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{"created":"2022-01-31T14:23:49.138713+00:00","id":"lit19566","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Chowrenko, M. A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 80: 253-273","fulltext":[{"file":"p0253.txt","language":"de","ocr_de":"Ober dae Redukttoniverm\u00f6gen der Hefe. Hydrogenleatioii des Schwefele bei der Alkobel|irung.\nVon -\nM, A, Chowrenko.\nMit einer Abbildung im Text.\n\u2022 '\t-\t; . V v.\n(Aus dem Pflanzen-physiologischen Laboratorium von Prof. N. Chudjakow des Moskauer Landwirtschaftlichen Instituts.)\n(Der Redaktion zugegangen am l*.Juli 1912.)\nEinleitung.\nSchon Nessler1 * *) im Jahre 1869, dann Dumas*) im Jahre 1874 stellten fest, da\u00df w\u00e4hrend der Alkoholg\u00e4rung bei Anwesenheit von Schwefel durch Hefe Schwefelwasserstoff entsteht. Das ist eine gutbekannte Tatsache in der Praxis der G\u00e4rungsindustrie, besonders bei der Weinbereitung, denn der g\u00e4rende Weinmost enth\u00e4lt oft bedeutende Mengen von Schwefel, welcher beim Weinbau als Heilmittel gegen Pilzkrankheiten angewendet wird. A. Osterwalder8) wies darauf hin, da\u00df es Heferassen gibt, welche HjS nur bei Anwesenheit von freiem Schwefel bilden, und andere, die auch Schwefel in gebundener Form reduzieren. Stagnitta-Balistreri4) stellt fest, da\u00df nicht nur Hefe, sondern auch einige Mycoderma-Arten diese Reduktionsf\u00e4higkeit besitzen. Viele Forscher, wie Fr. Pfeifer, B. Haas, J. Klaudi und A. Svoboda, Ed. Hotter u. a. (siehe Hand-\n*) Julius Nessler, Die Bereitung, Pflege und Untersuchung des Weines. 1898, Stuttgart.\n*) Dumas, Recherches sur la fermentation alcoolique. Annales de Chimie et de physique. 6\u00ab s\u00e9r., T. HI, p. 22.\n*) Landw. Jahrb. der Schweiz, 1903, Bd. 16, S. 498.\n4) Arch. f. Hyg., 1893, Bd. 16, S. 10.","page":253},{"file":"p0254.txt","language":"de","ocr_de":"254 \u2022\tM. A. Chowrenko,\nbuch der Technischen Mycologie von Fr. Lafar, 4. Band, S. 449) fanden unter den G\u00e4rungsprodukten verschiedener G\u00e4rstoffe schweflige S\u00e4ure, als Ergebnis der Hefereduktion.\nJ. Rey-Pailhade <) betonte als erster, da\u00df Hydrogenisation des Schwefels ein Proze\u00df enzymatischen Charakters sei und da\u00df das Ferment, welches Schwefelwasserstoff aus Schwefel bildet (das Philothion), aus der Hefe in den Alkoholauszug \u00fcbergeht, wenn gepre\u00dfte Bierhefe mit 86\u00b0/o Alkohol in gleichen Gewichtsmengen (1:1) behandelt wird. Der Rey-Pailhade-sche Alkoholauszug hydrogenisiert den Schwefel bei gew\u00f6hnlicher Temperatur, seine maximale Wirkung aber zeigt sich bei 35 -40\u00b0 C.; au\u00dferdem reduziert er Indigokarmin. Das Ferment des Alkoholauszugs, von Rey-Pailhade anfangs Philothion, dann Hydr\u00f6genase*) genannt, oxydiert sich leicht beim Stehen an der Luft ira Laufe von 2\u20143 Tagen, wobei es seine Reduktionsf\u00e4higkeit einb\u00f6\u00dft.\nPozzi-Escot8) wiederholte in seinen zahlreichen Versuchen die Versuche von Rey-Pailhade, best\u00e4tigte die erzielten Resultate und kam zu dem Schl\u00fcsse, da\u00df das Philothion eine Mischung von wenigstens 2 selbst\u00e4ndigen Fermenten ist, von denen das eine gegen Oxydation widerstandsf\u00e4higer ist als das andere. Au\u00dferdem vermutet er, da\u00df die L\u00f6wsche Katalase und die Rey-Pailhadesche Hydrogenase ein und dasselbe Ferment seien. Pozzi-Escot nennt dasselbe Reduktase und weist darauf hin, da\u00df es sich in allen Organen verschiedener in der Wachstumsperiode stehender Pflanzen vorfindet.\nSchreiner und Sullivan* * * 4) beobachteten in der Tat die Reduktion von selenig- und teilurigsaurem Natrium durch junge Wurzeln des Weizens, wobei es sich ergab, da\u00df mit der Zunahme an Wuchs auch die Reduktionskraft der W\u00fcrzelchen\n\u2018) J- de Rey-Pailhade, Sur un corps d\u2019origine organique hydro-g\u00e9nant le soufre \u00e0 froid. C. R. de l\u2019Ac. de Sc., 11 juin 1888.\n\u2022) Bull Soc. Chim., 1900, Bd. 28, S. 666.\n*) Pozzi-Escot, Etat actuel de nos connaissances sur les oxydases et les r\u00e9ductases. 1908, Paris.\n4) 0. Schreiner und M. Sullivan, \u00abReduction by roots\u00bb, Bot. Gazette, 1911, Bd. 51, H. 2, S. 120\u2014190.","page":254},{"file":"p0255.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Reduktionsvermdgen der Hefe.\t255\nw\u00e4chst und zwar bis zum 8. Tage, danach nimmt sie ab. In Wasser gekochte Wurzeln verlieren die Reduktionsf\u00e4higkeit. Zur Erhaltung wirksamerer Hefepr\u00e4parate schl\u00e4gt Pozzi-Escot vor, unterg\u00e4rige Bierhefe zu benutzen, die im Vergleiche zu Oberhefe an Reduktase reichhaltiger ist, und r\u00e4t, anstatt des alkoholischen Auszugs eine Plasmolyse der Zellen durch Pulverzucker zu vollziehen. Durch Benutzung stark aktiver L\u00f6sungen rief Pozzi-Escot die Hydrogenisation des Selens und die Reduktion des Nitrobenzols zu Anilin hervor.