter, als dafs entweder am L\u00e4ngsschnitte oder am Querschnitte oder an beiden zugleich eine Schicht unwirksamen Leiters vorhanden sein m\u00fcsse. Da nun, aller Wahrscheinlichkeit nach, der k\u00fcnstliche Querschnitt sich entweder alsbald mit einer solchen Schicht \u00fcberzieht, oder von vorn herein bereits damit \u00fcberzogen ist, so scheint cs, als verl\u00f6ren jene Versuche ihre Beweiskraft f\u00fcr die Gegenwart einer \u00e4hnlichen Schicht am L\u00e4ngsschnitte, die dann n\u00e4mlich nicht mehr nothwendig sein w\u00fcrde, um die Wirksamkeit der Anordnung zu rechtfertigen. Allein es ist erstens zu erinnern, dafs das vorausgesetzte Unwirksamwerden des k\u00fcnstlichen Querschnittes durch \u00e4ufsere Einfl\u00fcsse sich allein auf die Vorstellungsweise beziehen kann, wonach eine \u00e4ufserst zarte und leicht zerst\u00f6rbare Verkeilung ungleichartiger Gebilde im Innern des Muskels die Ursache des Muskelstromes enth\u00e4lt, wo dann durch jedes sch\u00e4dliche Zutreffen, welches Absterben des Gewebes mit sich bringen mag, beide, das positive sowohl als das negative Glied, gleichzeitig in ihrer elektromotorischen Wechselwirkung beeintr\u00e4chtigt werden. Von einer solchen Zerst\u00f6rung kann aber nicht mehr die Rede sein, und die obigen Schl\u00fcsse bleiben daher in Kraft, sobald man die Voraussetzung machen will, dafs der gesammte Inhalt der B\u00fcndel sich als negatives Glied der gesammten H\u00fclle entjreeenstellt. Wird aber f\u00fcrs zweite der k\u00fcnstliche Querschnitt von vorn herein als mit einer unwirksamen leitenden Schicht bekleidet angesehen, so bedingt diese Annahme allein schon die Voraussetzung-der unwirksamen Beschaffenheit der Muskelb\u00fcndelh\u00fclle, wenigstens sobald man sich nicht, ohne allen Vortheil, in eine Reihe der unwahrscheinlichsten und unerwiesenslen Hypothesen begehen will.\n1 S. unten, \u00a7. ii. 7; \u2014 \u00a7. in. 4 (ii); \u2014 Kap. V.","page":560},{"file":"p0561.txt","language":"de","ocr_de":"im Muskel. \u2014 \u00a7\u25a0!!\u2022 Vertheilung ungleichartiger in demselben. 561\n\u00a7\u2022 H.\nVon der Anordnung der ungleichartigen Bestandteile in dem Primitivmuskelb\u00fcndel.\n1. Vorl\u00e4ufige Betrachtungen \u00fcber die Fortpflanzung des Stromes in nicht prismatischen Leitern.\nWir sind also jetzt so weit gekommen, zu wissen, dafs der Strom von dem Innern des Primitivb\u00fcndels ausgelit, \u00fcber welches die H\u00fclle einen unwirksamen leitenden Ueberzug vorstellt, und die zun\u00e4chst liegende Aufgabe ist, die Vertheilung der ungleichartigen Gebilde in diesem Innern zu ermitteln, wodurch eine Anordnung der Str\u00f6me, wie wir sie wahrgenommen haben, bedingt sein mufs oder kann. Allerdings l\u00e4fst sich gegen dieses Vorhaben einwenden, dafs wir, durch die Versuche, diese Anordnung am Primitivb\u00fcndel selbst nicht mehr mit aller Genauigkeit haben erfahren k\u00f6nnen; indessen sieht man nicht ein, inwiefern durch die Verminderung des Durchmessers des Cylinders, welchen der Muskel vorstellt, das Gesetz der Str\u00f6me am blofsen L\u00e4ngsoder Querschnitte, welche wir allein nicht mehr unmittelbar zu untersuchen vermochten, beeintr\u00e4chtigt sein sollte.\nEs handelt sich also darum, eine Anordnung ungleichartiger Gebilde zu ersinnen, deren elektromotorische Wirkungen nicht nur denen durch das oben aufgestellte Gesetz bezeiclineten m\u00f6glichst genau entsprechen, sondern welche, wohlbemerkt, auch die Bedingung erf\u00fcllt, dafs sie, querdurchschnitten, auf den dadurch zu Tage gef\u00f6rderten neuen Fl\u00e4chenbegrenzungen stets wieder dieselben Eigenschaften entfalte.\nAuf den ersten Blick scheint folgende Vorrichtung diese Bedin-gungen zu erf\u00fcllen. Man denke sich einen durch und durch kupfernen , am Mantel verzinkten, an den Grundfl\u00e4chen roth gebliebenen Cylinder. Legt man einen aus einem feuchten Leiter bestehenden Bogen mit einem seiner Enden an den Mantel, mit dem anderen an eine der Grundfl\u00e4chen dieses Cylinders an, so wird man stets in dem Bogen einen Strom haben in der Richtung von dem Punkte des Mantels zum Punkte der Grundfl\u00e4che. Schneidet man den Cylinder senkrecht auf seine Axe durch, so bleibt das Gesetz der Str\u00f6me an jedem Bruchst\u00fccke desselben unver\u00e4ndert, da jede der neuen Grundfl\u00e4chen sich wieder negativ gegen den positiven Mantel verh\u00e4lt.\nSo weit leistet also die Anordnung, was sie soll. Indessen so leichten Kaufes kommen wir hier nicht davon. In der That, legen wir jetzt beide Enden des Bogens an zwei beliebige Punkte des Mantels\n36","page":561},{"file":"p0562.txt","language":"de","ocr_de":"562\n3. Abschn. Kap. Ul. \u00a7. 11. 1. Fon der Fortpflanzung\nallein, oder der Grundfl\u00e4che allein an, so wird niemals ein Strom entstehen. So verhielt sich die Sache nicht am Muskel. Hier gaben sowohl zwei Punkte des L\u00e4ngsschnittes, als auch des Querschnittes allein, stets einen schwachen Strom, in der allgemeinen Richtung von dem dem mittleren Querschnitte n\u00e4her gelegenen Punkte zu dem davon entfernter, den Mittelpunkten der Endquerschnitte n\u00e4her gelegenen Punkte. Diese Str\u00f6me fehlen an unserem Schema, und es kommt darauf an, dasselbe mit dem Umstande zu bereichern, auf welchem ihre Erscheinung an dem nat\u00fcrlichen Elektromotor beruhen mag.\nEs ist im vorigen Paragraphen bereits angedeutet worden, dafs dieser Umstand die Gegenwart einer unwirksamen leitenden H\u00fclle rings um die ungleichartigen Gebilde ist. Diesen Satz haben wir jetzt zu untersuchen und zu beweisen. Man denke sich jenen Cylinder versenkt in eine gleichfalls cylindrische Masse eines feuchten Leiters, welche auf allen seinen Punkten eine Schicht von gleicher H\u00f6he bildet. Sogleich wird diese Schicht, in ihrer ganzen Ausdehnung, von einem Str\u00f6mungsvorgange in der Richtung vom Zink nach dem Kupfer hin eingenommen werden, dessen Eigenth\u00fcmlichkeiten wir zun\u00e4chst bestimmen wollen. Um uns dies Gesch\u00e4ft zu erleichtern, verlassen wir das allzuverwickelte Bild des Cylinders, und halten uns an die Betrachtung eines einfacheren Schema\u2019s, von dem wir mit gen\u00fcgender Sicherheit auf jenen werden zur\u00fcckschliefsen k\u00f6nnen, und das wir auf folgende. Weise gewinnen.\nMan denke sich eine, mit einem feuchten Leiter erf\u00fcllte Rinne von rectangul\u00e4rem Querschnitte ausgegraben in Gestalt eines dem Cylinder-durchschnitte entsprechenden Vierecks, und die inneren W\u00e4nde dieser Rinne an den langen Seiten mit Zink, an den k\u00fcrzeren mit Kupfer bekleidet; die ungleichartigen Metalle aber an den vier Ecken mit einander in Verbindung: so findet in derselben ein Str\u00f6mungsvorgang statt, dessen Betrachtung dieselbe wesentliche Schwierigkeit darbietet, als diejenige des Vorganges am Cylinder.\nMan sieht bald, indem man sich denselben klar zu machen sucht, wie diese Schwierigkeit in dem Imstande liegt, dal's die L\u00e4nge der Fl\u00fcssigkeitsstrecke zwischen entsprechend gew\u00e4hlten Punkten der ungleichartigen Metalle nicht stets eine und dieselbe ist, wie sonst in den gew\u00f6hnlichen galvanischen Vorrichtungen, sondern dafs sie von Null bis zu einer bestimmten Grenze hin w\u00e4chst, wodurch zugleich eine verschiedene St\u00e4rke der Str\u00f6mung auf den verschiedenen Punkten des feuchten Leiters bedingt ist; ferner darin, dafs der Elektricil\u00e4t nur ein unendlich schmaler geradlinigtcr Weg, aufserdem aber, in der Fl\u00fcssigkeit, unendlich viele krummlinigte Bahnen er\u00f6ffnet sind, die sie, ver-","page":562},{"file":"p0563.txt","language":"de","ocr_de":"des Stromes in nicht prismatischen Leitern.\n563\nm\u00f6ge sogleich in Erinnerung zu bringender Gesetze, gleichfalls auszuf\u00fcllen nicht verabs\u00e4umen darf. Dafs, zu beiden Seiten des Zinks, negatives Metall, oder zu beiden Seiten des Kupfers, positives befindlich ist; dafs die Metalle in der Fl\u00fcssigkeit unter einem ausspringenden rechten Winkel aneinauderstofsen, dies sind minder bedeutende Nebenverh\u00e4ltnisse, von denen wir, um uns mit jenem Hauptpunkte ungehindert befreunden zu k\u00f6nnen, uns f\u00fcr jetzt denn auch gleichfalls noch lossagen wollen. Wir halten daher die eine kurze und die eine lange Seite unserer Rinne vor der Hand geschlossen, denken uns die beiden anderen geradlinig ausgestreckt, und unsere Aufgabe beschr\u00e4nkt sich somit zun\u00e4chst auf die Ermittelung, wie der Str\u00f6mungsvorgang in einer Schicht feuchten Leiters beschaffen sein werde, welche zwei in einer Flucht ausgebreitete ungleichartige, in gerader Linie aneinanderstofsende Metalle bedeckt (Fig. 53, Taf. V, im Durchschnitt).\nDie Erforschung der Elektricit\u00e4tsbcwegung in so gestalteten Leitern, dafs sie derselben nach mehreren Ausdehnungen hin Raum geben, hat bekanntlich mit nicht geringen Schwierigkeiten zu k\u00e4mpfen. Folgendes ist eine gedr\u00e4ngte Uebersicht der Leistungen, die wir in diesem Gebiete vorfinden, um darauf fufsend uns der L\u00f6sung jener Aufgabe zu n\u00e4hern.\nDer Erste, der sich, lange Zeit vor der Omu\u2019schen Gesetzgebung, mit der Betrachtung von F\u00e4llen der Art befafste, war meines Wissens Cavendish in jener so reichhaltigen Arbeit \u00fcber die Nachahmung der Wirkungen des Zitterrochens mit H\u00fclfe der gemeinen Elektricit\u00e4t. 1 Wie eng die Erforschung des Schlages der Zitterfische mit der Kenntnifs des A erhaltens des elektrischen Stromes unter diesen Umst\u00e4nden verkn\u00fcpft sei, wird sp\u00e4ter einleuchten, wo wir selbst uns dadurch werden darauf zur\u00fcckf\u00fchren lassen. Bis dahin war ziemlich allgemein die Meinung gewesen, und es ist bemerkenswerth, dafs man sie nicht selten noch Niel sp\u00e4ter ausgesprochen findet, die Elektricit\u00e4t folge allein dem Wege des besten Leiters, und lasse alle \u00fcbrigen v\u00f6llig unber\u00fchrt: ein Irrthum, zu dem die falsche Deutung der Wahrnehmung verleitet hatte, dafs z. B. der menschliche K\u00f6rper, als Ncbenschliefsung zu einem metallischen Leiter angebracht, welcher eine Ki.Eisx\u2019sche Flasche entladet, keine Ersch\u00fctterung erf\u00e4hrt. Cavendish stellte nun die Lehre auf, dafs die Elektricit\u00e4t gleichm\u00e4fsig alle Bahnen einschlage, die ihr dargeboten werden; dafs aber durch die besser leitenden Bahnen eine gr\u00f6fsere, durch die\n!'\u2022\n1 Philosophical Transactions 196. *\ns !j. innen, Kap. X \u00a7, ii.\nihe year 1770, vol, I,XVI, Pari I\n36 \"","page":563},{"file":"p0564.txt","language":"de","ocr_de":"564\n3. Absclin. Kap. III. \u00a7. IL 1. Von der Fortpflanzung\nschlechter leitenden eine geringere Menge derselben ahfliefse ; und er erkl\u00e4rte jenen Versuch durch den im Vergleich zu dem der Metalle, wie er zeigte, ganz unermefslich zu nennenden Widerstand der feuchten Leiter. Diese Grunds\u00e4tze gelten begreiflich, gleichviel ob es sich um Verzweigungen der Strombahn handelt, welche ihrer ganzen Ausdehnung nach von einander getrennt sind, oder oh dieselben gleichsam mit einander verwachsen sind, wie in dem Falle, wo der Strom aus beschr\u00e4nkten Elektrodenfl\u00e4chen sich in eine nach allen Seiten weit ausgedehnte Masse eines feuchten Leiters ergiefst. Es wird also der Strom ebensowohl dem \u00e4ufseren Umfange des Elektrolyten von einer Elektrode zur anderen hin folgen, wie unregelm\u00e4fsig gestaltet derselbe auch sein m\u00f6ge, als er sich andererseits des k\u00fcrzesten Weges bedient, der sich m\u00f6glicherweise geradlinig zwischen den Elektroden vorfindet; nur dafs hier die Stromst\u00e4rke in dem Verh\u00e4ltnisse bedeutender ausfallen wird wie dort, als der Widerstand dieser k\u00fcrzeren demjenigen jener l\u00e4ngeren Strecke nachstehen mag.\nMan wird es unstreitig f\u00fcr mafsgebend, sei\u2019s f\u00fcr die Schwierigkeit des Gegenstandes, sei\u2019s f\u00fcr Cavendish\u2019s Scharfsinn, halten, wenn ich sogleich bevorworte, dafs, von hier ab bis zu Kirchhoff\u2019s Arbeit in der neuesten Zeit, volle siebenzig Jahre hindurch, dieser Angelegenheit theoretisch im Grunde kaum ein weiterer Fortschritt gegl\u00fcckt ist. Alles Nachfolgende ist nur als immerhin sch\u00e4tzbare Best\u00e4tigung und Befestigung der ausgesprochenen Grundbestimmungen anzusehen.\nCavendish\u2019s Erfahrungen und theoretische Betrachtungen dehnte zun\u00e4chst Volta, abermals auf Anlafs der Zitterfische, auf den Strom der S\u00e4ule aus. 1 S. dar\u00fcber auch Zamboni , bei Gelegenheit seiner zweigliederigen S\u00e4ule. 2\nMit der Vertlieilung des Stromes in einem rhombischen St\u00fccke Stanniol, in welches er durch zwei gegen einander \u00fcber liegende Ecken ein- und wiederum auslritt, haben sich, in der ersten Zeit nach der Oersted Eschen Entdeckung, nacheinander Berzelius und Amp\u00e8re besch\u00e4ftigt. 3 Dieser bildet in dem Rhombus ein System von Str\u00f6mlings-curven ab, welche von dem Punkte des Eintrittes zu dem des Austrittes zwischen der beide verbindenden Diagonale und den Seiten des Rhombus siel) dergestalt erstrecken, dafs sie einerseits in die erstere, andererseits\n1\tL\u2019Idenlit\u00e0 del Fluido elettrico cot eosl detto Fhiido galvanico vittoriosamenle dimostrata. Memoria oomunicata al S. P. Configliachi. Pavia 1814. 4\u00b0. p. 75. '\n2\tGilbert\u2019s Annalen der Physik. 1819. Bd. L1X. S. 170. *\n3\tAnnales de Chimie et de Physique. F\u00e9vrier 1821. t. XVI. p. 113. 119;* \u2014 auch in Recueil d\u2019Observations c'lectro-dvuamiques etc. par M Amp\u00e8re Paris 1822. p. 93, 99, *","page":564},{"file":"p0565.txt","language":"de","ocr_de":"fies Stromes in nicht prismatischen Leitern,\n365\nin die aus den letzteren zusammengesetzte gebrochene Linie als Grenzen \u00fcbergehen; eine Eigenschaft, welche sichtlich Hyperbeln zukommen w\u00fcrde. In dieselbe Zeit ungef\u00e4hr fallen einige Bemerkungen Pouili.et\u2019s und Biot\u2019s \u00fcber diesen Gegenstand, welche von keinem grofsen Belange sind. S. dieselben in Fechsers Uebersetzung des BioFschen * Lehrbuches u. s. w. \u00ab Bd. IV. S, 200.6\nDie jetzt am meisten gebr\u00e4uchliche Art, die Stromverbreitung in einem Leiter zu erforschen, besteht darin, dafs man an zwei Punkte desselben die beiden Enden eines unwirksamen leitenden Bogens anlegt, in welchen der Multiplicator als strompr\u00fcfende Vorrichtung eingeschaltet ist und alsdann von einem durch Nebcnschliefsuug gewonnenen Strome durchkreist wird. Die Erfindung dieses Verfahrens, welches, wie sich bald zeigen wird, fiir uns von der gr\u00f6bsten Wichtigkeit ist, legt NoBir.i ausdr\u00fccklich de la Rive bei, zu dessen Gunsten er selbst sich der Vorhand begiebt. ' Indessen geb\u00fchrt dieses Verdienst augenscheinlich F\u00f6rstemann, der bereits 1824, ein Jahr vor dem Genfer Physiker, Versuche der Art beschrieb. 2 Nach F\u00f6rstemann kommen ziemlich gleichzeitig Pohl 3 und de la Rive, 4 etwas sp\u00e4ter sodann Pfaff. 5 Pohl suchte, was nat\u00fcrlich gar keinen Sinn hat, eine Ucbcreinstimmung zwischen den von ihm in den Elektrolyten verzeichneten Str\u00f6mungs-curven, lind den magnetischen Curven, wie sie sich in Eisenfeile darstellen. Pfaff f\u00fcgte zu den Ergebnissen dieser verschiedenen Beobachtungen, welche ganz mit den von Cavendish aufgestellten Grunds\u00e4tzen zusammenfallen, noch die Bestimmung hinzu, dafs die Verbreitung des Stromes um so bedeutender sei, je schlechter die Fl\u00fcssigkeit leite. Dasselbe hatte schon Volta an der oben angef\u00fchrten Stelle S. 85 bemerk-lich gemacht, indem er berichtet, dafs die Ableitungsvcrsuche, bei denen er sich des menschlichen K\u00f6rpers als strompr\u00fcfender Nebenschliefsung bediente, mit besser leitenden Fl\u00fcssigkeiten weit mangelhafter von Statten gingen als mit reinem Wasser. Allein es ist dagegen einzuwenden, dafs, da der Strom sich zwischen zweien Nebenleitungen im umgekehrten Verh\u00e4ltnisse ihrer Widerst\u00e4nde vertheilt, die St\u00e4rke des abgeleiteten\n' Memorie ed Osservazioni \u00e9dit\u00e9 ed inedite. Firenze 1834. vol. I. p. 7, Nota 1. *\n* Kastser\u2019s Archiv fiir die gesammte Naturlehre. 1824. Bd. I. S. 30. *\n3\tEbendas. 1824. Bd. II. S. 180;' \u2014 Pohl, der Procefs der galvanischen Kette. Leipzig 1826. S. 5 ff. '\n4\tAnnales de Chimie et de Physique. F\u00e9vrier 1825. t. XXVIII. p. 203.' (20 Janvier 1825.)\n5\tGehler\u2019s physikalisches W\u00f6rterbuch u. s. w. Bd. IV. 1828. Abtli. II. Artikel \u00bbGalvanismus\u00ab S. 963. * \u2014 Eine Zusammenstellung der Erfahrungen F\u00f6rstemann\u2019s. Pohl\u2019s und Pfaff\u2019s s. in Fechner\u2019s Lehrbuch u. s. w. 1829. S. 186/","page":565},{"file":"p0566.txt","language":"de","ocr_de":"3. Abschn. Kap, III, \u00a7. IL /, Von der Fortpflanzung\n566\nrStromarmoi unm\u00f6glich als Mals der Verbreitung angesehen werden kann, wenn nicht der Widerstand der Nebenschliefsung zugleich mit dem der Hauptleitung in dem n\u00e4mlichen Verh\u00e4ltnisse ver\u00e4ndert wird. Durch dieselbe Betrachtung rnufs bis auf Weiteres auch Pfaff\u2019s am Multiplicator gewonnene Erfahrung als entkr\u00e4ftet angesehen werden: bis n\u00e4mlich entweder die Theorie das von ihm angegebene Verhalten als noth wendig anerkennt, oder bis der Versuch, von dem ausgesprochenen Makel frei, mit demselben Erfolge wiederholt worden ist.\nDie sogenannten farbigen Ringe Nobiu\u2019s (apparenze eleltro-cbimice, apparences electro-chimiques) bestehen, wie Jedermann veils, darin, dafs in gewissen Elektrolyten sich auf die Elektroden \u00e4ufserst d\u00fcnne durchsichtige Schichten mannigfacher ZcrsctzungsstoiTe ablagern, durch deren wechselnde Dicke, bei wechselndem Abstande von einem gewis-sen Wirklings\u00bb)ittelpunkte, die Erscheinung gl\u00e4nzend gef\u00e4rbter Kreise zum Vorschein kommt. Es ist leicht zu begreifen, wie bei bekannter Abh\u00e4ngigkeit der F\u00e4rbung und der Dicke der Schichten untereinander und bei vorausgesetzter Proportionalit\u00e4t jener Dicke und der Slromes-dichtigkcit, die an einer bestimmten Stelle entstehende F\u00e4rbung als relatives Mafs dieser letzteren angesehen werden k\u00f6nne, und wie somit aus dieser Wirkungsweise des Stromes ein Mittel zur Erforschung sei-ner Zerstreuung unter mancherlei sonst vielleicht nicht zug\u00e4nglichen\nO\tO 0\nUmst\u00e4nden zu entnehmen sei. Der elektrische Strom vermag dergestalt gleichsam selber in hoher Farbenpracht Curven gleicher Dichtigkeit zu verzeichnen. Nobili hat diesen Weg empfohlen; 1 von Pouillet war derselbe \u00fcbrigens schon viel fr\u00fcher, hei der oben erw\u00e4hnten Gelegenheit, jedoch begreiflich in weit unvollkommenerer Weise eingeschlagen worden, als dies nach Nomu\u2019s Untersuchung der farbigen Ringe m\u00f6glich wurde; neuerdings hat ihn, wie wir sehen werden, jedoch nicht mit hinl\u00e4nglichem Bedacht, der j\u00fcngere Becquerel betreten.\nDies ist, was vor der Entdeckung des OiiM\u2019schen Gesetzes, oder wenn sp\u00e4ter, doch wenigstens nicht vom Standpunkte desselben aus in diesem Gebiete verhandelt worden ist. Es w\u00e4re vielleicht nur hinzuzuf\u00fcgen, dais Faraday, wiederum, wie Cavendish und Volta, bei Gelegenheit eines Zitterfisches, die nicht weiter mit Gr\u00fcnden belegte Vcr-muthung geiiufsert hat, dafs die Str\u00f6mungscurvcn, welche nach ihm, \u00e4ufserlich den magnetischen Eisenfeileurven vergleichbar, den unter Wasser befindlichen Gymnotus im Augenblicke des Schlages umgeben, mit den Curven seiner statisch-elektrischen Induction einerlei sein m\u00f6ch-\n* Memoric ed Osservazioni cc. p. 56* (24 Dicembre 1833); \u2014 Biblioth\u00e8que universelle etc, Ancienne S\u00e9rie. Sciences et Aids. 1835, t. I.IX. p. 263. 416. *","page":566},{"file":"p0567.txt","language":"de","ocr_de":"des Stromes in nicht prismatischen Leitern,\n567\nten; 1 * * * 5 und ferner k\u00f6nnte einiger Klassen elektrischer Erscheinungen gedacht werden, in deren Wesen es liegt, dafs eine Zerstreuung des Stromes dabei stattlinden mufs, so dafs die n\u00e4here Erkenntnis derselben auf's engste mit dem Fortgange dieser Lehre verkn\u00fcpft scheint: erstens n\u00e4mlich des Falles der Stroinvertheiluug \u00fcber einen vergleichweise unendlich grofsen Querschnitt, in den Versuchen von Basse, Paul Erman und Aldim, 3 welche, wie auch die \u00e4ltesten Erfahrungen Deluc\u2019s (1749) \u00fcber eben diesen Punkt mit Reibungselektricit\u00e4t, den Keim zu der jetzt durch ihre technische Anwendung so wichtig gewordenen Bestimmung des Widerstandes des Erdbodens durch Steinheil, Jakobi u. A. enthalten; f\u00fcrs zweite der thermoelektrischen Versuche an gleichartigen Metallmassen, Kegeln, W\u00fcrfeln u. d. m. von Sturgeon; 3 endlich drittens der Str\u00f6mungen in den unter Magneten kreisenden ARAGo\u2019schen Scheiben, nebst den zahlreichen \u00fcbrigen Zusammenstellungen der Art, welche in Folge der Entdeckung der Induction ans Licht getreten sind. Indessen ist deutlich, dafs alle diese Anordnungen zu verwickelt sind, als dafs ihre Betrachtung in dem hier gew\u00fcnschten Sinne bereits h\u00e4tte f\u00f6rderlich ausfallen k\u00f6nnen.\nWenden wir uns jetzt zu den n\u00e4heren Bestimmungen, welche, durch das Qioi\u2019sche Gesetz, den oben ausgesprochenen, von Cavendish herr\u00fchrenden Crundprincipien zu Theil geworden sein m\u00f6gen. Es ist erstens einsichtlich, dafs nun mit Sicherheit das Verh\u00e4ltnifs vorliegt, in welchem sich die Elektricit\u00e4t zwischen den mannigfaltigen ihr dargebotenen Wegen vertheilt. Dies Verh\u00e4ltnifs erweist sich n\u00e4mlich genau als das umgekehrte der Leitungswiderst\u00e4nde der Wege. Wenn dieselben eindeutig vorliegen, wie in dem Falle v\u00f6llig von einander getrennter prismatischer Nebenzweige, so wird also die Vertheilung des Stromes nunmehr leicht verfolgt werden k\u00f6nnen, denn f\u00fcrs zweite ist durch jenes Gesetz dieser Widerstand als der L\u00e4nge der Wege gerade, dein Querschnitte und dem eigenthiimlichen Leitungsverm\u00f6gen derselben jedoch umgekehrt proportional erkannt. Etwas Anderes ist es unter den Umst\u00e4nden, wie wir sie hier eigentlich im Auge haben, wo n\u00e4mlich der Elektricit\u00e4t die Wege nicht durch isolirende Schranken vorgeschrieben, sondern ihr selbst zu w\u00e4hlen in einer ausgedehnten, unbegrenzt oder beliebig begrenzt zu denkenden Masse eines Leiters \u00fcberlassen sind.\n1 Experimental Researches in Electricity. (Collected from the Philosophical\nTransactions) vol. II. London 1814. Series XV. November 1838. p. 12. No. 1784.*\n9 Gilbert\u2019s Annalen der Physik. 1803. Bd. XIV. S. 26. 385. * \u2014 Aldini,\nEssai th\u00e9orique et exp\u00e9rimental sur le Galvanisme. Paris 1804. 4\u00b0. 2. Partie, p. 205. *\n5 Philosophical Magazine etc. July 1831. vol. X. p. L*","page":567},{"file":"p0568.txt","language":"de","ocr_de":"56S\n3. Absolut, Kap. 111. \u00a7. 11. 1. Voll der Fortpflanzung\nAlsdann wird es sich zun\u00e4chst darum handeln, diese Wege zu erkennen und ihren Widerstand zu bestimmen.\nEs giebt einige wenige F\u00e4lle, wo dies mit H\u00fclfe der blofsen Anschauung ausgef\u00fchrt werden kann, Ein solcher ist von Poggendorff theoretisch behandelt worden. 1 Er hat den Widerstand bestimmt, den der Fl\u00fcssigkeitsring in einer cylindrisclien Elektromotorzelle dem Strome entgegensetzt. Es f\u00e4llt in die Augen, dafs bei eoncentrisch in einander befindlichen Erregerplatteil der Strom sich radial von der einen zur anderen fortpllanzen werde. Die ganze L\u00e4nge, die er zu \u00fcberschreiten hat, ist daher gleich dem Unterschiede der Halbmesser der Cylinder; der Querschnitt der Strombahn hingegen ist f\u00fcr jeden Punkt derselben ein anderer, n\u00e4mlich gleich dem Producte aus der H\u00f6he der Cylinder in ihren Umfang an der gerade betrachteten Stelle. Alan hat daher \u00fcber den Quotienten aus diesem Producte in das Differential des Halbmessers zwischen den durch die Halbmesser beider Cylinder bestimmten Grenzen zu integriren, so kennt man den Widerstand des cylindrischen Fl\u00fcssigkeitsringes. Es ist klar, dafs dasselbe Verfahren f\u00fcr ein blofses St\u00fcck dieses Ringes, welches durch radiale Fl\u00e4chen begrenzt w\u00e4re, passend sein w\u00fcrde; ebenso fiir eine Hohlkugel, zwischen deren innerer Wand und einer centrisch darin steckenden kugelf\u00f6rmigen Elektrode ein Str\u00f6mungsvorgang stattf\u00e4nde, sodann f\u00fcr kegel- oder pyramidenf\u00f6rmige Bruchst\u00fccke dieser letzteren Anordnung, welche, radial abgespalten, durch Kugelschalen als Grundfl\u00e4chen begrenzt w\u00e4ren.\nAllein schon fiir den Fall der Ausbreitung des elektrischen Stromes aus einer Spitze gegen\u00fcber einer Platte reicht die Anschauung nicht aus, den Gang des Stromes zu bestimmen, oder vielmehr, sie lehrt, dafs sich derselbe nicht mehr geradlinig verbreiten k\u00f6nne, und dafs daher zur Rechnung gegriffen werden m\u00fcsse, um die Wege desselben ausfindig zu machen. Edmond Becquerel hat sich durch die scheinbare Einfachheit dieser Anordnung zu der Vorstellung verleiten lassen, dafs die Ausbreitung dabei geradlinig stallfinde, und danach die Dicke der Schicht eines auf der Platte niedergeschlagenen Zersetzungsstofles, welcher in den NoBin\u2019schcn Ringen spielt, unter der Voraussetzung berechnet, dafs dieselbe an jeder Stelle der St\u00e4rke des Stromes gerade, diese aber dem Abstande der Spitze von der betrachteten Stelle der Platte umgekehrt proportional sei. 1st die Spitze der Platte sehr nah, so kann man ihre Entfernung von derselben gegen den Halbmesser der Ringe vernachl\u00e4ssigen, und die aus optischen Versuchen bestimmte rela-\n1 Poggendorff\u2019s Annalen u. s. w. 1842. Ed. LY. S. 47. Anm.; \u2014 vergl. D v-MEI.L ebendas. 1843. Eil. LX. S.387,* mit Bemerkungen des Herausgebers.","page":568},{"file":"p0569.txt","language":"de","ocr_de":"des Stromes in nicht prismatischen Leitern.\n56!)\ntive Dicke der Schicht an gewissen Punkten der Platte mit dem Abstande dieser Punkte von der Projection der Spitze auf die Platte mul-tiplicirt, rnufs also ein constantes Product gehen, wenn jene Voraussetzungen richtig sind. 1 Dies ist nun, in Becquerels Versuchen, merkw\u00fcrdigerweise in der That der Fall gewesen; nichtsdestoweniger werden wir bald sehen, dafs die drei Ilauptbedingungen, welche er seiner Rechnung zu Grunde legt, n\u00e4mlich geradlinigte Bewegung des Stromes, Proportionalit\u00e4t der Stromst\u00e4rke und Dicke der Schicht, und umgekehrtes Verh\u00e4ltnifs der Stromst\u00e4rke und des Abstandes von der Spitze, s\u00e4mmtlich unhaltbar sind.\nDas Verdienst, die Lehre von der Fortpflanzung der elektrischen Str\u00f6me dadurch in einen neuen Abschnitt ihrer Geschichte gehoben zu haben, dafs er die Mittel ans Licht zog, den Gang des Stromes in nicht prismatischen Leitern durch die Rechnung zu erforschen, erwarb sich Kirchhofe in K\u00f6nigsberg. 2 3 Er besch\u00e4ftigte sich mit dem Durchg\u00e4nge des Stromes durch eine Ebene, in die er durch einen oder mehrere Punkte ein tritt, und die er ebenso wieder verl\u00e4fst. W. S ma \u00e4sen in Utrecht folgte ihm auf dieses Gebiet, indem er dieselben Ergebnisse von Neuem ableitete, zum Theil auf die dritte Dimension ausdehnte und auch sonst vervollst\u00e4ndigte. 3 Kirchhoff verschaffte hier der Omi\u2019schen Theorie einen Sieg, wie er bisher im Bereiche des Galvanismus noch nicht erfochten war, da es ihm gelang, die Forderungen dieser Lehre durch eine lange Reihe zarter Schl\u00fcsse und verwickelter Rechnungen hindurch unter sehr schwierigen Bedingungen mit dem Versuche in Einklang zu bringen ; und durch ihn kam ein bis dahin ganz in Vergessenheit gerathencr Theil von Ohm\u2019s grofsen Leistungen wieder zu seinem Rechte, die theoretische Ableitung n\u00e4mlich seiner ber\u00fchmten Grundformel aus den von ihm aufgestellten elektrischen Spannungsprincipien. Aus Kirchiioff\u2019s und Smaasen\u2019s Abhandlungen entlehne ich nun zun\u00e4chst die Grundvorstellungen der folgenden Darlegung, wenn man will nichts als eine Art mathematischer Fictionen, welche zur deutlichen Verst\u00e4ndigung \u00fcber die hier vorkommenden Punkte, und zur Handhabe beim Behandeln derselben dienen, und deren allgemeine Keuntnifs uns in der Folge von Nutzen sein d\u00fcrfte.\nAls Ursache des elektrischen Stromes wird der best\u00e4ndige Unterschied der elektroskopischen Kr\u00e4fte betrachtet, den zwei in Ber\u00fchrung befindliche ungleichartige Stoffe einander gegen\u00fcber behaupten. Die\n1\tAnnales de Chimie et de Physique. Janvier 1845. 3. \u00bbSe'rie. t. XIII. p. 342. *\n2\tPoggendorff\u2019s Annalen u. s. w. April 1845. Bd. LXIV. S. 497; \u2014 M\u00e4rz 1846. Bd. LXVI1. S. 344. *\n3\tEbendas., 21. August 1846. Bd. LXIX. S. 161. *","page":569},{"file":"p0570.txt","language":"de","ocr_de":"570\tAbsolut, Kap III. \u00a7. 11. 1 Von der Fortp\u00dfamuiuj\nelektroskopischen Kr\u00e4fte streben nach Gleichgewichte; sie ergiefsen sich daher \u00fcber die benachbarten Leiter und theilcn diesen elektrische Spannung mit. Sind die beiden ungleichartigen Stoffe, aufser der erw\u00e4hnten Ber\u00fchrungsstelle, nicht noch sonst in leitender Verbindung, so wird also ein jeder derselben einfach eine best\u00e4ndige Spannung behaupten, von der nur das abgerechnet werden mufs, was die umgebende Luft seiner Oberfl\u00e4che an Elektricit\u00e4t entzieht. Wird aber ein leitender Ring zwischen den ungleichartigen Stoffen hergestellt, so verbreiten sich die Spannungen von Molek\u00fcl zu Molek\u00fcl durch den ganzen Ring hindurch, wovon die nothwendige und augenblickliche Folge g\u00e4nzliche Ruhe, vollkommenes Gleichgewicht der Elektricit\u00e4t sein w\u00fcrde, wenn nicht die Bedingung des best\u00e4ndigen Spannungsunterschiedes zwischen beiden ungleichartigen Stoffen w\u00e4re, wodurch jeder Verlust ebenso augenblicklich wieder ersetzt wird. Dadurch geschieht aber, dais, anstatt Gleichgewichtes, vielmehr schliefslich eine constante Elektricit\u00e4lsbewegung ein-tritt, und dies ist der Zustand, in dem wir die geschlossene Kette zu untersuchen pflegen, da derselbe \u00bbverm\u00f6ge der nicht f\u00fchlbar gehemmten \u00bbexpansiven Kraft der Elektricit\u00e4t in einem Zeitr\u00e4ume herbeigef\u00fchrt \u00bbwird, dessen Dauer fast immer unseren Sinnen entgeht.\u00ab 1 Constant kann nat\u00fcrlich die Elektricit\u00e4tsbewegung nicht sein, wenn nicht jedes Theilchen in jedem Augenblicke ebensoviel Elektricit\u00e4t auf der einen Seite empf\u00e4ngt, als es auf der anderen abgiebt, eine Bemerkung, welche dazu dienen kann, in Form einer Bedingungsgleichung, die Grundlage zu der Erforschung der Elektricit\u00e4tsvertheilung in den K\u00f6rpern unter diesen Umst\u00e4nden abzugeben. Handelt es sich z. B. ganz einfach um die Elektricit\u00e4tsbewegung nach der einen Ausmessung eines gleichartigen Prisma\u2019s, so ist deutlich, dafs jene Bemerkung, analytisch ausgedr\u00fcckt, auf die Forderung hinausl\u00e4uft, die Gleichung f\u00fcr die Spannungen nach der Richtung, in der sich die Elektricit\u00e4t bewegt, m\u00fcsse linear sein, weil dann die Unterschiede der Spannungen nach beiden Richtungen hin \u00fcberall gleich sind, wovon die Gr\u00f6fse der positiven und negativen Spannungszuwachse eines gerade betrachteten Punktes, welche sich aulheben sollen, abh\u00e4ngt; oder, es m\u00fcsse der erste DilTerentialquotient der Spannung nach der einzigen Richtung der Elektricit\u00e4tsbewegung gleich einer Gonstanten, oder endlich, der zweite DilTerentialquotient gleich Null sein. Findet die Bewegung nach mehreren Ausmessungen statt, so verwickelt, sich begreiflich die Sache, und l\u00e4fst sich nicht mehr f\u00fcr die Anschauung mit wenigen Worten wiedergeben; die letztere Bedingungsgleichung beh\u00e4lt jedoch ihre Form bei: sie verlangt stet.-', dafs\n1 Ohm, die galvanische Kette u. s. w. >S, 10, '","page":570},{"file":"p0571.txt","language":"de","ocr_de":"des Stromes in nicht 'prismatischen Leitern,\n571\ndie Summe der zweiten partiellen Differcnlialquoticnlcn der Spannung nach so viel Axen, als der Elektricit\u00e4t Bewegungsrichtungen offen stehen, gleich Nidl sei. Dies ist die Gleichung, welche, von Ohm vorl\u00e4ufig nur f\u00fcr eine, 1 von Kirchhofe1 zuerst f\u00fcr zwei Ausmessungen abgeleitet, endlich von Smaasen auf drei ausgedehnt und mit dem Namen der Fundamentalgleichung des dynamischen Gleichgewichtes der Elektricit\u00e4t belegt worden ist; so will er den Zustand der conslanten Elektricit\u00e4tsbewegung genannt wissen, dessen Grundbedingung durch dieselbe ausgedr\u00fcckt wird. Diese Gleichung ist beil\u00e4ufig die n\u00e4mliche, welche bereits Fourier f\u00fcr die in einem K\u00f6rper, einer Ebene, oder einem linearen Leiter best\u00e4ndig gewordene W\u00e4rmebewegung aufgestellt hat. 3\nDie Fundamentalgleichung dient, das Gesetz, dem die Vertheilung der Elektricit\u00e4t in dem K\u00f6rper oder der Ebene unterliegt, im Allgemeinen zu ermitteln. Kennt man dieses Gesetz, welches noch verschiedenen anderen Bedingungen, die von der Natur jedes Falles abh\u00e4ngen. Gen\u00fcge leisten mufs, so sucht man die gekr\u00fcmmten Oberfl\u00e4chen, oder, um uns, der Einfachheit des Ausdruckes halber, an die Betrachtung der Ebene zu halten, von der leicht auf den K\u00f6rper wird geschlossen werden k\u00f6nnen, man sucht diejenigen Curvcn auf, in denen gleiche Spannung herrscht. Ich werde dieselben, der K\u00fcrze halber, isoelektrische Curvcn nennen. Das Interesse, welches sich an die Kenntuifs dieser kn\u00fcpft, ist klar; denn ein System von Curven, welche dieselben senkrecht schneiden, sind, wie eine einfache Ueberlegung zeigt, die S tr\u00f6mungscurven. Die allgemeine Gestalt der Curven, welche zu einem dieser Systeme geh\u00f6ren, ist die n\u00e4mliche; die einzelnen Curven eines jeden Syst\u00e8mes sind aber untereinander durch die Ver\u00e4nderung eines allen gemeinsamen Parameters, einer Gr\u00f6fse, welche in die Gleichung jeder einzelnen Curve als Constante eingeht, unterschieden. Die Str\u00f6mungscurven zeigen, auf jedem Punkte des Leiters, die Bewegungs rich lung, noch nicht aber die Bewegungsgr\u00f6fse der Elektricit\u00e4t an. Um diese zu finden, ist es noting, den Widerstand des zwischen zweien unendlich nah gelegenen Str\u00f6mungscurven begriffenen Theiles des Leiters dadurch zu bestimmen, dafs man das Integral der L\u00e4ngenelemente desselben, dividirt durch die wechselnden Querschnitte, zwischen den geeigneten Grenzen nimmt. Die wechselnden Querschnitte sind sichtlich die Bogenelemeute aller isoelektrischen Curven, welche durch\n\u25a0 Ebendas. S. 132.*\n2 Theorie analytique de la Chaleur. Paris 1822. 4\u2019. p. 117.* \u2014 Poisson, Th\u00e9orie math\u00e9matique de la Chaleur. Paris 1835. 4\u00b0, p. 93.*","page":571},{"file":"p0572.txt","language":"de","ocr_de":"972\n3. Absckn. Kap. Ill \u00a7. IL 1. Von der Fortpflanuouj\ndie beiden unendlich nahe gelegenen Str\u00f6mungscurven abgeschnitten werden. Der Unterschied der Spannungen an beiden Enden der Str\u00f6-inungscurven, dividirt durch dieses Integral, gieht die Stromst\u00e4rke in einem beliebigen Querschnitte des betrachteten Bahnelementes. Dies ist die Kraftgr\u00f6fse, mit welcher das Element auf jedem Punkte seiner L\u00e4nge nach \u00c2ul'sen, z. B. auf eine dar\u00fcber schwingende Magnetnadel wirksam sein wird, wenn die Breite des Elementes gegen die Entfernung der Nadel verschwindet. Den Stromantheil, der mit der erw\u00e4hnten St\u00e4rke ein Element des Leiters durchfliefst, kann man partiellen Strom nennen, das davon eingenommene Element eine partielle Strom-bahn. Das Integral der partiellen Str\u00f6me giebt die Gesammtstrom-st\u00e4rke in der Vorrichtung, und mufs gleich sein der Stromst\u00e4rke in den zun\u00e4chst unber\u00fccksichtigt gelassenen, wie gew\u00f6hnlich prismatischen Thei-leu der Kette. Handelt es sich aber um Wirkungen innerhalb des nicht prismatischen Leiters selbst, also z. B. um Elektrolyse, wenn derselbe durch den Strom zersetzbar ist, so tritt noch eine andere Betrachtung hinzu. Nun ist n\u00e4mlich die Wirkung innerhalb eines jeden L\u00e4ngenelementes der partiellen Strombahnen nicht mehr eine und dieselbe, sondern es mufs, weil es dabei auf die Dichtigkeit des Stromes ankommt, die best\u00e4ndige St\u00e4rke der partiellen Str\u00f6me noch durch den Querschnitt der betrachteten Stelle der partiellen Strombahn dividirt werden. Die Curven oder Oberfl\u00e4chen, f\u00fcr welche dieser Quotient eine best\u00e4ndige Gr\u00f6l'se hat, bilden also ein drittes System durch eine w ichtige Beziehung verkn\u00fcpfter Punkte, auf welche ein Augenmerk zu richten ist; es sind Curven, oder in einem K\u00f6rper, Oberfl\u00e4chen gleicher Dichtigkeit. Das oben erw\u00e4hnte Nomr.i\u2019sche Verfahren ist geeignet, einen beliebigen Querschnitt dieses Syst\u00e8mes an den Tag zu f\u00f6rdern.\nDer Unterschied der Spannungen, die an den Enden der s\u00e4mmt-liclieu partiellen Strombahnen herrschen, ist gleich der elektromotorischen Kraft, unter der Voraussetzung, dafs der Widerstand der \u00fcbrigen Ketlentheile gleich Null ist. Ist derselbe nicht zu vernachl\u00e4ssigen, und cs soll nicht allein die vergleichweise, sondern auch die unbedingte St\u00e4rke der partiellen Strome erkannt werden, so mufs, bei bekannter elektromotorischer Kraft, jener Unterschied der Spannungen erst durch die Rechnung gefunden werden. Er ist abh\u00e4ngig, aufser von der elektromotorischen Kraft, von dem Verh\u00e4ltnisse dos Widerstandes des nicht prismatischen Leiters, der gespalten gedacht wird, zu der Summe der Widerst\u00e4nde eben desselben und der \u00fcbrigen ungespaltenen Kettentheilc, wie man sich dieses an der gew\u00f6hnlichen Oiofschen Formel f\u00fcr die Stromst\u00e4rke in einer Nebenschliefsung deutlich machen kann. S. oben S. 273 Anm.","page":572},{"file":"p0573.txt","language":"de","ocr_de":"des Stromes in nicht prismatischen Leitern.\n573\nDer Unterschied der Spannungen zweier gleicliweit von einander entfernten isoelektrischen Curven ist um so gr\u00f6fser, je k\u00fcrzer diese Curven sind. Fafst man diese n\u00e4mlich als die senkrechten Querschnitte der Stromhahn auf, und erw\u00e4gt man, dafs in jedem solchen Querschnitte die Gesamrutstr\u00f6mung die n\u00e4mliche St\u00e4rke besitzen soll, w\u00e4hrend diese St\u00e4rke von dem Unterschiede der Spannungen einerseits, andererseits der Leitungsg\u00fcte der Bahn abh\u00e4ngt, welche, f\u00fcr die Einheit der L\u00e4nge und des eigenth\u00fcmliclien Widerstandes, durch die Breite bestimmt wird: so sieht man, dafs, um hei gleichem Abstande der Curven die Best\u00e4ndigkeit des Productes aufrecht zu erhalten, der Unterschied der Spannungen im umgekehrten Verh\u00e4ltnisse der Ausdehnung jener stehen rnufs. Genau das umgekehrte Verh\u00e4ltnis wird es nat\u00fcrlich nur dann sein, wenn die isoelektrischen Curven einander parallel verlaufen, also z. B. in einem gleichartigen prismatischen Leiter, der aus zwei Theilen von ungleichem Querschnitte zusammengesetzt ist; 1 aber ein \u00e4hnliches Verh\u00e4ltnis wird selbst da stattfinden m\u00fcssen, wo der Abstand zwischen den verschiedenen Punkten der Curven ein verschiedener ist, sobald man nur solche isoelektrische Curven betrachtet, deren Abst\u00e4nde, auf einer Str\u00f6mungscurve gemessen, einander gleich und im Uebrigcn einem solchen Gesetze unterthan sind, dafs nicht die geringere L\u00e4nge des Weges zwischen den k\u00fcrzeren Curven das an Leitungsg\u00fcte ersetzen kann, was durch den geringeren Querschnitt daran verloren geht. Diese Bemerkung wird uns sp\u00e4ter von Nutzen sein.\nMan \u00fcbersieht wohl leicht, nach dieser Auseinandersetzung, wie grofse Schwierigkeiten sich schon in den meisten F\u00e4llen der Ausf\u00fchrung der angegebenen Bestimmungen selbst dann entgegensetzen werden, wenn die iso\u00f6lektrischen Curven oder die Str\u00f6mungscurven bereits bekannt sind. Es wird vermuthlich nur zu oft geschehen, dafs man auf Formen gef\u00fchrt wird, welche der Rechnung Hindernisse in den Weg legen, die zu ihrer Bew\u00e4ltigung entweder die Aufstellung neuer Methoden nothwendig machen w\u00fcrden, oder zur Anwendung der bereits vorhandenen wenigstens die Hiilfsleislung bedeutender analytischer F\u00e4higkeiten in Anspruch nehmen.\nIndessen wird man diesen Erfolg der Untersuchung noch immer als einen g\u00fcnstigeren anzuerkennen haben im Vergleich zu dem in den zahlreichen F\u00e4llen, wo vielmehr die Bestimmung der isoelektrischen Curven selbst und die daran sich kn\u00fcpfende der Str\u00f6mungscurven u. s. w. versagt sein wird. Es folgt n\u00e4mlich sowohl aus den Versuchen, wie auch bereits aus der einfachsten Anschauung, dafs die Gestalt dieser\nWie galvanische Kelle u. s. \\v, g, 19. 20. *","page":573},{"file":"p0574.txt","language":"de","ocr_de":"574\n3. Absclm. Kap. III. \u00a7. II. 1. Fon der Fortpflanzung\nSysteme keine ein f\u00fcr allemal g\u00fcltige, sondern eine durch die Gestalt der Elektroden einerseits, andererseits der leitenden Masse bedingte ist. \u00bbBei den meisten Fragen der mathematischen Physik\u00ab \u2014 sagt W. Smaasen \u2014 \u00bbmnl's man noch R\u00fccksicht nehmen auf andere Bedingungen, \u00bbwie die, welche ausgedr\u00fcckt wird durch die Fundamentalgleichung \u00bbderen allgemeines Integral durch unbestimmte Functionen gegeben wird. \u00bbSo mufs man, bei der Frage \u00fcber die Vertheilung der Elektricitiit in \u00bbeiner Ebene oder einem K\u00f6rper, die Grenzen dieser Ebene oder die-\u00bbses K\u00f6rpers in Rechnung ziehen; man mufs ausdr\u00fccken, dafs die \u00bb Elektricitiit sich nicht \u00fcber diese Grenze hinaus fortpflanzen kann: \u00bbman gen\u00fcgt ihr durch die Annahme, dafs die Linien gleicher Span-\u00bbnung winkelrecht seien an den Grenzen der Ebene.... Zweitens \u00bbwird die Spannung der Elektrode eine gegebene Gr\u00f6fse sein, und mau \u00bbwird behaupten k\u00f6nnen, dafs diese Gr\u00f6fse im Allgemeinen, wegen der \u00bbKleinheit der Elektrode, f\u00fcr alle Punkte die n\u00e4mliche Constante sein \u00bbwerde. Wenn ihre Gr\u00f6fse nicht mehr wegen der Dimensionen der \u00bbEbene zu vernachl\u00e4ssigen w\u00e4re, w\u00fcrde man nicht mehr dieselbe Vor-\u00bbaussetzung machen k\u00f6nnen, und die Aufgabe w\u00fcrde verwickelter wer-\u00bbden. \u00ab 1 Ist die Elektrode metallisch, der nicht prismatische Leiter, in dem die Zertheilung des Stromes stattflndet, dagegen ein solcher der zweiten Klasse, so wird, nach Ohm, die Elektricitiit, verm\u00f6ge des grofsen Leitungsverm\u00f6gens der Metalle, im Verh\u00e4ltnisse zu der Verz\u00f6gerung, die sie in den feuchten Leitern erf\u00e4hrt, Zeit genug gewinnen, \u00fcber die Metalle sich durchaus in gleicher St\u00e4rke zu verbreiten. s Die isoelektrischen Curven oder Oberfl\u00e4chen schliefsen sich alsdann den Elektroden, welches auch ihre Gestalt sei, an, und die Str\u00f6mungscurven stehen senkrecht darauf auf, wie umgekehrt diese sich den Grenzen des Leiters anschliefsen, jene senkrecht auf diese aufstehen. Erinnert man sich aber, wie die Untersuchungen \u00fcber die Forlleitung der W\u00e4rme, welche in mehrfacher Beziehung eine so gr\u00f6fse Analogie mit derjenigen der Elektricitiit darbietet, bis jetzt noch bei den allereinfachsten geometrischen Gestalten haben stehen bleiben m\u00fcssen, so wird man kaum zu hoffen wagen, dafs es hier gelingen werde, sich merklich \u00fcber denselben Punkt hinaus zu erheben.\nDie bisher angcstellten Forschungen halten sich denn auch, wie aus dem Obigen erhellt, zun\u00e4chst noch v\u00f6llig innerhalb dieser Grenze. Es ist nur der einzige Fall des Durchganges der Elektricitiit durch eine unbegrenzte oder eine kreisf\u00f6rmige Ebene ersch\u00f6pfend behandelt, unter\n1 A. a. O. S. 165. 1(16:'\n3 Die galvanische Kelle u. s. w. S, J2M. *","page":574},{"file":"p0575.txt","language":"de","ocr_de":"des Stromes in nicht prismatischen Leitern.\n575\nder Voraussetzung, dafs die Elektricit\u00e4t durch punktf\u00f6rmige oder kreisrunde Elektroden von verschwindendem Halbmesser, \u00fcbrigens beliebiger Anzahl und Stellung, in sie eintritt und sie ebenso wieder verl\u00e4fst, oder auch, was praktisch \u25a0von keinem Interesse ist, dafs sie durch eine Elektrode von beliebigem Halbmesser und constanter Spannung aller ihrer Punkte eintritt, und dafs das dynamische Gleichgewicht zwischen dieser Elektricit\u00e4tsquelle einerseits und der Elektricit\u00e4t entziehenden Luft andererseits sieh herstellt. Sind der Elektroden zwei in einer unbegrenzten Ebene, welche gleiche Elektricit\u00e4tsmengen von entgegengesetzten Zeichen spenden, so sind die isoelektrischen Curven nach Kirchhoff Kreise, welche \u00fcber der Entfernung zweier Punkte als Durchmesser beschrieben sind, die zu den Elektrodenpunkten harmonisch liegen. Die Curven, welche diese senkrecht schneiden, sind die Kreise, welche durch die Elektrodenpunkte gelegt werden k\u00f6nnen. Die Curven, welche alle Punkte enthalten, die von gleich starken Str\u00f6men durchflossen werden, sind in diesem Falle Lemniscaten. Ist die Ebene, statt unbegrenzt, eine kreisf\u00f6rmige Scheibe, und die Elektrodenpunkte liegen in ihrem Umfange, so f\u00e4hrt alles Gesagte zu gelten fort, denn durch die Natur der Anordnung selbst ist alsdann der neuhinzukommenden Gleichung der Grenz-curve bereits Gen\u00fcge gethan, auf der die isoclektrischen Curven senkrecht aufstehen, und an die sich die Str\u00f6mungscurven anschliefsen sollen. Dies sind zugleich die Ergebnisse der Rechnung, die Kirchhoff durch seine sch\u00f6nen Versuche bew\u00e4hrt gefunden bat.\nEin Fall der Elektricit\u00e4tsbewegung nach den drei Ausmessungen ist noch nicht behandelt. Was die vorhin erw\u00e4hnte, von Becquerkt, untersuchte Anordnung betrifft, so l\u00e4fst sich nur so viel ersehen, dafs die iso\u00f6lektrischen Oberfl\u00e4chen, welche zwischen der Ausstr\u00f6mungsspitze und der Platte concav gegen die erstere liegen, wenigstens keine Kugelschalen sein k\u00f6nnen, dafs folglich die Str\u00f6mungslinien nicht mit den von der Spitze nach der Platte gezogenen Leitstrahlen zusammenfallen werden. Denn jene Oberfl\u00e4chen m\u00fcssen sich der Platte anschliefsen, welche, verm\u00f6ge des verli\u00e4ltnifsm\u00e4fsig unendlich geringen Widerstandes der Metalle, \u00fcberall eine und dieselbe Spannung behauptet, und daher selbst die erste isolflektriscbe Oberfl\u00e4che von dieser Seite her ist; w\u00e4ren aber dieselben Kugelschalen, so m\u00fcfste in der die Platte ber\u00fchrenden unter denselben gleichfalls \u00fcberall die n\u00e4mliche Spannung herrschen wie auf der Platte, und dann w\u00fcrde es keinen Grund mehr zur Str\u00f6m une\nO\nzwischen den Punkten dieser Kugelschale und denen der Platte geben.\nMan kann \u00fcbrigens annehmen, dafs, wenn die Fl\u00fcssigkeitsschicht sehr d\u00fcnn im Verh\u00e4ltnisse zu ihrer Ausdehnung ist, die Str\u00f6mungs\u00ab \u00fcnieu, die zu den entfernteren Punkten derselben f\u00fchren, mit ziemlicher","page":575},{"file":"p0576.txt","language":"de","ocr_de":"576\t<5. Ahsclm. Kap. III. \u00a7. 11. 1. Stromveriheilung in nicht prismatischen\nGenauigkeit durch gerade Leitstrahlen von der Spitze zu jenen Punkten werden ersetzt werden k\u00f6nnen. Keinesweges aber wird alsdann, wie Becquerel glaubt, die Stromst\u00e4rke umgekehrt proportional der L\u00e4nge eines solchen Leitstrahles sein. Becquerel hat, bei Aufstellung seiner Formel, \u00fcbersehen, dafs die Str\u00f6mungslinien zwar die Richtung der partiellen Str\u00f6me anzuzeigen geeignet sind, dafs jedoch nicht sie, sondern die zwischen denselben begriffenen R\u00e4ume, den Widerstand bestimmen, den jene Str\u00f6me zu \u00fcberw\u00e4ltigen haben. Unter der Voraussetzung geradlinigter Bewegung der Elektricit\u00e4t also wird als partielle Strombahn hier der Raum zwischen zweien Kegelm\u00e4nteln zu betrachten sein, deren Axe und Spitze miteinander sowohl als mit der Ausstr\u00f6mungsspitze und ihrer senkrechten Entfernung von der Platte zusammenfallen, welche letztere die gemeinsame Grundfl\u00e4che der Kegel ausmacht, und deren sehr stumpfe Winkel an der Spitze um einen unendlich kleinen Winkel unterschieden sind. Der Widerstand eines solchen Raumes ist leicht zu bestimmen. Im Z\u00e4hler des Ausdruckes f\u00fcr das Element desselben steht das Differential der L\u00e4nge der Seite der Kegelm\u00e4ntel, im Nenner als Querschnitt, neben dem Leitungsverm\u00f6gen der Aufl\u00f6sung, das St\u00fcck eines senkrecht auf beide Kegelm\u00e4ntel in dem eben betrachteten Punkte construirten dritten Kegelmantels, welches durch jene in Gestalt eines Ringes abgeschnitten wird. Integrirt mufs werden zwischen einer oberen Grenze gleich der gesammten L\u00e4nge des Leitstrahles, mit dem die Kegelm\u00e4ntel beschrieben sind, und einer unteren, welche den, \u00fcbrigens beliebig kleinen, jedoch endlichen Halbmesser der halbkugelf\u00f6rmig in die Fl\u00fcssigkeitsschicht eintauchenden Ausstr\u00f6mungsspitze vorstellt. Die Vernachl\u00e4ssigung dieser Constanten w\u00fcrde den Widerstand unendlich machen. Die elektromotorische Kraft, dividirt durch das bestimmte Integral, ist die partielle Stromst\u00e4rke. Mit dieser Formel sind jedoch noch verschiedene Umwandlungen vorzunehmen, um die Stromst\u00e4rke, worauf es ankommt, in Function des Abstandes der Spitze von der Platte, des betrachteten Punktes der Platte von der Projection der Spitze auf die Platte, und des Differentiales dieses letzteren ausgedr\u00fcckt zu erhalten. Multiplicirt man ihn dann mit einer ferneren Constanten, f\u00fcr das Atomgewicht des niedergeschlagenen Zersetzungsstoffes, seine Dichtigkeit u. s. w., und es ist der Widerstand der \u00fcbrigen Kettentheile zu vernachl\u00e4ssigen, so wird man allerdings ein Mafs f\u00fcr die absolute Menge des Zersetzungsstoffes gewonnen haben, welche in der Zeiteinheit durch den partiellen Strom auf dem Ringe der Platte, auf dem die Kegelm\u00e4ntel aufstehen, niedergeschlagen wird, keinesweges jedoch bereits f\u00fcr die relative Dicke der Schicht, in welcher diese Menge sich ablagern wird. Um diese zu bestimmen, ist es deutlich, dafs man noch die Aus-","page":576},{"file":"p0577.txt","language":"de","ocr_de":"Leitern. \u2014 2. Str\u00f6mungsvorgang am schematisirten Muslcelb\u00fcndel. 577\ndehnung der Oberfl\u00e4che zu ber\u00fccksichtigen hat, auf der die Ablagerung vor sich gehen soll. Man findet diese einfach, indem man den Ausdruck f\u00fcr die Grundfl\u00e4che der Kegel als Function des Halbmessers differenzirt, und das Gesetz der abnehmenden Dicke der Ringe folglich, wenn man in den Ausdruck f\u00fcr die Menge des Zersetzungsstoffes mit diesem Differentiale dividirt. Das Ergeh ni fs dieser Betrachtung ist demnach, dafs weder der Strom sich kegelf\u00f6rmig ausbreitet, noch dals, wenn man seine Kr\u00fcmmungen vernachl\u00e4ssigen will, seine St\u00e4rke auf den einzelnen Punkten der Platte der L\u00e4nge des Leitstrahles umgekehrt proportional ist, noch endlich dafs die Dicke der Ringe in geradem Verh\u00e4ltnisse mit der partiellen Stromst\u00e4rke steht (S. oben S. 569). F\u00fchrt man die eben im Umrisse vorgef\u00fchrten Bestimmungen aus, und vernachl\u00e4ssigt man, nach. Becquerel's Vorg\u00e4nge, den Abstand der Spitze von der Platte gegen den Halbmesser der Ringe, ferner auch den Kr\u00fcmmungshalbmesser der Ausstr\u00fcmungsspitzc gegen die L\u00e4nge des Leitstrahles, so findet man, dafs die Dicke der Ringe nicht, wie Becquerel meint, der ersten Potenz der Halbmesser, sondern, was auch zum Theil bereits die Anschauung zeigt, dem W\u00fcrfel derselben umgekehrt proportional sein mufs.\nWie Becquerel's Beobachtungen sich dennoch mit betr\u00e4chtlicher Genauigkeit der ersten Potenz anschliefsen k\u00f6nnen, weifs ich nicht zu sagen. In der Sitzung der physikalischen Gesellschaft vom 11. December 1846, wo ich diese Bemerkungen mittheilte, legte llr. Dr. Beetz gleichzeitig mehrere nach Becquerel\u2019s Angaben gefertigte Platten mit Nobili sehen Ringen vor, an denen die Dicken der Ringe, meiner ann\u00e4hernden Rechnung gem\u00e4fs, sehr getreu das umgekehrte Gesetz der W\u00fcrfel der Halbmesser befolgen. 1\n2. Vom Sitr\u00fcmungsvorgaiige an dem schematisirten Muskelprimitivb\u00fcndel.\nIch habe es nicht gescheut, an dieser Stelle den Gang der Untersuchung durch eine leichte Schilderung des Zustandes zu unterbrechen, in dem sich gegenw\u00e4rtig die Lehre von der Fortpflanzung galvanischer Str\u00f6me in nicht prismatischen Leitern befindet, weil einestheils von hier ab bis an den Scblufs dieses Werkes, wie man sehr bald erkennen wird, alles deutlichere Verst\u00e4ndnifs der thierisch-elektrischen Erschei-\n1 Vergl. die Fortschritte der Physik im Jahre 1845. Dargeslelll \\on der phy-sikalischen Gesellschaft zu Berlin. 1. Jahrgang. Reiligirt von Dr. G. Karsten. 2. Abs\u00e7lin. Artikel Galvanismus.\n37","page":577},{"file":"p0578.txt","language":"de","ocr_de":"57S\n3. Abschn. Kap. III. \u00a7. IL 2. Vom Str\u00f4mungsvorgange\ninnigen auf das genaueste an diese Lelire gekn\u00fcpft erscheint, welche ja auch zuerst (S. oben S. 563) einer Forderung der Theorie der Zitterfische ihren Ursprung verdankt; und weil ich anderntheils, bei der Jugendlichkeit dieses Zweiges der elektrischen Wissenschaft, gerade mit ihm am wenigsten eine Bewanderung hei dem physiologischen Leser voraussetzen durfte. Es mufste mir daran gelegen sein, denselben einen Blick in die Schwierigkeiten dieses Gegenstandes thun zu lassen, um ihn desto mehr geneigt zu machen, mich selber zu entschuldigen, wenn ich die mannigfachen Aufgaben der Art nicht zu l\u00f6sen vermocht habe, die sich uns nunmehr in ununterbrochener Reihefolge und in steigender Verwickelung darbieten werden.\nKehren wir zu derjenigen derselben zur\u00fcck, die uns zuerst zur Kenntnifsnahme des eben Auseinandergesetzten gedr\u00e4ngt hat. Wir hatten den Fall des kupfernen, am Mantel verzinkten, \u00fcberall mit einer gleich dicken Schicht eines feuchten Leiters \u00fcberzogenen Cylinders, an dem wir den Str\u00f6mungsvorgang zu ermitteln w\u00fcnschten, bereits von jedem Nebenwerk entkleidet und auf die allereinfachsten Bedingungen zur\u00fcckgef\u00fchrt. Das Schema, bei dem wir schliefslich stehen geblieben waren, bestand, wie man sich erinnert (S. oben ebendas.), aus zweien in einer Flucht ausgebreiteten Erregerplatten, welche in einer geraden Linie, senkrecht auf ihre L\u00e4ngenausmessung, aneinandergel\u00f6thet und mit einer Schicht eines feuchten Leiters \u00fcbergossen gedacht wurden. Dieses Schema bot dieselbe wesentliche Schwierigkeit dar, die wir an jenem Cylinder erkannt hatten; dafs n\u00e4mlich der Abstand der Elektroden darin von Null bis zu einer gewissen endlichen Grenze wechsele, und dafs der Elektricit\u00e4t, aufser einem unendlich schmalen geradlinigten Pfade den Erregerplatten entlang, unendlich viele krummlinigte Bahnen von erst zu bestimmender Beschaffenheit offen stehen. Die nur nach zwei Richtungen stattfindende Elektricit\u00e4tsbewegung in diesem Schema k\u00f6nnte, unter der Voraussetzung, dafs die Elektroden metallisch seien und also auf allen ihren Punkten gleiche Spannung behaupten, mit H\u00fclfe der auseinandergesetzten Principien, wohl bereits der Rechnung unterworfen werden. Allerdings bed\u00fcrfte es dazu einer sehr \u00fcberlegenen Analyse, da namentlich die Grenzcurve der Fl\u00fcssigkeit, welche eine gebrochene Linie ist, einige Schwierigkeiten verursachen d\u00fcrfte; das Uebelste jedoch ist, dafs, wenn nun die mathematische Zergliederung des Str\u00f6mungsvorganges in jener Vorrichtung auf das ersch\u00f6pfendste vorl\u00e4ge, uns damit im Grunde noch gar nicht geholfen sein w\u00fcrde; es wiirdc erst der allerkleinste Tlieil von dem geleistet sein, was wir hier geleistet zu sehen nicht entbehren k\u00f6nnten, und ohne dafs uns dieser erste Schritt f\u00fcr das Nachfolgende von merklichem Nutzen sein d\u00fcrfte.","page":578},{"file":"p0579.txt","language":"de","ocr_de":"an dem schematisirten Muslcelprimitivb\u00fcndel.\n579\nSchon der n\u00e4chste Schritt jedoch, der alsdann zu machen w\u00e4re, und uns erst wahrhaft\terspriefslich\twerden\tw\u00fcrde,\tist so\tungemein verwickelter Art, dafs\tman nicht abzusehen\tvermag,\twie es\tjemals gelingen\nwerde, denselben zur\u00fcckzulegen. Wir werden daher, im Verfolg dieser Untersuchung, auf die H\u00fclfsmittel der Rechnung Verzicht leisten m\u00fcssen; cs bleibt uns nichts \u00fcbrig, als uns zuerst mit der gemeinen Anschauung so weit zu behelfen als es geht, wenn diese nicht mehr ausreicht, dem Verst\u00e4ndnisse im Einzelnen und Feineren ganz zu entsagen, und nur noch allein durch den Versuch unseren Weg fortzusetzen. Dies wird gar bald der Fall sein, was um so mehr zu beklagen ist, als, wie sich zeigen wird, die Erfahrung seihst hier nur einen \u00e4ufserst geringen Grad von\tGenauigkeit\tzu gew\u00e4hren im\tStande\tist, indem die\nErscheinungen der\tPolarisation\tsich mit\tgrofser\tGewalt\tin die Beob-\nachtungen einmischen und die unerh\u00f6rtesten St\u00f6rungen der theoretisch zu gew\u00e4rtigenden Ergebnisse hervorbringen. Um nun, mittelst der blofsen Anschauung, und auch mit H\u00fclfe des Versuches, in das vor uns liegende Labyrinth einzudringen, wird es uns allerdings von Nutzen sein, den bereits vorgezeichneten Weg vom Allereinfachsten zum Ver-wickelteren bis zum Verwickeltesten einzuschlagen, wras, bei der Rechnung, in diesem Falle ein ziemlich \u00fcberfl\u00fcssiger Aufenthalt gewiesen sein w\u00fcrde; und wir beginnen daher jetzt mit der Betrachtung des mehrerw\u00e4hnten, nicht weiter zerlegbaren Schema\u2019s.\nWas, allem Obigen zufolge, \u00fcber den hier stattfindenden Str\u00f6mungsvorgang ganz unzweifelhaft der Augenschein lehrt, habe ich, so gut es ging, in Fig. 53. Taf. V anzudeuten versucht. Da wir die Erregerplatten vorl\u00e4ufig als metallisch ansehen, so besitzen alle Punkte der einen und der anderen gleichen Unterschied der Spannung. Eine jede derselben bildet also, um uns, der Einfachheit halber, nur an die Betrachtung eines L\u00e4ngendurchschnittes der Vorrichtung zu halten, wie die Figur ihn zeigt, eine erste isoelektrische Curve, an die sich die \u00fcbrigen Curven gleicher Spannung anschliefsen m\u00fcssen, welche senkrecht auf die Grenze des feuchten Leiters aufstehen. Es sind, in der Zeichnung, die punktirten Curven. Die ausgezogenen Str\u00f6mungscurven hingegen, als ein auf jene senkrechtes System, scliliefsen sich der Grenze an und stehen senkrecht auf die Erregerplatten auf. Sind beide Platten gleich lang, so ist deutlich, dafs Alles sich symmetrisch verhalten mufs; eine und dieselbe Str\u00f6mungscurve wird von einem Punkte des Zinkes ausgehen und bei einem Punkte des Kupfers einkehren, die gleich weit von der Zinkkupfergrenze liegen. In diesem Falle wird die Senkrechte auf die Zinkkupfergrenze gleichfalls eine isoelektrische Linie sein. Wie diese Dinge sich verhalten werden, wenn man, der Allgemeinheit hal-","page":579},{"file":"p0580.txt","language":"de","ocr_de":"5S0\n3. Abschi. Kap. 111. \u00a7. 11. 2. Vom Slr\u00f6mungsvorgange\nter, ungleiche L\u00e4nge der Erregerplatten voraussetzt, ist, mit H\u00fclfe der Anschauung allein, durchaus nicht mehr zu sagen: man kann h\u00f6chstens die Verrnuthung aussprechen, dafs nun eine und dieselbe Str\u00f6mungs-curve zu Fufspunkten solche Punkte beider Platten haben mag, deren Abst\u00e4nde von der Zinkkupfergrenze zu einander sind wie die L\u00e4ngen der Platten selbst.\nEs ist klar, dafs die partiellen Str\u00f6me um so schw\u00e4cher ausfallen werden, je weiter die Fufspunkte ihrer Bahnen von der Zinkkupfergrenze abstehen. Der st\u00e4rkste partielle Strom herrscht daher begreiflich zwischen den einander n\u00e4chsten R\u00e4ndern beider Platten. Hier mufs vorzugsweise der Wasserstoff am Kupfer entwickelt und das Zink angegriffen werden. Man kann sich die Projection dieser Grenze in unserer Figur als den Ursprung, die der Erregerplatten als die Abscissen-axe eines Coordinatensystemcs, und auf jedem Punkte der letzteren die St\u00e4rke des daselbst aus- oder einm\u00fcndenden partiellen SLrornes, in Function des Abstandes von der Zinkkupfergrenze ausgedr\u00fcckt, als Ordinate aufgetragen denken. Die so erhaltene Curve bleibt uns unbekannt, weil wir die isoelektrischen Curven selbst nicht kennen. Ein senkrecht auf die Ebene der Zinkplatte gef\u00e4llter Querschnitt der Fl\u00fcssigkeitsschicht wird von s\u00e4mmtlichen partiellen Str\u00f6men durchflossen, die von dem Urspr\u00fcnge aus gerechnet, jenseits desselben auf dem Zink entwickelt worden sind. Von derselben Summe von Str\u00f6men wird der Querschnitt der Fl\u00fcssigkeitsschicht \u00fcber demjenigen Punkte der Kupferplatte durchsetzt, in welchen sich der partielle Strom, der auf jenem entwickelt wurde, wieder verliert. Kennten wir die Curve, welche die wachsende Gr\u00f6fsc der partiellen Stromst\u00e4rken darstellt, so w\u00e4re die Quadratur ihres Fl\u00e4chenraumes von einer beliebigen unteren Grenze x bis zu einer oberen Grenze e, welche alsdann die L\u00e4nge des Zinkes verstellte, das Mittel, die St\u00e4rke der Gesammtstr\u00f6mung durch den bei x gef\u00e4llten Querschnitt zu finden; die Gleichung dieses Fl\u00e4chenraumes aber als Function der Abscisse w\u00fcrde die Gleichung der Curve sein, in welcher die St\u00e4rke des Gesammtstr\u00f6mungsvorganges durch die Ouer-schnitte der Fl\u00fcssigkeitsschicht von einer best\u00e4ndigen oberen Grenze t bis zum Urspr\u00fcnge hin w\u00e4chst. Sind die Erregerplatten gleich lang, so werden die Curven der partiellen Stromst\u00e4rken und des Gesammt-str\u00fcmungsvorganges \u00fcber dem Zinke und \u00fcber dem Kupfer v\u00f6llig symmetrisch sein; sind sic von ungleicher L\u00e4nge, so findet begreiflich Assymmctrie statt. Wie nun diese Curven auch im Uebrigen beschaffen sein m\u00f6gen, einige wesentliche Eigenschaften derselben lassen sich wohl auch ohne die Gew\u00e4hr der Rechnung sicher ermessen. Was die Curve der partiellen Stromst\u00e4rken betrifft, so ist es klar, dafs sie au dem","page":580},{"file":"p0581.txt","language":"de","ocr_de":"581\nan dem schematisirten MusJcelprimitivbUndel\nfreien Ende des Zinkes, welches mit [#] bezeichnet sein mag, mit einer Ordinate von endlicher H\u00f6he beginnt, und dafs sie gegen die Ordinaten-axe assymptotisch aufgerichtet sein mill's. Da sich aber auf dem Wege von [e| bis zum Nullpunkte die Dinge v\u00f6llig stetig und in gleicher Weise \u00e4ndern, so folgt, dafs dieselbe hier schwerlich einen Wendepunkt besitzen, sondern unstreitig eine starke Convexit\u00e4t gegen die Abscissen-axe kehren wird. Die Curve des Gesaramtstr\u00f6mungsvorganges hingegen wird bei [e] sichtlich die Abscissenaxe schneiden m\u00fcssen, aber hernach gleichfalls gegen dieselbe convex und gegen die Ordinatenaxe assymptotisch aufgerichtet sein m\u00fcssen. Was dies scheinbare Unendlichwerden des Str\u00f6mungsvorganges auf dem Nullpunkte anlangt, so ist zu erinnern, dafs cs in Wirklichkeit ebensowenig stattfinden wird, als die gew\u00f6hnliche Omi\u2019sche Formel sich verwirklicht finden kann, wenn man den Nenner derselben gleich Null setzt; es ist deutlich, dafs man in Gedanken die Bedingung festzuhalten hat, dieser Nenner, oder die Abscisse in unserem Falle, k\u00f6nne nie gleich Null werden, nie unter den Werth einer sehr kleinen Constanlen sinken, welche den Widerstand oder einen Theil des Widerstandes ausdr\u00fcckt, den ein aus drei kleinsten einander ber\u00fchrenden Theilen der drei ungleichartigen Stoffe dem Strome darbietet.\nIn Fig. 54 habe ich, was eine f\u00fcr den Zweck hinl\u00e4ngliche Genauigkeit gew\u00e4hrt, zur Vcrsinnlichung der auseinandergesetzlen Verh\u00e4ltnisse, ein dem er\u00f6rterten \u00e4hnliches System von Curven dargestellt. Als Curve der partiellen Stromst\u00e4rken ist ganz einfach eine auf ihre Assymptotcn bezogene gleichseitige Hyperbel yu\\t\\ gew\u00e4hlt. Die Curve der Gesammt-stromst\u00e4rken ist durch die der nat\u00fcrlichen Logarithmen ersetzt {yct\\t]).\nLassen wir es, nothgedrungen, bei diesen Bestimmungen des Str\u00f6mungsvorganges an unserem einfachsten Schema bewenden, welches wir mit dem Namen eines \u00bbHachen Erregerpaares\u00ab bezeichnen wollen, und suchen wir nunmehr, uns einen R\u00fcckweg zu den ungleich vcrwickcltcren Anordnungen zu bahnen, um deren Kenntnifs es uns eigentlich zu thun ist. Wir n\u00e4hern uns also zun\u00e4chst wieder dem Bilde unserer viereckten, an ihren inneren W\u00e4nden mit Erregerplatten in bewufster W eise bekleideten Rinne (S. oben S. 562), von der wir, bis liieher, erst zwei Seiten in Wirksamkeit dachten. Bei dem \u00e4ufserst geringen Grade von Genauigkeit, bei dem wir in unseren Betrachtungen stehen zu bleiben doch einmal gezwungen sind, verschl\u00e4gt es uns begreiflich wenig, dafs, um das Gesagte unmittelbar auf die Rinne selbst \u00fcbertragen zu k\u00f6nnen, die beiden Erregerplatten, und mit ihnen die Fl\u00fcssigkeitsschiebt, noch an der Zinkkupfergrenze in einen ausspringenden rechten W inkel gebogen werden m\u00fcssen. Den dadurch entstehenden Fehler k\u00f6nnen wir","page":581},{"file":"p0582.txt","language":"de","ocr_de":"5S2\n3. Abschn. Kap. Ill, \u00ff. IL 2, Vom Str\u00f6mungsvorgange\n\u00fcbrigens durch Einf\u00fchrung der Bedingung nach Belieben verkleinern, dafs die Dicke der Fl\u00fcssigkeitsschicht gegen die Ausdehnung der Erreger-jdalle nur eine geringe sei; es ist deutlich, dafs, hei verschwindender Dicke dieser Schicht, jener Fehler selbst verschwindend ausfallen w\u00fcrde. Jetzt \u00f6ffnen wir also ferner eine dritte Seite der llinne; es sei diejenige, deren Wand mit Kupfer bekleidet ist; oder vielmehr, wir f\u00fcgen den beiden in einer Flucht ausgestreckten Erregerplatten dem entsprechend noch eine Kupferplatte hinzu, welche an das andere bisher freie Ende der Zinkplatte auf die n\u00e4mliche Weise hinangelegt wird, wie schon die beiden erstbetrachteten sich ber\u00fchren. Ileifse die erste Kupferplatte Kx, die erste Zinkplatte , die zweite, eben hinzugekommene Kupferplatte Ku ; die Platten stofsen aneinander in der Ordnung, wie sic hier genannt sind, und die Fl\u00fcssigkeitsschicht ist nunmehr als \u00fcber alle drei fort sich erstreckend zu denken (S. Fig. 55). Es fragt sich, was die Folge dieser Ab\u00e4nderung sein werde.