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{"created":"2022-01-31T15:04:39.406738+00:00","id":"lit16613","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"H\u00fcfner, G.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 10: 218-226","fulltext":[{"file":"p0218.txt","language":"de","ocr_de":"Wirkt ausgekochtes, v\u00f6llig sauerstofffreies, Wasser zersetzend\nauf Oxyh\u00e4moglobin?\nVon\nG. Hafner.\n(Der Redaktion zugegangen am 12. Februar 1886.)\nDie in dieser Ueberischrift aufgestellte Frage bezweckt Aufkl\u00e4rung dar\u00fcber, ob sauerstoffhaltiger Blutfarbstoff schon an ausgekochtes Wasser seinen Sauerstoff abgiebt. W\u00e4re das der Fall, so d\u00fcrfte eine L\u00f6sung von Oxyh\u00e4moglobin, die durch Verd\u00fcnnen von 1 ebem. sauerstoffges\u00e4ttigten Blutes mit etwa 160cbcm. lufifreien Wassers bewirkt worden, nicht mehr das Spectrum des reinen Oxyh\u00e4moglobins, sondern m\u00fcsste sie dasjenige eines Gemenges von H\u00e4moglobin und Oxyh\u00e4moglobin zeigen. Schon mehrfach ist mir von befreundeter Seite diese M\u00f6glichkeit als Ein wand gegen die von mir vorgeschlagene Methode, den Sauerstoffgehalt des Blutes spectrophotometrisch zu bestimmen, entgegengehalten worden, und noch vor Kurzem hat Herr Zuntz in den Fortschritten der Medicin (Bd. 3, S. 558) dem n\u00e4mlichen Bedenken Ausdruck gegeben.\nln der That liegt nichts n\u00e4her, als obige Vermuthung, da man weiss, dass die Tension des Sauerstoffs, bei welcher in Wasser gel\u00f6stes Oxyh\u00e4moglobin eine Dissociation zu erleiden beginnt, etwa zwischen 20\u201425 mm. Quecksilberdruck liegt, \u2014 wie ich ja selbst bei Versuchen mit L\u00f6sungen reinen Blutfarbstoffes, deren Gehalt im Maximum G\u00b0/o betrug, gefunden habe.!) Da nun, wie Herr Zuntz sehr richtig an-\nl) Diese Zeitschrift, Bd. 6, S. 94-\u2014111.\n1","page":218},{"file":"p0219.txt","language":"de","ocr_de":"219\ngiebt, eine Tension von 20 mm. erst dann erreicht ist, wenn 160 cbcm. Wasser bei ungef\u00e4hr 20\u00b0 C. 0,13 cbcm. Sauerstoff absorbirt enthalten, so sollte man allerdings erwarten, die Dissociation von in luttfreiem Wasser gel\u00f6stem Oxyh\u00e4moglobin werde auch dann erst stille stehen, wenn das letztere 0,16 cbcm. Sauerstoff an das Wasser abgegeben und sich fine entsprechende Menge reducirten H\u00e4moglobins gebildet h\u00e4tte. Nehmen wir einmal an, der Versuch sei mit Schweineblut ausgef\u00fchrt und zwar so, dass 100 cbcm. der verd\u00fcnnten L\u00f6sung genau 1 cbcm. Blut enthalten. Nach einer Reihe sorgf\u00e4ltiger, von Herrn Dr. K\u00fclz in meinem Laboratorium ausgef\u00fchrter Bestimmungen nimmt 1 gr. H\u00e4moglobin vom Schwein im Mittel 1,65 cbcm. Sauerstoff (bei 0\u00b0 und 760'mm. Druck) auf. W\u00e4re nun der Gehalt von 1 cbcm. Blut, an arteriellem Farbstoff = 0,12 gr., so betr\u00fcge die Gesammt-inenge des am H\u00e4moglobin haftenden Sauerstoffs 0,198 cbcm. Wenn nun aber thats\u00e4chlich das urspr\u00fcnglich luftfreie Wasser dem Oxyh\u00e4moglobin behufs Herstellung des Spannungsgleichgewichtes 0,13 cbcm. Sauerstoff entz\u00f6ge, so blieben am Ende nur (>,068 cbcm. an den Farbstoff gebunden, d. h. von den urspr\u00fcnglichen 0,12 gr. Farbstoff blieben nur 0,041 gr., also nur noch Va der Gesammtmenge, als Oxyh\u00e4moglobin in L\u00f6sung. Das Spectrum dieser L\u00f6sung m\u00fcsste daher deutlich erkennbar ein gemischtes sein, \u00e4hnlich dem eines stark ven\u00f6sen Blutes.