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{"created":"2022-01-31T12:24:17.024103+00:00","id":"lit16466","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Detmer, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 7: 1-6","fulltext":[{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber den Einfluss der Reaction Amylum sowie Diastase enthaltender Fl\u00fcssigkeiten auf den Verlauf des fermentativen\nProzesses.\nVon\nDr. W. De till or, Prof, an \u00ab1er Universit\u00e4t Jena,\n!\t___\u2014___\u2022 .\t. .\t' ... V.'.\n(D< r Ui duktiou zugi-gangou am 27. Juli\nDi<\u2018 Frage nach dem Einfluss der Reaction Amyliim sowie Diastase enthaltender Fl\u00fcssigkeiten auf den Verlauf des fermentativen Prozesses ist bereits von Baranetzky, Kj\u00fcldahl sowie Wortmann in\u2019s Auge gefasst worden. Ich li.ihe mich mit R\u00fccksicht aut verschiedene pfTanzenphysio-logischc Probleme sehr eingehend mit derselben Frage; besch\u00e4ftigt, und vor Jahresfrist namentlich im K). Band\u00e9 der landwii thscliaftlichen Jahrb\u00fccher \u00fcber die Ergebnisse meiner l ntersuchungen berichtet. Eine Weiterf\u00fchrung der bez\u00fcglichen Beobachtungen hat dit* Frage, um die cs sich hier handelt, zu einem gewissen Abschluss gebracht, so dass ich mir erlauben m\u00f6chte, an dieser Stelle das Resanimtergebniss meiner Untersuchungen kurz zusammenzutassen. Auf die pflanzenphy-iologische Bedeutung der von mir constatirlen Tludsachcn gehe ich hier nicht weiter ein; ich habe auf\ndieselbe bereits in meiner erw\u00e4hnten Abhandlung hinge-\nwiesen.\nWird St\u00e4rkekleister mit einer Diaslasel\u00fcsung versetzt, so erfolgt bekanntlich alsbald eine lebhafte Amylumuinbildung. Der Verlauf derselben l\u00e4sst sich durch Bestimmung der entstehenden Dextrine* \u2014 sowie Maltoscniengen spec teller ver-\nZ<itachrift f\u00fcr pbyaiulugische Chaule VH.\t\u2022 *\tj","page":1},{"file":"p0002.txt","language":"de","ocr_de":"2\nfolgen, indessen f\u00fcr meinen Zweck war es weit bequemer, eine andere Methode der Untersuchung in Anwendung zu bringen. Es liegt derselben die Thatsache zu Grunde, dass sich solche Fl\u00fcssigkeiten, in denen St\u00e4rkeumbildung erfolgt, auf Jodzusatz w\u00e4hrend verschiedener Stadien des fermentativen Prozesses keineswegs in der n\u00e4mlichen Weise f\u00e4rben. Der unver\u00e4nderte St\u00e4rkekleister nimmt\u2019 auf Jodzusatz eine charakteristisch blaue Farbe an. Dieselbe F\u00e4rbung kann man hervorrufen, wenn man einer Mischung von Kleister und Diastasel\u00f6sung etwas Jodtinctur hinzuf\u00fcgt, nachdem die Fl\u00fcssigkeit soeben vollkommen klar geworden ist. Bei weiterem Fortschritt der Amylumumbildung nehmen Proben der Fl\u00fcssigkeit auf Jodzusatz eine violette, sp\u00e4ter eine dunkelrolhe, dann eine gelbrothe und schliesslich fast gar keine F\u00e4rbung mehr an. Da nun bekanntlich in dem Masse, wie die Jod-reaction der amylum- und fermenthaltigen Fl\u00fcssigkeiten sich \u00e4ndert, auch die Zuckerbildung in den Losungen Fortschritte macht, so kann jene Jodreaction in vielen F\u00e4llen als bequemes Mittel zur Verfolgung des Verlaufes des in Rede stehenden fermentativen Prozesses in Anwendung gebracht werden.