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{"created":"2022-01-31T14:21:39.301572+00:00","id":"lit19887","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Smorodinzew, J.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 87: 12-20","fulltext":[{"file":"p0012.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Extraktivstofe der Muskeln.\nXV. Mitteilung.\n\u2022\u2022\n\u00fcber das Vorkommen des Carnosins, Methylguanidins und Carnitins im Pferdefleisch.\nVon\nJ. Smorodinzew.\n(Aus <!em medizinisch-chemischen Laboratorium der Universit\u00e4t Moskau.)\n(Der Redaktion zugegangen am 1. Juli 1913.)\nNachdem es festgestellt worden war, da\u00df die zuerst aus dem Liebigschen Fleischextrakt isolierten Stoffe : Carnosin,1) Methylguanidin*) und Garnitin\u00bb) auch im frischen Rindfleisch4) Vorkommen, kam nat\u00fcrlicherweise die Frage nach dem Vorhandensein der genannten Verbindungen in andern Organen und Geweben sowie nach dem Grad ihrer Verbreitung in der Muskulatur anderer Tiere an die Reihe. Die genannten Basen wurden auch im Kalbfleisch5) gefunden, das Carnosin wurde aus dem Fleische von einigen Fischen, Krabben und Austern\u00ab) und von wildem Kaninchen7) gewonnen. Das Carnosin und Carnitin sind jedoch bislang nur im Muskelfleisch konstatiert worden; die Untersuchung anderer Organe: der Niere,8) der\n*) Wl. Gulewitsch und S. Amiradlibi, Diese Zeitschrift, Bd. 30, S. 565 (1900).\n*) Fr. Kutscher, Zeitschr. f. Unters, d. N\u00e4hr.- u. Genu\u00dfm., Bd. 10, $. 531 (1906); Wl. Gulewitsch, Diese Zeitschrift, Bd. 47, S. 471 (1906).\nl> Wl. Gulewitsch und R. Krimberg, Diese Zeitschrift, Bd. 45, S. 326 (1905).\n4) R. Krimberg, Diese Zeitschrift, Bd. 48, S. 412 (1906).\nft) W. Skworzow, Diese Zeitschrift, Bd. 68, S. 36 (1910).\n\u2022) U. Suzuki, K. Yoshimura, M. Jamakawa und J. Irie, Diese Zeitschrift. Bd. 62, S. 1 (1909); U. Suzuki, Chem. Zentralbl., 1913, I, S. 1042.\n7) K. Yoshimura, Bioch. Zs., Bd. 37, S. 477 (1911).\n\u2022l K. Bebeschin, Diese Zeitschrift, Bd. 72, S. 380 (1911).","page":12},{"file":"p0013.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Extraktivstoffe der Muskeln. XV. 13\nLeber,*) auf das Vorhandensein dieser Verbindungen hat negative Resultate ergeben, w\u00e4hrend das Methylguanidin auch als einer der Bestandteile der Leber sich erwiesen hat.1)\nErste Untersuchung.\n6,5 kg Muskeln vom Hinterbein eines frisch get\u00f6teten Pferdes2 *) wurden auf die gew\u00f6hnliche Weise behandelt.\u00bb) Aus der Fraktion des Silberniederschlags wurden 0,58 g freie Purink\u00f6rper isoliert, welche durch ihr Verhalten gegen eine ammoniakalische Silbernitratl\u00f6sung, gegen die Xanthinprobe und gegen die Weidelsche Probe identifiziert wurden.\nDie Fraktion des I. Silberbarytniederschlags gab 2,0 g freien Carnosins mit der Zersetzungstemperatur 239. bis 242 \u00b0.4)\nII. Silberbar y tniederschlag. Es wurden 8,97 g salpetersauren Methylguanidins und aus der nichtkrystalli-sierenden Mutterlauge desselben noch 2,37 g pikrinsauren Methylguanidins gewonnen. Das umkrystallisierte Methylguanidinnitrat zeigte den richtigen Schmelzpunkt 149\u2014150\u00b0,5 6) das umkrystallisierte Pikrat schmolz bei 201,5\u00b0, d. h. hatte den Schmelzpunkt des reinen Methylguanidinpikrates.5)\nWismutjodidniederschlag lieferte 5,65 g einer Sublimatverbindung, welche in Gestalt gut ausgebildeter, zu Kugeln vereinigter kleiner Nadeln mit dem Schmelzpunkt 196\u00b0 krvstal-lisierte ; das Carnitinquecksilberchloriddoppelsalz C7Hir>N03, 2HgCIj schmilzt genau bei 196\u00b0. \u00ab)\n*) J. Smorodinzew, Diese Zeitschrift, Bd. 80, S. 218 (1912).