\nDazu gelangen wir leicht mit H\u00fclfe nachstehender Betrachtung. Man denke sich, senkrecht auf die Mittellinie des Zinkes, in unserer Figur auf den Punkt\tm,\teine\tunendlich\td\u00fcnne isolirende Wand durch\ndie Fl\u00fcssigkeitsschicht\tbis\tzur\tBer\u00fchrung\tmit dem Zinke versenkt. Wie\nman sieht, sie trennt die Vorrichtung in zwei ganz symmetrische H\u00e4lften, und jede dieser\tH\u00e4lften\tist ein flaches Erregerpaar. Oder man\nkann sich auch denken,\tdafs\tman zwei\tdergleichen Vorrichtungen ge-\nnommen und sie mit dem Vorbehalt zu einer zusammengef\u00fcgt habe, dafs Zink an Zink stofse, zwischen beiden aber eine unendlich d\u00fcnne isolirende Wand zur\u00fcckbleibe. Gleichviel wie man sich die neue Anordnung entstanden denke; es ist deutlich, dafs sic auf den Str\u00f6mungsvorgang in jeder der symmetrischen H\u00e4lften ganz ohne Einflufs sein wird; dieser wird fortbestehen, wie er sich in Fig. 54 bereits von uns, so gut wir konnten, angedeutet findet. Aber man wird bald gewahr, dafs auch das Entfernen jener unendlich d\u00fcnnen isolirenden Wand zwischen den beiden entsprechenden H\u00e4lften den Vorgang in beiden v\u00f6llig ungest\u00f6rt lassen werde. Denn es trifft dabei jede auf diese Wand senkrecht aufstehende isoelektrische Curve von einer gewissen Spannung, verm\u00f6ge der vorausgesetzten Symmetrie der beiden H\u00e4lften der Vorrichtung, auf eine isoelektrische Curve von ganz gleicher Spannung. Die Elcktricit\u00e4t wird also nicht den geringsten Grund haben, die Grenzen, in denen sie sich vormals bewegte, nach Entfernung der isolirenden Wand zu \u00fcberschreiten. Somit ist also unsere Aufgabe gel\u00f6st, da es in die Augen f\u00e4llt, dafs nun die Vorrichtung eine und dieselbe mit derjenigen geworden ist, an welcher der Str\u00f6mungsvorgang erkannt werden sollte, und da es keines Beweises bedarf, dafs, an einer","page":582},{"file":"p0583.txt","language":"de","ocr_de":"fl\u00bb dem tch\u00e7maimrten Musketprimilivh\u00fcndet,\t\u00dfgg\nund derselben Vorrichtung, die Vertheilung der Elektricit\u00e4t auch nur immer eine und dieselbe sein kann. Die Fig. 55 zeigt dcmgem\u00e4fs die isofc'lektrischen und die Str\u00f6mungscurvcn an der Reihe der Erreger-platten Kt Z, A j, ; die ersteren sind nur punctirt, die letzteren ausgezogen. Handelt es sich darum, die Curve der Gcsamnilstromst\u00e4rkcn f\u00fcr diese Anordnung, wie fr\u00fcher f\u00fcr die einfachere in Fig. 54, zu entwerfen, so braucht man, wie man sieht, nur diese sich zweimal in \u00fcbereinstimmender Weise wiederholen zu lassen (Fig. 56). Die Gesammt-stromst\u00e4rke ist gleich Null auf der Mittellinie des Zinkes und an den beiden freien Enden des Kupfers; die Curven, welche die wachsende Gr\u00f6fse derselben nach der Zinkkupfergrenze darstellen, sind gegen die Abscissenaxe convex, und schlicfsen sieb den Ordinaten auf der Projection jener Grenzen bis zu einer gewissen endlichen H\u00f6be asymptotisch an. Die Str\u00f6mungsrichlung zu beiden Seiten der Mittellinie des Zinkes, \u00fcber die beiden Zinkkupfergrenzen fort, ist begreiflich die entgegengesetzte.\nWir k\u00f6nnen, nach diesen Vorbereitungen, jetzt einen rascheren Fortschritt nehmen. Es ist deutlich, dafs Alles von der letzten Anordnung Gesagte bestehen bleibt, auch wenn in jedem der beiden flachen Erregerpaare, die man sich zu derselben zusammengef\u00fcgt denkt, die beiden Erregerplatten ungleiche H\u00e4nge haben; wofern nur in beiden Paaren Zink und Zink, und Kupfer und Kupfer, bezieblich einander an Ausdehnung gleich sind. Ebenso ist klar, dafs man zwei flache Erregerpaare, mit dem n\u00e4mlichen Erfolge der Ungest\u00f6rtheit des Str\u00f6mungsvorganges in jedem einzelnen, auch so wird zusammenf\u00fcgen k\u00f6nnen, dafs nicht Zink an Zink, sondern Kupfer an Kupfer, zu liegen kommt. Stets werden die iso\u00eblektrischen Curven der einen H\u00e4lfte der Anordnung die genaue Fortsetzung derjenigen der anderen bilden; nie also wird die Elektricit\u00e4t Grund finden, ihr gewohntes Bette zu verlassen. Dies vorausgesetzt, ist cs drittens klar, dafs wir den Fall der l\u00e4nglich viereckten, mit einem feuchten Leiter erf\u00fcllten, an ihren vier Seiten mit abwechselnd ungleichartigen Erregerplatten bekleideten Rinne, auf dessen Verst\u00e4ndnifs es uns zun\u00e4chst ankommt, als entstanden betrachten d\u00fcrfen aus der Zusammenf\u00fcgung von vier flachen Erregerpaaren (S. Fig. 57), die an den vier Zinkkupfergrenzen in ausspringende rechte Winkel gebogen sind, in der Mitte der vier Seiten der Rinne aber mit gleichnamigen Metallen zusammenstofsen, welche hier, wie auch die Fl\u00fcssigkeitsschichten, verschmolzen sind. Denkt man sich die Dicke dieser letzteren gering im Verh\u00e4ltnisse zu der Ausdehnung der Erreger-platten, so wird, wie bemerkt, die Abweichung von unseren fr\u00fcheren Annahmen gleichzeitig vermindert, die aus dem Biegen der Erregerpaare","page":583},{"file":"p0584.txt","language":"de","ocr_de":"584\nAbsckn. K(i)i. fff. \u00a7. If. -J, Vom Stromungsvorgange\nin den Zinkkupfergrenzen entspringt. Der Str\u00f6mungsvorgang \u00fcber jedem einzelnen der Erregerpaare bleibt also beinahe unver\u00e4ndert. Wir sind daher in Stand gesetzt, die Curve der Gesammtstromst\u00e4rkcn f\u00fcr die Rinne, wie fr\u00fcher f\u00fcr die flachen Erregerpaare seihst, und die einfacheren Zusammenstellungen derselben, zu entwerfen. Dies ist Fig. 57 in der Weise geschehen, dafs die Seiten des l\u00e4nglichen Viereckes als Abscissenaxen, die die rechten V inkel desselben halbirenden Geraden als Ordinatenaxen gew\u00e4hlt sind, uni die Curven aus der vorigen Figur darauf beziehen zu k\u00f6nnen; es sind die ausgezogenen. Man sieht, dafs der Vorgang auf den Mittelpunkten der langen (Zink-) Seiten, die in der Figur durch eine punetirte Linie verbunden sind, gleich Null ist; dafs er sich, von denselben aus, nach den beiden kurzen (Kupfer-) Seiten hin mit entgegengesetzter Richtung begiebt, wie die Pfeile an-deuten ; dafs seine Gr\u00f6fse in gleichen Abst\u00e4nden von jenem Mittelpunkte eine und dieselbe ist; dafs sie \u00fcber der Zinkkupfergrenze ihren h\u00f6chsten Werth erreicht, wo die Curve sich bis zu einer gewissen endlichen H\u00f6he asymptotisch an die daselbst errichtete Ordinate anschliefst; dafs der Vorgang \u00fcber dem Mittelpunkte des Kupfers wieder auf Null herabgesunken ist, in gleichen Abst\u00e4nden von diesem Punkte aber auch wieder gleiche Gr\u00f6fse behauptet.\nEs bleibt uns jetzt nur noch \u00fcbrig, von dem Schema der Rinne zu dem des durch und durch kupfernen, am Mantel verzinkten, \u00fcberall mit einer gleich dicken Schicht eines feuchten Leiters bekleideten Cylinders \u00fcberzugehen. Hiezu ist nichts weiter n\u00f6thig, als die Ver\u00e4nderungen zu ber\u00fccksichtigen, welche der Str\u00f6mungsvorgang in der Rinne erleidet, wenn wir mit dieser eine solche Umwandlung vornehmen, dafs sie zu einem Elemente des Cylinders wird. Ein solches wird gefunden, indem man zwei Ebenen unter einem sehr kleinen Winkel durch die Axe legt; der dadurch aus den Grundfl\u00e4chen, welche den kurzen Seiten unserer Rinne entsprechen sollen, herausgeschnittene Theil hat die Gestalt zweier gleichschenkeliger, sehr spitzwinkeliger Dreiecke, welche so mit ihren Gipfeln aneinandergef\u00fcgt sind, dafs ihre Schenkel zu zweien gerade Linien bilden. Wir haben also blos zu erw\u00e4gen, was aus dem Str\u00f6mungsvorgange an unserer Rinne werde, wenn wir erstens die Breite der Erregerplalten sehr vermindern, und wenn wir f\u00fcrs zweite die kurzen Seiten der Rinne auf die eben beschriebene Weise umwandeln : so kennen wir den Vorgang in einer Ebene unserer cylindrischen Vorrichtung in seinen allgemeinsten Z\u00fcgen, und, da wir es mit einem Rotationsk\u00f6rper zu thun haben, auch den Vorgang am ganzen Cylinder.\nWas die Verschm\u00e4lerung der Erregerplatten ins Unbestimmte betrifft, so ist, es klar, dafs sie von keinem Belange ist: sie l\u00e4fst die","page":584},{"file":"p0585.txt","language":"de","ocr_de":"an dem schematisirten Musleelprimitivb\u00fcndel.\t\u00a3$5\nForm des Str\u00f6mungsvorganges unver\u00e4ndert, indem sie sieh nur an seine St\u00e4rke wendet; ihr Einflufs ist aber nichtig, weil, heim Uebergehen von dem Cylinderelemenle zum Cylinder, die Stromst\u00e4rke wieder eine endliche Croise erlangt. Anlangend die Umgestaltung der kurzen Seite der unendlich schmalen Rinne zu einem Elemente eines Kreises anstatt eines Rechteckes, so kann dieselbe begreiflich nicht umhin, einen sehr bedeutenden Einflufs auf die Form der Curve der Gesammtstromst\u00e4rken zu \u00e4ufsern. Indessen wird dieser Einflufs doch nur der Art sein, dafs die Eigenschaften derselben, die wir zu erkennen vermocht haben, und auf welche es uns daher allein ankommen kann, dadurch unbeeintr\u00e4chtigt bleiben werden. So weit jener Einflufs sich, mit H\u00fclfe der blofsen Anschauung, ermessen l\u00e4fst, scheint es, als m\u00fcsse er allm\u00e4ligeres Aufsteigen der Curve von dem Mittelpunkte des Kupfers aus nach der Zinkkupfergrenze hin zur Folge haben. Es kann demnach die Beschreibung des Str\u00f6mungsvorganges in der Rinne, wie sie oben gegeben wurde, ohne Weiteres auf den Cylinder \u00fcbertragen werden. F\u00fcr Milte der Kupferseite mufs es jetzt heifsen Mittelpunkt der kupfernen Grundfl\u00e4che; f\u00fcr Mitte des Zinkes, Aequator des Cylinders, dessen Projection die punctirte Linie ist, welche in Fig. 57 die Mittelpunkte der beiden Zinkseiten verbindet. Diese Figur kann jetzt als die Durchschnittsansicht des Cylinders, statt als Projection der in der Rinne wieder in sich zur\u00fccklaufenden Reihe flacher Erregerpaare betrachtet werden, und die ausgezogenen Curven daran werden auch jetzt noch, f\u00fcr unseren Zweck mit hinl\u00e4nglicher Genauigkeit, das Gesetz des Str\u00f6mungsvorganges in den verschiedenen Punkten der H\u00fclle feuchten Leiters, welche den Cylinder umkleidet, anzeigen.\n3. Vom Str\u00f6mungsvorgange in dem an das schematisirte Muskelprimitivb\u00fcndel angelegten unwirksamen leitenden Bogen.\nHiemit ist erst der erste, genau genommen nur vorbereitende Schritt dieser Untersuchung zur\u00fcckgelegt. Sie hatte, wie man sich erinnert (S. oben S. 561), zum Zweck, eine Anordnung ungleichartiger Gebilde zu ersinnen, deren elektromotorische Wirkungen nicht nur denen durch das Gesetz des Muskelstromes bezcichneten m\u00f6glichst genau entsprechen, sondern welche zugleich die Bedingung erf\u00fcllt, dafs sie, querdurchschnitten, auf den dadurch zu Tage geforderten neuen Fl\u00e4chenbegrenzungen stets wieder die. negativen Eigenschaften wie vorher entfalte. Wir wollten den Versuch machen, ob eine cylindrische Vorrichtung von der oft beschriebenen Art diesen Forderungen Gen\u00fcge leiste, und suchten daher zun\u00e4chst die Beschaffenheit des Str\u00f6mumrs-\nO, '","page":585},{"file":"p0586.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022jS'i\t'>'\u2022 Abschn\u2022 Kap. 111. \u00a7. II. o. Vom Strvmungsvorganye in dem\nVorganges an einer solehen zu erkennen. Hiezu waren wir gcnothigt, vor Allem uns \u00fcber die Gesetze zu unterrichten, denen der elektrische Strom, bei seiner Vertheilung in nicht prismatischen Leitern, gehorcht, wobei wir noch eine andere, Eingangs der vorigen Nummer angcdeutetc Nebenabsicht im Sinne hatten. Endlich haben wir nun wirklich die Bestimmung des Str\u00f6mungsvorganges an der cylindrischcn Vorrichtung innerhalb gewisser Grenzen der Genauigkeit ausgef\u00fchrt. Jetzt handelt es sich darum, ihn mit dem am einfachen B\u00fcndel in Vergleich zu bringen.\nEs findet n\u00e4mlich der Ucbelstand statt, dals, w\u00e4hrend wir am Cylinder diesen Vorgang selbst ann\u00e4herungsweise kennen, wir am nat\u00fcrlichen Elektromotor nur das Gesetz der durch Anlegen eines unwirksamen leitenden Bogens davon erhaltenen Str\u00f6me in H\u00e4nden haben. Es stehen uns daher jetzt noch zwei gleich schwierig zu betretende Wege offen: entweder wir suchen aus dem Gesetze des Muskelstromes den Vorgang in der H\u00fclle des Muskelb\u00fcndels zu erschliefsen und vergleichen ihn dann unmittelbar mit dem bis jetzt erst a priori erkannten unseres Schema\u2019s, oder wir suchen am letzteren auch noch die Erscheinungen zu ermitteln, die sich beim Anlegen eines Bogens aii verschiedene Punkte des Cylinders, wie dies beim Muskel geschah, kundgeben m\u00fcssen, und stellen den Vergleich zwischen diesen und den \u00e4hnlich am Muskel selbst gewonnenen Ergebnissen an. Stimmen dieselben \u00fcberein, so werden wir auf eine \u00e4hnliche Anordnung der ungleichartigen Gebilde im Cylinder und im Muskelb\u00fcndel mit der Sicherheit scldiefsen d\u00fcrfen, welche die beiden alsdann zu untersuchenden M\u00f6glichkeiten zulassen, dafs erstens verschiedene Anordnungen solcher Gebilde eine und dieselbe allgemeine Form des Str\u00f6mungsvorganges bedingen k\u00f6nnten, und dafs zweitens gar verschiedene Formen des urspr\u00fcnglichen Str\u00f6mungsvorganges bei Abwesenheit des Bogens innerhalb gewisser Grenzen eine und dieselbe Erscheinungsweise der abgeleiteten Str\u00f6me in dem angelegten Bogen zur Folge zu haben verm\u00f6chten. Aufserdem mufs jede Anordnung, f\u00fcr die wir uns, als m\u00f6glicherweise in Wirklichkeit stattfindend, entscheiden sollen, nat\u00fcrlich auch noch der oben gestellten Forderung in Betreff der Beschaffenheit eines beliebigen Querschnittes Gen\u00fcge leisten.\nWir w\u00e4hlen den letzteren Weg, auf dem cs uns jedoch auch eben nicht verg\u00f6nnt sein wird, grofse Fortschritte zu machen. Abermals verlassen wir zun\u00e4chst den Cylinder selbst, und halten uns au die oben bereits angewandten einfachen Vorstellungen, aus denen wir stets mit Leichtigkeit die verwickelteren Erfolge an jenem abzuleiten verm\u00f6gen. Wir nehmen zuerst nur die beiden in einer Flucht ausgebreiteten, mit einer Schicht feuchten Leiters bedeckten Erregerplatten,","page":586},{"file":"p0587.txt","language":"de","ocr_de":"un das svhematmrte Mushelb\u00fcndel angelegten Bogen\n587\ne!a flaches Erregerpaar, zur Hand. Jetzt legen wir einen unwirksamen leitenden Bogen, von stets gleichem Widerstande und stets gleichem Abstande 2a zwischen seinen Fufspunkten, an verschiedene Stellen des feuchten Leiters an. Es versteht sich von seihst, dafs, wo auch dieses Anlegen geschehen m\u00f6ge, der Bogen von einem durch Nebenleitung gewonnenen Strome in der Richtung von dem Zinke nach dem Kupfer durchflossen sein wird, denn er ist an einen Leiter angelegt, der keinen Punkt hat, der nicht in dieser Richtung von einem Strome durchkreist w\u00e4re. Der einzige Fall macht eine Ausnahme hievon, wo der Bogen mit seinen Fufspunkten in einer der Zinkk\u00fcpfergrenzc parallelen, also auf die Str\u00f6mungsrichtung senkrechten Richtung an den Leiter angelegt ist. In diesem Falle wird er niemals von einem Strome durchflossen sein. Die geneigten Lagen, welche den Uebergang von diesem Falle bis zu demjenigen bilden, wo der Bogen senkrecht auf die Zinkkupfergrenze und in der Str\u00f6mungsrichtung selbst an den feuchten Leiter angelegt ist, lassen wir unber\u00fccksichtigt. Dieser hingegen ist cs, der uns eigentlich besch\u00e4ftigen soll. Um ihn jedoch noch m\u00f6glichst zu vereinfachen, ertheilen wir dem Bogen mit den Erregerplatten und der Fl\u00fcssigkeitsschicht gleiche Breite, weil wir sonst noch Strom-antheile in demselben in Betracht zu ziehen haben w\u00fcrden, welche von solchen Punkten der Erregerplatten ausgehen, die nicht mit den beiden Fufspunkten in einer und derselben Senkrechten auf die Zinkkupfergrenze liegen; was eine noch bedeutendere Verwickelung der ohnehin schon hinreichend mifslichen Aufgabe mit sich bringen d\u00fcrfte. Wir k\u00f6nnen uns alsdann den Bogen von derselben Dicke wie die Schicht feuchten Leiters, und von gleichem eigent\u00fcmlichen Widerstande vorstellen, so ist sein Widerstand, im Verh\u00e4ltnisse zu demjenigen des feuchten Leiters zwischen den Fufspunkten, gleich der L\u00e4nge 2/ des Bogens im Verh\u00e4ltnisse zu 2a. Wir haben nun den Bogen von dem einen Ende der Vorrichtung nach dem anderen, \u00fcber die Zinkkupfergrenzc fort, in darauf senkrechter Richtung zu verschieben, und an jeder Stelle die Frage nach der St\u00e4rke des abgeleiteten Stromarmes zu beantworten, da wir, in Betreff seiner Richtung, bereits im Reinen sind. Um uns leichter \u00fcber die Lage des Bogens verst\u00e4ndigen zu k\u00f6nnen, wollen wir die Entfernung des Punktes, der den Abstand zwischen seinen Fufspunkten lialbirt, von der Zinkkupfergrenze mit J bezeichnen. Es sei abermals die Projection dieser Grenze, wie in Fig. 54, der Ursprung eines Coordinatensystemcs; das Zink liege auf der positiven, das Kupfer auf der negativen Seite der Abscissen; sei s die gemeinschaftliche L\u00e4nge beider Erregerplatten. Was wir zu bestimmen haben, ist alsdann die Curve Y = jF(J), welche das Gesetz der wechselnden Stromst\u00e4rken in","page":587},{"file":"p0588.txt","language":"de","ocr_de":"3. Abschi. Kap. 111. \u00a7. 11. 3. Vom Slromungsvorgange in dem\n5 88\ndem unwirksamen leitenden Bogen darslellt, w\u00e4hrend er l\u00e4ngs der Vorrichtung verschoben wird, oder w\u00e4hrend J alle m\u00f6glichen Wertlie zwischen + \u00ab \u2014 a, und \u2014 s -t- \u00ab durchl\u00e4uft. Der Weg, der hier eigentlich befolgt werden m\u00fcfste, wenn dies nicht bereits die Kr\u00e4fte der Analyse \u00fcberstiege, w\u00e4re der, Y f\u00fcr einen, oder, wenn sich Discon-tinuit\u00e4t der Function kundg\u00e4be, f\u00fcr soviel Wertlie von J als noting zu berechnen, und alsdann das gefundene Ergebnifs nach A sowohl, als nach \u00ab und / zu diseutircn. Von einer derartigen Leistung kann nat\u00fcrlich nicht entfernterweise die Rede sein; wir werden uns gl\u00fccklich sch\u00e4tzen m\u00fcssen, wenn cs uns gelingt, auch nur ein Paar der allcrhervorstechend-sten Eigenschaften der Curve F(.\u25a0/) theoretisch zu ermitteln, und im \u00fccbrigcn werden wir uns beeilen, den etwas schwankenden Boden dieser Er\u00f6rterung sobald als m\u00f6glich mit dem sicheren Grunde der Erfahrung zu vertauschen, wo \u00fcbrigens, erw\u00e4hntermafsen. mehr Schwierigkeiten unser warten, als man von vorn herein zu glauben geneigt sein m\u00f6chte: Schwierigkeiten, zu deren bestm\u00f6glicher Besiegung uns aber gerade das Wenige in hohem Mafse erspriefslich scheinen wird, was wir hier noch mit Sicherheit mit H\u00fclfe der Anschauung abzuleiten verm\u00f6gen.\nStellen wir uns jetzt einen bestimmten Fall, z. B. A > ct vor Augen. Der Bogen steht (S. Fig. 58) mit beiden F\u00fcfsen \u00fcber dem Zinke. Wir suchen unwillk\u00fcrlich, hei Betrachtung der Figur, da es eine Strombestimmung in einer Nebenschliefsung gilt, die gew\u00f6hnlichen, von Ohm aufgestellten Grunds\u00e4tze f\u00fcr die Stromvertheilung in verzweigten Leitern in Anwendung zu bringen. Allein w'ir stofsen dabei auf ein Hindernifs, wodurch der Fall auf den ersten Blick nicht wenig fremdartig erscheint. Es ist der Umstand, dafs, w\u00e4hrend die Oiui\u2019sche Formel f\u00fcr die Stromst\u00e4rke in einer Nebenschliefsung stets gleiche Stromst\u00e4rke an den beiden Stellen des Hauptleiters voraussetzt, an denen die Nebenschliefsung aus- und einmiindet, hier im Gegentheile diese St\u00e4rke nur in dem besonderen Falle A \u2014 0 sich als eine und dieselbe, in allen anderen hingegen als mehr oder weniger verschieden sich darstellt. Diese Schwierigkeit ist indefs nur eingebildet. Bedenkt man n\u00e4mlich, wodurch die gr\u00f6fsere St\u00e4rke des Stromes in der Schicht feuchten Leiters bei dem Fufspunkte, der der Zinkkupfergrenze n\u00e4her steht, bedingt ist, so zeigt es sich, dafs sie herr\u00fchrt von den partiellen Str\u00f6men, die zwischen den Fufspunkten des Bogens auf dem Zink entwickelt werden sind, und sich, einer nach dem anderen, dem Str\u00f6nmngsvorgange angeschlossen haben, der bereits bei dem von der Zinkkupfergrenze entfernteren Fufspunkte des Bogens nach dem Kupfer hin herrschte. Es ist aber klar, dafs, von diesen partiellen Str\u00f6men, keiner streben","page":588},{"file":"p0589.txt","language":"de","ocr_de":"589\nan das schematisirte Hluskelbiindel angelegten Bogen.\nwird, nunmehr seinen Weg durch den Bogen zu nehmen, und man sieht also, dais man diesen eigentlich als angelegt betrachten kann an einen gewissen Theil der Fliissigkeitsschicht, welcher diejenigen partiellen Str\u00f6me enth\u00e4lt, die von dem freien Ende des Zinkes ah bis zu der Gegend entwickelt worden sind, in welcher der von der Zinkkupfergrenze entferntere Fufspunkt verweilt; w\u00e4hrend die Summe dieser partiellen Str\u00f6me von hier ah bis zu der entsprechenden Gegend des Kupfers allerdings einen Strom von best\u00e4ndiger Gr\u00f6fse vorstellt, wie ihn die Oim\u2019sche Formel f\u00fcr die Stromst\u00e4rke in einer Nebenschliefsung voraussetzt.\nEs w\u00fcrde jedoch irrig sein, wollte man nun, f\u00fcr einen bestimmten Werth von J, diesen Str\u00f6mungsanthcil aussondern, den Bogen als Nebenschliefsung an seine Bahn angelegt betrachten, und nun \u00fcberlegen , in welchem Verh\u00e4ltnisse wohl die partiellen Str\u00f6me sich zwischen jener Bahn und den neuangebotenen Wegen vcrtheilen. Es ist vielmehr deutlich, dafs, durch das Anlegen des Bogens, s\u00e4mmthehe isoelektrische Curven in der Schicht feuchten Leiters eine Verzerrung erleiden m\u00fcssen, die nicht aufser Acht gelassen werden darf. Die Querschnitte des Bogens n\u00e4mlich, in welchem eine Elektricit\u00e4tsbewegung in der Richtung stattfinden soll, die der L\u00e4ngenaxe der Anordnung entspricht, m\u00fcssen selber isoelektrische Curven sein; an den ersten derselben, da, wo ein Stromantheil in den Bogen tritt, und ebenso an den letzten unter ihnen, da, wo derselbe Stromantheil den Bogen wiederum ver-l\u00e4fst, m\u00fcssen sich die isoelektrischen Curven in der Fl\u00fcssigkeitsschicht auf bestimmte Weise anschlicfsen. Sie werden es vermuthlich in der Art tliun, dafs, f\u00fcr den erstgenannten Fufspunkt, die hinter dem Bogen, von der Zinkkupfergrenze aus gerechnet, gelegenen Curven gleicher Spannung sich nach dem Querschnitte des Bogens hin biegen; f\u00fcr den der Zinkkupfergrenze n\u00e4heren tliun es die derselben n\u00e4heren iso\u00eblcktri-schen Curven. S. die Figur. Man sieht, wie solchermafsen die ganze Gestaltung des Str\u00f6mungsvorganges durch das Ilinzukommen des Bogens eine andere und verschiedene wird, \u00fcber welche sich, wie mir scheint, eben nicht viel mehr Sicheres aussagen l\u00e4fst.\nWir k\u00f6nnen nun der L\u00f6sung unserer Aufgabe auf zweierlei Wegen n\u00e4her r\u00fccken, die in der That zu denselben Ergebnissen f\u00fchren. Wir k\u00f6nnen uns zun\u00e4chst, wobei wir mehr innerhalb des gew\u00f6hnlichen Kreises hergebrachter Vorstellungen \u00fcber Vertheilung von Str\u00f6men verweilen , an die Betrachtung des Str\u00f6mungsvorganges in dem Bogen als in einer Nebenschliefsung halten, die an einen Ilauptleiter angelegt w\u00e4re, der den bezeiehneten Stromantheil von best\u00e4ndiger Gr\u00f6fse f\u00fchrt, indem wir bei den Grenzen der Genauigkeit, die uns doch einmal gesteckt","page":589},{"file":"p0590.txt","language":"de","ocr_de":"590\t3. Ahschn. Kap. 111. \u00a7. 11. 3. Vom Str\u00f6mungsvor gange in dem\nsind, durch die Verzerrung der isoelektrischen Curven nicht sonderlich beeintr\u00e4chtigt werden. Man kann alsdann, mit Entschiedenheit, Fol-gendes behaupten: Die Function (F) nail's der Art sein, dafs sie, mit abnehmendem A, erst langsam, dann schneller und schneller w\u00e4chst; denn so w\u00e4chst die St\u00e4rke des Stromantheiles, von dem es in die Augen lallt, dafs er sich in den Bogen verzweigen mufs, ohne dafs man einen Grund eins\u00e4he, weswegen die Ableitung ung\u00fcnstiger und ung\u00fcnstiger w\u00fcrde, so dafs sic das Wachsen der Stromst\u00e4rke in dem Hauptleiter, an den man sich den Bogen angelegt zu denken hat, allm\u00e4lig auf-oder gar \u00fcberzuwiegen im Stande w\u00e4re. Ja es scheint sogar, als m\u00fcsse sich die Ableitung, mit abnehmendem A, eher g\u00fcnstiger, als ung\u00fcnstiger gestalten, da der Stromanlheil, der sich zwischen dem Bogen und einem Theile der Fl\u00fcssigkeilsschicht zu verzweigen strebt, je kleiner A, in ein um so engeres Bett eingezw\u00e4ngt sich findet. Die Curve steigt also, convex gegen die Ahscissenaxc, bis zum Punkte A \u2014 + \u00ab an. Hier, scheint es, m\u00fcsse ein ausgezeichneter Punkt derselben, ein Wendepunkt n\u00e4mlich, liegen. Die Ableitung wird zwar im Ganzen immer noch g\u00fcnstiger und g\u00fcnstiger, bis A \u2014 0 geworden ist, wo der sich in den Bogen verzweigende Stromanthcil seinen gr\u00f6fsten Werth, und das Bette, worin er fliefst, zugleich auf allen Punkten seine gr\u00f6bste Enge erreicht hat; allein von A \u2014 \u00ab bis zu zl \u2014 0 w\u00e4chst diese Enge nicht mehr nach demselben Gesetze, wie vor /I \u2014 a, sondern von der Zinkkupfergrenze aus erweitert sich die Stromhahn wieder in gleichem Mafse, wie sie vorher an Enge zunahm, so dafs man sieht, die Steilheit der Curve mufs von zl = a his zl \u2014 U im Abnehmen begriffen, oder, dieses St\u00fcck derselben mufs gegen die Ahscissenaxc concav gebildet sein. Ich bevorworte, dafs der Versuch, wie sich sp\u00e4ter zeigen wird, diese Vorstellung best\u00e4tigt, ja, dafs ich erst durch ihn veranlagt worden hin, den Grund f\u00fcr ein solches Verhalten aufzusuchen und, so gut es anging, zu durchschauen.\nDie andere Art der Betrachtung, deren wir uns bedienen k\u00f6nnen, um zu denselben Ergebnissen zu gelangen, und die wir, gr\u00fcfserer Sicherheit halber, hei so verwickelter Er\u00f6rterung, nicht verabs\u00e4umen wollen, beruht auf den fr\u00fcher dargelegten Spannungsprincipien selber. Es ist bereits bemerkt worden, dafs durch die Anwesenheit des Bogens die allgemeine Gestalt der isoelektrischen Curven in der Fl\u00fcssigkeitsschicht eine Umwandlung erf\u00e4hrt; es m\u00fcssen sich dieselben in angemessener Weise den beiden Endquerschnilten des Bogens anschliefsen. Diese Endquerschnitte empfangen somit jeder eine gewisse Spannung, und der Str\u00f6mungsvorgang, der durch den Bogen seinen Weg nimmt, ist dem ver\u00e4nderlichen Unterschiede dieser Spannungen gerade, dem best\u00e4n-","page":590},{"file":"p0591.txt","language":"de","ocr_de":"an das scliemalisirte Muslcelb\u00fcndel angelegten Bogen.\n591\ndigen Widerstande des Bogens aber umgekehrt proportional. Nun ist wohl ohne Anstofs klar, dafs der Unterschied der Spannungen an beiden Enden des Bogens stets im Verh\u00e4ltnisse stehen wird mit dem Unterschiede der Spannungen, welche die isoelektrischen Curven besitzen, die in der Gegend der Fufspunkte an den Grenzen des feuchten Leiters winkelrecht aufstehen. Verschiebt man den Bogen von dem freien Ende des Zinkes nach der Grenze der ungleichartigen Metalle hin, so umfafst er, mit seinen Fufspunkten, immer eine gleiche Anzahl isoelektrischer Curven, deren Abst\u00e4nde von einander l\u00e4ngs der Projection der Oberfl\u00e4che der Fl\u00fcssigkeitsschicht, als einer Str\u00f6mungscurve, gemessen sind; wobei wir freilich wieder die Verzerrung derselben durch die Anwesenheit des Bogens aufser Acht lassen. Der Unterschied der Spannungen, welche demgem\u00e4fs den Endquerschnitten des Bogens zukommen, wird bedingt sein durch die Summe der Unterschiede der Spannungen, die zwischen diesen isoelektrischen Curven, von der einen zur andern, herrschen. W\u00e4ren alle diese Curven gleich lang, und h\u00e4tten sie in allen ihren Punkten gleichen Abstand von einander, so w\u00fcrde also der Unterschied der Spannungen der Endquerschnitte des Bogens stets einer und derselbe sein; es w\u00e4re der Fall einer Nebenscldiefsung, die l\u00e4ngs einem prismatischen Ilauptlciter verschoben w\u00fcrde. Anders verh\u00e4lt sich die Sache hier; fafst man, wie man soll, die isoelektrischen Curven als die senkrechten Querschnitte der Strombahn auf, und zieht man das oben S. 573 Auseinandergesetzte in Erw\u00e4gung, so bemerkt man leicht, wie die Unterschiede der Spannungen von Curve zu Curve in unserer Fl\u00fcssigkeitsschicht in raschem Mafse wachsen m\u00fcssen. Dies dauert fort bis zur Zinkkupfergrenze, wo die k\u00fcrzeste isoelektrische Curve aufsteht, oder der Querschnitt der Strombahn am kleinsten geworden ist; von hier an nehmen die Unterschiede der Spannungen zwischen den Curven gleicher Spannung wieder ab. Man siebt also, dafs der Str\u00f6mungsvorgang im Bogen, bei seinem Verschieben vom freien Ende des Zinkes bis zur genannten Grenze, oder bis J \u2014 a, in fortw\u00e4hrendem Wachsen begriffen sein mufs. Es ist nicht wohl m\u00f6glich, auf diesem Wege einsichtlich zu machen, dafs die Curve, in der dieses Wachsen vor sich geht, convex gegen die Abscissenaxe sein wird, denn man kennt nicht nur nicht das Gesetz, wonach die isoelektrischen Curven sich verk\u00fcrzen, sondern auch dasjenige nicht, welches ihre Abst\u00e4nde untereinander beherrscht. Wie dem aber auch sei, es stellt sich wiederum heraus, dafs, beim Uebcrschreiten der Zinkkupfergrenze mit dem Fufspunkte des Bogens, ein solcher ausgezeichneter Punkt der Curve sich einstellen m\u00fcsse, dafs nun pl\u00f6tzlich das Wachsthum der Ordinate mit verminderter und immer geringerer Geschwindigkeit geschieht; denn dies mufs","page":591},{"file":"p0592.txt","language":"de","ocr_de":"592\t3. Abschi. Kap. III. \u00a7. U. 3. Vom Str\u00f6mungsvorgange in dem\ndie Folge davon sein, dafs lur die Reihe isoelektrischer Curven zwischen der Zinkkupfergrenze und dem Fufspunkte, tier dieselbe bereits \u00fcberschritten hat, die Unterschiede der Spannungen von Curve zu Curve, statt ferner zu wachsen, vielmehr wieder in schneller Abnahme begriffen sind.\nWir d\u00fcrfen wohl, nach alledem, die Curve Y = ^{A) in unserer Fig. 58 in der beschriebenen Gestalt auftragen, ohne uns allzugrofser K\u00fchnheit schuldig zu machen. Die Ordinate \\a\\tj bezeichnet die Stellung der Mitte des Bogens, in welcher der eine Fufspunkt im Begriff ist, die Zinkkupfergrenze zu \u00fcberschreiten und wo ein Wendepunkt der Curve eintritt. Was, f\u00fcr negative Wertlie von A, nunmehr der Fall sein werde, erhellt aus folgender Betrachtung.\nMan erinnert sich, dafs, nach einer von Amp\u00e8re 1 eingef\u00fchrten Vorstellungsweise, ein galvanischer Strom angesehen werden k\u00f6nne als bestehend aus zwei gleich starken und entgegengesetzten Str\u00f6men positiver und negativer Elektricit\u00e4t, welche einander auf jedem Punkte durchdringen. F\u00fcr gew\u00f6hnlich wird nur der eine derselben, und zwar der positive, in Betracht gezogen; so haben auch wir im Vorhergehenden einzig diesem unser Augenmerk zugewandt. Allein beide Str\u00f6me gehorchen einerlei Gesetzen der Leitung; alles folglich, was wir von dem positiven Strome \u00fcber dem Zinke f\u00fcr einen bestimmten Werth von A gesagt haben, pafst in gleicher Weise auf den negativen Strom von entgegengesetzter Richtung \u00fcber dem Kupfer, wenn wir zugleich den Bogen auf die negative Seite verpflanzt denken, d. h. A den n\u00e4mlichen, aber negativen Werth zuschreiben. An die Stelle dieses negativen Stromes nun setzen wir wiederum den positiven von entgegengesetzter Richtung, den wir \u00fcber dem Zinke betrachteten; f\u00fcr jedes A ist er dem negativen v\u00f6llig gleich. Die Gleichung Y \u2014 F(A) mufs also so beschaffen sein, dafs Y f\u00fcr gleiche positive und negative Wer-the von A gleiche Werthe annimmt, und wir k\u00f6nnen uns die Betrachtung der letzteren daher f\u00fcglich ganz ersparen: die Curve der abgeleiteten Stromst\u00e4rken in dem Bogen ist symmetrisch zur Zinkkupfergrenze angeordnet. F\u00fcr A = 0 findet mithin ein oberer Grenzwerth der Ordinate Y statt, welcher \u00fcbrigens begreiflich stets weit unter dem gleichzeitigen Werthe der Curve der Gesammtstromst\u00e4rken in der Schicht feuchten Leiters (f\u00fcr x = nahezu Null, s. oben S. 581) stehen bleibt, die sich hier bis zu einer sehr betr\u00e4chtlichen, obwohl endlichen H\u00f6he assymptotisch der Ordinatenaxe anschliefst.\n1 Annales de Chimie et de Physique. Octobre 1820. t. XV. p. 59. *\u2014 Recueil il Observations \u00e9lectro-dynamiques etc. p. 3.*","page":592},{"file":"p0593.txt","language":"de","ocr_de":"an clas schematisirte Muslcelb\u00fcndel angelegten Bogen.\n593\nBei alledem wird nat\u00fcrlich, wie auch Eingangs bevorwortet wurde, gleiche L\u00e4nge der Erregerplatten vorausgesetzt. Bei ungleicher L\u00e4nge derselben wird die Curve asymmetrisch, die ganze Er\u00f6rterung weit verwickelter. Es l\u00e4fst sich nicht mehr sagen, f\u00fcr welche Stellung des Bogens die Stromst\u00e4rke ihren oberen Grenzwerth erreicht. Wendepunkte der Curven scheinen aber noch immer dann eintrcten zu m\u00fcssen, wenn eben der eine Fufspunkt des Bogens die Zinkkupfergrenze \u00fcberschreitet oder verl\u00e4fst. Ver\u00e4nderung des Widerstandes (2Z) des Bogens bei gleicher Spannweite (2a) desselben wird die allgemeine Gestalt der Curve wohl unbeeintr\u00e4chtigt lassen, nur die absolute Gr\u00f6fse aller Ordinaten wird eine verbaltnifsrn\u00e4fsige Ver\u00e4nderung; erfah-ren. Der Einllufs der Spannweite des Bogens bei gleichem Widerstande auf die Form der Curve wird dagegen betr\u00e4chtlich sein, was keiner Er\u00f6rterung bedarf, da die Ordinaten x \u2014 a und x \u2014 s \u2014 a ihre Stelle ver\u00e4ndern und einander n\u00e4her r\u00fccken. Aufscrdem scheint es, als m\u00fcsse die Stromst\u00e4rke in dem Bogen zunehmen, da, bei gleichem Widerstande, ein gr\u00f6fserer Unterschied zwischen den Spannungen seiner Endquerschnitte herrscht. Den st\u00e4rksten Strom m\u00fcfste man also erhalten, wenn man, bei gleichbleibendem Widerstande des Bogens und symmetrischer Stellung desselben \u00fcber der Mitte der Vorrichtung, die alsdann allein noch m\u00f6glich ist, ihm die Spannweite 2s ertheiltc, oder a \u2014 \u00ab machte. Indessen wird der Einllufs von \u00ab auf die Stromst\u00e4rke in dem Bogen, f\u00fcr J = 0 oder f\u00fcr eine feste Stellung des der Zink-kupfergrenzc n\u00e4heren Fufspunktes, um so geringer ausfallen, je gr\u00f6fser a bereits ist, denn um so geringer sind die Unterschiede der Spannungen von isoelektrischer Curve zu isoelektrischer Curve, die er, f\u00fcr gleiche Zuwachse von a, zwischen seine Fufspunktc aufnimmt.\nWir verlassen nunmehr das einfache Erregerpaar, und wenden uns, mit dem unwirksamen leitenden Bogen, zu der l\u00e4nglich viereckten Rinne, welche, wie man sich entsinnt (S. oben S. 583), betrachtet werden kann als zusammengesetzt aus vier flachen Erregerpaaren, die an ihren Zinkkupfergrenzen, bei geringer Dicke der Fl\u00fcssigkeitsschicht, in aus-springende rechte Winkel gebogen sind, und in der Mitte einer jeden der vier Seiten, wo zugleich die Schichten feuchten Leiters zu Eins verschmelzen, beziehlich mit Zink und Kupfer, genug gleichartigen Metallen, aneinanderstofsen. Legen wir den Bogen an eines der flachen Erregerpaare allein an, so wissen wir bereits, f\u00fcr seine mannigfaltigen, solchergestalt m\u00f6glichen Stellungen, Richtung wie auch ungef\u00e4hre St\u00e4rke des Stromes in demselben zu beurthcilcn. Geben wir ihm eine solche Lage, dafs die Mitte einer der Seilen der Rinne zugleich seine Spannweite halbirt, so wird, w ie man leicht erkennt, welches auch diese Spannweite\n38","page":593},{"file":"p0594.txt","language":"de","ocr_de":"594 \u00e4 Abschn. Kap. III. \u00a7. II. 3. Vom Str\u00f6mungsvorgange in dem\nsei, niemals ein Strom in dem Bogen gegenw\u00e4rtig sein. Denn man sieht, dafs an seine Endquerschnitte sich isoelektrische Curven von gleicher absoluter Spannung anschliefsen werden; der Unterschied ihrer Spannungen wird also Null sein, und die Stromst\u00e4rke in dem Bogen, die diesem Unterschiede gerade, dem Widerstande des Bogens umgekehrt proportional ist, ebenfalls verschwinden. Verschieben wir den Bogen dergestalt, dafs seine Fufspunkte nicht mehr auf entsprechenden Punkten zweier der vier flachen Erregerpaare aufstehen, aus denen wir uns die Vorrichtung zusammengesetzt denken, so werden die Endquerschnitte nicht mehr einerlei Spannung besitzen und es wird mithin ein Strom in dem Bogen zugegen sein. Der Kunstgriff, um Richtung und auch ungef\u00e4hre St\u00e4rke desselben zu beurtheilen, bestellt darin, dafs man, hei unver\u00e4ndertem Widerstande des Bogens, sich den einen Fufspunkt dieses festgestellt denkt, den anderen aber durch Vermindern der Spannweite an diejenige Stelle desselben flachen Erregerpaares versetzt, wo die n\u00e4mliche Spannung herrscht, wie an der Stelle des anderen Erregerpaares, von der man ihn fortgenommen hat. Dieser Grundsatz l\u00e4fst sich nach allem Vorhergehenden, und hei einem Blick auf die Fig. 55, welche die Anordnung der isoelektrischen Curven f\u00fcr eine beliebige Seite der Rinne zeigt, so leicht auf die verschiedenen Stellungen des Bogens und hei allen m\u00f6glichen ihm zugeschriebenen Spannweiten anwenden, dafs es vergebliche M\u00fche sein w\u00fcrde, diese mannigfaltigen F\u00e4lle hier mit vielen Worten durchgehen und jeden einzeln zergliedern zu wollen; es m\u00f6ge dies nur, beispielsweise, f\u00fcr den einfachsten und wichtigsten derselben geschehen. Sei die Spannweite des Bogens kleiner als die halbe L\u00e4nge einer der kurzen Seiten, und stehe er in der Mitte einer der vier Seiten, gleichviel zun\u00e4chst welcher, auf. Der Strom ist Null; verschieben wir den Bogen, und ist er \u00fcber Zink befindlich, so wird in ihm ein Strom stattfinden in der Richtung in der er verschoben ist; steht er \u00fcber Kupfer, so wird er in umgekehrtem Sinne durchstr\u00f6mt. In beiden F\u00e4llen ist der Strom um so st\u00e4rker, je gr\u00f6fser die Verschiebung ist; und er schliefst sich, seiner St\u00e4rke nach, zuletzt offenbar an denjenigen an, den man erh\u00e4lt, wenn man den Bogen mit dem einen Fufspunkte auf die Mitte der Seite aufsetzt und es so im Grunde nur noch mit einem flachen Erregerpaare zu thun hat. Doch ist es denkbar, dafs an dieser Stelle, wo der Bogen eben ganz auf das eine Erregerpaar hin\u00fcbertritt, ein ausgezeichneter Punkt der Curve der Stromst\u00e4rken in demselben stattfinden k\u00f6nne. Ueberschreitet er sodann, auf dem einen Erregerpaare, die Zinkkupfergrenze, so tritt der fr\u00fcher hezeiclinete Wendepunkt der Curve ein. Ich habe gewagt, in Fig. 57 diese Curve durch Punkte neben derjenigen anzudeuten, welche","page":594},{"file":"p0595.txt","language":"de","ocr_de":"an das schemalisirte Muslcelb\u00fcndel angelegten Bogen.\n595\ndas Gesetz der wachsenden Stromst\u00e4rken in der feuchten Schicht der Rinne vorstellen soll; die punktirten Ordinaten, welche die Ordinaten-axen beiderseits begleiten, bezeichnen die Stellungen des Bogens, wo er mit seinem einen Fufspunkte die Zinkkupfergrenze zu \u00fcberschreiten im Begriff ist, und ein Wendepunkt der Curve der Stromst\u00e4rken in demselben eintritt. Den st\u00e4rksten Strom wird man an dieser Vorrichtung beil\u00e4ufig erhalten, wenn der Bogen, mit seinen Fufspunkten, gerade eines der flachen Erregerpaare umfafst; gr\u00f6fsere Spannweite mufs wiederum geringere Stromst\u00e4rke geben. Soll der Bogen an nur eine Seite der Rinne angelegt sein, so erscheint als die vortheilhafteste Anordnung diejenige, bei welcher seine Spannweite der halben L\u00e4nge der Seite gleichkommt, so dafs er, mit dem einen Fufspunkte auf der Mitte der letzteren aufstehend, mit dem anderen gerade bis an eine der beiden Zinkkupfergrenzen reicht.\nEs bleibt uns ein letzter Schritt zu thun \u00fcbrig. Alles bisher Gesagte galt unter der Bedingung, dafs die Erregerplatten rechteckig und die beiden Fiifse des Bogens der Zinkkupfergrenze parallel und von gleicher Breite mit den Platten seien. Es handelt sich nun wieder darum, uns einen Uebergang von diesen, anfangs der Einfachheit halber gemachten Voraussetzungen zu der cylindrischen Vorrichtung zu bahnen, die uns ein Bild von der Anordnung der ungleichartigen Gebilde im Primitivmuskelb\u00fcndel gew\u00e4hren soll. Wir wollen uns die Herz\u00e4h-lung der einzelnen Umwandlungen ersparen, die St\u00fcck f\u00fcr St\u00fcck mit dem Schema der Rinne und des daran gelegten Bogens vorgenommen werden m\u00fcssen, um allm\u00e4lig zu dem Bilde des kupfernen, am Mantel verzinkten, \u00fcberall mit einer gleich dicken Schicht eines feuchten Leiters bekleideten Cylinders zu gelangen, an welche letztere ein unwirksamer leitender Bogen, sei\u2019s aus einem feuchten Leiter, sei\u2019s aus einem gleichartigen Metalle bestehend, in einer durch die Axe der V orrich-tung gelegten Ebene angebracht ist. Veranschaulicht man sich die Anordnung der isoelektrischen Curven an einer solchen Vorrichtung und h\u00e4lt man den Grundsatz fest, nach welchem wir an der Rinne verfuhren, um die Richtung und die ungef\u00e4hre St\u00e4rke der Str\u00f6me in dem Bogen zu beurtheilen, so kommt man zu der Ueberzeugung, dafs durch alle diese Umwandlungen innerhalb der Grenzen der Genauigkeit, \u00fcber die wir auch sonst nicht hinausgekonnt haben, keine wesentliche Ver\u00e4nderung in dem Gesetze hervorgebracht werden kann, wonach sich die Stromst\u00e4rke in dem Bogen f\u00fcr seine verschiedenen Stellungen rings um die Rinne richtet, so dafs die punktirte Curve, die wir Fig. 57 f\u00fcr diese gelten liefsen, noch immer f\u00fcr den Cylinderdurchschnitt ihre Geltung wird bewahren k\u00f6nnen.\n38","page":595},{"file":"p0596.txt","language":"de","ocr_de":"596\n3. Abschn. Kap. III. \u00a7. II. 4 (i). Vorversuche\nWir haben uns demnach jetzt, auf theoretischem Wege, so weit wie m\u00f6glich dem Ziele gen\u00e4hert, welches wir uns im Beginne dieser Untersuchung vorgesetzt hatten. Wir wollten den Versuch machen, ob die vielbeschriebene cylindrische Vorrichtung elektromotorische Wirkungen liefere, die denen eines Muskelb\u00fcndels hinl\u00e4nglich genau entspr\u00e4chen, um daraus auf eine Uebereinstimmung der inneren Anordnung der ungleichartigen Gebilde scldiefsen zu k\u00f6nnen. Zuerst, in der a origen Nummer, erkannten wir die Beschaffenheit des Str\u00f6mungsvorganges an jener Vorrichtung; allein damit war uns noch wenig gedient, weil wir am Muskelb\u00fcndel nicht diesen V organg selbst vor Augen hatten, sondern nur das Gesetz der Str\u00f6me, die einen verschiedentlich an das B\u00fcndel angelegten Bogen durchkreisen. Wir mufsten uns daher nochmals auf den Weg machen, und das Gesetz der Str\u00f6me zu erforschen suchen, die einen verschiedentlich an die cylindrische Vorrichtung angelegten Bogen durchkreisen; hiemit sind wir jetzt, so gut es gehen wollte, zu Stande gekommen. Beide Gesetze, das der abgeleiteten Str\u00f6me am Muskel, und das derjenigen an der cylindrisclien Vorrichtung, befinden sich aber noch, von ihrem verschiedenen Urspr\u00fcnge her, in sehr verschiedener Gestalt, so dafs es schwer f\u00e4llt, ihre Einerleiheit, obschon sie vorhanden ist, unter diesen Verkleidungen zu durchschauen. Diese Einerleiheit zu entwickeln l\u00e4ge uns jetzt ob.\nUm jedoch die Zweifel zu beschwichtigen, die unserer theoretischen Er\u00f6rterung anhaften m\u00f6chten, da dieselbe der Gew\u00e4hrleistung der Rechnung oder eines strengen synthetischen Verfahrens leider entbehren mufste, wollen wir zuvor uns auch die thats\u00e4chliche Gewifslieit l\u00fcr ihre Richtigkeit dadurch verschaffen, dafs wir uns in Wirklichkeit eine solche Vorrichtung herstellen, wie wir sie bisher nur als theoretisches Schema benutzt haben, und daran unmittelbar durch den Versuch die Gr\u00f6fse und Richtung der in mannigfaltigen Lagen eines ableitenden Bogens gewonnenen Str\u00f6me erforschen, um sie theils mit den durch die Betrachtung, theils mit den am Muskel durch die Erfahrung gegebenen vergleichen zu k\u00f6nnen.\n4. Versuche an dem einfach cylindrisclien Kupferzinkschema eines Primitivmuskelb\u00fcndels.\n(i) Vorversuclie an den flachen Erregerpaaren.\nWir wollen zuerst, um uns mit dem zu befolgenden Verfahren und den ferneren Umst\u00e4nden des Versuchs vertraut zu machen, auch hier den Weg vom Einfacheren zum Verwickeltcrcn verfolgen, der uns","page":596},{"file":"p0597.txt","language":"de","ocr_de":"an den flachen Erregerpaaren,\n597\nin unseren theoretischen Er\u00f6rterungen bereits so n\u00fctzlich gewesen ist. Anstatt uns also sofort an den Cylinder selbst zu wenden, halten wir uns vor der Hand nur an die Verwirklichung des Fig. 53 vorgestellten Schema\u2019s; d. h. wir breiten auf dem Boden eines Troges eine Kupfer-und eine Zinkplatte in einer Flucht aus, lassen sie mit ihren R\u00e4ndern aneinanderstofsen, und verbinden sie dergestalt, oder auf sonst eine Weise, metallisch unter einander, \u00fcbergiefsen sie mit einer Schicht eines feuchten Leiters, und untersuchen mittelst eines an verschiedene Punkte desselben angebrachten Bogens die Richtung und Gr\u00f6fse der Str\u00f6me, die sich dadurch erhalten lassen m\u00f6gen.\nDie erste Vorrichtung der Art, die ich mir anfertigen liefs, batte folgende Beschaffenheit. Der eichene, mit Bernsteinlack gefirnifste Trog mafs im Lichten 430'\"'\" L\u00e4nge und 110m,n Breite bei 30\"\u201d\" Tiefe. Auf seinem Boden ruhten, an einer ihrer schmalen Seiten zusammengel\u00f6thet, eine Kupfer- und eine amalgamate Zinkplatte, jede von 210mm L\u00e4nge und 105mm Breite. Die R\u00fcckseiten der Platten waren, wie in allen folgenden Versuchen an flachen Erregerpaaren, dicht mit Bernsteinlack \u00fcberzogen. Als feuchter Leiter diente eine 20mm tiefe Schicht Brunnenwassers. Quer \u00fcber die mit einer Centimcter-Theilung versehenen langen Seiten des Troges glitten h\u00f6lzerne Klemmen, von denen aus mit Fliefspapier in gewohnter Weise bekleidete Platinplatten von 25mm Breite in die Fl\u00fcssigkeit tauchten, ohne jedoch je das unterliegende Metall zu ber\u00fchren. Die Bekleidung, welche \u00fcbrigens, zur Verminderung der Polarisation, noch bis an den Rand der Klemmen \u00fcber die eingetauchtc Strecke der Platten fortging, hatte hier, aufser dem fr\u00fcheren Zweck, die erste Erzielung wie die Erhaltung der Gleichartigkeit der metallischen Oberfl\u00e4chen zu bef\u00f6rdern (S. oben S. 214), auch noch den anderen, die Ber\u00fchrung des Platins mit dem Zink und Kupfer zu verh\u00fcten, wenn wirklich einmal, durch einen Zufall, die ableitenden Platten gegen dieselben gestofsen worden w\u00e4ren. In dem Falle einer solchen Ber\u00fchrung n\u00e4mlich w\u00fcrde sich an einer in den Bogen eingeschalteten strompr\u00fcfenden Vorrichtung der ungeschw\u00e4chte Strom einer Platinzinkoder Platinkupferkette kund gegeben, und die Wahrnehmung der viel schw\u00e4cheren, von der Fl\u00fcssigkeit abgeleiteten Seitenstr\u00f6me des flachen Kupferzinkerregerpaares unm\u00f6glich gemacht haben. Ich glaubte anfangs, f\u00fcr diese Versuche einen ganz anderen, viel weniger empfindlichen Mul-tiplicator, oder wenigstens nur die halbe Anzahl der Windungen des gew\u00f6hnlichen anwenden zu m\u00fcssen; sehr bald aber fand ich, dafs ich, in vielen F\u00e4llen, auch hier der vollen Empfindlichkeit desselben bedurfte. Dies erkl\u00e4rt sich daraus, dafs die Str\u00f6me, welche hier beobachtet werden, durch doppelte Polarisation eine ungemeine Schw\u00e4chung erfahren.","page":597},{"file":"p0598.txt","language":"de","ocr_de":"598\n3. Absehn, Kap, III. \u00a7. 11. 4 (i). Vorversuche\nErstens n\u00e4mlich polarisirt sich das Kupfer des Hachen Erregerpaars; der Str\u00f6mungsvorgang in dem feuchten Leiter desselben wird also meist schon auf seinen best\u00e4ndigen unteren Grenzwerth gebracht sein. F\u00fcrs zweite polarisircn sich dann auch die Ableitungsplatten seihst, und so geschieht es, dafs viele der hier vorkommenden Wirkungen die der st\u00e4rkeren thierischen Erreger nicht sehr \u00fchertrelfen, ja sogar nicht selten weit unter denselben bleiben, wovon die folgenden Tafeln zahlreiche Beispiele abgeben werden.\nIn Betreff der hier angewandten Art der Ableitung ist nun freilich zun\u00e4chst zuzugehen, dafs sic wesentlich von der einfachen bei unseren theoretischen Er\u00f6rterungen vorausgesetzten abweicht, welche n\u00e4mlich im Versuche das gegen sich hat, dafs sic so gut wie unausf\u00fchrbar ist. Wir hatten angenommen, dafs ein Bogen von gleicher Breite, Dicke und cigenthiimlicher Leitungsf\u00e4higkeit mit der Schicht feuchten Leiters, und von endlicher L\u00e4nge im Verh\u00e4ltnisse zu der zwischen seinen Fufspunk-ten begriffenen Strecke derselben, allein an ihre Oberfl\u00e4che angelegt sei. Jetzt bedienen wir uns eines metallischen Bogens, dessen Widerstand fast unendlich gering im Verh\u00e4ltnisse zu dem der Schicht feuchten Leiters ausfallen mufs; und anstatt seine Enden an die Fl\u00fcssigkeitsschicht in ihrer ganzen Breite und in einer ihrer Tiefe gleichkommenden Ausdehnung in der L\u00e4ngenrichtung anzulegen, tauchen wir sie in einer auf die Fl\u00e4che der Erregerplatten senkrechten Ebene, zwar der Zinkkupfergrenze parallel, jedoch nicht in der ganzen Breite der Vorrichtung, in den feuchten Leiter ein. Indessen zeigt die n\u00e4here Betrachtung, dafs durch diese Abweichungen in der Art der Ableitung doch kein wesentlich verschiedener Erfolg derselben von dem im Vorigen vorausbestimmten bedingt sein k\u00f6nne. Was das Verh\u00e4ltnifs der Leitungsf\u00e4higkeiten betrifft, so ist schon oben bemerkt worden (S. 593), dafs es schwerlich einen anderen Einflufs auf die allgemeine Gestalt der Curve der Stromst\u00e4rken in dem Bogen auszu\u00fcben verm\u00f6ge, als die Vergr\u00f6fserung oder Verkleinerung aller Ordinaten in demselben Mafsstabe. So wird auch der Umstand, dafs die Ableitung nicht in der vollen Breite der Vorrichtung geschieht, wie evir schon \u00fcbereingekommen sind, zu vernachl\u00e4ssigen sein; doch soll, bei sogleich zu beschreibenden Versuchsreihen, demselben noch nach M\u00f6glichkeit abgeholfen werden. Was endlich das Eintauchen der ableitenden Platten in die Schicht feuchten Leiters anlangt, so sieht man, dafs in dem Falle J > + a z. B. der Stromantheil, der hinter der von der Zinkkupfergrenze entfernteren Platte entwickelt worden ist, sich in den Bogen und die Fl\u00fcssigkeitsstrecke zwischen seinen Fufspunkten verzweigen wird, wie wir cs auch sonst voraussetzten; der zwischen diesen Fufspunkten entwickelte Strom-","page":598},{"file":"p0599.txt","language":"de","ocr_de":"an rien flachen Erregerpaaren.\n399\nantlicil im Verein mit dem nicht den Weg durch den Bogen nehmenden aber wird die der Zinkkupfergrenze n\u00e4here Platte als metallischen Schirm durchsetzen m\u00fcssen. Nach wie. vor sieht man leicht hei dieser Anordnung, dafs die Curve his zu J \u2014 ci convex gegen die Abscissen-axe ans teigen m\u00fcsse; schwieriger zu durchschauen ist aber jetzt die Art und Weise, wie der hier stattfindende Wendepunkt zu Stande kommt. Am leichtesten geht dies von Statten, wenn man die zweite der oben S. 590 dargelegten Betrachtungsweisen festh\u00e4lt, die von den Spannungsprincipicn selbst ausgeht. So gelangt man auch wieder zu der Einsicht, dafs J~0 noch immer den oberen Grenzwerth der Ordinate mit sich bringen, und endlich, dafs die Curve zur Abscissen-axe fort und fort symmetrisch angeordnet sein m\u00fcsse, wobei man aufserdem noch von dem allgemeinen S. 592 auseinandergesetzten Verfahren Gebrauch machen kann.\nDer Versuch nimmt nunmehr folgende Gestalt an. Die beiden Platin-platten stehen zur Kette geschlossen in einem Gef\u00e4fse mit Brunnenwasser, worin sie gleichartig geworden sein m\u00fcssen. Man hebt sie aus diesem Gef\u00e4fse hervor und taucht sie m\u00f6glichst gleichzeitig an zwei zu untersuchenden Stellen des Troges ein, in welchen das flache Erregerpaar ein f\u00fcr allemal versenkt ist. Oder man benutzt den Trog selbst anstatt des ersten Gef\u00e4fses, indem man n\u00e4mlich den Platten darin eine solche best\u00e4ndige Stellung anweist, dafs sie nur von einem unmerklichen Strome durchkreist sind; bei der vorliegenden einfachen Vorrichtung also der Theorie nach die, wo beide Platten sich einander m\u00f6glichst nahe, am \u00e4ufsersten Ende eines der beiden Metalle befinden, oder wo sie in einer und derselben Querebene des feuchten Leiters nebeneinander angebracht sind. Von dieser unwirksamen oder nahezu unwirksamen Stellung aus f\u00fchrt man alsdann, sei\u2019s die eine, seien\u2019s beide Platten, sei's durch das Wasser des Troges, sei\u2019s durch die Luft, an ihren neuen Bestimmungsort.\nAn messende Versuche ist, bei der doppelten in der Kette vorhandenen Polarisation, hier begreiflich nicht zu denken. Alles, was wir erwarten d\u00fcrfen, ist, dafs sich zwischen allen der L\u00e4nge der Vorrichtung nach merklich auseinandcrfallcnden Punkten stets ein Strom in der Richtung vom Zink zum Kupfer kund geben werde; dafs dieser Strom beim Vorr\u00fccken mit dem Bogen von best\u00e4ndiger Spannweite nach der Zinkkupfergrenze hin, erst langsam, dann schneller und schneller an-wachsen werde; dafs die Curve der Stromst\u00e4rken in dem Bogen, beim Ueberschreiten der Zinkkupfergrenze, einen Wendepunkt erfahre; dafs nun das Wachsthum der Ordinate bis zur symmetrischen Stellung des Bogens \u00fcber der Mitte der Vorrichtung, wo sie den oberen Grenzwerth erreicht, immer langsamer erfolge; dafs die Stromst\u00e4rke f\u00fcr gr\u00f6fsere","page":599},{"file":"p0600.txt","language":"de","ocr_de":"600\t<?. Abschi. Kap, III, \u00a7. 11. 4 (n). Vergleichende Untersuchumj\nSpannweiten des Bogens betr\u00e4chtlicher als f\u00fcr kleinere ausfallen werde. Endlich, und dies verdient Aufmerksamkeit, scheint es, als d\u00fcrften wir gew\u00e4rtigen, dafs die Gr\u00fcfse des abgeleiteten Stromes f\u00fcr entsprechende Stellungen beider Fufspunkte allein \u00fcber Zink und allein \u00fcber Kupfer eine und dieselbe sein werde.\nWie grofs war mein Erstaunen, als ich, bei Anstellung des Versuches, Folgendes fand. Als beide Platinplatten in die Fl\u00fcssigkeit \u00fcber dem Zink allein eingetaucht wurden, entstand ein sehr schwacher Ausschlag, einen Strom in dem Bogen von dem Zink zum Kupfer anzeigend. Als darauf, bei gleicher Spannweite des Bogens, der eine Fufs-punkt desselben \u00fcber Kupfer angebracht wurde, llog die Nadel, in demselben Sinne, an die Hemmung. So weit war Alles in der Ordnung. Als aber nun die beiden Platinplatten, entsprechend ihrer ersten Stellung \u00fcber Zink allein, \u00fcber Kupfer versenkt wurden, h\u00e4tte, der Theorie nach, nur ein Ausschlag in derselben Richtung und St\u00e4rke erfolgen sollen, wie \u00fcber dem Zink. Das Ergebnifs aber war, dafs auch hier die Nadel an die Hemmung flog, wenngleich mit geringerer Heftigkeit, als vorher bei der Verbindung von Punkten der Fl\u00fcssigkeit \u00fcber Zink und Kupfer. Folgende Tafel zeigt die beobachteten Zahlenwerthe im Mittel aus vielen Versuchen. Z bedeutet darin, wie in den folgenden Tabellen, vor dem Zinke, K vor dem Kupfer, ZK vor Kupfer und Zink zugleich; A Ausschlag, B best\u00e4ndige Ablenkung; 90\u00b0\u00b0 Anschl\u00e4gen an die Hemmung.\nz\t\tZK\t\tK\t\nA\tB\tA\tB\tA\tB\n2.5\u201c\t0\u201c\t90\u00b0*\t25\u201c\t90\"*\t16\u201c\nMan sicht demnach, dafs entweder unsere Theorie falsch sein, oder dafs hier ein besonderer, nicht in Betracht gezogener Umstand obwalten mufs, der die einfachen Verh\u00e4ltnisse, die wir bei Aufstellung derselben angenommen haben, tr\u00fcben kommt. Dem sei wie ihm wolle, dieses Hindernifs mufs vor allen Dingen aus dem Wege ger\u00e4umt werden, ehe wir einen weiteren Schritt in unserer Untersuchung vornehmen.\n(ii) Vergleichende Untersuchung der Kupfer- und der Z inks tre che der flachen Erregerpaare.\nDa ich, in der obigen Auseinandersetzung, bei wiederholter Betrachtung keinen Grund f\u00fcr jene Unregclm\u00e4fsigkeit zu entdecken ver-","page":600},{"file":"p0601.txt","language":"de","ocr_de":"001\nder Kupfer- und der ZMslrcdce flacher Erregerpaare.\nmochte, so mufste der Versuch, unter ahgc\u00e4nderten Umst\u00e4nden, zur L\u00f6sung des R\u00e4thsels befragt werden.\nZun\u00e4chst zeigte sich, f\u00fcr die Ausf\u00fchrung einer ausgedehnteren Versuchsreihe, die erstbeschriebene Vorrichtung unhandlich. Sie wurde daher in der Weise abge\u00e4ndert, die Fig. 59 im Grundrisse zeigt. Der 110'\"'\" breite Raum des Troges wurde durch Einlegen von drei gefirnifsten Holzst\u00e4ben von 25\"\"\" Dicke in eine schmale Rinne von 35mm Breite verwandelt und auch auf \u00e4hnliche Weise bis auf 400mm L\u00e4nge verk\u00fcrzt. Die eine senkrechte lange Wand dieser Rinne ward mit dem flachen Erregerpaare bekleidet, dessen Platten somit, hei fast derselben L\u00e4nge wie vorher, nur noch einer Breite von 30mm, gleich der Tiefe des Troges, bedurften. Statt mit ihren kurzen, in der Mitte der L\u00e4nge der Rinne aneinander-stofsenden Seiten zusammengel\u00f6thet zu sein, war ihnen, beim Ausschneiden aus dem Blech, in der Alitte ihrer einen langen Seite eine Handhabe gelassen worden, an welche eine PoGGENDORFF\u2019sche Blechklemme 1 angeklemmt werden konnte, um die Verbindung mit der anderen Platte zu vermitteln. Da die Platinplatten jetzt bis auf den Grund der Rinne tauchten, so geschah die Ableitung nunmehr in der ganzen Breite der Fl\u00fcssigkeitsschicht (S. oben S. 598). Das Verfahren hei den Versuchen blieb im Wesentlichen dasselbe; nur dafs, hei der jetzt erleichterten Handhabung der Erregerplatten, diese vor jedem neuen Versuche aus der Fl\u00fcssigkeit entfernt und zur Herstellung ihrer Kraft abgetrocknet wurden. In einzelnen F\u00e4llen wurden die ableitenden Platten sogleich geschlossen vor der einen Erregerplatte aufgestellt, die sich allein in der Rinne befand, und der Ausschlag beobachtet, den das Eintauchen der anderen Erregerplatte hervorbrachte, wobei, der wegfallenden Schw\u00e4chung durch die Polarisation des Kupfers halber, die Wirkungen begreiflich sehr verst\u00e4rkt erschienen. Dafs auf die Gleichartigkeit der ableitenden Platinplatten, ihre Polarisation u. s. w. fort und fort die strengste R\u00fccksicht genommen wurde, bedarf wohl keiner Erw\u00e4hnung mehr. Die Stellen, an denen die beiden Ableitungsplatten vor dem Zink allein und vor dem Kupfer allein, eingetaucht wurden, blieben in allen Versuchen, wo die Anordnung die eben beschriebene war, dieselben; n\u00e4mlich 50mm beiderseits von der Mitte der Erregerplatte entfernt. An den beiden mittleren, von der Zinkkupfergrenze n\u00e4mlich gerade auch um 50\"\"\" entfernten dieser Stellen befanden sich, bei gleicher Spannweite, die Platten, wenn der Strom vor Zink und Kupfer zugleich abgeleitet werden sollte: in dieser Lage zeigt sic die Figur.\nVor allen Dingen suchte ich mich zu \u00fcberzeugen, ob die Ungleich-\nS. Annalen u. s. w, 1840. Bd. XLIX. S. 39. *","page":601},{"file":"p0602.txt","language":"de","ocr_de":"602\t3. Jbschn. Kap, IK. \u00a7. II. /(n). Vergleichende Untersuchung\nlicit der Wirkungen vor dem Kupfer und vor dem Zink von irgend einem in den Verh\u00e4ltnissen der Nebenleitung begr\u00fcndeten, von der Theorie \u00fcbersehenen Umstande abh\u00e4ngig sei, oder oh wirklich der Str\u00f6mungsvorgang vor dem Kupfer den Str\u00f6mungsvorgang vor dem Zink in der Fl\u00fcssigkeit an St\u00e4rke \u00fcbertreffe. Man k\u00f6nnte sich, um der ersteren Vermuthung einen Gehalt zu verleihen, z. B. vorstellen, dafs der Bogen, wenn er mit seinem den Strom aufnehmenden Fufs-punkte an eine viel schw\u00e4chere Stelle des Stromes angelegt sei, als mit seinem ihn wieder abgebenden, wie dies \u00fcber dem Zink stattfindet, einen geringeren Strom f\u00fchren m\u00fcsse, als in dem umgekehrten Falle. Dies zu ermitteln, gab es zun\u00e4chst folgenden, eben so sicheren, als einfachen Versuch: statt des Multiplicatorhogens n\u00e4mlich mit seinen Platinenden, den Nerven des strompr\u00fcfenden Froschschenkels, welcher, damit Wirkung stattfinde, keine wahre, in einer Strecke ihrer Ausdehnung vom Hauptleiter isolirte Nebenschliefsung zu bilden braucht, an die Fl\u00fcssigkeitsschicht anzulegen. Dies Anlegen mufste schnell, und m\u00f6glichst der L\u00e4ngenaxe der Vorrichtung parallel ausgef\u00fchrt werden k\u00f6nnen: weshalb folgende Vorkehrung getroffen wurde. Die Rinne war 20'\u201cm hoch mit Brunnenwasser gef\u00fcllt, das Hache Erregerpaar amalgamates Zink und Kupfer. Ein Fliefspapierbausch, von der n\u00e4mlichen Art, wie die an meinen Zuleitungsgef\u00e4fsen, und von der Gestalt, des Schliefsungsbausches, war sattelf\u00f6rmig mit seinen beiden schmalen Seiten nach unten umgebogen und in die Rinne geprefst, in der er bald vor das Kupfer, bald vor das Zink geschoben wurde, und alsdann, etwas \u00fcber die Oberfl\u00e4che des feuchten Leiters vorragend, ein geeignetes Polster darbot, gegen welches der Nerv des strompr\u00fcfenden Schenkels in der bekannten Weise geschnellt oder geschleudert werden konnte (S. oben S. 264).\nDer Erfolg war nun in der That die fast v\u00f6llige Stromlosigkeit der Fl\u00fcssigkeitsstrecke vor dem Zink. Hier zuckte der Schenkel fast nie, und nur bei absteigender Richtung des Stromes in dem Nerven; vor dem Kupfer hingegen mit grofser Leichtigkeit; mit noch gr\u00f6fserer begreiflich, wenn der Bausch vor der Zinkkupfergrenze stand. Viel deutlichere Wirkungen wurden erhalten, wenn statt eines Bausches, zwei in einiger Entfernung von einander befindliche angewandt wurden, deren einen ein Gai.vani\u2019scIics Pr\u00e4parat mit den Fiifsen, den anderen mit dem anh\u00e4ngenden St\u00fccke Wirbels\u00e4ule ber\u00fchrte. Hier erfolgte, wenn beide B\u00e4usche vor dem Zink waren, nur selten und dann \u00e4ufserst schwache Zuckung; vor dem Kupfer, und vor Zink und Kupfer Tetanus. Allein in diesem Falle ist wieder eine \u00e4chte Nebenschliefsung vorhanden, und der Versuch deshalb minder vorwurfsfrei als in der erste-","page":602},{"file":"p0603.txt","language":"de","ocr_de":"der Kupfer - und der Zinlcstreclte flacher Erregerpaare.\n603\nreu Gestalt. Ich suchte dasselbe Ergcbnifs auch dadurch zu best\u00e4tigen, dafs ich eine \u00e4ufserst empfindliche Doppelnadel von grofsem Abstande zwischen den Nadeln in luftdichtem Verschl\u00fcsse \u00fcber dem flachen Erregerpaare von 110mm Breite, welches den ganzen Boden des Troges einnimmt (S. oben S. 597), aufhing und ihre Stellung sowohl als ihre Schwingungsdauer, die erste bei dem Meridiane paralleler, die zweite bei darauf senkrechter L\u00e4ngenaxe der Vorrichtung, beobachtete, w\u00e4hrend bald eine Schicht feuchten Leiters im Troge die Kette schlofs, bald das Erregerpaar trocken lag; allein ich vermochte keine Ver\u00e4nderung wahrzunehmen, selbst wenn, bei verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure zur Fl\u00fcssigkeit, wo an der Zinkkupfergrenze die heftigste Gasentbindung stattfand, die verl\u00e4ngerte Drehungsaxe der Nadel diese Grenze traf, geschweige denn einen Unterschied \u00fcber Zink und \u00fcber Kupfer allein.\nEs ist also wirklich der Str\u00f6mungsvorgang vor dem Kupfer aufser-ordentlich viel st\u00e4rker als vor dem Zink, und der obige Erfolg hat mit den eigenth\u00fcmlichen Umst\u00e4nden, unter denen hier der abgeleitete Strom-arm gewonnen ist, nichts zu schaffen. Ich mufs gestehen, dafs ich vor dieser Antwort des Versuches damals zun\u00e4chst v\u00f6llig rathlos dastand, und ich gebe jetzt die Beschreibung der Versuchsreihe, in die ich mich, gegen meine Gewohnheit, und mit Widerstreben, ohne einen anderen Plan einliefs, als den, die Bedingungen der Erscheinung auf jede mir zu Gebote stehende Art so lange und vielf\u00e4ltig abzu\u00e4ndern, bis sich mir dadurch irgend ein Weg zu ihrem Verst\u00e4ndnisse dargeboten haben w\u00fcrde.\nIch fing damit au, die Fl\u00fcssigkeit in der Rinne mit anderen zu vertauschen. Die folgende Tafel enth\u00e4lt die Ergebnisse dieser Versuchsreihe, grofsentheils in Mittelzahlen aus vielen einzelnen Erfahrungen; die Bezeichnungsweise ist dieselbe wie oben S. 600.","page":603},{"file":"p0604.txt","language":"de","ocr_de":"604\t3. Abschn. Kap. III. \u00a7. II. 4 (u). Vergleichende Untersuchung\nFl \u00fcssigkei ten.\t\tz\t\tZK\t\tI K !\t\n\t\tA\ti:\tA\tB\tA\tB\nI. | Dcstillirtes Wasser i\t...\t \t\t18\u00bb\t0\u00bb\t90\u00bb* 60\u00bb\t\t70\u00bb\t8\u00bb\nii.\tBrunnenwasser\t12\t0\t90* 19\t\t90*\t13\nin.\tEnglische Schwefels\u00e4ure zu Brunnenwasser wie 1:10 dem Volum nach\t54\t12\t90*\t45\t69\t17\nIV.\tK\u00e4ufliche Salpeters\u00e4ure zu Brunnenwasser wie 1 : 10 dem Volum nach\t38\t10\t90*\t34\t90*\t23\nV.\tDieselben im VerbalInit's von 1 : 4 dem Volum nach\t25\t8\t! 90* 44\t\t90*\t32\nVI.\t(Rauchende) Salpeters\u00e4ure, welche schon h\u00e4ufig in der Platinzelle (iRovE\u2019scher Kellen gedient, ein blafsgr\u00fcnes Ansehen hatte und nicht mehr merklich rauchte\t90*\t79\t90*\t90\t90*\t90\nVII.\tChlonvassersloffs\u00e4ure (Ac. mur. pur.) zu Brunnenwasser wie 3.25 : 1 dem Volum nach\t68\t! 8* 1191\t90*\t42\t90*\t22\nVIII.\tGes\u00e4ttigte Kalihydratl\u00f6sung zu destil-lirtem Wasser wie 8 : 3 dem Volum nach\t22\t11\t60\t29\t28\t22\nIX.\tGes\u00e4ttigte Kochsalzl\u00f6sung\t10\t0\t18\t5\t18\t3\nX.\tGes\u00e4ttigte schwefelsaure Kupferoxydl\u00f6sung\t90*\tj\u00b1 90|\t90*\t90\t90*\t80\nXI.\tDieselbe zu deslillirtem Wasser wie 1 : 1.5 dem V olum nach\t90*\t58\t90*\t90\t90*\t61\nDie Mafse der Fl\u00fcssigkeitsschicht, der ableitenden und der Erregerplatten, wie die Natur der letzteren, waren bei allen diesen Versuchen dieselben, bereits angegebenen. Ein Vergleich der ersten und zweiten mit der f\u00fcnften und sechsten Zahlenreihe der Tabelle zeigt, dafs hei allen Fl\u00fcssigkeiten, wenn auch in sehr verschiedenem Grade, dasselbe r\u00e4thselhafte Verhalten sich vorfindet. Allerdings zeigt es sich am entschiedensten hei derjenigen, die uns der Zufall hei unserem ersten Versuche in die H\u00e4nde spielte, dem Brunnenwasser n\u00e4mlich. Wir sehen jetzt, dafs sicher auch vor dem Zink ein merklicher Str\u00f6mungsvorgang vorhanden ist, nur dafs er unter Umst\u00e4nden zu einer fast zweifelhaften","page":604},{"file":"p0605.txt","language":"de","ocr_de":"der Kupfer- und der Zinlcstreclce flacher Erregerpaare.\n605\nSpur, wie in jenem ersten Falle, herabsinken kann. Worin nun die Umst\u00e4nde bestehen, die diese Unterdr\u00fcckung herbeif\u00fchren, dar\u00fcber l\u00e4fst uns die vorliegende Versuchsreihe noch sehr im Dunkeln. Die einzige d\u00fcrftige Andeutung, die sich daraus entnehmen l\u00e4fst, liegt in dem Verhalten der rauchenden Salpeters\u00e4ure und der verd\u00fcnnten schwefelsauren Kupferoxydl\u00f6sung. In beiden f\u00e4llt der Unterschied zwischen den abgeleiteten Str\u00f6men vor dem Zink und vor dem Kupfer am geringsten aus. Ich wufste aber zur Zeit diese Spur nicht zu benutzen, und sah mich nach anderen Ver\u00e4nderungen um, die ich mit meinen Anordnungen vornehmen k\u00f6nnte. Zuvor bemerke ich noch, dafs, hei Anwendung der Chlorwasserstoffs\u00e4ure, die Multiplicatornadel vor dem Zink nicht zur Ruhe kam, sondern best\u00e4ndig zwischen den im Mittel angegebenen Grenzen auf- und niederschwankte. Ein Gleiches zeigte die ges\u00e4Ltigte schwefelsaure Kupferoxydl\u00f6sung. Hier waren die Grenzen der unabl\u00e4ssigen heftigen Schwankungen allein die beiden Hemmungen, von deren einen zur anderen die Nadel immerw\u00e4hrend durch den Nullpunkt durchschlug, w\u00e4hrend doch die Nadel des in den Kreis der Erregerplatten, die in der Fl\u00fcssigkeit durch ein Glimmcrblatt getrennt waren, eingeschalteten Multiplicators mit kurzem Draht (S. oben S. 203) unbewegt auf 80\u00b0 stehen blieb.\nIch machte mich nun daran, die Mafse des feuchten Leiters zu ver\u00e4ndern. Die Tiefe der Fl\u00fcssigkeitsschicht in der Rinne, oder die Breite des benetzten Streifens der Erregerplatten, zeigte sich, wenigstens hei Brunnenwasser, von keinem wesentlichen Einfl\u00fcsse auf die Erscheinung. Die Abweichung zwischen dem Ergebnisse des Versuches (II) in der letzten Tabelle und des in der Tabelle S. 600 verzeichneten ist wohl mehr dem Umstande zuzuschreiben, dafs in dem erstercn die ableitenden Platten den Querschnitt der Fl\u00fcssigkeitsschicht fast ganz, in dem letzteren hei Weitem nicht ausf\u00fcllten, zum geringeren Theile wohl nur der verschiedenen Breite der benetzten Erregerfl\u00e4che in beiden F\u00e4llen.