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{"created":"2022-01-31T16:27:13.777900+00:00","id":"lit39266","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Gramenitzki, M. J.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 69: 286-300","fulltext":[{"file":"p0286.txt","language":"de","ocr_de":"Der Einflu\u00df verschiedener Temperaturen auf die Fermente und die Regeneration fermentativer Eigenschaften.\nVon\nDr. M. J. Gramenitzki.\n'Aus- lieiii pliarnii.kitlriyisifhen Lal>oratorium \u00abbr medizinischen Akademie zu St. Petersburg des Prof. N. I*. Krawkow.i\nDer iteilaktion zugegangen am 2. September 1910.)\nOer Zweck dieser Abhandlung ist, im allgemeinen die Haupttatsachen darzulegen, die wir bei Bearbeitung der Frage \u00fcber den Einflu\u00df verschiedener Temperaturen auf Fermentl\u00f6sungen erhalten haben; eine ausf\u00fchrlichere und genauer begr\u00fcndete Darstellung der Resultate unserer Arbeit ist in unserer diesbez\u00fcglichen Dissertation (St. Petersburg 1910) zu finden.\nFermente-sind thermolabile Stoffe, d. h. ihre T\u00e4tigkeit ist eng mit einer gewissen Temperatur verbunden und die Eigenschaften der Fermente k\u00f6nnen unter dem Einflu\u00df verschiedener Temperaturen gro\u00dfe Ver\u00e4nderungen erleiden.\nBei niedrigen Temperaturen ist die Schnelligkeit der Fermentationsprozesse sehr gering, bei h\u00f6heren Temperaturen wird sie gr\u00f6\u00dfer, und ein Maximum passierend, f\u00e4llt sie wieder, und bei einer Temperatur von 70\u201480\u00b0 C. h\u00f6rt der fermentative Proze\u00df vollst\u00e4ndig auf.\nNach den gel\u00e4ufigen Anschauungen verliert jedes Ferment in einer Wasserl\u00f6sung schon bei Temperaturen unter 100\u00b0 G. auf immer seine spezifischen Eigenschaften, und nur einige Oxydasen k\u00f6nnen, ohne zerst\u00f6rt zu werden, ein kurzdauerndes Kochen vertragen. Dieses Verhalten der Fermente verschiedenen Temperaturen gegen\u00fcber gilt als charakteristisch, die Literatur \u00fcber diese Frage ist eine sehr gro\u00dfe, doch ihren Resultaten nach eine sehr einheitliche. F\u00fcr pflanzliche Fermente wird als Zerst\u00f6rungstemperatur oder Temperatur \u00abdes Todes- 80\u00b0 C., f\u00fcr tierische Fermente ca. 70\u00b0 C. angegeben.","page":286},{"file":"p0287.txt","language":"de","ocr_de":"l\u00bb(*r Einflu\u00df verschiedener Temperaturen auf die Fermente usw. 287\nNach jetzt herrschenden Anschauungen wird der Verlust der spezifischen Eigenschaften der Fermente, deren \u00abTod*, mit dem Koagulationsprozesse des Eiwei\u00dfes verglichen, dabei werden die Verschiedenheiten, welche bisweilen bei den verschiedenen Pr\u00e4paraten ein und desselben Fermentes den Temperaturen gegen\u00fcber beobachtet werden, durch ihre \u00ab Individualit\u00e4t * oder durch Anwesenheit von Beimischungen erkl\u00e4rt. Nur einige Oxydasen, hermente, die bis jetzt eine Sonderstellung (\u2018innahmen, erweisen sich als besonders standhaft h\u00f6heren Temperaturen gegen\u00fcber.\nDie systematischen Untersuchungen Kulpsolins1) im Laboratorium des Professors N: P. Krawkows deckten bei der Oxydase des Rettichs sehr eigenartige und interessante Eigenschaften auf, und zwar die Eigenschatt der Regeneration nach dem Kochen. Dieser Autor hat bewiesen, da\u00df die Peroxydase und die Oxydase des Rettichs, welche durch Kochen ihre spezifischen Eigenschaften schon verloren halten, dieselben nach Stehen in der Luft wiedergewannen; dieses konnte nicht nur nach Temperaturen von 100\u00b0 C., sondern auch nach 11 f>0 0. beobachtet werden. Eine derartige Regeneration tritt in einem h\u00f6heren oder niedrigeren Ma\u00dfe ein, nach l\u00e4ngerer oder k\u00fcrzerer Zeit, je nach der \\V arme und Dauer der Erw\u00e4rmung und je nach der Reinheit der Pr\u00e4parate; auch andere Ursachen k\u00f6nnen mitspielen.\nDiese neue Eigenschaft der Fermente veranla\u00dfte unsere bisherigen Anschauungen \u00fcber die zerst\u00f6rende Wirkung hoher Temperaturen, wenigstens in bezug auf die Oxydasen, zu ver\u00e4ndern. Es entstand eine neue Frage: in wie weit ist diese Eigenschaft allgemein, und kann sie auch auf andere besonders typische hermente, z. B. auf die hydrolytischen, verbreitet werden?