Open Access
{"created":"2022-01-31T16:50:36.711071+00:00","id":"lit37373","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Hammarsten, Olaf","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 92: 119-143","fulltext":[{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber Chymosin- und Pepsinwirkung.\nI. Mitteilung. :\nDie Gerinnungegeschwindigkeit aie Mafl der Ohymoeinmenge.\nVon\nOlof Hammarsten.\n(Der Redaktion zugegangen am 15. Juni 1914.\u00bb\nIn den letzten Jahren habe ich- meine Untersuchungen \u00fcber Pepsin- und Chymosinwirkung fortgesetzt. Ich habe dabei meistens mit reinen Caseinl\u00f6sungen gearbeitet und namentlich die Art und Menge der unter verschiedenen Verh\u00e4ltnissen, insbesondere bei verschiedenem S\u00e4uregrade, entstehenden Produkte untersucht. Hierbei schien es mir von. ganz besonderem Interesse zu sein, die fraglichen Produkte bei aufgehobener Parallelit\u00e4t der beiden Enzymwirkungen zu studieren, und ich habe dementsprechend wiederholt L\u00f6sungen von starker Pepsin- und schwacher Chymosinwirkung mit solchen, die umgekehrt starke Chymosin- und schwache Pepsinwirk\u00fcng zeigten, verglichen.\nNun kann man bekanntlich die Parallelit\u00e4t der beiden Enzymwirkungen leicht in verschiedener Weise auf heben; um aber den Grad der mangelnden Parallelit\u00e4t zu bestimmen, ist man auf der einen Seite auf die Pepsinproben und auf der anderen auf die Milchgerinnungsprobe hingewiesen. Man kann also noch nicht die Versuche mit Milch g\u00e4nzlich entbehren, und aus dem Grunde war ich wiederholt gen\u00f6tigt, Gerinnungsversuche mit Milch auszuf\u00fchren. Hierbei stie\u00df ich indessen auf so unerwartete Verh\u00e4ltnisse bez\u00fcglich des sogenannten Zeitgesetzes, da\u00df ich mich veranla\u00dft sah, meine Hauptuntersuchungen einige Zeit ruhen zu lassen, bis ich das sogenannte Zeitgesetz in einigen Hinsichten hatte :pr\u00fcfen k\u00f6nnen.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XCII.\tJJ","page":119},{"file":"p0120.txt","language":"de","ocr_de":"120\nO lof Hammarsten\nEs ist eine l\u00e4ngst bekannte Tatsache, da\u00df bei Gerinnungsversuchen mit sehr kleinen Enzymmengen, also bei l\u00e4ngerer Versuchsdauer, eine zerst\u00f6rende Einwirkung der Bruttemperatur auf das Lab hervortritt.1) Van Dam2) erkl\u00e4rt dies durch die Annahme, da\u00df die Hydroxylionen der Milch auf das Enzym sch\u00e4dlich wirken und dasselbe sogar vernichten k\u00f6nnen. Dies soll wenigstens bei Gegenwart von sehr kleinen Enzymmengen geschehen, und st\u00e4rker in dem Ma\u00dfe, wie die Temperatur h\u00f6her ist. Infolge dieser vernichtenden Wirkung der Hydroxylionen \u00abuif die Enzymmolek\u00fcle soll bei Gegenwart von nur wenig Enzym die Gerinnungszeit bei K\u00f6rpertemperatur kein sicheres Ma\u00df der Enzymmenge sein. Wenn man zwei Enzyml\u00f6sungen von wesentlich verschiedener St\u00e4rke mit derselben Milch pr\u00fcft, kann dementsprechend die Relation zwischen den Gerinnungszeiten eine ganz andere bei niedrigerer Temperatur als bei K\u00f6rpertemperatur werden, und nach van Dam kann sogar die ferment\u00e4rmere L\u00f6sung absolut rascher, also in k\u00fcrzerer Zeit, bei niedriger als bei h\u00f6herer Temperatur wirken. Um diese Verh\u00e4ltnisse zu beleuchten, erlaube ich mir, den van Dam mitgeteilten Versuch mit Kalbsmageninfusion als Beispiel anzuf\u00fchren.\nZu dem Versuche diente teils die zur teilweisen Zerst\u00f6rung des Enzyms nach meinem Verfahren einige Zeit erw\u00e4rmte und teils die nicht erw\u00e4rmte, also unver\u00e4nderte Infusion. Das Resultat war folgendes:\nBei 3/0 C.\t25,5\u00b0\nNicht erw\u00e4rmt: 75 Sekunden\tNicht erw\u00e4rmt: 166 Sekunden\nErw\u00e4rmt:\t4 Stunden\tErw\u00e4rmt:\t99 Minuten\nDie Relation zwischen den Gerinnungszeiten war also bei 3/\u00b0 C. = 75 : 14400= 1 : 192 und bei 25,5\u00b0 C.= 166 : 5940 \u2014 1 : 36. Nach den Koagulationszeiten zu urteilen, erwies sich also die erw\u00e4rmte Infusion bei 25,5\u00b0 C. etwa 5 mal so reich an Enzym als bei 37\u00b0 G. Auffallenderweise gerann auch die Probe mit erw\u00e4rmter Infusion absolut rascher, d. h. in k\u00fcrzerer\n*) Man vgl- hier\u00fcber unter anderen E. Fuld, Hofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd. 2. 1902, S. 169.\n,*) Diese Zeitschrift. Bd. 64, 1910, S. 316.","page":120},{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber Chymosin- und Pepsinwirkung, t.\t121\nZeit (99 Min.) bei 25,5\u00bb C. als bei 37\u00bb C. (240 Min.), w\u00e4hrend sonst die Gerinnung bei niedrigerer Temperatur regelm\u00e4\u00dfig ab-solut langsamer als bei h\u00f6herer verl\u00e4uft.\nDiese Beobachtungen von van D am und seine Ansicht \u00fcber die sch\u00e4dliche Wirkung der Hydroxylionen der Milch haben mich veranla\u00dft, sowohl bei Wiederholung einiger \u00e4lterer Versuche mit Milch und sauren Infusionen wrie auch bei der Ausf\u00fchrung neuerer Versuche, die Chymosinwirkung durch Milchversuche sowohl bei K\u00f6rpertemperatur wie bei niedrigeren Temperaturgraden zu pr\u00fcfen. Hierbei bin ich zu Resultaten gekommen, welche zeigen, da\u00df die Verh\u00e4ltnisse mehr verwickelt sind, als man auf Grund der Annahme von v\u00e0n Dam glauben sollte.\nDie obigen Versuche von v a n D a ni wurden teils mit sauren Losungen von gereinigtem Schweinsenzym und teils mit einer sauren Kalbsmageninfusion ausgef\u00fchrt/ Nun soll aber nach Ge win und van Dam1) das gereinigte Schweinsenzym in seiner Wirkung nicht dem Zeitgesetze folgen, und die mit solchem Lnzym ausgef\u00fchrten Versuche k\u00f6nnen also nicht f\u00fcr das Verhalten des Kalbsenzyms ma\u00dfgebend sein. Der Versuch von van Dam mit Kalbsmageninfusion betraf dagegen teils die normale und teils die durch vorg\u00e4ngige Erw\u00e4rmung ver\u00e4nderte Inlusion, in welcher die Parallelit\u00e4t zwischen Pepsin- und Chymosinwirkung derma\u00dfen aufgehoben war, da\u00df f\u00fcr die Pepsinverdauung nach Mett die Relation 1:4,8 und f\u00fcr die Gerinnungs-zeiten die Relation l: + 20 gefunden wurde. D\u00e0 hier also die Wirkungen einer normalen und einer ver\u00e4nderten Infusion verglichen wurden, kann man keine allgemein g\u00fcltigen Schl\u00fcsse aus diesem Versuche ziehen. Es war vorerst, notwendig zu wissen, wie eine und dieselbe normale Infusion in'verschieden starker Verd\u00fcnnung bei verschiedenen Temperaturen wirkt, denn erst wenn man die wirkliche Relation zwischen den Enzvm-mengen in zwei Infusionen kennt, ist es m\u00f6glich zu sagen,' ob die bei h\u00f6herer oder die bei niedrigerer Temperatur beobachteten Gerinnungszeiten dem wahren Enzymgehalte am besten entsprechen.\n*) Vgl. van Dam, 1. c., S. 324.","page":121},{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"122\n01 of Hammarsten,\nIn dieser Hinsicht findet man bei Fuld1) die Ansicht ausgesprochen, \u00abda\u00df auch unterhalb von 15\u00b0 die Wirkungsgeschwindigkeit des Labs seiner Masse direkt proportional ist, da\u00df diese Proportion auch f\u00fcr beliebig kleine Labdosen und beliebig lange Zeiten keine Einschr\u00e4nkung erf\u00e4hrt und da\u00df die bei Brutw\u00e4rme beobachteten, abweichenden Resultate ihre nat\u00fcrliche und zureichende Erkl\u00e4rung linden in der bereits von Hammarsten entdeckten, oftmals best\u00e4tigten Zerst\u00f6rung des Labs durch l\u00e4ngere Einwirkung einer solchen Temperatur\u00bb.