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{"created":"2022-01-31T14:21:25.256309+00:00","id":"lit19579","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Euler, Hans","role":"author"},{"name":"Bj\u00f6rn Palm","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 81: 59-70","fulltext":[{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen Ober die chemische Zusammensetzung und\nBildung der Enzyme.\nVII. Mitteilung.\nM\t__ '*\u2022\nUber die Entwicklung einiger Hefen in verschiedenen\nN\u00e4hrl\u00f6sungen.\nVon\nHans Haler und Bj\u00f6rn Palm.\nMit sechs Kurvenzeichnungen im Text.\n(Aus dem biochemischen Laboratorium der Hochschule Stockholm.)\n(Der Redaktion zugegangen am 83. August 1913.)\nDie Entwicklung der Hefen und anderer Mikroorganismen in N\u00e4hrl\u00f6sungen mu\u00df mit ihrem Enzymgehalt eng verkn\u00fcpft sein. Man kann ja von vornherein annehmen, da\u00df in erster Linie diejenigen Stoffe die Entwicklung der Zellen bedingen, welche von den Enzymen derselben chemisch zerlegt und umgewandelt werden k\u00f6nnen. Anderseits ist aber daran zu erinnern, da\u00df wenigstens qualitativ F\u00e4lle festgestellt sind, in welchen Hefen Kohlenhydrate assimilieren, welche sie nicht verg\u00e4ren k\u00f6nnen.1) Es entsteht also die Frage :\nWie verwendet die Hefe solche Kohlenhydrate und wie entwickelt sich die Hefe auf einer N\u00e4hrl\u00f6sung, deren Kohlenhydrat sie nicht zu verg\u00e4ren vermag?\nIn fr\u00fcheren, im hiesigen Laboratorium ausgef\u00fchrten Versuchen wurde der Zuwachs des Enzymgehaltes bezw. die Zunahme des Enzymsystems in einer bestimmten IJefenmenge gemessen. In der vorliegenden Untersuchung haben wir den Verlauf der Zellenvermehrung verfolgt, um hieraus Anhaltspunkte \u00fcber die Enzymbildung zu gewinnen, und zwar sind wir dabei von folgender \u00dcberlegung ausgegangen :\n\u2018) Vgl. z. B. P. Lindner, Wochenschr. f. Brauerei, Bd. 27, Nr. 41, 1910, und Bd. 28, Nr. 47, 1911.","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"HO\nHans Euler und Bj\u00f6rn Palm,\nUnter normalen Verh\u00e4ltnissen wird die Vermehrung der Anzahl Hefezellen in jedem Zeitteil der Anzahl x der vorhandenen Hefezellen \u2014 in einem gewissen Gebiet wenigstens \u2014 proportional sein. Die Hefemenge x wird exponentiell wachsen, es wird also\ndx\ndt\n= kx.\nErfolgt nun aber die Zellverraehrung auf einem N\u00e4hrboden, an welchen die Hefe sich erst gew\u00f6hnen mu\u00df, so k\u00f6nnten die Bedingungen des Zuwachses mit wachsender Zeit immer g\u00fcnstiger werden und man kann unter Umst\u00e4nden eine schnellere Vermehrung der Zellen erwarten, als der einfachen logarithmischen Formel entspricht.\nExperimentelles.\nDer Verlauf des Wachstums der Hefen in den N\u00e4hrl\u00f6sungen wurde verfolgt, indem in der gebr\u00e4uchlichen Weise in einem Thoma-Zei\u00dfschen Z\u00e4hlapparat von Zeit zu Zeit die Anzahl der Zellen in der L\u00f6sung festgestellt wurde. Jedesmal wurden\n*) Eine logarithmische Formel f\u00fcr die Zellvermehrung von Bakterien hat zuerst Fr. Bas en au aufgestellt (Archiv f. Hygiene, Bd. 23, S. 57,1895). Er berechnet die Generationsdauer x in folgender Weise :\nBezeichnet man die Wachstumszeit mit t, die Anzahl der zu Beginn der Wachstumszeit anwesenden Bakterien mit a, die Anzahl der zur Zeit t