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{"created":"2022-01-31T12:52:26.808392+00:00","id":"lit20761","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Winterstein, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 105: 25-30","fulltext":[{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Bestandteile des Emmentalerk\u00e4ses.\nV. Mitteilung.\nVon\nII. Winterstein.\n(Au* dein ii^rikulturdieniischcn Laboratorium \u00ab1er E. T. II. in Z\u00fcrich.)\nU><;r Redaktion zu^e^an^cn am \u2022>. Februar 191h.)\nln den fr\u00fcheren in dieser Zeitschrift ver\u00f6ffentlichten Arbeiten wurde gezeigt, da\u00df bei dem sogenannten Reifungsvorgang des K\u00e4ses die Eiwei\u00dfk\u00f6rper der Milch das Parakasein und das Albumin etc. in gleicher Weise gespalten werden, wie durch Fermente oder Bakterien. Es konnten aus normalen K\u00e4sesorten alle beschriebenen Eiwei\u00dfspaltungsprodukte isoliert werden, mit Ausnahme jedoch des Arginins, welches in keinem Emmentaler K\u00e4se aufgefunden werden konnte. In Fortsetzung dieser Untersuchung haben wir uns auch mit den Bestandteilen von verschiedenen Sorten Magerk\u00e4se besch\u00e4ftigt. Auch in diesen fanden wir kein Arginin, nur einmal in einem f\u00fcr unsere Untersuchungszwecke speziell hergestellten Magerk\u00e4se, der 7 Wochen alt war, konnte eine kleine Menge der genannten Base aufgefunden werden. Da auch ein normaler K\u00e4se, entgegen allen Behauptungen, nur kleine Mengen von Ammonsalzen enth\u00e4lt, welche aus dem Arginin \u00fcber den Harnstoff entstehen k\u00f6nnen, so mu\u00dfte man sich fragen, wie das Arginin bei der K\u00e4sereifung weiter zerf\u00e4llt. Die neben den kristallinischen Spaltungsprodukten enthaltenen Eiwei\u00dfk\u00f6rper: Polypeptide, Peptone, Tyrokasein und Tyroalbumin, wie wir sie genannt haben, enthalten nach unseren Untersuchungen nicht mehr\ny) Diese Zeitschrift, Bd. 36, S. 28 (1902), Bd. 41, S. 485 (1904\\ Bd. 47, 8. 28 (1906), Bd. 59. S. 138 (1909).","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"26\nE. Winterstein,\nArginin im Molek\u00fcl, wie das Kasein oder Parakasein. Aus dem Arginin k\u00f6nnen durch fermentative Wirkung bekanntlich entstehen: Agmatin, 1-4-Diaminobutan, Ornithin, Harnstoff und Ammoniak. Es ist uns nun gelungen, im Magerk\u00e4se Harnstoff und Ornithin nachzuweisen. In einem normalen Emmentalerk\u00e4se wurde 1-4-Diaminobutan bisher noch nie aufgefunden, auch nicht beim Verarbeiten von sehr gro\u00dfen Mengen. Es scheint auch in einem sachgem\u00e4\u00df fabrizierten Magerk\u00e4se nicht vorzukommen, denn in einer aus 3 kg Magerk\u00e4se gewonnenen sogenannten Lysinfraktion wurde diese Base nicht aufgefunden. Die Ergebnisse der Untersuchung mit Magerk\u00e4se sollen sp\u00e4ter ausf\u00fchrlich mitgeteilt werden. Es sei aber hier schon bemerkt, da\u00df die von uns untersuchten Sorten von Magerk\u00e4sen bedeutend weniger kristallinische Spaltungsprodukte enthielten als die fr\u00fcher von uns untersuchten Fettk\u00e4se. Die Ergebnisse der qualitativen Pr\u00fcfung auf kristallinische Spaltungsprodukte stimmte auch mit den Resultaten verschiedener quantitativen Analysen \u00fcberein. W\u00e4hrend in einem Fettk\u00e4se ca. 3% Stickstoff auf nichteiwei\u00dfartige Stickstoffverbindung entfallen, betrug die Menge dieses Stickstoffs im Magerk\u00e4se in manchen F\u00e4llen weniger als l\u00b0/0.