\nHier ist der Ort, eines sehr auffallenden Erfolges zu gedenken, den ich, hei Anstellung dieser Versuche mit Schwefels\u00e4ure auf der oben angegebenen Stufe der Verd\u00fcnnung, viele Male in ganz \u00fcbereinstimmender Weise beobachtete, ohne dafs es mir jedoch gelungen w\u00e4re, denselben nach Willk\u00fcr jedesmal hei Herstellung der n\u00e4mlichen Umst\u00e4nde hervorzurufen. Das oben in der Tabelle unter (III) dargelegte Ergebnifs n\u00e4mlich ist zwar unstreitig als das gesetzm\u00e4fsige zu betrachten. Es ist mir jedoch auch begegnet, dafs der Strom vor dem Zinke nicht nur demjenigen vor dem Kupfer an Gr\u00f6fse gleichkam, sondern dafs er ihn sogar um ein Merkliches \u00fcbertraf; ein Verhalten, welches, wie man sieht, ganz das entgegengesetzte ist von dem, welches hier zuerst unsere","page":605},{"file":"p0606.txt","language":"de","ocr_de":"006\t3. Abschi. Kap. 111. \u00a7. II. 4 (n). Vergleichende Untersuchung\nAufmerksamkeit rege machte und uns in diese Untersuchung verflocht. Folgende Zaldemverthe sind die Mittel aus acht Versuchen, deren Abweichungen unter einander so gering ausfielen, als es hei dergleichen Anordnungen nur immer erwartet werden kann.\nz\t\tZK\t\tK\t\nA\tB\tA\tB\tA\tB\n29\u00bb\t10\u00bb\t80\u00bb\t22\u00bb\t27\u00bb\t8\u00bb\nDie Tiefe der Fl\u00fcssigkeitsschicht in der Rinne betrug dabei 10mm, die Breite der Rinne 60'\"'\" (S. unten). Die geringere Gr\u00dcfse der erste-ren Ausmessung scheint dabei eine Hauptrolle zu spielen, weshalb ich diese Stelle gew\u00e4hlt habe, um dieser neuen Verwickelung, an die wir uns \u00fcbrigens nicht weiter kehren wollen, Erw\u00e4hnung zu tliun. Ich bin geneigt zu glauben, dafs der Grund derselben ganz einfach in der Ber\u00fchrung zu suchen ist, in welche die der Zinkkupfergrenze n\u00e4here Ableitungsplatte mit dem am Kupfer entwickelten Wasserstoffe kam. Hiedurch w\u00fcrde ein Strom in dem Bogen von der anderen Platte zu dieser gesetzt sein, der auf den sonst in demselben in umgekehrter Richtung kreisenden abgeleiteten Stromarm schw\u00e4chend einzuwirken nicht umhin k\u00f6nnte. Nichtsdestoweniger mufs ich gestehen, dafs ich nicht vermag, diese Vermuthung mit den Umst\u00e4nden des Versuches in einen klaren Zusammenhang zu bringen; ja ich kenne dieselben nicht einmal genau genug, um mit Bestimmtheit zu sagen, ob die gr\u00f6fsere Breite der Rinne dabei eine unerl\u00e4\u00dfliche Bedingung abgebe oder nicht. Dafs dieselbe indefs, ebenso wie die Entfernung von den Erregerplatten, in der sich die ableitenden Platten in dem sie enthaltenden Querschnitte der Fl\u00fcssigkeitsschicht befinden, von keiner geringen Bedeutung in diesem Kreise von Erscheinungen sei, geht aus Folgendem deutlich genug hervor.\nDer Versuch wurde mit Brunnenwasser, amalgamirtem Zink und Kupfer angestellt, indem die drei 25mm breilen Holzst\u00e4he, wodurch der Trog zur Rinne eingeengt wrar, St\u00fcck f\u00fcr St\u00fcck ausgebrochen wurden, bis zuletzt der leere Trog, wie in den allerersten Versuchen S. 597, nur mit dem Unterschiede \u00fcbrig blieb, dafs das flache Erregerpaar nicht seinen Boden, sondern seine eine lange Seitenwand bekleidete. Die Tiefe der Fl\u00fcssigkeit im Troge wurde dabei nach Entfernung eines jeden Stabes durch Zugiefsen auf ihre urspr\u00fcngliche H\u00f6he zur\u00fcckgebracht. Die folgende Tafel giebt ein Bild dieser Versuchsreihe. Die Abtheil un-","page":606},{"file":"p0607.txt","language":"de","ocr_de":"der Kupfer- und der ZinJcslrecJce flacher Erregerpaare.\n007\ngen I, II, III, IV beziehen sich auf die erreichte Dicke der Fl\u00fcssigkeitsschicht \u00fcber dem Erregerpaar, oder die wachsende Breite der Rinne. Den Erfolg f\u00fcr die 35mm breite Rinne (I) kannten wir bereits; es ist nur eine Verschiebung der ahleitcnden Platten in ihrer Querebene um wenige Millimeter dabei m\u00f6glich, deren Einflufs unmerklich ausf\u00e4llt. Bei II ist die Rinne um 25mm, hei III um 50mm, hei IV um 75mm verbreitert, indem jedesmal ein 25ram breiter Holzstah aus dem Troge entfernt wurde; sie ist also im ersten Falle 60'\"\"', im zweiten 85mm, im dritten 110mm breit. Die Unterabtheilungen a; a, b; a, b, c; a, b, c, d, bezeichnen dabei die verschiedenen Stellen der Ableitungsplatten in ihrer Querebene. F\u00fcr a ist die Stellung der Platten stets die urspr\u00fcngliche wie bei 35mm breiter Rinne ; f\u00fcr b, c, d w\u00e4chst ihr Abstand jedesmal um die 25,nm betragende Breite des Platins, so dafs mit d die dem Erregerpaare gegen\u00fcberstehende Seitenwand des Troges erreicht ist. Auf diese Weise mufste es gelingen, ein Bild von der Vertheilung des Str\u00f6mungsvorganges in dem feuchten Leiter, entsprechend dem Fig. 53 schematisch hingestellten, und von den Ver\u00e4nderungen zu gewinnen, welche darin theils durch den noch unbekannten Umstand, von dem die Ungleichheit der Stromst\u00e4rke vor dem positiven und negativen Metall herr\u00fchrt, theils durch die wechselnde Breite selbst des Troges bedingt werden.","page":607},{"file":"p0608.txt","language":"de","ocr_de":"60S\t\"\u2022 Abschi. Kap. 111. \u00a7. 11. d (ii). Vergleichende Untersuchung\n\t\tz\t\tZK\t\tK\t\n\t\tA\tD\tA\tB\tA\tB\nI.\t\t12\u00b0\t0\u00bb\t90\u00bb*\t19\u201c\t90\u00bb*\t13\u00bb\nII. 1\t\u201c\t13\t1\t90*\t14\t90*\t10\n\tb\t30\t2\t90*\t12\t90*\t9\nIII.\ta\t18\t3\t90*\t12\t90*\t12\n\tb\t33\t3.5\t90*\t9\t90*\t10\n\tc\t39\t4\t90*\t8\t90*\t9\n!V. ^\ta\t17\t3\t90*\t8\t90*\t6.5\n\tb\t31\t3.5\t90*\t8\t87\t6.2\n\t[ c\t40\t3.5\t90*\t6\t82\t6\n\td\t45\t4\t90*\t5\t80\t5.5\nDie Betrachtung dieser Tabelle lehrt Folgendes: W\u00e4hrend, hei wachsender Breite des Troges, die St\u00e4rke des abgeleiteten Armes vor dem Kupfer und vor dem Kupfer und Zink zugleich im Abnehmen begriffen ist, w\u00e4chst dieselbe vor dem Zink. Ferner, w\u00e4hrend, bei einer und derselben Breite des Troges, beim Entfernen der ableitenden von den erregenden Platten in ihrer Ouerebene, die St\u00e4rke des abgeleiteten Stromarmes vor dem Kupfer und vor dem Kupfer und Zink zugleich abnimmt, ist sie auch hier vor dem Zink allein ganz im Gegen-theil im Wachsen begriffen, so dafs man sieht, wie, bei noch gr\u00f6fserer Breite des Troges, wohl gar ein Punkt h\u00e4tte erreicht werden k\u00f6nnen, wo sie der vor dem Kupfer gleichgekommen w\u00e4re.\nHieraus nun, im Verein mit den vorigen Erfahrungen an verschiedenen Fl\u00fcssigkeiten, scheint allerdings zu folgen, dafs die Theorie der","page":608},{"file":"p0609.txt","language":"de","ocr_de":"der Kupfer- und der ZinhstrecTce flacher Erregerpaare.\n609\nflachen Erregerpaare, wie sie vorher aufgestellt wurde, richtig sein mag; dafs vor dem Zinke ein Strom von gleicher St\u00e4rke wie vor dem Kupfer vorhanden sein und abgeleitet werden kann ; dafs derselbe aber in den meisten F\u00e4llen durch einen Umstand verdeckt wird, dessen Wirksamkeit sich, bei einiger Breite der Fl\u00fcssigkeitsschicht, mit der Entfernung vom Zink jedoch mehr und mehr schw\u00e4cht. Es scheint ferner nat\u00fcrlich, in diesem Umstande einen Gegenstrom zu sehen, der, der Oberfl\u00e4che des Zinkes entlang, in der Richtung von dem Kupfer nach dem Zink verl\u00e4uft, bei einiger Breite des Troges indefs stets in flacheren Cur-ven als der urspr\u00fcngliche Strom vom Zink zum Kupfer in der entgegengesetzten Richtung. Somit scheint drittens unser n\u00e4chster Zweck, Befreundung mit den hei den flachen Erregerpaaren vorkommenden Umst\u00e4nden und Best\u00e4tigung des Punktes unserer Theorie derselben, welcher sich auf die Symmetrie der Curve Y \u2014 F(J) zur Zinkkupfergrenze bezieht, innerhalb der m\u00f6glichen Grenzen der Genauigkeit, bereits erreicht, und die Kenntnifs der Quelle jenes Gegenstromes k\u00f6nnte uns fortan gleichg\u00fcltig sein. Nichtsdestoweniger ist es von Wichtigkeit, zu ermitteln, inwiefern die Gegenwart eines solchen Gegenstromes nur an eine Eigenth\u00fcmlichkeit unserer k\u00fcnstlichen, aus Metallen und feuchten Leitern zusammengesetzten Elektromotore gekn\u00fcpft sei, oder oh sie* auch hei den nur aus den letzteren bestehenden nat\u00fcrlichen thierischen Erregern vorausgesetzt werden m\u00fcsse. Hiezu bed\u00fcrfen wir der Einsicht in den Ursprung des besagten Gegenstromes, den zu entdecken mir seihst jedoch nicht gelang.\nMehrere andere Versuchsreihen, die ich anstellte, um Umst\u00e4nde zu ermitteln, durch deren Einflufs auf die fragliche Erscheinung ich zu dieser Einsicht geleitet werden k\u00f6nnte, blieben fruchtlos. Zuerst glaubte ich einmal mit den Metallen der erregenden Platten wechseln zu m\u00fcssen. Allein Zink, Zinn, Eisen, statt des amalgamirten Zinkes derselben angewandt, zeigten keine Abweichung von diesem, ausgenommen in der Gr\u00f6fse der Wirkungen \u00fcberhaupt, gem\u00e4fs ihrer Stellung in der Spannungsreihe. Das N\u00e4mliche fand sich f\u00fcr Kupferelektroden einer Gi\u00eeovE\u2019schen Kette, und auch, was bemerkenswert!! ist, f\u00fcr dieselben Elektroden, wenn sie, durch rasche Schliefsung zur secund\u00e4ren Kette mit Ausschlufs der prim\u00e4ren, verm\u00f6ge ihrer Polarisation in entgegengesetzter Richtung wie diese elektromotorisch wirkten. Allerdings fiel hier die \\ erschieden-heit der abgeleiteten Str\u00f6me von der positiven und der negativen Platte nur gering aus.\nFerner versuchte ich die Anwendung verschiedener Metalle statt des Platins als Ableitungsplatten, wobei ich namentlich im Auge hatte, dieselben eben so positiv oder noch positiver als das positive Metall\n39","page":609},{"file":"p0610.txt","language":"de","ocr_de":"610\t3. Absclm. Kap. III. \u00a7. IL 4 (ii). Vergleichende Untersuchung\ndes Erregerpaares zu nehmen. Allein Kupfer-Eisen, Kupferzinn, Kupferzink und Kupfer-Amalgamirt Zink als Elektromotor gaben mit Zink und amalgamirtcm Zink als Ableiter, so weit es die ungeheuren hier statt-findendcn Ungleichartigkeiten zu heurlheilen erlaubten, hinsichtlich der vergleichweisen Stromst\u00e4rke vor dem positiven und negativen Metall stets denselben Erfolg als mit den negativeren Ableitern; wie dies auch nach dem obigen Versuche mit dem Froschschenkel nicht anders erwartet werden kann. Ich gedenke dieser, \u00fcbrigens vor jenem Versuche angestellten Beobachtungen hier nur, weil sich mir dabei fortw\u00e4hrend der so r\u00e4thselhafte Umstand einer dem urspr\u00fcnglichen Strome gleich-, dem gew\u00f6hnlichen secund\u00e4ren Strome also entgegengesetzt gerichteten Polarisation jener positiven Ableiter kund gab (S. oben S. 236).\nGleichg\u00fcltig erwies sich sodann in Betreff der Ungleichheit des Stromes vor Zink und Kupfer, die unbedingte sowohl als die vergleich-weise L\u00e4nge der angewandten Erregerplatten, von denen ich jede im Verh\u00e4ltnis zur anderen wie 1:2 und wie 3:8 schwanken liefs; ferner ob Kupfer und Zink in der Mittelquerebene des Troges sich dicht aneinander befanden, oder oh eine L\u00fccke von der doppelten bis 3\u2018/3 fachen L\u00e4nge einer jeden Erregerplatte zwischen ihren R\u00e4ndern gelassen wurde, gleichviel dabei, oh die L\u00e4nge beider Platten eine und dieselbe war oder auch hier in dem angegebenen Verh\u00e4ltnis wechselte. Der Unterschied der Wirkungen verkleinerte sich zwar, indem der Strom vor dem Zink ziemlich gleiche Gr\u00fcfse behielt, w\u00e4hrend der vor dem Kupfer bedeutend sank; indefs kein brauchbarer Fingerzeig wollte sich ergehen. Ebenso unfruchtbar blieb in dieser Hinsicht, was theoretisch zu gew\u00e4rtigen war, der Versuch, oh die Stellen der Erregerplatten, zwischen welchen die metallische Verbindung derselben vermittelt wurde, einen Einflufs auf die Erscheinung \u00e4ufserten. Dieser Umstand zeigte sich, f\u00fcr die hier erreichbare Grenze der Genauigkeit, durchaus gleichg\u00fcltig. Der r\u00e4thselhafte Unterschied bestand endlich fort und fort, auch wenn die Rinne an der Zinkkupfergrenze rechtwinklich eingeknickt wurde, so dafs sie zwei aneinanderstofsende Seiten der oben als Schema vielbesprochenen vicreckten Rinne verwirklichte, gleichviel, oh dabei die Metalle die den einspringenden oder die den ausspringenden Winkel der Rinne bildende Wand derselben bekleideten, d. h. also, oh ihre Fl\u00e4chen miteinander einen Winkel von 90\u00b0 oder 270\u00b0 machten. Nur dafs hier die Wirkung vor dem Zink etwas an St\u00e4rke zugenommen zu haben schien, woraus sich indefs abermals gar nichts folgern liefs.\nIch merkte wold, indem ich dergestalt in unwesentlichen Ab\u00e4nderungen des Versuchs umherirrtc, dafs ich mich, anstatt n\u00e4her an den Kern der Erscheinung zu r\u00fchren, vielmehr wieder von demselben ent-","page":610},{"file":"p0611.txt","language":"de","ocr_de":"der Kupfer- und der Zinlcstreche flacher Erregerpaare.\n611\nfernt hatte. In dieser Verlegenheit wandte ich mich an den Erfahrensten im Gebiete des Galvanismus, Herrn Prof. Poggendorff, welcher sehr bald den Sinn des Ph\u00e4nomenes erfafste. Er \u00e4ufserte, der Zustand der Zinkstrecke m\u00f6ge der nat\u00fcrliche sein, der der Kupferstrecke jenem urspr\u00fcnglich entsprechende lasse aber deshalb einen Unterschied wahrnehmen, weil, verm\u00f6ge der ungleichen St\u00e4rke der partiellen Str\u00f6me auf den verschiedenen Punkten der L\u00e4nge des Kupfers, ungleich starke Polarisation, d. h. Belegung mit Wasserstoff desselben stattfinde. Stark polarisirte negative Elektroden verhalten sich aber positiv gegen schw\u00e4cher polarisirte, weshalb hier der schwache urspr\u00fcngliche Strom l\u00e4ngs der Kupferstrecke um den Strom zwischen den der Zinkkupfergrenze n\u00e4heren stark polarisirten und den davon entfernteren schwach polarisirten Thei-len vermehrt erscheint. Vor dem Zinke dagegen, oder vor der positiven Elektrode im Allgemeinen, sofern dieselbe nicht aus einem der schwer oxydirbaren Metalle besteht, findet nichts Aehnliches statt, weil hier der Sauerstoff durch die Oxydation gebunden wird.\nMit dieser Idee ausger\u00fcstet, ging ich nun von Neuem ans Werk. Ein Vergleich des schon Erfahrenen mit derselben lieferte ziemlich g\u00fcnstige Ergebnisse. So war das Verhalten bei Anwendung von rauchender Salpeters\u00e4ure und verd\u00fcnnter schwefelsaurer Kupferoxydl\u00f6sung, in welchen beiden die Polarisation \u00e4ufserst geschm\u00e4lert ist, erkl\u00e4rt. Nur schien es nothwendig, Poggendorff\u2019s Ansicht dergestalt abzu\u00e4ndern, dafs dabei das Dasein eines Gegenstromes vor dem Zink mit in BetracbL gezogen w\u00fcrde, der nach den ihm unbekannt gebliebenen Versuchen \u00fcber den Einflufs wachsender Breiten der Rinne nicht wohl zu verkennen ist. F\u00fcr die Deutung dieses Gegenstromes aber gab es jetzt eine sehr nahe liegende Annahme.\nDenkt man sich n\u00e4mlich die urspr\u00fcngliche elektromotorische Wirkung zwischen Zink und Kupfer als gar nicht vorhanden, dagegen die secund\u00e4re der verschieden stark polarisirten Theile des letzteren Metallcs als allein im Spiele, so sieht man ein, k\u00f6nnte man an die Stelle dieses, mit ungef\u00e4hr demselben Erfolge, wiederum ein flaches Erregerpaar von der halben L\u00e4nge des wirklich vorhandenen setzen, welches blos die Kupferstrecke einn\u00e4hme, und an dem die Anordnung der Metalle derjenigen an dem urspr\u00fcnglichen entspr\u00e4che, so dafs das Zink daran an die Zinkkupfergrenze jenes stiefse. Diese Bemerkung hat nur zum Zweck, die schwierige Vertheilung der Ungleichartigkeiten, welche an dem in seiner L\u00e4ngenausdehnung verschieden polarisirten Kupfer statt-findet, durch eine einfachere und in ihren elektromotorischen Folgen schneller \u00fcbersehbare zu ersetzen; man k\u00f6nnte sich ebensowohl vorstellen, dafs nur die eine, der Zinkkupfergrenze n\u00e4here H\u00e4lfte des\n39 *","page":611},{"file":"p0612.txt","language":"de","ocr_de":"612\t3. Abschn. Kap. III. \u00a7. IL 4 (ii) Vergleichende Untersuchung\nKupfers mit Wasserstoff belegt worden, die andere davon v\u00f6llig frei geblieben w\u00e4re. Gleichviel wie man sieb dieses denke, l\u00e4fst man die Wirkung der urspr\u00fcnglichen Kette aufser Acht, und betrachtet nur diejenige der an dem Kupfer haftenden Wasserstoffkette, so ist klar, dafs nicht blos ein Strom geradesweges durch die Fl\u00fcssigkeit von der positiven H\u00e4lfte des Kupfers zur negativen gehen wird; sondern den oben dargelegten Gesetzen der Ausbreitung von Str\u00f6men in unregelm\u00e4fsig gestalteten Leitern gcm\u00e4fs werden sich von der positiven H\u00e4lfte aus auch Stromescurven durch den Trog an der Zinkstrecke des urspr\u00fcnglichen Erregerpaares vorbei, um das Zink desselben herum und der dem Erregerpaare gegen\u00fcberliegenden Wand des Troges entlang nach der negativen H\u00e4lfte begeben. Solche Stromescurven werden aber auch die Folge der wirklichen Vertheilung des Wasserstoffes am Kupfer sein m\u00fcssen; sie m\u00fcssen fort und fort bestehen, auch wenn man jetzt in Gedanken die urspr\u00fcngliche Kette wieder in Th\u00e4tigkeit gerathen l\u00e4fst; sie werden sich alsdann mit dem Str\u00f6mungsvorgangc des flachen Erregerpaares an und f\u00fcr sich, wie wir ihn oben S. 575 ff. zergliedert haben, zusammensetzen, ihn vergr\u00f6fsern, wo sie ihm gleich, ihn verkleinern, wo sie ihm entgegengesetzt gerichtet sind, und sie sind es, die wir, in dem einen Theile ihres Laufes, vor dem Zinke vorbei, als den an dieser Stelle vermutheten Gegenstrom einstweilen ansprechen k\u00f6nnen.\nIst diese Vorstellungsweise von dem Hergange die richtige, so mufs also, wenn man die prim\u00e4re Kette \u00f6ffnet, und unmittelbar nachher erst die Ableitungsplatten vor dem Kupfer eintaucht, hier noch ein Strom in gleicher Richtung wie vorher erfolgen, obschon der urspr\u00fcngliche Str\u00f6mungsvorgang nicht mehr besteht, weil die Polarisation des Kupfers zu ihrer Ausgleichung einer betr\u00e4chtlichen Zeit bedarf. Vor dem Zink dagegen mufs sich alsdann ein Strom in umgekehrter Richtung des urspr\u00fcnglichen, n\u00e4mlich der reine Gegenstrom, zu erkennen geben; es ist in Wirklichkeit der Fall, der so eben nur beispielsweise vorausgesetzt wurde, um die Entstehung der Str\u00f6mungscurven, auf denen dieser Strom beruht, leichter einsichtlich zu machen.\nDiese Vermuthungen haben sich einigermafsen best\u00e4tigt. Die Wirkung vor dem Kupfer, nach Oeffncn der Kette, betrug bei einem Erregerpaar aus Kupfer und amalgamirtem Zinke nach beziehlich 15\"; 30\"; 1'; 5' Schliefsung 9\"; 9\u00b0; 13\u00b0; 15\u00b0 Ausschlag in der durch die Theorie geforderten Richtung.\nDer Untersuchung der Zinkstrecke nach Oeffnung der Kette stellten sich noch besondere Schwierigkeiten entgegen. Auch wenn dieselbe nicht geschlossen gewesen war, erfolgten hier n\u00e4mlich kleine Ausschl\u00e4ge bald in diesem, bald in jenem Sinne, wenn entweder die Ableitungsplatten davor","page":612},{"file":"p0613.txt","language":"de","ocr_de":"der Kupfer - und der ZMslrechc flacher Erregerpaare.\n013\neingetaucht, oder umgekehrt das Zink vor denselben versenkt, oder endlich beide in der Fl\u00fcssigkeit gegeneinander verschoben wurden. Der Ursprung dieser neuen Unregelm\u00e4fsigkeil liegt wohl in den durch J\u00e4ger entdeckten Ungleichartigkeiten der scheinbar gleichartigsten Oberfl\u00e4che gewisser Metalle. 1 Er lehrte dieselben dadurch nachweisen, dafs man feuchte Reagenzpapiere \u00fcber die zu pr\u00fcfende Fl\u00e4che breitet, wo sich dann die positiven und negativen Stellen in entsprechender Weise abbilden. Ich habe, nach J\u00e4ger\u2019s Vorschrift, dergestalt auf veilchenblauem, mit destil-lirtcm Wasser getr\u00e4nktem Lackmuspapier die sch\u00f6nsten wolkigen oder marmorirten Zeichnungen von Zink und amalgamirtem Zink erhalten. Bei Zink war der Grund blau geblieben, die rothen, dunkler ges\u00e4umten Flecke entsprachen den angegriffenen Stellen der Oberfl\u00e4che. Bei amalgamirtem Zink hingegen bildete das Rothe den Grund. Eisen bl\u00e4uetc durchgehends, mit einzelnen rostfarbenen Flecken. Kupfer und Zinn liefsen das Pigment unver\u00e4ndert, und brachten auch am Multiplicator unter den bezeichneten Umst\u00e4nden nur selten spurweise Wirkung hervor.\nAuf diese Weise ist begreiflich auf die geringen Ausschl\u00e4ge, die man nach Oeffnen der Kette noch vor dem Zink erhalten kann, nicht viel zu geben. Jedenfalls mul's man sich, vor Anstellung des Versuchs, m\u00f6glichst genau von der Gr\u00f6fse und dem Sinne der Wirkungen unterrichten, die von den Ungleichartigkeiten des Zinkes an und f\u00fcr sich lierr\u00fchrcn. Indem ich dergestalt verfuhr, glaube ich mich allerdings \u00fcberzeugt zu haben, dafs man, vor dem Zink, nach Oeffnen der Kette, den vom Kupfer ausgehenden Gegenstrom wirklich in geringem Mafse vorfindet. Ein Kupferzinnerregerpaar, wo, vor dem Zinn, wie bemerkt, selbst\u00e4ndige Str\u00f6mungen wenig zu f\u00fcrchten sind, zeigte sich in seinen elektromotorischen Leistungen leider zu schwach, um hier mit Vortheil angewendet werden zu k\u00f6nnen. Um daher diese Wirkung noch frei von allem Verdachte und wo m\u00f6glich auch in gr\u00f6fserem Mafsslabe erfolgen zu sehen, nahm ich meine Zuflucht zu den Kupferelektroden einer Grove\u2019scIk'h Kette, welche, wie wir bereits wissen, als flaches Erregerpaar zusammengestellt, die Erscheinung der Ungleichheit des Stromes vor der positiven und negativen Platte auf das Entschiedenste zeigen. Allein es trat, eine neue Verwickelung dazwischen; vor der negativen Elektrode zwar erhielt ich nach minutenlanger Schliefsung der Kette, nicht weniger als 65\u00b0 Ausschlag in der urspr\u00fcnglichen Richtung, wie es sein sollte, vor der positiven aber 2.5\u00b0 in derselben, statt in der\n1 Gilbert\u2019s Annalen der Physik. 1802. Bd. XI. S. 288. * \u2014 Vergl. Fechner\u2019s Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie u. s. w. S. 422. * \u2014 S. auch oben S. 141.","page":613},{"file":"p0614.txt","language":"de","ocr_de":"CU 3. Absclm. Kap. Ill, \u00a7. If. 1 (u). Vergleichende Untersuchung\nentgegengesetzten Richtung. Dies l\u00e4fst sich so deuten, dafs, durch die Wirkung des Stromes, die der Grenze der Elektroden n\u00e4heren Theile des Kupfers der positiven Platte negativ gegen die davon entfernteren geworden waren; sei\u2019s, was nicht wohl denkbar ist, durch Sauerstoff-polarisation, sei's, was das Wahrscheinlichere, durch vorwiegende Oxydation , wodurch die meisten Metalle negativer erscheinen. 1\nIch mufste also darauf verzichten, den von den verschieden pola-risirten Theilen der Wasserstoffplatte ausgehenden Gegenstrom, mit der Sicherheit, wie ich gewollt h\u00e4tte, nach Oeffnen der Kette aber hei dauernder Anwesenheit der positiven Platte, vor dieser nachzuweisen. Was diesen Nachweis nach Entfernung derselben betrifft, so bietet er keine Schwierigkeit mehr dar; man erh\u00e4lt bei den Elektroden der GuovE\u2019schen Kette 10 \u2014 12\u00b0 Ausschlag in dem erw\u00fcnschten Sinne, bei einem Zinkkupfererregerpaare freilich noch betr\u00e4chtlich weniger, nur etwa 3 \u2014 4\u00b0.\nDas Dasein von Stromescurven, wie wir sie in der Fl\u00fcssigkeit zur Erkl\u00e4rung des Gegenstromes vorausgesetzt haben, ist also hiedurch wohl als thats\u00e4chlicli erwiesen zu betrachten, und wir k\u00f6nnen der obigen Annahme bis auf Weiteres gewifs unser Zutrauen schenken, Ich bin weit entfernt zu glauben, dafs, mit diesen wenigen Versuchen und Betrachtungen, der so schwierige Gegenstand bereits v\u00f6llig ersch\u00f6pft und abgethan sei. Vielmehr liegen der Dunkelheiten und Bedenken noch eine ansehnliche Menge auf der Hand, von denen an dieser Stelle z. B. nur des oben S. 605 beschriebenen r\u00e4thselhaften Verhaltens bei Anwendung ver-d\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure als feuchten Leiters gedacht werden mag. Wie dem auch sei, jetzt d\u00fcrfen wir es, f\u00fcr unseren Zweck, bei dem Blicke, den wir in dieses Gebiet voll unerwarteter Verwickelung gethan, bewenden lassen. Dafs durch Poggendorff\u2019s Deutungsweise hier im Ganzen und Allgemeinen das Rechte getroffen sei, wird Niemand bezweifeln wollen; uns aber gen\u00fcgt es einestheils, die bei der Untersuchung der flachen Erregerpaare vorkommenden Umst\u00e4nde erkannt zu haben, andernlheils mit hinreichender Sicherheit zu wissen, dafs die Abweichungen von unserer oben gegebenen Theorie, die sich in der Wirklichkeit kund geben, allein auf jenen secund\u00e4ren Wirkungen der elektrolytischen Stoffe zu beruhen scheinen, welche, wenigstens bei so schwachen Str\u00f6men wie der Muskelstrom, an den thierischen Erregern vermifst werden.\nMan sieht \u00fcbrigens, wenn ich nicht irre, jetzt deutlich ein, von welchem Nutzen uns die voraufgeschickte theoretische Untersuchung, wie unvollkommen sie auch bleiben mufste, scldiefslich gewesen ist.\nVergl. Fechser a. a. 0. S. 116.*","page":614},{"file":"p0615.txt","language":"de","ocr_de":"der Kupfer - und der Zinlcstreclce der flachen Erregerpaare. (j]5\nOhne dieselbe angestellt zu haben, w\u00fcrden wir durch die Polarisationserscheinungen leicht verfuhrt worden sein, eine urspr\u00fcngliche Asymmetrie der Curve der Stromst\u00e4rken in dem Bogen um die Zinkkupfergrenze anzunehmen, wras, wie unschwer zu ermessen, in allen unseren sp\u00e4teren Schl\u00fcssen und Betrachtungen die mifslichste Verwirrung angestiftet haben w\u00fcrde. Vergl. oben S, 588.\n(m) Fernere Untersuchung der flachen Erreger paare und lieber-gangsformen zum cylindrischen Muskel sch ema.\nNach Beseitigung dieses Aufenthaltes wollen wir nun erst, so gut es die Umst\u00e4nde verstatten, Zusehen, inwiefern wir mit unseren sonstigen Vorhersichten in Betreff des Str\u00f6mungsvorganges an dem flachen Erregerpaare und in dem daran gelegten Bogen nicht in die Irre gegangen sind. Dies kann folgendermafsen in Ausf\u00fchrung gebracht werden. Man w\u00e4hlt eine solche Fl\u00fcssigkeit und Anordnung des Erregerpaares, dafs der durch die Polarisation des Kupfers bedingte Unterschied des Stromes vor dem Zinke und vor dem Kupfer m\u00f6glichst klein ausf\u00e4llt, also z. B. die eben erw\u00e4hnte, diesen unregelm\u00e4fsigen Erfolg gebende mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure, schmaler und tiefer Rinne. Bei best\u00e4ndiger Entfernung der beiden Erregerplatten von einander r\u00fcckt man mit denselben stets um die n\u00e4mliche Gr\u00f6fse und auch sonst in m\u00f6glichst \u00fcbereinstimmender Weise von dem einen Ende der Vorrichtung nach dem anderen bin \u00fcber die Zinkkupfergrenze fort. Aus der Gr\u00f6fse der Ausschl\u00e4ge, die alsdann in dem einen oder dem anderen Sinne erfolgen, je nachdem man sich dieser Grenze n\u00e4hert oder sich von derselben entfernt, vermag man die Gr\u00f6fse der Ver\u00e4nderung zu ermessen, die die Stromst\u00e4rke in dem Bogen in Folge der Ver\u00e4nderung von J erfahren hat. Ist der Ausschlag ein positiver, so ist es klar, dafs die Stromst\u00e4rke in dem Bogen zugenom-men hat; erscheint er in dem Sinne der Ladungen, so hat sic eine Abnahme erlitten. Sind, beim Verschieben des Bogens um gleiche Gr\u00f6fsen, positive Ausschl\u00e4ge im Wachsen begriffen, so heifst dies so viel, als dafs die Unterschiede der zweiten Ordnung positiv sind, oder dafs die Curve der Stromst\u00e4rken gegen die Abscissenaxe convex ist. Findet das Gegenthcil statt, so sind die Unterschiede der zweiten Ordnung negativ, die Curve ist concav gegen die genannte Axe. Sind aber, auf der anderen Seite, negative Ausschl\u00e4ge im Abnehmen begriffen, so zeigt dies wieder eine Convexit\u00e4t, sind sie im Zunehmen begriffen, eine Con-cavit\u00e4t gegen die Axe der Abscissen an. Nach diesen Grunds\u00e4tzen lassen sich also, wie man sieht, mit Leichtigkeit solche wesentliche Eigen-th\u00fcmlichkeiten einer Curve beurtheilen. als da sind Sinn der Biegung, Wendepunkt, oberer Grenzwerth, welche oben, in unseren Betrachlun-","page":615},{"file":"p0616.txt","language":"de","ocr_de":"616\no, Ab sehn Kap, 111. \u00a7. II. 4 (ni). Uebergangsfb rmen\ngen, allein erwogen werden konnten, und an deren Kenntnifs \u2014 so \u00e4ufserst werthvoll uns auch die M\u00f6glichkeit genauerer Bestimmungen erscheinen w\u00fcrde \u2014 uns an dieser Stelle doch vor Allem gelegen sein muls.\nEs zeigt sich nun in der That, dafs, wie wir es theoretisch zu gew\u00e4rtigen Grund gefunden hatten, die Curve der Stromst\u00e4rken in dem Bogen erst allm\u00e4lig, dann immer steiler und steiler, also stark convex gegen die Abscissenaxe bis zu dem Punkte ansteigt, wo der eine Fufs des Bogens im Begriff ist, die Grenze der ungleichartigen Metalle zu \u00fcberschreiten. Von hier ab fangen pl\u00f6tzlich die Zuwachse der Stromst\u00e4rke fiir gleiche Ver\u00e4nderungen von A abzunehmen an, und werden, wenn sich A der Null, d. h. der Bogen der symmetrischen Stellung \u00fcber der Mitte der Vorrichtung n\u00e4hert, ganz unmerklich, so dafs man gewahr wird, der Strom erreiche den an dieser Stelle gelegenen oberen Grenzwerth durch eine Curve, welche von A \u2014 a an eine entschiedene Concavit\u00e4t gegen die Abscissenaxe kebrt. Zahlenreihen zum Belege hief\u00fcr anzuf\u00fchren, halte ich f\u00fcr nutzlos, wegen der \u00e4ufserst geringen Genauigkeit der Beobachtungen, die hier allein m\u00f6glich ist. Noch mehr beeintr\u00e4chtigt wird dieselbe durch den Umstand, dafs jeder Versuch mit Ersch\u00fctterung polarisirter Elektroden verbunden ist, was, wie man sich erinnert, eine augenblickliche Erh\u00f6hung der elektromotorischen Kraft mit sich bringt (S. oben S. 239). Die Stromst\u00e4rken sind, wie oben vorhergesehen wurde, um so bedeutender, je gr\u00f6fscr die Spannweite des Bogens; ist A = 0, so erh\u00e4lt man also den st\u00e4rkstm\u00f6glichsten Strom, den das flache Erregerpaar durch Ableitung \u00fcberhaupt nur abzugeben vermag, wenn man \u00ab mehr und mehr wachsen l\u00e4fst; indessen findet sich nicht allzuweit von der Zinkkupfergrenze schon ein Punkt, wo die Zuwachse der Stromst\u00e4rke f\u00fcr die Zuwachse von \u00ab sehr unbedeutend werden; noch weiter verschwinden sic, wie dies auch theoretisch eingesehen werden kann (S. oben S. 593), beinahe v\u00f6llig.\nNach Beschlufs der Untersuchung an den flachen Erregerpaaren seihst suchen wir uns auch auf dem Wege des Versuches stufenweise der cylindrisclien Vorrichtung zu n\u00e4hern, welche in ihren elektromotorischen Wirkungen dem Muskelb\u00fcndel entsprechen soll.\nZuerst ersetzte ich in dem ganz offenen, durch keinerlei F\u00fcllung eingeengten Troge, wie er S. 597 angewandt wurde, das flache aus zweien gleich langen Platten bestehende Erregerpaar durch ein solches, an dem eine 210mm lange, 105mm breite Zinkplatte an ihren beiden Enden durch 105mm lange und breite Kupferplatten begrenzt war. Ein anderer Erreger hatte bei denselben Mafsen in der Mitte Kupfer, an","page":616},{"file":"p0617.txt","language":"de","ocr_de":"von den flachen Erregerpaaren zum cyllndrischen Mushelschema, \u00dfl7\nden Enden Zink. Der feuchte Leiter war Brunnenwasser. Hier mufste sich der Str\u00f6mungsvorgang in der Fl\u00fcssigkeitsschicht gestalten, wie wir ihn oben S. 582 beschrieben, Fig. 55. 56 dargestellt haben. Das zu gew\u00e4rtigende Gesetz der abgeleiteten Str\u00f6me in dem Bogen \u00fcber der mittleren, beiderseits durch ungleichartiges Metall begrenzten Platte mufste mit demjenigen \u00dcbereinkommen, welches S. 594 f\u00fcr eine Seite der l\u00e4nglich viereckten Rinne Fig. 57 genehmigt wurde. In der rJ hat war nun dieses der Fall. Die Wirkung war Null, wenn die Fufspunkte des Bogens, die ableitenden Platinplatten, sich gleich weit von der mittleren Querebene des Troges, oder von beiden Zinkkupfergrenzen befanden; wurde ihre Stellung asymmetrisch, so entstand, wenn die Platte die positive war, ein schwacher Strom in der Richtung nach der Zinkkupfergrenze; war sie hingegen die negative, so gab sich ein ungleich St\u00e4rkerer Strom in entgegengesetzter Richtung kund. F\u00fcr entsprechende Stellungen zu beiden Seiten der mittleren Querebene der Vorrichtung waren die St\u00e4rken der abgeleiteten Str\u00f6me einander gleich; sie wuchsen in immer rascherem Mafse, bis ein Fufspunkt des Bogens die Zinkkupfergrenze \u00fcberschritt, von wo ab bis zu ungef\u00e4hr symmetrischer Stellung der Fufspunkte zu dieser Grenze, die das Maximum gab, die Zuwachse wiederum langsamer und langsamer erfolgten u. s. w.\nIch schritt sodann zur Ermittelung des Verhaltens in dem Falle einer ringf\u00f6rmig in sich selbst zur\u00fccklaufenden Reihe von Erregerplatten, der l\u00e4nglich viereckten Rinne selbst, oder dem Cylindcrdurchschnitt im Wesentlichen entsprechend. In einen flach cylindrischen Klotz von 230mra Durchmesser und 40mm H\u00f6he war eine concentrische Rinne von 50\"\u2019\"' Breite, 70mm mittlerem Halbmesser und 30mm Tiefe ausgegraben und dicht mit Bernsteinlack gefirnifst. Bald ward die innere, bald die \u00e4ufsere Wand der Rinne mit metallischen Ringen bekleidet, welche halb aus Kupfer, halb aus amalgamirtem Zink bestanden; bald der ringf\u00f6rmige Boden derselben mit einem flachen Doppel-Erregerpaare von entsprechender Gestalt bedeckt, das aus vier Sectoren von gleicher Bogenl\u00e4nge, abwechselnd amalgamirt Zink und Kupfer, in vier aufeinander senkrechten Radien zusammengel\u00f6thet war (Fig. 60). Fl\u00fcssigkeit und ableitende Platten waren, wie bei den fr\u00fcheren Versuchen, Brunnenwasser und Platin. Symmetrische Lage der Fufspunkte zur Mitte einer Erregerplatte gab niemals Strom; bei asymmetrischer Lage wuchs die Wirkung nach der negativen Platte hin immer rascher bis zum Ueberschreiten der Grenze mit dem einen Fufspunkte; dann nahm die Schnelligkeit des Wachsthums ab, nahezu symmetrische Stellung zur Grenze gab das Maximum. Dafs die Wirkungen \u00fcber dem Kupfer diejenigen \u00fcber dem Zinke an Gr\u00f6fse \u00fcbertrafen, versteht sich nach dem Obigen von selbst,","page":617},{"file":"p0618.txt","language":"de","ocr_de":"618\tAbschn. Kap, 111. \u00a7. IL 4 (m). Ueb er gangs for men\nhat aber jetzt seine Wichtigkeit f\u00fcr uns eingeb\u00fcfst. An dem flachen Doppel-Erregerpaare konnte beil\u00e4ufig kein Unterschied in den Wirkungen bemerkt werden, gleichviel ob die vier Sectoren nur durch L\u00f6thung in den Radien ihrer Begrenzung, oder sonst durch Dr\u00e4hte in beliebiger Weise verbunden waren. Diese Pr\u00fcfung geschah, indem ich die Nadel, bei einer bestimmten Stellung der ableitenden Platten, in best\u00e4ndiger Ablenkung zur Ruhe kommen liefs, und dann pl\u00f6tzlich die Verbindung der Platten in Quecksilber herstellte; die Nadel blieb dabei vollkommen unbewegt.\nDiese letztere Vorrichtung eignete sich zur Untersuchung des Einflusses der Spannweite des Bogens auf die Gr\u00f6fse des darin befindlichen abgeleiteten Stromes. Unseren obigen Herleitungen gem\u00e4fs erhielt man den st\u00e4rksten Strom, wenn der Bogen symmetrisch zur Zinkkupfergrenze stand und seine Spannweite der Bogenl\u00e4nge einer der ungleichartigen Platten gleich kam, so dafs seine Fufspunkte \u00fcber der Mitte des einen Zinkes und eines anstoisenden Kupfers befindlich waren. Der Strom nahm ab, wenn nun die Spannweite des Bogens vergr\u00f6fsert wurde; er kam auf Null, wenn sie gleich der doppelten Bogenl\u00e4nge der erregenden Platten oder = n geworden war und demgem\u00e4fs seine beiden Fufspunkte sich wieder \u00fcber zwei Zinkkupfergrenzen befanden. Sollten beide Fufspunkte sich nur \u00fcber einer Platte aufhalten, so gab sich, abgesehen von dem Unterschiede der Wirkungen in der Kupfer- und der Zinkstrecke, die st\u00e4rkste Ableitung f\u00fcr die Spannweite = der halben Bogenl\u00e4nge der ungleichartigen Platten, oder = '/4n, kund.\nfolgender Versuch ist eine nicht uninteressante Ab\u00e4nderung desjenigen an dem die innere Wand der kreisf\u00f6rmigen Rinne bekleidenden Ringe. In der L\u00e4ngsmittelebene des so eben verlassenen l\u00e4nglich viereckten Troges ward ein Erregerpaar aufgestellt, welches aus einer 210mm langen, 30mm breiten Kupferplatte bestand, auf deren Fl\u00e4che eine amalgamate Zinkplatte von gleichen Mafsen aufgel\u00f6thet war: also gleichsam jener Ring zur Ellipse mit unendlich kurzer kleiner Axe zusammengedr\u00fcckt. Hier zeigte sich, bei einem Winkel von 360\u00b0 zwischen den erregenden Oberfl\u00e4chen, der Str\u00f6mungsvorgang von der Mitte jeder Platte nach den R\u00e4ndern, der Zinkkupfergrenze hin, wachsend; klein vor dem Zink, grofs vor dem Kupfer; symmetrische Stellungen der. ableitenden Platten keine Wirkung gebend. Dies ist also die Vertheilung des Stromes jedesmal, dafs sich aufeinandergel\u00f6thete Plattenpaare durchaus in den feuchten Leiter versenkt finden; eine Wahrnehmung, die uns viel sp\u00e4ter noch, bei Gelegenheit der elektromotorischen Fische, 1 einen nicht unerheblichen Dienst leisten wird.\n' S. unten, Kap. X. \u00a7. m.","page":618},{"file":"p0619.txt","language":"de","ocr_de":"von den flachen Erregerpaaren zum cylindrischen Mushelschema, 619\n(iv) Das einfach cylindrische Kupferzinkschema eines Primitiv-\nmuskelb\u00fcndels.\nNach diesen Uehergangsformen wenden wir uns zur Verwirklichung der cylindrischen Vorrichtung seihst. Ich bin hier zun\u00e4chst die Aufkl\u00e4rung eines Widerspruches schuldig, in den ich mit mir selber zu verfallen scheinen k\u00f6nnte. In meinem \u00bbvorl\u00e4ufigen Abrisse\u00ab habe ich mich folgendermafsen ausgedr\u00fcckt: \u00bbDenkt man sich einen kupfernen, \u00bban den Grundfl\u00e4chen rotli gelassenen, am Mantel aber verzinkten \u00bbCylinder mit einer Schicht eines feuchten Leiters \u00fcberzogen, so hat \u00bbman zun\u00e4chst ein deutliches Bild von dem an der Aufsenfl\u00e4che gegen \u00bbden Querschnitt positiven Muskelfleischriemen. In der That, werden \u00bbzwei dem Mantel des Cylinders entsprechende Punkte des feuchten \u00bbLeiters mit den Enden unseres indifferenten leitenden Bogens in Be-\u00bbr\u00fchrung gebracht, so bleibt an der strompr\u00fcfenden Vorrichtung das \u00bbGleichgewicht ungest\u00f6rt; dasselbe ist der Fall, wenn die ber\u00fchrten \u00bbPunkte des feuchten Leiters den rotlnrebliebenen Grundfl\u00e4chen ent-\nO\n\u00bbsprechend sind. Das Gleichgewicht wird dagegen sogleich gest\u00f6rt \u00bberscheinen, wenn der eine Punkt \u00fcber die Zink-Kupfergr\u00e4nze fort \u00bb in die dem heterogenen Metall entsprechende Fl\u00fcssigkeitszone liinaus-\u00bb ger\u00fcckt wird. (\u00a7) Es folgt, dafs, wenn beide Punkte hart an dieser \u00bbGr\u00e4nze entweder beide \u00fcber Kupfer oder beide \u00fcber Zink gelegen \u00bbsind, eine \u00e4ufserst kleine Verr\u00fcckung des einen oder des anderen hin-\u00bb reichend sein wird, um in dem sie verbindenden leitenden Bogen einen \u00bbStrom, und zwar bald in dieser, bald in jener Richtung hin, zu er-\u00bb regen.\u00ab 1\nWirklich war dies der Ausdruck meines damaligen Wissens \u00fcber diesen Punkt. Ich war in die Theorie der flachen Erregerpaare noch nicht eingedrungen, kannte auch am Muskel die schwach wirksamen Lagen des ableitenden Bogens, bei Ber\u00fchrung von L\u00e4ngsschnitt allein, oder von Querschnitt allein, noch nicht, und die Versuche mit einem kupfernen, am Mantel mit einem Zinkblech uml\u00f6theten Cylinder konnten, wie ich sie damals anstellte, mich auch nicht leicht eines Besseren belehren.\nDer Cylinder, der mir auch zu meinen nachmaligen Erfahrungen gedient hat, ist von 155mm H\u00f6he und 55mm Durchmesser. Das Zink an seinem Umfange ist amalgamirt. Ich hatte ihn damals in Flanell eingen\u00e4ht, dieses sich mit Kochsalzl\u00f6sung tr\u00e4nken lassen, und nun an verschiedene Punkte der Oberfl\u00e4che des an ge\u00dfrnifsten B\u00e4ndern wagrecht freischwebenden Cylinders bekleidete Platinplatten angelegt, die ich ihm\nA. a. 0. S. 9. \u00a7. 25. 26.","page":619},{"file":"p0620.txt","language":"de","ocr_de":"620\n3. Abschn. Kap. III. \u00a7. II. 1 (n). Das einfach cylindrische\ndurch die Luft aus einem Gef\u00e4fse zuf\u00fchrte, wo sie gleichartig geworden waren. Dabei nahm ich nun wirklich den angek\u00fcndigten Erfolg wahr, n\u00e4mlich ziemlich schwache und sehr ungleiche Str\u00f6me beim Ber\u00fchren von Mantel und Grundfl\u00e4che, in der Richtung von dem ersteren zur letzteren in dem Multiplicator. Beim Ber\u00fchren nur des Mantels oder der Grundfl\u00e4chen allein traten zwar auch dann und wann unregelm\u00e4fsige Spuren auf; allein ich hatte mehr Grund, dieselben den bei dem Verfahren durch Anlegen (S. oben S. 209) nie ganz zu vermeidenden Ungleichartigkeiten der ableitenden Platten, als der elektromotorischen Vorrichtung selbst, zuzuschreiben. Das angewandte Verfahren taugte nicht, weil erstens die Fl\u00fcssigkeit selbst \u00fcbel gew\u00e4hlt war (S. oben S. 604. No. IX in der Tabelle), zweitens nur durch Anlegen abgeleitete Str\u00f6me erhalten werden konnten, drittens die durch Polarisation geschw\u00e4chte Kraft des Cylinders sich nicht mit hinl\u00e4nglicher Leichtigkeit wieder herstellen liefs.\nBei sp\u00e4teren Versuchen ward daher ein anderer Weg eingeschlagen. Der Cylinder schwebte mittelst eines in den Mittelpunkt einer seiner Grundfl\u00e4chen eingeschraubten wohlgefirnifsten Hakens an einer Schnur in einem his 190\"\u2122 mit Brunnenwasser gef\u00fcllten Cylinderglase von 210mm Tiefe und 90mm Durchmesser. Bei gleichem Abstande seiner einen Grundfl\u00e4che von der Oberfl\u00e4che der Fl\u00fcssigkeit, seiner anderen von dem Boden des Glases, war er daher auf allen seinen Punkten mit einer 17.5\"\u2122 dicken Schicht feuchten Leiters bedeckt; nur auf der Zinkkupfergrenze konnte diese Bedingung nicht ins Werk gesetzt werden, weil dazu noting gewesen w\u00e4re, die Kante des Cylinders, den die Masse feuchten Leiters darstellte, in Gestalt eines Viertelkreises abzurunden. Von den Folgen dieser Abweichung wird alsbald die Rede sein. Der Halter, welcher den Cylinder trug, f\u00fchrte zugleich eine Klemme, welche einen doppelt durchbohrten Kork eingespannt hielt. In jeder Durchbohrung desselben lief ein Glasrohr auf und nieder, worin ein bc-sponnener Kupferdraht mit Kitt eingeschmolzen sich befand, dessen unteres Ende, wo es von der Glash\u00fclle frei wurde, an eine viereckige Platinplatte von 15\"\u2122 Seite angel\u00f6thet war. Die L\u00f6thung war so mit Kitt \u00fcberzogen, dafs stets nur Platin mit der Fl\u00fcssigkeit in Ber\u00fchrung kommen konnte. Fliefspapierh\u00fcIIen sicherten die Gleichartigkeit der ableitenden Platten und verhinderten die unmittelbare Ber\u00fchrung derselben mit den positiveren Metallen des Cylinders. Dies noch mehr zu verh\u00fcten, zeigte es sich nothwendig, auch noch die R\u00e4nder und vorz\u00fcglich die Ecken der bekleideten Platten mit einem Harz\u00fcberzuge zu versehen, so dafs nur die Fl\u00e4chen derselben der Leitung offen blieben. Solcher R\u00f6hren hatte ich zwei Paare, das eine mit senkrechten Platten zur Ableitung von den Grundfl\u00e4chen, das andere mit wagrechten zur Ableitung von dem Mau-","page":620},{"file":"p0621.txt","language":"de","ocr_de":"KupferzinTcschema eines Primitivmuslcelb\u00fcndels.\n621\ntel des Cylinders. An der Grundfl\u00e4che wurde die Fl\u00e4che der Platte nat\u00fcrlich immer senkrecht auf den Halbmesser gestellt. Fig. 61 Taf. VI giebt ein Bild des Versuches, mit einer wagrechten und einer senkrechten Ableitungsplatte.\nWas den Erfolg desselben, bei dieser vervollkommneten Einrichtung, betrifft, so schliefst er sich, mit hinl\u00e4nglicher Treue, unseren obigen Auseinandersetzungen an. Nur ist zu bemerken, dafs die ver-wickeltere Technik dabei nicht mehr. verstauet, das Gesetz der Stromst\u00e4rken in dem Bogen bei seiner Wanderung rings um einen L\u00e4ngsdurchschnitt des Cylinders mit der n\u00e4mlichen Vollst\u00e4ndigkeit zu verfolgen , wie dies bei den flachen Erregerpaaren m\u00f6glich war, wie gering dieselbe auch hier erscheinen mochte. Es geht zwar leicht, den Bogen, bei best\u00e4ndiger Spannweite, dein Mantel oder der Grundfl\u00e4che des Cylinders entlang zu verr\u00fccken, und so der Curve der Stromst\u00e4rken bis zu dem Punkte nachzugehen, f\u00fcr welchen die eine Ableitungsplatte die Zinkkupfergrenze \u00fcberschreitet. Allein \u00fcber diese Stellung hinaus tritt eine f\u00fcr die beschriebenen experimentellen H\u00fclfsmittel un\u00fcberwindliche Schwierigkeit ein, da es sich um nichts Geringeres handeln w\u00fcrde, als darum, bei best\u00e4ndigem Abstande der beiden Platten, die eine zwar in ihrer senkrechten oder wagrechten Bewegung beharren zu lassen, der anderen aber, nachdem man ihre Ebene um 90\u00b0 gedreht h\u00e4tte, nunmehr statt der senkrechten die wagrechte, statt der wagrechten die senkrechte Bewegung zu ertheilen. Ich mufste mich also begn\u00fcgen, mit den beiden wagrechten Ableitungsplatten den Mantel, mit den beiden senkrechten Platten die beiden Grundfl\u00e4chen zu untersuchen, und aufserdem eine wagrechte und eine senkrechte Platte, wie die Abbildung es zeigt, an Mantel und Grundfl\u00e4che gleichzeitig anzulegen. Bei dieser letzteren Anordnung war keine Verschiebung des Bogens m\u00f6glich, so dafs ich nur die Gr\u00f6fse der Wirkung \u00fcberhaupt bei gleichzeitiger Ableitung von Mantel und Grundfl\u00e4che mit der bei Ableitung der Grundfl\u00e4che allein oder des Mantels allein vergleichen konnte, die Ver\u00e4nderungen derselben aber unber\u00fccksichtigt lassen mufste, die aus der Verschiebung des Bogens bei best\u00e4ndiger Spannweite \u00fcber die Zinkkupfergrenze fort erwachsen. Auf keinen Fall w\u00fcrde ich \u00fcbrigens an dieser Stelle, wenn ich sie h\u00e4tte untersuchen k\u00f6nnen, die Dinge so erfunden haben, wie sie die fr\u00fcheren Anordnungen, unseren einfachen Voraussetzungen gem\u00e4fs, zeigen durften; sondern durch das Anwachsen der Dicke der Fl\u00fcssigkeitsschicht \u00fcber der Zinkkupfergrenze (S. die vorige Seite) mufste bier die Curve der Stromst\u00e4rken in dem Bogen betr\u00e4chtlich ver\u00e4ndert erscheinen. Diese Ver\u00e4nderung vermag man mit H\u00fclfe der oben S. 590 angewandten Grunds\u00e4tze f\u00fcr die verschiedenen","page":621},{"file":"p0622.txt","language":"de","ocr_de":"622\t<?\u2022 Abschn. Kap. 111. \u00a7. 11. 4 ( iv). Das einfach cylindrische\nSpannweiten des Bogens mit ziemlicher Sicherheit im Voraus zu bestimmen; es gen\u00fcgt dazu die Bemerkung, dafs die isoelektrischen Oberfl\u00e4chen an zwei Orten durch ein Minimum der Ausdehnung gehen m\u00fcssen, zwischen denen umgekehrt ein Maximum derselben liegt. Wir lassen diese Zergliederung, welche m\u00fchsamer als interessant ist, jedoch auf sich beruhen, und wenden uns nunmehr zu den Versuchen seihst.\nIch begann folgendermafsen. Zuerst wies ich den beiden Ableitungsplatten eine solche Stellung am Mantel des Cylinders an, dafs der Aequator desselben die Spannweite des Bogens halbirte. Beim Schliefsen zeigte sich gar kein Strom. Dann verschob ich den Bogen nach oben oder nach unten, wobei die Spannweite best\u00e4ndig gehalten wurde, was sich, wie man sieht, sehr gut durch Auf- und Niederstellen der Klemme des Halters, welche die Ableitungsplatten trug, ausf\u00fchren liefs. Sogleich entstand ein schwacher Strom in dem Bogen, und zwar, unseren Vermuthungen sowohl als den Versuchen an den einfacheren Vorrichtungen entsprechend, in dem Sinne, in dem die Ver-schiebung selbst geschehen war, n\u00e4mlich von der dem Aequator n\u00e4heren Platte zu der der Zinkkupfergrenze n\u00e4heren. Wurde nochmals in derselben Richtung um dieselbe Gr\u00f6fse verschoben, so entstand ein merklich st\u00e4rkerer Ausschlag, nat\u00fcrlich in demselben Sinne; dasselbe konnte noch ein drittesmal beobachtet werden. Die Convexit\u00e4t der Curve der Stromst\u00e4rken in dem Bogen gegen die Abscissenaxe bis zur Zinkkupfergrenze lag somit am Tage. Dabei war es gleichg\u00fcltig, ob die Platten sich in einer Senkrechten \u00fcbereinander, oder sonst beliebig- am Mantel vertheilt fanden. Waren beide Platten in einer und\nO\nderselben Querchene der Vorrichtung befindlich, so f\u00fchrten sie begreiflich keinen Strom; endlich braucht wohl kaum erinnert zu werden, dafs gleiche Abweichungen der Mitte des Bogens vom Aequator auch gleiche Stromst\u00e4rke in demselben bedingten.\nIch schritt dann ferner zur Untersuchung der beiden Grundfl\u00e4chen mit H\u00fclfe der beiden senkrechten Ableitungsplatten, welche ganz in derselben Weise vorgenommen wurde. Zuerst zeigte sich, dafs, wenn der Mittelpunkt der Grundfl\u00e4che die Spannweite des Bogens halbirte, nie Str\u00f6mung in demselben gegenw\u00e4rtig war. Verr\u00fcckte ich den Bogen nach der einen oder der anderen Seite hin, so gab sich ein Strom darin kund in dem entgegengesetzten Sinne der Verschiebung, von der der Zinkkupfergrenze n\u00e4heren Platte n\u00e4mlich zu der davon entfernteren, dem Mittelpunkte der Grundfl\u00e4che n\u00e4heren. Die Stromst\u00e4rke \u00fcber dem Kupfer zeigte sich dabei nicht viel st\u00e4rker als \u00fcber dem Zinke, obschon Brunnenwasser als feuchter Leiter angewandt wurde, was von zweierlei Dingen herr\u00fchren mochte: erstens von der betr\u00e4chtlichen Dicke der","page":622},{"file":"p0623.txt","language":"de","ocr_de":"Kiipferzinlcschema eines Pnmi\u00fcvmuslcelbundels.\t623\nFl\u00fcssigkeitsschicht im Verh\u00e4ltnisse zu den Mafsen der ableitenden Platten (S. oben S. 608), und zweitens von der geringeren Spannweite des Bogens \u00fcber dem Kupfer im Vergleich zu derjenigen \u00fcber dem Zink, die durch die geringere L\u00e4nge des Durchmessers des Cylinders im Vergleich zu seiner H\u00f6he bedingt wurde. Derselbe Umstand aber machte es hier ungleich schwerer als am Mantel, sich \u00fcber die Natur der Curve der Stromst\u00e4rken in dem Bogen durch den Versuch Aufschlufs zu verschaffen, so dafs Alles, was erlangt werden konnte, sich auf den ziemlich sp\u00e4rlichen Nachweis einer Ansteigung derselben nach der Zinkkupfergrenze hin beschr\u00e4nkte. Dieselben Ergebnisse wurden beobachtet, wenn die Platten, statt sich auf einem und demselben Durchmesser der Grundfl\u00e4che zu befinden, eine beliebige Stellung auf derselben einnahmen; die Str\u00f6mung war z. B. stets Null, wenn beide in einem und demselben mit dem Umfange des Cylinders concentrischen Kreise verharrten. Endlich kehrten, unseren Voraussichten gem\u00e4fs, und soweit die Beobachtung gestattet war, alle diese Umst\u00e4nde in v\u00f6llig entsprechender Weise wieder, wenn die beiden Ableitungsplatten, statt nur an eine von beiden Grundfl\u00e4chen, vielmehr an beide zugleich angelegt wurden. Punkte, welche an den Enden einer auf beide Grundfl\u00e4chen Senkrechten oder auf dem Umfange eines beide Grundfl\u00e4chen schneidenden concentrischen Cylinders gelegen waren, blieben, durch den strompr\u00fcfenden Bogen verbunden, elektromotorisch unwirksam; alle \u00fcbrigen Zusammenstellungen hingegen erwiesen sich th\u00e4tig in der Richtung, die sich aus den oben S. 594 gegebenen Regeln leicht entnehmen l\u00e4fst, von dem der Zinkkupfergrenze n\u00e4heren Punkte n\u00e4mlich zu dem davon entfernteren, dem Mittelpunkte der einen Grundfl\u00e4che n\u00e4her gelegenen.\nDrittens versuchte ich die Zusammenstellung von Mantel und Grundfl\u00e4che selbst. Es zeigte sich, dafs, von welchen Punkten auch die Ableitung geschah, stets in dem Bogen ein Strom gegenw\u00e4rtig war von dem abgeleiteten Punkte des Mantels zu dem der Grundfl\u00e4che. Diese Wirkung \u00fcbertraf alle vorerw\u00e4hnten an St\u00e4rke. W\u00e4hrend diese sich h\u00f6chstens auf 5\u201410\u00b0 belaufen, steigert jene sich wohl auf 15 \u2014 20\u00b0; Unterschiede in dieser Gr\u00f6fse bei best\u00e4ndiger Spannweite des Bogens, aber verschiedenem Abstande seiner Mitte von der Zinkkupfergrenze konnten, wie gesagt, hier nicht mehr beobachtet werden.\nWas den Einflufs der Spannweite des ableitenden Bogens betrifft, so gab den st\u00e4rksten Strom die Anordnung, wo die eine wagrechte Platte sich am Aequator des Cylinders, die eine senkrechte im Mittelpunkte der einen Grundfl\u00e4che sich befand. Verschieben nach den Zinkkupfergrenzen, mit Vergr\u00f6fserung der Spannweite, brachte unter diesen Umst\u00e4nden Verminderung hervor; der Strom kam auf Null, wenn die","page":623},{"file":"p0624.txt","language":"de","ocr_de":"624\t5. Abschn. Kap. III. \u00a7. II. 5. Vergleichung der Ergebnisse\nPlatten jene Grenzen erreichten. Handelte es sich um Ableitung der Str\u00f6me nur vom Mantel, oder nur von der Grundfl\u00e4che des Cylinders, so gab den st\u00e4rksten Strom die Spannweite des Bogens bcziehlich gleich der halben Axenl\u00e4nge oder gleich dem halben Durchmesser des Cylinders, wobei die eine Platte am Aequator oder in dem Mittelpunkte der einen Grundfl\u00e4che, die andere \u00fcber der mitteninne liegenden Zinkkupfergrenze befindlich war.\n5. Vergleichung der Ergebnisse am cylindrischen Schema und am Muskelb\u00fcndel unter sieh und mit der Theorie.\nWir sind jetzt bei einem ersten, nicht unwichtigen Ziele angelangt. Ehe ich das vielleicht noch etwas versteckte Ergebnifs freier darzulegen suche, halte ich mich f\u00fcr verpflichtet, den vielfach geschlungenen Weg, auf dem wir es erreichten, dem Leser nochmals von Anfang an in einem raschen Ueberblick vorzuf\u00fchren. Es war folgender.\nIn der Absicht, eine Anordnung ungleichartiger Gebilde zu ersinnen, aus deren gleicher elektromotorischer Wirkung mit der des Muskelb\u00fcndels wir auf eine Aehnlichkeit der Anordnung solcher Gebilde in beiden schliefsen d\u00fcrften, geriethen wir auf die Vorstellung des cylindrischen Muskelschema\u2019s. Es handelte sich darum, den Str\u00f6mungsvorgang in einem an dasselbe angelegten unwirksamen leitenden Bogen zu bestimmen, um zu sehen, ob derselbe mit dem durch das Gesetz des Muskelstromes gegebenen \u00dcbereinkommen w\u00fcrde: was auf zweierlei Weise geschehen konnte, erstlich dem Wege theoretischer Betrachtungen, f\u00fcrs zweite dem des Versuches unmittelbar. Wir fanden Gr\u00fcnde, obschon uns die Schwierigkeit und auch im Allgemeinen die Undankbarkeit des Unternehmens nicht entging, uns dennoch, und zwar zuerst, mit der ersten dieser beiden Untersuchungsarten zu befassen; es ist hier gleichg\u00fcltig f\u00fcr unseren Zweck, dafs wir dabei einen allm\u00e4ligen Gang von den flachen Erregerpaaren, in welche wir die haupts\u00e4chlichsten Schwierigkeiten des Gegenstandes unter eine m\u00f6glichst einfache und \u00fcbersichtliche Form zusammengedr\u00e4ngt hatten, bis zum ungleich verwickeltercn Bilde des cylindrischen Schema\u2019s selbst verfolgten. Es gelang uns nun in der That, mit H\u00fclfe der blofsen Anschauung die allgemeinsten Z\u00fcge und die ausgezeichneten Punkte der Curve zu erkennen, in welcher der Str\u00f6mungsvorgang in dem Bogen beim Verschieben desselben rings um einen L\u00e4ngsdurchschnitt des cylindrischen Schema\u2019s sich ver\u00e4ndert. Ehe wir dieses Ergebnifs der theoretischen Betrachtung, f\u00fcr welches uns leider die Gew\u00e4hr der Rechnung fehlte, mit den durch das Gesetz des Muskelstromes f\u00fcr die thierischen Erreger gege-","page":624},{"file":"p0625.txt","language":"de","ocr_de":"am cylindrischeh Schema und dem \u00dflushelb\u00fcndel mit der Theorie. \u00df\u201825\nLenen Bestimmungen verglichen, w\u00fcnschten wir es durch Betretung auch des zweiten Weges, des Versuches n\u00e4mlich, geh\u00f6rig bekr\u00e4ftigt zu sehen. Zu unserem Erstaunen stiefsen wir dahei auf eine ungeheure Abweichung zwischen dem beobachteten und dem theoretisch vorhergesagten Erfolge. Dieser Zwiespalt wurde zum Ausgangspunkte einer neuen, thats\u00e4chlichen Untersuchung, welche den Gegenstand der Abtheilung (n) der 4. Nummer dieses Paragraphen ausmachte und die uns zuletzt zu der Ueber-zeugung geleitete, dafs jene Abweichung nur eine Erscheinung untergeordneter Art, durch die Ladungen der Errcgerplalteu bedingt, sei, und Nichts mit dem theoretisch von uns aufgestellten Gesetze, welches diese Nebenwirkung unber\u00fccksichtigt liefs, zu schaffen habe. Von dieser Verwirrung erl\u00f6st, durchliefen wir sodann in der Abtheilung (in) auch auf dem Wege des Versuches die allm\u00e4lige Stufenleiter immer verwickeltem1 Anordnungen von flachen Erregerpaaren, bis wir endlich, ohne weiter auf einen mit unserer Theorie nicht vereinbaren Umstand gestofsen zu sein, beim cylindrischcn Muskelschema seihst anlangten.\nIch hatte nun schon am Schl\u00fcsse der Nummer 2., wo wir die theoretische Betrachtung der cylindrischen Vorrichtung verliefsen, angek\u00fcndigt, dafs das Ergebnifs derselben mit dem am Muskelb\u00fcndel selbst beobachteten \u00fcbereinkomme, nur dafs die Form, unter der sich beide ausgedr\u00fcckt bef\u00e4nden, wegen der Art ihrer Herleitung noch eine verschiedene sei. Dies mufs jetzt n\u00e4her auseinandergesetzt werden.\nDer erw\u00e4hnte Unterschied des Ausdruckes beruht darauf, dafs wir beim Muskel, f\u00fcr eine und dieselbe Spannweite des Bogens, nur eine beschr\u00e4nkte Anzahl von Punkten der Curve zu beobachten vermochten, welche das Gesetz darstellt, wonach die St\u00e4rke des abgeleiteten Strom-armes in dem Bogen sich bei seinem Verschieben rings um einen L\u00e4ngsdurchschnitt des Muskelb\u00fcndels richtet, oder der punktirten Curve B'ig. 57, und ohne dafs wir irgend einen Anlafs gehabt h\u00e4tten, diese Punkte zu einer stetigen Linie in der Vorstellung verschmelzen zu lassen; w\u00e4hrend wir vom Standpunkte der Theorie aus gerade umgekehrt auf die Vorstellung jener Curve in ihrer vollen Stetigkeit gef\u00fchrt wurden. Vergleichen wir nun aber die unzusammenh\u00e4ngenden Beobachtungen am nat\u00fcrlichen Erreger mit den durch die Betrachtung unter den n\u00e4mlichen Umst\u00e4nden geforderten Wirkungsgr\u00f6fsen, so zeigt sich allerdings, dafs ein gegenseitiges Entsprechen stattfindet; dafs die einzelnen durch den Versuch am Muskel gegebenen Ordinaten, an den zugeh\u00f6rigen Stellen auf die Abscissenaxe aufgetragen, in die allgemeine Gestalt der theoretisch entworfenen Curve hincinpassen. Dehnen wir sodann die Vergleichung noch auf die am cylindrischen Muskelschema angestellten\n40","page":625},{"file":"p0626.txt","language":"de","ocr_de":"626\t5. Absclin. Kap. III. \u00a7. II. 5. Vergleichung clcr Ergebnisse\nBeobachtungen aus, so versteht es sich von seihst, dafs auch diese sich mit den am Muskel seihst gewonnenen zu Eins zusammenf\u00fcgen, da sie, erw\u00e4hntermafsen, den theoretischen Voraussichten Gen\u00fcge leisten. Und da bereits an dieser schematischen Vorrichtung Schwierigkeiten sich der thats\u00e4chlichen Untersuchung in den Weg legen, wodurch dieselbe abermals, wie am Muskel, wenn auch noch nicht in dem Mafse, auf die Verzeichnung einer sehr geringen Anzahl von Punkten der Curve eingeschr\u00e4nkt wird, so findet es sich zuletzt gar, wie man vielleicht schon wahrgenommen hat, dafs auch in der \u00e4ufseren Form die Ergebnisse am cylindrischen Schema bereits mehr mit denen durch das Gesetz des Muskelstromes angezeigten \u00fcbereinstimmen.\nDiese Punkte klar hervortreten zu lassen, legen wir nun zuerst\neinen Muskel auf die bekannten B\u00e4usche unserer Vorrichtung dergestalt\no o\nauf, dafs beide gleichweit von seinem geometrisch mittleren Querschnitte befindlich sind. Nach dem Gesetze des Muskelstromes (S. 517. IT. Fig. 48. 49. Taf. V.) wird alsdann der Strom Null sein, ebenso, wie man Fig. 57 sieht, und oben S. 594 er\u00f6rtert wurde, nach der Theorie, und er ist es auch, wie man sich erinnert, an dem cylindrischen Schema, wenn beide ableitenden Platten, welche den beiden B\u00e4uschen zu vergleichen sind, sich in gleichem Abstande vom Aequator des Cylinders aufhalten. Dies wird in allen dreien F\u00e4llen, am Muskel, in der Theorie und am Kupferzinkschema stattfinden, welches auch die Spannweite des Bogens, d. h., am Muskel, der Abstand der B\u00e4usche von einander sei, gleichviel also, ob die ber\u00fchrten Punkte dem L\u00e4ngsschnitte oder dem Mantel, oder ob sie den beiden Querschnitten oder den Grundfl\u00e4chen des Muskels oder der cylindrischen Vorrichtung angeh\u00f6ren. Dasselbe w\u00fcrde der Fall sein, und h\u00e4tte der Theorie nach der Fall sein m\u00fcssen, wenn wir den Muskel statt mit L\u00e4ngsschnitt, mit Querschnitt dergestalt aufgelegt h\u00e4tten, dafs die beiden B\u00e4usche in gleichem Abstande vom Mittelpunkte des Querschnittes befindlich gewesen w\u00e4ren; oder wenn wir den beiden senkrechten Ableitungsplatten an unserer cylindrischen Vorrichtung eine Stellung in einem dem Umfange des Cylinders concentrischen Kreise auf einer der beiden Grundfl\u00e4chen angewiesen h\u00e4tten. Dies sind die von uns sogenannten, durch das Gesetz des Muskelstromes bestimmten unwirksamen Anordnungen des Muskels und des angelegten leitenden Bogens, f\u00fcr welche demnach, wie man sieht, ein erw\u00fcnschtes Uebereintreffcn zwischen den Leistungen des Kupfer-zinkschema\u2019s, des nat\u00fcrlichen thierischen Erregers und den durch die Betrachtung geforderten stattfindet.\nGehen wir zu den schwach wirksamen Anordnungen \u00fcber (S. oben S. 516. 517. / B. a. Ik), und zwar zun\u00e4chst den Str\u00f6men des L\u00e4ngs-","page":626},{"file":"p0627.txt","language":"de","ocr_de":"am cylindrischen Schema and dem Muslclb\u00fcndel mit der Theorie. (J27\nSchnittes des Muskels (Ebendas. C. Fig. 47. Taf. V.), oder des verzinkten Mantels unseres Cylinders allein. Die Theorie zu pr\u00fcfen, m\u00fcssen wir dem Bogen, dessen Enden, unter der Gestalt, sei\u2019s der Ableitungsplatten, sei\u2019s der B\u00e4usche, in gleichem Abstande von dem geometrisch mittleren Querschnitte oder dem Aequator am L\u00e4ngsschnitte oder \u00fcber dem Zinke befindlich sind, nunmehr eine asymmetrische Stellung erthei-len, wobei gleichwohl seine Spannweite unver\u00e4ndert bleibt, oder mit einem Worte, wir m\u00fcssen ihn nach der einen Zinkkupfergrenze hin verr\u00fccken: so entsteht nach dem Gesetze des Muskelstromes, nach der Theorie und nach den Versuchen am Kupferzinkschema, ein Ausschlag am Multiplicator, welcher einen Strom in dem Bogen in der Richtung anzeigt, in der derselbe verschoben wurde, n\u00e4mlich von dem dem mittleren Querschnitte, oder dem Aequator n\u00e4heren Punkte zu dem davon entfernteren. Dieser Strom ist, nach allen drei Angaben, \u00e4ufserst schwach; die Theorie sagt aber, dafs er, gegen die Abscissenaxe convex, bis zu dem Punkte immer steiler und steiler aufsteige, wo der eine Fufspunkt des Bogens die Zinkkupfergrenze \u00fcberschreitet. Hier erf\u00e4hrt die Curve einen Wendepunkt, sie steigt zwar noch an, aber mit abnehmender Geschwindigkeit, und findet einen oberen Grenzwerth f\u00fcr eine gewisse, nicht n\u00e4her zu bestimmende mittlere Stellung \u00fcber der Zinkkupfergrenze.\nDies ist nun der wesentliche Punkt, in welchem anscheinend gar kein Zusammenhang zwischen dem Ergebnisse der Betrachtung und dem erfahrungsm\u00e4fsigen Gesetze des Muskelstromes herrscht. Dasselbe weifs nur davon, dafs man schwache Str\u00f6me in der allgemeinen Richtung vom geometrisch mittleren Querschnitte zu den Endquerschnitten erh\u00e4lt, so lange man sich mit beiden B\u00e4uschen am L\u00e4ngsschnitte befindet; und dafs man ungleich kr\u00e4ftigere Wirkungen erfolgen sicht, wenn man mit dem einen Bausche auf den Querschnitt selbst hin\u00fcberr\u00fcckt; von einem Mafse der St\u00e4rke, dem diese starken, jene schwachen Str\u00f6me je nach der Lage des Bogens noch ferner unterworfen w\u00e4ren, von einem, wenn auch noch so steilen, doch wirklich vermittelten Uebergange zwischen beiden Abtheilungen derselben weifs es nichts. Dieser Mangel an Uebereinstimmung mag jedoch nur scheinbar sein; er mag in der That allein auf dem Mangel entsprechender Beobachtungen am Muskel beruhen, der zum gr\u00f6fsten Theile der ungemeinen Schwierigkeit, ja Unm\u00f6glichkeit derselben zuzuschreiben ist, zu einem anderen, freilich ungleich kleineren Theile indefs auch dem Umstande, dafs wir bis jetzt gar keine Veranlassung batten, eine Bestimmung der Art vorzunehmen, w\u00e4hrend hier begreiflich keine sich der Aufmerksamkeit aufdr\u00e4ngende That-sachen zu Tage liegen; was diesen TI teil der hier vorhandenen L\u00fccke\n40 *","page":627},{"file":"p0628.txt","language":"de","ocr_de":"62S\t<?. Ab sehn. Kap. 111. \u00a7. //. 5. Vergleichung der Ergebnisse\nbetrifft, so werden wir alsbald der nun ergangenen Aufforderung zur Beobachtung Folge leisten.\nZuvor sei daran erinnert, wie sich am cylindrischen Schema diese Verh\u00e4ltnisse gestalteten, liier schritten wir zur Beobachtung mit der vorgefafsten Ansicht von der Curve der Stromst\u00e4rken in dem Bogen, wie wir sie den theoretischen Betrachtungen sowohl, als den einfacheren experimentellen Anordnungen bereits entlehnt hatten. Wirklich fanden wir auch unsere Vorstellung bis zu dem Punkte best\u00e4tigt, wo nun der eine Fufs des Bogens die Zinkkupfergrenze \u00fcberschreiten sollte. Die Curve stieg convex gegen die Abscisse bis zu dieser Gegend an; hier aber angelangt, war, aus den oben S. 621 dargelegten Gr\u00fcnden, vom weiteren Fortschreiten \u00fcber jene Grenze hinaus auf die n\u00e4mliche Weise keine Rede mehr; cs mufste zu einer anderen Vorrichtung hei der Ableitung gegriffen werden, und gerade wie im Gesetze des Muskelstromes konnten wir nur noch sagen, ohne irgend weiter das Bild der Curve zu vervollst\u00e4ndigen, dafs, bei zwischen den Ahleitungsplatten befindlicher Zinkkupfergrenze, der abgeleitete Strom stets sehr viel st\u00e4rker ausfalle, als wenn die Ableitung von Punkten der Fl\u00fcssigkeitsschicht \u00fcber dem Mantel allein geschehe.\nNehmen wir jetzt unsere Vorrichtung wieder zur Hand, und sehen wir zu, ob es uns gelingen m\u00f6ge, innerhalb der schwachen Str\u00f6me des L\u00e4ngsschnittes, beim Verschieben des Muskels auf den B\u00e4uschen in solcher Weise, dafs cs dem Verschieben des Bogens von gleicher Spannweite l\u00e4ngs dem Mantel der cylindrischen Vorrichtung entspricht, eine Gesetzm\u00e4fsigkeit der Art zu entdecken, wie die dargelegte Theorie es verlangt, und sie am cylindrischen Schema bereits nachgewiesen ist. Wirklich ist dieses der Fall. Man stellt die B\u00e4usche in einen sehr geringen, etwa 3mm betragenden Abstand von einander, bekleidet sie mit Eiweifsh\u00e4utchen und legt auf diese in der bereits S. 557 beschriebenen, Fig. 52 Taf. IV. abgebildeten Weise St\u00fcckchen Glimmer oder Wachs-taffent auf, so dafs nur der \u00e4ufserste Rand der B\u00e4usche frei bleibt, der nunmehr die Fufspunkte des unwirksamen leitenden Bogens vertritt, lieber die L\u00fccke breitet man einen der regelm\u00e4fsig gefaserten Oberschenkelmuskeln eines m\u00f6glichst grofsen Frosches, die sich S. 497 unter 2. 3. 4. 6. bezeichnet finden, und bei \u00e4hnlichen Gelegenheiten schon fr\u00fcher vielfach angewendet worden sind. An dem einen Ende desselben inufs ein k\u00fcnstlicher Querschnitt m\u00f6glichst senkrecht auf die Richtung der Fasern angebracht sein. Der Muskel wird zuerst, mit seinem geometrisch mittleren Querschnitte (S. oben S. 513. 514) in der Mitte zwischen beiden B\u00e4uschen, so aufgelegt, dafs er, was bei so geringem Abstande der B\u00e4usche \u00fcbrigens keine Schwierigkeit hat, einen unmerklichen, oder gar","page":628},{"file":"p0629.txt","language":"de","ocr_de":"am ri/lindrischen Schema und dem Mushelb\u00fcndel mit der Theorie. 629\nkeinen Strom zeigt. Dann fafst man ihn mit der Pinzette an dem Ende, wo ihm, zu diesem Behufe, ein sehniger Anhang gelassen worden ist, und zieht ihn \u00fcber die L\u00fccke zwischen den B\u00e4uschen um eine bestimmte Gr\u00f6fse in der Richtung fort, dafs sein k\u00fcnstlicher Querschnitt sich der L\u00fccke n\u00e4hert. Es wird in manchen F\u00e4llen kein Ausschlag, in noch anderen wohl gar ein Ausschlag in unrichtiger Richtung, d. h. von dem dem geometrisch mittleren Querschnitte n\u00e4heren Punkte in dem Muskel zu dem davon entfernteren Punkte erfolgen; allein in der Mehrzahl der F\u00e4lle wird der Strom, hei freilich grofser Schw\u00e4che, doch den richtigen Sinn innehalten. Verschiebt man nun abermals, in der n\u00e4mlichen Richtung, um dieselbe Gr\u00f6fse, so erfolgt diesesmal der Ausschlag ganz entschieden, und viel st\u00e4rker in der richtigen Richtung. Hat man dann noch Platz zu einer dritten Verschieb uns: \u00fcbrig, womit man jedenfalls aber ganz nahe an den k\u00fcnstlichen Querschnitt gerathen wird, wenn die vorigen Verschiebungen grofs genug gewesen sind, um eine merkliche Wirkung zu erzeugen, so erfolgt zum dritten Male ein Ausschlag, der in vielen F\u00e4llen unzweideutig best\u00e4tigt, was schon der zweite lehrte, dafs die Curve der Stromst\u00e4rken nach dem Querschnitte hin nicht nur aufsteigt, sondern sogar, dafs sie convex gegen die Abscissenaxe gestaltet ist.