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{"created":"2022-01-31T16:48:12.341853+00:00","id":"lit20922","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Blum, F.","role":"author"},{"name":"E. Strau\u00df","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 112: 111-166","fulltext":[{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"Mitteilungen ans dem Gebiete der Eiwei\u00dfehemie.\nI.\n\u00dcber Jodbindungsf\u00e0higkeit und Konstitution der Proteine.\nVon\t\u2022\nF. Blnin und E. Strau\u00df.\n(Ans dem biologischen Institut zu Frankfort a. M.)\n(Der Redaktion zugegangen am 17. November i\u00bb20.)\nDie Geschichte der Halogenierung der Proteine hat sich bisher in zwei Phasen abgespielt. B\u00f6hm und Berg1) stellten im Jahre 1876 unter Erweiterung \u00e4lterer Angaben fest, da\u00df Jod mit H\u00fchnereiwei\u00df in Reaktion tritt, wobei es zu einer einfachen Aneinanderlagerung komme \u2014 einer Verbindung \u00e4u\u00dferst lockerer Natur, der unschwer alles Jod entzogen werden k\u00f6nne. Schon ein Jahr vorher hatte Knop2) bei Einwirkung von Minerals\u00e4ure und Brom auf Eiwei\u00df ein bromhaltiges Eiwei\u00dfspaltprodukt zu isolieren vermocht und Loew3) fand sp\u00e4ter bei Einwirkung von Brom auf Albumin sogar eine geringe Menge des Halogens in fester organischer Bindung. Jendrassik4) hat 1892 als n\u00e4chster Forscher sich mit Jodprotein besch\u00e4ftigt, ohne sich jedoch von den sich abspielenden Umsetzungen ein klares Bild zu machen. Mit der Feststellung von Blum6) im Jahre 1896, da\u00df den Pro-temen allgemein die Eigenschaft zukommt, sich mit Halogen\n9 Archiv f. exp. Pathologie u. Pharm. Bd. 5, S. 329 (1876).\n3) Centr. 1875, S. 395, 411, 420.\n3) Journ. f. prakt. Chem. [2] Bd. 31, S. 138.\n*) Ungar. Arch. f. Medizin 1892, I 8. 85.\n5) M\u00fcnchn. mediz. Wochenschr. 1896 Nr. 45 und Kongre\u00df f. inn. *iedizin, Juni 1897. - Weitere Literaturangaben finden sich bei Blum und vaubel (s. sp\u00e4ter) und bei Kurajeff (s. sp\u00e4ter).","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"!\n112\tP. Blum und E. Strau\u00df,\numzusetzen und dabei das Halogen intramolekular aufzuneh-men\u00bb zwar, da\u00df neben viel \u00fcbersch\u00fcssigem Halogen wasser-stoff eine bestimmte Menge Halogen substituierend, d. h. in eine feste organische Verbindung eintritt, wurde der Forschung ein neuer Ansto\u00df gegeben. In rascher Folge wurden jetzt Methoden zur Darstellung von Halogenproteinen und Beobachtungen an ihnen ver\u00f6ffentlicht, die zu betr\u00e4chtlichen Aufkl\u00e4rungen \u00fcber die vorliegenden Verh\u00e4ltnisse gef\u00fchrt haben. Im besonderen waren es die Jodproteine, deren Studium eifrig betrieben wurde, wobei die Wahl des Ausgangsk\u00f6rpers und\ndie Art der Jodierung jeweils in den Vordergrund getreten sind.\nZwei Methoden der Jodierung haben sich f\u00fcr die Folge zur Darstellung von Jodproteinen eingeb\u00fcrgert: diejenige in saurer L\u00f6sung (JK + J03K-}- H2S04) nach Hofmeister1) und die Einwirkung von Jodjodkali in Natriumbikarbonat \u2014 alkalischer L\u00f6sung nach Blum und Vaubel2). W\u00e4hrend die erstere als einziges Ziel anstrebt, stets freies Jod dem zu halogenierenden Protein zuzuf\u00fchren, baut die Methode von Blum und Vaubel auf der Erkenntnis auf, da\u00df der bei der Einwirkung von Halogen auf Proteine entstehende Halogenwasserstoff die restlose Halogensubstitution des Proteins verhindert und deshalb beseitigt werden mu\u00df. In dem Zusatz von \u00fcbersch\u00fcssigem Bikarbonat, das von dem zuzuf\u00fchrenden freien Jod nur Spuren wegnimmt, war zu dem geplanten Zweck ein besonders geeignetes Mittel gefunden, da es den Jodwasserstoff bindet und bei seiner geringen Alkaleszenz gegen\u00fcber den Proteinsubstanzen ohne spaltende Eigenschaften bleibt. Die vergleichenden Forschungen von Blum und Vaubel haben ergeben, da\u00df in der Tat die Methode der sauren Jodierung nach der Vorschrift von Hofmeister nicht zu einer maximalen Substitution der Proteine f\u00fchrt; denn obwohl die von Hof-meister, Kurajeff3) u. a. damit gefundenen Jodzahlen h\u00f6her\nl) Diese Zeitschr. Bd. 24, S. 158 (1897).\n*) Joum. f. prakt. Chemie [2] Bd. 56, S. 393 (1897) und Bd. 57, S. 365 (1898).\n*) Diese Zeitschr. Bd. 26, S. 462 (1899) und Bd. 31,'S. 527 (1901).","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"Mitteilungen aus dem Gebiete der Eiwei\u00dfchemie. I. 113\nlagen als die Jodzahl nach der Blum-Vaubelschen Methode am gleichen Ausgangsmaterial, lie\u00df sich dartun, da\u00df die S\u00e4ttigung mit Jod eine unvollkommene und die H\u00f6he des Jodwerts nur durch eingetretene Spaltungen am Molek\u00fcl bedingt war. Sp\u00e4ter hat Kurajeff selbst die Bikarbonatmethode zur Jodierung des H\u00e4moglobins angewandt und Oswald1) ben\u00fctzte sie zur Jodierung der Albumosen des Witte-Peptongemisches. Blum und Yaubel haben bei Erprobung ihrer Methode die Wahrnehmung gemacht, da\u00df einem ganz kleinen Anteil von Jodwasserstoff gegen\u00fcber das Protein sich als die im Vergleich' mit dem Bikarbonat st\u00e4rkere Base erweist, ohne da\u00df jedoch die geringen, hierdurch an das Proteinmolek\u00fcl sich anheftenden S\u00e4uremengen die maximale Jodierung zu behindern verm\u00f6gen. Dieser Umstand macht es lediglich notwendig, das Jodierungsprodukt aus einer L\u00f6sung in st\u00e4rkerem Alkali umzuf\u00e4llen, um nicht durch den locker gebundenen Jodwasserstoff einen zu hohen Wert f\u00fcr das in das Molek\u00fcl eingetretene Jod zu erhalten. Sp\u00e4ter hat Kurajeff das Bikarbonat durch Magnesiumkarbonat ersetzt; er hat dabei zu hohe Zahlen erhalten, die mit denen der S\u00e4urejodierung \u00fcbereinstimmen, aber, wie wir im experimentellen Teil dieser Arbeit zeigen werden, gleichfalls durch eine Spaltung des Proteinmolek\u00fcls bedingt \u2022 sind. Wenn Oswald bei der Jodierung von Albumosen in der Anwendung von Magnesiumkarbonat oder Bikarbonat keinen Unterschied in den Jodwerten seiner Substanzen gefunden hat, so erkl\u00e4rt sich dies vielleicht dadurch, da\u00df sein Ausgangsmaterial bereits ein Spaltprodukt von gr\u00f6\u00dferer Widerstandskraft gegen\u00fcber der Jodierung in Magnesiumkarbonat-l\u00f6sung darstellt.\nNachdem die Methode der Jodierung und die Reinigung der jodierten Eiwei\u00dfk\u00f6rper von Blum und Vaubel ausgearbeitet war, hat Blum2), dem Vorgang Hofmeisters folgend, eine Anzahl m\u00f6glichst einheitlicher, d. h. nach Ma\u00dfgabe der derzeitigen Kenntnis rein dargestellter Proteine jodiert und\n*) Hofmeisters Beitr\u00e4ge Bd. 3, S. 391 (1903) und ibid. S. 514.\n8) Diese Zeitschr. Bd. 28, S. 288 (1899).","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114\tF. Blum und E. Strau\u00df,\ndurch Vergleich der gewonnenen Werte untereinander eine charakterisierende Jodzahl der Eiwei\u00dfk\u00f6rper aufzustellen versucht. Sollen derartige Zahlen als klassifizierende Kennzeichen von Wert sein, so mu\u00df verlangt werden, da\u00df bei der Jodierung eine einheitliche und \u2014 soweit \u00fcberhaupt m\u00f6glich \u2014 das Molek\u00fcl nicht sch\u00e4digende Darstellungsmethode verwendet wird.\nWelche Umwandlungen bei der Halogenierung der Proteine sich am Molek\u00fcl vollziehen, haben Hofmeister und seine Sch\u00fcler, Blum und Vaubel, Schmidt1) u. a. nach verschiedenen Richtungen studiert. Die Ergebnisse seien in K\u00fcrze zusammengestellt. Hofmeister und Hopkins2 *) zeigten unabh\u00e4ngig voneinander als erste, da\u00df nach der Jodierung die vorher positive Millonsche Reaktion negativ ausfiel. Hofmeister bezog dies auf eine Ver\u00e4nderung im Tyrosin und vermutete, da\u00df dessen Hydroxylgruppe abgespalten werde, erkannte aber bald, da\u00df, wie Blum und Vaubel zeigten, eine solche Abspaltung nicht stattfindet. Letztere Autoren haben dargetan, da\u00df die Halogensubstitution sich in der Tat am Tyrosin abspielt, und zwar in der Weise, da\u00df zwei Halogenatome die Orthostellungen zur Hydroxylgruppe besetzen. Dies fand seine volle Best\u00e4tigung dadurch, da\u00df die von Drechsel8) aus dem Jodeiwei\u00dfk\u00f6rper des Achsenskeletts von Gorgonia Cavolinii dargestellte Jodgorgos\u00e4ure als 1-Dijod-tyrosin erkannt und dann auch synthetisch dargestellt wurde (Henze4), Wheeler und Jamieson5), Oswald6)). Oswald7)\n*) Diese Zeitschr. Bd. 34, S. 55, 194 (1901), Bd. 35; S. 386 (1902); Bd. 36, S. 343 (1902).\n2) Berichte Bd. 30, II, S. 1824 (1897) und Pinkus, ibid. Bd. 81, II, S. 1311 (1898).\t'\n*) Zeitschr.f. BiologieBd.33, S.84(1896), II. u. Ill,; vgl, a. Moerner, diese Zeitschr. Bd. 51, S. 33 (1907) und Bd. 55, S. 77 (1908) und Wheeler und Mendel, Journ. of biol. Chemistry Bd. 7, S. 1 (1909).\n*) Diese Zeitschr. Bd. 51, S. 64 (1907).\n*) Americ. Chem. Journ. Bd. 33, S. 365 (1905).\n6) Diese Zeitschr. Bd. 59, S. 320(1909). Vgl. a. Abderhalden und Guggenheim, Berichte Bd. 41, S. 1237 (1908).\nT) Diese Zeitschr. Bd. 70, S. 310 (1910); Bd. 74, S. 290 (1911);\nBd. 75, S. 353 (1911); Bd. 71, S. 200 (1911).","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"Mitteilungen aus dem Gebiete der Eiwei\u00dfchemie. I. 115\nhat weiterhin in einer Reihe von Untersuchungen Dijodtyrosin aus k\u00fcnstlich jodierten Proteinen isoliert. Seine Ausbeuten waren allerdings gering, ein Umstand, der zum Teil auf die Ben\u00fctzung ungen\u00fcgend intramolekular jodierten Materials, zum Teil auf die eingreifende Methode der Darstellung zur\u00fcckzuf\u00fchren ist.\nOb ein weiterer aromatischer Kern im Proteinmolek\u00fcl \u2014 etwa das Phenylalanin \u2014 bei der Halogenierung substituiert werde, ist trotz eifrigen Bem\u00fchens nicht einwandfrei feststellbar gewesen. So vielfach die Vermutung einer solchen Substitution auftauchte, so mu\u00dfte sie doch immer wieder als unbewiesen zur\u00fcckgestellt werden. Wie in dem zweiten Teile dieser Arbeit mitgeteilt werden wird, haben wir Glutin, das tyrosinfrei ist, aber nach der sicherlich doch zu niedrige Werte' liefernden Hydrolyse mindestens 0,4% Phenylalanin enth\u00e4lt, der Jodierung unterworfen und dabei einen so geringen Gehalt an Kernjod (0,21%) gefunden, da\u00df wir hieraus wohl eine unvermeidbare Unreinheit des Ausgangsmaterials, nicht aber eine intramolekulare Substitution des Glutins an seinem Phenylalaninkomplex zu erschlie\u00dfen verm\u00f6gen.\nDas Schicksal des Tryptophans bei der Halogenierung lie\u00df sich erst deutlich verfolgen, nachdem in der Indolreakti\u00f6h mit dem Ehrlichschen p-Dimethylamidobenzaldehyd durch Neubauer und Rohde1) ein Pr\u00fcfstein auf Tryptophan geschaffen war. Der schon bisher beobachtete negative Ausfall der Reaktionen nach Liebermann und Adamkiewiz am jodierten Protein fand nun durch Rohde seine Erkl\u00e4rung dahin, da\u00df das sowohl diese Reaktionen als auch die Reaktion mit dem Ehrlichschen Aldehyd verursachende Tryptophan\nan der f\u00fcr die Kupplung in Betracht kommenden Stelle bei der Jodierung ver\u00e4ndert wird. Den Arbeiten von Emil Fischer2), M. Freund3) und Feist4) verdanken wir die Kenntnis, da\u00df die eine der beiden CH-Gruppen des Pyrrol-\n*) Diese Zeitschr. Bd. 44, S. 161 (1905).\n2)\tBerichte Bd. 19, S. 2988.\n3)\tBerichte Bd. 36, S. 308.\n4)\tBerichte Bd. 35, S. 1647.","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"116\tF. Blum und E. Strau\u00df.\nringes im Indol mit Aldehyden in Reaktion tritt. Im Tryptophan ist nur die a-CH-Gruppe frei, da die \u00df-Stelle durch den Alaninarm besetzt ist. An dieser Stelle vermag ander* seits nach den Untersuchungen von Pauly und Gundermann1) Jod nicht einzutreten. Da nun aber durch die Jodierung der Proteine die Ehrlichsche Aldehydreaktion negativ wird, so\u2019mu\u00df man schlie\u00dfen, da\u00df jene a-CH-Gruppe als die einzige f\u00fcr den Aldehyd zug\u00e4ngliche, durch Oxydation (etwa zu einer COH-Gruppe) ver\u00e4ndertest, wofern man nicht eine v\u00f6llige Zerst\u00f6rung des Tryptophans in Form einer Ringsprengung annehmen will. Eine Oxydation in dem gedachten Sinn wird durch die Untersuchungen von Pauly und Gundermann am Skatol in hohem Grade wahrscheinlich gemacht. Eine Jodaufnahme durch das Tryptophan \u2014 etwa im Benzolring \u2014 lehnt Pauly ab.\nZu den bei der Halogenierung ver\u00e4nderten Aminos\u00e4uren, dem Tyrosin und dem Tryptophan, tritt als dritte das Cystin hinzu. Es ist allen Untersuchern der sp\u00e4teren Periode aufgefallen, da\u00df der leicht abspaltbare Anteil des im Protein vorhandenen Schwefels \u2014 der Veranlasser der Schwefelbleireaktion den Jodproteinen fehlt. Nach den Untersuchungen von Baumann2), Schulz3) und Suter4) ist dieser leicht abspaltbare Schwefel nur derjenige des Cystins, dessen Gesamtschwefel \u00e4u\u00dferst langsam durch kochendes Alkali abgespalten wird. Es mu\u00df daher angenommen werden, da\u00df sich bei der Jodierung eingreifende Ver\u00e4nderungen am Cystin vollziehen, bei denen dessen Schwefel oxydiert wird. Einen Anhaltspunkt f\u00fcr diese Annahme liefert der Befund von E; Friedmann6), der den \u00dcbergang von Cystin in Cysteins\u00e4ure unter Einwirkung von Brom beobachtet hat. Bei der Bestimmung des Schwefelgehalts der Jodproteine wurden nun mehrfach Werte gefunden, die sich demjenigen des genuinen\n*) Berichte Bd. 41, S. 4002 (1908).\n\u00bb) Diese Zeitschr. Bd. 8, S. 299 (1884); Bd. 20, S. 583 (1895).\n*) Biese Zeitschr. Bd. 25, S. 16 (1898).\n4)\tDiese Zeitschr. Bd.* 20, S. 564 (1895).\n5)\tHofmeisters Beitr\u00e4ge Bd. 3, S. 25 (1903).","page":116},{"file":"p0117.txt","language":"de","ocr_de":"Mitteilungen aus dem Gebiete der Eiwei\u00dfchemie. I. H7\nProteins n\u00e4hern; in einigen F\u00e4llen dagegen ergaben sich Werte, die f\u00fcr den \\ erlust etwa der H\u00e4lfte des Schwefels zu sprechen scheinen. Somit geht der Cystinschwefel nicht nur durch Oxydation in eine widerstandsf\u00e4hige, nicht mehr bleischw\u00e4rzende Form \u00fcber, sondern es wird auch unter Umst\u00e4nden eines der beiden Schwefelatome aus dem Cystinkomplex herausgenommen. Da\u00df in manchen Proteinen der Schwefel lockerer gebunden ist als in anderen, spricht keinesfalls gegen dessen \u00bbSitz im Cystin. Man mu\u00df sich erinnern, da\u00df das Cystin in \u2022seinen Peptidbindungen sehr mannigfaltig verkettet und dadurch in seinem inneren Zusammenhalt verschiedenartigst beeinflu\u00dft sein kann.