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Über die nährenden Eigenschaften der stickstofflosen Substanzen: Aus den Annal. de Chimie et de Physique, 1816, T. III

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{"created":"2022-01-31T14:09:14.407471+00:00","id":"lit14105","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Magendie","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 3: 311-318","fulltext":[{"file":"p0311.txt","language":"de","ocr_de":"Da nichts unterlaffen wurde, was die Genauigkeit der Refultate h\u00e4tte ft\u00f6ren k\u00f6nnen, fo find he zuverl\u00e4l.tg. In Bezug auf die Natur der Gasarten koinnien lie mit den fchon lange von Herrn Jurine erhaltnen \u00fcberein , machen die letztem aber infofern unlieber, als nach ihm die Menge des kohlenfauren Gafes vom Wagen bis zum Darm, kana! regelmiifsig abnimmt, w\u00e4hrend diefes im Allgemeinen im Dickdarm in gr\u00f6fserer Menge als in dem Danndarm -und dem Magen vorhanden ift.\nVI. Magendie \u00fcber die n\u00e4hrenden Eigenfchaftea der ftickftofflofep Subftanzen. (Aus den Annal, de Chimie et de Phyfique 1816. F. III.)\nMan hat nur fehr oberfl\u00e4chliche Kenntniffe von dem Stoffvvechfel, welcher die Ern\u00e4hrung der Thiere bildet und weifs nur im Allgemeinen, dafs er behebt, indem er durch die beft\u00e4ndigen Ausfonderungen, das Bediirf-nifs der Ern\u00e4hrung, mehrere Krankheiten und einige beltiirmiie Verlache erwiefen wird ; dafs er in den fr\u00fchem Lebensperioden fchneller als in den fp\u00e4tern, und in den verfchiedtien Thierklaffen veiTchiedcn ift; allein fein inneres Wefen, die Ab\u00e4nderungen, welche er in jedem Organe darbieten tnufs, die Gefetze, nach welchen er gefchieht, find faft ganz unbekannt. Die Lebte von der Ern\u00e4hrung ift indeffen nicht etwa vernachl\u00e4fhgt woi-den, vielmehr war lie oft der Gegenftand von Verrou-thungen und bisweilen fehr geiftreichen H y pothefen, allein die WiffenJchaft ift noch fo unvollkommen, dafs, \u25a0wenn man nicht Schritt f\u00fcr Schritt nur der Erfahrung folgt, Irren unvermeidlich ift. Auch find aue Hypothe-fen \u00fcber die Ern\u00e4hrung in der That nur Ausdr\u00fccke die-fer Unwiffenheit \u00fcber das Wefen derfeiben, und befch\u00e4f-tigen blofs mehr oder weniger die Einbildungskraft. Dock \u25a0w\u00e4ren genaue Thalfachen \u00fcber dielen Gegenftand fehr wiinfehenswerth. Diefe Function ift eine der allgemeiti-ften und wichtigften imTliierk\u00f6rper : die meiften Krantc-Jjeiteu fcheinen nur Ab\u00e4nderungen derfeiben zu ieyn,","page":311},{"file":"p0312.txt","language":"de","ocr_de":"312\nund die \u00fcber lie zu machenden Entdeckungen w\u00fcrden daher nicht blofs die Phyliologie, fondern auch die Heil-k\u00fcnde f\u00f6rdern. Einige von mir in der letzten Zeit ange Hell ten Vevfuche k\u00f6nnen vielleicht zu Aufkl\u00e4rungen \u00fcber diefen wichtigen Gegenfland f\u00fchren.