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{"created":"2022-01-31T15:00:11.879414+00:00","id":"lit20894","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Kostytschew, S.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 111: 126-131","fulltext":[{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Alkoholg\u00e4rung.\nVon\n8. Kostjtschew.\nVIII. Mitteilung.\nDer Einfluss von Chlomnk auf die alkoholische G\u00e4rung lebender und get\u00f6teter Hefe.\nVon\n8. Kostjtschew und L. Frey.\n(Ans dem pflanzenphysioloRischen Laboratorium der Universit\u00e4t St. Petersburg.) (Der Redaktion zugegangen am 28. August 1920.)\nIn fr\u00fcher publizierten Mitteilungen \u00fcber Alkoholg\u00e4rung *) wurde die eigent\u00fcmliche Wirkung hervorgehoben, die Chlorzink auf die Zuckerverg\u00e4rung durch Hefanol und Trockenhefe aus\u00fcbt. Hierbei sind zwei Punkte besonders auffallend: ersten\u00ab das Auftreten von Acetaldehyd unter den G\u00e4rungsprodukten, zweitens die Ungleichheit zwischen den Mengen des vergorenen Zuckers und der entstandenen G\u00e4rungsprodukte; es scheint, da\u00df ein bedeutender Teil des Zuckers in unbekannte Stoffe \u00fcbergeht. Die noch nicht ver\u00f6ffentlichten Versuche zeigen au\u00dferdem, da\u00df Chlorzink auf die Bildung der sogenannten Hexosephosphors\u00e4ure ebenfalls einen gro\u00dfen Einflu\u00df hat.\nIn der vorliegenden Mitteilung sind neuere Versuche beschrieben, in denen genaue Bestimmungen des Acetaldehyds nach der von einem von uns ausgearbeiteten und versch\u00e4rften Methode*) ausgef\u00fchrt sind. Au\u00dferdem haben wir mit aller m\u00f6glichen Sorgfalt wiederum parallele Versuche in Gegenwart und bei Abwesenheit von Zucker angestellt und das Verh\u00e4ltnis\n5) S. Kostytscbew, Diese Zeitschr. Bd. 79, S. 130 (1912); Bd. 83, S. 93 (1913); Bd. 85, S. 493 (1913); Chem. Ber. Bd. 45, S. 1289.\n8) S. Kosty tschew, Biochem. Zeitschr. Bd. 64, S. 237 (1914).","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Alkoholg\u00e4rung. VIII,\n127\nzwischen den gesamten G\u00e4rungsprodukten und dem vergorenen Zucker ermittelt. Schlie\u00dflich haben wir noch das Verhalten der lebenden Pre\u00dfhefe in Gegenwart von Chlorzink studiert.\nDie Zuckerbestimmungen wurden teils nach der Methode von Lehmann1), teils nach derjenigen von G. Bertrand1) ausgef\u00fchrt. In einigen Versuchen wurden zuerst Aminos\u00e4uren nach dem Verfahren von Neuberg und Kerb8) abgeschieden, wodurch aber die Resultate der Zuckerbestimmungen nicht ver\u00e4ndert waren.\nDie G\u00e4rk\u00f6lbchen wurden mit Mei\u00dflscbem G\u00e4rverschlu\u00df4) versetzt und die COa-Bestimmungen durch direkte W\u00e4gung ausgef\u00fchrt. Den Alkohol haben wir im Destillate nach Nicloux5), den Acetaldehyd nach Ripper6) bestimmt. Als Antiseptikum verwendeten wir immer Toluol.\nDie Resultate einiger Versuche sind in Tabelle 1 zusammengestellt. Es ist ersichtlich, da\u00df in Gegenwart von Chlorzink die Menge des vergorenen Zuckers immer bedeutend gr\u00f6\u00dfer ist, als die Menge der G\u00e4rungsprodukte, Acetaldehyd eingeschlossen. Die Bearbeitung der L\u00f6sung mit l\u00b0/0iger Salzs\u00e4ure w\u00e4hrend einer Stunde bei Siedehitze hatte keine Zunahme der CuO reduzierenden Stoffe zur Folge7). Selbst ein dauerndes Kochen mit 5%iger Salzs\u00e4ure bewirkte nichts anderes, als nur einen unbedeutenden Zuckerverlust. Es sind also bei unseren Versuchs Verh\u00e4ltnissen gar keine mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure hydrolysierbaren Polysaccharide in der L\u00f6sung vorhanden. Zwei Versuche wurden unter konstanter Luftdurchleitung ausgef\u00fchrt; in diesen Versuchen war die Differenz zwischen vergorenem Zucker und Summe der\n*) I*. Lehmann, \u00dcber ma\u00dfanalytische Methoden zur Bestimmung vod Zuckerarten, Habilitationsschrift, Marburg (1908).