\nMit der Kl\u00e4rung haupts\u00e4chlich dieser Frage besch\u00e4ftigt !*ich unsere Arbeit.\nDie Hauptresultate haben wir mit dem Pr\u00e4parat Taka-diastase der Firma Parke-Davis erhalten; dieses Pr\u00e4parat\nKulpsohn, Dissort., St. Petersburg 1908.","page":287},{"file":"p0288.txt","language":"de","ocr_de":"zeichnet sich durch seine starke Wirkung aus, man erh\u00e4lt es gew\u00f6hnlich befreit von Zucker nach Einwirkung von Spiritus und \u00c4ther: nach dieser Bearbeitung gibt das Pr\u00e4parat auch keinen Bodensatz bei hohen Temperaturen.\nAu\u00dfer mit Takadiastase arbeiteten wir mit der Diastase Pankreatin der Firma Parke-Davis und mit Maltin der Firma Merck.\nAls L\u00f6sung f\u00fcr die Fermente wurde von uns ausschlie\u00dflich destilliertes Wasser benutzt: die Konzentration der L\u00f6sungen, sowie deren (Quantit\u00e4ten waren verschieden, je nach den Zielen, welche wir verfolgten. Als Objekt der Fermentwirkung diente uns ein Wasserdekokt von Reisst\u00e4rke in verschiedenen Konzentrationen; das Dekokt wurde durch allm\u00e4hliches Erw\u00e4rmen bis zum Kochen \u00fcber einem Kupfernetz bereitet.\nDer Verlauf der Hydratation wurde teilweise durch Polarisation, teilweise durch die .lodreaktion verfolgt, haupts\u00e4chlich aber durch Titrieren des entstandenen Zuckers (und der Dextrine?) mit Fehlingscher Fl\u00fcssigkeit.\nDie Beobachtungen, welche auf kurze Zeit berechnet waren (einige Stunden), f\u00fchrten wir ohne Zusatz von Anti-septicis aus, jedoch griffen wir in allen anderen F\u00e4llen zu diesen Mitteln, um dem Einwand, da\u00df bei der Hydratation m\u00f6glicherweise bakterielle Fermente mitwirken, vorzubeugen. Au\u00dferdem rechneten wir mit der M\u00f6glichkeit der Glasaufl\u00f6sung bei sehr hohen Temperaturen, daher benutzten wir Probiergl\u00e4ser, bei denen das w\u00e4hrend unserer Experimente nicht Vorkommen konnte: somit war auch denn die eventuelle Glasaufl\u00f6sung nicht imstande, den diastatischen Proze\u00df zu beeinflussen. Kurz, wir waren bem\u00fcht, zuf\u00e4llige Einfl\u00fcsse auf den Proze\u00df der Fermentation auszuschlie\u00dfen und denselben m\u00f6glichst rein zu beobachten.\nFnsere allgemeine Untersuchungsmethode bestand darin, da\u00df wir die filtrierte Fermentl\u00f6sung zu gleichen Teilen in gleiche Probiergl\u00e4schen gossen, letztere wurden mit Wattepfropfen verschlossen, w\u00e4hrend einer gewissen Zeit erw\u00e4rmt (im Wasserbade. im Koch sehen Dampfapparat oder im Autoklaven) und dann abgek\u00fchlt: darnach wurde in die Probiergl\u00e4ser ein frisch","page":288},{"file":"p0289.txt","language":"de","ocr_de":"Der Einflu\u00df verschiedener Temperaturen auf di\u00ab' Fermente u>w.\n289\nbereitetes und abgek\u00fchltes St\u00e4rkedekokt tgew\u00f6hnlich aus.Heis\u00bb hinzugegossen und die Gl\u00e4ser dann entweder in den Thermostaten (38\u201439\u00b0 C.) gestellt, oder bei gew\u00f6hnlicher Temperatur (17\u201420\u00b0 aufbewahrt, oder endlich in eiskaltes Wasser gebracht. Nach gewissen Zeitabschnitten wurden dann <|iian-titative Zuckerbestiminungen vorgenommen.\nUnsere Untersuchungen zerfallen in zwei Ilauptteile, im ersten Teile beweisen wir, dal! Wasserl\u00f6sungen von Ta kail i as tase, welche im Wasserbade, im Koch sehen Dumpfapparate oder im Autoklaven bei 115\" C. gekocht wurden und dann nach Abk\u00fchlung mit einem Heisst\u00e4rkedekokt vereinigt wurden, die Hydratation dieses Dekokts in einem gewissen Zeitabschnitt vollf\u00fchren. Im zweiten Teil werden Erkl\u00e4rungen dieser Tatsache gegeben.