\nIn der Gefchichte der Ern\u00e4hrung ift die Quelle des im Thierk\u00f6rper io reichlich vorhandnen Stickftoffes eine Hauptfrage. Auch ift lie mehrmals zur Sprache gekommen. Einige luchten lie blofs in den Nahrungsmitteln, andre in der atmofph\u00e4rifclien Luft, noch andre glaubten, der Stickftoff werde durch die Lebensth\u00e4tigkeit gebildet, und von den Thierert beft\u00e4ndig in der Atmofph\u00e4re verbreitet. Indeffen fehlen f\u00fcr alle diefe Meinungen die Verfuche ; doch f\u00fchren die , welche glauben , dafs det Stickftoff nicht von den Nahrungsmitteln ftammt, mehrere, dem Anfchem nach, ihrer Lehre fchr giinftige That-fachen an. Die Pflanzenfreffcr, fagt man, n\u00e4hren lieh von ftickftofflolen Subftanzen, und doch enthalten fie fo gut als die Fleifchfreller Stickftoff in ihrer Mifchung. Die Mauren und die Karavanen in den W\u00fcften von Afrika n\u00e4hren licit Wochen und Monate lang nur von Gummi, welches keinen Stickftoff enth\u00e4lt. Die Neger und das Rindvieh in denKolonieen leben und m\u00e4ftenlich vondem gleichfalls ftickftofflofcn Zucker, Diefe beiden Subftanzen, fo wie Oel, Fett und Butter, h\u00e4lt man fogar f\u00fcr fehr nahrhaft.\nW\u00e4ren nun wirklich diefe ftickftofflofen Subftanzen n\u00e4hrend, fo miifste man wohl die Quelle des thierifchen Stickftoffs anderswo als in den Nahrungsmitteln fuchen, allem die angef\u00fchrten Thatfaclien berechtigen durchaus nicht zu diefein Schluffe. Die Pflanzen, von welchen Leb die Pflanzenfreffer n\u00e4hren, enthalten alle mehr oder weniger Stickftoff; die Neger effen weder blofs Zucker, noch reinen Zucker, fondern gew\u00f6hnlich Zuckerrohr. Die Thatfache von den Mauren und Karavanen m\u00fcfste wohl erwiefen feyn, ehe man etwas aus ihrfchl\u00f6ffe, und, w\u00e4re fie es auch, fo w\u00fcrde dadurch die Frage nicht be-ftimmt entfehieden. Denn da mehrere V\u00f6lker einen Theil des Jahres blofs von Erde leben, fo w\u00e4re es wohl m\u00f6glich, dafs eine Subftanz eine Zeitlang das Spiel der Organe unterhalten k\u00f6nnte, ohne darum wefentlich","page":312},{"file":"p0313.txt","language":"de","ocr_de":"313\nzur Ern\u00e4hrung zu taugen. Es feinen mir m\u00f6glich, etwas Beftimmtes hier\u00fcber auszumkteln, wenn ich Thiere eine hinreichend lange Zeit mit Subftanzen, deren Mifchung \u25a0genau bekannt w\u00e4re, n\u00e4hrte, und ich w\u00e4hlte hiezu Hunde, weil fie, wie der Menfch, lieh von thierifcher und Pflan-zenkoft gleich gut n\u00e4hren. Jedermann weifs, dafs Hunde fehr gut bei blofsem Brodt beftehen, indeffen beweift dies nichts, da diefes den fehr ftickftoffreichen Kleber enth\u00e4lt ; daher fetzte ich mehrere Hunde auf Subftanzen, welche f\u00fcr nahrhaft gehalten werden, aber keinen Stick, ftoff enthalten. Die drei erften Verfucbe wurden mit reinem Zuckerund deftillirtem Waffcr, wovon dieThiere nach Gefallen bekamen, gemacht. Der elfte Hund, dreij\u00e4hrig, fett und gefund, feinen lieh in den erften 7\u2014g Tagen fehr wohl zu befinden, indem er luftig und gefr\u00e4-fsig war. In der zweiten Woche fing er an abzumagern, ungeachtet die Efsluft ungeft\u00f6rt blieb und er in 24 Stunden 6\u20148 Unzen Zucker frais. Der Kotli wurde weder oft, noch in Menge ausgeftofsen, dagegen reichlich Harn gelaffen. In der dritten Woche nahm die Abmagerung zu, die Luftigkeit und die Efsluft ab: zugleich bildete lieh in der Mitte der Hornhaut ein kleines Gefchw\u00fcr, das in wenig Tagen eine Linie im Durchmeffer hielt, in