\nNach Fuld w\u00fcrde also das Zeitgesetz volle Geltung sogar bei Temperaturen unter 15\u00b0C. haben, und selbst bei beliebig kleinen Labmengen w\u00fcrde man wohl also bei niedrigeren Temperaturen mehr zuverl\u00e4ssige Resultate bez\u00fcglich der Bestimmung der Labmengen als bei Brutw\u00e4rme erhalten, ln den Versuchen, welche Fuld zugunsten seiner Ansicht anf\u00fchrt, trotzdem sie eigentlich zu einem anderen Zwecke angestellt waren, kann ich indessen keine Beweise f\u00fcr dieselbe finden, und meine sp\u00e4ter anzuf\u00fchrenden Versuche stehen alle in dem grellsten Widerspruche zu derselben. In demselben Aufsatze f\u00fchrt Fuld auch einen Versuch an, welcher gegen seine Ansicht spricht. Nach dem Zeitgesetze soll bekanntlich das Produkt von Labmenge und Gerinnungszeit eine Konstante sein, und er hat nun in einem Versuche (Vers.- 8, S. 184) diese Konstante bei verschiedenen Temperaturen und etwas verschiedenen Enzymmengen bestimmt. Zwischen 30 und 44\u00b0 G. fand er nun in der Tat dieses Produkt konstant. Bei 25,05\u00b0 schwankte es ein wenig, zwischen 51 und 56, und bei 20\u00b0 war es inkonstant.\nAbgesehen von diesem Versuche von Fuld und dem oben erw\u00e4hnten Versuche von van Dam habe ich in der mir zug\u00e4nglichen Literatur keine Angaben \u00fcber die Einwirkung von verschiedenen Temperaturen auf das Zeitgesetz bei verschiedenem Enzymgehalte (Kalbsenzym) gefunden, und ich fand es deshalb notwendig, diese Frage zu pr\u00fcfen.\nSchon meine ersten Versuche in dieser Richtung ergaben indessen ganz unerwartete Resultate, indem sie zeigten, da\u00df die Gerinnung bei niedrigeren Temperaturen dem Zeitgesetze\n*) Hofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd. 2, 1902, S. 177.","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"123\nStudien \u00fcber Chymosin- und Pepsinwirkung. I.\nnicht horcht und da\u00df man, wenn man die Enzymmengen aus den Gerinnungszeiten bei niedrigeren Temperaturen (auch bei Zimmertemperatur) berechnet, regelm\u00e4\u00dfig zu hohe Zahlen im \\ ergleiche zu den nach dem Verd\u00fcnnungsgrade zu erwartenden erh\u00e4lt. Da dies vielleicht etwas unwahrscheinlich klingt, will ich schon hier, bevor ich zu den mehr detaillierten Versuchen \u00fcbergehe, die Resultate einiger orientierenden Versuche als Beispiele anf\u00fchren.\nEine saure, durch Dialyse gegen destilliertes Wasser neutral gewordene Kalbsmageninfusion, welche 0,075 ft/'o feste Stoffe enthielt, wurde mit Chlorwasserstoffs\u00e4ure auf den S\u00e4uregrad 0,2\u00b0/o HCl gebracht. Von dieser Infusion w\u00fcrde 1 Volumen mit 5 Volumen Chlorwasserstoffs\u00e4ure von 0,2 \u00b0/o HCl verd\u00fcnnt, soda\u00df beide L\u00f6sungen denselben S\u00e4uregrad, aber die Enzymmengen bezw. 1 und */6 hatten. In den Gerinnungsversuchen kam, wie in allen in diesem Aufsatze mitgeteilten Versuchen, 1 ccm Enzyml\u00f6sung auf je 10 ccm Milch. Die Gerinnungszeiten bei den verschiedenen Temperaturen waren folgende :\n16.5\u00b0 c. 24\u00ae C.\t38\u00b0 C.\n1\t24 Min.\t105 Sek.\tunbestimmbar <( 15 Sek.\n1 g\t5b >\t430 \u00bb\t80 \u00bb\nBei 38\u00b0 C. wirkte die L\u00f6sung 1 so rasch, da\u00df ich die Zeit nicht feststellen konnte, allem Anscheine nach war aber die Relation hier ziemlich nahe 6:1. Bei 24\u00b0 war sie dagegen gleich 4,1 :1 und bei 16,5\u00b0 gleich 2,3:1. Geht man von den Gerinnungszeiten aus und berechnet den Enzymgehalt nach dem Zeitgesetze, so findet man also sowohl bei 24\u00b0 wie besonders bei 16,5\u00b0 einen fehlerhaften und zwar einen zu hohen Enzymgehalt in der verd\u00fcnnten L\u00f6sung.\nEin anderes Beispiel ist folgendes. Hier wurde eine Infusion mit 0,2\u00b0/o HCl und 0,070\u00b0/o festen Stoff\u00e7n mit Salzs\u00e4ure von 0,2\u00b0/o verd\u00fcnnt, soda\u00df die Enzymmengen resp. 1, 1 i und 1!k waren. Die Gerinnungszeiten waren folgende :\n20\u00b0 C.\tProdukt p. t.\t30\u00b0. C\tProdukt p. t.\n20 Min.\t20\tunbestimmbar\t\u2022 \u2014\n33\t\u00bb\t8.3\t30 Sek.\t30\n51\t>\t3,2\t120 \u00bb\t30","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124\nOlof Hammarsten.\nBei 39\u00b0 C. folgten also die beiden Enzyml\u00f6sungen 1/4 und 1;16 dem Zeitgesetze, w\u00e4hrend dies bei 20\u00b0 G. garnicht der Fall war. Das Produkt Enzymmenge X Gerinnungszeit war bei 39\u00b0 C. eine Konstante, w\u00e4hrend es bei 20\u00b0 vollst\u00e4ndig inkonstant war. Berechnet man die relativen Enzymmengen aus den bei 20\u00b0 C. beobachteten Gerinnungszeiten, so kommt man zu dem kolossal fehlerhaften Resultate, da\u00df in der unverd\u00fcnnten und der am st\u00e4rksten verd\u00fcnnten Infusion die Enzymmengen wie 2,55:1 statt wie 16:1 sich verhielten.\nDa\u00df die Gerinnungszeiten bei h\u00f6herer Temperatur, 37 bis 40\u00b0 C., abnorm verl\u00e4ngert werden k\u00f6nnen, ist leicht verst\u00e4ndlich infolge der Empfindlichkeit des Chymosins gegen h\u00f6here lemperaturen. Die Annahme von van Dam, da\u00df die Hydroxvlionen der Milch hierbei als sch\u00e4digendes Agens wirken, ist auch eine sehr zusagende. Da\u00df aber die Gerinnungszeiten bei niedrigerer Temperatur zwar absolut verl\u00e4ngert sind, aber relativ so stark abgek\u00fcrzt werden k\u00f6nnen, da\u00df z. B. eine auf 1 i\u00df verd\u00fcnnte L\u00f6sung bei 20\u00b0 G. die Gerinnung in derselben Zeit hervorbringt, die man bei Verd\u00fcnnung auf nur zu erwarten h\u00e4tte, ist dagegen so auffallend und schwer-verst\u00e4ndlich, da\u00df ich erst an der Richtigkeit meiner Beobachtungen zweifelte. Aus diesem Grunde und da es klar ist, da\u00df die obigen Beobachtungen, wenn sie bei fortgesetzter Pr\u00fcfung weitere Best\u00e4tigung finden w\u00fcrden, f\u00fcr die Anordnung gewisser Arten von Gerinnungsversuchen, namentlich f\u00fcr die Feststellung des Grades von aufgehobener Parallelit\u00e4t zwischen Chymosin-und Pepsinwirkung, von gro\u00dfer Bedeutung sein mu\u00dften, entschlo\u00df ich mich dazu, diese Frage zum Gegenstand einer besonderen Untersuchung zu machen.\nDie oben als Beispiele mitgeteilten Versuchsresultate beziehen sich nur auf saure Infusionen, und es wrar deshalb notwendig, auch mit neutralen Infusionen zu arbeiten. Es ist ferner zu beachten, da\u00df, wenn man eine saure Infusion mit Salzs\u00e4ure von entsprechender St\u00e4rke oder eine neutrale mit Wasser verd\u00fcnnt, der Gehalt an festen StofTen mit steigender Verd\u00fcnnung immer mehr abnimmt, und da\u00df dies vielleicht nicht ohne Einwirkung auf das Resultat ist. Es war also","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber Chymosin- und Pepsinwirkung. 1.'\t125\nw\u00fcnschenswert, die Einwirkung von Verd\u00fcnnung mit der durch Erhitzen unwirksam gemachten neutralen oder sauren Infusion statt Verd\u00fcnnung mit Wasser oder S\u00e4ure zu pr\u00fcfen. Man k\u00f6nnte ferner denken, da\u00df die Entfernung gewisser Bestandteile einer Infusion durch Dialyse derselben nicht ohne Einflu\u00df w\u00e4re, um, so mehr als, wie ich gefunden habe, die Relation zwischen Pepsin- und Chymosinwirkung bei der Dialyse gegen destilliertes WTasser eine andere als bei Dialys\u00e9 gegen WTasser-leitungswasser wird.