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{"created":"2022-01-31T14:25:12.583263+00:00","id":"lit19553","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"},{"name":"Rudolf Hanslian","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 80: 121-135","fulltext":[{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"Das Verhalten der anorganischen Bestandteile der Nahrungsmittel im Magendarmkanal.\nI. Mitteilung.\nUber das Verhalten des im Fleisch enthaltenen Eisens und Oalolums bei der Verdauung.\nVon\n' Emil Abderhalden und Rudolf Hanslian.\n(Ans dem physiologischen Institute der Universit\u00e4t Halte a.S.)\n(Der Redaktion zugegangen am 26. Juni 1912.)\nDurch zahlreiche, von verschiedenen Gesichtspunkten aus in Angriff genommene Versuche konnte mit gr\u00f6\u00dfter Wahrscheinlichkeit der Nachweis gef\u00fchrt werden, da\u00df die kompliziert gebauten organischen Nahrungsstoffe vor der Resorption durch die Fermente des Magendarmk&nals in die einfachsten Bausteine zerlegt werden.1) Dieser Schlu\u00df wurde vor allen Dingen dadurch gestutzt, da\u00df es gelang, Hunde mit vollst\u00e4ndig abgebauten Nahrungsstoffen mehrere Wochen l\u00e4ng nicht nur im Stoffwechselgleichgewicht zu halten, sondern sehr betr\u00e4chtliche Gewichtszunahmen zu erzielen. * *) Es war im Anschlu\u00df an diese Ergebnisse von gro\u00dfem Interesse, zu verfolgen, wie die zum. Teil in den Nahrungsmitteln sicher in fester organischer Bindung vorhandenen anorganischen Stoffe sich bei der Verdauung verhalten. Werden sie beim Abbau aus ihrer Bindung abgespalten und in L\u00f6sung \u00fcberg\u00e9f\u00fchrt? ^ ^\n*) Vgl. Emil Abderhalden, Synthese der Zellbansteine in Pflanze und Tier, J. Springer, 1912, und Schatzfermente d\u00e9s tierischen Organismus. J. Springer, 1912.\n*) Emil Abderhalden, F\u00fctterungsversuche mit vollst\u00e4ndig abgebauten Nahrungsstoffen. L\u00f6sung des Problems der k\u00fcnstlichen Darstellung der Nahrungsstoffe. Diese Zeitschrift, Bd. 76, S. 22, 1912.","page":121},{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"122 Emil Abderhalden und Rudolf Hanslian,\nBeim Studium der Resorption des Eisens hatte der eine von uns *) in den Jahren 1899\u20141900 die Beobachtung gemacht, da\u00df nach Verfutterung von Fleisch, ferner von H\u00e4moglobin und H\u00e4matin und endlich auch nach Verabreichung von Pflanzennahrung im Danninhalt Eisen mit Reagenzien nachweisbar war, die mit den Nahrungsstoffen selbst keine Reaktion auf dieses Element ergeben hatten. Dieses Resultat war beim damaligen Stand der Anschauungen \u00fcber die Bedeutung der Verdauung sehr \u00fcberraschend. Die erw\u00e4hnten Untersuchungen waren unternommen worden, um das Verhalten des in anorganischer und ferner in fester organischer Bindung verabreichten Eisens im Magendarmkanal zu verfolgen. Nach der von Bunge verteidigten Hypoth\u00e8se sollte nur das in fester organischer Bindung vorhandene Eisen die Darmwand passieren k\u00f6nnen, w\u00e4hrend das in anorganischer Form zugef\u00fchrte resp. im Darmkanal leicht abspaltbare Eisen von der Resorption ausgeschlossen sein sollte. Die namentlich von Quincke festgestellte Resorption von in anorganischer Form verabreichtem Eisen wurde auf eine Sch\u00e4digung der Darmwand zur\u00fcckgefuhrt. Es sollten zu hohe Dosen von Eisen verabreicht worden sein, was eine \u00c4tzung von Darmepithelien zur Folge gehabt haben sollte. Es konnte dann gezeigt werden, da\u00df auch kleine Mengen von in anorganischer Form zugef\u00fchrtem Eisen zur Resorption gelangen, und gleichzeitig wurde festgestellt; da\u00df in allen F\u00e4llen ausnahmslos auch dann freies Eisen (Eisen in Ionenform) im Darminhalt zu finden war, wenn, wie schon erw\u00e4hnt, Nahrungsmittel verf\u00fcttert wurden, in denen sich freies Eisen resp. leicht abspaltbares Eisen nicht nachweisen lie\u00df. Mit dieser Feststellung war bewiesen, da\u00df normalerweise im Magendarmkanal anorganische Stoffe und speziell Eisen in eine Form \u00fcbergef\u00fcbrt werden, in der sie leicht nachweisbar sind. Unentschieden blieb nur, ein wie gro\u00dfer Teil der anorganischen Bausteine der Nahrungsmittel dieser Abspaltung unterliegt.