dem-felben Verli\u00e4ltnifs tiefer wurde, und bald die Hornhaut an diefer Stelle zerft\u00f6rte, fo dafs die Augenfeuchtigkeiten ausfloffen. Zugleich fonderten die Augenliddr\u00fcfen reichlich ab. Indeffen vermehrte fich die Abmagerung t\u00e4glich, die Kr\u00e4fte Tanken , und, ungeachtet das Thier t\u00e4glich 3 \u2014 4 Unzen frafs, konnte es bald vor Schw\u00e4che weder kauen, noch fchlingen, viel weniger andre Bewegungen vornehmen. Am 3\u00ee\u00eeften Tage ftarb er. Bei der LJnterfucliung fand fich keine Spur von Fett, die Muskeln waren um J ihres normalen Volums gefchwunden, eben fo Magen und Darmkanal fehr verkleinert und verengt. Die Gallen- undHarnblafe waren ftark vonFl\u00fcffiglceiten ausgedehnt. Bei der chernifchen Unterfuchung fand Hr. Chevreul die letztem faft v\u00f6llig wie bei den Pfianzenfref-fern, den Harn nicht fauer, wie hei den F\u2019eifehfreffera, fondern deutlich alkalifch, ohne Spur von Karnf\u00e4ure oder phospliorfauren Salzen. Die Galle enthielt viel Pikrome], wie die Ochfen- und Pflanzcnfreflergalle \u00fcberhaupt. Der,","page":313},{"file":"p0314.txt","language":"de","ocr_de":"314\nfonft gew\u00f6hnlich vielen. Stickftoff enthaltende Koth.war arm daran.\nEin zweiter und dritter Verbuch hatten in jeder Hin-licht genau denfelben Erfolg, und ich falle daher den Zucker als zur Ern\u00e4hrung der Hunde unf\u00e4hig an. Der zweite unterfchied lieh vom erften nur dadurch, dafs die' Augen erft am 25ften Tage erkrankten und das Thier vor der Zerreifsung der Hornhaut l'tarb.\nUm zu fehen, ob auch andre FtickfioiTlofe, aber f\u00fcr nahrhaft gehaltne Subftanzen diefelbe Wirkung haben w\u00fcrden, ern\u00e4hrte ich zwei junge, ftarke, wenngleich kleinere Hunde, mit fehr gutem Oliven\u00f6l und deftillirtent Waffer. Zwei Wochen lang fehienen lie lieh wohl dabei zu befinden, allein bald traten, mit Ausnahme der Ver-fchw\u00e4rung der Hornhaut, diel'elben Zuf\u00e4lle ein. Beida ftarben gegen den gbften Tag, und der Leichenbefund war in jeder Hinlicht vollkommen derfelbe als bei den drei erften.\nGenau diefelben Refultate erhielt ich, als ich mehrere Hunde mit Gummi, welches, wenngleich ftickftofflosj doch f\u00fcr fehr nahrhaft gehalten wird , f\u00fctterte.\nEin Hund, den ich mit Butter ern\u00e4hrte, befand lieh anfangs wohl, magerte aber vom Ende der zweiten Woche an ab, kam von Kr\u00e4ften, und ftarb am 3\u00d6ften Tage, ungeachtet ich ihm am garten Tage Fleifch in Ueberfluf\u00e7 reichte und er zwei Tage lang etwas davon genofs. Die Hornhaut des rechten Auges war exulcerirt. Harn und Galle verhielten lieh wie bei den vorigen.\nAus der Belchaffenheit der Fxcremente ergab ficb( zwar, dafs die erw\u00e4hnten Nahrungsmittel verdauet wurden, indeffen wollte ich mich doch beftimmtcr davon \u00fcberzeugen. Ich \u00f6ffnete daher Hunde, welchen ich einzeln \u00fcel, Gummi und Zucker gereicht hatte, fand jede diefer Sub-ftanzen im Magen in einen eigenthiimlichen Chymus verwandelt und eine reichliche Menge Chylus daraus gebildet. Der vom Oel enthandne ift milchweifs, der vom Gummi oder Zucker durchlichtig, opalfarhen, w\u00e4fferiger als der erftere. Wenn daher diefe Subftanzen nicht n\u00e4hren, fp