\nEs war also notwendig, die Versuchsanordnung in verschiedener Wreise zu variieren; der \u00dcbersichtlichkeit halber verteile ich aber die Versuche auf zwei Hauptgruppen, die mit neutralen und die mit sauren Infusionen. Immer ging ich von sauren Kalbsmageninfusionen aus, die in der von mir bei fr\u00fcheren Gelegenheiten angegebenen Wreise bereitet waren. Ich will nur hinzuf\u00fcgen, da\u00df ich, infolge der sch\u00e4digenden Einwirkung der Verdauung auf die Chymosinwirkung, die Infusionen immer in einem kalten Zimmer unter Vermeidung jeder Erw\u00e4rmung auf Bruttemperatur bereitet habe.\nI. Versuche mit neutralen Infusionen.\nMan kann die Neutralisation in zweifacher Weise au^-f\u00fchren, n\u00e4mlich durch Neutralisation mit verd\u00fcnntem Alkali und durch Dialyse gegen destilliertes WTasser (bei Gegenwart von Toluol), bis die Infusion neutral geworden ist. Neutralisation mit CaC03 ist ausgeschlossen, weil das hierbei gebildete CaCl2 bei den folgenden Verd\u00fcnnungen das Resultat der Versuche zu sehr st\u00f6rt. Gegen die Neutralisation mit NaOH hat man von einigen Seiten eingewendet, da\u00df das Alkali sch\u00e4digend auf das Enzym einwirken sollte. Dies gilt aber wenigstens nicht f\u00fcr das Kalbsenzym, denn solche neutralisierte Infusionen (mit Toluol versetzt) k\u00f6nnen nach der Erfahrung von mir und auch von Hedin ihre milchkoagulierende Wirkung monatelang bewahren. \u00dcbrigens war es, gerade mit R\u00fccksicht auf die von einigen Seiten behauptete sch\u00e4dliche Wirkung von der Neutralisation mit Alkali, von Interesse,- die Wirkung sowohl","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"126\nOlof Hammarsten,\nder durch Dialyse wie der durch Alkalizusatz neutralisierten Infusionen zu studieren.\nKine durch Alkali neutralisierte, klar filtrierte, aber nicht dialysierte Infusion, welche also sowohl NaCl wie Eiwei\u00df enth\u00e4lt, tr\u00fcbt sich beim Sieden oder bei anhaltendem Erhitzen auf zwischen 80 und 90\u00b0 und setzt dann allm\u00e4hlich einen Niederschlag ab, welcher die Versuche kompliziert und am besten abfiltriert wird. Die erhitzte Infusion hat folglich eine andere Konzentration als die urspr\u00fcngliche und eignet sich also nicht als Verd\u00fcnnungsmittel derselben. Aus dem Grunde habe ich auch in den Versuchen mit durch Alkalizusatz neutralisierten Infusionen als Verd\u00fcnnungsmittel nur destilliertes Wasser benutzt. Die neutralisierten, verd\u00fcnnten wie unverd\u00fcnnten L\u00f6sungen wurden stets mit Toluol versetzt; durch Kontrolleversuche ohne Toluolzusatz habe ich mich aber davon \u00fcberzeugt, da\u00df das Toluol keine besondere Wirkung aus\u00fcbte.\nBei rascher Gerinnung gesteht die Milch bekanntlich fast wie mit einem Schlage zu einer festen Masse, und der Zeitpunkt der Gerinnung ist in diesem Falle, wenn die Gerinnung nicht zu rasch verl\u00e4uft, leicht zu bestimmen. Bei Gegenwart von nur kleinen Enzymmengen und bei niedriger Temperatur gerinnt die Milch langsamer, und bevor sie fest wird, kann man ein Stadium beobachten, wo sie eine mehr dickfl\u00fcssige, feink\u00f6rnige Masse darstellt, die bei leisen Bewegungen des Hohres als eine feink\u00f6rnige Masse l\u00e4ngs der Wand des Rohres herabflie\u00dft. Dann wird sie breiig, grobk\u00f6rnig und nach noch einiger Zeit wird sie fest oder zeigt jedenfalls (bei sehr langsamer Gerinnung) gro\u00dfe, kompakte Klumpen. In solchen F\u00e4llen ist es, wenigstens f\u00fcr mich, nicht m\u00f6glich, den Zeitpunkt der ( \u00bberinnung genau festzustellen, und als Gerinnungsmoment habe kh deshalb den Zeitpunkt gew\u00e4hlt, wo die Milch eine griesige Masse darstellt, welche nach leisen Bewegungen des Rohres als grobk\u00f6rnige oder flockige Kl\u00fcmpchen der Wand des Rohres anhaftet. Die von mir in den folgenden Tabellen angegebenen langen Gerinnungszeiten sind also nicht exakt; auf der anderen Seite ist aber in diesen F\u00e4llen eine Fehlbestimmung von 5 bis 10 Minuten oder sogar mehr meistens ganz ohne Belang.","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"127\nStudien \u00fcber Chymosin- und Pepsinwirkung. 1.\n\u00dcbrigens habe ich selbstverst\u00e4ndlich bei langsamer Gerinnung mich immer davon \u00fcberzeugt, da\u00df eine Gerinnung durch S\u00e4urebildung ausgeschlossen war.\nIn der folgenden Tabelle I habe ich drei Versuche mit durch Alkalizusatz neutralisierten Infusionen zusammengestellt. Der Enzymgehalt der unverd\u00fcnnten L\u00f6sung ist als 1 bezeichnet und die verschiedenen Verd\u00fcnnungsgrade sind ohne weiteres verst\u00e4ndlich. Wie oben bemerkt, kam immer 1 ccm Infusion auf je 10 ccm Milch. Be ob. bedeutet die beobachtete Gerinnungszeit und Ber. die aus der Gerinnungsgeschwindigkeit der Probe 1 und den bekannten Verd\u00fcnnungsgraden zu berechnende Gerinnungszeit. Prod. p. t. ist das Produkt von Enzvm-mengen p. und Gerinnungszeit t. Die neutralisierte;und filtrierte Infusion von dem Enzymgehalte 1 enthielt im Versuche 1 : NaCl 0,099\u00b0/o und \u00fcbrige Stoffe 0,110\u00b0/\u00ab. Im.Versuche 2 waren die entsprechenden Zahlen 0,056 und 0,13S\u00b0/o, und im Versuche 3 bezw. 0,160 und 0,315\u00b0/o.\nTabelle 1.\nVersuch\t\tTemp. 20(\t\tC.\tTemp. 20.5\t\t\\ C. ;\tTemp. 89,5\u201cC.\t\t\n\t1\tBeob.\tBer.\tProd.\tBeob.\tBer.\tProd,\tBeob.\tBer.\tProd.\n\t\tMin.\tMin.\tp. t.\tMin.\tMin.\t' P.t.'\tMin.\tMin.\tp. t:\n\u2022*-> \u00dc\t1\t55\t\u2014\t55\t8\t\u2014\t'.H .\t1,5\t\t1,5\nb fc\u00df c\t*4\t92\t220\t23\t21\t32\t5,3\t5,5\t0\t1,4\nc N\t*/\u2022\u2022\t120\t880\t7,5\t41\t128\t2,0\t22 \u2022\t24\t1,4\nW\t\u2018/64\t350\t3520\t5.5\t113\t512\tLH\t8i\t90\t1.3\nVersuch\t\tTemp. 20\u00b0\t\tC.\tTemp. 20.5\t\t0 C.\tTemp. 39,5\t\t0 c.\n\t2\tBeob.\tBer.\tProd.\tBeob.\tBer.\tProd.\tBeob.\tBer.\tProd.\n\t\tMin.\tMin.\tp. t.\tMin.\tMin.\tp. t.\tMin.\tMin.\tp. t'.\n\t1\t5 t\t-\t54\t10\t\t\t.10\t3,5\t\t3.5\n5\tV*\t70\t108\t35\t15\t20\t. 7.5 '\t*\u25a0\u00bb /\t7\t3,5\nb ti c\t*/4\t88\t210\t22\t28\t40\t\u2022 7.0\t14\t' 14\tlij\u00bb)\n& >\u00bb N\t1 8\t129\t432\t10.1\t50\t80\t0.3\t28..\t;28\t3,5\nc\t*/\u00ab\u2022\t183 \u2022\t804\t11.4\t87\tICO\t. 5.4\t50\t50\t3.5\n\t*,32\t275\t1728\t8.0\t141\t320\t4.4\t114 J\t. 112\t3,0","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"I\n^\tOlof Hammarsten,\nVersuch\t\tTemp. 20\u00b0\t\tr:.\tTemp. 26.5\t\t0 C.\tTemp. 38,5\t\t\u00bb\u00b0 C.\n\t3\tBeob.\tBer.\tProd.\tBeob.\tBer.\tProd.\tBeob.\tBer.\tProd.\n\t\tMin.\tMin.\tp. t.\tMin.\tMin.\tp. t.\tMin.\tMin.\tp. t.