\nM. Hahni) pr\u00fcfte das Reduktionsverm\u00f6gen des Buchner-\nschen Pre\u00dfsafts durch Anwendung von Methylenblau, wobei es sich erwies, da\u00df frischer Saft, nach Hinzuf\u00fcgung von Toluol in einem Eisschrank aufbewahrt, erst nach einigen Tagen die Reduktionsf\u00e4higkeit verliert, wogegen ein blo\u00df stundenlanges Erw\u00e4rmen bei 55-60* * C. den Verlust derselben nach sich zieht. Die Optimaltemperatur f\u00fcr Reduktion von Methylenblau liegt bei 40\u00b0 C. (zufolge Pozzi-Escot bei 30\u201440\u00b0 C.).\nA. Nastucoff2) beobachtete die Reduktion des Magnesiumsulfats durch verschiedene Hefearten bei Anwesenheit von basischem Wismutnitrat. Der dabei entstehende braunschwarze Niederschlag von Schwefelwismut diente als Ma\u00df f\u00fcr die Intensif der Hefereduktion. Der Verfasser fand, da\u00df die verschiedenen Heferassen eine verschiedene Reduktionskraft aufweisen, doch irgend einen Zusammenhang zwischen dem Reduktionsprozesse und der Alkoholg\u00e4rung entdeckte er nicht\nBei seinen Versuchen mit Zymin fand W. Palladin,8) da\u00df die Reduktase der Hefe einen unmittelbaren Anteil an der Spaltung der Glukose in Alkohol und GO, hat, da in den F\u00e4llen, wo die Glukose sich neben selenigsaurem Natrium befindet\u2019 das letztere solange unber\u00fchrt bleibt, bis die Zuckerspaltung vor sich geht, ist aber dieselbe beendet, so beginnt die Reduktion des Selena. Diese Reaktion findet \u00fcberhaupt nicht\n\u2018) M. Hahn, M\u00fcnchener med. Wochenschrift, 1902, S. 595.\n*) Al. Nastucoff, Essais sur le pouvoir r\u00e9ducteur. des levures pures, moyens de le mesurer. Ann. de l\u2019Institut Pasteur, 1895, S. 766.\n*) W. Palladin, Beteiligung der Reduktase im Prozesse der Alkoholg\u00e4rung. Diese Zeitschrift, 1906, Bd. 56, S. 81.","page":255},{"file":"p0256.txt","language":"de","ocr_de":"^\tM. A. Chowrenko,\nstolt, Wenn das Zymin vorher gekocht ist. Befinden sich aber in der selenigsauren Natriuml\u00f6sung verschiedene nicht verg\u00e4rbare organische Stoffe, so wird die Reduktion nicht gehemmt.\nDiese von W. Palladin erlangten Resultate, welche eine wichtige Bedeutung zur Aufkl\u00e4rung des Wesens des biochemischen Prozesses der Alkoholg\u00e4rung haben, finden ihre Best\u00e4tigung auch in der von mir angestellten Untersuchung der Hydrogenisation des Schwefels. Meine Versuche habe ich mit lebender Hefe sowie auch mit Zymin ausgef\u00fchrt, wobei ich folgende Fragen zu beantworten hatte :\n1. Entsteht Schwefelwasserstoff bei der Alkoholg\u00e4rung in Anwesenheit des Schwefels, wenn Reinzuchthefe und sterile G\u00e4rb\u00f6den angewendet werden? 2. In welchem Verh\u00e4ltnisse stehen die Hydrogenisation des Schwefels und der Proze\u00df der Alkoholg\u00e4rung zu einander? 3. Welchen Einflu\u00df auf Hydrogenisation des Schwefels haben \u2014 verschiedene Hefearten, der Luftzutritt oder Luftabwesenheit w\u00e4hrend der G\u00e4rung, sowie Giftstoffe, welche dem G\u00e4rboden zugesetzt sind? 4. Wird der Schwefel durch Zymin hydrogenisiert?\nMethode.\nBehufs einer quantitativen Bestimmung des Schwefelwasserstoffs benutzte ich ein Gemisch von Bromwasser und Salzs\u00e4ure; die bei der Oxydation erhaltene Schwefels\u00e4ure wurde durch gewichtsanalytisches Verfahren als Baryumsulfat bestimmt. Die oxydierende Mischung wurde in eine Drechselflasche mit gut eingeschliffenem Pfropfen eingef\u00fchrt. Es ergab sich aus dem Versuche, da\u00df eine solche Flasche vollkommen gen\u00fcgt, denn, nach Einschaltung einer zweiten derartigen Flasche, konnte ich darin keine Spuren von Schwefels\u00e4ure entdecken, selbst nicht in der Zeit der st\u00e4rksten Entwickelung von Schwefelwasserstoff.\nZur Verh\u00fctung einer zuf\u00e4lligen \u00dcbertragung von Schwefels\u00e4ure, welche sich in den Kautschukverbindungen der Bromflasche mit den Nebengef\u00e4\u00dfen bilden k\u00f6nnte, hatten seine Ableitungsrohre besondere Sicherheitskugeln. Die G\u00e4rung voll-","page":256},{"file":"p0257.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das ReduktionsvennSgen der Hefe.\t257\nzog sich in gro\u00dfen dickwandigen Kolben, von konischer Form, mit seitlich angesetztem Rohr. In den Hals des Kolbens wurde ein mit Watte umwickelter und mit einer Glasr\u00f6hre versehener Pfropfen eingef\u00fcgt. Beide Rohre des Kolbens waren mit Glasr\u00f6hren von 30\u201440 cm L\u00e4nge verbunden, welche bis auf V\u00ab mit Watte angef\u00fcllt waren. Bei allen Versuchen wurde in die Kolben je ein Liter Bierw\u00fcrze gegossen und je 1 g Schwefel in Form von Schwefelblume hinzugetan, danach die Kolben sterilisiert. Der Versuch ergab, da\u00df w\u00e4hrend des Erw\u00e4rmens beim Sterilisieren sich aus Bierw\u00fcrze und Schwefel kein Schwefelwasserstoff bildet. Die G\u00e4rung geschah mit auf folgende Art zube-, reiteter Reinhefe; in kleine Freudenreichste Kolben wurde zu 20 ccm Bierw\u00fcrze gegossen und nach Sterilisation, einen Tag vor Beginn des Versuchs die Impfung mit Hefe aus Ge-latinekultur unternommen.