\t<\nWir haben nicht die Absicht, hier alle unsere IUter-suchungen ausf\u00fchrlich auszuf\u00fchren, wir wollen uns damit begn\u00fcgen. die Daten in Ziffern anzuf\u00fchren, welche die Wirkung des diastatischen Ferments auch nach dem Kochen desselben beweisen. Es sei noch hinzugef\u00fcgt, da\u00df in den Versuchen, wo zur Erw\u00e4rmung des Ferments eine Temperatur von 115\u00b0 C. benutzt wurde, wir nicht zum Zusatz von \u00c4nti-septieis griffen, da durch diese Temperatur eine volle bakteriologische Sterilit\u00e4t der Fl\u00fcssigkeit erzielt wurde; dank besonderen Vorkehrungen konnten wir das sterilisierte Ferment mit der sterilisierten (apart!) St\u00e4rke vereinigen, ohne eine sp\u00e4tere Verunreinigung durch Bakterien zu bef\u00fcrchten: wir konnten also den Proze\u00df unbegrenzt lange Zeit beobachten. Weiterhin w\u00e4re zu bemerken, da\u00df, laut Schmidts1) Angaben, die Fehlingsche Fl\u00fcssigkeit zum Titrieren in verd\u00fcnntem fimal) Zustande genommen wurde; 1 ccm dieser Fl\u00fcssigkeit entspricht ungef\u00e4hr 1 mg Zucker (Berechnung f\u00fcr Glvkose).\nSystematische Untersuchungen haben uns gezeigt, da\u00df von \u00dcberresten oder \u00abSpuren\u00bb von Ferment, die ihre spezifischen Eigenschaften, trotz Einwirkung sehr hoher Temperaturen, noch behalten haben, nicht die Bede sein kann. Es ist\n[> E. Schmidt, Ausf\u00fchrliches Lehrbuch d. pharmak. Chemie, 1\u2018JOI.","page":289},{"file":"p0290.txt","language":"de","ocr_de":"M. J. Gramenitzki.\n200\nTabelle Nr. 1.\nOhne Zusatz von Antisepticis.\nQuantit\u00e4t Fehling-scher Fl\u00fcssijr-\nmung des der Hy- nach welchen kejt jjejni\n^cr* Quantit\u00e4t Quantit\u00e4t Zeit ller ^e*\tZeit-\nsuchs-\tErw\u00e4r- dingungen ahschnitte,\ndes\tdes\nnurri-\nmer torments ; Substrats Ferments dratation titriert wurde linieren\n- in ccm\n\tIO ccm der\t\t') Min. im\t\t20 Min.\t0\n1\tL\u00f6sung\t20 ccm\tWasser-\t88\u00b0 C.\t2 Std.\t1.1\n\t1 :250\t1 : 100 |\tbad\t\t41s Std.\t2.4\n\t\t\t\t\t80 Min.\t0\n\t1\t\t\t\t1 Std.\t0\no t\tid.\tid. ;\tid.\tid.\tI1* Std. !\t0,8\n!\ti\t\ti\t\t2 Std.\t1,2\nI\tJ\t]\ti\t1\t5 \u00bb\t6.6\nj\t\t1 j\t\t\tIV* Std. 1\t1,0\n3\tid.\tid.\tid. !\ti id.\t3\t3.0\n1\t\t\ti\ti\t*'/\u00bb \u25a0\t5.0\n1\t\ti\t!\t\t0 \u00bb\t8,0\nl\t\tj\t15 Min.\ti\t30 Min.\t0\nt \u25a0i\t\u00abd.\tid.\tim Koch-scben\tid.\t3 Std.\t2,0\n\t.\t\tApparat\t1 i\t5 \u00bb\t4,.)\n.\t\t\t\t.\t20 Std. |\t3,5\n5\tid.\tid.\tid.\tEiswasser\t36 \u00bb\t14.5\n\t\t. .\t\t\t4 X 24 Std.\t28,5\n\t\t\u2022\t\t\t24 Std.\t11,0\n\t30 ccm\t\t\t.\t2 X 21 Std.\t24,0\n\t\t. \u25a0\t\t\t3 X 24 \u00bb\t30,0\n*i\tder\t\u25a0 id.\tid.\tid.\t4 X 24 \u00bb\t34,0\n\tL\u00f6sung\t\t\t\t5 X 24 \u00bb\t37.0\n\t1 :900\t\t\t\t6 X 24 \u00bb\t41,0\n\t'\t\t\t\t7 < 24 \u00bb\t41.0\n\t\t\t\t\t8 y 24 \u00bb\t43,0\n\t\t\t\t\t18 Std.\t2.0\n\t\t\t30 Min.\t\t2 >\u2022; 24 Std.\t6.5\n7\tid.\t: id. 1 .\tim Kocb-\tid.\t3X24 \u00bb\t18.0\n\t\t\tschen\t\t4 X 24 \u00bb\t22,0\n\t1\t1\tApparat\t\t5 X 24 \u00bb\t25,0\n\t\ti\t\t!\ti 6 X 24 \u00bb\t28,0\nt","page":290},{"file":"p0291.txt","language":"de","ocr_de":"Her Einflu\u00df verschiedener Temperaturen auf die Fermente usw. 2\u00ce>1\n\t\t\tTabelle\tNr. 1.\tFortsetzung.\t\nYer-\ti j Quantit\u00e4t\tQuantit\u00e4t\tZeit der\t\tZeit-\tQuantit\u00e4t Fe h 1 i n g -\nsuchs-\tdes\tdes\tErw\u00e4r-\tjdingungen\tabschnitte,\tscher\nnum-\t\t\tmung des\tder Hy-\tnach welchen\tr tussig-keit beim\nnier\tFerments\tSubstrats\tFerments\tdratation titriert wurde\t\tTitrieren\n\ti\t\t\t\t\tin ccm\n\t! 8 ccm\t1 1\t15 Min.\tt Thermo-\t1 '/* Tage\to\n\t\tI\t\t\t37* \u00bb\t0\n\tder\t5 ccm\tim Auto-\t\tX \\ 1\t\n8\tL\u00f6sung\t1 :100\tkiaven\tsfaten\t4 %\t\u00bb 5',* \u00bb\tSpuren 0.5\n\t1 :250\t\u25a0\ti 115\u00b0 C.\t38-39\u00b0 c.\t81/* \u00bb\t1A\n\t\t\t\ti\t29\t2.9\n\t\t\t\t\u25a0\t18 Std.\t0 .\n\t10 ccm\t\t\t'\t1 \\ s Tage\t0.5\n\t\t10 ccm\t\t\t3* if \u00bb\t0.7\nn\tL\u00f6sung\t1:250\tici.\tid.\t\u2022 8\tU\n\t1 :500\t\t-\t\tft\t\u25a0 1..5\n\t\t\t'\t\t85\tM\n_\t\t\t\t\t125\t11,2\n\t\t\t\t\u25a0\t17* Tage\t0,0\n\t\t\t\t.\t27* *\t1,0 0,2\n10\tid.\tid.\tid.\tid.