\nDieselbe Beobachtung l\u00e4fst sich am k\u00fcnstlichen L\u00e4ngsschnitte wiederholen. Man bedient sich eines der L\u00e4nge nach zerrissenen Semimembranosus. Damit nur k\u00fcnstlicher L\u00e4ngsschnitt und nur in einer geringen L\u00e4nge die B\u00e4usche ber\u00fchren k\u00f6nne, werden die St\u00fccke Glimmer oder Wachstaffent bis an den Rand derselben ger\u00fcckt, in ihren eigenen entsprechenden R\u00e4ndern aber viereckte L\u00fccken von tmm Seite ausgeschnitten, durch welche die Ber\u00fchrung zwischen Bausch und k\u00fcnstlichem L\u00e4ngsschnitte allein verstattet ist.\nLegt man endlich, wenn man, bei der dritten Verschiebung, dem Querschnitte ganz nahe gekommen ist, diesen selber auf, so steigt begreiflich der Ausschlag noch viel h\u00f6her; man mufs es aber hier, wie beim cylindrischcn Kupferzinkscliema, dabei bewenden lassen, nachzuweisen, dafs der Strom, f\u00fcr alle Stellungen des Bogens, wo die Scheidelinie der ungleichartigen Gebilde zwischen seinen F\u00fcfsen liegt, bei weitem st\u00e4rker ausf\u00e4llt als f\u00fcr solche, wo beide Fiifse nur \u00fcber der einen ungleichartigen Strecke befindlich sind. Man gelangt zu keiner Gewifs-heit mehr, nicht einmal in Betreff eines Aufsteigcns des Stromes \u00fcberhaupt bis zu einem gewissen Grenzwerthc beim weiteren Fortr\u00fccken des Bogens \u00fcber die Grenze der ungleichartigen Gebilde hinaus, geschweige denn dafs es gl\u00fccken k\u00f6nnte, Feinheiten wie die hier m\u00f6glicherweise stattfindende Concavit\u00e4t der Curve der Stromst\u00e4rken auf-","page":629},{"file":"p0630.txt","language":"de","ocr_de":"630\t3. Absohn- Kap. 111. \u00ff. //, 5. Vergleichung der Ergebnisse\nzuilecken. Dies liegt einfach daran, dafs erstens der Querschnitt der Froschmuskehl zu klein ist, um daran mit Erfolg verschiedene Ablei-tungsstellcn unterscheiden zu k\u00f6nnen, zweitens daran, dafs man es entweder mit dem unregelm\u00e4fsig gestalteten nat\u00fcrlichen Querschnitte, oder mit dem k\u00fcnstlichen Querschnitte zu ihun hat, der, als verletztes Muskelinncres, keine hinreichende Best\u00e4ndigkeit der Wirkung besitzt. Muskeln warmbl\u00fctiger Thiere leiden schon an und f\u00fcr sich zu sehr an dem letzterw\u00e4hnten Uebelstande, um hier in Anwendung gezogen werden zu k\u00f6nnen.\nDie Betrachtung der schwachen Str\u00f6me des L\u00e4ngsschnittes hat uns unvermerkt bereits auf das Gebiet der stark wirksamen Anordnungen (S. oben S. 515. /. A.) gef\u00fchrt, so dafs uns jetzt nichts mehr \u00fcbrig bleibt, als von denselben, indem wir auch noch den anderen Fufs des Bogens die Grenze der ungleichartigen Gebilde \u00fcberschreiten lassen, zu den Str\u00f6men des Querschnittes des Muskels, oder der Grundfl\u00e4che allein der cylindrischen Vorrichtung \u00fcberzugehen (S, oben S. 516. /. B. \u00ab). Der Theorie nach soll nun wieder die Stromst\u00e4rke bis zu der symmetrischen Stellung des Bogens \u00fcber dem Mittelpunkte der negativen Fl\u00e4che in einer gegen die Abscissenaxe convexen Curve von dem Punkte an sinken, wo der Bogen ganz auf diese Fl\u00e4che hin\u00fchertritt. Dies vermochten wir am Cylinder jedoch schon nicht mehr vollst\u00e4ndig nachzuweisen. Der Durchmesser desselben zeigte sich zu gering, die Spannweite des Bogens mufste zu klein, die Verschiebungen zu unbedeutend gew\u00e4hlt werden, als dafs noch ein deutliches Ergebnifs h\u00e4tte die Folge sein k\u00f6nnen. Es gelang uns nur, zu zeigen, dafs die Str\u00f6me der Grundfl\u00e4che allein, gleich denen des Mantels allein, denjenigen an St\u00e4rke weit nachstehen, die durch vereinte Ableitung von Mantel und Grundfl\u00e4che gewonnen werden; wie auch, dafs ein irgendwie beschaffenes Aufsteigen der Stromst\u00e4rke nach der Zinkkupfergrenze stattfindet. Die Richtung der Str\u00f6me stimmt mit der Theorie und mit der Erfahrung am Muskel \u00fcberein. Hier waren wir auch, bei der Entdeckung des Gesetzes des Muskelstromcs, bei dem einfachen Nachweise von schwachen Str\u00f6men in der allgemeinen Richtung, welche durch dieses Gesetz gegeben wird, stehen geblieben. Es zeigt sich aber auch noch jetzt, dafs es nicht wohl m\u00f6glich ist, die hier vorhandene L\u00fccke auch nur so weit auszuf\u00fcllen, wie es so eben f\u00fcr den L\u00e4ngsschnitt geschah. Dafs dies an Froschmuskeln nicht angehe, bedarf keiner Erw\u00e4hnung mehr, da wir schon oben S. 507 dieselben verlassen mufsten, um das Gesetz der Str\u00f6me des Querschnittes aufzusuchen; aber die Muskeln warmbl\u00fctiger Thiere, deren wir uns zu diesem Zwecke bedienten, bieten f\u00fcr ein noch weiter ins Feine Treiben der Beobachtungen, wie schon","page":630},{"file":"p0631.txt","language":"de","ocr_de":"am cylindrischen Schema und dem Muslcclbiindel mit der Theorie. 631\nbemerkt, denn doch keine hinreichende Best\u00e4ndigkeit der Wirkungen dar. Nichtsdestoweniger glaube ich aussagen zu d\u00fcrfen, dafs das Aufsteigen der Curve der Stromst\u00e4rken nach dem L\u00e4ngsschnitte hin unverkennbar ist, wenn auch nicht mehr entschieden werden kann, ob dasselbe, wie die Theorie cs verlangt, durch eine gegen die Abscisscn-axe convexe Biegung geschieht.\nAnlangend die Vergleichung der Str\u00f6me, die an den Muskeln durch Ber\u00fchrung beider Querschnitte zugleich erhalten werden, mit den am Cylinder durch Ableitung von Punkten der Fl\u00fcssigkeitsschicht an beiden Grundll\u00e4chcn gewonnenen Wirkungen, so erinnert man sich wohl, dafs es uns nicht gl\u00fccken wollte, eine klare Gesetzra\u00e4fsigkeit in jenen zu entdecken. Wir fanden zwar, dafs die Gesammtheit eines Querschnittes sich zur Gesammtheit eines anderen gleichartig verh\u00e4lt; dafs die St\u00e4rke der Str\u00f6me, die sich bei dieser Art der Ber\u00fchrung kundgeben, derjenigen der Str\u00f6me des L\u00e4ngsschnittes oder eines Querschnittes allein entsprach; dafs die Richtung der Str\u00f6me eine deutliche Abh\u00e4ngigkeit von der Lage der Ber\u00fchrungspunkte verrieth; aber nur in wenig F\u00e4llen gab sich, wie cs sein sollte, der negative Punkt als der dem Mittelpunkte n\u00e4here,- der positive als der davon entferntere, dem L\u00e4ngsschnitte n\u00e4here zu erkennen. Wir tr\u00f6steten uns \u00fcber diese Abweichung, weil wir einsahen, dafs das gestellte Verlangen den L'n-rcgelra\u00e4fsigkeitcn der Gestaltung gegen\u00fcber, welche die untersuchten Muskeln zeigten, im Grunde ein unbilliges sei. Somit f\u00e4llt denn auch hier die jetzt in lledc stehende Vergleichung weg; aber wir d\u00fcrfen wohl, wie f\u00fcr die \u00fcbrigen Punkte, die Einsicht in Grund und Wesen jener Str\u00f6me, die uns die Theorie, durch die Versuche am cylindrischen Schema erh\u00e4rtet, gew\u00e4hrt, als eine w\u00fcnschenswerthe Erg\u00e4nzung der durch das Gesetz des Muskelstromes dar\u00fcber gegebenen Bestimmungen betrachten.\nIn einem letzten Punkte haben wir nun die Erscheinungen an dem thierischen Erreger noch mit den Forderungen der Theorie einerseits, andererseits mit den Erfahrungen am cylindrischen Schema zu vergleichen: es ist in Betreff des Einflusses, den die Spannweite des Bogens auf die Gr\u00f6fse des abgeleiteten Stromes aus\u00fcbt. Auch hier\u00fcber haben wir, hei Gelegenheit des Gesetzes des Muskelstromes, keinen Anlafs gehabt, Versuche anzustellen; wir holen sie daher an dieser Stelle nach.\nDas Verfahren bietet keine Schwierigkeit dar; cs ist nichts als eine zweckgem\u00e4fse Verbindung fr\u00fcherer Kunstgriffe. Soll der Strom vom L\u00e4ngsschnitte allein abgeleitet werden, so wird einer der rcgel-m\u00e4fsig gefaserten Muskeln von dem Oberschenkel des Frosches zuerst so auf die mit Eiwcifsh\u00e4utchcn und Climmerbl\u00e4ttchen wie oben versehe-","page":631},{"file":"p0632.txt","language":"de","ocr_de":"632\n3. Absehn. Kap. III. \u00a7\u25a0 11. \u00f6. Vergleichung der Ergebnisse\nneu B\u00e4usche gelegt, da Is sein Querschnitt dein Rande des Glimmer-* blattes, auf dem er ruht, sich sehr nahe helindet; die Entfernung der B\u00e4usche wird so klein als m\u00f6glich genommen. Nun lieht man mittelst der Pinzette den Punkt des L\u00e4ngsschnittes ah, der dem elektromotorisch mittleren Querschnitte n\u00e4her gelegen ist, ver\u00e4ndert den Abstand der B\u00e4usche und l\u00e4fst den Muskel wieder zur Ber\u00fchrung herabsinken: ein positiver Ausschlag oder ein solcher im Sinne der Ladungen erscheinen dann und zeigen, oh die Ver\u00e4nderung der Spannweite des Bogens be-ziehlich einen vergr\u00f6fsernden oder einen verkleinernden Einflufs auf die Stromst\u00e4rke ausge\u00fcbt hat. Soll der Strom von Querschnitt uud L\u00e4ngsschnitt zugleich abgeleitet werden, so l\u00e4fst sich der Versuch nicht gut anders anstellen, als indem man auf der einen Seite den Gesammtquer-schnilt eines der oben bczeichuetcn regelm\u00e4fsig gefaserten Muskeln, auf der anderen wie gew\u00f6hnlich L\u00e4ngsschnitt auflegt. Damit es aber dem Muskel, heim Abheben des L\u00e4ngsschnittes w\u00e4hrend der Verschiebung der B\u00e4usche, nicht an einem St\u00fctzpunkte gebreche, wird die Spitze der dreieckigen Glastafel (S. oben S. 495. Fig. 28. Taf. 1) zwischen den B\u00e4uschen aufgcstelll; auf ihr ruht der Querschnitt des Muskels unverr\u00fcckt gegen den einen Bausch, w\u00e4hrend der andere bald n\u00e4her, bald entfernter gebracht -wird. Die Spannung des Endes des ableitenden Bogens, d, h. des Bausches, welches, bei dieser Anordnung, den Querschnitt in seiner ganzen Ausdehnung ber\u00fchrt, wird gewisserma\u00dfen als eine mittlere zwischen den beiden \u00e4u\u00dfersten Spannungen zu betrachten sein, w elche \u00fcberhaupt in der Schicht feuchten Leiters \u00fcber dem negativen Gliede der Muskelkette herrschen. Am Querschnitte allein habe ich den in Rede stehenden Versuch noch nicht ins Werk gesetzt. Kaninchcnmuskcln, die mir allein zu Gebote standen, haben immer noch einen zu kleinen Querschnitt, als dafs es mit H\u00fclfe des oben S. 507. Fig. 37. Taf. IV. dargestellten Verfahrens gelingen k\u00f6nnte, so feine Punkte des Gesetzes ihrer elektromotorischen Th\u00e4tigkcit zu erforschen, abgesehen von dem schnellen zu Grunde Gehen der Wirkung vorz\u00fcglich k\u00fcnstlicher Fl\u00e4chenbegrenzungen an denselben.\nWas den Erfolg an den Froschmuskeln betrifft, so stimmt er von Neuem auf das Genaueste mit den Voraussichten unserer bisherigen Theorie sowohl, als mit den Beobachtungen an der cylindrischcn Vorrichtung \u00fcberein. Legt man, nachdem die Nadel in best\u00e4ndiger Ablenkung zur Ruhe gekommen ist, statt eines m\u00f6glichst kurzen St\u00fcckes des Muskels, welches bis dahin zwischen den B\u00e4uschen befindlich war, ungef\u00e4hr die H\u00e4lfte desselben auf, so dafs die Spannweite des ableitenden Bogens sich vom Gesammtquerschnitte oder der Grenze der ungleichartigen Gebilde bis zum mittleren Querschnitte erstreckt, so erfolgt","page":632},{"file":"p0633.txt","language":"de","ocr_de":"am oylindrischen Schema und dem Muskelb\u00fcndel mit der Theorie. 633\neine Vermehrung der Stromst\u00e4rke. Verl\u00e4ngert man abermals, so dafs man mit dem ver\u00e4nderlich aufliegeiidcn Punkte des L\u00e4ngsschnittes dem anderen freien Querschnitte nahe r\u00fcckt, so erfolgt ein Ansschlag int Sinne der Ladungen; nicht zu verwundern, wenn beiderseits nur L\u00e4ngsschnitt aufliegt, da man ja alsdann auf eine der unwirksamen Anordnungen (S. 517. Fig. 48. Taf. V.) gef\u00fchrt worden ist. Kehrt man zur\u00fcck, so erfolgt zuerst, fiir eine Verk\u00fcrzung, welche die H\u00e4lfte des Muskels zwischen die B\u00e4usche bringt, ein positiver Ausschlag; verk\u00fcrzt man den aufliegenden Theil noch mehr, so tritt stets lebhafte Wirkung im Sinne der Ladungen ein. Dafs dabei nicht von einem blofsen Ein-llusse der Verl\u00e4ngerung oder Verk\u00fcrzung der zwischen den B\u00e4uschen begriffenen Strecke des Muskels auf den Widerstand des Kreises die Rede sein k\u00f6nne, geht wohl zur Gen\u00fcge schon daraus hervor, dafs eine Ver\u00e4nderung dieses Widerstandes in demselben Sinne erst die eine, und weiter fortgesetzt, die andere Wirkung auf die Stromst\u00e4rke nach sich zieht. Um jedoch diesen Punkt in noch helleres Licht zu setzen, habe ich die n\u00e4mlichen Versuche noch mit Anwendung des Verfahrens der Compensation angestellt, 1 und ganz den n\u00e4mlichen Erfolg wahrgenommen. Es wurde n\u00e4mlich ein Zwischenbausch (S. oben S. 223) zw ischen den beiden Ableitungsb\u00e4uschen angebracht, an den geh\u00f6rigen Stellen mit Eiwcifsh\u00e4utchen bekleidet, und gegen diese der k\u00fcnstliche Querschnitt zweier gleichnamigen Oberschenkelmuskeln eines und desselben Frosches gelehnt, deren nat\u00fcrliche L\u00e4ngsschnitte beziehlich den einen und anderen der Ableitungsb\u00e4usche ber\u00fchrten. Waren sich die in beiden L\u00fccken des Kreises befindlichen Strecken der Muskeln an L\u00e4nge gleich, so erschien der Strom fast aufgehoben; wurde der eine Muskel ganz kurz aufgelegt, der andere bis zur H\u00e4lfte seiner L\u00e4nge, so \u00fcberwog der Strom des letzteren; er \u00fcberwog aber ebenso, wenn der erste Muskel, statt kurz aufgelegt zu werden, vielmehr sehr nahe an seinem zweiten, freien Endquerschnitte mit dem entsprechenden Bausche in Ber\u00fchrung gebracht wurde. Zwei Muskeln compensiren einander vollkommener, wenn der eine ganz kurz, der andere in grofser L\u00e4nge aufgelegt wird, als wenn der eine kurz oder in grofser L\u00e4nge, der andere aber mit der H\u00e4lfte seiner L\u00e4nge zwischen den B\u00e4uschen begriffen ist. Diese Versuche lassen an der Richtigkeit der obigen, ohne Compensation gewonnenen Erfahrungen \u00fcber den Einflufs der Spannweite des Bogen-, auf die Stromst\u00e4rke in demselben keinen Zweifel zur\u00fcck ; das dadurch festgestellte Verhalten wird uns \u00fcbrigens viel sp\u00e4ter noch einmal von Bedeutung werden.\n1 S. oben S. 243 und unten am Schl\u00fcsse dieses Kapitels.","page":633},{"file":"p0634.txt","language":"de","ocr_de":"634\t<?\u2022 Abschn. Kap. Ill \u00a7. II. 5. Vergleichung der Ergebnisse\nDer Eingangs dieser Nummer angek\u00fcndigte, nicht unwichtige Erfolg liegt demnach jetzt, wenn ich nicht irre, klar vor Augen. Es ist derjenige, dafs, nach Theorie sowohl als nach Erfahrung, so weit beide reichen, das Gesetz der abgeleiteten Str\u00f6me an dem kupfernen, am Mantel verzinkten, an den Grundfl\u00e4chen rothgcbliebencn, \u00fcberall mit einer gleich dicken Schicht eines feuchten Leiters bekleideten Cylinder \u00fcbereinkomme mit dem der abgeleiteten Str\u00f6me am Muskelb\u00fcndel, welches wir das Gesetz des Muskelstromes genannt haben. Wir sind somit jetzt bei dem Punkte dieser Untersuchung angelangt, der bereits oben S. 586 vorhergesehen wurde; der dort vorgezeichnete Entwurf \u00fcber das, was nun weiter von hier aus zu thun sei, ist jetzt ins Werk zu setzen.\nZuvor vollenden wir den Kreis vergleichender Betrachtungen, die wir so eben angestellt haben, mit der Bemerkung, dafs die Fig. 57, wenn auch noch nicht durch die daran sichtbare Vertheilung ungleichartiger Gebilde, doch durch einen Theil der darin verzeichneten Curven gewissermafsen als Erg\u00e4nzung zu der Reihe schematischer Abbildungen Fig. 45\u201449 derselben Tafel angesehen werden darf, wodurch oben S. 517. 518 das Gesetz des Muskelstromes erl\u00e4utert wurde. Die punk-tirte Curve der Stromst\u00e4rken in dem Bogen n\u00e4mlich, welche, in ihren wesentlichsten Z\u00fcgen, wie f\u00fcr den Cylinder, wohl unstreitig auch f\u00fcr das Muskelb\u00fcndel g\u00fcltig ist, uinfafst jene f\u00fcnf Figuren so zu sagen alle, und enth\u00fcllt mit einem Ueberblicke das Gesetz, welches denselben nur st\u00fcckweise entnommen werden kann. Um diesen Zusammenhang zwischen der Fig. 57 und den vorerw\u00e4hnten um so deutlicher in die Augen zu heben, sind dem den Cylinder- oder den Muskelb\u00fcndeldurchschnitt vorstehenden l\u00e4nglichen Vierecke in beiden entsprechende Mafse ertheilt worden.\nIch brauche \u00fcbrigens wohl nicht erst aufmerksam zu machen auf den wesentlichen Fortschritt, der in der M\u00f6glichkeit der hier entwickelten neuen Auffassungsweise des Gesetzes des Muskelstromes liegt. Fernerhin unterscheiden wir nicht mehr, kraft eines rohen Erfahrungssatzes, schlechthin zwischen zweien Klassen von Str\u00f6men je nach ihrer St\u00e4rke; sondern in dem scheinbaren Sprunge, der zwischen beiden wahrgenommen wird, suchen wir den Ausdruck der eigenth\u00fcmlichen Gestalt einer Curve zu erkennen, welche das Gesetz des Muskelstromes in seiner Stetigkeit wiedergiebt. Wir wissen, dafs sie von der symmetrischen Stellung der B\u00e4usche zum mittleren Querschnitte, wo ihre Ordinate Null ist, gegen die Abscissenaxe convex bis zu dem Punkte aufsteigt, wo der eine Bausch auf Querschnitt ger\u00e4th. Hier h\u00f6rt unsere erfahrungs-m\u00e4fsige Kenntnifs derselben zwar bereits auf; sollte aber der Anschein","page":634},{"file":"p0635.txt","language":"de","ocr_de":"am cylindrischen Schema und dem Mushelb\u00fcndel mit der Theorie. (\u00fcj.j\nder Discontinuit\u00e4t, der daselbst stattlindet, nicht vielleicht einzig darauf zu deuten sein, dafs die Beobachtung aufser Stande ist, gleichsam eine angemessene Reihe von Stationen auf einer so kurzen Strecke der Abscis-senaxe aufzuschlagcn, als dem steilen Ucbergange von den niederen Wer-then der Ordinate \u00fcber L\u00e4ngs- oder \u00fcber Querschnitt allein, und den ungleich h\u00f6heren \u00fcber beiden zugleich entspricht? Am Cylinder wenigstens, wo f\u00fcr den Versuch die n\u00e4mliche Schwierigkeit eintritt, stellte sich uns, in der Erfahrung, ganz der n\u00e4mliche Gegensatz starker und schwacher Str\u00f6me, ganz derselbe t\u00e4uschende Anschein der Discontinui-t\u00e4t dar, w\u00e4hrend doch das Dasein eines vermittelnden Ueberganges zwischen beiden Abtheilungen durch die Theorie sowohl als durch die Erfahrung an den flachen Erregerpaaren v\u00f6llig aufser Zweifel gesetzt ist.\n6. Er\u00f6rterung der gewonnenen Ergebnisse.\nVon den obigen Betrachtungen, welche den Gegenstand der vorliegenden Untersuchung eine Zeit lang fast ganz aus den Augen verloren, um sich mit der Vervollst\u00e4ndigung des Gesetzes des Muskcl-stromes zu besch\u00e4ftigen, die sich uns bei dieser Gelegenheit darbot, kehren wir jetzt wieder zu dem Zwecke zur\u00fcck, dessen Bedeutsamkeit cs \u00fcber uns vermocht hat, uns in ein Unternehmen von so weithinaus-gclegcnem und so zweifelhaftem Erfolge einzulassen.\nDas Gesetz des Muskelstromes und das der abgeleiteten Str\u00f6me an der cylindrischen Vorrichtung stimmen v\u00f6llig mit einander \u00fcberein, wenigstens so weit an beiden die Beobachtung nur irgend gestattet war. Es handelt sich darum, zu erw\u00e4gen, zu welchen Schl\u00fcssen uns dieser Erfolg berechtigt.\nEs ist vielleicht nicht unzweckm\u00e4fsig, wenn ich, von den nunmehr gewonnenen neuen Gesichtspunkten aus, zuerst daran erinnere, dafs davon nicht die Rede sein kann, jetzt etwa dem Gesammtmuskel selbst den Bau der cylindrischen Vorrichtung, hinsichtlich der Vertheilung der ungleichartigen Gebilde an derselben, zuzuschreiben. Dies geht einfach daraus hervor, dafs, wenn wir ien Muskel und die cylindrische Vorrichtung auf beliebige Weise der Axe parallel und senkrecht darauf in prismatische St\u00fccke spalten, die Muskelbruchst\u00fcckc, wie wir aus der Erfahrung wissen, s\u00e4mnitlich fort und fort nach dem Gesetze des Mus-kelstromes wirksam sein werden, hingegen von denen der cylindrischen Vorrichtung wird dies f\u00fcr kein einziges der Fall sein.\nIndem wir beim Muskel diese Theilung so weit fortsetzten, als unsere Beobachtungsmittel reichten, fanden wir, in Betreff der G\u00fcltigkeit des Gesetzes des Muskclstroir.es, an keiner Stelle eine ausgesprochene","page":635},{"file":"p0636.txt","language":"de","ocr_de":"030\n3. Abschi. Kap. 111. \u00a7. 11. 0. Bedenken gegen das\nGrenze. Zwar wurde zuletzt, an immer kleineren Bruchst\u00fccken, die Wahrnehmung der schwachen Str\u00f6me des Quer- und L\u00e4ngsschnittes allein unm\u00f6glich gemacht, indessen hatten wir durchaus keinen Grund, deshalb ihr Dasein, z. \u00df, noch an einem einzelnen Primitivb\u00fcnde], in Abrede zu stellen, denn nichts wies darauf hin, dafs zu ihrer Erzeugung mehrere B\u00fcndel nothwendig seien, oder auf andere Weise Zusammenwirken, als indem jedes eine \u00e4hnliche Partialwirkung zu einem entsprechenden Gesairimtcrgebnisse hinzutr\u00e4gt. Wir schrieben demnach jedem einzelnen B\u00fcndel die elektromotorische Wirksamkeit nach dem Gesetze des Muskelstromes zu, eine Vorstellungs weise, die uns auch in physiologischem Sinne unbedingt am meisten Zusagen mufste. Durch einen Kreis von Betrachtungen ganz anderer Art liefsen wir uns ferner zu der Ansicht geleiten, dafs die Bindegewebhiille des Muskels sowohl als die H\u00fcllen der Muskelb\u00fcndel noch nicht das positive Kettenglied selber seien, sondern nichts als einen unwirksamen leitenden Geberzug \u00fcber das darunter gelegene vorstellen. Diese Meinung ist jetzt vollkommen gerechtfertigt; denn man \u00fcbersieht in der That, was bereits oben S. 560. 562 angedeutet wurde, dafs es erst die Einf\u00fchrung dieses Umstandes in unser cylindrisches Schema, die Bekleidung desselben n\u00e4mlich mit einer \u00fcberall gleich dicken Schicht feuchten Leiters war, wodurch dasselbe mit den schwachen Str\u00f6men des L\u00e4ngs- und des Querschnittes allein ausgestattet wurde; die Gegenwart derselben beweist das Dasein einer, die beiden ungleichartigen Kettenglieder \u00fcberziehenden unwirksamen leitenden Schicht.\nDiese Bemerkung ist geeignet, uns auf einen Uebelstand der Vorstellungsweise aufmerksam zu machen, zu deren Pr\u00fcfung wir jetzt \u00fcbergehen, dafs n\u00e4mlich die Anordnung der ungleichartigen Gebilde im Muskelb\u00fcndel, statt im ganzen Muskel, eine und dieselbe mit der in der cylindrischen Vorrichtung sei. Wie man sich erinnert, stellten wir uns, beim Entwurf des Muskelschema\u2019s, die doppelte Aufgabe, es solle eine Anordnung ungleichartiger Gebilde enthalten, welche f\u00e4hig w\u00e4re, nach dem Gesetze des Muskelstromes elektromotorisch zu wirken; zugleich aber m\u00fcsse sie der Bedingung Gen\u00fcge leisten, dafs sie, quer-durchschnitten, auf jedem Querschnitt alsbald wieder dieselben negativen Eigenschaften wie vorher entfate (S. oben S. 561. 585). Denn der k\u00fcnstliche Muskelquerschnitt zeig, die schwachen Str\u00f6me, welche \u00fcber dieser Fl\u00e4chenbegrenzung, bei alleiniger Ber\u00fchrung ihrer Punkte, Vorkommen; was von gr\u00f6fseren Verenigungen der Muskelb\u00fcndel gilt, lassen wir in gleicher Weise von dem einzelnen B\u00fcndel gelten; unser Schema mufs also im Stande sein, gleichfalls, querdurchschnitten, stets die schwachen Str\u00f6me des Querschnittes zu zeigen, wenn es dem Muskel-","page":636},{"file":"p0637.txt","language":"de","ocr_de":"einfach cylindrische Schema eines Muskelb\u00fcndels.\n637\nb\u00fcndel genau entsprechen soll. Bei dem Durchschneiden der L\u00e4nge nach haben wir keine Forderungen der Art mehr an dasselbe zu stellen, weil wir, in dieser Hinsicht, auch am Muskelbiindel durch den Versuch nicht tiefer einzudringen verm\u00f6gen. Wir verm\u00f6gen nicht, einen Muskel so der L\u00e4nge lang zu spalten, dal's der Schnitt \u00fcberall Inneres der einfachen B\u00fcndel bioslegt, und man mufs nicht \u00fcbersehen, dafs zwar, was wir k\u00fcnstlichen Querschnitt nennen, wirklich solcher des Gesammtmuskcls sowohl als des einfachen B\u00fcndels ist, dafs aber die Begrenzung, die als k\u00fcnstlicher L\u00e4ngsschnitt bezeichnet wird, ihrer Bedeutung im Grunde nur f\u00fcr den Gesammtmuskel entspricht, f\u00fcr das einfache B\u00fcndel hingegen immer noch gleichsam nat\u00fcrlichen L\u00e4ngsschnitt vorstellt.\nSchneiden wir nun unsere cylindrische Vorrichtung, in ihrem jetzigen Zustande, senkrecht auf ihre L\u00e4ngenaxe durch, so erf\u00fcllt sie mit nichten die gestellte Bedingung. Wir haben alsdann eine reine Kupferfl\u00e4che vor uns, welche niemals die schwachen Str\u00f6me des Querschnittes von sich geben wird, wenn wir die beiden Enden des unwirksamen leitenden Bogens an sie legen. Dazu fehlt ihr n\u00e4mlich, der obigen Bemerkung gem\u00e4fs, gerade die Schicht eines unwirksamen feuchten Leiters, auf deren Gegenwart das Vorhandensein jener schwachen Str\u00f6me beruht.\nDie L\u00f6sung der Aufgabe ist also, in ihrer jetzigen Verfassung, als verfehlt zu betrachten, so wie das gewonnene Schema ein Muskelb\u00fcndel selbst vorstellen soll. Zwar ist noch ein Ausweg \u00fcbrig, auf dem sie, dem Anscheine nach, ziemlich bequem zu retten w\u00e4re. Er besteht darin, anzunehmen, wras oben S. 560 schon einmal als wahrscheinlich bezeichnet wurde, dafs jeder k\u00fcnstliche Querschnitt sich alsbald nach der Zurichtung in Folge der erlittenen Verletzung, des Zutrittes der Luft u. d. m. durch Absterben mit einer Schicht unwirksamen Leiters \u00fcberzieht. Oder man k\u00f6nnte sich auch denken, dafs die durchschnittenen Bindegewebeh\u00fcllen, ja die H\u00fcllen des einfachen Muskelb\u00fcndels selbst, durch die Gewaltt\u00e4tigkeit bei der Darstellung des Querschnittes zum Theil \u00fcber diesen fort gezogen und gedr\u00fcckt werden, und so die Rolle jenes unentbehrlichen Ueberzuges, der Sehne beim nat\u00fcrlichen Querschnitt entsprechend, \u00fcbernehmen. Auf diese Weise w\u00fcrden die schwachen Str\u00f6me des Querschnittes nach Wunsch wieder erreicht, und f\u00fcr etwaige bei ihrer Beobachtung sich einstellende Unregelm\u00e4fsigkeiten zugleich ein gef\u00e4lliger Entschuldigungsgrund gesichert sein.\nIndessen d\u00fcrfen wir es bei dieser Ausflucht nicht so leicht bewenden lassen. Notwendig mufs, ehe wir uns dabei beruhigen, die oben S. 587 bereits augedeutete Untersuchung durchgef\u00fchrt werden, in Be-","page":637},{"file":"p0638.txt","language":"de","ocr_de":"638\tAbschn. Kap. 111. \u00a7. II. ft. Bedenken gegen das\ntreff der M\u00f6glichkeit n\u00e4mlich, \u00bbdafs erstens verschiedene Anordnungen \u00bbungleichartiger Gebilde eine und dieselbe allgemeine Form des Str\u00f6-\u00bbmungsVorganges bedingen k\u00f6nnten, und dafs zweitens gar verschiedene \u00bbFormen des urspr\u00fcnglichen Str\u00f6mungsvorganges hei Abwesenheit des \u00bbBogens, innerhalb gewisser Grenzen eine und dieselbe Erscheinungs-\u00bb weise der abgeleiteten Str\u00f6me in dem angelegten Bogen zur Folge zu \u00bbhaben verm\u00f6chten.\u00ab Es ist ja denkbar, dafs sich unter diesen Anordnungen ungleichartiger Gebilde, wenn es dergleichen giebt, eine oder mehrere linden, welche, indem sie sich bef\u00e4higt zeigen, nach dem Gesetze des Muskelstromes elektromotorisch zu wirken, zugleich die Bedin-gung erf\u00fcllen, f\u00fcr welche das einfach cylindrische Schema sich ungen\u00fcgend erwies, diejenige n\u00e4mlich, querdurchschnitten wiederum auf jedem Querschnitte die schwachen Str\u00f6me, die dieser Fl\u00e4chenbegrenzung zukommen, entfalten zu k\u00f6nnen.\nEhe wir uns in diese Untersuchung einlassen, haben wir uns jedoch noch hinsichtlich einer Willk\u00fcr zu rechtfertigen, \u00fcber die wir im Vorigen stets, der Einfachheit halber, ohne Weiteres fortgeschritten sind. Man erinnert sich, dafs nur in dem Falle, wo Elektroden von endlicher Ausdehnung zugleich ein aufserordentlich \u00fcberlegenes Leitungsverm\u00f6gen im Verh\u00e4ltnisse zu dem eines nicht prismatischen Leiters besitzen, in den sie Elektricit\u00e4t ergiefsen, ihren verschiedenen Punkten gleiche Spannung zugeschrieben werden darf, so dafs die Grenzen der Elektroden selbst die ersten isoelektrischen Oberfl\u00e4chen von jeder Seite her abgeben. Hierauf fufsend, haben wir s\u00e4mmtlichen Punkten des Mantels unserer cylindrischen Vorrichtung, und ebenso s\u00e4mmtlichen Punkten ihrer Grundfl\u00e4chen, beziehlich einerlei Spannung in der Vorstellung ertheilt, und den Str\u00f6mungsvorgang in der H\u00fclle feuchten Leiters zu bestimmen gesucht, der die Folge dieser Anordnung sein m\u00fcfste. Wir haben gefunden, dafs das Gesetz der Str\u00f6me, die von diesem Vorg\u00e4nge abgeleitet werden k\u00f6nnen, \u00fcbereinkommt mit dem Gesetze des Muskelstromes. Die thierischen Erreger sind jedoch bekanntlich nicht metallischer Natur; nichts berechtigt uns, einzelnen Theilen derselben ein \u00fcberlegenes Leitungsverm\u00f6gen beizumessen, und es kann somit billig gefragt werden, ob wohl die elektromotorischen Wirkungen unseres cylindrischen Schema\u2019s noch mit denen eines Muskelb\u00fcndels \u00dcbereinkommen w\u00fcrden, wenn wir uns dasselbe, statt aus Zink und Kupfer, wie wir thaten, vielmehr aus ungleichartigen Leitern der zweiten Klasse, wie es f\u00fcr die Muskeln der Fall ist, zusammengesetzt vorstellen?\nWas dies betrifft, so sieht man jedoch, dafs, f\u00fcr den Mantel des Cylinders, die Schwierigkeit fortf\u00e4llt, weil in demselben, wegen des \u00fcberall in gleicher beliebig geringer Tiefe darunterliegenden negativen","page":638},{"file":"p0639.txt","language":"de","ocr_de":"einfach cylindrische Schema eines Mushelb\u00fcndels.\t639\nKettengliedes, die Elektricit\u00e4tsbewegung auch \u00fcberall senkrecht auf seine Fl\u00e4che geschehen mufs; er ist also wirklich, von dieser Seite her, erste isoelektrische Oberfl\u00e4che. Die Grundfl\u00e4chen anlangend aber, ist eben so leicht zu zeigen, dafs, wenn wir uns an die Stelle des Kupfers, ein negatives Kettenglied von \u00e4hnlichem eigent\u00fcmlichem Widerstande denken, wie ihn die den Cylinder umgehende Fl\u00fcssigkeit selber besitzt, dieselben zivar nicht mehr erste isoelektrische Oberfl\u00e4chen von der negativen Seite her sein werden, aber doch wenigstens, was f\u00fcr uns ganz auf Eins hinausl\u00e4uft, ann\u00e4hernd isoelektrische Oberfl\u00e4chen \u00fcberhaupt. Wir denken uns den Sitz des best\u00e4ndigen Spannungsunterschiedes, auf dessen Dasein der Strom beruht, in einer dem Mantel concentrisch und ihm sehr nahe gelegenen Oberfl\u00e4che, in der die beiden ungleichartigen Stoffe einander ber\u00fchren. Die Anordnung w\u00fcrde also hinsichtlich der Form der Elektricit\u00e4tsvertheilung mit derjenigen zusammenfallen, die man erhielte, wenn man eine Kupfer- und eine Zinkplatte in ihrer Fl\u00e4che aufeinanderl\u00f6thete, sie zu einem geschlossenen Rohre zusammenb\u00f6ge, und centrisch in eine cylindrische Masse eines feuchten Leiters versenkte. Wie der Str\u00f6mungsvorgang an einem solchen Erregerpaare beschaffen ist, wenn cs noch in einer Ebene ausgestreckt sich findet, sind wir dem Vorigen nach, zu ermessen im Stande und haben sogar die that-s\u00e4chliche Untersuchung \u00fcber diesen Punkt oben S. 618 bereits im Vor\u00fcbergehen angestcllt. Hiernach h\u00e4lt es nicht schwer, zu ermitteln, was nun die Folge f\u00fcr das r\u00f6hrenf\u00f6rmig zusammengerollte sein wird. Ich habe dies, im L\u00e4ngendurchschnitt, in Fig. 62 anzudeuten versucht. Man sieht, dafs der Querschnitt des Rohres mehr oder weniger nah, wenn nicht v\u00f6llig, mit einer isoelektrischen Oberfl\u00e4che zusammenfallen wird, und zwar wird dieses um so mehr eintreffen, je kleiner derselbe isL.\nWir waren demnach im Obigen wirklich in unserem Rechte, wenn wir den Unterschied der Leitungsfdhigkeiten der ungleichartigen Gebilde im Muskelb\u00fcndel und derjenigen in der cylindrischen Vorrichtung vor der Hand aufscr Acht liefsen; und dem Umstande, dafs, trotz jenem Unterschiede die Gesetze der abgeleiteten Str\u00f6me an beiden \u00fcbereinstimmen, l\u00e4fst sich nicht etwa, wie es auf den ersten Blick scheinen k\u00f6nnte, ein Grund entnehmen, gerade wegen dieser Uebereinstimmung die Einer-leiheit der Anordnung der ungleichartigen Gebilde in beiden, den nat\u00fcrlichen und den k\u00fcnstlichen Erregern, in Zweifel zu stellen.","page":639},{"file":"p0640.txt","language":"de","ocr_de":"C40\n3. Alschn Kap. 111. \u00a7. II. 7. Theorie der Str\u00f6me\n7. Theorie der Str\u00f6me des Querschnittes eines zusammengesetzten Muskelb\u00fcndels.\nJetzt w\u00fcrde es sich darum handeln, die Untersuchung zu er\u00f6ffnen, deren Plan bereits oben S. 586. 638 angedeutet wurde: die M\u00f6glichkeit n\u00e4mlich in Erw\u00e4gung zu ziehen, dafs die Anordnung der ungleichartigen Gebilde im cylindrischeu Schema nicht die einzige sei, welche abgeleitete Str\u00f6me nach dem Gesetze des Muskelstromes abzugeben verm\u00f6chte. In dieser Fassung erscheint die vorliegende Aufgabe jedoch so unbestimmt, der theoretische sowohl als der experimentelle Weg zur Pr\u00fcfung einer muthmafslichen L\u00f6sung derselben sind, wie wir gesehen haben, so gleich schwierig zu betreten, dafs wir an dieser Stelle v\u00f6llig rathlos dastehen w\u00fcrden, wenn es uns nicht gelingen sollte, irgendwo einen Anhaltspunkt f\u00fcr unsere Bestrebungen von vorn herein ausfindig zu machen. Gl\u00fccklicherweise werden wir desselben hier eben so wenig entbehren, als da es zuerst galt, das einfach cylindrische Schema eines Muskelb\u00fcndels zu entwerfen. Auf dieses geriethen wir mit H\u00fclfe der Ueberlegung, dafs das einfache B\u00fcndel, welches cs vorstellen sollte, am Mantel positiv, am Querschnitte negativ, und mit einer H\u00fclle unwirksamen feuchten Leiters umgeben sei. Jetzt zeigt es sich, dafs wir schon seit lange, ohne darauf geachtet zu haben, im Besitze einer zweiten Anordnung sind, welche nach dem Gesetze des Muskelstromes elektromotorisch zu wirken vermag, und zwar liegt uns eine solche in dem Gesammtmuskel selbst, wie in jedem Bruchst\u00fccke desselben cor, welches der Axe nach und senkrecht darauf abgespalten und aus mehreren einfachen B\u00fcndeln zusammengesetzt ist.\nIn der That, der Gesammtmuskel selbst, und jedes derartige Bruchst\u00fcck desselben, wirken elektromotorisch in dem Sinne des Gesetzes, welches ja an ihnen entdeckt wurde. Daraus schliefsen wir, dafs, wenn wir eine beliebige Anzahl von solchen Cylindern, wie wir einen zu unserem ersten Schema verwendeten, b\u00fcndelf\u00f6rmig zusammenfassen und sie, ohne dafs sie in metallische Ber\u00fchrung gerathen, in eine entsprechend gestaltete Masse feuchten Leiters versenken, diese Anordnung noch immer, gleich einem jeden der sie zusammensetzenden Cylinder mit seiner feuchten H\u00fclle, d. h. nach dem Gesetze des Muskelstromes th\u00e4tig sein werde. Unter der Voraussetzung also, dafs jeder k\u00fcnstliche Querschnitt sich alsbald durch Absterben mit einer Schicht eines unwirksamen feuchten Leiters \u00fcberzieht, kann eine Anordnung wie die ebenerw\u00e4hnte als Schema des Gesammtmuskels sowohl als auch eines jeden einfachen B\u00fcndels betrachtet werden, welches alsdann nicht mehr, wie bisher, einer einzigen, sondern beliebig vielen, b\u00fcndelf\u00f6rmig zusammengefafsten cylin-","page":640},{"file":"p0641.txt","language":"de","ocr_de":"des Querschnittes eines zusammengesetzten Muslcelbiindels. 641\ndrischen Vorrichtungen von der oft beschriebenen Art zu vergleichen sein w\u00fcrde.\nAls Schema des Gesamintmuskels gen\u00fcgt diese Anordnung der Bedingung vollst\u00e4ndig, welche das einfach cylindrisclic Schema, wenn ihm diese Bedeutung beigemessen wurde, f\u00fcr den L\u00e4ngsschnitt, wie man sich erinnert (S. oben S. 635), unerf\u00fcllt liefs: derjenigen n\u00e4mlich, beim Zerspalten der Axe nach und senkrecht darauf stets wieder in solche Bruchst\u00fccke zu zerfallen, die nach dem Gesetze des Muskelstromes elektromotorisch th\u00e4tig sind.\nEs scheint auf den ersten Blick nicht, als oh mit der M\u00f6glichkeit, sich die Anordnung der ungleichartigen Gebilde im Innern des einfachen B\u00fcndels in dieser doppelten Weise vorzustellen, viel Neues f\u00fcr uns gewonnen w\u00e4re. Nichtsdestoweniger liegt in diesem Kreise von Betrachtungen der Keim zu einer \u00e4ufserst fruchtbaren Einsicht, zu der wir uns nunmehr den Weg bahnen werden, indem wir etwas n\u00e4her auf die Untei\u2019suchung der Art und Weise eingelicn, wie das Gesetz des Muskelstromes an einer solchen, b\u00fcndelf\u00f6rmig aus einzelnen cylindrischen Vorrichtungen zusammengesetzten Gesammtvorrichtung, oder dem entsprechend am Cesammtmuskel, zu Stande kommt: ein Punkt, \u00fcber den wir bisher v\u00f6llig unachtsam hinweggestiegen sind, obschon er keiues-weges ohne alle Bedenklichkeiten ist.\nDafs, beim Anlegen eines unwirksamen leitenden Bogens an verschiedene Punkte des L\u00e4ngsschnittes einer solchen Anordnung, die schwachen Str\u00f6me des L\u00e4ngsschnittes in gewohnter Weise sich einstellen werden, versteht man zwar leicht. Ebenso ist es klar, dafs man, beim Ber\u00fchren von L\u00e4ngs- und Querschnitt, einen ungleich st\u00e4rkeren Strom in derselben Richtung erfolgen sehen mufs. Dunkel aber erscheint einigermafsen das doch durch die Erfahrung am Muskel bereits beglaubigte Dasein der schwachen Str\u00f6me des Querschnittes.\nDer Querschnitt des Gesamintmuskels bietet zwischen seinen verschiedenen Punkten schwache Str\u00f6me dar, in der allgemeinen Richtung von seinem Umfange oder der Grenze des L\u00e4ngsschnittes nach seinem Mittelpunkte. Ihr Gesetz kommt \u00fcberein mit demjenigen, welches wir f\u00fcr die Str\u00f6me an der Grundfl\u00e4che des cylindrischen Schema\u2019s durch die Betrachtung sowohl als durch die Erfahrung erkannt haben. Nichtsdestoweniger ist es aufser Zweifel, dafs der Bau des Querschnittes des Gesamintmuskels ein ganz verschiedener ist von dem der negativen Grundfl\u00e4che des cylindrischen Schema\u2019s. Diese zeigt, unter der Schicht feuchten Leiters, eine reine zusammenh\u00e4ngende Kupferfl\u00e4che; der Querschnitt des Muskels aber, oder seines Schema\u2019s, ist, wegen der H\u00fcllen der einfachen Muskelb\u00fcndel oder der sic ersetzenden Cylinder, vielmehr\n4i","page":641},{"file":"p0642.txt","language":"de","ocr_de":"642\n3. Abschi. Kap. 111. \u00a7. 11. 7. Theorie der Str\u00f6me\neiner Mosaik negativer Grundfl\u00e4chen zu vergleichen, welche in ein Maschennetz aus einem unwirksamen leitenden Stoffe gleichsam als Kitt eingelassen, und aufserdem mit einer Schicht desselben Stoffes \u00fcbergossen w\u00e4ren. Die Fig. 63. Tal. VI ist bestimmt, diese Anordnung schematisch zu versinnlichen : man sieht darin gleichsam auf den Querschnitt eines zusammengesetzten B\u00fcndels einfach cylindrischer \\ or-richtungen; die von einem jeden mitgebrachte Iliille in Gestalt eines sechsseitigen Prisma\u2019s ist durch punktirte Linien angedeutet; \u00fcber der negativen Grundfl\u00e4che eines jeden am Mantel verzinkt zu denkenden Ivupferstabes verlaufen, wie die Figur zeigt, Strome in der Fl\u00fcssigkeits-schicht vom Umfange nach dem Mittelpunkte hin, und zu erkl\u00e4ren endlich ist, wie es komme, dafs man, beim Anlegen der beiden Enden eines Bogens an zwei Punkte jener Schicht, Str\u00f6me in der n\u00e4mlichen Richtung in Bezug auf Umfang und Mittelpunkt des Gesammtquerschnit-tes erh\u00e4lt, n\u00e4mlich von dem dem Umfange n\u00e4heren zu dem davon entfernteren, der Mitte n\u00e4her gelegenen Punkte. Man sollte vielmehr meinen, es m\u00fcsse der Gesammtquerschnitt sich gleichf\u00f6rmig negativ verhalten, so dafs die Vorrichtung zwar die Str\u00f6me des L\u00e4ngsschnittes allein, wie auch diejenigen zwischen L\u00e4ngs- und Querschnitt zugleich gew\u00e4hren, diejenigen des letzteren allein hingegen versagen w\u00fcrde. Man ist aufser Stande sich zu denken, dafs die abgebildeten radialen Str\u00f6mungen \u00fcber den einzelnen Grundfl\u00e4chen sich zu einer radialen Resultante \u00fcber der Gesammtgrundfl\u00e4che zusammenzusetzen verm\u00f6chten; und es h\u00e4lt nicht schwer, mit Bestimmtheit zu zeigen, dafs dem auch wirklich nicht so sein k\u00f6nne.\nMan erinnere sich des oben S. 582. 583 angewendeten Grundsatzes: Wenn zwei Massen eines Leiters, in denen ein irgendwie beschaffener Str\u00f6mungsvorgang stattfindet, dergestalt zusammengef\u00fcgt werden, dafs in allen Ber\u00fchrungspunkten isoelektrische Curven von gleicher absoluter Spannung aufeinandertreffen, bleibt das dynamische Gleichgewicht der Elektricit\u00e4t in beiden ungest\u00f6rt; sie findet keinen Grund, aus der einen Masse in die andere \u00fcberzufliefsen, die Str\u00f6mungsvorg\u00e4nge sind fort und fort auf allen Punkten dieselben geblieben, und die Ber\u00fchrungsfl\u00e4che selbst ist von einer Grenz- einfach zu einer Str\u00f6mungsfl\u00e4che geworden. Endlich, da in jedem bestimmten Falle die Elektricit\u00e4tsvertbeilung auch nur eine bestimmte sein kann, so hat man durch das Zusammenf\u00fcgen in der That die Beschaffenheit des Vorganges erkannt, wie er sein w\u00fcrde, wenn er, statt einzeln in jeder der beiden Massen vor ihrer Vereinigung, erst nach derselben, oder in der von vorn herein un-getheilten Gesammtmasse erregt worden w\u00e4re.\nDieser Grundsatz ist geeignet, uns hier \u00fcber den Vorgang in dem","page":642},{"file":"p0643.txt","language":"de","ocr_de":"des Querschnittes eines zusammengesetzten Mushelb\u00fcndels.\n643\nB\u00fcndel cylindrisclier Vorrichtungen Aufkl\u00e4rung zu verschaffen. Man sieht leicht, dafs, wenn dieselben, wie die Figur es zeigt, mit gleichen sechsseitigen H\u00fcllen feuchten Leiters versehen sind, und so aneinandergef\u00fcgt werden, dafs Seite an Seite regelm\u00e4fsig st\u00f6fst, durch das Verschmelzen der Vorrichtungen zu einem Ganzen nicht die leiseste St\u00f6rung der Einzelvorg\u00e4nge herbeigef\u00fchrt werden kann, woraus die Unm\u00f6glichkeit der vorerw\u00e4hnten radialen Resultante \u00fcber dem Gesammtquerschnitte gen\u00fcgsam in die Augen springt. Es herrscht folglich \u00fcber demselben kein solcher Str\u00f6mungsVorgang, wie wir ihn \u00fcber dem Querschnitte der einfach cylindrischen Vorrichtung erkannt haben, und wir sind also bereits zur Best\u00e4tigung auch der zweiten oben S. 586. 638 offen gelassenen M\u00f6glichkeit gelangt, dafs \u00bbverschiedene Formen des urspr\u00fcng-\u00bb liehen Str\u00f6mungsvorganges bei Abwesenheit des Bogens, innerhalb \u00bbgewisser Grenzen eine und dieselbe Erscheinungsweise der abgeleiteten \u00bbStr\u00f6me in dem angelegten Bogen zur Folge zu haben verm\u00f6chten.\u00ab\nIn der That, es bleibt uns nichts \u00fcbrig, als zu untersuchen, wie es geschehen k\u00f6nne, dafs, w\u00e4hrend bei Abwesenheit des Bogens keine Str\u00f6me auf dem Gesammtquerschnitt herrschen, dennoch dergleichen in dem angelegten Bogen, und zwar in der durch das Gesetz des Muskelstromes bestimmten Weise, sich kund geben m\u00f6gen. Hiezu wird es jedoch zweckdienlich sein, die im Vorigen betrachtete, etwas verwickelte Anordnung zu verlassen, und uns an eine solche zu halten, wo die Elektricit\u00e4tsbewegung nur nach zweien Richtungen hin stattfindet.\nDie Fig. 64 zeigt perspectivisch ein St\u00fcck einer solchen Anordnung, wie ich sie, um in diesem dunklen Gegenst\u00e4nde nicht l\u00e4nger des Versuches als Wegweisers und B\u00fcrgen f\u00fcr die Richtigkeit meiner Schl\u00fcsse zu entbehren, wirklich anfertigen liefs. Ich liefs eine gewisse Anzahl Kupferbleche von 42ra,n L\u00e4nge und 25mm Breite senkrecht auf ihre langen Seiten zwiefach dergestalt rechtwinklig liegen, dafs sie drei Seiten eines hohlen Prisma\u2019s von quadratischem Querschnitte und 14'\"m Seite vorstellten. Auf die mittlere dieser drei Seiten, welche jede ein Viereck von 25mm L\u00e4nge und 14nlm Breite bildeten, wurde eine lmra dicke Zinkplatte von gleichen Mafsen aufgel\u00f6thet und amalgamirt. Die inneren W\u00e4nde aller St\u00fccke wurden mit Bernsteinlack gefirnifst. Endlich kittete 1 ich ihrer eilf, das Zink nach Aufsen gewendet, mit den beiden scharfen R\u00e4ndern der umgebogenen Kupferseiten auf die eine Fl\u00e4che\n1 Der Kilt, dessen ich mich zu diesen, wie zu den vielen \u00e4hnlichen Versuchen der Art bedient habe, denen wir im Laufe dieser Untersuchungen noch begegnen werden (Vergl. unten, Kap. X. \u00a7. iii.), ist beil\u00e4ufig das f\u00fcr jeden Experimentator unsch\u00e4tzbare Gemisch von etwa zwei Theilen Kolophonium mit einem Theile gelben Wachses,\n41","page":643},{"file":"p0644.txt","language":"de","ocr_de":"644\n3. Abschn. Kap. III. \u00a7\u25a0 11. 7. Theorie der Str\u00f6me\neiner 182mm langen, 25mm breiten, gefirnifsten Holzleiste, welche an der R\u00fcckseite ein Gegengewicht trug, dergestalt auf, dals die beiden \u00e4ufser-sten von dem Ende der Leiste um halb so viel entfernt waren, als von ihren beiden Naclibaren und als alle \u00fcbrigen unter sich. Dabei betrug also die Entfernung zweier Glieder von einander 2.5\"\"\", die Entfernung eines jeden der beiden \u00e4ufsersten von der Seitenwand etwa 1.3 Diese Abst\u00e4nde sind in der Figur, um deren Deutlichkeit nicht zu beeintr\u00e4chtigen, sehr vergr\u00f6fsert worden.\nDie so vorbereitete Leiste stellte ich in einen Porzellantrog von 182mra L\u00e4nge, 119mm Breite und 40mm Tiefe im Lichten, dessen L\u00e4nge sie also g\u00e4nzlich einnahm. Zwischen der Zinkfront aller Glieder und der einen langen Wand des Troges liefs ich etwa 35ram Abstand, so dafs die dem Leser bereits wohlbekannten, 25m\u201c breiten Ableitungs-plalten\t(S. oben S.\t597) bequem\tdarin spielen konnten.\tDie Klemmen,\nwelche\tdieselben trugen, ruhten\tmit\tdem einen Ende\tauf der einen\nlangen\tSeitenwand\tdes Troges,\tmit\tdem anderen auf\teiner seidenen\nSchnur, welche dieser Wand parallel in angemessener Entfernung davon \u00fcber die zwei kurzen W\u00e4nde des Troges gespannt war. Der Trog wurde\t25\"\u2018m hoch,\talso bis an\tden\toberen Rand der\tElemente, mit\nBrunnenwasser gef\u00fcllt.\nFig. 65 sodann stellt dieselbe Vorrichtung im Grundrisse schematisch vor. Was mit derselben gemeint sei, hat man wohl bereits \u00fcbersehen. Sie ist einem St\u00fccke der Vorrichtung Fig. 63 zu vergleichen, wie man es erhalten w\u00fcrde, wenn man durch die Axe derselben zwei einander parallele Ebenen in so kleinem Abstande legte, dafs die dadurch abgeschnittenen St\u00fccke der Cylinder keine merkliche W\u00f6lbung mehr an ihren dem Mantel angeh\u00f6rigen Begrenzungen zeigten. Diese unsere neue Vorrichtung mufs die Str\u00f6me zwischen asymmetrich zur Mitte gelegenen Punkten gerade eben so gut geben, wie die Anordnung Fig. 63. Bei Abwesenheit des Bogens aber wird die FliissigkeitsschichL vor der Zinkfront s\u00e4mmtliclier Elemente ebensowenig von einem allgemeinen Strome durchflossen sein, als der Gesammtquerschnitt jener Anordnung. Zu diesem Behuf ist der Abstand der Elemente unter einander doppelt so grofs gew\u00e4hlt worden, als der der beiden \u00e4ufsersten Glieder von den Enden der Leiste, oder den kurzen W\u00e4nden des Troges. So n\u00e4mlich kann man sich vorstellen, dafs jedes Glied eine vor dem Zink und vor den beiden Kupfern beziehlich gleich dicke H\u00fclle feuchten Leiters mit zur Gesammtvorrichtung gebracht habe. In den Ouerebenen, die den Abstand der Kupferw\u00e4nde je zweier Glieder\nvon einander halbiren (S. au, b\u00df, cy.......in der Figur), verschmelzen\ndie Parlialvorrichtungen in einander; weil aber hier auf allen Punkten","page":644},{"file":"p0645.txt","language":"de","ocr_de":"des Querschnittes eines zusammengesetzten Muslcelb\u00fcndels.\n645\nisoelektrische Curven von gleicher ahsoluler Spannung sich treffen, bleiben die Str\u00f6mungsvorg\u00e4nge in jeder derselben durch die Vereinigung ganz ungest\u00f6rt, es findet kein Uebergreifen des einen in den anderen \u00fcber seine fr\u00fchere Grenze hinaus statt.\nDie Anordnung der isoelektrischen Curven in der Fl\u00fcssigkeitsschicht, welche die Folge dieser Anordnung ungleichartiger Gebilde sein wird, findet sich gleichfalls in Fig. 65 angedeutet. Da dieselbe ganz unabh\u00e4ngig davon ist, ob die Front s\u00e4mmtlicher Elemente mit Zink und ihre Seitenw\u00e4nde mit Kupfer bekleidet sind, oder ob das Gegentheil der Fall ist, so bedarf es wohl keiner weiteren Rechtfertigung, wenn wir uns zur Vergegenw\u00e4rtigung der Verh\u00e4ltnisse des Querschnittes einer Vorrichtung bedienen, an welcher das positive Metall die Front der Elemente, das negative ihre Seitenw\u00e4nde bildet, trotz dem, dafs am Querschnitte die entgegengesetzte Verkeilung herrscht. Dies zieht keine andere St\u00f6rung nach sich, als dafs die Str\u00f6me, bei sonst ganz gleichen Gesetzen, die umgekehrte Richtung von der im anderen Falle haben; ein Umstand, von dem begreiflich leicht abgesehen werden kann.\nUntersuchen wir jetzt, was erfolgen wird, wenn wir den unwirksamen leitenden Bogen, in gewohnter Weise in zwei mit Fliefspapier bekleidete Platinplatten endigend, der Fl\u00fcssigkeitss\u00e4ule vor der Front der s\u00e4mmtlichen Glieder anlegen. Nehmen wir zuerst eine symmetrische Stellung desselben zur Mitte der Vorrichtung, und eine best\u00e4ndige Entfernung beider Platinplatten an. Bei symmetrischer Stellung schmiegen sich den Fufspunkten des Bogens sichtlich isoelektrische Curven von gleicher absoluter Spannung an, cs findet kein Strom im Bogen statt. Verschieben wir nun die Platinplatten langsam der Front der Elemente entlang, und es betr\u00e4gt die best\u00e4ndige Entfernung derselben ein gerades Vielfaches des halben Abstandes zwischen den Querebenen cm, b\u00df, cy u. s. w., oder der halben Breite einer der Partialvorrichtungen, aus denen man sich das Ganze zusammengesetzt denken kann, so m\u00f6chte es auf den ersten Blick fast scheinen, als k\u00f6nne nie ein Strom entstehen, weil sich stets Curven gleicher absoluter Spannung an die Fufs-punkte des Bogens anschliefsen m\u00fcssen. Str\u00f6me m\u00fcssen dagegen beim Verschieben der Enden des Bogens entstehen, so wie die Entfernung der Platinplatten eine andere ist; denn nun werden sich unter Umst\u00e4nden Curven von ungleicher absoluter Spannung den Fufspunkten des Bogens anschliefsen. Diese Str\u00f6me w\u00fcrden, beim Verschieben der Vorrichtung entlang, sichtlich abwechselnd die eine und die andere Richtung haben m\u00fcssen, je nachdem die der Mitte n\u00e4here innere Platte mehr vor der Front eines Elementes, die \u00e4ufsere hingegen, dem einen Ende der Vorrichtung n\u00e4here mehr vor der L\u00fccke zwischen zwei Eie-","page":645},{"file":"p0646.txt","language":"de","ocr_de":"646\n3. Abschi, Kap. 111. <J'. 11. 7 Theorie der Str\u00f6me\nmenten befindlich ist oder umgekehrt. Kommen beide Platten auf ihrer Wanderung aber symmetrisch zu der Mitte sei's der Front eines Elementes, sei\u2019s der L\u00fccke zwischen zweien solchen zu stehen, so wird der Strom Null. Seine gr\u00f6bste St\u00e4rke scheint er erlangen zu m\u00fcssen, wenn die Spannweite des Bogens ein ungerades Vielfaches von der halben Breite einer der Partialvorrichtungen betr\u00e4gt, aus denen das Ganze zusammengesetzt zu denken ist.\nSo sollte man auf den ersten Blick sehliefsen; man sollte daher nicht meinen, dafs der Bogen, wie vor einer an beiden Enden von Kupfer begrenzten Zinkplatte (S. oben S. 617. Fig. 55. 56. Taf. V), bei seiner Verschiebung aus der symmetrischen Stellung vor der Mitte der Gesammtvorrichtung in dem Sinne dieser Verschiebung von einem Strome durchflossen sein werde, hier also einem von der inneren nach der \u00e4ufseren Platte kreisenden Strome, dessen St\u00e4rke mit der Gr\u00f6fse der Verschiebung und der Spannweite des Bogens w\u00e4chst. Nichtsdestoweniger hat man sich get\u00e4uscht; gerade dieses ist der Fall, jenes nicht. Man findet in der That, dafs sich die Gesammtzinkfront s\u00e4mmt-licher Glieder elektromotorisch v\u00f6llig so verh\u00e4lt, wie die eben in Erinnerung gebrachte Zinkplatte eines flachen Doppclerrcgerpaares, dessen beide einfachen Erregerpaarc mit Zink aneinandergef\u00fcgt sind. Bei symmetrischer Stellung des Bogens zur Mitte findet sich kein Strom vor, oder nur ein schwacher in ganz unbest\u00e4ndiger Richtung; verschiebt man, bei best\u00e4ndiger Spannweite, nach dem einen oder dem anderen Ende hin, so zeigen sich Wirkungen in der Richtung der Verschiebung. Sie sind freilich \u00e4ufserst schwach und verg\u00e4nglich, was zum Theil wohl wieder der doppelten Polarisation zuzuschreiben ist, wovon die eine an den kleinen Kupferfl\u00e4chen hier gewifs eine sehr betr\u00e4chtliche H\u00f6he erreicht ; indessen sie sind unverkennbar vorhanden, sie schwellen nach den Enden der Vorrichtung hin deutlich an, und ihre St\u00e4rke erscheint am bedeutendsten, wenn die Spannweite des Bogens die H\u00e4lfte der L\u00e4nge der ganzen Zinkfront betr\u00e4gt. Die obigen Voraussichten dagegen fansren erst dann verwirklicht zu werden an, wenn die Abst\u00e4nde der einzelnen Glieder von einander sehr grofs gew\u00e4hlt worden sind, wenn sie z. B. 8\u201410mm betragen. Alsdann zeigt es sich, dafs die vor der Mitte eines Gliedes befindliche Platte sich stets weniger negativ verh\u00e4lt gegen die vor der L\u00fccke zwischen zweien Gliedern aufgestellte andere Platte, als es der Anordnung beider nach vor der Gesammtfront der Fall sein sollte, und umgekehrt; so dafs die Curve der Stromst\u00e4rken in dem Bogen von best\u00e4ndiger Spannweite, bei seinem Verschieben dieser Front entlang, ein gewelltes Ansehen erh\u00e4lt, w\u00e4hrend zugleich die allgemeine Steilheit derselben abgenommen hat (S Fig. 66. Taf. V).","page":646},{"file":"p0647.txt","language":"de","ocr_de":"des Querschnittes eines zusammengesetzten Musltelb\u00fcndels. 647\nBei wachsendem Abstande der Glieder bleiben zuletzt nur noch die Aus- und Einbiegungen der Curve deutlich zur\u00fcck. Diese sind \u00fcbrigens um so ausgesprochener, je n\u00e4her man mit den Ableitungsplattcn an die Elemente hinangeht. Sie lassen sich ganz vermeiden, wenn man die Ableitungsplatten, statt senkrecht auf die Front der Elemente, derselben vielmehr parallel stellt. Alsdann wird ann\u00e4hernd das Verh\u00e4ltnifs verwirklicht, wie es am Muskel stattfindet, wo die Ausdehnung der einzelnen Glieder gegen diejenige der Fufspunkte des Bogens stets sehr gering ist, so dafs die Unterschiede der Spannungen, die \u00fcber den verschiedenen Punkten eines Gliedes, oder des Zwischenraumes zwischen zweien Gliedern herrschen, v\u00f6llig aufser Betracht kommen. \u2014 Wird, an vorliegendem Schema, gar die eine Platte in den Zwischenraum zwischen zweien Gliedern hineingestellt, so verh\u00e4lt sie sich, auch bei dem kleinsten dabei noch m\u00f6glichen Abstande aller Glieder unter sich, stets negativ gegen die andere Platte. Diese Wirkung ist derjenigen zwischen L\u00e4ngs- und Querschnitt am Muskel, oder zwischen Mantel und Grundfl\u00e4che an unserem einfach cylindrischen Schema zu vergleichen; der starke Strom, den man erh\u00e4lt, wenn man die \u00e4ufscre Platte in den Zwischenraum zwischen der Kupferwand des letzten Gliedes und der Seitenwand des Troges hineinstellt, kann als besonderer Fall derselben betrachtet werden.\nEs handelt sich jetzt darum, den Widerspruch zu l\u00f6sen, der hier zwischen dem Ergebnisse der nach den Spannungsprincipicn gef\u00fchrten Betrachtung lind dem des Versuches stattzufindeu scheint. Es ist klar, dafs wir, bei Anwendung jener Grunds\u00e4tze, einen Fehler begangen haben m\u00fcssen. Dieser Fehler besteht darin, dafs wir die Ver\u00e4nderung der Elektricit\u00e4tsverthcilung, oder die Verzerrung der isoelektrischen Curven aufser Acht gelassen haben, welche die Folge der Anbringung des Bogens an die Vorrichtung ist. Ich mufs gestehen, dafs ich nicht im Stande bin, von den Spannungsprincipien ausgehend, diesen Einflufs des Bogens zu ermessen, um daraus den Erfolg des Versuches zu erkl\u00e4ren. Einigermafsen aber geht dies von statten, sobald es verg\u00f6nnt ist, das gleichbedeutende, und in manchen F\u00e4llen einer leichteren Handhabung f\u00e4llige Princip der Superposition oder der Deckung der Str\u00f6me an die Stelle jener Grunds\u00e4tze treten zu lassen.\nDieses lehrt bekanntlich, dafs, um die Resultirende aus einer beliebigen Anzahl elektromotorischer Wirkungen an einer gegebenen Stelle eines beliebig gestalteten Complexes prismatischer Leiter zu bestimmen, nichts weiter n\u00f6thig sei, als die Componenten, welche von den einzelnen Erregungsstellen ausgehen, jede f\u00fcr sich zu berechnen, als ob keine andere Erregung vorhanden w\u00e4re, und sie dann algebraisch, d. h. mit","page":647},{"file":"p0648.txt","language":"de","ocr_de":"648\n<?. Ab sehn. Kap, 111. \u00a7. 11. 7. Theorie der Str\u00f6me\nBer\u00fccksichtigung ihrer Zeichen, zu suminircn; indem eine jede Erregungsstelle, sowie ein jeder andere bereits durchflossene Punkt des Leiters, sich f\u00fcr den Strom, den eine andere Erregungsstelle aussendet, einfach leitend verh\u00e4lt. Die Regel des algebraischen Summirens gilt dabei begreiflich nur f\u00fcr prismatische Leiter, in welchen die Elektricit\u00e4tsbewe-gung nur nach einer Richtung stattfindet; treffen sich die Str\u00f6me unter anderen Winkeln als solchen von 0\u00b0 und 180\u00b0, so wird sich f\u00fcr die Zusammensetzung irgend eine noch unbekannte Vorschrift, vielleicht gleichfalls ganz einfach das Parallelogramm der Kr\u00e4fte, geltend machen. Diese Vorschrift mufs sich bereits aus den durch Kirchhoff bestimmten Besetzen der Elektricit\u00e4tsvertheilung in einer unbegrenzten oder kreisf\u00f6rmigen Ebene, wenn eine beliebige Anzahl beliebig gestellter Elektroden in sie m\u00fcnden, entnehmen lassen. Uns w\u00fcrde diese genaue Kenntnifs sehr \u00fcber-fl\u00fcssig sein, da wir unm\u00f6glich die Bahn der sich zusammensetzenden Str\u00f6me zu ermitteln verm\u00f6chten; wir m\u00fcssen uns wiederum, wie schon seither immer, mit dem begn\u00fcgen, was die blofse Anschauung gew\u00e4hrt.\nDafs, bei Abwesenheit des Bogens, die Str\u00f6mungsvorg\u00e4nge in den Partialvorrichtungen des uns besch\u00e4ftigenden Schema\u2019s jeder auf die ihm ungeh\u00f6rige eingeschr\u00e4nkt bleiben, so dafs keinerlei Art von Gesammt-strom vor der Zinkfront der Vorrichtung herrscht, l\u00e4fst sich, mit H\u00fclfe des Grundsatzes der Deckung der Str\u00f6me, folgendermafsen einsehen. Wir m\u00fcssen uns, zu diesem Zwecke, zuerst die Form des Str\u00f6mungs-vorganges im Allgemeinen verdeutlichen, den ein einzelnes unserer Elemente durch den ganzen Trog sendet. Die Str\u00f6mungscurven steigen von der Zinkfront auf, n\u00e4hern sich der gegen\u00fcberliegenden Wand des Troges, weichen hier nach beiden Seiten auseinander, und begeben sich, dieser Wand, dann den kurzen Seitenw\u00e4nden, und endlich der Leiste entlang nach dem Kupfer zur\u00fcck. Da in jeder Oucrcbene der Schicht feuchten Leiters dabei eine Str\u00f6mlings curve umbiegt, so ist zugleich klar, dafs die Dichtigkeit des Str\u00f6mungsvorganges mit der Entfernung von dem Elemente, welches ihn hervorbringt, in einem umgekehrten Verh\u00e4ltnisse sich ver\u00e4ndert. Steht das Element in der Mitte der Leiste, so ist alles symmetrisch angeordnet; dies h\u00f6rt auf der Fall zu sein, wenn jenes verschoben wird, und zwar ist jetzt der Strom auf der Seite, wo sich die gr\u00f6fsere Masse feuchten Leiters befindet, st\u00e4rker, als auf derjenigen, wo seine Bahn an Querschnitt verloren hat. Betrachten wir nun, was in der mittleren Ouerebene der Vorrichtung, bei Anwesenheit einer beliebigen Anzahl Elemente, vor sich geht. Ist diese Anzahl eine gerade, so schickt von jeder Seite eine gleiche Anzahl von Elementen einen gleich starken Str\u00f6mungsvorgang in entgegengesetztem Sinne durch die Ebene. Die Stromcomponente senkrecht auf die Ebene","page":648},{"file":"p0649.txt","language":"de","ocr_de":"des Querschnittes eines zusammengesetzten MusTcelbiindels,\nwird also, in ihr selber, Null sein, und dies f\u00e4hrt fort zu gelten, auch wenn man eine ungerade Gliederzahl voraussetzt, wo dann die Wirkung des mittleren Elementes, auf dieselbe Weise zerlegt, in der dasselbe halbirenden Ebene gleichfalls Null ist. Jetzt betrachten wir, statt der mittleren Querebene, eine der Ebenen aa, b\u00df, cy ... . in unserer Fig. 65. Den Spannungsprincipien nach, sollen dieselben gleichfalls Str\u00f6mungsfl\u00e4chen sein, d. h. die Stromcomponcnte senkrecht auf dieselben mufs in ihnen Null sein. Auf den ersten Blick scheint dies nach dem Grunds\u00e4tze der Deckung der Str\u00f6me nicht wohl m\u00f6glich, weil ja von der einen Seite eine kleinere, von der anderen eine gr\u00f6fsere Anzahl Glieder ihren Str\u00f6mungsvorgang durch die Ebene schickt; man sollte meinen, dafs man in der betrachteten Ouerebene den allerdings durch die Entfernung mehr oder weniger geschw\u00e4chten Strom haben m\u00fcfste, der von den \u00fcbersch\u00fcssigen Gliedern der zahlreicheren Gruppe herr\u00fchrt. Allein man darf nicht unber\u00fccksichtigt lassen, dafs die Str\u00f6me, welche von der kleineren Anzahl ausgehen, wegen des gr\u00f6fseren Querschnittes ihrer Bahn, in jener Ebene eine gr\u00f6fsere Dichtigkeit besitzen, als die, welche von der gr\u00f6fseren Anzahl herr\u00fchren. Freilich vermag man, mit der blofsen Anschauung, nicht zu ermessen, wie es geschehe, dafs der von der kleineren Gliederanzahl ausgehende Gesammtstrom nun auch wirklich in jedem Punkte der Ebene genau dieselbe Dichtigkeit besitzt, wie der von der gr\u00f6fseren ausgesandte; aber man begreift wenigstens dergestalt die M\u00f6glichkeit, dafs dem so sein k\u00f6nne, und der Widerspruch, der hier zuerst zwischen den Ergebnissen der Betrachtung nach den Spannungsprincipien einerseits und nach dem Grunds\u00e4tze der Deckung der Str\u00f6me andererseits obzuwalten schien, ist somit als geschlichtet anzusehen.\nDafs, bei symmetrisch zur Mitte der Vorrichtung an dieselbe angelegtem Bogen kein abgeleiteter Strom erhalten werden k\u00f6nne, bedarf, weder nach dem einen, noch nach dem anderen Princip, einer weiteren Erl\u00e4uterung. Ehe wir aber an die Zergliederung des Str\u00f6mungsvorganges in der Vorrichtung bei asymmetrisch an dieselbe angelegtem Bogen gehen, wird es uns n\u00fctzlich sein, noch eine andere Anordnung in Augenschein zu nehmen, die hier getroffen werden kann und kein geringes Licht auf den so verwickelten Kreis von Erscheinungen zu werfen geeignet ist.\nBricht man, an dem einen Ende der Vorrichtung, eines oder mehrere Glieder der Reihe fort, oder denkt man sich den Abstand des Kupfers des letzten Gliedes von der benachbarten Seitenwand des Troges auf sonst eine Weise beliebig vergr\u00f6fsert (S. Fig. 67. Taf. VI), so kann das Gleichgewicht zwischen den Partialvorrichtungen nicht mehr","page":649},{"file":"p0650.txt","language":"de","ocr_de":"650\nAbsckn. Kap. III. \u00a7. 11. 7. Theorie der Strome\nungest\u00f6rt bleiben, Man hat alsdann, an dem bez\u00fcglichen Ende, gleichsam eine letzte Partialvorrichtung angesetzt, welche den \u00fcbrigen, in Betreff der Gestalt und Masse ihres feuchten Leiters, nicht mehr entspricht. In der Ouerebene, wo diese Vorrichtung mit der vorletzten, welche regelm\u00e4fsigen Bau besitzt, zusammentrifft, werden folglich nicht mehr \u00fcberall isoelektrische Curven von gleicher absoluter Spannung aufeinanderstofsen. Es wird also ein Uebergreifen des Str\u00f6mungsvorganges der einen Partialvorrichtung \u00fcber die Masse feuchten Leiters der anderen stattfinden m\u00fcssen. Dadurch ist aber die ganze Elektricit\u00e4ts-vertheilung, auch in der regelm\u00e4fsig gestalteten, vorletzten Partialvorrichtung gest\u00f6rt, und es k\u00f6nnen folglich auch in der zweiten Ouer-ehene b\u00df nicht mehr Curven von gleicher Spannung einander treffen. So pflanzt sich die St\u00f6rung von Partialvorrichtung zu Partialvorrichtung l\u00e4ngs der ganzen Reihe fort; welcher Art diese St\u00f6rung sei, kann man folgendermafsen ungef\u00e4hr ermessen.\nEs ist fr\u00fcher auseinandergesetzt worden (S. oben S. 573), dafs die Unterschiede der Spannungen zweier auf einer und derselben Str\u00f6mungs-curve gleichweit von einander gelegenen isoelektrischen Curven im Allgemeinen um so betr\u00e4chtlicher sei, je k\u00fcrzer diese Curven selber sind; weil n\u00e4mlich nur auf diesem Wege der Grundsatz der gleichen St\u00e4rke des Stromes in allen Querschnitten der Kette aufrecht erhalten werden kann. In einer Kette von ungleichem Querschnitt ihrer Enden wird also die isoelektrische Oberfl\u00e4che ohne Spannung oder von mittlerer Spannung stets nach dem Ende von kleinerem Querschnitt hin verschoben erscheinen. Demnach k\u00f6nnen z. B. in der letzten Partialvorrichtung\n\u00d6\nder Gliederreihe hei Gegenwart einer Endl\u00fccke rnn, op, statt mu', op. Curven gleicher absoluter Spannung sein. Dadurch wird die ganze Anordnung der isoelektrischen Curven aber, wie die Figur zeigt, nach Innen verzerrt, was man sich klar machen kann, indem man das Zusammentreffen der isoelektrischen Curven von ungleicher absoluter Spannung in der auf die Mitte des Zinkes senkrecht gef\u00e4llten Ebene da in Erw\u00e4gung zieht. Man kann sich ferner vorstellen, dafs diese Verzerrung in derselben Weise sich \u00fcber die ganze Reihe fortpflanzt, und so wird es wenigstens denkbar, dafs in Folge davon sich ein Gesammt-strom vor der Zinkfront aller Glieder nach dem Ende hin kund geben k\u00f6nne, wo eines derselben ausgebrochen oder wo die Masse feuchten Leiters vergleichweise sonstwie vergr\u00f6fsert worden ist: s. die Figur.\nNach dem Grunds\u00e4tze der Deckung der Str\u00f6me gelangt man zu derselben Einsicht viel weniger umst\u00e4ndlich mit H\u00fclfe der Ueberlegung, dafs alle Str\u00f6mungsvorg\u00e4nge, welche die Glieder nach dem unver\u00e4ndert gebliebenen Ende der Vorrichtung hin senden, eine jStrombahn von","page":650},{"file":"p0651.txt","language":"de","ocr_de":"des Querschnittes eines zusammengesetzten MusJcelb\u00fcndels.\n651\nkleinerem Querschnitt vor sich haben, als die in entgegengesetztem Sinne kreisenden: diesen kommt folglich \u00fcberall das Uebergewicht zu.\nAuf beide Weisen l\u00e4fst sich begreifen, dafs der Strom in den Querschnitten der Fl\u00fcssigkeitsschicht an St\u00e4rke zunimmt, wie man sich der Endl\u00fccke n\u00e4hert. Nach den Spannungsprincipien liegt dies auf der Hand, wenn man nur die Fig. 67 in Augenschein nimmt; nach dein anderen Grunds\u00e4tze hat man zu bedenken, dafs die hinzukommende L\u00fccke den Str\u00f6mungsvorgang eines bestimmten Elementes um so weniger verst\u00e4rkt, je gr\u00f6fser bereits der Querschnitt seiner Bahn ist.\nDer Versuch endlich best\u00e4tigt diese Vorhersichten. Man stellt ihn an, indem man den unwirksamen leitenden Bogen symmetrisch zur Mitte der Reihe, oder auf sonst irgend eine Weise anbringt; stets erh\u00e4lt man, wie die Figur zeigt, einen Strom in der Richtung nach der Endl\u00fccke hin. Sein Wachsen in derselben Richtung vermag man nicht mit Sicherheit zu beurthcilcn, weil, bei asymmetrischer Lage des Bogens, dieser selbst, wie wir bereits wissen, zu Str\u00f6mungen Anlafs giebt, deren An-theil an den wahrgenommenen Wirkungen sich begreiflich nicht unterscheiden l\u00e4fst, und die gerade so angeordnet sind, dafs sie den Strom in der N\u00e4he der Endl\u00fccke zu vergr\u00f6fsern, an dem entgegengesetzten Ende der Vorrichtung zu verkleinern streben.