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{"created":"2022-01-31T14:35:32.268375+00:00","id":"lit20628","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Franzen, Hartwig","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 97: 314-324","fulltext":[{"file":"p0314.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrage rar Biochemie der Mikroorganismen,\nVon\nHartwig Fransen.\nX. Mitteilung.1)\nUber die Bildung und Verg\u00e4rung von Ameisens\u00e4ure durch Bacterium eoU commune.\nVon\nHartwig Fransen und Heinrich Kahlenberg.\n(Mitteilung ans dem chemischen Institut der Universit\u00e4t Heidelberg.)\n(Der Redaktion zngegangen am 6. Juni 1916.)\nIn einigen fr\u00fcheren Mitteilungen untersuchte der eine von uns gemeinschaftlich mit F. Egger* *) den quantitativen Verlauf der Ameisens\u00e4ureg\u00e4rung durch mehrere farbstoff bildende Bakterienarten. Es zeigte sich, da\u00df die Werte sich nicht vollst\u00e4ndig reproduzieren lie\u00dfen, was auf eine \u00c4nderung des physiologischen Zustandes der Bakterien, bedingt durch ihre Weiter-z\u00f6chtung auf k\u00fcnstlichen N\u00e4hrboden, zur\u00f6ckgefuhrt werden konnte. Besonders unangenehm war diese Ver\u00e4nderlichkeit bei der Untersuchung des N\u00e4hrwertes verschiedener Zuckerarten und Aminos\u00e4uren, da nat\u00fcrlich nur dann direkt vergleichbare Werte erhalten werden, wenn der physiologische Zustand l\u00e4ngere Zeit unver\u00e4ndert bleibt.\nDieser st\u00f6rende Faktor konnte voraussichtlich ausgeschaltet werden, wenn die aie Untersuchungsobjekt dienenden Bakterien vor jedem Versuch unter gleichen Bedingungen ihrem nat\u00fcrlichen Standort entnommen w\u00fcrden. Aus diesem Grunde wurde zun\u00e4chst untersucht, ob die aus verschiedenen Standorten\n') 9. Mitteilung, Diese Zeitschrift, Bd. 90 (1914), S. 321.\n\u2022) Diese Zeitschrift, Bd. 79 (1912), S. 177; Bd. 83 (1913), S. 226; Bd. 88 (1913), S. 73; Bd. 90 (1914), S. 311.","page":314},{"file":"p0315.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Biochemie der Mikroorganismen. X. 315\nisolierten Stfimme yon Bacterium coli commune sich gegen\u00fcber Ameisens\u00e4ure gleich verhielten.\nAls N\u00e4hrfl\u00fcssigkeit diente wieder die von Hartwig Fransen und F. Egger1) bei der Untersuchung der drei farbstoffbildenden Bakterienarten verwendete. Bei der Bereitung des N\u00e4hrbodens wurde nicht wie fr\u00fcher das gew\u00f6hnliche destillierte Wasser des Laboratoriums benutzt, da dieses unter Umst\u00e4nden Spuren von Kupfer enthalten kann; es wurde zur Reinigung noch einmal aus Glasgef\u00e4\u00dfen destilliert.