\n-i-\u00bb\t1\t35\t\t35\t5\t\t5\t0,5\t\u2014\t0,5\n\tV\u00ab\t58\t140\t14,5\t9\t20\t2,3\t2\t2\t0.5\nCv 5\t*/\u25a0\u2022\t82\t5W\t5,1\t20\t80\t1,3\t. 7,5\t8\t0,47\nN C \u00d6J\tVm\t136\t2240\t2.1\t52\t320\t0,81\t29\t32\t0,45\n\t\u2018/\u00bb 66\t2!H)\t8960\tU\t131\t1280\t0,53\t108\t128\t0.42\nAus der Tabelle ersieht man, da\u00df bei 38,5 bezw. 39,5\u00b0 C. die Gerinnung in den Versuchen 1 und 3 ziemlich genau und in dem Versuche 2 genau dem Zeitgesetze folgt. Ganz anders liegen aber die Verh\u00e4ltnisse bei niedrigeren Temperaturen. Hier sind die Abweichungen von dem Zeitgesetze sehr bedeutend, und zwar bedeutender bei 20\u00b0 als bei 26,5\u00b0. Dies ersieht man sowohl bei einem Vergleiche der berechneten mit den beobachteten Gerinnungszeiten wie bei einer Betrachtung des Produktes p. t. Bei Bruttemperatur ist dieses Produkt eine Konstante oder ann\u00e4hernd eine solche, w\u00e4hrend es bei den niedrigeren Temperaturen eine stetig abnehmende Zahl ist. Bei einem bestimmten Enzymgehalte der L\u00f6sung nimmt die absolute Gerinnungszeit mit abnehmender Temperatur zu, die relative Gerinnungszeit dagegen ab. So sind z. B. in dem Versuche 2 bei dem Lnzymgehalte Vic die absoluten Gerinnungszeiten bei den Temperaturen 39,5\u00b0, 26,5\u00b0 und 20\u00b0 C. resp. 56, 87 und 183 Minuten. Dagegen ist die Gerinnungszeit bei 39,50 gerade 16, bei 26,50 nur 8,7 und bei 20\u00b0 C. nur gegen 3 Vs mal so lang wie bei dem Enzymgehalte 1. Wollte man aus den gefundenen Gerinnungszeiten den Enzymgehalt bei der st\u00e4rksten Verd\u00fcnnung, verglichen mit dem Enzymgehalte 1, berechnen, so w\u00fcrde man im Versuche 1 bei 26,5\u00b0 die Zahl Vu und bei 20\" die Zahl Ls.i statt *'64 linden. Im Versuche 2 findet man bei 26,5\u00b0 die Zahl Vu und bei 20\u00b0 die Zahl Vs statt V32 und im Versuch 3 resp. V27 und rund Vs statt V25G.\nBei Bruttemperatur erh\u00e4lt man viel bessere Zahlen, n\u00e4mlich im Versuch 2 fast die richtige Zahl V'32, im Versuch 1 die Zahl V\u00f6* statt 1.61 und in Versuch 3 die Zahl 1 \u2019216 statt V256. Die","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber Chymosin- und Pepsinwirkun\u00ff. I.\t129\nGerinnungszeiten bei Bruttemperatur gaben also eine richtige oder jedenfalls eine viel richtigere Vorstellung von den wahren Enzymmengen als die bei niedrigeren Temperaturen beobachteten Gerinnungszeiten, welche eine ganz fehlerhafte Vorstellung von den Enzymmengen in den verd\u00fcnntesten L\u00f6sungen gaben. Bemerkenswert ist es, da\u00df eine sch\u00e4digende Wirkung der hohen Temperatur, 38,5\u201439,5\u00b0, auf die kleinen Enzymmengen in den verd\u00fcnntesten L\u00f6sungen in diesen Versuchen nicht zum Vorschein kam. Im Gegenteil trat in den Versuchen 1 und 3 bei Bruttemperatur die Gerinnung in den.. enzym\u00e4rmsten Proben sogar etwas fr\u00fcher auf, als man zu erwarten h\u00e4tte. \u00c4hnliches habe ich, wie die folgenden Tabellen zeigen werden, auch in anderen Versuchen beobachtet, w\u00e4hrend in andern F\u00e4llen die hemmende Wirkung der Bruttemperatur stark zum Vorschein kam.\nEine saure Kalbsmageninfusion, von dem S\u00e4uregrade 0,2 0,25 \u00b0/o HCl, kann durch Dialyse in Pergamentpapierschl\u00e4uchen gegen hinreichend viel destilliertes Wasser und bei 2maligem Wechseln w\u00e4hrend des Tages im Laufe von 2\u20143mal 24 Stunden neutral werden, wenn man nicht zu viel Infusion in den Schl\u00e4uchen hat. W\u00e4hrend der Dialyse scheidet sich regelm\u00e4\u00dfig eine F\u00e4llung aus, die ich abfiltrierte. Diese F\u00e4llung ist reich an Enzym, so da\u00df die dialysierte und filtrierte, neutrale Infusion regelm\u00e4\u00dfig schw\u00e4cher wirkt als die einfach neutralisierte Infusion. Diese Abschw\u00e4chung betrifft nicht in gleich hohem Grade die Enzymwirkungen, und man kann in dieser Weise, wie Rakoczv1) gezeigt hat. die Parallelit\u00e4t der Pepsin- und Chymosinwirkung aufheben. Eine durch Dialyse neutral gemachte Infusion ist regelm\u00e4\u00dfig arm an festen Stoffen, 0,03\u20140,08\u00b0/o, und sie kann, ohne sich zu tr\u00fcben oder in anderer Weise sichtbar sich zu ver\u00e4ndern, zum Sieden erhitzt werden. Dementsprechend kann eine solche, durch Erhitzen unwirksam gemachte Infusion als Verd\u00fcnnungsmittel statt Wasser dienen. Ich erhitzte gew\u00f6hnlich die Infusion 20 Minuten bei 83\u201487\u00b0 C. in einem geschlossenen Gef\u00e4\u00dfe, um die Verdunstung von Wasser zu verhindern, und kontrollierte die\n') Diese Zeitschrift. Bd. 08, S. 121.","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\nOlof Hammarsten.\nUnwirksamkeit der erhitzten Infusion mit Milch. Um Wiederholungen zu vermeiden, erw\u00e4hne ich schon hier, da\u00df ich die sauren Infusionen (vgl. unten) in derselben Weise unwirksam machte.\nIn den in der Tabelle 2 zusammengestellten Versuchen wurde also die unverd\u00fcnnte neutrale Infusion auf der einen Seite mit Wasser und auf der anderen mit der unwirksamen Infusion gleich stark verd\u00fcnnt. Die Gerinnungszeiten der mit Wasser verd\u00fcnnten Proben findet man unter W Beob. und diejenigen der mit unwirksamer Infusion verd\u00fcnnten unter JBeob. angegeben. Im \u00fcbrigen d\u00fcrfte die Tabelle ohne weiteres verst\u00e4ndlich sein. Der Gehalt an festen Stoffen in der unverd\u00fcnnten Infusion (Enzymgehalt 1) war im Versuche 1 = 0,045 \u00b0/o, in Nr. 2 \u2014 0,028\u00b0/o, in Nr. 3 = 0,047\u00b0/o und in Nr. 4 = 0,060\u00b0/o.\nTabelle 2.\nVtr-\t\tTemp. 20\u00b0\t\tC.\t\tTemp. 26,5\t\t\u00fc C.\t\tTemp. 38\u00b0\t\tC.\nSll( ll\tW\t\t.1\tProd.\tW\t-\tJ\tProd.\tW\t\tJ\t\n1\tBeob.\tRer.\tBeob.\t\tBeob. Ber.\t\tBeob.\t\tBeob. Ber. Beob.\t\t\tProd.\n\tMin.\tMin.\tMin.\tp. t.\tMin.\tMin.\tMin.\tp. t.\tMin.\tMin.\tMin.\tp. t.\n1 1\t\u20221!)\t\u2014\t49\t49\t7\t\u2014\t7\t/\t1\t\u2014\t1\t1.0\n& V*\t74\t196\t74\t18,5\t10\t28\t10\t2,5\t3\t4\t3\t0,75\nc >\u2022 ^ Ml n:\t10t\t784\t100\t6,4\t22\t112\t20\t1,4\t10.5\t16\t9,5\t0,6\n\u25a02 \\V.\u00ab\t172\t3136\t162\t2,7-2,5\t62\t448\t54\t0.97-0,94\t38\t64\t32\t0,6\u20140.5\nVer-\t\tTemp. 20\u00b0\t\tC.\tTemp\t\t. 26,5\t0 C.\t\tTemp. 39\u00b0\t\tC.\nsuch\tW\t\tJ\tProd.\tW\t\tJ\t\tW\t\tJ\t\n\u2022>\tl\u00eeeob. Her. Beob.\t\t\t\tBeob.\tBer.\tBeob.\tProd.\tBeob. Ber. Beob.\t\t\tProd. \u25a0\n\tMin.\tMin.\tMin.\tp. t.\tMin.\tMin.\tMin.\tp. t.\tMin.\tMin.\tMin.\tp. t.\n- 1\t113\t\u2014\t113\t113\t12\t\u2014\t12\t12\t3,5\t\u2014\t3,5\t3.5\n| 1 *\t136\t226\t139\t68\t21\t24\t21\t10.5\t7\t7\t7\t3.5\nSB =\t168\t452\t170\t41\t33\t48\t34\t8.4\t15\t14\t15\t3.75\nN* 1 s\t220\t904\t218\t27.5\t59\t96\t60\t7.4\t31\t28\t34\t4.25\n1 IC\t304\t1808\t305\t19.0\t104\t192\t107\t6.6\t71\t56\t72\t4,5","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"131\nStudien \u00fcber Chymosin- und Pepsinwirkung. 1.\nVor-\t\tTemp. 20\u00b0\t\tC.\tTemp. 26\u00b0\t\t\tTemp. 401\tC\nsuch s\tw\t\tJ\tProd.\tW\tJ\t- Prqd.\tW\t.!\t\n\tBeob. Ber.\t\tBeob.\t\tBeob. Ber.\tBeob.\t\tBeob. Ber. Beob.\tProd.\n\tMin.\tMin.\tMin.\tp. t.\tMin. Min.\tMin.\t. P-1,\tMin. Min. Min.\tp. t.\n= 1\t19\t\u2014\t19\t19\t4\t-\t*\t4\t1,5 \u2014 \u2018 1,5\t1.5\nT ' 4\t29\t76\t29\t7.25\t10 I 16\t10\t2.5\t5\t6\t5\t1.25\n>\u25a0 io\t69\t304\t66\t4,15\t31\t64\t31\t1,9\t19\t24 i 19\t1 19\n\u00a3 1 64\tISO\t1216\t180\t2.8\t96\t256\t96\t1.5\t85 ;'96\t85\t1.3\nVer-\tTemp. 20\u00b0 C.\t\t\t\tTemp. 26,5\t\t0 C.\tTemp. 38\u00bb\tC\nsuch\tw\t\tJ\tProd.\tW\tJ\t\tW\tJ\t\n\u20221\tBeob.\tBer.\tBeob.\t\tBeob. Ber.\tBeob.\tProd.\tBeob. Her. Beob.\tProd.\n\tMin.\tMin.\tMin.\tp. t.\tMin. Min\tMin.\tp. t.\tMin. Min. Min.\tp. t.\n1\t35\t\t35\t35\t5\t\u2014\to\t5\tNicht bestimmt\t\n\t52\t140\t52\t13\t8 20\t8\t\u2022 2\t1.25 \u2014 I 1.25\t1.25\n=\t1 1.3\t72\t560\t72\t4.5\t13\t80\t13\t0.81\t4,5\t5\t4,5\t1.13\nS >;\u00bb\t108\t2210\t108\t1.7\t35\t320\t34\t0.55\t\u25a0i\t\u2022 i 17. * 20 17\t1.06\n~ '*30\t210\t8960\t236\t0.9\t108 1280\t103\t0.4\t81\t80 69\t1,3-1,08\nDas Hauptresultat, welches bei dieser Versuchsanordnung dasselbe, wie bei Neutralisation mit Alkali war, ist ohne weiteres aus der Tabelle ersichtlich. Au\u00dferdem enth\u00e4lt aber die Tabelle einige andere Beobachtungsresultate, die ich etwas besprechen mu\u00df.