\nVon gro\u00dfer Wichtigkeit f\u00fcr die Kenntnis der jodophoren Gruppen im Proteinmolek\u00fcl sind die Untersuchungen, die H. Pauly1) dem Histidin gewidmet hat. Pauly hat gezeigt, da\u00df der Imidazolring imstande ist, drei Jodatome am Kohlen-stotf und eines am Imidstickstoff zu binden. Es gelang ihm, das Imidazol vollkommen mit Jod zu s\u00e4ttigen und so ein Tetrajodimidazol darzustellen:\nJC------N.T\n*\n\\\t//\t\u25a0\nje------N\n*\nHier besteht nun ein wesentlicher Unterschied in der Festigkeit der Jodbindung zwischen dem Stickstoffjod einer- und den drei Kohlenstoffjodatomen anderseits, indem das Tetrajodimid-azol durch Behandlung mit schwefliger S\u00e4ure das Stickstoffjod einb\u00fc\u00dft und in ein Trijodimidazol (nur C-jodiert) \u00fcbergeht. Das Histidin selbst, auf dessen reaktive \u00c4hnlichkeit mit dem Tyrosin Pauly hinweist, hat dieser Forscher nicht in isolierter Form zu jodieren vermocht; es gelang ihm aber die Gewinnung des Benzoyl-, p-Nitrobenzoyldijodhistins und des Tetrajodhistidinanhydrids, welch letzteres auffallenderweise unter st\u00e4rkerer Einwirkung von schwefliger S\u00e4ure (in der W\u00e4rme!) das eine Paar C-gebundenen Jods wieder verliert\n\u2019) Berichte Bd. 43, S. 2243 (1910).\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. CX\u00cfI.\t9","page":117},{"file":"p0118.txt","language":"de","ocr_de":"118\tF. Blum und E. Strau\u00df,\nund in ein Dijodhistidinanhydrid \u00fcbergeht. Pauly hat die Unterschiede zwischen N- und C-jodierten Imidazolen genau studiert und seine Erhebungen auch auf das Sturin ausgedehnt welches kein Tyrosin, aber 12,9 % Histidin enth\u00e4lt. In einer sp\u00e4teren Arbeit hat er dann f\u00fcr die Jodproteine die Entfernung des N-gebundenen Jods als Postulat aufgestellt, wobei es unentschieden bleibt, ob das im Protein an N gebundene Jod am Histidin oder an einem anderen basischen Anteil haftet. Paulyl) spricht die Vermutung aus, da\u00df die k\u00fcnstlichen Jodproteine den gr\u00f6\u00dften Teil ihres Jods in dieser \u201elocker gebundenen\u201c Form enthalten. Dem ist nicht so, wie die im experimentellen Teil dieser Arbeit mitzuteilenden Jodwerte der Proteine dartun werden. Dem Studium des dem Proteinmolek\u00fcl durch S02 entziehbaren Jodanteils verdanken wir aber eine erhebliche Bereicherung unserer Kenntnisse von den Jodproteinen. Sicherlich ist jenes Jod (N-Jod) gegen\u00fcber dem Kernjod des Proteinmolek\u00fcls lockerer gebunden; aber vom Jodhydrat oder nur angelagertem Jod unterscheidet es sich scharf: weder Lauge noch S\u00e4ure trennen bei den \u00fcblichen Reinigungsverfahren diesen Anteil des Gesamtjods vom Jodeiwei\u00dfmolek\u00fcl ab. Dementsprechend kommt dem N-Jod neben dem an Kohlenstoff gebundenen \u201eKernjod\u201c eine ganz besondere konstitutive Bedeutung zu.\nHaben wir hiermit die Aminos\u00e4uren, soweit bisher von ihnen Beteiligungen und Umsetzungen beim Jodierungsproze\u00df bekannt geworden sind, ersch\u00f6pft, so m\u00fcssen wir, ehe wir auf unsere neuen Untersuchungen eingehen, noch diejenigen Beobachtungen erw\u00e4hnen, die sich noch nicht mit Sch\u00e4rfe auf Umsetzungen an wohlumschriebenen Aminos\u00e4uren zur\u00fcckf\u00fchren lie\u00dfen. Hierhin geh\u00f6rt das Verhalten der Biuretreaktion bei der Halogenierung der Proteine, von der Blum und Vaubel nachgewiesen haben, da\u00df sie im genuinen Protein mindestens durch zwei Gruppen des Molek\u00fcls bedingt wird, deren eine ihre Reaktionsf\u00e4higkeit durch die Halogenierung einb\u00fc\u00dft, Die Beweisf\u00fchrung st\u00fctzte sich auf das Erhaltenbleiben der posi-\n*) Diese Zeitschr. Bd. 76, S. 291 (1911;.","page":118},{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"Mitteilungen aus dem Gebiete der Eiwei\u00dfcbemie. I. 119\ntiven Reaktion im ungespaltenen Halogeneiwei\u00df und anderseits auf das Versagen der Biuretprobe an dem laugegespaltenen, durch Schwefels\u00e4ure f\u00e4llbaren Jodproteinanteil, dem ohne vorherige Jodierung eine positive Biuretreaktion zukommt.\nDie Entwicklung von Jodoform bei der Jodierung von Protein nach ihrer Methode haben Blum und Vaubel als eine regelm\u00e4\u00dfige Erscheinung bezeichnet, ohne dieselbe damals schon ihrem Ursprung nach lokalisieren zu k\u00f6nnen. Es\nist uns gelungen, eine Quelle der Jodoformbildung im Cystin\nzu entdecken.\n\u2022\nViel umfassender scheint sich das allen Untersuchern aufgefallene Auftreten von \u00fcbersch\u00fcssigem Halogenwasserstoff abzuspielen. Zuerst \u00fcberhaupt als einzige Antwort auf das Verschwinden des Halogens von seiten des Eiwei\u00dfmolek\u00fcls angesehen, erwies sich sp\u00e4terhin, da\u00df jedenfalls weit mehr Halogenwasserstoff entsteht, als den durch Halogen ersetzten Wasserstoffatomen entspricht. Es ist versucht worden, aus den gebildeten Mengen von Halogenwasserstoff Schl\u00fcsse auf die Zusammensetzung und Gr\u00f6\u00dfe des Eiwei\u00dfmolek\u00fcls zu ziehen. Hierzu fehlen vorderhand die sicheren Unterlagen der Methode und des Konstitutionseinblicks im allgemeinen. Woran riian sich aber gerade im Hinblick auf die in der Halogenwasserstoffbildung sich aussprechenden starken Oxydationen erinnern darf, das sind die von vielen Autoren beobachteten Entgiftungen toxischer Proteinsubstanzen und der bei der Jodierung eintretende Fortfall spezifischer biologischer Reaktionen und anaphylaktischer Wirksamkeit (Freund1), Schittenheim und Str\u00f6bel2)).\nIm experimentellen Teil dieser Arbeit berichten wir \u00fcber einige quantitative Bestimmungen des .bei der Jodierung von Serumalbumin in Bikarbonatl\u00f6sung entstehenden Jodwasserstoffs. Die unter den gew\u00e4hlten Bedingungen entstandenen Mengen \u00fcbertrafen die aus der Substitution sich erkl\u00e4renden Zahlen um das 4,3\u20144,4 fache. Ein nicht unbetr\u00e4chtlicher An-\n*) Biochem. Zeitschr. Bd. 20, S. 503 (1909).\n2) Zeitschr. f. exp. Pathol, u. Therap. Bd. 11, S. 102 (1912).\n\u2022 %\n\\ .\nI","page":119},{"file":"p0120.txt","language":"de","ocr_de":"120\tP. Blum and E. Strau\u00df,\nteil hiervon errechnet sich aus jetzt bekannten Faktoren: der Oxydation des Tryptophans und besonders des Cystins; denn jedem eintretenden Sauerstoffatom entsprechen je 2 Molek\u00fcle Jodwasserstoff. Weiterhin ist mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit anzunehmen, da\u00df dem Verschwinden der Biuret -reaktion Oxydationsprozesse zugrunde liegen, durch die nochmals ein Anteil des \u00fcbersch\u00fcssig gebildeten Jodwasserstoffs seine Erkl\u00e4rung findet. Wieviel davon allerdings jeder Phase der Einwirkung von Jod auf das Proteinra\u00f6lek\u00fcl entspricht, mu\u00df vorl\u00e4ufig noch unentschieden bleiben. Bedingt es doch schon einen Unterschied von 6 Jodwasserstoffmolek\u00fclen allein auf das Cystin, wenn nur ein Schwefelatom zu S03H oxydiert ist gegen\u00fcber der v\u00f6lligen Oxydation zu Cysteins\u00e4ure ohne Schwefelabspaltung. Wir haben in der Erwartung, da\u00df in dem Prolin ein weiterer Jodwasserstoffbildner gegeben sein k\u00f6nne, auch diesen Eiwei\u00dfspaltling in den Kreis unserer Untersuchung gezogen. Einen sicheren Anhalt f\u00fcr die Richtigkeit unserer Vermutung haben wir aber bisher nicht gefunden. Immerhin ist schon durch die jetzt nachgewiesenen Oxydationen am Proteinmolek\u00fcl ein betr\u00e4chtlicher Teil der beobachteten Jodwasserstoffbildung gedeckt. F\u00fcr das Serumalbumin sind, wie sich ergeben wird, 4 Atome Jod als intramolekular gebunden anzunehmen. Den bei dieser Substitution entstandenen 4 Jodwasserstoffmolek\u00fclen stehen 2 Molek\u00fcle aus der Tryptophanoxydation und 6 Molek\u00fcle aus der Oxydation des Cystin-Schwefels gegen\u00fcber, denn letzteres ist bei 0,81 \u00b0/o Schwefelgehalt des Gesamtmolek\u00fcls offenbar der H\u00e4lfte seines Schwefels beraubt, w\u00e4hrend die verbliebene H\u00e4lfte oxydiert ist (Fehlen der Schwefelbleireaktion). Zusammengerechnet entfallen somit 4 Molek\u00fcle auf die Substitution und 8 Molek\u00fcle auf die bekannten Oxydationen.\nDie Jodoformbildung, deren bereits oben Erw\u00e4hnung getan wurde, d\u00fcrfen wir, wenn nicht vollst\u00e4ndig, so doch zu einem erheblichen Teil auf Umsetzungen am Cystin zur\u00fcckf\u00fchren. In wiederholten Versuchen konnten wir das \u00fcberraschende Resultat best\u00e4tigen, da\u00df reines Cystin, mit Jod und Bikarbonat im \u00dcberschu\u00df versetzt und bei 370 gehalten, unter Absorption","page":120},{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"Mitteilungen aus dem Gebiete der Eiwei\u00dfchemie. 1. jgl\ndes Jods alsbald Jodoform entstehen l\u00e4\u00dft, w\u00e4hrend gleichzeitig der Schwefel oxydiert wird. Einer unserer Versuche sei hier in seinem Verlauf wiedergegeben:\nCystin, das nach den Angaben von Patten2) durch F\u00e4llung mit Quecke ilbersulfat aus dem Hydrolysat von Pferdehaaren rein dargestellt war, wurde (0,2 g) unter Zusatz von viel Natriumbikarbonat in Wasser gel\u00f6st, mit 10 ccm einer - n-Jodjodkalil\u00f6sung versetzt und 24 Stunden lang bei 37\u00b0 digeriert. Nach Ablauf dieser Zeit war die Schwefelbleireaktion negativ und der Geruch nach Jodoform \u00e4u\u00dferst stark. Die mit Essigs\u00e4ure anges\u00e4uerte Fl\u00fcssigkeit gab auf Kochen mit Atzbaryt (nach vorheriger Entfernung der sofort sich in geringer Menge bildenden unl\u00f6slichen Baryumsalze) keinen Niederschlag, ebensowenig war dies mit dem gleichen Reaktionsgemisch beim Kochen mit konzentrierter Salzs\u00e4ure der Fall. Mehrere weitere Versuche f\u00fchrten zu dem gleichen Resultat in Bezug auf Jodoformbildung und Verschwinden der Schwefelbleireaktion bei l\u00e4ngerer Versuchsdauer. Die intensive Oxydation und Bildung von Jodwasserstoff zeigte sich auch dadurch an, da\u00df stets mit starkem Bikarbonat\u00fcberschu\u00df gearbeitet werden mu\u00dfte, weil das Reaktionsgemisch sonst alsbald stark congosauer wurde.\nNeben der Oxydation zu Cysteins\u00e4ure spielt sich hier offenbar eine Abspaltung am Cystin als Nebenreaktion ab, die zu der Jodoformbildung f\u00fchrt.\nBlum und Vaubel haben die These aufgestellt: \u201eIm Eiwei\u00dfmolek\u00fcl sind mindestens 2 die Biuretreaktion verursachende Gruppen vorhanden ; die eine wird durch die Halogenierung unwirksam gemacht, w\u00e4hrend die andere bei.derselben intakt bleibt. Spaltet man das Eiwei\u00dfmolek\u00fcl mit Alkalien, so findet sich jene zweite, die Biuretreaktion gebende Gruppe an dem schwefelhaltigen Abspaltungsprodukt.\u201c Es ist in der Folgezeit diese f\u00fcr die Konstitution des Proteinmolek\u00fcls gewi\u00df nicht unwichtige Beobachtung fast v\u00f6llig in Vergessenheit geraten. In der Absicht, sp\u00e4terhin dem hier auftauchenden Problem n\u00e4herzutreten, haben wir die Richtigkeit der Aus-\n0 Diese Zeitsclir. Bd. 39, S. 350 (1903).\n\u201e \u2022","page":121},{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"122\nF. Blum nod E. Strau\u00df,\ngangsbeobachtung einer Nachpr\u00fcfung unterzogen und k\u00f6nnen die Angaben der fr\u00fcheren Arbeit best\u00e4tigen.\n100 g Casein wurden mit 11 einer 5%igen Natronlauge 4 Stunden lang auf dem Wasserbad erhitzt, nach dem Abk\u00fchlen filtriert und sodann die klare L\u00f6sung mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure anges\u00e4uert. Der entstehende Niederschlag gal) positive Biuretreaktion. Er wurde in bekannter Weise jodiert und gab nunmehr nach der Jodierung keine Biuretreaktion mehr. Weiterhin wurde das Jodserumalbumin A der gleichen Spaltung unterworfen: das mit Schwefels\u00e4ure f\u00e4llbare Produkt zeigte ebenfalls keine Biuretreaktion mehr. Schlie\u00dflich wurde auch am Jodserumalbumin C nach der abiureten Gruppe gesucht und auch hier ihr Vorhandensein best\u00e4tigt. Es w\u00e4re denkbar gewesen, da\u00df das bei der Jodierung in das Proteinmolek\u00fcl ein tretende und durch schweflige S\u00e4ure wieder entziehbare Jod bei der Verwandlung des einen biuretgebenden Proteinanteils in-eine abiurete Gruppe eine Rolle spiele; dies ist aber nicht der Fall: die Biuretreaktion tritt nicht wieder auf, wenn man auf das jodierte Spaltprodukt des Caseins schweflige S\u00e4ure einwirken l\u00e4\u00dft, und au\u00dferdem stellt sich die abiurete Gruppe, wie oben gezeigt, auch bei der C-Substanz als vorhanden heraus, in welche ein N-Jod gar nicht eingetreten ist. Diese Verwandlung eines biuretgebenden Anteils des Proteinmolek\u00fcls ist also nicht nur irreparabel, sondern auch imvermeidlich. Durch bestimmte Ab\u00e4nderungen des Jodierungsverfahrens k\u00f6nnen, wie nachher dargetan werden soll, einzelne Strukturver\u00e4nderungen am Eiwei\u00dfmolek\u00fcl hintangehalten werden. Die Ver\u00e4nderung jener zweiten Biuretgruppe geh\u00f6rt nicht hierher: sie entstammt einer wesentlichen Eigenschaft des Halogenierungsprozesses.\nBis jetzt haben wir die Begleiterscheinungen der Jodierung von Proteinen er\u00f6rtert; von eingreifender Bedeutung aber f\u00fcr die Konstitutionserforschung ist vornehmlich das in das Proteinmolek\u00fcl eintretende Jodatom. Dies allein ist Richtk\u00f6rper an den {Bausteinen des Riesenbaues und erlaubt, gewisse Struktureigent\u00fcmlichkeiten und Mengenverh\u00e4ltnisse in den Kreis der Betrachtung zu ziehen.","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"Mitteilungen aus dem Gebiete der Eiwei\u00dfchemie. I. 123\nWieviel Jodatome treten in das Proteinmol\u00e9kiil ein? Wo haften dieselben? Wie ist die Festigkeit ihrer Bindung? Diese und noch manche andere Frage taucht auf.\nWo im Gegensatz zu dem Ausgangsmaterial nach der Halogenierung die Millonsche Reaktion fehlt, da sind sicher Halogenatome in den Tyrosinkomplex des Proteinmolek\u00fcls eingetreten: dar\u00fcber besteht allseitige \u00dcbereinstimmung. Im. Verfolg der Paulyschen1) Untersuchungen \u00fcber Jodderivate dos Imidazols und des Histidins mu\u00dfte mit der M\u00f6glichkeit gerechnet werden, da\u00df auch in diese Gruppe Jod eintreten weide. Soweit es sich hierbei um \u00e4hnlich feste Bindungen handelt, wie diejenigen am Tyrosin, w\u00fcrde es schwer fallen, Unterscheidungsmerkmale zwischen beiden aufzustellen. Jenes am N verankerte und mit kalter S02-L\u00f6sung abspaltbare Jod-atom aber, das Pauly beim Protein gewisserma\u00dfen als \u00fcberz\u00e4hlig angesehen hat, konnte, wofern es nur bei jedem einzelnen Protein in konstanter Weise und Menge auftrat, f\u00fcr eine Halogenbilanz des Gesamtmolek\u00fcls den Ausgangspunkt abgeben. Nach den unten wiederzugebenden Befunden unserer Untersuchungen erf\u00fcllt das N-Jod alle hierf\u00fcr n\u00f6tigen Vorbedingungen: es tritt in alle Proteine, die \u00fcberhaupt die aufnahmef\u00e4hige Gruppe besitzen, bei der Jodierung in stets gleicher Menge ein und verharrt darin bei den \u00fcblichen Reini-gungsmethoden und Umf\u00e4llungen mit Lauge, S\u00e4ure, Alkohol, \u00c4ther usw. Durch die reduzierende Einwirkung der schwefligen \u00bbS\u00e4ure in der K\u00e4lte wird jenes N-Jod dem Molek\u00fcl entzogen und dabei resultiert wiederum ein Jodprotein mit konstantem Jodgehalt und charakteristischen Eigenschaften. Durch abermalige Hochjodierung gelangt man von neuem zu dem erstgewonnenen, maximal jodierten Protein. Von ganz besonderer Bedeutung aber ist die Tatsache, da\u00df das N-Jod zu den nach der S02-Einwirkung verbleibenden C-Jodatomen in einem stets gleichen unwechselbaren Verh\u00e4ltnis steht. Besser als \u00e0lle abstrakten Darlegungen wird hier das Beispiel veranschaulichen und zu klaren Vorstellungen f\u00fchren:","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124\tF. Blum und E. Strau\u00df,\nDas Globin nimmt bei der maximalen Jodierung nach Blum-Vaubel 11,4% Jod in das Molek\u00fcl auf. Gleichzeitig verschwindet die vorher positive Millonsche Reaktion. Behandelt man dies Jodglobin (\u201eA\u201c) mit S0.2, bis kein Jod mehr abgespalten wird, so resultiert ein Jodglobin (\u201eB\u201c) mit 7,6% Jod, ohne da\u00df die Millonsche Reaktion wieder positiv geworden w\u00e4re. Durch neuerliche Hochjodierung kann man abermals aus der B-Substanz eine A-Substanz mit dem fr\u00fcheren\nJodgehalt gewinnen und kann diese nochmals zu B mit 7,6 \u00b0f reduzieren,\t*\t\u00b0\nVergleicht man die Jodzahlen miteinander, so erkennt man, da\u00df dem N-Jod im Verh\u00e4ltnis zu dem Gesamtmolek\u00fcl ein Prozentgehalt von 11,4\u20147,6 = 3,8 entspricht. Dem C-Jod kommen beim Globin 7,6% zu, woraus sich ergibt, da\u00df auf 1 N-Jod (2x3,8 = 7,6) 2 C-Jod entfallen. Nachdem auch bei der B-Substanz die Millonsche Reaktion negativ geblieben ist, sind, solange wir nicht ein Vielfaches von 3 Jodatomen als ins Globin eingetreten annehmen, die beiden Jodatome als Tyrosinjod zu bezeichnen. Die Schlu\u00dffolgerungen sind einfach: in das Globinmolek\u00fcl werden bei maximaler Jodierung 3 Jodatome (oder ein Vielfaches von 3) eingef\u00fcgt; l/3 hiervon befindet sich in loserer Bindung am N, 2/3 in fester Bindung an dem aromatischen Ring des Tyrosins. Jedem Jodatom entspricht ein Prozentgehalt von 3,8, woraus sich als Molekulargr\u00f6\u00dfe des Jodglobins 3340 oder ein Vielfaches hiervon errechnet. Auf die mannigfaltigen sonstigen Einblicke, die die gewonnene Erkenntnis gew\u00e4hrt, wird sp\u00e4ter zur\u00fcckzukommen sein.