\t79 / U\t1\t\ni\t1\t\t\t\t\\ Monate\t#;,o\n\t\t\t\t\t10 \u00bb\t8,0\nexperimentell bewiesen, da\u00df der Verlauf der Hydratation durch gekochtes Ferment sich sehr wesentlich von der Hydratation unterscheidet, welche durch Ferment-\u00abReste* hervorgerufen wird (z. B. Vioo, Viooo Teile des Ferments), und zwar besteht der Unterschied darin, da\u00df in der ersten Zeit nach der Vereinigung des Dekokts mit der St\u00e4rke \u00fcberhaupt kein Hydratationsproze\u00df zustande kommt, w\u00e4hrend ein vorher entnommener kleiner Bruchteil, z. B. Uioo, des nicht gekochten Ferments schon eine Hydratation ergibt ; erst sp\u00e4ter nach 1\u20142\u20143 Stunden f\u00e4ngt das gekochte Ferment an die St\u00e4rke zu hydratieren, und zuletzt kommt es nicht nur zu einer gleichen Quantit\u00e4t der verwandelten Produkte, wie nach Einwirkung des 100. Teiles des nicht gekochten Ferments, sondern diese Quantit\u00e4t .wird hei weitem \u00fcbertroffen.","page":291},{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"202\nM. J. Gramenitzki.\nWir bedienten uns noch einer anderen Methode: um die Empfindlichkeit der Reaktion auf die Diastase zu erh\u00f6hen, benutzten wir verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig sehr geringe Quantit\u00e4ten des Substrats (1\u20142 Tropfen eines St\u00e4rkedekokts 1 : 200) und beobachteten den Gang der Hydratation mittels der Jodreaktion : wir konnten uns dabei \u00fcberzeugen, da\u00df auch die minimalsten Teile des Ferments (z. R. 1 ccm einer L\u00f6sung 1 : 100000) schon nach 1\u20142 Minuten spezifisch wirkten, etwas gr\u00f6\u00dfere Dosen wirken auf die St\u00e4rke beinahe momentan: wenn anderseits im Verlauf von 5\u20140 Minuten keine Ver\u00e4nderung der St\u00e4rke eingetreten ist, so ist anzunehmen, da\u00df in der gegebenen L\u00f6sung ein diastatisches Ferment ganz fehlt. Diese Methode benutzend, kamen wir zum Schlu\u00df, da\u00df die Takadiastase schon in den ersten Augenblicken der Einwirkung von Temperaturen von 80\u201482\u00b0 C. (und umsomehr bei h\u00f6heren Temperaturen) alle ihre spezifischen Eigenschaften verliert; die von uns bewiesene Hydratation der St\u00e4rke durch das gekochte Ferment kann nicht durch Ein wirken von \u00abResten\u00bb oder \u00abSpuren\u00bb des Ferments erkl\u00e4rt werden, welche eine besondere Best\u00e4ndigkeit Temperaturen gegen\u00fcber haben m\u00fc\u00dften, w\u00e4hrend die \u00fcbrigen Teile des Ferments ihrer spezifischen Eigenschaften verlustig gehen.\nIn vollst\u00e4ndiger Analogie mit den erw\u00e4hnten Tatsachen befindet sich auch der Umstand, da\u00df die Best\u00e4ndigkeit Temperaturen gegen\u00fcber der Oxydase (resp. Peroxydase) des Maltin-Ferments eigen ist. Dieses Ferment ist gleich anderen Oxy-dasen besonders best\u00e4ndig hohen Temperaturen gegen\u00fcber, es beh\u00e4lt seine oxydierenden Eigenschaften (wir meinen hier die Guajakreaktion) nicht nur bei momentaner Erw\u00e4rmung aut 100\u00b0 C., sondern auch nach 5\u20148 Minuten langem Kochen. Doch verfolgt man Schritt f\u00fcr Schritt die oxydierenden Eigenschaften des Maltins bei den verschiedenen Temperaturen, so zeigt sich, da\u00df, in gewissen Grenzen, je h\u00f6her die Temperatur der Maltin-L\u00f6sung ist, um so energischer und schneller die Reaktion der Peroxydase beginnt; so ist sie bei 50\u00b0 C. ausgepr\u00e4gter als bei 40\u00b0 C., bei 70\u00b0 G. st\u00e4rker als bei allen betreffenden niedrigeren Temperaturen: bei 75\u201476\u00b0 C. aber","page":292},{"file":"p0293.txt","language":"de","ocr_de":"Dor Einflu\u00df verschiedener Temperaturen auf die Fermente usw. 2R.T\nlangt die Reaktion an schwach zu werden, und hei 81 \u201482\u00b0 kommt sie garnicht zustande: die zur schnell erw\u00e4rmten Fermentl\u00f6sung hinzugef\u00fcgte Guajaktinktur ver\u00e4ndert sieh nicht und dasselbe gilt in noch h\u00f6herem Malle f\u00fcr h\u00f6here Temperaturen. Rei genauerer Analyse dieser Tatsache kamen wir zu dem Schlu\u00df, da\u00df der Grund f\u00fcr die besondere Rest\u00e4ndigkeit der Oxydase in der Regeneration der fermentativen Eigcn-sehaften zu suchen ist, diese Regeneration tritt schnell beim Fallen der Temperatur ein. Die Oxydase ist nicht deshalb best\u00e4ndig, weil bei den hohen Temperaturen irgendein Teil des 1* ermentes nicht zerst\u00f6rt wird, sondern weil dieses Ferment die Eigenschaft hat, in einen latenten, nicht wirksamen Zustand \u00fcberzugehen, und zwar schon bei verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig niedrigeren I emperaturen, um dann wieder beim Fallen der Temperatur die verlorenen Eigenschaften teilweise wiederzugewinnen.