\nBricht man an beiden Enden Glieder fort, oder dehnt man die Schicht feuchten Leiters irgendwie \u00fcber das Endglied aus (Fig. 68), so findet man, bei symmetrischer Lage des Bogens, keinen Strom mehr, bei asymmetrischer aber einen solchen in dem Sinne, als ob die Endliicken nicht vorhanden w\u00e4ren, n\u00e4mlich von der der Mitte n\u00e4heren Platte in dem Bogen zu der entfernteren, und zwar, wie mir hat scheinen wollen, etwas st\u00e4rker bei dieser als bei der urspr\u00fcnglichen Anordnung. Es ist deutlich, dafs beide nicht mit einander zu verwechseln sind; in dem einen Falle herrscht kein Strom vor der Zinkfront aller Glieder, er wird erst durch die Gegenwart des Bogens selber gesetzt, was uns noch zu erkl\u00e4ren \u00fcbrig bleibt; in dem anderen geschieht nicht nur dasselbe, sondern es ist auch bereits urspr\u00fcnglich ein Str\u00f6mungsvorgang von der Mitte nach beiden Endl\u00fccken vorhanden, von dem ein Arm abgeleitet werden kann. Nach den Spannungsgrunds\u00e4tzen ist dies jetzt ohne Weiteres klar, da man die Vorrichtung durch einen mittleren Querschnitt, in dem sich Curven von gleicher absoluter Spannung treffen, in zwei symmetrische H\u00e4lften von der eben er\u00f6rterten Beschaffenheit theilen kann, welche jede einen Strom nach ihrer Endliicke besitzen m\u00fcssen; nach dem Princip der Deckung der Str\u00f6me leuchtet dasselbe ein, wenn man erw\u00e4gt, dafs man zwei Str\u00f6mungsvorg\u00e4nge von entgegengesetzter Richtung und nach den Endl\u00fccken hin wachsender St\u00e4rke vor sich hat, die sich in jedem","page":651},{"file":"p0652.txt","language":"de","ocr_de":"652\n3. J b schn. Kay. 111. \u00a7. 11. 7. Theorie der Str\u00f6me\nQuerschnitte von einander abziehen; die Folge mufs Gleichgewicht in der Mitte, und noch rascheres Anwachsen nach beiden Seiten hin sein.\nFolgender Versuch ist als eine Ab\u00e4nderung des Fig. 67 abgebil-deten zu betrachten. Anstatt durch Abbrechen von Endgliedern der Vorrichtung, oder durch entsprechende Ausdehnung der Schicht feuchten Leiters \u00fcber die Front der Elemente hinaus, kann man noch dadurch ein Uebcrgreifen der Str\u00f6mungsvorg\u00e4nge von Partialvorrichtung zu Partialvorrichtung, und somit einen Gesammtstrom in der Fl\u00fcssm-keit, nur weit schw\u00e4cher bewirken, dafs man dem Troge, der die Vorrichtung enth\u00e4lt, wie dies Fig. 69 dargestellt ist, eine schiefe Stellung ertheilt. Man weist den Strom in der Richtung des Pfeiles am besten nach, indem man vor der wie gew\u00f6hnlich wagrecht aufgestellten Reihe die Ableitungsplatten symmetrisch zur B\u00fctte derselben anbringt, und dann die schiefe Lage bewerkstelligt, wodurch ein Ausschlag in dem angegebenen Sinne erfolgt. Stellt man die wagrechte Lage wieder her, so geben sich die Ladungen kund; neigt man den Trog nach der anderen Seite, so erh\u00e4lt man einen Ausschlag in derselben Richtung als der der Ladungen war, von umgekehrter Richtung folglich als der urspr\u00fcngliche; die wagrechtc Lage setzt wiederum Ladungen in Freiheit u. s. f. Es ist leicht, diese Wirkung in der n\u00e4mlichen Art, wie im Fall einer Endl\u00fccke, aus dem Grunds\u00e4tze der Deckung der Str\u00f6me abzuleiten: Der Str\u00f6mungsvorgang nach der Seite hin, nach welcher der Querschnitt der Fl\u00fcssigkeit sich erweitert, hat die Oberhand \u00fcber denjenigen nach der anderen Richtung, in welcher die Strombahn immer enger und enger ausl\u00e4uft.\nWir sind jetzt in der Kenntnifs der mannigfaltigen Umst\u00e4nde, die hier in Betracht kommen, weit genug vorgeschritten, um an die Erkl\u00e4rung der Erscheinung hinanzugehen, auf welche cs bei alle dem Vorigen im Grunde abgesehen war, der Str\u00f6me n\u00e4mlich, die man erh\u00e4lt, wenn der Bogen an die Vorrichtung in ihrem urspr\u00fcnglichen Zustande, d. h. ohne Endl\u00fccken und bei wagrechter Stellung asymmetrisch zu ihrer Mitte angelegt wird.\nBetrachten wir zuerst den Fall, wo der eine Fufspunkt des Bogens sich am \u00e4ufsersten Ende der Vorrichtung, der andere \u00fcber einer beliebigen Stelle derselben, aber ihrer Mitte n\u00e4her sich befindet. Der Strom, den man alsdann erh\u00e4lt, hat die Richtung in dem Bogen von dem inneren zu dem \u00e4ufseren Fufspunkte. In der That, die zwischen den Fufs-punkten begriffenen Glieder k\u00f6nnen nicht ihren Str\u00f6mungsvorgang durch den Bogen senden; er beh\u00e4lt daher seine fr\u00fchere St\u00e4rke bei. Dagegen der Str\u00f6mungsvorgang der aufscrhalb der Fufspunkte gelegenen Glieder wird verst\u00e4rkt, und \u00fcberwiegt also \u00fcber ersteren in dem Querschnitt","page":652},{"file":"p0653.txt","language":"de","ocr_de":"des Querschnittes eines zusammengesetzten Muskelb\u00fcndels.\n653\nder Fliissigkeitsschicht dem inneren Fufspunkte zun\u00e4chst, und zwar hat die \u00fcbrigbleihende Rcsultirende die Richtung nach der Seite hin, naeli welcher der Bogen verschoben ist. Es ist also gewissermafsen nichts, als eine neue Art der Verwirklichung des Falles einer L\u00fccke an dem einen Ende der Gliederreihe; cs entsteht ein Gesammtstrom vor der Zinkfront in der Richtung nach dem besser leitenden Ende hin, und ein Theil desselben nimmt seinen Weg durch den angelegten Bogen selbst.\nR\u00fccken wir alsdann den Bogen, der wiederum von best\u00e4ndiger Spannweite gedacht wird, in der Richtung nach der Mitte hin fort, so handelt es sich, um unsere Aufgabe gel\u00f6st zu haben, nur noch um den Nachweis, dafs der Str\u00f6mungsvorgang, den die gr\u00f6l'sere, auf der Seite des inneren Fufspunktes gelegene Gliederanzahl durch den Bogen sendet, denjenigen an St\u00e4rke \u00fcbertrifft, der von der kleineren, auf der Seite des \u00e4ufseren Fufspunktes befindlichen Anzahl ausgeht. Die Nothwendig-keit davon sieht man ein, wenn man den bereits oben S. 651 angewendeten Grundsatz zu H\u00fclfe nimmt, dafs n\u00e4mlich der Strom, dessen Bahn, hei gleicher St\u00e4rke, den gr\u00f6fseren Widerstand darbictet, durch Ilinzuf\u00fcgung eines neuen Bahnzweiges mehr gest\u00e4rkt wird als der von urspr\u00fcnglich kleinerem Widerstande durch Ilinzuf\u00fcgung desselben Bahuzweigcs. Die Bahn von kleinerem Querschnitt aber kommt hier sichtlich dem Str\u00f6-mungsvorgange der gr\u00f6fseren Gliederanzahl zu, welcher somit im Bogen \u00fcberwiegen mufs.\nMan begreift auf diese Weise leicht, dafs der Strom um so st\u00e4rker werden mufs, je n\u00e4her man mit dem Bogen von best\u00e4ndiger Spannweite dem Ende der Gliederreihe r\u00fcckt; dann um so kleiner wird, bis sie endlich verschwindet, die Anzahl der Glieder, deren Str\u00f6mungsvorgang im Bogen zwar unterliegt, aber doch den entgegengesetzt gerichteten um seine ganze Gr\u00f6fse schw\u00e4cht. Das aber l\u00e4fst sich freilich nicht durch eine so unvollkommene Zergliederung ins Reine bringen, oh die Curve, in der dieses Wachsthum statlfindet, gegen die Abscissen-axe convex sein m\u00fcsse. Und leider mufs ich bekennen, dafs es mir auch durch den Versuch nicht hat gelingen wollen, mir hier einen recht schlagenden Aufschlufs zu verschaffen, was von der erstaunlichen Verg\u00e4nglichkeit der Wirkung dieser Vorrichtungen herr\u00fchrt, die, wie schon bemerkt wurde, auf der doppelten Polarisation, wovon die eine an den kleinen Kupferfl\u00e4chen, beruht. In vielen F\u00e4llen zeigte sich unzweideutig eine Convexit\u00e4t der Curve gegen die Abscisse, in anderen jedoch eine Concavit\u00e4t, allein meistens nur nach dem einen Ende der Gliederreihe hin: an dem anderen fand sich eine um so ausgesprochenere Convexit\u00e4t.\nDer Theorie nach minder deutlich, als das Wachsen des abgeleiteten Stromes in dem Bogen heim Vorr\u00fccken nach dem Ende der Vor-","page":653},{"file":"p0654.txt","language":"de","ocr_de":"054\n3. Abschn. Kap. 111. \u00a7. II. 7. Theorie der Str\u00f6me\nrichtung hin, bleibt der durch den Versuch hinwieder leicht zu erh\u00e4rtende Umstand, dafs man die h\u00f6chste Stromst\u00e4rke dann erh\u00e4lt, wenn sich die \u00e4ufsere Platte an dem einen Ende, die innere vor der Mitte der Vorrichtung befindet; es l\u00e4fst sich\taber\twenigstens\tdenken,\tdals\nein solches Verh\u00e4ltnis eintreten k\u00f6nne,\tda diese St\u00e4rke\teinerseits\tvon\nder Anzahl der Glieder abh\u00e4ngt, welche einen Strom durch den Bogen senden, andererseits dieser als eine an einen Ilauptleiter angelegte Neben-schliefsung zu betrachten ist, deren Enden einen um so gr\u00f6fseren Unterschied der Spannungen annehmen, eine je gr\u00f6fsere Strecke des Ilaupt-ieiters von ihnen umfalst wird.\nNicht wenig verwickelt endlich ist die Art, wie der Strom zu Stande kommt, den man erh\u00e4lt, wenn\tman\tdie \u00e4ul\u2019sere\tPlatte in\tdie\nL\u00fccke zwischen der Seitenwand eines\tder\tEndglieder\tund der\tdes\nTroges hineinstellt. Er entspricht, wie man sich erinnert (S. oben S. 647) demjenigen zwischen L\u00e4ngs- und Querschnitt am Muskel, oder zwischen Mantel und Grundfl\u00e4che am einfach cylindrischen Schema. Dieser Strom w\u00fcrde n\u00e4mlich auch dann stattlinden, wenn der Bogen keine Verzerrung der isoelektrischen Curven und keinen Gesammtstrom vor der Zinkfront nach der Seite, nach der er verschoben ist, dadurch hervorbr\u00e4chte, dafs er, verm\u00f6ge seiner asymmetrischen Stellung, die nach dieser Seite gerichteten Str\u00f6mungsvorg\u00e4nge aller aufserhalb seiner Fufspunkte gelegenen Glieder verst\u00e4rkt. Dies geht nicht nur einfach aus der Betrachtung hervor, welche zeigt, wie sich nun isoelektrische Curven von verschiedener absoluter Spannung an die beiden Fufspunkte anschliefsen m\u00fcssen, sondern dasselbe erhellt auch aus dem Versuche unmittelbar, da der Strom zu erscheinen fortf\u00e4hrt, selbst wenn die innere PlaLte bis an das andere Ende der Vorrichtung verschoben wird, so dafs sich beide Platten nun zwar in Ouerebenen befinden, die zur Mitte symmetrisch gelegen sind, jedoch innerhalb dieser Ebenen verschiedene Stellungen einnehmen. Bei der asymmetrischen Stellung des Bogens aber giebt dieser aufserdem noch zur Bildung eines Gesammt-stromes vor der Front der Gliederreihe Veranlassung, wovon ein Arm durch den Bogen seinen Weg nimmt, und sieh zu dem gleichgerichteten Stromantheile hinzuf\u00fcgt, der von der verschiedenen Lage der Platten in ihrer Querebene herr\u00fchrt. Es versteht sieh, dafs dieselbe Zergliederung auf den umgekehrten Fall pafst, wo n\u00e4mlich die innere Platte in die L\u00fccke zwischen den Kupferw\u00e4nden zweier Glieder hineingestellt wird, w\u00e4hrend die \u00e4ufsere vor der Zinkfront stehen bleibt. Hier ziehen sich die erw\u00e4hnten beiden Stromantheile von einander ab. Dieser Fall w\u00fcrde demjenigen zu vergleichen sein, wo man den Fufspurikt am","page":654},{"file":"p0655.txt","language":"de","ocr_de":"des Querschnittes eines zusammengesetzten Dlushelb\u00fcndels.\nC55\nQuerschnitte des Muskels zwischen die einfachen B\u00fcndel hindurch ins Innere desselben versenkte.\nIch brauche den Leser wohl nicht erst zu versichern, dafs Niemand tiefer als ich selber empfinden kann, wie viel diese Auseinandersetzungen an Sch\u00e4rfe und Klarheit im Einzelnen zu w\u00fcnschen \u00fcbrig lassen. Nichtsdestoweniger m\u00fcssen wir uns, mit R\u00fccksicht auf die grofse Schwierigkeit des Gegenstandes, einstweilen damit begn\u00fcgen; ich wenigstens kenne keinen Weg, denselben einer blos mit H\u00fclfe der Anschauung angestellten Untersuchung zug\u00e4nglicher zu machen, und was die Rechnung betrifft, so d\u00fcrfte sie, obschon im vorliegenden Falle die Elektri-cit\u00e4tsbewegung sogar nur als nach zweien Ausmessungen stattfindend angenommen wurde, wohl schwerlich so bald im Stande sein, der undurchdringlichen Verwickelung einer derartigen Aufgabe obzusiegen.\nWie dem auch sei, lassen wir jetzt die theoretische Behandlung derselben auf sich beruhen, und suchen wir an der Stelle lieber die Fr\u00fcchte zu bergen, welche uns auf dem Boden des Thalbestandes nunmehr erwachsen sein m\u00f6gen. Erinnern wir uns zun\u00e4chst, was eigentlich das zuletzt besprochene Schema zu versinnlichen bestimmt war. Es sollte dazu dienen, die Entstehungsweise der schwachen Str\u00f6me des Querschnittes des Gesammtmuskels ans Licht zu ziehen, die uns dunkel vorkam, seitdem wir aufmerksam darauf geworden waren, dafs an demselben das negative Kettenglied nicht stetig verbreitet, sondern \u00fcberall durch ein Netzwerk eines unwirksamen feuchten Leiters vielfach in sich selbst getrennt und zerrissen sei. Diese Dunkelheit ist nun als gehoben zu betrachten. Wir hatten zuerst den Muskelquerschnitt in der Fig. 63 dareestellten Weise schematisirt. Unter dieser Gestalt konnten wir leicht erkennen, dafs an demselben, ohne angelegten Bogen, kein Gesammt-strom stattfinden k\u00f6nne, sondern nur Partialstr\u00f6me auf den Querschnitten der einzelnen Muskelb\u00fcndel, unter der Voraussetzung, dafs ein jedes derselben unserer ersten, einfach e) lindrischen Vorrichtung gleich zu stellen sei. Um aber zu erw\u00e4gen, was die Folge beim Anlegen eines Bogens an den Querschnitt sein werde, fanden wir es noting, jenes Schema noch mehr zu vereinfachen. Zu diesem Zweck schnitten wir, mittelst zweier, durch die Axcn einer Reihe von Partialvorrichtungen an demselben, ihnen, und einander paralleler und sehr naher Ebenen, gleichsam eine Scheibe von der Gestalt heraus, welche die Fig. 65. 67 \u2014 69 sewissermafsen im Aufrifs zeigen. Was wir an dieser Scheibe in einer Richtung wahrgenommen, findet am Querschnitte in allen daran m\u00f6glichen Richtungen statt. Dabei versteht es sich von selbst, dafs wir das Zeichen der Richtung der Str\u00f6me umzukehren haben, da die Front","page":655},{"file":"p0656.txt","language":"de","ocr_de":"6d6\td. Abschi. Kap. 111. \u00a7. 11. 7. Theorie der Str\u00f6me\nder Elemente sich an dem Querschnitte negativ, an unserem Schema hingegen positiv verh\u00e4lt; dies l\u00e4fst aber, wie bereits oben S. 645 be-vorwortet wurde, alle unsere sonstigen Scldufsfolgen unber\u00fchrt.\nDas Schema big. 63 wird sich am Muskel selber nat\u00fcrlich nur in sehr unvollkommener Weise verwirklicht finden. Damit dies vollst\u00e4ndig der ball w\u00e4re, m\u00fcfsten s\u00e4mmtliclie B\u00fcndel die Gestalt eines gleichseitigen Drei-, ^ ier- oder Sechseckes haben. Alsdann w\u00fcrden, in allen ihren Ber\u00fchrungsfl\u00e4chen, bei vorausgesetzter genauer Gleichheit der elektromotorischen Kr\u00e4fte s\u00e4mmtlicher B\u00fcndel, isoclektrische Curven von gleicher absoluter Spannung aufeinanderstofsen. Bekanntlich zeigen aber die B\u00fcndel die mannigfaltigsten prismatischen Figuren, was schon dadurch von vorn herein bedingt ist, dafs sie keinesweges alle von gleicher Dicke sind. Es werden demnach, in Wirklichkeit, die Str\u00f6mungsvorg\u00e4nge der einzelnen Muskelb\u00fcndel nicht immer auf ihre eigentliche Bahn beschr\u00e4nkt bleiben, sie werden der eine \u00fcber den anderen in mannigfaltiger Weise \u00fcbergreifen, und ein unbestimmtes Gew\u00fchl kleiner Gesammtstr\u00f6mungen vor der Front einzelner wenig ausgedehnter Gliedergruppen wird in den verschiedensten Richtungen zu Stande kommen.\nBei Betrachtung der Fig. 69 liegt cs nahe, in dem keilf\u00f6rmig abgeschnittenen St\u00fccke der Vorrichtung, welches, verm\u00f6ge der geneigten Lage des Troges gegen den Horizont, allein noch wirksam ist, gleichsam ein durch zwei Radien begrenztes Element der mehr oder minder kreisf\u00f6rmigen Gestalt eines Muskelquerschnittes wiedererkennen zu wollen, und alsdann die Frage aufzuwerfen, ob nicht an jedem Querschnitte doch bereits an und f\u00fcr sich, ohne angelegten Bogen, radiale Gesammt-str\u00f6me verlaufen m\u00fcssen; wobei die F\u00e4lle der regelm\u00e4fsig drei-, vier-oder sechsseitigen Gestalt der einzelnen Glieder als ideale Ausnahmsf\u00e4lle zu betrachten sein w\u00fcrden. Diese Betrachtungsweise ist jedoch fehlerhaft, insofern sie voraussetzt, dafs in dem Element abc (Fig. 70. Taf. V),\n\u25a0\\v elclies mit der Anordnung b ig. 69 zu vergleichen sein w\u00fcrde, die Elek-tricit\u00e4tsvertheilung ungest\u00f6rt bleibt, wenn man es abwechselnd aus dem Muskel entfernt und wieder in seine Lage bringt. Au\u00dferhalb derselben mag es freilich dieselbe Gesammtstr\u00f6mung, wie die Anordnung Fig. 69 besitzen; allein damit es sie in seiner Lage am Muskel beibehielte, m\u00fcfste es dergestalt ahgespalten sein, dafs, beim Wiedereinfl\u00fcgen, nur isoelektrische Curven von gleicher absoluter Spannung aufeinandertr\u00e4fen. Da sich dies am Muskel nicht entfernterweise verwirklicht finden wird, so sieht man, dafs es, am k\u00fcnstlichen Querschnitte wenigstens, sein Bewenden bei den ebenerw\u00e4hnten kleinen und unregelm\u00e4fsigen Gesammtstr\u00f6mungen vor der front einzelner Gruppen von Muskelb\u00fcndeln haben d\u00fcrfte.","page":656},{"file":"p0657.txt","language":"de","ocr_de":"des Querschnittes eines zusammengesetzten MusJcelb\u00fcndels. 657\nEtwas anders ist es am nat\u00fcrlichen Querschnitte. Hier kann die Gegenwart eines Gesammtstromes, wenn auch nicliL immer eines allseitig nach dem Mittelpunkte strebenden, leicht durch die ungleiche Dicke der Sehne \u00fcber den verschiedenen Punkten des Querschnittes bedingt sein. Von der Wirksamkeit dieses Umstandes vermag man sich ebenfalls an der zuletzt angewendeten schematischen Vorrichtung zu \u00fcberzeugen, indem man die Gliederreihe, anstatt der einen langen Seitenwand des Troges parallel, schief gegen dieselbe stellt. Werden dann die ableitenden Platten in derselben Lage angebracht, welche, hei der gew\u00f6hnlichen Anordnung, keinen Strom giebt, n\u00e4mlich symmetrisch zur Mitte der Seitenwand und in gleicher Entfernung von derselben, so erh\u00e4lt man einen Strom in dem Bogen von der Platte, die entfernter von der Zinkfront ist, zu derjenigen, welche derselben n\u00e4her steht. Man h\u00e4tte, nach dem Erfolge hei Gegenwart einer Endl\u00fccke, hei geneigter Lage des Troges und hei asymmetrisch angelegtem Bogen, eher das Umgekehrte gew\u00e4rtigen sollen. Danach n\u00e4mlich m\u00fcfste ein Gesammtstrom vor der Zinkfront in der Richtung von den engeren zu den weiteren Querschnitten verlaufen. Muthmafslich kommt indefs die verschiedene Entfernung der Ah leitungsplatten von den gegen\u00fcberstehenden Punkten der Gliederreihe hier auf irgend eine Weise st\u00f6rend in Betracht. Jedenfalls m\u00f6chte auf die ganze Erscheinung, hei der Unregelm\u00e4fsigkeit und Verwickelung der Anordnung, wenigstens in diesem Sinne, nicht viel zu gehen sein.\nOh auch der Winkel, unter dem der nat\u00fcrliche Querschnitt an den L\u00e4ngsschnitt st\u00f6fst, von Einflufs zur Erzeugung eines Gesammtstromes an ersterem sein k\u00f6nne, vermag ich nicht zu entscheiden. Von Bedeutung daf\u00fcr scheint hingegen die ungleiche L\u00e4nge der Muskelb\u00fcndel sein zu m\u00fcssen. Man sollte meinen, dafs alsdann an dem Querschnitte ein Strom von den Punkten, die den l\u00e4ngeren B\u00fcndeln entsprechen, zu denjenigen verlaufen m\u00fcsse, welche die Enden der k\u00fcrzeren B\u00fcndel vorstellen.\nEndlich l\u00e4ge uns hier ob, die ganze obige Zergliederung nun noch f\u00fcr den Fall durchzuf\u00fchren, dafs der Bogen sich mit seinen Fufspunkten statt an zwei Stellen eines und desselben Querschnittes, an solche zweier verschiedenen Querschnitte angelegt findet. Die M\u00fchseligkeit der Auseinandersetzung abgerechnet, w\u00fcrde uns dies jetzt, mit H\u00fclfe des Grundsatzes der Deckung der Str\u00f6me, und innerhalb der Grenzen der Genauigkeit, an die wir uns leider haben gew\u00f6hnen m\u00fcssen, keine namhafte Schwierigkeit verursachen. Ich \u00fcbergehe deshalb diesen Punkt, bei dessen Er\u00f6rterung wir noch mehr als bereits in allem Fr\u00fcheren die Nachtheile der Lage empfinden w\u00fcrden, in die wir allm\u00e4lig gerathen\n42","page":657},{"file":"p0658.txt","language":"de","ocr_de":"658\n3. Absciin. Kap. III. \u00a7. II. 7. Theorie der Str\u00f6me\nsind, Verh\u00e4ltnisse, deren Verwickelung sogar die Kr\u00e4fte der Analyse \u00fcbersteigt, unter Entbehrung ihrer unersetzlich kurzen und gewandten Zeichensprache, auf divinatorischem Wege durchdringen, und in schwerf\u00e4lliger Umschreibung durch Worte wiedergeben zu m\u00fcssen. Ich darf aber hier nicht unterlassen, darauf aufmerksam zu machen, wie wenig auffallend und wie mannigfaltigen Deutungen zug\u00e4nglich von diesem Standpunkte aus die Unregelm\u00e4fsigkeiten erscheinen, auf die wir bei der Erforschung der Str\u00f6me zwischen zweien k\u00fcnstlichen oder nat\u00fcrlichen, oder gar zwischen einem k\u00fcnstlichen und einem nat\u00fcrlichen Querschnitte gestofsen sind (S. oben S. 511. 631). Wir fangen jetzt an einzusehen, was in der n\u00e4chsten Folge unserer Untersuchung mit jedem Schritte deutlicher hervortreten wird, dafs, der Verwickelung der Bedingungen gegen\u00fcber, unter denen das Gesetz des Muskelstromes zu Stande kommt, es ungleich wunderbarer ist, wenn sich noch immer so viele Punkte desselben der unmittelbaren Beobachtung auf das sicherste darstellen, als wenn hie und da eine L\u00fccke oder eine Abweichung wahrgenommen wird ; und wir erkennen mehr und mehr die Undankbarkeit des Bestrebens sowohl, alle diese Schwankungen im Einzelnen mit dem Verst\u00e4ndnisse bew\u00e4ltigen zu wollen, als die Grundlosigkeit der Bedenken, die mit R\u00fccksicht auf dieselben gegen das Gesetz in seiner, einem idealen Zustande entsprechenden, idealen Fassung erhoben werden k\u00f6nnen (Vergl. oben S. 519).\nWir beschliefsen diese Untersuchung \u00fcber die Str\u00f6me des Querschnittes an einem zusammengesetzten B\u00fcndel, indem wir noch suchen, uns aus Kupfer und Zink, in hergebrachter Weise, ein m\u00f6glichst getreues Schema eines solchen, unseren jetzigen Begriffen gem\u00e4fs, herzustellen. Dies wird unstreitig der beste Weg sein,- etwaige Zweifel zu beseitigen, die den obigen Schl\u00fcssen aus dem Grunde anhaften geblieben sein sollten, weil sie einem Schema entnommen waren, an dem die Elektricit\u00e4tsbewegung, statt, wie am Querschnitte, nach dreien, nur nach zwei Ausmessungen stattfand, und weil die Front der Glieder an demselben, statt aus dem negativen Bestandteile der Kette, zuf\u00e4llig aus dem positiven bestehend gew\u00e4hlt war\nMan sieht die Vorrichtung, deren ich mich zu diesem Zwecke bedient habe, Fig. 71 in perspectivischer Darstellung. Aus Kupferdraht von 9.5mm Durchmesser wurden 37 St\u00fccke von 75\"\"\u201d L\u00e4nge geschnitten und gerichtet, auf galvanischem Wege verzinkt und die Kupferoberfl\u00e4che der Querschnitte wiederum hergestellt. Ein jedes dieser St\u00fccke war somit, centrisch in eine cylindrische Masse feuchten Leiters versenkt, im Kleinen, was die einfach cylindrische Vorrichtung in gr\u00f6fse-rem Mafsstabe. Diese St\u00e4be wurden mit dem einen Ende auf eine","page":658},{"file":"p0659.txt","language":"de","ocr_de":"des Querschnittes eines zusammengesetzten Muslcelb\u00fcndels.\n659\ngeflrnifste kreisrunde Holzscheite von 85\u201d\u201d\" Durchmesser und 12ram Dicke, welche auf drei Spitzen aus Messingdraht sicher stand, gekittet; einer in den Mittelpunkt, dann nach hexagonalem Geselze fortschreitend, 6, 12, 18 im Sechseck um die fr\u00fcheren herum. Die Scheibe war mit Handhaben versehen, starken oben ringf\u00f6rmig gebogenen Messingdr\u00e4hten, um sie daran, bei der abgebildeten Weise des Versuches, ins Wasser versenken zu k\u00f6nnen. Dieses befand sich in einem Cylinderglase von 125\u201d\u2122 Tiefe auf 110mra Durchmesser; der obere, freie Querschnitt der Vorrichtung wurde ungef\u00e4hr 20mm hoch damit \u00fcbergossen. Als Enden des ableitenden Bogens dienten die bereits oben S. 620 beschriebenen, Fig. 61 abgebildeten Platten, die behufs der Untersuchung des einfach cylindrischen Schema's erfunden und angefertigt worden waren. 1 * * * 5\nIn diesem Zustande war die Vorrichtung weniger geeignet, die Schlufsfolgen dieser Nummer vollends zu erh\u00e4rten, als \u00fcberhaupt ein Bild des Muskels nach der uns jetzt vorschwebenden Vorstellungsweise und eine Gelegenheit zur Best\u00e4tigung des Gesetzes des Muskelstromes daran in allen seinen Punkten abzugeben. Da der untere Querschnitt auf die Unterlage festgekittet ist, so ist dieselbe begreiflich nur der H\u00e4lfte eines Muslcelb\u00fcndels von seinem elektromotorisch mittleren Querschnitte an bis zu einem seiner Endquerschnitte hin zu vergleichen. 1 Sie giebt demnach, was keiner Erl\u00e4uterung bedarf, die Str\u00f6me des L\u00e4ngsschnittes allein von dem unteren angekitteten Querschnitte her nach dem oberen freien hin (4 \u2014 5\u00b0); ebenso die Str\u00f6me zwischen L\u00e4ngsund Querschnitt zugleich (8\u201410\u00b0); endlich, in derselben St\u00e4rke ungef\u00e4hr wie die des L\u00e4ngsschnittes allein, auch die Str\u00f6me des Querschnittes selbst.\nWas die letzteren betrifft, so bemerkt man jedoch leicht, dafs sic, bei dieser Form der Vorrichtung, ihrer Entstehungsweise nach nicht\n1 Die Vorrichtung ist im Besitze des hiesigen K\u00f6nigl. Anatomischen Museums.\nIn der Zeichnung ist das Glas etwas zu eng im Verh\u00e4ltnisse zu seiner H\u00f6he ge-\nhalten, damit sein oberer Rand nicht die Aufsicht auf den Querschnitt des B\u00fcn-\ndels st\u00f6re.\n5 Um im Stande zu sein, beide Querschnitte der Vorrichtung gleichzeitig zu untersuchen, h\u00e4tte man folgende Anordnung treffen k\u00f6nnen, ln einen Leinwandstreifen von der Breite, welche der L\u00e4nge der St\u00e4be entspricht, und von hinreichender L\u00e4nge, h\u00e4tten alle Cylinder dergestalt eingewickelt werden m\u00fcssen, dafs keiner den anderen metallisch ber\u00fchrte. Mittelst Schn\u00fcren oder einer Naht h\u00e4tte man alsdann das Ganze biindclf\u00f6rmig zusammenfassen und centrisch in eine cylindrische Masse feuchten Leiters versenken k\u00f6nnen, wie dies mit dem einfach cylindrischen Schema geschah. So zierlich diese Versuchsweise gewesen w\u00e4re, so h\u00e4tte sie doch nichts Neues gelehrt, und ist deshalb, hei ihrer Schwierigkeit, bis auf Weiteres f\u00fcglich unterlassen worden.","page":659},{"file":"p0660.txt","language":"de","ocr_de":"660\n3. Abschi. Kap. 111. \u00a7. 11. 7. Theorie der Str\u00f6me\nganz mit denjenigen \u00dcbereinkommen, die der Querschnitt des Muskels zeigt. Denn, um die Str\u00f6me des L\u00e4ngsschnittes allein, und die des L\u00e4ngsschnittes und des Querschnittes zugleich ableiten zu k\u00f6nnen, hat rings um den L\u00e4ngsschnitt des zusammengesetzten B\u00fcndels eine Schicht feuchten Leiters von ungef\u00e4hr gleicher Dicke wie \u00fcber dem Querschnitte selbst erhalten werden m\u00fcssen. Diese stellt demnach, f\u00fcr jeden Durchmesser der Vorrichtung, gleichsam die beiden Endl\u00fccken der linearen Vorrichtung Fig. 68 dar; die Str\u00f6mungsvorg\u00e4nge der \u00e4ufsersten St\u00e4be m\u00fcssen \u00fcber die der Mitte zu gelegenen \u00fcbergreifen, wie es an dieser der Fall war; mit einem Worte, es wird auch ohne angelegten Bogen bereits ein Gesammtstrom \u00fcber dem Querschnitte vom Umfange nach dem Mittelpunkte hin vorhanden sein, w\u00e4hrend dies, wie man sich erinnert, am Muskel bekanntlich nicht stattfinden soll, wo die Str\u00f6me des Querschnittes vielmehr erst durch das Anlegen des Bogens gesetzt werden.\nUm diesen Punkt zu pr\u00fcfen, war es nothwendig, eine Anordnung zu treffen, welche, f\u00fcr die hier stattfindende Elektricit\u00e4tsbewegung nach drei Ausmessungen, derjenigen entspr\u00e4che, die wir in Fig. 65 f\u00fcr eine solche nur nach zwei Richtungen verwirklicht haben ; d. h. die Gesammtvorrichtung mufste zwischen s\u00e4mmtlichen Partialvorrichtungen so spaltbar sein, dafs einer jeden derselben dabei eine gleichgestaltete und gleich dicke Schicht feuchten Leiters \u00fcbrig blieb, in der der metallische Erreger eine allerseits symmetrische Stellung einn\u00e4hme. Alsdann treffen, beim beliebigen Zusammenf\u00fcgen der Partialvorrichtungen zu einem stetigen Ganzen, stets nur isoelektrische Curven von gleicher absoluter Spannung aufeinander, und in jeder einzelnen Vorrichtung bleibt das dynamische Gleichgewicht der Elektricit\u00e4t ungest\u00f6rt. Es ist schon oben bemerkt worden, dafs nur unter drei Voraussetzungen diese Bedingung erf\u00fcllt werden k\u00f6nne, denen einer gleichseitig drei-, vier-oder sechseckigen S\u00e4ulengestalt der Partialvorrichtungen n\u00e4mlich, wobei die Axen der Cylinder mit den Axen der prismatischen Fl\u00fcssigkeitsmassen zusammenfallen m\u00fcssen. Von diesen drei Voraussetzungen war, wie man leicht erkennt, mit einiger Genauigkeit nur die erste und die zweite zu verwirklichen, da nur bei diesen die Gestalt des Gesammt-querschnittes der Gestalt der Partialquerschnitte entsprechend ausf\u00e4lll; bei den sechsseitig s\u00e4ulenartigen Partialvorrichtungen h\u00e4tte der Umrifs des Gesammtquerschnittes bereits f\u00fcr sieben zusammengef\u00fcgte Glieder die verwickelte gebrochene Linie abbilden m\u00fcssen, welche die Fig. 63 begrenzt. Da die dreiseitige Gestalt allzuwenig mit derjenigen eines Muskelb\u00fcndels \u00fcbereinkommt, hielt ich mich somit einfach an die vierseitige, die folgendermafsen verwirklicht wurde.","page":660},{"file":"p0661.txt","language":"de","ocr_de":"des Querschnittes eines lasanmenyesetUen MusJcelb\u00fcndels,\n601\nAuf ein gefirni\u00dftes viereckiges Brettchen wurden 36 der obigen St\u00e4be m\u00f6glichst regelm\u00e4\u00dfig in sechs Reihen aufgekittet, wobei der kleinste Abstand eines Stabes von den vier ihm benachbarten lmm betrug. Dann umgab ich das viercckte B\u00fcndel mit einem genau gearbeiteten entsprechend gestalteten h\u00f6lzernen Geh\u00e4use von 100mm Fl\u00f6he, welches oben und unten offen, und dicht gefirnifst war, und, bei 63mm Seite im Lichten, nur ungef\u00e4hr 0.5mm Spielraum zwischen seinen inneren W\u00e4nden und den vier \u00e4u\u00dfersten Reihen von St\u00e4ben \u00fcbrig lie\u00df. Die Fuge zwischen den unteren R\u00e4ndern desselben und dem Brettchen wurde mit. Kitt dicht gemacht, und Wasser in das Geh\u00e4use gegossen, bis es 20mm hoch \u00fcber dem Querschnitte des zusammengesetzten B\u00fcndels stand. Untersuchte ich jetzt die Schicht feuchten Leiters \u00fcber dem Querschnitt mit den Ableitungsplatten, so fand ich, in den vier Richtungen der vier einander zu zweien parallelen Seiten und der beiden Diagonalen, die nach dem Mittelpunkte strebenden Str\u00f6me des Querschnittes, zwar schwach, aber unverkennbar vor, was zu beweisen war. Das Aufsteigen der Stromst\u00e4rke beim Verschieben nach dem L\u00e4ngsschnitte hin konnte eben noch d\u00fcrftig gezeigt werden ; der Sinn der Biegung der Curve aber gegen die Abscissenaxe, in welcher dies Aufsteigen geschieht, wie auch der Einflu\u00df der Spannweite des Bogens auf die Stromst\u00e4rke, entgingen der Beobachtung.\nUm bei dieser Anordnung auch noch den Strom von L\u00e4ngs- und Querschnitt zugleich ableiten zu k\u00f6nnen, h\u00e4tten in die eine Seitenwand des viereckten Geh\u00e4uses Fenster angebracht mul diese mit Platinblech geschlossen werden m\u00fcssen, welches nach Innen noch mit einem Ueber-zuge von Flie\u00dfpapier versehen gewesen w\u00e4re. Alsdann h\u00e4tten diese Bleche, durch passend angel\u00f6thete Dr\u00e4hte mit dem Multiplicator in Verbindung gesetzt, den am L\u00e4ngsschnitt befindlichen Fu\u00dfpunkt des ableitenden Bogens vorgestellt. Diese k\u00fcnstliche Einrichtung ist nicht ins Werk gesetzt worden, da sich muthmafslich manche Schwierigkeit dabei kundgegeben haben w\u00fcrde, ohne da\u00df davon irgend ein wichtiger Aufschlu\u00df zu erwarten gewesen w\u00e4re.\n8. Von den verschiedenen m\u00f6glichen Anordnungen ungleichartiger Gebilde in dem Primitivmuskelb\u00fcndel.\nDie Untersuchungen, welche in der vorigen Nummer mitgetheilt wurden, haben, wie bereits oben S. 641 verk\u00fcndigt wurde, noch eine andere, allgemeinere Bedeutung, als diejenige, unter der sie uns bis jetzt erschienen. In der That, wir haben dadurch nicht allein die Einsicht","page":661},{"file":"p0662.txt","language":"de","ocr_de":"6\u00d6'2 Mschi. Kap. III. \u00a7. II. S. you den verschiedenen m\u00f6glichen\nin die Art und Weise erlangt, wie die schwachen Str\u00f6me des Querschnittes, trotz der Unterbrochcnheit des negativen Gliedes an demselben, zu erkl\u00e4ren sind, sondern es ist uns zugleich ein neues Princip er\u00f6ffnet, mit dessen H\u00fclfe wir eine unbegrenzte Anzahl von Anordnungen ersinnen k\u00f6nnen, die s\u00e4mmtlich verm\u00f6gend sind, gleich dem einfach cylindrischen Schema, und gleich dem aus mehreren Vorrichtungen der Art zusammengesetzten B\u00fcndel, nach dem Gesetze des Muskelstromes elektromotorisch zu wirken. Die Betrachtung der schwachen Str\u00f6me des Querschnittes ist f\u00fcr uns zu dem Anhaltspunkte geworden, nach dem wir, Eingangs jener Nummer, nicht ohne Besorgnifs umhersahen; einige Worte werden gen\u00fcgen, dieses begreiflich zu machen.\nDas Schema Fig. 65, welches urspr\u00fcnglich eine Scheibe des Querschnittes im Aufrisse zu versinnlichen bestimmt war, kann n\u00e4mlich ebensowohl als Schema des L\u00e4ngsschnittes gelten. Damit eine Anordnung ungleichartiger Gebilde nach dem Gesetze des Muskelstromes wirksam sei, ist cs ebensowenig nothwendig, dafs ihr L\u00e4ngsschnitt das positive Glied in stetiger Ausbreitung darbiete, als wir dies in der vorigen Nummer f\u00fcr das negative Glied an ihrem Querschnitte nothwendig fanden. Wir k\u00f6nnen uns demnach jetzt den L\u00e4ngsschnitt s\u00e4mmtlicher Muskelb\u00fcndel nicht allein nach Belieben als rein positiv vorstellen, sondern er darf auch auf beliebig vielen Punkten durch unwirksamen feuchten Leiter unterbrochen sein. Oder auch, da die L\u00fccken zwischen den einzelnen Gliedern Fig. 65 mit isoelektrischen Curven fast geradlinig \u00fcberbr\u00fcckt sind, werden wir, an die Stelle dieser Curven, mit ganz gleichem Erfolge, die Begrenzung des negativen Kettengliedes selbst setzen d\u00fcrfen, in \u00e4hnlicher Weise, wie dies oben S. 638 bereits f\u00fcr den Querschnitt der cylindrischen Vorrichtung geschah, um die Ein-Jlufslosigkcit des verschiedenen Widerstandes des metallischen und des thierischen Erregers auf die Elektricit\u00e4tsvertheilung in beiden innerhalb der uns verstatteten Grenzen der Genauigkeit einsichtlich zu machen. Unter beiden Voraussetzungen wird, wie wir jetzt wissen, der L\u00e4ngsschnitt fortfahren, die ihm zukommenden schwachen Str\u00f6me in dem Bogen abzugeben, obschon alsdann urspr\u00fcnglich, bei Abwesenheit des Bogens, keine Gesammtstr\u00f6me mehr au demselben verlaufen werden. Die abgeleiteten Str\u00f6me im Bogen aber werden, beim Verschieben eines solchen von best\u00e4ndiger Spannweite dem L\u00e4ngsschnitte entlang, wie es wirklich am Muskel der Fall ist, von dem mittleren Querschnitte nach den Endquerschnitten hin an St\u00e4rke zunehmen. Dafs dies in einer, gegen die Abscisscnaxe convexen Curve geschehen m\u00fcsse, wie es der Muskel zeigt, haben wir freilich nicht, weder durch die Theorie, noch mit Bestimmtheit durch den Versuch an tier schematischen Vorrichtung","page":662},{"file":"p0663.txt","language":"de","ocr_de":"Anordnungen der ungleichartigen Gebilde im Dluslcelb\u00fcndel. 663\nauszumachen vermocht. Dieser sprach aber aus, was die Theorie auch nicht zu durchdringen im Stande war, dafs unter diesen Umst\u00e4nden, abermals wie am Muskel, die Spannweite des Bogens gleich der halben L\u00e4nge der erregenden Gliederreihe die gr\u00f6bste Stromst\u00e4rke gebe. Dafs endlich, bei dem neuen vorausgesetzten Baue des L\u00e4ngsschnittes, der Strom zwischen L\u00e4ngs- und Querschnitt noch immer nicht nur statt-linden, sondern auch als der st\u00e4rkste sich kundgeben werde, bedarf nicht der Er\u00f6rterung. \u2014 Man erinnert sich, dafs der Querschnitt des Muskels, den wir als den elektromotorisch mittleren zu bezeichnen pflegen, h\u00e4ufig eine Verschiebung nach dem einen oder dem anderen Endquerschnitte zu erf\u00e4hrt, so dafs er nicht mehr, wie er sollte, mit dem geometrisch mittleren Querschnitte zusammenf\u00e4llt (S. oben S. 514. 629). Ganz dieselbe Unregelm\u00e4fsigkeit sieht man an dem in Rede stehenden neuen Schema des L\u00e4ngsschnittes aus unbekannten Gr\u00fcnden nicht selten wiederkehren, so dafs es, bis in seine zuf\u00e4lligen Abweichungen von der unzweifelhaften Gesetzm\u00e4fsigkeit, das elektromotorische Verhalten des L\u00e4ngsschnittes getreu wiedergiebt.\nEin Muskelb\u00fcudel also, an dessen L\u00e4ngsschnitte die angegebene Vertheilung der ungleichartigen Gebilde herrschte, w\u00fcrde nicht aufh\u00f6ren, innerhalb der uns gesteckten Grenzen der Genauigkeit, im Sinne des Gesetzes des Muskelstromes elektromotorisch zu wirken. Wir sind somit endlich bei dem Ziele angelangt, welches wir uns im Beginne dieses Paragraphen vorgesetzt hatten. Wir sehen uns im Staude, eine Er\u00f6rterung \u00fcber die verschiedenen M\u00f6glichkeiten zu er\u00f6ffnen, denen die Anordnung der ungleichartigen Gebilde im Muskel, nach dem Gesetze des Muskelstromes zu urtheilen, unterliegt. Wir nehmen dabei folgenden Weg.\nWir legen uns nacheinander alle M\u00f6glichkeiten elektromotorischer Anordnungen vor Augen, die wir, zur Erkl\u00e4rung des Gesetzes des Muskelstroincs in dem Muskelb\u00fcndel, annehmen k\u00f6nnen. Physikalisch sind alsdann alle diese mannigfaltigen Hypothesen offenbar v\u00f6llig gleichberechtigt. Einen Entscheidungsgrund zwischen denselben k\u00f6nnen wir daher nur einem ganz anderen Kreise von Betrachtungen, dem n\u00e4mlich morphologischer R\u00fccksichten und physiologischer Erkl\u00e4rungszwecke, entnehmen. Diejenige Vorstellungsweise, welche, indem sie den Forderungen des Gesetzes des Muskelstromes Gen\u00fcge leistet, zugleich nicht gegen das vom Baue des Muskelgewebes Bekannte verst\u00f6fst, und uns vollends eine Anwendung auf die Erkl\u00e4rung der Muskelzusammenziehung in wenn auch noch so entfernte Aussicht stellt, diese Vorstellungsweise wird uns, unter allen physikalisch gleichberechtigten, ohne Verstofs gegen die Strenge der Methode, unstreitig als die genehmste erscheinen d\u00fcrfen.","page":663},{"file":"p0664.txt","language":"de","ocr_de":"IjliJ <V. Absclm, Kap. 111. \u00a7,11.8. Von den verschiedenen m\u00f6glichen\nSic ist cs, der wir bis auf Weiteres unbedingt die Hand reichen, und sie bei unseren Auseinandersetzungen und Entw\u00fcrfen zu fernerem Vorschreiten mit Fug zu Grunde legen werden; bis n\u00e4mlich entweder That-sachcn sich derselben unbesiegbar in den Weg stellen, oder bis, im Gegentheil, dergleichen ihre Partei nehmen und sie zum Range einer beglaubigten Theorie erheben.\nEs wird, in der n\u00e4chsten Folge, zur Vereinfachung der Darstellung beitragen, wenn wir hier sogleich morphologischer- und physiologisclier-seits die Hauptpunkte voraufschicken, welche bei Beurtheilung der mannigfachen Annahmen ins Gewicht fallen, die, rein physikalisch betrachtet, dem Gesetze des Muskelstromes ebenm\u00e4fsig Gen\u00fcge leisten.\nWas die von der Formenlehre zu stellende Forderung betrifft, so ist zun\u00e4chst Folgendes zu erinnern. Der heutige Zustand unserer Kenntnisse von dem feineren Baue des Muskelgewebes soll, so viel nothwen-dig, an einer sp\u00e4teren Stelle dieses Werkes geschildert werden. Hier gen\u00fcgt uns die Bemerkung, dafs alle Beobachtungen darauf liinaus-laufen, uns den Inhalt der H\u00fclle des einfachen B\u00fcndels als ein optisch so gut wie gleichartiges Ganze erscheinen zu lassen. W\u00e4hrend also die Morphologie sich immerhin dazu verstehen k\u00f6nnte, die H\u00fclle des Muskclb\u00fcndels als das positive, den Inhalt desselben als das negative Glied der Muskelkette zu betrachten, wogegen sich aber, wie man sich erinnert, andere Gr\u00fcnde bereits mehr oder weniger bestimmt aussprachen und noch aussprechen werden, hat sic sich entschieden dawider zu verwahren, dafs nun etwa im Innern des Muskclb\u00fcndels ein Gegensatz irgend einer Art, folglich auch ein elektromotorischer, zwischen Theilen gesetzt werde, welche noch im Bereiche optischer Unterscheidbarkeit liegen. Es w\u00fcrde sichtlich eine Abcntheuerlichkeit ohne Grenzen sein, wenn man z. B. noch unterhalb der H\u00fclle des Muskclb\u00fcndels gleichsam eine positive Rinde, und noch tiefer darunter einen negativen Axencylindcr annehmen wollte, w\u00e4hrend von einer solchen Abtrennung unter dem Mikroskope nie eine Spur erscheint. Nun sieht man freilich, in Folge gewisser Behandlungsweisen nach dem Tode oder bei der Zurichtung, die Muskelb\u00fcndel bald in L\u00e4ngsfasern von mannigfacher Beschaffenheit, bald in Ouersclieiben zerfallen. Allein eben weil in der Richtung dieses Zerfaliens nichts Bestimmtes liegt, ziehen wir vor, uns zu denken, dafs diese scheinbaren Formbestandtheile in dem lebenden Muskel nicht vorgebildet waren, sondern erst, verm\u00f6ge jener Leichenver\u00e4nderungen, aus kleinsten Theilen sich zusammengef\u00fcgt haben, die urspr\u00fcnglich nach keiner Richtung einen ausgesprochneren Zusammenhang hatten als nach einer anderen. Gleichviel ob man dieser Meinung beipflichte oder nicht, es ist klar, dafs, selbst wenn man die Vorbildung der einen oder der","page":664},{"file":"p0665.txt","language":"de","ocr_de":"Anordnungen der ungleichartigen Gebilde hu Musiceib\u00fcndel\tH\u00d6O\nanderen feineren Theilung des Muskclb\u00fcndelinhaltcs bereits w\u00e4hrend ties Lebens anerkennen wollte, man die so vorausgesetzten Formbestandthcilo doch stets als unter einander gleichartige Ganze zu betrachten haben w\u00fcrde, so dafs die m\u00e4chtigen Gegens\u00e4tze, die das Muskelinnere unstreitig in sich beherbergt, doch in jedem einzelnen dieser Ganzen vollst\u00e4ndig enthalten, und somit, hei der Kleinheit und nicht weiter zu bezweifelnden optischen Gleichartigkeit derselben, den Grenzen der Sichtbarkeit entr\u00fcckt sein m\u00fcssen. Es w\u00fcrde nicht minder ahentlieuerlich sein, als die oben beispielsweise hingestellte Annahme, wenn man, von den L\u00e4ngsfasern oder den BowuiAifschen Querscheiben in den Muskelbiindcln, die einen als positive und die anderen als negative Kettenglieder nach Be-diirfnifs der Untersuchung anzusprechen ged\u00e4chte. Es bleibt, wie gesagt, vom Standpunkte der Formenlehre aus, so wie einmal die Ansicht der Positivit\u00e4t der H\u00fclle und der Negativit\u00e4t des Inhaltes von der Hand gewiesen ist, nichts mehr \u00fcbrig, als den elektromotorischen Gegensatz, auf dem der Muskelstrom beruht, in die kleinsten Theilc jenes Inhaltes selbst hinein zu verlegen und ihn sich auf allen unterscheidbaren Punkten als gleichm\u00e4fsig verbreitet vorzustcllen.\nln demselben Sinne dr\u00e4ngt, wovon der Grund leicht zu durchschauen ist, bei der Entscheidung zwischen den verschiedenen Annahmen \u00fcber die Anordnung der ungleichartigen Bestandteile im Muskelb\u00fcndel, denn auch zweitens die physiologische Betrachtung selber, welche nur stets darauf ausgeht, jede neue Eigenschaft des Muskelgewebes, die ihr bekannt wird, vollends eine so vielversprechende, mit dessen wunderbarer Lebens\u00e4ufserung in Zusammenhang zu bringen. Eine Menge gewichtiger Gr\u00fcnde, die anderw\u00e4rts aufgez\u00e4hlt werden sollen, sind neuerdings zusammengeschossen, um cs im Verein mit jenen Thatsachen der Formenlehre aufs h\u00f6chste wahrscheinlich, ja gewifs zu machen, dafs der Vorgang der Muskelzusammenziehung nicht zwischen aliquoten Thcilen des Muskels von endlicher oder irgend erheblicher Gr\u00f6fse, sondern zwischen kleinsten Kr\u00e4ftetr\u00e4gern von unbegrenzter Anzahl und verschwindenden Mafsen vor sich gehe, ein wahrer Molccular-vorgang sei.\nUnter gleichberechtigten Vorstellungsweisen \u00fcber den Ursprung des Muskelstromes also werden wir, laut den obigen Auseinandersetzungen, unsererseits v\u00f6llig berechtigt, vorz\u00fcglich denjenigen unser Augenmerk zuwenden, welche, durch die geforderte Anordnung ungleichartiger Gebilde, jenen gebieterischen Bedingungen der Morphologie Gen\u00fcge leisten, und sich diesen W\u00fcnschen der physiologischen Vorausbetrachtung wenigstens nicht ungef\u00e4llig erzeigen. Nach dieser Uebereinkunft, welche \u00fcbrigens, wie sogleich bevorwortet werden mag, der Erfolg rechtferti-","page":665},{"file":"p0666.txt","language":"de","ocr_de":"(j(j\u00fc il. Absvhn. hap. 111. \u00a7. 11. fi. Von den verschiedenen M\u00f6glichen\ngen wird, schreiten wir nunmehr zu der lange vorbereiteten Er\u00f6rterung seihst.\nVon der Annahme zun\u00e4chst, welche den Gesammtmuskcl mit dein einfach cylindrischen Schema zu vergleichen strebt, kann an dieser Stelle nur noch der Vollst\u00e4ndigkeit halber ein letztes Mal die Rede sein. Man entsinnt sieb, dais dieses Schema, auf solche Weise angewendet, sogar nicht die Probe besteht, dafs es beim Durchschneiden der Axe parallel sich am L\u00e4ngsschnitte wieder positiv verhalten und auch die schwachen dieser Begrenzung zugeh\u00f6rigen Str\u00f6me aufweisen solle.\nEine zweite M\u00f6glichkeit, welche uns frei stand, und von der wir auch, bei der einleuchtenden Unhaltbarkcit jener, urspr\u00fcnglich alsbald ausgingen, war diejenige, dafs vielmehr das Primitivmuskelb\u00fcndel selbst es sei, welches dem einfach cylindrischen Schema gleichzustellen w\u00e4re, liier fand die vorige Schwierigkeit f\u00fcr den L\u00e4ngsschnitt nicht mehr statt, weil der k\u00fcnstliche L\u00e4ngsschnitt des einfachen B\u00fcndels der Untersuchung nicht mehr zug\u00e4nglich ist (S. oben S. 637); was aber den k\u00fcnstlichen Querschnitt betrifft, so gab es eine nicht zu gesuchte Voraussetzung, um an demselben stets wieder, was ihm eigentlich fehlte, n\u00e4mlich die schwachen dieser Begrenzung zukommenden Str\u00f6me, wiederherzustellen. Diese Voraussetzung bestand bekanntlich darin, dafs ein jeder k\u00fcnstliche Querschnitt, sei's durch Absterben, sei\u2019s durch mechanische Gewalt bei der Zurichtung, sich sofort mit einer neuen Schicht eines unwirksamen feuchten Leiters bekleide.\nVom Standpunkte der rein physikalischen Forderungen aus, den wir bisher einzig einnahmen, stellt demnach, wie wir schon wufsten, der Annahme nichts entgegen, die einfach cylindrische Vorrichtung sei als das getreue Bild der Anordnung der ungleichartigen Bestandteile im Muskelb\u00fcndel anzusehen; dieses enthalte, unter seiner H\u00fclle, zuerst eine positive Schicht, dem Zinkbleche zu vergleichen, mit welchem unser Kupfercylinder uml\u00f6thet ist, und darunter, entsprechend diesem selber, einen negativen Kern. Lassen wir jetzt aber, der obigen Verabredung gem\u00e4fs, auch die Formenlehre und die physiologische Betrachtungsweise bei dieser Gelegenheit ein Wort mit einreden, so k\u00f6nnen wir uns nicht verhehlen, dafs wir nur ungern bereits bei dieser Ansicht stehen bleiben w\u00fcrden, der es nicht minder schwer sein m\u00f6chte, einen physiologisch brauchbaren Sinn unterzulegen, als sie mit den morphologischen Bedingungen, wie bereits oben bemerkt wurde, in Einklang zu bringen. Vergebens sehen wir uns unter dem Mikroskope nach einer Erscheinung um, die auf die hier geforderte positive Rinde und den negativen Axencylinder zu deuten w\u00e4re. Was sollte im Innern des B\u00fcndels dieser grelle elektromotorische Gegensatz, der anderw\u00e4rts,","page":666},{"file":"p0667.txt","language":"de","ocr_de":"Anordnungen der unyleiehartigen Gebilde im Muslrelbiindel. (i(J7\nwenigstens zwischen den verschiedenen Geweben, wie wir fr\u00fcher fanden (S. oben S. 481), vcrihifst wird, und mit dem unter dieser Form, um die besonderen Lebcns\u00e4ufserungcn der Muskeln zu erkl\u00e4ren, doch augenscheinlich Nichts anzufangen w\u00e4re? Wie seltsam endlich die Negativit\u00e4t des nat\u00fcrlichen Querschnittes, die alsdann nicht anders auszulegen sein w\u00fcrde, als durch das scharfe Abgeschnittensein der positiven liinde zugleich mit dem negativen Axencylinder!\nNichtsdestoweniger sah ich mich in meinem \u00bbvorl\u00e4ufigen Abrisse\u00ab 1 gezwungen, bei einer derartigen Annahme, deren Ucbelst\u00e4nde cs mir durch einige fernere Voraussetzungen nur sp\u00e4rlich zu bem\u00e4nteln gelang, bis auf Weiteres, trotz allem Widerstreben, stehen zu bleiben, weil ich mich auf der einen Seite durch die Thatsachen bis zu dieser Stelle gedr\u00e4ngt sah, auf der anderen damals in keiner Weise \u00fcber dieselbe hinauszukommen vermochte. Dies r\u00fchrte zum Theil davon her, dafs ich, um ein Schema des Muskelb\u00fcndels seinen elektromotorischen Wirkungen nach zu entwerfen, zur Zeit nichts in H\u00e4nden hatte, als die Kenntnifs der Positivit\u00e4t des Mantels, der Negativit\u00e4t eines beliebigen Querschnittes und der unwirksam leitenden Beschaffenheit der Binde-gewebl\u00fcillen. 2 Die Str\u00f6me zwischen verschiedenen Punkten des L\u00e4ngsschnittes und des Querschnittes allein kannte ich weder durch den Versuch, noch war ich in die Theorie der flachen Erregerpaare hinl\u00e4nglich eingedrungen, um ihr Dasein mit Bestimmtheit Vorhersagen zu d\u00fcrfen (S. oben S. 619). Ich brauchte auf sie in meinem Schema folglich keine R\u00fccksicht zu nehmen, und hatte mich z. B. an dem Mangel eines unwirksam leitenden Ueberzuges \u00fcber einen k\u00fcnstlichen Querschnitt also auch nicht zu stofsen, obschon ich aus anderen Gr\u00fcnden bereits das Entstehen eines solchen durch Absterben vermuthete.3 Auf diese Weise hatte ich freilich in mancher R\u00fccksicht f\u00fcr meine Erkl\u00e4rungsversuche leichteres Spiel,4 auf der anderen Seite entbehrte ich aber doch wie-\n1 A. a. 0. S. 22. 23. \u00a7. 58. S. 25. \u00a7. 63.\n3\tA. a. 0. S. 4. g. 12. S. 8. \u00a7. 22.\n\u00bb A. a. 0. S. 13. \u00a7. 33.\n4\tSo z. B. tonnte ich a. a. 0. S. 17. g. 43 sagen: \u00bbEine einfache Construction \u00bbzeigt, dafs der.... als Schema der Mushclelektromotoren angesprochene kupferne, \u00bbam Mantel verzinkte, an den Grundfl\u00e4chen rolh gebliebene, mit einer Schicht eines \u00bbfeuchten Leiters \u00fcberzogene Cylinder ersetzt werden k\u00f6nne durch ein hundelf\u00f6'rmi-\u00bbges System kupferner, am Mantel verzinkter, an der Grundfl\u00e4che rolh gebliebener, \u00bbin dieselbe Masse des feuchten Leiters getauchter, nirgends sich metallisch ber\u00fchrender cylindrischer St\u00e4be\u00ab \u2014 ohne dafs ich noting gehabt h\u00e4tte, erst die Dunkelheiten hinwegzur\u00e4umen, die bei dieser Annahme, wie man sich erinnert, f\u00fcr die Erkl\u00e4rung der Str\u00f6me des Querschnittes entstehen, und deren Hebung in der vorigen Kummer von uns versucht worden ist.","page":667},{"file":"p0668.txt","language":"de","ocr_de":"\u00df()8\t'j- Absehn. Kap. HI \u00a7. II \u00fc. Fon den verschiedenen m\u00f6glichen\nderum des Anhaltspunktes, den die n\u00e4here Betrachtung der schwachen Str\u00f6me des Querschnittes, wie mau sehen wird, zu gew\u00e4hren geeignet war, um zu allgemeineren Vorstellungen \u00fcber den Bau ungleichartiger Anordnungen zu gelangen, die bef\u00e4higt sein sollen, in dem Sinne des Gesetzes des Muskelstromes elektromotorisch zu wirken.\nEs gab indess eine der letztbesprochenen hei weitem \u00fcberlegene Voraussetzung, zu welcher auch ohne jenen Anhaltspunkt bereits der Weg gebahnt war, und auf die ich daher bei gesch\u00e4rfter Ucberlegung zur Zeit meiner ersten Arbeiten wohl schon h\u00e4tte gerathen k\u00f6nnen. Sie besteht darin (S. oben S. 640), dafs das einfache Muskel-biindel, statt selber dem eylindrischen Schema vergleichbar zu sein, vielmehr aus beliebig vielen \u00e4ufserst d\u00fcnnen Partialvorrichtungen der Art zusammengesetzt gedacht wird. Morphologisch l\u00e4fst sich gegen diese Vorstellungsweise nur das einwenden, dafs sie einen vorzugsweisen Zusammenhang der kleinsten Theile des Muskelb\u00fcndelinhaltes in der Richtung der Axe zu bedingen scheint; indessen wird auch dieser Uebcl-stand verschwinden, wenn wir etwas sp\u00e4ter suchen, dieselbe mit H\u00fclfe einer leichten Ab\u00e4nderung, welche sie in physikalischer Hinsicht ganz unber\u00fchrt l\u00e4fst, den physiologischen Forderungen gerechter zu machen.\njene Annahme wird somit als eine von denen stehen bleiben, die wir von der endlichen Mitbewerbung wenigstens nicht sogleich werden ausschliefscn k\u00f6nnen. Das am Schl\u00fcsse der vorigen Nummer beschriebene Schema, welches dort f\u00fcr das Schema eines zusammengesetzten Muskelb\u00fcndels ausgegeben wurde, kann, nach dieser Annahme, auch f\u00fcr ein solches eines einfachen B\u00fcndels selber gelten. Man sicht, dafs danach im Muskel die Str\u00f6me des L\u00e4ngsschnittes fortw\u00e4hrend, auch bei Abwesenheit des Bogens, vorhanden sein w\u00fcrden; die Str\u00f6me des Querschnittes hingegen w\u00fcrden erst durch das llinzutragen des Bogens selber gesetzt werden. Gleichg\u00fcltig ist es \u00fcbrigens dabei, f\u00fcr die elektromotorische Wirksamkeit des Ganzen, innerhalb der hier gangbaren Grenzen der Genauigkeit, ob man sich, im Innern des Muskelb\u00fcndels, die einzelnen eylindrischen St\u00e4be von einander durch unwirksame Leiter getrennt denkt (i), oder ob man sie sich in der Vorstellung ganz (u) oder auch nur in gewissen Punkten (m) ber\u00fchren l\u00e4fst. An unserem Schema w\u00fcrden die beiden letzteren noch hinzukommenden M\u00f6glichkeiten zu versinnlichen sein, wenn man entweder dieselben fest mit einem Bande zusammenschl\u00f6sse und so in die Fl\u00fcssigkeit versenkte, oder ihnen eine drei-, vier- oder sechsseitige S\u00e4ulengestalt ertheilte, und so \u00fcberall im Innern des B\u00fcndels trockenes Zink an trockenes Zink stofsen liefse. Nur ein Unterschied w\u00fcrde durch diese verschiedenen Anordnungen bedingt sein, der jedoch am Muskelb\u00fcndel selber begreiflich der","page":668},{"file":"p0669.txt","language":"de","ocr_de":"Anordnungen der ungleichartigen Gebilde im Muslcelb\u00fcndel. \u00df(J9\nthats\u00e4cliliclien Untersuchung entzogen bleiben w\u00fcrde. In dem Falle (i) n\u00e4mlich w\u00fcrden ohne Bogen keine Gesammtstr\u00f6me am Querschnitte verlaufen, in dem (u) k\u00e4me der Str\u00f6mungsvorgang in alleu St\u00fccken mit demjenigen am einfach cylindrischen Schema \u00fcberein, in dem (in) w\u00fcrden ohne Bogen zwar Gesammtstr\u00f6me vorhanden sein, sich aber mit den ausserdem kreisenden radialen Partialstr\u00f6men auf verwickelte Weise zusammensetzen. Auf alle F\u00e4lle m\u00fcfste, bei diesen Voraussetzungen, zur Erkl\u00e4rung der Str\u00f6me des k\u00fcnstlichen Querschnittes, noch die mehrbesprochene Annahme beibehalten werden, dafs derselbe sich auf irgend eine Art alsbald wieder mit einer Schicht unwirksamen Leiters \u00fcberzieht.\nWir schreiten jetzt zu der Betrachtung der neuen Klasse von Voraussetzungen, welche uns durch die Untersuchungen der vorigen Nummer au die Hand gegeben worden ist. Danach ist es, um, bei angelegtem Bogen, die Str\u00f6me des L\u00e4ngsschnittes zu erzeugen, ebensowenig n\u00f6thig, dafs dieser das positive Kettenglied in ununterbrochener Ausdehnung darbiete, als dies f\u00fcr das negative Glied am Querschnitte der F'all ist, damit derselbe die ihm zukommenden schwachen Str\u00f6me aufweisen k\u00f6nne. Wenn wir also z. B. die einfach cylindrische Vorrichtung durch eine Reihe von Schnitten senkrecht auf ihre Axe in eine geldrollen- oder s\u00e4ulenartige Anordnung umwandelten, wobei wir den feuchten Leiter in die Zwischenr\u00e4ume zwischen den einzelnen Scheiben oder flachen Cylindern hineinfliefsen lassen, so w\u00fcrde dieses Schema nichtsdestoweniger fortfahren, elektromotorisch im Sinne des Geselzes zu wirken. Und, anstatt so zu verfahren, w\u00fcrden wir, mit dem n\u00e4mlichen Erfolge, ringf\u00f6rmige Streifen aus dem Zinkmantel des Cylinders entfernen k\u00f6nnen; denn wo jetzt das negative Glied unmittelbar als erste isoclektrische Oberfl\u00e4che von seiner Seite her zu Tage l\u00e4ge, befand sich, bei der ersteren Anordnung, ann\u00e4hernd eine isoelektrische Oberfl\u00e4che \u00fcberhaupt, was, wie schon fr\u00fcher bemerkt wurde (S. oben S. 639. 662), f\u00fcr uns ganz auf Eins hinausl\u00e4uft. Bei der ersteren Anordnung aber, wobei wir den Cylinder zu einer geldrollen\u00e4hnlichen Anordnung aufl\u00f6sen, und den feuchten Leiter zwischen die einzelnen, ihn zusammensetzenden Scheiben fliefsen lassen, k\u00f6nnten wir nunmehr, wie man leicht bemerkt, der Voraussetzung entbehren, dafs sich jeder k\u00fcnstliche Querschnitt alsbald wieder auf irgend eine Weise mit einer Schicht eines unwirksamen Leiters \u00fcberzieht. Denn man braucht sich nur jede Scheibe so d\u00fcnn vorzustellen, dafs sie nicht mehr durch einen Schnitt in zwei trennbar ist, w\u00e4hrend dies f\u00fcr die dazwischen befindliche Feuchtigkeit, ohne dafs sie ihre Eigenschaften als unwirksamer Leiter einb\u00fcfst, sehr gut der Fall sein kann, so findet sich, bei jeder Spaltung senkrecht auf die Axe, jede neue Fl\u00e4che sogleich mit einem","page":669},{"file":"p0670.txt","language":"de","ocr_de":"670\t3. Abschi, Kap. 111. \u00a7. 11. S. Von den verschiedenen m\u00f6glichen\nUeberzuge von der verlangten Beschaffenheit ausger\u00fcstet. Aber diese Vorstellung ist nicliL einmal nothwendig; denn der Schnitt k\u00f6nnte jetzt ebensowohl rein positives oder rein negatives Kettenglied bioslegen, wofern nur darunter eine Schicht unwirksam feuchten Leiters liegt, wird es, wie man siebt, an den Str\u00f6men des Querschnittes nicht fehlen.\nEs ist wohl nicht noting, erst darauf aufmerksam zu machen, dafs, durch die hinzugetretenen neuen M\u00f6glichkeiten, die Chancen f\u00fcr die Anwendung des danach abge\u00e4nderten einfach cylindriscben Schema\u2019s auf den Gesammtmuskel in keiner Weise verbessert sind. Dieser ist eben nicht geldrollenartig zusammengesetzt, sondern einem B\u00fcndel von St\u00e4ben zu vergleichen; sein L\u00e4ngsschnitt ist immer wieder positiv und mit den schwachen dieser Begrenzung zukommenden Str\u00f6men begabt, was die senkrecht auf ihre Axe in Scheiben zerlegte einfach cylindrische Vorrichtung nach wie vor zu leisten aufser Stande ist. Es fragt sich aber, ob wir uns mit Vortbeil das einfache Muskelb\u00fcndel in dieser Weise elektromotorisch gebaut denken w\u00fcrden. Physikalischerseits stellt dem nicht mehr im Wege, als dem Vergleiche zwischen eben diesem B\u00fcndel und der einfach cylindriscben Vorrichtung, ehe sie senkrecht auf ihre Axe in Scheiben gespalten gedacht wurde. Es handelt sich daher einzig darum, ob w ir uns durch jene neue Annahme, von den beiden anderen, dem physiologischen Gesichtspunkte und dem der Formenlehre aus, gef\u00f6rdert finden. Nach dem oben S. 664 voraufgeschickten ist dies eben nicht in hohem Mafse der Fall. Man k\u00f6nnte in den Scheiben, die alsdann das Muskelb\u00fcndel zusammensetzen w\u00fcrden, zwar Bowman\u2019s oben S. 544. 545. Anm. beschriebene \u00bb discs \u00ab wiedererkennen wollen, auf deren Gegenwart in der Wirklichkeit denn auch Wharton Jones bereits eine elektrische Theorie der Zusammenziehung gegr\u00fcndet hat;1 allein, wie bemerkt, dem wahrhaften Zustande unserer Kenntnisse von dem Baue des Muskelgewebes w\u00fcrde eine solche Vorstellungsweise nicht entsprechen, da w'ir jene \u00bbdiscs\u00ab nicht als ein w\u00e4hrend des Lebens vorgebildetes Element der B\u00fcndel anerkennen, sondern in ihnen nur das Ergebriifs einer nachmaligen, aus irgend einer Ursache vorzugsweise in dieser, statt wie sonst in der darauf senkrechten Richtung vorgegangenen Zerkl\u00fcftung erblicken.\nVersuchen wir nun endlich, das neue Princip der Unterbrochenheit des positiven Gliedes am L\u00e4ngsschnitte mit der oben S. 668 besprochenen Vorstellung zu verbinden, wobei das einfache B\u00fcndel, statt selber der einfach cyiindrischcn Vorrichtung vergleichbar zu sein, vielmehr wieder aus beliebig vielen, dcmgcm\u00e4fs auch beliebig d\u00fcnnen Partial-\n\u2019 $. unten ; Kaji, IV, \u00a7. i, L","page":670},{"file":"p0671.txt","language":"de","ocr_de":"Anordnungen der ungleichartigen Gebilde im Muslrclbiindel. 671\nVorrichtungen der Art zusammengesetzt gedacht w\u00fcrde. Eine jede dieser Partialvorrichtungen denken wir uns jetzt durch beliebig viele Schnitte senkrecht auf ihre Axe in L\u00e4ngenbruchst\u00fccke oder Scheiben zerschnitten, und zwischen denselben eine Schicht feuchten Leiters hineingeflossen. Eine solche Vorrichtung wird fort und fort nach dem Gesetze des Muskelstromes elektromotorisch tli\u00e4tig sein; aber weder vor dem Querschnitte derselben, noch an ihrem L\u00e4ngsschnitte werden, hei Abwesenheit des Bogens, Gesammtstr\u00f6me herrschen; erst das Hinzutragen des Bogens ward dergleichen hervorbringen. Senkrecht auf die Axe zerschnitten, wird ihr k\u00fcnstlicher Querschnitt stets die ihm zukommenden Str\u00f6me ahgehen, ohne dafs man zu der Annahme einer sofortigen Neubildung eines unwirksamen leitenden Ueberzuges \u00fcber demselben zu greifen brauchte, wofern man sich nur, in jeder getroffenen Partialvorrichtung;, den Schnitt stets in die mit feuchtem Leiter erf\u00fcllte L\u00fccke fallend denkt, welche zwei der L\u00e4ngenbruchst\u00fccke derselben von einander scheidet.\nliier nun bietet sich uns von allen den mannigfaltigen L\u00f6sungen, deren die Aufgabe dieses Paragraphen, wie man einzusehen beginnt, f\u00e4hig ist, die allgemeinste, und, vom Standpunkte physikalischer Theo-rieen aus gesehen, die zierlichste und ansprechendste zugleich dar. Sie ist es werth, dafs wir, in diesem Sinne betrachtend, einige Augenblicke hei ihr verweilen. Wir denken uns das Innere des Muskelb\u00fcndels gleiclim\u00e4fsig erf\u00fcllt von unz\u00e4hlig vielen beliebig kleinen Vorrichtungen gleich der einfach cylindrischen Vorrichtung, welche zu Anfang ein Schema des Gesammtmuskelb\u00fcndels selber sein sollte. Die Gestalt, welche diesen Elementen zugeschrieben wird, ist begreiflich v\u00f6llig gleichg\u00fcltig, um so gleichg\u00fcltiger, je kleiner man sich dieselben vorstellt. Es kommt vielmehr einzig und allein darauf an, dafs diese Gestalt, sic sei welche sie wolle, auf \u00e4hnliche Weise von Str\u00f6men umflossen sei, wie die einfach cylindrisehe Vorrichtung, d. h. also, dafs sie zwei negative Enden, und einen mittleren positiven Ring besitze. Bei der beliebigen Kleinheit der Elemente ist dabei auch die Lage der Ziuk-kupfergrenzen, oder der Grenzen zwischen den ungleichartigen Bestand-theiien \u00fcberhaupt, v\u00f6llig willk\u00fcrlich. Die Elemente k\u00f6nnen Cylinder-bruchst\u00fccke mit positivem Mantel und negativen Grundfl\u00e4chen sein, die Gestalt, die uns, mit Hinblick auf den Weg, der uns zu denselben gef\u00fchrt hat, ihnen zuzuschreiben am n\u00e4chsten liegt; aber eben so gut k\u00f6nnten sie als Prismen, Sph\u00e4ren, Sph\u00e4ro'ide der mannigfaltigsten Art, kurz wie man nur irgend mag, gestaltet gedacht werden; wofern sie nur zwei negative Polar- und eine positive Aequatorialzone besitzen, gleichviel wo sich diese abgrenzen, und wofern die die beiden Pole","page":671},{"file":"p0672.txt","language":"de","ocr_de":"072 o. \u00c4bschn. Kap. III. \u00a7. II. 8. Von den verschiedenen m\u00f6glichen\nverbindenden Axon nur s\u00e4mmtlich einander und der Axe des Muskels parallel sind, wird die Anordnung im Sinne des Gesetzes des Muskelstromes wirksam sein. Denken wir uns, der Einfachheit halber, die elektromotorischen Elemente sph\u00e4risch, so stellt also Fig. 72. Taf. VI schematisch einen Muskell\u00e4ngsschnitt nach der in Rede stehenden Annahme vor; die negativen Polarzonen der Sph\u00e4ren sind dunkler, die positive Aequa-torialzone heller gehalten, die Begrenzung LS stellt L\u00e4ngsschnitt, die Begrenzung OS Querschnitt vor, der schraffirte Grund ist unwirksamer feuchter Leiter. In der Figur sind die einzelnen Elemente der Axe des B\u00fcndels parallel und in Querebenen senkrecht darauf angeordnet gedacht; obschon diese Vorstellungsweise als die gef\u00e4lligere erscheint, so bemerkt man doch leicht, dafs sie physikalischerseits auch nicht einmal nothwendig ist, damit das Ganze nach dem Gesetze des Muskelstromes elektromotorisch wirken k\u00f6nne. In der Fig. 73. Taf. V sieht man, f\u00fcr den Fall der regelm\u00e4fsigen Anordnung einer Gruppe von vier dergleichen Elementen, die isoelektrischen Curven angegeben, wie sie sich, mit gleichen absoluten Spannungen, an den Begrenzungen der entsprechenden Massen unwirksamen Leiters treffen m\u00fcssen, welche jedem Elemente zugeh\u00f6ren; das dynamische Gleichgewicht der Elektricit\u00e4t bleibt in allen ungest\u00f6rt. Unter der Voraussetzung keiner solchen regelm\u00e4fsigen Anordnung der Elemente wird dies nat\u00fcrlich der Fall nicht mehr sein, es wird hie und da ein Uebergreifen der Str\u00f6mungsvorg\u00e4nge aus der einen Partialvorrichtung in die andere stattlinden, und durch den ganzen Muskel hindurch ein \u00e4hnliches Gew\u00fchl kleiner Gesammtstr\u00f6me um mehr oder weniger ausgedehnte Elementengruppen zu Stande kommen, wie es oben S. 656. vom Querschnitte allein geschildert wurde.\nIch habe nicht ermangelt, um den Vorwurf grundloser Speculatio-nen von mir abzuwenden, an dieser hervorragenden Stelle einmal wieder die Zuverl\u00e4ssigkeit meiner Schlufsfolgen durch den Versuch an einer schematischen Zinkkupfervorrichtung unmittelbar zu erh\u00e4rten. Auf folgende Weise habe ich versucht, die in Rede stehende Annahme vom Bau der thierischen Erreger m\u00f6glichst getreu in der Wirklichkeit nachzubilden. Ich liefs R\u00f6hren aus Kupferblech von llmm Durchmesser im Metall ziehen, und dem Mantel derselben entlang einander diametral entgegengesetzt zwei Zinkstreifen von solcher Breite aufl\u00f6then, dafs der Umfang der R\u00f6hren dadurch in vier gleich breite Streifen abwechselnd von Zink und Kupfer getheilt war. Die R\u00f6hren wurden, senkrecht auf ihre Axe, in lauter 12.5\"\u201d\" lange St\u00fccke geschnitten, das Zink amalga-mirt, das Kupfer inwendig gefirnifst, und die Elemente, 72 an der Zahl, mit ihren kreisf\u00f6rmigen R\u00e4ndern s\u00e4mmtlich in etwa 1mm Entfernung von einander und in sechs Reihen auf ein Brettchen von 145mm L\u00e4nge und","page":672},{"file":"p0673.txt","language":"de","ocr_de":"Anordnungen der ungleichartigen Gebilde im Muskelb\u00fcndel. 673\n85\u201dm Breite so aufgekittet, dafs sie ihre Zinkseiten s\u00e4mrntlich der langen, ihre Kupferseiten der kurzen Seite des Brettes zukehrten. Fig. 74. Taf. VI zeigt diese Vorrichtung in perspectivischer Projection, Fig. 75 ein St\u00fcck derselben im Grundrifs von unten gesehen. 1 Man hat sich dieselbe aus dem Schema Fig. 71 so entstanden zu denken, dafs man durch die Mittelpunkte aller Kugeln in demselben zwei einander unendlich nahe Ebenen parallel gelegt, und die so erhaltene unendlich d\u00fcnne Scheibe senkrecht auf ihre eigene Fl\u00e4che zu der endlichen Dicke von 12.5mm ausgedehnt oder verdickt hat.\nDas Brettchen, welches die 72 Elemente trug, war gefirnifst und hatte an seiner oberen freien Fl\u00e4che einen Griff. An diesem konnte die Vorrichtung in den oben S. 644 beschriebenen, mit Brunnenwasser gef\u00fcllten Trog versenkt werden. Das Wasser stand dabei im Troge nur etwa 6ram hoch, indem die Luft in den R\u00f6hren dasselbe nicht in diese hineinliefs, und es demgem\u00e4fs heim Eintauchen der Vorrichtung noch um eben so viel stieg. Wegen der grofsen Schw\u00e4che der Wirkungen wurde es noting, meist in der Art zu verfahren, die uns hei einer sp\u00e4teren Gelegenheit noch sehr gel\u00e4ufig werden wird, und die wir auch schon fr\u00fcher (S. oben S. 601) einigemale angewendet haben, dafs n\u00e4mlich, w\u00e4hrend die Ableitungsplatten in der Fl\u00fcssigkeit ruhig standen, die Vorrichtung pl\u00f6tzlich vor denselben in angemessener Stellung eingetaucht wurde. Um dabei den Stofs der Kupferr\u00f6hren auf den Boden des Troges zu l\u00e4hmen, wodurch sie h\u00e4ufig aus dem Kitte brachen, wurde derselbe mit feuchter Pappe \u00fcberzogen. Zwischen den einzelnen Versuchen wurde die Vorrichtung, nachdem das Wasser aus den Zwischenr\u00e4umen der R\u00f6hren mittelst Fliefspapier oder Linnen aufgesogen worden war, \u00fcber der Weingeistilamme getrocknet und so weit erw\u00e4rmt als der Kitt es zuliefs, um n\u00e4mlich die letzten Spuren der Polarisation zu tilgen.