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{"created":"2022-01-31T13:49:45.448183+00:00","id":"lit30826","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schr\u00f6der","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 20: 436-439","fulltext":[{"file":"p0436.txt","language":"de","ocr_de":"436\nLiterat\nregten Arbeit untersucht, wie eich in der der gesteigerten Athmung unmittelbar folgenden Zeit die k\u00f6rperliche und geistige Leistungsf\u00e4higkeit gestaltet. Die dynamometrisch festgestellte k\u00f6rperliche Kraft zeigte sich gesteigert, dagegen das Ged\u00e4chtnifs herabgesetzt, die Unterscheidung von Gesichtseindr\u00fccken und Genauigkeit von Bewegungen vermindert, die Re-actionszeit auf Ton um durchschnittlich 4,26 o \u2014 also sehr wenig \u2014 verl\u00e4ngert, ebenso die Unterscheidungszeit, die durch Sortiren von Karten nach der Farbe gemessen wurde; einfache Addition zeigte keine Ver\u00e4nderung.\nJ. Cohn (Freiburg i. B.).\n1.\tStefan Apathy. Das leitende Element dea lervenxyatems and teile tope-graphischen Beiiehnngen XU den Zellen. Mittheilungen aus d. zoolog. Station zu Neapel 12 (4), 495\u2014748. Mit 10 lithographischen Tafeln. 1897.\n2.\tAlbrecht Bkthx. Du Centralnervensystem von Garcinu Kaenas. Eia anatomisch-physiologischer Versuch. II. Theil. Aus dem physiolog. Inst der Univ. Strafsburg. Archiv f. mxkrosk. Anatomie 51,382\u2014452. Mit 2 Tafeln. 1898.\n3.\tAlbrecht Bethe. Geher die Primitivfibrillen in den Ganglienzellen vom Menschen and anderen Wirbelthleren- Morpholog. Arbeiten, herausgeg. von Schwalbe, 8 (1), 95\u2014116. 1898.\n4.\tF. Nissl. Kervenxellen and graue Substanz. M\u00fcnch. medic. Wochensckr. (31), 988\u2014992; (32), 1023\u20141029; (33), 1060\u20141063. 1898.\n5.\tM. v. Lenhoss\u00e9k. Kritisches Referat fiber die Arbeit L Bethe\u2019s: \u201eDie anatom. Elemente des Herveniystems und ihre physiologische Bedeutnng.*\nNeurol. Centralbl. 18 (6), 242\u2014246; (7), 301\u2014308. 1899.\nAuf Grund der Befunde, die man mit H\u00fclfe der GoLOi*schen Methode der Silber Impr\u00e4gnation gewonnen hat, ist man dazu gelangt, eich das ganze Nervensystem als aus einer Summe von neben und \u00fcber einander geordneten Einheiten, Neuronen, bestehend zu denken. Jedes Neuron setzt sich aus Zelle, Nervenfortsatz und Endver\u00e4stelung zusammen. Die Leitung des Nervenstromes findet stets in der Richtung von der Zelle zu der Endver\u00e4stelung hin statt; an letzterer mufs der Strom auf eine andere Nervenzelle oder ein Endorgan \u00fcberspringen. Diese Theorie, die sogen. Neuronentheorie hat fast allgemeine Annahme gefunden.\nUeber den feineren Bau der das Nervensystem zusammensetzenden \u201eEinheiten\" kann die GoLOi\u2019sche Methode keinen AufschluXs geben, da sie dieselben nur als schwarze Silhouetten zur Darstellung bringt. Erst Nissl hat durch seine Methylenblauf\u00e4rbung die Aufmerksamkeit wieder auf die Structur gelenkt. Jedoch f\u00e4rbt seine Methode nur die Zellen, und in ihnen, wie N. selbst sehr bald erkannte, nur eine Substanz, die nicht als Tr\u00e4gerin der eigentlich nerv\u00f6sen Functionen anzusehen ist. Nun ist es neuerdings dem ungarischen Zoologen Apathy gelungen, in den Nervenzellen und ihren Forts\u00e4tzen mit grofser Klarheit eine Substanz zur Darstellung zu bringen, die er, wohl mit Recht, als die im engeren Sinne nerv\u00f6se anspricht Sie zeigt, wie man schon l\u00e4ngst vermuthet hat, ausgesprochen fibrill\u00e4ren Charakter. Dabei aber haben sich eine Reihe von Thatsachen herausgestellt, die sich mit der Neurontheorie nicht vereinigen lassen, vielmehr,","page":436},{"file":"p0437.