anwesendon Bakterien mit b, den Generationswechsel mit y, so ist\nNun ist\n= \u2014 und 2 \u2022 2y = Y\ny log 2 = log \u2014\ncl\na\ny =\nX =\nlog\nlog 2 t \u2022 log 2\nlog\nVgl. hierzu A. G. M\u2019Kendrick und M. Kesava, The rate of multiplication of Micro-Organisms. Pasteur-Institute of Southern India. Proceed. Roy Soc. of Edinburgh, 1210\u20141911, p. 649. \u2014 Ferner die Formel, welche S. Arrhenius f\u00fcr die Sauerstoffzehrung durch Bakterien aufgestellt hat. (T. Carlson, \u00dcber die Zersetzung von Asparagin durch Bakterien in Gegenwart von freiem Sauerstoff. Medd. fr. K. Vet. Akad. Nobel-Inst, Bd. 2, Nr. 10.)","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die chemische Zusammensetzung und Bildung der Enzyme. VII. 61\nmindestens zwei Kontrollf\u00fcllungen der Z\u00e4hlkammer vorgenommen und bei jeder F\u00fcllung 60 Quadrate gerechnet. Im Folgenden ist stets nur das Totalmittel der Messung angegeben. Die Hefezellen wurden aus Kulturen1) \u00fcbergeimpft in 200 bezw. 500 ccm N\u00e4hrl\u00f6sung, welche sich in 500 bezw. 750 ccm-Kolben befanden. Die N\u00e4hrl\u00f6sungen waren fast durchweg nach Lindner zusammengesetzt; sie enthielten au\u00dfer Zucker pro Liter:\n0,25 g Magnesiumsulfat,\n5.0\t\u00bb Orthomonokaliumsulfat,\n4.0\t\u00bb Asparagin.\nDie Hauptschwierigkeit lag in der sterilen Entnahme von Z\u00e4hlproben aus den L\u00f6sungen. Jeder Kolben, in welchem das Wachstum der Hefen verfolgt wurde, enthielt eine als Pipette fungierende Glasr\u00f6hre, welche durch den mit Watte verschlossenen Flaschenhals ging; in der Glasr\u00f6hre selbst befand sich ein Baumwollestopfen. Vor der Probeentnahme wurde der Kolbeninhalt stark umgesch\u00fcttelt, und die Pipette ausgeblasen; sie f\u00fcllte sich mit der homogenen Emulsion der Hefezellen und wurde zum F\u00fcllen der Z\u00e4hlkammer mit dem sie umgebenden Wattepropfen aus der Kulturflasche gehoben. Das \u00dcberf\u00fchren der Emulsion in die Z\u00e4hlkammer und das Wiedereinsetzen der Pipette geschah so schnell als m\u00f6glich, trotzdem lie\u00df sich in sehr vielen F\u00e4llen Infektion nicht ausschlie\u00dfen, so. da\u00df mehr als die H\u00e4lfte aller Versuche verworfen werden mu\u00dfte. Trotzdem haben wir diese Versuchsanordnung beibehalten, da bei derselben die konstanten methodischen Fehler geringer sind als bei anderer, einfacherer Methodik.\nDie Mittelwerte der Parallelversuche stimmten meist innerhalb 1\u20145 \u00b0/o miteinander \u00fcberein. In manchen F\u00e4llen wurde die Z\u00e4hlung dadurch erschwert, da\u00df die Hefezellen sich zu Kolonien zusammenschlossen. Versuche, bei welchen die Ergebnisse der einzelnen Reihen um mehr als 5\u00b0/o voneinander abwichen, sind hier nicht aufgenommen worden.\n'*} Die Kulturen der Bierhefe stammten aus dem Reinzuchtsapparat der hiesigen St. Eriksbrauerei. Herrn Ingenieur F. Hildebrandt und Herrn Disponent Sven Hyd\u00e9n sind wir f\u00fcr die \u00dcberlassung der Hefe sehr zu Dank verpflichtet.","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"62\nHans Euler und Bj\u00f6rn Palm,\nVersuche.\nI.\nDie ersten Versuche sind mit Rohrzucker und Glukose und mit einer Reinkultur von Stockholmer Bierhefe angestellt worden, um den Verlauf des normalen Wachstums zu ermitteln.\n5 g Rohrzucker in 100 ccm Lindners N\u00e4hrl\u00f6sung.