\t; .\nDiese Erwartung trifft indessen thats\u00e4chlich niemals zu. Die Farbe der L\u00f6sung bleibt auch bei, sorgf\u00e4ltigster Ausf\u00fchrung des Versuchs vollkommen arteriell\u2019Und' namentlich die photometrische Untersuchung beweist v\u00f6llige Abwesenheit jeglichen reducirten Farbstoffs.\nEhe ich eine Hypothese zur Erkl\u00e4rung der allerdings unerwarteten Thatsache wage, gebe ich im Folgenden die Resultate einer Reihe von Beobachtungen, die ich th\u00eails schon fr\u00fcher gelegentlich gemacht, theils in letzter Zeit absichtlich wiederholt habe.\nIn allen F\u00e4llen kam frisches defibrinirtes Schweineblut zur Verwendung, das etwa Va Stunde vor dem Verd\u00fcnnen","page":219},{"file":"p0220.txt","language":"de","ocr_de":"220\nnocli einmal mit atmosph\u00e4rischer Loft gesch\u00fcttelt worden\nflhm Da|S0\"'\u00b0f1Vl0r A|,paral- \"ic\tVersuchsvor-\nfahm, schon fr\u00fcher gen\u00fcgend beschrieben sind, so kannte\nich mich hier wohl auf die einfache Mittheilung der Versuchs ergehn,sse beschr\u00e4nken. Indessen sind auch dar\u00fcber Zweifel geaussert worden (siehe Zunlz, a. a. 0), ob wohl das an-gewandte Verdunnungswasser in unseren Versuchen humer gen\u00fcgend ausgekocht und sauerstofffrei gewesen. Dies veranlasst mich, noch etwas \u00fcber das Befliss mitzulheilen, worin das Wasser jedesmal ausgekocht, sowie \u00fcber die Art, wie cs bis zum Erkalten aufbewahrt und sp\u00e4ter in den Vor-dunnungsapparat aufgesaugt wird.\n$!$ ;'inor erston- vor ct\"'a > Jahren von mir gegebenen Mitthedung ) geschah das Auskochen des Wassers damals in grosseren, etwa Vs Liter fassenden Ballons, die auf entgegengesetzten Seiten in Spitzen ausgezogen waren, deren eine geschmolzen, w\u00e4hrend die andere mit einem Kautschuk. Verschl\u00fcsse versehen ward.- Da solche Ballons sehr bald unbrauchbar wurden, so haben wir sp\u00e4ter andere Belasse emgefuhrt, welche sich beliebig oft zu derartigen Versuchen benutzen und auch leichter handhaben lassen.- es sind die--selben, die Herr Dr. B\u00fccheier bereits vor einigen Jahren 111 se,ncr Inaugural-Dissertation2) beschrieben hat.\nEs sind Literkolben von bestehender I'ig'ur. In den Hals derselben ist das 2 Mal rechtwinklig gebogene Rohr b eingeschmolzen, das im Innern bis ziemlich auf den Boden des Kolbens reicht und \u00fcber dessen \u00e4ussere M\u00fcndung, ebenso wie \u00fcber diejenige des oben verj\u00fcngten Halses a, ein fcstschliessen-des Kautschukr\u00f6hrchen gezogen ist, welches l' sich durch eine Klemme luftdicht verschliessn l\u00e4sst. W\u00e4hrend des Kochens wird die Klemme \u00fcber b verschlossen und nur die \u00fcber a be-\n*) Die\u00ab\u00bb* Zeitschrift, B\u00bbl. :>, S. 1 \u2014 18,\n*) Hoff rage zur Kenntniss des Pferdehlutfarbstofls. T\u00fcbingen 1883,","page":220},{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"findliche offen gehalten, so