\n*) Das Material zu dieser und zu der zweiten Untersuchung wurde vom bakteriologischen Institut des Herrn Dr. Ph. Blumenthal \u00fcberlassen, dem ich hiermit meinen innigsten Dank ausspreehe.\ns) H. Thierfelder, Hoppe-Seylers Handbuch d. physiol, und pathol.-chem. Anal., 1909, S. 758.\n4) Einen Teil dieser Untersuchung, und zwar bis zum Moment der Gewinnung der Carnosinfraktion f\u00fchrte ich unter der Mitwirkung von weiland Fri. E. Polikarpow aus. Infolge der pl\u00f6tzlichen Erkrankung und des Todes meiner Mitarbeiterin ging ein bedeutender Teil dieser\nFraktion verloren.\n6) Wl. Gulewitsch. Diese Zeitschrift, Bd. 47. S. 471 (1905)\n6) R- Krimberg, Diese Zeitschrift, Bd. 50. S. 368 (1907).","page":13},{"file":"p0014.txt","language":"de","ocr_de":"14\nJ. Smorodinzew,\nZweite Untersuchung.\nDa aus dem oben erw\u00e4hnten Grunde die Carnosinfraktion in der ersten Untersuchung verloren gegangen war, so wiederholte ich meine Arbeit, doch mit dem Unterschied, d\u00e4\u00df ich Wechslers1) Hinweis auf die L\u00f6slichkeit der Phosphorwol-framate der organischen Basen in Acetonwasser behufs Trennung derselben von den amorphen, die Krystallisation verhindernden Verunreinigungen benutzte.\nAus 18 kg ganz frischen Pferdefleisches (vom Hinterbein) wurde auf die gew\u00f6hnliche Weise ein w\u00e4sseriges Extrakt bereitet: das mit der Fleischhackmaschine feingewiegte Fleisch wurde in kochendes Wasser gebracht und das Erw\u00e4rmen bei ca. 90\u00b0 20\u201430 Minuten fortgesetzt. Nachdem diese Operation dreimal wiederholt worden war, wurden 78 1 so erhaltenen Extraktes bis auf 2M2 1 eingeengt und unmittelbar ohne Auss\u00e4uerung und ohne vorhergehende F\u00e4llung mit Bleiacetat,2) mit einer konzentrierten Phosphorwolframs\u00e4urel\u00f6sung gef\u00e4llt, w ozu ca. 1 kg krystallinische Phosphorwolfram s\u00e4ure erforderlich war. Der erhaltene volumin\u00f6se Niederschlag wurde mittels Dekantieren und Absaugen ausgewaschen und dann mit Acetonwasser (4 Teile Aceton auf 3 Teile Wasser) im M\u00f6rser verrieben, die Operation wurde dreimal wiederholt; es wurden im ganzen 3,6 1 Acetonwasser verbraucht. Der im Acetonwasser aufgel\u00f6ste Teil der Phosphorwolframate (A) wurde von dem ungel\u00f6st gebliebenen (B) getrennt.\nPhosphorwolframat A.\nDie in Acetonwasser gel\u00f6sten Phosphorwolframate wurden von der Phosphorwolframs\u00e4ure durch eine warme konzentrierte Barythydratl\u00f6sung befreit, darauf die alkalische Reaktion des Filtrats zum Teil durch Zusatz von Schwefels\u00e4ure und definitiv durch einen Kohlens\u00e4urestrom aufgehoben. Beim Abdampfen wurde die amphotere Reaktion durch Zusatz von Salpeters\u00e4ure aufrechterhalten. Nach der Einengung bis auf ca. 50\u201460 ccm\n*) E Wechsler, Diese Zeitschrift, Bd. 73, S. 138 (1911).\n*) J. Smorodinzew, Diese Zeitschrift, Bd. 80, S. 230 (1912).","page":14},{"file":"p0015.txt","language":"de","ocr_de":"15\nZur Kenntnis der Extraktivstoffe der Muskeln. XV.