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{"created":"2022-01-31T14:20:28.995547+00:00","id":"lit19851","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Euler, Hans","role":"author"},{"name":"Henry Cassel","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 86: 122-129","fulltext":[{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"Ober Katalysatoren der alkoholischen G\u00e4rung.\nVorl\u00e4ufige Mitteilung.\nVon\nHans Enler und Henry Cassel.\n(Aus dem biochemischen Laboratorium der Hochschule Stockholm.)\n(Der Redaktion zugegangen am 3. Juni 1913.)\nDie alkoholische G\u00e4rung wird durch eine Reihe von Stoffen beschleunigt. Unter den typischen Katalysatoren der G\u00e4rung sind die Phosphate die wichtigsten. Sie sind f\u00fcr die G\u00e4rwirkung der Hefe unumg\u00e4nglich notwendig.\nFerner wird die T\u00e4tigkeit der Hefe unterst\u00fctzt durch sehr kleine Mengen einer Reihe von solchen Stoffen, welche, in gr\u00f6\u00dferen Mengen anwesend, die G\u00e4rung hemmen oder ganz unterdr\u00fccken. Zu diesen Stoffen geh\u00f6ren Sublimat und andere Schwermetallsalze, ferner antiseptische Mittel wie Salicyls\u00e4ure, Phenol, Bors\u00e4ure usw.\nBei den meisten dieser Stoffe ist der Einflu\u00df auf die G\u00e4rungsgeschwindigkeit nur von untergeordneter Bedeutung und \u00fcbersteigt selten die Gr\u00f6\u00dfe von etwa 20\u00b0/o.\nSehr viel bedeutender ist der Effekt, welchen wir in der folgenden Mitteilung beschreiben wollen. Es handelt sich um die katalytische Wirkung von Salzen organischer S\u00e4uren, besonders solchen der Ameisens\u00e4urereihe und von Oxys\u00e4uren.\nDie vorliegende Erscheinung ist, wie gleich hervorgehoben werden soll, eine rein katalytische und steht \u2014 wenigstens nach dem jetzigen Stand unserer Kenntnisse \u2014 mit der Tat-\n\u2019) \u00dcber die Giftwirkung dieser Stoffe siehe die k\u00fcrzlich erschienene Arbeit von Bokorny, Biochem. Zeitschr., Bd. 50, S. 1, 1913.","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"123\n\u00dcber Katalysatoren der alkoholischen G\u00e4rung.\nsache, da\u00df einige der betreffenden S\u00e4uren selbst Kohlens\u00e4ure abspalten,1) in keinem Zusammenhang.\nEine Vorstellung von der Art und Gr\u00f6\u00dfenordnung der in Rede stehenden Erscheinung erh\u00e4lt man aus folgender Tabelle. Dieselbe gibt die zu gewissen Zeiten aus 2 g Zucker entwickelten Kohlens\u00e4uremengen in Kubikzentimetern an. Als katalysierendes Salz wurde Ammoniumformiat verwendet.\nTabelle 1.\nMinuten\t0,25 g lebende Hefe\t\t\t\n\t110 ccm HgO + 2 g Rohrzucker\t\t110 ccm HjO -J- 2 g Glukose\t\n\tohne Zusatz\tmit 0,04 g H4N-Formiat\tohne Zusatz\tmit 0,04 g H4N-Formiat\n30\t12\t13,5\t13\t15\n60\t21,5\t21,5\t20\t28\n90\t30\t33,5\t25\t39\n120\t38,5\t43\t30\t49\n150\t45,5\t54\t37\t60\n180\t51\t65\t44\t70\n210\tr\t\u00bb7,5\t75\t49\t, 80\n240\t64\t87\t54\t90\n285\t72,5\t102\t61\t100 -\n330\t80,5\t120,5\t69\t\n360\t84,5\t131\t-\t\n390\t88,5\t142\t\t\n420\t92,5\t153\t\t\n490\t102\t180,5\t\t\nWie ersichtlich, ist die zur Erzielung einer Beschleunigung von etwa 75\u00b0/o erforderliche Salzmenge recht klein, im vorliegenden Fall 0,04 g auf 110 ccm.