\nDie G\u00e4rungsversuche wurden in folgender Weise angesetzt: Von frischen Faeces wurde ein St\u00fcck von Haselnu\u00dfgr\u00f6\u00dfe in ein steriles Reagenzglas mit Wattev\u00e9rschlufi gebracht, im Laboratorium eine \u00d6se voll in N\u00e4hragar verr\u00fchrt, in der \u00fcblichen\nWeise weiter verd\u00fcnnt, Platten gegossen und 24 St\u00fcnden bei 37\u00b0 stehen gelassen. Von zwei Kolonien, die das Aussehen von Colikolonien hatten, wurden dann Strichkulturen. angelegt^ 24 Stunden bei 37\u00b0 gehalten, von dem Bakteri\u00e8nmaterial j<p eine 2 mm weite Platin\u00f6se voll in zwei\n10 ccm der N\u00e4hrl\u00f6sung (ohne Ameisens\u00e4ure) eingetragen und 24 Stunden bei 37\u00b0 gehalten. Mit je 5 ccm der so gewonnenen Kulturen wurden dann 20 Kolben*) mit 95 ccm N\u00e4hrl\u00f6sung, die das gesamte ameisensaure Natron, aber nur 95*/o der sonstigen Salze enthielt, geimpft. Die Kolben waren dann\nmit 100 ccm N\u00e4hrl\u00f6sung der gew\u00fcnschten Zusammensetzung und ann\u00e4hernd der gleichen Bakterienzahl beschickt. Die Kolben wurden dann in Ostwaldsche Thermostaten gestellt, nach 24, 48 usw. Stunden 4 Kolben herausgenommen und die Ameisens\u00e4ure nach der fr\u00fcher angegebenen Methode bestimmt.\nEs wurden also aus jedem Faecesmaterial 2 Colist\u00e4mme isoliert und getrennt untersucht. Um sicher zu sein, da\u00df die isolierten Kulturen auch wirklich BacterHim coli commune waren, wurden sie jedesmal einer eingehenden mikro- und makroskopischen Pr\u00fcfung unterzogen.\nAnfangs wurden Versuchsreihen mit einigen schon f\u00e4n-gere Zeit fortgez\u00fcchteten Colist\u00e4minen angesetzt, um das Ver-\n') Diese Zeitschr., Bd. 79, S. 179, 1912. \u2022) Chemiker-Ztg., 1911, Nr. 108.","page":315},{"file":"p0316.txt","language":"de","ocr_de":"316 Hartwig Fransen und Heinrich Kahlenberg,\nhaken des Bakteriums gegen\u00fcber dem N\u00e4hrboden kennen zu lernen. Zun\u00e4chst wurde ein von Kr\u00e4l in Prag bezogener Stamm bei 27\u00b0 untersucht.\nWir geben hier nur die Mittelwerte aus 4 verschiedenen Versuchsreihen. Das ausf\u00fchrliche Zahlenmaterial findet sich in der Dissertation1) des einen von uns.\nMittelwerte.\nNach\tsind gebildet Ameisens\u00e4ure\n1\tTag\t11,15\u00ae/\u00ab\n2\tTagen\t9,4*\u00ae/\u00ab\n3\t*\t8,05i\u00ae/\u00ab\n4\t*\t7,85\u00ae/\u00ab\n5\t\u00bb\t5,85 \u00ae/o.\nUnter den gew\u00e4hlten Bedingungen wird durch Bacterium coli zun\u00e4chst eine erhebliche Menge Ameisens\u00e4ure gebildet, dann setzt am zweiten Tage eine langsame Verg\u00e4rung ein, welche bis zum f\u00fcnften Tage anh\u00e4lt. Die Zahlen sind vielleicht so zu deuten, da\u00df Ameisens\u00e4urebildung und -Verg\u00e4rung nebeneinander herlaufen; am ersten Tage \u00fcberwiegt die Bildung, w\u00e4hrend der folgenden die Verg\u00e4rung.\nDerselbe Stamm wurde auch bei 37\u00b0 untersucht.\nMittelwerte.\nNach\tsind gebildet Ameisens\u00e4ure\n1\tTag\t12,09\u00ae/\u00ab\n2\tTagen\t10,79 \u00ae/o\n3\t*\t10,66\u00ae/\u00ab\n4\t>\t10,52\u00ae/\u00ab\n5\t*\t7,50\u00ae/\u00ab.