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{"created":"2022-01-31T13:39:42.965123+00:00","id":"lit18283","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Kanitz, Aristides","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 46: 482-491","fulltext":[{"file":"p0482.txt","language":"de","ocr_de":"Ober Pankreassteapsin und Ober die Reaktionsgeschwindigkeit der mittels Enzyme bewirkten Fettspaltung.\nVon\nAristides Kanitz.\n(Der Redaktion zugogaiigen am 25. November 1005.)\nOb zwar schon M. Nencki\u2019s 1886 ver\u00f6ffentlichte Vorsuche die energische, esterspaltende Eigenschaft der zerkleinerten Pankreasdr\u00fcse in \u00fcberzeugender Weise dartun1} und seither von mehreren Firmen wirksame Steapsinpr\u00e4parate in Handel gebracht wurden,2) sind immerhin die Mitteilungen \u00fcber die fettspaltende F\u00e4higkeit von Pankreasausz\u00fcgen, wie man u. a. aus \\V. (Ion ns teins Monographie \u00ab\u00dcber fermentative Fett-spaltungo3) entnehmen kann, recht widerspruchsvoll.\n'' M Nencki. liber die Spaltung der S\u00e4ureester der Fettreihe und der aromatischen Verbindungen im Organismus und durch das Pankreas. Arch. f. experim. Path. u. Pharm., Bd. XX, S. 367\u2014384, 1886.\n*) Die Glycerinausz\u00fcge des von der ehern. Fabrik Hhenania-Aachen hergestellten \u00abPankreatin ahsol.\u00bb sollen eine Eigelbemulsion gut spalten. Dr. G. Gr\u00fcbler in Dresden hat mir eine wirksame \u00abSteapsinsolution\u00bb geliefert.\n3| In den Ergehn, der Physiol.. Bd. III. Abt. 1, S. 194\u2014232, 1904, erschienen.\nDen kritischen Ausf\u00fchrungen des Autors kann zugestimmt werden.\nUnter den vielen Einwendungen, welche gegen 11 an riot\u2019s Arbeiten \"her Lipase gemacht worden sind, hat zuf\u00e4lligerweise niemand darauf hingewiesen, da\u00df seine s\u00e4mtlichen Bestimmungen (und auch viele seiner Gegner) mit einem unkontrollierbaren Fehler behaftet sind, indem er die aus dem Monobutyrin abgespaltene Butters\u00e4ure mit Soda und Phenol-phtalein als Indikator titriert. Das ist zweifach unrichtig. Erstens ist, um die Hydrolyse zu vermeiden, eine schwach dissoziierte S\u00e4ure, wie die Butters\u00e4ure es ist, mit einer stark dissoziierten Base (Kalilauge, Bar\\umh\\di oxy o) zu titrieren. Zweitens kann Phenolphtalei'n wegen seiner \u00e4u\u00dferst schwach sauren Eigenschaft in Gegenwart von Kohlens\u00e4ure nicht als Indikator verwendet werden.","page":482},{"file":"p0483.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Pankreassteapsin usw.\n483\nVon den Autoren, die in den letzten Jahren \u00fcber den Gegenstand gearbeitet haben, berichten Kastle und Loewen-hart,1) da\u00df ihre Ausz\u00fcge, welche \u00c4thylbutyrat gut gespaltet haben, Neutralfette kaum zerlegen konnten. Hans Engel2) gelang es nur einmal, aus der Dr\u00fcse einen wirksamen Auszug zu erhalten, soda\u00df er ein \u00abZeit- und Fermentgesetz\u00bb f\u00fcr das % Pankreassteapsin nur an der Hand von Versuchen, welche mit einem Handelspr\u00e4parat ausgef\u00fchrt waren, aufstellen konnte.