\nund der Abk\u00fchlung krystallisierte die Fl\u00fcssigkeit durchwegs aus. Die abgesaugten und mit verd\u00fcnntem Weingeist ausgewaschenen Krystalle wogen 10,44 g. Die verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig gro\u00dfen, glasartigen, prismatischen Krystalle verloren beim Erw\u00e4rmen auf dem Wasserbade ihren Glanz und nahmen ein porzellanartiges Aussehen an; nach dem Erw\u00e4rmen auf dem Wasserbade mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure gaben sie bei den Proben nach Jaff\u00e9, Weyl und Salkowski ein positives Resultat, was ein klarer Beweis daf\u00fcr ist, da\u00df die erhaltenen Krystalle aus Kreatin bestanden.\nSilberniederschlag. Aus der Mutterlauge des auskry-stallisierten Kreatins wurden 0,75 g freier Purink\u00f6rper ausgeschieden und durch entsprechende Reaktionen identifiziert.\nI. Silberbarytniederschlag. Auf die gew\u00f6hnliche Weise erhielt ich ca. 10 g rohes Carnosinnitrat,' welches bei der ersteh Umkrystallisation in einige Fraktionen zerfiel, die insgesamt 6,66 g wogen und deren Zersetzungstemperatur = 208\u2014213\u00b0 war. Die Mutterlauge, welche keine Krystalle ausgeschieden hatte, zeigte Rechtsdrehung; folglich konnte hier keine gr\u00f6\u00dfere Menge linksdrehender Substanz (vgl. S. 7) beigemischt sein. Der zweimal umkrystallisierte Stoff, der bei 220\u00b0 unter Zersetzung schmolz, diente zur Bestimmung des spezifischen Drehungsverm\u00f6gens.!)\nI. 1,3348 g Substanz wurden in Wasser zu 16,6504 g gel\u00f6st (die W\u00e4gungen sind auf die Luftleere reduziert); p = 8,02\u00b0>; c == 8,26\u00bb/\u00ab\n(d ist = 1,0303 angenommen)*); a}7*5 = -f 1,850\u00b0 bei 1. = 1 dm. Aus diesen Werten wird [a]p = -f- 22,4\u00b0 berechnet, w\u00e4hrend f\u00fcr ganz reines salpetersaures Carnosin [a]D = -f 22,8\u00ae bei c =* 8,240\u00ae/o* * 3) ist.\nDie aus der polarisierten L\u00f6sung auskrystallisierte Substanz, die ebenfalls bei 220\u00b0 schmolz, diente zur Bestimmung des Stickstoffs.\n*) Sowohl diese als auch alle anderen in dieser Arbeit angef\u00fchrten polarimetrischen und krystallographischen Untersuchungen wurden liebensw\u00fcrdigerweise von Herrn Professor Dr. Wl. Gulewitsch ausgef\u00fchrt, wof\u00fcr ich ihm hier meinen tiefsten Dank ausspreche.\n*) Wl. Gulewitsch, vorige Mitteilung, die Beobachtungen IVu.XI.\n3) Wl. Gulewitsch, vorige Mitteilung, die Beobachtung IV.","page":15},{"file":"p0016.txt","language":"de","ocr_de":"16\nJ. Smorodinzew,\nII.\t1,0831 g der lufttrockenen Substanz verloren im Vakuumexsikkator 0,0022 g; folglich enthielt sie kein Krystallwasser.\nIII.\t0,1192 g der getrockneten Substanz gaben 25,5 ccm N bei 17\u00b0 und 754 mm Bar.\nGefunden :\tBerechnet\nIII.\tC9H14N403 HNO., :\nN = 24,41 \u2022/\u2022\t24,26\u00b0/\u00ab.\nDie Bestimmungen des Stickstoffs, des Krystallwassers, des Schmelzpunktes und besonders des spezifischen Drehungsverm\u00f6gens zeigen somit, da\u00df die untersuchte Substanz unzweifelhaft das salpetersaure Salz des Carnosins vorstellte.\nAus dem zweiten Silberbarytniederschlag wurden auf die gew\u00f6hnliche Weise 1,21 g salpetersauren Methylguanidins mit dem Schmelzpunkt 150\u00b0 isoliert und aus der Mutterlauge 1,20 g eines Pikrats erhalten, welches bei 198\u2014200\u00b0, und noch 4,0 g einer anderen Pikratfraktion, welche bei 162\u2014172\u00b0 schmolz. Beim Umkrystallisieren der ersten Pikratlraktion stieg der Schmelzpunkt bis auf 201,5\u00b0.