\nZun\u00e4chst habe ich durch viele Versuche festzustellen versucht, welchen Einfluss Gegenwart oder Abwesenheit von Kohlens\u00e4ure auf den Verlauf des Prozesses der St\u00e4rkeumbildung durch Diastase aus\u00fcben. Diejenigen Versuche, denen gegen\u00fcber ohne Zweifel gar kein Bedenken erhoben werden kann, sind in der folgenden Weise durchgef\u00fchrt worden.\nEs wurden stets \u00dc5 cc. lprocenLigen St\u00e4rkekleisters mit 5 cc. verd\u00fcnnter Diastasel\u00f6sung (Malzextract) versetzt. Es wurde nun entweder durch ein solches Fl\u00fcssigkeitsgemisch unter Anwendung eines Aspirators, sorgsam entkohlens\u00e4uerte, aber nachtr\u00e4glich wieder in den wassergasreichen Zustand versetzte atmosph\u00e4rische Luft geleitet, oder es wurde in das Fl\u00fcssigkeitsgemisch reine Kohlens\u00e4ure eingeleitet. Diese letztere entwickelte ich aus Marmor durch Uebergiessen desselben mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure; das Gas passirte zur Reinigung vor dem Eintritt in die fermenthaltige Fl\u00fcssigkeit ein mit sehr","page":2},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"3\nverd\u00fcnnter Kalilauge beschicktes Gef\u00e4ss. Die Temperatur der Versuchsfl\u00fcssigkeiten, welche zu Parallelheobachtungen dienten, war genau die n\u00e4mliche.\nEs ergab sich, dass die Gegenwart der Kohlens\u00e4ure den Verlaut des Prozesses der Amylumumbildung in allen F\u00e4llen ganz bedeutend beschleunigte. Proben derjenigen Fl\u00fcssigkeit, durch welche Lutt geleitet wird, k\u00f6nnen auf Jodz\u00fcsatz noch eine violette F\u00e4rbung annehmen, w\u00e4hrend sich Proben der Fl\u00fcssigkeit, die mit Kohlens\u00e4ure in Contact gelangt, auf Jodzusatz bereits gelbroth f\u00e4rben. Wenn sich die* Fl\u00fcssig-Mh ''l welche Kohlens\u00e4ure eingeleitet wird, auf Jodz\u00fcsatz la>t gai nicht mehr l\u00e4rbt, so kann die L\u00f6sung, durch welche Lutt geleitet wird, auf Jodz\u00fcsatz noch eine violette oder (lunkelrothe F\u00e4rbung annehmen. Ich konnte constatiren, (lass Gegenwart von Kohlens\u00e4ure sogar noch dann beschleunigend auf den Verlauf des fermentativen Prozesses einwirkte, wenn die Temperatur derjenigen Fl\u00fcssigkeit, durch welche atmosph\u00e4rische Luft geleitet wurde, absichtlich etwas h\u00f6hel als die Temperatur der mit Kohlens\u00e4ure in Contact gelangenden L\u00f6sung gehalten wurde.\nMit R\u00fccksicht auf die Ursache des Ph\u00e4nomens der Beschleunigung des Prozesses der St\u00e4rkeumbildung dbreh Kohlens\u00e4ure erschien es mir von vornherein wahrscheinlich, dass das erw\u00e4hnte Gas diese eigenth\u00fcmliche Wirkung \u00e4ussert, nah m dasselbe den sauren Charakter des Gemisches * des St\u00e4rkekleisters und der Diastasel\u00f6sung erh\u00f6ht. Allerdings involvirt diese Annahme noch keine Vorstellung \u00fcber den speciellen Modus der S\u00e4urewirkung. Ich habe nun weitere Versuche \u00fcber die Wirkung verschiedener S\u00e4uren auf den Amylumumbildungsprozess angestellt.