\nDas G\u00e4rungsbild ist bei 27\u00b0 und bei 37\u00b0 fast dasselbe. Die Menge der w\u00e4hrend des ersten Tages gebildeten Ameisens\u00e4ure ist bei 37\u00b0 etwas gro\u00dfer als bei 27\u00b0. Dagegen setzt die Verg\u00e4rung bei 27\u00b0 etwas kr\u00e4ftiger ein und schreitet auch rascher fort.\nWeiter wurde eine Versuchsreihe mit einem aus dem pathologischen Institut der Universit\u00e4t Heidelberg bezogenen Colistamm bei 37\u00b0 angesetzt.\n*) Heinrich Kahlenberg, \u00dcber die Bildung and Verg\u00e4rung von Ameisens\u00e4ure durch Bacterium coli commune. Inaug. Diss., Heidelberg 1911.","page":316},{"file":"p0317.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Biochemie der Mikroorganismen. X...\t817.\nNach\n1\tTag\n2\tTagen\n3\t>\n4\t\u00bb\n5\t>\nMittelwerte.\nsind gebildet Ameisens\u00e4ure. 11,92\u00ab/\u00ab\n11,73\u00ae/\u00ab\n10,16\u00ab/\u00ab\n12,25\u00ae/*\n8,72\u00ae/*.\nDas G\u00e4rungsbild ist bei beiden Colist\u00e4mmeh ann\u00e4hernd\ndasselbe. In beiden F\u00e4llen zeigt sich ain f\u00fcnften Tage ein pl\u00f6tzliches Ansteigen der Verg\u00e4rung. Sonst stimmen die Zahlen nur ann\u00e4hernd \u00fcber\u00e8in.\nDie folgenden Versuche wurden alle bei 37* ausgef\u00fchrt.\nDie Versuche mit dem von Kr\u00e4l bezogenen Colistamm wurden nach dreimonatlicher Pause wiederholt, um zu sehen, ob sich sein physiologischer Zustand durch wiederholtes Umimpfen wesentlich \u00e4ndert.\nMittelwerte.\nNach sind gebildet Ameisens\u00e4ure\n1\tTag\t13,46\u00ae/\u00ab\n2\tTagen\t12,45\u00ae/\u00ab\n3\t*\t11,6g\u00ae/\u00ab\n4\t\u00bb\t12,57 \u2022/\u00ab\n5\t>\t11,59\u00ae/\u00ab.\nDie Unterschiede gegen\u00fcber den fr\u00fcheren Werten sind nicht erheblich. Die Menge der gebildeten Ameisenstore ist etwas gr\u00f6\u00dfer; ferner fehlt auch die pl\u00f6tzliche Zunahme der Verg\u00e4rung w\u00e4hrend des f\u00fcnften Tages. Es scheint aOsa Jailer-halb der drei Monate eine geringe \u00c4nderung d\u00e9s physiologischen Zustandes eingetreten zu sein.\nDer n\u00e4chste Versuch wurde mit einem Colistamm aus dem Stuhl eines 81j\u00e4hrigen gesunden Mannes ansgef\u00fchrt. Sein kulturelles, morphologisches und biologisches Verhalten war f\u00fcr Bacterium co\u00fc typisch, nur gab der eine Stamm eine sehr schwache Indolreaktion.\nMittelwerte.\nNach sind gebildet Ameisens\u00e4ure\n1\tTag\t14,88\u00ae/\u00ab\n2\tTagen\t13,85 \u00ae/\u00ab\n3\t\u00bb\t13;87\u00ae/\u00ab\n4\t*\t13,20\u00ae/\u00ab\n6\t*\ta,as\u00ae/\u00ab. ;\t\u25a0\nHopp\u00ab.Seyler\u2019\u00ab ZeiUchrjft f. phywol. Chemie. XCVlI.\tV 23","page":317},{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"318 Hartwig Franzen und Heinrich Kahlenberg,\n'\tMittelwerte.\nNach\tsind gebildet Ameisens\u00e4ure\n1\tTag\t18,03\u00ae/\u00ab\n2\tTagen\t16,64 \u00b0/o\n3\t>\t16,19\u00b0/\u00ab\n4\t\u00bb\t15,74 \u00ae/o\n5\t\u00bb\t15,80\u00b0/\u00ab.