\n.1. Lewko witsch und .1. .1. R. Macleod3) berichten zwar, da\u00df sie neutralfettspaltende, w\u00e4sserige Ausz\u00fcge erhalten haben \u2014 die Zeit jedoch, welche zur erheblichen Spaltung des verwendeten Raumwollsamen\u00f6ls erforderlich war, bel\u00e4uft sich auf Monate.\nDabei w\u00e4re ein jeder Versuch, in welchem mitteis Pankreasausz\u00fcgen oder Pankreassuspensionen binnen wenigen Stunden eine erhebliche Fettspaltung erzielt wird, ein weiterer\nDe weis zugunsten der Theorie, da\u00df die Fette als Fetts\u00e4uren resorbiert werden!\nNach verschiedenen mi\u00dflungenen Versuchsanordnungen habe ich durch, oft wiederholte Versuchsreihen gefunden, da\u00df man \u2014 im Gegensatz zu der verbreiteten Ansicht \u00fcber die gro\u00dfe Empfindlichkeit des Steapsins \u2014 aus der Pankreasdr\u00fcse mit Glycerin in sehr einfacher Weise Ausz\u00fcge hersteilen kann, welche, bei geeigneter Versuchsanordnung, auch in geringer Menge angewandt, in kurzer Zeit erhebliche Neutralfettmengen spalten k\u00f6nnen.\nIch habe die vom hiesigen Schlachthof gelieferten Rind-und Schweinpankreasdr\u00fcsen, welche etwa 24 Stunden,, nachdem die Tiere geschlachtet waren, in meinen Besitz gelangten, von dem Fett m\u00f6glichst befreit, mit einer Fleischhackmaschine zerkleinert, mit 2 3f\u00e2cher Menge k\u00e4uflichem Glycerin gut vermischt und ohne jede weitere Vorsichtsma\u00dfregel mehrere\n*) Amer. Chem. Journ., B\u00e4. XXIV, S. 171, 1901.\n*) Hans Engel, \u00dcber das Zeit- und Fermentgeset/. des Pankreas-\nsteapsins Hof meistens Beitr\u00e4ge, Bd. VII, S. 77\u201488, 1905.\n3) J. Lewko witsch und J. J. R. Macleod, The Hydrolysis of Fats in vitro by means of Steapsin. Proc. Roy. Soc., Bd. LXXII, S. 31, 1903.\nIloppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XLVl.\n31","page":483},{"file":"p0484.txt","language":"de","ocr_de":"484\nAristides Kanitz,\nWochen bis Monate hei Zimmertemperatur gehalten, sodann durch T\u00fccher koliert.\nZur Ermittlung der abgespaltenen Fetts\u00e4ure habe ich das Spaltungsgemisch in gen\u00fcgend Alkohol und etwas \u00c4ther gel\u00f6st und mit w\u00e4sseriger n- bezw. n io-Natron-, sp\u00e4ter Kalilauge und IMienolphtalein als Indikator titriert, unter Einhaltung der Mindest-alkoholkonzenlration. welche\u00bb nach meiner fr\u00fcheren Mitteilung1) erforderlich ist, um die Hydrolyse vollst\u00e4ndig zu umgehen.\nDie Spallungsversuehe selbst wurden in folgender Weise ausgetiihrt: Zu je; 10 ccm k\u00e4ullielietn sogenannten Oliven\u00f6l oder zu Iiizinus\u00f6l, welche so viel freie Fetts\u00e4ure enthielten, da\u00df zu der Neutralisation der genannten Menge 2\t5 ccm n \u00eeo-Lauge\nerforderlich waren, wurde diese Laugenmenge zugesetzt und durch Sch\u00fctteln mit dem 01 gut vermischt. Fs entsteht so eine sehr feinverteille und dauerhafte Emulsion, zu welcher sodann die Fnzyml\u00f6sung (1\u20142 eeni) hinzugef\u00fcgt wurde.