\nDie gemachte Beobachtung bildete f\u00fcr den einen von uns den Ausgangspunkt f\u00fcr alle seine Studien \u00fcber das Verhalten\nl) Emil Abderhalden, Oie Resorption des Eisens, sein Verhalten im Organismus und seine Ausscheidung. Zeitschrift f. Biologie, Bd. 39, S. 113, 1900.\t\u25a0","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"Verhalten der anorganischen Bestandteile der Nahrungsmittel. 1. 123\nder einzelnen Nahrungsstoffe und speziell der Eiwei\u00dfk\u00f6rper im Dannkanal. Sollte die Verdauung wirklich nur den Zweck haben, kolloide, nicht diffundierbare Stoffe in einfachere, diffundierbare Molek\u00fcle umzuwandeln, oder sollte ihr nicht vielmehr f\u00fcr organische und anorganische Stoffe die gleiche Bedeutung, n\u00e4mlich eine Zerlegung charakterischer Strukturen, die Vernichtung eines spezifischen Baues zukommen? Der eine von uns hat auf Grund seiner Beobachtungen \u00fcber das Verhalten des Eisens im Magendarmkanal bereits ausgef\u00fchrt,1) da\u00df a priori anzunehmen ist; da\u00df der tierische Organismus die in komplizierter, einer bestimmten Funktion angepa\u00dften Bindung vorhandenen anorganischen Stoffe nicht in der vorhandenen Form \u00fcbernimmt, sondern auch hier bis zu den einzelnen Bausteinen, in diesem Fall zu tonen abbaut und dann nach eigenen Pl\u00e4nen den indifferenten Baustein zur Synthese bestimmter Stoffe oder auch in anderer Weise ben\u00fctzt.\nDie erw\u00e4hnten Beobachtungen \u00fcber die Abspaltung von gebundenen anorganischen Stoffen bei der Verdauung wurde im Laufe der Jahre systematisch weiter verfolgt. Einmal wurde von dem einen von uns (Abderhalden) der Inhalt des Darmes verschiedener Tiere \u2014 Pflanzen- und Fleischfresser,\u2014 auf freie und gebundene anorganische Stoffe untersucht. Ferner wurde in Reagenzglasversuchen das Verhalten verschiedener Nahrungsmittel gegen\u00fcber den Fermenten des Magendarmkanals beobachtet und ferner auch die Autolyse von Organen studiert. In allen F\u00e4llen ergab sich, da\u00df neben dem Abbau der organischen Stoffe auch eine Losl\u00f6sung von anorganischen Elementen aus mehr oder wehiger fester Bindung erfolgt. Bei all diesen Untersuchungen waren die einzelnen Elemente nur qualitativ verfolgt worden. Es wurde in vielen F\u00e4llen nur gepr\u00fcft, ob mit dem Fortschreiten der Verdauung die in Freiheit gesetzten anorganischen Stoffe zunehmen, und anderseits die gebundenen eine Abnahme erfahren. Unsere Versuche setzen an dieser Stelle ein. Es soll durch systematische Untersuchungen fest-\n*) Emil Abderhalden, Lehrbuch der physiol. Chemie. Vorlesungen \u00fcber anorganische NahrungsstofTe. Urban und Schwarzenberg. 1906 u. 1909.","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124 Emil Abderhalden und Rudolf Hanslian,\ngestellt werden, ein wie gro\u00dfer Anteil der anorganischen Stoffe bei der Verdauung in L\u00f6sung \u00fcbergef\u00fchrt resp. dissoziiert wird. Wir haben zun\u00e4chst das Eisen und Calcium verfolgt. Die Versuchsanordnung war die folgende.\nAls Material benutzten wir ganz frisches, fett- und sehnenfreies Fleisch vom Pferde. Dieses wurde zun\u00e4chst durch eine Fleischhackmaschine getrieben. Selbstverst\u00e4ndlich wurde jede Ber\u00fchrung mit eisenhaltigen Instrumenten peinlich vermieden. Von dem erhaltenen gleichm\u00e4\u00dfigen Gemisch wurden zun\u00e4chst 100 g mit 500 g Wasser eine Stunde lang ausgekocht, um festzustellen, ob sich Eisen und Calcium auf diese Weise dem Fleische wenigstens teilweise entziehen lassen. Auf Eisen pr\u00fcften wir im filtrierten Auskochwasser mit Rhodankalium und Salzs\u00e4ure und ferner mit Schwefelammonium. Die Proben fielen negativ aus. Auch erhielten wir nach Zusatz von Ammonium, oxalat und Essigs\u00e4ure keine F\u00e4llung. Es war somit kein mit diesem Reagens fallendes Calcium in L\u00f6sung gegangen. Dieselben Pr\u00fcfungen wurden mit einer Aufl\u00f6sung von Pankreatin in hei\u00dfem Wasser ausgef\u00fchrt, auch sie verliefen negativ.