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{"created":"2022-01-31T16:51:13.037685+00:00","id":"lit37660","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"},{"name":"Andrew Hunter","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 48: 505-512","fulltext":[{"file":"p0505.txt","language":"de","ocr_de":"Hydrolyse des im Eigelb des H\u00fchnereies enthaltenen Proteins (\u00abVitellin\u00bb).\nVon\nEmil Abderhalden\nund Andrew Hunter, Carnegie Research Fellow, Edinburgh.\n(Aus dem I. chemischen Institut der Universit\u00e4t Berlin.)\n(Der Redaktion zugegangen am 24. Juli 1906.)\nDas im Eigelb der Vogeleier enthaltene Protein, Vitellin genannt, enth\u00e4lt Phosphor. Es ist zur Zeit unm\u00f6glich, zu entscheiden, ob dieser in engeren Beziehungen zum Eiwei\u00df steht, oder ob es sich um eine Beimengung handelt. Wir haben nicht versucht, unser Pr\u00e4parat phosphorfrei darzustellen, weil wir vorl\u00e4ufig noch keinen Weg kennen, das sogenannte Vitellin auf seine Einheitlichkeit zu pr\u00fcfen, und wir irgendwelche intensivere Eingriffe, die das Eiwei\u00df als solches ver\u00e4ndern konnten, vermeiden wollten. Unsere Untersuchung hatte nur den Zweck, die Zusammensetzung des \u00abVitellins\u00bb an Monoaminos\u00e4uren kennen zu lernen. Am naheliegendsten war ein Vergleich mit dem Casein, mit dem es aus mehr \u00e4u\u00dferen Gr\u00fcnden, speziell wegen seines Phosphorgehaltes, meist zu einer Gruppe vereinigt wird. Die folgenden Zahlen geben die auf 100 g aschefreies, bei 100\u00b0 getrocknetes \u00abVitellin\u00bb berechneten Mengen an Monoaminos\u00e4uren wieder. Zur Vergleichung sind die entsprechenden Zahlen f\u00fcr das Casein aufgef\u00fchrt:\n\t\u00abVitellin\u00bb\tCasein aus Kuhmilch\nGlykokoll\t1,1\t0\nAlanin\tvorhanden\t0,9\nAminovalerians\u00e4ure\t2,4\t1,0\nLeucin\t11,0\t10,5\nAsparagins\u00e4ure\t0,5\t1,2\nGlutamins\u00e4ure\t12,2\t11,0\nPhenylalanin\t2,8\t3,2\nProlin\t3,3\t3,1\nSerin\t\u2014\t0,23\nTyrosin\t1,6\t4,5","page":505},{"file":"p0506.txt","language":"de","ocr_de":"506\nEmil Abderhalden und Andrew Hunter\nWir f\u00fchren diese Vergleichswerte mit aller Vorsicht an und betonen wiederholt ausdr\u00fccklich, da\u00df es uns fern liegt, auf Grund einer \u00e4hnlichen quantitativen Zusammensetzung an Aminos\u00e4uren Schl\u00fcsse auf die Verwandtschaft oder gar Identit\u00e4t so komplizierter Verbindungen, wie die Proteine es sind, zu ziehen. Vorl\u00e4ufig hat diese Gegen\u00fcberstellung nur biologisches Interesse. Das Vitellin spielt im Haushalte des werdenden Vogelorganismus neben den Eiwei\u00dfk\u00f6rpern des Eiere'iwei\u00df gewi\u00df eine \u00e4hnlich hervorragende Rolle, wie das Casein bei der ersten Ern\u00e4hrung des S\u00e4ugetieres. Es ist wohl denkbar, da\u00df ein ganz \u00e4hnliches Material den Ausgangspunkt f\u00fcr all die verschiedenen Anspr\u00fcche, denen diese \u00abersten\u00bb Nahrungseiwei\u00dfe zu gen\u00fcgen haben, bildet. Es wird von Interesse sein, auch das Eieralbumin mit dem Milchalbumin zu vergleichen. Untersuchungen nach dieser Richtung sind im Gange.