\nNachdem die Spaltung 1\u2014\u00f6 Stunden vor sich gegangen war, wurde titriert und es ergab sieh, da\u00df zur Neutralisation der abgespaltenen Fetts\u00e4ure ca. 100 ccm 11 io-Lauge notwendig war. Fs ist somit etwa ein Drittel des Fettes zerlegt worden. Wurde eine Fnzyml\u00f6sung verwendet, welche vorher 10 Minuten bei 100\u00b0 gehalten worden war, so war innerhalb der Yersuchs-dauer keine Fetts\u00e4ure ahgespaiten worden.\nHei frischen Ausz\u00fcgen (auch bei dem von Dr. Gr\u00fcbler mir gelieferten Pr\u00e4parat) war die Spaltung energischer, wenn vorher einige Tropfen n-Calciumehloridl\u00fcsung zu der Emulsion zugef\u00fcgt waren. Calciumacetat war wirkungslos. Man k\u00f6nnte hierin dit\u00bb Aktivierung eines Zymogens oder eines Proenzyms erblicken, doch ich m\u00f6chte vorderhand diese Frage nicht weiter diskutieren. Hei Irischen, w\u00e4sserigen Pankreasausz\u00fcgen sollen nach 11. Potte vi n2) sowohl Calciumchlorid wie Calciumacetat und auch noch verschiedene andere Salze spaltungsf\u00f6rdernd wirken.\nDie Spaltung verl\u00e4uft bei Zimmertemperatur und bei T>\u00fc\u00b0\nl) Aristides Kanitz, Heil r\u00fcge zur Titration von hochmolekularen Fetts\u00e4uren. Her. d. Deutsch, ehern. Oes., Hd. XXXVI. S. WK)\u2014404, 1003.\n*)' H. Poitevin, Sur le m\u00e9canisme des actions lipolytiques. Compt. rend., Hd. CXXXVI, S. 707, 1003.","page":484},{"file":"p0485.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Pankreassteapsin \u00fcsw.\n485\nmit einer etwa gleichen Geschwindigkeit, hei 40\u00b0 ist die Spaltungsgeschwindigkeit rund das Anderthalbfache der hei Zimmertemperatur. H\u00e4tte der Vorgang sein Optimum bei 10\u00b0 und denselben Temperaturkoel'lizienten, wie die chemischen Reaktionen \u2014 welcher Temperaturkooflizient auch f\u00fcr manche biologische Vorg\u00e4nge zuzutrelfen scheint1) - , so m\u00fc\u00dfte bei 10\u00b0 die Spaltungsgeschwindigkeit etwa das 4- bis \u2018Hache der Geschwindigkeit bei Zimmertemperatur erreicht haben. Wie man aus Han riots Versuchen2] ersieht, scheint auch die Lipase einen ganz au\u00dfergew\u00f6hnlich kleinen Temperaturkoeflizienten zu haben.\nWird die Enzyml\u00f6sung durch geh\u00e4rtetes Filtrierpapier liltrierb hat das Filtrat seine Wirksamkeit nicht verloren. Doch ist das Filtrat wirkungslos, wenn man den Auszug durch unglasierte Tonzellen filtriert. Fs w\u00e4re somit die von G\u00f6nnte in fl. e.) hervorgehobene Fnl\u00f6slichkeit des Steapsins best\u00e4tigt, ich m\u00f6chte jedoch daran erinnern, da\u00df, oh zwar, wie Versuche von A. FernbaehH zeigen, die Ileleinvertase die G.hamber-land-Kerze nicht passiert, andere Invertasen das tun,4) es also bei den Enzymen in bezug ihrer L\u00f6slichkeit allm\u00e4hliche \u00dcberg\u00e4nge zu geben scheint.\n\u00dcber den zeitlichen Verlauf der Spaltung teile ich aus vielen \u00e4hnlichen die folgende, mit einem sehr tr\u00e4gen Pr\u00e4parat bei 20\u00b0 gewonnene Tabelle mit.\nSie wurde erhalten, indem man in einer Anzahl Reagensgl\u00e4ser je 10 ccm Oliven\u00f6l, \u00df,8 ccm n/io-Natronlauge, 0,25 ccm n-Calciumchlorid und 1 ccm Steapsin vermischte und den Inhalt je eines Reagenzglases nach der unter vorzeichneten Minutenzahl titrierte. Die dabei verbrauchten Kubikzentimeter\n\u2018) R. Abegg, Der Temperatureinflu\u00df auf die Entwicklungsgeschwin-digkeit animalischen Lebens. Zeilschr. f. Elektrochemie, Bd. XI, 8. \u00d42U, lfiO\u00e4.