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{"created":"2022-01-31T14:34:54.887060+00:00","id":"lit20668","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Euler, Hans","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 100: 59-68","fulltext":[{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die chemische Zusammensetzung und\nBildung der Enzyme.\nXIII. (vorl\u00e4ufige) Mitteilung.\n\u00dcber die \u00c4nderungen des Enzymgebaltes in Keflrk\u00f6rnern und\nin Bact. lactis aeidi.\nVon\nHans Euler.\nNach Versuchen von E. Griese.\nMit sechs Kurvenzeichnungen im Text. (Der Redaktion zugegangen am 6. April 19t7.)\nSeit einer Reihe von Jahren habe ich mit mehreren Mitarbeitern die Frage experimentell bearbeitet, durch welche chemischen Mittel und sonstigen Bedingungen der Enzymgehalt von Mikroorganismen, besonders von Hefen, beeinflu\u00dft werden kann, unter welchen physikalischen Einfl\u00fcssen also die Enzymbildung * *) in der lebenden Zelle geschieht.*)\nEs hatte sich dabei, zun\u00e4chst bez\u00fcglich der Invertase, ergeben, da\u00df der Enzymzuwachs lebender Hefezellen, welcher unter dem Einflu\u00df gewisser chemischer Substanzen eintritt, ein quantitativ gut reproduzierbarer Vorgang ist, welcher sich durch eine einfache, reaktionskinetische Formel darstellen l\u00e4\u00dft.\nDie untersuchten Enzymbildungen traten unter dem Ein-\nl) Unter der Bezeichnung Enzymbild\u00fcng fassen wir einstweilen, wie schon mehrfach betont wurde, die Ausbildung bezw. Vermehrung der zu einem Enzymsystem geh\u00f6rigen Substanzen, also Enzyme, Coenzyme Aktivatoren usw. in der lebenden Zelle zusammen.\n*) Euler und B. af Ugglas, Diese Zeitschr., Bd. 70, S. 279, 1911; Euler und D. Johansson, Diese Zeitschr., Bd. 76, S. 388 und Bd. 78* S. 246,1912; Euler und H. Meyer, Diese Zeitschr., Bd. 79, S. 274, 1912-Euler und H. Cram\u00e9r, Diese Zeitschr., Bd. 88, S. 430,1913 und Biochem\u2019 Zeitschr., Bd. 58, S. 467, 1914.\nHoppe-Seyler\u2019\u00ab Zeitschrift f. physiol. Chemie. C.\n6","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"60\nHans Euler,\nflu\u00df verschiedener Hexosen und Biosen ein,1) und es wurde bald gefunden, da\u00df andere Stoffe, sogar solche, welche den Kohlenhydraten sehr nahe stehen, wie Milchs\u00e4ure und Mannit, die F\u00e4higkeit der Zucker, die Enzymbildung hervorzurufen, nicht besitzen.\nNeuere Versuche haben gezeigt, da\u00df auch hinsichtlich des so interessanten Neubergschen Enzymes, der Carboxylase, eine Enzymbildung durch Vorbehandlung erreicht werden kann.\nAuch f\u00fcr die Bildung proteolytischer Enzyme bei geeigneter Vorbehandlung haben sich Anhaltspunkte ergeben.2)\nDer Vorgang der Enzymbildung in lebenden Zellen unter bestimmten chemischen und physikalischen Bedingungen d\u00fcrfte, wie schon fr\u00fcher mehrfach betont, f\u00fcr physiologische Fragen von wesentlicher Bedeutung sein. Insbesondere lassen sich wichtige Erscheinungen in der Bakteriologie, so besonders die \u00c4nderungen der Virulenz im wesentlichen auf Enzymbildungen unter dem Einflu\u00df chemischer Nahrungs- und Reizmittel zur\u00fcckf\u00fchren.\nWie besonders die Versuche von Euler und Johansson gezeigt haben, ist die Bildung der Invertase in Hefezellen eine sehr exakt me\u00dfbare und gut reproduzierbare Erscheinung. Die Invertasewirkung konnte bei diesen Versuchen bis auf das 10fache des urspr\u00fcnglichen Betrages gesteigert werden.