\n*) G. Bertrand, Bull. soc. chim. Bd. 35, S. 1285 (1906).\n3)\tC. Neuberg und J. Kerb, Biochera. Zeitschr. Bd. 40, S. 498 (1912).\n4)\t\u201eZymaseg\u00e4rung\u201c, S. 80 (1903).\n5)\tM. Nicloux, Bull, de la soc. chim. Bd. 35, S. 330 (1906).\n\u2022) M. Ripper, Monatsh. f. Chemie Bd. 21, S. 1079; O. v. F\u00fcrth und D. Chamass, Biochem. Zeitschr. Bd. 26, S. 199 (1910).\n7) Dasselbe Ergebnis wurde bereits fr\u00fcher von S. Kostytschew und A. Scheloumow erhalten, aber in ihrer Mitteilung nicht erw\u00e4hnt.","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128\nS. Kostyt8chew.\nG\u00e4rungsprodukte ganz besonders auffallend. S\u00e4mtliche Versuche haben die bereits fr\u00fcher wahrgenommene Tatsache endg\u00fcltig festgestellt: in Gegenwart von Chlorzink wird ein bedeutender Teil (etwa 50%) des verschwundenen Zuckers in den G\u00e4rungsprodukten nicht wiedergefunden.\nUnsere Versuche beweisen au\u00dferdem ganz bestimmt, da\u00df Acetaldehyd nur in Gegenwart von Zucker entsteht. Wir haben zahlreiche Versuche auch bei 37\u00b0 ausgef\u00fchrt; die Versuchsgef\u00e4\u00dfe waren luftdicht verschlossen. Keinmal\u2019 war eine Bildung von Acetaldehyd aus Nichtzuckerstoffen zu verzeichnen. Es ist nicht leicht, die Divergenz unserer Resultate mit denjenigen von Neuberg und Kerb1) in befriedigender Weise zu erkl\u00e4ren. Da beiderseits zahlreiche, mit aller Sorgfalt ausgef\u00fchrte Versuche vorliegen, so sind experimentelle Fehler wohl ausgeschlossen. M\u00f6glicherweise ist das Verhalten verschiedener Heferassen ein ganz ungleiches; bei anderweitigen Gelegenheiten haben wir mehrmals beobachtet, da\u00df verschiedene Heferassen ganz enorme biochemische Unterschiede aufweisen.\nBei Abwesenheit von Chlorzink hat die von uns verwendete Trockenhefe selbst nach Verg\u00e4rung von 20 g Zucker nicht die geringste Spur von Acetaldehyd erzeugt.\nAuch Versuche mit Hefanol ergaben gro\u00dfe Differenzen zwischen den Mengen des vergorenen Zuckers und der gebildeten G\u00e4rungsprodukte, wie es z. B. aus folgendem Versuche zu ersehen ist.\n20 g Hefanol, 18,25 g Traubenzucker, 100 ccm Wasser und 0,4 g Chlorzink wurden 4 Tage in aller Ruhe belassen.\nC02 == 0,24 g; Alkohol = 0,31 g; Acetaldehyd = 22 mg.\nZucker vergoren.......... 1,407\tg\nSumme der G\u00e4rungsprodukte . 0.565 g\nDifferenz . . 0,842 g.\nEs wurden also rund 60% des verschwundenen Zuckers in unbekannte Produkte verwandelt. Die gleichzeitig bei\n*) C. Neuberg und J. Kerb, Biochem. Zeitschr. Bd. 58, S. 158 (1913); Bd. 64, S. 251 (1914).","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Alkoholg\u00e4rung. VIII\n129\nAbwesenheit von Zucker belassene Portion hat nur eine Spur von Acetaldehyd geliefert.\nIn Tab. 2 sind Versuche mit lebender Hefe zusammengestellt. Wichtig scheint uns der Umstand zu sein, da\u00df lebende Pre\u00dfhefe in Gegenwart von Chlorzink keine Aldebyd-bildung aufweist. Nachdem Versuche mit geringen Hefemengen negative Resultate ergaben, haben wir betr\u00e4chtliche Hefemengen mit einem entsprechenden Quantum von Chlorzink versetzt. Wo C02- und Alkoholbestimmungen nicht vorgenommen wurden, haben wir besondere Ma\u00dfregeln gegen die Verfl\u00fcchtigung von Acetaldehyd getroffen. . Der Versuchskolben wurde mit R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler versetzt und letzterer kommunizierte mit einer Waschflasche, die mit konzentrierter Bisulfitl\u00f6sung versetzt war. C02-Bestimmungen wurden durch grobe W\u00e4gung, Alkoholbestimmungen pyknometrisch ausgef\u00fchrt.\nAus der Tab. 2 ist ersichtlich, da\u00df die Aldehydausbeuten immer sehr gering waren. Sie \u00fcbersteigen nicht die bei der Alkoholg\u00e4rung \u00fcbliche Norm, und Chlorzink hat gar keine Steigerung der Aldehydbildung hervorgerufen. W\u00e4re hier die Aldehydausbeute relativ ebenso gro\u00df gewesen, wie sie. in Versuchen mit Trockenhefe war, so sollte in je einem Versuch etwa 0,5 g Aldehyd entstanden sein.