\nEin weiteres Protein, in dem auf 2 Kernjod 1 N-Jod vorhanden ist, fanden wir im Jodovalbumin, dessen Maximal-zahl (A) 7,55% betr\u00e4gt, w\u00e4hrend nach S02-Reduktion noch 5,12% (B) verbleiben. Dem N-Jod entspricht demnach ein Prozentgehalt von 7,55\u20145,12 = 2,43. Das Abweichen dieses Wertes von der genauen H\u00e4lfte von 5,12 = 2,56 liegt durchaus innerhalb analytischer Grenzwerte. Da auch A- und B-Jodovalbumin keine positive Millonsche Reaktion mehr besitzen, so gilt auch f\u00fcr diese Substanz, da\u00df ihr Kernjod dem","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"Mitteilungen aus dem Gebiete der Eiwei\u00dfchemie. I. 125\nTyrosin angeh\u00f6rt. Hierzu ist allerdings eine Einschr\u00e4nkung zu machen : sollten nicht 3, sondern ein Vielfaches von 3 Jod-\u00fctomen in das Molek\u00fcl eingetreten sein, dann liegt die M\u00f6glichkeit vor, da\u00df dem zweiten N-Jod 2 in andere als dem Tyrosinkomplex eingef\u00fcgte Kernjodatome entsprechen k\u00f6nnen. Wofern man annimmt, da\u00df das N-Jod stets nur an der Imid-gruppe des Imidazols bzw. Histidins verankert ist, lassen sich aus den bei der hydrolytischen Aufspaltung des betreffenden Proteins erhaltenen Mengen von Histidin und Tyrosin einige, allerdings mit vielen Unsicherheiten behaftete Anhaltspunkte zur Beurteilung obiger Frage gewinnen.\nDie Mindestmolekulargr\u00f6\u00dfe des Jodovalbumins berechnet -ich unter Zugrundelegung eines Prozentgehaltes von 2,51 f\u00fcr jedes Jodatom auf 5060. Die Mindestwerte f\u00fcr das Globin und das Ovalbumin stehen zueinander im Verh\u00e4ltnis ihrer maximalen Jodzahlen. Wollte man in diesem Sinne etwa aus den Maximalzahlen anderer Proteine auf deren Gr\u00f6\u00dfe Schl\u00fcsse ziehen, so w\u00fcrde man durchaus fehlgehen. Denn es hat sich ergeben, da\u00df keineswegs \u00fcberall auf 1 N-Jod 2 0-Jodatome eintreten. So enth\u00e4lt das Serumalbumin A 8,16% Jod, die daraus gewonnene B-Substanz 6,73 \u00b0/0, woraus sich f\u00fcr das N-Jod ein Prozentgehalt von 2,23 errechnet. Bildlich l\u00e4\u00dft sich das Verh\u00e4ltnis der Jodzahlen in diesem Falle etwa folgenderma\u00dfen darstellen:\n13\nN-J\tC-J\tC-J\tC-J\n.....v-----\u2014 \u25a0\t\u2014^\n4\ni\nIm Serumglobulin trifft man auf 4 Kernjodatome 1 N-Jod-atom an, da die A- und B-Zahl mit 8,3 und 6,67 eine Differenz von 1,66 f\u00fcr das N-Jod ergeben und dessen Verh\u00e4ltnis zum Ganzen demnach 1:4 betr\u00e4gt.\nAuch ein Protein ohne N-Jod haben wir gefunden: das Dasein. Es besitzt keine B-Zahl, denn nach gr\u00fcndlichster umf\u00e4llung in der gew\u00f6hnlichen Weise vermag schweflige S\u00e4ure kein Jod mehr abzuspalten.","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"126\tF. Blum und E. Strau\u00df,\n\u2022 *\nIn diesen Befunden sprechen sich konstitutive Eigent\u00fcmlichkeiten der einzelnen Proteine aus, die beim Vergleich untereinander und unter Ber\u00fccksichtigung bisher bekannt gewordener Bausteine der Proteine noch wesentlich an Sch\u00e4rfe gewinnen.\nBeginnen wir mit dem Globin, so m\u00fcssen wir aus dem gefundenen Verh\u00e4ltnis zwischen N-Jod und C-Jod von 1 ; 2, wie schon oben ausgef\u00fchrt, entnehmen, da\u00df mindestens einmal im Molek\u00fcl ein Histidin einem Tyrosin entspricht. K\u00e4me kein anderer C-Jodtr\u00e4ger als das Tyrosin in Betracht, dann k\u00f6nnte man aus der Jodzahl von 7,6% Kernjod den Tyrosingehalt des Globins bestimmen durch die Formel 7,6 : x = 254:181, worin mit 254 die beiden Jodatome und mit 181 das Tyrosin ohne Ber\u00fccksichtigung seiner Peptidbindung eingesetzt sind. Das Resultat w\u00fcrde f\u00fcr x .den Tyrosingehalt des Globins zu 5,4% ergeben. Die Hydrolyse des H\u00e4moglobins hat Abderhalden1) durchgef\u00fchrt und dabei nur 1,33% Tyrosin gefunden. Wenn auch jede Hydrolyse mit recht erheblichen Verlusten selbst des leicht auffindbaren Tyrosins einhergehen wird, so schlie\u00dft doch der hier vorliegende Abstand zwischen gefundenem (1,33) und errechnetem (5,4) Wert aus, da\u00df alles Kernjod auf Tyrosin zu beziehen ist. Es dr\u00e4ngt sich die Annahme auf, da\u00df das Globinmolek\u00fcl umfangreicher ist, und da\u00df zwar einem N-Jod ein Tyrosinkomplex mit 2 Jodatomen entspricht, einem zweiten jedoch eine andere kernjod tragende Gruppe oder deren zwei mit je einem Kernjod gegen\u00fcberstehen. Vielleicht mu\u00df man sogar die Formel verdreifachen. Unter der Voraussetzung, da\u00df z. B. in der einen \u201eGlobinabteilung\u201c Histidin mit 1 N-Jod sich findet und Tyrosin mit 2 C-Jod, in der zweiten aber das Histidin selber 1 N-Jod und 2 C-Jod tr\u00e4gt, erniedrigt sich der verlangte Tyrosingehalt auf die H\u00e4lfte von 5,4%, d. i. 2,7%. Kann man mit irgendwelcher Wahrscheinlichkeit vermuten, da\u00df entweder ein zweites Histidin v\u00f6llig jodiert ist oder eine andere Gruppe mit 2 Kernjod zu einem N-Jod geh\u00f6rt, dann reduziert sich der errechnete Tyrosingehalt auf den dritten Teil = 1,8, womit allerdings ein N\u00e4he-\n') Diese Zeitschr. Bd. 37, S. 484 (1903) und ibid. Bd. 41, S. 397 (1907).","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"Mitteilungen aus dem Gebiete der Eiwei\u00dfchemie. I. 127\nrungswert an den bei der Hydrolyse erhaltenen Wert erreicht w\u00e4re.\nHandelt es sich hier zun\u00e4chst nur um Mutma\u00dfungen, so d\u00fcrfen wir ihnen doch so viel Berechtigung zuerkennen, daft wir sagen: die Mindestgr\u00f6\u00dfe des Jodglobins von 3340 ist wenigstens mit 2, vielleicht sogar mit 3 zu multiplizieren. In letzterem Falle w\u00e4ren in dem Molek\u00fcl von der Gr\u00f6\u00dfe 10020 1 Tyrosin und 3 N-Jodtr\u00e4ger enthalten, welche letzteren noch weitere 4 Kernjodatome an anderen, noch nicht sicher erkannten Stellen beanspruchen.\nSehr interessante Einblicke in die Konstitution erlaubt der Zusammenhalt des an der Imidgruppe jodierten Histidins mit dem von Abderhalden bei der Hydrolyse erzielten Wert f\u00fcr die Gesamtmenge dieser Aminos\u00e4ure. Wenn man die durch die Untersuchungen von Pauly n\u00e4chstliegende Anschauung vertritt, n\u00e4mlich, da\u00df das N-Jod dem Histidin anhaftet, dann errechnet sich aus dem Jodwert von 3,8 f\u00fcr das entsprechende Histidin 3,8 : x = 127:155; x = 4,64 als prozentualer Histidingehalt im Globin. Bei der hydrolytischen Aufspaltung des Globins sind aber 10,96% Histidin gefunden worden. Da die S\u00e4urezersetzung jedenfalls keinen zu hohen Wert (eher einen zu niedrigen) liefert, so kann man annehmen, da\u00df entsprechend dem errechneten Wert von 4,64 und dem gefundenen von 10,96 je einem an der NH-Gruppe des Imidazolrings jodierbaren Histidin zwei andere an dieser Stelle nicht reaktionsf\u00e4hige Histidine entsprechen. Ist aus Gr\u00fcnden, die wir oben dargelegt haben, die Mindestgr\u00f6\u00dfe des Globins zu vervielfachen, dann enth\u00e4lt das Molek\u00fcl ein entsprechendes Vielfaches von Histidinen, also 2- oder 3 mal 3, von denen ein Drittel dergestalt in das Protein eingef\u00fcgt ist, da\u00df es eine der Jodierung zug\u00e4ngliche Imidgruppe behalten hat, w\u00e4hrend die anderen beiden Drittel an jener Stelle f\u00fcr den Zutritt yon Jod gesperrt sind. Dabei bleibt die M\u00f6glichkeit bestehen, da\u00df von dem Vielfachen des in seiner Imidgruppe angreifbaren Histidins oder von den hier unfreien Histidinen je nach der Vervielfachung 1 oder 2 Histidinmolek\u00fcle 2 Kernjodatome tragen. Bei verdoppelter Formel des Jodglobins lie\u00dfe sich","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"I\n128\tF. Blum und E. Strau\u00df,\nbez\u00fcglich Histidin und Tyrosin demnach folgendes schematische Bild entwerfen:\n1\tN-jod, Histidin\t1 N-jod.\tHistidin\n2\tC-jod. Tyrosin\t2 C-jod.\tHistidin\nHistidin\t1 Histidin\nHistidin\noder:\n1\tN-jod. Histidin\t1 N-jod.\tund 2 Cjod. Histidin\n2\tC-jod. Tyrosin\tHistidin\nHistidin\tHistidin\nHistidin\nBeide Gruppierungen ber\u00fccksichtigen, da\u00df sich im Globin N-Jod zu C-Jod wie 1:2 verhalten und da\u00df N-jodiertes Histidin zu dem am N nicht jodierbaren Histidin wie 1 : 3 berechnet werden mu\u00df. Nicht ber\u00fccksichtigt ist, da\u00df aus dem Tyrosingehalt eine Verdreifachung der Globinmindestgr\u00f6\u00dfe entnommen werden kann, wodurch eine dritte Abteilung \u00e4hnlich der zweiten -anzureihen w\u00e4re.\nAbderhalden hat bei der Hydrolyse des Globins 4,24% Phenylalanin gefunden. Ein solch hoher Gehalt an dieser scheinbar zur Halogenaufnahme unf\u00e4higen Aminos\u00e4ure fordert f\u00fcr die Zukunft zu neuen Nachforschungen heraus, ob nicht doch hier noch unter bisher unbekannten Umst\u00e4nden ein Kernjodtr\u00e4ger gegeben ist.\nBez\u00fcglich des Tyrosins liegen beim Ovalbumin die Verh\u00e4ltnisse \u00e4hnlich wie beim Globin. Die Hydrolyse (Abderhalden und Pregl1)) lieferte hier 1,1% Tyrosin2). Aus der Jodzahl des mit S02 reduzierten Jodovalbumins berechnet sich nach der Gleichung 5,12 : x = 254 :181 f\u00fcr x ein Tyrosingehalt von 3,65%. (Wir unterlassen hier wie oben die Umrechnung auf jodfreies Protein, um die Frage nicht zu sehr zu komplizieren; der Fehler ist durchaus unwesentlich.) Die gro\u00dfe Differenz zwischen den beiden Werten legt es wiederum nahe, die Tyrosinzahl zu teilen und das Molek\u00fcl entsprechend und mit den oben er\u00f6rterten Tendenzen zu vergr\u00f6\u00dfern. Bei der Hydrolyse\n1)\tDiese Zeitschr. Bd. 46, S. 24 (1905).\n2)\tPhenylalanin 4,4%.","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"Mitteilungen aus dem Gebiete der Eiwei\u00dfchemie. I. .\t129\n4\n'\tI * * , ;\ndes Ovalbumins konnte kein Histidin, sondern nur Arginin (2,14) und Lysin (2,15) gewonnen werden1). Aus dem N-Jodgehalt des Jodovalbumins A w\u00fcrde sich errechnen: 2,5 : x = 127: 155; x = 3,05 als Mindestgehalt an Histidin unter der Voraussetzung, da\u00df eben nur das Histidin jenes abspaltbare Jod an seinej^ Imidgruppe bindet. (Die Zahl 2,5 ist das Mittel zwischen dem f\u00fcr N-Jod gefundenen Wert von 2,43 und dem durch Halbierung des C-Jods errechneten Prozentwert f\u00fcr ein Jodatom = 2,56.) Der volle Histidinanteil k\u00f6nnte sogar noch * gr\u00f6\u00dfer sein, da, wie wir beim Globin erkannt haben, die Art der Verankerung des Histidins im Molek\u00fcl einmal eine Substitution an der Imidgruppe erlaubt, ein anderes Mal dagegen nicht. Es dr\u00e4ngt sich hier die Frage auf, ob man der Hydrolyse oder dem N-Jod eine gr\u00f6\u00dfere Beweiskraft bez\u00fcglich des Histidinnachweises zusprechen will. Dem N-Jod kommt insofern Sicherheit des Ergebnisses zu, als \u00fcber seine An- oder Abwesenheit jeder einzelne Versuch zu dem gleichen und eindeutigen Resultat f\u00fchrt. Unentschieden aber mu\u00df einstweilen bleiben, ob nicht doch noch neben dem Imidazolring andere aufnahmef\u00e4hige Imidgruppen im Proteinmolek\u00fcl vorhanden sind. Diesen Vorbehalt wollen wir ausdr\u00fccklich festlegen. Wir haben aber noch keinen Anla\u00df, die Annahme eines anderen N-Jodtr\u00e4gers auf Grund des gegens\u00e4tzlichen Verhaltens des Ovalbumins als sicher zu bezeichnen. Es wird zu pr\u00fcfen sein, ob die einzelnen Proteine sich selbst nur ann\u00e4hernd gleich gegen\u00fcber m\u00f6glichst gleichm\u00e4\u00dfig geleiteten Aufspaltungen verhalten und ob nicht hier eine Unsicherh\u00e9it hydrolytischer Ergebnisse vorliegen kann. Bei der Zersetzung des Cystins und des Tryptophans beim Jodierungsproze\u00df beispielsweise und als Analogie haben wir einen durchaus verschiedenen Ablauf beim Globin und beim Serumalbumin konstatiert: das erstere bewahrt sein Cystin noch intakt, wenn das Tryptophan schon lange oxydiert ist, w\u00e4hrend beim Serumalbumin der Proze\u00df gerade umgekehrt abl\u00e4uft. Man\n*) Hug ounenq und Galimard, Corapt. rend, de l\u2019Acad. des Sciences Bd. 143, S. ?42 (1908).","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\tF. Blum und E. Strau\u00df,\nwird nicht umhin k\u00f6nnen, Abweichungen im feineren Molekularbau f\u00fcr derartige Differenzen verantwortlich zu machen.\nAus den heute schon ziemlich \u00fcbersichtlichen konstitutiven Beziehungen zwischen N-Jod und C-Jod fallen die Proteine heraus, die auf 1 N-Jod 3 C-Jod aufnehmen. Dies ist beim Serumalbumin der Fall. Auch hier m\u00fcssen wir 2 Jodatome dem Tyrosin zusprechen, da die Mi 11 on sehe Reaktion bei der Halogenierung verschwindet. Eine Er\u00f6rterung dar\u00fcber, welchem Proteinbaustein dies 3. C-Jodatom zuzusprechen ist, liegt vorl\u00e4ufig noch zu sehr auf spekulativem Gebiet; dagegen l\u00e4\u00dft sich wiederum der Mindestgehalt des Serumalbumins an Histidin durch die Gleichung 2,23 : x = 127 : 155 errechnen: er ergibt sich (wenn 2,23 den prozentualen Anteil des N-Jods im Gesamtmolek\u00fcl darstellt) zu 2,71%. Wie weit m\u00fcssen aber die unter der Bezeichnung \u201e Albumin* * geeinten Proteine \u2014 Ovalbumin und Serumalbumin \u2014 strukturell auseinanderstehen, wenn dem einen auf 3 eintretende Jodatome 1 N-Jod, dem anderen aber erst auf 4 ein solches zukommt.