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturber\u00eechL\n437\nwenn sie sich best\u00e4tigen, geeignet sind, \u00fcber diese Theorie den Stab eu\nbrechen.\nGanz angeschlossen haben sich Apathy bisher in allen wesentlichen Punkten Bethe und Nissl.\nApathy\u2019s 'Resultate, die sich der Hauptsache nach vorl\u00e4ufig auf Wirbellose, speciell den Regenwurm, und den Blutegel beziehen, sind kun folgende:\nIn den Axencylindern s\u00e4mmtlicher Nervenfasern l\u00e4fst sich auf fftrbe-techniechem Wege ganz constant \u00a9ine Anzahl von scharf umschriebenen feinsten Fibrillen darstellen. Diese \u201ePrimitivflbrillen\u201c wachsen nach zwei Richtungen hin; einmal gegen das Centrum zu in Ganglienzellen hinein, zweitens peripherw\u00e4rts entweder in Sinneszellen oder in Muskel- reap. Dr\u00fcsenzellen. Keine dieser Zellarten aber stellt einen Endpunkt f\u00fcr die Fibrillen dar, vielmehr sind sicher die Ganglienzellen, h\u00f6chst wahrscheinlich aber auch die genannten anderen Zellen nur eingeschaltet in di\u00a9 leitende Nervenbahn wie die Elemente einer Batterie in die ununterbrochen leitende Bahn eines elektrischen Stromes. Jenseits der Zellen verlaufen die Fibrillen weiter, so dafs vermuthlich weder im Centralorgan noch in der Peripherie eine Endigung der leitenden Bahnen stattfindet. Was man bisher daf\u00fcr gehalten hat, sind nur Bilder, die durch die Unzul\u00e4nglichkeit der gebr\u00e4uchlichen F\u00e4rbemethoden entstehen.\nDer gr\u00f6fste Theil der von der Peripherie her in das Centralorgan eintretenden Primitivfibrillen l\u00f6st sich, bevor er mit den Ganglienzellen in Verbindung tritt in seine Elementarbestandtheile (Elementarfibrillen) auf. Diese bilden ein zwischen den Zellen gelegenes \u201ediffuses Elementargitter\u201c; aus ihm sammeln sich wieder Fibrillen, um nun erst zu Ganglienzellen sich zu begeben.\nHier dringen eie in den Zellleib ein, und \u201eebensoviele Elementarfibrillen wie in den eintretenden Primitivfibrillen enthalten sind, verlassen wieder, meist anders gruppirt, die Ganglienzellen auf dem Wege der Primitivfibrillen, die aus ihr heraustreten, nachdem sie sich im Zellk\u00f6rper zu einem leitenden Geflecht oder Gitter ausgebreitet haben, in welchem ihre Umgruppirung erfolgt\u201c. Eine Endigung oder ein Anfang, etwa eine Aufl\u00f6sung der Fibrillen im Zellleib findet nicht statt, ebensowenig existirt irgend welche Verbindung der Fibrillen mit dem. Kern.\nDie Form, der Gitterbildung in den. Zellen, ist bei verschiedenen, Wirbellosen eine verschiedene. Auch bei demselben. Thier lassen sich ver* schieden\u00a9 Typen erkennen. Apathy unterscheidet z. B. beim Blutegel sensorische von motorischen Zellen.\nBkthe\u2019h Befunde (2) an niederen Wirbelthieren, speciell bei Carcinus Maenas, decken sich in allen wesentlichen Punkten mit denen Apathy\u2019s, Er hebt die hohe Bedeutung der Arbeiten A/s hervor und zieht, was dieser zu thun vermeidet, aus ihnen die noth wendigen. Folgerungen f\u00fcr unsere Auffassung des Nervensysteme. Da die Nervenfaser nicht das leitende ist, sondern das leitende nur einschliefst in. Form durchaus individualisirter feinster Fibrillen, mufs das \u201eNeuron\u201c aufh\u00f6ren f\u00fcr uns eine anatomische und physiologische Einheit zu sein; Verbindungsbahnen zwischen den verschiedensten Punkten des Nervensystems verlaufen in ein und demselben","page":437},{"file":"p0438.txt","language":"de","ocr_de":"438\nNeuron; die Contiguit\u00e4tstheorie mule der alten Continuit\u00e4tstheorie wieder Platz machen.\nDais Apathy's Primitivfibrillen in der That das leitende Element darstellen, davon ist Bbthe vollkommen \u00fcberzeugt.