\nNunmehr stellten wir in einem aliquoten Teile den Gesamtgehalt an Eisen und Calcium fest. Es gilt dies selbstverst\u00e4ndlich f\u00fcr jede einzelne Versuchsserie. Die Veraschung des Fleisches wurde nach der Vorschrift von Neumann ausgef\u00fchrt. Zugleich mit dem Fleisch veraschten wir die entsprechende Gewichtsmenge an Pankreatin, berechnet aus der zu den Verdauungsversuchen verwendeten Menge Pankreatin. Die Ausf\u00fchrung der Bestimmung von Eisen und Calcium ist weiter unten beschrieben. Hervorgehoben sei, da\u00df wir stets alle Reagenzien auf den Gehalt an Eisen und Calcium gepr\u00fcft und dann, wenn die gefundenen Mengen einen Einflu\u00df auf das erhaltene Resultat hatten, diese in Betracht gezogen haben.\nNunmehr wurden abgewogene Mengen des gehackten Fleisches in Wasser suspendiert und nach Zusatz einer bestimmten Menge von Pankreatin bei 37\u00b0 verdaut. Durch Zusatz von Toluol wurde die Bakterienwirkung ausgeschaltet. Bei den einen Versuchen setzten wir noch Sodal\u00f6sung bis zur deutlich alkalischen Reaktion hinzu, bei anderen Versuchen unterblieb","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"Verhalten der anorganischen Bestandteile der Nahrungsmittel. 1. 125\ndieser Zusatz. Die Verdauung wurde zu verschiedenen Zeiten unterbrochen und nunmehr in der Verdauungsfl\u00fcssigkeit der Gehalt an Eisen und Calcium bestimmt. Selbstverst\u00e4ndlich mu\u00dften hierbei alle Prozeduren peinlichst vermieden werden, die eine sekund\u00e4re Abspaltung der genannten Elemente im Gefolge h\u00e4tten haben k\u00f6nnen. Es kam uns darauf an, das nicht mehr in fester Bindung vorhandene Eisen und Calcium festzustellen und den erhaltenen Wert mit dem Gesamtgehalt des Ausgangsmaterials an diesen Elementen zu vergleichen. Selbstverst\u00e4ndlich l\u00e4\u00dft sich auf Grund der angewandten Methodik nichts dar\u00fcber aussagen, ob die so nachgewiesenen Eisen- und Calci\u00fcmmengen in Ionenform im Verdauungsgemisch vorhanden oder aber zum Teil wenigstens an S\u00e4uren \u2014 z. B. Aminos\u00e4uren \u2014 gebunden waren. F\u00fcr die Beantwortung unserer Fragestellung ist das gleichg\u00fcltig. Wir wollen nur wissen, ob bei der Verdauung Verbindungen \u00fcbrig bleiben, die anorganische Bestandteile in charakteristischer, urspr\u00fcnglicher Form enthaften oder aber, ob alle diese Bindungen gel\u00f6st werden.\nDieses Problem hat ein besonderes Interesse f\u00fcr die endg\u00fcltige Entscheidung der Frage nach der Bedeutung des Jod-gehaltes der Schilddr\u00fcse und speziell der Bindungsart des Jods in dieser. Ist diese f\u00fcr die Wirksamkeit verf\u00fctterter Schilddr\u00fcsenbestandteile verantwortlich, oder wird im Magendarmkanal das Jod vollst\u00e4ndig abgespalten, und verliert trotzdem das Schilddr\u00fcsenpr\u00e4parat seine Wirkung nicht? Mit Versuchen dieser Art ist der eine von uns (Abderhalden) besch\u00e4ftigt.\nWie weiter unten mitgeteilten Versuchsresultate ergeben, l\u00e4\u00dft sich in der Verdauungsfl\u00fcssigkeit schon nach kurzer Zeit, z. B. nach acht Tagen, der bei weitem gr\u00f6\u00dfte Teil des Eisens und Calciums in der Verdauungsfl\u00fcssigkeit in freiem Zustand nach^reisen. Wir schlie\u00dfen aus dieser Beobachtung unter Ber\u00fccksichtigung der eingangs erw\u00e4hnten zahlreichen Befunde des einen von uns, da\u00df der tierische Organismus die anorganischen Bestandteile der Nahrung in indifferenter Form \u00fcbernimmt und nicht in fester organischer Bindung. Ohne Zweifel wird die allgemeine Verwendbarkeit eines anorganischen Nahrungsstoffes im tie-","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"126 Emil Abderhalden