\u2014 Aristides Kanitz, \u00dcber den Einflu\u00df der Temperatur auf die Kohlendioxydassimilation. Ibid. Bd. XI, Heft 4* *2, 1905.\n*) Hie betreffende Tabelle isl bei G\u00f6nnst ein 1. p., S. *221) angef\u00fchrt.\n:,j A. Fernbacb, Sur le dosage de la sucras\u00ab*. Ann. Inst. Pasteur. Bd. III. S, 5H1. 1889.\n\u00ab* \u2022\n4j Wenn ich mich nicht irre, ebenfalls in der Ke rnbach\u2019sclien Arbeit erw\u00e4hnt.","page":485},{"file":"p0486.txt","language":"de","ocr_de":"Aristides Kanitz.\n-iS\u00ab\nn/io-Natronlaugfi sind unter x gegeben. Unter -* ist die gespaltene Menge, dividiert durch die zugeli\u00fcrende Spaltungszeit, unter\nX\nj/j) (l*e gespaltene Menge, dividiert durch die Quadratwurzel\naus der Spaltungszeit, angef\u00fchrt.\t\t\t\n&\t\\\tX\tX\n\t\t\u00bb\t\\F\n0\t0.0\t\u2014\t\n70\t9,2\t0,131\t1,10\n140\t42,3\t0.088\t1,04\n288\tJ9,0\t0,035\t1,12\n405\t23,1\t0.057\t1,15\n14;>5\t34,2\t0,023\t0,90\nW\u00e4hrend\t1 nicht konstant ist, ist das f\u00fcr\t\tX y\u00f6 ann\u00e4hernd\nder Fall. Die Konstanz derselben Beziehung fand Engel (1. c.) bei der Spaltung von Eigelbemulsion mit Pankreatin-Rhenania Ebenfalls dasselbe erhielt ich, als ich die Versuchsdaten von W.. Connstein, E. Hoyer und II. Wartenberg1) \u00fcber den zeitlichen Verlauf der Spaltung des Ricinus\u00f6ls mit dem im Ricinussamen enthaltenen Enzym daraufhin durchrechnete. Ich setze das Ergebnis als Fu\u00dfnote her.2)\nNach den Lehren der allgemeinen Chemie w\u00fcrden sich f\u00fcr die durch die Gegenwart eines Katalysators mit wahrnehm-\nV I ber fermentative Fettspaltung. Her. d. Deutsch, ehern. Ges., Hd. XXXV, S. 3988\u2014 H)06. 1903'.\n*) Versuch 46 (I. c.. S. 4003). Von .6,5 g Rieinus\u00f6l waren in Gegenwart von 4 g \u00ab io-Schwefels\u00e4ure nach 0 Minuten x Prozente ge-\nspalten :\tY\tX\t\t\t X\n15\tA\tH\tIF\n\t12\t0,80\t4.33\n30\t20\t0,66\t3,36\n45\t30\t0,60\t4,47\n60\t33\t0.55\t4,26 4,32\n90\t41\t0,45\t\n150\t54\t0,36\t4.41\n210\t59\t0.28\t4,16\n330\t68\t0,20\t2,74\n1620\t81\t0,05\t2,01","page":486},{"file":"p0487.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Pankreassteapsin usw.\n187\nbarer Geschwindigkeit verlaufende Fettspaltung folgende \u00dcber-legungen ergeben.\nDas System ist ein heterogenes. *)* Der Vorgang, welcher in Aufnahme von \\\\ asser besteht, wird mit einer gewissen\n*) Unl\u00e4ngst hat Hans Euler in einer Literaturzusammenstellung \u00fcber die Reaktionsgeschwindigkeit enzymatischer Vorg\u00e4nge (Katalyse durch Fermente, Diese Zeitschrift, Bd. XLY, S. -121, 1905; die Spaltung einer w\u00e4sserigen Eigelbemulsion durch den Magensteapsin unter die in echter oder in kolloidaler L\u00f6sung verlaufenden Vorg\u00e4nge eingeordnet und aus den \\ ersuchsdaten einer der darauf bez\u00fcglichen Arbeiten (Waldemar Stade, Untersuchungen \u00fcber das fettspaltende Ferment des