\nDen Typus 1 N-Jod : 4 C-Jod repr\u00e4sentiert das Serumglobulin. Man k\u00f6nnte hier mutma\u00dfen, da\u00df einem Histidin zwei Tyrosine ini Molek\u00fcl entsprechen; aber dann bezifferte sich der Tyrosingehalt auf 4,73% (6,64 : x = 254 :181, wobei 6,64 den Kernjodgehalt des Jodserumglobulins angibt) \u2014 ein Wert, der den analytisch bisher f\u00fcr das Serumglobulin von Abderhalden und Slavu1) gefundenen von 2,5 erheblich \u00fcberschreitet. Histidin ist im Jodserumglobulin zumindest mit 2,03% vertreten (1,66 : x = 127 : 155, 1,66 ist hier der N-Jodgehalt in Prozenten). Wie wiederholt betont, handelt es sich dabei nur um jenes an der NH-Gruppe durch Jod substituierbare Histidin.\nBei dem Casein erlaubt umgekehrt das Fehlen des N-Jods insofern gewisse Schlu\u00dffolgerungen, als sich daraus ableiten l\u00e4\u00dft, da\u00df die in ihm nachgewiesene Histidinmenge \u2014 Hart2) fand 2,6 % \u2014 in Hinsicht auf ihre Imidgruppe f\u00fcr die Halogenierung unempf\u00e4nglich in das Proteinmolek\u00fcl eingebaut ist.\n0 Diese Zeitschr. Bd. 59, S. 247 (1909).\n*) Diese Zeitschr. Bd. SB, S. 347 (1901).","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"131\nMitteilungen aus dem Gebiete der Eiwei\u00dfchemie. I.\nDie 7\u00b0/o Kernjod des Caseins werden bei diesem Protein in guter Ann\u00e4herung durch seinen Tyrosingehalt gedeckt; denn jenen 7% entsprechen laut Berechnung (7,0 : x = 254 ; 181) 5% Tyrosin, w\u00e4hrend die Hydrolyse des Caseins (E. Abderhalden und A. Schittenhelm1)) 4,5% lieferte*\nWarum heim Histidin in einem Palle die Imidgruppe allein der Jodierung zug\u00e4nglich ist, im anderen Falle zusamfnen mit den CH-Gruppen, findet seine Erkl\u00e4rung durch das Verhalten der drei Ringkohlenwasserstoffe beim freien Imidazol (nach Pauly). Waren dieselben durch CH3 substituiert, dann trat bei der Jodierung nur die NH-Gruppe in Reaktion und es entstand jene wenig feste Jod Verbindung mit einem N-Jod. Aus den am Kern jodierten Imidazolen konnte Pauly durch Nachjodierung jeweils auch den am N-jodierten entsprechenden K\u00f6rper gewinnen. Ausgeschlossen war die N-Jodierung nur, wenn die NH-Gruppe ihrerseits alkyliert war. Bei seinen Parallel versuchen am Histidin hat Pauly, weil es ihm nur auf jene Jodhistidine ankam, in denen das Jod fest am Kohlenstoff haftet, stets in der K\u00e4lte jodiert und mit S02 nachbehandelt. Er erhielt dann Dijodhistidinderivate, in denen die beiden noch reaktionsf\u00e4higen CH-Gruppen mit Jod reagiert hatten. Unsere Anschauungen \u00fcber das Verhalten des Histidins im Proteinmolek\u00fcl bei der Jodierung m\u00fcssen wir unter diesen Umst\u00e4nden aus dem Vergleich mit den Imidazolverbindungen herleiten und k\u00f6nnen, von dieser Grundlage ausgehend, die Annahme machen, da\u00df eine Volljodierung an einem im Proteinmolek\u00fcl peptidartig eingeschalteten Histidin 3 Jodatome an Stelle der H-Atome einf\u00fcgt:\nCO-\nI\t.\nCH \u2022 NH-\nI\nCHt\nI\nC-NJ\n*-/ -') Diese Zeitschr. Bd. 47, S. 458 (1906).","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132\nF. Blum und E. Strau\u00df,\nWerden die beiden substituierbaren CH-Gruppen unfrei \u2014 um einen nichts vorwegnehmenden Ausdruck zu gebrauchen \u2014 so tritt jene Konfiguration mit ausschlie\u00dflicher N-Jodierung ein, die wir bei einer Anzahl von Jodproteinen vermuten mu\u00dften (s. o.). Bei anderen wiederum erachten wir es f\u00fcr recht wahrscheinlich, da\u00df die NH-Gruppe unfrei\u201c geworden ist, w\u00e4hrend die CH-Gruppen substituierbar blieben. Hierhin geh\u00f6ren jene Proteine, deren Histidingehalt die f\u00fcr N-Jod gefundenen Werte \u00fcberschreitet, ohne da\u00df die Kern jodzahlen durch das vorhandene Tyrosin beglichen wurden. Das Globin weist derartige Bedingungen auf.\nIm Casein, von dem kein N-Jod aufgenommen wird und dessen C-Jod durch seinen Tyrosinanteil gedeckt wird, mu\u00df das darin nachgewiesene Histidin sowohl in seinen CH-Gruppen als in seiner NH-Gruppe \u201eunfrei\u201c sein.\nWir haben also in Bezug auf Jodierbarkeit mit folgenden\nArten des Vorkommens von Histidin in den verschiedenen Proteinmolek\u00fclen zu rechnen:\n1.\tNur an der NH-Gruppe substituierbak* \u2014 unfrei an\nden CH-Gruppen.\t>\n2.\tNur an den CH-Gruppen substituierbar \u2014 unfrei an der NH-Gruppe.\n3.\tSowohl an den CH- wie an der NH-Gruppe substituierbar.\n4.\tAn CH- und NH-Gruppen nicht substituierbar.\nZur Kategorie 1 z\u00e4hlen wir das Globin, von dessen reichem Histidingehalt aber m\u00f6glicherweise auch Anteile in Kategorie 2 und 3 unterzubringen sind. In Kategorie 4 ist das Casein einzureihen.\nWie schon fr\u00fcher er\u00f6rtert, liegen augenblicklich keine zwingenden Gr\u00fcnde gegen die Annahme vor, da\u00df das von uns bei der Jodierung von Proteinen gefundene N-Jod der Anwesenheit von Histidin entstammt. Mit Ausscheiden von Tryptophan und Prolin als N-Jodtr\u00e4ger sind die bekannten NH-haltigen Ringe des Eiwei\u00dfmolek\u00fcls ersch\u00f6pft. Da nun","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"Mitteilungen aus dem Gebiete der Eiwei\u00dfchemie. I. 133\nauch die Art des Eintritts des N-Jods in vielen Punkten \u2014 hierauf kommen wir noch zur\u00fcck \u2014 den bei den Imidazolen erhobenen Befunden entspricht, so ben\u00fctzen wir bis zur Widerlegung die Histidinhypothese als heuristisches Moment.\nDie Entdeckung der verschiedenartigen Bindung des Jods * in den Jodproteinen und die damit einhergehende M\u00f6glichkeit der Losl\u00f6sung eines bestimmten Anteils des Halogens hat, wie im Vorstehenden dargetan wurde, zu einer Erweiterung unserer Kenntnisse von der Mindestgr\u00f6\u00dfe des Proteinmolek\u00fcls und zu einer Vertiefung unseres Einblicks in seinen molekularen Bau gef\u00fchrt. Allen Vorstellungen aber werden hemmende Fesseln angelegt, solange man den Einwand nicht entkr\u00e4ften kann; da\u00df mit der Jodierung weitgehende Zerst\u00f6rungen des Proteinmolek\u00fcls verkn\u00fcpft sind, wie ja der Wegfall des bleischw\u00e4rzenden Schwefels und das Verschwinden der Tryptophanreaktion bewiesen. Eine zun\u00e4chst scheinbar geringe Ab\u00e4nderung der Jodierungsmethode ist uns hier zu Hilfe gekommen und hat nach mehreren Richtungen die erstrebte Erg\u00e4nzung geschaffen: jodiert man nach der Blum-Vaubelschen Methode, unterbricht aber den Proze\u00df, sobald die Millonsche Reaktion verschwunden ist,- was im allgemeinen schon nach 3\u20146 Minuten eintritt, dann erh\u00e4lt man ein Produkt, das bereits alles Kernjod in sich tr\u00e4gt, aber fast oder v\u00f6llig frei von N-Jod geblieben ist, positive Schwefelbleiprpbe und positive Probe nach Neubauer-Rohde zeigt, also das Cystin und das Tryptophan unzersetzt bewahrt hat. Analysiert man eine solche mit der Schnellmethode hergestellte Substanz (wobei, um sicher zu sein, da\u00df nicht doch schon kleine Anteile von N-Jod eingetreten sind, mindestens vergleichsweise eine S02-Behandlung einzuschalten ist), dann erh\u00e4lt man Jodzahlen, die durchaus denjenigen dev sogenannten B-Substanzen, d. h. den durch SO, dejodierten maximaljodierten Proteinen gleich sind. Dabei ist der Schwefelgehalt dem des genuinen Proteins entsprechend und die nicht halogensubstituierbaren aber oxydativ ver\u00e4nderlichen Aminos\u00e4uren, das Cystin und das Tryptophan, sind erhalten. So f\u00fchrt dieser einfache Weg zu zwei belangvollen Ergebnissen: einerseits erweist sich, da\u00df die aus den maximal\nlioppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. CXII.\tia","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"134\tF. Blum und E. Strau\u00df,\njodierten Proteinen entstandenen B-Substanzen in ihrer Zusammensetzung nur nebens\u00e4chlich ver\u00e4ndert sind gegen\u00fcber den fast intakten Produkten der Schnelljodierung, und andererseits gruppieren sich jetzt die Umsetzungen am Protein in solche vermeidbarer und solche unvermeidbarer Natur. W\u00e4hrend die Kernjodierung sich nahezu als Kontaktreaktion abspielt und zur vollen Halogensubstitution des Tyrosins und anderer ebenso intensiv bindenden CH-Gruppen (CH-Gruppen des Histidins?) f\u00fchrt, unterbleibt zun\u00e4chst vollst\u00e4ndig der Eintritt von Jod in die NH-Gruppe. Erst nach und nach beginnt und vollendet sich diese Substitution, womit der ganze Vorgang an \u00c4hnlichkeit mit dem Jodierungsproze\u00df am Imidazol gewinnt. Oxydationen des Proteinmolek\u00fcls setzen schon in der ersten Periode der Jodierung ein; denn die auftretenden Jodwasserstoffmengen \u00fcberschreiten deutlich die der Substitution entsprechenden Werte; aber ihre Quantit\u00e4t ist doch geringer als die Endsumme bei langdauernder Halogeneinwirkung. Das ist ja auch vollauf durch das Erhaltenbleiben der Reaktionen auf unver\u00e4nderten Cystinschwefel und auf Tryptophan erkl\u00e4rt. Jodoform tritt bei der Schnelljodierung \u00fcberhaupt nicht auf, so da\u00df aus dem sp\u00e4teren Handinhandgehen der Cystinver\u00e4ndorung mit der Jodoformbildung die Annahme gest\u00fctzt wird, da\u00df das Cystin einen haupts\u00e4chlichen Jodoformbildner im Proteinmolek\u00fcl darstellt.\nDie Vernichtung der einen Biuretgruppe des Proteins, von der mehrfach die Rede gewesen ist, geh\u00f6rt zu den sofortigen Folgeerscheinungen der Jodierung. Wie Blum und Vaubel dargetan haben, h\u00e4ngt an diesem abiur\u00e9t gewordenen Proteinanteil auch der Tyrosinkomplex. Eine symmetrische Struktur d\u00e9s Proteinmolek\u00fcls, woran man zuweilen gedacht hat, ist durch diese Befunde ausgeschlossen.\nTeilen wir die Vorg\u00e4nge bei der Jodierung, wie sie sich gem\u00e4\u00df den Beobachtungen bei der Schnelljodierung darbieten, in sofortige unvermeidbare Hauptreaktionen I und in erst allm\u00e4hlich einsetzende Begleiterscheinungen (Nebenreaktionen) II, so ergibt sich folgende Gegen\u00fcberstellung:","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"Mitteilangen aus dem Gebiete der Eiwei\u00dfchemie. I. 135\nII\nI\na)\tVolle Kernjodierung.\n(Verschwinden der Millonreak-tion.)\nb ) Vernichtung einer Biuretgruppe. <\u2022 HJ-Bildung aus Oxydationen.\na)\tN-Jodierung.\nb)\tOxydation von Cystin und Tryptophan.\n(Abspaltung von Schwefel.)\nc)\tJodoformbildung.\nd)\tWeitere HJ-Bildung aus Oxydationen.\nAus dieser Aufstellung erkennt man als ein wesentliches Moment des ganzen Problems den Eintritt des Jods in die zyklischen Ringe des Proteinmolek\u00fcls. Vereinigt man hiermit Synthesen, die sich vornehmlich an den Ketten und Seiten-ketten des Molek\u00fcls abspielen werden, wie die Methylenierung (Blum1, Schwarz2), die Benzoylierung (Blum und Umbach3), die Methylierung (Edlbacher* u. a.) und andere mehr, so er\u00f6ffnen sich aus dem Vergleich der Resultate wie Kombina.-tionen beider Methoden mancherlei M\u00f6glichkeiten, die Ringe und Ketten mit Markierungen zu versehen und dadurch sich einen tieferen Einblick in das molekulare Gef\u00fcge der Proteine zu verschaffen. Die Gewinnung selbst nur von Umrissen oder die Aufdeckung von Beziehungen bisher unbekannter Art w\u00fcrde einen Schritt voran auf diesem Wege bedeuten.\nEine solche Spur hat der eine von uns (Strau\u00df) verfolgt, indem er das Verhalten der nach den verschiedenen oben skizzierten Jodierungsmethoden hergestellten Jodproteine bei der peptischen Verdauung studierte. Die bisher erzielten Resultate sind belangvoll genug, um sie hier mitzuteilen. Setzt man maximal jodierte Proteine der Einwirkung von Pepsinsalzs\u00e4ure bei 370 aus, so bleiben sie unver\u00e4ndert, solange die Salzs\u00e4ure nicht begonnen hat, das Jod aus seiner molekularen Bindung loszusprengen. Die Dauer dieser \u201eSperrung\u201c betr\u00e4gt oft viele Stunden und tritt besonders bei Vergleichsversuchen mit Substanzen der B-Reihe (N-dejodierte) und solchen der\nDiese Zeitschr. Bd. 22, S. 127 (1896).\n3) Diese Zeitschr. Bd. 31, S. 460 (1900).\n3) Diese Zeitschr. Bd. 88, S. 285 (1913).\n*) Diese Zeitschr. Bd. 107, S. 52 (1919) und Bd. 108, S. 287 (1919) (.siehe dort weitere Literatursngaben).","page":135},{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"136\tF. Blum und E. Strau\u00df,\nC-Reihe (schnelljodierte) deutlich in die Erscheinung. Die letzteren beiden Jodproteinarten werden dagegen von Pepsinsalzs\u00e4ure ungef\u00e4hr gerade so rasch in L\u00f6sung \u00fcbergef\u00fchrt, wie die genuinen Ausgangsmaterialien. Setzt man aber die B- und C-Jodproteine der Erw\u00e4rmung auf etwa 70\u00b0 w\u00e4hrend mehrerer Stunden aus, so hat sich bei den B-Substanzen das Verhalten gegen\u00fcber Pepsinsalzs\u00e4ure wesentlich ge\u00e4ndert: sie haben ihre Angreifbarkeit verloren und bleiben ungel\u00f6st. Die C-Substanzen lassen manchmal eine gewisse geringf\u00fcgige Hemmung erkennen, verhalten sich aber im gro\u00dfen gauzen wie ein in gleicher Weise vorbehandeltes genuines Protein. Die gelegentliche Verlangsamung des L\u00f6sungsprozesses entspringt h\u00f6chstwahrscheinlich einer nicht immer g\u00e4nzlich vermeidbaren Umwandlung der betreffenden C-Substanz im Sinne der B-Substanz.\nWodurch ist dieses ganze Verhalten bedingt und was ist am Molek\u00fcl vor sich gegangen? Da der Unterschied zwischen der gesperrten A-Substanz (maximaljodiert) und dem nicht gesperrten B-K\u00f6rper (mit SOa dejodiert) nur auf der An- resp. Abwesenheit des N-Jods beruht, so mu\u00df man seiner Gegenwart die Sperrung gegen\u00fcber Pepsinsalzs\u00e4ure zuschreiben. Die Kernjodierung selbst besitzt keinen \u00e4hnlichen Einflu\u00df. Die Begr\u00fcndung des gegens\u00e4tzlichen Verhaltens der B- und C-Substanzen nach ihrer Erw\u00e4rmung auf 70\u00b0 mu\u00df zun\u00e4chst in v\u00f6llig anderer Richtung gesucht werden; denn hier kann ja das N-Jod keine Rolle spielen und auch der Umstand seiner vormaligen Anwesenheit bei den B-Substanzen gen\u00fcgt nicht zur Erkl\u00e4rung, nachdem aus B- wie C Substanzen in gleicher Weise durch Hochjodierung A-Jodproteine wieder erh\u00e4ltlich sind. (Hiermit ist ausgeschlossen, da\u00df etwa die' Einwirkung\nder schwefligen S\u00e4ure an dem besonderen Verhalten Schuld\n\u2022\u2022\nsein k\u00f6nnte.) Diese \u00dcberlegung dr\u00e4ngt dazu, in den anderen Umsetzungen, die die B- und C-K\u00f6rper durchmachen, die Grundursache zu suchen. Man erinnere sich daran, da\u00df die mittels der Schnelljodierung hergestellten C-Jodproteine ihren Cystin- und Tryptophankomplex intakt bewahrt haben, w\u00e4hrend die nach maximaler Jodierung durch SOa-Reduktion","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"Mitteilungen aus dem Gebiete der Eiwei\u00dfchemie. 1.