\nDie Frage nach der Natur dieser Beschleunigung wurde in verschiedener Weise zu beantworten versucht.\n\u2018) Neuberg und Hildesheimer, Biochem. Zeitschr., Bd. 31. S. 170, 1911. \u2014 Neuberg Und Tir, Biochem. Zeitschr., Bd. 32, S. 323, 1911. \u2014 Neuberg und Karczag, Chem. Ber., Bd. 44. S. 2477, 1911.","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124\nHans Euler und Henry Cassel,\nZun\u00e4chst wurde festgestellt, da\u00df Trockenhefe durch die hier besprochenen Salzzus\u00e4tze in ihrer G\u00e4rwirkung nicht oder nur unwesentlich gef\u00f6rdert wird. Das gleiche Ergebnis wurde mit Pre\u00dfsaft aus M\u00f6nchenerhefe erhalten. Daraus ist zu schlie\u00dfen, da\u00df die betreffenden Salze entweder ihre beschleunigende Wirkung \u00fcberhaupt nicht auf die G\u00e4rungsenzyme aus\u00fcben, oder da\u00df das von diesen Salzen beeinflu\u00dfte Enzym nur in der frischen Hefe zur Geltung kommt. Mit lebender Hefe wurde dann untersucht, welche Phase der G\u00e4rung vom besprochenen Salzzusatz prim\u00e4r beeinflu\u00dft wird.\nDie alkoholische G\u00e4rung verl\u00e4uft bekanntlich unter Mitwirkung von Kohlenhydratphosphors\u00e4ureestern, welche entstehen einerseits aus den Umwandlungsprodukten des verg\u00e4renden Zuckers und andererseits anorganischen Phosphaten. Die folgenden Versuche zeigen, da\u00df die Menge des gebildeten Zwischenproduktes nicht gesteigert wird, wenn der Zuckerl\u00f6sung Salze aliphatischer S\u00e4uren zugesetzt werden.\nWie in fr\u00fcheren Versuchen wurde angegorene Glukose mit Extrakt von Trockenhefe (eine Hefe H4), welche der fr\u00fcher untersuchten Hefe H sehr \u00e4hnlich war) und mit 5\u00b0/oiger Na2HP04-L\u00f6sung gemischt. Von Zeit zu Zeit wurde der Gehalt der L\u00f6sung an freier Phosphors\u00e4ure bestimmt.1)\nTab. 2a.\nZusammensetzung der Mischung\tMi- nuten\tin 10 ccm\tZusammensetzung der Mischung\tMi- nuten\tMg,P,07 in 10 ccm\n25 ccm Hefenextrakt\t0\t0,0411\t25 ccm Hefenextrakt\t0\t0,0418\n20 * 20\u00b0/oi ge Glukosel\u00f6sung ...\t50\t0,0312\t20 * 20\u00b0/oige Glukosel\u00f6sung . . .\t50\t0,0307\n10 ccm 5\u00b0/oiges NaaHP04 ....\t200\t0,0078\t10 ccm 5\u00b0/oiges Na*HP04 + 0,1 g Ammoniumformiat\t200\t0,0069\nEine andere Versuchsreihe wurde in Gemeinschaft mit Herrn Kand. E. Hille in folgender Weise ausgef\u00fchrt.\n') Diese Versuche sind von Herrn Assistenten phil. Mag. Hj. S trombe r g ausgef\u00fchrt worden.","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Katalysatoren der alkoholischen G\u00e4rung.