\nBei dieser Art des Versuches erhielt ich zwischen L\u00e4ngs- und Querschnitt 20\u00b0, vor L\u00e4ngsschnitt und vor Querschnitt allein 8\u201410\u00b0 Ausschlag in dem durch das Gesetz des Muskelstromes geforderten Sinne. Die Vorrichtung stand, wenn nur L\u00e4ngsschnitt abgeleitet werden sollte, in gleicher Entfernung von den Leiden kurzen W\u00e4nden des Troges, der einen langen Wand desselben etwas n\u00e4her, um den vor der anderen Wand befindlichen Ableitungsplatten Raum zu geben. Sollte nur Querschnitt abgeleitet werden, so war sie symmetrisch zur L\u00e4ngsmittellinie des Troges gestellt und gegen die eine kurze Wand verschoben. Bei der Ableitung von L\u00e4ngs- und Querschnitt zugleich endlich mufste sie\n* Die Vorrichtung ist im Besitze des hiesigen Kiinigl. Anatomischen Museums.\n43","page":673},{"file":"p0674.txt","language":"de","ocr_de":"674 Ah sehn. Kap. 111. \u00a7. 11. 8. Von den verschiedenen m\u00f6glichen\nin der Diagonale etwas verr\u00fcckt werden, um vor beiden Begrenzungen Raum f\u00fcr die 25mm breiten Platinplatten \u00fcbrig zu lassen. Ich wiederholte indefs auch alle Versuche mit gleichem Erfolge bei ganz symmetrischer Stellung des Erregers im Troge und den W\u00e4nden parallel gestellten Ableitungsplatten, wobei die Aehnlichkeit der Verh\u00e4ltnisse mit den am Muskel, nach der in Rede stehenden Voraussetzung, obwaltenden insofern noch gr\u00f6fser ausf\u00e4llt, als dabei mehrere Elemente auf die Breite der Fufspunkte des Bogens kommen (S. oben S. 647).\nDiese Anordnung der Versuche entspricht, wie man sieht, derjenigen an dem aus mehreren cylindrischen Vorrichtungen zusammengesetzten Schema, wobei dasselbe in eine Fl\u00fcssigkeitsmasse von betr\u00e4chtlich gr\u00fcfserem Durchmesser versenkt wurde. Sie hat den Vorzug, dafs sich dabei das Gesetz des Muskclstromes in seiner ganzen Ausdehnung best\u00e4tigen l\u00e4fst, aber es ist dagegen zu erinnern, dafs die schwachen Str\u00f6me von L\u00e4ngs- und Querschnitt nicht v\u00f6llig auf die n\u00e4mliche Weise gewonnen sind, wie man annehmen mufs, dafs es am Muskel selber der Fall ist. Hier sind, nach unserer jetzigen Annahme, weder am L\u00e4ngsschnitte, noch am Querschnitte, ohne Gegenwart des Bogens Str\u00f6me vorhanden; hingegen an dem uns besch\u00e4ftigenden Schema werden dergleichen unbedingt entstehen, so wie die den zusammengesetzten Erreger umgebende Wasserschicht, wie bisher, auf zwei aneinanderstofsenden Seiten des Rechteckes gr\u00f6fsere Dicke hat, als der halbe Zwischenraum zwischen zweien der Erregerreihen im Innern der Vorrichtung betr\u00e4gt. Es haben deshalb auch die Erfolge der Versuche \u00fcber das Aufsteigen der Curve der Stromst\u00e4rken beim Verschieben des Bogens von best\u00e4ndiger Spannweite von der Mitte nach den Enden der Vorrichtung hin, \u00fcber den Einflufs der Spannweite auf die Stromst\u00e4rke beim Ablciten von einer Begrenzung allein, oder von beiden zugleich, keinen wirklichen Werth, obschon sie dem Gesetze des Muskelstromes zu entsprechen schienen. Um mit Strenge die Str\u00f6me des L\u00e4ngs- oder des Querschnittes mit H\u00fclfe dieser Vorrichtung nachzuahmen, mufste vielmehr eine Anordnung getroffen werden, der \u00e4hnlich, die f\u00fcr das B\u00fcndel von St\u00e4ben mit H\u00fclfe des quadratischen Geh\u00e4uses ins Werk gesetzt wurde. (S. oben S. 661). Dies geschah folgendermafsen.\nVon dem inneren Raume des Troges sonderte ich mittelst einer queren auf die hohe Kante gestellten gefirnifsten Holzleiste, die auf dem Boden und an die langen W\u00e4nde desselben angekittet war, ein Rechteck von gleicher Breite mit dem Troge, aber nur etwas mehr als 145\u201d\"\" L\u00e4nge ab. Wurde nun die Vorrichtung in dasselbe, in ganz beliebiger Stellung zu den beiden langen W\u00e4nden eingetaucht, so ist deutlich, mufste das dynamische Gleichgewicht der Elektricit\u00e4l in jeder der que-","page":674},{"file":"p0675.txt","language":"de","ocr_de":"Anordnungen der ungleichartigen Gebilde im Muskelb\u00fcndel. 075\nren Reihen von Erregerr\u00f6hren ungest\u00f6rt bleiben, weil die beiden \u00e4ufser-sten zur Gesannntvorrichtung nur eine ungef\u00e4hr gleiche Fl\u00fcssigkeitsmasse mitbrachten, wie alle inneren. Vor der l\u00e4ngeren Seite der Vorrichtung herrschte demnach jetzt, ohne Gegenwart des Bogens, kein Gesammt-strom mehr; sie hot ein getreues Bild der entsprechenden Begrenzung am Muskel nach der in Rede stehenden Voraussetzung dar. Und es zeigte sich, wie dem nicht anders sein konnte, dafs durch den Bogen die gesetzm\u00e4fsigen Str\u00f6me, wenngleich \u00e4ufserst schwach, wirklich erzeugt wurden. Ihre St\u00e4rke stieg, von der Mitte nach den Enden zu, an; oh in einer gegen die Abscisse convexen und concaven Curve, liefs sich nicht mit Sicherheit ermitteln. Sie war am gr\u00f6bsten f\u00fcr die Spannweite des Bogens = der halben L\u00e4nge der ganzen Vorrichtung. Um den Strom zwischen L\u00e4ngs- und Querschnitt zugleich an dieser Vorrichtung zu pr\u00fcfen, gab es begreiflich wieder nur den k\u00fcnstlichen oben S. 661 in Vorschlag gebrachten Weg, der aber hier ebensowenig ins Werk gesetzt worden ist.\nEs wird, wenn ich nicht irre, nach dem Allen nicht leicht in Abrede gestellt werden k\u00f6nnen, was durch den Versuch zu bekr\u00e4ftigen unsere Absicht war, dafs eine Anordnung der ungleichartigen Bestand-theile, gleich der beschriebenen, in den Fig. 72\u201475 wahrnehmbaren, wirklich nach dem Gesetze des Muskelstromes elektromotorisch zu wirken im Stande sei. Dafs diese Anordnung gleichzeitig die oben von der Formenlehre gestellten Forderungen ausreichend befriedige, endlich, dafs sie sich unseren etwaigen physiologischen Erkl\u00e4rungszwecken nicht allzu widerstrebend erweisen d\u00fcrfte, liegt seinerseits auf der Hand. Weshalb sic physikalisch die zierlichste und ansprechendste genannt wurde, wird unten erhellen; als die allgemeinste aber verdient sie deshalb bezeichnet zu werden, weil es, wenn einmal ihre Zul\u00e4ssigkeit anerkannt ist, keine andere mehr giebt, deren gleiche Zul\u00e4ssigkeit nicht unmittelbar aus derselben abgeleitet werden k\u00f6nnte, ohne dafs es einer neuen, eigens auf jene bez\u00fcglichen Beweisf\u00fchrung bed\u00fcrfte.\nIn der That, lassen wir jetzt z. B. die sph\u00e4rischen Elemente in Fig. 72 sich in der L\u00e4ngsrichtung n\u00e4hern, so dafs alle negativen Pole zusammenstofsen; es ist klar, dafs dies dem Gesetze der Wirksamkeit des Ganzen unbeschadet vor sich gehen kann. Verwandeln wir die Kugeln in Cylinder, indem wir die positiven Aequatorialzonen zum Mantel ausziehen, die negativen Polarzonen zu den Grundfl\u00e4chen einschrumpfen lassen, und lassen diese aneinanderstofsen, so haben wir die Anordnung wieder erreicht, die oben S. 668 n\u00e4her beleuchtet wurde. Es wurde daselbst gesagt, dafs eine leichte Ab\u00e4nderung hinreiche, diese Anordnung zu den physiologischen. Erkl\u00e4rungszwecken tauglich und den\n43 \u2019","page":675},{"file":"p0676.txt","language":"de","ocr_de":"676\t& Abschn. Kap. 111. \u00a7. 11. S. Von clen verschiedenen m\u00f6glichen\nmorphologischen Forcierungen entsprechend zu machen: hier haben wir diese Ab\u00e4nderung, welche darin besteht, dafs wir uns die cylindrischen Partialvorrichtungen nicht continuirlichen St\u00e4ben gleich, sondern aus cylindrischen Elementen von derselben Beschaffenheit der L\u00e4nge nach zusammen-gef\u00fcgt vorstellen. Ebenso aber, wie in diesem Falle mit den negativen Polarzonen, k\u00f6nnen wir mit den positiven Aequatorialzonen der sph\u00e4rischen Elemente verfahren ; sie nur innerhalb des unwirksamen feuchten Leiters aneinanderstofsen, oder einander in der queren Richtung g\u00e4nzlich ber\u00fchren lassen, wobei sie aber die kreisf\u00f6rmige Gestalt ihres Querschnittes mit der eines mannigfach gestalteten Vielseits vertauschen m\u00fcssen. Auch beide Ver\u00e4nderungen, betreffend die Polar- und die Aequatorialzonen, k\u00f6nnen gleichzeitig vor sich gehend gedacht werden, entsprechend alsdann den verschiedenen Ab\u00e4nderungen, denen, wie wir fanden, die Voraussetzung der cylindrischen Partialvorrichtungen, dem Gesetze unbeschadet, unterworfen werden konnte; nur dafs die praeformirte Dis-continuit\u00e4t in der Richtung der L\u00e4ngenaxe hinzutritt, um den physiologischen und morphologischen R\u00fccksichten Gen\u00fcge zu thun.\nAlle diese F\u00e4lle sind m\u00f6glich, und die Aufgabe, deren Bew\u00e4ltigung wir uns in diesem Paragraphen unterzogen haben, daher im Grunde v\u00f6llig unbestimmt. Die L\u00f6sungen derselben aber zerfallen, um Alles dieses noch einmal \u00fcbersichtlich zusammenzufassen, in zwei wesentlich unterschiedene Abtheilungen. Die eine begreift die Anordnungen mit stetig positivem L\u00e4ngsschnitt in sich, und ist dadurch bezeichnet, dafs sie demgem\u00e4fs, auch bei Abwesenheit des Bogens, Str\u00f6me des L\u00e4ngsschnittes besitzt. Die andere setzt Untcrbrochenheit des L\u00e4ngsschnittes durch feuchten Leiter oder durch das negative Kettenglied voraus; hier k\u00f6nnen erst bei Gegenwart des Bogens Str\u00f6me am L\u00e4ngsschnitte fliefsen. Das Stattfinden der einen oder der anderen Abtheilung in der Wirklichkeit verm\u00f6chte nur dann mit Sicherheit unterschieden zu werden, wenn es m\u00f6glich w\u00e4re, die Gestalt der Curve der Stromst\u00e4rken in dem Bogen von best\u00e4ndiger Spannweite bei seinem Verschieben von dem elektromotorisch mittleren Querschnitte nach den Endquerschnitten hin f\u00fcr beide F\u00e4lle theoretisch zu ermitteln und sie mit der der Curve zu vergleichen, die das Gesetz des Aufsteigens der Stromst\u00e4rken am wirklichen Muskell\u00e4ngsschnitte wiedergiebt.\nIch brauche nicht zu erinnern, dafs hievon die Rede nicht entfernterweise sein kann, und dafs wir somit hinsichtlich des Stattfindcns der einen oder der anderen Abtheilung in der Wirklichkeit im Dunkel bleiben. Was den Querschnitt betrifft, so herrscht dieselbe Dunkelheit nur in Betreff des Querschnittes der einfachen Muskelb\u00fcndel. Der Querschnitt des zusammengesetzten B\u00fcndels oder des Gesammtmuskels","page":676},{"file":"p0677.txt","language":"de","ocr_de":"Anordnungen der ungleichartigen Gebilde im Mushelb\u00fcndel. (377\nist erfahrungsm\u00e4fsig durch den unwirksamen Leiter vielfach maschen-f\u00f6rmig unterbrochen, und es finden folglich an ihm, den S. 656. 657 gepflogenen Er\u00f6rterungen gem\u00e4fs, bei Abwesenheit des Bogens, h\u00f6chstens unregelm\u00e4fsige kleine Gesammtstr\u00f6me vor mehr oder minder ausgedehnten Gruppen von B\u00fcndeln, oder, am nat\u00fcrlichen Querschnitte, gr\u00f6fsere Str\u00f6mungen der Art wegen ungleicher Dicke des sehnigen Ueberzuges statt. Hinsichtlich des Querschnittes des einfachen B\u00fcndels ist \u00fcbrigens noch Folgendes zu erw\u00e4hnen. Es w\u00e4re m\u00f6glich, dafs derselbe, obschon dem Schema Fig. 63 zu vergleichen, nichtsdestoweniger freiwillig mit nach dem Mittelpunkte strebenden Str\u00f6mungen \u00fcberzogen w\u00e4re. Dies k\u00f6nnte dann der Fall sein, wenn die Dicke der unwirksamen H\u00fclle des B\u00fcndels den Abstand der einzelnen Elemente in demselben in der queren Richtung merklich \u00fcberstiege. Dadurch w\u00fcrde die Anordnung der Fig. 71 abgebildeten \u00e4hnlich werden, wo an jedem Durchmesser des Querschnittes gleichsam zwei Endl\u00fccken sich befinden (Vergl. Fig. 68 und oben S. 651. 660).\nDies sind, wie bemerkt, Punkte, welche der physikalischen Erforschung wohl f\u00fcr immer entzogen bleiben werden. Nur eine ganz andere Art der Betrachtung wird m\u00f6glicherweise im Stande sein, hier eine Entscheidung im Grofsen zwischen der einen und der anderen Klasse von Anordnungen zu f\u00e4llen, die nach dem Gesetze des Muskelstromes elektromotorisch zu wirken verm\u00f6gen. Dies wird die physiologische sein, wenn sie, aus dem vorhandenen Stoffe sich eine Vorstellung zurechtlegend von dem elektrochemischen Molecularmechanismus der Zusammenziehung, diese oder jene Annahme \u00fcber den Bau der Muskeln als Erreger ihren Zwecken genehmer linden wird als manche andere , und wenn es ihr gelingt, die Willk\u00fcrlichkeit in diesem Verfahren \u00fcber dem Drange einfacher Schlufsfolgen und \u00fcber dem Einleuchtenden des Ergebnisses vergessen zu machen. Die Auseinandersetzung, wie weit cs uns verstattet sein mag, dem Inhalte nach auszuf\u00fchren, was hier nur der Form nach angedeutet werden kann, bleibt dem vierten Abschnitte dieses Werkes Vorbehalten, wo w'ir den Versuch machen wollen, die neuen an den Muskeln und Nerven entdeckten Erscheinungen wm m\u00f6glich mit ihren sonstigen Lebenseigenschaften zu verketten. Man vermag sich indefs leicht zu denken, wie enge Grenzen unser in dieser Beziehung warten m\u00f6gen, wenn man erw'\u00e4gt, dafs zu dem Spiele physikalischer Kr\u00e4fte sich hier noch chemische gesellen, w\u00e4hrend noch nicht einmal versucht worden ist,' auch den einfachsten Vorgang der anorganischen Chemie mit dem mechanischen Verst\u00e4ndnisse zu durchdringen.","page":677},{"file":"p0678.txt","language":"de","ocr_de":"6/8\t3. Abschn. Kap, III. \u00a7. II. V. Schlussbemerkungen \u00fcber die\n9. Schlufsbemerkungen \u00fcber die Anordnung der ungleichartigen Bestandteile in dem Muskelb\u00fcndel.\nEs bleibt uns \u00fcbrig, das Ergcbnifs der nunmehr abgeschlossenen Untersuchung \u00fcber die Anordnung der ungleichartigen Gebilde im einrachen Muskelb\u00fcndel noch aus einem anderen, etwas allgemeineren Gesichtspunkte zu betrachten, als cs im Vorigen geschehen konnte. Es wird uns von Nutzen sein, wenn es uns gelingt, aus dem Gedr\u00e4nge der Einzelheiten, die wir nach mannigfachen Richtungen zu ber\u00fccksichtigen hatten, ein \u00fcber alle schwebendes, gemeinsames Bild zu entnehmen, welches wir in der Folge leichter davontragen k\u00f6nnen, als den k\u00fcnstlichen Bau immer weiter sich verzweigender M\u00f6glichkeiten, in den sich zuletzt unsere Vorstellungen zersplitterten. Man verstatte mir, um diesen Zweck am vollst\u00e4ndigsten zu erreichen, zuv\u00f6rderst einen, scheinbar sehr weit entlegenen Ideenkreis bei dem Leser zu erwecken.\nVom Magnete redend sagt Amp\u00e8re: 1 \u00bbQuand on admet que les \u00bbcourans ont lieu autour de chaque particule, il faut toujours, pour se \u00bbfaire une id\u00e9e juste des effets qu'ils doivent produire, consid\u00e9rer une \u00bbparticule comme nous avons consid\u00e9r\u00e9 l\u2019aimant entier; et dans ce cas \u00bbm\u00eame il serait plus commode d\u2019appliquer d\u2019abord directement \u00e0 celui-ci \u00bb ce qu\u2019il y aurait \u00e0 dire de chaque particule, et d\u2019ajouter ensuite cette \u00bbsimple observation que l\u2019on peut toujours substituer \u00e0 l\u2019aimant total \u00bbautant de petits aiinans qu\u2019il contient de particules. C\u2019est ainsi que \u00bbdans l'hypoth\u00e8se des deux fluides magn\u00e9tiques on supposa d\u2019abord \u00bbque lorsque ces deux fluides se s\u00e9paraient dans un barreau d\u2019acier, \u00bbils \u00e9taient chacun transport\u00e9 \u00e0 une des extr\u00e9mit\u00e9s du barreau, et \u00bbqu\u2019on admit ensuite que la d\u00e9composition n\u2019avait lieu que dans leurs \u00bbplus petites parties, et qu\u2019il n\u2019y entrait ni n\u2019en sortait jamais aucune \u00bbmol\u00e9cule de l\u2019un des deux fluides. Quoique ces deux mani\u00e8res de \u00bbconsid\u00e9rer la s\u00e9paration des deux fluides magn\u00e9tiques conduisent en \u00bbg\u00e9n\u00e9ral aux m\u00eames r\u00e9sultats, la nature des p\u00f4les qui se d\u00e9veloppent \u00bbaux extr\u00e9mit\u00e9s des deux fragmens d\u2019un aimant que l\u2019on casse, par \u00bblesquelles ils adh\u00e9raient avant la rupture, eut bient\u00f4t d\u00e9cid\u00e9 entre \u00bbelles, pareeque cette circonstance ne pouvait s\u2019expliquer que dans la \u00bbseconde hypoth\u00e8se.\u00ab\nWer dem Gange der Verhandlungen dieses Paragraphen mit Aufmerksamkeit gefolgt ist, wird nicht lange in Zweifel sein, in welchem Sinne an dieser Stelle auf die obige Auseinandersetzung hingewiesen\n1 Amp\u00e8re et Babiket, Expose des nouvelles d\u00e9couvertes sur l\u2019Electricit\u00e9 et le Magn\u00e9tisme. Paris 1822. p. 90. \u2019","page":678},{"file":"p0679.txt","language":"de","ocr_de":"Anordnung der ungleichartigen Gebilde im Mushelb\u00fcndel. 979\nwerden k\u00f6nne. Jn dem Bilde, welches dieselbe mit eben so einfachen als klaren Z\u00fcgen von der Entwickelung der Moleculartheorie des Magnetes entwirft, wird er sogleich, vielleicht nicht ohne Ueberraschung, ein treues Gegenst\u00fcck zu der Reihe immer mehr sich ins Innere vertiefender Schritte erkannt haben, wodurch wir schliefslich zur Moleculartheorie der thierischen Erreger gelangt sind. Denn nachdem wir das Gesetz der abgeleiteten Str\u00f6me an dem Gesammtmuskel festgestellt hatten, entdeckten wir, dafs jedes Bruchst\u00fcck desselben, welches seiner Axc nach und senkrecht darauf abgespalten werde, ebenfalls nach demselben Gesetze elektromotorisch zu wirken im Stande sei. Wie die Beobachtung, dafs sich an den beiden neuen Enden eines zerbrochenen Magnetstabes alsbald wieder Pole entwickeln, die doch unm\u00f6glich durch die mechanische Gewaltth\u00e4tigkeit hervorgerufen worden sein k\u00f6nnen, ohne Widerrede zwischen den beiden m\u00f6glichen Theorieen des Magnetes zu entscheiden geeignet war,1 so durfte auch, nach Uebertragung des Gesetzes des Muskelstromes auf k\u00fcnstlich begrenzte Muskclbruchst\u00fccke, kein Zweifel mehr an der Unrichtigkeit der Vorstellungsweise \u00fcbrig bleiben, welche den Gesammtmuskel selbst bereits als den einfachen Tr\u00e4ger des hier wirksamen elektromotorischen Gegensatzes h\u00e4tte anerkennen wollen. Da, beim Zerbrechen des Magnetes, sich derselbe Erfolg kundgiebt, ganz gleichviel, wo dasselbe geschah, und da der Stahl innerhalb der Grenzen der Sichtbarkeit \u00fcberhaupt keine Spuren einer Discontinuit\u00e4t seines Gef\u00fcges wahrnehmen l\u00e4fst, so findet, f\u00fcr die Theorie des Magnetes, kein Mittelweg statt zwischen der Annahme, welche den Gesammtmagnet als den Tr\u00e4ger der anziehenden und abstofsenden Kr\u00e4fte betrachtet, und derjenigen, welche die n\u00e4mliche Anordnung dieser Kr\u00e4fte in seinen kleinsten Theilen vorausselzt. Nicht so in der Theorie des Muskels als tbie-rischen Erregers; hier stufst man, beim Vorschreiten vom Gesammtmuskel bis zu seinen kleinsten Theilen, wenn man beim einfachen B\u00fcndel angelangt ist, auf eine Discontinuit\u00e4t, \u00fcber welche nicht so leicht hinweggestiegen werden darf. Es mufs erst zugesehen werden, ob nicht etwa zwischen der H\u00fclle der Muskelb\u00fcndel und ihrem Inhalte der elektromotorische Gegensatz herrsche, auf dem der Muskelstrom beruht. Dafs dies nicht der Fall sein k\u00f6nne, wurde jedoch bereits im ersten Para-\n1 Der Erste, der, meines Wissens, die Moleculartheorie des Magnetes entwarf, und dadurch die Schwierigkeiten beseitigte, die f\u00fcr die fr\u00fcheren Hypothesen aus jenem Experimentum crucis erwuchsen (S. Aefinus, Tentamen Theoriae Electricilalis et Magnetismi. Pelropoli 1759. 4\". p. 102;* \u2014 van Swinden, Recueil de M\u00e9moires sur l\u2019Analogie de l\u2019Electricit\u00e9 et du Magn\u00e9tisme etc. A la Haye. 1784. t. I. p. 367. t. II. p. 55.*), war Coulomb selber (Gren\u2019s Neues Journal der Physik. 1795. Bd. Il, S. 333.*).","page":679},{"file":"p0680.txt","language":"de","ocr_de":"(J8t)\t3. Absehn. Kap. III. \u00a7. It. it. Schlussbemcrlcungen \u00fcber die\ngraphe\u00bb dieses Kapitels gezeigt, und ist seitdem noch entschieden best\u00e4tigt worden. Wir d\u00fcrfen also, von diesem Gesichtspunkte aus, unsere Forschung dreist auf das Innere des Muskelb\u00fcndels ausdehnen, welches uns erst in Form von Leichenver\u00e4nderungen Zeichen der Discontinuit\u00e4t darbietet. So gerathen wir physikalisch zun\u00e4chst auf die Vorstellung dieses Inneren als zusammengesetzt aus unz\u00e4hlig vielen \u00e4ufserst d\u00fcnnen Cylindern oder Prismen, an denen die Vertheilung der ungleichartigen Gebilde dieselbe sein soll wie die, welche zuerst, um das Gesetz des Muskelstromes zu erkl\u00e4ren, am Gesammtmuskcl selber angenommen wurde, n\u00e4mlich Cylindern oder Prismen mit positivem Mantel und negativem Kern. Aber indem wir uns der Verpflichtung entledigten, das Zustandekommen der Str\u00f6me des Querschnittes am Gesammtmuskel aus dem Zusammenwirken der einfachen Muskclb\u00fcndcl, oder, was physikalisch auf Eins hinausl\u00e4uft, aus dem Zusammenwirken jener Elementar-cylinder zu erkl\u00e4ren, ward uns zugleich die Einsicht in die M\u00f6glichkeit, an die Stelle derselben in dem Muskelb\u00fcndel, und somit an die Stelle dieses im Gesammtmuskel, eine unbegrenzte Anzahl elektromotorischer Elemente treten zu lassen, welche nach allen drei Ausmessungen gegen den Gesammtmuskel immerhin verschwinden, und deren Form und manche Einzelheiten in der Anordnung wir als v\u00f6llig gleichg\u00fcltig erkannten. Nur eine Bedingung sollten diese Elemente erf\u00fcllen: sie wurde damals so ausgesprochen, dafs sie s\u00e4mmtlich zwei negative Polar- und eine positive Aequatorialzone besitzen, und dafs die beide Pole verbindenden Axen aller einander und der Axe des Muskelb\u00fcndels parallel sein m\u00fcfsten.\nAllgemeiner und \u00fcbersichtlicher ist uns jetzt hervorzuheben verg\u00f6nnt: Diese Vorstellungswcise ist nichts als ein fernerer Schritt in demselben Sinne, den wir von Anbeginn der Untersuchung ab stetig verfolgt haben. Erst setzten wir die elektromotorische Bc^abtum des Gesammtmuskels halb thats\u00e4chlich, halb vermuthungsweisc, am einfachen B\u00fcndel fest, und diese Annahme leistete den Erscheinungen hinl\u00e4nglich Gen\u00fcge. Nun zerlegen wir in Gedanken das einfache B\u00fcndel wiederum in Massetheilchen, welche s\u00e4mmtlich in dem Sinne des Gesetzes des Muskelstromes elektromotorisch zu wirken verm\u00f6gen, und auch diese Meinung h\u00e4lt noch Stich, um das Erscheinen desselben Gesetzes am Gesammtmuskel zu erkl\u00e4ren.\nIn der That, der Muskel, und, wie wir sp\u00e4ter lernen werden, der Nerv,' das elektromotorische Organ der Zittcrfische, \u2019 der Magnet, die\n\u2019 S. unten, Kap. VI. \u00a7. in.\n* S. unten, Kap. X. \u00a7. n. in.","page":680},{"file":"p0681.txt","language":"de","ocr_de":"Anordnung der ungleichartigen Gebilde im Mushelh\u00fcndeL\t|\nVolta'scIic S\u00e4ule, der Turmalin, der doppeltbrechende Krystall, die den Lichtstrahl um seine Axe windende Fl\u00fcssigkeit; alle diese Systeme k\u00f6nnen, unbeschadet dem allgemeinen Gesetze ihrer Wirksamkeit, in St\u00fccke geschnitten werden: da das Ganze nur verm\u00f6ge der Beschaffenheit der Thcile seine Eigenschaften entfaltete, so findet man dieselben ebenm\u00e4fsig an jedem beliebigen Bruchst\u00fccke wieder.\nKlar ist jetzt, weshalb oben als die zierlichste und ansprechendste aller hier m\u00f6glichen Molecularhypothesen die S. 671 er\u00f6rterte, Fig. 73. 74 dargestellte angesprochen worden sein mag. Nicht blos weil sie, beim Zerschneiden senkrecht auf die Axc, alsbald alle Bedingungen zur Abgabe der schwachen Str\u00f6me des Querschnittes wiederum erf\u00fcllt, ohne dafs eine fernere Voraussetzung zu H\u00fclfe gerufen zu werden brauchte, denn dies f\u00e4hrt sie auch dann noch zu thun fort, wenn man s\u00e4mmt-liche Aequatorialzonen in ihrer ganzen Ausdehnung an einander stofsen l\u00e4fst, wobei sie aufh\u00f6rt, jenes Vorzuges w\u00fcrdig zu sein, \u2014 sondern weil durch sie jedem letzten Elemente in allen St\u00fccken genau dieselbe Begabung zugeschrieben wird, welche zuerst, aus den Versuchen an dem nur durch nat\u00fcrliche Fl\u00e4chen begrenzten Gesamrntmuskel, diesem selber zuerkannt werden mufste.\nSo wurde physikalisch, wie gesagt, die M\u00f6glichkeit einer Mole-cularhypothese des Muskels als elektromotorischen Organs ins Licht gestellt; aber schon traten anderweitige Betrachtungen hinzu, welche diese Meinung vor Allem als wahrscheinlich und w\u00fcnsche ns werth erscheinen lassen mufsten. Als wahrscheinlich zeigte sie uns die Lehre von dem feineren Baue des Muskelgewebes; als w\u00fcnschenswerth die Vorstellung von der Zusammenziehung als einem Molecularvorgange, zu dessen Ableitung hier vielleicht ein erster Schl\u00fcssel gewonnen sein mochte. Es wurde aber auch bereits verk\u00fcndet, dafs sp\u00e4tere Erfahrungen jene Hypothese als nothwendig beglaubigen und dadurch zur Theorie erheben kommen w\u00fcrden; hier will ich sogleich, um die Begriffe, \u00fcber einen so wichtigen Punkt m\u00f6glichst festzustellcn, im Voraus die Natur der Gr\u00fcnde bezeichnen, die zu uns in diesem Sinne sprechen werden.\nEs steht uns n\u00e4mlich bevor, eine Reihe von Thatsachen aufzudecken, die wir die \u00bbBewegungserscheinungen\u00ab des Muskel-(und des Nerven-) Stromes nennen werden, und deren allgemeine Bedeutung eine mehr oder weniger, h\u00e4ufig blitzschnell vor sich gehende Ver\u00e4nderung des Gesetzes jener Str\u00f6me ist. So z. B. erscheint der Mantel des Muskels negativ, sein Querschnitt positiv, d. h. die Str\u00f6me haben g\u00e4nzlich ihr Zeichen verkehrt; oder es l\u00e4fst sich die Anordnung der ungleichartigen Gebilde, welche man vom Gesetze des Muskelstro-mes aus zu erschliefsen gen\u00f6tliigt ist, durch gewisse Kunstgriffe blitz-","page":681},{"file":"p0682.txt","language":"de","ocr_de":"682 3. Ab sehn. Kap. III. \u00a7. 11. 9. Elektromotorische Muskelmolekeln\u2022 *\u2014\nschnell in die einfach s\u00e4ulenartige umwandeln. Da es nun v\u00f6llig undenkbar ist, dafs unter diesen Umst\u00e4nden eine Wanderung elektropositiver und -negativer Stoffe in w\u00e4gbaren Mengen und auf mannigfaltig sich kreuzenden Bahnen von sehr endlicher Ausdehnung von den einen Punkten des Muskels zu den anderen stattfinde, so bleibt, vern\u00fcnftigerweise, durchaus nichts anderes \u00fcbrig, als die Molekeln des Muskels selber als elektromotorisch zu betrachten, und, was keine weiteren Schwierigkeiten mehr hat, jene Ver\u00e4nderungen in sie hinein als Molecularvorg\u00e4nge einer neuen, h\u00f6chstens dem Vorg\u00e4nge des Magne tisirens zu vergleichenden Art zu verlegen.\nAuf Grund dieser Bevorwortung gehen wir fortan, bei Gelegenheiten, die wir \u00fcbrigens eher nach Kr\u00e4ften meiden als aufsuchen d\u00fcrften, von der Molecularhypothese des Muskels als elektromotorischen Organes aus. Die hypothetischen, im Muskel wirksamen Elemente werden wir elektromotorische Muskelmolekcln \u201d nennen. Die daran erkannte besondere Anordnung der ungleichartigen Bestandteile, die n\u00e4mliche, die das einfach eyliudrische Schema besafs, und die man zuerst geneigt ist, dem Gesammtmuskel selber beizumessen, schlage ich vor, mit dem Namen der 55 fierlpolitU'CO AUOl\u2019jl\u00ab Mllllg\u201d \u2014 \u00e4hnlich dem ol'y.og nsQimsQog altgriechischer Bauordnungen 1 \u2014 zu belegen, weil das Bezeichnende derselben der ringf\u00f6rmige ungleichartige Streifen am Aequator der irgendwie gestalteten Elemente ist, wodurch der ganze Umfang desselben als positiver Pol den beiden negativen Polarzonen entgegentritt.\nSchliefslich spreche ich die Warnung aus, die durch die obigen, unseren sp\u00e4teren Ergebnissen vorgreifenden Bemerkungen, wohl hinreichend erl\u00e4utert wird, dafs man sich das Bild der peripolar elektromotorischen Muskelmolekeln, und also auch des auf sie zur\u00fcckgef\u00fchrten Gesetzes des Muskelstromes nur ja nicht als ein wesentliches, unver\u00e4nderliches, einzig g\u00fcltiges und gesetzm\u00e4fsiges einpr\u00e4ge, wozu das Gewicht freilich leicht verf\u00fchren k\u00f6nnte, welches wir, im Laufe verworrenster Untersuchung pl\u00f6tzlich auf solche sichere F\u00e4hrte stofsend, darauf gelegt haben. Vielmehr sei hier alsbald voraufbemerkt, dafs die peri-polare Anordnung sogar w\u00e4hrend des unverletzten Lebens der Muskeln im K\u00f6rper nicht, oder nur spurweise und nicht mit Bestimmtheit nachweisbar, vorhanden ist, dafs mehrere andere Anordnungen in der Folge, als unserem Intei'csse gegen\u00fcber gleichberechtigt, sich uns darbieten werden, und dafs jene vor diesen nur dadurch ausgezeichnet ist, dafs sie der Zustand zu sein scheint, in welchen die Muskelmolekeln sich\n1 Athenaeds ex recensione G. Dikdorfii. Lipsiae 1827. vol, 1. p. 450. 451,*","page":682},{"file":"p0683.txt","language":"de","ocr_de":"10. Matteucci'j Theorie des Muskehtr ornes,\n\u00ab83\nunter den Umst\u00e4nden, unter denen wir die thicrischcn Glieder zu untersuchen pflegen, fast immer mit grofscr Regelm\u00e4fsigkeit begehen, Es wird sich zeigen, dafs wir an die Stelle der peripolar elektromotorischen Molekeln mit mehrerein Rechte Gruppen jjllillOl\u00eell*\u201d elektromotorischer Molekeln treten zu lassen haben, welche, einem mit seinen Fl\u00e4chen zusaminengel\u00f6theten Plattenpaare vergleichbar, einfach einen positiven und einen negativen Pol besitzen und sich, unter den bczeich-neten Umst\u00e4nden, in peripolarer Anordnung zusammenf\u00fcgen.\n10. M atteucci\u2019s Ansicht von der Anordnung der ungleichartigen Bestandteile im Muskelgewebe.\nEndlich kann ich es dem Leser nicht ersparen, Kenntnifs von der Art und Weise zu nehmen, wie Matteucci bestrebt gewesen ist, die Aufgabe dieses Paragraphen zu l\u00f6sen, welche ihm gleichfalls, wenn auch in einer seiner unvollst\u00e4ndigen Kenntnifs des Gesetzes des Muskel-stromes entsprechenden Unbestimmtheit, vorgeschwebt zu haben scheint.\nNach Matteucci soll sich der Str\u00f6mungsvorgang in der offenen Muskelkette zu dem in der geschlossenen verhalten, wie, nach der bekannten elektrochemischen Ansicht, die in unendlich kleinen und mannigfaltig gerichteten Str\u00f6mungen vor sich gehende Ausgleichung des beim Eintauchen eines positiven Metalles in eine verd\u00fcnnte S\u00e4ure sich entwickelnden Gegensatzes zur Ausgleichung desselben Gegensatzes durch einen metallischen Bogen, dessen anderes aus einem negativen Metalle bestehendes Ende in die Fl\u00fcssigkeit getaucht wird. Die Rolle des positiven Metalles schreibt Matteucci dabei unbedenklich der Muskelfaser zu, welche von dem arteriellen Blute, als verd\u00fcnnter S\u00e4ure, angegriffen werde; die des negativen Metalles dagegen einem beliebigen Leiter, durch welchen die \u00e4ufsere Oberfl\u00e4che des Muskels mit seinem k\u00fcnstlich blofs-gelegten Inneren in Verbindung gebracht wird. 1\nEine Ab\u00e4nderung dieser Ansicht, auf welche Matteucci neuerdings durch Bowman\u2019s Untersuchungen \u00fcber das Muskelgewebe gef\u00fchrt worden ist, haben wir bereits oben S. 545. 548. kennen gelernt. Danach kommt die Rolle des Zinkes Bowman's \u00bbdiscs* und dem Sehnengewebe in gleicher Weise zu, welches letztere Matteucci als eine Fortsetzung der ersteren betrachtet; die des Platins wird der H\u00fclle der einfachen B\u00fcndel, Bowman\u2019s Sarkolemma, zugeschrieben; das arterielle Blut wirkt\n1 Comptes rendus etc. 6 Septembre 1841. t. XIII. p. 540.* \u2014 L\u2019Institut. I. IX. No. 403. p. 310.* \u2014 Archives de l\u2019\u00c9lectricit\u00e9, t. II. p. 450. 451.* \u2014 Annales de Chimie et de Physique. 3. Serie. Novembre 1842. t. VI. p. 336. A\\ril 1843. t. VII. p. 458. 459.*\u2014 Trait\u00e9 etc. p. 124. 125.*\u2014Le\u00e7ons sur les Ph\u00e9nom\u00e8nes physiques des Corps vivants. Paris 1847. p. 188.*","page":683},{"file":"p0684.txt","language":"de","ocr_de":"6S4 Abschi. Kap. III. \u00a7. IL 10. MatteucciV \u00dfluskelschema.\nfort und fort der verdiiunten S\u00e4ure einer VoLTA\u2019sclien Kette gleich. Damit verbindet aber Matte\u00fccci immer noch die fr\u00fchere Vorstellung-weise \u00fcber den Zustand der nicht durch einen hinzugetragenen Bogen geschlossenen Muskelkette: \u00bbthat the two electric states evolved in the \u00bbmuscle neutralize each other at the same points from which they are \u00bbevolved, in the natural conditions of the muscle, and that in the muscu-\u00bblar pile imagined by myself, a portion of this electricity is put in cir-\u00bbculation just as is would be in a pile composed of acid and alcali, \u00bbseparated from each other by a simply conducting body.\u00ab\nMatte\u00fccci hat \u00fcbrigens auch versucht, ein Schema des Muskels als elektromotorischen Organes zu erfinden. Er schnitt dreieckige St\u00fccke aus der sehr d\u00fcnnen Haut des Blinddarmes, es wird nicht gesagt, welchen Thieres, und klebte daraus \u00fcber einer h\u00f6lzernen Form zwanzig kleine Hohlkegel von der Gr\u00f6fse ungef\u00e4hr eines halben Froschoberschenkels. Als sie trocken geworden waren, stellte er sich durch Schlagen frischen Ochsenblutes Faserstoff dar, und f\u00fcllte damit die Hohlkegel an, nachdem er den Faserstoff zuvor in Blut getaucht hatte. Dann verband er diese zwanzig Elemente in der Art, wie er es mit den halben Froschschenkeln beim Aufbau seiner Muskels\u00e4ulen zu thun pflegt. Die Grundfl\u00e4che der Kegel sollte n\u00e4mlich vermuthlich negatives Muskelinneres, ihr Mantel positives Muskel\u00e4usseres darstellen. Indessen, was mich nur m\u00e4fsig Wunder nimmt, der Versuch mifslang. Die k\u00fcnstliche S\u00e4ule wollte auch an Matteucci\u2019s empfindlichstem Multiplicator keine Spur eines Stromes abgeben, obschon, wie er sich ausdr\u00fccklich \u00fcberzeugte, die Leitung des Stromes einer viergliederigen S\u00e4ule aus wirklichen Muskeln fast ungehindert durch dieselbe vor sich ging. *\nDiese Versuche, wie die obigen Behauptungen, an deren Widerlegung wir keine M\u00fche verschwenden wollen, da ihr Urheber sie nicht einmal der M\u00fche werth geachtet hat, sie mit einem Worte des Beweises oder der Rechtfertigung zu begleiten, gleichsam als ob sie sich von selbst verst\u00e4nden \u2014 beide k\u00f6nnen als mafsgebend f\u00fcr die Tiefe angesehen werden, bis zu welcher der Physiker zu Pisa in die Kenntnifs eines Gesetzes eingedrungen ist, welches er keinen Anstand nimmt, f\u00fcr \u00bb einen rohen und unvollst\u00e4ndigen Ausdruck ihm geh\u00f6riger Erscheinungen \u00ab auszugeben. Einigen Folgerungen, in welche er sich dadurch zu seinem gr\u00f6fsten Nachtheile verwickelt gefunden hat, werden wir \u00fcbrigens noch an einer sp\u00e4tem Stelle unserer Untersuchung zu begegnen haben. s\n1 Philosophical Transactions etc. For the Year 1845. P. II. p.294.*\u2014-Annales de Chimie et de Physique. 3. S\u00e9rie. Septembre 1846. t. XVIII. p. 113.114. *\n* S. unten, Kap. IV. \u00a7. iv. 3.","page":684},{"file":"p0685.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. III. 1. EigenlhtimlicliJteiten der thierischen Erreger.\n685\n\u00a7\u2022 HI.\nFernere Untersuchung der Muskeln als zusammengesetzter Erreger in physikalischem Bez\u00fcge.\nNachdem wir die Anordnung der ungleichartigen Gebilde in den thierischen Erregern, so weit es verstattet war, festgestellt haben, bleibt uns \u00fcbrig, die physikalische Untersuchung derselben durch verschiedene Betrachtungen und Versuchsreihen zu vervollst\u00e4ndigen, f\u00fcr die erst jetzt eine hinl\u00e4nglich sichere Grundlage gewonnen sein d\u00fcrfte.\n1. Von einigen bemerkenswerthen Eigenth\u00fcmlichkeiten der thierischen Erreger.\nVor allem scheint es an der Zeit, zwei Ergebnisse ausdr\u00fccklich hervorzuheben, zu denen wir schon von Anbeginn dieses Kapitels gelangt sind, und die seither fast unabl\u00e4ssig in unseren Betrachtungen wiederkehrten, ohne dafs bis jetzt auf die Wichtigkeit derselben aufmerksam gemacht worden w\u00e4re.\nDas erste ist dieses, dafs jeder thierische Erreger fortw\u00e4hrend als iin Zustande der geschlossenen Kette befindlich zu denken ist. Nach allem Obigen kann dieser Satz keines Beweises mehr bed\u00fcrfen. Er geht bereits ohne Widerrede aus der That-sache hervor, dafs an den Muskeln eine leitende Verbindung aus an und f\u00fcr sich unwirksamen Gebilden, dem Sehnen- und Bindegewebe, abgesehen von der H\u00fclle der Muskelb\u00fcndel, zwischen den beiden ungleichartigen Fl\u00e4chenbegrenzungen hergestellt ist. Es l\u00e4fst sich aber auch unabh\u00e4ngig von allen derartigen Vorausbetrachtungen, ganz that-s\u00e4chlich und unmittelbar, der Beweis daf\u00fcr geben, und dies mag nicht vers\u00e4umt werden, da man leicht \u00fcbersieht, von welcher Bedeutung derselbe in der Eolge werden kann, und da ich nur zu gut weifs, welche Aufnahme Untersuchungen gleich denen dieses Kapitels bei Vielen zu erwarten haben, die es mit Recht bequemer finden, sich hinter den Vorwand vornehmen Zweifelns an jeder theoretischen Bestrebung ein f\u00fcr allemal zur\u00fcckzuziehen, als den schweren Gedankengang durch immer neu sich aufth\u00fcrmende Hindernisse bis zum Ziele ernstlich mit zu bestehen.\nDer fragliche Beweis liegt einfach in der M\u00f6glichkeit, Str\u00f6me von den Muskeln zu erhalten, indem man sie beiderseits nur an Punkten des nat\u00fcrlichen Querschnittes, d. h. an beiden sehnigen Enden, deren","page":685},{"file":"p0686.txt","language":"de","ocr_de":"656\n3. Abschi. Kap. 111. \u00a7. 111. 1. Eemerkenswerthe\nGleichartigkeit doch wohl in die Augen springt, ableitend ber\u00fchrt. S. oben S. 495. Man denke sich n\u00e4mlich eine Zusammenstellung von zwei ungleichartigen Metallen und einer Masse feuchten Leiters in unbekannter Anordnung, und es solle entschieden werden, ob dieselbe sich als geschlossene Kette verhalte oder nicht. Findet man, dafs es m\u00f6glich ist, von dieser Zusammenstellung einen Strom, gleichviel in welcher Richtung, dadurch zu erhalten, dafs man mittelst eines unwirksamen leitenden Bogens, in welchen eine strompr\u00fcfende Vorrichtung eingeschaltet ist, zwei Punkte des feuchten Leiters, oder eines der beiden Metalle, mit einander in Verbindung bringt, so ist sofort bewiesen, dafs sich die Anordnung als geschlossene Kette verh\u00e4lt, wie sich dies ohne Weiteres aus der mehrerer Ab\u00e4nderungen f\u00e4higen Fig. 76 ergiebt, in welcher die mit a, b, c bezeichneten Verbindungen nicht eher einen Strom zu f\u00fchren verm\u00f6gen, als bis die mit d bezeichnete hergestellt ist, wodurch n\u00e4mlich die Kette geschlossen wird. Die Anwendung auf den Muskel leidet keine Schwierigkeit. Je nachdem man sich des Standpunktes der Contacttheorie oder der chemischen Hypothese von dem Urspr\u00fcnge des elektrischen Stromes bedienen will, d. h. je nachdem man den feuchten Leiter oder das negative Metall als den unwirksamen Theil einer Kette betrachtet, ist es der Fall a oder der Fall b, der mit hinreichender Genauigkeit auf die nur an ihren unwirksamen feuchten Leitern ber\u00fchrten und doch einen Strom abgebenden thierischen Erreger palst.\nDas zweite Ergebnifs ist, dafs jeder Strom, wie er auch von einem thierischen Erreger gewonnen sei, als durch Neben-schliefsung erhalten, als abgeleiteter Stromarm betrachtet werden m\u00fcsse. Dieser Satz gelitunmittelbar aus dem ersten hervor; man kann sich dieser Schlufsfolge nicht mehr entziehen, sobald man einmal zugegeben hat, dafs die ungleichartigen Fl\u00e4chenbegrenzungen des Muskels, aufser durch den im Versuch hinzugetragenen fremden Bogen, schon -von vorn herein durch andere, dem Muskel selber angeh\u00f6rige feuchte Leiter in Verbindung gesetzt sind. Von dem Standpunkte der obigen Theorie des Muskels aber als elektromotorischen Organes liegt derselbe vollends auf der Hand. Man erinnert sich, dafs dieselbe im Grunde ganz und gar auf dieser Betrachtungsweise aufgebaut wurde. Es wird sich indefs als nicht \u00fcberfl\u00fcssig erweisen, jene Theorie nochmals von diesem Standpunkte aus mit kurzen Worten zusammenzufassen, indem dadurch ein Kreis neuer nicht unwichtiger Vorstellungen erweckt werden wird.\nEs ist klar, dafs, f\u00fcr den von jeder einzelnen Molekel ausgehenden Str\u00f6mungsvorgang, die ganze \u00fcbrige Masse des Muskels Schliefsung","page":686},{"file":"p0687.txt","language":"de","ocr_de":"Eigent\u00efiiimlichlceiten der thierischen Erreger.\nes:\nbildet. Alle diese Str\u00f6me decken sich auf allen Punkten, setzen sich zusammen, und von der Gestalt der H\u00fcllen feuchten Leiters, die jede Molekel zur ganzen Masse des Muskels beisteuert, h\u00e4ngt es, fr\u00fcheren Er\u00f6rterungen zufolge, ab, ob innerhalb des Muskels oder an seinem \u00e4ufsern Umfange Gesammtstr\u00f6me zu Stande kommen, oder ob die Str\u00f6mungsvorg\u00e4nge gleichsam auf den Hof jeder einzelnen Molekel eingeschr\u00e4nkt bleiben.\nDabei ist vorausgesetzt, dafs der Muskel ringsum von Nichtleitern begrenzt sei; ist dies nicht der Fall, so versteht sich wiederum von selbst, dafs nicht blos die wirksamen und die unwirksamen Gebilde des Muskels von dem Strome jeder Molekel durchflossen werden, sondern auch \u00fcber jeden andern Leiter, der in den Bereich desselben ger\u00e4th, erstreckt sich dieser Str\u00f6mungsvorgang. Also an einem in seiner nat\u00fcrlichen Lage befindlichen Muskel ergiefst sich die Wirkung jeder Molekel \u00fcber Knochen, Nerven, Gef\u00e4fse, Sehnen u. s. f.; bei gebeugter Lage des Beines z, B., wo Oberschenkel gegen Bauch, Unterschenkel gegen Oberschenkel, Fufs gegen Unterschenkel zu liegen kommt, die jeder Molekel der Bauchmuskeln, des Oberschenkels, des Unterschenkels, des Fufses auf Fufs, Unterschenkel, Oberschenkel und den Bauch mit allen seinen Eingeweiden.\nNat\u00fcrlich ist es gleichg\u00fcltig, ob der Leiter ein Theil des Frosches oder ein beliebiger, k\u00fcnstlich hinzugetragener ist; dasselbe gilt also nicht minder von dem Wasser, worin das Glied versenkt wird, der feuchten Schicht zwischen demselben und einer etwaigen isolirenden Unterlage, endlich auch in dem Falle, wo der Leiter den Muskel oder das Glied staLt in gr\u00f6fsercr ungetrennter Ausdehnung, nur an zwei beschr\u00e4nkten Stellen mit seinen beiden Enden ber\u00fchrt, wo derselbe also in einer Strecke seiner L\u00e4nge sich als freier Bogen darstellt. In diesem Falle (Vergl. oben S. 564. 567) bezeichnen wir das Verh\u00e4ltnifs zwischen der Str\u00f6mung, die in dem hinzugetragenen Bogen stattfindet, und derjenigen, welche den Muskel selbst durchkreist, vorzugsweise als das zweier Nebenleitungen; der Strom in dem Bogen ist ein abgeleiteter Stromarm; der Bogen bildet f\u00fcr den Muskel, der Muskel f\u00fcr den Bogen, und wie der Muskel selber, jeder andere sonst im Bereiche des Str\u00f6mungsvor-ganges befindliche Leiter Nebenschliefsung in Bezug auf den Strom jeder einzelnen Molekel. Also eine ganze Gliederabtheilung, ein ganzes Glied, ja der ganze Frosch kann f\u00fcr den Strom jeder Molekel eines in seiner nat\u00fcrlichen Lage befindlichen Muskels in Bezug auf einen beliebig beschaffenen, beliebig angelegten Bogen theilweise als Nebenschliefsung befrachtet werden.\nEin solcher Bogen ist denn der Multiplicalorkreis mit seinen Platin-","page":687},{"file":"p0688.txt","language":"de","ocr_de":"68S\t& Abschi. Kap. HI. \u00a7. III. I. Bemerlcensrverthe\nenden und seinem feuchten Zubeh\u00f6r an Salzll\u00fcssigkeit, B\u00e4uschen u. s. f. bis zum Muskel hin. Durch das Hinzutragen des Bogens wird das dynamische Gleichgewicht der Electricit\u00e4t in dem Hof einer jeden Molekel, wenn es, Dank der Regelm\u00e4fsigkeit der Anordnung, fr\u00fcher noch bestehen geblieben war, unbedingt gest\u00f6rt; es kommen auf irgend eine Weise Gesammtstr\u00f6mungen zu Stande, und wir haben oben, zwar unvollkommen genug, aber doch mit ausreichender Gewifsheit zu zeigen vermocht, dafs die Erscheinungsweise dieser Gesammtstr\u00f6inungeu in dem Bogen, bei regelm\u00e4\u00dfig prismatischer Gestalt des Muskelbruchst\u00fcckes, eben das Gesetz des Muskelstromes sei. Ich wiederhole aber von Neuem, worauf ich nicht oft und nicht kr\u00e4ftig genug bestehen kann (S. oben S. 512. 519. 535. 631. 658): Gewifs darf nach diesen Vorders\u00e4tzen Niemand mehr die Forderung an die Lehre von der Einerleiheit des Frosch- und des Muskelstromes stellen, dafs sie ihm die bestimmte Richtung des Stromes des Gesammtfrcsches oder des Galvani\u2019scIicii Praeparates, oder auch nur eines einzigen unregelm\u00e4\u00dfig gestalteten Muskels aus dem Gesetze des Muskelstromes ableite. Die Unm\u00f6glichkeit, einer solchen Forderung Gen\u00fcge zu leisten, ist nach alle dem mit H\u00e4nden zu greifen; aber, um auch dies treffende Gleichnifs nochmals dem Sinne des Lesers einzupr\u00e4gen, wie man dem Zweifels\u00fcchtigsten die Natur der anziehenden und absto\u00dfenden Kr\u00e4fte an einem unf\u00f6rmlichen Klotze gestrichenen Stahles durch das gleiche Verhalten mit einem prismatischen Magnetstabe gegen\u00fcber mannigfaltigen Einfl\u00fcssen leicht als wahrhaft magnetisch darthun wird, so wird in der Folge jene Einerleiheit aus dem gleichen Verhalten des Froschstromes, des Stromes des GALVANi\u2019schen Pr\u00e4parates und desjenigen eines regelm\u00e4\u00dfig gestalteten Muskelb\u00fcndels gegen\u00fcber den verschiedensten Einwirkungen bis zum Ueberdrusse an den Tag gelegt werden.\nHier ist der Ort, zu bemerken, was sich \u00fcbrigens leicht vorhersehen lie\u00df, da\u00df jede Umh\u00fcllung des Muskels oder eines thierischen Erregers \u00fcberhaupt mit unwirksamem feuchten Leiter die St\u00e4rke des Stromes im Multiplicatorkreise sogleich merklich beeintr\u00e4chtigt. Dies wird k\u00fcnftig, bei Untersuchung des Stromes noch mit der Haut bekleideter Gliedma\u00dfen, von gro\u00dfer Wichtigkeit werden. 1 Noch kn\u00fcpft sich daran folgende Wahrnehmung.\nMan erinnert sich, dafs die winzige Masse eines Gastroknemius, eines Adductor magnus, ja eines Sartorius u. d. m. die Nadel meines Multiplicators an die Hemmung wirft. Dieser Strom, so m\u00e4chtig er, durch die gro\u00dfe Empfindlichkeit des Strompr\u00fcfers \u00fcbertrieben, auf den\nS. unten, Kap. VIII. \u00a7. i. m.","page":688},{"file":"p0689.txt","language":"de","ocr_de":"Eigenth\u00fcmlichlceiten der thierisehen Erreger.\n6S9\nersten Blick erscheinen mag, ist doch immer nur ein \u00e4ufserst schwaches F\u00e4dchen, dem man, wie es sich im Multiplicatorkreise kundgieht, hei sp\u00e4teren Erkl\u00e4rungsversuchen unm\u00f6glich eine erhebliche Wirkung irgend einer Art zumuthen k\u00f6nnte. Allein von unserer jetzigen Theorie des Muskelstromes als eines abgeleiteten Stromes aus gestaltet sich die Sache ganz anders. Demnach giebt uns der Strom, wie wir ihn in den Windungen wahrnehmen, eigentlich nur ein Wahrzeichen ab von dem Dasein eines urspr\u00fcnglichen, im Innern des Muskels vorhandenen Str\u00f6-mungsvorganges, von dessen St\u00e4rke in der unmittelbaren N\u00e4he der ihn entwickelnden Elemente wir nichts wissen, als dafs sie viel bedeutender sein mufs, ja fast unendlich gr\u00f6fser sein kann, als die jenes in die \u00e4ufsere Erscheinung fallenden.\nTheoretisch bereits ist diese Folgerung gar nicht zu bezweifeln, wenn man erw\u00e4gt, dafs die Stromst\u00e4rken in verschiedenen Nebenzweigen sich umgekehrt wie ihre Widerst\u00e4nde verhalten; allein auch den er-fahrungsm\u00e4fsigen Beweis daf\u00fcr haben wir schon seit geraumer Zeit in H\u00e4nden. Er liegt in der ungemeinen Schw\u00e4che der Wirkungen, welche unsere schematischen, die Muskeln als zusammengesetzte Erreger nach-ahmenden Vorrichtungen selbst unter den g\u00fcnstigsten Umst\u00e4nden von sich gehen. Sellen \u00fcberstiegen diese Wirkungen die ersten 20\u00b0 der Thei-lung, und doch ist an dem B\u00fcndel von St\u00e4ben Fig. 71 Taf. VI. 37mal, an dem Schema nach der Molecularhypothese 144mal die elektromotorische Kraft zwischen Kupfer und Zink, ja amalgamirtem Zink im Spiel ! Man sieht daher, dafs, wenn auch selbst der \u00fcber 90\" Ausschlag gebende Strom eines Froschmuskels verschwindet gegen den einer einfachen Zinkkupferkette, welchen man unmittelbar in den Kreis einf\u00fchrte, uns nichtsdestoweniger der Schlufs verstattet bleibt, dafs die Stromst\u00e4rke im Inneren des Muskels eine der jener Kette gleichkommende, m\u00f6glicherweise sie \u00fcbertreffende ist, und dafs daher durch dieselbe, in ihrer n\u00e4chsten N\u00e4he, ganz betr\u00e4chtliche Wirkungen aller Art ausge\u00fcbt werden k\u00f6nnen.\nIm Vorhergehenden ist \u00fcberall, wie dies auch sonst aus fr\u00fcher angef\u00fchrten Gr\u00fcnden der Fall sein wird, die Vorstellung der allseitig oder mehrseitig von unwirksamem Leiter umgebenen, peripolar clektromoto-torischen Molekeln zu Grunde gelegt worden. Indessen gelten alle diese Schl\u00fcsse eben so gut, wenn man, statt von dieser, von der andern Klasse von Anordnungen ausgeht, bei welcher im Innern des Muskelb\u00fcndels kein unwirksamer Leiter mehr vcrthcilt sein soll, sondern die kleinsten Theile gleichsam wie mit trockenem Zink in der queren, mit trockenem Kupfer in der L\u00e4ngsrichtung aneinanderstofsen. Nur dafs dann au die Stelle der elektromotorischen Molekel in dieser Art von","page":689},{"file":"p0690.txt","language":"de","ocr_de":"690\n3. Abschn. Kap. 111. \u00a7. 111. 1. Eezeiclinuncjsiveise\nBetrachtungen \u00fcberall das einfache B\u00fcndel gesetzt werden mufs. ln dieser Weise finden sich, die letzte ausgenommen, betreffend die m\u00f6gliche St\u00e4rke des im Muskel selber kreisenden Armes des Muskelstromes, s\u00e4mrntliche hier entwickelte Folgerungen bereits in meinem \u201evorl\u00e4ufigen Abrisse\u201d erw\u00e4hnt. 1 * Diese Vorstellungsweise von dem Wesen der thieri-schen Erreger war es, wodurch ich bewogen wurde, daselbst eine andere Bezeichnungsart der Richtung der thierisch-elektrischen Str\u00f6me in Vorschlag und Anwendung zu bringen, als die von Nobili herr\u00fchrende. Diese weist die scheinbare Richtung derselben in der Masse der thieri-sclien Erreger selbst nach; sie sagt also z. B., am Gesammtfrosche, dem GALVANi\u2019schen Pr\u00e4parate verlaufe der Strom von den F\u00fcfsen nach dem Kopfe in dem Frosche u. d. m. Es ist jedoch deutlich, dafs sie eben dadurch eine irrige Ansicht \u00fcber den Verlauf der Str\u00f6me im Innern der Muskeln mit in den Kauf giebt. Denn wenn man z. B. sagt, der Muskelstrom verl\u00e4uft im Muskel vom Querschnitte zum L\u00e4ngsschnitte, so w\u00fcrde dies nur richtig sein in dem Falle, dafs der Muskel ein gew\u00f6hnlicher Erreger gleich einer Kette oder einer S\u00e4ule w\u00e4re; den That-bestand aber giebt dieser Ausdruck in keiner Weise wieder, da der Muskelstrom im Multiplicatorkreise vielmehr ein Arm ist eines Stromes, der am Muskel vom L\u00e4ngsschnitte zum Querschnitte, also gerade umgekehrt kreist, und abgesehen davon die ganze unermefsliche Verwickelung in einander greifender Str\u00f6mungsvorg\u00e4nge, die, dem Vorigen nach, vermuthlich den Muskel auf allen seinen Punkten erf\u00fcllt, mit Stillschweigen \u00fcbergangen wird. Ich habe deshalb in jener Abhandlung die Uebereinkunft mit dem Leser getroffen, 3 die Richtung der Str\u00f6me\n1 A. a. O. S. 8. \u00a7. 23: \u00bbEs ist bereits . . . angedeutet worden, dafs es sich \u00bbam Gesammtfrosch nidil nur um ein blos Spannung setzendes elektromotorisches \u00bbMoment handle, wie dies aus s\u00e4mmtlichen fr\u00fcheren Untersuchungen am Frosche \u00bbbisher einzig hervorging, sondern ... um einen conlinuirlich kreisenden Strom. \u00bbWir erfahren aus\t, dafs dasselbe sogar am blofsen Muskelfleischriemen,\n\u00bb \\ ollends an dem mit den Sehnen und seinen s\u00e4mmtlichen Bindegcwebscheiden noch \u00bbversehenen unversehrten Muskel der Fall sei. Folglich ist jeder Strom, den man \u00bb mit H\u00fclfe eines dieser thierischen Elektromotore an der in den indifferenten leidenden liogen eingeschalteten strompriifenden Vorrichtung darzustellen vermag, \u00bbdurch Nebenschliefsung gewonnen.\u00bb S. 11. \u00a7.29: \u00bbAus Vorstehendem ist ferner \u00bbdeutlich, dafs die ganze \u00fcbrige Masse des Frosches fiir jeden einzelnen Muskel, \u00bbden man in der Vorstellung fixirt, Schlicfsung, folglich in R\u00fccksicht auf den in-\u00bb differenten leitenden Bogen, Nebenschliefsung bildet.\u00ab S. 18. \u00a7. 46: \u00bbIn der Thal \u00bbbildet ... die ganze \u00fcbrige Masse eines Muskels fiir jedes einzelne Primitiv-Muskel-\u00bbbiindel, welches in der Vorstellung fixirt wird, Schliefsung. . .\u00ab Ebendas. \u00a7. 47; \u00bbF\u00fcr jedes einzelne Prirniliv-Muskelb\u00fcndel bildet, die ganze \u00fcbrige Masse des Fro-\u00bbsches Schliefsung.\u00ab\n* A. a. 0. S. 12. \u00a7. 31","page":690},{"file":"p0691.txt","language":"de","ocr_de":"der Str\u00f6mungsrichtung an den thierischen Erregern.\nG91\nim Multiplicatorkreise, wie sie unmittelbar in die Beobachtung lullt, statt der scheinbaren, nach dem Bilde der Kette oder der S\u00e4ule in der Masse des Muskels seihst daraus erschlossenen anzugehen. Wenn ich, in dem vorliegenden Werke, wenigstens f\u00fcr die bereits vor mir bekannten thierischen Erreger, von dieser Bezeichnungsart wiederum abgewichen hin, so ist dies nicht etwa deshalb geschehen, weil ich an der Richtigkeit des damals ausgesprochenen Grundsatzes irre geworden hin, sondern weil ich bemerkt zu haben glaube, dal's mein Verfahren, gegen\u00fcber der hergebrachten Methode, zu dem Mifsverst\u00e4ndnifs Aidais gab, als h\u00e4tte ich die Richtung der Str\u00f6me anders gefunden, als meine Vorg\u00e4nger. Vergl. oben'S. 538.\n2. Von der elektroskopisehen Wirksamkeit der thierischen\nErreger.\nVon dem Umstande, dafs alle thierisch-elektrischen Str\u00f6me, wie wir sie am Multiplicator wahrnehmen, durch Nehenschliefsung gewonnen sind, sagte ich in meinem \u201evorl\u00e4ufigen Abrisse \u2019 S. 8. \u00a7. 24: \u00bbBei \u00bb dem an und f\u00fcr sich geringen Moment der hier in's Spiel komtnen-\u00bbden Str\u00f6me ist dies beil\u00e4ufig der Grund, weshalb hier nie, wie hei \u00bbelektromotorischen Fischen, elektroskopische Wirkungen wahrgenommen \u00bbwerden k\u00f6nnen.\u00ab In der That haben die Str\u00f6me der elektromotorischen Fische, wie sp\u00e4ter gezeigt werden wird, mit den Str\u00f6men der \u00fcbrigen thierischen Erreger jene Eigenthiimlichkcit gemein, stets durch Nehenschliefsung gewonnen zu sein. Allein die Summe der Spannungen, die sich in denselben entladen, ist so bedeutend, dafs, trotz der vorhandenen Nehenschliefsung, wie bekannt, Funken, und nach Santi Linari's, Matteucci\u2019s und Schoenbein\u2019s Beobachtungen, auch Anziehungs- und Abstofsungserscheinungen zu Stande kommen. 1 Von den verh\u00e4ltnifs-m\u00e4fsig unendlich schwachen Str\u00f6men der Muskeln aber liefs sich dies nicht erwarten, obschon hier die Schwierigkeit fortf\u00e4llt, welche hei den elektromotorischen Fischen noch durch die \u00e4ufserst kurze Dauer der Entladung bedingt war und daher besondere Versuchsweisen nothwen-dig machte.\nWas etwa vorhandene \u00e4ltere Angaben \u00fcber diesen Punkt aus den ersten Zeiten des Galvanismus betrifft, so ist zu bemerken, dafs der hei weitem gr\u00f6fste Theil der bejahenden wie. der verneinenden Aussagen, die man wohl in diesem Sinne angef\u00fchrt zu finden pflegt, sich auf den Fall bezieht, wo die thierischen Glieder mil ungleichartigen Metallen\n1 S. unten, Kap, X, \u00a7. 111\n44 \"","page":691},{"file":"p0692.txt","language":"de","ocr_de":"692\n3. Absehn. Kap. 111. \u00a7. HT. 2. EleMrosliepische\nbewaffnet waren, also eigentlich auf die elektroskopische Wirksamkeit einer offenen oder geschlossenen einfachen galvanischen Kette. Hierher geh\u00f6ren die unten aufgez\u00e4hlten Stellen. 1 Von Erfahrungen an zugerichteten thierischen Gliedern bleibt meines Wissens alsdann im Grunde nur noch ein v\u00f6llig unverst\u00e4ndlich erz\u00e4hlter Versuch von Izarn 2 zur\u00fcck, dessen bejahendem Erfolge durchaus kein Werth bcizulcgen ist.\nIch selbst hatte mich in der ersten Zeit meiner Untersuchungen vielfach vergeblich bem\u00fcht, mit H\u00fclfe eines BEiiRENs\u2019schen Elektroskopes nach Fechner\u2019s Einrichtung von der Arbeit des Herrn Kleiner, dessen Benutzung ich der G\u00fcte des Herrn Professor Dove verdankte, elektroskopische Wirkungen von Fr\u00f6schen zu erhalten, die nach Galvani\u2019s Vorschrift zubereitet waren, und ich hatte geglaubt, darauf den oben angef\u00fchrten Ausspruch gr\u00fcnden zu d\u00fcrfen. Indessen will Matteucci seitdem in dieser Untersuchung, die er in gewisser R\u00fccksicht \u00fcbrigens zweckm\u00e4fsiger begonnen hat, gl\u00fccklicher gewesen sein, ln seiner Abhandlung \u00fcber den Muskelstrom in den Philosophical Transactions etc. Ibid. p. 285.\u201d sagt er: \u00bbWith a pile of twenty elements of half thighs \u00bbof frogs, I have . . . distinctly obtained signs of tension, by means \u00bbof a tolerably delicate condenser. To this intent I put one extremity \u00bbol the pile in communication with the ground, and the other with \u00bbthe plate of the condenser. I have frequently repeated the experi-\u00bbment, at one time establishing a communication between the internal \u00bbsurface of the muscle and the condenser, and the external surface \u00bbwith the ground; at another time I have reversed this order. 1 have \u00bb likewise observed the phenomena which ensue on putting each of the \u00bb extremities of the muscular pile in communication with one of the \u00bbplates of the condenser. In every case the electroscope has constantly \u00bbexhibited signs of a negative charge upon the internal Surface of the \u00bbmuscle, and of a positive charge upon the external surface.\u00ab 2\n1 Valu in Reinhold\u2019s Geschichte des Galvanismus ii. s. w. S. 27, (16). S. 33. 31-* \u2014 Crete und Lichtenberg in Gren\u2019s Journal der Physik. 1793. Bd. VII. S. 330. * \u2014 Fowler in Al. Monro\u2019s und Rich. Fowler\u2019s Abhandlung u. s. w. S.\nr\to\n* K\u00fchn, Etwas \u00fcber die Kuren des Herrn Grafen von Thun u. s. w. Leipzig 179t. S. 19. \u2014 Pfaff und Schr\u00e4der in des Ersteren Schrift \u00fcber thierische Elek-tricit\u00e4t u. s. w. S. 372.\u2019 \u2014 Ackermann, Versuch einer physischen Darstellung der Lebenskr\u00e4fte organisirter K\u00f6rper u. s. w. Frankfurt a. M. 1797. Bd. I. S. 347, (5).* \u2014 v. Humboldt, Versuche u. s. w. Bd. I. S. 19. 20.* -\u2014 Eaniii und Vassalu, Gil-bert's Annalen der Physik. 1803. Bd. XIII. S. 419.*\n*\tVoid\u2019s Magazin f\u00fcr den neuesten Zustand der Naturkunde. Bd. XI. 1806. S. 356. *\n*\tVergl. Annales de Chimie et de Physique. Septembre 1846. 3. S\u00e9rie. I. XVIII P HO.*","page":692},{"file":"p0693.txt","language":"de","ocr_de":"Wirksamkeit der thierischen Erreger,\n603\nDa ich, bei jenen fr\u00fcheren Versuchen, fhich, wie bemerkt, nur einzelner GALVANi\u2019scher Pr\u00e4parate bedient hatte, und Matteucci sich bei seinem Verfahren sonach allerdings betr\u00e4chtlich im Vortheil befand, so hielt ich cs f\u00fcr nothwendig, seine Beobachtung wo m\u00f6glich durchaus in gleicher Weise zu erneuern. Ich hatte mich dabei der H\u00fclfe meines Freundes Dr. Gustav Karsten, dessen Geschicklichkeit in allen Arten reibungselektrischer Beobachtungen wohlbekannt ist, zu erfreuen. Auf einer mit Schellack \u00fcberzogenen Glasplatte ordnete ich eine dreifsig-glicderige S\u00e4ule von halbdurchschnittenen Froschoberschenkeln nach Matteucci\u2019s Vorgang an. Aus Gr\u00fcnden, welche sp\u00e4ter einleuchtcn werden, 1 schlofs ich dieselbe, vor der Pr\u00fcfung durch das Elektroskop, erst mehrcrcmal mit wohlbefeuchteten Fingern zum Kreise. Dann legte ich an den k\u00fcnstlichen Querschnitt des ersten und an den nat\u00fcrlichen L\u00e4ngsschnitt des letzten Gliedes mit Schneewasser getr\u00e4nkte Fliefspapier-b\u00e4usche an. Der eine derselben wurde nach der Erde hin abgeleitet, und der andere \u00fcber den Rand der Glasplatte fort mit einem \u00e4hnlichen Bausch in Ber\u00fchrung gebracht, der auf dem Deckel eines BEHRENs\u2019schen Elektroskopes nach Rechner\u2019s Einrichtung ein f\u00fcr allemal aufgelegt war. Diese doch nothwendige Vorsichtsmafsregel, deren Matteucci keine Erw\u00e4hnung thut, hatte zum Zweck, den T\u00e4uschungen vorzubeugen, welche die elektroskopische Wirkung bei der Ber\u00fchrung des metallischen Dek-kels mit dem feuchten Leiter herbeif\u00fchren konnte. Nachdem die untere Condensatorplatte ableitend ber\u00fchrt worden war, wurde mit einem Glas-stabe die feuchte Br\u00fccke zwischen der thierischen S\u00e4ule und dem auf dem Deckel ruhenden Bausch entfernt, und endlich der Deckel abgehoben. Obschon das Elektroskop den VoLTA\u2019schen Grundversuch zwischen Zink und Messing sehr sch\u00f6n zeigte, konnten doch auf diese Weise keine deutlichen Anzeichen von Elektricit\u00e4t gewonnen werden, und ebensowenig gl\u00fcckte dies, als beide Enden der S\u00e4ule beziehlieh mit beiden Coudcnsatorplatten in Verbindung gebracht wurden.\nIch mufs indefs bevorworten, dafs ich den Versuch nur einmal, und \u00fcberdies in einer ung\u00fcnstigen Jahreszeit, an wenig kr\u00e4ftigen Thieren, angestellt habe. Man sieht \u00fcbrigens leicht, dafs das Interesse der ganzen Frage, ob man den Muskeln elektroskopische Wirkungen abgewinnen k\u00f6nne oder nicht, ein sehr beschr\u00e4nktes ist, da es, wie f\u00fcr die physiologische Pr\u00fcfung der Muskelstr\u00f6me und die Jodkaliumelektrolyse (S. oben S. 444. 473) einzig auf die M\u00f6glichkeit hinausl\u00e4uft, diese Wirkungen mit H\u00fclfe unserer Vorrichtungen in dem jetzigen Zustande ihrer Vollkommenheit wahrzunehmen, ohne dafs dadurch etwas\n1 S. unten, Kap. VIII, \u00a7. u.","page":693},{"file":"p0694.txt","language":"de","ocr_de":"o. Abschi. Kap. HL \u00a7. HL \u25a0'!. Vom Einfl\u00fcsse\n69-1\nNeues \u00fcber das \\\\ esen oller die Gesetze der thierisch-elektrischen Str\u00f6me beigebracht zu werden verm\u00f6chte,\n3. 1 on dem Einfl\u00fcsse der L\u00e4nge des Muskels auf die St\u00e4rke\ndes Stromes.\nWir haben, ehe wir die Betrachtung des Muskels als zusammengesetzten Erregers verlassen, noch mehreren Forderungen der physikalischen Methode Gen\u00fcge zu leisten. Sie gebietet, die zu untersuchende Erscheinung nach einander als Function aller Umst\u00e4nde zu betrachten, welche darauf von Einflul's sein k\u00f6nnen, indefs die \u00fcbrigen w\u00e4hrenddem so beherrscht werden, dafs ihre Wirkungen m\u00f6glichst als Con-stanten in das Ergebnils cingehen. Dies ist bis jetzt erst f\u00fcr die Lage der Fufspunkte des ableitenden Bogens der Fall gewesen. Es w\u00fcrde \u00fcbrig bleiben, bei best\u00e4ndiger Lage des Bogens die Mafsverh\u00e4ltnissc desselben sowohl als des Muskels nacheinander zu ver\u00e4ndern.\nWas das erstere betrifft, so w\u00fcrden zweierlei Punkte zu ber\u00fccksichtigen sein. Wir k\u00f6nnen einmal den Widerstand des Bogens ver-gr\u00f6fsern \u2014 er isL bereits, wie man sich erinnert, so klein wie m\u00f6glich gew\u00e4hlt worden \u2014 und zweitens steht es uns frei, die Ausdehnung seiner den Muskel ber\u00fchrenden Fufspunkte, entweder beider oder auch nur eines einzigen, innerhalb gewisser, durch die Mafsverh\u00e4ltnissc des Muskels bestimmten Grenzen, schwanken zu lassen.\nAn beiden Versuchen werden wir indefs ohne weiteren Aufenthalt vor\u00fcbergehen. Den Widerstand des Bogens anlangcnd ist deutlich, dafs wir bei Vergr\u00f6\u00dferung desselben eben nichts Anderes zu sehen bekommen w\u00fcrden, als eine Schw\u00e4chung des abgeleiteten Stromes nach irgend einem h\u00f6chst verwickelten und auf keine Weise bestimmbaren Gesetze (Vergl. oben S. 593. 598). Von den Fufspunkten des Bogens w\u00fcrde sich an Froschmuskeln, die sich allein zu dergleichen Versuchen eignen, nur der am L\u00e4ngsschnitte f\u00fcglich einer Ver\u00e4nderung seiner Ausdehnung unterwerfen lassen. Dabei miifste, was nicht ausf\u00fchrbar ist, der Widerstand des Bogens best\u00e4ndig erhalten werden, damit das Ergebnis von irgend einer Bedeutung sein k\u00f6nnte. Abgesehen davon aber w\u00fcrde die ganze Erfahrung so zusammengesetzt und so schwer mit dem Verst\u00e4ndnisse zu durchdringen sein, dafs deshalb auch ihr Interesse sehr geschm\u00e4lert erscheint und ich meine Sorgfalt lieber anderen Punkten zugewendet b\u00e4he.\nVon gr\u00f6fserer Wichtigkeit ist unstreitig die Erforschung des Einflusses, den die Mafsc des Muskels auf die St\u00e4rke des abgeleiteten Stromes \u00e4ufsern, F\u00fcr die thats\u00e4chlichc Ermittelung desselben, welche","page":694},{"file":"p0695.txt","language":"de","ocr_de":"der L\u00e4nge des Muslcels auf die Stromst\u00e4rke\u2022\nnicht ohne bedeutende Schwierigkeiten ist, stellen wir zun\u00e4chst folgende Grunds\u00e4tze auf.\nDer Widerstand des Bogens und die Ausdehnung seiner Fufs-punkte sollen best\u00e4ndig bleiben. Ferner soll die relative Spannweite des Bogens, welche auch die Gr\u00f6fse des Muskels sei, stets eine und dieselbe sein. Denkt man sieh z. B. den Muskel nach allen drei Richtungen in gleichem Mafse wachsend, so heilst also die, letztere Forderung soviel, als dafs die absolute Spannweite des Bogens stets in demselben Verh\u00e4ltnisse zunehmend gew\u00e4hlt werden soll. Dadurch wird aber noch eine Mafsregel unumg\u00e4nglich noting gemacht. Wir wissen n\u00e4mlich nicht, wie mit der Gr\u00f6fse des Muskels das Gesetz sich innerhalb seiner allgemeinen Form, blos riicksiclitlich gewisser Parameter, \u00e4ndern mag, welches die Abh\u00e4ngigkeit der Stromst\u00e4rke von der relativen Spannweite ausdr\u00fcckt. W\u00fcchsen alle Ordinalen der dieses Gesetz darstellenden Curve, welche die Curve der Spannweiten heifsen soll, mit den Mafsen des Muskels proportional, so k\u00f6nnten wir die absolute Spannweite des Bogens an dem Muskel von der Gr\u00f6fse Eins ganz beliebig w\u00e4hlen. Nennten wir dann diese Spannweite gleichfalls Eins und liefsen sie mit dem Muskel in gleichem Mafse wachsen, so w\u00e4re die Bedingung der Best\u00e4ndigkeit der relativen Spannweite immer erf\u00fcllt. Da jedoch m\u00f6glicherweise jenes Gesetz sich auf eine verwickeltere Art mit den Mafsen des Muskels \u00e4ndert, so zeigt es sich w\u00fcnschenswert!!, dafs die Einheit der Spannweite so gew\u00e4hlt werde, dafs dieser Umstand auf das Ergebnifs von keinem Einfl\u00fcsse sei. Dies werden wir dann verwirklichen k\u00f6nnen, wenn wir, auf der Curve der Spannweiten, einen ausgezeichneten Punkt entdecken, von dem es unzweifelhaft ist, dafs seine relative Lage bei jeder Gr\u00f6fse des Muskels unver\u00e4ndert bleibt.\nHier ist cs nun, wo uns unsere Untersuchung \u00fcber den Einflufs der Spannweite auf die Stromst\u00e4rke, wie sie oben S. 631, gef\u00fchrt wurde, von Wichtigkeit wird. Im Allgemeinen die Curve der Spannweiten zu verzeichnen, hatte das gegen sich, dafs sie f\u00fcr jede Lage des Bogens eine neue und verschiedene ist, und ist deshalb auch a. a. 0. unterblieben. Zu der bevorstehenden Ermittelung werden wir uns jedoch nat\u00fcrlich des Stromes zwischen einem Punkte des L\u00e4ngsschnittes und einem Gesammtquerschnilte bedienen m\u00fcssen; f\u00fcr diesen ist die Curve der Spannweiten etwa folgende.