\nReihe A.\nStunden\tZellen-\tLogarith-\t10\u00bb k\n\tzahl\tmus\t\n0\t45\t0,651\t\u2014\n24\t11,6\t1,064\t172\n48\t38,7\t1,588\t195\n72\t116,9\t2,045\t193\n\tReih\t8 C.\t\nStunden\tZellen-\tLogarith-\t10\u00bb k\n\tzahl\tmus\t\n0\t47\t0,673\t\u2014\n80\t18\t1,255\t194\n48\t41\t1,613\t196\n\tReih\te E.\t\nStunden\tZellen-\tLogarith-\t10\u00bb k\n\tzahl\tmus\t\n0\t2,5\t0,398\t\u2014\n54\t39\t1,591\t221\n72\t90\t1,954\t216\nReihe B.\nStunden\tZeilen- zahl\tLogarith- mus\t10\u00bb k\n0\t5\t0,699\t\u2014\n32\t20\t1,301\t188\n48\t42\t1,623\t193\n72\t125\t2,100\t194\nReihe D.\nStunden\tZeilen- zahl\tLogarith- mus\t10\u00bb. k\n0\t11,2\t1,049\t\u2014\n24\t31,8\t1,502\t190\n48\t70,7\t1,849\t167\n72\t158,7\t2,200\t160\nReihe F.\nStunden\tZeilen- zahl\tLogarithm mus\t10\u00bb. k\n0\t42,6\t1,629\t\u25a0 \u2014.\n9,5\t61,8\t1,791\t171\n24\t98,5\t1,993\t152\n33,5\t134,7\t2,129\t150\n48\t232,4\t2,365\t153\nDie aus diesen Zahlen sich ergebenden Wachstumskurven sind in der nebenstehenden Fig. 1 zusammengestellt. Wie man sieht, sind diese Kurven mit gro\u00dfer Ann\u00e4herung gerade Linien, d. h. der Zuwachs folgt der oben angegebenen einfachen log-arithmischen Formel. Um die Geschwindigkeit des Zuwachses","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die chemische Zusammensetzung und Bildung der Enzyme. VII. 63\nanzugeben, kann man entweder die \u00ab Generationsdauer\u00bb einf\u00fchren, d. h. diejenige Zeit, innerhalb welcher sich die Zeilenzahl verdoppelt, oder aber die Vermehrungskonstante\ni\t1 , &t\nJt = T tog \u2014.\nwo t die Zeit in Stunden, at die Zeilenzahl zur Zeit t und a0 die Zeilenzahl zur Zeit 0 bedeuten.\nGleichzeitig mit der Versuchsreihe F wurde ein Parallelversuch mit der gleichen Hefe mit Glukose angestellt. Die Resultate findet man in folgender Tabelle und in der Fig. 1.\nHefe H. Glukose.\n5 g Glukose in 100 ccm Lindners N\u00e4hrl\u00f6sung.\nStunden\tZeilenzahl\tLogarithmus\t10*-k\n0\t66,6\t1,752\t\u2014\nn\t81,6\t1,911\t144\n26 f\t126,2\t2,101\t135\n36\t188,4\t2,275\t146\n48\t279,5\t2,446\t144\n96\t685,3\t2,767\t106\nit\tu\niVe/c \u00a3ogarU\u00c4men. der Zc/A&uuxAl,","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"64\tHans Eater and Bj\u00f6rn Palm,\nBei l\u00e4ngerer Versuchsdauer als 2 Tage tritt eine Verminderung der Zuwachsgeschwindigkeit ein, welche jedenfalls zum Teil auf dem Verbrauch des N\u00e4hrsubstrates und dem Auftreten der Reaktionsprodukte beruht. Diese allm\u00e4hlich zunehmende Verz\u00f6gerung zeigt sich auch in folgender Versuchsreihe, welche sich \u00fcber 10 Tage erstreckt.\nHefe H.\n4 g Glukose in 100 ccm Lindners N\u00e4hrl\u00f6sung.\nStunden\tZeilenzahl\tLogarithmus\t106-k\n0\t9,7\t0,987\t_\n48\t46,3\t1,666\t142\n96\t142,9\t2,155\t122\n144\t329,1\t2,517\t106\n192\t665,2\t2,823\t95\n240\t1339,8\t3,127\t89\nZwei weitere Versuchsreihen mit Glukose, welche wir hier nicht anf\u00fchren, haben innerhalb der Zeiten 0\u201446 Stunden ebenfalls die Konstante k = 145 geliefert, so da\u00df unsere Hefe sich in Glukosel\u00f6sung etwas langsamer zu vermehren schien1) als in Rohrzuckerl\u00f6sung.\nMittelwerte f\u00fcr 10* \u2022 k\nRohrzucker\t190\nGlukose\t140\nII.