\t137\ndargestellten B-Substanzen an diesen beiden Gliedern ihres Gesamtbaues erhebliche Ver\u00e4nderungen durch oxydative Einwirkung erlitten haben. Hier k\u00f6nnen Angriffspunkte f&r die Hitzesperrung gegeben sein. Diese letztere mu\u00df man sich wohl als durch eine innere Anhydridbildung bedingt vorstellen. Gegen\u00fcber der Salzs\u00e4ure ist dieselbe sehr best\u00e4ndig; L\u00f6sen in Alkali jedoch und F\u00e4llen mit Salzs\u00e4ure aus dieser L\u00f6sung hebt die peptische Sperrung auf. Hiernach hat entweder der \u201eCystinarm\u201c oder der \u201eTryptophanarm\u201c der B-Jodproteine Eigenschaften angenommen, die jene Anhydridbildung und damit die Sperrung gegen\u00fcber Pepsinsalzs\u00e4ure erm\u00f6glichen. Da der Cystinkomplex bei der Oxydation seines Schwefels offenbar stark saure Eigenschaften gewonnen hat, wird er wohl kaum als Aufnahmestelle des Pepsinangriffs in Frage kommen; basische Komponenten sind hier die wahrscheinlicheren Rezeptoren. Man wird es aber nicht von der Hand weisen k\u00f6nnen, da\u00df ebenso wie das oxydativ ver\u00e4nderte Tryptophan auch das im Sinne der Cysteins\u00e4ure umgeformte Cystin bei der Erhitzung mit einem basischen Anteil des Protein-molek\u00fcls eine Bindung eingeht und dadurch die Eingangspforte f\u00fcr das Ferment sperrt. Hiermit n\u00e4hern sich m\u00f6glicherweise wiederum die scheinbar weit auseinander liegenden Urspr\u00fcnge der Hemmung durch das N-Jod bei den A-Subst\u00e4nzen und die Sperrung durch innere Anhydridbildung bei den B-Sub-stanzen, indem beide Male ein basischer Komplex des Proteins die entscheidende Rolle spielt und der Weg zu ihm einmal durch Jod, ein anderes Mal durch die Anhydridbildung verlegt wird.\nWie sich andere Substitutionen hier wegweisend anreihen lassen, soll in einer sp\u00e4teren Arbeit er\u00f6rtert werden.\nExperimenteller Teil.\nI. Die Methoden.\nAls Ausgangsmaterial zur Gewinnung von Jodproteinen dienten uns m\u00f6glichst vollkommen isolierte und sorgf\u00e4ltig gereinigte Proteine in klaren, w\u00e4\u00dfrigen L\u00f6sungen, ln keinem Falle kamen vorher koagulierte Stoffe zur Anwendung. Bis","page":137},{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"138\nF. Blum und E. Strau\u00df,\njetzt haben wir nur Proteine des Tierreichs jodiert. Wir versprechen uns aber von der Heranziehung pflanzlicher Proteine noch mancherlei Ausblicke f\u00fcr die Eiwei\u00dfchemie und werden diesem Forschungsgebiet alsbald n\u00e4hertreten. Den Proteingehalt unserer Stamml\u00f6sungen haben wir stets bestimmt und ihn im Durchschnitt auf 1,5 bis 2\u00b0/o des betreffenden Proteins gehalten.\nDie Maximaljodierung.\nDie zu jodierende Proteinl\u00f6sung wird mit Natriumbikarbonat schwach alkalisch gemacht und so erhalten; ein \u00dcberschu\u00df bis zur Curcumabr\u00e4unung wird vermieden. Sodann wird eine etwa doppelt normale Jodjodkalil\u00f6sung im \u00dcberschu\u00df zuge-gef\u00fcgt und das Gemisch entweder l/2-1 Stunde im Wasserbade bei 40\u00b0 (h\u00f6her als 45\u00b0 haben wir die Temperatur nicht steigen lassen) oder l\u00e4ngere Zeit bei 37\u00b0 im Brutschrank digeriert. Man w\u00e4hlt die Jodjodkalimenge so gro\u00df, da\u00df nach k\u00fcrzerer Zeit das Verschwinden des Jods wahrnehmbar ist; dann f\u00fcgt man immer kleinere Mengen hinzu, bis dauernd Jod ungebunden bleibt. Bei einer Erw\u00e4rmung auf 37\u00b0 ist dieser Zeitpunkt im allgemeinen nach 24 Stunden eingetreten. Nun wird das Reaktionsgemisch abgek\u00fchlt und der Jod\u00fcberschu\u00df durch einige ccm Natriumthiosulfatl\u00f6sung entfernt. Die schwach gelblich gef\u00e4rbte L\u00f6sung wird durch ein Papierwollefilter gesaugt und mit (10\u00b0/oiger) Essigs\u00e4ure zun\u00e4chst so lange\nvorsichtig versetzt (Aufspritzen von Aceton verhindert das \u00dcbersch\u00e4umen), bis die jodierte Substanz auszufallen beginnt; dann setzen wir bis zur abermaligen klaren L\u00f6sung einige ccm 10%iger Natronlauge zu, um die gebildeten Jodhydrate sicher zu zerst\u00f6ren, und f\u00e4llen nun vollst\u00e4ndig mit Essigs\u00e4ure. Meist flockt das Jodprotein sofort sehr gut aus; ein Zusatz von Natriumsulfat in konzentrierter L\u00f6sung beschleunigt das Absitzen der Substanz. Nun wird mehrfach mit Wasser dekantiert und dann in 80'%iges Aceton, dem einige Tropfen Essigs\u00e4ure zugef\u00fcgt sind, eingetragen und die nunmehr wasserunl\u00f6sliche Substanz aufs Filter gebracht. Hier wird das Jodprotein so lange mit destilliertem Wasser gewaschen, bis in","page":138},{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"Mitteilangen aus dem Gebiete der Eiwei\u00dfchemie. 1.\t139\neiner gr\u00f6\u00dferen Menge des Waschwassers keine Spur von Jod mehr nachweisbar ist (Nitrit- oder Jodatprobe). Man mu\u00df bei dieser Reinigung sorgf\u00e4ltig vermeiden, die Substanzen unter die Einwirkung von kochendem Wasser zu bringen, um Jod- und Stickstoffverluste zu verhindern. Die so bereitete, maximaljodierte Substanz \u2014 wir bezeichnen sie mit \u201eA\u201c \u2014 l\u00e4\u00dft sich unter Wasser nach Chloroformzusatz unbegrenzt lange aufbewahren.\nDie Gewinnung von ausschlie\u00dflich am Kohlenstoff jodierten \u201ekernjodierten\u201c Proteinen.\nAus den maximaljodierten Substanzen gewinnen wir die Proteine mit ausschlie\u00dflichem \u201eKernjod\u201c durch Umf\u00e4llung ihrer Natriumsalze mittels schwef liger S\u00e4ure. Die Substanz A wird, ehe sie koaguliert wird, d. h. vor Eintragung in Aceton, mit m\u00f6glichst wenig verd\u00fcnnter (bis zu 10%iger) Natronlauge rasch in L\u00f6sung gebracht und sofort mit schwefliger S\u00e4ure in geringem \u00dcberschu\u00df versetzt. Man kann auch behufs Vermeidung allzu gro\u00dfer Fl\u00fcssigkeitsmengen zur L\u00f6sung der Substanz eine 2\u00b0/oige Natronlauge benutzen, die ca. 10% Na-triumbisuifit (puriss.) gel\u00f6st enth\u00e4lt. Dann f\u00e4llt man mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure (1:4). Bei dieser Umf\u00fcllung ist sorgf\u00e4ltig jede Erw\u00e4rmung des Reaktionsgemischs zu vermeiden. L\u00f6sung, F\u00e4llung, Abfiltrieren und gr\u00fcndliches Auswaschen mit kaltem Wasser wird so oft wiederholt, bis das Gesamt-tiltrat keine Spur Jod mehr enth\u00e4lt. Der hier anzustellenden Nitritprobe mu\u00df vorsichtiges Ausf\u00e4llen etwa im Filtrat gel\u00f6ster Eiwei\u00dfanteile durch Phosphorwolframs\u00e4ure vorhergehen. 1st das Filtrat endg\u00fcltig jodfrei und demnach alles mit schwefliger S\u00e4ure abspaltbare Jod der vorher maximaljodierten Substanz entzogen, so wird wieder in Natronlauge gel\u00f6st und mit Essigs\u00e4ure gef\u00e4llt und mit Wasser gewaschen und diese letztere Umf\u00e4llung so oft wiederholt, bis alle anhaftende schweflige S\u00e4ure entfernt ist. Auch bei diesem Proze\u00df kann ein Zusatz von Natriumsulfat die Ausflockung beschleunigen; es ist dann nat\u00fcrlich n\u00f6tig, so lange zu waschen, bis das Filtrat keine Schwefels\u00e4urereaktion mehr gibt. Die gewonnene, aus-","page":139},{"file":"p0140.txt","language":"de","ocr_de":"Blum nnd E. Strau\u00df,\nschlie\u00dflich am Kohlenstoff jodierte \u201ekernjodierte\u201c Substanz bezeichnen wir mit \u201eB\u201c.\nDie Schnelljodierung.\nDie als A und B bezeichneten Jodproteine unterscheiden sich von ihren Ausgangssubstanzen u. a. dadurch, da\u00df sie eine positive Millonsche Reaktion nicht mehr ergeben, bei der Ehrlich-Rohdeschen Probe mit Paradimethylamido-benzaldehyd keine Kot- bzw. Violettf\u00e4rbung liefern und bei der Probe auf leicht abspaltbaren Schwefel mittels hei\u00dfer alkalischer Bleisalzl\u00f6sung keinen Schwefelbleiniederschlag erzeugen. Es sind, wie wir in der Einleitung dargetan haben, neben der Substitution durch das Jod Oxydationsprozesse einhergegangen, die den Tryptophankern ver\u00e4ndert und den Cystinkomplex zerst\u00f6rt haben. Um Proteine zu gewinnen, die neben der Substituierung m\u00f6glichst wenig von Oxydationsprozessen ver\u00e4ndert sind, jodieren wir w\u00e4hrend ganz kurzer Zeiten, d. h. nur so lange, bis die Mi Hon-Reaktion negativ geworden ist. Dies allein ist das Kriterium, da\u00df das Tyrosin komplett jodiert ist. Man jodiert am besten in kleinen Portionen der Proteinl\u00f6sung (jeweils 100-150 ccm einer 2%igen L\u00f6sung) unter Hinzuf\u00fcgung eines \u00dcberschusses von Jodjodkali. Die bikarbonatalkalische L\u00f6sung wird auf 40_____45\u00b0 er-\nw\u00e4rmt, die gleichfalls vorgew\u00e4rmte Jodjodkalil\u00f6sung zugef\u00fcgt und das Gemisch unter stetem Umsch\u00fctteln 6\u20149 Minuten auf der genannten Temperatur gehalten. Sodann wird sofort der Jod\u00fcberschu\u00df durch Thiosulfat entfernt, abgek\u00fchlt, verd\u00fcnnte Natronlauge zugef\u00fcgt und mit Essigs\u00e4ure ausgef\u00e4llt. Hierbei ist der Zusatz von Natriumsulfat von gro\u00dfem Vorteil. An die Ausf\u00e4llung mu\u00df sich, wenn auch oft \u00fcberhaupt kein Stickstoffjod eingetreten ist, doch der Sicherheit halber eine Um-f\u00e4llung mit schwefliger S\u00e4ure anschlie\u00dfen : meist wird hier eine einmalige Behandlung ausreichend sein. Die Jodierungsdauer von 6\u20149 Minuten lieferte in den von uns zu beschreibenden F\u00e4llen v\u00f6llig wei\u00dfe, feinflockige, im Wasser unl\u00f6sliche Substanzen sie m\u00f6gen mit \u201eC\u201c bezeichnet werden \u2014 mit erhaltener Tryptophan- und Cystinreaktion. Die Jod-","page":140},{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"Mitteilungen ans dem Gebiete der Eiwei\u00dfchemie. I. 141\nzahl dieser C-Substanzen ist die gleiche wie die der B-Sub-stanzen.\nDie Trocknung der Jodproteine.\nDie drei Arten der Jodproteine werden in gleicherweise zur Analyse getrocknet: Zun\u00e4chst wird durch Waschen auf dem Filter mittels Aceton oder absolutem Alkohol das Wasser vollkommen verdr\u00e4ngt. Um Verf\u00e4rbung der Substanzen zu vermeiden, mu\u00df ein Eintrocknen bei noch vorhandenem Wassergehalt verh\u00fctet werden. Das Jodprotein wird mit (2\u20143 mal destilliertem) Aceton abgespritzt und mit Aceton oder Alkohol abs. einige Minuten hei\u00df digeriert bzw. gekocht. Sodann wird das Aceton auf dem Filter durch \u00c4ther verdr\u00e4ngt und\ndie Substanz mit \u00c4ther gut gewaschen. Noch anhaftender\n\u2022 \u2022\n\u00c4ther wird abgesaugt und die Substanz alsbald auf Ton gestrichen. Man gewinnt so in allen F\u00e4llen wei\u00dfe bzw. ganz schwach gelblich gei\u00e4rbte staubfeine Pulver, die.im Exsikkator \u00fcber Schwefels\u00e4ure und durch Erw\u00e4rmung auf 80\u201490\u00b0 bis zur Gewichtskonstanz getrocknet werden.\n1\t,\nDie Analyse der Jodproteine.\nDie Jodproteine bereiten der Elementaranalyse von C, H und N durch ihre Schwerverbrennbarkeit gro\u00dfe Schwierigkeiten; sowohl die alte Methode der Verbrennung, wie auch die Mikroanalyse liefern nicht immer v\u00f6llig befriedigende Kesult\u00e4te. Es ist stets n\u00f6tig, die Substanzen zur Verbrennung mit Kupferoxyd und Bleichromat zu vermischen. F\u00fcr die Stickstoffbestimmung ist meist die Dumasmethode der Methode von Kjeld ah 1 vorzuziehen. Es f\u00e4llt auf, da\u00df die C-Substanzen bedeutend glatter verbrennen als die A- und B-Substanzen. Die Schwefelbestimniungen wurden nach der Methode von Asboth-D\u00fcring bzw. Pringsheim1) (Verschmelzen mit Natriumsuperoxyd) vorgenommen. W\u00e4gbare Mengen von Asche enthielten unsere Substanzen in keinem Falle. Die Bestimmung des Jods wurde stets nach der von\n') Vgl.dazu Abderhaldens Handbuch der biochem. Arbeitsmethoden.","page":141},{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"142\nF. Blum und E. Strau\u00df,\nF. Blum und R. Gr\u00fctzner1) ausgearbeiteten, sehr genauen Methode ausgef\u00f6hrt. Die zu analysierende Substanz wird in ger\u00e4umigem Eisentiegel mit calcinierter Soda und etwas Pottasche bedeckt und daneben eine Stange Natriumhydroxyd zum Schmelzen gebracht. Das geschmolzene \u00c4tznatron wird rasch \u00fcber die Substanz flie\u00dfen gelassen, dann vorsichtig bis zum v\u00f6lligen Schmelzen und nach Hinzuf\u00fcgung einer Messerspitze Kaliumnitrat bei bedecktem Tiegel bis zum vollkommenen Klarwerden weiter erhitzt. Diese Prozedur soll in ca. 10 Minuten beendet sein. Die erkaltete Schmelze wird gel\u00f6st, in einen 2 1 fassenden Schottkolben \u00fcbergef\u00fchrt und zuerst in alkalischer, dann schwefelsaurer L\u00f6sung mit Permanganat oxydiert, wobei alles Jodid in Jodat verwandelt wird. Nach dem Erkalten wird die Fl\u00fcssigkeit mit Soda wieder alkalisch gemacht und zur v\u00f6lligen Reduktion des Permanganats mit einigen ccm abs. Alkohols gekocht. Nach dem Abfiltrieren des ausgeschiedenen Braunsteins wird die alkoholfreigekochte L\u00f6sung mit einem Gemisch von Schwefels\u00e4ure und Phosphor-s\u00e4uro anges\u00e4uert, etwas Ammonsulfat in Substanz zugesetzt und noch einige. Minuten gekocht. Durch Jodkalizusatz wird nun entsprechend der anwesenden Jods\u00e4ure die 6 fache Menge des in der zu analysierenden Substanz vorhandenen Jods frei gemacht und mit n/lO-Natriumthiosulfatl\u00f6sung titriert. Zur Berechnung dient uns der Faktor \u201eTiter der Thiosulfat-\nl\u00f6sung: 0\u201c (f), den w ir immer durch Einstellung neu bestimmen.\nII. Die Jodproteine.\nDie Bildung von Jodwasserstoff bei der Jodierung.\nDie Bildung von Jodwasserstoffs\u00e4ure geht mit der Substitution einher und kann, soweit sie die entsprechenden Werte \u00fcberschreitet, als Index f\u00fcr die beim Jodierungsproze\u00df stattfindende Oxydation dienen. Um den Grad der Oxydation bei verschiedener Dauer der Jodierung kennen zu lernen, haben wir Serumalbumin in gemessener Menge mit genau bekannter Menge von Jod behandelt. Gleichzeitig haben wir den Jod-\n\u2019) Diese Zeitschr. Bd. 85. S. 429 (1913) und Bd. 91, S. 392 (1914).","page":142},{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"Mitteilungen aus dem Gebiete der Eiwei\u00dfchemie. I.\n143\nverbrauch einer reinen \u00e4quimolekularen Bikarbonatl\u00f6sung bestimmt. Proben wurden entnommen nach 3, 6, 9, 12, 30 und 60 Minuten. Die Temperatur war dauernd 40\u00b0. Es ergaben sich folgende Zahlen:\na)\tReihe 3'\u201412' in Durchschnitten:\n1.\tGesanitverbrauch an Jod: 0,286 g,\n2.\tLeerverbrauch f\u00fcr Bikarbonat: 0,040 g,\n3.\tan 0,r>8 g Herumalbumin festgebunden: 0,044 g.\nEh sind demnach f\u00fcr Jodwasserstoffbildung 0,202 g Jod anzusetzen.\nb)\tReihe 30'\u201460':\n1.\tGesamtverbrauch an Jod: 0,330 g,\n2.\tLecrverbrauch f\u00fcr Bikaibonat: 0,041 g,\n3.\tan 0,58 g Serumalbumin festgebunden: 0,052 g;\nf\u00fcr Jodwasserstoffbildung anzusetzen: 0,237 g.\nDaraus berechnet sich die Menge von Jodwasserstoffs\u00e4ure auf 100 g Serumalbumin:\nbei kurzdauernder Jodierung .... 35 g\t*\nbei langdauernder Jodierung .... 41 g.\nUnter den von uns gew\u00e4hlten Bedingungen ist also die\n4,3\u20144,4 fache Menge Jod verbraucht worden, die zur Substitution n\u00f6tig war.\n\u00bb\n1. Jodovalbumin.\nAls Ausgangsmaterial diente kristallisiertes Ovalbumin, das aus frischen H\u00fchnereiern in bekannter Weise gewonnen wurde. Zum Ausdialysieren der Ovalbuminl\u00f6sungen (wie auch der anderen Proteinl\u00f6sungen) ben\u00fctzten wir sehr gro\u00dfe, ca. 1 bis D/21 fassende Fischblasen, die, unter Aceton aufbewahrt, viele Male wieder gebraucht werden k\u00f6nnen*). Die Maximaljodierung lieferte ein schwach gelblich gef\u00e4rbtes Jodovalbumin A, an dem die Reaktionen nach Millon, Ehrlich-Rohde und die Schwefelbleireaktion negativ ausfielen, a) CH-Bestimmung:\nAngew. 