und Rudolf Hanslian,\nrischen und sicher auch im Pflanzenorganismus davon abh\u00e4ngig sein, ob er sowohl im Magendarmkanal als auch in den Geweben je nach Bedarf in Ionenform \u00fcbergef\u00e4hrt werden kann. Findet sich ein anorganischer Stoff in fester organischer Bindung, dann kommen weder seine Eigenschaften noch die der organischen Verbindung rein zum Ausdruck. Beide modifizieren sich gegenseitig in ihrer Wirkung. Der Organismus bereitet anorganisch-organische Verbindungen zu ganz bestimmten Zwecken. Die einzelnen K\u00f6rperzellen enthalten neben Ionenverbindungen und freien Ionen sicher auch ganz charakteristische organisch-anorganische Verbindungen mit typischem Gepr\u00e4ge. Nehmen wir solche Bestandteile mit unserer Nahrung auf, dann wurde, wenn kein tiefgehender Abbau erfolgte, den K\u00f6rperzellen ein Material zugef\u00fchrt, das infolge seiner Eigenart nicht verwertbar w\u00e4re. Durch den Abbau wird den Zellen erst die allgemeine Verf\u00fcgung \u00fcber die einzelnen Stoffe gegeben. Um Mi\u00dfverst\u00e4ndnissen vorzubeugen, sei noch hervorgehoben, da\u00df wir mit der Feststellung, da\u00df viele Nahrungsmittel, wie z. B. das Fleisch, erst nach eintretender Verdauung anorganische Stoffe mit Reagenzien erkennen lassen, die vorher ein negatives Resultat ergeben hatten, nicht zum Ausdruck bringen wollen, da\u00df nun alle diese zum Vorschein kommenden Stoffe vorher fest gebunden waren. So werden z. B. Eiwei\u00dfionenverbindungen allein schon durch die Hydrolyse der Proteine zerlegt. Mit demi Verschwinden des kolloidalen Charakters wird mancher anorganische Stoff frei. Nur ein gewisser Anteil der in der Verdauungsfl\u00fcssigkeit vorhandenen anorganischen Stoffe entspringt einer fest gef\u00fcgten Bindung. Dies ist z. B. bei dem aus Blutfarbstoff abgespaltenen Eisen der Fall.\nDer erhobene Befund steht im besten Einklang mit der Tatsache, da\u00df es gelingt, Hunde mit den Salzen der Milch und noch besser mit denen des Blutes und mit Knochenasche als einzige Quelle anorganischer Substanzen zum Wachsen zu bringen. Die Lehre von der Unersetzbarkeit der in der nat\u00fcrlichen Nahrung enthaltenen anorganischen Bestandteile mu\u00df fallen* Es gen\u00fcgt, wenn die notwendigen Elemente in gen\u00fcgender Menge vorhanden sind. Organisch-anorganische Verbindungen","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"Verhalten der anorganischen Bestandteile der Nahrungsmittel. I. 127\nbrauchen nicht verabreicht zu werden. Aus diesen, Schlu\u00dffolgerungen, die sich auf die zahlreichen Beobachtungen \u00fcber das Verhalten von Tieren, die als einzige Nahrung vollst\u00e4ndig zerlegte Nahrungsstoffe erhielten, st\u00fctzen, ergibt sich der weitere Schlu\u00df, da\u00df in Medikamenten die anorganischen Stoffe, falls diese an und f\u00fcr sich eine Wirkung als Ion entfalten sollen, in einer Form vorhanden sein m\u00fcssen, in der sie leicht abspaltbar sind. Wirkt eine organisch-anorganische Verbindung in typischer Weise, ohne da\u00df der anorganische Bestandteil in den Geweben frei zur Verf\u00fcgung steht, weil z. B. eine Abspaltung unm\u00f6glich ist, dann haben wir kein Recht, die Wirkung dieser Substanz auf den anorganischen Bestandteil allein zu beziehen. Von einer Ionenwirkung kann in diesem Falle keine Rede sein.\nExperimenteller Teil ;\n1. Methode.\nBei der Bestimmung der Gesamtmengen von Eisen und Calcium verfuhren wir bei allen Versuchsserien gleichm\u00e4\u00dfig, indem wir stets ein Gemisch von 100 g gehacktem Fleisch und 10 g Pankreatin untersuchten. Eisen- und Calciumbestim mungen nahmen wir niemals nebeneinander in einer Portion, sondern immer getrennt vor.