\nGalaktose wird von der Hefe H anfangs nur langsam vergoren, erst nach einiger Zeit erreicht die Verg\u00e4rungsgeschwindigkeit der Hefe diesem Zucker gegen\u00fcber etwa die gleiche Gr\u00f6\u00dfe wie in bezug auf Glukose. Es wurde nun untersucht, ob die Anpassung der Hefe an Galaktose sich hinsichtlich der Zuwachsgeschwindigkeit bemerklich macht.\n*) Es ist allerdings zu bemerken, da\u00df die angewandten Rohrzuckerl\u00f6sungen 5\u00b0/oig waren, die Glukosel\u00f6sungen aber 4\u00b0/aig.","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die chemische Zusammensetzung und Bildung der Enzyme. VH. 65\nMan h\u00e4tte erwarten k\u00f6nnen, da\u00df der Zuwachs der Hefe in Galaktosel\u00f6sungen anfangs, wenn die Hefe noch \u00fcber geringe Mengen des diesen Zucker angreifenden Enzyms verf\u00fcgt, geringer sein und dann mit zunehmender \u00ab Galaktase \u00bb-Menge anwachsen w\u00fcrde. Ein derartiger Verlauf der Kurve wurde aber nie beobachtet, im Gegenteil sind, wie Fig. 2 zeigt, die Kurven gegen die Zeitachse gebogen, es tritt also mit zunehmender Zeilenzahl Verz\u00f6gerung ein. Da\u00df ein Effekt, wie der erwartete, sich nicht geltend macht, d\u00fcrfte darauf beruhen, da\u00df die Assimilation so langsam fortschreitet, da\u00df von Anfang an gen\u00fcgend bezw. ein \u00dcberschu\u00df von gespaltenem, verg\u00e4rungsf\u00e4higem Zucker vorhanden ist.\n111.\nEinen etwas anderen Verlauf nimmt die Zellenvermehrung der Hefe H bei der Kultur in Lactose.\n5 g Lactose in 100 ccm Reihe A.\nStunden\tZeilenzahl\tLogarithmus\n0\t4,0\t0,602\n24\t4,6\t0,663\n72\t22,8\t1,358\n120\t97,2\t1,988\n188\t443,0\t2,646\n216\t1625,7\t3,211\n264\t2234,7\t3,368\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol.\nLindners N\u00e4hrl\u00f6sung.\nReihe B.\nStunden jZellenzahl\t\tLogarithmus\n0\t16,2\t1,209\n24\t19,8\t1,297\n48\t42,0\t1,623\n72\t80,3 '\t1,905\nie. lxxxi.\tr>","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"66\tHans Euler und Bj\u00f6rn Palm,\nReihe C.\tReihe D.\nStunden\tZeilenzahl\tLogarithmus\tStunden\tZeilenzahl\tLogarithmus\n0\t27,2\t1,434\t0\t34,9\t1,543\n24\t43,3\t1,636\t9,4\t40,6\t1,608\n48\t83,6\t1,922\t24\t55,4\t1,747\n66\t143,9\t2,158\t37\t93,4\t1,970\n96\t376,3\t2,575\t48\t122,7\t2,088\n'Logarithmus der Zeilenzahl\nWie die obenstehende Figur 3 zeigt, trat in unseren Lactosel\u00f6sungen mit fortschreitender Zellenvermehrung eine Beschleunigung der Zuwachsgeschwindigkeit ein. Aus Lactose werden bekanntlich durch Bierhefe keine mit den gebr\u00e4uchlichen Methoden me\u00dfbare Mengen Alkohol und Kohlens\u00e4ure gebildet. Im hiesigen Laboratorium angestellte Versuche, die Hefe H an diese Zuckerart zu gew\u00f6hnen, sind bis jetzt ohne Erfolg geblieben. Da man nun nicht wohl annehmen wird, da\u00df die Lactose als solche der Assimilation unterliegt, so scheint es, da\u00df die Bierhefe doch imstande ist, die zu ihrer Ern\u00e4hrung und Fortpflanzung ausreichenden Mengen Lactose zu spalten und die geringen Mengen Enzym, welche hierzu erforderlich sind, zu entwickeln oder einen Aktivator (etwa eine S\u00e4ure) zu bilden, welche die Spaltung beg\u00fcnstigt.\ni","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die chemische Zusammensetzung und Bildung der Enzyme. VII. 67\nEs sei noch hervorgehoben, da\u00df bei derartigen Arbeiten wie die mitgeteilten in Gegenwart von Lactose die allergr\u00f6\u00dften Vorsichtsma\u00dfregeln gegen Infektion, besonders von Milchs\u00e4urebakterien, geboten sind. Eine gro\u00dfe Anzahl von Versuchen sind uns wegen dieser Infektion mi\u00dfgl\u00fcckt.