\nTr\u00e4gt man, auf jeden Punkt der Ausdehnung des L\u00e4ngsschnittes als Abscisse, die Stromst\u00e4rke als Ordinate auf, welche in dem Bogen herrscht, wenn sein Fufspunkt bei diesem Punkte angelangt ist, so steigt die, Curve von der Grenze zwischen dem L\u00e4ngsschnitte und dem ber\u00fchrten Gesammtquerschnilte, von wo sie mit einem gewissen Werthe","page":695},{"file":"p0696.txt","language":"de","ocr_de":"69(i\no, Abschi. Kap. III. \u00a7. JI/, o. Vom Einfl\u00fcsse\nihrer Ordinate ausgeht, bis zur Mitte der Ausdehnung des L\u00e4ngsschnittes etwas an, wo sie einen ausgezeichneten Punkt, einen oberen Grenzwerth n\u00e4mlich, besitzt. Von hier ab sinkt sie nach der Grenze zwischen dem L\u00e4ngsschnitte und dem zweiten, freien Endquerschnitte zu, dem sie entgegengeht, wieder stetig, und, soviel ich finden kann, nahezu symmetrisch ; in manchen F\u00e4llen dem Anscheine nach etwas weniger steil, so dal's der endliche Werth der Ordinate den Anfangswerth um einen geringen Bruchthcil \u00fchertrifft.\nJener ausgezeichnete Punkt aber erf\u00fcllt sichtlich die gestellte Forderung; er mufs, wie man sich auch die Gr\u00f6lsc des Muskels denken m\u00f6ge, nahezu auf der Alitte des L\u00e4ngsschnittes desselben gelegen sein. So ergiebt sich die wichtige Vorschrift, wenn cs gilt, bei verschiedenen Mafsen des Muskels, gleiche relative Spannweite herzustellen, dieselbe so zu w\u00e4hlen, dufs der Strom zwischen L\u00e4ngs- und Querschnitt, oder der Strom des Muskels \u00fcberhaupt bei gegebener Beschaffenheit des Bogens, seinen obern Grenzwerth habe, d. h., wenn der eine Fufspunkt den Querschnitt in seiner ganzen Ausdehnung ber\u00fchrt, den andern an die Mitte der L\u00e4nge des Muskels anzulegen.\nDen Muskel im Versuch gleichzeitig nach allen drei Richtungen in gleichem Mafse wachsen zu lassen, geht begreiflich nicht wohl an. Nur die L\u00e4nge desselben k\u00f6nnen wir willk\u00fcrlich bestimmen; den Querschnitt m\u00fcssen wir der Gr\u00f6fse und Gestalt nach nehmen, wie wir ihn in den verschieden dicken Oberschenkelmuskehl des Frosches vorfinden. Man m\u00fcfste also, um der obigen Forderung cinigcrniafsen Gen\u00fcge zu leisten, die L\u00e4nge des Muskels mit der Quadratwurzel der Ausdehnung des Querschnittes, oder, was dasselbe bedeutet, des Gewichtes des Muskels von der L\u00e4nge Eins, wachsen lassen. Dies Verfahren ist viel zu verwickelt, als dal's wir nicht besser thun sollten, einzeln die L\u00e4nge des Muskels bei best\u00e4ndigem Querschnitte und sodann einzeln den Querschnitt bei best\u00e4ndiger L\u00e4nge schwanken zu lassen, was beides mit ziemlicher Genauigkeit ins Werk gesetzt werden kann.\nWir beginnen mit dem ersteren. Muskeln von verschiedener L\u00e4nge, gleichem Querschnitt und m\u00f6glichst gleicher elektromotorischer Wirksamkeit besitzt man in den gleichnamigen Muskeln der beiden Seiten eines und desselben Frosches, und zwar f\u00e4llt hier die Wahl wiederum auf die regclm\u00e4fsig gefaserten vier Oberschenkelmuskeln, welche oben S. 497 unter 2. 3. 4. 6. aufgef\u00fchrt sind, und seitdem schon mehrmals bei \u00e4hnlichen Gelegenheiten gebraucht wurden. Jedenfalls wird eine solche Vergleichung zweier ungleich langen St\u00fccke von verschiedenen Muskeln dem Verfahren vorzuziehen sein, wo man den n\u00e4mlichen Muskel erst in seiner ganzen L\u00e4nge anwendet, und dann ein nach","page":696},{"file":"p0697.txt","language":"de","ocr_de":"der L\u00e4nge den Muskels auf die Stromst\u00e4rke-\n\u00ab97\nBelieben k\u00fcrzeres Bruchst\u00fcck desselben pr\u00fcft. Auf die letztere Art gebietet man sichtlich \u00fcber kleinere Unterschiede der L\u00e4nge; vornehmlich aber hat man dabei keine Sicherheit, dafs ein etwaiges Unterliegen des Stromes des k\u00fcrzeren St\u00fcckes von seinen Mafsen, nicht von dem Angriffe herr\u00fchrt, den die Leistungsf\u00e4higkeit des Muskels durch das l\u00e4ngere Handhaben auf den B\u00e4uschen bereits erlitten haben kann, Ls gilt sogar, um in dieser Hinsicht die vollst\u00e4ndigste Uebereinstim-mung aller Bedingungen aufrecht zu erhalten, die Regel, nicht beide Muskeln gleichzeitig zuzurichten und nun erst den einen, dann den andern der Pr\u00fcfung zu unterwerfen; sondern die Zurichtung des zweiten mill's erst geschehen, nachdem die Pr\u00fcfung des ersten beendet ist, so dafs er nach einem gleichen Zeitr\u00e4ume, von dem Augenblick an gerechnet, wo sein Nerv durchschnitten und er aus seiner nat\u00fcrlichen Lage entfernt worden ist, auf die B\u00e4usche zu liegen kommt. Auch mill's die gr\u00f6fste Vorsicht in Betreff des Umstandes beobachtet werden, dafs nicht etwa der eine mehr als der andere den mannigfachen verderblichen Einfl\u00fcssen ausgesetzt werde, welche, auf dem Wege von der T\u00f6dtung des Frosches an bis zum Auflegen auf die B\u00e4usche, die Muskeln treffen k\u00f6nnen, dafs er z. B. nicht zu Zuckungen veranlagst werde, w\u00e4hrend der andere in Ruhe bleibt, u. d. m.\nTheils, um die Muskeln mit Bequemlichkeit auf den mit Eiwcils-h\u00e4utchen und Glimmerbl\u00e4ttchen wie gew\u00f6hnlich versehenen B\u00e4uschen cinrichten zu k\u00f6nnen, so dafs die Spannweite des Bogens die H\u00e4lfte der Muskcll\u00e4nge betr\u00e4gt, theils um allerlei beim Auflegen sich einfuidende Zuf\u00e4lligkeiten aus dem Erfolge des Versuches zu verbannen, ist es zweckm\u00e4fsig, dabei die Kette nicht durch das Auflegen selber zu sehliefsen, sondern dies an einer beliebigen anderen Stelle des Kreises in Quecksilber zu bewerkstelligen.\nEndlich ist Folgendes zu bedenken. Da es sich um Vergleichung von Str\u00f6men zwischen L\u00e4ngs- und Querschnitt handelt, welche die Nadel an die Hemmung zu werfen pflegen, so w\u00fcrde es, wenn man nicht irgend eine Vorkehrung zur Schw\u00e4chung dieser Wirkung tr\u00e4fe, gar nicht gelingen, m\u00e4fsige Unterschiede in der St\u00e4rke derselben mit Sicherheit zu bourtheilen. Diesem Uebelstande kommt man am bequemsten zuvor, indem man sich, statt wie gew\u00f6hnlich der ganzen, nur der halben Multiplicatorl\u00e4nge bedient (S. oben S. 202). Alsdann treiben die st\u00e4rksten Muskelstr\u00f6me die Nadel nur noch selten bis auf 90\u00b0, und solche, welche bei ganzer Multiplicatorl\u00e4nge dieses Ziel noch eben erreichten, bringen jetzt nur noch etwa 50 \u2014 60\u00b0 Ausschlag hervor.\nTrotz diesen Vorsichtsmafsregeln gelingt es bei dieser Anordnung nicht wohl, \u00fcber den Einflufs des fraglichen Umstandes ganz befriedi-","page":697},{"file":"p0698.txt","language":"de","ocr_de":"6i)$ o. Abschi. Kap. III. \u00a7. UL \u25a01 (i). Mattkucui \u00fcber den Einflu\u00df\ngenden Aufschlu\u00df zu erhallen, Bald \u00fcberwiegt der Slruni des l\u00e4ngeren, bald der des k\u00fcrzeren Muskelbruclist\u00fcckes, bald erscheinen beide von gleicher St\u00e4rke. Allerdings spricht die grol'se Mehrzahl meiner Versuche f\u00fcr ein Ucberwicgcn des Stromes des l\u00e4ngeren Muskels.\nDie Unsicherheit, die sich somit in dem Erfolge des Auflegens einzelner Muskeln von verschiedener L\u00e4nge auf die B\u00e4usche kundgiebt, scheint geringer zu werden, wenn man sie einander in dem Multiplicatorkreise, dem Verfahren der Compensation gcm\u00e4fs, mit H\u00fclfe eines Zwischenbausches entgegenwirken l\u00e4fst. Vergl. oben S. 633 die \u00e4hnlichen Versuche \u00fcber den Einflufs der Spannweite des Bogens auf die Stromst\u00e4rke. Dabei ist cs nicht mehr nothwendig, sich der halben Multiplicatorl\u00e4ngc zu bedienen; aber man thut fortdauernd wohl, den Kreis in Quecksilber, statt durch Auflegen des zweiten Muskels zu schliefsen, damit man n\u00e4mlich die Einrichtung auch dieses auf den B\u00e4uschen noch gem\u00e4chlich vornehmen k\u00f6nne. Die beiden Querschnitte, die man gegen einander auflegt, m\u00fcssen ganz gleichzeitig und in v\u00f6llig gleicher Weise hergerichtet sein; dies geschieht am besten, indem man die Muskeln auf einer passenden Unterlage, einem St\u00fccke Pappe oder Leder, neben- oder aufeinander legt, die Klinge eines starken gew\u00f6lbten Scalpells, etwa eines Knorpelmessers, auf sie aufsetzt, und sie mit einem raschen und kr\u00e4ftigen Druck beide auf einmal querdurchschncidet. Bei dieser Art des Versuches nun findet man sehr regelm\u00e4\u00dfig, dafs der Strom des l\u00e4ngeren Muskels die Oberhand hat.\nOhne uns jetzt bereits mit der theoretischen Er\u00f6rterung dieser Thatsachen zu befassen, gehen wir sogleich zur Untersuchung der Abh\u00e4ngigkeit der St\u00e4rke des Stromes von den beiden anderen Ausmessungen am Muskel \u00fcber.\n4. Von dem Einfl\u00fcsse der Gr\u00f6fse des Querschnittes des Muskels auf die St\u00e4rke des Stromes.\nWir haben hier zun\u00e4chst einiger Erfahrungen und Betrachtungen Matteucci's Erw\u00e4hnung zu thun, welcher \u00fcbrigens auch diesen Punkt, wie fast jeden anderen dieses ganzen Gebietes, nur ber\u00fchrt hat, um seine Grundlage zu verf\u00e4lschen.\n(i) Matteucci's Versuche \u00fcber den Einflufs der Gr\u00f6fse der Muskelmasse auf den davon zu erhaltenden Strom.\nMatteucci liefs bereits im Jahre 1842, in der ersten Arbeit, die er seit dem \u00bbEssai\u00ab \u00fcber thierische Elektricit\u00e4t ver\u00f6ffentlichte, eine S\u00e4ule von Sperlingsf\u00fcfscn einer solchen von Kaninchenbeinen entgegen-","page":698},{"file":"p0699.txt","language":"de","ocr_de":"der Masse des Muskels auf die Stromst\u00e4rke,\n\u00dc9!>\nwirken, timi fand, dafs die its 1\u00e8re die letztere beinahe vollkommen compensirte. Er schlofs daraus folgendes: \u00bbCe courant,\u00ab \u2014 li\u00fcndicli sein vermeintlicher Muskclstrom \u2014 \u00bbdont la direction est en sens con-* traire de celui de la grenouille, n'augmente pas avec l'augmentation \u00abdes masses musculaires desquelles il est d\u00e9gag\u00e9.\u00ab 1 Dieser Versuch ist offenbar werthlos, da er erstens mit Muskeln warmbl\u00fctiger Tliiere angestellt ist, deren Wirkungen viel zu verg\u00e4nglich sind, um sie zu einem Vergleich der Art benutzen zu k\u00f6nnen, zweitens mit Muskeln verschiedener I hiergattungen, drittens mit ganz unregelm\u00e4\u00dfig und viertens gar mit verschieden gestalteten Muskelmassen.\nDieselbe Abhandlung enth\u00e4lt noch, ohne dafs eine Verbindung zwischen diesen Erfahrungen sich angedeutet f\u00e4nde, folgende Beobachtungen.\n1u. Ohne Anwendung der Methode der Compensation.\nMatteucci h\u00e4ufte 10\u201412 Fr\u00f6sche aufeinander: dabei waren die\n\u2022 1\nPr\u00e4parate bald durch Wachs taffen t von einander isolirt, bald in ungehinderter leitender Ber\u00fchrung unter einander. Der Strom verst\u00e4rkte sich nicht merklich, sondern etwa vorhandene Verschiedenheiten lindsten Unterschieden in der Leistungsf\u00e4higkeit der einzelnen Tliiere zur Last gelegt werden. An einem einzelnen Frosche machte cs ebenso keinen Unterschied, ob er ihn mit einem oder mit beiden Beinen die Kette schlie\u00dfen liefs. Ordnete er aber sechs Fr\u00f6sche s\u00e4ulenartiir an, so nab die S\u00e4ule beziehlich 14\u00b0 und 16\u00b0 Ausschlag, je nachdem das eine Bein eines jeden Frosches von dem St\u00fcck Wirbels\u00e4ule des n\u00e4chstfolgenden abgehoben wurde, oder damit in Ber\u00fchrung blieb; je nachdem also die Anordnung eine S\u00e4ule aus halben oder eine aus ganzen Galvani'scIich Pr\u00e4paraten vorstellte.\n2\u00b0. Mit Anwendung der Methode der Compensation.\nEr nahm eine S\u00e4ule aus ganzen und eine solche aus halben der L\u00e4nge nach gctheilten Galvani\u2019scIich Pr\u00e4paraten, beide von 4 \u20146 Gliedern. An der letzteren erstreckte sich die Theilung manchmal auf das St\u00fcck Wirbels\u00e4ule, manchmal auch nicht; so liefs er auch bald den ganzen, bald den halben Lr\u00f6schen das Becken (\u00bble bassin\u00ab), worunter vermuthlich die Ilinterwand desselben bis zur Wirbels\u00e4ule verstanden ist. Was diese Abwechselungen sollten, wird nicht, berichtet und ist nicht abzusehen. Diese S\u00e4ulen liefs er einander, auf isolirenden Unterlagen ausgebreitet, entgegenwirken. Einzeln am Multiplicator untersucht, gab jede derselben 15 \u2014 20\u00b0, ja sogar 25\u00b0 Ausschlag; compensirlen\n1 L Institut. t. X. 1842. No. 426. p. 66.*\u2014 Archives tic l'\u00c9lectricit\u00e9. 1842. t. II. p. 448.* \u2014 Annales de Chimie et de Physique. 3. S\u00e9rie. Novembre 1842. t. VI. p. 333,*","page":699},{"file":"p0700.txt","language":"de","ocr_de":"700\to\u2019. Absehn. Kay. 111. \u00a7. Ill, 4 (i). Matieucci \u00fcber den Einflu\u00df\nsic einander, so war ihre Wirkung so gut wie Null, da die Spuren eines Dilferentialslromes, die sich manchmal zeigten, bald in dem einen, bald in dem anderen Sinne erfolgten; auch die Untersuchung mit dem strompriifenden Schenkel ergab kaum merkliche Zuckungen, und einmal fehlten dieselben ganz. Die Ilinzuf\u00fcgung nur eines Frosches zu einer von beiden S\u00e4ulen aber brachte alsbald eine Wirkung hervor, als ob derselbe allein im Kreise befindlich gewesen w\u00e4re. Dieser Versuch, der in seiner Verwickelung doch eben nicht sonderlich lehrreich ist, ward wenigstens zwanzigmal wiederholt. Matteucci setzte auch zwei S\u00e4ulen aus sechs Fr\u00f6schen jede einander auf die gew\u00f6hnliche Weise entgegen, und hob bald, wie oben, das eine Bein s\u00e4mmtlicher Pr\u00e4parate der einen S\u00e4ule von dem St\u00fcck Wirbels\u00e4ule des n\u00e4chstfolgenden Pr\u00e4parates ab, bald legte er es wieder auf. Dieser Umstand brachte keinen merklichen Unterschied in der Wirkungsgr\u00f6fse der Anordnung hervor. 1 Auch mit diesen Versuchen ist, wie bemerkt, der Verwickelung der Bedingungen halber nicht ciel anzufangen. Sie sind zwar von mehreren von den Fehlern frei, die wir den erstangef\u00fchrten vorzuwerfen fanden; allein noch immer ist die Gestalt der angewandten thierischen Erreger zu unregelm\u00e4fsig, die Ableitungsweise nicht bestimmt genug, durch die Anwendung von S\u00e4ulen ausserdem mancher Fehlerquelle Zutritt verstattet. Folgende Erfahrungen Matteucci\u2019s w\u00fcrden noch am ehesten brauchbar zu nennen sein, obschon sic mit Muskeln warmbl\u00fctiger Thicre gewonnen sind, die Regehn\u00e4fsigkeit der Gestalt der Erreger durch nichts verb\u00fcrgt ist, von Ber\u00fccksichtigung der Spannweite nat\u00fcrlich die Rede gar nicht sein kann. Er liefs zwei S\u00e4ulen einander entgegenwirken, deren eine aus querdurchschnittenen Froschoberschenkeln, die andere aus zwei bis drei dergleichen in jedem Gliedc zusammengesetzt war; in einem anderen Falle bestand die eine S\u00e4ule aus greiseren, die andere aus kleineren St\u00fccken Kaninchenmuskeln. ( \u00bbLes \u00e9l\u00e9ments \u00bb d'une de ces piles \u00e9taient form\u00e9s avec de larges tranches musculaires, \u00bbet les \u00e9l\u00e9ments de l\u2019autre se composaient de petits morceaux de ces \u00bbm\u00eames muscles.\u00ab) Matteucci sagt nun: \u00bbJe n\u2019ai jamais obtenu des \u00bbsignes bien distincts d\u2019un courant diff\u00e9rentiel. J\u2019avouerai pourtant que \u00bbces signes, quoique tr\u00e8s-faibles, ont \u00e9t\u00e9 toujours dans le sens de la \u00bbpile dont les \u00e9l\u00e9ments \u00e9taient d\u2019une masse double ou triple de celle \u00bbdes \u00e9l\u00e9ments de l\u2019autre pile .... On doit \u00eatre surpris d\u2019un tel r\u00e9-\u00bbsultat, qui est tout-\u00e0-fait diff\u00e9rent de celui obtenu avec les piles for-\u00bbni\u00e9es de plaques m\u00e9talliques.\u00ab 2\n1\tArchives Je l\u2019Electricit\u00e9 etc. I. IJ. p. 428. * \u2014 Annales de Chimie et de Physique. 3. S\u00e9rie, t. VI. p. 311.* \u2014 Trait\u00e9 etc. p. 94,*\n2\tTrait\u00e9 etc. p. 72. 73. *","page":700},{"file":"p0701.txt","language":"de","ocr_de":"der Masse des Muskels auf die Stromst\u00e4rke.\n70!\nMatteucci sind n\u00e4mlich alle diese Ergebnisse im h\u00f6chsten Grade r\u00e4thselhaft erschienen, obschon sie, von seinem Standpunkte aus, da er die thierischen Erreger sich einfach unter dem Bilde von Ketten oder S\u00e4ulen vorstellt, gar keine Schwierigkeit darboten, sondern v\u00f6llig mit dem bekannten Fall der zusammengesetzten Kette \u00fcbereinkamen. So hat PogGendorff die Anordnung genannt, wo eine L\u00fccke in einem Kreise mit mehreren Scldicfsungen \u00fcberbr\u00fcckt wird, welche s\u00e4mmtlich eine Erregungsstelle enthalten. Die Theorie dieser Anordnung ist von Poggendorff am ersch\u00f6pfendsten bearbeitet worden, und ich mufs liier, in Bezug auf die n\u00e4here Begr\u00fcndung derselben, auf seine Abhandlung verweisen.1 Das bisher 2 gangbare Princip der Behandlung aller Aufgaben aus diesem Gebiete war das bereits oben S. 647 erw\u00e4hnte der Deckung der Str\u00f6me. Demzufolge hat man die wirksamen, d. h. die ein Erregerpaar enthaltenden Zweige gerade wie eben so viele unwirksame Neben-schliefsungen zu betrachten und die St\u00e4rken der auf diese Weise von den einzelnen Erregern herr\u00fchrenden Stromarme an jeder beliebigen Stelle der Kette algebraisch zu summiren. Ist alsdann jeder Zweig der L\u00fccke in dem Kreise von dem Widerstande W mit der elektromotorischen Kraft k tli\u00e4tig, und sein Widerstand m, so schickt er durch den Kreis einen Partialstrom von der St\u00e4rke\nn W \\ m 5\nwo n die Zahl der Zweige bedeutet, und die Gesammtstromst\u00e4rke im Multiplicatorkreise ist das n fache davon, n\u00e4mlich\nnl\nW\nn\nn\nJe nachdem daher der Widerstand der L\u00fccke einen gr\u00f6fseren oder kleineren Theil des Gesammtwiderstandes des Kreises ausmacht, wird durch die Ilinzuf\u00fcgung neuer Nebenzweige, d. h. durch Verkleinerung von w : n eine gr\u00f6fsere oder geringere Verst\u00e4rkung bewirkt werden. (S. oben S. 469.) In Matteucci\u2019s Kreise war der Widerstand eines Frosches nur ein kleiner Theil des Gesammtwiderstandes, was daraus hervorgeht, dafs die Hinzuf\u00fcgung eines solchen eine fast eben so starke Wirkung hervorbrachte, als ob er allein im Kreise befindlich gewesen w\u00e4re. W\u00e4ren also die Muskeln als einfache Erreger zu betrachten, so war es ganz in der Ordnung, dafs beim Ueberbr\u00fccken der L\u00fccke mit mehreren Fr\u00f6schen nur eine \u00e4ufserst geringe Verst\u00e4rkung sichtbar wurde.\n1 Pocoendorff\u2019s Annalen u. s. w. 1841. Bd. LIV. S. 173.*\n\u2019 Vergl, Pogoendokff ebendas. 1846. Btl. LXVII. S. 528.*","page":701},{"file":"p0702.txt","language":"de","ocr_de":"702\t!i. Ah sehn. Kap. III. \u00a7,111. 4 ( i). Matteiicci \u00fcber den Einflufs\nMil Unrecht erkl\u00e4rt daher Matteucci, von seinem Standpunkte aus, dies Ergehnits f\u00fcr v\u00f6llig abweichend von dem, welches metallische Erreger liefern, und bem\u00fcht sich, ein seinen irrigen Vorstellungen mehr entsprechendes an feuchten Erregern zu erlangen, die er aus baumwollenen Dochten oder Fliefspapieretreifen bereitete, welche, mit Kochsalzl\u00f6sung getr\u00e4nkt, mit dem einen Ende in Salpeters\u00e4ure, mit dem anderen in Kalihydratl\u00f6sung getaucht und sodann statt der Fr\u00f6sche aufgelegt wurden. Metallische Erreger w\u00fcrden, wenn er nur den Versuch mit denselben angestellt h\u00e4tte, in seinem Multiplicatorkreise von so grofsem Widerstande, beim Vergr\u00f6fsern ihrer Oberfl\u00e4che, oder bei Anbringung mehrerer damit versehenen Nebenschliefsungen, vollends keine Verst\u00e4rkung hervorgebracht haben. 1\nNoch mehr irrt aber Matteucci, wenn er verlangt, beim Com-pensiren zweier S\u00e4ulen von gleicher Gliederanzahl, aber ungleich viel Fr\u00f6schen in jedem Gliede, die zahlreichere \u00fcberwiegen zu sehen; wenn er voraussetzt, ein metallischer Erreger von gr\u00f6fserer Oberfl\u00e4che habe die Oberhand \u00fcber einen solchen von geringerer Ausdehnung; wenn er die Spur eines Differentialstromes, die er in dem Sinne der dickeren thierischen S\u00e4ule erfolgen sieht, als eine Ann\u00e4herung an das theoretisch zu gew\u00e4rtigende Ergebnifs betrachtet; wenn er endlich glaubt, seine Baumwollendochte g\u00e4ben hier ein dem an den Muskeln gewonnenen Ergebnisse \u00e4hnliches, von dem an metallischen Ketten gewohnten abweichendes. Vielmehr w\u00fcrde es, wenn die Muskeln in der That gew\u00f6hnliche Erreger w\u00e4ren, durchaus in der Ordnung sein, dafs beide S\u00e4ulen sich vollkommen das Gleichgewicht hielten, wie ungleich sie auch in der in Rede stehenden Beziehung gemacht worden w\u00e4ren, da man ja stets ganz einfach haben w\u00fcrde die Stromst\u00e4rke\ni\nk\nIV +\nm\tw\n--\t\u20147\nn\tn\nk\nW +\nm\tw\n\u2014_\t}\t\u2014\u25a0\nn\tn\n\u2014 n.\n5 Matteucci giebt folgende seltsame Deutung des Umstandes, dafs eine H\u00e4lfte eines der Dange nach gelheilten Gai.yam:sehen Pr\u00e4parates eben so stark zu wirken verm\u00f6ge, als das ganze Pr\u00e4parat: \u00bbPour concevoir comment une demi-grenouille \u00bbproduit au galvanom\u00e8tre un courant \u00e9gal \u00e0 celui de la grenouille enti\u00e8re, on peut \u00bbsupposer que cinq exprime le courant de la demie grenouille, et qu\u2019unie \u00e0 l\u2019autre \u00bbdemie et en contact avec les lames du galvanom\u00e8tre, son courant circule k moiti\u00e9 \u00bbpar le lil de l'instrument, et k moiti\u00e9 par l\u2019autre demi-grenouille, consid\u00e9r\u00e9e comme \u00bbun arc conducteur. On peut supposer tout autre nombre au lieu de cinq(!).\u00ab Trait\u00e9 etc. p. 97. Note.* Man wundert sich vielleicht weniger \u00fcber diese neue Art, Fragen aus dem Gebiete der abgeleiteten Strome zu behandeln, wenn man erf\u00e4hrt, dafs Matteucci getrost sich selber das Verdienst zuschrcibt, die Gesetze dieser Str\u00f6me aus lucht gezogen zu haben, Ibid, p. 42. 43.* Vevgl, oben S. 552","page":702},{"file":"p0703.txt","language":"de","ocr_de":"der Blasse des Muskels auf die Stromst\u00e4rke.\n703\nDer Versuch w\u00fcrde nichts sein, als eine mit Fr\u00f6schen angestellte Wiederholung des FrciiM ii\u2019schcn Experimentum crucis. Und in der That sieht man leicht, dafs die ganze Verwirrung, in die Matteucci hier verf\u00e4llt, darauf beruht, dafs er die Erscheinungen, wie sie unter diesen oder jenen Umst\u00e4nden wohl zu erwarten sein w\u00fcrden, statt aus der Oini\u2019schen Theorie, lieber aus der chemischen Hypothese von dem Urspr\u00fcnge des elektrischen Stromes herholt. Dafs auch an Ketten aus mehreren feuchten Leitern die elektromotorische Kraft von der Ber\u00fchrungsgr\u00f6fse der ungleichartigen Glieder unabh\u00e4ngig sei, und dafs diese blos den Widerstand ver\u00e4ndere, hat Fechner in dem mehrerw\u00e4hnten Aufsatze \u00bb lieber die BECQtEREL\u2019se/ie Kette u. s. w. \u00ab noch besonders durch den Versuch an seinem langen Multiplicator dargethan. 1\nAllein die thierischen Erreger sind, aller Wahrscheinlichkeit nach, nicht so ohne Weiteres den gew\u00f6hnlichen zu vergleichen; die Spur eines Differentialstromes, die Matteucci hei Entgegensetzung seiner ungleich dicken thierischen S\u00e4ulen wahrnahm, beruhte auf keinem Zufall, sondern sie war eine Andeutung des hier wirklich stattfindenden Verhaltens, welches aber, bei seiner Versuchsweise, nicht in vollem Mafse hervortrat, ln folgender Art bin ich selber nunmehr bestrebt gewesen, mir Tats\u00e4chlichen Aufschlufs \u00fcber den in Rede stehenden Punkt zu verschaffen.\n(n) Eigene Versuche \u00fcber ilcn Einflufs derGr\u00f6fse des Querschnittes des Muskels auf die Stromst\u00e4rke.\nSo leicht diese Versuche sind, wenn man sich mit rohen Erfahrungen begn\u00fcgen will, mit so vielen Schwierigkeiten zeigen sie sich verkn\u00fcpft, sowie irgend strengere Forderungen an sie gestellt werden. Matteucci\u2019s Verfahren, mehrere querdurchschnittene Gliedmafsen oder gar halbe Fr\u00f6sche auf einanderzu th\u00fcrmen, kann uns nicht gen\u00fcgen. Wir werden suchen, uns vielmehr wirklich einzelner Muskeln von verschiedenem Querschnitte zu bedienen. Diese m\u00fcssen einem und demselben Frosche entnommen sein; wollte man auch gestalten, sich der Muskeln zweier einander m\u00f6glichst gleicher Fr\u00f6sche zu bedienen, so wird doch wenigstens nie der Muskel eines warmbl\u00fctigen Thieres mit dem eines kaltbl\u00fctigen in dieser Hinsicht verglichen werden d\u00fcrfen; ja es wird, wegen der grofsen Unbest\u00e4ndigkeit der Wirkung erstcrer, gerathen sein, sie v\u00f6llig von den Versuchen auszuscldiefsen. Dadurch sind aber die Ver\u00e4nderungen der Gr\u00f6fse des Querschnittes, \u00fcber welche man gebietet, in ziemlich enge Grenzen eingeschr\u00e4nkt.\n. s. w. 1839. Bd, XLYTI1. S 225, \u00a7. 21.*\n\u2019 Pqcgendorff's Annalen u","page":703},{"file":"p0704.txt","language":"de","ocr_de":"704\n\u2022> Abschi. Kdp. 111. \u00a7. Ill, 4 (n). Vom Einfl\u00fcsse\nDen Strom zwischen nat\u00fcrlichem L\u00e4ngsschnitt und nat\u00fcrlichem Querschnitt nach Matteucci\u2019s theilweisem Vorg\u00e4nge hier zu benutzen, ist ebensowenig statthaft, weil die durchweg unregelm\u00e4fsige Gestalt des letzteren durch die gleichzeitig bedingten Unregelm\u00e4fsigkeiten der Ableitung schon allein Unterschiede der Stromst\u00e4rke herbeif\u00fchren w\u00fcrden, welche die wahrzunehmenden leicht verdecken k\u00f6nnten. Man ist vielmehr wiederum auf den k\u00fcnstlichen Querschnitt angewiesen und wie hei den feineren Versuchen \u00fcber das Gesetz des Muskelstromes, den Einflufs der Spannweite des Bogens, der L\u00e4nge des Muskels u. s. w. lallt man auf die vier regelm\u00e4fsig gefaserten Oberschenkelmuskeln des Frosches, I\\o. 2. 3. 4. 6. S. 497. zur\u00fcck. Aus diesen schneidet man prismatische St\u00fccke mit senkrechten Grundfl\u00e4chen und von deicher L\u00e4nire. und legt sie mit k\u00fcnstlichem Querschnitt und nat\u00fcrlichem L\u00e4ngsschnitt auf die mit Eiweifsh\u00e4utchen und Glimmerbl\u00e4ttchen versehenen B\u00e4usche dergestalt auf, dafs der Bausch am L\u00e4ngsschnitt an die Mitte desselben angelegt ist, dafs also an allen Muskeln der Strom seine gr\u00f6fste St\u00e4rke besitzt. Leider m\u00fcssen wir uns auch hier damit begn\u00fcgen, am Querschnitte, statt des Mittelpunktes, den Cesammtquerschnitt aufzulegen. Dies ist hier ungleich bedenklicher, als bei der Untersuchung \u00fcber den Einflufs der L\u00e4nge des Muskels auf die Stromst\u00e4rke, weil bei der wechselnden Gr\u00f6fse des Querschnittes, um die es sich ja eben hier handelt, auf diese Weise die Bedingung verwirklicht zu sein aufh\u00f6rt, dafs die Fufspunkte des Bogens von best\u00e4ndiger Ausdehnung sein sollen; indessen bleibt nichts \u00fcbrig, als uns in diese unvermeidliche Unvollkommenheit des Versuches zu f\u00fcgen. Um das Ergebnifs von den Zuf\u00e4lligkeiten beim Auflegen der Muskeln unabh\u00e4ngig zu machen, schliefst man die Ivette irgendwo in Quecksilber, nachdem man den Muskel mit aller Ruhe auf den B\u00e4uschen eingerichtet hat. Damit die Ausschl\u00e4ge sich nicht in zu hohen Breiten der Theilung bewegen, als dafs noch eine sichere Vergleichung derselben m\u00f6glich bliebe, wird nur bei halber Multiplicatorl\u00e4nge gearbeitet.\nWenn man im Stande w\u00e4re, die Ausschl\u00e4ge der Nadel in wirkliche Stromst\u00e4rken zu verwandeln, so w\u00fcrde es begreiflich von Wichtigkeit sein, auch die Gr\u00f6fse des Querschnittes mit einiger Genauigkeit bestimmen zu k\u00f6nnen. Durch das Mafs geht dies nicht an. Man kann aber, da die Muskelbruchst\u00fccke von gleicher L\u00e4nge sein sollen, an die Stelle des Querschnittes offenbar mit allem Vortheile ihr Gewicht treten lassen, 1 und auf diese Weise sind die Verh\u00e4ltnifszahlen der Querschnitte\n1 Eduard Weber liai zuerst angegeben, da Is man die Gr\u00f6l'se des Querschnittes eines Mnskpls genau berechnen k\u00f6nne, wenn inan das specifische Gewicht, die G\u00e4nge","page":704},{"file":"p0705.txt","language":"de","ocr_de":"der Gr\u00fcfse des Querschnittes des Muskels auf die Stromst\u00e4rke. 705\noder der Anzahl der einfachen B\u00fcndel der Muskeln in folgender Tabelle gewonnen, welche keiner weiteren Erl\u00e4uterung bedarf. Die Gewichte sind Mittel aus acht, die Ausschl\u00e4ge solche aus sechszehn sehr sorgf\u00e4ltigen Versuchen an den beiden Seiten von beziehlich vier und acht Fr\u00f6schen. Die den Muskelnamen Vorgesetzten eingeklammerten Zahlen beziehen sich auf das Verzeichnis oben S. 497.\nName der Muskeln.\tGewicht in Grammen bei 1\u2122 L\u00e4nge.\tVerh\u00e4lt nifs-zalil der einfachen B\u00fcndel.\tErster Ausschlag.\n(3) Rectus internus Cuv. ; Post-ischio-tihial superficiel Dug.\t0.024\to o \u25a0H\t40\"\n(2) Sartorius Cuv.; Sous-ilio-tibial Dug.\t0.045\t187\t56\n(6) Semimembranosus Cuv.; Sus-\u00efsebio-poplit\u00e9 Dug.\t0.271\t[1129]\t89\n(4) Adductor magnus Cuv.; Posl-ischio-tibial profond Dug.\t0.275\t1146\t76\nDie beiden letzten Muskeln, auf sp\u00e4ter zu beschreibende Weise zusammengefafst und gleichzeitig aufgelegt, f\u00fchrten die Nadel mit Heftigkeit an die Hemmung.\nAuch diese Erfahrungen sind unstreitig noch in hohem Grade unvollkommen. Nichtsdestoweniger scheint sich aus ihnen mit aller Bestimmtheit zu ergeben, dafs in meinem Multiplicatorkreise ein Muskel von gr\u00f6fserem Querschnitte einen st\u00e4rkeren Strom entwickelt, als ein solcher von geringerer Dicke. Der erste, zweite und dritte Versuch lassen kaum einen Zweifel daran \u00fcbrig. Auffallend ist aber allerdings, dafs der Semimembranosus, dessen Gewicht bei gleicher L\u00e4nge, wie man sieht, sehr nahe mit dem des Adductor magnus \u00fcbereinkommt, eine nicht unbetr\u00e4chtlich gr\u00fcfsere Wirkung erzeugt, als dieser. Lassen wir diesen Punkt einstweilen auf sich beruhen, der sich nachmals befriedigend erkl\u00e4ren wird, und suchen wir vor Allem die Frage zu beantworten, die sich alsdann aufdr\u00e4ngt, welche Bedeutung dem Umstande des Wachsens der Stromst\u00e4rke mit dem Querschnitte hei dieser Ver-\nuiul das Gewicht seiner Fleischfasern kenne. Run. Wagner\u2019s Handw\u00f6rterbuch der Physiologie u. s. w. Bd. III. Abth. If S. 87. 90. 93. * ~-M\u00fcluer\u2019s Archiv u. s. w. 184G. S. 513. 514.*\n15","page":705},{"file":"p0706.txt","language":"de","ocr_de":"700\t3. Abschn. Kap. 111. \u00a7. Ill 4 (u). Vom Einfl\u00fcsse der Gr\u00f6fse\nsuchsweise beizumessen sei; oh etwa ein dickerer Muskel eine gr\u00f6fsere elektromotorische Kraft entfalte, oder ob seine gr\u00f6fsere Wirksamkeit einzig daher r\u00fchre, dafs er den Widerstand des Multiplicatorkreises in geringerem Mafse vermehrt, als ein Muskel von kleinerem Querschnitte.\nBleiben wir zun\u00e4chst bei der letzteren Vermuthung stehen, so ist klar, dafs alle Ergebnisse der vorigen sowohl als dieser Nummer, die von Matteucci erhaltenen nicht ausgeschlossen, unter zwei Voraussetzungen leicht gedeutet werden k\u00f6nnen. Die eine derselben ist, dafs die thierischen Erreger, trotz der verwickelten Anordnung der ungleichartigen Gebilde in denselben, wie sie im vorigen Paragraphen bestimmt wurde, sich den Ketten und S\u00e4ulen gleich verhalten in Betreff des Einflusses des wesentlichen und des aufserwesentlichen Widerstandes, d. h. ihres eigenen und desjenigen des Multiplicatorkreises, auf die St\u00e4rke ihres Stromes. Die zweite Annahme ist diese, dafs der aufserwesent-liche Widerstand an meinen Vorrichtungen nahezu verschwinde gegen den der Muskeln, w\u00e4hrend umgekehrt bei Matteucci's Anordnung der Widerstand der thierischen Erreger nahezu wegliel neben dem seiner Iliilfs Vorrichtungen.\nVon der Zul\u00e4ssigkeit der ersten Voraussetzung soll alsbald mehr die Rede sein ; was die zweite betrifft, so wird sie, wie man sich erinnert, durch mancherlei Umst\u00e4nde wahrscheinlich gemacht. Zun\u00e4chst durch die Natur der von Matteucci getroffenen Vorkehrungen selber (Vergl. oben S. 227 ff.); dann durch die Wahrnehmung, dafs, in seinem Kreise, die Ilinzuf\u00fcgung eines einzigen Frosches zu zweien einander das Gleichgewicht haltenden Froschs\u00e4ulen eine Wirkung liervor-brachte, als ob er allein in der Kette befindlich gewesen w\u00e4re (S. oben S. 701. 703). Damit stimmt auf der andern Seite, dafs die s\u00e4ulenartige Anordnung mehrerer Muskeln oder Gu.vAM\u2019scher Pr\u00e4parate an meinen Vorrichtungen keine so betr\u00e4chtliche Vermehrung der Stromst\u00e4rke zur Folge hat, als Matteucci und auch Nobili ihr naclir\u00fchiuen. (Vergl. oben S. 105. 231. 479.)\nDie Erkl\u00e4rung der in Rede stehenden Erscheinungen w\u00fcrde danach einfach folgende sein. Muskeln von gleichem Querschnitt, aber verschiedener L\u00e4nge, einzeln in den Kreis gebracht, wirken, wenn der Widerstand desselben gegen den ihrigen verschwindet, wie in meinem Kreise, ungef\u00e4hr gleich stark, weil der Widerstand ungef\u00e4hr in demselben Mafse vermehrt wird, als die Summe der Spannungen. Hiermit stimmt beil\u00e4ufig der oben noch nicht angemerkte Umstand, dafs der Erfolg der Versuche zu Gunsten der l\u00e4ngeren Muskeln um so ungewisser zu sein schien, je kleiner der Querschnitt derselben war I.\u00e4Ist","page":706},{"file":"p0707.txt","language":"de","ocr_de":"des Querschnittes des Muskels auf die Stromst\u00e4rke.\n707\nman aber zwei dergleichen einander in der Kette entgegenwirken, so haben ihre Str\u00f6me einen und denselben Widerstand zu \u00fcberwinden, und der Unterschied der Summe der Spannungen kann deutlich hervortreten (Vergl. oben S. 243). Muskeln von gleicher L\u00e4nge, aber verschiedenem Querschnitte wirken dagegen, einzeln aufgelegt, um so st\u00e4rker, je gr\u00f6fser ihr Querschnitt ist, wenn der aufserwesentliche Widerstand gegen den ihrigen verschwindet, wie dies ohne weiteres aus den Formeln S. 703 hervorgeht. 7/ in diesen Formeln w\u00fcrde daher in Mat-teucci s Kreise im Verh\u00e4ltnisse zu w sehr viel gr\u00f6fser gedacht werden m\u00fcssen als bei mir, was mit der zweiten obigen Voraussetzung \u00fcbereinkommt. Alsdann liefse sich leicht verstehen, dafs, in seinen Versuchen ohne Compensation, wenn wir sie, hei ihrer grofsen Unvollkommenheit, \u00fcberhaupt ber\u00fccksichtigen wollen, das Aufh\u00e4ufen von 10\u2014 12 Fr\u00f6schen \u00fcber einander keine merkliche Verst\u00e4rkung nach sich zog; dafs es ebensowenig einen Unterschied machte, ob er einen einzelnen Frosch mit einem oder mit beiden Beinen die Kette schliefsen licls; dafs aber ein solcher Unterschied zu Gunsten der besser leitenden Anordnung hervortrat, wenn auf dieselbe Weise mit einer S\u00e4ule von sechs Fr\u00f6schen verfahren wurde, weil n\u00e4mlich jetzt der wesentliche Widerstand anfing, nicht mehr gegen den aufserwesentlichen zu verschwinden. In meinen Versuchen ohne Compensation dagegen war das letztere in viel h\u00f6herem Mafse schon bei einem einzigen Muskel der Fall, den ich auf meine B\u00e4usche auflegte; daher das unverkennbare Wachsen der Stromst\u00e4rke mit dem Querschnitte.\nSind diese Erkl\u00e4rungen richtig, so mufs sich das Ueberwiegen des Stromes eines l\u00e4ngeren Muskels \u00fcber den eines k\u00fcrzeren auch dadurch sichtbar machen lassen, dafs man den aufserwesentlichen Widerstand sehr vergr\u00f6fsert, etwa indem man einen mit H\u00fchnereiweifs getr\u00e4nkten Zwirnsfaden von mehreren Centmietern L\u00e4nge oder einen von der Wirbels\u00e4ule bis zur Kniekehle frei dargestellten Iscliiadnerven vom Frosche mit H\u00fclfe eines Zwischenbausches in den Kreis einf\u00fchrt. Alsdann n\u00e4mlich wird der Widerstand der Kette nur um einen unbedeutenden Bruchteil vermehrt, w\u00e4hrend, nach der ersten Voraussetzung, die Summe der Spannungen zunimmt, und mufs folglich Vergr\u00f6fserung des Stromes cintreten. Dies ist nun in der That wiederum mit ziemlicher Sicherheit der Fall, und so weit erscheint Alles in der Ordnung. In der Ordnung erscheint ferner, dafs Matteucci, beim Compensiren ungleich dicker Erreger, Gleichgewicht, oder nahezu, im Kreise fand, denn es wirken einander, bei dieser Anordnung, gleiche Summen von Spannungen entgegen, welche gleichen Widerstand zu bew\u00e4ltigen haben; die Stromst\u00e4rken sind folglich einander gleich, liier jedoch beginnt f\u00fcr diese\n45'","page":707},{"file":"p0708.txt","language":"de","ocr_de":"70S\t3. Abschi. Kap. HT. \u00a7. 111.4 (n). Vom Einfl\u00fcsse der Gr\u00f6fse\nAnsicht von der Sache eine un\u00fcberwindliche Schwierigkeit aufzutauchen.\nMan erinnert sich (S. oben S. 702), dafs Matteucci bereits ein leises Uebergewicht der dickeren S\u00e4ule in seinem Kreise bemerkte. Dies h\u00e4tte nichts zu sagen, da, wie bemerkt, seine Ergebnisse wegen der Anwendung unregelm\u00e4fsig gestalteter Kaninchenmuskeln und der Nichtber\u00fccksichtigung des ihm unbekannten Gesetzes der Spannweiten f\u00fcr sehr unsicher gehalten werden d\u00fcrfen. Stellen wir aber jetzt diesen Versuch, mit H\u00fclfe unserer weit vollkommneren Methoden an, so stofsen wir, und zwar in noch viel ausgesprochenerer Weise, auf dieselbe Abweichung von den theoretischen Vorhersichten. Man verf\u00e4hrt dabei folgendermafsen.\nEntweder man bringt zwischen den B\u00e4uschen in bekannter Weise, wie bei den Versuchen \u00fcber den Einflufs der Spannweite des Bogens oder der L\u00e4nge des Muskels einen Zwischenbausch an und \u00fcberbr\u00fcckt die beiden L\u00fccken in entgegengesetzter Richtung mit Muskeln von gleicher L\u00e4nge und ungleichem Querschnitte, wobei der Bausch am L\u00e4ngsschnitte an die Mitte desselben angebracht sein mufs (S. Fig. 78. Taf. V.); oder man stellt statt des Zwischenbausches auch biofs die dreieckige Glasplatte Fig. 28. Taf. I. S. 495. 496 an der wagerechten Klemme Fig. 19. Taf. III. S. 449 zwischen den B\u00e4uschen auf, indem man die beiden darauf ruhenden k\u00fcnstlichen Muskelquerschnitte unmittelbar mit einander in Ber\u00fchrung bringt. Diese Gestalt des Versuches ist keine ganz m\u00fcfsige Ab\u00e4nderung desselben; denn es ist dabei, wenigstens zum Theil, der Uebelstand vermieden, den wir oben S. 704 zu bedauern hatten, dafs, anstatt der blofsen Mitte des Querschnittes, seine Gesammt-ausdehnung aufgelegt werden nnifste. In der Abbildung liegen die Muskeln, wie die gew\u00f6hnliche Anordnung der B\u00e4usche es mit sich bringt, etwas der L\u00e4nge nach gekr\u00fcmmt; ich bemerke jedoch, dafs ich mich davon \u00fcberzeugt habe, dafs es ohne allen Einflufs auf das Er-gebnifs bleibt, ob man ihnen diese Lage l\u00e4fst, oder sie mit ihrer Axe geradlinig ausstreckt, indem man den Zwischenbausch an der senkrechten Stange des allgemeinen Tr\u00e4gers etwus in die H\u00f6he schiebt. Das Schliefsen in Quecksilber wird bei dieser Versuchsweise noch mit Vortheil beibehalten, hingegen kann man sich wieder der ganzen Multi-plicatorl\u00e4nge bedienen.\nWas die aufzulegenden Muskeln betrifft, so bedient man sich mit Vortheil des Semimembranosus oder des Adductor magnus Cuv. einerseits, andererseits des Sartorius oder des Rectus internus Id. von einem und demselben Frosche. Man kann die. Vorsichtsma\u00dfregel gebrauchen, den dickeren Muskel zuerst zuzurichten, damit man sicher sei, dafs sein","page":708},{"file":"p0709.txt","language":"de","ocr_de":"des Querschnittes des Muslcels auf die Stromst\u00e4rke.\n709\nUeberwiegen nicht von der Schw\u00e4chung herr\u00fchrt, die der d\u00fcnnere durch das Liegenbleiben w\u00e4hrend der Zurichtung des ersleren erfahren hat. Die Muskeln von ungleichem Querschnitte werden dann, wie oben S. 698 gelehrt wurde, neben- oder aufeinander gelegt, und der obere wie der untere Querschnitt an beiden mit dem Knorpelmesser in einer Ebene hergestellt, ohne sie dabei, wie es dort nat\u00fcrlich geschehen mufstc, der L\u00e4nge nach gegen einander zu verschieben.\nMan findet nun, dafs in der grofsen Mehrzahl der F\u00e4lle der Strom des Muskels von gr\u00f6fserem Querschnitte bei weitem im Kreise \u00fcberwiegt. Eine mit dem Verfahren durch Compensation ganz gleichbedeutende Versuchsweise besteht darin (S. oben S. 707), den Widerstand des Kreises durch Einschaltung eines sehr schlechten Leiters, eines Nerven, eines feuchten Zwirnsfadens u. d. m. aufser-ordentlich zu vergr\u00f6fsern, und nun die Muskeln nach einander aufzulegen. Der wesentliche Widerstand verschwindet alsdann gegen den aufserweseutliclien, und bei gleicher Summe der Spannungen m\u00fcfs-ten die Muskeln von ungleichem Querschnitte gleiche Stromst\u00e4rke zeigen. Nichtsdestoweniger findet man auch auf diese Weise, dafs der dickere Muskel st\u00e4rker wirkt als der d\u00fcnnere, selbst wenn man diesen, wie die Vorsicht gebietet, zuerst, und dann erst den dickeren auf seine Stromst\u00e4rke pr\u00fcft.\nZweierlei Einw\u00e4nde lassen sich gegen diese Versuche machen, welche beide dahin zielen, ihr Ergebnifs als die Folge nicht des ungleichen Ouerschnittes der Muskeln bei gleichen elektromotorischen Kr\u00e4ften derselben, sondern einfach als diejenige eines Unterschiedes eben dieser Kr\u00e4fte erscheinen zu lassen. Der erste ist n\u00e4mlich, dafs m\u00f6glicherweise die elektromotorische Kraft der dickeren Muskeln von Natur gr\u00f6fser sei, als die der d\u00fcnneren. Unterschiede der relativen mechanischen Leistungsf\u00e4higkeit verschiedener Muskeln bestehen unzweifelhaft; ge\u00fcbtere Muskeln haben \u00fcber unge\u00fcbtere in dieser Hinsicht stets die Oberhand. Ja solche Unterschiede geben sich sogar in der \u00e4ufseren Erscheinung der Muskeln zu erkennen, nicht nur zwischen den verschiedenen Individuen einer Thierart, z. B. zahmen und wilden, sondern auch zwischen verschiedenen Muskeln eines und desselben Thieres. Dafs aber die elektromotorische Kraft der Muskeln mit ihrer mechanischen Leistungsf\u00e4higkeit steigen und fallen k\u00f6nne, hat offenbar nichts unwahrscheinliches ; vielmehr wird sp\u00e4ter gezeigt werden, dafs beide, den mannigfaltigsten Einfl\u00fcssen gegen\u00fcber, in der That Hand in Hand gehen. Das zweite Bedenken betrifft die Frage, ob nicht der d\u00fcnnere Muskel durch die verschiedenen sch\u00e4dlichen Einwirkungen, denen die Muskeln w\u00e4hrend der Zurichtung beim Auflegen u. d. m. ausgesetzt","page":709},{"file":"p0710.txt","language":"de","ocr_de":"710 o. Abschn. Kap. Hl. \u00a7, III, 4 (u). Vom Einfl\u00fcsse der Grofse\nsind, vielleicht mehr leide, als der dickere, dessen Oberfl\u00e4che im Verh\u00e4ltnisse zu seinem Inhalte so sehr viel kleiner ist, wenn man auch diesen, wie deshalb bereits empfohlen wurde, zuerst zurichtet.\nVergeblich suchte ich dem ersten Einwande dadurch zu begegnen, dafs ich die gleichnamigen Muskeln derselben Seite von sehr verschie-den grol'sen Fr\u00f6schen einander entgegenwirken liefs, wobei ich allerdings nie \u00fcber so grofse Unterschiede des Querschnittes gebot, wie bei den Versuchen an den ungleichnamigen Muskeln desselben Thicrcs. Dazu kam, dafs die Muskelst\u00fccke von gr\u00f6fserem Querschnitte, wegen der K\u00fcrze der Muskeln des kleineren Frosches, im Verh\u00e4ltnisse zu ihrer Dicke gar zu kurz ausfielcn. Der endliche Erfolg war, dafs individuelle Unterschiede unter den Fr\u00f6schen den etwaigen Einflufs der Grofse des Querschnittes der Muskeln g\u00e4nzlich oder grofsentheils verdeckten. Ich fand grofse Fr\u00f6sche, von denen die regelm\u00e4fsig gefaserten Oberschcnkel-muskeln den Sieg davon trugen \u00fcber die gleichnamigen von kleineren Fr\u00f6schen; aber eben so oft zeigte sich das umgekehrte, so dafs kein sicherer Schlufs vei\u2019stattet war. Nicht wenig schien dadurch das ausgesprochene Bedenken an Gewicht zu gewinnen; denn wenn die geringf\u00fcgigen Untei\u2019schiede zwischen der relativen Kraft verschiedener Individuen ausreichend sind, den Muskeln des einen eine durchgreifende Ueberlegenheit \u00fcber die des anderen in elektromotorischer Hinsicht zu sichern, um wie viel mehr konnte dies f\u00fcr die unstreitig bei weitem gr\u00f6fseren Schwankungen der Fall sein, denen die Kraft der Muskeln in einem und demselben Individuum unterliegt. Man wird in der That z. B. nicht leicht der Meinung Glauben schenken, dafs es zwei gesunde Menschen geben k\u00f6nne, zwischen deren Bicipites bradai ein ebenso bedeutender Unterschied der Kr\u00e4fte herrscht als zwischen dem Biceps des einen und seinem Platysma myoides oder seinen Ohrmuskeln.\nUnd nun verdoppeln sich unsere Zweifel, indem wir uns des seltsamen Umstandes erinnern, der aus der Tabelle S. 705 erhellt, dafs n\u00e4mlich der Semimembranosus vom Oberschenkel des Frosches, trotz seinem gleichen Gewichte bei gleicher L\u00e4nge, einen so bedeutend viel st\u00e4rkeren Strom entwickelt, als der Adductor magnus ebendaher. Kaum scheint es denkbar, dafs dies auf etwas anderem beruhen k\u00f6nne, als auf einem Unterschiede zwischen den eigcnth\u00fcmlichen Kr\u00e4ften der elektromotorischen Molekeln beider Muskeln, Umsonst strebte ich anfangs danach, diese Abweichung aus der verschiedenen Gestalt des Querschnittes beider Muskeln abzuleiten, welche beim Semimembi\u2019anosus mehr unregelm\u00e4fsig polygonal, beim Adductor mehr langgestreckt elliptisch ist. Ich brachte keine merkliche Ver\u00e4nderung des Stromes des letzteren Muskels, keine Ver\u00e4nderung von best\u00e4ndigem Zeichen hervor, wenn ich ihn,","page":710},{"file":"p0711.txt","language":"de","ocr_de":"des Querschnittes des Muskels auf die Stromst\u00e4rke,\n711\nder L\u00e4nge nach zusammeugefaltet, auf die B\u00e4usche legte, und, nachdem die Nadel eine feste Stellung angenommen, seinen Querschnitt, bei un-verr\u00fcckter Ber\u00fchrung mit dem entsprechenden Bausche, nun seiner ganzen Breite nach entwickelte, nun wieder zu halber Breite und doppelter Dicke zusammenrollte.\nNichtsdestoweniger sind alle diese Bedenken nichtig, jene Erfahrungen vollg\u00fcltig, die Stromst\u00e4rke w\u00e4chst mit dem Querschnitte bei gleicher elektromotorischer Kraft. Folgender Versuch ist erstens geeig-net, die beiden oben gemachten Einw\u00fcrfe mit einem Schlage von der Hand zu weisen. Wir lassen zwei Muskelmassen von verschiedenem Querschnitte einander am Mulliplicator entgegenwirken; aber anstatt uns dazu der S. 708 empfohlenen Muskeln zu bedienen, werden auf der einen Seite entweder der Adductor magnus oder der Semimembranosus Luv. aufgelegt, auf der anderen diese beiden Muskeln auf einmal, welche so zugerichtet sind, dafs sie, verm\u00f6ge ihrer Bindegewebescheiden, v\u00f6llig wie ein Muskel Zusammenh\u00e4ngen. Dies geschieht leichter, indem man sic vom Kniegelenk ab, wo man ihre Sehnen durchschnitten hat, mit sammt dem Semitendinosus Cuv. (Bis-ischio-tibial Dug. , vergl. oben S. 497,5) lospr\u00e4parirt; den letzteren Muskel, der nur locker mit jenen zusammenh\u00e4ngt, entfernt man nachgehends ohne Schwierigkeit. Auch bei dieser Versuchsweise nun findet man in der grofsen Mehrzahl der F\u00e4lle das Uebergewicht auf Seiten der beiden Muskeln. Bei der grofsen Dicke derselben kann hier nicht f\u00fcglich mehr an eine in dem Mafsc schnellere Verg\u00e4nglichkeit des Stromes des einzelnen Muskels gedacht werden, und der Umstand, dafs die vereinigten Muskeln die Uberhand haben, gleichviel welchem von beiden der eine ihnen entgegenwirkende gleichnamig ist, verbietet nunmehr, an einen eingeborenen Unterschied der elektromotorischen Kr\u00e4fte zu denken.\nHierbei zeigt sich jedoch wiederum durchgehends, dafs das Ueberge-wieht aufSeiten der vereinigten Muskeln viel entschiedener ist, wenn ihnen der Adductor magnus, als wenn ihnen der Semimembranosus entgegen-gestellt wird. Nicht nur erscheint der Differentialstrom in dem ersteren Falle bei weitem gr\u00f6fser, sondern, wenn cs bei h\u00e4ufiger Wiederholung des Versuches dann und wann begegnet, dafs der einzelne Muskel einmal einen matten Sieg \u00fcber die beiden vereinigten davontr\u00e4gt, so trifft dies doch nur f\u00fcr den Semimembranosus ein. Den h\u00f6chst einfachen Grund zu diesem Verhalten habe ich endlich in Folgendem gefunden. Der Semimembranosus ist zwar, im Vergleich zu den \u00fcbrigen Ober-schenkelmuskeln des Frosches immerhin den regehn\u00e4fsig gefaserten beizuz\u00e4hlen. Allein bei genauerer Betrachtung entdeckt man doch, dafs diese Regelm\u00e4fsigkeit auch hier noch eine sehr geringe ist. Es zeigt","page":711},{"file":"p0712.txt","language":"de","ocr_de":"712\n\u25a0>. Abschi, Kap. III. \u00a7. III. 4 (u). Vom Einfl\u00fcsse der Gr\u00f6fse\nsich, dafs er, von seinem unteren bis nahe an sein oberes Ende, fortw\u00e4hrend neue Muskelb\u00fcndel ansetzt, so dafs in der Gegend seines Kopfes sein Querschnitt ein viel betr\u00e4chtlicherer ist, als in der Gegend seines Schwanzes. So kommt es denn auch, dafs, obschon das mittlere St\u00fcck desselben bei lcm L\u00e4nge ein und dasselbe Gewicht mit dem Adductor magnus zeigt, der Querschnitt des Kopfendes des Semimembranosus viel bedeutender ist, als der des Adductor magnus, welcher in seiner ganzen L\u00e4nge ziemlich gleich dick erscheint. Da aber in den Versuchen, deren Ergcbnifs die Tabelle S. 705 enth\u00e4lt, stets der obere Querschnitt der Muskeln aufgelegt wurde, so erkl\u00e4rt sich daraus die bedeutende Uebermacht, welche man auf Seiten des Semimembranosus wahrnimmt. Dafs dies wirklich der Schl\u00fcssel des R\u00e4thsels sei, beweisen ganz unzweifelhaft die folgenden Erfahrungen.\nErstens giebt der Semimembranosus, mit seinem unteren Querschnitt aufgelegt, einen merklich schw\u00e4cheren Strom, als mit seinem oberen, wie folgende Tabelle im Mittel aus sechs Versuchen zeigt, bei denen ich mich der halben Multiplicalorl\u00e4nge bediente, zwischen die Enden des Multiplicators aber noch eine Inductionsrollc mit langem und d\u00fcnnem Drahte (S. oben S. 447) als schw\u00e4chende Nebenschliefsung eingeschaltet hatte, damit sich die Ausschl\u00e4ge nicht in zu hohen Breiten der Theilung bewegten.\nMuskel,\nAdductor magnus .\no\nSemimembranosus !\nErster Ausschlag.\n...........................55\u00b0\nUnterer Querschnitt ... 56 Oberer Querschnitt ... 65\nObschon es nicht selten eintrifft, dafs die Wirkungsgr\u00f6fse des Adductor magnus die des Semimembranosus beim Auflegen seines unteren Querschnittes \u00fcbersteigt, w\u00e4hrend dies f\u00fcr den oberen Querschnitt niemals der Fall ist, kommt, wie man sieht, das MiLtel der Ausschl\u00e4ge f\u00fcr den unteren Querschnitt doch immer noch \u00fcber dem f\u00fcr den Adductor magnus zu liegen. Man sollte meinen, es m\u00fcsse kleiner sein, und das Mittel der Ausschl\u00e4ge f\u00fcr den oberen und f\u00fcr den unteren Querschnitt m\u00fcsse ungef\u00e4hr \u00fcbereinstimmen mit dem Werthe f\u00fcr die Ausschl\u00e4ge des Adductor magnus; es ist dies eine Abweichung, die ich zu deuten nicht recht im Stande bin. Es ist jedoch zu bedenken, dafs heim Erzeugen des Muskelstromes, nach den Er\u00f6rterungen des vorigen Paragraphen, auch der nicht unmittelbar im Kreise begriffene Strom des Muskels betheiligt ist, und ferner, dafs der Adductor mag-nus, wegen seiner breiten bandartigen Gestalt, am Querschnitte schwerer untadelhaft, d. h. mit g\u00e4nzlichem Ausschlufs etwa umgelegter Kanten","page":712},{"file":"p0713.txt","language":"de","ocr_de":"des Querschnittes des Muskets auf die Stromst\u00e4rke.\n71o\ndes L\u00e4ngsschnittes u. d. iu, aufzulcgen ist, als der Semimembranosus von mehr gedr\u00e4ngterem Bau und festerer Beschaffenheit.\nF\u00fcr\u2019s zweite kann man die beiden Semimembranosus eines und desselben Frosches einander entgegenwirken lassen, indem man den einen mit dem oberen, den anderen mit dem unteren Querschnitte gegen den Zwischenbausch lehnt. Stets hat der mit dem oberen Querschnitt aufruhende die Oberhand. Kehrt man beide Muskeln um, so dafs der erst mit seinem oberen Querschnitte ber\u00fchrende Muskel nun mit seinem unteren ber\u00fchrt und umgekehrt, so siegt jetzt der Strom des anderen Muskels, die Richtung des Differentialstromes ist die entgegengesetzte wie vorhin. Oft ver\u00e4ndert sich dabei die Gr\u00f6fse des Stromes sehr, zum Zeichen, dafs zwischen den eigent\u00fcmlichen elektromotorischen Kr\u00e4ften beider Muskeln, obschon sie gleichnamig und von einem Frosche entnommen sind, ein Unterschied besteht, den ich aber hier stets kleiner gefunden habe, als denjenigen, der durch den Unterschied der Gr\u00f6fse des Querschnittes beider Enden bedingt wird.\nDrittens l\u00e4fst sich derselbe Versuch sogar mit allem Vortheil an der oberen und unteren H\u00e4lfte eines und desselben Semimembranosus wiederholen. Stets hat die obere H\u00e4lfte das Uebergewicht, sogar dann, wenn die Bedingungen daf\u00fcr m\u00f6glichst ung\u00fcnstig eingerichtet werden, wenn man n\u00e4mlich an der unteren H\u00e4lfte den oberen Querschnitt, an der oberen H\u00e4lfte den unteren Querschnitt auflegt.\nViertens l\u00e4fst sich der letzte Versuch noch dahin ab\u00e4ndern, dafs man den Semimembranosus unzertheilt auf eine Stelle der dreieckigen Glasplatte (S. oben S. 708) von passender Breite lagert, und an seinen oberen wie an seinen unteren k\u00fcnstlichen Querschnitt einen der B\u00e4usche hinanschiebt. Der obere gr\u00f6fsere Querschnitt hat alsdann die Oberhand \u00fcber den unteren kleineren, der Muskel ist in der absteigenden Richtung von einem schwachen Strome durchflossen.\nAus diesen Thatsachen geht mit Gewifsheit hervor, dafs, bei gleicher elektromotorischer Kraft ihrer Molekeln, ein Muskel von gr\u00f6fscrem Querschnitt st\u00e4rker wirkt, als ein solcher von kleinerem. Wie man sieht, hat der Kunstgriff dieser Untersuchung vorzugsweise darin bestanden, dieselbe schliefslich hinauszuf\u00fchren auf die Benutzung gleichnamiger Muskeln desselben Frosches von verschiedenem Querschnitte in den verschiedenen Punkten ihrer L\u00e4nge, wodurch die Unsicherheit verbannt wurde, welche anfangs \u00fcber unseren Ergebnissen aus dem Grunde schwebte, weil wir nicht wufsten, ob die wahrgenommenen Unterschiede nicht von Verschiedenheiten der elektromotorischen Kr\u00e4fte selber herr\u00fchrten; eine Unsicherheit, an welcher die Versuche \u00fcber den Einflufs der L\u00e4nge des Muskels auf die Stromst\u00e4rke eben deshalb nie","page":713},{"file":"p0714.txt","language":"de","ocr_de":"71-1\no. Abschn. Kap. III. \u00ff. ///. 1 (n). y oui Einfl\u00fcsse der Gr\u00f6fse\nlitten, weil bei denselben von vom herein die Erforschung auf Muskeln \u2022deichen Namens von beiden Seiten eines und desselben Thieres ge-richtet war.\nGegen eine Art, \u00fcber den Einflufs der Gr\u00f6fse des Querschnittes auf die Stromst\u00e4rke zu untersuchen, die auf den ersten Blick sehr einleuchtend scheint, aber, soviel ich sehe, nur zu tr\u00fcgerischen Ergebnissen f\u00fchrt, mufs ich hier noch zuletzt warnen. Sie besteht darin, einen Muskel aufzulegen, die best\u00e4ndige Ablenkung abzuwarten und nun einen, zwei oder mehr Muskeln in gleicher Weise hinzuzuf\u00fcgen, um dabei aus dem Erscheinen und dem Sinne einer Nadelbewegung zu ermessen, ob die Stromst\u00e4rke vergr\u00f6fsert, verkleinert oder sich gleich geblieben sei. Ebenso kann man die Muskeln wieder hinwegnehmen, und abermals die St\u00f6rung beobachten, die dadurch in dem Gleichgewichte der Nadel bewirkt worden ist. Bei diesem Verfahren kommt man, gleichviel ob man mit Compensation arbeite oder nicht, zu keinem Ergebnisse. Bald n\u00e4mlich erfolgt beim Ilinzutragcn eines neuen Muskels ein positiver Ausschlag, wie es dem Obigen nach stets der bull sein sollte, bald bleibt die Nadel unbewegt, bald endlich sieht man sie nach dem Nullpunkte zur\u00fcckweichen, ja durch denselben hindurchschlagen. Nicht besser ist es beim Entfernen eines Muskels; ja h\u00e4ufig sieht man Stromzunahme in Folge des Abhebens desselben Muskels, bei dessen Ilinzu-f\u00fcgen von wenigen Minuten gleichfalls Zunahme des Stromes sich kund-\nO\tO\tC?\ngegeben hatte.\nIch mufs bekennen, dafs ich nicht mit v\u00f6lliger Bestimmtheit zu sagen weifs, woher die Unsicherheit bei dieser Versuchsweise r\u00fchre. Ich halte es f\u00fcr das wahrscheinlichste, dafs sie auf nichts beruhe, als auf der ungleichm\u00e4fsigen Behandlung, welche die Muskeln dabei in mehrfacher Beziehung erfahren. Namentlich ist dies hinsichtlich des k\u00fcnstlichen Querschnittes an denselben der Fall, auf dessen Zustand bei der llervorbringung des Muskelstromes viel anzukonnnen scheint. Hat man den einen Muskel von zweien gleichnamigen und gleichzeitig zugerichteten desselben Frosches aufgelegt und die feste Ablenkung der Nadel durch seinen Strom abgcwarlet und f\u00fcgt dann den anderen hinzu, dessen Querschnitt w\u00e4hrenddem der Luft ausgesetzt war, so wird man selten einen positiven, h\u00e4ufig einen negativen Ausschlag erfolgen sehen. Bringt man dann an diesem selben Muskel einen neuen Querschnitt an, so erfolgt fast immer ein positiver Ausschlag von betr\u00e4chtlicher Gr\u00f6fse. Man kann sich dieses, bis auf Weiteres, wenigstens so vorslcllcn, dafs eine Schicht des k\u00fcnstlichen Querschnittes durch Absterben schnell ihre elektromotorischen Eigenschaften einbiifst, und nun die Wirksamkeit des Erregers erstlich als eingeschalteter Widerstand, zweitens aber da-","page":714},{"file":"p0715.txt","language":"de","ocr_de":"des Querschnittes des Muskels auf die Stromst\u00e4rke.\t715\ndurch beeintr\u00e4chtige, dafs sic die wirksame Ausdehnung desselben verk\u00fcrzt.\nNoch viel unregelm\u00e4\u00dfiger, als bei Anwendung des k\u00fcnstlichen Querschnittes stellt sich das Ergebnifs derselben Versuchsweise, mit nat\u00fcrlichem Querschnitte ins Werk gesetzt, heraus. Ueberbr\u00fcckt man die L\u00fccke zwischen den B\u00e4uschen mit einem Gastroknemius oder einem Untcrschenkelstrecker, wartet eine feste Stellung der Nadel ah und f\u00fcgt einen zweiten Muskel gleicher Art hinzu, so ist fast das gew\u00f6hnlichere, dals ein R\u00fcckschwung der Nadel erfolgt. Meistens jedoch erh\u00e4lt man, wenn man den zweiten Muskel, nachdem er einige Zeit aufgelegen hat, wieder entfernt, abermals eine negative Nadelbewegung. Dies erkl\u00e4rt sich vollst\u00e4ndig aus einem besonderen Verhalten des Stromes zwischen L\u00e4ngsschnitt und nat\u00fcrlichem Querschnitte, wovon sp\u00e4ter noch viel die Rede sein wird, und dem der Strom zwischen L\u00e4ngsschnitt und k\u00fcnstlichem Querschnitte nicht oder doch nur in unvergleichlich geringerem Mafse unterworfen ist. Es kommt n\u00e4mlich unter gewissen Bedingungen vor, dafs derselbe beim ersten Auflegen nur mit einem kleinen Theile seiner Kraft erscheint, sich aber durch l\u00e4ngeres Aufliegen sowohl als durch \u00f6fteres Auflegen zu seiner geh\u00f6rigen St\u00e4rke entwickelt.1 1st nun das Thier, dem der Muskel entnommen war, jenen Bedingungen ausgesetzt gewesen, so ist deutlich, dafs Hinzuf\u00fcgen eines neuen Muskels dadurch Verminderung der Stromst\u00e4rke hervorbringen kann, dafs derselbe weniger kr\u00e4ftig als Erreger, denn als Nebenschliefsung wirkt. Hat aber der Muskel einige Zeit in der Kette zugebracht, so kann sich sein Strom entwickelt haben, und man nimmt alsdann beim Abheben abermals Stromverminderung wahr. F\u00fcgt man ihn jetzt zum zweiten Male hinzu, so sieht man daher meistens Verst\u00e4rkung des Stromes erfolgen. Derselbe Vorgang dr\u00e4ngt sich manchmal in den Augenblick des ersten Ilinzuf\u00fcgens des Muskels in der Art zusammen, dafs man die Nadel, nachdem sie einen R\u00fcckschwung im Sinne der Ladungen angetreten hat, rasch umkehren und einen bei weitem betr\u00e4chtlicheren Ausschlag in der entgegengesetzten, positiven Richtung vollf\u00fchren sieht.\n(m) Er\u00f6rterung der vorigen Ergebnisse.\nDas Ergebnifs unserer Untersuchung ist nunmehr folgendes. Die St\u00e4rke des Muskelstromes ist von der L\u00e4nge des Muskels auf die n\u00e4mliche Weise abh\u00e4ngig, wie die St\u00e4rke des Stromes einer S\u00e4ule v on der L\u00e4nge dieser S\u00e4ule bei gegebener Dicke ihrer Glieder, also von der Anzahl ihrer Glieder, d. h., cs giebt sielt durch Verl\u00e4ngerung des\n1 S. unten, Kap. VIII. ij. u","page":715},{"file":"p0716.txt","language":"de","ocr_de":"716\t3. \u00c2bsohn. Kap. III. \u00a7. 111. 4 (m). Er\u00f6rterung des Einflusses\nMuskels Stromvermehrung kund, sobald der aufservvesentliche Widerstand nicht gegen den des Muskels verschwindet. Anders ist es mit dem Querschnitte des Muskels. Hier hat die Uebereinstimmung mit der S\u00e4ule ein Ende. Denn w\u00e4hrend die St\u00e4rke des Stromes derselben von dem Querschnitte ihrer Glieder unabh\u00e4ngig ist, sobald ihr Widerstand gegen den aufserwesentlichen verschwindet, w\u00e4chst die St\u00e4rke des Muskelstromes selbst unter diesen Umst\u00e4nden fort mit dem Querschnitte des thierischen Erregers. Dies ist, wie eine viel sp\u00e4tere Folge lehren wird, eine Thatsache von betr\u00e4chtlicher Wichtigkeit. Wenn wir die Bewegungserscheinungen des Muskelstromes werden kennen gelernt haben (S. oben S. 681), wird sich uns eine Aussicht er\u00f6ffnen, das Gesetz des Muskelstromes, freilich unter Zuziehung mehrerer sehr gewagter Voraussetzungen, allein durch eine dipolare Anordnung ungleichartiger Gebilde im Innern der einfachen B\u00fcndel, statt durch eine peripolare (S. oben S. 682), zu erkl\u00e4ren. Durch jenes Ergehnifs aber wird diese neue Vorstellungsweise offenbar unm\u00f6glich gemacht, und der Wettstreit zwischen beiden Annahmen zu Gunsten der letzteren entschieden, die deshalb auch, in unserer Darstellung, den Vortritt erhalten hat.\nSehen wir jetzt zu, wie weit es uns gelingen m\u00f6ge, von Seiten der oben entwickelten Theorie des Muskelstromes in das Verst\u00e4ndnis der neugewonnenen Ergebnisse einzudringen. Dies gelingt leider nur in sehr unvollkommener Weise. Betrachten wir vor Allem, was wir f\u00fcr diese Stelle aufgespart haben, etwas genauer, wie bei Voraussetzung der in Fig. 72. Taf. VI. Fig. 73. Taf. V. dargestellten Anordnung der Strom zwischen L\u00e4ngs- und Querschnitt, dessen wir uns hier bedienten,\n0\tf\nzu Staude kommt. Denken wir uns einen Bogen von best\u00e4ndigem Widerstande an L\u00e4ngs- und Querschnitt dieser Anordnung angelegt, so miifste, wenn wir die dadurch bewirkte Verzerrung der iso\u00f6lektrischen Curven aufser Acht lassen, folgendes der Fall sein. Stehen beide Fufs-punkte des Bogens auf den Grenzen a, b, c, d zwischen den H\u00f6fen zweier Molekeln auf (S. Fig. 73 u. oben S. 687), so k\u00f6nnte kein Strom stattfinden. Ist die Stellung der Fufspunkte eine beliebige andere, so w\u00fcrde stets ein Strom kreisen vom L\u00e4ngsschnitte zum Querschnitte in dem Bogen. Dieser Strom wird seinen obern Grenzwerth dann erreichen, wenn jeder der beiden Fufspunkte \u00fcber der Mitte der Seite des Hofes einer Molekel, z. B. in a, \u00df, sieb befindet. Bezeichnet man mit X die L\u00e4nge dieser Seite, und ertheilt man dem Bogen die best\u00e4ndige Spannweite nX, so miifste die Curve der Stromst\u00e4rken in demselben hei seinem Verschieben \u00fcber die Grenze zwischen L\u00e4ngs- und Querschnitt folglich eine zwischen der Abscissenaxe und einem regelm\u00e4fsig wiederkehrenden","page":716},{"file":"p0717.txt","language":"de","ocr_de":"der Mafse des Muskels auf die Stromst\u00e4rke.\n717\noberen Grenzwerthe auf- und niederschwankende wellenf\u00f6rmige Gestalt besitzen. Diese Gestalt w\u00fcrde \u00fcbrigens in jeder Beziehung von den Mafsen des Muskels v\u00f6llig unabh\u00e4ngig sein. Sie w\u00fcrde im Wesentlichen dieselbe bleiben, wenn man den Fufspunkten des Bogens, statt sie unendlich schmal zu w\u00e4hlen, eine endliche, aber gegen die des Hofes einer Molekel immer noch kleine Ausdehnung crtheilte, nur dafs sie alsdann in den Punkten, wo sie fr\u00fcher bis zur Abscissenaxe herabstieg, nur noch bis zu einem bestimmten unteren Grenzwerthe sinken w\u00fcrde.\nDurch diese Betrachtungen ist jedoch sichtlich ebensowenig das Rechte getroffen, wie f\u00fcr den Strom zwischen Punkten nur einer Fl\u00e4chenbegrenzung durch die \u00e4hnliche, die wir oben S. 645 anstellten. (Vergl. F ig. 66. Taf. V.) Am Muskel zwar kann nicht erwartet werden, dafs man einen Einfluls der Stellung der Fufspunkte des Bogens in Bezug auf die einzelnen erregenden Glieder wahrnehme, da die Mafse derselben, wenn sie am L\u00e4ngsschnitte \u00fcberhaupt unterschieden werden d\u00fcrfen, unbedingt verschwindend gegen die Ausdehnung der Fufspunkte des Bogens zu denken sind. Allein die Abh\u00e4ngigkeit der St\u00e4rke des Stromes zwischen L\u00e4ngs- und Querschnitt von der Spannweite des Bogens, wie auch von den Mafsen des Muskels, die sich hier kund giebt, w\u00fcrde auf dem angedeuteten Wege ganz unerkl\u00e4rt bleiben. Ueberdics zeigt der Strom zwischen L\u00e4ngs- und Querschnitt an dem Schema nach der Molecularhypolhese (S. oben S. 672. Fig. 74. 75. Taf. VI.) von jener wellenf\u00f6rmigen seiner Curve zugeschriebenen Gestalt erst unter besonderen Bedingungen der Entfernung der einzelnen Molekeln von einander und der Ann\u00e4herung der Ableitungsplatten an dieselben eine Spur (Vergl. oben S. 645); im Allgemeinen erscheint diese Curve, obschon ein n\u00e4heres Gesetz derselben durch den Versuch nicht bestimmt werden kann, als eine in stetiger H\u00f6he schwebende.\nEs ist klar, die Abweichung, welche hier zwischen dem Ergebnisse der Betrachtung und dem der Erfahrung beim ersten Blicke obwaltet, beruht abermals auf dem Umstande, dafs wir unterlassen haben, die Ver\u00e4nderung der Vertheilung der Elektricit\u00e4t zu ber\u00fccksichtigen, welche die noth wendige Folge des Hinzutragens des Bogens zur Vorrichtung sein mill's. Diese Ver\u00e4nderung jedoch von vorn herein zu bcurtheilen, ist, beim jetzigen Stande unserer Kenntnisse, unm\u00f6glich. Wir sind, wie schon bei mancher fr\u00fcheren Gelegenheit, gezwungen, uns einfach an den Grundsatz der Deckung der Str\u00f6me zu halten. Mit H\u00fclfe dieses erkennen wir (Vergl. den vorigen Paragraphen unter 7.), dafs, durch das Anlegen selber des Bogens, ein Gesammtstrom in der Anordnung vom L\u00e4ngs- zum Querschnitt gesetzt ist, weil n\u00e4mlich, durch den Bo-","page":717},{"file":"p0718.txt","language":"de","ocr_de":"718\n\u25a0j. Jbschn. Kap. 111. \u00a7. III. 4 (m). Er\u00f6rterung des Einflusses\ngen, alle nach seiner Seite gerichteten Str\u00f6mungsvorg\u00e4nge der Mole* kein ein Uebergewicht erhalten \u00fcber die nach der entgegengesetzten Richtung kreisenden. Von diesem Strome nimmt ein'Theil seinen Weg durch den ihn erzeugenden Bogen selber, und man kann sich, der oben S. 657 eingef\u00fchrten, allerdings \u00e4ufserst rohen Vorstellungsweise gem\u00e4fs, schlechthin denken, dafs sich dieser Theil im Bogen zu demjenigen Stromantheil hinzuf\u00fcgt, der, sowie die Ausdehnung der Fufspunkte nicht gegen die des Hofes der elektromotorischen Molekeln verschwindet, und nicht zugleich jene die Stellungen a, b, c, d Fig. 73, oder die entsprechenden an einer zahlreicheren Anordnung inne haben, unter allen Umst\u00e4nden selbst dann schon im Bogen kreisen m\u00fcfste, wenn dieser nicht, durch seine blofsc Gegenwart, einen Gcsammtstrom in dem Muskel setzte.