\nZur Ermittelung des Eisengehaltes verfuhren wir folgenderma\u00dfen : Die Veraschung wurde nach Neumann auf feuchtem Wege ausgef\u00fchrt. Bis zur v\u00f6lligen Zerst\u00f6rung \u00fcber m\u00f6glichst kleiner Flamme wurden etwa 100\u2014120 ccm S\u00e4uregemisch verbraucht. Die hellgefarbte L\u00f6sung versetzten wir im Becherglas mit der dreifachen Menge Wasser und kochten das Ganze 10 Minuten lang bis zur Vertreibung der Stickoxydd\u00e4mpfe. Nun gaben wir die L\u00f6sung in den Rundkolben zur\u00fcck und f\u00e4llten das Eisen mit 20 ccm Ziqkphos-phatl\u00f6s\u00fcng unter genauer Beachtung der Ne\u00fcmannscHen Angaben. Es ist hier nur zu bemerken, da\u00df beim st\u00fcrmischen Kochen der Fl\u00fcssigkeit im schr\u00e4g liegenden Rundkolben in\n**) Emil Abderhalden, Die Eisenfrage. Medizin. Klinik. Jg. 1906. Nr. 16.","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128 Emil Abderhalden und Rudolf Hanslian,\nkeinem Falle entgegen der Ansicht anderer Autoren ein Verspritzen konstatiert werden konnte. Der abfiltrierte und ausgewaschene Niederschlag wurde in 20 ccm konzentrierter Salzs\u00e4ure gel\u00f6st, der gr\u00f6\u00dfte Teil der freien S\u00e4ure mit Natronlauge neutralisiert, und das Ganze auf ein Volumen von 250 ccm aufgef\u00fcllt.\nZur Ausf\u00fchrung der Gesamt-Calciumbestimmung wurde das S\u00e4uregemisch nach v\u00f6lliger Veraschung nur mit der zweifachen Menge Wasser versetzt und 10 Minuten lang gekocht. In der K\u00e4lte gaben wir alsdann das vierfache Volumen 96\u00b0/oigen Alkohols hinzu und lie\u00dfen 12 Stunden bei gew\u00f6hnlicher Temperatur stehen. Dann filtrierten wir ab, wuschen mit 70\u00b0/oigem Alkohol gut aus und l\u00f6sten den Niederschlag wiederum \u2014 unter Vermeidung von Salzs\u00e4ure \u2014 in wenig S\u00e4uregemisch. Den /ganzen Vorgang wiederholten wir. Das so zweimal gef\u00e4llte Calciumsulfat wurde getrocknet, der Niederschlag vom Filter entfernt und letzteres f\u00fcr sich am Platindraht verascht. Schlie\u00dflich wurde das Ganze bei schwacher Rotglut des Platintiegels im Bunsenbrenner bis zur Konstanz gegl\u00fcht.\nZur Bestimmung des durch die Verdauung in anorganische Form \u00fcbergef\u00fchrten Eisens wurde das Verdauungsgemisch nach Ablauf einer bestimmten Zeit filtriert. Zuvor \u00fcberzeugten wir uns jedoch von der Reaktion des Gemisches. Reagierte es alkalisch, so s\u00e4uerten wir mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure schwach an. Der Filterr\u00fcckstand wurde sorgf\u00e4ltig mit gro\u00dfen Mengen hei\u00dfen, destillierten Wassers ausgewaschen. Die Filtrate konzentrierten wir in einer gro\u00dfen Porzellanschale, wobei jedoch ein Eindampfen zur Trockene vermieden wurde. Schlie\u00dflich filtrierten wir die hei\u00dfe L\u00f6sung nochmals in ein Becherglas. Das Filtrat neutralisierten wir mit Ammoniak, f\u00fcgten Ammonium-chlorid hinzu und versetzten mit einer gen\u00fcgenden Menge frisch bereiteten Schwefelammons. Zur v\u00f6lligen Abscheidung des Eisensulfids erhitzten wir 2\u20143 Stunden auf dem Wasserbade. Dann lie\u00dfen wir erkalten, filtrierten durch ein glattes Filter, wuschen mit schwefelammonhaltigem Wasser nach und l\u00f6sten den durch Calciumphosphat und Ammoniummagnesiumphosphat verunreinigten Eisensulf\u00fcrniederschlag in konzentrierter Salzs\u00e4ure. Die","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"Verhalten der anorganischen Bestandteile der Nahrungsmittel. I 129\nsalzsaure L\u00f6sung verd\u00fcnnten wir mit Wasser und f\u00e4llten mit 20 ccm Zinkphosphatl\u00f6sung nach bekannter Vorschrift. Der Eisenzinkphosphatniederschlag wurde auch hier in genau 20 ccm konzentrierter Salzs\u00e4ure gel\u00f6st, mit Natronlauge neutralisiert und die L\u00f6sung auf 250 ccm aufgef\u00fcllt\nDas abgespaltene Calcium bestimmten wir gleichfalls im sauren Filtrat des Verdauungsgemisches. Auch hier wurden die Filterr\u00fcckst\u00e4nde mit viel hei\u00dfem Wasser sorgf\u00e4ltig ausgewaschen, und die Filtrate konzentriert. Die saure L\u00f6sung machten wir schwach ammoniakalisch, f\u00fcgten reichliche Mengen Chlorammon hinzu, erhitzten und f\u00e4llten mit einer hei\u00dfen L\u00f6sung\u2018von Ammonoxalat. Nach 12 st\u00e4ndigem Stehen filtrierten wir ab und wuschen mit warmem, ammonoxalathaltigem Wasser nach. Den Niederschlag l\u00f6sten wir in wenig S\u00e4uregemisch, verd\u00fcnnten mit Wasser und f\u00e4llten mit dem 4 fachen Volumen Alkohol das Calcium als Sultat nach der oben beschriebenen Methode.