\nIn allen, in diesem Aufsatze besprochenen Versuchen wurde zu 10 ccm der vorerw\u00e4rmten Milch 1 ccn) der Enzyml\u00f6sung (von Zimmertemperatur) zugesetzt und dann m\u00f6glichst genau gemischt. Es ist klar, da\u00df bei solcher Versuchsanord-nung die bei sehr rascher Gerinnung beobachteten Gerinnungszeiten nicht ganz exakt sein k\u00f6nnen, trotzdem sie mit einer Rennuhr bestimmt wurden. Zwei oder mehrere Doppelbestim-mungen geben nicht immer ganz dasselbe Resultat, und man mu\u00df die Mittelzahl nehmen. Aber selbst in den F\u00e4llen, wo zwei Bestimmungen dieselbe Zahl liefern, ist ein Fehler von mehreren Sekunden nicht ausgeschlossen, und hierdurch werden die berechneten Gerinnungszeiten leicht fehlerhaft. Dies gilt nat\u00fcrlich nicht nur f\u00fcr die Versuche in den Tabellen 1 und 2,","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132\nOlof Hammarsten,\nsondern f\u00fcr meine Versuche \u00fcberhaupt. Es w\u00e4re deshalb besser, als Ausgangspunkt der berechneten Gerinnungszeiten nicht die k\u00fcrzeste Gerinnungszeit, sondern die n\u00e4chstfolgende zu nehmen. Verf\u00e4hrt man in dieser Weise, so erh\u00e4lt man z. B. im Versuche 3, Tabelle 2, f\u00fcr die Enzymmengen ,/ie und Va die berechneten Gerinnungszeiten 20 und 80 statt 24 und 96 Minuten, und dies \u00e4ndert das Endresultat dahin, da\u00df die f\u00fcr \u00bb/\u00ab4 gefundene Zeit (85 Minuten) ein wenig l\u00e4nger als die berechnete Zeit (80 Minuten) wird, w\u00e4hrend in der Tabelle umgekehrt die beobachtete Gerinnungszeit k\u00fcrzer als die berechnete (96 Minuten) ist. Ich betrachte also diese k\u00fcrzesten Gerinnungszeiten als etwas unzuverl\u00e4ssig, mu\u00dfte sie aber so, wie ich sie gefunden habe, in die Tabellen aufnehmen. F\u00fcr die Hauptfrage i>t es gleichg\u00fcltig, welchen Ausgangspunkt der Berechnung man w\u00e4hlt, denn das Hauptresultat wird dasselbe. Die Ge-linnung gehorcht dem Zeitgesetze viel besser bei Bruttemperatur als bei niedrigeren Temperaturen, und die bei jener Temperatur beobachteten Gerinnungszeiten gestatten eine viel richtigere Berechnung der vorhandenen Enzymmengen als die bei niedriger Temperatur beobachteten.\nDer Versuch 1 ist wieder ein Beispiel solcher F\u00e4lle, in welchen die Gerinnung bei Bruttemperatur sogar bei recht starker Verd\u00fcnnung der Enzyml\u00f6sung (E Ve*) rascher, als man zu erwarten h\u00e4tte, verl\u00e4uft. Dieses Resultat wird nicht ver\u00e4ndert, wenn man statt der Gerinnungszeit 1 Minute die Zeit 3 Minuten (bei E lU) als Ausgangspunkt der Gerinnung w\u00e4hlt und also f\u00fcr E Va die Zeit 48 statt 64 Minuten berechnet. Da es von Interesse war, zu sehen, ob dieses Verh\u00e4ltnis bei h\u00f6herer Temperatur sich \u00e4ndern w\u00fcrde, pr\u00fcfte ich auch|diese Infusion mit Milch bei 45\u00b0 C. Das Resultat wrar folgendes:\nTemp. 45\u00b0 C.\tW be\u00f4b. Ber. J beob.\nE xJa 2,5 Min. \u2014\t2,5 Min.\n\u00bb V* c\t11\t\u00bb\t10 Min.\tl\u00fc\t\u00bb\n\u00bb 1 \u00fc4\t00\t>\t40\t\u00bb\tG4\t>\nHier fand also ein entgegengesetztes Verhalten statt, indem die Gerinnung bei E Va stark gehemmt wurde. Der Versuch wurde am folgenden Tage mit anderer Milch wiederholt,","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"133\nStudien \u00fcber Chymosin- und Pepsinwirkung. I.\naber mit demselben Resultate, mit der Abweichung jedoch, da\u00df die absoluten Zeiten etwas k\u00fcrzer waren. In diesem Zusammenh\u00e4nge erlaube ich mir hinzuzuf\u00fcgen, da\u00df ich in vielen F\u00e4llen dieselbe Infusion (und dies gilt sowohl f\u00fcr die neutralen wie die sauren Inf\u00fcsionen) mit verschiedener Milch gepr\u00fcft habe. Die absoluten Gerinnungszeiten wurden hierbei allerdings etwas ver\u00e4ndert, eine \u00c4nderung des Hauptresultates habe ich aber nie beobachtet. Da\u00df die zu demselben Versuche geh\u00f6renden, bei den verschiedenen Temperaturen ausgef\u00fchrten Versuchsreihen gleichzeitig und mit derselben Milch angestellt wurden, ist wohl so selbstverst\u00e4ndlich, da\u00df es kaum einer Erw\u00e4hnung bed\u00fcrftig ist.\t'\nBez\u00fcglich einer ungleichen Wirkung von Verd\u00fcnnung mit \\\\ asser lind mit unwirksamer Infusion, zeigen die Versuche kein konstantes Verhalten. In den Versuchen 2 und 3 ist \u00fcberhaupt kein sicherer Unterschied merkbar. Im Versuche 4 findet man bei dem niedrigsten Enzymgehalte E einen unwesentlichen Unterschied, der indessen bei 38\u00b0 G. stark hervortritt. Die'mit Wasser verd\u00fcnnte Infusion bewirkt n\u00e4mlich eine verz\u00f6gerte Gerinnung, namentlich im Vergleiche mit der Gerinnung bei E 1.64, w\u00e4hrend die mit Infusion verd\u00fcnnte bei einem \u00e4hnlichen Vergleiche dem Gesetze folgt und \u00fcbrigens in etwas zu kurzer Zeit gerinnt. Eine Ungleichheit in derselben Richtung zeigt auch Versuch 1, und diese Ungleichheit kam besonders bei 45\u00b0 C. stark zum Vorschein. Sonst scheint es, als w\u00e4re es f\u00fcr neutrale Infusionen, wenn die Verd\u00fcnnung nicht zu weit geht, ziemlich gleichg\u00fcltig, ob sie mit Wasser oder mit unwirksamer Infusion verd\u00fcnnt werden.\nII. Versuche mit sauren Infusionen.\nBei der Darstellung dieser Infusionen kamen 4 verschiedene Methoden zur Anwendung. In einigen F\u00fcllen habe ich eine behufs anderer Zwecke neutralisierte, filtrierte und mit Wasser etwas verd\u00fcnnte Infusion .mit. Salzs\u00e4ure auf den gew\u00fcnschten S\u00e4uregrad gebracht. Da eine solche, chlornatriumhaltige Infusion beim Erhitzen sich tr\u00fcbt, eignet sie sich nicht als Verd\u00fcnnungsfl\u00fcssigkeit, und aus dem Grunde habe ich nur","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"134\nOlof Hammarsten,\nein paar solche Versuche ausgef\u00fchrt. Da sie zu ganz demselben Hauptergebnisse wie alle anderen f\u00fchrten, finde ich es \u00fcberfl\u00fcssig, dieselben hier besonders anzuf\u00fchren.\nDie zweite Methode bestand einfach darin, da\u00df ich die Infusion erst mit S\u00e4ure von demselben S\u00e4uregrade so stark verd\u00fcnnte, da\u00df sie beim Sieden oder langdauernden Erhitzen weder koagulierte noch sich tr\u00fcbte. Infolge der au\u00dferordentlich kr\u00e4ftigen Wirkung der sauren Infusionen konnte eine solche Verd\u00fcnnung meistens ohne zu starke Herabsetzung der Enzym-wirkurtg geschehen. Die dritte Methode bestand darin, da\u00df ich die saure Infusion gegen eine S\u00e4ure von etwa derselben St\u00e4rke mehrere Tage dialysieren lie\u00df. Diese Infusionen lie\u00dfen sich auch ohne Tr\u00fcbung erhitzen und konnten also als Verd\u00fcnnungsfl\u00fcssigkeit dienen. Der S\u00e4uregrad sowohl der wirksamen wie der durch Erhitzen unwirksam gemachten Infusion wurde, mit empfindlichem Lackmuspapier als Indikator, durch Titration mit n'io-Lauge bestimmt, und eine Salzs\u00e4ure von genau demselben S\u00e4uregrade bereitet. Die urspr\u00fcngliche Infusion wurde also teils mit S\u00e4ure, in den Tabellen mit 8, und teils mit unwirksamer Infusion, in den Tabellen mit J bezeichnet, in den gew\u00fcnschten Verh\u00e4ltnissen verd\u00fcnnt. Die 4. Methode werde ich weiter unten besprechen. Unter den von mir mit nach der Methode 2 bereiteten Infusionen angestellten 5 Versuchen sind als Heispiele 3 in der Tabelle 3 zusammengestellt worden. Da die Tabelle ohne weiteres. verst\u00e4ndlich sein d\u00fcrfte, will ich nur bez\u00fcglich der Beschaffenheit der Infusionen folgendes bemerken. Die unverd\u00fcnnte Infusion hatte im Versuche 1 den S\u00e4uregrad 0,192\u00b0/o HCl und 0,303 \u00b0/o feste, organische Stoffe. Die entsprechenden Zahlen f\u00fcr die Infusion des Versuches 2 waren 0,186\u00b0/o HCl und 0,182\u00b0/o org. Stoffe und f\u00fcr die Infusion im Versuche 3 ebenfalls 0,186\u00b0/o HCl und 0,172\u00b0/o org. Stoffe (siehe nebenstehende Tabelle).