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{"created":"2022-01-31T16:24:32.233864+00:00","id":"lit32957","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Weiss","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 28: 138-139","fulltext":[{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"138\nLiteraturbericht.\nEinflufs der Convergenzstellung auf das Urtheil durch Entfernung des Punktes bis auf 30 Meter ausgeschlossen wurde, da ferner die Eindr\u00fccke des peripheren Gesichtsfeldes durch Vorhalten enger R\u00f6hren beseitigt wurden, so kommt H. zu dem Schlufs, dafs die Wahrnehmungen der linken Fovea von denjenigen der rechten auf Grund \u201edes sinnlichen (centripetalen) Eindruckes als solchen1' unterschieden werden. Wenn man jedoch die Eindr\u00fccke des rechten Auges denjenigen des linken so \u00e4hnlich macht, dafs sie z. B. am HERiNG\u2019schen Haploskop verschmolzen werden, so h\u00f6rt die M\u00f6glichkeit der Unterscheidung auf, d. h. f\u00fcr das k\u00f6rperliche Sehen kann jener retinalen Unterscheidbarkeit rechts- und links\u00e4ugiger Eindr\u00fccke eine Bedeutung nicht zugesprochen werden, wir haben kein Bewufstsein, welches von zwei Plalbbilclern beim stereoskopischen Sehen dem rechten und welches dem linken Auge angeh\u00f6rt.\tG. Abelsdorff (Berlin).\nH. Liepmann u. E. Kalmus. Ueber eine Augenmaafsst\u00f6rung bei Hemianopikern.\nBert. Klin. Wochenschr. 37 (38), 838\u2014842. 1900.\nDie Verf. fanden, dafs Plemianopiker bei der Halbirung horizontaler Linien einen constanten Fehler begehen, insofern die nach der Seite des Defectes gerichtete H\u00e4lfte zu klein genommen wird. Verticale Linien werden von Hemianopikern ebenso halbirt wie von Gesunden. Bei \u00fcber 600 von 10 Kranken ausgef\u00fchrten Halbirungen wurde der erw\u00e4hnte Fehler sowrnhl ein\u00e4ugig wde doppel\u00e4ugig in 81% der F\u00e4lle gemacht. Die Ursache desselben ist nach der Ansicht der Verf. die folgende. Der Pat. mufs zum Zweck der Halbirung Augenbewegungen ausf\u00fchren. Da nun mit dem Ausfall einer grofsen Anzahl von Netzhautelementen auch die Regulirung dieser Bewegungen defect wird, so findet eine Mehrausgabe an Bewegung in derjenigen Richtung statt, welche den fehlenden sensorischen Elementen entspricht, wTas eine Uebersch\u00e4tzung der Strecke zur Folge hat. Dafs ein grofser Theil der Versuchspersonen nach geschehener Theilung den Irrthum erkannte, wird dadurch erkl\u00e4rt, dafs der Pat., wrenn einmal der Mittelpunkt bezeichnet ist, die Gesichtsbilder beider H\u00e4lften der Linie nach einander auf die gleichen Partien der Netzhaut fallen l\u00e4fst, sie also bei ruhendem Auge mit einander vergleicht und daher die aus den Augenbewegungen resultirenden Fehler vermeidet. Zum Schl\u00fcsse betonen die Verf., dafs ihre Beobachtungen sich nicht nach der nativistischen Theorie der Raumvorstellung erkl\u00e4ren liefsen.\tSchaefer (Gr.-Lichterfelde).\nG. Schneider. Die Zahl im grundlegenden Rechenunterricht. Entstehung, Entwickelung und Veranschaulichung derselben unter Bezugnahme auf die physiologische Psychologie. Schill er-Zieh en 3 (7). 86 S. 1900.\nDie vorliegende Abhandlung zerf\u00e4llt in zwrei Theile, einen psychologischen und einen p\u00e4dagogischen; der erstere nimmt einen bei weiteren breiteren Raum ein. Der Verf. ist durchaus Empiriker und zwrar ist f\u00fcr ihn Erfahrung und Anschauung identisch. Im Zusammenh\u00e4nge hiermit sind f\u00fcr ihn auch die Zahlen aus der Anschauung hervorgegangen, und werden um so klarer erfafst, je anschaulicher sie sich darbieten. Anschaulichkeit mufs daher der leitende Gesichtspunkt im Unterrichte sein. Von","page":138},{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turbericht.