\nDie geimpfteh Kolben wurden darauf in den Thermostaten bei 25\u00b0 C. gestelllt. Nach Verlauf von 24 Stunden war schon eine starke G\u00e4rung der Bierw\u00fcrze zu bemerken. Aus einer ganzen Reihe derartiger Kolben konnte man immer die n\u00f6tige Anzahl solcher ausw\u00e4hlen, welche dem \u00e4u\u00dferen Anscheine nach denselben G\u00e4rungsgrad besitzen. Die durchgesch\u00fcttelte g\u00e4rende Fl\u00fcssigkeit wurde untergew\u00f6hnlicherbakteriologiseher Vorsichtsma\u00dfnahme rasch in einen gro\u00dfen Kolben mit Bierw\u00fcrze umgegossen, der mit Watte umwickelte Pfropfen darauf in den Hals des Kolbens gezw\u00e4ngt, so da\u00df der Rand des Kolbens den Pfropfen \u00fcberragte, und in die so entstandene Vertiefung geschmolzener Siegellack bis zum Rande gegossen. Bei solcher Zuf\u00fchrung der Hefe begann der G\u00e4rungsproze\u00df in allen Versuchskolben rasch und zu gleicher Zeit.\nZum Durchziehen der Luft und der Kohlens\u00e4ure diente eine Motorpumpe und die Verd\u00fcnnung erreichte man bei beliebiger Zeitdauer.\nDie Luft, sowie CO, wurden vor dem Eintritt in die G\u00e4rfl\u00fcssigkeit durch 5\u00ab/oige L\u00f6sung von schwefelsaurem Kupfer und darauf durch eine Drechselsche Waschflasche mit destilliertem Wasser gereinigt. Die durch einen Gasstrom entf\u00fchrten Bromd\u00e4mpfe wurden mit Natriumhyposulfit absorbiert.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXX.\t17","page":257},{"file":"p0258.txt","language":"de","ocr_de":".\tM. A. Chowrenko,\n\u25a0z-:-.':-; Versuch 1.\nBierhefe.1)\nDie G\u00e4rung ging ohne Luftzutritt vor sich, und zur Ent-ziehung des entstandenen Schwefelwasserstoffs wurde ein Strom von Kohlens\u00e4ure durchgelassen. Die ganze Versuchsdauer war in 7 Zeitperioden geteilt. Nach Verlauf jeder Periode wurde das Glas mit Bromwasser durch ein anderes ebensolches ersetzt, w\u00e4hrend das vorher gebrauchte der Analyse unterzogen wurde!\nDie nachfolgende Tabelle gibt die Quantit\u00e4t des erhaltenen Baryumsulfats und des daraus berechneten Schwefelwasserstoffs f\u00fcr jede einzelne Periode an:\nTabelle 1.\nPerioden\tDauer des Versuchs\tBaS04\tH,S\n\tTage\tin g\tin g\n1\t6\t0,0509\t0,0074\n2\t7\t0,1366\t0,0199\n3\t6\t0,0949\t0.0138\n4\t6\t0,0217\t0,0032\n5\t6\t0j\u00d6136\t0,0020\n6\t12\t0,0058\t0,0008\n7\t32\t0,0023\t0,0003\nTotal:\t75\t0,3258\t0,0474\nWie Tabelle 1 zeigt, hatte sich die gr\u00f6\u00dfte Menge von Schwefelwasserstoff, fast 72^/e der Gesamtmenge, im Laufe der 2. und 3. Periode gebildet, und zwar f\u00e4llt die Maximald\u00f6se in die zweite Periode, danach folgen der Reihe nach die 3., 1., 4 und die \u00fcbrigen. Da der Hauptg\u00e4rproze\u00df die ersten 5 bis 6 Tage vor sich geht, so ist es klar, da\u00df die intensivste Bildung von Schwefelwasserstoff nach Beendigung des G\u00e4rungsprozesses stattfindet. In den darauffolgenden Perioden nimmt der Proze\u00df verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig schnell ab und nach Monatsfrist (32 Tage) hatten sich blo\u00df 3 dmg Schwefelwasserstoff angesammelt.\nEine Rasse der Moskauer Trechgorny Bierbrauerei.","page":258},{"file":"p0259.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Reduktionsverm\u00f6gen der Hefe.\t559\nVersuch 2.\nPre\u00dfhefen.\nDer Versuch wurde in zweierlei Richtungen ausgef\u00fchrt: in dem einen Kolben, wie beim ersten Versuche, ohne Luftzutritt, in einem Strome von Kohlens\u00e4ure, in dem Anderen unter fortw\u00e4hrendem Durchziehen der Luft durch die G\u00e4rfl\u00fcssigkeit. In der Periode der Hauptg\u00e4rung mu\u00dfte infolge reichlicher Aussonderung von COf der Luftstrom gem\u00e4\u00dfigt werden, \u00ff und demnach konnten die Bedingungen, unter denen sich die Hefe befand, nicht f\u00fcr streng aerob gelten; doch vor und nach der genannten Periode trat der Unterschied in den Lebensbedingungen der Hefe viel sch\u00e4rfer hervor, besonders, nachdem der G\u00e4rungsproze\u00df geendet hatte. Das Durchziehett von Kohlens\u00e4ure und Luft geschah w\u00e4hrend der ganzen Versuchsdauer Tag und Nacht mit Unterbrechungen zur Auswechselung der Bromgl\u00e4ser bei Abschlu\u00df jeder Periode oder zur Hinzuf\u00fcgung frischer Bromportionen, wenn der im Bromwasser befindliche Bromgehalt sich verminderte. Die ganze Versuchsdauer wurde in o Perioden geteilt. Tabelle 2 zeigt die Mengen des in beiden Kolben f\u00fcr jede Periode gewonnenen Schwefelwasserstoffs.\nTabelle 2.\nPerioden\tDauer des Versuchs Tage\tIm GOt-Strom\t\tIm Luftstrom\t\n\t\tBaS04 in g\tHgS in g\tBaS04 in g\tHgS in g\n1\t4\t0,0347\t0,0051\t0,0580\t\n2 .\t\t0,1005\t0,0147\t0,0368\t0,0054\n3\t4 \u25a0 \u2022\t0,0433\t0,0063\t0,0117\t0,0017\n4\t5\t0,0243\t0,0035\t0,0060\t0,0009\n5\t10\t0,0255\t0,0037\t0,0035\t0,0005\nTotal:\t27\t0,2283\t0,0333\t0,1195\t0,0175\nWenn wir die Menge des in der 4. und 5. Periode im Laufe von 4 Tagen erhaltenen Schwefelwasserstoffs berechnen, indem wir jede Periode auf die gleiche Zeiteinheit reduzieren, so haben wir eine genaue Vorstellung von dem Charakter des\n17*","page":259},{"file":"p0260.txt","language":"de","ocr_de":"260\nM, A. Chowrenko.\nschwefelwasserstoffbildenden Prozesses bei zwei F\u00e4llen dieses Versuches.\t'\nHjS-Mengen auf 4 Tage berechnet in dmg.\nPerioden\tIn Kohlens\u00e4ure\tIm Luftstrom\n1\t51\t85\n: ,\t147\tgg: '64 g. :\n3\t63\t;\u25a0\u25a0\u25a0 -170\n\t28\t\u25a0 7,2\n5 .\tIggg 14.8\t2,0 .\nDiagramme des Entwickelungsganges von H2S bei der Alkoholg\u00e4rung.\nA. Im COf\tB. Im Luftstr\u00f6m.