\nDie aus den\tbeiden Kolonien entnommenen Stamme\nzeigen ein etwas abweichendes Verhalten. Die Bakterien des einen geben ann\u00e4hernd dasselbe G\u00e4rungsbild wie die fr\u00fcheren auch, nur sind die Zahlen etwas h\u00f6her. Die der anderen bilden bedeutend mehr Ameisens\u00e4ure; letztere gaben die schwache Indolreaktion.\nDie Versuche wurden wegen des abweichenden Verhaltens der beiden St\u00e4mme mit Material gleicher Herkunft nach 3 Monaten wiederholt.\nMittelwerte.\nNach\tsind gebildet Ameisens\u00e4ure\n1\tTag\t15,30\u00ae/\u00ab\n2\tTagen\t13,68 \u00b0/\u00ab\tj\n3\t>\t12,53\u00ae/\u00ab\n4\t\u00bb\t12,02\u00ae/\u00ab\n6\t\u00bb\t11,96\u00ae/\u00ab.\nDie Versuchsreihen mit den St\u00e4mmen aus 2 verschiedenen Kolonien zeigten diesmal gute Obereinstimmung.\nWeiter wurden Versuche mit einem Bacterium coli aus dem Stuhl eines vierj\u00e4hrigen M\u00e4dchens angesetzt. Der Stamm zeigte ein fur Bacterium coli typisches Verhalten.\nMittelwerte.\nNach\tsind gebildet Ameisens\u00e4ure\n1\tTag\t15,67 \u00ae/o\n2\tTagen\t13,88\u00ae/\u00ab\n3\t>\t12,82\u00ae/\u00ab\n4\t>\t12,60\u00ae/\u00ab\n5\t\u00bb\t13,90\u00ae/\u00ab.\nDieser Stamm zeigt ann\u00e4hernd dasselbe G\u00e4rungsbild wie die fr\u00fcheren auch.\nDieser Stamm wurde in Form einer Strichkultur 6 Wochen be| 37\u00b0 auf bewahrt und w\u00e4hrend dieser Zeit f\u00fcnfmal umgeimpft,","page":318},{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Biochemie der Mikroorganismen. X. 319\num zu sehen, ob sich sein physiologischer Zustand dadurch wesentlich \u00e4ndert ; sein Aussehen war dasselbe geblieben.\nMittelwerte.\nNach sind gebildet Ameisens\u00e4ure\n1\tTag\t15,23\u00b0/\u00ab\n2\tTagen\t15,01\u00b0/.\n3\t\u00bb\t14,15\u00b0/.\n\u25a0 * \u00bb\t:\t12,98%\n6\t*\t11,34\u00b0/..\t\u2018\nDer physiologische Zustand hat \u00e9ich etwas, aber nicht wesentlich ge\u00e4ndert.\nWeiter wurden Versuche mit einem Colistamm aus dem Stuhl eines 3 Vs j\u00e4hrigen Knabens angestellt. Auch dieser Stamm zeigte das typische Verhalten von Bacterium coli.\nMittelwerte.\nNach sind gebildet Ameisens\u00e4ure\n1\tTag\t15,84\u00b0/\u00ab\n2\tTagen\t14,69%\n3\t*\t12,58 %\n4\tV\t11,44%\t,\n5\t\u00bb\t11,15%.\nWeiter wurde versucht, aus dem! Stuhl eines 36 Stunden ilten Kindes Bacterium coli zu isolieren. Der Stuhl war schwarz-braun und z\u00e4he, also noch meconiumhaltig. Die Agarplatten gingen gut an; es war nur eine Art von Kolonien zu bemerken; auf der Oberfl\u00e4che grauwei\u00dfe saftige Flecken, die nur langsam wuchsen; im Innern der Platte kleine Punkte. Der .ei liehe Glanz der Colikolonien war nur bei einzelnen ga zu bemerken. Auf der Gelatineplatte zeigten sich \u00e4kn dritten Tage wenig charakteristische, grauwei\u00dfe, runde Kolonien von verschiedener Gro\u00dfe, welchen der f\u00e4r Bacterium coli charakteristische gelappte Rand fehlte. Am vierten Tage trat ilten Kolonien Verfl\u00fcssigung ein, die sehr schnell um griff. Eine coli\u00e4hnliche Kolonie war nicht zu finden. vTrotzdem wurden auf der Agarplatte zwei, die mit denen des, Bacterium coli noch die gr\u00f6\u00dfte \u00c4hnlichkeit zeigten, ausgew\u00e4hlt, Strichkulturen angelegt und G\u00e4rungsversuche angesetzt.