*) Ein Teil dieser umkry-stallisierten Fraktion wurde zur Stickstoffbestimmung benutzt.\nIV.\t0,1212 g der bei 105\u00b0 getrockneten Substanz gaben 30,5 ccm N bei 20\u00b0 und 746 mm Bar.\nGefunden :\tBerechnet\nIV.\tGjH7N3 \u2022 C\u00f6H3N307 :\nN = 28,01\u00b0/\u00ab\t27,82\u00b0/\u00ab.\nSomit erwies sich die analysierte Substanz als das Methvl-guanidinpikrat.\nDiezweite Pikratfraktion wurde dreimal aus hei\u00dfem Wasser umkrystallisiert, wobei der Zersetzungspunkt 179\u2014186\u00b0 resp. 179\u2014183\u00b0 resp. 179\u2014183\u00b0 aufgefunden wurde. Obgleich die Substanz viel niedriger wie das Methylguanidinpikrat schmolz, zeigte die Untersuchung unter dem Polarisationsmikroskop unzweifelhaft die Identit\u00e4t dieses Pikrates mit dem des Methylguanidins.\nWismutjodidniederschlag. Hier wurden 5,63 g einer Sublimatverbindung erhalten, welche beim Umkrystallisieren vier Fraktionen mit dem Schmelzpunkt 194\u2014197\u00b0 gab. Ein. Teil einer reineren Fraktion (Schmelzpunkt 196\u2014197\u00b0) wurde\n\u2018) Wl. G ule witsch, Diese Zeitschrift, Bd. 47, S. 471 (1906).","page":16},{"file":"p0017.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Extraktivstoffe der Muskeln. XV. 17\ni\t;\nin das Chloraurat \u00fcbergef\u00fchrt, welches bei 151\u2014156\u00b0 schmolz. Bei der Untersuchung unter dem Polarisationsmikroskop zeigten die Krystal le eine parallele Ausl\u00f6schung und waren der L\u00e4nge nach positiv; dieselben krystallographischen Eigenschaften besitzt das Chloraurat des Carnitins. *)\nV. 0,1768 g des bei 105\u00ae getrockneten C.hloraurats lie\u00dfen beim Gl\u00fchen 0,0698 g Au zur\u00fcck.\nGefunden :\tBerechnet f\u00fcr\nV.\tG7H,eNOs \u2022 AuCI4 ;\nAu \u00ab 39,47\u00b0/*\t39,35 \u00ae/o.\nDer Schmelzpunkt der Sublimat- und der Goldverbindung, die krystallographischen Eigenschaften und der Goldgehalt beweisen das Vorhandensein von Carnitin in der untersuchten Substanz.\nWismutjodidfiltrat. Aus dieser Fraktion wurden ebenfalls gegen 3,0 g einer Sublimatverbindung erhalten, wobei die eine Portion der Krystallc bei 167\u2014170\u00b0, die andere bei 189\u2014191\u00b0schmolz ; dieselben wurden vermischt und inChloraurat verwandelt, welches bei 152\u2014153\u00b0 schmolz. Folglich warein leil des Carnitins bei der F\u00e4llung mit Wismutnatriumjodid im Filtrat zur\u00fcckgeblieben.\nPhosphorwolframat B.\nKreatin wurde hier nicht gefunden. Im1 Silberniederschlag wurden 0,57 g freier Purink\u00f6rper aufgefunden. i I* Silberbarytniederschlag. Die freie Base wurde auf die gew\u00f6hnliche Weise in einer Menge von ca. 25 g auskrystal-lisiert. Die Form der Krystalle und der Zersetzungspunkt (238\u2014239\u00b0) erinnerte an Carnosin; zu unserm Erstaunen erwies sich jedoch die L\u00f6sung linksdrehend: die L\u00f6sung, welche die Gesamtmenge der Substanz enthielt und 200 ccm betrug, zeigte bei 1 = 1 dm [a]o = \u2014 1,74\u00b0. Unmittelbar aus Wasser wurden in 6 Fraktionen 9,6 g schwach gelblicher Substanz mit der Zersetzungstemperatur 237\u2014241 \u00ae auskrystallisiert, w\u00e4hrend aus der Mutterlauge absoluter Alkohol noch 10,4 g einer gelb-lichen bei 210\u2014225\u00b0 schmelzenden Substanz ausschied. Die\n*) R. Krimberg, Diese Zeitschrift, Bd. 50, S. 370 (1907).\nHoppe-Seylcr\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXXVII.\n2","page":17},{"file":"p0018.txt","language":"de","ocr_de":"18\nJ. Smorodinzew,\nhei\u00dfe w\u00e4sserige L\u00f6sung dieses Niederschlags wurde mit hei\u00dfem Alkohol bis zur schwachen Tr\u00fcbung versetzt. Man lie\u00df die Fl\u00fcssigkeit sich langsam abk\u00fchlen, go\u00df die w\u00e4sserig-alkoholische L\u00f6sung vorsichtig von dem \u00d6l, welches sich abgeschieden hatte, ab und fiel, wie oben beschrieben, aufs neue mit Alkohol. Aul diese Weise wurden 6 \u00d6lfraktionen erhalten, die sich als linksdrehend erwiesen haben. Die Fraktionen 7 Und 8 fielen krystallinisch aus.* 1) Sie schmolzen bei 234\u2014237\u00b0 resp. 226\u00b0 und wurden zu den 9,6 g der reineren Fraktion (S. 17) zugegeben. Behufs Bestimmung des spezifischen DrehungsVerm\u00f6gens wurden diese drei vereinigten Fraktionen dreimal um-krystallisiert ; die Zersetzungstemperatur der umkrystallisierten Substanz war 239\u2014242\u00b0, folglich etwas niedriger als die des reinen Carnosins.2)\nVI.\tEine w\u00e4sserige L\u00f6sung der Substanz zeigte bei c = 12.881 \u00b0/o ap = 4~ 2,165* bei 1 = 1 dm. Daraus wird [a]p == -j-16,9\u00b0 berechnet, w\u00e4hrend f\u00fcr ganz reines Carnosin [a]D = -f- 21.0\u00b0 bei c = 12,925\u00b0/o3) ist.\nAus der L\u00f6sung, welche zur Bestimmung des spezifischen Drehungs Verm\u00f6gens gedient hatte, wurde die Base zur Analyse auskrystallisiert; die Zersetzungstemperatur der erhaltenen Substanz war = 242\u2014243 \u00b0.\nVII.\t0.1141 g der im Vakuumexsikkator getrockneten Substanz gaben 24,8 ccm N bei 18\u00ae und 756 mm Bar.\nGefunden:\tBerechnet f\u00fcr\nVII.\tC9H14N4Os:\nN - 24,76\u00b0/\u00ab\t24,78 \u00b0/o.\nDer Stickstoffgehalt und die Zersetzungstemperatur zeigen, da\u00df die gefundene Base Carnosin ist; die Abweichung in der Gr\u00f6\u00dfe der spezifischen Drehung erkl\u00e4rt sich durch die Gegenwart einer gewissen Menge einer stark linksdrehenden Substanz (vgl. S. 17), von der das Carnosin sogar durch die dreimalige Krystallisation nicht zu befreien war. Die Untersuchung dieser unbekannten Substanz ist in Angriff genommen.\n\u2019) Nach dem 9. und 10. Alkoholzusatz fiel ein optisch inaktives\nOl aus.\n*) Wl. G ule witsch, vorige Mitteilung, S. 8.\n3) Wl. Gu le witsch, vorige Mitteilung, die Beobachtung XX.","page":18},{"file":"p0019.txt","language":"de","ocr_de":"19\nZur Kenntnis der Extraktivstoffe der Muskeln. XV.\nII. Silberbarytniederschlag. Da es nicht gelungen war, das hie^ vermutete Methylguanidinnitrat ausziikrvstallisieren, so f\u00fchrte ich es in das Pikrat \u00fcber, welches auch nicht krystal-lisierte. Durch F\u00e4llung mit absolutem Alkohol wurden 2,13 g einer Substanz erhalten; der Versuch, dieselbe aus Wasser oder verd\u00fcnntem Alkohol auszukrystallisieren, blieb aber erfolglos.\nWismutjodidniederschlag und -filtrat. Es wurden 5,74 g einer Sublimatverbindung erhalten, welche in eine Goldverbindung \u00fcbergef\u00fchrt wurde; das Goldsalz konnte weder aus Wasser noch aus dem mit \u00c4ther versetzten Alkohol auskrystal-lisiert werden.