\nImmerhin ist bei der Hefe die Invertasewirkung von vornherein ziemlich gro\u00df, so da\u00df ihre Steigerung die Gesamtleistung der vorbehandelten Hefe nicht in auffallender Weise \u00e4ndert. Erheblich st\u00e4rker erwies sich schon der Effekt bei der Vorbehandlung einer Bierhefe mit Galaktose, wo die Galaktase-wirkung4) in kurzer Zeit auf das 20 fache ihres urspr\u00fcnglichen Betrages gebracht werden kann. Auch diese Effekte sind indessen noch relativ unbedeutend gegen\u00fcber solchen, welche\n*) Eine Untersuchung von Meisenheimer, Gambarjan und Semper (Biochem. Zeitschr., Bd. 54, S. 122, 1913) hat eine volle Best\u00e4tigung unserer Resultate geliefert.\n\u2022) Euler und Dernby, Diese Zeitschr., Bd. 89, S. 408, 1914.\ns) Euler und L\u00f6wenhamn, Diese Zeitschr., Bd. 97, S. 279,1916.\n*) Siehe hierzu diese Zeitschr., Bd. 78, S. 261, Anmerkung.","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"Die chemische Zusammensetzung und Bildung der Enzyme. 61\nunter verschiedenen Z\u00fcchtungsbedingungen an anderen Mikroorganismen hervorgebracht werden k\u00f6nnen.\nDie chemischen Bedingungen, welche bei der Entwicklung der enzymatischen Wirkungen der Zellen bestimmen, sind in den meisten F\u00e4llen recht kompliziert, so da\u00df eine endg\u00fcltige L\u00f6sung der Aufgabe sehr zahlreiche Versuche erfordern wird. Es mu\u00df also betont werden, da\u00df die folgenden Versuche nur als vorl\u00e4ufige zu betrachten sind, und nur deshalb jetzt mit-geteilt werden, weil in der n\u00e4chsten Zeit wieder eine l\u00e4ngere Unterbrechung dieser Arbeiten eintreten wird. \u2022\nVorbereitung der Versuche.\nUm stets mit Kulturen arbeiten zu k\u00f6nnen, welche von fremden Keimen frei waren, mu\u00dften alle angewandlen N\u00e4hrsubstrate und Ger\u00e4te, in welchen die St\u00e4bchen von Bact. acidi lactis und die Hefe gez\u00fcchtet und studiert wurden, sterilisiert werden. Zu diesem Zwecke wurden die zur Aufnahme der N\u00e4hrl\u00f6sungen und der N\u00e4hrb\u00f6den bestimmten Gef\u00e4\u00dfe im Lufttrockenschrank auf 200\u00b0 erhitzt. Die zu den G\u00e4rversuchen angewandten 100 ccm Erlenmeyer-Kolben wurden nach Auff\u00fcllen des N\u00e4hrsubstrates 10 Minuten im Dampfstrom sterilisiert und nach Abk\u00fchlen auf Versuchstemperatur (28\u00b0) geimpft. Fraktionierte Sterilisation war nicht n\u00f6tig, da sich die kurz behandelten Substrate als keimfrei erwiesen.\nF\u00fcr jede Versuchsserie war frische, d. h. kurz vor dem Ansetzen der Versuche bereitete Molke erforderlich. Molke, welche nach der Sterilisierung etwa 10\u201414 Tage aufbewahrt war, erwies sich als Entwicklungssubstrat ungeeignet; die G\u00e4rung ging darin sehr langsam vor sich oder b\u00fceb ganz aus. Die angewandte Molke war fast keimfrei.\nAus Magermilch wurde das Casein bei ungef\u00e4hr 40\u00b0- mit m\u00f6glichst wenig verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure gef\u00e4llt und nach Absetzen des Caseins die Molke klar filtriert, mit NH, neutralisiert, erw\u00e4rmt und, wenn nicht ganz klar, noohmals filtriert.