\n3\ntien\nf t 3 *5 6\nIch veranschauliche die erhaltenen Zahlen durch Diagramme. A stellt den Entwickelungsgang von HsS im Kohlens\u00e4urestrom und B im Luftstrom dar. Die Zahlen der Tabelle 2, sowie die Diagramme zeigen, da\u00df beide HsS-Bildungsprozesse verschieden vor sich gehen. In dem einen Falle (in Kohlens\u00e4ure) entsteht das Maximum in der 2. Periode, worauf der Reihe nach die 3., 1., 4., 5. folgen, in dem anderen Falle (in","page":260},{"file":"p0261.txt","language":"de","ocr_de":":\t4\u201c RednktionzvermOgen det Hefe.\t261\nLuft) f\u00e4llt das Maximum in die 1. Periode, in die Zeit der st\u00e4rksten G\u00e4rung. W\u00e4hrend in CO, die 2. Periode sich durch reichliche Abscheidung von H,S, dessen Menge pl\u00f6tzlich von 51 bis auf 147 dmg steigt, charakterisiert, verringert sich in Luft in derselben Periode die H,S-Bildung von 85 auf 54 dmg.\nIn der 3. Periode bemerkt man eine Verminderung auch in Kohlens\u00e4ure, doch verl\u00e4uft sie weniger rasch als in der Luft. In Kohlens\u00e4ure ist die Gesamtmenge des w\u00e4hrend der ganzen Versuchszeit gebildeten Schwefelwasserstoffs, sowie die Maximal-dose desselben fast zweimal so gro\u00df als in der Luft, woraus man schlie\u00dfen kann, da\u00df Luft im allgemeinen keinen g\u00fcnstigen Einflu\u00df , auf Entstehung von Schwefelwasserstoff hat, da in der*\nselben nur in der 1. Periode etwas mehr H,S erzeugt wurde als in Kohlens\u00e4ure. Der letztere Umstand l\u00e4\u00dft sich dadurch erkl\u00e4ren, da\u00df die reichliche Abscheidung von CO, w\u00e4hrend der st\u00e4rksten, haupts\u00e4chlich in der 1. Periode aufgetretenen G\u00e4rung den sch\u00e4dlichen Einflu\u00df des Sauerstoffs der Luft mindern mu\u00dfte; da, den Versuchsbedingungen nach, der in dieser Zeit leicht aufsteigende Schaum der G\u00e4rfl\u00fcssigkeit die Zuf\u00fchrung eines Luft* Stroms von nur geringer St\u00e4rke gestattete. Anderseits bef\u00f6rderte die eintretende Luft die Vermehrung der Hefe, infolgedessen ihre lebende Masse in diesem Kolben gr\u00f6\u00dfer war als in dem mit Kohlens\u00e4ure beschickten.\nVersuch 3.\nWeinhefen.\nIn zwei Kolben wurde Bierw\u00fcrze mittels Reinkultur von unter dem Namen Laureiro bekannter Weinhefe vergoren, durch den einen Kolben ein Luftstrom, durch den anderen Kohlen-s\u00e4urestrom geleitet.\nNachstehende zwei Tabellen geben an: Tabelle 3, die Mengen des gewonnenen BaS04 und H,S; Tabelle 4, dieselben Mengen von H,S, jedoch alle auf die Dauer von 4 Tagen berechnet.\t:","page":261},{"file":"p0262.txt","language":"de","ocr_de":"262\tM. A. Chowrenko,\nTabelle 3.\nPerioden\tDauer Tage\tIn Kohlens\u00e4ure\t\tIm Luftstrom\t\n\t\tBaS04 in g\tH,S in g\tBaS04 in g\tH,S in g\n1 i/;\t4\t0,0491\t0,0072\t0,0609\t0,0089\n2\t4\t0,1385\t0,0202\t0,0645\t0,0094\n3\t4\t0,1014\t0,0148\t0,0217\t0,0032\n4\t5\t0,0439\t0,0064\t0,0078\t0,0011\n5\t10\t0,0585\t0,0085\t0,0092\t0,0013\n6\t14\t0,0195\t0,0028\t0.0059\t0,0009\nZusammen:\t41\t0,4109\t0,0599\t0,1700\t0,0248\nTabelle 4. *\nHtS\u2018Mengen auf 4 Tage berechnet in dmg.\nPrioden\tIn Kohlens\u00e4ure\tIm Luftstrom\n1\t72,0\t89,0\n2\t202,0\t94,0\n3\t148,0\t\u25a0 V 32,0\t\u2019 '\n4\t61,2\t5U 8,8\n5\t34,0 \u25a0 --^v\tA2\n6\t8,0\t.\t2,5\nVergleichen wir nun diese Tabellen mit denen der vorhergehenden Versuche, so sehen wir, da\u00df in allen Beobachtungsperioden Weinhefe gr\u00f6\u00dfere Mengen von H,S bildete als Bier-hefe und Pre\u00dfhefe. Im Vergleich zu Bierhefe ist der Gesamtbetrag des durch Weinhefe gebildeten HtS in CO, um 70\u00b0/o, in dev Luft um 41 \u00b0/o gr\u00f6\u00dfer.\nDer Charakter der Erscheinung blieb derselbe wie bei den fr\u00fcher angestellten Versuchen. Ein Unterschied ist nur in der 2. Periode im Luftstrom bemerkbar, wo sich eineVermehrung der entstandenen Schwefelwasserstoffmenge zeigt.\nDas Diagramm veranschaulicht beide Prozesse dieses Versuches.","page":262},{"file":"p0263.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Reduktionsverm\u00f6gen der Hefe.\t263\nVersuch 4.\nBierhefen in Bierw\u00fcrze mit 5\u00b0/oiger Glukose Da auf Grund der erhaltenen Ergebnisse die wichtigsten\u2014r Teile des beobachteten Prozesses in der 1., 2. und 3. Periode verlaufen, n\u00e4mlich die der Hauptg\u00e4rung\u2019, alsdann die unmittelbar danachfolgende und starke Schwefelwasserstoffentwicklung aufweisende, und endlich diejenige, bei der die Verminderung der H8S-Bildung eintritt, so wurde in diesem Versuche die 2. Periode auf 3 Tage beschr\u00e4nkt, w\u00e4hrend die 1. Periode diejenige ganze Zeit einnahm, in der \u00e4u\u00dfere G\u00e4rungsanzeichen zu bemerken waren, was 6 Tage ausmachte. Die 3. Periode dauerte 5 Tage, also im ganzen 14 Tage. Ebensolange w\u00e4hrte die 4. Periode (14 Tage). Vergoren wurde Bierw\u00fcrze mit Beigabe von &o/0 Traubenzucker; die Hefe war dieselbe wie beim ersten Versuche.\nDie Resultate sind in nachfolgender Tabelle angegeben :\nTabelle 5.\nPeriode\tDauer Tage\tH,S\tin g\n\t\tin Kohlens\u00e4ure\tim Luftstrom\n1\t6\t0,0169\t0,0463\n0 \u2022 \u00abr\t3 _\t0,0708\t0,0561\n3\t5\t;\u2022\t0,0398\t0,0130\n4\t14\t0,0115\t0,0010\nZusammen:\t28\t0,1390\t0,1164\nBeim Vergleiche dieser Zahlen mit den fr\u00fcher erhaltenen erweist es steh, da\u00df die bei diesem Versuche gewonnene Gesamtschwefelwasserstoffmenge alle vorhergehenden \u00fcbertrifft, trifft. Weiter folgt die Reihenfolge der Zahlen, welche sich auf ungef\u00e4hr dieselben Zeitperioden beziehen.