Magens, llofmeister's Beitr\u00e4ge, Bd. Ill, S. 29) ihre Geschwindigkeitskonstanten nach der f\u00fcr in homogener L\u00f6sung verlaufenden monomolekularen Reaktionen geltenden Formel berechnet. Die starke Abnahme der so erhaltenen Konstanten hat Euler damit erkl\u00e4rt, da\u00df die bei der Spaltung entstandenen S\u00e4uren das Enzym sch\u00e4digen. (Kastle und Loewenhart (1. c.) haben n\u00e4mlich gefunden, da\u00df bei der Spaltung von \u00c4thylbutyrat die abgespaltene Butters\u00e4ure die Wirksamkeit des Enzyms herabsetzt.) Ich bin mit Euler\u2019s Auffassung dieser Sachen nicht einverstanden aus folgenden Gr\u00fcnden : Erstens ist nicht einzusehen, da\u00df in Wasser sehr schwer l\u00f6sliche bezw. nur quellende Stoffe, wie die Fette und Lecithine es sind, blo\u00df dadurch, wenn auch nur kolloidal gel\u00f6st sein sollen, weil sie mit einem Eiwei\u00dfstoffe, wie es im Eigelb der Fall ist, zusammen anwesend sind. Zweitens aus den von Gobley und Loebisch ausgef\u00fchrten Analysen des Eigelbs, welche ich hierher setze\n(\\gl. J. K\u00f6nig, (.hernie der menschlichen Nahrungs- und Genu\u00dfmittel, L Aull., Bd. 11, S. 575, Berlin 1904):\nWasser\t51,8\nVittelin\t15.8\nNuclein\t1.5\nPalmitin. Stearin, Olein 20,3 bezw. 23,2 Cholesterin\t0,4\nGlycerinphosphors\u00e4ure 1,2 Cerebrin Farbstoffe Salze\n0,3\n0,5\n1.0 bezw. 1,5\ngeht hervor, da\u00df in demselben nicht die Mono-, sondern die Triglyceride der verschiedenen Fetts\u00e4uren enthalten sind. W\u00e4ren somit die zu spaltenden Fette, im Gegensatz zu meiner Ansicht, wirklich gel\u00f6st, so d\u00fcrfte zur Berechnung der Reaktionsgeschwindigkeit doch nicht die f\u00fcr monomolekulare Reaktionen geltende Formel angewendet werden, sondern cs m\u00fc\u00dften Formeln entwickelt werden, welche dem stufenweisen","page":487},{"file":"p0488.txt","language":"de","ocr_de":"m\nAristides Kanitz,\nGeschwindigkeit in der Wasserphase verlaufen. Die in der Zeiteinheit zersetzte Menge wird (so lange Wasser im Vergleich zum Fett in gro\u00dfem \u00dcberschu\u00df vorhanden ist), nur von der Konzentration des jeweils uirzersetzten Fettes in der Wasserphase abh\u00e4ngen. Das Maximum dieser Konzentration bei einer bestimmten Temperatur ist durch die L\u00f6slichkeit des Fettes in W asse r, d. h. durch das Gleichgewicht zwischen gel\u00f6stem und ungel\u00f6stem Fett gegeben. Wird bei der Spaltung das \u2014 durch Kntlernen von etwas Fett aus der L\u00f6sung \u2014 gest\u00f6rte Gleicli-\nWrlatif <lrr Spaltung der verschiedenen Fette Rechnung tragen, wie es Use. Knoblauch f\u00fcr die Darstellung der Reaktionsgeschwindigkeit der Spaltung des Bernsteins\u00e4uredi\u00e4thylesters abgeleitet hat. Drittens k\u00f6nnen bei der Spaltung \u2014 was sich auch aus der Analyse des F.igelbes er-gdjt \u2014 nur die in Wasser fast unl\u00f6slichen, hochmolekularen Fetts\u00e4uren entstehen. Daf> deren sehr geringer in L\u00f6sung anwesender Anteil das Steapsin ebenso sch\u00e4digen sollte, wie in Kastle und Loewenhart's Versuchen die leichtl\u00f6sliche, somit auch in gr\u00f6sserer Konzentration anwesende Rutlers\u00e4ure, ist nicht wahrscheinlich.