\nIm folgenden soll nun kurz mitgeteilt werden, wie di\u00ab Darstellung von Harnstoff und Ornithin gelang.\nWir verwendeten f\u00fcr diese Untersuchung einen sogenannten Zentrifugen-Magerk\u00e4se, dessen Wassergehalt 14,3% betrug. Durch Extraktion des zuvor im Vakuumexsikkator und dann im Trockenschrank vollst\u00e4ndig getrockneten K\u00e4ses mit \u00c4ther wurden 4,7% \u00c4therextrakt erhalten. R. Fosse1) hat gezeigt, da\u00df Xanthydrol sich mit Harnstoff bei Gegenwart von Eisessig zu dem sogenannten Harnstoffdixanthyl, einer im Wasser nahezu unl\u00f6slichen, in anderen L\u00f6sungsmitteln nut-schwer l\u00f6slichen, bei 261\u00b0 C. schmelzenden Verbindung, kondensiert.\nUntersuchungen dieses Verfassers ergaben, da\u00df nur wenige andere Stickstoffverbindungen mit Xanthydrol reagieren.\n\u2019) Ann. de l\u2019institut Pasteur. Vol. 30, page 525 (1916).","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Bestandteile des Emmentalerk\u00e4ses.\n27\nWir benutzten das Xanthydrol zur Abscheidung des Harnstoffes; da aber der K\u00e4se verschiedene Stickstoffverbindungen enth\u00e4lt, <lei en Verhalten zu Xanthydrol noch nicht untersucht worden ist, entfernten wir diese zuvor, so gut als m\u00f6glich. Der von der Rinde befreite Magerk\u00e4se wurde fein zerrieben und an der Luft gut getrocknet. 2,4 kg dieser trockenen Masse wurden mit etwa der f\u00fcnffachen Menge 95\u00b0/0igem Alkohol in der Siedehitze extrahiert, der alkoholische Extrakt zum fl\u00f6\u00dften Teil vom Alkohol befreit und der sirup\u00f6se R\u00fcckstand in viel Wasser gegossen, wobei sich Kaseoglutin ausschied. Die davon getrennte w\u00e4sserige L\u00f6sung wurde mit Petrol\u00e4ther ausgesch\u00fcttelt, mit Schwefels\u00e4ure schwach anges\u00e4uert und mit 1 hosphorwolframs\u00e4ure ausgef\u00e4llt. Um die Ausscheidung zu beschleunigen, wurde 2 Stunden ger\u00fchrt. Die Wolframate wurden f\u00fcr sich untersucht. Im Filtrat davon wurden die S\u00e4uren mit Bariumhydroxyd entfernt, die schwach bl\u00e4ulich gef\u00e4rbte L\u00f6sung mit Essigs\u00e4ure neutralisiert und eine konzentrierte L\u00f6sung von Merkurinitrat hinzugef\u00fcgt. Es entstand eine wei\u00dfe F\u00e4llung. Diese wurde auf dem Filter ausgewaschen, zwischen Flie\u00dfpapier getrocknet, mit Wasser verrieben Und mit Schwefelwasserstoff zersetzt, Alkohol hinzugef\u00fcgt und vom Quecksilbersullid abfiltriert. Die erhaltene gr\u00fcnlich gef\u00e4rbte konzentrierte L\u00f6sung wurde mit 3 Volumina Eisessig sauer gemacht und mit einer 10\u00b0/0igen L\u00f6sung von Xanthydrol- in Methylalkohol