\nBact. lactis acidi wurde in Milch gez\u00fcchtet, kurz nach dem Koagulieren der Milch in das N\u00e4hrsubstrat gebracht und sofort zur G\u00e4rung angesetzt.","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"62\nHans Euler,\nDie Zellenvermehrung bei Kefir wurde gewichtsanalytisch, bei Bact. lactis acidi durch das Plattengie\u00dfverfahren ermittelt. Hierbei wurde als Verd\u00fcnnung vor der G\u00e4rung 1 : 1000 gew\u00e4hlt, d. h. 1 ccm des N\u00e4hrsubstrates wurde nach dem Einimpfen des Versuchsmateriales auf 1000 ccm mit sterilem Wasser verd\u00fcnnt, und von dieser Konzentration 1 ccm f\u00fcr jede Platte angewandt. Zur Untersuchung der L\u00f6sung nach der G\u00e4rung wurde die Verd\u00fcnnung 1 : 10000 gew\u00e4hlt.\nDie Anzahl der Keime wurde in \u00fcblicher Weise nach Wachstum von 6\u20148 Tagen bei Zimmertemperatur auf N\u00e4hrgelatine mit Hilfe eines Z\u00e4hlapparates bestimmt. Die N\u00e4hrgelatine hatte die Zusammensetzung:\n20 g\tPepton,\t2,5\tg\tKochsalz,\n10 \u00bb\tTraubenzucker,\t1,0\t\u00bb\tMagnesiumsulfat,\n10 \u00bb\tMilchzucker,\t120,0\t*\tGelatine\n2 >\tKaliumphosphat,\nmit Wasser auf 1 Liter aufgef\u00fcllt.\nDer S\u00e4uregehalt wurde durch Titrieren mit lho n-Natron-lauge festgestellt, die Acidit\u00e4t nach der Indikatormethode von S\u00f6rensen.\nVon allen folgenden Versuchen und Bestimmungen sind mindestens 2 Kontrollversuche ausgef\u00fchrt worden.\nVersuche mit Kefir.\nDie zu diesen Versuchen angewandten Kefirk\u00f6rner verdanke ich dem Chef des Bakteriologischen Laboratoriums der Zentralanstalt f\u00fcr das landwirtschaftliche Versuchswesen, Herrn Prof. Chr. Barthel.\nDie Kefirk\u00f6rner wurden zuerst 2 Tage mit lauwarmem Wasser behandelt, das jede zweite Stunde erneuert wurde. Sie wurden dann in sterilisierte Milch gebracht, bis neben S\u00e4uerung der Milch auch G\u00e4rung eintrat. Die so vorbereiteten K\u00f6rner wurden durch Waschen mit lauwarmem Wasser vom anhaftenden Gasein befreit und bis zum Ansetzen des G\u00e4rungsversuches jeden zweiten Tag in neue, sterile Molke \u00fcbergeimpft.\nDie Temperatur bei den G\u00e4rversuchen betrug stets 28\u00b0.","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"Die chemische Zusammensetzung und Bildung der Enzyme. 63 Versuchsreihe I.\nDie wie oben angegeben vorbehandelten Kefirk\u00f6rner wurden in bezug auf die Entwicklung ihrer G\u00e4rkraft, also hinsichtlich der Bildung des gesamten an der alkoholischen G\u00e4rung beteiligten Enzymsystems untersucht. Die Methodik der G\u00e4rkraftmessungen war dieselbe wie in fr\u00fcheren Arbeiten des hiesigen Laboratoriums; die Kohlens\u00e4ure wurde volumetrisch in Quecksilberb\u00fcretten gemessen, welche durch Kapillarr\u00f6hren mit den G\u00e4rk\u00f6lbchen verbunden waren.\nDie Acidit\u00e4t wurde durch Zugabe von Mononatriumphosphat zum g\u00e4renden Medium definiert und konstant gehalten.\nVersuch A. 0,5 g Kefirk\u00f6rner, nach obiger Angabe vorbehandelt, entsprechend einem Trockengehalt von 0,09 g, werden in folgender G\u00e4rl\u00f6sung aufgeschwemmt:\n40 ccm Molke,\t4,5 g NaH,P04,\n20 * Wasser,\t3,0 > Galaktose.\nDer G\u00e4rverlauf, d. h. die Menge entwickelter Kohlens\u00e4ure geht aus der obersten Kurve der Fig. 2 hervor.\nKefir\nFigur 2.\nW\u00e4hrend der G\u00e4rung trat eine schwache Zunahme des S\u00e4uregehaltes ein. Es wurde n\u00e4mlich zur Neutralisation von 10 ccm G\u00e4rl\u00f6sung verbraucht:\nvor der G\u00e4rung : 45 ccm 0,10 n-NaOH nach \u00bb\t\u00bb\t: 51 \u00bb 0,10 n-NaOH.