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{"created":"2022-01-31T14:29:47.653602+00:00","id":"lit19938","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Lintner, C. J.","role":"author"},{"name":"H. L\u00fcers","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 88: 122-123","fulltext":[{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Reduktion des Chloralhydrats durch Hefe bei der\nalkoholischen G\u00e4rung.\nVon\nC. J. Lintner und H. Liier\u00bb.\n(Aus dem g\u00e4rungschem. Laboratorium der k. teehn. Hochschule, M\u00fcnchen.) (Der Redaktion zugegangen am 28. Sept. 1913.)\nNachdem sich herausgestellt hatte, da\u00df g\u00e4rende Hefe das Furfurol zu Furfuralkohol zu reduzieren vermag, *) erschien es von Interesse, auch andere Aldehyde auf ihr Verhalten bei der alkoholischen G\u00e4rung zu pr\u00fcfen. Zu diesem Zwecke haben wir nun mit Chloralhydrat, Vanillin, m-Nitrobenzaldehyd und Salicyl-aldehyd G\u00e4rversuche ausgef\u00fchrt. Der Versuch mit Salicylaldehyd verlief v\u00f6llig negativ, da der Aldehyd unter den gew\u00e4hlten Bedingungen sich als starkes Antiseptikum erwies. Auch die Versuche mit Vanillin und m-Nitrobenzaldehyd f\u00fchrten zu keinem greifbaren Ergebnis, wenn auch Anzeichen vorhanden waren, da\u00df ein Teil der angewandten Substanz Ver\u00e4nderungen erfuhr, bei welchen eine Reduktion mitgewirkt haben konnte.\nDagegen lie\u00dfen sich aus der G\u00e4rung mit Chloralhydrat ca. 40\u00b0/o der. angewandten Substanz an Trichlor\u00e4thylalkohol gewinnen.\nDas Verfahren gestaltete sich dabei folgenderma\u00dfen :\n40 g Chloralhydrat wurden in einer L\u00f6sung von 800 g Saccharose in 8 1 Leitungswasser mit 100 g unterg\u00e4riger Bierpre\u00dfhefe zur G\u00e4rung angeste\u00dct. Am ersten Tage lie\u00df man bei gew\u00f6hnlicher Temperatur, die folgenden zwei Tage bei 25\u00b0 verg\u00e4ren. Durch kleine Vorversuche war die angegebene Konzentration der Chloralhydratl\u00f6sung als die g\u00fcnstigste ermittelt worden. l\u00b0/oige L\u00f6sungen wirkten bereits stark hemmend auf die G\u00e4rung ein. Nachdem die G\u00e4rung zum Stillstand gekommen war und die Hefe sich gr\u00f6\u00dftenteils abgesetzt hatte, wurde die Fl\u00fcssigkeit durch Sch\u00fctteln m\u00f6glichst entkohlens\u00e4uert, sowie mit 50 ccm Bleiessig und mit Kaolin versetzt. Die Fl\u00fcssigkeit, welche sich nun rasch kl\u00e4rte, wurde automatisch filtriert, wobei zuletzt der Bodensatz auf das Filter kam. Das klare Filtrat wurde mit \u00c4ther ges\u00e4ttigt und darauf 8 Stunden mit diesem L\u00f6sungsmittel\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 72, S. 449 (1911).","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"ReduktiondesChloralhydrats durch Hefe bei der alkoholischen G\u00e4rung. 123\nin einem kontinuierlich wirkenden Extraktionsapparat extrahiert. Die \u00e4therische L\u00f6sung wurde mit entw\u00e4ssertem Natriumsulfat getrocknet, der \u00c4ther abdestilliert und der R\u00fcckstand fraktioniert. Es wurden folgende Fraktionen erhalten:\nBei\t90 \u2014\t98\u00b0\t.......\t4 g\n\u00bb\t100\u2014\t145\u00b0\t. . . . . . .\t8,5\tg\n\u00bb\t148 \u2014\t151\u00b0\t. . . .............12,0\tg.\nDie beiden ersten Fraktionen wurden vereinigt und mit dem doppelten Volumen Wasser durchgesch\u00fcttelt zur Entfernung wasserl\u00f6slicher Substanzen. Die untere in Wasser unl\u00f6sliche Schicht wurde nach dem Trocknen mit entw\u00e4ssertem Natriumsulfat nochmals fraktioniert, wobei die Hauptmenge zwischen 100\u00b0 und 145\u00b0 \u00fcberging und noch 4 g des bei 148 \u2014 151\u00b0 siedenden Anteils gewonnen wurden, soda\u00df nun 16 g dieser Fraktion zur Verf\u00fcgung standen. Bei einer letzten Fraktionierung ging nach einem geringen Vorlauf alles bei 148 \u2014 150\u00ae Bar. 720 mm \u00fcber.\nDie so erhaltene Substanz war ein schweres farbloses \u00d6l von feinem, an Tuberosen erinnernden Geruch und brennendem Geschmack; in allen Verh\u00e4ltnissen l\u00f6slich in Alkohol und in \u00c4ther, schwer l\u00f6slich in Wasser* In einer K\u00e4ltemischung erstarrte die Fl\u00fcssigkeit beim Reiben mit einem Glasstab zu einem wei\u00dfen Krystallbrei, der bei Zimmertemperatur (18\u00b0 C.) wieder fl\u00fcssig wurde. Sie reduzierte beim Erw\u00e4rmen Fehling-sche L\u00f6sung. Auf Zusatz starker Natronlauge (s = 1,3) entstand zuerst eine feste wei\u00dfe Masse, die sich bei gelindem Erw\u00e4rmen mit lebhafter Reaktion unter Gasentwicklung und Gelbf\u00e4rbung zersetzte. Alle diese Eigenschaften in Zusammenhalt mit dem qualitativ nachgewiesenen Chlorgehalt charakterisieren die Substanz als Trichlor\u00e4thylalkohol.\nBei der quantitativen Chlorbestimmung .nach Carius lieferten 0,2263 g Subst. 0,6500 g AgCl = 71,05\u00b0/o CI 0,2354 g \u00ab\t0,6762 g > = 71,06\u00b0/o \u00bb\nTrichlor\u00e4thylalkohol CC18CH2 OH erfordert 7l,23\u00b0/o CI.\nEs ist somit erwiesen, da\u00df auch der Trichloracetaldehyd durch g\u00e4rende Hefe zum Alkohol reduziert wird.\n9*","page":123}],"identifier":"lit19938","issued":"1913","language":"de","pages":"122-123","startpages":"122","title":"\u00dcber die Reduktion des Chloralhydrats durch Hefe bei der alkoholischen G\u00e4rung","type":"Journal Article","volume":"88"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:29:47.653608+00:00"}