\nDie Titration der L\u00f6sungen des Gesamteisens, wie des abgespaltenen Eisens vollzog sich in gleicher Weise. Von den 250 ccm Fl\u00fcssigkeit gaben wir in einen verschlie\u00dfbaren 100 ccm-Me\u00dfkolben 50 ccm, setzten 5 ccm St\u00e4rkel\u00f6sung hinzu und verdr\u00e4ngten durch l\u00e4ngeres Einleiten von Kohlens\u00e4ure die Luft v\u00f6llig aus Kolben und Fl\u00fcssigkeit. Nun f\u00fcgten wir 3 g Jodkalium hinzu, verschlossen die Flasche, sch\u00fcttelten Um und lie\u00dfen 20 Minuten lang bei Zimmertemperatur stehen. Nach Ablauf dieser Zeit titrierten wir das ausgeschiedene Jod mit Natriumihiosulfatl\u00f6sung zur\u00fcck. Sobald die Blauf\u00e4rbung \u00fcber rotviolett verschwunden war, leiteten wir wiederum Kohlens\u00e4ure ein und beobachteten, ob nach 2\u20143 Minuten Nachbl\u00e4uung eintrat.\nfolgende Gesichtspunkte Ber\u00fccksichtigung. Die Empfindlichkeit der St\u00e4rkereaktion ist nach Treadwell1) bei Verwendung von n/ioo-L\u00f6sung in hohem Ma\u00dfe von der Konzentration der Jodidlosung abh\u00e4ngig. Da hier eine etwa \u201c/\u00bbo-L\u00f6sung zur- Titration gelangt, ist diese Tatsache sehr beachtenswert. Aber auch die\n*) Lehrbuch d. analyt. Chemie, U. Bd. (1911) S. 537.\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXX.\t9","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"^ H\u0153i\u00ee Abderhalden und Rudolf Hanslian,\nAnwesenheit von anderen anorganischen Salzen \u2014 wie Natriumchlorid, Ammonchlorid \u2014 bedingen Konzentrations\u00e4nderungen und damit fehlerhafte Resultate, wie eigene Versuche gezeigt haben. So verbrauchten beispielsweise 0,004 Fe, als Chlorid m 50 ccm Wasser, 10,0 ccm Na^O*, dieselbe Eisenl\u00f6sung + 10 g Ammonchlorid bei gleicher Temperatur 17,28 ccm.\nMan mu\u00df demnach bei der Titerstellung, wie bei der Analyse, f\u00fcr m\u00f6glichst gleiche Konzentrationsbedingungen Sorge tragen. Bei der Analyse gen\u00fcgten wir dieser Anforderung insofern, als wir den Eisenzinkphosphatniederschlag stets in 20 ccm Salzs\u00e4ure l\u00f6sten, auf 250 ccm auff\u00fcllten und dann 50 ccm + 5 ccm St\u00e4rkel\u00f6sung und 3 g Jodkalium zur Titration nahmen, \u00dfei der Titerstellung setzten wir die zu titrierende Fl\u00fcssigkeit dementsprechend folgenderma\u00dfen zusammen: 20 ccm der verd\u00fcnnten Kahlbaumschen Eisenl\u00f6sung, 30 ccm destilliertes Wasser und 5 ccm St\u00e4rkel\u00f6sung, dazu f\u00fcgten wir 1,7 g Kochsalz, entsprechend 4 ccm mit Natronlauge neutralisierter Salzs\u00e4ure vom spezifischen Gewicht 1,124. In dieses Gemisch\nleiteten wir Kohlens\u00e4ure ein, gaben 3 g Jodkalium hinzu und titrierten.\nButterfield *) und vor kurzem auch Jahn\u00ab) haben darauf hingewiesen, da\u00df die Eisenbestimmungen nach Neumann zu unsicheren Resultaten f\u00fchren, wenn man sich an die \u00fcbliche Vorschrift h\u00e4lt. Wir k\u00f6nnen nach unseren Erfahrungen und speziell fu\u00dfend auf den Beobachtungen von Treadwell diese Ansicht nur best\u00e4tigen. Man wird in Zukunft nur solchen Eisenbestimmungen einen Wert zuerkennen k\u00f6nnen, die unter Beobachtung der erw\u00e4hnten Kautelen durchgef\u00fchrt sind. Eine ausf\u00fchrliche Schilderung der Eisenbestimmung wird der eine von uns (Hanslian) im Handbuch der Biochemischen Arbeitsmethoden, Bd. 6, geben.\nBei der Bestimmung des Calciums als Sulfat nach den\ni? E,E* Butterfield, Eisengehalt des menschlichen Blutfarbstoffs, Diese Zeitschrift, Bd. 62, S. 218, 1909.