r\u00fchrt es nicht von ihrer Unverdaulichkeit her.","page":314},{"file":"p0315.txt","language":"de","ocr_de":"315\nDiefe Thatfachen fcheinen einigen Zweifel gegen die angeblich fo fehr nahrhafte Befehaffenheit der Oele, Gum. miharze, Fette und vorz\u00fcglich des Zuckers zu erwecken. Merkw\u00fcrdig ift, dafs lie, ungeachtet ihrer Verdaulichkeit, das Leben nur eine ziemlich kurze Zeit, indeflen doch weit l\u00e4nger als das g\u00e4nzliche Faften (wobei Hunde h\u00f6chftens IO \u2014 12 Tage leben) ertragen wird, friften.\nIn praktiTcher Beziehung ift es wichtig, zu wiffen, wie weit derEinflufs der Nahrungsmittel auf die Milchling der thierifchen Fl\u00fcfligkeiten reicht. W\u00e4re es nicht ein, grofser Gewinn, wenn man hiedurch dahin gelangte, die Bildung der Harn - oder Blafenfteine zu verhindern, oder wenigftens ihre Vergr\u00f6fserung zu hemmen?\nIn der That beftehen der Gries und die Harnfteine meiftens aus einer betr\u00e4chtlichen Menge Harnf\u00e4ure, phos-phorfauren Salzen und Ammonium, die viel Stickftoff enthalten. Sollte man nicht nach den vorigen Verfuchen vermutlien, dafs durch Verminderung der IVickftoflhaltigen Subftanzen in den Nahrungsmitteln man in dem Harn das Verh\u00e4ltnifs von den Subftanzen, welche zur Steinbildung VerarJaffung geben, verringern k\u00f6nnte?\nAus dem Obigen ift es wenigftens fehr wahrfcheinlich, dafs der Stickftoff im thierifchen K\u00f6rper grofsentheils von den Nahrungsmitteln herr\u00fchrt, allein, da ich durch diefe Arbeit auf neue Anfichten \u00fcber eine der f\u00fcrchter-Iichften Krankheiten geleitet worden bin, fo werde ich te nach einem ausgedehntem Plane vornehmen, und vorz\u00fcglich auszumitteln fuchen, ob beim Genufs von (tickftofflofen Nahrungsmitteln die Harnf\u00e4ure und die phosphorfauren Salze aus dem Harne verfchwinden, man daher hoffen kann, dadurch die Bildung der Blafenfteine zu verhindern *).\ni) Nach dem Herausgeber des Journal of the London royal infti-tution ift der Schlufs, dafs der Zucker nicht allein zur Ern\u00e4hrung der Hunde hinreiche, mit der Thatfache , dafs Schiffbr\u00fcchige mehrere Tage blofs von Zucker lebten, im Wider-fpxuch; indeffen bemerke ich ja felbft, dafs die Hunde erft na\u00e7h zwei Wochen dadurch litten, und wirklich beweifenandre","page":315},{"file":"p0316.txt","language":"de","ocr_de":"316\nNachtrag.\nMit rien obigen Erfahrungen fiimmf auf eine merk- ' w\u00fcrdige Weife die Erfahrung \u00fcberein, dafs in D\u00e4nemark Verurtheilung zu Brodt und Waffer auf die verh\u00e4ltnifs-ro\u00e4fsig kurze Zeit von vier Wochen mit der Todesftrafe gleich gefetzt wird, indem es faft unerh\u00f6rt ift, dafs lia der Verurtheilte \u00fcberlebt. Indeffen ift die SLickftoff-aufnahme von aufsen dennoch auf einem andern Wega.\nThatfachen, dafs auch der Menfeli die blofse Zuckernahrmg nicht ohne Nachtheil ertr\u00e4gt. Im December 1793 begegnet\u00bb das Linienfclaiff Kato einer Hamburger Galiotte, die entmaftet und beinahe ganz zertr\u00fcmmert war, fo dafs nur der Hinter-theil derfelben aus dem Meere hervorragte. F\u00fcnf Menfehen, welche lieh hieher gefl\u00fcchtet hatten, und nicht wie die \u00fcbrigen von den Wellenfchl\u00e4gen herabgeworfep waren, hatten 9 Tage lang von Zucker und einer geringen Menge Rum gelebt. Sie waren fo fchwach, dafs fie kaum den Wrack verlaffen konnten, und die 3 altern bald ftarben.