\nde l\u00e4nger und st\u00e4rker die Einwirkung der hohen Temperatur ist, eine je l\u00e4ngere Zeit ist auch f\u00fcr den r\u00fcckg\u00e4ngigen Proze\u00df1) notwendig, und um so unvollkommener ist dann dieser Proze\u00df, und bei gen\u00fcgend langdauerndem Einflu\u00df von hohen Temperaturen kann das Ferment endg\u00fcltig seine spezifischen Eigenschaften verlieren; das wird, wie man annehmen kann, der hall sein, wenn der organische Teil der Fermentmolek\u00fcle eine weitgehende und nicht r\u00fcckg\u00e4ngig zu machende Ver\u00e4nderung erf\u00e4hrt.\nWir halten es f\u00fcr wichtig, noch eine Reobachtung hier anzuf\u00fchren: Die Oxydase bis zu 80\u00b0 C. (und dar\u00fcber) erw\u00e4rmt, also in ihrem unt\u00e4tigen Zustande, zeigt gerade entgegengesetzte Eigenschaften, das hei\u00dft, sie desoxydiert. Wenn wir zu einer Maltinl\u00f6sung, welche auf 80\u00b0 G. (und h\u00f6her) erw\u00e4rmt ist, eine bei gew\u00f6hnlicher Temperatur mit demselben Ferment schon\n') Da wir es hier mit einer neuen Tatsache zu tun haben, so ist < s uns sehr schwer, die richtige Terminologie zu finden, das Schwinden \u20221er fermentativen Eigenschaften und das Wiederauftreten derselben kann sowohl durch \u00abr\u00fcckg\u00e4ngiger Proze\u00df* oder Reaktion, oder \u00abR\u00fcckg\u00e4ngigst\u00bb bezeichnet werden, als auch durch Ausdr\u00fccke allgemeineren Charakters, wie \u00abWiederentstehung\u00bb und \u00abRegeneration\u00bb. Die Zukunft wird uns lehren, welche, Ausdr\u00fccke vorzuziehen sind.","page":293},{"file":"p0294.txt","language":"de","ocr_de":"M. J. Gramenitzki,\n291\noxydierte Guajaktinktur hinzuf\u00fcgen, so tritt sehr schnell (nach 1 /2\u20141 Min.) die Entf\u00e4rbung der Mischung ein; da\u00df wir es hier mit einer Desoxydierung zu tun haben, ist daraus zu ersehen, da\u00df es nur n\u00f6tig ist, eine solche L\u00f6sung abzuk\u00fchlen und eine neue Portion Maltin hinzuzufugen, damit die Guajaktinktur wieder blau wird. Dieses Experiment kann mit demselben Resultat mehrmals wiederholt werden.\nDa wir einerseits die Tatsache des Einwirkens der Diastase auf St\u00e4rke auch nach der Beeinflussung des Ferments durch sehr hohe Temperaturen bewiesen haben, und anderseits auch das schnelle und vollkommene Verschwinden der Eigenschaften dieses Fermentes bei einer Temperatur von ca. 80\u00b0 G. kennen, m\u00fcssen wir annehmen, da\u00df die erste Erscheinung auf den Proze\u00df der Regeneration, resp. auf die Wiederherstellung der diastatischen Eigenschaften, die nur zeitweilig beim Kochen verloren gegangen waren, zur\u00fcckzuf\u00fchren ist.\nDer Beweis der Richtigkeit dieser Schlu\u00dffolgerung wird durch unsere weiteren Versuche erbracht. Diese Versuche, die wir mit einigen Worten erw\u00e4hnen wollen, sind einfach. Eine filtrierte Takadistasel\u00f6sung wird in einem Glaskolben bis auf 85\u201490\u00b0 C. erw\u00e4rmt und dann schnell auf Zimmertemperatur abgek\u00fchlt: diese L\u00f6sung wird nun in einige gleiche Portionen geteilt, deren eine mit einem gewissen Quantum des Substrats unmittelbar nach der Abk\u00fchlung versetzt wird (\u00abdas Anfangsprobiergl\u00e4schen\u00bb der Tabelle 2), die anderen erst nach einem gewissen Zeitabschnitt (von V2, 1 und 2 Stunden usw.), w\u00e4hrend dessen das Ferment abgek\u00fchlt gestanden hat; weiterhin lassen wir die Hydratation der St\u00e4rke in allen F\u00e4llen in einem gleichen Zeitabschnitt (z. B. 15 Min.) und bei gleicher Temperatur vor sich gehen, und titrieren darnach. Die Resultate derartiger Versuche sind folgende: je l\u00e4nger das erw\u00e4rmte (und abgek\u00fchlte) Ferment sich selbst \u00fcberlassen bleibt, um so st\u00e4rker zeigt sich resp. entwickelt sich die fermentative Kraft, wenn z. B., das Ferment unmittelbar nach der Abk\u00fchlung mit der St\u00e4rke vereinigt eine fermentative Kraft von 1 Einheit hat, so besitzt das 1 Stunde in der Luft gestandene Ferment eine Kraft von bis 3 Einheiten usw. usw., mit andern Worten, mit","page":294},{"file":"p0295.txt","language":"de","ocr_de":"Der Einflu\u00df verschiedener Temperaturen auf die Fermente usw\n29f>\ndem l\u00e4ngeren Stehen des Ferments beginnt immer mehr und mehr seine Regeneration, die Wiederherstellung der bei der Erw\u00e4rmung verloren gegangenen Eigenschaften.