\nExperimenteller Teil.\nDas verwendete Vitellin \u2014 400 g \u2014 verlor bei 100\u00b0 bis zur Gewichtskonstanz getrocknet 12,75\u00b0/o Wasser. Es enthielt 3,95 \u00b0/o Asche. Zur totalen Hydrolyse wurde es mit der \u00f6fachen Menge 25\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure 12 Stunden erhitzt. Beim Filtrieren der abgek\u00fchlten Fl\u00fcssigkeit hinterblieben auf dem Filter 24,5 g einer dunkelbraun gef\u00e4rbten Masse. Im Filtrat wurde in der \u00fcblichen Weise die Schwefels\u00e4ure quantitativ mit Baryt entfernt, und der scharf abgenutschte und abgepre\u00dfte Baryum-sulfatniederschlag so lange mit Wasser ausgekocht, bis eine Probe des Waschwassers keine F\u00e4rbung mit Milions Reagens mehr gab. Die vereinigten Filtrate engten wir so lange ein, bis schon in der W\u00e4rme Abscheidung von Krystallen begann. Die so erhaltene Krystallisation wurde abgenutscht und das Filtrat so lange weiter eingeengt, bis die Mutterlauge kein Tyrosin mehr enthielt. Das so gewonnene Rohtyrosin wurde aus hei\u00dfem Wasser unter Zusatz von Tierkohle umkrystalli-siert. Erhalten wurden 4,95 g reines Tyrosin:\n0,1833 g Substanz gaben 0,4035 g CO, und 0,1031 g H,0 Berechnet f\u00fcr C9H11N03 :\tGefunden :\n59,66 \u00b0/o C und 6,07 \u00b0/o H. 60,01 \u00b0/o C und 6,29 \u00b0/o H.","page":506},{"file":"p0507.txt","language":"de","ocr_de":"Hydrolyse des im Eigelb des H\u00fchnereies enthaltenen Proteins. 507\nDie vereinigten Laugen vom Tyrosin \u2014 Mutterlauge des Rohtyrosins und Mutterlauge des reinen Tyrosins \u2014 wurden nun unter vermindertem Druck bis zur Sirupkonsistenz eingedampft und der R\u00fcckstand in der \u00fcblichen Weise mit Alkohol und gasf\u00f6rmiger Salzs\u00e4ure verestert. Die Veresterung wurde dreimal wiederholt. Ein Versuch, Glykokoll als Glykokollester-chlorhydrat zur Abscheidung zu bringen, hatte keinen Erfolg.\nDie Ester wurden mit Natronlauge und Kaliumcarbonat in Freiheit gesetzt und in \u00c4ther aufgenommen. Die Destillation der Ester ergab folgendes Resultat:\n1. Fraktion 0\u2014 60\u00b0 des Wasserbades (12 mm Druck) = 27 g\n2.\t\u2014100\u00b0 \u00bb\t(12 \u00bb\t\u00bb ) = 46 \u00bb\n3.\t\u20141050 \u00bb \u00d6lbades\t( 0,2 \u00bb\t\u00bb ) = 24 \u00bb\n4.\t\u00bb\t\u2014200\u00b0 \u00bb\t( 0,2 \u00bb\t\u00bb ) = 61 \u00bb\nIm Destillationskolben verblieb ein tief braun gef\u00e4rbter R\u00fcckstand.\nEr wog 50,0 g.\nDie drei ersten Fraktionen wurden sofort durch Kochen mit der 7 fachen Menge Wasser verseift. In der 4. Fraktion wurde in der bekannten Weise zun\u00e4chst der Phenylalaninester durch Aus\u00e4thern entfernt, und dann die Ester dieser Fraktion durch 2 st\u00e4ndiges Kochen mit Rarytwasser verseift.