\nAuch Stark's Verflache, wobei (Liefer nur einen Monat die blofse Zuckerkoft vertragen konnte , indem er dadurch \u00e4ufserft fchwach und aufgedunfeit w urde, im Gelacht rotlae, in Gefcbw\u00fcre \u00fcberzugehen drohende Flecken bekam , und kurze Zeit nachher ftarb , fprechen f\u00fcr meine AnFielit. Auf \u00e4hnliche Weife wurde ein Einwohner von Paris, der, bei einem \u00e4hnlichen Verbuche, lieh blofs von Kartoffeln und Waffer n\u00e4hrte, in einem Monate \u00e4ufserft fchwach, w\u00e4hrend der Harn im Uebermaafs abgefon-dert wurde. Durch ftickftoffhaltige Nahrungsmittel wurde er in einigen Wochen hergeftellt.\nAus eigends von mir angeftellten Verflachen ergiebt heb, dafs die Entziehung von ftickftoffhaltiger Nahrung in der That, aber erft nach einem Monate, die Bildung des Griefes mindert. Um diele Zeit vermehrt lieh die Harnmenge bedeutend und der K\u00f6rper magert merklich ab. Bei der Behandlung des Steines durch diefe Lebensordnung kommt es nicht darauf an, die Bildung der Harnf\u00fcure ganz zu vernichten, fondern nur das Uebermaafs derfelben zu mindern. Nun habe ich aber bemerkt, dafs faft alle Steinkranke vollfaftig lind, Fleifcli, Fifch, Milchfpeifen, Waizenbrodt und andere Itickftoffreiohe Subftanzen im Ueber-","page":316},{"file":"p0317.txt","language":"de","ocr_de":"317\n\u2022Is ducell ftickftofflialtige Nahrungsmittel nichts weniger \u2022Is unwahrfcheinlich.\nZwar ift die Meinung, dafs heim Athmen Stickftoff aufgenommen werde, nicht geradezu erwiefen ; allein, abgefehen davon, dafs wirklich bei den Verhieben von \u25a0Nyften, Allen und Pepys unter gewiffen Umft\u00e4nden Stick-ftoff in bedeutender Menge von den Lungen aufgenommen wurde, fo ift es wohl im hohen Grade wahrfcheinlich, dafs auch beim gew\u00f6hnlichen Athmen, wo der Stickftoiff-gehalt der Luft unver\u00e4ndert bleibt, der in der ausgeath-\u00efneten Luft befindliche nicht dcrfelbeift, der lieh in der eingeathmeten befand, eine Vermuthung, welche durch die Verfuche, wo auch beim Athmen von ftickftofflofer Luft dennoch Stickftoff in der ansgeathmeten gefunden wurde, unterft\u00fctzt wird. Es ift fehl- wohl m\u00f6glich, dafs wir den als untauglich ausgeworfenen Stickftoff nie von dem neuaufgenommenen unterl\u2019cheiden k\u00f6nnen, ohne dafs deshalb diele Vermuthung geradehin zu verwerfen w\u00e4re.\nAufserdem aber ift es fowohl durch \u00e4ltere, als die neuern Verfuche von Miers (Exper. on the eouftituents of azote. In ThomJ\u2019ons annals of PhiJofoph. T. 4. p. I80. 260.) h\u00f6chft wahrfcheinlich, dafs der Stick-ftoff erft itn Organismus erzeugt werde, da aus ihnen hervorzugehen fcheint, dafs er kein einfacher, fondera, ein aus Sauerftoff und Wafferftoff zufammengefetzter K\u00f6rper ift. Nach diefen befteht er aus ungef\u00e4hr 11 Theilen Sauerftoff und 9 Theilen Wafferftoff, enth\u00e4lt alfo weit mehr Wafferftoff und weit weniger Sauerftoff al s das Waller,\nmaafs geniefsen, im Allgemeinen \u00fcber das Alterder Mus-keftlidtigkeit hinaus