\n139\nhier aus werden im zweiten Theile die im Rechenunterricht gebr\u00e4uchlichen Lehrmittel beurtheilt. Durch Experimente, deren Resultate mitgetheilt sind, wird \u00fcber die Brauchbarkeit dieser Lehrmittel entschieden.\nDie Darstellung im psychologischen Theile ist sehr breit. Die Betheiligung der verschiedenen Sinne bei der Bildung des Zahlbegriffes wird ausf\u00fchrlich dargestellt, dabei viel allgemein Bekanntes beigebracht und mit Beispielen nicht gekargt, so dafs die Ausf\u00fchrungen einen sehr popul\u00e4ren Ton gewinnen. Der physikalische Vorgang z. B. beim Sehen und H\u00f6ren wird rekapitulirt und in der die empirische Psychologie eharakterisirenden Einleitung das Beispiel angef\u00fchrt: \u201eVergleichen wir das Materielle mit einem Petschaft und die Aufnahmef\u00e4higkeit des Gehirns mit dem Siegellack, so w\u00e4re die Vorstellung dem auf gedr\u00fcckten Siegel \u00e4hnlich\u201c. An den deutschen, franz\u00f6sischen und englischen Zahlw\u00f6rtern wird gelehrt, dafs die Zahlen 1\u201410 die Grundlage unseres gesammten Rechnens bilden u. dgl. m. Diese Ausf\u00fchrlichkeit hindert jedoch nicht, dafs gelegentlich falsche Definitionen aufgestellt werden. So wird z. B. die Aufgabe der empirischen Psychologie darin gesehen, die Functionen des Gehirns zu erforschen, und das Ergebnis der Er\u00f6rterungen \u00fcber das Entstehen der Zahlen gipfelt in der Erkl\u00e4rung, dafs die Zahl \u201edas Verh\u00e4ltnifs der Dinge in Bezug auf ihre Menge\u201c sei. Auch \u00fcber die These des Verf., dafs die Zahlen urspr\u00fcnglich an den Dingen so unmittelbar ' aufgefafst werden, wie beispielsweise die Eigenschaften lang und breit, liefse sich streiten, doch w\u00fcrde eine Discussion hier\u00fcber den Rahmen dieses Berichtes \u00fcberschreiten.\nDie praktische Verwendbarkeit der Anschauung und Selbstth\u00e4tigkeit im Anfangsunterrichte im Rechnen ist jedenfalls vom Verf. mit Recht betont worden und seine im zweiten Theile er\u00f6rterten Experimente sind einleuchtend und von p\u00e4dagogischem Interesse. Jedoch w\u00e4re dies alles auch der Fall ohne die Er\u00f6rterungen \u00fcber die Grofshirnrinde und die Sinnesorgane und ohne den grofsen psychologischen Apparat, den der Verf. aufwendet. Selbst ein absoluter Gegner der theoretischen Ausf\u00fchrungen im ersten Theil m\u00fcfste die Verwendung der Anschaulichkeit und die Experimente des zweiten gelten lassen.\tWeiss (Grofs-Lichterfelde).\nO. M. Giessler. Die Gem\u00fcthsbewegungen und ihre Beherrschung. Leipzig, J. A. Barth. 1900. 68 S.\nUnter den \u00fcblichen Definitionen der Affecte unterscheidet Verf. psychologische, physiologische und psycho-physiologische. Die ersten f\u00fchren die Gem\u00fcthsbewegungen entweder auf eine andere seelische Th\u00e4tig-keit zur\u00fcck (Wolee, Kant und Herbart) oder lassen sie aus Wechselwirkungen zwischen Vorstellungen und Gef\u00fchlen hervorgehen (Wundt und Stumpf) ; die physiologischen Theorien verlegen den Schwerpunkt ins K\u00f6rperliche (F\u00e9r\u00e9, James, Lange und Ribot), w\u00e4hrend die psycho-physiolo-gischen die Vorg\u00e4nge in Leib und Seele ber\u00fccksichtigen (Nahlowsky, Lehmann, Ziehen, Rehmke und K\u00fclpe). Alle diese Definitionen sind unzureichend, namentlich die physiologischen. Nach des Verf.\u2019s Meinung sind die Affecte zun\u00e4chst dadurch gekennzeichnet, dafs sie im Dienste der Selbsterhaltung stehen und in der Irritabilit\u00e4t und Contractilit\u00e4t der niederen","page":139}],"identifier":"lit32957","issued":"1902","language":"de","pages":"138-139","startpages":"138","title":"G. Schneider: Die Zahl im grundlegenden Rechenunterricht. Entstehung, Entwickelung und Veranschaulichung derselben unter Bezugnahme auf die physiologische Psychologie. Schiller-Ziehen 3 (7), 86 S. 1900","type":"Journal Article","volume":"28"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:24:32.233869+00:00"}