\nIn der Rearbeitung der einzelnen Fraktionen hielten wir uns an die im hiesigen Institute ausgearbeiteten Methoden. Sie sind wiederholt beschrieben worden. Wir k\u00f6nnen uns deshalb an die wesentlichsten Punkte halten.\nAus Fraktion II und III schieden sich beim Erkalten der verseiften Fl\u00fcssigkeiten Krystalle ab. Sie erwiesen sich als reines Leucin. Die ersten drei Fraktionen wurden zun\u00e4chst, nachdem sie filtriert worden waren, unter vermindertem Druck zur Trockene verdampft, und der R\u00fcckstand mit absolutem Alkohol ausgekocht. Es empfiehlt sich, die alkoholische L\u00f6sung erst dann zu filtrieren, Wenn sie v\u00f6llig abgek\u00fchlt ist, weil stets kleine Mengen von Alanin und anderen Aminos\u00e4uren im hei\u00dfen Alkohol mitgel\u00f6st sind. Es tritt aus diesem Grunde beim Abk\u00fchlen des hei\u00df filtrierten Alkohols nach kurzer Zeit Abscheidung von Krystallen ein. Zu bemerken ist, da\u00df das racemische Prolin schwerer l\u00f6slich in Alkohol ist als das aktive. Wir verwendeten","page":507},{"file":"p0508.txt","language":"de","ocr_de":"508\nEmil Abderhalden und Andrew Hunter,\ndie f\u00fcnf- bis zehnfache Menge der angewandten Substanz an absolutem Alkohol. Zur Gewinnung des Prolins verdampften wir die vereinigten alkoholischen Ausz\u00fcge unter vermindertem Druck zur Trockene. Es empfiehlt sich, den Trockenr\u00fcckstand nochmals in absolutem Alkohol aufzunehmen, zu filtrieren und den Proze\u00df zu wiederholen. Auf diese Weise gelingt es, den letzten Rest der mit dem Prolin mitgel\u00f6sten Aminos\u00e4uren zu entfernen. Das gesamte Prolin wog 10,1 g\u2018. Es wurde in Wasser gel\u00f6st, und durch Kochen mit \u00fcbersch\u00fcssigem Kupferoxyd gewannen wir das Kupfersalz des Prolins, das durch Auskochen des Verdampfungsr\u00fcckstandes seiner L\u00f6sung mit Alkohol in den aktiven und racemischen Anteil getrennt wurde. Das racemische Kupfersalz wog 7,0 g.\n0,2342 g racemisches, lufttrockenes Prolinkupfer verloren bei 1200 0,0256 g H20.\n0,2410 g bei 120\u00b0 getrocknetes Prolinkupfer gaben 0,0658 g CuO = 0,0526 g Cu.\n\u00dferecbnet f\u00fcr (C6H8N02)2Cu -j- 2HtO:\tGefunden:\n10,99 \u00b0/o H20\t10,93 \u00b0/o H20\nund f\u00fcr (C6H8N02)2Cu :\n21,80 \u00b0/o Cu.\t21,82 \u00b0/o Cu.\nDie in Alkohol unl\u00f6slichen Teile der einzelnen Fraktionen >(I\u2014III) ergaben folgende Aminos\u00e4uren:\nFraktion I wurde zun\u00e4chst auf Glykokoll gepr\u00fcft. 1 g wurde verestert, mit einem Kryst\u00e4llchen von Glykokollesterchlorhydrat geimpft und dann auf Eis aufbewahrt. Es erfolgte keine Krystallisation von Glykokollesterchlorhydrat. Der \u00fcbrige Teil dieser Fraktion (1,4 g) wurde durch Krystallisation in zwei Teile geteilt. Die zuerst ausgeschiedenen Krystalle (0,7 g) bestanden aus Leucin, wie die Darstellung des Kupfersalzes ergab.\n0,1398 g Substanz gaben 0,0342 g CuO = 0,0273 g Cu = 19,55 \u00b0/o Cu.