\n_ . Er*eifrich Jahn, Zur Kenntnis des Eisenstoffwechsels, Diese Zeitschrift, Bd. 75, H. 4; S. 312, 1911.","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"Verhalten der anorganischen Bestandteile der Nahrungsmittel. I. 131\nAngaben von Aron1) gelangten wir zu keinen einwandfreien Resultaten. Wir haben deshalb die oben beschriebene Methodik angewandt. /\n2. Resultate.\nI. Versuchsreihe.\nGesamteisen in 100g Fleisch und 10g Pankreatin:\n0,007381 g Fe als Mittelwert.\nDemnach Gesamteisen in 350 g Fleisch und 35 g Pankreatin 0,02583 g Fe*\nAbbau nach 10 Tagen ohne Alkalizusatz\nJK) M\u00bbl Fe aus 350 g Fleisch und 35 g Pankreatin.\nDiese Bestimmungen wurden genau nach der Vorschrift von Neumann ausgefuhrt.\nII. Versuchsreihe.\nEisen und Calcium aus neuem Fleisch und heuern Pankreatin, unter Ber\u00fccksichtigung der vorgenannten Ka\u00fctelen bei der Analyse bestimmt.\nGesamteisen in 100 g Fleisch und 10 g Pankreatin:\nVersuch 1 {0,00589 10,00674\nVersuch 2 j0,00532 l0,00529\n0,00556 g Fe.\nDemnach Gesamteisen in 350 g Fleisch und 35 g Pankreatin 0,01946 g Fe.\nGesamtcalcium in 100 g Fleisch und 10 g Pankreatin:\nofiirn} 0,01181 * Ca\nZur Kontrolle 200 g Fleisch ohne Pankreatin 0,02127 g Ca, demnach in 100 g 0,01063 g Ca.\nZwei Versuche, a und b, bestehend aus 350 g Fleisch und 35 g Pankreatin, ohne Alkalizusatz, wurden 8 Tage .lang verdaut. Das Filtrat war sauer. In demselben waren enthalten:\n*) Biochemische Zeitschrift, Bd. IV, S. 268 (1908).\n\u2022\t9*","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"Der R\u00fcckstand von a und b wurde mit 20 g Pankreatin in einer L\u00f6sung von 8,5 g Natriumcarbonat in 1750 ccm Wasser weiter verdaut.\nNach 9 Tagen bestimmten wir im urspr\u00fcnglich alkalischen, zur Bestimmung anges\u00e4uerten Filtrat\n0,006566 a 0,006364 .0,008384 0,008184\n} 0,006466 g Fe. J 0,008284 g Fe\nEs war somit bereits s\u00e4mtliches Eisen bis auf geringe, kaum qualitativ nachweisbare Spuren im R\u00fcckstand abgespalten Trotzdem w\u00fcrden die R\u00fcckst\u00e4nde a und b nochmals \u2014 zum drittenmal \u2014 mit 10 g Pankreatin in einer L\u00f6sung von 10 g Natriumcarbonat in 1750 ccm Wasser weitere 16 Tage lang verdaut. Das Filtrat enthielt\na 0,00059 g Fe b 0,00055 g Fe,\nwelche augenscheinlich aus dem Pankreatin stammten. Auch hier waren kaum qualitativ nachweisbare Spuren im R\u00fcckstand vorhanden.\nZwei zu gleicher Zeit angesetzte Versuche, bestehend aus 350 g Fleisch, 35 g Pankreatin, 17 g Natriumcarbonat und 1750 ccm Wasser, wurden nach 35 Tagen abfiltriert. Das Filtrat reagierte alkalisch. Es enthielt\n0,01290 g Fe 0,01278 g Fe\nZwei weitere, ganz analoge Versuche wurden nach 37 Tagen abfiltriert. Das Filtrat reagierte alkalisch. Die Analyse ergab\n0,03498 g Ca 0,03142 g Ca","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"Verhalten der anorganischen Bestandteile der Nahrungsmittel. I. 133\nVersuch 1\nAM\n* l 0,<\n0,01012 g Fe in 100 g.\nDas Gesamtcalcium in 350 g Fleisch und 35 g Pankreatin betr\u00e4gt nach der obigen Analyse 0,03694 g Ca.\nIII. Versuchsreihe.\n1500 g Fleisch und 3 Pankreasdr\u00fcsen von Pferden wurden gemahlen und sorgf\u00e4ltig im M\u00f6rser zu einem gleichm\u00e4\u00dfigen Gemisch vermengt.\nDie Bestimmung des Gesamteisens nach der Veraschung\nvon Neumann ergab:\n0,01115 g in 100 g Gemisch\n0,01106 \u00bb. \u00bb 100 \u00bb\t\u00bb\n\u00ab l a i 0,0916 \u00bb \u00bb 100 *\t\u00bb\nVersuch 2. | 0)0916\t^ 100 .\t.\nDemnach in 300 g = 0,03086 g Fe.\n300 g Gemisch, 1750 ccm H,0 und 17 g Na,COs wurden bei 37\u00b0 auf bewahrt und nach 3 Tagen abfiltriert. Die Filtrate waren alkalisch.\nVersuch 1 ( versucn i. | OyOOB79\nVersuch 2 I G,008221 versucn | 0008277\nZwei zu gleicher Zeit angesetzte Versuche, bestehend aus 300 g Gemisch, 1750 ccm H,0 und 17 g NatC0\u201e wurden nach 8 Tagen abfiltriert. Die Filtrate waren alkalisch. Sie enthielten :\n00225 }\u00abm\t\u2018\n0,00849 g Fe.\nVersuch 1.\n0,0219\nVersuch 2.\n0,0198 | o^,\n0,0222 g Fe. 0,0195 g Fe.\n0,0192\nDemnach betrug der Abbau nach 8 Tagen im Durchschnitt 0,02085 g Fe aus 300 g Verdauungsgemisch, welches 0,03036 g Gesamteisen enthielt.