\nHefenarten\tDauer des Versuches Tage\tMenge des gebildeten H,S (in Kohlens\u00e4ure) in g .\nPre\u00dfhefe\t27\t0,0333\nBierhefe\t25 :\t0,0443\nWeinhefe\t27\t0,0571\nBierhefe in Bierw\u00fcrze mit 5 \u00b0/\u00ab Glukose\t~ 28 ' .\t0,1390","page":263},{"file":"p0264.txt","language":"de","ocr_de":"264\tM. A. Chowrenko,\nDieser Vergleich ergibt, da\u00df in ein und demselben N\u00e4hrboden (in Bierw\u00fcrze) Weinhefe die gr\u00f6\u00dfte Wirksamkeit in bezug auf SchwefeIwasserstofTbildung zeigte, danach Bierhefe und zuletzt Pre\u00dfhefe. In Bierw\u00fcrze mit gr\u00f6\u00dferem Zuckergehalt, nach Zugabe von \u00f6\u00b0/o Glukose, erzeugte dieselbe Bierhefe die dreifache Quantit\u00e4t von H,S.\nDiese Beobachtungen weisen darauf hin, da\u00df das Hydrogenisationsverm\u00f6gen der Hefe in engem Zusammenhang mit dem G\u00e4rungsprozesse steht. Von den drei angewendeten Hefen\u00e4rten sind Weinhefen die typischsten Erreger der Alkoholg\u00e4rung, dann Bierhefe und endlich Pre\u00dfhefe, eine Reihenfolge, die auch bez\u00fcglich der Schwefelwasserstoffbildung G\u00fcltigkeit hat. Anderseits bildet dieselbe Bierhefe . bei Zusatz von Glukose zu dem N\u00e4hrboden die dreifache Menge von H,S, wodurch der G\u00e4rungsproze\u00df an Intensit\u00e4t zunahm.\nKehren wir nun zu den beim 4. Versuch erhaltenen Zahlen zur\u00fcck, so sehen wir, da\u00df die Hauptmenge des Schwefelwasserstoffs w\u00e4hrend der ersten 14 Tage entstand. In Kohlens\u00e4ure macht sie 92\u00b0/o und in dem Luftstrom 99,15 \u00b0/o der gesamten Kohlens\u00e4ure aus. ^\nDa in diesem Versuche die unmittelbar nach Abschlu\u00df des G\u00e4rprozesses eintretende Periode durch 3 Tage scharf definiert ist, so stellt sich der HsS-Bildungsproze\u00df klar heraus, wenn man die in den \u00fcbrigen 3 Perioden gefundenen Zahlen auch auf 3 t\u00e4gige Dauer berechnet :\nTabelle 6.\n;\t' \" \u2022\t\u2022\t;\t. \"\" '' \"7\t*-* Perioden\tMenge des in 3 Tagen gebildeten H,S in dmg\t\n\tin Kohlens\u00e4ure\tim Luftstrom\n1\t84,5\t231,5\n2\t706,0\t561,0\n3\t238,8\t78,0\n\t24,6\t2,1\nAus diesen Versuchen lassen sich folgende Schl\u00fcsse ziehen: 1, Hydrogenisation des Schwefels bei Alkoholg\u00e4rung ist eine Erscheinung, die allen bei den Ver-","page":264},{"file":"p0265.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Reduktionsverm\u00fcgen der Hefe.\t265\nsuchen angewendeten Hefenarten eigen ist, wobei die gr\u00f6\u00dfte Wirksamkeit der Weinhefe zukommt, dann folgt Bierhefe und zuletzt Pre\u00dfhefe.\n2.\tMit Erh\u00f6hung des Zuckergehaltes der G\u00e4rungs-flflssigkeit vergr\u00f6\u00dfert sich die Menge des entwickelten Schwefelwasserstoffs.\n3.\tDie Maximalmenge des Schwefelwasserstoffs entsteht nicht w\u00e4hrend der G\u00e4rung, sonder\u00ab in der unmittelbar danach eintretenden Periode, wonach der Proze\u00df rasch f\u00e4llt, besonders in Anwesenheit von Luft.\n4.\tBei weiterem Zusammenlassen von Hefe und Schwefel erfolgt geringe Ausscheidung von Schwefelwasserstoff, dessen Menge sich in gel\u00e4ftetem Medium bis zu Spuren vermindert.\n5.\tEin Luftstrom vergr\u00f6\u00dfert die Ausscheidung des Schwefelwasserstoffs nur in der ersten Periode der Hefeentwicklung und w\u00e4hrend der Hauptg\u00e4rung, in den weiteren Stadien hemiht er den Proze\u00df.\n6.\tDie. Gesamtmenge des in Kohlens\u00e4ure gebil\u2014 deten H*S> \u00fcbertrifft bei allen Hefenarten diejenige, welche mittels derselben Hefenart im Luftstrom ge-wonnen wird.\nVersuch 5.\nEinflu\u00df des Toluols und Thymols.\nZu diesem Versuch diente Bierw\u00fcrze mit Zusatz von 10\u00ab/\u00ab Traubenzucker und Laureirohefe (eine der gro\u00dfe G\u00e4r-t\u00e4tigkeit aufweisenden Weinhefenrassen). Der Versuch wurde in drei Kolben ausgef\u00fchrt und die ganze Versuchszeit in drei Perioden geteilt. In der ersten Periode, w\u00e4hrend der Hauptg\u00e4rung, blieben alle drei Kolben ohne jeglichen Zusatz und die Gasausscheidung geschah unter eigenem Druck; nach Verlauf von 89 Stunden wurde f\u00fcr 3 Stunden ein Kohlens\u00e4urestrom durchgeleitet zur m\u00f6glichst vollst\u00e4ndigen Verdr\u00e4ngung des ganzen Schwefelwasserstoffs. Dann, w\u00e4hrend der erste Kolben als Kontrollkolben ohne Zusatz blieb, wurde dem zweiten Toluol, und zwar 100 ccm auf 11 N\u00e4hrl\u00f6sung, und dem dritten 20 g","page":265},{"file":"p0266.txt","language":"de","ocr_de":"266 -\tM. A. Chowrenko,\nThymol zugegeben, worauf der Kohlens\u00e4urestrom noch etwa eine Stunde lang durchgeleitet wurde. Die ganze erste Periode dauerte demnach 93 Stunden. Nach Auswechslung der Bromgl\u00e4ser begann die 2. Periode, welche 24 Stunden w\u00e4hrte, und die dritte endlich nahm 93 Stunden in Anspruch. Folglich wurde die Schwefelwasserstoffentwiekiung in diesen zwei Perioden durch die Wirksamkeit von Toluol und Thymol beeinflu\u00dft. Die Verdr\u00e4ngung des H,S aus der Fl\u00fcssigkeit wurde in allen drei Kolben durch einen Kohlens\u00e4urestrom hervorgebracht.