\nAuch in Gegenwart von Methylenblau ist die Aldehydbildung durch Pre\u00dfhefe eine sehr geringe, obgleich Methylenblau durch Pre\u00dfhefe stark reduziert wird.\n100 g Pre\u00dfhefe wurden mit 100 g Rohrzucker und 750 ccm Wasser versetzt. Sofort wurden 5 g Methylenblau (reinstes Pr\u00e4parat) hinzugesetzt; nach 24 Stunden wurde wiederum dasselbe Quantum hineingetan. Versuchsdauer 3 Tage.\nAlkohol gebildet . . . 3,057 g Acetaldehyd gebildet . 0,088 g.\nAuf Grund obiger Ergebnisse sind wir geneigt anzunehmen, da\u00df Chlorzink eine direkte Einwirkung nur auf Fermente der Hefe aus\u00fcbt. Diese Voraussetzung wird noch durch die besultate der nachstehenden Arbeit wohl bekr\u00e4ftigt.","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\nS. Kostytschew,\nTabelle 1. Versuche mit Trockenhefe.\nfo- ndu- Jiur ii Tifto\tAngewandt\t\t\t\tGebildet\t\t\t\tZucker vergoren in g\tDifferenz zwi-sehen vergor. Zucker und Summe der (jj. rongsproduktj\t\n\tTrok-ken-hefe in g\tTraubenzucker in g\tZn ci, in g\tWas- ser in ccm\tco2 in g\tAlkohol in g\tAcetaldehyd in mg\tSumme der G\u00e4-rungs-pro-dukte in g\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tin g\t> *0 des ver* schuuii. denen Zucken\n3\t20\t18,28\t0,6\t10O\t0,38\t0,437\t' 14\t0,831\t1,533\t0,702\t\n4\t20\t18,27\t0,6\t100\t0,38\t0,357\t20\t0,757\t1,252\t0,495\t\n3 o\t20\t18,27\t0,4\t100\t0,92\t1,012\t24\t1,956\t3,847\t1,891\t40\n6\t20\t0\t0,6\t100\t0,14\t-\t2\t\t\t\t\n4\t20\t0\t0,4\t100\t0,24\t.\t2\t\u00bb\t\t\t\n4\t20\t0\t0\t100\t0,28\t\t\t0\t\t\t\t\n3*)\t5\t5,03\t0,15\t25\t0,1223\t0,0695\t\t0,1918\t0,893\t0,7012\t79\n31)\t5\t5,03\t0,15\t25\t0,1194\t0,0734\t\u2014\t0,1828\t0,686\t0,5032\t73\n4\t20\t20\t0\t100\t9,22\t\t\t0\t\t\t\t\n4\t20\t20\t0\t100\t9,34\t\u2014\t0\t\u2014\t\u2014\t\t\nTabelle 2. Versuche mit Pre\u00dfhefe.\nVer-\nsnchs-\ndauer\nin\nTagen\n6\n6 3 3 3 3 3 3\nAngewandt\t\t\t\tGebildet\t\t\tZucker Vergoren in g\nPre\u00dfhefe in g\tRohrzucker in g\tZn CI, in g\tWasser in ccm\tCO, in g\tAlkohol in g\tAcetaldehyd in g\t\n92\t150\t0\t750\t~_\t\t0,009\t\n92\t150\t10\t750\t\u2014\t.\t0,009\t\n100\t100\t20\t750\t\u2014\t\u2014 ,\t0,002\t\n100\t100\t20\t750\t\t15,0\t0,002\t35\n100\t100\t0\t750\t43\t48,5\t0\t100\n100\t100\t0\t750\t_\t\to\t\n100\t35\t20\t750\t16\t18,6\t0\t35\n100\t0\t20\t750\t\u2014\t1,4\t0\t\n_ vD!e8e ^er9UChe WUrden bei\tLuftdurchleitung ausgefiil,\nDer Alkohol wurde in einer K\u00fchlvorrichtung zur\u00fcckgehalten, CO, im Gei\u00dfl. sehen Apparate aufgefangen. Zuckerbestimmungen haben wir sowohl yor nach der Abscheidung der Aminos\u00e4uren vorgenommen; die Resultate wuri durch Abwesenheit der Aminos\u00e4uren nicht ver\u00e4ndert.","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber Alkoholg\u00fcrnng. VIII.\n131\nZusammenfassung der wichtigsten Resultate.\n1.\tChlorzink bewirkt eine Bildung von Acetaldehyd durch\nHefanol und Trockenhefe, aber nicht durch lebende Pre\u00dfhefe.\n2.\tEin bedeutender Teil des durch Hefanol und Trockenhefe angegriffenen Zuckers wird in Gegenwart von Chlorzink in unbekannte Produkte verwandelt.\n3.\tNur in Gegenwart von Zucker ruft Chlorzink Aldehydbildung hervor. Die Selbstg\u00e4rung bei Zimmertemperatur liefert in Gegenwart von Chlorzink nur minimale Spuren von Acetaldehyd.","page":131}],"identifier":"lit20894","issued":"1920","language":"de","pages":"126-131","startpages":"126","title":"\u00dcber Alkoholg\u00e4rung, VIII. Mitteilung: Der Einflu\u00df von Chlorzink auf die alkoholische G\u00e4rung lebender und get\u00f6teter Hefe","type":"Journal Article","volume":"111"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:00:11.879420+00:00"}