\nDas Hauptresultat war also bei Versuchen mit diesen sauren Infusionen dasselbe wie in den Versuchen mit neutralen Infusionen, und ich brauche also nicht auf dasselbe weiter einzugehen. In dem Versuche 2 bei 20\u00b0 C. und E U1024, wo die Gerinnungszeit 8 Stunden war, hatte die amphotere","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber C.hymosin- und Pepsinwirkung. I.\t135\nTabelle 3.\nVer-\tTemp.\t\t18-\t19\u00b0 C.\tTemp. 27\u00b0 d.\t\t\t\tTemp. 38\u00b0 C.\t\t\nsuch 1\tS Beob.\tBor.\tJ Beob.\tProd.\tS Beob.\t\u20221 Ber. Beob.\t\tProd.\tS Beob'.\u2019 Ber.\tBeob.\tf Prod.\n\tMin.\tMin,\tMin.\tp. t.\tMin.\tMin. Min.\t\tp. t.\tMin. i Min.\tMin.\tp.t.\n1\t14\t\u2014\t14\t14\tNicht bestimmt.\t\t\t\t\u25a0 -\tMM\tl\u2018 -\n1\t\u2018/4\t32\t56\t32\t8\t1\t\u2014\t\t1\tNicht bestimmt.\t\t\n\u00e4 7\u00ab\u00ab\t73\t224\t74\t1,4\t3\t4\t3\t0,75.\t1 1-\t1\t\u2022 1\n\\ 64 S\t101\t896\t100\t1,52\t6,5\t16\t8 0,4 -0.5\t\t3\t4\t4.5 0,75\u20141.125\t\n\u00a3 7*50\t140\t3584\t144\t0,55\t21\t64\t29 0,32-0,45\t\t11 j 16\t22\t0,69\u20141.38\n7'o*i\t280\t14336\t298 ;0,27-0.29\t\t82\t256\t112 0,32-0,45\t\t54 64\t102\t0.84\u20141.6\nVer-\tTemp. 20\u00b0 C.\t\t\t\tTemp. 26,5a C.\t\t\t\tTemp. 38\u00b0 C.\t\t\nsuch o\ts Beob.\tBer.\tJ Beob.\tProd.\ts Beob.\tBer.\tJ Beob.\tProd.-\tS j Beob. Ber.\tJ Beob.\tProd. \u2022 **\n\tMin.\tMin.\tMin.\tp. t.\tMin.\tMin.\tMin.\tp. t.\tMin. Min.\tMin.\tp. t.\n1\t3,5\t\t3,5\t3,5\tNicht bestimmt.\t\t\t\t\t\t\nliait 4-\t5\t14\t5\t1,25\t1,5\t\t\t1.5\t1,5\tNicht bestimmt.\t\t\nu 7\u00bb\u00f6\t11\t56\t11\t0,69\t3,5\t6\t3,5\t\u2022 0,88\t1,5 -\t1.5\t1.5\n>> l/a N\t30\t224\t29\t0,47\t11,5\t24 V\t11\t0.68\t5,5 [' 6\t5,5\t1,4\nC 1\u00bb a /*'\u25a0\u2019\u00ab\t106\t896\t68\t0,41\u20140,26\t43\t96\t-28\t0,67\u20140,44\t22\t24\t17\t1.4- 1.1\n*/10 S 4\t480\t3584\t120\t0,47-0,12\t188\t384\t61\t0,73-0,24\t120\t96\t52\t1.9\u20140.8\nVer-\tTemp. 20\u00b0 C.\t\t\t\tTem]\t\t). 27,5ux:.\t\tTemp.. 38\t\t,5\u00b0 C.\nsuch 3\tS Beob.\tBer.\tJ Beob.\tProd.\tS Beob.\tJ Ber. | Beob.\t\tProd.\tS Beob. Ber.\tJ Beob.\tProd.\n\tMin.\tMin.\tMin.\tp. t.\tMin.\tMin\tMin.\tP.t.\tMin. Min.\tMin.\tp. I.\n1\t2,0\t\t2,5\t2,5\tNicht bestimmt.\t\t\t\t\u2014\t-\t\ng V*\t7\t10\t7,5\t1,8\t\t\u2014\tL\t\u2022 1\tNicht bestimmt.\t\t\n|o V16\t15\t40\t15\t0,91\t3\t4\t3\t0,75\t1,5 -\t1,5\t1.5\n764\t27\t160\t27\t0,42\t9\t16\t9\t0,56\t5 j 6\t, 5\t1,25\nW 7*50\t72\t640\t73\t0,28\t27\t64\t28\t0,44\t19\t24\t19\t1.19\n710*4\t220\t2560\t220\t0,21\t109\t256\t107\t0,42\t67\t96\t68\t1,06\nReaktion etwas abgenommen und eine beginnende S\u00e4urebildung war wohl also eingetreten, ln den anderen Versuchen mit langen Gerinnungszeiten hatte dagegen keine sicher merkbare \u00c4nderung der Reaktion stattgefunden, und das geronnene Milchgemenge f\u00e4rbte rotes Lackmuspapier anscheinend ebenso stark blauviolett wie die frische Milch. Gegenwart oder Abwesenheit von Tolnol \u00e4nderte nicht das Hauptresultat, was\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XCH.\t10","page":135},{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"136\tOlof Ha mmarsten,\n\u00fcbrigens auch von den folgenden Versuchsreihen mit sauren Infusionen gilt.\nBez\u00fcglich der ungleichen Wirkung von Verd\u00fcnnung mit S\u00e4ure oder mit saurer, unwirksamer Infusion zeigen auch diese Versuche, da\u00df es bei Gegenwart von gr\u00f6\u00dferen oder mittleren Enzymmengen ohne wesentlichen Belang ist, ob man mit S\u00e4ure oder mit der unwirksamen, sauren Infusion verd\u00fcnnt. Bei Gegenwart von kleinen Enzymmengen, in den obigen Versuchen V286 bis V1024, k\u00f6nnen dagegen die Verh\u00e4ltnisse wechseln. Im Versuche 3 ist kein Unterschied vorhanden, w\u00e4hrend sowohl bei h\u00f6herer wie bei niedrigerer Temperatur die mit S\u00e4ure verd\u00fcnnten Proben im Versuche 1 rascher und im Versuche 2 umgekehrt langsamer als die mit Infusion verd\u00fcnnten wirkten. Ich habe noch 2 andere Versuche nach demselben Plane ausgef\u00fchrt und der eine verhielt sich wie Versuch 1, der andere wie Versuch 2. Von den 5 Versuchen zeigte also einer keinen Unterschied, von den \u00fcbrigen zeigten 2 eine kr\u00e4ftigere Wirkung der mit S\u00e4ure und 2 eine kr\u00e4ftigere der mit Infusion verd\u00fcnnten Proben. F\u00fcr die st\u00e4rkere Wirkung der mit S\u00e4ure verd\u00fcnnten 2 Proben in 2 Versuchen k\u00f6nnte die Erkl\u00e4rung m\u00f6glicherweise darin liegen, da\u00df diese Infusionen die an Eiwei\u00df reichsten waren. Sie enthielten n\u00e4mlich 0,303, bezw. 0,357 \u00b0/o feste, organische Stoffe. Die Verd\u00fcnnungss\u00e4ure zeigte allerdings genau denselben S\u00e4uregrad (bei Titration mit Lackmuspapier als Indikator) als die unwirksame Infusion; in der letzteren war aber ein Teil der S\u00e4ure nicht als freie S\u00e4ure, sondern als sauer reagierende S\u00e4ureeiwei\u00dfverbindung vorhanden, und die mit dieser Infusion stark verd\u00fcnnten Proben enthielten also weniger freie S\u00e4ure als die mit S\u00e4ure verd\u00fcnnten. Hierdurch k\u00f6nnte die etwas kr\u00e4ftigere Wirkung der letzteren erkl\u00e4rt werden. Da aber ein \u00e4hnlicher Unterschied in dem Gehalte an freier S\u00e4ure, wenn auch in geringerem Grade, auch bei Anwendung von eiwei\u00df\u00e4rmeren Infusionen zur Geltung kommt, w\u00fcrde man eigentlich \u00fcberall eine etwas kr\u00e4ftigere Wirkung der mit S\u00e4ure verd\u00fcnnten Proben zu erwarten haben, und die kr\u00e4ftigere Wirkung der mit Infusion verd\u00fcnnten Proben in 2 Versuchen ist deshalb vorl\u00e4ufig nicht zu erkl\u00e4ren. Da ich auch bei anderer Versuchs-","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber Chymosin- und Pepsinwirkung. I. '137\nanordnung ein \u00e4hnliches Resultat erhalten habe, komme ich sp\u00e4ter zu dieser Frage zur\u00fcck.\nIn der folgenden Tabelle 4 habe ich 3 mit nach der Methode 3, also durch Dialyse gegen anges\u00e4uertes Wasser, dargestellten Infusionen ausgef\u00fchrte Versuche zusammengestellt. Der S\u00e4uregrad der Infusionen war in den 3 Versuchen bezw. 0,135; 0,197 und 0,192\u00b0/o HCl und der Gehalt an festen Stoffen bezw. 0,084, 0,114 und 0,090\u00b0/o.\t:\nTabelle 4.\nTemp. 20\u00b0 C.\nTemp. 27 0 C.\nTemp. 38\u00b0 C.\nProd.\nBeob.\nBer. iBeob.\nBeob.\nNicht bestimmt\n: 2 \u25a0 \u2018\n\u2019 Nicht bestimmt\nTemp. 20\u00b0 C.\nProd.\nNicht bestimmt\nNicht bestimmt\nSJt 16\nTemp. 20\u00b0 C.