\t.\nS\u00e4mtliche Versuche zeigen somit deutlich, da\u00df beim Abbau der organischen Nahrungsstoffe auch die anorganischen in Freiheit gesetzt werden.\nEs sei hier noch einer Beobachtung gedacht, f\u00fcr die wir zurzeit eine bestimmte Erkl\u00e4rung nicht geben k\u00f6nnen. Wir","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"134\nEmil Abderhalden und Rudolf Hanslian,\nfanden n\u00e4mlich m vier Versuchen, da\u00df beim langen Stehen des Verdauungsgemisches in saurer L\u00f6sung die Menge des mit den von uns angewandten Reagenzien nachweisbaren Eisens, ver-g ichen mit den bei kurzfristigen Versuchen gefundenen Mengen erheblich zur\u00f6ckging. Vergleiche die folgenden Resultate D . Zwei Versuche, bestehend aus je 350 g Fleisch und 35 g Pankreatin mit einem Gesamteisengehalt von 0,02583 g, wurden in 1750 Wasser ohne Alkalizusatz 42 Tage lang verdaut. Die sauren Filtrate enthielten :\n0,00591 g Fe . 0,00611 g Fe /\n\u201e \u00aehnlicbes Resultat erhielten wir bei zwei gleichen Versuchen, die ebenfalls aus 350 g Fleisch und 35 g Pankreatin mit einem Gesamteisengehalt von 0,01946g bestanden-\nSie gaben nach ununterbrochener Verdauung in saurer L\u00f6suns nach 18 Tagen\n0,004848 ) \u00e2 . ,\n0,004798 /\tg Fe\n0,003233 ) .\n0,003333 J \u00ae>\u00ae\u00ae388S g Fe.\n, ' ,Bei der Beurteilung der erw\u00e4hnten Befunde kommen analytische Fehlerquellen sicher nicht in Betracht. Man k\u00f6nnte an eine Synthese denken, doch fehlen f\u00fcr eine solche Annahme zurzeit alle Unterlagen. Alle Versuche, eine fermentative Eiwei\u00dfsynthese aus einfacheren und einfachsten Bausteinen nachzuweisen, schlugen bis jetzt fehl. Es sind im hiesigen Institut seit mehreren Jahren Versuche im Gange um eine solche Synthese eindeutig sicher zu stellen. Bei einer Reihe dieser Versuche wurde das Fermentsubstratgemisch optisch verfolgt. Neuerdings hat der eine von uns (Abderhalden) gemeinsam mit Paul Hirsch das Verhalten des Aminostickstofls ids Grundlage fflr die Beurteilung synthetischer Prozesse gew\u00e4hlt. Die Resultate waren bei Verwendung verschiedener Organe (Darm, Leber usw.) durchweg negativ. Bei einigen dieser Versuche war Ammoniak zugesetzt worden. Es wt denkbar, da\u00df der Umstand, da\u00df das in Freiheit gesetzte Eisen b\u00e4 saurer Reaktion der Verdauungsfl\u00fcssigkeit bei l\u00e4ngerem","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"Verhalten der anorganischen Bestandteile der Nahrungsmittel. I. 135\nStehen des Versuches sich dem Nachweis mehr und mehr entzog, einen Fingerzeig f\u00fcr die besten Bedingungen einer Synthese abgibt. Allerdings mu\u00df man auch damit rechnen, da\u00df bei der langen Versuchsdauer Bakterien sich entwickeln konnten, die das freie Eisen als Baustein ihres Zelleibes benutzten. Endlich k\u00f6nnte auch das angesammelte Pankreatin im Laufe des Versuchs sich so ver\u00e4ndert haben, da\u00df es Eisen fixieren konnte. Wir heben all diese M\u00f6glichkeiten hervor, um zu zeigen, da\u00df derartige Versuche, wenn sie nicht unter verschiedenen Bedingungen durchgef\u00fchrt werden und vor allem die Versuchsdauer variiert wird, leicht zu ganz unrichtigen Resultaten und damit zu falschen Schlu\u00dffolgerungen f\u00fchren k\u00f6nnen.\nDie in der Einleitung erw\u00e4hnten Probleme werden im hiesigen Institute auf andere Elemente ausgedehnt. Vor allem wird der normale Darminhalt auf seinen Gehalt an freien und gebundenen Elementen mit quantitativen Methoden zu pr\u00fcfen sein.","page":135}],"identifier":"lit19553","issued":"1912","language":"de","pages":"121-135","startpages":"121","title":"Das Verhalten der anorganischen Bestandteile der Nahrungsmittel im Magendarmkanal. I. Mitteilung: \u00dcber das Verhalten des im Fleisch enthaltenen Eisens und Calciums bei der Verdauung","type":"Journal Article","volume":"80"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:25:12.583269+00:00"}