\nBerechnet f\u00fcr (C6H12N0,)2Cu : 19,60\u00b0/o Cu.\nDie zweite Krystallfraktion schmolz bei 260\u00b0. Nach wiederholtem Umkrystallisieren erhielten wir Analysenzahlen, die auf ein Gemisch von-Alanin und Leucin resp. Aminovalerians\u00e4ure hindeuteten. Es gelang dann auch, durch Umkrystallisieren eine einheitlich aussehende Krystallmasse zu erhalten, deren Schmelz-","page":508},{"file":"p0509.txt","language":"de","ocr_de":"Hydrolyse des im Eigelb des H\u00fchnereies enthaltenen Proteins. 509\npunkt (296\u00b0) auf Alanin hinwies. Zur Analyse wurde das Kupfersalz hergestellt.\n0,1566 g Substanz gaben 0,0512 g CuO = 0,0409 g Cu = 26,13 \u00b0/o Cu.\nBerechnet f\u00fcr (C3H6N02)2Cu = 26,50\u00b0/o Cu.\nAus anderen Anzeichen und speziell aus dem Umstand, da\u00df das Kupfersalz fraktioniert worden war, d\u00fcrfen wir den Schlu\u00df ziehen, da\u00df Alanin vorhanden war. Seine Menge bleibt unbestimmt.\nAus der zweiten Fraktion waren beim Abk\u00fchlen der verseiften L\u00f6sung, wie oben erw\u00e4hnt, 5,3 g Leucin ausgefallen. Der Rest dieser Fraktion wog nach dem Auskochen mit Alkohol 27,3 g. Durch fraktionierte Krystallisation erhielten wir 15,11 g Leucin, 7,6 g Aminoisovalerians\u00e4ure = Valin1) und 3,53 g Glykokoll. Alanin war gewi\u00df auch vorhanden, konnte jedoch seiner kleinen Menge wegen nicht von beigemengtem Leucin resp. Valin getrennt werden. Das Glykokoll wurde in einer Probe als Glykokoll-esterchlorhydrat abgeschieden und seine Menge so bestimmt.\n0,1477 g Substanz gaben 0,1855 g C02 und 0,0979 g H,0\nBerechnet f\u00fcr C4H10N03C1 :\tGefunden:\n34,43 \u00b0/o C und 7,18 \u00b0/o H. 34,25 \u00b0/o C und 7,410/0 H.\nDas isolierte Valin gab folgende Zahlen:\n0,1727 g Substanz gaben 0,3230 g C02 und 0,1490 g HaO.\nBerechnet f\u00fcr C6HuNO\u201e:\tGefunden:\n51,28 \u00b0/o C und 9,40 \u00b0/o H. 51,00> C und 9,65 \u00b0/o H.\nAus der Fraktion III waren aus der verseiften L\u00f6sung 3 g Leucin ausgefallen.\n0,1526 g Substanz gaben 0,3078 g C02 und 0,1386 g H20.\nBerechnet f\u00fcr C6H13N02 :\tGefunden :\n54,96 \u00b0/o C und 9,92 \u00b0/o H. 55,00\u00b0/o C und 10,16 > H.\nDas aus derselben Krystallisation dargestellte Kupfersalz gab folgende Analysenwerte:\n0,1479 g Substanz gaben 0,0364 g CuO = 0,0291 g Cu = 19,66 \u00b0/o Cu.\nBerechnet f\u00fcr (C6H12N02)2Cu : 19,60 \u00b0/o Cu.\nAus der III. Fraktion wurden au\u00dferdem noch 7,5 g Leucin gewonnen.\n\u2018) Vergl. Emil Fischer, Spaltung der a-Aminoisovalerians\u00e4ure in die optisch-aktiven Komponenten, Berichte d. Deutsch, ehern. Ges., Jg. XXXIX, S. 2321, 1906.","page":509},{"file":"p0510.txt","language":"de","ocr_de":"510\nEmil Abderhalden und Andrew Hunter,\nDie IV. Fraktion enthielt 8,62 g Phenylalanin, das in der \u00fcblichen Weise isoliert wurde:\n0,1637 g Substanz gaben 0,3915 g C02 und 0,1006 g H20.