dass der Wasserdampf durch a entweichen muss. Nur gegen Endo der etwa 2 Stunden dauernden Siedezeit wird die ersten; auf einen Moment ge\u00f6ffnet und daf\u00fcr der Schlauch \u00fcber a ebenso lange mit den Fingern zugeklemmt, damit das Rohr b mit siedendem Wasser gef\u00fcllt und alle Luft aus ihm verdr\u00e4ngt werde. Nach abermaligem raschen Verschl\u00fcsse von b und Wieder\u00f6ffnung von a wird hierauf das Kochen noch einige Minuten fortgesetzt, dann auch a mit der Klemme geschlossen und .die Flamme entfernt. Zur weiteren Sicherung des Schlusses wird sogleich oberhalb der Klemmen noch in jedes R\u00f6hrchen ein (Ras* stopfen gesetzt, der ganze Kolben rasch umgekehrt und mittelst eines eisernen Halters so tief in ein mit Quecksilber gef\u00fclltes Gefass untergetaucht, dass Klemmen wio Kautschuk-r\u00fchrchen vollst\u00e4ndig von Quecksilber bedeckt sind. In dieser Stellung l\u00e4sst man die Fl\u00fcssigkeit erkalten. W\u00e4hlt man als Sperrfl\u00fcssigkeit nicht Quecksilber, sondern nur heisses Wasser* so kann man sich an dem Aufsteigen der Blasen sehr bald \u00fcberzeugen, wie wenig dieses als Sperrmittel zu brauchen ist.\nllnterdess, d. h. w\u00e4hrend das Wasser im Kolben erkaltet, l\u00e4'st man durch den Wasserbeh\u00e4lter des Verd\u00fcnnungsapparates einen stundenlangen Strom von reinem Wasserstoff streichen und diesen unterbricht man erst darin, wenn die F\u00fclluria des Beh\u00e4lters mit dem ausgekochten Wasser erfolgen soll.\nDie hierzu n\u00f6thigen Handgriffe und Proceduren setze ich als bekannt voraus und bemerke nur noch, dass in dem Maasse, als unter der Wirkung einer S\u00e4ugpumpe das Wasser langsam aus dem Siedekolben und zwar durch das Rohr b in den Verd\u00fcnnungsapparat in die H\u00f6he steigt, Wasserstoff-\ngas aus einem Wasserstoffentwickeler in den Kolben nachdringen muss.\nFolgende kleine Tabelle enth\u00e4lt die Resultate meiner photometrischen Beobachtungen. Sie sind nach den bekannten Formeln1) berechnet:\nl) Hiese Zeitschrift, Bel. 8. 1\u2014ls.","page":221},{"file":"p0222.txt","language":"de","ocr_de":"222\nh = I- .\nm A,'Ar \u2014 A\u201e Ar- \u2019\nh. = JL . Ar A/ (E'A,' - EA\u201e) . m A\u201e' \u00c0r \u2014 A0 Ar'\nVersuchs- Nummer.\t1:\tI j hr j\tho\thr ho\nh\tI\t| j - 0,00040 j\t0,1135\t\u2014 0,35\n2.\t1 + 0.00009\t0.1166\t+ 0,08\n3,\t\u2014 0,00145 1\t0,0877\t\u2014 1,66\n4.\t0,00162 1\t0,0876\t- 1,85\n5.\t! - 0,00169 |\t0,1751\t- 0,97\n6. \u25a0 |\t\u2022 - 0 00105 i\t0,0851\t- U7\n7.\t+ 0,00007 ; :\t0,1420 1\t+ 0,04\nWie man sieht, sind die f\u00fcr reducirtes H\u00e4moglobin berechneten Wertho in den meisten F\u00e4llen sogar negativ ausgefallen; in denjenigen Versuchen dagegen, wo sich positive VVerthe ergaben, sind dieselben so gering, dass sie selbst weit innerhalb der Grenzen der Beobachtungsfehler liegen. Der mittlere Fehler bei Bestimmungen des Oxyh\u00e4moglobins mittelst meines alten Photometers, mit welchem auch die vorliegenden Beobachtungen angestellt wurden, betr\u00e4gt aber nach fr\u00fcheren Versuchen ungef\u00e4hr 1,23 >\nEine Zersetzung von Oxyh\u00e4moglobin durch ausgekochtes Wasser ist diesen Versuchen zufolge also a