\nNicht bestimmt\nNicht bestimmt\n>6 St. 384 170 ? \u20140,66\n>6 St. 06","page":137},{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"138\n01 of Hammarsten,\nDie durch Dialyse gegen anges\u00e4uertes Wasser gereinigten Infusionen gaben also, wie die Tabelle zeigt, dasselbe Hauptresultat wie alle die vorher gepr\u00fcften. Besonders deutlich tritt in dieser Tabelle in allen 3 Versuchen die hemmende Wirkung der Bruttemperatur bei sehr niedrigem Enzymgehalt (EGios*) zutage. In solchen F\u00e4llen war auch die Milch nicht durch und durch geronnen, sondern sie enthielt schlie\u00dflich nur gro\u00dfe K\u00e4seklumpen in einer milch\u00e4hnlichen Fl\u00fcssigkeit, nachdem vorher erst kleinere und dann gr\u00f6\u00dfere K\u00f6rnchen oder Kl\u00fcmpchen sich gebildet hatten. Von einem bestimmten Gerinnungsmomente konnte hier garnicht die Bede sein: und da es auch hier schwieriger als in den meisten anderen F\u00e4llen war, von einem bestimmten Aussehen der Proben auszugehen, nahm ich in dieser und einigen anderen Versuchen derselben Art als Gerinnungszeit die Mittelzahl zwischen dem ersten, ganz sicheren Anf\u00e4nge der Gerinnung und dem Auftreten der gro\u00dfen K\u00e4seklumpen an. Sowohl her 26\u201428\u00b0 wie bei 20\u00b0 G. war der Gerinnungsvorgang mehr typisch und die Gerinnungszeit lie\u00df sich viel leichter feststellen.\nZu den Versuchen der Tabelle 2 dienten, wie man oben (S. 156) findet, die durch Dialyse gegen destilliertes Wasser neutral gemachten Infusionen, welche teils mit Wasser und teils mit derselben, durch Erhitzen unwirksam gemachten Infusion verd\u00fcnnt worden waren. Es schien mir nun von Interesse zu sein, das Verhalten dieser, vorher bei neutraler Reaktion untersuchten Infusionen auch bei saurer Reaktion zu pr\u00fcfen. Aus dem Grunde wurden alle zu einem Versuche (in der Tabelle 2) benutzten Infusionen mit genau derselben Menge Salzs\u00e4ure, 0,2\u00b0/o HCl, versetzt und mit Milch gepr\u00fcft. Die Resultate sind in der Tabelle 5 enthalten. Es handelt sich also hier um dieselben L\u00f6sungen wie in der Tabelle 2, nur anges\u00e4uert, und dies w*ar die vierte Methode, die ich zur Gewinnung von sauren Infusionen verwendete. Trotzdem alle Proben hier sauer reagierten, bezeichne ich wie in Tabelle 2 die mit Wasser verd\u00fcnnten mit W, und die mit Infusion verd\u00fcnnten mit J.","page":138},{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber Chymosin- und Pepsinwirkung. I.\t139\nTabelle* 5.\nVer- such 1\t\tTemp. 20\u00b0 C.\t\t\tTemp. 26* C.\t\t\t\tTemp. 37\u00b0 C.\t\t\t\n\tW Boot. Min.\tBer. Min.\tJ Beob i Min.\t; Prod, p. t.\tW Beob. Min.\tBer. Min.\tni\tProd. Beob. i Min. ' p. 1.\t\tW Beob. Min.\tJ Ber. Beob. Min. Min.\t\tProd. p. t.\n= 1 %'* 16 s 2 V64\t2.5 - 6 10 17\t40 57 j 160\t\t! 2,5 5 15 i 45\t2.5 1,5-1,25 1 ! 0.9-0.7\t2,5 8 28\tNicht bestimmt 1 \u2014 ' \u2014 2.5 \u20142,0 10 |\t7 .[2\u20190-1.76 40 | 23 11,75\u20141,4\t\t\t\u2022 1 .1 4 18\tVicht bestimmt - !\t1-1\t1 i\t-\t1 4\t4 ,\t1 . 16 ! 14 1,2 0.87\t\t\nVer- such 2\tTemp. 20\u00b0 C.\t\t\t\tTemp. 26,5u C.\t\t\t\tTemp. 39\u00b0 C.\t\t\t\n\tW Beob. Min.\tBer. Min.\tni.! Prod- Min.\tp. t.\t\tW Beob. Min.\tBer. Min.\tJ Beob., Min.\t: / P-1. Prod.\tW Beob. Min.\t\u20221 J Ber. Beob. Min. Min.\t\tProd. p. t.\n1 _\u00a3 ! j f v- \" * i\u00ab\t14 25 39 72 127\t28 56 112 224\t14 i 25 ' 39 73 129\t, 14 12,5 9.75 9,1 8\t4 7 13 25 45\t8 16 32 64\t4 7; 13 46\t!\t4 ; 3,5 3,25 3,1 2,9\t1.5 2.5 .5 11 24\t! 3 6 12 24\t! 1,5 2,5 5 11 24\t1.5 1,25 1,25 1,37 1.5\nVer- such 3\tTemp. 20\u00b0 C.\t\t\t\tTemp. 26\u00b0 C.\t\t\t\tTemp. 39\u00b0 C.\t\t\t\n\tW Beob. Min.\tl J Ber. |Beob. Min. l Min.\t\tProd. p. t.\tw Beob. I Ber. Min. Min.\t\tJ Beob. Min.\tProd. p. t.\tW Beob. Min.\tBer. Min.\tJ Beob. Min.\tProd. p. t.\n=z 1 i\u20194 >\u2022 1 IC NS 2 1 t>4\t10 17 39 130\t40 160 640\t10 17 39 127\t10 4,25 2,4 2,03-1,98\t2 6 18 70\t8 32 128\t2 6 18 66\t2 1,5 1,1 1,09-1,03\t] 2,5 IQ 42\tVicht 10 40\tbest 2,5 10 38\tunmt 2,5 2,5 2,6 2.4\nVer- such 4\tTemp. 20\u00b0 C.\t\t\t\tTemp. 27\u00b0 C.\t\t\t\tTemp. 38\u201439u C.\t\t\t\n\tw Beob. Min.\tBer. Min.\tJ Beob. Min.\tProd. p. t.\tW Beob. Min. i\tBer. Min.\tJ Beob. Min.\t. Prod. p. t.\tW Beob. Min.\tBer. Min.\tJ Beob. Mjn.\tProd. p. t.\n1 1'4 l'/i\u00ab > l 04 N 1 \u00ef\u00f4c *, 1 \u2018>*4\t3 \u2014 6- 12 14\t48 33 192 193 768 >6003072;\t\t3 | 6 14 33 102 430!\t3 1,5 0,87 0,52 0,70\u20140,40 ? \u20140,42\t] 1,25 4\t, 14 63 290\tVicht 5 20 1 80 320 |\tbestirr 1.25 4 13 47 180 ;\timt 1,25 1.00 0.87 0,98-0,73 1,13\u20140,70\t' I 2 7 35 220\tVicht 8 32 128\tbesti 2 7 27 148\tmmt 2 175 2,19-1,7 3,4 -2,3\nDiese, ohne weiteres verst\u00e4ndliche Tabelle ist wohl, namentlich wenn sie mit den vorigen verglichen wird, keiner besonderen Besprechung bed\u00fcrftig. Zu bemerken ist vielleicht,","page":139},{"file":"p0140.txt","language":"de","ocr_de":"uo\nOlof Hammarsten,\nda\u00df in Versuch 4 die Gerinnung auch bei 38\u201439\u00b0 C. gro\u00dfe Abweichungen von dem Zeitgesetze zeigte. Das wesentlichste Interesse bietet wohl ein Vergleich mit der Tabelle 2 dar, weil es in beiden Tabellen um ganz dieselben L\u00f6sungen sich handelte. Man findet dann in den Versuchen 2 und 3 keine wesentlichen Unterschiede zwischen der Wirkung von Verd\u00fcnnung mit Wasser und mit Infusion, denn ein Unterschied von 3\u20144 Minuten (im Versuche 3) ist ohne wesentlichen Belang. Will man aber diesen Unterschied ber\u00fccksichtigen, so findet man, da\u00df er von derselben Art wie in den Versuchen 1 und 4 ist. Hier, wie in den entsprechenden Versuchen der Tabelle 2, wirken n\u00e4mlich die mit unwirksamer Infusion verd\u00fcnnten L\u00f6sungen kr\u00e4ftiger als die mit Wasser bezw. S\u00e4ure verd\u00fcnnten. Der Unterschied tritt besonders stark im Versuche 4, Tabelle 5, bei der Verd\u00fcnnung E = 1hm hervor.\nDiese kr\u00e4ftigere Wirkung der mit Infusion verd\u00fcnnten L\u00f6sungen ist um so auffallender, als man das Gegenteil zu erwarten h\u00e4tte, wenn es die Hydroxylionen der Milch sind, welche die Wirkung des Enzyms schw\u00e4chen oder vernichten. Alle Proben waren hier mit ganz derselben Menge S\u00e4ure, bis zu 0,2% HCl, versetzt worden, und die mit Infusion verd\u00fcnnten m\u00fc\u00dften also etwas weniger freie S\u00e4ure als die anderen enthalten. Bei dem Verd\u00fcnnungsgrade l/io*4 (Vers. 4) enthielt n\u00e4mlich die mit Infusion verd\u00fcnnte L\u00f6sung 0,060% Proteinstoffe, die mit Wasser verd\u00fcnnte dagegen nur 0,000058%. Da ich nun nicht allein in diesen Versuchen, sondern auch in vielen anderen eine schw\u00e4chere Wirkung der mit S\u00e4ure als der mit Infusion verd\u00fcnnten L\u00f6sungen beobachtet habe, bin ich zu der Annahme geneigt, da\u00df der etwas verschiedene Gehalt an freier S\u00e4ure hier ohne wesentliche Bedeutung ist, und da\u00df der Grund darin liegt, da\u00df die durch Erhitzen unwirksam gemachten Infusionen organische Stoffe enthalten, welche entweder die Wirkung des Enzyms beschleunigen oder sch\u00fctzend auf dasselbe einwirken. Das etwas wechselnde Verhalten der verschiedenen Infusionen k\u00f6nnte dann m\u00f6glicherweise daher r\u00fchren, da\u00df diese, vielleicht erst w\u00e4hrend des Erhitzens gebildeten Stoffe nicht immer vorhanden oder nicht in hinreichender Menge zugegen sind.","page":140},{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber Chymosin- und Pepsinwirkung. I\t141\nIch habe \u00fcbrigens diese Frage nicht zum Gegenstand einer weiteren Untersuchung gemacht, weil sie mich zu weit von meinem eigentlichen Thema f\u00fchren w\u00fcrde, und weil eine solche Untersuchung f\u00fcr mich nicht notwendig war. Da die Versuche mit reinen Gaseinl\u00f6sungen, wenn die \u00cbnzymmengen sehr klein sind, zu langsam verlaufen und nicht ganz deutliche Resultate geben, arbeite ich nicht mit so gro\u00dfen Differenzen in dem Chymosingehalte wie 1 : V.u: und T\u00fcr kleinere Verd\u00fcnnungen ist es praktisch gleichg\u00fcltig, ob man mit S\u00e4ure oder Infusion verd\u00fcnnt. Dies war f\u00fcr mich gen\u00fcgend zu wissen, weil es gewisse Versuchsanordnungen gibt, wo es aus besonderen Gr\u00fcnden unbedingt notwendig ist, mit Infusion zu verd\u00fcnnen. Die Frage von der ungleichen Wirkung der Verd\u00fcnnung mit Wasser, resp. S\u00e4ure, oder mit Infusion bei Gegenwart von kleinen Enzymmengen ist also einer fortgesetzten Pr\u00fcfung bed\u00fcrftig.