\nNach einer G\u00e4rdauer von 200 Stunden betrug das Gewicht der Kefirk\u00f6rner 0,58 g mit 22 \u00b0/0 Trockengewicht. Letzteres hatte somit von 0,09 g auf 0,13 g zugenommen.\nVersuch B. Nach 200 G\u00e4rstunden wurde der Versuch A abgebrochen und aus je einem G\u00e4rkolben 0,20 g der","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"64\nHans Euler,\ngewaschenen Kefirk\u00f6rner in eine frische G\u00e4rl\u00f6sung von obiger Menge und Zusammensetzung eingetragen. Es wurden also, wie bei A, 2 Parallelversuche angestellt.\nEs setzte nun sofort eine relativ kr\u00e4ftige G\u00e4rung ein, deren Verlauf aus der Kurve B der Figur 2 ersichtlich ist.\nS\u00e4uregehalt : 10 ccm G\u00e4rl\u00f6sung verbrauchten (Phenolphthalein), vor der G\u00e4rung:\t45 ccm 0,10 n-NaOH\nnach 80 st\u00fcnd. G\u00e4rung : 54 \u00bb 0,10 n-NaOH.\nZuwachs des Trockengehaltes der Kefirk\u00f6rner: 0,0420 g auf 0,066 g.\nNach Abbruch des Versuches B nach 80 G\u00e4rstunden wurden die Kefirk\u00f6rner durch Waschen gereinigt und je 0,20 g derselben zu je einem neuen G\u00e4rversuch verwendet, bei welchem die gleiche Menge und Zusammensetzung der G\u00e4rl\u00f6sung zur Anwendung kam wie bei A und B.\nDie G\u00e4rung war nun noch kr\u00e4ftiger als im vorhergehenden Versuch, wie die Kurve C der Figur 2 zeigt.\nNach einer G\u00e4rdauer von 52 Stunden verbrauchten 10 ccm der L\u00f6sung zur Neutralisation (Phenolphthalein) 56 ccm 0,10 n-NaOH.\nZuwachs der Kefirk\u00f6rner w\u00e4hrend der G\u00e4rung:\nTrockengewicht der Kefirk\u00f6rner vor der G\u00e4rung: 0.0465\u2018g,\nnach >\t>\t: 0,069 g.\nReduziert man nun die Mittelwerte aus den drei Versuchen auf die gleiche Menge Kefir-Trockensubstanz, so ergeben sich die in Fig. 3 enthaltenen G\u00e4rungskurven. Man ersieht aus denselben unmittelbar den sehr bedeutenden Zuwachs der G\u00e4rkraft des angewandten Kefirs. Zu betonen ist hierbei, da\u00df in s\u00e4mtlichen drei Versuchen A, B und C die \u00e4u\u00dferen Versuchsbedingungen vollkommen gleich waren, und da\u00df auch beim Versuch A das Kefirmaterial keine toten Zellen, oder h\u00f6chstens eine durchaus zu vernachl\u00e4ssigende Anzahl von solchen enthielt. Im\nFigur 3.","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"Die chemische Zusammensetzung und Bildung der Enzyme. 65\nangewandten Material hatte also das System der G\u00e4rungsenzyme einen sehr erheblichen Zuwachs erfahren.\nDa\u00df wir es hier nicht etwa mit einer fortschreitenden Aufweichung der Kefirk\u00f6rner zu tun haben, sondern mit einer Enzymbildung bezw. Enzymaktivierung innerhalb der lebenden Zellen, geht auch daraus hervor, da\u00df das Kefirmaterial, welches einen hohen Grad von G\u00e4rkraft erreicht hat, wie etwa im Versuch G, diese G\u00e4rkraft zum Teil wieder verliert, wenn die Kefirk\u00f6rner l\u00e4ngere Zeit in Milch oder Molke verbleiben, ohne da\u00df dieses Substrat erneuert wird.\nDa\u00df \u00fcbrigens f\u00fcr den Verlauf der Enzymbildung die Gegenwart von Phosphat nicht unbedingt notwendig, obwohl vermutlich g\u00fcnstig ist, beweist die folgende\nVersuchsreihe II.\n0,5 g Kefirk\u00f6rner wurden 8 Tage gem\u00e4\u00df den Angaben S. 61 vorbehandelt und dann in 60 ccm Molke eingetragen, welche nach Zusatz von 3 g Galaktose sterilisiert worden war.