\nIn der Tabelle Nr. 2 fuhren wir einige Zahlen an. die das Gesagte illustrieren.\nTabelle Nr. 2.\nRegeneration der diastatisehen Eigenschaften des Ferments nach dessen Erw\u00e4rmung (Hydratation bei gew\u00f6hnlicher Temperatur.)\n\\er. Qu an- ()uantit\u00e4t Tempera- Dauer\nsuchs-\nnum-\ntit\u00e4t\ndes\nSub-\ndes\nmer strats Fcrments\ntur der der Erw\u00e4r- Hydra-mung tation\nccm\nder\nFehling-\nProhiergl\u00e4schen sehen\nkeit heim\n1\t\u25a0 i 1 1\t\t\t' ungew\u00e4rmt\t\t10,2\n1\ti 1\t;\ti\t\t\"\tAnfangsgl\u00e4schen\t\t1.5\n10 ccm\t10 ccm bis zu\t15\t.\t(10 Min.\t1.7\n\tj\t\tge-\t33 ,\t\u25a01,9\n1:100\t1:1000 85\u00b0\tMin.\tstanr\t\u202218 > 1 Std. 4 Min.\t3.0 4.0\nI\tl ! 1\t\t\tden\t1 \u00bb 45 \u00bb\t5.2\n! !\t\t\t, \u25a0\t2 \u00bb 30 \u00bb\t! .0,0\n\tI\t\t\u25a0 ungew\u00e4rmt\t\t12.0\n\t1 t\t;\tAnfangsglas\t\to.o\n\tI\t\t\t25 Min.\t4,2\n\ti\t\t\t1 Std. 5 Min.\t5.5\n\t! bis zu\t30\t\t4 * 50 \u00bb\t\u2019 0.4\nid.\tid.\t\tge-\t0 \u00bb\t8.2\n\t95\u00ae C.\tMin.\tstan-\t8 >\t8.0\n\t1 1\t\tden\t22 \u00bb\t8,4\n\t\u25a0\ti\t\t30 \u00bb\t8,0\n\t; :\t\t\t2 Tage\t9,5\n\u2014\t! i\t\t\t5 \u00bb\t12,0\n5 ccm 1:200\n5 ccm bis zu 20\n1\n1:1000 i 85\u00ae C.\tMin.\n!\nungew\u00e4rmt\nAnfangsglas\nge-\nstan-\nden\n30 Min. 3 Std. 20 \u00bb\n2 Tage\n7.5\n3.0 0,0 0,0\n7.0 7.0","page":295},{"file":"p0296.txt","language":"de","ocr_de":"290\nM. J. Gramenitzki,\nTabelle Nr. 2.\nFortsetzung\n,\tI\ti\nV\u00ab*r- (Juan- Quant it\u00e4t1 Tempera- Dauer\nsuchs-\ttur der 1 der\ndes des ,\n^ujj\tErw\u00e4r- Hydra-\nFerments i mnrur tation\nnum-,,l(\u2018r strats\nProbiergl\u00e4schen\nmung\ncem\nder\nFehling-schen Fl\u00fcssigkeit beim Titrieren\nj\nccm\n:20O\nid.\nid.\nid.\n.) ccm\n1:1000\nbis zu 95\" C.\n10\nungew\u00e4rmt\nAnfangsglas\ns ge-stan den\n1 \u00ab Std.\nul. :\nid.\nbis zu Nf>\" C.\nI\n20 |\n1 ge-\nMin. i stan-\nden\nid.\nid.\nid.\n6 \u00bb\n28 \u00bb\n3 Tage ungew\u00e4rmt Anfangsglas 3\u00f6 Min.\n1\tSld. 20Min.\n20 \u00bb\n2\tTage\nungew\u00e4rmt\nAnfangsglas\n1\tStd.\n3\t\u00bb\n20 \u00bb\n2\tTage 0 \u00bb\n13\t\u00bb\n20 \u00bb\ngestan\nden\nid. i *\t5 Min. im Wasserbad gekocht\t4 Std.\tAnfangsglas gestan- f 20 Std. den 1 3 Tage \t\t.\n\u00ee id.\tV\u00ab Std. im Wasserbad gekocht\t\t i\u00bb Std.\tAnfangsglas gestanden 20 Std.\n4.0\nSpuren\nO.ti\n1.5\n1.0\n2.0\n6.0\n0,3\n0.4\n0.5\n3,0\n3.0\n7.5 1,3\n3.5\n5.0\n6.0\n5.5 5,2 5,2\n5.1\n1.5\n2.0\n3.2\n3.0\n5.0\nDieses sind in allgemeinen Z\u00fcgen die Tatsachen, die unsere Versuche und Beobachtungen ergeben haben, an die wir folgende allgemeine Schlu\u00dffolgerungen kn\u00fcpfen.\nW\u00e4sserige L\u00f6sungen von Takadiastase erweisen sich hohen Temperaturen gegen\u00fcber sehr best\u00e4ndig. Nicht nur bei einer","page":296},{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"Her Einllu\u00df verschiedener Temperaturen auf die Fermente usw. 207\nTemperatur bis zu 100\u00b0 C.. sondern auch nach 1 st\u00e4ndiger Erw\u00e4rmung bei 100\u00b0 G., oder V4 st\u00e4ndiger bei 115\u00b0 C., beh\u00e4lt dieses Ferment bis zu einem gewissen Grade seine spezifischen Eigenschaften. Diese Erscheinung wird bedingt durch die Regeneration der fermentativen Eigenschaften. Der Verlauf dieses Prozesses ist sehr verschieden und h\u00e4ngt ab von der St\u00e4rke der einwirkenden Temperatur auf das Ferment und von der Temperatur, bei welcher die Regeneration beobachtet wird. Einige Pr\u00e4parate von Takadiastase besitzen die Eigen-^luift der direkten Regeneration, d. h. sie regenerieren von selbst ohne Substrat: andere Pr\u00e4parate sind nur zu einer indirekten Regeneration f\u00e4hig, sie verlangen f\u00fcr den Beginn des Prozesses die Anwesenheit von St\u00e4rke.