\nDie Hauptfrage, ob die Gerinnung bei niedriger Temperatur dem Zeitgesetze ebenso gut oder besser folgt als bei Bruttemperatur, ist nach meinen obigen Untersuchungen entschieden verneinend zu beantworten, und namentlich gilt dies, wenn man die bei 20\u00b0 C. erhaltenen Resultate in Betracht zieht. Auch f\u00fcr die Temperatur 26\u201427\u00b0 G. gilt dies als Regel. Dementsprechend geben auch die bei niedrigerer Temperatur beobachteten Gerinnungszeiten kein sichereres Ma\u00df der Knzymmenge als die bei Bruttemperatur beobachteten. Es findet vielmehr das Gegenteil statt, wenn man von den sehr schw\u00e4chen Enzyml\u00f6sungen absieht, welche bekanntlich auch bei Brutw\u00e4rme sehr-unzuverl\u00e4ssige Zahlen geben.\ti\nDas nun Gesagte gilt nat\u00fcrlicherweise zun\u00e4chst nur f\u00fcr die hier angewandte Versuchsanordnung, Verd\u00fcnnung einer Enzyml\u00f6sung in bekannten Verh\u00e4ltnissen mit Wasser, unwirksamer Infusion oder verd\u00fcnnter S\u00e4ure. Es folgt n\u00e4mlich nicht ohne weiteres, da\u00df das Resultat dasselbe wird, wenn man die Enzymmenge in dem einen Teile einer Infusion in anderer Weise, z. B. durch Erw\u00e4rmen, wesentlich herabsetzt, eine Frage zu der ich hoffentlich ein anderes Mal zur\u00fcckkommen werde.\nWie man ersieht, habe ich nur bei drei verschiedenen","page":141},{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"142\nOlof Hammarsten,\nTemperaturen, n\u00e4mlich ^0\u00b0, 26\u201427\u00b0 und 37\u201440\u00b0 G. gearbeitet. Der Grund hierzu war der, da\u00df es mir unm\u00f6glich war, eine noch gr\u00f6\u00dfere Anzahl von Versuchen gleichzeitig zu \u00fcberwachen. Nat\u00fcrlich w\u00fcrde eine noch gr\u00f6\u00dfere Anzahl von Versuchen w\u00fcnschenswert gewesen sein, namentlich um eine etwaige Optimumtemperatur herausfinden zu k\u00f6nnen. Ich glaube aber kaum, da\u00df es eine solche, f\u00fcr alle Infusionen und alle Milch g\u00fcltige Temperatur gibt. Wenigstens habe ich mehrmals gesehen, da\u00df die eine Infusion in ihrer Wirkung dem Zeitgesetze bei z. B. 380 C. besser als die andere Infusion, mit derselben Milch gepr\u00fcft, folgte. Ich habe auch F\u00e4lle beobachtet, wo eine Infusion oberhalb 40\u00b0 C. besser als unterhalb dieser Temperatur dem Zeitgesetze in ihrer Wirkung folgte, w\u00e4hrend gew\u00f6hnlich das Entgegengesetzte der Fall war.\nDie alte, in neuerer Zeit von van Dam hervorgehobene Beobachtung, da\u00df die bei Bruttemperatur und Gegenwart von nur sehr kleinen Enzymmengen beobachteten Gerinnungszeiten zu fehlerhaften Schl\u00fcssen bez\u00fcglich des Enzymgehaltes f\u00fchren k\u00f6nnen, ist unzweifelhaft richtig; aber ebenso sicher ist es, da\u00df die bei niedriger Temperatur beobachteten Zeiten zu groben und sogar viel gr\u00f6\u00dferen Fehlern in umgekehrter Richtung Veranlassung geben k\u00f6nnen. Die von van Dam gemachte Erfahrung, da\u00df eine enzymarme L\u00f6sung bei niedrigerer Temperatur sogar absolut rascher als bei h\u00f6herer die Gerinnung hervorrufen kann, habe ich beim Arbeiten mit frischen, normalen Infusionen in keinem Falle best\u00e4tigt gefunden. Dagegen habe ich bei Verwendung einer alten, der Selbstverdauung unterworfenen Infusion einen solchen Fall beobachtet.\nF\u00fcr die von mir in allen Versuchen ohne Ausnahme gemachte Beobachtung, da\u00df die verd\u00fcnnten Infusionen bei niedrigerer Temperatur, insbesondere bei 20\u00b0 C., relativ viel kr\u00e4ftiger als bei Bruttemperatur wirken, kann ich keine befriedigende Erkl\u00e4rung geben. An den Wegfall eines bei Bruttemperatur zur Geltung kommenden hemmenden Einflusses ist wohl kaum zu denken, denn in dem Falle w\u00fcrde die Gerinnung bei niedriger Temperatur dem Zeitgesetze besser als bei Bruttemperatur folgen, w\u00e4hrend gerade das Gegenteil zutrifft. Eher","page":142},{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber Chymosin- und Pepsinwirkung. I.\t113\nk\u00f6nnte man sich vorstellen, da\u00df bei der Verd\u00fcnnung eine Substanz gebildet oder abgespaltet wird, welche die Gerinnung bef\u00f6rdert, und als solche Substanz h\u00e4tte man wohl in erster Linie das Enzym selbst zu bezeichnen. Man k\u00f6nnte n\u00e4mlich annehmen, da\u00df in einer Infusion das Enzym teils frei und teils als eine bei der Verd\u00fcnnung sich zerlegende, man k\u00f6nnte der K\u00fcrze halber sagen, dissoziable Substanz sich vorf\u00e4nde, deren Dissoziationsgrad von dem Verd\u00fcnnungsgrade und der Temperatur abh\u00e4ngig sei. Wenn die Dissoziation bei etwa Bruttemperatur vollst\u00e4ndig oder fast vollst\u00e4ndig zur\u00fcckginge oder verhindert w\u00fcrde, mu\u00dfte bei dieser Temperatur die Gerinnung bei verschiedenen Verd\u00fcnnungen genau oder ziemlich genau dem Zeitgesetze tolgen. Ebenso mu\u00dfte, wenn die Dissoziation mit zunehmender Temperatur abn\u00e4hme, die \u00dcbereinstimmung mit dem Zeitgesetze etwas besser bei, 26\u201427\u00b0 C.. als bei 20\u00b0 G. sein, was alles in der Tat zutril\u00eet. \u00dcber die Lrsache der beobachteten Abweichungen der Gerinnung von dem Zeitgesetze bei verschiedenen Temperaturen k\u00f6nnen jedoch erst fortgesetzte Untersuchungen Aufschl\u00fcsse geben.\nDie nun mitgeteilten Untersuchungen beziehen sich nur auf die Chymosinwirkung, d. h. auf die Milchgerinnung. Wie verh\u00e4lt sich nun in dieser Hinsicht die Pepsin Wirkung:! Wenn die beiden Wirkungen, wie einige Forscher annehnjen, identisch sind, k\u00f6nnte man erwarten, da\u00df auch die Pepsinw\u2019irkung anders bei niedriger als bei h\u00f6herer Temperatur verlaufen w\u00fcrde. Aus dem Grunde habe ich auch mehrere der sauren Infusionen in den Konzentrationen E = 1, V4, >/i\u00ab teils bei Zimmertemperatur und teils bei Bruttemperatur nach Mett gepr\u00fcft. Das Resultat \u2018 entsprach nicht der obigen Erwartung, denn die Verdauung folgte dem Quadratwurzelgesetze ebenso gut bei etwa 18\u00bb C. wie bei Bruttemperatur. Da indessen die Mettsche Methode bei Zimmertemperatur nicht immer scharfe Resultate gibt, ist es notwendig, diese Frage nach anderen,. feineren Methoden weiter zu pr\u00fcfen.","page":143}],"identifier":"lit37373","issued":"1914","language":"de","pages":"119-143","startpages":"119","title":"Studium \u00fcber Chymosin- und Pepsinwirkung. I. Mitteilung. Die Gerinnungsgeschwindigkeit als Ma\u00df der Chymosinmenge","type":"Journal Article","volume":"92"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:50:36.711077+00:00"}