\nAuf Grund umfangreicher Untersuchungen spricht B. die Ansicht aus, dafs in der phylogenetisch \u00e4ltesten Form des Nervensystems das Elementargitter ausschliefslich innerhalb der durch breite Protoplasmabr\u00fccken zusammenh\u00e4ngenden Ganglienzellen liege, dafs es in der aufsteigenden Thierreihe allm\u00e4hlich aus den Ganglienzellen herausrficke und schliefslich in der h\u00f6chsten Entwickelungsstufe wahrscheinlich g\u00e4nzlich aufserhalb derselben zu liegen komme (Neuropil) ; die Ganglienzellen sind dann nur Durchgangspunkte f\u00fcr die Fibrillen.\nEine zweite Arbeit Bethe\u2019s (3) besch\u00e4ftigt sich mit den Primitivfibrillen i n den Ganglienzellen der h\u00f6heren Wirbelthiere und des Menschen. Er konnte hier bei der Mehrzahl der Zellen mit grofser Deutlichkeit s\u00e4mmtliche durch einen Fortsatz in den Zellleib eintretenden Fibrillen continuirlich durch denselben hindurch in einen anderen Fortsatz verfolgen; bei einigen Zellarten (grofse Vorderhornzellen und Zellen der OLARKs'schen S\u00e4ule des R\u00fcckenmarks) machte die continuirliche Verfolgung s\u00e4mmtlicher Fibrillen Schwierigkeit, doch glaubt B. auch bei diesen einen ununterbrochenen Verlauf annehmen zu m\u00fcssen. Bei reicher ver\u00e4stelten Zellen sieht man stets, dafs eine Reihe von Fibrillen \u00fcberhaupt nicht in den Zellleib gelangt, sondern weit draufsen irgend zwei Aeste mit einander verbindet.\nDie Schl\u00fcsse, die Bethe aus seinen Beobachtungen zieht, sind:\nDie Primitivfibrillen sind als ein allgemeiner Bestandteil aller Ganglienzellen der Wirbelthiere anzusehen.\nDas Neuron ist keine anatomische und physiologische Einheit.\nEin durchgreifender Unterschied zwischen Dendriten und Axencylinder-fortsatz der Zelle besteht nicht; es f\u00e4llt damit die Lehre von der nutritiven, nicht nerv\u00f6sen Natur der ersteren.\nBet he's Methode ist vorl\u00e4ufig noch nicht geeignet zur Darstellung der zwischen den Zellen gelegenen Fibrillen beim Menschen und h\u00f6heren Wirbeltieren. Wir erfahren deshalb von ihm nichts \u00fcber deren Verhalten. In diese L\u00fccke unserer Erkenntnifs des Centralorgans setzt Nissl ein (4), indem er durch eine lange Reihe von Betrachtungen die M\u00f6glichkeit und Wahrscheinlichkeit des Vorhandenseins eines beim Menschen recht ausgebildeten, zwischen den Zellen gelegenen fibrill\u00e4ren Netzwerkes zu beweisen sucht. Die graue Substanz der Wirbelthiere soll im Wesentlichen aus einem solchen bestehen und dem von Apathy bei Wirbellosen in so Anschaulicher Weise zur Darstellung gebrachten Neuropil gleichwertig sein. Der anatomische Beweis daf\u00fcr steht noch aus.\nIm Uebrigen steht Nissl ganz auf dem Boden der Anschauungen Apathy's und Bbthe\u2019s. Dafs die auch von ihm bisher vertretene Lehre von den Nerveneinheiten nicht mehr als g\u00fcltig angesehen werden kann, steht f\u00fcr ihn fest.\nUeber die Bedeutung der Ganglienzellen sind die 3 Forscher verschiedener Ansicht.","page":438},{"file":"p0439.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n439\nNach Apathy bleiben sie das Centrum der nerv\u00f6sen Vorg\u00e4nge; ihre Function besteht in der Production eines constanten Stromes (Tonus), zweitens in der Reaction auf die durch \u00e4ufsere Einfl\u00fcsse (Reize) verursachten Aenderungen dieses Tonus.\nBithe folgert aus exp\u00e9rimente.!, physiologischen Versuchen an Carcinus Maenas, dafs der Reflexbogen \u00fcberhaupt nicht durch Ganglienzellen geht, oder wenigstens nicht durch sie zu gehen braucht, ferner dafs die Ganglienzellen mit dem Tonus der Muskeln nichts zu thun haben; di\u00a9 receptorische Faser geht im Elementargitter (Neuropil) direct in eine motorische \u00fcber, kann dabei allerdings eine Zelle passiren ; die Beziehungen zwischen Zelle und Primitivfibrille h\u00e4lt er f\u00fcr rein nutritiver Natur.