\nNach 162 st\u00e4ndiger G\u00e4rung wurden 0,25 g des Kefirmateriales, wie in der vorhergehenden Versuchsreihe, in 60 ccm frische Molke geimpft, welche ebenfalls nach Zusatz von 3 g Galaktose sterilisiert worden war.\nIch fasse die G\u00e4rungsresultate der Raumersparnis wegen in Fig. 4 zusammen, und zwar reduziert auf die Kefirmenge, welche 0,10 g Trockensubstanz entspricht.\nDer Zuwachs an G\u00e4rkraft war bei dieser Versuchsreihe nicht ganz so gro\u00df wie bei der vorhergehenden, was m\u00f6glicherweise durch das Fehlen des Phosphates verursacht sein mag.\nDiese Versuche sollen hier fortgesetzt werden, besonders um zu ermitteln, welche Komponente des Enzymsystems bei der angewandten Vorbehandlung einen Zuwachs erf\u00e4hrt.\nFigur 4.","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"66\nHans Enter,\nDie folgende\nVersuchsreihe III\nzeigt, wie die enzymatische Wirksamkeit des Kefirs abnimmt, wenn ein vorbehandeltes und stark wirksames Material eine k\u00fcrzere Zeit sich in einem Medium befindet, in welchem es sein Enzymsystem nicht voll entwickeln kann.\n4,5 g Kefirk\u00f6rner wurden in ein Substrat von folgender Zusammensetzung gebracht:\n120 ccm Molke,\t9 g Galaktose,\n60 * Wasser,\t13,5 * NaH,P04.\nNach 8 t\u00e4giger G\u00e4rdauer bei 28\u00b0 wurde der Versuch abgebrochen, die Kefirk\u00f6rner wurden abfiltriert und auf 3 Kolben mit steriler Molke verteilt.\nNach Aufbewahren w\u00e4hrend 2, 4 und 6 Tagen in der sterilen Molke wurden je 0,5 g Kefirk\u00f6rner gewaschen und in eine G\u00e4rl\u00f6sung wie die obige \u00fcbergef\u00fchrt.\nDie G\u00e4rkraft in den drei Versuchen ergibt sich aus Fig. 5.\nEs zeigt sich, da\u00df ein mehr als 2 t\u00e4giges Verweilen der K\u00f6rner in der. Molke die G\u00e4rkraft des Kefirs sehr erheblich herabsetzt, obwohl nach dieser Zeit, wie festgestellt wurde, tote Kefirk\u00f6rner nicht oder nur in verschwindend kleiner Menge vorhanden waren.\nDie chemische Seite dieser Erscheinungen, welche den Bakteriologen wohl bekannt sind, wird im hiesigen Laboratorium n\u00e4her verfolgt werden.\nVersuche mit Bact. lactis acidi.\nFr\u00fchere Versuche, welche von Herrn Dr. Herrn. Meyer und Herrn Dozent Bj. Palm im hiesigen Laboratorium ausgef\u00fchrt waren, hatten zum folgenden Ergebnis gef\u00fchrt:\nEinerseits hatte eine Reinkultur von Bact. lactis acidi aus dem Berliner Institut f\u00fcr G\u00e4rungsgewerbe bei der Vorbehandlung mit einer Molke, welche neutrales Natriumphosphat und 4\u00b0/o Galaktose enthielt, ihr S\u00e4urebildungsverm\u00f6gen vier-\n.'4-","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"Die chemische Zusammensetzung und Bildung der Enzyme. 67\nmal st\u00e4rker erh\u00f6ht, wenn sie w\u00e4hrend 12 Tagen alle 48 Stunden in ein frisches Medium gebracht wurde, als wenn die \u00dcberf\u00fchrung innerhalb der 12 Tage nur 3 mal erfolgte.\nAnderseits hatte sich bei einer Versuchsreihe mit einer Kultur von Bact. lactis acidi, welche aus dem Carlsberg-Laboratorium stammte, bei der Vorbehandlung in einem Medium, welches durch Mononatriumphosphat auf saurer Reaktion gehalten wurde, die F\u00e4higkeit zur Kohlens\u00e4ureentwicklung eingestellt, und bei weiterer \u00dcberf\u00fchrung in frische (sterile) phosphathaltige und saure L\u00f6sungen weiter gesteigert.