\n\\\\ elches der Grund dieses Unterschiedes ist, k\u00f6nnen wir nicht sagen, jedenfalls je st\u00e4rker das Ferment, um so eher k\u00f6nnen wir von ihm eine direkte Regeneration erwarten.\nDie fermentativen Eigenschaften von w\u00e4sserigen L\u00f6sungen der I akadiastase gehen schon in den ersten Augenblicken der Einwirkung einer Temperatur von C. verloren.\nStudiert man die Regeneration des Ferments nach kurzdauernder Erw\u00e4rmung bei 80-85\u00b0 C., so zeigt sich, da\u00df. bei einer Temperatur von 50\u00b0 G. und einer h\u00f6heren eine Regeneration nicht zustande kommt; bei einer Temperatur von 45\u00b0 C. Intt entweder die Regeneration auch nicht ein, oder wenn sie eintritt, dann nur in einem sehr schwachen Ma\u00dfe, um wieder bald (nach 2\u20143 Stunden) zu verschwinden; bei einer Temperatur von 40\u00b0 C. geht die Regeneration am energischsten, vor sa li, aber nach 4\u20145\u20146 Stunden beginnt sie abzunehmen; bei gew\u00f6hnlicher Temperatur beginnt die Regeneration der Diastase verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig langsam, steigt aber lange Zeit (1 Tag und langer) und wird vollst\u00e4ndiger als bei 40\u00b0 C.: also die Temperatur \u00fcbt einen gro\u00dfen Einflu\u00df auf die Regeneration der diastatischen Eigenschaften aus.\nWeniger konzentrierte L\u00f6sungen von Takadiastase sind best\u00e4ndiger Temperaturen gegen\u00fcber, d. h. sie geben f ine vollkommenere Regeneration.\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXIX.\t2<V","page":297},{"file":"p0298.txt","language":"de","ocr_de":"M. J. Gramenitzki,\n208\nDor Begriff eines Optimums der Temperatur f\u00fcr die Fermentwirkung ist sehr bedingt; dieses Optimum h\u00e4ngt ganz von dem Zeitabschnitt ab, w\u00e4hrend welchem der Proze\u00df beobachtet wird. Jo k\u00fcrzer die Zeit der Beobachtung, um so h\u00f6her i>t dieses Optimum und umgekehrt.\nDialysierte Takadiastase-Pr\u00e4parate sind, gleich gew\u00f6hnlichen. der Degeneration nach dem Kochen f\u00e4hig.\nDas Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von spezifischen Figensehaften in der Fermentl\u00f6sung und ebenso ihre spezifische Wirkung sind nicht mit einer Ver\u00e4nderung der elektrischen Leitbarkeit dieser L\u00f6sungen verbunden.\nDer kolloidale Charakter der Takadiastase-L\u00f6sung, welcher im I ltramikroskop beobachtet wird, ver\u00e4ndert sich auch bei sehr hohen Temperaturen (z. B. bei 240\" C.) nicht. Die Oxydase Maltin (resp. Peroxydase) beh\u00e4lt noch eine schwache oxydierende Fi gen schaft auch nach 10 Minuten langem Kr-w\u00e4rmen im Wasserbade bis zu 100\u00b0 C. Nach noch l\u00e4ngerem Frw\u00e4rmen (15\u201420 Min.) verschwinden die fermentativen Figen-. sch\u00e4ften, doch kehren sie nach einem gewissen Zeitabschnitt wieder, also die Oxydase regeneriert sich gleich der Takadiasta.se. Fine noch st\u00e4rkere Temperatureinwirkung beraubt die Oxydase des Hegenerationsverm\u00f6gens.\nDie Oxydase Maltin wird schon bei einer Temperatur von 80\u201482\" C. unwirksam, sie verliert ihre fermentativen Figensehaften.\nDeshalb mu\u00df die \u00abBest\u00e4ndigkeit\u00bb dieses Ferments, d. h. das Vorhandensein der spezifischen Figensehaften nach 10 Minuten langer Frw\u00e4rmung nicht durch Beste von Ferment, welche unzerst\u00f6rt von der hohen Temperatur geblieben, erkl\u00e4rt werden, sondern durch den r\u00fcckg\u00e4ngigen Prozel!. durch die Degeneration der Oxydase, welche mit dem Ah-k\u00fchlen der L\u00f6sung beginnt.\nDie Oxydase, in den unt\u00e4tigen Zustand \u00fcberge-fiihrt, also bei einer Temperatur von 80\u00b0 C. und h\u00f6her, zeigt direkt entgegengesetzte Eigenschaften und zwar die Eigen schaft der Desoxydation.","page":298},{"file":"p0299.txt","language":"de","ocr_de":"P< r Einflu\u00df verschiedener Temperaturen nuf die Fermente usw. 299\nDie Maltinl\u00f6sung hellt nach einem gewissen Zeitabschnitt eine St\u00e4rkel\u00f6sung auf, auch nach 10 Minuten langer Erw\u00e4rmung im Wasserbade mit der St\u00e4rke zusammen, also wird die letztere in einen l\u00f6slichen Zustand \u00fcbergef\u00fchrt, Zucker wird jedoch dabei gar nicht gebildet: mit anderen Worten also ist die Amylase noch wirksam, w\u00e4hrend die Wirkung der Amylomaltase schon zerst\u00f6rt ist.