\t125\nWir lie\u00dfen Glukose durch lebende Hefe verg\u00e4ren und berechneten die Menge des verschwundenen Zuckers einerseits aus der prozentischen Abnahme der optischen Drehung, andererseits aus der gleichzeitig entwickelten Menge Kohlens\u00e4ure. Bei diesen Versuchsreihen hat sich gezeigt, da\u00df schon relativ geringe Mengen von Salzen, wie z. B. Ammoniumformiat die Differenz A\u2014Cerh\u00f6hen. Fa\u00dft man diese Differenz auf als das Resultat zweier Reaktionen:\nHexose \u2014> Zwischenprodukt\t(Reaktion A) und\nZwischenprodukt \u2014> Alkohol und Kohlens\u00e4ure (\t> B)\nvon welchen die erste, A, aus dem Zucker ein Zwischenprodukt (oder Zwischenprodukte) bildet, w\u00e4hrend die zweite die schlie\u00df-liche Zerlegung in Alkohol und Kohlens\u00e4ure bewirkt, so zeigen die erw\u00e4hnten Versuche, da\u00df ein Zusatz von Ammoniumformiat zu g\u00e4renden Fl\u00fcssigkeiten die Reaktion A mehr beschleunigt als die Reaktion B.\n20 ccm 10\u00b0/oige Glukosel\u00f6suhg 1 g Hefe\tMi- nuten\tEntwickelte CO, ccm} \u00b0/o\t\tDrehungs- \u00e4nderung in Graden\tA \u00b0/0\tDiffe- renz A-C\n\t90\t110\t23,00\t4,14-2,84 = 1,30\t31,40\t8,40\n4* 5 ccm H#0\t125\t149\t31,18\t4,14\u20142,40=1,74\t42,03\t10,85\n\u2022 .\t165\t212\t44,44\t4,14\u20141,94 = 2,20\t53,14\t8,70\n-f- 2 ccm 0,5-normal\t90\t179\t37,40\t4,14\u20142,05 = 2,09\t50.48\t13,08\nAmmoniumformiatl\u00f6sung\t125\t237\t49,51\t4,14\u20141,60 = 2,54\t61,34\t11,83\n4- 3 ccm HjO\t165\t299\t62,57\t4,14-1,01 = 3,13\t75,60\t13,03\nDie in der Tabelle 3\u20146 angegebenen Versuche betreffen den Einflu\u00df der Hefemenge und der Konzentration des katalysierenden Salzes. Es zeigt sich in denselben, da\u00df der beschleunigende Einflu\u00df einer gewissen Salzmenge (im untersuchten Konzentrationsgebiet) um so gr\u00f6\u00dfer ist, je weniger Hefe sich in der L\u00f6sung befand.\nBei gegebener Hefemenge erreicht der untersuchte Effekt bei steigender Salzmenge ein Maximum.","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"Hans Euler und Henry Cassel,\nTabelle 3.\n110 ccm H,0. 2 g Rohrzucker.\nMinuten\t0,5 g Hefe\t\t1 g Hefe\t\n\tohne Zusatz\tmit 0,04 g H4N-Formiat\tohne Zusatz\tmit 0,04 g H4N-Formiat\n30\t11\t16\t30\t28\n60\t23\t31\t53\t65\n90\t36\t51\t83\t103\n120\t47\t67\t139\t171\n150\t56\t85\t164\t210\n180\t70\t107\t188\t244\n240\t93\t127\t213\t288\n276\t107\t159\t256\t336\n310\t118\t186\t287\t383\n340\t129\t210\t306\t419\n370\t135\t226\t324\t440\n400\t142\t241\t348\t461\nTabelle 4.\nllOccmHjO. 2 g Rohrzucker.\nMinuten\tccm CO* 0,25 g Hefe\t\tccm CO* 0,5 g Hefe\t\tccm CO, 1 g Hefe\t\n\tohne Zusatz\t0,04 g H4N-Formiat\tohne Zusatz\t0,04 g H4N-Formiat\tohne Zusatz\t0,04 g H4N-Formiat\n30\t8\t15\t14\t19\t24\t27\n60\t13\t27\t27\t37\t51\t69\n90\t19\t38\t38\t58\t77\t109\n120\t24,5\t49\t49\t76\t110\t159\n165\t\u00bb1\t63\t65\t105\t142\t217\n195\t35\t77\t76\t125\t168\t,\t257","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Katalysatoren der alkoholischen G\u00e4rung.\t127\nTabelle 4.\n110 ccm H#0. 2 g Rohrzucker.\nMinuten\t1 g Hefe\t\t2 g Hefe\t\t3 g Hefe\t\n\tohne H4N- Formiat\tmit 0,1 g H4N-Formiat\tohne H4N- Formiat\tmit 0,1 g H4N-Formiat\tohne H4N- Formiat\tmit 0,1 g H4N-Formiat\n30\t15\t24\t35\t51\t68\t92\n50\t35\t50\t75\t105\t128\t170\n70\t54\t75\t113\t156\t186-\t254\n90\t72\t101\t142\t209\t239\t320\n115\t.89\t127\t182\t270\t294\t391\n145\t106\t168\t228\t337\t359\t450\n175\t132\t209\t276\t395\t412\t479\n210\t158\t260\t329\t440\t453\t496\n250\t186\t319\t381\t463\t481\t506\n295\t218\t378\t424\t481\t491\t513\n325\t235\t406\t445\t485\t494\t513\n355\t255\t425\t457\t486\t496\t513,5\n385\t272\t437\t465\t490\t496\t516\n415\t283\t449\t468\t491\t496\t519\n445\t297\t469\t469\t491\t496\t519\n475\t323\t474\t472\t492\t496\t519\nTabelle 5.