0,1389 g = 0,2484 g C02 = 48,8 \u00b0/fr C\n0,0771 , H,\u00d6 = 6,17 % N. b; N-Bestimmung (Kjeldahl):\nAugew. 0,1948 g titr. n/5-S\u00e4ure: 9,7 ccm = 13,95 % N.\n\u2018) Wir haben diese Fischblasen durch die Firma B. B. Cassel in Frankfurt a. M. bezogen.","page":143},{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\nF. Blum und E. Strau\u00df,\nc)\tS-Bestimmung :\nAngew. 0,1802 g BaSO\u00ab = 0,0133 g = 1,01 % S.\nd)\tJ odbestimmungen :\n1. Angew. 0,1155 g titr. Thiosulfat (f = 1,95) 4,5 ccm = 8,775 mg J\n>\t= 7,59%J,\n0,1618,\t\u201e\t\u201e\t(f = 1,95) 6,3\t\u201e\t=12,258 mg J\n\u2014 7 5 oj j\n-\u2022\t\u00bb\t0,1282,\t,\t,\t(f =--1,95) 5,0\t,\t= \u00bb,K mg J\n= i\u00df VO Jf\n0,143 ,\t\u201e\t;\t(f = 1,95)5,5\t,\t= 10,725 mg J\n= 7,5 % J.\nDurchschnitt: 7,55% Jod (A-Zahl).\nDie Umwandlung dieser A-Substanz in die B-Substanz wurde mit S02 in der beschriebenen Weise vorgenommen. Das gewonnene Jodovalbumin B war ein fast wei\u00dfes Pulver und ergab analytisch folgende Zahlen:\na)\tCH-Bestimmung:\nAngew. 0,1494 g = 0,2721 g CO, = 49,67 % C\n= 0,0863 \u201e H,0 = 6,41 % H.\nb)\tN-Bestimraung :\nAngew. 0,1452 g titr. n/5-Sfture: 7,25 ccm = 13,99 % N.\nc)\tS-Bestimmung:\nAngew. 0,1682 g BaSO, = 0,0119 g = 0,97 % S.\nd)\tJodbestimmungen:\n1.\tAngew. 0,1545 g titr. Thiosulfat (f = 1,95) 4,0 ccm\n+ 0,3 ccm n/100-Thios. = 7,859 mg J = 5,01% J. 0,1255 g titr. Thiosulfat (f = 1,95) 3,3 ccm\n+ 0,6 ccm n/100-Thios. = 6,532 mg J = 5,2 % J,\n2.\tAngew. 0,0940 g titr. Thiosulfat (f = 1,91) 2,6 ccm\n\u2014 4,966 mg J = 5,2 % J\u00bb 0,0717 g titr. Thiosulfat (f = 1,91) 1,9 ccm\n= 3,625 mg J = 5,06 % J. Durchschnitt: 5,12 % (B*Zahl).\nVergleicht man die A-Zahl (7,55) und die B-Zahl (5,12) des Jodovalbumins, so ergibt sich, da\u00df sie sich wie 3 :2 zueinander verhalten, womit dargetan wird, da\u00df in das maximaljodierte Jodovalbumin auf je 3 Jodatome 2 Kernjodatome und 1 N-Jodatom eingetreten sind. Den beiden Kernjodatomen entspricht ein Jodgehalt von 5,12 % j dem einen N-Jod ein solcher von (7,55 \u2014 5,12 =) 2,43 %\u2022 Errechnet aus der Kern-","page":144},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"Mitteilangen aus dem Gebiete der Eiwei\u00dfchemie. I. 145\n\u2022 > \u2022\niodzahl (5,12 :2) wurde sich 2,56 % f\u00fcr jedes eingetretene Jodatom ergeben \u2014 ein mit der Analyse gut \u00dcbereinstimmendes Resultat.\nZur Veranschaulichung des Strukturbildes des jodierten Ovalbumins diene die Skizze:\n1 2\n4\t\t\nN-J\tC-J\tC-J\nv\n3\nworin \u201e1\u201c dem Gehalt an N-Jod, \u201e2\u201c demjenigen an Kernjod und \u201e3\u201c den Gesamtjodatomen entsprechen. Es befinden sich im maximaljodierten Ovalbumin demnach 3 Atome Jod oder ein Vielfaches von 3 Atomen, von denen 2 (oder ein Vielfaches davon) am Kohlenstoff, 1 am Stickstoff haften.\nDas Ovalbumin ist bereits mehrfach jodiert worden. Blum1 fand 7,1 % Jod, Hopkins2 *) 7,2 \u00b0/o* Nach der JodierungSr methode von Hofmeister (in saurer L\u00f6sung) fand Kurajeff1) 8,54 %\u2022 Hofmeister4 *) selbst hatte 8,95 % gefunden. Neuerdings lie\u00df Krzemecki6) Jod in methylalkoholischer L\u00f6sung auf koaguliertes Ovalbumin ein wirken und fand nach Einwirkung von siedender konzentrierter Essigs\u00e4ure auf das gebildete Produkt 24,45 %* nach Behandlung mit Aceton bzw. Natriumthiosulfat bei gew\u00f6hnlicher Temperatur 15,63 % bzw. 6,26 % \u2014 Zahlen, die aus Gr\u00fcnden der Methodik mit den unsrigen nicht in Vergleich zu setzen sind; denn unseren ausgedehnten Erfahrungen nach f\u00fchrt der Versuch, koagulierte Eiwei\u00dfk\u00f6rper einheitlich zu jodieren, nicht zum Ziel.\nAus einem Vergleich des Verh\u00e4ltnisses von C zu N im genuinen Ovalbumin mit den nach der Methode von Hofmeister und jenem von uns angewandten Verfahren hergestellten Jodovalbuminen l\u00e4\u00dft sich erkennen, da\u00df unsere\n#\n*) Diese Zeitschr. Bd. 28, S. 297 (1899).\n*) Berichte Bd. 30, S. 1860 (1897).\n8) Diese Zeitschr. Bd. 26, S. 462 (1899).\n4) Diese Zeitschr. Bd. 24, S. 158 (1897).\ns) Zitiert nach Zentralblatt 1912, S. 2034.","page":145},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"146\tF. Blum und E. Strau\u00df,\nmaximaljodierte Substanz das richtige Verh\u00e4ltnis bewahrt hat, w\u00e4hrend die mit saurer L\u00f6sung jodierten Substanzen kohlenstoffreiche Teile abgespalten haben. Ihr hoher Jodgehalt beweist also keine gr\u00f6\u00dfere Abs\u00e4ttigung mit Jod, sondern er ist die Folge einer betr\u00e4chtlichen Aufspaltung des \u00cbiweiBmolek\u00fcls. Im genuinen Ovalbumin ist C : N = 4,144 (Hofmeister) bzw. 4,00 (Langstein) oder 4,11 (Osborne). Das Verh\u00e4ltnis ist\nf\u00fcr unsere A-Substanz\t= 4,107, f\u00fcr die B-Substanz\n4,12. F\u00fcr die Hofmeisterschen Zahlen berechnet es sich zu 3,916, f\u00fcr Kurajeffs Zahlen zu 3,92.\nRechnet man nach der von Blum und Umbach1) angegebenen Formel:\nauf \u201ejodfrei\u201c A)\nElement % X 100 100 - Jod %\num, so ergibt sich f\u00fcr unsere Zahlen\nO = *>2.7 %\tC = 52,3 %\nN = 15,09 \u00ab/0\tN \u2022= 14,74 %,\nf\u00fcr Hofmeisters Zahlen ergibt die Umrechnung:\nC (47,92) = 52,6 \u00ab/0 N(i4,27) = 15,6 70,\nf\u00fcr Kurajeffs Zahlen ergibt sich:\nC (49,04) = 53,6 %\nN (14,61) = 15,97 %. .\nVergleicht man diese Zahlen mit den f\u00fcr das genuine Ovalbumin gefundenen Werten, so erweisen sich die Zahlen von Kurajeff besonders in Bezug auf N (Hofmeister: 15,00; Osborne: 15,51; Langstein: 15,29) als zu hoch.\nDie Gr\u00f6\u00dfe des Ovalbuminmolek\u00fcls haben Hofmeister und Kurajeff auf ca. 10000 berechnet. R. O. Herzog8) hat auf Grund der Einsteinschen Theorie der Braunschen Molekularbewegung die Molekulargr\u00f6\u00dfe des Ovalbumins auf 73000 angegeben. (Nach dieser Theorie kann man den Diffusionskoeffizienten gro\u00dfer gel\u00f6ster Molek\u00fcle aus der inneren Reibung, der LoschmidtschenZahl und dem Molekularradius berechnen.\n\u2018} 1. c.\n2) Zeitschr. f. Elektrochemie Bd. 16, S. 1003 (1910),","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"Mitteilungen aus dem Gebiete der Eiwei\u00dfchemie. I. 147\nUnter der Annahme, da\u00df das Volumen des gel\u00f6sten Stoffes, sich beim Aufl\u00f6sen nicht \u00e4ndert, kann man umgekehrt nach Herzog aus dem Diflfusionskoeftizienten und der inneren. Reibung der L\u00f6sung das Molekulargewicht errechnen.)\nLegen wir aus unseren Ergebnissen der Berechnung der Molekulargr\u00f6\u00dfe des Jodovalbumins zugrunde, da\u00df einem eingetretenen Jodatom ein Prozentgehalt von 2,51 entspricht, so kommen wir zu einer Mindestgr\u00f6\u00dfe des Molek\u00fcls von 5060 f\u00fcr das jodierte und von 4934 f\u00fcr das jodfrei umgerechnete Ovalbumin.\nDas Jodovalbumin C bereiteten wir aus reinem kristallisiertem Ovalbumin von H\u00fchnereiern in der angegebenen Weise: 200 ccm einer etwa l,5%igen Ovalbuminl\u00f6sung wurden mit 1 g NaltC03 versetzt und auf 40\u00b0 gebracht und dann 20 ccm einer 2/n-Jodjodkalil\u00f6sung (auf 400 vorgew\u00e4rmt) zugef\u00fcgt und das Gemisch unter stetem Sch\u00fctteln 9 Minuten lang auf der gleichen Temperatur gehalten. Hierauf wurde der Jod\u00fcberschu\u00df durch Thiosulfatl\u00f6sung entfernt; die Fl\u00fcssigkeit abgek\u00fchlt; mit wenig verd\u00fcnnter Natronlauge versetzt und mit verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure gef\u00e4llt. Die Substanz, die in wei\u00dfen Flocken ausfiel, zeigte keine Reaktion nach Millon mehr, wohl aber eine sehr stark positive Reaktion nach Ehrlich* Rohde und eine starke Schwefelbleireaktion. Nach einer einmaligen Umf\u00e4llung mit S02 und daran anschlie\u00dfender Umf\u00fcllung aus alkalischer L\u00f6sung mit Essigs\u00e4ure wurde das Jodovalbumin C in gewohnter Weise gewaschen und getrocknet, Die Analysen der Substanz ergaben folgende Werte:\na)\tCH-Bestimmung;\nAngew. 0,1502 g \u2014 0,2712 g CO, := 49,24% C\n= 0,0931 g H,O = 6,8 % H.\nb)\tN-Bestimmung (Dumas):\nAngew. 0,1551 g = 19.1 ccm N (b \u2014 763 mm, t = 17\u00b0)\n= 14,36% N.\nc)\tS-Bestimmung:\nAngew. 0,2025 g BaS04 = 0,0245 g = 1,6% S.\nd)\tJodbestimmung:\nAngew. 0,3092 g titr. Thiosulfat (f = 1,95) = 7.8 ccm\n= 15,21 mg Jod = 4,91% Jod.","page":147},{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"F. Blum und \u00a3. Strau\u00df,\n148\nWir haben also hier einen Jodwert erhalten, der demjenigen des Jodovalbumin8 B entspricht; dabei ist die Oxy. dations Wirkung der Jodierung auf Tryptophan und Cystin hintangehalten. Rechnet man die Zahlen f\u00fcr C und N auf \u201ejodfrei\u201c um, so ergibt sich:\nC = 51,88%; N = 15,1%.\n2. Jodserumalbumin.\nZur Gewinnung jodierten Serumalbumins verwendeten wir kristallisiertes Pferdeserumalbumin und nichtkristallisiertes Hammelserumalbumin, die wir nach den \u00fcblichen Vorschriften mittels Zusatz von Ammonsulfat bereiteten. Sera mit geringer H\u00e4molyse haben wir jedesmal vor der Darstellung der einzelnen Proteinfraktionen durch Sch\u00fctteln mit Tierkohle gereinigt. Unsere Pr\u00e4parate wurden mit aller Sorgfalt von ihren Nachbarfraktionen getrennt.\nF\u00fcr die Darstellung des maximaljodierten Jodserumalbumins A gilt alles f\u00fcr das Jodovalbumin Gesagte. Die Substanz ist ein fast wei\u00dfes Pulver. F\u00fcr eine durch n/10-Natronla\u00fcge hergestellte und v\u00f6llig ausdialysierte L\u00f6sung dieser A-Substanz haben wir die F\u00e4llungsgrenze gegen Ammonsulfat bestimmt. 50 ccm der L\u00f6sung ergaben mit 20 ccm konzentrierter Ammonsulfatl\u00f6sung starke Tr\u00fcbung, nach Zusatz weiterer 30 ccm war vollst\u00e4ndige Ausflockung erfolgt. Das Jodserumalbumin A besitzt also als Natriumsalz die F\u00e4llungsgrenze eines Globulins (= 7,-S\u00e4ttigung), eine Verschiebung, auf die der eine von uns (Blum) bereits fr\u00fcher hingewiesen hat.\nDie Analysen des Jodserumalbumins A ergaben:\na)\tCH-Bestimmung (Pr\u00e4parat aas kristall. Pferdeserumalbumin):\nAngew. 0,1476 g = 0,2564 g CO, = 47,38% C\n= 0,0846 g H,0 = 6,4 % H.\nb)\tN-Bestimmung:\nAngew. 0,1772 g (Kjeld.) titr. n/5-S\u00e4ure 9,1 ccm = 14,39% K 0,1501 g (Dumas) = 18,4 ccm N (b = 761 mm, t = 15\u00b0)\n= 14,36% N.\nc)\tS-Bestimmung:\nAngew. 0,1892 g BaS04 = 0,0112 g == 0,81% S.","page":148},{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"Mitteilungen ans dem Gebiete der Eiwei\u00dfchemie. 1.\t149\nd) Jodbestimmungen:\n1. Angew. 0,1583 g titr. Thiosulfat (f = 2,01) = 7,0 ccm\n. 1\t\t\t= 14,07 mg Jod \u2014 8,8 \u00b0/o J.\n0,1864 g\t*\t9\t(f = 1,95) = 6,4 ccm = 12,48 mg Jod = 9,1 % \u00ab*\u2022\n2.\t,\t0,1666 g\t9\t9\t(f = 1,95) = 7,8 ccm = 15,21 mg Jod = 9,0% J.\n3.\t\u201e\t0,1839 g\t9\tft\t(f = 1,91) = 8,6 ccm \u2014 16,42 mg Jod = 8,9 % J*\n0,1717 g\t9\t9\t(f = 1,91) \u2014 8,1 ccm = 15,471 mg Jod = 9,0 % J.\n4.\t\u201e\t0,1104 g\t9\t9\t(f = 2,02) = 4,9 ccm = 9,898 mg Jod = 8,9% J.\n0,1583 g\t9\t9\t(f = 2,02) = 7,0 ccm = 14,14 mg Jod = 8,8% J.\n5.\ty 0,1538 g\t9\t9\t(f =1,58) = 8,8 ccm = 13,904 mg Jod = 9,04% J.\n0,1582 g\tt\u00bb\t9\t(f = 1,58) = 9,1 ccm = 14,378 mg Jod = 9,08%J.\nDurchschnitt: 8,96% J\u00b0d (A*Zahl).\nI\ne\nDas Jodserumalbumin B wurde durch mehrfache Umf\u00e4llung der maximaljodierten Verbindung \u00c0 mit S02 gewonnen. Wir haben dabei \u2014 um L\u00f6sung in der S\u00e4ure zu vermeiden \u2014 stets mit einem st\u00e4rkeren Natriumsulfatzusatz gearbeitet. Die fast v\u00f6llig wei\u00dfe Substanz ergab analytisch folgende Werte:\na)\tCH*Bestimmung:\nAngew. 0,1484 g = 0,2687 g CO, = 49,38 % C\n= 0,0916 g H,0 = 7,4 % H.\n1\tN\nb)\tN'Bestimmung (Dumas):\nAngew. 0,1574 g = 19,5 ccm N (b = 756 mm, t = 15\u00b0) = 14,4% N.\nc)\tS-Bestiramung:\nAngew. 0,1771 g BaS04 = 0,0124 g = Q,96% S.\nd)\tJodbestimmungen:\n1. Angew. 0,1248 g titr. Thiosulfat (f = 2,01) = 4,1 ccm\n= 8,241 mg Jod = 6,6% J.\n2.\t,\t0,1012 g ,\t(f = 1,91) = 3,6 ccm\n\t= 6,876 mg Jod = 6,8% J\n0,0711g \u201e\t\u201e\t(f = 1,91) = 2,6 ccm\n\t= 4,966 mg Jod = 6,9% J\n3.\t\u201e\t0,1531 g ,\t\u201e\t(f = 1,95) = 5,2 ccm\n\t= 10,14 mg Jod = 6,6\u00b0/0'J\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. CX1I.\tH","page":149},{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"150\nF. Blum und E. Strau\u00df,\n4. Angew. 0,1285 g titr. Thiosulfat (f = 1,92) = 4,5 ccm\n= 8,64 mg Jod == 6,7 % J.\n0,1685 g \u201e\t.\t, (f = 1,92) = 6,0 ccm\n= 11,52 mg Jod = 6,8% J.\nDurchschnitt: 6,78% Jod (B-Zahl).\nDer aus dem Vergleich von Jodserumalbumin A mit 8,96 #/o Jod und B mit 6,73% Jod sich ergebende Prozentwert f\u00fcr N-Jod (8,96 - 6,73) betr\u00e4gt 2,23, woraus sich bei 6,73% Kernjod ein Verh\u00e4ltnis zwischen beiden von 1: 3 mit weitgehender Genauigkeit errechnet.\n1\n\u2022 . 1 1 ^\n4\nIn das maximaljodierte Serumalbumin sind also 4 Jodatome oder ein Vielfaches davon eingetreten, von denen je eines am Stickstoff sitzt.\nDie Jodzahlen A und B sind f\u00fcr Pferde- und Hammelserumalbumin die gleichen.\nBlum1) hat bei seinen ersten Darstellungen 11,02 bzw. 9,93% Jod erhalten. Blum und Umbach*) fanden als Mittel mehrerer Jodierungen 9,59%. Kurajeff8) erhielt in einer gro\u00dfen Reihe von Jodierungen in saurer L\u00f6sung Zahlen im Bereiche von 9,86\u201412,28%. \u00dcber eine von ihm in schwach alkalischer L\u00f6sung ausgef\u00fchrte Jodierung, die einen Jodgehalt von 10,95 ergab, wird noch zu sprechen sein. Wir vergleichen einige Analysenzahlen Kurajeffs mit den unsrigen:\n\tK. (A3)\tK. (A 5)\tK. (A 9)\tJodserumalbumin A\nc\t47,57\t49,09\t47,98\t47,38\nH\t6,11\t6,45\t6,31\t6,4\nN\t14,56\t15,39\t14,43\t14,36\nS .\t1,13\t\u2014\t0,86\t0,81\nJ .\t12,05\t9,86\t12,28\t9,0 (8,96)\n' \u2022\tAuf \u201ejodfrei\t* umgerechnet, ergeben Kurajeffs Zahlen\t\t\n\tf\u00fcr C:\t(A3) 54,05;\t(A5) 54,4!\t(A 9) 54,6;\n\t-, N:\t16,55;\t17,0;\t16,36.\n*) *)8) loc. cit.","page":150},{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"Mitteilungen aus dem Gebiete der Eiwei\u00dfchemie. I. 151\nUnsere A- und B-Substanzen zeigen dagegen folgende Werte:\nf\u00fcr 0:\t( A) 52,06;\t(B)52,9;\n, N:\t15,79;\t15,4.\nDem entsprechen die Zahlen f\u00fcr genuines Pferdeserum -albumin (nach Abderhalden1): C = 52,93 und N = 15,89%.\nDie Zahlen von Eurajeff sind zu hoch; die von ihm angewandte Methode liefert ein weitgehender ver\u00e4ndertes Produkt als die unsrige.\nDas Verh\u00e4ltnis C : N betr\u00e4gt f\u00fcr das genuine Serumalbumin 3,888 bzw. 3,902; f\u00fcr Kurajeffs Zahlen berechnet es sich zu 3,811 bzw. 3,729 und 3,855 ; f\u00fcr unsere Zahlen ergibt sich der Wert 3,85 (Jodserumalbumin A).\nKurajeff errechnet auf Grund seiner Zahlen die Molekulargr\u00f6\u00dfe des Serumalbumins zu 10100 bis 10200. Unter-Zugrundelegung von 2,21% f\u00fcr jedes eingetretene Jodatom berechnen wir die Mindestmolekulargr\u00f6\u00dfe des Jodserumalbumins auf 5746, woraus sich f\u00fcr das Serumalbumin selbst der Wert 5620 ergibt.