usgeschlossen. \u2014\nFreilich l\u00e4sst sich gegen dieses, wie gegen \u00e4hnliche fr\u00fchere Ergebnisse, immernoch der Verdacht geltend machen, dass, wenn auch die Auskochung des Wassers eine vollkommene gewesen, doch hinterher bei irgend einer Gelegenheit Luft zu dem Wasser gedrungen und dass gerade durch diese die erwartete Zersetzung verhindert bezw. compens\u00e2t worden sein k\u00f6nne. Durch einen Umstand ist dieser Fall\n*) Kolbe\u2019s Journal, Bd. 16, S. 313; ferner diese Zeitschrift, Bd. 4, S. 29.","page":222},{"file":"p0223.txt","language":"de","ocr_de":"223\nsogar vielleicht regelm\u00e4ssig bei allen meinen Versuchen'herbeigef\u00fchrt worden, und zwar durch das vorherige Sch\u00fctteln des Blutes mit Luft. War n\u00e4mlich das Sch\u00fctteln bei 20\u00b0 und bei /35 mm. Druck (dem mittleren Barometerst\u00e4nde T\u00fcbingens) erfolgt, so hatte 1 cbcm. Blut 0,0058 cbcm. Sauer-s-lotr aufgenommen und das Gleichgewicht der Tension war folglich nach der Verd\u00fcnnung schon erreicht, wenn das Wasser dem Oxyh\u00e4moglobin 0,1242 statt 0,13 cbcm. Sauerstoff entzogen hatte, \u2014 ein Werthunterschied, der indessen, wie die Rechnung zeigt, auf das zu erwartende Gesanimt-i esuItat (siehe oben S. 219) so gut wie von gar keinem Einfl\u00fcsse ist.\nNun wird man weiter sagen: Die Luft kann auch noch auf anderen, schwer oder vielleicht ganz uncontrollirbaren Wegen, sei es w\u00e4hrend des Aufsaugens der Fl\u00fcssigkeit , sei w\u00e4hrend des Ueberleitens der L\u00f6sung in die Absorptions-/.elle, eingedrungen sein: allein woher kam dann sowohl in meinen fr\u00fcheren, wie sp\u00e4ter in Herrn Otto\u2019s Versuchen1), die in Christiania angestellt worden sind, die regelm\u00e4ssige Wiederkehr immer des gleichen Befundes?\nDie entweder durch unvollkommene Auskochung des Wassers oder durch nachtr\u00e4glich eingedrungene Luft bedingte Compensation w\u00fcrde gewiss der Natur der Sache nach in den einzelnen Versuchen verschieden gross, ja m\u00fcsste eine regellos schwankende Gr\u00f6sse sein. Statt dessen :'finden sich in Heiln Otto s Beobachtungswerthen regelm\u00e4ssige Unterschiede, die sichtlich nicht durch die angewandte quantitative Methode, wohl aber durch die k\u00f6rperliche Beschaffenheit der lhieie bedingt waren, denen das untersuchte Blut entnommen 'wu. So betrug z. B. in einer von Herrn Otio\u2019s Versuchsleihen-) die Menge des im Cruralarterienblute gefundenen' reducirten H\u00e4moglobins bei 2 verschiedenen Thieren vor dein Aderlass 1,044, bezw. 1,186\u00b0/\u00ab, w\u00e4hrend nach dem-><. Iben 0,od\u00f6, bezw. 0,531 \u00b0/o, trotzdem, die procentische Menge\n*) Lfl\u00fcger\u2019s Archiv, Bd. 36, S. 12-72.\n2 ) A. a. O., S. 60.","page":223},{"file":"p0224.txt","language":"de","ocr_de":"m\ndes Gesammtfarbstoffes bei beiden Thieren nach dem Aderl\u00e4sse nahezu ganz die gleiche war, wie vorher.\n\\\\ are es ferner nicht gesucht, f\u00fcr die \u00dcebereinstimmung der von Herrn Otto gefundenen Sauerstoffgehalte ven\u00f6sen Blutes mit denjenigen, welche fr\u00fchere Forscher auf anderem Wege gefunden, abermals lauter mehr oder weniger gl\u00fcckliche Compens\u00e2t jonen durch zuf\u00e4llige Fehler oder gar durch Nachl\u00e4ssigkeiten, die bei der Ausf\u00fchrung der einzelnen Versuche vorgekommen, verantwortlich zu machen?