\nDie Resultate dieses Versuchs stellt folgende Tabelle dar, wo zwecks Zahlenvergleichs die Schwefelwasserstoffmenge in jeder Periode auf 24 Stunden berechnet ist.\nTabelle 7.\nPerioden\tDauer Std.\tMenge des in 24 Stunden gebUdeten H*S in g\t\t\n\t\tI. Kontrollkolben\t11. Toluol\tIII. Thymol\n\tW&\u00e0\u00f9\t0,0058\t0,0069\t0,0071\n\t\t\tnach Zuf\u00fchrung der Antiseptika\t\n2\t24\t0,0138\t0,0036\t0,0041\n\t93\t0,0113\t0,0012\t0,0010\nIm ganzen aber nach Zugabe von Toluol und Thymol, d. i. im Laufe der 2. und 3. Periode (117 St.), hatten sich gebildet:\nim Kontrollkolben\t0,0578 g\tH2S\nmit Toluol\t0,0048 g\tHtS\nmit Thymol\t0,0052 g\tH2S.\nWenn wir nun die Abt\u00f6tung der Hefe durch die eingef\u00fchrten Giftstoffe zulassen (geflissentlich waren gro\u00dfe Dosen Toluols und Thymols genommen worden, um sie bei Abnahme in der L\u00f6sung nach Entf\u00fchrung der D\u00e4mpfe durch den Kohlens\u00e4urestrom zu ersetzen), so m\u00fcssen wir anerkennen : 1. da\u00df nach Abt\u00f6tung der Hefe sich H*S-Bildung rasch mindert, in Toluol macht die t\u00e4gliche HjS-Menge in der 2. Periode 26\u00b0/o, und in Thymol 29\u00b0/o der Kontrollmenge aus; in der 3. Periode fallen diese Zahlen bis auf 10\u00b0/o und 8\u00b0/\u00ab; 2. da\u00df in Toluol","page":266},{"file":"p0267.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Redaktionsverm\u00f6gen der Hefe.\t267\nund Thymol die Abschwfichung des H,S-Bildungsprozesses bedeutend rascher vor sieb geht als in der Kontrollprobe, und zwar l\u00e4\u00dft sich die Verminderung in den zwei-nachfolgenden\nPerioden in der Kontrollprobe durch das Verh\u00e4ltnis -= 12\n.... \u25a0\t36\tYMBy 113\nin Toluol \u2014 lg = 3. \u00ab Thymol \u2014 |g = 4,1 ausdr\u00fccken;\n3, da\u00df die Antiseptika keine v\u00f6llige Einstellung der Schwefel-wasserstoffentwickelung hervorgerufen haben.\n, Versuch 6. ;\nEinflu\u00df des Alkohols.\nDie G\u00e4rungsfl\u00fcssigkeit und Hefe waren dieselben wie beim 5. Versuch. Durch zwei Kolben mit je 11 Bierw\u00fcrze wurde nach Hefezusatz ein Kohlens\u00e4urestrom, durch den 3., ebenso beschickten, ein Luftstrom geleitet. Der Versuch wurde in drei Perioden geteilt \u2014 von 26, 48 und 76 Stunden Nach Verlauf der ersten Periode in den 2. und 3. Kolben durch eine dazu bestimmte R\u00f6hre zu 1200 ccm 95\u00b0/oiger Alkohol eingef\u00fchrt; der erste Kolben diente als Kontrollkolben f\u00fcr den zweiten. Alkohol wurde soviel genommen, da\u00df die Mischung nicht weniger als 50\u00b0 Alkohol aufwies. In einer solchen Alkoholfl\u00fcssigkeit konnte von T\u00e4tigkeit eines lebendigen Hefeproto-plasmas keine Rede sein. Der Versuch ergab folgende Resultate :\nTabelle 8.\nPerioden\tDauer Std.\t1. Kolben. Kohlens\u00e4ure HtS in g\t2. Kolben. Kohlens\u00e4ure H,S in g\t3! Kolben. Luft H,S in g\n/\u00cf*\t26\t0,00258\t0,00232\t0,00420\n\t\t\tnach Alkoholzuf\u00fchrung\t\n\u2019\tV..-\tv': *8\t0,03324\t0,00098\t\u2022 0,00115\n3 :\t76\t0,04946\t0,00150\t0\nIm ganzen w\u00e4hrend der 2. u. 3. Periode\t124\t0,08270\t000248\t0,00115","page":267},{"file":"p0268.txt","language":"de","ocr_de":"268\tM. A. Chowrenko,\nAuf 24 Stunden berechnet ergeben diese Zahlen :\nTabelle 9.\nPerioden\tHjS in\tg, entwickelt in 24 Standen\t\n\t1. Kolben, CO,\t2. Kolben, CO,\t3. Kolben, Luft\n: 1\t0,00288\t0,00214\t0,00388\n\t\tnach Zugabe von Alkohol\t\n2\t0,01662\t0,00049\t0,00057\n3 :\t0,01562\t0,00047\to\t.\nDiese zwei Tabellen zeigen eine scharfe Unterbrechung der Schwefelwasserstoffbildung nach Zugabe von Alkohol; in Kohlens\u00e4ure gewann man im ganzen ungef\u00e4hr 5 dmg H2S gegen\u00fcber 166 und 156 dmg des Kontrollkolbens, und bei dieser Zahl bleibt die t\u00e4gliche Durchschnittsmenge des entstandenen HjS fast konstant wahrend der ganzen Dauer der 2. und der 3. Periode, d. h. im Laufe von 5 Tagen (124 St ). In dem Kolben mit Luft aber wurde in der 2. Periode noch Schwefelwasserstoff in ungef\u00e4hr derselben Menge wie in der Probe mit Kohlens\u00e4ure entdeckt, doch schon nach Verlauf von 48 Stunden h\u00f6rte darin die H2S-Bildung vollst\u00e4ndig auf Letztere Beobachtung weist darauf hin, da\u00df durch Einflu\u00df der Luft das H,S bildende Ferment schon in der zweiten Periode, d. h. in nicht mehr als 48 Stunden, seine Wirksamkeit einb\u00fc\u00dfte, denn nach Verlauf dieser Frist w\u00e4hrend 76 Stunden hatten sich keine Spuren von Schwefelwasserstoff gebildet.\nAuf diese Weise zeigen Versuch 5 und 6:\n1. Da\u00df nach Zugabe der Giftstoffe, des Toluols, Thymols und Alkohols die HsS-Entwickelung fortdauerte, wenn auch in sehr schwachem Ma\u00dfe; 2. da\u00df Luft nach Verlauf von nicht mehr als 48 Stunden Zeit diesen Proze\u00df ganz zum Stillstand bringt, wenn die Hefe abget\u00f6tet ist.\n7. Versuchsreihe mit Zymin.\nI. 5 g Zymin (M\u00fcnchener Pr\u00e4parat von Anton Schroder), 10 g Quarzsand und 1 g Schwefelblume wurden unter An-","page":268},{"file":"p0269.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Reduktionsvenn\u00f6gen der Hefe.