\ni.s l\u00e4\u00dft sich \u00fcberhaupt die Frage nicht unterdr\u00fccken, oh die mathematische Behandlung vieler enzymatischer Vorg\u00e4nge auf Grundlage des vorhandenen Versuchsmaterials \u00fcberhaupt statthaft-ist. Abgesehen davon, da\u00df bis jetzt kaum ein Enzym in einigerma\u00dfen reinem Zustand bekannt ist und da\u00df oft mehrere Enzyme zusammen Vorkommen, die sich in ihrer gegenseitigen Wirksamkeit sehr wohl beeinflussen k\u00f6nnen,\nist es schwer verst\u00e4ndlich, da\u00df, w\u00e4hrend die mathematische Darstellung\n\u00a9\nwohlbekannter und verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig einfacher chemischer Vorg\u00e4nge \u2014 wie z. |{. die eben erw\u00e4hnte Spaltung der Ester der mehrbasischen S\u00e4uren eine ist schon recht verwickelte Formeln erfordert, so sehr komplizierte und so wenig bekannte Vorg\u00e4nge, wie z. R. die peptische \\erdauung des Eiwei\u00dfes ist. durch so einfache Formeln vollst\u00e4ndig darstellbar sein sollten, wie sie sich z. R. aus Sj\u00f6cjvist's iSkand. Arch., Rd. \\. S. 277, 1st) D Versuchen ergeben haben.\nDie \\ erh\u00e4ltnisse auf diesem Gebiete erinnern an jene, die vor etwa einem Jahrzehnt hei der Anwendung der allgemeinen Chemie auf andere Gebiete der physiologischen Chemie wahrnehmbar waren.\nObzwar Stoffe wie Eiwei\u00df, Albumose, Pepsin (!) damals verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig wenig bekannt waren, fanden Bugarszky und Liebermann (Tfl\u00fcger s Archiv. Rd. LXXIf, S. 51) unter Anwendung der exaktesten Versuchsanordnungen, welche eigentlich genau definierte Stoffe voraussetzen, da\u00df 1 Mol. Eiwei\u00df (abgerundet) t Mol. Salzs\u00e4ure bezw. Natronlauge; 1 Mol. \u00abAlbumose\u00bb \u00df Mol. Salzs\u00e4ure bezw. Natronlauge; 2 Mol. Lepsin 1 Mol. Salzs\u00e4ure binden k\u00f6nnen. Heute, wo unsere Kenntnisse","page":488},{"file":"p0489.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Pankreassteapsin usw.\n489\ngewicht durch in L\u00f6sung Gelten der entsprechenden Fettmenge so schnell wieder hergestellt, als seine St\u00f6rung erfolgt, so wird die Konzentration des jeweils unzersetzten Fettes, somit auch dessen in der Zeiteinheit zersetzte Menge konstant bleihen, die\nGeschwindigkeitsformel KG = ^ (worin x die zur Zeit \u00a3 zersetzte Menge, G die L\u00f6slichkeit des Fettes in Wasser bedeutet)1) den Vorgang richtig wiedergeben.2)\nin der Eiwei\u00dfchemie entsprechend vertieft sind, li\u00e2t sich aus der durch Walter Neumann erfolgten physikalisch-chemischen Bearbeitung von Siegfried's Peptonen (Diese Zeitschrift, Bd. XLV, S. 2D\u00bb\u2014252) nicht mit unzweifelhafter Sicherheit ergehen, oh diese Stoffe zwei- bozw. dreihasisehe S\u00e4uren und ein- bozw. zweispurige Basen sind, oder etwa als sechs-bezw. vierbasische S\u00e4uren und als vier- bozw. zweis\u00e4urige Basen anzusehen w\u00e4ren.