\nNach Nissl spielen die Zellen, die mit den Fibrillen ein innig verbundenes Ganze bilden, zum mindesten f\u00fcr all\u00a9 h\u00f6heren psychischen Functionen, ein\u00a9 hochwichtige Rolle.\nDie vorliegenden iMittheilungen sind weit entfernt uns ein ahge schlossenes Bild zu geben; Beachtung verdienen sie jedenfalls in hohem Maafse.\nGanz neuerdings hat sich v. Lexhoss\u00e9k den angef\u00fchrten Angaben gegen\u00fcber in einem \u201eKritischen Referat\u201c (\u00f6.) als Vertheidiger der Neuronen theorie aufgeworfen. Er h\u00e4lt sich dabei wesentlich an ein\u00a9 neuere Arbeit Bbthe\u2019s (Biolog. Centralbl 17, 843. 1898), in welcher dieser seine bisherigen Befunde und Schlussfolgerungen zusammengestellt hat. v. Lenhoss\u00eak wendet sich gegen die, welche Bbtbb als Gew\u00e4hrsmann f\u00fcr die Ersch\u00fctterung der Neuronentheorie anf\u00fchren. Er hebt hervor, dafs B, selbst zugiebt, nach seiner Methode bei Carcinus einen directen Zusammenhang der Fibrillen zweier Neurone nicht beobachtet zu haben; gerade darauf aber komme es an. Von den Ausf\u00fchrungen Apathy\u2019s erkl\u00e4rt v. L. nicht \u00fcberzeugt zu sein. Die Bedeutung seiner Forschungen erkennt er an, verlangt zun\u00e4chst aber Nachpr\u00fcfung der Befunde von anderer Seite. Der umfangreichere The! des Referates wendet sich gegen die physiologischen Beobachtungen und Schlufsfolgerungen Bkthk'h. Nach v. Lenhobh\u00e9k kann die Physiologie gegen die Neuronenlehre nichts Vorbringen, die Pathologie ist ihr g\u00fcnstig; heute zu sagen, der Stab sei \u00fcber sie gebrochen, sei Niemand berechtigt.\nSchb\u00f6dxb (Breslau).\nA. Goldscheidbb. Die Bedeutung der leise fir Pathologie and Therapie im Mehle der lenroilehre. Leipzig, Joh. Ambr. Barth, 1898. 88 8.\nVerf. steht und m. E. mit vollem Rechte' ganz auf dem Boden der Neuronlehre, die trotz der BsTHE\u2019schen Entdeckung und Nxssi/schen Angriffe noch unersch\u00fcttert dasteht. Eine logische Consequenz dieser Lehr\u00a9 ist es, dafs er den Begriff der Neuronschwelle einf\u00fchrt: Jeder Reiz, welcher die periphere Ausbreitung eines sensiblen Nerven trifft, pflanzt sich durch das ganz\u00a9 peripher\u00a9 Neuron bis an dessen Dendritenendigungen fort und bedingt in diesen \u00a9ine Zustandaver\u00e4nderung, welche ihrerseits wieder als Reiz auf die Neuriten des oder der Contactneurone wirkt. Damit dieser Beiz in dem sectmd\u00e4ren Contactneuron eine Wirkung hervorbringe, welche ihrerseits die terti\u00e4ren Contactneurone gerade zu erregen vermag, mufs er","page":439}],"identifier":"lit30826","issued":"1899","language":"de","pages":"436-439","startpages":"436","title":"1. Stefan Ap\u00e1thy: Das leitende Element des Nervensystems und seine topographischen Beziehungen zu den Zellen. Mittheilungen aus d. zoolog. Station zu Neapel 12 (4), 495-748. Mit 10 lithographischen Tafeln. 1897 / 2. Albrecht Bethe: Das Centralnervensystem von Carcinus Maenas. Ein anatomisch-physiologischer Versuch. II. Theil. Aus dem physiolog. Inst. der Univ. Stra\u00dfburg. Archiv f. mikrosk. Anatomie 51, 382-452. Mit 2 Tafeln. 1898 / 3. Albrecht Bethe: Ueber die Primitivfibrillen in den Ganglienzellen vom Menschen und anderen Wirbelthieren. Morpholog. Arbeiten, herausgeg. von Schwalbe, 8 (1), 95-116. 1898 / 4. F. Nissl: Nervenzellen und graue Substanz. M\u00fcnch. medic. Wochenschr. (31), 988-992; (32), 1023-1029; (33), 1060-1063. 1898 / 5. M. v. Lenhoss\u00e9k: Kritisches Referat \u00fcber die Arbeit A. Bethe's: \"Die anatom. Elemente des Nervensystems uns ihre physiologische Bedeutung.\" Neurol. Centralbl. 18 (6), 242-246; (7), 301-308. 1899","type":"Journal Article","volume":"20"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:49:45.448188+00:00"}