\nJe 25 cc. lprocentigen St\u00e4rkekleislers wurden z. IL mit. \u25a0|0 r> cc- verd\u00fcnnter Fermentl\u00f6sung versetzt und erhielten noch folgende Zus\u00e4tze: 1) 5 cc. Wasser; 2) 5 cc. Wasser mit \"!m \u00a3r* Zitronens\u00e4ure; 5 cc. Wasser init 0,0005 gr. Gilionens\u00e4ure; 4) o cc. Wasser mit 0,001 gr. Citronens\u00e4ure; ;>) 5 cc. Wasser mit 0,002 gr. Citronens\u00e4ure; G) 5 cc. Wasser 111,1 \u00b0\u2019\u00b005 Sr- Citronens\u00e4ure; 7) 5 cc. Wasser mit 0,010 gr.","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"4\nCitronens\u00e4ure; S) 5 ec. Wasser mit 0,020 gr. Citronens\u00e4ure; 9) 5 ce. Wasser mit 0,050 gr. Ci tro non s\u00e4ure. In die Fl\u00fcssigkeit Nr. 10 wimle gewaschene Kohlens\u00e4ure eingeleitet; die Fl\u00fcssigkeit Nr. 11 erhielt einen Zusatz von kohlens\u00e4urehaltigem Wasser. S\u00e4mmtliehe Versuche wurden gleichzeitig neben einander angestellt und f\u00fchrten zu folgenden Resultaten:\nAnfang 11 Uhr 15 Minuten.\nJod reaction um\n11 Uhr 40 Min. 12 Uhr 0 Min.\n\u00f6\tBlau\t\tViolett\n\u00bb\t\u00ab\t\t\u00ab\n3)\tViolett\t\t\u00ab\n4)\tDunkelroth\t\tBel broth\n\u2022r>)\t\u00ab\t\t\u00ab\n0)\t. \u00ab\t\t\u00ab\n7)\tBlau\t\tBlau\nK)\t\u00ab \u2022>\t\t\u00ab\n'J)\t\u00ab\t\t\u00ab\n10)\tDunkelroth\t\tGelbroth\n11) \u00ab \u00ab\nIm Verlaufe der Versuche liess sich noch constatiren, dass die St\u00e4rkeumbildung in der Fl\u00fcssigkeit Nr. 2 (0,0001 gr. Citronens\u00e4ure) schneller als in der Fl\u00fcssigkeit Nr. 1 (kein S\u00e4urezusatz) erfolgte.\nUm 3 Uhr zeigt eine Probe der Fl\u00fcssigkeit Nr. 7 auf Jodzusatz eine violette F\u00e4rbung; Proben der Fl\u00fcssigkeiten Nr. S und 9 f\u00e4rbten sich aber noch blau. Am n\u00e4chsten Tage um 10 Ulir f\u00e4rbte sich eine Probe der Fl\u00fcssigkeit Nr. 7 auf Jodzusatz dunkelroth, eine Probe der Fl\u00fcssigkeit Nr. 8 violett, aber eine Probe der Fl\u00fcssigkeit Nr. 9 nahm auf Jodzusatz noch immer eine blaue F\u00e4rbung an.\nEs sind also erstaunlich kleine Citronens\u00e4uremengen im Stande, den Verlauf des Prozesses der St\u00e4rkeumbildung durch Diastase ganz bedeutend zu beschleunigen. Bei meinen Versuchen haben 0,0005 gr. Citronens\u00e4ure schon sehr wahrnehmbar gewirkt; gr\u00f6ssere S\u00e4uremengen wirkten noch g\u00fcnstiger. \\\\ ird aber eine bestimmte S\u00e4uremenge \u00fcberschritten,","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"5\n>o hit! wieder eine Verlangsamung im Verlaufe des fermen-f.itiv en I rozes>es ein, und die Gegenwart noch gr\u00f6sserer S\u00e4uieineiigen hebt die Wirkung der Diastase v\u00f6llig auf. Ich lube auch durch besondere Versuche festgestellt, dass eine gewisse St\u00e4rkemenge in Ber\u00fchrung mit einer bestimmten Quantit\u00e4t der Fermentl\u00f6siuig in der Zeiteinheit bei Gegenwart kleiner Cilronens\u00e4uremengen thats\u00e4chlich mehr Zucker als hei Abwesenheit derselben liefert.\nKleine Phosphors\u00e4ure-,, sowie Salzs\u00e4urequantit\u00e4ten wirken ebenfalls beschleunigend auf den Prozess der St\u00e4rke-nmbildung ein, wahrend irgendwie gr\u00f6ssere Mengen dieser S\u00e4uren die Diastase unwirksam machen.\nBeachtung verdient die Thalsache, dass selbst ziemlich grosse Carbois\u00e4uremengen den Verlauf des Prozesses der\u2019 St\u00e4rkeumbildung nur in geringf\u00fcgigem Grade beeinflussen. Meine Versuche wurden mit je 25 ce. St\u00e4rkekleister und je 5 \u00bbc. MaIzextract angestellt. 