\nIn den neunziger Jahren fand Sabanejeff durch Gefrierpunktsbestimmungen, da\u00df das Molekulargewicht des Glykogens D>20 ist (vgl. die Theoretische Chemie von Nernst, {.Aull., S. ill) und vor kurzer Zeit fand Frau Gatin-Gruzewska (Pfl tiger's Arch., Bd. CHI, S.2S2) durch Wiederholung der Dopressionsbestmimungen mit dem von ihr dargestellten, reinen Glykogen, da\u00df sein Molekulargewicht nicht zu ermitteln ist, denn entweder ist das Glykogen l\u00f6slich und dann ist sein Molekulargewicht ungemein gro\u00df, oder es ist unl\u00f6slich in Wasser und dann kann sein Molekulargewicht beliebig gro\u00df sein. Unter der Annahme der L\u00f6slichkeit w\u00e4re als die untere Grenze f\u00fcr das Molekulargewicht 140000 anzunehmen, also etwa 8f)inal so viel, als fr\u00fcher gefunden worden ist. (Dieses Besultat ist soeben durch K. v. Knatfl-Lenz, Diese Zeitschrift, Bd. XLYi, Heft 3, auf rein chemischem Wege best\u00e4tigt worden.)\nWenn man sich den enormen Fortschritt vergegenw\u00e4rtigt, welcher in manchen Teilen der Chemie durch zielbewu\u00dftes Anwenden physikalischchemischer Methoden erzielt worden ist, so darf man eben nicht vergessen, wie hochentwickelt die Kenntnisse der quantitativen Verh\u00e4ltnisse auf gerade diesen Gebieten bereits gewesen sind, als man sie vom Standpunkte der neuen Lehren zu bearbeiten begann!\nl) Richard L\u00f6wen herz. \u00dcber die Verseifungsgeschwindigkeit einiger Ester. Zeitschrift f\u00fcr physik. Chemie, Bd. XV, S. 38it; 18114.\na) Da\u00df eigentlich mehrere Fette gleichzeitig hydrolysiert werden und da\u00df die Hydrolyse eines jeden in Stufen erfolgt, ist hei dieser Entwickelung nicht, ber\u00fccksichtigt, denn diese Unterschiede werden wegen der \u00e4u\u00dferst geringen L\u00f6slichkeit der Fette nur in der allerersten Zeit zur Geltung kommen.","page":489},{"file":"p0490.txt","language":"de","ocr_de":"m\nAristides Kanitz,\nDa aus der ausgedehnt studierten') Hydrolyse der Ester durch die Gegenwart von S\u00e4uren als Katalysatoren folgernd, es als ziemlich sicher anzunehmen ist, da\u00df auch die Hydrolyse der Glycerinester der hochmolekularen Fetts\u00e4uren in\u2019Gegenwart von Enzymen ein nicht allzu rasch verlaufender Vorgang ist, andererseits durch Darstellung einer Emulsion eine gro\u00dfe Oberfl\u00e4che geschaffen wird, d\u00fcrfte es anzunehmen sein, da\u00df \u2014 wenigstens f\u00fcr den Fall der Verwendung kleiner, oder wenig wirksamer Enzymmengen \u2014 f\u00fcr ein gen\u00fcgend schnelles Ersetzen des durch die Spaltung fortgeschafften Fetles gesorgt ist. Da die Formel auch f\u00fcr diesen Fall nicht zutrilft (die oben milgeteilte lahelle ist mit einer tr\u00e4gen Steapsinl\u00fcsung erhallen), so w\u00e4re ein reversibles oder ein irreversibles Fmvirksamwerden des Enzyms bei der Hydrolyse als eine vorl\u00e4ufige Erkl\u00e4rung nicht von der Hand zu weisen, wenn nicht in der Literatur folgende Versuchsergebnisse vorhanden w\u00e4ren.