\nZur Pr\u00fcfung dieser Ergebnisse waren Kontrollversuche unternommen worden und zwar mit einer Kultur, welche ich Herrn Prof. Chr. Barthel verdanke.\nDie neuerdings gewonnenen Resultate haben indessen noch nicht den Grad von Sicherheit erreicht, da\u00df ich die ziemlich komplizierten Verh\u00e4ltnisse als gekl\u00e4rt ansehen k\u00f6nnte. Soviel haben aber die neuen Versuche best\u00e4tigt, da\u00df die Vorbehandlung des Bact. lactis acidi die Enzymbildung nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ beein\u00dfu\u00dft.\nAls Beleg sei folgender Versuch angef\u00fchrt (E. Griese): Je 1 ccm Reinkultur, nach S. 61 behandelt, wurden eingetragen in\na.\tB.\n40 ccm Molke,\t40 ccm Molke,\n20 \u00bb Wasser,\t20 * Wasser,\n4,5 g Na,P04,\t3,0 g Galaktose\n3.0 * Galaktose,\t(ohne Phosphat).\nBeide L\u00f6sungen wurden auf Bact. lactis acidi eine gleichm\u00e4\u00dfige Wasserstoffionenkonzentration von pH = 5,7 gebracht.\nZweimalige \u00dcberimpfung nach je 48 Stunden in die genannten L\u00f6sungen A und B.\nHierauf wurde in den beiden L\u00f6sungen A (mit P04) und B (ohne P04) die Kohlens\u00e4ureentwicklung be-\tFigur 6.\nstimmt. Das Resultat von je 2 Parallelversuchen ergibt sich aus Fig. 6.\nm*CO,G","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"Hans Euler, Chem. Zusammensetzung u. Bildung der Enzyme.\nDas Auftreten der Milchs\u00e4ure ergibt sich aus folgenden\nZahlen, in je\t5 ccm ermittelt :\t\t\nA. Mit Phosphat.1)\t\tB. Ohne Phosphat.\t\nIn der L\u00f6sung werden gebildet:\t\tIn der L\u00f6sung werden gebildet:\t\nnach 48 Stunden: 3\t10-4g\u00c4qu.\t\tnach 48 Stunden\t2,6 10 4 g \u00c4qu.\n\u00bb\t72\t\u00bb\t: 4,5 10~4 \u00bb \u00bb\t\u00bb\t72\t>\t4,1 10~4 \u00bb \u00bb\n\u00bb\t96\t: 6,0 10~4 \u00bb \u00bb\t\u00bb\t96\t7,5 10 4 * \u00bb\n\u00bb 120\t: 7,1 10~4 * \u00bb\t\u00bb 120\t8,3 10~4 \u00bb \u00bb\n* 192\t: 4,1 10~4 * \u00bb\t>192\t9,4 IO-4* \u00bb\nKeimzahl per Kubikzenti\u00c4ier G\u00e4rl\u00f6sung:\nA. Vor der G\u00e4rung: 1108000; 1209000 Keime,\nNach\t*\t\u00bb\t:\t27900000 ;\t38480000\t\u00bb\nB-\tVor\t*\t\u00bb\t: 1523000;\t1232000\t\u00bb\nNach\t\u00bb\t\u00bb\t:\t17200000;\t16140000\t\u00bb\nIn mehreren anderen Versuchsreihen wurden \u00e4hnliche Ergebnisse erhalten.\nMan kann hiernach also sagen, da\u00df bei der Vorbehandlung von Bact. lactis ^cidi mit saurem Phosphat ein Enzymsystem, welches zur COf-Entwicklung f\u00fchrt, zur Ausbildung kam, w\u00e4hrend bei Abwesenheit von Phosphat die Reaktion nach der G\u00e4rungsgleichung\nC.Hw06 = 2 C,HeO,\nziemlich rein eintrat.\nLetzteres ist auch bei Gegenwart von neutralem Phosphat beobachtet worden.\n\u2018) Man bemerke, da\u00df von einer gewissen Milchs\u00e4urekonzentration an bei diesem Versuch die Milchs\u00e4ure wieder durch die Verg\u00e4rung verbraucht wird.","page":68}],"identifier":"lit20668","issued":"1917","language":"de","pages":"59-68","startpages":"59","title":"Untersuchungen \u00fcber die chemische Zusammensetzung und Bildung der Enzyme, XIII. (vorl\u00e4ufige) Mitteilung: \u00dcber die \u00c4nderungen des Enzymgehaltes in Kefirk\u00f6rnern und in Bact. lactis acidi, nach Versuchen von E. Griese","type":"Journal Article","volume":"100"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:34:54.887066+00:00"}