\n23*","page":319},{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"320 Hartwig Franzen und Heinrich Kahlenberg, .\n- 1. Ein^mit Fuchsin gef\u00e4rbtes Pr\u00e4parat zeigte kurze dicke St\u00e4bchen mit abgerundeten Ecken, die zum Teil fast rund waren; sie waren entweder zu kurzen Retten vereinigt oder lagen in Klumpen zusammen ; l\u00e4ngere Ketten waren nicht zu erkennen. Im h\u00e4ngenden Tropfen war keine Eigenbewegung zu beobachten.\n2.\tAuf Kartoffeln entwickelte sich ein saftiger erbsengelber Belag, der von der Wachstumsform des Bacterium coli auf dem gleichen Material nicht zu unterscheiden war.\n3.\tMilch war nach 3 Tagen geronnen.\n4.\tIndol war nicht nachzuweisen.\n5.\tIn Traubenzuckeragar und -gelatine bildete sich auch bei achtt\u00e4gigem Stehen kein Gas; die Gelatine war l\u00e4ngs des Striches verfl\u00fcssigt\n6.\tNitrit war nach 4 Stunden deutlich nachweisbar.\n7.\tTryptophan und Kreatinin konnten nicht aufgefunden werden.\n8.\tNeutralrotagar, welcher nach Rotherberg1) von Bacterium coli in einen schmutziggr\u00fcnen Farbstoff verwandelt wird, blieb unver\u00e4ndert.\nNach sind vergoren Ameisens\u00e4ure\n1\tTag\t1,06 o/o\n2\tTagen\t0,38\t\u00b0/o\n3\t\u00bb\t0,37\t\u00b0/o\n4\t*\t0,52\t\u00b0/o\n5\t>\t0,49\t\u00b0/o.\nIn dem Bacterium liegt also sicher kein Bacterium coli vor.\nAuch aus dem Stuhl eines 6 Tage alten Brustkindes konnte kein Bacterium coli isoliert werden.\nAuf der Agarplatte waren zwei verschiedene Arten von Kolonien zu bemerken. Einige zeichneten sichschon nach zwanzig Stunden durch ihre Gr\u00f6\u00dfe aus; sie f\u00e4rbten sich bald orangerot. Die anderen Kolonien waren wei\u00df, und im durchfallenden Lichte gelblich schimmernd. Auf Gelatine zeigten sich ganz \u00e4hnliche Wachstumserscheinungen ; auch hier waren typische Colikolonien nicht zu erkennen ; nach dem vierten Tage war vollst\u00e4ndige\n') Zentralblatt f. Bakter., Bd. 24, S. 515, 1898; Bd. 25, S. 15, 1899.","page":320},{"file":"p0321.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Biochemie der Mikroorganismen. X. 321\nVerfl\u00fcssigung eingetreten. \u00a3s wurden wieder 2 Kolonien, die denen des Bacterium coli noch am meisten glichen, abgeimpft und untersucht!\nIm gef\u00e4rbten Pr\u00e4parat zeigten sich kleine, fast runde Bakterien, die meist in Haufen zusammenlagen, aber auch verschiedentlich kurze Ketten bildeten. Im h\u00e4ngenden Tropfen war keine Eigenbewegung zu erkennen. Wahrscheinlich lag eine der schon von Escherich beschriebenen Coccenarten, Streptococcus coli gracilis oder Streptococcus coli pr\u00e9vis, vor.