\nDie Best\u00e4ndigkeit\u00bb der Amylase des Maltins wird bedingt durch den r\u00fcckg\u00e4ngigen Proze\u00df der Degeneration der fermentativen Eigenschaften.\nAmylomaltase des Maltins, Invertin der Takadiastase und das amylolytische Ferment des Pankreatins verlieren scheinbar ihre fermentativen Eigenschaften schon f\u00fcr immer bei einer Temperatur bis zu 100\u00b0 C:; doch bei etwas niedrigeren Temperaturen l\u00e4\u00dft es sich schon beweisen, da\u00df diese Fermente, wenn auch in schwachem Ma\u00dfe, zur Degeneration f\u00e4hig sind.\nWas die Art der Wirkung der Fermente betrifft, so ist dieselbe zurzeit noch recht r\u00e4tselhaft, ebenso wie die Wirkung aller Katalysatoren \u00fcberhaupt. Am ehesten k\u00f6nnen wir uns die Fermente oder genauer die Gruppen, welche die Fermentation vollf\u00fchren, als Seitenketten eines gemeinsamen Kerns, eines gemeinsamen Molek\u00fcls vorstellen, analog den \u00bbSeitenketten' der Zelle in der Theorie Ehrlichs. Es kann mehrere solcher Seitenketten geben und ihr Charakter kann verschieden sein, je nach den chemischen Keaktionen, die sie bewirken.\nDie Voraussetzung von verschiedenen Seitenketten bei ein und demselben Grundbestandteil der Fermente findet darin ihre Best\u00e4tigung, da\u00df wir imstande sind, einige der fermentativen Eigenschaften zu zerst\u00f6ren, w\u00e4hrend andere erhalten bleiben k\u00f6nnen. Nehmen wir z. B. eine Takadiastasel\u00f6sung und erw\u00e4rmen sie bis zu 70\u00b0 C., so werden die katalytischen Eigenschaften zerst\u00f6rt, doch bleiben die invertierenden und diastatischen erhalten: erw\u00e4rmen wir die L\u00f6sung weiter bis zu 100\u00b0 C., so werden auch, die invertierenden und diastatischen Eigenschaften zerst\u00f6rt, aber mit dem Unterschiede, da\u00df die cMastatischen sich regenerieren k\u00f6nnen, die invertierenden aber nicht. Nehmen wir eine L\u00f6sung von Maltin und erw\u00e4rmen\n20*","page":299},{"file":"p0300.txt","language":"de","ocr_de":"300 M. J. Gramenitzki, Der Einflu\u00df verschiedener Temperaturen u\u00bbw\nsie bis zu 100\u00b0 C.. so wird die Amylomaltase zerst\u00f6rt, die Amylase aber und die Oxydase k\u00f6nnen sieh regenerieren: wenn wir nun diese Maltinl\u00f6sung 15 Minuten kochen, so wird die Amylase vollst\u00e4ndig zerst\u00f6rt und es kann nur die Oxydase sich regenerieren. Wir besitzen also in der Temperatur ein Mittel, welches imstande ist, die einen Fermente von den anderen zu trennen, oder genauer gesagt, die einen fermentativen Eigenschaften zu zerst\u00f6ren, w\u00e4hrend andere gleichzeitig noch erhalten bleiben k\u00f6nnen. Diese Tatsache spricht f\u00fcr den verschiedenen spezifischen Charakter der vorausgesetzten Seitenketten, gegen\u00fcber den gleichen Einfl\u00fcssen verhalten sie sich verschieden, dabei ger\u00e4t der eine Teil der Seitenketten in einen latenten Zustand, den man \u00bbParalyse\u00bb nennen kann und von dem sie sich erholen k\u00f6nnen, w\u00e4hrend der andere Teil unrettbar \u00bbstirbt\u00bb.\nEs ist vollst\u00e4ndig unbekannt, was f\u00fcr Ver\u00e4nderungen dies\u00ab\u00bb Gruppen beim \u00dcbertritt ins latente Stadium erleiden, ob dies Prozesse der Dissoziation, Polymerisation, Dehydratation oder Prozesse einer intramolekularen Umstellung der Atome oder ihrer Komplexe (Inversion); die Entscheidung dieser Fragen geh\u00f6rt der Zukunft.","page":300}],"identifier":"lit39266","issued":"1910","language":"de","pages":"286-300","startpages":"286","title":"Der Einflu\u00df verschiedener Temperaturen auf die Fermente und die Regeneration fermentativer Eigenschaften","type":"Journal Article","volume":"69"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:27:13.777906+00:00"}