\nDie folgenden Versuche wurden angestellt, um geeignete Aktivatoren f\u00fcr die Vermehrungsgeschwindigkeit der Hefe zu finden. Da\u00df schon geringe Zus\u00e4tze von anorganischen Stoffen zu N\u00e4hrl\u00f6sungen einen sehr erheblichen Einflu\u00df auf die Entwicklung von Mikroorganismen haben k\u00f6nnen, ist k\u00fcrzlich wieder von G. Bertrand betont worden.\nDie folgenden Versuche beziehen sich nur auf minimale Mengen von zugesetzten Salzen Fe,(S04)s, MnS04, ZnS04 und NaFl. S\u00e4mtliche L\u00f6sungen waren mit Lindners N\u00e4hrl\u00f6sung hergestellt, welche 8 g Lactose auf 200 ccm enthielt. Zu je 200 ccm dieser L\u00f6sung wurden 5 ccm von ^io normalen L\u00f6sungen der angegebenen Salze gesetzt. Die L\u00f6sungen C und D wurden dadurch \u00fcbers\u00e4ttigt in bezug ?iuf Eisenphosphat.\nDie Ergebnisse sind in Fig. 4 enthalten.\nDer Vergleich der nebenstehenden Kurven zeigt, da\u00df die allm\u00e4hliche Vergr\u00f6\u00dferung der Zuwachsgeschwindigkeit in Anwesenheit der zugesetzten Salze nicht eintritt.","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68\nHans Enler und Bj\u00f6rn Pa m,\nNaFl verz\u00f6gert die Entwicklung der Hefe schon in V400 normaler L\u00f6sung. Auch Zinksulfat hat offenbar gehemmt. Dagegen hat Ferrisulfat eine erhebliche Beschleunigung bewirkt. Dieselbe wird, wie sp\u00e4tere Versuche ergeben haben, bei Zusatz gr\u00f6\u00dferer Mengen von Eisensalz noch bedeutender. Bei Gegenwart von organischen Stoffen, welche das Eisen komplex binden, ertr\u00e4gt die Hefe au\u00dferordentlich gro\u00dfe Mengen Eisensalze. Sie f\u00e4rbt sich dabei dunkel und nimmt selbst etwas Eisen in organischer Bindung auf.\nIn dieser Hinsicht verhalten sich indessen offenbar verschiedene Hefearten ganz ungleich. So haben Versuche \u00fcber den Zusatz von Fe^SOJg zu einer Lactosel\u00f6sung, in welcher sich Sacc harorayce s the rm an titonum entwickelte, folgendes Resultat ergeben :\n' IV.\n5 g Lactose in 100 ccm Lindners N\u00e4hrl\u00f6sung.\nSaccharomyces thermantitonum.\n7usat~\t5 ccm 0,l-norm.-Fei(S04)3 auf\n200 ccm L\u00f6sung\nStunden\tZeilenzahl\tLogarithmus\tStunden\tZeilenzahl\tLogarithmus\n0\t12,1\t1,083\t\u00d6\t11,8\t1,072\n48\t139,0\t2,143\t48\t206,9\t2,314\n96\t378,7\t2,578\t96\t466,0\t2,668\n144\t903,3\t2,956\t144\t1288,6\t3,110\nDer Verlauf der Kurve ist aus Fig. 5 ersichtlich.\nMan k\u00f6nnte daran denken, da\u00df die anf\u00e4ngliche relativ gro\u00dfe Assimilationsgeschwindigkeit dadurch hervorgerufen ist, da\u00df die Lactose geringe Mengen von Glukose und Galaktose enthielt. Dies Logarithmus\twar aber nicht der Fall.\nEs wurde n\u00e4mlich eine Lactosel\u00f6sung mit einer gr\u00f6\u00dferen Menge von Saccharomyces thermantitonum versetzt nach 20 Stunden\nSacckareny\u0153s\n\u00fciemanli/anuri'","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die chemische Zusammensetzung und Bildung der Enzyme. VII. 69\nabfiltriert, gekocht und wieder filtriert. Der Zellenzuwachs in dieser L\u00f6sung unterschied sich nur innerhalb der Versuchsfehler von dem obigen.\nV.\nEndlich wurde noch ein weiteres Beispiel f\u00fcr den Zuwachs in einem Fall studiert, in welchem die betreffende Hefe den Zucker, in welchem sie sich entwickelt, nicht verg\u00e4rt.