find, und fich im Allgemeinen wenig Bewegung machen. Darf man alfo nicht dem zu reichlichen Genufle diefer Nahrungsmittel das Uebermaafs von Harn-f\u00e4ure und phosphorfauren Salzen im Harn zulclrreiben, und hoffen, dafs, wenn mau energifch und w\u00e4hrend einer hinl\u00e4nglich langen Zeit das Verh\u00e4ltnifs diefer Subftanzen mindert, und zugleich die Bewegung vermehrt, fich die Befcbaffen-heit des Harns ab\u00e4ndern werde? Die Erfahrung mill's ent-fcheiden, allein bis jetzt ftimmt alles, was mir bekannt ift, mit meinen Lehren \u00fcberein.","page":317},{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"318\nwo das Verb\u00e4ltnifs vom Sauerftoff zum Wafferftoffungef\u00e4lir wie 15:2 ift. Der Stickftoff k\u00f6nnte hiernach fchon tu* dem Waffer im Darmkanal dadurch gebildet werden, daTs diefes durch Abgabe eines Antheiles von Sauerftoff auf einen geringem Grad von Oxydation zuriickgef\u00fchrt w\u00fcrde. Die S\u00e4ure des Magenfaftes k\u00f6nnte zum Theil aus diefer Quelle fliefsen, und eben fo w\u00fcrde das bedeutende Oxygenbed\u00fcrf-nifs und die ihm entfprechende Aneignung des Oxygen* durch die Muskeln und \u00fcberhaupt alle Organe ein Mittel zu diefer Umwandlung des Waffers in Stickftoff feyn. Hierin k\u00f6nnte auch die vorz\u00fcgliche Tauglichkeit des im K\u00f6rper abgelagerten Fettes zur Ern\u00e4hrung und refpectiven Stickftoffbildung begr\u00fcndet feyn, fofern es lieh durch feinen Wafferftoffgehalt gleichfalls zur Aufnahme eines Theiles des Sauerftoffes des Waffers und dadurch zur Verbindung mit demfelben zu Stickftoff eignete. Indem auf diefe Weife das Waffer durch mehrfache Entziehung eines Theiles feines Sauerftoffes felbft, eben fo ein The\u00dc des im K\u00f6rper fchon befindlichen Walferftoffes durch Verbindung mit dem entzogenen Sauerftoff in Stickftoff umgewandelt winde, liefse lieh auf diefem Wege die Stickftoffbildung, fo wie zum Theil die Gr\u00f6fse des Wafferbe-diirfniffes erkl\u00e4ren. Auf \u00e4hnliche Weife w\u00fcrde fich auch aus dem Waffer - und Sauerftoff der ftickftofflofen Nahrungsmittel Stickftoff bilden k\u00f6nnen, und die gr\u00f6fsere Muskelkraft der FieifehiVeffer k\u00f6nnte wenigftens zum Theil darin begr\u00fcndet feyn, dafs bei ihnen, wo kein Sauerftoff erfordert wird, um mit Wafferftoff zur Bildung von Sticklioff zufammenzutreten, der in gr\u00f6fserer Menge frei vorhandene Sauerftoff auch reichlicher an die Mut-kelfafer tr\u00e4te.\tMeckel.\nVIT. Berzelius \u00fcber den F\u00e4rbeftoff des Blutes. (Au* tien Ann. de Chimie et de Phyfique. ' Vol. V. 1817. p. 42 \u2014 52.)\nAnfangs glaubte ich beim Durchliefen der Ver-\ntj\nXuche des Herrn Brande \u00fcber den F\u00e4rbeflofF des Blutes1), er habe lieh geirrt, und in der Ueberzeugung, das Ge-\n1) Siehe diefes Archiv Ed. 2. S. 278 ff.","page":318}],"identifier":"lit14105","issued":"1817","language":"de","pages":"311-318","startpages":"311","title":"\u00dcber die n\u00e4hrenden Eigenschaften der stickstofflosen Substanzen: Aus den Annal. de Chimie et de Physique, 1816, T. III","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:09:14.407476+00:00"}

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