\nIm I liegenpilz (Amanita muscaria L.) isl ein zwar langsam, aber intensiv fettspaltendes Enzym vorhanden. Julius Z\u00f6llner,s) der dasselbe aufgefunden hat, teilt auch mehrere Tabellen \u00fcber den zeitlichen Verlauf der damit bewirkten Spaltung mil. In diesen sind die Kubikzentimeter \"'i-Nalron-biiige angegeben, welche verschiedene gewogene \u00d6lmengen zur Neutralisation bedurften, nachdem das Enzym eine gewisse Stundenzahl aul sie eingewirkt hatte. Ich habe diese Zahlen zun\u00e4chst darauf iimgorechnet, wieviel \"\u00f6-Natronlauge je 10 g Ol zu den angef\u00fchrten Zeiten verbraucht haben, sodann die\nKonstanten nach der Formel \u00ab ; bezw -t--\nA\tj/}t\nausgerechnet und\nteile sie hierlolgend mit.\nIn allen Versuchen wurde mit je 10 g entfettetem Pilzpulver gearbeitet. In labeile A und H wurde damit je 40 g Oliven\u00f6l, in Tabelle C Talg gespalten; in Tabelle A in Gegen-wuit von lo g \\\\ asser, in labelle IJ und G in Gegenwart von\n,,, y.,in'V,\u2018nh\u2018 rz (l CJ\u2019 ih' Kemptinne, Ztsrhr. f. phvsikal. Chem., Un. XIV.\n.\t..\t..\t*\t; J -\n) y.wv Olicmio dos Fliegenpilzes t Amanita muscaria L), II. Mit-^\u2018ilung- Monatsheft\u00ab* f. Cliem.. lid. XXVI. 727ff.,","page":490},{"file":"p0491.txt","language":"de","ocr_de":"liber Pankroasbtoapsin usw.\n491\n10 g n/4-Sch\\vefels\u00fcure. Tabelle A und B waren bei 20\u00b0,\nTabelle C bei 45\u00b0 erhalten worden. Die Buchstaben -jp, pj\u2014\nhaben dieselbe Bedeutung wie fr\u00fcher, x bedeutet jedoch Kubikzentimeter \"/2-Natronlauge und \u00bb Stunden. Die Konstanten sind\nsomit 12mal gr\u00f6\u00dfer als in den anderen Tabellen.\n\u00bb\tX\tX\tX\n\t\tT\t\u25a0V\u00bb\n\t\tA.\t\n100\t8,84\t0,055\t0,70\n304\t19.05\t0,000\t1,14\n472\t28.05\t0.000\t1,29\n(531\t30,85\t0,049\t1,23\n\t\til\t\n48\t2.80\t0.058\t0,40\n111\t7.37\t0,000\t0,70\n304\t17,80\t0,059\t1,02\n407\t23,02\t0.048\t1,00\n137\t12,30\t0,09\t1.05\n304\t20,70\t0,008\t1,19\n0 40 ' -a\t29,70\t0,040\t1,17\nWahrend sich aus labelle A und B die ann\u00e4hernde Konstanz der theoretischen Formel ergibt, geht aus Tabelle C die Konstanz der experimentell gefundenen hervor. Dabei ist der Unterschied in den Versuchsreihen nur der, da\u00df in den ersten zwei Oliven\u00f6l, im dritten Talg hydrolysiert worden ist. Der Einwand, da\u00df die L\u00f6sung nicht immer in bezug auf Fett ges\u00e4ttigt gewesen w\u00e4re, kann in diesem Fall wegen des sehr langsamen Verlaufs der Spaltung nicht gemacht werden. Der Vorgang wird durch einen vorl\u00e4ulig nicht ersichtlichen \u00bb Neben-\numstand* wesentlich beeinflu\u00dft, so da\u00df es nicht so sehr unwahrscheinlich ist, da\u00df weitere Variierungen der Versuchsanordnungen auch mit Pankreassteapsin andere, der theoretischen Forderung entsprechende Ergebnisse haben k\u00f6nnen. Ich beabsichtige die Frage weiter zu verfolgen.\nLeipzig, Chemische Abteilung des Phvsiolog. Instituts,\nNovember 1005.","page":491}],"identifier":"lit18283","issued":"1905","language":"de","pages":"482-491","startpages":"482","title":"\u00dcber Pankreassteapsin und \u00fcber die Reaktionsgeschwindigkeit der mittels Enzyme bewirkten Fettspaltung","type":"Journal Article","volume":"46"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:39:42.965128+00:00"}