\n110 ccm H,Q. 2 g Rohrzucker. 0,25 g Hefe.\nMinuten\t\tccm GO,\t\u25a0 -\n\tohne Zusatz\t1 g H4N-Formiat\t2 g H4N-Formiat\n45\t19\t9,5\t15,5\n75\t26,5\t16,5\t23\n105\t30,5\t23\t33\n135\t34,5\t33\t43\n165\t38,5\t44\t54\n195\t42,5\t56\t64\n315\t57\t101\t117\n345\t59\t115\t132\n375\t61\t127,5\t146.5\n405\t61\t141\t157\n480\t64\t178.5\t185","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128\nHans Euler und Henry Cassel,\nTabelle 6.\n110 ccm H,0. 2 g Rohrzucker. 0,25 g Hefe.\nMinuten\tccm C08\t\t\n\tohne Zusatz\t4 g H4N-Formiat\t6 g H4-Formiat\n45\t21\t5,5\t9,5\n75\t32,5\t9,5\t14\n105\t41\t14,5\t17,5\n135\t48\t20,5\t22\n165\t55,5\t28\t29\n195\t63\t35.5\t36\n280\t72\t47\t46\n310\t81\t66,5\t58,5\n3iO\t85\t76\t68\n385\t87\t86\t79,5\n510\t96\t133\t116,5\nDie folgende Tabelle zeigt, da\u00df die beschleunigende Wirkung des Ammoniumformiats auch in Gegenwart von neutralem Phosphat eintritt.\nTabelle 7.\n110 ccm Ha0.\n1\tg Hefe.\n2\t\u00bb Rohrzucker.,\nMinuten\t0,16 g H4N-Formiat + 5 ccm 5\u00b0,/o NagH \u2022 P04 (neutralisiert)\t5 ccm 5\u00b0/o Na,H P04 neutralisiert\n30\t28\t28,5\n60\t65,5\t59\n90\t115,5\t89,5\n120\t168\t122\n150\t228\t159\n180\t292\t201,5\n210\t352\t245,5","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Katalysatoren der alkoholischen G\u00e4rung.\t129\nBemerkenswert scheint uns, da\u00df die Beschleunigung der Mannoseg\u00e4rung durch Ammoniumformiat sehr erheblich geringer ist als diejenige der Glukoseg\u00e4rung, wie folgende Tabelle zeigt :\nTabelle 8.\n100 ccm HjO. 0,25 g Hefe.\nMinuten\tccm C02\t\t\t\n\t2 g Mannose\t\t2 g Glukose\t\n\t' ohne Zusatz\t0,04 g H4N-Formiat\tohne Zusatz\t0,04 g H4N-Formiat\n45\t7,5\t6,5\t11\t11,5\n90\t14,5\t13,5\t20\t24\n150\t22\t21\t31\t40\n195\t29,5\t29,5\t40\t55\n240\t30\t36,5\t48,5\t69\n285\t41\t42\t56\t85\n830\t45\t49\t61\t102\nSchlie\u00dflich soll noch erw\u00e4hnt werden, da\u00df mit anderen Salzen organischer S\u00e4uren, z. B. mit Natriumlactat, mit Ammoniumacetat, mit Natriumracemat ganz \u00e4hnliche Einfl\u00fcsse erzielt wurden,\nIn einer folgenden Mitteilung soll \u00fcber den Einflu\u00df dieser Salze auf die Verg\u00e4rungsgrenze berichtet werden.\nDie in dieser Mitteilung angegebenen Resultate \u00fcber die hier beschriebene wesentlich neue Erscheinung sind nur als vorl\u00e4ufige zu betrachten, und wir m\u00f6chten uns die experimentelle und besonders die theoretische Ausarbeitung dieser Untersuchung einige Zeit Vorbehalten.","page":129}],"identifier":"lit19851","issued":"1913","language":"de","pages":"122-129","startpages":"122","title":"\u00dcber Katalysatoren der alkoholischen G\u00e4rung: Vorl\u00e4ufige Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"86"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:20:28.995552+00:00"}