versetzt. Nach einiger Zeit schieden sich feine Nadeln aus. Sie wurden nach 24st\u00fcndigem Stehen von der Fl\u00fcssigkeit getrennt und mit Methylalkohol wiederholt ausgewaschen. Die Kristalle wurden nun aus kochendem Pyridin umkristallisiert. Sie zersetzten sich bei raschem Erhitzen bei 2o8 2590 C. Eine N-Bestimmung ergab folgende Zahlen:\nGefunden\nBerechnet f\u00fcr Cs, H,0NtO3 \u2014 CO N 6,66 \u00b0/o\t\\","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":"28\nE. Winterstein,\nDie Zahlen stimmen befriedigend auf Harnstoffdixanthyl. Es unterliegt somit keinem Zweifel, da\u00df der von uns untersuchte Magerk\u00e4se Harnstoff enthielt und da\u00df dieser h\u00f6chst wahrscheinlich aus dem Arginin durch fermentative Spaltung entstanden war1).\n0. Winterstein2 3) hat das Verfahren von R. Fosse nachgepr\u00fcft. Dieses Verfahren d\u00fcrfte sich vielleicht auch zur Harnstoffbestimmung in Molkereiprodukten eignen. Nach den Angaben der genannten Autoren werden durch Xanthydrol in saurer L\u00f6sung nicht gef\u00e4llt: 1. Ammoniak; Methyl-. Di-, Trimethylamin; 2^. Guanidin, Kreatin, Kreatinin; 3. Arginin;\n4.\tGlykokoll, Hippurs\u00e4ure, Alanin, Leucin, Asparagin, Asparagin-s\u00e4ure, Glutamins\u00e4ure,Tyrosin, Tryptophan, Harns\u00e4ure, Xanthin;\n5.\tH\u00fchner- und Bluteiwei\u00df, Gelatine, Fibrin, Wittepepton: G. Glyzerin, Erythrit, Mannit, Glukose, Laevulose, Saccharose, Dextrine; 7. Ameisen-, Essig-, Propion-, Butter-, Valerians\u00e4ure; 8. Alkohols\u00e4uren: Glykols\u00e4ure, Milchs\u00e4ure, Zitronens\u00e4ure, Weins\u00e4ure; 9. Zweibasische S\u00e4uren: Oxals\u00e4ure, Bernsteins\u00e4ure: 10. Ammoniumkarbonat, Ammoniumoxalat, Ammoniumchlorid, Natriumammoniumphosphat, Ammoniumsulfat, Ammoniunmitrit.\nHingegen entstehen Verbindungen mit Pyrrol, Indol und Skatol. Es soll daher gepr\u00fcft werden, ob man Harnstoff nach dieser Methode in Molkereiprodukten rasch und sicher bestimmen kann.\nNachweis des Ornithins.\n\\ on dem gleichen Magerk\u00e4sea) wurden 4 kg zuvor mit \u00c4ther extrahiert und dann mit 10 Liter warmem Wasser behandelt, die Fl\u00fcssigkeit abgesogen und mit lauwarmem Wasser nachgewaschen. Im Filtrat wurden die Eiwei\u00dfk\u00f6rper mit Blei-\n\u2019) Lie Milch soll auch kleine Mengen freien Harnstoff enthalten, in \u00abiner Milchprobe fanden wir aber keinen vor, es mu\u00df daher die Frage sp\u00e4ter nochmals gepr\u00fcft werden.\n2)\tUber Harnstoffbestimmungen mit Xanthydrol. Dissertation Z\u00fcrich 1918.\n3)\tDas Untersuchungsmaterial hatten wir uns kurz nach Ausbruch des Krieges verschafft und f\u00fcr die Untersuchungen vorbereitet und unter Alkohol oder gut verschlossen aufbewahrt.","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"f Itcr die Bestandteile des Kmmentalerk\u00e4ses.