\n2.\tAuf Kartoffeln bildete sich nur ein d\u00fcnner schwach gelber \u00dcberzug.\n3.\tMilch gerann nur langsam nach 3\u20147 Tagen.\n4.\tIndol, Kreatinin und Gasbildung in Traubenzuckeragar waren nicht festzustellen.\n5.\tNitrit war nach 4 Stunden deutlich nachweisbar.\nNach sind vergoren Ameisens\u00e4ure\n1\tTag\t0,30\u00ae/#\t\u25a0\n2\tTagen\t0,10\u00ae/*\n3\t*\t+0,13 V\n4\t*\t0,56 \u00ae/o\n5\t*\t+0,08\u00ae/#.\nEs lag also auch hier sicher kein Bacterium coli vor.\nAls weiteres Untersuchungsmaterial diente ein Golistamm ais dem Stuhl eines 11 Wochen alten Kindes, welches mit Kuhmilch ern\u00e4hrt wurde. Dieser Stamm t zeigte das typische Verhalten von Bacillus coli commune.\nNach\n1\tTag\n2\tTagen\n3\t>\n4\t\u00bb\n5\t>\nMittelwerte.\nsind gebildet Ameisens\u00e4ure * 18,43 \u00ae/0 17,48 \u2022/\u00ab\t*\n16,42V\n16,75\u00ae/\u00ae\n16,50 \u00ae/o.\t\u2022 ' \u2022\nBei diesem Colistamm zeigt sich wieder das typische G\u00e4rungsbild, die Werte sind nur im allgemeinen etwas h\u00f6her als die fr\u00fcheren. Bacterium coli commune scheint in den ersten 1 agen nach der Geburt im Darm des Kindes nicht aufzutreten.\ni","page":321},{"file":"p0322.txt","language":"de","ocr_de":"322 Hartwig Franzen and Heinrich Kahlenberg,\n^ Als n\u00e4chstes Untersuchungsobjekt diente ein Colistamm aus den Exkrementen einer Kuh. Der Stamm zeigte das typische Verhalten Yon Bacterium coli commune.\nMittelwerte.\nNach\tsind gebildet Ameisens\u00e4ure\n1\tTag\t14,41 o/o\n2\tTagen\t12,42\u00ae/\u00ab\n3\t\u00bb\t11,46\u00b0/\u00ab\n4\t\u00bb\t11,52\u00ae/\u00ab\n5\t\u00bb\t12,75\u00ae/\u00ab.\nDie Werte sind ann\u00e4hernd dieselben wie bei den fr\u00fcheren St\u00e4mmen auch.\nWeiter wurde ein Colistamm aus den Exkrementen eines Hundes untersucht. Auch dieser Stamm zeigte die typischen Reaktionen von Bacterium coli commune.\nMittelwerte.\nNach\tsind gebildet Ameisens\u00e4ure\n1\tTag\t14,35\u00ae/\u00ab\n2\tTagen\t13,57\u00ae/\u00ab\n3\t*\t12,04\u00ae/\u00ab\n4\t\u00bb\t12,02\u00ae/\u00ab\n5\t\u00bb\t12,02\u00ae/\u00ab.\nAuch hier ist das G\u00e4rungsbild dasselbe wie bei den meisten andern Colist\u00e4mmen*\nVergleicht man die mit den verschiedenen Colist\u00e4mmen erhaltenen Zahlen, so zeigt sich eine allgemeine \u00dcbereinstimmung des G\u00e4rungsbildes. Alle St\u00e4mme bilden innerhalb des ersten Tages kr\u00e4ftig Ameisens\u00e4ure, dann tritt allm\u00e4hlich Verg\u00e4rung ein. Genau ^\u00fcbereinstimmende Werte werden nicht erhalten. Die verschiedenen Colist\u00e4mme haben also je nach ihrer Herkunft eine verschiedene physiologische Wirksamkeit.\nVon Interesse war ps, festzustellen, wie sich das dem Bacterium coli commune so \u00e4hnliche Bacterium typhi abdominalis unter den gleichen Umst\u00e4nden verh\u00e4lt. Als Untersuchungsobjekt diente ein Stamm aus dem pathologischen Institut der Universit\u00e4t Heidelberg.","page":322},{"file":"p0323.