\nBerechnet f\u00fcr C9HuN02 :\tGefunden :\n65,45 \u00b0/o C und 6,66 > H. 65,23 \u00b0/o C und 6,88 \u00b0/o H.\nFerner wurden aus dieser Fraktion 1,6 g Asparagins\u00e4ure und 22,4 g Glutamins\u00e4urechlorhydrat gewonnen. Sie enthielt ferner ein Produkt, das bei 2770 schmolz und folgende Analysenwerte gab:\n0,1505 g Substanz gaben 0,2805 g C02 und 0,1015 g H20 = 50,83 \u00b0/o C und 7,55 \u00b0/o H.\n0,1179 g Substanz gaben 10,0 ccm N [23\u00b0, 762 mm] = 9,86 \u00b0/o N.\nDie Substanz sah ganz einheitlich aus, schmeckte s\u00fc\u00df, gab aber bei der Darstellung des Kupfersalzes ein Gemisch verschieden l\u00f6slicher Krystalle. Wahrscheinlich lag ein Gemisch von Phenylalanin mit anderen Aminos\u00e4uren vor. Jedenfalls zeigte auch diese Beobachtung, wie vorsichtig man in der Beurteilung von Krystallfraktionen einheitlich erscheinender Substanzen sein mu\u00df. Selbst wiederholtes Umkrystallisieren bietet keine Garantie f\u00fcr einheitliche Substanzen.\nDie Asparagins\u00e4ure gab folgende Zahlen:\n0,1547 g Substanz gaben 0,2059 g C02 und 0,0750 g H20.\nBerechnet f\u00fcr C4H7N04:\tGefunden:\n36,09 \u00b0/o C und 5,26 \u00b0/o H. 36,30 \u00b0/o C und 5,42 \u00b0/o H.\nDie Glutamins\u00e4ure wurde als Hydrochlorat abgeschieden :\n0,1877 g Substanz gaben 0,2270 g C02 und 0,0933 g HsO.\nBerechnet f\u00fcr C6H9N04 \u25a0 HCl :\tGefunden :\n32,70 \u00b0/o C und 5,45 \u00b0/o H. 32,97 \u00b0,o C und 5,56 \u00b0/o H.\nWeitere Mengen an Glutamins\u00e4ure lie\u00dfen sich aus dem bei der Destillation der Ester verbliebenen R\u00fcckstand gewinnen. Er wurde durch Kochen mit Barytwasser zun\u00e4chst verseift und nach quantitativer Entfernung des Baryts mit Schwefels\u00e4ure eingeengt. Bald schieden sich Krystalle von Leucin ab. Die Menge des umkrystallisierten Produktes betrug 2,2 g. Die Mutterlauge von Leucin wurde zum Sirup eingeengt und dieser in wenig starker Salzs\u00e4ure aufgenommen. In die salzsaure L\u00f6sung wurde nun noch gasf\u00f6rmige Salzs\u00e4ure bis zur S\u00e4ttigung eingeleitet. Beim Stehen auf Eis erfolgte bald reichliche Krystallisation von","page":510},{"file":"p0511.txt","language":"de","ocr_de":"Hydrolyse des im Eigelb des H\u00fchnereies enthaltenen Proteins. 511\nGlutamins\u00e4urechlorhydrat. Seine Menge betrug nach dem Um-krystallisieren 11,5 g.\nDie Mutterlauge des Glutamins\u00e4urechlorhydrates wurde zur Entfernung der Salzs\u00e4ure zun\u00e4chst unter vermindertem Druck stark eingedampft, der R\u00fcckstand in Wasser gel\u00f6st und nun mit Bleioxyd gekocht, bis eine Probe keine Chlorreaktion mehr gab. Das durch Schwefelwasserstoff von gel\u00f6stem Blei befreite Filtrat wurde eingeengt. Im ganzen wurden 7,75 g einer schwach s\u00fc\u00df schmeckenden Substanz erhalten. Sie krystallisierte zum Teil in Bl\u00e4ttchen, zum Teil in N\u00e4delchen. Sie lie\u00df sich in verschiedene Krystallfraktionen trennen. Es gelang jedoch