\nBleiben wir bei der Betrachtung des Stromarmes stehen, den der Bogen von dem selbsterzeugten Gesammtstrom an einer nur nach zwei Richtungen ausgedehnten peripolaren Anordnung ungleichartiger Gebilde, gleich der in Fig. 72 \u2014 75 ableitet, wenn er mit seinen beiden Fufs-punkten an die Mitte des L\u00e4ngsschnittes und an diejenige des Querschnittes dieser Anordnung angelegt ist. Es ist die Frage, was der Fall sein wird, wenn entweder an die eine oder an die andere dieser Begrenzungen noch eine Reihe wirksamer Glieder oder peripolar-elektromotorischer Molekeln, hinzugef\u00fcgt wird. Es scheint, als m\u00fcfste folgendes geschehen. W\u00e4re der Bogen nicht vorhanden, so w\u00fcrde das dynamische Gleichgewicht der Elektricit\u00e4t ungest\u00f6rt bleiben sowohl in den H\u00f6fen der Molekeln der neu hinzugef\u00fcgten Gliederreihe, als auch in denjenigen der Molekeln der \u00e4ul'serstcn Gliederreihe der Begrenzung, an welche die neue Gliederreihe angef\u00fcgt wird, und somit in der ganzen \u00fcbrigen Anordnung. Nach den Spannungsprincipien liegt dies auf der Hand; nach dem Grunds\u00e4tze der Deckung der Str\u00f6me erkl\u00e4rt es sich folgcndermafsen (Vergl. oben S. 649). In der Ber\u00fchrungsfl\u00e4che der neuen Gliederreihe bek\u00e4mpfen einander zwei Str\u00f6mungsvorg\u00e4nge, der eine herr\u00fchrend allein von dieser Reihe, der andere von s\u00e4mmtlichen schon vorher vorhandenen Reihen. Allein obschon dieser von einer so sehr viel gr\u00f6fseren Gliederanzahl ausgeht, halten sich, in jener Ber\u00fchrungsfl\u00e4che, die beiden Str\u00f6mungsvorg\u00e4nge doch das Gleichgewicht, weil der eine zur Bahn nur die neue Gliederreihe, der andere dagegen die s\u00e4mmtlichen schon vorhandenen Reihen von Gliedern hat. So gleicht der Unterschied der Widerst\u00e4nde in diesem Falle vollkommen den Unterschied der elektromotorischen Kr\u00e4fte aus. Tragen wir jetzt aber den Bogen hinzu, so \u00e4ndert sich das Verhalten. Wir verst\u00e4rken den Strom der neuen Gliederreihe, der nach der Seite des Bogens hin gerichtet","page":718},{"file":"p0719.txt","language":"de","ocr_de":"der Mafse des Muskels auf die Stromst\u00e4rke\n719\nist, w\u00e4hrend derjenige der urspr\u00fcnglich vorhandenen Gliederreihen, der in entgegengesetzter Richtung kreist, eine solche Verst\u00e4rkung nicht, oder in ungleich geringerem Mafse erf\u00e4hrt. Man sieht also, dul's der dem Bogen folgende Theil des durch denselben im Muskel gesetzten Stromes um so st\u00e4rker ausfallen mufs, je mehr Gliederreihen wir hinzuf\u00fcgen, und zugleich scheint sich aus dieser Herleitung eine Bestimmung daf\u00fcr zu ergeben, wie das Wachsen dieses Stromantheiles mit dem Wachsen des Muskels beschallen sein m\u00fcsse. Wenn n\u00e4mlich, bei gegebener Beschaffenheit des Bogens, der Widerstand des Muskels so gering geworden ist, dafs, durch das Ilinzutragen des Bogens, nichts merkliches mehr zu seiner Leitungsf\u00e4higkeit hinzugef\u00fcgt wird, alsdann scheint es gleichg\u00fcltig sein zu m\u00fcssen, oh noch neue Gliederreihen der Anordnung angef\u00fcgt werden oder nicht. Die Grenze des Stromes bei stetig wachsendem Muskel wird also, so lange der Widerstand des Bogens nicht unendlich klein ist, eine endliche und die Reihe der Zuwachse desselben f\u00fcr gleiche Zuwachse des Muskels folglich eine convergirende sein. 1 Dies Alles wird, wie bemerkt, in gleicher Weise der Fall sein m\u00fcssen, gleichviel, ob die neuen Gliederreihen am L\u00e4ngsschnitt oder ob sie am Querschnitte der nur nach zwei Richtungen ausgedehnten Anordnung hinzugef\u00fcgt werden.\n* Es liegt mir ob, hier einen Irrthum zu bez,eiebnen, in den ich in meinem \u00bbvorl\u00e4ufigen Abrifs \u00ab in Ansehung dieses schwierigen Punktes verfallen bin. A. a. O. S. 18. \u00a7.48 heilst cs: \u00bbJetzt erkl\u00e4ren sich ungezwungen mehrere nach der \u00bbersten Annahme, wonach der Muskel mit dem einfachen am Mantel verzinkten \u00bbKupfercylinder verglichen wurde, nicht leicht zu deutende Besonderheiten. Aus \u00bb(46)\" \u2014 vergl. oben S. 690. Anm. \u2014 \u00bbfolgt, dafs die ganze \u00fcbrige Masse eines \u00bbMuskels in R\u00fccksicht des indifferenten leitenden Bogens, in welchen die stromapr\u00fcfende Vorrichtung eingeschaltet ist, f\u00fcr jedes in Gedanken festgehaltene Primi-\u00bb tiv-Muskelb\u00fcndel Nebenleitung bilde. Dann aber ist es nach den Omn\u2019schen Grund-\u00bb salzen klar, dafs sich eine Gr\u00f6fse des Muskels denken liifst, bei welcher der \u00bbLeilungswiderstand dieser Nebenschliefsung gegen den des indifferenten leitenden \u00bbBogens dergestalt verschwinden w\u00fcrde, dafs die Intensit\u00e4t des in letzterem gegen-\u00bbw\u00e4rligen Stromarmes = 0 w\u00fcrde. Dies ist die Deutung des von Matteecci richtig \u00bbangemerkten Umstandes, dafs die Intensit\u00e4t des Stromes mit dem Gewicht au \u00bbMuskellleisch, wovon er ausgeht, keineswegs in geradem Verh\u00e4ltnisse w\u00e4chst. L'In-\u00bbstilut No. 426.\u00bb Dies ist nun in den Thalsachen sowohl, als den Schl\u00fcssen, nach dem oben Gesagten zu berichtigen; was die letzteren betrifft, so batte ich nicht ber\u00fccksichtigt, dafs jedes neu hinzukommende B\u00fcndel, wie es allerdings eine schw\u00e4chende Nebenschliefsung in Bezug auf den Multiplicatordraht f\u00fcr den Strom der bereits vorhandenen B\u00fcndel bildet, doch zugleich auch einen neuen Partialslrom durch jenen sendet, und dafs daher die Incremente zwar m\u00f6glicherweise eine con-i eign ende Reihe bilden, niemals jedoch negativ werden, nie sich in D\u00e9cr\u00e9ment\u00e9 verwandeln k\u00f6nnen.","page":719},{"file":"p0720.txt","language":"de","ocr_de":"720\n3. Abschn. Kap. III. \u00a7. 111. 4 (m). Er\u00f6rterung des Einflusses\nBei dieser Auseinandersetzung ist, wie man sieht, jedoch der Fehler begangen, dafs, in Widerspruch mit unscrn Versuchsweisen und den Grunds\u00e4tzen, von welchen aus wir dieselben entwarfen, die absolute Spannweite des Bogens als best\u00e4ndig angenommen worden ist. Lassen wir sie mit der Gr\u00f6fse der Anordnung wachsen, so dafs vielmehr die relative Spannweite best\u00e4ndig bleibt, so scheint es in der That, als m\u00fcsse sich noch das Verh\u00e4ltnifs des Widerstandes des Muskels zum Widerstande des Bogens in der Weise in das Ergebnifs einmischen, dafs Stromvergr\u00f6fserung nur dann erfolgt, wenn der aufserwesentliche Widerstand betr\u00e4chtlich gegen den wesentlichen gew\u00e4hlt wird. Lassen wir aber den Querschnitt des Muskels wachsen, bringen wir z. B. in Fig. 73. Taf. VI. mehrere den dargestellten entsprechende Lagen \u00fcbereinander an, w\u00e4hrend die absolute Spannweite best\u00e4ndig bleibt, so mufs sichtlich die Stromst\u00e4rke zunehmen, so lange der wesentliche Widerstand nicht gegen den aufserwesentlichen verschwindet.\nWie cs aber komme, dafs auch beim Entgegensetzen zweier Muskeln von gleicher L\u00e4nge und ungleichem Querschnitte das Uebergewicht auf Seiten des dickeren sich befindet, oder, dafs ein dickerer Muskel selbst dann noch einen st\u00e4rkeren Strom giebt, wenn sich, aul\u2019ser den Muskeln, ein so bedeutender Widerstand im Kreise befindet, dafs mau annehmen darf, der Widerstand der Muskeln verschwinde dagegen; dies ist ein bisher ungemein dunkler Punkt in der Theorie der thie-rischen Erreger. Es scheint unm\u00f6glich, von diesem Umstande eine andere Deutung zu geben, als diejenige, dafs auch mit der Vergr\u00fcfseruug des Querschnittes, nicht blos der L\u00e4nge des Muskels, der Unterschied der Spannungen w\u00e4chst, den die Enden des an L\u00e4ngs- und Querschnitt angelegten Bogens annehmen. Es sei denn, dafs, in unseren hierauf bez\u00fcglichen Versuchen, bei welchen wir den Widerstand des Multipli-catorkreiscs durch Einschaltung eines feuchten Fadens in der Absicht aufserordentlich erh\u00f6hten, den Widerstand der Muskeln dagegen verschwinden zu machen, dieser Zweck noch nicht hinl\u00e4nglich erf\u00fcllt gewesen sei, und dafs, hei Anwendung der Methode der Compensation der Strom des dickeren Muskels deshalb \u00fcberwiegt, weil, wie dies sp\u00e4ter noch ausf\u00fchrlicher dargelegt werden wird, seine Mafse auf eine andere und zwar einflufsreichere Weise in den Ausdruck f\u00fcr seinen Strom eingehen, als die Mafse seines d\u00fcnneren Widerpartes. Wie dem auch sei, ich mufs bekennen, dafs ich nicht im Stande bin, Aufschlufs \u00fcber dieses Verhalten zu gehen. Dies ist eine Aufgabe, welche, wie man leicht sieht, mit vielen vorhergehenden im Grunde dem Gebiete der Rechnung anheimf\u00e4llt, und es kann zwar in manchen F\u00e4llen und bis zu einem gewissen Grade thunlich und alsdann sehr erspriefslich","page":720},{"file":"p0721.txt","language":"de","ocr_de":"der Mafse des Musicals auf die Stromst\u00e4rke.\n721\nsein, der Anwendung dieses m\u00e4chtigen ll\u00fclfsmittels der Zergliederung mit der hlofsen Anschauung vorzugreifen, unbillig aber w\u00e4re, selbst wenn es an den Geist eines Newton gestellt w\u00fcrde, das Verlangen, dafs ein solches Durchdringen auf allen Punkten mit gleichem Erfolge bis zur gleichen Tiefe von statten gehen solle. Nur das Eine, oben bereits Erw\u00e4hnte steht hier fest, weil es sich auf die wohlbekannten und einfachen Gesetze der Erreger von dipolarem Bau gr\u00fcndet, dafs n\u00e4mlich, bei Voraussetzung dieser Anordnung, das fragliche Verhalten durchaus unerkl\u00e4rlich bleibe, und dafs deshalb unter sonst gleichschwebenden Bedingungen, lieber einer solchen Vorstellungsweise vom Bau der tliierischen Erreger die Hand zu reichen sei, welche zwar jenes Verhalten zun\u00e4chst gleichfalls unaufgekl\u00e4rt l\u00e4fst, aber doch, bei dem jetzigen Stande unserer Kenntnisse, nicht die unbedingte Unm\u00f6glichkeit desselben in sich schliefst, sondern im Gegentheil allen beliebigen M\u00f6glichkeiten in diesem Punkte gegen\u00fcber sich noch v\u00f6llig gleichg\u00fcltig verh\u00e4lt.\nAuch die schematischen Kupferzinkvorrichtungen lassen uns hier im Stich. In der Absicht, eine Versuchsreihe mit denselben anzufangen \u00fcber den Einllufs ihrer Mafse auf die absolute St\u00e4rke ihres Stromes, Lheilte ich zuerst den oben S. 644 beschriebenen Porzellantrog durch eine gefirnifste Holzleiste, die ich auf den Boden und an die kurzen W\u00e4nde desselben wasserdicht festkittete, der L\u00e4nge nach in zwei gleich breite F\u00e4cher. Das eine dieser F\u00e4cher wurde ebenso der Quere nach wiederum in zwei F\u00e4cher getheilt, wovon eines (/v) halb so lang war, als der Trog oder das ungetheilt bleibende L\u00e4ngenfach (L) desselben, ln L setzte ich eine Vorrichtung gleich der oben S. 643 beschriebenen, Fig. 64. 65. Taf. VI. abgebildeten, welche aber nur aus acht erregenden Gliedern bestand. Die Abst\u00e4nde je zweier Glieder von einander waren doppelt so grofs, als der Abstand der beiden \u00e4ufsersten Glieder von der kurzen Wand des Troges. Eine \u00e4hnliche Vorrichtung von vier Gliedern, welche genau der einen H\u00e4lfte der ersteren entsprach, wurde in K gesetzt. Ferner hatte ich vier, 25mm breite, 30\"\"\" hoch mit Fliefspapier bekleidete Platinplatten, welche in vier Holzklemmen eingespannt waren, und sich, in Brunnenwasser beliebig unter einander verbunden, hinreichend gleichartig verhielten. Der Trog selber wurde 25mm hoch, also bis an den Rand der Elemente (S. oben S. 644), mit Brunnenwasser gef\u00fcllt.\nDie beiden ungleich langen Erregerreihen sollten, auf die einfachsten Bedingungen zur\u00fcckgef\u00fchrt, zwei ungleich lange Muskeln vorstellen. Ich erwartete, dafs, wenn ich an jeder von diesen Vorrichtungen eine Ableitungsplatte in den Zwischenraum zwischen dem \u00e4ufsersten Gliede und der Seitenwand des Troges oder Faches, und\n46","page":721},{"file":"p0722.txt","language":"de","ocr_de":"*722\t'<\u2022 Abschi. Kap. 111. \u00a7. III. 4 (m). Er\u00f6rterung des Einflusses\neine andere vor die Mitte der Erregerrcilic aufstellen w\u00fcrde, ich wegen des verschwindenden Widerstandes des metallischen Bogens eine ziemlich gleich starke Wirkung w\u00fcrde erfolgen sehen. Ich hoffte weiter, dal's, wenn ich jetzt die beiden, vor der Mitte jeder Reihe befindlichen Platten mit einander, hingegen die beiden in den Endl\u00fccken befindlichen mit dem Multiplicator verb\u00e4nde, so dal's sich die Str\u00f6me beider Vorrichtungen, dem Verfahren der Compensation gem\u00e4fs, in dem Kreise bek\u00e4mpften, die l\u00e4ngere Erregerreihe \u00fcber die k\u00fcrzere, gleichwie ein l\u00e4ngerer Muskel \u00fcber einen k\u00fcrzeren, die Oberhand haben w\u00fcrde.\nAllein ich fand mich in meinen Erwartungen get\u00e4uscht. Der erste Versuch zwar gab ein ziemlich befriedigendes Ergebnifs, nur dal's die Ausschl\u00e4ge der k\u00fcrzeren Vorrichtung die der l\u00e4ngeren im Mittel um eine gewisse Gr\u00fcfse \u00fcbertrafen, was jedoch mit Fug noch auf allerlei Zuf\u00e4lligkeiten geschoben werden konnte. Als ich aber die zweite Anordnung ins Werk setzte, zeigte sich, dal's hier von keinen Zuf\u00e4lligkeiten die Rede war. Die k\u00fcrzere Vorrichtung n\u00e4mlich hatte stets und unzweifelhaft das Uebergewicht.\nIch darf, bei der Sorgfalt, mit der ich den Versuch anstellte, und der grofsen Entschiedenheit seines Erfolges, nicht annehmen, dal's hier eine T\u00e4uschung durch irgend welche Umst\u00e4nde obgewaltet habe. Am meisten drohte begreiflich mit einer solchen die doppelte Polarisation an den Erregern seihst und an den Ableitungsplatten. Den Einflufs derselben suchte ich folgendermafsen unsch\u00e4dlich zu machen. Bei dem Versuch ohne Compensation wurden die Erreger in den feuchten Leiter versenkt, die Ahleitungsplatten unverbunden geh\u00f6rigen Ortes aufgestellt und nach einer bestimmten Zeit vom Eintauchen der Erreger an durch Schliefsen in Quecksilber mit dem Multiplicator verkn\u00fcpft. Bei Anwendung der Compensation tauchte ich die Erreger, so gut sich dies tlmn liefs, gleichzeitig ein, ordnete die Ahleitungsplatten an, und liefs eine etwas l\u00e4ngere Zeit verstreichen, als heim ersten Versuche, damit n\u00e4mlich die Polarisation sich bereits ihrer festen Grenze m\u00f6glichst gen\u00e4hert haben, und dadurch der Einflufs des ungleichzeitigen Eintauchens verwischt sein m\u00f6chte. Es scheint demnach gewifs zu sein, dal's in diesem Punkte keine Uebereinstimmung mehr zwischen den thierischen Erregern und unseren schematischen Vorrichtungen herrscht. Aus diesem Grunde habe ich es, hei der ungemeinen Schwierigkeit und M\u00fchseligkeit dieser zarten Versuche, auch nicht f\u00fcr gcrathen gehalten, ver-wickeltere Anordnungen der Art auf die Abh\u00e4ngigkeit der St\u00e4rke ihres Stromes von ihren Mal'sen zu untersuchen. Woher jene Abweichung komme, weifs ich nicht zu sagen; es ist, hinsichtlich derselben, jedocli nicht zu \u00fcbersehen, von welcher Bedeutung hier der Unterschied der","page":722},{"file":"p0723.txt","language":"de","ocr_de":"der Mafse des Muskels auf die Stromst\u00e4rke.\n723\nLeitungsf\u00e4higkeit der metallischen und der tliierisclien Erreger, und die au den erstercn auftretenden Laduimserschcinungcn sein k\u00f6nnen.\nDie grofse Unsicherheit, die sich nach dem Allen, wie man wahrzunehmen Gelegenheit gehabt hat, auf diesem Gebiete von Untersuchungen kundgiebt, ist schliefslich Ursache, dafs folgende Bemerkung, welche sonst von grofsem Werthe sein w\u00fcrde, viel von ihrem Gewichte ein-b\u00fcfst. Man sollte n\u00e4mlich meinen, dafs aus der Art der Abh\u00e4ngigkeit, welche die Stromst\u00e4rke von der L\u00e4nge des Muskels zeigt, gewisser-mafsen ein Beweis gesch\u00f6pft werden k\u00f6nnte f\u00fcr das Stattfinden einer solchen Anordnung pcripolar-elektromotorischcr Gebilde im Inneren der thierischen Erreger, bei welchen das positive Kettenglied am L\u00e4ngsschnitte nicht ununterbrochen herrscht, sondern entweder mit dem negativen abwechsclt, oder gar von L\u00fccken, welche mit dem unwirksamen Leiter ausgef\u00fcllt sind, v\u00f6llig durchbrochen wird (S. oben S. 676. 677). Es scheint n\u00e4mlich, als k\u00f6nne anders nicht mit der Zunahme der L\u00e4nge des Muskels eine Zunahme des Unterschiedes der Spannungen stattlinden, welche die Enden des an L\u00e4ngs- und Querschnitt angelegten Bogens annehmen. So unsch\u00e4tzbar nun auch eine solche thats\u00e4cldiche Entscheidung uns erscheinen d\u00fcrfte zwischen den beiden grofsen Klassen peripolar-elektromotorischer Anordnungen, welche man, wie man sich von der angef\u00fchrten Stelle her erinnert, bisher noch mit gleichem Rechte in den thierischen Erregern voraussetzen kann, so ist es uns doch nicht gestattet, in der gemachten Andeutung etwas mehr zu sehen als einen Wink, wie vielleicht einmal, bei ungleich weiter vorgeschrittenem Stande unserer Kenntnisse, eine solche Entscheidung gewonnen werden k\u00f6nnte. Es bietet dieser Weg gegen den S. 676 angezeigten wenigstens den erheblichen Vortheil dar, dafs, w\u00e4hrend sich dort dem Versuche er-w\u00e4hntermafsen wohl stets un\u00fcberwindliche Hindernisse in den Weg stellen werden, hier im Gegenthcil die Frage nach dem Thatbcstande bereits durch Erfahrungen erledigt ist, \u00fcber deren G\u00fcltigkeit kein Zweifel aufkonunen kann.\n5. Von der Anwendbarkeit der Methode der Compensation zur Eliininirung von Widerstandsver\u00e4nderungen in thierisch-elektrischen Versuchen.\nWir werden einem Bed\u00fcrfnifs unserer nachfolgenden Untersuchungen zuvorkommen, wenn wir an dieser Stelle, die am schicklichsten scheint, sogleich auch noch die Untersuchung anstellen, welche Aussichten, bei der jetzigen Vorstellungsweisc von dem Baue der thierischen Erreger, noch f\u00fcr die Anwendung der Methode der Compensation offen\n46 \u201c","page":723},{"file":"p0724.txt","language":"de","ocr_de":"724\t5. Absclm. Kap. III. \u00a7. III. 5. Anwendbarkeit der Methode\nstehen. Wie man sich erinnert (S. oben S. 248), versprach uns diese Methode, von dem fr\u00fcheren Standpunkte aas, wo die Muskeln als einfache Ketten oder S\u00e4ulen behandelt wurden, den Vortheil, dafs wir mit ihrer H\u00fclfe Schwankungen der elektromotorischen Kraft von blofsen Schwankungen des Widerstandes, an die sich nur selten ein Interesse kn\u00fcpfen d\u00fcrfte, w\u00fcrden unterscheiden k\u00f6nnen. Auf diesen Dienst der Methode darf jetzt, wie sich zeigen wird, nicht mehr mit v\u00f6lliger Sicherheit gerechnet werden.\nNehmen wir an, es l\u00e4gen auf zwei L\u00fccken des Multiplicatorkreises zwei Muskeln von v\u00f6llig gleichen Leitungsverh\u00e4ltnissen und gleichen elektromotorischen Kr\u00e4ften in gleicher Weise, aber entgegengesetzter Richtung auf. Wie mannigfach und verwickelt man sich auch die Art vorstellen wolle, wie der abgeleitete Strom eines jeden dieser Muskeln zu Stande kommt, folgende Betrachtungen werden nichtsdestoweniger in Kraft bleiben.\nMan wird f\u00fcr die Stromst\u00e4rke eines jeden der beiden Muskeln einen v\u00f6llig gleichgestalteten Ausdruck bilden k\u00f6nnen, welcher seine Spannungen sowohl, als die Widerst\u00e4nde der s\u00e4mmtlichen Kettentheile in passender Anordnung in sich befafst. ln letzterer Beziehung wollen wir diesen Ausdruck etwas n\u00e4her in Augenschein nehmen. Es heifsen die beiden Muskeln Mi und Mn ; die zugeh\u00f6rigen Stromst\u00e4rken /, und ln\\ man wird haben /, = Iu, oder It \u2014 I\u201e \u2014 0. Nun kann man aber L unter der Form schreiben: Ir \u2014 F ( IV 4 mB, p,), wo TV, mu, pt folgende Bedeutung haben. TV ist der Widerstand des Multiplicatorkreises ; mlr der Widerstand des Muskels Mu, wenn er von der Ber\u00fchrungsstelle des einen zu der des anderen Bausches von einem Strome durchflossen wird; endlich p, ist ein sehr verwickelter Ausdruck, der die Mafse und den eigenth\u00fcmlichen Widerstand des Muskels Mt selber in der Weise enth\u00e4lt, wie der besondere, oben er\u00f6rterte Bau der tliierischen Erreger es verlangen mag. Wiederum Iu kann unter der Form geschrieben werden: Iu \u2014 F (TV + mt, pu), in welcher TV dasselbe vorstellt, nii und pn aber f\u00fcr die Muskeln Mt und Mu dasjenige bedeuten, was in dem ersten Ausdrucke mu und p,i f\u00fcr dieselben Muskeln in umgekehrter Reihenfolge.\nMan sieht demnach, dafs der Widerstand TV des Multiplicatorkreises in ganz gleicher Weise in beide Ausdr\u00fccke /, und Iu eingeht. Eine Ver\u00e4nderung dieses Widerstandes wird also niemals beide Ausdr\u00fccke ungleich machen, oder einen Ausschlag der Nadel nach sich ziehen k\u00f6nnen. Von einer solchen wird es demnach stets m\u00f6glich sein, den Einflufs einer Bedingung zu unterscheiden, die man den einen oder den andern Muskel hat treffen lassen.","page":724},{"file":"p0725.txt","language":"de","ocr_de":"der Compensation in thierisch-elektrischen Versuchen.\n725\nMan wird dies aber auch dann auch k\u00f6nnen, wenn das urspr\u00fcngliche Gleichgewicht der Muskeln nur unvollkommen war, welcher Fall, unseren fr\u00fcheren Er\u00f6rterungen zufolge, einzig der Verwirklichung f\u00e4hig ist, gleichviel \u00fcbrigens, woher diese Ungleichheit stamme, die, unseren jetzigen Ansichten gem\u00e4fs, begreiflich von vielerlei Dingen herr\u00fchren mag: einem Unterschiede der erregenden Kr\u00e4fte, einer Lageverschiedenheit der Muskeln u. s. f. Nur wird dies nicht durch die blofse Anwendung der Regeln m\u00f6glich sein, die oben S. 249 f\u00fcr diesen Fall unter der Voraussetzung ertbeilt wurden, die Muskeln seien einfache Erreger, den Ketten und S\u00e4ulen zu vergleichen. Diese Regeln beruhten auf dem Grunds\u00e4tze, dafs eine Vergr\u00f6fserung des Widerstandes des Multiplicatorkreises nie verm\u00f6gend sei, einen wirklichen negativen Ausschlag zu erzeugen, sondern dafs ihre Folge nur ein R\u00fcckschwung der Nadel sein k\u00f6nne; dafs also bei so unempfindlichem Multiplicator, dafs die Nadel, trotz der unvollkommenen Compensation, auf dem Nullpunkte beharrt, eine solche Vergr\u00f6fserung auch nie im Stande sei, sie davon zu entfernen; und dafs sie folglich auch niemals verm\u00f6ge, bei gr\u00f6fserer Empfindlichkeit der strompr\u00fcfenden Vorrichtung, die Nadel in dem negativen Quadranten \u00fcber ihre Stellung in dem positiven Vicrtel-kreise hinauszuf\u00fchren. Dies r\u00fchrte daher, dafs der Widerstand des Multiplicatorkreises, unter jener Voraussetzung, in v\u00f6llig gleicher Weise in den Ausdruck f\u00fcr den Strom eines jeden der beiden unvollkommen compensirenden Erreger, und in denjenigen fiir den Strom der Ladungen einging, welche der urspr\u00fcnglich vorhandene Differentialstrom auf den Platinenden entwickelt. Jetzt wissen- wir, dafs dem in Wirklichkeit schwerlich so sein kann. Vielmehr geht aller Wahrscheinlichkeit nach W in den Ausdruck\nIV + mI + mn\nganz anders ein, als in die Ausdr\u00fccke //, In f\u00fcr die beiden einander entgegenwirkenden Muskelstr\u00f6mc. Damit daher der a. a. 0. als ausreichend erkannte Kunstgriff noch in Kraft bliebe, die ver\u00e4ndernde Bedingung, wenn sie z. B. eine schw\u00e4chende ist, den st\u00e4rkeren der beiden einander unvollkommen compensirenden Muskeln treffen zu lassen, m\u00fcfsten wir mit Bestimmtheit wissen, dafs eine Vergr\u00f6fserun<r des Widerstandes des Multiplicatorkreises den Strom der Ladungen in gleichem, oder in gr\u00f6fscrem oder wenigstens nur innerhalb gewisser Grenzen geringerem Mafse schw\u00e4cht, als den der beiden thierischen Erreger, weil nur alsdann der R\u00fcckschwung die Nadel in dem negativen Quadranten nicht \u00fcber ihre urspr\u00fcngliche Stellung in dem positiven Viertelkreise hinauszuf\u00fchren verm\u00f6chte. Es d\u00fcrfte schwer halten, in","page":725},{"file":"p0726.txt","language":"de","ocr_de":"im\no. Abschn, Kap. 111. \u00a7. 111. 5. Anwendbarkeit der Methode\ndieser Hinsicht eine v\u00f6llig begr\u00fcndete Ycmiulining aufzustellen, und wir fahren daher auf jeden Fall sicherer, wenn wir auf die Anwendung des erw\u00e4hnten Kunstgriffes ganz und gar Verzicht leisten. Aus demselben Grunde ist es auch hier nicht statthaft, sich, hei einiger-mafsen betr\u00e4chtlichen negativen Schwankungen der Stromst\u00e4rke, der Ladungen statt eines zweiten Erregers zur unvollkommenen Compensation zu bedienen (S. oben S. 250).\nDie Unterscheidung zwischen Schwankungen anderer Elemente der Stromst\u00e4rke und Ver\u00e4nderungen des Multiplicatorkreises kann hei unvollkommenem Gleichgewichte der Muskelstr\u00f6me vielmehr nicht anders als mit H\u00fclfe des gleichfalls oben S. 250 bereits angegebenen Verfahrens geschehen, die Bedingung, deren Einllufs erforscht werden soll, abwechselnd auf den einen und auf den anderen Erreger einwirken zu lassen. Bleibt sich alsdann die Richtung des Erfolges gleich, so kann er dem Widerstande des Kreises angeh\u00f6ren ; \u00e4ndert sie ihr Zeichen mit dem Erreger, den man die Bedingung treffen l\u00e4fst, so hat man es mit einer Schwankung eines anderen Elementes der Stromst\u00e4rke zu thun ; denn es ist klar, dafs einerlei Ver\u00e4nderungen des Widerstandes des Kreises stets nur in einer und derselben Richtung wirksam sein k\u00f6nnen.\nWas nun Ver\u00e4nderungen des Widerstandes der Muskeln selbst betrifft, so k\u00f6nnen auch sie jetzt deshalb nicht mehr mit Gewifsheit durch die Methode der Compensation eliminirt werden, weil die Mafse und die Leitungsg\u00fcte des Muskels 0/; z. B. in mt und p7, also auch in /, und /,,, auf ganz verschiedene Weise eingehen, und die beiden letzteren Ausdr\u00fccke somit durch eine Ver\u00e4nderung jener Mafse und jenes Leitungs-werthes wahrscheinlich in ganz anderer Weise ver\u00e4ndert werden. Dazu kommt, bei urspr\u00fcnglich unvollkommenem Gleichgewichte der Muskelstr\u00f6me, noch die Ver\u00e4nderung des Ausdruckes Iia f\u00fcr die Polarisation durch den Dillerentialstrom, welche eben so wenig in gleichem Verh\u00e4ltnisse mit den \u00fcbrigen Ver\u00e4nderungen vor sich gehen kann. Und leider hilfst auch der Kunstgriff des abwechselnden Einwirkens auf den einen und den anderen Erreger hier seine Geltung ein, weil es scheint, als m\u00fcsse sich jetzt das Zeichen der Wirkung mit dem Erreger umkehren, den man der ver\u00e4ndernden Bedingung aussetzt, w\u00e4hrend jener Kunstgriff gerade auf der Unabh\u00e4ngigkeit dieses Zeichens von diesem Umstande beruhte.\nEs wird also in solchen F\u00e4llen, wo, beim Erw\u00e4gen der Bedeutung einer Stromesschwankung in beliebigem Sinne, Verdacht auf Ver\u00e4nderung des Widerstandes des Muskels selbst vorhanden sein sollte, die Beseitigung dieser M\u00f6glichkeit, statt dem Verfahren der Entgegensetzung, vielmehr anderen besonders darauf berechneten Versuchsweisen anheim-","page":726},{"file":"p0727.txt","language":"de","ocr_de":"der Compensation in thierisch-elelUruchen Versuchen,\n727\nfallen. Ilievun werden wir in der n\u00e4chsten Folge, hei Gelegenheit der Untersuchung des Einflusses der Zusamraenzichung auf den Muskelstrom ein wichtiges Beispiel erleben.\nFreilich wird es nicht immer m\u00f6glich sein, solche Versuchsweisen ausfindig zu machen; wir haben uns durch diese Bemerkungen f\u00fcr manche sp\u00e4tere Ermittelung, bei der uns die Methode der Compensation von Werth gewesen w\u00e4re, gleichsam den Boden unter den Fiifsen fortgezogen, und es ist m\u00f6glich, dafs dies irrthiimlich geschehen sei. Es w\u00e4re nicht ganz undenkbar, dafs hier ein solches Zusammenwirken der verschiedenen Kettenglieder stattf\u00e4nde, ein Umstand so den anderen aufzuheben k\u00e4me, dafs, trotz jenen Zweifeln, die Methode der Compensation bei thicrisch-clektrischen Vei'suchcn statthaft, und die daraus gezogenen Schl\u00fcsse g\u00fcltig w\u00e4ren. So z. B. giebt es eine, im Vergleich zu den thierischcu Erregern zwar unendlich einfach zu nennende Anordnung linearer Leiter, von der man aber, auf dem Wege der Anschauung, gerade auch nicht vermulhen sollte, dafs sie die Methode der Compensation zul\u00e4fst, und wo dies nichtsdestoweniger der Fall ist, wie die Rechnung lehrt. Es ist diejenige, bei welcher zwei L\u00fccken in einem und demselben Kreise jede mit einer beliebigen Anzahl wirksamer, d. h. eine Erregungsstelle enthaltender Zweige von einem bestimmten Widerstande m, und aufserdem eben so vielen unwirksamen Neben-scldiefsungen vom Widerstande n: ' \u00fcberbr\u00fcckt sind. Auf den ersten Blick scheint es sogar, als wenn diesem Falle eine gewisse schematische Aehnlichkcit mit dem der Muskeln nicht abzusprechen sei. Diese Aehnliehkeit ist indefs sehr oberfl\u00e4chlich, wie daraus hervorgeht, dafs, bei entgegengesetzter Richtung der elektromotorischen Kr\u00e4fte beider L\u00fccken, Gleichgewicht im Kreise herrscht, gleichviel welche die Anzahl der Zweige in der einen oder der andern L\u00fccke sei, w\u00e4hrend von zwei ungleich dicken Muskeln, wie man sich erinnert, stets der von \u00abr\u00f6fserem Ouerschnitte die Oberhand hat. Ebenso bleibt demnach,\nO\t^\nwas einigermafsen unerwartet ist, das Gleichgewicht in dieser Anordnung ungest\u00f6rt, nicht nur, wenn der Widerstand des Kreises ganz beliebig ver\u00e4ndert wird, sondern selbst dann, wenn der Widerstand aller wirksamen und unwirksamen Zweige der einen L\u00fccke eine proportionale ganz beliebige Schwankung erf\u00e4hrt, d. h. wenn w, w' f\u00fcr die eine L\u00fccke in nw, um' verwandelt werden. Ein solches Verhalten k\u00f6nnte nun auch f\u00fcr zwei einander entgegenwirkende Muskeln stattfinden; allein die blofse M\u00f6glichkeit hievon ist kein Grund, auf den wir im Verfolge unserer Untersuchung gehen d\u00fcrfen. Die aufserordentliche Schwierigkeit und Verwickelung des Gebietes, auf dem wir uns bewegen, erheischt diese Vorsicht: so lange nicht auf dem","page":727},{"file":"p0728.txt","language":"de","ocr_de":"72S\t*>\u2022 Abschi. Kap. 111. \u00a7. 111. 5. Compensation der Muskelstr\u00f6me.\nWege einer zuverl\u00e4ssigen Rechnung die liier gegen das Verfahren der Entgegensetzung in thierisch-elektrischen Versuchen ausgesprochenen Bedenken gehoben sind, was noch einige Zeit anstehen wird, so lange m\u00fcssen wir uns leider, so schwer wir sie auch stellenweise vermissen m\u00f6gen, seiner H\u00fclfe cntschlagen.\nEs wird hier nicht am Unrechten Orte sein, wenn noch bemerkt wird, dafs die Anwendungen dieses Verfahrens, die bereits oben im Laufe unserer Forschungen vorgekommen sind, nicht der Art waren, dafs unsere Folgerungen daraus jetzt etwa mit untergraben w\u00e4ren. Wir haben uns desselben bedient bei der Ermittelung des Einflusses der Spannweite des Bogens, der L\u00e4nge und des Querschnittes des Muskels auf die Stromst\u00e4rke (S. oben S. 633. 698. 708). Dies geschah aber in der That stets nur in der Absicht zu erfahren, ob die St\u00e4rke des Stromes von dem Widerstande des im Kreise befindlichen Theiles des Muskels auf die n\u00e4mliche Weise abh\u00e4ngig sei, wie dies bei den gew\u00f6hnlichen Erregern unserer Laboratorien, den Ketten und S\u00e4ulen, der Fall ist. Nachdem diese Frage f\u00fcr die Spannweite des Bogens und den Querschnitt des Muskels durch den Versuch verneint, f\u00fcr die L\u00e4nge desselben bejaht worden war, schlossen wir zwar, wogegen sich auch jetzt noch nichts einwenden l\u00e4fst, auf das Nichtstattfinden einer dipolaren Anordnung ungleichartiger Gebilde in den thierischen Erregern, und somit auf das wirkliche Vorhandensein einer peripolaren, enthielten uns jedoch, von diesem letzteren Standpunkte aus, jeder weiteren Folgerung, welche auf die Ergebnisse der Methode der Compensation gegr\u00fcndet gewesen w\u00e4re.\nHier schliefscn wir die Untersuchungen \u00fcber das Gesetz des .Mus-kelstroines ab. Das Gewicht, welches auf dieselben gelegt worden ist, erscheint vielleicht noch mehr gerechtfertigt, wenn ich alsbald bevor-worte, dafs wir auf diese Weise zugleich das Gesetz des Nerven-Stromes erforscht haben. Jetzt wenden wir uns einer anderen Seite der grofsen hier schwebenden Aufgabe zu, indem wir anfangen, die Einfl\u00fcsse zu ermitteln, welche mannigfaltige Bedingungen, denen die Muskeln ausgesetzt werden, auf den Strom derselben aus\u00fcben. Dies wird der Gegenstand der beiden n\u00e4chstfolgenden Kapitel sein, und so mufs es uns gelingen, der L\u00f6sung der Frage nach der Bedeutung der Erscheinung, deren \u00e4ufseres Gesetz wir nun erkannt haben, um einige Schritte n\u00e4her zu r\u00fccken.","page":728},{"file":"p0729.txt","language":"de","ocr_de":"Nachweis zu den Kupt'ertafeln\ndes ersten Bandes.\n(Die Decimalbriiche, welche sich, durch einen Gedankenstrich getrennt, den Figurenzahlen der Abbildungen angeh\u00e4ngt finden, die nicht entweder schematisch gehalten\noder in Perspective gesetzt sind, bedeuten den Mafsslab, worin der Gegenstand dargestellt ist, die nat\u00fcrliche Gr\u00f6fse = 1.0 gesetzt.)\nI\nFig. 1\u20144. Taf. I. dienen zur Erl\u00e4uterung der Theorie der Ablenkungen der Multiplicatornadel durch die Drahtmassen. S. 177 \u2014182.\n1\u2019 ig. 5 zur Erl\u00e4uterung der Theorie des Kunstgriffes, die Multiplicalor-enden sich in der zuleitenden Fl\u00fcssigkeit, statt in eine, in zwei Platinplatten, endigen zu lassen. S. 207 \u2014 209.\nh ig. 6 zeigt die linke H\u00e4lfte der Vorrichtung, um thierische Theile auf Stromentwickelung zu untersuchen. S. 213. 214.\nFig. 7. Das Schliefsungsrohr, womit, wenn keine dergleichen Theile aufliegen, beide H\u00e4lften dieser Vorrichtung mit einander in Verbindung gesetzt werden. S. 219. 220.\nFig. 8. 9. 10. Taf. II. Die Sicherheitsplatten, durch welche die Platinenden des Multiplicators beim Handhaben der thierischen Glieder in den Zuleitungsgef\u00e4fsen vor Verunreinigung gesch\u00fctzt werden. S. 220. 221.\nFig. 11. 12. Taf. I. Die mit der zuleitenden Fl\u00fcssigkeit getr\u00e4nkten Fliefspapierb\u00e4usche, eine Vorrichtung zu feineren thierisch - elektrischen Versuchen. S. 221. 222.\nFig. 13. Ein Zwischenbausch mit einem Eiweifsh\u00e4utchen. S. 223.\nFig. 14. Der strompr\u00fcfende Schenkel. S. 254.\nFig. 15. Schematische Darstellung eines Reizversuches nach Ritter, zur thals\u00e4chlichen Bew\u00e4hrung des allgemeinen Gesetzes der Nervenerregung durch den Strom. S. 268.\nFig. 16. Ebenso, zum Gesetze der Zuckungen. S. 313.\nFig. 17. Nach Dove, zur Theorie seiner Versuche \u00fcber inducirte Str\u00f6me, die sich am Multiplicator, nicht aber am menschlichen K\u00f6rper, das Gleichgewicht halten. S. 414 \u2014 416.\nFig. 18. Bequeme Form eines ungleichartigen Metallbogeus zu Reizversuchen. S. 445. 446.\nFig. 19. Taf. III. Der allgemeine Tr\u00e4ger f\u00fcr H\u00fclfsvorrichtungen bei thierisch-elektrischen Versuchen. Die untere Klemme dient zum","page":729},{"file":"p0730.txt","language":"de","ocr_de":"Nachweis zu den Kupfertaf'eln\n7;jo\nwagerechten Einspannen von Glasplatten, die obere h\u00e4lt den strom-pr\u00fcfenden Schenkel isolirt. S. 449. 450.\nFig. 20, 21. Taf. II. Stroinzufiihrcnde Vorrichtung f\u00fcr thicrisch - elektrische Versuche. S. 450 \u2014 452.\nl\u2019ig. 22. Taf. IV. Fig. 23. 24. Taf. IJL Vorrichtung zur Befestigung des lebenden Frosches. S. 453\u2014456.\nFig. 24. 25. 26. Taf. III. Stromzuf\u00fchrende Klemmen, an den lebenden Frosch anzulegen. S. 456. 457.\nFig. 27. Taf. IV. Der Gastroknemius des Frosches auf den B\u00e4uschen aufliegend. S. 492.\nFig. 28. Taf. I. Glastafel von passender Breite zur Unterst\u00fctzung von Muskeln von verschiedener L\u00e4nge, in die wagerechte Klemme des allgemeinen Tr\u00e4gers Fig. 19. Taf. III. einzuspannen. S. 495. 496.\nFig. 29\u201444. Taf. IV. dienen zur Versinnlichung der Versuchsreihe, welcher das Gesetz des Muskelstromes entnommen worden ist. S. 498 \u2014 517. Fig. 29. Der Adductor magnus Cuv. des Frosches liegt wir kungslos mit seinen beiden sehnigen Enden auf. S. 499. \u2014 Fig. 30. 31. Je nachdem er, statt mit seinem oberen oder seinem unteren Ende, mit rothem Fleisch aufgelegt worden ist, zeigt er den aufsteigenden oder den absteigenden Strom. Ebendaselbst, \u2014 Fig. 32. Mit zweien Punkten des rothen Fleisches aufgelegt, erscheint er verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig unwirksam. S. 500. \u2014-Fig. 33. L\u00e4ngendurchschnitt eines Gastroknemius; man erkennt, dafs die Ausbreitung ab der Achillessehne einen Ueberzug \u00fcber den nat\u00fcrlichen Querschnitt s\u00e4mmtlicher einfachen Muskelb\u00fcnde], das rothe Fleisch b c aber den nat\u00fcrlichen L\u00e4ngsschnitt des Muskels vorstellt. S. 501. \u2014 Fig. 34. Der Adductor magnus beiderseits mit k\u00fcnstlichem Querschnitte aufliegend ist wirkungslos. S. 503. \u2014 Fig. 35. 36. Je nachdem er, statt mit seinem oberen oder mit seinem unteren k\u00fcnstlichen Querschnitte, mit nat\u00fcrlichem L\u00e4ngsschnitte aufgelegt worden ist, zeigt er den aufsteigenden oder den absteigenden Strom. Ebendas. \u2014 Fig. 37. Untersuchung verschiedener Punkte eines und desselben k\u00fcnstlichen Querschnittes eines Kaninchenmuskels. S. 507. \u2014 Fig. 38. Schematische Darstellung des Ergebnisses dieser Untersuchung. S. 508. \u2014 Fig. 39. Dasselbe f\u00fcr den nat\u00fcrlichen Querschnitt des Soleus des Kaninchens. S. 509. \u2014 Fig. 40. Der Sartorius Cuv. des Frosches mit verschiedenen Punkten seiner beiden nat\u00fcrlichen Querschnitte aufliegend. S. 512. S. auch S. 496. \u2014 Fig. 41\u201444. Der Adductor magnus mit verschiedenen Punkten seines nat\u00fcrlichen L\u00e4ngsschnittes aufliegend. S. 514.","page":730},{"file":"p0731.txt","language":"de","ocr_de":"des ersteh Bandes.\n731\n45\u2014-49. Taf, V. Schematische Abbildungen zum Gesetze des Muskclstromes. S. 517. 518.\nFig. 45. Die starken Str\u00f6me zwischen nat\u00fcrlichem oder k\u00fcnstlichem L\u00e4ngsschnitte und nat\u00fcrlichem oder k\u00fcnstlichem Querschnitte. \u2014 Fig. 46. Die schwachen Str\u00f6me zwischen verschiedenen Punkten eines und desselben oder zweier verschiedenen nat\u00fcrlichen oder k\u00fcnstlichen Querschnitte. \u2014 Fig. 47. Die schwachen Str\u00f6me zwischen verschiedenen Punkten des nat\u00fcrlichen oder k\u00fcnstlichen L\u00e4ngsschnittes. \u2014\u25a0 Fig. 48. Die unwirksamen Verbindungen zwischen Punkten des Querschnittes. \u2014 Fig. 49. Die unwirksamen Verbindungen zwischen Punkten des L\u00e4ngsschnittes.\n50. 51. Taf. V. Fig. 52. Taf. IV. Die dargestellten Anordnungen sind wirksam, zum Beweise, dafs entweder am nat\u00fcrlichen oder k\u00fcnstlichen L\u00e4ngsschnitte, oder am k\u00fcnstlichen Querschnitte, oder an beiden, eine Schicht unwirksamen feuchten Leiters vorhanden ist. S. 556 \u2014 558.\n53.\tZur Theorie des Str\u00f6mungsvorganges \u00fcber einem flachen Erregerpaare. Die iso'elektrischen und die Str\u00f6mungs-Curven in der Fl\u00fcssigkeitsschicht \u00fcber einem solchen. S. 563. 578 \u2014 581.\n54.\tDie Curven der partiellen Stromst\u00e4rken und des Gesammt-str\u00f6mungsvorganges an der vorigen Anordnung. S. 581.\n55.\tZur Theorie des Str\u00f6mungsVorganges \u00fcber einem flachen Doppelerregerpaare. Die isofe'leklrischen und die Str\u00f6mungs-Curven in der Fl\u00fcssigkeitschicht \u00fcber einem solchen. S. 581 \u2014-583.\n56.\tDie Curve des Gesammtstr\u00f6mungsvorganges in der vorigen Anordnung. S. 583.\n57.\tSchema eines einfachen oder zusammengesetzten Muskelb\u00fcndcls, zur Erl\u00e4uterung des Gesetzes des Muskelstromes. Die ausgezogene Curve ist die Curve des urspr\u00fcnglichen Gesammtstr\u00f6mungsvorganges an demselben. (S. 583\u2014 585). Die punktirte Curve ist die Curve der Stromst\u00e4rken in dem Bogen von best\u00e4ndiger Spannweite bei seinem Verschieben rings um den Umrifs des L\u00e4ngendurchschnittes des B\u00fcndels (S. 593 \u2014 595). Die beiden Curven haben zu Ordinaten-axen die Geraden, welche die Ecken des Rechteckes halbiren, wodurch der Muskeldurchschnitt vorgestellt wird. S. aufserdem zu dieser Figur S. 634.\n58.\tZur Theorie des Str\u00f6mungs Vorganges in dem an die Fl\u00fcssigkeitsschicht \u00fcber einem flachen Erregerpaare angelegten unwirksamen leitenden Bogen. S. 588 \u2014 592.\n59.\tGrundrifs der Vorrichtung zur Untersuchung des Str\u00f6mungsvorganges in \u00ab1erFl\u00fcssigkeitsschicht der flachen Erregerpaare. S. 597.601.","page":731},{"file":"p0732.txt","language":"de","ocr_de":"732\nNachweis zu den Kupfertafeln.\nFig. 60, In einander zur\u00fccklaufende Reihe llaclier Erregerpaare. S. 617.\nFig. 61. Taf. VI. Versuch an dem einfach cylindrischen Kupferzinkschema eines Primitivmuskelb\u00fcndels. S. 620.\nFig. 62. Taf. V. Iso elektrische Curven im L\u00e4ngendurchschnitt eines einfachen B\u00fcndels, unter der Voraussetzung eines, dem des einfach cylindrischen Schema\u2019s \u00e4hnlichen Baues desselben. S. 639.\nFig. 63. Taf. VI. Schema des Querschnittes eines zusammengesetzten Muskelb\u00fcndels. S. 641, 642.\nFig. 64. Kupferzink-Schema zur Erl\u00e4uterung der Entstehungsweise der Str\u00f6me zwischen verschiedenen Punkten des Querschnittes eines zusammengesetzten Muskelb\u00fcndels. S. 643.\nFig. 65. Taf. VI. Fig. 66. Taf. V. Fig. 67 \u2014 69. Taf. VI. dienen gleichfalls zur Verdeutlichung der Theorie dieser Str\u00f6me und sind keiner kurzen Erkl\u00e4rung f\u00e4hig. Fig. 65. 67. 69 stellen die vorige Vorrichtung im Grundrisse, unter mannigfachen Bedingungen dar. S. hierzu S. 644 \u2014 652, wie auch S. 662.\nFig. 70. Taf. V. Querschnitt eines Muskels, weniger schematisch dar-gcstellt, als in Fig. 63. S. 656.\nFig. 71. Kupferzinkschema eines zusammengesetzten Muskelb\u00fcndels. S. 658.\nFig. 72. Elektromotorische Muskehnolekeln mit peripolarem Bau, zur Erl\u00e4uterung der MoIecularhypothe.se \u00fcber den Ursprung des Muskelstromes. S. 672. 682.\nFig. 73. Die isoelektrischen Curven um eine Gruppe von vier dergleichen regehn\u00e4fsig angeordneten Molekeln. Ebendas.\nFig. 74. Kupferzinkschema zur thats\u00e4chlichen Bew\u00e4hrung der Molecu-larhypothese \u00fcber den Ursprung des Muskelstromes. Ebendas.\nFig. 75. Ein Theil desselben im Grundrifs von unten gesehen. S. 673.\nFig. 76. Zur Beweisf\u00fchrung, dafs die thierischen Erreger als fortdauernd im Zustande der geschlossenen Kette befindlich anzusehen seien. S. 685. 686.\nFig. 77. Zwei gleichnamige Muskeln eines und desselben Frosches (Adductor magnus Cuv.) in verschiedener L\u00e4nge, aher bei gleicher relativer Spannweite des Bogens mit H\u00fclfe des Zwischenbausches einander entgegenwirkend. Der Strom des l\u00e4ngeren Muskels hat die Oberhand. S. 698, wo die Bezugnahme auf diese Figur vers\u00e4umt ist.\nFig. 78. Zwei Muskeln von verschiedenem Querschnitte, Sartorius und Adductor magnus Cuv. vom Frosche, einander ebenso entgegen-wirkend. Der Strom des Muskels von gr\u00f6fserem Querschnitte hat die Oberhand. S. 708.","page":732},{"file":"p0733.txt","language":"de","ocr_de":"Inhaltsverzeichnis des ersten Bandes\nKinleitun^.\nVon der physiologischen Elektricit\u00e4t \u00fcberhaupt.\n\u00a7\u2022 !\u2022\nSeite\nBegriffsbestimmung der physiologischen Elektricit\u00e4t ......\t3\n\u00a7\u2022 II.\nUebersicht des Thatbestandes der physiologischen Elektricit\u00e4t.\nA Physiologisch-elektrische Erscheinungen an Pflanzen.\nI.\tStatisch-elektrische Erscheinungen................................ 7\nII.\tErscheinungen elektrischer Str\u00f6mung................................ 9\nB. Physiologisch-elektrische Erscheinungen an Thieren.\nI. Statisch-elektrische Erscheinungen\n1.\tAm ganzen lebenden Thiere .......................................10\n2.\tElektricit\u00e4t des Blutes und der Absonderungen.................22\nII. Erscheinungen elektrischer Str\u00f6mung.\n1.\tStr\u00f6mungen der elektromotorischen Fische. (Angeblich elektromotorisches Verm\u00f6gen einiger Wirbellosen).............................25\n2.\tSogenannte elektrochemische Str\u00f6mungen zwischen sauer und\nalkalisch reagirenden Secretionsorganen ...........................26\n3.\tAngeblich in Muskeln und Nerven kreisende Str\u00f6me ....\t28\n4.\tFroschstrom ................................................... 28\nErster Abschnitt*\nGeschichte des sogenannten Froschstromes.\nErstes Kapitel.\nVon der Entdeckung der physiologischen Wirkung des Froschstronies bis zu der seiner Wirkung am Multiplicator.\n\u00a7\u2022 1-\nAnf\u00e4nge des Galvanismus.\nRechtfertigung einer neuen Geschichte des Galvanismus vom Standpunkte der l hi wischen Elektricit\u00e4t aus, S. 31. \u2014 Neue Ausgabe von Gai.vani\u2019s s\u00e4mml-","page":733},{"file":"p0734.txt","language":"de","ocr_de":"734\nInhaltsverzeiclmifs\nlichen Werten, S. 32. \u2014 Gu.vam\u2019s Commentar \u00abde viribus Electrici-tatis in motu muscular\u00ef?\u00ab S. 33. \u2014 Geschichtliche Darstellung der in dem ersten Abschnitte des Commentars enthaltenen Untersuchungen Galvani\u2019s \u00fcber Froschzuckungen durch \u00dfeibungselektricit\u00e4t, S. 33\u201441. \u2014 Zweiter Abschnitt des Commentars: Froschzuckungen durch atmosph\u00e4rische Eleklricit\u00e4t, S. 41. 42.-- Dritter Abschnitt: Froschzuckungen durch Anlegen metallischer Bogen. S. 42\u201448. \u2014 Swammerdam\u2019s angeblich gal-manischer Versuch, S. 43\u201446. \u2014 Vierter Abschnitt des Commentars: Galyani\u2019s thierisch-elektrische Theorie, S. 49. 50.\n\u00a7\u2022 n.\nVolta\u2019s Kampf gegen die angebliche thierische Elektricitat.\nVolta\u2019s erste galvanische Versuche, S. 50\u201453. \u2014 Der ScLZER\u2019sehe Zungen-Yersuch, S. 53. 54. \u2014 Volta wird irre an Galyani's Deutungsweise und schreibt den Metallen die Hauptrolle in den galvanischen Versuchen zu, S. 54. 55. \u2014 Volta l\u00e4ugnct die thierische Elektricitat ; erste Anf\u00e4nge seiner elektromotorischen Theorie, S. 56\u201459.\n\u00a7. 111.\nGalyani\u2019s Entdeckung der Zuckung ohne. Metalle.\nDie Schule von Bologna erhebt sich gegen Volta: Aldini\u2019s Auftreten, S. 59. 60. \u2014 Dessen Versuche mit gleichartigen B\u00f6gen, vorz\u00fcglich Quecksilber, S. 60. 61. \u2014 Galyani\u2019s anonyme Schrift: \u00abdell' uso e dell' attivit\u00e4 del/' Area conduttore nei contrazioni de\u2019 muscoli,\u00ab S. 62. \u2014 Der GALVANi\u2019sche Versuch ohne Metalle, S. 62 \u2014 66.\n\u00a7. IV.\nVolta\u2019s Einw\u00fcrfe wider die Zuckung ohne Metalle.\nVolta\u2019s Kritik der ALDiNi\u2019schen Quecksilberversuche, S. 66\u201468. \u2014 Volta erkl\u00e4rt die Zuckung ohne Metalle durch mechanische Reizung, S. 68. 69. \u2014 Er giebt die elektrische Natur dieser Erscheinung zu, leitet sie aber von der Ber\u00fchrung ungleichartiger Stoffe ah, S. 70\u201475.\n\u00a7. V.\nAbwehr der neuen VoLXA\u2019schen Verd\u00e4chtigungen durch von Humboldt und Galvani.\nv. Humboldt erscheint auf dem Gebiete des Galvanismus, S. 75. 76. \u2014 Sein Werk : \u00bb Versuche \u00fcber die gereizte Muskel- und Nervenfaser u. s. w., \u00ab S. 76. \u2014 Seine Versuche ohne Metalle, S. 77. 78. \u2014 Seine Quecksilber-Versuche, nebst Polemik gegen Volta, S. 78 \u2014 81. \u2014 Galvani\u2019s letzte Arbeiten: die f\u00fcnf Briefe an Spallanzani, S. 82. \u2014 Neue Formen des Versuches ohne Metalle, S. 83. \u2014 Galvani\u2019s Grundversuch der elektrischen Nervenphysik, S. 84. \u2014 Versuche mit gleichartigen B\u00f6gen und fernere Ab\u00e4nderungen des Versuches ohne Metalle, S. 84\u201487.\n\u00a7\u2022 VI.\nVolta\u2019s schliefsliches Unheil \u00fcber die Zuckung ohne Metalle.\nFortschritte Voltas in seiner eigenen Richtung: die Fundamentalversnche, S. 87. 88. \u2014 Die zwei Briefe an Ai.mni, S. 89. \u2014 Volta nimmt die","page":734},{"file":"p0735.txt","language":"de","ocr_de":"des ersten Bandes.\n735\nSeite\nBedingung einer merldichen dreifachen Ungleicharligkeit hei dem Versuche ohne Metalle zur\u00fcck, S. 90. 91. \u2014 Entdeckung der S\u00e4ule und Theorie der Leiter dritter Klasse, S. 91\u201493.\n\u00a7\u2022 VII.\nFernere Schicksale ties Galvajni\u2019scIicii Versuches ohne Metalle bis zum Jahre 1827.\nAi.dim's \u00abEssai sur le Galvanisme,\u00ab S. 93. \u25a0\u2014\u2022 Seine Versuche, S. 94. 95.\u2014 Ai.mni\u2019s Versuch eines Plagiats an Gai.\\ a ni, S. 9G\u201498. \u2014 Die thierische Elektrizit\u00e4t ger\u00e4th in Vergessenheit, S. 99. \u2014 Einzelne Wiederholungen des Versuches ohne Metalle durch Lehot, B\u00fcnzen, Heidmann, Home, Bkl-i.inueki, P. Erman, Pfaff, Joh. M\u00fcller, S. 99\u2014102.\nZweites Kapitel.\nNobiu's Entdeckung der elektromagnetischen Wirkung des\nFroschstrumes im Jahre 1827 und Matteucci\u2019s thierisch-elektrische Arbeiten bis zum Jahre 1840.\n\u00a7\u2022 I-\nNobili's Arbeiten \u00fcber den Froschstrom.\nNobilfs Entdeckung der elektromagnetischen Wirkung des Froschstromes,\nS. 103\u2014105.\u2014 Fernere Beobachtungen desselben Forschers \u00fcber diese Erscheinung, S. 105. 106. \u2014 Seine und Anderer Meinungen dar\u00fcber,\nS. 107.\n\u00a7. H.\nMatteucci\u2019s erste thierisch-elektrische Untersuchungen.\nMatteucci's elektrochemische Theorie der F\u00e4ulnifs, S. 108; \u2014 der Absonderungen und der Verdauung, S. 109\u2014111. \u2014 Donn\u00e9\u2019s Str\u00f6me zwischen ALsonderungsorganen und sein Streit mit Mattelcci \u00fcber deren Bedeu lung, S. 111\u2014113.\n\u00a7\u25a0 UI-\nMatteucci\u2019s Arbeiten \u00fcber den Froschstrom bis zum Jahre 1840. . . 113\n\u00a7. IV.\nSchlufsbemerkungen.\n1. Von dem geschichtlichen Verh\u00e4ltnisse meiner Arbeiten zu denen Mat-\nTEur.r.i\u2019s.................................................................122\n2.\tBezeichnung von Matteucci\u2019s wesentlicher Leistung im Gebiete des\nFrosehstromes bis zu diesem Zeitpunkte (1840)............................... 124\n3.\t'Verzeielmifs von Matteucci\u2019s ferneren Arbeiten \u00fcber den Froschstrom\nund die zun\u00e4chst damit cerwandten Gegenst\u00e4nde bis zum Jahre 1845 .\t120","page":735},{"file":"p0736.txt","language":"de","ocr_de":"736\nfnhaltsverzeichiifs\nSeite\nDrittes Kapitel.\nBemerkungen \u00fcber Valentin\u2019s Arbeiten im Gebiete der thie-\nrischen Elektricit\u00e4t\t. ....................................129\nZweiter Abschnitt.\nMethode.\nVon einigen durchg\u00e4ngig gebrauchten Vorrichtungen und der Art und Weise der Untersuchung im Allgemeinen.\nVorberichl ..........................................................159\nErstes Kapitel.\nVom Multiplicator bei thierisch - elektrischen Versuchen.\n\u00a7\u2022 I.\nVon den Eigenth\u00fcmlichkeiten des Multiplicators als strompr\u00fcfenden Mittels \u00fcberhaupt................................................ICO\n\u00a7. II.\nBemerkungen in Betreff der Einrichtung, Aufstellung und Empfindlichkeit eines zu thieriscli-elektrischen Versuchen bestimmten Multiplicators.\n1.\tRahmen..................................................... 162\n2.\tDraht........................................................164\n3.\tNadeln.......................................................165\n4.\tVon den freiwilligen Ablenkungen astatischer\tNadelpaare .\t.\t169\n5.\tVon der Aufh\u00e4ngung der Nadeln................................172\n6.\tVon der Aufstellung des Multiplicators.......................173\n7.\tVon den Ablenkungen durch die Drahtmassen....................175\n8.\tBerichtigung der Ablenkungen durch die Drahtmassen...........182\n9.\tSchwankungen der Gleichgewichtslage der Nadeln\tund\tihre Berichtigung 192\n10.\tInlensit\u00e4tencurve............................................197\n11.\tAbsolute Empfindlichkeit des Multiplicators..................198\n12.\tHemmungen....................................................201\n13.\tAndere Multiplicaloren.......................................202","page":736},{"file":"p0737.txt","language":"de","ocr_de":"des ersten Bandes.\n737\nSeite\n\u00a7\u2022 ni.\nDarstellung des Verfahrens, thierische Theile mittelst des Multipli-cators auf Stromentwickelung zu untersuchen.\nVoi'bericht......................................................................203\n1.\tVon der Art und Weise, sich gleichartige Platinplatten zu verschaffen 205\n2.\tVon der Art und Weise, die thierischen Theile mit den metallischen\nMultijdicatorenden\tin Verbindung zu bringen ..........................209\n3.\tBeschreibung der Vorrichtung.\n(i)\tDie Zuleitungsgef\u00e4fse.............................................213\n(ii)\tUmh\u00fcllung der Platten............................................214\n(in) Die zuleitende Fl\u00fcssigkeit........................................215\n(iv)\tVon der Art und Weise, die Vorrichtung in brauchbarem Zustande aufzubewahren ..................................................217\n(v)\tSchliefsungsrohr................................................219\n(vi)\tSicherheitsplatlen..............................................220\n(vu) Von den B\u00e4uschen..................................................221\n(viii) Von den Eiweifsh\u00e4utchen..........................................223\n(ix) Handgriffe, um die ccrloren gegangene Gleichartigkeit der Vorrichtung wiederherzustellen............................................225\n4.\tMatteucci\u2019s neueres Verfahren bei thierisch-elektrischen Multiplicator-\nversuchen .............................................................227\n\u00a7. IV.\nVon der allgemeinen Erscheinungsweise der thierisch-elektrischen Str\u00f6me am Multiplicator.\n1.\tSchema\teines\tthierisch-elektrischen\tVersuchs....................234\n2.\tVon der Polarisation in den thierisch-elektrischen Multiplicator-Versuchen .............................................................236\n3.\tVon der\tMethode\tder\tCompensation ..............................243\nZweites Kapitel\u00bb\nVom strompr\u00fcfenden Froschschenkel und dessen Gebrauch.\nVom physiologischen Ilheoskope \u00fcberhaupt.\nDer strompr\u00fcfende Froschschenkel und allgemeine Regeln hei dessen Anwendung ............................................................. 251\u2014258\n\u00a7\u2022 K-\nVon dem allgemeinen Gesetze der Nervenerregung durch den elektrischen Strom.\n1, Allgemeiner Ausdruck des Gesetzes\n258\n47","page":737},{"file":"p0738.txt","language":"de","ocr_de":"\u00ce3S\nInhalt sveneichnifs\nSeite\n2.\tThats\u00e4chliche Bew\u00e4hrung der obigen Grunds\u00e4tze ....... 262\n3.\tMatteucci\u2019s Messung der durch den elektrischen Strom entwickelten\nNervenkraft................................................... 275\n4. \\ on einigen n\u00e4heren Bestimmungen, denen das Gesetz der Nerven-\nerregung durch den Strom ferner unterliegt.\n(i) \\on der Erregung der Sinnesnenen durch den elektrischen Strom 283 (n) Von dem Einfl\u00fcsse der absoluten Dichtigkeit auf die Erregung\nder Nerven durch den Strom.....................................293\n(in ) Von dein Einfl\u00fcsse der L\u00e4nge der vom Strome durchkreisten\nNervenstrecke auf die Gr\u00f6fse der Erregung......................295\n(iv) Von dem Einfl\u00fcsse des Winkels zwischen den Str\u00f6mungsrichtungen der Elektricit\u00e4t und des sogenannten Nervenprincips auf\ndie Gr\u00f6fse der Erregung........................................296\n5. Vergleich der Nervenerregung mit der Induction .......................300\n\u00a7. III.\nVon dem Einfl\u00fcsse der Richtung des Stromes in den Nerven auf die Gr\u00f6fse der Erregung, und von der Bestimmung der Richtung eines Stromes mittelst des strompr\u00fcfenden Froschschenkels.\nVorbericht....................................................................303\n1.\nAllgemeiner Ausdruck des Gesetzes der Zuckungen ......... 304\n2.\nGeschichtliche Darstellung der Erfahrungen \u00fcber das Gesetz der Zuckungen.\n(1) Entdeckung des Gesetzes der Zuckungen durch Pfaff im Jahre 1793.\nVolta\u2019s Beobachtungen mit Reibungselektricit\u00e4t, S. 307. 308. \u2014 Verteidigung der Rechte Pfaff\u2019s gegen die Behauptungen Bellingeri\u2019s, Marianini\u2019s und Matteucci\u2019s, S. 309. \u2014 Entdeckung der Trennungszuckung, S. 310. \u2014 Pfaff\u2019s Entdeckung des Gesetzes der Zuckungen, S. 311. \u2014 Galvani und Philipp Michaelis \u00fcber dasselbe, S. 312.\n(11) Ritter\u2019s Arbeiten \u00fcber das Gesetz der Zuckungen.\nRitter\u2019s erste Untersuchungen \u00fcber das Gesetz der Zuckungen, S. 313. \u2014 Volta\u2019s Versuche dar\u00fcber, S. 314. \u2014 Die Commission des Instituts von Frankreich und Lehot ebendar\u00fcber, S. 315. \u2014 Treviranus ebenso, S.\n316. Ritter s sp\u00e4tere Arbeiten (\u00fcber den Gegensatz zwischen Strek-kern und Beugern), S. 317-321.-- Das Valli-Ritter'scIic Gesetz des Absterbens der Bewegungsnerven von ihrem Urspr\u00fcnge nach ihrer Ausbreitung hin, S. 321. 322. \u2014 Matteucci\u2019s umgekehrtes Gesetz des Absterbens der Empfindungsnerven, S. 322\u2014324.\n(m) Beurteilung von Ritter\u2019s Gesetz der Zuckungen ....... 324\n(iv) Fernere Best\u00e4tigungen des Gesetzes der Zuckungen.\n1 Ieidmann s Versuche, S. 333. \u2014 P. Erman\u2019s Deutung des Gesetzes der Zuk-kungen, S. 334 336. \u2014 Beli.ingeri\u2019s Versuche, S. 336. 337. \u2014 Maria-nini\u2019s, S. 337. 338.\n(\\) Ueberlragung des Gesetzes der Zuckungen auf die elektrischen Empfin d\u00fcngen.","page":738},{"file":"p0739.txt","language":"de","ocr_de":"des ersten Bandes.\n739\nSeite\nA.\tGeschichtliches in Betreff der Beziehung elektrischer Empfindungen zur Slr\u00f6mungsrichtung,\na.\tGeschmack.\nPf aff dar\u00fcber, S. 339. \u2014 Lehot ebenso, S. 340. \u2014 Das Gesetz der elektrischen Erregung der Sinneswerkz.cuge, nach Ritter, S. 340\u2014342.\nb.\tGeruch...................................................343\nc.\tGeh\u00f6r....................................................343\nd.\tGesicht.\nPfaff dar\u00fcber, S. 345. \u2014 Ritter ebenso, S. 346\u2014350. \u2014 Purkinje, S. 350\u2014354\ne.\tGef\u00fchl.\nMichaelis dar\u00fcber, S. 354. \u2014 Volta ebenso, S. 355.\u2014 Ritter desgl., S. 355\u2014358\nB.\tMarianini\u2019s vereinigtes Gesetz der elektrischen Zuckungen und\nEmpfindungen.................................................359\n(vi) Nobili\u2019s Arbeiten im Gebiete des Gesetzes der Zuckungen.\nA.\tNobili\u2019s Gesetz der Zuckungen................................363\nB.\tNobili\u2019s Deutung des Gesetzes der Zuckungen.\na.\tGeschichtliches in Betreff der Ver\u00e4nderungen der Erregbarkeit durch geschlossene Ketten.\na. Ritter\u2019s Modificationen der Erregbarkeit durch geschlossene Ketten.\nRitter\u2019s Entdeckung derselben, S. 365 \u2014 367. \u2014 Die VoLTA\u2019schen Abwechselungen (Alternatives volta\u00efques), S. 367. 368. \u2014 Treviranus \u00fcber Ritter\u2019s Modificationen u. s. w., S. 369. 370. \u2014 Ritter\u2019s fortgesetzte Arbeiten dar\u00fcber, S. 370\u2014372. \u2014- Pfaff, ebendar\u00fcber, ebendas.\n\u00df. Die VoLTA\u2019schen Abwechselungen durch Marianini bearbeitet 373 y. Die Peltier\u2019sehen Ladungen.\nPeltier\u2019s Angabe dar\u00fcber, nach Becquerel, S. 376. \u2014 Eigene Versuche, S.\n377 \u2014 381. \u2014 Matteucci zeigt, dafs die VoLTA\u2019schen Abwechselungen nicht von den Peltier\u2019sehen Ladungen herstammen, S. 381. 382.\ncf. Nobili\u2019s elektrisches Heilverfahren beim Tetanus ....\t382\nb.\tNobili\u2019s Theorie der Zuckungen.............................385\nC.\tFernere Erfahrungen Nobili\u2019s im Gebiete des Gesetzes der Zuckungen 388\n(vu) Matteucci\u2019s Gesetz und Theorie der Zuckungen........................391\n(vm) Longet\u2019s und Matteucci\u2019s verkehrtes Gesetz der Zuckungen an Bc-\nwegungswurzeln..................................................400\n3.\nSchlufsbemerkungen......................................................403\n\u00a7\u2022 IV.\nVon der wesentlichen Eigenth\u00fcmlichkeit des physiologichen Rheos-\nkopes..........................................................409","page":739},{"file":"p0740.txt","language":"de","ocr_de":"740\nlnhaltsveneiclmifs\nSeite\n\u00a7. v.\nLieber unipolare Inductionszuckungen,\n1.\tVorbemerkungen betreffend die fr\u00fcheren Wahrnehmungen \u00fcber elektrische Vorg\u00e4nge in offenen Induclionskreisen.\nRiess's erste Wahrnehmung derselben, S. 423. -- Masson und Bkegcet cben-dar\u00fcber, S. 423. 424. \u2014 Marianini desgl., S. 424. 425. \u2014 Wiederholung und Erkl\u00e4rung von Makianini\u2019s Versuciicn, S. 425\u2014428.\n2.\tBest\u00e4tigung der fr\u00fcheren Ergebnisse mit H\u00fclfe des strompr\u00fcfenden\nFroschschenkels..................................................\n3.\tVon der praktischen Bedeutung der unipolaren Inductionszuckungen\nhei elektrischen Reizversuchen mit lnductionsstr\u00f6men........435\nDrittes Kapitel.\nVon der elektrochemischen Methode................................ 439\nViertem Kapitel.\nBeschreibung einiger durchg\u00e4ngig gebrauchten Vorrichtungen.\n\u00a7\u2022 I.\nElektromolore.\n1.\tEinfacher Bogen .\t....................... 445\n2.\tSt\u00e4rkere Ketten............................................. 446\n3.\tInduclionsvorrichlung...................................... 446\n\u00a7. II.\nUnterbrechungsrad und Stromwender.................................... 447\n\u00a7\u2022 in.\nDer allgemeine Tr\u00e4ger .................. 44g\n\u00a7. IV.\nStromzuf\u00fchrende Vorrichtung f\u00fcr thierisch-elektrische Versuche . . 450\n\u00a7\u2022 v.\nVorrichtung zur Befestigung des lebenden Frosches....................453\n\u00a7\u2022 VI.\nStromzuf\u00fchrende Klemmen, an den lebenden Frosch anzulegen . . 456\n\u00a7\u25a0 VII.\nAufbewahrung und Zurichtung der Fr\u00f6sche ......... 458","page":740},{"file":"p0741.txt","language":"de","ocr_de":"des ersten Bandes,\n741\nDritter Abschnitt.\nUntersuchung.\nErstes Kapitel.\nZur\u00fcckf\u00fchrung des Froschstromes auf einen allgemein vorhandenen Muskelstrom.\nStrom des Gesammtfrosches..........................................463\n\u00a7. II.\nStrom des GALVANi\u2019schen Pr\u00e4parates.................................466\n\u00a7\u2022 HI.\nStrom des Rumpfes, der oberen Extremit\u00e4ten, einzelner Glieder und\nGliederabtheilungen.............................................468\n\u00a7. IV.\nStr\u00f6me anderer Thiere und ihrer Gliedmafsen........................470\n\u00a7\u2022 v.\nPhysiologische Wirkling der thierisch-elektrischen Str\u00f6me . ,\t. 473\n\u00a7. VI.\nVon der Unabh\u00e4ngigkeit des Stromes von verschiedenen organischen\nSystemen.....................................................480\n\u00a7\u2022 VII.\nVon der elektromotorischen Unwirksamkeit der Ber\u00fchrung ungleichartiger Gewebe...................................................481\n\u00a7. VIII.\nVon dem Muskelstrome im Allgemeinen und dem Strome\neiniger Muskeln des Frosches insbesondere...491\nZweites Kapitel.\nVom Gesetze des Muskelstromes.\n495\n496\n497\n\u00a7\u2022 I-\nBest\u00e4ndige Str\u00f6mungsrichtung einiger Muskeln\n1.\tMuskeln am Oberschenkel\t......\n2,\tMuskeln am Unterschenkel ......","page":741},{"file":"p0742.txt","language":"de","ocr_de":"742\nInhaltsverzeichnifs\nDas Gesetz des Muskelstromes\n\u00a7\u2022 H-\nSeite\n. . 498\n\u00a7\u2022 in.\nEinige Folgerungen aus dein Gesetze des Muskelstromes und weitere Verfolgung desselben am Muskel und in dem Thierreiclie 518\n\u00a7\u2022 ly-\nZur Geschichte des Gesetzes des Muskelstromes.\n1.\tMatteccci\u2019s Wahrnehmung der Negativit\u00e4t des k\u00fcnstlich blolsgelegten\nMuskelinneren im Allgemeinen....................................527\n2.\tDarlegung des Gesetzes des Muskelstromes in meinem \u00bbvorl\u00e4ufigen\nAbrisse u. s. w. \u00ab..............................................532\n3.\tMatteucci\u2019s fernere Arbeiten \u00fcber das Gesetz des Muskelstromes . . 539\n4.\tZurechtweisung Mattedcci\u2019s in Betreff des Gesetzes des Muskelstromes 547\nDritte\u00bb Kapitel.\nEr\u00f6rterung des elektromotorischen Wirkungsgesetzes des Muskelgewebes.\n\u00a7. I.\nVon der Anordnung der wirksamen und der unwirksamen \u00dfe-\nstandtheile in dem Muskelgewebe...........................553\n\u00a7. II.\nVon der Anordnung der ungleichartigen Bestandtheile in dem Primi tivmuskelb \u00fcndel.\n1. Vorl\u00e4ufige Betrachtungen \u00fcber die Fortpflanzung des Stromes in nicht\nprismatischen Leitern..................................................561\n2.\tVom Str\u00f6mungsvorgange an dem schematisirten Muskelprimitivbiindel 577\n3.\tVom Str\u00f6mungsvorgange in dem an das sclicmatisirte Muskelprimitivb\u00fcndel angelegten unwirksamen leitenden Bogen.............................585\n4.\tVersuche an dem einfach cylindrischen Kupferzinkschema eines Primitivmuskelb\u00fcndels.\n(1) Vorversuche an den flachen Erregerpaaren..........................596\n( 11 ) Vergleichende Untersuchung der Kupfer- und der Zinkstrecke\nder flachen Erregerpaare..........................................600\n(in ) Fernere Untersuchung der flachen Erregerpaare und Uebergangs-\nformen zum cylindrischen Muskelschema.............................615\n(iv) Das einfach cylindrische Kupferzinkschema eines Primitivmuskel-\nb\u00fcndels...........................................................619\n5.\tVergleichung der Ergebnisse am cylindrischen Schema und am Mus-\nkelbiindel unter sich und mit der Theorie..............................624\n6.\tEr\u00f6rterung der gewonnenen Ergebnisse..................................635\n7.\tTheorie der Str\u00f6me des Querschnittes eines zusammengesetzten Mus-\nkelbiindels\t640","page":742},{"file":"p0743.txt","language":"de","ocr_de":"des ersten Bandes.\n743\nSeite\n8.\tA on den verschiedenen m\u00f6glichen Anordnungen der ungleichartigen\nGebilde in dem Primitivmuskelb\u00fcndel.................................661\n9.\tSchlufsbetnerkungen \u00fcber die Anordnung der ungleichartigen Bestandteile in dem Muskelb\u00fcndel.................................................678\n10.\tMatteucci\u2019s Ansicht von der Anordnung der ungleichartigen Bestandteile itn Muskelgewebe.....................................................683\n8. III.\n\u00f6\nFernere Untersuchung der Muskeln als zusammengesetzter Erreger in physikalischem Bez\u00fcge.\n1.\t\\ron einigen bemerkenswerten Eigent\u00fcmlichkeiten der tierischen\nErreger...............................................................685\n2.\t\\ on der elektroskopischen Wirksamkeit der tierischen Erreger .\t. 691\n3.\tA on dem Einfl\u00fcsse der L\u00e4nge des Muskels auf die St\u00e4rke des Stromes 694\n4.\tA on dem Einfl\u00fcsse der Gr\u00f6fse des Querschnittes des Muskels auf die St\u00e4rke des Stromes.\n(t) Matteucci\u2019s Versuche \u00fcber den Einflufs der Gr\u00f6fse der Muskel-\nniasse auf den davon zu erhaltenden Strom........................698\n(h) Eigene Versuche \u00fcber den Einflufs der Gr\u00f6fse des Querschnittes\ndes Muskels auf die Stromst\u00e4rke..................................703\n(ui) Er\u00f6rterung der vorigen Ergebnisse................................712\n5.\tVon der Anwendbarkeit der Methode der Compensation zur Elimini-rung von Widerstandsver\u00e4nderungen in tierisch-elektrischen Versuchen 720\nNachweis zu den Kupfertafeln .............. 733\nGedruckt bei Gustav Schade in Berlin.","page":743},{"file":"z0001.txt","language":"de","ocr_de":"Verzeichnis*\neiniger Druckfehler im ersten Bande.\nS. 24 Z. 1 V. u. st. Kap. III. 1. Kap. II.\nS. 34 Z. 20 v. u. ist nach \u00bbLondon 1769\u00ab einzuschalten: 4\u201c,\nS. 161 Z. 20 v. o. st. zweiten und vierten 1. vierten.\nS. 194 Z. 6 v. u. st. HIllstr\u00f6m 1. HXllstr\u00f6m.\nS. 198\tZ.\t1\tv.\tu.\tst.\t344 1. 344*.\nS. 239\tZ.\t1\tv.\tu.\tst.\t\u00a7. III. 4 1. III. 5.\nS. 254 Z. 10. v. u. st. Fig. 15 1. Fig. 14.\nS. 292 Z. 21 v. o. st. Oberfl\u00e4che I. Oberfl\u00e4che s.\nEbendas. Z. 15 v. u. st. Steigung 1. Neigung.\nS. 344 Z. 11 v. u. st. aufsleigenden 1. absteigenden.\nS, 451 Z. 15 v. o. st. vereinigen 1. reinigen.\nS. 469\tZ.\t1\tv.\tu.\tst.\t\u00a7. III. 3 1. \u00a7.\tIII. 4 (i).\nS. 535\tZ.\t1\tv.\tu.\tst.\t\u00a7. II. 3 1. \u00a7.\tII. 4 (iv).\nS. 546\tZ.\t2\tv.\tu.\tst.\t557 1. 557.*\nS. 580. 581. 592 ist einigemal Assymmetrie, Assymptote f\u00fcr Asymmetrie, Asymptote stehen geblieben.\nS. 698 Z. 9 v. o. ist nach dem Worte \u00bbl\u00e4fst\u00ab einzuschalten: (S. Fig. 77. Taf. V.)\nEinige literarische Nachtr\u00e4ge s. am Schl\u00fcsse des zweiten Bandes","page":0},{"file":"z0002table1.txt","language":"de","ocr_de":"Tafel. I.\nT$aruL..I.\n.\t\n1'\t\t/ \u201cl\n\n2\nJy.3.\nTuj. 4.\nI \u25a0 v. JZmil du Sois - Reymond .\ny est. v. C. K. Weber.","page":0},{"file":"z0003table2.txt","language":"de","ocr_de":".Band. Z.\nTafel. H\ngtz.\nl. EiraL du 3ois. Hegniond.\ng est. v.C . S .Weber.","page":0},{"file":"z0004table3.txt","language":"de","ocr_de":"Bund X.\nTafel HT\nScz\nJTy.13.\n\nv. lEmiL du 3ois_Reymond\n25\nS\u2019H\n, C. E Weber.","page":0},{"file":"z0005table5.txt","language":"de","ocr_de":"Band I.\n*y-\n\nJig.77.\nyez. v. BnaL du Rois- Reymond.\n(jest, u .C.JS. Weier.\nJig. 15.","page":0},{"file":"z0006table4.txt","language":"de","ocr_de":".Band T.\nIhfel.ir.\nTig. 32.\nTiff.. 34,\nTig .\u00e0&.\nTig . 29.\nTig. 30.\nTig . 31.","page":0},{"file":"z0007table6.txt","language":"de","ocr_de":"jBcuid.\n3e* \u25a0\nJEv\u00f9l du, Sois - Reymond","page":0}],"identifier":"lit92","issued":"1848","language":"de","pages":"1-743","startpages":"1","title":"Untersuchungen \u00fcber thierische Elektricit\u00e4t, Erster Band","type":"Book","volume":"1"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:26:25.134109+00:00"}