\t269\nfeuchten mit 20 ccm destilliertem Wasser in einem Porzellanm\u00f6rser zerrieben. Nach 10-15 Mtante\u00bb Nsem Zerreiben wurde\ndie Masse mit 30 ccm destilliertem Wasser in ein Erlen-meyersches Kolben gesp\u00fclt, darauf mit 50 ccm 99\u00bb/\u201e igem Alkohol (Kahlbaum) hmemgegosaen, das K\u00f6lbchen dann rasch mit einem Pfropfen, in dessen unteres Ende ein mit Filterpapier umwickeltes Glasst\u00e4bchen gef\u00fcgt war, verschlossen. Vor Verschlu\u00df des K\u00f6lbchens war das Papier mit Bleiacetat ange-feuehtet worden. Beim Durchsch\u00fctteln der Fl\u00fcssigkeit begann im K\u00f6lbchen sofort eine schwarze F\u00e4rbungdes Bleipapiers, besonders bei einem schwachen Erw\u00e4rmen des K\u00f6lbchens. Nach 10 bis 15 Mrnuten war das St\u00e4bchen von dem darauf entstandenen Schwefelblei vollst\u00e4ndig schwarz geworden. Parallel dieser Probe wurde auf dieselbe Art eine Kontrollprobe mit Schwefel, doch ohne Zymin ausgef\u00fchrt. Beim Sch\u00fctteln und beim Stehen in gew\u00f6hnlicher Temperatur sowie beim Erw\u00e4rmen im Thermostaten bei etwa 30\u00ab C. blieb das Bleipapier wei\u00df, folglich war es das Zymin, welches die Hydrogenisation des Schwefels be-\nwirkt hatte. '\t'\t\u25a0\nII. o g Zymin wurden mit 50 ccm destUHertem Wasser\neinige Minuten lang gekocht, darauf nach Abk\u00fchlung die Mischung mit Sand und Schwefel zerrieben und, wie schon beschrieben, mittels 50 ccm Alkohols in ein Erlenmeyersches K\u00f6lbchen gesp\u00fclt. Das Bleipapier zeigte nach zweist\u00fcndigem Stehen des K\u00f6lbchens bei 30\u00bb C. nur eine kaum merkliche schwarzbraune F\u00e4rbung. Bei einem anderen solchen Versuche, wo das Kochen des Zymins l\u00e4nger dauerte, blieb das Bleipapier wei\u00df. Folglich hat gekochtes Zymin auf Schwefel keine Einwirkung, was zur Annahme zwingt, da\u00df der Einflu\u00df des aktiven Zymins auf Schwefel einem darin anwes\u00e8ndep hydro-genisierenden Enzym zuzuschreiben ist. Ohne genaue parallele Versuche anzustellen, beobachtete ich, auf Grund rein quali-tativer Proben, da\u00df zwischen der Zuckerspaltung, der Reduktion des selenigsauren Natriums und der Schwefelhydrogeni-sation bei Einflu\u00df des Zymins ein Zusammenhang besteht.\nAls \u00abob selbst aus einer Pre\u00dfhefensorte Zymin herstellte, hatte es fast keine Einwirkung auf Schwefel; mit Zucker und","page":269},{"file":"p0270.txt","language":"de","ocr_de":"270\tM. A. Chowrenko,\nselenigsaurem Natrium angestellte Parallelproben zeigten, da\u00df keine Entwicklung von CO* aus der Zuckerl\u00f6sung zu bemerken war, und die sehr schwache rote F\u00e4rbung der Selenfl\u00fcssigkeit entstand nur nach achtt\u00e4gigem Stehen im Thermostaten. Das Zymin aus Bierhefe erwies sich als wirksamer, alle erw\u00e4hnten Versuche mit demselben verliefen vollkommen deutlich und schnell. Die besten Resultate aber erzielte ich bei allen diesen Reaktionen mit dem M\u00fcnchener Pr\u00e4parate.\nIII.\tQuantitative Bestimmung des durch Zymin gebildeten H2S. Dazu benutzte ich dieselbe Methode wie bei den Versuchen mit lebender Hefe.\n20 g Schrodersches Zymin wurde mit demselben Quantum Quarzsand und 1 g Schwefelblume unter Anfeuchten mit destilliertem Wasser zerrieben ; die breiartige Masse mit Wasser in eine Drechselflasche versetzt. Wasser wurde im ganzen 100 ccm genommen, ebensoviel Alkohol hinzugetan. Die gef\u00fcllte Flasche in ein Gef\u00e4\u00df mit warmem Wasser von 45\u00b0 C. gestellt. Die Entziehung des gebildeten H8S geschah durch Kohlens\u00e4ure. Der Versuch dauerte 2 Tage, wobei der Kohlen-\u2022 s\u00e4urestrom t\u00e4glich im Laufe von 4 Stunden durchgeleitet wurde. Aus dem Bromwasser wurden danach 0,01515 g BaS04 gewonnen, entsprechend 0,00221 g HsS.\nIV.\tVersuch mit Zymin ohne Zerreiben mit Sand. In zwei Erlenmeyersche K\u00f6lbchen wurden je 10 g Zymin und 1 g Schwefel abgewogen; in das eine 100 ccm w\u00e4sseriger Alkohol (1:1), in das andere ebensoviel destilliertes Wasser und 5 Tropfen Toluol gebracht, die K\u00f6lbchen darauf mit einem Pfropfen mit Bleipapier verschlossen und durchgesch\u00fcttelt. Die schwarze F\u00e4rbung des Bleipapiers begann in der Alkoholfl\u00fcssigkeit sofort und erreichte dieselbe Intensivit\u00e4t wie bei den Proben mit zerriebenem Zymin, bei der Probe mit Wasser aber entstand es nicht auf einmal, sondern erst nach Verlauf von 15\u201430 Minuten. Ein schwaches Erw\u00e4rmen beschleunigte in beiden F\u00e4llen die Reaktion. Aus diesem Versuche l\u00e4\u00dft sich schlie\u00dfen, da\u00df das schwefelhydrogenisierende Ferment in Wasser aufgel\u00f6st wird. Was seine Aufl\u00f6slichkeit in Alkoholwasser anbetrifft, gibt au\u00dfer den angef\u00fchrten Beob-","page":270},{"file":"p0271.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Reduktionsverm\u00f6gen der Hefe.\t271\nachtungen auch ein unmittelbarer Versuch bejahende Antwort darauf: es wurden 100 ccm Alkoholwasser von 51,84\u00b0 StSrke mit 10 g Zymin auf Temperatur von 45\u201450\u00b0 C. im' Laufe von 15 Minuten erw\u00e4rmt; die Mischung darauf eine Stunde lang abgek\u00fchlt und durchgesch\u00fcttelt. Der abfiltrierte Alkoholauszug gab mit Schwefel eine deutliche Reaktion auf sich bildenden Schwefelwasserstoff.