vorl\u00e4ufig nicht, irgend ein Produkt zu fassen, das Garantie f\u00fcr Einheitlichkeit geboten h\u00e4tte. Wir verzichten, wie in allen diesen F\u00e4llen auf die Mitteilung von Analysen und Berechnungen von Formeln, weil eine reiche Erfahrung uns gezeigt hat, wie au\u00dferordentlich leicht T\u00e4uschungen m\u00f6glich sind. Wir stehen nach wie vor auf dem Standpunkte, da\u00df einfache Krystallisation und Analysenwerte nicht ausreichen, um neue Spaltungsprodukte aus Eiwei\u00df zu identifizieren.\nErfahrungsgem\u00e4\u00df liefert die Veresterungsmethode ganz allgemein geringere Ausbeuten an Aminos\u00e4uren, als sie in Wirklichkeit vorhanden sind. Es gilt dies ganz besonders von der Glutamins\u00e4ure. Durch die Verarbeitung des Destillationsr\u00fcckstandes ist ihre Ausbeute ganz betr\u00e4chtlich erh\u00f6ht worden. Sie bleibt aber auch dann noch hinter der Wirklichkeit zur\u00fcck, wie eine direkte Isolierung der Glutamins\u00e4ure zeigte. In diesem Versuche wurden 100 g desselben Proteins, wie es zu den vorhergehend geschilderten Versuchen diente, mit 300 ccm rauchender Salzs\u00e4ure vom spezifischen Gewicht 1,19 6 Stunden am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler gekocht. Es schieden sich 4,9 g Melanin ab. Die filtrierte Fl\u00fcssigkeit wurde durch Kochen mit Tierkohle m\u00f6glichst entf\u00e4rbt, dann bis zur Sirupkonsistenz eingeengt und der R\u00fcckstand mit gasf\u00f6rmiger Salzs\u00e4ure ges\u00e4ttigt. In zwei Kry-stallisationen wurden 22,2 g rohes Glutamins\u00e4urechlorhydrat gewonnen. Nach zweimaligem Umkrystallisieren verblieben 12,0 g reines Glutamins\u00e4urechlorhydrat. Diese Menge entsprechen auf 100 g asche-, wasser- und melaninfreies Vitellin berechnet","page":511},{"file":"p0512.txt","language":"de","ocr_de":"512\nAbderhalden und Hunter, Hydrolyse des Proteins.\n12,2 \u00b0/o Glutamins\u00e4ure. Im ersten Versuche waren nur 9,7 \u00b0/o Glutamins\u00e4ure gewonnen worden.\nNach Abschlu\u00df dieser Arbeit ist eine Untersuchung \u00fcber Vitellin von L. Hugounenq1) zu unserer Kenntnis gelangt. Hugounenq bediente sich zur Bestimmung der Monoaminos\u00e4uren auch der Estermethode. Die von ihm gefundenen Mengen an Aminos\u00e4uren bleiben fast durchwegs weit hinter unseren Ausbeuten zur\u00fcck. Es ist bemerkenswert, da\u00df Hugounenq unsere Untersuchungen im hiesigen Institut und der Gedankengang, der diesen zugrunde liegt, v\u00f6llig entgangen zu sein scheinen.\n\u2018) L. Hugounenq, Recherches sur la vitelline. Annales de chimie et de physique, T. VIII, p. 115, 1906.","page":512}],"identifier":"lit37660","issued":"1906","language":"de","pages":"505-512","startpages":"505","title":"Hydrolyse des im Eigelb des H\u00fchnereies enthaltenen Proteins (\u00abVitellin\u00bb)","type":"Journal Article","volume":"48"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:51:13.037690+00:00"}