\nMir scheint es nach Allem, wie die Sache jetzt liegt, nicht statthaft zu sein, um gewisser Voraussetzungen und Anschauungen willen, die wir uns angew\u00f6hnt, die Richtigkeit thats\u00e4chlicher Beobachtungen in Zweifel zu ziehen; vielmehr\nglaube ich, dass wir uns auf Grund dieser Beobachtungen zu\nfragen haben, ob nicht umgekehrt jene Voraussetzungen irrige sind.\nWeil experimentell bewiesen ist, dass Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sungen, mit Sauerstoff freier oder auch blos sauerstoffarmer Luft gesch\u00fcttelt, s\u00e4mmtlichen oder, je nach der Tension, einen Theil ihres Sauerstoffs an jene verlieren, so schliessen wir leichthin, dass sauerstofffreies Wasser schon ebenso wirken m\u00fcsse, wie sauerstofffreie Luft oder das Vacuum. Wenn nun aber, wie in unserem Verd\u00fcpnungsapparate, das Verd\u00fcnnungswasser gar keine Atmosph\u00e4re \u00fcber sich hat, wohin soll der vom H\u00e4moglobin, losgel\u00f6ste Sauerstoff entweichen?\nEr kann dem H\u00e4moglobin gar nicht entrinnen; jeden Augenblick muss er ihm, weil noch in der L\u00f6sung enthalten, wieder begegnen; und was ist da wohl bei der Anziehung, die ja stets zwischen beiden herrscht, nat\u00fcrlicher, als dass die Sauerstoffverbindung sich zur\u00fcckbildet, vorausgesetzt, dass sie sich unter dem Einfl\u00fcsse sauerstofffreien Wassers allein \u00fcberhaupt zersetzt hatte? Dass aber eben die Sauerstoffverbindung wirklich noch da ist, und nur sie allein, das lehren ja meine oben angef\u00fchrten Beobachtungen.\n\\\\ ie schwierig es ist, sich von dem ganzen Dissociations-\\ organge, dem das Oxyh\u00e4moglobin unterliegt, eine einiger-","page":224},{"file":"p0225.txt","language":"de","ocr_de":"225\nm\u00fcssen befriedigende Vorstellung zu machen,, habe ich schorr l)**i fr\u00fcherer Gelegenheit1), als ich meine Versuche \u00fcber die Tension des Oxyh\u00e4moglobins beschrieb, selber empfunden und angedeutet. Ich machte darauf aufmerksam, dass die Dissociation in jenen Versuchen, wo die L\u00f6sung mit einer sauerstoffarmen Atmosph\u00e4re gesch\u00fcttelt wurde, schon auf-h\u00f6rte, \u00abwenn die Zahl der in einem gegebenen Momente in das Wasser der L\u00f6sung ein- oder, was dasselbe ist, aus ihm\u2019 austretenden Sauerstoffmolek\u00fcle eine minimale\u00bb war \u00abgegen\u00fcber der Menge derjenigen, welche sich im selben Momente noch in festerer Verbindung mit dem H\u00e4moglobin der L\u00f6sung> befanden. Ich h\u00e4tte bestimmter sagen k\u00f6nnen: \u00ab wenn die Menge des im Wasser gel\u00f6sten (von ihm absorbirten) Sauer->tofls eine minimale war\u00bb etc.; denn berechnet man aus den Beobachtungsdaten jenes Versuchs, der dort (a. a. O., S. 9\u00bb ff.) als Beispiel meiner Tensionsexperimente ausf\u00fchrlicher jn.it-getheilt ist, gerade diese Menge, so ergiebt sie sich etwa I\u00dc3 Mal geringer, wie die gebundene; das Verh\u00e4ltniss der heulen war thats\u00e4chlieh wie 0,045 cbcm. : 6,91 cbcm., bei \u2022 iner Temperatur von 35\u00b0. Dass aber, wie sich von vornherein erwarten l\u00e4sst, auch die Menge des vorhandenen Oxyh\u00e4moglobins, bezw. die Concentration seiner L\u00f6sung, auf die Menge des abgegebenen Sauerstofifgases und damit auf die Tensionsgrenze von wesentlichem Einfl\u00fcsse ist, darauf ist in jener Abhandlung gleichfalls schon hingedeutet.