\nAuf diese Weise zeigten die mit Zymin angestellten Ver-suche: da\u00df sich im Zymin, folglich auch in Hefe ein Enzym befindet, welches elementaren Schwefel in Schwefelwasserstoff zu reduzieren imstande ist, da\u00df dasselbe tu Wasser und auch in Alkoholwasser (1:1) aufl\u00f6slich ist, da\u00df sich die Wirksamkeit dieses Enzyms bei Temperaturerh\u00f6hung beschleunigt (das Optimum ist nicht festgestellt), und da\u00df es beim Kochen zerst\u00f6rt wird ^ Was die Tatsache anbetriflt, da\u00df Zymin, sowie durch Toluol, Thymol und Alkohol abget\u00f6tete Hefe nur geringe Heimen von HjS bilden, so lfi\u00dft sich diese Erscheinung vor allem dadurch erkl\u00e4ren, da\u00df das reduzierende Enzym des lebenden Hefeprotoplasmas vor dem Einflu\u00df anderer zerst\u00f6rend auf dasselbe einwirkender Fermente gesch\u00fctzt ist, w\u00e4hrend es in der abget\u00f6teten Zelle ohne diesen Schutz bleibt. M\u00f6glicherweise auch hat dieses Enzym nicht vollkommen den Charakter eines Katalysators und wird bei der chemischen Arbeit verzehrt und wird nicht regeneriert, um mit neuen Mengen des zu reduzierenden Stoffes zu reagieren. In der lebenden ZeUe wird ein solcher Vertust durch Neubildung des Enzyms ersetzt, deshalb bildet lebende Hefe bedeutend gr\u00f6\u00dfere Schwefelwasserstoffmengen als abget\u00f6tete. Demgem\u00e4\u00df ist die Hydrogenisation des Schwefels durch abget\u00f6tete Hefe analog der Zuckerspaltung durch B\u00fcchners Pre\u00dfsaft, seine Pr\u00e4parate und das Zymin Hier tritt auch ein kolossaler Unterschied: zwischen der Wirk-samkeit dieser Pr\u00e4parate und der Arbeit der lebenden Hefe na G\u00e4rprozesse auf.\n.. ,Die mit lebender Hefe angestellten Versuche regen eine wie tige Frage an: weshalb tritt die intensivste Schwefelwasserstoffentwicklung unmittelbar nach der G\u00e4rung auf und nicht","page":271},{"file":"p0272.txt","language":"de","ocr_de":"272\tM. A. Chowrenko,\nw\u00e4hrend derselben? Wenn die Hydrogenisation des Schwefels ein enzymatischer Proze\u00df ist, so sollte man annehmen, da\u00df die Hefe im Moment der lebhaftesten G\u00e4rt\u00e4tigkeit die gr\u00f6\u00dfte Menge des hydrogenisierenden Ferments enth\u00e4lt. Doch darf man sich nicht vorstellen, da\u00df dieses Ferment speziell zur Hydrogenisation des Schwefels hervorgerufen werde, denn derselbe ist in der G\u00e4rfl\u00fcssigkeit zuf\u00e4llig anwesend und zur Erregung der Alkoholg\u00e4rung nicht n\u00f6tig. Zweifellos nimmt der Schwefel in diesem Falle an dem rein chemischen Prozesse der gegenseitigen Wirkung mit freien Wasserstoffionen teil, weiche, wohl aus dem Wasser, durch das reduzierende Ferment der Hefe in Freiheit gesetzt worden sind, und deren Einwirkung viele Stoffe unterzogen werden k\u00f6nnen. Der Schwefel ist eben ein solcher Stoff. Wenn das der Fall ist, so ist der Grjipd im G\u00e4rprozesse selbst zu suchen. Augenscheinlich ist das reduzierende Ferment, dessen Anwesenheit festgestellt zu sein scheint, bei der chemischen Arbeit im G\u00e4rprozesse erforderlich. W. Palladin vermutet, da\u00df es an der Spaltung des Zuckers in Alkohol und Kohlens\u00e4ure unmittelbar teilnimmt. Die Zukunft wird zeigen, inwieweit diese Annahme berechtigt ist. Vielleicht ist seine Rolle bescheidener und beschr\u00e4nkt sich nur auf einen Teil der Arbeit, jedenfalls aber spielt Reduktase im Gesamtprozesse der Zuckerspaltung eine verantwortliche Rolle, und so lange diese Arbeit vor sich geht, ist es, den Versuchen Palladins nach, nicht frei und reduziert deshalb das selenigsaure Natrium nicht. Letztere Beobachtung des Verfassers stimmt mit meinen Versuchsergebnissen vollkommen \u00fcberein. Die Maximalquantit\u00e4t des Schwefelwasserstoffs bildet sich nur dann, wenn die Hauptmenge des Zuckers zersetzt und die G\u00e4rung zu Ende ist. Als selbstverst\u00e4ndlich ist es anzunehmen, da\u00df gleich nach Abschlu\u00df der G\u00e4rung die Hefezellen noch alle G\u00e4rfermente aufweisen. Die in diesem Momente reichliche Entwickelung von H,S zeigt, da\u00df unter denselben das reduzierende Ferment anwesend ist. Mit Abschlu\u00df der G\u00e4rung aber schwindet das Bed\u00fcrfnis an Zuckerspaltungsfermenten, die Hefezellen stellen die Produktion derselben ein, und zusehends rasch vermindert","page":272},{"file":"p0273.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Reduktionsverm\u00f6gen der Hefe.\t273\nsich auch Schwefelwasserstoffbildung in den darauffolgenden Perioden..\"':\nDemnach erkl\u00e4rt sich die Hydrogenisation des Schwefels bei Alkoholg\u00e4rung durch Entstehung reduzierender, an der Zuckerspaltung teilnehmender Fermente in den Hefezellen, und darum mu\u00df die Alkoholg\u00e4rung in einer ihrer Phasen ein Reduktionsproze\u00df sein.\nM. Chowrenko.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol Chemie. LXXX.\t18","page":273}],"identifier":"lit19566","issued":"1912","language":"de","pages":"253-273","startpages":"253","title":"\u00dcber das Reduktionsverm\u00f6gen der Hefe: Hydrogenisation des Schwefels bei der Alkoholg\u00e4rung","type":"Journal Article","volume":"80"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:23:49.138719+00:00"}