\nSaccharomyces apiculatm greift bekanntlich Disaccharide z. B. Rohrzucker nicht an und enth\u00e4lt nach Hansen1) kein Invertin. Es wurde deswegen die Entwicklung dieser Hefe in Rohrzuckerl\u00f6sungen untersucht und mit derjenigen in Galaktosel\u00f6sungen verglichen. Der Pilz stammt aus dem Institut f\u00fcr G\u00e4rungsgewerbe in Berlin.\n5 g Rohrzucker in 100 ccm Lindners N\u00e4hrl\u00f6sung.\nA.\t\tSacch.\tapiculatus.\tB.\t\nStunden\tZeilenzahl\tLogarithmus\tStunden\tZeilenzahl Logarithmus\t\n0\t15,0\t1,176\tU \u00f6 S\t57,5\t1,760\n24\t25,6\t1,408\t24\t86,7\t1,938\n48\t53,7\t1,730\t48\t156,8\t2,193\n72\t109,5\t2,049\t72\t263,0\t2,42\n96\t232,5\t2,366\t\t\t\n5 g Galaktose in 100\t\t\tccm Lindners N\u00e4hrl\u00f6sung.\t\t\n\tA.\tSacch. apiculatus.\t\tB.\t\nStunden\tZeilenzahl, Logarithmus\t\tStunden\tZeilenzahl\tLogarithmus\n0\t57,5\t1,760\t0\t48,7\t1,687\n48\t290\t2,462\t72\t318\t2.502\n128\t3648\t3,662\t96\t708\t2,850\nDie 4 mit Saccharomyces apiculatm erhaltenen Kurven\n*) Compt. rend, de Carlsberg, 1881, Bd. 1, S. 159. - Neuerdings hat allerdings A. Klock er bei einigen Formen von S. apiculatus Invertin nachgewiesen. Zentralbl. f. Bakt., II, Bd. 26, S. 513, 1910.","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70 Hans Euler und Bj\u00f6rn Palm, \u00dcber Enzyme. VII.\nsind in Figur 6 zusammengestellt. Wie man sieht, unterscheidet\nsich die Zuwachsgeschwindigkeit der untersuchten Hefe in den beiden Versuchsreihen nicht wesentlich.\n\u00c4hnliche Ergebnisse werden mit Saccharomyces Marxianus erhalten. Wir lie\u00dfen denselben einerseits in Rohrzucker und in Galaktose, anderseits in Lactose (welche nicht vergoren wird) sich entwickeln. Die Entwicklungskurven erwiesen sich in allen 3 F\u00e4llen ann\u00e4hernd gleich.\nDiese Untersuchung wurde im Herbst 1911 ausgef\u00fchrt und durch die Abreise des einen von uns (B. P.) unterbrochen. Sie wird im hiesigen Laboratorium fortgesetzt.\nZusammenfassung.\nAls Resultat dieser einleitenden Untersuchung kann mitgeteilt werden, da\u00df die quantitative yermehruug der Zeilenzahl einer Bierhefe sowie von Saccharomyces apiculatus und Saccharomyces Marxianus bei der Entwicklung in der L\u00f6sung eines \u00abnicht verg\u00e4rbaren\u00bb Disaccharids und einer verg\u00e4rbaren Hexose im wesentlichen gleichartig verl\u00e4uft.\nDa kaum anzunehmen ist, da\u00df die ungespaltenen Disaccharide assimiliert werden, so wird durch obiges Ergebnis wahrscheinlich gemacht, da\u00df Hefezellen hydrolysierende Enzyme auch f\u00fcr solche Dissacharide besitzen, deren Verg\u00e4rung durch die gebr\u00e4uchlichen Methoden nicht erkannt wurde.\nDiese Frage ist f\u00fcr das Problem der Enzymbildung in Hefen von prinzipieller Bedeutung.\nDie Mittel zu dieser Untersuchung verdanken wir einer Schenkung von Herrn Direktor Max Sievert.","page":70}],"identifier":"lit19579","issued":"1912","language":"de","pages":"59-70","startpages":"59","title":"Untersuchungen \u00fcber die chemische Zusammensetzung und Bildung der Enzyme. VII. Mitteilung: \u00dcber die Entwicklung einiger Hefen in verschiedenen N\u00e4hrl\u00f6sungen","type":"Journal Article","volume":"81"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:21:25.256314+00:00"}