\nSomit wurde aus dem Phosphorwolframat B nur ein kleiner Teil von Purink\u00f6rpern und eine ziemlich gro\u00dfe Menge Carnosin ausgeschieden; in den \u00fcbrigen Fraktionen wurde nichts Bestimmtes gefunden. Wenn die Behandlung der Phos-phorwolframate mit Acetonwasser gute Resultate im Sinne einer besseren Krystallisation der Produkte, deren Phosphor-wolframate in die Acetonl\u00f6sung \u00fcbergegangen sind, liefert, so scheint anderseits der Teil der Phosphorwolframate der Basen, welcher nicht Zeit genug gehabt hat, sich im Acet\u00f6n-wasser aufzul\u00f6sen, durch die Beimengung nichtkrystallisier-barer Stoffe sich in seinen Eigenschaften soweit zu ver\u00e4ndern, da\u00df er in krystallinischer Gestalt nicht mehr erhalten werden kann ; dadurch d\u00fcrfte sich der bedeutende Unterschied in der Quantit\u00e4t des Methylguanidins in der ersten und der zweiten Fleischportion (0,083 \u00b0/o gegen 0,011 \u00b0/0) erkl\u00e4ren. Wechsler (1. c.) weist ebenfalls auf die Unm\u00f6glichkeit hin, das Methylguanidin durch dieses Verfahren genau zu bestimmen. Was das Carnosin anbetrifft, so l\u00f6ste sich das Phosphorwolframat des reinen Pr\u00e4parats in Acetonwasser fast momentan, w\u00e4hrend beim Extrahieren des aus dem Fleisch gewonnenen Gemisches von verschiedenen Phosphorwolframaten ein gro\u00dfer Teil des Carnosinphosphorwolframats sogar nach einer l\u00e4ngeren Einwirkung dieses L\u00f6sungsmittels ungel\u00f6st blieb (ca. 80\u00b0/o: von 33\u201425 g). Es d\u00fcrfte sich hier schwer ein Kriterium f\u00fcr die n\u00f6tige Dauer des Extrahierens aufstellen lassen ; bei gar zu langer Einwirkung des Acetonwassers k\u00f6nnen unkrystallisier-\n2*","page":19},{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"J. S m o r 0 d i n Z e w, Zur Kenntnis der Extrakt ivstoffe der Muskeln. XV.\nbare Beimengungen in die L\u00f6sung \u00fcbergehen und die Krystalli-sation der reinen Produkte erschweren, so da\u00df diese Behandlung keinen Zweck mehr haben w\u00fcrde.\nWie aus untenstehender Tabelle ersichtlich ist, entsprechen die von mir gefundenen Carnosin-, Carnitin-und Methylguanidinmengen ungef\u00e4hr den von andern Autoren f\u00fcr die Muskeln verschiedener Tiere angef\u00fchrten Zahlen. Was die Menge der Purink\u00f6rper anbetrifft, so hat diese Methode, wie ich schon zu bemerken Gelegenheit gehabt, *) nicht den Zweck, dieselben quantitativ vollst\u00e4ndig auszuscheiden.\n1 kg frischer Muskeln enthielt\nin g\nRind*) Lachs*) Maguro8)Kalb4)' Wildes5)\n; Kaninchen\nSchwein\u2022)\nKreatin\nPurin-\nk\u00f6rper\nCarnosin\nMethyl-\nguanidin\nC.arnitin\n0,58 0,00 0,07 \u2014 1,82 0,83 0,11\n1,30\n0,2\n0,17\n3,2\n0,55\n3.0\n2.0\n1,76\n0,22\n0,1\u00bb\n2,0\n0,04\n2,23\n1,95\n0.3\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 80, S. 227 (1912).\n*) R. Krimberg, Diese Zeitschrift, Bd. 48, S. 412 (1906).\n3)\tU. Suzuki, K. Yoshimura, M. Jamakawa und J. Irie, Diese Zeitschrift, Bd. 62, S. 34 (1909).\n4)\tW. Skworzow, Diese Zeitschrift, Bd. 68, S. 369 (1910).\n6) K. Yoshimura, Biochem. Zs., Bd. 37, S. 481 (1911).\n\u2022) Aus meiner nicht ver\u00f6ffentlichten Arbeit.\nBerichtigung\nzu der Mitteilung von J. Smorodinzew.\nBand 80, S. 226, Zeile 12 von oben lies: 22,3 ccm statt 23,3 ccm.","page":20}],"identifier":"lit19887","issued":"1913","language":"de","pages":"12-20","startpages":"12","title":"Zur Kenntnis der Extraktivstoffe der Muskeln. XV. Mitteilung: \u00dcber das Vorkommen des Carnosins, Methylguanidins und Carnitins im Pferdefleisch","type":"Journal Article","volume":"87"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:21:39.301578+00:00"}