\nHier sei noch angemerkt, da\u00df Krzemecki8) auch das koagulierte Serumalbumin in derselben Weise wie das Ovalbumin mit Jod behandelt und 24,5% bzw. 14,0% als Jodgehalt seiner Pr\u00e4parate gefunden hat.\nDas Jodserumalbumin G wurde nach der oben beschriebenen Schnellmethode dargestellt.\nVersuch I: Jodierung von 50 ccm Albuminl\u00f6sung (= 0,5 g) bikarbonatalkalisch, 10 ccm 2 n/Jodjodkalil\u00f6sung, Temperatur 40\u00b0, Dauer 6 Minuten. Die Substanz wurde mit verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure gef\u00e4llt; sie war vollkommen wei\u00df, zeigte negative Millonsche, dagegen stark positive Ehrlich-Rohdesche und stark positive Schwefelblei-Reaktion.\n*\nJodbestimmung: Angew. 0,1622 g titr. Thiosulfat (f = 2,05)\n= 5,5 ccm = 11,275 mg Jod = 6,9% J.\n*) Diese Zeitschr. Bd. 37, S. 495 (1903). *) loc. cit.","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"152\tF. Blum und E. Strau\u00df,\nVersuch II: Verlauf und Bedingungen wie I, Dauer 9 Minuten.\nJodbestimmung: Angew. 0,1693 g titr. Thiosulfafc (f = 2,05)\n= 5,6 ccm = 11,48 mg Jod = 6,78 % J.\nVersuch III: wie vorher, Dauer 6 Minuten.\n(Angew. 100 ccm L\u00f6sung).\nJodbestimmung: Angew. 0,2656 g titr. Thiosnlfat (f \u2014 1\u00bb\n= 8,9 ccm = 17,622 mg Jod = 6,6\u00ae/0 J.\nDie gleiche Substanz, nach Behandlung mit SO* :\nAngew. 0,2494 g titr. Thiosnlfat (f = 1,98) = 8,3 ccm\n= 16,434 mg Jod = \u00ab,6% J.\nVersuch IV: wie vorher, 6 Minuten.\nAngew. 0,1987 g titr. Thiosulfat (f = 1,95) = 6,8 ccm\n= 13,26 rag Jod = 6,65% J.\nDurchschnitt: 6,7% Jod.\nCH-Bestimmung :\nAngew. 0,1448 g = 0,2588 g C02 = 48,8 % C\n= 0,0837 g H^O = 6,42% H\nC, auf jodfrei berechnet, ergibt 52,3%.\nN-Bestimmung:\nEine bitzekoagulierte Substanz ergab (Kjeldakl):\nAngew. 0,2664 g titr. n/10-S\u00e4ure 27,0 ccm = 14,15% N.\nDiese Zahl, auf jodfrei umgerechnet, ergibt 15,16%, also einen etwas zu niedrigen Wert, der offenbar durch die Erhitzung der Substanz mit Wasser verursacht ist (vgl. die diesbez\u00fcgliche Angabe von Blum und Umbach).\nS-Bestimmung:\nAngew. 0,1800 g BaS04 = 0,0240 g = 1,8% S.\nVersuch III zeigt, da\u00df bei der kontaktschnellen Jodierung kein Jod an den Stickstoff getreten ist. Die gefundenen Jodmengen best\u00e4tigen auch hier die durch S02-Einwirkung auf A-Substanzen erhaltene Kernjodzahl. Der Schwefel ist hier v\u00f6llig erhalten. Zu bemerken ist noch, da\u00df bereits bei 9 bis 10 Minuten Dauer der Jodierung die Ehrlich-Rohde-Probe schw\u00e4cher wird, nicht aber die Schwefelbleiprobe. Das Umgekehrte tritt bei der Schnelljodierung des Caseins ein (s. d.).","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"Mitteilungen aus dem Gebiete der Eiwei\u00dfchemie. I.\n153\nJodierung mit MgC08-Zusatz.\nKurajeff1) hat in einem seiner Versuche, wie oben bereits erw\u00e4hnt, die Alkaleszenz der Serumalbuminl\u00f6sung statt durch Natriumbikarbonat durch Magnesiumkarbonat erzeugt. Er fand dabei eine Substanz von folgender Elementarzusamm\u00e8n-setzung:\nC = 47,97; H = 6,18; N = 14,88; S = 1,44; J = 10,95.\nWir haben diesen Versuch wiederholt und durch Einwirkung von S02 eine B-Substanz dargestellt: Hammelserumalbumin (400 ccm einer l%igen L\u00f6sung) wurde mit 10 g MgCOj versetzt, 2/n-Jodjodkalil\u00f6sung zugef\u00fcgt (\u00dcberschu\u00df) und 2 mal 24 Stunden bei 37\u00b0 digeriert. F\u00e4llung, Reinigung und Trocknung erfolgten wie bei unseren anderen Versuchen. Die Jodbestimmung ergab:\nAngew. 0,1613 g titr. Thiosulfat (f = 1,86) = 9,7 ccm\n= 18,042 mg Jod = 11,1% J. 0,1693 g \u201e\t\u201e (f = 1,86) = 10,1 ccm\n= 18,786 mg Jod = 11,0% J.\nUnsere Zahlen stimmen also mit der von Kurajeff erhaltenen = 10,95 gut \u00fcberein. Unsere aus dieser A-Substanz gewonnene B-Substanz zeigte folgenden Wert f\u00fcr Jod :\nAngew. 0,1055 g titr. Thiosulfat (f = 1,65) = 4,7 ccm\n= 7,755 mg Jod '= 7,3% J 0,1450 g \u201e\t(f = 1,65) = 6,4 ccm\n= 10,56 mg Jod = 7,3% J.\nRechnet man Kurajeffs Werte f\u00fcr C und N auf jodfrei um, so erh\u00e4lt man\nf\u00fcr C: 53,8% (genuin 52,93)\nI .. N: 16,7% ( \u201e\t15,89).\nBeide Werte sind zu hoch. Auch das Verh\u00e4ltnis C : N ist betr\u00e4chtlich verschoben. Es ergibt sich aus Kurajeffs Zahlen zu 3,761 (genuin 3,902). Diese Tatsachen sprechen f\u00fcr eine Spaltung des Proteinmolek\u00fcls. Beim Verlauf der Jodierung beobachteten wir eine betr\u00e4chtliche Zunahme der Alkaleszenz, als deren Ursache sich durch Umsetzung von\nl) loc. cit.","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154\tF. Blum und \u00a3. Strau\u00df,\n%\nMagnesiumkarbonat mit Jodkali gebildetes Kaliumkarbonat herausstellte. Dies gab Veranlassung zu der Spaltung. Als wir zwar unter Zusatz von Magnesiumkarbonat, aber mit feingepulvertem Jodmetall ohne Jodkali jodierten, zeigte die hierbei gewonnene Substanz Werte, die zu unserer A-Zahl stimmen:\nAngew. 0,2922 g titr. Thiosulfat (f = 1,65) = 15,3 ccm\n= 25,245 mg Jod == 8,7 \u00b0/0 J.\n0,1836 g \u201e\t\u201e\t(f = 1,65) = 9,7 ccm\n= 16,01 mg Jod = 8,5% J.\nWeiterhin jodierten wir bei Gegenwart von Magnesium-karbonat mit einer Jodjodcalciuml\u00f6sung. Hierbei bildet sich CaC03. Die F\u00e4llung des Jodproteins wurde mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure vorgenommen; sodann wurde die Substanz aus verd\u00fcnnter Natronlauge mit Essigs\u00e4ure umgef\u00e4llt. Ihre Analyse ergab einen N\u00e4herungswert an unsere A-Zahl:\nAngew. 0,1391 g titr. Thiosulfat (f = 1,65) = 6,8 ccm\n= 11,22 mg Jod = 8,06% J.\n0,1555 g \u201e\t\u201e\t(f = 1,65) = 7,6 ccm\n= 12,54 mg Jod = 8,06% J.\nAus diesen Ergebnissen ziehen wir den Schlu\u00df, da\u00df das Magnesiumkarbonat das Natriumbikarbonat behufs schonender Jodierung nur bei Zugabe von metallischem Jod zu vertreten vermag, worin wir aber keinen Vorteil, sondern nur eine Erschwerung des Verfahrens sehen. Jedenfalls vermag Kurajeffs Versuch in keiner Weise unser Jodierungsresultat und die daraus abgeleiteten Schl\u00fcsse abzu\u00e4ndern. Bei dem von ihm gew\u00e4hlten Verfahren spielt sich eine irref\u00fchrende Spaltung durch Alkali ab.\n3. Jodserumglobulin.\nWir haben das zur Jodierung zu verwendende Serumglobulin nach der Methode von Reye1) aus blutfreiem Hammelund Pferdeserum gewonnen. Diese Methode b\u00fcrgt f\u00fcr die Abwesenheit von Fibrinogen. Versuche zu einer weiteren Zerlegung des Globulins in Euglobulin und Pseudoglobulin\n0 Vgl. dazu Abderhaldens Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden IV. 1; 82.","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"Mitteilangen aus dem Gebiete der Eiwei\u00dfchemie. I. ]\u00a35\nhaben wir nicht gemacht. Wir brachten das Serumglobulin so zur Jodierung, wie es sich nach vollst\u00e4ndiger Dialyse seiner salzhaltigen L\u00f6sung ergab: als Gemenge eines in salzfreiem Wasser l\u00f6slichen und unl\u00f6slichen Anteils. Bei der Darstellung des Jodserumglobulins A f\u00e4llt fast sofort der gr\u00f6\u00dfte Teil der Substanz aus; es mu\u00df daher die Jodierung unter stetem Umsch\u00fctteln vorgenommen werden. Auch ist das gewonnene Jodprotein nicht klar in Alkali l\u00f6slich. Das gereinigte Produkt ist von hellgelber Farbe; als getrocknetes Pulver ist es nur noch schwach gelb gef\u00e4rbt. Wir erhielten bei der Analyse ' folgende Werte:\na)\tCH-Bestimmung:\nAngew. 0,1438 g = 0,2509 g CO, = 47,58% C\n= 0,0782 g H,O = 6,04% H.\nb)\tN-Bestimmung (Dumas):\nAngew. 0,1368 g = 16,7 ccm N (b = 758 mm, t = 17*)\n= 14,14% N.\nc)\tS-Bestimmung:\nAngew. 0,1852 g BaS04 = 0,0108 g = 0,8% S.\nd)\tJodbestimmungen:\t\u00b0\n1.\t(Hammel)\nAngew. 0,1156 g titr. Thiosulfat (f = 2,013) =-4,8 ccm\n= 9,662 mg Jod = 8,3% J..\n0,1347 g ,.\t\u201e (f = 2,013) = 5,5 ccm\n= 11,0715 mg Jod = 8,2% J.\n2.\t(Pferd)\nAngew. 0,2325 g titr. Thiosulfat (f = 1,98) = 9,8 ccm\n= 19,404 mg Jod = 8,4% J-\nDurchschnitt: 8,3% (A-Zahl).\n\u2022 \u2022 \u00ab\n\u2022 *\nBei der Darstellung des Jodserumglobulins B konnten wir beobachten, da\u00df nach der ersten Einwirkung von S02 die L\u00f6slichkeit in Alkali zunahm. Um das sehr st\u00f6rende Zusammenballen der Substanz zu vermeiden, wurde hier der Niederschlag erst bei der letzten F\u00e4llung auf das Filter gebracht, vorher dagegen stets nur dekantiert. Die Farbe des Jodserumglobulins hellt sich bei der SOa-Behandlung auf; das fertige trockene Produkt erscheint nunmehr schwach gelblich. Die Analysen dieser Substanz ergaben:","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"156\tP. Blum und E. Strau\u00df,\na)\tN-Bestimmung (Dumas):\nAngew. 0,1411 g = 17,45 ccm N (b = 755 mm. t = 17\u00b0)\n= 14,31%, N.\nb)\tS-Bestimmung :\nAngew. 0,1774 g = 0,0110 g BaS04 = 0,85% S.\nc)\tJodbestimmungen:\n1.\tAngew. 0,1270 g titr. Thiosulfat (f = 2,013) = 4,1 ccm\n= 8,253 mg Jod = 6,5% J.\n0,1627 g \u201e\t\u201e (f = 2,013) = 5,4 ccm\n,= 10,87 mg Jod = 6,6% J.\n2.\t..\t0,2048 g\t\u201e\t,.\t(f=\t1,98)\t=\t7,0 ccm\n= 13,86 mg Jod = 6,7% J.\n3.\t.,\t0,3173 g\t\u201e\t\u201e\t(f =\t1,82)\t=\t11,7 ccm\nj'\t= 21,294 mg Jod = 6,7% J.\n4.\t\u201e\t0,2061 g\t\u201e\t\u201e\t(f\t1,92)\t=\t7,2 ccm\n= 13,824 mg Jod = 6,7% J.\nDurchschnitt: 6,64% (B-Zahl).\nUnsere Werte f\u00fcr C und N, auf jodfrei umgerechnet, ergeben:\nf\u00fcr A: C = 51,94 (genuin: 52,71%), N = 15,43 (genuin: 15,8%):\n\u201e B:\tN = 15,33.\nDas genuine Verh\u00e4ltnis C : N betr\u00e4gt 4,027 ; wir finden f\u00fcr A den Wert 3,941. Die Jodzahlen der Serumglobuline von Hammel und Pferd zeigen keine Unterschiede.\nDer Vergleich der Zahlen f\u00fcr'A mit 8,3% und B mit 6,64% J ergibt an eingetretenem N-Jod (8,3 \u20146,64) = 1,66%, woraus sich ableiten l\u00e4\u00dft, da\u00df in der B-Substanz, d. h. am Kohlenstoff 4 Jodatome (4x1 \u00bb66 = 6,64) kerngebunden sind. Das Strukturbild stellt sich demnach folgenderma\u00dfen dar:\n\t\t\t\nN-J\tC-J\tC-J\tC-J | C-J |\n\t\t\t\nv\n5\nDie Mindestmolekulargr\u00f6\u00dfe des Jodserumglobulins berechnet sich, wenn einem Jodatom ein Prozentgehalt von 1,66 entspricht, auf 7651. Dem Serumglobulin selbst kommt eine solche von 7525 zu.","page":156},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"Mitteilungen aus dem Gebiete der Eiwei\u00dfchemie. I. 157\nDas Serumglobulin ist bisher nur von Blum1) jodiert worden. Blum fand f\u00fcr Serumglobulin aus Ochsenblut eine Jodzahl von 8,4% (S = 0,66%\u00bb N = 14,40%)*\n4. Jodthyreoglobulin.\nDas Thyreoglobulin ben\u00fctzten wir zu unseren Untersuchungen, obwohl gem\u00e4\u00df der oft best\u00e4tigten Feststellung des einen von uns (Blum) in ihm nur ein Gemisch von verschieden hoch jodiertem nat\u00fcrlichem Jodprotein vorliegt, in der Erkenntnis, da\u00df die Volljodierung dennoch zu einem ein- . heitlichen Produkt f\u00fchren k\u00f6nne. Das Ausgangsmaterial gewannen wir aus Schilddr\u00fcsen von Hammeln und von Pferden. 100 Schilddr\u00fcsen wurden fettfrei pr\u00e4pariert, in der Fleischmaschine zermahlen und 3 mal je 1 Stunde auf der Sch\u00fcttelmaschine mit je 1 Liter physiol. Kochsalzl\u00f6sung extrahiert. Die vereinigten Extrakte wurden mit Talkum durchgesch\u00fcttelt und durch ein Papierwollefilter gesaugt. Sodann wurde das liohthyreoglobulin durch Halbs\u00e4ttigung mit Ammonsulfat gef\u00e4llt und durch Auswaschen mit halbges\u00e4ttigter Ammonsulfatl\u00f6sung und mehrfaches Umfallen (3\u20144 mal) gereinigt. Die L\u00f6sung, die bei anhaltender Dialyse gegen destilliertes Wasser keine Spur einer \u201eglobulin\u201c-artigen Ausscheidung zeigte, diente, nunmehr v\u00f6llig salzfrei, zur Jodierung. Die Gewinnung des Jodthyreoglobulins A erfolgte, wie dies f\u00fcr die anderen Jodproteine beschrieben ist. Hier ist zu bemerken, da\u00df die Ausf\u00e4llung der Substanz mit Essigs\u00e4ure stets durch Zusatz von Natriumsulfat verbessert wurde. Das Jodthyreoglobulin A ist ein schwach gelblich gef\u00e4rbtes Pulver; seine Analysen ergaben:\na)\tCH-Bestimmung (Substanz aus Hammelschilddr\u00fcsen):\nAngew. 0,1410 g = 0,2500 g CO, = 48,36% C\n= 0,0835 g H,0 = 6,63% H.\nb)\tN-Bestimmung (Kjeldahl):\nAngew. 0,1212 g titr. n/5-S\u00e4ure 6,2 ccm = 14,33% N.\n\u00e8\nc)\tS-Bestimmung:\nAngew. 0,1800 g = 0,0116 g BaS04 = 0,88% S.\n\u00ea\ni\nJ) loc. cit.","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158\tF. Blum and E. Strau\u00df,\nd) JodbeBtimmungen :\n1. (Hammel):\nAogew. 0,0864 g titr. Thios. (f = 2,05) = 2,7 ccm == \u00bb\t0,2696 g \u201e\t, (f ~ 1,915) \u2014* 8,8 ccm \u2014\n2.\t(Hammel): Angew. 0,1827 g\n\u00bb\t0,1402 g\n3.\t(Hammel): Angew. 0,1490 g\n7\u00bb\n0,2175 g ,\n4. (Pferd)\nAngew. 0,1493 g\n5. (Pferd):\nAngew. 0,1784 g \u201e\n,\t0,2177 g ,\n,\t0,1845 g\n(f = 1,915) = 5,6 ccm\n, (f = 1,95) = 4,5\nccm\n\u00bb (f = 1,95) \u2014 4,6 ccm \u00bb (f = 1,95) \u2014 6,8 ccm\n*\t\u00bb\t(1 = 1,95) = 4,7 ccm\n0,2236 g ,\t\u201e\t(f \u2014 1,95) = 7,0 ccm\n(f = 1,915) =r 5,6 ccm\n(f - 1,915) \u00ab 7,1\nccm \u2014\n(f -== 1,915) = 6,1 ccm\nDurchschnitt: 6,14% Jod (A-Zahl).\n5,535 mg J 6,4% J. 16,852 mg .) 0,21 % J.\n10,724 mg J 5,8% J. 8,6175 mg J 6,14% J.\n8,97 mg J\n6,02% J.\n13,26 mg J 6,09% J.\n9,165 mg J 6,13% J. 13,65 mg .1 6,10% J.\n10,72 mg .J 6,0% J. 13,59 mg .) 6,2% J. 11,68 mg J\n6,33% J.\nDas Jodthyreoglobulin B erhielten wir aus A gleich den \u00fcbrigen B-Substanzen. Wir haben in diesem Falle die Umf\u00e4llung mit S0a aus ammoniakalischer L\u00f6sung bewirkt. Bei der Analyse dieser fast wei\u00dfen Substanz erhielten wir die Zahlen :\n.\t\u2019\t4\ti\na)\tCH-Bestimmung:\nAngew. 0,1487 g = 0,2665 g CO, == 48,88 % C\n\u2014 0,0948 g H,0= 7,0 % H.\nb)\tN-Bestimmung (Damas):\nAngew. 0,1415 g = 17,6 ccm (b = 755 mm; t = 18\u00b0j\n= 14,29% N.\nc)\tS-Bestimmnng : *\nAngew. 0,1888 g = 0,0125 g BaSO. = 1,02% S.","page":158},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"Mitteilungen aus dem Gebiete der Eiwei\u00dfchemie I. 159\nd) Jodbestimmungen:\n1.\t(Hammel):\nAngew. 0,1656 g titr. Thios. (f = 2,05) = 4,0 ccm = 8,2 mg J\n- 4,95% J.\n\u00bb\t0,2327 g\t\u201e\t\u00bb\t(f 2,05)\t- 5,5 ccm = 11,27 mg J\n= 4,84% J.\n2.\t(Pferd):\nAngew. 0,2812 g\t,\t\u201e\t(f\t- 1,95)\t- 7,0 ccm -= 13,65 mg J\t\u2022\n- 4,85% J.\nDurchschnitt: 4,88% Jod (B-Zahl).\nDer Vergleich der beiden Jodzahlen A und B ergibt das Verh\u00e4ltnis von 4: 5, wobei zu bemerken ist, da\u00df die Grenze der A- und B-Werte nahe an dem Verh\u00e4ltnis 3: 4 liegt. Unsere analytischen Ergebnisse entscheiden jedoch f\u00fcr das erstere. Das Strukturbild l\u00e4\u00dft sich folgenderma\u00dfen darstellen:\n1\t4\n^\n\t\t\t\t\n| N-J\tC-J\tC-J\tC-J\tC-J\n\t\t\t\t\nv-\u201c*\n5\nDie Mindestmolekulargr\u00f6\u00dfc des mit Jod ges\u00e4ttigten Thy-' reoglobulins berechnet sich unter der Annahme, da\u00df jedem Jodatom ein Prozentgehalt von 1,26 entspricht, auf 10080.