1) Kein Zusatz; 2) Zusatz von <>.30n gr. Garbols\u00e4ure ; 3) Zusatz von 0,300 gr. Carbols\u00e4ure. Nach V ei lauf von 2 t Stunden wurden Zuckerbestimmungen \\oigen on linen. Diese sowie \u00ablie Ermittelung des Zuckergehaltes von 5 cc. Malzextract (4) f\u00fchrten zu folgenden Realit\u00e4ten:\nlii-limdene Kupferoxydmonge. I\u2019cr s;,'\u201ce,?n\nsprechende Kupferoxydqiiantit\u00e4t.\n1)\t0,300\tgr.\t0,247\tgr.\n2)\t0,283\t\u00ab\t0,230\t\u00ab\n3)\t0,200\t\u00ab\t0,153\t\u00ab\nt) 5,058 \u00ab\t\u2014 ;; 7\nMan sieht, dass selbst relativ grosse Carbols\u00e4umnengen \u00ablie Zuckerbildung nicht wesentlich beeintr\u00e4chtigen, eine Thal--aclie, die wohl mit der sehr schwach sauren Reaction der Carbols\u00e4ure, sowie mit der Schwerl\u00f6slichkeit der S\u00e4ure in M asser in Zusammenhang gebracht werden muss. Uehrigens liahrii Versuche, hei deren Anstellung recht bedeutende Carbol-'\u00e4iiK inongen in Anwendung gebracht wurden, ergeben, dass Prozess der Amylumumbildung unter solchen Umst\u00e4nden n\u00e4ht mehr stattfinden kann.","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"G\nWerde.\u00bb. Gemische von St\u00e4rkekleister und Malzextrakt mit einigen Tropfen c\u00f6ncentrirter Kalilauge versetzt, so kann keine Amylumumbildung mehr in der Fl\u00fcssigkeit zu Stande kommen. Ertheilt man aber den erw\u00e4hnten Gemischen nur eine \u00e4usserst schwach alkalische1, Reaction, so ist die St\u00e4rkeumbildung noch m\u00f6glich; sie verl\u00e4uft unter diesen Umstunden aber nur langsam. Ich fand es bei der Ausf\u00fchrung bez\u00fcglicher Versuche zweckm\u00e4ssig, mit relativ kleinen St\u00e4rkekleister- und erheblichen Malzextractmengen zu experi-mentiren. Werden n\u00e4mlich schwach alkalisch reagirendo Gemische, die aus viel Kleister und relativ wenig Malzextracl bestehen, zur Untersuchung verwendet, so nehmen diese Fl\u00fcssigkeiten h\u00e4ufig (zumal bei h\u00f6herer Sommertemperatur) schon eine schwach saure Reaction an, bevor der Beginn der St\u00e4rkeumbildung sicher constat\u00e2t werden kann. Diese S\u00e4uerling der Fl\u00fcssigkeit ist mit dem massenhaften Auftreten von Schizomyceten in derselben verbunden. Wenn man aber die Versuche in der Weise anstellt, wie dies oben angegeben worden ist, so l\u00e4sst sich mit aller Sicherheit der Nachweis liefern, dass der p/ozess der Amylumumbildung in solchen Gemischen von St\u00e4rkekleister und Malzextract, die von Beginn der Experimente an bis zum Abschluss derselben schwach alkalisch reagiren, zur Geltung kommen kann. Es sei noch bemerkt, dass verd\u00fcnnte Alkalien und S\u00e4uren (Kohlens\u00e4ure, Gitronens\u00e4ure etc.) bei Abwesenheit der Diastase in der n\u00e4mlichen /eit, in welcher das Ferment eine gegebene Amyluin-metige v\u00f6llig umbildet, diese Wirkung nicht aus\u00fcben.","page":6}],"identifier":"lit16466","issued":"1882-83","language":"de","pages":"1-6","startpages":"1","title":"Ueber den Einfluss der Reaction Amylum sowie Diastase enthaltender Fl\u00fcssigkeiten auf den Verlauf des fermentativen Prozesses","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:24:17.024109+00:00"}