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Biochemie der Mikroorganismen. X.\n323\nNach\n1\tTag\n2\tTagen\n3\t\u00bb\n4\t\u00bb\nsind vergoren Amessens\u00e4ure 0,64 */ot 0,63 V 0,52*/\u00ab\n0,75*/\u00ab\n0,60%\nDer N\u00e4hrboden ist also f\u00fcr das Bacterium vollst\u00e4ndig' ungeeignet ; Ameisens\u00e4ure wird nur spurenweise angegriffen.\nUm dem Bacterium typhi abdominalis bessere Bedingungen zu bieten, wurden Versuche mit ameisens\u00e4urehtdtiger N\u00e4hr-boullion angesetzt und gleichzeitig Bacterium2 coli commune, und zwar der Stamm aus dem pathologischen Institut der Universit\u00e4t Heidelberg und der von Kr\u00e4l unter denselben Bedingungen gepr\u00fcft. Die Boullion war die in der Bakteriologie \u00fcbliche N\u00e4hrboullioo, welche auf 100 ccm einen Zusatz von 0,4602 g Ameisens\u00e4ure als Natriumsalz erhielt Als G\u00e4rung* gef\u00e4\u00dfe dienten die schon weiter oben erw\u00e4hnten Kolben; jeder Kolben enthielt 100 ccm N\u00e4hrl\u00f6sung.\nStamm pathol. Institut. Mittelwerte.\nNach\tsind vergoren Ameisens\u00e4ure\n1\tTag\t20,09 */\u2022\n2\tTagen\t24,92 */\u00ab\t*\n3\t\u00bb\t26,81*/\u00ab\t.\n4\t\u00bb\t29,31 \u00ab/o\n5\t*\t30,83*/\u00ab.\nStamm KrH Mittelwerte.\nNach\tsind yergoren Ameisens\u00e4ure\n1\tTag\t26,11*/\u00ab\n2\tTagen\t31,24*/\u00ab\n3\t\u00bb\t35,18*/\u00ab\n4\t\u00bb\t39,51*/\u00ab\n5\t\u00bb\t43,46*/\u00ab.\nW\u00e4hrend Bacterium coli commune in\tder k\u00fcnstlichen\nN\u00e4hrl\u00f6sung am ersten Tage kr\u00e4ftig Ameisens\u00e4ure bildet, setzt in Boullion sofoi^t eine kr\u00e4ftige Verg\u00e4rung ein, die in den folgenden Tagen weiter fortschreitet. Die Unterschiede zwischen \u2022 den verschiedenen Colist\u00e4mmen sind in Boullion viel gr\u00f6\u00dfer als in der k\u00fcnstlichen N\u00e4hrl\u00f6sung.","page":323},{"file":"p0324.txt","language":"de","ocr_de":"324 Hartwig Franzen and Heinrich Kahlenberg,\n^\tMittelwerte.\nNach sind vergoren Ameisens\u00e4ure\n1\tTag\t\u2014 3,62\u00b0/\u00ab\n2\tTagen\t0,85\t\u00b0/o\n3\t*\t6,83\t\u00b0/o\n4\t\u00bb\t14,19\t\u00ae/o\n5\t*\t14,80\u00b0/\u00ab.\nIm Gegensatz zu Bacterium coli commune bildet Bacterium typhi abdominalis innerhalb des ersten Tages Ameisens\u00e4ure, sp\u00e4ter setzt dann eine kr\u00e4ftige Verg\u00e4rung ein.","page":324}],"identifier":"lit20628","issued":"1916","language":"de","pages":"314-324","startpages":"314","title":"Beitr\u00e4ge zur Biochemie der Mikroorganismen, X. Mitteilung: \u00dcber die Bildung und Verg\u00e4rung von Ameisens\u00e4ure durch Bacterium coli commune, von Hartwig Franzen und Heinrich Kahlenberg","type":"Journal Article","volume":"97"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:35:32.268381+00:00"}