\t29\ncssig ausgef\u00e4llt. Das Filtrat von der Bleifallung wurde mittels Schwefelwasserstoff vom Blei befreit und auf ca. 3 Liter eingedunstet. Nun wurden 80 ccm konzentrierte Schwefels\u00e4ure hinzugef\u00fcgt und mit Phosphorwolframs\u00e4ure versetzt, bis nur noch eine Tr\u00fcbung eintrat. Die ausgewaschene F\u00e4llung wurde in bekannter Weise mit Baryt zersetzt und das Basengemisch mit einem \u00dcberschuh von Silbernitrat und Baryt versetzt. Das vom Silbcrniederschlag getrennte braune Filtrat wurde mit Salzs\u00e4ure schwach anges\u00e4uert, vom Chlorsilber abfiltriert und die Fl\u00fcssigkeit zun\u00e4chst wieder etwas konzentriert. Nun wurde die L\u00fc--ung hei Gegenwart von Natriumhydroxyd mit Benzoylelilorid bcnzoyliert. Die ausgeschiedene schmierige Masse wurde mit >alzsa\u00abrc zersetzt, die Benzoes\u00e4ure durch Aus\u00e4thcrn entfernt, me Salzs\u00e4ure durch wiederholtes Eindunsten und zuletzt durch Aufbewahren \u00fcber Natronkalk m\u00f6glichst entfernt. Die Chloride wurden mit Silbersulfat in die Sulfate und die letzteren mit liarvt in die freien Basen verwandelt. Die erhaltenen Karbonate wurden nach den Angaben von A. Kossel undF.Wei\u00df1) mit alkoholischer Pikrins\u00e4ure gef\u00e4llt und das Ornithinpikrat vom Lysmpikrat nach den genannten Autoren2) getrennt. Das Pikrat wurde mit Salzs\u00e4ure zerlegt und das Platindoppelsalz hergestellt. Ils besa\u00df einen Gehalt von 35,73% Platin und \u2022'{\u2018.*,12\" \u201e CI, berechnet f\u00fcr ClH1JNtO,n,PtCI, - 35,!)% Pt mul 3!) ,24% ('1. Bei den fr\u00fcheren Untersuchungen \u00fcber die basischen Bestandteile des Emmentalerk\u00e4ses hatten wir schon beobachtet, dal! aus der mit Phosphorwolframs\u00e4uro versetzten Losung sich sofort eine starke F\u00e4llung ausscheidet. Im Filtrat davon erfolgte dann eine weitere Ausscheidung, die bei der Untersuchung haupts\u00e4chlich der Lysinfraktion angeh\u00f6rte. Nach den Angaben der zuletzt genannten Autoren d\u00fcrfte die von uns erhaltene F\u00e4llung zum Teil aus Ornithinphosphor-wolframat bestehen. Diese Beobachtung im Zusammenhang mit den Angaben von Kossel und Wei\u00df3) und dem eben\n') A. Kossel und h Wei\u00df. Diese Zeitschrift, Dd. Ob. b. IGO (l&lu). -) loc. cit.\n8) loc. cit.","page":29},{"file":"p0030.txt","language":"de","ocr_de":"30 E. Winterstein, \u00dcber die Bestandteile des Emmentalerk\u00e4ses.\ngeschilderten Befund machen es wahrscheinlich, da\u00df auch der normale Fettk\u00e4se Ornithin enth\u00e4lt1). Neben den beiden Spaltungsprodukten scheint auch Agmatin vorzukommen. Au\u00dferdem enth\u00e4lt der Magerk\u00e4se Spuren von Paraoxyphenyl\u00e4tliyl-amin. \u00dcber das Vorkommen dieser Base soll sp\u00e4ter berichtet werden.\nl) Schon fr\u00fcher wurde die Beobachtung gemacht, da\u00df das Pikrnt-gemiach der Lysinfraktion sich in zwei Anteile durch Umkristallisieren trennen lie\u00df.","page":30}],"identifier":"lit20761","issued":"1919","language":"de","pages":"25-30","startpages":"25","title":"\u00dcber die Bestandteile des Emmentalerk\u00e4ses, V. Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"105"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:52:26.808397+00:00"}