\nDer l hatsache, dass ausgekochtes Wasser nicht .'zersetzend auf Oxyh\u00e4moglobin einwirkt, steht die Placcntar-athniung durchaus nicht als unerkl\u00e4rliches Factum gegen\u00fcber ; \u00ableim wir k\u00f6nnen uns vorstellen, dass in einer Oxyh\u00e4mo-globinl\u00f6sung bei Bluttemperatur schon ohnedies immer Zer->\u00ab t/ung und Wiederbildung arteriellen Farbstoffs stattfindet, in \u00ab1er Al t, dass in Folge lebhafterer Bewegung der Bestand-tln\u00fce der grossen Molek\u00fcle sich hier und da Sauerstoffhiole-k\u00fcle losreissen, aber ebenso oft wieder, sei es von den ri\u00e4m-\nl) Biese Zeitschrift. Bd. G, S. 94\u2014111.\t; .","page":225},{"file":"p0226.txt","language":"de","ocr_de":"n r,\nlichen H\u00e4moglobinmolek\u00fclen, an denen sie gehangen, sei es vom H\u00e4moglobin benachbarter, aber gleichfalls in Dissociation begriffener, Oxyh\u00e4moglobinmolek\u00fcle erfasst werden. Die Vorstellung d\u00fcrfte eine \u00e4hnliche sein, wie diejenige, welche Clausius1) \u00fcber den Zustand vorgetragen hat, welcher in electrolytischen Fl\u00fcssigkeiten, auch wenn noch kein Strom durch dieselben hindurchgeht, herrschen mag.\nW\u00fcrde inan zu einer Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung von solch\u2019 inneren Bewegungszust\u00e4nden eine L\u00f6sung reducirten H\u00e4moglobins hinzumischen, so w\u00fcrden die neu hinzukommenden Molek\u00fcle bald gleichfalls in dieses Spiel hineingerathen, und w\u00e4hrend sich in Folge davon allm\u00e4lig ein Theil von ihnen mit Sauerstoff verb\u00e4nde, w\u00fcrde daf\u00fcr ein ebenso grosser Theil fr\u00fcher mit Sauerstoff beladener Molek\u00fcle reducirt werden m\u00fcssen. An diesem Spiele w\u00fcrde voraussichtlich auch eine zwischengeschaltete Membran nichts \u00e4ndern, wenn dieselbe nur gen\u00fcgend d\u00fcnn w\u00e4re und den Sauerstoffmolek\u00fclen mit hinl\u00e4nglicher Leichtigkeit den Durchgang gestattete. Bef\u00e4nde sich nun auf der einen Seite der Membran eine Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung, auf der andern eine L\u00f6sung von reducirtem H\u00e4moglobin, so w\u00fcrden beide H\u00e4lften doch nach l\u00e4ngerer oder k\u00fcrzerer Zeit einen gleichen Procentgehalt an H\u00e4moglobin und Oxyh\u00e4moglobin aufweisen, und zwar nat\u00fcrlich dann, wenn in der gleichen Zeit ebenso viele Sauerstoffmolek\u00fcle hin\u00fcber wie her\u00fcber k\u00e4men.\nO Abhandlungen \u00fcber die mechanische YV\u00e4rmetheorie. 2. Abtlu Braunschweig 1807. S. 211 ff.","page":226}],"identifier":"lit16613","issued":"1886","language":"de","pages":"218-226","startpages":"218","title":"Wirkt ausgekochtes, v\u00f6llig sauerstofffreies Wasser zersetzend auf Oxyh\u00e4moglobin?","type":"Journal Article","volume":"10"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:04:39.406744+00:00"}