\nRechnet man unsere C- bzw. N-Zahl auf jodfrei um, so erh\u00e4lt man:\nf\u00fcr A: C --- 51,55 (genuin: 51,94), N = 15,27 (genuin: 15,32);\n, B: C 51,39\tN 15,04.\nMit unserer A-Zahl stimmt die von Blum1) erhaltene Zahl 6,0% bzw. 6,6 und 5,8% \u00fcberein. Einen Unterschied' der Thyreoglobuline verschiedener Herkunft zeigen unsere Jodierungsergebnisse nicht.\nAuch vom Thyreoglobulin gelang es uns, ein Thyreoglobulin C nach der Schnellmethode, zu erhalten. Die Versuchsdauer war 6 Minuten. Die Reaktion nach Millon wurde negativ; die Reaktion nach Ehrlich-Rohde und die Schwefelbleiprobe blieben stark positiv. Das Pr\u00e4parat war v\u00f6llig wei\u00df. Analytisch ergaben sich folgende Werte:\n*) loc. cit.","page":159},{"file":"p0160.txt","language":"de","ocr_de":"160\tF. Blum und E. Strau\u00df,\na)\tCH-Bestimmung:\nAngew. 0,1326 g = 0,2396 g GOt = 49,2% C.\n0,0799 g H,0 = 6,7% H.\nb)\tN-Bestimmung (Dumas):\nAngew. 0,1463 g = 18,2 ccm N (b = 761 mm, t p 17\u00b0)\n- 14,46% N.\nc)\tS-Bestimmung:\nAngew. 0,1852 g = 0,0187 g BaS04 = 1,3% S.\nd)\tJodbestimmung:\nAngew. 0,2313 g titr. Thios. (f = 1,98) = 5,8 ccm = 11,48 mg .)\n- 4,96% J.\nEs ergibt sich also die gleiche Jodzahl, wie bei der B-Substanz. Der S-Wert ist deutlich verbessert. Bei der Umrechnung des C- und N-Wertes auf jodfrei erh\u00e4lt man:\nC = 51,78% und N = 15,3%.\n5. Jodcasein.\nDas Casein (\u201eCaseinogen\u201c) H bereits h\u00e4ufig jodiert worden, aber die Angaben \u00fcber seine Jodzahl sind sehr widersprechend. Blum und Vaubel1) fanden 6,7% Jod. Liebrecht8) fand f\u00fcr sein \u201ePerjodcasein\u201c 17,8%, f\u00fcr ein Jodcasein 5,7% und f\u00fcr \u201eCaseojodin\u201c 8,7%. Oswald3) hat Casein in der K\u00e4lte jodiert (unter Zusatz von Natronlauge) und den Jodgehalt des so erhaltenen Produktes zu 14,39% bestimmt. Weder die Jodierungsmethode von Oswald, noch seine Reinigung des erhaltenen Produktes entsprechen den Anforderungen, die man an ein wohlumschriebenes Jodprotein stellen mu\u00df.\nZuletzt hat Krzemecki4) ein Jodcasein mit einem Jodgehalt von 17,37% hergestellt. Die im folgenden mitzuteilenden Ergebnisse sind in vorl\u00e4ufigen Versuchen gewonnen; sie beanspruchen deshalb ein Interesse, weil sie zeigen, da\u00df beim Casein von einer \u201edoppelten Jodzahl\u201c nicht gesprochen werden kann. Das jodierte Casein verh\u00e4lt sich auch insofern anders, wie unsere vorher beschriebenen Jodproteine, als seine\n*) loc. cit.\n*) Berichte Bd. 30, S. 1824 (1897).\n3)\tDiese Zeitschr. Bd. 95, S. 351 (1915).\n4)\tloc. cit.","page":160},{"file":"p0161.txt","language":"de","ocr_de":"Mitteilungen aus dem Gebiete der Eiwei\u00dfchemie. I. 161\nJodzahl eine gewisse Labilit\u00e4t zeigt: w\u00e4hrend die A-Zahl unserer Jodsubstanzen sich nicht \u00e4ndert, gleichviel ob man das Produkt aus seiner Alkaliverbindung mit Essigs\u00e4ure oder Schwefels\u00e4ure ausf\u00e4llt, und w\u00e4hrend sie erst in die B-Substanz \u00fcbergehen, wenn man sie mit S02 behandelt, tritt eine \u2014 wenn auch verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig kleine \u2014 Abnahme des Jodwertes bei Jodcasein bereits bei Umf\u00e4llung mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure ein: es ergibt sich dieselbe Zahl, mag man nur mit Schwefels\u00e4ure f\u00e4llen oder auch mit schwefliger S\u00e4ure. Wir geben die von uns erhaltenen Jodwerte unserer Pr\u00e4parate, die im \u00fcbrigen nach der geschilderten Methode erhalten wurden. Unser Ausgangsmaterial war stets nach Ham mars ten gereinigtes Casein (Merck).\nI.\tSubstanzen ohne Umf\u00e4llungen.\na)\tAusdialysiert, durch Aceton gereinigt.'\nAngew, 0.1027 g titr. Thios. (f = 2,05) = 4,1 ccm = 8,40 mg J\n= 8,3% J.\n0,1344 g ,\t\u201e (f = 2,05) = 6,5 ccm = 11,27 mg J ,\n\u2014 8,1% J*\nb)\tAus Eisessigl\u00f6sung durch Wasser gef\u00e4llt.\nAngew. 0,1231 g\u201d titr. Thios. (f = 2,05) \u2014 4,8 ccm = 9,84 mg J\n= 7,9\u00b0 o J.\n0,1504 g\t\u201e\t\u201e\t(f = 2,05) \u2014 5,7 ccm = 11.68 mg J\n= 7,7%J.\nc)\tMit verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure gef\u00e4llt und mit Wasser gewaschen.\nAngew. 0,0837 g titr. Thios. (f = 2,05) = 3,7 ccm = 6,58 mg J\n= 7,86\u00b0, o J.\nII.\tSubstanzen mit H2S04-Umf\u00e2llungen.\na)\tEssigs\u00e4uref\u00e4llung, H2S04-F\u00e4llung.\nAngew. 0,1316 g titr. Thios. (f = 2,05) = 4,5 ccm = 9.22 mg J .\n= 7,0% J.\n0,1022 g \u201e\tr\t(f = 2,05) = 3,5 ccm == 9,17 mg J :\n= 7,0% J.\nb)\tDialyse der alkalischen L\u00f6sung, mehrfache Umf\u00e4llung mit H, SOt.\nAngew. 0,2055 g titr. Thios. (f = 2,05) = 7,1 ccm \u2014 14,96 mg J\n= 7,0% J.\ni\nIII.\tSubstanzen mit S02-Behandlung.\na) Angew. 0,1903 g titr. Thios. (f =- 2,05) = 6,7 ccm = 13,73 mg J\n= 7,09% J.","page":161},{"file":"p0162.txt","language":"de","ocr_de":"162\nF. Blum und E. Strau\u00df,\n0,1682 g titr. Thios. (f = 2,05) = 5,8 ccm = 11,89 mg i\n= 7,06% J.\nb) Angew. 0,0859 g ,\t,\t(f = 2,05) = 2,9 ccm = 5,94 mg J\n= 6,9% J.\n0,0891 g \u201e\t,\t(f = 2,05) = 3,1 ccm = 6,35 mg J\n\u2014 7,1% J.\nIV. Jodierung nach der Schnellmethode, Dauer 9 Minuten,\nmit einmaliger S02-Behandlung.\nAngew. 0,1819 g titr. Thios. (f = 1,915) = 7,3 ccm = 13,979 mg J\n\u2014 7,6% J.\nDiese Substanz zeigte starke Reaktion nach Ehrlich-Rohde, gab aber eine negative Sch wefelblei probe.\nEine Stickstoffbestimmung (Kjeldahl) an Substanz Elb ergab:\nAngew. 0,1364 g = 15,88 ccm n/10-S\u00e4ure = 14,3 \u00b0/0 N.\nDiese Zahl, auf jodfrei umgerechnet, ergibt 15,4% (genuin 15,65 \u00b0/o). Der Gesamtdurchschnitt der von uns erhaltenen Jodwerte f\u00fcr das jodierte Casein betr\u00e4gt 7,51%; eine doppelte Jodzahl besitzt das Casein nicht. \u2014 Unter der Voraussetzung, da\u00df 7,51% Jodgehalt des Caseins bedingt ist durch den Eintritt von 2 Jodatomen in das Molek\u00fcl, berechnet sich die Mindestgr\u00f6\u00dfe des Jodcaseins mittels der Gleichung 7,51:100 = 254 : x auf \u201e3382tt.\n6. Jodierungsversuch mit Glutin.\nDa das Glutin, wie die Hydrolyse ergibt, kein Tyrosin, nur 0,4% Phenylalanin und 0,4% Histidin enth\u00e4lt, so ist eine erheblichere intramolekulare Jodbindung bei diesem Protein' unwahrscheinlich, wenn nicht noch andere Aminos\u00e4uren als jodbindend in Betracht kommen. Oswald1) hat zuerst das Glutin zu jodieren versucht und an seinen Pr\u00e4paraten einen Jodgehalt von 1,4 bis 2,0% festgestellt2). Wir haben den Versuch wiederholt und die Behandlung mit S02 angeschlossen. Als Ausgangsmaterial diente uns beste wei\u00dfe\n\u2019) Hofmeisters Beitr\u00e4ge Bd. 3, S. 514 (1903).\n*) Vgl. auch das negative Ergebnis der Bromierung: Salkowski, Diese Zeitschr. Bd. 57, S. 527 (1908).","page":162},{"file":"p0163.txt","language":"de","ocr_de":"Mitteilungen ans dem Gebiete der Eiwei\u00dfchemie. I.\n163\nHandelsgelatine, die wir nach dem Verfahren von St. Paust1) gr\u00fcndlichst reinigten. Nach 20-st\u00fcndiger Einwirkung von 2/n-Jodjodkalil\u00f6sung in bikarbonatalkalischer L\u00f6sung entfernten wir den Jod\u00fcberschu\u00df durch Thiosulfat, s\u00e4uerten mit verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure an, wobei nichts ausfiel, und f\u00e4llten mit dem 1V2 fachen Volumen Aceton. Der Niederschlag wurde abfiltriert, in destilliertem Wasser gel\u00f6st und nach langanhaltender Dialyse dieser L\u00f6sung abermals durch Aceton 1:1 gef\u00e4llt. Diese F\u00e4llung wurde in sehr wenig Wasser gel\u00f6st und in absoluten Alkohol, der mit einigen Tropfen Essigs\u00e4ure anges\u00e4uert war, eingegossen. Die abfiltrierten Flocken wurden mit absolutem Alkohol gewaschen* dann mit \u00c4ther behandelt und getrocknet. Die Analyse des wei\u00dfen Pulvers ergab:\nAngew. 0,1822 g titr. Thios. (f = 2,05) = 0,3 ccm -= 0,615 mg J\n= 0,4% J.\n\u00b0>1662 g \u00bb\t\u25a0 (f = 2,05) = 0,4 ccm = 0,82 mg J\n= 0,4% J.\nEin weiterer Teil der ausdialysierten w\u00e4\u00dfrigen L\u00f6sung der Substanz wurde mit S02 versetzt und mehrere Tage stehen gelassen. Sodann wurde mit verd\u00fcnntem Alkali neutralisiert, mit Essigs\u00e4ure wieder anges\u00e4uert und nach abermaliger langanhaltender Dialyse die F\u00e4llung mit Aceton und die Reinigung durch absoluten Alkohol, sowie die Trocknung in der bereits geschilderten Weise bewirkt. Die Analyse dieser Substanz ergab in zwei Versuchen:\n1.\tAngew. 0,2404 g titr. Thios. (f = 2,05 ) = 0,25 ccm = 0,51 mg J\n\u2014 0,21 % j.\n0,3799 g *\t* (f = 2,05 ) = 0,4 ccm = 0,82 mg J\n= 0,21% J.\n2.\tAngew. 0,1677 g \u201e\tn/100 (f = 2,204) = 2,5 ccm = 0,51 mg J\n= 0,3%J.\n0,1602 g ,\tn/100 (f = 2,204) = 2,4 ccm = 0,49 mg J\n= 0,3% J.\n*) v\u00dfb Abderhaldens Handbuch d. bioch. Arbeitsmethoden IV 1 S. 181.","page":163},{"file":"p0164.txt","language":"de","ocr_de":"164\tF. Blum und E. Strau\u00df,\nTabellarische \u00dcbersicht.\n\tJodgehalt der\t\t\tVerh\u00e4ltnis\t\tMindest-\n\t\u201eA*-Sub-\t\u201eB*-Sub-\t\u201e(^-Sub-\tvon\t\tmolekular\n\tstanz\tstanz\tstanz\tNJ zu CJ\t\tgr\u00f6\u00dfe\nJodovalbumin . .\t7,55\t5,12\t4,91\t1\t2\t5060\nJodserumalbumin\t8,96\t6,73\t6,7\t1\t3\t5746\nJ odserumglobulin\t8,3\t6,64\t\u2014\t1\t4\t7651\nJ od thyreoglobulin\t6,14\t4,88\t4,96\t1\t4\t10080\nJodcasein ....\t7,51\t\t\t0\t2?\t3382\n7. Das Verhalten der Jodproteine (AundB) gegen\u00fcber Pepsin\nSalzs\u00e4ure.\nDie Pr\u00fcfung der im vorstehenden beschriebenen Jodproteine auf ihre L\u00f6slichkeit durch Pepsinsalzs\u00e4ure wurde mit einer Verdauungsl\u00f6sung vorgenommen, die etwa 0,3 g Pepsin (Merck) auf 500 ccm einer 0t3%igen Salzs\u00e4ure gel\u00f6st enthielt. Alle Substanzen gelangten in gleicher Menge nach vollst\u00e4ndiger Reinigung und Trocknung (Alkohol oder Aceton ausgekocht. \u00c4ther getrocknet) zur Pr\u00fcfung. Die Wirksamkeit unserer Pepsinsalzs\u00e4ure wurde stets durch einen Vergleichsversuch mit koaguliertem Serumalbumin erprobt. Jedem Versuch wurde Toluol zugesetzt. Die Digestionstemperatur betrug 37,5 die Menge der zugef\u00fcgten Pepsinsalzs\u00e4ure w\u00e4hlten wir so gro\u00df, da\u00df die positive Congoreaktion nicht verschwand. Zur Erreichung der Hitzesperrung gegen\u00fcber Pepsinsalzs\u00e4ure gen\u00fcgte eine Erhitzung in w\u00e4\u00dfriger Suspension auf 70\u201475\u00b0 w\u00e4hrend einer Dauer von mehreren Stunden, wobei auf stete gute Durchmischung der Substanz geachtet wurde (es war vorteilhaft, stets kleine Portionen anzuwenden). Unsere Versuche ergaben folgende Resultate:\na) Jodserumalbumin A (8,8 %) und B (6,6 %):\nA)\tnach 5 Stunden: ungel\u00f6st,\n,.20\t\u201e\t: gel\u00f6st,\nB)\t\u201e 2*/t \u00bb,\t: gel\u00f6st,\nR) (2 Standen auf 75\u00b0 erhitzt): nach 47t Stunden: ungel\u00f6st,\n\u201e5\t\u00bb, ? ungel\u00f6st,\n..\t6\t: ungel\u00f6st,\n., 20\t,.\t: beginnende L\u00f6sung.","page":164},{"file":"p0165.txt","language":"de","ocr_de":"Mitteilungen ans dem Gebiete der Eiwei\u00dfchemie. I. 165\nb)\tJodserumglobulin A (8,4%) und B (6,7%):\nA)\tnach 4 Stunden:\tungel\u00f6st,\n\u201e8\t:\tungel\u00f6st,\n\u201e 24\t:\tungel\u00f6st,\n.. 80\t\u201e\t:\tbeginnende L\u00f6sung,.\nB)\t,,\t%\tm\t:\tgel\u00f6st,\n\u201e\t1 Vs\tn\t'\u2022\tklar gel\u00f6st,\nB) (2 Stunden auf 75\u00b0 erhitzt): nach 6 Stunden: ungel\u00f6st,\nc)\tJodovalbumin A (7,5%) und B (5,0 %>:\nA)\tnach 5 Stunden: ungel\u00f6st,\n\u201e 24\t,.\t:\tSpuren beginnender L\u00f6sung,\nB)\t\u201e\t5\t\u201e\t:\tvollkommen gel\u00f6st,\nB) (2 Stunden auf 70\u00b0 erhitzt):\nnach 5 Stunden: ungel\u00f6st,\n\u201e\t24\t\u201e\t:\tungel\u00f6st.\nd)\tJodthyreoglobulin A (6,6%) und B (4,95 %):\nA)\tnach 8 Stunden: betr\u00e4chtliche L\u00f6sung,\n\u201e20\t:\tklar gel\u00f6st,\nB)\t\u201e\t3\t.,\t:\tgel\u00f6st,\n\u201e5\t\u201e\t:\tklar gel\u00f6st,\nB) (2 Stunden auf 70\u00b0 erhitzt): nach 5 Stunden: ungel\u00f6st.\nc) Jodcasein (7,0 %):\nnach 5 Standen: gel\u00f6st.\nDieselbe Substanz, 2 Stunden auf 70\u00b0 erhitzt: nach 20 Stunden: ungel\u00f6st.\n4\nAlle durch Hitze gesperrten Substanzen gewannen nach Umf\u00e4llung aus alkalischer L\u00f6sung ihre L\u00f6slichkeit in Pepsin-salzs\u00e4ure wieder.\nBeim \u00dcberblicken unserer Versuche f\u00e4llt auf, da\u00df Jodserumglobulin und Jodoyalbumin (wie auch Jodglobin, vgl. die folgende Mitteilung von E. Strau\u00df und R. Gr\u00fctzner) die Hemmung der A-Substanzen gegen\u00fcber Pepsinsalzs\u00e4ure am deutlichsten zeigen, Jodthyreoglobulin die Erscheinung nicht oder nur bedeutend schw\u00e4cher darbietet, w\u00e4hrend bei Serumalbumin \u00c0 die vorhandene Hemmung ziemlich schnell aufgehoben wird. Die Sperrung durch Hitzeeinwirkung aber zeigt sich bei allen bisher gepr\u00fcften Jodproteinen (B-Substanzen) in v gleicher Weise stark.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. CXU.\tio","page":165},{"file":"p0166.txt","language":"de","ocr_de":"166 Blum u. Strau\u00df, Mitteilungen a. d. Gebiete der Eiwei\u00dfchemie. J.\nZusammenfassung.\n1.\tViele Proteine nehmen au\u00dfer an Ringkohlenstoff fest sich bindendem Jod auch solches auf, das das Wasserstoffatom einer (Ring-)Imidgruppe ersetzt. Letzteres Jod wird unschwer durch Reduktion mit S02 aus seiner Bindung gel\u00f6st;\n2.\tDas N-Jod steht in konstantem Verh\u00e4ltnis zu dem C-Jod und erm\u00f6glicht dadurch die Berechnung der Zahl der C-Jodatome und der Mindestmolekulargr\u00f6\u00dfe des jeweiligen Proteinmolek\u00f6ls. Auch konstitutive Besonderheiten lassen sich ableiten.\n3.\tUnter der Annahme, da\u00df der Imidazolring des Histidins den Tr\u00e4ger des N-Jods darstellt, lassen sich \u00fcber die Verteilung des Histidins und des Tyrosins im Eiwei\u00dfmolek\u00fcl gewisse Wahrscheinlichkeitsschl\u00fcsse ziehen.\n4.\tBei der Jodierung der Proteine vollziehen sich Substitutionen und daneben auch Oxydationen, bei denen eine Biuretgruppe abiuret wird und der Tryptophan- und der Cystinkomplex nachweisbar ver\u00e4ndert werden, wobei CHJ3 auftritt. Durch fr\u00fchzeitige Unterbrechung der Jodierung \u2014 unmittelbar nach vollendeter Substitution des Tyrosins \u2014 werden die meisten sekund\u00e4ren Ver\u00e4nderungen des Molek\u00fcls hintangehalten. Die resultierenden Jodproteine besitzen s\u00e4mtliche Ringkohlenstoff-Jodatome, wie bei maximaler Jodierung und sind in ihrem Alkalispaltling abiuret. Sie sind aber frei von N-Jod; der Tryptophan- und der Cystinarm sind unzerst\u00f6rt und CHJ3 ist nicht entstanden. \u00bb\n\u2022>. Der Eintritt von N-Jod in das Molek\u00fcl und die Erhitzung des Jodproteins nach Entfernung seines N-Jods machen die Jodproteine unzug\u00e4nglich f\u00fcr die peptische Verdauung. Ein basischer Eiwei\u00dfanteil wird abgesperrt.\n|","page":166}],"identifier":"lit20922","issued":"1921","language":"de","pages":"111-166","startpages":"111","title":"Mitteilungen aus dem Gebiete der Eiwei\u00dfchemie, I:\u00dcber Jodbindungsf\u00e4higkeit und Konstitution der Proteine","type":"Journal Article","volume":"112"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:48:12.341859+00:00"}